Sanierung: Winke und Wegleitungen für die Gesundung von industriellen Unternehmungen [Reprint 2019 ed.] 9783486762310, 9783486762303


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German Pages 514 [516] Year 1931

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Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Fabrikatorische Fehlersymptome, ihre Ursachen und Behebungsmittel
Kaufmännische Fehlersymptome, ihre Ursachen und Behebungsmittel
Sanierungsverfahren
Zusammenfassung der Leitregeln
Alphabetisches Sachregister
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Sanierung: Winke und Wegleitungen für die Gesundung von industriellen Unternehmungen [Reprint 2019 ed.]
 9783486762310, 9783486762303

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SANIERUNG WINKE UND WEGLEITUNGEN FÜR DIE GESUNDUNG VON I N D U S T R I E L L E N UNTERNEHMUNGEN

VON

I N G E N I E U R SIEGFRIED HERZOG TECHNISCHER

BERATER UND

BEGUTACHTER

ZÜRICH

MIT 18 T E X T A B B I L D U N G E N

älü'Mii

MÜNCHEN UND BERLIN

1931

V E R L A G YON R. O L D E N B O U R G

-Alle Rechte, einschließlich des Übersetzungsrechtes, vorbehalten. Copyright 1931 by R. Oldenbourg, München und Berlin. Druck Ton R. Oldenbourg, München und Berlin.

Vorwort. Arbeitskraft und Kapitalkraft, die beiden Lebensquellen des Wirtschaftslebens, werden zwangsläufig durch dessen Erfolge gespeist. Jeder Mißerfolg, hervorgerufen durch im Niedergange befindliche oder zusammenbrechende industrielle Unternehmungen schwächt die Zuflüsse dieser beiden Lebensquellen. Vorbeugende Maßnahmen zur rechtzeitigen Verhütung des Abstieges und zur Gesundung von notleidend gewordenen industriellen Unternehmungen sollen durch das vorliegende Werk gekennzeichnet und gewiesen werden. Z ü r i c h , im Herbste 1930. Der V e r f a s s e r .

Inhaltsverzeichnis. Einführung Kennzeichnung — Ursächliche Kraft — Macht des Kapitales — Zwangssanierungen — Krankheitskeime — Gewinn als Gradmesser — Bilanzierungskunst — Einfluß der Sanierungszeiten — Überprüfungen — Ursachen der Nichterfassung der Krankheitskeime — Einfluß der Zeitrichtung — Rückständige geistige Kräfte — Rückständige Einrichtungen — Moralische Wirkung der Sanierung— Sonderberuf der Sanierer— Sanierungsformel — Vorbedingung der Sanierung — Beseitigung der Grundübel — Begrenzung der Wirkungskraft von Geld — Wirtschaftlicher Sanierungserfolg — Äußere nicht zu beseitigende Einflüsse — Innere Einflüsse— Sanierung als Mittel für andere Zwecke — Einfluß der Mehrheit — Einfluß der Hauptgläubiger — Bestimmungszweck des Sanierungskapitales — Natur des Unternehmens — Natur seiner Erzeugnisse — Natur der Marktlage — Statistik als Beurteilungsmaßstab — Einfluß der Konkurrenz — Leistungstechnische Ursachen des Niederganges — Preistechnische Ursachen des Niederganges — Führungsursachen des Niederganges — Zahlungsfristen — Leichtsinnige Kreditgewährung — Betrügerische Kreditgewährung — Trugschlüsse — Umfang der flüssigen Mittel — Kreditversicherung — Untreue — Exportunterbindung — Modeindustrien — Preisschleuderei — Ruf des Unternehmens — Gleichmäßigkeit des Beschäftigungsgrades, absolute, relative — Äußere und innere Beschäftigungseinflüsse — Erzeugnisgüte — Lieferungspünktlichkeit — Zahlungspünktlichkeit — Gewinnstabilität — Gewinngröße — Gewinnverhältnis zum Geschäftskapital — Gewinnverhältnis zum arbeitenden Kapital — Stammkundschaft — Überausbau — Spekulationsgeschäfte — Börsenspekulation — Warenspekulation — Beteiligung — Lieferantenbeteiligung — Abnehmerbeteiligung — Beteiligungsgesellschaften — Einkaufsbeteiligung — Lieferungsbeteiligung — Vergrößerungsbeteiligung — Konzerne — Uberkapitalisierung — Erfindungen — Unzulängliches Geschäftskapital — Überschuldung — Ungeeigneter Ausbeutungsgegenstand — Materialsperre — Kreditsperre — Speisende Industrien — Kombinierte Unternehmungen — Kundenzahl — Einfluß der Kundenzahl — Vertriebsausbau — Zusammenschluß notleidend gewordener Unternehmungen — Persönliche Einflüsse — Vorbedingung der finanziellen Sanierung — Sanierung ohne Neukapital — Arbeitsplan — Sanierungsplan — Umsetzung des Geschäftskapitales — Künstlich herbeigeführter Sanierungszustand F a b r i k a t o r i s c h e F e h l e r s y m p t o m e , ihre Ursachen und Behebungsmittel Wertumwandlungswege — Umbildungs- und Rückbildungsvorgänge — Sanierungsausgangspunkt — Arten der Symptome — Vorbedingung für unabhängige Feststellungen — Vollsanierung — Scheinsanierung — Abhängige, unabhängige, direkte, indirekte, ursächliche und folgebedingte Fehlerursachen und Fehlerquellen — Natur und Art der Behebungsmittel und Sanierungsbehelfe — Verhältnis der Sanierungskosten zu Neueinrichtungskosten — Eigenschaften der Behebungsmittel und Sanierungsbehelfe — Geistig-technisch wirkende Stelle — Unausgebildete Erzeugungsgrundlagen — Ursachen der Pröbeleien — Verspätete Ausbringung — Fabrikatorische Fehlschläge — Wissenschaftliche Abteilung — Massenfabrikation — Konkurrenzgrundlagen — Fachliteratur — Literaturkarteien — Inhalt der Werbeschriften — Literarische Aufgaben der geistig-technisch wirkenden Stelle — Schutzrechte — Schutzrechtarbeiten — Schutzrechtkarteien — Patentkonto — Erfindungen von Angestellten — Erfindungskosten —

VI

Inhaltsverzeichnis. Seite

Erfindungsbelastungen — Unwirtschaftliche Typenzahl — Technische Rückständigkeit — Unwirtschaftlicher Nachahmungstrieb — Sonderausführungen — Neuerzeugnisse — Konstruktionsfehler — Konstruktions-Arbeitsprogramm — Konstruktionselemente — Konstruktionsplan — Materialbestimmung — Mängelbeanstandungen — Mängelbehebungsmittel — Gliederung der Konstruktionstätigkeit — Konstruktionselemente — Wissenschaftliche Konstruktionsabteilung — Werkstatt-Konstruktionsabteilung — Konstruktions-Werdegang — Studienzeichnungen — Studienausführung — Studienversuche — Festlegung der Materialeigenschaften — Bestimmung der Leistungsgarantien — Verbesserungsvorschläge — Technische Beratungsstelle für den Innendienst — Technische Leitung und ihre mitarbeitenden geistig-technisch wirkenden Kräfte — Fabrikations-Auftragsarten und -mengen — Meinungsverschiedenheiten zwischen technischer und kaufmännischer Leitung — Ertragsfähigkeit der Fabrikationsabteilung — Ertragsfähigkeit der kaufmännischen Abteilung — Tätigkeitsberichte der geistig und materiell wirkenden Kräfte — Betriebsleitung •— Vorkalkulation •— Nachkalkulation — Verwaltungsabteilung — Korrespondenzabteilung — Kaufmännische Kalkulationsabteilung — Verkaufstechnische Abteilung — Buchhaltung — Finanzabteilung •— Tätigkeitsvergleiche und Tätigkeitsfolgerungen — Fabrikatorische Unzulänglichkeit von Ausgangsmaterialien — Wechselnde Anforderungen an Natur und Eigenschaften des Materiales — Nachteile billiger Einkaufspreise — Ersatzmaterial — Bestimmungsfaktoren der Materialeigenschaften — Bestimmungsstelle der Materialeigenschaften — Materialüberprüfung — Materialknappheit — Materialsperre — Preistechnische Unzulänglichkeit der Ausgangsmaterialien — Materialeindekkungsanforderung — Abhängigkeit der Materialbestellung vom Arbeitsplane — Materialbewegungskarte — Materialanforderung — Materialvergeudung — Materialbezugszeitvergeudung — Materialbezug — Materialüberschuß — Materialvorschreibung — Wirtschaftlichkeit der Materialabmessungen — Abfallmengenmeldung — Materialrückgabe — Nachprüfung der Bestellungsmengen — Materialfehlermeldungen — Betriebsmaterial-Verbrauchslisten — Lieferantenkartei — Wirtschaftliche Fabrikationsmenge — Bestandskartei — Bestandszahlen — Beispiele — Eiserner Bestand — Faustformel für seine Berechnung — Bestandskarte — Magazingebarung — Lagerwerte — Altmaterialwerte — Durchschnittspreisermittlung für Ausgangsmaterialien — Materialpreiskartei — Unübersichtliche Materialgebarung — Bewertung von Halbfabrikaten — Bewertung von Materialien — Sanierungswerte — Grundaufgabe des Leiters der Fabrikationsabteilung — Gesamtarbeitsplan — Einfluß dringender Aufträge auf den Arbeitsplan — Kennzeichnung des grundlegenden Arbeitsplanes — Sonderarbeitsplan für dringende Bestellungen — Elastizität des Arbeitsplanes — Überstundenarbeit — Schichtarbeit — Mängel und Schwächen von Arbeitsplänen — Schematische Darstellung der Gliederung und Entwicklung eines grundlegenden Arbeitsplanes — Entwicklung der Grundformen aus Rohmaterial — Entwicklung der Sonderformen aus den Grundformen — Entwicklung der Erzeugnisarten aus Grundformen und Sonderformen — Beispiele für die Berechnung von Fabrikationszeiten — Beispiele für den Untersuchungsgang betreffend Fabrikationsplan — Lieferfristenfeststellung — Zwangsläufige Abstimmung der Bestellungsmengen und Ausbringungsmengen — Mengen-Schaubilder — Erzeugungs-Schaubilder — Mengenfälligkeitstafel — Wöchentliche Mengenberichte — Betriebsstörende Bestellungen — Arbeitsbehelfe der Betriebsleitung — Anforderungen an Betriebsleiter — Arbeitsräume — Fabrikationsweg — Arbeitsmaschinen — Betriebseinspruch — Vollwertige Betriebsleiter — Lohnbestimmung — Verringerung der Fabrikationskosten — Materialersparnisse — Materialausschuß — Materialabfall — Änderung der Arbeitsbehelfe — Lohnersparnismaßnahmen — Lohnbemessungseinflüsse — Lohnleistungsstatistiken — Rechnerische Beispiele für die Ursachen von falschen Lohnbemessungen — Formel für die Berechnung von Heimarbeiterlöhnen — Einfluß der Materialarten und Materialeigenschaften auf die Fabrikationskosten — Konstruktionsänderungen während des Fabrikationsjanges — Aufbau des Arbeitsplanes — Aufbaugrundlagen — Fabrikationsauffrist — Lauffrist und Lieferfrist — Belegzeiten — Schematische Darstel-

Í

Inhaltsverzeichnis.

VII Seite

lung des Arbeitsfortschrittes — Graphischer Arbeitsplan — Tabellarischer Arbeitsplan — Arbeitspause — Instandhaltungsarbeiten — Übersetzte produktive Löhne — Untersetzte produktive Löhne — Lohnscheine — Verschreibungen — Grundregel für produktive Werkstätten — Werkführer — Instandhaltung der Arbeitsbehelfe — Arbeitsmaschinenblatt — Graphische Arbeitsunterlagen — Materielle Arbeitsunterlagen — Zustelldienst — Zeitkontrollsystem — Nebenarbeiten des Werkführers — Fehlermeldungen — Zuwachswerte — Arbeitsanmerkungen — Nacharbeiten — Arbeitsanforderungen — Konstruktionsfehler — Materialfehler — Bearbeitungsfehler — Arbeitsvorschreibungen — Anforderung von Nach- und Ersatzarbeiten — Arbeitsfolge — Anweisungen — Kosten der Arbeitsgänge — Beispiele — Rückständige Arbeitsmethoden — Fortschrittliche Arbeitsmethoden — Zwangsläufige Arbeitsmethoden — Fließarbeit — Automaten — Grenzen der Wirtschaftlichkeit zwangsläufiger Arbeitsmethoden — Unzweckmäßige Arbeitsmethoden — Unwirtschaftliche Arbeitsmethoden — Kosten der Eigenschaftensteigerung — Arbeitsmethoden und Arbeiteranpassung — Beispiel — Einarbeitungszeit — Arbeitsmethoden und Entlohnung — Lehrarbeiter — Verbesserung von Arbeitsmethoden während des Betriebes — Arbeitszeitvergleiche — Arbeiterfähigkeitstabelle — Tote Arbeitswege — Vielfacharbeiten — Anpassung der Konstruktionen, Muster und Modelle an die Arbeitsbehelfe — Unausgenutzte Arbeitsbehelfe — Werkzeuge — Vorrichtungen — Werkzeugwerte — Werkzeugverbrauch — Werkzeugzustand — Werkzeugkostenverteilung — Fehlschlüsse — Werkzeugumformung — Nichtausgenützte Arbeitskräfte — Betriebsunkosten — Ursachen ihrer UnWirtschaftlichkeit — Betriebsstörungen — Ungenügender Beschäftigungsgrad — Sprunghaft wechselnder Beschäftigungsgrad — Arbeitswiederholung — Nacharbeiten — Vermengung von produktiven und unproduktiven Löhnen — Ursachen unwirtschaftlicher unproduktiver Löhne — Werkzeugvergeudung — Betriebsmaterialvergeudung — Kraftvergeudung — Instandhaltungskosten — Teuerer Verwaltungsapparat — Soziale Lasten — Abschreibungen — Wirtschaftliche Fabrikationszeitspanne — Voraussichtliche Fabrikationsmengen — Statistische Berechnungsgrundlagen — Mengenleistungsmeldungen — Beispiele — Arbeitszeiten — Ergründung der Ursachen unwirtschaftlicher Arbeitszeiten — Beispiele — Kosten der Arbeitszeitverbesserungen — Überzeitarbeiten — Güteleistungen — Fundamentale Mängel der Anlagen — Folgemängel der Erzeugnisse — Pflichtenhefte — Beseitigung der Mängelursachen — Material als Mängelursache — Verhältnis der Materialmehrkosten zu Ausschußkosten — Ortliche Mängelursachen — Bauliche Mängelursachen — Wärmetechnische und chemische Mängelursachen — Präzisionsfehler — Massenfabrikationsmängel — Arbeitskontrolle — Zwischenkontrollen — Schlußkontrollen — Kontrolle durch den Arbeiter — Kontrolle durch den Werkführer — Kontrolle durch Kontrollstellen — Nachweis der Arbeitsmängel — Berechnung der durch sie entstehenden Verluste — Unabhängigkeit der Kontrollstellen — Fachkundigkeit der Kontrollstellen — Kontrollbehelfe — Wirtschaftliche Kontrolle — Kontrollausweise — Beispiel — Lohnsystem — Lohnleistung — Begründung der Lohnsteigerung — Lohnhöhe und Leistung — Formel — Lohnklassen — Stundenlohn — Akkordsystem — Einzelakkord — Gruppenakkord — Lehrarbeiter — Einrichtarbeiten — Akkordnebenverdienst — Prämiensystem — Gewinnbeteiligung des Arbeitnehmers — Ausbringungsprämie — Betriebsunkostenprämie — Berechnungsgrundlagen — Bestimmende Verhältniszahlen — Auswertung derselben — Lohnaufwand und Lohnausbeute — Lohnsystemwahl — Verhältnis zwischen Stundenlöhnen und Akkordlöhnen — Stücklohnkarte — Überschreitung der Akkordbasis — Lohnabrechnungszettel — Akkordtabelle — Auswertung der Verhältniszahlen — Fabrikationsstatistik — Auswertung derselben — Beispiele — Wirkung des Materialpreises — Wirkung der Materialausbeute — Wirkung der Materialbearbeitung — Materialgestehungskosten — Einfluß der Materialverwaltungskosten — Ursachen von Bruchverlusten — Einfluß der Materialveredlung — Einfluß der Überstundenarbeit auf die Gestehungskosten — Einfluß der Arbeitsbehelfe auf die Gestehungskosten — Gewinnleistung einer Arbeitsmaschine — Leistungsgrad von Arbeitsmaschinen — Arbeitsleistungen

VIII

Inhaltsverzeichnis. Seite

— Lohnstatistik — Stundenlohnberechnung — Tagesverdienstberechnung — Wertveränderungen von Gebäuden, Maschinen, Vorrichtungen und Werkzeugen — Statistik der vergänglichen Betriebsmittel — Folgerungen aus der Fabrikationsstatistik — Kalkulationsgliederung — Fehlerhafte Vorkalkulation — Aufgaben und Zweck der Vorkalkulation — Grundlagen der Vorkalkulation — Arbeitsvorschreibungen—Unzulässige Sonderbelastungen — Vorkalkulationskartei — Aufgaben und Zweck der Nachkalkulation — Kalkulationsbelege — Überprüfung der Nachkalkulationsarbeiten — Stellung der Nachkalkulation — Zulässigkeit des Geldaufwandes — Einfluß des Materialpreises auf die Nachkalkulation — Materialkalkulation — Materialkalkulationskartei— Lohnkalkulation — Einfluß des Lohnaufwandes auf die Nachkalkulation — Lohnkalkulationskartei — Stückzahländerungen — Lohnänderungen — Arbeitszeitänderungen — Lehren der Nachkalkulation — Umwandlung von Stundenlohnarbeit in Akkordarbeit — Beispiel — Statistiken der Lohnnachkalkulationen — Betriebsunkostenkalkulation — Kalkulationsbeispiele — Berechnung der zulässigen obersten Grenze der Fabrikationskosten — Berechnung der Wirkung des Materialabfalles — Entwicklung des Kalkulationsganges — Beispiele K a u f m ä n n i s c h e F e h l e r s y m p t o m e , ihre U r s a c h e n und B e h e b u n g s mittel 249 Verhältnis zwischen kaufmännischer und technischer Leitung — Gliederung des Geschäftsbetriebes — Abteilungsberichte — Gleichbleibend befriedigender Beschäftigungsgrad — Gleichbleibend unzulänglicher Beschäftigungsgrad —: Unregelmäßiger Beschäftigungsgrad — Steigender Beschäftigungsgrad — Abnehmender Beschäftigungsgrad — Beschäftigungsgradeinflüsse — Stoßkraft — Mittelmäßigkeit — Umsatzveränderung — Stückgewinn — Umsatzgewinn — Verhältnis zwischen Stückgewinn und Umsatzgewinn — Grenzformel — Umsatzplan — Ausbau der kaufmännischen Abteilung — Werbekräfte — Gliederung —"Beispiel — Zweigniederlassung im Vergleiche mit Vertretung — Ausbau durch Beteiligung an betätigungsverwandten Unternehmungen — Beteiligung an betätigungsfremden Unternehmungen und Geschäften — Verkaufsleistungen und Leistungsentschädigungen — Umsatzprovision — Reingewinnprovision — Geschäftsunkostenüberspannung — Unwirtschaftliche Vertriebskosten — Vertrieb nichtkonkurrenzfähiger Erzeugnisse — Ladenhüter — Buchführung — Wegleitungen für Buchungen — Beispiel — Buchhaltungsberichte — Geldverkehr — Kassebericht — Fälligkeitskalender — Wechselbuch — Geldgebarung — Verkaufsabteilung — Verkaufsmittel — Verkaufswege — Verkaufskräfte — Ursachen der Konkurrenzunfähigkeit — Leistungstechnische Konkurrenzunfähigkeit — Preistechnische Konkurrenzunfähigkeit — Verlustbringender Vertrieb — Gewinnloser Vertrieb — Marktanforderungen nichtentsprechender Erzeugnisse — Neuheiten — Ungenügende Mengenleistung — Lieferungsmängel — Wissenschaftliche Außenwirkung — Mangelhafter schriftlicher Verkehr — Rabatte — Befristete Rabatte — Verpackungsspesen — Bestellerwünsche — Unzureichende Werbetätigkeit — Persönliche Werbung — Schulung der Reisenden — Reisendenbezüge — Provisionsbemessung — Wandelbare Verkaufspreise — Jahresreiseplan — Wirtschaftlichkeit der Reisekosten — Reisevorbereitung — Einrichter — Reiseberichte — Ladenhüterlisten — Vertretertätigkeit — Vertreter auf feste Rechnung — Provisionsvertreter — Werbemittelgestaltung und -Verwendung — Werbemittelkosten — Durchschlagskraft der Werbung — Beginn der Werbetätigkeit — Hauptarbeitsgebiete der Verkaufsabteilung — Aufgabe der Verkaufsabteilung — Untersuchung der Absatzgebiete — Vertretungsnetze — Gewaltgeschäfte — Kriterium des Auftragsbestandes — Berichte für die Geschäftsleitung — Beurteilung der Verkaufstätigkeit — Abhängigkeit der Anfragen von der Werbetätigkeit — Angebotkosten — Verhältnis der Angebote und Bestellungen — Bestellungsstand und Betriebsmittel — Zahlungswesen — Unzulässige Kreditgewährung — Fahrlässige Kreditgewährung — Betriebsmittel und Zahlungsfristen — Allgemeine Verkaufsbedingungen — Mahnwesen — Abwicklung des Briefverkehres — Einlaufpostbuch — Tagespostheft — Schriftliche Werbetätigkeit — Werbung und Kaufkraft — Werbung und Übersättigung — Werbewirkung

Inhaltsverzeichnis. — Zeitpunkt der schriftlichen Werbung — Außendienst — Leistungsverhältnis zwischen Reisenden und ständigen Vertretern — Sanierung der Vertretungen — Wegleitungen für persönliche Werbung — Reisevereinbarungen — Vertretung auf feste Rechnung •— Vertretung gegen Provision — Zweigniederlassungen — Beispiele aus der Praxis — Richtlinien für Zweigniederlassungen — Unselbständige und selbständige Zweigniederlassungen — Vertrag betreffend Zweigniederlassungen — Vereinigte Zweigniederlassungen — Vertrag betreffend vereinigte Zweigniederlassungen — Kundenkartei — Konsignationswarenverzollung — Konsignationslagersicherung — Konsignationslagerkartei — Unwirtschaftliche Verkaufspreise — Verkaufspreiskalkulation — Rabattbemessung •— Gewinnzuschlagsgröße — Tabelle der Verkaufspreisberechnung aus den Selbstkosten — Berechnung des Durchschnittsrabattes •— Berechnung und Beurteilung des zulässigen Durchschnittsrabattes — Bezügliche Einflußgrößen — Berechnung des erforderlichen Mindestbruttogewinnes — Selbstkostengrenzen — Zwangsläufige Verkaufspreiskalkulation — Beurteilung der Zulässigkeit der Handlungsunkosten — Vergleichsmittel zwecks Erhebung der unwirtschaftlich wirkenden kaufmännischen Einflüsse — Beispiel — Auswertung der Vergleichsmittel betreffend Umsatzmengen, Umsatzwerte, Umsatz- und Erzeugungsmengen, kaufmännische Unkosten, Rabatt, Ladenhüter, Konsignationslager, Reisekosten, Selbstkosten, Nettogewinne, Geschäftskapital, Kreditkapital, Zinsendienst, Gesamtvermögen, Vermögensteile, Verkaufswertbelastungen, Abschreibungen, Gewinnertrag der produktiven Löhne, des Materiales, der kaufmännischen Angestellten, Zahl der Beschäftigten, Reiseleistungen, Reisekostenertrag, Umsatzverteilung, Werbekosten, Werbekostenertrag — Zwangsläufige kaufmännische Berichte — Graphische Berichte — Bestellungs- und Lieferungsberichte — Kaufmännische Statistik — Kaufmännische Verhältniszahlen — Abschreibungstabellen — Kaufmännische Statistik — Statistik der Verwaltungsspesen — Statistik der Verkaufsspesen — Statistik der kaufmännischen Unkosten (Handlungsunkosten) — Verteilung der Handlungsunkosten — Handlungsunkostenbelastung — Berechnungsmethoden — Statistik der Verkaufspreise •— Statistik der Werbekosten — Statistik der Reisen — Statistik der Angebote — Statistik der Umsätze — Statistik der Gewinne Sanierungsverfahren Einflußkräfte — Entwicklungsgang — Bericht über den technischen Betrieb eines Unternehmens der Holzindustrie — Bericht über ein Unternehmen für Massenfabrikation von Luxuskleinwaren — Bericht über eine Kohlengrube — Beurteilung des Status eines industriellen Unternehmens — Bericht über ein industrielles Unternehmen, welchem der Kredit gekündigt wurde — Bewertungsgesichtspunkte •— Bewertung von Grundstücken — Bewertung von Gebäuden — Abbruchwert — Altmaterialwert — Anschaffungswert — Sanierungswert — Lebendwert — Totwert — Bewertungsformel — Bewertung von Materialien, Halbfabrikaten und lagernden Fertigerzeugnissen •— Bewertung der Stammkundschaft — Beispiel — Nutzungswert von Schutzrechten — Innerer Wert einer Aktie — Grundfragen für die Berichterstattung über ein zu sanierendes Unternehmen — Zusammenfassungen von Begutachtungen — Sanierung der Zukunft — Finanztechnische Unterlagen für Quotenverhandlungen — Vertragstechnische Wegleitungen für Quotenverhandlungen — Wegleitende Fragen für Untersuchungen von zu sanierenden Unternehmungen — Beabsichtigter Niedergang des Unternehmens — Schädigende äußere Einflüsse — Politische schädigende Einflüsse — Wirtschaftspolitische schädigende Einflüsse — Verhalten der Konkurrenz — Auslandsmarkt — Geldmarktverhältnisse — Kreditkündigung •— Zinsendienst — Geschäftskapital — Betriebskapital — Schuldenstand — Sperreinflüsse — Gesellschaftsorgane — Anlagen und Einrichtungen — Wert, Zustand und Umfang derselben — örtliche Lage — Instandhaltungs- und Wartungskosten — Arbeitsbehelfe — Materialquellen — Materialgestehungskosten — Einkaufsmengen — Frachteneinflüsse — Zolleinflüsse — Konzerneinflüsse — Materialübernahme — Materialvergeudung — Materialabfall — Abfallverwertung — Materialausschuß — Materialausnutzung — Materialpreise — Materialmengen — Unbrauch-

X

Inhaltsverzeichnis Seite

bares Material — Materialverbrauch — Abnutzungsgrad der Arbeitsbehelfe, Werkzeug- und Geräteverbrauch, Transportkosten, Betriebsunkosten, produktive Löhne, unproduktive Löhne, Veredlungsgrad — Verkaufspreis, Umsatz, Gewinn in Abhängigkeit vom Materialpreise — Materialgewinnertrag — Betriebsmaterialquellen — Kosten der Betriebsmaterialien — Frachteinflüsse — Betriebsmaterialmengen — Zoll- und Konzerneinflüsse auf die Betriebsmaterialpreise — Betriebsmaterialkontrolle — Betriebsmaterialvergeudung — Betriebsinaterial und Ausschuß — Verhältnis der Betriebsmaterialkosten zu den Materialkosten, Lohnkosten, Arbeitszeiten, Abnutzungen von Arbeitsbehelfen, Werkzeugen, Geräten, Transportkosten, Betriebsunkosten, Gestehungskosten, Verkaufspreisen, Gewinnertrag — Betriebsmaterialabfälle — Betriebsmaterialmengen — Betriebsmaterialverbrauch — Arbeiterzahl — Arbeiterarten — Heimarbeiter — Verhältnis /.wischen produktiven und unproduktiven, gelernten und ungelernten Arbeitern — Mechanisierung der Arbeiten — Stundenarbeiter — Akkordarbeiter — Verhältnis der Arbeiterzahl zur Angestelltenzahl — Arbeiterleistungen — Zeiteinheitsleistungen — Ausschußleistungen — Betriebsunkostenbelastung der Arbeiter — Güteleistung der Arbeiter — Mengenleistungen — Wertleistungen — Gewinnleistungen — Beschäftigungsgrad der fabrikatorischen Abteilungen — Arbeitstage — Tägliche Arbeitsstundenzahl — Größe der Belegschaft — Überstundenarbeit — Arbeitsstunden — Stundenlohnstunden — Akkordlohnstunden — Zeitmessungen — Zeitkontrolle — Materialleistung in der Zeiteinheit — Betriebsunkostenbelastung der Zeiteinheit — Mengenleistungen der Zeiteinheit — Mengenwerte der Zeiteinheit — Gewinnertrag der Zeiteinheit — Positive und negative Spitzenleistungen der Zeiteinheit — Ausschußleistungen — Güteverhältnisse — Ausschußkosten — Lieferfristeneinfluß — Lohnkosten — Lohnkosten und Gesamtgeldaufwand — Lohnkosten und Gesamtfabrikationskosten — Produktive und unproduktive L o h n k o s t e n — Fabrikationslöhne und Montagelöhne — Fabrikationslöhne und Löhne für Versuchsarbeiten—Versuchskosten—Verhältnis des Lohnaufwandes für gelernte und ungelernte produktive Arbeiter — Verhältnis des Lohnaufwandes für männliche und weibliche Arbeiter — Verhältnis des Lohnaufwandes für Stundenlohn- und Akkordarbeiter — Lohnaufwand für die Mengeneinheit des Fertigerzeugnisses — Wirtschaftlichkeit des Stundenverdienstes — Ausschußlohnkosten — Lohnaufwand für Nacharbeiten — Lohnsystem — Leistungen der Lohnwährungseinheit — Wirtschaftlichkeit der Betriebsunkosten — Betriebsgehälter — Versicherungsgrößen — Allgemeine Unkosten — Wirtschaftlichkeit der Werbekosten — Wirtschaftlichkeit der Provisionen — Außerordentliche Ausgaben —• Unkostenbelastungen — Wirtschaftlichkeit der Selbstkosten — Wirtschaftlichkeit der Reisetatigkeit. — Wirtschaftlichkeit der Vertretertätigkeit — Wirtschaftlichkeit der Zweigniederlassungen — Wirtschaftlichkeit der Angebote — Wirtschaftlichkeit der Verkaufspreise — Wirtschaftlichkeit des Umsatzes — Gewinnverhältnisse — Kapitalerfordernis — Finanzbild — Kapitalformung — Gewinnvoranschlag — Finanzielle Bereinigung — Entschuldung durch Übernahme von Geschäftsanteilen — Notsanierungen — Umschuldungskredite — Kapitalzusammenlegung — Kreditanträge — Kredit gegen dingliche Sicherheiten — Kredit gegen persönliche Sicherheiten — Kredit gegen dingliche und persönliche Sicherheiten — Kredit gegen Grundschuldb-ilehnung — Pfandverschreibung mit Abtretungserklärung — Solidartürgschaftsverpflichtung — Anleihekredit — Kapitalbeteiligung — Kapitalbeschaffung — Darlehensbeschaffung durch Vermittlung — Kapitalbeteiligung durch Vermittlung — Beteiligungsoption — Kapitalbeschaffungskosten — Verkaufsoption Z u s a m m e n f a s s u n g der L e i t r e g e l n

469

Alphabetisches

48-'S

Sachregister

Einführung. Industrielle Unternehmungen stellen Organismen dar, welchen die Aufgaben obliegen, entweder natürliche Stoffe zu gewinnen, oder sie umzuformen, oder sie nach bestimmten Gesetzen derart miteinander zu verbinden, daß neue Stoffe entstehen, oder diese selbst wieder mit anderen Stoffen zu verbinden, oder umzuformen, um ihnen schließlich jene Gestalten und Eigenschaften zu verleihen, welche Vorbedingung ihres Verwendungszweckes sind. Endziel aller industriellen Unternehmungen ist, den natürlichen oder künstlich geschaffenen Stoffen, ihren Verbindungen und Formen einen Nutzungswert in solchem Ausmaße zu verleihen, daß der von ihm in erster Linie abhängige Verkaufspreis einen befriedigenden Gewinn abwirft. Der Ethiker wird als treibende K r a f t der industriellen Organismen den menschlichen Geist bezeichnen, der Praktiker, der auf dem Boden der Wirklichkeit steht, wird ohne weiteres zugeben müssen, daß die ursächliche Kraft, welche die industriellen Unternehmungen ins Leben r u f t , sie zur Entwicklung zwingt, oder wenigstens zwingen will, einzig und allein das Geld ist. Ohne ausreichendes Kapital ist ein lebensfähiges Unternehmen undenkbar. Die Geschichte der mit Gewaltmitteln arbeitenden Konzerne lehrt, daß auch das lebensfähigste Unternehmen zusammenbrechen muß, wenn ihm das Kapital entzogen wird. Die industrielle Schaffenskraft und Schaffensfähigkeit versagen, wenn die Geldmittel fehlen. Die Macht des Kapitales befähigt es, den menschlichen Geist in seine Dienste zu spannen, um mit seiner Hilfe natürliche und künstlich ersonnene Kräfte zu zwingen, Nutzungswerte für die Menschheit zu schaffen, nicht ihr zuliebe, sondern um die Kapitalmenge durch den hierbei erzielten Gewinn zu vermehren. Mit der Zunahme des Kapitales steigt seine Macht, mit ihr die Leistungsfähigkeit des Kapitales auf industriellem Gebiete. Daher ist es erklärlich, daß das Kapital jenen industriellen Sonderarten und Unternehmungen aus dem Wege geht, welche zur Erstarkung der Kapitalmacht nicht beitragen können, daß es dort, wo die industrielle Lage hoffnungslos erscheint, vorzieht, Verluste zu erleiden, als neuen Geldzufluß zu ermöglichen. Oft werden diese Verluste absichtlich herbeigeführt, um die große Masse der kleinen Geldgeber irrezuführen; in Wahrheit sind diese Verluste scheinbare, nach dem Willen der Hauptkapitalisten beliebig zeitlich begrenzte, und werden, wenn die kleinen Geldgeber mürbe geworden sind, durch nachherige reichliche Gewinne wettgemacht. Dieser nimmer ruhende Kampf des Kapitales um das Kapital spielt sich, um Unannehmlichkeiten aus dem Wege zu gehen, im Rahmen des Gesetzes, allzuoft auf dessen äußerstem Rande ab. Wenn alle erprobten stillen Mittel versagen, auch die letzten gesetzlich gerade noch zulässigen, wenn, wie üblich, der Hunger nach verhältnismäßig mühelosem Gewinne größer ist, als die Moral, dann wird der Endkampf in den Mantel der Sanierung gehüllt, H e r z o g , Sanierung.

1

2 der durch das Gesetz geheiligt ist. Diese Sanierungen haben eine verzweifelte Ähnlichkeit mit jenen aussichtslosen Operationen, welche vorgenommen werden, damit der gewissenlose Arzt nicht um sein Honorar kommt. Ein in Sanierung befindliches Unternehmen muß noch lange nicht sanierungsbedürftig sein, ebensowenig wie ein sanierungsbedürftiges Unternehmen durch eine Sanierung in jedem Falle saniert werden kann. Sanierungen sind in vielen Fällen Vorspiegelungen falscher Tatsachen, in vielen Fällen meisterhafte Verhüllungen unlauterer Handlungen, in anderen Fällen Folgen unkundiger oder unsachgemäßer Führung, werden oft durch Zusammenbrüche befreundeter Unternehmungen dringendes Gebot, oft durch unvorhergesehene äußere Einflüsse herbeigeführt, sind aber in allen Fällen traurige Erscheinungen des industriellen Lebens, die ihm schwer vernarbende Wunden schlagen. Jedem industriellen Unternehmen droht, auch dort, wo der Einfluß einer Willkürmacht dauernd ausgeschlossen ist, das Gespenst der Sanierung, deren Ursachen mit wenigen Ausnahmen auf Fehler und Schwächen menschlichen Ursprunges zurückzuführen sind; denn jedes industrielle Unternehmen, von Menschen ersonnen, gegründet und geleitet, ist wie alles, was der Mensch schafft und bildet, mit Fehlern und Schwächen behaftet; sie stellen Krankheitskeime dar, deren genaue Kenntnis, Erfassung, ununterbrochene Beobachtung und rechtzeitige Vernichtung Vorbedingungen für das Gedeihen und für eine befriedigende Entwicklung des Unternehmens sind. Daß durch die Vertilgung von Krankheitskeimen anderen der Weg geebnet wird, ist eine ebenso bekannte Tatsache wie jene, daß oft wissentlich an Stelle der vernichteten andere gesetzt werden, deren Gefährlichkeit minder groß erscheint. Daß hierbei allzuoft Unterschätzungen unterlaufen, ist zwar nicht zu entschuldigen, liegt aber in der Natur des Menschen. Krankheitskeime werden leider meist erst dann erkannt, wenn sich das Unternehmen bereits auf abschüssiger Bahn befindet, meist, auch wenn sie sehr gefährlich sind, dann nicht erkannt, wenn befriedigende Gewinne zu verzeichnen sind, die nicht infolge der Güte des Unternehmens, sondern durch außerordentlich günstige Konjunkturen hereingebracht werden. Der erfahrene Industrielle weiß, daß Gewinn noch lange kein Wertmesser für den Dauerbestand eines Unternehmens ist, daß die am verheerendsten wirkenden Zusammenbrüche meist kurz nach außerordentlichen Gewinnperioden zu verzeichnen sind. Gewinne sind kurzbefristete Gradmesser auch bei sorgsam geführten Unternehmungen, sind allzuoft Täuschungsmittel schlimmster Art, die leider fast nie ihren Zweck verfehlen, der darin besteht, neue Geldmittel anzulocken. Mit ihrer Hilfe können eine gewisse Zeitspanne hindurch wieder aufsehenerregende Gewinne ausgeschüttet werden, können Risse und Brüche im Bau des Unternehmens verkleistert werden, denn die Kunst des Bilanzierens wird von den auf industriellem Gebiete Untüchtigsten am meisterhaftesten gehandhabt. Was auf Sumpfboden aufgebaut wird, muß und soll im Sumpfe versinken. Leider werden Sumpfpflanzen mit Vorliebe immer und immer wieder zu sanieren versucht, immer dann, wenn gewissenlose Machthaber zu Gevatter stehen, welche ihr gefährdetes Kapital retten wollen, indem sie jenes der nimmer aussterbenden Vertrauensseligen mit Hilfe einer willfährigen Presse anlocken. Die Zeit der Sanierungen, enge verknüpft mit jener der Zusammenbrüche, ist die schwerste für die gesunden Unternehmungen. Denn das ge-

3 plünderte Kapital wendet sich von den industriellen Unternehmungen fluchtartig ab und den festverzinslichen Anleihen zu. Damit wird das Lebensblut der Industrie, das Kapital, unterbunden; die Folge sind neue drohende Zusammenbrüche, sind mit Verlusten verbundenen Sanierungen, die das bisher noch wagemutige Kapital ebenfalls den fest verzinslichen AnleiHen in die Arme treiben. Zum Glücke fließt auch jedes Übermaß einmal über. Je mehr das Kapital um die festverzinslichen Anleihen wirbt, desto mehr sinkt deren Zinsfuß, desto geringer wird der Ertrag, so lange, bis sich das Kapital daran erinnert, daß das industrielle Wagnis mit größeren Gewinnaussichten verbunden ist. In der Zwischenzeit ist auch die Erinnerung an die seinerzeitigen Verluste verblaßt, das Lebensblut wandert wieder zur Industrie. Dieser stetig sich wiederholende Kreislauf wird nur durch die Leichensteine der auf dem Felde der Sanierungen Gebliebenen unterbrochen. Es ist eine seltsame Erscheinung, daß der dauernd im gleichen Betriebe tätige Leiter, oder sonst darin Beschäftigte die Krankheitskeime seines Unternehmens überhaupt nicht erkennt, zumindest aber ihre Gefährlichkeit weit unterschätzt, daß er sich mit ihrem Vorhandensein durch die Macht der Gewohnheit abfindet, sie mit der Zeit überhaupt nicht mehr sieht, nicht mehr mit ihnen rechnet, bis sie ihm selbst die Schlußrechnung zustellen mit dem Saldo: reif zur Sanierung. Das Beispiel des Chinesen, der seinem Arzte zahlt, solange jener gesund ist, sollte von den Industriellen in der Form nachgeahmt werden, daß sie von Zeit zu Zeit einen außenstehenden Kundigen berufen, der etwaigen Krankheitskeimen nachspürt; ihr Erkennen weist den Weg zu ihrer Vernichtung. Es ist eine oft nachgewiesene Tatsache, daß ein Industrieller, der Gelegenheit hat, ein Konkurrenzunternehmen zu besichtigen, auf den ersten Blick dessen Fehler und Schwächen erkennt, im eigenem Betriebe aber in dieser Beziehung versagt. Im eigenen Unternehmen ist er befangen, durch dessen vermeintliche Güte voreingenommen, im eigenen Unternehmen ist sein Scharfblick getrübt, im fremden geschärft. Der im Leuchter steckenden brennenden Kerze am nächsten ist der kreisrunde Schatten ; wer außerhalb des Lichtkegels steht, sieht ihn, wer immer innerhalb weilt, ist ihn gewöhnt und merkt ihn nicht. Viele Sanierungen würden vermieden werden, wenn von Zeit zu Zeit Uberprüfungen von auch scheinbar gesunden Unternehmungen durch Außenstehende vorgenommen würden. Diese Uberprüfungen müssen fabrikatorischer, betriebstechnischer, kalkulatorischer, vertriebstechnischer, buchtechnischer und finanztechnischer Natur sein. Der erste Schritt zu derartigen Überprüfungen seitens Außenstehender ist bereits getan. Treuhandgesellschaften und Banken beschäftigen sich mit derartigen Aufgaben, die sich jedoch nur auf die Überprüfung der buchtechnischen und finanztechnischen Gebarung erstrecken. Dabei wird aber übersehen, daß trotz tadelloser Buchführung und sorgsamer Finanzgebarung das Unternehmen durch und durch mit gefährlichen Krankheitskeimen infiziert sein kann. Die Bücher verzeichnen Einnahmen und Ausgaben. Ob und durch welche Maßnahmeni die Einnahmen erhöht, die Ausgaben vermindert werden können, ist aus den Büchern nicht zu ersehen, nur ob diese und jene im Einklänge stehen; ob dieser Einklang der besterreichbare ist, lehren die Bücher nicht, ist aus der Finanzgebarung nicht zu ersehen. Aus den Büchern ist nicht ersichtlich, ob die Konstruktionen bis an die äußerste Grenze der Sparsamkeit gediehen sind, ob nicht beispielsweise durch Änderung der Umlaufzahlen, der Vorrichtungen und Werkzeuge, durch Ersatz von Arbeitsmaschinen, durch 1*

4 Vermeidung toter oder sich wiederholender Arbeitswege umfangreichere Ausbringungsmengen, gegebenenfalls mit geringeren Selbstkosten, erzielt werden können. Aus den Büchern und aus der Finanzgebarung geht nicht hervor, ob die Lohnwährungseinheit tatsächlich bis zu ihrer äußersten wirtschaftlichen Grenze ausgenutzt wird, läßt sich nicht entnehmen, ob, wie und wodurch die Fabrikationsunkosten noch verringert werden können, läßt sich nicht erkennen, ob und in welchem Ausmaße der Vertrieb sparsam und bei höchster Leistung vor sich geht, ob, wie und wodurch die Vertriebsunkosten gegebenenfalls vermindert werden können. Aus den Büchern und aus der Finanzgebarung kann nicht geschlossen werden, ob das Verhältnis zwischen Leistungsfähigkeit der Erzeugnisse und ihrem Verkaufspreise ein günstiges oder ungünstiges ist, kann nicht gefolgert werden, ob die Materialausnutzung, einerlei ob es sich um Fabrikationsmaterial, oder Betriebsmaterial handelt, bis an die äußerste Grenze der Sparsamkeit getrieben wird, ob das verwendete Material nicht durch billigeres, oder durch billiger zu bearbeitendes ersetzt werden kann, ohne die Leistungsfähigkeit der Erzeugnisse nachteilig zu ber einflussen. Der im täglichen gleichartigen Betriebe Stehende geht zum Teile achtlos an diesen Merkmalen und Kennzeichen von etwaigen Fehlerquellen und Schwächen vorüber, übersieht, daß sie in ihrer gegenseitigen W i r k u n g neue Gebrechen verursachen. Diese gegenseitige Wirkung bietet dem Außenstehenden die ersten Anhaltspunkte für die Feststellung des Vorhandenseins von Fehlern und Schwächen, die weiteren, um ihre Art und ihr Ausmaß zu bestimmen. Meist genügen entsprechende Hinweise, um die Leitung auf den W e g der erforderlichen Maßnahmen zu führen, oft liegen Fehler und Schwächen tiefer und erfordern eingehende nachhaltige Arbeiten, um auf ihre Spur zu kommen. In der heutigen kurzlebigen Zeit, die auf knapp bemessene Tätigkeitsfristen abstellt, für den Augenblick sorgt und denkt, die die Zunkunft als etwas viel zu Ungewisses ansieht, um vorzubauen, ist es erklärlich, wenn auch bedauerlich, daß die Leitungen der meisten industriellen Unternehmungen ihre Hauptaufgabe ausschließlich darin sehen, das laufende Geschäftsjahr mit einem Gewinnerfolge abzuschließen. Vom Hunger des im Unternehmen arbeitenden Kapitales gepeitscht, trachten sie, einen kapitalistischen Augenblickserfolg zu erzielen, ohne zu bedenken, was er kostet, wie die nahe, oder ferne Zukunft ihn quittieren wird. Nur wenige bringen den Mut auf, kürzere oder längere Zeitspannen ohne Gewinnertrag ablaufen zu lassen. Die Ursache dieses Mangels an Mut ist darin zu suchen, daß für das Urteil der Menschen vor allem das Äußerliche bestimmend ist, daß j e n e Leitung als tüchtig angesehen wird, welche Gewinne aus dem Boden stampft. Auch aus einem W o h n hause, dessen Hausschäden nie behoben werden, können längere Zeit hindurch Mieterträgnisse herausgeholt werden, bis eines Tages das Haus baufällig wird und zusammenbricht; dann ist es nicht nur mit seiner Ertragsfähigkeit, sondern auch mit ihm selbst vorbei. J e weniger Zeit, Arbeit und Geld in einem industriellen Unternehmen aufgewendet werden, um seine Krankhqjtskeime zu beobachten und zu vernichten, desto mehr Zeit, Arbeit und Geld stehen, wenn auch nur kurzfristig, für die Gewinnbringung zur Verfügung. R a u b bau hat noch nie als Kunst gegolten; Raubbauer sind Blender nach außen, Schädlinge nach innen. Der echte Führer eines industriellen Unternehmens, dessen S t r e b e n darauf gerichtet ist, seinem Unternehmen Dauer zu sichern, sieht seine Haupt-

5 aufgabe darin, rastlos gegen Krankheitskeime aller Art zu kämpfen, die zum Teile in der Art des Unternehmens liegen, zum Teile bei den geistigen und mechanischen Kräften, die in ihm wirken, oder von außen her seine Entwicklung beeinflussen, weiß er doch, daß die Vernichtung der Krankheitskeime Vorbedingung für einen Dauerertrag ist. Jedes ernsthafte Unternehmen verdankt sein Entstehen dem Zeiterfordernisse, welches selbst den ersten und gefährlichsten Krankheitskeim des Unternehmens bildet, den gefährlichsten deshalb, weil er rasch vergessen und daher in der Zukunft dauernd übersehen wird. Die Änderung der Zeiterfordernisse kann die Fundamente eines blühenden Unternehmens untergraben, wenn es sich nicht rechtzeitig den neuen Zeiterfordernissen anpaßt, auf neue Erzeugnisformen und Erzeugnisarten umstellt. Wird der richtige Augenblick der Umstellung versäumt, dann steuert das Unternehmen seinem sicheren Untergange entgegen, der auch durch eine Sanierung nicht aufgehalten werden kann, die im besten Falle dem Unternehmen zu einem kurzfristigen Scheinleben verhilft. Ist die Art des Unternehmens eine derartige, daß eine Umstellung ausgeschlossen ist, dann erscheint es vorteilhafter, das Unternehmen rechtzeitig stillzulegen, als durch eine Sanierung Aussichten vorzutäuschen, die nie zutreffen können. Viele Unternehmungen steuern der Klippe der Sanierung zu, weil die in ihnen tätigen geistigen Kräfte den Anforderungen der Zeit nicht mehr genügen, mit den Fortschritten nicht mitgegangen sind. Eine Sanierung würde keinen Erfolg bringen, wenn des Übels Wurzel, die ungenügende geistige Kraft nicht durch eine ersetzt wird, welche den Forderungen der Zeit entspricht. Dort wo die rückständige geistige K r a f t zugleich Besitzer, oder Hauptbeteiligter des Unternehmens ist, wird ihre Entfernung fast immer auf Schwierigkeiten stoßen und eine durchgreifende Sanierung verunmöglichen. Das Gleiche gilt für alle industriell tätigen geistigen Kräfte, welche nicht dank ihrer Leistungsfähigkeit, sondern dank ihrer mehr oder minder engeren Zugehörigkeit zur bestimmenden Kapitalmacht industrielle Posten bekleiden, welchen sie nicht gewachsen sind. Rückständige und ungenügende geistige Kräfte richten mehr Unheil an, als rückständige mechanische Kräfte. Jene stehen auf unrichtigem Platze, weil Geld vorhanden ist, diese zumeist weil kein Geld vorhanden ist, oder weil jenen die Beurteilungsfähigkeit über die Zulässigkeit der vorhandenen mechanischen Einrichtungen fehlt. Oft stammen die unzulänglichen mechanischen Einrichtungen letzten Endes bereits von einer Sanierung her; der sich aus ihnen ergebende Nachteil wird dann noch durch das Hinzukommen der mit den Sanierungsmitteln verbundenen unfähigen geistigen Kräfte erhöht. Durch die Sanierung, die in Wahrheit keine war, sondern nur ein alltägliches Unterschlupfmanöver, ist das bisherige Übel vergrößert, das Unternehmen von neuem in sanierungsbedürftigen Zustand versetzt worden. Auf diese und andere Weise, die an anderer Stelle zu erörtern sein werden, nisten sich die Krankheitserreger schon während der Gründung ein, mehren sich bei Errichtung, oder Umformung des Unternehmens, häufen sich während des Betriebes. Werden sie nicht rechtzeitig erkannt und dann sofort gründlich beseitigt, so entwickeln sich aus ihnen industrielle Gebrechen aller Art, deren Beseitigung im günstigen Falle nur mit großen finanziellen Opfern möglich ist, ohne Gewähr dafür zu bieten, daß diese Opfer wirtschaftliche

6 Erfolge zeitigen werden, in der Mehrheit nicht nach kürzerer, oder längerer Zeit zum Zusammenbruche des Unternehmens führen. Wird der Niedergang eines Unternehmens rechtzeitig erkannt und besteht, was bedauerlicherweise nicht immer der Fall ist, die Absicht, ihm vorzubeugen, oder ist das Unternehmen am Ende seiner Kräfte, dann werden Maßnahmen eingeleitet, die fast stets nur von finanziellen, nicht immer einwandfreien Gesichtspunkten ausgehen und in Finanzkreisen mit dem allzuoft unberechtigten Sammelbegriffe „Sanierung" bezeichnet werden. In der Flucht der Erscheinungen, die gleich toll gewordenen Unheilgeistern durch die Industrie der Neuzeit wirbeln, bleibt eine einzige mit unterschütterlicher Zähigkeit bestehen: die Sanierung. Was früher, weil seltener Einzelfall, die industrielle Welt aufhorchen ließ, und von ihr als Makel angesehen wurde, wird, da ununterbrochene Wiederholung gleichartiger Ereignisse abstumpft, heute mit Gleichmut, gewissermaßen als etwas Unabänderliches hingenommen. Niemand wundert sich mehr, wenn eine neue Hiobspost Kunde vom erfolgten oder demnächst zu erwartenden Zusammenbruche eines vordem über jeden Zweifel erhabenen Unternehmens bringt; die industrielle Welt und die mit ihr eng verknüpften Finanzkreise haben sich das Wundern abgewöhnt, sind kaum mehr durch die Kunde einer neuen Sanierung zu überraschen. Dieser Gleichmut, stark ähnelnd dem stumpfen Fatalismus des Orientalen, wirkt lähmend auf den industriellen Organismus, wirkt erkältend auf die Finanzkreise und Geldgeber und verstärkt ihre Zurückhaltung, bringt manches Schiff zum Sinken, das wert wäre, gerettet zu werden. Mehr denn je wächst das Staunen darüber, daß nicht noch mehr industrielle Unternehmungen dem Fluche der Sanierung verfallen, die gleich einem Damoklesschwerte die Industrie bedroht. Die Ursachen dieser bedauerlichen Tatsache bilden eine Reihe von verderblich wirkenden Kräften, deren Ende unabsehbar ist. Der allgemein übliche Trostspruch, daß der Krankheitsstoff der Sanierung in der Zeit liegt, kann nicht über die Tatsache hinweghelfen, daß er in der heutigen Menschheit im allgemeinen, in den in der Industrie Tätigen im besonderen liegt, daß diese und jene im höchsten Grade selbst sanierungsbedürftig sind. Zu diesen betrübenden Erscheinungen gesellt sich die weitere, höchst bedauerliche, daß das „Sanieren" heute ein Sonderberuf geworden ist, der seinen Mann um so mehr ernährt, je mehr er am zu sanierenden Unternehmen zehrt. Weil allzuviel Unberufene sich berufen fühlen, durch „Sanieren" ihr reichlich bemessenes Brot zu verdienen, wird es erklärlich, daß die Sanierung vielfach eine äußerliche, nur scheinbare ist, daß in ihr der Todeskeim des Unternehmens liegt. Die Mehrzahl der Sanierungen wird nach der Faustformel durchgeführt: Zusammenlegung des alten Kapitales, Beibringung des neuen Kapitales. Die Zusammenlegung geht rascher vor sich, denn Zusammenreißen ist leichter als Aufbauen. Beschaffung von Neukapital ist schwerer, oft unmöglich. Dann tritt an Stelle von Beteiligungskapital Gläubigerkapital, für welches das Unternehmen zeitlebens Frohndienste zu leisten hat, während die Beteiligten leer ausgehen. Die Faustformel hat sich aus der allgemeinen Ansicht herausgebildet, daß die Beibringung von neuem Kapital als Allheilmittel wirkt. Aus der oben gegebenen kurzen Kennzeichnung und Auslese jener Gebrechen, die aus der Buchführung und Finanzgebarung nicht ersichtlich sind, geht ohne besondere Erörterung hervor, daß Geld allein niemals ein

y Allheilmittel, sondern nur ein unter Umständen wirksamer Mitbehelf sein kann. Wohl wird fast immer erst dann zur Sanierung geschritten, wenn die Geldmittel erschöpft sind, doch ist mit Ausnahme jener Unternehmungen, die ohne genügende Geldmittel gegründet, umgeformt, oder saniert wurden, Geldmangel selten die ursächliche Kraft, welche den Zusammenbruch herbeiführt. Vielmehr ist der Geldmangel eine Folge der im Unternehmen wirkenden Krankheitskeime, deren Beseitigung versäumt wurde. Wenn ein Unternehmen infolge falscher Konstruktionen, oder unzulänglicher Formgebung konkurrenzunfähige Erzeugnisse herausbringt, die überhaupt nicht, oder nur weit unter den Gestehungskosten abgesetzt werden können, dann können die entstehenden Verluste die reichlichsten Geldmittel aufzehren. Wenn infolge vieler nutzloser Arbeitswege, unzureichender, oder rückständiger Arbeitsbehelfe, mangelhafter Arbeitseinteilung und -Überwachung, allzugroßer und nutzloser Unkosten aller Art die Gestehungskosten die Verkaufspreise der Konkurrenz übersteigen, dann müssen die zur Verfügung gestandenen Geldmittel daran glauben. Wenn infolge Verkennung, oder Nichterfassung der Konjunktur blindlings auf Lager gearbeitet wird, wenn Investierungen vorgenommen werden, die in keinem Verhältnisse zum voraussichtlichen Bedarfe stehen, wenn bei schwankendem Rohmaterialienmarkte Abschlüsse von unvernünftigem Ausmaße getätigt werden, wenn das für den Betrieb vorgesehene Kapital anderen, nicht industriellen Zwecken zugeführt wird, muß sich auch ein gefüllter Geldspeicher leeren. Geldmangel ist, unter Beachtung der vorgenannten Ausnahmen, nicht Ursache, sondern Folgewirkung. Soll sie nach erfolgter Sanierung nicht wieder auftreten, dann müssen alle möglichen Ursachen eines Geldmangels beseitigt werden, bevor neue Geldmittel bewilligt werden. Immer und immer wird vergessen, daß Geld Lebensblut der Industrie ist, kostbar, nicht weil es Geld ist, sondern weil ohne Kapital ein industrielles Unternehmen undenkbar ist. Die Faustformel, nach der schablonenhaft saniert wird, ist bequem, aber grundfalsch. Mit Geld weise umzugehen, ist eine Kunst, die jeder wahrhafte Industrielle meistern können muß; wer sie nicht handhaben kann, soll der Industrie ferne bleiben, ist ein Schädling der Industrie und des Kapitales. Geld wird der Industrie anvertraut, um es zu mehren. Die Leiter vieler Unternehmungen vergessen, oder wollen es übersehen, daß sie anvertrautes Gut zu verwalten haben, daß das Kapital nur eines der ihnen zur Verfügung gestellten Werkzeuge ist, das stets blank und ungeschmälert erhalten werden muß, welches in dem Glauben anvertraut wurde, daß es Früchte tragen wird. Ein der Sanierung verfallenes industrielles Unternehmen sollte so lange nicht mit neuem Kapital gespeist werden, als die in ihm steckenden Übel, die zum Verfalle und Geldschwund führten, ausgerottet sind. Sanierung heißt Heilung. Heilung kann nur auf Grund einer richtigen Diagnose erfolgen. Im Erkennen der Übel liegt die Sanierungskunst. Vorerst Uberzeugung gewinnen, daß die Übel beseitigt werden können, dann beweisen, daß die Kosten der Beseitigung wirtschaftlich sind, hierauf jene Maßnahmen ersinnen, welche das Wiederauftauchen der Übel sicher verhindern, dann berechnen, welches Gesamtkapital erforderlich ist, um dem zu sanierenden Unternehmen die unerläßlich erforderliche finanzielle Ellbogenfreiheit zu sichern, hierauf sorgsam erwägen, ob das erforderliche Kapital bei richtiger und sachkundiger Leitung nach menschlicher Voraussicht einen befriedigenden Gewinn abwerfen kann, dann, und erst dann die Geldmittel beschaffen. Wird nach dieser Formel

8 gearbeitet, dann werden wohl viele Sanierungen unterbleiben, werden aber sanierte Unternehmungen lebensfähig gestaltet. Es ist eigentümlich, daß auch sonst ernsthafte Finanzkreise, deren Hauptbeschäftigung derzeit mehr, oder minder darin besteht, durch die Sanierung, oder anläßlich derselben zu retten, was möglich ist, übersehen, daß Geld nicht Allheilmittel ist, sondern nur ein Behelf unter vielen anderen, daß ein in seinem Kerne krankes Unternehmen durch Geld nie gerettet, sondern nur zu einem neuerlichen Scheindasein vorübergehend belebt werden kann. S a n i e r u n g e n , bei welchen die G r u n d ü b e l , die zum Z u s a m m e n b r u c h e des U n t e r n e h m e n s f ü h r t e n , n i c h t b e s e i t i g t w e r d e n , sind u n w i r t s c h a f t l i c h . K a p i t a l ist für Sanierungszwecke nur d o r t z u r V e r f ü g u n g zu s t e l l e n , wo e i n w a n d f r e i e S i c h e r h e i t geboten wird, daß bisher schädliche Kräfte dauernd ausgeschaltet bleiben, g ü n s t i g wirkende, bisher g e b u n d e n e K r ä f t e frei werden. Wird diese Leitregel nicht beachtet, dann geht das Sanierungskapital in absehbarer Zeit mit Sicherheit verloren. Dort, wo tiefgehende leistungstechnische und kaufmännische Gebrechen vorliegen, sollte eine Sanierung unter allen Umständen unterbleiben, auch dann, wenn reichliche Geldmittel zur Verfügung stehen. Die Reparatur eines baufälligen Hauses kommt bekanntlich allzuoft viel teurer zu stehen, als die Errichtung eines neuen. Schließlich läßt sich jedes industrielle Unternehmen bei gutem Willen und erprobter Sachkundigkeit sanieren; eine andere, ebenso wichtige Frage ist, ob der durch die Sanierung hervorgerufene Kostenaufwand mit dem zu erwartenden Erfolge in wirtschaftlichen Einklang gebracht werden kann. Wo beispielsweise ein industrielles Unternehmen in Baulichkeiten untergebracht ist, welche früher einem anderen Bestimmungszwecke dienten, nützt der Ersatz bisheriger rückständiger maschineller Einrichtungen durch hochleistungsfähige nicht viel, wenn die durch den Bau gegebenen Wege, welche das zu bearbeitende Material zurückzulegen hat, zeitraubend und kostenzehrend sind. Die besten optischen Arbeitsbehelfe und Arbeiter werden versagen, wenn der Bau den Lichtbedürfnissen nicht entspricht. Die besten Einrichtungen, tüchtigsten Arbeiter und hervorragendsten geistigen Kräfte können keinen Gewinnerfolg erzielen, wenn die örtliche Lage des Unternehmens unerschwingliche Zu- und Abfuhrfrachten bedingt. Es gibt Nachteile, die auch mit Geld nicht zu beseitigen sind. Sanierungen sind bei derartigen Verhältnissen zwecklos, sind Verbrechen am Kapital. Sanierungen von Unternehmungen, die infolge untragbarer Steuerbelastungen, oder infolge schlechter Arbeiterverhältnisse zusammengebrochen sind, erscheinen zwecklos. Eine in wasserarmer Gegend errichtete Papierfabrik kann auch durch den größten Geldaufwand nicht gesunden. Ein durch dauernde Wassereinbrüche zugrunde gerichtetes Grubenunternehmen darf nicht saniert werden, wenn nicht unbedingte Gewähr dafür vorhanden ist, daß in Zukunft mit wirtschaftlichen Mitteln den Wassereinbrüchen vorgebeugt werden kann. Ein Unternehmen, das in ungesunder Gegend errichtet wurde, daher auf entsprechenden Zuzug tüchtiger Arbeitskräfte nicht rechnen kann, ist nimmer zu gesunden. Es ist zwecklos, ein Verkehrsunternehmen sanieren zu wollen, dem kein ausgiebiges Einzugsgebiet zur Verfügung steht. Ein Kraftwerk zu sanieren, das infolge der in seinem Versorgungsgebiete herrschenden Verhältnisse nie damit

9 rechnen kann, die erzeugte Strommenge abzusetzen, ist Unsinn. Eine Kohlengrube sanieren, die in einer, an erstklassiger Kohle reichen Gegend Kohlen mit geringem Heizwerte liefert, ist ein Unding. Eine Ziegelhütte sanieren, in deren nächsten Umgebung die Lehmvorräte erschöpft sind, ist, auch wenn sie noch so zweckentsprechend eingerichtet ist, ein aussichtsloses Unterfangen. Eisenhütten, in deren nächsten Umgebung die Kohlen- und Erzvorräte erschöpft sind, werden besser stillgelegt, als saniert. In einer Zeit, in welcher außerordentliche Überproduktion auf einem bestimmtem industriellem Gebiete herrscht, ein auf diesem Gebiete arbeitendes Unternehmen durch Sanierung stützen zu wollen, ist von vornherein zu verurteilen. B e s t i m m e n d f ü r die D u r c h f ü h r u n g einer S a n i e r u n g ist zu g e w ä r t i g e n d e w i r t s c h a f t l i c h e E r f o l g .

der

Gegen zwingende und mächtige äußere Einflüsse gibt es bei vernünftiger Überlegung kein Sturmlaufen. Unternehmungen, die durch gewissenlose Preisschleuderei zusammengebrochen sind, sollten schon mit Rücksicht auf die Allgemeinheit ihrem Schicksale überlassen werden. Ein in schlechtem Rufe stehendes Unternehmen wird nur in ganz seltenen Fällen auf dem Wege der Sanierung hochkommen können. Stammt der schlechte Ruf von schlechten Erzeugnissen her, dann braucht es bei tüchtiger fabrikatorischer und kaufmännischer Leitung viele Jahre, ehe der schlechte Ruf in Vergessenheit geraten ist; es ist nicht wahrscheinlich, daß sich das Kapital einem derartigen Wagnisse aussetzt. Stammt der schlechte Ruf von ununterbrochenen Zahlungsschwierigkeiten her, dann kann mit günstigen Kreditverhältnissen nicht gerechnet werden, dann sind unwirtschaftlich hohe eigene Mittel erforderlich, um das sanierte Unternehmen über Wasser zu halten. Ist das Unternehmen, das bisher in der Hauptsache exportiert hatte, infolge Zollerhöhungen in seinem Absätze unterbunden worden, und besteht keine Aussicht, die Erzeugnisse im Inlande abzusetzen, dann kann auch eine Sanierung nicht über diesen Übelstand hinweghelfen. Unternehmungen, die ausschließlich für die Befriedigung einer bestimmten Moderichtung mit diesbezüglichen Sonderarbeitsmaschinen ausgestattet wurden, können beim Versagen der Mode auch durch eine Sanierung nicht gerettet werden. Unternehmungen, die im Auslöschen begriffen sind, weil ihnen durch den das Ausgangsmaterial beherrschenden Konzern dieses gesperrt wurde, welchen durch mächtige Kapitalringe der Kredit unterbunden wurde, können auch durch eine Sanierung nicht zum gedeihlichen Wiederaufleben gebracht werden. Ein Unternehmen, dessen Abnehmer ausschließlich staatliche Körperschaften sind, welches beschäftigungslos geworden ist, weil der Staat selbst notleidend wurde, darf erst dann saniert werden, wenn durch nachhaltige Besserung der finanziellen Verhältnisse des Staates Sicherheit geschaffen ist, daß das sanierte Unternehmen wieder auf Dauer mit befriedigender Beschäftigung rechnen kann. Unternehmungen, deren Gedeihen nicht von ihrer inneren Kraft, sondern ausschließlich von dem guten Willen einiger Mächtigen abhängt, sollen, wenn erforderlich, nur mit deren Kapital, nie aber mit Fremdkapital saniert werden; hierzu zählen vor allem jene Unternehmungen, deren Speisung von einer einzigen Stelle abhängt, deren Abnehmer eine einzige Stelle ist; es ist immer gefährlich, einem Unternehmen Kapital anzuvertrauen, das in der Hauptsache über einen einzigen Kunden verfügt; bricht er zusammen, dann reißt er das Unternehmen mit. Gehört

10 das Unternehmen einem Konzern an, so ist es dessen Aufgabe, die Mittel zur Sanierung zu beschaffen; ist er dazu nicht imstande, muß er sich an Fremdkapital wenden, dann ist das ein böses Zeichen für den Konzern, ein noch böseres für das Unternehmen, dann liegt die Gefahr vor, daß das Sanierungskapital über das sanierte Unternehmen zum Konzerne wandert, demnach seinem Bestimmungszwecke entzogen wird. H a b e n u n b e z w i n g b a r e ä u ß e r e H i n d e r n i s s e den Z u s a m m e n bruch eines U n t e r n e h m e n s h e r b e i g e f ü h r t , dann ist von seiner S a n i e r u n g A b s t a n d zu n e h m e n , s o l a n g e n i c h t G e w i ß h e i t d a r ü b e r v o r h a n d e n ist, daß diese Hindernisse dauernd b e s e i t i g t sind. Viele Sanierungen dienen nur als Mittel zu einem Zwecke, der dem zu sanierenden Unternehmen vollständig ferne liegt. Bevor einer Sanierung Kapitalhilfe geleistet wird, ist sorgsam zu erkunden, wer die Hintermänner des zu sanierenden Unternehmens sind, welche Ziele sie verfolgen. Für diese Erkundung bietet beispielsweise bei Aktiengesellschaften die Zusammensetzung des Aufsichtsrates einen, wenn auch schwachen Anhaltspunkt. Besteht der Aufsichtsrat in der Mehrheit aus Industriellen, welche auf grundsätzlich verschiedenen Gebieten tätig, weder Abnehmer noch Lieferanten des zu sanierenden Unternehmens sind, deren eigene Betriebe fest dastehen, dann kann angenommen werden, daß es mit sauberen Dingen zugeht, daß vorübergehende ungünstige Verhältnisse die Sanierungsnotwendigkeit herbeigeführt haben. Herrscht überdies bei diesen Industriellen Bereitwilligkeit und Leistungsfähigkeit, werktätig und finanziell an der Sanierung mitzuwirken, dann kann sich Fremdkapital vertrauensvoll beteiligen. Liegt die erhebliche Mehrheit des Unternehmens in den Händen eines einzigen Industriellen, der nur in diesem Unternehmen tätig und an anderen Unternehmungen in nicht nennenswertem Ausmaße beteiligt ist, und ist der bisherige Lebensgang dieses Industriellen ein einwandfreier, überdies seine Tüchtigkeit als Fachmann anerkannt, dann kann, wenn die an anderer Stelle erörterten Bedingungen restlos erfüllt werden, eine Kapitalbeteiligung zwecks Sanierung Außenstehenden empfohlen werden; ist der bisherige Lebensgang des Industriellen kein einwandfreier, seine Tüchtigkeit anzuzweifeln, ist er bar aller Erfahrungen und nur Führer des Unternehmens im natürlichen Erbgange nach einem tüchtigen Vorfahren geworden, dann ist von einer Beteiligung so lange abzuraten, bis die Leitung des Unternehmens bewährten Händen anvertraut wird. Liegt die erhebliche Mehrheit des Unternehmens in den Händen eines einzigen Industriellen, der sich in einem anderen (meist verwandten) Unternehmen betätigt, oder die erhebliche Mehrheit anderer industrieller Unternehmungen besitzt, dann ist außerordentliche Vorsicht am Platze, dann ist Gefahr vorhanden, daß das Sanierungskapital vielleicht anderen Zwecken dienen soll. Liegt die erhebliche Mehrheit des Unternehmens in den Händen eines Spekulanten, dem zumeist der Gegenstand des Unternehmens Chimäre ist, dann ist es geboten, fernzubleiben. Ist ein Großteil des Unternehmens einer Bank verpfändet, oder ist ein beträchtlicher Teil des Unternehmens im Besitze einer Bank (erkennbar daran, daß Vertrauensleute der Bank dem Aufsichtsrate angehören), dann ist Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß der von der B a n k dem Unternehmen gewährte Kredit stark an Sicherheit eingebüßt hat, daß diese Sicherheit wieder durch Fremdkapital hergestellt werden soll, um dann, wenn sie geschaffen wurde, den Kredit rechtzeitig kündigen zu können. Denn das

11 Bankunternehmen ist für das ihm anvertraute Kapital verantwortlich und muß alle Mittel, auch wenn sie just nicht zu den schönsten zählen, aufwenden, um es zu sichern. In solchen nicht seltenen Fällen wird nicht immer saniert, um das notleidend gewordene Unternehmen lebensfähig zu gestalten, sondern in erster Linie, um dem Gläubiger seine Sorgen abzunehmen. Der Fall wird um so bedenklicher, wenn der Bankkredit, wie üblich, ein kurzfristiger ist, er wird vertrauensvoller, wenn der Kredit derart langfristig ist, daß bis zu seinem Kündigungstermine Zeit genug bleibt, das Unternehmen unter sachkundiger Führung emporzuarbeiten. Tatsache ist, daß ein mit gutem Kerne behaftetes Unternehmen, welches durch leicht zu beseitigende Einflüsse gefährdet wurde, durch ein erstklassiges Bankinstitut ohne fremde Hilfe saniert werden kann. Der Hinweis, daß ein Bankunternehmen sich nicht in Industrien festlegen soll, kann in solchen Fällen nicht als ernst gemeint angesehen werden, vielmehr erscheint es bedenklich, sowohl für das Unternehmen, wie für die Absichten der Bank, wenn dieser Hinweis ins Treffen geführt wird; Bankinstitute, die nicht nur als erstklassig gelten, sondern deren Gebaren auch erstklassig ist, werden von diesem Hinweise wohl nie Gebrauch machen. Das für Sanierungen vorgesehene K a p i t a l darf ausschließlich nur seinem Bestimmungszwecke z u g e f ü h r t werden. Bestimmend für die Entscheidung darüber, ob die Sanierung eines Unternehmens überhaupt in Angriff zu nehmen ist, ist die Natur des Unternehmens, bzw. seiner Erzeugnisse, bzw. seiner Marktlage. Die Sanierung einer Bronzewarenfabrik, die ausschließlich zur Erzeugung von Petroleumlampen eingerichtet ist, und deren bisherigen Absatzgebiete mit Verteilungsnetzen für elektrische Energie überspannt sind, wird auch dem Laien unsinnig erscheinen, ist trotzdem ein Fall aus neuzeitlicher Praxis, der selbstverständlich in ganz kurzer Zeit zum endgültigen Zusammenbruche führte. Die Beantwortung der Frage, wie es möglich war, daß für die Wiederaufrichtung eines derartigen Unternehmens Neukapital zu finden war, ist rasch zu beantworten: die Sanierer operierten mit der Statistik des bisherigen Umsatzes, erklärten den Umsatzrückgang der letzten Jahre mit der verminderten Kaufkraft, verstanden die Werbetrommel bei der großen Masse von Kleinkapitalisten unter Hinweis eines neuen, in Fabrikation zu nehmenden Sparbrenners rührig zu schlagen und fanden in jenen Kreisen, die eine Petroleumlampe als unentbehrlichen Haushaltungsgegenstand heute noch ansehen, gläubige Geldgeber. Der Gedanke, das Unternehmen auf die Erzeugung von elektrischen Beleuchtungskörpern umzustellen, kam erst nach dem zweiten Zusammenbruche, dann aber auch zu spät, weil die diesmal vorsichtshalber angefragten Fachleute darauf verwiesen, daß bei dem Zuge der Zeit nach Freiraum der metallische Teil der elektrischen Beleuchtungskörper für Raumbeleuchtung auf ein Minimum zusammengeschrumpft ist, und der Bedarf an Stehlampen aus Metall die vorhandenen Sonderfabriken auch nicht annähernd beschäftigen kann. In einem ähnlichen Falle befand sich eine Metallwarenfabrik, welche Metallbuchstaben für Geschäftschilder und -aufschriften herstellte; sie mußte mangels Aufträgen wegen Geldmittelerschöpfung stillgelegt werden. Statt sie ruhen zu lassen, fanden sich gerissene Geldspendenjäger, welche sie zu neuem Leben erweckten und mit dem Scheine einer gewissen Berechtigung auf die Unzahl von Metallbuchstaben hinwiesen, die bei dem Gange durch eine Großstadt zu finden sind. Sie übersahen, oder wollten übersehen, daß die Zeit der Metall-

12 buchstaben vorüber ist, daß sie mehr denn j e durch Leuchtbuchstaben ersetzt werden. Immerhin fanden sich Leichtgläubige genug, für welche die Unzahl der vorhandenen Metallbuchstaben bestimmend war, mitzuhelfen, ein F e l d zu beackern, das n i c h t mehr in der Lage war, F r ü c h t e zu tragen. Auch hier erfolgte in kurzer Zeit der zweite und letzte Zusammenbruch. Mit der S t a t i s t i k , die, wie an anderer Stelle erörtert werden soll, einen unerläßlichen Behelf für die Beurteilung der Zulässigkeit einer S a n i e r u n g bildet, wird vielfach absichtlich irreführend Sanierungsgeld herbeigeholt. Selten ist die S t a t i s t i k lückenlos genug, um ein abschließendes Urteil schöpfen zu k ö n n e n ; noch seltener finden sich die Kundigen, die eine S t a t i s t i k zu lesen und zu deuten verstehen. Viel öfter ist auf Falschdeuter zu treffen, bei welchen nicht immer falscher Wille vorherrscht. W o die S t a t i s t i k des zu sanierenden Unternehmens nicht ausreicht (nur wenige der Sanierung verfallene Unternehmungen verfügen über eine einwandfreie S t a t i s t i k ) , wird die S t a tistik von blühenden Unternehmungen zwecks Stimmungsmacherei herangezogen; dieses Mittel verfängt immer wieder bei allen j e n e n , die sich nicht zu der zunächst liegenden F r a g e aufschwingen k ö n n e n : woran liegt es, daß das zu sanierende Unternehmen nicht ähnliche Erfolgsstatistiken aufweisen konnte ? Aller W e l t ist bekannt, daß Kunstseide heute ein außerordentlicher Bedarfsartikel geworden ist, nur einem geringen Teile aber, daß auf diesem Gebiete eine Überproduktion herrscht, die imstande wäre, ein Vielfaches der Menschheit mit Kunstseideerzeugnissen zu versorgen. Trotzdem hindert der Zusammenbruch vieler Unternehmungen dieser A r t nicht, sie immer wieder zu sanieren, neues Geld zu wagen, um es rasch zu verlieren. Die große, einst imponierende Zahl von Spiegelglasfabriken schrumpft immer mehr zusammen. Zwei mächtige Feinde bewirken ihren Niedergang: der internationale Spiegelglaskonzern und das „gezogene" Glas. T r o t z aller warnenden Erfahrungen wird immer versucht, zusammenbrechende Spiegelglashütten zu sanieren, obwohl die Kundigen wissen, daß H ü t t e n , welche nur Kleinmaße herstellen und für Schaufenstergläser nicht eingerichtet sind, unrettbar verloren sind, denn der Konzern wirft die Preise der Kleinmaße unter die Gestehungskosten, weil er den Schaufensterglasmarkt fast unbeschränkt beherrscht und sich an den hohen Preisen der Schaufenstergläser reichlich erholen kann. Mit Hilfe der S t a t i s t i k kann dem Nichteingeweihten wahrheitsgemäß der nach Millionen von Quadratmetern zählende B e d a r f an Spiegelglas nachgewiesen werden, kann belegt werden, daß dieser B e d a r f im Steigen ist, daß die neuzeitliche Bauweise viele und große Lichtöffnungen bevorzugt. Derartige Nachweise besitzen unleugbare Überzeugungskraft genug, um neue Gelder für sanierungsbedürftige Spiegelglashütten zu gewinnen. Verschwiegen wird aber vorsichtshalber der U m s t a n d , daß die zu sanierende Hütte nur verlustbringende Kleinmaße erzeugen kann, verschwiegen wird, daß die Umstellung auf G r o ß m a ß e weit mehr Mittel erfordert, als angefordert werden, daß diese Umstellung J a h r e erfordern kann, daß die wenigen Sachkundigen, die für die Herstellung von Großmaßen als L e i t e r in Frage kommen, in festen Diensten des mächtigen Konzernes stehen, daß ohne deren Hilfe die Umstellung ein höchst bedenkliches Wagnis darstellt, daß endlich allen mit Gießverfahren arbeitenden Spiegelglashütten die letzte Stunde durch das sich immer mehr entwickelnde Ziehverfahren nahegerückt wird, daß durch die

13 Leistungsfähigkeit des Ziehverfahrens das bisher übliche Gießverfahren in nicht zu ferner Zeit zum alten Eisen wandern muß. Holz ist auf lange Zeit hinaus noch immer ein großer Bedarfsstoff, obwohl im Bauwesen andere Ersatzstoffe ihm nach und nach den Rang streitig machen. Trotzdem der Bedarf an Bauholz und Industrieholz noch immer im Steigen begriffen ist, ist es unerfindlich, wenn Sägewerke, die sich im Weichbilde einer Großstadt, fern von Waldungen befinden, mit hohen Arbeitslöhnen und Unkosten arbeiten müssen, saniert werden. Es ist klar, daß schon die Frachtbelastung an sich sie zum Teile konkurrenzunfähig machen muß, da ein Großteil der verausgabten Fracht auf das Abfallholz, welches das Gatter ausscheidet, und auf das minderwertige Zopfende und Mittelende entfällt. Das fertige Bauholz kann zu den gleichen Frachtkosten von Sägewerken bezogen werden, welche direkt, oder in allernächster Nähe der Waldungen liegen, daher sehr geringe Zufuhrspesen haben, welche mit weitaus geringeren Löhnen rechnen können. Es ist einleuchtend, daß ein im Weichbilde einer Großstadt, fern von der Holzgewinnungsstelle liegendes Sägewerk nicht mit den gleichen Gestehungskosten wie jene rechnen kann, daß es, soferne es nicht über eigene, besonders billige Waldbestände verfügt, zugrunde gehen, oder vom Sägebetriebe zum reinen Handelsgeschäfte übergehen muß. Die Sanierung von in Stadtgebieten liegenden Sägewerken, welche nicht über eigene, besonders billige Waldbestände verfügen, wird auf Dauererfolg nie rechnen können, daher besser unterbleiben. Eine Zinkgrube in einer Zeit sanieren zu wollen, in welcher der internationale Zinkkonzern dauernd Gruben stillegt, weil die den Markt überschwemmende Überproduktion die Verkaufspreise auf einen Tiefstand drückt, der weit unter den billigsten Selbstkosten liegt, ist ebenso verfehlt, wie die Sanierung einer Spitzenfabrik in einer Zeit, in welcher Spitzen aus der Mode gekommen sind. Trotzdem können ähnliche Sanierungsversuche täglich beobachtet werden. W o d i e A r t des U n t e r n e h m e n s , bzw. s e i n e r E r z e u g n i s s e , in W i d e r s p r u c h zur M a r k t l a g e s t e h t , ist eine S a n i e r u n g n i c h t am Platze. Für den tüchtigen Kaufmann gilt der Grundsatz, daß Konkurrenz kein Argument gegen die Aufnahme eines Geschäftes ist, daß die Zunahme der Konkurrenz einen Beweis für die zunehmende Aufnahmefähigkeit des Marktes liefert. Der erste Teil dieses Grundsatzes ist ohne weiteres zu billigen, der zweite Teil nur bedingt und nur dann, wenn sich die mehrende Konkurrenz bei ertragbringenden Verkaufspreisen aufrecht erhalten kann. Wenn die Marktlage aber derartig beschaffen ist, daß in zunehmendem Maße zu Schleuderpreisen verkauft wird, oder verkauft werden muß, ausschließlich zu dem Zwecke, die allernotwendigsten Geldmittel, die zur Aufrechterhaltung des Betriebes unerläßlich sind, hereinzubringen, wenn infolge dieses unkaufmännischen Gebarens ein Unternehmen nach dem anderen zusammenbricht, wenn die wenigen überbleibenden Konkurrenzunternehmungen den Betrieb stark einschränken, oder zeitweise stillegen, dann sind Sanierungen auf dem betreffenden Industriegebiete Wahnsinn oder Verbrechen. Eigenartig ist in solchen Fällen die Begründung für die Vornahme der Sanierung: es wird auf die große Zahl der zusammengebrochenen Industrien des betreffenden Arbeitsgebietes verwiesen und daraus der Trugschluß gezogen, daß durch den Wegfall

14 vieler Konkurrenten für die Überbleibenden die Bahn gesäubert worden i s t ; es wird aber dabei übersehen, daß die nichtzusammengebrochenen Betriebe sich der frei gewordenen Abnehmer eines Konkurrenten sofort bemächtigen, sobald er lieferungsunfähig wird, daß es für das sanierte Unternehmen schwer sein wird, auch bei gleicher technischer Leistungsfähigkeit verlorene Abnehmer wieder zu gewinnen, meist nur durch Preisunterbietung, womit das Grundübel, das zur Sanierung führte, von neuem einsetzt; auch ist nicht zu übersehen, daß verlorenes Vertrauen nur sehr schwer wieder errungen werden kann. Wenn anderseits auf dem gleichen Arbeitsgebiete eine ausgedehnte Konkurrenz bei befriedigenden Verkaufspreisen gedeihen kann, und auf diesem Arbeitsgebiete ein Unternehmen sanierungsbedürftig geworden ist, dann können, wenn die Möglichkeit unkaufmännischer Gebarung nicht in Betracht kommt, nur zwei Ursachen des Niederganges vorliegen: leistungstechnische, oder preistechnische Konkurrenzunfähigkeit der Erzeugnisse; meist stehen beide Ursachen in gegenseitiger Abhängigkeit. Die leistungstechnische Konkurrenzunfähigkeit kann durch allerlei innere Einflüsse entstehen. Bei einer diesbezüglichen Untersuchung ist vorerst die Materialbeschaffung zu betrachten. Das zur Verarbeitung kommende Material kann zu schlecht, oder zu gut sein; schlechtes Material wird gewählt, weil es billig ist. Folgen der Verwendung von schlechtem Material sind materialtechnischer Minderwert der Erzeugnisse, der ihrem Absätze hindernd entgegensteht, zu großer Abfall, der in Wahrheit den Materialverbrauch unwirtschaftlich erhöht, zu teuere Bearbeitungskosten, infolge allzu rascher Abnutzung der maschinellen Arbeitsbehelfe, und zu großer Ausschuß; diese Ursachen erhöhen die Gestehungskosten oft in einem Ausmaße, daß mit den der Konkurrenz gewinnbringenden Verkaufspreisen kein Auskommen gefunden werden kann. Zu gutes Material bringt zweifellos erhöhte materialtechnische Konkurrenzüberlegenheit, kann aber unter Umständen die Gestehungskosten derart verteuern, daß die zulässigen Verkaufspreise überschritten werden. Jedes Erzeugnis erfordert eine bestimmte Materialgüte; über diesen Gütegrad hinauszugehen, ist unwirtschaftlich, wenn die Abnehmer auf höhere Materialgüte keinen Wert legen und mit Rücksicht auf dieselbe keinen höheren Verkaufspreis bewilligen. Gewisse Erzeugnisse lassen ohne weiteres minderwertiges Material zu, fordern dagegen gefällige Formgebung und bestechendes Aussehen; es wäre unkaufmännisch, in solchen Fällen gutes, daher teueres Material zu verwenden, denn es wird nicht beachtet, daher auch nicht bezahlt. Ein Beispiel hierfür sind die billigen Modeschmuckgegenstände aus Glas und Kunstmaterial, bei welchen nur der äußere Eindruck für den Käufer bestimmend ist. Die leistungstechnische Konkurrenzfähigkeit liegt bei diesen Waren nicht in der Materialgüte, sondern im Aussehen. Bei gleichen Materialkosten hängt die preistechnische Konkurrenzfähigkeit von den Bearbeitungskosten und von der Höhe der allgemeinen Unkosten ab, die in Betriebsunkosten und Handlungsunkosten zerfallen. Die Bearbeitungsunkosten hängen von der Leistungsfähigkeit der Arbeitsbehelfe, vom Fabrikationsgange, von der Arbeitsteilung, von den Arbeitswegen, von dem für die Bearbeitung erforderlichen Zeitaufwande und seinem Verhältnisse zur Lohngröße ab. Unternehmungen, bei welchen rückständige Arbeitsbehelfe Verwendung finden, bei welchen ein zerfahrener Fabrikationsgang herrscht, sorgsame, der Natur des Erzeugnisses angepaßte Arbeitsteilung fehlt, lange, unnötig unterbrochene, sich wiederholende Arbeitswege zurück-

15 gelegt werden, Löhne bezahlt werden, die in keinem wirtschaftlichen Verhältnisse zur Leistung stehen, können Erzeugnisse, welche in preistechnischer Beziehung konkurrenzfähig sind, nicht herausbringen. Die Höhe der Betriebsunkosten hängt von der Vollkommenheit der Arbeitsbehelfe, von der Sparsamkeit in bezug auf Betriebsmaterial, von dem Umfange der unproduktiven Löhine und Gehälter, jene der kaufmännischen Unkosten von der Güte der kaufmännischen Leitung und des Vertriebes ab. Wo die Fabriksgestehungskosten eine preistechnische Konkurrenzfähigk e i t ermöglichen, ist die verkaufstechnische Konkurrenzfähigkeit nur dann gesichert, wenn der Vertrieb der Erzeugnisse jenem der Konkurrenz ebenbürtig ist. Die besten und billigsten Erzeugnisse können nicht abgesetzt werden, wenn dem Unternehmen die Kunst des Verkaufens mangelt. D i e S a n i e r u n g e i n e s U n t e r n e h m e n s h a t zu u n t e r b l e i b e n , w e n n s i c h d i e K o n k u r r e n z auf dem z u s t ä n d i g e n A b s a t z g e b i e t e nur durch V e r k a u f s p r e i s e , d i e u n t e r den a l l g e m e i n e n S e l b s t k o s t e n l i e g e n , a u f r e c h t h a l t e n k a n n ; e r s t wenn die S c h l e u d e r k o n k u r r e n z zus a m m e n g e b r o c h e n i s t , k a n n an e i n e S a n i e r u n g g e d a c h t w e r d e n . D i e S a n i e r u n g ist zulässig, s o f e r n e die K o n k u r r e n z g e w i n n b r i n gend arbeitet. In der Zeit der Zahlungsschwierigkeiten, vielfach hervorgerufen durch die verwerfliche Unsitte, Kunden durch unkaufmännische Zahlungsfristen zu gewinnen, gehört es nicht zu den Seltenheiten, daß Industrien sanierungsbedürftig werden, weil sie das Gebot übertreten: der Industrielle soll Lieferant, nicht aber Bankier seines Kunden sein. Ebensowenig wie die Industrie ihre flüssigen Mittel in einem unzulässigen Ausmaße in Form von Investitionen festrennen darf, ist es unzulässig, sie in übermäßigem Umfange den Abnehmern zur Verfügung zu stellen. Die Grenze des Vakuums ist rasch erreicht; mit ihr beginnt die Frohne des Zinsendienstes zugunsten des Abnehmers. J e umfangreicher und langfristiger die Außenstände sind, desto mehr wächst die Gefahr der Uneinbringlichkeit. Kreditgewährungen, die über drei Monate eingeräumt werden, gehören in das Bankmetier, nicht zur Aufgabe des Industriellen. Bei der scharfen Preiskonkurrenz, die überall herrscht, ist die Gewinnspanne so karg bemessen, daß sie eine Belastung durch den Zinsendienst nicht tragen kann. Durch die überaus erstreckten Zahlungsfristen wird der Kunde erst recht zum säumigen Zahler erzogen. Fallen die Abiaufzeiten der Mehrheit der langen Zahlungsfristen gleichzeitig in eine schlechter werdende Konjunkturperiode, dann kann mit ziemlicher Sicherheit damit gerechnet werden, daß der größte Teil der fälligen Zahlungen ausbleibt, allzuoft uneinbringbar wird. Das Unternehmen ist, um seine laufenden Verpflichtungen zu erfüllen, um den Betrieb überhaupt aufrecht erhalten zu können, gezwungen, Kreditverpflichtungen einzugehen, die um so härter und kurzfristiger sind, je ungünstiger die Konjunktur sich gestaltet. Es müssen Sicherheiten geboten werden, die das Vielfache des angeforderten Kredites betragen, es müssen als schwerste Verpflichtung die Faktureneingänge dem Kreditgeber verpfändet werden; damit beginnt der rapide Absturz zum Ende. Die in engen Grenzen gehaltene Kreditgewährung hilft über den Augenblick hinweg, die Betriebserfordernisse zu bestreiten, versagt jedoch in dem Augenblicke, in welchem die Faktureneingänge ausbleiben. Schließlich sind unter großen Opfern die flüssigen Mittel erschöpft, die Geldquellen versiegt, das

16 Unternehmen, an sich ein guter Gewinnbringer, ist sanierungsreif. Trotzdem dieser Werdegang allgemein bekannt ist, seine Ursachen und Folgen durch verheerend wirkende Zahlungseinstellungen fast täglich vor Augen geführt werden, wird in unverständlichem Leichtsinne weiter gesündigt. Die Blindheit, die zum Absturzwege führt, bringt Trugschlüsse seltener Art. J e längere Zahlungsfristen eingeräumt werden, desto mehr wächst die Zahl der Abnehmer, die aus der zinslosen Kreditgewährung Nutzen ziehen wollen. Die Aufträge mehren sich (in manchen Fällen unheimlich), und der kurzsichtige Leiter des Unternehmens nimmt eines Tages mit Genugtuung wahr, daß sein Unternehmen den Aufträgen nicht mehr nachkommen kann, daß es in einer Zeit, in welcher die Konkurrenz unter Auftragsmangel leidet, vergrößert werden muß. Was noch irgendwie an Krediten aufgespürt werden kann, wird hereingeholt. Belege für die Notwendigkeit der Vergrößerung: steigender Auftragsbestand, leere Lager, befriedigender Stückgewinn sind vorhanden, wirken überzeugend. An das Verhältnis zwischen Außenständen und den zur Aufrechterhaltung des Betriebes notwendigen flüssigen Mitteln wird vom Geldsucher nicht, vom Geldgeber selten gedacht. Hoher Auftragsbestand, guter Stückgewinn sind Blender auch für sonst scharfe Augen. Das Einmaleins, das zur Berechnung der jeweilen bereitzuhaltenden flüssigen Mittel dient, haben nur wenige überhaupt gelernt, von ihnen die meisten rasch vergessen; doch ist es leicht zu merken und leicht zu handhaben: beträgt die durchschnittliche Zahlungsfrist von dreiviertel aller Außenstände einen Monat, und ist das Unternehmen voll beschäftigt, so ist, zahlungspünktliche Kunden vorausgesetzt, ein Mindeststand an flüssigen Mitteln erforderlich, der ausreicht, den Betrieb zwei Monate ohne Inanspruchnahme von Kredit aufrecht zu erhalten; fällt das vorgenannte Dreiviertel auf die Hälfte, dann müssen die verfügbaren flüssigen Mittel für einen dreimonatlichen Betrieb ausreichen; fällt der Beschäftigungsgrad um ein Viertel, dann können die flüssigen Mittel um ein Achtel verringert werden, fällt er um die Hälfte, dann können sie um ein Viertel des Normalstandes gekürzt werden; fällt der Beschäftigungsgrad unter die Hälfte des normalen, dann wird je nach Art, Umfang des Unternehmens und Ausmaß seines Lagerstandes, bei gleichzeitiger Berücksichtigung der voraussichtlich zu erwartenden Konjunktur, zu erwägen sein, das Unternehmen zeitweilig stillzulegen, auch dann, wenn die Notwendigkeit der Erhaltung des eingearbeiteten Arbeiterstammes etwelche Kosten verursacht. Eine Stillegung schadet dem Rufe eines Unternehmens weitaus weniger, als die Fortführung eines Betriebes, der mit Aufträgen so gering gespeist wird, daß die Unkosten, bezogen auf die Erzeugungseinheit, ins Unwirtschaftliche anwachsen. Stillegung eines Betriebes zur rechten Zeit ist gleichbedeutend mit einer Atempause in einer Zeit, in welcher das Atmen schwer fällt und Beschwerden verursacht, deren Nachwirkung nicht absehbar ist. Stillegung zur rechten Zeit ist Ausfluß industrieller Weisheit, verlustbringende Fortführung eines dauernd schlecht beschäftigten Unternehmens ist sträflicher Leichtsinn. Beträgt unter den vorgenannten Voraussetzungen die durchschnittliche Zahlungsfrist zwei Monate, dann müssen flüssige Mittel für drei Monate vorgesehen werden, steigt sie auf drei Monate, dann müssen die flüssigen Mittel für vierundeinhalb Monate ausreichen und so fort; die Minderung des Bestandes der flüssigen Mittel bei vermindertem Beschäftigungsgrade ist in obgenanntem Verhältnisse zulässig.

17 Aus diesem Einmaleins ist ohne weiteres zu erkennen, welch hohes Ausmaß die flüssigen Mittel eines Unternehmens erreichen müssen, wenn halbjährliche und darüber hinausgehende Zahlungsfristen eingeräumt werden. Über derartige flüssige Mittel verfügen nur wenige Unternehmungen, und auch nur dann, wenn sie einem kapitalkräftigem Konzerne angehören. Bekaantlich sind aber die kapitalkräftigsten Konzerne jene, welche ihren Unternehmungen möglichst kurzfristige Zahlungsfristenvorschreibungen als Bedingung setzen, wissen sie doch, daß ein Unternehmen um so höher zu werten ist, je öfter es sein Kapital umsetzt, daß Geld um so weniger gefährdet ist, je rascher es seinem Heimatshafen wieder zuströmt; weil sie diesen Grundsätzen strenge huldigen, werden sie immer kapitalkräftiger, werden sie mächtig genug, jene Unternehmungen, die diesen Grundsätzen zuwiderhandeln, zu erdrücken, oder billig einzuheimsen. Verschärft werden die Nachteile der langen Zahlungsfristen noch durch den Umstand, daß vielfach in dem Bestreben, unter allen Umständen Aufträge hereinzuholen, zu wenig Wert auf einwandfreie Zahlungssicherheit gelegt wird. Von den Vorteilen der Kreditversicherung wird viel zu wenig Gebrauch gemacht, teils weil sie Kurzsichtigen zu teuer erscheint, teils weil sie Leichtfertigen den Kundenfang erschwert. Je mehr sich die Zahlungsunsicherheit ausbreitet, desto schärfer wird der Maßstab, den die Kreditversicherung bei der Beurteilung der Kundengüte im eigenen Interesse, und damit im Interesse des Lieferanten, anwendet. Werden nun dem „Kundenfänger um jeden Preis" des öfteren Kreditversicherungen mit Recht zurückgewiesen, dann verzichtet er überhaupt auf die Inanspruchnahme der Versicherungsgesellschaft, immer mit der gleichen Begründung: für gute Kunden braucht es keine Versicherung, nur für zweifelhafte. Die Versicherungsgesellschaften sind nicht dazu vorhanden, die Kosten leichtfertiger Kreditgewährung Dritter auf sich zu nehmen. Kreditversicherungen, welche von Versicherungsgesellschaften abgelehnt werden, betreffen erfahrungsgemäß immer zweifelhafte Zahler. Die Einrichtung der Kreditversicherung ermöglicht, ein sichereres Urteil über die Kundengüte zu fällen, als auf dem Wege der Auskunftseinholung möglich ist. Diese läßt immer mehr zu wünschen übrig. Sie krankt vor allem an den Rückendeckungen, welche die Auskunfteien aus Angst vor Kreditschädigungsklagen anwenden. Scharf umschriebene klare Auskünfte sind nur dann zu erhalten, wenn das Unternehmen, über welches Auskunft eingeholt wird, erstklassig, oder unzweifelhaft vertrauensunwürdig ist. Was dazwischen liegt, wird möglichst orakelhaft geschildert, und die Schlußfolgerung der Kunst des Auskunftheischenden, zwischen den Zeilen zu lesen, überlassen. Auskünfte aus verschiedenen Quellen widersprechen sich in oft unglaublicher Weise. Auskünfte von Banken sind schwer zu erhalten, sind, wenn nicht enge Bande an die Bankstelle knüpfen, zurückhaltend. Den Auskünften gewisser Privatbanken darf überhaupt kein Vertrauen geschenkt werden; sie lieben es, ihre Schuldner im besten Lichte erscheinen zu lassen, um deren Kreditwürdigkeit zu heben. Das beste Urteil wird durch sorgsame Beachtung der Geschäftsgebarung der Abnehmer gewonnen. Wo eine Kundenkartei regelmäßig geführt, alle Vorfälle im Verkehre mit den Abnehmern, insbesondere die Regelmäßigkeit der Bestellungen und Zahlungen, die Zahl der jeweilen erforderlichen Mahnungen, ihre Wirkungen, Erfolgszeiten und Erfolge gewissenhaft aufgezeichnet werden, bilden sich mit der Zeit die besten Auskunftsquellen. H e r z o g , Sanierung.

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18 Kunden, welche ihren sie leistungstechnisch und preistechnisch tadellos bedienenden Lieferanten allzuoft untreu werden, sind immer bedenklich und mit besonderer Vorsicht zu behandeln; sie kehren zu ihren ehemaligen Lieferanten erst zurück, wenn ihnen an anderen Stellen der Kredit versagt wird. Die S a n i e r u n g eines U n t e r n e h m e n s , welches ausschließlich d u r c h l e i c h t f e r t i g e K r e d i t g e w ä h r u n g in S c h w i e r i g k e i t e n g e k o m men i s t , wird z u l ä s s i g , wenn die b i s h e r i g e L e i t u n g d u r c h eine vors i c h t i g e e r s e t z t wird. Das Gegenstück zur leichtsinnigen Kreditgewährung wird durch absichtliche, bedenkliche Kreditgewährung gebildet, welche im Einverständnisse mit Abnehmern erfolgt, die planmäßig eine Zahlungseinstellung vorbereiten, durch welche das Unternehmen zugunsten der Abnehmer und der m i t ihnen verbündeten Leitung des Unternehmens geschädigt wird. Vorsichtshalber werden von dieser gutlautende Auskünfte über die Abnehmer gesammelt, um späterhin über eine unangreifbare Rückendeckung verfügen zu können. Bei den Ausgleichsverhandlungen spielt das Unternehmen die Rolle des Hauptgläubigers, ist demnach in der Lage, die Ausgleichsquote in betrügerischer Absicht zu senken; der R a u b wird zwischen den Verbündeten geteilt. Die Leitung begründet die Annahme der niedrigen Ausgleichsquote m i t dem Hinweise darauf, daß ein magerer Vergleich einem kostenzehrenden, langdauerndem Prozeße vorzuziehen ist. Die betrügerische Absicht ist dank der Vorsicht der Mitverschworenen selten nachweisbar; die vorbereiteten guten Auskünfte schützen die Leitung, die überdies nie verfehlen wird, darauf zu verweisen, daß sich kein Unternehmen gegen Zahlungseinstellungen seiner Abnehmer einwandfrei sichern kann. Oft genügt eine einzige derart von langer Hand vorbereitete umfangreiche Zahlungseinstellung, um das Unternehmen sanierungsreif zu gestalten. Gegen Untreue, die durch außerordentliche Kenntnis der Gesetze gestützt wird, ist das Kapital, welches sich der Industrie anvertraut, machtlos. Eingeweihten ist es zur Genüge bekannt, daß rechtskundige Fachleute als Sonderberuf die Beratung von Leitern industrieller Unternehmungen ausüben, um ihnen zu ermöglichen, diese, gefahrlos für die Leiter selbst, dem sanierungsbedürftigen Zustande entgegenzuführen, zwecks Bereicherung der Leiter. Infolge dieser Beratungen h a t sich eine höchst bedauerliche Sanierungsindustrie entwickelt, zu deren Bekämpfung und Unterdrückung die derzeitigen Gesetze nicht ausreichen, häufen sich die Fälle, in welchen industrielle Unternehmungen gewissermaßen unter sachkundiger, peinlicher B e a c h t u n g der durch das Gesetz gerade noch zulässigen Mittel und Wege in sanierungsbedürftigen Zustand hineingetrieben werden. E s wird nicht davor zurückgeschreckt, eine scheinbare Besserung der K o n j u n k t u r zu benutzen, um zu selbstbereichernden Zwecken Ausgangsmaterialien bis zur völligen Erschöpfung aller Geldmittel anzuschaffen, unmäßig auf Lager zu arbeiten, um dann die Lagerhüter an Verbündete weit unter den Selbstkosten abzusetzen, um Unternehmungen anzugliedern, die längst stillgelegt werden sollten, kurz um das dem Unternehmen anvertraute K a p i t a l planmäßig auf die Seite zu schaffen. Selbst wenn es einmal gelingt, die Fehlbaren zum Ersätze des Schadens heranzuziehen, bleibt das der Sanierung verfallene Unternehmen schwer geschädigt, denn sein Ruf h a t Abbruch gelitten, seine Kunden sind von der Konkurrenz mit Beschlag belegt worden.

19 F ü r die S a n i e r u n g eines U n t e r n e h m e n s , welches d u r c h Unt r e u e z u s a m m e n g e b r o c h e n i s t , s o l l t e im a l l g e m e i n e n k e i n K a p i t a l bewilligt werden. In der Geschichte der Sanierungen spielen die absichtlich herbeigeführten Sanierungen eine wichtige Rolle, wobei der Absichtlichkeit lautere und unlautere, wirtschaftliche und unwirtschaftliche Beweggründe zugrunde liegen können. Ein Unternehmen, welches bisher ausschließlich exportiert hat, kann zur Sanierung gezwungen werden, wenn in den bisher bedienten Ländern aus Selbstschutzzwecken Zollsätze geschaffen werden, die preistechnische Konkurrenzunfähigkeit des Unternehmens herbeiführen. Die N a t u r der Erzeugnisse bedingt, daß große und umfangreiche Lagerhaltung Vorbedingung ist. Im Lager sind die Geldmittel des Unternehmens in dem Augenblicke festgerannt, in welchem die Aufträge aus den bisherigen fremdländischen Absatzmärkten ausbleiben. Kredit kann das Unternehmen nicht mehr erhalten, weil der Absatz stockt. Die Art der Erzeugnisse ist im Inlande nicht unterzubringen. Das Unternehmen, dessen Ruf und Ansehen ausgezeichnet sind, ist gezwungen, neue Auslandsmärkte zu erschließen. Da infolge der Absatzstockung Kundenzahlungen nicht mehr zu gewärtigen sind, fehlen die Geldmittel, um die Warengläubiger zu befriedigen, den Zinsendienst zu leisten, den Betrieb aufrecht zu erhalten; die Zahlungsunfähigkeit ist durch höhere Gewalt herbeigeführt worden. Die Erschließung neuer, bisher nicht bearbeiteter Auslandsmärkte bietet sichere Erfolgsaussichten, erfordert aber lange Vorbereitungszeit und außerordentlichen Geldaufwand. Die in Aussicht zu nehmenden neuen Absatzgebiete sind bisher nicht beachtet worden, weil die bis anhin bedienten Länder das Unternehmen dauernd voll beschäftigten. Die Beschaffung neuer Geldmittel ist nur auf dem Wege der Sanierung möglich, bei welcher die Gläubiger Opfer bringen müssen, um der Geldzufuhr die Bahn freizugeben. Die Sanierung ist begründet, erfolgt aus lauteren Beweggründen, hat Aussicht auf wirtschaftlichen Erfolg, ist notwendig, um das Unternehmen zu erhalten, ihm neue Lebensfähigkeit zu sichern. F ü r d i e S a n i e r u n g e i n e s in g u t e m R u f e s t e h e n d e n U n t e r n e h mens, welches infolge u n v o r h e r g e s e h e n e r Zollschranken von seinen bisherigen Absatzmärkten plötzlich abgeschnitten wurde, sichere A u s s i c h t h a t , s i c h n e u e e r g i e b i g e A u s l a n d s m ä r k t e zu e r o b e r n , kann ohne weiteres neues Kapital bewilligt werden. Ein Großteil aller industriellen Unternehmungen ist von der Richtung und dem Geschmacke der Mode abhängig; vorsichtig geleitete Unternehmungen sind darauf eingestellt, ohne weiteres dem Wandel der Mode folgen zu können; andere wieder können einer gewaltsamen Änderung der Mode nicht folgen, teils weil ihre maschinellen Einrichtungen bestimmte Ausgangsmaterialien fordern, teils weil sie nur bestimmte Erzeugnisformen und -gestaltungen ermöglichen. Wenn die Moderichtung sich nun plötzlich von dem bisher üblichen Material, den bisher geforderten Formen und Gestaltungen abwendet, werden die nichtwandelbaren Unternehmungen mattgesetzt. Die Strohhutindustrie kann trotz aller Anstrengungen ihre einst herrschende Stellung nicht mehr erringen, denn bei den Damenhüten ist das Stroh durch Seide, Haare und Feingespinste, bei den Herrenhüten durch den leichten Filz verdrängt worden. Die Sanierung einer Strohhutfabrik h a t bei der derzeit 2»

20 geltenden Moderichtung wenig Aussicht auf wirtschaftlichen Erfolg. Ebensowenig Aussicht hätte die Sanierung einer Strohmatten fabrik, denn die Strohmatten sind in der Hauptsache aus der Mode gekommen, der etwa vorhandene Bedarf wird durch die Arbeitskräfte der Strafhäuser reichlich gedeckt. Der Modemarkt hat sich der Aufnahme von Samt- und Seidenbändern seit Jahren hartnäckig verschlossen. Die Bandwebereien sind zur Stillegung gezwungen, ihre Sanierung ist zwecklos, solange nicht mit den gleichen Stühlen andere Modeerzeugnisse hergestellt werden können. Infolge Änderung der Ansichten betreffend die Kindererziehung haben die Anforderungen an Spielwaren grundsätzliche Wandlungen erfahren. Spielwarenfabriken, deren mechanischen Einrichtungen, z. B. Drechslerbänke gewisser Art, eine Umstellung nicht ermöglichen, können auch durch eine Sanierung nicht wieder zu neuem Leben erweckt werden. Die S a n i e r u n g e i n e s auf e i n e b e s t i m m t e , n i c h t m e h r v o r h a n dene Moderichtung ausschließlich abgestellten industriellen U n t e r n e h m e n s ist zwecklos. Das traurigste Kapitel im Konkurrenzkampfe bildet die Preisschleuderei. Sie lebt in Zeiten andauernder Geldversteifung, die fast immer Hand in Hand mit geschwächter Kaufkraft geht, besonders auf. Um flüssige Mittel überhaupt hereinzubekommen, werden die Erzeugnisse zu Preisen abgegeben, die mit den Gestehungskosten nicht in Einklang stehen. Der ersichtlich bevorstehende Zusammenbruch wird immer wieder hinausgeschoben, wenn infolge verstärkter Preisschleuderei Geldmittel hereingebracht werden können, die gerade ausreichen, um den Betrieb mit Mühe aufrecht zu erhalten. Die Warenschulden werden nur unter Zwang und nur so weit beglichen, daß neue Warenkredite bewilligt werden; diese selbstverständlich nur unter der Bedingung höherer Einkaufspreise, wodurch die Gestehungskosten weiterhin gesteigert werden, während die Preisschleuderei die Verkaufspreise stetig senkt. Es ist erstaunlich, daß sich Unternehmungen auf diese Weise jahrelang künstlich am Leben erhalten können. Die Preisschleuderei zieht immer weitere Kreise; da die Konkurrenz, welche bei der Preisschleuderei nicht mithält, immer weniger Aufträge hereinbringt, finden die Lieferanten der Ausgangsmaterialien immer weniger Abnehmer und müssen sich notgedrungen den preisschleudernden Unternehmungen zuwenden, die immerhin über vorläufig namhaften, wenn auch verlustbringenden Umsatz verfügen. Die Lieferanten der Ausgangsmaterialien unterbieten sich und verhelfen dadurch den Preisschleuderern zu einer Verlängerung ihrer Lebensdauer, bis schließlich der Zusammenbruch diesem wüsten Treiben ein Ende bereitet, dessen Folgen sich darin äußern, daß schließlich preisschleudernde und preishaltende Unternehmungen auf der Strecke bleiben; daß diese mit ins Verderben gerissen werden, ist um so bedauerlicher, da sie kein Verschulden trifft, aber aus dem Gange der Ereignisse erklärlich. Der Abnehmer sieht selbstverständlich ausschließlich auf seinen Vorteil und wird auch seinem bisherigen Lieferanten den Rücken kehren, wenn große Preisunterschiede vorliegen; der Abnehmer wird in vielen Fällen mißtrauisch gegen seinen bisherigen Lieferanten und zu der irrigen Ansicht verführt, daß ihn dieser bei der Preisstellung überhalten will; nach den Ursachen der Preisunterbietung wird nicht geforscht, sie wird als erfreuliche Tatsache vom Abnehmer hingenommen und von ihm benutzt, um noch mehr die Preise zu drücken. Das

21 Unternehmen, welches darauf bedacht ist, seine Materie zu erhalten, verliert die Abnehmer um so mehr, je mehr die Preise gedrückt werden; sein Beschäftigungsgrad sinkt; je geringer er wird, desto mehr steigen die Gestehungs- und Handlungsunkosten. Jene, weil ein Großteil der Betriebsunkosten auch bei vermindertem Beschäftigungsgrade der Fabrikation die gleichen bleiben, die übrigen Betriebsunkosten sich nicht in gleichem Verhältnisse wie der Beschäftigungsgrad vermindern, diese, weil mit abnehmender Nachfrage die kaufmännischen Anstrengungen (Briefwechsel, Reisen, Werbetätigkeit usw.) verstärkt, und damit die Handlungsunkosten erhöht werden. Die Geschäftsleitung setzt, um nicht beschäftigungslos zu werden, die Preise herunter, versucht anfangs wenigstens einen Mindergewinn herauszuschlagen, geht dann schließlich so weit, ohne Gewinn zu arbeiten. Werden durch die preisschleudernde Konkurrenz die Preise weiter gesenkt, dann tritt der Besinnungsaugenblick ein, in welchem die vorübergehende Stillegung des Unternehmens zu erwägen ist. Nur wenige Geschäftsleitungen bringen den Mut auf, den Wettlauf nach unten einzustellen; die meisten fürchten fälschlicherweise für den Ruf ihres Unternehmens, nehmen weiter an dem Preiskampfe teil und werden in den Strudel des Verderbens hineingerissen. Meist wird die Stillegung erst beschlossen, wenn alle Reserven aufgezehrt sind, und das Unternehmen am Ende seiner Kräfte angelangt ist. U n t e r n e h m u n g e n , welche durch selbstverschuldete Preist r e i b e r e i z u s a m m e n b r e c h e n , sind n i c h t w e r t , s a n i e r t zu w e r d e n ; j e n e , w e l c h e d u r c h f r e m d v e r s c h u l d e t e P r e i s t r e i b e r e i d e r Betriebsmittel beraubt wurden, sollten nur dann saniert werden, w e n n die a l l g e m e i n e P r e i s s c h l e u d e r e i auf d e m e i n s c h l ä g i g e n Geb i e t e b e e n d e t i s t u n d in a b s e h b a r e r Z e i t n i c h t m e h r zu g e w ä r t i g e n sein wird. Die Sorge um den Ruf des Unternehmens führt in Verkennung der Einflußgrößen oft zu Maßnahmen, die ihn erst recht untergraben. Der Ruf eines Unternehmens ist seine empfindlichste Stelle, ist eine Wertungsgröße von außerordentlicher Bedeutung. Der Ruf eines Unternehmens hängt ab von der Kontinuität seines Beschäftigungsgrades, von der Güte seiner Erzeugnisse, von der Erfüllungspünktlichkeit seiner Lieferungs- und Zahlungsverpflichtungen, von der Stabilität seines Gewinnertrages, von dessen Größe und seinem Verhältnisse zum arbeitenden Kapital. Die Sicherung der Gleichförmigkeit des Beschäftigungsgrades ist eine Kunst, die selten meisterhaft geübt wjrd, gilt es doch, stets gegen wechselnde, oft nicht voraussehbare äußere Einflüsse gerüstet zu sein; je weniger überraschend sie auftreten und sich äußern, desto schärfer ist der Weitblick der Geschäftsleitung; die Gleichmäßigkeit des Beschäftigungsgrades wird bei jenen Unternehmungen am leichtesten erzielt, welche je nach den wechselnden Anforderungen des Marktes sich am leichtesten umstellen können, welche ihnen ihre vielartigen Erzeugnisarten am raschesten anpassen können. Die Gleichmäßigkeit des Beschäftigungsgrades muß nicht unter allen Umständen eine absolute, soll aber in jedem Falle eine relative sein. Es gibt Unternehmungen, welche infolge der Natur ihrer Erzeugnisse und infolge der Art und Forderungen ihrer Absatzgebiete in bestimmten, regelmäßig sich wiederholenden Jahresteilen voll, in anderen zum Teile, oder nicht beschäftigt sind. Wenn in den aufeinanderfolgenden gleichliegenden Jahresteilen der Grad

22 der Vollbeschäftigung, bzw. der Teilbeschäftigung, der gleiche bleibt, bzw. die wiederkehrenden Ruhezeiten immer von gleicher Dauer sind, dann ist Kontinuität des Beschäftigungsgrades erreicht. Immerhin können äußere, widrige Einflüsse, zu welchen u. a. Krieg, Aufruhr, Preisschleuderei, Perioden des allgemeinen Niederganges, Zusammenbrüche zählen, die Kontinuität des Beschäftigungsgrades zeitweise gewaltsam unterbrechen. Von der Umsicht der Geschäftsleitung einerseits, von der Finanzkraft des Unternehmens anderseits wird es abhängen, die auf den Unterbruch zurückzuführenden Schäden auf ein Mindestmaß zu beschränken, sie nach Wegfall der hemmenden äußeren Einflüsse in möglichst kurzer Zeit wettzumachen. In den schwersten Zeiten durchhalten zu können, ohne daß hierbei eine nachhaltige Schädigung des Unternehmens bewirkt wird, festigt den Ruf des Unternehmens. Leider wird der Begriff des Durchhaltens allzuoft verkannt. Ob ein Unternehmen in schweren Zeiten wahrhaft durchgehalten hat, zeigt sich meist erst in späteren Folgezeiten; daß es nach Ablauf der Krisenzeit noch besteht, ist kein Beweis dafür, daß es im Sinne der dauernd gesicherten Erhaltung des Unternehmens durchgehalten hat. Die nachteiligen Folgen eines unkaufmännischen Durchhaltens zeigen sich erst später. Ein Unternehmen kann scheinbar durchgehalten haben, scheinbar nach Ablauf der Krisenzeit aufrecht stehen. Ob es aber zwecks Durchhaltens in der schweren Zeit eine auf die Dauer nicht tragbare Zinsenlast auf sich genommen hat, erweist sich erst nachher. Daher kommt es, daß Unternehmungen, welche scheinbar durchgehalten haben, oft erst lange nach Anbruch der besseren Zeiten zusammenbrechen, oder auch in den folgenden guten Zeiten gewinnlos arbeiten. Dort wo innere Einflüsse die Gleichförmigkeit des Beschäftigungsgrades stören, liegt immer das Verschulden bei der Leitung des Unternehmens. Diese inneren Einflüsse sind mannigfaltigster Art. Aus Mangel an flüssigen Mitteln, aus Mangel an Kreditwürdigkeit, aus falscher Disponierung und aus Warenspekulationsgründen rühren verspätete Bestellungen des Ausgangsmateriales her, die zur Folge haben, daß die Arbeitsbehelfe auch in guten Zeiten nicht voll ausgenutzt werden können, daß für Leerlaufarbeiten nichtnutzbringende Löhne gezahlt, nichtnutzbringende Betriebsunkosten aufgewendet werden müssen. Trifft endlich das verspätete Ausgangsmaterial ein, dann muß, um den Lieferungsverpflichtungen nachkommen zu können, die teuere Überzeitarbeit herangezogen werden; der Beschäftigungsgrad der Fabrikationsabteilung schwankt unwirtschaftlich zwischen Tiefstand und Überlastung. Die gleiche Wirkung ist zu verzeichnen, wenn Unklarheit über die Anforderungen an die Materialgüte herrscht, wenn sie aus falschen Sparmaßnahmen nicht beachtet werden, wenn die Arbeitsbehelfe sich in einem Zustande befinden, der zwecks Reparaturen die zeitweilige Stillegung einzelner Fabrikationsabteilungen erfordert, die selbst wieder jene der anderen speisenden und gespeisten Abteilungen nach sich zieht. Daß unter solchen Verhältnissen die Lieferzeiten weit überschritten werden, die Abnehmer das Vertrauen verlieren und weitere Bestellungen der Konkurrenz zufließen lassen, in der Folge demnach der Beschäftigungsgrad mangels einlaufender Bestellungen sinken muß, liegt auf der Hand. Nicht nur innere Einflüsse fabrikatorischer Natur, sondern auch solche kaufmännischer Natur wirken auf den Beschäftigungsgrad ein. Die Erhaltung eines gleichmäßigen Vertriebes ist Vorbedingung für die Gleichmäßigkeit des Beschäftigungsgrades. In guten Zeiten nur so viel Aufträge hereinnehmen, als der Betrieb unter Wirtschaft-

23 liehen Bedingungen schaffen kann, in abflauenden Zeiten die Einbringung der Auftragsmengen steigern und sich für kommende schlechte Zeiten weitgehend zu sichern, sind Leitregeln für die Aufrechterhaltung der Gleichmäßigkeit des Beschäftigungsgrades. U n t e r n e h m u n g e n , w e l c h e auf l a n g e Z e i t z u r ü c k d a u e r n d auf einen gleichmäßigen gewinnbringenden B e s c h ä f t i g u n g s g r a d verweisen können, verdienen Vertrauen für ihre Sanierung. Unternehmungen, deren Erzeugnisse schwankende Güte in leistungstechnischer Beziehung aufweisen, welche die von ihnen eingegangenen Garantien in bezug auf Material, Leistung, Formgebung, Aussehen, Gebrauchs- und Lebensdauer nicht einhalten, zu Beanstandungen Anlaß geben, erleiden Einb u ß e ihres Rufes, der verloren geht, wenn sich die Beanstandungen wiederholen. Die Konkurrenz sorgt mit Eifer und Nachdruck dafür, daß die wiederholten Beanstandungen in weiten Kreisen bekannt werden. Als Folgeerscheinung sind zu verzeichnen: gedrückte Preise, zunehmende Verminderung der Anfragen, zunehmende Ablehnung der abgegebenen Angebote. Selbst bei einem Wechsel der Leitung und bei Abstellung der bisherigen Übel h ä l t es sehr schwer, den guten Ruf des Unternehmens wieder herzustellen, bedarf es großer Anstrengungen und großer Kosten, ihn wieder zu erringen; in den meisten Fällen ist er verloren. U n t e r n e h m u n g e n , deren E r z e u g n i s g ü t e allgemein einen schlecht e n Ruf g e n i e ß t , sollten n i c h t s a n i e r t werden. Mit der Nichterfüllung der Leistungsgarantien geht Hand in Hand die Nichterfüllung der zugesicherten Lieferfrist; jene bedingt oft diese. Die oben gegebenen Erörterungen lassen einige der Ursachen, welche zur Nichteinhaltung von Lieferungsfristen führen, erkennen. Durch Hinausschiebung der Lieferungsfristen wird zwangsläufig jene der Zahlungsfälligkeiten der Abnehmer bewirkt, die erst vom Tage der Abnahme zu zählen beginnen. In der weiteren Folgenkette tritt die Erscheinung zutage, daß das Unternehmen nicht damit rechnen kann, daß die Zahlungsmittel, deren sie bedarf, um die eigenen Zahlungsverpflichtungen pünktlich zu erfüllen, zum vorgesehenen Zeitpunkte zur Verfügung stehen. Das Unternehmen gerät dadurch in den Ruf eines unpünktlichen Zahlers; um ihn zu verhindern, greift es, solange es möglich ist, zur Kredithilfe, erhöht dadurch die Zinsenlast und damit die Gesamtselbstkosten, verringert gleichzeitig den Gewinnertrag. Viele Unternehmungen verfallen bei Herausbringung eines neuen Erzeugnisses in den Fehler, mit der Werbetätigkeit zu beginnen, bevor die Fabrikationsgrundlagen und -bedingungen des neuen Erzeugnisses geschaffen sind, d. h. bevor es in erzeugungstechnischem Sinne fabrikationsreif geworden ist. Sie holen die Aufträge in großen Mengen herein, gehen Lieferungsfristen ein, ohne sich darüber Rechenschaft zu geben, daß die Fabrikationsunreife des Erzeugnisses, die noch unbekannten Kinderkrankheiten der neuen Fabrikation, die Einhaltung der eingegangenen Lieferfristen verunmöglichen. Das Unternehmen kommt durch seinen Übereifer in den Ruf eines unpünktlichen Lieferanten, der sich dann, wenn auch unberechtigt, auf die übrigen Erzeugnisse erstreckt. V o n d e r S a n i e r u n g v o n U n t e r n e h m u n g e n , d i e im R u f e u n z u v e r l ä s s i g e r L i e f e r a n t e n , o d e r Z a h l e r s t e h e n , s o l l t e A b s t a n d genommen werden.

24 Einen nicht unter allen Umständen gültigen Wertmesser des Rufes eines Unternehmens bildet die Stabilität seines Gewinnertrages. Unternehmungen mit verhältnismäßig bescheidenem, jedoch viele Jahre hindurch gleichbleibendem Gewinnertrage, der ohne Heranziehung der Rücklagen erreicht wurde, sind vom Standpunkte der Ertragssicherheit als erstklassig zu bezeichnen. Unternehmungen mit stark schwankenden Gewinnerfolgen lassen darauf schließen, daß sie Konjunkturschwankungen allzusehr unterworfen sind, dem in ihnen arbeitenden Kapital keine Sicherheitsgewähr bieten. Unternehmungen, welche den Gleichstand des Gewinnertrages durch fortwährende Inanspruchnahme der seinerzeit aufgespeicherten Rücklagen, oder aus dem Ertrage neuer Anleihen herbeiführen, zählen zur zweitgenannten Gruppe. Eine dritte Gruppe ist durch jene industriellen Unternehmungen gekennzeichnet, deren Gewinnerträg nicht aus dem Zwecke des Unternehmens fließt, sondern aus Geschäften, die außerhalb desselben liegen, ja meist spekulativer Natur sind und eine außerordentliche Gefahrenquelle für das Unternehmen bilden. Auf diese Art von Unternehmungen soll an anderer Stelle näher eingegangen werden; zu ihnen zählen auch jene Unternehmungen, die die Preisschleuderei durch aus anderen Quellen stammenden Gewinne stützen. Die Stabilität des Gewinnertrages kann durch innere und äußere Einflüsse unterbrochen, oder vernichtet werden; der Unterbruch, oder die Vernichtung können solchen Umfang erreichen, daß das Unternehmen zur Sanierung schreiten muß. Die Stabilität des Gewinnertrages an und für sich bildet kein Kriterium für die Güte und den Ruf des Unternehmens; sie wird zum Kriterium, wenn die Begleitumstände und die Grundlagen wie Ursachen der Stabilität bekannt sind. F ü r die Z u l ä s s i g k e i t d e r S a n i e r u n g v o n U n t e r n e h m u n g e n vordem stabilem Gewinnertrage sind Art und Zulässigkeit selben und seiner Quellen bestimmend; U n t e r n e h m u n g e n stets außerordentlich schwankenden Gewinnerträgnissen im a l l g e m e i n e m f ü r S a n i e r u n g e n n i c h t zu e m p f e h l e n .

mit desmit sind

Für die Bestimmung des Befriedigungsgrades der Gewinnbringung sind zumindest die letzten fünf Jahre kennzeichnend, wobei deren Konjunkturverhältnisse in Berücksichtigung gezogen werden müssen. Liegt der durchschnittliche Gewinnertrag, bezogen auf das Geschäftskapital, unter einer Größe, welche kleiner ist als der um 3 % vermehrte durchschnittliche Ertrag der festen Anleihen in der gleichen Beobachtungszeit, dann liegt kein ermunternder Grund vor, das Unternehmen zu sanieren. Wird dieses Mindestmaß an Gewinnertrag gerade erreicht, dann ist, wenn sonstige befürwortenden Verhältnisse vorliegen, der Sanierung näherzutreten. Diese 3% stellen gewissermaßen eine Prämie für das industrielle Risiko dar, und zwar deren Mindestwert, welcher je nach der Art des Unternehmens, seiner Abhängigkeit von Konjunktur- und Modelaunen entsprechend zu erhöhen ist. Von einem einwandfrei befriedigendem Durchschnittsertrage kann gesprochen werden, wenn seine Größe das vorgenannte Mindestmaß um 2 % übersteigt. Es ist aber in vielen Fällen nachweisbar, daß das erforderliche Mindestmaß nur infolge eines außerordentlich hohen Zinsfußes nicht erreicht wurde, der auf Bindungen harter Art zurückzuführen ist, die in Zeiten schwerer Bedrängnis eingegangen werden mußten, um das Unternehmen vor dem Abstürze zu bewahren. Dann ist zu untersuchen, welche Gewinngröße erreicht worden wäre, wenn das arbeitende Kapital (Summe aus Geschäftskapital und Kredit-

25 kapital) der Gewinnberechnung zugrunde gelegt würde; entspricht die hierbei errechenbare Gewinngröße dem vorgenannten Mindestmaße, und ist die Verpflichtung gegenüber dem Kreditgeber ohne weiteres lösbar, was nicht immer der Fall ist, dann liegt es nahe, das Unternehmen, wenn sonst keine nachteiligen Verhältnisse vorliegen, dadurch zu sanieren, daß an Stelle des Kreditkapitales Beteiligungskapital tritt. Läßt sich jedoch das belastende Kreditverhältnis nicht, oder nur mit großen Opfern lösen, dann wäre es zwecklos, neues Kapital dem Unternehmen zur Verfügung zustellen, da es unter unveränderten Verhältnissen auf einen befriedigenden Gewinnertrag nicht rechnen kann. W e n n die G e w i n n b r i n g u n g a u s s c h l i e ß l i c h d u r c h h a r t e n Z i n s e n d i e n s t g e s c h ä d i g t w u r d e , d i e s e r auf d e m W e g e d e r S a n i e r u n g o h n e nachteilige Opfer beseitigt werden kann, und Sicherheit besteht, d a ß er a u c h in Z u k u n f t u n t e r b l e i b e n k a n n , k a n n N e u k a p i t a l an das Unternehmen gewagt werden. Der Ruf eines Unternehmens, zugleich sein innerer Wert, steigen mit dem Umfange der Stammkunden und der Dauer der mit ihnen bisher gepflogenen Geschäftsverbindungen. Wenn die Abnehmer auch bei sich ändernden Konjunkturverhältnissen und Preislagen einem Unternehmen treu bleiben, sind sichere Stützpfeiler auch für die Zukunft geschaffen, solange die Stammkundschaft in der bisher geübten Weise befriedigt wird. Umgekehrt kann aus dem Vorhandensein einer Stammkundschaft geschlossen werden, daß die aus ihren Kreisen stammenden Abnehmer willige und pünktliche Zahler sind. Der Umfang der Stammkunden ist nach Kundenzahl und Gesamtumsatz zu beurteilen. Bei gleichem Gesamtumsätze ist jenes Unternehmen höher zu werten, welches über eine größere Zahl von Stammkunden verfügt, weil bei ihm das Gesamtrisiko auf mehr Träger verteilt wird. Bei gleichem Umsätze und gleicher Kundenzahl ist jene Stammkundschaft höher einzuschätzen, deren Durchschnittsdauer der Geschäftsverbindungen die höhere ist. Ein Unternehmen mit hochwertiger Stammkundschaft, deren Abnahmemenge zwei Drittel der Gesamterzeugung des Unternehmens beträgt, kann nur durch außerordentliche, nicht voraussehbare äußere Einflüsse in Sanierungslage kommen, wie beispielsweise katastrophalen Zusammenbruch des Geldmarktes, der einen Großteil der Stammkunden in Zahlungsschwierigkeiten versetzt, Abschnürung der Stammkunden durch Zollschranken u. a. m. Unternehmungen, deren Gesamterzeugungshälfte an Stammkunden geliefert wird, können durch Zahlungseinstellungen eines Teiles ihrer übrigen Abnehmer sanierungsbedürftig werden; in vielen Fällen ist die Sanierungsbedürftigkeit vorübergehend und könnte bei Ergreifung rechtzeitiger und richtiger Maßnahmen vermieden werden. Hier zeigt sich nun oft die traurige Erscheinung, daß Kreditgeber mit Vorliebe Unternehmungen, welche über eine wertvolle Stammkundschaft verfügen, durch Verweigerung von oft unansehnlicher Augenblickskredithilfe der Sanierung zutreiben, um im Trüben mit Erfolg fischen zu können. Unternehmungen, welche über keine, oder nur sehr geringe Stammkundschaft verfügen, sind von vornherein mit mehr, oder weniger großem Mißtrauen zu beurteilen, denn Abnehmer, welche leistungstechnisch und preistechnisch zufriedenstellend, überdies pünktlich bedient werden, bestellen immer bei ihren bisherigen Lieferanten. Unternehmungen mit umfangreicher wertvoller S t a m m k u n d s c h a f t w e r d e n im a l l g e m e i n e n b e i g u t e r F ü h r u n g n u r d u r c h a u ß e r -

26 o r d e n t l i c h e u n d u n a b w e n d b a r e ä u ß e r e E i n f l ü s s e in S c h w i e r i g keiten k o m m e n ; wenn diese Einflüsse v o r ü b e r g e h e n d e r N a t u r s i n d , i s t d i e S a n i e r u n g zu e m p f e h l e n . Im allgemeinen ist festzustellen: Unternehmungen, welche in fabrikatorischer und kaufmännischer Beziehung in gutem Rufe standen, bevor sie in Sanierungszustand gerieten, müssen außerordentlichen, nicht voraussehbaren Einflüssen unterworfen worden sein. Waren es innere Einflüsse, dann rühren sie fast ausnahmslos aus dem Wechsel der Leitung her, d. h. an Stelle der bisherigen tüchtigen Leitung ist eine minderwertige getreten; wird sie beseitigt, dann liegt die Wahrscheinlichkeit vor, daß der alte Ruf des Unternehmens mit der Zeit wieder hergestellt werden kann. Äußere Einflüsse können zweierlei Natur sein: finanzielle, oder verbrauchstechnische. Die schädlichen finanziellen Einflüsse sind meistens auf umfangreiche Zahlungseinstellungen, die große unvorhergesehenen Verluste verursachen, zurückzuführen; die Sanierung wird durch Beibringung neuer Geldmittel bewirkt. Wenn jedoch verbrauchstechnische Einflüsse solcher Art zur Wirkung kommen, daß die vom Unternehmen bisher hergestellten Erzeugnisse nicht mehr gefragt werden, dann muß die Sanierung auf dem Wege der Umstellung der Fabrikation vor sich gehen; der Sanierungszustand ist dadurch herbeigeführt worden, daß die Umstellung einer Kapitalgröße bedarf, über welche das Unternehmen nicht verfügt und welche in Form eines tragbaren Kredites nicht beschafft werden kann. U n t e r n e h m u n g e n , welche sollten nicht saniert werden.

einen

schlechten

Ruf

genießen,

Unternehmungen, welche vordem in sehr gutem Rufe standen, kommen vielfach in Verfall, weil sie eine Ausdehnung angestrebt und durchgeführt hatten, welche mit normalen Marktverhältnissen nicht in Einklang zu bringen ist. Nach langen Perioden des geschäftlichen Niederganges, oder Stillstandes, in welchen der Großteil der vorhandenen Vorräte aufgezehrt wurde, in Kriegszeiten und unmittelbar darauf folgenden Nachkriegszeiten steigt die Nachfrage sprunghaft, für den Augenblick oft ins Ungemessene. Um den sich überstürzenden und stets mehrenden Nachfragen zu genügen, lassen sich viele Unternehmungen in solchen Zeiten verleiten, nicht nur alle eigenen verfügbaren Mittel, sondern auch umfangreiche Kredite zum Ausbau ihrer Anlagen zu verwenden, übersehen dabei, daß die erweiterten Anlagen eine Uberproduktionsstätte darstellen, welche in normalen Geschäftszeiten nie mit Vollbeschäftigung, meist nur mit jener Beschäftigung rechnen kann, die das Unternehmen vor seinem Ausbau aufzuweisen hatte. Die Lasten, insbesondere die Kreditlasten, die Erhaltungskosten und, selbst bei Betriebseinschränkung, der größte Teil der Betriebskosten bleiben, verzehren nicht n u r den Gewinnertrag der Teilbeschäftigung, sondern führen zu stets steigender Verschuldung, die schließlich den Zusammenbruch zeitigt. Alle Versuche, durch Beibringung von neuem Kapital solche überleistungsfähige (gemessen an dem Normalbedarfe) Unternehmungen dauernd lebensfähig zu gestalten, scheitern erfahrungsgemäß, weil die kostenzehrenden Ursachen nicht beseitigt werden können. Es ist eigentümlich, daß trotz der Lehren, welche die Industrie fast täglich in dieser Beziehung empfangen kann, eine Steigerung der Nachfrage immer wieder die Anregung zur Erweiterung von Unternehmungen liefert, daß in dem Bestreben, dem Konkurrenten das

27 Wasser abzuleiten, die eigene drohende Ertrinkungsgefahr übersehen wird. So lange ein solcher Ausbau aus eigenen Mitteln ohne Gefährdung der finanziellen Ellbogenfreiheit durchgeführt und der Ausbau derart gestaltet wird, daß er im Bedarfsfalle als selbständige Einheit dem übrigen Betriebe zu-, oder abgeschaltet werden kann, ist gegen ihn nichts einzuwenden; er bildet für Zeiten der Hochkonjunktur eine willkommene Reserve, die bei ihrer Stille g u n g ausschließlich der auf ein Mindestmaß beschränkten Erhaltungskosten bedarf. Wenn aber der Ausbau mit der bisherigen Anlage eine in fabrikatorischer Beziehung unteilbare Einheit bildet, überdies auf dem Kreditwege erstellt wurde, dann werden seine Nachteile in dem Augenblicke wirksam, in welchem die Uberbeschäftigung auf Normalbeschäftigung fällt, beginnen, den Bestand des Unternehmens rasch zu untergraben, wenn die Normalbeschäftigung durch Minderbeschäftigung abgelöst wird. Der Zinsendienst, welcher bei Überbeschäftigung, d. h. Vollausnutzung der erweiterten Anlage, mit Leichtigkeit zu leisten war, wird in günstigem Falle bei Normalbeschäftigung den Gewinn aufzehren, bei Unterbeschäftigung Verluste namhafter Größe bringen und den Zinsendienst verunmöglichen. Von diesem Augenblicke an bis zur Sanierungsnotwendigkeit ist nunmehr ein kurzer Schritt. Ausbau und Erweiterung werden überdies immer damit begründet, daß die Vergrößerung der Fabrikationsmenge eine Verbilligung der Erzeugniseinheit nach sich zieht, demnach die preistechnische Konkurrenzfähigkeit erhöht und die Gewinnaussichten verbessert. Diese Begründung besteht nur bedingt zu Recht. Es gibt gewisse Industriearten, die durch Erweiterung der Anlagen keine Verbilligung der Erzeugungskosten erzielen lassen, andere wieder, welc he die Verbilligung nur ermöglichen, wenn die bisherigen Arbeitsmethoden verlassen werden, was in vielen Fällen mit großen Opfern und Gefahren verbunden ist. Aber selbst wenn die Verbilligung der Erzeugungskosten durch erhebliche Vermehrung der Erzeugungsmenge eine n a m h a f t e wird, n ü t z t sie nichts, wenn die erhöhte Erzeugungsmenge nicht abgesetzt werden k a n n , wenn die Erzeugnisse zinsenverzehrende und in ihrem Verkaufswerte sinkende Ladenhüter werden. Für die Bemessung einer Ausbaugröße ist ausschließlich jene Erzeugungsmenge bestimmend, welche dem aus guten und schlechten Zeiten errechenbarem Durchschnittsabsatze entspricht; was erheblich darüber hinausgeht, ist von Übel. U n t e r n e h m u n g e n , welche infolge eines über den N o r m a l b e d a r f weit h i n a u s g e h e n d e n A u s b a u e s s c h e i t e r t e n , sind nur dann sanierungswürdig, wenn der Ausbau eine selbständige F a b r i k a t i o n s e i n h e i t d a r s t e l l t , die ohne u n w i r t s c h a f t l i c h e n K o s t e n a u f w a n d s t i l l g e l e g t w e r d e n k a n n , um g e g e b e n e n f a l l s als F a b r i k a t i o n s r e s e r v e zu d i e n e n . Es ist darauf hingewiesen worden, daß Gewinnstabilität und Gewinngröße ohne Berücksichtigung der Gewinnursachen keine einwandfreien Unterlagen für die Beurteilung des Unternehmens liefern. Bei jähen Zusammenbrüchen von Unternehmungen, welche immer durch befriedigende Gewinnausweise glänzten, stellt sich gewöhnlich heraus, daß die Gewinnergebnisse nie jener Tätigkeit entsprangen, welche das Unternehmen seinem ursprünglichen Bestimmungszwecke entsprechend zu entfalten hatte, daß diese Tätigkeit vielmehr seit Jahren Verluste brachte, während die Gewinne aus Spekulationserfolgen herrührten. Die Tätigkeit des Unternehmens bildete vielmehr

28 den Deckmantel für Geschäfte, welche weitab von jenen des Unternehmens lagen. An erster Stelle solcher unzulässiger Geschäfte stehen Börsenspekulationen, an zweiter Warenspekulationen, an dritter Beteiligungen. Verhältnismäßig wenige industrielle Unternehmungen halten sich vollständig von Betätigungen ferne, welche abseits ihres Bestimmungszweckes liegen, verhältnismäßig wenige beachten den Grundsatz, daß Kapital, welches der Industrie anvertraut wird, nur für industrielle Zwecke und ausschließlich nur im Rahmen jenes Unternehmens verwendet werden darf, für welches es von vornherein bestimmt wurde. Börsenspekulationen sind mit industrieller Tätigkeit unvereinbar; die Leitung eines industriellen Unternehmens, welche Geschäftskapital für Börsengeschäfte verwendet, macht sich, auch wenn sie noch so glänzende Gewinnerfolge dabei zu verzeichnen hat, in höchstem Maße strafbar, denn sie versetzt das Unternehmen in eine Gefahrenzone, deren Größe nicht ermessen werden kann, widmet nicht ihre gesamte Arbeitskraft dem Unternehmen. Der Leiter eines Unternehmens, welcher zwar nicht mit Geschäftskapital, jedoch mit eigenem, oder anderem Kapital Börsengeschäften obliegt, sollte schnellstens aus seiner Stelle entfernt werden, denn bei eintretenden Verlusten ist nur ein Schritt zum Geschäftskapital. Während ein industrielles Unternehmen und seine Leitung sich ohne weiteres von jeglichem Börsengeschäfte ferne halten können, ist der Anreiz zur Warenspekulation bei vielen Industriearten durch die Natur ihrer Ausgangsmaterialien gegeben. Es erscheint den zugehörigen Kreisen beinahe als selbstverständlich, daß beispielsweise Baumwollspinnereien in Baumwolle, Brauereien in Gerste, Mühlen in Weizen und Roggen, Kupferdraht- und -Walzwerke in Kupfer spekulieren, ebenso selbstverständlich dem unbeteiligten, nüchternen Beobachter, daß alle derartigen Industrien in Zeiten anhaltenden Preissturzes der Rohmaterialien notleidend werden, trotzdem der Geschäftsgang der Erzeugnisse ein befriedigender ist. Denn die Spekulationsverluste, die durch anhaltenden Preissturz der Rohmaterialien entstehen, können durch Fabrikationsgewinn nie gedeckt werden. Im Zeitalter der Rohmaterialienkonzerne werden die Rohmaterialienpreise in erster Linie durch die Konzernleitungen, in zweiter Linie erst durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Die Willkür der Konzernleitungen vernichtet jeglichen Anhaltspunkt für eine Preisvoraussage. Die Warenspekulation wird damit begründet, daß es Pflicht eines Unternehmens ist, sich bei günstiger Warenkonjunktur reichlich einzudecken. Nach dem Vorausgesagten gibt es keine günstige Warenkonjunktur, sondern nur eine, dem der Konzernleitung ferne Stehenden günstig scheinende; da er die wahren Absichten jener nicht kennt, beteiligt er sich in Wirklichkeit an einem von vornherein ungünstigem Lotteriespiel, ungünstig deshalb, weil es nicht vom Zufalle, sondern von Willkür abhängt. Der Begriff der reichlichen Eindeckung wird fast immer zu weit getrieben. Bestimmend für das Ausmaß der reichlichen Eindeckung ist der Durchschnittsbedarf für normale Zeiten, erstreckt für eine Zeitspanne, innerhalb welcher nach menschlicher Voraussicht eine erhebliche Preissenkung des Rohmateriales nicht zu erwarten steht. Für Rohmaterialien, deren Preisbestimmung von Einzelwillkür abhängt, muß die Zeitspanne kürzer gewählt werden, als für jene, deren Preisbestimmung von Angebot und Nachfrage, d. h. von der Konjunktur, abhängig ist. Der sicherste Weg, der freilich außerhalb der eigentlichen Erzeugung liegende Gewinnquellen ausschließt, ist gegeben, wenn an Stelle der reichlichen Eindeckung die erforderliche Eindeckung

29 gesetzt wird, deren Umfang durch die vorhandenen und voraussichtlichen, in Verhandlung befindlichen Aufträge gekennzeichnet wird. Auch bei der Bemessung der Rohmaterialieneindeckung hat der Grundsatz zu gelten, daß Industriekapital unter keinen Umständen den Gefährnissen der Spekulation ausgesetzt werden darf. Gefährdung des dem Unternehmungszwecke dienenden Kapitales kann durch Beteiligung herbeigeführt werden. In der Natur des Unternehmens liegende Beteiligungen können dem Standpunkte des Abnehmers, oder Lieferanten, der Sucht nach Vergrößerung, dem Ziele der Konzernbildung, dem Spekulationsdrange entspringen. Ebenso wie Warenspekulationen, auch wenn sie in guten Treuen und mit den besten Absichten erfolgen, das Unternehmen zugrunde richten können, können die sichersten Grundvesten eines blühenden Unternehmens durch Beteiligungen gesprengt werden, insbesondere wenn die Beteiligung an Unternehmungen erfolgen soll, bei welchen der Einblick in die wahre Natur ihres Zustande» schwierig, oder unmöglich ist. In der Mehrzahl aller Fälle ist der angegebene Beteiligungsgrund nur ein scheinbarer, insbesondere dann, wenn das die Beteiligung^anstrebende Unternehmen auf schwachen Füßen steht; derartige Unternehmungen suchen selten Anlehnung an kräftige Unternehmungen, schon deshalb nicht, weil sie f ü r ihre Unabhängigkeit fürchten, sondern meist an Unternehmungen, die ebenso schwach, wenn möglich noch schwächer, als sie selbst sind. Die Beteiligung dient als Deckmantel für die Begründung der Notwendigkeit neuer Geldmittel, eine Begründung, die meistens Erfolg h a t und, wenn auch o f t nur für kurze Zeit, eine Stützung des abwärts gleitenden Unternehmens herbeiführt. Selbstverständlich gibt es Beteiligungen, die vorteilhafte Dauerwirkungen im Gefolge haben, doch überwiegen jene, die zur gegenseitigen Stützung schwacher Partner vorgenommen werden, bei welchen aber immer einer der Partner von vornherein die Kosten zu tragen hat, bis in späterer Zeit die Kostenbestreitung den scheinbar stärker Gebliebenen überbunden wird, die schließlich, wenn sie nicht vorher schon durch den Niederbruch ihrer Partner ins Wanken kommen, auch daran glauben müssen. Daher die vielfache Doppelerscheinung, daß die Sanierung eines Beteiligten fast immer den anderen sanierungsbedürftig macht. Die S a n i e r u n g eines U n t e r n e h m e n s , d a s d u r c h B e t e i l i g u n g an ein a n d e r e s s a n i e r u n g s r e i f e s , oder der S a n i e r u n g e n t g e g e n s t e u e r n des U n t e r n e h m e n gebunden ist, sollte, wenn auch sonst alle and e r e n U m s t ä n d e f ü r d i e S a n i e r u n g s p r e c h e n , so l a n g e u n t e r b l e i b e n , b i s d i e B e t e i l i g u n g g e l ö s t i s t , o d e r d e r e n L a g e s i c h in g ü n stigem Sinne geändert hat. Beteiligungen bieten willkommene Gelegenheit zu Wechselreitereien und Bilanzschiebungen aller Art, zur Verdunklung von Verhältnissen, bei deren Bekanntwerden ein sofortiger Zusammenbruch unvermeidlich wäre. Mit Hilfe von Beteiligungen lassen sich tiefgehende Gebrechen lange Zeit verbergen, insbesondere wenn die Kunst verstanden wird, eine Beteiligung, wenn sie ihren Zweck erfüllt hat, durch eine andere abzulösen. Zur Sicherung des Absatzes trachten industrielle Unternehmungen Einfluß auf die in Frage kommenden Abnehmer dadurch zu gewinnen, daß sie sich an deren Unternehmungen beteiligen. Ist die Beteiligung an dem Unternehmen des Abnehmers eine im Verhältnisse zu dessen Geschäftskapital ver-

30 hältnismäßig kleine, dann wird der Einfluß ein sehr schwacher sein und gerade genügen, um zur Zeit der Beteiligung einen ihrer Größe entsprechenden Auftrag hereinzubringen. Ist die Zahl dieser Beteiligungen eine namhafte, dann wird ein großer Teil des Geschäftskapitales des sich beteiligenden Unternehmens seiner Uraufgabe entzogen, festgerannt, überdies in fremden Unternehmungen. Ist die Beteiligung bei den einzelnen Abnehmern im Verhältnisse zu deren Geschäftskapital jeweilen eine sehr große, dann vergrößern sich die vorgenannten Nachteile sprunghaft, führen in der weiteren Entwicklung dazu, daß das sich beteiligende Unternehmen Kredite aufnimmt, um seine Beteiligungsabsichten durchzuführen und seinen Beteiligungsverpflichtungen nachkommen zu können. Das sich beteiligende Unternehmen entwickelt sich zu einem Finanzierungsunternehmen für die ihm zugedachten Bestellungen, wird Bankier seiner Abnehmer, entzieht seinem eigenen Unternehmen die erforderlichen flüssigen Mittel, deren Ersatz durch Übernahme von Schuldenlasten beschafft wird. In den meisten Fällen läßt sich mit einfachen Rechnungen sofort nachweisen, daß die Zinsenbelastung, welche das Unternehmen auf diese Weise sich aufladet, den Gewinn aus den selbstfinanziert^n Bestellungen aufzehrt. Wenn die Unternehmungen infolge der ihnen zugebrachten Beteiligungen gedrückte Preise fordern, wird die Gewinnspanne sehr geschmälert, wenn sie jeden beliebigen Verkaufspreis zulassen, werden sie selbst konkurrenzunfähig; ihr Unternehmen ist ein fragwürdiges, die Beteiligung an Abnehmer-Unternehmungen von vornherein ein sicherer Verlust. Bricht ein solches Unternehmen zusammen, dann sind gewöhnlich nicht nur die ausstehenden Rechnungsbeträge, sondern auch das Beteiligungskapital verloren, der Verlust demnach ein doppelter. Um sich einerseits den Bezug von entsprechendem Rohmaterial, anderseits Preise desselben, welche in wirtschaftlicher Beziehung vorteilhaft erscheinen, überdies in Zeiten der Preistreiberei von dieser unberührt bleiben, zu sichern, trachten verschiedene Unternehmungen, sich an jenen ihrer Lieferanten zu beteiligen und an die Beteiligungen Bedingungen zu knüpfen, welche die vorgenannten Vorteile sichern. Die bei der Beteiligung an Abnehmerunternehmungen eben erwähnten Nachteile und Möglichkeiten, Bresthaftigkeiten des sich beteiligenden Unternehmens zu verschleiern, sind auch hier vorhanden; auch hier wird das sich beteiligende Unternehmen zum Bankier seines Lieferanten. Wenn von der Verdunklungsgefahr, die mit Beteiligungen verbunden ist, abgesehen und die Beteiligungen vom Standpunkte der erreichbaren wirtschaftlichen Vorteile betrachtet werden, d . h . vom Standpunkte der Sicherung eines ausreichenden Beschäftigungsgrades (Beteiligung an Abnehmerunternehmungen), bzw". eines günstigen Materialbezuges (Beteiligung an Lieferantenunternehmungen), dann obliegt es keinem Zweifel, daß sie unter Umständen andauernde wirtschaftliche Vorteile im Gefolge haben. Da anderseits jeder Verstoß gegen den Grundsatz betreffend die Verwendung von Industriekapital ausschließlich für industrielle (d. h. erzeugende und vertriebstechnische) Zwecke die finanzielle Ellbogenfreiheit schwer schädigen kann, sollen derartige Beteiligungen nur durch Zuhilfenahme einer dem Unternehmen nahestehenden Finanzierungs-, oder Beteiligungs-Gesellschaft erfolgen, welche die für die Beteiligungen erforderlichen Finanzmittel im Interesse des ihr nahestehenden Unternehmens aufbringen und als Gegenleistung in irgendeiner Form an den Vorteilen beteiligt sind, welche dem Unternehmen durch die

31 Beteiligung erwachsen. Hierdurch wird eine reinliche Trennung zwischen Industriekapital und Beteiligungskapital geschaffen. Immerhin muß zugestanden werden, daß durch die Verbindung zwischen Industrieunternehmen und Beteiligungsgesellschaft ebenfalls die Möglichkeit geschaffen wird, hüben und drüben zu verschleiern und zu verdunkeln. S a n i e r u n g e n von U n t e r n e h m u n g e n , welche als L i e f e r a n t e n , o d e r A b n e h m e r an a n d e r e n I n d u s t r i e u n t e r n e h m u n g e n b e t e i l i g t s i n d , m ü s s e n m i t b e s o n d e r e r V o r s i c h t g e h a n d h a b t w e r d e n , da die G e f a h r v o n V e r s c h l e i e r u n g e n u n d S c h i e b u n g e n in h o h e m M a ß e vorliegen kann. Zu den unter Umständen zu einem Zusammenbruche führenden Beteiligungen zählen die gemeinsamen Materialbezüge und gemeinsamen Lieferungen. Vereinigungen zwecks Materialbeschaffung haben den Zweck, durch Zusammenschluß zweier, oder mehrerer Verbraucher die Abschlußmengen zu erhöhen und dadurch billigere Preise zu erzielen. Industrielle Unternehmungen von einigermaßen Bedeutung werden in den seltensten Fällen Vorteile bei derartigen Zusammenschlüssen finden. Es erscheint nicht angemessen, dem Konkurrenten Einblick in die eigenen Umsatzverhältnisse zu ermöglichen, d e n n aus dem Materialbezuge kann auf den Umsatz geschlossen werden. Die Konkurrenzfähigkeit steigt, wenn beim Materialbezuge Sondervorteile errungen werden; beim gemeinsamen Materialbezuge sind Sondervorteile ausgeschlossen, wird demnach die Konkurrenzfähigkeit geschädigt. Gewisse Beteiligungen zwecks Materialbezug zwingen zur Abnahme von Material auch dann, wenn infolge verminderten Auftragsbestandes der Materialbedarf sinkt; die Beteiligungsgruppe kann unter Umständen Materialabnahmeverpflichtungen eingehen und Materialpreise bewilligen, welche in der Folge belastend wirken können. Die Freiheit des Handelns wird durch derartige Beteiligungen mehr, oder weniger eingeschränkt; ein industrielles Unternehmen sollte sich nie in seiner Handlungsfreiheit einengen lassen. Schließlich erfordern derartige Beteiligungen Kapitalbindungen im vorhinein, die mit dem Grundsatze der weitgehendsten Erhaltung der flüssigen Mittel unvereinbar sind. F ü r Gewerbetreibende und gewisse Kleinindustrien mag die Vereinigung zwecks gemeinsamer Materialversorgung manche Vorteile bringen, für industrielle Unternehmungen, die auf Selbständigkeit und nach eigenem Ermessen zu gestaltende Konkurrenzfähigkeit Wert zu legen haben, ist sie nicht zu empfehlen. In ähnlicher Weise ist die Beteiligung an Lieferungen zu beurteilen, wenn es sich um gleichartige, sich nicht ergänzende Erzeugnisse handelt. Daß sich beispielsweise eine Beteiligungsgruppe bildet, welche die Erstellung eines Kraftwerkes übernimmt, deren Teilnehmer verschiedenartige Erzeugnisse herstellen, der eine die wärmetechnischen Kraftmaschinen, der andere die Stromerzeuger, der dritte die Schaltanlagen, der vierte die Leitungsanlagen usw., wird in vielen Fällen vorteilhaft sein; eine dauernde Bindung wird aber Nachteile bringen, da dann der Anschluß an andere Beteiligungsgruppen ähnlicher Art aus konkurrenztechnischen Gründen von der Gegenseite verunmöglicht wird, abgesehen davon, daß sie die Handlungsfreiheit einschränkt. Dauernde Beteiligung an einer Lieferungsgruppe, deren Teilnehmer gleichartige Erzeugnisse herstellen, ist, wenn nicht besondere Ausnahmevorteile, was wenig wahrscheinlich ist, zugestanden werden, zu

32 verwerfen. Denn sie bedingt gemeinsame Einheitspreise, die für einzelne Beteiligte gewinnbringend, für andere verlustbringend wirken können. Meist werden derartige Beteiligungen von dem finanzkräftigerem Unternehmen vorgeschlagen, um das finanzschwächere als preisunterbietenden Konkurrenten auszuschalten, von dem finanzschwächerem gerne gesucht, um sich eine neue Finanzquelle zu erschließen. Viele Sanierungen scheitern daran, daß langfristige vertragliche Beteiligungsbindungen vorliegen, welche dem Begriffe der Selbständigkeit und Handlungsfreiheit eines industriellen Unternehmens zuwiderlaufen, oder weil die sanierenden K r ä f t e im Konkurrenzkampfe zu den Beteiligten stehen. Sanierungen werden erschwert, oft verunmöglicht, wenn langfristige Bindungen betreffend gemeinsamen Materialbezug, oder gemeinsamer Lieferungsverpflichtung vorliegen. Die Sucht nach Vergrößerung leitet gewöhnlich die ersten Beteiligungsschritte; da ihr der Wille zur Führung zur Seite steht, müssen Unternehmungen gesucht werden, welche willens sind, sich führen zu lassen, d. h. finanziell schwächer sind; sie willigen in eine Beteiligung, wenn ihnen finanzielle Vorteile geboten, mit andern Worten Kapital, zugebracht wird. Sind außenstehende Finanzquellen nicht zur Verfügung, dann müssen die erforderlichen Mittel dem Kapital des Führenden entnommen werden; um den Preis der Führerstelle wird das eigene Unternehmen geschwächt, ein anderes schwaches Unternehmen meist nur vorübergehend gestützt. Die Parole des Rationalisierens dient als Aushängeschild und Begründung, als späteres Ziel wird die Vereinigung angegeben. Gewöhnlich aber ist der Zweck derartiger Beteiligungen, den Weg für eine Finanzierung zu bahnen, um neue Geldquellen zur eigenen Stärkung zu erschließen, deren Notwendigkeit durch die Ausdehnungsmaßnahmen verhüllt werden soll. Oft bleiben derartige Bestrebungen auf halbem Wege stecken und werden durch die Notwendigkeit, das eigene Unternehmen zu sanieren, unangenehm unterbrochen. Da die Vereinbarungen mit dem anderen, noch schwächeren Unternehmen bestehen, wird die Sanierung erschwert, in der Mehrzahl der Fälle verunmöglicht. Unternehmungen, welche vorübergehend in den Machtbereich von Spekulanten geraten sind, werden mit besonderer Vorliebe diesen Weg geführt, um nach außen die Bildung eines großen Zusammenschlusses vorzutäuschen, der auf Kosten eines bis dahin gesunden Unternehmens erfolgt und weitere Spekulationspläne verwirklichen helfen soll. Mißlingen sie, dann ist das gesunde Unternehmen seiner Mittel beraubt, überdies an kranke Unternehmungen unlösbar, oder nur mit großen Opfern lösbar verbunden. U n t e r n e h m u n g e n , w e l c h e d a d u r c h in d e n Sanierungszustand versetzt wurden, daß ihr G e s c h ä f t s k a p i t a l für Zwecke V e r w e n d u n g f a n d , welche der A u f g a b e des U n t e r n e h m e n s ferne liegen, oder z u w i d e r l a u f e n , sind nicht s a n i e r u n g s w ü r d i g , wenn die hieraus e n t s t a n d e n e n B i n d u n g e n schädlicher N a t u r sind und nicht, oder nur mit unwirtschaftlichen Opfern beseitigt werden können. Die Zusammenschließung mehrerer industrieller Unternehmungen birgt in sich um so höhere Gefahren, je verschiedenartiger die Natur und die Finanzkräfte der aneinander gebundenen Einzelunternehmungen sind; die finanziell schwächeren zehren an dem Marke der finanziell stärkeren oft bis zu deren

33 Verblutung; der Niederbruch eines einzelnen Gliedes erschüttert das allgemeine Vertrauen der Gläubiger zu allen anderen Gliedern, f ü h r t zu Kreditkündigungen, schließlich zum Zusammenbruche des Gesamtkörpers. Speisende u n d gespeiste Unternehmungen können nur mit Hilfe kräftiger Finanzmittel mifc wirtschaftlichem Erfolge aneinander gebunden werden; denn ein speisendes Unternehmen, welches an ein gespeistes gebunden ist, muß damit rechnen, daß es dessen Konkurrenten als Abnehmer verliert, bzw. nie gewinnen kann; es kann auf sie verzichten, wenn es durch die gespeisten Unternehmen befriedigend beschäftigt wird; andernfalls wird es notleidend und k a n n nur mit Hilfe des Gewinnertrages der mit ihm gebundenen Unternehmungen erhalten werden. Die Geschichte der Konzerne lehrt, daß jeder Zusammenschluß, der nicht den Lebensbedingungen der aneinandergeschlossenen Unternehmungen im vollsten Ausmaße Rechnung trägt, über kurz oder lang zusammenbrechen muß. Bei Sanierungsvorschlägen betreffend Konzerne werden bedauerlicherweise die gegenseitigen Einflüsse und Wirkungen der Konzernunternehmungen selten, oder nie klargestellt, fast immer nur die finanziellen Verhältnisse in den Vordergrund geschoben; die Meinung, daß m i t Geld alles zu regeln und alles zu beheben ist, was bisher wirtschaftlich nachteilig war, kommt nirgends so stark zum Ausdrucke, wie bei Sanierungsverhandlungen, welche Konzerne betreffen; die Folgewirkungen derartig durchgeführter Sanierungen lehren, daß mit Kapitalzusammenlegungen und nachfolgenden Geldüberkleisterungen nicht geholfen werden kann, daß Gesundungen nur herbeigeführt werden können, wenn die Einzelkräfte des Gesamtunternehmens, d. s. die Einzelunternehmungen, gegeneinander wirtschaftlich abgestimmt, dort, wo eine Abstimmung nicht erreichbar ist, ausgeschieden werden. Die Unternehmungen eines Konzernes müssen wie das Räderwerk einer Uhr tadellos ineinander und miteinander arbeiten, sollen d e r a r t beschaffen sein, daß weder stützende noch gestützte Unternehmungen zu unterscheiden sind; Konzerne, welche Unternehmungen umfassen, die als Einzelkörper nicht bestehen könnten, enthalten Krankheitskeime, welche die Sanierungsgefahr in sich bergen. Die S a n i e r u n g von I n d u s t r i e k o n z e r n e n f o r d e r t s t r e n g e Ausscheidung aller E i n z e l u n t e r n e h m u n g e n , welche nur durch Hilfe der K o n z e r n u n t e r n e h m u n g e n bestehen k o n n t e n , und ist n u r d a n n zulässig, wenn die v e r b l e i b e n d e n U n t e r n e h m u n g e n gegenseitige wirtschaftliche Vorteile sichern, ohne ihre Konkurrenzf ä h i g k e i t n a c h a u ß e n h i n zu s c h m ä l e r n . Ebenso wie das Streben nach Vergrößerung der fabrikatorischen Leistungsfähigkeit in bezug auf den Umfang der Ausbringungsmengen seine Grenzen finden muß und durch vorübergehende Konjunktursteigerungen nicht gefördert werden darf, muß auch das Streben nach übergroßen Finanzmitteln seine Schranken finden. Bestimmend für den zulässigen Umfang des in einem industriellem Unternehmen arbeitenden Kapitales ist die durch seine fabrikatorische Mengenleistung (Güteleistung vorausgesetzt) bedingte Ertragsfähigkeit. Werden Kapitalmittel in einem Umfange beigebracht, welcher über das Erfordernis auch zu Zeiten höchster Anspannung hinausgeht, dann wird der Ertrag auf ein Niveau sinken, welches mit dem Industrierisiko nicht in Einklang gebracht werden kann. Kapitalistische Rückenstärkung ist immer zu begrüßen, darf jedoch nicht zu Auswüchsen führen, welche Gefahren in Herzog,

Sanierung.

3

34 sich bergen. Das Streben der Leitung soll dahingehen, das dem Unternehmen anvertraute Kapital befriedigend zu verzinsen, wobei für das Ausmaß der Verzinsung die oben gegebene Leitregel bestimmend ist. Steht eine Kapitalmenge zur Verfügung, welche durch die Ausbringungsmöglichkeit der fabrikatorischen Anlagen nicht befriedigend verzinst werden kann, dann sind vier Wege offen, die erwünschte Verzinsung herbeizuführen: Beteiligung an anderen Unternehmungen, Vergrößerung der Fabriksanlagen, Durchführung von Geschäften, welche außerhalb der Aufgabe des Unternehmens liegen, und die Spekulation. Die Gefahren, welche durch Anwendung dieser Mittel heraufbeschworen werden können, sind bereits erörtert worden, führen, wie die Erfahrung lehrt, dazu, daß Unternehmungen, welche ursprünglich übermäßig kapitalkräftig waren, bei der Sanierung enden; schuldtragend sind nie die Verhältnisse, immer nur die Leitung, die, wenn eine gründliche Heilung erfolgen soll, im Wege der Sanierung entfernt werden muß, andernfalls die Sanierung nur eine scheinbare ist. Ursprünglich übermäßig finanzstarke Unternehmungen fallen der S a n i e r u n g , wenn zwecks E r z i e l u n g einer aus Unternehmen selbst nicht herausbringbaren befriedigenden z i n s u n g des zu g r o ß e n K a p i t a l e s d i e s e s e i n e r u n s i c h e r e n wendung z u g e f ü h r t wurde, welche mit seiner ursächlichen s t i m m u n g in W i d e r s p r u c h s t e h t .

verdem VerVerBe-

Diese Fälle sind seltener als jene, bei welchen von einem Kapitalschwund nicht die Rede sein kann, weil das Unternehmen von vornherein mit zu wenig Kapital ausgestattet wurde. Hierbei handelt es sich um Gründungen, deren Gründungskapital aus Unkenntnis, oder bewußt zu klein gewählt wurde, oder welches zu unverhältnismäßig großem Teile durch die Gründungskosten aufgezehrt wurde. Unkenntnis der erforderlichen Mindestkapitalgröße ist auf Mangel an Sachkunde, auf Unterschätzung der Anlage-, Betriebs- und Vertriebskosten, auf Anhandnahme der Erzeugung eines fabrikationsunreifen Gegenstandes zurückzuführen. Selten liegt ein in allen Teilen durchgearbeitetes Gründungs-, Aufbau- und Arbeitsprogramm vor, meist werden die Kinderkrankheiten übersehen, die jedem neuen Unternehmen drohen, werden die Schwierigkeiten und Kosten unterschätzt, die der Kampf gegen bereits eingeführte Konkurrenten bereitet. Namentlich bei jenen Unternehmungen, welche zwecks Ausbeutung einer neuen Erfindung gegründet werden, kann die Beobachtung gemacht werden, daß die verkaufsreife Gestaltung des Erfindungsgegenstandes meist immer mit dem gänzlichen Verbrauche des vorgesehenen Kapitales zusammenfällt. Daher kommt es, daß wertvolle Erfindungen, wenn sie endlich zu gewinnbringender Gestaltung gediehen sind, dem Sanierungskapital als reife Frucht mit geringen Kosten verfallen. Das auf nichtfabrikmäßige Art hergestellte Muster des Erfindungsgegenstandes wird oft ohne Erprobung seines Verhaltens im praktischen Gebrauche als Grundlage der Errichtung eines Unternehmens gewählt, ohne darüber Klarheit zu besitzen, mit welchen Arbeitsbehelfen und Behelfformen die Massenerzeugung auf wirtschaftlich günstigstem Wege hergesetllt werden kann. Oft ist der Erfindungsgegenstand nur grundsätzlich gekennzeichnet, überhaupt nicht durchgebildet, wird die Erzeugung eines unvollkommenen, für den Gebrauch untauglichen Gegenstandes in großer Menge begonnen, um nachher zu erkennen, welche Verbesserungen er erfordert, um den vorgesehenen Absatz zu finden.

35 Durch die fortgesetzten Pröbeleien werden die vorhandenen, an sich schon knapp bemessenen Mittel aufgezehrt, bevor an einen Vertrieb überhaupt gedacht werden kann. Dort, wo unterdessen eine bemerkenswerte Entwicklung oder Vervollkommnung des Erfindungsgegenstandes stattgefunden hat, ist in solchen Augenblicken ein, wenn auch sehr knapp gehaltener Kredit unter schwer belastenden Bedingungen erhältlich, der gerade genügt, den Erfindungsgegenstand verkaufsreif zu gestalten, nicht mehr aber, Fabrikation und Vertrieb aufzunehmen. Darauf haben die Kreditgeber gewartet; die nun erfolgende Sanierung gibt ihnen Gelegenheit zur Ernte, wo sie nicht gesät haben; das Erstkapital fällt, weil von vornherein zu lebensschwach, der Vernichtung anheim, der Erfinder kommt um die Früchte seiner Arbeit, weil er und seine Mitgründer es nicht verstanden haben, das Ausreifen der Erfindung abzuwarten, die finanziellen Grundlagen des industriellen Aufbaues ausreichend zu bemessen. U n t e r n e h m u n g e n , die d a r a n z u g r u n d e g e h e n , d a ß die U b e r f ü h r u n g der ihren E r z e u g u n g s g e g e n s t a n d bildenden E r f i n d u n g in v e r k a u f s r e i f e u n d g e w i n n b r i n g e n d e F o r m u n d G e s t a l t d a s Geschäftskapital aufzehrte, bieten, wenn zweifelsfreie Absatzmöglichkeiten vorliegen, günstige Sanierungsgrundlagen. Bewußte Unterkapitalisierung bei Gründungen erfolgt oft in der fälschlichen Meinung, daß in erster Linie das Unternehmen ins Leben gerufen werden müsse, um greifbare Unterlagen für die weitere Kapitalbeschaffung bieten zu können, oft aus unlauterer Absicht heraus, das auf schwachen Füßen stehende Unternehmen zu Kreditoperationen, oder Spekulationszwecken zu benutzen, oft auch, um als Außenseiter die Aufnahme in einen gewinnbringenden Konzern zu erzwingen, oft nur, um erhebliche Gründungsgewinne einzuheimsen. Alle diese Bemühungen führen mit seltenen Ausnahmen zum Zusammenbruche; die hierauf einsetzenden Sanierungen sind von vornherein zur Erfolglosigkeit verurteilt. Zu halbfertigen Unternehmungen, welchen der Lebensodem ausgegangen ist, bevor sie überhaupt zur Entwicklung kamen, fehlt das Vertrauen der Vorsichtigen; die Wiederbelebung derartiger Unternehmungen ist nur mit Hilfe von Leichtgläubigen und Sachunkundigen möglich und selten von langer Dauer. Vor S a n i e r u n g j u n g e r U n t e r n e h m u n g e n , welche von v o r n herein bewußt mit unzulänglichen Kapitalmitteln ausgestattet w o r d e n s i n d , i s t im a l l g e m e i n e n s t e t s zu w a r n e n . Wenn das Verhältnis zwischen arbeitendem Kapital und Geschäfts kapital ein sehr großes ist, entstehen Verschuldungen, deren Umfang zumeist die Ursachen des Sanierungszustandes ist. Die Höhe des wirtschaftlich zulässigen Schuldenstandes hängt von der Art des Unternehmens, von seiner Ertragsfähigkeit, von der Art der Schulden und gegebenenfalls vom Geldmarkte ab. Unternehmungen, bei welchen sich das arbeitende Kapital sehr oft im Jahre umsetzt, bei welchen hohe Mengeneinheitsgewinne erzielt werden, welche auch einen höheren Zinsendienst tragbar erscheinen lassen, sind in ihrer Entwicklung gesichert, wenn die Schulden langfristiger Natur sind; sie arbeiten meist mit einem zu ihrem Umsätze und zu ihren Fabrikations-, wie Vertriebskosten verhältnismäßig sehr kleinen Kapital, welches eine außerordentlich hohe Verzinsung abwirft. Da ihr arbeitendes Kapital, d. i. die Summe aus Geschäftskapital und Kreditkapital, sich im Jahre sehr oft umsetzt, sind derartige Unternehmungen in der Lage, ihre Warenschulden pünkt3#

36 lieh zu begleichen und ihrem Zinsendienste einwandfrei nachzukommen. Das Bild kann sich jählings ändern, wenn der gewährte Kredit kurzfristig ist und infolge ungünstiger Änderung des Geldmarktes, oder absichtlich gekündigt wird, um das Unternehmen in Verlegenheit zu bringen; der Kreditentfall entzieht dem Unternehmen seine Betriebsmittel, die aus dem Geschäftskapital allein nicht bestritten werden können, bringt Stockung in der Bezahlung der Warenschulden, die zur Folge hat, daß der weitere Warenkredit eingestellt wird; die Ausgangsmaterialien werden unterbunden, damit die Lieferungsmöglichkeit und die weitere Lebensfähigkeit des Unternehmens. Die S a n i e r u n g eines an sich g e w i n n b r i n g e n d e n , j e d o c h ü b e r s c h u l d e t e n U n t e r n e h m e n s i s t n u r d a n n zu e m p f e h l e n , w e n n d i e unzulässige Schuldenlast abgestoßen, Geschäftskapital und K r e d i t k a p i t a l in e i n w i r t s c h a f t l i c h z u l ä s s i g e s V e r h ä l t n i s gebracht werden können. Der Zusammenbruch von verhältnismäßig jungen Unternehmungen ist oft darauf zurückzuführen, daß der Gegenstand des Unternehmens, bzw. die vorgesehenen Erzeugnisse, zur gewinnbringenden Ausbeutung nicht geeignet sind. Die Praxis liefert hierfür Beispiele mannigfacher Art, insbesondere auf dem Gebiete der Naturschätze und auf dem Gebiete der Erfindungen. Verlockt durch ergiebige Aufschlüsse von Rohöl, Erzen und wertvollen Mineralien, werden benachbarte Ländereien und Bergrechte erworben, ohne Gewißheit zu besitzen, ob sie die gleiche Fündigkeit aufweisen, wie die bereits in der Nachbarschaft ausgewerteten; mit dem eigenartigem Verlaufe der Öllinien, mit der Möglichkeit von Verwerfungen wird nicht gerechnet, nur mit dem Ertragsreichtum der benachbarten Betriebe. Das Betriebskapital wird durch die ergebnislosen Aufschlußarbeiten aufgezehrt; um neues Kapital hereinzubekommen, wird die Sanierung eingeleitet, werden die vorhandenen Schurfrechte und Konzessionen, die bisherigen Aufschlußarbeiten als Aktiven aufgeführt, trotzdem sie wertlos sind. Grubenunternehmungen kommen durch außerordentliche Naturereignisse, wie Wassereinbrüche, die mit bisher bekannten Mitteln nicht bewältigt werden können, zum Zusammenbruche; andere wieder dadurch, daß das geförderte Erdgut von so geringem Gehalte ist, daß die Förderkosten durch den erzielbaren Verkaufspreis nicht hereingebracht werden können, während wieder andere Grubenbetriebe wohl wertvolles Material liefern, aber von allen Verkehrsmitteln soweit abgeschieden liegen, daß die Beförderungskosten die Gesamtgestehungskosten derart erhöhen, daß jegliche preistechnische Konkurrenzfähigkeit unterbunden wird. Industrielle Unternehmungen, welche Erfindungen zum Gegenstande ihrer Tätigkeit wählen, verbluten daran, daß die Erfindungen dem Fortschritte nacheilen (zu spät kommen), oder voreilen (vorläufig in ihrem Werte nicht erkannt werden). Die S a n i e r u n g von i n d u s t r i e l l e n U n t e r n e h m u n g e n , G e g e n s t a n d zur A u s b e u t u n g u n g e e i g n e t ist, ist zwecklos.

deren

Im K a m p f e um die Vorherrschaft auf den Absatzgebieten werden von den mächtigeren Konkurrenten Gewaltmittel aller Art angewendet, um unliebsame Konkurrenten aus dem Sattel zu heben. Alltägliche Mittel sind Preisunterbietungen auch auf die Gefahr hin, augenblicklich große Verluste zu erleiden, welche, wenn die Konkurrenz niedergerungen ist, durch Preis-

37 erhöhungen rasch hereingebracht werden. Wo die Preisunterbietung nicht zum Ziele führt, werden von den kapitalkräftigen Konkurrenten Zahlungsfristen von solcher Ausdehnung eingeräumt, daß der minderkapitalstarke K o n k u r r e n t nicht mithalten kann und daher die Kunden verliert, werden den Abnehmern Kredite, oder sonstige finanzielle Hilfe gewährt, werden Gegengeschäfte getätigt, die der Konkurrent nicht eingehen kann. Wo alle diese Mittel nicht verfangen, wird versucht, den ausschließlichen Besitz, oder das ausschließliche Verfügungsrecht über unerläßliche Rohmaterialquellen zu erlangen, die für die Konkurrenz in Zukunft weder direkt, noch indirekt zugänglich sind. Wo die Großkonkurrenz enge Verbindungen mit der Großfinanz tiesitzt, wird nicht davor zurückgeschreckt, das grausamste aller Konkurrenzmittel, die Sperrung des Kredites, anzuwenden. U n t e r n e h m u n g e n , welche durch S p e r r u n g der Bezugsquellen, o d e r d e s K r e d i t e s an d a s E n d e i h r e r K r ä f t e g e l a n g t s i n d , k ö n n e n so l a n g e n i c h t m i t e i n e r e r f o l g r e i c h e n S a n i e r u n g r e c h n e n , a l s die S p e r r e a u f r e c h t e r h a l t e n bleibt. Besonders schwierig gestaltet sich die Sanierung von industriellen Unternehmungen, welche Halbfabrikate für Industrien erzeugen, die aus äußeren, unabwendbaren Gründen ins Stocken geraten, oder zur Einstellung ihrer Betriebe gezwungen sind. Beispiele hierfür sind u. a. Baumwollspinnereien, welche vom Geschäftsgange der Baumwollwebereien abhängig sind, Kleinschraubenfabriken und Schalenfabriken, deren Konjunktur ausschließlich von jener der Uhrenindustrie abhängt. Das sich immer mehr erweiternde Anwendungsgebiet der Kunstseide verringert zusehends die Aufnahmefähigkeit der bisherigen Absatzgebiete für Baumwollwaren; die Baumwollwebereien werden in der Folge zu Betriebseinschränkungen und Betriebseinstellungen gezwungen, die um so nachhaltiger wirken, je mehr infolge der Abnahme der Nachfrage die Angebote steigen, wodurch die Verkaufspreise sinken, bis sie unter die Gestehungskosten fallen. Die Baumwollspinnereien werden dadurch ihrer Abnehmer beraubt. Kommt noch im natürlichen Folgewege hinzu, daß die Preise der Rohbaumwolle einerseits infolge zunehmender Überproduktion, anderseits infolge rasch abnehmenden Bedarfes fallen, die Baumwollspinnerei aber zu höheren Einkaufspreisen mit Rohmaterial für Normalzeiten eingedeckt wurde, dann sind Hemmnisse geschaffen, welche den Niederbruch herbeiführen und eine Sanierung vorläufig verunmöglichen. Infolge der überall gesteigerten Zölle auf Taschenuhren und der infolgedessen erfolgten Gründungen von zahlreichen Uhrenfabriken in den einzelnen Zollgebieten durch die Mutterfabriken, sind diese gezwungen, ihre Produktion stark zu verringern, vielfach für immer einzustellen; die von ihnen abhängigen Schrauben- und Schalenfabriken t r i f f t das gleiche Schicksal. Es wird niemandem einfallen, eine vordem große, nunmehr in Not geratene Eisfabrik in einer Zeit zu sanieren, in welcher die Genuß- und Lebensmittelfabriken eigene Eisfabrikationsanlagen besitzen und die Haushaltungen mit kleinen, elektrisch betriebenen Eismaschinen ausgerüstet werden. I n d u s t r i e l l e U n t e r n e h m u n g e n , w e l c h e z u r S p e i s u n g von im N i e d e r g a n g e b e f i n d l i c h e n I n d u s t r i e n d i e n e n , sind für S a n i e r u n g e n nicht geeignet, wenn der Niedergang u n a u f h a l t s a m ist, können bei v o r ü b e r g e h e n d e m N i e d e r g a n g e der g e s p e i s t e n I n d u s t r i e n erst dann saniert w e r d e n , wenn s e i n e U r s a c h e n e n d g ü l t i g b e s e i t i g t sind.

38 Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit sind seinerzeit vielfach Industrien gegründet worden, welche aus speisenden und gespeisten Unternehmungen bestehen. Beispiele hierfür sind u. a. Kesselfabriken, welche mit Armaturenfabriken, Baumwollwebereien, welche mit Baumwollspinnereien ein einheitliches Ganzes bilden. Die Vereinigung zweier Arbeitsgebiete war dort gegeben und berechtigt, wo die gespeiste Abteilung die gesamte Erzeugungsmenge der speisenden Abteilung, oder ihren Großteil aufnehmen konnte. Solange keine Sonderfabriken für Armaturenbau und keine reinen Baumwollspinnereien bestanden, waren die Kesselfabriken, bzw. Baumwollwebereien, auf den Bezug von Armaturen, bzw. Garnen, von ihren Konkurrenten angewiesen, diesen gegenüber demnach in preistechnischer Beziehung beim Vertriebe ihrer Erzeugnisse im Nachteile. Als die Sonderfabriken entstanden, wandten sich die Abnehmer diesen zu, weil sie naturgemäß den Konkurrenten nicht durch Aufgabe von Bestellungen weiterhin stärken wollten; die Zahl ihrer Abnehmer und damit ihrer Erzeugungsmengen wuchs; sie konnten infolgedessen unter den Selbstkosten der kombinierten Unternehmungen liefern. Ihre Abnehmer kamen in die Lage, das Enderzeugnis (Kessel, Gewebe) billiger auf den Markt zu bringen, als die kombinierten Unternehmungen, deren Absatzmengen einen immer mehr zunehmenden Rückschlag erlitten, der sie schließlich in Notlage und in sanierungsbedürftigen Zustand trieb. Interessant ist es nun, festzustellen, daß Sanierungen derartiger Unternehmungen immer wieder vorgenommen werden, ohne das Grundübel zu beseitigen; das ursprüngliche Kapital wird zusammengelegt, neues aufgebracht, um den kombinierten Betrieb wieder lebensfähig zu gestalten. Auf die Dauer kann er sich nicht erhalten, denn das Enderzeugnis wird durch das verteuerte Zusatz-, oder Vorerzeugnis auf einen Selbstkostenpreis getrieben, der ein erfolgreiches Mithalten auf dem Konkurrenzmarkte verunmöglicht. Um das speisende Unternehmen voll zu beschäftigen, wird zum Auskunftsmittel gegriffen, die Zusatz-, bzw. Vorerzeugnisse zu Konkurrenzpreisen abzugeben ; der entstehende Verlust muß aus dem etwaigem Gewinne des Enderzeugnisses gedeckt werden. Begründet wird das Vorgehen mit der Erhaltung der Unabhängigkeit des Unternehmens von der speisenden Industrie; die Unabhängigkeit von fremden Speisequellen ist nur dort zu sichern, wo sie sich in Händen der Konkurrenz befindet, in allen anderen Fällen ist sie nur Ausfluß einer kostspieligen Eitelkeit, oder Kurzsichtigkeit. I n d u s t r i e l l e U n t e r n e h m u n g e n , w e l c h e sich a u s s p e i s e n d e n u n d g e s p e i s t e n G l i e d e r n z u s a m m e n s e t z e n , w e r d e n m e i s t e n s d u r c h die U n W i r t s c h a f t l i c h k e i t j e n e r n o t l e i d e n d ; wo i m m e r G e l e g e n h e i t g e g e b e n i s t , die s p e i s e n d e n G l i e d e r u n t e r E r h a l t u n g d e r S p e i s u n g s s i c h e r h e i t d u r c h F r e m d b e z u g zu e r s e t z e n , i s t V o r b e d i n gung einer e r f o l g r e i c h e n S a n i e r u n g d i e S t i l l e g u n g o d e r A b s t o ß u n g , der speisenden Glieder. An anderer Stelle ist der Fall jener industriellen Unternehmungen erörtert worden, welche ausschließlich auf den Staat als Abnehmer angewiesen sind und notleidend werden, wenn die zusammengeschrumpften Staatsmittel eine Einschränkung, oder Einstellung der Bestellungen auf lange Zeit hinaus fordern. Jedes industrielle Unternehmen, welches auf einen Kunden, oder auf einen Hauptkunden abstellen muß, schwebt immer in Gefahr, mangels Aufträgen notleidend zu werden.

39 Der gleiche Fall gilt für jene Unternehmungen, welche aus seinerzeit vielleicht begründeten Ursachen eine reinliche Scheidung zwischen Erzeugung und Vertrieb dadurch herbeiführten, daß zwei selbständige Unternehmungen geschaffen wurden, von welchen die eine ausschließlich der Fabrikation, die andere dem Vertriebe dient, wobei insoferne eine Bindung vorgenommen wurde, als das Fabrikationsunternehmen verpflichtet wurde, seine gesamte Erzeugung an die Vertriebsgesellschaft abzugeben, diese, die Gesamterzeugung jenes abzunehmen. Erfahrungsgemäß lockern sich mit der Zeit die Beziehungen derartiger Gesellschaften, namentlich dann, wenn die Mehrheit ihre Besitzer ändert, wenn die leitenden Persönlichkeiten wechseln. Die Vertriebsgesellschaft, welche ursprünglich für scharf umschriebene Erzeugnisse gedacht war, gleitet langsam in die Bahnen einer allgemeinen Handelsgesellschaft, dehnt ihren Vertrieb auf verwandte Erzeugnisse aus, vernachlässigt die vertraglich abzunehmenden Erzeugnisse und setzt an ihre Stelle andere, die ihr mehr Gewinn versprechen. Aus den hieraus entstehenden Meinungsverschiedenheiten entwickeln sich langwierige Prozesse, welche die Tätigkeit des Fabrikationsunternehmens zumindest während deren Dauer lahmlegen. Gerät überdies die Verkaufsgesellschaft auf abgleitende Bahn und in Notlage, dann steht das Unternehmen ohne Abnehmer da, trotzdem es an den Abnehmer gebunden ist. I n d u s t r i e l l e U n t e r n e h m u n g e n , welche von einem einzigen K u n d e n a b h ä n g e n , o d e r d e r e n H a u p t t e i l an E r z e u g u n g s m e n g e n von einem einzigen K u n d e n abgenommen wird, und welche d u r c h dessen Versagen notleidend werden, können durch eine Sanierung nicht wiederbelebt werden. Aber auch dort, wo, wie in den meisten Fällen, Fabrikation und Vertrieb zu einem Körper vereinigt sind, kann bei höchster Leistungsfähigkeit der Fabrikationsabteilung sowohl in leistungstechnischer, wie kostentechnischer Beziehung das Unternehmen versagen, wenn die Verkaufsabteilung Wege wandelt, die der Natur des Unternehmens nicht angepaßt sind. Es gibt Verkaufsleitungen, welche auf die Güte ihrer Erzeugnisse und auf deren Ruf pochend, ablehnen, Werbemittel zu verwenden, welche eine etwa minderwertige Konkurrenz mit Erfolg anwendet. Es wird übersehen, daß eine gewandte, auf die Eigenheit der Abnehmer abgestellte Werbetätigkeit imstande ist, weit überlegene Konkurrenzfabrikate zu verdrängen, daß durch eine zügige Werbung Namen und Arten von minderwertigen Erzeugnissen derart eingehämmert werden können, daß weit bessere Erzeugnisse bei den Verbrauchern in Vergessenheit geraten. Im Gegensatze zu diesen Verkaufsleitern stehen jene, welche sich in ihrer Werbetätigkeit überbieten, ohne die Wirtschaftlichkeit der Werbekosten einer genauen Prüfung zu unterziehen. Durch Gründung von Zweigniederlassungen, ausgedehnte Reisenetze und große Reisendenzahl, durch umfassende Werbung in Schrift und Bild erreichen sie dauernde Vollbeschäftigung ihrer Fabrikationsabteilung, zugleich aber auch eine Steigerung der Selbstkosten, die eine Gewinnbringung der erzielbaren Verkaufspreise verunmöglicht. Die Wahrheit dämmert gewöhnlich erst dann auf, wenn die Betriebsmittel erschöpft sind. Manchmal gelingt es, an Hand der Umsatzziffern neues Kapital heranzuziehen, indem nachgewiesen wird, daß eine Vergrößerung der Fabrikationsanlagen eine Mehrproduktion und damit eine Verbilligung der fabrikatorischen Gestehungskosten ermöglichen

40 würde, überdies eine weitere Steigerung der Umsatzziffern auf dem bisher beschrittenen Wege zu erreichen sei; die entstandenen Verluste werden mit allen Künsten der Buchführung verdeckt, oder der zu teueren Fabrikation zugeschrieben. Die Umsatzziffern blenden hüben, wie drüben und bringen das ins Stocken geratene Unternehmen zu neuem Anlaufe. Die kaufmännische Leitung wird durch den Kapitalerfolg erst recht darin bestärkt, daß ihr Vorgehen das richtige sei, die Fabrikationsanlagen werden erweitert, ohne daß des Übels Wurzel entfernt wird. Der Kapitalauffrischung folgt in kurzer Zeit der unvermeidliche Sanierungszustand, der sich günstiger gestaltet hätte, wenn er bei der ersten Stockung herbeigeführt worden wäre. Industrielle Unternehmungen, welche ausschließlich durch Unter-, oder Ü b e r a u s b a u der V e r k a u f s a b t e i l u n g n o t l e i d e n d werden, können mit günstigen S a n i e r u n g s a u s s i c h t e n rechnen, wenn das A u s m a ß der v e r k a u f s t e c h n i s c h e n E i n r i c h t u n g e n der Leistungsfähigkeit der f a b r i k a t o r i s c h e n Abteilungen a n g e p a ß t wird. Wenn industrielle Unternehmungen, die der gleichen finanziellen Einflußsphäre unterstehen, gleichzeitig sanierungsbedürftig werden, gilt allgemein als scheinbar erprobtes Allheilmittel die Zusammenschweißung; aus dieser Methode, die sich in geistloser Nachahmung von Sanierungen mit glücklichem Zukunftserfolge, für welche die erforderlichen Voraussetzungen gegeben waren, entwickelte, entstehen groteske Industriegebilde, die vom Tage ihrer Geburt an kranken und dahinsiechen. Das Zusammenschweißen von industriellen Unternehmungen gleicher Art kann nur dann überhaupt in Vorschlag kommen, wenn sie im gleichen Einzugsgebiete t ä t i g waren, den gleichen Kundenkreis bedienten, mit annähernd gleichen Gestehungskosten arbeiteten und Erzeugnisse gleicher Güte herausbrachten, d. h. wenn sie eine Konkurrentenzahl bildeten, deren Leistungsfähigkeit die Abnahmefähigkeit des Einzugsgebietes in unwirtschaftlichem Ausmaße überstieg. Der Sanierung obliegt dann die Aufgabe, aus einer Mehrzahl überzähliger gleichwertiger Konkurrenten ein einziges, mehr oder minder konkurrenzloses Unternehmen herauszubilden, zu dessen Festigung die besten geistigen und mechanischen Kräfte der zu sanierenden Unternehmen herangezogen werden. Dieser Fall ist seltener als jener, bei welchem die Sanierung gleichartiger, aber nicht gleichwertiger Unternehmen zum Anlasse genommen wird, das kräftigere Unternehmen mit dem lebensschwachen zu koppeln, um aus diesem anläßlich der Sanierung so viel als möglich herauszuholen. Es wird auch nicht davor zurückgeschreckt, gesunde Unternehmungen unter Vorgabe der Kundenzubringung durch die Überreste von sanierungsbedürftigen Unternehmungen gleicher Art zu belasten; der Augenblickserfolg ist für die Heilkünstler entscheidend, entscheidend, daß die Sanierung überhaupt zustande kam, nicht der wahrscheinliche und unausbleibliche Zukunftserfolg der Sanierung, dessen Erwägung mit Vorliebe aus dem Wege gegangen wird. Unternehmungen, die sterbensmüde sind, sollten sterben gelassen werden; mit ansteckender Krankheit Behaftete bettet man nicht mit Gesunden, oder Genesenden zusammen. Die Sanierungsbeflissenen setzen sich über Selbstverständlichkeiten hinweg, wundern sich nachher, daß der Mißerfolg ebenfalls selbstverständlich war. Noch seltsamere Totgeburten werden durch Zusammenschweißung verschiedenartiger Unternehmen zuwege gebracht, nur deshalb, weil ihre bestimmenden Mehrheiten in einer Hand vereinigt sind. Einigermaßen ver-

41 ständlich erscheint solches Vorgehen dann, wenn ein Zusammenhang durch die Eigenschaften von speisenden und gespeisten Unternehmungen vorhanden ist; die diesbezüglichen Gefahren sind bereits erörtert worden; gewöhnlich liegen die Verhältnisse der zu sanierenden Unternehmungen dieser Art so, daß die zu speisenden Unternehmungen mangels eines ausreichenden Absatzgebietes nicht aufnahmefähig, die speisenden Unternehmungen mangels Leistungsfähigkeit nicht speisekräftig sind, sonst wären diese und jene wahrscheinlich nicht sanierungsbedürftig geworden. Mit börsengeübter Kunstfertigkeit wird aus Blinden und Lahmen, die sich gegenseitig Gehen und Sehen lernen sollen, ein nach außen Eindruck erweckendes Konzerngebilde geschaffen, wird das Kapital derer, die nie alle werden, herangelockt, um einem Unternehmen, das auf Moorgrund aufgebaut ist, zum Scheinleben zu verhelfen. Der Sanierungskünstler, der sein Schäfchen ins Trockene gebracht hat, ist der einzige, der aus der Sanierung Nutzen gezogen hat. Noch schlimmer wird das Übel, wenn die unter einen Hut gebrachten Unternehmungen keinen wie immer gearteten Zusammenhang aufweisen und zu dem hauptsächlichsten Zwecke zusammengeschweißt wurden, um sich in Zukunft t a t kräftige Unterstützung bei der Ausstellung und dem Vertriebe von Wechseln zu sichern. S a n i e r u n g e n m e h r e r e r i n d u s t r i e l l e r U n t e r n e h m u n g e n auf dem W e g e des Z u s a m m e n s c h l u s s e s h a b e n A u s s i c h t auf E r f o l g , wenn es s i c h u m g l e i c h a r t i g e u n d g l e i c h w e r t i g e U n t e r n e h m u n g e n d e s gleichen E i n z u g s g e b i e t e s h a n d e l t , an d e r e n Stelle die S a n i e r u n g e i n e n e i n z i g e n K o n k u r r e n t e n s e t z t ; h a n d e l t es s i c h u m d e n Z u sammenschluß notleidend gewordener speisender und gespeister U n t e r n e h m u n g e n , dann sind die S a n i e r u n g s b e s t r e b u n g e n mit V o r s i c h t u n d Z u r ü c k h a l t u n g zu b e u r t e i l e n ; b e t r i f f t die S a n i e r u n g den Z u s a m m e n s c h l u ß v e r s c h i e d e n a r t i g e r n o t l e i d e n d e r Unt e r n e h m e n , d a n n i s t i h r m i t g r ö ß t e m M i ß t r a u e n zu b e g e g n e n . Für die Beurteilung der voraussichtlichen Zukunftserfolge einer Sanierung ist die bisherige und zukünftige Leitung des Unternehmens bestimmend. In erster Linie ist festzustellen, ob die Leiter des Unternehmens, die bisherigen und zukünftigen, selbständig arbeiten, oder nur vorgeschobene Strohmänner sind, die nach dem Willen der im Hintergrunde verbleibenden Hauptbesitzer, oder Mehrheitsvertreter handeln. Handelt es sich um Strohmänner, dann sind ihre Qualitäten nebensächlich, bestimmend nur die Absichten der Drahtzieher; je verhüllter, oder verzwickter dieselben sind, mit desto größerer Zurückhaltung ist den Sanierungsbestrebungen zu begegnen. Wenn die Absicht besteht, den bisherigen Leitern, durch deren Untüchtigkeit, Schuld, oder Verfehlungen das Unternehmen notleidend geworden ist, die Leitung des sanierten Unternehmens zu übertragen, und eine Mehrheit vorhanden ist, welche diese Übertragung durchsetzen kann, dann ist dem Fremdkapital zu empfehlen, sich von der Sanierung fernzuhalten; die gleiche Wegleitung hat zu gelten, wenn die bisherigen, oder zukünftigen Leiter vorgeschobene Posten einer im Hintergrunde wirkenden K r a f t sind, deren Absichten nicht klar zutage liegen, von welcher nicht einwandfrei festgestellt werden kann, daß sie im ausschließlichen Interesse des zu sanierenden Unternehmens handelt, welche die Sanierung als Augenblicks-Finanztransaktion betrachtet ohne Rücksicht darauf, daß sichere Grundlagen für das zukünftige Gedeihen des sanierten Unter-

42 nehmens geschaffen werden; werden doch viele Unternehmungen nur saniert, um sie mit Gewinn (der aus der Sanierung fließt) abzustoßen. So selbstverständlich es erscheint, daß Geschäftsleiter, durch deren Tätigkeit das Unternehmen an den Rand des Abgrundes gebracht wurde, im Wege der Sanierung entfernt werden, so selten wird dieser Forderung entsprochen, dann überhaupt nicht, wenn sie über die bestimmende Mehrheit verfügen, oder durch diese gestützt werden. Werden die bisherigen Geschäftsleiter entfernt, dann ist zu untersuchen, ob die an ihre Stelle Rückenden die Eignung besitzen, das sanierte Unternehmen auf gewinnbringende Bahnen zu leiten, oder ob sie durch begünstigende Einflüsse nur berufen werden, um ihnen eine Einnahmequelle zu sichern. Die Sanierung muß Haupt und Glieder der geistigen Kräfte betreffen, sonst geht sie fehl. Die Erfahrung lehrt, daß die materielle Seite einer Sanierung viel leichter durchzuführen ist als die persönliche, daß sie zwecklos ist, wenn jene gelingt, diese aber infolge schirmender Einflüsse scheitert. D e r Z u k u n f t s e r f o l g e i n e r S a n i e r u n g h ä n g t d a v o n a b , ob sie s i c h d u r c h g r e i f e n d a u c h auf d a s p e r s ö n l i c h e M o m e n t e r s t r e c k e n kann. Die Beibehaltung von Geschäftsleitungen, durch deren Verschulden das Unternehmen notleidend geworden ist, ist gleichbedeutend mit der Festigung eines Krankheitserregers, dessen Natur und Wirkung bekannt sind. Der Sanierung obliegt, wie bereits erörtert wurde, die Aufgabe, die Krankheitserreger des notleidend gewordenen Unternehmens zu erkennen und zu entfernen. Die Umstellung eines Unternehmens auf andere Erzeugnisse, auf andere Absatzgebiete, auf andere fabrikatorische und verkaufstechnische Methoden, die Auswechslung unzureichender Arbeitsbehelfe, die Neuorganisation der gesamten Tätigkeiten, die Ausschaltung unzureichender wird bei Sanierungen, wenn sie sachkundig an Hand genommen werden, selten auf Widerstand stoßen, die Ausschaltung von unwirtschaftlich wirkenden, leitenden Personen zumeist. Selten werden die Sanierungen mit der erforderlichen Ruhe vorgenommen, fast immer in treibender Hast; Ursache dieser Erscheinung sind in erster Linie u. a. drohende Wechselfälligkeiten, drängende Schuldner, vielfach unlautere Bestrebungen, endlich die Notwendigkeit, laufende Geschäfte mit möglichst geringen Störungen abwickeln zu können. Schnell wirkende Mittel kommen zur Anwendung, um den Sanierungsprozeß nach Tunlichkeit abzukürzen; die Beendigung der Sanierung ist das Hauptziel, die Güte der Sanierung wird zur Nebenrolle. Die Hast ist menschlich verständlich durch das Bestreben, Sorgen und Verantwortungen, welche mit der Sanierung verknüpft sind, möglichst rasch abzuwälzen und auf die Leitung des sanierten Unternehmens zu übertragen. Daher kann es nicht überraschen, wenn das Studium der bisherigen Krankheitserreger nicht eingehend erfolgt, wenn in der Hast des Sanierens Mittel angewendet werden, welche neue Krankheitserreger in sich bergen. Von den bisherigen Krankheitserregern werden die offen zutage tretenden, soferne sie nicht persönlicher Natur sind und Stützung finden, nach Möglichkeit entfernt, oder wenigstens vorübergehend geschwächt. Ob die ersichtlichen Krankheitserreger aber durch versteckte hervorgerufen werden, das festzustellen, dazu fehlen meistens Zeit und Sachverständnis. Wirken doch bei den Sanierungen oft immer jene mit, deren Tätigkeitszeit in die Zeit

43 des Niederganges des Unternehmens fällt; es ist verständlich, wenn auch nicht zu entschuldigen, daß sie nicht mit Fingern auf Gebrechen weisen, die bei der Sanierung zutage treten und von ihnen rechtzeitig erkannt und beseitigt hätten werden sollen, daß sie mit Eifer daran sind, die wunden Stellen des Betriebes nach Möglichkeit zu verhüllen. Sachunkundigkeit einerseits, das Streben nach Abkürzung der Sanierungszeit anderseits führen dazu, daß Sanierungsmittel gebilligt werden, welche neue Gebrechen und neue Krankheitserreger den vorhandenen zufügen. Nur selten, weil zeitraubend und kostspielig, werden Sanierungen dadurch eingeleitet, daß das Unternehmen einer eingehenden Untersuchung seiner technischen, fabrikatorischen, kalkulatorischen, kaufmännischen und vertriebstechnischen Eigenschaften unterworfen, von seinen Gebrechen befreit, einer wirtschaftlich wirkenden Umorganisation unterzogen, sein zukünftiger Arbeitsplan ausgearbeitet, und dann erst die finanziellen Mittel berechnet werden, welche erforderlich sind, um das Unternehmen mit Erfolgsaussicht weiterzuführen. Durch derartige Vorarbeiten werden genaue Wegleitungen für die Durchführung der Sanierung geschaffen, wird vermieden, daß sich neue Krankheitserreger einnisten. S a n i e r u n g e n sollen u n t e r V e r m e i d u n g j e g l i c h e r H a s t u n d Ü b e r s t ü r z u n g d u r c h g e f ü h r t w e r d e n ; es m u ß g e n ü g e n d Z e i t z u r V e r f ü g u n g s t e h e n , um die v o r h a n d e n e n K r a n k h e i t s e r r e g e r zu e r f o r s c h e n u n d zu b e s e i t i g e n , um n e u e n d e n W e g zu v e r s p e r r e n ; die f a b r i k a t o r i s c h e n und v e r k a u f s t e c h n i s c h e n Grundlagen der z u k ü n f t i g e n T ä t i g k e i t m ü s s e n f e s t g e l e g t w e r d e n , b e v o r die f i n a n z i e l l e S a n i e r u n g d e s U n t e r n e h m e n s an H a n d g e n o m m e n wird. Wird der vorstehend gekennzeichnete Weg beschritten, dann ist, wenn nicht unvorhergesehene, äußere Einflüsse schädigend einwirken, mit größter Wahrscheinlichkeit eine günstige Entwicklung des sanierten Unternehmens zu erwarten. Darauf, daß nur in den seltensten Fällen Sanierungen in der genannten Weise vorbereitet werden, ist es zurückzuführen, daß die finanzielle Seite der Sanierung oft erheblichere Schwierigkeiten bereitet, als notwendig wäre, daß finanzielle Verluste entstehen, welche vermieden werden könnten, und neue Finanzmittel aufgewendet werden müssen, welche unter Umständen entbehrlich gewesen wären. An Hand einiger Beispiele läßt sich ohne weiteres erkennen, daß diese Behauptung durch praktisch erprobte Erfahrungen bestätigt wird. Ein Unternehmen ist notleidend geworden, weil bei der Wahl des zu verarbeitenden Materiales kaufmännische, technische und fabrikatorische Fehler begangen wurden. Der kaufmännische Fehler bestand darin, daß bei der Vereinbarung des Materialpreises nicht mit genügender Vorsicht vorgegangen wurde; es wurde das Angebot von befreundeter Seite berücksichtigt, sei es aus lauteren oder unlauteren Ursachen, vielleicht unter dem Zwange eines Beteiligten, oder sonstigen Geldgebers, oder Gläubigers, vielleicht aus Kurzsichtigkeit, verblendet durch Einräumung außerordentlich langer Zahlungsfristen, vielleicht durch Sachunkenntnis, oder Fahrlässigkeit, in allen Fällen unter Nichtbeachtung der Marktlage, oder, wie an anderer Stelle erwähnt, durch unglückliche Warenspekulation. Der teuere Einkaufspreis der zu verarbeitenden Materialien hat die Gestehungskosten derart erhöht, daß unter dem Zwange der Konkurrenz-

44 preise der Enderzeugnisse derartige Verluste entstanden, daß das Unternehmen notleidend wurde. Der mit der Feststellung der Ursachen des Zusammenbruches Beauftragte wird folgerichtig die gleichen Wege einschlagen, welche das Erzeugnis von seinem Entstehen bis zu seiner Fertigstellung zu durchlaufen hat. Er wird demnach zuerst die Materialgebarung einer Beurteilung, hierauf weil am naheliegendsten und einfachsten, den Materialpreis einer P r ü f u n g unterziehen. Gelangt er hierbei zur Feststellung, daß das Material nicht n u r wesentlich billiger beschafft werden kann, sondern bei dem erreichbaren billigsten Materialpreise erhebliche Gewinne hereingeholt werden könnten, durch welche die bisherigen Verluste in absehbarer Zeit hereingebracht würden, dann kann die Sanierung ohne Hereinnahme neuer flüssiger Mittel nach folgendem Rezepte durchgeführt werden: Materialbeschaffung nach einer zwangfläufig wirkenden Methode, welche den niedrigsten Materialpreis sichert, Berechnung der Gesamtgestehungskosten und des erzielbaren Mengeneinheitsgewinnes unter Beachtung der Konkurrenzpreise des Enderzeugnisses, Berechnung des Gewinnteiles, der für die Abzahlung der Schulden verwendet werden kann, ohne die erforderlichen Betriebsmittel einzuschränken, Aufstellung eines Abzahlungsplanes, Stundung der bisherigen Kredite bis zur erfolgten Tilgung gemäß Abzahlungsplanes. Wie ersichtlich, sind neue Finanzmittel für eine derartige Sanierung nicht erforderlich. Die technischen Fehler, welche bei der Materialbeschaffung begangen werden, können u. a. sein: ungenaue oder falsche Bestimmung der Materialeigenschaften, welche zur Folge haben kann, daß für die Bearbeitung ungeeignetes Material eingekauft wird, welches keine Verwendung finden kann, oder Material, welches zu großen Abfall, oder zu großen Ausschuß liefert, Vorschreibung eines Materiales mit zu hohen Eigenschaften, wodurch der Materialpreis unwirtschaftlich erhöht wird, einseitiges Beharren auf einer bestimmten Materialquelle, wodurch der Materialeinkaufsstelle jeglicher Einfluß auf den Einkaufspreis entzogen wird, keine Rücksichtnahme auf die vorhandenen Bearbeitungsmaschinen und geübten Arbeitsmethoden. Die Auffindung derartiger Fehler fällt dem Sachkundigen ebensowenig schwer, wie ihre Behebung; die Folgen dieser Fehler sind unter Umständen die gleichen, wie im vorstehenden Falle, dessen Sanierungswege auch hier anzuwenden sind. Fabrikatorische Fehler bei der Materialbehandlung sind auf ungeeignete Arbeitsbehelfe, auf ungenaue, oder unrichtige Bearbeitungsvorschriften, auf fahrlässige Arbeit, auf ungenügende Arbeitsüberwachung, auf überreichliche Abmessungen des Rohmateriales, welche kostenzehrende Abfallmengen zur Folge haben, zurückzuführen. Die Schlußfolgerungen sind die gleichen, wie in den beiden vorgenannten Fällen. Schwieriger wird die Sanierung, wenn die Arbeitsmaschinen, oder die baulichen Anlagen und sonstigen Einrichtungen derart rückständig sind, daß sie mit jenen der Konkurrenz, sei es in bezug auf Ausbringungsmenge, oder Güteleistung, nicht konkurrieren können. Hier wird sorgsam festzustellen sein, ob die Behebungskosten noch in wirtschaftlichem Verhältnisse zu dem voraussichtlichen Erfolge stehen; in wenigen Fällen trifft diese Bedingung z u ; um das Unternehmen zu retten, wird Halbarbeit geleistet, die unter allen Umständen zu verwerfen ist; derartige Sanierungen sollten unterbleiben. Ein bei der Materialbeschaffung einwandfrei vorgehendes, mit guten Arbeitsbehelfen ausgerüstetes industrielles Unternehmen kann notleidend werden, weil der Arbeitsgang systemlos, unregelmäßig, dem natürlichen

45 Werdegange des Erzeugnisses nicht angepaßt ist, weil zwecklose Arbeitswege durchlaufen werden, weil die Lohnleistung, meist infolge des Lohnsystemes, oder mangels kundiger Betriebsleitung oder Werkführer unwirtschaftlich ist, weil Zeitmessungen fehlen, die Arbeitsmethoden nicht durchgedacht sind, weil Ausschußarbeiten in untragbarem Ausmaße entstehen, weil die Betriebskosten zu hoch sind. Jede dieser Ursachen trägt zur Erhöhung der Gestehungskosten bei, die auch hier derart anwachsen können, daß sie bei Einhaltung der Konkurrenzpreise der Enderzeugnisse, ohne welche ein Absatz undenkbar ist, zu Verlusten führen, die den Niedergang des Unternehmens bewirken. Ihre Abstellung ist bei entsprechender Sachkundigkeit in kurzer Frist möglich, ihr zukünftiges Auftreten durch Festlegung einer zwangsläufig wirkenden Fabrikationsorganisation zu verhindern. Auch hier ist die Möglichkeit gegeben, nach dem oben gekennzeichneten Rezepte ohne Heranziehung neuer Finanzmittel zu sanieren. Eine der Hauptursachen des Niederganges von industriellen Unternehmungen ist das Fehlen einer richtigen Kalkulation. Die arithmetischen Lohnberechnungen stimmen überall, die leistungstechnischen sind vielfach falsch. Fehlerhafte Kalkulation und mangelnde Statistik finden sich immer vereint vor. Ohne Statistik ist eine richtige Kalkulation undenkbar. Die Vorkalkulationen erfolgen vielerorts aus dem Gefühle heraus, nach Schätzungen; die Uberprüfung und Richtigstellung sind mangels einer geordneten Nachkalkulation unmöglich. Die Feststellung des wirklichen Materialverbrauches, bezogen auf die Mengeneinheit des Enderzeugnisses, ist nicht überall zu finden; aus ihm ergibt sich der Materialabfall, der selbst wieder Schlüsse auf die Zulässigkeit der gewählten Ausgangsmaße, der Materialgüte, auf die Ursachen von Ausschuß und Materialvergeudung, auf die Richtigkeit der Materialbehandlung zuläßt. Der Ausnutzungswert und die Ausnutzunghöhe sind wichtige Bestimmungsgrößen der Kalkulation; werden sie nicht genau erfaßt, ist die Kalkulation der Gestehungskosten falsch. Die Wirtschaftlichkeit von Lohnleistung und Lohngröße ergibt sich aus der Lohnleistungsstatistik; sie liefert die Grundlage für die Lohnbemessung, den Anstoß zur Änderung des Fabrikationsganges und der Arbeitsmethoden. Auffällig ist die Tatsache, daß selten absolute Klarheit über die wirkliche Größe der durch die Betriebsunkosten bedingten Lohnzuschläge herrscht, daß die scharfe Unterscheidung zwischen produktiven und unproduktiven Löhnen und Gehältern fehlt. In allen diesen Fällen kann Sachkundigkeit mit Erfolg helfend eingreifen, für die Zukunft verhindern, daß aus den bisher wirkenden Krankheitskeimen Verluste entstehen, daß an ihre Stelle Gewinne treten, welche die Sanierung des Unternehmens ohne Zuzug neuer Finanzmittel in der oben gekennzeichneten Weise sichern, die auch zur Anwendung kommen kann, wenn leicht behebbare kaufmännische Übel das Unternehmen schädigten. B e v o r an die B e i b r i n g u n g n e u e r F i n a n z m i t t e l z w e c k s San i e r u n g eines i n d u s t r i e l l e n U n t e r n e h m e n s g e s c h r i t t e n wird, ist zu u n t e r s u c h e n , ob U r s a c h e n n i c h t f i n a n z i e l l e r N a t u r d e n Nied e r g a n g h e r b e i g e f ü h r t h a b e n , ob sie d e r a r t b e s e i t i g t w e r d e n k ö n n e n , daß eine Speisung mit neuem K a p i t a l e r ü b r i g t werden kann. Ohne richtige Kalkulation ist die richtige Bestimmung eines gewinnbringenden Verkaufspreises des Enderzeugnisses unmöglich, ohne Vorhanden-

46 sein eines bis in alle Einzelheiten ausgearbeiteten Arbeitsplanes des Gesamtunternehmens ist eine richtige Kalkulation undenkbar. Daher ist jede Sanierung, die abgeschlossen wurde, ohne daß für die zukünftige Tätigkeit des sanierten Unternehmens ein rentabilitätssicherer Arbeitsplan ausgearbeitet wurde, ein Torso. Der Arbeitsplan hat die Haupt-, Neben- und Untergliederung aller Abteilungen des Unternehmens, die Art und Weise ihres Ineinanderarbeitens, die Kennzeichnungen aller Einzeltätigkeiten, ihre Aufeinanderfolge, Zeiterfordernisse, gegenseitige Abhängigkeit und Wirkung, die Richtlinien für die Wahl, Art und Form der Erzeugnisse, die Gesamtorganisation der Erzeugung, des inneren und äußeren kaufmännischen Betriebes, die Grundlagen, Richtlinien und Wegleitungen für die Durchführung der Fabrikation und des Vertriebes, die Grundlagen für die Lohnbemessung, Statistik, Kalkulation der Gestehungskosten und Verkaufspreise, endlich die Richtlinien und Wegleitungen für die Finanzgebarung zu enthalten. Nach Fertigstellung des Arbeitsplanes sind die zu seiner Durchführung erforderlichen Finanzmittel rechnerisch zu ermitteln und durch Belege zu erhärten. An Hand der berechneten Finanzmittel einerseits, der bisherigen und sicher zu erwartenden Umsätze anderseits, der Gesamtselbstkosten der Erzeugnisse, ihrer bisherigen und in Zukunft sicher zu erzielenden Mindestverkaufspreise und Durchschnittspreise ist für beide Fälle die Verzinsung jenes Kapitales festzustellen, welches sich aus der Summe des bisherigen Geschäftskapitales und der vorerwähnten berechneten Finanzmittel ergibt; wenn die sich ergebende Verzinsung unter jenes Maß fällt, welches als industrielles Mindesterträgnis weiter oben gekennzeichnet wurde, dann ist das bisherige Kapital durch Zusammenlegung so weit zu kürzen, daß die gebotene Mindestverzinsung erzielt werden kann. Dieser Vorgang ist zulässig, wenn das Unternehmen infolge Aufzehrung der eigenen Mittel, nicht aber durch die Unmöglichkeit, die ihm gewährten Kredite zurückzuzahlen, in den Sanierungszustand geraten ist. In jedem Falle ist durch Verhandlungen vor Durchführung der immerhin kostspieligen Untersuchung und Ausarbeitung des Arbeitsplanes die Schuldenlast und das Maß ihrer erreichbaren Kürzung festzustellen. Das auf Grund der auf dem Arbeitsplane aufgebauten Rentabilitätsermittlung in Betracht kommende, zu verzinsende Kapital wird gebildet durch das bisherige Geschäftskapital, durch die verbleibenden Schuldenverpflichtungen und durch die zum Wiederaufbau erforderlichen neuen Finanzmittel; ist zu ersehen, daß die erforderliche Mindestverzinsung nicht erreicht werden kann, dann ist das bisherige Geschäftskapital entsprechend zu kürzen. Wenn in den beiden vorgenannten Fällen die Einwilligung zur erforderlichen Kürzung des bisherigen Geschäftskapitales nicht gegeben wird, dann hat die Sanierung zu unterbleiben, und ist das Unternehmen seinem Schicksale zu überlassen. Wenn im zweitgenannten Falle die gänzliche Abschreibung des bisherigen Geschäftskapitales nicht genügt, um das erforderliche Neukapital bei dem zu übernehmenden Zinsendienste gemäß der obgenannten Berechnungsweise zu verzinsen, bzw. jenes Kapital, welches notwendig ist, die verbleibenden Schulden zu begleichen und die Bedingungen des Arbeitsplanes zu erfüllen, dann ist ebenfalls von einer Sanierung abzusehen. Wenn in beiden Fällen die zur Durchführung der Sanierung erforderlichen Kapitalien annähernd jene Größe erreichen, welche erforderlich wäre, um ein Unternehmen gleicher Art und Leistungsfähigkeit, wie das notleidend gewordene neu zu errichten, dann ist es besser, die Sanierung zu unterlassen.

47 J e d e S a n i e r u n g m u ß auf G r u n d l a g e e i n e s A r b e i t s p l a n e s d e r z u k ü n f t i g e n T ä t i g k e i t s o w o h l in o r g a n i s a t o r i s c h e r , wie f i n a n zieller B e z i e h u n g a u f g e b a u t werden; ergeben die r e n t a b i l i t ä t s t e c h n i s c h e n F o l g e r u n g e n in V e r b i n d u n g m i t d e n bei d e m zu sanierendem Unternehmen herrschenden Finanzverhältnissen, d a ß a u c h u n t e r L e i s t u n g g r o ß e r O p f e r ein b e f r i e d i g e n d e r E r t r a g n i c h t g e w ä r t i g t w e r d e n k a n n , d a n n i s t die S a n i e r u n g zu u n t e r lassen. Arbeitsplan und Aufstellung aller zur Bereinigung der finanziellen Lage des Unternehmens erforderlichen finanziellen und juristischen Maßnahmen bilden in ihrer Gesamtheit den Sanierungsplan. Es gibt gewisse industrielle Unternehmungen, deren Erzeugnisse einen verhältnismäßig hohen Mengeneinheitsgewinn abwerfen, welche immer wieder nachgefragt werden, jedoch nicht in jenem Ausmaße, um einen befriedigenden Gewinn des aufgewendeten Geschäftskapitales abzuwerfen. Derartige Unternehmungen sind fast durchwegs aus gewinnbringenden Kleinwerkstätten, oder durch deren Vereinigung entstanden. Diese, oder der Ausbau einer vordem gewinnbringenden Werkstätte zu einem meist übergroß gehaltenen, industriellen Unternehmen bringen Unkosten mit sich, die von vornherein ein höheres arbeitendes Kapital bedingen; um die auf die Erzeugungseinheit entfallenden Unkosten zu verringern, werden die Erzeugungsmengen erhöht, wodurch der Bedarf an Betriebsmitteln gesteigert wird. Da der Bedarf mit der Erzeugungsmenge nicht Schritt hält, ergibt sich, daß das Geschäftskapital nicht oft genug umgesetzt werden kann, um eine befriedigende Verzinsung hereinzubringen; um den höheren Umsatz zu erzwingen, wird der Verkaufsapparat verstärkt, womit die Verkaufskosten wachsen, bis schließlich die zur Verfügung stehenden Mittel aufgezehrt sind. Zu dieser Art von Industrien zählen beispielsweise jene, welche gewisse kunstgewerbliche Erzeugnisse herstellen, die keinen Gebrauchsgegenstand bilden; sie liefern den Beweis dafür, daß der Ausbau gewinnbringender Kleinwerkstätten zu Großunternehmungen nur unter bestimmten Vorbedingungen befriedigenden Ertrag sichert. Kommen derartige Unternehmungen in Notlage, dann hilft auch die starke Zusammenlegung des bisherigen Geschäftskapitales nicht viel, weil, wie die Erfahrung lehrt, das zur Weiterführung erforderliche und neu zu beschaffende Betriebskapital in ungenügendem Maße umgesetzt werden kann. Trotzdem ist zu beobachten, daß derartigen Unternehmungen immer wieder durch Neukapital auf die Beine geholfen wird, obwohl die Hilfswirkung nur eine kurzfristige sein kann und mit dem Verluste des zugebrachten Kapitales enden muß. S a n i e r u n g e n von i n d u s t r i e l l e n U n t e r n e h m u n g e n , bei welchen t r o t z b e f r i e d i g e n d e n Mengeneinheitsgewinnes infolge der N a t u r u n d A r t d e r E r z e u g n i s s e d i e e r r e i c h b a r e U m s e t z u n g d e s auf d a s n o t w e n d i g e B e t r i e b s k a p i t a l r e d u z i e r t e n G e s c h ä f t s k a p i t a l e s zu g e r i n g i s t , u m d e s s e n b e f r i e d i g e n d e V e r z i n s u n g zu e r z i e l e n , sollten unterbleiben. Die schlimmste Art der Sanierungen sind jene, welche weder durch die Ungunst der wirtschaftlichen Verhältnisse, noch durch Sachunkenntnis, noch durch unbeabsichtigte Verfehlungen des im industriellen Unternehmen Tätigen herbeigeführt werden, sondern mit Vorbedacht. Als Urheber wirken erfahrungsgemäß Leiter, oder Hauptbeteiligte des Unternehmens, Außen-

48 stehende, welche die Leitung an sich ziehen, oder den bestimmenden Einfluß auf das sanierte Unternehmen an sich reißen wollen, wie Konkurrenten, Konzerne, Abnehmer und Lieferanten; sie alle verfolgen auf Kosten des Unternehmens Eigeninteressen und verstehen es, in den meisten Fällen nach außen hin einen Notstand des Unternehmens vorzutäuschen, der in Wirklichkeit nicht vorhanden ist und nur dazu dienen soll, mit geringen Kosten, unter gleichzeitiger Heranziehung von Fremdkapital, sich des Unternehmens zu bemächtigen. Leiter eines Unternehmens, dessen vorgesetzte Kontrollstelle geschäftsuntüchtig ist, oder blindes Vertrauen der Geschäftsleitung entgegenbringt, ermöglichen es, im Rahmen der Gesetze Geschäftspraktiken anzuwenden, durch welche das Unternehmen seiner flüssigen Mittel entblößt wird; scheinbare Verlustgeschäfte, die der Geschäftsleitung Bereicherung in so hohem Maße ermöglichen, daß sie mittels vorgeschobener Strohmänner als bestimmende Hauptgläubiger bei der Sanierungsaktion auftreten können, beschleunigen den Niedergang des Unternehmens. Nicht selten stehen diese unsauberen Geschäftsleiter im Solde anderer industrieller Unternehmungen, welchen das in den Sanierungszustand getriebene Unternehmen als reife Frucht bei verhältnismäßig geringen Aufwendungskosten in den Schoß fällt. Der neue Besitzer der Mehrheit, oder der Hauptgläubiger, haben Interesse daran, das Unternehmen in seiner Gesamtheit in Eigenbesitz zu bekommen; sie wirken auf willfährige Geschäftsleitungen derart ein, daß diese das Unternehmen zum Niedergange bringen, welcher die günstigste Gelegenheit bietet, die Minderheit, die durch die Kapitalzusammenlegung stark geschädigt wird und bei der Aufbringung von Neukapital nicht mithalten kann, billig an sich zu reißen. Ist die Geschäftsleitung nicht willfährig, dann wandelt sich der Mehrheitsbesitzer, oft aber der gerissene Minderheitsbesitzer, in den Hauptgläubiger um und kündigt im Augenblicke der Geldknappheit die Kredite. Formen und Wege, um durch Sanierung eines Unternehmens in dessen Besitz mit verhältnismäßig geringem Kostenaufwande zu gelangen, sind so mannigfacher Art, daß eine erschöpfende Kennzeichnung unmöglich ist, um so mehr, als stets neue Formen und Wege zur Anwendung kommen. Außerordentliche juristische Kenntnisse werden aufgewendet, um den Schlingen des Gesetzes zu entgehen; bedauerlicherweise lehrt die Geschichte der Sanierungen, daß die Umgehung der Strafgesetze nur äußerst selten mit einem Mißerfolge endigt. Zwei Hauptmittel werden von Außenstehenden, die sich eines industriellen Unternehmens bemächtigen wollen, indem sie vorerst seinen Niedergang bewirken, um nachher die Sanierung in ihren Hafen zu lenken, in der Hauptsache angewendet: Preisunterbietungen und Erwerbung der Schulden; beide führen zum Ziele, wenn der Angreifer kapitalstärker ist als der Angegriffene. An S a n i e r u n g e n , w e l c h e m i t V o r b e d a c h t h e r b e i g e f ü h r t w u r den, sollte sich F r e m d k a p i t a l g r u n d s ä t z l i c h n i c h t beteiligen. Denn wenn der Grundsatz Geltung haben soll, daß das einem industriellen Unternehmen anvertraute Kapital ausschließlich diesem dienen soll, muß auch der Grundsatz gelten, daß Kapital, welches für Sanierungszwecke vorgesehen wird, dem zu sanierenden Unternehmen zur Wiederbelebung dienen soll, nicht aber zum Ersätze von Kapital, welches zur Befriedigung von Eigeninteressen dem Unternehmen mit Vorbedacht entzogen wurde. Weil sich die Fälle mehren, in welchen Unternehmungen künstlich in notleidenden Zustand versetzt werden, sei es, weil unzulässige Selbstberei-

49 cherungen erfolgten, sei es, weil sie anläßlich der Sanierung erstrebt werden, ist es erklärlich, daß allen Sanierungen mit größtem Mißtrauen begegnet wird, daß industriefreundliches Kapital sich von ihnen mehr denn je ferne hält. Die Wahrnehmung, daß das Vertrauen des Kapitales infolge der sich häufenden unlauteren Sanierungsvorgänge immer schwindet, ist im Interesse jener Unternehmungen, welche über einen gesunden Kern verfügen und nicht durch Selbstverschulden in den Sanierungszustand versetzt wurden, sehr zu bedauern. Dieses Vertrauen kann in den Einzelfällen nur dann wiedergewonnen werden, wenn die den notleidenden Zustand herbeiführenden Krankheitskeime unnachsichtlich von sachkundiger Seite bloßgelegt, der Nachweis erbracht wird, daß sie dauernd beseitigt werden können, wenn zwangsläufige Beseitigungsmittel geschaffen werden, und wenn nachgewiesen werden kann, daß das sanierte Unternehmen dem aufgewendeten Kapital Sicherheit und befriedigenden Gewinn bringen wird.

H t r z o g , Sanierung.

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Fabrikatorische Fehlersymptomo, ilire Ursachen und Belieb ungsmittel. Voraussetzung für die erfolgreiche Sanierung eines industriellen Unternehmens ist die richtige Bestimmung jener Mittel, durch welche vorhandene Krankheitskeime, Krankheitserreger, Schwächen und Gebrechen, die das Unternehmen bedrohen, schwächen, oder seinen Niedergang herbeiführten, beseitigt, daß die in ihm wirkenden schädigenden Kräfte ausgeschaltet, die bisher gebundenen, fördernden Kräfte freigegeben werden können. Wirkungssichere Behebungsmittel können nur dann ersonnen werden, wenn Art und Größe der schädigenden Ursachen und Kräfte bekannt sind, bzw. einwandfrei erkannt werden können. Ihre Klarstellung erfolgt an Hand von Begleiterscheinungen, Wahrnehmungen und Merkmalen, deren Kenntnis und Erkennen Vorbedingungen für eine ersprießliche Sanierungstätigkeit sind, wird einfach, sicher und folgerichtig herbeigeführt, wenn im Geiste die gleiche Bahn gewandelt wird, auf welcher die Umwandlung der Geldwerte in Erzeugniswerte und deren Rückwandlung in (zwecks befriedigender Gewinnbringung) größere Geldwerte vor sich gegangen ist, oder erfolgen h ä t t e müssen, um Gewinnlosigkeit, oder Niedergang des Unternehmens zu vermeiden. Die Linienführung dieser Bahn entspringt der Gedankenarbeit der Leitung des Unternehmens, wird beeinflußt durch die geistige Leistungsfähigkeit der mitwirkenden technischen und kaufmännischen Kräfte. Die geistigtechnische Gedankenarbeit, in welcher der Ursprung des Enderzeugnisses wurzelt, formt jenen Teil der Bahn, auf welchem sich die Umwandlung von Geldwerten in Warenwerte vollzieht, und an dessen Ende die geistig-kaufmännische Gedankenarbeit einsetzt, um während des Durchlaufens der zweiten Bahnhälfte die Rückbildung der Warenwerte in Geldwerte herbeizuführen. Von dem Grade der gegenseitigen Abstimmung dieser beiden Gedankenarbeiten hängt der wirtschaftliche Grad des Um- und Rückbildungsvorganges ab. Jede Fehlführung der Bahnlinie, jede überflüssige Bahnlänge, jede unnötige, oder falsche Bewegung auf der vorgezeichneten Bahn, jede Abweichung von ihr sind auf falsche, fehlerhafte, lückenhafte Gedankenarbeit zurückzuführen und an bestimmten Merkmalen, oder an Erscheinungen, welche von den normalen abweichen, oder an Begleiterscheinungen, oder an Sonderwirkungen erkennbar; sie führen auf die Spur der Ursachen und Fehlerquellen, zu ihrer Auffindung und Kennzeichnung. Art und Größe der Ursachen und Fehlerquellen bestimmen Art und Ausmaß der zu ihrer Behebung und Beseitigung dienenden Mittel. Die E r f a s s u n g d e r F e h l e r s y m p t o m e b i l d e t d e n A u s g a n g s p u n k t f ü r die S a n i e r u n g eines i n d u s t r i e l l e n U n t e r n e h m e n s . Die Symptome können wirkliche und scheinbare, Folgeerscheinungen anderer Symptome, auffallende und unscheinbare sein, unklare, o f t irre-

51 führende. Wird zwischen ihnen nicht scharf unterschieden, dann führt der Weg zu Fehlerursachen und Fehlerquellen, die keine sind, dann werden oft wirtschaftliche Grundlagen beseitigt und neue Krankheitskeime in das Unternehmen verpflanzt. Richtiges Erkennen und lückenloses Erfassen der Fehlersymptome schaffen die Möglichkeit, bieten aber keine Sicherheit, die Ursachen und Quellen der Fehler zu ermitteln; in jedem Falle ist Sachkundigkeit erforderlich; wirkt sie im Vereine mit Aufrichtigkeit, Unerschrockenheit und Selbstlosigkeit, werden überdies die erforderlichen geistigen und materiellen Kräfte zur Verfügung gestellt, dann sind die Bedingungen erfüllt, um die ermittelten Fehlerursachen und Fehlerquellen mit wirtschaftlichem Erfolge zu beseitigen. Die Wirkung der vorgenannten Eigenschaften wird dann zutage treten, wenn der mit der Untersuchung betraute Sachkundige mit außerordentlichen Vollmachten ausgestattet, von seinem Auftraggeber ebenso unabhängig ist, wie von allen am Unternehmen Beteiligten, wenn seine Interessen jenen des Unternehmens vollständig ferne liegen, wenn die Entschädigung für seine Mühewaltung in keinerlei wie immer geartetem Zusammenhange mit dem Sanierungserfolge steht. Bei der Wiederaufrichtung eines in notleidenden Zustand geratenen Unternehmens wird nach außen hin von allen Beteiligten der Sanierungswille bekundet; ob er sich auf die Sanierung der eigenen Verhältnisse, oder auf jene des Unternehmens bezieht, tritt erst während der Sanierungstätigkeit und Sanierungsverhandlung mehr oder weniger deutlich erkennbar zutage. Nicht alle verstehen unter Sanierung eine von Dauererfolg begleitete Heilung; viele geben sich mit einem Augenblickserfolge zufrieden, wenn er ihnen Sondervorteile verspricht. Im erstgenanntem Falle erfolgt eine Vollsanierung, deren Endzweck darin besteht, die Grundlagen für eine nach menschlicher Voraussicht dauernde und befriedigende Ertragsfähigkeit des Unternehmens zu schaffen und zu sichern, im zweitgenanntem Falle eine Scheinsanierung, deren Zweck erfüllt ist, wenn Sonderinteressen Befriedigung finden, zu welchen in allen Fällen die Entlastung aus der bisherigen Geschäftsführung zu zählen ist. Bei allen Sanierungen wird von den Geschädigten die Schuldfrage aufgeworfen, deren Erörterung, noch mehr deren Beweisführung, von den Fehlbaren mit allen verfügbaren Mitteln zu hintertreiben versucht werden; wo die eigenen Interessen jene des zu sanierenden Unternehmens überwiegen, wo jene vielleicht dazu beigetragen haben, das Unternehmen in notleidenden Zustand zu versetzen, erhebt sich immer Widerstand gegen die Freilegung der Fehlerursachen und Fehlerquellen, des ferneren von jenen Seiten, deren Pläne betreffend Verwendung des zu beschaffenden Sanierungskapitales nur zum Teile, oder überhaupt nicht im Interesse des Unternehmens liegen; denn die Erlangung ihrer Sondervorteile wird erleichtert, wenn weder die Fehlerquellen, noch deren Behebungskosten bekannt werden. Darum setzt erfahrungsgemäß der Kampf um die Eigeninteressen schon bei der Wahl des Sachkundigen ein, der mit der Erforschung der Ursachen des Niederganges des Unternehmens betraut werden soll, und endet, wenn die bestimmende Mehrheit in den Händen der Eigeninteressenten liegt, kurzerhand damit, daß von der Berufung eines unabhängigen Sachkundigen abgesehen wird; erfolgt sie gegen den Willen einer starken Mehrheit, dann ist mit Sicherheit damit zu rechnen, daß dem Sachkundigen Schwierigkeiten aller Art bereitet werden, 4»

52 daß er nicht nur gegen die Übel der Materie, sondern auch gegen jene von Personen anzukämpfen hat. Wo der F e s t s t e l l u n g der U r s a c h e n u n d F e h l e r q u e l l e n , die den n o t l e i d e n d e n Z u s t a n d des U n t e r n e h m e n s h e r b e i g e f ü h r t haben, aus welchen Gründen auch immer aus d e m W e g e gegangen wird, fehlt jegliche Sicherheit, daß das U n t e r n e h m e n aus der S a n i e r u n g l e b e n s f ä h i g h e r v o r g e h t , liegt die Möglichkeit einer S c h e i n s a n i e r u n g v o r , die auf K o s t e n d e s N e u k a p i t a l e s d e r E r füllung von Sonderinteressen dient. Fehlersymptome, auch wenn sie noch so richtig erkannt und lückenlos erfaßt werden, können leicht zu Trugschlüssen verleiten, die vor allem dann zustande kommen, wenn direkte Fehlerursachen und Fehlerquellen mit indirekten, oder umgekehrt, verwechselt werden. In der Freilegung der Grundübel liegt der Kern der Aufgabe, liegen aber gleichzeitig ihre Schwierigkeiten; hier führt nur ein sicherer Weg zur Lösung, jener, auf welchem sich die Wertumwandlung von Geld in Waren und von diesen zurück in jenes vollzieht. Wenn sich beispielsweise ergibt, daß der Verkaufspreis über jenem der Konkurrenz liegt, können Einkauf, oder Fabrikation, oder kaufmännische Gebarung, oder zwei, oder alle drei zusammen die Ursache bilden; wird der Umwandlungsweg verfolgt, dann lassen sich die einzelnen Tätigkeiten in ihrer Entwicklung und gegenseitigen Wirkung verfolgen, beurteilen und, wo erforderlich, richtigstellen. Wenn beispielsweise für das Werbewesen allzugroße Kosten aufgewendet werden, muß nicht sachunkundige, oder leichtfertige Leitung der Werbeabteilung Schuld tragen, vielmehr diese zu höherem Kostenaufwande gezwungen sein, weil beispielsweise die Leistungseigenschaften der Erzeugnisse hinter jenen der Konkurrenz zurückstehen, oder weil allzuviel auf Lager gearbeitet wurde, und das Herannahen einer ungünstigen Konjunktur zum raschem Abstoßen der Lagerwaren drängt. Wenn der Fabrikationsausschuß zu groß ausfällt, müssen nicht, wie meist im erstem Augenblicke angenommen wird, Bearbeitung und Verarbeitung die Ursache sein, denn schlechtes Material, oder falsche Konstruktion, oder unzulässige Formgebung können den unwirtschaftlichen Ausschuß herbeiführen. Wenn die Lohnausbeute sinkt, können ungenügende Anleitung, schlechte Werkzeuge, schlechtes Material u. a. m. die Ursachen bilden. Wenn der Erfolg der Reisetätigkeit ein ungenügender ist, fällt die Schuld nicht unter allen Umständen auf den Verkäufer; sie kann in der Wahl des Reisegebietes, in der Wahl der Reisezeit, in der Art der Reisemittel liegen. Unrichtige, oder unwirtschaftlich arbeitende Arbeitsmaschinen können die Ursache bilden, daß zu teueres Rohmaterial eingekauft werden muß; umgekehrt kann ungeeignetes Rohmaterial unwirtschaftliche Leistung der Arbeitsmaschinen zur Folge haben. Erstklassige Arbeitsmaschinen können unbefriedigende Leistungen hervorbringen, weil sie an ungünstiger Stelle angeordnet sind, weil ihre Bedienung durch örtliche Verhältnisse erschwert wird, weil ihre Umlaufzahl eine unrichtige ist. Kleine Ursachen, die wegen ihrer scheinbaren Unbedeutendheit allzuleicht übersehen werden, führen oft schwer schädigende Unwirtschaftlichkeit im Gefolge. Ein falsch geformter Stahl, eine umständlich zu handhabende Vorrichtung können die Mengenleistung einer Drehbank auf die Hälfte herabsetzen, ungünstige Lichtverhältnisse die Ausschußmengen verdoppeln, zu hoher Luftfeuchtigkeitsgrad die Qualität einer Textilware verkaufspreisschädigend verringern.

53 Bei der F e s t s t e l l u n g der Ursachen u n d Fehlerquellen ist zwischen direkten und indirekten, zwischen ursächlichen und f o l j g e b e d i n g t e n zu u n t e r s c h e i d e n . Sind Fehlerursachen und Fehlerquellen einwandfrei festgestellt, dann hängt der Erfolg der Sanierung von der richtigen Wahl der Behebungsmittel und Sanierungsbehelfe ab, von deren Wirtschaftlichkeit im Verhältnisse zu ihren Beschaffungs- und Anwendungskosten und von der Hereinbringungsmöglichkeit des notwendigen Kapitales. Ihrer Natur nach ist zwischen geistigen, materiellen und finanziellen Behebungsmitteln und Sanierungsmitteln zu unterscheiden. Zu den günstigsten Sanierungsfällen zählen jene, bei welchen nur die erste Art in Verwendung zu kommen hat. Der Umfang der materiellen und finanziellen Behebungsmittel kann unter Umständen ein Kapital erfordern, welches ausreichen würde, ein neues Unternehmen gleicher Art und Leistungsfähigkeit ins Leben zu rufen. In diesem Falle wird, wenn das zu sanierende Unternehmen nicht über einen außerordentlichen Buf und über einen ausreichenden, bewährten Kundenstamm verfügt, von der Sanierung Abstand zu nehmen sein. Die wirtschaftliche Wirkung der in Aussicht genommenen Behebungsmittel und Sanierungsbehelfe hängt nicht nur von ihrer Größe, sondern auch von ihrer Einpassungsfähigkeit in den bisherigen Betrieb ab, die nicht überall in vollem Ausmaße zu erreichen sein wird. Bei einem vergleichsweise in Betracht kommenden, neu zu errichtenden Unternehmen können die bei der Sanierungstätigkeit zutage getretenen Fehlerursachen und Fehlerquellen von vornherein vermieden werden, kann vielleicht auf Grund der aus dem Niedergange des Unternehmens gewonnenen Erfahrungen ein ertragsfähigerer Wirtschaftskörper geschaffen werden. Anderseits ist zu erwägen, daß ein neues Unternehmen sich erst einen Ruf und eine ausreichende Abnehmerzahl erwerben muß, wozu längere Zeit erforderlich ist, daß unter Umständen eine ausgedehnte und zahlungskräftige Stammkundschaft wertvoller sein kann, als ein fehlerloser Betrieb. E r r e i c h e n d i e v o r a u s s i c h t l i c h e n S a n i e r u n g s k o s t e n e i n e n Bet r a g , m i t w e l c h e m ein g l e i c h l e i s t u n g s f ä h i g e s U n t e r n e h m e n n e u e r r i c h t e t werden k ö n n t e , dann ist, wenn n i c h t a u ß e r o r d e n t l i c h g ü n s t i g e V e r h ä l t n i s s e f ü r die S a n i e r u n g s p r e c h e n , v o n i h r a b zusehen. Behebungsmittel und Sanierungsbehelfe müssen schnell und sicher wirken, dürfen keine wesentlichen Betriebsstörungen hervorrufen, wenn das Unternehmen während seiner Sanierung in Tätigkeit bleiben soll, müBsen ohne Schwierigkeiten anwendbar sein und möglichst wenig Kosten verursachen. Ein in Sanierung befindliches Unternehmen erleidet um so größeren Schaden, je länger der Sanierungszustand andauert; hieraus entsteht die Forderung, daß durch die Sanierungsmaßnahmen die vorhandenen Übel in kürzester Frist behoben werden, um die Zeit der Ertraglosigkeit zu vermindern, um nicht Gefahr zu laufen, Kunden zu verlieren, oder etwaige günstige Konjunkturen ungenützt verstreichen zu lassen. Trotzdem es selbstverständlich erscheint, daß nur solche Behebungsmittel zur Anwendung kommen, deren Auswirkung eine wirtschaftlich günstige und rasch zutage tretende ist, trifft diese Selbstverständlichkeit nicht immer zu, wird allzuoft halbe Arbeit, oder nur scheinbare Arbeit geleistet.

54 B e h e b u n g s m i t t e l und S a n i e r u n g s b e h e l f e müssen bei geringstem K o s t e n a u f w a n d e schnell und sicher wirtschaftlich wirken. Die in geistig-technischem Sinne wirkende Kraft, einerlei, ob sie von einer einzigen Person, oder von der Gesamtheit einer in sich geschlossenen wissenschaftlichen Abteilung ausgeht, bildet die erzeugungstechnische Urzelle des Unternehmens, von deren Wirkung Art, Güte, Leistungsfähigkeit, Gebrauchsfähigkeit. und letzten Endes, Verkaufsfähigkeit der Enderzeugnisse abhängen. Die oberste Aufgabe der geistig-technischen Stelle eines industriellen Unternehmens besteht darin, die Fortschritte und Errungenschaften auf dem einschlägigen Gebiete ununterbrochen zu verfolgen und derart zu verarbeiten, daß ihre wirtschaftliche Ausnutzung in der Fabrikation und im Vertriebe von vornherein gesichert ist. Bei der Untersuchung der Niedergangsursachen stellt sich z. B. heraus, daß die Erzeugnisse nicht, oder nur mit schweren Verlusten zu verkaufen sind. Von den hierbei in Betracht kommenden Fehlerursachen steht obenan der Ausbildungsgrad der Erzeugnisse, in zweiter Linie der Zeitpunkt, zu welchem sie auf den Markt gebracht wurden. Die Untersuchung ergibt, daß die geistigtechnische Stelle nicht auf der Höhe ihrer Aufgabe stand, daß Erzeugnisse in Fabrikation genommen wurden, welche nicht vollständig durchdacht, nicht einwandfrei ausgebildet, nicht praktisch erprobt waren. Während des Fabrikationsganges stellte sich ein Teil der Unzulänglichkeiten heraus, mußten Abänderungen vorgenommen werden, mußten Arbeitsbehelfe den Arbeitsstücken angepaßt, mußte statt fabriziert, gepröbeit werden. Als Nebenerscheinungen erwiesen sich hohe Materialkosten, hohe Löhne, hohe Betriebsunkosten, zu späte Ausbringung der Erzeugnisse. Die hohen Materialkosten und Löhne waren auf Ausschußarbeiten, auf nicht passende, oder ungeeignete Teilstücke zurückzuführen, die während der Fabrikation erst abgeändert werden mußten, Betriebsstockungen hervorriefen, eine Fließarbeit verunmöglichten, die hohen Betriebsunkosten auf die notwendig gewordenen Anpassungen der Arbeitsbehelfe, auf die vervielfachten Arbeitswege. Die hieraus entstandenen Störungen und Verzögerungen bewirkten, daß die Erzeugnisse jeweilen zu spät herausgebracht wurden, daß die für die Umsatzhöhe bestimmende Saison unbenutzt verstrich, daß wegen Überschreitung der vereinbarten Lieferfristen die Bestellungen rückgängig gemacht wurden, daß Kunden verloren gingen und die Lager überfüllt, zum Teile mit unverkäuflichen Ladenhütern übersättigt wurden. Derartige Zustände wirken namentlich bei jenen Unternehmungen besonders verderblich, wo der Verkauf an bestimmte Jahreszeiten gebunden ist, wo Modeeinflüsse tonangebend und bestimmend sind, insbesondere in der Textilindustrie. Schleichender Fabrikationsgang und verspätete Ausbringung d e r E n d e r z e u g n i s s e l a s s e n a u f e i n e in g e i s t i g - t e c h n i s c h e m S i n n e wirkende Kraft schließen, welche ihrer Aufgabe nicht gewachs e n u n d d e m n a c h zu e r s e t z e n ist. Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines industriellen Unternehmens hängt in erster Linie von der geistigen Kapazität, von der Umsicht und dem Weitblicke jener Stelle ab, welche die geistigen Vorbedingungen f ü r die Erzeugung zu schaffen hat. Fehlvorschläge dieser Stelle können zu Erzeugnissen führen, für welche eine wirtschaftliche Absatzmenge auch bei höchstentwickelter Verkaufstechnik nicht zu erreichen ist. Auf dem Gebiete der Kraftwagen-

55 industrie häufen sich die Beispiele für Zusammenbrüche von Unternehmungen, die ausschließlich darauf zurückzuführen sind, daß unvollständig durchdachte, unvollkommen ausgebildete, praktisch nicht erprobte Modelle in Fabrikation genommen wurden, daß die Ausbildung und das Zusammenwirken der Einzelteile nicht im Konstruktionsbureau, sondern erst in den Werkstätten erfolgten, daß die geistig-technische Stelle achtlos an den Fortschritten der Konkurrenz vorübergegangen ist, daß neue Verkaufsmodelle herausgebracht wurden, nachdem die Hauptverkaufsgelegenheit verstrichen war. Von der geistig-technisch wirkenden Stelle hängt es ab, ob kostspielige und zeittraubende fabrikatorische Fehlschläge vermieden werden, welche den ersten Anstoß zum Niederbruche eines Unternehmens bilden. Bei Großindustrien, welche auf Massenfabrikation abstellen, erfolgen die Vorschläge betreffend die Wahl der Erzeugnisse in den meisten Fällen von der „wissenschaftlichen Abteilung". Für diese hat als Leitregel zu dienen: Massenfabrikation wirkt nur bei gesichertem Massenabsatze gewinnbringend, der nur herbeigeführt werden kann, wenn es gelingt, bestehende Erzeugnisse derart zu vervollkommnen, oder solche neue Erzeugnisse zu ersinnen, daß mit ihrer Hilfe seitens der Benutzer, oder Verbraucher wesentliche, bisher nicht erreichbare Vorteile erzielt werden können, welche in wirtschaftlich günstigem Verhältnisse zum Anschaffungspreise stehen. V o n d e r in g e i s t i g - t e c h n i s c h e m S i n n e w i r k e n d e n S t e l l e i s t zu f o r d e r n , d a ß s i e d i e G r u n d l a g e n f ü r E r z e u g n i s s e s c h a f f t , w e l c h e den K o n k u r r e n z f a b r i k a t e n in l e i s t u n g s t e c h n i s c h e r und p r e i s t e c h n i s c h e r B e z i e h u n g m i n d e s t e n s e b e n b ü r t i g , wenn irgend m ö g l i c h , ü b e r l e g e n s i n d ; wo d i e s e F o r d e r u n g n i c h t e r f ü l l t w e r den k a n n , ist eine S a n i e r u n g zwecklos. Jeder Versager der geistig-technisch wirkenden Stelle zieht Fabrikationsund Verkaufsverluste nach sich; aus den Fachschriften, aus den Werbemitteln der Konkurrenz und den von ihr herausgebrachten Erzeugnissen, aus Ausstellungen und Messen hat die geistig-technisch wirkende Stelle die Entwicklung des zuständigen Gebietes zu erfassen und dem eigenen Unternehmen nutzbar zu machen. Industrielle Unternehmungen, insbesondere der technischen Art, werden erst rückständig, in der Folge beschäftigungslos, zum Schlüsse der Sanierung verfallen, weil falsch angebrachte Sparsamkeit die Kosten der einschlägigen Literatur scheut, wodurch das Unternehmen von der Welt des Fortschrittes geistig abgesperrt wird. Es genügt nicht, die Literatur allen im Unternehmen geistig-technisch Tätigen zugänglich zu machen, sie muß auch zwecks dauernder Ausnutzung verwertet werden, indem ihr Inhalt in Karteien verarbeitet wird, um als Nachschlagebehelf bei Neukonstruktionen, Verbesserungen, bei Abfassung und Beurteilung von Schutzrechten und bei der Beurteilung von eigenen und fremden Neuerfindungen zu dienen. Viele Erzeugnisse finden nicht ausreichenden Absatz, weil ihre Anwendungsmöglichkeiten und Anwendungsgebiete ungenügend bekannt sind. Aus den vorgenannten Karteien ergeben sich die erforderlichen Anregungen und Wegleitungen, eröffnen sich neue Wege für Fabrikation und Vertrieb. Der Besuch aller einschlägigen Fachversammlungen, sowohl fachtechnischer, wie kaufmännischer Natur, ist dringendes Gebot, denn sie lehren die Fortschritte, zeigen die Hindernisse, die sich der Entwicklung des Fach-

56 gebietes entgegenstellen, die zu ihrer Bewältigung einzuschlagenden Wege und lassen die Bestrebungen der Konkurrenz erkennen. Die geistig-technisch wirkende Stelle hat die Unterlagen für die Werbeschriften auszuarbeiten; um diese mit erfolgreicher Konkurrenzwirkung auszustatten, ist es erforderlich, die Werbeschriften der Konkurrenz zu kennen und auszuwerten. Das Versagen der Werbewirkung der Druckschriften ist fast immer eine direkte Folge davon, daß jene der Konkurrenz nicht beachtet wird; der Rückgang des Umsatzes ist oft auf mangelnde, oder mangelhafte Werbeschriften, deren Wirkung hinter jener der Konkurrenzwerbeschriften zurücksteht, zurückzuführen. Richtig vertriebene und sachgemäß a u s g e s t a t t e t e Werbes c h r i f t e n , d e r e n W e r b e w i r k u n g v e r s a g t , s i n d auf m a n g e l n d e L e i s t u n g s f ä h i g k e i t d e r g e i s t i g - t e c h n i s c h w i r k e n d e n S t e l l e zu r ü c k zuführen. Die Aufgaben, welche von der wissenschaftlichen Abteilung eines Großunternehmens auf literarischem Gebiete zu erfüllen sind und in mehr oder minder geringerem Ausmaße auch den geistig-technisch wirkenden Stellen kleinerer Industrieunternehmungen obliegen, sind in der Hauptsache: Abfassung von Aufsätzen wissenschaftlicher, bzw. praktischer Natur für wissenschaftliche, bzw. fachliche Zeitschriften durch eigene Organe, oder Fremdautoren, Verwendung der bezüglichen Sonderabdrucke als Werbemittel, Herausgabe einer eigenen Werkszeitschrift als Werbemittel, Ausarbeitung der Texte nebst zugehörigen zeichnerischen und photographischen Abbildungen für Werbeschriften, Ausarbeitung von schematischen Darstellungen als Beilagen für Angebote. Je mehr Erzeugnisse, welche ein industrielles Unternehmen herausbringt, durch Schutzrechte gesichert sind, desto größer ist, namentlich bei besonderer Leistungsfähigkeit der Erzeugnisse, ihre Konkurrenzkraft. Die geistig-technisch wirkende Stelle eines Unternehmens muß daher einerseits bestrebt sein, Erzeugnisse zu ersinnen, welche mit weitgehendsten Schutzrechten ausgestattet sind, muß gegen von der Konkurrenz angeforderte Schutzrechte nach Möglichkeit Stellung nehmen, um ihre Erteilung zu verhindern, zumindest aber aus den fremden Schutzrechten Lehren für die fernere Ausgestaltung der eigenen Erzeugnisse ziehen, muß endlich trachten, fremde Erfindungen dem eigenen Unternehmen zu sichern, auch dann, wenn nicht die Absicht besteht, sie auszunutzen, um zu verunmöglichen, daß die Konkurrenz sich ihrer zum Schaden des eigenen Unternehmens bedient. Viele Unternehmungen, deren fabrikatorische Einrichtungen alle Ansprüche erfüllen, kranken daran, daß die Konkurrenz mit geschützten Erzeugnissen den Markt beschickt, daß jene allen Neuerungen, Verbesserungen und Erfindungen nacheilen, sie vielfach erst zu spät kennenlernen. Insbesondere auf dem Gebiete der Massenartikel, nicht minder aber auch in der Großtechnik, spielen die Schutzrechte eine nicht hoch genug einzuschätzende Rolle in bezug auf die Erhaltung und Steigerung des Umsatzes, die vor allem der wirksamen Tätigkeit der geistig-technisch wirkenden Stelle zuzuschreiben sind. Unternehmungen mit Massenfabrikation, welche beispielsweise wissenschaftliche Instrumente, sanitäre Behelfe, pharmazeutische Produkte, Sonderspielwaren usw. herstellen, können mit gewinnbringendem Dauerbestande nur rechnen, wenn ihre Erzeugnisse ausreichend geschützt sind; Unternehmungen,

57 welchen die geistigen Kräfte fehlen, in dieser Richtung tatkräftig zu arbeiten, sind dem Niedergange verfallen. Notleidend gewordene industrielle U n t e r n e h m u n g e n , welche auf G e b i e t e n a r b e i t e n , die n u r m i t H i l f e v o n v o r t e i l h a f t e n S c h u t z r e c h t e n ersprießlich k o n k u r r i e r e n k ö n n e n , sind d a r a u f h i n zu u n t e r s u c h e n , ob sie in g l e i c h e m A u s m a ß e u n d in g l e i c h e r W e r t i g k e i t wie die K o n k u r r e n z ü b e r S c h u t z r e c h t e v e r f ü g e n ; s i n d d i e s e n i c h t v o r h a n d e n , d a n n h a t die S a n i e r u n g n u r d a n n A u s s i c h t auf E r f o l g , w e n n dem U n t e r n e h m e n g e i s t i g e K r ä f t e ges i c h e r t w e r d e n , mit deren Hilfe dieser Mangel behoben werden kann. Um auf dem einschlägigen Schutzrechtsgebiete für das Unternehmen wirkungsvoll tätig sein zu können, hat die geistig-technisch wirkende Stelle folgenden Arbeiten zu obliegen: Führung der Lauffristen und Gebührenfälligkeiten der eigenen Schutzrechte, Sammlung (in Karteienform) und Studium der Konkurrenzschutzrechte, Beachtung der Ablauffristen jener Konkurrenzschutzrechte, deren Ablauf für das eigene Unternehmen von Wichtigkeit ist, Ausarbeitung und Durchführung von eigenen Schutzrechten, Beobachtung von fremden Schutzrechtsanmeldungen, Ausarbeitung von Einsprüchen und Nichtigkeitsanträgen, Studium fremder Schutzrechte zwecks etwaiger Umgehungsmöglichkeiten, Beurteilung von Erfindungen, welche dem Unternehmen angeboten werden, in bezug auf Erfindungswert, Anwendungs- und Absatzmöglichkeiten. Die Barbeitung der Schutzrechtsmaterie wird durch Karteien erleichtert, welche für die eigenen und fremden Schutzrechte gesondert geführt und nach Patenten, Gebrauchsmustern, Geschmacksmustern und Schutzmarken unterteilt sind, innerhalb welcher Abteilungen die Karten in alphabetischer Namensfolge angeordnet werden. Der Vordruck der Karteien für die eigenen Schutzrechte wird die Rubriken enthalten: Schutzrechtsgegenstand, Erteilungsland, Schutzrechtsnummer, Anmeldungsdatum, Erteilungsdatum, Lauffrist, Prioritätsfrist, Gebührenhöhe, Gebührenfälligkeit, Eigentümer, bzw. Besitzer, Erteilungsland und Nummer des in Betracht kommenden Konkurrenzschutzrechtes, Bemerkungen, in welche Rubrik vergleichende Kennzeichen eingetragen werden. Der Vordruck der Karteien für fremde Schutzrechte wird die Rubriken enthalten: Schutzrechtseigentümer, bzw. -besitzer, Erteilungsland, Schutzrechtsnummer, Anmeldungsdatum, Erteilungsdatum, Lauffrist, Prioritätsfrist, Datum, Kennzeichnung und Erfolg von Einsprüchen, Nummer des in Konkurrenz stehenden eigenen Schutzrechtes, Bemerkungen, in welche Rubrik vergleichende Kennzeichen eingetragen werden. Für die Wertigkeitsbemessung eines Patentes ist die Güte des Erfindungsgedankens, bzw. Erfindungsgegenstandes, allein nicht bestimmend, noch weniger die aus ihr etwa berechnete Höhe des buchmäßigen Patentkontos (das bei erstklassigen Unternehmungen auf „1" abgeschrieben wird). Die beste Erfindung wird in industriellem Sinne wertlos, wenn sie den bisherigen Errungenschaften nacheilt, d. h. zu spät kommt, oder den herrschenden Anschauungen derart voreilt, daß das für ihre industrielle Ausnutzung erforderliche Verständnis seitens der in Betracht kommenden Abnehmerkreise nicht vorhanden ist und in absehbarer Zeit, trotz sachgemäßer Aufklärung und Werbung, nicht erwartet werden kann.

58 D a s P a t e n t k o n t o v o n in S a n i e r u n g b e f i n d l i c h e n U n t e r n e h m u n g e n s o l l t e s i c h e r h e i t s h a l b e r m i t , , l " t in b e s o n d e r e n A u s n a h m e fällen mit einem möglichst kleinen B r u c h t e i l e der n a c h w e i s b a r e n Ertragsfähigkeit der Schutzrechte unter Aktiven eingesetzt werden. Denn die beste Ertragsfähigkeit einer Erfindung kann in kurzer Zeit versiegen, wenn diese durch eine neue überholt wird. Zu den Ursachen schutzrechtlicher Natur, welche zu Zusammenbrüchen von industriellen Unternehmungen führen, zählen jene gegen Treue und Glauben verstoßenden Fälle, in welchen die im Unternehmen tätigen geistigen Kräfte, die während des Betriebes gewonnenen Erfahrungen und die Betriebseinrichtungen benutzten, um Erfindungen zu schaffen, die jenen des Unternehmens empfindliche Konkurrenz zu bereiten geeignet waren, die sie sich selbst schützen ließen, um sie entweder dem Unternehmen gegen unwirtschaftlich hohe Belastungen, oder Konkurrenzunternehmungen zu überlassen. Im Wege der Sanierung muß durch entsprechende vertragliche Maßnahmen verhindert werden, daß sich derartige, das Unternehmen schwer schädigende Vorfälle wiederholen. An Erfindungskosten sind manche Unternehmungen verblutet; sie sind auf ziellose Erfindungsarbeiten, auf die Lust zu Pröbeleien, auf unwirtschaftlichen Konkurrenzehrgeiz zurückzuführen. An die Ausarbeitung von Erfindungen ist erst dann zu schreiten, wenn der Erfindungsgedanke klar und einwandfrei festgelegt ist, wenn der Nachweis erbracht wurde, daß der auf ihn sich stützende Erfindungsgegenstand mindestens jenem der Konkurrenz in leistungstechnischer Beziehung ebenbürtig ist, dort, wo ein Konkurrenzfabrikat noch nicht vorhanden ist, der Bedarf in solchem Umfange vorliegt, daß eine gewinnbringende Fabrikation aufgenommen werden kann. Hierauf ist der Erfindungsgegenstand in Form von Konstruktionen, Mustern, oder Modellen fabrikationsreif auszugestalten, um an Hand dieser Unterlagen eine scharfe Kalkulation der Selbstkosten und des Verkaufspreises durchzuführen, deren Zulässigkeit in konkurrenztechnischer Beziehung zweifellos sein muß. Erst dann kann an die Fabrikation des Erfindungsgegenstandes geschritten werden. Wird nicht in dieser vorsichtigen Weise vorgegangen, dann ergibt sich, daß die für die Ausarbeitung und Nutzbarmachung der Erfindung aufgewendeten Kosten hinter einem gewinnbringenden Ertrage zurückbleiben. Der gleiche Fall t r i t t ein, wenn für Erwerbung, oder Ausnutzungsrechte von Fremderfindungen geldliche Leistungsverpflichtungen eingegangen werden, welche die Gestehungskosten derart belasten, daß ein in preistechnischer Beziehung konkurrenzfähiger und zugleich gewinnbringender Verkaufspreis nicht erzielt werden kann. I n d u s t r i e l l e U n t e r n e h m u n g e n , d e r e n E r f i n d u n g s k o s t e n in u n w i r t s c h a f t l i c h e m V e r h ä l t n i s s e zu d e n E r t r a g s k o s t e n s t e h e n , sind nicht sanierungsfähig. Vor der endgültigen Erwerbung von Erfindungen, oder deren Ausnutzungsrechten, sind, auch wenn die Erfindungen von hervorragender Seite herrühren, seitens der geistig-technisch wirkenden Stelle Prüfungen gemäß den folgenden Gesichtspunkten anzustellen, um finanziellen Fehlschlägen vorzubeugen: Ist die Erfindung p a t e n t f ä h i g ? Epochemachend? Ist Absatzmöglichkeit des Erfindungsgegenstandes bei gewinnbringenden Verkaufspreisen in solchem

59 Ausmaße möglich, daß Einzelfabrikation lohnend erscheint, bzw. Serienfabrikation ? In welcher Höhe ist Massenfabrikation möglich ? Ist die Erfindung ausgereift? Muß sie erst durch Versuche ausgereift werden? Welche Versuchskosten werden aufzuwenden sein ? F ü r die Höhe der Ankaufskosten einer Erfindung gilt als Regel, daß sie innerhalb weniger Jahre abgeschrieben werden können, ohne daß die Abschreibungsbelastung bei befriedigendem Gewinnertrage die preistechnische Konkurrenzfähigkeit des Erfindungsgegenstandes schmälert. F ü r die Bemessung der laufenden Entschädigung für das Benutzungsrecht gilt sinngemäß die gleiche Regel, nur daß an Stelle der Abschreibungsbelastung die auf die Mengeneinheit bezogene Entschädigung tritt. Auf die Verpflichtung einer jährlichen Mindestentschädigung kann nur dann eingegangen werden, wenn bedingungslose Sicherheit dafür vorhanden ist, daß die der Mindestentschädigung entsprechende Mengeneinheit jährlich gewinnbringend abgesetzt werden kann. I n d u s t r i e l l e U n t e r n e h m u n g e n , w e l c h e v e r t r a g l i c h an u n w i r t schaftlich wirkenden Erfindungsbelastungen materieller oder finanzieller N a t u r gebunden sind, sind nicht sanierungsfähig. Das Bestreben, die Sonderwünsche aller Abnehmer weitgehendst zu erfüllen, bringt manche Unternehmungen in notleidende Lage. Der allgemeinen Richtung nach Normalisierung der Typen folgen viele Geschäftsleitungen nicht, in der Meinung, daß sie durch Entgegenkommen in den Ausführungen (Größen, Leistungen, Formen, Ausstattungen usw.) eine größere Abnehmerzahl an sich ziehen; dieser Zweck wird fast immer erreicht, immer aber auch auf Kosten der Ertragsfähigkeit, denn mit der Zunahme der Typenzahl fällt die Fabrikationsmenge jeder einzelnen Type, steigt deren Gestehungspreis. Der Abnehmer ist aber nicht gewillt, einen höheren Preis zu bewilligen, als die Konkurrenz für jene Ausführung fordert, die der von ihm gewünschten Type am nächsten steht. Da die Gestehungskosten der Ausnahmetype unter allen Umständen immer höher ausfallen werden, als jene der zum Vergleiche herangezogenen Normaltype, müssen bei gleichen Verkaufspreisen Verluste entstehen, welche um so mehr steigen, je weiter die Typenunterteilung getrieben wird. Der geistig-technisch wirkenden Stelle obliegt es, aus rein konstruktiven und aus fabrikatorischen Gründen, mit Rücksicht auf die Verminderung der Konstruktionsarbeiten, der Verminderung der Zahl der Einzelteile, und damit der Zahl der Sonderwerkzeuge und Arbeitsgänge, mithin mit Rücksicht auf die Vereinfachung und Verbilligung des Betriebes, den Sonderwünschen auch dann entgegenzutreten, wenn sie von der kaufmännischen Leitung befürwortet werden. Ü b e r s t e i g t d i e T y p e n z a h l d e r v o n e i n e m in S a n i e r u n g b e findlichen Unternehmen herausgebrachten Erzeugnisse wesentlich j e n e der b e f r i e d i g e n d a r b e i t e n d e n K o n k u r r e n z , d a n n k a n n von v o r n h e r e i n mit h o h e r W a h r s c h e i n l i c h k e i t a n g e n o m m e n werden, daß dieser Ü b e l s t a n d eine der H a u p t u r s a c h e n der ents t a n d e n e n V e r l u s t e gewesen ist. In solchen Fällen ist anläßlich der Sanierung Vorsorge zu treffen, daß die Typenzahl jener der Konkurrenz angeglichen, und die Fabrikation entsprechend umgestellt werden.

60 Aufgabe der geistig-technisch wirkenden Stelle ist es, die Leistungen der Konkurrenz unausgesetzt zu verfolgen und die oberste Geschäftsleitung rechtzeitig über neue Schutztechte zu unterrichten, welche die Konkurrenz erworben hat, und welche gegen die eigenen konkurrierend wirken können, sie rechtzeitig zu verständigen, wenn die Ausführungsformen und Ausführungsarten Änderungen erfahren, die gegenüber den bisher üblichen Vorteile und somit höhere Verkaufskraft aufweisen; gleichzeitig mit dieser Benachrichtigung ist vorsorgliche Umstellung der geistig-technischen Tätigkeit und der ihr entsprechenden Fabrikationsmethoden vorzubereiten, um der Konkurrenz ebenbürtig zu bleiben. Durch die rechtzeitige Benachrichtigung wird die geistig-kaufmännisch wirkende Stelle in die Lage versetzt, Maßnahmen zu treffen (beispielsweise rasche Räumung der Warenlager zu verringerten Verkaufspreisen), um der Konkurrenz wirkungsvoll zu begegnen. Anderseits darf das Gebaren der Konkurrenz nicht zur blinden Nachahmung verführen, deren Endergebnis oft darin besteht, daß Beispielgeber und Nachahmer zu gleicher Zeit notleidend werden. Jedem Konkurrenzkämpfe sind nicht nur auf preistechnischem, sondern auch auf geistig-technischem Gebiete Grenzen durch die Wirtschaftlichkeit gezogen; sinnloses Wettlaufen führt zum Sturze. Der Nachahmungstrieb führt in vielen Fällen so weit, daß Teiländerungen an den Erzeugnissen der Konkurrenz mit ähnlichen Teiländerungen an den eigenen Erzeugnissen beantwortet werden, nur um in den Werbedruckschriften auf Verbesserungen, die vielfach keine sind, hinweisen zu können. Dabei wird aber übersehen, daß dadurch die Abnehmer beunruhigt werden, sich sagen müssen, daß die letzte Lieferung minderleistungsfähigere Erzeugnisse enthielt, daß die Beschaffung von Reparaturteilen in Zukunft erschwert wird, wenn die Teilstücke, oder Systeme fortwährend ändern. Auf einer Seite werden vielleicht neue Kunden angelockt, auf der anderen bisheriges Vertrauen mancher Kunden erschüttert. Weiterhin aber wird übersehen, daß jede Änderung eines Bestandteiles, einer Form, einer Ausführungsart, zur Folge hat, daß andere in Eingriff stehenden Bestandteile, Teilformen, Teilausführungsarten ebenfalls Änderungen erfahren müssen, in vielen Fällen die Arbeitsvorgänge, -Vorrichtungen, Werkzeuge und Arbeitsfolgen, wodurch Betriebsstörungen und Kostenverteuerungen hervorgerufen werden; die auf Vorrat gearbeiteten Teilstücke der bisherigen Ausführung können in den seltensten Fällen, dann auch nur unter Aufwand von Nacharbeitskosten, angewendet werden. R ü c k s t ä n - d i g k e i t in t e c h n i s c h e r B e z i e h u n g , d u r c h G e b o t e der W i r t s c h a f t l i c h k e i t nicht begründetes f a b r i k a t o r i s c h e s W e t t e i f e r n m i t d e r K o n k u r r e n z s i n d N i e d e r b r u c h s u r s a c h e n , die im Gange der Sanierung durch geeigneten E r s a t z der geistig-technisch wirkenden K r ä f t e behoben werden können. Sonderwünsche einzelner Kunden können nur in Auftrag genommen werden, wenn der hohe Preis einer Sonderausführung bezahlt, wenn eine entsprechend lange Lieferzeit zugestanden werden, wenn der normale Fabrikationsbetrieb durch die Sonderausführung keine Störung erleidet. Jedes industrielle Unternehmen muß fortschreiten, muß trachten, immerhin unter strenger Beachtung der Wirtschaftlichkeit, Neuheiten auf den Markt zu bringen. Ist vorauszusehen, daß bisherige Erzeugnisse des Unternehmens durch seine Neuerzeugnisse konkurrenziert werden, jedoch

61 mit diesen ein umfangreicherer und befriedigenderer Umsatz zu erzielen sein wird, als mit jenen, dann ist darauf zu achten, daß die bisherige Fabrikation rechtzeitig derartig eingeschränkt wird, daß bei Herausbringung der neuen Erzeugnisse die alten restlos abgestoßen worden sind. Bei der Herausbringung von Neuerzeugnissen ist, wie folgt, vorzugehen: die geistig-technisch wirkende Stelle sorgt für die fabrikationsreife Gestaltung des Gegenstandes, führt mit der Musterausführung praktische Anwendungsversuche durch; die Vorkalkulation der Fabrikationsabteilung berechnet die Gestehungskosten, jene der kaufmännischen Abteilung auf deren Grundlage den Verkaufspreis; die geistig-kaufmännisch wirkende Stelle untersucht die Absatzmöglichkeiten, stellt die voraussichtlichen Absatzmengen fest, erwägt die bereits vorhandenen, oder zu gewärtigenden Gegenmaßnahmen der Konkurrenz, überprüft die absatztechnische Zulässigkeit des errechneten Verkaufspreises, bestimmt den Zeitpunkt, bis zu welchem das Neuerzeugnis spätestens herausgebracht werden muß, um mit befriedigendem Umsatzerfolge rechnen zu können, vergewissert sich, ob dieser Zeitpunkt von der fabrikatorischen Abteilung eingehalten werden kann; die geistig-technisch wirkende Stelle bereitet die Unterlagen für die Werbeschriften vor; die verkaufstechnische Abteilung unterrichtet rechtzeitig ihre Vertreter, Reisenden und Abnehmer über das Neuerzeugnis, damit diese ihre Lager an Alterzeugnissen abstoßen und Bestellungen für das Neuerzeugnis aufgeben. N e u e r z e u g n i s s e , w e l c h e auf K o s t e n v o n A l t e r z e u g n i s s e n , d i e umfangreichen Lagerstand aufweisen, herausgebracht werden, f ü h r e n u n t e r U m s t ä n d e n zum Z u s a m m e n b r u c h e des U n t e r n e h m e n s u n d z e u g e n d a f ü r , d a ß r ü c k s t ä n d i g e F a b r i k a t e in u n z u lässigen Mengen hergestellt wurden. Unverkäuflichkeit der Erzeugnisse konstruktiver Natur, welche in leistungstechnischen Schwächen ihre Ursache hat, ist, wenn fabrikatorische Fehler nicht vorliegen, auf Konstruktionsfehler zurückzuführen; sie werden entweder durch zeichnerische, oder rechnerische Irrtümer herbeigeführt. Beide werden verhindert, wenn geistig-technisch wirkende Stellen vorhanden sind, welche die rechnerischen Unterlagen überprüfen, bevor sie den Konstrukteuren übermittelt werden, die Konstruktionszeichnungen überprüfen, bevor diese den Werkstätten zugehen. Um diese Überprüfungen zu erleichtern, werden die rechnerischen Ergebnisse in Tabellen und Karteien niedergelegt, mit den später gewonnenen Versuchsergebnissen verglichen und abgestimmt, um selbst wieder als Unterlagen für folgende Berechnungen dienen zu können. Es muß ausgeschlossen sein, daß Konstruktionszeichnungen, welchen wissenschaftliche Berechnungen zugrunde gelegt werden, ohne diese zur Ausführung gelangen. Die Konstruktionsabteilung hat nach Arbeitsprogrammen, welche für bestimmte Zeitspannen die durchzuführenden Konstruktionsarbeiten festlegt, zu arbeiten. Die Kontrolle dieser Arbeiten erfolgt an Hand der in regelmäßigen Zeitabständen zu erstattenden Arbeitsmeldungen, welche zu enthalten haben: vorgesehene Konstruktionsarbeiten für die kommende Zeitspanne, Name des Ausführenden, Gegenstand der Arbeit, vorgesehene und noch verbleibende Arbeitsdauer in Stunden, in der abgelaufenen Zeitspanne ausgeführte Arbeiten mit den gleichen Angaben, ergänzt durch die Gesamtdauer einer fertiggestellten Arbeit in Stunden, weiterhin Angabe der Ursachen etwaiger Überschreitungen des vorgesehenen Zeitpunktes des

62 Nichtbeginnes oder der Nichtvollendung vorgesehener Arbeiten. Konstruktionsänderiingen werden entweder aus wirtschaftlich-fabrikatorischen Gründen vorgenommen, in vielen Fällen aber, weil die Konstruktion nicht reiflich vorbedacht wurde; Konstruktionsänderungen aus leistungstechnischen Gründen sind durch Fortschrittsgründe oft bedingt, unzulässig, wenn sie an Arbeitsstücken vorgenommen werden, die bereits nach anderen Konstruktionsmethoden behandelt wurden. Jede nachträgliche Konstruktionsänderung bringt Verwirrung und Störungen in den Fabrikationsgang und erhöht die Erzeugungskosten. Je geringer die Zahl der in der gesamten Fabrikation in Verwendung kommenden Konstruktionselemente ist, desto geringer werden die Gestehungskosten, weil eine höhere Zahl von Konstruktionselementen, die für Erzeugnisse verschiedener Art verwendet werden können, die Fabrikationsserie vergrößert und damit verbilligt. Die geistige Leistungsfähigkeit eines Konstruktionsbüros läßt sich nach der Zahl der Konstruktionselemente, deren es sich bedient, beurteilen. Vor Ausführung der Konstruktionszeichnungen ist ein scharf umrissener Konstruktionsplan schriftlich niederzulegen, welcher die Konstruktionsausgangspunkte, die zu erfüllenden Leistungen, die zahlenmäßig festgelegten Grundgrößen und die Konstruktionswegleitungen u m f a ß t ; die bestimmenden Grundgedanken der Konstruktion müssen vor Inangriffnahme der Arbeit festgelegt, nicht erst während derselben entwickelt werden; ebenso muß die Materialfrage vorher gelöst sein. Daß bei der Konstruktionsarbeit die vorhandenen Arbeitsbehelfe berücksichtigt werden müssen, ist selbstverständlich, wird aber nicht immer beachtet. Nicht vorbedachte und nicht vereinheitlichte Konstruktionstätigkeit führt zu Betriebsstörungen, zu erhöhten Gestehungskosten, zu verspäteten Lieferungen und mit Mängeln behafteten Erzeugnissen. I n d u s t r i e l l e U n t e r n e h m u n g e n , d e r e n N i e d e r g a n g auf u n fähige Konstruktionsleistung zurückzuführen ist, besitzen meist e i n e n d e r a r t s c h l e c h t e n R u f in F a c h k r e i s e n , d a ß d e r E r f o l g einer S a n i e r u n g sehr z w e i f e l h a f t ist. Der geistig-technisch wirkenden Stelle obliegt die Feststellung der Eigenschaften, welche die zur Verarbeitung, oder Bearbeitung, kommenden Materialien, die zur Verwendung kommenden, von auswärts zu beziehenden Zubehörteile aufweisen müssen. Diese Eigenschaften müssen nicht nur in physikalischer und chemischer Beziehung festgelegt werden; vielmehr ist es notwendig, auch jene Eigenschaften zu beachten, welche durch die vorhandenen Arbeitsbehelfe bedingt sind; endlich ist bei Bestimmung der erforderlichen Eigenschaften der wirtschaftliche Anschaffungspreis zu berücksichtigen. Die geistig-technisch wirkende Stelle arbeitet die Versuchsmethoden aus, welchen die zur Bearbeitung, bzw. Verarbeitung, kommenden Materialien, bzw. von auswärts bezogenen Zubehörteile, zu unterwerfen sind, und stellt die Übernahmebedingungen fest. In ähnlicher Weise werden von der geistigtechnisch wirkenden Stelle die Versuchsmethoden und Versuchsreihen festgelegt, welche für die Erprobung der Fertigerzeugnisse Geltung haben. Treten bei den Fertigerzeugnissen Mängel auf, sei es, daß sie bei den Erprobungen sich herausstellen, sei es, daß sie erst durch die Abnehmer gefunden werden, dann ist es Aufgabe der vorgenannten Stelle, zu untersuchen, auf welche Ursachen diese Mängel zurückzuführen sind, bevor sie abgestellt werden; denn für die fernere Vermeidung der Mängelbeanstandungen ist es wichtig, festzu-

63 stellen, ob die Mängel auf die Konstruktion, auf das Material, auf Bearbeitung; oder auf unsachkundige Behandlung bei Verwendung der Enderzeugnisse zurückzuführen sind. Je öfter sich die Bemängelungen seitens der Abnehmer wiederholen, desto mehr verschlechtert sich der Ruf des Unternehmens. Nichtentsprechende Erzeugnisse sind in erster Linie immer auf das Versagen der geistig-technisch wirkenden Stelle zurückzuführen, deren Grundaufgabe darin besteht, die Bedingungen festzustellen, zu sichern und aufrechtzuerhalten, welche erfüllt werden müssen, um konkurrenzfähige Enderzeugnisse in leistungstechnischer Beziehung herauszubringen. Auch aus den Berichten der Vertreter und Reisenden ergeben sich vielfach Wegleitungen, um den Ursachen der Mängel auf die Spur zu kommen. Viele industrielle Unternehmungen nehmen dadurch Schaden, daß die geistigtechnisch wirkende Stelle sich wohl um die Ausgangsbedingungen der Erzeugnisse kümmert, hingegen die Erforschung der Mängelursachen in der fälschlichen Meinung vernachlässigt, daß diese Aufgabe rein fabrikatorischer N a t u r sei. Sich h ä u f e n d e M ä n g e l b e a n s t a n d u n g e n t r a g e n zur U n t e r g r a b u n g des R u f e s eines i n d u s t r i e l l e n U n t e r n e h m e n s bei u n d u n t e r b i n d e n die N a c h b e s t e l l u n g e n ; M ä n g e l b e a n s t a n d u n g e n f ü h r e n zu v e r l u s t b r i n g e n d e n Z a h l u n g s a b z ü g e n . Führen die Mängeluntersuchungen zu Änderungen der Konstruktion, Form, Ausführung, oder Ausstattung, so sind die Beweggründe und Folgerungen seitens der geistig-technisch wirkenden Stelle schriftlich in Form eines Änderungsvorschlages niederzulegen, dessen Vordruck folgende H a u p t p u n k t e zu enthalten h a t : Gegenstand, Ort (eigene Werkstätten, Ubernahmestelle) und Zeit der Mängelfeststellung, Mängelfeststeller (eigene, fremde Organe), Mängelnatur, Mängelumfang, Mängelfolgen, vom Ubernehmer festgestellter Minderungswert, vom Übernehmer zur Verfügung gestellt, Mängeluntersuchungsergebnisse, Mängelursachen, Mängelbehebungsmittel, Ergebnisse der Versuche nach Behebung der Mängel, Art der Maßnahmen, um die Wiederholung der Mängel zu verhindern, Kosten der Mängelbehebung, Umfang des durch die Mängel verursachten Verlustes. Zu den zwecks Behebung der Mängel erstatteten Vorschlägen haben sich alle zuständigen Stellen (Materialbestellung, Werkstättenleitung, Verkaufsstelle) zu äußern. Sich h ä u f e n d e M ä n g e l b e a n s t a n d u n g e n b e w e i s e n , daß die F a b r i k a t i o n s g r u n d l a g e n f e h l e r h a f t sind, oder die F a b r i k a t i o n s e l b s t F e h l e r q u e l l e n a u f w e i s t , in j e d e m F a l l e a b e r , d a ß d e r W i l l e , o d e r d i e E i g n u n g f e h l e n , e i n w a n d f r e i zu f a b r i z i e r e n u n d z u l i e f e r n . Stets wiederkehrende Fehlerquellen der Mängel sind: unvollkommen umschriebene Bestellungen, Materialfehler, Konstruktionsfehler, Ausführungsfehler, Verpackungsfehler. Die erstgenannte Fehlerquelle kann durch die technische Beratungsstelle für den Innendienst behoben werden, auf welche ebenso wie auf die drei letztgenannten Fehlerquellen weiter unten eingegangen werden soll. Konstruktionsfehler treten immer dort auf, wo ohne von vornherein festgelegtes Konstruktionsprogramm gearbeitet wird; wo die Konstruktionskräfte organisch zu zwangsläufigem Ineinanderarbeiten verbunden sind, werden Konstruktionsfehler, die sich vorerst in Form von Verteuerung der Gestehungskosten, zum Schlüsse in Form von Beanstandungen, oder Rückweisungen seitens der Abnehmer äußern, vermieden. An

64 Hand der Gliederung einer auf dem Konstruktionsgebiete arbeitenden Großindustrie läßt sich der sachgemäße Konstruktionsvorgang kennzeichnen; kleinere Unternehmungen werden ihn, sinngemäß vereinfacht, mit weniger Kräften durchführen, bzw. die Aufgaben und Tätigkeiten mehrerer Personen in einer vereinigen. In Großindustrien ist zwischen einer wissenschaftlichen Konstruktionsabteilung und einer Werkstatt-Konstruktionsabteilung zu unterscheiden (kleinere Unternehmungen verschmelzen beide Abteilungen zu einer einzigen). Die wissenschaftliche Konstruktionsabteilung entwirft die Konstruktionen, die Werkstatt-Konstruktionsabteilung formt sie in Werkstattzeichnungen um; jene besitzt von diesen Kopien zu dem Zwecke, um, wo irgend möglich, die in der Fabrikation verwendeten Konstruktionselemente zu benutzen. Denn als Grundregel gilt: Neukonstruktionen, auch wenn sie ihren Zweck in weitgehendstem Maße erfüllen, weisen nur dann den wirtschaftlichen Höchstwert auf, wenn sie in der Hauptsache aus bisher erzeugten Konstruktionselementen bestehen; doch darf dieses Streben nicht dahin ausarten, dem neuen Erzeugnisse die bisherigen Konstruktionselemente aufzuzwingen; es darf ihnen nicht angepaßt werden, sondern diese ihm. Die Arbeiten der wissenschaftlichen Konstruktionsabteilung umfassen: Verbesserungen, welche auf eigene Erwägungen, Anregungen der Geschäftsleitung, Betriebsleitung, oder auf Beanstandungen zurückzuführen sind, welche der Erhöhung der leistungstechnischen Konkurrenzfähigkeit, der Vereinfachung (Verminderung der Zahl der Bestandteile, zwecks Verringerung der Gestehungskosten) der Erzeugnisse, ihrer leichteren, oder angenehmeren Handhabung, der Erweiterung ihres Anwendungs- und daher Absatzgebietes dienen, die Schaffung neuer Erzeugnisse, hervorgehend aus eigenen, oder fremden Überlegungen, Anregungen, oder Erfindungen, wobei die fremden Anregungen durch die Leistungen der Konkurrenz, oder durch außenstehende Erfinder bewirkt werden können. Alle Zeichnungen der wissenschaftlichen Konstruktionsabteilung sind Studienarbeiten, nie Werkstattarbeiten; diese werden an Hand der endgültigen Studienzeichnungen ausgeführt, welche alle Studien- und Versuchsergebnisse in sich vereinigen. (Sinngemäß gilt der gleiche Vorgang für Modelle und Muster.) Die Studienzeichnungen (Skizzen) dienen als Unterlagen für die Versuchswerkstätte, welche das Versuchsmodell (in Gebrauchsgröße oder in verkleinertem Maßstabe) auszuführen hat. (In kleineren Unternehmungen treten an Stelle der Versuchswerkstätten die allgemeinen Werkstätten); die von der Versuchswerkstätte hergestellten Einzelteile sind in bezug auf Material, Abmessungen und Formgebung zu überprüfen, bei Nichtgenehmigung von der Versuchswerkstätte richtigzustellen, worauf neuerliche Uberprüfung erfolgt. Erst nach erfolgtem Gutbefunde nehmen die Arbeiten in der Versuchswerkstätte ihren Fortgang, wird die betreffende Studienzeichnung endgültig festgelegt; der gleiche Vorgang ist zu beachten, wenn die Versuchswerkstätte von sich aus mit Abänderungs- oder Ausführungsvorschlägen an die wissenschaftliche Konstruktionsabteilung herantritt. Unnützes und kostspieliges Pröbeln ist in jedem Falle zu vermeiden. Ist der Gegenstand fertiggestellt, dann sind mit ihm Versuche durchzuführen, die auf jenen Grundlagen aufzubauen sind, welche bei der praktischen Verwendung des Erzeugnisses gegeben sind. An Hand der Versuchsergebnisse sind gegebenenfalls Abänderungen so lange durchzuführen, bis die Versuchsbedingungen einwandfrei erfüllt wurden. Diesen Abänderungen entsprechend sind die endgültigen

65 Studienzeichnungen anzupassen. Bei den Versuchen ergeben sieh die Wegleituingen für die Materialvorschriften und das Ausmaß der Leistungsgarantien, welche von der verkaufstechnischen Abteilung eingegangen werden können. E r s t wenn der Gegenstand vollständig durchgearbeitet, in allen seinen Teilten erprobt ist, und wenn die Versuche einwandfrei seine Gebrauchsfähigkeit f ü r den vorgesehenen Verwendungszweck ergeben haben, ist der Gegens t a n d fabrikationsreif. Der Leiter der wissenschaftlichen Konstruktionsabteilung trägt die Verantwortung, wenn ein als fabrikationsreif gekennzeichneter Gegenstand nachher in der Praxis als nicht geeignet befunden wird. Die Kosten der wissenschaftlichen Konstruktionsabteilung und der ihr angegliederten Versuchswerkstätte müssen in wirtschaftlichem Verhältnisse zu ihren Leistungen stehen. An Hand der von der wissenschaftlichen Konstruktionsabteilung gelieferten Unterlagen (Studienzeichnungen, Modelle, Muster) werden die Werkstattzeichnungen hergestellt; ergeben sich hierbei Umstände, durch welche die Fabrikation erschwert, oder verteuert wird, so sind die Unterlagen an die wissenschaftliche Konstruktionsabteilung zwecks entsprechenden Änderungen, welche wieder erst durch Versuche erprobt werden müssen, zurückzuleiten. Es genügt nicht, einen Gegenstand fabrikationsreif herzustellen, er muß a u c h rechtzeitig fabrikationsreif hergestellt werden, insbesondere dann, wenn es sich darum handelt, einen Vorsprung vor der Konkurrenz zu erringen, oder den Absatzmarkt zu beschicken, bevor er erschöpft ist. Es darf nicht übersehen werden, daß zwischen der fabrikationsreifen Gestaltung eines Gegenstandes und zwischen der Beendigung seines Fabrikationsweges eine bestimmte Zeitspanne liegt; derartige Arbeiten der wissenschaftlichen Konstruktionsabteilung, bzw. Entwurfsarbeiten, überhaupt, haben vorweg zu unterbleiben, wenn nach dem in jedem Einzelfalle vorzusehendem Terminarbeitsprogramme nicht die Sicherheit besteht, daß die wissenschaftliche Konstruktionsabteilung den Gegenstand rechtzeitig fabrikationsreif gestalten kann. Die S a n i e r u n g von i n d u s t r i e l l e n U n t e r n e h m u n g e n , d e r e n iNiedergang auf V e r s a g e n i h r e r K o n s t r u k t i o n s a b t e i l u n g e n , bzw. A b t e i l u n g e n zur H e r s t e l l u n g der F a b r i k a t i o n s u n t e r l a g e n , zur ü c k z u f ü h r e n ist, erscheint aussichtslos, wenn nicht einwandfreie Sicherheit für eine zwangsläufig und s a c h k u n d i g a r b e i t e n d e K o n s t r u k t i o n s t ä t i g k e i t geschaffen werden kann, welche fabrik a t i o n s r e i f e E r z e u g n i s s e zu e r s i n n e n u n d r e c h t z e i t i g m i t w i r t s c h a f t l i c h e m K o s t e n a u f w a n d e zu e r s t e l l e n v e r m a g . Im Laufe der Fabrikation ergeben sich auch bei fabrikationsreifen Erzeugnissen Anregungen für Verbesserungen; vor ihrer Durchführung muß die Zustimmung der wissenschaftlichen Konstruktionsabteilung eingeholt werden, ohne welche Abänderungen unzulässig sind. Alle Verbesserungsvorschläge, von welcher Seite sie auch kommen mögen, sind von der wissenschaftlichen Konstruktionsabteilung zu begutachten und im Zustimmurigsfalle in der oben gekennzeichneten Weise fabrikationsreif zu gestalten. Bei der Beurteilung von Verbesserungsvorschlägen ist mitbestimmend, ob die anerkannten Verbesserungen rechtzeitig fabrikationsreif gestaltet werden können, ob sie Änderungen des Materiales oder Fabrikationsganges, bzw. der einzelnen Bearbeitungsprozesse, nach sich ziehen, ob diese H e r z o g , Sanierung.

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66 Verbilligungen, oder wirtschaftlich zulässigen Verteuerungen der Gestehungskosten bewirken werden, ob und inwieweit zulässig die Fabrikationsdauer verlängert wird; im Ablehnungsfalle sind die Ablehnungsgründe anzugeben. Die geistig-technisch wirkende Stelle h a t in technischer Beziehung die kaufmännische Abteilung des Unternehmens zu beraten. Eine große Anzahl von Aufträgen läuft ein, welche von den Bestellern nicht genau gekennzeichnet sind und zu Fehlausführungen und nachfolgenden Beanstandungen Anlaß geben. In einem ordentlich arbeitenden Betriebe werden alle einlaufenden Bestellungen technischer Natur an die geistig-technisch wirkende Stelle zwecks Uberprüfung geleitet, bevor sie in Fabrikation genommen werden; von dieser Stelle werden Unklarheiten richtiggestellt, Lücken ausgefüllt, werden die diesbezüglichen brieflichen Verständigungen mit den Bestellern besorgt, wie denn überhaupt von dieser Stelle die kaufmännische Abteilung in technischer Beziehung zu beraten ist. I n d u s t r i e l l e U n t e r n e h m u n g e n , bei welchen reibungsloses Zus a m m e n a r b e i t e n zwischen den geistig-technisch und geistigkaufmännisch wirkenden Stellen nicht vorhanden ist, können nicht lebensfähig gestaltet werden. Die der technischen Leitung zur Mitarbeit beigegebenen geistig-technisch wirkenden Kräfte gliedern sich allgemein in die Gruppen: Betriebsleitung, wissenschaftliche Abteilung, Konstruktionsabteilung, Vorkalkulationsabteilung, Nachkalkulationsabteilung und Verwaltungsabteilung; bei kleineren Unternehmungen sind die erste und letzte Gruppe, die zweite und dritte, die vierte und fünfte, oft die erste, vierte und f ü n f t e Gruppe zu einer Gruppe (in einer Person) vereinigt. Grundsätzlich hat zu gelten, daß von der technischen Leitung nur jene Erzeugnisse in Fabrikation genommen werden dürfen, welche von der kaufmännischen Leitung in Auftrag gegeben wurden. Zur leichteren Ubersicht werden die von der kaufmännischen Leitung in Auftrag gegebenen und ihr jeweilen in bestimmten, regelmäßig sich wiederholenden Zeitabschnitten (Wochen, Monate usw.) von der technischen Leitung (Fabrikationsabteilung) gelieferten Erzeugnisse in ergänzend fortgeführten Schaubildern vereinigt, aus welchen ohne weiteres die Rückstände ersichtlich sind. Zu den von der kaufmännischen Leitung der technischen Leitung zukommenden Aufträgen zählen selbstverständlich auch die Arbeiten auf Lager. Es muß vollständig ausgeschlossen sein, daß die technische Leitung von sich aus die Erzeugnisarten und Erzeugnismengen bestimmen k a n n ; in jenen Fällen, in welchen Erzeugnisarten und Erzeugnismengen von der kaufmännischen Leitung in Auftrag gegeben werden, welche mit wirtschaftlichen Gestehungskosten nicht hergestellt werden können, d. h. mit Gestehungskosten, welche den zulässigen Verkaufspreis nicht gewinnbringend gestalten, hat die technische Leitung Einspruch zu erheben. Der obersten Geschäftsleitung obliegt die Entscheidung. Wo die Geschäftsleitung durch einen kaufmännischen und einen technischen Leiter gebildet wird, die innerhalb ihrer Abteilungen selbständig handeln können, entstehen aus dieser Ursache heraus oft Meinungsverschiedenheiten, welche zum Niederbruche des Unternehmens führen. Die kaufmännische Leitung wird, wenn sie vorsichtig handelt, nur jene Erzeugnisarten und insbesondere Erzeugnismengen bestellen, deren Absatz sie als gesichert be-

67 trachtet, wobei manchmal die Vorsicht zu weit getrieben wird. Die technische Leitung wird sich gegen die Herstellung von Erzeugnisarten wehren, für welche die geeigneten maschinellen Arbeitsbehelfe fehlen, wird, um die Gestehungskosten zu verbilligen, die Erzeugnismengen möglichst hoch wählen; anderseits wird sie Erzeugnisarten und Erzeugnisformen vorschlagen, die ihren Einrichtungen und Arbeitsmethoden angepaßt sind, nach Ansicht der kaufmännischen Leitung aber nicht auf Absatz rechnen können. Manchmal wird dann ein Mittelweg eingeschlagen, der keinen der beiden Teile befriedigt, weder die billigsten Gestehungskosten, noch einen befriedigenden und gewinnbringenden Absatz ermöglicht. An dem Widerstreite der Meinungen gehen industrielle Unternehmungen zugrunde. Wo technische und kaufmännische Leitung in einer Person vereinigt sind, wird die richtige Entscheidung getroffen, wenn die Leitung ausschließlich nach wirtschaftlichen und nicht nach spekulativen Erwägungen handelt. Die Gegensätzlichkeit zwischen selbständiger technischer und selbständiger kaufmännischer Leitung wird dort noch verstärkt, wo die beiden Abteilungen tatsächlich, oder zumindest buchmäßig, als gesonderte Wirtschaftskörper behandelt werden, demnach gezwungen sind, ihre Ertragsfähigkeit zu erweisen. Wenn durch diese Zweiteiligkeit keine schädigenden Gegensätzlichkeiten hervorgerufen werden, ist sie in wirtschaftlicher Beziehung die idealste Gliederung. Sie beruht auf dem Grundgedanken, daß die Fabrikationsabteilung mit einem Kapital arbeitet, das sich zusammensetzt aus dem Werte ihrer Anlagen und aus einem Betriebskapital, welches ihr von der kaufmännischen Abteilung in der Form zur Verfügung gestellt wird, daß alle Ausgaben für Material, Löhne, Gehälter, Betriebskosten, öffentliche Abgaben aller Art gegen einen zu vereinbarenden mäßigen Zinsfuß zur Verfügung gestellt werden. Die Rückzahlung erfolgt durch Anlieferung der Fertigerzeugnisse, welche der kaufmännischen Abteilung mit einem zu vereinbarenden mäßigem Gewinnzuschlage berechnet werden. Der gegenseitige Zahlungsausgleich erfolgt auf buchtechnischem Wege. Zur Vereinfachung werden die Verrechnungen von der kaufmännischen Buchhaltung durchgeführt, welche an Hand des gesamten geldlichen Aufwandes für die Fabrikationsabteilung die fabrikatorischen Selbstkosten der Erzeugnisse ermitteln und den vereinbarten Gewinnzuschlag demnach gutschreiben kann. Die Fabrikationsabteilung stellt gewissermaßen ein Unternehmen dar, welches für einen einzigen Kunden arbeitet, der durch die kaufmännische Abteilung gebildet wird. Mit andern Worten: die Rentabilität der Fabrikationsabteilung (technischen Abteilung) einerseits, der kaufmännischen Abteilung anderseits muß klar zutage treten; dann wird vermieden, daß die eine Abteilung scheinbar gut, oder scheinbar schlecht arbeitet. Auch dort, wo diese Zweiteilung praktisch nicht, oder nicht scharf gehandhabt wird, sollte nach ihren grundsätzlichen Ideen gearbeitet werden. (Es ist selbstverständlich, daß der Anteil an den buchtechnischen Arbeiten der Fabrikationsabteilung belastet werden.) Industrielle Unternehmungen mit selbständig handelnden t e c h n i s c h e n u n d k a u f m ä n n i s c h e n L e i t u n g e n m ü s s e n im W e g e d e r Sanierung d e r a r t u m g e f o r m t werden, daß die E r t r a g s f ä h i g k e i t e n der F a b r i k a t i o n s a b t e i l u n g und der k a u f m ä n n i s c h e n A b t e i l u n g g e s o n d e r t z u m A u s d r u c k e k o m m e n , um zu v e r h i n d e r n , d a ß d i e eine A b t e i l u n g auf K o s t e n d e r a n d e r e n a r b e i t e t . 3•

68 Die der kaufmännischen Leitung zur Mitarbeit beigegebenen geistigkaufmännisch wirkenden Kräfte gliedern sich allgemein in die Gruppen: Korrespondenzabteilung, Kalkulationsabteilung, verkaufstechnische Abteilung und Buchhaltung (oft getrennt in Finanzabteilung und Buchhaltung). Technische und kaufmännische Leitung können nur dann mit Erfolg arbeiten, wenn sie über die Art, Leistung und Erfolg der ihnen beigegebenen geistig und materiell wirkenden Kräfte jederzeit genau unterrichtet sind; n u r dann ist ein reibungsloses und ersprießliches Zusammenwirken möglich. Zur Erfüllung der vorgenannten Forderung tragen die in regelmäßigen Zeitspannen (Wochen, Monate usw.) zu erstattenden Tätigkeitsberichte der einzelnen Gruppen bei, welche in der Hauptsache zu umfassen haben: Tätigkeitsbericht der Betriebsleitung: Art und Mengen der in A u f t r a g erhaltenen, der in Ausführung befindlichen, der fertiggestellten, der an die kaufmännische Abteilung abgelieferten Arbeiten, ausgeführte Betriebsarbeiten, Zahl der produktiven, unproduktiven, kranken, beurlaubten Arbeiter, Art und Umfang der Ausschußarbeiten, Materialverbrauch, Höhe der produktiven und unproduktiven Löhne, Vorschläge betreffend fabrikatorische Arbeiten. Tätigkeitsbericht der Konstruktionsabteilung: An anderer Stelle gekennzeichnet. Tätigkeitsbericht der Vorkalkulation: Zahl der neu ausgeführten und richtig gestellten Arbeitsvorschreibungen, der Kontrollzeitmessungen, der neu durchgeführten und (an Hand der Nachkalkulationsergebnisse oder Kontrollzeitmessungen) richtig gestellten Vorkalkulationen, der in Akkordarbeiten umgewandelten Lohnarbeiten, besondere Vorkommnisse und Vorschläge. Tätigkeitsbericht der Nachkalkulation: Zahl, Bezeichnung und Ergebnisse der fertiggestellten Nachkalkulationen, Vergleich mit den betreffenden Vorkalkulationen, Ursachen der Ergebnisunterschiede, Zahl und Art der in Ausführung befindlichen Nachkalkulationen, Statistik der produktiven und unproduktiven Löhne nach Werkstätten, Arbeiterklassen und Erzeugnisarten ausgeschieden, Statistik der Betriebskosten und des Betriebsmaterialverbrauches, des Materialverbrauches. Abweichungen von den normalen Verhältnissen und Vorschläge. Tätigkeitsbericht der Verwaltungsabteilung: Gesamtsumme der Aufträge, der in Arbeit befindlichen und fertiggestellten Aufträge, der monatlichen Gehaltsausgaben, der Lohnausgaben, unterteilt in produktive und unproduktive Löhne, der Fabrikationsunkosten, der Materialausgaben, der Gesamtausgaben, Vergleiche mit den Ergebnissen der abgelaufenen Berichtszeitspanne, ausgedrückt in Währungseinheiten und Prozenten. Tätigkeitsbericht der kaufmännischen Kalkulationsabteilung: neu kalkulierte Verkaufspreise, Preisschlüsseländerungen, Änderungen der Konkurrenzpreise. Tätigkeitsbericht der verkaufstechnischen Abteilung: Zahl der eingelaufenen Bestellungen, geordnet nach Arten und Mengen, Zahl der durchgeführten Lieferungen, geordnet nach Arten, Mengen und Währungseinheiten, Zahl der eingelaufenen Anfragen, der abgegebenen Angebote, Arten und Mengen der von der Fabrikationsabteilung gelieferten Fertigerzeugnisse, der fälligen, jedoch nicht gelieferten Fertigerzeugnisse, Erfolg der Reise-,Vertreter-, Zweigniederlassungen-Tätigkeit, Vorkommnisse, Konkurrenzgebaren, Vorschläge.

69 Tätigkeitsbericht der Buchhaltung: Gesamtausgaben und wichtigste Hauptausgaben, Verhältnis zu jenen der letzten Berichtsspanne, ausgedrückt in Prozenten und Währungseinheiten, in der Berichtsspanne befriedigten und nicht befriedigten Fälligkeiten, erfolgte, nicht erfolgte, bzw. zu erwartenden Eingänge, verfügbare Mittel, Fabrikationsunkosten, kaufmännische Unkosten, Gesamtunkosten, bezogen auf die Gesamtlohnkosten der Berichtsperiode, kaufmännische Unkosten, bezogen auf den Gesamtumsatz der Berichtsperiode, Ausgaben für Material, Löhne, Gehälter, öffentliche und sonstige Ausgaben, Zinsendienst, Gesamteinnahmen, Gesamtausgaben, Kreditoren-, Debitorens t a n d , Vergleiche der einzelnen Posten mit jenen der letzten Berichtsperiode, ausgedrückt in Prozenten und Währungseinheiten. Die Sanierungen von industriellen U n t e r n e h m u n g e n werden erschwert, wenn Tätigkeitsberichte der einzelnen Abteilungen über regelmäßig aufeinanderfolgende Zeitspannen fehlen, da d u r c h Vergleich dieser B e r i c h t e die F e h l e r q u e l l e n und Fehlerw i r k u n g e n sofort z u t a g e t r e t e n ; die z w a n g s l ä u f i g e r e g e l m ä ß i g e B e r i c h t e r s t a t t u n g d e r e i n z e l n e n A b t e i l u n g e n i s t im W e g e d e r S a n i e r u n g zu s i c h e r n . Wichtig ist, daß in allen Tätigkeitsberichten die Vergleichsziffern der Vorperiode, überdies das „Mehr" oder „Weniger", ausgedrückt in Mengen-, bzw. Währungseinheiten und Prozenten, erscheinen. Die Leitung ersieht aus jedem „Weniger", daß ein Rückgang vorliegt, weiß demnach, daß eine Minderungsursache wirkt, deren Erforschung und Behebung ihre nächste Aufgabe sein m u ß ; aus jedem „Mehr" ist zu schließen, daß die Minderungsursache der Vorperiode behoben wurde. Überdies ermöglichen diese Berichte, erforderlichenfalls geeignete Maßnahmen zu treffen, um Verlusten vorzubeugen, um unnütze Geldausgaben zu vermeiden. Wenn beispielsweise der Tätigkeitsbericht der Betriebsleitung ein Sinken der einlaufenden Aufträge meldet, werden die Materialbeschaffung einzuschränken, eine Verminderung des Arbeiterstandes rechtzeitig durchzuführen sein, während das Steigen der einlaufenden Aufträge darauf aufmerksam macht, daß eine etwa vorhandene günstige K o n j u n k t u r der Materialbeschaffung auszunützen, daß für Heranziehung von Arbeitskräften zu sorgen ist. Ist aus dem Berichte zu entnehmen, daß bei gleichem Auftragsbestande weniger Fertigerzeugnisse, als in der Vorperiode ausgeliefert wurden, dann sind aus irgendeiner Ursache, wie beispielsweise Betriebsstörungen, schlechtes Material, Fehlen von Material, schlechte Arbeitskontrolle, Ausschußarbeiten, Sabotage usw. die Leistungen zurückgegangen; sind bei erhöhtem Auftragsbestande nur die Leistungen der Vorperiode erreicht worden, dann kann die Ursache beispielsweise Mangel an Material, an Arbeitskräften, oder Vollausnutzung der fabrikatorischen Anlagen sein; die Betriebsleitung wird schlüssig werden müssen, ob sie im letztgenannten Falle Uberstundenarbeit, oder Doppelschichten anzuordnen, oder die kaufmännische Abteilung darauf aufmerksam zu machen hat, daß die Steigerung der Bestellungen von der Fabrikationsabteilung nicht bewältigt werden kann, bzw. daß die Lieferungsfristen nicht eingehalten werden können. Die Erhöhung der Zahl der unproduktiven Arbeiter läßt erkennen, daß die Arbeitsverteilung und die Arbeitswege viel zu wünschen übrig lassen, die Steigerung der Ausschußarbeiten, daß entweder ungeeignetes Material in Verwendung kam, oder die Instandhaltung der

70 Werkzeuge und Arbeitsbehelfe nicht auf der Höhe ist, oder daß die Arbeitsüberwachung und Arbeitsunterweisungen mangelhaft sind. Ist bei gleichem Stande der Fabrikationsmengen der Materialverbrauch gefallen, dann haben die getroffenen Sparmaßnahmen ihre Wirkung getan, ist er gestiegen, dann liegt die Ursache bei den Eigenschaften des Materiales, in Materialvergeudung, in zu großem Ausschusse. Aus den Berichten der Vorkalkulation kann geschlossen werden, ob die Umwandlung von Lohnarbeit in Akkordarbeit Fortschritte macht, welche Lohnersparnisse dadurch erzielt werden. Ergeben die Messungen der Arbeitszeiten, welche für die einzelnen Arbeitsvorgänge erforderlich sind, Arbeitszeitkürzungen, dann ist erwiesen, daß die vorgenommenen Änderungen der Arbeitsmethoden und Arbeitsbehelfe wirtschaftlich waren, daß auf dem gleichen Wege fortzufahren ist; je mehr Arbeitsvorschreibungen ausgearbeitet, nach gewonnenen Werkstatterfahrungen von Zeit zu Zeit richtiggestellt, bzw. verbessert werden, desto schärfere Zeitbestimmungen, desto größere Arbeitsleistungen werden erzielbar sein. Ergeben die Berichte der Nachkalkulation, daß zwischen ihren Ergebnissen und jenen der Vorkalkulation ungünstige Unterschiede zu verzeichnen sind, dann kann die Leitung feststellen, ob der Material- oder Zeitverbrauch, oder gesteigerte Betriebsunkosten die Ursachen sind, oder ob falsch vorkalkuliert wurde, und entsprechend eingreifen; dann muß sie der kaufmännischen Leitung, mit Rücksicht auf deren Preisgestaltung, von der Änderung der Gestehungskosten Mitteilung geben. Aus den Lohn- und Betriebskostenstatistiken sind die jeweiligen günstig, oder ungünstig wirkenden Einflußfaktoren erkennbar. Der Tätigkeitsbericht der verwaltungstechnischen Abteilung gibt Aufschluß über den Wirtschaftlichkeitsgrad der Umformung von Geld in verkaufsfähige Ware, über das Verhältnis der Ausgaben zu den fabrikatorischen Leistungen, über die Kosten der die Fabrikation bestimmenden Einflußgrößen. Der Bericht der kaufmännischen Kalkulationsabteilung läßt die Veränderungen der Gestehungskosten und Gewiunzuschläge und ihren Einfluß auf die jeweiligen Verkaufspreise erkennen, klärt überdies über das Verhältnis der eigenen Verkaufspreise zu jenen der Konkurrenz auf, kennzeichnet deren Preisbewegungen. Der Tätigkeitsbericht der verkaufstechnischen Abteilung bildet den Gradmesser der Beschäftigung des Unternehmens und der Leistungen der Verkaufsorgane. Sinken die Umsätze, dann hat die kaufmännische Leitung zu untersuchen, ob die Ursache in der sinkenden Konjunktur zu suchen ist, in welchem Falle sie. das Arbeiten auf Lager rechtzeitig einschränken, vielleicht, um den Lagerbestand abzustoßen, die Verkaufspreise, oder Rabatte, oder Provisionen ändern wird; steigt die Konjunktur, wird die kaufmännische Leitung im gegebenen Augenblicke die Preise erhöhen. Ist bei gleichbleibender Konjunktur der Umsatz gegenüber jenem der Vorperiode gefallen, dann hat die kaufmännische Leitung zu untersuchen, ob die Leistungen der Reisenden, Vertreter, Zweigniederlassungen, oder sonstigen Verkaufsorgane nachgelassen haben, aus welchen Ursachen und in welchem Ausmaße, ob die Werbemittel an Wirkung eingebüßt haben, ob sie von jener der Konkurrenzwerbemittel übertroffen werden, ob Preisschleuderei der Konkurrenz den Rückgang des Umsatzes bewirkt hat, oder leistungstechnische

71 Überlegenheit der Konkurrenzerzeugnisse, oder verspätete Lieferungen, oder seinerzeitige Lieferungen, welche zu Beanstandungen Anlaß gaben, oder zu lange Lieferfristen, oder Zahlungsbedingungen, welche ungünstiger sind, als jene der Konkurrenz. Aus dem Verhältnisse der Zahl der ausgeführten Lieferungen zu jener der im Vormonat getätigten ist auf die Ausbringungsleistung der Fabrikationsabteilung, auf die Höhe der zukünftigen Zahlungseingänge zu schließen. Sinkt die Zahl der einlaufenden Anfragen bei gleichbleibender Konjunktur, dann hat die Werbetätigkeit an Wirkungskraft verloren, oder jene der Konkurrenz ist erheblich gestiegen, sei es durch die Güte ihrer Erzeugnisse, oder dank ihrer verminderten Verkaufspreise, oder durch wirkungsvollere Werbemittel, oder durch günstigere Zahlungsbedingungen, oder der Ruf des Unternehmens ist im Abstiege begriffen. Stehen die abgegebenen Angebote hinter jenen der eingelaufenen Anfragen zurück, dann ist im Betriebe des Unternehmens irgend etwas nicht in Ordnung. Wächst die Zahl der rückständigen Lieferungen, dann trägt entweder die Fabrikationsabteilung Schuld, oder es wurde ein Auftragsbestand hereingeholt, der die Ausbringungsleistung unzulässig übersteigt. Der Tätigkeitsbericht der Buchhaltung unterrichtet in erster Linie über die Höhe der augenblicklich und in den nächsten Zeiten verfügbaren Geldmittel, ermöglicht die Aufstellung eines Zahlungsplanes, unterrichtet über die Höhe der Verpflichtungen und der Außenstände, über die Pünktlichkeit der Zahlungseingänge, über die Zulässigkeit und Wirtschaftlichkeit der verschiedenen Ausgaben. Die fabrikatorische Unzulänglichkeit der Ausgangsmaterialien kann die Ursache des Niederganges eines industriellen Unternehmens bilden, kann durch Verschulden der Einkaufsstelle, oder der technischen Abteilung herbeigeführt werden. An anderer Stelle ist bereits auf die Gefahren der Warenspekulation hingewiesen worden. Billige Einkaufspreise und Sinken der Warenkonjunktur verleiten oft zu Eindeckungsmengen in einem Umfange, der den Jahresbedarf mehr als befriedigt; hierbei wird übersehen, daß neue Erfahrungen auf dem Gebiete der Ausgangsmaterialien, oder Mode- und Geschmacksänderungen, Umwälzungen in den allgemeinen Anschauungen betreffend die Vorteile eines bestimmten Materiales dazu führen können, daß das angehäufte Material den neuen fabrikatorischen Ansprüchen überhaupt nicht mehr entsprechen kann, weil das geänderte Enderzeugnis, will es konkurrenzfähig sein, andere Fabrikationswege durchlaufen muß, als bisher, diese aber ein Ausgangsmaterial mit anderen Eigenschaften, oder anderen Grundformen erfordern. Es sei beispielsweise an die verschiedenen dickwandigen Gußstücke erinnert, welche durch dünnwandige, nach dem Gußspritzverfahren hergestellte, plötzlich verdrängt wurden, oder an die Wandlung auf dem Gebiete des Schuhleders, auf welchem für Schuhoberteile früher Rindsleder, später Kalbsleder, heute Ziegenleder und Sonderleder vorherrschend sind, oder an die Verdrängung der Naturseide durch die Kunstseide, des Vierzylinders von Kraftwagen durch Sechs-, oder Mehrzylinder. Unternehmungen, welche Dampfheizungsanlagen herstellen und sich durch günstige Gußpreise zu übermäßiger Eindeckung an dickwandigen Heizkörpern verleiten ließen, kamen zu großen Verlusten infolge ihrer leistungs- und preistechnischen Konkurrenzunfähigkeit gegenüber den dünnwandigen Heizkörpern; Schuhfabriken mit übergroßen Lagerbeständen an Rindsleder, Seidenwebereien mit umfangreichen Lagern an Naturseide, Kraftwagenfabriken mit einem großen Bestände an Vierzylinder-

72 gußstücken wurden durch die Umwälzungen auf dem Gebiete des Ausgangsmateriales oft bis ins Lebensmark getroffen. Scheinbar günstige Gelegenheit zur Materialbeschaffung bieten die Versteigerungen der Materialbestande zusammengebrochener Firmen, welche nur in ihrer Gesamtheit erstanden werden können. Die Eigenschaften des zur Versteigerung gelangenden Materiales treten in den Hintergrund, die billige Einkaufsgelegenheit ist für den Ankauf bestimmend; ob der Zusammenbruch jener Firma nicht etwa auf ihren hohen Bestand an Ausgangsmaterial oder auf dessen minderwertigen Eigenschaften zurückzuführen ist, wird vom Käufer nicht immer untersucht. Kalkulatorisch schlecht beraten sind alle Einkäufer von Ausgangsmaterialien, welche im Eifer, billig einzukaufen, Warenmengen in großem Ausmaße erwerben, ohne sich darüber Rechenschaft zu geben, daß etwaige in Betracht kommenden, während des Lagerns auftretenden Materialveränderungen die fabrikatorische Behandlung des Materiales erschweren, verteuern, vielleicht zur Zeit seiner in der Ferne liegenden Bearbeitung verunmöglichen, ohne den etwaigen natürlichen Materialschwund in verarbeitungstechnischer und preistechnischer Beziehung in Erwägung zu ziehen. Billige Preise verleiten dazu, mit Vorbedacht Material mit minderwertigen Eigenschaften, oder Ersatzmaterial einzukaufen, in der Hoffnung, auch mit ihnen das Auskommen finden zu können; die Verarbeitung lehrt dann, daß zu großer Abfall, zu hoher Ausschuß, stärkere Abnutzung der Arbeitsbehelfe, längere Arbeitszeiten die Gestehungskosten in einem Maße verteuern, das mit dem teuersten, aber besten Material nicht erreicht worden wäre. Die Materialeigenschaften sind eindeutig umschrieben durch den Verwendungszweck einerseits, durch die Verarbeitungs-, bzw. Bearbeitungsmethoden anderseits, endlich durch die wirtschaftlich zulässigen Bearbeitungskosten. Innerhalb der durch die Materialeigenschaften gezogenen Grenzen ist selbstverständlich aus wirtschaftlichen Gründen der billigste Einkaufspreis anzustreben. Dem gleichen Verwendungszwecke können unter Umständen verschiedenartige Materialien, oder Material dergleichen Art, mit verschiedenen physikalischen, oder chemischen Eigenschaften dienen; aber für eine bestimmte Materialart und für bestimmte gleichzeitig vorhandenen Eigenschaften werden sich die günstigsten Verarbeitungs-, bzw. Bearbeitungsmethoden, die geringsten Bearbeitungskosten, der kleinste Materialabfall und der günstigste Prozentsatz an Fehlarbeiten ergeben; um dieses Ziel zu erreichen, muß auf die Beschaffenheit und Leistungsfähigkeit der vorhandenen Arbeitsbehelfe ebenfalls Rücksicht genommen werden. Blindes Nachahmen der Einkaufsgebarung der Konkurrenz f ü h r t oft auf Abwege. In Drehereien geben beispielsweise die Bauart der Drehbänke, ihre Umlaufzahl, ihre Leistungsfähigkeit den Ausschlag für die Wahl des Materiales; der in Verwendung stehende Drehstahl, die Form der Stähle bedingen in dem einen Unternehmen andere Eigenschaften des zu verarbeitenden Materiales, als im Konkurrenzunternehmen. Die genaue Kenntnis der dem Bestimmungszwecke und dem Arbeitsgange entsprechenden Materialeigenschaften ist Vorbedingung für die fabrikatorische Eignung des Materiales. Daher sind die Eigenschaftsanforderungen, welche an das Material zu stellen sind, von den zuständigen geistig-technisch wirkenden Kräften zu umschreiben, wobei diese selbstverständlich auf die wirtschaftlich zulässigen Materialkosten Rücksicht zu nehmen haben. Denn Material mit guten Eigenschaften kann Verlustbringer werden, wenn es zu

73 t e u e r ist; der Fachmann wird durch günstige Abmessungen manche besseren Materialeigenschaften ersetzen können, welche infolge des durch sie bewirkten höheren Materialpreises nicht in Betracht kommen können. Die Materialeinkaufsstelle hat sich strenge an die von der technischen Stelle vorgeschriebenen Materialeigenschaften zu halten, darf auf Teilverzichte mit Rücksicht auf billigeren Einkaufspreis sich nicht einlassen. Vor Kaufabschluß sind die erreichbaren Einkaufspreise mit den vorkalkulierten Materialkosten zu vergleichen; ergeben sich in kalkulatorischer Beziehung nachteilige Preisunterschiede, dann ist die technische Leitung zu verständigen; diese wird trachten, billigere Verarbeitungsmöglichkeiten zu schaffen, um den Mehrpreis wettzumachen, oder dahin wirken, daß die Materialwahl, oder die Materialeigenschaftsanforderungen geändert werden. Sicherheit betreffend die Erfüllung der Materialeigenschaftsanforderungen ist durch richtige Bestellung allein nicht gegeben; sie ist nur dort vorhanden, wo die Überprüfungsmöglichkeit der Materialeigenschaften durch Fachleute und geeignete Uberprüfungsmittel vorhanden ist; je wichtiger die genaue Einhaltung der geforderten Materialeigenschaften ist, desto genauer und eingehender muß die P r ü f u n g erfolgen. Das Vorhandensein der erforderlichen Eigenschaften nützt nichts, wenn der Arbeitsprozeß, dem das Material unterworfen wird, und die Arbeitsmethoden, die angewendet werden, unrichtig sind und das Material der Eigenschaften berauben, die ihm eigen sind. U n k e n n t n i s , N i c h t b e a c h t u n g und Mängel der Nachkontrolle der erforderlichen Materialeigenschaften führen zur f a b r i k a t o rischen Unzulässigkeit der A u s g a n g s m a t e r i a l i e n , aus welcher unwirtschaftlich hohe Erzeugungskosten, Konkurrenzunfähigkeit d e r E r z e u g n i s s e in l e i s t u n g s t e c h n i s c h e r u n d p r e i s t e c h n i s c h e r B e z i e h u n g e n t s p r i n g e n , die den Z u s a m m e n b r u c h eines industriellen U n t e r n e h m e n s h e r b e i f ü h r e n ; die S a n i e r u n g solcher U n t e r n e h m u n g e n ist nur d a n n möglich, wenn z w a n g s l ä u f i g e S i c h e r h e i t e n f ü r die B e s c h a f f u n g von g e e i g n e t e m M a t e r i a l g e b o t e n werden. Nichtbeachtung der erforderlichen Materialeigenschaften kann auch zwingende Ursachen haben, die in Zeiten der Materialknappheit, oder dort zutage treten, wo der mächtigere Konkurrent im Besitze der geeigneten Materialquellen ist und den Bezug aus ihnen sperrt. Ist die Materialknappheit allgemeiner Natur, dann wirkt sie in konkurrenztechnischer Beziehung weniger schädigend, da sämtliche Konkurrenten darunter leiden und zu mehr, oder minderem Verzichte auf bestimmte Materialeigenschaften gezwungen werden. Ist die Materialknappheit eine vorübergehende, dann trägt die Leitung an dem nachteiligen Zustande schuld, der auf'Mangel an flüssigen Geldmitteln, oder auf falsche Warenspekulation zurückzuführen ist. Liegt dauernde Materialsperre durch einen unbezwingbaren Konkurrenten vor, dann steht die Leitung des Unternehmens vor der Wahl, die Bedingungen des Konkurrenten anzunehmen, wenn sie ermöglichen, das Unternehmen unter Leitung des Konkurrenten, oder nach dessen Bedingungen mit einigermaßen noch befriedigendem Gewinn fortzuführen, oder wenigstens einen erheblichen Teil des Geschäftskapitales zu retten, oder vor dem schweren Entschlüsse, das Unternehmen stillzulegen, oder auf andere Erzeugnisse umzustellen, deren

74 Ausgangsmaterialien nicht durch die Sperre betroffen werden. In keinem Falle aber darf das Unternehmen in seiner bisherigen Weise fortgeführt werden, bis es am Ende seiner Kräfte angelangt ist. Industrielle U n t e r n e h m u n g e n , welche durch Materialsperre z u g r u n d e g e r i c h t e t w u r d e n u n d auf die V e r a r b e i t u n g a n d e r e r Materialien n i c h t u m g e s t e l l t werden k ö n n e n , sind f ü r eine Sanierung ungeeignet. Meist erfolgt die Materialsperre in der nach außenhin harmloser erscheinenden Form, daß der Materialbezug nicht verweigert wird, sondern Materialpreise gefordert werden, welche von vornherein eine preistechnische Konkurrenzfähigkeit ausschließen. Diese tritt bei beschränkt zugänglichen Materialquellen infolge zu teueren Materiales ein. Höhere Materialpreise als jene, welche die Konkurrenz zugrunde legen kann, werden hervorgerufen durch unkaufmännisches Einkaufsgebaren, Unkenntnis, oder Nichtbeachtung der Marktlage, durch die Forderung nach ungebührlichen Zahlungsfristen, durch Untreue und, wie bereits an anderer Stelle erörtert, durch mißglückte Warenspekulation. I n d u s t r i e l l e U n t e r n e h m u n g e n , w e l c h e a u s s c h l i e ß l i c h an d e r p r e i s t e c h n i s c h e n U n z u l ä n g l i c h k e i t d e r A u s g a n g s m a t e r i a l i e n ges c h e i t e r t sind, sollten nur dann s a n i e r t w e r d e n , wenn die Urheber dieses Ü b e l s t a n d e s aus dem U n t e r n e h m e n e n t f e r n t werden können. In manchen Betrieben wird die fabrikatorische und preistechnische Unzulänglichkeit der Ausgangsmaterialien dadurch herbeigeführt, daß die Einkaufsstelle zu spät von dem Bedarfe verständigt wird und im Bedarfsaugenblicke Materialien mit allen geforderten Eigenschaften nicht beschaffbar sind, oder wenn unterdessen die Materialpreise derart in die Höhe gegangen sind, daß sie mit den von der verkaufstechnischen Abteilung vorgesehenen Verkaufspreisen der Enderzeugnisse nicht mehr vereinbar sind. Fehlbar ist in diesem Falle dieLeitung der Fabrikationsabteilung, welche an Hand ihres Arbeitsplanes die erforderlichen Materialmengen rechtzeitig bestimmen können sollte; dort, wo sachgemäße, den jeweiligen Bestellungen anpaßbare Arbeitspläne nicht vorhanden sind, ist die rechtzeitige Bestimmung der erforderlichen Materialmengen ausgeschlossen. Zur rechtzeitigen Materiaibestellung kann auch die verkaufstechnische Abteilung wesentlich beitragen, da sie aus ihrer Korrespondenz, aus den Anfragen der Interessenten, aus den hinausgegangenen Angeboten, aus den Berichten der Reisenden, Vertreter, Zweigniederlassungen, wie aus der gesamten Marktlage annähernd auf den zu erwartenden Auftragsbestand schließen, auf sein voraussichtliches Steigen, oder Fallen die Leitung der Fabrikationsabteilung aufmerksam machen kann. Diese hat jeweilen das zur Durchführung des vorgesehenen Arbeitsplanes in einer bestimmten Zeit erforderliche Material (Rohmaterial, Halbfabrikate, Zubehör- und Ausrüstungsteile) auch dann bei der Einkaufsstelle zu bestellen, wenn ihr bekannt ist, daß dieses Material, oder Teile desselben, in den Magazinen des Unternehmens vorhanden sind. Denn die Materialeinkaufsstelle muß über jedes Material eine Materialbewegungskarte führen, auf dieser, wenn das Material vorhanden ist, dieses „decken", d. h. ausschließlich für den betreffenden Arbeitsplan zur Verfügung halten, wenn es nicht vorhanden ist, es bestellen und auf der Materialbewegungskarte es als „anrollend" in jenem Umfange

75 ,,decken", in welchem es für die Befriedigung des betreffenden Arbeitsplanes noch herangezogen werden soll. Die Materialbestellung der Leitung der Fabrikationsabteilung, welche von der Materialanforderung scharf zu unterscheiden ist, ist demnach eigentlich nur eine Aufforderung zur Bereithaltung einer gewissen Menge von bestimmten Materialarten auf einen bestimmten Zeitpunkt hin, demnach eine zwangsläufige Einwirkung auf die Materialeinkaufsstelle, sich rechtzeitig einzudecken. Die Vordrucke der Materialeindeckungsaufforderung haben folgende Rubriken zu enthalten: Fabrikations-, Auftragsnummer, Material, oder Gegenstand, Lagernummer (Modellnummer, Musternummer), Eigenschaften (Nummer des Pflichtenheftes, bzw. der Materialvorschreibung), technische Lieferungsvorschriften, Abmessungen, Bedarfsmengen (Stück, m, m 2 , m 3 , kg, 1), Eindeckungsfrist (unterteilt in die Rubriken: Fälligkeitsdatum, Erfüllungsdatum); wenn das Erfüllungsdatum mit dem Fälligkeitsdatum voraussichtlich nicht zusammenfallen wird, ist die Leitung der Fabrikationsabteilung sofort zu verständigen, um geeignete Vorkehrungen treffen zu können. Alle Rubriken bis auf die letztgenannte werden durch die Fabrikationsabteilung ausgefüllt, das Erfüllungsdatum und die weiteren Rubriken: belegt durch Lagernummer, belegt durch anrollende Bestellnummer, bestellt am bei Firma durch die Einkaufsstelle. Die Gestehungskosten steigen bei gleichbleibenden Materialpreisen mit dem Materialverbrauche, welcher von der Bearbeitungsgüte des Materiales, von seinen Abmessungen, von der mehr oder minder großen Freizügigkeit des Materialbezuges aus dem Magazine und von dem Umfange der Ausschußarbeiten abhängt. Die Bearbeitungsgüte ist durch die vorgeschriebenen Materialeigenschaften bestimmt und wird gesichert, wenn beim Kaufabschlüsse diese Eigenschaften vorgeschrieben, und bei der Materialübernahme ihr Vorhandensein nachgeprüft werden. Von der Materialgüte einerseits und von der Sorgfalt, welche bei der Materialbearbeitung aufgewendet wird, wie von der Eignung und Leistungsfähigkeit der Arbeitsbehelfe anderseits hängt die Höhe des Ausschusses ab. Ist die vorgeschriebene Materialgüte vorhanden, und werden Ausschußarbeiten vermieden, dann kann der Materialvergeudung einerseits durch richtige Materialabmessungen, anderseits durch zwangsläufige Überwachung des Materialbezuges gesteuert werden. Die Materialabmessungen werden vom Konstruktionsbüro bestimmt und in die Vorkalkulationskarte eingetragen; die Materialabmessungen sollen so knapp als möglich gehalten sein und nur jene Materialzugaben enthalten, welche für die Bearbeitung unbedingt notwendig sind; die Wirtschaftlichkeit der Materialabmessungen ergibt sich aus dem Verhältnisse zwischen den im Enderzeugnisse enthaltenen Materialmengen und den Abfallmengen. Dieses Verhältnis wird durch die Nachkalkulation festgestellt und der Fabriksleitung in Form von Tabellen mitgeteilt, deren Vordruck die Rubriken enthält: Gegenstand, Auftragsnummer, Zeichnungsnummer, Modellnummer, Abmessungen (Mengeneinfieiten) des Rohmateriales, Mengeneinheiten des Enderzeugnisses, Abfallmengen mit den Unterrubriken: Mengeneinheiten, Prozente, durchschnittliche Abfallmengen innerhalb einer bestimmten Zeitspanne (Monat, Vierteljahr usw.). Ergibt die Nachkalkulation unwirtschaftliche Abfallmengen, dann ist die technische Bestellstelle zu verständigen, damit sie durch entsprechende konstruktive Maßnahmen die Materialabmessungen ändert; ist auf diesem Wege eine Beschränkung der Materialabmessungen nicht möglich, dann ist die Betriebsleitung zu verständigen, damit sie durch Abänderung der Arbeitsmethoden,

76 oder Arbeitsbehelfe eine Beschränkung der Materialabmessungen ermöglicht. Die neuen Materialabmessungen sind der Vorkalkulation zwecks Eintragung in die Vorkalkulationskarte und der technischen Bestellstelle, welche die Materialeindeckungsanforderungen ausschreibt, mitzuteilen. Bei der Materialzustellung vom Magazine zur Arbeitsstelle muß Zeit und Material gespart werden. Zeit wird gespart, indem das Material im Magazine rechtzeitig vorbereitet und der Arbeitsstelle zugestellt wird, bevor die laufende Arbeit der Arbeitsstelle beendet ist. Dadurch wird jeglicher Zeitverlust des produktiven Arbeiters ausgeschaltet, da er nach beendeter Arbeit sofort die neue Arbeit beginnen kann. Es ist selbstverständlich, daß der produktive Arbeiter nicht zum Materialbezuge verwendet werden darf, der durch billige Hilfskräfte dort zu besorgen ist, wo er nicht durch Fließarbeit zwangsläufig vor sich geht. Es ist selbstverständlich, daß Material aus dem Magazine n u r über Anordnung der Betriebsleitung, nicht aber eines Werkführers, bezogen werden kann, um die Möglichkeit auszuschließen, daß zum Ersätze von Ausschußarbeiten, ohne Wissen der Betriebsleitung, neues Material der Werkstätte zugeführt wird. Diese Forderungen werden erfüllt, wenn die Bereitstellung des Materiales und sein Bezug zwangsläufig und jederzeit zwangsläufig nachprüfbar vor sich gehen; diesem Zwecke dient ein als Doppelblatt ausgebildeter Materialanforderungsschein, welcher von der Betriebsleitung ausgestellt wird, und dessen kennzeichnenden Daten im Durchschreibverfahren eingetragen werden. Vorder- und Hinterblatt tragen als gleichen Aufdruck an gleicher örtlicher Stelle die Vorschreibungen: Nummer des Materialanforderungsscheines, Zeichnungsnummer, Modellnummer, Musternummer, Lagernummer, Bestandteilnummer, Auftragsnummer des Gegenstandes, der aus dem Materiale hergestellt wird. Nummer des Magazines, welches das Material zu liefern hat, Materialmengen, Bezeichnung der Werkstätte (Abteilung), welcher das Material zuzustellen ist. Das Vorderblatt trägt ferner den Aufdruck: Nachstehend gekennzeichnetes Material ist bis zum . . . . , . . . Uhr bereitzustellen, den Aufdruck: Material erhalten am . . . ., die Unterschriftszeilen und das Anforderungsdatum (für die Betriebsleitung). Das Hinterblatt trägt die Aufdrucke: Empfangsbestätigung, nachstehendes Material ist heute ordnungsmäßig übernommen worden, die Unterschriftszeilen für das Übernahmedatum und für den Werkführer. Der Materialanforderungsschein wird von der Betriebsleitung der Magazinsverwaltung zugestellt, von dieser, zugleich mit dem Materiale der Werkstätte, welche, wenn sie das Material in Ordnung befunden hat, Vorder- und Hinterblatt unterzeichnet und der Magazinsverwaltung durch den Materialüberbringer zurückstellt. Die Magazinsverwaltung leitet das Vorderblatt an die Nachkalkulation und behält das Hinterblatt als Beleg für das ausgefolgte Material zurück. Der gleiche Anforderungsschein findet für Halbfabrikate und Zubehörteile Verwendung. Es kann der Fall eintreten, daß infolge unrichtiger Ausstellung des Materialanforderungsscheines die Werkstätte zu viel Material erhält, was sich erst bei Beendigung der Arbeit herausstellt, oder daß infolge Verfügung der Betriebsleitung an Stelle der vorgesehenen Arbeit eine andere tritt, oder für die vorzunehmende Arbeit infolge Irrtumes ein falsches Material geliefert wurde. In allen diesen Fällen, zu welchen auch jener Fall hinzuzählen ist, in in welchem das Material wegen Untauglichkeit nicht verwendet werden kann, ist das nicht benutzte Material mittels Rückgabeschein, der als Doppelblatt ausgebildet ist, zurückzustellen. Der Rückgabeschein trägt die Vordrucke:

77 Werkstattbezeichnung, Rückstellungsdatum, Rückgabeschein-iNr zum Materialanforderungsschein-Nr , Materialbezeichnung, Mengen, vorstehend aufgeführtes Material wird (Nichtzutreffendes streichen!), weil zu viel geliefert, weil derzeit nicht benötigt, weil falsch geliefert, weil untauglich, weil Ausschuß geworden, zurückgestellt, Empfangsbestätigung der Materialverwaltung. Diese behält ein Blatt als Zuwachsbeleg zurück, leitet das andere an die Betriebsleitung, welche es nach Kenntnisnahme der Nachkalkulation übermittelt. Wurde irrtümlicherweise zu wenig Material ausgeschrieben, oder ausgeliefert,, so ist ein neuer Materialanforderungsschein für das Ergänzungsmaterial zu verwenden, welcher in der oben beschriebenen Weise Verwendung findet. Materialeindeckungsaufforderung und Materialanforderung werden in gleicher Weise für Betriebsmaterial durchgeführt. Alle nicht pünktlich zugestellten Materialien, Halbfabrikate, Zubehörteile sind von den Bestell- und Anforderungsstellen sofort anzumahnen, wozu als Vordruck dienen kann: Anmahnungsschein-Nr , Datum, nachstehend gekennzeichnete Materialien (Gegenstände), welche am . . . . zuzustellen (zu liefern) waren und bis heute nicht zugestellt (geliefert) wurden, werden dringend benötigt, Material, Gegenstand, Abmessungen, Mengeneinheiten, zu liefern bis, Unterschrift. Materialvergeudung wird begünstigt, wenn die Materialbestellungsmengen nicht auf ihre Zulässigkeit nachgeprüft werden; durch eine zwangsläufig wirkende Nachprüfung wird verhindert, daß übermäßige Bestellungen aufgegeben werden, durch welche Kapital in unzulässiger, daher unwirtschaftlicher Weise festgerannt wird, und unnötiger Zinsenverlust entsteht, überdies erreicht, daß die Bestellungen, die notwendig sind, rechtzeitig besorgt werden, schließlich verhindert, daß wegen Materialmangel Arbeiten nicht ausgeführt werden können. Die Erfüllung dieser Aufgaben wird durch das MaterialbedarfsSchaubild erleichtert, welches in einfacher Weise auf Millimeterpapier wie folgt angefertigt wird: t.kg.m.mimU Materialart

0 10 IQ 30 J ^ J J J H ^ ^ i

U

SO

60

70

St usw.

Abb. 1.

Schaubilder werden nur für die Mengennachprüfung jener Materialien verwendet, welche fortlaufend in großen Mengen benötigt werden, oder f ü r jene Materialien, deren Verbrauch zwar klein ist, die aber infolge ihres hohen Einkaufspreises großen Geldaufwand erfordern. In das Band werden die vorhandenen Materialmengen (durch jeweilige den hinzukommenden Materialmengen entsprechende Ergänzung des beispielsweise hell [in der Zeichnung schraffiert] angelegten Bandes) eingetragen; unter vorhandenen Materialmengen sind die im eigenen Lager befindlichen, die anrollenden und die bereits bestellten, jedoch noch nicht zur Ablieferung gebrachten Materialmengen verstanden. Die Materialmengen, welche an die Werkstätten (Heimarbeiter) abgegeben werden, werden mit dunklerer Farbe (in der Zeichnung schwarz) von links nach rechts nachgetragen. Aus der Länge des verbleibenden hellen Bandes sind die verfügbaren Materialmengen ohne weiteres zu ersehen. Wird Material, weil es den gestellten Bedingungen nicht entspricht, dem Lieferanten zur Verfügung gestellt, dann ist es ebenso wie jenes, welches bestellt, aber

78 dessen Lieferung vom Lieferanten abgelehnt wurde, mit dunkler F a r b e n a c h zutragen. Das Verhältnis zwischen den Längen des dunklen u n d hellen B a n d e s b e s t i m m t das Maß der Überbestellungen, bzw. Nachbestellungen. Liegt Überbestellung vor, d a n n darf (unter Berücksichtigung der erforderlichen Lieferzeiten) so lange nicht nachbestellt werden, bis das Verhältnis „ N a c h bestellung" hergestellt ist. Das einlaufende Material ist an Hand der Materiallieferungsbedingungen zu prüfen, und sind die eingelieferten Mengen festzustellen, bevor sie an d a s Magazin abgegeben werden. Das Prüfergebnis wird der Fabriksleitung u n d der Materialbestellungsstelle zugestellt. Da es f ü r spätere Lieferungen als Vergleichsunterlage dienen kann, empfiehlt es sich, es in ein Buch einzutragen, in welchem die beiden vorgenannten Berichte im Durchschreibverfahren hergestellt werden. Der Vordruck wird umfassen: D a t u m der Materialprüfung, Lieferant, Gegenstand, einzuliefernde Mengen, eingelieferte Mengen, Befund u n d Beanstandungen, übernommene Mengen, welche P u n k t e von dem m i t der P r ü f u n g B e t r a u t e n ausgefüllt werden, nicht zu übernehmende Mengen, m i t W e r t m i n d e r u n g von . . % zu übernehmende Mengen, einzufordernde Ersatzmengen, Verfügungen betreffend zukünftige Bestellungen an den Liefer a n t e n . Wenn übernommenes Material später bei der Bearbeitung nicht entspricht, t r ä g t die Betriebsleitung die Verantwortung. In ähnlicher Weise sind Halbfabrikate und Zubehörteile zu behandeln. Die B e s t i m m u n g der W e r t m i n d e r u n g h ä n g t von der Minderung der vorgeschriebenen Materialeigenschaften, bzw. bei Halbfabrikaten und Zubehörteilen, von dem U m f a n g e der erforderlichen Nacharbeiten ab. Werden Heimarbeiten nicht, oder n u r m i t W e r t m i n d e r u n g übernommen, so ist hiervon die Lohn Verrechnungsabteilung zu verständigen. Um den Verbrauch des Betriebsmateriales überwachen und in wirtschaftlichen Grenzen halten zu können, empfiehlt sich die Verwendung von Betriebsmaterial-Verbrauchslisten, in welchen in der ersten Längsrubrik die Betriebsmaterialien untereinander verzeichnet sind; in der folgenden Längsrubrik werden die zulässigen Höchstmengen eingetragen. F ü r jedes Betriebsmaterial wird eine Querrubrik vorgesehen, welche in Arbeitswochenrubriken unterteilt ist. Jede Wochenrubrik ist in die Längsrubriken u n t e r t e i l t : v e r b r a u c h t e Mengen, Mehr, Weniger in % gegenüber Höchstmenge. F ü r jede W e r k s t ä t t e , oder Abteilung wird eine gesonderte Verbrauchsliste vorgesehen, so daß die Fabriksleitung leicht die Ursachen eines Mehrverbrauches ermitteln kann. Der Minderverbrauch wird durch Prämien vorteilhaft gefördert. Jeden Monat sind aus den Einzellisten die Gesamtverbrauchsmengen in eine Gesamtverbrauchsliste zu übertragen. Die Bestelltätigkeit wird durch F ü h r u n g einer Lieferantenkartei wesentlich erleichtert; ihr Vordruck wird umfassen: Firma, Sitz, Adresse, Fernrufn u m m e r , Drahtanschrift, Bestellungsdatum und -nummer, Gegenstand, Abmessungen, oder sonstige Kennzeichnung, Mengen, Einheitspreis, Lieferungsfrist, Lieferungsverzug, Mängelrügen und deren Folgen. Materialvergeudung f ü h r t zur Steigerung der Gestehungsk o s t e n , die eine H ö h e erreichen k ö n n e n , d u r c h welche preistechnische Konkurrenzunfähigkeit der Enderzeugnisse herbeigeführt wird; Unternehmungen, welche aus dieser Ursache n i e d e r g e b r o c h e n sind, k ö n n e n nur s a n i e r t w e r d e n , wenn die

79 M a t e r i a l g e b a r u n g z w a n g s l ä u f i g in w i r t s c h a f t l i c h e B a h n e n g e l e i t e t wird. Materialvergeudung kann auch durch den Innenverkehr der einzelnen Fabrikationsabteilungen untereinander herbeigeführt werden. In Unternehmungen, welchen die Massenfabrikation von Erzeugnissen obliegt, deren jedes aus einer großen Zahl von Einzelteilen besteht, die bei verschiedenen Erzeugnisarten, -größen und -formen Verwendung finden, kann es vorkommen, daß eine Stelle (Abteilung, Werkstätte), die ihren Vorratsbestand zu Ende gehen sieht, größere Mengen von Teilbestandteilen anfordert. Die angeforderten Mengen sind abzuändern, wenn die wirtschaftliche Fabrikationsmenge eine höhere, als die angeforderte ist, unter Berücksichtigung dieser Bedingung, wenn die angeforderte Menge höher ist, als die in der angeforderten Lieferzeit verbrauchte Menge, ohne daß innerhalb dieser Zeit der Tiefstand erreicht wurde, wenn die angeforderte Lieferzeit mit der Verbrauchszeit, oder mit der (gemäß Arbeitsplan vorgesehenen) Fabrikationszeit nicht in Einklang gebracht werden kann. Um einerseits Teilbestandteile, oder Zubehörteile, bzw. Halbfabrikate, welche fortlaufend in großen Mengen für bestimmte, oder verschiedene Erzeugnisarten, -größen und -formen in solchen Mengen verfügbar zu haben, daß der Fabrikationsgang ungestört bleibt und nicht durch Fehlen solcher Teile unterbrochen wird, um anderseits zu verhüten, daß durch diese Teilbestandteile, Zubehörteile und Halbfabrikate unnötiges Kapital (erforderlich für Material, Arbeitslöhne und Zinsen) festgerannt wird, sind die für bestimmte Zeitspannen erforderlichen Mengen in Bestandskarteien festzulegen, wobei die Verbrauchszeitspannen mit den Herstellungszeitspannen abgestimmt werden müssen. Die wirtschaftlichste, in der Praxis selten erreichte Abstimmung ist dann vorhanden, wenn im Zeitpunkte des völligen Aufbrauchens des Vorrates bis zu der aus fabrikatorischen Sicherheitsgründen aufrecht zu erhaltenden Reserve die neue Serie der Teilbestandteile, Zubehörteile und Halbfabrikate verwendungsreif hergestellt ist. Die Bestandskartei sichert die Bestellkontrolle und die Verbrauchskontrolle; ohne Bestandskartei ist es unmöglich, das Gleichgewicht in der Anwendung der finanziellen Betriebsmittel aufrechtzuerhalten. Aus den nachstehenden, der Praxis entnommenen Beispielen ist zu entnehmen, welche Gefahren für ein Unternehmen entstehen, welches ohne Bestandskartei arbeitet, oder unzulässige Bestände an Teilbestandteilen, Zubehörteilen und Halbfabrikaten aufweist. Ein Unternehmen, welches einen Ausrüstungsgegenstand für Kraftwagen herstellte und wegen seiner Erzeugnisse in gutem Rufe stand, immerhin nicht über allzu große Kapitalien verfügte, kam plötzlich in Zahlungsschwierigkeiten, da ihm die Betriebsmittel ausgegangen waren. Die Untersuchung zwecks Ermittlung der Ursachen führte schließlich auf die Fabrikationsmengen; •sie zeigten, entsprechend dem Absätze eine jährliche Zunahme und stiegen schließlich auf rd. 200000 Fertigerzeugnisse im Jahre; die Steigerung der letzten Jahre betrug durchschnittlich 35%. Jedes Fertigerzeugnis enthielt u. a. vier gleiche Einzelteile, die auf Vorrat in Massenfabrikation erzeugt wurden. Am Ende des vorgenannten Jahres waren rd. 200000 solcher Einzelteile vorrätig. Für das Folgejahr wurde mit einem Absatza von 300000 Fertigerzeugnissen gerechnet. Die Fabriksleitung berechnete, daß bei ununterbrochener Massenfabrikation sich der Einzelteil um 10% billiger stellen werde,

80 die kaufmännische Abteilung rechnete mit einer Steigerung des Umsatzes um 5 0 % . E s wurde demnach u. a. die Massenfabrikation von 1 2 0 0 0 0 0 der vorbezeichneten Einzelteile durchgeführt, um in der letzten Inventarmenge eine reichliche Reserve zu besitzen, da mit einer sprunghaft gesteigerten Nachfrage gerechnet wurde. Die Gestehungskosten des Einzelteiles betrugen vorher M. 1, — , bei der erhöhten Massenfabrikation M. —,90. In dem Inventarlager dieses Einzelteiles waren investiert M.. 4 0 0 0 0 0 , — In der Serienfabrikation von 1 2 0 0 0 0 0 Stück wurden investiert Insgesamt wurden Einzelteile investiert

,,

1080000,—

M. 1 4 8 0 0 0 0 , —

Die Betriebsmittel wurden aus Kreditkapital bestritten, für welches mit allen Gebühren und Zuschlägen 1 1 % Zinsen zu zahlen waren. Die ZinsenL i . •, u , _> .. 1480000 X 0,11 , „r belastung eines Einzelteiles betrug demnach: -I^T^ÖOÖÖÖ" = —,1". oder insgesamt M. 1 6 2 8 0 0 , — . Das zur Verfügung gestellte Kreditkapital betrug insgesamt M. 1 5 0 0 0 0 0 , — ; das Unternehmen mußte, da der Kredit erschöpft und bei seiner Überschreit u n g gekündigt wurde, den B e t r i e b einstellen. Die Fabrikation von 1 0 0 0 0 0 Einzelteilen erforderte 3 Wochen, h ä t t e demnach ausgereicht, um die Fabrikation regelmäßig zu speisen; bei einer Serienfabrikation von 1 0 0 0 0 0 S t ü c k hätten sich die Gestehungskosten des Einzelteiles um rd. M. —,15 erhöht, dafür wäre der Zinsendienst erheblich geringer geworden, weil sich das K a p i t a l etwa sechsmal im J a h r e umgesetzt, hätte. Das Unternehmen ging daran zugrunde, daß die Festlegung des Lagerstandes der Einzelteile ausschließlich durch Fabrikationsersparnisse, ohne Rücksicht auf die vorhandenen finanziellen Betriebsmittel, in einer Höhe festgelegt wurde, die das Vielfache jener Menge betrug, die der Fabrikationsgang erforderte. Der Kreditgeber benutzte die Zahlungsschwierigkeit, um das gut gehende Unternehmen zu einem Preise zu erwerben, der kaum der Hälfte der Anlagenwerte gleichkam, während das Geschäftskapital im Verhältnisse 1 : 10 zusammengelegt wurde. In einem anderen Falle betrug der Einkaufswert der Ausgangsmaterialien a m T a g e des Zusammenbruches: Material A . . B . . C . . D . . Insgesamt

. M. 6 3 0 0 0 0 , . „ 135000,. „ 480000,. „ 775000,M. 2 0 2 0 0 0 0 , —

Der durchschnittliche Verbrauch der letzten drei J a h r e betrug v o n : Material A . . . M. 2 0 0 0 0 0 , B . . . ,, 70000,C . . . „ 150000,D . . . „ 330000,Insgesamt M. 7 5 0 0 0 0 , — E s war demnach ein Rohmaterialienlager vorhanden, welches dem rd. 2,7 fachen J a h r e s verbrauche gleichkam; besondere Gründe für diese hohe Materialeindeckung lagen nicht vor, da die einzelnen Rohmaterialien jederzeit greifbar waren und die Materialpreise keinen nennenswerten Schwan-

81 kungen unterlagen. Das Unternehmen hätte den Zinsendienst ohne weiteres leisten können, wenn es sich jeweilen mit einem Vierteljahresbedarfe eingedeckt hätte; die unverantwortliche Übereindeckung, deren Beweggründe mit den Grundsätzen von Treue und Glauben nicht vereinbar waren, brachte das Unternehmen zu Falle. Als Faustformel für die Bemessung des sog. eisernen Bestandes kann gelten: die eisernen Bestandsmengen müssen derart bemessen sein, daß sie für eine Verbrauchszeit ausreichen, welche, um unvorhergesehenen Zwischenfällen vorzubeugen, mindestens einundeinhalb und höchstens zweiundeinhalb mal so groß ist, als die für die Beschaffung (Bezug von außen, Herstellung) der eisernen Bestandsmengen erforderliche Zeit. Um den jeweiligen eisernen Bestand den Bedarfsverhältnissen genau anpassen zu können, wird für jeden Gegenstand eine Bestandskarte geführt, welche folgende Vordrucke enthält: Nummer der Bestandskarte, Gegenstand (Material), Erzeugnis, zu welchem der Gegenstand (Material) verwendet wird, Teilnummer, Stücklistennummer, Abmessungen (Skizze), eiserner Bestand (in mehrere Bubriken unterteilt, um Änderungen vornehmen zu können), Bestelldatum, -nummer, -Stückzahl, Lieferungsdatum, -Stückzahl, -rest, Einund Ausgangsdatum, Auftragsnummer, belegte Mengen, verbleibender Bestand. Die dreiteilige Lieferungsrubrik ermöglicht die Mengenkontrolle von Teillieferungen. Wenn der verbleibende Bestand die vorgeschriebene Menge des eisernen Bestandes erreicht, wird seitens der Lagerverwaltung bei der zuständigen Stelle die Aufgabe einer neuen Bestellung veranlaßt. Die Ü b e r s e t z u n g d e r B e s t a n d s z a h l e n von H a l b f a b r i k a t e n u n d Z u b e h ö r t e i l e n b i l d e t f ü r ein i n d u s t r i e l l e s U n t e r n e h m e n e i n e G e f a h r , die u m so g r ö ß e r i s t , w e n n die B e s t ä n d e m i t K r e d i t m i t t e l n b e s c h a f f t werden; diese Gefahr k o m m t zur W i r k u n g , wenn durch die B e s t ä n d e der K r e d i t e r s c h ö p f t wird, dieser kurzf r i s t i g ist und zur Zeit der G e l d k n a p p h e i t g e k ü n d i g t wird. Dera r t i g e U n t e r n e h m u n g e n sind v e r h ä l t n i s m ä ß i g l e i c h t , w e n n a u c h z u m e i s t m i t a u ß e r o r d e n t l i c h h o h e n V e r l u s t o p f e r n des G e s c h ä f t s k a p i t a l e s , d a d u r c h w i e d e r l e b e n s f ä h i g zu g e s t a l t e n , d a ß die Bestandszahlen den Verbrauchszahlen a n g e p a ß t werden. Wesentlichen Schutz gegen Materialvergeudung bietet eine sorgfältige und lückenlose Magazinsgebarung, welche so gestaltet ist, daß ein jederzeit zwangsläufig wirkendes Kontrollsystem alle unvorhergesehenen, unzulässigen und unerlaubten Veränderungen des Materialbedarfes sofort zur Kenntnis der Leitung bringt. Da die Lagerwerte unter Umständen den Hauptteil des Vermögens des Unternehmens bilden, vielfach auf Kreditbeanspruchung fußen, muß ihre Kontrolle in verhältnismäßig kurzen Zeitabständen möglich sein. Ein brauchbares Hilfsmittel bilden die monatlichen Lagerwerteberichte, welche die drei Hauptgruppen: Rohmaterial (Ausgangsmaterial), Halbfabrikate und Betriebsmaterial in ihrer Gesamtheit erfassen, für die erste und letzte Gruppe die Summe der Einkaufswerte, für die Halbfabrikate die Summe ihrer Material-, Lohnkosten und Betriebszuschläge angeben und ihr Verhältnis zu jener des Vormonates, ausgedrückt in mehr oder weniger Währungseinheiten, bzw. Prozenten, gegenüberstellen. An Hand dieser Monatsberichte wird es der Geschäftsleitung ermöglicht, die Lagerwerte dem Bedarfe und den verfügbaren finanziellen Mitteln anzupassen. H e r z o g , Sanierung.

6

82 Wo mit umfangreichem Materialabfalle zu rechnen ist, müssen die Altmateriallager in entsprechend kurzen Fristen von raumbeanspruchenden, nicht mehr verwendbaren Materialien gesäubert, und die in ihnen steckenden Kapitalien nutzbringender Verwendung zugeführt werden. Um diesen Zweck zu erreichen, sind vierteljährliche (in Sonderfällen monatliche) Altmaterialberichte notwendig, aus welchen die Materialarten, Mengen, Einkaufs- und Altmaterialwerte hervorgehen. Die Materialbewegung wird fortlaufend durch die Materialbewegungskarte veranschaulicht, die für jedes Material angibt: Materialart, Abmessungen, Materialeigenschaften, Lieferungsbedingungen, Änderungsdatum, Lagerstand, Bestellstand, verfügbare Mengen über Mindestbestand. Der für die Vorkalkulation bestimmende Durchschnittspreis der Ausgangsmaterialien wird an Hand der Materialpreiskartei bestimmt, für welche folgender Vordruck gute Dienste leistet: Gegenstand, Gattung, Rohabmessungen, Zeichnungs-Nr., Lager-Nr., Typen-Nr., Angebotsdatum, Auftragsbestätigungsdatum, Rechnungsdatum, Lieferant, Mengeneinheiten, Stückzahl, Einheitspreis, Zuschläge, oder Abzüge in Prozenten, Summe, bzw. Differenz von Einheitspreis und Zuschlägen (bzw. Abzügen), Fracht, Zoll (Warenumsatzsteuer), Verpackungskosten, Gesamteinheitspreis, Durchschnittspreis (der aus dem letzten Gesamteinheitspreis und dem letzten Durchschnittspreis errechnet wird). Unübersichtliche Materialgebarung bewirkt Unklarheit über die L a g e r w e r t e , ü b e r die w i r t s c h a f t l i c h e A b s t i m m u n g zwischen B e d a r f s - und V o r r a t s m e n g e n , über die zulässige B e a n s p r u c h u n g der F i n a n z m i t t e l d u r c h die L a g e r h a l t u n g und k a n n eine der Ursachen sein, welche erheblich zum Niederbruche eines indus t r i e l l e n U n t e r n e h m e n s b e i t r a g e n , in d e r F o l g e d e s s e n S a n i e rung erschweren kann. Für die Wertfeststellung von Halbfabrikaten, die bei Inventuraufnahmen zwecks Sanierungsmaßnahmen erforderlich wird, werden die nachstehenden Bestimmungsgrößen tabellarisch zusammengestellt: Gegenstand (Teil-Nr., Modell-Nr., Zeichnungs-Nr.), Menge, Material, Stückgewicht, Gesamtgewicht, Einheitspreis, Gesamtmaterialpreis, Einzelminuten, Gesamtminuten (beide nach Arbeitsarten und Lohnklassen geordnet), Lohnkosten der einzelnen Lohnklassen, Gesamtlohn, Gesamtwert (Summe aus Gesamtmaterialpreis und Gesamtlohn). Der sich somit ergebende Gesamtwert ist wohl der Gestehungswert, nicht aber der Gegenwartswert, nicht immer der Sanierungswert, ebensowenig wie der nach den Tagespreisen bestimmte Wert der Materialien, noch der Schätzungswert der Anlagen und Einrichtungen ohne weiteres Sanierungswerte darstellen; auf diese soll an anderer Stelle näher eingegangen werden. Auch bei tüchtigster kaufmännischer Leitung kann ein industrielles Unternehmen zugrunde gehen, wenn die Leitung der Fabrikationsabteilung (in kleineren Unternehmungen zugleich Betriebsleitung) ihre Grundaufgabe nicht zu erfüllen vermag, welche darin besteht, die von der Verkaufsabteilung hereingebrachten Bestellungen innerhalb kürzester Frist, unter allen Umständen aber innerhalb der vereinbarten Lieferfrist, unter Aufwand von konkurrenzfähigen Gestehungskosten, auszuführen. Wo immer industrielle Unternehmungen durch Versagen der Fabrikationsleitung sanierungsbedürftig

83 werden, zeigt sich nach ganz kurzer Untersuchung, daß ihr Begriff und Wesen des Arbeitsplanes mehr, oder weniger fremd, in vielen Fällen unbekannt sind, daß sie es nicht verstanden hat, einen grundlegenden Arbeitsplan auszuarbeiten, noch weniger einen Arbeitsplan für jede einlaufende Bestellung, welcher in den Gesamtarbeitsplan reibungslos eingefügt werden kann. Die praktische Erfahrung lehrt Fälle kennen, in welchen die Fabrikationsleitung die Grundlagen eines gesunden Arbeitsplanes zu schaffen imstande war, jedoch nicht die Widerstandskraft gegen eine ungestüm auftretende Verkaufsleitung aufbrachte, deren Schwäche darin bestand, ununterbrochen Aufträge hereinzubringen, deren Dringlichkeit sich immer häufte und gegenseitig übertraf. Die Nachgiebigkeit gegenüber derartigen Dringlichkeitsbegehren wirft jeden Arbeitsplan über den Haufen, es sei denn, daß er von vornherein für Befriedigung von sich überstürzenden Dringlichkeitsaufträgen aufgebaut ist; derartige Arbeitspläne sind in einem wirtschaftlich arbeitenden Fabrikationsbetriebe nur dort zulässig, wo die erzielbaren Verkaufspreise nicht nach den Konkurrenzpreisen, sondern ausschließlich nach den Gestehungskosten berechnet werden können, sind wegen ihrer weitgehenden Freizügigkeit außerordentlich schwer aufzubauen und können den Gesamtbetrieb nur in jenen industriellen Unternehmungen umfassen, in welchen keine Massen- oder Serienfabrikation vorhanden ist. In Unternehmungen, welche Massen- oder Serienfabrikation pflegen, in welchen durch die Eigenart der Abnehmer mit dringenden Aufträgen gerechnet werden muß, bildet den besten Ausweg die Einrichtung einer besonderen Fabrikationsabteilung, welche ausschließlich Dringlichkeitsaufträge als Einzelausführungen erledigt und die hierzu erforderlichen, in größeren Mengen hergestellten Teilstücke aus den Halbfabrikatlagern der Hauptfabrikationsabteilung bezieht. Dem grundlegenden Jahres-, oder Halb-, oder Vierteljahres-Arbeitsplane werden, je nach Art des Unternehmens, die durchschnittlichen Fabrikationsmengen des, oder der letzten Jahre zugrunde gelegt; die Gesamtfabrikationsmengen werden nach den durchschnittlichen Mengen der Erzeugnisarten geschieden; die allen Erzeugnisarten gleichen Teilstücke bilden eine gesonderte Arbeitsgruppe, welche derart rechtzeitig fertiggestellt werden muß, daß der Fabrikationsgang der zugehörigen Erzeugnisarten ununterbrochen durchgeführt werden k a n n ; eine zweite in übersichtlicher Weise zu behandelnde Arbeitsgruppe bilden jene Teilstücke, deren Grundformen gleich sind, demnach auf den gleichen Arbeitsmaschinen in größeren Mengen bis zur Fertigstellung der Grundformen hergestellt werden, worauf sie je nach Bedarf in bestimmten Mengen den Sonderumformungen zugeführt werden. F ü r die Dauer des Arbeitsprozesses sind einerseits die Leistungsfähigkeiten und Anzahl der Arbeitsbehelfe, anderseits die Lieferfristen, welche in vielen Fällen durch regelmäßig wiederkehrende Saisonkonjunkturen von vornherein festgelegt sind, bestimmend. In allen Fällen muß der grundlegende Arbeitsplan derart beschaffen sein, daß ihm eine gewisse Elastizität innewohnt, die ermöglicht, die Ausbringungsmengen ohne verhältnismäßige Mehrkosten um wenigstens 10% zu steigern; weitere Steigerungen der Ausbringungsmengen in der Höhe bis zu etwa 2.5% können durch zwei bis drei tägliche Uberstunden herbeigeführt werden, soferne die Mehrkosten der Überstundenarbeit die Gesamtgestehungskosten nicht unwirtschaftlich beeinflussen; andernfalls ist die Aufnahme von Bestellungen einzuschränken, es sei denn, daß sie eine Höhe erreichen, welche Doppelschichtarbeit ermöglicht.

84 Nicht nur die Durchschnittsmengen, welche in den Vorjahren erzeugt wurden, bilden Anhaltspunkte für den Arbeitsplan des Vorjahres, sondern auch die Mängel und Schwächen des Arbeitsplanes der Vorjahre, welche bei der Aufstellung des neuen Arbeitsplanes vermieden werden müssen; sie treten bei den Arbeitsvorschreibungen, bei den Arbeitsfolgen, bei der Eingliederung der EinzelarbeitBpläne in den grundlegenden Arbeitsplan, bei der Nachbeschaffung von Material und Teilstücken am häufigsten auf. Die Gliederung eines grundlegenXohmatirialA: den Arbeitsplanes, sein Werdegang und die Einfügung der Einzelarbeitspläne gehen aus den nachstehenden schemaArbeitsgang -Hr. 1 2 3 0 tischen Darstellungen hervor. 1. Entwicklung einer Grundform I aus dem Rohmaterial (AusgangsArbeitsgong-Ur: material) : Rohmaterial A wird zuerst durch den Arbeitsgang Nr. 1 geformt; eine Arbeitsgang 'Nr: bestimmte Menge des geformten Arbeitsstückes wird zurückbehalten, der Rest wird dem Arbeitsgange Nr. 2 zugeSrvndform -Nr.I bildender Arbtitsgang-Nr $ führt; von dem aus ihm hervorgehenden Abb. 2. Werkstücke wird wieder eine bestimmte Menge zurückgehalten, der Rest dem Arbeitsgange Nr. 3 zugeführt und so fort. Die aus den Arbeitsgängen Nr. 1 und Nr. 2 zurückbehaltenen Arbeitsstücke werden (je für sich, oder zusammen) dem Arbeitsgange Nr. 6 zugeführt, in sinngemäßer Weise die aus den Arbeitsgängen Nr. 3 und Nr. 4 zurückbehaltenen Arbeitsstücke dem Arbeitsgange Nr. 7. Die aus den Arbeitsgängen Nr. 6 und Nr. 7 hervorgegangenen Arbeitsstücke werden dem Arbeitsgange Nr. 8 (je für sich oder zusammen) zugeführt; durch Arbeitsgang Nr. 9 entsteht aus den durch die Arbeitsgänge Nr. 5 und 8 geschaffenen Arbeitsstücken, welche (je für sich oder zusammen) dem Arbeitsgange Nr. 9 zugeführt werden, die aus dem Material A hergestellte Grundform Nr. I. In sinngemäßer Weise werden in den gleichen, oder in anderen Arbeitsgängen aus den Materialien B, C, D usw. die Grundformen Nr. I I , I I I , IV usw. hergestellt.

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2. Entwicklung aller Grundformen: totmateria/arf

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85 3. Entwicklung material) :

einer Sonderform Rohmaterial a..



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18

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Arbtitsgang-Mr:

2S

Abb. 4.

Die Entwicklung ist sinngemäß die gleiche, wie die unter 1 gekennzeichnete.

4. Entwicklung einer Sonderform aus einer Grundform: 6"vndfbrm -Nr: ]

Arbtitsgang

1

- Nr

1 1 l &

Arbeitigen}'Nr

M

Z9

T Sendtrfcra -NrJXbildtßder

Arteitsgang-Nr.

30

Abb. 5.

Die Entwicklung ist sinngemäß zeichnete.

die gleiche, wie die unter 1 gekenn-

5. Entwicklung einer Sonderform aus mehreren Grundformen: Gnndfitm

Grundform -Nr:

Arbeitsgang









I

I



B

-Nr-





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I

V Arbehtgasg-Nr:



8

BT

¥

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» 3*

3S

'Nr: I H

Sonderfbrm-Nrjabildender

Arbeitsgang-ßfr-

Abb. 6.

31 ( 33

Arbeitsgang-Ur: Siaderfora-NrU

36 bildender Arbeitsganp-Nr.

Abb. 7.

37



V

86 Die Entwicklung ist sinngemäß die gleiche, wie die unter 1 gekennzeichnete. 6. Entwicklung aller Sonderformen: Rchmatwialart: Grundform -Vr-

r-BT

frÜHhrikhe ArbeHsgänge - Nr- J iä

Ö

Sondirfbm -Nrt

a

S{

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Abb. 8.

Die anschließenden Arbeitsgänge stellen aus den zugehörigen Grundformen und Sonderformen, welche gewissermaßen das endgültige Ausgangsmaterial, bzw. die zu vereinigenden Halbfabrikate, bilden, die verschiedenen Erzeugnisarten her, wobei unter Arbeitsgänge sowohl mechanische Arbeiten, wie Handbearbeitungen und Montagen zu verstehen sind.

7. Entwicklung einer Erzeugnisart aus einigen formen: Smndfbra-Nv Sondtrform -Nn

u

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u

• • ¡T

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I

Mirtsgang -Nr>.

Arbeitsgang-Nr.

13

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Endervtvgnis B1 ii/dtndsr Arieitsgung -Nr: n Abb. 9.

Grund- und Sonder-

87 8. Entwicklung einer Erzeugnisart aus allen Grund- und Sonderformen: •

Groratfom-Nr: T



K

B



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SotideHbm -Nr:

er

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K

IArbeitsgang-Nr:

Arbeifcgaaq -Nr-

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\ Ariertsgaug-Nr:

m

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I

S1

Endeneugnà Et bildender Arbeihgung -Nr:

51

Abb. 10.

9. Entwicklung aller Erzeugnisarten: Erzeugnisart

Grundformen Nr.

Sonderformen Nr.

Arbeitsgänge Nr.

E, E, E, E« E« E.

I—III I, I I - V II, III III—VI IV—VI I—VI

VII, VIII VII, IX, XI VII—X IX—XII VIII—X, XII VII—XII

38—41 53—61 62—70 71—78 79—89 42—52

Aus der Zahl der Erzeugnisarten, der Zahl ihrer Teilstücke und der Zahl ihrer Grundformen lassen sich bei bekannter Stückzahl jeder Erzeugnisart die Gesamtzahlen aller Einzelstücke errechnen; da die Arbeitszeit eines jeden Arbeitsganges genau bekannt ist (durch Zeitmessung bestimmt), die Dauer aller Wege, welche jedes Arbeitsstück von einem Arbeitsgange zum folgenden benötigt, ebenfalls bestimmt werden kann, ist es leicht möglich, die Fabrikationsdauer einer bestimmten Anzahl einer Erzeugnisart zu berechnen, d. h. von vornherein die Lieferfrist für eine bestimmte Menge von Erzeugnissen festzulegen. Die rechnerische Ermittlung der Fabrikationsdauer kann beispielsweise, wie folgt, vor sich gehen: a) Fabrikationsmengen einer Serie (Bestellung): Erzeugnisart

Stückzahl

...(a).. Ei . . . (b).. E, . . . (c) . . E, . . . (d).. E, .. . (e) . . E$ E, . . . (f) . . Gesamtstückzahl Z

88 b) Anzahl der für ein Erzeugnis benötigten Teilstücke (Grund* Sonderformen): Laut Stuckliste Nr.

Erzeugnlsart

ZeichnungsNr.

E,

I

Ii



E.

bx

E, E, E5 E.

Ci

a8

b, c»

Teilstück Nr. IV V III Stückzahl —

b, c3

as

— —

c



USW. USW.

s

VI

usw.



usw.

b8 usw. —

usw.

usw.

c) Gesamtzahl der benötigten Teilstücke (Grund-, Sonderformen): Erzeugnisart

a X a,

gx E, E, Et

bxbt cXc,

II

III

Teilstück Nr. IV

bXh, cXc,

bxb„ c X cs

— —

axa,



k

Insgesamt



usw. usw. usw. 1

VI

V

a X as — — cxcs

bxb, —

usw.

usw. usw. usw.

m

d) Fabrikationsdauer der Teilstücke (Grund- und Sonderformen): In die Fabrikationsdauer sind, wenn das Material, bzw. die Arbeitsstücke, aus dem Magazine bezogen und an dieses nach erfolgter Durchführung des betreffenden Arbeitsganges zurückgestellt werden, die für die beiden Wege erforderlichen Transportzeiten einzurechnen; geht das Arbeitsstück direkt zum nächsten Arbeitsgange, dann wird die erforderliche Transportzeit dem nächsten Arbeitsgange zugezählt; alle Zwischen- und Endkontrollen sind als Arbeitsgänge anzusehen; daher sind die Transportzeiten der Beförderung zur Kontrollstelle dem vorhergehenden, von ihr weg dem folgendem Arbeitsgange zuzuzählen; der Weg des Enderzeugnisses zum Lager, oder zur Versandstelle ist als ein Teilbestandteil der gesamten Fabrikationsdauer dem Enderzeugnisse zu belasten. Berechnung der Fabrikationsdauer von einem (einer Serie von hundert, tausend usw.) Stück der Grundform I (gemäß Abb. 2): Arbeitsgang Nr.

Arbeltszeit Minuten

1

Arbeltsweg von | zu Arbeltsgang Nr.

2

lu. 2

6

4 5 6 7 8 9

3 u. 4

7

6 u. 7

8

8 u. 5

9

oo

Insgesamt

m,

Traniportzelt Minuten —

m,

89 Transportzeit von Magazin zum Arbeitsgange Nr. 1 „ von und zu den Arbeitsgängen „ vom letzten Arbeitsgange zur Zwischenkontrolle Arbeitszeit der Arbeitsgänge Gesamtarbeitszeit von Grundform I

m 3 Minuten ma „ m4 „ mx „ Mx Minuten

Alle anderen Grund- und Sonderformen werden einer sinngemäßen Arbeitszeitberechnung unterzogen. e) Fabrikationsdauer aller Teilstücke (Grund- und Sonderformen), welche für die unter a) aufgeführten Erzeugnismengen benötigt werden: aa) für jede Erzeugnisart gesondert: Stückzahl/ Erzeugnisart; Teilstack Nr.

1 II III IV V VI usw. Insgesamt

a/E,

b/E.

e/E,

m.

usw.

usw.

Ns

N.

d/E,

c/E, Minuten

aXa,XM, bXbjXMg c X ^ X M , usw. a X a, X Mi b X b, X M, c X c, X Ms — b X b j X M j c X Cj X Ms aXa s XM, — aXa,XM, b X b . X M , usw. usw. N. N,

C X C J X M J

— usw. N,

N,

bb) für alle Erzeugnisse zusammen: Teilstück Nr.

Minuten

Anzahl

I h h X M, II i iXM, III k kxM, IV 1 IXM, V m m X M, VI n n X M, usw. usw. usw. Insges. N = N 1 + N t + N , + . . . N , f) Fabrikationsdauer der Enderzeugnisse: aa) für ein Stück des Erzeugnisses Ex (gemäß Abb. 9): Arbeltsgang Nr.

Arbeltszeit Minuten

38 39 40 41

Insgesamt

n,

Arbeitsweg von zu Arbeltsgang Nr.

38

40

30 u. 40

41

Transportzeit Minuten

90 Minuten

. 3 8

HI „ VI VIII von Kontrolle

4 0

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3 9 3 9

,

Gesamtzeit der Endarbeit von Erzeugnis E t

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n « " 2



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7

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Minuten

P , N ,

Fabrikationsdauer für ein Stück des Erzeugnisses E x . Minuten Q i bb) für a Stück Erzeugnisse E x : Fabrikationsdauer: a X Qi — Ri Minuten, cc) für ein Stück des Erzeugnisses E j (gemäß Abb. 10): Arbeitsgang Nr.

Arbeitszeit Minuten

42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52

Insgesamt

Arbeit9weg von | zu Arbeitssang Nr.

Transport zeit Hinuten

— —















— .

42 44 46 48 50

st

u. 43 u.45 u. 47 u. 49 u. 51



48 49 50 51 52

s,

s 3 Minuten Transportzeit von I, II von Kontrolle zum Arbeitsgange Nr. 42 s4 )i HI? IV n ,, i, ,, ,, 43 »» V VI 44 n H „ VII-XII vom Magazin „ „ „ 45-47 s 6 i» „ und zu den Arbeitsgängen - s2 „ Arbeitsgang Nr. 52 zum Versandraum . . . 8, Arbeitszeit der Arbeitsgänge . 8, Gesamtzeit der Endarbeit von Erzeugnis E 6 • P« Minuten n Fabrikationsdauer der zugehörigen Teilstücke (gemäß e/aa) . »* Fabrikationsdauer für ein Stück des Erzeugnisses E s . . . • Q« Minuten dd) für f Stück Erzeugnisse E 6 : Fabrikationsdauer: f X Q e = R 6 Minuten. Aus den für die Erzeugnisse E t E 2 , E 3 , E 4 , E 5 und E 6 errechneten Fabrikationszeiten Q1? bzw. Q 2 , bzw. Q 3 , bzw. Q 4 , bzw. Q s , bzw. Q 6 für Serien von a, bzw. b, bzw. c> bzw. d, bzw. e, bzw. f Stück errechnet sich die Lieferfrist für jede Erzeugnisart je nach dem Umfange der Arbeitsbehelfe und der Arbeitskräfte, bzw. Arbeitsstellen und Arbeitsstellenarten, d. h. je nach der Möglichkeit, gleiche, oder verschiedene Arbeiten gleichzeitig an mehreren Arbeitsstellen, bzw. von mehreren Arbeitskräften, ausführen zu lassen. In der Einordnung der sich ergänzenden (speisenden und gespeisten) Arbeits8

91 gänge in den Fabrikationsgang derart, daß alle Arbeitsstellen und Arbeitskräfte während der vorgesehenen täglichen Arbeitszeit voll ausgenutzt werden* d. h. bei beispielsweise achtstündiger Arbeitszeit tatsächlich 480 Arbeitsminmten, vermindert um die gesetzlich vorgeschriebenen Zeiten für körperliche Reinigung, tatsächlich produktiv ausgenutzt werden, so, daß kein Arbieitsgang durch den ihn speisenden verzögert wird einerseits, in der Zusamjnenballung Q t bis und mit Qg auf die wirtschaftlich kürzeste Gesamtzeitdauer anderseits, liegt die große Kunst des Aufbaues von grundlegenden Arbeitsplänen, welche von verhältnismäßig wenig Fabrikationsleitern gemeistert wird. Der erfahrene Fachmann wird die Zusammenballung der Gesamtzeit nur so weit treiben, daß ihm jederzeit Spielraum und Bewegungsfreiheit für unvorhergesehene Zwischenfälle, deren vorsorgliche Beseitigung nicht in seiner Macht liegt, zur Verfügung stehen. Anderseits wird er sich durch Zwischenfälle, welche nicht durch höhere Macht herbeigeführt werden, seinen Arbeitsplan auch dann nicht stören lassen, wenn dadurch Aufträge verloren gehen. Ein vollbesetzter Arbeitsplan kann weitere Fabrikationsmengen als jene, für die er zugeschnitten ist, nicht aufnehmen, ohne Gefahr zu laufen, daß die vorgesehenen Lieferfristen nicht eingehalten, daß die Gestehungskosten nicht in unvorhergesehener Weise erhöht werden. Versuchsarbeiten, oder Fabrikation von nicht ausgereiften Neuerzeugnissen können und dürfen nie Gegenstand des normalen Fabrikationsplanes bilden, welcher der pünktlichen Befriedigung der Besteller zu dienen hat; derartige Arbeiten gehören, ebenso wie dringende Bestellungen, in einen gesonderten Arbeitsplan, der mit dem Fabrikationsarbeitsplane nach Möglichkeit parallel arbeiten, überdies diesem als Reserve dienen soll. Nur wenn jeder folgende grundlegende Arbeitsplan auf den Erfahrungen aufgebaut wird, welche bei Erfüllung des vorhergehenden gewonnen wurden, ist eine systematische Steigerung der Fabrikationsleistung in qualitativer und quantitativer Beziehung erzielbar; wo der Wille, oder das Verständnis fehlt, aus dem unbefriedigend erfüllten, oder zerrissenen Arbeitsplane Erfahrungen zu sammeln und für den Folgeplan nutzbringend zu verwerten, werden sich die Fehlerquellen mehren, in ihren schädigenden Wirkungen verstärken und schließlich zumindest den Ruf des Unternehmens in fabrikatorischer Beziehung schwer schädigen, zugleich seinen Zusammenbruch vorbereiten. Planloses Fabrikationsgebaren ist leicht an vielen äußeren Merkmalen erkennbar, wie an Hand eines Beispieles aus der Praxis gezeigt werden soll. Die Ursachenerforschung eines in Sanierung befindlichen Unternehmens liegt fast überall anfangs in den Händen der geschädigten Geldgeber, unter welchen die am Unternehmen beteiligten von den kreditgebenden gewöhnlich in den Hintergrund gedrängt werden; diese trachten, alle ihre Sicherheiten auszunutzen und durch neue Sicherheiten, welche sie während der Sanierungsaktion hinzufügen, zu stärken; jene sind bestrebt, eine möglichst geringe Einbuße zu erleiden; das Verhältnis zwischen Beteiligungskapital und Kreditkapital entscheidet über den Erfolg der einen, oder anderen Gruppe. Beide Gruppen sind aber darin einig, festzustellen, wer der Fehlbare ist, um sich an ihm schadlos zu halten. Die Untersuchung setzt immer bei der kaufmännischen Leitung ein. Bei einem in Sanierung befindlichen Unternehmen wurde nach einer peinlichst und strenge geführten Uberprüfung festgestellt, daß die kaufmännische Leitung einwandfrei und tadellos gearbeitet hatte; immerhin mußte festgestellt werden, daß die Korrespondenz eine große Zahl von Be-

92 anstandungen der Besteller enthielt, die sich darüber beschwerten, daß die Lieferfristen nicht eingehalten wurden, aus welchen hervorging, daß infolge starker Überschreitung Lieferungen zur Verfügung gestellt worden wären, wenn nicht seitens der kaufmännischen Leitung namhafte Abstriche am Kaufpreise zugestanden worden wären; aus der Korrespondenz ging ferner hervor, daß viele verspätete Lieferungen nicht angenommen wurden, daß infolge nichtpünktlicher Lieferung Bestellungen storniert wurden, daß Angebote mit dem Hinweise auf den Ruf der Unpünktlichkeit des Unternehmens Ablehnung erfuhren, so daß der Umsatz immer mehr und mehr zurückging, daß endlich in Fällen von Großlieferungen namhafte Vertragsstrafen wegen Lieferungsverzögerungen bezahlt werden mußten. Der kaufmännische Leiter, dem der technische Leiter beigeordnet war, konnte nachweisen, daß er sämtliche Lieferfristen im Einverständnisse mit dem technischen Leiter festgelegt hatte; er hatte eine Lieferfristenfeststellung im Verkehre mit der Fabrikationsabteilung eingeführt, welche folgenden Vordruck aufwies: Firma, Gegenstand, technische (fabrikatorische) Lieferungsbedingungen, Mengen, vom Besteller vorgeschriebene Lieferfrist, Bescheid der technischen Leitung: Einverstanden 1 ), Verlängerung um . . . T a g e 1 ) , . . . W o c h e n 1 ) , . . . M o n a t e 1 ) . . . (*) Nichtzutreffendes streichen). Es wurde der Nachweis erbracht, daß seitens der kaufmännischen Leitung vor allen Abschlüssen, welche einen bestimmten, niedrig gehaltenen Umfang überschritten, der Bescheid der technischen Leitung eingeholt worden war; überdies lag ein Umsatzplan der kaufmännischen Leitung vor, der den voraussichtlichen Bedarf und die voraussichtlichen Bedarfszeiten festlegte und der technischen Leitung bekannt war. Die Bedarfsmengen stimmten mit den Lieferungsmengen, vermehrt um die Angebotsmengen, welche aus dem vorgenannten Grunde abgelehnt wurden, annähernd überein. Es lag somit klar zutage, daß die Ursachen des Niederganges bei der Fabrikationsabteilung lagen. Wenn eine Fabrikationsabteilung in bezug auf Mengenleistung versagt (merkwürdigerweise lagen keine nennenswerten Beanstandungen in bezug auf Güteleistungen vor), taucht vor allem die Vermutung auf, daß die Mengenleistungsfähigkeit der Arbeitsmaschinen zu wünschen übrig läßt. Die Untersuchung ergab, daß das Unternehmen vor wenigen Jahren über Anregung des technischen Leiters mit erstklassigen Arbeitsmaschinen ausgestattet wurde, daß er, der damals zur Leitung der Fabrikationsabteilung berufen wurde, bei der Auswahl und Anlage der Arbeitsmaschinen mit großer Sachkundigkeit vorging. Bei der Untersuchung der Lager stellte sich heraus, daß die scharfe Trennung zwischen Rohmateriallager, Teilstücklager, Halbfabrikatlager und Fertigfabrikatlager fehlte. Bei der Überprüfung der Rohmaterialienlager ergab sich, daß gewisse Materialien in Mengen vorhanden waren, welche für mehr als zwei Jahre ausreichten, andere wichtigen Materialien in ganz geringen Mengen zur Verfügung standen, zum Teile vollständig fehlten. Diese Wahrnehmung führte dazu, den Beschäftigungsgrad der Arbeitsmaschinen, welchen das Rohmaterial zugeführt wurde (das Unternehmen stand auch während der Sanierungsperiode in Betrieb), festzustellen; es ergab sich, daß einzelne Maschinen und Maschinengruppen mangels Rohmaterial (wie die Lohnzettel erwiesen) des öfteren stillstanden, daß die sie betreuenden Arbeiter bei gleich hohem Lohne für Arbeiten verwendet wurden, welche durch billigere Hilfskräfte hätten bestritten werden können. Die technische Leitung gab als (nicht stichhaltige) Begründung an, daß sie die betreffenden geschulten Arbeiter nicht entlassen wollte. Der

93 Mangel an Rohmaterial wurde mit dem Hinweise zu entschuldigen versucht, daß der Lieferant nicht pünktlich geliefert hätte. Die Entschuldigung erwies sich als haltlos, da aus den Bestellungen hervorging, daß sie in Unkenntnis der erforderlichen Lieferzeiten zu spät erfolgten. Hieraus ergab sich die Aufforderung, den Arbeitsplan vorzulegen; in ihm fehlten die Aufzeichnungen für die erforderlichen Materialmengen, demnach auch für die in Betracht kommenden Lieferzeiten für das benötigte Material. Die Unkenntnis der Lieferzeiten war auf das Nichtvorhandensein einer Lieferantenkartei zurückzuführen, aus welcher die für jede Materialart erforderliche Lieferzeit zu ersehen gewesen wäre. Auf den betreffenden Vorhalt wurde die Erklärung, daß es sich um gangbares Material handle, das jederzeit zu beschaffen wäre. Der Hinweis auf das in zu großen Mengen vorhandene Material wurde durch die Begründung zu entkräften versucht, daß sich eine günstige Einkaufsgelegenheit geboten hätte. Die Statistik der betreffenden Rohmaterialienpreise erwies dagegen, daß sie seit der Zeit, zu welcher der Ankauf erfolgte, nahezu unverändert geblieben waren. Eine Belegkartei, aus welcher der Verbrauch und der Bedarf an den einzelnen Materialarten zu ersehen gewesen wäre, fehlte. Somit ergab sich, daß ein Materialbewegungsplan nicht vorhanden war; sein Fehlen war die Ursache der unregelmäßigen Speisung jener Arbeitsmaschinen, welche bestimmte Rohmaterialienarten vorzubearbeiten hatten. Die Folge davon war, daß jene Arbeitsmaschinen, welche die vorbearbeiteten Werkstücke zu veredeln hatten, ebenfalls von Zeit zu Zeit stillstehen mußten, daß gewisse Teilstücke, welche die stillgelegten Arbeitsmaschinen zu liefern hatten, bei der Teil- und Schlußmontage fehlten, diese und mit ihr die Lieferungsfristen in unverantwortlicher Weise verzögert wurden. Der Arbeitsplan sah wohl für jedes Teilstück bestimmte Mengen vor; die Mengenbestimmung erfolgte aber nicht auf Grundlage der durch die vorgeschriebenen Lieferfristen bedingten Bedarfszeit, innerhalb welcher alle zu einem Enderzeugnisse zugehörendenTeilstücke ihren Werdegang vollendet haben und gleichzeitig bei der Montagestelle (Adjustierungs-, Fertigstellungsstelle) eingetroffen sein müssen, sondern ausschließlich unter Berücksichtigung der billigsten Gestehungskosten der einzelnen Teilstttcke. Die Gestehungskosten fielen mit der Zunahme der in einem Arbeitsgange hergestellten Mengen. So gesund an sich dieser Standpunkt ist, so schädlich wirkt er, wenn er ohne Rücksicht auf den Bedarf festgehalten wird. Es konnte rechnerisch nachgewiesen werden, daß die durch zeitweilige Stillegung von nicht rechtzeitig gespeisten Arbeitsmaschinen, durch die dadurch bedingte unwirtschaftliche Verwendung von hochbezahlten Arbeitern für minderwertige Arbeitsleistung, durch die infolge Lieferungsverzögerung fälligen Vertragsstrafen, Zahlungsabzüge und Annahmeverweigerungen entstandenen Verluste ein hohes Vielfaches der erzielten Ersparnisse an Gestehungskosten betrugen, abgesehen von der Schädigung des Rufes des Unternehmens, welche das Sinken des Umsatzes, schließlich den Zusammenbruch herbeiführte. In einem zweiten Falle ergab die Untersuchung des Zusammenbruches, daß kaufmännische und technische Leitung Schuld an den fabrikatorischen Ursachen des Zusammenbruchs trugen. Das Unternehmen war bereits einmal nahe daran, seinen Betrieb einstellen zu müssen. Die Verwaltung erkannte noch rechtzeitig die Gefahr, führte einen Wechsel in beiden Leitungen herbei und ließ außerdem durch einen außenstehenden Sachkundigen einen in allen Einzelteilen ausgearbeiteten Arbeitsplan aufstellen, welcher sich bei einer

94 gleich großen Konkurrenzunternehmung bewährt hatte. Anfangs wurde mit Erfolg nach ihm gearbeitet. Dann begann die übereifrige kaufmännische Leitung in einer Zeit immer steigenderer Nachfrage Aufträge ohne Berücksichtigung des Arbeitsplanes und der durch ihn bedingten Lieferungsmöglichkeit hereinzuholen, wurde dadurch geblendet, daß ihr bei gekürzten Lieferfristen höhere Verkaufspreise zugestanden wurden. Die technische Leitung, welche ebenso wie die kaufmännische Umsatzprämien erhielt, war schwach genug, sich mit den verkürzten Lieferfristen einverstanden zu erklären; die neu hinzugekommenen Bestellungen wurden wahllos in den Arbeitsplan hineingepfropft. Einzelteile, die für längst aufgegebene Bestellungen bereitgehalten waren, wurden für die neu hinzugekommenen dringenderen Bestellungen verwendet, fehlten später bei den anderen Bestellungen. Schließlich trat ein Chaos ein, welches den ganzen Arbeitsplan über den Haufen warf. Da die Bestellungen immer dringender wurden, wurde mit schädlicher Eile gearbeitet, wurde nach und nach eine Zwischenkontrolle nach der andern, weil im Arbeitsgange verzögernd wirkend, über Bord geworfen. Die Arbeiter, die im Akkordlohne standen, hatten gute Zeiten, da nur Mengenleistung auf Kosten der Güteleistung gefordert wurde. Die Erzeugnisse wurden immer schlechter, der Ruf der Güteleistung des Unternehmens verfiel. Als die Zeit des Hochbedarfes, die sich mit minderwertigen Erzeugnissen abfand, vorüber war, wandten sich die Besteller der Konkurrenz zu, welche dem Mengentaumel ferne geblieben war und für Aufrechterhaltung der Güteleistung unentwegt Sorge getragen hatte. Das Unternehmen stand ohne genügende Aufträge da, schränkte erst den Betrieb ein und wurde, als die Betriebsmittel aufgezehrt waren, stillgelegt. Das Unternehmen wurde, trotzdem sein Zustand hoffnungslos war, trotz Warnung der Sachkundigen, mit Mühe und Not saniert, um nach kurzer Zeit endgültig seine Tore zu schließen. W e n n ein u n t e r b e w ä h r t e r k a u f m ä n n i s c h e r L e i t u n g , d e r e i n e selbständig arbeitende technische Leitung beigeordnet ist, stehendes U n t e r n e h m e n mit leistungsfähigen technischen Einrichtungen trotz guter Absatzverhältnisse zusammenbricht, i s t d i e U r s a c h e d e s Z u s a m m e n b r u c h e s bei E r z e u g n i s s e n , w e l c h e in leistungstechnischer Beziehung konkurrenzfähig sind, ausschließlich im M a n g e l e i n e s g e o r d n e t e n u n d w i r t s c h a f t l i c h a u f g e b a u t e n f a b r i k a t o r i s c h e n A r b e i t s p l a n e s zu s u c h e n . Um ununterbrochen Aufschluß zwischen bestellten Mengen, fertig erzeugten und in Erzeugung begriffenen Mengen zu erhalten, ist die Benutzung von laufend fortgeführten Schaubildern zu empfehlen, welche in verschiedenen Ausführungsformen zur Anwendung kommen. Die einfachste Form folgt sinngemäß der in Abb. 1 gezeigten Darstellung.. Stück oder Meegeneinheiten

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Abb. 11.

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95 Die von der kaufmännischen Abteilung an die Fabrikationsabteilung aufgegebenen Bestellungsmengen werden für jede Erzeugnisart und Größe auf hellfarbigen Bändern, die auf Millimeterpapier aufgetragen sind, durch Verlängerung der Bandfarbe, entsprechend den hinzukommenden Bestellungsmengen, gekennzeichnet. Die fertiggestellten Erzeugnismengen werden an ihrem Fertigstellungstage auf Grund der Fertigstellungslisten in gleicher Richtung mit dunkler Farbe nachgetragen; der verbleibende helle Bandrest gibt den Umfang der noch von jedem Erzeugnisse herzustellenden Mengen an. Der gleiche Kennzeichnungsgedanke liegt dem in Abb. 12 dargestellten Markierungsapparate zugrunde. Stück oderMengeneinheiten

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Abb. 12.

Auf einer mit Teilung versehenen Tafel ist für jede Erzeugnisart und Erzeugnisgröße eine Schiene vorgesehen, auf welcher zwei Zeiger verschiebbar angeordnet sind, von welchen der helle (Z) die eingelaufenen Bestellungsmengen, der dunkle (Zx) die erzeugten Mengen darstellt. Für Erzeugnis A und B bleibt die Erzeugung weit hinter dem Bestellungsumfange zurück; die Ursache kann entweder darin liegen, daß für die Ablieferung der Erzeugnisse A und B ein weit hinaus liegender Bestellungstermin (Lieferfrist) vorgesehen wurde, oder daß der Arbeitsplan entweder ungenügend ausgearbeitet wurde, oder ihm nichtordnungsmäßig nachgelebt wird, oder unvorhergesehene Betriebsstörungen eingetreten sind. Bei Erzeugnis G überschreiten die Erzeugungsmengen die bestellten Mengen um mehr als das Doppelte; die Ursachen können darin liegen, daß vom Erzeugnis C aus wirtschaftlichen Gründen nur von Zeit zu Zeit größere Mengen in einem Zuge hergestellt werden, oder gemäß Mitteilung in absehbarer Zeit große Nachfrage (Saisonbeginn) zu erwarten ist, oder daß die Verbilligung der Gestehungskosten dazu verleitet hat, die Bedarfsfrage hintanzusetzen. Bei Erzeugnis D übertreffen die Erzeugungsmengen die bestellten Mengen, vielleicht nur mit Rücksicht auf den Umfang des jeweilen erforderlichen Lagers. Die vorgenannten Markierungsformen geben wohl Aufschluß über das Verhältnis zwischen bestellten und erzeugten Mengen, nicht aber über das Verhältnis zwischen fertiggestellten und in Erzeugung befindlichen Mengen. Zur sofortigen Veranschaulichung dieses immer wechselnden Verhältnisses dient die in Abb. 13 dargestellte Form. Für jede Erzeugnisart ist ein in Arbeitswochen unterteiltes Fabrikationsblatt vorgesehen. Die Arbeitswochen sind in horizontaler Richtung, die Mengen in vertikaler Richtung aufgetragen. Die in der Arbeitswoche fertiggestellten Mengen werden durch eine in einer (dunklen) Farbe gehaltenen, die in Erzeugung befindlichen Mengen durch eine in einer anderen (hellen) Farbe gehaltenen Ordinate dargestellt.

Die Verbindungslinie der beiden verschiedenfarbigen Ordinatenspitzen lassen, wenn sie nahezu parallel laufen, erkennen, daß Fertigstellung und Erzeugung in gleichbleibendem Versoo hältnisse verlaufen; nähern sich dieVerirZeugnis B bindungslinien der Horizontalen, dann 1 700 ist ersichtlich, daß die Beschäftigung 1 (in dem betreffenden Erzeugnisse) 5 soo\ gleichmäßig ist; steigen, oder fallen die Verbindungslinien abwechselnd und jäh, 300 • S" dann wechselt entweder der Beschäfwo • tigungsgrad sprunghaft (SaisonaufArDakwocht t 2 i « i utm träge), oder der Arbeitsplan ist nicht Abb. 13. einwandfrei, oder es erfolgen Einschiebungen von Dringlichkeitsaufträgen; die beiden letztgenannten Ursachen sind nahezu immer mit einer Erhöhung der Gestehungskosten verbunden. An Stelle dieser Darstellungsweise kann in sinngemäßer Anwendung jene der Abb. 12 treten. Der helle Zeiger (Z^, Abb. 14, zeigt die fertiggestellten Mengen, der dunkle Zeiger (Z2) die in Arbeit befindlichen Mengen an.

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Abb. 14.

Endlich ist ein Anzeigesystem erforderlich, duroh welches jederzeit erkennbar ist, ob die Fertigstellungszeiten mit den Lieferterminen übereinstimmen. Diesem Zwecke dient die in Abb. 15 schematisch dargestellte Mengenfälligkeitstafel, auf welcher das Tagesdatum fortlaufend ersichtlich ist (an dessen Stelle je nach Art der Liefertermine der 1. und 15. eines jeden Monates treten kann). Die schwarzen Punkte bezeichnen Haken, auf welche runde, oder viereckige Kartonblättchen aufgehängt werden, welche die Nummern der an dem betreffenden Tage fälligen Bestellungen tragen. Für jede Erzeugnisart und Erzeugnisgröße ist eine Hakenreihe vorgesehen. Die Umrahmungen um „Monatsname" und „Erzeugnis" stellen Rähmchen dar, in welche die Monatsnamen, bzw. Erzeugnisbezeichnungen, eingeschoben werden. Jede einlaufende Bestellung trägt eine Nummer, welche auf ein Kartonblättchen geschrieben wird; diese werden an dem der Fälligkeit der Lieferung entsprechenden Tageshaken des Fälligkeitsmonates so aufgehängt, daß das zuletzt hinzugekommene Kartenblättchen jeweilen das hinterste der am gleichen Haken aufgehängten Blättchen wird. Ist eine Bestellung erledigt, dann wird das ihre Nummer tragende Blättchen von der Tafel entfernt. Ein Blick auf die Tafel läßt erkennen, welche Bestellungen noch der Erledigung

97 harren, ein Vergleich mit der Tafel nach Abb. 13, bzw. Abb. 14, zeigt, ob die betreffenden Bestellungen rechtzeitig fertiggestellt werden können, bzw. welchen Fertigstellungen erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen ist. Die leeren Flächen zeigen an, daß alle Bestellungen des betreffenden Erzeugnisses erMonatinamen Tagesäatum

u.

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usw.

i— Erzeugnis A:

Erzeugnis B:

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A b b . 15.

ledigt sind, und geben der Fabrikationsleitung Anlaß, die kaufmännische Leitung darauf aufmerksam zu machen, daß die Werkstätten auf dem Gebiete der betreffenden Erzeugnisart unbeschäftigt sind. Werden die Kartonblättchen überdies mit den Mengeneinheiten versehen (z. B . 736/300 bedeutet: Bestellung Nr. 736 umfaßt 300 Stück), so sind die noch fälligen, bzw. rückständigen Bestellungsmengen leicht zu erfassen und ihrem Umfange entsprechend die Fabrikation zu regeln. In e i n e m m i t b e f r i e d i g e n d e m u n d g l e i c h m ä ß i g e m A u f t r a g s b e s t a n d e v e r s e h e n e m U n t e r n e h m e n sind die e r s t e n A n z e i c h e n eines beginnenden Niederganges daran e r k e n n b a r , daß d e r W e r t des B r u c h e s , dessen Z ä h l e r die B e s t e l l u n g s m e n g e n , dessen Nenn e r die S u m m e a u s e r z e u g t e n u n d in E r z e u g u n g b e g r i f f e n e n Mengen b i l d e n , dauernd s t e i g t ; wenn die L e i s t u n g s f ä h i g k e i t der f a b r i k a t o r i s c h e n E i n r i c h t u n g e n dem A u f t r a g s b e s t a n d e e b e n b ü r t i g i s t , l i e g t d i e U r s a c h e im V e r s a g e n , o d e r N i c h t v o r h a n d e n s e i n e i n e s e n t s p r e c h e n d e n f a b r i k a t o r i s c h e n A r b e i t s p l a n e s , bzw. in der N i c h t e i g n u n g d e r t e c h n i s c h e n L e i t u n g . Um am Ende einer jeden Arbeitswoche ein zusammenfassendes Bild der fabrikatorischen Leistung formen zu können, bieten die wöchentlichen Arbeitsberichte gute Dienste. Ihr Vordruck wird umfassen: Nummer der Berichtswoche, die Erzeugnisarten (-formen, -großen), für jede derselben: Mengen der in Erzeugung begriffenen und fertiggestellten Erzeugnisse (Typen, wichtigen Halbfabrikate) und ihr Verhältnis zur Vorwoche. Die technische Leitung muß sich gegen die Annahme von Bestellungen wehren, deren Erfüllung den durch den Arbeitsplan vorgesehenen Fabrikationsgang stören, verzögern, oder verlustbringend gestalten würde, auch dann, wenn diese Bestellungen gewinnbringend sind, der erzielbare Gewinn jedoch in keinem Verhältnisse zu dem möglichen Schadcn steht. Die Wiederherstellung Herzog,

Sanierung.

1

98 eines durchbrochenen, oder umgestoßenen fabrikatorischen Arbeitsplanes ist mit so erheblichen Kosten, Betriebsstörungen und Steigerungen der Gestehungskosten während der Umstellungsperiode, bzw. Wiederherstellungsperiode, verbunden, daß eine umsichtig und wirtschaftlich handelnde Fabrikationsleitung sich gegen jede Erschütterungsursache ihres geordneten Arbeitsplanes wehren wird, auch dann, wenn auf Augenblicksgewinn verzichtet werden muß. Jeder Betriebsleitung stehen als Arbeitsbehelfe (einerlei, ob sie gesondert [in Großbetrieben] als selbständige Stellen ausgebildet, oder zu wenigen, oder einer [in Mittel- und Kleinbetrieben] vereinigt sind) zur Verfügung: die Werkstätten, die Instandhaltungsabteilung, die Kontrollstellen für die von auswärts eingelieferten Waren, für die von Arbeitsgang zu Arbeitsgang wandernden Werkstücke und für die Fertigerzeugnisse, die Werkzeugabteilung, die Konstruktionszeichnungen (Modelle, Ausführungsmuster, Muster- und Warenproben), die Material- und Magazinsverwaltung, das Lohnverrechnungswesen, die Vorkalkulation, die Nachkalkulation, die Werkstättenleiter (Werkführer), die Verwaltungsabteilung und die Betriebsbeamten. Ein sachkundig ausgearbeiteter fabrikatorischer Arbeitsplan sichert das reibungslose Zusammenarbeiten aller Arbeitsbehelfe, verhindert eigenmächtiges Vorgehen der einen oder anderen Stelle. Sämtliche Tätigkeiten müssen genau umschrieben und derart gestaltet werden, daß sie sich zwangsläufig ergänzen, unterstützen und gegenseitig sichern. Jedes Abweichen von einer vorgeschriebenen Tätigkeit bringt Störungen in das Getriebe, dessen Seele der Betriebsleiter ist. Fachmännisches Wissen, auch wenn es noch so hervorragend ist, genügt nicht, wenn der Betriebsleiter nicht imstande ist, den gesamten Betrieb jederzeit zu übersehen, zu meistern und alle möglichen Abirrungswege vorweg zu unterbinden. Die Erfahrung lehrt, daß Unternehmungen, deren Betriebsleitung in den Händen von Fachautoritäten lag, an ihrer Fabrikationsabteilung zugrunde gingen, weil dem Betriebsleiter oft die unentbehrliche starke Hand fehlte, während Unternehmungen, deren Betriebsleiter in fachtechnischer Beziehung zu den Mittelmäßigkeiten zählten, sich immer vorteilhafter entwickelten, weil diese es verstanden, in alle Betriebseinzelheiten sofort Einblick zu nehmen und mit fester Hand zu walten, die rücksichtslos alle Hindernisse, seien sie materieller oder persönlicher Natur, aus dem Wege räumte, die sich der Durchführung des Arbeitsplanes entgegenstellten. V o r b e d i n g u n g f ü r die S a n i e r u n g eines d u r c h sein F a b r i k a t i o n s g e b a r e n n i e d e r g e b r o c h e n e s U n t e r n e h m e n s ist die E r s e t z u n g der b i s h e r i g e n B e t r i e b s l e i t u n g . Die oben gekennzeichnete Aufgabe kann einwandfrei von der Betriebsleitung nur gelöst werden, wenn die Fabrikationsanlagen, die Arbeitsmaschinen und sonstigen Behelfe instand gehalten und auf höchste Leistungsfähigkeit gebracht werden. Die Erfüllung beider Bedingungen setzt neben entsprechender Fachkenntnis das Vorhandensein der erforderlichen flüssigen Geldmittel voraus, deren Mangel oft zum Zusammenbruche führt. Die Anstrengungen der Konkurrenz gipfeln darin, gut, billig und schnell zu liefern; Unternehmungen, welche diese Bedingungen nicht im gleichen Maße wie die Konkurrenz zu erfüllen imstande sind, gefährden ihren Bestand. Unter der Voraussetzung, daß die geistig-technischen Vorbedingungen vorhanden sind, können diese Bedingungen bei einem gut durchdachten und genau befolgten

99 Arbeitsplane nur dann erfüllt werden, wenn die Fabrikationsanlagen in ihrer Gesamtheit und in bezug auf qualitative und quantitative Leistungsfähigkeit jenen der Konkurrenz ebenbürtig sind. Die Fabrikationsräume müssen genügende Bewegungsfreiheit und Arbeitsflächen ermöglichen, müssen in bezug auf Licht, Wärme, Feuchtigkeitsgrad der Art des Unternehmens angepaßt und so angeordnet sein, daß die kleinsten Arbeitswege zurückgelegt werden müssen; diese Forderung findet bei älteren Anlagen selten befriedigende Erfüllung. Die Arbeitsräume müssen derart aneinander anschließen, daß Rückwege des Werkstückes während des Fabrikationsganges ausgeschlossen sind, dieser in einer ununterbrochen verlaufenden Richtung vor sich geht. Jeder Mehrweg, den das Erzeugnis auf seinem Werdegange zu durchlaufen hat, erfordert Zeitaufwand, d. h. längere Fabrikationsdauer, und höhere Gestehungskosten, die durch die Bewegungskosten und damit verbundenen Löhne verursacht werden. Durch unwirtschaftliche räumliche Gliederung einer Fabrikationsanlage werden die unproduktiven Löhne und die Betriebskosten oft auf eine Höhe getrieben, die preistechnische Konkurrenzfähigkeit ausschließt, abgesehen von den Beschädigungsgefahren, welchen die in Erzeugung begriffenen Erzeugnisse auf den Transportwegen ausgesetzt sind, und welche mit der Länge der Transportwege wachsen. Derartige Nachteile sind überall dort zu finden, wo die Einrichtungen in Gebäuden und Räumen untergebracht wurden, die früher andersartigen Fabrikationszwecken dienten, demnach der Fabrikationsgang den räumlichen Verhältnissen, und nicht diese dem Fabrikationsgange angepaßt wurden. Jahraus und jahrein gehen zahlreiche industrielle Unternehmungen an der Auswirkung der baulichen und räumlichen Verhältnisse zugrunde. Wenn eine Maßstabfabrik die fertiggestellten Rohmaßstäbe bei jedem Witterungszustande aus dem freistehenden Schreinereigebäude in die freistehende Beizerei und Lackiererei und von diesen wieder in das freistehende Trockengebäude transportieren muß, ist es klar, daß die Maßstäbe sich werfen, in ihrem Aussehen geschädigt werden und gegen tadellose Konkurrenzerzeugnisse nicht aufkommen können. Empfindliche und zerbrechliche Gegenstände liefern um so mehr Bruchausschuß, je länger die Arbeitswege sind, die sie zurücklegen müssen. Auch dort, wo mechanische Transportwege vorhanden sind, spielt die Weglänge, welche die Arbeitsstücke zurücklegen müssen, eine wirtschaftliche Rolle, weil die Kraftkosten mit den Beförderungslängen wachsen. Präzision und Mengenleistung der Arbeitsmaschinen sind bestimmend für die Höhe der Gestehungskosten. Auch hier lehrt die Erfahrung, daß Arbeitsmaschinen, deren Urbestimmung wesentlich verschieden von der geübten Arbeitsart ist, immer wirtschaftliche Nachteile zur Folge haben. Arbeitsmaschinen, welche an Transmissionsstränge angeschlossen sind, können nicht die gleichen Leistungen hervorbringen, wie jene, welche aus bearbeitungstechnischen Gründen mit Einzelantrieb ausgerüstet sein sollten. Nur periodisch verwendete Arbeitsmaschinen, welche von einer gemeinsamen Haupttransmission betrieben werden, können, wenn sie eingeschaltet werden, auf die gesamte Antriebsgruppe unwirtschaftlich einwirken. Mit gewöhnlichen Drehbänken können nicht die gleichen Leistungen, wie mit Schnelldrehbänken erzielt werden, Hobelmaschinen können Fräsmaschinen nicht ersetzen, und umgekehrt. Arbeitsmaschinen, welche Bedienung erfordern, können in wirtschaftlicher Beziehung mit Automaten nicht in Wettbewerb treten. Je geringer die quantitative Leistung einer Arbeitsmaschine ist, desto teuerer wird die Akkordarbeit. Trotzdem

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100 werden Industrien in Anlagen eingerichtet, deren Arbeitsmaschinen ursprünglich anderen Zwecken dienten, weil diese Anlagen aus Zusammenbrüchen billig erworben werden konnten. Solche Industrien tragen von vornherein den Keim der UnWirtschaftlichkeit in sich. Auch der tüchtigste Betriebsleiter wird bei derartigen Verhältnissen nicht in der Lage sein, Ersprießliches zu leisten. Industrielle U n t e r n e h m u n g e n , welche infolge rückständiger Arbeit seinrichtungen k o n k u r r e n z f ä h i g e Erzeugnisse nicht her ausbringen können, sollten nicht saniert werden. Trotzdem werden sie immer und immer wieder saniert, werden die neu aufgebrachten Finanzmittel verwendet, um die Baulichkeiten und Arbeitsbehelfe den Forderungen des Betriebes anzupassen; dabei werden die neuen Geldmittel aufgezehrt, um ein Flickwerk zustande zu bringen, das vielleicht etwas leistungsfähiger, al3 vorher ist, nie aber konkurrenzfähig werden wird. Alle Fabrikationsabteilungen müssen ausschließlich der Betriebsleitung unterstehen. So selbstverständlich diese Forderung ist, wird ihr nicht überall nachgelebt. Die Fälle, wo höhere Verwaltungsorgane, wo die kaufmännische Abteilung ohne Wissen der Betriebsleitung Anordnungen treffen, sind namentlich dort möglich, wo die einzelnen Kompetenzen nicht genau umschrieben sind. Insbesondere sind derartige Eingriffe dort zu finden, wo das Unternehmen Einzelbesitz ist, und wo der Fabrikbesitzer sich nicht zur Erkenntnis durchgerungen hat, daß Fabrikbesitzer mit Betriebsleiter noch lange nicht identisch ist. Für die Betriebsleitung soll eine Persönlichkeit gewählt werden, welche über ausreichende Fachkenntnis und Betriebserfahrungen verfügt und die Eignung besitzt, die volle Verantwortung für den Fabrikationsgang zu übernehmen; in diesem Falle ist es zumindest überflüssig, in ihre Anordnungen einzugreifen und immer für den Betrieb schädigend. Entweder verdient der Betriebsleiter das Vertrauen, dann sollte man ihn selbständig handeln lassen, oder er verdient es nicht, dann sollte man ihn durch eine geeignete Kraft ersetzen. Wer des öfteren in der Sanierung von in Einzelbesitz befindlichen industriellen Unternehmungen tätig ist, wird die Erfahrung machen, daß ihr Zusammenbruch zum Teile darauf zurückzuführen ist, daß dem Betriebsleiter durch den Fabriksherrn die Hände gebunden wurden, der in der Meinung lebte, daß Besitz genügt, um Betriebsfragen erledigen zu können. In kleinen Unternehmungen ist es vielfach nicht zu umgehen, daß die Betriebsleitung mit Verwaltungs- und Verrechnungsarbeiten belastet wird. Bei einigem guten Willen könnten diese Arbeiten in kleinen Betrieben der Buchhaltung Überbunden werden. Dagegen wehren sich aus Eitelkeitsgründen vor allem die Betriebsleiter kleiner Unternehmungen selbst, sind der fälschlichen Meinung, daß sie dann an Ansehen verlieren würden, vergessen aber dabei, daß diese Belastung Zeit und Arbeitskraft in Anspruch nimmt, die ausschließlich dem Betriebe, d. h. der Erzeugung, zu dienen haben. Ein Betriebsleiter, der Verwaltungs- und Verrechnungsarbeiten erledigt, ist ebensowenig wie ein Werkführer, der mit Schreib- und Lohnverrechnungsarbeiten belastet wird, hundertprozentig. Industrielle Unternehmungen müssen hundertprozentige Arbeitskräfte haben, sowohl geistige, wie mechanische, sonst können sie nicht hundertprozentige Konkurrenten sein. Jeder Abbruch der Konkurrenzfähigkeit zieht Schlappen im Konkurrenzkampfe nach sich.

101 Hingegen ist es Aufgabe der Betriebsleitung, die obersten, wirtschaftlich noch zulässigen Lohngrenzen (Akkordsätze, Prämien) für jede Arbeitsart zu bestimmen; darin muß sie Meisterin sein. Von der finanztechnischen Stelle des Unternehmens wird mit Recht Verringerung der Fabrikationskosten angestrebt; dem Betriebsleiter stehen hierfür verschiedene Mittel zur Verfügung: Materialersparnis, Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Arbeitsbehelfe, wirtschaftliche Gliederung des Fabrikationsganges, wirtschaftliche Gestaltung der Arbeitsmethoden, Verringerung der Lohnkosten. Von der Art und Einrichtung des Unternehmens, von dem Umfange der verfügbaren Finanzmittel hängt es ab, welche dieser Mittel zur Anwendung gebracht werden können. Das Materialersparnis findet seine Grenzen in der unerläßlichen Materialgüte, die einerseits durch die vom Erzeugnisse geforderten Eigenschaften, anderseits durch die Beschaffenheit und Leistungsfähigkeit der Arbeitsmaschinen bestimmt wird. Das in Anwendung kommende Material muß jenem der Konkurrenzfabrikate zumindest ebenbürtig sein; Ersparnisse können erzielt werden, wenn minderwertigeres Material durch die Bearbeitung höhere Eigenschaften erhält; ob die Bearbeitungskosten zum Schlüsse nicht höher ausfallen, als der für gutes Material zu zahlende Mehrpreis, muß sicher ermittelt sein, bevor an die Beschaffung von minderwertigerem Material geschritten wird. Voraussetzung ist hierbei, daß die vorhandenen Arbeitsmaschinen auch minderwertigeres Material mit gleichem qualitativen und quantitativen Ausbringserfolge verarbeiten können. Im allgemeinem zieht minderwertigeres Material höheren Ausschuß und höheren Materialabfall nach sich. Das Verhältnis der hierbei entstehenden Verluste zum Preisersparnisse bestimmt, abgesehen von dem Einfluße der Arbeitsmaschinen, die Zulässigkeit von minderwertigerem Material. In gewissen Industrien ist übrigens eine Materialwahl von vornherein ausgeschlossen, sei es, daß die Abnehmer ein bestimmtes Material mit genau umschriebenen Eigenschaften vorschreiben, sei es, weil die Arbeitsmaschinen für die Verarbeitung von bestimmtem Material gebaut sind. Die Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Arbeitsbehelfe ist bei den Arbeitsmaschinen durch ihre Bauart, bei ihnen und bei den Werkzeugen durch die verfügbaren Finanzmittel begrenzt. Umänderungen von Arbeitsmaschinen sind mehr, oder minder kostspielig, nicht immer von glücklichem Ergebnisse begleitet, überhaupt nur dort möglich, wo Betriebsunterbrüche, oder Verringerung der zeitlichen Ausbringungsleistung zulässig sind. Jede Arbeitsmaschine bringt die größte Leistung dann hervor, wenn die Arbeitsbedingungen, die Voraussetzung für ihre Konstruktion waren, erfüllt werden. Konstruktive Änderungen sind dort zulässig, wo die Arbeitsbedingungen wechseln. Durch Änderung der Antriebe und der Umlaufzahlen können unter Umständen wirtschaftlichere Leistungen erzielt werden. Sind verfügbare Finanzmittel vorhanden, dann kann die Leistungsfähigkeit der Arbeitsbehelfe erhöht werden, wenn die vorhandenen minderleistungsfähigen durch hochleistungsfähige ersetzt werden; das Gleiche gilt für die Werkzeuge, Apparate und sonstigen Arbeitsbehelfe: Die Einstellung von hochleistigen Arbeitsmaschinen wird von jedem Betriebsleiter gefordert; sie ist nur dort berechtigt, wo Sicherheit besteht, daß die Mehrausbringung sicher abgesetzt werden kann, sonst ist sie nur Luxus, der Kapital zwecklos immobilisiert. Wirtschaftliche Gliederung des Fabrikationsganges und wirtschaftliche Gestaltung der Arbeitsmethoden hängen ausschließlich von der Fähigkeit des Betriebsleiters ab. Weil die vorgenannten Mittel zumeist enge

102 Grenzen finden, wird das Hauptaugenmerk auf Lohnersparnisse gerichtet. Zeitmessungen, richtige Arbeitsvorschreibungen und Arbeitsunterweisungen, scharfe Arbeitsüberwachung, gute Arbeitsbehelfe und Schaffung guter äußerer Arbeitsbedingungen (Licht, Luft, Bewegungsfreiheit usw.) können dazu beitragen, die Lohnleistung wesentlich zu erhöhen und dadurch bei gleichem Lohnausmaße erhebliche Lohnersparnisse herbeizuführen. Werden die äußeren Arbeitsbedingungen und Arbeitsbehelfe verbessert, dann ist es selbstverständlich, daß der auf die Mengeneinheit entfallende Lohn kleiner bemessen wird, weil die herauszubringenden Mengeneinheiten, bezogen auf die gleiche Zeitspanne, wachsen, d. h. für die Erzeugung einer Mengeneinheit eine kürzere Arbeitszeit aufgewendet werden muß. Die Ausgaben, welche das Unternehmen für die Verbesserung der äußeren Arbeitsbedingungen, der Arbeitsmethoden und Arbeitsbehelfe aufbringt, müssen ein entsprechendes Äquivalent finden. Es führt aber zu Mißerfolgen, wenn der Arbeiter dabei nicht auch bedacht wird; denn schließlich ist er derjenige, der die Umsetzung der Ausgaben in verkaufsfähige Wäre bewirkt. Unverstand sündigt hier oft mehr, als das Unternehmen vertragen kann. Jede Leistung muß angemessenen Lohn finden. Lohnersparnis ist nicht gleichbedeutend mit Lohnschinderei; an ihr sind schon manche Unternehmungen zugrunde gegangen. Jede Mehrleistung des Arbeiters, auch wenn sie zum größten Teile auf Kapitalaufwendungen zurückzuführen ist, muß ihren Ausdruck in der Lohnbemessung finden. Der Faktor Arbeitswille ist ebenso wichtig wie der Faktor Arbeitsfähigkeit. Der Lohn für die Mengeneinheit soll verringert werden, wenn durch neuen Kapitalaufwand die Möglichkeit geboten wird, mehr Mengeneinheiten herauszubringen; den Mengeneinheitslohn aber derart drücken, daß das Gesamtlohneinkommen des Arbeiters dasselbe wie vordem bleibt, kann nicht als wirtschaftliches Handeln bezeichnet werden. Jede Neugestaltung von Arbeitsmethoden und Arbeitsbehelfen erfordert vom Arbeiter höhere geistige Tätigkeit, größere Aufmerksamkeit, stärkere Anspannung der Nerven, bringt, je gleichmäßiger die Arbeitsverrichtung wird, weitgehendere Abstumpfung und Ermüdung mit sich, bedarf eines stärkeren Arbeitswillens, um die angestrebte Hochleistung herauszubringen. Zur Anfeuerung des Arbeitswillens trägt ausschließlich das höhere Einkommen bei; es muß der Mehrleistung angepaßt werden. Unvernünftige Lohndrückerei tötet den Arbeitswillen. Richtige Lohnbemessung ist nur möglich, wo der das Lohnausmaß Bestimmende die zu leistende Arbeit genau kennt, wo ununterbrochen Zeitmessungen durchgeführt werden, insbesondere dann, wenn Änderungen in den Arbeitsmethoden, in der Arbeitsverrichtung (sei es nur Änderung eines Handgriffes) vorgenommen werden, wo genaue Lohnleistungsstatistiken geführt werden, aus welchen die Ursachen jeder Minderleistung, oder Leistungsänderung entnommen werden können. Lohnersparnisse werden vor allem durch reinliche Scheidung zwischen produktiver und unproduktiver Arbeit herbeigeführt, und, wie oben erwähnt, durch Verbesserung der Arbeitsbehelfe. Einige Beispiele aus der technischen Sanierungspraxis können Einblicke in die sich bietenden Ersparnismöglichkeiten und -mittel ermöglichen. In der Steinschneideabteilung eines Unternehmens werden die Rohstücke für die Teilbestandteile mittels rotierenden Sägescheiben geschnitten, deren gekerbten Ränder mit Diamantbesatz versehen sind. Der Arbeiter bedient mehrere Sägen zugleich. Die Bedienung besteht im Einspannen des

103 Rohstückes, im Umspannen nach vollendetem Schnitte und in der Beobachtung während der Schnittzeit. Der Arbeiter hatte gleichzeitig die Wiederinstandsetzung der abgenutzten Scheiben zu besorgen; sie besteht darin, den Rand mit neuen Kerben zu versehen, die Diamantsplitter einzusetzen und durch Umklopfen der Kerbenzacken zu fassen. Seit Jahren wurde diese Arbeitsmethode mit dem Hinweise darauf geübt, daß der Schneidearbeiter am besten die Wiederherstellung seines Hauptwerkzeuges verstehe. Der Umsatz des an und für sich billigen, in Massenfabrikation hergestellten Erzeugnisses verfiel immer mehr und mehr, weil es in preistechnischer Beziehung nicht mehr mitkonkurrieren konnte. Bei der Erforschung der Ursachen ergab sich, daß die Lohnkosten für die Herstellung der Rohstücke zu groß waren. Genaue Beobachtung des Arbeitsvorganges und der Arbeitsmethode ließ feststellen: in der Zeit, in welcher der Arbeiter mit der Schärfung der Scheiben, die er im benachbarten Arbeitsstande ausführte, beschäftigt war, mußte er seine Aufmerksamkeit zwischen der Wiederherstellung der neu zu schärfenden Scheibe und dem eingespannten Rohmaterial, welches von den Maschinen geschnitten wurde, teilen. Dabei war es unvermeidlich, daß zeitweilig die Schneidebelastung nicht entsprechend nachgeregelt wurde, und der Ausschuß einen untragbaren Umfang erreichte; wenn der Arbeiter rechtzeitig in die Regelung, die, durch die Art des Materiales bedingt, eine gefühlsmäßige sein mußte, eingreifen wollte, mußte er die Fasserarbeit, oder die Ausrichtarbeit der zu schärfenden Scheibe unterbrechen; im erstgenannten Falle gingen Diamantsplitter verloren, im zweitgenannten Falle mußte die Ausrichtarbeit von neuem begonnen werden. Jedem Arbeiter waren so viel Schneidemaschinen zugewiesen, daß er mit der Schärfung einer Scheibe fertig werden sollte, wenn eine der arbeitenden Scheiben stumpf geworden war. Da diese Zeiten nie zusammenfielen, blieb der Betrieb einer Maschine zeitweilig unterbrochen. Die Neuschärfung der Scheibe fand Unterbruch, sobald der Arbeiter ein Rohstück neu einspannen, oder umspannen mußte. Insgesamt waren zehn Schneidegruppen, je bestehend aus vier von einem Arbeiter bedienten Schneidemaschinen in Betrieb. Die Kalkulation ergab: Jährlich erfordert eine Schneidegruppe die Schärfung von 600 Scheiben. 1 Scheibe erforderte durchschnittlich für: Kerbeschlagen 80 Minuten Diamantbesatz 120 „ 200 Minuten. Der Verlust von Diamantmaterial, hervorgerufen durch Unterbruch der Besatzarbeit betrug, umgerechnet auf den in Lohnminuten ausgedrückten Materialwert, durchschnittlich bei einer Scheibe 5 Minuten Die durch Wiederaufnahme einer Ausrichtarbeit verlorene Arbeitszeit betrug durchschnittlich bei einer Scheibe 8 „ Der durch nicht unausgesetzte Regelung des Schneiddruckes herbeigeführte Ausschuß, umgerechnet auf den in Lohnminuten ausgedrückten Materialwert, betrug für eine Scheibe durchschnittlich 83 „ Die Beaufsichtigung von vier Schneidemaschinen, das Ein-, Um- und Ausspannen ihrer Beschickungsstücke, konnte von dem Arbeiter ohne jegliche Ortsveränderung vorgenommen werden. Ortsveränderungen, wenn auch

104 nur mit Zurücklegung eines Weges von Maschinenstand zu verlassen und den gekehrt. Durch Zeitmessungen wurde stehende Zeitverlust für eine Scheibe betrug

etwa 2 m, waren erforderlich, um den Schärfstand einzunehmen, oder umfestgestellt, daß der hierdurch entbei täglich achtstündiger Arbeitszeit 50 Minuten

Insgesamt waren demnach für eine Schneidemaschine, ohne Berücksichtigung der eigentlichen Schneidearbeit, erforderlich: 600 : 4 = 150 Scheibenschärfungen. Scheibenschärfung: 200 • 150 = 30000 Minuten Verlust an Diamantmaterial: 5 X 150 = 750 „ Verlust durch unterbrochene Ausrichtarbeit: 8 X 150 = • 1200 „ Ausschuß: 83 X 1 5 0 = 12450 Verlust durch Standwechsel: 50 X 300 = 15000 „ Insgesamt 59400 Minuten Für eine Schneidemaschinengruppe errechnete sich somit ein Gesamtverlust von: 59400 X = 237600 Minuten. Der Jahreslohn eines Schneidearbeiters beträgt, ausgedrückt in Zeitmaß: 8 X 60 X 300 = 144000 Minuten. Die bei einer Schneidemaschinengruppe jährlich auftretenden Verluste betrugen demnach: 237600:144000= 165% der Jahresminuten eines Schneidearbeiters. Insgesamt betrug der jährliche Verlust der Schneideanlage: 2376000 Minuten. Im Laufe der technischen Sanierung wurde die Arbeitseinteilung umgestellt. Das Schärfen der Scheiben wurde der Werkzeugmacherei übertragen, die mittels eines eigenen Kerbschlagwerkes die Kerben von je fünf Scheiben auf einmal herstellte; die Ausrichtung der Scheiben erfolgte nicht mehr von Hand aus, sondern durch eine mechanische Vorrichtung. Fünf Scheiben wurden in 30 Minuten gekerbt, jede Scheibe einschließlich Einund Ausspannen in 10 Minuten ausgerichtet. Der Diamantbesatz wurde von einem Sonderarbeiter hergestellt, der nach etwa einmonatlicher Tätigkeit für den Besatz einer Scheibe eine Stunde benötigte, in der späteren Zeit noch weniger. Für die Schärfung einer Scheibe waren demnach aufzuwenden: Kerbenschlagen 6 Minuten Ausrichten 2 ,, Diamantbesatz 60

68 Minuten

Verlust an Diamantmaterial war nicht mehr zu verzeichnen. Die Verluste durch Unterbruch der Besatzarbeit und Aufrichtarbeit, sowie durch Standwechsel entfielen. Der Ausschuß fiel in achtstündiger Arbeitszeit, da der Schneidearbeiter die Schneidemaschinen ununterbrochen bedienen konnte, auf 5 Minuten, die auf Materialfehler zurückzuführen waren:

105 Demnach wurden erspart: Scheibenschärfung: (200 - 68) X 150 = 19800 Minuten Diamantmaterial 750 „ Ausrichtarbeit 1200 ., Ausschuß: (83 - 5) X 150 11700 Standwechsel 15000 Insgesamt für eine Maschine 48450 Minuten Ersparnis bei der gesamten Schneideanlage: 48450 X 4 X 10 = 1938000 Minuten, oder rund 134% der Jahresminuten eines Schneidearbeiters. Überdies waren die Schnittflächen sauberer als vorher, so daß die folgenden Schleif- und Polierarbeiten wesentlich verringert werden konnten; nach einem halben Jahre wurden versuchsweise einem Arbeiter fünf Schneidemaschinen zugewiesen; da die Güte der Schneidearbeit und die Ausschußhöhe unverändert blieben, wurden die zehn Schneidegruppen in acht fünfgliedrige umgewandelt, wonach die Schneidearbeiter, die im Akkord standen, einen Mehrverdienst von 12% herausholten, während dem Unternehmen noch eine befriedigende Lohnersparnis verblieb. Das Unternehmen kam rasch wieder in die Höhe und reihte sich in die führenden Unternehmungen seines Sondergebietes ein. Eine Knopffabrik, welche künstlichen Schmuck für Kleiderbesatz herstellte, kam infolge des zu hohen Zinsendienstes in Schwierigkeiten. Die Untersuchung ergab, daß die Gegenwerte des in Anspruch genommenen Kreditkapitales in vollem Umfange in Form von Halbfabrikaten, die in der Hauptsache aus ungefaßten künstlichen Steinen bestanden, vorhanden waren. Die Nachforschungen führten schließlich auf die Fabrikationsgebarung. Die Lageraufnahme und die Lohnbelege ließen erkennen, daß für die fassungsreifen, lagernden künstlichen Steine an Löhnen bezahlt wurden: Steine A rd. 140000,— Währungseinheiten B , 165000,C , 115000,D . 70000,E , 95000,F , 35000,Insgesamt rd. 620000,— Währungseinheiten. Der Fabrikationsausweis ergab, daß in den letzten drei Jahren durchschnittlich Steine gefaßt wurden, deren Lohnaufwand betrug: Steine A rd. 45000,— Währungeinheiten B , 60000,C , 25000,D , 20000,E , 25000,F , 10000,Insgesamt rd. 185000,— Währungseinheiten. Es wurden demnach an Löhnen: 620000, 1 8 5 0 0 0 , - = 4 3 5 0 0 0 , - Währungseinheiten zu viel verausgabt, welche einen Zinsendienst von rd. 48000,— Währungs-

106 einheiten erforderten, einen Betrag, welcher die Halbfabrikate derart belastete, daß jede preistechnische Konkurrenzfähigkeit unterbunden wurde. Die Abhilfe bestand darin, daß die Abteilung für Halbfabrikate bis auf einen kleinen Teil vorläufig stillgelegt wurde. Ein Unternehmen, dessen Erzeugnisse etwa zur Hälfte aus Eigenfabrikaten, zur Hälfte aus von auswärts bezogenen Zubehörteilen bestand, konnte sich nur dadurch aufrechterhalten, daß es zu Selbstkosten lieferte, während die Konkurrenz mit Gewinnen arbeitete. Die Nachkalkulation der Eigenfabrikate ergab, daß mit den denkbar kleinsten Gestehungskosten gearbeitet wurde. Die Ursache mußte bei den Zubehörteilen liegen, die von auswärts bezogen und mittels der gleichartigen Arbeitsmaschinen wie jene, die der Eigenfabrikation dienten, hergestellt wurden. Der Bezug von auswärts war notwendig, weil die Arbeitsmaschinen des Unternehmens durch die Eigenfabrikate seit Jahren voll belastet waren. Es wurde eine genaue Vergleichskalkulation, wie folgt, durchgeführt: Zubehörteile in Eigenfabrikation: Material 12,34 Währungseinheiten Löhne 46,58 „ Regiezuschlag (100%) . 46,58 Gestehungskosten . . 105,50 Währungseinheiten. Von auswärts bezogene Zubehörteile: Stückpreis 84,45 Währungseinheiten Rabatt . 4,22 „ 80,23 Verpackung 1,45 ,, Zoll 7,57 Fracht und Zufuhr. . . 3,85 „ 93,10 Währungseinheiten. Die Abhilfe erfolgte durch Aufnahme eines Kredites, der die Einstellung der erforderlichen Arbeitsmaschinen ermöglichte und in verhältnismäßig kurzer Zeit amortisiert werden konnte.

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In einer optischen Anstalt werden die Linsen, bevor sie gekittet und gefaßt werden, nach jedem Arbeitsgange überprüft. Das Prüfpersonal besteht aus 20 Köpfen. Die Zeitmessungen der Prüfarbeiten ergaben: Prüfung der Einzellinse auf Reinheit . . 0,575 Minuten „ ,, gekitteten Linse auf Reinheit 0,536 „ „ „ der Seite „auf Farbe" . . . 0,42 „ Zur Prüfung werden Handlupen verwendet. Ein Zufallsgedanke gibt Veranlassung, die für die Handhabung der Lupe erforderliche Zeit zu messen; das Erfassen der Lupe, ihre Einstellung zum Auge und das Ablegen der Lupe erforderten, je nach der Schnelligkeit, mit welcher gearbeitet wurde, und je nach der Tageszeit, in welcher gemessen wurde (gegen Ende der Arbeitszeit machte sich die Ermüdung der Prüfer geltend), 0,08', 0,09', 0,1', 0,12', durchschnittlich demnach 0,1'.

107 Der Durchschnitt der vorgenannten Linsenprüfzeiten betrug: 0,575 Minuten 0,536 0,42 1,531 : 3 = 0,51 Minuten. Der durch Betätigung der Lupe entstehende Zeitverlust betrug demnach rd. 20%. Der durchschnittliche Stundenlohn eines Prüfers betrug 1,20 Währungseinheiten, der Gesamtlohn aller Prüfer jährlich: 1,2 X 8 X 300 X 20 = 5 7 6 0 0 , - Währungseinheiten, wovon auf die Lupenbetätigung 11520,— Währungseinheiten entfielen. Dieser Lohnverlust wurde in einfacher Weise dadurch behoben, daß die Handlupen durch Stirnbindenlupen ersetzt wurden, wodurch gleichzeitig die Ausbringungsmenge der Prüfabteilung um 2 0 % stieg. In einem Großunternehmen auf dem Gebiete der Feinmechanik konnten gewisse auf Präzisions-Kleindrehbänken herzustellenden wichtigen Teilstücke infolge Überlastung der vorhandenen Arbeitsmaschinen nicht in jenen Mengen erzeugt werden, welche erforderlich waren, um die den wachsenden Bestellungen entsprechende Zahl von Enderzeugnissen herauszubringen. Von einer Vergrößerung der Fabrikationsanlagen wurde, einerseits mit Rücksicht auf die örtlichen Bauverhältnisse, anderseits um der Immobilisierung des für die Aufrechterhaltung des Betriebes erforderlichen Kapitales aus dem Wege zu gehen, abgesehen. Fachkundige und tüchtige Feinmechaniker waren vorhanden, jedoch ohne Arbeit. Das Unternehmen entschloß sich, die Teilstücke als Heimarbeit ausführen zu lassen, nachdem seitens der Behörden zur Behebung der Arbeitslosigkeit elektrisch betriebene Kleindrehbänke unter außerordentlich günstigen Abzahlungsbedingungen und Strompreisen den Heimarbeitern zur Verfügung gestellt wurden. Der Umsatz des Unternehmens stieg seit Beginn der Heimarbeiten von Jahr zu Jahr, der Gewinnertrag fiel, trotzdem die Materialpreise, Löhne und Verkaufspreise namhaften Änderungen nicht unterworfen waren, in nahezu umgekehrtem Verhältnisse, bis das etwas konservativ geführte, jedoch durch die Güte seiner Erzeugnisse sehr angesehene Unternehmen in Zahlungsenge geriet. Die Untersuchung, die infolgedessen angestellt wurde, ergab, daß der Fabriksbetrieb keinerlei Anlaß zu Beanstandungen bot; erst die Nachprüfung der Kalkulation der Heimarbeiten führte auf die Fehlerquelle: die in Heimarbeit ausgeführten Teilstücke betrugen rund die Hälfte der gesamten Eigenfabrikation. Für jedes Teilstück wurden dem Heimarbeiter die Gestehungskosten vergütet, welche dasselbe Teilstück im Eigenbetriebe erforderte. Die fabrikatorischen Gestehungskosten setzen sich grundsätzlich aus Materialkosten, Lohn und Lohnzuschlag für Betriebskosten (Regiezuschlag) zusammen. Bei der Bestimmung des Heimarbeitspreises wurde übersehen, daß die Betriebskosten u. a. sich zusammensetzten aus: Rohmaterialbestellungskosten, -kontroll- und Ubernahmekosten, Rohmateriallagerkosten (Magazinsverwaltungskosten), Kosten der Rohmaterialausgabe an die Heimarbeiter, Kosten der Überprüfung und Übernahme der Heimarbeiten, Kosten der Heimarbeitsverrechnung usw.). Eine zahlenmäßige Feststellung dieser Kosten ergab, daß sie den Heimarbeitspreis um x % erhöhten, d. h. dem Heimarbeiter Unkosten vergütet

108 wurden, die er verursachte. Eine weitere Berechnung ergab, daß die Summe dieser unzulässigen Mehrvergütungen nahezu dem Gewinnentgange, der von Jahr zu Jahr zu verzeichnen war, entsprach. Die Aufdeckung dieser Fehlerquelle, die zugleich das Mittel zur Abhilfe kennzeichnete, lieferte zugleich die Lösung für die ursprünglich merkwürdige Erscheinung, daß die Heimarbeiter der Verringerung des Heimarbeitspreises keinen großen Widerstand entgegensetzten, denn sie hatten unterdessen (auf Kosten des Unternehmens) ihre Kleindrehbänke abbezahlt, da die Abzahlung in Prozenten vom HeimarbeiterWochenlohne vorgeschrieben war. Bei industriellen Unternehmungen, welche umfangreiche Heimarbeiten vergeben, wiederholen sich in der Mehrzahl die Ursachen der Gewinnminderung, die auf falsche Kalkulation der Vergütungen für Heimarbeit zurückzuführen sind. Als Faustformel für die Berechnung des zulässigen Höchstlohnes für Heimarbeiter kann, wenn das zu bearbeitende (verarbeitende) Material dem Heimarbeiter geliefert wird, gelten: Höchstlohn, der bei Eigenbetrieb bezahlt würde, vermehrt um jene Betriebsunkosten, welche im eigenen Betriebe durch Ausgabe von Heimarbeiten erspart werden. Nachstehendes Beispiel lehrt, welche Fehlergrößen bei Lohnbemessungen von Heimarbeiten unterlaufen können, wenn diese Formel nicht beachtet wird. In einem Unternehmen, in welchem im Eigenbetriebe an produktiven Löhnen jährlich 4234856,93 Währungseinheiten bezahlt wurden, betrugen die Jahresausgaben für Heimarbeiten rd. 1785536,— Währungseinheiten. Die Vergütung für Heimarbeiten wurde nach der Schablone berechnet: Eigenbetriebslohn plus 60% der Betriebsunkosten, in der Meinung, daß dadurch die in Heimarbeit erzeugten Erzeugnisse um 40% billiger zu stehen kommen. Die rechnerische Nachprüfung ergab, daß an den Betriebsunkosten u. a. teilnahmen: Kraftkosten . . . 177863,98 Währungseinheiten = 4,2% der produktiven Lohnwährgseinh. Lichtkosten . . . 16939,43 = 0,4% Heizungskosten . . 38113,71 = 0,9% Werkzeugkosten . 127045,70 .. = 3% Abschreibungen . 287970,26 = 6,8% Fürsorgeabgaben aller Art . . . 415015,98 = 9,8% „ Insgesamt 25,1% ,, „ Diese 25,1% wurden tatsächlich durch Heimarbeit erspart; somit ist für Heimarbeit um: 60 — 25,1 = 34,9% der produktiven Lohnkosten, bzw. der reinen Heimarbeiterlöhne, zu viel bezahlt worden. Die jährlichen Ausgaben für Heimarbeit setzten sich zusammen aus: 100% Löhne 1115960,-Währungseinheiten 60% Unkostenvergütung 669576,— „ Jahresausgaben für Heimarbeit 1785536,— „ Berechtigte Unkostenvergütung 25,1% . 280105,96 Zu viel bezahlte 34,9% . 389470,04 Für die Heimarbeit wurden demnach jährlich: 389470,04 : 1785536 = 21,8% zu viel bezahlt.

109 I n d u s t r i e l l e Unternehmungen, deren Verluste auf unrichtige L o l m b e m e s s u n g zurückzuführen sind, können saniert werden, w e n n d i e U r s a c h e n d e r F e h l b e m e s s u n g n i c h t in d e n A r b e i t s b e h e l f e n liegen. Die Betriebsleitung (Fabrikationsleitung) bestimmt, soferne nicht besondere Vorschriften seitens der Besteller vorliegen, Art und Eigenschaften der zu verarbeitenden Materialien; es liegt im Interesse eines wirtschaftlichen Materialeinkaufes und eines wirtschaftlichen Fabrikationsganges, die Zahl der zu verarbeitenden Materialarten, bzw. der Materialien, mit verschiedenen Eigenschaften nach Möglichkeit zu beschränken. J e kleiner diese Zahlen sind, desto umfangreichere Abschlüsse können für eine Materialsorte getätigt werd e n , desto geringer wird der Materialgestehungspreis; je geringer die Zahl der zu verarbeitenden Materialien mit verschiedenen Eigenschaften ist, desto gleichartiger werden die Arbeitsmethoden und Arbeitsgänge zu gestalten sein. Mancherlei Verluste sind darauf zurückzuführen, daß den Materialsonderwünschen der Kunden ohne Rücksicht auf die durch sie bewirkten Änderungen d e r Gestehungskosten entgegengekommen wird. Dieses Entgegenkommen seitens der Verkaufsabteilung ist verständlich, aber nur dort zulässig, wo es seitens der Betriebsleitung als mit den Fabrikationsbedingungen vereinbar anerkannt wird. Jede unwirtschaftliche Gebarung der Betriebsleitung wird durch die Nachkalkulation zahlenmäßig erkennbar. Die Betriebsleitung arbeitet nach den ihr zur Verfügung gestellten Konstruktionszeichnungen (Musterausführungen, Modellen); durch den Fabrikationsgang dürfen dieselben keine Änderung erfahren; erscheinen Änderungen mit Rücksicht auf Verbilligung, oder Beschleunigung geboten, dann ist die Zustimmung jener Stellen, von welchen die Konstruktionszeichnungen (Musterausführungen, Modelle) herrühren, einzuholen. Die Erhöhung der Fabrikationskosten und die hieraus folgenden unliebsamen Überraschungen bei der Bestimmung der Verkaufspreise sind vielfach auf eigenmächtige Änderungen der Gestaltung der Fabrikate durch die Betriebsleitung zurückzuführen, wobei nur allzuleicht in kostspieliges Pröbeln verfallen wird. Ist im Wege der Sanierung ein Arbeitsplan für die Fabrikation auszuarbeiten, so wird von den zu erzeugenden Fabrikationsgegenständen, von den vorhandenen, gegebenenfalls zu schaffenden Zeitkalkulationen, von den vorhandenen, bzw. noch hinzukommenden Arbeitsbehelfen und von den vorliegenden, bzw. mit Sicherheit, oder hoher Wahrscheinlichkeit zu erwartenden Bestellungen ausgegangen, wobei möglichst große Mengen gleichartiger Bestellungsstücke in eine Fabrikationsgruppe zusammengefaßt werden. Ein derartiger Arbeitsplan bildet oft nur ein Teilstück des Gesamtarbeitsplanes, in welchen er eingepaßt werden muß; er kann beispielsweise in folgende Form gebracht werden: Gegenstand, (Teilstück Nr.), Stückzahl (Mengeneinheiten), Zeichnung Nr. (Modell Nr., Muster Nr.), Arbeitszeit für ein Stück (eine Mengeneinheit), Gesamtarbeitszeit, von der Gesamtarbeitszeit entfallen auf Werkstätte Nr., Werkstätte Nr. usw. je . . . Minuten; aus der Summe der auf jede Werkstätte entfallenden Arbeitsminuten ergibt sich die Laufzeit des betreffenden Fabrikationsgegenstandes. Wenn beispielsweise die errechnete Lauffrist 960 Stunden beträgt und die betreffende Arbeit auf einer Maschinengruppe in Angriff genommen werden kann, welche am 24. März frei wird, dann kann die vorerwähnte Bestellung bei Annahme einer 48-Stun-

110 den-Woche am 11. August lieferbereit fertiggestellt sein. Die Betriebsleitung ist demnach jederzeit imstande, an Hand des ablaufenden Arbeitsplanes die Lieferfrist einer neuen Bestellung festzulegen. Wird der Arbeitsplan festgelegt, dann ist Hand in Hand mit ihm die Belegung der Arbeitsmaschinen, bzw. Apparate, bzw. Montagegruppen usw. vorzunehmen. Diese Belegung erfolgt am einfachsten mit Hilfe einer schematischen Darstellung der in Betracht kommenden Arbeitsbehelfe (Maschinen, Apparate, Arbeiterstände, Montagegruppen), welche etwa folgende Form annehmen kann: Auf einer Tafel (Blatt) wird jede Maschinen-, bzw. Apparate-, bzw. Montagegruppe usw. in Form eines Breitbandes dargestellt, welches in so viele Unterbänder zerteilt ist, als die betreffende Gruppe Maschinen, bzw. Apparate, bzw. Montagearbeiter usw. enthält. Jedes dieser Unterbänder ist durch die zugehörige Maschinen-, bzw. Apparaten-, bzw. Arbeiter- (Stand-) Nummer bezeichnet. Jedes Teilstück bezeichnet 5 Stunden (gegebenenfalls 1 Stunde, 10 Stunden usw.); eine weitere Zeitunterteilung erfolgt nach Arbeitswochen (bei der 48., bzw. 96. Stunde usw.). Durch aufsteckbare Fähnchen (verschiebbare Rundplättchen) (in den Abb. 16—18 durch kleine Kreise dargestellt) werden die Belegzeiten (Zeitspannen, während welchen eine bestimmte Maschine durch eine bestimmte Arbeit, bzw. bestimmtes Werkstück, in Anspruch genommen wird) in der Weise gekennzeichnet, daß das Ende der Summe aller bisher bekannten Belegzeiten bei der betreffenden Stunde durch ein rotes Fähnchen (in der Abbildung durch einen schwarzen Kreis dargestellt), die Stunde, welche den Beginn einer neuen Arbeit darstellt, durch ein helles Fähnchen (in der Abbildung durch einen leeren Kreis dargestellt), welches die Nummer (Auftrags-, Bestell-, Fabrikationsnummer) der betreffenden Arbeit trägt, bezeichnet werden. Diese hellen Fähnchen werden täglich in dem Maße weitergerückt, in welchem die Arbeit in der Werkstätte fortschreitet; wenn das Fähnchen im Fortschreiten auf ein anderes, oder ein rotes Fähnchen stößt, muß die Arbeit fertig und die betreffende Maschine (Apparatur, Montagestelle) frei geworden sein. Ist das fortschreitende Fähnchen von dem nächsten numerierten Fähnchen nur mehr um acht Stunden entfernt, dann hat die Betriebsleitung die erforderlichen Behelfe für die nächste Arbeit (nächsten Arbeitsgang), die durch die Nummer des Folgefähnchens gekennzeichnet ist, an der Arbeitsstelle bereitzuhalten. In dem Augenblicke, in welchem das sich bewegende Fähnchen auf ein feststehendes numeriertes Fähnchen stößt, muß die durch seine Nummer bezeichnete Arbeit auf der betreffenden Maschine (Montagestelle) beendet sein, und jene, welche durch die Nummer des feststehenden Fähnchens gekennzeichnet ist, begonnen werden. Stößt das sich bewegende Fähnchen auf ein rotes Fähnchen, dann erkennt die Betriebsleitung, daß über die betreffende Maschine (Apparatur, Montagegruppe) verfügt werden kann. Die numerierten Fähnchen, welche am Ende ihrer vorgeschriebenen Zeitbemessung angelangt sind, werden ebenso wie die roten Fähnchen, mit welchen ein numeriertes zusammengestoßen ist, abgelegt. Tritt der Fall ein, daß ein numeriertes Fähnchen mit einem zweiten zusammenstößt, ohne daß dieses weitergerückt werden kann, dann ist zu ersehen, daß die durch dieses zweite Fähnchen gekennzeichnete Arbeit nicht rechtzeitig fertiggestellt wurde; die Betriebsleitung wird in diesem Falle den Ursachen der Betriebsstörung nachgehen können.

111 Abb. 16 zeigt eine mit einer Arbeit belegte Maschine (Maschinengruppe): Stellung I : Arbeit Nr. 24 beginnt in der 40. Stunde, bzw. in der ersten Arbeitswoche, und soll in der 100. Stunde, bzw. in der dritten Arbeitswoche, beendet sein. Stellung II: Arbeit Nr. 24 ist bis zur 55. Stunde fortgeschritten. Stellung III: Arbeit Nr. 24 ist bis zur 90. Stunde fortgeschritten; bei der' derzeit noch belegten Maschine (Maschinengruppe, Montagestelle) sind die Arbeitsbehelfe (Material, Halbfabrikat, nebst zugehöriger Arbeitsvorschreibung, Zeichnung (Modell, Ausführungsmuster) und Akkordschein (Lohnzetttel usw.) für die nächste Arbeit vorzubereiten. Stellung IV: Arbeit Nr. 24 ist mit Ablauf der 100. Stunde beendet; Fähnchen Nr. 24 und das rote Fähnchen werden abgelegt; die Maschine (Maschinengruppe, Montagestelle) ist für eine neue Arbeit frei geworden. HS Std a i ia «

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Abb. 16.

Abb. 17 zeigt eine mit mehreren Arbeiten belegte Maschine (Maschinengruppe): «

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Abb. 17.

Stellung I : Die Maschine (Maschinengruppe) ist mit zwei Arbeiten zu belegen: Arbeit Nr. 16, welche in der 20. Stunde beginnt und 35 Stunden erfordert, Arbeit Nr. 17, welche ebenfalls 35 Stunden erfordert; Fähnchen Nr. 16 wird bei der 20. Stunde, Fähnchen Nr. 17 bei der 55. (20 + 35) Stunde, das rote Fähnchen bei der 90. (55 -f- 35) Stunde eingesteckt.

112 Stellung I I : Für die Arbeit Nr. 16 sind bereits 10 Stunden aufgewendet worden; unterdessen ist eine neue Arbeit Nr. 19 vorgesehen worden, welche 45 Stunden erfordert; Fähnchen Nr. 19 wird an die bisherige Stelle des roten Fähnchens gesteckt und dieses bei der 135. (90 + 45) Stunde eingesteckt. Stellung I I I : Arbeit Nr. 16 ist beendet, Arbeit Nr. 17 beginnt; gleichzeitig ist eine neue Arbeit (Nr. 21) hinzugekommen, welche 25 Stunden erfordert; Fähnchen Nr. 21 wird an Stelle des roten Fähnchens bei der 135. Stunde eingesteckt und das rote Fähnchen bei der 160. (135 + 25) Stunde. Stellung IV: Arbeit Nr. 17 ist bis auf 8 Stunden an die Arbeit Nr. 19 nahegerückt; deshalb müssen alle Arbeitsbehelfe für Arbeit Nr. 19 bei der Maschine (Maschinengruppe) bereitgestellt werden. Stellung V: Arbeit Nr. 17 ist bereits vollendet, Arbeit Nr. 19 bi3 auf 8 Stunden an die Arbeit Nr. 21 nahegerückt; deshalb müssen alle Arbeitsbehelfe für Arbeit Nr. 21 bei der Maschine (Maschinengruppe) bereitgestellt werden. Stellung VI: Alle Arbeiten sind vollendet, das rote Fähnchen kann abgelegt werden, die Maschine (Maschinengruppe) ist frei.

US. SM 0. S. 10 1S. 20. 25 30 35 «0 «I SO. SS 60. 65 70. Kvs k, a, d\ f Maschine Nr. Q—©h Maschine Nr. _Q- - e9 e MaschineNr.._.QMaschineNr. Q- - ee o o tVAdie Abb. 18.

Auf einer durch Abb. 18 dargestellten Maschinengruppe, welche aus vier Arbeitsmaschinen besteht, sollen die Teile a—1, von welchen je 100 Stück in Serie herzustellen sind, bearbeitet werden. Aus den Arbeitsvorschreibungen ergibt sich, daß die Teile a, i und k zweimal einer Bearbeitung unterzogen werden müssen. Die Zeitunterlagen liefern folgende Arbeitszeiten: Teilstück a : 1. Bearbeitung: 24 Min., 100 Stück: 2400 Min. = 2. 1200 >> = 12 » 100 !» 11 1200 M = 12 n 100 11 b : M 3600 c: 36 100 11 »1 n = M 600 ii = 6 100 11 d : n 300 ii = 3 100 n e: i» 600 ii = 6 100 li f: n 1200 ii = 12 100 li g: >» 1200 ii = 12 1» 100 ii h : n 300 ii = Ii i: 1. Bearbeitung: 3 n 100 2. 1200 ii = 12 »» 100 >> 300 n = 100 3 •ii k : 1. 2. 600 ii = 6 >> 100 »» 1: 600 Ii = 6 100 »1

40 Stunden 20 1» 20 1» 60 1» 10 1» 5 11 10 11 20 1» 20 1» 5 11 20 1» 5 11 10 11 10 11

113 "Wie aus Abb. 18 zu entnehmen ist, ist die Arbeitsverteilung derart zu gestalten, daß die erste Bearbeitung der Teile a, i, k rechtzeitig fertiggestellt wird, damit die Weiterbearbeitung ohne Verzögerung einsetzen kann. Die Laufzeit der gesamten Teilstücke beträgt 8 Arbeitstage und 1 Stunde. An Stelle des graphischen Arbeitsplanes kann ein in tabellarischer Form gehaltener treten, der beispielsweise folgende Kennzeichen enthält: Gegenstand, Auftrag Nr., Zeichnung Nr., Stückzahl, Fabrikationsbeginn, Fabrikationsende, Teilstück Nr., Woche Nr., die Stunden jeder Woche von 1—48. I n d u s t r i e l l e U n t e r n e h m u n g e n , bei welchen L o h n v e r l u s t e mang e l s u n u n t e r b r o c h e n e r A u f e i n a n d e r f o l g e d e r A r b e i t s g ä n g e zu v e r z e i c h n e n s i n d , k ö n n e n in a r b e i t s t e c h n i s c h e r B e z i e h u n g d u r c h A u f s t e l l u n g eines zeitlückenlosen Arbeitsplanes saniert werden. Jeder im Arbeitsplane verzeichnete Fabrikationsauftrag (Bestellung) ist durch einen Arbeitspaß zu kennzeichnen, welcher das Werkstück bis zu seiner Vollendung zu begleiten hat, und für welchen sich folgende Form empfiehlt: Arbeitspaß Nr., Auftrag Nr., Gegenstand, Type, Zeichnung Nr., Blatt Nr., Teil Nr., Stückzahl, Material, Materialschein Nr., Ausstellungsdatum, Unterschrift der ausstellenden Stelle, Stelle, an welche der Gegenstand nach Fertigstellung abzuliefern ist, Nummer des Arbeitsganges, Bezeichnung der ausführenden Werkstätte, Nummer des Akkordscheines (Lohnzettels), Nummer der Arbeitsvorschreibung, Nummer der Arbeitsmaschine, (Arbeitsstand), Stückzahl für die betreffende Arbeitsmaschine, Arbeitsbeginn und Arbeitsende an der betreffenden Arbeitsmaschine, Zahl der fertiggestellten Stücke, Zahl der von der Kontrollstelle brauchbar, bzw. unbrauchbar, befundenen Stücke, für den nächsten Arbeitsgang bereits von der Kontrolle ausgegebene Stückzahl und zugehörige Arbeitspaß-Nr., von der Kontrolle an die Werkstätte N r . . . . gelieferte Stückzahl und Lieferdatum, Bestätigung der Ubernahmestelle: Datum, Stückzahl, Unterschrift, Bestätigung der Rückstellung des Arbeitspasses an die Betriebsleitung, welche im Arbeitsplane die betreffenden Fähnchen einzieht. Mit dem Arbeitspasse müssen die fertiggestellten Stücke und alle Ausschußstücke an die Übernahmestelle ausgefolgt werden. Eine andere brauchbare Form des Arbeitspasses ist folgende: Arbeitspaß Nr., Auftrag Nr., Gegenstand, Stückzahl, Zeichnung Nr., Teil Nr., Stückliste Nr., (Modell Nr., Ausführung Nr.), Material, Materialschein, Arbeitsbeginn, fertigzustellen bis (Zeitangaben in Tagen und Stunden), Bezeichnung der Werkstätten, welche an der Arbeit teilnehmen, Reihenfolge der Werkstätten im Arbeitsgange, für jede Werkstätte: Nummer der Arbeitsvorschreibung, Beschreibung der Arbeitsgänge (Montageverlauf) und ihrer Aufeinanderfolge, Nummer der Arbeitsmaschine (Arbeitsstelle), Werkzeuge Nr., Vorrichtung Nr., Akkordschein Nr. (Lohnzettel Nr.), Lohnklasse, Einstellzeit (der Maschine), Stückzahl, Stückminuten, Arbeitsbeginn, Arbeitsende (Tag, Uhr), weitergegeben an Kontrolle (Tag, Uhr), Beginn und Beendigung der Kontrolle, Zahl der gut und schlecht befundenen, der zur Nacharbeit zurückgegebenen, der an die nächste Werkstätte (Magazin) abgegebenen Stücke. | Der Grundsatz, daß keine Arbeit ohne vorherige Aufstellung eines bezüglichen Arbeitsplanes und ohne vorherige Ausstellung eines Arbeitspasses ausgeführt werden darf, wird, wie die Untersuchungen von zu sanierenden H e r z o g , Sanierung.

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114 Unternehmungen lehren, bei den Instandhaltungsarbeiten an Gebäuden, Maschinen, Einrichtungen und Werkzeugen selten beachtet, um Lohndurchstechereien den Weg freizugeben. Wenn ein Unternehmen bei preistechnischer Konkurrenzfähigkeit seiner Erzeugnisse, bei durch Belege ausgewiesenen niedrigen Gestehungskosten und bei sonst einwandfreier kaufmännischer Gebarung infolge andauernder Verluste niederbricht, dann ist erfahrungsgemäß mit größter Wahrscheinlichkeit gewöhnlich anzunehmen, daß ein Teil der wirklich ausgelaufenen produktiven Lohnkosten auf Instandhaltungskosten gebucht wurde. Derartige Vorkommnisse sind unmöglich, wenn alle Instandhaltungskosten durch Arbeitspläne umschrieben und durch Arbeitspässe gekennzeichnet werden, in welche von vornherein die zulässigen Arbeitszeiten eingetragen und die benötigten Arbeitszeiten durch zwangsläufige Zeitkontrollen bestätigt werden. Für Instandhaltungsarbeiten empfiehlt sich ein Arbeitspaß von folgender Form: Arbeitspaß-Nr., Ursache der auszuführenden Arbeit, genaue Vorschreibung der auszuführenden Arbeit, Auftrag Nr., Arbeitsart, Arbeitsgegenstand, ausführende Werkstätte, gegebenenfalls zu benutzende Arbeitsmaschine, zu verwendendes Material, Materialmenge, Materialanforderungsschein Nr., Menge des zurückgestellten Materiales, Akkordschein Nr. (Lohnzettel Nr.), Lohnklasse, vorgeschriebene und benötigte Arbeitszeit. Unrichtige Lohnberechnungen entstehen auch dadurch, daß in vielen Unternehmungen der produktive Arbeiter seine Arbeitsbehelfe selbst instandhalten (schleifen, schärfen) muß. Der für die Instandhaltungszeit bezahlte produktive Lohn wirkt rechnerisch irreführend, denn bei der Kalkulation werden zu den produktiven Löhnen die prozentuellen Betriebsunkosten zugeschlagen (d. h. die Betriebsunkosten werden beispielsweise bei 100% Regie doppelt so hoch verrechnet); die in Kalkulation gesetzten produktiven Löhne werden höher sein, als der Wirklichkeit entsprechend. Abgesehen davon, wird die Erzeugungszeit unwirtschaftlich verzögert, denn der Arbeiter muß die produktive Arbeit unterbrechen, muß sich auf eine andere Arbeit einstellen, deren Dauer schwer festzustellen ist. Produktive Löhne dürfen nur für erzeugende Arbeitsleistung verrechnet werden; produktive Arbeiter dürfen nie mit der Instandhaltung der von ihnen benötigten Arbeitsbehelfe betraut werden. U n t e r s e t z t e p r o d u k t i v e Löhne sind vielfach darauf z u r ü c k z u f ü h r e n , daß mangels o r d e n t l i c h e r A r b e i t s p l ä n e und Arbeitspässe, welche gesondert für erzeugende und i n s t a n d h a l t e n d e A r b e i t e n a u s z u a r b e i t e n s i n d , ein T e i l d e r f ü r p r o d u k t i v e A r b e i t e n v e r a u s g a b t e n L ö h n e auf I n s t a n d h a l t u n g s k o s t e n v e r b u c h t w e r den, übersetzte p r o d u k t i v e Löhne d a r a u f , daß der p r o d u k t i v e Arbeiter seine A r b e i t s b e h e l f e selbst i n s t a n d z u h a l t e n hat. Die Lohnscheine werden an Hand des Arbeitspasses, in welchen ihre Nummer einzutragen ist, ausgestellt; die Arbeitsvorschreibungen werden von der Vorkalkulation ausgestellt und dem Arbeitspasse, in welchen ihre Nummer eingetragen wird, mit den zugehörigen Werkstattzeichnungen und Materialanforderungsscheinen beigegeben. Änderungen dieser Belege dürfen nicht vorgenommen werden. Das Studium einer richtig geführten Nachkalkulation weist alle nachträglich vorgenommenen Änderungen, die immer eine Änderung der Gestehungskosten im Gefolge haben, auf.

115 Für die mit der Erzeugung beauftragten Werkstätten hat als oberste Regel zu gelten, daß von den produktiv beschäftigten Arbeitern nur produktive Arbeiten geleistet werden dürfen, daß von ihnen weder Instandhaltungsarbeiten ausgeführt, noch Zu- und Abtragedienste geleistet werden dürfen. Auf die Nichtbeachtung dieser Regel ist die Wahrnehmung zurückzuführen, daß industrielle Unternehmungen, welche infolge zu hoher Gestehungskosten niedergebrochen sind, durch die geringe Höhe ihrer unproduktiven Löhne auffallen. Als zweite Regel hat zu gelten: die Tätigkeit des Werkführers soll ausschließlich der dauernden Überwachung der Arbeiter und Arbeitsvorgänge, der wirtschaftlichsten Ausnutzung der Arbeitszeit seitens der Arbeiter gewidmet sein. Der fabrikatorische Niedergang vieler industrieller Unternehmungen ist ausschließlich in den schlechten Werkstattleitungen zu suchen, in den vielen Nebenarbeiten, die dem Werkführer, meist aus Unverständnis, oder aus falschen Sparsamkeitsgründen, Überbunden werden. Aufgabe des Werkführers ist es, dafür zu sorgen, daß die Vorschreibungen des Arbeitsplanes pünktlich eingehalten werden, daß die Fabrikation innerhalb seines Tätigkeitsbereiches reibungs- und störungslos vor sich geht, daß aus der Werkstätte keine Ausschußware herausgeht, und die Betriebskosten weitgehendst gedrückt werden. Die Erfüllung dieser Forderungen ist, Fachtüchtigkeit und entsprechende Führereigenschaften des Werkführers vorausgesetzt, nur möglich, wenn seitens der Betriebsleitung dem Werkführer leistungsfähige Arbeitsmaschinen, alle für eine vorgesehene Arbeit notwendigen Arbeitsunterlagen und Arbeitskräfte zur Verfügung gestellt werden. Die Untersuchung von der Sanierung verfallenen Unternehmungen lehrt, daß in diesen Punkten außerordentlich viel gesündigt wird, daß leistungstechnische und preistechnische Konkurrenzunfähigkeit der Erzeugnisse auf unzureichende Arbeitsbehelfe und lückenhafte Arbeitsunterlagen, oft auf den Mangel von billigen Hilfskräften, welchen unproduktive, Fachkundigkeit nicht voraussetzende Arbeiten zugewiesen werden könnten, zurückzuführen sind. Der Arbeitsplan und Arbeitspaß können wohl tote Arbeitswege und Doppelwege vermeiden; innerhalb einer Werkstätte entstehen aber, wenn die Umsichtigkeit des Werkführers fehlt, nutzlose Wege der Arbeitsstücke und Arbeitskleinmittel, wie Arbeitsunterlagen, welche die Gestehungskosten in die Höhe treiben. Der Werkführer sollte selbstverständlich alle Arbeiten, welche den ihm unterstellten Arbeitern zugewiesen werden, meistern können, sollte ein erfahrener Praktiker sein. Nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der industriellen Unternehmungen verfügt über auserlesene Praktiker, die zugleich jene starke Hand besitzen, die notwendig ist, Arbeitsfähigkeit und Arbeitswillen der Arbeiter dauernd zu heben, die sich ohne Anstoß von oben bemühen, Arbeitsmethoden ausfindig zu machen, durch welche die Gestehungskosten verringert werden können. Schuld an dem Niedergange des Werkführerstandes tragen die unzureichenden Gehälter, der Widerstand der Betriebsleitung gegen die Zubilligung von Prämien und außerordentlichen Zulagen für außerordentliche Werkstattleistungen, der Mangel an praktischen Werkstatterfahrungen bei vielen Betriebsleitern, die wohl vielleicht große theoretische Kenntnisse besitzen und tüchtige Verwaltungsorgane sind, aber versagen, wenn sie den Nutzen der vielfachen Kleinarbeit eines Werkführers ermessen sollen, die in dem Werkführer nur den blind gehorchenden Untergebenen sehen wollen, statt einen Mitarbeiter, der sie durch seine Erfahrungen unterstützen soll. Wenn bei arbeitsunfähig gewordenen Industrien den Ursachen von fabrika8*

116 torischen Mißerfolgen nachgegangen wird, treten immer und immer wieder Klagen und Nachweise altbewährter Werkführer zutage, daß die Betriebsleitung praktischen Ratschlägen und wirtschaftlichen Bearbeitungsvorschlägen, Hinweisen auf Mißstände und ihre Folgen kein Gehör schenkte. Es gibt keinen unfehlbaren Betriebsleiter, auch wenn er vermeint, es zu sein, es gibt fast keinen Betriebsleiter, der imstande wäre, alle Kleinarbeit seiner Werkführer und Meister zu bewältigen, abgesehen davon, daß ihm die Zeit fehlt. Und jene wenigen Betriebsleiter, die hierzu imstande wären, verbohren sich meist derart in solche Kleinarbeiten, daß ihnen der Blick für ihre Hauptaufgaben getrübt wird, wandeln den Werkführer in ein unselbständiges Wesen um, das sich hütet, die Verantwortung für Anordnungen zu übernehmen, die eigenem Antriebe entspringen. Mit Werkführern, die willenlose Werkzeuge der Betriebsleitung sind, kann ein industrielles Unternehmen nicht gedeihen, denn sie führen gedankenlos alle fehlerhaften Anordnungen aus, ebensowenig mit Betriebsleitern, die mangels praktischer Erfahrung Spielball ihrer Werkführer sind. Überordnung der Betriebsleitung ist nicht gleichbedeutend mit Überhebung, Einordnung des Werkführers nicht gleichbedeutend mit willenloser Unterordnung. F a b r i k a t o r i s c h e r Niedergang von industriellen U n t e r n e h m u n g e n k a n n auf u n g e e i g n e t e L e i t e r d e r U n t e r a b t e i l u n g e n , b z w . W e r k s t ä t t e n , z u r ü c k z u f ü h r e n s e i n , in v i e l e n F ä l l e n auf d i e v o n der Betriebsleitung ausgehende Hemmung tüchtiger Abteilungsund Werkstättenleiter. Voraussetzung für die richtige Ausarbeitung und Ausführung des Arbeitsplanes und der zugehörigen Arbeitspässe ist die genaue Kenntnis der vorhandenen Arbeitsbehelfe, ihrer Leistungen, endlich ihre tadellose Instandhaltung, die selbst wieder ununterbrochene Beobachtung ihres Arbeits- und Leistungszustandes seitens des Werkführers als Voraussetzung hat, dem sie zur Verfügung gestellt sind. Von ihm müssen alle diesbezüglichen Mängelmeldungen rechtzeitig ausgehen, auf Grund welcher die Betriebsleitung die Instandhaltung in die Wege leitet. Bei vielen Unternehmungen, welche trotz tüchtiger Betriebsleitung aus fabrikatorischen Gründen zusammengebrochen sind, sind die Ursachen in Arbeitsbehelfen zu suchen, welche rückständig sind, oder für deren Instandhaltung nicht gesorgt wurde, in beiden Fällen oft nur aus Mangel an Geldmitteln. Für jede Arbeitsmaschine muß ein Maschinenblatt (Stammblatt) geführt werden, welches alle Kennzeichen technischer und finanzieller Natur liefert. Das Fehlen der Maschinenblätter drückt sich bereits im Arbeitsplane aus, in dem Ausmaße der Abschreibungen, und wirkt sich besonders bei Bewertungen von zu sanierenden Unternehmungen aus, die ohne Vorlage von Maschinenblättern der Willkür des Bewertenden ausgeliefert sind. Ein Maschinenblatt hat zu enthalten: Inventarnummer der Maschine, ihre kennzeichnende Beschreibung, ihre Hauptdaten, Umlaufzahlen, Leistungsfähigkeit, ihren Standort (Werkstatt-Nr.), Lieferanten (ob neu, oder alt gekauft), Datum und Betrag der Anschaffungsrechnung, Fracht, Zoll, Aufstellungskosten (Montagekosten) einschließlich Fundamentkosten (diese überdies gesondert aufgeführt), unterteilt in Material, Löhne, Aufführung der Nummer des Arbeitsauftrages, Datum, Art und Umfang von Verbesserungen oder Reparaturen, unter Aufführung der Material- und Lohnkosten und der Nummern ihrer Belege, Wert-

117 änderung infolge von Verbesserungen, Abschreibungen in Prozenten für Alter, Zustand und insgesamt. Bei Antriebsmotoren sind überdies anzugeben: Leistung in PS, Umlaufzahl, Dampfdruck, bzw. Stromart, Spannung, Stromstärke und Periodenzahl. Als Nebenbehelf für die Ausarbeitung des Arbeitsplanes und der Ausstellung der Arbeitspässe leistet der Arbeitsmaschinenbelegnachweis gute Dienste, aus welchem zu ersehen sind: Art, Standort (Werkstätte) und Standnummer der Arbeitsmaschine, Bearbeitungsgegenstand, Auftragsnummer, Stückzahl, Anlieferungszeit, Arbeitszeit für die angelieferte Stückzahl, belegt für weitere Auftragsnummern und Stückzahlen in Stunden (Zahl und ausgedrückt in Arbeitswochen und Fälligkeitsdatum), Stundenleistung der Maschine, Kraft-, Strom-Verbrauch bei Vollbelastung. Jeder Arbeitsmaschine ist ein Werkzeuginventar beigegeben, in welches alle Veränderungen, Übernahmen und Übergaben eingetragen werden. I s t der Niederbruch eines U n t e r n e h m e n s auf. leistungsu n f ä h i g e A r b e i t s b e h e l f e z u r ü c k z u f ü h r e n , deren Z u s t a n d eine F o l g e v e r n a c h l ä s s i g t e r I n s t a n d h a l t u n g i s t , d a n n h ä n g t die Z u l ä s s i g k e i t der S a n i e r u n g von der Möglichkeit der I n s t a n d s e t z u n g und von der W i r t s c h a f t l i c h k e i t der erforderlichen I n s t a n d h a l t u n g s k o s t e n ab. Der beste Arbeitsplan nützt nichts, wenn nicht gleichzeitig Vorsorge getroffen wird, daß die erforderlichen graphischen Arbeitsunterlagen rechtzeitig genug dem Abteilungs-, oder Werkstättenleiter zugestellt werden, um sie zu studieren und die rechtzeitigen Maßnahmen zu treffen; graphische Arbeitsunterlagen sind: Arbeitspaß, Arbeitsvorschreibungen, Zeichnungen, Akkordscheine (Lohnzettel), Werkzeug- und Vorrichtungenverzeichnis; gleichzeitig ist Sorge zu tragen, daß die materiellen Arbeitsbehelfe und Arbeitsmittel, wie Material, Vorrichtungen, Werkzeuge (wo immer möglich im Doppel, um beim Unbrauchbarwerden keine Störung durch Neubeschaffung herbeizuführen) jeweilen am Vortage an der betreffenden Arbeitsstelle bereitgestellt werden, damit durch etwaige Transportverzögerungen die produktive Arbeitszeit nicht geschädigt wird. Die mit der Bereitstellung betrauten Hilfskräfte holen (nach einem durch den Arbeitspaß geregeltem Zustellungsdienste) Material von den Magazinen, Werkzeuge und Vorrichtungen von der Werkzeugabteilung ein und stellen die im betreffenden Arbeitsgange fertiggestellten Arbeiten der nächsten Stelle (Werkstätte, Kontrolle, Magazin, Lager), die nicht mehr gebrauchten Werkzeuge und Vorrichtungen der Werkzeugabteilung zu. Diese Hilfskräfte dürfen zu produktiven Arbeiten nicht herangezogen werden. Der Werkführer ersieht aus dem Arbeitspasse den Zeitpunkt des Beginnes einer Arbeit, deren vorgeschriebenen Fertigstellungstermin, bzw. Arbeitsdauer, die Maschine (Arbeitsstelle, Montageplatz), auf welcher die Arbeit auszuführen ist, und die genaue Kennzeichnung der zu leistenden Arbeit. Wo zwangsläufig Zeitkontrollsystem, das zwecks Verhütung von Lohndurchstechereien überall eingeführt sein sollte, nicht gehandhabt wird, muß seitens der Werkstattleitung Name, Stammnummer des Arbeiters und Arbeitszeit in den Akkordschein (Lohnzettel) eingetragen werden. Liefert der Arbeiter bereits vom Werkführer erkannte Ausschußarbeit, durch welches neues Material erforderlich wird, oder wurde zu wenig Material (Werkzeuge, Vorrichtungen) eingeliefert, so sind die Fehlbeträge

118 derart rechtzeitig bei der Betriebsleitung anzufordern, daß kein Arbeitsunterbruch entsteht. Überschüssige Materialien (Werkzeuge, Vorrichtungen) sind durch den Zustelldienst an die Ausgabestelle sofort abzuliefern, um ihre etwaige Verwendung an anderen Arbeitsstellen zu ermöglichen. Fehlermeldungen, welche Fehlerquellen betreffen, die außerhalb der betreffenden Arbeitsstelle liegen, müssen zwecks Behebung der Betriebsleitung sofort mitgeteilt werden; Fehlermeldungen, welche Fehlerquellen betreffen, die innerhalb der Werkstätte auftreten, und deren Behebung nicht Aufgabo der Werkstätte ist (Versagen von Arbeitsmaschinen durch Bruch usw.), oder deren Behebung nichtvorgesehene Kosten verursacht, müssen ebenfalls der Betriebsleitung übermittelt werden. In keinem Falle dürfen derartige Fehler auf Kosten der produktiven Arbeiten und zu deren Lasten behoben werden. Industrielle Unternehmungen, welche infolge ungeordneten Werkstättendienstes versagen, können mittels durchgreifender W e r k s t a t t o r g a n i s a t i o n in f a b r i k a t o r i s c h e r B e z i e h u n g i m m e r s a niert werden. Für die Bewertung der Arbeitsbehelfe von industriellen Unternehmungen, welche in Sanierung begriffen sind, leisten die Zusammenstellungen der Zusatzwerte der fabrikatorischen Anlagen sehr gute Dienste, da einerseits die Maschinenblätter, anderseits die Zusatzwerte jede Meinungsverschiedenheit über die vorhandenen Werte ausschalten. Für diese Zusammenstellung empfiehlt sich eine Form, welche für jedes Gebäude, bzw. Abteilung, bzw. Werkstätte, und für jede Woche für die nachstehend genannten Posten die Kosten des Materiales und der aufgewendeten Instandhaltungslöhne (unter Angabe der Nummern der zugehörigen Materialanforderungsscheine und Lohnzettel) aufführt; die wichtigsten dieser Posten sind: Gebäude, Maschinen, Transmissionen, Vorrichtungen, Dampfheizung, Gas- und Wasserleitung, elektrische Kraft- und Lichtanlage, Fernsprechanlage, Werkstätten- und Kanzleieinrichtungen, Betriebsmaterial, Werkzeuge (nach Wertklassen unterschieden), Modelle, Versuchseinrichtungen. J e unvollkommener die Arbeitspläne sind, desto mehr häufen sich die Anmahnungen rückständiger Arbeiten, je minderwertiger die Leistungen der Werkführer sind, desto mehr häufen sich die Nacharbeiten; in beiden Fällen werden die Gestehungskosten steigen, wie aus den betreffenden Belegen derartiger Arbeiten ohne weiteres erkennbar ist; denn jede verspätete, oder nochmals in Angriff zu nehmende Arbeit bringt Störungen in der normalen Arbeitsfolge mit sich. Bei den Arbeitsanforderungen für Nacharbeiten müssen die Ursachen der Nacharbeit angegeben werden, gleichzeitig aber auch die Maßnahmen, welche zu treffen sind, um in Zukunft die Nacharbeiten zu vermeiden. Nacharbeiten lassen immer auf ungenügende Arbeitsgrundlagen, ungenügende Arbeitsüberwachung, wenn sie sich erst bei der Montage herausstellen, auf ungenügende Zwischen- und Schlußkontrollen schließen. Die sich immer wiederholenden Ursachen von Nacharbeiten sind: Konstruktionsfehler, Materialfehler und Bearbeitungsfehler. Konstruktionsfehler, zurückzuführen auf unzureichende geistig-technische Tätigkeit, dürfen in den Werkstätten nie auf mündliche Weisung hin behoben werden, da sie sonst immer wieder auftreten werden. Sind Konstruktionsfehler während der Fabrikation festgestellt worden, dann sind die Arbeitsaufträge einschließlich des Materiales (Werkstückes), der zuge-

119 hörigen Werkzeuge und der Arbeitsgrundlagen aus der Werkstätte zurückzuziehen ; an Stelle der zurückgezogenen Arbeit tritt die im Arbeitsplane vorgesehene Folgearbeit, innerhalb deren Arbeitsfrist der Konstruktionsfehler behoben werden muß, damit die zurückgestellte Arbeit an Stelle der unterdessen fertiggestellten Folgearbeit treten kann. Die mündliche Weisung betreffend Behebung eines Konstruktionsfehlers ist aus folgenden Gründen zu verwerfen: jede Konstruktionsänderung zieht eine Änderung der Arbeitsvorschreibungen, welche die Arbeitsvorgänge, -methoden und -folgen genau kennzeichnen, nach sich; jede Änderung der Arbeitsvorschreibung bedingt eine Änderung der Arbeitszeiten, daher der Akkordsätze, in vielen Fällen auch einen Wechsel der in Betracht kommenden Arbeitsmaschinen, Werkzeuge und Vorrichtungen, in manchen Fällen auch die Wahl eines anderen Materiales; infolgedessen ändert sich auch der bezügliche Teil der Vorkalkulation. In allen Fällen, in welchen eine nachträgliche Konstruktionsänderung erfolgt, sind die bisher geltenden Konstruktionszeichnungen, Arbeitsvorschreibungen, Akkordscheine usw. aus dem Verkehre zu ziehen. Die verbesserten Konstruktionszeichnungen, die durch sie bedingten Arbeitsvorschreibungen und Akkordscheine dürfen erst dann hinausgegeben werden, wenn die Sicherheit besteht, daß die Konstruktionsänderung des betreffenden Teilstückes nicht auch Konstruktionsänderungen anderer Teilstücke nach sich zieht. Materialfehler, welche während der Bearbeitung zutage treten, sind meist auf ungenügende Materialkontrolle, in manchen Fällen aber auch auf falsche Materialbestellung zurückzuführen. Bearbeitungsfehler können hervorgerufen werden durch falsche Arbeitsvorschreibungen, durch unzureichende Arbeitsbehelfe (Arbeitsmaschinen, Vorrichtungen, Werkzeuge), durch ungenügende Unterweisung des Arbeiters seitens des Werkführers und durch Sachunkundigkeit, oder Unaufmerksamkeit des Arbeiters. Falsche Arbeitsvorschreibungen werden vermieden, wenn die Ausarbeitung im Einvernehmen mit den für die betreffende Arbeit zuständigen Werkführern erfolgt, da diese die in Anwendung kommenden Arbeitsmethoden und Arbeitsfolgen der einzelnen Arbeitsgänge im Hinblicke auf die ihnen zur Verfügung stehenden Arbeitsmaschinen, Werkzeuge und Vorrichtungen am besten beurteilen können. Diese Zusammenarbeit mit den 'Werkführern ist auch aus wirtschaftlichen Gründen erforderlich; denn die Arbeitsvorschreibungen sollen derart beschaffen sein, daß vorhandene Werkzeuge, insbesondere aber Vorrichtungen, verwendet werden können, um die Betriebskosten nach Möglichkeit einzuschränken. Bei Neuerzeugnissen, welche neue Vorrichtungen erfordern, wird zu überlegen sein, diese Vorrichtungen derart zu gestalten, daß sie auch für andere Zwecke verwendet werden können, bzw. alte Vorrichtungen für die neuen Zwecke umzuarbeiten. Sind die geplanten Vorrichtungen erstmalig festgelegt, dann sind ihre Kosten zu kalkulieren, welche in einem wirtschaftlichen Verhältnisse zu den zulässigen Gestehungskosten, welche durch den erzielbaren Verkaufspreis nach oben begrenzt sind, stehen müssen; trifft diese Bedingung nicht zu, dann sind die Arbeitsvorgänge zu ändern. Hier kann nun der Fall eintreten, daß bei der Verwendung zu teuerer Vorrichtungen und Werkzeuge zu hohe Arbeitslöhne entstehen. Die Kunst des Technikers, der die Arbeitsvorschreibungen auszuarbeiten hat, besteht darin, zwischen teueren Sonderwerkzeugen und Sondervorrichtungen einerseits, zu hohen Arbeitslöhnen (lange Arbeitszeiten) anderseits den wirtschaftlichen Mittelweg zu finden. Die Arbeitsvorschreibungen müssen alle Arbeitseinzelheiten kennzeich-

120 nen, müssen diese derart gliedern, daß das Werkstück nach Möglichkeit keine Rückwege zur gleichen Arbeitsmaschine, oder Arbeitsstelle zu durchlaufen hat. I n d u s t r i e l l e U n t e r n e h m u n g e n , bei welchen k o n k u r r e n z u n fähige Gestehungskosten durch Nacharbeiten herbeigeführt wurd e n , s i n d , w e n n d i e s e auf m a n g e l h a f t e n K o n s t r u k t i o n e n u n d Bearbeitungsfehlern beruhen, meist d e r a r t v e r f a h r e n , daß eine S a n i e r u n g in f a b r i k a t o r i s c h e r B e z i e h u n g g e r i n g e A u s s i c h t a u f Erfolg bietet. Alle Nacharbeiten müssen durch einen Anforderungsschein belegt werden, dessen Ergänzung in einem Nacharbeitsakkordscheine (Lohnzettel) besteht; der Anforderungsschein kann erst ausgestellt werden, wenn die Nacharbeit in den Arbeitsplan eingepaßt wird, der außer den an anderer Stelle bereits erwähnten Gründen mit Rücksicht auf etwaige Nach- oder Ersatzarbeiten elastisch sein muß; d. h. die durch ihn festgelegten, aufeinanderfolgenden Arbeitszeiten (Belegzeiten der Arbeitsmaschinen) müssen Sicherheitszuschläge enthalten. Die Anforderung der Nacharbeit (Ersatzarbeit) muß folgende Bestimmungspunkte enthalten: Gegenstand, Stückzahl, Typenbezeichnung, Zeichnungs-Nr., Teilstück-Nr., Auftrags-Nr., genaue Kennzeichnung der auszuführenden Arbeit, Begründung (Ursachen) der Nacharbeit, Vorbeugungsmaßnahmen (zwecks Unterbindung von Wiederholungen). Für den ergänzenden Nacharbeits- (Ersatzarbeits-) Akkordschein (-Lohnzettel) sind als Bestimmungspunkte zu wählen: Nummer des Akkordscheines (Lohnzettels), Auftrags Nr., Stammnummer und Name des Arbeiters, Gegenstand, Stückzahl, Zeichnungs-Nr., Teilstück-Nr., Ausstellungsdatum, Lohnklasse, Einstellzeit und Arbeitszeit in Minuten, Gesamtzeit in Minuten, Arbeitsgänge und Arbeitsoperationen, Ursache und Begründung der Nacharbeit, Kontrollbefund und Nachkalkulationsergebnisse. Für die Anweisung der Arbeitsfolge, von deren Gestaltung in erster Linie die Lohnkosten abhängen, haben folgende Bestimmungspunkte Geltung: Nummer der Anweisung, Gegenstand, Stückzahl, Type, Zeichnungs-Nr., Teilstück-Nr., Stücklisten-Nr., Ausstellungsdatum, Materialart, Materialgewicht, Materialabmessungen (für etwaige Materialänderungen vorzusehen: Ursache und Erfolg der Materialänderung), Kennzeichnung der einzelnen Arbeitsgänge, zu jedem Arbeitsgange: Bezeichnung der Werkstätte, der Arbeitsmaschinen, Vorrichtungen und Sonderwerkzeuge, der Lohnklasse, der Arbeitszeit in Minuten (für etwaige Änderungen der Akkordzeiten: Ursache, Umfang und Erfolg der Änderung), Name und Nummer des Arbeiters, welcher den Arbeitsgang durchführt. Als Beispiel einer musterhaften Arbeitsvorschreibung, welche eine wertvolle statistische Unterlage bildet, sei die Arbeitsvorschreibung für eine Linsenfabrikation aufgeführt: Fabrikations-Nr., Benennung, Lehren-Nr., Durchmesser, Dickentoleranz, Zeichnungs-Nr., Glas-Nr., Endgewicht; Arbeitsgänge (je gekennzeichnet durch: Lohnklasse, Arbeitsminuten pro Linse): Glassägen, Planfräsen, Parallelschleifen, Dickemessen, Blasenkontrollieren, Glaszuschneiden, Rundzwicken, Rollekitten, Hand-, Maschinerundieren, Einzel- und Kopfvorschleifen, Einzel- und Kopfnachschleifen, Nachrundieren, Häubchenherstellung, Stielherstellung, Kopfaufkitten, Hand-, Automatfeinschleifen, Hand-, Automatpolieren, Abkitten, Reinigen, Rändchenausschleifen, Dicke schleifen, Reinigen, Körper ausschleifen, Körper einkitten,

121 Aufbitten, Einzel-, Kopfvorschleifen, Einzel-, Kopfnachschleifen, Hand-, Automatpolieren, Abkitten, Reinigen, Hand-, Automatzentrieren, Facettieren, Reinigen, Kitten; Zusammenstellung der Arbeitszeiten nach Lohnklassen, Ermittlung des Gesamtlohnes. F ü r die bei Sanierungen gebotene Feststellung der Zulässigkeit der bisherigen Gestehungskosten ist die Vorlage von Arbeitsfolgeanweisungen nötig. Durch Zusammenfassung der auf einen Erzeugungsgegenstand bezughabenden Anweisungenergebnisse können die Gestehungskosten ermittelt werden aus den Bestimmungspunkten: Anweisungs-Nr., Materialart, Materialgewicht, Materialpreis, Akkordminuten (Lohnminuten), Lohnklassen, Gesamtlohn, Betriebszuschläge. Aus den Kennzeichnungen der Arbeitsgänge ergibt sich die Beurteilung der Arbeitsmethoden, deren Rückständigkeit die Konkurrenzunfähigkeit des Unternehmens herbeiführen kann. Die Arbeitsmethoden werden in erster Linie durch die Sachkundigkeit der Betriebsleitung und Werkführer, in zweiter Linie durch Art und Leistungsfähigkeit der Arbeitsbehelfe (Arbeitsmaschinen, Transportvorrichtungen, Vorrichtungen und Werkzeuge) bestimmt. Doch gibt es eine große Anzahl von gewinnbringenden Unternehmungen, bei welchen die Minderwertigkeit der Arbeitsbehelfe durch die Sachkundigkeit der Betriebsorgane, bzw. durch die von ihnen ersonnenen Arbeitsmethoden, ausgeglichen werden. Jedes Unternehmen, welches sich mit den neuesten Arbeitsbehelfen einrichtet, muß gewärtigen, daß sie in kurzer Zeit durch Vervollkommnungen, Verbesserungen und Neuerfindungen überholt werden; aus finanziellen Gründen ist es nicht angängig, alle kommenden Fortschritte jeweilen dem Unternehmen zur Verfügung zu stellen; diese Fortschritte müssen durch ununterbrochene Vervollkommnung der Arbeitsmethoden wettgemacht werden. Allzuviel ist auch hier von Schaden, denn starker Wechsel der Arbeitsmethoden bringt Betriebsstörungen, zumindest Fabrikationsverzögerungen, hervor. Arbeitsmethoden, die sich bewährt haben, die eine befriedigende Gewinnbringung ermöglichen, sollten, wenn nicht gewichtige wirtschaftliche Gründe dagegen sprechen, oder wenn sie nicht durch Geschmacksänderungen, welche für den Umsatz bestimmend sind, erzwungen werden, beibehalten werden. Jene Arbeitsmethode ist die beste, welche die größte Materialausnutzung bei kürzestem Lohn- und Betriebsaufwande, und höchster Güteleistung ermöglicht. Gewisse Arbeitsmethoden sind anerkanntes Gemeingut, bilden gewissermaßen die unterste Grenze, welche von Arbeitsmethoden eingehalten werden müssen; Arbeitsmethoden, welche unterhalb dieser Grenze liegen, sind als rückständig zu bezeichnen. Die Arbeitsmethoden spielen nicht nur eine wichtige Rolle bei der produktiven Arbeit, sie müssen auch für die unproduktive Arbeit den wirtschaftlichen Anforderungen entsprechen. Die billigste produktive Arbeitsmethode kann in ihren Wirkungen aufgehoben werden, wenn beispielsweise die Zubringung und Wegschaffung der Materialien, wechselnden Arbeitsbehelfe, Halbfabrikate und Fertigerzeugnisse umständlich und kostspielig vor sich geht, wenn die Magazinsverwaltung der ungestörten Abwicklung des vorgesehenen Arbeitsplanes hindernd im Wege steht. Ein industrielles Unternehmen, welches mit rückständigen Arbeitsmethoden arbeitet, ist in den seltensten Fällen und nur unter Aufwand großer Kosten, deren Wirtschaftlichkeit meist fragwürdig ist, zu sanieren. Ist die Rückständigkeit der Arbeitsmethoden auf Geldmangel zurückzuführen, dann ist die Ursache oft in rückständigen Arbeitsbehelfen zu

122 suchen. Ihr Ersatz wird in den meisten Fällen gleichbedeutend mit einer Neuausrüstung sein, die bei Sanierungen nur in den seltensten Fällen in Betracht kommen dürfte. Ist die Rückständigkeit überdies auch auf die Fabriksgebäude zurückzuführen, dann ist eine Sanierung nahezu ausgeschlossen. Ist die Rückständigkeit ausschließlich auf Sachunkundigkeit der fabrikatorischen Leitung zurückzuführen, dann kann durch einen Wechsel derselben unter Umständen die Sanierung in kürzester Frist mit geringem, oder ohne Kostenaufwand herbeigeführt werden. Oft wird die allgemeine Rückständigkeit nur durch das Vorhandensein einiger wenigen rückständigen Arbeitsmaschinen (Transportvorrichtungen), oder durch das Fehlen einiger leistungsfähigen Arbeitsmaschinen herbeigeführt, durch welche die Folgearbeiten wirtschaftlicher gestaltet werden können. Wenn eine Maschinenfabrik durchwegs neuzeitliche Arbeitsmaschinen bis auf die Drehbänke, welche veraltet sind, besitzt, können deren Arbeitsmethoden zu solcher Kostspieligkeit (erhöhte Arbeitszeit) führen, daß die wirtschaftlichen Vorteile der anderen Arbeitsmaschinen aufgehoben werden. Wenn in der Massenfabrikation Schnelldrehbänke und Vielfachbohrmaschinen fehlen, ist den wirtschaftlichen Arbeitsmethoden der Weg versperrt. Wenn in einer Kistenfabrik die automatischen Leimvorrichtungen und Nagelmaschinen fehlen, nützen die besten Arbeitsmethoden der Handarbeit nichts. Wenn in einer Spiegelglasfabrik die großen Platten durch Handlanger statt durch Saugkrane zu den Schleifmaschinen und Poliermaschinen befördert werden müssen, entstehen auch bei bestorganisiertem manuellem Transporte Bruchverluste und Transportkosten, die den Gestehungspreis des Quadratmeters derart erhöhen, daß die Verkaufsfähigkeit in preistechnischer Beziehung leidet. Die Rückständigkeit der Arbeitsmethoden ist ferner dort zu verzeichnen, wo der Vorrichtungsbau, sei es aus Unkenntnis, sei es aus Mangel einer Werkzeugabteilung, sei es aus Mangel an Geld, im argen liegt, wo das Anzeichnungssystem statt des Schablonensystemes, das einfache Meßsystem statt des Lehrsystemes, endlich überall dort, wo statt der zwangsläufigen mechanischen Arbeit manuelle gehandhabt werden. Rückständige Arbeitsmethoden sind überall zu finden, wo gute Arbeitsvorschreibungen fehlen. Denn das Ausarbeiten der Arbeitsvorgänge ist nichts anderes als die geistige Darstellung aller jener Arbeiten und Arbeiteneinzelheiten, welche erforderlich sind, um rasch und billig zu erzeugen. Bei dem Ersinnen dieser Arbeitsvorgänge ergeben sich die geistigen Bilder der Handbewegungen des die Arbeitsmaschinen Bedienenden, ergeben sich die jeweiligen Lagen des Arbeitsstückes, der Art seiner Befestigung in der Arbeitsmaschine (Einspannen) und seiner Lösung von ihr (Ausspannen), der Mittel, welche zur Befestigung und Lösung am besten dienen werden, jener Behelfe, durch welche die gewünschten Formen und Abmessungen unabhängig von der Geschicklichkeit des die Arbeitsmaschine Bedienenden erreicht werden, jener Behelfe, durch welche ohne Hinzutun des Beaufsichtigenden die Materialumwandlungen vor sich gehen, jener Mittel, durch welche erreicht wird, daß jedes Folgestück die gleichen Wandlungen durchlaufen muß, wie das vorhergehende. Bei dem mit dem Ausarbeiten der Arbeitsvorgänge verbundenen Ersinnungsprozesse ergibt folgerichtige Gedankenarbeit, ob ein Arbeitsvorgang für den folgenden fördernd, oder verzögernd, erleichternd, oder erschwerend wirkt, ob ein Arbeitsvorgang nicht leichter und billiger vollzogen werden könnte, wenn er selbst wieder in Arbeitsvorgänge zerlegt würde.

123 Die Gedankenarbeit wird zur Vollkommenheit, wenn alle Arbeitsvorgänge in Einzelelemente, gewissermaßen Urarbeitsvorgänge, zerlegt werden, welche so beschaffen sind, daß sich aus ihnen nicht erzwungen, sondern naturgemäß der Folgegang entwickeln muß, wobei die natürliche Entwicklung durch die Naturgesetze der Physik und Chemie, durch die Grundgesetze der Mechanik bestimmt wird. Das Ergebnis derartiger Gedankenarbeit führt zur besten Arbeitsmethode, deren Konterfei durch die Niederschrift der zur wirtschaftlichen Entwicklung des Erzeugnisses führenden Arbeitsvorgänge gebildet wird. Am schädlichsten wirken rückständige Arbeitsmethoden dort, wo es sich um Massenerzeugnisse handelt, die auf stets gleichbleibenden Einzelarbeiten beruhen, wo die einzelnen Teilstücke untereinander auswechselbar sein müssen. Hier gilt als Grundsatz einer fortschrittlichen Arbeitsmethode, daß die gleiche Einzelarbeit immer durch den gleichen Arbeiter mit dem gleichen Arbeitsbehelfe durchgeführt werde, weil dann die größte Fertigkeit, das größte Maß an Ausbringung, an Arbeitsgüte erreicht werden. Jede Einzelarbeit muß sich lückenlos an die vorhergehende Arbeit anschließen, jene muß zu dieser hinüberfließen und so fort. Aus diesem Streben ist jene Arbeitsmethode entstanden, die mit Fließarbeit bezeichnet wird. Den höchsten Grad der Ausbildung zeigt jene Fließarbeit, bei welcher der Arbeiter nur Aufsichtsorgan der sich selbst speisenden Anfangs- und Folgemaschinen ist, in welche er nur regelnd, oder dann hemmend eingreift, wenn Störungen in der Abwicklung des Arbeitsvorganges eintreten. Das Streben nach solchen Arbeitsmethoden, bei welchen von der Handfertigkeit, Geschicklichkeit und den Fachkenntnissen des Arbeiters abgesehen werden kann, bei welchen Zeitersparnisse durch Ausschaltung der manuellen Tätigkeit, und damit Lohnersparnisse, erzielt werden können, führte zur Ausbildung der zwangsläufig arbeitenden Maschinen und Apparaturen, der Automaten. Industrielle Unternehmungen, welche Massenfabrikate herstellen und keine entsprechenden Automaten besitzen, sind wohl kaum sanierungsfähig, es sei denn, daß die maschinelle Einrichtung in ihrer Gesamtheit ersetzt würde. Für die Entscheidung hierüber sprechen weniger die wirtschaftlichen, als die finanziellen Verhältnisse mit, auch dort, wo die Wirtschaftlichkeit erwiesen ist. Diese Wirtschaftlichkeit ist, wie die Erfahrungen mit sanierten Unternehmungen lehren, immer zu errechnen, nicht immer aber zu erreichen. Wo bei Sanierungen reichliche Geldmittel zur Verfügung stehen, ist man allzurasch entschlossen, die vom Arbeiter zu bedienenden Maschinen durch zwangsläufig arbeitende zu ersetzen. Dabei wird aber übersehen, daß der Wirtschaftlichkeit der maschinell-zwangsläufigen Arbeit eine unterste Grenze, welche durch die Kleinheit der Anlage, und eine oberste Grenze, welche durch den erreichbaren Absatz gebildet werden, gezogen sind. Zwangsläufig arbeitende Maschinen, Apparate und Einrichtungen wirken unwirtschaftlich, wenn ihre Ausbringungsmengen durch die Verzinsung und Abschreibung des Anlagekapitales in einem Ausmaße belastet werden, welches konkurrenzunfähige Gestehungskosten nach sich zieht, d. h. derartige Anlagen arbeiten unter einer bestimmten Ausbringungsmenge verlustbringend, sichern erst von einer bestimmten Ausbringungsmenge an, die selbst wieder den Umfang der Anlage bestimmt, Gewinn. Diese Voraussetzung ist dann gegeben, wenn die Marktverhältnisse (der Bedarf) Gewähr dafür bieten, daß die Ausbringungs-

124 menge abgesetzt werden kann, eine Voraussetzung, die nur in Ausnahmefällen bedingungslos zulässig ist. Rückständige Arbeitsmethoden sind immer wirtschaftlich, doch kann auch fortschrittlichen Arbeitsmethoden diese Eigenschaft anhaften, dann, wenn durch sie Vorzüge der Erzeugnisse erreicht werden, welche nicht bezahlt werden. Jede Eigenschaftensteigerung, welche nicht ihren Gegenwert in entsprechender Erhöhung des Verkaufspreises, oder des Umsatzes findet (der höhere Stückgewinn durch erhöhten Umsatzgewinn ersetzt), wirkt verlustbringend, denn jeder Mehrgrad an Eigenschaften bedingt entweder höhere Anlagekosten (Mehrverzinsung, Mehrabschreibung), oder höhere Fertigkeit (Mehrlohn), oder längere Arbeitszeit (Mehrlohn), oder schärfere Kontrollen (Mehrkontrollohn, Mehrausschuß). Jede Arbeitsmethode ist zweckmäßig, wenn sie die Erzeugnisse ohne Schädigung ihrer Eigenschaften verbilligt, wenn sie bei gleichen Eigenschaften und gleichen Gestehungskosten die Ausbringungsmengen erhöht, wenn sie bei gleichen Erzeugungskosten und gleichen Ausbringungsmengen die Erzeugniseigenschaften in konkurrenzüberlegenem Maße derart steigert, daß dadurch zwangsläufig eine Umsatzerhöhung herbeigeführt wird. Jede zweckmäßige Arbeitsmethode wirkt wirtschaftlich. Industrielle U n t e r n e h m u n g e n , welche infolge ihrer r ü c k s t ä n digen A r b e i t s m e t h o d e n n i e d e r g e b r o c h e n sind, sind n i c h t sanier u n g s w ü r d i g , w e n n d i e s e a u s s c h l i e ß l i c h auf r ü c k s t ä n d i g e A n l a g e n u n d E i n ri c h t u n gen zu r ü c k z u f ü h r e n s i n d , s an i e r u n g s f ä h i g , w e n n d i e Rückständigkeit durch Sachunkundigkeit hervorgerufen wurde. Nicht überall werden die gleichen Arbeitsmethoden mit den gleichen Arbeitsmitteln den gleichen Erfolg zeitigen, dann nicht, wenn sich die Arbeiter infolge ihrer bisherigen Tätigkeit, ihrer Ausbildung und manuellen Fertigkeit, die nur unter bestimmten Voraussetzungen zur Geltung kommen, in die Arbeitsmethoden nicht hineinfinden können. Allgemein gilt die Meinung, daß der Arbeiter sich der Arbeitsmethode, nicht diese ihm, anpassen muß; diese Meinung kann nur bedingt gelten. Wer Gelegenheit hatte, niedergebrochene Unternehmungen durch grundlegende Änderung der Arbeitsmethoden wieder lebensfähig zu gestalten, weiß, wie schwer es ist, die Arbeiter von ihren bisher geübten Arbeitsmethoden zu neuen überzuleiten. Jede Änderung von Arbeitsmethoden erweckt auch bei dem anpassungsfähigen Arbeiter von vornherein Mißtrauen, denn er wittert sofort eine Lohnkürzung auch dort, wo sie nicht beabsichtigt ist. Die beste Arbeitsmethode an sich nützt nichts, wenn der Arbeiter zu ihrer Durchführung fehlt. Bedauerlicherweise muß festgestellt werden, daß Verbesserungen von Arbeitsmethoden von kurzsichtigen Fabriksleitern vor allem dazu benutzt werden, den Verdienst des Arbeiters zu schmälern, statt ihn zu verbessern. Entweder bringt die neue Arbeitsmethode wertvolle wirtschaftliche Vorteile, dann müssen diese gestatten, demjenigen, der sie durchzuführen hat, auch Vorteile zu bringen, oder die Arbeitsmethode erlaubt diese Zuwendung nicht, dann kann sie nicht als wirtschaftlich bezeichnet werden. Akkordlohnschmälerung ist nicht gleichbedeutend mit Verdienstschmälerung. Arbeitsmethoden, welche höhere Ausbringungsmengen, oder besser bezahlte Erzeugniseigenschaften ermöglichen, bedingen fast immer höhere Anspannung der geistigen Kräfte, erhöhte Aufmerksamkeit, oft (obwohl dem Verbesserungsgedanken widersprechend) steigende Ermüdung und stärkere Beanspruchung der manuellen Kräfte; es ist naheliegend, dem Ar-

125 beiter für diese Mehrleistung einen Gegenwert zu bieten. Das Produkt aus dem bisherigen Stückakkorde und der bisherigen durchschnittlichen stündlichen Stückleistung darf bei Änderung der Arbeitsmethode in keinem Falle höher sein, als jenes aus dem neuen Stückakkorde, und der neuen stündlichen Stückleistung; mit dieser Gleichheit wird wohl in den seltensten Fällen ein voller Erfolg der verbesserten Arbeitsmethode erzielt werden können. Die technische Sanierung von notleidend gewordenen Unternehmungen kann durch wirtschaftlichere Gestaltung der Arbeit an sich, der technischen und betriebsorganisatorischen Maßnahmen nur dann erzielt werden, wenn der Arbeiter, der hierbei unerläßlich ist, selbst ein Interesse an der wirtschaftlichen Verbesserung findet. Diese Forderung hat mit Sozial-, oder Klassenpolitik nichts gemein, entspringt ausschließlich der Erkenntnis, daß höhere Leistungen nur durch Gewährung eines höheren Gegenwerte erzielt und mit Berechtigung gefordert werden können. Wenn eine neue Arbeitsmethode, die eine neue Umstellung der Arbeits- und Denkweise eines Arbeiters erfordert, über die Kosten der durch sie bedingten Verzinsung und Abschreibung hinaus beispielsweise eine Verbilligung der betreffenden Gestehungskosten sichert, erscheint es sicher wirtschaftlich, ein oder zwei Prozent dieser Verbilligung dem Arbeiter zukommen zu lassen, der diese Arbeitsmethode praktisch durchführt. Der Arbeiter ist, oder wird heute genau über die wirtschaftlichen Vorteile von Verbesserungen der Arbeitsmethoden unterrichtet und unwillig, wenn er dabei leer ausgeht. Die höchste Aufgabe der Fabriksleitung liegt aber darin, den Willen zur Arbeit bei den Arbeitern zu steigern. Arbeitsunwille schädigt mehr, als die beste Arbeitsmethode schaffen kann. Man beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Erforschung jener Mittel, welche zu einer Steigerung der menschlichen Arbeitsleistung beitragen können, hat die Vorteile erkannt, welche günstige Raum-, Luft- und Lichtverhältnisse mit sich bringen, Methoden ersonnen, durch welche der Ermüdungsfaktor verkleinert wird, Verhältnisse geschaffen und angestrebt, durch welche der Gesundheitszustand der Arbeiter verbessert wird; für die Hebung des Willens zur Arbeit, die so leicht herbeizuführen ist, wurde wenig, oder nichts getan. Gerade im Willen zur Arbeit liegt ihr Lebensquell; trotzdem geht man über seine Bedeutung hinweg. Es hat gar keinen Zweck, einem an seinen Arbeitsmethoden zugrunde gegangenem Unternehmen neues Leben mittels verbesserter Arbeitsmethoden einflößen zu wollen, wenn nicht gleichzeitig die Verdienstmöglichkeiten der Arbeiter, immerhin wieder in jenen wirtschaftlichen Grenzen, die eine befriedigende, den Aufwendungen entsprechende Gewinnbringung sichern, entsprechend geregelt werden. Die Geschichte der Sanierungen lehrt, daß gut eingerichtete Unternehmungen, welche ihren Leistungsruf einbüßten, in Wahrheit daran zugrunde gingen, daß infolge falsch angebrachter Sparmaßnahmen bei der Lohnbemessung der Arbeitswille innerhalb des Unternehmens gründlich erstickt wurde. Bei dieser Frage muß um so mehr verweilt werden, weil ihr nahezu bei allen Sanierungen, meist aus Unkenntnis ihrer Wichtigkeit und Tragweite, aus dem Wege gegangen wird; mit Geld, mit Maschinen, mit tüchtigen geistigen Kräften allein sanieren zu wollen, heißt gegen Windmühlen kämpfen, wenn bei den Arbeitern des Unternehmens der Wille zur Arbeit nicht vorhanden ist. Ebenso falsch wie die Ansicht des Arbeiters ist, daß er für den Unternehmer arbeitet, ebenso falsch ist dessen Ansicht, daß der Arbeiter nur für sich arbeitet. Der von echtem Willen zur Arbeit erfüllte Arbeiterarbeitet für sich u n d für das Unternehmen.

126 Ein Beispiel aus der Praxis läßt erkennen, welche wirtschaftlichen Erfolge durch Stärkung des Arbeitswillens der Arbeiter erzielt werden können. Bei der auf Schöpf- und Gießverfahren beruhenden Spiegelglasfabrikation kommt es in erster Linie darauf an, möglichst große Rohglasplatten ohne Korn- und Blasenfehler herauszubringen. Die Rohglasplatte muß nicht zerschnitten werden, wenn sie keine Fehler aufweist, kann ohne weiteres in die Schleiferei und Poliererei wandern; je größer eine Spiegelglasplatte ist, ein desto größerer Quadratmeterpreis wird erzielt. Wenn in einer Rohglasplatte Fehler vorhanden sind, muß sie in kleinere Platten derart zerschnitten werden, daß die Fehlerstellen wegfallen; je mehr Fehler vorhanden, und desto mehr sie über die ganze Platte verteilt sind, desto mehr und kleinere Platten von geringerem Verkaufswerte entstehen aus einer Rohglasplatte. Der Verkaufswert des Quadratmeters einer Spiegelglasplatte von einem halben Quadratmeter Fläche ist weitaus geringer, als jener einer Spiegelglasplatte von vier Quadratmetern Fläche. Das Zerschneiden der fehlerhaften Rohglasplatten erfordert Schneidelohn, der Transport der kleinen Platten von Lagerstelle zu den Arbeitsstellen und umgekehrt, sowie die Lagerkosten bedingen höhere Ausgaben, das Belegen der Schleif- und Poliertische mit kleinen Platten ist unverhältnismäßig teuerer, als ihr Belegen mit einer großen Platte. Hieraus ist zu erkennen, daß die Vermeidung von Fehlern im Rohglase von außerordentlicher Bedeutung ist, abgesehen von dem höherem Qualitätspreis einese fehlerlosen Spiegelglases. Die Kornfehler werden durch das Schmelzverfahren beseitigt, die Blasenfehler hängen zum Schlüsse von der Sorgsamkeit, die für den mit Kellen durchgeführten Schöpfprozeß und für den Gießprozeß aufgewendet wird, ab. Die Schöpf- und Gießarbeit wurde im Akkord ausgeführt, der nach geleisteten Kellenlitern berechnet wurde. Das Bestreben der Arbeiter lag demnach darin, möglichst viele hochliterige Kellen zu leisten, unbekümmert um die entstehende Fehlerzahl. Für das Unternehmen waren wohl die erzeugten Quadratmeterzahlen wichtig, noch wichtiger jedoch fehlerlose Glasplatten. Es wurde eine Schöpfmethode ausgedacht, welche blasenloses Glas lieferte, die Arbeiter aber, wenn auch immer kurzfristig, stärker der hohen Wärmeausstrahlung aussetzte; gleichzeitig wurden Vergütungen für Fehlervermeidung festgelegt, in der Weise, daß eine Fehlerzahl vereinbart wurde, über welche bei der Rohglasplatte nicht hinausgegangen werden durfte; für einen Fehler weniger wurde eine Vergütung von x Währungseinheiten, für zwei Fehler weniger von 5

3

1

X x> für drei Fehler weniger von

x -K-X > für vier, bzw. fünf, bzw. sechs usw. Fehler weniger eine Vergütung von Ja 8 12 17 x > bzw. "2~X x> bzw. -Tj- X x usw. zugesichert. Diese Vergütung, welche

einen kaum nennenswerten Bruchteil der Gestehungskosten betrug, für die Arbeiter aber eine mehr als zehnprozentige Erhöhung ihres Wochenverdienstes bewirkte, erzielte eine derartige Steigerung des Arbeitswillens, daß die Fehlermeldungen nahezu vollständig aufhörten. Die Umgestaltung bisher geübter Arbeitsmethoden in solche, welche außerordentlich hohe Ansprüche an die manuelle Geschicklichkeit des Arbeiters stellen, ist ohne weiteres zulässig, wenn für die Einarbeitungszeit, die notwendig ist, die erforderliche Geschicklichkeit zu erwerben, keine Verdienstkürzung eintritt, auch dann nicht, wenn während der Einarbeitungs-

127 zeit die Güte- und Mengenleistungen des Arbeiters hinter den vorgesehenen Anforderungen zurückbleiben. Die Umgestaltung bisher geübter Arbeitsmethoden in solche, welche außerordentlich hohe Ansprüche an die geistige Tätigkeit des Arbeiters stellen, ist nur dort von Erfolg begleitet, wo die zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte über ein bestimmtes Maß von Intelligenz verfügen. Die Arbeitsmethoden müssen aus möglichst einfachen Elementen bestehen, deren Erfassen und Durchführen jedem Arbeiter möglich sein sollt«; diese Forderung wird um so leichter zu erfüllen sein, aus je weniger Elementen eine Arbeitsmethode besteht. Jede Arbeitsmethode fordert eine bestimmte Auffassungsfähigkeit des Arbeiters, mit welcher bei der Ausarbeitung der Arbeitsmethode gerechnet werden muß. D i e f a b r i k a t o r i s c h e S a n i e r u n g e i n e s an s e i n e n r ü c k s t ä n d i g e n A r b e i t s m e t h o d e n gescheiterten industriellen U n t e r n e h m e n s ist n u r d o r t d u r c h f ü h r b a r , wo ein A r b e i t e r s t a m m z u r V e r f ü g u n g s t e h t , der sich den zur S a n i e r u n g e r f o r d e r l i c h e n neuen A r b e i t s m e t h o d e n anpassen kann. Neue Arbeitsmethoden sollten dem Fabrikationsgange erst zugeführt werden, nachdem sie in bezug auf ihre Eignung und ihre Wirtschaftlichkeit erprobt wurden. Arbeitsmethoden entstehen nicht auf einmal, sondern nach und nach, weisen bei ihrer Entwicklung Fehlerquellen auf, die beseitigt werden müssen. Daher muß es vollständig ausgeschlossen sein, Arbeitsmethoden im erzeugenden Betriebe auszuarbeiten. Hierzu müssen je nach dem Umfange des Unternehmens eigene Räume, oder eigene Arbeiter, welche von der planmäßigen Erzeugung ausgeschaltet sind, vorgesehen werden; in kleinen Betrieben, oder für jede Werkstätte, werden in den meisten Fällen ein bis zwei Arbeiter genügen, um Arbeitsmethoden nach gegebenen Weisungen, oder aus eigener Anregung heraus auszuarbeiten und zu erproben. Diese Arbeiter müssen selbstverständlich fachkundig sein. Sie sind dazu bestimmt, die neuen Arbeitsmethoden, oder Vervollkommnungen, oder Verbesserungen der bisherigen an den Arbeitsstellen selbst einzuführen, die produktiven Arbeiter zu unterweisen und so lange zu belehren, bis sie sich in die neue Arbeitsweise eingearbeitet haben. Diese Lehrarbeiter machen sich erfahrungsgemäß außerordentlich bezahlt. Wenn neue Arbeitsvorschreibungen ausgearbeitet werden, wird es vorteilhaft sein, Versuchsstücke nach ihnen durch die Lehrarbeiter arbeiten zu lassen, die gleichzeitig mithelfen, jene Handgriffe und Werkzeugbehelfe ersinnen, durch welche kürzere Arbeitszeiten herbeigeführt werden. Auf Grund der hierbei erzielten Ergebnisse werden die Arbeitsvorschreibungen bereinigt und die Akkordzeiten festgesetzt, deren Richtigkeit vom Lehrarbeiter durch praktische Ausführung der Arbeitsvorschreibungen in den Werkstätten im Falle von Meinungsverschiedenheiten betreffend die Akkordzeiten erwiesen wird. Die Lehrarbeiter werden gegebenenfalls zu Zeitmessungen herangezogen. Eine Verbesserung der Arbeitsmethoden kann zwangsläufig durch die Werkführer auf folgende Weise während des Betriebes, ohne dessen Störung, herbeigeführt werden, um zu ergründen, durch welche Behelfe, Handgriffe usw. einzelne Arbeitsgänge gekürzt werden können. Es sind beispielsweise drei Arbeiter A, B und C mit der Ausführung einer gleichen Arbeit betraut, die sich beispielsweise aus acht aufeinanderfolgenden, durch den gleichen Arbeiter auszuführenden Arbeitsgängen zusammensetzt. Jeder der Arbeitsgänge

128 wird bei jedem Arbeiter unter verschiedenen äußeren Arbeitsverhältnissen (morgens, mittags, abends, bei natürlicher und künstlicher Beleuchtung, zu Wochenbeginn und Wochenende) abgestoppt. Es ergeben sich beispielsweise die durchschnittlichen Zeiten: Arbeiter Arbeitsgang Nr.: I II III VI VII VIII IV V 7 5' A 6' 6' 11' 3' 15' 18' »» 5' B 8' 6' 8' 10' 4' 16' 20' i» »i T 7' 6' 7' 11' 5' C 15' 16' TT TT Die durchschnittliche Gesamtarbeitszeit betrug demnach für: Arbeiter A: 71 Minuten

Arbeiter A weist die kürzesten Zeiten für die Arbeitsgänge Nr. III, I V und VI auf, Arbeiter B für die Arbeitsgänge Nr. I und V, Arbeiter G für den Arbeitsgang Nr. VIII. Der Werkführer beobachtet vorerst den Arbeiter A bei der Durchführung der Arbeitsgänge Nr. III, IV und VI, bis er die Vorteile (Handgriffe usw.) erkannt hat, durch welche Arbeiter A die kürzesten Arbeitszeiten herausholt. Diese Vorteile gibt er den Arbeitern B und C bekannt, welche er so lange unterweist, bis sie die gleichen Arbeitszeiten erzielen; in gleicher Weise verfährt er betreffend Studium des Arbeitsganges Nr. I bei Arbeiter B und überträgt die Vorteile auf Arbeiter A und C, worauf in gleicher Weise betreffend Arbeitsgang Nr. VIII bei Arbeiter C verfahren wird, um die erkannten Vorteile den Arbeitern A und B zu vermitteln; in gleicher Weise wird bei allen Arbeitsgängen vorgegangen, bei welchen ein Arbeiter bessere Zeiten erzielt, als ein anderer. Wenn die drei Arbeiter schließlich mit den gleichen Vorteilen, gleicher Arbeitswille vorausgesetzt, arbeiten, werden sich bei ihnen als Arbeitszeiten für die Arbeitsgänge Nr. I II III IV V VI VII VIII ergeben: 5' 7' 5' 6' 10' 3' 15' 16', somit eine verkürzte Gesamtarbeitszeit von 67 Minuten, d. i. rd. 6 % der vordem erzielten kürzesten Arbeitszeit. Selbstverständlich darf dieses Ergebnis nicht dazu benutzt werden, den Akkordpreis zu drücken, denn das Unternehmen hat den Vorteil, ohne Mehrausgaben die Ausbringungsmengen de3 betreffenden Teilstückes (Erzeugnisses) um 6 % zu erhöhen, d. h. die Betriebsunkostenbelastung eines Teilstückes (Erzeugnisses) entsprechend zu vermindern. Der Arbeiter hat den Vorteil eine3 entsprechend höheren Verdienstes, vielleicht auch den Vorteil, sich bei einzelnen Arbeitsgängen weniger, als vorher anstrengen zu müssen. Die Zuweisung der den Leistungsfähigkeiten der einzelnen Arbeiter angepaßten Arbeiten wird durch Führung einer Arbeiterfähigkeitsstatistik erleichtert, welche nach den Beobachtungen des Werkführers aufzustellen ist. In dieser Tabelle, welche Namen und Stammnummern der Arbeiter enthält, werden jene Arbeiten verzeichnet, welche der Arbeiter normal ausführt, sowie jene, welche ihm aushilfsweise zugewiesen wurden; zu jeder Arbeit wird die vom Arbeiter benötigte Durchschnittszeit vermerkt. An anderer Stelle ist darauf verwiesen worden, daß die örtliche Raumbeschaffenheit der baulichen Anlage und die dadurch bedingten Transportwege die Gestehungskosten bis zur preistechnischen Konkurrenzunfähigkeit

129 steigern können. In manchen dieser Fälle lassen sich die baulichen Nachteile durch entsprechende Anordnung der Arbeitsmaschinen beheben. Im allgemeinen ist es üblich, gleichartige Arbeitsmaschinen in den gleichen Räumen unterzubringen (Dreherei, Bohrerei, Fräserei usw.). Diese Regel kann nicht als starre angesehen werden. Es sind beispielsweise Massenartikel denkbar, die vorgedreht, nachher gebohrt, hierauf wieder abgedreht, nachher gefräst und schließlich überdreht werden müssen; in solchen Fällen müssten die Arbeitsstücke dieselben Wege — tote Wege — mehreremal zurücklegen; geeignete Transportvorrichtungen können wohl die Wegzeiten verkürzen, die Wege selbst nicht aus der Welt schaffen. Wenn in einem Unternehmen immer die gleichen Arbeiten durchgeführt werden, dann gilt als Regel, daß das Material (Arbeitsstücke) einen fortlaufenden, sich nicht wiederholenden Weg zurückzulegen hat, in dessen Verfolgung es, den vorgeschriebenen Arbeitsgängen (Arbeitsprozessen, Verfahren) entsprechend, die bezüglichen Arbeitsmaschinen (Apparaturen) durchlauft. Durch Ortsveränderungen der Arbeitsmaschinen können unter Umständen mit geringen Kosten Unternehmungen in fabrikatorischer Beziehung saniert werden. Die durch das laufende Band gegebene ideale Lösung des Arbeitsfortschrittes ist nicht überall durchführbar, da sie oft an der baulichen Anlage, oder an der Natur und Art der Erzeugnisse, oder an der Wirtschaftlichkeit der Einrichtungskosten scheitert; in allen Fällen aber ist anzustreben, daß die Bewegungsart der Arbeitsstücke (Materialien) sich dem Grundgedanken des laufenden Bandes nach Möglichkeit nähert. Tote Arbeitswege wirken namentlich dort verteuernd, wo der Transport der Werkstücke nicht auf mechanischem Wege erfolgt. In diesen Fällen können die Betriebsunkosten unter Umständen die reinen Erzeugungskosten, gekennzeichnet durch die Summe der aufgewendeten produktiven Löhne, mehrfach übersteigen. Hier gibt es nur eine Abhilfe: mechanische Transportanlagen, aber auch nur dort, wo die Summe aus den Verzinsungen und Abschreibungen ihrer Anlagekosten, sowie ihrer Betriebskosten, in wirtschaftlichem Verhältnisse zu den zu bewegenden Mengen steht. Auf unwirtschaftliche und ungeeignete, der Natur der Materialien und Erzeugnisformen nicht angepaßte Transportwege sind vielenorts störende Betriebsunterbrechungen und unzulässige Ausschußmengen zurückzuführen. Jedes von einer Arbeitsstelle zur andern bewegte Arbeitsstück muß bei dieser in jenem Zustande ankommen, in welchem es jene verlassen hat. Industrielle U n t e r n e h m u n g e n , deren preistechnische Konkurrenzunfähigkeit durch unwirtschaftliche Arbeitswege hervorg e r u f e n w u r d e , können u n t e r U m s t ä n d e n d u r c h bauliche Verä n d e r u n g e n , d u r c h , der A u f e i n a n d e r f o l g e der A r b e i t s g ä n g e ang e p a ß t e U m s t e l l u n g der Arbeitsbehelfe, durch S c h a f f u n g , oder U m ä n d e r u n g m e c h a n i s c h e r T r a n s p o r t v o r r i c h t u n g e n in f a b r i k a torischer Beziehung saniert werden. Von der Güte der Arbeitsvorschreibungen hängt der Umfang der Vielfacharbeiten ab, die ebenfalls viel zur Verteuerung der Gestehungskosten beitragen. Unter Vielfacharbeiten sind Arbeitsgänge zu verstehen, die unterbrochen durch Zwischenarbeiten an anderen Maschinen an der gleichen Arbeitsmaschine durchgeführt werden müssen, Vervollkommnungsarbeiten, die mit den vorhergehenden in einen Arbeitsgang vereinigt werden könnten, endlich Arbeitsgänge, die erspart werden könnten, ohne der LeistungsfähigH e r z o g , Sanierung.

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130 keit, der Güte und dem Aussehen der Erzeugnisse Abbruch zu tun. Eine der Ursachen der Vielfacharbeiten sind die Konstruktionen (Modelle, Muster), welche ohne Rücksicht auf die Leistungsart, Leistungsfähigkeit der Arbeitsmaschinen und auf das Ausgangsmaterial entworfen werden. Wenn in einer Kartonfabrik Kartone von einer Stärke erzeugt werden sollen, die auf der Kartonmaschine wegen des entstehenden spezifischen Gewichtes in einem Zuge nicht herausgebracht, sondern nur durch Zerschneiden und Zusammenkleben einzelner Kartonschichten hergestellt werden können, dann ist es von vornherein klar, daß infolge des Mehraufwandes von Löhnen, abgesehen von den Kosten der Klebemittel und dem entstehenden Ausschusse, die Gestehungskosten mit jenen der Konkurrenz nicht konkurrieren können, welche über eine Kartonmaschine verfügt, die Karton in beliebiger Stärke in einem Arbeitsgange herstellen kann. Wenn in der Arbeitsvorschreibung Drehspanstärken vorgeschrieben werden, welche von den vorhandenen Drehbänken nicht geleistet, sondern nur durch wiederholtes Ein- oder Umspannen gewonnen werden können, oder ein Ausgangsmaterial vorhanden ist, welches ein mehrfaches Bearbeiten erfordert, bis die gewünschte Stärke erzielt werden kann, dann liegt das Übel vielleicht in der Konstruktion, die mit geringeren Ausgangsstärken, oder durch andere Formgebung der Mehrarbeit hätte vorbeugen können. Schreiben die Arbeitsvorschreibungen Einzeldreharbeiten vor, welche auf Revolverbänken mit einmaligem Einspannen ausgeführt werden könnten, dann entsteht kostspielige Zeitverschwendung. Werden polygone Formen gewählt, wo runde den gleichen Dienst leisten, dann entstehen gewinnzehrende Vielfacharbeiten, ebenso, wenn Polierarbeiten vorgeschrieben werden, wo Schleifarbeiten genügen, wenn zwei- und dreimalige Anstriche vorgenommen werden, wo einer genügt, wenn Flächen bearbeitet werden, die nicht aneinander arbeiten, nicht genau passen müssen, nicht sichtbar sind. Jene Stellen, welche die Konstruktionen, Muster und Modelle ausarbeiten, ohne auf die vorhandenen Arbeitsmittel Rücksicht zu nehmen, schaden dem Unternehmen mehr, als sie ihm nützen. Derartige Fehler können, bevor sie namhaften Schaden anrichten, durch eine Vorkalkulation behoben werden, welche nicht nur kalkulatorisch, sondern auch betriebstechnisch geschult ist und Ausführungsgrundlagen zurückweist, durch welche unzulässige Gestehungskosten verursacht werden. In jenen Fällen, in welchen Vielfacharbeiten infolge ungeeigneter Arbeitsbehelfe unvermeidlich sind, müssen, um eine preistechnische Konkurrenzfähigkeit der Erzeugnisse zu sichern, andere Arbeitsbehelfe geschaffen, oder der Betrieb stillgelegt werden. Die S a n i e r u n g v o n U n t e r n e h m u n g e n , w e l c h e d u r c h V i e l f a c h a r b e i t e n in p r e i s t e c h n i s c h e r B e z i e h u n g k o n k u r r e n z u n f ä h i g geworden sind, l ä ß t sich g e g e b e n e n f a l l s ohne b e s o n d e r e A u f w e n d u n g e n d u r c h A n p a s s u n g d e r E r z e u g n i s f o r m e n an d i e A r b e i t s behelfe, andernfalls durch deren Umänderung, o d e r E r s a t z durchf ü h r e n , 8 o f e r n e die h i e r d u r c h e n t s t e h e n d e n K o s t e n in w i r t s c h a f t lichen Grenzen bleiben. Erzeugnisse, deren Formen, oder Einzelteile, oder Arbeitsvorschreibungen den vorhandenen Arbeitsbehelfen nur zum Teile angepaßt sind, führen dazu, daß diese unter Umständen überhaupt, oder während des größten Teiles der jährlichen Betriebszeit unausgenutzt bleiben. Unausgenutzte An-

131 lagenteile sind auch darauf zurückzuführen, daß die seinerzeitigen Erzeugnisse, zu deren Herstellung sie dienten, keinen Ersatz fanden, sei es mangels kaufmännischer Tüchtigkeit, sei es aus Gründen des Geschmackwechsels, sei es, weil sie durch Erzeugnisse überholt wurden, zu deren Erstellung andere Arbeitsbehelfe erforderlich sind. Oft wurden Maschinen angeschafft, um einen großen Sonderauftrag auszuführen, von welchem Wiederholungen erhofft wurden, die nicht zutrafen, oft, um ein neuartiges Erzeugnis einzuführen, dessen Absatz versagte, oft um ein Modebedürfnis zu befriedigen, das zu kurzlebig war. Endlich sind unausgenutzte Arbeitsbehelfe darauf zurückzuführen, daß die Arbeitsmethoden aus Ersparnisgründen geändert, oder neue Arbeitsbehelfe eingestellt wurden, durch welche die bisherigen überflüssig werden. In allen Fällen stellen unausgenutzte Arbeitsbehelfe, auch wenn sie auf „ 1 " abgeschrieben sind, eine unwirtschaftliche Belastung des Unternehmens dar, weil sie nutzbaren Raum einnehmen, oft die Arbeitswege verlängern und einer gewissen Wartung bedürfen. Sie werden bei Sanierungen vielfach benutzt, um Scheinwerte vorzutäuschen, wenn es sich darum handelt, den Vermögensstand aufzustellen. Der mit der Schätzung Betraute wird sich entweder an die Buchwerte, oder an die Effektivwerte halten, wenn ihm nicht die bei Sanierungen wichtige Frage vorgelegt wird: wieviel sind die Baulichkeiten, Maschinen (Apparaturen, Einrichtungen) für das Unternehmen wert, wenn es durch eine Sanierung wieder auf die Beine gestellt wird ? Dann wird in jenen Fällen, in welchen ein Großteil der Anlagen aus zwingenden Gründen ungenutzt bleiben muß, ihr Wert dem niedrigsten Veräußerungswerte gleichzustellen sein und oft eine Verschlechterung des Vermögensstandes herbeiführen, welche vor einer finanziellen Sanierung zurückschrecken läßt. Doch ist auch der Fall denkbar, daß Anlagenteile mangels Beschäftigung, oder mangels der zur Beschaffung von Material-, Lohn- und Betriebsausgaben erforderlichen Geldmittel lange Zeit unbenutzt geblieben sind. Liegt der Mangel an Aufträgen, am schlechten Rufe des Unternehmens, oder an der Konkurrenzunfähigkeit der Erzeugnisse, oder an der untüchtigen kaufmännischen Leitung, dann kommen die bereits an anderer Stelle erörterten Erwägungen und Maßnahmen in Betracht, bei deren erfolgreichen Anwendungen der Wert der zur Zeit der Sanierung unbenutzten Anlagen jenem der benutzten gleichzustellen ist; die gleiche Bewertung gilt für den Fall, wenn im Wege der Sanierung die erforderlichen Geldmittel beschafft werden. Da bei jeder Sanierung die neuen Geldgeber einen beträchtlichen Sondernutzen zu erzielen bestrebt sind, werden sie diese Bewertung nie gelten lassen, d. h. die sog. Lebendwerte nicht anerkennen, vielmehr sich auf den Standpunkt stellen, daß die unausgenutzten Anlagenteile nur den niedrigsten Veräußerungswert besitzen. Das Endergebnis ist eine erhebliche Verschlechterung des Vermögensstandes, aus welcher die Begründung für eine einschneidend wirkende Zusammenlegung des bisherigen Geschäftskapitales hergeleitet wird. Sind die bisherigen Beteiligten die finanziell Schwächeren, dann müssen sie sich fügen, um wenigstens etwas zu retten, finden sie einigermaßen finanzielle Rückendeckung, dann hebt ein Feilschen um die Bewertungswerte an, welches um so schärfer wird, je mehr Gewinnaussichten das sanierte Unternehmen bietet. Der Streit um Anerkennung eines nachweisbaren Lebendwertes, auf dessen Bedeutung an anderer Stelle näher eingegangen werden soll, oder des niedrigsten Verkehrswertes bei Baulichkeiten, bzw. des nie9*

132 drigsten Veräußerungswertes bei Arbeitsbehelfen, bildet ein stehendes, immer betrübendes Kapitel der Sanierungsverhandlungen; die Gläubiger, soferne sie selbst nicht auf das Unternehmen Absichten haben, verfechten grundsätzlich den Lebendwert, die zukünftigen Geldgeber (Erwerber) des Unternehmens den niedrigsten Veräußerungswert. An dieser Streitfrage sind im Kerne gute Unternehmungen gar oft endgültig verblutet. I n d u s t r i e l l e U n t e r n e h m u n g e n , deren A n l a g e n und E i n r i c h t u n g e n a u s n i c h t zu b e h e b e n d e n U r s a c h e n z u m g r ö ß e r e n T e i l e u n b e n u t z t b l e i b e n m u ß t e n u n d d e s h a l b d e n N i e d e r g a n g des U n t e r n e h m e n s h e r b e i f ü h r t e n , sind n i c h t sanierungswürdig. Ähnliche Erwägungen gelten auch für die Vorrichtungen und Werkzeuge. Mit jeder Änderung der Erzeugnisse und Erzeugnisformen, der Einzelteile und ihrer Abmessungen werden die bisher verwendeten Vorrichtungen und Sonderwerkzeuge, soferne sie nicht umgeändert werden können, wertlos. Der Buchwert von Werkzeugen und Vorrichtungen gibt selten ein wahres Bild ihres wirklichen Wertes, d. h. ihres Gebrauchswertes, der überdies von ihrem Zustande abhängt. Grundsätzlich sollten alle Vorrichtungen und Sonderwerkzeuge in dem Augenblicke, in welchem die Erzeugnisse, für welche sie vorgesehen waren, nicht mehr erzeugt werden, auf , , 1 " abgeschrieben werden, auch dann, wenn sie sich in tadellosem Zustande befinden. Bei der Sanierungszwecken dienenden Bewertung sind derartige Vorrichtungen und Werkzeuge nur mit ihrem Materialwerte einzusetzen, während für die übrigen Vorrichtungen und Werkzeuge der Gebrauchswert gilt. Da je nach der Art des Unternehmens in den Vorrichtungen und Werkzeugen hohe Werte (z. B . Stahlstanzen) liegen, ist bei Sanierungen auf den Zustand dieser Arbeitsbehelfe besonders zu achten, des ferneren darauf, in welcher Zahl die gleichartigen Vorrichtungen und Werkzeuge vorhanden sind. Wenn von den allgemein üblichen Werkzeugen, zu welchen auch die Lehren und Meßwerkzeuge zu zählen sind, abgesehen wird, hat zu gelten, daß Vorrichtungen und Sonderwerkzeuge in solcher Anzahl vorhanden sein sollen, daß alle Arbeitsstellen, welche sich ihrer ununterbrochen bedienen, mit den Vorrichtungen gleichzeitig versorgt, mit den Sonderwerkzeugen in doppelter Höhe versehen werden können, überdies noch eine etwa zehnprozentige Reserve der Sonderwerkzeuge zur Verfügung steht, um untauglich gewordene sofort ersetzen zu können. Um Betriebsstörungen hintanzuhalten, sollten den Arbeitern jeweilen für jeden Arbeitsgang von den sich rasch abnützenden Werkzeugen von vornherein mindestens Doppel zugewiesen werden, damit sie während der Arbeit unbrauchbar gewordene Werkzeuge, ohne auf Ersatz seitens der Werkzeugabteilung warten zu müssen, umspannen können. Wie bereits erwähnt, darf der produktive Arbeiter mit der Instandhaltung, oder Reparatur der von ihm benötigten Werkzeuge nicht beschäftigt werden. Ebenso wie das Material nur gegen Belege bezogen und abgeliefert wird, muß mit den Werkzeugen, welche nicht zum eisernen Bestände der betreffenden Arbeitsmaschine zählen, verfahren werden. Mit der Zuweisung einer neuen Arbeit erfolgt die Bereitstellung der zugehörigen Vorrichtungen und Sonderwerkzeuge, mit der Ablieferung der fertig gestellten Arbeit auch jene der Vorrichtungen und Sonderwerkzeuge an die Werkzeugabteilung, welche sie bei Übernahme zu überprüfen und gegebenenfalls sofort instandzusetzen hat. Der Zustand und die Zahl der Werkzeuge und Vorrichtungen bilden den Gradmesser für die Sorg-

133 samlkeit der Arbeitsleistungen des Unternehmens. Der Werkzeugverbrauch, der selbst wieder vom Werkzeugmaterial, der Werkzeugform und der Werkzeug;behandlung (Instandhaltung) abhängt, bildet bei gewissen Industrien einen wesentlichen Bestandteil der Betriebsunkosten. Zu hoher Werkzeugverbrauch läßt darauf schließen, daß aus falschen Sparsamkeitsgründen billiges, aber minderleistungsfähiges Werkzeugmaterial verwendet wird, oder daß das Werkzeugmaterial dem zu bearbeitendem Materiale, oder umgekehrt, nicht angepaßt ist, oder daß es den Anforderungen der Arbeitsmaschinen nicht entspricht (Drehbänke mit hohen Umlaufzahlen erfordern beispielsweise einen anderen Werkzeugstahl, als solche mit niederen Umlaufzahlen), oder daß es während der Arbeit nicht vorschriftsmäßig gehandhabt, oder nach erfolgter Verwendung nicht instandgesetzt, oder nicht sachgemäß aufbewahrt wird. Die Betriebsleitung muß über den jeweiligen Werkzeugverbrauch genau unterrichtet sein, um bei unwirtschaftlichen Verbrauchsmengen die erforderlichen Maßnahmen treffen zu können. Die Berichte über den Werkzeugverbrauch sind zweierlei Art; der eine betrifft den Gesamtwerkzeugverbrauch, der andere den Verbrauch von Sonderwerkzeugen für bestimmte Arbeiten, bzw. Erzeugnismengen. Es gibt viele Fälle, bei welchen die produktiven Lohnkosten sehr gering sind, demnach die Gestehungskosten der betreffenden Erzeugnisse scheinbar geringer sind, weil die Gesamtbetriebskosten in Betracht gezogen werden, anstatt zu erwägen, daß die für die betreffenden Erzeugnisse erforderlichen Vorrichtungen und Sonderwerkzeuge außerordentliche Kosten verursachen, die nicht auf alle anderen Erzeugnisse dadurch aufgeteilt werden dürfen, indem sie den Gesamtbetriebskosten einverleibt werden. Bei dieser Berechnungsmcthode werden die in ihrer Erzeugung teueren Fabrikate unzulässig und irreführend verbilligt, wodurch der hieraus sich ergebende scheinbare Gewinn in Wahrheit ein Verlust sein kann, während die in ihrer Herstellung billigen Fabrikate unzulässig verteuert und dadurch vielleicht in preistechnischer Beziehung konkurrenzunfähig werden können. Derartige Feststellungen wirken bei Untersuchungen von in Sanierung begriffenen Unternehmungen als Überraschungen, die jedoch öfter vorkommen, als allgemein angenommen wird. In den Gesamtwerkzeugverbrauch können derartige Vorrichtungen und Sonderwerkzeuge zu statistischen, jedoch nicht zu kalkulatorischen- Zwecken aufgenommen werden; der Bericht über den Gesamtwerkzeugverbrauch hat als kennzeichnende Punkte zu enthalten: Berichtsperiode (Woche, Monat, Vierteljahr, Halbjahr, Jahr), Wert der unbrauchbar gewordenen Werkzeuge, Reparaturkosten der wiederhergestellten Werkzeuge, Summe aus beiden Zahlengrößen, die gleichen Angaben für allgemeine Vorrichtungen, Summe aus den Zahlengrößen der Werkzeuge und Vorrichtungen, Mehr oder Weniger aller vorgenannten Zahlenwerte gegenüber der gleich langen Vorperiode, ausgedrückt in Währungseinheiten und Prozenten; aus den beiden letztgenannten Angaben ersieht die Betriebsleitung, ob mit den Werkzeugen sparsam umgegangen wird, wird zu Maßnahmen angeregt, wenn die Verbrauchszahlen sich als unwirtschaftlich erweisen, oder wesentlichen Veränderungen unterworfen sind. Der Bericht über den Verbrauch von Sonderwerkzeugen und Sondervorrichtungen wird die Fassung erhalten: Berichtsperiode (Woche, Monat, Vierteljahr, Halbjahr, Jahr), Verwendungszweck (nähere Bezeichnung der Erzeugnisart, Erzeugnisform, Erzeugnisgröße), Zahl der in der Berichtsperiode hergestellten Erzeugnisse (Teilstücke), gesondert für Werkzeuge und Vorrichtungen: Anschaffungskosten

134 der in der Berichtsperiode verwendeten Werkzeuge und Vorrichtungen, hieraus sich ergebende Belastung eines Erzeugnisses (Teilstückes), Ursachen des Unbrauchbarwerdens, Werte der unbrauchbar gewordenen, Kosten der reparierten, Summe beider Zahlengrößen, Mehr oder Weniger gegenüber den Werten der gleich langen Vorperiode, ausgedrückt in Währungseinheiten und Prozenten. Die p r e i s t e c h n i s c h e K o n k u r r e n z u n f ä h i g k e i t der E r z e u g n i s s e v o n in S a n i e r u n g b e g r i f f e n e n U n t e r n e h m u n g e n k a n n u n t e r U m s t ä n d e n auf h o h e n K o s t e n d e r e r f o r d e r l i c h e n S o n d e r w e r k z e u g e und S o n d e r v o r r i c h t u n g e n b e r u h e n , deren k a l k u l a t o r i s c h e Vert e i l u n g von unrichtigen Erwägungen b e e i n f l u ß t wurde. Besonders wichtig sind die vorgenannten Nachweise für die Feststellung, ob Werkzeugvergeudung vorliegt, die u. a. auch dadurch herbeigeführt werden kann, daß die Umformungsmöglichkeit der Werkzeuge und Vorrichtungen für neue Arbeitszwecke nicht berücksichtigt wurde. Umgekehrt werden oft, um Material zu sparen, derartige Umformungen vorgenommen, ohne zu überlegen, ob die Umformungskosten nicht höher zu stehen kommen, als die Neuerzeugung aus neuem Material. Derartige unwirtschaftlichen Ausgaben, oft wiederholt, tragen zum Niedergange eines industriellen Unternehmens bei. Bei der Untersuchung von zu sanierenden Unternehmungen ergibt sich des öfteren, daß die vorhandenen Arbeitskräfte lange Zeit hindurch nicht ausgenutzt wurden, eine Erscheinung, die sich namentlich bei jenen Industrien wiederholt, die für Sonderzwecke herangebildete Arbeiter beschäftigen. Das Unternehmen will in Zeiten schwacher Beschäftigung diese Arbeiter nicht verlieren, schleppt sie mit hohen Löhnen weiter und beschäftigt sie mit Arbeiten, die auch durch billige ungelernte Arbeiter ausgeführt werden können. Wenn die Minderbeschäftigung eine verhältnismäßig kurze Zeit hindurch andauert, ist dieses Vorgehen berechtigt, kann jedoch zur Aufzehrung der Betriebsmittel führen, wenn es ohne Rücksicht auf deren Umfang beibehalten wird. Grundsätzlich muß jede Arbeitskraft ihrer Leistungsfähigkeit und dem mit ihrer Erhaltung verbundenem Kostenaufwande entsprechend voll ausgenutzt werden. Je mehr, aus welchen Gründen auch immer, von den normalen Betriebsverhältnissen und Betriebsbedingungen abgewichen wird, desto größer werden die Betriebsunkosten, deren kalkulatorische Wirkung in Form der Unkostenzuschläge zu den produktiven Löhnen zum Ausdrucke kommt. Die Unkostensteigerung kann hervorgerufen werden durch: Betriebsstörungen, ungenügende Beschäftigung, wiederholte Arbeiten, hohe unproduktive Lohnsummen, hohen Werkzeugverbrauch und Betriebsmaterialverbrauch, hohen Ausschuß, hohen Kraftverbrauch, hohe Unterhaltungs- und Instandhaltungskosten, zu teueren Verwaltungsapparat, hohe soziale Lasten, zu hohe Abschreibungen. Betriebsstörungen, welche von äußeren Einflüssen verursacht werden, können unter Umständen, wenn sie katastrophaler Natur sind, einen Zusammenbruch des Unternehmens herbeiführen, wenn sie vorübergehender Natur sind, das Unternehmen gefährden; zu diesen zählen beispielsweise: Ausbleiben des Rohmateriales, der Brennstoffe, der elektrischen Energie, Versiegen der das Unternehmen speisenden Brunnen, Versagen der Wasserkraft infolge langandauernder Trockenheit, oder lange andauernder Kälte; gewisse im Bearbeitungsprozesse befindliche Erzeugnisse können durch derartige Einflüsse verdorben, oder vernichtet werden.

135 Ungenügender Beschäftigungsgrad wirkt in allen Fällen erhöhend auf die Betriebskostenbelastung der Erzeugnisse, um so stärker, je öfter und in je größerem Ausmaße der Beschäftigungsgrad sinkt. Läßt der Beschäftigungsgrad aus Gründen der veränderten Marktlage nach, dann können, wenn die Konjunktur einer längeren Absatzstockung vorliegt, die Betriebskosten einigermaßen, beispielsweise durch Entlassung von unproduktiven Hilfskräften, durch Verminderung des Kraftbedarfes (wenn kleinere Kraftreserven zur Verfügung stehen, oder Kraftstrom mietweise bezogen wird), durch Stillegung einzelner Anlageteile usw., vermindert werden; in keinem Falle kann die Verminderung so weit getrieben werden, daß die verhältnismäßige Betriebsunkostenbelastung der Erzeugniseinheit die gleiche bleibt, wie bei Vollbeschäftigung. Wenn jedoch der Beschäftigungsgrad innerhalb verhältnismäßig kurzen Zeitspannen sprunghaft wechselt, dann kann der Betrieb sich bestenfalls auf einen mittleren Beschäftigungsgrad einstellen, riskiert aber dabei, bei sprunghaftem Steigen der Aufträge den Anforderungen nicht entsprechen zu können, bei sprunghaftem Aussetzen der Bestellungen zu teuer zu fabrizieren. In allen Fällen bleiben die Verwaltungskosten, die Abschreibungenj gewisse öffentliche Abgaben, die Gehälter usw. die gleichen, so daß bei geringstem Beschäftigungsgrade die Betriebskostenbelastung derart ansteigen kann, daß die preistechnische Konkurrenzfähigkeit der Erzeugnisse gefährdet, oder vernichtet wird. In der Liste der industriellen Unternehmungen, welche nicht sanierungsfähig waren, stehen Unternehmungen verzeichnet, deren hohen Gewinne bei sprunghaft bis zur Vollbeschäftigung ansteigendem Auftragsbestande durch die Verluste bei sprunghaft fallender Beschäftigung nicht nur aufgezehrt, sondern überholt wurden. Die Ursachen des sprunghaft wechselnden Auftragsbestandes liegen oft bei der kaufmännischen Leitung, sei es, daß ihre Verkaufsabteilung ziellos und unregelmäßig arbeitet, sei es, daß die fabrikatorische Abteilung ihr untersteht und von ihr gezwungen wird, sich dem Auftragsbestande anzupassen, statt in auftragsschwachen Zeiten auf Lager zu arbeiten, um auf diese Weise einen mittleren fabrikatorischen Beschäftigungsgrad herbeizuführen. Wiederholungen von Arbeiten, herbeigeführt durch Nachlässigkeiten des Arbeiters, durch ungenügende Arbeitsanleitungen, durch unwirtschaftliche Arbeitsverteilung, die selbst wieder ihre Ursache in ungeeigneten Arbeitsplänen findet, durch fabrikationsunreife Erzeugnisse, durch Pröbeleien während des Fabrikationsganges, durch ungenügende, oder nachlässige Zwischenkontrollen, durch Verwendung von ungelernten Arbeitern an Stelle von gelernten Arbeitern (aus falschen Lohnersparnismaßnahmen) belasten in hohem Maße das Betriebsunkostenkonto, zugleich das Schuldkonto der Betriebsleitung, die in solchenFällen einem Wechsel unterzogen werden muß. Unzulässige Arbeitsmethoden und Arbeitsfolgen, rückständige Arbeitsbehelfe, falsche Arbeitsvorschreibungen, irrige Lohnklasseneinteilung führen zur Erhöhung der unproduktiven Lohnsummen und der Zahl der Hilfsarbeiter. Überall dort, wo das Akkordsystem nicht auf alle Arbeitsvorgänge ausgedehnt wird, wo das Stundenlohnsystem regiert, wo die Arbeitszeitkontrolle nicht bis in die kleinsten Einzelheiten durchgeführt ist, und der Zeitverbrauch nicht zwangsläufig aufgezeichnet wird, liegt die Möglichkeit vor, produktive Arbeiten unter der Maske von unproduktiven Arbeiten auszuführen. In solchen Betrieben kann immer wieder festgestellt werden, daß die Betriebsunkosten Verhältniszahlen erreichen, deren Größe unglaublich ist. Auf das

136 Konto der Betriebsunkosten wird alles gebucht, was einer strengen Untersuchung nicht standhalten kann. Um die produktiven Lohnkosten kleiner erscheinen zu lassen, werden die merkwürdigsten Manipulationen durchgeführt. Es gibt Betriebsleitungen, die um ihre Tüchtigkeit zu beweisen, mit einem produktivem Lohnaufwande, der weit unter jenem der wirtschaftlichsten Konkurrenz liegt, glänzen, dabei übersehen, daß der Unkostenfaktor entsprechend steigt und sich bei der Berechnung der Erzeugungskosten nicht linear, sondern quadratisch auswirkt. Es ist des öfteren darauf verwiesen worden, daß der produktive Arbeiter die während des Arbeitsganges unbrauchbar gewordenen Werkzeuge nicht selbst gebrauchsfähig (schleifen, schärfen, Form ändern, ausglühen usw.) gestalten, sondern durch das ihm mit dem Arbeitsauftrage mitgelieferte Werkzeugdoppel ersetzen soll, während das unbrauchbar gewordene Werkzeug durch eine die Werkstätte bedienende Hilfskraft in der Werkzeugabteilung ausgetauscht und dem Arbeiter wieder zugestellt wird. Diese Forderung beruht nicht nur auf dem Streben, die kostbare produktive Arbeitszeit voll auszunutzen, entspringt nicht nur der Erwägung, daß die Werkzeugmacherei die Wiederherstellung der Werkzeuge sachkundiger und billiger besorgen kann, als der einer produktiven Arbeit Obliegende, sondern auch der Erfahrung, daß bei derartiger unzulässiger Arbeitseinteilung unwirtschaftlich hohe Akkordsummen vorgetäuscht werden können, während gleichzeitig die unproduktiven Lohnsummen steigen, wie aus nachstehendem Erfahrungsbeispiele zu ersehen ist. In einer Zählerfabrik, in welcher die Dreher ihre Stähle selbst herrichten und gebrauchsfähig erhalten mußten, weil die Betriebsleitung der Ansicht war, der Facharbeiter wüßte am besten, wann und wie er die verschieden geformten Drehmesser zu behandeln habe, wurden die Teilstücke im Stückakkorde vergeben. Das Unternehmen war infolge der hohen Gestehungskosten gegenüber der Konkurrenz ins Hintertreffen geraten und infolge Erschöpfung seiner Betriebsmittel zu sanieren. Bei der Untersuchung der fabrikatorischen Gebarung stellte sich heraus, daß die stündlichen Stückleistungen von Jahr zu Jahr in erstaunlicher Weise gestiegen waren; der Betriebsleiter, dem dieses auffallende Untersuchungsergebnis vorgehalten wurde, war darauf sehr stolz und begründete das Ergebnis mit dem Hinweise darauf, daß er die Arbeiter derart geschult habe, daß sie • außerordentliche Mengenleistungen hervorbringen konnten, ohne daß das Unternehmen besondere Aufwendungen für Werkzeuge zu leisten hatte; die steigende Stundenstückleistung sei ein Beweis dafür, wie vorteilhaft sich die Anordnung erweise, daß der produzierende Arbeiter seine Werkzeuge selbst gebrauchsfähig erhalte. Im weiteren Verlaufe der Untersuchung, die sich auf die Ergründung der hohen Betriebskosten erstreckte, ergab sich ein ungewöhnlich hoher Stand der unproduktiven Löhne, welche ordnungsmäßig durch Lohnzettel belegt waren. Man stand anfangs vor einem Rätsel, das erst gelöst wurde, als die Lohnstunden und Akkordstunden eines Arbeiters addiert wurden und eine Stundenzahl ergaben, die ein Vielfaches der Wochenstundenzahl betrugen. Die Überprüfung der gesamten Arbeitszeiten der anderen Arbeiter lieferte das gleiche Ergebnis. Die Zeitaufschreibungen erfolgten durch eine Hilfsschreiberin nach Angabe der Arbeiter. Bei der fortgesetzten Untersuchung stellte sich nun heraus, daß die Behandlung der Werkzeuge nach Lohnstunden bezahlt wurde, welche der Arbeiter in solcher Höhe angab, daß er Zeit genug hatte, einen erheblichen Teil der nach Stückakkord bezahlten Akkordarbeit in jener Zeit

137 zu leisten, für welche er gleichzeitig Stundenlohn verrechnete. Damit war die Erklärung für die steigende Stückleistung und für die unwirtschaftlich hohen unproduktiven Löhne gefunden, welche die Betriebsunkosten derart in die Höhe trieben, daß die Lohnzuschläge zu konkurrenzunfähigen Gestehungskosten führten. Die Sanierungsmöglichkeit dieses Unternehmens lag klar zutage. Das Unternehmen arbeitet seit seiner Sanierung, die mit einem Wechsel der Betriebsleitung und der Werkführer, sowie mit einem kurzfristigen Streike der überführten Arbeiter eingeleitet wurde, befriedigend. Der Streik wurde damit begründet, daß der Arbeiter mit Werkzeugen, die die neu eingerichtete Werkzeugabteilung gebrauchsfähig lieferte, nicht arbeiten könne. Hohe unproduktive Löhne werden überall dort zu finden sein, wo den Werkstätten Verwaltungsarbeiten Überbunden werden, die von einer zentralen Stelle aus rascher, gewandter und billiger geleistet werden können, wo die Zeitaufschreibungen nicht zwangsläufig verzeichnet, überdies durch keine unabhängige Stelle nachgeprüft, wo unnötige, oder schlechte, oder unkontrollierte Regiearbeiten ausgeführt werden, die durch außenstehende Fachleute billiger erstellt werden könnten, wo Regiearbeiten als Deckmantel für fabrikatorische Fehlarbeiten dienen, wo keine geordneten, zwangsläufig arbeitenden Magazinsgebarungen vorhanden sind, wo zu viel Hilfskräfte verwendet werden, deren Tätigkeit nicht im Einklänge mit ihrer Zahl steht, wo die mechanischen Transportmittel durch Menschenkraft ersetzt werden. Die Betriebsunkosteri erfahren eine unwirtschaftliche Steigerung, wenn kraftverzehrende Übertragungselemente (lange, schlecht angelegte Transmissionsstränge, Mangel an Kugellagern, ungünstige Übersetzungsverhältnisse), schlechtes Brennmaterial usw. verwendet werden, durch Gruppenantriebe, deren Arbeitsmaschinen oft und für längere Zeit unbenutzt bleiben, wenn die Kraftanlage aus Einheiten besteht, die für Vollbelastung berechnet sind, mangels von Aufträgen aber mit Unterbelastung arbeiten müssen. Die Unterhaltungs- und Instandhaltungskosten werden durch den Zustand der baulichen Anlagen und maschinellen Einrichtungen bestimmt; sie steigen mit dem Alter derselben und mit der Länge der zurückliegenden Zeitspanne, innerhalb welcher für die Unterhaltung und Instandhaltung nicht gesorgt wurde. Unternehmungen, deren Anlagen und Einrichtungen infolge jahrelanger Vernachlässigung in einen arbeitsunfähigen Zustand geraten sind, der zum Niedergange führte, sollten nicht saniert werden. Die Größe des Verwaltungsapparates einer Fabrikationsanlage ist durch das Verhältnis zwischen Arbeiterzahl und Angestelltenzahl gekennzeichnet. Je durchgreifender die geistige Tätigkeit organisiert und zwangsläufiger gestaltet, je mehr die Werkstättenberichte schematisiert und von einer Zentralstelle erstattet werden, je seltener eine Änderung der Art, Natur, Form, Größe und Aussehen der Erzeugnisse und ihrer Einzelteile stattfindet, und je reibungsloser der Fabrikationsgang vor sich geht, desto kleiner wird der fabrikatorische Verwaltungsapparat, desto geringer werden durch ihn die Gestehungskosten belastet. Die sozialen Lasten lassen sich nur durch weitgehendste Mechanisierung aller Arbeitsvorgänge verringern; doch sind ihr Grenzen durch die Höhe des hierfür aufzuwendenden Kapitales gesetzt, überdies auch durch die Höhe des erzielbaren Umsatzes; denn die ohne manuelle Hilfe schaffenden Anlagen arbeiten erst von einer gewissen Größe an wirtschaftlich, weil andernfalls

138 Zinsendienst und Abschreibungen den erzielbaren Gewinn übersteigen. Man hilft sich bei solchen Anlagen dadurch, daß sie in in sich geschlossene Einheiten zerlegt werden, welche je nach Bedarf, d. h. je nach der Höhe des Umsatzes, in größerer, oder kleinerer Zahl parallel geschaltet werden (zugleich arbeiten), oder dadurch, daß sie nur saisonweise in Betrieb gesetzt werden, oder erst dann, wenn das Vorratslager seiner Erschöpfung entgegengeht. Hohe Betriebsunkosten können endlich durch zu hohe Abschreibungen herbeigeführt werden; tritt infolgedessen ein Zusammenbruch ein, dann können nur zweierlei Ursachen bestimmend gewesen sein: entweder war der Zusammenbruch (meist aus unlauteren Motiven) beabsichtigt, oder es wurden seit langer Zeit keine, oder keine richtigen Abschreibungen vorgenommen, um Gewinne vorzutäuschen, die nie vorhanden waren, bis der Augenblick eintrat, in welchem die Täuschung nicht mehr aufrecht zu erhalten war, und durch einen zwingenden Einfluß die unterbliebenen Abschreibungen auf einmal nachgeholt werden mußten. I n d u s t r i e l l e U n t e r n e h m u n g e n , welche infolge u n w i r t s c h a f t l i c h h o h e r B e t r i e b s u n k o s t e n n i c h t in d e r L a g e w a r e n , in p r e i s t e c h n i s c h e r B e z i e h u n g k o n k u r r e n z f ä h i g e E r z e u g n i s s e auf d e n M a r k t zu b r i n g e n , s i n d n i c h t s a n i e r u n g s f ä h i g , w e n n die U r s a c h e n d e r v e r l u s t b r i n g e n d e n B e t r i e b s u n k o s t e n in d e n G r u n d l a g e n , o d e r im A u f b a u d e s U n t e r n e h m e n s , o d e r in z w i n g e n d e n ä u ß e r e n E i n f l ü s s e n zu s u c h e n s i n d . Die Erzeugungsleistung kann in güte-, mengentechnischer und kalkulatorischer Beziehung gesteigert werden, wenn die wahrscheinliche Fabrikationsmenge für eine wirtschaftliche Zeitspanne errechnet werden kann. Unter wirtschaftlicher Zeitspanne ist jene Fabrikationsperiode zu verstehen, in welcher unter gleichen Güte- und Leistungsbedingungen der Erzeugnisse die kürzeste Lauffrist der Gesamtheit aller Einzelteile bis zu ihrer Vereinigung zum verkaufsbereitem Enderzeugnisse bei geringsten Gestehungskosten erzielt werden kann. In industriellen Unternehmungen, welche von periodisch sich wiederholenden Saisonen abhängen, ist die wirtschaftliche Zeitspanne durch die zwischen zwei Saisonen liegende Zeit gegeben, innerhalb welcher der Saisonumsatz hergestellt werden muß. Bei diesen Unternehmungen ist es im allgemeinen nicht schwer, die wahrscheinliche Fabrikationsmenge zu bestimmen, namentlich dort, wo das Unternehmen Stammkunden bedient, deren Aufnahmemenge im allgemeinen bekannt ist. Zumeist werden die Umsätze der vorausgegangenen Saisonen als Ausgangspunkte für die Bestimmung der Fabrikationsmengen genommen. Schwieriger ist die Feststellung der wahrscheinlichen Fabrikationsmengen bei Unternehmungen, welche von Saisonen nicht abhängig sind. Hier dienen als Wegleitungen die Einflüsse, bzw. der Stand jener Industrien, welche durch die vorgesehenen Erzeugnisse gespeist werden sollen, sowie die Größe der bisherigen Fabrikationsmengen bei bestimmten Verhältnissen, oder Voraussetzungen. Ein klares Urteil wird nur dort möglich sein, wo die bezüglichen statistischen Unterlagen vorhanden sind. Wenn beispielsweise ein Unternehmen, welches Armaturen für sanitäre Anlagen erzeugt, seit Jahren eine Statistik der Bautätigkeit und des mit ihr verbundenen Umsatzes der eigenen Erzeugnisse führt, dann wird es nach dem jeweiligen Stande der Bautätigkeit, aus welchem sich auf jenen der nächsten Zeit schließen läßt, die voraussichtliche Fabrikations-

139 mengen der kommenden Winterperiode berechnen können, deren Umsatz im folgenden Frühjahre zu erwarten sein wird. Die betreffende Statistik wird in diesem Falle umfassen: Jahr, Orte, nach welchen hauptsächlich geliefert wurde, Zahl der in diesen Orten erstellten Wohnungen, Badezimmer, Küchen und Heizungsanlagen, Anzahl der nach jedem dieser Orte gelieferten Erzeugnisse (nach Arten unterschieden), Verhältnis zwischen Zahl der erstellten Wohnungen und Zahl der gelieferten Erzeugnisse für jeden Ort und insgesamt, Zahl der bei Schluß der Bauperiode im Bau befindlichen Wohnungen, der bereits behördlich bewilligten Neubauten und der zwecks Bewilligung angemeldeten Bauten, bzw. der auf sie entfallenden Wohnungen, Badezimmer, Küchen und Heizungsanlagen. Es liegt auf der Hand, daß aus den Verhältniszahlen der bisherigen Bauperioden und den zuletzt genannten Anhaltspunkten ohne weiteres auf die wahrscheinliche Anzahl der in der nächsten Bauperiode umzusetzenden Armaturen geschlossen werden kann. Ähnliche Erwägungen werden von einer Fensterglasfabrik anzustellen sein, die auf Lager arbeiten muß, um für die kommende Bauperiode gerüstet zu sein. Fabriken, welche Küchen- und Gebrauchsgeschirr für die Hotellerie erzeugen, werden ihre bisherigen Umsatzmengen mit den Fremdenverkehrszahlen, oder den Gewinnergebnissen der Hotels jener Gegenden in Verbindung bringen, nach welchen sie bisher ihre Erzeugnisse leiteten; Möbelfabriken werden die Verhältniszahlen zwischen Aufgeboten und bisherigen Absatzmengen als Ausgangspunkte dienen; Fabriken, welche Instrumente für wissenschaftliche Institute herstellen, werden sich bei der Bestimmung der in Angriff zu nehmenden Fabrikationsmengen nach den Budgetzahlen richten, welche die Unterrichtsverwaltungen für das kommende Studienjahr vorgesehen haben, Unternehmungen, welche Einrichtungen für Zahnärzte herstellen, nach der Zahl der Inskriptionen, insbesondere jener de3 letzten Semesters, an den zahnärztlichen Fakultäten. Industrien der Wollwarenbekleidungsbranche werden die bisherigen meteorologischen Wintervoraussagungen und die ihnen entsprechenden bisherigen Umsätze benutzen, um aus den Voraussagungen für die kommende kalte Jahreszeit Schlüsse auf die erforderliche Fabrikationsmenge ziehen zu können. Zahl der projektierten und bereits in Ausbau befindlichen Kraftwerke geben Kabelfabriken und Fabriken für Leitungsdrähte, Schalter-, Motoren-, Transformatoren- und Elektrizitätszählerfabriken Anhaltspunkte für die vorzusehenden Fabrikationsmengen. Steinbrüche und Asphaltfabriken werden ihre Fabrikationsmengen nach dem Umfange der geplanten Straßenbauten einstellen. Industrien, deren Umsatz jahraus und jahrein ein nur von der allgemeinen Konjunktur abhängiger ist, nach der zu erwartenden Konjunktur, für deren Gestaltung mehr, oder weniger sichere Anhaltspunkte gegeben sind. Da überall dort, wo nicht bereits feste Bestellungen vorliegen, nur mit Wahrscheinlichkeiten gerechnet werden kann, müssen, um flüssige Mittel nicht mit unsicherem Erfolge festzulegen, nur Mindestmengen in Aussicht genommen, der Fabrikationsplan aber derart ausgearbeitet werden, daß bei den ersten Anzeichen einer Bedarfserhöhung die Fabrikationsmengen entsprechend vervielfacht werden können, ohne eine Umwälzung des Fabrikationsbetriebes herbeizuführen. Die Bestimmung der wahrscheinlichen Fabrikationsmengen spielt eine wichtige finanzielle Rolle, vor allem mit Rücksicht auf den Umfang und Zeitpunkt der Materialversorgung, insbesondere dann, wenn die Materialpreise großen Schwankungen unterliegen, wenn zu frühe, oder zu späte, zu große, oder zu kleine Abschlüsse Ver-

140 luste herbeiführen können. Die Materialversorgung auf Abruf zu Preisen, die in Prozenten der jeweiligen Marktpreise ausgedrückt werden, wird am besten vor Verlusten schützen, dagegen Spekulationsgewinne verunmöglichen. Industrielle Unternehmungen mit unsicheren, nicht bestimmbaren F a b r i k a t i o n s m e n g e n sind n i c h t sanierungswürdig. Die Mengenleistungeh der Fabrikationsabteilung müssen dem Lieferungsbedarfe der Verkaufsabteilung entsprechen; diese muß daher über die jeweilige und kommende Ausbringungsleistung unterrichtet sein, um eine dem Auftragsbestande entsprechende Mengenverteilung rechtzeitig vornehmen zu können, bzw. um Maßnahmen zu treffen, die Verkaufstätigkeit zu steigern, wenn die Aufbringungsleistung den Auftragsbestand überflügelt, bzw. im umgekehrten Falle einzuschränken. Form und Zeitfolge der Mengenleistungsmeldungen richten sich nach Art und Umfang des Unternehmens. In geordneten Betrieben werden die Ausbringungsmeldungen mit kalkulatorischen Angaben verknüpft, eine Methode, die bei fabrikatorischen Sanierungen einzurichten ist, um späteren unliebsamen Überraschungen vorzubeugen. In der Folge seien einige Beispiele aus der Praxis gegeben. Tägliche Schmelz- und Gießmeldung der Schicht Nr ; Arbeitszeit von Uhr bis Uhr; Ofenbeschickung: Material A : kg, Material B : kg, Material C: kg usw., insgesamt: kg; (Zahl) Gießpfannen von je kg Inhalt, (Zahl) Gießpfannen von j e kg Inhalt usw.; Gegossene F o r m : (Zahl) von Modell Nr , (Zahl) von Modell Nr usw.; Gußgewichte: kg von Modell Nr , kg von Modell Nr usw., insgesamt kg. Aus diesen täglichen Meldungen werden die wöchentlichen, monatlichen usw. Meldungen wie folgt zusammengestellt : Wöchentliche Gießmeldung: te Woche von (Datum) bis (Datum); Schicht Nr. I, I I , I I I ; für jede Schicht: Materialart, geleistete kg, Mehr, oder Weniger gegen Vorwoche, ausgedrückt in kg und Prozenten, Gesamtleistung in kg, Mehr, oder Weniger gegen Vorwoche, ausgedrückt in kg und Prozenten; Gesamtleistung aller drei Schichten in kg, Mehr oder Weniger gegen Vorwoche, ausgedrückt in kg und Prozenten; Gesamtlohnstunden und Gesamtlöhne, Mehr oder Weniger gegen Vorwoche, ausgedrückt in Stunden bzw. Währungseinheiten und Prozenten; Lohnkosten von 100 kg Guß, Mehr oder Weniger gegen Vorwoche, ausgedrückt in Währungseinheiten und Prozenten; Verhältnis der drei Schichtleistungen (in kg) zueinander in der Berichts- und Vorwoche. Aus diesen Berichten sind die Schwankungen der Arbeitsleistungen und Lohnkosten für die Mengeneinheit zu ersehen; unzulässige Schwankungen, welche nicht auf den Wechsel des Beschäftigungsgrades zurückzuführen sind, geben Veranlassung für das Eingreifen der Betriebsleitung. Bei der Untersuchung von zu sanierenden Unternehmungen kann aus der Art und Führung dieser Berichte auf die Güte und Regelmäßigkeit des bisherigen Fabrikationsganges und auf die Reglertätigkeit der Betriebsleitung geschlossen werden, überdies auf den Grad der Lohnausbeute und deren Gleichförmigkeitsgrad. Tägliche Rohglastafelschneidemeldung der Schicht Nr ; Arbeitszeit von Uhr bis Uhr; für jede Rohglastafel: Fläche in m 2 , Fehlerzahl , Fehlervergütung in Währungseinheiten, Schnittergebnis, aus-

141 gedrückt in Stückzahl und m für jede Marktgrüße (die durch die oberste m 2 -Zahl gekennzeichnet wird); aus dieser Meldung ergibt sich die Zusammenfassung: .... (Zahl).... geschnittene Tafeln bis.... m : ;....°/o; der gesamten Ausbringung m2 .... »» )» » II •••• t» •••• II |l II tl H •••• » .••. »I II ..*. It *... fl II )t usw. 2

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....Stück Rohglastafeln mit insges m s ;....% Schnittverlust ....°/o = mä „ : Materialkosten: .... Währungseinheiten „ : Lohnkosten: .... „ Insgesamt: .... „ = ...Wiihrungseinh./m2 ,...°/o Schnittverlust = .... Durch Zusammenfassung der täglichen Meldungen ergeben sich in sinngemäßer Weise wie bei der vorstehenden Gießmeldung die Vergleichszahlen zwischen den Leistungen und Kosten der drei Schichten für die Berichtsund gleich lange Vorzeit, sowie der Gestehungskosten und Schnittverluste. Die Mengenkontrolle der vorgenannten Ausbringung ist durch die Lagerkartei für geschnittenes Rohglas gegeben, deren Einzelkarten und Übersichtskarte in die nachstehenden Formen gebracht werden können. Lagerkarte: Glasart, Glasstärke, Abmessungen X mm, Tafelfläche m 2 , Lager Nr , Jahr, Monat, Tag, Zugang von Schicht Nr , Stückzahl, Abgang nach (Kunde, Schleifwerk) Stückzahl, reserviert für (Kunde, Schleifwerk) Stückzahl, verfügbare Stückzahl Übersichtskarte (jeweilen am Wochen-, Monats-, Jahresende aufgestellt): die gleichen Bestimmungspunkte wie die Lagerkarte, unter Weglassung der Schichtennummern. Fuhrwerksleistung: Wagennummer, Wagenführer (Name, Stammnummer), Ausfahrtsdatum, Ausfahrtszeit, Zielangabe, Einfahrtsdatum, Einfahrtszeit, gesamte Fahrzeit in Stunden, Brennstoffverbrauch und Ölverbrauch (in Mengen und Währungseinheiten) insgesamt, pro Fahrstunde, pro km, pro beförderte Mengeneinheit. Täglicher Vollgatterleistungsbericht: Vollgatter Nr Schicht Nr , Arbeiter (Namen und Stammnummern), Berichtstag, Holzart; Stammkennzeichen: Stamm Nr , Länge in m, Durchmesser in m, Festmeter; Schnittleistung: Bohlen (Bretter), bzw. Vierkantholz, bzw. Seitenbretter: Stückzahl, Breite und Stärke (Höhe) in cm, laufende m, m 3 ; Schnittzeiten in Minuten für: Festmeter Rundholz, laufende m und m 3 Bretter, Bohlen, Vierkant usw., Reparaturzeit in Minuten. Durch Zusammenfassung der Tagesberichte ergeben sich wie oben sinngemäß die Vergleichszahlen. Täglicher Leistungsbericht einer Kistenfabrik: Datum, Arbeiterzahl, Arbeitszeit in Stunden; Ausgangsmaterial: Holzart, Bretter: Zahl, Länge, Breite, Stärke in cm, m 3 , insgesamt m 3 ; Erzeugte Kisten: Länge, Breite, Höhe in cm, Stückzahlen. Die wöchentlichen und monatlichen Vergleichszahlen ergeben sich wie oben. Allgemeine Form der Leistungsberichte: Werkstatt Nr., Zahl der Arbeiter, Zahl der geleisteten Akkord- und Lohnstunden, Erzeugnisarten, -größen, -formen (Teilstücke), Stückzahlen, Mehr, oder Weniger gegen die gleich lange Vorperiode in Stückzahlen und Prozenten.

142 Bei d e r f a b r i k a t o r i s c h e n S a n i e r u n g v o n i n d u s t r i e l l e n U n t e r n e h m u n g e n s i n d die G r u n d f o r m e n f ü r d i e p e r i o d i s c h e n L e i s t u n g s berichte festzulegen. Aus den Leistungsberichten ergeben sich die für die Erzeugniseinheit (Mengeneinheit) aufgewendeten durchschnittlichen Arbeitszeiten überhaupt und die von den einzelnen Arbeitern (an den einzelnen Arbeitsstellen) benötigten durchschnittlichen Arbeitszeiten. Ihre Erfassung und Gestaltung ist ein unbedingtes Erfordernis für das wirtschaftlich zulässige Maß der Gestehungskosten und für deren Kalkulation. An anderer Stelle ist bereits gezeigt worden, mit welchen einfachen Mitteln ein Werkführer die Arbeitszeiten (Stückzeiten) verkürzen und für alle Arbeiter, welche die gleichen Arbeiten ausführen, annähernd auf die gleiche Größe bringen kann. Stellt sich bei der endgültigen Kalkulation des Verkaufspreises heraus, daß er nicht konkurrenzfähig ist, dann wird von nichtsachkundiger Fabrikationsleitung vor allem an Lohnverringerung gedacht und geschritten, anstatt in erster Linie die Arbeitszeiten einer näheren Prüfung zu unterziehen, um die Ursachen herauszufinden, welche die konkurrenzunfähige Arbeitszeit bedingen, und die Mittel zu ersinnen, um sie zu beseitigen. Aus dem Leistungsberichte einer Dreherwerkstätte war beispielsweise zu ersehen: Teilstück Nr , Berichtsperiode (Wochen, Monate): Arbeiter Name, Nummer

Maschine Nr.

Geleistete Stückzahl

Gesamtarbeltsstunden

Stunden (Minuten) pro Stück

A 110 100 0,909 B 100 100 1 C 130 91 0,7 D 125 100 0,8 An und für sich ist dieses Leistungsbild kein befriedigendes, denn die Unterschiede in den Zeitleistungen betragen 10%, bzw. 20%, bzw. 30%; es müssen demnach besondere Ursachen und Wirkungen vorgelegen haben, deren Ergründung von der Betriebsleitung versäumt wurden. Von vornherein ließ sich feststellen, daß das Unternehmen ausnahmslos an Lieferzeitüberschreitungen krankte, welche zum Abfalle vieler Kunden führte. Diese Feststellung führte im Zusammenhange mit dem vorstehenden Leistungsberichte, der wahllos herausgegriffen worden war, dazu, die Leistungsberichte aller Teilstücke zu studieren; bei allen zeigte sich das gleiche Bild der großen Unterschiede in den Arbeitszeiten. Die Erforschung der Ursachen ergab: die Dreher hatten ihre Drehstähle selbst in gebrauchsfähigem Zustande zu erhalten, da eine Werkzeugmacherei nicht vorhanden war, ein Zustand, dessen Nachteile bereits an anderer Stelle erörtert wurden; Arbeiter A und B bedienten gleichartige, stark veraltete Drehbänke; Arbeiter B war ein jüngerer, in der Werkzeugbehandlung weniger erfahrener Arbeiter, der eine längere Arbeitszeit für die Wiederherstellung der Drehstähle benötigte; der hierfür erforderliche Zeitaufwand drückt sich in der geringeren Ausbringungsmenge gegenüber jener des Arbeiters A aus. Arbeiter C und D bedienten hochleistigere Drehbänke, doch war Arbeiter D in der Werkzeugbehandlung nur ebenso erfahren wie Arbeiter B. Die Betriebsleitung hätte zu einer Zeit, als das Unternehmen noch über flüssige Mittel verfügte, die Drehbänke der Arbeiter A und B in gleicher Weise umbauen müssen, wie jene der Arbeiter C und D, überdies, da die Werkstätten eine große Anzahl von Drehbänken umfaßten, eine kleine Werkzeugmacherei einrichten sollen.

143 Bei der Untersuchung der hohen Gestehungskosten eines Unternehmens konmte festgestellt werden, daß die Arbeitszeiten der Einzelteile eines Hauptstückes sehr knapp bemessen waren, während die Montagezeit des Hauptstüc.kes zu hoch erschien. Von dem Hauptstücke wurden monatlich S Stück momtiert. Die Nachprüfungen ergaben, daß rund s% der Montagearbeiten zum Teile wiederholt werden mußten, weil die vom Arbeiter selbst vorzunehmende Lehrenkontrolle Ausschuß nachwies, der darauf zurückzuführen warT daß ein Teilstück x, welches selbst wieder aus fünf Unterteilen bestand, die Güteleistung des Hauptstückes beeinträchtigte. Die Gestehungskosten dieses Teilstückes rechneten sich aus: Teilstück x: Unterteil '„ „ „

A Arbeitszeit: a x Minuten B c D E Insgesamt ax -f- a 2 + a 3 +

+ 85 = a Minuten.

Minutenlohn = b Währungseinheiten. Gesamtlohn = a X b c Währungseinheiten Betriebsunkosten p% der produktiven Löhne. • cX P Betriebsunkostenzuschlag: ^ . . . . = d „ Materialkosten = e Teilstück Nr. x: Gesamtkosten . . . .c + d + e = fWährungseinheiten. Für die Montage ungenügend: sXS monatlich: = g Stück im Werte von f X 8 = ^ Währungseinheiten. Die Akkordzeit für das Hauptstück betrug Minuten. Diese Akkordzeit konnte bei jenen Hauptstücken eingehalten werden, bei welchen das vorgenannte Teilstück x mit den anderen Teilstücken ohne weiteres zusammengepaßt werden konnte; bei den b% waren besondere Einpaßversuche erforderlich, nach deren Ablauf erst entschieden werden konnte, ob das Teilstück x verwendet werden konnte, oder durch ein anderes ersetzt werden mußte. Die Montagearbeiten stellten sich wie folgt: Sx Stücke konnten in der vorgesehenen Akkordzeit montiert werden; S 2 Stücke erforderten eine besondere Einpaßzeit, nach welcher Teilstück x zu verwenden war; S 3 Stücke erforderten nach abgelaufener Einpaßzeit den Ersatz des Teilstückes x; S 4 Stücke erforderten nach nochmals abgelaufener Einpaßzeit wieder den Ersatz des zweiten Teilstückes x; S 3 -}- S 4 ergaben s% von S. Wären alle Teilstücke x ohne weiteres verwendbar gewesen, dann wäre für die monatliche Ausbringung eine Montagezeit von: erforderlich gewesen.

S X 'i

=

z

i Minuten

144 Tatsächlich waren erforderlich für: S t Stücke: Sx X ii = i 2 Minuten, SjStücke bei einer Einpaßzeit von i 3 Minuten: S 2 X(¡1+13) = i« >, 53 ,, i, v ,, ,1 ij ,, Sg^^fij-f-iß) = i5 ,, 54 ,, ,, ,, .. -^Xij ,, S 4 X ( i 1 + 2 X i 3 ) = *6 11 S Stücke insgesamt: i, -f- i 4 + 's + 1® = z 2 Minuten, wobei z2 Minuten um r % größer als z1 Minuten waren. Die Ursache des Verlustes an Montagezeit lag in der mangelhaften Zwischenkontrolle, welche die Teilstückf Nr. x passieren mußten. Durch den Montagezeitverlust ergab sich eine monatliche Minderausbringung um s% und eine Gestehungskostensteigerung, welche merkwürdigerweise in der Nachkalkulation nicht berücksichtigt wurde, und sich wie folgt berechnete: Untaugliche Teilstücke x: g : Das minderwertigere Material ist zu verwenden. Tragen die baulichen Verhältnisse Schuld an den Erzeugnismängeln, dann wird in vielen Fällen eine Sanierung mit Rücksicht auf die hohen, oft unwirtschaftlichen Behebungskosten kaum anzuraten, in jenen Fällen, in welchen eine Behebung der Mängelursachen nicht möglich ist, zu unterlassen sein. E s lohnt sich fast nie, ein in räumlicher Beziehung ungeeignetes Fabriksgebäude umzubauen; in einem einzigen Falle ist der Umbau zulässig, dann, wenn das Unternehmen durch die Natur seiner Erzeugnisse, oder durch außerordentlich günstige Verkehrsverhältnisse mit Rücksicht auf den Rohmaterialienbezug, durch die Nähe, oder durch das Weichbild einer Großstadt, deren Bewohner die Hauptabnehmer bilden, an seine örtliche Lage gebunden ist. Unternehmungen, deren Fabrikation und zu verarbeitenden Materialien einer bestimmten durchschnittlichen Trockenheit, bzw. Feuchtigkeit, der Atmosphäre bedürfen und eine örtliche Lage aufweisen, die diesen Forderungen nicht entspricht, infolgedessen mangelhafte Erzeugnisse herausbringen und dadurch notleidend werden, sind im allgemeinen nicht sanierungsfähig. In manchen Fällen kann wohl durch künstliche Maßnahmen der erforderliche Trockenheits-, bzw. Feuchtigkeitsgrad herbeigeführt werden, doch ist für die Anwendung derartiger Behelfe der Einfluß ihrer Anlage- und Betriebskosten auf die Gestehungskosten der Erzeugnisse bestimmend. Unternehmungen, deren Gewinnbringung nur durch die Pacht einer billigen Wasserkraft möglich ist, sind nicht sanierungswürdig, wenn der Pachtvertrag kurzfristig ist. Bei dieser Gelegenheit sei auf jene Unternehmungen verwiesen, die infolge ungünstiger verkehrstechnischer Lage (hohe Transportkosten, hohe Zu- und Abfuhrspesen) notleidend wurden; an ihre Sanierung ist nicht zu denken. Industrielle Unternehmungen, welchen f u n d a m e n t a l e fabrik a t o r i s c h e Mängel a n h a f t e n , die z w a n g s l ä u f i g Mängel der E r z e u g nisse zur F o l g e h a b e n , sind z u m e i s t nicht s a n i e r b a r , da die Beh e b u n g d e r f u n d a m e n t a l e n M ä n g e l zu u n w i r t s c h a f t l i c h e n K a p i t a l aufwendungen führen. Mängel an industriellen Erzeugnissen können bei gewissen Industrien, deren Arbeitsmethoden aufwärmetechnischen, oder chemischen Vorgängen usw. aufgebaut sind, durch Verzögerungen im Fabrikationsgange, bewirkt durch verspätete Speisung aus dem vorhergehenden Ai'beitsgange, oder durch ungenau arbeitende Arbeitsvorrichtungen hervorgerufen werden; die erstgenannte Verzögerungsursache wird zu beseitigen sein, wenn sie nicht fun-

150 damentaler, durch die Gesamtanlage bedingter Natur ist, die zweitgenannto durch Umbau, oder Ersatz der Arbeitsvorrichtungen, welche nur auf Grund von kalkulatorischen Erwägungen und Schlußfolgerungen an Hand zu nehmen sind. Bei industriellen Unternehmungen der chemischen Industrie, wozu in gewissem Sinne ein Großteil der Nahrungsmittelindustrie zu rechnen ist, bei gewissen Hüttenwerken, finden sich Arbeitsvorrichtungen, welche in ihrer Anlage von vornherein verfehlt, oder längst veraltet sind. In beiden Fällen werden, verhältnismäßig beurteilt, Erzeugnisse hervorgebracht, die entweder, gemessen an den heutigen Leistungsanforderungen der Erzeugnisse, bzw. im Vergleiche mit den Konkurrenzerzeugnissen, Mängel aufweisen, oder in ihrer Gesamtheit als minderleistungsfähig anzusehen sind, oder Mengenleistungen gezeitigt, die im Verhältnisse zu jenen der Konkurrenz Betriebsunkostenbelastungen tragen müssen, die einen konkurrenzunfähigen Verkaufspreis zur Folge haben. Derartige Unternehmungen sanieren zu wollen, ist vergebliches Beginnen. Bei solchen Unternehmungen ist selten etwas zu retten, es wäre denn, daß das Unternehmen an einem Verkaufssyndikate mit einer Quote beteiligt ist, deren Verwertung die bisherigen Verluste wettmachen kann, in welchem Falle die endgültige Stillegung des Unternehmens selbstverständliche Voraussetzung ist. Eine Fensterglasfabrik, die nach dem alten Blasverfahren arbeitet, leonische Werke, die mit längst überholten elektrolytischen Anlagen ausgerüstet sind, Stahlwerke, die in alten Öfen statt in Elektroöfen raffinieren, Gelatinefabriken, die keinen automatischen Arbeitsprozeß aufweisen, kommen als Konkurrenten nicht in Betracht, weil ihre Güteleistung und Ausbringungsfähigkeit durch die Natur ihrer Anlagen rückständig geworden sind. Ohne Präzisionsmaschinen und Präzisionslehren können Präzisionserzeugnisse nicht hergestellt werden. Unternehmungen, welche Massenerzeugnisse herstellen, aber für Massenfabrikation nicht eingerichtet sind, sind dem Untergange geweiht. Ihre Sanierung ist nur möglich durch Erstellung der für die Massenfabrikation notwendigen Arbeitsbehelfe, zulässig nur dann, wenn die baulichen Anlagen die gebotene Anordnung der Arbeitsbehelfe zulassen, was nur iii seltenen Fällen zu finden sein wird. Alle Erzeugnismängel bedingen infolge der für die Behebung der Mängel aufzuwendenden Arbeitszeit Verlängerungen der Ausbringung3zeit (Laufzeit der Erzeugnisse), welche selbst wieder Überschreitungen der Lieferzeit nach sich ziehen. Als mangelhaftes Erzeugnis ist jedes zu bezeichnen, das in seiner Konstruktion, oder Formgebung rückständig ist, auch dann, wenn weder Material-, noch Ausführungsfehler vorliegen. Ein Kraftwagen mit Batteriezündung, ohne Anlasser, mit Friktionsantrieb usw. weist an sich so viel Mängel auf, daß er auch bei bester Ausführung nicht verkaufsfähig ist. Bei Sanierungen derartiger Unternehmungen wird zu überlegen sein, ob die Kosten der Neugestaltung der Erzeugnisse, die fast immer mit einer Umgestaltung der Fabrikationsanlagen verbunden sein wird, noch rentabel sind. Bei der Beurteilung der fabrikatorischen Sanierungsfähigkeit und Sanierungswürdigkeit muß der strenge Grundsatz gelten: altes Eisen gehört auf den Schrotthaufen. E s ist unkaufmännisch, schlechtem Gelde gutes nachzuwerfen. Doch auch dort, wo alle Material- und Arbeitsbedingungen gegeben sind, um mängellose Erzeugnisse herzustellen, werden Erzeugnismängel auftreten, wenn die Arbeitskontrolle fehlt, lückenhaft oder nicht sorgfältig durchgeführt

151 wird. Drei Bedingungen sind hier Voraussetzung: Unabhängigkeit, Fachkundigkeit der Kontrollorgane, geeignete Kontrollbehelfe. Die Unabhängigkeit der Kontrollorgane, ein wichtiges Erfordernis, ist nicht überall zu finden. Die erste Kontrolle findet durch den Werkführer statt; sie ist in den seltensten Fällen eine durchgreifende und bestimmende. Von ihr allein darf es in keinem Falle abhängen, ob das Werkstück dem nächsten Arbeitsgange, bzw. dem Verkaufe, zugeführt wird. Wenn der Arbeiter seine Pflicht voll erfüllt, fehlerloses Material zur Bearbeitung geliefert bekommt und sich geeigneter Arbeitsbehelfe bedienen kann, sollten, genau genommen, mängellose Erzeugnisse herausgebracht werden. Nicht immer ist einwandfreies Material zur Verfügung, oft erscheinen die Materialfehler erst während der Bearbeitung (z. B. Gußfehler); da und dort treten Störungen im Gange der Arbeitsmaschinen auf, versagen die Werkzeuge im ungeeignetsten Augenblicke. Mit der Ermüdung des Arbeiters muß gerechnet werden, durch welche seine Aufmerksamkeit beeinträchtigt wird, mit seinem seelischen Zustande, dessen Ursachen außerhalb seiner Fabrikationstätigkeit liegen, des weiteren mit seinem Bestreben, überall dort, wo Akkordarbeit eingeführt ist, eine möglichst große Ausbringungsmenge zu erzielen, endlich mit seiner Annahme, daß, wenn keine Arbeitskontrollen eingerichtet sind, die Mängel nicht bemerkt werden, daß, wenn Arbeitskontrollen vorgenommen werden, die Werkstücke zwecks Mängelbehebung ihm zurückgestellt werden; die letztgenannte Überlegung ist verständlich, wenn auch nicht zu entschuldigen, da sie mit den durch die Kontrolle entstehenden Kosten nicht rechnet, verständlich deshalb, weil der Arbeiter dabei, wenn auch selbstsüchtig, wirtschaftlich denkt; denn, wenn er jedes Stück scharf überprüft, wird er aufgehalten und verliert kostbare Arbeitszeit; kommen die mangelhaften Arbeitsstücke aus der Kontrolle zu ihm zurück, dann sind die Mängel schon genau gekennzeichnet, er muß sie nicht mehr suchen, sondern nur beheben; die Behebungszeit ist die gleiche, ob er selbst die Mängel gefunden hätte, oder die Kontrollstelle, aber die Kontrollzeit hat er sich erspart. Der Werkführer ist mit der Zuteilung und Abnahme der Arbeiten, mit der Überwachung der Arbeitsmaschinen und Arbeitsgänge, mit der Unterweisung der Arbeiter, mit der Regelung des Betriebes seiner Abteilung, mit der Beobachtung der Arbeiter und Verbesserung der Arbeitszeiten, mit Auskunftserteilungen, mit dem Studium der Werkzeichnungen u. v. a. derart beschäftigt, daß er im besten Falle nur Kontrollstichproben durchführen kann. Mehr oder minder ist auch bei ihm mit ähnlichen Überlegungen, wie sie der Arbeiter anstellt, zu rechnen. Die Betriebsleitung, welche die Aufgabe hat, alle Betriebskosten, insbesondere die unproduktiven, zu welchen die Kontrollkosten zählen, zu verringern, muß damit rechnen, daß die Zahl der notwendigen Kontrollkräfte mit der Zunahme der Erzeugnismängel steigt. Sie muß daher über jene Arbeitsstellen unterrichtet sein, bei welchen Mängelfehler auftreten, über deren Ausmaß und Ursachen. Hierüber geben die an anderer Stelle bereits erörterten Nacharbeits-(Ersatzarbeits-)Lohnzettel, die Mängelberichte und die hieraus sich ergebenden Verlustberechnungen, welche von der Nachkalkulation ausgeführt werden, Aufschluß. Aus den Nacharbeitslohnzetteln werden die Mängel-, oder Ausschußberichte der einzelnen Werkstätten zusammengestellt, welche folgende kennzeichnenden Angaben enthalten: Werkstätte-Nr., Berbhtszeit (Woche, Monat, Jahr), Berichtsdatum, für jeden Arbeiter:

152 Name, Stammnummer, Teilstück-Nr. (Gegenstand), Nr. des Nacharbeitslohnzettels, in der Berichtszeit geleistete Stückzahl, Mehr, oder Weniger gegen vorhergehende gleichlange Berichtsperiode, nachzubearbeitende Stückzahl, auch ausgedrückt in Prozenten der Gesamtstückzahl, Mehr-, oder WenigerStücke und Prozente gegen vorhergehende gleichlange Berichtsperiode, Ausschußstückzahl und -prozente, Mehr-, oder Weniger-Stücke und Prozente gegen vorhergehende gleichlange Berichtsperiode, Ursachen des Ausschusses (Materialfehler, Bearbeitungsfehler), Gesamtnacharbeitszeit in Minuten; für jede Werkstätte: geleistete Gesamtstückzahl für jedes Teilstück (Gegenstand), Mehr- oder Weniger gegen vorhergehende gleichlange Berichtsperiode, Gesamtzahl der nachgearbeiteten Teilstücke (Gegenstände), Mehr oder Weniger gegen vorhergehende gleichlange Berichtsperiode, Gesamtzahl der Ausschußstücke, Mehr oder Weniger gegen vorhergehende gleichlange Berichtsperiode, Summe der Nacharbeitszeiten in der Berichtsperiode, Mehr, oder Weniger gegen vorhergehende gleichlange Berichtsperiode. Aus dem Berichte der Werkstätte berechnet die Nachkalkulation die auf die Nacharbeitszeit entfallenden Betriebsunkosten, die Kosten des Gesamtausschusses (Material plus Lohn für jene Stücke, für welche er infolge Materialfehler bezahlt werden muß, plus Betriebsunkostenanteil), sowie die aus diesen Bestimmungsgrößen sich ergebenden Vergleichszahlen mit jenen der vorhergehenden gleichlangen Berichtsperiode; die gleichen Angaben werden aus allen Werkstätten zusammengefaßt, so daß die Betriebsleitung (wöchentlich, monatlich usw.) den Umfang der verlorenen Nacharbeitszeit, ihrer Betriebskosten, die durch Ausschußarbeiten entstandenen Verluste und ihr Verhältnis zur Vorperiode ermessen kann. An Hand dieser Angaben wird es ein leichtes sein, Abhilfe zu schaffen, sei es durch fabrikatorische Vorkehrungen, sei es durch Mahnungen, oder Entfernung der wiederholt fehlbaren Arbeitskräfte. Die Unabhängigkeit der Kontrollstelle und ihrer Organe von jeder Arbeitsstelle, einerlei, ob es eine geistig oder manuell wirkende ist, muß unter allen Umständen vorhanden sein, denn die Mängelursachen können geistiger oder fabrikatorischer Natur sein; die Kontrollstelle wird nur dann unabhängig arbeiten, wenn sie der Betriebsleitung direkt unterstellt ist. Der Leiter der Kontrollabteilung, wie die Führer der einzelnen Kontrollabteilungen, müssen von vornherein mit der Gegnerschaft aller Arbeitsstellen rechnen, gegen diese gesichert sein, um sich über dieselbe hinwegsetzen zu können. Jene unteren Kontrollorgane, welche dem Arbeiterstande entnommen wurden, müssen unter anderen Entlohnungsbedingungen arbeiten, als die Lohn- und Akkordarbeiter, um Gemeinschaftsinteressen, die die Strenge der Kontrollarbeit beeinflussen könnten, von vornherein auszuschalten. In vielen Unternehmungen ist jeder Werkstätte, oder Abteilung, eine Kontrollstelle angeschlossen, welche dem betreffenden Werkführer, oder Abteilungsleiter, untersteht. Diese'Gliederung ist falsch und von schädigender Wirkung; denn der Untergebene wird mit Rücksicht auf die Sicherung seines Postens kaum wagen, Fehlerquellen aufzudecken, die das Ansehen seiner vorgesetzten Stelle bei der Betriebsleitung schädigen könnten; Werkführer, welche ihrer Aufgabe nicht gewachsen sind, werden dahin wirken, daß die ihnen untergeordnete Kontrollstelle nicht mit jener Strenge arbeitet, die erforderlich wäre und geübt würde, wenn die Kontrollstelle von der Werkstätte unabhängig wäre. Die Gliederung der unabhängigen Kontrollstellen ist die gleiche, wie jene des Betriebes, d. h. die, Erzeugnisse laufen während ihrer Entwicklung durch die

153 den jeweilen durchgeführten Arbeitsprozessen entsprechenden Kontrollen. Grundsätzlich ist nach jedem Arbeitsprozesse, worunter die Gesamtheit aller, ohne Unterbruch auf einer Arbeitsmaschine ausgeführten Arbeitsgänge zu verstehen sind, das Werkstück einer Kontrolle — Zwischenkontrolle — zu unterwerfen, die von der Kontrollstelle durchzuführen ist; d. h. es darf ein Werkstück zur folgenden Arbeitsstelle nur gelangen, nachdem es von der Kontrollstelle geprüft und gut befunden wurde. Viele Betriebsleitungen stehen auf dem Standpunkte, daß durch viele Zwischenkontrollen die Gesamtarbeitsdauer des Erzeugnisses und die Betriebsunkosten (vermehrter Transport der Erzeugnisse zur und von den Kontrollstellen, von und zu den Arbeitsgängen) unnötig erhöht werden. Bei kurzer Überlegung ist zu erkennen, daß dieser Standpunkt falsch ist. Denn wenn ein mit Mängeln behaftetes Werkstück ohne Überprüfung weitergeleitet und den folgenden Arbeitsprozessen unterworfen wird, häufen sich immer weitere, um die Betriebsunkostenzuschläge vermehrte Löhne bis zu dem Augenblicke, in welchem erkannt wird, daß die mit Fehlern behafteten Teilstücke in das System der übrigen Teilstücke nicht eingepaßt werden können, bzw. das Enderzeugnis mit seinen Fehlteilen minderwertig geworden, oder nicht verkaufsfähig ist. Zwischenkontrollen bieten die Möglichkeit, die Mängelursachen sofort feststellen und zu beheben, gleichen Mängeln für die Zukunft vorbeugen zu können. Endkontrollen haben die Aufgabe, das Fertigerzeugnis daraufhin zu untersuchen, ob es die vorgeschriebenen Leistungs- und Güteanforderungen erfüllt, bevor es der Verkaufsabteilung zur Verfügung gestellt wird. Für bestimmte Erzeugnisse dienen Versuchsabteilungen mit Einrichtungen, welche ermöglichen, das Enderzeugnis unter jenen Bedingungen und Verhältnissen zu erproben, welche bei seiner praktischen Verwendung Geltung haben; vielfach werden die Endkontrollen gleichzeitig zu Übernahmeversuchen ausgebildet. Die Ergebnisse der Endkontrollen werden der geistig-technisch wirkenden Stelle übermittelt, um ihr einerseits zu ermöglichen, festzustellen, ob die Endergebnisse mit den beim Entwürfe der Erzeugnisse vorgesehenen Leistungen übereinstimmen, und ihr anderseits die Möglichkeit zu bieten, die Erfahrungen, welche bei den Versuchen gewonnen wurden, zur weiteren Entwicklung der Erzeugnisse zu benutzen. Die Kontrollstellen sind, soferne es sich nicht um mechanische Kontrollen von Abmessungen handelt, durchwegs mit Fachleuten zu besetzen, welche neben den erforderlichen Fachkenntnissen über ein Mindestmaß von Erfahrung verfügen; die Unterorgane müssen durch Stichproben aus den von ihnen für gut befundenen Erzeugnissen selbst auf die Genauigkeit ihrer Überprüfungstätigkeit kontrolliert werden. Den Kontrollstellen obliegt nicht nur die Überprüfung der Werkstücke und Enderzeugnisse, sondern auch die periodische Eichung aller Lehren und Meßwerkzeuge, welche im Betriebe Verwendung finden; dieser Aufgabe wird in vielen Betrieben zu wenig Sorgfalt zugewendet; insbesondere in mechanischen Werkstätten sind viele Nacharbeiten darauf zurückzuführen, daß die Meßinstrumente und Meßlehren, welche während der Arbeitsgänge verwendet werden, mit jenen der Kontrollstellen nicht übereinstimmen. Hieraus entstehen Streitigkeiten bei der Rückweisung von nicht gut befundenen Arbeiten; um diese von vornherein zu verunmöglichen, müssen die Meßbehelfe nach Ablauf von bestimmten Zeitabschnitten durch die Kontrollstelle von den Arbeitsstellen eingezogen und durch neu geeichte ersetzt werden.

154 Hierbei ergibt sich Gelegenheit, die Ursachen der Abnutzung und Ungenauigkeiten (schlechtes Material, unzulässige Behandlung der Meßbehelfe durch den Arbeiter) zu ergründen und zu beheben. Die Eichliste hat folgende Form: Meßwerkzeug-Nr. (Lohn-Nr.), ausgefolgt am an Arbeiter- (Arbeitersteile-) Nr., eingezogen am , Befund Ursachen der Beschädigung, ersetzt durch Meßwerkzeug-Nr. (Lehre-Nr.) am Allmonatliche Befundund Verbrauchsberichte unterrichten die Betriebsleitung über Wartung, Verbrauch und Kosten der Instandhaltung der Meßbehelfe. Auch die Kontrollarbeiten müssen nach wirtschaftlichen Grundsätzen durchgeführt werden. An anderer Stelle ist durch ein Beispiel gezeigt worden, mit welchen einfachen Mitteln oft die Kontrollzeit erheblich abgekürzt werden kann, um durch Mehrkontrolleistungen Kontrollkosten zu sparen. Die von den Kontrollstellen geleistete Arbeit wird durch die an die Betriebsleitung zu leitenden Kontrollausweise gekennzeichnet, welche etwa folgende Form haben können: Kontrollauswei3-Nr.; Gegenstand; Einlieferung: Werkstätte-Nr., Akkordschein-(Lohnzettel-)Nr., (Name des Heimarbeiters, des Lieferanten), Einlieferungsdatum; Befund; Übernahme: Stückzahl, abgeliefert an (Magazin-Nr., Werkstatt-Nr.); NichtÜbernahme: zur Nacharbeit abgeliefert an Werkstätte-Nr. (Heimarbeiter, Lieferant), Stückzahl, Fehlerquelle und -Ursache; Ausschuß-Stückzahl, Fehlerquelle und -Ursache; Lohnabzug: Währungseinheiten, bzw. Prozente. Industrielle U n t e r n e h m u n g e n , welche infolge Erzeugnism ä n g e l n , d i e a u s s c h l i e ß l i c h auf m a n g e l h a f t e , o d e r n i c h t v o r h a n dene Kontrolle zurückzuführen sind, notleidend wurden, können d u r c h Behebung der Kontrollmängel, oder durch E i n r i c h t u n g einer zwangsläufig arbeitenden Kontrolle saniert werden. Die Wichtigkeit und Bedeutung der ununterbrochenen Kontrolle der in Fabrikation befindlichen Arbeitsstücke läßt sich an Hand der nachstehend gekennzeichneten optischen Kontrolle eines industriellen Unternehmens, welches wissenschaftliche Instrumente in Massenfabrikation herstellt, ermessen. Der optischen Kontrolle obliegt die Überprüfung aller optischen Gegenstände, einerlei ob sie aus den eigenen Werkstätten, oder von Fremdlieferanten stammen, die Überprüfung und Instandhaltung aller für die Fabrikation optischer Gegenstände erforderlichen Meßbehelfe, die Belieferung der zuständigen Lager- und Arbeitsstellen mit den geprüften Gegenständen, die mit der Prüfung verbundenen Mengenkontrollen, die Führung der Kontrollkartei und der Statistik. Die Kontrollen, welche sich sowohl auf die Teilstücke (Zwischenkontrollen), wie auf Fertigstücke (Endkontrollen) erstrecken, erfolgen nach den betr. Maße, Toleranzen, Lehren, Probegläser, Zeichnungen usw. erlassenen Vorschriften, für deren genaue Einhaltung und strenge Durchführung der Leiter der optischen Kontrolle verantwortlich ist. Kontrollen dürfen nur an jenen Gegenständen ausgeführt werden, welche mit den zugehörigen Begleitpapieren (Einlieferungsscheinen, Magazin-, Arbeitsbelegen) ausgerüstet sind. Der Leiter der optischen Kontrolle ist dafür verantwortlich, daß die Gegenstände, welche kontrolliert und gut befunden wurden, tatsächlich jene Eigenschaften aufweisen, welche nach den Vorschriften der wissenschaftlichen Abteilung zu fordern sind; dem Leiter der optischen Abteilung steht nicht das Recht zu, diese Vorschriften zu verschärfen, oder abzuschwächen.

155 Alle Gegenstände, welche diesen Vorschriften nicht im vollen Umfange entsprechen, sind der Einlieferungsstelle rücksichtslos zurückzustellen. Jene Gegenstände, für welche eine besondere verschärfende Kontrolle vorgeschrieben ist, dürfen ihr nur dann unterzogen werden, wenn der begleitende Akkordschein (Lohnzettel, Arbeitspaß) durch Sonderaufdruck einen ausdrücklichen Hinweis darauf enthält; denn durch diesen Hinweis wird der Arbeiter aufmerksam gemacht, daß von ihm diese besondere Kontrolle selbst ausgeführt werden muß, bevor die Gegenstände der Kontrollstelle eingeliefert werden. Unreine Gegenstände sind von der Kontrollstelle zurückzuweisen, ebenso jene, welche Spuren von Befestigungs-, oder Poliermitteln tragen, oder nicht staubfrei sind. Alle Abmessungen müssen innerhalb der vorgeschriebenen Toleranzen liegen. Die Kontrollstelle hat die Wirkung jener Maßnahmen zu überprüfen, durch welche die Arbeitsstellen staubfrei erhalten werden. Der Leiter der optischen Kontrolle hat durch den Zeitmesser zweimal im Monat Messungen der bei den Kontrollen benötigten Reinigungs- und Enstaubungszeiten vornehmen zu lassen; die Meßergebnisse liefern ihm die grundlegenden Maßnahmen gegen jene Ursachen, welche die unwirtschaftliche Verlängerung der Kontrollzeiten durch Reinigungs- und Entstaubungszeiten herbeiführen. Diese Ursachen sind der Betriebsleitung zu melden. Der Leiter der optischen Kontrolle hat ununterbrochen Stichproben an den von seinen Organen gut befundenen Gegenständen durchzuführen, um Gewähr dafür zu haben, daß gegen die durchgeführten Kontrollen kein Einspruch erhoben werden kann. Die Arbeiten der optischen Kontrolle sind im Akkord auszuführen. Die Zulässigkeit der Akkordsätze ist von Zeit zu Zeit durch Zeitmessungen zu erweisen. Durch Änderungen der Akkordzeiten, die sich als notwendig herausstellen, soll keine Schmälerung de3 Arbeitsverdienstes herbeigeführt werden, vielmehr eine hundertprozentige Ausnutzung der Kontrollzeit ohne Schädigung der Kontrollschärfe. Überdies soll durch die Festlegung der Kontrollzeit der Nachkalkulation die Möglichkeit geboten werden, die Selbstkosten eines jeden Gegenstandes lückenlos zu erfassen. Jene Kontrollarbeiten, welche derzeit noch imStundenlohne ausgeführt werden, sollen, sobald sich die Möglichkeit hierzu bietet, in Akkordarbeiten umgewandelt werden. Diese Möglichkeit wird durch Ersinnung geeigneter Kontrollbehelfe geschaffen. Die Nachkontrolle berichtet der Betriebsleitung über die Fortschritte dieser Lohnwandlung. Die festgelegten, bzw. abgeänderten Akkordzeiten sind in einer Akkordtabelle niederzulegen, welche folgende Bestimmungspunkte enthält: Fabrikations-Nr., Gegenstand, Akkordstückzahl, Akkordminuten, Lohnklasse, Stundenverdienst, Mehr, oder Weniger über Normalverdienst in Währungseinheiten und Prozenten, Akkordänderung: Datum, Ursache, neuer Stückakkord, neue Akkordzeit, Erfolg der Akkordänderung, ausgedrückt in Mengenleistung und Prozenten. Sämtliche Kontrollbefunde sind in ein Kontrollbuch einzutragen, welches für jedes festgebundene Blatt zwei seitlich perforierte Durchschreibblätter besitzt. Das eine Durchschreibblatt geht der Betriebsleitung zu, für welche die eingetragenen Ausschußprozentzahlen das Hauptinteresse bilden, in zweiter Linie die Materialfehler, die für eine zukünftige Materialwahl bestimmend sind; überdies ersieht die Betriebsleitung, welche und wieviel Fehler zu Lasten der einzelnen Werkstätten gehen, aus der Wiederholung, oder aus

156 dem Verschwinden der Fehler, mit welchem Erfolge die Werkstätten die Fehlerquellen behoben haben. Das zweite Durchschlagblatt geht an die Werkstätten, um sie über die durch ihr Verschulden herbeigeführten Mängel zu unterrichten, damit sie die Fehlerquellen abstellen. Der Leiter der optischen Kontrolle besitzt im Kontrollbuche eine Nachschlageunterlage, aus welcher er ersieht, ob die Fehlererscheinungen behoben wurden, und in welcher Zeit; stellt er fest, daß sie sich wiederholen, dann ist die Betriebsleitung zu verständigen, welche für rasche Abhilfe Sorge zu tragen hat. Das Kontrollbuch trägt folgenden Vordruck: Nummer und Datum des täglichen Kontrollberichtes, Werkstätte-Nr. (Arbeiter-Stamm-Nr.), Fabrikations-Nr., LehrenNr., eingelieferte Stückzahl (a); gutbefundene Stück (b) und Prozente (c); Ausschuß: durch Materialfehler: Stück (d) und Prozente (e), durch Bearbeitungsfehler: Stück (f) und Prozente (g); (zur Nacharbeit) zurückgewiesen: Stücke (h) und Prozente (i), Ursache und Fehler; nicht zu Lasten der Arbeit gehende Fehler: Art, Anzahl (k) und Prozente (1). Aus den täglichen Kontrollberichten entwickelt sich der Monats-(Jahres-)Bericht, indem vor Ablieferung der Tagesberichte die Summen der Größen a—1 täglich in den Monatsbericht eingetragen werden, so daß am letzten Monatstage nur die Endsummen der Summen von a—1 errechnet werden müssen, damit der Monatsbericht zugleich mit dem letzten Tagesberichte des Berichtsmonates der Betriebsleitung zugestellt werden kann. Der Monatsbericht hat folgenden Vordruck: Tagesdatum (1—31), Zahl der eingelieferten Stücke, der gut befundenen in Stückzahlen und Prozenten, Ausschuß wegen Bearbeitungs- und Materialfehler in Stückzahlen und Prozenten, Nacharbeit in Stückzahlen und Prozenten, nicht zu Lasten der Arbeit gehenden Stückzahlen und Prozente, aufgewendete Akkordund Stundenlohn-Kontrollzeit; unter allen Endsummen ist das Mehr oder Weniger gegen den Vormonat in Stückzahlen, bzw. Minuten und Prozenten, anzufügen. Der Monatsbericht liefert der Betriebsleitung k e i n Vergleichsbild der Kontrollergebnisse der einzelnen Fabrikationsnummern, sondern nur ein Verhältnisbild der monatlichen Güte- und Ausschußleistungen im Vergleiche mit jenen der Vormonate. Der Leiter der optischen Kontrolle ist dafür verantwortlich, daß die an den Arbeitsstellen der Werkstätten verwendeten Meßbehelfe sich stets in einwandfreiem Zustande befinden; alle Meßbehelfe sind monatlich zu überprüfen; wenn das Kontrollbuch wiederkehrende Fehler aufweist, die auf nicht einwandfreie Meßbehelfe zurückzuführen sind, sind die Meßbehelfe der betreffenden Arbeitsbehelfe sofort auszutauschen, ohne daß die Werkstattarbeiten durch den Austausch verzögert werden. Die optische Kontrolle führt über die in Gebrauch stehenden Meßbehelfe ein Bestandsverzeichnis von folgender F o r m : Stammnummer des Arbeiters; ausgeliefert: Meßbehelf, Datum, Stückzahl; kontrolliert am ; ausgewechselt am , Ursache. Die Werkstätten (Montagestellen) sind verpflichtet, der Betriebsleitung sofort Meldung zu erstatten, wenn sie kontrollierte Gegenstände, die den Vorschriften nicht entsprechen, zur Weiterbearbeitung (Montage) erhalten, unter gleichzeitiger Rückleitung dieser Gegenstände an die optische Kontrolle. Einen wesentlichen Bestandteil der Betriebsunkosten bilden die Betriebsgehälter. Ihre Höhe hat von der Leistung abzuhängen. J e straffer der Arbeitsplan durchgearbeitet ist, desto geringer ist die Zahl der Angestellten eines Fabrikationsbetriebes. Bei tüchtigen Leistungen sollte mit. den Gehältern nicht gespart werden. Bedauerlicherweise sind, wie Zusammenbrüche von

157 industriellen Unternehmungen lehren, hohe Gehälter allzuoft auf Sinekuren zurückzuführen, während die eigentlichen Leistenden schlecht entschädigt •werden. Genau so wie bei den Arbeitern muß auch bei den Angestellten der Wille zur Arbeit durch entsprechend bemessene Leistungsentschädigung gehoben werden. Wenn bei einem durch die Höhe seiner Gestehungskosten notleidend gewordenen Unternehmen die Materialbeschaffungs- und Materialbearbeitungsverhältnisse nicht die Ursachen der konkurrenzunfähigen Gestehungskosten bilden, dann können sie nur in der Lohnbeme3sung, oder in den Betriebsunkosten zu suchen sein. Die Lohnbemessung hängt von der richtigen Wahl des Lohnsystemes ab, durch welches von vornherein innerhalb gewisser Grenzen das Verhältnis zwischen Lohnaufwand und Lohnausbeute gegeben ist. In konservativ geleiteten industriellen Unternehmungen wird heute noch das Lohnsystem den örtlichen Verhältnissen und althergebrachten Gepflogenheiten zum Schaden de3 Unternehmens angepaßt, auch dann, wenn das System der Arbeitsverteilung schon längst die früher begangenen Wege verlassen hat. Jenes Lohnsystem ist das richtige, mit dessen Hilfe der vorgesehene Arbeitsplan bei geringstem Aufwände von Lohnkosten durchgeführt werden kann, bzw. jenes, mit dessen Hilfe der wirtschaftlich günstigste Arbeitsplan ausgearbeitet und reibungslos durchgeführt werden kann. Denn alle Meinungsverschiedenheiten zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber entspringen letzten Endes der Lohnfrage; der Arbeitnehmer will so viel Lohn, als nur möglich erhalten, wobei er den Umfang der Möglichkeit bestimmen will; der Arbeitgeber will so wenig, als möglich Lohn zahlen, wobei der Umfang der Möglichkeit durch die von ihm erwünschte Gewinngröße beeinflußt wird. Wenn sich beide Teile auf ihren Standpunkt stellen, haben beide unrecht, werden durch beide Spannungen heraufbeschworen, welche nicht im Interesse des Unternehmens liegen; denn die Lohnhöhe kann weder durch Meinungen, noch Ansichten bestimmt werden, sondern ausschließlich durch die Lohnleistung. Wenn in einem industriellen Unternehmen das Verhältnis zwischen produktivem Jahreslohne und geleisteten Mengeneinheiten bei gleichbleibendem Gütegrade der Erzeugnisse sinkt, oder bei sinkendem Gütegrade der Erzeugnisse gleichbleibt, dann ist zweifellos das Lohnsystem entweder falsch, oder es wird falsch gehandhabt. Der Arbeiter fordert höheren Lohn unter Hinweis auf die gesteigerten Kosten des Lebensunterhaltes, oder unter Hinweis auf einen von ihm angestrebten Lebensstandard, nie, oder fast nie unter Hinweis auf seine Leistung. Der höhere Lohn bei gleichbleibender Leistung erscheint dann zulässig, wenn der Verkaufspreis der vom Arbeiter hergestellten Erzeugnisse im gleichen Maße steigt, wie die Kosten des Lebensunterhaltes, was oft, aber nicht immer zutrifft; im zweitgenannten Falle wird eine aufgezwungene Lohnsteigerung bei sonst gleichbleibenden Arbeitsverhältnissen unter Umständen die Konkurrenzunfähigkeit des Unternehmens herbeiführen, zumindest seinen Gewinnertrag schmälern. Jeder Mehrverdienst, der auf Kosten des einen Teiles erzielt wird, schädigt das Unternehmen, denn Mehrverdienst muß auf Mehrleistung, sei es geistige oder manuelle, aufgebaut sein. Mehrverdienst auf Kosten des anderen Teiles schwächt den Willen zur Arbeit beim Arbeitnehmer, den Willen, das industrielle Risiko auf sich zu nehmen, beim Arbeitgeber, bzw. beim Geldgeber, bzw. beim Kapital. Wenn jahraus, jahrein die Gewinne eines Unternehmens steigen, die Arbeitslöhne bei gleichbleibenden, oder gar gesteigerten Arbeitsleistungen die gleichen

158 bleiben, ist es dem Arbeitnehmer nicht zu verdenken, wenn sein Arbeitswille erlahmt, wenn in der Menge und Güte der Leistungen nach und nach Rückschritte zu verzeichnen sind, die auch dann nicht mehr eingeholt werden können, wenn durch diese Erscheinungen erzwungene Lohnaufbesserungen bewilligt werden. Wo einmal der Wille zur Arbeit gelähmt, oder getötet wurde, ist jedes spätere Opfer vergebens. Gerade hier lehrt die Erfahrung, daß Geldmacht nicht immer imstande ist, mächtig zu sein. Die Geschichte der Sanierungserfolge lehrt, daß nur in ganz seltenen Fällen eine gerechte Lohnbemessung dem notleidend gewordenen Unternehmen wieder auf die Beine helfen konnte, wenn nicht gleichzeitig ein durchgreifender Wechsel der Belegschaft stattfand. Denn der durch die Erfahrung gewitzigte Arbeitnehmer bleibt mißtrauisch und glaubt nicht daran, daß die unter dem Drucke der Not erreichbare Lohnaufbesserung von Dauer ist, um so weniger, als Beispiele aus der täglichen Lohnpraxis ihm lehren, daß bei erster sich bietender Gelegenheit der Lohndruck wieder einsetzen wird. Arbeiter, die gegen ihren Arbeitgeber, einerlei ob zu Recht, oder Unrecht, Mißtrauen hegen, können nicht als werktätigswillige Mitarbeiter betrachtet werden. Dem Kapitalisten kann umgekehrt nicht zugemutet werden, daß er erhöhtes industrielles Risiko (mit jeder Lohnsteigerung wird es erhöht) auf sich nimmt, wenn vorab der Arbeitnehmer den Löwenanteil beansprucht, der Arbeitnehmer, der überhaupt kein Risiko auf sich nimmt. Daher die sich stets wiederholende Erscheinung, daß mit der unbegründeten Begehrlichkeit der Arbeitnehmer die Flucht des Kapitales aus der Industrie zunimmt und erst aufhört, wenn die Lohnverhältnisse das industrielle Risiko in annehmbarem Ausmaße erscheinen lassen, daher die Wahrnehmung, daß Neukapital für Sanierungen fast immer verweigert wird, wenn es zur Verbesserung der Lohnverhältnisse, die im gegebenen Falle eine Voraussetzung des Sanierungserfolges sind, herangezogen werden soll. Auf dem Gebiete des Lohnwesens klaffen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer Abgründe, die nur bei willigem Verständnisse beider Teile für die gegenseitigen Forderungen und nur bei außerordentlichem Willen beider Teile zu ersprießlicher Zusammenarbeit überbrückt werden können. Hetzer auf beiden Seiten sorgen dafür, daß dieser Brückenschlag selten zustande kommt und wenn, daß es höchstens zu einer Notbrücke langt, die dem ersten Angriffe kaum zu widerstehen vermag. Die Unifizierung der Lohngrößen, die sich weder um Leistung, noch um Erfahrung kümmert, hat viel dazu beigetragen, auf beiden Seiten die Unzufriedenheit zum Schaden von Arbeitnehmer und Arbeitgeber, vor allem aber zum Schaden der industriellen Unternehmungen, zu steigern. Der tüchtige, erfahrene und bewährte Arbeitnehmer (Arbeiter, oder Angestellte) kann nicht einsehen, daß seine Leistungen gleiche Entlohnung finden sollen, wie jene des untüchtigen, faulen, der Erfahrung baren Arbeitnehmers nur deshalb, weil er ebensolange im Dienste der Arbeit steht, oder weil er der gleichen Berufsklasse zugezählt wird; der tüchtige Arbeitnehmer wird, weil er gegenüber dem untüchtigen keine persönlichen Vorteile erringen kann, arbeitsunwillig, läßt in seinen Anstrengungen, weil für ihn zwecklos, nach (jene wenigen, die aus Liebe zur Arbeit in gleichem Maße weiterschaffen, ausgenommen) zum Schaden des Unternehmens, dem er dient; der untüchtige Arbeitnehmer fühlt sich bei derartiger Lohnregelung äußerst geborgen und hat keinerlei Anlaß, mehr zu leisten, als unbedingt erforderlich ist, um seinen Posten nicht zu verlieren (abgesehen davon, daß im Hintergrunde als Nothafen die Arbeitslosenversicherung winkt). Der

159 Arbeitgeber wiederum kann nicht einsehen, daß er den Leistungswilligen und Leistungsfähigen in gleichem Ausmaße entlohnen muß, den, der just eben noch das unerläßliche Mindestmaß an Leistung hervorbringt, und jenen, der dauexnd dieses Mindestmaß überholt. Dieser Gegenüberstellung der verschiedenen Anschauungen wird der Hinweis auf die Akkordarbeit entgegengehalten, durch welche den Leistungen entsprechende Entlohnung gesichert wird. Der Hinweis trifft nicht ins Schwarze, denn für die Höhe der Betriebsunkoisten, bzw. eines Teiles derselben, ist es nicht gleichgültig, ob beim gleichen Stücldohnpreise mehr, oder weniger Mengeneinheiten herausgebracht werden. Im Montagesaale einer Massenfabrikation bleiben, um nur ein Beispiel herauszugreifen, die Kosten für Heizung, Beleuchtung und Abschreibung der Montageeinrichtungen die gleichen, ob viel, oder weniger Stücke in der Zeiteinheit montiert werden. Die effektive Lohnausbeute ist beim Arbeiter, der die Durchschnittsleistung überschreitet, wesentlich höher. Bedauerlich ist anderseits die Tatsache, daß eine wesentliche Überschreitung der Durchschnittsleistung, wenn sie von der Mehrheit der Arbeiter erzielt wird, bei kurzsichtigen Betriebsleitern den Anlaß bietet, die Akkordsätze zu verkleinern. Die Arbeitnehmer, welche davon betroffen wurden, hemmen in Zukunft ihre Arbeitsfähigkeit und hüten sich, eine Überschreitung der Durchschnittsleistung herbeizuführen, die zu einer weiteren Akkordverringerung führen könnte. Eine Akkordverringerung ist nur dann gerechtfertigt und wird auch vom einsichtigen Arbeitnehmer anerkannt, wenn die Erhöhung der Durchschnittsleistung mit Hilfe von verbesserten Arbeitsbehelfen, oder Arbeitsmethoden erzielt werden konnte; doch sollte auch in diesem Falle, wie bereits an anderer Stelle erörtert wurde, der Arbeitnehmer aus der Überschreitung der Durchschnittsleistung, die ohne seine Mithilfe nicht erzielt werden kann, Vorteil ziehen können. Anderseits lehren notleidend gewordene Industrien, daß auf Grund gemeinsamer Verabredung der Arbeitnehmer in vielen Unternehmungen lange Zeit hindurch nur die vorgesehene Mindestleistung erreicht, oft unterschritten wird, um eine Erhöhung des Akkordsatzes zu erzwingen; wird dieses Ziel erreicht, dann ist in jedem Falle die Betriebsleitung schuldtragend. Denn entweder hatte sie aus Unkenntnis, Unverstand, oder aus Hang zur Lohndrückerei, die unter allen Umständen zu verwerfen ist, die Akkordsätze zu niedrig bemessen und dabei nicht bedacht, daß durch Minderleistung die Betriebsunkostenbelastung der Mengeneinheit unwirtschaftlich erhöht wird, oder sie hatte sie richtig bemessen und ist nicht willensstark genug, diesem Sabotageverfahren entgegenzutreten. Arbeitnehmer, die das Unternehmen bewußt und hinterhältig dadurch schädigen, daß sie ihre Leistungsfähigkeit bremsen, sind Schädlinge, die ebenso rasch entfernt werden müssen, wie der Betriebsleiter, der ihnen nicht erfolgreich entgegentritt. Ein Unternehmen der Kleinmotorenindustrie war notleidend geworden, weil die durch stille Sabotage herbeigeführte geringe Ausbringungsmenge die Betriebskosten derart erhöhte, daß die Erzeugnisse ihre preistechnische Konkurrenzfähigkeit verloren. Im Verlaufe der Sanierung trat ein Wechsel in der Betriebsleitung zu einer Zeit ein, in welcher der Geschäftsgang auf diesem Gebiete allgemein gedrückt war. Der neue Betriebsleiter erhöhte von vornherein die Mindestmengenleistung, welche bisher infolge Sabotage erzielt wurde, unter gleichzeitiger berechtigter Herabsetzung des Akkordes, indem er nach reiflichem Studium die höchstzulässige Minutenzahl für die Einheitsmenge ermittelte. Die Arbeitnehmer fügten 6ich, da Gefahr bestand, daß das Unternehmen

160 zeitweilig stillgelegt werden würde. Als die Konjunktur sich besserte und die Aufträge sich häuften, wurden plötzlich die vorgeschriebenen Mindestleistungsmengen unterschritten. Der Betriebsleiter, der zugleich Geschäftsleiter war, erkannte, daß es darauf abgesehen war, ihn zu verhindern, die Lieferfristen einzuhalten. Er stand vor der Wahl, Verluste durch Erhöhung der Akkordsätze, auf welche es die Arbeitnehmer abgesehen hatten, oder durch Vertragsstrafen wegen Nichteinhaltung der Lieferfristen zu erleiden. Er lehnte kurzweg weitere Aufträge ab, führte die vorhandenen aus und legte darauf das Werk still. Da sich, ein nicht häufiger Fall, die Konkurrenz ablehnend gegenüber den entlassenen Arbeitnehmern verhielt, konnte die Stilllegung nach kurzer Zeit aufgehoben werden. Die Arbeiter lernten unter der Leitung dieses selten tüchtigen Fachmannes erkennen, daß die Überholung der vorgeschriebenen Mindestleistung leicht war und ein befriedigendes Einkommen sicherte. Dieses Beispiel lehrt, daß durch genaue Einhaltung der Mindestleistung ein Unternehmen in Zeiten der guten Konjunktur schwer geschädigt werden kann, weil der der Konjunktur angemessene Auftragsbestand durch Arbeitsunwilligkeit nicht bewältigt werden kann. Wenn sich der Arbeitnehmer bei der Forderung nach Erhöhung der Entlohnung auf den Standpunkt stellt, daß der von ihm erstrebte Lebensstandard eine Lohnerhöhung fordere, dann hat er von vornherein unrecht. Der Lebensstandard eines Menschen wird in erster Linie durch seine Leistung bestimmt. Leistung ist der einzig wahre Maßstab, mit welchem die Berechtigung von Forderungen, welcher Art auch immer, gemessen werden kann und darf. Industrielle Unternehmungen sind keine Wohlfahrtsinstitute, erheben auch keinen Anspruch darauf, es zu sein, oder als solche zu erscheinen. Industrielle Unternehmungen dienen der Aufgabe, Geld in Leistungen umzusetzen, um mit deren Hilfe das aufgewendete Kapital zinsbringend zu gestalten, damit der erzielte Gewinn in irgendeiner Form wieder bereitgehalten werden kann, um neue Leistungen anzuregen und zu bewirken. Der Lebensstandard eines Arbeitnehmers hat sich nach seinem Einkommen zu richten; findet er in seiner Arbeitsstelle nicht jenes Einkommen, zu welchem er sich auf Grund seiner Leistungsfähigkeit berechtigt glaubt, und welches ihm den erwünschten Lebensstandard sichert, dann muß er sie aufgeben und dort suchen, wo er sie findet; der Tüchtige findet immer den ihm zustehenden Platz, wenn seine Leistungen jene der Mitbewerber überragen. Gelingt ihm das Wagnis nicht, dann muß er, ob er will oder nicht, seinen Lebensstandard mäßigen und einen günstigeren Augenblick abwarten. Die Entlohnungen werden durch Angebot und Nachfrage bestimmt, ihre zulässige Höchstgrenze durch die preistechnische Konkurrenzfähigkeit der Gestehungskosten; diese diktiert den Lebensstandard des Arbeitnehmers. Wo unzulässige Gewinnsucht des Arbeitgebers den Lebensstandard der Arbeitnehmer bestimmen will, geht das Unternehmen abwärts, weil es von den guten Arbeitskräften rasch verlassen wird. An dem Umfange des angestammten Arbeiterstandes eines Unternehmens ist die Güte seines Lohnsystemes erkennbar. Manche Unternehmungen wären nie der Sanierung verfallen, wenn sie den Grundsatz: Lohn bestimmt sich durch Leistung befolgt hätten, einerlei, ob Arbeitnehmer, oder Geschäftsleitung (Arbeitgeber) gegen ihn gesündigt haben. Aus diesem Grundsatze ergibt sich die Regel: mehr Lohn, mehr Leistung, d. h. gegen eine durch Mehrleistung aufgewogene Lohnerhöhung ist nicht nur nichts einzuwenden, sie ist im wirtschaftlichen Interesse eines jeden in-

161 dustriellen Unternehmens nur zu begrüßen. Doch auch hier zeigt sich beiderseits Gegensätzlichkeit. Der Arbeitnehmer wehrt sich dagegen, weil Mehrleistung gleichbedeutend (nicht unter allen Umständen) mit Mehranstrengung ist; 8oferne sie nicht Gesundheit und Lebensdauer benachteiligt, ist gegen Mehranstrengung nichts einzuwenden. Mehrleistung beruht auf Training; der auf Leistung trainierte Arbeitnehmer wird sich viel weniger anstrengen, als jener, der aus Bequemlichkeit das Training scheut. Der Arbeitgeber, der kurzsichtig ist (verfällt in denselben Fehler, wie der Arbeitnehmer, der sich einen Lebensstandard widerrechtlich zubilligt), will dem Arbeitnehmer den Lebensstandard vorschreiben, unbekümmert um die erhöhte Leistung des Arbeitnehmers, welche Berechtigung zu besserem Lebensstandard verleiht. Solche Arbeitgeber suchen Bereicherung auf Kosten des ohnmächtigen Arbeitnehmers, sind nicht würdig, Arbeitgeber zu sein, willige Arbeitskräfte zu besitzen, haben sie auch selten. Aus dem Widerstreite der Ansichten, au3 ihrer Gegensätzlichkeit und aus der Hartnäckigkeit, die zu tiefgehendem Hasse ausartet, entspringen Streiks und Aussperrungen, Reibungen im Betriebe, die Anfänge zum Niedergange der Unternehmungen, die Unmöglichkeit, geordnete Arbeitspläne durchzuführen. Zum Schlüsse werden Leistende und Leistungsfordernde notleidend; am Ende des Leidensweges stehen auf einer Seite Arbeitslosigkeit, auf der anderen, wenn es arg schief geht, der Zusammenbruch, ansonst die Sanierung, von der auf beiden Seiten viel erhofft, gewöhnlich wenig zu erwarten ist, weil unterdessen das mißhandelte Kapital flüchtig geworden ist und dem gewaltsam zugrunde gerichteten Unternehmen den Rücken kehrt. In der Praxis hat sich eine gewisse Faustformel für jene Lohnerhöhungen herausgebildet, deren Vorbedingung eine Mehrleistung bildet; diese Formel beruht auf der Annahme eines hundertprozentigen Betriebsunkostenzuschlages und geht von dem Standpunkte aus, daß eine Lohnerhöhung von x % tatsächlich einer Mehrausgabe von 2 • x gleichkommt, demnach die Lohnerhöhung halb so groß sein darf, wie die Leistungsvermehrung. Mit dieser Lohnregelung sind sehr gute Erfahrungen gemacht worden. Um einigermaßen der Unzufriedenheit der tüchtigen und leistungswilligen Arbeitnehmer zu steuern, werden in vielen Unternehmungen die Arbeitsleistungen in Lohnklassen eingeteilt, doch ist damit nur halbe Arbeit geleistet worden, die auf keiner Seite befriedigt; denn diese Lohnklassen sind nach dem Grade der Fachkenntnisse abgestuft worden, die erforderlich sind, um die zugewiesene Arbeit durchführen zu können, etwa in der Weise, daß der Hilfsarbeiter in die niedrigste, der Arbeiter, welcher die schwierigste Aufgabe bei der Herstellung des Erzeugnisses (Kunstarbeit, Feinarbeit, Präzisionsarbeit, Einregelung usw.) leistet, in die höchste Lohnklasse eingeteilt wurde. Es ist leicht einzusehen, daß diese Einteilung nicht restlos befriedigen kann, weil in der gleichen Lohnklasse mit arbeitswilligen und arbeitsunwilligen, mit hervorragenden und durchschnittlichen Arbeitskräften gerechnet werden muß, weil ungleichartige Leistungen keinen Anspruch auf gleiche Entlohnung erheben können. Noch heute stehen viele Betriebsleiter auf dem Standpunkte, daß die Arbeit im Stundenlohne in gewissen Fällen und bei bestimmten Arbeiten nicht umgangen werden kann; diese Ansicht entbehrt bei produktiven Arbeiten der Berechtigung, denn jede produktive Arbeit, auch die Montage schwierigster Art, kann innerhalb einer bestimmten, genau berechenbaren H e r z o g , Sanierung.

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162 Zeit durchgeführt werden, wenn die Vorbedingungen: einwandfreies Material, einwandfreie Vorarbeiten, sichere Kontrolle der Arbeitsgänge und ihrer Ergebnisse in vollem Ausmaße erfüllt werden. Der Stundenlohn ist bei Handlanger- und Zuträgerdiensten, welche stets wechselnde Aufgaben zu erfüllen haben, nicht zu umgehen. In vielen Betrieben wird Stundenlohn bei Fließarbeit angewendet, die mit Hilfe des laufenden Bandes zwangsläufig das Werkstück dem Arbeiter zuführt und nach einer bestimmten Zeitspanne abnimmt; hier können unter Umständen hohe Stundenlöhne bezahlt werden, doch ist nicht zu verhehlen, daß mit der Ausdehnung der Fließarbeit die Arbeit eine immer eintönigere und ermüdendere, der Leistungsfähigkeit auch des willigen Arbeiters nicht immer angepaßte wird. Das amerikanische System des laufenden Bandes, bei dem der Arbeiter zu einem willenlosen, in die Arbeitskette eingespannten Werkzeuge hinuntersinkt, das nur wenige, sich immer wiederholende Handgriffe zu leisten hat, ist nicht überall anwendbar, wenn es auch vielleicht die wirtschaftlichste Lohnausbeute im Gefolge hat. Der Arbeiter, der nicht nur mit der Hand, sondern auch mit seinem Verstände bei der Arbeit ist, wird vorteilhaftere Dienste leisten, als der mechanisierte Mensch. Bei der Arbeit sollte nicht ein laufendes Band die treibende Kraft sein müssen, sondern der Arbeitswille. Hilfskräfte, welche immer die gleiche Arbeit zu leisten haben, z. B. Handlanger, die immer die gleichen Gegenstände auf den gleichen Wegen fortzuschaffen, immer die gleichen Gegenstände ein- und auszuladen haben, immer die gleichen pulverförmigen Bestandteile zu mischen haben usw., nach dem Stundenlohne zu entlohnen, erscheint nicht wirtschaftlich, auch dann nicht, wenn ihre Arbeitsleistung dauernd überwacht und angespornt wird. Hier ist, wie bei allen produktiven Arbeiten, das Akkordsystem am Platze. Ob Einzelakkord, oder Gruppenakkord anzuwenden ist, hängt vom Arbeitsplane und der durch ihn bedingten Arbeitsteilung ab. Arbeiten, die in engerem Zusammenhange stehen und in ihrer Gesamtheit eine einheitliche Arbeitsleistung darstellen, werden wirtschaftlicher durch Gruppenakkord bewältigt, denn die Arbeitsgruppen schalten aus persönlichem Interesse der Gruppenteilnehmer jeden Arbeitsminderwilligen aus, der auf Kosten der anderen dröhnen will. Es ist unrichtig, Akkordgruppen aus Fähigen und Minderfähigen, aus Arbeitswilligen und Minderwilligen zusammenzustellen, denn dann wird der Arbeitsfortschritt gehemmt, wird die Mehrleistung der einen durch die Minderleistung der anderen aufgehoben. Aufgabe der Betriebsleitung ist es, gleichleistungsfähige Kräfte zu einer Arbeitseinheit zu vereinigen. Alle Akkordarbeiten beruhen auf Zeitmessungen, die von Zeit zu Zeit wiederholt, in jedem Falle bei jeder Änderung des Materiales, der Arbeitsbehelfe und Arbeitsmethoden vorgenommen werden müssen. Bei bisher nicht ausgeführten Arbeiten werden die erforderlichen Arbeitszeiten (Höchstzeiten) durch den Lehrarbeiter ermittelt, der nicht im Lohnverhältnisse, sondern im Angestelltenverhältnisse stehen und für jede Verbesserung der Arbeitszeit besonders entschädigt werden muß. Er klügelt jene Handgriffe und Arbeitsbehelfe aus, durch deren Hilfe die beste Zeitausnutzung erzielt werden kann. Die von ihm angegebenen Zeiten, welche der Vorkalkulation als Grundlage zu dienen haben, werden bei den Arbeitern immer auf Anzweifelung und Widerstand stoßen, die dadurch zu beseitigen sind, daß der Lehrarbeiter die Arbeitsgänge innerhalb der von ihm ermittelten Arbeitszeit den Arbeitern vorführt, gewissermaßen unter deren Kontrolle ausübt; damit werden alle

163 Einreden hinfällig. Selbstverständlich muß er den Arbeitern die Kunstgriffe und "Vorteile lehren, die ermöglichen, den Arbeitsgang in der vorgeschriebenen Zeit zu erledigen. Der Lehrarbeiter wird überall dort gute Dienste leisten, wo Meinungsverschiedenheiten über die Änderung von Akkordsätzen herrschen, die erst dann durchzuführen sind, wenn durch den Lehrarbeiter der Beweis erbracht wurde, daß sie berechtigt, daher zulässig sind. Voraussetzung für die Bemessung des Akkordsatzes ist die Befreiung des Akkordarbeiters von jeglicher Tätigkeit, die nicht rein produktiv ist; hierzu gehören die Instandhaltungen und Reparaturen der während des Arbeitsganges unbrauchbar gewordenen Arbeitsbehelfe, insbesondere aber auch die Einrichtung (Zurichtung, Einstellung) der Arbeitsmaschinen, mittels deren Hilfe die produktive Arbeit geleistet werden soll. Diese Vorarbeiten müssen durch besondere Hilfskräfte (Einrichter, Zurichter, Einsteller) ausgeführt werden; die Arbeitsmaschine muß dem Arbeiter in solchem Zustande zugewiesen werden, daß er sofort mit der Arbeit beginnen kann. Es ist unwirtschaftlich, dem produktiven Arbeiter die Zurichtung der Arbeitsmaschine zu überlassen. Denn entweder muß in den Akkordsatz die Einstellzeit miteingerechnet, d. h. eine produktive Arbeit mit einer unproduktiven verquickt werden, oder die Einstellzeit wird als Lohnstundenarbeit, oder als besondere Akkordarbeit verrechnet. Abgesehen davon, daß der Zurichter diese Arbeit schneller und fachkundiger durchführen wird, als der für die produktive Sonderarbeit geschulte Arbeiter, wird diesem die Möglichkeit geboten, Lohnstundenzeit für produktive Arbeit auszunutzen, d. h. die Akkordkosten zum Nachteile des Unternehmens künstlich zu erhöhen. Der Akkordverdienst ist nach oben nicht zu begrenzen, soferne er nur von der Tüchtigkeit und dem Arbeitswillen des Arbeiters abhängt, immer aber unter der Voraussetzung, daß der Akkordsatz richtig bemessen wurde. Dieser geht vom ortsüblichen Stundenlohne der betreffenden Arbeiterklasse aus; er soll dem Arbeiter ermöglichen, eine höhere Wertumsetzung seiner Zeit, die er neben seiner Fähigkeit dem Arbeitgeber zur Verfügung stellt, zu erzielen. Wenn diese Wertumsetzung ein gewisses Erfahrungsausmaß übersteigt, dann ist erwiesen, daß der Akkordsatz zu hoch berechnet wurde. Es liegt im Interesse der Förderung der Arbeit, daß der Akkordarbeiter ein erhebliches Mehr über den Stundenlohn erzielt, um ihn zur Ausbringung einer Mehrleistung anzuspornen. Dieses Mehr kann für den Durchschnitt der die gleiche Akkordarbeit leistenden Arbeiter mit etwa bis zu 25% beziffert werden, wobei es selbstverständlich ist, daß einzelne besonders Leistungsfähige dieses Mehr weit überschreiten. Wenn jedoch annähernd die Hälfte der betreffenden Arbeitergruppe das Mehr erheblich überschreitet, dann ist der Beweis dafür geliefert, daß der Akkordsatz zu hoch bemessen war. Bei der Untersuchung von industriellen Unternehmungen, die infolge zu hoher Gestehungskosten notleidend wurden, finden sich merkwürdigerweise zwei Hauptgruppen, deren eine die zu hohen Gestehungskosten dem Stundenlohnsysteme, deren andere dem zu großen Unterschiede zwischen ortsüblichem Stundenlohnverdienste und erzieltem Akkordüberverdienste verdanken. Während der Stundenlohn eine Streitfrage ist, die zwischen der Gesamtheit der Arbeitnehmer und der Gesamtheit der Arbeitgeber ausgefochten wird, müssen die Meinungsverschiedenheiten betreffend die Höhe der Akkordsätze zwischen dem einzelnen Arbeitgeber (Betriebsleiter) und den für die betreffende Arbeit in Betracht kommenden Arbeitergruppen bereinigt werden. Auf der einen Seite werden Überforde11*

164 rungen durchzusetzen versucht, auf der anderen Seite wird bedauerlicherweise der Standpunkt eingenommen, daß bei einem guten (aber berechtigten) Akkordsatze der Arbeiter zu viel verdient. Unberechtigtes Drücken der Akkordsätze hat dem Arbeitgeber vielleicht einen Augenblicksnutzen, nie aber einen Dauererfolg, oder Dauergewinn bringen können. Der Arbeiter soll viel verdienen, wenn seine Arbeitsleistung dem Unternehmen entsprechenden Nutzen abwirft; je größer dieser ausfällt, desto mehr soll dem Arbeiter, der dazu beigetragen hat, zufallen, wenn er bereit ist, im umgekehrtem Falle seinen Verdienst schmälern zu lassen, um das Unternehmen vor einem Niederbruche zu bewahren. Bedauerlicherweise ist diese Gegenseitigkeit fast nie zu finden. Der Arbeitnehmer verläßt sein dem Niedergange entgegensteuerndes Unternehmen, sobald sich ihm hierzu Gelegenheit bietet, denkt nicht an das Mehreinkommen, das er dem Unternehmen zu verdanken hatte; der Arbeitgeber vergißt in Zeiten der günstigen Gewinnbringung seiner Arbeitnehmer, welchen er diese zum großen Teile zu verdanken h a t ; beide vergessen einander in jenen Augenblicken, in welchen sie sich ihrer erinnern sollten, wundern sich nachher, wenn jeder nur seinen Vorteil sucht und dabei die Bestandsgefahr des Unternehmens übersieht. Um der Unzufriedenheit jenes Arbeitnehmers zu steuern, dessen Leistung weit über jener der anderen liegt, trotzdem aber nach dem für die Minderleistungen geltenden Sätzen entlohnt wird, wird in verschiedenen Betrieben die Uberleistung durch Prämienzuwendungen bezahlt. Prämien werden für erhöhte Mengenleistungen, in Präzisionsunternehmungen für erhöhte Güteleistungen ausgeworfen; jene bieten für das Unternehmen Vorteile allgemeiner Natur durch Verringerungen der verhältnismäßigen Unkostenbelastung der Mengeneinheit, Sondervorteile in Zeiten der Hochkonjunktur, wenn die Fabrikationsanlagen ihr Letztes hergeben müssen, diese besonders dann, wenn der Verkaufspreis mit der Güteleistung (Präzision) der Erzeugnisse steigt (wissenschaftliche Meßinstrumente mit außerordentlichem Genauigkeitsgrade, Handstickereien besonderer Art usw.). Das Prämiensystem findet überdies vorteilhafte Anwendung für Verbesserungsvorschläge, welche Betrieb und Fabrikation betreffen und vom Arbeitnehmer ausgehen. Um den Willen zur Arbeit, die Leistungsmenge und Leistungsgüte zu steigern, findet die Zusatzentlohnung in Form einer Beteiligung der Arbeitnehmer an einem bestimmten Erfolge des Unternehmens nach und nach Eingang in die Industrie. Die überall bekannte, jedoch nicht zutreffendste Form ist die Gewinnbeteiligung des Arbeitnehmers, für welche die Bestimmungen der Karl-Zeiß-Werke in Jena (nach Zuführung von . . % vom Jahresgewinne zum Reservefonds wird der verbleibende Gewinnrest, wenn er . . % der Lohn- und Gehaltsumme übersteigt, zum Teile an die Arbeiter und Angestellten verteilt) mustergültig sind. Nachahmung ist nur in jenen Unternehmungen möglich, wo gleichbleibende Gewinnmöglichkeiten vorhanden, ein wirtschaftliches Verhältnis zwischen Umsatz- und Gewinngröße vorhanden ist. In allen anderen Fällen kann die Gewinnbeteiligung des Arbeitnehmers nicht als sichere Zusatzentlohnung für Mehrleistungen angesehen werden und ist nicht geeignet, ihm Vertrauen, auf das es in erster Linie ankommt, einzuflößen. Denn die Gewinnberechnung wird durch Bilanzrichtlinien, durch zu gewärtigende Konjunktureinflüsse, durch mehr, oder weniger große Vorsicht bei der Zuwendung zu den verschiedenen Rücklagen, oft durch nicht immer einwandfreie Beweggründe, der Gewinn selbst oft durch

165 äußere Einflüsse, durch Maßnahmen der Geschäftsleitung, gegen welche der Arbeitnehmer kein Einspruchsrecht besitzt, beeinflußt. Überdies ist es denkbar, daß der Gewinn der Geschicklichkeit, oder dem Glücke der Geschäftsleitung allein (günstiger Materialeinkauf, glückliche Ausnutzung der Verkaufskonjunktur) zu verdanken ist, ohne daß eine besondere, über das Mittelmaß hinausragende Leistung der Arbeitnehmer zu verzeichnen wäre; ebenso denkbar aber ist es auch, daß die hervorragendsten Mehrleistungen der Arbeitnehmer durch eine unglückliche Handhabung der Geschäftsleitung zunichte gemacht werden, daß statt der berechtigt zu erwartenden Gewinne Verluste entstehen, der mehrleistende Arbeitnehmer durch Verschulden eines Dritten um die Früchte seiner Mehrleistung gebracht wird. Soweit der fabrikatorisch wirkende Arbeitnehmer in Frage kommt, kann er wohl dazu beitragen, die Gewinnvoraussetzungen zu schaffen und zu verstärken, zur Gewinnbringung selbst kann er nichts beitragen. Sie hängt, wenn von äußeren Einflüssen (Wachsen oder Sinken des Bedarfes, der Kaufkraft, Tätigkeit der Konkurrenz usw.) abgesehen wird, ausschließlich von der kaufmännischen Leitung, bzw. von ihrer Verkaufstätigkeit, ihrer Verkaufsleistung und Verkaufsgüte ab, von der Größe des Umsatzes, den sie erzielt, von der Höhe der Verkaufspreise und der Unkosten, mit welchen sie ihn herbeiführt. Großer Umsatz bedeutet noch lange keinen Gewinn; kleinerer Umsatz kann unter Umständen hohen Gewinn bringen, wenn geringste Verkaufsunkosten aufgewendet werden. Wenn der verkaufstätige Arbeitnehmer infolge seiner Tüchtigkeit und Leistungen hohen Gewinn erzielt, hat der fabrikatorisch wirkende Arbeitnehmer auf eine Gewinnbeteiligung keinen Anspruch; wenn die Verkaufsabteilung Verluste herbeiführt, dürfen die fabrikatorisch wirkenden Arbeitnehmer dadurch nicht belastet werden. Führen diese Verluste zum Zusammenbruche, dann kommen sie übrigens trotzdem unverschuldet zu Schaden, weil ihnen die Arbeitsgelegenheit, und damit die Verdienstmöglichkeit, entzogen werden. Darum sollten die fabrikatorisch wirkenden Arbeitnehmer für Mehrleistungen eine Beteiligung erhalten, die ihrem Betätigungsfelde entspringt. Diese Beteiligung ist abhängig zu machen von der Gesamtausbringungsmenge und von den Gesamtbetriebsunkosten. Den Ausgangspunkt für die Berechnung der Gesamtausbringungsmenge bildet die durchschnittliche Ausbringungsmenge einer bestimmten Anzahl von Normaljahren, d. h. von Geschäftsjahren, in welchen die Fabrikationsanlagen bei normalem Auftragsbestande (Entfall von Überstunden, von Mehrarbeit) gearbeitet haben. Steigt der Auftragsbestand, dann tritt eine Mehrbelastung der Arbeitskräfte ein, die nur erreicht werden kann, wenn die Arbeitskräfte ein Übriges leisten, wenn sie mehr, oder überanstrengt werden. Wohl haben sie bei Akkordarbeit einen Mehrverdienst, der einen Gegenwert der Mehrarbeit darstellt, aber die Überanstrengung muß dem Unternehmen einen verhältnismäßig höheren Mehrgewinn bringen (sonst wäre sie zwecklos, weil unwirtschaftlich). Für diese Mehrgewinnermöglichung ist eine Ausbringungsprämie berechtigt, wenn die Gesamtbetriebsunkosten der ausgebrachten Mengeneinheit (Erzeugniseinheit) die gleichen geblieben sind. Wenn überdies die verhältnismäßigen Gesamtbetriebsunkosten gesunken sind, ist der Ausbringungsprämie eine Betriebsunkostenprämie hinzuzufügen. Die für die Berechnung dieser Prämien notwendigen Grundlagen ergeben sich aus folgender, durch die Statistik zu bewerkstelligenden Vergleichsaufstellung:

166 a) die Gesamterzeugungsmenge (ausgedrückt in Mengen-, oder Erzeugniseinheiten) betrug in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich (Mengen-, Erzeugniseinheiten) ; die Gesamterzeugnismenge (ausgedrückt in Mengen-, oder Erzeugniseinheiten) betrug im Berichtsjahre (Mengen-, Erzeugniseinheiten) , oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; b) die Gesamterzeugungskosten (einschließlich Abschreibungen, Instandhaltungsaufwendungen, öffentlichen Abgaben, Versicherungen usw.) betrugen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich Währungseinheiten; die Gesamterzeugungskosten (wie oben) betrugen im Berichtsjahre Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; c) auf eine Währungseinheit Erzeugungskosten entfielen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich (Anzahl) Mengen-, oder Erzeugniseinheiten; auf eine Währungseinheit Erzeugungskosten entfielen im Berichtsjahre (Anzahl) Mengen-, oder Erzeugniseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; d) der (nach Katalogpreisen berechnete) Bruttowert der Gesamterzeugung betrug in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich Währungseinheiten; der (wie oben) Bruttowert der Gesamterzeugung betrug im Berichtsjahre Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; e) die Gesamtmaterialkosten (ohne Betriebsmaterial) betrugen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich Währungseinheiten; die Gesamtmaterialkosten (wie oben) betrugen im Berichtsjahr« Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; f) die Gesamtmaterialkosten (wie oben) betrugen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich % der Gesamterzeugungskosten; die Gesamtmaterialkosten (wie oben) betrugen im Berichtsjahre % der Gesamterzeugungskosten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; g) eine Währungseinheit Materialkosten (wie oben) ergab in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich einen Erzeugungswert von Währungseinheiten; eine Währungseinheit Materialkosten (wie oben) ergab im Berichtsjahre einen Erzeugungswert von Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; h) eine Währungseinheit Materialkosten (wie oben) ergab in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich einen Bruttowert (wie oben) von Währungseinheiten; eine Währungseinheit Materialkosten (wie oben) ergab im Berichtsjahre einen Bruttowert von Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; i) die produktiven Löhne betrugen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich Währungseinheiten;

167 die produktiven Löhne betrugen im Berichtsjahre Währungseinheiten, % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; j) die produktiven Löhne betrugen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich % der Gesamterzeugungskosten; die produktiven Löhne betrugen im Berichtsjahre % der Gesamterzeugungskosten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; k) eine Währungseinheit produktiver Lohnkosten ergab in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich einen Erzeugungswert von Währungseinheiten ; eine Währungseinheit produktiver Lohnkosten ergab im Berichtsjahre einen Erzeugungswert von Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; 1) eine Währungseinheit produktiver Lohnkosten ergab in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich einen Bruttowert (wie oben) von Währungseinheiten; eine Währungseinheit produktiver Lohnkosten ergab im Berichtsjahre einen Bruttowert (wie oben) von Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; m) die unproduktiven Löhne betrugen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich Währungseinheiten; die unproduktiven Löhne betrugen im Berichtsjahre Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; n) die unproduktiven Löhne betrugen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich % der Gesamterzeugungskosten; die unproduktiven Löhne betrugen im Berichtsjahre % der Gesamterzeugungskosten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; o) eine Währungseinheit unproduktiver Lohnkosten ergab in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich einen Erzeugungswert von.....Währungseinheiten; eine Währungseinheit unproduktiver Lohnkosten ergab im Berichtsjahre einen Erzeugungswert von Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; p) eine Währungseinheit unproduktiver Lohnkosten ergab in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich einen Bruttowert (wie oben) von Währungseinheiten; eine Währungseinheit unproduktiver Lohnkosten ergab im Berichtsjahre Währungseinheiten, oder % mehr einen Bruttowert (wie oben) von (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; q) die unproduktiven Löhne betrugen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich % der durchschnittlichen produktiven Löhne; die unproduktiven Löhne betrugen im Berichtsjahre % der produktiven Löhne, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; r) die Betriebsunkosten betrugen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich Währungseinheiten; die Betriebsunkosten betrugen im Berichtsjahre durchschnittlich Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; oder

168 s) die Betriebsunkosten betrugen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich % der Gesamterzeugungskosten; die Betriebsunkosten betrugen im Berichtsjahre % der Gesamterzeugungskosten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; t) eine Währungseinheit Betriebsunkosten ergab in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich einen Erzeugungswert von Währungseinheiten ; eine Währungseinheit Betriebsunkosten ergab im Berichtsjahre einen Erzeugungswert von Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; u) eine Währungseinheit Betriebsunkosten ergab in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich einen Bruttowert (wie oben) von Währungseinheiten ; eine Währungseinheit Betriebsunkosten ergab im Berichtsjahre einen Bruttowert (wie oben) von Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; v) die Betriebsunkosten betrugen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich % der produktiven Löhne; die Betriebsunkosten betrugen im Berichtsjahre % der produktiven Löhne, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; w) die unproduktiven Löhne betrugen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich % der Betriebsunkosten; die unproduktiven Löhne betrugen im Berichtsjahre % der Betriebsunkosten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; x) die Betriebsgehälter betrugen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich Währungseinheiten; die Betriebsgehälter betrugen im Berichtsjahre Währungseinheiten, oder ......% mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; y) die Betriebsgehälter betrugen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich % der Gesamterzeugungskosten; die Betriebsgehälter betrugen im Berichtsjahre % der Gesamterzeugungskosten, oder %mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; z) die Betriebsgehälter betrugen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich % der produktiven Löhne; die Betriebsgehälter betrugen im Berichtsjahre % der produktiven Löhne, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; aa) die Betriebsgehälter betrugen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich % der Betriebsunkosten; die Betriebsgehälter betrugen im Berichtsjahre % der Betriebsunkosten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; bb) eine Währungseinheit Betriebsgehälter ergab in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich einen Erzeugungswert von Währungseinheiten ; eine Währungseinheit Betriebsgehälter ergab im Berichtsjahre einen Erzeugungswert von Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre;

169 cc) eine Währungseinheit Betriebsgehälter ergab in den letzten (Anzahl)...... Jahren durchschnittlich einen Bruttowert (wie oben) von Währungseinheiten ; eine Währungseinheit Betriebsgehälter ergab im Berichtsjahre einen Bruttowert (wie oben) von Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; dd) in den letzten (Anzahl Jahren waren durchschnittlich produktive Arbeiter beschäftigt; im Berichtsjahre waren produktive Arbeiter beschäftigt, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; ee) ein produktiver Arbeiter erbrachte in den letzten (Anzahl) Jahren einen durchschnittlichen Erzeugungswert von Währungseinheiten; ein produktiver Arbeiter erbrachte im Berichtsjahre einen Erzeugungswert von Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; ff) ein produktiver Arbeiter erbrachte in den letzten (Anzahl) Jahren einen durchschnittlichen Bruttowert (wie oben) von Währungseinheiten ; ein produktiver Arbeiter erbrachte im Berichtsjahre einen Bruttowert von Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; gg) auf einen produktiven Arbeiter entfielen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich Währungseinheiten Betriebsunkosten; auf einen produktiven Arbeiter entfielen im Berichtsjahre Währungseinheiten Betriebskosten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; hh) in den letzten (Anzahl) Jahren waren durchschnittlich unproduktive Arbeiter beschäftigt; im Berichtsjahre waren unproduktive Arbeiter beschäftigt oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; ii) in den letzten (Anzahl) Jahren waren durchschnittlich im Fabrikationsbetriebe Gehaltsempfänger beschäftigt; im Berichtsjahre waren im Fabrikationsbetriebe Gehaltsempfänger beschäftigt, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; jj) in den letzten (Anzahl) Jahren entfielen auf einen produktiven Arbeiter durchschnittlich (Anzahl) unproduktive Arbeiter; im Berichtsjahre entfielen auf einen produktiven Arbeiter (Anzahl) unproduktive Arbeiter, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; kk) in den letzten (Anzahl) Jahren entfielen auf einen produktiven Arbeiter durchschnittlich (Anzahl) im Fabrikationsbetriebe beschäftigte Gehaltsempfänger; im Berichtsjahre entfielen auf einen produktiven Arbeiter (Anzahl) im Fabrikationsbetriebe beschäftigte Gehaltsempfänger, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; 11) in den letzten (Anzahl) Jahren betrugen die Werkzeugkosten durchschnittlich Währungseinheiten;

170 im Berichtsjahre betrugen die Werkzeugkosten Währungseinheiten, % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; mm) in den letzten (Anzahl) Jahren betrug der durchschnittliche Werkzeugverbrauch eines produktiven Arbeiters Währungseinheiten; im Berichtsjahre betrug der Werkzeugverbrauch eines produktiven Arbeiters Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; nn) in den letzten (Anzahl) Jahren betrug der stündliche Akkordverdienst eines produktiven Arbeiters durchschnittlich Währungseinheiten ; im Berichtsjahre betrug der stündliche Akkordverdienst eines produktiven Arbeiters Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; oo) in den letzten (Anzahl) Jahren überstieg der durchschnittliche stündliche Akkordverdienst den durchschnittlichen Stundenlohn, welcher Währungseinheiten betrug, um durchschnittlich %; im Berichtsjahre überstieg der stündliche Akkordverdienst den Stundenlohn, welcher Währungseinheiten betrug, um % , oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre. J e nachdem nun die eine oder andere der vorgenannten Verhältniszahlen zugrunde gelegt wird, gestaltet sich die Berechnung der Beteiligungsquote der Arbeitnehmer; sie kann einen bestimmten Prozentsatz der prozentuellen Mehrerzeugungsmenge, des prozentuellen Mehrerzeugungswertes, gegebenenfalls des prozentuellen Mehrbruttowertes, gegebenenfalls, um zur Sparsamkeit anzueifern, des prozentuellen Minderbedarfes an Rohmaterial (Ausgangsmaterial), oder an Werkzeugkosten, oder an Betriebsunkosten überhaupt usw. betragen. Die Höhe der prozentuellen Beteiligungsquote wird sich selbstverständlich nach dem Einflüsse der prozentuellen Mehrleistung, bzw. des prozentuellen Ersparnisses auf die preistechnische Konkurrenzfähigkeit des Enderzeugnisses richten und wird dort, wo Weitblick herrscht, etwa bis zu 10% des erzielten prozentuellen Ersparnisses ansteigen. oder

Wie auch die Beteiligungsquote berechnet wird, im Grundwesen handelt es sich darum, den Lohnaufwand derart zu gestalten, daß er eine steigende Lohnausbeute ermöglicht; zu dieser Steigerung müssen, wenn sie erzielt werden soll, die Arbeitnehmer auch dann ihrerseits beitragen, wenn die Hauptursache der gesteigerten Lohnausbeute auf neu installierte, leistungsfähigere Arbeitsbehelfe zurückzuführen ist; darum ist es nur recht und billig, daß der Arbeitnehmer ein Äquivalent für seinen Wirkungsanteil an der gesteigerten Lohnausbeute erhält. Wenn ein Arbeiter in Zukunft vier, statt zwei Arbeitsmaschinen zu bedienen hat, weil sich ihre Bedienung durch Verbesserungen vereinfacht hat, wird er kaum nach dem bisherigen Akkordsatze arbeiten können; dieser wird vielmehr eine Verringerung erfahren, die aber nur so weit getrieben werden darf, daß der Stundenverdienst oberhalb des vorherigen liegt; würde er in gleicher Höhe wie dieser bemessen werden, dann ist ein wirtschaftlicher Erfolg kaum zu gewärtigen, weil der Arbeitswille des Arbeiters, der statt zwei vier Maschinen zu bedienen, demnach seine Aufmerksamkeit zu erhöhen hat, sinkt. Mit dem Mehrstundenverdienste ist er aber nicht genügend befriedigt, er sollte für die durch seine Mithilfe erzielte höhere Lohnausbeute besonders entschädigt werden.

171 Nicht zu übersehen ist die moralische Wirkung einer Beteiligungsquote auf den Arbeitnehmer, die sich vor allem darin äußert, daß der Arbeitnehmer das Unternehmen als etwas betrachtet, das seinem besonderen Eigeninteresse dient, dessen Aufblühen für ihn besondere Vorteile zeitigt, ihn daher aneifert, zu diesem Aufblühen beizutragen; hierzu kommt die Erwartung, daß nach Jahresfrist mit einer außerordentlichen Entlohnung zu rechnen ist, die außerhalb des Normalbudgets des Arbeitnehmers fällt; es ist verständlich, wenn er nach seinen Kräften beiträgt, diese Entlohnung nach Möglichkeit groß zu gestalten. Bei der Beurteilung von industriellen Unternehmungen, welche zu sanieren sind, ist zu untersuchen, ob das richtige Lohnsystem angewendet wurde, bzw. welches Lohnsystem in Zukunft zu wählen sein wird. Eine allgemeine Regel läßt sich hier nicht geben, denn selbst bei ganz gleichartigen Unternehmungen können die örtlichen Gepflogenheiten eine Änderung des Lohnsystemes erfordern. Vcn einem allen Ansprüchen gerecht werdenden Lohnsysteme ist zu verlangen: Einfachheit, Übersichtlichkeit, Erfassung aller Tätigkeiten, leichte Überprüfbarkeit, Wirtschaftlichkeit, Befriedigung des Arbeitnehmers und Arbeitgebers. Bei der Untersuchung eines infolge seiner höheren Gestehungskosten notleidend gewordenen Unternehmens hatte sich folgendes Bild ergeben: , .... „ Werkstatte Nr.

... .... Akkordlöhne

. ... Stundenlöhne

Verhältnis der Stundenlöhne z u d e n Akkordlöhnen

I

at

bt

p%

b,

p%

"

III a3 b3 (p+q)% Es war ohne weiteres erkennbar, daß bei Werkstätte Nr. III irgend etwas nicht in Ordnung ist, weil das Verhältnis zwischen Stundenlöhnen und Akkordlöhnen unverhältnismäßig größer war, als bei den anderen Werkstätten; demnach war zu untersuchen, ob dieses Verhältnis berechtigt war, oder nicht. Zwei Ursachen konnten zum unwirtschaftlichem Verhältnisse zwischen Stundenlöhnen und Akkordlöhnen führen: die vorausgegangenen Arbeiten und die in Fortsetzung derselben durchzuführenden Arbeiten. Die Untersuchung ergab, daß in Werkstätte Nr. III die aus den beiden anderen Werkstätten kommenden Stücke zum Enderzeugnisse vereinigt (montiert) wurden. Die Montage erfolgte in der Weise, daß jeder Arbeiter alle zu einem Enderzeugnisse gehörenden Teilstücke erhielt und sie zusammenpaßte. Dabei stellte sich heraus, daß die Paßflächen nicht stimmten, der Arbeiter die Abstimmung selbst vornehmen mußte. Es sohien, daß die Betriebsleitung von vornherein damit rechnete, daß die Abstimmung von dem Montagearbeiter vorzunehmen sei, denn jede Arbeitsstelle der Werkstätte' Nr. III war mit einer kleinen Drehbank, Bohrmaschine, Schleif- und Polierspindel ausgerüstet. Die weitere Untersuchung führte darauf, daß in den Werkstätten Nr. I und II mit stark abgenutzten Lehren gearbeitet wurde, daß die Teilstücke von Werkstätte Nr. I in Werkstätte Nr. II und Werkstätte Nr. III ebensowenig, wie die aus Werkstfitte Nr. II in Werkstätte Nr. III gelangenden Teilstücke eine Zwischenkontrolle passierten. Die Betriebsleitung vertrat die Meinung, daß die Kontrolle am besten durch die Montagestelle (Werkstätte Nr. III) durchzuführen sei. Die Arbeiter der beiden Werkstätten Nr. I und II arbeiteten im Akkord und bekamen, da eine Zwischenkontrolle fehlte, alle Arbeiten, auch die fehlerhaften, voll bezahlt. Die Arbeiter in Werkstätte Nr. III erhielten für

172 das montierte Enderzeugnis einen Stückakkord, für alle erforderlichen Nacharbeiten Stundenlohn. Jede Nacharbeit wurde von ihnen als Stundenzeit aufgeschrieben; bei der großen Zahl der Arbeiter der Werkstätte Nr. III war eine Kontrolle dieser Zeitaufschreibungen unmöglich; für die gleichen Teilstücke variierten die Nacharbeitszeiten oft um hunderte von Prozenten; es war nicht festzustellen, ob bei den gleichen Nacharbeiten tatsächlich, infolge der Beschaffenheit der Teilstücke, so große Zeitunterschiede entstehen mußten, oder ob in der verzeichneten Stundenzeit Akkordarbeiten ausgeführt wurden; immerhin war die große Zahl der in einer Stunde montierten Enderzeugnisse auffallend. Festzustellen war, daß die Summe aller Nacharbeitszeiten fast so groß war, als die Summe aller Akkordzeiten, welche in den beiden Werkstätten Nr. I und II verrechnet wurden. Hieraus ergab sich, daß mangels einer Zwischenkontrolle und infolge der abgenutzten Lehren für die Herstellung der Teilstücke ein nahezu doppelt so hoher Lohn bezahlt wurde, als erforderlich gewesen wäre. Hierin lag die eine Ursache der hohen Gestehungskosten. Die zweite Ursache lag darin, daß der Montagearbeiter während der Montagearbeit verschiedenartige Bearbeitungen, wie Nachdrehen, Nachbohren, Überschleifen, Gratentfernen und Nachpolieren vornehmen mußte und für diese Arbeiten nicht immer den gleichen Befähigungsgrad aufwies, worauf zum Teile die großen Zeitunterschiede zwischen den gleichen Nacharbeiten, die vom selben Arbeiter ausgeführt wurden, zurückzuführen waren. Die dritte Ursache der hohen Gestehungskosten lag darin, daß der Montagearbeiter infolge der Nacharbeiten jedes Teilstück mehreremal aufnehmen und ablegen mußte, wodurch kostbare Arbeitszeit verloren ging. Die vierte Ursache der hohen Gestehungskosten lag darin, daß die Bearbeitungsarten fortwährend wechselten, daß sich der Arbeiter während des Montierens auf Drehen, Bohren, Schleifen, Polieren umstellen mußte. Die fünfte Ursache der hohen Gestehungskosten war darin zu suchen, daß die Einzelarbeiten der Montage selbst bei den verschiedenen Montagearbeitern verschiedene Arbeitszeiten erforderten, weil der eine und andere Arbeiter bei den einzelnen Einpaßarbeiten verschiedene Geschicklichkeit entwickelte. Im Laufe der fabrikatorischen Sanierung wurde den herrschenden Übelständen wie folgt abgeholfen. Die abgenutzten Lehren der Werkstätten Nr. I und II wurden durch neue ersetzt; nach jedem, in diesen beiden Werkstätten ausgeführten Arbeitsgange wurde eine Zwischenkontrolle durch eine eigene Kontrollabteilung eingeführt. (Die Arbeiter der beiden Werkstätten, welche anfangs einen Großteil ihrer Arbeiten zur kostenlosen Nacharbeit zurück erhielten, beantworteten diese Maßnahme mit einem erfolglosen, kurzfristigen Streike.) Werkstätte Nr. III erhielt in der Folge nur mehr Teilstücke mit einwandfreien Paßflächen. Der Montagegang wurde dahin abgeändert, daß der Arbeiter nicht mehr ein Enderzeugnis in seiner Gesamtheit zu montieren hatte, sondern der erste Arbeiter die beiden ersten Teilstücke zusammenpaßte, die mit dem dritten Teilstücke zum zweiten Arbeiter wanderten und so fort. Alle Arbeitsmaschinen wurden aus Werkstätte Nr. III entfernt, die in der Folge keine Stundenlöhne mehr zu verzeichnen hatte. I n d u s t r i e l l e U n t e r n e h m u n g e n , bei welchen n i c h t k o n k u r r e n z fähige Gestehungskosten trotz wirtschaftlicher Materialausbeute a u f t r e t e n , k r a n k e n v i e l f a c h an A r b e i t s e i n t e i l u n g e n , w e l c h e zu einem u n w i r t s c h a f t l i c h e n Verhältnisse zwischen S t u n d e n l ö h n e n

173 u n d A k k o r d l ö h n e n f ü h r e n ; die f a b r i k a t o r i s c h e S a n i e r u n g solcher U n t e r n e h m u n g e n ist l e i c h t d u r c h z u f ü h r e n . Die Art der Lohnsysteme ergibt sich aus den das Werkstück begleitenden Arbeitß3cheinen (Akkordscheinen, Lohnzetteln), welche, weil den örtlichen Verhältnissen und der Art des Unternehmens angepaßt, verschiedene Formen aufweisen, von welchen einige beispielsweise gekennzeichnet werden sollen. Eine bewährte Form liefert die durch Perforierung in drei Teile geschiedene Stücklohnkarte, welche die Aufschrift trägt: der Arbeiter muß die Stücklohnkarte bei Beginn der Stücklohnarbeit erhalten; es werden nur Stücke bezahlt, die von der Prüfungsstelle in Ordnung befunden wurden. Die Perforierung ermöglicht, daß die Einzelteile der Stücklohnkarte für sich allein in die zuständigen Verwaltungsabteilungen gelangen können, wodurch deren Arbeiten beschleunigt werden. Der erste Teil dient als Werkstoffschein und enthält die Bestimmungsstücke: Auftrags-Nr., Werkstoff (nähere Kennzeichnung), Stückzahl, Abmessungen (theoretische und tatsächliche), Gewicht, gegebenenfalls geänderte Stückzahl, Datum der Ausgabe, der Eintragung, der Buchung, Buchungskonto; der zweite Teil dient als Paß und enthält die Bestimmungspunkte: Name und Stammnummer des Arbeiters, gegebenenfalls eines Helfers, Bezeichnung der Werkstätte, Nummer der Arbeitsmaschine, Auftrags-Nr., Gegenstand (Teilstück), Fabrikations-Nr., Werkstoff, Stückzahl des Werkstoffes, Stückpreis, Arbeitsgang-Nr., Vorrichtungs-Nr.; der dritte Teil, welcher als Arbeitskarte dient, enthält neben den Bestimmungspunkten des zweiten Teiles noch folgende: Zeit des Arbeitsbeginnes (an der betreffenden Arbeitsmaschine), der Arbeitsbeendigung, des Beginnes der Beförderung zur Überprüfungsstelle, der Übernahme durch dieselbe, der Weitergabe durch dieselbe, des Nacharbeitsbeginnes, der Nacharbeitsbeendigung, des Beginnes der Beförderung von der Nacharbeitsstellc zur Überprüfungsstelle, der Übernahme und Weitergabe durch dieselbe, Angabe der Stelle, an welche das Werkstück weitergeleitet wurde, Überprüfungsbefund (richtig, zu verrechnen, Ausschuß), Ursache des Ausschusses, erreichte Zeit, Stückverdienst, aus früheren Karten ausgezahlte Stunden, Summe der Anzahlung, Gesamtpreis, Überschuß, auf Unkosten zu buchen (Stunden, Betrag, Konto), Datum der Übergabe und Übernahme der Vorrichtung, Datum der Übernahme des Werkstückes durch die nächste Arbeitsstelle, oder durch das Magazin (in diesem Falle auch Eintragungsdatum), Datum der Übernahme des Ausschusses, dessen Stückzahl und Gewicht, etwaige Beanstandungen. Aus diesen Arbeitskonten werden die Verdienste jener Arbeiter zusammengestellt, welche die Akkordbasis um einen bestimmten Prozentsatz überschreiten; die Zusammenstellung enthält die Bestimmungspunkte: Akkordschein-Nr., Name des Arbeiters, Teilstück-Nr., Akkordbasis, Verdienst, Prozent über Akkordbasis. Nach dieser Aufstellung wird, wie bereits an anderer Stelle erörtert wurde, der Akkordsatz gegebenenfalls neu geregelt. Des weiteren dienen alle dasselbe Enderzeugnis betreffenden Arbeitskarten als Unterlagen für die Berechnung aller Akkord- und Lohnsummen, welche aus einer Zusammenstellung hervorgeht, die von jedem Arbeitsgange aufzeigt: Auftrags-Nr., Auftragsdatum, Akkordminuten, Stundenlohnminuten, Lohnklasse, Prozente der Stundenlohnminuten im Vergleiche zu den Akkordminuten, Akkordlohn, Stundenlohn, Prozente des Stundenlohnes im Vergleiche

174 zum Akkordlohne (siehe oben betr. wirtschaftliches Verhältnis zwischen Akkordlohn und Stundenlohn). Ein vielerorts in Gebrauch stehender Lohnabrechnungszettel, dessen Durchschrift der Arbeiter mit der Lohnauszahlung erhält, hat folgende Form: Name und Stammnummer des Arbeiters; Arbeitswoche: Nummer, von bis ; Lohnklasse; Vorschuß Währungseinheiten; Vorschußdatum; Akkordminuten, Lohnminuten, Prämienminuten, ihre Umrechnung in Währungseinheiten; Akkordüberschreitungen in Minuten und Währungseinheiten; Gesamtminuten; Gesamtlohn; Abzüge: Krankenkasse, Invalidenversicherung, Steuer, Vorschuß; Überstundenzahl und -Zuschläge; gegebenenfalls Putzpauschale; auszuzahlender Betrag. An Hand der Arbeitskarten sind von Zeit zu Zeit die an anderer Stelle erörterte Arbeiterfähigkeitstabelle richtigzustellen, ebenso die von der Vorkalkulation festgelegten Akkordzeiten, welche zwecks leichterer Ubersicht in einer Akkordtabelle zusammengestellt werden, welche enthält: TeilstückNr., Fabrikations-Nr., Lohnklasse, Akkordminuten, abgeänderte Akkordminuten, Abänderungsdatum und -Ursache. Aus dieser Tabelle ergibt sich als Nachschlageunterlage für rasch durchzuführende Lohnkostenberechnungen die Lohnkostentabelle, weiche enthält: Teilstück-Nr., Fabrikations-Nr., Lohnkosten in Währungseinheiten, bzw. abgeänderte Lohnkosten in Währungseinheiten. Unwirtschaftliche Lohnleistungen ergeben sich aus den oben gekennzeichneten Verhältniszahlen, welche auch unwirtschaftliche Verhältnisse zwischen produktiven und unproduktiven Löhnen erkennen lassen, wie denn überhaupt diese Verhältniszahlen ein Spiegelbild der Betriebswirtschaft liefern, dessen Nichtbeobachtung zu schwerer Schädigung des Unternehmens führt. Bei vielen Unternehmungen, welche zur Sanierung gelangen, fehlen diese Verhältniszahlen überhaupt; aus ihrem Nichtvorhandensein kann von vornherein auf einen schlecht geführten Betrieb geschlossen werden. Wenn die jährlichen Gesamterzeugungsmengen gegen die Vorjahre einen Rückschritt verzeichnen, kann die Ursache bei der Verkaufsabteilung, oder im Fabrikationsbetriebe liegen; im erstgenannten Falle weist der Verkauf eine Minderung des Auftragsbestandes auf, oder die Verkaufsabteilung verfügt über ein zu großes Lager, aus welchem sie die Bestellungen speist, oder die kaufmännische Leitung schränkt die Produktion mit Rücksicht auf den Beginn einer schlechten Konjunktur ein. Ist der Auftragsbestand jedoch gleich geblieben, dann ist die Ursache des Rückganges der Erzeugungsmengen ausschließlich beim Betriebe zu suchen. Dieser Rückgang kann verschiedene Ursachen haben: Aussperrung, Streik, ausgedehnter Umbau, Auswechslung der Arbeitsmaschinen, Umstellung der Arbeitseinteilung und Arbeitsmethoden, starke Abwanderung der geschulten Arbeiter (meist hervorgerufen durch unzureichende Entlohnung), Nachlassen der Beaufsichtigungsstrenge, neue, jedoch schlechtere Arbeitsmethoden, Mangel an Arbeitswillen, vernachlässigte Arbeitsbehelfe, unglückliche Sparmaßnahmen im Betriebe, wie schlechteres Material, schlechtere Werkzeuge, hohe Ausschußmengen, ungeordneter Arbeitsgang, schlecht arbeitende Kontrollstellen u. a. m. Zeigen die Gesamterzeugungskosten eine Erhöhung gegen die Vorjahre, dann können die Ursachen sein: erhöhte Ausbringung, Lohnsteigerungen, höhere Betriebsunkosten, erhöhter Materialabfall, erhöhter Ausschuß, Zeit-

175 säbotage, höhere Abschreibungen infolge von umfangreichen Neuinstallierungen, größerer Werkzeugverbrauch, höhere Wohlfahrtsabgaben, wiederholte Nacharbeiten. Immerhin sind die Gesamterzeugungskosten kein ausschlaggebendes Kennzeichen, das erst durch ihren Vergleich mit den Gesamterzeugungsmengen gewonnen wird, welcher die auf eine Währungseinheit Erzeugungskosten entfallende Erzeugungsmenge, bzw. die Erzeugungskosten einer Mengeneinheit, liefert. Wie aus den bisherigen Erörterungen hervorgeht, sind drei Haupteinflußfaktoren für die Höhe der Erzeugungskosten der Mengeneinheit bestimmend; lehrt die Verhältniszahl, daß eine Veränderung dieser Erzeugungskosten stattgefunden hat, dann sind die Fehlerquellen zu suchen beim: a) Materialverbrauch, der selbst wieder beeinflußt wird durch die Materialgüte, durch die mehr oder minder reichlichen Abmessungen des Rohmateriales (Ausgangsmateriales), durch den Materialabfall, welcher von den beiden vorgenannten Eigenschaften, von der Güte der Materialbehandlung und -bearbeitung, von der Art und Güte der Materialbearbeitungs- und -Verarbeitungsbehelfe (Arbeitsmaschinen, Apparate, Einrichtungen, Werkzeuge), von der Güte der Arbeitsmethoden, von der Aufmerksamkeit und Sachkundigkeit des Arbeiters abhängig ist, bei gebrechlichem Materiale auch von der Art und Sorgfalt des Transportes von einer zur andern Arbeitsstelle; b) Verbrauch an Arbeitszeit (gleichbedeutend mit Lohnkosten), der selbst wieder beeinflußt wird durch die Zeitbemessung, durch die Überwachungsart des Verbrauches an Arbeitszeit, durch das Lohnsystem, durch die Leistungsfähigkeit und Güte der Arbeitsbehelfe (Arbeitsmaschinen, Apparate, Einrichtungen, Werkzeuge), durch die Arbeitsmethoden, durch die Ausgestaltung der einzelnen Arbeitsgänge, durch ihre Aufeinanderfolge, durch Zahl, Art und Länge der Arbeitswege, durch die Art der Transportmittel (mechanische, manuelle), durch die Beschaffenheit der Arbeitsräume und Arbeitsstellen, durch die Lichtverhältnisse und Wärmeverhältnisse, durch die Güte und Klarheit der Arbeitsvorschreibungen und Arbeitsunterweisungen, durch den Arbeitsplan und durch die Arbeitsverteilung, durch die Fähigkeit und durch den Grad des Willens zur Arbeit der Arbeitnehmer; c) Betriebsunkostenstand, der selbst wieder beeinflußt wird durch die Güte und (gegebenenfalls) durch die Abmessungen und Formgebung des Betriebsmateriales, durch die Art und Arbeitsweise der das Betriebsmaterial verbrauchenden menschlichen und maschinellen Arbeitskräfte, durch die Art der Einlagerung des Betriebsmateriales, durch die Wartungskosten, welche selbst wieder von dem Zustande der Arbeitsbehelfe (Gebäude, Transportmittel, Arbeitsmaschinen, Apparate, Einrichtungen, Vorrichtungen, Werkzeuge) beeinflußt werden, der gleichzeitig die Höhe der Instandhaltungskosten der Arbeitsbehelfe (Reparaturen) bestimmt, durch den Werkzeugverbrauch, durch die unproduktiven Löhne, durch die Betriebsgehälter, durch die öffentlichen Abgaben, durch die Abschreibungen (oft aus Bilanzierungsgründen außerordentlich verändert), durch den Beschäftigungsgrad. Aus diesen drei Hauptgruppen von Fehlerquellen sind für alle übrigen in Betracht kommenden Verhältniszahlen die Fehlerquellen zu entnehmen, deren Kennzeichen, Ursachen und Behebungsmittel bereits erörtert wurden. Der Materialkostenkoeffizient ist abhängig von dem Materialpreise, von der in der Erzeugniseinheit enthaltenen Materialmenge, von der Höhe des

176 Materialabfalles, gegebenenfalls von der Höhe des Ausschusses, durch welchen Material verloren geht. Der produktive Lohnkoeffizient ist abhängig von den Leistungen der Arbeitsbehelfe und Arbeiter, von den Arbeitsmethoden, von der Arbeitsfolge und der Art der Arbeitsgänge. Der unproduktive Lohnkoeffizient ist abhängig von der Arbeitsverteilung, von den Transportwegen, von den Transportmitteln, von den Instandhaltungsund Wartungsarbeiten der Arbeitsbehelfe und Arbeitsmittel. Industrielle Unternehmungen, welche infolge u n w i r t s c h a f t lich h o h e r L o h n k o s t e n n o t l e i d e n d g e w o r d e n s i n d , k ö n n e n m i t A u s s i c h t auf E r f o l g n u r s a n i e r t w e r d e n , w e n n d i e U r s a c h e n in d e r A r b e i t s v e r t e i l u n g , in w a n d e l b a r e n A r b e i t s m e t h o d e n u n d in u n r i c h t i g e n L o h n b e m e s s u n g e n zu s u c h e n s i n d ; l i e g e n die U r s a c h e n in u n g e e i g n e t e n A r b e i t s b e h e l f e n u n d E i n r i c h t u n g e n , d a n n erscheint die Sanierung aussichtslos. Die Ermittlung der Fehlerquellen wird bei der Untersuchung von zu sanierenden Unternehmungen erleichtert, wenn eine Fabrikationsstatistik vorliegt, aus welcher die Tätigkeitsergebnisse und Tätigkeitskosten, bzw. die Verhältniszahlen und ihre Veränderungen, hervorgehen. Es muß bedauerlicherweise festgestellt werden, daß bei den industriellen Unternehmungen, welche infolge ihrer fabrikatorischen Tätigkeit notleidend geworden sind, entweder Fabrikationsstatistiken überhaupt fehlen, oder derart lückenhaft sind, daß sie wesentliche Dienste nicht leisten konnten, ferner, daß selbst dort, wo von sachkundiger Außenseite Statistiken eingerichtet wurden, die Kunst, sie zu lesen und auszunutzen, fehlte. Industrielle Unternehmungen, welche lückenlose Fabrikationsstatistiken geführt und sachkundig ausgewertet haben, können durch ihre fabrikatorische Tätigkeit nur notleidend werden, wenn unvorhergesehene, unbezwingbare äußere Einflüsse schädigend einwirken. Die Zahl der möglichen Einzelstatistiken ist nahezu unbegrenzt, hängt von dem Umfange des Unternehmens, von der Zahl seiner inneren Einflußfaktoren, von der Genauigkeit der Erforschung aller im Unternehmen sich äußernden Kraftwirkungen ab. Aus dieser großen. Zahl sollen einige der Praxis entnommene Fälle im nachstehenden vorgeführt werden, um zu zeigen, welche Fehlerquellen aufgedeckt, bzw. welche Fehler und Fehlerfolgen vermieden werden können, wenn richtige und lückenlose Fabrikationsstatistiken geführt und mit richtigem Verständnisse ausgewertet werden. Bei der Untersuchung eines notleidend gewordenen industriellen Unternehmens zeigte sich, daß die Gestehungskosten zu hoch waren; demnach wurde in der Reihenfolge des Auftretens der Gestehungskosten vorgegangen und mit der Beurteilung der Materialbeschaffung begonnen. Die Korrespondenz der Materialbestellungsabteilung ergab, daß das Material auf Grund eines Lieferungsvertrages auf Abruf bezogen wurde, aus welchem hervorging, daß der Bezugspreis um 5% billiger war, als der niedrigste Marktpreis, wogegen es dem Lieferanten freistand, die Materialabmessungen innerhalb näher umschriebenen, jedoch weiten Grenzen zu wählen. Der Materialverbrauch wurde statistisch festgehalten und umfaßte jeweilen gleich große Zeitabschnitte, aus welchen der nachstehende herausgegriffen wurde (seine statistischen Aufzeichnungen wichen nur unerheblich von jenen der anderen Zeitabschnitte ab):

177 Materialabmessung

....X ....X X X

X X X X

Bezugsdatum

Bezugsgewicht

(A) (B) (C) (D)

10000 12000 8000 16000 Insgesamt

Oewonnene Stückzahl

kg „ „ „

400000 450000 350000 650000

46000 kg

1850000

Aus dieser Statistik wurde gefolgert, daß der Materialverbrauch für ein Stück (Enderzeugnis) betrug: 46000000 : 1850000 «= rd. 25 g. Die Ergebnisse der verschiedenen Zeitabschnittstatistiken wurden jeweilen miteinander verglichen und festgestellt, daß der Materialverbrauch um wenige Zehntelgramm für das Stück schwankte; daraus wurde auf die Gleichmäßigkeit des Materialbedarfes geschlossen, womit sich die Fabrikationsleitung zufrieden gab. Tatsächlich sagte diese Statistik viel zu wenig, wie sich sofort herausstellte, als sie im Laufe der Untersuchung in der nachstehenden Weise erweitert wurde: MitPriaiahmMiiimr Maieriaiaomessung

X ....X ....X X

X X X X

(A) (B) (C) (D)

Datum

Bezugs-

Gewicht

Gewonnen« Stückzahl

10000 kg 12000,, 8000 „ 16000 „

400000 450000 350000 650000

Abfall Insgesamt pro Stück

2000 kg 3000,, 500 „ 3000 „

5 g rd. 6,7 „ „ 1,4 „ „ 4,6 „

Wäre die Materialverbrauchsstatistik von vornherein in dieser Form geführt worden, dann wäre sofort zu erkennen gewesen, daß das Material, welches mit den Abmessungen C geliefert wurde, die günstigste Ausbeute ermöglichte, weil bei diesen Abmessungen der kleinste Materialabfall entstand. Diese Feststellung hätte in der Folge zu nachstehender rechnerischer Überlegung führen müssen: Der niedrigste Marktpreis betrug in der von der Statistik erfaßten Zeitspanne 50 Währungseinheiten für das kg, wenn der Lieferant genau vorgeschriebene Abmessungen zu liefern gehabt hätte; in diesem Falle wären zu bezahlen gewesen: 46000 X 50 = 2300000,— Währungseinheiten. Da der Lieferant in der Wahl der Abmessungen frei war, wurden nur bezahlt: 46000 x 47,5 = 2185000,— Währungseinheiten. Mithin wurden erspart: 115000,— Währungseinheiten. Wäre das gesamte Material mit den Abmessungen (C) geliefert worden, dann hätte der gesamte Materialabfall betragen: 1850000 (Stück) x 1,4 (g) = 2590 kg. Tatsächlich betrug er: 2000 + 3000 + 500 + 3000 = 8500 kg. Somit war ein Mehrmaterialverbrauch von: 5910 kg zu verzeichnen, welcher einen Kostenaufwand erforderte von: 5190 X 47,5 = 280725,— Währungseinheiten. H e r z o g , Sanierung.

12

178 Diesem Mehraufwande Btand infolge der vertraglichen 5proz. Preisermäßigung ein Ersparnis gegenüber von: 115000,— Wöhrungseinheiten, so daß ein Verlust von: 280725 — 115000 = 165725 Währungseinheiten zu verzeichnen ist, welcher verringert wird durch die infolge Wegfall der 5proz. Preisermäßigung entstehenden Mehrkosten von: 5190 (kg) X 2,5 (Währungseinheiten) = 14775,— Währungseinheiten auf: 165725 — 14775 = 150950,— Währungseinheiten. Die Materialkosten für ein Stück betrugen: 2185000 : 1850000 = 1,18 Währungseinheiten. Wäre das Material mit den Abmessungen (C) vorgeschrieben worden, dann wären erforderlich gewesen: 46000 kg -5910 „ 40090 kg, woraus sich die Materialkosten für ein Stück berechnet hätten aus: (40090 X 50) : 1850000 = 1,08 Währungseinheiten. Bei richtiger Führung der Statistik des Materialverbrauches wären demnach 1 0 % des auf ein Stück entfallenden Materialpreises erspart worden. In einem industriellen Unternehmen, welches die fertigen Rohstücke bezog und die bearbeiteten Fertigstücke nach dem Auslande lieferte, war der vorher befriedigende, wenn auch einen bescheidenen Gewinn ermöglichende Umsatz trotz Herabsetzung des Stückverkaufspreises um 2 Währungseinheiten derart zurückgegangen, daß das Unternehmen seine Betriebsmittel am Ende des Geschäftsjahres vollständig erschöpft hatte. Die Untersuchung der fabrikatorischen Tätigkeit begann, wie üblich, bei der Materialebarung. Das Unternehmen hatte im Vorjahre bezogen: I. Quartal 25000 Rohstücke II. „ 35000 III. „ 55000 IV. „ 85000 Insgesamt 200000 Rohstücke. Mit Rücksicht auf den steigenden Bedarf konnte das Unternehmen bei dem Lieferanten nach langen Verhandlungen durchsetzen, daß der Preis des Rohstückes von 10 Währungseinheiten auf 8 Währungseinheiten herabgesetzt wurde. Um die ersparten 2 Währungseinheiten sollte der Fertigstückpreis verbilligt werden, um den Umsatz noch weiter zu steigern. In dieser Annahme wurden im ersten Quartale des Folgejahres die Rohstückbestellung erhöht, in ihrem Umfange die Serie fertiggestellt und, wie üblich, vor Beginn der Saison den ausländischen Abnehmern die Muster unter gleichzeitiger Bekanntgabe der vorerwähnten Preisverbilligung übersandt. Das Unternehmen hatte sich dem Lieferanten der Rohstücke gegenüber zur Abnahme der gleichen Menge wie im Vorjahre verpflichtet und die Quartalsmengen wie folgt festgelegt:

179 I. Quartal 100000 Rohstücke II. „ 25000 III. „ 50000 IV. „ 25000 Die vom Unternehmen im Laufe des ersten Quartales gelieferten Fertigstücke wurden zum Teile dem Restbestande des Vorjahres, zum Teile der neuen ersten Fabrikationsserie entnommen. Die Verkaufspreise galten ab Werk. Nach der ersten Lieferung liefen von allen Abnehmern Beschwerden ein, daß die Ware den Abnehmern einen Gewinnverlust gebracht hätte, der dem Unternehmen unverständlich war, da der Verkaufspreis um 2 Währungseinheiten heruntergesetzt worden war; es wurde angenommen, daß diese Beschwerden die Vorboten einer Preisdrückerei seien; demnach wurde ihnen keine weitere Beachtung geschenkt. Nach der zweiten Lieferung, die ausschließlich von der neuen Fabrikationsserie bestritten wurde, blieben die Bestellungen aus. Alle Bemühungen blieben erfolglos, Gründe für die Ablehnung gaben die bisherigen Abnehmer nicht an. Der Bezug der weiteren Rohstücke wurde vom Unternehmen verweigert; in dem aus der Annahmeverweigerung entstehenden Prozesse wurde das Unternehmen sachfällig. Da ihm die Mittel zur Bezahlung der abzunehmenden Rohstücke fehlten, wurde eine Sanierung angestrebt. Die Untersuchung der Materialgebarung förderte eine unerwartete Überraschung zutage, die nur dadurch möglich geworden war, daß in der Verbrauchsstatistik die Materialgewichte fehlten. An Hand der Ladescheine würden sie studienhalber nachträglich angefertigt und lieferten folgendes Bild: Vorjahr

I. Quartal II. „ III. „ IV.

25000 Stück 35000 „ 55000 „ 85000 „

Folgejahr

15000 21000 33000 51000

kg „ „ „

100000 Stück 25000 „ nicht mehr bezogen

90000 kg 22500 „ — —

Der Lieferant der Rohstücke hatte ein Material geliefert, dessen spezifisches Gewicht um 50% größer war als jenes, welches im Vorjahre verwendet wurde; da sich bei der Bearbeitung keine Unterschiede zeigten, wurde die Änderung des spezifischen Gewichtes nicht bemerkt. Ihre Wirkung hatten, wie die weiteren Erhebungen ergaben, die Abnehmer zu verspüren. Die Fertigstücke waren einem Gewichtszolle unterworfen, welcher für das Stück im Vorjahre 7,50 Währungseinheiten betrug, bei einem Frachtsatze von —,30 Währungseinheiten für das Fertigstück; im Folgejahre erhöhte sich infolge der 50proz. Erhöhung des spezifischen Gewichtes die Zollabgabe auf 12,— Währungseinheiten, der Frachtsatz auf —,45 Währungseinheiten. Für den Abnehmer stellten sich die Einkaufskosten wie folgt: Vorjahr

Stückpreis . . 10,— Währungseinheiten Zoll 7,50 „ Fracht • • . —,30 „ Insgesamt 17,80 Währungseinheiten

Folgejahr

8,— Währungseinheiten 11,25 —.45 „ 19,70 Währungseinheiten

Die Ablehnung weiterer Bestellungen war daher erklärlich, weniger erklärlich, daß die Leitung des Unternehmens die Ursache der Ablehnungen nicht ergründen konnte, unverständlich aber war die Leichtfertigkeit der 12*

180 Betriebsleitung, bzw. der Materialübernahmestelle, bzw. der Werkführer, die den Gewichtsunterschied der Roh3tücke nicht bemerkten. Bei einem industriellen Unternehmen waren u. a. für den gleichen Zweck verschiedene Ausgangsmaterialien verwendet worden; es lag der Verdacht vor, daß die Verschiedenartigkeit der Ausgangsmaterialien zur preistechnischen Konkurrenzunfähigkeit der Enderzeugnisse beigetragen habe; aus diesem Verdachte heraus entsprang der Wunsch, Klarheit betreffend die Materialwahl im Falle des Gelingens der Sanierung zu schaffen. Hierzu war es erforderlich, vorerst die Bestimmungsstücke festzulegen, bzw. die Einflußkräfte zu erfassen, von deren Wirkung die Wirtschaftlichkeit der verschiedenen Materialarten abhängen konnte. Auf den zu beschreitenden richtigen Weg führte der grundlegende Gedanke, daß jedes Material irgendeinen Mangel aufweist, der sich im Verlaufe der Fabrikation nachteilig äußern müsse. Materialfehler wirken sich aus in kalkulatorischer Beziehung in Form von Fracht-, Zoll- und Zufuhrspesen, in fabrikatorischer Beziehung in Form von Abfall, Ausschuß, Mehrbeanspruchung von Arbeitszeit, bzw. Löhnen, Mehrverbrauch von Werkzeugen und Hilfsmaterial (Erhöhung der Betriebsunkosten). Um diese Wirkungen vergleichen zu können, müssen sie mit dem gleichen Maße gemessen werden können; als Maßeinheit wurde die Arbeitsminute genommen, deren durchschnittlicher Währungswert aus den vorliegenden Statistiken mit zwei Hundertstel Währungseinheiten berechnet wurde; nach dieser Formel wurden Währungswerte in Arbeitsminuten umgerechnet (1 Währungseinheit = 50 Arbeitsminuten). Der Einkaufspreis einer Materialart wurde mit 100% bezeichnet, die Einkaufspreise der anderen Materialarten mit den verhältnismäßigen Prozentzahlen. Es ergab sich folgendes statistisches Bild, bezogen auf 1000 Materialmengeneinheiten: Materialbezeichnung A B C Frachterhöhung gegenüber dem billigsten Frachtsatze . a t — — Zufuhrerhöhung „ „ „ Zufuhrsatze . b x — — Zollerhöhung „ „ „ Zollsatze . . — c2 — Abfallmengen gegenüber Rohmaterialmengen — d2 d3 Ausschußmengen gegenüber Rohmaterialmengen . . . — e2 e3 Mehr an Arbeitszeit (Löhnen) ft f2 — Mehrverbrauch an Werkzeugen — g2 gs „ „ Hilfsmaterial hj — h, Es ergab sich: (ax + b t + f t + h x ) < (ca + d 2 + e 2 + f 2 + g2) (ax + ^ + f t + h j > (d 3 + e 3 + g, + h3) d 2 + e 2 + f 2 + g2) > (d 3 -J- e 3 -f- g 3 -+- h3) Demnach war Material C als das wirtschaftlichste zu wählen. Aus der Materialstatistik muß zu ersehen sein, ob der Ausschuß und Materialabfall jeder einzelnen Arbeitsstelle der gleiche ist, wie es der Fall sein müßte, wenn die Bearbeitung mit gleichartigen Arbeitsbehelfen vor sich geht; sind erhebliche Unterschiede in den Abfallmengen zu verzeichnen, dann liegt die Fehlerquelle beim Arbeiter, bzw. in dessen Unfähigkeit, oder Unachtsamkeit; die betreffende Statistik würde aus zwei Teilen bestehen, welche mit geringen Abweichungen gleiche Form aufweisen: Werkstattstatistik und Arbeitsstellenstatistik; jene würde die besonderen Bestimmungspunkte aufweisen: Werkstatt-Nr., diese: Arbeitername und Stammnummer

181 des Arbeiters, beide die gemeinsamen Bestimmungspunkte: Berichtsspanne (Arbeitswoche, Monat, Jahr), verarbeitete Materialmengeneinheiten, Ausschußmengen und Abfallmengen in Prozenten. Die Betriebsleitung ersieht aus der Werkstattstatistik, welche Werkstfitte die höchsten, oder unzulässigen Ausschußmengen und Abfallmengen hervorgebracht hat, und findet in der zugehörigen Arbeitsstellenstatistik jene Arbeiter, die am unwirtschaftlichsten arbeiten. Wenn jedoch die Werkstätten mit verschiedenen Arbeitsmaschinen ausgerüstet sind, ist in der Arbeitsstellenstatistik an Stelle, oder neben Name und Stammnummer des Arbeiters die Nummer der Maschine zu setzen, da deren Arbeitsweise, oder Rückstfindigkeit Ursache der höheren Ausschußund Abfallmengen bilden kann. Da die Materialgestehungskosten nebst Lohn- und Betriebskostenausgaben für die Gestehungskosten des Enderzeugnisses bestimmend sind, müssen ihre Wandlungen statistisch erfaßt werden; die diesbezügliche Statistik wird umfassen: Materialart, Bezugsdatum, bezogenen Mengeneinheiten, Einkaufspreis, Zoll-, Fracht-, Zufuhr-, Verpackungs-, Ver3icherungs-, Gesamtspesen, Gesamtgestehungskosten, Gestehungskosten der Mengeneinheit, Verhältnis der Zoll-, Fracht-, Zufuhr-, Verpackungs- und Versicherungsspesen einzeln und insgesamt zu den Gesamtgestehungskosten, die Durchschnittsgrößen aller vorgenannten Ausgabenposten nach Ablauf einer bestimmten Zeitspanne. Aus dem Vergleiche der einzelnen Posten untereinander ist leicht zu erkennen, welche verteuernd wirken, so daß entsprechende Maßnahmen rechtzeitig getroffen werden können. In manchen Betrieben wird der Standpunkt vertreten, daß die Materialverwaltungskosten von den eigentlichen Betriebsunkosten vollständig zu trennen sind, um feststellen zu können, wie hoch die Materialkosten ab Magazinausgabe sind. Dieser Standpunkt hat viel für sich (denn er betrachtet die Materialverwaltung als Lieferantin der Fabrikationsstfitten) und ist insbesondere dort gerechtfertigt, wo die Lagerhaltung der Ausgangsmaterialien einen großen Umfang erreicht und mit erheblichen Kosten verbunden ist. In solchen Fällen ist die vorgenannte Statistik zu ergänzen durch die Ausgabeposten: Einkaufskosten (Reisen, Übernahmeversuche beim Lieferanten), Materialübernahmekosten, Gehälter der Angestellten der Materialverwaltung, Löhne der Lager- und Magazinarbeiter, Abschreibungen und Instandhaltungskosten der Lagerräume und Lagerbehelfe (Einrichtungen, Transportanlagen), Kraftverbrauch, Lagerwerkzeuge, Materialschwund, Materialausschuß infolge unbezwingbarer verderblicher Einflüsse, Mietanteil der Verwaltungs- und Magazinräume, Beheizung, Beleuchtung, Wasserverbrauch usw. Wo leicht zerbrechliches, oder schwindendes, oder sich zersetzendes Material in Verwendung kommt, müssen die Ursachen der Materialverluste ermittelt werden, wozu die Verluststatistik gute Dienste leistet, welche folgende Bestimmungspunkte enthält: Zeitabschnitt (Beobachtungszeit), Materialart, verbrauchte Materialmengen, Verlust in Mengeneinheiten und Prozenten der verbrauchten Materialmengen, entstanden durch Bruch, Schwund, chemische Zersetzung während des Transportes, während der Einlagerung, während der Bearbeitung. Alle Statistiken fördern die Erforschung der Fehlerquellen, wenn für jede Einflußgröße die Zu- oder Abnahme gegenüber der gleich großen Vorperiode in Einheiten (Währungseinheiter), Zeiteinheiten, Mengeneinheiten) und Prozenten angegeben wird.

182 Ein industrielles Unternehmen war ausschließlich durch die Beschaffungskosten seines Ausgangsmateriales notleidend geworden. Die Untersuchung ergab, daß tatsächlich für das Ausgangsmaterial der billigste erzielbare Einkaufspreis bezahlt wurde. Die Fehlerquelle lag demnach nicht in den Beschaffungskosten an sich, sondern in der Wahl des Ausgangsmateriales in bezug auf den Veredlungsgrad, den es aufwies. Es ist eine stets wiederkehrende Erscheinung, daß bei der Beschaffung des Ausgangsmateriales auf die Wahl des Veredlungsgrades zu wenig Sorgfalt verwendet wird. Zwei grundsätzliche Erwägungen spielen für die Wahl des Veredlungsgrades entscheidende Rollen. Je niedriger der Veredlungsgrad eines Materiales ist, desto billiger ist sein Einkaufspreis, je höher jener ist, desto größer wird dieser. Für die Wahl ist bestimmend, ob das in dem Enderzeugnisse verbliebene Material in dem einen, oder anderen Falle billiger, oder teuerer zu stehen kommt. Zu erwägen ist ferner, ob und mit welchem Kostenaufwande Veredlungseinrichtungen vorgesehen werden müssen, wenn ein Material mit niedrigerem Veredlungsgrade vorgesehen wird, bzw. mit welchem Verluste vorhandene Veredlungseinrichtungen stillgelegt werden müssen, wenn ein Material mit höherem Veredlungsgrad gewählt wird. Hierüber geben die Materialveredlungsstatistiken Aufschluß, aus welchen in erster Linie zu ersehen sein muß, ob der Quotient aus den Materialpreisen des niedriger, oder höher veredelten Materiales gleich, kleiner, oder größer ist, als der Quotient aus den Materialabfallkosten des niedriger, oder höher veredelten Materiales, wobei unter Materialpreis des höher veredelten Materiales jener zu verstehen ist, der bei seinem direkten Bezüge bezahlt werden muß, oder gebildet wird aus dem Bezugspreise des minderveredelten Materiales und der auflaufenden Veredlungskosten. Welche Rolle der Veredlungsgrad bei der Gestaltung der Gestehungskosten spielt, geht aus folgenden, der Praxis entnommenen Untersuchungsergebnissen hervor: 1. Fall: Veredlungsgrad 0% Materialpreis für 100 Mengeneinheiten 48,— Gewichtsersparnis 0% Abfallmengen 45%

10%

20%

30%

52,— 5% 38%

58,— 10% 29%

64,— Währungseinheiten 18% 15%

Fracht- und Zufuhrkosten waren den Gewichten annähernd proportional; die Fracht- und Zufuhrkosten betrugen für das unveredelte Material rund 4 Währungseinheiten für 100 Mengeneinheiten, demnach für die drei Veredlungsgrade 3,80, bzw. 3,60, bzw. 3,28 Währungseinheiten. Die Materialabfallkosten rechnen sich für den: Veredlungsgrad von 0 % aus 48 X 0,45 mit 21,60 Währungseinheiten „ 10% „ 52 X 0,38 „ 19,67 „ 20% „ 58 X 0,29 „ 16,82 „ 30% „ 64 x 0,15 „ 9,60 Da3 mit dem höchsten Einkaufspreise behaftete Material war infolge seines höchsten Veredlungsgrades das billigste. 2. Fall: (Zwecks allgemeiner Benutzung in algebraischen Größen dargestellt.) Veredlungsgrad 0% (0 ± x) % (0 ± x ± y) % Materialverbrauch in Mengeneinheiten . a a ± P» % a ± p» ± q» %

183 Materialverbrauch in Währungseinheiten Mateirialabfall in Mengeneinheiten . . . Mateirialabfall in Währungseinheiten . . Mateirialausschuß in Mengeneinheiten . Mateirialausschuß in Währungseinheiten Kraftverbrauch in Währungseinheiten . Hilfsimaterialverbrauch in Währungseinheiten Werkzeugverbrauch in Währungseinheit. Insta.ndhaltungskosten der Maschinen und Einrichtungen in Währungseinht. Stückleistung in der Zeiteinheit . . .

b c d e f g

b c d e f g

h i

h ± Ph % i ± Pi %

k 1 m n

k 1 m n

± ± ± ± ±

Pb Pc Pd Pe Pf ± Pm

% % % % %

%

b c d e f g

± pb ± qb % ± Po ± q0 % ± Pd ± qa % ± Pe ± q e % ± Pf ± qf % ± p« ± q« %

h ± Ph ± q h % i ± Pi ± qi %

k ± Pk % qk % 1 ± Pi ± qi % ±P, % ± pm % m ± Pm ± qm % Stücklohn in Währungseinheiten . . n ± pn ± q» % ± Pn % Klarheit über Materialverbrauch und Materialausnutzung herrscht nur in jenen Betrieben, in welchen die fortlaufend zu führenden, nach gleichen Zeitspannen abschließenden Statistiken Aufschluß geben über Materialverbrauch, Materialabfall, Materialausschuß für alle Erzeugnisarten, -größen und -formen bei Verwendung verschiedener Materialarten, bei Bearbeitung und Verarbeitung durch verschiedene Arbeiter und Arbeitsbehelfe und nach verschiedenen Arbeitsmethoden, in bestimmten Zeiteinheiten (Wochen, Monate) (wegen Ermöglichung rechtzeitiger Materialnachbeschaffung), über die Verhältniszahlen der Materialkosten zu den anderen in Betracht kommenden Gestehungskosten. Die Gestehungskosten mancher industriellen Betriebe werden unwirtschaftlich, weil sie, um Konjunkturen auszunutzen, oder gar um zu kurzfristige Lieferzeiten, welche mit Überschreitungsstrafen behaftet sind, einhalten zu können, mit einer hohen Überstundenzahl arbeiten, ohne sich darüber Rechenschaft zu geben, daß der hierdurch bedingte höhere Lohnsatz (Überzeitzuschlag) den vorgesehenen Gewinn aufzehren kann. Derartige UnWirtschaftlichkeiten werden vermieden, wenn vor Anordnung der Überstundenarbeit berechnet wird, wieviel Prozente des kalkulierten Mengeneinheits- (Stück-) Gewinnes für Mehrlohn aufgewendet werden dürfen. Ist diese Größe festgelegt, dann ist an Hand der Über3tundenstatistik zu ermitteln, ob die Überstundenkosten diese Größe erreichen, oder unterschreiten. Bestimmend für die Entscheidung sind folgende statistischen Angaben: Zahl und Kosten der Überstunden, Mehr, oder Weniger gegenüber gleich langen Vorperioden, Mengen- (Stück-) Leistung während der Überstundenzeit, Mengeneinheits- (Stück-) Überstundenzeit, Mengeneinheits- (Stück-) Lohnkosten bei Überstundenzeit und bezogen auf die in der gesetzlich vorgesehenen Arbeitszeit und in der Überstundenzeit geleisteten Mengeneinheiten (Stückzahl), Mehr, oder Weniger der vorgenannten Größen gegenüber gleich langen Vorperioden, Mehr, oder Weniger der Mengeneinheits-(Stück-) Lohnkosten in Bezug auf die Gesamtleistung im Verhältnisse zu jenen, die bei Nurarbeit in den gesetzlich vorgesehenen Arbeitsstunden entstehen. Wo über diese Größen Dunkel herrscht, trägt immer die Statistik schuld, auch dort, wo sie geführt, aber nicht verstanden wird, wie beispielsweise die im nachfolgenden erörterte Statistik lehrt. In einem industriellen Unternehmen waren die Gestehungskosten stetig gestiegen; das Unternehmen war zur Sanierung reif geworden. Bei der Suche nach den vorhandenen Fehlerquellen fiel die verhältnismäßig große Zahl der ± Pk %

184 Überstunden auf, über welche Statistiken geführt wurden. Die Erzeugnisse setzten sich aus Hunderten von Einzelheiten zusammen, die alle im Stundenlohne gearbeitet wurden. Für jedes Teilstück wurde eine Statistik geführt; im nachstehenden ist die Statistik eines Teilstückes für vier aufeinanderfolgende gleich lange Zeitspannen aufgeführt. Fabrikationsstatistik für Teilstück Nr Zeitspanne Normale Arbeitsstunden Überstunden Lohnkosten der normalen Arbeitsstunden Währungseinheiten Lohnkosten der Überstunden „ In den normalen Arbeitsstunden geleistete Stückzahl In den Überstunden geleistete Stückzahl Gesamte Stückleistung

1. 2560 640

2. 2560 430

3. 2560 640

4. 2560 960

3072,— 1152,—

3072,— 774,—

3072,— 1152,—

3072,— 1728,—

19470 4736 24206

18688 3043 21731

18176 4416 22592

17920 6528 24448

Diese Statistik gab der Fabrikationsleitung keinerlei Anlaß zu etwaigen Maßnahmen, trotzdem die Unterschiede in den Stückleistungen einige Aufmerksamkeit verdient hätten. Auch die Organe der mit der Untersuchung betrauten Treuhandgesellschaft hatten an allen in gleicher Weise geführten Statistiken der Teilstücke und an der aus ihnen zusammengefaßten Erzeugnisstatistik nur die Unstetigkeit der Stückleistungen zu bemängeln. Tatsächlich deckte diese Statistik die wirtschaftlichen Schäden auf, wenn sie richtig ausgewertet und zu diesem Zwecke, wie folgt ausgearbeitet, worden wäre. Ergänzte Fabrikationsstatistik für Teilstück Nr. Zeitspanne Normale Arbeitsstunden Überstunden Gesamtarbeitsstunden Überstunden in Prozenten der normalen Arbeitsstunden Mehr, Weniger Überstunden gegen Vorperiode Lohnkosten der normalen Arbeitsstunden Währungseinheiten Lohnkosten d. Überstunden „ Gesamtlohnkosten „ Mehr, Weniger Überstundenlohnkosten gegen Vorperiode Mehr, Weniger, Überstundenlohnkosten gegen 1. Periode In der normalen Arbeitszeit geleistete Stückzahl In den Überstunden geleistete Stückzahl In der Gesamtzeit geleistete Stückzahl Verhältnis der in der normalen Arbeitszeit geleisteten Stückzahl zur Vorperiode Mehr, Weniger der in der normalen Arbeitszeit geleisteten Stückzahl zur 1. Periode

1. 2560 640 3200 25%

2. 2560 430 2990 16,8%

3. 2560 640 3200 25%

4. 2560 960 3520 37,5%

—25,4%

+ 48,4%

+50%

3072,— 774,— 3846,—

3072,— 1152,— 4224,—

3072,— 1728.— 4800,—



—25,4%

+ 48,4%

+50%



—25,4%

19470 4736 24206



3072,— 1152,— 4224,—

0%

50%

18688 3043 21731

18176 4416 22592

17920 6528 24448



-4%

—2,7%

-1.4%



—4%

—6,65%

—8%

185 Mehr, Weniger der in den Überstunden geleisteten Stückzahl der Vorperiode — Mehr, Weniger der in den Überstunden geleisteten Stückzahl zur 1. Periode . — Verhältnis der Überstundenstückzahl zur Stückzahl der normalen Arbeitszeit . 24% Zeiteinheitsstückleistung in normaler Arbeitszeit 7,6 Zeiteinheitsstückleistung in Überstundenzeit 7,4 Mehr, Weniger Zeiteinheits tückleistung in normaler Arbeitszeit gegen Vorperiode — Mehr, Weniger Zeiteinheitsstückleistung in normaler Arbeitszeit gegen 1. Periode — Mehr, Weniger Zeiteinheitsstückleistung in Überstundenzeit gegen Vorperiode — Mehr, Weniger Zeiteinheits tückleistung in Überstundenzeit gegen 1. Periode — Verhältnis der Zeiteinheitsstückleistung in Überstundenzeit gegen normale Arbeitszeit 97% Stückzeit in der normalen Arbeitszeit . 7,98' Stückzeit in der Überstundenzeit . . . 8,11' Stückzeit in der gesamten Arbeitszeit . 7,93' Mehr, Weniger Stückzeit in der normalen Arbeitszeit gegen Vorperiode . . . . — Mehr, Weniger Stückzeit in der normalen Arbeitszeit gegen 1. Periode . . . . — Mehr, Weniger Stückzeit in Überstundenzeit gegen Vorperiode — Mehr, Weniger Stückzeit in Überstundenzeit gegen 1. Periode — Mehr, Weniger Stückzeit in der gesamten Arbeitszeit gegen Vorperiode . . . . — Mehr, Weniger Stückzeit in der gesamten Arbeitszeit gegen 1. Periode . . . . — Verhältnis der Stückzeit in Überstundenzeit gegen normale Arbeitszeit . . . 101,6% Stücklohn in der normalen Arbeitszeit, Währungseinheiten —,158 Stücklohn in Überstundenzeit, Währungseinheiten —,243 Stücklohn in Gesamtzeit, Währungseinheiten —,174 Mehr, Weniger Stücklohn in der normalen Arbeitszeit gegen Vorperiode . . . . — Mehr, Weniger Stücklohn in der normalen Arbeitszeit gegen 1. Periode . . . . — Mehr, Weniger Stücklohn in Überstundenzeit gegen Vorperiode — Mehr, Weniger Stücklohn in Überstundenzeit gegen 1. Periode — Mehr, Weniger Stücklohn in der gesamten Arbeitszeit gegen Vorperiode . . . . —

—14,6%

+12,2%

+47,8%

—14,6%

-€,7%

+11%

16%

24%

36%

7,3

7,1

7

7,1

6,9

6,8

-4%

-2,7%

-1,4%

—4%

-6,6%

—7,9%

-4%

—2,9%

-1,4%

—4%

—6,8%

—8,1%

97% 8,23' 8,48' 8,26'

97% 8,4' 8,69' 8,5'

97% 8,6' 8,82' 8,64'

+3,1%

+2%

+2,3%

+3,1%

+5,3%

+ 7,9%

+4,5%

+2,5%

+ 1,5%

+4,5%

+ 7,1%

+ 8,8%

+ 4,2%

+ 2,9%

+ 1,7%

+ 4,2%

+ 7,2%

+ 9%

102,7%

102,2%

98%

—,164

—,167

—,172

—,254

—,261

—,265

—,177

—,187

—,197

+3,8%

+ 1,8%

+3%

+3,8%

+5,7%

+8,86%

+4,5%

+2,7%

+ 1,5%

+4,5%

+ 7,4%

+ 9%

+1,7%

+5,6%

+ 5,3%

186 Mehr, Weniger Stücklohn in der gesamten Arbeitszeit gegen 1. Periode . . . . — Verhältnis des Stücklohnes in Überstundenzeit gegen normale Arbeitszeit . 1 5 4 % Verhältnis des Stücklohnes der gesamten Arbeitszeit gegen jenen der normalen 110%

+1,7%

+7,47%

+13,2%

155%

156%

154%

108%

112%

114%

Die Summe der gesamten Arbeitsstunden (normale und Überstunden) ist ebenso, wie jene der gesamten Lohnkosten (für die normale und Uber8tundenzeit) und der gesamten Stückleistung (in der normalen und Uberstundenzeit) festzulegen, da diese drei Größen die Grundlagen für den Vergleich der Änderungen aller wirtschaftlichen Einflüsse bilden. Auffallend ist die verhältnismäßig hohe Zahl von Überstunden an sich und damit der sich aus ihnen ergebenden Lohnkosten. Die ausgedehnte Überstundenzeit, die für alle Arbeiten des Unternehmens, zum großen Teile in noch höherem Maße, als aus dem vorstehenden Teilstücke hervorgeht, in Anspruch genommen wurde, war um so unberechtigter, da das Unternehmen in der Hauptsache auf Lager arbeitete. Es wäre weitaus wirtschaftlicher gewesen, wenn das Unternehmen etwa 4 bis 5 Monate in zwei Schichten gearbeitet hätte, da dann die Lohnkosten die normalen Sätze nicht überschritten hätten. Der Zweischichtenbetrieb wäre im vorliegenden Falle um so leichter einzurichten gewesen, weil für alle Werkführer Stellvertreter vorhanden waren, die während de3 Normalbetriebes verhältnismäßig gering, überdies nur mit Schreibarbeiten beschäftigt waren, welche durch eine billige Schreibkraft hätten ausgeführt werden können. Diese Werkführerstellvertreter hätten die Nachtachichtarbeiter überwachen können. Die Schreibarbeiten bestanden in der Hauptsache in der Ausfertigung von Lohnzetteln und in Zeitnotierungen, die bedauerlicherweise nicht ausgenutzt wurden; denn obwohl jahraus und jahrein die gleichen Teilstücke und Enderzeugnisse mit nur seltenen unwesentlichen Abänderungen hergestellt wurden, wurde nicht im Akkord, sondern im Stundenlohne gearbeitet, weil, die Begründung war etwas merkwürdig, diese Entlohnungsart ortsüblich war. Wie sich dieses Lohnsystem auswirkte, läßt die vervollkommnete Statistik nun deutlich erkennen. Die Lohnkosten der Uberstundenzeit stiegen nach der vierten Zeitspanne gegenüber der vorhergehenden bereits um 50%, wie aus den Folgestatistiken zu ersehen war, teilweise noch höher. Die Statistik läßt erkennen, daß die geleistete Stückzahl, ohne daß dagegen eingeschritten worden wäre, von Zeitspanne zu Zeitspanne fiel, nach vier Zeitspannen in der normalen Arbeitszeit bereits um 8%. Der Rückgang der Stückleistung zeigt sich noch deutlicher, wenn sie auf die Zeiteinheit bezogen wird: sie fiel in der normalen Arbeitszeit in der vierten Zeitspanne gegen die erste um 7,9%, in der Überstundenzeit um 8,1%. Trotzdem die Überstundenzeit höhere Lohnkosten als die normale Arbeitszeit erforderte, fiel die Stückleistung in jener um 3 % gegenüber jener der normalen Arbeitszeit, u. a. ein Beweis dafür, daß sich in Uberstundenzeiten der Ermüdungsfaktor geltend macht; auch dort, wo nur im Akkord gearbeitet wird, ist sein Einfluß erkennbar und äußert sich zahlenmäßig in der Stückunkostenbelastung, die mit zunehmender Ermüdung steigt. Aus der verminderten Stückleistung folgt eine zunehmende Steigerung der Stückzeit, die nach der vierten Zeitspanne 7,9% in der normalen Arbeitszeit, 8,8% in der Überstundenzeit, in der Gesamtzeit 9 % betrug. Der auf ein Stück entfallende Lohn stieg in der vierten Zeitspanne um 8,86% für die normale Arbeitszeit,

187 um 1 3 , 2 % für die Uberstundenzeit, und betrug für die gesamte Arbeitszeit durchschnittlich 111% jenes Stücklohnes, der in der normalen Arbeitszeit bezahlt wurde. Die Betriebsunkosten des Unternehmens betrugen 130% der produktiven Lohnkosten. Die reinen Fabrikationskosten (ohne Materialkosten) für ein Teilstück berechneten sich demnach für die: a) normale Arbeitszeit: durchschnittliche Lohnkosten: —,158 Währungseinheiten -.164 -,167 -.172 „ —,661 : 4 = —,16525 Währungseinheiten, 1 3 0 % Lohnzuschlag: - , 1 6 5 2 5 X 1,3 = - , 2 1 4 8 3 Insgesamt



—,38008 oder rd. —,38 Währungseinheiten;

b) Überstundenzeit: durchschnittliche Lohnkosten: —,243 Währungseinheiten -,254 -,261 -.265 1,023 : 4 = —,25575 Währungseinheiten, 130% Lohnzuschlag: - . 2 5 5 7 5 X 1,3 = - , 3 3 2 4 8 I nsgesamt — ,58823 oder rd. — ,59 Währungseinheiten; c) gesamte Arbeitszeit: durchschnittliche Lohnkosten: —,174 Währungseinheiten -.177 -,187 —«197 —,735 : 4 = —,18375 Währungseinheiten, 130% Lohnzuschlag: - , 1 8 3 7 5 X 1,3 =» - , 3 3 2 4 8 „ Insgesamt —,51623 oder rd. —,52 Währungseinheiten. Lohnkosten und Betriebsunkosten betrugen für ein in der Überstundenzeit gearbeitetes Teilstück —,21 Währungseinheiten, oder rd. 5 5 % mehr, als jene der normalen Arbeitszeit, für das in der gesamten Arbeitszeit gearbeitete Teilstück —,14 Währungseinheiten, oder rd. 3 7 % mehr, als jene der normalen Arbeitszeit. Ähnliche, zum Teil noch gesteigerte Verhältnisse lagen bei den anderen Teilstücken und bei der Montage der Enderzeugnisse vor, welche insgesamt die Gestehungskosten derart verteuerten, daß mit den Konkurrenzpreisen nicht mehr Schritt gehalten werden konnte. Der fabrikatorische Sanierungsvorschlag enthielt die beiden Alternativen: Bestellungsaufnahme

188 bis zur Höhe der fabrikatorischen Volleistung innerhalb der normalen Arbeitszeit, oder zeitweise Doppelschichtarbeit. Ein industrielles Unternehmen, dessen Erzeugnisse in gutem Rufe standen, wurde dadurch hinfällig, daß infolge nicht nur des Zustandes seiner Arbeitsmaschinen wegen Nichterfüllungsmöglichkeit der Lieferfristen Aufträge in großem Umfange zurückgewiesen werden mußten, sondern auch dadurch, daß der Zustand der Arbeitsmaschinen jährlich verhältnismäßig lange Außerbetriebsetzungen der Arbeitsmaschinen und großen Reparaturkostenaufwand für die Arbeitsmaschinen erforderte. Zwei Jahre vorher war ein Teil der Arbeitsmaschinen durch neue ersetzt worden, welche gegenüber den bisherigen die doppelte Leistung lieferten. Infolge Geldmangel konnten weitere neue Maschinen nicht beschafft werden. Im Verlaufe der Sanierungsverhandlungen wurde Bereitwilligkeit bekundet, die Geldmittel für die Erneuerung des Maschinenparkes zur Verfügung zu stellen, wenn der einwandfreie Nachweis der Wirtschaftlichkeit der Maschinenerneuerung geliefert würde. Den Ausgangspunkt der Berechnung bildete eine Arbeitszeit- und Reparaturkostenstatistik, welche die Arbeitsmaschinen nach ihrem Alter und seinerzeitigem Anschaffungswerte in vier Gruppen unterteilte und folgendes Bild b o t : Maschinengruppe A Anzahl der Arbeitsmaschinen . 20 Jährlich geleistete Arbeitsstunden 48000 Infolge von Reparaturen nicht geleistete jährl. Arbeitsstunden. — Reparaturkosten der Arbeitsmaschinen: Material

WährungsMaienai . . . . . elnhelten Löhne . . . . . . . „ Lohnzuschläge (80%). „ Insgesamt

— — —

D 25 51000

G 30 54000

D 40 67200

9000

18000

28800

5000,— 18000,— 14400,— 37400,—

9000,— 24000,— 19200,— 52200,—

14000,32000,25600,71600,—

Unter Zuhilfenahme der seinerzeitigen Rechnungen für die bezogenen Maschinen, ihrer Aufstellungskosten und der buchmäßigen Abschreibungen wurde die vorstehende Statistik wie folgt erweitert: Maschinengruppe A Anzahl der Arbeitsmaschinen . 20 Jährliche Arbeitsstundenzahl einer in ununterbrochenem Betriebe stehenden Arbeitsmaschine, durchschnittlich (8x300) . . 2400 Jährliche Arbeitsstundenzahl jeder Gruppe, wenn sie in ununterbrochenem Betriebe stehen würde 48000 Tatsächlich geleistete jährliche Arbeitsstunden 48000 Infolge von Reparaturen jährlich verloren gegangene Arbeitsstunden — Jährlicher Arbeitsstundenverlust —

B 25

C 30

D 40

2400

2400

2400

60000

72000

96000

51000

54000

67200

9000 17,6%

18000 33,3%

28800 42,8%

189 Ankaufskosten einer Maschine, Währungseinheiten 5000,— Verpackung, Fracht, Zufuhr, Fundamente, Montage einer Maschine, durchschnittlich Währung einheiten 1000,— Gesamtkosten einer Maschine, Währungseinheiten 6000,— Gesamtkosten aller Maschinen, Währungseinheiten 120000,— Alter der Maschinen, Jahre . . Jährliche Abschreibung . . . . Derzeitiger Buchwert der Maschinen, Währungseinheiten . Reparaturkosten: Material Ä f f Löhne „ Lohnzuschläge (80%). „ Insgesamt

2 10% 96000,— — —

4000,—

3000,—

2000,—

700,—

500,—

300,—

4700,—

3500,—

2300,—

117500,—

105000,—

92000,—

6 10%

8 10%

4 10% 70500,—

42000,—

18400,—

5000,— 18000,— 14400,— 37400,—

9000,— 24000,— 19200,— 52200,—

14000,— 32000,— 25600,— 71600,—

Aus dieser Statistik ergaben sich folgende rechnerischen Überlegungen: Zu ersetzen wären: 25 Maschinen der Gruppe B 30 „ „ ,, C 40 „ „ • „ D Insgesamt 95 Maschinen. Der Ersatz dieser 95 Maschinen würde einen Buchverlust bedingen von: Gruppe B 70500,— Währungseinheiten „ C 42000,D 18400,„ Insgesamt 130900,— Währungseinheiten. Durch den Ersatz dieser 95 Maschinen würden jährlich Reparaturkosten erspart werden in der Höhe von: Gruppe B 37400,— Währungseinheiten „ C 52200,D 71600,„ Insgesamt 161200,— Währungseinheiten. Werden diese 95 Maschinen durch Maschinen der Gruppe A ersetzt, so wären nur 47,5 Maschinen dieser Gruppe erforderlich oder, um eine Reserve zu haben, 50 Maschinen. Wenn von ihnen 48 Maschinen im Dauerbetriebe stünden, würden erspart werden: 48 Arbeiter mit einem jährlichen Durchschnittslohne von: 48 X 3000 = 144000,— Währungseinheiten. Zu beschaffen wären 50 neue Maschinen der Gruppe A, deren Ankaufspreis unterdessen auf 6000,— Währungseinheiten gestiegen war:

190 50 Maschinen 300000,— Währungseinheiten, rd. 20% für Verpackung, Transport, Versicherungen, Fundamente, Montage 60000,— „ 360000,— Währungseinheiten, 8prozentige Kapitalverzinsung Unvorhergesehenes

28000,— „ 12000,— „ 400000,— Währungseinheiten.

Insgesamt

Unter Vernachlässigung des Erlöses aus dem Verkaufe der 95 Maschinen als Altmaterial ergäben sich folgende jährlichen Ersparnisse: Buchverlüst 130000,— Währungseinheiten, Ersparnis an Reparaturen 161200,— „ Lohnersparnis 144000,— „ Insgesamt 435200,— Währungseinheiten. Die Beschaffungskosten der neuen Maschinen würden in einem Jahre hereingebracht werden, unter gleichzeitiger Einsparung von 35200,— Währungseinheiten. Die Mehrleistung einer Arbeitsmaschine gegenüber einer anderen der gleichen Art muß bekannt sein, um die Gewinnbringungskraft der Arbeitsmaschine beurteilen zu können. Ein einfaches und klares Bild ergibt sich dort, wo nur gleichwertige Maschinen im Betriebe stehen, z. B. automatische Drehbänke, Tubenfüllmaschinen, Webstühle, Prägemaschinen, Stanzen usw. Die Beurteilung ergibt sich aus folgenden Überlegungen: a) Zahl der vorhandenen gleichen Arbeitsmaschinen: a Jährlicher Reingewinn: b Währungseinheiten Jährliche Gesamtarbeitsstunden: c Jährlicher Reingewinn einer Arbeitsmaschine durchschnittlich: b : a = d Währungseinheiten. Jährlicher Reingewinn der Arbeitsmaschinenstunde: b : (a X c) = e Währungseinheiten. b) Zahl der vorhandenen gleichen Arbeitsmaschinen von Gruppe A: f »» i> »> >> >» >> >i B* 8 ii ii ii ii ii ii ^ >» ii ii ii ii ii )i D= i Jährlicher Reingewinn: k Währungseinheiten. Jährliche Erzeugnismenge der Arbeitsmaschinen von Gruppe A: 1 Stück ii ii ii ii ii ii B. m ,, ii

ii

ii

ii

ii

ii

a

a

a

a

a

a

Gesamte jährliche Erzeugungsmenge: l - f m + n + Stückreingewinn: k : q = r Währungseinheiten. Reingewinn der Arbeitsmaschinen von Gruppe A: „ „ „ „ „ B: a ii a a „ C: ii m a a a D:

^ ^



P

p = q Stück.

1 m n p

X r X r X r X r

= = = =

s t u v

ii a

191 Wird angenommen, daß die Arbeitsmaschinen der Gruppe A die höchste Reingewinnleistung liefern, dann beträgt jene der anderen Maschinengruppen, bezogen auf die Ma&chinengruppe A: 100 X t Maschinengruppe B : s ' 100 X u „ C: ' 8 100 X V D: 8

Die Statistik, aus welcher der Leistungsgrad der Arbeitsmaschinen entnommen werden kann, hat zu enthalten: Art, Nummer und Standort der Arbeitsmaschine, Teilstücknummer (des zu bearbeitenden Werkstückes), Arbeitsstunden, geleisteten Mengeneinheiten (Stückzahl), stündlich geleisteten Mengeneinheiten (Stückzahl), Mehr, Weniger gegenüber gleich langer Vorperiode, Leistungsverhältnis gegenüber Arbeitsmaschine gleicher Art mit höchster stündlicher Mengenleistung (Stückleistung) in Prozenten, stündlicher Leistungsdurchschnitt aller Arbeitsmaschinen in Mengeneinheiten (Stück), Leistungsverhältnis jeder Arbeitsmaschine zur Durchschnittsleistung in Prozenten, Ausschuß in Mengeneinheiten (Stück) und Prozenten der Gesamtleistung, Ausschußleistung gegenüber Arbeitsmaschine mit geringster Ausschußleistung in Prozenten, durchschnittliche Ausschußleistung aller Arbeitsmaschinen, Ausschußverhältnis jeder Arbeitsmaschine zum durchschnittlichen Ausschusse, Mehr, Weniger Ausschußmengen gegenüber gleich langer Vorperiode, in der Berichtsperiode verarbeiteten Materialmengen jeder Arbeitsmaschine, stündlich verarbeiteten Materialmengen jeder Arbeitsmaschine, Mehr, Weniger gegenüber gleich langer Vorperiode, für jede Arbeitsmaschine jährlich verausgabten produktiven Löhne und Lohn für die Mengeneinheit (Stück), Mehr, Weniger gegen gleiche Vorperiode, Verhältnis des Mengeneinheits-(Stück-) Lohnes jeder Arbeitsmaschine gegenüber Arbeitsmaschine gleicher Art mit niedrigstem Mengeneinheits- (Stück-)Lohne, durchschnittlicher Mengeneinheits(Stück-) Lohn aller Arbeitsmaschinen, Mehr, Weniger gegenüber gleich langer Vorperiode, Verhältnis des Mengeneinheits-(Stück-) Lohnes jeder Arbeitsmaschine zum durchschnittlichen, Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, auf eine Arbeitsmaschine entfallende Betriebsunkostenbelastung, Mehr, Weniger gegenüber gleich lange Vorperiode. In ähnliche Form ist die Statistik der Arbeiterleistungen gehalten: Name und Stammnummer, Werkstätte-Nr., Lohnklasse, Arbeitsstunden, Mengen- (Stück-) Leistung, Mengen- (Stück-) Leistung in der Zeiteinheit, Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, Arbeitszeit für die Mengeneinheit (Stück), Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, bearbeitete (verarbeitete) Materialmenge, bearbeitete (verarbeitete) Materialmenge in der Zeiteinheit, Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, Ausschußmenge, Mehr, Weniger gegen Vorperiode, durchschnittliche Mengenleistung des Arbeiters in der Zeiteinheit, durchschnittliche Mengenleistung aller Arbeiter in der Zeiteinheit, Verhältnis der durchschnittlichen Mengenleistung eines Arbeiters in der Zeiteinheit gegen jene aller Arbeiter, Mehr, Weniger der durchschnittlichen Mengenleistungen in der Zeiteinheit gegen gleich lange Vorperiode, Ausschußmengen eines jeden Arbeiters, Verhältnis seiner Ausschußmengen zu den geleisteten

192 Gesamtmengen, Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, durchschnittliche Ausschußmenge aller Arbeiter in der Zeiteinheit, Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, Verhältnis der durchschnittlichen Ausschußmenge des Arbeiters zu jener aller Arbeiter, Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, Arbeitszeit für die Mengeneinheit (Stück), Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, durchschnittliche Arbeitszeit aller Arbeiter f ü r die Mengeneinheit (Stück), Mehr, Weniger gegen Vorperiode, Verhältnis der durchschnittlichen Arbeitszeit des Arbeiters für die Mengeneinheit zur durchschnittlichen Arbeitszeit aller Arbeiter, bezogener Gesamtlohn in der Berichtsperiode, Lohn für die geleistete Mengeneinheit (Stück) in der Berichtsperiode, Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, Durchschnittslohn aller Arbeiter für die Mengeneinheit (Stück) in der Berichtsperiode, Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, Verhältnis des durchschnittlichen Lohnes für die Mengeneinheit (Stück) des Arbeiters gegen jenen aller Arbeiter, Stundenverdienst des Arbeiters in der Berichtsperiode, Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, durchschnittlicher Stundenverdienst aller Arbeiter in der Berichtsperiode, Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, Verhältnis des durchschnittlichen Stundenlohnes des Arbeiters zu jenem aller Arbeiter, Unkostenbelastung eines Arbeiters, Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode. Für die Lohnstatistik, welche je nach den Arbeitsverhältnissen die verschiedensten Gestaltungen annimmt, kann als allgemeine Form für ein Teilstück, für ein Enderzeugnis, für eine Werkstätte, für den Gesamtbetrieb verwendet werden: Dauer der Berichtsperiode, Gesamtzahl der produktiven Arbeiter, der männlichen, weiblichen und jugendlichen Arbeiter, je Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, Gesamtzahl der gelernten und ungelernten produktiven Arbeiter (wieder unterteilt in männliche, weibliche, jugendliche), je Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, Gesamtzahl der unproduktiven Arbeiter (wieder unterteilt in männliche, weibliche, jugendliche), je Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, Gesamtzahl aller Arbeiter (wieder unterteilt in männliche, weibliche, jugendliche), je Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, Gesamtlohn der männlichen, weiblichen, jugendlichen, produktiven, unproduktiven und aller Arbeiter, je Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, Gesamtarbeitszeit in Stunden der männlichen, weiblichen, jugendlichen, produktiven, unproduktiven und aller Arbeiter, je Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, durchschnittlicher Stundenverdienst der männlichen, weiblichen, jugendlichen, produktiven, unproduktiven und aller Arbeiter, je Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, höchster Stundenverdienst der männlichen, weiblichen, jugendlichen, produktiven und unproduktiven Arbeiter, je Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, Verhältnis des höchsten zum durchschnittlichen Stundenverdienste in Prozenten der männlichen, weiblichen, jugendlichen, produktiven und unproduktiven Arbeiter, je Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode (gegebenenfalls in sinngemäßer Weise Stückverdienst und durchschnittlicher Stückverdienst), Erzeugniswert in der Berichtsperiode, Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, verarbeitete Materialmengen, für die Materialmengeneinheit aufgewendeter produktiver, unproduktiver und Gesamtlohn, je Mehr, Weniger gegen Vorperiode, Bruttoumsatz, Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, auf die produktive, unproduktive und Gesamtlohneinheit entfällt ein Bruttoumsatz in Währungseinheiten, Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode, Reingewinn, Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode,

193 auf die produktive, unproduktive und Gesamtlohneinheit entfällt ein Reingewinn von Währungseinheiten, Mehr, Weniger gegen gleich lange Vorperiode. Zur Berechnung des Stundenlohnes dient nachstehende Tabelle: Stundenlohn in Hundertstel Urnings obelten

25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 «5 66 67 68 69 70 71 •'72

2

—,50 —.52 —.54 —.56 —,58 —.60 -.62 -,64 —,66 —,68 —.70 — 72 —,74 — 76 -,78 —,80 —.82 -,84 —,86 —,88 —,90 —.92 —.94 —.96 —.98 1 ,— 1,02 1,04 1,06 1,08 1,10 1,12 1,14 1,16 1,18 1,20 1,22 1,24 1,26 1,28 1,30 1,32 1,34 1,36 1,38 1,40 1,42 1,44

Lohnbetrag in Währungseinheiten bei einer Arbeltsdauer von Stunden 4 3 5 6 7 8 9

— 75 — 78 —,81 —.84 — 87 —.90 —,93 —,96 — 99 1,02 1,05 1,08 1,11 1,14 1,17 1,20 1,23 1,26 1,29 1,32 1,35 1,38 1,41 1,44 1,47 1,50 1,53 1,56 1,59 1,62 1,65 1,68 1,71 1,74 1,77 1,80 1,83 1,86 1,89 1,92 1,95 1,98 2,01 2,04 2,07 2,10 2,13 2,16

H e r z o g , Sanierung.

1,— 1,04 1,08 1,12 1,16 1,20 1,24 1,28 1,32 1,36 1,40 1,44 1,48 1,52 1,56 1,60 1,64 1,68 1,72 1,76 1,80 1,84 1,88 1,92 1,96 2,— 2,04 2,08 2,12 2,16 2,20 2,24 2,28 2,32 2,36 2,40 2,44 2,48 2,52 2,56 2,60 2,64 2,68 2,72 2,76 2,80 2,84 2,88

1,25 1,30 1,35 1,40 1,45 1,50 1,55 1,60 1,65 1,70 1,75 1,80 1,85 1,90 1,95 2 — 2,05 2,10 2,15 2,20 2,25 2,30 2,35 2,40 2,45 2,50 2,55 2,60 2,65 2,70 2,75 2,80 2,85 2,90 2,95 3 — 3,05 3,10 3,15 3,20 3,25 3,30 3,35 3,40 3,45 3,50 3,55 3,60

1,50 1,56 1,62 1,68 1,74 1,80 1,86 1,92 1,98 2,04 2,10 2,16 2,22 2,28 2,34 2,40 2,46 2,52 2,58 2,64 2,70 2,76 2,82 2,88 2,94 3,— 3,06 3,12 3,18 3,24 3,30 3,36 3,42 3,48 3,54 3,60 3,66 3,72 3,78 3,84 3,90 3,96 4,02 4,08 4,14 4,20 4,26 4,32

1,75 1,82 1,89 1,96 2,03 2,10 2,17 2,24 2,31 2,38 2,45 2,52 2,59 2,66 2,73 2,80 2,87 2,94 3,01 3,08 3,15 3,22 3,29 3,36 3,43 3,50 3,57 3,64 3,71 3,78 3,85 3,92 3,99 4,06 4,13 4,20 4,27 4,34 4,41 4,48 4,55 4,62 4,69 4,76 4,83 4,90 4,97 5,04

2,— 2,08 2,16 2,24 2,32 2,40 2,48 2,56 2,64 2,72 2,80 2,88 2,96 3,04 3,12 3,20 3,28 3,36 3,44 3,52 3,60 3,68 3,76 3,84 3,92 4,— 4,08 4,16 4,24 4,32 4,40 4,48 4,56 4,64 4,72 4,80 4,88 4,96 5,04 5,12 5,20 5,28 5,36 5,44 5,52 5,60 5,68 5,76

10

2,25 2,50 2,34 2,60 2,70 2,43 2,80 2,52 2,61 2,90 2,70 3,— 3,10 2,79 2,88 3,2 0 3,30 2,97 3,40 3,06 3,50 3,15 3,24 3,60 3,33 3,70 3,80 3,42 3,90 3,51 3,60 4 — 4,10 3,69 4,20 3,78 4,30 3,87 3,96 ' 4,40 4,50 4,05 4,60 4,14 4,23 • 4,70 4,80 4,32 4,90 4,41 4,50 5,— 4,59 5,10 4,68 5,20 4,77 5,30 4,86 5,40 4,95 5,50 5,04 5,60 5,13 5,70 5,22 5,80 5,31 . 5,90 5,40 6 — 5,49 6,10 5,58 6,20 5,67 6,30 5,76 6,40 5,85 6,50 5,94 6,60 6,03 6,70 6,12 6,80 6,21 6,90 6,30 7,— 6,39 7,10 6,48 7,20 13

194 Stundenlohn In Hundertstel Währungseinhelten

73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100

Lohnbetrag in Währungseinheiten bei einer ArbeitBdauer von Stunden 2

1,46 1,48 1,50 1,52 1,54 1,56 1,58 1,60 1,62 1,64 1,66 1,68 1,70 1,72 1,74 1,76 1,78 1,80 1,82 1,84 1,86 1,88 1,90 1,92 1,94 1,96 1,98 2,—

3

4

2,19 2,22 2,25 2,28 2,31 2,34 2,37 2,40 2,43 2,46 2,49 2,52 2,55 2,58 2,61 2,64 2,67 2,70 2,73 2,76 2,79 2,82 2,85 2,88 2,91 2,94 2,97 3,—

2,92 2,96 3,— 3,04 3,08 3,12 3,16 3,20 3,24 3,28 3,32 3,36 3,40 3,44 3,48 3,52 3,56 3,60 3,64 3,68 3,72 3,76 3,80 3,84 3,88 3,92 3,96 4,—

5

3,65 3,70 3,75 3,80 3,85 3,90 3,95 —

4,05 4,10 4,15 4,20 4,25 4,30 4,35 4,40 4,45 4,50 4,55 4,60 4,65 4,70 4,75 4,80 4,85 4,90 4,95 5,—

6

7

8

9

10

4,38 4,44 4,50 4,56 4,62 4,68 4,74 4,80 4,86 4,92 4,98 5,04 5,10 5,16 5,22 5,28 5,34 5,40 5,46 5,52 5,58 5,64 5,70 5,76 5,82 5,88 5,96 6 —

5,11 5,18 5,25 5,32 5,39 5,46 5,53 5,60 5,67 5,74 5,81 5,88 5,95 6,02 6,09 6,16 6,23 6,30 6,37 6,44 6,51 6,58 6,65 6,72 6,79 6,86 6,93 7,—

5,84 5,92

6,57 6,66 6,75 6,84 6,93 7,02 7,11 7,20 7,29 7,38 7,47 7,56 7,65 7,74 7,83 7,92 8,01 8,10 8,19 8,28 8,37 8,46 8,55 8,64 8,73 8,82 8,91

7,30 7,40 7,50 7,60 7,70 7,80 7,90 8,— 8,10 8,20 8,30 8,40 8,50 8,60 8,70 8,80 8,90 9,— 9,10 9,20 9,30 9,40 9,50 9,60 9,70 9,80 9,90 10,-

6,-

6,08 6,16 6,24 6,32 6,40 6,48 6,56 6,64 6,72 6,80 6,88 6,96 7,04 7,12 7,20 7,28 7,36 7,44 7,52 7,60 7,68 7,76 7,84 7,92 8 —



Zur Berechnung des Tagesverdienstes dient folgende Tabelle: Bei einem täglichen Verdienste •von

1,20 1,40 1,60 1,80 2,— 2,20 2,40 2,60 2,80 3 — 3,20 3,40 3,60 3,80 4,— 4,20 4,40 4,60

—,30 —,35 -,40 -45 —,50 —.55 —,60 -,65 -.70 —,75 —,80 —,85 — 90 -95 1 — 1,05 1,10 1,15

V.

V.

—,60 —,70 —,80 —,90 2 — 2,10 2,20 2,30 2,40 2,50 1,60 1,70 1,80 1,90 2,2,10 2,20 2,30

—.90 1,05 1,20 1,35 1,50 1,65 1,80 1,95 2,10 2,25 2,40 2,55 2,70 3,85 3,— 3,15 3,30 3,45

Anzahl der Arbeitstage 2 3 1 Währungseinheiten

1,20 1,40 1,60 1,80 2 — 2,20 2,40 2,60 2,80 3,— 3,20 3,40 3,60 3,80 —

4,20 4,40 4,60

2,40 2,80 3,20 3,60 4,— 4,40 4,80 5,20 5,60 6 — 6,40 6,80 7,20 7,60 8 8,40 8,80 9,20

3,60 4,20 4,80 5,40 6 — 6,60 7,20 7,80 8,40 9,— 9,60 10,20 10,80 11,40 12,— 12,60 13,20 13,80

t 4,80 5,60 6,40 7,20 8,— 8,80 9,60 10,40 11,20 12,12,80 13,60 14,40 15,20 16,16,80 17,60 18,40

b

6 — 7,— 8,— 9 — 10,— 11 — 12,— 13,1415,16,— 17,18,1920,21,22,23,—

< 7,20 8,40 9,60 10,80 12,— 13,20 14,40 15,60 16,80 18 — 19,20 20,40 21,60 22,80 24,— 25,20 26,40 27,60

195 Bei einem täglichen Verdienste von

7.

7.

4,80 5,— 5,20 5,40 5,60 5,80 6 — 6,20 6,40 6,60 6,80 7,— 7,20 7,40 7,60 7,80 8 — 8,20 8,40 8,60 8,80 9,— 9,20 9,40 9,60 9,80 10,— 10,20 10,40 10,60 10,80 11 — 11,20 11,40 11,60 11,80 I i is,20 12,40 12,60 12,80 13,— 13,20 13,40 13,60 13,80 14,14,20 14,40 14,60 14,80 15,-

1,20 1,25 1,30 1,35 1,40 1,45 1,50 1,55 1,60 1,65 1,70 1,75 1,80 1,85 1,90 1,95 2,2,05 2,10 2,15 2,20 2,25 2,30 2,35 2,40 2,45 2,50 2,55 2,60 2,65 2,70 2,75 2,80 2,85 2,90 2,95 3,— 3,05 3,10 3,15 3,20 3,25 3,30 3,35 3,40 3,45 3,50 3,55 3,60 3,65 3,70 3,75

2,40 2,50 2,60 2,70 2,80 2,90 3 — 3,10 3,20 3,30 3,40 3,50 3,60 3,70 3,80 3,90 4,— 4,10 4,20 4,30 4,40 4,50 4,60 4,70 4,80 4,90 5 — 5,10 5,20 5,30 5,40 5,50 5,60 5,70 5,80 5,90 6,— 6,10 6,20 6,30 6,40 6,50 6,60 6,70 6,80 6,90 7,— 7,10 7,20 7,30 7,40 7,50

Anzahl der Arbeitstage 1 2 3 Währungseinheiten 3,60 3,75 3,90 4,05 4,20 4,35 4,50 4,65 4,80 4,95 5,10 5,25 5,40 5,55 5,70 5,85 6,— 6,15 6,30 6,45 6,60 6,75 6,90 7,05 7,20 7,35 7,50 7,65 7,80 7,95 8,10 8,25 8,40 8,55 8,70 7,85 9,— 9,15 9,30 9,45 9,60 9,75 9,90 10,05 10,20 10,35 10,50 10,65 10,80 10,95 11,10 11,25

4,80 5 — 5,20 5,40 5,60 5,80 6,— 6,20 6,40 6,60 6,80 7 — 7,20 7,40 7,60 7,80 8 — 8,20 8,40 8,60 8,80 9 — 9,20 9,40 9,60 9,80 10,— 10,20 10,40 10,60 10,80 11 — 11,20 11,40 11,60 11,80 12,— 12,20 12,40 12,60 12,80 13,— 13,20 13,40 13,60 13,80 14,14,20 14,40 14,60 14,80 15,—

9,60 10,— 10,40 10,80 11,20 11,60 12,— 12,40 12,80 13,20 13,60 14,— 14,40 14,80 15,20 15,60 16 — 16,40 16,80 17,20 17,60 18,— 18,40 18,80 19,20 19,60 20,— 20,40 20,80 21,20 21,60 22,— 22,40 22,80 23,20 23,60 24,— 24,40 24,80 25,20 25,60 26,— 26,40 26,80 27,20 27,60 28,— 28,40 28,80 29,20 29,60 30,—

14,40 15,— 15,60 16,20 16,80 17,40 18,— 18,60 19,20 19,80 20,40 21 — 21,60 22,20 22,80 23,40 24,— 24,60 25,20 25,80 26,40 27,— 27,60 28,20 28,80 29,40 30,— 30,60 31,20 31,80 32,40 33,— 33,60 34,20 34,80 35,40 36,— 36,60 37,20 37,80 38,40 39,— 39,60 40,20 40,80 41,40 42,— 42,60 43,20 43,80 44,40 45,—

4

5

6

19,20 20,— 20,80 21,60 22,40 23,20 24,24,80 25,60 26,40 27,20 28,— 28,80 29,60 30,40 31,20 32,— 32,80 33,60 34,40 35,20 36,— 36,80 37,60 38,40 39,20 40,— 40,80 41,60 42,40 43,20 44,— 44,80 45,60 46,40 47,20 48,— 48,80 49,60 50,40 51,20 52,— 52,80 53,60 54,40 55,20 56,— 56,80 57,60 58,40 59,20 60,—

24,25,— 26,— 27,— 28,— 29,— 30,— 31,— 32,— 33,— 34,— 35,— 36,— 37,— 38,— 39,— 40,— 41,42,— 43,— 44,— 45,— 46,— 47,48,— 49,— 50,— 51,— 52,— 53,— 54,— 55,— 56,— 57,58,— 59,— 60,— 61,— 62,— 63,— 64,— 65,— 66,— 67,68,— 69,70,71 — 72,— 73,74,— 75,-

28,80 30,— 31,20 32,40 33,60 34,80 36,— 37,20 38,40 39,60 40,80 42,43,20 44,40 45,60 46,80 48,— 49,20 50,40 51,60 52,80 54,— 55,20 56,40 57,60 58,80 60,— 61,20 62,40 63,60 64,80 66,— 67,20 68,40 69,60 70,80 72,— 73,20 74,40 76,60 77,80 78,— 79,20 80,40 81,60 82,80 84,— 85,20 86,40 87,60 88,80 90,—

13*

196 Bei einem täglichen Verdienste von 15,20 15,40 15,60 15,80 16,— 16,20 16,40 16,60 16,80 17,— 17,20 17,40 17,60 17,80 18,— 18,20 18,40 18,60 18,80 19,— 19,20 19,40 19,60 19,80 20,—

7« 3,80 3,85 3,90 3,95 4,— 4,05 4,10 4,15 4,20 4,25 4,30 4,35 4,40 4,45 4,50 4,55 4,60 4,65 4,70 4,75 4,80 4,85 4,90 4,95 5 —

7,60 7,70 7,80 7,90 8 — 8,10 8,20 8,30 8,40 8,50 8,60 8,70 8,80 8,90 9 — 9,10 9,20 9,30 9,40 9,50 9,60 9,70 9,80 9,90 10,—

11,40 11,55 11,70 11,85 12,— 12,15 12,30 12,45 12,60 12,75 12,90 13,05 13,20 13,35 13,50 13,65 13,80 13,95 14,10 14,25 14,40 14,55 14,70 14,85 15,—

Anzahl der Arbeitstage 1 2 3 Währungseinheiten 15,20 30,40 45,60 15,40 30,80 46,20 15,60 31,20 46,80 15,80 31,60 47,40 32,— 48,— 16,— 32,40 16,20 48,60 49,20 16,40 32,80 16,60 33,20 49,80 16,80 33,60 50,40 34,— 51,— 17,— 17,20 34,40 51,60 17,40 34,80 52,20 35,20 17,60 52,80 35,60 17,80 53,40 36,— 18,54,18,20 36,40 54,60 18,40 36,80 55,20 37,20 18,60 55,80 18,80 37,60 56,40 38,— 19,— 57,— 19,20 38,40 57,60 19,40 38,80 58,20 19,60 39,20 58,80 39,60 19,80 59,40 20,40,— 60,—

4

5

6

60,80 61,60 62,40 63,20 64,— 64,80 65,60 66,40 67,20 68,— 68,80 69,60 70,40 71,20 72,— 72,80 73,60 74,40 75,20 76,— 76,80 77,60 78,40 79,20 80,—

76,— 77,— 78,— 79,— 80,— 81,— 82,— 83,— 84,— 85,— 86,— 87,— 88,— 89,— 90,—

91,20 92,40 93,60 94,80 96,— 97,20 98,40 99,60 100,80 102,— 103,20 104,40 105,60 106,80 108,— 109,20 110,40 111,60 112,80 114,— 115,20 116,40 117,60 118,80 120,—

91 , — 92,— 93,— 94,— 95,— 96,— 97,98,— 99,— 100,—

Die Wertstatistik der baulichen Anlagen hat zu umfassen: Gebäudebezeichnung und -nummer, Erstellungskosten, letzter Buchwert, Erneuerungskosten (Zugang) im Berichtsjahre, Mehr, Weniger gegen Vorjahr, Abschreibung, Buchwert am Jahresende (letzter Buchwert plus Zugang weniger Abschreibung), Mehr, Weniger gegen Vorjahr, Summe der Buchwerte aller Gebäude am Jahresende, Mehr, Weniger gegen Vorjahr. Die Wertstatistik der Maschinen (Apparate, Einrichtungen), Werkzeuge und Vorrichtungen ist sinngemäß wie die Statistik der baulichen Anlagen durchzuführen. Von der Höhe des Verbrauches der vergänglichen Betriebsmittel hängt die Höhe der Betriebsunkosten ab; aus den bezüglichen Statistiken ist die wirtschaftliche Zulässigkeit des Verbrauches ersichtlich. Diese Statistik der vergänglichen Betriebsmittel (Vorrichtungen, Werkzeuge, Schleifmittel, Poliermittel, Schmiermittel, Putzmaterial, Wasser, Gas, elektrische Energie, Schweißmittel und Material u. a. m.) wird daher zu umfassen haben: Bezeichnung der vergänglichen Mittel, Durchschnittspreis im Berichtsjahre, Mehr, Weniger gegen Vorjahr, verbrauchte Mengen, bezogen auf eine Arbeitsmaschine, auf einen produktiven Arbeiter, auf einen unproduktiven Arbeiter, auf einen Arbeiter überhaupt, auf die Erzeugnismengeneinheit, je Mehr, Weniger gegen Vorjahr, aufgewendete Betriebsmittelkosten (verbrauchte Mengen mal Durchschnittspreis) im Berichtsjahre, Mehr, Weniger gegen Vorjahr, Betriebsmittelkosten, bezogen auf die verarbeitete Materialeinheitsmenge (Stück), auf eine Arbeitsmaschine, auf einen produktiven Arbeiter, auf einen unproduktiven Arbeiter, auf einen Arbeiter überhaupt, auf die Erzeugnis-

197 mengeneinheit (Stück), auf eine Währungseinheit Erzeugungswert und Bruttowert, je Mehr, Weniger gegen Vorjahr. W e n n die F a b r i k a t i o n s s t a t i s t i k eines n o t l e i d e n d g e w o r d e n e n U n t e r n e h m e n s f e h l t , oder L ü c k e n a u f w e i s t , k a n n von v o r n h e r e i n a n g e n o m m e n w e r d e n , daß die F a b r i k a t i o n s a b t e i l u n g zum Niederg a n g e des U n t e r n e h m e n s b e i g e t r a g e n h a t . Eine lückenlose Fabrikationsstatistik muß für die Berichtsperiode (Woche, Monat, Vierteljahr, Halbjahr, Jahr) und die gleich langen Vorperioden vergleichende Aufschlüsse liefern über: a) M a t e r i a l v e r b r a u c h für jede Materialart, für jeden Veredlungsgrad und insgesamt in den Berichtsperioden: Materialverbrauch für die Mengeneinheit des Erzeugnisses (Stück); von einer Arbeitsmaschine in den Berichtsperioden verarbeiteten'Materialmengeneinheiten; von einer Arbeitsmaschine in der Zeiteinheit verarbeiteten Materialmengeneinheiten; von einer Arbeitsmaschine für die Verarbeitung der Materialmengeneinheit aufzuwendende Arbeitszeit; von einem Arbeiter (unterschieden in gelernten, ungelernten, männlichen, weiblichen, jugendlichen) in den Berichtsperioden verarbeiteten Materialmengeneinheiten; von einem Arbeiter (wie oben) in der Zeiteinheit verarbeiteten Materialmengeneinheiten; von einem Arbeiter (wie oben) für die Verarbeitung der Materialmengen einheit aufzuwendende Arbeitszeit; in den Berichtszeiten für die gesamte Materialverarbeitung aufgewendeten produktiven Löhne insgesamt und unterteilt in produktiven Löhne gelernter, ungelernter, männlicher, weiblicher, jugendlicher Arbeiter; produktive Lohnkosten für die Verarbeitung einer Materialmengeneinheit; insgesamt und unterteilt in jene der gelernten, ungelernten, männlichen, weiblichen, jugendlichen Arbeiter; für eine Währungseinheit produktiver Lohnkosten verarbeiteten Materialmengeneinheiten insgesamt und unterteilt in jene gelernter, ungelernter, männlicher, weiblicher, jugendlicher Arbeiter; Reparturakosten der Arbeitsmaschinen in den Berichtsperioden; Belastung der verarbeiteten Materialmengeneinheit durch Währungseinheiten, Reparaturkosten der Arbeitsmaschinen ; auf eine Währungseinheit Reparaturkosten der Arbeitsmaschinen entfallenden, verarbeiteten Materialmengeneinheiten; Werkzeugkosten in den Berichtsperioden; Belastung der verarbeiteten Materialmengeneinheit durch Währungseinheiten Werkzeugkosten; auf eine Währungseinheit Werkzeugkosten entfallenden, verarbeiteten Materialmengeneinheiten; Betriebsunkosten, gegebenenfalls unterteilt in die Kosten der wichtigsten Betriebsmaterialien (Schmiermaterial, Riemen, Putzmaterial, Schleif-, Poliermittel, Kraft, Kohlen, Licht, Wasser, Gas, unproduktive Löhne usw.) in den Betriebsperioden; Belastung der verarbeiteten Materialmengeneinheit durch Währungseinheiten Betriebsunkosten (wie oben); auf eine Währungseinheit Betriebsunkosten (wie oben) entfallenden, verarbeiteten Materialmengeneinheiten; Zahl der produktiven, unproduktiven Arbeiter und Gesamtzahl der Arbeiter in den Berichtsperioden; auf einen produktiven, unproduktiven Arbeiter und Arbeiterüberhauptentf allenden, verarbeiteten Materialmengeneinheiten; Materialausschuß in Mengeneinheiten und Prozenten der verarbeiteten Materialmengen in den Berichtsperioden; Materialabfall in Mengeneinheiten und Prozenten der verarbeiteten Materialmengen in den Berichtsperioden; Materialausschuß pro Arbeitsmaschine (gegebenenfalls, wenn verschiedenleistende Arbeitsmaschinen in Verwendung stehen, gesondert und insgesamt aufzu-

198 führen) in Mengeneinheiten und Prozenten der verarbeiteten Materialmengen; Materialabfall pro Arbeitsmaschine (wie oben) in Mengeneinheiten und Prozenten der verarbeiteten Materialmengen; Materialausschuß pro Arbeiter (gegebenenfalls unterteilt in gelernten, ungelernten, männlichen, weiblichen, jugendlichen) in Mengeneinheiten und Prozenten der verarbeiteten Materialmengen; natürlicher Materialverlust (durch Schwinden, Verdunsten, Zersetzen usw.) in Mengeneinheiten und Prozenten in den Berichtsperioden; auf die Erzeugnismengeneinheit entfallender Materialausschuß in Mengeneinheiten und Prozenten der für eine Erzeugnismengeneinheit benötigten Materialmengen; auf die Erzeugnismengeneinheit entfallender Materialabfall in Mengeneinheiten und Prozenten der für eine Erzeugnismengeneinheit benötigten Materialmengen; auf die Erzeugnismengeneinheit entfallender natürlicher Materialverlust in Mengeneinheiten und Prozenten der für eine Erzeugnismengeneinheit benötigten Materialmengen. b) M a t e r i a l k o s t e n für jede Materialart, für jeden Veredlungsgrad und insgesamt in den Berichtsperioden: durchschnittlicher Einkaufspreis; Verpackungskosten, Frachtspesen, Zufuhrspesen, Zollspesen (gegebenenfalls Warenumsatzsteuer), Rabatt, Skonto, Lagerhaltungskosten der Mengeneinheit (setzt sich zusammen aus Betriebskosten der Transportmittel, Verbrauch von Lagerwerkzeugen und Reinigungsmitteln, Löhne der Lagerarbeiter, Gehälter der Lagerangestellten, Reparaturkosten der Lagergebäude und -einrichtungen [werden nach Raumbedarf der einzelnen Materialarten aufgeteilt], Abschreibungen); Gesamtkosten (Summe der vorgenannten Kosten) der Materialmengeneinheit; Materialkosten der Erzeugnismengeneinheit (Teilstück, Stück); Kosten des Materialausschusses für eine Erzeugnismengeneinheit in Währungseinheiten und Prozenten ihrer Materialkosten; Kosten des Materialabfalles für eine Erzeugnismengeneinheit in Währungseinheiten und Prozenten ihrer Materialkosten; Kosten des natürlichen Materialverlustes (durch Schwinden, Verdunsten, Zersetzen usw.) für eine Erzeugnismengeneinheit in Währungseinheiten und Prozenten ihrer Materialkosten (gegebenenfalls Materialverlust durch Bruch für eine Erzeugnismengeneinheit in Währungseinheiten und Prozenten ihrer Materialkosten); auf eine Währungseinheit produktiver Löhne entfallenden Materialkosten; auf eine Währungseinheit Erzeugungswert der Erzeugnismengeneinheit (Teilstück, Stück) entfallenden Materialkosten; auf eine Währungseinheit Bruttowert der Erzeugnismengeneinheit (Teilstück, Stück) entfallenden Materialkosten. c) B e t r i e b s m a t e r i a l v e r b r a u c h für jede Materialart und insgesamt: Betriebsmaterialverbrauch für die Mengeneinheit des Erzeugnisses (Stück); von einer Arbeitsmaschine in den Berichtsperioden verbrauchten Betriebsmaterialmengeneinheiten; von einer Arbeitsmaschine in der Zeiteinheit verbrauchten Betriebsmaterialmengeneinheiten; von einem Arbeiter (unterschieden in gelernte, ungelernte, männliche, weibliche, jugendliche) in den Berichtsperioden verbrauchten Betriebsmaterialmengeneinheiten; von einem Arbeiter (wie oben) in der Zeiteinheit verbrauchten Betriebsmaterialmengeneinheiten; Betriebsmaterialverbrauch in Mengeneinheiten für eine Arbeitsstunde; Betriebsmaterialverbrauch bezogen auf die Währungseinheit produk? tiver Löhne, unproduktiver Löhne, Gesamtlöhne. d) B e t r i e b s m a t e r i a l k o s t e n für jede Materialart und insgesamt: durchschnittlicher Einkaufspreis, Verpackungskosten, Frachtspesen, Zufuhr^ spesen, Zollspesen (gegebenenfalls Warenumsatzsteuer), Rabatt, Skonto,

199 Lagerhaltungskosten der Mengeneinheit (werden nach Raumbedarf aufgeteilt); Gesamtkosten (Summe der vorgenannten Kosten); Betriebsmaterialkosten der Erzeugnismengeneinheit (Teilstück, Stück); auf eine Arbeitsmaschine entfallenden Betriebsmaterialkosten; auf einen produktiven und unproduktiven Arbeiter, sowie auf einen Arbeiter überhaupt entfallenden Betriebsmaterialkosten; auf eine Währungseinheit produktiver Löhne entfallenden Betriebsmaterialkosten; auf eine Währungseinheit Erzeugungswert der Erzeugnismengeneinheit (Teilstück, Stück) entfallenden Betriebsmaterialkosten; auf eine Währungseinheit Bruttowert der Erzeugnismengeneinheit (Teilstück, Stück) entfallenden Betriebsmaterialkosten. e) W e r k z e u g k o s t e n (Vorrichtungenkosten) für jede Werkzeugart (Vorrichtung) und insgesamt: durchschnittlicher Einkaufspreis, Verpackungskosten, Frachtspesen, Zufuhrspesen, Zollspesen (gegebenenfalls Warenumsatzsteuer), Rabatt, Skonto, Lagerhaltungskosten der Mengeneinheit (werden nach Raumbedarf aufgeteilt); Werkzeugkosten insgesamt (Summe der vorgenannten Kosten); bei Selbstanfertigung: Gestehungskosten; Werkzeugkosten einer Arbeitsstunde; auf einen Arbeiter entfallenden Werkzeugkosten; auf eine Erzeugnismengeneinheit entfallenden Kosten der allgemeinen Werkzeuge; auf eine Erzeugnismengeneinheit entfallenden Kosten der nur für dieses Erzeugnis verwendbaren Sonderwerkzeuge und Vorrichtungen; auf eine Erzeugnismengeneinheit entfallenden gesamten Werkzeugkosten; auf eine Währungseinheit produktiver Löhne entfallenden Gesamtwerkzeugkosten; auf eine Währungseinheit Erzeugungswert der Erzeugnismengeneinheit (Teilstück, Stück) entfallenden Gesamtwerkzeugkosten; auf eine Währungseinheit Bruttowert der Erzeugnismengeneinheit entfallenden Gesamtwerkzeugkosten. f) L a g e r h a l t u n g s k o s t e n (wie oben erwähnt, nach Raumbedarf der eingelagerten Gegenstände, manchmal auch nach ihrem Werte auf die Mengeneinheiten der Gegenstände aufgeteilt): Gehälter der Lagerangestellten; Löhne der Lagerarbeiter; Instandhaltungskosten aller Lagerbehelfe (Gebäude, Einrichtungen, Transportmittel (Krane, Lokomotiven, Elevatoren, Schienen, Wagen usw.); Lagerbetriebsmittel (Kraft, Licht, Gas, Wasser, Beheizung, Werkzeuge, Geräte, Putzmaterial usw.); Wartungskosten, Versicherungskosten; Abschreibungen; allgemeine Lagerhaltungskosten insgesamt (Summe der vorgenannten Posten); Sonderlagerhaltungskosten für bestimmte Waren (Einladung, Ausladung, Konservierung usw.); Gesamtlagerhaltungskosten (Summe aus allgemeinen und besonderen Lagerhaltungskosten); Lagerhaltungskostenanteil der Mengeneinheit eines jeden eingelagerten Gegenstandes; Lagereingang; Lagerausgang; Lagerstand. g) A r b e i t s m a s c h i n e n k o s t e n für jede Arbeitsmaschine (Apparate, Einrichtungen) gesondert und insgesamt: Art und Nummer der Arbeitsmaschine; Kraftbedarf; minutliche Umlaufzahl; Anschaffungsdatum; Anschaffungskosten (bei neuen Maschinen), oder Buchwert (bei alten Maschinen); Reparaturkosten; Wartungskosten; Abschreibungen; Kraftkosten; jährlichen Gesamtkosten (Summe aus Reparatur-, Wartungs-, Kraftkosten und Abschreibungen); auf eine Erzeugnismengeneinheit (Teilstück, Stück) entfallenden Gesamtkosten der Arbeitsmaschinen; Kosten der Arbeitsmaschine in der Zeiteinheit; auf einen produktiven Arbeiter entfallenden Gesamtkosten der Arbeitsmaschinen; Leistung der Arbeitsmaschine in der Zeiteinheit, ausgedrückt in Mengeneinheiten des Erzeugnisses (Teilstück, Stück); Bearbeitungszeit für eine Erzeugnismengeneinheit (Teilstück, Stück); auf eine Währungseinheit pro-

200 duktiver Lohnkosten entfallenden Gesamtkosten der Arbeitsmaschinen; auf eine Währungseinheit Erzeugniswert der Erzeugungsmengeneinheit entfallenden Gesamtkosten der Arbeitsmaschinen; auf eine Währungseinheit Bruttowert der Erzeugungsmengeneinheit entfallenden Gesamtkosten der Arbeitsmaschinen. h) A r b e i t s z e i t : Anzahl der normalen Arbeitsstunden, Überstunden, Nachtstunden, Sonn- und Feiertagsstunden; Kosten der normalen Arbeitsstunden; Uberstunden, Nachtstunden, Sonn- und Feiertagsstunden, einzeln, insgesamt und durchschnittlich; Verhältnis der Überstunden, Nachtstunden, Sonn- und Feiertagsstunden zu den normalen Arbeitsstunden; Arbeitsstunden (unterschieden wie oben) der Arbeitsmaschinen; Arbeitsstunden (unterschieden wie oben) der einzelnen Abteilungen und Werkstätten; Arbeitsstunden (unterschieden wie oben) eines jeden Arbeiters; Betriebsunkosten einer Arbeitsstunde; für die Erzeugnismengeneinheit (Teilstück, Stück) aufgewendete Arbeitszeit; Zahl der in einer Arbeitsstunde erzeugten Erzeugnismengeneinheiten (Teilstücke, Stücke). i) A r b e i t s g ü t e d e s M a t e r i a l s : Materialart; Veredlungsgrad; Kosten der Mengeneinheit; Materialausschuß in Mengeneinheiten; Verhältnis der Ausschußmengen zum Veredlungsgrade; Verhältnis der Ausschußmengen zu den für die Erzeugnismengeneinheit verarbeiteten Materialmengen; Verhältnis der Ausschußmengen zu den in einer Erzeugnismengeneinheit (Teilstück, Stück) enthaltenen Materialmengen; Ausschußkosten; Verhältnis der Ausschußkosten zu den Kosten der für eine Erzeugnismengeneinheit verarbeiteten Materialmengen; Verhältnis der Ausschußkosten zu den Kosten der in einer Erzeugnismengeneinheit enthaltenen Materialmengen. j) A r b e i t s g ü t e d e r A r b e i t s m a s c h i n e n : Name und Nummer der Arbeitsmaschine; Alter der Arbeitsmaschine; Mengenleistung in der Zeiteinheit; in der Zeiteinheit entstehenden Ausschußmengen; Verhältnis der in der Zeiteinheit entstehenden Ausschußmengen zu den in der Zeiteinheit von der Arbeitsmaschine verarbeiteten Materialmengen; Verhältnis der in der Zeiteinheit entstehenden Ausschußmengen zu den in der Zeiteinheit von der Arbeitsmaschine erzeugten Erzeugnismengen (Teilstücken, Stücken); Verhältnis der in der Zeiteinheit entstehenden Ausschußmengen zu den in der Erzeugnismengeneinheit verbleibenden Materialmengen; Verhältnis der in der Zeiteinheit entstehenden Ausschußkosten zu den Kosten der in der Zeiteinheit von der Arbeitsmaschine verarbeiteten Materialmengen; Verhältnis der in der Zeiteinheit entstehenden Ausschußkosten zu den Kosten der in der Erzeugnismengeneinheit verbleibenden Materialmengen; Verhältnis der Ausschußkosten, welche durch die Arbeitsmaschine entstehen, zu dem Erzeugungswerte der Erzeugnismengeneinheit; Verhältnis der Ausschußkosten zu den Betriebskosten der Arbeitsmaschine. (Für Sonderwerkzeuge, Sondervorrichtungen, Apparaturen und Sondereinrichtungen, welche zur Verarbeitung, oder Bearbeitung des Materiales dienen, werden sinngemäß die gleichen Größen bestimmt.) k) A r b e i t s g ü t e d e r A r b e i t e r für jeden Arbeiter, für alle Arbeiterkategorien (unterschieden in gelernten, ungelernten, männlichen, weiblichen, jugendlichen) und für alle Arbeiter insgesamt: Name und Stammnummer des Arbeiters; Werkstättenummer; Zahl der Arbeitsstunden eines jeden Arbeiters; Arbeiterzahl; Gesamtzahl der Arbeitsstunden; verarbeitete Materialmengen; Ausschußmengen: in der Zeiteinheit entstehenden Ausschußmengen; in der

201 Zeiteinheit geleisteten Erzeugnismengeneinheiten (Teilstücke, Stücke); Verhältnis der in der Zeiteinheit entstehenden Ausschußmengen zu den in der Zeiteinheit vom Arbeiter (von den Arbeitern) verarbeiteten Materialmengen, oder geleisteten Teilstücken, Stücken; Verhältnis der in der Zeiteinheit entstehenden Ausschußmengen zu den in der Erzeugnismengeneinheit verbleibenden Materialmengen; Verhältnis der in der Zeiteinheit entstehenden Ausschußkosten zu den Kosten der in der Zeiteinheit durch den Arbeiter verarbeiteten Materialmengen (ändern sich gegebenenfalls, wenn der Arbeiter an einer anderen Arbeitsmaschine arbeitet); Verhältnis der in der Zeiteinheit durch den Arbeiter (die Arbeiter) entstehenden Ausschußkosten zu den Kosten der in der Erzeugnismengeneinheit (Teilstück, Stück) verbleibenden Materialmengen; Verhältnis der Ausschußkosten, welche durch den Arbeiter (die Arbeiter) entstehen, zu dem Erzeugungswerte der Erzeugnismengeneinheit (Teilstück, Stück); Verhältnis der Ausschußkosten zu den auf einen (die) Arbeiter entfallenden Betriebskosten; Gesamtlohn des Arbeiters (der Arbeiter); auf eine Erzeugnismengeneinheit (Teilstück, Stück) entfallender Stunden-, oder Akkordlohn; Verhältnis der Ausschußkosten zu dem auf eine Erzeugnismengeneinheit (Teilstück, Stück) entfallenden Stunden- oder Akkordlohne. 1) G e s a m t a u s s c h u ß m e n g e n : Verarbeitete Materialmengen; Ausschußmengen; Zahl der produktiven, unproduktiven und gesamten Arbeiter; erzeugte Mengeneinheiten (Teilstücke, Stücke); geleistete Arbeitsstunden; Verhältnis der Ausschußmengen (Zahl der Ausschußstücke) zu den verarbeiteten Materialmengen (Zahl der geleisteten Stücke); Verhältnis der Ausschußmengen (Zahl der Ausschußstücke) zur Zahl der produktiven Arbeiter; Verhältnis der Ausschußmengen (Zahl der Ausschußstücke) zur Zahl der unproduktiven Arbeiter; Verhältnis der Ausschußmengen (Zahl der Ausschußstücke) zur Gesamtzahl der Arbeiter; auf eine Arbeitsstunde entfallenden Ausschußmengen. m) G e s a m t a u s s c h u ß k o s t e n : Kosten des verarbeiteten Materiales (der zu bearbeitenden Stücke); Kosten des Ausschußmateriales (der Ausschußstücke); Zahl der produktiven, unproduktiven und gesamten Arbeiter; erzeugte Mengeneinheiten (Teilstücke, Stücke); geleistete Arbeitsstunden; Betriebsunkosten ; Verhältnis der Kosten des Ausschußmateriales, oder der Ausschußstücke zu den Kosten des verarbeiteten Materiales, oder der zu bearbeitenden Stücke; auf einen produktiven Arbeiter entfallenden Ausschußkosten; auf einen unproduktiven Arbeiter entfallenden Ausschußkosten; auf einen Arbeiter überhaupt entfallenden Ausschußkosten; auf eine Arbeitsstunde entfallenden Ausschußkosten; Verhältnis der Ausschußkosten zu den Betriebsunkosten; Gesamtlohn; auf eine Lohnwährungseinheit entfallenden Ausschußkosten; Materialkosten einer Ausschußmengeneinheit, oder eines AusBchußstückes; Lohnkosten einer Ausschußmengeneinheit, oder eines Ausschußstückes; Betriebsunkosten einer Ausschußmengeneinheit, oder eines Ausschußstückes; Gesamtkosten einer Ausschußmengeneinheit, oder eines Ausschußstückes. n) A r b e i t s l e i s t u n g e n : Arbeitsstunden; Zahl der gelernten, ungelernten, männlichen, weiblichen, jugendlichen Arbeiterund Arbeiter insgesamt; ausgeführte Arbeitsgänge; geleistete Mengeneinheiten, Teilstücke, Stücke, Enderzeugnisse; Arbeitsstunden der gelernten, ungelernten, männlichen, weiblichen, jugendlichen und aller Arbeiter; für einen Arbeitsgang erforderliche Arbeitszeit eines gelernten, ungelernten, männlichen, weiblichen, jugendlichen Arbeiters; in der Zeiteinheit von einem gelernten, ungelernten, männ-

202 liehen, weiblichen, jugendlichen Arbeiter ausgeführten Arbeitsgänge; für eine Mengeneinheit, für ein Teilstück, für ein Enderzeugnis erforderliche Arbeitszeit eines gelernten, ungelernten, männlichen, weiblichen, jugendlichen Arbeiters; in der Zeiteinheit von einem gelernten, ungelernten, männlichen, weiblichen, jugendlichen Arbeiter geleisteten Mengeneinheiten, Teilstücke, Enderzeugnisse; Verhältnis der Zahl der Enderzeugnisse zur Zahl der produktiven Arbeiter; Verhältnis der Zahl der Enderzeugnisse zur Zahl der unproduktiven Arbeiter; Verhältnis der Zahl der Enderzeugnisse zur Gesamtzahl der Arbeiter. o) L ö h n e : Zahl der produktiven gelernten, ungelernten, männlichen, weiblichen, jugendlichen und gesamten Arbeiter; Zahl der unproduktiven männlichen, weiblichen, jugendlichen Arbeiter; bezahlte Löhne für produktive gelernten, ungelernten, männlichen, weiblichen, jugendlichen und alle Arbeiter; bezahlte Löhne für unproduktive männliche, weibliche, jugendliche und alle Arbeiter; bezahlte Gesamtlöhne; durchschnittlicher Stundenlohn, oder Akkordlohn eines produktiven gelernten Arbeiters; Verhältnis seines stündlichen Akkord Verdienstes zum Stundenlohne; durchschnittlicher Stundenlohn, oder Akkordlohn eines produktiven ungelernten Arbeiters; Verhältnis seines stündlichen Akkordverdienstes zum Stundenlohne; durchschnittlicher Stundenlohn, oder Akkordlohn eines produktiven gelernten männlichen Arbeiters; Verhältnis seines stündlichen Akkordverdienstes zum Stundenlohne; durchschnittlicher Stundenlohn, oder Akkordlohn einer produktiven gelernten Arbeiterin; Verhältnis ihres stündlichen Akkordverdienstes zum Stundenlohne; durchschnittlicher Stundenlohn, oder Akkordlohn eines produktiven ungelernten männlichen Arbeiters; Verhältnis seines stündlichen Akkordverdienstes zum Stundenlohne; durchschnittlicher Stundenlohn, oder Akkordlohn einer produktiven ungelernten Arbeiterin; Verhältnis ihres stündlichen Akkordverdienstes zum Stundenlohne; durchschnittlicher Stundenlohn, oder Akkordlohn eines jugendlichen Arbeiters; Verhältnis seines stündlichen Akkordverdienstes zum Stundenlohne; durchschnittlicher Stundenlohn, oder Akkordlohn aller produktiven Arbeiter; Verhältnis ihres durchschnittlichen stündlichen Akkordverdienstes zum durchschnittlichen Stundenlohne; durchschnittlicher Stundenlohn, oder Akkordlohn eines unproduktiven männlichen Arbeiters; Verhältnis seines Btündlichen Akkordverdienstes zum Stundenlohne; durchschnittlicher Stundenlohn, oder Akkordlohn einer unproduktiven Arbeiterin; Verhältnis ihres stündlichen Akkordverdienstes zum Stundenlohne; durchschnittlicher Stundenlohn eines unproduktiven jugendlichen Arbeiters; durchschnittlicher Stundenlohn, oder Akkordlohn aller unproduktiven Arbeiter; Verhältnis ihres durchschnittlichen Akkordverdienstes zu ihrem durchschnittlichen Stundenlohne; Verhältnis der produktiven Löhne der männlichen gelernten Arbeiter zu jenen der männlichen ungelernten Arbeiter; Verhältnis der produktiven Löhne der gelernten Arbeiterinnen zu jenen der ungelernten; Verhältnis der produktiven Löhne der männlichen Arbeiter zu jenen der weiblichen und jugendlichen Arbeiter; Verhältnis der unproduktiven Löhne der männlichen Arbeiter zu jenen der weiblichen und jugendlichen Arbeiter; Verhältnis der produktiven Löhne zu den unproduktiven Löhnen; Zahl der im Stundenlohne durchzuführenden Arbeitsgänge; Lohnkosten eines von einem gelernten männlichen Arbeiter ausgeführten Stundenlohnarbeitsganges; Lohnkosten eines von einer gelernten Arbeiterin ausgeführten Stundenlohnarbeitsganges; Lohnkosten eines von einem ungelerntem männlichem Arbeiter ausgeführten

203 Stundenlohnarbeitsganges; Lohnkosten eines von einer ungelernten Arbeiterin ausgeführten Stundenlohnarbeitsganges; Lohnkosten eine3 von einem jugendlichem Arbeiter ausgeführten Stundenlohnarbeitsganges; durchschnittliche Lohnkosten eines von männlichen Arbeitern ausgeführten Stundenlohnarbeitsganges; durchschnittliche Lohnkosten eines von weiblichen Arbeitern ausgeführten Stundenlohnarbeitsganges; durchschnittliche Lohnkosten eines Stundenlohnarbeitsganges überhaupt; Anzahl der für eine Lohnwährungseinheit von einem gelernten männlichen Arbeiter ausgeführten Stundenlohnarbeitsgänge; Anzahl der für eine Lohnwährungseinheit von einer gelernten Arbeiterin ausgeführten Stundenlohnarbeitsgänge; Anzahl der für eine Lohnwährungseinheit von einem ungelernten männlichen Arbeiter ausgeführten Stundenlohnarbeitsgänge; Anzahl der für eine Lohnwährungseinheit von einer ungelernten Arbeiterin ausgeführten Stundenlohnarbeitsgänge; Anzahl der für eine Lohnwährungseinheit von einem jugendlichen Arbeiter ausgeführten Arbeitsgänge; Anzahl der für eine Lohnwährungseinheit von einem männlichem Arbeiter ausgeführten Arbeitsgänge; Anzahl der für eine Lohnwährungseinheit von einer Arbeiterin ausgeführten Arbeitsgänge; Anzahl der für eine Lohnwährungseinheit von einem Arbeiter überhaupt ausgeführten Arbeitsgänge; Akkord für einen bestimmten Arbeitsgang, für ein bestimmtes Teilstück, für ein Enderzeugnis; gegebenenfalls: Verhältnis des stündlichen Akkordverdienstes eines gelernten männlichen Arbeiters bei Ausführung eines Arbeitsganges, Teilstückes, Enderzeugnis3es zum durchschnittlichen Stundenlohne eines gelernten männlichen Arbeiters; Verhältnis des stündlichen Akkordverdienstes einer gelernten Arbeiterin bei Ausführung eines Arbeitsganges, Teilstückes, Enderzeugnisses zum durchschnittlichen Stundenlohne einer gelernten Arbeiterin; Verhältnis des stündlichen Akkordverdienstes eines ungelernten männlichen Arbeiters bei Ausführung eines Arbeitsganges, Teilstückes, Enderzeugnisses zum durchschnittlichen Stundenlohne eines ungelernten männlichen Arbeiters; Verhältnis des stündlichen Akkordverdienstes einer ungelernten Arbeiterin bei Ausführung eines Arbeitsganges, Teilstückes, Enderzeugnisses zum durchschnittlichen Stundenlohne einer ungelernten Arbeiterin; Verhältnis des stündlichen Akkordverdienstes eines männlichen Arbeiters bei Ausführung eines Arbeitsganges, Teilstückes, Enderzeugnisses zum durchschnittlichen Stundenlohne eines männlichen Arbeiters; Verhältnis des stündlichen Akkordverdienstes einer Arbeiterin bei Ausführung eines Arbeitsganges, Teilstückes, Enderzeugnisses zum durchschnittlichen Stundenlohne einer Arbeiterin; Verhältnis des stündlichen Akkord Verdienstes eines jugendlichen Arbeiters bei Ausführung eines Arbeitsganges, Teilstücke3, Enderzeugnisses zum durchschnittlichen Stundenlohne eines jugendlichen Arbeiters; Verhältnis des stündlichen Akkordverdienstes eines Arbeiters überhaupt bei Ausführung eines Arbeitsganges, Teilstückes, Enderzeugnisses zum durchschnittlichen Stundenlohne eines Arbeiters; Anzahl der für eine Lohnwährungseinheit von einem gelernten männlichen Arbeiter ausgeführten Akkordstücke; Anzahl der für eine Lohnwährungseinheit von einer gelernten Arbeiterin ausgeführten Akkordstücke; Anzahl der für eine Lohnwährungseinheit von einem ungelernten männlichen Arbeiter ausgeführten Akkordstücke; Anzahl der für eine Lohnwährungseinheit von einer ungelernten Arbeiterin ausgeführten Akkordstücke; Anzahl der für eine Lohnwährung3einheit von einem jugendlichen Arbeiter ausgeführten Akkordstücke; durchschnittliche Anzahl der von einem männlichen Arbeiter für eine Lohnwährungseinheit ausgeführten Akkord-

204 stücke; durchschnittliche Anzahl der von einer Arbeiterin für eine Lohnwährungseinheit ausgeführten Akkordstücke; durchschnittliche Anzahl der von einem Arbeiter überhaupt für eine Lohnwährungseinheit ausgeführten Akkordstücke; Verhältnis der stündlichen Leistung eines gelernten männlichen Arbeiters bei Akkordlohn und Stundenlohn; Verhältnis der stündlichen Leistung einer gelernten Arbeiterin bei Akkordlohn und Stundenlohn; Verhältnis der stündlichen Leistung eines ungelernten männlichen Arbeiters bei Akkordlohn und Stundenlohn; Verhältnis der stündlichen Leistung einer ungelernten Arbeiterin bei Akkordlohn und Stundenlohn; Verhältnis der stündlichen Leistung eines jugendlichen Arbeiters bei Akkordlohn und Stundenlohn; Verhältnis der stündlichen Leistung eines männlichen Arbeiters bei Akkordlohn und Stundenlohn; Verhältnis der stündlichen Leistung einer Arbeiterin bei Akkordlohn und Stundenlohn; Verhältnis der stündlichen Leistung eines Arbeiters überhaupt bei Akkordlohn und Stundenlohn; Verhältnis der Akkordlöhne von männlichen Arbeitern zu ihren Stundenlöhnen; Verhältnis der Akkordlöhne von Arbeiterinnen zu ihren Stundenlöhnen; Verhältnis der Akkordlöhne von jugendlichen Arbeitern zu ihren Stundenlöhnen; in den Berichtsperioden bezahlten produktiven Stundenlöhne; in den Berichtsperioden bezahlten unproduktiven Stundenlöhne; in den Berichtsperioden bezahlten Akkordlöhne; Verhältnis der Akkordlöhne zu den produktiven Stundenlöhnen; Verhältnis der Akkordlöhne zu den unproduktiven Löhnen; Verhältnis der Akkordlöhne zu den Gesamtlöhnen; gegebenenfalls: Belastung eines Arbeitsganges, Teilstückes, Enderzeugnisses durch Ausschußlohn bei Stundenlohnarbeit; Belastung eines Arbeitsganges, Teilstückes, Enderzeugnisses durch Ausschußlohn bei Akkordarbeit; gegebenenfalls: bezahlte Zeitprämien für die Mengeneinheit; Verhältnis der Zeitprämien zum Stundenlohne; Verhältnis der Zeitprämien zum Akkordlohne; gegebenenfalls: bezahlte Güteprämien (Genauigkeitsprämien); Verhältnis der Güteprämien zum Stundenlohne; Verhältnis der Güteprämien zum Akkordlohne; gegebenenfalls: bezahlte Versuchslöhne; Verhältnis der Versuchslöhne zu den produktiven Löhnen; Verhältnis der Versuchslöhne zu den unproduktiven Löhnen; Verhältnis der Versuchslöhne zu den Gesamtlöhnen; Verhältnis der produktiven Löhne zu den Materialkosten; Verhältnis der unproduktiven Löhne zu den Materialkosten; Verhältnis der Gesamtlöhne zu den Materialkosten; Verhältnis der für ein Erzeugnis aufgewendeten produktiven Löhne zu seinem Erzeugungswerte; Verhältnis der für ein Erzeugnis aufgewendeten unproduktiven Löhne zu seinem Erzeugungswerte; Verhältnis der für ein Erzeugnis aufgewendeten Gesamtlöhne zu seinem Erzeugungswerte; Verhältnis der produktiven Löhne zu den gesamten Fabrikationskosten; Verhältnis der unproduktiven Löhne zu den gesamten Fabrikationskosten; Verhältnis der Gesamtlöhne zu den gesamten Fabrikationskosten; Verhältnis der Gesamtlöhne zu den Fabrikationsgehältern; Verhältnis der Gesamtlöhne zu den kaufmännischen Gehältern; Verhältnis der Gesamtlöhne zu den Gesamtgehältern; Verhältnis der Gesamtlöhne zum erzeugten Bruttowerte; Verhältnis der Gesamtlöhne zum Umsätze; Verhältnis der Gesamtlöhne zum Bruttogewinne; Verhältnis der Gesamtlöhne zum Nettogewinne. p ) E r z e u g u n g s k o s t e n f ü r j e d e s Erzeugnis (Erzeugnisart, Erzeugnisgröße, Erzeugnisform) und insgesamt: Materialkosten (einschließlich Materialabfall, Materialausschuß, natürlicher Materialverlust) für ein Erzeugnis (Erzeugnisart, Erzeugnisgröße, Erzeugnisform) und insgesamt; produktive Löhne für

205 ein Erzeugnis (wie oben) und insgesamt; Betriebsunkosten, bzw. Lohnzuschläge; Erzeugungskosten (Summe aus Materialkosten, produktiven Löhnen, Lohnzuschlägen, bzw. Betriebsunkosten) für ein Erzeugnis (wie oben) und insgesamt; Verhältnis der Materialkosten zu den Erzeugungskosten für ein Erzeugnis (wie oben) und insgesamt; Verhältnis der produktiven Löhne für ein Erzeugnis (wie oben) zu den Erzeugungskosten und insgesamt; Verhältnis der Betriebsunkosten zu den Erzeugungskosten; Verhältnis der Erzeugungskosten zu den Bruttowerten; Verhältnis der Erzeugungskosten zum Umsätze; Verhältnis der Erzeugungskosten zum Bruttogewinne; Verhältnis der Erzeugungskosten zum Nettogewinne; Verhältnis der Erzeugungskosten zum Be^ triebskapital; Verhältnis der Erzeugungskosten zum Zinsendienste; Verhältnis der Erzeugungskosten zum Geschäftskapital. Die Statistik bildet die Grundlagen der Kalkulation, die in Vorkalkulation und Nachkalkulation der Fabrikationskosten und in Verkaufskalkulation zu unterscheiden ist; die Vorkalkulation bildet den Ausgangspunkt für alle preistechnischen Erwägungen, die Nachkalkulation bildet das Meßinstrument jener; die Verkaufskalkulation leitet aus den Gestehungskosten, welche durch die Nachkalkulation erwahrt wurden, den Verkaufspreis ab. Bereits aus der Vorkalkulation ist ersichtlich, ob die Kalkulationsgebarung eines Unternehmens einwandfrei ist, wie aus nachstehendem, der Praxis entnommenenem Beispiele ersichtlich ist. In einem notleidend gewordenen Unternehmen gab die Vorkalkulation zu folgenden Beanstandungen Anlaß: es ist nicht ersichtlich, aus welcher Zeit die Eintragungen der vorgesehenen Arbeitszeiten herrühren; die Vorkalkulation ist demnach nicht in der Lage, nachzuprüfen, ob seitdem irgendwelche Verbesserungen der Arbeitsbehelfe und Arbeitsmethoden vorgenommen wurden, durch welche eine Änderung der Arbeitszeiten herbeigeführt wurde, oder werden konnte; geänderte Arbeitszeiten sind ohne Angabe der Ursache und Wirkung der Änderung verzeichnet; infolgedessen ist es nicht möglich, festzustellen, durch welche Mittel, ob zu Recht, und ob mit positivem, oder negativem Erfolge, die Änderung herbeigeführt wurde, ist es demnach nicht möglich, in der Folge erfolgreiche Mittel wieder anzuwenden, nicht erfolgreiche Mittel in Zukunft zu vermeiden; vielr fach sind für einzelne Arbeiten die Arbeitszeiten überhaupt nicht verzeichnet; oft sind unrichtige Arbeitszeiten eingetragen; die Angabe der Lohnklassö fehlt überhaupt; die Vorkalkulation führt Arbeiten auf, die seit Jahren nicht mehr ausgeführt werden, hingegen zeigt sie Lücken in der Aufführung von derzeit ausgeführten Arbeiten; es wurden nur Akkordzeiten aufgenommen; die Zeitbemessung der Lohnarbeiten fehlt vollständig, so daß die Möglichkeit fehlt, zu entscheiden, ob die Lohnarbeit durch Akkordarbeit ersetzt werden kann; viele Akkordzeiten wurden nur geschätzt, statt errechnet, oder gemessen; für Montagearbeiten wurden Akkordzeiten angegeben, ohne daß die betreffenden Montagearbeiten näher gekennzeichnet wurden; ohne sachliche Unterlagen kann eine Akkordzeit, oder Arbeitszeit nicht bestimmt werden; in manchen Fällen sind andere Materialien und Materialabmessungen verzeichnet, als tatsächlich verwendet wurden, bzw. wurden die später verwendeten Materialien und Materialabmessungen nicht nachgetragen; die Einstellzeiten der Arbeitsmaschinen sind nur in wenigen Fällen vermerkt; viele Akkordzeiten sind falsch und führen, wie aus der Lohnverrechnung hervorgeht, zu Akkordüberschüssen bis zu 8 0 % ; die Vorkalkulation wurde nie an Hand der Nachkalkulationsergebnisse richtiggestellt, weil eine Nachkalkulation

206 überhaupt nicht geübt wurde. E8 ist erklärlich, daß ein Unternehmen, dessen Vorkalkulation derartige Mängel aufwies, und welches keine Nachkalkulation besaß, notleidend werden mußte. Die Hauptaufgabe der Vorkalkulation besteht darin, für jede Einzelarbeit und Gesamtarbeit die obersten Grenzen der Material- und Lohnkosten zu bestimmen, welche von der Betriebsleitung — höhere Macht ausgeschlossen — unter keinen Umständen überschritten werden dürfen. Das Unternehmen wird in seinem Bestände gefährdet, wenn diese obersten Grenzen keine befriedigende Wirtschaftlichkeit sichern. Überall dort, wo ohne Berücksichtigung der Voraussetzungen, von welchen die Vorkalkulation bei ihren Berechnungen ausgegangen ist, im Betriebe gearbeitet wird, entstehen wirtschaftliche Fehlerquellen, wenn die Vorkalkulation sachgemäß durchgeführt wurde; wo sich die Voraussetzungen der Vorkalkulation als unhaltbar erweisen und deshalb nicht beachtet werden, liegen die Fehlerquellen in ihr; eine unfähige, oder mangelhafte Vorkalkulation ist ein Unglück für ein industrielles Unternehmen und führt in den meisten Fällen dessen Ruin herbei. Dort aber, wo die Vorkalkulation ihre Aufgabe zu erfüllen versteht, muß ihr das Recht eingeräumt werden, Einspruch gegen alle betriebstechnischen Maßnahmen und Tätigkeiten zu erheben, welche der Erbringung der Höchstleistung im Wege stehen. Derartige Einsprüche können von einer betriebstechnisch geschulten Vorkalkulation beispielsweise gegen in Aussicht genommenen Konstruktionen, Werkzeuge, Vorrichtungen, Arbeitsmaschinen, Arbeitsmethoden usw. erhoben werden. Es ist denkbar, daß die Vorkalkulation den gleichen Konstruktionszweck mit geringeren Lohnkosten zu erreichen glaubt, wenn die Konstruktion ohne Gefährdung des Konstruktionsprinzipes geändert wird, daß sie eine Änderung des zu verwendenden Materiales vorschlägt, um mit billigeren Vorrichtungen und kürzeren Arbeitszeiten auskommen zu können. Die Vorkalkulation ist zwecklos, wenn den Voraussetzungen, die für sie bestimmend sind, nicht strenge nachgelebt wird, eine Erscheinung, die allzuoft beobachtet werden kann. I n d u s t r i e l l e U n t e r n e h m u n g e n , welche ohne j e g l i c h e V o r k a l k u l a t i o n g e a r b e i t e t h a b e n , oder deren V o r k a l k u l a t i o n n i c h t in gleichem Maße den t e c h n i s c h e n , f a b r i k a t o r i s c h e n und w i r t s c h a f t lichen F o r d e r u n g e n des U n t e r n e h m e n s g e r e c h t w u r d e , sind m e i s t d e r a r t v e r f a h r e n , d a ß eine S a n i e r u n g a u s s i c h t s l o s e r s c h e i n t . Wird im Wege der Sanierung eine Vorkalkulation eingerichtet, oder umgeändert, dann ist zu beachten, daß der oben erwähnten Hauptaufgabe nur entsprochen werden kann, wenn die Vorkalkulation folgende Arbeiten durchführt: a) Festlegung und Kennzeichnung aller Arten und Reihenfolgen aller Einzelarbeiten an Hand der Konstruktionszeichnungen, oder der Modelle, oder der Ausführungsmuster, in solcher Weise, daß der betreffende Gegenstand bei Vermeidung toter Arbeitswege in kürzester Frist mit den geringsten Lohnkosten erstellt werden kann; b) Einpassung aller Arbeiten, soweit ihrer Natur nach angängig, in einen Akkordrahmen; c) Untersuchung aller bisher in Lohn ausgeführten Arbeiten zu dem Zwecke, festzustellen, ob ihre Umwandlung in Akkordarbeiten möglich und für das Unternehmen vorteilhaft wäre;

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d) Erfassung aller unvermeidlichen Lohnarbeiten derart, daß der entfallende Stücklohn als Zahlengröße erscheint; e) Berechnung der wahrscheinlichen Lohnkosten von geplanten Neuerungen; f) Richtigstellung der Vorkalkulationszahlen an Hand der Ergebnisse der Nachkalkulation; g) Sammlung und Evidenzführung aller Kalkulationsunterlagen. Wo die Arbeitsvorschreibungen für die Einzelarbeiten fehlen, ist eine Vorkalkulation undenkbar; Grundlagen für Arbeitsvorschreibungen, die der Vorkalkulation dienen sollen, können nur genehmigte Konstruktionszeichnungen, Modelle, oder Ausführungsmuster sein; Arbeitsvorschreibungen an Hand von Handskizzen, oder im Entstehen begriffenen Modellen, oder Mustern ausgeführt, sind unzulässige Kalkulationsunterlagen, meist bei Unternehmungen zu finden, die durch ihre Pröbeleien zugrunde gehen. Die selbständige Abfassung der Arbeitsvorschreibungen durch die Varkalkulation ist dort zulässig, wo sie über sachkundige Konstruktions- und Betriebstechniker verfügt; ansonst ist die Zuziehung dieser Fachleute aus dem Betriebe zwecks Beratung bei der Ausarbeitung der Arbeitsvorschreibungen unerläßlich. Die Erfahrungen des Vorkalkulators können zu vorteilhafterem Material, zu fabrikatorisch überlegeneren Konstruktionsformen führen, die selbstverständlich im Einvernehmen mit der Konstruktionsabteilung festzulegen sind; derartige Vorschläge entspringen auch dem Bestreben einer auf Verminderung der Herstellungskosten bedachten Vorkalkulation, vorhandene Vorrichtungen, Werkzeuge und Einrichtungen wiederholt zu benutzen, um Neuausgaben zu vermeiden, oder Sonderbehelfe so zu gestalten, daß ihre Anschaffungskosten bei Vollendung einer bestimmten Erzeugungsmenge abgeschrieben sind. Viele fabrikatorischen Verluste von Unternehmungen sind darauf zurückzuführen, daß bei jeder Umgestaltung von Erzeugnissen, oder bei der Aufnahme der Fabrikation neuer Erzeugnisse neue Vorrichtungen und Werkzeuge, wie sonstigen Nebenbehelfe vorgesehen werden, ohne darüber Klarheit zu besitzen, ob die dadurch (namentlich für kleinere Erzeugnismengen) entstehende Belastung der Erzeugniseinheit eine preistechnische Konkurrenzfähigkeit ermöglichen werde. Man geht über derlei wichtige Feststellungen hinweg und begnügt sich, diese nur für eine bestimmte Erzeugnisart dienenden, oft sehr teueren Arbeitsbehelfe (z. B. Stanzwerkzeuge) auf allgemeinen Werkzeugkosten zu buchen; dabei wird übersehen, daß andere Erzeugnisarten, die mit diesen Sonderarbeitsbehelfen keine Gemeinschaft haben, zu Unrecht mit Mehrkosten belastet werden; auf diese Weise erscheinen unwirtschaftliche Fabrikationen auf den ersten Blick wirtschaftlich, weil ihre Sonderunkosten von anderen Erzeugnissen getragen werden müssen, die hierdurch in manchen Fällen ihre bisherige preistechnische Konkurrenzfähigkeit einbüßen. Auf die Abfassung der Arbeitsvorschreibungen kann nicht genug Sorgfalt verwendet werden, denn sie bilden nicht nur die Grundlagen der Vorkalkulation, sondern auch jene der Lohnbemessungen, somit der Gestehungskosten. Umfaßt eine Arbeitsvorschreibung mehrere Einzelarbeiten, dann sind diese in jener Reihenfolge festzulegen, in welcher die Arbeitsvorgänge einander, unter Ausschluß von wiederholten gleichen Arbeitswegen, folgen. Bei der im Laufe einer Sanierung erfolgenden Um- oder Neugestaltung der Vorkalkulation ist auf die Einrichtung der Vorkalkulationskartei beson-

208 dere Sorgfalt und besonderer Wert zu legen. Eine wirkungssichere Vorkalkulation ist ohne Kartei undenkbar. Die Erfahrung lehrt, daß es von be* 8onderem Vorteile ist, diese Kartei in dreifacher Ausführung zu erstellen, indem die Karten im Durchschreibverfahren hergestellt und auf gleiche Weise gegebenenfalls abgeändert werden; die Urkarten bleiben in Verwahrung der Vorkalkulation; die einen Durchschriften dienen der Betriebsleitung zur Ausarbeitung der Bestellungen an die Werkstätten, zur Festlegung der Arbeitszeiten, zur Ausschreibung der Akkordscheine und Lohnzettel; die zweiten Durchschriften dienen der Nachkalkulation zur Überprüfung der Richtigkeit der vorgesehenen Gestehungskosten, bzw. zu deren Richtig' Stellung. Jede Abänderung muß durch das Abänderungsdatum, durch die Abänderungsur3ache und in der Folge durch den Abänderungserfolg gekennzeichnet sein. Für die Vorkalkulationskartei empfehlen sich folgende Bestimmungspunkte: Nummer der Karte, Datum der Ausstellung der Karte, Gegenstand, Typenbezeichnung, Zeichnungs-Nr., Teilstück-Nr., StücklistenNr., Materialart, Rohabmessungen, Gewicht, Datum, Ursache und Erfolg einer Materialänderung, Nummer und genaue Bezeichnung des Arbeitsganges, Datum, Ursache und Erfolg einer Arbeitsgangsänderung, Werkstatt-Nr., Arbeitsmaschine-Nr., Werkzeugart und -nummer, Vorrichtungsart und -nummer, Arbeitszeit in Minuten, Datum, Ursache und Erfolg einer Arbeitszeitänderung, Lohnklasse. Richtig geführte Vorkalkulationskarteien genügen allein nicht, wie die Erfahrungen, die bei Sanierungen gewonnen werden, erweisen; die Vorschriften der Kartei müssen auch befolgt werden. Aus den zahlreichen Verstößen gegen die Bestimmungen der Vorkalkulation seien von den am häufigsten sich wiederholenden erwähnt: Abänderungen werden in die Kartei nicht eingetragen, weil sie ohne Wissen der Vorkalkulation erfolgen und ihr nicht mitgeteilt werden; als Folgeerscheinung ist zu verzeichnen, daß z. B. die ursprünglich vorgesehenen Arbeitszeiten für das ohne Wissen der Vorkalkulation gewählte neue Material (das sich beispielsweise leichter bearbeiten läßt) zu groß sind, d.h. zuviel Lohn bezahlt wird, oder zu klein, in welchem Falle der Arbeiter unzufrieden ist und Meinungsverschiedenheiten zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber entstehen; oder das Material wird geändert, jedoch vergessen, die Materialabmessungen in der Vorkalkulationskarte zu ändern, so daß entweder das Material nicht ausreicht (Betriebsstörungen, oder Ausschuß als Folgeerscheinungen), oder zu großer Materialabfall entsteht; oder es wird vergessen, die Ursache einer Abänderung festzustellen, oder «inzutragen, in welchem Falle bei einer sich später als notwendig herausstellenden Änderung nicht mehr festgestellt werden kann, ob wieder die gleiche, oder eine andere Ursache vorliegt; oder es wird vergessen, die Folgewirkungen einer Abänderung festzustellen, oder einzutragen, in welchem Falle nicht beurteilt werden kann, ob die Änderung einen wirtschaftlichen Erfolg, oder Mißerfolg nach sich gezogen hat; oder es werden in den Werkstätten Verbesserungen an den Arbeitsbehelfen, oder der Arbeitsmethoden vorgenommen, welche Änderungen des Materiales bedingen, oder Änderurijgen der Arbeitszeiten hervorrufen, während die Vorkalkulationskarte unverändert bleibt; es werden die sich periodisch zu wiederholenden Zeitmessungen unterlassen, was zur Folge hat, daß Arbeitszeiten vorgeschrieben bleiben, die längst nicht mehr stimmen (was z. B. der Fall ist, wenn die Beleuchtungsart sich ändert). Die Wiederholung der Zeitmessungen ist unerläßlich; ihre

209 Ergebnisse werden in Zeitkarten eingetragen, welche der Vorkalkulation als Unterlage für Arbeitszeitänderungen dienen und zu enthalten haben: Gegenstand, Typennummer, Zeichnungs-Nr., Teilstück-Nr., Stücklisten-Nr., Datum der Zeitmessung, Arbeitername und -nummer, Arbeitsmaschinen-Nr., Vorrichtungs-, oder Werkzeug-Nr., Arbeitszeit in Minuten. Es ist selbstverständlich, daß jede Zeitmessung mehreremal wiederholt wird, um eine richtige Durchschnittszeit zu erhalten, ebenso selbstverständlich, daß die Zeitmessungen möglichst unbeachtet vom Arbeiter zu erfolgen haben, um vorzubeugen, daß er die Arbeitszeit streckt. Es ist zu empfehlen, daß die Akkordscheine und Lohnzettel, welche erledigt sind, bevor sie abgelegt werden, der Vorkalkulation zugestellt werden, damit sie auf dem auf der Rückseite der Vorkalkulationskarte befindlichem Vordrucke jeweilen die Nummer des Akkordscheines (Lohnzettels), des Arbeitsganges und die verrechnete Arbeitszeit einträgt, die sie mit der vorkalkulierten vergleichen kann. Nur durch wiederholte unauffällige Zeitmessungen wird es möglich sein, bisher im Stundenlohne ausgeführte Arbeiten (auch Regie- und Lagerarbeiten) in Akkordarbeiten überzuführen. Notleidend gewordene industrielle Unternehmungen sind nie in der Lage, die Ursachen ihres Verfalles festzustellen, wenn sie ohne Nachkalkulation gearbeitet haben. Zweifellos bedingt die Nachkalkulation eine erhöhte Mehrarbeit, vor welcher zumeist wegen der erforderlichen hohen Kosten Abstand genommen wird. Diese unwirtschaftliche, immer von Verlusten begleitete Sparmaßnahme ist nur dadurch zu erklären, daß Aufgabe und Zweck der Nachkalkulation nicht erfaßt wurden, oder unbekannt geblieben sind. Aufgabe und Zweck der Nachkalkulation bestehen in: a) Erfassung des für alle Einzelteile und für die einzelnen Enderzeugnisse erforderlich gewesenen Geldaufwandes; b) Überprüfung des Geldaufwandes in bezug auf seine Richtigkeit und Zulässigkeit (wobei sich alle Ursachen erkennen lassen, durch welche geldliche UnWirtschaftlichkeit von Einzel- und Gesamtarbeiten entstanden ist); c) Schaffung einwandfreier Unterlagen für die preistechnische Gebarung der kaufmännischen Abteilung, welche sich zwischen den zwei Grenzen: Gesamtselbstkosten und Konkurrenzpreise ebenbürtiger Erzeugnisse zu bewegen hat. Die Überprüfung der Nachkalkulation von zu sanierenden Unternehmungen hat die gleichen Bahnen zu wandeln, welche für eine einwandfrei arbeitende Nachkalkulation vorgeschrieben sind: a) Erfassung aller Belege für jeden einzelnen und den gesamten Geldaufwand ; b) Überprüfung dieser Belege auf ihre Richtigkeit; c) Überprüfung dieser Belege auf ihre wirtschaftliche Zulässigkeit; d) Erfassung aller Grundlagen für die Berechnung der: aa) aufgewendeten Materialkosten aller Einzelteile und aller Enderzeugnisse, bb) aufgewendeten Lohnkosten aller Einzelteile und aller Enderzeugnisse; cc) sämtlichen Unkosten des Betriebes (erweitert: der kaufmännischen Abteilung); H e r z o g , Sanierung.

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210 e) Feststellung der wirklich aufgewendeten Kosten für: aa) Material, bb) produktive Löhne, cc) Unkosten des Betriebes (erweitert: der kaufmännischen Abteilung); f) Untersuchung der Richtigkeit und Zulässigkeit der wirklich aufgewendeten Kosten für: aa) Material, bb) produktive Löhne, cc) Unkosten des Betriebes (erweitert: der kaufmännischen Abteilung); g) Feststellung der Gesamtgestehungskosten aller Einzelteile und Enderzeugnisse; h) Untersuchung der Richtigkeit und Zulässigkeit der Gesamtgestehungskosten aller Einzelteile und Enderzeugnisse; i) Feststellung aller Fehlerquellen und ihrer geldlichen Auswirkung; j) Feststellung aller Verlustquellen und Verlustgrößen; k) Nachprüfung betreffend Einhaltung, Überschreitung, oder Unterschreitung der vorgeschriebenen Arbeitszeiten aller Einzelteile und Enderzeugnisse ; 1) Feststellung der Ursachen von Überschreitungen, oder Unterschreitungen der vorgeschriebenen Arbeitszeiten aller Einzelteile und Enderzeugnisse; m) Feststellung der geldlichen Wirkung der Überschreitungen und Unterschreitungen der vorgeschriebenen Arbeitszeiten aller Einzelteile und Enderzeugnisse; n) Angleichung der Vorkalkulationsdaten an die Endergebnisse der Nachkalkulation; o) Einrichtung und Führung der Nachkalkulationskartei; p) Einrichtung und Führung der Nachkalkulationsstatistik; q) Ausarbeitung von Vorschlägen betreffend: aa) Überführung von Lohnarbeiten in Akkordarbeiten, bb) Verbilligung der Materialkosten, cc) Verbilligung der Lohnkosten, dd) Verbilligung der Unkosten des Betriebes (erweitert: der kaufmännischen Abteilung). W e n n bei n o t l e i d e n d g e w o r d e n e n i n d u s t r i e l l e n U n t e r n e h m u n g e n die N a c h k a l k u l a t i o n l ü c k e n h a f t i s t , oder f e h l t , kann von v o r n h e r e i n a n g e n o m m e n w e r d e n , daß die G e s t e h u n g s k o s t e n n i c h t in w i r t s c h a f t l i c h e m E i n k l ä n g e mit den V e r k a u f s p r e i s e n s t e h e n . Bei der Überprüfung, der Nachkalkulationsarbeiten, sowie bei der Durchführung der Nachkalkulation selbst, dienen als Unterlagen: die Werkstattzeichnungen, Modelle, Ausführungsmuster, die Rechnungen über die eingelieferten Materialien Fracht-, Speditions- und Zollpapiere (Warenumsatzsteuerabrechnungen), die Materialbezugsscheine der Arbeitsstellen, die Materialangaben der Arbeitsvorschreibungen, Zeichnungen,Stücklisten, die Materialrückgabescheinc, die Magazinmeldungen über Materialabfall- und Materialausschußempfang, die, Akkordscheine und Lohnzettel über produktive, unproduktive und Versuchs-;1 arbeiten, die Lohnausschußmeldungen, die Lohn- und Prämienabrechnungen, die Materialbezugsscheine für Regiearbeiten (Bau, Maschinen, Werkzeug,

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Vorrichtungen, Reparaturen und Neuerstellungen), die Auszahlungslisten für Gehälter und Löhne, die Rechnungen über Hilfsmaterial (Putz-, Schmier-, Brenn-, Schleif-, Poliermaterial, Bretter, Schrauben, Nägel, Glas, Farben usw., Kanzleimaterial), die Abrechnungen über Strom-, Gas-, Wasserbezug, die Abrechnungen über Krankenkassen-, Invalidenkassenbeiträge, über Versicherungen, öffentliche Abgaben usw., die Abrechnungen über Reparaturarbeiten, die von Dritten ausgeführt werden, über Reisen und Repräsentationen. Die Belege können für die Überprüfung der Nachkalkulation und für diese selbst erst Verwendung finden, wenn sie für richtig befunden wurden. Bereits an anderer Stelle ist darauf hingewiesen worden, daß Fehlarbeiten, oder nicht vertretbare Maßnahmen gewöhnlich dadurch verhüllt werden, daß die durch sie verursachten Kosten durch Belege von Arbeitskosten, die nie entstanden sind, gedeckt werden; Versuchsarbeiten und Instandhaltungsarbeiten, die nie ausgeführt wurden, werden hierzu in erster Linie herangezogen. Die diesbezüglichen Untersuchungen sind langwierig, werden in der Praxis oft sehr erschwert, müssen aber trotzdem zähe durchgeführt werden, um die Krankheitskeime, Fehlerquellen und Niederbruchsursachen, und damit die Behebungsmittel, oder Sanierungsunmöglichkeit, feststellen zu können. Ohne diese Ermittlung sind die Ursachen unwirtschaftlich hoher Gestehungskosten nicht ergründbar. Für lückenhafte, oder fehlerhafte Nachkalkulationen wird immer die Entschuldigung vorgebracht, daß die Belege nicht rechtzeitig zugestellt wurden, daß sie überhaupt nicht erhältlich, oder unrichtig waren; derartige Entschuldigungen beweisen nur, daß die Nachkalkulation ihrer Aufgabe nicht gewachsen war, oder ihre Pflicht nicht erfüllt hat. Diese Fälle sind überall dort zu finden, wo die Nachkalkulation der Werkstattleitung (Betriebsleitung), anstatt der Fabriksleitung, unterstellt, d. h. von jener Stelle abhängig ist, deren Gebaren überprüft, deren Verfehlungen nachgewiesen werden sollen. In allen diesen Fällen finden sich an Stelle von belegbaren Eintragungen, sog. Erfahrungsdaten, die in Wirklichkeit nichts anderes, als Schätzungen sind. Ein in die Nachkalkulation aufgenommener Mengen-, Zeit- oder Geldwert darf nie auf Schätzungen beruhen, ebensowenig wie ein Buchwert, denn die Nachkalkulation ist nichts anderes, als ein nach bestimmten Richtlinien einem bestimmten Zwecke dienender Buchungsvorgang. Wenn bei Sanierungsuntersuchungen auf Nachkalkulationen gestoßen wird, die nicht belegt werden können, dann sind (bei milder Beurteilung) sie als nicht vorhanden zu betrachten. Die Beurteilung der Zulässigkeit des einzelnen Geldaufwandes ergibt sich aus den von der Nachkalkulation gesammelten und in Kalkulationsstatistiken verzeichneten Ermittungen, überdies aus den Fach- und Sachkenntnissen der mit der Nachkalkulation Betrauten, die, wenn von den reinen Rechenarbeiten abgesehen wird, aus dem Betriebe hervorgegangen sein sollen. Aus den jeweilen sich wiederholenden Materialbezügen und dem jeweiligen Materialverbrauche für eine neue Serie von Erzeugnissen ergibt sich der bisherige durchschnittliche Materialverbrauch für eine bestimmte Art und Größe von Erzeugnissen, oder für ein bestimmtes*Verfahren. Zeigt sich nun bei der nächsten Nachkalkulation, daß der letzte Materialverbrauch unter dem Durchschnitte des bisherigen Materialverbrauches liegt (ersichtlich aus der Materialverbrauchsstatistik der Nachkalkulation), ohne daß die Güte der Erzeugnisse eine Veränderung erlitten hat, dann ist der Beweis erbracht, daß vorher Materialvergeudung stattgefunden hat, die auf Fahrlässigkeit, 14*

212 auf schlechtere Arbeitsbehelfe, oder Arbeitsmethoden zurückzuführen sein muß. Auch wenn die Erzeugnisse, auf welche sich die früheren Nachkalkulationen beziehen, längst verkauft sind, müssen die Ursachen des früheren höheren Materialverbrauches erhoben werden, um sie für die Zukunft sicher ausschalten zu können; zeigt sich hingegen, daß der letzte Materialverbrauch den bisherigen durchschnittlichen übersteigt, dann haben sich seitdem Fehlerquellen nach der Art der vorgenannten geltend gemacht. Die Nutzanwendung für Sanierungsuntersuchungen geht hieraus ohne weitere Erörterungen hervor. Bei ihnen kann sich beispielsweise herausstellen, daß bei gleichbleibendem Materialverbrauche sich die Materialverbrauchskosten geändert haben; die Ursache ist darin zu suchen, daß für die Erzeugnisse, auf welche sich die zu beurteilenden Nachkalkulationen beziehen, Material aus verschiedenen Bezugs-(Konjunktur-)Perioden verwendet wurde, welche verschiedene Einkaufspreise aufweisen. In diesem Falle gelten die Regeln: a) ist der Gesamtgestehungspreis des Materiales, welches bei dem nachzukalkulierenden Gegenstande in Verwendung kam, höher als der letzte Durchschnittspreis, dann ist jener in die Nachkalkulation einzusetzen; b) ist der Gesamtgestehungspreis des Materiales, welches bei dem nachzukalkulierenden Gegenstande in Verwendung kam, niedriger als der letzte Durchschnittspreis, dann ist dieser in die Nachkalkulation einzusetzen; denn der höhere Durchschnittspreis weist auf das Vorhandensein einer Teuerungswelle hin, deren Nichtbeachtung bei der Kalkulation des Verkaufspreises Verluste nach sich ziehen würde; bei der Bestimmung des Verkaufspreises muß darauf Bedacht genommen werden, daß das verbrauchte billigere Material durch Eindeckung mit teuererem zu ersetzen ist. Somit ergibt sich die Notwendigkeit, bei Überprüfungen von Nachkalkulationen, und bei diesen selbst, die Bezugszeit des kalkulierten Materiales festzustellen. Der Unterschied zwischen den von der Arbeitsstelle bezogenen und von ihr dem Materialmagazine zurückgestellten Materialmengen ergibt die zu kalkulierenden Materialmengen. Zeigt die Überprüfung, daß erhebliche Unterschiede (wobei der Grad der Erheblichkeit von der Kostbarkeit des Materiales bestimmt wird) in den verbrauchten Materialmengen zu verzeichnen sind, wodurch Unterschiede der Materialkosten hervorgerufen werden, dann können die Ursachen im Materiale selbst liegen (Veredlungsgrad, Materialausschuß), in der Bearbeitungs-, bzw. Verarbeitungsmethode, in Fahrlässigkeit (Arbeitsausschuß), in zu großem Abfalle (allzureichliche Abmessungen des Ausgangsmateriales), in der Änderung der Konstruktion, des Modelles, Ausführungsmusters. Aus den Feststellungsergebnissen läßt sich auf die vorhandenen Fehlerquellen und auf die zwecks ihrer Beseitigung zu treffenden Maßnahmen schließen. Für die Materialkartei der Nachkalkulation, welche ihr als Auskunftsquelle dient, kann folgende Form dienen: Nummer der Materialkarte, Gegenstand, Zeichnung Nr., Teilstück Nr., Stückliste Nr., Kalkulationsdatum, Ausgangsmaterial, Materialabmessungen, Gewicht, Materialanforderungsschein Nr., angeforderte Materialmenge (Stückzahl), Materialrückgabeschein Nr., zurückgestellte Materialmenge (Stückzahl), verbrauchte Materialmenge (Stückzahl), Gewicht der Materialmengeneinheit, Materialpreis (der Mengen-,

213 Gewichtseinheit, des Stückes), Zahl der erzeugten Mengeneinheiten (Stückzahl), auf eine erzeugte Mengeneinheit (Stück) entfallenden Materialmengeneinheiten, bisher erforderlichen durchschnittlichenMaterialmengeneinheiten (Stück), Mehr, oder Weniger erforderlichen Materialmengeneinheiten gegenüber letzterrechnetem Durchschnitte in Mengeneinheiten und Prozenten des Durchschnittes, Gestehungspreis der Materialmengeneinheit (Stück), bisher sich ergebender durchschnittlicher Gestehungspreis der Materialmengeneinheit, Gestehungskosten des verbrauchten Materiales, bisher sich ergebender Durchschnitt der Gesamtkosten des verbrauchten Materiales, Mehr, oder Weniger erforderlichen Gesamtkosten gegenüber letzterrechnetemDurchschnitte in Währungseinheiten und Prozenten des Durchschnittes, Ursache des Mehr-, oder Minderverbrauches, Ursache der Mehr-, oder Minderkosten. Aus den sich ergebenden Unterschieden der Materialkosten läßt sich bei Gegenüberstellung der jeweilen erzeugten Mengeneinheiten ermitteln, bei welchen Fabrikationsmengen sich der verhältnismäßig geringste Materialabfall, bzw. der wirtschaftlichste Materialverbrauch, erzielen läßt, hieraus, ob mit diesen Fabrikationsmengen gearbeitet wurde, wenn nicht, aus welchen Gründen, bzw. ob diese berechtigt waren oder nicht, bzw. ob sie zum Niedergange des Unternehmens beigetragen haben, und in welchem Ausmaße. Die Überprüfung der Nachkalkulation des Lohnaufwandes erfolgt an Hand der vorkalkulierten Arbeitszeiten, der Akkordscheine und Lohnzettel, sowie der Lohnkalkulationskartei, für welche folgende Form dienen kann: Nummer der Karte, Ausstellungsdatum, Gegenstand, Zeichnung Nr Teilstück Nr , Stückliste Nr vorkalkulierte Arbeitszeit in Minuten, Akkordschein Nr , Lohnzettel Nr , bearbeitete Stückzahl (verarbeitete Materialmengeneinheiten), für ein Stück (eine Mengeneinheit) benötigte Arbeitszeit, bisheriger Durchschnitt der für ein Stück (eine Mengeneinheit) benötigten Arbeitszeit, Mehr, oder Weniger der für ein Stück (eine Mengeneinheit) benötigten Arbeitszeit gegenüber der vorkalkulierten, in Minuten und Prozenten der vorkalkulierten, Mehr, oder Weniger der für ein Stück (eine Mengeneinheit) benötigten Arbeitszeit gegenüber der bisherigen durchschnittlichen, in Minuten und Prozenten der bisherigen durchschnittlichen Lohnklasse, Akkordsatz, Stundenlohn, für ein Stück (eine Mengeneinheit) bezahlter Lohn, bisheriger Durchschnitt des für ein Stück (eine Mengeneinheit) bezahlten Lohnes, Mehr, oder Weniger des für ein Stück bezahlten Lohnes, gegenüber dem bisherigen durchschnittlichen in Währungseinheiten und Prozenten des bisherigen durchschnittlichen Lohnaufwandes; Ursache des Mehr-, oder Minderlohnaufwandes. Aus den Unterlagen ist bei der Nachprüfung vorerst festzustellen, ob die vorgeschriebene Stückzahl (Mengeneinheit) eingehalten wurde, ob die Arbeitsgänge und ihre vorgeschriebene Reihenfolge beachtet wurden, ob die vorgesehene Akkordzeit über-, oder unterschritten wurde, ob sie durch Stundenlohnarbeit, oder diese durch Akkordzeit ersetzt wurden. Oft ist festzustellen, daß die vorgeschriebene Stückzahl (Mengeneinheiten) nicht eingehalten wurde, sei es, weil zu wenig, oder zu viel Material der Arbeitsstelle zugestellt wurde, sei es, weil der Ausschuß die zulässigen Grenzen überschritt, vielfach deshalb, weil von vornherein mehr Material in der Annahme verarbeitet wurde, daß durch den Ausschuß die Ausbringung an und für sich vermindert werde. Derartige Vorkommnisse, die aus der Nachkalkulationskartei zu schließen sind, beweisen, daß die Arbeitsüberwachung des

214 Unternehmens nicht einwandfrei war. Stückzahl und zulässiges Ausschußmaß (wenn Ausschuß überhaupt zulässig ist) können bei sorgsamer Arbeitsüberwachung und -ausführung keine Änderung erfahren. Ausschuß verteuert; überzählige Stücke, weil unverwendbar, verteuern ebenfalls. In die Lohnkalkulationskartei können selbstverständlich nur ausschußfreie Stücke eingetragen werden. Zu dem Lohne eines jeden Arbeitsganges ist nicht nur der Lohn der im Arbeitsgange hergestellten Stücke, sondern auch der für die Ausschußarbeiten verausgabte Lohn (der aus der Ausschußmeldung hervorgeht) aufzunehmen; durch Ausschußarbeit wird der aus einem Arbeitsgange sich ergebende Stücklohn erhöht. Aus den wiederholten Lohneintragungen für den gleichen Arbeitsvorgang ist zu erkennen, ob der sich ergebende Stücklohn für den betreffenden Arbeitsvorgang durch die Stückzahl verändert wird; aus der Reihe der gewonnenen Ergebnisse kann jene Stückzahl festgestellt werden, bei welcher sich der günstigste Stücklohn ergibt, bzw. ergeben h a t ; die weitere Untersuchung hat sich dahin zu erstrecken, festzustellen, ob diese wirtschaftlichste Stückzahl tatsächlich jeweilen in einer Serie hergestellt wurde, bzw. aus welchen Gründen und mit welchen Folgeerscheinungen von ihr abgewichen wurde. An Hand der Vorkalkulationskartei läßt sich aus den Lohnbelegen (Akkordscheine, Lohnzettel) entnehmen, ob die vorgeschriebenen Arbeitsgänge durchgeführt wurden; hat eine Änderung stattgefunden, durch welche eine Erhöhung der Lohnkosten entstanden ist, dann ist zu untersuchen, aus welchen Gründen die Arbeitsgangänderung vorgenommen wurde, welchen Einfluß sie auf die folgenden Arbeitsgänge ausgeübt h a t ; denn es ist denkbar, daß die Änderung eines bestimmten Arbeitsganges, auch wenn sie an sich höhere Lohnkosten verursacht, eine Verbilligung der folgenden Arbeitsgänge herbeiführt, etwa dadurch, daß kürzere Arbeitszeiten für sie benötigt werden. Die Gestaltung der Arbeitszeiten ist ein Maßstab für die Wirtschaftlichkeit der Arbeitsmethoden. Au3 der Nachkalkulation muß hervorgehen, ob die vorgesehenen Akkordzeiten dem tatsächlichen Zeitaufwande entsprechend angepaßt sind; bestimmend sind die durchschnittlichen Akkordzeiten, für deren Beurteilung folgende Richtlinien gelten: a) die Akkordzeit soll derart bemessen sein, daß auch der minderleistungsfähige Arbeiter, soferne er arbeitswillig ist, einen Akkorderlös herausarbeitet; Arbeiter, welche nie einen Akkorderlös herausarbeiten (die jugendlichen Arbeiter, welche eine gewisse Zeit benötigen, um sich zur Mittelleistung hinaufzuarbeiten, ausgenommen), sind für den Betrieb unwirtschaftlich; denn der Akkord hat einerseits den Zweck, den Arbeiter zur höheren Arbeitsleistung anzueifern, anderseits den Zweck, bei gleichbleibenden Betriebsunkosten eine höhere Gesamtausbringung zu erzielen, d. h. die Unkostenbelastung der Erzeugnisse zu vermindern; b) weisen die Nachkalkulationsvergleiche nach, daß der gleiche Arbeiter bei der gleichen Arbeit sprunghaft wechselnde Arbeitszeiten benötigt, dann ist daraus zu schließen, daß entweder die Arbeitsüberwachung zu wünschen übrig ließ, oder wenn der Arbeiter die Arbeitsmaschinen wechseln muß, daß diese verschiedene Leistungsfähigkeit aufweisen, oder daß die Werkzeuge wiederholt versagten, oder daß der Arbeiter mit Vorbedacht verschiedene Arbeitszeiten beansprucht, oder daß er versteckt Lohnstunden, die für andere Arbeiten zu groß bemessen waren, zur Akkordarbeit verwendet hat.

215 Ferner ist festzustellen, in welchem Verhältnisse der höchste, durchschnittliche und niedrigste stündliche Akkordverdienst zum durchschnittlichen Stundenlohn Verdienste steht; liegt er weit oberhalb, dann sind die Ursachen zu hoher Gestehungskosten in unzulässig hohen Akkordsätzen zu suchen; diese selbst können auf Mangel an Zeitmessungen in erster Linie, auf den Mangel einer Lohnstatistik in zweiter Linie zurückzuführen sein. Wie an anderer Stelle erörtert wurde, ist der Überholung des Stundenlohnverdienstes durch den stündlichen Akkordverdienst eine bestimmte Grenze zu setzen, die von den örtlichen Verhältnissen, von der Art der Arbeit (für Arbeiten, die besondere und seltene Schulung und Fachkenntnis erfordern, wird sie weit hinausgeschoben) und schließlich von den Konkurrenzpreisen abhängt, nie aber so enge zu ziehen ist, daß der Arbeitswille geschädigt wird. Verbesserungen der Arbeitsbehelfe und Arbeitsmethoden müssen von Änderungen der Akkordzeit, wie bereits ausgeführt wurde, begleitet sein. Die folgenschwersten Fehler der Lohngestaltung sind bei jenen notleidend gewordenen Industrien zu finden, die sich ganz, oder teilweise gegen das Akkordsystem stellen; diese Einstellung ist besonders bei jenen Arbeiten zu finden, welchen verschiedengestaltige Einzelteile in wechselnden Stückmengen zugleich unterworfen werden (z. B. Beizen, Vernickeln, Glänzen usw.). Um den wahren Stücklohn solcher gleichzeitig behandelten Einzelteile aus dem Stundenlohne zu ermitteln, und damit die Grundlage für den Akkord zu schaffen, kann sinngemäß nach dem folgenden Beispiele vorgegangen werden (welches auf Längenmaße abstellt, selbstverständlich aber auch auf Flächen-, Raummaße und Gewichte angewendet werden kann): Drei gleichlange walzenförmige Stücke: A, B und C werden gleichzeitig der Vernickelung der Walzenfläche unterworfen, und zwar von: Stück A mit einem Durchmesser von 12 mm 1500 Stück „ B „ „ „ „ 6 „ 1500 „ ,, C ,, ,, ,, ,, 3 ,, 2000 ,, Für sämtliche 5000 Stücke seien beispielsweise 11 Lohnstunden erforderlich gewesen. Der für die Bearbeitung in Betracht kommende Mantelumfang ist für Stück A: B: „ C: „

12 X 3,14 mm, 6x3,14 „ 3 X 3,14 „

Das Verhältnis der Mantelumfänge ist demnach 12 : 6 : 3. Die Bearbeitung des Stückes A wird demnach so viel Zeit erfordern, wie die Bearbeitung von vier Stücken C, jene des Stückes B wie von zwei Stücken G. Somit könnten gesetzt werden an Stelle von: 1500 Stücken A: 1500 „ B: 2000 „ C:

6000 Stücke C 3000 „ C 2000 „ C

Insgesamt

11000 Stücke C,

welche 11 Lohnstunden erfordern, d. h. in einer Lohnstunde werden 1000 Stück bearbeitet.

216 Somit erfordert die Bearbeitung von: 6 Lohnstunden, 1500 Stücken A 3 1500 „ B 2 2000 C: bzw. die Bearbeitung von: 1 Stück A : 0,24 Minuten „ B: 0,12 „ 1 1 „ C: 0,06 „ Wäre beispielsweise die für den Akkord zulässige Uberverdienstgrenze mit 135% des Stundenlohnes festgelegt worden, dann ergäbe sich der Stückakkord für: Stück A mit 0,324 Minuten „ B „ 0,162 „ „ C „ 0,081 „ Aus den Ergebnissen der Lohnnachkalkulation lassen sich die Lohnnachkalkulationsstatistiken ableiten, aus welchen erst ein klares Urteil über die Lohngebarung gewonnen werden kann. Im nachstehenden sind einige Formen dieser Statistik gegeben: Monatliche produktive Löhne der Werkstätte: Werkstatt Nr Monat, Akkordschein Nr , Akkordminuten, Akkordlohn in Währungseinheiten, Lohnzettel Nr , Stundenlöhne in Währungseinheiten, monatliche Akkordminuten, Mehr, oder Weniger gegen Vormonat, monatliche Akkordlöhne in Währungseinheiten, Mehr, oder Weniger gegen Vormonat, monatliche Stundenlöhne in Währungseinheiten, Mehr, oder Weniger gegen Vormonat. Monatliche gesamtproduktive Löhne: Werkstatt Nr monatliche Akkordminuten, monatliche Akkordlöhne, monatliche Stundenlöhne jeder Werkstätte, Summen aus diesen drei Posten, Mehr, oder Weniger gegen Vormonat. Jährliche produktive Löhne: Monat, Endergebnisse der vorgenannten Statistik, hieraus sich ergebende Jahressummen, Mehr, oder Weniger gegen Vorjahr. Monatliche produktive Löhne des Arbeiters: Monat, Werkstätte Nr , Arbeitername und -nummer, Akkordschein Nr Akkordminuten, Akkordlöhne in Währungseinheiten, Lohnzettel Nr , Stundenlöhne in Währungseinheiten, monatliche Akkordminuten, Mehr, oder Weniger gegen Vormonat, monatliche Akkordlöhne, Mehr, oder Weniger gegen Vormonat, monatliche Stundenlöhne, Mehr, oder Weniger gegen Vormonat, Verhältnis der monatlichen Akkordlöhne zu den monatlichen Stundenlöhnen in Währungseinheiten und Prozenten der monatlichen Stundenlöhne. Jährliche produktiven Löhne der Arbeiter: sinngemäß auB der vorgenannten Statistik abzuleiten. Die Nachkalkulation der Betriebsunkosten und die diesbezüglichen Statistiken werden aus den oben erwähnten Belegen in sinngemäßer Weise, wie jene für Material und Lohn abgeleitet und behandelt. Aus den Ergebnissen aller Nachkalkulationen ergibt sich die Formel für die Berechnung der Betriebsunkosten (Lohnzuschläge): 100 X Betriebsunkosten Produktive Löhne

=

T , ,, . _ Lohnzuschläge in Prozenten.

217 Hieraus ergibt sich die Berechnung des Erzeugungswertes W (Fabrikationskosten) der Mengeneinheit, des Teilstückes, des Enderzeugnisses aus den Materialkosten m, den produktiven Löhnen 1 und den Lohnzuschlägen p: W = m + 1 X (l +

Währungseinheiten.

Im nachstehenden sollen einige Beispiele aus der Praxis gegeben werden, welche einen Einblick in Fehlerquellen ermöglichen, die zum Niederbruche von industriellen Unternehmungen führen können. In einem industriellen Unternehmen wurden sämtliche Zubehörteile selbst erzeugt. Bei der Untersuchung stellte sich heraus, daß diese Zubehörteile von verschiedenen Sonderfabriken in Massenfabrikation hergestellt werden. Es ergab sich: Zubehört e "

Material

Lohn

A 15,— 132,— B 31,50 217,60 C 49,80 432,50 Eine Garnitur Zubehörteile,

LohnSe,bst. Bezugspreis zuschlage a u . Sonder< 9 5 '•> raDrlr Währungseinheiten

125,40 272,40 206,72 455,82 410,88 893,1$ insgesamt 1621,40

203,— 342,— 576,—

M

^

Ä

I a

'

(107.)

20,30 34,20 57,60

^ t Ä f " F " ^ fabrikates

223,30 376,20 633,60 1233,10

Die Selbstkosten des Hauptteiles betrugen 1265,40 Währungseinheiten. Die Vergleichsrechnung stellte sich für das Enderzeugnis wie folgt: Selbsterzeugung: Hauptteil . . . . 1265,40 Währungseinheiten Zubehörteile . . 1621,40 „ Insgesamt

. . . 2887,— Währungseinheiten.

Selbsterzeugung und Fremdbezug: Hauptteil . . . . 1265,40 Währungseinheiten Zubehörteile . . 1233,10 „ Insgesamt

. . . 2498,50 Währungseinheiten.

Hieraus ergab sich eine Verteuerung der Gestehungskosten von: 2887,— Währungseinheiten 2498,50 Insgesamt

388,50 Währungseinheiten oder von rd. 11%,

welche zum Zusammenbruche des Unternehmens führte. Eine ähnliche Fehlerquelle stellte sich neben anderen bei einem industriellem Unternehmen heraus, welches einen großen Bedarf an marktüblichen Werkzeugen hatte, diese aber in der Werkzeugabteilung, die ursprünglich nur für Werkzeugreparaturen gedacht war, selbst herstellte. Aus den diesbezüglichen vielen Untersuchungsergebnissen, welche alle das gleiche Bild lieferten, sei nachstehendes Beispiel herausgegriffen: Selbsterzeugung von Winkeln: Lohn 271,60 Währungseinheiten 110% Lohnzuschläge . 298,76 „ Insgesamt

570,36 Währungseinheiten.

218 Einkaufspreis für 100 neue Winkel: Betriebsunkosten Verteuerung:

327,— Währungseinheiten, somit: 243,36 Währungseinheiten.

In einem industriellen Unternehmen waren die hohen Gestehungskosten auf die Kontrollkosten zurückzuführen. Die Kontrollen der Einzelstücke wurden durchwegs durch Arbeiter ausgeführt, die einen durchschnittlichen Wochenlohn von 95,— Währungseinheiten erhielten. Die Kontrolle wurde mittels Mikrometern durchgeführt. In der Kontrolle waren durchschnittlich 50 Arbeiter beschäftigt. Der jährliche Lohnaufwand errechnete sich bei 100% Betriebsunkosten m i t : Lohn: 9 5 , - x 52 X 50 = 2 4 7 0 0 0 , - Währungseinheiten Lohnzuschläge: 247000,— „ Insgesamt

494000,— Währungseinheiten.

I m Verlaufe der fabrikatorischen Sanierung wurden die Mikrometer durch Maximal- und Minimallehren, die männlichen Arbeiter durch weibliche ersetzt. Nach wenigen Monaten waren diese derart eingearbeitet, daß ihre Zahl auf 40 verringert werden konnte, überdies die Kontrollarbeiten im Akkord ausgeführt werden konnten, der einen durchschnittlichen Wochenverdienst von 87,— Währungseinheiten erbrachte. Der jährliche Lohnaufwand stellte sich alsdann auf: Lohn: 87,— X 52 X 40 = 180960,— Währungseinheiten Lohnzuschläge: 180960,— „ Insgesamt

361920,— Währungseinheiten

und erbrachte ein jährliches Ersparnis v o n : 132080,— Währungseinheiten. In einem industriellen Unternehmen, welches infolge Rückständigkeit seiner Arbeitsmaschinen in bezug auf Mengenleistungen nicht mehr konkurrenzfähig war, wurden die mit x Währungseinheiten zu Buche stehenden Arbeitsmaschinen ersetzt, deren Gesamtkosten fertig montiert y Währungseinheiten betrugen. Für die alten Maschinen wurde ein Erlös von z Währungseinheiten hereingebracht. Nach wenigen Jahren kam das Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten, trotzdem es immer vollbeschäftigt war. Die Verkaufspreise des Unternehmens bewegten sich auf der gleichen Höhe, wie jene der Konkurrenz. Nach verhältnismäßig kurzer Untersuchung war es klar, daß die Ursachen des Zusammenbruches in der Kalkulation zu suchen waren. Die diesbezüglichen Erhebungen stießen auf Schwierigkeiten, da dem Unternehmen, dessen kaufmännische und fabrikatorische Leitung in einer Hand vereinigt waren, die Nachkalkulation fehlte. Es mußte daher die gesamte Lohnverrechnung der letzten Jahre durchgearbeitet werden. Hierbei stellte sich heraus, daß seit vielen Jahren die Akkordsätze unverändert geblieben waren. Die rechnerische Überlegung ergab: Kapitalaufwand für Arbeitsmaschinen: Buchwert der alten Maschinen ab Erlös aus Altmaterial

x y verbleiben

Beschaffung neuer Maschinen

Währungseinheiten, „

x — y Währungseinheiten. z „

Kapitalaufwand insgesamt x - y - f z Währungseinheiten, jährlichen Zinsendienst von p Währungseinheiten erforderte.

der

einen

219 Der durchschnittliche Stückakkordsatz betrug a Währungseinheiten. Da die neuen Maschinen ohne Hinzutun des Arbeiters in der Zeiteinheit dreimal so viel leisteten, al3 die alten, hätte der Stückakkordsatz -»- betragen o sollen. Um den Arbeitswillen des Arbeiters anzueifern, hätte er um 10—20% erhöht werden können, demnach: 0,1 X j = 1,1 X y , b z w . - | - | - 0 , 2 X y = 1,2 X jWährungseinheiten betragen dürfen. Da eine derartige Regelung des Stückakkordsatzes nicht stattgefunden hatte, entstand ein Verlust, der sich wie folgt berechnete: Jährliche Zahl der ausgeführten Akkordarbeiten: b. Bezahlte Akkordsumme: a X b = c Währungseinheiten. Richtig berechnete Akkordsumme: 1

'

1 X a X b

= d , bzw. ü Zuviel bezahlte Akkordlöhne:

1,2 X a X b

o

= e Währungseinheiten,

b — d = f, bzw. b — e = g Währungseinheiten. Hiervon wären in Abzug zu bringen gewesen: Jährlicher Zinsendienst p Währungseinheiten, Jährliche Abschreibung (10%) 1,1 X (x — y + z) = h „ Insgesamt p + h = i Währungseinheiten. Der tatsächlich fühlbare jährliche Verlust betrug demnach: f — i, bzw. g — i Währungseinheiten; der sich hieraus ergebende Stückverlust: , bzw. g T ~ - Währungseinheiten b b führte, trotzdem die fabrikatorische Einrichtung auf der Höhe war, den Zusammenbruch des Unternehmens in kurzer Zeit herbei. Die Sanierung bestand in der Beschaffung eines in wenigen Jahren zurückzubezahlenden Kredites, welcher zur Ablösung der Warenschulden und zur Beschaffung eines für sechs Monate ausreichenden Betriebskapitales diente, und in der Festlegung cl eines Stückakkordes von 1,15 X y Währungseinheiten, der nach einer kurzfristigen Stillegung des Betriebes ohne besondere Kämpfe von den Arbeitern angenommen wurde. Um von vornherein bei der Untersuchung eines industriellen Unternehmens entscheiden zu können, ob die zulässigen Fabrikationskosten überschritten wurden, bzw. um ihre oberste zulässige Grenze bei einem bestimmten Gewinnertrage bestimmen zu können, kann in der nachstehenden, an Hand eines Beispieles aus der Praxis dargestellten Weise vorgegangen werden. In der Zeitspanne, auf welche sich die nachstehende Untersuchung bezog, betrug der Zinsfuß fester Anlagepapiere 6—7% p. a. Es war somit die For-

220 derung gerechtfertigt, daß ein industrielles Unternehmen bei Einrechnung einer rd. 3% Wagnisprämie einen lOproz. Bruttoumsatzgewinn bringen sollte. In der Zeitspanne, auf welche sich die Untersuchung erstreckte, wurden Erzeugnisse verkauft 4416762,48 an Fabrikationskosten ausschließlich Abschreibungen aufgewendet: Löhne 1000 218,03 W. Regielöhne 249702,01 „ Insgesamt Löhne 1249920,04 „ Technische Gehälter . . . . 331623,16 „ Betriebsmaterialien . . . . 50891,82 „ Ausgangsmaterialien . . . . 564529,10 „ Holz 21846,70 „ Sonstige Betriebsunkosten . 216092,69 „ Fabrikationskosten, ohne Abschreibung 2434903,51 W. Ab Handlungsunkosten . . . 640593,15 Verbleiben 3775809,33 Ab Rabatte 1214471,52 Verbleiben . 2561337,81 Ab 10% Bruttoumsatzgewinn • 441676,25 Verbleiben 2119661,56 Ab Abschreibungen 82500,— verbleiben zur Verfügung für die Fabrikationsselbstkosten 2037161,56 gegenüber den wirklich verbrauchten Fabrikationsselbstkosten von 2434903,61

Währungseinheiten

„ Währungseinheiten „ Währungseinheiten „ Währungseinheiten „ Währungseinheiten „

Hieraus ergibt sich, daß die Fabrikationsselbstkosten im Verhältnisse von 2037161,56 : 4416762,48 stehen müssen, d . h . daß die Fabrikationsselbstkosten ohne Abschreibungen irgendeines Enderzeugnisses nicht höher sein dürfen, als 46,12% des Bruttoverkaufspreises, während sie in Wirklichkeit um p% höher waren. Die Ursachen lagen in der komplizierten Gestaltung der Erzeugnisse, nach deren Behebung geringere Materialkosten, einfachere Bearbeitungsmethoden, geringere Arbeitszeiten, und dadurch geringere Fabrikationskosten erzielt Werden konnten. Zur weiteren Beleuchtung der vorstehenden Ergebnisse diene nachfolgende rechnerische Überlegung: Es verblieben (siehe oben) nach Abzug des Rabattes 2561337,81 Währungseinheiten Hiervon ab die Fabrikationsselbstkosten . . 2434903,51 ,, Verbleiben 126434,30 Währungseinheiten Hiervon ab die Abschreibungen 82500,— „ Verbleibt für die betrachtete Zeitspanne ein Reingewinn von 43934,30 Währungseinheiten

221 Bei einem Lohnaufwande von 1249920,04 Währungseinheiten ergibt sich, auf den vorgenannten Lohnaufwand bezogen, ein unwirtschaftlicher Reingewinn von 0,035%; wird der vorberechnete Reingewinn von 43934,30 Währungseinheiten auf den durch die Fabrikationsselbstkosten entstandenen effektiven Geldaufwand von 2434903,51 Währungseinheiten bezogen, so ergibt sich ein ebenso unwirtschaftlicher Reingewinn von 0,019%; wird der Bruttoumsatz in Betracht gezogen, so ergibt sich ein ebenso unwirtschaftlicher Reingewinn von 0,0009%. Bei der Suche nach der Ursache unwirtschaftlich hoher Fabrikationskosten der Erzeugnisse eines industriellen Unternehmens ergab sich folgende Fehlerquelle: Es wurde innerhalb einer bestimmten Zeitspanne Rohmaterial im Gesamteinkaufswerte von: 676598;72 Währungseinheiten bezogen, bzw. bei einem durchschnittlichen Kilogrammpreise von: 4,50 Währungseinheiten insgesamt: 150356 kg. In der betrachteten Zeitspanne wurden, gemäß den vorliegenden Quittungen, als Altmaterial verkauft: 37016 kg und dafUr

47056,52 Währungseinheiten vereinnahmt. Der Einkaufswert des Altmateriales betrug: 37016 X 4,50 = 166572,- Währungseinheiten. Hiervon ab Erlös für Altmaterial . . . . — 47056,52 „ Verlust gegenüber Einkauf 119515,48 Währungseinheiten, bzw. ein Gewichtsverlust von: 24,6%. Der für die Verarbeitung von 1 kg Material bezahlte Lohn betrug: 9,— Währungseinheiten. Der Lohnverlust errechnete sich demnach mit: 37016 X 9 = 333144,- Währungseinheiten. Hierzu Materialverlust 119515,48 „ Verbleibt ein Material- und Lohnverlust von 452659,48 Währungseinheiten, der dadurch hervorgerufen wurde, daß das Material mit zu großen Rohabmessungen bestellt worden war. Voraussetzung einer richtigen und übersichtlichen Kalkulation ist die folgerichtige Entwicklung des Kalkulationsganges; ihre zwangsläufige Gestaltung zählt zu den wichtigsten Aufgaben, welche bei der Sanierung von industriellen Unternehmungen zu erfüllen sind. Nachstehende der Praxis entnommene Beispiele weisen den einzuschlagenden Weg. Kalkulationsgang für ein Unternehmen der Holzindustrie, umfassend Holzlager, Sägewerk, Kistenfabrik und Hobelei. Legende (allgemeine Bezeichnung der Kostengrößen in Währungseinheiten) :

222 A. G e s t e h u n g s k o s t e n . I. Verteilung der allgemeinen, nicht aussonderbaren Betriebsunkosten: a j = Jährlicher Unkostenanteil des Lagerplatzes für Rundholz, a2 = „ „ des Lagerplatzes für gesäumte Ware, a3 = „ „ des Lagerplatzes für ungesäumteWare, a4 = „ ,, der Kraftanlage, a5 = „ ,, des Sägewerkes und Sägewerkslagers, a8 = „ „ der Kistenfabrik und des Kistenfabrikslagers, a7 = „ „ der Hobelei und des Hobeleilagers. II. Kraftanlage: w = Kosten von 1 Kilowattstunde. III. Verteilung der Zinsenbelastung: c = Zinsenbelastung für 1 cbm lagerndes Blockmaterial, d = „ für 1 cbm lagerndes Brettermaterial, r = „ der kaufmännischen Abteilung. IV. Rundholzeinkauf: ej = Einkaufskosten für 1 fm Fichte, e2 = „ „ i fm Eiche, usw. t, = „ „ 1 fm Kieferstammende, tm= „ „ 1 fm Kiefermittelende, tB = „ „ 1 fm Kieferzopf. V. Rundholzlager: b = Lager- und Manipulationskosten für 1 fm Rundholz. VI. Rundholzkosten bis Sägewerkseingang: A = ex + b für 1 fm Fichte, B = e 2 -j- b „ 1 „ Eiche, usw. C = t g -f- b „ 1 „ Kieferstammende, D = t m -f- b „ 1 „ Kiefermittelende, E = t g + b „ 1 „ Kieferzopf. VII. Sägewerk und Sägewerkslager: k j = Kostenanteil für 1 cbm Laubholzblöcke (Bretter), k2 = „ „ 1 „ Laubholzvierkanthölzer, k3 = „ „ 1 „ Nadelholzblöcke, k6 = „ „ i „ Nadelholzbretter, bzw. -vierkanthölzer, k, = „ „ 1 ,, Nadelholzseitenbretter. VIII. Kosten des Schnit lolzes ab Sägewerks-, bzw. Sägewerkslagerausgang: F = A + k 3 für cbm Fichteblock, Fichtevierkanthölzer, bzw. -bretter, G = A + k6 „ H = A -f- k 8 ,, Fichteseitenbretter, Eicheblock, J = B+k! „ K = B+k2 „ Eichevierkanthölzer, Kieferblock, L = C + k 3 ,, M = D + k 3 „ * >1 Kieferbretter, bzw. -vierkanthölzer, N = E-fk6 „ Kieferseitenbretter.

223 I X . Blocklager: g = Lager- und ManipulationskoBten für 1 cbm Blöcke. X. Kosten von selbsterzeugten Blöcken ab Blocklagerausgang ohne Handlungsunkosten: P = F -f g für 1 cbm Fichte, Q = J + g „ 1 „ Eiche, usw. R = L + g „ 1 „ Kiefer. X I . Kosten von gekauften Blöcken ab Blocklagerausgang ohne Handlungsunkosten: S = Einkaufspreis -f- Einkaufskosten + Fracht -f- Fuhrlohn -j- g. X I I . Bretterlager: i = Lager- und Manipulationskosten für 1 cbm Bretter. X I I I . Kosten von selbsterzeugten Brettern ab Bretterlagerausgang ohne Handlungsunkosten: T = G + i für 1 cbm Fichte, V = M + i „ i „ Kiefer. XIV. Kosten von gekauften Brettern, Seitenbrettern usw. ab Bretterlagerausgang ohne Handlungsunkosten: V = Einkaufspreis + Einkaufskosten -f Fracht -f Fuhrlohn + i. XV. Hobelei und Hobeleilager: bj = Kostenanteil für 1 cbm Hobeldielen, b2 = „ „ 1 „ Rauhspund, gespundet, b3 = „ „ 1 „ Rauhspund, gehobelt, b4 = „ „ 1 „ profilierte Leisten. XVI. Kosten von gekauften, gehobelten Brettern, Leisten ab Hobellagerausgang ohne Handlungsunkosten: W = V + bj für 1 cbm Hobeldielen, X = V -j- b 2 „ 1 „ Rauhspund, gespundet, V = V + b 3 „ 1 „ Rauhspund, gehobelt, Z = V + b4 „ 1 „ profilierte Leisten. XVII. Kistenfabrik und Kistenfabrikslager: n 2 % = Lohnzuschlag auf i Währungseinheit Lohn. XVIII. Kistenkosten ab Kistenfabriksausgang: Holzkosten + Kistenzubehörkosten (Leim, Nägel, Dübel, Bandeisen) -f- Leimlohn + Zuschneidelohn + Nagellohn -f n 2 % aller Löhne. B. V e r k a u f . HH = Handlungsunkosten, VV = Jährlich verkaufte cbm Holz, HV = Handlungsunkosten für 1 cbm verkauftes Holz, AA = Gesamtgeldaufwand, HA = Handlungsunkosten für 1 Währungseinheit Selbstkosten. Erläuterung und Ableitung der Kostengrößen: a) Berechnung und Verteilung der allgemeinen, nicht aussonderbaren Betriebsunkosten:

224 Betriebsunkostenteile: Grundsteuer, Gehälter und Angestelltenversicherungsbeiträge, Kanzleimaterial der Betriebsleitung, Löhne und Arbeiterversicherungsbeiträge, Instandhaltungskosten, Abschreibungen, Versicherungsbeiträge für alle Gebäude, Maschinen und Einrichtungen, Reparatur- und Instandhaltungsmaterial und -kosten, Gleisanschlußgebühren, Wasserverbrauch, außerordentliche Reinigungs- und Aufräumungsarbeiten, Wohlfahrtseinrichtungen u. dgl., insgesamt: B Währungseinheiten. Die Aufteilung dieser nicht aussonderbaren Betriebsunkosten erfolgt nach der Grundfläche der einzelnen Werkabteilungen, welche im Verhältnisse zur gesamten Grundfläche des Unternehmens betragen: Rundholzlager Lager für gesäumte Ware . Lager für ungesäumte Ware Kraftanlage Sägewerk Kistenfabrik Hobelei

x x %, x a %, x 3 %, x 4 %, x 8 %, *«%> x7%

Somit entfallen an jährlichen Belastungen für: Rundholzlager Lager für gesäumte Ware . . Lager für ungesäumte Ware . Kraftanlage Sägewerk und Sägewerkslager Kistenfabrik und Kistenfabrikslager Hobelei und Hobeleilager

1. 2. 3. 4. 5. 6.

. . . .

B X * ! == a Währungseinheiten x 100 BXx, - a 2 100 B X *3 _ „ ~ i ö ö ~ _ a* BX*« . 100 BXx, _ a s B 100 X6 _ 100 - a « BX*, 100 - a 7

x

b) Kraftanlage: Die monatlichen Gesamtbetriebsunkosten setzen sich zusammen aus: Monatslöhnen der in der Kraftanlage beschäftigten Arbeiter, monatlichen Kranken-, Invaliden- und Arbeitslosenversicherungsbeiträgen für die in der Kraftanlage beschäftigten Arbeiter, einem Zwölftel von 2 % Abschreibung der Werte der massiven Gebäudeteile, einem Zwölftel von 5 % Abschreibung der Werte der nicht massiven Gebäudeteile, einem Zwölftel von 10%Absc hreibung der Werte der Maschinen und Einrichtungen, einem Zwölftel von 3 3 % % Abschreibung der Werte der Werkzeuge und Geräte,

225 7. einem Zwölftel der jährlichen Feuerversicherungskosten(errechnet sich aus demVerhältnisse der Versicherungssumme der Kraftanlage zur Gesamtversicherungssumme; die sich ergebende Prozentzahl wird mit dem Hundertstel der Gesamtprämie multipliziert), 8. einem Zwölftel der jährlichen Belastung aus allgemeinen, nicht aussonderbaren Betriebsunkosten (a4 Währungseinheiten), 9. einem Zwölftel der jährlichen Zufuhrkosten der Kraftanlage, 10. einem Zwölftel der jährlichen Reparaturkosten der Kraftanlage, 11. einem Zwölftel des jährlichen Anteiles an Gebäudesteuer (wird im Verhältnisse der Grundfläche der Kraftanlage zur gesamten bebauten Grundfläche berechnet), 12. monatlichem Betriebsmaterialverbrauche (Packungs- und Reinigungsmaterial, Öle, Fette, Riemen, Säuren usw.), 13. monatlichem Verbrauche an Geräten, Werkzeugen, Glühlampen usw., 14. sonstigen Unkosten 1 + 2 + 3 - f - f 14 = C Währungseinheiten. Monatlicher Bedarf an elektrischer Energie: W Kilowattstunden. Kosten einer Kilowattstunde: r = w Währungseinheiten. c) Verteilung der Zinsenbelastung: Jährlicher Zinsendienst = Z1 Währungseinheiten. Im Geschäftsjahre ab Blocklager verkauftes Blockmaterial: p % des Gesamtumsatzes (der jährlichen Verkaufsstatistik zu entnehmen). Im Geschäftsjahre ab Bretterlager verkauftes Brettermaterial: q % des Gesamtumsatzes (wie oben). Es entfällt eine jährliche Zinsenbelastung auf: Z XD das Blocklager: — ^ ¿ Q " = m Währungseinheiten „

Bretterlager:

= n

die kaufmännische Abteilung: Z1 — (m -f- n) = r „ Die Jahresinventur ergab einen Lagerstand von: x cbm Blockmaterial, y „ Brettermaterial. Somit wird 1 cbm Blockmaterial belastet mit: .5L = c Währungseinheiten, 1 cbm Brettermaterial mit: = d Währungseinheiten. d) Rundholzeinkauf: Die gesamten Gestehungskosten des Rundholzes umfassen alle durch den : Einkauf, durch die Beförderung des Rundholzes zu seinem Lagerplatze, durch die Einlagerung und Bewegung auf diesem, Auslängung und Transport der ausgelängten Stücke zum Sägewerke, die durch den Betrieb und die VerHerzog, Sanierung IS

226 waltung des Rundholzlagers entstehenden Kosten, welche sich somit gliedern in Einkaufspreis, Auktionsspesen, Einkaufsreisespesen, Frachten, Fuhrlöhne, Provisionen und außerordentliche Ausgaben. Der durchschnittliche Gestehungspreis (Summe aus: Auktionspreis -jAuktionsspesen + Reisespesen -f- Frachten + Fuhrlöhne + Provisionen + außerordentliche Ausgaben) geteilt durch die Zahl der angekauften: f t fm Fichte, f 2 „ Eiche usw. f 3 „ Kiefer, insgesamt F fm, beträgt für 1 fm Fichte: Xj Währungseinheiten, „ 1 „ Eiche: x2 „ usw. „ 1 „ Kiefer: x 3 „ Zu diesen Durchschnittspreisen kommen als weitere Einkaufskostenbelastung die Gehälteranteile des Einkaufes hinzu; da diese auch Verkäufer sind, müssen die Gehälter für den Einkaufs- und Verkaufsdienst wie folgt aufgeteilt werden: Einkaufsreisespesen E Währungseinheiten, Verkaufsreisespesen V „ Gehälter der Ein- und Verkäufer . G „ Es entfällt ein Gehälteranteil von: E ^ y — e Währungseinheiten auf den Einkauf, E + V

= v







Verkauf.

Die Einkaufsbelastung aus den Einkäufergehältern berechnet sich für das Festmeter aus: TT = f Währungseinheiten, r Die Einkaufskosten aller Rundhölzer (für Kiefer sind von der Festmetermenge vorweg 1 0 % für Rinde in Abzug zu bringen) betragen somit für das Festmeter: Fichte: - f f = l x Währungseinheiten, Eiche: x 2 -j- f = e 2 „ usw. Kiefer: x 3 + f = t „ Die Einkaufskosten: l Währungseinheiten für das Festmeter Kiefer können nicht ohne weiteres in der Kalkulation verwendet werden, sondern müssen nach der Art des Stammteiles (Stammende, Mittelende, Zopf), .der bei der Auslängimg entsteht, und nach der Menge der im Sägewerke verarbeiteten Stammteilarten aufgeteilt werden. Von den im Sägewerke verarbeiteten Stammteilen entfielen auf: Stammende: p % , Mittelende: q%, Zöpfe: r%.

227 Beim Verkaufe des vom Sägewerke verarbeiteten Kieferholzes wurden erzielt für das Festmeter: Stammendeklötze Vj Währungseinheiten, Klötze für Doppelschnitt aus Mittelende . v 2 „ Zöpfe v8 „ wobei v x > v 2 > v 8 . Somit wurden erzielt für: p % Stammendefestmeter:

~ y i Währungseinheiten,

q% Mittelendefestmeter

^qq^ =y2

r % Zöpfefestmeter

v, x r 100

,,

= y a

Insgesamt y! + y 2 + y 3 = y „ für 100% Stamm, bzw. für ein Festmeter Gesamtstamm, wobei vx > y. Der Prozentsatz, um welchen größer als y ist, rechnet sich aus: (v,-y)x.oo=>i0/j Um diese %% ist das Festmeter Stammende Kiefer, als Rundholz betrachtet, mehr wert, als das Festmeter des ungeteilten Stammes. War demnach der Einkaufspreis des Festmeters Kiefer t Währungseinheiten, so ist in die Kalkulation als Einkaufspreis für das Stammende Kiefer einzusetzen: t X

+

=

Währungseinheiten für das Festmeter.

In sinngemäßer Weise rechnet sich der einzukalkulierende Einkaufspreis des Mittelendes aus: (v,-y)Xioo ^ mit: t X

+ ^qq j = t m Währungseinheiten für das Festmeter

und der einzukalkulierende Einkaufspreis des Zopfendes Zopf aus: (v» - y) X 100

8

a%

mit: t X |l +1^)")

=

Währungseinheiten für das Festmeter.

e) Rundholzlager: Die monatlichen Gesamtbetriebsunkosten setzen sich zusammen aus: 1. monatlichen Gehältern der Platzmeister, 2. monatlichen Löhnen der auf dem Rundholzlager beschäftigten Arbeiter, 3. monatlichen Krankenkasse-, Invaliden- und Arbeitslosenversicherungsbeiträgen für alle auf dem Rundholzlager Beschäftigten, 15»

228 4. monatlichen Fuhrwerkskosten, 5. monatlichen Stromkosten für die Krananlage und Rundholzlager maschinen, 6. monatlichen Stromkosten für die Beleuchtung des Rundholzlagers, 7. einem Zwölftel von 10% Abschreibung der Werte aller maschinellen Ein' richtungen und Beleuchtungsanlagen des Rundholzlagers, 8. einem Zwölftel von 33%% Abschreibung der Werte aller Platzwerkzeuge und Geräte, 9. einem Zwölftel der jährlichen Feuerversicherungskosten (errechnet sich aus dem Verhältnisse der Versicherungssumme des Rundholzes zur Gesamtversicherungssumme; die sich ergebende Prozentzahl wird mit dem Hundertstel der Gesamtprämie multipliziert), 9. einem Zwölftel der jährlichen Belastung aus allgemeinen, nicht aussonderbaren Betriebsunkosten (a l t siehe dortselbst), 10. einem Zwölftel der jährlichen Reparaturkosten der maschinellen Anlagen und Beleuchtungsanlagen des Rundholzlagers, 11. monatlichem Betriebsmaterialienverbrauche (öle, Fette, Riemen, Seile, Putzmaterial usw.), 12. monatlichem Werkzeuge-, Geräte- und Glühlampenverbrauche, 13. sonstigen Unkosten. Monatliche Gesamtbetriebsunkosten = l - f - 2 + 3 - | - . . . . + 1 3 = D Währungseinheiten. Im Laufe des Geschäftsjahres wurden Z1 Festmeter Rundholz von dem Rundholzlager aufgenommen. Die Lagerkosten eines Festmeters Rundholz berechnen sich aus: D:

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.

= b Mark,

f) Sägewerk und Sägewerkslager: Die monatlichen Gesamtbetriebsunkosten setzen sich zusammen aus: Monatsgehalt des Sägewerksmeisters, monatlichen Löhnen der im Sägewerke beschäftigten Arbeiter, monatlichen Krankenkasse-, Invaliden- und Arbeitslosenversicherungsbeiträgen für alle auf dem Sägewerkslager Beschäftigten, monatlichen Stromkosten für den Gatterbetrieb und für Beleuchtung, monatlichem Betriebsmaterialienverbrauche (öle, Fette, Riemen, Seile, Putzmaterial usw.), monatlichem Werkzeuge-, Geräte- und Glühlampenverbrauche, einem Zwölftel von 2% Abschreibung der Werte der massiven Gebäude, einem Zwölftel von 5% Abschreibung der Werte der nicht massiven Gebäude, einem Zwölftel von 10% Abschreibung der Werte aller maschinellen Einrichtungen und Beleuchtungsanlagen, einem Zwölftel von 3 3 % % Abschreibung der Werte aller Werkzeuge und Geräte, einem Zwölftel der jährlichen Feuerversicherungskosten (errechnet sich au* dem Verhältnisse der Versicherungssummen des Sägewerkes und des auf dem Sägewerkslager lagernden Schnittholzes zur Gesamtversicherungssumme; die sich ergebende Prozentzahl wird mit dem Hundertstel der Gesamtprämie multipliziert),

229 12. einem Zwölftel der jährlichen Belastung aus allgemeinen, nicht aussonderbaren Betriebsunkosten (a5, siehe dortselbst), 13. einem Zwölftel der jährlichen Reparaturkosten für die Gebäude des Sägewerkes, 14. einem Zwölftel der jährlichen Reparaturkosten der maschinellen Anlagen und Beleuchtungsanlagen des Rundholzlagers, 15. einem Zwölftel des jährlichen Anteiles an Gebäudesteuer (wird im Verhältnisse der Grundfläche des Sägewerkes zur gesamten Gebäudegrundfläche berechnet), 16. sonstigen Unkosten. Monatliche Gesamtbetriebsunkosten = 1 + 2 + 3 + . . . . + 16 = G Währungseinheiten. Die monatliche Leistung des Sägewerkes beträgt: Horizontalgatter: h j cbm Blöcke, h 2 „ Vierkanthölzer. Insgesamt h t + h 2 = h 3 cbm. Vollgatter: v x cbm Blöcke, v, „ Bretter, bzw. Vierkanthölzer. Insgesamt \ 1 + v 2 = v 3 cbm. Die Gesamtbetriebsunkosten G Kubikmeter sind demnach im Verhältnisse h 3 : v 3 zu teilen, d . h . es entfallen an Gesamtbetriebsunkosten auf: G X h3 Horizontalgatter: , = h 4 Währungseinheiten monatlich, + v3 Vollgatter

=

Die Werte h 4 und v 4 selbst sind wieder zu verteilen auf Blöcke und Bretter, bzw. Vierkanthölzer. Bei den Horizontalgattern sind h 4 Mark zu verteilen im Verhältnisse h a : h 2 , d. h. auf h j cbm Laubholzblöcke entfallen: 'f j*1 = h 5 Währungseinheiten, i + n2 demnach auf 1 cbm Laubholzblöcke: h 6 : hx = h 6 Währungseinheiten Sägewerksbetriebsunkosten; auf h 2 cbm Laubholzvierkantbölzer, bzw. -bretter, entfallen: n

^ j^2 = h 7 Währungseinheiten, demnach auf 1 cbm Laubholzvierkanthölzer, bzw. -bretter: h 7 : h 2 = h 8 Währungseinheiten Sägewerksbetriebsunkosten. Bei den Vollgattern sind v 4 Währungseinheiten zu verteilen im Verhältnisse Vx: v 2 , d. h. auf Vj cbm Nadelholzblöcke entfallen: ^ y 1 = v 5 Währungseinheiten, demnach auf 1 cbm Nadelholzblöcke: v 6 : vx = v g Währungseinheiten Sägewerksbetriebsunkosten;

230 auf v2 cbm Nadelholzbretter, bzw. -vierkanthölzer, entfallen: y4 ^

= v7 Währungseinheiten,

demnach auf 1 cbm Nadelholzbretter, bzw. -vierkanthölzer: v 7 : v2 = v 8 Währungseinheiten Sägewerksbetriebsunkosten. An Schnittlöhnen wurden bezahlt bei: Horizontalgatter: für 1 cbm Blöcke, bzw. Bretter: sx Währungseinheiten, „ 1 „ Vierkanthölzer, bzw. Bretter: s2 „ Vollgatter: „ 1 „ Blöcke: s3 „ „ 1 „ Vierkanthölzer, bzw. Bretter: s4 ,, Zu diesen Schnittlöhnen sind noch die Zuschläge für Kranken-, Invaliden* und Arbeitslosenversicherung, welche p% der Lohnwährungseinheit betragen, hinzuzufügen; somit errechnen sich die Schnittlöhne einschließlich Wohlfahrtsabgaben für 1 cbm: bei Horizontalgatter: für Blöcke: P | = s 5 Währungseinheiten, «iX 1 100 für Vierkanthölzer, bzw. Bretter: bei Vollgatter: für Blöcke:

«aXfl+Jg-H

8

*x(1+TÖ(j-H' für Vierkanthölzer, bzw. Bretter: 84X

( 1 + w ) = 88 Somit betragen die aus dem Sägewerksbetriebe sich ergebenden Gesamtkosten für: 1 cbm Laubholzblöcke, bzw. -bretter. . . s5 h j = kx Währungseinheiten, s6 -f- h 8 = k2 „ 1 „ Laubholzvierkanthölzer i „ Nadelholzblöcke s7 -j- vfl = k 3 „ 1 „ Nadelholzbretter, bzw. -vierkanthölzer (ohne Berücksichtigung der „Seitenbretter") s8 + v8 = k4 Im Monate wurden auf den Vollgattern aus nx fm Nadelholz n 2 cbm Blöcke, Vierkanthölzer und Bretter, n 3 cbm Seitenbretter geschnitten; die Sägewerkskosten k4 sind demnach nach den Verhältniszahlen n x , n 2 und n 3 aufzuteilen, woraus sich ergibt, daß: 100nX n2 _ Nadelholzblöcke, -bretter und -vierkanthölzer, gleichzeitig i 100 X n s = p % Nadelholzseitenbretter aus 1 fm Rundholz gewonnen wurden.

231 Somit betragen die aus dem Sägewerksbetriebe sieb ergebenden Gesamtkosten für: 1 cbm Nadelholzblöcke, -bretter und -vierkanthölzer: = k 5 Währungseinheiten, 1 cbm Nadelholzseitenbretter: k*l00~

=

Währungseinheiten,

g) Blocklager (ungesäumte Ware): Die monatlichen Gesamtbetriebsunkosten setzen sich zusammen aus: 1. monatlichen Gehältern der Platzmeister, 2: monatlichen Löhnen der auf dem Blocklager beschäftigten Arbeiter, 3. monatlichen Krankenkasse-, Invaliden- und Arbeitslosenversicherungsbeiträgen für alle auf dem Blocklager Beschäftigten, 4. monatlichen Fuhrlöhnen, 5. monatlichen Stromko3ten für die Platzbeleuchtung, 6. monatlichem Verbrauche an Platzwerkzeugen und Geräten, 7. einem Zwölftel von 10% Abschreibung der Werte der Schuppen, 8. einem Zwölftel von 3 3 % % Abschreibung der Platzwerkzeuge und Geräte, 9. einem Zwölftel der Feuerversicherungskosten (errechnet sich aus dem Verhältnisse der Versicherungssummen des Blocklagers und der Schuppen zur Gesamtversicherungssumme; die sich ergebende Prozentzahl wird mit dem Hundertstel der Gesamtprämie multipliziert), 10. einem Zwölftel der jährlichen Belastung aus allgemeinen, nicht aus sonderbaren Betriebsunkosten (a 3 , siehe dortselbst), 11. einem Zwölftel des jährlichen Anteiles an Gebäudesteuer (wenn die Schuppen in diese miteinbezogen sind), 12. einem Zwölftel der jährlichen Reparaturkosten des Blocklagers, 13. sonstigen Unkosten. Monatliche Gesamtbetriebsunkosten: 1 + 2 + 3 + + 13 = E Währungseinheiten. Im Geschäftsjahre wurden Z2 cbm vom Blocklager aufgenommen. Hieraus errechnen sich die Lagerkosten einschließlich Lagermanipulationskosten, jedoch ausschließlich Zinsendienstanteil, eines cbm Blockmaterials aus: E :

= f Währungseinheiten, 1 ¿t . einschließlich Zinsendienstanteil aus: f + c = g Währungseinheiten. h) Bretterlager (gesäumte Ware): Die monatlichen Gesamtbetriebsunkosten setzen sich zusammen aus: 1. monatlichen Gehältern der Platzmeister, 2. monatlichen Löhnen der auf dem Bretterlager beschäftigten Arbeiter, 3. monatlichen Krankenkasse-, Invaliden- und Arbeitslosen Versicherungsbeiträgen für alle auf dem Bretterlager Beschäftigten, 4. monatlichen Fuhrlöhnen, 5. monatlichen Stromkosten für die Platzbeleuchtung,

232 6. 7. 8. 9. 10.

11. 12. 13. 14.

monatlichem Verbrauche an Platzwerkzeugen und Geräten, einemZwölftel von 5%Abschreibung der Werte der nicht massiven Gebäude, einem Zwölftel von 1 0 % Abschreibung der Werte der Schuppen, einem Zwölftel von 3 3 % % Abschreibung der Werkzeuge und Geräte, einem Zwölftel der Feuerversicherungskosten (errechnet sich aus dem Verhältnisse der Versicherungssummen des Bretterlagers und der Lagergebäude zur Gesamtversicherungssumme; die sich ergebende Prozentzahl wird mit dem Hundertstel der Gesamtprämie multipliziert), einemZwölftel der jährlichen Belastung aus allgemeinen, nicht aussonderbaren Betriebsunkosten (a 2 , siehe daselbst), einem Zwölftel des jährlichen Anteiles an Gebäudesteuer (für die Schuppen, wenn diese in die Gebäudesteuer mit einbezogen sind), einem Zwölftel der jährlichen Reparaturkosten des Bretterlagers, sonstigen Unkosten. Monatliche Gesamtbetriebsunkosten:

1 + 2 + 3 + + 14 = F Währungseinheiten. Im Geschäftsjahre wurden Z 3 cbm vom Bretterlager aufgenommen. Hieraus errechnen sich die Lagerkosten einschließlich Lagermanipulationskosten, jedoch ausschließlich Zinsendienstanteil, eines cbm Brettermaterials aus: F:

= h Währungseinheiten, 12 einschließlich Zinsendienstanteil aus: h + d = i Währungseinheiten, i) Hobelei und Hobeleilager: Die monatlichen Gesamtbetriebsunkosten setzen sich zusammen aus: 1. monatlichen Gehältern der Meister, 2. monatlichen Löhnen der in der Hobelei und auf deren Lager beschäftigten Arbeiter, 3. monatlichen Krankenkasse-, Invaliden- und Arbeitslosen Versicherungsbeiträgen für alle auf dem Hobeleilager Beschäftigten, 4. monatlichen Fuhrlöhnen, 5. monatlichen Stromkosten für die Hobeleimaschinen und Beleuchtung, 6. monatlichem Betriebsmaterialienverbrauche (öle, Fette, Riemen, Seile, Putzmaterial usw.), 7. monatlichem Werkzeuge-, Geräte- und Glühlampenverbrauche, 8. einem Zwölftel von 2 % Abschreibung der Werte der massiven Gebäude, 9. einemZwölftel von 5 % Abschreibung der Werte der nicht massiven Gebäude, 10. einem Zwölftel von 1 0 % Abschreibung der Werte aller maschinellen Einrichtungen und Beleuchtungsanlagen, 11. einemZwölftel von 3 3 % % Abschreibung der Werte aller Werkzeuge und Geräte, 12. einem Zwölftel der jährlichen Feuerversicherungskosten (errechnet sich aus dem Verhältnisse der Versicherungssummen der Hobelei und des Hobeleilagers zur Gesamtversicherungssumme; die sich ergebende Prozentzahl wird mit dem Hundertstel der Gesamtprämie multipliziert), 13. einemZwölftel der jährlichen Belastung aus allgemeinen, nicht aussonderbaren Betriebsunkosten (a 7 , siehe dortselbst),

233 14. einem Zwölftel der jährlichen Reparaturkosten für die Gebäude der Hobelei und deren Lager, 15. einem Zwölftel der jährlichen Reparaturkosten der maschinellen Anlagen und Beleuchtungsanlagen der Hobelei und deren Lager, 16. einem Zwölftel des jährlichen Anteiles an Gebäudesteuer (wird im Verhältnisse der Grundfläche der Hobelei zur gesamten Gebäudegrundfläche berechnet), 17. sonstigen Unkosten. Monatliche Gesamtbetriebsunkosten: 1 + 2 + 3 - f - f 16 = H Währungseinheiten.

(

Die monatliche Leistung der Hobelei beträgt: Hobeldielen m t cbm, Rauhspund, gespundet m 2 „ Rauhspund, gehobelt m 3 „ profilierte Leisten . . m 4 „ Insgesamt r cbm. Die Gesamtbetriebsunkosten H Währungseinheiten sind im Verhältnisse m x : m 2 : m 3 : m 4 auf die monatlich erzeugten Hobelwaren aufzuteilen, so daß entfallen auf: Hobeldielen

H X m x = m 6 Währungseinheiten,

Rauhspund, gespundet .

H

- = m6



Rauhspund, gehobelt . .

^ X m3 = m7



profilierte Leisten

^ ^ m4 = m2



. . .

^

mg

Somit entfallen an Hobeleibetriebsunkosten auf 1 cbm: Hobeldielen m j : m 6 = m 9 Währungseinheiten, Rauhspund, gespundet . m 2 : m 6 = m 1 0 „ Rauhspund, gehobelt' . m 3 : m 7 = m u „ profilierte Leisten . . . m 4 : m 8 = m 12 „ An Hobellöhnen wurden bezahlt für: 1 cbm Hobeldielen hx Währungseinheiten, 1 „ Rauhspund, gespundet . . h 2 „ „ 1 „ Rauhspund, gehobelt. . . h 3 profilierte Leisten h4 „ Zu diesen reinen Hobellöhnen sind noch die Zuschläge für Krankenkasse, Invaliden- und Arbeitslosenversicherung, welche p % der Lohnwährungseinheit betragen, hinzuzufügen; somit errechnen sich die Schnittlöhne einschließlich Wohlfahrtsabgaben für 1 cbm aus: (l H" !QQ j

x

x

(

1 +

l 0 ö )

Währungseinheiten für 1 cbm Hobeldielen,

=

=

h6

"

"

1

"

Rauhs

P u n d . gespundet,

234 h j x | i + "iQö") = h« X {l +

) = h8

Währungseinheiten für 1 cbm Rauhspund, gehobelt, „



1



profilierte Leisten.

Somit betragen die aus dem Hobeleibetriebe sich ergebenden Gesamtkosten für: 1 cbm Hobeldielen h5 x m9 = Währungseinheiten, 1 ,, Rauhspund, gespundet . . h 6 X m 1 0 = b 2 „ „ 1 „ Rauhspund, gehobelt. . . h 7 X m u = b 3 1 „ profilierte Leisten . . . . h 8 X m 12 = b 4 ,, k) Kistenfabrik und Kistenfabriklager: Die monatlichen Gesamtbetriebsunkosten setzen sich zusammen aus: 1. monatlichen Gehältern der Meister, 2. monatlichen Löhnen der in der Kistenfabrik und auf deren Lager beschäftigten Arbeiter, 3. Monatlichen Krankenkasse-, Invaliden- und Arbeitslosenversicherungsbeiträgen für alle auf dem Kistenlager Beschäftigten, 4. monatlichen Fuhrlöhnen, 5. monatlichen Stromkosten für die Kistenmaschinen und Beleuchtung, 6. monatlichem Betriebsmaterialienverbrauche (öle, Fette, Riemen, Seile, Putzmaterial usw.), 7. monatlichem Werkzeuge-, Geräte- und Glühlampenverbrauche, 8. einem Zwölftel von 2 % Abschreibung der Werte der massiven Gebäude, 9. einem Zwölftel von 5 % Abschreibung der Werte der nicht massiven Gebäude, 10. einem Zwölftel von 1 0 % Abschreibung der Werte der maschinellen Einrichtungen und Beleuchtungsanlagen, 11. einem Zwölftel von 3 3 % % Abschreibung der Werte aller Werkzeuge und Geräte, 12. einem Zwölftel der jährlichen Feuerversicherungskosten (errechnet sich aus dem Verhältnisse der Versicherungssumme der Kistenfabrik und deren Lager zur Gesamtversicherungssumme; die sichergebende Prozentzahl wird mit dem Hundertstel der Gesamtprämie multipliziert), 13. einem Zwölftel der jährlichen Belastung aus allgemeinen, nicht aussonderbaren Betriebsunkosten (a 6 , siehe dortselbst), 14. einem Zwölftel der jährlichen Reparaturkosten für die Kistenfabrik und deren Lager, 15. einem Zwölftel der jährlichen Reparaturkosten der maschinellen Anlagen und Beleuchtungsanlagen der Kistenfabrik und deren Lager, 16. einem Zwölftel des jährlichen Anteiles an Gebäudesteuer (wird im Verhältnisse der Grundfläche der Kistenfabrik zur gesamten Gebäudegrundfläche berechnet), 17. sonstigen Unkosten. Monatliche Gesamtbetriebsunkosten: 1 + 2 + 3 - f + 1 7 = K Währungseinheiten. Der monatliche Gesamtlohn der Kistenarbeiter beträgt a Währungseinheiten; die Zuschläge für Krankenkasse-, Invaliden- und Arbeitslosenversicherung betragen für die Lohnwährungseinheit p % . Somit ist einer

235 Lohnwährungseinheit der Kistenarbeiter ein Zuschlag hinzuzufügen, der sich errechnet aus: pX K 100 X a = n Währungseinheiten. 1) Fabrikationsselbstkosten: Diese setzen sich zusammen aus den Einkaufskosten und Lagerkosten der betreffenden Rundholzart, den entfallenden Sägewerkskosten, gegebenenfalls: und Hobelkosten, gegebenenfalls: und Kistenlöhnen, sowie aus den entfallenden Block-, bzw. Bretterlagerunkosten zusammen, m) Handlungsunkosten: Sie setzen sich zusammen aus: 1. Gehältern der Geschäftsleitung, 2. Gehältern der kaufmännischen Angestellten (jene der Verkäufer im früher erörtertem Maße). 3. Wohlfahrtsabgaben für die kaufmännischen Angestellten, 4. Zinsendienstanteil (r Währungseinheiten, siehe dortselbst), 5. Abschreibung der Werte aller zur kaufmännischen Abteilung gehörenden Gebäude, 6. Feuerversicherungskosten aller zur kaufmännischen Abteilung gehörenden Gebäude (errechnet sich aus dem Verhältnisse ihrer Versicherungssumme zur Gesamtversicherungssumme; die sich ergebende Prozentzahl wird mit dem Hundertstel der Gesamtprämie multipliziert), 7. Reisespesen, abzüglich Einkaufsspesen, 8. Frachten, abzüglich der Frachten für eingekaufte Hölzer, 9. Provisionen, abzüglich der Einkaufsprovisionen, 10. Rabatten, 11. Reparaturkosten für die zur kaufmännischen Abteilung gehörenden Gebäude, 12. Anteil an Gebäudesteuer (wird im Verhältnisse der Summe der Grundflächen der kaufmännischen Gebäude zur gesamten Gebäudegrundfläche berechnet), 13. Steuern, abzüglich Gebäudesteuer, 14. sonstige öffentliche Abgaben, 15. Kammern- und Vereinsbeiträge, 16. Gegebenenfalls: Kraftwagenbetrieb, 17. Versicherungen verschiedener Art, 18. Kanzleimaterial, 19. Post-, Fernsprech-, Fernschreibspesen, 20. Skonti, 21. Diskontspesen, 22. Gebühren aller Art, 23. Repräsentationsspesen, 24. Unterstützungsspesen, 25. sonstige Unkosten. Jährliche Handlungsunkosten: 1-1-2+3+ + 25 = HH Währungseinheiten. Im Geschäftsjahre wurden V V cbm Holz verkauft; somit entfallen auf HH 1 cbm verkauftes Holz: v v Währungseinheiten Handlungsunkosten.

236 Der jährliche Geldaufwand (Gesamtselbstkosten) des Unternehmens betrug AA Währungseinheiten, d. h. auf eine Währungseinheit Selbstkosten entfallen: HH - j ^ = H A Handlungsunkosten. Bei der fabrikatorischen Untersuchung eines zu sanierenden industriellen Unternehmens stellte sich heraus, daß bei dem Schlußveredlungsprozesse große Verluste entstanden waren, die in der Kalkulation nicht berücksichtigt wurden, weil ihr Umfang nicht bekannt war. Um diese Fehlerquelle für die Zukunft zu beseitigen, wurde wie folgt vorgegangen: Die Veredlungskosten der Mengeneinheit wurden mit a Währungseinheiten angegeben, welche in die Kalkulation eingesetzt wurden, obwohl sie, wie aus nachstehender Erwägung hervorgeht, höher waren. Angenommen, der bei dem Veredlungsprozesse entstehende Gesamtverlust betrage p % , dann rechnen sich die Veredlungskosten v der Mengeneinheit aus: 1

Währungseinheiten. 100

Die ohne Berücksichtigung der Verluste in die Kalkulation eingesetzten Veredlungskosten betragen beispielsweise 50 Währungseinheiten, der Gesamtverlust beispielsweise 1 5 % : a = 50,— Währungseinheiten, p = 1 5 % = 0,15

somit: v=

50 — — = 5 0 : 0 , 8 5 = 57,60 Währungseinheiten. 1—0,15

Die in die Kalkulation einzusetzenden wirklichen Veredlungskosten betragen demnach nicht 50,— Währungseinheiten, sondern 57,60 Währungseinheiten. Zur Erfassung der Veredlungsverluste wurde von einem täglichen Verlustberichte ausgegangen, welcher folgende Form erhielt: Tages-Verlustbericht Nr vom (Datum) Arbeitsauftrag Nr.

Vorbearbeitungsmaschinen . „h. Mengenleistung Form A Form B

Eingang zum Ausgang vom Veredlungsprozesse Form A Form B Form A Form B

z1 A1 Bj ax mx b! nt Durchschnittliche Tagesleistung einer Vorbearbeitungsmaschine: L j Mengeneinheiten. Zusammenstellung der täglichen Veredlungsverluste: Verlustart

Gesamtverlust Verlust durch i Form . Änderung von j Aussehen

Form A Mengeneinbetten

dx ex fj

px qt ^

Form B Mengeneinbelten

gx hx ij

% tj ux

237

Es rechnen sich: Durchschnittliche Tagesleistung einer Vorbearbeitungsmaschine aus: t

- A + A . z_ — i

Gesamtverlust bei Form A: d

i =

n Pl

A

i - ^ d t X 100 ÄT"'

Gesamtverlust bei Form B: gi = B i - n i _ f A»l _ n t X g100 Verlust durch Änderung der Form bei Form A: e

i = ai - bi _ Ix X 100 * A~! '

Verlust durch Änderung der Form bei Form B: h j = mx — n t . _ hiXlOO 4l BT"' Verlust durch Änderung des Aussehens bei Form A: f x = dx - ex p _ f t X 100 Fl Äi— Verlust durch Änderung des Aussehens bei Form B: = gi - h i _ i x X 100 Ul Bi"' Aus den Tagesverlustberichten entwickeln sich die monatlichen Verlustberichte wie folgt: Verlustbericht für den

(Monat).

. Vorbearbeltungs, ¿¡5 maactilnen Eingang Ausgang Verlust durch Änderung Gesamtverlust 2 2— Mengenzum vom von BerichtsVorl a s ^ Anle'stung Veredlungsprozesse Form Aussehen monat u , , h i Form Form Form Form Form Form Form Form Form Form Form Form Form Form p»j. zani a

....

a

b

A

B

A

B

m, ma m,

^ b2 b,

nj q t ^ r, ux na q, t s r, u, n, q, t, r 3 u, usw. n q t r u p

Mengeneinheiten

z, z, z,

Aj As A,

Bi B, B,

a, as a,

Z

A

B

a

m

b

A

B

A

B

A

•/.

B

pt p, p, s

A

S! s, s,

B

238 Durchschnittliche Monatsleistung einer Vorbearbeitungsmaschine:

Zusammenstellung der monatlichen Veredlungsverluste: Form B Mengeneinheiten

Form A Mengeneinheiten

Verlustart

Gesamtverlust . . . Verlust durch Ände- i Form rung von . . . . \ Aussehen

d e f

P q r

8 t

g h i

U

Im nachstehenden ist ein Beispiel für eine Arbeitsvorschreibung des mechanischen Teiles eines Mikroskopes gegeben, aus welcher die für die Lohnkalkulation erforderliche Gesamtarbeitszeit ermittelt wird. A. T e i l s t ü c k a r b e i t e n : Teil

Zeich- é Z nungs «j M Nr. h g

Stativ:

10 11

Tubus:

12 13 14

Auszug:

15 16 17 18 19 20

21 22

Art des Arbeltsganges

Grundfläche fräsen Rundung fräsen Seitenflächen fräsen Lagerausnehmung fräsen Tischfläche fräsen Länge fräsen Befeilen 2 Löcher bohren für Tubus 2 Löcher bohren für Tisch 1 Loch bohren für Spiegel Fläche für Spiegel absenken und reiben Abbeitzen, Grundieren, Kittspritzen Kittschleifen, zweimal lakkieren Abstechen, außen überdrehen, zweite Seite plandrehen Löcher bohren, sechs Gewinde schneiden Zahnkranzausnehmung fräsen Aufschneiden Entgraten Lackieren Abstechen, auf Länge drehen Objektivgewindering drehen Objektivgewindering einlöten Ausdrehen, Plandrehen, Gewindeschneiden 2 Löcher für Zahnstange bohren und senken

5Hg ba>Z = * g o

, „ 3 -

M

Einzel-

GesamtZelt Minuten

6 5 4 3 4 2,6 30 64,5

60

60

4

}

2.5 1.6 2,5 5 1 1 0,5 2

6,5 4 6

3 2

8,5

239 Teil

Trieblager:

Triebknöpfe:

Tisch:

Tischträger:

Spiegelbfigel:

Spiegelfassung: Mikrometerknopf:

2 Halbkugeln:

zeich- 2 g nungs j> m Nr. hg

Art des Arbeitsganges

CM C . Oe¿SiSfc c - Einzel- samt3 «J o « Zeit ' *5 a CB « von der kaufmännischen Leitung bestimmt, | dann rechnet sich der Mindestverkaufspreis der Mengeneinheit: für Gj aus: v x =

"p^fT Währungseinheiten, 1

v2 =

1

1ÖÖ~ P+ r 100

usw. bb) Die Gesamtselbstkosten einiger Erzeugnissorten (die beispielsweise aus Abfällen der größeren Erzeugnissorten hergestellt werden) sind größer, als deren Marktpreise: Es sei beispielsweise angenommen: Unter den Marktpreisen lägen die Gesamtselbstkosten der Erzeugnissorten A, B, C, über den Marktpreisen jene der Erzeugnisse D, E , F, G, H. Nach den in der vorstehend gekennzeichneten Weise gerechneten Gesamtselbstkosten ergäbe sich für eine bestimmte Zeitperiode: Er

^ rs ot r1t en ' 3 " •

A B C D E F G H

Jlercestcllte Mendenelnhelten

a b c d e f g h

Gesamtselbstkosten In Währungseinheiten der MengenInsgesamt elnhelten insgesamt

gt g2 g3 g4 g5 g6 g7 g8

a X gt b X g2 cXgj d X g4 e X g5 f X g6 g X g7 b X g8

= = = = = = = =

Gt Gj Gj G4 Gs G, G7 G8

347 Die Gesamtgestehungskosten der Erzeugnissorten A, B und C rechnen sich aus.

Gj + G 2 + G 3 = A Währungseinheiten,

jene der Erzeugnissorten D, E, F, G, H aus: G4 + G 8 + G 6 -f- G7 + G 8 = B Währungseinheiten. Der Marktpreis der Erzeugnissorten A, B und C betrage für: Sorte A: u Währungseinheiten für die Mengeneinheit, wobei u < g l t » ^ >» M 1» 7t )t ^ Sit ,, C: w „ ,, ,, ,, ,, w < g3, es ergäben sich somit in der betreffenden Zeitperiode beim Verkaufe der Erzeugnissorten A, B, C zu Marktpreisen die Verluste: für Erzeugnissorte A a (g t — u) Währungseinheiten, b - v) n B c (g - w) 3 H II C Gesamtverlust: vA Währungseinheiten. Dieser Verlust erhöht sich durch den Zinsverlust; der durchschnittliche Nationalbankzinsfuß betrage in der betreffenden Zeitperiode p % ; dann erhöht sich der Verlust auf: v, X

+ TOCr) =

Vj

Währungseinheiten,

welcher beim Verkaufe der übrigen Sorten hereingebracht werden muß. Die Gesamtgestehungskosten der übrigen Sorten betragen B Währungseinheiten; somit beträgt der von einer Währungseinheit Gesamtgestehungskosten zu tragende Verlust: v 2 : B = v 3 Währungseinheiten. Die Gesamtselbstkosten der Mengeneinheit der Sorten D, E, F, G und H betragen demnach: Erzeugnissorte Z'nteZT D g 4 X (1 + v3) = s 4 E g s X (1 + v3) = s 6 F g 6 X (1 + v3) = 8ß G g7 X (1 + v3) = s 7 H g 8 X (1 + v3) = s 8 Die Mindestverkaufspreise der Mengeneinheit betragen demnach für: Erzeugnissorte

Z S f ?

A B G

u v w

348 Währungseinheiten

Erzeugnissorte

H

F

i 1

G

H

i

P+

r

100"

JL+T

~ 100 P +

r'

100

wobei bezeichnen: p = Gewinnzuschlag in Prozenten ) des Verkaufspreises; werden von der r = Rabatt in Prozenten j kaufmännischen Leitung bestimmt. Für die Beurteilung der Zulässigkeit der bisherigen Handlungsunkosten eines zu sanierenden industriellen Unternehmens kann die nachstehende, aus der Statistik abzuleitende Vergleichsaufstellung dienen: a) die Gesamtumsatzmenge (ausgedrückt in Mengen- oder Erzeugniseinheiten) betrug in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich (Mengen-, Erzeugniseinheiten); die Gesamtumsatzmenge (ausgedrückt in Mengen- oder Erzeugniseinheiten) betrug im Berichtsjahre (Mengen-, Erzeugniseinheiten) , oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; b) der Gesamtumsatz, ausgedrückt in Währungseinheiten, betrug in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich Währungseinheiten; der Gesamtumsatz, ausgedrückt in Währungseinheiten, betrug im Berichtsjahre Währungseinheiten, oder % m e h r (weniger), als derDurchschnitt der Vorjahre; c) von den erzeugten Mengeneinheiten (Erzeugniseinheiten) wurden in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich % verkauft; von den im Berichtsjahre erzeugten Mengeneinheiten (Erzeugniseinheiten) wurden im Berichtsjahre % verkauft, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; d) die gesamten kaufmännischen Unkosten betrugen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich Währungseinheiten; die gesamten kaufmännischen Unkosten betrugen im Berichtsjahre Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; e) die gesamten kaufmännischen Unkosten betrugen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich % des durchschnittlichen Jahresumsatzes; die gesamten kaufmännischen Unkosten betrugen im Berichtsjahre % seines Umsatzes, oder % mehr (weniger) des Durchschnittes der Vorjahre; f) der Durchschnittsrabatt betrug in den letzten (Anzahl) Jahren o/. /Ol g) der Durchschnittsrabatt betrug im Berichtsjahre % , oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; h) Provisionen wurden in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich Währungseinheiten, oder % des Umsatzes bezahlt;

349 Provisionen wurden im Berichtsjahre Währungseinheiten, oder % des Jahresumsatzes bezahlt, oder % mehr (weniger) als der Durchschnitt der Vorjahre; i) der Verkaufswert der nicht verkauften Erzeugnisse betrug in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich Währungseinheiten, oder % des durchschnittlichen Jahresumsatzes; der Verkaufswert der nicht verkauften Erzeugnisse betrug im Berichtsjahre Währungseinheiten, oder % des Jahresumsatzes, somit % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; j) der Wert der Konsignationslager betrug in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich Währungseinheiten; der Wert derKonsignationslager betrug im Berichtsjahre Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; k) in den letzten (Anzahl) Jahren betrugen die Reisekosten durchschnittlich Währungseinheiten oder % des durchschnittlichen Jahresumsatzes; im Berichtsjahre betrugen, die Reisekosten Währungseinheiten, oder % des Jahresumsatzes, somit % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; 1) die durchschnittlichen Selbstkosten (Fabrikationskosten und kaufmännische Unkosten) der Mengeneinheit (Erzeugniseinheit) betrugen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich % der durchschnittlichen Verkaufspreise; die durchschnittlichen Selbstkosten der Mengeneinheit (Erzeugniseinheit) betrugen im Berichtsjahre % der Verkaufspreise, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre;, m) der durchschnittliche Nettogwinn betrug in den letzten (Anzahl) Jahren % des Bruttoumsatzes; der Nettogewinn betrug im Berichtsjahre % des Bruttoumsatzes, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; n) das Geschäftskapital betrug in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich Währungseinheiten; das Geschäftskapital betrug im Berichtsjahre Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), al3 der Durchschnitt der Vorjahre; o) der durchschnittliche Nettogewinn der letzten (Anzahl) Jahre betrug % des durchschnittlichen Geschäftskapitales; der Nettogewinn des Berichtsjahres betrug % des Geschäftskapitales, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; p) das Kreditkapital betrug in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich Währungseinheiten; das Kreditkapital betrug imBetriebsjahre Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; q) das Kreditkapital der letzten (Anzahl) Jahre betrug durchschnittlich % des durchschnittlichen Geschäftskapitales; das Kreditkapital betrug imBerichtsjahre % des Geschäftskapitales, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; r) der durchschnittliche Zinsen dienst der letzten (Anzahl) Jahre betrug Währungseinheiten, der durchschnittliche Zinsfuß %;

350 der Zinsendienst des Berichtsjahres betrug Währungseinheiten, der Zinsfuß %, oder %, bzw % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; s) in den letzten (Anzahl) Jahren war die Währungseinheit des Bruttoverkaufswertes mit % Zinsendienst belastet; im Berichtsjahre war die Währungseinheit des Bruttoverkaufswertes mit % Zinsendienst belastet, oder mit % mehr (weniger) als derDurchßchnitt der Vorjahre; t) das durchschnittliche Gesamtvermögen betrug in den letzten (Anzahl) Jahren Währungseinheiten; das Gesamtvermögen betrug im Berichtsjahre Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; u) in den letzten (Anzahl) Jahren betrugen am Jahresende, die durchschnittlichen Werte der: Rohmaterialien . . . . durchschnittlich Halbfabrikate „ Fertigerzeugnisse.... „ Immobilien „ Mobilien „ Werkzeuge und G e r ä t e . „ Außenstände „ verfügbare Mittel . . . „ Reserven „

Währungseinheiten, „ „ „ „ „ „ „ „

im Berichtsjahre betrugen am Jahresende die Werte der: Rohmaterialien Halbfabrikate Fertigerzeugnisse Immobilien Mobilien Werkzeuge und Geräte ... Außenstände verfügbare Mittel Reserven

Währungseinheiten, oder „ „

11 11 11 11

% mehr (weniger) % „ „

%

11 /O 11 /O 11 /O 11 /O als der Durchschnitt

11 »i 11 11 11 11 11 11 der Vorjahre;

v) die Währungseinheit des Bruttoverkaufswertes war in den letzten (Anzahl) Jahren belastet mit durchschnittlich: % % % % % % %

Materialkosten, produktiven Löhnen, Fabrikationsunkosten, Fabrikationsgestehungskosten, kaufmännischen Unkosten, Gesamtselbstkosten, Rabatt;

im Berichtsjahre war die Währungseinheit des Bruttoverkaufswertes belastet mit: % Materialkosten oder % mehr (weniger) % produktiven Löhnen „ % „ „

351 % % % %

Fabrikationsunkosten Fabrikationsgestehungskosten kaufmännischen Unkosten Gesamtselbstkosten

%

R ^ A T T

oder „ „ „

% mehr (weniger) % „ „ % „ „ % „ „ O /Q

N

als der Durchschnitt der Vorjahre; w) die Gesamtabschreibungen betrugen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich Währungseinheiten; im Berichtsjahre betrugen die Abschreibungen Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; x) auf eine Währungseinheit produktiver Löhne entfiel in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich ein Nettogewinn von Währungseinheiten ; auf eine Währungseinheit produktiver Löhne entfiel im Berichtsjahre ein Nettogewinn von Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; y ) auf eine Währungseinheit Materialkosten entfiel in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich ein Nettogewinn von Währungseinheiten ; auf eine Währungseinheit Materialkosten entfiel im Berichtsjahre ein Nettogewinn von Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; z) auf eine Währungseinheit kaufmännischen Gehälter entfiel in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich ein Nettogewinn von Währungseinheiten; auf eine Währungseinheit kaufmännischen Gehälter entfiel im Berichtsjahre ein Nettogewinn von Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; aa) ein produktiver Arbeiter erbrachte in den letzten (Anzahl) Jahren einen durchschnittlichen Nettogewinn von Währungseinheiten; ein produktiver Arbeiter erbrachte im Berichtsjahre einen Nettogewinn von Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; bb) ein kaufmännischer Angestellter erbrachte in den letzten (Anzahl) Jahren einen durchschnittlichen Nettogewinn von Währungseinheiten; ein kaufmännischer Angestellter erbrachte im Berichtsjahre einenNettoWährungseinheiten, oder % mehr(weniger), als der gewinn von Durchschnitt der Vorjahre; cc) auf einen kaufmännischen Angestellten entfielen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich (Anzahl) Arbeiter; auf einen kaufmännischenAngestellten entfielen im Berichtsjahre (Anzahl) Arbeiter, oder % mehr(weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; dd) der von einem Reisenden in den letzten (Anzahl) Jahren erzielte Umsatz betrug durchschnittlich Währungseinheiten; der von einem Reisenden imBerichtsjahre erzielte durchschnittliche Umsatz betrug Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre;

352 ee) eine Währungseinheit Reisekosten erbrachte in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich Währungseinheiten Umsatz; eine Währungseinheit Reisekosten erbrachte im Berichtsjahre Währungseinheiten Umsatz, oder % mehr (weniger), als derDurchschnitt der Vorjahre; ff) von dem gesamtem Umsätze entfielen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich auf: direkte Bestellungen %, Reisetätigkeit %, Vertretertätigkeit %, Zweigniederlassungen %, Inland %, Ausland %, im Berichtsjahre entfielen von dem Umsatz auf: direkte Bestellungen % oder % mehr (weniger) Reisetätigkeit % „ % „ „ Vertretertätigkeit % „ .% „ „ Zweigniederlassungen % „ % „ „ Inland % „ % „ „ Ausland % „ % „ „ als der Durchschnitt der Vorjahre; gg) in den letzten (Anzahl) Jahren betrugen die Werbekosten durchschnittlich Währungseinheiten; im Berichtsjahre betrugen die Werbekosten Währungseinheiten, oder % mehr (weniger), als der Durchschnitt der Vorjahre; hh) auf eine Währungseinheit Werbekosten entfielen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich Währungseinheiten Umsatz; auf eine Währungseinheit Werbekosten entfielen im Berichtsjahre Währungseinheiten Umsatz, oder % mehr (weniger), als derDurchschnitt der Vorjahre. Die vorstehend gekennzeichneten Vergleiche, bzw. die aus ihnen sich ergebenden unwirtschaftlichen Abweichungen der kaufmännischen Einflußgrößen jener Geschäftsjahre, in welchen der Niedergang des industriellen Unternehmens erfolgte, bilden die Ausgangspunkte der nach rückwärts zu entwickelnden Untersuchungswege, an deren Endpunkten die Ursachen des Niederganges erscheinen. In einem industriellem Unternehmen ergab sich mehrere Jahre hindurch ein unbefriedigender Gewinn. Die Untersuchung der Gestehungskosten gab keinen Anlaß zur Beanstandung, demnach mußten die Ursachen in der kaufmännischen Gebarung liegen. Das Unternehmen hatte drei Arten von Abnehmern: Großabnehmer, Mittelabnehmer und Kleinabnehmer; die beiden letztgenannten Abnehmerkreise wurden von der kaufmännischen Abteilung teils auf postalischem Wege, teils durch Reisendenbesuch gewonnen. Die Großabnehmer, welchen ein Rabatt von 20% eingeräumt wurde, wurden durch ein Exporthaus bedient, welches ursprünglich eine Provision von 9% bezog. Nach dem ersten Geschäftsjahre zeigte sich bereits, daß das Unternehmen trotz des hohen Auftragsbestandes keinen nennenswerten Gewinn aus den Großaufträgen ziehen konnte, daß dieser Gewinn den Gesamtgewinn höchst nachteilig beeinflußte. Infolgedessen wurden mit dem Exporthause

353 neue Provisionsverhandlungen gepflogen, welche zu einem Abkommen führten, das in der Hauptsache darin bestand, daß in Zukunft bei einer Steigerung des Umsatzes über jenen de3 ersten Vertragsjahres für den Mehrumsatz die halbe Provision bezahlt würde. Es ergaben sich folgende Durchschnittsprovisionen : 1. Vertragsjahr: Umsatz: 2000000,— Währungseinheiten: 9 % Provision

180000,— Währungseinheiten

2. Vertragsjahr: Umsatz: 2 5 0 0 0 0 0 , - Währungseinheiten: 9 % Provision von 2000000,—Währeinh. 180000,—Währungseinheiten 4,5% „ „ 500000,22500,„ Provision insgesamt

202500,— Währungseinheiten

Durchschnittlicher Provisionssatz: 202500 : 2500000 = 8,1%. 3. Vertragsjahr: Umsatz: 3000000,— Währungseinheiten: 9 % Provision von 2 0 0 0 0 0 0 , - W ä h r e i n h . 180000,-Währungseinheiten 4,5% „ „ 1000000,45000,„ Provision insgesamt

225000,— Währungseinheiten

Durchschnittlicher Provisionssatz: 225000 : 3000000 = 7,5%. 4. Vertragsjahr: Umsatz: 3500000,— Währungseinheiten: 9 % Provision von 2 000 000, - Währeinh. 180 000, - Währungseinheiten 4,5% „ „ 1500000,67500,„ Provision insgesamt

247500,— Währungseinheiten

Durchschnittlicher Provisionssatz: 247500 : 3500000 = 7,07%. 5. Vertragsjahr: Umsatz: 4000000,— Währungseinheiten: 9 % Provision von 2000000,—Währeinh. 180000,—Währungseinheiten 4,5% „ „ 2000000,90000,„ Provision insgesamt

270000,— Währungseinheiten

Durchschnittlicher Provisionssatz: 280000 : 4000000 = 6,75%. Mit dieser Vereinbarung glaubte die kaufmännische Leitung das Gewinnergebnis befriedigend zu steigern, da sie damit rechnete, daß mit steigenden Fabrikationsmengen die fabrikatorischen Gestehungskosten, mit steigenden Umsatzmengen die kaufmännischen Unkosten stark fallen würden; genaue Vorkalkulationen glaubte sie entbehren zu können. Die Nachprüfung ergab, daß die fabrikatorischen Gestehungskosten betrugen bei einem Verkaufswerte von: H e r z o g , Sanierung.

23

354 2000000,— Währungseinheiten: 2500000,3000000,3500000,4000000,-

56% des Verkaufswertes, 55,5% 55% 54,5% 54%

während die kaufmännischen Unkosten unverändert rund 16% des Verkaufswertes betrugen. Die Nachrechnung der Gewinnergebnisse der Großlieferungen ergab das nachstehende unbefriedigende Ergebnis: Antrags jähr

1.

2.

3. t Währungseinheiten

Bruttoumsatz . . . 2000000,— 2500000,Bruttoverkaufswert. 100,— 100,— Ab 20% R a b a t t . . 20,— 20,— 80,— 80,— Verbleiben — Ab Provision 9% . . 7,20 — 6,48 >• ,, 8,1% . — — >> ,, ',5% • — — ., 7,07% — — ,, ,, 6,75% 72,80 73,52 Verbleiben Ab fabrikatorische 55,50 Erstehungskosten . 56,Verbleiben 16,80 18,02 Ab kaufmännische Unkosten . . . . 16,— 16,— Verbleibender Reingewinn 0,80 2,02 bzw. Umsatzgewinn . 0,8% 2,02% Gesamtgewinn . . . 16000,— 50500,—

3000000,— 3 5 0 0 0 0 0 , - 4000000,— 100.— 100,— 100,— 20,— 20,— 20,— 80 — 80,— 80,— —









6—





5,66

— —

.



5,40



74,—

74,34

74,60

55,— 19,—

54,50 19,84

54,— 20,60

16 —

16,—

16,—

3,— 3% 90000,—

3,84 3,84% 134400,—

4,60 4.60% 184000,—

Der Umsatz bei den Mittel- und Kleinabnehmern betrug in den vorgenannten Jahren annähernd jährlich 2000000,— Währungseinheiten und erbrachte einen jährlichen Umsatzgewinn von annähernd je 10%. Der Gesamtumsatzgewinn betrug demnach: Vertragsjähr . . . Großabnehmer . . Mittel- und Kleinabnehmer . . .

1. 16600,-

2.

3. Währungseinheiten

50500,—

90000,—

4.

134400,—

5. 184000,—

200000,— 200000, 200000,200000,— 200000,Insgesamt . . . . 216600,— 250500,— 290000,— 334400,— 384000,— bei einem Gesamtumsätze von . . 4000000,— 4500000,— 5000000,— 5500000,— 6000000,— somit ein verminderter Umsatzgewinn von 5,415% 5,555% 5,8% 6,261% 6,4%

Ursache an der Gewinneinbuße war demnach ausschließlich der Vertrag mit dem Exporthause, dessen Lösung auf Schwierigkeiten stieß, da das Exporthaus zugleich an dem industriellen Unternehmen beteiligt war und sich

355 eben auf Grund seiner seinerzeitigen Beteiligung gegen Ende des ersten Vertragsjahres diese verhältnismäßig viel zu hohe Provision ausbedungen hatte. Aus diesemBeispiele ist, wenn das fünfte Vertragsjahr zur Betrachtung herangezogen wird, zu erkennen, daß der Gewinnertrag an sich nicht allein bestimmend für die Beurteilung eines industriellen Unternehmens ist, vielmehr die Umstände bekannt sein müssen, unter welchen er hereingebracht wurde. Hierüber geben die oben gekennzeichneten Vergleichszahlen entweder zahlenmäßigen Aufschluß, oder zumindest Anhaltspunkte, welche Wege einzuschlagen sind, um zu zahlenmäßigem Aufschluß zu gelangen. Eine kurze Erörterung der oben angegebenen Vergleichsaufstellung dürfte gute Dienste leisten. a) Gesamtumsatzmengen: Wenn die jährlichen Gesamtumsatzmengen gegenüber den Durchschnitten der Vorjahre zurückgegangen sind, können als Ursachen in Betracht kommen: Abnahme der früheren Leistungsfähigkeit (Lebensdauer, Aussehen, Güte usw.) der Erzeugnisse, Rückständigkeit der Erzeugnisse (infolge Überholung durch die Konkurrenz), Abnahme der fabrikatorischen Sorgfalt (daher Zunahme der Mängelbeanstandungen, Verweigerungen der Abnahmen, Kundenverluste, Einbuße des Ansehens des Unternehmens und seiner Erzeugnisse), erhebliche sich wiederholende Lieferungsüberschreitungen [mangelhafter fabrikatorischer Arbeitsplan, Fehlarbeiten, welche wiederholt werden müssen, Uberlastung der fabrikatorischen Abteilung, Arbeitermangel überhaupt, oder herbeigeführt mangels finanzieller Mittel, die zur Entlohnung des erforderlichen Arbeiterstandes ausreichen, Mangel an Rohmaterial, da sowohl die zu seiner Beschaffung ausreichenden eigenen Mittel, oder Kredite fehlen, Mangel an leistungsfähigen Arbeitsbehelfen (da infolge der Geldarmut die Instandhaltung der Arbeitsbehelfe nicht möglich ist, deren Leistungsfähigkeit daher abnimmt), infolge der drei letzten Ursachen stetig abnehmende Ausbringung der fabrikatorischen Abteilung], Abnahme der Aufnahmefähigkeit des Marktes im allgemeinem (Konjunkturrückgang), von einzelnen Märkten im besonderen infolge Fracht- oder Zollerhöhungen (welche durch Verminderung der Selbstkosten nicht ausgeglichen wurden, oder ausgeglichen werden konnten), verminderte Anzahl der Verkaufsorgane (aus falscher Sparsamkeit, aus Mangel an finanziellen Mitteln, durch Abgang und Nichtersatz tüchtiger Kräfte), verminderte Leistungsfähigkeit der Verkaufsorgane (meist hervorgerufen durch schlechtere Bezahlung der Verkaufskräfte, Provisionsverminderung), verminderte Reisetätigkeit (meist bewirkt durch Mangel an flüssigen Mitteln), Erhöhung der Verkaufspreise (hervorgerufen durch Steigerung der Selbstkosten), Verminderung der Rabatte (hervorgerufen durch Steigerung derSelbstkosten. oder durch falsche Umstellung von Umsatzgewinn auf Stückgewinn), mangelnde Fähigkeit, oder Initiative der kaufmännischen Leitung. b) Gesamtumsatzwerte: Wenn die jährlichen Gesamtumsatzwerte gegenüber den Durchschnitten der Vorjahre zurückgegangen sind, können als Ursachen in Betracht kommen: die unter a) genannten, welche eine Verminderung der Umsatzmengen ohne entsprechend verhältnismäßig erhöhte Verkaufspreise zur Folge haben, ferner eine allgemeine Preissenkung oder Preisschleuderei. 23*

356 c) Umsatzmengen und Erzeugungsmengen: Bleiben die verkauften Mengen hinter den erzeugten Mengen zurück, dann können als Ursachen in Betracht kommen: Mangel einer rechtzeitigen Angleichung des fabrikatorischen Arbeitsplanes an den kaufmännischen, fehlendes Zusammenarbeiten zwischen kaufmännischer und fabrikatorischer Leitung, unrichtige (selbstverschuldete, unverschuldete) Beurteilung der kommenden Konjunktur durch die kaufmännische Leitung (welche höhere Erzeugungsmengen in Auftrag gab, als abgesetzt werden können), Versagen eines neuen Artikels, ungenügende Werbetätigkeit, verschiedene der unter a) und b) genannten Ursachen. Bleiben die erzeugten Mengen hinter jenen zurück, die verkauft werden könnten, bzw. verkauft wurden, dann können als Ursachen in Betracht kommen: Aufnahme von Bestellungsmengen, welche die fabrikatorische Leistungsfähigkeit übersteigen (nicht rechtzeitig beachtetes, oder unvorhergesehenes) Ansteigen der Konjunktur, schlechter fabrikatorischer Arbeitsplan, nachhaltig wirkende Betriebsstörungen. d, e) Kaufmännische Unkosten: Die zahlenmäßige Veränderung der Unkosten an sich ist kein Kriterium. Steigt das Verhältnis der kaufmännischen Unkosten zu den Umsatzwerten gegenüber dem Durchschnitte der Vorjahre, dann können als Ursachen in Betracht kommen: große Werbekosten in Voraussetzung einer günstigen Konjunktur, welche nicht zutraf, Aufrechterhaltung der Reisetätigkeit in einer Zeit, in welcher sie wegen der Nichtaufnahmefähigkeit der Märkte zwecklos war, zu großes Personal,zu hoheGehälter, zu hohe Provisionen, Zahlung hoher Rückstände von öffentlichen Abgaben, zu hoher Zinsendienst, zu hohe Abschreibungen, Vertragsbußen, Gutschriften wegen mangelhaften oder nicht zeitgerechten Lieferungen, schärfere Konkurrenz, welche zu erhöhter Werbetätigkeit zwingt, Neueinrichtungen und hohe Reparaturkosten, Neueinrichtungen von Zweigniederlassungen, höhere Fracht- und Zollspesen. f, g) Rabatt: Die Steigerung der Rabatte gegenüber den Durchschnittswerten der Vorjahre kann zurückgeführt werden auf: Erhöhung der Verkaufspreise, Steigerung der Konkurrenzrabatte, große Einzelabschlüsse, Abstoßung von Ladenhütern. h) Provisionen: Die Steigerung der Provisionssummen an sich ist kein Kriterium. Steigt das Verhältnis der Provisionen zu den Umsatzwerten gegenüber dem Durchschnitte der Vorjahre, dann können als Ursachen in Betracht kommen: allgemeine Erhöhung der Lebenskosten, welche eine Erhöhung der Provisionssätze bedingt, Einstellung besonders tüchtiger Verkaufskräfte, schwer verkäufliche (rückständige, veraltete) Erzeugnisse (für deren Abstoßung durch höhere Provisionssätze stärkerer Anreiz geboten wird). i) Ladenhüter: Wenn der Verkaufswert der nicht verkauften Erzeugnisse den Durchschnitt der Vorjahre übersteigt, können als Ursachen in Betracht kommen: NichtZusammenarbeiten zwischen der fabrikatorischen und kaufmännischen Abteilung, zu große Bestellungsaufgabe seitens der kaufmännischen Abtei-

357 lung an die fabrikatorische, Versagen der Verkaufskräfte, unvorhergesehener Konjunktureinbruch, minderwertige Erzeugnisse, infolge Erhöhung der Material-, oder Lohnkosten, oder beider, zu hohe Verkaufspreise, Verminderung der Rabatte, Modewandlungen, Wandlung in der Einstellung der Abnehmer, unvorhergesehener Abschluß von Exportländern durch Zollerhöhungen, Überholung der Erzeugnisse durch die Konkurrenz. j) Konsignationslager: Wenn der Wert der Konsignationslager den Durchschnittswert der Vorjahre übersteigt, können folgende Ursachen in Betracht kommen: Vermehrung der Vertretungen mit Konsignationslagern (wobei zu untersuchen ist, ob die Errichtung dieser Vertretungen berechtigt war), allgemeine, oder teilweise Vergrößerung der Konsignationslager (die nur berechtigt ist, wenn der Umsatz in den betreffenden Vertretungsgebieten entsprechend gestiegen ist), Zuwachs an vervollkommneten, oder neuartigen Erzeugnissen, wodurch die bisherigen Konsignationswaren zu Ladenhütern werden (wobei zu untersuchen ist, warum die Lager beschickt wurden, bevor die alten Waren abgestoßen wurden, warum die alten Waren, gegebenenfalls zu verminderten Preisen, nicht abgestoßen wurden, ob die Lager nicht etwa mit alten Waren weiter beschickt wurden, trotzdem bereits vervollkommnete, oder neuartige Erzeugnisse in Aussicht, bzw. in Fabrikation, genommen waren), nicht befriedigende Verkaufstfitigkeit der Konsignationslagerinhaber (Ermittlung der Ursachen der verminderten Verkaufstätigkeit), Fehlen der Vertragsverpflichtung, nach welcher die Vertreter (Zweigniederlassungen) innerhalb bestimmter Fristen bestimmte Mengen fest übernehmen müssen, Weigerung der Vertreter (Zweigniederlassungen) die vereinbarten Mengen fest zu überübernehmen, leichtfertige und unbegründete Auffüllung der Konsignationslager (oft nur zu dem Zwecke, die unberechtigte Überproduktion scheinbar zu begründen, oder um die Habenseite der Bilanz günstiger zu gestalten). k) Reisekosten: Die Steigerung der Reisekosten an sich ist kein Kriterium. Steigt das Verhältnis der Reisekosten zum Umsätze über den Durchschnitt derVorjahre, dann können folgende Ursachen in Betracht kommen: erhebliche Erhöhung der Fahrspesen, unnötige Reisen, erhöhte Reisetätigkeit, um die abnehmende Aufnahmefähigkeit auszugleichen, untüchtige Reisende, rückständige Erzeugnisse und zu hohe Verkaufspreise, welche den Umsatz nachteilig beeinflussen, zu früher oder zu später Reisebeginn. 1) Selbstkosten: Steigen die Selbstkosten im Verhältnisse zu den Verkaufspreisen gegenüber dem Durchschnitte der Vorjahre, dann können als Ursachen in Betracht kommen: Sinken der Verkaufspreise (unter dem Einflüsse der Konjunktur, der Konkurrenzpreise), Erhöhung der Fabrikationskosten (durch Erhöhung der Materialpreise, Löhne, öffentliche Abgaben) ohne entsprechende Erhöhung der Verkaufspreise, begründete, oder unbegründete Erhöhung der kaufmännischen Unkosten. m) Nettogewinn, bezogen auf Bruttoumsatz: Fällt der auf den Umsatz bezogene Nettogewinn gegenüber dem Durchschnitte derVorjahre, dann können als Ursachen in Betracht kommen: Klei-

358 nere Umsatzmengen (siehe a), kleinere Umsatzwerte (siehe b), höhere Selbstkosten (siehe 1). n) Geschäftskapital: Die Änderung des Geschäftskapitales kann auf Vergrößerung desselben durch Neubeteiligung (Mehrbeteiligung), oder auf Zusammenlegung des Kapitales (infolge von Verlusten), oder auf beide Ursachen zurückzuführen sein. o) Nettogewinn, bezogen auf Geschäftskapital: Fällt der auf das Geschäftskapital bezogene Nettogewinn gegenüber dem Durchschnitte der Vorjahre, dann können als Ursachen in Betracht kommen: kleinere Umsatzmengen (siehe a), kleinere Umsatzwerte (siehe b), höhere Selbstkosten (siehe 1), Änderung des Geschäftskapitales (siehe n). Das Steigen des auf das Geschäftskapital bezogenen Nettogewinnes gegenüber dem Durchschnitte derVorjahre kann nicht unter allen Umständen als Erfolg angesehen werden, denn das Geschäftskapital kann bei gleichbleibender Gewinnsumme durch Zusammenlegung erheblich vermindert worden sein. p, q) Kreditkapital: Ist das Kreditkapital an sich oder im Verhältnisse zum Geschäftskapital gegenüber dem Durchschnitte der Vorjahre gestiegen, dann können als Ursachen in Betracht kommen: fabrikatorischer Ausbau (wobei zu untersuchen ist, ob er gerechtfertigt war), verkaufstechnischer Ausbau (wie vorstehend), Verminderung der Betriebsmittel durch Verluste (deren Ursachen erhoben werden müssen), Erhöhung des Kreditkapitales ohne gleichzeitige verhältnismäßige Erhöhung des Geschäftskapitales, Zusammenlegung des Geschäftskapitales, ohne Verminderung des Kreditkapitales. Hat sich das Kreditkapital an sich oder im Verhältnisse zum Geschäftskapital gegenüber dem Durchschnitte der Vorjahre vermindert, dann können als Ursachen in Betracht kommen: Abzahlung der Kredite, Kündigung der Kredite, Erhöhung des Geschäftskapitales, Streichung von Krediten im Ausgleichverfahren. r, 8) Zinsendienst: Sind der Zinsendienst, bzw. die durch ihn bewirkte Belastung des Bruttoverkaufswertes gegenüber dem Durchschnitte der Vorjahre gestiegen, dann können als Ursachen in Betracht kommen: Erhöhung des Kreditkapitales (siehe p, q), Erhöhung des Zinsfußes, Verminderung der Umsatzwerte (siehe b). t) Gesamtvermögen: Das Sinken des Gesamtvermögens gegenüber dem Durchschnitte der Vorjahre ist entweder auf Verluste (deren Ursachen [verschuldete, unverschuldete] genau zu erheben sind, wie spekulative Wareneinkäufe, unwirtschaftliche fabrikatorische und kaufmännische Gebarung, unzulässige Kreditgewährungen usw.), oder auf elementare Ereignisse (Explosionen, Überschwemmungen, Grubenunglücke usw.), welche durch Versicherungen nicht, oder nur unzureichend gedeckt sind, zurückzuführen.

359 u) Vermögensteile: Die Verminderung der Vermögensteile kann ihre Ursachen haben in: erhöhten Abschreibungen (deren Berechtigung nachzuweisen ist), Verlusten, Abnutzungen außerordentlicher Art, Mangel an Nachschaffungen, zweifelhaften, oder uneinbringbaren Außenständen, Entwertung der Lager von Materialien, Halbfabrikaten und Fertigerzeugnissen. v) Verkaufswertbelastungen: Die Steigerung der Verkaufswertbelastungen kann herbeigeführt werden durch: Erhöhung der Roh- und Betriebsmaterialpreise, Lohnerhöhungen, Fehlfabrikationen, Ausschußerhöhung infolge Material- und Bearbeitungsfehler, Erhöhung der fabrikatorischen und kaufmännischen Unkosten, Rabatterhöhung. w) Abschreibungen: Die Abschreibungen sollen nach den allgemein üblichen Sätzen erfolgen, welche den jeweiligen Abnutzungen, bzw. Entwertungen, anzupassen sind; zu geringe Abschreibungen führen zur Vorspiegelung eines höheren Vermögensstandes; zu hohe Abschreibungen dienen entweder zur Erhöhung der stillen Reserven, oder zur Vortäuschung eineB verminderten Vermögensstandes. x) Gewinnertrag der produktiven Löhne: Fällt der Gewinnertrag der produktiven Lohneinheit unter den Durchschnitt der Vorjahre, dann können als Ursachen in Betracht kommen: Verschlechterung der Ausgangsmaterialien, Verschlechterung der Arbeitsbehelfe, Verschlechterung der Arbeitseinteilung, Verschlechterung der Arbeitsmethoden, Verschlechterung der Arbeitsüberwachung, infolge dieser Ursachen Steigerung der Ausschußarbeiten, Fehlen der Zeitkontrolle, Stundenlohnarbeit statt Akkordarbeit, falsches Lohnsystem, höhere Löhne, Rückgang des Umsatzes, Sinken der Verkaufspreise. y) Gewinnertrag des Materiales: Fällt der Gewinnertrag der Materialeinheitskosten unter den Durchschnitt der Vorjahre, dann können als Ursachen in Betracht kommen: schlechteres Material, daher höherer Ausschuß, minder ausgiebiges Material, rascher verderbenderes Material, ungeeignetes Material, unwirtschaftlicher Einkauf, steigende Materialpreise, Rückgang des Umsatzes, Sinken der Verkaufspreise. z) Gewinnertrag der kaufmännischen Gehälter: Fällt der Gewinnertrag der Gehältseinheit unter den Durchschnitt der Vorjahre, dann können als Ursachen in Betracht kommen: zu viele Angestellte, zu hohe Gehälter, Rückgang des Umsatzes, Sinken der Verkaufspreise. aa) Gewinnertrag der produktiven Arbeiter: Sinkt der auf einen produktiven Arbeiter entfallende Gewinnertrag unter den Durchschnitt der Vorjahre, dann können als Ursachen in Betracht kommen: überzähliger Arbeiterstand, erhöhter Ausschuß, verminderte Arbeitsleistung, Rückgang des Umsatzes, Sinken der Verkaufspreise. bb) Gewinnertrag der kaufmännischen Angestellten: Sinkt der auf einen kaufmännischen Angestellten entfallende Gewinnertrag unter den Durchschnitt der Vorjahre, dann können als Ursachen in

360 Betracht kommen: überzähliger Personalstand, Rückgang des Umsatzes, Sinken der Verkaufspreise. cc) Verhältnis zwischen der Zahl der kaufmännischen Angestellten und Arbeiter: Steigt die Zahl der kaufmännischen Angestellten im Verhältnisse zu jener der Arbeiter gegenüber dem Durchschnitte der Vorjahre, dann können als Ursachen in Betracht kommen: erhöhte Ausbringung der fabrikatorischen Abteilung bei gleichbleibender Arbeiterzahl (durch Verbesserung der Arbeitsmittel, der Arbeitsmethoden und des Arbeitsganges), die einen erhöhten Umsatz nach sich zieht, dessen Bewältigung mehr kaufmännische Angestellte erfordert, Abbau des Arbeiterstandes infolge verminderten Beschäftigungsgrades, ohne verhältnismäßigen Abbau des kaufmännischen Personales (Untersuchung der Ursachen des nicht durchgeführten Abbaues), Verringerung des Arbeiterstandes bei gleichbleibenden Erzeugungsmengen infolge Vereinfachung der Arbeitsprozesse. dd) Reisendenleistungen: Fallen die von einem Reisenden erzielten durchschnittlichen Umsatzmengen unter den Durchschnitt der Vorjahre, dann können als Ursachen in Betracht kommen: Ausscheiden tüchtiger Reisenden, unwirtschaftlicher Reiseplan, zwecklose Reisen, zu früher, zu später Reisebeginn, ungeschulte, unerfahrene Reisende, Verminderung der Provisionssätze, Verminderung der Leistungsfähigkeit der Erzeugnisse, preistechnische Konkurrenzunfähigkeit der Erzeugnisse, schlechte Konjunktur, verringerte Rabattsätze, Überlegenheit der Reisenden der Konkurrenz. Fallen die von einem Reisenden erzielten durchschnittlichen Umsatzwerte unter den Durchschnitt der Vorjahre, dann können als Ursachen in Betracht kommen: die vorstehend genannten, allgemeine Senkung der Verkaufspreise, Schleuderkonkurrenz. ee) Reisekostenertrag: Fallen die Reisekostenerträgnisse unter den Durchschnitt der Vorjahre, dann können als Ursachen in Betracht kommen: die unter dd) genannten, erhöhte Reisekosten (siehe k). ff) Umsatz Verteilung: Fallen die direkten Bestellungen unter den Durchschnitt der Vorjahre, dann können als Ursachen in Betracht kommen: geringerer Bedarf, geringere leistungstechnische und preistechnische Konkurrenzfähigkeit der Erzeugnisse, Verärgerung der Kunden (mangelhafte, verspätete Angebote und Lieferungen), Rückständigkeit, oder Nachlassen der schriftlichen Werbetätigkeit, Einschränkungen der Kreditgewährungen, Verminderung der Rabatte. Beim Fallen der von den Reisenden hereingebrachten Bestellungen unter den Durchschnitt der Vorjahre können zum Teile die vorgenannten, zum Teile die unter dd) genannten Ursachen in Betracht kommen. Beim Fallen der von Vertretungen, oder Zweigniederlassungen hereingebrachten Bestellungen unter den Durchschnitt der Vorjahre können in Betracht kommen: zum Teile die vorgenannten Ursachen, ferner verminderte Provisionssätze, vermindertes Verkaufsinteresse der Vertreter, oder Zweigniederlassungen.

361 Fallen die inländischen Bestellungen unter den Durchschnitt der Vorjahre, dann können die vorgenannten Ursachen in Betracht kommen, überdies auch erhöhte Frachtkosten. Fallen die ausländischen Bestellungen unter den Durchschnitt der Vorjahre, dann können die vorgenannten Ursachen, überdies unterdessen im Ausland entstandene Konkurrenz, sowie erhöhte Zollsätze in Betracht kommen. gg) Werbekosten: Zeigen die Werbekosten eine Veränderung gegenüber dem Durchschnitte der Vorjahre, dann können als Ursachen in Betracht kommen: Mangel an Betriebsmitteln (durch welche die Werbeausgaben eingeschränkt werden), Zwecklosigkeit einer gleich starken Werbung (Verminderung der Aufnahmefähigkeit des Marktes, in Vorbereitung befindlichen Neuerzeugnisse), Zunahme der Aufnahmefähigkeit des Marktes, welche zur Verstärkung der Werbetätigkeit berechtigt, Erhöhung der Werbetätigkeit der Konkurrenz, mit welcher Schritt gehalten werden muß. hh) Werbekostenertrag: Fällt der Werbekostenertrag unter den Durchschnitt der Vorjahre, dann können als Ursachen in Betracht kommen: verminderte Verkaufspreise, verminderte Rabattsätze, verminderter Bedarf, mangelhafte, oder versagende Werbewirkung, daher Verminderung des Umsatzes. Zwangsläufige Berichterstattung ist, ebenso wie in der fabrikatorischen Abteilung, auch ein unbedingtes Gebot für die kaufmännische Abteilung; es zeigt 6ich bei Sanierungen, daß die kaufmännische Leitung immer dort versagt, wo die zwangsläufige Berichterstattung fehlt. Denn sie allein ermöglicht, jede Veränderung sofort zu erkennen, günstig wirkende Veränderungen zu verstärken, ungünstig wirkende von ihren Ursachen zu befreien. An anderer Stelle ist die Auswertung der wichtigsten dieser Berichte durch die Geschäftsleitung bereits gekennzeichnet worden. Neben diesen Berichten leisten ununterbrochen fortgeführte graphische Aufzeichnungen der Geschfiftsleitung sehr gute Dienste; für eine rein orientierende, nicht in Einzelheiten gehende Übersicht sind sie unter Umständen den tabellarischen Berichten vorzuziehen. So können den beispielsweise die in Abb. 11—15 gegebenen Darstellungen sinngemäß dazu verwendet werden, der Geschäftsleitung ein Bild über das Verhältnis zwischen einlaufenden und erledigten Bestellungsmengen zu geben; aus der Längendifferenz der beiden Farben streifen in Abb. 11 ist der Umfang der rückständigen Lieferungen sofort zu erkennen. Die Bestellungsmengen der einzelnen Erzeugnisarten, -formen und -größen werden durch Auftragungen von Ordinaten für die gleichen Zeitperioden zu Vergleichszwecken versinnbildlicht. Besonders wichtig für die Geschäftsleitung sind die täglichen Bestellungsund Lieferungsberichte, aus welchen durch tägliche Übertragung der Endsummen die Monatsberichte mit Ablauf der Kalendermonate zwangsläufig abgeschlossen werden. Diese Monatsberichte und die aus ihnen sich ergebenden vergleichenden Rückblicke liefern jeweilen der Geschäftsleitung die Grundlagen für ihre zukünftigen Maßnahmen. Für diese Monatsberichte ist folgende Form zu empfehlen:

362 Bestellungsbericht, bzw. Lieferungsbericht für den Monat 19 Datum 1.

Bestellungs- bzw. LieferungsBerichtnummer Währungseinheiten

2.

3. usw. 31. Zusammenfassung: Bestellungs-, bzw. Lieferungsbetrag: Berichtsmonat Vormonat

Währungseinheiten

Mehr (Weniger) gegenüber Vormonat

Währungseinheiten

Gesamtbestellungs-, bzw. -lieferungsbetrag: seit Jahresbeginn in der gleichen Vorjahresperiode

Währungseinheiten „

Mehr (Weniger) gegen gleiche Vorjahresperiode

Währungseinheiten

In ähnlich umfassender Weise wie die Fabrikationsstatistik ist die kaufmännische Statistik zu führen, welche in allgemeine Verwaltungsstatistik, Verkaufsstatistik, Gewinnstatistik und Finanzstatistik zu unterscheiden ist. Aus diesen Statistiken sind für die Geschäftsleitung die Verhältniszahlen herauszuziehen, welche für die jeweilen augenblickliche Beurteilung des Geschäftsganges bestimmend sind. Diese Verhältniszahlen bilden gleichzeitig einen Maßstab für die Beurteilung der Sanierungsfähigkeit eines industriellen Unternehmens in kaufmännischer Beziehung, müssen demnach dort, wo sie nicht vorhanden sind, vorgängig der Sanierung ermittelt werden. Die wichtigsten dieser Verhältniszahlen sind: Verhältnis der Buchwerte der Immobilien „ „ Mobilien „ „ Materialien „ „ Halbfabrikate „ Fertigerzeugnisse „ „ „ Konsignationslager Abschreibungen der Immobilien „ Mobilien „ Materialien „ Halbfabrikate „ Fertigerzeugnisse „ Konsignationslager Versicherungswerte der Immobilien „ „ Mobilien „ „ Lager aller Art Steuern und sonstigen öffentlichen Abgaben des Geschäftskapitals „ Kreditkapitales

t?

>o

/O

428 389 354 322 293 267 243 221 201 183 167 152 138 126 114 104 95 86 78 71 65 59 54 49 45 41 37 33 31 28 25 23

10% 387 349 314 282 254 229 206 185 167 150 135 122 110 98 89 80 72 65 58 52 47 42 38 34 31 28 25 23 20 18 16 15

Die Abschreibungen nach vorstehender Tabelle, d. h. vom Buchwerte, sind vielerorts üblich, werden jedoch mit Recht zu beanstanden sein; denn die Abschreibung muß so hoch bemessen werden, daß die Anschaffungskosten mit Beendigung der Lebensdauer des abzuschreibenden Anlagewertes getilgt sind. Die Höhe der Abschreibung richtet sich nach dem Alter (Rückständigkeit) und dem Grade der Abnutzung des Anlageteiles, in der Praxis meistens nach den wirtschaftlichen Grundsätzen des Unternehmens; je höher die Abschreibungen sind, desto gesünder ist das Unternehmen. Nur dürfen die Abschreibungen nicht deshalb hoch getrieben werden, um aus Nebenabsichten heraus den Wert des Unternehmens für Sanierungszwecke zu drücken. Daher sind bei Bewertungen von zu sanierenden Unternehmungen die Abschreibungen vom Anschaffungswerte durchzuführen, wobei die nachstehenden Mindestabschreibungen in Anwendung zu kommen haben: Abzuschreibender Gegenstand

Massive Fabriksgebäude Fabriksgebäude im Bindwerkbau Holzschuppen

Tag-

. . .

2—4 3—5 4—6

Abschreibungen bei Tag- u. Nachtperiodischen Betriebe In •/.

2—5 3—5 4—6

— — 3—5

365 Abzuschreibender Gegenstand

Tag-

Dampfkessel mit allem Zubehör . . . 5—10 Dampfmaschinen 4—10 Dieselmotoren 8—12 Gasmotoren 8—12 Explosionsmotoren 8—15 Generatoren und Elektromotoren . . . 5—10 Turbogeneratoren 5—10 Transformatoren 8—10 Lokomobile — Schaltanlagen 6—10 Wasserturbinen 6—8 6—8 Wasserräder 5—10 Vorgelege 4—10 Heizanlagen — Elektrische Beleuchtungsanlagen . . • — Akkumulatoren — Bergwerksanlagen — Hüttenwerke 5—10 Maschinenfabriken 5—10 Konstruktionswerkstätten 5—10 Kesselschmieden 5—10 Gießereien 4—20 Feldbahnanlagen 4—20 Feldbahnlokomotiven 5—10 Privatbahnen 7—10 Hebezeuge und Fördermittel Mahl- und Ölmühlen: 4—8 Reinigungsmaschinen 4—8 Müllereimaschinen 4—7 Ölpressen 4—7 Sonstige 5—10 Schneidemühlen 5—10 Holzverarbeitungsanlagen Zuckerfabriken 6—12 6—12 Brauereien — Brennereien — Preßhefefabriken 5—8 Stärkefabriken 6—10 Dextrinfabriken 6—9 Düngstoffabriken 5—8 Seifenfabriken 7,5—10 Hanfspinnereien 7—10 Kammgarnspinnereien 6—9 Baumwollspinnereien 6—8 Baumwollwebereien 8—10 Appreturmaschinen 4—8 Tuchfabriken — Holzschleifereien — Pappfabriken — Papierfabriken 4—8 Papierverarbeitungsfabriken 4—8 Kartonnagefabriken 5—10 Tapetenfabriken . .

Abschreibungen bei Tag- u. Nachtperiodischem Betriebe in •/.

7,5—12 5—12,5 12—15 12—15 10—20 7,5—12 7,5—12

3—5 7—9 7—9 5—7 7—12 4—8 —





— — 10—15 10—15 7—12 6—10

5—15 — 5—7 4—7 — —

8—12

10—15





10—20



10—20



7—12 7—12 7—12 7—12 4—20 4—20 5—10 10—15

— — — — — — — —

7—12 7—12 6—8 6—8 7—12 7—12 6—12 6—12

— 5—8 — — — — — —

6—12



6—12



7—12 —

8—12 — 9—12 8—12 7—12 7—12 9—14 7—12 3—10 3—10 4—12 — — —

4—8 —

4—8 — — — — — — —

366 Abzuschreibender Gegenstand

Tonaufbereitungen Ziegeleien Schamottefabriken Porzellanfabriken Glasfabriken Zementfabriken Mörtelfabriken Bäckereien Teigwarenfabriken Schlachthöfe Fleischereien Gemüsetrocknungsanstalten Apfelkeltereien Schuhfabriken Hutfabriken Wäschereien Gerbereien Lederverarbeitungsanlagen Wirkereien Strickereien Dampfpflüge Dreschmaschinen Schrotmühlen Schrotgänge Siedemaschinen Haferquetschen Göppelbrunnen Windmotorenbrunnen Ackergeräte Geräte aller Art Werkzeuge aller Art Wanderbetriebe Landwirtschaftliche Betriebe Bohranlagen Tiefbauanlagen Eisenbahnen Erdkabel Freileitungen Grundstücke Allgemeines Inventar Fahrzeuge Rohrleitungen

Tag-

10—15 10—15 7,5—12 7,5—12 10—20 8—10 8—10 5—8 5—8 5—8 5—8 5—8 5—8 5—10 7—10 10—12 5—10 5—10 5—10 5—10 — — — — — 3—12 4—8 4—8 4—12 10—25 33 y3 5—10 5—10 5—10 5—10 5—10 2—4 3—5 1—3 15—20 20—30 8—12

Abschreibungen bei Tag- u. Nachtperiodischem Betriebe In •/•

— — 10—15 10—15 15—33 »/3 9—15 9—15 7—12 7—12 7—12 7—12 7—12 7—12 — — — — — — — — — — — — — — — — 15—30 33 Yz — — — — — — — — — — —

— — — — — — — — — — — — — — — — — — — — 5—15 5—15 3—10 3—10 3—10 — — — — 10—20 33 Vi — — — — — — — — — — —

Eine lückenlose kaufmännische Statistik muß für die Berichtsperiode (Woche, Monat, Vierteljahr, Halbjahr, Jahr) und die gleich langen Vorperioden vergleichende Aufschlüsse liefern über: a) Verwaltungskosten: Erhaltungskosten (Reparaturkosten) der Gebäude, unterteilt nach den hauptsächlichsten Kostenarten (um die Abnutzungsgrößen und -Ursachen feststellen, bzw. diese in Zukunft ausschalten zu können); Ergänzungsbauten- (Zugänge-) kosten; Gesamterstellungskosten; Abschreibungen und Endwert der Gebäude; Erhaltungskosten (Reparaturkosten) der Einrichtungen und Ausrüstungen (wie vorstehend); Ergänzungs-

367 anlagen; Gesamterstellungskosten, Abschreibungen und Endwerte der Einrichtungen und Ausrüstungen; Versicherungswerte und Versicherungskosten; Wohlfahrtskosten; Zinsendienst; Anleihentilgung; Steuern und öffentliche Abgaben; Lizenzabgaben; Repräsentationskosten; Sitzungsgelder; Reisespesen; Provisionen; Werbekosten; Verkehrskosten (Post, Fernsprecher, Fernschreiber, Kanzleimaterial); Fuhrwerkspesen; allgemeine Unkosten (Heizung, Beleuchtung, Wasser, Reinigung usw.); Löhne; Gehfilter; Umsatz; Gesamtverwaltungskosten in Währungseinheiten und Prozenten vom Umsätze. b) Verkaufsspesen: Mietanteil der Verkaufsabteilung; Anteil der Verkaufsabteilung an den Verwaltungskosten; Gehälter der Verkaufsabteilung; Löhne der Verkaufsabteilung; Kanzleimaterial; Post-, Fernsprech-, Fernschreibkosten; Werbekosten; Reisespesen; Provisionen; Frachtspesen; Zollspesen; Versicherungsspesen; Umsatzprämien; Skonto; Rückvergütungen; Delkredere; außerordentliche Ausgaben; Umsatz; Gesamtverkaufsspesen in Währungseinheiten und Prozenten vom Umsätze. c) Kaufmännische Unkosten (Handlungsunkosten): Verwaltungskosten (aus a); Verkaufsspesen (aus b); kaufmännische Unkosten (a + b); Umsatzmengen; Umsatzwerte; kaufmännische Unkosten der Mengeneinheit; kaufmännische Unkosten in Prozenten des Umsatzwertes. Wenn verschiedene Verkaufsabteilungen vorhanden sind, welche verschiedenartige Erzeugnisse vertreiben, kann für die Berechnungen der auf die Umsatzwährungseinheit entfallenden kaufmännischen Unkosten nicht der aus c sich ergebende prozentuale Wert eingesetzt werden; vielmehr muß die Unkostenverteilung nach den Umsätzen der einzelnen Abteilung, wie folgt, vor sich gehen: Verwaltungskosten . . . . a Währungseinheiten Verkaufsspesen: Verkaufsabteilung I. . bx „ II- • b 8 III- • b 3 Gesamtverkaufsspesen b x -f- b 2 + b 3 = c Währungseinheiten. Umsatz: Verkaufsabteilung

I. . d t II. • d 2 III- • d 3 d x + d 2 + d 3 = e Währungseinheiten.

Gesamtumsatz 1. Fall: Eine einzige Verkaufsabteilung, deren Verkaufsspesen c Währungseinheiten betragen, und welche einen Umsatz von e Währungseinheiten erzielt: Kaufmännische Unkosten: a + c Währungseinheiten. Belastung der Umsatzwährungseinheit durch kaufmännische Unkosten: 100 X (a + c) _ „, P /oe 2. Fall: Drei Verkaufsabteilungen: Die Verwaltungskosten werden auf die drei Verkaufsabteilungen im Verhältnisse ihrer Umsätze aufgeteilt; es entfallen an Verwaltungskosten auf:

368 Verkaufsabteilung I : a

^

= f t Währungseinheiten

Verkaufsabteilung I I : a

X d 2 = f 2 Währungseinheiten

Verkaufsabteilung I I I : a V j —- = f 3 Währungseinheiten Belastung der Umsatzwährungseinheit durch kaufmännische Unkosten: Verkaufsabteilung I : lOOXtti + bQ : qi% di Verkaufsabteilung I I : 100X(fa + b 2 ) _ , Verkaufsabteilung I I I : 100X(f3 + b3) _ , q3% d3 d) Selbstkosten: Materialkosten; produktive Löhne; Fabrikationsunkosten (Betriebszuschläge in Prozenten der produktiven Löhne); fabrikatorische Gestehungskosten (Summe aus den drei vorgenannten Größen); Verkaufspreisbelastung aus kaufmännischen Unkosten (siehe c). Bezeichnen: a = Verwaltungskosten des Unternehmens in Währungseinheiten, c = Verkaufsspesen des Unternehmens . . . bt = „ der Verkaufsabteilung I II b,= III bs = e — Umsatz des U n t e r n e h m e n s . . . . dt = „ der Verkaufsabteilung I d 2 == )> » i, Ii da = 11 ii „ III m = Materialkosten eines Erzeugnisses. Z = Produktive Löhne eines Erzeugnisses z = Betriebszuschläge in Prozenten der produktiven Löhne, h = fabrikatorische Gestehungskosten eines Erzeugnisses in Währungseinheiten, p = kaufmännische Unkosten des Unternehmens in Prozenten des Verkaufspreises, q j = kaufmännische Unkosten der Verkaufsabteilung I in Prozenten des Verkaufspreises, q 2 = kaufmännische Unkosten der Verkaufsabteilung II in Prozenten des Verkaufspreises, q 3 = kaufmännische Unkosten der Verkaufsabteilung III in Prozenten des Verkaufspreises,

309 r = Rabatt in Prozenten des Verkaufspreises, g = Gewinn in Prozenten des Verkaufspreises, v = Verkaufspreis eines Erzeugnisses in Währungseinheiten, dann errechnet sich der Verkaufspreis aus: h = m+ l x ( l + ^ ö - ) allgemein:

h V

~ i1

r

+g+P 100

für Verkaufsabteilung I: V

h r + g + qt 100

~ ,

für Verkaufsabteilung II:

h V

~ 4

für Verkaufsabteilung III: v —

4 1

~

r + g + qa 100 h r+g+q3 100

e) Verkaufspreise: Verkaufspreise der einzelnen Erzeugnisse durch Gegenüberstellung der eigenen Preise und Konkurrenzpreise, Rabatte für die einzelnen Erzeugnisse. f) Werbekosten: Preislisten; Kataloge; Broschüren; Flugblätter; Zeugnislisten; Einführungskarten; Plakate; Zeitungsanzeigen; Lichtreklame; Druckstöcke; Lichtbilder; Werbegegenstände (Geschenkartikel); Muster; Vorführungen und Vorträge; Messen; Ausstellungen; Postspesen; Gesamtwerbekosten; Umsatz; Umsatzertrag auf eine Währungseinheit Gesamtwerbekosten. g) Reisen: für jeden Reisenden und insgesamt: Zahl der Reisetage; Reisekosten; direkt eingeholte Bestellungen in Währungseinheiten; indirekte Bestellungen in Währungseinheiten; Gesamtbestellungssumme; durchschnittliche Bestellungssumme eines Reisetages; auf eine Währungseinheit Reisekosten entfallende Bestellungssumme. h) Angebote: Angebotsumme; Summe der erzielten Bestellungen; Verhältnis der Bestellungssummen zu den Angebotsummen. i) Umsätze: für jedes Land (Vertretungsgebiet), für jedes Erzeugnis und insgesamt: Umsatzmengen; Umsatzsummen; Zahl der Kunden; auf einen Kunden durchschnittlich entfallenden Umsatzmengen und Umsatzsummen. j) Gewinne: für jedes Land (Vertretungsgebiet), für jedes Erzeugnis und insgesamt: Gewinnertrag in Währungseinheiten; Gewinnertrag in Prozenten des Umsatzes; Gewinnertrag in Prozenten des Geschäftskapitales. Die S a n i e r u n g von i n d u s t r i e l l e n U n t e r n e h m u n g e n , welchen die k a u f m ä n n i s c h e S t a t i s t i k m a n g e l t , wird sehr e r s c h w e r t , weil die E n t w i c k l u n g s e i n f l ü s s e und deren Größen n i c h t e r f a ß t werden können. Herzog, Sanierung.

24

Saniorungsverfahren. Art und Weise der Sanierungsverfahren hängen von den Absichten jener maßgebenden Beteiligten ab, deren Interesse durch die Entwicklung und durch den Ausgang der Sanierung wesentlich berührt wird, von der Größe ihrer Einflüsse, durch welche der Sanierungsvorgang unter Berücksichtigung oder Hintanstellung der Sachlichkeit gefördert, gehemmt, oder gestört werden kann. Die beiden Grenzfälle sind durch jene Sanierungen gegeben, bei welchen durch Augenblicksbehelfe das industrielle Unternehmen eilfertig zu scheinbarer Lebensfähigkeit wiedererweckt wird, und durch jene Sanierungen, welche benüzt werden, um dem notleidend gewordenem Unternehmen kurzerhand das Lebenslicht auszublasen; dazwischen liegt die große Reihe von mehr oder weniger sorgsam durchgeführten Sanierungen. Sachlich durchgeführte Sanierungsverfahren entwickeln sich aus einem Vorberichte über den Zustand und über die Verhältnisse des Unternehmens vor seiner Sanierung; bei größeren Unternehmungen wird dieser Vorbericht zu einem einläßlichem Gutachten, welches die Bewertung des notleidenden Unternehmens, die Ursachen des Niederganges, deren Behebungsmittel und Behebungskosten, sowie die Bewertung des Unternehmens nach erfolgter Sanierung und die voraussichtlich zu gewärtigenden Gewinnergebnisse in sich schließt. An Hand dieser Unterlagen werden die Sanierungsvorschläge ausgearbeitet, welche die Richtlinien für die Finanzverhandlungen und für die sich aus ihnen ergebenden Verträge liefern. Die Vorberichte, bzw. Begutachtungen sind je nach den vorliegenden Verhältnissen technischer, fabrikatorischer, kalkulatorischer, kaufmännischer, vertriebstechnischer, finanztechnischer Natur; je einläßlicher die Berichterstattung nach allen Richtungen hin erfolgt, desto einfacher gestaltet sich die Sanierungstätigkeit. Aus den nachstehenden Beispielen aus der Praxis kann ersehen werden, in welcher Weise die Vorberichte, bzw. Gutachten, auszuarbeiten sind. B e r i c h t ü b e r ein U n t e r n e h m e n d e r H o l z i n d u s t r i e : Die Krananlage des Rundholzlagers ist unwirtschaftlich angeordnet; die Rückfahrt kann nicht lastentätig ausgenutzt werden; % der Kranwege bleiben unausgenutzt, d. h % desgesamten Strombedarfes, oder rund Währungseinheiten jährliche Stromkosten gehen verloren. Die Kranbedienung erfordert jährlich Währungseinheiten Lohnkosten, Währungseinheiten sonstige Betriebskosten und Währungseinheiten Instandhaltungskosten; hiervon bleiben infolge Nichtausnutzung der Rückfahrten % unausgenutzt. Demnach gehen jährlich verloren: Stromkosten Währungseinheiten Löhne „ Betriebskosten „ Instandhaltungskosten „ Verluste insgesamt (A).. Währungseinheiten.

371 Die lastentätigen Rückfahrten werden durch Einbau einer elektrisch betriebenen Schiebebühne nach der beiliegenden Planskizze ermöglicht, welche sowohl die Verladestelle der Normalgleisanlage, wie die Gatter, die Block- und Schnittholz-Lagerplätze bedienen kann. Die Anlagekosten dieser Schiebebühne sind mit Währungseinheiten, ihre Betriebskosten mit Währungseinheiten zu veranschlagen. Bei zehnjähriger Amortisation der Schiebebühnekosten ergibt sich für die Schiebebühne ein Jahresaufwand von: Betriebskosten Währungseinheiten Abschreibung „ Jahresaufwand

(B).. Währungseinheiten.

Somit ergäbe sich ein jährliches Ersparnis von: A—B Währungseinheiten, durch welches, ohne Berücksichtigung des Zinszuwachses, die Anlagekosten der Schiebebühne bereits in Jahren hereingebracht werden. Durch Anordnung von Abrollböcken an den in der Planskizze gekennzeichneten Stelle können (Anzahl) Arbeiter mit einem Jahreslohnaufwand von Währungseinheiten erspart werden; die Kosten der Abrollböcke belaufen sich auf Währungseinheiten; bei einer prozentigen, jährlichen Abschreibung würden demnach Währungseinheiten erspart werden können. Die Gatter Nr , Nr und Nr sind im höchstem Grade rückständig; die Kosten eines cbm Schnittmateriales stellen sich bei ihnen durchschnittlich auf Währungseinheiten, gegenüber den Schnittkostcn von Währungseinheiten der beiden Schnelläufer, abgesehen von den geringen jährlichen Ausbringungsmengen dieser rückständigen Gatter. Die Schnellläufer kosten einschließlich Fundamenten und Montagen Währungseinheiten. Für die drei alten Gatter liegt ein festes Angebot in der Höhe von Währungseinheiten vor, so daß die Gesamtanlagekosten der drei Gatter Währungseinheiten betragen würden; mit ihnen kann die fache Schnittmenge der alten Gatter herausgebracht werden, d. i (Anzahl) cbm. An Schnittkosten würden demnach jährlich erspart werden: .... cbm X Währungseinheiten = Währungseinheiten, hiervon ab % Abschreibungen der Schnelll^ufcr ••••••••• jf jährliches Ersparnis

Währungseinheiten.

Die für den Betrieb der drei neuen Schnelläufer erforderliche Kraft ist vorhanden. Die mit Sägespäneverfeuerung ausgerüsteten Kessel werden derzeit von Hand bedient; der Sägespänetransport zum Kesselhause erfolgt derzeit mittels Schmalspurwagen. An Stelle des Handtransportes wäre der übliche automatische Transport, an Stelle der Handfeuerung die automatische Beschickung zu setzen. Die Anlagekosten sind mit Währungseinheiten zu veranschlagen, das jährliche Lohnersparnis mit Währungseinheiten, so daß bei prozentiger, jährlicher Abschreibung ein Jahresersparnis von Währungseinheiten verbliebe. 24*

372 Die Lagerplätze für Blöcke, Bretter usw. werden nur in den (Anzahl)... Stapelhauptreihen vom Schmalspurgleise bestrichen, die Nebenreihen werden durch Umladen von den Schmalspurwagen auf Handwagen bedient. Hierfür werden jährlich für Auf- und Abstapelung Währungseinheiten verausgabt. Die Anlage der Schmalspurgleise in den Stapelnebenreihen würde Währungseinheiten erfordern; das sich hieraus ergebende Lohnersparnis ist mit Währungseinheiten zu beziffern; hieraus ergäbe sich bei einer prozentigen jährlichen Abschreibung der neu zu erstellenden Schmalspurgleise ein jährliches Ersparnis von Währungseinheiten. Die Förderung der Schmalspurwagen erfolgt von Hand aus; hierzu sind durchschnittlich (Anzahl) Arbeiter mit einem Jahreslohnaufwande von Währungseinheiten nötig. An Stelle der Handförderung wäre die Förderung mittels einer Kleindiesellokomotive zu setzen, deren Anschaffungspreis Währungseinheiten beträgt, und durch welche (Anzahl) Arbeiter, bzw Währungseinheiten Lohn, jährlich erspart würden. Das Jahresersparnis rechnet sich aus: Lohnersparnis Währungseinheiten % jährliche Abschreibung der Kosten der Diesellokomotive Währeinh. jährliche Betriebskosten der Diesellokomotive „ jährliche Instandhaltungskosten der Diesellokomotive „ „ Jährliches Ersparnis „ Die Selbstkosten (ohne Handlungsunkosten) betragen derzeit bei einem durchschnittlichem Rundholzpreise von einem Festmeter: (Holzart) Währungseinheiten (Holzart) „ usw. f i l r 11 Cr hD m • m *

(Holzart) (Holzart) usw.

Blöcke

Unbesäumte Besäumte Bretter Währungseinheiten

Von der gesamten Ausbringung von (Anzahl) Festmetern entfallen % auf Blöcke, % auf unbesäumte Bretter, % auf besäumte Bretter. Durch die vorgeschlagenen Neueinrichtungen werden jährlich erspart: Ersparnisse durch die Schiebebühne „ „ „ Abstellblöcke „ „ „ Schnelläufer „ „ den Sägespänetransport „ „ die Kesselfeuerung „ „ „ Schmalspurgleisergänzung „ „ „ Diesellokomotive Jährliche Ersparnisse insgesamt

Währungseinheiten „ „ „ „ „ „ Währungseinheiten

373 Durch Einstellung der Schnelläufer würde sich die Jahresproduktion stellen auf: Blocke

(Holzart) (Holzart) USW.

Ulibesäumte Besäumte Bretter

cbm „ » cbm

Insgesamt

cbm „ 11 cbm

cbm „ ?> cbm

Die vorstehend berechneten Ersparnisse ergäben eine Verminderung der Selbstkosten (ohne Handlungsunkosten) für 1 cbm auf: Blocke

Unbesäumte Besäumte Bretter Währungseinheiten

(Holzart) (Holzart) usw. Die Handlungsunkosten betrugen nach den vorliegenden Ausweisen Währungseinheiten pro cbm Schnittholz (Blöcke, Bretter); sie werden sich bei der durch die Schnelläufer erhöhten Ausbringung nur unwesentlich erhöhen; immerhin soll aus rechnerischen Sicherheitsgründen eine °/0ige Erhöhung auf Währungseinheiten pro cbm vorgesehen werden. Die nachstehende Tabelle gibt ein Bild der wirtschaftlichen Ergebnisse des abgelaufenen Geschäftsjahres: Selbst-

.(Holzart). .(Holzart), usw.

Hand-

In

|f, e h s „ a t mt

ab°Lager Ä ' n p r 0 c b m M a" r krt p r"e | S ab Lager uUnkosten Währungseinheiten

Jahresmengen cbm

Insgesamt ...(a) woraus sich ein Verlust ergibt von: b : a Währungseinheiten pro cbm Schnittholz.

Verlust Währungseinhelten

(b)..

Der errechnete Verlust von (b) Währungseinheiten entspricht annähernd dem durch die Bilanz des letzten Geschäftsjahres ausgewiesenem Verluste, welcher sich auf rd % des Währungseinheiten betragenden Geschäftskapitales belief. Werden die vorgesehenen Einrichtungen getroffen, dann dürften sich, unter Zugrundelegung des vorgenannten Marktpreises, die wirtschaftlichen Ergebnisse wie folgt gestalten: Selbstab°Laeer Lager

(Holzart) (Holzart) usw.

HanduÄn

0 3nt e n

In

e a mt < ?f. h l t

* pro cbm Marktpreis Währungseinheiten

Jahres^

^ cbm

..(c)

Gewinn Währung einhelten

(d)..

374 woraus sich ein Gewinn ergäbe von: d : c Währungseinheiten pro cbm Schnittholz. An Neukapital werden für die vorgenannten Einrichtungen erforderlich sein: Schiebebühne Währungseinheiten Abstellblöcke Schnelläufer Sägespänetransport Kesselfeuerung Schmalspurgleisergänzung Diesellokomotive Mehrbedarf an Betriebskapital für erhöhten Rundholzeinkauf % Unvorhergesehenes Neukapital insgesamt (B).. Währungseinheiten Würde das Neukapital als Beteiligungskapital eingebracht, dann ergäbe sich ein Geschäftskapital von: Derzeitiges durch die Verluste vermindertes Geschäftskapital (A)... Währungseinheiten, Neukapital (B)... „ Erhöhtes Geschäftskapital: ...(K)... Währungseinheiten, welches sich bei dem vorerrechnetem Gewinne von ...(d)... Währungseinheiten zu 100 X d = P°/o K verzinsen würde. Würde das Neukapital als Kreditkapital mit einem jährlichem Zinsfusse von ...(q)...% beschafft werden, dann ergäbe sich das Ertrag3bild wie folgt: Jahresgewinn Währungseinheiten ab Zinsendienst:

= „ Verbleibender Gewinn: ...(e).. Währungseinheiten, woraus sich eine Verzinsung des derzeitigen Geschäftskapitales errechnen würde mit: ^QQ**

B e r i c h t ü b e r ein U n t e r n e h m e n f ü r M a s s e n f a b r i k a t i o n von L u x u s kleinwaren: Die Hauptursache des wirtschaftlichen Niederganges des Unternehmens ist in seiner Zerrissenheit in örtlicher Beziehung zu suchen. Es bestehen Fabriksbetriebe in usw. neben dem der Zentrale in angegliedertem Fabriksbetriebe. An sämtlichen vorgenannten Orten sind überdies insgesamt (Anzahl) Heimarbeiter für das Unternehmen tätig. Die Weiterführung des Unternehmens ist davon abhängig zu machen, daß sämtliche Betriebe in , wo sich reichlich bemessene, bisher nicht ausgenutzte Fabrikationsräume befinden, vereinigt werden.

375 Die in dem zuletzt genanntem Orte befindliche Wasserkraft wird in unwirtschaftlicher Weise in zwei nur wenige hundert Meter voneinander entfernt liegenden Wasserfassungen mittels rückständigen Turbinen von geringem Wirkungsgrade ausgenutzt. An Stelle der bisherigen Wasserkraftanlage hätte eine einzige, den neuzeitlichen Anforderungen entsprechende zu treten. Der Antrieb der Arbeitsmaschinen, welche zum Teile nur zeitweilig in Betrieb stehen, erfolgt durch eine Haupttransmission für alle Maschinen, welche, wie alle übrigen Transmissionen noch mit alten Pfannenlagern ausgerüstet ist; der gemessene Kraftverbrauch der Transmissionen beträgt % des gesamten Kraftbedarfes. Die Reparatur der Transmissionsanlage ist nicht zu empfehlen. Die Arbeitsmaschinen müßten mit elektrischen Einzelantrieben versehen werden. Die Vereinigung aller Betriebe und die Verteilung der Arbeitsräume hätte gemäß Plan Nr zu erfolgen, wenn an eine Weiterführung des Unternehmens gedacht würde; für die Durchführung der Betriebsvereinigung in wären gemäß Kostenvoranschlag Nr erforderlich: Pos Pos Pos Pos Pos

— Bauliche Erweiterungen — „ Instandsetzungen — Demontage der Arbeitsmaschinen — Transport der Arbeitsmaschinen nach — Transport der Werkzeuge, Geräte, Einrichtungen nach Pos — Montage der Arbeitsmaschinen in Pos — „ „ Einrichtungen in Wasserfassung: Pos — Mechanische und elektrische Einrichtung der Kraftzentrale Pos — Elektrische Einzelantriebe Pos — Sonstige Arbeiten % Unvorhergesehenes Insgesamt

Währeinh. „ „ „ „ „ „ „ „ „ „ Währeinh.

Neue Arbeitsmaschinen wären nicht erforderlich. Schwierigkeiten sind bei der Zusammenlegung der Fabriksbetriebe zu gewärtigen, weil diese in gewissen Arbeitsphasen durch die Heimarbeiter gespeist werden. In stehen für den Gesamtbetrieb kaum % der erforderlichen Zahl von Heimarbeitern zur Verfügung; für etwa % weiterer Heimarbeiter sind Wohngelegenheiten in vorhanden; für die weiterhin erforderlichen (Anzahl) Heimarbeiter ist eine Unterbringung in den benachbarten Ortschaften , usw. möglich, doch sind Verkehrsmittel zum Fabrikationsorte nicht vorhanden. Die Übersiedlung der Heimarbeiter ist zu erwarten, da ihnen mit der Verlegung der bisherigen Fabrikationsstätten nach jegliche Verdienstmöglichkeit genommen wird. Ein Übersiedlungsbeitrag von Währungseinheiten wäre immerhin vorsichtshalber in Aussicht zu nehmen. Durch die vorgeschlagene Zusammenlegung würden die Gesamtfabrikationskosten um % verringert werden (gemäß Aufstellung Nr ).

376 Mangels Betriebsmitteln erfolgt derzeit der Materialeinkauf gewissermaßen von einem Tage auf den andern; bei Großeinkauf auf Abruf würden beim Materialeinkaufe rd %, bzw Währungseinheiten im Jahre erspart werden. Die fabrikatorische Zusammenlegung muß benutzt werden, um das bisherige unwirtschaftliche Lohnstundensystem durch das Akkordsystem zu ersetzen. Gegen das Akkordsystem wehren sich nicht so sehr die Arbeiter, als die bisherigen Fabriksleiter, welche die für einen Fabriksleiter zulässige Altersgrenze längst überschritten haben; ihr Ersatz durch eine einzige jüngere, rüstigere und energischere Kraft ist unerläßlich. Durch die Zusammenlegung werden (Anzahl) Werkführer, (Anzahl) Vorarbeiter und (Anzahl) Angestellte überflüssig. Aus dem Arbeitsplane Nr sind Umfang und Zusammensetzung des Gesamtpersonales ersichtlich. Das Ersparnis an Gehältern kann auf Währungseinheiten geschätzt werden. Die zwecks Überleitung der Lohnstundenarbeit in Akkordarbeit in allen derzeit bestehenden Betrieben durchgeführten Zeitmessungen sämtlicher Arbeitsgänge (welche immerhin noch zu hohe Zeitergebnisse lieferten, da die Arbeiter bei den Zeitmessungen die Arbeitsleistungen bremsten) haben gemäß der Aufstellung Nr ergeben, daß an Löhnen rd %, oder jährlich Währungseinheiten, bei der heutigen Produktionsmenge erspart werden könnten, überdies mit einem um % vermindertem Arbeiterstande das fache der bisherigen Fabrikation herausgebracht werden könnte. Die derzeitigen Fabriksleiter besorgen unabhängig von einander und von der Zentrale den gesamten Einkauf bei — verschiedenen Einkaufsstellen zu stark voneinander abweichenden Preisen. Diese Fabriksleiter waren ursprünglich (vor etwa Jahren) Besitzer der von ihnen heute noch geleiteten Betriebe, deren Übergang an das Unternehmen an die Bedingung der Erhaltung der Selbständigkeit der ehemaligen Besitzer und derzeitigen Fabriksleiter gebunden war. (Die Anstellungsverträge dieser Fabriksleiter sind längst abgelaufen.) Durch diese unwirtschaftlichen Zustände ist es erklärlich, daß die fabrikatorischen Gestehungskosten der gleichen Erzeugnisse bei den verschiedenen Betrieben sehr verschieden sind, eine einheitliche Verkaufspreiskalkulation daher unmöglich ist. Von eigentlichen Kalkulationsunterlagen kann weder bei den Betrieben, noch in der Zentrale gesprochen werden. Je nach den Verkaufspreisen, welche erzielt werden, bestellt die Zentrale bei dem einem, oder anderem Betriebe. Einheitliche Verkaufspreise sind überhaupt nicht vorhanden. Die Konkurrenzerzeugnisse sind in bezug auf Güte und Geschmack hinter den Erzeugnissen des Unternehmens zurückstehend; aber die Konkurrenzpreise liegen weit unter jenen des Unternehmens; dadurch leidet der Umsatz des Unternehmens, der von Jahr zu Jahr um durchschnittlich % zurückgeht und im abgelaufenen Geschäftsjahre mit Währungseinheiten seinen Tiefstand erreicht hat. An Hand der oben genannten Berechnungen ist zu erkennen, daß bei Zusammenlegung der Betriebe und bei Einführung der Akkordarbeit die Konkurrenzpreise mit befriedigendem Gewinne eingehalten, wenn nicht unterboten werden könnten. Da die Erzeugnisse des Unternehmens in leistungstechnischer Beziehung derzeit noch ohne Konkurrenz sind, wäre bei richtiger Preisgestaltung mit einer dauernden Vollbeschäftigung der vereinigten Betriebe zu rechnen.

377 Gegen eine Änderung der derzeitigen unwirtschaftlichen Verhältnisse nelhmen der Geschäftsleiter und die Fabriksleiter Stellung, die zusammen % des Geschäftskapitales besitzen, welches durch wiederholte Zusammenlegungen ( (Jahr) , (Jahr) usw.) von Währungseinheiten auf Währungseinheiten zusammengeschmolzen ist. Die Schulden des Unternehmens betragen gemäß beiliegender Aufstellung Währungseinheiten, welchen gemäß (wegen der zu geringen Abschreibungen anfechtbaren) Bilanz von (Datum) Aktiven im Werte von nur Währungseinheiten gegenüberstehen. Bei einer Zwangsliquidation des zahlungsunfähig gewordenen Unternehmens wären aus den vorhandenen Immobilien und Mobilien, welche zum Teile derzeit unverwertbar, zumTeile nur mit großen Verlusten verwertbar sind, gemäß Aufstellung Nr höchstens Währungseinheiten zu erzielen. An Neukapital wären gemäß Aufstellung Nr erforderlich Währungseinheiten, wenn der bisherige Bankkredit weiter bestehen wOrde. Das derzeitige Geschäftskapital wäre im Verhältnisse : zusammenzulegen. Das neue Geschäftskapital würde somit Währungseinheiten betragen, welches sich gemäß Kalkulation nach Aufstellung Nr bei einem sicher erreichbarem Umsätze von jährlich Währungseinheiten mit % verzinsen würde. Vorschlag A: a) Die Betriebe in , usw. werden aufgelassen und mit dem Betriebe in vereinigt, unter gleichzeitiger Verlegung der Zentrale nach b) Der Betrieb in wird gemäß den vorstehenden Vorschlägen um- und ausgebaut. c) Die Ubersiedlung der Heimarbeiter von , usw. nach wird durchgeführt. d) Der Materialeinkauf erfolgt dem Jahresbedarfe entsprechend auf Abruf. e) An Stelle der Lohnstundenarbeit tritt die Akkordarbeit. f) Es wird eine zwangsläufige Kalkulation eingerichtet. g) Es werden (Anzahl) Werkführer, (Vorarbeiter) (Angestellte) abgebaut. h) Der bisherige Geschäftsleiter und die bisherigen Betriebsleiter scheiden aus; an ihre Stelle tritt ein auch fabrikatorisch geschulter Geschäftsleiter. i) Der derzeitige Bankkredit bleibt bestehen, oder wird in eine feste Anleihe umgewandelt. j) Das derzeitige Geschäftskapital wird auf Währungseinheiten abgeschrieben und durch Neukapital auf Währungseinheiten erhöht. Vorschlag B: Wenn Vorschlag A nicht in allen Teilen durchführbar ist, muß von einer Weiterführung des Unternehmens Abstand genommen werden. B e r i c h t ü b e r eine K o h l e n g r u b e : Das Unternehmen (Firma) , (Gesellschaftsform) Sitz in besitzt bei (Ort) in (Land, Bezirk) Bergwerksfelder:

mit die

378 (Name) (Name) usw.

qm „ „ qm

Insgesamt

Nach den vom (Name, Wohnort des Geologen, Markscheiders) durchgeführten Untersuchungen und Berechnungen vom (Datum) beträgt der Vorrat der in den vorstehend aufgeführten Grubenfeldern anstehenden Kohlenmengen: _ AJ?NA... aes t w i e s

Anstehende Kohlen In Tonnen im freien Innerhalb der Ausbaufelde Slchereltspfeller

USW.

Insgesamt Von dieser Summe sind die seit Aufstellung der Kohleninhaltsberechnung geförderten Kohlenmengen in Abzug zu bringen; es wurden gefördert und abgesetzt: Gesamtförderung

Jahr

Selbstverbrauch Tonnen

. Al hD l S a(

, "

usw. Insgesamt Der Heizwert der Kohlen beträgt in Kalorien: Flöz

Unterer Heizwert

Oberer Heizwert

USW.

Es wurden erzeugt in Tonnen: Kohlenart . . Stückkohle Würfelkohle Nuß-I-Kohle Nuß-II-Kohle Erbskohle Staubkohle Insgesamt

Jahr

Jahr

Das Kapital des Unternehmens beträgt geteilt in ).

Jahr

usw.

Währungseinheiten (ein-

Die Hypothekarbelastung (nähere Kennzeichnung der Belastungsarten, Tilgungs- oder Kündigungsfristen, Zinsfuß, Darlehensgeber) beträgt Währungseinheiten.

379 Es wurden investiert:

Währungseinheiten

Jahr

usw. Insgesamt Es wurden verkauft: Jahr

Mit einem Erldae von Insgesamt pro Tonne W ährungselnhelten

Tonnen

USW.

Es betrugen die Gestehungskosten: pro geförderte Tonne

Jahr

pro Versandtonne abzüglich 107, Selbstrerbrauch Währungseinheiten

USW.

Der jährliche Geldaufwand einschließlich 10% Investitionen betrug: Ohne

Jahr

Zinsendienst Wahrungseinhelten

Mit

Der Gesamtgewinn betrug: Jahr

i . , „ , .immtt insgesamt

pro verkaufte Tonne Währungseinheiten

•/. de» OeschäfUkapitales

USW.

Das Unternehmen beschäftigte im: Jahre

Arbeiter Angestellte mit einem Lohnaufwandc mit einem Oehälteraufwande Währungseinheiten

USW.

Die Kopfleistung betrug: Jahr

Tonnen

usw. Das Unternehmen ist an der % Quote beteiligt.

sehen Kohlenkonvention mit

380 B e u r t e i l u n g des S t a t u s eines i n d u s t r i e l l e n U n t e r n e h m e n s : Aktiva Passiva 1. Grundstücke . . Währeinh. Hypotheken Währeimh. Darlehen 2. Fabriksgebäude Akzepte . . 3. Wohngebäude . 4. Maschinelle Anlagen Trattenkonto 5. Gleisanlagen Kapital •(S) 6. Fuhrpark . (T) Währeimh. 7. Hypotheken 8. Kasse . . 9. Effekten 10. Schecks . 11. Wechsel . 12. Debitoren 13. Rohmaterial . . 14. Betriebsmaterial 15. Werkzeuge u. Geräte 16. Halbfabrikate . . 17. Warenlager . . . 18. Konsignationslager (T).. Währeinh. Pos. 1: Die heutigen Verkehrswerte sind: Grundstück qm & Währeinh Währungseinheiten . qm ä usw. Verkehrswert insgesamt Währungseinheiten Buchwert Pos. 1 „ Mehrwert (A).. Währungseinheiten Pos. 2 u. 3: Da zwischen dem Ergebnisse der vorgenommenen Schätzung und dem Bilanzwerte ein allzu großer Unterschied zu verzeichnen war, wurden die amtlichen Schätzmeister in in gesondert mit der Schätzung der Gebäude beauftragt und aus den wenig voneinander abweichenden Schätzungen die nachstehend verzeichneten Durchschnitte genommen: Fabrikgebäude Nr Währeinh. Nr Währungseinheiten usw. Währeinh. Wohngebäude Nr Nr Währungseinheiten usw. Währungseinheiten Schätzungswert der Gebäude insgesamt . . . Buchwerte: Pos. 2 Pos. 3

Währungseinheiten Mehrwert

... (B).. Währungseinheiten

381 Pos. 4 : Die maschinellen Anlagen wurden mit % abgeschrieben. Nach dem Alter und dem Zustande der Maschinen war von vornherein zu erkennen, daß die Abschreibungen zu niedrig eingesetzt wurden. Die maschinellen Anlagen wurden daher Einzelschätzungen unterworfen (Anlage Nr ), deren Summe einer Gesamtabschreibung von % gleichkommt; demnach vermindert sich der Wert der maschinellen Anlagen um ...(C)... Währungseinheiten Pos.5: Gibt zu keinen Bemerkungen Anlaß. Pos. 6: Der Fuhrpark wurde mit % abgeschrieben; Lastkraftwagen müssen bei dem angestrengten Betriebe, der vom Unternehmen verlangt wird, mit 3 3 % % jährlich abgeschrieben werden; demnach vermindert sich der Wert des Fuhrparkes um (D)... Währungseinheiten Pos. 7 u. 8: Geben zu keinen Bemerkungen Anlaß. Pos. 9: Effekten

Stückzahl

Kurs am Aufnahmetage usw.

Kurswert der Effekten insgesamt' Buchwert Pos. 9 Pos. 10:

Kurswert insgesamt Währungseinheiten i? Währungseinheiten „

Minderwert

...(E)... Währungseinheiten

Gibt zu keinen Bemerkungen Anlaß. Pos. 11: Wegen der kurzen Untersuchungszeit, die zur Verfügung stand, konnte nicht festgestellt werden, ob bei allen Kundenwechseln Sicherheit der Einlösung besteht. Pos. 12: Die Debitoren sind mit dem Nettorechnungsbetrage (abzüglich Rabatte und Umsatzprämien eingesetzt). Die Dubiosen betrugen in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich % . Ein gleicher Prozentsatz ist zumindest von den Debitoren in Abzug zu bringen: Buchwert Pos. 12 Währungseinheiten ab % Dubiose „ Minderwert ...(F)... Währungseinheiten Pos. 13: Das Rohmaterial ist mit dem Einkaufswerte eingesetzt; der Marktwert aller Rohmaterialien war am Aufnahmetage um % gefallen; daher Minderwert (G)... Währungseinheiten

382 POB. 14:

Gleiche Erwägungen wie bei Pos. 13. Minderwert

.(H)... Währungseinheiten

Pos. 15: Gibt zu keinen Bemerkungen Anlaß. Pos. 16: Die Berechnung der Halbfabrikate erfolgte nach der Aufnahme: aufgewendetes Material plus produktive Löhne plus Betriebszuschläge; das Material wurde zu den seinerzeitigen Einkaufspreisen eingesetzt; für dasselbe gelten die Erwägungen von Pos. 13. Unter den Halbfabrikaten befinden sich Teilstücke im Werte von Währungseinheiten, welche für die Erzeugnisse (nähere Kennzeichnung) bestimmt sind. Von diesen Erzeugnissen befinden sich unter Pos. 17 und 18 insgesamt Stück, welche infolge Senkung der Konkurrenzpreise nur bei einer Verkaufspreisminderung von % verkäuflich sind; infolgedessen ist die vorgenannte Summe um den gleichen Prozentsatz zu kürzen. Ferner befinden sich unter den Halbfabrikaten (Anzahl) Teilstücke im Werte von Währungseinheiten, welche für eine Sonderbestellung bestimmt waren, die nicht zur Ausführung kam, da der Besteller zahlungsunfähig wurde; diese Halbfabrikate können nur mit dem Altmaterialwerte bewertet werden. Somit ergibt sich als Wert der Halbfabrikate: Buchwert Pos. 16 . . .. Währungseinheiten Materialpreisminderung der Erzeugnisse. . . (...%) Währeinh. Preisminderung der Erzeugnisse » Minderwert ...(K)... Währungseinheiten Zusammenfassung: Minderwerte: C + D + E + F + G + H + J - f K = ...(L)... Währungseinheiten Mehrwerte: A-j-B = (M)... „ verbleibender Minderwert ...(L)... Währungseinheiten Kapitalkonto gemäß Status vom ....(Datum) (S)... Währungseinheiten ab verbleibender Minderwert (L)... „ ...(N)... Währungseinheiten Richtig gestelltes Kapitalkonto Verminderung der Gesamtbilanzwerte 100 X (T —L) = P%-

383 B e r i c h t Ober ein i n d u s t r i e l l e s U n t e r n e h m e n , welchem der Kredit gekündigt wurde: Am (Datum) wurde dem Unternehmen der von (Kreditgeber) seit (Datum) ungestört eingeräumte Kredit von Währungseinheiten, welcher zu % verzinsbar war, auf den (Datum) in unerwarteter Weise gekündigt. Bei Abschluß des Kreditvertrages scheint auf beiden Seiten stillschweigend angenommen worden zu sein, daß der Kredit auf lange Zeit gewährt würde. An Stelle des gekündigten Kredites ist ein neuer zu beschaffen; gleichzeitig sollte der Kredit zwecks Durchführung der weiter unten genannten Aufgaben auf Währungseinheiten erhöht werden. Diesem erhöhtem Kredite steht gemäß Bilanz vom (Datum) ein Reinaktivum von Währungseinheiten gegenüber, so daß eine fache Kreditsicherheit vorhanden ist. Wie aus den Zinsquittungen hervorgeht, ist der Zinsendienst immer pünktlich und lückenlos geleistet worden. Die finanzielle Lage und vorsichtige Bilanzgebarung des Unternehmens gehen aus den nachstehenden Angaben hervor: Jahr: 19.. Bilanzsumme, Währungseinheiten „ Zunahme gegen Vorjahr in % . ... Abschreibungen am Inventar, Währungseinheiten „ „ „ Zunahme gegen Vorjahr in % Vorzeitige Abschreibungen, Währungseinheiten „ „ Zunahme gegen Vorjahr in % Reingewinn .Währungseinheiten „ in % des Geschäftskapitales „ Zunahme gegen Vorjahr in % Offene Reserven, Währungseinheiten „ „ Zunahme gegen Vorjahr in % Stille Reserven, Währungseinheiten „ „ Zunahme gegen Vorjahr in % Gesamtreserven, Währungseinheiten „ Zunahme gegen Vorjahr in % Bruttoumsatz, Währungseinheiten „ Zunahme gegen Vorjahr in % Nettoumsatz, Währungseinheiten „ Zunahme gegen Vorjahr in % .

19..

19..usw.

Ein Teil des gewährten Kredites ( Währungseinheiten) und eigene Mittel ( Währungseinheiten), insgesamt Währungseinheiten wurden für eine durchgreifende fabrikatorische Organisation aufgewendet, welche folgende Ergebnisse zeitigte: Jahr: 19.. 19.. 19.. usw.. Materialverbrauch, Währungseinheiten „ Zunahme gegen Vorjahr in % ...

384 Jahr: 1 9 . . 19.. 19..usw. Produktive Löhne, Währungseinheiten „ „ Zunahme gegen Vorjahr in % Fabrikationsunkosten, Währungseinheiten „ Zunahme gegen Vorjahr in % Fabrikationsunkosten in % der produktiven Löhne „ Abnahme gegen Vorjahr in % Gesamtfabrikationskosten, Währungseinheiten „ Zunahme gegen Vorjahr in % Bruttowert der Gesamterzeugung, Währungseinheiten Bruttowert der Gesamterzeugung, Zunahme gegen Vorjahr in % Von dem Bruttowerte der Gesamterzeugung betrugen die: produktiven Löhne % gegen Vorj ahr weniger % Gesamtfabrikationskosten % gegen Vorjahr weniger % Fabrikationsunkosten % gegen Vorj ahr weniger % Es betrug der Erzeugung3wert einer Währungseinheit: Materialkosten: Währungseinheiten gegen Vorjahr mehr % Lohnkosten: Währungseinheiten gegen Vorjahr mehr % Selbstkosten: Währungseinheiten gegen Vorjahr mehr % Neu herausgebracht wurden seit dem Jahre: 19..: (Namen der Erzeugnisse) im Bruttoverkaufswerte von Währungseinheiten, von welchen bisher verkauft wurden %, 19..: (Namen der Erzeugnisse) im Bruttoverkaufswerte von Währungseinheiten, von welchen bisher verkauft wurden %, usw. Im laufenden Jahre sollen herausgebracht werden: (Namen der Erzeugnisse) , von welchen bereits Bestellungen in der Höhe von Währungseinheiten Bruttoverkaufswert vorliegen. Die durch die Neuorganisation erzielte Verbilligung der Selbstkosten ermöglicht es nunmehr, nach den Ländern: , usw., welche bisher durch ihre hohen Zölle abgeschlossen waren, mit konkurrenzfähigen Preisen zu liefern. In diesen Ländern ist die Errichtung von Zweigniederlassungen vorgesehen, für welche die nachstehenden Einrichtungskosten, Betriebskapitalien und Umsätze vorgesehen sind:

385 Land

Einrichtungskosten

Betriebskapital Währungseinheiten

Umsätze

USW.

Insgesamt Der aus den Zweigniederlassungen zu erzielende Nettogewinn wird mit Währungseinheiten anzunehmen sein. Der erforderliche Kredit beziffert sich demnach mit: Ablösung des gekündigten Kredites Währungseinheiten Einrichtung der Zweigniederlassungen „ Betriebskapital für die Zweigniederlassungen „ Erweiterung des bisherigen Betriebskapitales „ Kredit insgesamt Währungseinheiten, für welchen durch das Reinaktivum ( Währungseinheiten) des Unternehmens eine fache Sicherheit vorhanden ist. Dort, wo es sich nicht um Vorberichte handelt, oder, wie im vorstehenden Beispiele, um einen Bericht über eine Teilfrage, sondern um eine alle Tätigkeiten, Leistungen und Werte des Unternehmens umfassende Begutachtung zeigt sich, daß je nach den Sonderinteressen der Beteiligten die Bewertungen als übersetzt, oder untersetzt bezeichnet werden. Die Bewertung von Grundstücken werden seltener angefochten, da hier die jeweiligen Verkehrswerte Geltung haben. Meinungsverschiedenheiten entstehen dann, wenn es sich um Grundstücke im Bannkreise von Städten handelt, deren Wert durch einen für die Zukunft vorgesehenen Bebauungsplan, wenn dieser zur Ausführung kommen sollte, stark gesteigert würde. Spekulationsbewertungen sollten bei der Bewertung von industriellen Unternehmungen ausgeschlossen sein. Je nach den herrschenden, oder in nächster Zukunft zu erwartenden Verhältnissen (beispielsweise, ob das Unternehmen fortgeführt wird, oder nicht) wird die Bewertung der Immobilien und gewisser Mobilien beeinflußt. Fabriksgebäude, welche ausschließlich für einen bestimmten Sonderzweck in einer diesem Sonderzwecke entsprechenden Gegend aufgeführt wurden, können, wenn die Sonderfabrikation eingestellt wird, nur mit dem Abbruchwerte, bzw. Altmaterialwerte, eingesetzt werden, mit diesen Werten auch nur dann, wenn die Abfuhrkosten des Abbruchmateriales, bzw. Altmateriales, dessen Verwertung noch ermöglichen; je höher diese Kosten sind, desto niedriger wird die Bewertung ausfallen. Spezialmaschinen, welche ausschließlich zur Herstellung bestimmter Erzeugnisse verwendet werden können, welche, weil überholt, oder unmodern geworden, nicht mehr hergestellt werden, können nicht nach den üblichen Grundsätzen bewertet werden, auch wenn sie tadellosen Zustand aufweisen; sie besitzen nur Altmaterialwert unter der oben gekennzeichneten Einschränkung. Meinungsverschiedenheiten entstehen bei der Verwertung von Fabriksgebäuden, welche ohne weiteres für gleiche, oder andere Zwecke verwendet werden können, darüber, ob sie mit dem Jetztwerte, der infolge der wirtschaftlichen Verhältnisse unter Umständen unverhältnismäßig klein sein kann, oder mit dem Gebrauchswerte einzusetzen H e r z o g , Sanierung.

25

386 sind. Diese Meinungsverschiedenheiten sind erklärlich, weil von der Entscheidung die Größe des Reinaktivums abhängt. Auf dem Gebiete der Bewertungen herrscht eine dauernde Verwirrung, die oft ausschließlich Schuld daran trägt, daß eine Sanierung nicht zustande kommt. Wo es sich um Anlagenteile handelt, welche ohne weiteres jederzeit verwendbar und verwertbar sind, wird darüber gestritten, ob der seinerzeitige, oder heutige Anschaffungswert (der größer, oder kleiner als jener sein kann) zum Ausgangspunkte der Verwertung genommen werden soll; in neuester Zeit hat sich der Begriff des Sanierungswertes herausgebildet, der wegen seiner Dehnbarkeit unbedingt zu verwerfen ist; er wird insbesondere von jenen, welche sich bei der Sanierung Sondervorteile beschaffen wollen, ins Treffen geführt, die ihn dahin auslegen, daß erst durch die Beibringung von neuem Kapital die Anlagen wieder einen Wert erhalten, der höher ist als der Altmaterialwert. Die Schlußfolgerung aus dieser Deutung bedarf keiner weiteren Erörterung. Um selbstsüchtigen Bewertungsgrundsätzen vorzubeugen, empfiehlt sich daher, bei Bewertungen von zu sanierenden Unternehmungen zwei Werte: Lebendwert und Totwert zu errechnen, von welchen jener gilt, wenn das Unternehmen weiter betrieben wird, dieser Geltung hat, wenn es zur Stilliegung kommt. Die Errechnung der Totwerte ist deshalb wichtig, weil sie den möglichen Liquidationserlös kennzeichnen. Wo von vornherein Sicherheit besteht, daß die Schwierigkeiten des Unternehmens durch finanzielle Maßnahmen (Zusammenlegung des Kapitales, Kürzung der Kreditoren, Neukapital usw.) beseitigt werden können, ist der Standpunkt einzunehmen, daß es sich um ein lebendes Unternehmen handelt, dessen Anlagen und Anlagenteile ein Gewinnwerkzeug darstellen, das um so höher zu bewerten ist, je neuzeitlicher jene sind, je besser sie instand gehalten wurden, je näher sie der Leistung von neuen Arbeitsbehelfen nahekommen, je mehr sie entsprechend den jeweiligen Fortschritten und Errungenschaften verbessert und vervollkommnet wurden. Als Formel für die Bewertung derartiger Arbeitsbehelfe kann gelten: L = (A X [l -

-

TJÖ]

+ J + V) X (l ± ^ Ö ) ,

A = Anschaffungswert, p = Prozente der Minderung des Anschaffungswertes durch Alterungseinflüsse, q = Prozente der Minderung des Anschaffungswertes durch Abnutzung, J = Instandhaltungskosten (Ersatz von abgenutzten Teilen), V = Vervollkommnungskosten, P = Prozente, um welche sich der aus den vorstehenden Größen errechnete Gesamtwert erhöhen würde, wenn eine allgemeine Teuerung gegenüber dem Zeitpunkte der seinerzeitigen Anschaffung zur Zeit der Bewertung eingetreten ist (Pluszeichen), bzw. sich erniedrigen würde, wenn eine allgemeine Preissenkung zur Zeit der Bewertung zu verzeichnen ist (Minuszeichen). Bei Wohngebäuden, welche kein unbedingtes Erfordernis des Betriebes bilden, ist bei gedrückten Verkehrswerten eine entsprechende Wertminderung vorzusehen; bei Unternehmungen, deren Betriebsdurchführung nur möglich ist, wenn Angestellten- und Arbeiterwohnungen von den Unternehmungen

387

den Beschäftigten zur Verfügung gestellt werden, kann die Wertverminderung überhaupt nicht oder nur in sehr geringem Maße vertreten werden; hingegen muß diese Wertverminderung bei jenen Wohngebäuden in Anrechnung gebracht werden, bei welchen infolge der Sanierung (z. B. Verlegung der Betriebe zwecks Zentralisierung) mit einer Veräußerung zu rechnen sein wird. In welcher Weise bei der Bewertung von Materialien, Halbfabrikaten und lagernden Fertigerzeugnissen vorzugehen ist, geht aus dem oben gegebenen Beispiele betreffend Beurteilung eines Status hervor. Einen wertvollen Vermögensteil eines industriellen Unternehmens kann unter Umständen seine Stammkundschaft bilden; sie ist als dauernder Gewinnträger zu betrachten, sichert einen für die Folgejahre annähernd zu berechnenden Auftragsbestand, demnach einen bestimmten Beschäftigungsgrad der Werkstätten, und einen für die Folgejahre zu gewärtigenden Gewinn. Da aus dem Stammkundenbesitze ein dauernder Nutzen fließt, stellt er einen Kapitalwert dar, der einen Teil des Gesamtwertes des industriellen Unternehmens bildet. Der Wert der Stammkunden wächst mit der Dauer der Geschäftsverbindung, mit der Kundenzahl und mit den Kundenbezügen. Der Berechnungsgang zwecks Feststellung des Stammkundenwertes geht aus nachstehendem Beispiele hervor: Es wurden jene Kunden aus den Büchern herausgezogen, welche innerhalb der letzten sechs Geschäftsjahre bezogen haben. Die vor dieser Zeit liegenden Bezüge wurden, ebenso wie alle Geschäftsverbindungen von weniger als drei Jahren Dauer, zwecks Erhöhung der rechnerischen Sicherheit vernachlässigt. Die Buchauszüge ergaben: Dauer der Geschäftsverbindung Jahre

Zahl der Stammkunden

BezugsJahre

18 16 13 10 9 8 7 6 5 4 3

3 2 2 3 2 3 3 3 7 5 19

6 6 6 6 6 6 6 6 5 4 3

DurchschnittGesamtbezüge, liche Jahresnetto bezüge, netto Währungseinheiten

296800,1033800,189000,402200,121200,243400,1433100,345900,314700,135800,784200,-

rd. „ „ „ „ „ „ ., „ „ „

49500,172300,31500,67000,20000,40600,238800,57600,62900,33900,261400,-

Werden die 18jährigen Geschäftsverbindungen als hundertprozentig angesehen, dann sind die: 18 jährigen Geschäftsverbindungen lOOprozentig rd.89 16 „ „ 13 „ „ „ 72 10 „ „ „ 55 9 „ „ „ 50 8 „ „ „ 44 7 ,, ,, ,, 39

25*

388 6 jährigen Geschäftsverbindungen rd. 33prozentig 5 7> ii 28 ,, 4 „ „ „ 22 3 ,, ii ii 16 ii Die demnach reduzierten Jahresbezüge rechnen sich aus: Durchschnittliche Jahresbezüge, netto \ \ ähruniseinheiten

Reduktionsfaktor

rd. 49500,„ 172300,„ 31500,„ 67000,„ 20000,„ 40600,„ 238800,„ 57600,„ 62900,„ 33900,„ 261400,-

1 0,89 0,72 0,55 0,50 0,44 0,39 0,33 0,28 0,22 0,16

Reduzierte Jahresbezüge, netto Währungseinheiten rd. 49500,„ 153300,„ 21700,„ 36800,„ 10100,„ 17800,„ 93100,„ 19000,„ 17600,„ „

7400,41800,-

I n s g e s a m t r d . 468100,—

Zur Bestimmung des auf den Nettoumaatz entfallenden Gewinnprozentsatzes, der für die Bewertung der Stammkundschaft bestimmend ist, wurde der durchschnittliche Umsatzgewinn der letzten drei Jahre, welche die achlechteste Konjunktur aufwiesen, herangezogen: NettoumsatzNettoumsatz Gewinn Jahr gewlnn Währungseinheiten •/. rd. 1 2 5 8 8 9 4 , rd. 2 8 0 5 6 7 , 22 19.. „ 1262821,„ 358424,19.. 28 19.. „ 1050747,„ 217078,20 70 : 3 =

23%.

Zur weiteren Erhöhung der rechnerischen Sicherheit wurde angenommen, daß durch unvorhergesehene Einflüsse die Zahl der Stammkunden, oder ihre wirklichen Jahresbezüge, bzw. ihre reduzierten Jahresbezüge, sich um die Hälfte vermindern würden, trotzdem für diese Annahme keinerlei Anhaltspunkte vorlagen. Damit wäre mit einem reduzierten Jahreabezuge von: 4 6 8 1 0 0 X 0 , 5 = rd. 2 3 4 0 0 0 , - Währungseinheiten zu rechnen. Unter Berücksichtigung des durchschnittlichen Nettoumsatzgewinnes von 23% würde der reduzierte Jahresbezug einen Jahresgewinn von: 2 3 4 0 0 0 X 0 , 2 3 = 5 3 8 2 0 , - Währungseinheiten ergeben. Obwohl keine Anhaltspunkte dafür vorliegen, wurde ferner zur weiteren Erhöhung der rechnerischen Sicherheit angenommen, daß in den Folgejahren der durchschnittliche Nettoumsatzgewinn auf die Hälfte, demnach auf 1 1 , 5 % , sinken werde, wodurch sich der Jahresgewinn auf: 2 6 9 1 0 , — Währungseinheiten ermäßigen würde.

389 Dieser Jahresgewinn entspricht bei einer 5prozentigen Jahresverzinsung einem Kapitalwerte (Stammkundenwerte) von: 100X^26910

=

53 8 200 _ Währungseinheiten.

Industrielle Unternehmungen, welche vorsichtig bilanzieren, werden den Wert ihrer geistigen Schutzrechte in die Bilanz mit „1" einsetzen. Bei der Bewertung von industriellen Unternehmungen ist jedoch der Nutzungswert ihrer Schutzrechte bestimmend. Er kann u. a. nach folgender Methode ermittelt werden, welche ausgeht von: a == Lauffrist des Patentes in Jahren, b = bisheriger durchschnittlicher Jahresumsatz der nach dem Patente erzeugten Mengeneinheiten (Stücken), c = Bruttoverkaufspreis der Mengeneinheit (Stück) in Währungseinheiten, d = Rabatt in % des Bruttoverkaufspreises, e = bisher bei der Mengeneinheit (Stück) erzielter durchschnittlicher Gewinn in % des Nettoverkaufspreises. Aus rechnerischen Sicherheitsgründen darf wegen der Gefahr, daß das Patent durch ein anderes überholt werden kann, nur mit der halben Lauffrist gerechnet werden. Der Nettoverkaufspreis der Mengeneinheit (Stück) ist: c X |l

j^Q-j = A Währungseinheiten.

Der Gewinn pro verkaufter Mengeneinheit (Stück) rechnet sich aus: A X® —^00— = B Währungseinheiten, woraus sich ein durchschnittlicher Jahresgewinn von: b X B = C Währungseinheiten und ein Gesamtgewinn innerhalb der halben Lauffrist von: a X C 2 — = D Währungseinheiten ergibt. Bei einer Jahresverzinsung von p % (Nationalbankzinsfuß) während — Jahren entspricht dieser Gesamtgewinn dem Ertrage eines Kapitales von: 200 X D Währungseinheiten, g ^ p welcher den Wert des Patentes darstellt. Meinungsverschiedenheiten treten ferner zutage, wenn der Status des zu finanzierenden Unternehmens Beteiligungen an Aktiengesellschaften aufweist, demnach der Wert der betreffenden Aktien zu bestimmen ist. Für die Bewertungen von Aktien sind die Einstellungen der jeweiligen Bewerter bestimmend, wenn sie genügenden Einfluß auf den Sanierungsgang besitzen, maßgebend; daß dieser Einfluß, wo irgend möglich, im Eigeninteresse ausgenutzt wird, wird bedauerlicherweise als selbstverständlich angesehen. Derartige Einflüsse kommen u. a. in folgenden Bewertungen zum Ausdrucke:

390 a) wenn zur Zeit der Sanierung die Aktien den niedrigsten Kurs aufweisen, wird im besten Falle dieser anerkannt, meist jedoch mit dem Hinweise, daß er noch weiter fallen könnte, oder würde, noch gekürzt. Durch welche Einflüsse der Kurs geworfen wurde, wird nicht berücksichtigt. Die Fälle sind nicht selten, daß ein Unternehmen, welches einen großen Aktienbesitz eines anderen Unternehmens aufweist, von jenen Kreisen, welche nach diesem Aktienbesitze streben, nach dem Rezepte behandelt wird: Übernahme des dem Unternehmen gewährten Kredites, Kündigung desselben, Durchführung der Kreditsperre, dadurch Überführung des Unternehmens in den Sanierungszustand, gleichzeitig Hinuntertreiben des Kurses der betreffenden Aktien, um sie gegen Verrechnung des Kredites billig zu erwerben; b) wenn zur Zeit der Sanierung die Aktien einen höheren Kurs als vorher aufweisen, wird der Durchschnittskurs aus den früheren Jahren als Wert vorgesehen, wobei nach Möglichkeit ein Zeitraum einbezogen wird, in welchem, wenn auch durch politische, oder wirtschaftliche Verhältnisse bedingt, Jahre mit Unternennwerten zu verzeichnen sind. Es bedarf keines besonderen Hinweises darauf, daß bei den heutigen Kapitalmachtverhältnissen der Kurswert einer Aktie für ihren inneren Wert nicht bestimmend ist. Doch ist es gerade dieser innere Wert, der ermittelt werden muß, wenn es sich darum handelt, den Vermögensstatus ihres Besitzers, beispielsweise des zu sanierenden Unternehmens, aufzustellen. Die Bestimmung des inneren Wertes einer Aktie bietet keine Schwierigkeiten, wenn für eine größere Anzahl von aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren, deren Konjunkturverhältnisse genau bekannt sind, die wahren Gewinnergebnisse, d. h. nicht nur die Dividendenausschüttungen, sondern auch die offenen und stillen Reserven ermittelt werden können. Diese Ermittlung bleibt dem Minderheitsbesitzer versperrt. Wenn demnach nur die allgemein üblichen Bilanzen, die mehr denn je zur Verschleierung der wahren Verhältnisse dienen, zur Verfügung stehen, kann bei Aktiengesellschaften, deren Ruf ein guter ist, etwa wie folgt verfahren werden. Jahr

1. 1 9 . . 2. 1 9 . .

Bilanzaktivsaldo

Währungseinheiten

usw.

. . . ( A ) . . . : n = ...(B)... Währungseinheiten durchschnittlicher Aktivsaldo. Satzungsgemäße Zahl der Aktien = z. Wert der auf Grundlage des durchschnittlichen Aktivsaldos berechneten Aktie : g — = ... (C)... Währungseinheiten. Jahr

1. 1 9 . . 2. 1 9 . . n. 1 9 . . durchschnittliche Dividende.

Bezahlte Dividende

Währungseinheiten usw. ...(a)... : n = ...(b)... Währungseinheitel

391 Beträgt der Nationalbankzinsfuß am Bewertungstage p%, dann errechnet sich auf Grundlage der durchschnittlichen Dividende der Wert der Aktie aus: 100 X b = . . . (D)... Währungseinheiten. Auf Grundlage des durchschnittlichen Aktivsaldos und der durchschnittlichen Dividende errechneter Wert der Aktie: C 4- D — 2 — = — (E)— Währungseinheiten. Im allgemeinen sind bei der Berichterstattung über ein zu sanierendes Unternehmen, oder bei der Begutachtung desselben neben den der Natur und den Verhältnissen des Unternehmens angepaßten Sonderfragen, die nachstehenden Fragen zu beantworten: Wann ist das Unternehmen gegründet worden? Von wem? Wo? Zu welchem Zwecke? Wo befindet sich der Sitz des Unternehmens ? Wurde er seit dem Bestände des Unternehmens gewechselt ? Wann ? Warum ? Wo ist das Unternehmen handelsgerichtlich eingetragen? Welche Gesellschaftsform hat das Unternehmen ? Wurde sie gewechselt ? Wann ? Warum ? Gegebenenfalls: Wer ist Besitzer des Unternehmens? Gegebenenfalls: Wer ist Eigentümer des Unternehmens? Wer zeichnet für das Unternehmen? Wie hoch war das Gründungskapital? In welcher Form wurde es geleistet ? Bar in welcher Höhe ? Einbringungen in welcher Höhe ? Wie groß ist derzeit das Geschäftskapital? Welche Wandlungen sind mit ihm vorgenommen worden ? Wann ? Warum ? Mit welchem Gegebenenfalls: Kredite und zu welchen Bedingungen Gegebenenfalls: Anleihenkapital, zu welchem Zinsfusse, wann rückzahlbar, arbeitet das Unternehmen ? Welche hypothekarischen Belastungen sind vorhanden ? In welchem Verhältnisse stehen Geschäftskapital und Kredit-, bzw. Anleihenkapital ? Gegen welche Sicherheiten wurde Gegebenenfalls: der Kredit erteilt? Gegebenenfalls: die Anleihe begeben ? Zu welchem Ausgabekurse ? Gegebenenfalls: Wer sind die persönlich haftenden Gesellschafter? Wer sind die beschränkt haftenden Gesellschafter? Mit welchen Haftungsgrenzen ? Gegebenenfalls: Wer sind die Geschäftsführer? Welche Personen bilden den Aufsichtsrat? Welche Personen bilden den Vorstand? Wird dem Gegebenenfalls: Gesellschaftszwecke Gegebenenfalls: satzungsmäßigem Zwecke des Unternehmens strenge nachgelebt? Wenn nicht, warum? In welcher Weise wird er umgangen, bzw. gegen ihn verstoßen ? Zum Vorteile, oder Nachteile des Unternehmens ?

392 Welche Entwicklung hat das Unternehmen in baulicher, fabrikatorischer, verkaufstechnischer und finanzieller Beziehung bisher genommen ? Sind die Fabrikations- und Geschäftsräume Eigentum des Unternehmens, oder gemietet? Auf wie lange? Welcher Mietpreis? Welche Gewinnergebnisse waren in den letzten (Anzahl) Jahren zu verzeichnen ? Welchen Ruf besitzen das Unternehmen und seine Erzeugnisse? Wie hoch waren die Umsätze in den letzten (Anzahl) Jahren ? Welche Erzeugnisse werden hergestellt? Welche Absatzgebiete (Inland, Ausland) stehen den Erzeugnissen offen ? Welche Absatzgebiete werden bedient? Aus welchen Ursachen werden die übrigen Absatzgebiete nicht bedient? Wie erfolgt die Bearbeitung der Absatzgebiete? Durch Briefverkehr? Durch Reisende? Mit welchem Umsatzprozentsatze? Durch Vertreter? Mit welchem Umsatzprozentsatze ? Durch Zweigniederlassungen ? Mit welchem Umsatzprozentsatze ? In welchem Verhältnisse steht der Umsatz des Unternehmens insgesamt bzw. in den einzelnen Absatzgebieten zum Gesamtbedarfe, bzw. zum Bedarfe der einzelnen Arbeitsgebiete? Welche Erzeugnisse werden vom Unternehmen hergestellt? Sind sie konkurrenzfähig? In preistechnischer und leistungstechnischer Beziehung? Mit welchen wichtigsten Konkurrenzen hat das Unternehmen zu rechnen ? In welchem Verhältnisse stehen die Mengen der vom Unternehmen jährlich hergestellten Erzeugnisse zu jenen der von ihm jährlich verkauften ? Gegebenenfalls: Worin sind die Ursachen des Umsatzrückganges zu suchen ? Können sie behoben werden ? Mit welchen technischen, fabrikatorischen, verkaufstechnischen Mitteln ? Mit welchem Kostenaufwande ? Gegebenenfalls: Ist eine Steigerung des Umsatzes möglich? Bis zu welchem Ausmasse? Mit welchen technischen, fabrikatorischen, verkaufstechnischen Mitteln ? Mit welchem Kapitalaufwande ? Gegebenenfalls: Können die Selbstkosten verringert werden? Auf welche Weise ? Durch welche Mittel ? Mit welchem Kostenaufwande ? Welchen Buchwert weist das Unternehmen auf? Welchen Effektivwert weist das Unternehmen auf? In welchem Verhältnisse stehen beide Werte ? Worauf sind etwaige Unstimmigkeiten zurückzuführen ? Wie ist die fabrikatorische und kaufmännische Organisation des Unternehmens beschaffen ? Durch welche Ursachen wurde der notleidende Zustand des Unternehmens herbeigeführt ? Mit welchen Mitteln kann er behoben werden ? Mit welchem Kapitalaufwande ? Welche Gewinnaussichten bestehen nach Behebung dieser Ursachen ? Je einläßlicher die Begutachtung eines zu sanierenden Unternehmens von unabhängiger Stelle erfolgt, desto größere Klarheit wird darüber geschaffen, ob das Unternehmen überhaupt sanierungsfähig ist, welche Opfer zu gewärtigen, welche Mittel anzufordern sind. Es ist zwecks Übersichtlichkeit der Begutachtungsergebnisse geboten, diese jeweils nach Behandlung der einzelnen Teilmaterien in knappe Form zu kleiden und zusammenzustellen, wie etwa das nachstehende Beispiel zeigt.

393 Z u s a m m e n f a s s u n g des G u t a c h t e n s e i n e s i n d u s t r i e l l e n Unternehmens: Das Unternehmen wurde am (Datum) als (Gesellschaftsform) mit einem Barkapital von Währungseinheiten gegründet. Die Geschäftsleitung liegt in den Händen von Das Unternehmen erzeugt (Kennzeichnung der Erzeugnisse) Von der Gesamttagesleistung der in engere Konkurrenz kommenden Qualitätsfirmen entfallen % auf das Unternehmen. Der Grundbesitz des Unternehmens ist unbelastet. Das Unternehmen arbeitet nur mit eigenem Kapital und hat seit seinem Bestände keinen Kredit beansprucht. Das Unternehmen ist unvermutet durch den Zusammenbruch der Bank in und der mit diesem Zusammenbruche in Zusammenhang stehenden Zahlungseinstellungen der Großfirmen in , in usw. notleidend geworden. Der dem Unternehmen hierdurch entstehende Verlust dürfte voraussichtlich mindestens Währungseinheiten betragen. Um das Unternehmen in der bisherigen Weise weiterzuführen, ist die Aufbringung von Währungseinheiten erforderlich, die nicht für Investitionen, sondern nur als Betriebskapital Verwendung finden. Wenn die Geschäftsführung in der bisherigen Weise fortgesetzt wird, und wenn der Geschäftsgang, wie voraussichtlich, sich in der bisherigen Weise weiter entwickeln wird, kann das benötigte Kapital innerhalb (Anzahl) zurückbezahlt werden. Als Sicherheiten stehen zur Verfügung: Grund und Boden Währungseinheiten Fabriksgebäude „ Wohngebäude „ Gleisanlagen ,, Wasserkraftanlage „ Kraftzentrale „ Maschinen „ Sonstige Werte „ Insgesamt Währungseinheiten. An weiteren Werten sind vorhanden: Rohmaterialien Währungseinheiten Halberzeugnisse „ Fertigerzeugnisse ,, Effekten „ Wechsel „ Sichere Außenstände „ Insgesamt Währungseinheiten. Aus den Zusammenbrüchen dürfte eine Quote von % zu erwarten sein. Das Unternehmen arbeitet grundsätzlich nur auf Bestellung. Die nicht ausgeführten Bestellungen betragen derzeit Währungseinheiten Nettoverkaufswert.

394 Die Umsätze der letzten (Anzahl) Jahre betrugen: , , Währungseinheiten, wiesen demnach einen jährlichen Zuwachs von durchschnittlich rd % auf. Die Tagesleistung des Unternehmens, welches im Tag- und Nachtbetriebe arbeitet, beträgt durchschnittlich Währungseinheiten Nettoverkaiafswert. Der monatliche Rohmaterialbedarf erfordert einen Geldaufwand von durchschnittlich Währungseinheiten. Der monatliche Lohn- und Gehaltsaufwand beträgt durchschnittlich Währungseinheiten. Die monatlichen Fabrikations- und kaufmännischen Unkosten betragen durchschnittlich Währungseinheiten. Die Zahlungen laufen durchschnittlich innerhalb Monaten ein. Vor den vorgenannten Zusammenbrüchen beliefen sich die Dubiosen in den letzten (Anzahl) Jahren auf durchschnittlich % d e s Nettojahresumsatzes. Die Nettogewinne der letzten (Anzahl) Jahre betrugen , , , , Währungseinheiten, oder durchschnittlich % des Währungseinheiten betragenden Geschäftskapitales. Die jährliche Gewinnsteigerung betrug in den letzten (Anzahl) Jahren durchschnittlich %. Das Unternehmen beschäftigt (Anzahl) Angestellte und (Anzahl) Arbeiter. Die Konkurrenz mit mächtigen Konzernen veranlaßt industrielle Unternehmungen, die in ihrer Entwicklung und in ihrem Bestände in der Zukunft durch den Konzern behindert werden könnten, eine vorsorgliche „Sanierung der Zukunft" schon zu einer Zeit durchzuführen, in welcher sie für den Konzern beachtenswerte Konkurrenten darstellen, deren Beseitigung durch Aufnahme in den Konzern für diesen wünschenswert erscheint. Diese „Sanierung der Zukunft" muß von langer Hand her mit großer Sorgfalt vorbereitet und auf Unterlagen aufgebaut sein, die jeder Kritik standhalten können. Die Kritik wird bei Verhandlungen mit Konzernen von erfahrenen technischen und kaufmännischen Sachkundigen des Konzernes ausgeübt, die über den Stand des Unternehmens, das bisher als bemerkenswerter Konzernkonkurrent stetig beobachtet wurde, sehr genau unterrichtet sind. Die „Sanierung der Zukunft" besteht im Grundwesen in nichts anderem, als in der Sicherung einer Quote, die den bisherigen Beschäftigungsgrad gewährleistet und den preistechnischen Konkurrenzkampf gegen den Konzern ausschaltet; dieser strebt, im Interesse seiner bisherigen Konzernmitglieder, dem Unternehmen eine möglichst kleine Quote einzuräumen. Diesen Kampf um die Quote wird das Unternehmen erfolgreich bestehen, wenn es das Anrecht auf die geforderte Quote zu einem Zeitpunkte einwandfrei nachweisen kann, in welchem die Eingliederung des Unternehmens in den Konzern diesem als wünschenswert erscheint. Für das Unternehmen selbst ist der günstigste Zeitpunkt für die „Sanierung der Zukunft" dann gegeben, wenn es der letzte bemerkenswerte Außenseiter des Konzems geworden ist und dieser vor der Entscheidung zwischen einem gewinnzehrenden, oder gar verlustbringenden Preiskampfe und einer Quotenabtretung steht. Auch das Unternehmen hat dann zwischen Preiskampf, oder Quote zu wählen, deren Ausmaß sich von

395 jeder Überforderung fernhalten, deren Berechtigung aber anderseits ziffernmäßig nachgewiesen werden muß. Die Art und Weise dieses Nachweises lehrt das nachstehende Beispiel. Finanztechnische Unterlagen für Quotenverhandlungen: Ausgegangen wird von den Steuerbilanzen der letzten fünf Jahre: 19.. 19.. 19.. 19.. 19.. Aktiven: Währungseinheiten Kasse Postscheckkonto Wechsel und Sorten Grundstücke Gebäude Maschinen Apparate und Einrichtungen Werkzeuge und Geräte Mobilien Waren Materialien Debitoren Effekten Hypotheken Verkehrsmittel Passiven: Kreditoren Vermögen bei Geschäftsjahrende Entnahmen Vermögen bei Geschäftsende des Vorjahres Versteuerter Gewinn Zur Errechnung des Effektivgewinnes aus dem Steuergewinne ist die Aufstellung der Handelsbilanz (Effektivbilanz) erforderlich. Ein Vergleich der Bilanzierungsrichtlinien der vorstehenden Bilanzen liefert die Grundlagen für die Ableitung der Handelsbilanzen aus den Steuerbilanzen. Der Bilanzposten „Gebäude" wurde berechnet, indem für Gebäude mit Tagbetrieb % , für jene mit Tag- und Nachtbetrieb % abgeschrieben wurden. Darüber hinaus wurden übernormal abgeschrieben in den Bilanzen der Jahre: (Gebäude) (Gebäude) (Gebäude)

19.. — —

19..

usw.

19.. —

19.. —

19.. —



Insgesamt Diese Beträge sind in der Handelsbilanz 'als Aktivposten zu buchen.

396 Auf die „Maschinen" wurden abgeschrieben: 19.. 19.. 19.. 19.. 19.. 0/ O/ 0/ o/ o/ /O /o /o /O /o im Durchschnitte somit jährlich % , trotzdem die Maschinen durch Reparaturen und Neuersatz ununterbrochen auf dem höchsten Arbeitswerte erhalten werden. Diese Abschreibung ist um % höher als die übliche höchste. Somit erhöhen sich die Bilanzwerte um: 19.. 19.. 19.. 19.. 19.. Währungseinheiten Auf „Apparate und Einrichtungen" wurden abgeschrieben: 19.. 19.. 19.. 19.. 19.. O/ 0/ o/ o/ o/ /O /o /o /O /o im Durchschnitte somit jährlich % , trotzdem sowohl die Apparate wie die Einrichtungen durch Reparaturen und Neuersatz ununterbrochen auf dem höchsten Arbeitswerte erhalten werden. Diese Abschreibung ist u m % höher als die übliche höchste. Somit erhöhen sich die Bilanzwerte u m : 19.. 19.. 19.. 19.. 19.. Währungseinheiten „Werkzeuge und Geräte", welche, bedingt durch die Art der Fabrikation, bei geringster Abnutzung ersetzt werden müssen, wurden auf die Hälfte abgeschrieben, statt wie üblich um ein Drittel. Somit erhöhen sich die BilanzW e r t e u m :

19..

19.. 19.. 19.. Währungseinheiten

Die „Waren" wurden in den Jahren: 19.. 19.. mit % %

19.. %

19.. %

19..

19.. %

ihrer fabrikatorischen Gestehungskosten eingesetzt. Da es sich um Gebrauchswaren handelt, bei welchen die Wandlung in Ladenhüter ausgeschlossen ist, überdies nur so viel Mengen vorhanden sind, als zur Deckung für (Zeitspanne) im Falle von Betriebsstörungen erforderlich sind, sind die ungekürzten fabrikatorischen Gestehungskosten einzusetzen. Somit erhöhen sich die Bilanzwerte um: 19.. 19.. 19.. 19.. 19.. Währungseinheiten Da die Waren unter dem Einflüsse des Konzernes fast unveränderte Markenverkaufspreise aufweisen, wären bei der Effektivbewertung diese Verkaufspreise einzusetzen, in welchem Falle sich die Bilanzwerte erhöhen würden um: ig ig ig J9 ig Währungseinheiten

397 Von diesen Handelswerten wird zwecks Erhöhung der rechnerischen Sicherheit Abstand genommen. In die Bilanzposten „Materialien" wurden, trotzdem die Materialpreise in den letzten fünf Jahren dauernd gestiegen sind, jeweils die niedrigsten Einkaufspreise des betreffenden Jahres eingesetzt. Werden die wirklichen Einkaufspreis« berücksichtigt, dann erhöhen sich die Bilanzwerte um: 19.. 19.. 19.. 19.. 19.. Währungseinheiten Auf die „Verkehrsmittel" wurden abgeschrieben: 19.. 19.. 19.. 19.. 19.. 0/ O/ O/ 0/ o/ /O /O /O /o /o im Durchschnitte somit jährlich % , trotzdem auch hier durch Reparaturen und Neuersatz die höchste Leistungsfähigkeit erhalten bleibt. Diese Abschreibung ist um % höher als die übliche höchste. Somit erhöhen sich die Bilanzwerte um: jg ^g jg jg jg Währungseinheiten Bei der Buchbewertung der „Debitoren" (das Unternehmen ist kreditversichert) wurde trotz der hohen Bonität der Kunden ein Delkredere von % in Abzug gebracht, während er tatsächlich betrug: 19.. 19.. 19.. 19.. 19.. 0/ O/ O/ O/ 0/ /O /O /O /O /o wodurch sich die Bilanzwerte erhöhen um: 19.. 19.. 19.. 19.. 19.. Währungseinheiten Unter Berücksichtigung der vorstehenden sich die nachstehenden Bilanzen: 19.. Aktiven: Kasse Postscheckkonto Wechsel und Sorten Grundstücke Gebäude Maschinen Apparate und Einrichtungen Werkzeuge und Geräte Mobilien Waren Materialien Debitoren Effekten Hypotheken Verkehrsmittel

Richtigstellungen

19.. 19.. 19.. Währungseinheiten

ergeben 19..

398 Passiven: Kreditoren Vermögen bei Geschäftsjahrende Entnahmen Vermögen bei Geschäftsende des Vorjahres Effektivgewinn Durchschnittsberechnung: 19.. 19.. 19.. 19.. 19..

Währungseinheiten

:S= Währungseinheiten. Die flüssigen Mittel am Ende des letzten Geschäftsjahres rechnen sich aus: Vermögen am Ende des letzten Geschäftsjahres Währungseinheiten Grundstücke Währeinh. Gebäude . Maschinen Apparate und Einrichtungen Werkzeuge und Geräte Mobilien . . . Waren . . . . Materialien . . Hypotheken . Verkehrsmittel Flüssige Mittel insgesamt Währungseinheiten Nach den Schätzungen der amtlichen Schätzmeister , vom (Datum) usw. ist der Wert der Gesamtanlagen des Unternehmens: Grundstücke Währungseinheiten Gebäude Maschinen Apparate und Einrichtungen Werkzeuge und Geräte . . Mobilien Verkehrsmittel Anlagen insgesamt Währungseinheiten Die gesamten Immobilien und Mobilien sind bei (Versicherungsgesellschaft) für insgesamt Währungseinheiten versichert. Nach der Bilanz des letzten Geschäftsjahres betrugen: Debitoren Währungseinheiten Kreditoren „ Debitorenüberschuß Währungseinheiten.

399 Der Gesamtwert des Unternehmens errechnet sich, ohne Berücksichtigung eines Good-will, aus: Anlagenwerte gemäß Schätzung Währungseinheiten Waren gemäß Effektivbilanz „ Materialien gemäß Effektivbilanz „ Debitorenüberschuß ,, Hypotheken ,, Flüssige Mittel „ Gesamtwert des Unternehmens ohne Good-will Währungseinheiten. Von den Erzeugnissen des Unternehmens wurden: 19.. 19.. 19.. 19.. Mengeneinheiten verkauft „ erzeugt erzielt ein Mengeneinheitsgewinn in Währungseinh Hieraus ergeben sich die Durchschnittswerte: Verkaufte Mengeneinheiten Erzeugte Mengeneinheiten Mengeneinheitsgewinn Währungseinheiten.

19..

Der Unterschied zwischen den durchschnittlich erzeugten und verkauften Mengeneinheiten reicht für einen durchschnittlichen Bedarf von Wochen. Nach den bisherigen Erfahrungen liegt die Möglichkeit vor, daß die Quotenbeteiligung an eine Beteiligung des Konzernes am Unternehmen geknüpft wird. Eine Beteiligung ist nur dann zulässig, wenn der durch sie verminderte Gewinn der bisherigen Teilhaber durch einen Überpreis ausgeglichen wird, dessen Verzinsung den Gewinnentgang aufhebt. Für die Beteiligung an dem Unternehmen kommen folgende Erwägungen in Betracht: a) das Unternehmen ist nach innen und außen konsolidiert; b) das Unternehmen ist mit Ausnahme der laufenden Warenschulden, welche regelmäßig innerhalb Wochen geregelt werden, durch keinerlei Schulden belastet; c) das Unternehmen führt mit Rücksicht auf die stetig steigenden Absatzmengen derzeit einen Ausbau durch, durch welchen die Erzeugungsmengen auf das fache des letzten Geschäftsjahres gebracht werden; dieser Ausbau wird in Monaten in Betrieb genommen; d) der Ausbau wird ohne Zuhilfenahme fremder Mittel durchgeführt; e) durch den Ausbau wird sich der Gewinn um % des bisherigen Durchschnittsgewinnes auf % bzw. auf jährlich Währungseinheiten erhöhen; f) der Überpreis wird durch das Ausmaß des erhöhten Gewinnes bestimmt; g) die Kosten des gesamten Ausbaues betragen Währungseinheiten; h) der Gesamtwert des Unternehmens wird sich, ohne Berücksichtigung des Good-wills, nach erfolgtem Ausbau auf Währungseinheiten erhöhen;

400 i) der derzeitige Durchschnittsgewinn ergibt eine prozentige Verzinsung des derzeitigen Wertes des Unternehmens (ohne Good-will); j) der nach erfolgtem Ausbau erzielbare Gewinn wird den zukünftigen Gesamtwert des Unternehmens ohne Good-will mit % verzinsen; h) zur Erhöhung der rechnerischen Sicherheit wird angenommen, daß trotz erhöhter Mengenleistung nach erfolgtem Ausbau die Gestehungskosten der Mengeneinheit, mithin der erzielbare Mengeneinheitsgewinn, die gleichen bleiben (tatsächlich werden sich die Gestehungskosten um % verringern). a b c d €

= = = = =

Bezeichnen: jährlicher Umsatz in Mengeneinheiten nach erfolgtem Ausbau, bisher erzielter Mengeneinheitsgewinn in Währungseinheiten, jährlicher Reingewinn nach erfolgtem Ausbau in Währungseinheiten, Gesamtwert des vollausgebauten Unternehmens in Währungseinheiten, jährliche Verzinsung des Gesamtwertes des vollausgebauten Unternehmens in % ,

so rechnen sich:

c= a X b e

100 X c =

— — •

Bei einer p-prozentigen Beteiligung errechnet sich die Beteiligungsentschädigung aus: a) Entschädigung für Überlassung eines Geschäftsanteiles: = . . . (f)... Währungseinheiten; b) Entschädigung für Überlassung eines Gewinnanteiles: ~ l Ö ( y ~ ' ' ~TÖÖ ~

C

e"

P

~

^

Währungseinheiten.

Dieser Wert von (g) Währungseinheiten wäre mit Rücksicht darauf, daß die Entschädigung in bar zu leisten ist, dieser Wert demnach vom Empfänger dem Risiko des Unternehmens entzogen wird und anderweitig zinstragend verwendet werden kann, um einen noch zu vereinbarenden Prozentsatz von (h) % zu kürzen, demnach betragen: %X h —JQQ— — ••• (') ••• Währungseinheiten. Die zu zahlende Entschädigung würde demnach betragen: f 4- i =

(A)

Währungseinheiten.

Hierbei ist aber die Gewinnauswirkung des Anschlusses an den Konzern nicht berücksichtigt, der sich nach zwei Richtungen hin gewinnerhöhend äußern wird: a) Preisverbesserung, b) Verminderung der kaufmännischen Unkosten, da der Vertrieb der Erzeugnisse vom Konzern übernommen wird. Da die Preisverbesserung immerhin keine gesicherte, sondern nur eine wahrscheinliche ist, kann sie nicht in Rechnung gesetzt werden.

401 Die Verringerung der kaufmännischen Unkosten, bezogen auf die Mengeneinheit, wird (j) Währungseinheiten betragen, insgesamt somit.

a x

j _

(k)

Währungseinheiten.

Der jährliche Reingewinn berechnet sich demnach aus: c + k = (1) Währungseinheiten, woraus sich die Entschädigung für Überlassung eines Gewinnanteiles errechnet aus: , w 1X P — = . . . (m)... Währungseinheiten. Die Entschädigung würde demnach nicht (A) Währungseinheiten betragen, sondern: f+ m = (B) Währungseinheiten, d. h. die Entschädigung wäre mit einem Aufgelde von: 100X(ff + m) = ... (n) ...°/ 0 zu leisten. Bei Erwägung der Anschlußmöglichkeiten an den Konzern kommen zwei Fälle in Betracht: Fall I: Anschluß mit Quotisierung ohne Konzernbeteiligung, Fall II: „ ,, ,, mit ,, Fall I: Nach den bisherigen Konzerngepflogenheiten erscheint es nicht wahrscheinlich, daß der Konzern eine Quote in der vollen Höhe der Leistungsfähigkeit des vollausgebauten Unternehmens einräumen wird. Da die Quotenbemessung Gegenstand der Verhandlungen sein wird, müssen die durch Quotenabstufungen geschaffenen Verhältnisse zahlenmäßig gekennzeichnet werden. Festzustellen ist, daß jede Verminderung der Erzeugungsmengen zwei Verlustquellen erschließt: a) Gewinnentgang, b) Verteuerung der Gestehungskosten. a) Der Gewinnentgang beträgt bei einer Verminderung des Umsatzes um: q^/o aus: a X b X 111 = ... (v )... Währungseinheiten t

„o/

i'

n

Monaten,

n

n

"

N

I?

N

USW. JJ

»

I)

Die Stromkosten betragen für die Einheit der Strommenge bei einem Stromverbrauche von: Strommengeneinheiten

Währungseinheiten

USW.

Bei einem Stillstande von Monaten

verringert sich der Stromverbrauch um Mengeneinhelten

erhöhen sich die Stromkosten um

ergibt sich sonach ein Verlust von Währungseinheiten

•(w,). .(w2). USW.

•(WB). Bleibende monatliche Unkosten: Betriebsgehälter . . . Unproduktive Löhne . Betriebsunkosten . . Abschreibungen . . . Wohlfahrtsabgaben. . Steuern und sonstige öffentliche Abgaben Allgemeine Unkosten Insgesamt

Währungseinheiten

Währungseinheiten

Hieraus ergeben sich an monatlichen Unkostenverlusten bei einer Verminderung der Quote um: qx% ^2%

(Xj) ( x i)

qn%

(x„)

Währungseinheiten, ii usw.

Zusammenstellung der Verluste bei Quotisierung: Quote Mengeneinhelten

Quotenverminderung

Gewinnentgang

StromTlnkn«t»nkostenUnkostenverluste Währungseinhelten

Gesamtverlnste

.(V x ).... .(V 2 )....

qi% q2% USW.

q»%

.(V»)....

403 Diese Gesamtverluste stellen bei einer dem Nationalbankzinsfuße von r % entsprechenden Verzinsung einen Kapitalwert dar von: Quotenvermindernng

Oesamtvertust

Kapitalisierter Wert Währungseinheiten

v,

M ^ ^ . . . « . . .

V.

_(KJ_. USW.

«.%

v.

J»2Ü!k__(Kj_

Diese Werte (K l5 K 2 usw. Kn) sind mit Rücksicht darauf, daß die Entschädigung in bar zu leisten ist, die Werte demnach dem Risiko des Unternehmens entzogen worden, um einen noch zu vereinbarendem Prozentsatze von (m) % zu kürzen auf: Verminderung

Währungseinheiten

KiXm 100

qi

K2 X m

q2

ioö

=-(Lt>-'



,T .

usw. K n100 X m _—



Die zu leistenden Gesamtentschädigungen errechnen sich aus: QUOte " S einbetten

Entschädigung für Veriuste Insgesamt Währungseinheiten

venÖÄng

abUetüng