Reichszivilgesetze. (Ausgabe für Sachsen): Eine Sammlung der wichtigsten Reichsgesetze über bürgerliches Recht und Rechtspflege [Reprint 2021 ed.] 9783112404362, 9783112404355


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German Pages 1809 Year 1911

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Reichszivilgesetze. (Ausgabe für Sachsen): Eine Sammlung der wichtigsten Reichsgesetze über bürgerliches Recht und Rechtspflege [Reprint 2021 ed.]
 9783112404362, 9783112404355

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Jaeger, Reichszivilgesehe. (Ausgabe für Sachsen.)

Druck: Dr. F. P. Satterer ä Tie., Ä. m. b. H. Freising-München.

lleichszivilgesetze (Eine Sammlung -er wichtigsten Reichsgesetze über Bürgerliches Recht nn- Rechtspflege. 5ür den Gebrauch auf der Hochschule und in der Praxis.

Mit

systematischem, alphabetischem und chronologischem Gesamtregister herausgegeben von

Dr. Ernst Zaeger Professor der Rechte zu Leipzig.

r. Auflage von Jaeger, 25(525. mit Nebengesetzen.

Mit einem Anhang, enthaltende

Ansführungrgesetze für das llönigreich Sachsen herausgegeben von

Dr. Rlotz, Seheimer Linanzrat in Dresden.

■■ Nach de» 5ta«de vom V MSrz 1911. ■■■

1911 München und Berlin J. Schweitzer Verlag (Arthur Sellier)

Vorwort Die vorliegende dritte Auflage meiner Gesetzsammlung erscheint in völlig neuer Gestalt. Der Stoff ist übersichtlicher eingetellt und sehr erheblich vermehrt. Schon die Reichsausgabe enthält jetzt mit den in den Noten angeführten Vorschriften etwa hundert Gesetze, Verord­ nungen und Bekanntmachungen in der gegenwärtig geltenden Form. Sie umfaßt nun auch da- Bank-, Börsen- und Geldwesen, das Post- und Telegraphenwesen, daS VerficherungSrecht, das gesamte Urheberrecht und die Kostengesetze. Damit dürfte die reichsgesetzliche Ordnung des Privat­ rechts und der Privatrechtspflege so vollständig, als dies in einem hand­ lichen Bande bei gutem Druck irgend möglich ist, wiedergegeben fein. Der veränderten Anlage entspricht der neue Titel „ Reichszivilgesetze". Die Landesausgaben, die außer dem Reichsrecht die wichtigsten Ausführungs­ vorschriften einzelner Gliedstaaten enthalten, find gleichfalls nach dem neuesten Stande der Gesetzgebung ergänzt worden. Für die Auswahl und Anordnung des Stoffes waren in erster Linie, aber nicht ausschließlich, die Bedürfniffe des akademischen Unterricht» maßgebend. Die Aufnahme der Kosten- und Gebührengesetze entspricht einem au» Richter- und Anwaltskreisen wiederholt geäußerten Verlangen. Die ältere Rechtschreibung habe ich bei solchen Gesetzen, die seit Einführung der neuen nicht oder nur unerheblich abgeändert wurden, beibehalten. Im übrigen ist die neue Schreibweise des Reichsgesetzblatter durchgeführt. So namentlich bei der Zivilprozeßordnung. Die auf jeder Seite angegebene Abkürzung der Gesetzesbezeichnung folgt den Vorschlägen des Deutschen Juristentages (Ausgabe 1910). Dem alphabetischen Gesamt­ register find ein systematisches und ein chronologisches Register beigefügt worden. Durch Neubearbeitung der Register und durch Ueberwachung der ganzen Korrektur haben Herr Rechtspraktikant vr. F i e d l e r in München und Herr Rechtspraktikant K. Fischer in Nürnberg wertvolle Dienste geleistet.

Leipzig, im März 1911.

Der Herausgeber.

Systematisches Inhaltsverzeichnis Vorwort....................................................................

V

Systematisches Inhaltsverzeichnis...........................................................................

VH

Chronologische- Inhaltsverzeichnis.....................................................................

XI

Verzeichnis der Abkürzungen........................................

XIV

A. Reichsrecht. Erster Teil.

LetlhZprtvattkcht. I. Abschnitt.

Die bürgerliche Gesetzgebung und ergänzende Gesetze. Bürgerliche- Gesetzbuch mit VO., betr. die Hauptmängel und Gewährfristen beim Diehhandel, und Bek., betr. AuSführungSbestimmungen zu den §§ 980, 981, 983 BGB.

Abkürzung

Sir.

BGB. ...

1

EinfübrungSgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch mit den §§ 38 bis 45 deS ReichSmuitärgeseheS, dem Wuchergesetz, dem RG. über daS Holsteinsche Fürstenhaus, den gg 26 biS 35 Abs. 3 Satz 1 Gewerbeordnung, dem RG. betr. Ueberleitung von Hypotheken deS früheren Recht- . .

EG. BGB.

.

.

Hastpflichtgesetz...................................................................................... HaftPflichtG.. Kraftfahrzeuggesetz mit den gg 20, 21, 37, der Gewerbeord­ nung ............................ ................................... .....

2

3

KFG............................4

AdzahlungSgesetz................................................................................ AbzG................................5

BauforderungSgesetz........................................

....................... BauFG........................... 6

Haftung deS Reichs für seine Beamten, mit g 1 ReichSbeamtengesetz................................................................................RBHastG.

7

II. Abschnitt.

Handelsrecht mit Einschluß des GeuoffenschastS-, Wechsel-, Scheck-, Seeund Binnenschiffahrtsrechts. Handelsgesetzbuch mit g 120Gewerbeordnung......................... HGB..................

8

Einführungsgesetz zum Handelsgesetzbuch mit g 183a Ge­ werbeordnung ...........................................................................CG. HGB. . . 9 Gesellschaften mit beschränkterHaftung.....................................GmbHG. ... 10 Genossenschaft-gesetz.......................................................................... GenG...................... 11 Wechselordnung mit dem Gesetz, betr. die Erleichterung deS Wechselprotestes, und der Bet., betr. die Erhebung von Wechsel- und Scheckprotesten durch Postbeamte . . . WO. .... 12

vm

Systematisches Inhaltsverzeichnis.

»echselftempelgesetz Scheckgesetz............................................................................................ Seemann-ordnung Gtrandung-ordnung Binnenschiffahrt-gesetz Klößereigesetz...................................................................................... Flagaengesetz Ott stet, hetr. Klaggenrecht deutscher Binnen­ schiffe, oie au-schließlich auf au-ländiscben Gewässern verkehren......................................................................................

Abkürzung WStempG. . ScheckG. . SeemO. . . StrandO. BinnenschG . FlößereiG. .

9k.

. . . . . .

13 14 15 16 17 18

19

FlaggenG. .

III. Abschnitt. Baut-, Börsen- und Geldwesen. Bankgesetz mit den Novellen und dem Gesetz, bete. Au-gabe von Reich-banknoten über 60 Mark und 20 Mark . . Hypothekenbankgesetz.......................................................................... Schuldverschreibung-gesetz Depotgesetz Reich-schuldbuchgesetz Börsengesetz mit Novelle von 1908 Münzgesetz........................................................................................... Jnhaderpapiere mit Prämien Reich-kassenscheine...............................................................................

20 21 22 23 24 25 . 26 . 27 . 27a

Bank«. . HypBantG. . SchuldverschrG. DepotG. . . RSchuldbG BörsenG. MünzG. . . Jnhaberp. RKassensLG.

. . . . .

PostG. TelG. LelWG.

. 28 . 29 . 30

IV. Abschnitt. Post- und Telegrapherrw-fen. Postgesetz mit Novellen Telegraphengesetz Telegraphenwegegesetz

V. Abschnitt, verftcherungöwesen. Berficherung-aufstcht-gesetz Bersicherung-vertragtzgesetz

«AG . VBG

.

.

. 31

32

VI. Abschnitt. Urheher- und Lrstnderrecht, Unlauterer Wettbewerb. Urheberrecht an Werken der Literatur und Tonkunst mit Bet., betr. Eintrag-rolle bei dem Stadtrat zu Leipzig . . Revidierte Berner Konvention zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst mit Au-führung-gesetz und Aus­ führungsverordnung ............................................................... BerlagSgesetz........................................................................................... Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der Photographie Urheberrecht an Mustern und Modellen mit den §9 18—36, 38 de- Ges. vom 11. Juni 1870, Urheberrecht an Schrift­ werken rc. betr Patentgesetz mit § 16 Reich-beamtengesetz und der «D., betr. da- Berufung-verfahren beim Reich-gericht in Patentsachea................................................................................ Patentanwalt-gesetz Gebrauch-mustergesetz Varenzeichengesetz................................................................................ Wettbewerb-g^etz

. 33

LitUG.

BernKonv. BerlG. .

. .

. 34 . 35

KunftUG..

.

. 36

MustG.

.

. 37

PatG. . . . PatÄnw» GebrMustG.. WZ».. . . UWG. . .

. 88 . 39

.

. 40

. 41 . 42

IX

Systematisch«» g«havi»»«z«tch«tr.

Zweiter Teil.

»ttichtttrrfaffng ub 8erft|re» i» Sicht» der streitige» iü freiniligee SerichtttMtt. I. Abschnitt. Verfassung der Gerichte, Geschäftsgang bei Reichsgerichts nnd vrdmmg -er Rechtsanwaltschaft. Abkürzung

GerichtSversasiungSgesetz mit den Abänderung-gesetzen und dem Ermächtigungsgesetz......................................................... Einführungsgesetz zum GerichtSverfafsungSgesetz .... Geschäftsordnung des ReichSgerichtS........................................ RechtSanwaltSordnung.....................................................................

®»e.. . . GBB. . ««BrschO. . RAO. . . .

8 45 46

n. Abschnitt. Ziviltzrozetz mit Ginschlntz bei Konkurse-. Zivilprozeßordnung, mit Abänderung-gesetzen, den Bek., betr. den Wohnsitz, der BO., betr. Begründung der Revision in bürgerlichen Recht-streitigkeiten, dem Gesetz betr. die Unzulässigkeit der Pfändung vyn Eisenbahnbetriebs­ mitteln, dem § 23 Abs. 6 deS internationalen Abkom­ men- über den Eisenbahufrachtverkehr, dem Lohnbeschlag­ nahmegesetz, der Bek. über Zuständigkeit für Todes­ erklärungen, einem Auszug au- der ReichSschuldenordnung au- dem Statut der Reich-bank ............................. ZPO.............................. 47 Einführung-gesetz zur Zivilprozeßordnung mit Abänderungs­ gesetzen und einem Au-zug au- dem Gesetz, betr. die Schuldhaft......................................................................................EG. ZPO. . . 48 wangSversteigerungSgesetz............................................................... ZVG........................49 inführung-gesetz zum Zwang-versteigerung-gesetz und zur Grundbuchordnung..................................................................... EG. ZBG. . . 60 Kontur-ordnung mit Einführung-gesetz zum Abänderungs­ gesetz von 1898 .......................................................................... KO................................. 51 Einführung-gesetz zur KonkurSordnung...................................EG. KO. ... 59 Anfechtung-gesetz................................................................................ AnfG............................. 53 Gewerbegericht-gesetz.......................................................................... GGG..............................54 KaufmannSgerichtSgesetz.....................................................................KGG.............................. 66 Haager Zivilprozeßadkommen mit Bekanntmachung über daJnkrafttteten................................................................................ HaagZPAbk. . 66 Au-führung-gesetz zum Haager Zivilprozeßadkommen . . AG. HaagZPAbk. 57

ä

HI. Abschnitt, «rnndduchfachen «ab andere «ngelegen-etten der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Grundbuchordnung . . GBO.........................58 Freiwillige Gerichtsbarkeit............................................................... FGG.............................. 5Freiwillige Gerichtsbarkeit im Heer und der Marine . . . HM. FGG. . . 60 Personenstand-gesetz mit § 25 der AuSführungSvorschristen de- Bundesrat- zu 8 83 PStG.............................................PStG. ... 61 Personenstand-gesetz für Bundesangehörige im Auslande . AuSlPStG. . . 62

X

Systematische» JnhaltSverzeichnt».

IV. Abschnitt. e,,w"'»"

,ralTO

...

KonsulargerichtSbarkeilSgesetz mit Einführung-verordnung . SonsGG.... Schutzgebiet-gesetz mit Abänderung-gesetz und den 88 48—bl de- KolonialbeamtengesetzeS........................................................ SchutzgebG. . .

63

64

V. Abschnitt. 0 )0 2 02 02 O D *J 0 )Ö ’

Koste»- rmL GeLü-revwefen. Gerichtskostengesetz GKG Gebührenordnung für Gerichtsvollzieher GBGO. . . . Gebührenordnung für Zeugen und Sachverständige . . . ZGO..................... Gebührenordnung für Recht-anwälte........................................ RAGO. . .

B. Sachfifche A«Sführu«gSgefetze. .

«4 «4

AGGLG. .

02

(Nach der Zeitfolge geordnet.)

.

LG.ZVG. .

.

AB.ZBG. .

.

AG. ZPO. FAG. . FEG. . FFStG..

. . . .

. . . .

AB FEG. . PfandlG. . AlphabetischeS Sachregister schließt an Nr. 88 an.

. .

00

CF

QD 00 ÖD

AB.FSG. .

OD

O00

.

«4

AB.FGG.8126 . MGG

*4 *3 OD *3

35

».1

0«4» ^ «

h D h -C

MldschG. . RevGesO. . AG. BGB. .

00 tO

Ausführungsgesetz zum GerichtSversaffungSgesetz . . . Ersatz von Wildschaden und die Rechtsfähigkeit der Jagdgenoffenschasten .............................................. Revidierte Gesindeordnung AuSführungSgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuche. . . Verordnung zur Ausführung deS Bürgerlichen Gesetzbuchs und der zu dessen Ein- und Ausführung ergangenen Gesetze Verordnung zur Ausführung der Grundbuchordnung . Verordnung über daS Registerwesen bei den Amtsgerichten Verordnung zur Ausführung deS Handelsgesetzbuch-, deS BinnenschiffahrtSgesetzeS und deS FlößereigesetzeS . Verordnung zur Ausführung deS § 126 deS ReichSße- über die Angelegenheiten der freiwilligen htSbarkeit Gesetz, die Anlegung von Mündelgeld betreffend . . Gesetz zur Ausführung einiger mit dem Bürgerlichen Gesetzbuche zusammenhängenden Reich-gesetze . . Verordnung zur Ausführung der Gesetze über die An­ gelegenheiten der Freiwilligen Gerichtsbarkeit und deS HinterlegungSwesenS Gesetz, die Zwangsvollstreckung in daS unbewegliche Vermögen betr...................................................................... VerordnungzurAuSführungdergesetzlichenBestimmungen über die Zwangsvollstreckung in da- unbewegliche Vermögen........................................................................... Gesetz zur Ausführung der Zivilprozeßordnung und der Konkursordnung Gesetz über Familienanwartschaften Gesetz über die Fürsorgeerziehung Forst- und Feldftrafgesetz Verordnung zur Ausführung deS Gesetze- über die Für­ sorgeerziehung Gesetz über da- Pfandleihgewerbe

Chronologischer Inhaltsverzeichnis. Datum

«rsetz



Abkürzung

I

1

A. Reichsrecht. I Personenstandsgesetz für BundeSange-1 AuSlPSlG. hörige im AuSlande HaftpflichtG. Hastpflichtgesetz 1871, 7. Juni Jnhaberp. Jnhaberpapiere mit Prämien 1871, 8 Juni Postgesetz mit Novellen PostG. 1871, 28. Oktober StrandO. Strandungsordnung 1874, 17. Mai 1875, 6. Februar Personenstandsgesetz rc. (s. system Re­ PStG. gister) Bankgesetz mit den Novellen re.(s. system. BankG. 1875, 14. März Register) Urheberrecht an Mustern und Mo- MustG. 1876, 11. Januar dellen rc. (f. system. Register) Gerichtsverfassungsgesetz rc. (s. system. GBG 1877, 27. Januar Register) EinsührungSgesetz zum GerichtSver1877, 27. Januar faflung-gesetz Zivilprozeßordnung re. (s. system. Re­ 1877, 30. Januar gister) 1877, 30. Januar EinsührungSgesetz zur Zivilprozeßord­ nung rc. (s. system. Register) 1877, 10. Februar KonturSordnung rc. (s. system. Register) KO. 1877, 10. Februar EinsührungSgesetz zur KonturSordnung EG. KO. GKG. 1878, 18. Juni GerichtStostengesetz 1878, 24. Juni Gebührenordnung für Gerichtsvollzieher GBGO. 1878, 30. Juni Gebührenordnung für Zeugen und ZGO. Sachverständige RAO. 1878, 1. Juli RechtSanwaltsordnung 1879, 7. Juli Gebührenordnung für Rechtsanwälte RAGO. AnsG. 1879, 21. Juli Anfechtungsgesetz RGGeschO. 1880, 5. April (1886, Geschäftsordnung des Reichsgericht8. Juli) RkaflenschG. 1886, 26. Mai ReichStaffenscheine GenG. 1889, 1. Mai Genossenschaftsgesetz GGG. 1890, 29. Juli GewerbegerichtSgesetz 1891, 13. Mai Patentgesetz re. (s. system. Register) PaiG. GebrMustG. 1891, 1. Juni Gebrauchsmustergesetz 1892, 6. April TelG. Telegravhengesetz Gesellschaften mit beschränkter Haftung GmbHG. 1892, 20. April 1870, 4. Mai

62 3 27 28 16 61 20

37 43 44 47

48 51 52 65 66 67 46 68 53 45

27a 11 54 38 40 29 10

xn Datum

1894, 1894, 1896, 1895, 1896, 1896,

12 Mai 16. Mat 16. Juni 15. Juni 6. Juli 18. August

1896, 18. August

1897, 24. Mürz 1897, 24. Mik» 1897, 24. Mürz

1897, 10. Mai 1897, 10. Mai 1898, 17. Mai 1899, 22. Juni

1899, 1899, 1899, 1900, 1900, 1900, 1901, 1901,

13. Juli 4 Dezember 18. Dezember 7. April 21 Mai 25. Juli 12. Mai 28. Mai

1901, 19. Juni

1901, 1902, 1904, 1905, 1905,

19. Juni 2. Juli 6. Juli 17. Juli 17. Juli

1907, 9. Januar 1908, 1908, 1908, 1908, 1908,

11. März 27. Mai 30. Mai 3. Juni 13. November

1909, 1909, 1909, 1909, 1909, 1910, 1910,

3. Mai 1. Juni 1. Juni 7. Juni 15. Juli 22. Mai 31. Mai

Gesetz

Warenzeichengesetz Abzahlung-gesetz Binnenschiffahrt-gesetz KlSbereigrktz Depotgesetz Bürgerliche- Gesetzbuch rc. (s. festem. Register) Einführung-gesetz »um Bürgerlichen Gesetzbuch re. (s. system. Register) Grundbuchordnung ZwangSversteigerungSgesetz Einführung-gesetz zum ZwangSversteigerungSgesetz und GrundbuchordHandelsgesetzbuch Einführung-gesetz zum Handelsgesetz­ buch Freiwillige Gerichtsbarkeit Flaggengesetz mit Bek. betr. Flaggenrecht deutscher Binnenschiffe, die aus­ schließlich . auf ausländischen Gewässern verkehren Hypothekenbankgesetz Schuldverschreibung-gesetz Telegraphenwegegesetz KonsulargerichtSbarkeitSgesetz Patentanwalt-gesetz Schutzgebietsgesetz rc. (f. system. Register) Bersicherung-aufsicht-gesetz Freiwillige Gerichtsbarkeit im Heere und in der Marine Urheberrecht an Werken der Literatur nnd Tonkunst rc. (s. system. Register) BerlagSgesetz Seemann-ordnung KausmannSgerichtSgesetz Haager Zivilprozeß-Abkommen AuSsührunaSgesetz zum Haager Zivilprozeßabkommen Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der Photographie Scheckgesetz Börsengesetz mit Novelle BersicherungSvertragSgesetz Wechselordnung re. (s. system. Register) Revidierte Berner Uebereinkunft zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst rc. ss. system. Register) Krastfahrzeuggeietz BauforderungSgesetz Münzgesetz Wettbewerb-gesetz Wechselstempelgesetz Haftung deS Reich- für seine Beamten Reichsschuldbuchgesetz

Kummer ||

Chronologisch«- JnhaltSvrrzeichniS.

Abkürzung

WZG. AbzG. BinnenschG. FlößereiG. DepotG. »GB.

41 5 17 18 23 1

EG. BGB.

2

GBO. ZBG. EG. ZBG.

58 49 50

HGB. EG. HGB.

8 9

FGG. FlaggenG.

59 19

HypBankG. SchuldverschrG. TelWG. KonsGG. PatAnwG. SchutzgebG. BAG. HM. FGG.

21 22 80 68 89 64 81 60

LitUG.

- 33

BerlG. 1 SeemO. > KGG. . HaagZPAbk. AG. HaagZPAbk.

35 15 55 56 57

KunstUG.

36

ScheckG. vörsenv. BDG. WO. BernKonv.

14 25 82 12 84

KFG. BauFG. MünzG. UWG. WStempG. RBHastS. REchuldbG.

4 6 26 42 13 7 24

xni

Chronologische- Inhaltsverzeichnis.

Dalum

•esc»

j

Abkürzung

B. Sächsische AussührimgSgesetze. Ausführung-gesetz -um Gerichtsverfaffung-gesetz Erfatz von Wildschäden und die Rechts­ 1898, 28. Mai fähigkeit der Jagdgenossenschaften Revidierte Gesindeordnung 1898, 31. Mai AuSsührunaSgesetz zum Bürgerlichen 1898, 18. Juni Gesetzbuche Verordnung zur Ausführung deS 1899, 6. Juli Bürgerlichen Gesetzbuches und der zu deffen Lin- und Ausführung er­ gangenen Gesetze Verordnung zur Ausführung der 1899, 26. Juli Grundbuchordnung Verordnung über da- Registerwesen 1899, 8. November bei den Amtsgerichten 1899, 10. November Verordnung zur Ausführung des Han­ delsgesetzbuchs, deS Binnenschiffahrts­ gesetze- und deS FlößereigesetzeS 1899, II. November Berordnung zur Ausführung deS § 126 deS Reich-gesetzeS über die Angelegen­ heiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit 1899, 22. Dezencher Gesetz, die Anlegung von Mündelgeld betreffend Gesetz zur Ausführung einiger mit dem 1900, 15. Juni Bürgerlichen Sesetzbuche zusammen­ hängenden Reichsgesetze Verordnung zur Ausführung der Gesetze 1900, 16. Juni über die Angelegenheiten der Frei­ willigen Gerichtsbarkeit und deHinterlegungSwesenS Gesetz, die Zwangsvollstreckung in da­ 1900, 18. Juni unbewegliche Vermögen detr. Verordnung zur Ausführung der ge1900, 19. Juni i setzlichen Bestimmungen über die 1 Zwangsvollstreckung in das rmbe-' wegliche Vermögen Gesetz zur Ausführung der Zivilprozeß­ 1900, 26. Juni ordnung und der Kontur-ordnung Gesetz über Familienanwartschasten 1900, 7. Juli Gesetz über die Fürsorgeerziehung 1909, 1. Februar Forst- und Feldstrafgesetz 1909, 26. Februar Verordnung zur Ausführung deS Ge­ 1909, 6. Mai setze- über die Fürsorgeerziehung Gesetz über daS Pfandleihgewerbe 1910, 27. Mai

1879, I. MLrz

AG. GVG

69

WildschG.

70

RevGesO. AG. BGB.

8

AB. BGB.

73

«v. GVO.

74

RegV.

76

AB. HVB.

76

AB. FGG. tz 126 77

MGG.

78

AG. FGG.

79

Av. FGG.

80

AG. ZVG.

8)

AB. ZVG.

89

AG. ZPO

88

FAG. FEG. FFStG. AB. FEG.

84 86

87

PfandlG.

88

M

veqelchilk der Abwrzungen «b»S . .



AG. BGB. AG. FGG.

=

AG.GBG.. AG. HaagZPAbk. AG. ZPO. AG. ZBG. AnfG. . . LuSlPStG.

— = — —

««. BSB. L«. FES. AB. FGG.



AB. FGG. 8126. AB. GBO. AB. HEB. AB. ZBG.

— -------

BankG.. . BauFG. . BernKonv.

— — —

BGB. . . BinnenschG. BörsenG. . DepotG. . EG. BGB. EG. GBG. EG. HGB. EG. KO. . EG. ZPO. EG. ZBG.

— = — — — -—

. .

— — — — = — — — =

SAG. KEG.

. .

FKSt«. .

KG». . . FlaggenG. KlötzereiG. GBO. . . GebrMustG. GenG. . . »»». . »«». . . »mbH». . GB». . .

= =

= = —

Abzahlung-gesetz LuSführungSgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch . AuSführungSgesetz zum Gesetz über Freiwillige Gerichts­ barkeit ............................................................................... AuSführungSgesetz zum Gericht-versassung-gesetz . . AuSführungSgesetz zum Haager Zivilprozeß-Abkommen AuSführungSgesetz zur Zivilprozeßordnung v „ . . . . AuSführungSgesetz zum Zwangsvollstreckungsgesetz . Anfechtungsgesetz.................................................................... Personenstand-gesetz für Bundesangehörige im Aus­ lande ..................................................................................... Ausführungsverordnung zum Bürgerlichen Gesetzbuch Ausführungsverordnung zum Fürsorgeerziehungsgesetz Ausführungsverordnung zum Gesetz über Freiwillige Gerichtsbarkeit Ausführungsverordnung zu g 126 deS FGG. . . . Ausführungsverordnung zur Grundbuchordnung . . Ausführungsverordnung zum Handelsgesetzbuch . . Ausführungsverordnung zum Zwangsvollstreckungs­ gesetz Bankgesetz BauforderungSgesetz Revidierte Berner Uebereinkunst zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst .... Bürgerliche- Gesetzbuch BinnenschisfahrtSgesetz Börsengesetz.......................................................................... Depotgesetz Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch . . Einführungsgesetz zum GerichtSverfafsungSgesetz . . Einführungsgesetz zum Handelsgesetzbuch . . . . Einführungsgesetz zur Konkursordnung....................... Einführung-gesetz zur Zivilprozeßordnung . . . . Einführung-gesetz zum Zwang-versteigerung-gesetz und Grundbuch ordnung ................................................... Gesetz über Familienanwartschaften Fürsorgeerziehung-gesetz Feld- und Forststrafgesetz Freiwillige Gerichtsbarkeit Flaggengesetz Flößereigesetz Grundbuchordnung Gebrauchsmustergesetz Genossenschaftsgesetz . . . Gewerbegericht-gesetz........................................................

GerichtSkostengesetz.............................................................. Gesellschaften mit beschränkter Haftung GerichtSverfafsungSgesetz re

5 72 79 69 57 83 81 53 62

78 87

80 77 74 76 82 20 6

50 84 86 86 59

19 18 58 40 11 54 65 10 43

Verzeichnis der Abkürzungen.

XV «r.

GVGO. . HaagZPAbk. Haftpflicht®. HGB. . . HM. FGG. HypBankS. Jnhaberp. . KFS. . . KG®. . KO. . . SonfGS. . KunstUT. . Litll®. . MGG. . MünzG. MustG. . PatAnwS PatG. . Pfand!®. PostG. . PStG. . RAO . RAGO. RBHastG. RegB RevGesO. RGSeschO. Rkaflensch® RSchuldbS Scheck®. SchuldverschrG Schutzgeb® SeemO SlrandO. TelG TelWG. UW® . BAS. . »cd®. . BBS. . Wildsch®. WO. . WStemp®. WZ®. . ZSO. . ZPO . ZBS. .

®ebührenordnung für Gerichtsvollzieher...................... Haager Zivilprozeß-Abkommen....................................... Haftpflichtaesetz.................................................................... Handelsgesetzbuch .............................................................. Freiwillige Gerichtsbarkeit im Heere und der Marine Hypothekenbantgesetz........................................................ Jnhaberpapiere mit Prämien........................................ Kraftsahrzeuggesetz.............................................................. KaufmannSgerichtSgesetz.................................................. KonkurSordnung.................................................................... KonsulargerichtSbarkeitSgesetz ....................................... Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der Photographie.............................................................. Urheberrecht an Werken der Literatur und Tonkunst . Mündelgeldgesetz.................................................................. Münzgesetz............................................................................... Urheberrecht an Mustern und Modellen...................... PatentanwaltSgesetz.............................................................. Patentgesetz............................................................................... Pfandleihgewerbegesetz ... ...................... Postgesetz mit Novellen.................................................. Personenstand-gesetz.............................................................. RechtSanwaltsordnung ........................................................ Gebührenordnung für Recht-anwälte ............................ Haftung deS Reichs für seine Beamten...................... Registerwesenverordnung.................................................. Revidierte Gesindeordnung............................................. Geschäftsordnung deS ReichSgerichtS............................ Reichstassenscheine.............................................................. ReichSsckuldbuchgesetz........................................................ Scheckgesetz............................................................................... Schuldverschreibung-gesetz................................................... Schutzgebiet-gesetz................................................................... Seemann-ordnung.............................................................. Strandungsordnung........................................................ Telegraphengesetz .............................................................. Telegraphenwegegesetz........................................................ Wellbewerbsgesetz.............................................................. BerstcherungsaussichtSgesetz Berlagsgesetz......................................................................... BersicherungSvertragSgesetz............................................. Wildschadengesetz.................................................................... Wechselordnung................................................................... Wechselstempelgesetz.............................................................. Warenzeichengesetz.............................................................. Gebührenordnung für Zeugen und Sachverständige . Zivilprozeßordnung............................................................... Zwang-versteigerungSgesetz.............................................

66 56 8 8 60 21 27 4 55 51 63 36 33 78 26 37 39 38 88 28 61 46 68 7 75 71 45 27a 24 14 22 64 15 16 29 30 42 31 35 32 70 12 13 41 67 47 49

I. Abschnitt. Die bürgerliche Gesetzgebung un­ ergänzende Gesetze. Bürgerliches Gesetzbuch. Vom 18. August 1896. sReichrgesetzblatt 1896 6.195—603.)

Erstes Buch.

Allgemeiner Gbell. Erster Abschnitt.

Personen. Erster Titel.

AsttSrliche Persourn. S 1. Die Rechtsfähigkeit deS Menschen beginnt mit der Vollendung der Geburt.

§ 2. Die Volljährigkeit tritt mit der Vollendung deS einund­ zwanzigsten Lebensjahrs ein. § 3. Ein Minderjähriger, der das achtzehnte Lebensjahr vollendet hat, kann durch Beschluß des Dormundschastsgerichts für volljährig erÜärt werden. Durch die Dolljährigkeitserklärung erlangt der Minderjährige die rechtliche Stellung eines Volljährigen.

§ 4. Die Volljährigkeitserklärung ist nur zulässig, wenn der Minderjährige seine Einwilligung ertheilt. Steht der Minderjährige unter elterlicher Gewalt, so ist auch die Einwilligung des Gewalthabers ersorderlich, es sei denn, daß diesem weder die Sorge für die Person noch die Sorge für das Vermögen des Kindes zusteht. Für eine minderjährige Wittwe ist die Einwilligung des Gewalt­ habers nicht erforderlich. § 5. Die Volljährigkeitserklärung soll nur erfolgen, wenn sie das Beste des Minderjährigen befördert. Jaeger, Reich«,ivilgesetze. 3. Auflage

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§ 6. Entmündigt kann werden: 1. wer in Folge von Geisteskrankheit oder von Geistesschwäche seine Angelegenheiten nicht zu besorgen vermag; 2. wer durch Verschwendung sich oder seine Famllie der Gefahr des Nothstandes aussetzt; S. wer in Folge von Trunksucht seine Angelegenheiten nicht zu besorgen vermag oder sich oder seine Famllie der Gefahr deS Nothstandes aussetzt oder die Sicherheit Anderer gefährdet. Die Entmündigung ist wieder aufzuhrben, wenn der Grund der Entmündigung wegfällt. § 7. Wer sich an einem Orte ständig niederläßt, begründet an diesem Orte seinen Wohnsitz. Der Wohnsitz kann gleichzeitig an mehreren Orten bestehen. Der Wohnsitz wird aufgehoben, wenn die Niederlassung mit dem Willen aufgehoben wird, sie aufzugeben. SS. Wer geschäftsunfähig oder in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, kann ohne den Willen seines gesetzlichen Vertreters einen Wohnsitz weder begründen noch ausheben.

S 9. Eine Militärperson hat ihren Wohnsitz am Garnisonorte. AlS Wohnsitz einer Mllitärperson, deren Truppenthell im Jnlande keinen Garnisonort hat, gllt der letzte inländische Garnisonort deS Truppenteils. Diese Vorschriften finden keine Anwendung auf MUitärpersonen, die nur zur Erfüllung der Wehrpflicht dienen oder die nicht selbständig einen Wohnsitz begründen können.

S 10. Die Ehefrau theilt den Wohnsitz des Ehemanns. Sie theilt den Wohnsitz nicht, wenn der Mann seinen Wohnsitz im Ausland an einem Orte begründet, an den die Frau ihm nicht folgt und zu folgen nicht verpflichtet ist. Solange der Mann keinen Wohnsitz hat oder die Frau seinen Wohn­ sitz nicht thellt, kann die Frau selbständig einen Wohnsitz haben. §11. Ein eheliches Kind thellt den Wohnsitz des Vaters, ein un­ eheliches Kind den Wohnsitz der Mutter, ein an Kindesstatt angenommenes Kind den Wohnsitz deS Annehmenden. Das Kind behält den Wohnsitz, bis es ihn rechtsgültig aufhebt. Eine erst nach dem Eintritte der Volljährigkeit des Kindes erfolgende Legitimation oder Annahme an Kindesstatt hat keinen Einfluß auf den Wohnsitz des Kindes. § 12. Wird das Recht zum Gebrauch eines Namens dem Be­ rechtigten von einem Anderen bestritten oder wird das Jntereffe des Be­ rechtigten dadurch verletzt, daß ein Anderer unbefugt den gleichen Namen gebraucht, so kann der Berechtigte von dem Anderen Beseitigung der Beeinträchtigung verlangen. Sind weitere Beeinträchtigungen zu besorgen, so kann er auf Unterlassung klagen. § 13. Wer verschollen ist, kann nach Maßgabe der §§ 14 bis 17 im Wege de- Aufgebotsverfahrens für todt erklärt werden.

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Erstes Buch. Mgemeiner Teil.

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8 14. Die Todeserklärung ist zulässig, wenn feit zehn Jahren keine Nachricht von dem Leben des Verschollenen eingegangen ist. Sie darf nicht vor dem Schluffe des Jahres erfolgen, in welchem der Ver­ schollene das einunddreißigste Lebensjahr vollendet haben würde. Ein Verschollener, der das siebzigste Lebensjahr vollendet haben würde, kann für todt erklärt werden, wenn seit fünf Jahren keine Nach­ richt von seinem Leben eingegangen ist. Der Zeitraum von zehn oder fünf Jahren beginnt mit dem Schluffe des letzten Jahres, in welchem der Verschollene den vorhandenen Nachrichten zufolge noch gelebt hat.

8 15. Wer als Angehöriger einer bewaffneten Macht an einem Kriege Theil genommen hat, während des Krieges vermißt worden und seitdem verschollen ist, kann für todt erklärt werden, wenn seit demFriedensat drei Jahre verstrichen sind. Hat ein Friedensschluß nicht statt­ en, so beginnt der dreijährige Zeitraum mit dem Schluffe des Jahres, in welchem der Krieg beendigt worden ist. Als Angehöriger einer bewaffneten Macht gilt auch derjenige, welcher sich in einem Amts- oder Dienstverhältniß oder zum Zwecke freiwilliger Hülfeleistung bei der bewaffneten Macht befindet. 8 16. Wer sich bei einer Seefahrt auf einem während der Fahrt untergegangenen Fahrzeuge befunden hat und seit dem Untergange des Fahrzeugs verschollen ist, kann für todt erklärt werden, wenn seit dem Untergang ein Jahr verstrichen ist. Der Untergang des Fahrzeugs wird vermuthet, wenn es an dem Orte seiner Bestimmung nicht tingetroffen oder in Ermangelung eines festen Reiseziels nicht zurückgekehrt ist und wenn bei Fahrten innerhalb der Ostsee ein Jahr, bei Fahrten innerhalb anderer europäischer Meere, mit Einschluß sämmllicher Theile des Mittelländischen, Schwarzen und Azowschen Meeres, zwei Jahre, bei Fahrten, die über außereuropäische Meere führen, drei Jahre seit dem Antritte der Reise verstrichen find. Sind Nachrichten über dar Fahrzeug eingegangen, so ist der Ablauf des Zeitraums erforderlich, der verstrichen sein müßte, wenn das Fahrzeug von dem Orte abgegangen wäre, an dem es sich den Nachrichten zufolge zuletzt befunden hat.

8 17. Wer unter anderen als den in §§ 15, 16 bezeichneten Um­ ständen in eine Lebensgefahr gerathen und seitdem verschollen ist, kann für todt erklärt werden, wenn seit dem Ereigniffe, durch welches die Lebens­ gefahr entstanden ist, drei Jahre verstrichen sind. 8 18. Die Todeserklärung begründet die Vermuthung, daß der Verschollene in dem Zeitpunkte gestorben sei, welcher in dem die Todeserllärung aussprechenden Urthelle festgestellt ist. Als Zeitpunkt des Todes ist, sofern nicht die Ermittelungen ein Anderes ergeben, anzunehmen: in den Fällen des § 14 der Zeitpunkt, in welchem die TodeSerllärung zulässig geworden ist;

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in den Fällen des § 15 der Zeitpunkt des Friedensschlusses oder der Schluß des Jahres, in welchem der Krieg beendigt worden ist; in den Fällen des § 16 der Zeitpunkt, in welchem das Fahrzeug untergegangen ist oder von welchem an der Untergang vermuthet wird; in den Fällen des 8 17 der Zeitpunkt, in welchem das Ereigniß stattgefunden hat. Ist die Todeszeit nur dem Tage nach festgestellt, so gilt das Ende deS Tages als Zeitpunkt des Todes.

§ 19. Solange nicht die Todeserllärung erfolgt ist, wird das Fort­ leben deS Verschollenen bis zu dem Zeitpunkte vermuthet, der nach § 18 Abs. 2 in Ermangelung eines anderen Ergebniffes der Ermittelungen als Zeitpunkt deS Todes anzunehmen ist; die Vorschrift des 8 18 Abs. 3 findet entsprechende Anwendung.

§ 20. Sind mehrere in einer gemeinsamen Gefahr umgekommen, so wird vermuthet, daß sie gleichzeitig gestorben seien. Zweiter Titel.

Juristische Persoueil. L Vereine. 1. Allgemeine Vorschriften.

K 21. Ein Verein, dessen Zweck nicht auf einen wirthschastlichen Geschäftsbetrieb gerichtet ist, erlangt Rechtsfähigkeit durch Eintragung in das Dereinsregister deS zuständigen Amtsgerichts.

§ 22. Ein Verein, dessen Zweck auf einen wirtschaftlichen Geschäfts­ betrieb gerichtet ist, erlangt in Ermangelung besonderer reichsgesetzlicher Vorschriften Rechtsfähigkeit durch staatliche Verleihung. Die Verleihung steht dem Bundesstaate zu, in dessen Gebiet der Verein seinen Sitz hat.

5 23. Einem Vereine, der seinen Sitz nicht in einem Bundesstaate hat, kann in Ermangelung besonderer reichsgesetzlicher Vorschriften Rechts­ fähigkeit durch Beschluß des Bundesraths verliehen werden. § 24. Als Sitz eines Vereins gilt, wenn nicht ein Anderes bestimmt ist, der Ort, an welchem die Verwaltung geführt wird.

§ 25. Die Verfassung eines rechtsfähigen Vereins wird, soweit sie nicht auf den nachfolgenden Vorschriften beruht, durch die Vereins­ satzung bestimmt. § 26. Der Verein muß einen Vorstand haben. Der Vorstand kann aus mehreren Personen bestehen. Der Vorstand vertritt den Verein gerichtlich und außergerichtlich; er hat die Stellung eines gesetzlichen Vertreters. Der Umfang seiner Vertretungsmacht kann durch die Satzung mit Wirkung gegen Dritte be­ schränk werden.

8 27. Die Bestellung des Vorstandes erfolgt durch Beschluß der Mitgliederversammlung.

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Erstes Buch. Allgemeiner Teil.

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Die Bestellung ist jederzeit widerruflich, unbeschadet des Anspruchs auf die vertragsmäßige Vergütung. Die Widerruflichkeit kann durch die Satzung auf den Fall beschränkt werden, daß ein wichtiger Grund für den Widerruf vorliegt; ein solcher Grund ist insbesondere grobe Pflicht­ verletzung oder Unfähigkeit zur ordnungsmäßigen Geschäftsführung. Auf die Geschäftsführung des Vorstandes finden die für den Auf­ trag geltenden Vorschriften der §§ 664 bis 670 entsprechende Anwendung.

K 28. Besteht der Vorstand aus mehreren Personen, so erfolgt die Beschlußfaffung nach den für die Beschlüsse der Mitglieder des Vereins geltenden Vorschriften der §§ 32, 34. Ist eine Willenserklärung dem Vereine gegenüber abzugeben, so genügt die Abgabe gegenüber einem Mitglieds des Vorstandes.

§ 29. Soweit die erforderlichen Mitglieder des Vorstandes fehlen, sind sie in dringenden Fällen für die Zeit bis zur Hebung des Mangels auf Antrag eines Betheiligten von dem Amtsgerichte zu bestellen, in dessen Bezirke der Verein seinen Sitz hat.

K 80. Durch die Satzung kann bestimmt werden, daß neben dem Vorstande für gewisse Geschäfte besondere Vertreter zu bestellen find. Die Vertretungsmacht eines solchen Vertreters erstreckt sich im Zweifel auf alle Rechtsgeschäfte, die der ihm zugewiesene Geschäftskreis gewöhnlich mit sich bringt. § 31. Der Verein ist für den Schaden verantworllich, den der Vorstand, ein Mitglied des Vorstandes oder ein anderer verfassungsmäßig berufener Vertreter durch eine in Ausführung der ihm zustehenden Ver­ richtungen begangene, zum Schadensersätze verpflichtende Handlung einem Dritten zufügt.

K 32. Die Angelegenheiten des Vereins werden, soweit sie nicht von dem Vorstand oder einem anderen Vereinsorgane zu besorgen find, durch Beschlußfassung in einer Versammlung der Mitglieder geordnet. Zur Gültigkeit des Beschlusses ist erforderlich, daß der Gegenstand bei der Berufung bezeichnet wird. Bei der Beschlußfaffung entscheidet die Mehr­ heit der erschienenen Mitglieder. Auch ohne Versammlung der Mitglieder ist ein Beschluß gültig, wenn alle Mitglieder ihre Zustimmung zu dem Beschlusse schriftlich erklären. § 33. Zu einem Beschlusse, der eine Aenderung der Satzung ent­ hält, ist eine Mehrheit von drei Diertheilen der erschienenen Mitglieder erforderlich. Zur Aenderung des Zweckes des Vereins ist die Zustimmung aller Mitglieder erforderlich; die Zustimmung der nicht erschienenen Mit­ glieder muß schriftlich erfolgen. Beruht die Rechtsfähigkeit des Vereins auf Verleihung, so ist zu jeder Aenderung der Satzung staatliche Genehmigung oder, falls die Ver­ leihung durch den Bundesrath erfolgt ist, die Genehmigung des Bundes­ raths erforderlich. § 34. Ein Mitglied ist nicht stimmberechtigt, wenn die Beschluß­ fassung die Vornahme eines Rechtsgeschäfts mit ihm oder die Einleitung oder Erledigung eines Rechtsstreits zwischen ihm und dem Vereine betrifft.

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8 35. Sonderrechte eines Mitglieds können nicht ohne dessen Zu­ stimmung durch Beschluß der Mitgliederversammlung beeinträchtigt werden. § 36. Die Mitgliederversammlung ist in den durch die Satzung bestimmten Fällen sowie dann zu berufen, wenn das Jntereffe des Vereins es erfordert.

8 37. Die Mitgliederversammlung ist zu berufen, wenn der durch die Satzung bestimmte Theil oder in Ermangelung einer Bestimmung der zehnte Theil der Mitglieder die Berufung schriftlich unter Angabe des Zweckes und der Gründe verlangt. Wird dem Verlangen nicht entsprochen, so kann das Amtsgericht, in dessen Bezirke der Verein seinen Sitz hat, die Mitglieder, welche das Verlangen gestellt haben, zur Berufung der Versammlung ermächtigen und über die Führung des Vorsitzes in der Versammlung Bestimmung treffen. Auf die Ermächtigung muß bei der Berufung der Versammlung Bezug genommen werden. 8 38. Die Mitgliedschaft ist nicht übertragbar und nicht vererblich. Die Ausübung der Mitgliedschaftsrechte kann nicht einem Anderen überlassen werden. 8 39. Die Mitglieder sind zum Austritt aus dem Vereine berechtigt. Durch die Satzung kann bestimmt werden, daß der Austritt nur am Schluffe eines Geschäftsjahrs oder erst nach dem Ablauf einer Kündigungsfrist zulässig ist; die Kündigungsfrist kann höchstens zwei Jahre betragen. 8 40. Die Vorschriften des 8 27 Abs. 1, 3, des 8 28 Abs. 1 und der §§ 32, 33, 38 finden insoweit keine Anwendung, als die Satzung ein Anderes bestimmt. 8 41. Der Verein kann durch Beschluß der Mitgliederversammlung aufgelöst werden. Zu dem Beschluß ist eine Mehrheit von drei Vierthellen der erschienenen Mitglieder erforderlich, wenn nicht die Satzung ein Anderes bestimmt.

8 42. Der Verein verliert die Rechtsfähigkeit durch die Eröffnung des Konkurses. Der Vorstand hat im Falle der Ueberschuldung die Eröffnung des Konkurses zu beantragen. Wird die Stellung des Antrags verzögert, so sind die Vorstandsmitglieder, denen ein Verschulden zur Last fällt, den Gläubigern für den daraus entstehenden Schaden verantwortlich; sie haften als Gesammtschuldner. 8 43. Dem Vereine kann die Rechtsfähigkeit entzogen werden, wenn er durch einen gesetzwidrigen Beschluß der Mitgliederversammlung oder durch gesetzwidriges Verhalten des Vorstandes das Gemeinwohl ge­ fährdet. Einem Vereine, dessen Zweck nach der Satzung nicht auf einen wirthschaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet ist, kann die Rechtsfähigkeit ent» zogen werden, wenn er einen solchen Zweck verfolgt.

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Erstes Buch. Allgemeiner Teil.

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Einem Vereine, der nach der Satzung einen poetischen, sozial­ politischen oder religiösen Zweck nicht hat, kann die Rechtsfähigkeit entzogen werden, wenn er einen solchen Zweck verfolgt. Einem Vereine, dessen Rechtsfähigkeit ans Verleihung bemht, kann die Rechtsfähigkeit entzogen werden, wenn er einen anderen als den in der Satzung bestimmten Zweck verfolgt. f 44. Die Zuständigkeit und das Verfahren bestimmen sich in den Fällen des § 43 nach den für streitige DerwaltungSsachm geltenden Vorschriften der Landesgesetze. Wo ein VerwaltungSstreitverfahren nicht besteht, finden die Vorschriften der 83 20, 21 der Gewerbeordnung') An­ wendung; die Entscheidung erfolgt in erster Instanz durch die höhere Verwaltungsbehörde, in deren Bezirke der Vertin seinen Sitz hat. Beruht die Rechtsfähigkeit aus Verleihung durch den BundeSrath, so erfolgt die Entziehung dutch Beschluß des BundeSrathS. § 45. Mit der Auflösung des Vereins oder der Entziehung der Rechtsfähigkeit fällt das Vermögen an die in der Satzung bestimmten Personen. Durch die Satzung kann vorgeschtieben werden, daß die Anfallberechtigten durch Beschluß der Mitgliederversammlung oder eines anderen Dereinsorgans bestimmt werden. Ist der Zweck des Vereins nicht auf einen wirthfchaMchen Geschäftsbetrieb gerichtet, so kann die Mitglieder­ versammlung auch ohne eine solche Vorschrift das Vermögen einer öffentlichen Stiftung oder Anstalt zuweisen. Fehlt eS an einer Bestimmung der Anfallberechtigten, so fällt daS Vermögen, wenn der Verein nach der Satzung ausschließlich den Interessen seiner Mitglieder diente, an die zur Zeit der Auflösung oder der Entziehung der Rechtsfähigkeit vorhandenen Mitglieder zu gleichen Theilen, anderenfalls an den Fiskus des Bundesstaats, in befielt Gebiete der Verein seinen Sitz hatte. $ 46. Fällt das Vereinsvermögen an den Fiskus, so finden die Vorschriften über eine dem FiskuS als gesetzlichem Erben anfallende Erb­ schaft entsprechende Anwendung. Der Fiskus hat das Vermögen thunlichst in einer den Zwecken des Vereins entsprechenden Weise zu verwenden.

K 47. Fällt daS Vereinsvermögen nicht an den Fiskus, so muß eine Liquidation stattfinden.

§ 48. Die Liquidation erfolgt durch den Vorstand. Zu Liquidatoren können auch andere Personen bestellt werden; für die Bestellung find die für die Bestellung des Vorstandes geltenden Vorschriften maßgebend. Die Liquidatoren haben die rechtliche Stellung des Vorstandes, soweit sich nicht auS dem Zwecke der Liquidation ein Anderes ergiebt. Sind mehrere Liquidatoren vorhanden, so ist für ihre Beschlüsse Uebereinstimmung aller erforderlich, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist. K 4tK Die Liquidatoren haben die laufenden Geschäfte zu beendigen, die Forderungen einzuziehen, das übrige Vermögen in Geld umzusetzen, die Gläubiger zu befriedigen und den Ueberschuß den Anfallberechtigten auszuantworten. Zur Beendigung schwebender Geschäfte können die •) Abgedruckt unter 4 § 6.

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Liquidatoren auch neue Geschäfte eingehen. Die Einziehung der Forderungen sowie die Umsetzung des übrigen Vermögens in Geld darf unterbleiben, soweit diese Maßregeln nicht zur Befriedigung der Gläubiger oder zur Dertheilung des Ueberschusses unter die Anfallberechtigten erforderlich sind. Der Verein gilt bis zur Beendigung der Liquidation als fortbestehend, soweit der Zweck der Liquidation es erfordert.

8 50, Die Auflösung des Vereins oder die Entziehung der Rechts­ fähigkeit ist durch die Liquidatoren öffentlich bekannt zu machen. In der Bekanntmachung sind die Gläubiger zur Anmeldung ihrer Ansprüche auf­ zufordern. Die Bekanntmachung erfolgt durch das in der Satzung für Veröffentlichungen bestimmte Blatt, in Ermangelung eines solchen durch dasjenige Blatt, welches für Bekanntmachungen deS Amtsgerichts bestimmt ist, in deffeu Bezirke der Verein seinen Sitz hatte. Die Bekanntmachung gilt mit dem Ablaufe des zweiten Tages nach der Einrückung oder der ersten Einrückung als bewirkt. Bekannte Gläubiger sind durch besondere Mittheilung zur Anmeldung aufzufordern. § 51. DaS Vermögen darf den Anfallberechtigten nicht vor dem Ablauf eines Jahres nach der Bekanntmachung der Auflösung des Vereins oder der Entziehung der Rechtsfähigkeit ausgeantwortet werden. 8 52. Meldet sich ein bekannter Gläubiger nicht, so ist der ge­ schuldete Betrag, wenn die Berechtigung zur Hinterlegung vorhanden ist, für den Gläubiger zu hinterlegen. Ist die Berichtigung einer Verbindlichkeit zur Zeit nicht ausführbar oder ist eine Verbindlichkeit streitig, so darf das Vermögen den Anfall­ berechtigten nur ausgeantwortet werden, wenn dem Gläubiger Sicherheit geleistet ist.

8 53. Liquidatoren, welche die ihnen nach dem § 42 Abs. 2 und den 83 50 bis 52 obliegenden Verpflichtungen verletzen oder vor der Be­ friedigung der Gläubiger Vermögen den Anfallberechtigten ausantworten, find, wenn ihnen ein Verschulden zur Last fällt, den Gläubigern für den daraus entstehenden Schaden verantworüich; sie haften als Gefammtfchuldner. 8 54. Auf Vereine, die nicht rechtsfähig sind, finden die Vor­ schriften über die Gesellschaft Anwendung. Aus einem Rechtsgeschäfte, das im Namen eines solchen Vereins einem Dritten gegenüber vorgenommen wird, haftet der Handelnde persönlich; handeln Mehrere, so haften sie als Gesammtschuldner. 2. Eingetragene Vereine.

8 55. Die Eintragung eines Vereins der im § 21 bezeichneten Art in das Dereinsregister hat bei dem Amtsgerichte zu geschehen, in deffen Bezirke der Verein seinen Sitz hat.

8 56. Die Eintragung soll nur erfolgen, wenn die Zahl der Mitglieder mindestens sieben beträgt. 8 57. Die Satzung muß den Zweck, den Namen und den Sitz des Vereins enthalten und ergeben, daß der Verein eingetragen werden soll.

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Der Name soll sich von den Namen der an demselben Orte oder in derselben Gemeinde bestehenden eingetragenen Vereine deullich unter­ scheiden. 1. 2. 3. 4.

8 58, Die Satzung soll Bestimmungen enthalten: über den Eintritt und Austritt der Mitglieder; darüber, ob und welche Beitrüge von den Mitgliedern zu leisten find; über die Bildung des Vorstandes; über die Voraussetzungen, unter denen die Mitgliederversammlung zu berufen ist, über die Form der Berufung und über die Beur­ kundung der Beschlüsse. 8 59. Der Vorstand hat den Verein zur Eintragung anzumelden.

Der Anmeldung find beizufügen: 1. die Satzung in Urschrift und Abschrift; 2. eine Abschrift der Urkunden über die Bestellung des Vorstandes. Die Satzung soll von mindestens fieben Mitgliedern unterzeichnet sein und die Angabe des Tages der Errichtung enthalten.

8 60. Die Anmeldung ist, wenn den Erforderniffen der 83 56 bis 59 nicht genügt ist, von dem Amtsgericht unter Angabe der Gründe zurückzuweisen. Gegen einen zurückweismden Beschluß findet die sofortige Beschwerde nach den Vorschriften der Civilprozeßordnung statt. 8 61. Wird die Anmeldung zugelaffen, so hat daS Amtsgericht sie der zuständigen Verwaltungsbehörde mitzutheilen. Die Verwaltungsbehörde kann gegen die Eintragung Einspruch er­ heben, wenn der Verein nach dem öffentlichen Vereinsrecht unerlaubt ist oder verboten werden kann oder wenn er einen politischen, sozialpolitischen oder religiösen Zweck verfolgt.

8 62. Erhebt die Verwaltungsbehörde Einspruch, so hat daS Amts­ gericht den Einspruch dem Vorstände mitzutheilen. Der Einspnlch kann im Wege des Verwaltungsstreitverfahrens oder, wo ein solches nicht besteht, im Wege des Rekurses nach Maßgabe der $8 20, 21 der Gewerbeordnungl) angefochten werden. 8 63. Die Eintragung darf, sofern nicht die Derwaltungsbehörd. dem Amtsgerichte mittheilt, daß Einspruch nicht erhoben werde, erst er­ folgen, wenn seit der Mitthellung der Anmeldung an die Verwaltungs­ behörde sechs Wochen verstrichen sind und Einspruch nicht erhoben oder wenn der erhobene Einspruch endgültig aufgehoben ist. 8 64. Bei der Eintragung find der Name und der Sitz deS Vereins, der Tag der Errichtung der Satzung sowie die Mitglieder des Vorstandes im Vereinsregister anzugeben. Bestimmungen, die den Umfang der Dertretungsmacht des Vorstandes beschränken oder die Beschlußfaffung des Vorstandes abweichend von der Vorschrift deS § 28 Abs. 1 regeln, find gleichfalls einzutragen.

8 65. Mit der Eintragung erhält der Name deS Vereins den Zusatz »eingetragener Verein«. *) Abgedruckt unter 4 g 6.

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5 66. Das Amtsgericht hat die Eintragung durch das für feine Bekanntmachungen bestimmte Blatt zu veröffentlichen. Die Urschrift der Satzung ist mit der Bescheinigung der Eintragung zu versehen und zurückzugeben. Die Abschrift wird von dem Amtsgerichte beglaubigt und mit den übrigen Schriftstücken aufbewahrt.

8 67. Jede Aenderung des Vorstandes sowie die erneute Bestellung eines Vorstandsmitgliedes ist von dem Vorstande zur Eintragung anzu­ melden. Der Anmeldung ist eine Abschrift der Urkunde über die Aenderung oder die erneute Bestellung beizusagen. Die Eintragung gerichtlich bestellter Vorstandsmitglieder erfolgt von Amtswegen. 8 68. Wird zwischen den bisherigen Mitgliedern des Vorstandes und einem Dritten ein Rechtsgeschäft vorgenommen, so kann die Aenderung deS Vorstandes dem Dritten nur entgegengesetzt werden, wenn sie zur Zeit der Vornahme des Rechtsgeschäfts im Vereinsregister eingetragen oder dem Dritten bekannt ist. Ist die Aenderung eingetragen, so braucht der Dritte sie nicht gegen sich gelten zu laffen, wenn er sie nicht kennt, seine Unkenntniß auch nicht auf Fahrlässigkeit beruht. 8 69. Der Nachweis, daß der Vorstand auS den im Register ein­ getragenen Personen besteht, wird Behörden gegenüber durch ein Zeugniß deS Amtsgerichts über die Eintragung grfühtt. 8 70. Die Vorschriften des § 68 gelten auch für Bestimmungen, die den Umfang der Vertretungsmacht des Vorstandes beschränken oder die Beschlußfaffung deS Vorstandes abweichend von der Vorschrift des § 28 Abs. 1 regeln. 8 71. Aenderungen der Satzung bedürfen zu ihrer Wirksamkeit der Eintragung in daS Vereinsregister. Die Aenderung ist von dem Vor­ stände zur Eintragung anzumelden. Der Anmeldung ist der die Aenderung enthaltende Beschluß in Urschrift und Abschrift beizufügen. Die Vorschriften der 83 60 bis 64 und des § 66 Abs. 2 finden entsprechende Anwendung.

8 72. Der Vorstand hat dem Amtsgericht auf deffen Verlangen jederzeit eine von ihm vollzogene Bescheinigung über die Zahl der Vereins­ mitglieder einzureichen?) 8 73. Sinkt die Zahl der Vereinsmitglieder unter drei herab, so hat daS Amtsgericht auf Antrag deS Vorstandes und, wenn der Antrag nicht binnen drei Monaten gestellt wird, von Amtswegen nach Anhörung des Vorstandes dein Vereine die Rechtsfähigkeit zu entziehen. Der Be­ schluß ist dem Vereine zuzustellen. Gegen den Beschluß findet die sofortige Beschwerde nach den Vorschriften der Civilprozeßordnung statt. Der Verein verliert die Rechtsfähigkeit mit der Rechtskraft des BeschluffeS.

8 74. Die Auflösung des Vereins sowie die Entziehung der Rechts­ fähigkeit ist in das Vereinsregister einzutragen. Im Falle der Eröffnung des Konkurses unterbleibt die Eintragung. Wird der Verein durch Beschluß der Mitgliederversammlung oder *) Diese Fassung beruht auf dem § 22 des BereinSgesetzeS vom 19. April 1908 (RGBl. S. 151), das seinem § 25 zufolge am 16. Mat 1908 in Kraft getreten ist.

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Erstes Buch. Allgemeiner Teil.

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durch den Mlauf der für die Dauer des Vereins bestimmten Zeit aufgelöst, so hat der Vorstand die Auflösung zur Eintragung anzumelden. Der Anm eldung ist im ersteren Falle eine Abschrift des Auflösungsbeschlusses beizufügen. Wird dem Verein aus Grund des § 43 die Rechtsfähigkeit entzogen oder wird der Verein auf Grund des öffentlichen Vereinsrechts aufgelöst, so erfolgt die Eintragung auf Anzeige der zuständigen Behörde.

§ 75. tragen.

Die Eröffnung des Konkurses ist von Amtswegen einzu­ DaS Gleiche gilt von der Aufhebung des Eröffnungsbeschluffes.

§ 76. Die Liquidatoren sind in das Dereinsregister einzutragen. Das Gleiche gilt von Bestimmungen, welche die Beschlußsaffung der Liquidatoren abweichend von der Vorschrift des § 48 Abs. 3 regeln. Die Anmeldung hat durch den Vorstand, bei späteren Aenderungen durch die Liquidatoren zu erfolgen. Der Anmeldung der durch Beschluß der Mitgliederversammlung bestellten Liquidatoren ist eine Abschrift des Beschluffes, der Anmeldung einer Bestimmung über die Beschlußsaffung der Liquidatoren eine Abschrift der die Bestimmung enthaltenden Urkunde bcizufügen. Die Eintragung gerichtlich bestellter Liquidatoren geschieht von Amtswegen. K 77. Die Anmeldungen zum Vereinsregister find von den Mit­ gliedern des Vorstandes sowie von den Liquidatoren mittelst öffentlich be­ glaubigter Erklärung zu bewirken.

$ 78. DaS Amtsgericht kann die Mitglieder des Vorstandes zur Befolgung der Vorschriften des § 67 Abs. 1, des § 71 Abs. 1, deS § 72, des 8 74 Abs. 2 und des § 76 durch Ordnungsstrafen anhaltm. Die einzelne Strafe darf dm Betrag von dreihundert Mark nicht übersteigen. In gleicher Weise können die Liquidatoren zur Befolgung der Vor­ schriften des 8 76 angehalten werden. § 79. Die Einsicht deS Dereinsregisters sowie der von dem Vereine bei dem Amtsgericht eingereichten Schriftstücke ist Jedem gestattet. Don den Eintragungen kann eine Abschrift gefordert werden; die Abschrift ist auf Verlangen zu beglaubigen. IL Stistuugeu.

§ 80.

Zur Entstehung einer rechtsfähigen Stiftung ist außer dem Stiftungsgeschäfte die Genehmigung des Bundesstaats erforderlich, in deffen Gebiete die Stiftung ihren Sitz haben soll. Soll die Stiftung ihren Sitz nicht in einem Bundesstaate haben, fo ist die Genehmigung des Bundesraths erforderlich. Als Sitz der Stiftung gilt, wenn nicht ein Anderes bestimmt ist, der Ort, an welchem die Verwaltung geführt wird.

§ 81. Das Stiftungsgeschäft unter Lebenden bedarf der schrift­ lichen Form. Bis zur Ertheilung der Genehmigung ist der Stifter zum Widerrufe berechtigt. Ist die Genehmigung bei der zuständigen Behörde nachgesucht, so kann der Widerruf nur dieser gegenüber erklärt werden. Der Erbe des Stifters ist zum Widerrufe nicht berechtigt, wenn der Stifter das

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Gesuch bei der zuständigen Behörde eingereicht oder im Falle der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung des Stiftungsgeschäfts das Gericht oder den Notar bei oder nach der Beurkundung mit der Einreichung betraut hat.

8 82. Wird die Stiftung genehmigt, so ist der Stifter verpflichtet, das in dem Stiftungsgeschäste zugesicherte Vermögen auf die Stiftung zu übertragen. Rechte, zu deren Uebertragung der Abtretungsvertrag genügt, gehen mit der Genehmigung auf die Stiftung über, sofern nicht aus dem Stiftungsgeschäfte sich ein anderer Wille des Stifters ergiebt. 8 83. Besteht das Stiftungsgeschäft in einer Beifügung von Todeswegen, so hat das Nachlaßgericht die Genehmigung einzuholen, sofern sie nicht von dem Erben oder dem Testamentsvollstrecker nachgesucht wird. 8 84. Wird die Stiftung erst nach dem Tode des Stifters ge­ nehmigt, so gilt sie für die Zuwendungen des Stifters als schon vor dessen Tode entstanden.

8 85. Die Verfassung einer Stiftung wird, soweit sie nicht auf Reichs- oder Landesgefetz beruht, durch das Stiftungsgeschäft bestimmt. 8 86. Die Vorschriften des § 26, des § 27 Abs. 3 und der 88 28 bis 31, 42 finden auf Stiftungen entsprechende Anwendung, die Vorschriften des § 27 Abs. 3 und des § 28 Abs. 1 jedoch nur insoweit, als sich nicht aus der Verfaflung, insbesondere daraus, daß die Verwaltung der Stiftung von einer öffentlichen Behörde geführt wird, ein Anderes ergiebt. Die Vorschriften des § 28 Abs. 2 und des § 29 finden auf Stiftungen, deren Verwaltung von einer öffenllichen Behörde geführt wird, keine Anwendung. 8 87. Ist die Erfüllung des Stiftungszwecks unmöglich geworden oder gefährdet sie das Gemeinwohl, so kann die zuständige Behörde der Stiftung eine andere Zweckbestimmung geben oder sie aufheben. Bei der Umwandlung des Zweckes ist die Absicht des Stifters thunlichst zu berücksichtigen, insbesondere dafür Sorge zu tragen, daß die Erträge des Stiftungsvermögens dem Perfonenkreise, dem sie zu Statten kommen sollten, im Sinne des Stifters thunlichst erhalten bleiben. Die Behörde kann die Verfassung der Stiftung ändern, soweit die Umwandlung des Zweckes es erfordert. Dor der Umwandlung des Zweckes und der Aenderung der Ver­ fassung soll der Vorstand der Stiftung gehört werden.

8 88. Mit dem Erlöschen der Stiftung fällt das Vermögen an die in der Verfassung bestimmten Personen. Die Vorschriften der §§ 46 bis 53 finden entsprechende Anwendung.

m. Juristische Personen deS öffentlichen Rechtes. 8 89. Die Vorschrift des § 31 findet auf den Fiskus

sowie auf die Körperschaften, Stiftungen und Anstalten des öffentlichen Rechtes ent­ sprechende Anwendung. Das Gleiche gilt, soweit bei Körperschaften, Stiftungen und An­ stalten des öffentlichen Rechtes der Konkurs zulässig ist, von der Vor­ schrift des 8 42 Abs. 2.

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Erstes Buch. Allgemeiner Teil.

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Zweiter Abschnitt.

Sachen. 8 90.

Sachen im Sinne des Gesetzes sind nur körperliche Gegen­

stände.

§ 91. Vertretbare Sachen im Sinne des Gesetzes sind bewegliche Sachen, die im Verkehre nach Zahl, Maß oder Gewicht bestimmt zu werden Pflegen.

8 92. Verbrauchbare Sachen im Sinne des Gesetzes find beweg­ liche Sachen, deren bestimmungsmäßiger Gebrauch in dem Verbrauch oder in der Veräußerung besteht. Als verbrauchbar gelten auch bewegliche Sachen, die zu einem Waarenlager oder zu einem sonstigen Sachinbegriffe gehören, dessen be­ stimmungsmäßiger Gebrauch in der Veräußerung der einzelnen Sachen besteht. 8 93. Bestandtheile einer Sache, die von einander nicht getrennt werden können, ohne daß der eine oder der andere zerstört oder in feinem Wesen verändert wird (wesentliche Bestandtheile), können nicht Gegenstand besonderer Rechte sein.

8 94. Zu den wesentlichen Bestandtheilen eines Grundstücks ge­ hören die mit dem Grund und Boden fest verbundenen Sachen, ins­ besondere Gebäude, sowie die Erzeugnisse des Grundstücks, solange fie mit dem Boden zusammenhängen. Samen wird mit dem Ausfäen, eine Pflanze wird mit dem Einpflanzen wesentlicher Bestandtheil des Grundstücks. Zu den wesentlichen Bestandtheilen eines Gebäudes gehören die zur Herstellung des Gebäudes eingefügten Sachen. § 95. Zu den Bestandtheilen eines Grundstücks gehören solche Sachen nicht, die nur zu einem vorübergehenden Zwecke mit dem Grund und Boden verbunden find. Das Gleiche gilt von einem Gebäude oder anderen Werke, das in Ausübung eines Rechtes an einem fremden Grund­ stücke von dem Berechtigten mit dem Grundstücke verbunden worden ist. Sachen, die nur zu einem vorübergehenden Zwecke in ein Gebäude eingefügt find, gehören nicht zu den Bestandtheilen des Gebäudes. 8 96. Rechte, die mit dem Eigenthum an einem Grundstücke ver­ bunden sind, gelten als Bestandtheile des Grundstücks. 8 97. Zubehör sind bewegliche Sachen, die, ohne Bestandtheile der Hauptsache zu sein, dem wirthschaftlichen Zwecke der Hauptsache zu dienen bestimmt sind und zu ihr in einem dieser Bestimmung entsprechenden räumlichen Verhältnisse stehen. Eine Sache ist nicht Zubehör, wenn fie im Verkehre nicht als Zubehör angesehen wird. Die vorübergehende Benutzung einer Sache für den wirthschaftlichen Zweck einer anderen begründet nicht die Zubehöreigenschaft. Die vorüber­ gehende Trennung eines Zubehörstücks von der Hauptsache hebt die Zubehör­ eigenschaft nicht auf.

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BGB

S s». Dem wirthfchastlichen Zwecke der Hauptsache sind zu dienen bestimmt: 1. bei einem Gebäude, das für einen gewerblichen Betrieb dauernd ein­ gerichtet ist, insbesondere hei einer Mühle, einer Schmiede, einem Brauhaus, einer Fabrik, die zu dem Betriebe bestimmten Maschinen und sonstigen Geräthschaften; 2. bei einem Landgute das zum Wirthschaftsbetriebe bestimmte Gerüth und Bieh, die landwirthschaftlichen Erzeugnisse, soweit sie zur Fort­ führung der Wirthschaft bis zu der Zeit erforderlich sind, zu welcher gleiche oder ähnliche Erzeugnisse voraussichtlich gewonnen werden, so­ wie der vorhandene aus dem Gute gewonnene Dünger.

8 SS. Früchte einer Sache sind die Erzeugniffe der Sache und die sonstige Ausbeute, welche aus der Sache ihrer Bestimmung gemäß gewonnen wird. Früchte eines Rechtes sind die Erträge, welche das Recht seiner Be­ stimmung gemäß gewährt, insbesondere bei einem Rechte auf Gewinnung von Bodenbestandtheilen die gewonnenen Bestandtheile. Früchte sind auch die Erträge, welche eine Sache oder ein Recht vermöge eines RechtsverhältnisteS gewährt. $ 100. Nutzungen find die Früchte einer Sache oder eines Rechtes sowie bte Vortheile, welche der Gebrauch der Sache oder des Rechtes gewährt.

§ 101. Ist Jemand berechtigt, die Früchte einer Sache oder eines Rechtes bis zu einer bestimmten Zeit oder von einer bestimmten Zeit an zu beriehen, so gebühren ihm, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist: 1. die im 8 99 Äbs. 1 bezeichneten Erzeugniffe und Bestandtheile, auch wenn er sie als Früchte eines Rechtes zu beziehen hat, insoweit, als sie während der Dauer der Berechtigung von der Sache getrennt werden; 2. andere Früchte insoweit, als sie während der Dauer der Berech­ tigung fällig werden; bestehen jedoch die Früchte in der Vergütung für die Ueberlassung des Gebrauchs oder des Fruchtgenusses, in Zinsen, Gewinnantheilen oder anderen regelmäßig wiäerkehrenden Erträgen, so gebührt dem Berechtigten ein der Dauer seiner Be­ rechtigung entsprechender Theil.

8 102. Wer zur Herausgabe von Früchten verpflichtet ist, kann Ersatz der auf die Gewinnung der Früchte verwendeten Kosten insoweit verlangen, als sie einer ordnungsmäßigen Wirthschaft entsprechen und den Werth der Früchte nicht übersteigen. § 103. Wer verpflichtet ist, die Lasten einer Sache oder eines Rechtes bis zu einer bestimmten Zeit oder von einer bestimmten Zeit an zu tragen, hat, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist, die regelmäßig wiederkehrenden Lasten nach dem Verhältniffe der Dauer seiner Ver­ pflichtung, andere Lasten insoweit zu tragen, als sie während der Dauer seiner Verpflichtung zu entrichten sind.

BGB.

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Dritter Abschnitt. Rechtsgeschäfte.

Erster Titel.

SeschaftSfahiskeit.

§ 104. Geschäftsunfähig ist: 1. wer nicht das siebente Lebensjahr vollendet hat; 2. wer sich in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zu­ stande krankhafter Störung der Geistesthätigkeit befindet, sofern nicht der Zustand seiner Natur nach ein vorübergehender ist; 3. wer wegen Geisteskrankheit entmündigt ist.

§ 105.

Die Willenserklärung eines Geschäftsunfähigen ist nichtig. Nichtig ist auch eine Willenserklärung, die im Zustande der Bewußtlofigkeit oder vorübergehender Störung der Geistesthätigkeit abgegeben wird.

§ 106. Ein Minderjähriger, der das fiebente Lebensjahr voll­ endet hat, ist nach Maßgabe der §§ 107 bis 113 in der Geschäfts­ fähigkeit beschränkt.

§ 107. Der Minderjährige bedarf zu einer Willenserklärung, durch die er nicht lediglich einen rechtlichen Vortheil erlangt, der Ein­ willigung seines gesetzlichen Bertreters. § 108. Schließt der Minderjährige einen Vertrag ohne die er­ forderliche Einwilligung des gesetzlichen Vertreters, so hängt die Wirksam­ keit des Vertrags von der Genehmigung des Vertreters ab. Fordert der andere Theil den Vertreter zur Erklärung über die Genehmigung auf, so kann die Erklärung nur chm gegenüber erfolgen; eine vor der Aufforderung dem Minderjährigen gegenüber erklärte Ge­ nehmigung oder Verweigerung der Genehmigung wird unwirksam. Die Genehmigung kann nur bis zum Ablaufe von zwei Wochen nach dem Empfange der Aufforderung erklärt werden; wird sie nicht erllärt, so gilt sie als verweigert. Ist der Minderjährige unbeschränkt geschäftsfähig geworden, so tritt seine Genehmigung an die Stelle der Genehmigung des Vertreters. § 109. Bis zur Genehmigung des Vertrags ist der andere Theil zum Widerrufe berechtigt. Der Widerruf kann auch dem Minderjährigen gegenüber erklärt werden. Hat der andere Theil die Minderjährigkeit gekannt, so kann er nur widerrufen, wenn der Minderjährige der Wahrheit zuwider die Einwilligung des Vertreters behauptet hat; er kann auch in diesem Falle nicht wider­ rufen, wenn ihm das Fehlen der Einwilligung bei dem Abschluffe des Vertrags bekannt war.

§110. Ein von dem Minderjährigen ohne Zustimmung des ge­ setzlichen Vertreters geschloffener Vertrag gilt als von Anfang an wirksam, wenn der Minderjährige die vertragsmäßige Leistung mit Mitteln bewirkt,

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die ihm zu diesem Zwecke oder zu freier Verfügung von dem Vertreter oder mit dessen Zustimmung von einem Dritten überlasten worden sind.

§ 111. Ein einseitiges Rechtsgeschäft, das der Minderjährige ohne die erforderliche Einwilligung des gesetzlichen Vertreters vornimmt, ist unwirstam. Nimmt der Minderjährige mit dieser Einwilligung ein solches Rechtsgeschäft einem Anderen gegenüber vor, so ist das Rechtsgeschäft unwirksam, wenn der Minderjährige die Einwilligung nicht in schriftlicher Form vorlegt und der Andere das Rechtsgeschäft aus diesem Grunde un­ verzüglich zurückweist. Die Zurückweisung ist ausgeschloffen, wenn der Vertreter den Anderen von der Einwilligung in Kenntniß gesetzt hatte. § 112. Ermächtigt der gesetzliche Vertreter mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichts den Minderjährigen zum selbständigen Betrieb eines Erwerbsgeschäfts, so ist der Minderjährige für solche Rechtsgeschäfte un­ beschränkt geschäftsfähig, welche der Geschäftsbetrieb mit sich bringt. Aus­ genommen find Rechtsgeschäfte, zu denen der Vertreter der Genehmigung des Dormundschaftsgerichts bedarf. Die Ermächtigung kann von dem Vertreter nur mit Genehmigung des Dormundschaftsgerichts zurückgenommen werden. 5 113. Ermächtigt der gesetzliche Vertreter den Minderjährigen, in Dienst oder in Arbeit zu treten, so ist der Minderjährige für solche Rechtsgeschäfte unbeschränkt geschäftsfähig, welche die Eingehung oder Auf­ hebung eines Dienst- oder ArbeitsverhÄtniffes der gestatteten Art oder die Erfüllung der sich auS einem solchen Verhältniß ergebenden Ver­ pflichtungen betreffen. Ausgenommen sind Verträge, zu denen der Vertreter der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts bedarf. Die Ermächtigung kann von dem Vertreter zurückgenommen oder eingeschränkt werden. Ist der gesetzliche Vertreter ein Vormund, so kann die Erurächtigung, wenn sie von ihm verweigert wird, auf Antrag des Minderjährigen durch das Vormundschaftsgericht ersetzt werden. Das Dormundschaftsgericht hat die Ermächtigung zu ersetzen, wenn sie im Jntereste des Mündels liegt. Die für einen einzelnen Fall erthellte Ermächtigung gilt im Zweifel als allgemeine Ermächtigung zur Eingehung von Verhältnissen derselben Art.

§ 114. Wer wegen Geistesschwäche, wegen Verschwendung oder wegen Trunksucht entmündigt oder wer nach § 1906 unter vorläufige Vormundschaft gestellt ist, steht in Ansehung der Geschäftsfähigkeit einem Minderjährigen gleich, der das siebente Lebensjahr vollendet hat. § 115. Wird ein die Entmündigung aussprechender Beschluß in Folge einer Anfechtungsklage aufgehoben, so kann die Wirksamkeit der von oder gegenüber dem Entmündigten vorgenommenen Rechtsgeschäfte nicht auf Grund des Beschluffes in Frage gestellt werden. Auf die Wirksam­ keit der von oder gegenüber dem gesetzlichen Vertreter vorgenommenen Rechtsgeschäfte hat die Aufhebung keinen Einfluß. Diese Vorschriften finden entsprechende Anwendung, wenn im Falle einer vorläufigen Vormundschaft der Antrag auf Entmündigung zurück­ genommen oder rechtskräftig abgewiesen oder der die Entmündigung aus­ sprechende Beschluß in Folge einer Anfechtungsklage aufgehoben wird.

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Zweiter Titel.

NUlevSerklärvilg. 8 116. Eine Willenserklärung ist nicht deshalb nichtig, well sich der Erklärende insgeheim vorbehält, das Erklärte nicht zu wollen. Die Erklärung ist nichtig, wenn sie einem Anderen gegenüber abzugeben ist und dieser den Vorbehalt kennt.

§ 117. Wird eine Willenserklärung, die einem Anderen gegenüber abzugeben ist, mit dessen Einverständnisse nur zum Schein abgegeben, so ist sie nichtig. Wird durch ein Scheingeschäft ein anderes Rechtsgeschäft verdeckt, so finden die für das verdeckte Rechtsgeschäft geltenden Vorschriften Anwendung. § 118. Eine nicht ernstlich gemeinte Willenserklärung, die in der Erwartung abgegeben wird, der Mangel der Ernstlichkeit werde nicht ver­ kannt werden, ist nichtig. § 119. Wer bei der Abgabe einer Willenserklärung über deren Inhalt im Irrthume war oder eine Erllärung dieses Inhalts überhaupt nicht abgeben wollte, kann die Erklärung anfechten, wenn anzunehmen ist, daß er sie bei Kenntniß der Sachlage und bei verständiger Würdigung des Falles nicht abgegeben haben würde. Als Irrthum über den Inhalt der Erllärung gilt auch der Irrthum über solche Eigenschaften der Person oder der Sache, die im Verkehr als wesentlich angesehen werden. 8 120. Eine Willenserklärung, welche durch die zur Uebermittelung verwendete Person oder Anstalt unrichtig übermittelt worden ist, kann unter der gleichen Voraussetzung angefochten werden wie nach § H9 eine irrthümlich abgegebene Willenserllärung. 8 121. Die Anfechtung muß in den Fällen der 88 H9, 120 ohne schuldhaftes Zögern (unverzüglich) erfolgen, nachdem der Anfechtungs­ berechtigte von dem Ansechtungsgrunde Kenntniß erlangt hat. Die einem Abwesenden gegenüber erfolgte Anfechtung gilt als rechtzeitig erfolgt, wenn die Anfechtungserklärung unverzüglich abgesendet worden ist. Die Anfechtung ist ausgeschlossen, wenn seit der Abgabe der Willens­ erllärung dreißig Jahre verstrichen sind. 8 122. Ist eine Willenserklärung nach § 118 nichtig oder auf Grund der §§ 119, 120 angefochten, so hat der Erllärende, wenn die Erklärung einem Anderen gegenüber abzugeben war, diesem, anderenfalls jedem Dritten den Schaden zu ersetzen, den der Andere oder der Dritte dadurch erleidet, daß er auf die Gültigkeit der Erllärung vertraut, jedoch nicht über den Betrag des Interesses hinaus, welches der Andere oder der Dritte an der Gültigkeit der Erklärung hat. Die Schadensersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Beschädigte den Grund der Nichtigkeit oder der Anfechtbarkeit kannte oder in Folge von Fahrlässigkeit nicht kannte (kennen mußte). Jaeger, ReichSztvtlgesetze

3. Aufl.

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§ 123. Wer zur Abgabe einer Willenserklärung durch arglistige Täuschung oder widerrechtlich durch Drohung bestimmt worden ist, kann die Erklärung anfechten. Hat ein Dritter die Täuschung verübt, so ist eine Erklärung, die einem Anderen gegenüber abzugeben war, nur dann anfechtbar, wenn dieser die Täuschung kannte oder kennen mußte. Soweit ein Anderer als derjenige, welchem gegenüber die Erklärung abzugeben war, aus der Erklärung unmittelbar ein Recht erworben hat, ist die Erklärung ihm gegenüber anfechtbar, wenn er die Täuschung kannte oder kennen mußte. § 124. Die Anfechtung einer nach § 123 anfechtbaren Willens­ erklärung kann nur binnen Jahresfrist erfolgen. Die Frist beginnt im Falle der arglistigen Täuschung mit dem Zeitpunkt, in welchem der Anfechtungsberechtigte die Täuschung entdeckt, im Falle der Drohung mit dem Zeitpunkt, in welchem die Zwangslage aufhört. Auf den Lauf der Frist finden die für die Verjährung geltenden Vor­ schriften des 8 203 Abs. 2 und der §§ 206, 207 entsprechende Anwendung. Die Anfechtung ist ausgeschlossen, wenn seit der Abgabe der Willens­ erklärung dreißig Jahre verstrichen sind. § 125. Ein Rechtsgeschäft, welches der durch Gesetz vorgeschriebenen Form ermangelt, ist nichtig. Der Mangel der durch Rechtsgeschäft be­ stimmten Form hat im Zweifel gleichfalls Nichtigkeit zur Folge.

§ 126. Ist durch Gesetz schriftliche Form vorgeschrieben, so muß die Urkunde von dem Aussteller eigenhändig durch Namensunterschrist oder mittelst gerichtlich oder notariell beglaubigten Handzeichens unterzeichnet werden. Bei einem Vertrage muß die Unterzeichnung der Parteien auf der­ selben Urkunde erfolgen. Werden über den Vertrag mehrere gleichlautende Urkunden ausgenommen, so genügt es, wenn jede Partei die für die andere Partei bestimmte Urkunde unterzeichnet. Die schriftliche Form wird durch die gerichtliche oder notarielle Beurkundung ersetzt. § 127. Die Vorschriften des § 126 gelten im Zweifel auch für die durch Rechtsgeschäft bestimmte schriftliche Form. Zur Wahrung der Form genügt jedoch, soweit nicht ein anderer Wille anzunehmen ist, tele­ graphische Uebermittelung und bei einem Vertrage Briefwechsel; wird eine solche Form gewählt, so kann nachträglich eine dem 8 126 entsprechende Beurkundung verlangt werden. § 128. Ist durch Gesetz gerichtliche oder notarielle Beurkundung eines Vertrages vorgeschrieben, so genügt es, wenn zunächst der Antrag und sodann die Annahme des Antrags von einem Gericht oder einem Notar beurkundet wird. § 129. Ist durch Gesetz für eine Erklärung öffentliche Beglaubigung vorgeschrieben, so muß die ErUärung schriftlich abgefaßt und die Unterschrift des Erklärenden von der zuständigen Behörde oder einem zuständigen Be­ amten oder Notar beglaubigt werden. Wird die Erklärung von dem Aussteller mittelst Handzeichens unterzeichnet, so ist die im 8 126 Abs. 1 vorgeschriebene Beglaubigung des Handzeichens erforderlich und genügend.

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Die öffentliche Beglaubigung wird durch die gerichtliche oder notarielle Beurkundung der Erllärung ersetzt.

S 130. Eine Willenserklärung, die einem Anderen gegenüber ab­ zugeben ist, wird, wenn sie in deffen Abwesenheit abgegeben wird, in dem Zeitpunkte wirksam, in welchem sie ihm zugeht. Sie wird nicht wirksam, wenn dem Anderen vorher oder gleichzeitig ein Widerruf zugeht. Auf die Wirksamkeit der Willenserklärung ist es ohne Einfluß, wenn der Erllärende nach der Abgabe stirbt oder geschäftsunfähig wird. Diese Vorschriften finden auch dann Anwendung, wenn die Willens­ erklärung einer Behörde gegenüber abzugeben ist. s 131. Wird die Willenserklärung einem Geschäftsunfähigen gegen­ über abgegeben, so wird sie nicht wirksam, bevor sie dem gesetzlichen Vertreter zugeht. Das Gleiche gilt, wenn die Willenserllärung einer in der Geschäfts­ fähigkeit beschränkten Person gegenüber abgegeben wird. Bringt die Erklärung jedoch der in der Geschäftsfähigkeit beschränkten Person lediglich einen rechtlichen Vortheil oder hat der gesetzliche Vertreter seine Einwilligung ertheilt, so wird die Erklärung in dem Zeitpunkte wirksam, in welchem sie ihr zugeht. § 132. Eine Willenserklärung gilt auch dann als zugegangen, wenn sie durch Vermittelung eines Gerichtsvollziehers zugestellt worden ist. Die Zustellung erfolgt nach den Vorschriften der Civichrozeßordnung. Befindet sich der Erklärende über die Person desjenigen, welchem gegenüber die Erllärung abzugeben ist, in einer nicht auf Fahrlässigkeit beruhenden Unkenntniß oder ist der Aufenthalt dieser Person unbekannt, so kann die Zustellung nach den für die öffentliche Zustellung einer Ladung geltenden Vorschriften der Civilprozeßordnung erfolgen. Zuständig für die Bewilligung ist im ersteren Falle das Amtsgericht, in deffen Bezirke der Erllärende seinen Wohnsitz oder in Ermangelung eines inländischen Wohnsitzes seinen Aufenthalt hat, im letzteren Falle das Amtsgericht, in dessen Bezirke die Person, welcher zuzustellen ist, den letzten Wohnsitz oder in Ermangelung eines inländischen Wohnsitzes den letzten Aufenthalt hatte.

§ 133. Bei der Auslegung einer Willenserllärung ist der wirlliche Wille zu erforschen und nicht an dem buchstäblichen Sinne des Ausdrucks zu haften. § 134. Ein Rechtsgeschäft, das gegen ein gesetzliches Verbot verstößt, ist nichtig, wenn sich nicht aus dem Gesetz ein Anderes ergiebt.

§ 135. Verstößt die Verfügung über einen Gegenstand gegen ein gesetzliches Deräußerungsverbot, das nur den Schuh bestimmter Personen bezweckt, so ist sie nur diesen Personen gegenüber unwirksam. Der rechts­ geschäftlichen Verfügung steht eine Verfügung gleich, die im Wege der Zwangsvollstreckung oder der Arrestvollziehung erfolgt. Die Vorschriften zu Gunsten derjenigen, welche Rechte von einem Nichtberechtigten herleiten, finden entsprechende Anwendung. § 136. Ein Veräußerungsverbot, das von einem Gericht oder von einer anderen Behörde innerhalb ihrer Zuständigkeit erlassen wird, 2«

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steht einem gesetzlichen BerLußerungsverbote der im § 135 Art gleich.

bezeichneten

§ 137. Die Befugniß zur Verfügung über ein veräußerliches Recht kann nicht durch Rechtsgeschäft ausgeschlossen oder beschränkt werden. Die Wirksamkeit einer Verpflichtung, über ein solches Recht nicht zu verfügen, wird durch diese Vorschrift nicht berührt. 8 138. Ein Rechtsgeschäft, das gegen die guten Sitten verstößt, ist nichtig. Nichtig ist insbesondere ein Rechtsgeschäft, durch das Jemand unter Ausbeutung der Nothlage, des Leichtsinns oder der Unerfahrenheit eines Anderen sich oder einem Dritten für eine Leistung Vermögensvortheile versprechen oder gewähren läßt, welche den Werth der Leistung dergestalt übersteigen, daß den Umständen nach die Vermögensvortheile in auffälligem Mißverhältniffe zu der Leistung stehen. 8 138. Ist ein Theil eines Rechtsgeschäfts nichtig, so ist das ganze Rechtsgeschäft nichtig, wenn nicht anzunehmen ist, daß es auch ohne den nichtigen Theil vorgenommen sein würde.

8 140. Entspricht ein nichtiges Rechtsgeschäft den Erfordernissen eines anderen Rechtsgeschäfts, so gilt das letztere, wenn anzunehmen ist, daß besten Geltung bei Kenntniß der Nichtigkeit gewollt sein würde. 8 141. Wird ein nichtiges Rechtsgeschäft von demjenigen, welcher es vorgenommen hat, bestätigt, so ist die Bestätigung als erneute Vornahme zu beurtheilen. Wird ein nichtiger Vertrag von den Parteien bestätigt, so sind diese im Zweifel verpflichtet, einander zu gewähren, was sie haben würden, weiln der Vertrag von Anfang an gültig gewesen wäre. 8 142. Wird ein anfechtbares Rechtsgeschäft angefochten, so ist es als von Anfang an nichtig anzusehen. Wer die Anfechtbarkeit kannte oder kennen mußte, wird, wenn die Anfechtung erfolgt, so behandelt, wie wenn er die Nichtigkeit des Rechts­ geschäfts gekannt hätte oder hätte kennen müssen.

8143. Die Anfechtung erfolgt durch Erklärung gegenüber dem Anfechtungsgegner. Anfechtungsgegner ist bei einem Vertrage der andere Theil, im Falle des 8 123 Abs. 2 Satz 2 derjenige, welcher aus dem Vertrag unmittelbar eilt Recht erworben hat. Bei einem einseitigen Rechtsgeschäfte, das einem Anderen gegenüber vorzunehmen war, ist der Andere der Anfechtungsgegner. Das Gleiche gilt bei einem Rechtsgeschäfte, das einem Anderen oder einer Behörde gegenüber vorzunehmen war, auch dann, wenn das Rechtsgeschäft der Be­ hörde gegenüber vorgenommen worden ist. Bei einem einseitigen Rechtsgeschäft anderer Art ist Anfcchtungsgegner Jeder, der auf Grund des Rechtsgeschäfts unmittelbar einen rechtlichen Vortheil erlangt hat. Die Anfechtung kann jedoch, wenn die Willens­ erklärung einer Behörde gegenüber abzugeben war, durch Erllärung gegenüber

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der Behörde erfolgen; die Behörde soll die Anfechtung demjenigen mitthellen, welcher durch daS Rechtsgeschäft unmittelbar betroffen worden ist.

§ 144. Die Anfechtung ist ausgeschloffen, wenn daS anfechtbare Rechtsgeschäft von dem Anfechtungsberechtigten bestätigt wird. Die Bestätigung bedarf nicht der für das Rechtsgeschäft bestimmten Form.

Dritter Titel.

Vertrag. § 145. Wer einem Anderen die Schließung eines Vertrags anträgt, ist an den Antrag gebunden, es sei denn, daß er die Gebundenheit aus­ geschlossen hat. § 146. Der Antrag erlischt, wenn er dem Antragenden gegenüber abgelehnt oder wenn er nicht diesem gegenüber nach den 83 147 bis 149 rechtzeitig angenommen wird. K 147. Der einem Anwesenden gemachte Antrag kann nur sofort angenommen werden. Dies gilt auch von einem mittelst Fernsprechers von Person zu Person gemachten Anträge. Der einem Abwesenden gemachte Antrag kann nur bis zu dem Zeitpuntt angenommen werden, in welchem der Antragende den Eingang der Antwort unter regelmäßigen Umständen erwarten darf.

§ 148. Hat der Antragende für die Annahme des Antrags eine Frist bestimmt, so kann die Annahme nur innerhalb der Frist erfolgen. § 149. Ist eine dem Antragenden verspätet zugegangene Annahme­ erklärung dergestalt abgesendet worden, daß sie bei regelmäßiger Beförderung ihm rechtzeitig zugegangen sein würde, und mußte der Antragende dies erkennen, so hat er die Verspätung dem Annehmenden unverzüglich nach dem Empfange der Erklärung anzuzeigen, sofern es nicht schon vorher geschehen ist. Verzögert er die Absendung der Anzeige, so gilt die An­ nahme als nicht verspätet.

§ 150.

Die verspätete Annahme eines Antrags gilt als neuer Antrag. Eine Annahme unter Erweiterungen, Einschränkungen oder sonstigen Aenderungen gilt als Ablehnung verbunden mit einem neuen Anträge.

§ 151. Der Vertrag kommt durch die Annahme des Antrags zu Stande, ohne daß die Annahme dem Antragenden gegenüber erftört zu werden braucht, wenn eine solche Erklärung nach der Verkehrsfitte nicht zu erwarten ist oder der Antragende auf sie verzichtet hat. Der Zeitpunkt, in welchem der Antrag erlischt, bestimmt sich nach dem auS dem Antrag oder den Umständen zu entnehmenden Willen des Antragenden. § 152. Wird ein Vertrag gerichtlich oder notariell beurkundet, ohne daß beide Theile gleichzeitig anwesend sind, so kommt der Vertrag mit der nach § 128 erfolgten Beurkundung der Annahme zu Stande, wenn nicht ein Anderes bestimmt ist. Die Vorschrift des § 151 Satz 2 hübet Anwendung.

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§ 153. DaS Zustandekommen des Vertrags wird nicht dadurch gehindert, daß der Antragende vor der Annahme stirbt oder geschäftsunfähig wird, es sei denn, daß ein anderer Wille des Antragenden anzunehmen ist.

§ 154. Solange nicht die Parteien sich über alle Punkte eines Vertrags geeinigt haben, über die nach der Erklärung auch nur einer Partei eine Vereinbarung getroffen werden soll, ist im Zweifel der Vertrag nicht geschloffen. Die Verständigung über einzelne Punkte ist auch dann nicht bindend, wenn eine Aufzeichnung stattgefunden hat. Ist eine Beurkundung des beabsichtigten Vertrags verabredet worden, so ist im Zweifel der Vertrag nicht geschloffen, bis die Beurkundung erfolgt ist. § 155. Haben sich die Parteien bei einem Vertrage, den sie als geschloffen ansehen, über einen Punkt, über den eine Vereinbarung getroffen werden sollte, in Wirklichkeit nicht geeinigt, so gilt das Vereinbarte, sofern anzunehmen ist, daß der Vertrag auch ohne eine Bestimmung über diesen Punkt geschlossen sein würde. K 156. Bei einer Versteigerung kommt der Vertrag erst durch den Zuschlag zu Stande. Ein Gebot erlischt, wenn ein Uebergebot ab­ gegeben oder die Versteigerung ohne Erthellung des Zuschlags geschloffen wird.

§ 157. Verträge find so auszulegen, wie Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte es erfordern. vierter Titel.

Bedingung. Zeitbestmmvng. § 158. Wird ein Rechtsgeschäft unter einer aufschiebenden Be­ dingung vorgenommen, so tritt die von der Bedingung abhängig gemachte Wirkung mit dem Eintritte der Bedingung ein. Wird ein Rechtsgeschäft unter einer auflösenden Bedingung vor­ genommen, so endigt mit dem Eintritte der Bedingung die Wirkung des Rcchtsgeschäftes; mit diesem Zeitpunkte tritt der frühere Rechtszustand wieder ein.

§ 159. Sollen nach dem Inhalte des Rechtsgeschäfts die an den Eintritt der Bedingung geknüpften Folgen aus einen früheren Zeitpunkt zurückbezogen werden, so sind im Falle des Eintritts der Bedingung die Betheiligten verpflichtet, einander zu gewähren, was sie haben würden, wenn die Folgen in dem früheren Zeitpunkt eingetreten wären.

§ 160. Wer unter einer aufschiebenden Bedingung berechtigt ist, kann im Falle des Eintritts der Bedingung Schadensersatz von dem anderen Theile verlangen, wenn dieser während der Schwcbezcit das von der Bedingung abhängige Recht durch sein Verschulden vereitelt oder beeinträchtigt. Den gleichen Anspruch hat unter denselben Voraussetzungen bei einem unter einer auflösenden Bedingung vorgenommenen Rechtsgeschäfte derjenige, zu befien Gunsten der frühere Rechtszustand Wiedereintritt.

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8 161. Hat Jemand unter einer aufschiebenden Bedingung über einen Gegenstand verfügt, so ist jede weitere Verfügung, die er während der Schwebezeit über den Gegenstand trifft, im Falle des Eintritts der Bedingung insoweit unwirksam, als fie die von der Bedingung abhängige Wirkung vereiteln oder beeinträchtigen würde. Einer solchen Verfügung steht eine Verfügung gleich, die während der Schwebezeit im Wege der Zwangsvollstreckung oder der Arrestvollziehung oder durch den Konkurs­ verwalter erfolgt. Dasselbe gilt bei einer auflösenden Bedingung von den Verfügungen desjenigen, deffen Recht mit dem Eintritte der Bedingung endigt. Die Vorschriften zu Gunsten derjenigen, welche Rechte von einem Nichtberechtigten herleiten, finden entsprechende Anwendung.

8 162. Wird der Eintritt der Bedingung von der Partei, zu bereit Nachtheil er gereichen würde, wider Treu und Glauben verhindert, so gilt die Bedingung als eingetreten. Wird der Eintritt der Bedingung von der Partei, zu deren Dorthell er gereicht, wider Treu und Glauben herbeigeführt, so gilt der Eintritt als nicht erfolgt. § 163. Ist für die Wirkung eines Rechtsgeschäfts bei deffen Vornahme ein Anfangs- oder ein Endtermin bestimmt worden, so finden im ersteren Falle die für die aufschiebende, im letzteren Falle die für die auflösende Bedingung geltenden Vorschriften der §§ 158, 160, 161 ent­ sprechende Anwendung. Fünfter Titel.

Vertretung. A-llmacht. § 164. Eine Willenserklärung, die Jemand innerhalb der ihm zustehenden Vertretungsmacht im Namen des Vertretenen abgiebt, wirkt unmittelbar für und gegen den Vertretenen. Es macht keinen Unterschied, ob die Erllärung ausdrücklich im Namen des Vertretenen erfolgt oder ob die Umstände ergeben, daß sie in deffen Namen erfolgen soll. Tritt der Wille, in fremdem Namen zu handeln, nicht erkennbar hervor, so kommt der Mangel des Willens, im eigenen Namen zu handeln, nicht in Betracht. Die Vorschriften des Abs. 1 finden entsprechende Anwendung, wenn eine gegenüber einem Anderen abzugebende Willenserklärung dessen Ver­ treter gegenüber erfolgt.

8 165. Die Wirksamkeit einer von oder gegenüber einem Vertreter abgegebenen Willenserklärung wird nicht dadurch beeinträchtigt, daß der Vertreter in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist. 8 166. Soweit die rechtlichen Folgen einer Willenserklärung durch Willensmängel oder durch die Kenntniß oder das Kennenmüffen gewisser Umstände beeinflußt werden, kommt nicht die Person des Ver­ tretenen, sondem die des Vertreters in Betracht.

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Hat im Falle einer durch Rechtsgeschäft ertheilten Vertretungsmacht (Vollmacht) der Vertreter nach bestimmten Weisungen des Vollmacht­ gebers gehandelt, so kann sich dieser in Ansehung solcher Umstände, die er selbst kannte, nicht auf die Unkenntniß des Vertreters berufen. Das­ selbe gilt von Umständen, die der Vollmachtgeber kennen mußte, sofern daS Kennenmüssen der Kenntniß gleichsteht.

§ 167. Die Ertheilung der Vollmacht erfolgt durch Erllärung gegenüber dem zu Bevollmächtigenden oder dem Dritten, dem gegenüber die Vertretung stattfinden soll. Die Erllärung bedarf nicht der Form, welche für das Rechtsgeschäft bestimmt ist, aus das sich die Vollmacht bezieht. § 168. Das Erlöschen der Vollmacht bestimmt sich nach dem ihrer Ertheilung zu Grunde liegenden Rechtsverhältnisse. Die Vollmacht ist auch bei dem Fortbestehen des Rechtsverhältnisses widerruflich, sofern sich nicht aus diesem ein Anderes ergiebt. Auf die Erllärung des Widerrufs findet die Vorschrift des § 167 Abs. 1 entsprechende Anwendung. § 169. Soweit nach den §§ 674, 729 die erloschene Vollmacht eines Beauftragten oder eines geschäftsführenden Gesellschafters als fort­ bestehend gilt, wirkt sie nicht zu Gunsten eines Dritten, der bei der Vor­ nahme eines Rechtsgeschäfts das Erlöschen kennt oder kennen muß. § 170. Wird die Vollmacht durch Erllärung gegenüber einem Dritten ertheilt, so bleibt sie diesem gegenüber in Kraft, bis ihm daS Erlöschen von dem Vollmachtgeber angezeigt wird. § 171. Hat Jemand durch besondere Mittheilung an einen Dritten oder durch öffentliche Bekanntmachung kundgegeben, daß er einen Anderen bevollmächtigt habe, so ist dieser auf Grund der Kundgebung im ersteren Falle dem Dritten gegenüber, im letzteren Falle jedem Dritten gegenüber zur Vertretung befugt. Die Vertretungsmacht bleibt bestehen, bis die Kundgebung in der­ selben Weise, wie sie erfolgt ist, widerrufen wird. § 172. Der besonderen Mittheilung einer Bevollmächtigung durch den Vollmachtgeber steht es gleich, wenn dieser dem Vertreter eine Vollmachtsürkunde ausgehändigt hat und der Vertreter sie dem Dritten vorlegt. Die Vertretungsmacht bleibt bestehen, bis die Vollmachtsurkunde dem Vollmachtgeber zurückgegeben oder für kraftlos erllärt wird. § 173. Die Vorschriften des § 170, des § 171 Abs. 2 und deS 8 172 Abs. 2 finden keine Anwendung, wenn der Dritte das Erlöschen der Vertretungsmacht bei der Vornahme des Rechtsgeschäfts kennt oder kennen muß. § 174. Ein einseitiges Rechtsgeschäft, das ein Bevollmächtigter einem Anderen gegenüber vornimmt, ist unwirksam, wenn der Bevoll­ mächtigte eine Vollmachtsurkunde nicht vorlegt und der Andere das Rechts­ geschäft aus diesem Grunde unverzüglich zurückweist. Die Zurückweisung ist ausgeschloffen, wenn der Vollmachtgeber den Anderen von der Be­ vollmächtigung in Kenntniß gesetzt hatte.

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§ 175. Nach dem Erlöschen der Vollmacht hat der Bevollmächtigte die Bollmachtsurkunde dem Vollmachtgeber zurückzugeben; ein Zurück­ behaltungsrecht steht ihm nicht zu. § 176. Der Vollmachtgeber kann die Dollmachtsurkunde durch eine öffentliche Bekanntmachung für krafllos erklären; die Kraftloserklärung muß nach den für die öffentliche Zustellung einer Ladung geltenden Dor­ schristen der Civilprozeßordnung veröffentlicht werden. Mit dem Ablauf eines Monats nach der letzten Einrückung in die öffentlichen Blätter wird die Krastloserllärung wirksam. Zuständig für die Bewilligung der Veröffentlichung ist sowohl daS Amtsgericht, in besten Bezirke der Vollmachtgeber seinen allgemeinen Gerichtsstand hat, als das Amtsgericht, welches für die Klage auf Rück­ gabe der Urkunde, abgesehen von dem Werthe deS Streitgegenstandes, zuständig sein würde. Die Krastloserllärung ist unwirksam, wenn der Vollmachtgeber die Vollmacht nicht widerrufen kann. K 177. Schließt Jemand ohne Dertretungsmacht im Namen eines Anderen einen Vertrag, so hängt die Wirksamkeit des Vertrages für und gegen den Vertretenen von besten Genehmigung ab. Fordert der andere Theil den Vertretenen zur Erüärung über die Genehmigung auf, so kann die Erllärung nur ihm gegenüber erfolgen; eine vor der Aufforderung dem Vertreter gegenüber erllärte Genehmigung oder Verweigerung der Genehmigung wird unwirksam. Die Genehmigung kann nur bis zum Ablaufe von zwei Wochen nach dem Empfange der Aufforderung erllärt werden; wird sie nicht erklärt, so gilt sie als verweigert.

§ 178. Bis zur Genehmigung des Vertrags ist der andere Theil zum Widerrufe berechtigt, eS sei denn, daß er den Mangel der Vertretungs­ macht bei dem Abschluffe deS Vertrages gekannt hat. Der Wideruf kann auch dem Vertreter gegenüber erllärt werden. § 179. Wer als Vertreter einen Vertrag geschloffm hat, ist, sofern er nicht seine Dertretungsmacht nachweist, dem anderm Theile nach dessen Wahl zur Erfüllung oder zum Schadensersätze verpflichtet, wenn der Vertretene die Genehmigung des Vertrags verweigert. Hat der Vertreter den Mangel der Vertretungsmacht nicht gekannt, so ist er nur zum Ersätze desjenigen Schadens verpflichtet, welchen der andere Theil dadurch erleidet, daß er auf die Vertretungsmacht vertraut, jedoch nicht über den Betrag des Jnterestes hinaus, welches der andere Theil an der Wirstamkeit des Vertrags hat. Der Vertreter hastet nicht, wenn der andere Thell den Mangel der Dertretungsmacht kannte und kennen mußte. Der Vertreter hastet auch dann nicht, wenn er in der Geschäftsfähigkeit beschränkt war, eS sei denn, daß er mit Zustimmung seines gesetzlichen Vertreters gehandelt hat. § 180. Bei einem einseitigen Rechtsgeschäft ist Vertretung ohne Dertretungsmacht unzulässig. Hat jedoch derjenige, welchem gegenüber ein solches Rechtsgeschäft vorzunehmen war, die von dem Vertreter be­ hauptete Vertretungsmacht bei der Vornahme des Rechtsgeschäfts nicht

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beanstandet oder ist er damit einverstanden gewesen, daß der Vertreter ohne Vertretungsmacht handele, so finden die Vorschriften über Verträge entsprechende Anwendung. Das Gleiche gilt, wenn ein einseitiges Rechtsgeschäft gegenüber einem Vertreter ohne Vertretungsmacht mit besten Einverständnisse vorgenommen wird.

8 181. Ein Vertreter kann, soweit nicht ein Anderes ihm gestattet im Namen des Vertretenen mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten ein Rechtsgeschäft nicht vornehmen, es sei denn, daß daS Rechtsgeschäft ausschließlich in der Erfüllung einer Verbindlichkeit besteht. ist,

Sechster Titel.

Einwilligung. Senehmigvug. 8 182. Hängt die Wirksamkeit eines Vertrags oder eines ein­ seitigen Rechtsgeschäfts, das einem Anderen gegenüber vorzunehmen ist, von der Zustimmung eines Dritten ab, so kann die Ertheilung sowie die Verweigerung der Zustimmung sowohl dem einen als dem anderen Thelle gegenüber erllärt werden. Die Zustimmung bedarf nicht der für das Rechtsgeschäft bestimmten Form. Wird ein einseitiges Rechtsgeschäft, besten Wirksamkeit von der Zu­ stimmung eines Dritten abhängt, mit Einwilligung des Dritten vorge­ nommen, so finden die Vorschriften des § 111 Satz 2, 3 entsprechende Anwendung. 8 183. Die vorherige Zustimmung (Einwilligung) ist bis zur Vornahme des Rechtsgeschäfts widerruflich, soweit nicht auS dem ihrer Ertheilung zu Grunde liegenden Rechtsverhältnisse fich ein Anderes ergiebt. Der Widerruf kann sowohl dem einen als dem anderen Theile gegenüber erllärt werden.

8 184. Die nachträgliche Zustimmung (Genehmigung) wirk auf den Zeitpuntt der Vornahme des Rechtsgeschäfts zurück, soweit nicht ein Anderes bestimmt ist. Durch die Rückwirkung werden Verfügungen nicht unwirksam, die vor der Genehmigung über den Gegenstand des Rechtsgeschästes von dem Genehmigenden getroffen worden oder im Wege der Zwangsvollstreckung oder der Arrestvollziehung oder durch den Konkursverwalter erfolgt sind. 8 185. Eine Verfügung, die ein Nichtberechtigter über einen Gegen­ stand trifft, ist wirksam, wenn sie mit Einwilligung des Berechtigten erfolgt. Die Verfügung wird wirksam, wenn der Berechtigte sie genehmigt oder wenn der Verfügende den Gegenstand erwirbt oder wenn er von dem Berechtigten beerbt wird und dieser für die Nachlaßverbindlichkeiten unbeschränll haftet. In den beiden letzteren Fällen wird, wenn über den Gegenstand mehrere mit einander nicht in Einllang stehende Verfügungen getroffen worden sind, nur die frühere Verfügung wirksam.

BGB.

Erstes Buch. Allgemeiner Teil.

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Vierter Abschnitt.

Fristen. Termine. § 186. Für die in Gesetzen, gerichtlichen Verfügungen und Rechts­ geschäften enthaltenen Frist- und Tcrminsbestimmungen gelten die Auslegungsvorschristen der §§ 187 bis 193. § 187. Ist für den Anfang einer Frist ein Ereigniß oder ein in den Lauf eines Tages fallender Zeitpunkt maßgebend, so wird bei der Berechnung der Frist der Tag nicht mitgerechnet, in welchen das Ereigniß oder der Zeitpunkt fällt. Ist der Beginn eines Tages der für den Anfang einer Frist maß­ gebende Zeitpunkt, so wird dieser Tag bei der Berechnung der Frist mit­ gerechnet. Das Gleiche gilt von dem Tage der Geburt bei der Berechnung des Lebensalters. 5 188. Eine nach Tagen bestimmte Frist endigt mit dem Ab­ laufe des letzten TageS der Frist. Eine Frist, die nach Wochen, nach Monaten oder nach einem mehrere Monate umfasienden Zeitraume — Jahr, halbes Jahr, Vierteljahr — bestimmt ist, endigt im Falle des § 187 Abs. 1 mit dem Ablaufe desjenigen Tages der letzten Woche oder des letzten Monats, welcher durch seine Benennung oder seine Zahl dem Tage entspricht, in den daS Ereigniß oder der Zeitpunkt fällt, im Falle des § 187 Ms. 2 mit dem Ablaufe desjenigen Tages der letzten Woche oder deS letzten Monats, welcher dem Tage vorhergeht, der durch seine Benennung oder seine Zahl dem Anfangs­ tage der Frist entspricht. Fehlt bei einer nach Monaten bestimmten Frist in dem letzten Monate der für ihren Ablauf maßgebende Tag, so endigt die Frist mit dem Ablaufe des letzten Tages dieses Monats. § 189. Unter einem halben Jahre wird eine Frist von sechs Monaten, unter einem Vierteljahre eine Frist von drei Monaten, unter einem halben Monat eine Frist von fünfzehn Tagen verstanden. Ist eine Frist auf einen oder mehrere ganze Monate und einen halben Monat gestellt, so sind die fünfzehn Tage zuletzt zu zählm.

K 190. Im Falle der Verlängerung einer Frist wird die neue Frist von dem Ablaufe der vorigen Frist an berechnet.

§ 191. Ist ein Zeitraum nach Monaten oder nach Jahren in dem Sinne bestimmt, daß er nicht zusammenhängend zu verlaufen braucht, so wird der Monat zu dreißig, das Jahr zu dreihundertfünfundsechzig Tagen gerechnet. § 192. Unter Anfang des Monats wird der erste, unter Mitte des Monats der fünfzehnte, unter Ende des Monats der letzte Tag deS Monats verstanden. § 193. Ist an einem bestimmten Tage oder innerhalb einer Frist eine Willenserklärung abzugeben oder eine Leistung zu bewirken und füllt

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BGB.

der bestimmte Tag oder der letzte Tag der Frist auf einen Sonntag oder einen am Erklärungs- oder Leistungsorte staatlich anerkannten allgemeinen Feiertag, so tritt an die Stelle des Sonntags oder des Feiertags der nächstfolgende Werktag.

fünfter Abschnitt.

Verjährung. $ 194. Das Recht, von einem Anderen ein Thun oder ein Unter­ lasten zu verlangen (Anspruch), unterliegt der Verjährung. Der Anspruch aus einem famllienrechtlichen Verhältniß unterliegt der Verjährung nicht, soweit er auf die Herstellung des dem Verhältniß entsprechenden Zustandes für die Zukunft gerichtet ist. § 195. Die regelmäßige Verjährungsfrist beträgt dreißig Jahre. § 196. In zwei Jahren verjähren die Ansprüche: 1. der Kaufleute, Fabrikanten, Handwerker und derjenigen, welche ein Kunstgewerbe betreiben, für Lieferung von Waaren, Ausführung von Arbeiten und Besorgung fremder Geschäfte, mit Einschluß der Aus­ lagen, es sei denn, daß die Leistung für den Gewerbebetrieb des Schuldners erfolgt; 2. derjenigen, welche Land- oder Forstwirthschaft betreiben, für Lieferung von land- oder forstwirthschastlichen Erzeugnisten, sofern die Liefemng zur Verwendung im Haushalte des Schuldners erfolgt; 3. der Eismbahnunternehmungen, Frachtfuhrleute, Schiffer, Lohnkutscher und Boten wegen des Fahrgeldes, der Fracht, des Fuhr- und Boten­ lohns, mit Einschluß der Auslagen; 4. der Gastwirthe und derjenigen, welche Speisen oder Getränke gewerbs­ mäßig verabreichen, für Gewährung von Wohnung und Beköstigung sowie für andere den Gästen zur Befriedigung ihrer Bedürfniffe ge­ währte Leistungen, mit Einschluß der Auslagen; 5. derjenigen, welche Lotterieloose verreiben, aus dem Vertriebe der Loose, es sei denn, daß die Loose zum Weitervertriebe geliefert werden; 6. derjenigen, welche bewegliche Sachen gewerbsmäßig vermiethen, wegen des Miethzinses; 7. derjenigen, welche, ohne zu den in Nr. 1 bezeichneten Personen zu gehören, die Besorgung fremder Geschäfte oder die Leistung von Diensten gewerbsmäßig betreiben, wegen der ihnen aus dem Gewerbe­ betriebe gebührenden Vergütungen, mit Einschluß der Auslagen; 8. derjenigen, welche im Privatdienste stehen, wegen des Gehalts, Lohnes oder anderer Dienstbezüge, mit Einschluß der Auslagen, sowie der Dienstberechtigten wegen der auf solche Ansprüche gewähren Vorschüffe;

9. der gewerblichen Arbeiter — arbeiter —, der Tagelöhner und anderer an Stelle oder als mit Einschluß der Auslagen,

Gesellen, Gehülfen, Lehrlinge, Fabrik­ und Handarbeiter wegen des Lohnes Theil des Lohnes vereinbarter Leistungen, sowie der Arbeitgeber wegen der aus

solche Ansprüche gewährten Vorschüffe;

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Erstes Buch. Allgemeiner Teil.

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10. der Lehrherren und Lehrmeister wegen des Lehrgeldes und anderer im Lehrvertrage vereinbarten Leistungen sowie wegen der für die Lehr­ linge bestrittenen Auslagen; 11. der öffentlichen Anstalten, welche dem Unterrichte, der Erziehung, Ver­ pflegung oder Heilung dienen, sowie der Inhaber von Privatanstaltm solcher Art für Gewährung von Unterricht, Verpflegung oder Heilung und für die damit zusammenhängenden Aufwendungen; 12. derjenigen, welche Personen zur Verpflegung oder zur Erziehung aufnehmen, für Leistungen und Aufwendungen der in Nr. 11 be­ zeichneten Art; 13. der öffentlichen Lehrer und der Privatlehrer wegen ihrer Honorare, die Ansprüche der öffentlichen Lehrer jedoch nicht, wenn sie auf ©ninb besonderer Einrichtungen gestundet sind; 14. der Aerzte, insbesondere auch der Wundärzte, Geburtshelfer, Zahn­ ärzte und Thierärzte, sowie der Hebammen für ihre Dienstleistungen, mit Einschluß der Auslagen; 15. der Rechtsanwälte, Notare und Gerichtsvollzieher sowie aller Personen, die zur Besorgung gewisser Geschäfte öffentlich bestellt oder zugelaffen sind, wegen ihrer Gebühren und Auslagen, soweit nicht diese zur Staatskasse fließen; 16. der Parteien wegen der ihren Rechtsanwälten geleisteten Vorschüffe; 17. der Zeugen und Sachverständigen wegen ihrer Gebühren und Auslagen.

Soweit die im Abs. 1 Nr. 1, 2, 5 bezeichneten Ansprüche nicht der Verjährung von zwei Jahren unterliegen, verjähren sie in vier Jahren.

8 197. In vier Jahren verjähren die Ansprüche auf Rückstände von Zinsen, mit Einschluß der als Zuschlag zu den Zinsen zum Zwecke allmählicher Tilgung des Kapitals zu entrichtenden Beträge, die Ansprüche auf Rückstände von Mieth- und Pachtzinsen, soweit sie nicht unter die Vorschrift des § 196 Abs. 1 Nr. 6 fallen, und die Ansprüche auf Rück­ stände von Renten, Auszugsleistungen, Besoldungen, Wartegeldern, Ruhe­ gehalten, Unterhaltsbeiträgen und allen anderen regelmäßig wiederkehrenden Leistungen.

8 198. Die Verjährung beginnt mit der Entstehung des Anspruchs. Geht der Anspruch auf ein Unterlassen, so beginnt die Verjährung mit der Zuwiderhandlung. 8 199. Kann der Berechtigte die Leistung erst verlangen, wenn er dem Verpflichteten gekündigt hat, so beginnt die Verjährung mit dem Zeitpunkte, von welchem an die Kündigung zulässig ist. Hat der Ver­ pflichtete die Leistung erst zu bewirken, wenn seit der Kündigung eine be­ stimmte Frist verstrichen ist, so wird der Beginn der Verjährung um die Dauer der Frist hinausgeschoben.

8 200. Hängt die Entstehung eines Anspruchs davon ab, daß der Berechtigte von einem ihm zustehenden Anfechtungsrechte Gebrauch macht, so beginnt die Verjährung mit dem Zeitpunkte, von welchem an die Anfechtung zulässig ist. Dies gilt jedoch nicht, wenn die Anfechtung sich auf ein familienrechtliches Verhältniß bezieht.

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BGB

§ 201. Die Verjährung der in dm 83 196, 197 bezeichneten Ansprüche beginnt mit dem Schluffe des Jahres, in welchem der nach dm §§ 198 bis 200 maßgebende Zeitpunkt eintritt. Kann die Leistung erst nach dem Ablauf einer über diesen Zeitpunkt hinausreichenden Frist ver­ langt werden, so beginnt die Verjährung mit dem Schlüsse des Jahres, in welchem die Frist abläust.

5 202. Die Verjährung ist gehemmt, solange die Leistung gestundet oder der Verpflichtete aus einem anderen Grunde vorübergehend zur Ver­ weigerung der Leistung berechtigt ist. Diese Vorschrift findet keine Anwendung auf die Einrede des Zurück­ behaltungsrechts, des nicht erfüllten Vertrags, der mangelnden Sicherheits­ leistung, der Vorausllage sowie auf die nach § 770 dem Bürgen und nach den §§ 2014, 2015 dem Erben zustehenden Einreden. § 203. Die Verjährung ist gehemmt, solange der Berechtigte durch Stillstand der Rechtspflege innerhalb der letzten sechs Monate der Derjährungsfrist an der Rechtsverfolgung verhindert ist. Das Gleiche gilt, wenn eine solche Verhinderung in anderer Weise durch höhere Gewalt herbeigeführt wird. K 204. Die Verjährung von Ansprüchen zwischen Ehegatten ist gehemmt, solange die Ehe besteht. Das Gleiche gilt von Ansprüchen zwischen Eltem und Kindem während der Minderjährigkeit der Kinder und von Ansprüchen zwischen dem Vormund und dem Mündel während der Dauer des Vormundschaftsverhältnisses. % 205. Der Zeitraum, während dessen die Verjährung gehemmt ist, wird in die Verjährungsfrist nicht eingerechnet.

5 206. Ist eine geschäftsunfähige oder in der Geschäftsfähigkeit be­ schränkte Person ohne gesetzlichen Vertreter, so wird die gegen sie laufende Verjährung nicht vor dem Ablaufe von sechs Monaten nach dem Zeitpunkte vollendet, in welchem die Person unbeschränkt geschäftsfähig wird oder der Mangel der Vertretung aufhört. Ist die Verjährungsfrist kürzer als sechs Monate, so tritt der für die Verjährung bestimmte Zeitraum an die Stelle der sechs Monate. Diese Vorschriften finden keine Anwendung, soweit eine in der Geschäfts­ fähigkeit beschränkte Person prozeßfähig ist. § 207. Die Verjährung eines Anspruchs, der zu einem Nachlasse gehört oder sich gegen einen Nachlaß richtet, wird nicht vor dem Ablaufe von sechs Monaten nach dem Zeitpunkte vollendet, in welchem die Erb­ schaft von dem Erben angenommen oder der Konkurs über den Nachlaß eröffnet wird oder von welchem an der Anspruch von einem Vertreter oder gegen einen Vertreter geltend gemacht werden kann. Ist die Ver­ jährungsfrist kürzer als sechs Monate, so tritt der für die Verjährung be­ stimmte Zeitraum an die Stelle der sechs Monate. § 208. Die Verjährung wird unterbrochen, wenn der Verpflichtete dem Berechtigten gegenüber den Anspruch durch Abschlagzahlung, Zins­ zahlung, Sicherheitsleistung oder in anderer Weise anerkennt.

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Erstes Buch. Mlgemeiner Teil.

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§ 209. Die Verjährung wird unterbrochen, wenn der Berechtigte auf Befriedigung oder auf Feststellung des Anspruchs, auf Erthellung der Vollstreckungsklausel oder auf Erlassung des Vollstreckungsurtheils Klage erhebt. Der Erhebung der Klage stehen gleich: 1. die Zustellung eines Zahlungsbefehls im Mahnverfahren; 2. die Anmeldung des Anspruchs im Konkurse; 3. die Geltendmachung der Aufrechnung des Anspruchs im Prozesse; 4. die Streitverkündung in dem Prozesse, von dessen Ausgange der Anspruch abhängt; 5. die Vornahme einer Vollstreckungshandlung und, soweit die Zwangs­ vollstreckung den Gerichten oder anderen Behörden zugewiesen ist, die Stellung des Antrags auf Zwangsvollstreckung. § 210. Hängt die Zulässigkeit des Rechtswegs von der Vorent­ scheidung einer Behörde ab oder hat die Bestimmung des zuständigen Gerichts durch ein höheres Gericht zu erfolgen, so wird die Verjährung durch die Einreichung des Gesuchs an die Behörde oder das höhere Gericht in gleicher Weise wie durch Klagerhebung unterbrochen, wenn die Klage binnen drei Monaten nach der Erledigung des Gesuchs erhoben wird. Auf diese Frist finden die Vorschriften der §§ 203, 206, 207 entsprechende Anwendung. § 211. Die Unterbrechung durch Klagerhebung dauert fort, bis der Prozeß rechtskräftig entschieden oder anderweit erledigt ist. Geräth der Prozeß in Folge einer Vereinbarung oder dadurch, daß er nicht betrieben wird, in Stillstand, so endigt die Unterbrechung mit der letzten Prozeßhandlung der Parteien oder des Gerichts. Die nach der Beendigung der Unterbrechung beginnende neue Verjährung wird dadurch, daß eine der Parteien den Prozeß weiter betreibt, in gleicher Weise wie durch Klagerhebung unterbrochen. 5 212. Die Unterbrechung durch Klagerhebunq gilt als nicht er­ folgt, wenn die Klage zurückgenommen oder durch ein nicht in der Sache selbst entscheidendes Urtheil rechtskräftig abgewiesen wird. Erhebt der Berechtigte binnen sechs Monaten von neuem Klage, so gilt die Verjährung als durch die Erhebung der ersten Klage unterbrochen. Auf diese Frist finden die Vorschriften der §§ 203, 206, 207 entsprechende Anwendung.

§213. Die Unterbrechung durch Zustellung eines Zahlungsbefehls im Mahnverfahren gilt als nicht erfolgt, wenn die Wirkungen der Rechts­ hängigkeit erlöschen. § 214. Die Unterbrechung durch Anmeldung im Konkurse dauert fort, bis der Konkurs beendigt ist. Die Unterbrechung gilt als nicht erfolgt, wenn die Anmeldung zurück­ genommen wird. Wird bei der Beendigung des Konkurses für eine Forderung, die in Folge eines bei der Prüfung erhobenen Widerspruchs in Prozeß be­ fangen ist, ein Betrag zurückbehalten, so dauert die Unterbrechung auch

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BGB.

nach der Beendigung des Konkurses fort; das Ende der Unterbrechung bestimmt sich nach den Vorschriften des § 211.

§ 215. Die Unterbrechung durch Geltendmachung der Aufrechnung im Prozeß oder durch Streitverkündung dauert fort, bis der Prozeß rechtskräftig entschieden oder anderweit erledigt ist; die Vorschriften des § 211 Abs. 2 finden Anwendung. Die Unterbrechung gilt als nicht erfolgt, wenn nicht binnen sechs Monaten nach der Beendigung des Prozesses Klage auf Befriedigung oder Feststellung des Anspruchs erhoben wird. Auf diese Frist finden die Vor­ schriften der §§ 203, 206, 207 entsprechende Anwendung. § 216. Die Unterbrechung durch Vornahme einer Vollstreckungs­ handlung gilt als nicht erfolgt, wenn die Vollstreckungsmaßregel auf An­ trag des Berechtigten oder wegen Mangels der gesetzlichen Voraussetzungen aufgehoben wird. Die Unterbrechung durch Stellung des Antrags auf Zwangsvoll­ streckung gilt als nicht erfolgt, wenn dem Anträge nicht stattgegeben oder der Antrag vor der Vornahme der Vollstreckungshandlung zurückgenommcn oder die erwirkte Vollstreckungsmaßregel nach Abs. 1 aufgehoben wird. § 217. Wird die Verjährung unterbrochen, so kommt die bis zur Unterbrechung verstrichene Zeit nicht in Betracht; eine neue Verjährung kann erst nach der Beendigung der Unterbrechung beginnen.

5 218. Ein rechtskräftig festgestellter Anspruch verjährt in dreißig Jahren, auch wenn er an sich einer kürzeren Verjährung unterliegt. Das Gleiche gilt von dem Anspruch aus einem vollstreckbaren Vergleich oder einer vollstreckbaren Urkunde sowie von einem Ansprüche, welcher durch die im Konkurs erfolgte Feststellung vollstreckbar geworden ist. Soweit sich die Feststellung aus regelmäßig wiederkehrende, erst künftig fällig werdende Leistungen bezieht, bewendet es bei der kürzeren Ver­ jährungsfrist.

§ 219. Als rechtskräftige Entscheidung im Sinne beä § 211 Abs. 1 und des § 218 Abs. 1 gilt auch ein unter Vorbehalt ergangenes rechts­ kräftiges Urtheil. § 220. Ist der Anspruch vor einem Schiedsgericht oder einem be­ sonderen Gerichte, vor einem Verwaltungsgericht oder einer Verwaltungs­ behörde geltend zu machen, so finden die Vorschriften der §§ 209 bis 213, 215, 216, 218, 219 entsprechende Anwendung. Sind in dem Schiedsvertrage die Schiedsrichter nicht ernannt oder ist die Ernennung eines Schiedsrichters aus einem anderen Grunde er­ forderlich oder kann das Schiedsgericht erst nach der Erfüllung einer sonstigen Voraussetzung angerufen werden, so wird die Verjährung schon dadurch unterbrochen, daß der Berechtigte das zur Erledigung der Sache seinerseits Erforderliche vornimmt.

K 221. Gelangt eine Sache, in Ansehung deren ein dinglicher An­ spruch besteht, durch Rechtsnachfolge in den Besitz eines Dritten, so kommt

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Erstes Buch. Allgemeiner Teil.

die während des Besitzes des Rechtsvorgängers verstrichene Derjährungszeit dem Rechtsnachfolger zu Statten. § 222. Nach der Vollendung der Verjährung ist der Verpflichtete berechtigt, die Leistung zu verweigern. Das zur Befriedigung eines verjährten Anspruchs Geleistete kann nicht zurückgefordert werden, and) wenn die Leistung in Unkenntniß der Verjährung bewirkt worden ist. Das Gleiche gilt von einem vertrags­ mäßigen Anerkenntnisse sowie einer Sicherheitsleistung des Verpflichteten.

§ 223. Die Verjährung eines Anspruchs, für den eine Hypothek oder ein Pfandrecht besteht, hindert den Berechtigten nicht, seine Befriedigung aus dem verhafteten Gegenstände zu suchen. Ist zur Sicherung eines Anspruchs ein Recht übertragen worden, so kann die Rückübertragung nicht auf Grund der Verjährung deS Anspruchs gefordert werden. Diese Vorschriften finden keine Anwendung bei der Verjährung von Ansprüchen auf Rückstände von Zinsen oder anderen wiederkehrenden Leistungen. § 224. Mit dem Hauptanspruche verjährt der Anspruch auf die von ihnr abhängenden Nebenleistungen, auch wenn die für diesen Anspruch geltende besondere Verjährung noch nicht vollendet ist.

5 225. Die Verjährung kann durch Rechtsgeschäft weder ausgcschlopen noch erschwert werden. Erleichterung der Verjährung, in§= besondereAbkürzung der Verjährungsfrist, ist zulässig.

Sechster Abschnitt.

Ausübung der ficdjte. Sclüstderlheldigung. Sclbsthülfe. § 226. Die Ausübung eines Rechtes ist unzulässig, wenn sie nur den Zweck haben kann, einem Anderen Schaden zuzufügen. § 227. Eine durch Nothwehr gebotene Handlung ist nicht wider­ rechtlich. Nothwehr ist diejenige Vertheidigung, welche erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem Anderen ab­ zuwenden. § 228. Wer eine fremde Sache beschädigt oder zerstört, um eine durch sie drohende Gefahr von sich oder einem Anderen abzuwenden, handelt nicht widerrechtlich, wenn die Beschädigung oder die Zerstörung zur Abwendung der Gefahr erforderlich ist und der Schaden nicht außer Ver­ hältniß zu der Gefahr steht. Hat der Handelnde die Gefahr verschuldet, so ist er zum Schadensersätze verpflichtet.

K 229. Wer zum Zwecke der Selbsthülfe eine Sache wegnimmt, zerstört oder beschädigt oder wer zum Zwecke der Selbsthülfe einen Jaeger, RelchSztvilgesetze. S. Aufl.

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Verpflichteten, welcher der Flucht verdächtig ist, festnimmt oder den Wider­ stand des Verpflichteten gegen eine Handlung, die dieser zu dulden ver­ pflichtet ist, beseitigt, handelt nicht widerrechtlich, wenn obrigkeitliche Hülfe nicht rechtzeitig zu erlangen ist und ohne sofortiges Eingreifen die Gefahr besteht, daß die Verwirklichung des Anspruchs vereitelt oder wesentlich erschwert werde.

§ 230. Die Selbsthülfe darf nicht weiter gehen, als zur Abwendung der Gefahr erforderlich ist. Im Falle der Wegnahme von Sachen ist, sofern nicht Zwangs­ vollstreckung erwirkt wird, der dingliche Arrest zu beantragen. Im Falle der Festnahme des Verpflichteten ist, sofern er nicht wieder in Freiheit gesetzt wird, der persönliche Sicherheitsarrest bei dem Amts­ gerichte zu beantragen, in dessen Bezirke die Festnahme erfolgt ist; der Verpflichtete ist unverzüglich dem Gerichte vorzuführen. Wird der Arrestantrag verzögert oder abgelehnt, so hat die Rückgabe der weggenommenen Sachen und die Freilassung des Festgenommenen un­ verzüglich zu erfolgen.

§ 231. Wer eine der im § 229 bezeichneten Handlungen in der irrigen Annahme vornimmt, daß die für den Ausschluß der Widcrrechtlichkeit erforderlichen Voraussetzungen vorhanden seien, ist dem anderen Theile zum Schadensersätze verpflichtet, auch wenn der Irrthum nicht auf Fahrlässigkeit beruht.

Siebenter Abschnitt.

Sicherheitsleistung. § 232. Wer Sicherheit zu leisten hat, kann dies bewirken durch Hinterlegung von Geld oder Werthpapieren, durch Verpfändung von Forderungen, die in das Reichsjchuldbuch oder in das Staatsschuldbuch eines Bundesstaates eingetragen sind, durch Verpfändung beweglicher Sachen, durch Bestellung von Hypotheken an inländischen Grundstücken, durch Verpfändung von Forderungen, für die eine Hypothek an einem inländischen Grundstücke besteht, oder durch Verpfändung von Grundschulden oder Rentenschuldcn an inländischen Grund­ stücken. Kann die Sicherheit nicht in dieser Weise geleistet werden, so ist die Stellung eines tauglichen Bürgen zulässig.

§ 233. Mit der Hinterlegung erwirbt der Berechtigte ein Pfand­ recht an dem hinterlegten Gelde oder an den hinterlegten Werthpapieren und, wenn das Geld oder die Werthpapiere nach landesgesetzlicher Vor­ schrift in das Eigenthum des Fiskus oder der als Hinterlegungsstelle be­ stimmten Anstalt übergehen, ein Pfandrecht an der Forderung auf Rück­ erstattung.

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Erstes Buch. Allgemeiner Teil.

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§ 234. Werthpapiere sind zur Sicherheitsleistung nur geeignet, wenn sie auf den Inhaber lauten, einen Kurswerth haben und einer Gattung angehören, in der Mündelgeld angelegt werden darf. Den Jnhaberpapieren stehen Orderpapiere gleich, die mit Blankoindossament versehen find. Mit den Werthpapieren sind die Zins-, Renten-, Gewinnantheil- und Erneuerungsscheine zu hinterlegen. Mit Werthpapieren kann Sicherheit nur in Höhe von drei Diertheilen des Kurswerths geleistet werden. § 235. Wer durch Hinterlegung von Geld oder von Werthpapieren Sicherheit geleistet hat, ist berechtigt, das hinterlegte Geld gegen geeignete Werthpapiere, die hinterlegten Werthpapiere gegen andere geeignete Werth­ papiere oder gegen Geld umzutauschen.

§ 236. Mit einer Buchforderung gegen das Reich oder gegen einen Bundesstaat kann Sicherheit nur in Höhe von drei Biertheilen des Kurs­ werths der Werthpapiere geleistet werden, deren Aushändigung der Gläu­ biger gegen Löschung seiner Forderung verlangen kann. 5 237. Mit einer beweglichen Sache kann Sicherheit nur in Höhe von zwei Drittheilen des Schätzungswerts geleistet werden. Sachen, deren Verderb zu besorgen oder deren Aufbewahrung mit besonderen Schwierigkeiten verbunden ist, können zurückgewiesen werden. § 238. Eine Hypothekenforderung, eine Grundschuld oder eine Rentenschuld ist zur Sicherheitsleistung nur geeignet, wenn sie den Voraus­ setzungen entspricht, unter denen am Orte der Sicherheitsleistung Mündel­ geld in Hypothekenforderungen, Grundschulden oder Rentenschulden angelegt werden darf. Eine Forderung, für die eine Sicherungshypothek besteht, ist zur Sicherheitsleistung nicht geeignet.

§ 239. Ein Bürge ist tauglich, wenn er ein der Höhe der zu leistenden Sicherheit angemefienes Vermögen besitzt und seinen allgemeinen Gerichtsstand im Jnlande hat. Die Bürgschaftserklärung muß den Verzicht auf die Einrede der Dorausllage enthalten. 5 240. Wird die geleistete Sicherheit ohne Verschulden des Be­ rechtigten unzureichend, so ist sie zu ergänzen oder anderweitige Sicher­ heit zu leisten.

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BGB.

Zweites Buch.

Recht der Scbuldverbältnisse. Erster Abschnitt.

Inhalt der Schuldberhälmisse. Erster Titel.

Verpflichtung zur Leistung. § 241. Kraft des Schuldverhältnisses ist der Gläubiger berechtigt, von dem Schuldner eine Leistung zu fordern. Die Leistung kann auch in einem Unterlassen bestehen. 5 242. Der Schuldner ist verpflichtet, die Leistung so zu bewirken, wie Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte es erfordern. § 243. Wer eine nur der Gattung nach bestimmte Sache schuldet, hat eine Sache von mittlerer Art und Güte zu leisten. Hat der Schuldner das zur Leistung einer solchen Sache seinerseits Erforderliche gethan, so beschränkt sich das Schuldverhältniß auf diese Sache.

§ 244. Ist eine in ausländischer Währung ausgcdrückte Geldschuld im Jnlande zu zahlen, so kann die Zahlung in Reichswährung erfolgen, es sei denn, daß Zahlung in ausländischer Währung ausdrücklich be­ dungen ist. Die Umrechnung erfolgt nach dem Kurswerthe, der zur Zeit der Zahlung für den Zahlungsort maßgebend ist. § 245. Ist eine Geldschuld in einer bestimmten Münzsorte zu zahlen, die sich zur Zeit der Zahlung nicht mehr im Umlaufe befindet, so ist die Zahlung so zu leisten, wie wenn die Münzsorte nicht bestimmt wäre. § 246. Ist eine Schuld nach Gesetz oder Rechtsgeschäft zu ver­ zinsen, so sind vier vom Hundert für das Jahr zu entrichten, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist.

§ 247. Ist ein höherer Zinssatz als sechs vom Hundert für das Jahr vereinbart, so kann der Schuldner nach dem Ablaufe von sechs Monaten das Kapital unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von sechs Monaten kündigen. Das Kündigungsrecht kann nicht durch Vertrag aus­ geschlossen oder beschränkt werden. Diese Vorschriften gelten nicht für Schuldverschreibungen auf den Inhaber. § 248. Eine im voraus getroffene Vereinbarung, daß Zinsen wieder Zinsen tragen sollen, ist nichtig.

fällige

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

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Sparkassen, Kreditanstalten und Inhaber von Bankgeschäften können im voraus vereinbaren, daß nicht erhobene Zinsen von Einlagen als neue verzinsliche Einlagen gelten sollen. Kreditanstalten, die berechtigt sind, für den Betrag der von ihnen gewährten Darlehen verzinsliche Schuld­ verschreibungen auf den Inhaber auszugeben, können sich bei solchen Dar­ lehen die Verzinsung rückständiger Zinsen im voraus versprechen lassen.

§ 249. Wer zum Schadensersätze verpflichtet ist, hat den Zustand herzustellen, der bestehen würde, wenn der zum Ersätze verpflichtende Um­ stand nicht eingetreten wäre. Ist wegen Verletzung einer Person oder wegen Beschädigung einer Sache Schadensersatz zu leisten, so kann der Gläubiger statt der Herstellung den dazu erforderlichen Geldbetrag verlangen. § 250. Der Gläubiger kann dem Ersatzpflichtigen zur Herstellung eine angemessene Frist mit der Erllärung bestimmen, daß er die Her­ stellung nach dem Ablaufe der Frist ablehne. Nach dem Ablaufe der Frist kann der Gläubiger den Ersatz in Geld verlangen, wenn nicht die Herstellung rechtzeitig erfolgt; der Anspruch auf die Herstellung ist aus­ geschloffen.

§ 251. Soweit die Herstellung nicht möglich oder zur Entschädigung des Gläubigers nicht genügend ist, hat der Ersatzpflichtige den Gläubiger in Geld zu entschädigen. Der Ersatzpflichtige kann den Gläubiger in Geld entschädigen, wenn die Herstellung nur mit unverhältnißmäßigen Aufwendungen möglich ist. 5 252. Der zu ersetzende Schaden umfaßt auch den entgangenen Gewinn. Als entgangen gilt der Gewinn, welcher nach dem gewöhnlichen Laufe der Dinge oder nach den besonderen Umständen, insbesondere nach den getroffenen Anstalten und Vorkehrungen, mit Wahrscheinlichkeit er­ wartet werden konnte. H 253. Wegen eines Schadens, der nicht Vermögensschaden ist, kann Entschädigung in Geld nur in den durch das Gesetz bestimmten Fällen gefordert werden.

§ 254. Hat bei der Entstehung des Schadens ein Verschulden des Beschädigten mitgewirkt, so hängt die Verpflichtung zum Ersätze sowie der Umfang des zu leistenden Ersatzes von den Umständen, insbesondere davon ab, inwieweit der Schaden vorwiegend von dem einen oder dem anderen Theile verursacht worden ist. Dies gilt auch dann, wenn sich das Verschulden des Beschädigten darauf beschränkt, daß er unterlassen hat, den Schuldner auf die Gefahr eines ungewöhnlich hohen Schadens aufmerksam zu machen, die der Schuldner weder kannte noch kennen mußte, oder daß er unterlassen hat, den Schaden abzuwenden oder zu mindern. Die Vorschrift des § 278 findet entsprechende Anwendung. § 255. Wer für den Verlust einer Sache oder eines Rechtes Schadensersatz zu leisten hat, ist zum Ersätze nur gegen Abtretung der Ansprüche verpflichtet, die dem Ersatzberechtigten auf Grund des Eigenthums an der Sache oder auf Grund des Rechtes gegen Dritte zustehen.

BGB.

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§ 256. Wer zum Ersätze von Aufwendungen verpflichtet ist, hat den aufgewendeten Betrag oder, wenn andere Gegenstände als Geld auf­ gewendet worden sind, den als Ersatz ihres Werthes zu zahlenden Betrag von der Zeit der Aufwendung an zu verzinsen. Sind Aufwendungen auf einen Gegenstand gemacht worden, der dem Ersatzpflichtigen herauszugeben ist, so sind Zinsen für die Zeit, für welche dem Ersatzberechtigten die Nutzungen oder die Früchte des Gegenstandes ohne Vergütung verbleiben, nicht zu entrichten.

§ 257. Wer berechtigt ist, Ersatz für Aufwendungen zu verlangen, die er für einen -bestimmten Zweck macht, kann, wenn er für diesen Zweck eine Verbindlichkeit eingeht, Befreiung von der Verbindlichkeit verlangen. Ist die Verbindlichkeit noch nicht fällig, so kann ihm der Ersatzpflichtige, statt ihn zu befreien, Sicherheit leisten. § 258. Wer berechtigt ist, von einer Sache, die er einem Anderen herauszugeben hat, eine Einrichtung wegzunehmen, hat im Falle der Weg­ nahme die Sache auf seine Kosten in den vorigen Stand zu setzen. Erlangt der Andere den Besitz der Sache, so ist er verpflichtet, die Wegnahme der Einrichtung zu gestatten; er kann die Gestattung verweigern, bis ihm für den mit der Wegnahme verbundenen Schaden Sicherheit geleistet wird. § 259. Wer verpflichtet ist, über eine mit Einnahmen oder Aus­ gaben verbundene Verwaltung Rechenschaft abzulegen, hat dem Berechtigten eine die geordnete Zusammenstellung der Einnahmen oder der Ausgaben enthaltende Rechnung mitzutheilen und, soweit Belege ertheilt zu werden pflegen, Belege vorzulegen. Besteht Grund zu der Annahme, daß die in der Rechnung enthallenen Angaben über die Einnahmen nicht mit der erforderlichen Sorgfalt gemacht worden sind, so hat der Verpflichtete auf Verlangen den Offenbarungseid dahin zu leisten: daß er nach bestem Wissen die Einnahmen so vollständig ange­ geben habe, als er dazu im Stande sei. In Angelegenheiten von geringer Bedeutung besteht eine Verpflichtung zur Leistung des Offenbarungseids nicht. § 260. Wer verpflichtet ist, einen Inbegriff von Gegenständen herauszugeben oder über den Bestand eines solchen Inbegriffs Auskunft zu ertheilen, hat dem Berechtigten ein Verzeichniß des Bestandes vorzulegen. Besteht Grund zu der Annahme, daß das Verzeichniß nicht mit der erforderlichen Sorgfalt ausgestellt worden ist, so hat der Verpflichtete auf Verlangen den Offenbarungseid dahin zu leisten: daß er nach bestem Wissen den Bestand so vollständig angegeben habe, als er dazu im Stande sei. Die Vorschrift des § 259 Abs. 3 findet Anwendung. § 261. Der Offenbarungseid ist, sofern er nicht vor dem Prozeß­ gerichte zu leisten ist, vor dem Amtsgerichte des Ortes zu leisten, an welchem die Verpflichtung zur Rechnungslegung oder zur Vorlegung des Verzeichnisses zu erfüllen ist. Hat der Verpflichtete seinen Wohnsitz oder seinen Aufenthalt im Jnlande, so kann er den Eid vor dem Amtsgerichte des Wohnsitzes oder des Aufenthaltsorts leisten.

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

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Tas Gericht kann eine den Umständen entsprechende Aenderung der Eidesnvrm beschließen. Die Kosten der Abnahme des Eides hat derjenige zu tragen, welcher die Leistung des Eides verlangt.

§ 262. Werden mehrere Leistungen in der Weise geschuldet, daß nur die eine oder die andere zu bewirken ist, so steht das Wahlrecht im Zweifel dem Schuldner zu. § 263. Die Wahl erfolgt durch Erklärung gegenüber dem anderen Tbeile. Tie gewählte Leistung gilt als die von Anfang an allein geschuldete. § 264, Nimmt der wahlberechtigte Schuldner die Wahl nicht vor dem Beginne der Zwangsvollstreckung vor, so kann der Gläubiger die Zwangs­ vollstreckung nach seiner Wahl auf die eine oder auf die andere Leistung richten; der Schuldner kann sich jedoch, solange nicht der Gläubiger die gewählte Leistung ganz oder zum Theil empfangen hat, durch eine der übrigen Leistungen von seiner Verbindlichkeit befreien. Ist der wahlberechtigte Gläubiger im Verzüge, so kann der Schuldner ihn unter Bestimmung einer angemessenen Frist zur Vornahme der Wahl auffordern. Mit dem Ablaufe der Frist geht das Wahlrecht auf den Schuldner über, wenn nicht der Gläubiger rechtzeitig die Wahl vornimmt. § 265. Ist eine der Leistungen von Anfang an unmöglich oder wird sie später unmöglich, so beschränkt sich das Schuldverhältniß auf die übrigen Leistungen. Die Beschränkung tritt nicht ein, wenn die Leistung in Folge eines Umstandes unmöglich wird, den der nicht wahlberechtigte Theil zu vertreten hat.

§ 266.

Der Schuldner ist zu Theilleistungen nicht berechtigt.

§ 267. Hat der Schuldner nicht in Person zu leisten, so kann auch ein Dritter die Leistung bewirken. Die Einwilligung des Schuldners ist nicht erforderlich. Der Gläubiger kann die Leistung ablehnen, wenn der Schuldner widerspricht. § 268. Betreibt der Gläubiger die Zwangsvollstreckung in einen dem Schuldner gehörenden Gegenstand, so ist Jeder, der Gefahr läuft, durch die Zwangsvollstreckung ein Recht an dem Gegenstände zu verlieren, berechtigt, den Gläubiger zu befriedigen. Das gleiche Recht steht dem Besitzer einer Sache z», wenn er Gefahr läuft, durch die Zwangsvoll­ streckung den Besitz zu verlieren. Die Befriedigung kann auch durch Hinterlegung oder durch Aufrechnung erfolgen. Soweit der Dritte den Gläubiger befriedigt, geht die Forderung auf ihn über. Der Uebergang kann nicht zum Nachtheile des Gläubigers geltend gemacht werden.

§ 269. Ist ein Ort für die Leistung weder bestimmt noch aus den Umständen, insbesondere aus der Natur des Schuldverhältnisses, zu

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BGB.

entnehmen, so hat die Leistung an dem Orte zu erfolgen, an welchem der Schuldner zur Zeit der Entstehung des Schuldverhältnisses seinen Wohnsitz hatte. Ist die Verbindlichkeit im Gewerbebetriebe des Schuldners entstanden, so tritt, wenn der Schuldner seine gewerbliche Niederlassung an einem anderen Orte hatte, der Ort der Niederlassung an die Stelle des Wohnsitzes. Aus dem Umstand allein, daß der Schuldner die Kosten der Ver­ sendung übernommen hat, ist nicht zu entnehmen, daß der Ort, nach welchem die Versendung zu erfolgen hat, der Leistungsort sein soll.

§ 270. Geld hat der Schuldner im Zweifel auf seine Gefahr und seine Kosten dem Gläubiger an dessen Wohnsitz zu übermitteln. Ist die Forderung im Gewerbebetriebe des Gläubigers entstanden, so tritt, wenn der Gläubiger seine gewerbliche Niederlassung an einem anderen Orte hat, der Ort der Niederlassung an die Stelle des Wohnsitzes. Erhöhen sich in Folge einer nach der Entstehung des Schuldverhültnisies eintretenden Aenderung des Wohnsitzes oder der gewerblichen Nieder­ lassung des Gläubigers die Kosten oder die Gefahr der Uebermittelung, so hat der Gläubiger im ersteren Falle die Mehrkosten, im letzteren Falle die Gefahr zu tragen. Die Vorschriften über den Leistungsort bleiben unberührt. § 271. Ist eine Zeit für die Leistung weder bestimmt noch aus den Umständen zu entnehmen, so kann der Gläubiger die Leistung sofort verlangen, der Schuldner sie sofort bewirken. Ist eine Zeit bestimmt, so ist im Zweifel anzunehmen, daß der Gläubiger die Leistung nicht vor dieser Zeit verlangen, der Schuldner aber sie vorher bewirken kann.

§ 272. Bezahlt der Schuldner eine unverzinsliche Schuld vor der Fälligkeit, so ist er zu einem Abzüge wegen der Zwischenzinscn nicht berechtigt. § 273. Hat der Schuldner aus demselben rechtlichen Verhältniß, auf dem seine Verpflichtung beruht, einen fälligen Anspruch gegen den Gläubiger, so kann er, sofern nicht aus dem Schuldvcrhältnissc sich ein Anderes ergiebt, die geschuldete Leistung verweigern, bis die ihm gebührende Leistung bewirkt wird l Zurückbehaltungsrecht). Wer zur Herausgabe eines Gegenstandes verpflichtet ist, hat daS gleiche Recht, wenn ihm ein fülliger Anspruch wegen Verwendungen aus den Gegenstand oder wegen eines ihm durch diesen verursachten Schadens zusteht, es sei denn, daß er den Gegenstand durch eine vorsätzlich begangene unerlaubte Handlung erlangt hat. Der Gläubiger kann die Ausübung des Zurückbehaltungsrechts durch Sicherheitsleistung abwcnden. Die Sicherheitsleistung durch Bürgen ist ausgeschlossen.

§ 274. Gegenüber der Klage des Gläubigers hat die Geltend­ machung des Zurückbehaltungsrechts nur die Wirkung, daß der Schuldner zur Leistung gegen Empfang der ihm gebührenden Leistung (Erfüllung Zug um Zug) zu verurtheilen ist. Aus Grund einer solchen Verurtheilung kaun der Gläubiger seinen

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Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

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Anspruch ohne Bewirkung der ihm obliegenden Leistung im Wege der Zwangsvollstreckung verfolgen, wenn der Schuldner im Verzüge der An­ nahme ist.

§ 275. Der Schuldner wird von der Verpflichtung zur Leistung frei, soweit die Leistung in Folge eines nach der Entstehung des Schuld­ verhältnisses eintretenden Umstandes, den er nicht zu vertreten hat, unmöglich wird. Einer nach der Entstehung des Schuldverhältnisses eintretenden Un­ möglichkeit steht das nachträglich eintretende Unvermögen des Schuldners zur Leistung gleich. § 276. Der Schuldner hat, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist, Vorsatz und Fahrlässigkeit zu vertreten. Fahrlässig handelt, wer die im Verkehr erforderliche Sorgfalt außer Acht läßt. Die Vorschriften der §§ 827, 828 finden Anwendung. Die Haftung wegen Vorsatzes kann dem Schuldner nicht im voraus erlasien werden. 8 277. Wer nur für diejenige Sorgfalt einzustehen hat, welche er in eigenen Angelegenheiten anzuwenden pflegt, ist von der Haftung wegen grober Fahrlässigkeit nicht befreit. K 278. Der Schuldner hat ein Verschulden seines gesetzlichen Ver­ treters und der Personen, deren er sich zur Erfüllung seiner Verbindlichkeit bedient, in gleichem Umfange zu vertreten wie eigenes Verschulden. Die Vorschrift des § 276 Abs. 2 findet keine Anwendung.

§ 279. Ist der geschuldete Gegenstand nur der Gattung nach bestimmt, so hat der Schuldner, solange die Leistung aus der Gattung möglich ist, sein Unvermögen zur Leistung auch dann zu vertreten, wenn ihm ein Verschulden nicht zur Last fällt. § 280. Soweit die Leistung in Folge eines von dem Schuldner zu vertretenden Umstandes unmöglich wird, hat der Schuldner dem Gläubiger den durch die Nichterfüllung entstehenden Schaden zu ersetzen. Jni Falle theilweiser Unmöglichkeit kann der Gläubiger unter Ablehi ung des noch möglichen Theiles der Leistung Schadensersatz wegen Nichterfüllung der ganzen Verbindlichkeit verlangen, wenn die theilweise Erfüllung für ihn kein Interesse hat. Die für das vertragsmäßige Rück­ trittsrecht geltenden Vorschriften der §§ 346 bis 356 finden entsprechende Anwendung. § 281. Erlangt der Schuldner in Folge des Umstandes, welcher die Leistung unmöglich macht, für den geschuldeten Gegenstand einen Ersatz oder einen Ersatzanspruch, so kann der Gläubiger Herausgabe des als Er­ satz Empfangenen oder Abtretung des Ersatzanspruchs verlangen. Hat der Gläubiger Anspruch auf Schadensersatz wegen Nichterfüllung, so mindert sich, wenn er von dem im Abs. 1 bestimmten Rechte Gebrauch macht, die ihm zu leistende Entschädigung um den Werth des erlangten Ersatzes oder Ersatzanspruchs.

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BGB.

8 282. Ist streitig, ob die Unmöglichkeit der Leistung die Folge eines von dem Schuldner zu vertretenden Umstandes ist, so trifft die Beweislast den Schuldner.

§ 283. Ist der Schuldner rechtskräftig verurtheilt, so kann der Gläubiger ihm zur Bewirkung der Leistung eine angemessene Frist mit der Erklärung bestimmen, daß er die Annahme der Leistung nach dem Ablaufe der Frist ablehne. Nach dem Ablaufe der Frist kann der Gläubiger Schadensersatz wegen Nichterfüllung verlangen, soweit nicht die Leistung rechtzeitig bewirkt wird; der Anspruch auf Erfüllung ist ausgeschlossen. Die Verpflichtung zum Schadensersätze tritt nicht ein, wenn die Leistung in Folge eines Umstandes unmöglich wird, den der Schuldner nicht zu vertreten hat. Wird die Leistung bis zum Ablaufe der Frist nur theilweise nicht bewirkt, so steht dem Gläubiger auch das im § 280 Abs. 2 bestimmte Recht zu. 8 284. Leistet der Schuldner auf eine Mahnung des Gläubigers nicht, die nach dem Eintritte der Fälligkeit erfolgt, so kommt er durch die Mahnung in Verzug. Der Mahnung steht die Erhebung der Klage auf die Leistung sowie die Zustellung etzzes Zahlungsbefehls im Mahnverfahren gleich. Ist für die Leistung eine Zeit nach dem Kalender bestimmt, so kommt der Schuldner ohne Mahnung in Verzug, wenn er nicht zu der bestimmten Zeit leistet. Das Gleiche gilt, wenn der Leistung eine Kündigung voraus­ zugehen hat und die Zeit für die Leistung in der Weise bestimmt ist, daß sie sich von der Kündigung ab nach dem Kalender berechnen läßt. 8 285. Der Schuldner kommt nicht in Verzug, solange die Leistung in Folge eines Umstandes unterbleibt, den er nicht zu vertreten hat. 8 286. Der Schuldner hat dem Gläubiger den durch den Verzug entstehenden Schaden zu ersetzen. Hat die Leistung in Folge des Verzugs für den Gläubiger kein Interesse, so kann dieser unter Ablehnung der Leistung Schadensersatz wegen Nichterfüllung verlangen. Die für das vertragsmäßige Rücktrittsrecht geltenden Vorschriften der §§ 346 bis 356 finden entsprechende Anwendung. 8 287. Ter Schuldner hat während des Verzugs jede Fahrlässigkeit zu vertreten. Er ist auch für die während des Verzugs durch Zufall eintretendc Unmöglichkeit der Leistung verantwortlich, es sei denn, daß der Schaden auch bei rechtzeitiger Leistung eingetretcn sein würde.

8 288. Eine Geldschuld ist während des Verzugs mit vier vom Hundert für das Jahr zu verzinsen. Kann der Gläubiger aus einem anderen Rcchtsgrunde höhere Zinsen verlangen, so sind diese fortzuentrichten. Die Geltendmachung eines weiteren Schadens ist nicht ausgeschlossen. 8 289. Von Zinsen sind Verzugszinsen nicht zu entrichten. Das Recht des Gläubigers auf Ersatz des durch den Verzug entstehenden Schadens bleibt unberührt. 8 290. Ist der Schuldner zum Ersätze des Werthes eines Gegen­ standes verpflichtet, der während des Verzugs untergegangen ist oder aus

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

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einem während des Verzugs eingetretenen Grunde nicht herausgegeben werden kann, so kann der Gläubiger Zinsen des zu ersetzenden Betrags von dem Zeitpuilkt an verlangen, welcher der Bestimmung des Werthes zu Grunde gelegt wird. Das Gleiche gilt, wenn der Schuldner zum Ersätze der Minderung des Werthes eines während des Verzugs ver­ schlechterten Gegenstandes verpflichtet ist.

§ 291.

Eine Geldschuld hat der Schuldner von dem Eintritte der Rechtshängigkeit an zu verzinsen, auch wenn er nicht im Verzug ist; wird die Schuld erst später fällig, so ist sie von der Fälligkeit an zu verzinsen. Die Vorschriften des § 288 Abs. 1 und des § 289 Satz 1 finden entsprechende Anwendung.

K 292.

Hat der Schuldner einen bestimmten Gegenstand heraus­ zugeben, so bestimmt sich von dem Eintritte der Rechtshängigkeit an der Anspruch des Gläubigers auf Schadensersatz wegen Verschlechterung, Unter­ ganges oder einer aus einem anderen Grunde eintretenden Unmöglichkeit der Herausgabe nach den Vorschriften, welche für das Verhältniß zwischen dem Eigenthümer und dem Besitzer von dem Eintritte der Rechtshängigkeit des Eigenthumsanspruchs an gelten, soweit nicht aus dem Schuldver­ hältniß oder dem Verzüge des Schuldners sich zu Gunsten des Gläubigers ein Anderes ergiebt. Das Gleiche gilt von dem Ansprüche des Gläubigers auf Heraus­ gabe oder Vergütung von Nutzungen und von dem Ansprüche des Schuldners auf Ersatz von Verwendungen.

Zweiter Titel.

Verzug de; Gläubiger;.

§ 293.

Der Gläubiger kommt in Verzug, wenn er die ihm an­ gebotene Leistung nicht annimmt.

K 294.

Die Leistung muß dem Gläubiger so, wie sie zu be­ wirken ist, thatsächlich angeboten werden.

§ 295.

Ein wörtliches Angebot des Schuldners genügt, wenn der Gläubiger ihm erklärt hat, daß er die Leistung nicht annehmen werde, oder wenn zur Bewirkung der Leistung eine Handlung des Gläubigers enorderlich ist, insbesondere wenn der Gläubiger die geschuldete Sache abzuholen hat. Dem Angebote der Leistung steht die Aufforderung an den Gläubiger gleich, die erforderliche Handlung vorzunehmen.

§ 296.

Ist für die von dem Gläubiger vorzunehmende Handlung eine Zeit nach dem Kalender bestimmt, so bedarf es des Angebots nur, wenn der Gläubiger die Handlung rechtzeitig vornimmt. Das Gleiche gilt, wenn der Handlung eine Kündigung vorauszugehen hat und die Zeit für die Handlung in der Weise bestimmt ist, daß sie sich von der Kündigung ab nach dem Kalender berechnen läßt.

§ 297.

Der Gläubiger kommt nicht in Verzug, wenn der Schuldner zur Zeit des Angebots oder im Falle des § 296 zu der für

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BGB. die Handlung des Gläubigers bestimmten Zeit außer Stande ist, die Leistung zu bewirken.

§ 298. Ist der Schuldner nur gegen eine Leistung des Gläubigers zu leisten verpflichtet, so kommt der Gläubiger in Verzug, wenn er zwar die angebotene Leistung anzunehmen bereit ist, die verlangte Gegenleistung aber nicht anbietet. § 299. Ist die Leistungszeit nicht bestimmt oder ist der Schuldner berechtigt, vor der bestimmten Zeit zu leisten, so kommt der Gläubiger nicht dadurch in Verzug, daß er vorübergehend an der Annahme der angebotenen Leistung verhindert ist, es sei denn, daß der Schuldner ihm die Leistung eine angemessene Zeit vorher angekündigt hat.

§ 300. Der Schuldner hat während des Verzugs des Gläubigers nur Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit zu vertreteu. Wird eine nur der Gattung nach bestimmte Sache geschuldet, so geht die Gefahr mit dem Zeitpunkt aus den Gläubiger über, in welchem er dadurch in Verzug kommt, daß er die angebotcne Sache nicht anniinmt. § 301. Von einer verzinslichen Geldschuld hat der Schuldner während des Verzugs des Gläubigers Zinsen nicht zu entrichten.

§ 302. Hat der Schuldner die Nutzungen eines Gegenstandes herauszugeben oder zu ersetzen, so beschränkt sich seine Verpflichtung während des Verzugs des Gläubigers auf die Nutzungen, welche er zieht. § 303. Ist der Schuldner zur Herausgabe eines Grundstücks verpflichtet, so kann er nach dem Eintritte des Verzugs des Gläubigers den Besitz aufgebcn. Das Ausgcben muß dem Gläubiger vorher an­ gedroht werden, es sei denn, daß die Androhung unthunlich ist.

§ 304. Der Schuldner kann im Falle des Verzugs des Gläubigers Ersatz der Mehraufwendungen verlangen, die er für das erfolglose Angebot sowie für die Aufbewahrung und Erhaltung des geschuldeten Gegenstandes machen mußte. Zweiter Abschnitt.

Schuldverhältnisse au£ Verträgen. Erster Titel.

Vegriindung. Inhalt des Vertrags. § 305. Zur Begründung eines Schuldverhältnisses durch Rechts­ geschäft sowie zur Aenderung des Inhalts eines Schuldverhältnisses ist ein Vertrag zwischen den Betheiligten erforderlich, soweit nicht das Gesetz ein Anderes vorschreibt. K 306. Ein auf eine unmögliche Leistung gerichteter Vertrag ist nichtig.

§ 307. Wer bei der Schließung eines Vertrags, der auf eine unmögliche Leistung gerichtet ist, die Unmöglichkeit der Leistung kennt

BGB. Zweites Buch. Recht der SchuldverhSltnisse.

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oder kennen muß, ist zum Ersätze des Schadens verpflichtet, den der andere Theil dadurch erleidet, daß er auf die Gültigkeit des Vertrags vertraut, jedoch nicht über den Betrag des Interesses hinaus, welches der andere Theil an der Gültigkeit des Vertrags hat. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der andere Theil die Unmöglichkeit kennt oder kennen muß. Diese Vorschriften finden entsprechende Anwendung, wenn die Leistung nur theilweise unmöglich und der Vertrag in Ansehung des möglichen Theiles gültig ist oder wenn eine von mehreren wahlweise versprochenen Leistungen unmöglich ist.

8 308. Die Unmöglichkeit der Leistung steht der Gültigkeit des Vertrags nicht entgegen, wenn die Unmöglichkeit gehoben werden kann und der Vertrag für den Fall geschlossen ist, daß die Leistung möglich wird. Wird eine unmögliche Leistung unter einer anderen auffchiebenden Bedingung oder unter Bestimmung eines Anfangstermins versprochen, so ist der Vertrag gültig, wenn die Unmöglichkeit vor dem Eintritte der Be­ dingung oder des Termins gehoben wird. § 309. Verstößt ein Vertrag gegen ein gesetzliches Verbot, finden die Vorschriften der §§ 307, 308 entsprechende Anwendung.

so

§ 310. Ein Vertrag, durch den sich der eine Theil verpflichtet, sein künftiges Vermögen oder einen Bruchtheil seines künftigen Vermögenzu übertragen oder mit einem Nießbrauche zu belasten, ist nichtig. 8 311. Ein Vertrag, durch den sich der eine Theil verpflichtet, sein gegenwärtiges Vermögen oder einen Bruchtheil seines gegenwärtigen Vermögens zu übertragen oder mit einem Nießbrauche zu belasten, bedarf der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung. 8 312. Ein Vertrag über den Nachlaß eines noch lebenden Dritten ist nichtig. Das Gleiche gilt von einem Vertrag über den Pflicht­ theil oder ein Vermächtniß aus dem Nachlaß eines noch lebenden Dritten. Diese Vorschriften finden keine Anwendung auf einen Vertrag, der unter künftigen gesetzlichen Erben über den gesetzlichen Erbtheil oder den Pflichttheil eines von ihnen geschloflen wird. Ein solcher Vertrag bedarf der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung.

8 313. Ein Vertrag, durch den sich der eine Theil verpflichtet, das Eigenthum an einem Grundstücke zu übertragen, bedarf der gerichtlid)eit oder notariellen Beurkundung. Ein ohne Beobachtung dieser Form geschlossener Vertrag wird seinem ganzen Inhalte nach gültig, wenn die Auflassung und die Eintragung in das Grundbuch erfolgen. 8 314 Verpflichtet sich Jemand zur Veräußerung oder Belastung einer Sache, so erstreckt sich die Verpflichtung im Zweifel auch auf das Zubehör der Sache. 8 315. Soll die Leistung durch einen der Vertragschließenden bestimmt werden, so ist im Zweifel anzunehmen, daß die Bestimmung nach billigem Ermessen zu treffen ist. Die Bestimmung erfolgt durch Erklärung gegenüber dem anderen Theile.

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BGB.

Soll die Bestimmung nach billigem Ermessen erfolgen, so ist die getroffene Bestimmung für den anderen Theil nur verbindlich, wenn sie der Billigkeit entspricht. Entspricht sie nicht der Billigkeit, so wird die Bestimmung durch Urtheil getroffen; das Gleiche gilt, wenn die Be­ stimmung verzögert wird.

8 316. Ist der Umfang der für eine Leistung versprochenen Gegenleistung nicht bestimmt, so steht die Bestimmung im Zweifel dem­ jenigen Theile zu, welcher die Gegenleistung zu fordern hat. 8 317. Ist die Bestimmung der Leistung einem Dritten überlassen, so ist im Zweifel anzunehmen, daß sie nach billigem Ermessen zu treffen ist. Soll die Bestimmung durch mehrere Dritte erfolgen, so ist im Zweifel Uebereinstimmung aller erforderlich; soll eine Summe bestimmt werden, so ist, wenn verschiedene Summen bestimmt werden, im Zweifel die Durchschnittssumme maßgebend.

8 318. Die einem Dritten überlassene Bestimmung der Leistung erfolgt durch Erklärung gegenüber einem der Vertragschließenden. Die Anfechtung der getroffenen Bestimmung wegen Irrthums, Drohung oder arglistiger Täuschung steht nur den Vertragschließenden zu; Anfechtungsgegner ist der andere Theil. Die Anfechtung muß unver­ züglich erfolgen, nachdem der Anfechtungsbercchtigtc von dem Anfechtungs­ grunde Kenntniß erlangt hat. Sie ist ausgeschlossen, wenn dreißig Jahre verstrichen sind, nachdem die Bestimmung getroffen worden ist. 8 319. Soll der Dritte die Leistung nach billigem Ermessen be­ stimmen, so ist die getroffene Bestimmung für die Vertragschließenden nicht verbindlich, wenn sie offenbar unbillig ist. Die Bestimmung erfolgt in diesem Falle durch Urtheil; das Gleiche gilt, wenn der Dritte die Be­ stimmung nicht treffen kann oder will oder wenn er sie verzögert. Soll der Dritte die Bestimmung nach freiem Belieben treffen, so ist der Vertrag unwirksam, wenn der Dritte die Bestimmung nicht treffen kann oder will oder wenn er sie verzögert.

Zweiter Titel.

Segeuseitiger Vertrag. 8 320. Wer aus einem gegenseitigen Vertrage verpflichtet ist, kann die ihm obliegende Leistung bis zur Bewirkung der Gegenleistung verweigern, es sei denn, daß er vorzuleisten verpflichtet ist. Hat die Leistung an Mehrere zu erfolgen, so kann dem Einzelnen der ihm ge­ bührende Theil bis zur Bewirkung der ganzen Gegenleistung verweigert werden. Die Vorschrift des § 273 Abs. 3 findet keine Anwendung. Ist von der einen Seite thcilwcise geleistet worden, so kann die Gegenleistung insoweit nicht verweigert werden, als die Verweigerung nach den Umständen, insbesondere wegen verhältnißmäßiger Geringfügigkeit des rückständigen Theiles, gegen Treu und Glauben verstoßen würde.

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

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§ 321. Wer aus einem gegenseitigen Vertrage vorzuleisten ver­ pflichtet ist, kann, wenn nach dem Abschlüsse des Vertrags in den Ver­ mögensverhältnissen des anderen Theiles eine wesentliche Verschlechterung eintritt, durch die der Anspruch auf die Gegenleistung gefährdet wird, die ihm obliegende Leistung verweigern, bis die Gegenleistung bewirkt oder Sicherheit für sie geleistet wird. § 322. Erhebt aus einem gegenseitigen Vertrage der eine Theil Klage auf die ihm geschuldete Leistung, so hat die Geltendmachung des dem anderen Theile zustehenden Rechtes, die Leistung bis zur Bewirkung der Gegenleistung zu verweigern, nur die Wirkung, daß der andere Theil zur Erfüllung Zug um Zug zu verurtheilen ist. Hat der klagende Theil vorzuleisten, so kann er, wenn der andere Thell im Verzüge der Annahme ist, auf Leistung nach Empfang der Gegenleistung fingen. Auf die Zwangsvollstreckung findet die Vorschrift des § 274 Abs. 2 Anwendung.

§ 323. Wird die aus einem gegenseitigen Vertrage dem einen Theile obliegende Leistung in Folge eines Umstandes unmöglich, den weder er noch der andere Theil zu vertreten hat, so verliert er den An­ spruch auf die Gegenleistung; bei theilweiser Unmöglichkeit mindert sich die Gegenleistung nach Maßgabe der 83 472, 473. Verlangt der andere Theil nach § 281 Herausgabe des für den geschuldeten Gegenstand erlangten Ersatzes oder Abtretung des Ersatz­ anspruchs, so bleibt er zur Gegenleistung verpflichtet; diese mindert sich jedoch nach Maßgabe der §§ 472, 473 insoweit, als der Wert des Ersatzes oder des Ersatzanspruchs hinter dem Werthe der geschuldeten Leistung zurückbleibt. Soweit die nach diesen Vorschriften nicht geschuldete Gegenleistung bewirkt ist, kann das Geleistete nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung zurückgesordert werden. § 324. Wird die aus einem gegenseitigen Vertrage dem einen Theile obliegende Leistung in Folge eines Umstandes, den der andere Theil zu vertreten hat, unmöglich, so behält er den Anspruch auf die Gegen­ leistung. Er muß sich jedoch dasjenige anrcchnen lassen, was er in Folge der Befreiung von der Leistung erspart oder durch anderweitige Ver­ wendung seiner Arbeitskraft erwirbt oder zu erwerben böswillig unterläßt. Das Gleiche gilt, wenn die dem einen Theile obliegende Leistung in Folge eines von ihm nicht zu vertretenden Umstandes zu einer Zeit unmöglich wird, zu welcher der andere Theil im Verzüge der Annahme ist. § 325. Wird die aus einem gegenseitigen Vertrage dem einen Theile obliegende Leistung in Folge eines Umstandes, den er zu vertreten hat, unmöglich, so kann der andere Theil Schadensersatz wegen Nicht­ erfüllung verlangen oder von dem Vertrage zurücktreten. Bei theilweiser Unmöglichkeit ist er, wenn die theilweise Erfüllung des Vertrags für ihn kein Interesse hat, berechtigt, Schadensersatz wegen Nichterfüllung der ganzen Verbindlichkeit nach Maßgabe des § 280 Abs. 2 zu verlangen oder von dem ganzen Vertrage zurückzutreten. Statt des Anspruchs auf

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BGB.

Schadensersatz und des Rücktrittsrechts kann er auch die für den Fall des § 323 bestimmten Rechte geltend machen. Das Gleiche gilt in dem Falle des § 283, wenn nicht die Leistung bis zum Abläufe der Frist bewirtt wird oder wenn sie zu dieser Zeit theilweise nicht bewirtt ist. § 326. Ist bei einem gegenseitigen Vertrage der eine Theil mit der ihm obliegenden Leistung im Verzüge, so kann ihm der andere Theil zur Bewirkung der Leistung eine angemessene Frist mit der Erklärung bestimmen, daß er die Annahme der Leistung »ach dem Ablaufe der Frist ablehne. Nach dem Ablaufe der Frist ist er berechtigt, Schadensersatz wegen Nichterfüllung zu verlangen oder von dem Vertrage zurückzutreten, wenn nicht die Leistung rechtzeitig erfolgt ist; der Anspruch auf Erfüllung ist ausgeschlossen. Wird die Leistung bis zum Ablaufe der Frist theil­ weise nicht bewirtt, so findet die Vorschrift des § 325 Abs. 1 Satz 2 entsprechende Anwendung. Hat die Erfüllung des Vertrags in Folge des Verzugs für den anderen Theil kein Interesse, so stehen ihm die im Abs. 1 bezeichneten Rechte zu, ohne daß es der Bestimmung einer Frist bedarf. § 327. Auf das in den §§ 325, 326 bestimmte Rücktrittsrecht finden die für das vertragsmäßige Rücktrittsrecht geltenden Vorschriften der §§ 346 bis 356 entsprechende Anwendung. Erfolgt der Rücktritt wegen eines Umstandes, den der andere Theil nicht zu vertreten hat, so haftet dieser nur nach den Vorschriften über die Herausgabe einer un­ gerechtfertigten Bereicherung.

Dritter Titel.

Versprechen bei Leistung an einen Tritten. § 328. Durch Vertrag kann eine Leistung an einen Dritten mit der Wirkung bedungen werden, daß der Dritte unmittelbar das Recht erwirbt, die Leistung zu fordern. In Ermangelung einer besonderen Bestimmung ist aus den Um­ ständen, insbesondere aus dem Zwecke des Vertrags, zu entnehmen, ob der Dritte das Recht erwerben, ob das Recht des Dritten sofort oder nur unter gewissen Voraussetzungen entstehen und ob den Vettragschließenden die Bcfugniß Vorbehalten sein soll, das Recht des Dritten ohne dessen Zustimmung aufzuheben oder zu ändern. § 329. Verpflichtet sich in einem Vertrage der eine Theil zur Befriedigung eines Gläubigers des anderen Theiles, ohne die Schuld zu übernehmen, so ist im Zweifel nicht anzunehmcn, daß der Gläubiger un­ mittelbar da8 Recht erwerben soll, die Befriedigung von ihm zu fordern. § 330. Wird in einem Lebensversicherungs- oder einem Leibrentenvertrage die Zahlung der Versicherungssumme oder der Leibrente an einen Dritten bedungen, so ist im Zweifel anzunehmen, daß der Dritte unmittelbar das Recht erwerben soll, die Leistung zu fordern. Tas Gleiche

BGB. Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

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gilt, wenn bei einer unentgeltlichen Zuwendung dem Bedachten eine Leistung an einen Dritten auferlegt oder bei einer Vermögens- oder Gutsüber­ nahme von dem Uebernehmer eine Leistung an einen Dritten zum Zwecke der Abfindung versprochen wird.

§ 331, Soll die Leistung an den Dritten nach dem Tode des­ jenigen erfolgen, welchem sie versprochen wird, so erwirbt der Dritte dar Recht auf die Leistung im Zweifel mit dem Tode des Versprechens­ empfängers. Stirbt der Versprechensempfünger vor der Geburt deS Dritten, so kann das Versprechen, an den Dritten zu leisten, nur dann noch aufgehoben oder geändert werden, wenn die Befugniß dazu Vorbehalten worden ist. § 332. Hat sich der Dersprechensempfänger die Befugniß Vor­ behalten, ohne Zustimmung des Versprechenden an die Stelle des in dem Vertrage bezeichneten Dritten einen Anderen zu setzen, so kann dies im Zweifel auch in einer Verfügung von Todeswegen geschehen. 8 333. Weist der Dritte das aus dem Vertrag erworbene Recht dem Versprechenden gegenüber zurück, so gilt das Recht als nicht erworben.

8 334. Einwendungen aus dem Vertrage stehen dem Versprechen­ den auch gegenüber dem Dritten zu. 8 335. Der Dersprechensempfänger kann, sofern nicht ein anderer Wille der Vertragschließenden anzunehmen ist, die Leistung an den Dritten auch dann fordern, wenn diesem das Recht auf die Leistung zusteht.

vierter Titel.

Traufgabe. Vertragsstrafe. § 336. Wird bei der Eingehung eines Vertrags etwas als Drauf­ gabe gegeben, so gilt dies als Zeichen des Abschlußes des Vertrags. Die Draufgabe gilt im Zweifel nicht als Reugeld.

8 337. Die Draufgabe ist im Zweifel auf die von dem Geber geschuldete Leistung anzurechnen oder, wenn dies nicht geschehen kann, bei der Erfüllung des Vertrags zurückzugeben. Wird der Vertrag wieder ausgehoben, so ist die Draufgabe zurück­ zugeben. 8 338. Wird die von dem Geber geschuldete Leistung in Folge eines Umstandes, den er zu vertreten hat, unmöglich oder verschuldet der Geber die Wiederaufhebung des Vertrags, so ist der Empfänger berechtigt, die Draufgabe zu behalten. Verlangt der Empfänger Schadensersatz wegen Nichterfüllung, so ist die Draufgabe im Zweifel anzurechnen oder, wenn dies nicht geschehen kann, bei der Leistung des Schadensersatzes zurückzugeben. 8 339. Verspricht der Schuldner dem Gläubiger für den Fall, daß er seine Verbindlichkeit nicht oder nicht in gehöriger Weise erfüllt, Jaeger, Rtichrzwllgesetze. 3. ilust.

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BGB

die Zahlung einer Geldsumme als Strafe, so ist die Strafe verwirkt, wenn er in Verzug kommt. Besteht die geschuldete Leistung in einem Unterlassen, so tritt die Verwirkung mit der Zuwiderhandlung ein.

K 340,

Hat der Schuldner die Strafe für den Fall versprochen, daß er seine Verbindlichkeit nicht erfüllt, so kann der Gläubiger die ver­ wirkte Sttafe statt der Erfüllung verlangen. Erklärt der Gläubiger dem Schuldner, daß er die Strafe verlange, so ist der Anspruch auf Erfüllung ausgeschlossen. Steht dem Gläubiger ein Anspruch auf Schadensersatz wegen Nicht­ erfüllung zu, so kann er die verwirtte Strafe als Mindestbetrag des Schadens verlangen. Die Geltendmachung eines weiteren Schadens ist nicht ausgeschlossen.

K 341.

Hat der Schuldner die Strafe für den Fall versprochen, daß er seine Verbindlichkeit nicht in gehöriger Weise, insbesondere nicht zu der bestimmten Zeit, erfüllt, so kann der Gläubiger die verwirkte Strafe neben der Erfüllung verlangen. Steht dem Gläubiger ein Anspruch auf Schadensersatz wegen der nicht gehörigen Erfüllung zu, so finden die Vorschriften des § 340 Abs. 2 Anwendung. Nimmt der Gläubiger die Erfüllung an, so kann er die Strafe nur verlangen, wenn er sich das Recht dazu bei der Annahme vorbehält.

§ 342.

Wird als Strafe eine andere Leistung als die Zahlung einer Geldsumme versprochen, so finden die Vorschriften der §§ 339 bis 341 Anwendung; der Anspruch auf Schadensersatz ist ausgeschlossen, wenn der Gläubiger die Strasc verlangt.

§ 343.

Ist eine verwirkte Strafe unverhältnißmäßig hoch, so kann sie auf Antrag des Schuldners durch Uttheil aus den angemessenen Betrag herabgesetzt werden. Bei der Beurtheilung der Angemessenheit ist jedes berechtigte Interesse des Gläubigers, nicht blos das Vermögens­ interesse, in Betracht zu ziehen. Nach der Entrichtung der Strafe ist die Herabsetzung ausgeschlosien. Das Gleiche gilt auch außer den Fällen der §§ 339, 342, wenn Jemand eine Strafe für den Fall verspricht, daß er eine Handlung vor­ nimmt oder unterläßt.

K 344.

Erklärt das Gesetz das Versprechen einer Leistung für unwirksam, so ist auch die für den Fall der Nichterfüllung des Versprechens getroffene Vereinbarung einer Strafe unwirksam, selbst wenn die Parteien die Unwirksamkeit des Versprechens gekannt haben.

§ 345.

Bestreitet der Schuldner die Verwirkung der Sttafe, weil er seine Verbindlichkeit erfüllt habe, so hat er dir Erfüllung zu be­ weisen, sofern nicht die geschuldete Leistung in einem Unterlassen besteht.

BGB. Zweites Buch. Recht der SchuldverhLltnisse.

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Fünfter Titel.

Niicktrttt.

8 346. Hat sich in einem Vertrag ein Theil den Rücktritt Vor­ behalten, so sind die Parteien, wenn der Rücktritt erfolgt, verpflichtet, einander die empfangenen Leistungen zurückzugewähren. Für geleistete Dienste sowie für die Ueberlassung der Benutzung einer Sache ist der Werth zu vergüten oder, falls in dem Verttag eine Gegenleistung in Geld bestimmt ist, diese zu entrichten.

8 347. Der Anspruch auf Schadensersatz wegen Verschlechterung, Unterganges oder einer aus einem anderen Grunde eintretenden Unmög­ lichkeit der Herausgabe bestimmt sich im Falle des Rücktritts von dem Empfange der Leistung an nach den Vorschriften, welche für das Ver­ hältniß zwischen dem Eigenthümer und dem Besitzer von dem Eintritte der Rechtshängigkeit des Eigenthumsanspruchs an gelten. Das Gleiche gilt von dem Anspruch auf Herausgabe oder Vergütung von Nutzungen und von dem Anspruch auf Ersatz von Verwendungen. Eine Geldsumme ist von der Zeit des Empfanges an zu verzinsen. 8 348. Die sich aus dem Rücktritt ergebenden Verpflichtungen der Parteien sind Zug um Zug zu erfüllen. Die Vorschriften der §§ 320, 322 finden entsprechende Anwendung. 8 349.

Der Rücktritt erfolgt

durch Erklärung gegenüber dem

anderen Theile.

8 350. Der Rücktritt wird nicht dadurch ausgeschlossen, daß der Gegenstand, welchen der Berechtigte empfangen hat, durch Zufall unter­ gegangen ist. 8 351. Der Rücktritt ist ausgeschlossen, wenn der Berechtigte eine wesentliche Verschlechterung, den Untergang oder die anderweitige Unmög­ lichkeit der Herausgabe des empfangenen Gegenstandes verschuldet hat. Der Untergang eines erheblichen Theiles steht einer wesentlichen Ver­ schlechterung des Gegenstandes, das von dem Berechtigten nach § 278 zu vertretende Verschulden eines Anderen steht dem eigenen Verschulden des Berechtigten gleich.

8 352. Der Rücktritt ist ausgeschlossen, wenn der Berechtigte die empfangene Sache durch Verarbeitung oder Umbildung in eine Sache anderer Art umgestaltet hat. 8 353. Hat der Berechtigte den empfangenen Gegenstand oder einen erheblichen Theil des Gegenstandes veräußert oder mit dem Rechte eines Dritten belastet, so ist der Rücktritt ausgeschlossen, wenn bei dem­ jenigen, welcher den Gegenstand in Folge der Verfügung erlangt hat, die Voraussetzungen des § 351 oder des § 352 eingetreten sind. Einer Verfügung des Berechtigten steht eine Verfügung gleich, die im Wege der Zwangsvollstreckung oder der Arrestvollziehung oder durch den Konkursverwalter erfolgt.

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BGB

§ 354. Kommt der Berechtigte mit der Rückgewähr des empfangenen Gegenstandes oder eines erheblichen Theiles des Gegenstandes in Verzug, so kann ihm der andere Theil eine angemessene Frist mit der Erklärung bestimmen, daß er die Annahme nach dem Ablaufe der Frist ablehne. Der Rücktritt wird unwirksam, wenn nicht die Rückgewähr vok'dttn Ab­ laufe der Frist erfolgt. 8 355. Ist für die Ausübung des Rücktrittsrechts eine Frist nicht vereinbart, so kann dem Berechtigten von dem anderen Theile für die Ausübung eine angemessene Frist bestimmt werden. Das Rücktrittsrecht erlischt, wenn nicht der Rücktritt vor dem Ablaufe der Frist erklärt wird. 8 356. Sind bei einem Vertrag auf der einen oder der anderen Seite Mehrere betheiligt, so kann das Rücktrittsrecht nur von allen und gegen alle ausgeübt werden. Erlischt das Rücktrittsrccht für einen der Berechtigten, so erlischt es auch für die übrigen. 8 357. Hat sich der eine Theil den Rücktritt für den Fall Vor­ behalten, daß der andere Thell seine Verbindlichkeit nicht erfüllt, so ist der Rücktritt unwirksam, wenn der andere Theil sich von der Verbindlich­ keit durch Aufrechnung befreien konnte und unverzüglich nach dem Rücktritte die Aufrechnung erklärt. K 358. behalten, bestreitet habe, so Leistung

Hat sich der eine Theil den Rücktritt für den Fall Vor­ daß der andere Theil seine Verbindlichkeit nicht erfüllt, und dieser die Zulässigkeit des erllärten Rücktritts, weil er erfüllt hat er die Erfüllung zu beweisen, sofern nicht die geschuldete in einem Unterlassen besteht.

8 359. Ist der Rücktritt gegen Zahlung eines Reugeldes vor­ behalten, so ist der Rücktritt unwirksam, wenn das Reugeld nicht vor oder bei der Erklärung entrichtet wird und der andere Theil aus diesem Grunde die Erklärung unverzüglich zurückweist. Die Erklärung ist jedoch wirksam, wenn das Reugeld unverzüglich nach der Zurückweisung entrichtet wird.

8 360. Ist ein Vertrag mit dem Vorbehalte geschlossen, daß der Schuldner seiner Rechte aus dem Vertrage verlustig sein soll, wenn er seine Verbindlichkeit nicht erfüllt, so ist der Gläubiger bei dem Eintritte dieses Falles zum Rücktritte von dem Vertrage berechtigt. 8 361. Ist in einem gegenseitigen Vertrage vereinbart, daß die Leistung des einen Theiles genau zu einer festbestimmten Zeit oder inner­ halb einer festbestimmten Frist bewirkt werden soll, so ist im Zweifel anzunehmen, daß der andere Theil zum Rücktritte berechtigt sein soll, wenn die Leistung nicht zu der bestimmten Zeit oder innerhalb der be­ stimmten Frist erfolgt.

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Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

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Dritter Abschnitt.

Erlöschen der Schuldderhälwlsse. Erster Titel.

Erfüllung. § 362. Das Schuldverhältniß erlischt, wenn die geschuldete Leistung an den Gläubiger bewirft wird. Mrd an einen Dritten zum Zwecke der Erfüllung geleistet, so finden die Vorschriften des § 185 Anwendung. K 363. Hat der Gläubiger eine ihm als Erfüllung angebotene Leistung als Erfüllung angenommen, so trifft ihn die Beweislast, wenn er die Leistung deshalb nicht als Erfüllung gelten laffen will, weil sie eine andere als die geschuldete Leistung oder weil fie unvollständig gewesen sei.

§ 364. Das Schuldverhältniß erlischt, wenn der Gläubiger eine andere als die geschuldete Leistung an Erfüllungsstatt annimmt. Uebernimmt der Schuldner zum Zwecke der Befriedigung des Gläubigers diesem gegenüber eine neue Verbindlichkeit, so ist im Zweifel nicht anzunehmen, daß er die Verbindlichkeit an Erfüllungsstatt übernimmt. § 365. Wird eine Sache, eine Forderung gegen einen Dritten oder ein anderes Recht an Erfüllungsstatt gegeben, so hat der Schuldner wegen eines Mangels im Rechte oder wegen eines Mangels der Sache in gleicher Weise wie ein Verkäufer Gewähr zu leisten.

§ 366. Ist der Schuldner dem Gläubiger aus mehreren Schuldverhältniffen zu gleichartigen Leistungen verpflichtet und reicht das von ihm Geleistete nicht zur Tilgung sämmtlicher Schulden aus, so wird diejenige Schuld getilgt, welche er bei der Leistung bestimmt. Trifft der Schuldner keine Bestimmung, so wird zunächst die fällige Schuld, unter mehreren fälligen Schulden diejenige, welche dem Gläubiger geringere Sicherheit bietet, unter mehreren gleich sicheren die dem Schuldner lästigere, unt->r mehreren gleich lästigen die ältere Schuld und bei gleichem Mer jebc Schuld verhältnißmäßig getilgt. § 367. Hat der Schuldner außer der Hauplleistung Zinsen und Kosten zu entrichten, so wird eine zur Tilgung der ganzen Schuld nicht ausreichende Leistung zunächst auf die Kosten, dann auf die Zinsen und zuletzt auf die Hauptleistung angerechnet. Bestimmt der Schuldner eine andere Anrechnung, so kann der Gläubiger die Annahme der Leistung ablehnen.

§ 368. Der Gläubiger hat gegen Empfang der Leistung auf Verlangen ein schriftliches Empfangsbekenntniß (Quittung) zu ertheilen. Hat der Schuldner ein rechtliches Interesse, daß die Quittung in anderer Form ertheilt wird, so kann er die Ertheilung in dieser Form verlangen.

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BGB.

8 369. Die Kosten der Quittung hat der Schuldner zu tragen und vorzuschießen, sofern nicht aus dem zwischen ihm und dem Gläubiger bestehenden Rechtsverhältnisse sich ein Anderes ergiebt. Treten in Folge einer Uebertragung der Forderung oder im Wege der Erbfolge an die Stelle des ursprünglichen Gläubigers mehrere Gläubiger, so fallen die Mehrkosten den Gläubigern zur Last. 8 370. Der Ueberbringer einer Quittung gilt als ermächtigt, die Leistung zu empfangen, sofern nicht die dem Leistenden bekannten Umstände der Annahme einer solchen Ermächtigung entgegenstehen 8 371. Ist über die Forderung ein Schuldschein ausgestellt worden, so kann der Schuldner neben der Quittung Rückgabe des Schuldscheins verlangen. Behauptet der Gläubiger, zur Rückgabe außer Stande zu sein, so kann der Schuldner das öffentlich beglaubigte Anerkenntniß verlangen, daß die Schuld erloschen sei. Zweiter Diel.

Hinterlegung. 8 372. Geld, Werthpapiere und sonstige Urkunden sowie Kostbar­ keiten kann der Schuldner bei einer dazu bestimmten öffenllichen Stelle für den Gläubiger hinterlegen, wenn der Gläubiger im Verzüge der An­ nahme ist. Das Gleiche gilt, wenn der Schuldner aus einem anderen in der Person des Gläubigers liegenden Grunde oder in Folge einer nicht auf Fahrlässigkeit beruhenden Ungewißheit über die Person des Gläubigers seine Verbindlichkeit nicht oder nicht mit Sicherheit erfüllen kann.

8 373. Ist der Schuldner nur gegen eine Leistung des Gläubigers zu leisten verpflichtet, so kann er das Recht des Gläubigers zum Empfange der hinterlegten Sache von der Bewirkung der Gegenleistung abhängig machen. 8 374. Die Hinterlegung hat bei der Hinterlegungsstelle des Leist'.ingSorts zu erfolgen; hinterlegt der Schuldner bei einer anderen Stelle, so hat er dem Gläubiger den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Der Schuldner hat dein Gläubiger die Hinterlegung unverzüglich anznzeigen; im Falle der Unterlassung ist er zum Schadensersätze verpflichtet. Die Anzeige darf unterbleiben, wenn sie unthunlich ist.

8 375. Ist die hinterlegte Sache der Hinterlegungsstelle durch die Post übersendet worden, so wirkt die Hinterlegung auf die Zeit der Auf­ gabe der Sache zur Post zurück. 8 376. Der Schuldner hat das Recht, die hinterlegte Sache zurück­ zunehmen. Die Rücknahme ist ausgeschlossen: 1. wenn der Schuldner der Hinterlegungsstelle erklärt, daß er auf dag Recht zur Rücknahme verzichte; 2. wenn der Gläubiger der Hinterlegungsstelle die Annahme erklärt; 3. wenn der Hinterlegungsstelle ein zwischen dem Gläubiger und dem Schuldner ergangenes rechtskräftiges Urtheil vorgelegt wird, das die Hinterlegung für rechtmäßig erklärt.

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Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

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5 377. Das Recht zur Rücknahme ist der Pfändung nicht unter­ worfen. Wird über das Vermögen des Schuldners der Konkurs eröffnet, so kann während des Konkurses das Recht zur Rücknahme auch nicht von dem Schuldner ausgeübt werden. 8 378. Ist die Rücknahme der hinterlegten Sache ausgeschloffen, so wird der Schuldner durch die Hinterlegung von seiner Verbindlichkeit in gleicher Weise befreit, wie wenn er zur Zeit der Hinterlegung an den Gläubiger geleistet hätte.

8 379. Ist die Rücknahme der hinterlegten Sache nicht aus­ geschlossen, so kann der Schuldner den Gläubiger auf die hinterlegte Sache verweisen. Solange die Sache hinterlegt ist, trügt der Gläubiger die Gefahr und ist der Schuldner nicht verpflichtet, Zinsen zu zahlen oder Ersatz für nicht gezogene Nutzungen zu leisten. Nimmt der Schuldner die hinterlegte Sache zurück, so gilt die Hinterlegung als nicht erfolgt. 8 380. Soweit nach den für die Hinterlegungsstelle geltenden Be­ stimmungen zum Nachweise der Empfangsberechtigung des Gläubigers eine diese Berechtigung anerkennende Erllärung des Schuldners erforder­ lich oder genügend ist, kann der Gläubiger von dem Schuldner die Ab­ gabe der Erllärung unter denselben Voraussetzungen verlangen, unter denen er die Leistung zu fordern berechtigt sein würde, wenn die Hinterlegung nicht erfolgt wäre. 8 381. Die Kosten der Hinterlegung fallen dem Gläubiger zur Last, sofern nicht der Schuldner die hinterlegte Sache zurücknimmt. 8 382. Das Recht des Gläubigers auf den hinterlegten Betrag erlischt mit dem Ablaufe von dreißig Jahren nach dem Empfange der Anzeige von der Hinterlegung, wenn nicht der Gläubiger sich vorher bei der Hinterlegungsstelle meldet; der Schuldner ist zur Rücknahme berechtigt, auch wenn er auf das Recht zur Rücknahme verzichtet hat.

8 383. Ist die geschuldete bewegliche Sache zur Hinterlegung nicht geeignet, so kann der Schuldner sie im Falle des Verzugs des Gläubigers am Lcistungsorte versteigern lasten und den Erlös hinterlegen. Das Gleiche gilt in den Fällen des § 372 Satz 2, wenn der Verderb der Sache zu besorgen oder die Aufbewahrung mit unverhältnißmüßigen Kosten ver­ bunden ist. Ist von der Versteigerung am Leistungsort ein angemestener Erfolg nicht zu erwarten, so ist die Sache an einem geeigneten anderen Orte zu versteigern. Die Versteigerung hat durch einen für den Versteigerungsort bestellten Gerichtsvollzieher oder zu Versteigerungen befugten anderen Beamten oder öffentlich angestellten Versteigerer öffentlich zu erfolgen (öffentliche Ver­ steigerung). Zeit und Ort der Versteigerung sind unter allgemeiner Be­ zeichnung der Sache öffentlich bekannt zu machen.

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5 384. Die Versteigerung ist erst zuläsiig, nachdem sie dem Gläubiger angedroht worden ist; die Androhung darf unterbleiben, wenn die Sache dem Verderb ausgesetzt und mit dem Aufschübe der Versteigerung Gefahr verbunden ist. Der Schuldner hat den Gläubiger von der Versteigerung unverzüg­ lich zu benachrichtigen; im Falle der Unterlassung ist er zum Schadens­ ersätze verpflichtet. Die Androhung und die Benachrichtigung dürfen unterbleiben, wenn sie unthunlich sind. § 385. Hat die Sache einen Börsen- oder Marktpreis, so kann der Schuldner den Verkauf aus freier Hand durch einen zu solchen Ver­ käufen öffentlich ermächtigten Handelsmäkler oder durch eine zur öffent­ lichen Versteigerung befugte Person zum lausenden Preise bewirken.

§ 386. Die Kosten der Versteigerung oder des nach § 385 er­ folgten Verkaufs fallen dem Gläubiger zur Last, sofern nicht der Schuldner den hinterlegten Erlös zurücknimmt.

Dritter Titcl. Ausrechnung. § 387. Schulden zwei Personen einander Leistungen, die ihrem Gegenstände nach gleichartig sind, so kann jeder Theil seine Forderung gegen die Forderung des anderen Theiles ansrechnen, sobald er die ihm ge­ bührende Leistung fordern und die ihm obliegende Leistung bewirken kann. § 388. Die Aufrechnung erfolgt durch Erklärung gegenüber dem anderen Theile. Die Erklärung ist unwirksam, wenn sie unter einer Be­ dingung oder einer Zeitbestimmung abgegeben wird.

§ 389. Die Aufrechnung bewirkt, daß die Forderungen, soweit sie sich decken, als in dem Zeitpunkt erloschen gelten, in welchem sie zur Aufrechnung geeignet einander gegenübcrgetretcn sind. 8 390. Eine Forderung, der eine Einrede entgegcnsteht, kann nicht aufgerechnet werden. Die Verjährung schließt die Ausrechnung nicht aus, wenn die verjährte Forderung zu der Zeit, zu welcher sie gegen die andere Forderung aufgerechnet werden konnte, noch nicht verjährt war. 8 391. Die Aufrechnung wird nicht dadurch ausgeschloffen, daß für die Forderungen verschiedene Lcistungs- oder Ablieferungsorte bestehen. Der aufrechnende Theil hat jedoch den Schaden zu ersetzen, den der andere Theil dadurch erleidet, daß er in Folge der Aufrechnung die Leistung nicht an dem bestimmten Orte erhält oder bewirken kann. Ist vereinbart, daß die Leistung zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Orte erfolgen soll, so ist im Zweifel anzunehmen, daß die Aufrechnung einer Forderung, für die ein anderer Leistungsort besteht, ausgeschlossen sein soll. 8 392. Durch die Beschlagnahme einer Forderung wird die Auf­ rechnung einer dem Schuldner gegen den Gläubiger zustehenden Forderung

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

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nur dann ausgeschlossen, wenn der Schuldner seine Forderung nach der Beschlagnahme erworben hat oder wenn seine Forderung erst nach der Be­ schlagnahme und später als die in Beschlag genommene Forderung fällig geworden ist. § 393. Gegen eine Forderung aus einer vorsätzlich begangenen unerlaubten Handlung ist die Ausrechnung nicht zulässig.

K 394. Soweit eine Forderung der Pfändung nicht unterworfen ist, findet die Ausrechnung gegen die Forderung nicht statt. Gegen die aus Kranken-, Hülfs- oder Sterbekassen, insbesondere aus Knappschafts­ kasten und Kassen der Knappschaftsvercine, zu beziehenden Hebungen können jedoch geschuldete Beiträge aufgerechnet werden. § 395. Gegen eine Forderung des Reichs oder eines Bundes­ staats sowie gegen eine Forderung einer Gemeinde oder eines anderen Kommunalverbandes ist die Auftechnung nur zulästig, wenn die Leistung an dieselbe Kaste zu erfolgen hat, aus der die Forderung des Aufrechnen­ den zu berichtigen ist. § 396. Hat der eine oder der andere Theil mehrere zur Auf­ rechnung geeignete Forderungen, so kann der aufrechnende Theil die Forderungen bestimmen, die gegen einander aufgerechnet werden sollen. Wird die Aufrechnung ohne eine solche Bestimmung erklärt oder widerspricht der andere Theil unverzüglich, so findet die Vorschrift des § 366 Abs. 2 entsprechende Anwendung. Schuldet der aufrechnende Theil dem anderen Theile außer der Hauptleistung Zinsen und Kosten, so finden die Vorschriften des § 367 entsprechende Anwendung.

vierter Titel.

Erlaß. § 397. Das Schuldverhältniß erlischt, wenn der Gläubiger dem Schuldner durch Vertrag die Schuld erläßt. Das Gleiche gilt, wenn der Gläubiger durch Vertrag mit dem Schulder anerkennt, daß das Schuldverhältniß nicht bestehe.

Vierter Abschnitt.

Aebertragung der Forderung. § 398. Eine Forderung kann von dem Gläubiger durch Vertrag mit einem Anderen aus diesen übertragen werden (Abtretung). Mit dem Abschluste des Vertrags tritt der neue Gläubiger an die Stelle des bis­ herigen Gläubigers. § 399. Eine Forderung kann nicht abgetreten werden, wenn die Leistung an einen anderen als den ursprünglichen Gläubiger nicht ohne

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BGB.

Veränderung ihres Inhalts erfolgen kann oder wenn die Abtretung durch Vereinbarung mit dem Schuldner ausgeschlossen ist.

§ 400. Eine Forderung kann nicht abgetreten werden, soweit sie der Pfändung nicht unterworfen ist. 8 401. Mit der abgetretenen Forderung gehen die Hypotheken oder Pfandrechte, die für sie bestehen, sowie die Rechte aus einer für sie bestellten Bürgschaft auf den neuen Gläubiger über. Ein mit der Forderung für den Fall der Zwangsvollstrecknng ober des Konkurses verbundenes Vorzugsrecht kann auch der neue Gläubiger geltend machen.

8 402. Der bisherige Gläubiger ist verpflichtet, dem neuen Gläubiger die zur Geltendmachung der Forderung nöthige Auskunft zu ertheilen und ihm die zum Beweise der Forderung dienenden Urkunden, soweit sie sich in seinem Besitze befinden, auszuliefern. 8 403. Der bisherige Gläubiger hat dem neuen Gläubiger auf Verlangen eine öffentlich beglaubigte Urkunde über die Abtretung auszu­ stellen. Die Kosten hat der neue Gläubiger zu tragen und vorzuschießen.

8 404. Der Schuldner kann dem neuen Gläubiger die Ein­ wendungen entgegensetzen, die zur Zeit der Abtretung der Forderung gegen den bisherigen Gläubiger begründet waren. 8 405. Hat der Schuldner eine Urkunde über die Schuld aus­ gestellt, so kann er sich, wenn die Forderung unter Vorlegung der Urkunde abgetreten wird, dem neuen Gläubiger gegenüber nicht darauf berufen, daß die Eingehung oder Anerkennung des Schuldverhältnisses nur zum Schein erfolgt oder daß die Abtretung durch Vereinbarung mit dem ursprünglichen Gläubiger ausgeschlossen sei, es sei denn, daß der neue Gläubiger bei der Abtretung den Sachverhalt kannte oder kennen mußte. 8 406 Der Schuldner kann eine ihm gegen den bisherigen Gläubiger zu stehende Forderung auch dem neuen Gläubiger gegenüber aufrechnen, es sei denn, daß er bei dem Erwerbe der Forderung von der Abtretung Kenntniß hatte oder daß die Forderung erst nach der Erlangung der Kenntniß und später als die abgetretene Forderung füllig geworden ist.

8 407. Der neue Gläubiger muß eine Leistung, die der Schuldner nach der Abtretung an den bisherigen Gläubiger bewirkt, sowie jedes Rechtsgeschäft, das nach der Abtretung zwischen dem Schuldner und dem bisherigen Gläubiger in Ansehung der Forderung vorgenommen wird, gegen sich gelten lasten, es sei denn, daß der Schuldner die Abtretung bei der Leistung oder der Vornahme des Rechtsgeschäfts kennt. Ist in einem nach der Abtretung zwischen dem Schuldner und dem bisherigen Gläubiger anhängig gewordenen Rechtsstreit ein rechtskräftiges Urtheil über die Forderung ergangen, so muß der neue Gläubiger das Urtheil gegen sich gelten lassen, es sei denn, daß der Schuldner die Ab­ tretung bei dem Eintritte der Rechtshängigkeit gekannt hat.

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Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

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§ 408. Wird eine abgetretene Forderung von dem bisherigen Gläubiger nochmals an einen Dritten abgetreten, so finden, wenn der Schuldner an den Dritten leistet oder wenn zwischen dem Schuldner und dem Dritten ein Rechtsgeschäft vorgenommen oder ein Rechtsstreit an­ hängig wird, zu Gunsten des Schuldners die Borschristen des § 407 dem früheren Erwerber gegenüber entsprechende Anwendung. Das Gleiche gilt, wenn die bereits abgetretene Forderung durch gerichtlichen Beschluß einem Dritten überwiesen wird oder wenn der bis­ herige Gläubiger dem Dritten gegenüber anerkennt, daß die bereits ab­ getretene Forderung kraft Gesetzes auf den Dritten übergegangen sei. § 409. Zeigt der Gläubiger dem Schuldner an, daß er die Forderung abgetreten habe, so muß er dem Schuldner gegenüber die an­ gezeigte Abtretung gegen sich gelten lasten, auch wenn sie nicht erfolgt oder nicht wirksam ist. Der Anzeige steht es gleich, wenn der Gläubiger eine Urkunde über die Abtretung dem in der Urkunde bezeichneten neuen Gläubiger ausgestellt hat und dieser sie dem Schuldner vorlegt. Die Anzeige kann nur mit Zustimmung desjenigen zurückgenommen werden, welcher als der neue Gläubiger bezeichnet worden ist. § 410. Der Schuldner ist dem neuen Gläubiger gegenüber zur Leistung nur gegen Aushändigung einer von dem bisherigen Gläubiger über die Abtretung ausgestellten Urkunde verpflichtet. Eine Kündigung oder eine Mahnung des neuen Gläubigers ist unwirksam, wenn sie ohne Vorlegung einer solchen Urkunde erfolgt und der Schuldner sie aus diesem Grunde unverzüglich zurückweist. Diese Vorschriften finden keine Anwendung, wenn der bisherige Gläubiger dem Schuldner die Abtretung schriftlich angezeigt hat.

§ 411. Tritt eine Militärperson, ein Beamter, ein Geistlicher oder ein Lehrer an einer öffentlicher Unterrichtsanstalt den übertragbaren Theil des Diensteinkommcns, des Wartegeldes oder des Ruhegehalts ab, so ist die auszahlende Kasse durch Aushändigung einer von dem bisherigen Gläubiger ausgestellten, öffentlich beglaubigten Urkunde von der Abtretung zu benachrichten. Bis zur Benachrichtigung gilt die Abtretung als der Kasse nicht bekannt. § 412. Auf die Uebertragung einer Forderung kraft Gesetzes finden die Vorschriften der §§ 399 bis 404, 406 bis 410 entsprechende Anwendung.

§ 413. Die Vorschriften über die Uebertragung von Forderungen finden auf die Uebertragung anderer Rechte entsprechende Anwendung, soweit nicht das Gesetz ein Anderes vorschreibt.

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BGB. Fünfter Abschnitt.

Schuldübernahme. § 414. Eine Schuld kann von einem Dritten durch Vertrag mit dem Gläubiger in der Weise übernommen werden, daß der Dritte an die Stelle des bisherigen Schuldners tritt.

§ 415. Wird die Schuldübernahme von dem Dritten mit dem Schuldner vereinbatt, so hängt ihre Wirksamkeit von der Genehmigung des Gläubigers ab. Die Genehmigung kann erst erfolgen, wenn der Schuldner oder der Dritte dem Gläubiger die Schuldübernahme mitgetheilt hat. Bis zur Genehmigung können die Parteien den Vertrag ändern oder aufheben. Wird die Genehmigung verweigert, so gilt die Schuldübernahme als nicht erfolgt. Fordert der Schuldner oder der Dritte den Gläubiger unter Bestimmung einer Frist zur Erllärung über die Genehmigung mir, so kann die Genehmigung nur bis zum Ablaufe der Frist erklärt werden; wird sie nicht erllärt, so gilt sie als verweigert. Solange nicht der Gläubiger die Genehmigung ertheilt hat, ist im Zweifel der Uebernehmer dem Schuldner gegenüber verpflichtet, den Gläubiger rechtzeitig zu befriedigen. Das Gleiche gilt, wenn der Gläubiger die Genehmigung verweigert. § 416. Uebernimmt der Erwerber eines Grundstücks durch Ver­ trag mit dem Veräußerer eine Schuld des Veräußerers, für die eine Hypothek an dem Grundstücke besteht, so kann der Gläubiger die Schuld­ übernahme nur genehmigen, wenn der Veräußerer sie ihm mittheilt. Sind seit dem Empfange der Mittheilung sechs Monate verstrichen, so gilt die Genehmigung als ettheilt, wenn nicht der Gläubiger sie dem Veräußerer gegenüber vorher verweigert hat; die Vorschrift des § 415 Abs. 2 Satz 2 findet keine Anwendung. Die Mittheilung des Veräußerers kann erst erfolgen, wenn der Er­ werber als Eigenthümer im Grundbuch eingetragen ist. Sie muß schriftlich geschehen und den Hinweis enthalten, daß der Uebernehmer an die Stelle des bisherigen Schuldners tritt, wenn nicht der Gläubiger die Verweigerung innerhalb der sechs Monate erklätt. Der Veräußerer hat auf Verlangen des Erwerbers dem Gläubiger die Schuldübernahme mitzutheilen. Sobald die Ertheilung oder Ver­ weigerung der Genehmigung feststeht, hat der Veräußerer den Erwerber zu benachrichtigen. § 417. Der Uebernehmer kann dem Gläubiger die Einwendungen entgegensetzen, welche sich aus dem Rechtsverhältnisse zwischen dem Gläubiger und dem bisherigen Schuldner ergeben. Eine dem bisherigen Schuldner zustehende Forderung kann er nicht aufrechnen. Aus dem der Schuldübernahme zu Grunde liegenden Rechtsverhältnisie zwischen dem Uebernehmer und dem bisherigen Schuldner kann der Uebernehmer dem Gläubiger gegenüber Einwendungen nicht hcrleiten.

BGB.

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Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

§ 418.

In Folge der Schuldübernahme erlöschen die für die Forderung bestellten Bürgschaften und Pfandrechte. Besteht für die Forderung eine Hypothek, so tritt das Gleiche ein, wie wenn der Gläubiger auf die Hypothek verzichtet. Diese Vorschriften finden keine Anwendung, wenn der Bürge oder derjenige, welchem der verhaftete Gegenstand zur Zeit der Schuldübernahme gehört, in diese einwilligt. Ein mit der Forderung für den Fall des Konkurses verbundenes Vorzugsrecht kann nicht im Konkurs über das Vermögen des Uebernehmers geltend gemacht werden.

§ 419.

Uebernimmt Jemand durch Vertrag das Vermögen eines Anderen, so können besten Gläubiger, unbeschadet der Fortdauer der Haftung des bisherigen Schuldners, von dem Abschlüsse des Vertrags an ihre zu dieser Zeit bestehenden Ansprüche auch gegen den Uebernehmer geltend machen. Die Haftung des Uebernehmers beschränkt sich auf den Bestand des übernommenen Vermögens und die ihm aus dem Vertrage zustehenden Ansprüche. Beruft sich der Uebernehmer auf die Beschränkung seiner Haftung, so finden die für die Haftung des Erben geltenden Vorschriften der 83 1990, 1991 entsprechende Anwendung. Die Haftung des Uebernehmers kann nicht durch Vereinbarung zwischen ihm und dem bisherigen Schuldner ausgeschloffen oder beschränkt werden.

Sechster Abschnitt.

Mehrheit von Schuldnern und Gläubigern. § 420.

Schulden Mehrere eine theilbare Leistung oder haben Mehrere eine theilbare Leistung zu fordern, so ist im Zweifel jeder Schuldner nur zu einem gleichen Antheile verpflichtet, jeder Gläubiger nur zu einem gleichen Antheile berechtigt.

§ 421.

Schulden Mehrere eine Leistung in der Weise, daß jeder die ganze Leistung zu bewirken verpflichtet, der Gläubiger aber die Leistung nur einmal zu fordern berechtigt ist (Gesammtschuldner), so kann der Gläubiger die Leistung nach seinem Belieben von jedem der Schuldner ganz oder zu einem Theile fordern. Bis zur Bewirkung der ganzen Leistung bleiben sämmtliche Schuldner verpflichtet.

§ 422.

Die Erfüllung durch einen Gesammtschuldner wirkt auch für die übrigen Schuldner. Das Gleiche gilt von der Leistung an Er­ füllungsstatt, der Hinterlegung und der Aufrechnung. Eine Forderung, die einem Gesammtschuldner zusteht, kann nicht von den übrigen Schuldnern aufgerechnet werden.

§ 423.

Ein zwischen dem Gläubiger und einem Gesammtschuldner vereinbarter Erlaß wirkt auch für die übrigen Schuldner, wenn die Ver­ tragschließenden das ganze Schuldverhältniß aufheben wollten.

§ 424.

Der Verzug des Gläubigers gegenüber einem schuldner wirkt auch für die übrigen Schuldner.

Gesammt­

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O 425. Andere ol8 die in den §§ 422 bis 424 bezeichneten Thatsachen wirken, soweit sich nicht aus dem Schuldverhältniß ein Anderes ergiebt, nur für und gegen den Gesammtschuldner, in dessen Person sie eintreten. Dies gilt insbesondere von der Kündigung, dem Verzüge, dem Verschulden, von der Unmöglichkeit der Leistung in der Person eines Gesammtschuldners, von der Verjährung, deren Unterbrechung und Hemmung» von der Vereinigung der Sortierung mit der Schuld und von dem rechtskräftigen Urtheile. § 426. Die Gesammtschuldner sind im Verhältnisie zu einander zu gleichen Antheilen verpflichtet, soweit nicht ein Anderes bestimmt ist. Kann von einem Gesammtschuldner der auf ihu entfallende Beitrag nicht erlangt werden, so ist der Ausfall von den übrigen zur Ausgleichung ver­ pflichteten Schuldnern zu tragen. Soweit ein Gesammtschuldner den Gläubiger befriedigt und von den übrigen Schuldnern Ausgleichung verlangen kann, geht die Forderung des Gläubigers gegen die übrigen Schuldner auf ihn über. Der Uebergang kann nicht zum Nachtheile des Gläubigers geltend gemacht werden. § 427. Verpflichten sich Mehrere durch Vertrag gemeinschaftlich zu einer theilbaren Leistung, so haften sie im Zweifel als Gesammtschuldner. § 428. Sind Mehrere eine Leistung in der Weise zu fordern berechtigt, daß jeder die ganze Leistung fordern kann, der Schuldner aber die Leistung nur einmal zu bewirken verpflichtet ist (Gesammtgläubiger), so kann der Schuldner nach seinem Belieben an jeden der Gläubiger leisten. Dies gilt auch dann, wenn ztner der Gläubiger bereits Klage auf die Leistung erhoben hat.

§ 429. Der Verzug eines Gesainmtgläilbigers wirkt auch gegen die übrigen Gläubiger. Vereinigen sich Forderung und Schuld in der Person eines Gesammtgläubigers, so erlöschen die Rechte der übrigen Gläubiger gegen den Schuldner. Im Uebrigen finden die Vorschriften der §§ 422,423, 425 entsprechende Anwendung. Insbesondere bleiben, wenn ein Gesammtgläubiger seine Forderung auf einen Anderen übertrügt, die Rechte der übrigen Gläubiger unberührt.

§ 430. Die Gesammtgläubiger sind im Verhältnisse zu einander zu gleichen Antheilen berechtigt, soweit nicht ein Anderes bestimmt ist. § 431. Schulden Mehrere eine untheilbare Leistung, so haften sie als Gesammtschuldner. 5 432. Haben Mehrere eine untheilbare Leistung zu fordern, so kann, sofern sie nicht Gesammtgläubiger sind, der Schuldner nur an alle gemeinschaftlich leisten und jeder Gläubiger nur die Leistung an alle fordern. Jeder Gläubiger kann verlangen, daß der Schuldner die geschuldete Sache für alle Gläubiger hinterlegt oder, wenn sie sich nicht zur Hinterlegung eignet, an einen gerichtlich zu bestellenden Verwahrer abliefert. Im Uebrigen wirft eine Thatsache, die nur in der Person eines der Gläubiger eintritt, nicht für und gegen die übrigen Gläubiger.

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Siebenter Abschnitt.

Einzelne Schuldderhältnlsse.

Erster Titel. Sauf.

Tausch.

I. Allgemeine Vorschriften. § 433. Durch den Kaufvertrag wird der Verkäufer einer Sache verpflichtet, dem Käufer die Sache zu übergeben und das Eigenthum an der Sache zu verschaffen. Der Verkäufer eines Rechtes ist verpflichtet, dem Käufer das Recht zu verschaffen und, wenn das Recht zum Besitz einer Sache berechtigt, die Sache zu übergeben. Der Käufer ist verpflichtet, dem Verkäufer den vereinbarten Kaufpreis zu zahlen und die gekaufte Sache abzunehmen. § 434. Der Verkäufer ist verpflichtet, dem Käufer den verkauften Gegenstand frei von Rechten zu verschaffen, die von Stritten gegen den Käufer geltend gemacht werden können. § 435. Der Verkäufer eines Grundstücks oder eines Rechtes an einem Grundstück ist verpflichtet, im Grundbuch eingetragene Rechte, die nicht bestehen, auf seine Kosten zur Löschung zu bringen, wenn sie im Falle ihres Bestehens das dem Käufer zu verschaffende Recht beeinträchtigen würden. Das Gleiche gilt bei dem Verkauf eines Schiffes oder eines Rechtes an einem Schiffe für die im Schiffsregister eingetragenen Rechte. § 436. Der Verkäufer eines Grundstücks haftet nicht für die Freiheit des Grundstücks von öffentlichen Abgaben und von anderen öffent­ licheil Lasten, die zur Eintragung in das Grundbuch nicht geeignet find. K 437. Der Verkäufer einer Forderung oder eines sonstigen Rechtes hastet für den rechtlichen Bestand der Forderung oder des Rechtes. Der Verkäufer eines Werthpapiers haftet auch dafür, daß es nicht zum Zwecke der Kraftloserklärung aufgeboten ist.

$ 438. Ucbernimmt der Verkäufer einer Forderung die Haftung für die Zahlungsfähigkeit des Schuldners, so ist die Haftung im Zweifel nur aus die Zahlungsfähigkeit zur Zeit der Abtretung zu beziehen. 8 439. Der Verkäufer hat einen Mangel im Rechte nicht zu vertreten, wenn der Käufer den Mangel bei dem Abschluffe des Kaufes kennt. Eine Hypothek, eine Grundschuld, eine Rentenschuld oder ein Pfand­ recht hat der Verkäufer zu beseitigen, auch wenn der Käufer die Belastung kennt. Das Gleiche gilt von einer Vormerkung zur Sicherung des Anspruchs auf Bestellung eines dieser Rechte.

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§ 440. Erfüllt der Verkäufer die ihm nach den §§ 433 bis 437, 439 obliegenden Verpflichtungen nicht, so bestimmen sich die Rechte des Käufers nach den Vorschriften der §§ 320 bis 327. Ist eine bewegliche Sache verkauft und dem Käufer zum Zwecke der Eigenthumsübertragung übergeben worden, so kann der Käufer Wegendes Rechtes eines Dritten, das zum Besitze der Sache berechtigt, Schadensersatz wegen Nichterfüllung nur verlangen, wenn er die Sache dem Dritten mit Rücksicht auf dessen Recht herausgegeben hat oder sie dem Verkäufer zurück­ gewährt oder wenn die Sache untergegangen ist. Der Herausgabe der Sache an den Dritten steht es gleich, wenn der Dritte den Käufer oder dieser den Dritten beerbt oder wenn der Käufer das Recht des Dritten anderweit erwirbt oder den Dritten abfindet. Steht dem Käufer ein Anspruch auf Herausgabe gegen einen Anderen zu, so genügt an Stelle der Rückgewähr die Abtretung des Anspruchs. § 441. Die Vorschriften des § 440 Abs. 2 bis 4 gelten auch dann, wenn ein Recht an einer beweglichen Sache verkauft ist, das zum Besitze der Sache berechtigt.

§ 442. Bestreitet der Verkäufer den vom Käufer geltend gemachten Mangel im Rechte, so hat der Käufer den Mangel zu beweisen. § 443. Eine Vereinbarung, durch welche die nach den §§ 433 bis 437, 439 bis 442 wegen eines Mangels im Rechte dem Verkäufer obliegende Verpflichtung zur Gewährleistung erlassen oder beschränkt wird, ist nichtig, wenn der Verkäufer den Mangel arglistig verschweigt.

§ 444. Der Verkäufer ist verpflichtet, dem Käufer über die den verkauften Gegenstand betreffenden rechtlichen Verhältnisse, insbesondere im Falle des Verkaufs eines Grundstücks über die Grenzen, Gerechtsame und Lasten, die nöthige Auskunft zu ertheilen und ihm die zum Beweise des Rechtes dienenden Urkunden, soweit sie sich in seinem Besitze befinden, auszuliefern. Erstreckt sich der Inhalt einer solchen Urkunde auch auf andere Angelegenheiten, so ist der Verkäufer nur zur Ertheilung eines öffentlich beglaubigten Auszugs verpflichtet. § 445. Die Vorschriften der §§ 433 bis 444 finden auf andere Vertrüge, die auf Veräußerung oder Belastung eines Gegenstandes gegen Entgelt gerichtet sind, entsprechende Anwendung. § 446. Mit der Uebergabe der verkauften Sache geht die Gefahr des zufälligen Unterganges und einer zufälligen Verschlechterung auf den Käufer über. Von der Uebergabe an gebühren dem Käufer die Nutzungen und trägt er die Lasten der Sache. Wird der Käufer eines Grundstücks vor der Uebergabe als Eigen­ thümer in das Grundbuch eingetragen, so treten diese Wirkungen mit der Eintragung ein. § 447. Versendet der Verkäufer auf Verlangen des Käufers die verkaufte Sache nach einem anderen Orte als dem Erfüllungsorte, so geht die Gefahr auf den Käufer über, sobald der Verkäufer die Sache dem

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Spediteur, dem Frachtführer oder der sonst zur Ausführung der Dersendung bestimmten Person oder Anstalt ausgeliefert hat.

Hat der Käufer eine besondere Anweisung über die Art der Ver­ sendung ertheilt und weicht der Verkäufer ohne dringenden Grund von der Anweisung ab, so ist der Verkäufer dem Käufer für den daraus ent­ stehenden Schaden verantwortlich.

§ 448. Die Kosten der Uebergabe der verkauften Sache, insbe­ sondere die Kosten des Messens und Wägens, fallen dem Verkäufer, die Kosten der Abnahme und der Versendung der Sache nach einem anderen Orte als dem Erfüllungsorte fallen dem Käufer zur Last. Ist ein Recht verkauft, so fallen die Kosten der Begründung oder Uebertragung des Rechtes dem Verkäufer zur Last.

§ 449. Der Käufer eines Grundstücks hat die Kosten der Auf­ lassung und der Eintragung, der Käufer eines Rechtes an einem Grund­ stücke hat die Kosten der zur Begründung oder Uebertragung des Rechtes nöthigen Eintragung in das Grundbuch, mit Einschluß der Kosten der zu der Eintragung erforderlichen Erklärungen, zu tragen. Dem Käufer fallen in beiden Fällen auch die Kosten der Beurkundung des Kaufes zur Last.

§ 450. Ist vor der Uebergabe der verkauften Sache die Gefahr auf den Käufer übergegangen und macht der Verkäufer vor der Uebergabe Verwendungen auf die Sache, die nach dem Uebergange der Gefahr noth­ wendig geworden sind, so kann er von dem Käufer Ersatz verlangen, wie wenn der Käufer ihn mit der Verwaltung der Sache beauftragt hätte. Die Verpflichtung des Käufers zum Ersätze sonstiger Verwendungen bestimmt sich nach den Vorschriften über die Geschäftsführung ohne Auftrag. § 451. Ist ein Recht an einer Sache verkauft, das zum Besitze der Sache berechtigt, so finden die Vorschriften der §§ 446 bis 450 ent­ sprechende Anwendung. § 452. Der Käufer ist verpflichtet, den Kaufpreis von dem Zeit­ punkt an zu verzinsen, von welchem an die Nutzungen des gekauften Gegenstandes ihm gebühren, sofern nicht der Kaufpreis gestundet ist. § 453. Ist als Kaufpreis der Marktpreis bestimmt, so gilt im Zweifel der für den Erfüllungsort zur Erfüllungszeit maßgebende Markt­ preis als vereinbart. § 454. Hat der Verkäufer den Vertrag erfüllt und den Kauf­ preis gestundet, so steht ihm das im § 325 Abs. 2 und im § 326 be­ stimmte Rücktrittsrecht nicht zu.

§ 455. Hat sich der Verkäufer einer beweglichen Sache das Eigen­ thum bis zur Zahlung des Kaufpreises Vorbehalten, so ist im Zweifel anzunehmen, daß die Uebertragung des Eigenthums unter der aufschieben­ den Bedingung vollständiger Zahlung des Kaufpreises erfolgt und daß der Verkäufer zum Rücktritte von dem Vertrage berechtigt ist, wenn der Käufer mit der Zahlung in Verzug kommt. Jaeger, Reichszivilgesetze. 3. Auff.

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K 456. Bei einem Berkaus im Wege der Zwangsvollstreckung dürfen der mit der Vornahme oder Leitung des Verkaufs Beauftragte und die von ihm zugezogenen Gehülfen, mit Einschluß des Protokollführers, den zum Verkaufe gestellten Gegenstand weder für sich persönlich oder durch einen Anderen noch als Vertreter eines Anderen kaufen. K 457. Die Vorschrift des § 456 gilt auch bei einem Verkauf außerhalb der Zwangsvollstreckung, wenn der Auftrag zu dem Verkauf auf Grund einer gesetzlichen Vorschrift ertheilt worden ist, die den Auf­ traggeber ermächtigt, den Gegenstand für Rechnung eines Anderen ver­ kaufen zu lasten, insbesondere in den Fällen des Pfandverkauss und des in den 88 383, 385 zugelastenen Verkaufs, sowie bei einem Verkaufe durch den Konkursverwalter. § 458. Die Wirksamkeit eines den Vorschriften der §§ 456, 457 zuwider erfolgten Kaufes und der Uebertragung des gekauften Gegenstandes hängt von der Zustimmung der bei dem Verkauf als Schuldner, Eigen­ thümer oder Gläubiger Betheiligten ab. Fordert der Käufer einen Betheiligten zur Erklärung über die Genehmigung auf, so finden die Vor­ schriften des 8 177 Abs. 2 entsprechende Anwendung. Wird in Folge der Verweigerung der Genehmigung ein neuer Ver­ kauf vorgenommen, so hat der frühere Käufer für die Kosten des neuen Verkaufs sowie für einen Mindererlös aufzukommen. II. Gewährleistung wegen Mängel der Sache.

§ 459. Der Verkäufer einer Sache haftet dem Käufer dafür, daß sie zu der Zeit, zu welcher die Gefahr auf den Käufer übergeht, nicht mit Fehlern behaftet ist, die den Werth oder die Tauglichkeit zu dem gewöhnlichen oder dem nach dem Vertrage vorausgesetzten Gebrauch auf­ heben oder mindern. Eine unerhebliche Minderung des Werthes oder der Tauglichkeit kommt nicht in Betracht. Der Verkäufer haftet auch dafür, daß die Sache zur Zeit des Ueber; ganges der Gefahr die zugesicherten Eigenschaften hat.

§ 460. Der Verkäufer hat einen Mangel der verkauften Sache nicht zu vertreten, wenn der Käufer den Mangel bei dem Abschlüsse des Kaufes kennt. Ist dem Käufer ein Mangel der im 8 459 Abs. 1 be­ zeichneten Art in Folge grober Fahrlässigkeit unbekannt geblieben, so hastet der Verkäufer, sofern er nicht die Abwesenheit des Fehlers zuge­ sichert hat, nur, wenn er den Fehler arglistig verschwiegen hat. § 461. Der Verkäufer hat einen Mangel der verkauften Sache nicht zu vertreten, wenn die Sache aus Grund eines Pfandrechts in öffentlicher Versteigerung unter der Bezeichnung als Pfand verkauft wird. § 462. Wegen eines Mangels, den der Verkäufer nach den Vor­ schriften der 83 459, 460 zu vertreten hat, kann der Käufer Rückgängig­ machung des Kaufes (Wandelung) oder Herabsetzung des Kaufpreises (Minderung) verlangen.

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§ 463. Fehlt der verkauften Sache zur Zeit des Kaufes eine zugesicherte Eigenschaft, so kann der Käufer statt der Wandelung oder der Minderung Schadensersatz wegen Nichterfüllung verlangen. Das Gleiche gilt, wenn der Verkäufer einen Fehler arglistig verschwiegen hat.

§ 464. Nimmt der Käufer eine mangelhafte Sache an, obschon er den Mangel kennt, so stehen ihm die in den §§ 462, 463 bestimmten Ansprüche nur zu, wenn er sich seine Rechte wegen des Mangels bei der Annahme vorbehält. § 465. Die Wandelung oder die Minderung ist vollzogen, wenn sich der Verkäufer auf Verlangen des Käufers mit ihr einverstanden erklärt.

§ 466. Behauptet der Käufer dem Verkäufer gegenüber einen Mangel der Sache, so kann der Verkäufer ihn unter dem Erbieten zur Wandelung und unter Bestimmung einer angemessenen Frist zur Erklärung darüber auffordern, ob er Wandelung verlange. Die Wandelung kann in diesem Falle nur bis zum Ablaufe der Frist verlangt werden. § 467. Auf die Wandelung finden die für das vertragsmäßige Nücktrittsrecht geltenden Vorschriften der §§ 346 bis 348, 350 bis 1354, 356 entsprechende Anwendung; im Falle des § 352 ist jedoch die Wan­ delung nicht ausgeschlossen, wenn der Mangel sich erst bei der Umgestaltung der Sache gezeigt hat. Der Verkäufer hat dem Käufer auch die Ver­ tragskosten zu ersetzen. $ 468. Sichert der Verkäufer eines Grundstücks dem Käufer eine bestimmte Größe des Grundstücks zu, so haftet er für die Größe wie für eine zugesicherte Eigenschaft. Der Käufer kann jedoch wegen Mangels der zugesicherten Größe Wandelung nur verlangen, wenn der Mangel so erheblich ist, daß die Erfüllung des Vertrags für den Käufer kein Jnteresie hat.

§ 469. Sind von mehreren verkauften Sachen nur einzelne mangel­ haft, so kann nur in Ansehung dieser Wandelung verlangt werden, auch wenn ein Gesammtpreis für alle Sachen festgesetzt ist. Sind jedoch die Sachen als zusammengehörend verkauft, so kann jeder Theil verlangen, daß die Wandelung aus alle Sachen erstreckt wird, wenn die mangelhaften Sachen nicht ohne Nachtheil für ihn von den übrigen getrennt werden können.

§ 470. Die Wandelung wegen eines Mangels der Hauptsache erstreckt sich auch auf die Nebensache. Ist die Nebensache mangelhaft, so kann nur in Ansehung dieser Wandelung verlangt werden. § 471. Findet im Falle des Verkaufs mehrerer Sachen für einen Gesammtpreis die Wandelung nur in Ansehung einzelner Sachen statt, so ist der Gesammtpreis in dem Verhältnisse herabzusetzen, in welchem zur Zeit des Verkaufs der Gefammtwerth der Sachen in mangelfreiem Zustande zu dem Werthe der von der Wandelung nicht betroffenen Sachen gestanden haben würde. § 472. Bei der Minderung ist der Kaufpreis in dem Verhältnisse herabzusetzen, in welchem zur Zeit des Verkaufs der Werth der Sache 5*

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in mangelfreiem Zustande zu dem wirklichen Werthe gestanden haben würde. Findet im Falle des Verkaufs mehrerer Sachen für einen GesammtpreiS die Minderung nur wegen einzelner Sachen statt, so ist bei der Herabsetzung des Preises der Gesammtwerth aller Sachen zu Grunde zu legen.

§ 473. Sind neben dem in Geld festgesetzten Kaufpreise Leistungen bedungen, die nicht vertretbare Sachen zum Gegenstände haben, so sind diese Leistungen in den Füllen der §§ 471, 472 nach dem Werthe zur Zeit des Verkaufs in Geld zu veranschlagen. Die Herabsetzung der Gegenleistung des Käufers erfolgt an dem in Geld festgesetzten Preise; ist dieser geringer als der abzusetzende Betrag, so hat der Verkäufer den überschießenden Betrag dem Käufer zu vergüten. § 474. Sind auf der einen oder der anderen Seite Mehrere bctheiligt, so kann von jedem und gegen jeden Minderung verlangt werden. Mit der Vollziehung der von einem der Käufer verlangten Minderung ist die Wandelung ausgeschlossen. § 475. Durch die wegen eines Mangels erfolgte Minderung wird das Recht des Käufers, wegen eines anderen Mangels Wandelung oder von neuem Minderung zu verlangen, nicht ausgeschlossen. § 476. Eine Vereinbarung, durch welche die Verpflichtung des Verkäufers zur Gewährleistung wegen Mängel der Sache erlassen oder beschränkt wird, ist nichtig, wenn der Verkäufer den Mangel arglistig verschweigt. § 477. Der Anspruch auf Wandelung oder aus Minderung sowie der Anspruch auf Schadensersatz wegen Mangels einer zugesicherten Eigenschaft verjährt, sofern nicht der Verkäufer den Mangel arglistig ver­ schwiegen hat, bei beweglichen Sachen in sechs Monaten von der Ab­ lieferung, bei Grundstücken in einem Jahre von der Uebcrgabe an. Die Verjährungsfrist kann durch Vertrag verlängert werden. Beantragt der Käufer gerichtliche Beweisaufnahine zur Sicherung des Beweises, so wird die Verjährung unterbrochen. Die Unterbrechung dauert bis zur Beendigung des Verfahrens fort. Die Vorschriften des

§211 Abs. 2 und des § 212 finden entsprechende Anwendung. Die Hemmung oder Unterbrechung der Verjährung eines der im Abs. 1 bezeichneten Ansprüche bewirkt auch die Hemmung oder Unter­ brechung der Verjährung der anderen Ansprüche.

§ 478. Hat der Käufer den Mangel dem Verkäufer angezeigt oder die Anzeige an ihn abgesendet, bevor der Anspruch auf Wandelung oder auf Minderung verjährt war, so kann er auch nach der Vollendung der Verjährung die Zahlung des Kaufpreises insoweit verweigern, als er auf Grund der Wandelung oder der Minderung dazu berechtigt sein würde. Das Gleiche gilt, wenn der Käufer vor der Vollendung der Verjährung gerichtliche Beweisaufnahme zur Sicherung des Beweises be­ antragt oder in einem zwischen ihm und einem späteren Erwerber der

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Sache wegen des Mangels anhängigen Rechtsstreite dem Verkäufer den Streit verkündet hat. Hat der Verkäufer den Mangel arglistig verschwiegen, so bedarf eS der Anzeige oder einer ihr nach Abs. 1 gleichstehenden Handlung nicht.

8 479. Der Anspruch aus Schadensersatz kann nach der Vollendung der Verjährung nur aufgerechnet werden, wenn der Käufer vorher eine der im 8 478 bezeichneten Handlungen vorgenommen hat. Diese Be­ schränkung tritt nicht ein, wenn der Verkäufer den Mangel arglistig ver­ schwiegen hat.

8 480. Der Käufer einer nur der Gattung nach bestimmten Sache kann statt der Wandelung oder der Mindemng verlangen, daß ihm an Stelle der mangelhaften Sache eine mangelfreie geliefert wird. Auf diesen Anspruch finden die für die Wandelung geltenden Vorschriften der 88 464 bis 466, des 8 467 Satz 1 und der 83 469, 470, 474 bis 479 entsprechende Anwendung. Fehlt der Sache zu der Zeit, zu welcher die Gefahr auf den Käufer übergeht, eine zugesicherte Eigenschaft oder hat der Verkäufer einen Fehler arglistig verschwiegen, so kann der Käufer statt der Wandelung, der Minderung oder der Liefemng einer mangelfreien Sache Schadensersatz wegen Nichterfüllung verlangen. 8 481. Für den Verkauf von Pferden, Eseln, Mauleseln und Maul­ thieren, von Rindvieh, Schafen und Schweinen gelten die Vorschriften der 88 459 bis 467, 469 bis 480 nur insoweit, als sich nicht aus den 83 482 bis 492 ein Anderes ergiebt. 8 482. Der Verkäufer hat nur bestim mte Fehler lHauPtmängel) und diese nur dann zu vertreten, wenn sie sich innerhalb bestimmter Fristen lGewährfristen) zeigen. Die Hauptmängel und die Gewährsristen werden durch eine mit Zustimmung deS BundeSrathS zu erlasiende Kaiserliche Verordnung be­ stimmt. Die Bestimmung kann auf demselben Wege ergänzt und abgeändert werden?) ') Auf Grund deS 8 482 erging folgende Kaiserliche Verordnung vom 27. März 1899 (RGBl. 1899 ©. 219—220): 5 1. Für den Verkauf von Nutz- und Zuchtthieren gelten als Hauptmängel: L bet Pferden, Eseln, Mauleseln und Maulthieren: 1. Rotz (Wurm) mit einer Gewährfrtst von vierzehn Tagen; 2. Dummkoller (Koller, Dummsein) mit einer Gewährfrist von vierzehn Tagen; alS Dummkoller ist anzusehen die allmählich oder in Folge der akuten Gehirnwaffersucht entstandene, unheilbare Krankheit deS GehirnS, bei der daS Bewußtsein deS Pferdes herabgesetzt ist; 3. Dämpfigkeit (Dampf, Hartschlägigkeit, Bauchschlägigkeit) mit einer Gewähr­ frist von vierzehn Tagen; alS Dämpfigkeit ist anzusehen die Athem­ beschwerde, die durch einen chronischen, unheilbaren KrankheitSzustand der Lungen oder des Herzens bewirtt wird; 4. Kehlkopfpfeifen (Pfeiferdampf, Hartschnaufigkeit, Rohren) mit einer Gewähr­ frist von vierzehn Tagen; als Kehlkopfpfeifen ist anzusehen die durch einen chronischen und unheilbaren Krankheit-zustand deS Kehlkopfe- oder der

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§ 483. Die Gewührfrist beginnt mit dem Ablaufe des Tages, an welchem die Gefahr auf den Käufer übergeht. § 484. Zeigt sich ein Hauptmangel innerhalb der Gewährfrist, so wird vermuthet, daß der Mangel schon zu der Zeit vorhanden gewesen sei, zu welcher die Gefahr auf den Käufer übergegangen ist. § 485. Der Käufer verliert die ihm wegen deS Mangels zu­ stehenden Rechte, wenn er nicht spätestens zwei Tage nach dem Ablaufe der Gewährfrist oder, falls das Thier vor dem Ablaufe der Frist getödtet worden oder sonst verendet ist, nach dem Tode deS Thieres den Mangel dem Verkäufer anzeigt oder die Anzeige an ihn absendet oder wegen des Mangels Klage gegen den Verkäufer erhebt oder diesem den Streit verkündet oder gerichlliche Beweisaufnahme zur Sicherung des Beweises beantragt. Der Rechtsverlust tritt nicht ein, wenn der Verkäufer den Mangel arglistig verschwiegen hat. Luftröhre verursachte und durch ein hörbares Geräusch gekennzeichnete Athemstörung; 5. periodische Augenentzündung (innere Augenentzündung, Mondblindheit) mit einer Gewährfrist von vierzehn Tagen; als periodische Augen­ entzündung ist anzusehen die auf inneren Einwirkungen beruhende, ent­ zündliche Veränderung an den inneren Organen des Auges; 6. Koppen (Krippensetzen, Aufsetzen, Freikoppen, Luftschnappen, Wind­ schnappen) mit einer Gewährsrist von vierzehn Tagen; II. bei Rindvieh: 1. tuberkulöse Erkrankung, sofern in Folge dieser Erkrankung eine allgemeine Beeinträchtigung des Nährzustandes des Thieres herbeigeführt ist, mit einer Gewährfrist von vierzehn Tagen; 2. Lungenseuche mit einer Gewährfrist von achtundzwanzig Tagen; III. bei Schafen: Räude mit einer Gewährfrist von vierzehn Tagen; IV. bei Schweinen: 1. Rothlauf mit einer Gewährfrist von drei Tagen; 2. Schweineseuche (einschließlich Schweinepest) mit einer Gewährfrist von zehn Tagen. 8 2. Für den Verkauf solcher Thiere, die alSbald geschlachtet werden sollen und bestimmt sind, als Nahrungsmittel für Menschen zu dienen (Schlachtthiere), gelten als Hauptmängel: I. bei Pferden, Eseln, Mauleseln und Maulthieren: Rotz (Wurm) mit einer Gewährfrist von 14 Tagen. n. bei Rindvieh: tuberkulöse Erkrankung, sofern in Folge dieser Erkrankung mehr als die Hälfte des Schlachtgewichts nicht oder nur unter Beschränkungen als Nahrungsmittel für Menschen geeignet ist, mit einer Gewährfrist von vierzehn Tagen; in. bei Schafen: allgemeine Wassersucht mit einer Gewährfrist von vierzehn Tagen; als allgemeine Wassersucht ist anzusehen der durch eine innere Erkrankung oder durch ungenügende Ernährung herbeigeführte wassersüchtige Zustand deS Fleisches; IV. bei Schweinen: 1. tuberkulöse Erkrankung unter der in der Nr. n bezeichneten Voraus­ setzung mit einer Gewährfrist von vierzehn Tagen; 2. Trichinen mit einer Gewährfrist von vierzehn Tagen; 3. Finnen mit einer Gewährest von vierzehn Tagen.

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§ 486. abgekürzt werden. lichen Frist.

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Die Gewährfrist kann durch Vertrag verlängert oder Die vereinbarte Frist tritt an die Stelle der gesetz­

§ 487. Der Käufer kann nur Wandelung, nicht Minderung verlangen. Die Wandelung kann auch in den Fällen der §§ 351 bis 353, insbesondere wenn das Thier geschlachtet Ist, verlangt werden; an Stelle der Rückgewähr hat der Käufer den Werth des Thieres zu vergüten. DaS Gleiche gilt in anderen Fällen, in denen der Käufer in Folge eines Um­ standes, den er zu vertreten hat, insbesondere einer Verfügung über daS Thier, außer Stande ist, das Thier zurückzugewähren. Ist vor der Vollziehung der Wandelung eine unwesentliche Ver­ schlechterung des Thieres in Folge eines von dem Käufer zu vertretenden Umstandes eingetreten, so hat der Käufer die Werthminderung zu vergüten. Nutzungen hat der Käufer nur insoweit zu ersetzen, als er sie ge­ zogen hat! § 488. Der Verkäufer hat im Falle der Wandelung dem Käufer auch die Kosten der Fütterung und Pflege, die Kosten der thierärzllichen Untersuchung und Behandlung sowie die Kosten der nothwendig gewordenen Tödtung und Wegschaffung des Thieres zu ersetzen. § 489. Ist über den Anspruch a'uf Wandelung ein Rechtsstreit anhängig, so ist auf Antrag der einen oder anderen Partei die öffentliche Versteigerung des Thieres und die Hinterlegung des Erlöses durch einst­ weilige Verfügung anzuordnen, sobald die Besichtigung des Thieres nicht mehr erforderlich ist.

§ 490. Der Anspruch auf Wandelung sowie der Anspruch auf Schadensersatz wegen eines Hauptmangels, dessen Nichtvorhandensein der Verkäufer zugesichert hat, verjährt in sechs Wochen von dem Ende der Gewährfrist an. Im Uebrigen bleiben die Vorschriften des § 477 unberührt. An die Stelle der in den §§ 210, 212, 215 bestimmten Fristen tritt eine Frist von sechs Wochen. Der Käufer kann auch nach der Verjährung des Anspruchs auf Wandelung die Zahlung des Kaufpreises verweigern. Die Aufrechnung des Anspruchs auf Schadensersatz unterliegt nicht der im § 479 bestimmten Beschränkung. 5 491. Der Käufer eines nur der Gattung nach bestimmten Thieres kann statt der Wandelung verlangen, daß ihm an Stelle des mangelhaften Thieres ein mangelfreies geliefert wird. Auf diesen Anspruch finden die Vorschriften der §§ 488 bis 490 entsprechende Anwendung. § 492. Uebernimmt der Verkäufer die Gewährleistung wegen eines nicht zu den Hauptmängeln gehörenden Fehlers oder sichert er eine Eigenschaft des Thieres zu, so finden die Vorschriften der §§ 487 bis 491 und, wenn eine Gewährfrist vereinbart wird, auch die Vorschriften der §§ 483 bis 485 entsprechende Anwendung. Die im § 490 bestimmte

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Verjährung beginnt, wenn eine Gewährfrist nicht vereinbart wird, mit der Ablieferung des Thieres.

8 493« Die Vorschriften über die Verpflichtung des Verkäufers zur Gewährleistung wegen Mängel der Sache finden auf andere Verträge, die auf Veräußerung oder Belastung einer Sache gegen Entgelt gerichtet find, entsprechende Anwendung.

HL Besondere Arten des Kaufes. 1. Kauf nach Probe.

Kauf auf Probe.

§ 494. Bei einem Kaufe nach Probe oder nach Muster sind die Eigenschaften der Probe oder des Musters als zugesichert anzusehen. 5 495. Bei einem Kaufe auf Probe oder auf Besicht steht die Billigung des gekauften Gegenstandes im Belieben des Käufers. Der Kauf ist im Zweifel unter der auffchiebenden Bedingung der Billigung geschlosien. Der Verkäufer ist verpflichtet, dem Käufer die Untersuchung des Gegenstandes zu gestatten.

5 496. Die Billigung eines auf Probe oder auf Besicht ge­ kauften Gegenstandes kann nur innerhalb der vereinbarten Frist und in Ermangelung einer solchen nur bis zum Ablauf einer dem Käufer von dem Verkäufer bestimmten angemessenen Frist erklärt werden. War die Sache dem Käufer zum Zwecke der Probe oder der Besichtigung über­ geben, so gilt sein Schweigen als Billigung. 2. Wiederkaui.

8 497. Hat sich der Verkäufer in dem Kaufverträge das Recht des Wiederkaufs Vorbehalten, so kommt der Wiederkauf mit der Erllärung des Verkäufers gegenüber dem Käufer, daß er das Wieder­ kaufsrecht ausübe, zu Stande. Die Erklärung bedarf nicht der für den Kaufvertrag bestimmten Form. Der Preis, zu welchem verkauft worden ist, gilt im Zweifel auch für den Wiederkauf. 8 498. Der Wiederverkäufer ist verpflichtet, dem Wiederkäuser den gekauften Gegenstand nebst Zubehör herauszugeben. Hat der Wiederverkäufer vor der Ausübung des Wiederkaufsrechts eine Verschlechterung, den Untergang oder eine aus einem anderen Grunde cingetretene Unmöglichkeit der Herausgabe des gekauften Gegenstandes verschuldet oder den Gegenstand wesentlich verändert, so ist er für den daraus entstehenden Schaden verantwortlich. Ist der Gegenstand ohne Verschulden des Wiederverkäufers verschlechtert oder ist er nur unwesentlich verändert, so kann der Wiederkäufer Minderung des Kaufpreises nicht verlangen. 8 499. Hat der Wiederverkäufer vor der Ausübung des Wieder­ kaufsrechts über den gekauften Gegenstand verfügt, so ist er verpflichtet,

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die dadurch begründeten Rechte Dritter zu beseitigen. Einer Verfügung des WiederverkLuferS steht eine Verfügung gleich, die im Wege der Zwangs­ vollstreckung oder der Arrestvollziehung oder durch den KonkursverwaÜer erfolgt.

§ 500. Der Wiederverkäufe! kann für Derwendungm, die er auf den gekauften Gegenstand vor dem Wiederkaufe gemacht hat, insoweit Ersatz verlangen, ockS der Werth des Gegenstandes durch die Verwendungen erhöht ist. Eine Einrichtung, mit der er die herauszugebende Sache ver­ sehen hat, kann er wegnehmen. 8 501. Ist als Wiederkaufpreis der SchätzungSwerth vereinbart, den der gekaufte Gegenstand zur Zeit des Wiederkaufs hat, so ist der Wiederverkäufer für eine Verschlechterung, den Untergang oder die aus einem anderen Grunde eingetretene Unmöglichkeit der Herausgabe des Gegenstandes nicht verantworllich, der Wiederkäufer zum Ersätze von Ver­ wendungen nicht verpflichtet. § 502. Steht das Wiederkaufsrecht Mehreren gemeinschaftlich zu, so kann es nur im Ganzen ausgeübt werden. Ist es für einen der Berechtigten erloschen oder übt einer von ihnen sein Recht nicht aus, so find die übrigen berechtigt, das Wiederkaufsrecht im Ganzen auszuüben.

§ 503. Das Wiederkaufsrecht kann bei Grundstücken nur bis zum Ablaufe von dreißig, bei anderen Gegenständen nur bis zum Ablaufe von drei Jahren nach der Vereinbarung des Vorbehalts ausgeübt werdm. Ist für die Ausübung eine Frist bestimmt, so tritt diese an die Stelle der gesetzlichen Frist. 3. Vorkauf.

5 504. Wer in Ansehung eines Gegenstandes zum Vorkaufe be­ rechtigt ist, kann das Vorkaufsrecht ausüben, sobald der Verpflichtete mit einem Dritten einen Kaufvertrag über den Gegenstand geschlossen hat. 8 505. Die Ausübung des Vorkaufsrechts erfolgt durch Erllärung gegenüber dem Verpflichteten. Die Erklärung bedarf nicht der für den Kaufvertrag bestimmten Form. Mit der Ausübung des Vorkaufsrechts kommt der Kauf zwischen dem Berechtigten und dem Verpflichteten unter den Bestimmungen zu Stande, welche der Verpflichtete mit dem Dritten vereinbart hat. 8 506. Eine Vereinbarung des Verpflichteten mit dem Dritten, durch welche der Kauf von der Nichtausübung des Vorkaufsrechts abhängig gemacht oder dem Verpflichteten für den Fall der Ausübung des Vor­ kaufsrechts der Rücktritt Vorbehalten wird, ist dem Vorkaufsberechtigten gegenüber unwirksam. 8 507. Hat sich der Dritte in dem Vertrage zu einer Nebenleistung verpflichtet, die der Vorkaufsberechtigte zu bewirken außer Stande ist, so hat der Vorkaufsberechtigte statt der Nebenleistung ihren Werth zu entrichten. Läßt sich die Nebenleistung nicht in Geld schätzen, so ist die

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Ausübung des Vorkaufsrechts ausgeschlossen; die Vereinbamng der Neben­ leistung kommt jedoch nicht in Betracht, wenn der Vertrag mit dem Dritten auch ohne sie geschlossen sein würde.

$ 508. Hat der Dritte den Gegenstand, auf den stch daS Vor­ kaufsrecht bezieht, mit anderen Gegenständen zu einem Gesammtpreise gekauft, so hat der Vorkaufsberechtigte einen verhältnißmäßigen Theil des Gesammtpreises zu entrichten. Der Verpflichtete kann verlangen, daß der Vorkauf auf alle Sachen erstreckt wird, die nicht ohne Nachtheil für ihn getrennt werden können. § 509. Ist dem Dritten in dem Vertrage der Kaufpreis gestundet worden, so kann der Vorkaussberechtigte die Stundung nur in Anspruch nehmen, wenn er für den gestundeten Betrag Sicherheit leistet. Ist ein Grundstück Gegenstand des Vorkaufs, so bedarf es der Sicherheitsleistung insoweit nicht, als für den gestundeten Kaufpreis die Bestellung einer Hypothek an dem Grundstücke vereinbart oder in An­ rechnung aus den Kaufpreis eine Schuld, für die eine Hypothek an dem Grundstücke besteht, übernommen worden ist. § 510. Der Verpflichtete hat dem Dorkaufsberechtigten den Inhalt des mit dem Dritten geschlossenen Vertrags unverzüglich mitzutheilen. Die Mittheilung des Verpflichteten wird durch die Mittheilung des Dritten ersetzt. Das Vorkaufsrecht kann bei Grundstücken nur bis zum Abläufe von zwei Monaten, bei anderen Gegenständen nur bis zum Ablauf einer Woche nach dem Empfange der Mittheilung ausgeübt werden. Ist für die Ausübung eine Frist bestimmt, so tritt diese an die Stelle der ge­ setzlichen Frist. § 511. Das Vorkaufsrecht erstreckt sich im Zweifel nicht auf einen Verkauf, der mit Rücksicht aus ein künftiges Erbrecht an einen ge­ setzlichen Erben erfolgt. § 512. Das Vorkaufsrecht ist ausgeschlossen, wenn der Verkauf im Wege der Zwangsvollstreckung oder durch den Konkursverwalter erfolgt.

§ 513. Steht das Vorkaufsrecht Mehreren gemeinschaftlich zu, so kann es nur im Ganzen ausgeübt werden. Ist es für einen der Be­ rechtigten erloschen oder übt einer von ihnen sein Recht nicht aus, so sind die übrigen berechtigt, das Vorkaufsrecht im Ganzen auszuüben. § 514. Das Vorkaufsrecht ist nicht übertragbar und geht nicht auf die Erben des Berechtigten über, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist. Ist das Recht auf eine bestiininte Zeit beschränkt, so ist es im Zweifel vererblich. IV. Tausch.

§ 515. Auf den Tausch finden die Vorschriften über den Kauf entsprechende Anwendung.

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Zweiter Titel. bcheukllug.

§ 516. Eine Zuwendung, durch die Jemand aus seinem Vermögen einen Anderen bereichert, ist Schenkung, wenn beide Theile darüber einig sind, daß die Zuwendung unentgeltlich erfolgt. Ist die Zuwendung ohne den Willen des Anderen erfolgt, so kann ihn der Zuwendende unter Bestimmung einer angemessenen Frist zur Er­ klärung über die Annahme auffordern. Nach dem Ablaufe der Frist gilt die Schenkung als angenommen, wenn nicht der Andere sie vorher ab­ gelehnt hat. Im Falle der Ablehnung kann die Herausgabe des Zuge­ wendeten nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung gefordert werden. § 517. Eine Schenkung liegt nicht vor, wenn Jemand zum Vor­ theil eines Anderen einen Vermögenserwerb unterläßt oder auf ein an­ gefallenes, noch nicht endgültig erworbenes Recht verzichtet oder eine Erbschaft oder ein Vermächtniß ausschlägt. § 518. Zur Gültigkeit eines Vertrags, durch den eine Leistung schenkweise versprochen wird, ist die gerichtliche oder notarielle Beurkundung des Versprechens erforderlich. Das Gleiche gilt, wenn ein Schuldversprechen oder ein Schuldanerkenntniß der in den §§ 780, 781 bezeichneten Art schenk­ weise ertheilt wird, von dem Versprechen oder der Anerkennungserklärung. Der Mangel der Form wird durch die Bewirkung der versprochenen Leistung geheilt. § 519. Der Schenker ist berechtigt, die Erfüllung eines schenk­ weise ertheilten Versprechens zu verweigern, soweit er bei Berücksichtigung seiner sonstigen Verpflichtungen außer Stande ist, das Versprechen zu erfüllen, ohne daß sein standesmäßiger Unterhalt oder die Erfüllung der ihm kraft Gesetzes obliegenden Unterhaltspflichten gefährdet wird. Treffen die Ansprüche mehrerer Beschenkten zusammen, so geht der früher entstandene Anspruch vor. § 529. Verspricht der Schenker eine in wiederkehrenden Leistungen bestehende Unterstützung, so erlischt die Verbindlichkeit mit seinem Tode, sofern nicht aus dem Versprechen sich ein Anderes ergiebt.

§ 521.

Der Schenker hat nur Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit

zu vertreten.

§ 522.

Zur Entrichtung von Verzugszinsen ist der Schenker nicht

verpflichtet.

§ 523. Verschweigt der Schenker arglistig einen Mangel im Rechte, so ist er verpflichtet, dem Beschenkten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Hatte der Schenker die Leistung eines Gegenstandes versprochen, den er erst erwerben sollte, so kann der Beschenkte wegen eines Mangels im Rechte Schadensersatz wegen Nichterfüllung verlangen, wenn der Mangel

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dem Schenker bei dem Erwerbe der Sache bekannt gewesen oder in Folge grober Fahrlässigkeit unbekannt geblieben ist. Die für die Gewährleistungs­

pflicht des Verkäufers geltenden Vorschriften des § 433 Abs. 1, der §§ 434 bis 437, des § 440 Abs. 2 bis 4 und der §§ 441 bis 444 finden ent­ sprechende Anwendung.

§ 524, Verschweigt der Schenker arglistig einen Fehler der ver­ schenkten Sache, so ist er verpflichtet, dem Beschenkten den daraus ent­ stehenden Schaden zu ersetzen. Hatte der Schenker die Leistung einer nur der Gattung nach be­ stimmten Sache versprochen, die er erst erwerben sollte, so kann der Be­ schenkte, wenn die geleistete Sache fehlerhaft und der Mangel dem Schenker bei dem 6ttoct6e der Sache bekannt gewesen oder in Folge grober Fahrläffigkeit unbekannt geblieben ist, verlangen, daß ihm an Stelle der fehler­ haften Sache eine fehlerfreie geliefert wird. Hat der Schenker den Fehler arglistig verschwiegen, so kann der Beschenke statt der Lieferung einer fehlerfteien Sache Schadensersatz wegen Nichterfüllung verlangen. Auf diese Ansprüche finden die für die Gewährleistung wegen Fehler einer verkauften Sache geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung. K 525. Wer eine Schenkung unter einer Auflage macht, kann die Vollziehung der Auflage verlangen, wenn er seinerseits geleistet hat. Liegt die Vollziehung der Auflage im öffentlichen Interesse, so kann nach dem Tode des Schenkers auch die zuständige Behörde die Vollziehung verlangen. 5 526. Soweit in Folge eines Mangels im Rechte oder eines Mangels der verschenkten Sache der Werth der Zuwendung die Höhe der zur Vollziehung der Auflage erforderlichen Aufwendungen nicht erreicht, ist der Beschenke berechtigt, die Vollziehung der Auflage zu verweigern, bis der durch den Mangel entstandene Fehlbetrag ausgeglichen wird. Voll­ zieht der Beschenke die Auflage ohne Kenntniß des Mangels, so kann er von dem Schenker Ersatz der durch die Vollziehung verursachten Auf­ wendungen insoweit verlangen, als sie in Folge des Mangels den Werth der Zuwendung übersteigen. § 527, Unterbleibt die Vollziehung der Auflage, so kann der Schenker die Herausgabe des Geschenkes unter den für das Rücktrittsrecht bei gegenseitigen Verträgen bestimmten Voraussetzungen nach den Vor­ schriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung insoweit fordern, als das Geschenk zur Vollziehung der Auflage hätte verwendet werden müssen. Der Anspruch ist ausgeschloflen, wenn ein Dritter berechttgt ist, die Vollziehung der Auflage zu verlangen. § 528, Soweit der Schenker nach der Vollziehung der Schenkung außer Stande ist, seinen standesmäßigen Unterhalt zu bestreiten und die ihm seinen Verwandten, seinem Ehegatten oder seinem früheren Ehegatten gegenüber gesetzlich obliegende Unterhaltspflicht zu erfüllen, kann er von dem Beschenken die Herausgabe des Geschenkes nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung fordern. Der Beschenke

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kann die Herausgabe durch Zahlung des für dm Unterhalt erforderlichm Betrags abwenden. Auf die Verpflichtung des Beschenkten finden die Vor­ schriften des 8 760 sowie die für die Unterhaltungspfiicht der Derwandtm geltende Vorschrift des § 1613 und im Falle des Todes des Schenkerauch die Vorschriften des § 1615 entsprechende Anwendung. Unter mehreren Beschenkten haftet der früher Beschenke nur insoweit, als der später Beschenkte nicht verpflichtet ist. § 529. Der Anspruch auf Herausgabe deS Geschenkes ist aus­ geschlossen, wenn der Schenker seine Bedürftigkeit vorsätzlich oder durch grobe Fahrlässigkeit herbeigeführt hat oder wenn zur Zelt des Eintritts seiner Bedürftigkeit seit der Leistung des geschenkten Gegenstandes zehn Jahre verstrichm find. Das Gleiche gilt, soweit der Beschenkte bei Berücksichtigung seiner sonstigen Verpflichtungen außer Stande ist, das Geschenk herauszugeben, ohne daß sein standesmäßiger Unterhalt oder die Erfüllung der ihm kraft Gesetzes obliegenden Unterhaltspflichten gefährdet wird.

§ 530. Eine Schenkung kann widerrufen werden, wenn sich der Beschenkte durch eine schwere Verfehlung gegen den Schenker oder einen nahen Angehörigen des Schenkers groben Undankes schuldig macht. Dem Erben des Schenkers steht das Recht des Widerrufs nur zu, wenn der Beschenkte vorsätzlich und widerrechtlich den Schenker getödtet oder am Widerrufe gehindert hat. § 531. Der Widerruf erfolgt durch Erklärung gegenüber dem Beschenkten. Ist die Schenkung widerrufen, so kann die Herausgabe des Geschenkes nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Be­ reicherung gefordert werden. § 532. Der Widerruf ist ausgeschlossen, wenn der Schenker dem Beschenkten verziehen hat, oder wenn seit dem Zeitpunkt, in welchem der Widerrufsberechtigte von dem Eintritte der Voraussetzungen seines Rechtes Kenntniß erlangt hat, ein Jahr verstrichen ist. Nach dem Tode des Be­ schenkten ist der Widerruf nicht mehr zulässig.

§ 533. Auf das Widerrufsrecht kann erst verzichtet werden, wenn der Undank dem Widerrufsberechtigten bekannt geworden ist. § 534. Schenkungen, durch die einer sittlichen Pflicht oder einer auf den Anstand zu nehmenden Rücksicht entsprochen wird, unterliegen nicht der Rücksorderung und dem Widerrufe.

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BGB Dritter Titel.

Miethe. Pacht. I Miethe. § 535, Durch den Mietvertrag wird der Vermieter verpflichtet, dem Miether den Gebrauch der vermietheten Sache während der Miethzeit zu gewähren. Der Miether ist verpflichtet, dem Dermiether den verein­ barten MiethzinS zu entrichten. § 536. Der Vermieter hat die vermicthete Sache dem Miether in einem zu dem vertragsmäßigen Gebrauche geeigneten Zustande zu über­ lasten und sie während der Miethzeit in diesem Zustande zu erhalten. § 537. Ist die vermiethete Sache zur Zeit der Ueberlastung an den Miether mit einem Fehler behaftet, der ihre Tauglichkeit zu dem vertrags­ mäßigen Gebrauch aufhebt oder mindert, oder entsteht im Laufe der Miethe ein solcher Fehler, so ist der Miether für die Zeit, während deren die Tauglichkeit aufgehoben ist, von der Entrichtung des Miethzinses befreit, für die Zeit, während deren die Tauglichkeit gemindert ist, nur zur Ent­ richtung eines nach den §§ 472, 473 zu bemessenden Theiles des ÜDlicttr zinses verpflichtet. Das Gleiche gilt, wenn eine zugesicherte Eigenschaft fehlt oder spater wegfällt. Bei der Vermicthung eines Grundstücks steht die Zusicherung einer bestimmten Größe der Zusicherung einer Eigenschaft gleich. 5 538. Ist ein Mangel der im § 537 bezeichneten Art bei dem Abschlüsse des Vertrags vorhandeil oder entsteht ein solcher Mangel später in Folge eines Umstandes, den der Bcrmiether zu vertreten hat, oder kommt der Dermiether mit der Beseitigung eines Mangels in Verzug, so kann der Miether, statt die im § 537 bestimmten Rechte geltend zu machen, Schadensersatz wegen Nichtersüllung verlangen. Im Falle des Verzugs des Dcrmiethers kann der Miether den Mangel selbst beseitigen und Ersatz der erforderlichen Auswcndungen verlangen.

§ 539. Kennt der Miether bei dem Abschlüsse des Vertrags den Mangel der gemietheten Sache, so stehen ihm die in den §§ 537, 538 bestimmten Rechte nicht zu. Ist dem Miether ein Mangel der im § 537 Abs. 1 bezeichneten Art in Folge grober Fahrlässigkeit unbekannt geblieben oder nimmt er eine mangelhafte Sache an, obschon er den Mangel kennt, so kann er diese Rechte nur unter den Voraussetzungen geltend macken, unter welchen dem Käufer einer mangelhaften Sache nach den §§ 460, 464 Gewähr zu leisten ist. § 540. Eine Vereinbarung, durch welche die Verpflichtung des Dcrmiethers zur Vertretung von Mängeln der vermietheten Sache erlassen oder beschränkt wird, ist nichtig, wenn der Dermiether den Mangel arg­ listig verschweigt. § 541. Wird durch das Recht eines Dritten dem Miether der vertragsmäßige Gebrauch der gemietheten Sache ganz oder zum Theil

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entzogen, so finden die Vorschriften der §§ 537, 538, deS § 589 Satz und des 3 540 entsprechende Anwendung.

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§ 542. Wird dem Miether der vertragsmäßige Gebrauch der ge­ mietheten Sache ganz oder zum Theil nicht rechtzeitig gewährt oder wieder­ entzogen, so kann der Miether ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist das Miethverhältniß kündigen. Dre Kündigung ist erst zulässig, wenn der Vermiether eine ihm von dem Miether bestimmte angemessene Frist hat verstreichen lassen, ohne Abhülfe zu schaffen. Der Bestimmung einer Frist bedarf es nicht, wenn die Erfüllung des Vertrags in Folge des die Kündigung rechtfertigenden Umstandes für den Miether kein Jntereffe hat. Wegen einer unerheblichen Hinderung oder Dorenthaltung des Ge­ brauchs ist die Kündigung nur zulässig, wenn sie durch ein besonderes Interesse des Miethers gerechtfertigt wird. Bestreitet der Vermiether die Zulässigkeit der erfolgten Kündigung, weil er den Gebrauch der Sache rechtzeitig gewährt oder vor dem Ablaufe der Frist die Abhülfe bewirkt habe, so trifft ihn die Beweislast.

§ 543. Auf das dem Miether nach § 542 zustehende Kündigungs­ recht finden die Vorschriften der §§ 539 bis 541 sowie die für die Wandelung bei dem Kaufe geltenden Vorschriften der §§ 469 bis 471 entsprechende Anwendung. Ist der Miethzins für eine spätere Zeit im voraus entrichtet, so hat ihn der Vermiether nach Maßgabe des § 347 oder, wenn die Kündigung wegen eines Umstandes erfolgt, den er nicht zu vertreten hat, nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung zurückzuerstatten. 5 544. Ist eine Wohnung oder ein anderer zum Aufenthalte von Menschen bestimmter Raum so beschaffen, daß die Benutzung mit einer erheblichen Gefährdung der Gesundheit verbunden ist, so kann der Miether das Miethverhältniß ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist kündigen, auch wenn er die gefahrbringende Beschaffenheit bei dem Ab­ schlüsse des Vertrags gekannt oder auf die Geltendmachung der ihm wegen dieser Beschaffenheit zustehenden Rechte verzichtet hat.

§ 545. Zeigt sich im Laufe der Miethe ein Mangel der gemietheten Sache oder wird eine Vorkehrung zum Schutze der Sache gegen eine nicht vorhergesehene Gefahr erforderlich, so hat der Miether dem Vermiether unverzüglich Anzeige zu machen. Das Gleiche gilt, wenn sich ein Dritter ein Recht an der Sache anmaßt. Unterläßt der Miether die Anzeige, so ist er zum Ersätze des daraus entstehenden Schadens verpflichtet; er ist, soweit der Vermiether in Folge der Unterlassung der Anzeige Abhülfe zu schaffen außer Stande war, nicht berechtigt, die im § 537 bestimmten Rechte geltend zu machen oder nach § 542 Abs. 1 Satz 3 ohne Bestimmung einer Frist zu kündigen oder Schadensersatz wegen Nichterfüllung zu verlangen. § 546. Die auf der vermietheten Sache ruhenden Lasten hat der Vermiether zu tragen.

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§ 547* Der Vermiekher ist verpflichtet, dem Miether die auf die Sache gemachten nothwendigen Verwendungen zu ersetzen. Der Miether eines Thieres hat jedoch die Fütterungskosten zu tragen. Die Verpflichtung des Vermiethers zum Ersätze sonstiger Verwend­ ungen bestimmt sich nach den Vorschriften über die Geschäftsführung ohne Auftrag. Der Miether ist berechtigt, eine Einrichtung, mit der er die Sache versehen hat, wegzunehmen.

5 548» Veränderungen oder Verschlechterungen der gemietheten Sache, die durch den vertragsmäßigen Gebrauch herbeigeführt werden, hat der Miether nicht zu vertreten. § 549. Der Miether ist ohne die Erlaubniß deS Vermiethers nicht berechtigt, den Gebrauch der gemietheten Sache einem Dritten zu überlasten, insbesondere die Sache weiter zu vermiethen. Verweigert der Vermiether die Erlaubniß, so kann der Miether das Miethverhältniß unter Einhaltung der gesetzlichen Frist kündigen, sofern nicht in der Person des Dritten ein wichtiger Grund vorliegt. Ueberläßt der Miether den Gebrauch einem Dritten, so hat er ein dem Dritten bei dem Gebrauche zur Last fallendes Verschulden zu ver­ treten, auch wenn der Vermiether die Erlaubniß zur Ueberlassung ertheilt hat.

§ 550. Macht der Miether von der gemietheten Sache einen ver­ tragswidrigen Gebrauch und setzt er den Gebrauch ungeachtet einer Ab­ mahnung des Dermiethers fort, so kann der Vermiether auf Unterlassung klagen. § 551. Der Miethzins ist am Ende der Miethzeit zu entrichten. Ist der Miethzins nach Zeitabschnitten bemessen, so ist er nach dem Ab­ laufe der einzelnen Zeitabschnitte zu entrichten. Der Miethzins für ein Grundstück ist, sofern er nicht nach kürzeren Zeitabschnitten bemessen ist, nach dem Ablaufe je eines Kalendervierteljahrs am ersten Werktage des folgenden Monats zu entrichten. 5 552. Der Miether wird von der Entrichtung des MiethzinseS nicht dadurch befreit, daß er durch einen in seiner Person liegenden Grund an der Ausübung des ihm zustehenden Gebrauchsrechts verhindert wird. Der Vermiether muß sich jedoch den Werth der ersparten Aufwendungen sowie derjenigen Vortheile anrechnen lassen, welche er aus einer ander­ weitigen Verwerthung des Gebrauchs erlangt. Solange der Vermiether in Folge der Ueberlassung des Gebrauchs an einen Dritten außer Stande ist, dem Miether den Gebrauch zu gewähren, ist der Miether zur Ent­ richtung des Miethzinses nicht verpflichtet. § 553. Der Vermiether kann ohne Einhaltung einer Kündigungs­ frist das Miethverhältniß kündigen, wenn der Miether oder derjenige, welchem der Mether den Gebrauch der gemietheten Sache überlasten hat, ungeachtet einer Abmahnung des Vermiethers einen vertragswidrigen Gebrauch der Sache fortsetzt, der die Rechte des Vermiethers in erheblichem Maße verletzt, insbesondere einem Dritten den ihm unbefugt überlassenen Gebrauch beläßt, oder die Sache durch Vernachlässigung der dem Miether obliegenden Sorgfalt erheblich gefährdet.

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§ 554. Der Dermiether kann ohne Einhaltung einer Kündigungs­ frist das Methverhältniß kündigen, wenn der Mether für zwei auf einander folgende Termine mit der Entrichtung des MiethzinseS oder eines Theiledes MiethzinseS im Verzug ist. Die Kündigung ist ausgeschlossen, toenn der Mether den Dermiether befriedigt, bevor sie erfolgt. Die Kündigung ist unwirksam, wenn sich der Mether von seiner Schuld durch Aufrechnung befreien konnte und unverzüglich nach der Kündigung die Ausrechnung erklärt. 5 555. Macht der Dermiether von dem ihm nach den 83 553, 554 zustehenden Kündigungsrechte Gebrauch, so hat er den für eine spätere Zeit im voraus entrichteten Miethzins nach Maßgabe des 8 347 zurückzuerstatten. § 556. Der Miether ist verpflichtet, die gemiethete Sache nach der Beendigung des Methverhältnisses zurückzugeben. Dem Miether eines Grundstücks steht wegen seiner Ansprüche gegen den Dermiether ein Zurückbehaltungsrecht nicht zu. Hat der Mether den Gebrauch der Sache einem Dritten überlassen, so kann der Dermiether die Sache nach der Beendigung des Methver­ hältnisses auch von dem Dritten zurückfordern. § 557. Giebt der Miether die gemiethete Sache nach der Beendigung des Miethverhältnisses nicht zurück, so kann der Dermiether für die Dauer der Vorenthaltung als Entschädigung den vereinbarten MiethzinS verlangen. Die Geltendmachung eines weiteren Schadens ist nicht ausgeschlossen. § 558. Die Ersatzansprüche des DermietherS wegen Beränderungen oder Verschlechterungen der vermietheten Sache sowie die Ansprüche des Miethers auf Ersatz von Verwendungen oder auf Gestattung der Weg­ nahme einer Einrichtung verjähren in sechs Mnaten. Die Verjährung der Ersatzansprüche des DermietherS beginnt mit dem Zeitpunkt, in welchem er die Sache zurückerhält, die Verjährung der Ansprüche des Miethers beginnt mit der Beendigung deS Methverhältnisses. Mit der Verjährung des Anspruchs des DermietherS auf Rückgabe der Sache verjähren auch die Ersatzansprüche deS DermietherS.

5 559. Der Dermiether eines Grundstücks hat für seine Forder­ ungen aus dem Miethverhältniß ein Pfandrecht an den eingebrachten Sachen des Miethers. Für künftige Entschädigungsforderungen und für den Miethzins für eine spätere Zeit als das laufende und das folgende Miethjahr kann das Pfandrecht nicht geltend gemacht werden. Es erstreckt sich nicht auf die der Pfändung nicht unterworfenen Sachen. K 560. Das Pfandrecht des DermietherS erlischt mit der Ent­ fernung der Sachen von dem Grundstück, es sei denn, daß die Entfernung ohne Wissen oder unter Widerspruch des DermietherS erfolgt. Der Der­ miether kann der Entfernung nicht widersprechen, wenn sie im regel­ mäßigen Betriebe des Geschäfts des Miethers oder den gewöhnlichen Lebensverhältnissen entsprechend erfolgt oder wenn die zurückbleibenden Sachen zur Sicherung des Vermiethers offenbar ausreichen. Jaeger, ReichSztvilgesetze. 3. Aufl.

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8 561. Der Dermiether darf die Entfernung der seinem Pfand­ recht unterliegenden Sachen, soweit er ihr zu widersprechen berechtigt ist, auch ohne Anrufen des Gerichts verhindern und, wenn der Miether aus­ zieht, die Sachen in seinen Besitz nehmen. Sind die Sachen ohne Wissen oder unter Widerspruch des Ver­ miethers entfernt worden, so kann er die Herausgabe zum Zwecke der Zurückschaffung in das Grundstück und, wenn der Miether ausgezogen ist, die Ueberlassung des Besitzes verlangen. Das Pfandrecht erlischt mit dem Ablauf eines Monats, nachdem der Vermiether von der Entfernung der Sachen Kenntniß erlangt hat, wenn nicht der Dermiether diesen An­ spruch vorher gerichtlich geltend gemacht hat.

8 562. Der Miether kann die Geltendmachung des Pfandrechts des Dermiethers durch Sicherheitsleistung abwenden; er kann jede einzelne Sache dadurch von dem Pfandrechte befreien, daß er in Höhe ihres Werthes Sicherheit leistet. § 563. Wird eine dem Pfandrechte des Dermiethers unterliegende Sache für einen anderen Gläubiger gepfändet, so kann diesem gegenüber das Pfandrecht nicht wegen des Miethzinses für eine frühere Zeit als das letzte Jahr vor der Pfändung geltend gemacht werden.

8 564. DaS Miethverhältniß endigt mit dem Ablaufe der Zeit, für die eS eingegangen ist. Ist die Miethzeit nicht bestimmt, so kann jeder Theil das Mieth­ verhältniß nach den Vorschriften des § 565 kündigen. 8 565. Bei Grundstücken ist die Kündigung nur für den Schluß eines Kalendervierteljahrs zulässig; sie hat spätestens am dritten Werktage des Vierteljahrs zu erfolgen. Ist der Miethzins nach Monaten bemessen, so ist die Kündigung nur für den Schluß eines Kalendermonats zulässig; sie hat spätestens am fünfzehnten des Monats zu erfolgen. Ist der Mieth­ zins nach Wochen bemessen, so ist die Kündigung nur für den Schluß einer Kalenderwoche zulässig; sie hat spätestens am ersten Werktage der Woche zu erfolgen. Bei beweglichen Sachen hat die Kündigung spätestens am dritten Tage vor dem Tage zu erfolgen, an welchem das Miethverhältniß endigen soll. Ist der Miethzins für ein Grundstück oder für eine bewegliche Sache nach Tagen bemessen, so ist die Kündigung an jedem Tage für den fol­ genden Lüg zuläsiig. Die Vorschriften des Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 gelten auch für die Fälle, in denen das Miethverhältniß unter Einhaltung der gesetzlichen Frist vorzeitig gekündigt werden kann.

8 566. Ein Miethvertrag über ein Grundstück, der für längere Zeit als ein Jahr geschlossen wird, bedarf der schriftlichen Form. Wird die Form nicht beobachtet, so gilt der Vertrag als für unbestimmte Zeit geschlosien; die Kündigung ist jedoch nicht für eine frühere Zeit als für den Schluß des ersten Jahres zuläsiig. 8 567. Wird ein Miethvertrag für eine längere Zeit als dreißig Jahre geschlosien, so kann nach dreißig Jahren jeder Theil das Mieth-

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Verhältniß unter Einhaltung der gesetzlichen Frist kündigen. Die Kündigung ist unzulässig, wenn der Vertrag für die Lebenszeit des BermietherS oder des Miethers geschlossen ist.

§ 568. Wird nach dem Ablaufe der Miethzeit der Gebrauch der Sache von dem Miether fortgesetzt, so gilt das Miethverhältniß als auf unbestimmte Zeit verlängert, sofern nicht der Vermiether oder der Miether seinen entgegenstehenden Willen binnen einer Frist von zwei Wochen dem anderen Theile gegenüber erklärt. Die Frist beginnt für den Miether mit der Fortsetzung des Gebrauchs, für den Vermiether mit dem Zeit­ punkt, in welchem er von der Fortsetzung Kenntniß erlangt. § 569. Stirbt der Miether, so ist sowohl der Erbe als der Dermiether berechtigt, das Miethverhältniß unter Einhaltung der gesetzlichen Frist zu kündigen. Die Kündigung kann nur für den ersten Termin er­ folgen, für den sie zuläffig ist. § 570. Militärpersonen, Beamte, Geistliche und Lehrer an öffent­ lichen Unterrichtsanstalten können im Falle der Versetzung nach einem anderen Orte das Miethverhältniß in Ansehung der Räume, welche sie für sich oder ihre Famllie an dem bisherigen Garnison- oder Wohnorte gemiethet haben, unter Einhaltung der gesetzlichen Frist kündigen. Die Kündigung kann nur für den ersten Termin erfolgen, für den sie zu­ läffig ist.

§ 571. Wird das vermietete Grundstück nach der Ueberlaffung an den Miether von dem Vermiether an einen Dritten veräußert, so tritt der Erwerber an Stelle des Vermiethers in die sich während der Dauer seines Eigenthums aus dem Miethverhältniß ergebenden Rechte und Ver­ pflichtungen ein. Erfüllt der Erwerber die Verpflichtungen nicht, so haftet der Ver­ miether für den von dem Erwerber zu ersetzenden Schaden wie ein Bürge, der auf die Einrede der Vorausklage verzichtet hat. Erlangt der Miether von dem Uebergange des Eigenthums durch Mittheilung des Dermiethers Kenntniß, so wird der Vermiether von der Haftung befreit, wenn nicht der Miether das Miethverhältniß für den ersten Termin kündigt, für den die Kündigung zuläffig ist. § 572. Hat der Miether des veräußetten Grundstücks dem Ver­ miether für die Erfüllung seiner Verpflichtungen Sicherheit geleistet, so tritt der Erwerber in die dadurch begründeten Rechte ein. Zur Rück­ gewähr der Sicherheit ist er nur verpflichtet, wenn sie ihm ausgehändigt wird oder wenn er dem Vermiether gegenüber die Verpflichtung zur Rück­ gewähr übernimmt. § 573. Eine Verfügung, die der Vermiether vor dem Uebergange des Eigenthums über den auf die Zeit der Berechtigung des Erwerbers entfallenden Miethzins gettoffen hat, ist insoweit wirksam, als sie sich auf den MiethzinS für das zur Zeit des Ueberganges des Eigenthums laufende und das folgende Kalendervierteljahr bezieht. Eine Verfügung über den Miethzins für eine spätere Zeit muß der Erwerber gegen sich gelten lassen, wenn er sie zur Zeit des Ueberganges des Eigenthums kennt.

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8 574. Ein Rechtsgeschäft, das zwischen dem Miether und dem Dermiether in Ansehung der Miethzinsforderung vorgenommen wird, insbesondere die Entrichtung des Miethzinses, ist dem Erwerber gegenüber wirksam, soweit es sich nicht auf den MiethzinS für eine spätere Zeit als das Kalendervierteljahr, in welchem der Miether von dem Uebergange des Eigenthums Kenntniß erlangt, und das folgende Vierteljahr bezieht. Ein Rechtsgeschäft, das nach dem Uebergange des Eigenthums vorgenom­ men wird, ist jedoch unwirksam, wenn der Miether bei der Vornahme des Rechtsgeschäfts von dem Uebergange des Eigenthums Kenntniß hat. § 575. Soweit die Entrichtung des Miethzinses an den Der­ miether nach 8 574 dem Erwerber gegenüber wirksam ist, kann der Miether gegen die Miethzinsforderung des Erwerbers eine ihm gegen den Der­ miether zustehende Forderung auftechnen. Die Aufrechnung ist aus­ geschlossen, wenn der Miether die Gegenforderung erworben hat, nachdem er von dem Uebergange des Eigenthums Kenntniß erlangt hat, oder wenn die Gegenforderung erst nach der Erlangung der Kenntniß und später als der MiethzinS fällig geworden ist. 8 576. Zeigt der Dermiether dem Miether an, daß er das Eigen­ thum an dem vermietheten Grundstück auf einen Dritten übertragen habe, so muß er in Ansehung der Miethzinsforderung die angezeigte Uebertragung dem Miether gegenüber gegen sich gelten lassen, auch wenn ste nicht erfolgt oder nicht wirksam ist. Die Anzeige kann nur mit Zustimmung desjenigen zurückgenommen werden, welcher als der neue Eigenthümer bezeichnet worden ist.

§ 577. Wird das vermuthete Grundstück nach der Ueberlafsung an den Miether von dem Dermiether mit dem Rechte eines Dritten be­ lastet, so finden die Vorschriften der §§ 571 bis 576 entsprechende An­ wendung , wenn durch die Ausübung des Rechtes dem Miether der ver­ tragsmäßige Gebrauch entzogen wird. Hat die Ausübung des Rechtes nur eine Beschränkung deS Miethers in dem vertragsmäßigen Gebrauche zur Folge, so ist der Dritte dem Miether gegenüber verpflichtet, die Aus­ übung zu unterlassen, soweit sie den vertragsmäßigen Gebrauch beein­ trächtigen würde. 8 578. Hat vor der Ueberlafsung des vermietheten Grundstücks an den Miether der Dermiether das Grundstück an einen Dritten ver­ äußert oder mit einem Rechte belastet, durch desien Ausübung der ver­ tragsmäßige Gebrauch dem Miether entzogen oder beschränkt wird, so gilt daS Gleiche wie in den Fällen des § 571 Abs. 1 und des § 577, wenn der Erwerber dem Dermiether gegenüber die Erfüllung der sich aus dem Miethverhältniß ergebenden Verpflichtungen übernommen hat. 8 579. Wird das vermuthete Grundstück von dem Erwerber weiter veräußert oder belastet, so finden die Vorschriften des § 571 Abs. 1 und der 88 572 bis 578 entsprechende Anwendung. Erfüllt der neue Erwerber die sich aus dem Miethverhältniß ergebenden Verpflichtungen nicht, so hastet der Dermiether dem Miether nach 8 571 Abs. 2.

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8 580. Die Vorschriften über die Miethe von Grundstücken gelten auch für die Miethe von Wohnräumen und anderen Räumen. II. Pacht.

8 581. Durch den Pachtvertrag wird der Verpächter verpflichtet, dem Pächter den Gebrauch des verpachteten Gegenstandes und den Genuß der Früchte, soweit sie nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirt^ schast als Ertrag anzusehen find, während der Pachtzeit zu gewähren. Der Pächter ist verpflichtet, dem Verpächter den vereinbarten Pachtzins zu entrichten. Auf die Pacht finden, soweit sich nicht aus den §§ 582 bis 597 ein Anderes ergiebt, die Vorschriften über die Miethe entsprechende Anwendung.

8 582. Der Pächter eines landwirthschastlichen Grundstücks hat die gewöhnlichen Ausbesserungen, insbesondere die der Wohn- undWirthschastsgebäude, der Wege, Gräben und Einfriedigungen, auf seine Kosten zu bewirken. 8 583. Der Pächter eines landwirthschastlichen Grundstücks darf nicht ohne die Erlaubniß des Verpächters Aenderungen in Ser wirthschaftlichen Bestimmung des Grundstücks vornehmen, die auf die Art der Bewirthschastung über die Pachtzeit hinaus von Einfluß sind.

8 584. Ist bei der Pacht eines landwirthschastlichen Grundstücks der Pachtzins nach Jahren bemessen, so ist er nach dem Ablaufe je eines Pachtjahrs am ersten Werktage des folgenden Jahres zu entrichten.

8 585. Das Pfandrecht des Verpächters eines landwirthschast­ lichen Grundstücks kann für den gestimmten Pachtzins geltend gemacht werden und unterliegt nicht der im § 563 bestimmten Beschränkung. Es erstreckt sich auf die Früchte des Grundstücks sowie auf die nach § 715 Nr. 5*) der Civilprozeßordnung der Pfändung nicht unterworfenen Sachen. 8 586. Wird ein Grundstück sammt Inventar verpachtet, so liegt dem Pächter die Erhaltung der einzelnen Jnventarstücke ob. Der Verpächter ist verpflichtet, Jnventarstücke, die in Folge eines von dem Pächter nicht zu vertretenden Umstandes in Abgang kommen, zu ergänzen. Der Pächter hat jedoch den gewöhnlichen Abgang der zu dem Inventar gehörenden Thiere aus den Jungen insoweit zu ersetzen, als dies einer ordnungsmäßigen Wirthschaft entspricht.

8 587. Uebernimmt der Pächter eines Grundstücks das Inventar zum Schätzungswerthe mit der Verpflichtung, es bei der Beendigung der Pacht zum Schätzungswerthe zurückzugewühren, so gelten die Vorschriften der 88 588, 589. 8 588. Der Pächter trägt die Gefahr des zufälligen Unterganges und einer zufälligen Verschlechterung des Inventars. Er kann über die einzelnen Stücke innerhalb der Grenzen einer ordnungsmäßigen Wirth­ schaft verfügm. •) Jetzt z 811 Nr. 4

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Der Pächter hat das Inventar nach den Regeln einer ordmmgsmäßigen Wirthschaft in dem Zustande zu erhalten, in welchem es ihm übergeben wird. Die von ihm angeschafften Stücke werden mit der Ein­ verleibung in das Inventar Eigenthum des Verpächters.

§ 589« Der Pächter hat das bei der Beendigung der Pacht vor­ handene Inventar dem Verpächter zurückzugewähren. Der Verpächter kann die Uebernahme derjenigen von dem Pächter angeschafften Jnventarstücke ablehnen, welche nach den Regeln einer ordnungs­ mäßigen Wirthschaft für das Grundstück überflüffig oder zu werthvoll sind; mit der Ablehnung geht das Eigenthum an den abgelehnten Stücken auf den Pächter über. Ist der Gesammtschätzungswerth der übernommenen Stücke höher oder niedriger als der Gesammtschätzungswerth der zurückzugewährenden Stücke, so hat im ersteren Falle der Pächter dem Verpächter, im letzteren Falle der Verpächter dem Pächter den Mehrbetrag zu ersetzen. § 590. Dem Pächter eines Grundstücks steht für die Forderungen gegen den Verpächter, die sich auf das mitgepachtete Inventar beziehen, ein Pfandrecht an den in seinen Besitz gelangten Inventarstücken zu. Auf das Pfandrecht findet die Vorschrift des § 562 Anwendung.

§ 591. Der Pächter eines landwirthsckaftlichen Grundstücks ist verpflichtet, das Grundstück nach der Beendigung der Pacht in dem Zustande zurückzugewähren, der sich bei einer während der Pachtzeit bis zur Rück­ gewähr fortgesetzten ordnungsmäßigen Bewirthschastung ergiebt. Dies gilt insbesondere auch für die Bestellung. § 592. Endigt die Pacht eines landwirthschaftlichen Grundstücks im Laufe eines Pachtjahrs, so hat der Verpächter die Kosten, die der Pächter auf die noch nicht getrennten, jedoch nach den Regeln einer ord­ nungsmäßigen Wirthschaft vor dem Ende des Pachtjahrs zu trennenden Früchte verwendet hat, insoweit zu ersetzen, als sie einer ordnungsmäßigen Wirthschaft entsprechen und den Werth dieser Früchte nicht übersteigen.

§ 593. Der Pächter eines Landguts hat von den bei der Be­ endigung der Pacht vorhandenen landwirthschaftlichen Erzeugnissen ohne Rücksicht darauf, ob er bei dem Antritte der Pacht solche Erzeugnisse übernommen hat, so viel zurückzulassen, als zur Fortführung der Wirthschaft bis zu der Zeit erforderlich ist, zu welcher gleiche oder ähnliche Erzeugniffe voraussichtlich gewonnen werden. Soweit der Pächter landwirthschaftliche Erzeugnisse in größerer Menge oder besserer Beschaffenheit zurückzulaffen verpflichtet ist, als er bei dem Antritte der Pacht übernommen hat, kann er von dem Verpächter Ersatz des Werthes verlangen. Den vorhandenen auf dem Gute gewonnenen Dünger hat der Pächter zurückzulaffen, ohne daß er Ersatz des Werthes verlangen kann. § 594. Uebernimmt der Pächter eines Landguts das Gut auf Grund einer Schätzung des wirthschafllichen Zustandes mit der Bestimmung, daß nach der Beendigung der Pacht die Rückgewähr gleichfalls auf Grund

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einer solchen Schätzung zu erfolgen hat, so finden auf die Rückgewähr des Gutes die Borschristen des § 589 Abs. 2, 3 entsprechende Anwendung. Das Gleiche gilt, wenn der Pächter Borräthe auf Grund einer Schätzung mit einer solchen Bestimmung übernimmt, für die Rückgewähr der Borräthe, die er zurückzulassen verpflichtet ist.

K 595. Ist bei der Pacht eines Grundstücks oder eines Rechtes die Pachtzeit nicht bestimmt, so ist die Kündigung nur für den Schluß eines Pachtjahrs zulässig; sie hat spätestens am ersten Werktage des halben Jahres zu erfolgen, mit dessen Ablaufe die Pacht endigen soll. Diese Dorfchristen gelten bei der Pacht eines Grundstücks oder eines Rechtes auch für die Fälle, in denen das Pachtverhältniß unter Einhaltung der gesetzlichen Frist vorzeitig gekündigt werden kann.

§ 596. Dem Pächter steht das im § 549 Abs. 1 bestimmte Kün­ digungsrecht nicht zu. Der Verpächter ist nicht berechtigt, das Pachtverhältniß nach 8569 zu kündigen. Eine Kündigung des Pachtverhältnisses nach § 570 findet nicht statt.

§ 597. Giebt der Pächter den gepachteten Gegenstand nach der Beendigung der Pacht nicht zurück, so kann der Verpächter für die Dauer der Borenthaltung als Entschädigung den vereinbarten Pachtzins nach dem Verhältnisse verlangen, in welchem die Nutzungen, die der Pächter während dieser Zeit gezogen hat oder hätte ziehen können, zu den Nutzungen deS ganzen Pachtjahrs stehen. Die Geltendmachung eines weiteren Schadens ist nicht ausgeschlossen. vierter Titel.

Leihe. § 598. Durch den Leihvertrag wird der Verleiher einer Sache verpflichtet, dem Entleiher den Gebrauch der Sache unentgeltlich zu gestatten.

§ 599.

Der Verleiher hat nur Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit

zu vertreten.

§ 600. Verschweigt der Verleiher arglistig einen Mangel im Rechte oder einen Fehler der verliehenen Sache, so ist er verpflichtet, dem Entleiher den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. § 601. Der Entleiher hat die gewöhnlichen Kosten der Erhaltung der geliehenen Sache, bei der Leihe eines Thieres insbesondere die Fütter­ ungskosten, zu tragen. Die Verpflichtung des Verleihers zum Ersatz anderer Verwendungen bestimmt sich nach den Vorschriften über die Geschäftsführung ohne Auftrag. Der Entleiher ist berechtigt, eine Einrichtung, mit der er die Sache versehen hat, wegzunehmen. § 602. Veränderungen oder Verschlechterungen der geliehenen Sache, die durch den vertragsmäßigen Gebrauch herbeigeführt werden, hat der Entleiher nicht zu vertreten.

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§ 603. Der Entleiher darf von der geliehenen Sache keinen anderen als den vertragsmäßigen Gebrauch machen. Er ist ohne die Erlaubniß des Verleihers nicht berechtigt, den Gebrauch der Sache einem Dritten zu überlasten. 8 664. Der Entleiher ist verpflichtet, die geliehene Sache nach dem Ablaufe der für die Leihe bestimmten Zeit zurückzugeben. Ist eine Zeit nicht bestimmt, so ist die Sache zurückzugeben, nachdem der Entleiher den sich aus dem Zwecke der Leihe ergebenden Gebrauch gemacht hat. Der Verleiher kann die Sache schon vorher zurückfordern, veiyr so viel Zeit verstrichen ist, daß der Entleiher den Gebrauch hätte machen können. Ist die Dauer der Leihe weder bestimmt noch aus dem Zwecke zu entnehmen, so kann der Verleiher die Sache jederzeit zurückfordern. Ueberläßt der Entleiher den Gebrauch der Sache einem Dritte», so kann der Verleiher sie nach der Beendigung der Leihe auch von dem Dritten zurückfordern.

§ 605. Der Verleiher kann die Leihe kündigen: 1. wenn er in Folge eines nicht vorhergesehenen Umstandes der verliehenen Sache bedarf; 2. wenn der Entleiher einen vertragswidrigen Gebrauch von der Sache macht, insbesondere unbefugt den Gebrauch einem Dritten überläßt, oder die Sache durch Vernachlästigung der ihm obliegenden Sorgfalt erheblich gefährdet; 3. wenn der Entleiher stirbt. 8 606. Die Ersatzansprüche des Verleihers wegen Veränderungen oder Verschlechterungen der verliehenen Sache sowie die Ansprüche des Entleihers auf Ersatz von Verwendungen oder auf Gestattung der Wegnahme einer Einrichtung verjähren in sechs Monaten. Die Vorschriften des § 558 Ms. 2, 3 finden entsprechende Anwendung. Fünfter Titel.

Darlehen. 8 607. Wer Geld oder andere vertretbare Sachen als Darlehen empfangen hat, ist verpflichtet, dem Darleiher das Empfangene in Sachen von gleicher Art, Güte und Menge zurückzuerstatten. Wer Geld oder andere vertretbare Sachen aus einem anderen Grunde schuldet, kann mit dem Gläubiger vereinbaren, daß das Geld oder die Sachen als Darlehen geschuldet werden sollen. 8 608. Sind für ein Darlehen Zinsen bedungen, so find sie, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist, nach dem Ablaufe je eines Jahres und, wenn das Darlehen vor dem Ablauf eines Jahres zurückzuerstatten ist, bei der Rückerstattung zu entrichten. 8 609. Ist für die Rückerstattung eines Darlehens eine Zeit nicht bestimmt, so hängt die Fälligkeit davon ab, daß der Gläubiger oder der Schuldner kündigt.

BGB.

Zweites Buch. Recht der 'Schuldverhältnisse.

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Die Kündigungsfrist beträgt bei Darlehen von mehr als dreihundert Mark drei Monate, bei Darlehen von geringerem Betrag einen Monat. Sind Zinsen nicht bedungen, so ist der Schuldner auch ohne Kündigung zur Rückerstattung berechtigt.

§ 610. Wer die Hingabe eines Darlehens verspricht, kann im Zweifel das Versprechen widerrufen, wenn in den VermögenSverhältnissen des anderen Theiles eine wesentliche Verschlechterung eintritt, durch die der Anspruch auf die Rückerstattung gefährdet wird. Sechster Titel.

Tienstvertrag.

$ 611. Durch den Dienstvertrag wird derjenige, welcher Dienste zusagt, zur Leistung der versprochenen Dienste, der andere Theil zur Ge­ währung der vereinbarten Vergütung verpflichtet. Gegenstand des Dienstvertrags können Dienste jeder Art sein. § 612. Eine Vergütung gilt als stillschweigend vereinbart, wenn die Dienstleistung den Umständen nach nur gegen eine Vergütung zu erwarten ist. Ist die Höhe der Vergütung nicht bestimmt, so ist bei dem Bestehen einer Taxe die taxmäßige Vergütung, in Ermangelung einer Taxe die übliche Vergütung als vereinbaä anzusehen. § 618. Der zur Dienstleistung Verpflichtete hat die Dienste im Zweifel in Person zu leisten. Der Anspruch auf die Dienste ist im Zweifel nicht übertragbar.

§ 614. Die Vergütung ist nach der Leistung der Dienste zu entrichten. Ist die Vergütung nach Zeitabschnitten bemesien, so ist sie nach dem Ablaufe der einzelnen Zeitabschnitte zu entrichten. § 615. Kommt der Dienstberechtigte mit der Annahme der Dienste in Verzug, so kann der Verpflichtete für die in Folge des Verzug» nicht geleisteten Dienste die vereinbarte Vergütung verlangen , ohne zur Nachleistung verpflichtet zu sein. Er muß sich jedoch den Werth desjenigen anrechnen lasten, was er in Folge des Unterbleibens der Dienstleistung erspart oder durch anderweitige Verwendung seiner Dienste erwirbt oder zu erwerben böswillig unterläßt. § 616. Der zur Dienstleistung Verpflichtete wird des Anspruchs auf die Vergütung nicht dadurch verlustig, daß er für eine verhÄtnißmäßig nicht erhebliche Zeit durch einen in seiner Person liegenden Grund ohne sein Verschulden an der Dienstleistung verhindert wird. Er muß sich jedoch den Betrag anrechnen lasten, welcher ihm für die Zeit der Ver­ hinderung aus einer auf Grund gesetzlicher Verpflichtung bestehenden Kranken- oder Unfallversicherung zukommt. § 617. Ist bei einem dauernden Dienstverhältnisse, welches die Erwerbsthätigkeit des Verpflichteten vollständig oder hauptsächlich in

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BGB.

Anspruch nimmt, der Verpflichtete in die häusliche Gemeinschaft aus­ genommen, so hat der Dienstberechtigte ihm im Falle der Erkrankung die erforderliche Verpflegung und ärztliche Behandlung bis zur Dauer von sechs Wochen, jedoch nicht über die Beendigung des Dienstverhältnisses hinaus, zu gewähren, sofern nicht die Erkrankung von dem Verpflichteten vorsätzlich oder durch grobe Fahrlässigkeit herbeigeführt worden ist. Die Verpflegung und ärztliche Behandlung kann durch Aufnahme des Ver­ pflichteten in eine Krankenanstalt gewährt werden. Die Kosten können auf die für die Zeit der Erkrankung geschuldete Vergütung angerechnet werden. Wird das Dienstverhältniß wegen der Erkrankung von dem Dienstberechtigten nach § 626 gekündigt, so bleibt die dadurch herbeige­ führte Beendigung des Dienstverhältnisses außer Betracht. Die Verpflichtung des Dienstberechtigten tritt nicht ein, wenn für die Verpflegung und ärztliche BehaMung durch eine Versicherung oder durch eine Einrichtung der öffentlichen Krankenpflege Vorsorge getroffen ist.

K 618. Der Dienstberechtigte hat Räume, Vorrichtungen oder Geräthschasteu, die er zur Verrichtung der Dienste zu beschaffen hat, so einzurichten und zu unterhalten und Dienstleistungen, die unter seiner An­ ordnung oder seiner Leitung vorzunehmen sind, so zu regeln, daß der Verpflichtete gegen Gefahr für Leben und Gesundheit soweit geschützt ist, als die Natur der Dienstleistung es gestattet. Ist der Verpflichtete in die häusliche Gemeinschaft ausgenommen, so hat der Dienstberechtigte in Ansehung des Wohn- und Schlafraums, der Verpflegung sowie der Arbeits- und Erholungszeit diejenigen Einricht­ ungen und Anordnungen zu treffen, welche mit Rücksicht auf die Ge­ sundheit, die Sittlichkeit und die Religion des Verpflichteten erforderlich sind. Erfüllt der Dienstberechtigte die ihm in Ansehung des Lebens und der Gesundheit des Verpflichteten obliegenden Verpflichtungen nicht, so finden auf seine Verpflichtung zum Schadensersätze die für unerlaubte Handlungen geltenden Vorschriften der §§ 842 bis 846 entsprechende An­ wendung. § 619. Die dem Dienstberechtigten nach den §§ 617, 618 ob­ liegenden Verpflichtungen können nicht im voraus durch Vertrag auf­ gehoben oder beschränkt werden.

§ 620. Das Dienstverhältniß endigt mit dem Ablaufe der Zeit, für bjt es eingegangen ist. Ist die Dauer des Dienstverhältnisses weder bestimmt »och aus der Beschaffenheit oder dem Zwecke der Dienste zu entnehmen, so kann jeder Theil das Dienstverhältniß nach Maßgabe der §§ 621 bis 623 kündigen. § 621. Ist die Vergütung nach Tagen Kündigung an jedem Tage für den folgenden Tag Ist die Vergütung nach Wochen bemeffen, nur für den Schluß einer Kalenderwoche zulässig; ersten Werktage der Woche zu erfolgen.

bemessen, so ist die zulässig. so ist die Kündigung sie hat spätestens am

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Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

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Ist die Vergütung nach Monaten bemessen, so ist die Kündigung nur für den Schluß eines Kalendermonats zulässig; sie hat spätestens am fünfzehnten des Monats zu erfolgen. Ist die Vergütung nach Vierteljahren oder längeren Zeitabschnitten bemessen, so ist die KüMgung nur für den Schluß eines Kalenderviertel­ jahrs und nur unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von sechs Wochen zulässig-

§ 622. Das Dienstverhältniß der mit festen Bezügen zur Leistung von Diensten höherer Art Angestellten, deren Erwerbsthätigkeit durch das Dienstverhältniß vollständig oder hauptsächlich in Anspruch genommen wird, insbesondere der Lehrer, Erzieher, Privatbeamten, Mesellschasterchum, kann nur für den Schluß eines Kalendervierteljahrs und nur unter Ein­ haltung einer Kündigungsfrist von sechs Wochen gekündigt werden, auch wenn die Vergütung nach kürzeren Zeitabschnitten als Vierteljahren be­ messen ist. § 623. Ist die Vergütung nicht nach Zeitabschnitten bemessen, so kann das Dienstverhältniß jederzeit gekündigt werden; bei einem die Erwerbsthätigkeit des Verpflichteten vollständig oder hauptsächlich in Anspruch nehmenden Dienstverhältniß ist jedoch eine Kündigungsfrist von zwei Wochen einzuhalten.

§ 624. Ist das Dienstverhältniß für die Lebenszeit einer Person oder für längere Zeit als fünf Jahre eingegangen, so kann es von dem Verpflichteten nach dem Ablaufe von fünf Jahren gekündigt werden. Die Kündigungsfrist beträgt sechs Monate. § 625. Wird das Dienstverhältniß nach dem Ablaufe der Dienstzxit von dem Verpflichteten mit Wissen des anderen Thelles fortgesetzt, so güt es als auf unbestimmte Zeit verlängert, sofern nicht der andere Theil unverzüglich widerspricht. 5 626. Das Dienstverhältniß kann von jedem Thelle ohne Ein­ haltung einer Kündigungsfrist gekündigt werden, wenn ein wichtiger Gmnd vorliegt.

§ 627. Hat der zur Dienstleistung Verpflichtete, ohne in einem dauernden Dienstverhältnisse mit festen Bezügen zu stehen, Dienste höherer Art zu leisten, die auf Gmnd besonderen Vertrauens übertragen zu werden pflegen, so ist die Kündigung auch ohne die im § 626 bezeichnete Voraus­ setzung zulässig. Der Verpflichtete darf nur in der Art kündigen, daß sich der Dienst­ berechtigte die Dienste anderweit beschaffen kann, es sei denn, daß ein wichtiger Grund für die unzeitige Kündigung vorliegt. Kündigt er ohne solchen Gmnd zur Unzeit, so hat er dem Dienstberechtigten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. § 628. Wird nach dem Beginne der Dienstleistung das Dvenstverhältniß auf Gmnd des § 626 oder des § 627 gekündigt, so kann der Verpflichtete einen seinen bisherigen Leistungen entsprechenden Theil der Vergütung verlangen.

Kündigt er, ohne durch vertragswidriges Verhalten

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BGB

des anderen Theiles dazu veranlaßt zu sein, oder veranlaßt er durch sein vertragswidriges Verhalten die Kündigung des anderen Theiles, so steht ihm ein Anspruch auf die Vergütung insoweit nicht zu, als seine bisherigen Leistungen in Folge der Kündigung für den anderen Theil kein Interesse haben. Ist die Vergütung für eine spätere Zeit im voraus entrichtet, so hat der Verpflichtete sie nach Maßgabe deS § 347 oder, wenn die Kündigung wegen eines Umstandes erfolgt, den er nicht zu vertreten hat, nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Be­ reicherung zurückzuerstatten. Wird die Kündigung durch vertragswidriges Verhalten des anderen Theiles veranlaßt, so ist dieser zum Ersätze des durch die Aufhebung des Dienstverhältnifles entstehenden Schadens verpflichtet.

8 629. Nach der Kündigung eines dauernden Dienstverhältnisses hat der Dienstberechtigte dem Verpflichteten auf Verlangen angemessene Zeit zum Aufluchen eines anderen Dienstverhältnisses zu gewähren. § 630. Bei der Beendigung eines dauernden Dienstverhältnisses kann der Verpflichtete von dem anderen Theile ein schriftliches Zeugniß über daS Dienstverhältniß und dessen Dauer fordern. Das Zeugniß ist aus Verlangen auf die Leistungen und die Führung im Dienste zu erstrecken. Siebenter Titel.

Werkvertrag. § 631. Durch den Werkvertrag wird der Unternehmer zur Her­ stellung des versprochenen Werkes, der Besteller zur Entrichtung der ver­ einbarten Vergütung verpflichtet. Gegenstand des Werkvertrags kann sowohl die Herstellung oder Ver­ änderung einer Sache als ein anderer durch Arbeit oder Dienstleistung herbeizuführender Erfolg sein. § 632. Eine Vergütung gilt als stillschweigend vereinbart, wenn die Herstellung des Werkes den Umständen nach nur gegen eine Vergütung zu erwarten ist. Ist die Höhe der Vergütung nicht bestimmt, so ist bei dem Bestehen einer Taxe die taxmüßige Vergütung, in Ermangelung einer Taxe die übliche Vergütung als vereinbart anzusehen. § 633. Der Unternehmer ist verpflichtet, das Werk so herzu­ stellen, daß es die zugeficherten Eigenschaften hat und nicht mit Fehlern behaftet ist, die den Werth oder die Tauglichkeit zu dem gewöhnlichen oder dem nach dem Vertrage vorausgesetzten Gebrauch aufheben oder mindern. Ist daS Werk nicht von dieser Beschaffenheit, so kann der Besteller die Beseitigung des Mangels verlangen. Der Unternehmer ist berechtigt, die Beseitigung zu verweigern, wenn sie einen unverhältnißmäßigen Auf­ wand erfordert. Ist der Unternehmer mit der Beseitigung des Mangels im Verzüge, so kann der Besteller den Mangel selbst beseitigen und Ersatz der erforder­ lichen Aufwendungen verlangen.

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Zweites Buch. Recht der SchuldverhLltnisse.

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§ 634. Zur Beseitigung eines Mangels der im § 633 bezeichneten Art kann der Besteller dem Unternehmer eine angemessene Frist mit der Erklärung bestimmen, daß er die Beseitigung des Mangels nach dem Ablaufe der Frist ablehne. Zeigt sich schon vor der Mlieferung deS Werkes ein Mangel, so kann der Besteller die Frist sofort bestimmen; die Frist muß so bemessen werden, daß sie nicht vor der für die Ab­ lieferung bestimmten Frist abläust. Nach dem Ablaufe der Frist kann der Besteller Rückgängigmachung des Vertrags (Wandelung) oder Herab­ setzung der Vergütung (Minderung) verlangen, wenn nicht der Mangel rechtzeitig beseitigt worden ist; der Anspruch auf Beseitigung deS Mangels ist ausgeschlossen. Der Bestimmung einer Frist bedarf eS nicht, wenn die Beseitigung des Mangels unmöglich ist oder von dem Unternehmer verweigert wird oder wenn die sofortige Geltendmachung des Anspruchs auf Wandelung oder auf Minderung durch ein besonderes Interesse des Bestellers gerecht­ fertigt wird. Die Wandelung ist ausgeschlossen, wenn der Mangel den Werth oder die Tauglichkeit des Werkes nur unerheblich mindert. Auf die Wandelung und die Minderung finden die für den Kauf geltenden Vorschriften der §§ 465 bis 467, 469 bis 475 entsprechende Anwendung. § 635. Beruht der Mangel des Werkes auf einem Umstande, den der Unternehmer zu vertreten hat, so kann der Besteller statt der Wandelung oder der Minderung Schadensersatz wegen Nichterfüllung verlangen.

§ 636. Wird das Werk ganz oder zum Theil nicht rechtzeitig hergestellt, so finden die für die Wandelung geltenden Vorschriften bei § 634 Abs. 1 bis 3 entsprechende Anwendung; an die Stelle des An­ spruchs auf Wandelung tritt das Recht des Bestellers, nach § 327 von dem Vertrage zurückzutreten. Die im Falle des Verzugs des Unternehmers dem Besteller zustehenden Rechte bleiben unberührt. Bestreitet der Unternehmer die Zulässigkeit des erklärten Rücktritts, weil er das Werk rechtzeitig hergestellt habe, so trifft ihn die Beweislast. § 637. Eine Vereinbarung, durch welche die Verpflichtung deS Unternehmers, einen Mangel des Werkes zu vertreten, erlassen oder be­ schränkt wird, ist nichtig, wenn der Unternehmer den Mangel arglistig verschweigt. $ 638. Der Anspruch deS Bestellers auf Beseitigung eines Mangels deS Werkes sowie die wegen des Mangels dem Besteller zustehenden An­ sprüche auf Wandelung, Minderung oder Schadensersatz verjähren, sofern nicht der Unternehmer den Mangel arglistig verschwiegen hat, in sechs Monaten, bei Arbeiten an einem Grundstück in einem Jahre, bei Bau­ werken in fünf Jahren. Die Verjährung beginnt mit der Abnahme des Werkes. Die Verjährungsfrist kann durch Vertrag verlängert werden.

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§ 639. Auf dir Verjährung der im § 638 bezeichneten Ansprüche deS Bestellers finden die für die Verjährung der Ansprüche des Käufer­ geltenden Vorschriften des § 477 Abs. 2, 3 und der §§ 478, 479 ent­ sprechende Anwendung. Unterzieht sich der Unternehmer im Einverständnifie mit dem Be­ steller der Prüfung des Vorhandenseins des Mangels oder der Beseitigung deS Mangels, so ist die Verjährung so lange gehemmt, bis der Unter­ nehmer daS Ergebniß der Prüfung dem Besteller mittheilt oder ihm gegenüber den Mangel für beseitigt erllärt oder die Fortsetzung der Be­ seitigung verweigert. 8 649. Der Besteller ist verpflichtet, das vertragsmäßig hergestellte Werk abzunehmen, sofern nicht nach der Beschaffenheit des Werkes die Abnahme ausgeschlossen ist. Nimmt der Besteller ein mangelhaftes Werk ab, obschon er den Mangel kennt, so stehen ihm die in den §§ 633, 634 bestimmten Antzrüche nur zu, wenn er sich seine Rechte wegen des Mangels bei der Abnahme vorbehält.

8 641. Die Vergütung ist bei der Abnahme des Werkes zu entrichten. Ist daS Werk in Theilen abzunehmen und die Vergütung für die einzelnen Theile bestimmt, so ist die Vergütung für jeden Theil bei dessen Abnahme zu entrichten. Eine in Geld festgesetzte Vergütung hat der Besteller von der Ab­ nahme des Werkes an zu verzinsen, sofern nicht die Vergütung gestundet ist. 8 642. Ist bei der Herstellung des Werkes eine Handlung des Bestellers erforderlich, so kann der Unternehmer, wenn der Besteller durch daS Unterlassen der Handlung in Verzug der Annahme kommt, eine augemeffene Entschädigung verlangen. Die Höhe der Entschädigung bestimmt sich einerseits nach der Dauer des Verzugs und der Höhe der vereinbarten Vergütung, andererseits nach demjenigen, was der Unternehmer in Folge deS Verzugs an Aufwendungen erspart oder durch anderweitige Verwendung seiner Arbeitskraft erwerben kann. 8 643. Der Unternehmer ist im Falle des § 642 berechtigt, dem Besteller zur Nachholung der Handlung eine angemeffene Frist mit der Erllärung zu bestimmen, daß er den Vertrag kündige, wenn die Handlung nicht bis zum Ablaufe der Frist vorgenommen werde. Der Vertrag gilt als aufgehoben, wenn nicht die Nachholung bis zum Ablaufe der Frist erfolgt. 8 644. Der Unternehmer trägt die Gefahr bis zur Abnahme des Werkes. Kommt der Besteller in Verzug der Annahme, so geht die Gefahr auf ihn über. Für den zufälligen Untergang und eine zufällige Verschlechterung des von dem Besteller gelieferten Stoffes ist der Unter­ nehmer nicht verantwortlich. Versendet der Unternehmer das Werk auf Verlangen des Bestellers nach einem anderen Orte als dem Erfüllungsorte, so finden die für den Kauf geltenden Vorschriften des § 447 entsprechende Anwendung.

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Zweites Buch. Recht der .SchuldverhLltnisse.

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§ 645. Ist das Werk vor der Abnahme in Folge eines Mangels des von dem Besteller gelieferten Stoffes oder in Folge einer von dem Besteller für die Ausführung ertheilten Anweisung untergegangen, ver­ schlechtert oder unausführbar geworden, ohne daß ein Umstand mitgewirkt hat, den der Unternehmer zu vertreten hat, so kann der Unternehmer einen der geleisteteten Arbeit entsprechenden Theil der Vergütung und Ersatz der in der Vergütung nicht inbegriffenen Auslagen verlangen. Das Gleiche gilt, wenn der Vertrag in Gemäßheit des § 643 aufgehoben wird. Eine weitergehende Haftung des Bestellers wegen Verschuldens bleibt unberührt.

§ 646. Ist nach der Beschaffenheit des Werkes die Abnahme ausgeschloffen, so tritt in den Fällen der §§ 638, 641, 644, 645 an die Stelle der Abnahme die Vollendung des Werkes. § 647. Der Unternehmer hat für seine Forderungen aus dem Vertrag ein Pfandrecht an den von ihm hergestellten oder ausgebesserten beweglichen Sachen des Bestellers, wenn sie bei der Herstellung oder zum Zwecke der Ausbesserung in seinen Besitz gelangt find. § 648. Der Unternehmer eines Bauwerkes oder eines einzelnen Theiles eines Bauwerkes kann für seine Forderungen aus dem Vertrage die Einräumung einer Sicherungshypothek an dem Baugrundstücke des Bestellers verlangen. Ist das Werk noch nicht vollendet, so kann er die Einräumung der Sicherungshypothek für einen der geleisteten Arbeit entsprechenden Theil der Vergütung und für die in der Vergütung nicht inbegriffenen Auslagen verlangen. § 649. Der Besteller kann bis zur Vollendung des Werkes jederzeit den Vertrag kündigen. Kündigt der Besteller, so ist der Unternehmer berechtigt, die vereinbarte Vergütung zu verlangen; er muß sich jedoch dasjenige anrechnen lassen, was er in Folge der Aufhebung des Vertrags an Aufwendungen erspart oder durch anderweitige Verwendung seiner Arbeitskraft erwirbt oder zu erwerben böswillig unterläßt. § 650. Ist dem Vertrag ein Kostenanschlag zu Grunde gelegt worden, ohne daß der Unternehmer die Gewähr für die Richtigkeit des Anschlags übernommen hat, und ergiebt fich, daß das Werk nicht ohne eine wesentliche Ueberschreitung des Anschlags ausführbar ist, so steht dem Unternehmer, wenn der Besteller den Vertrag aus diesem Grunde kündigt, nur der im § 645 Abs. 1 bestimmte Anspruch zu. Ist eine solche Ueberschreitung des Anschlags zu erwarten, so hat der Unternehmer dem Besteller unverzüglich Anzeige zu machen.

§ 651. Verpflichtet sich der Unternehmer, daS Werk aus einem von ihm zu beschaffenden Stoffe herzustellen, so hat er dem Besteller die hergestellte Sache zu übergeben und das Eigenthum an der Sache zu verschaffen. Auf einen solchen Vertrag finden die Vorschriften über den Kauf Anwendung; ist eine nicht vertretbare Sache herzustellen, so treten an die Stelle des § 433, des § 446 Abs. 1 Satz 1 und der §§ 447, 459, 460, 462 bis 464, 477 bis 479 die Vorschriften über den Werk­ vertrag mit Ausnahme der §§ 647, 648.

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Verpflichtet sich der Unternehmer nur zur Beschaffung von Zuthaten oder sonstigen Nebensachen, so finden ausschließlich die Vorschriften über den Weckertrag Anwendung. Achter Titel.

Niiklervertrrg. § 652. Wer für den Nachweis der Gelegenheit zum Abschluß eines Veckags oder für die Vermittelung eines Vertrags einen Makler­ lohn verspricht, ist zur Entrichtung des Lohnes nur verpflichtet, wenn der Veckag in Folge des Nachweises oder in Folge der Vermittelung des Millers zu Stande kommt. Wird der Veckag unter einer auffchiebenden Bedingung geschlossen, so kann der Mällerlohn erst verlangt werden, wenn die Bedingung eintritt. Aufwendungen sind dem Müller nur zu ersetzen, wenn es vereinbart ist. Dies gilt auch dann, wenn ein Vertrag nicht zu Stande kommt.

8 653. Ein Müllerlohn gilt als stillschweigend vereinbart, wenn die dem Müller übeckagene Leistung den Umstünden nach nur gegen eine Bergittung zu erwarten ist. Ist die Höhe der Vergütung nicht bestimmt, so ist bei dem Be­ stehen einer Taxe der taxmäßige Lohn, in Ermangelung einer Taxe der übliche Lohn als vereinbart anzusehen.

8 654. Der Anspruch auf den Müllerlohn und den Ersatz von Aufweichungen ist ausgeschlossen, wenn der Müller dem Inhalte des Veckags zuwcher auch für den anderen Theil thätig gewesen ist.

8 655. Ist für den Nachweis der Gelegenheit zum Abschluß eines DienstveckagS oder für die Vermittelung eines solchen Vertrags ein unverhültnißmüßig hoher Mällerlohn vereinbart worden, so kann er aus Antrag des Schuldners durch Urtheil auf den angemessenen Betrag herab­ gesetzt werden. ausgeschlossen.

Nach der Entrichtung des Lohnes ist die Herabsetzung

§ 656. Durch das Versprechen eines Lohnes für den Nachweis der Gelegenheit zur Eingehung einer Ehe oder für die Vermittelung des Zustandekommens einer Ehe wird eine Verbindlichkeit nicht begründet. Das auf Grund des Versprechens Geleistck kann nicht deshalb zurück­ gefordert werden, weil eine VerbiMichkeit nicht bestanden hat. Diese Vorschriften gelten auch für eine Vereinbarung, durch die der andere Theil zum Zwecke der Erfüllung des Versprechens dem Müller gegenüber eine Verbindlichkeit eingeht, insbesondere für ein Schuldanerkenntniß.

BGB.

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Zweites Buch. Recht der SchuldverhLltnisse.

neunter Titel.

A«5lobll»g.

§ 657. Wer durch öffentliche Bekanntmachung eine Belohnung für die Vornahme einer Handlung, insbesondere für die Herbeiführung eines Erfolges, aussetzt, ist verpflichtet, die Belohnung demjenigen zu entrichten, welcher die Handlung vorgenommen hat, auch wenn dieser nicht mit Rücksicht auf die Auslobung gehandelt hat. § 658. Die Auslobung kann bis zur Vornahme der Handlung widerrufen werden. Der Widerruf ist nur wirksam, wenn er in derselben Weise wie die Auslobung bekannt gemacht wird oder wenn er durch besondere Mittheilung erfolgt. Auf die Widerruflichkeit kann in der Auslobung verzichtet werden; ein Verzicht liegt im Zweifel in der Bestimmung einer Frist für die Vornahme der Handlung. § 659. Ist die Handlung, für welche die Belohnung ausgesetzt ist, mehrmals vorgenommen worden, so gebührt die Belohnung demjenigen, welcher die Handlung zuerst vorgenommen hat. Ist die Handlung von Mehreren gleichzeitig vorgenommen worden, so gebührt jedem ein gleicher Theil der Belohnung. Läßt sich die Belohnung wegen ihrer Beschaffenheit nicht theilen oder soll nach dem Inhalte der Auslobung nur Einer die Belohnung erhalten, so entscheidet das Loos. 5 660. Haben Mehrere zu dem Erfolge mitgewirkt, für den die Belohnung ausgesetzt ist, so hat der Auslobende die Belohnung unter Berücksichtigung des Antheils eines jeden an dem Erfolge nach billigem Ermessen unter sie zu vertheileu. Die Vertheilung ist nicht verbindlich, wenn sie offenbar unbillig ist; sie erfolgt in einem solchen Falle durch Urtheil. Wird die Vertheilung deS Auslobenden von einem der Betheiligten nicht als verbindlich anerkannt, so ist der Auslobende berechtigt, die Er­ füllung zu verweigern, bis die Betheiligten den Streit über ihre Berechtigung unter sich ausgetragen haben; jeder von ihnen kann verlangen, daß die Belohnung für alle hinterlegt wird. Die Vorschrift des § 659 Abs. 2 Satz 2 findet Anwendung. § 661. Die Auslobung, die eine Preisbewerbung zum Gegenstände hat, ist nur gültig, wenn in der Bekanntmachung eine Frist für die Bewerbung bestimmt wird. Die Entscheidung darüber, ob eine innerhalb der Frist erfolgte Bewerbung der Auslobung entspricht oder welche von mehreren Bewerbungen den Vorzug verdient, ist durch die in der Auslobung bezeichnete Person, in Ermangelung einer solchen durch den Auslobenden zu treffen. Die Entscheidung ist für die Betheiligten verbindlich. Bei Bewerbungen von gleicher Würdigkeit finden auf die Zuertheilung des Preises die Vorschriften des § 659 Abs. 2 Anwendung. Die Uebertragung des Eigenthums an dem Werke kann der Aus­ lobende nur verlangen, wenn er in der Auslobung bestimmt hat, daß die Uebertragung erfolgen soll. Jaeger, Reichs,ivtlgesetze.

3. Auflage

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Schnier Titel. Auftrag. § 662. Durch die Annahme eines Auftrags verpflichtet sich der Beauftragte, ein ihm von dem Auftraggeber übertragenes Geschäft für diesen unentgeltlich zu besorgen. 5 663. Wer zur Besorgung gewiffer Geschäfte öffentlich bestellt ist oder sich öffentlich erboten hat, ist, wenn er einen auf solche Geschäfte gerichteten Auftrag nicht annimmt, verpflichtet, die Ablehnung dem Auf­ traggeber unverzüglich anzuzeigen. DaS Gleiche gilt, wenn sich Jemand dem Auftraggeber gegenüber zur Besorgung gewiffer Geschäfte erboten hat. § 664. Der Beauftragte darf im Zweifel die Ausführung des Auftrags nicht einem Dritten übertragen. Ist die Uebertragung gestattet, so hat er nur ein ihm bei der Uebertragung zur Last fallendes Verschulden zu vertreten. Für das Verschulden eines Gehülfen ist er nach § 278 verantwortlich. Der Anspruch auf Ausführung des Auftrags ist im Zweifel nicht übertragbar.

§ 665. Der Beauftragte ist berechtigt, von den Weisungen des Auftraggebers abzuweichen, wenn er den Umständen nach annehmen darf, daß der Auftraggeber bei Kenntniß der Sachlage die Abweichung billigen würde. Der Beauftragte hat vor der Abweichung dem Auftraggeber Anzeige zu machen und deffen Entschließung abzuwaäen, wenn nicht mit dem Aufschübe Gefahr verbunden ist.

5 666. Der Beauftragte ist verpflichtet, dem Auftraggeber die erforderlichen Nachrichten zu geben, auf Verlangen über den Stand des Geschäfts Auskunft zu ertheilen und nach der Ausführung des Auftrags Rechenschaft abzulegen. 5 667. Der Beauftragte ist verpflichtet, dem Auftraggeber Alles, was er zur Ausführung des Auftrags erhält und was er aus der Geschäfts­ besorgung erlangt, herauszugeben. S 668. Verwendet der Beauftragte Geld für sich, das er dem Auf­ traggeber herauszugeben oder für ihn zu verwenden hat, so ist er verpflichtet, eS von der Zeit der Verwendung an zu verzinsen.

§ 669. Für die zur Ausführung des Auftrags erforderlichen Auf­ wendungen hat der Auftraggeber dem Beauftragten auf Verlangen Vor­ schuß zu leisten.

§ 670. Macht der Beauftragte zum Zwecke der Ausführung des Auftrags Aufwendungen, die er den Umständen nach für erforderlich halten darf, so ist der Auftraggeber zum Ersätze verpflichtet. § 671. Der Auftrag kann von dem Auftraggeber jederzeit widertufen, von dem Beauftragten jederzeit gekündigt werden. Der Beauftragte darf nur in der Art kündigen, daß der Auftrag­ geber für die Besorgung des Geschäfts anderweit Fürsorge treffen kann,

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Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

es sei denn, daß ein wichtiger Grund für die unzeitige Kündigung vor­ liegt. Kündigt er ohne solchen Grund zur Unzeit, so hat er dem Auftrag­ geber den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Liegt ein wichtiger Grund vor, so ist der Beauftragte zur Kündigung auch dann berechtigt, wenn er auf das Kündigungsrecht verzichtet hat.

§ 672. Der Auftrag erlischt im Zweifel nicht durch den Tod oder den Eintritt der Geschäftsunfähigkeit des Auftraggebers. Erlischt der Auftrag, so hat der Beauftragte, wenn mit dem Aufschübe Gefahr ver­ bunden ist, die Besorgung des übertragenen Geschäfts stirtzusetzen, bis der Erbe oder der gesetzliche Vertreter des Auftraggebers aflderweit Fürsorge treffen kann; der Auftrag güt insoweit als fortbestehenK § 673. Der Auftrag erlischt im Zweifel durch den Tod des Beauftragten. Erlischt der Auftrag, so hat der Erbe des Beauftragten den Tod dem Auftraggeber unverzüglich anzuzeigen und, wenn mit dem Auffchube Gefahr verbunden ist, die Besorgung des übertragenen Geschäfts fortzusetzen, bis der Auftraggeber anderweit Fürsorge treffen tonn; der Auftrag gilt insoweit als fortbestehend. § 674. Erlischt der Auftrag in anderer Weise als durch Widerruf, so gilt er zu Gunsten des Beauftragten gleichwohl als fortbestehend, bis der Beauftragte von dem Erlöschen Kenntniß erlangt oder das Erlöschen kennen muß.

K 675. Auf einen Dienstvertrag oder einen Werkvertrag, der eine Geschästsbesorgung zum Gegenstände hat, finden die Vorschriften der 88 663, 665 bis 670, 672 bis 674 und, wenn dem Verpflichteten daS Recht zusteht, ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist zu kündigen, auch die Vorschriften des 8 671 Abs. 2 entsprechende Anwendung.

$ 676. Wer einem Anderen einen Rath oder eine Empfehlung ertheilt, ist, unbeschadet der sich aus einem VertragSverhältniß oder einer unerlaubten Handlung ergebenden Verantwortlichkeit, zum Ersätze des aus der Befolgung des Rathes oder der Empfehlung entstehenden Schadens nicht verpflichtet.

Lifte, Titel. SeschiiftZführuug ohuk Auftrag. § 677. Wer ein Geschäft für einen Anderen besorgt, ohne von ihm beauftragt oder ihm gegenüber sonst dazu berechtigt zu sein, hat daS Geschäft so zu führen, wie das Jntereffe des Geschäftsherrn mit Rücksicht aus dessen wirklichen oder muthmaßlichen Willen es erfordert. § 678. Steht die Uebernahme der Geschäftsführung mit dem wirklichen oder dem muthmaßlichen Willen des Geschäftsherrn in Wider­ spruch und mußte der Geschäftsführer dies erkennen, so ist er dem Geschäfts­ herrn zum Ersätze des aus der Geschäftsführung entstehenden Schadens auch dann verpflichtet, wenn ihm ein sonstiges Verschulden nicht zur Last fällt. 7*

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8 679. Ein der Geschäftsführung entgegenstehender Wille deS Geschästsherrn kommt nicht in Betracht, wenn ohne die Geschäftsführung eine Pflicht des Geschästsherrn, deren Erfüllung im öffentlichen Interesse liegt, oder eine gesetzliche Unterhaltspflicht des Geschäftsherrn nicht recht­ zeitig erfüllt werden würde. 8 680. Bezweckt die Geschäftsführung die Abwendung einer dem Geschästsherrn drohenden dringenden Gefahr, so hat der Geschäftsführer nur Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit zu vertreten. 8 681. Der Geschäftsführer hat die Uebernahme der Geschäfts­ führung, sobald es thunlich ist, dem Geschästsherrn anzuzeigen und, wenn nicht mit dem Auffchube Gefahr verbunden ist, deflen Entschließung abzu­ warten. Im Uebrigen finden auf die Verpflichtungen des Geschäftsführers die für einen Beauflagten geltenden Vorschriften der §§ 666 bis 668 entsprechende Anwendung. 8 682. Ist der Geschäftsführer geschäftsunfähig oder in der Ge­ schäftsfähigkeit beschränkt, so ist er nur nach den Vorschriften über den Schadensersatz wegen unerlaubter Handlungen und über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung verantwortlich. 8 683. Entspricht die Uebenmhme der Geschäftsführung dem Jnterefle und dem wirllichen oder dem muthmaßlichen Willen des Ge­ schästsherrn, so kann der Geschäftsführer wie ein Beauftragter Ersatz seiner Aufwendungen verlangen. In den Fällen des § 679 steht dieser Anspruch dem Geschäftsführer zu, auch wenn die Uebernahme der Geschäftsführung mit dem Willen des Geschästsherrn in Widerspruch steht.

8 684. Liegen die Voraussetzungen des § 683 nicht vor, so ist der Geschästsherr verpflichtet, dem Geschäftsführer Alles, was er durch die Geschäftsführung erlangt, nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung herauszugeben. Genehmigt der Geschäfts­ herr die Geschäftsführung, so steht dem Geschäftsführer der im § 683 bestimmte Anspruch zu. 8 685. Dem Geschäftsführer steht ein Anspruch nicht zu, wenn er nicht die Absicht hatte, von dem Geschästsherrn Ersatz zu verlangen. Gewähren Eltern oder Voreltern ihren Abkönimlingen oder diese jenen Unterhalt, so ist im Zweifel anzunehmen, daß die Absicht fehlt, von dem Empfänger Ersatz zu verlangen. 8 686. Ist der Geschäftsführer über die Person des Geschäfts Herrn im Irrthume, so wird der wirkliche Geschästsherr aus der Geschäfts­ führung berechtigt und verpflichtet.

8 687. Die Vorschriften der §§ 677 bis 686 finden keine An­ wendung , wenn Jemand ein fremdes Geschäft in der Meinung besorgt, daß es sein eigenes sei. Behandelt Jemand ein ftemdes Geschäft als sein eigenes, obwohl er weiß, daß er nicht dazu berechtigt ist, so kann der Geschästsherr die sich aus den 88 677, 678, 681, 682 ergebenden Ansprüche geltend machen. Macht er fie geltend, so ist er dem Geschäftsführer nach § 684 Satz 1 verpflichtet.

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Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

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Zwölfter Titel.

Verwahrung. K 688. Durch den Berwahrungsvertrag wird der Verwahrer Ver­ pflichtet, eine ihm von dem Hinterleger übergebene bewegliche Sache auf­ zubewahren.

§ 689. Eine Vergütung für die Aufbewahrung gilt als still­ schweigend vereinbart, wenn die Aufbewahrung den Umständen nach nur gegen eine Vergütung zu erwarten ist. § 690. Wird die Aufbewahrung unentgeltlich übernommen, so hat der Verwahrer nur für diejenige Sorgfalt einzustehen, welche er in eigenen Angelegenheiten anzuwenden Pflegt. K 691. Der Verwahrer ist im Zweifel nicht berechtigt, die hinter­ legte Sache bei einem Dritten zu hinterlegen. Ist die Hinterlegung bei einem Dritten gestattet, so hat der Verwahrer nur ein ihm bei dieser Hinterlegung zur Last fallendes Verschulden zu vertreten. Für das Ver­ schulden eines Gehülfen ist er nach § 278 verantwortlich.

5 692. Der Verwahrer ist berechtigt, die vereinbarte Art der Aufbewahrung zu ändern, wenn er den Umständen nach annehmen darf, daß der Hinterleger bei Kenntniß der Sachlage die Aenderung billigen würde. Der Verwahrer hat vor der Aenderung dem Hinterleger Anzeige zu machen und dessen Entschließung abzuwarten, wenn nicht mit dem Aufschübe Gefahr verbunden ist. § 693. Macht der Verwahrer zum Zwecke der Aufbewahrung Aufwendungen, die er den Umständen nach für erforderlich hallen darf, so ist der Hinterleger zum Ersätze verpflichtet.

§ 694. Der Hinterleger hat den durch die Beschaffenheit der hinter­ legten Sache dem Verwahrer entstehenden Schaden zu ersetzen, es sei denn, daß er die gefahrdrohende Beschaffenheit der Sache bei der Hinterlegung weder kennt noch kennen muß oder daß er fie dem Verwahrer angezeigt oder dieser sie ohne Anzeige gekannt hat. § 695. Der Hinterleger kann die hinterlegte Sache jederzeit zurückforderil, auch wenn für die Aufbewahrung eine Zeit bestimmt ist. § 696. Der Verwahrer kann, wenn eine Zeit für die Auf­ bewahrung nicht bestimmt ist, jederzeit die Rücknahme der hinterlegten Sache verlangen. Ist eine Zeit bestimmt, so kann er die vorzeitige Rücknahme nur verlangen, wenn ein wichtiger Grund vorliegt.

§ 697. Die Rückgabe der hinterlegten Sache hat an dem Orte zu erfolgen, an welchem die Sache auszubewahren war; der Verwahrer ist nicht verpflichtet, die Sache dem Hinterleger zu bringen. § 698. Verwendet der Verwahrer hinterlegtes Geld für sich, so ist er verpflichtet, es von der Zeit der Verwendung an zu verzinsen.

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§ 699. Der Hinterleger hat die vereinbarte Vergütung bei der Beendigung der Aufbewahrung zu entrichten. Ist die Vergütung nach Zeitabschnitten bemessen, so ist sie nach dem Ablaufe der einzelnen Zeit­ abschnitte zu entrichten. Endigt die Aufbewahrung vor dem Ablaufe der für sie bestimmten Zeit, so kann der Verwahrer einen seinen bisherigen Leistungen entsprechen­ den Theil der Vergütung verlangen, sofern nicht aus der Vereinbarung über die Vergütung sich ein Anderes ergiebt.

§ 700. Werden vertretbare Sachen in der Art hinterlegt, daß das Eigenthum auf den Verwahrer übergehen und dieser verpflichtet sein soll, Sachen von gleicher Art, Güte und Menge zurückzugewähren, so finden die Vorschriften über das Darlehen Anwendung. Gestattet der Hinterleger dem Verwahrer, hinterlegte vertretbare Sachen zu verbrauchen, so finden die Vorschriften über das Darlehen von dem Zeitpunkt an An­ wendung, in welchem der Verwahrer sich die Sachen aneignet. In beiden Fällen bestimmen sich jedoch Zeit und Ort der Rückgabe im Zweifel nach den Vorschriften über den Verwahrungsvertrag. Bei der Hinterlegung von Wertpapieren ist eine Vereinbarung der im Abs. 1 bezeichneten Art

nur gültig, wenn sie ausdrücklich getroffen wird.

Dreizehnter Titel.

Cillbriugung vou Sache« bei Sastwirthe«. § 701. Ein Gastwirth, der gewerbsmäßig Fremde zur Beher­ bergung aufnimmt, hat einem im Betriebe dieses Gewerbes aufgenommenen Gaste den Schaden zu ersetzen, den der Gast durch den Verlust oder die Beschädigung eingebrachter Sachen erleidet. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Schaden von dem Gaste, einem Begleiter des Gastes oder einer Person, die er bei sich ausgenommen hat, verursacht wird oder durch die Beschaffenheit der Sachen oder durch höhere Gewalt entsteht. Als eingebracht gelten die Sachen, welche der Gast dem Gastwirth oder Leuten des Gastwirths, die zur Entgegennahme der Sachen bestellt oder nach den Umständen als dazu bestellt anzusehen waren, übergeben oder an einen ihm von diesen angewiesenen Ort oder in Ermangelung einer Anweisung an den hierzu bestimmten Ort gebracht hat. Ein Anschlag, durch den der Gastwirth die Haftung ablehnt, ist ohne Wirkung.

§ 702. Für Geld, Werthpapiere und Kostbarkeiten hastet der Gastwirth nach § 701 nur bis zu dem Betrage von eintausend Mark, es sei denn, daß er diese Gegenstände in Kenntniß ihrer Eigenschaft als Werthsachen zur Aufbewahrung übernimmt oder die Aufbewahrung ablehnt oder daß der Schaden von ihm oder von seinen Leuten verschuldet wird. § 703. Der dem Gaste auf Grund der §§ 701, 702 zustehende Anspruch erlischt, wenn nicht der Gast unverzüglich, nachdem er von dem Verlust oder der Beschädigung Kenntniß erlangt hat, dem Gastwirth

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Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

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Anzeige macht. Der Anspruch erlischt nicht, wenn die Sachen dem Gast­ wirthe zur Aufbewahrung übergeben waren.

§ 704. Der Gastwirth hat für seine Forderungen fitr Wohnung und andere dem Gaste zur Befriedigung seiner Bedürfnisse gewährte Leistungen, mit Einschluß der Auslagen, ein Pfandrecht an den einge­ brachten Sachen des Gastes. Die für das Pfandrecht des Vermiethers geltenden Vorschriften des § 559 Satz 3 und der §§ 560 bis 563 finden entsprechende Anwendung.

vierzehnter Titel. Sesellschaft. 8 705, Durch den Gesellschaftsvertrag verpflichten sich die Ge­ sellschafter gegenseitig, die Erreichung eines gemeinsamen Zweckes in der durch den Vertrag bestimmten Weise zu fördern, insbesondere die verein­ barten Beiträge zu leisten.

8 706. Die Gesellschafter haben in Ermangelung einer anderen Vereinbarung gleiche Beiträge zu leisten. Sind vertretbare oder verbrauchbare Sachen beizutragen, so ist im Zweifel anzunehmen, daß fie gemeinschaftliches Eigenthum der Gesellschafter werden sollen. Das Gleiche gilt von nicht vertretbaren und nicht verbrauch­ baren Sachen, wenn fie nach einer Schätzung beizutragen ftnb, die nicht blos für die Gewinnvertheilung bestimmt ist. Der Beitrag eines Gesellschafters kann auch in der Leistung von Diensten bestehen. § 707. Zur Erhöhung des vereinbarten Beitrags oder zur Er­ gänzung der durch Verlust verminderten Einlage ist ein Gesellschafter nicht verpflichtet.

§ 708. Ein Gesellschafter hat bei der Erfüllung der ihm obliegen­ den Verpflichtungen nur für diejenige Sorgfalt einzustehen, welche er in eigenen Angelegenheiten anzuwenden pflegt. 8 709. Die Führung der Geschäfte der Gesellschaft steht den Ge­ sellschaftern gemeinschaftlich zu; für jedes Geschäft ist die Zustimmung aller Gesellschafter erforderlich. Hat nach dem Gesellschastsvertrage die Mehrheit der Stimmen zu entscheiden, so ist die Mehrheit im Zweifel nach der Zahl der Gesellschafter zu berechnen. K 710. Ist in dem Gellschastsvertrage die Führung der Geschäfte einem Gesellschafter oder mehreren Gesellschaftern übertragen, so sind die übrigen Gesellschafter von der Geschäftsführung ausgeschlosien. Ist die Ge­ schäftsführung mehreren Gesellschaftern übertragen, so finden die Vor­ schriften des 8 709 entsprechende Anwendung.

8 711. Steht nach dem Gesellschastsvertrage die Führung der Geschäfte allen oder mehreren Gesellschaftern in der Art zu, daß jeder allein zu handeln berechtigt ist, so kann jeder der Vornahme eines

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Geschäfts durch den anderen widersprechen. muß das Geschäft unterbleiben.

Im Falle des Widerspruchs

§ 712. Die einem Gesellschafter durch den Gesellschaftsvertrag über­ tragene Befugniß zur Geschäftsführung kann ihm durch einstimmigen Be­ schluß oder, falls nach dem Gesellschaftsvertrage die Mehrheit der Stimmen entscheidet, durch Mehrheitsbeschluß der übrigen Gesellschafter entzogen werden, wenn ein wichtiger Grund vorliegt; ein solcher Gmnd ist ins­ besondere grobe Pflichtverletzung oder Unfähigkeit zur ordnungsmäßigen Geschäftsführung. Der Gesellschafter kann auch seinerseits die Geschäftsführung kündigen, wenn ein wichtiger Grund vorliegt; die für den Auftrag geltenden Vor­ schriften des § 671 Abs. 2, 3 finden entsprechende Anwendung. § 713. Die Rechte und Verpflichtungen der geschäftsführenden Gesellschafter bestimmen sich nach den für den Auftrag geltenden Vor­ schriften der 88 664 bis 670, soweit sich nicht aus dem Gesellschaftsver­ hältniß ein Anderes ergiebt.

§ 714. Soweit einem Gesellschafter nach dem Gesellschaftsvertrag? die Befugniß zur Geschäftsführung zusteht, ist er im Zweifel auch er­ mächtigt, die anderen Gesellschafter Dritten gegenüber zu vertreten. § 715. Ist im Gesellschaftsvertrag ein Gesellschafter ermächtigt, die anderen Gesellschafter Dritten gegenüber zu vertreten, so kann die Ver­ tretungsmacht nur nack, Maßgabe des § 712 Abs. 1 und, wenn sie in Verbindung mit der Befugniß zur Geschäftsführung ertheilt worden ist, nur mit dieser entzogen werden. K 716. Ein Ges.llschaftcr kann, auch wenn er von der Geschäfts­ führung ausgeschlossen ist, sich von den Angelegenheiten der Gesellschaft persönlich unterrichten, die Geschäftsbücher und die Papiere der Gesellschaft einsehen und sich aus ihnen eine Uebersicht über den Stand des Gcsellschaftsvermögcns anfertigen. Eine dieses Recht ausschließcnde oder beschränkende Vereinbarung steht der Geltendmachung des Rechtes nicht entgegen, wenn Grund zu der Annahme unredlicher Geschäftsführung besteht.

K 717. Die Ansprüche, die den Gesellschaftern aus dem Gesell­ schaftsverhältnisse gegen einander zustehen, sind nicht übertragbar. Aus­ genommen sind die einem Gesellschafter aus seiner Geschäftsführung zu­ stehenden Ansprüche, soweit deren Befriedigung vor der Auseinander­ setzung verlangt werden kann, sowie die Ansprüche auf einen Gewinnantheil oder auf dasjenige, was dem Gesellschafter bei der Auseindersetzung zukommt.

§ 718. Die Beiträge der Gesellschafter und die durch die Ge­ schäftsführung für die Gesellschaft erworbenen Gegenstände werden gemein­ schaftliches Vermögen der Gesellschafter (Gesellschaftsvermögen). Zu dem Gesellschastsvermögen gehört auch, was auf Grund eines zu dem Gesellschaftsvermögen gehörenden Rechtes oder als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung eines zu dem Gesellschaftsvernlögen gehörenden Gegenstandes erworben wird.

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Zweites Buch. Recht der SchuldverhSltnisse.

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8 719. Ein Gesellschafter kann nicht über seinen Anthell an dem Gesellschastsvermögen und an den einzelnen dazu gehörenden Gegenständen verfügen; er ist nicht berechtigt, Theilung zu verlangen. Gegen eine Forderung, die zum Gesellschastsvermögen gehört, kann der Schuldner nicht eine ihm gegen einen einzelnen Gesellschafter zustehende Forderung aufrechnen. § 720. Die Zugehörigkeit einer nach § 718 Abs. 1 erworbenen Forderung zum Gesellschastsvermögen hat der Schuldner erst dann gegen sich gelten zu lasten, wenn er von der Zugehörigkeit Kenntniß erlangt; die Vorschriften der §§ 406 bis 408 finden entsprechende Anwendung. § 721. Ein Gesellschafter kann den Rechnungsabschluß und die Dertheilung des Gewinns und Verlustes erst nach der Auflösung der Ge­ sellschaft verlangen. Ist die Gesellschaft von längerer Dauer, so hat der Rechnungs­ abschluß und die Gewinnvertheilung im Zweifel am Schlüsse jedes Ge­ schäftsjahrs zu erfolgen.

§ 722. Sind die Antheile der Gesellschafter am Gewinn und Ver­ luste nicht bestimmt, so hat jeder Gesellschafter ohne Rücksicht auf die Art und die Größe seines Beitrags einen gleichen Antheil am Gewinn und Verluste. Ist nur der Antheil am Gewinn oder am Verluste bestimmt, so gilt die Bestimmung im Zweifel für Gewinn und Verlust. 8 723. Ist die Gesellschaft nicht für eine bestimmte Zeit einge­ gangen, so kann jeder Gesellschafter sie jederzeit kündigen. Ist eine Zeit­ dauer bestimmt, so ist die Kündigung vor dem Ablaufe der Zeit zulässig, wenn ein wichtiger Grund vorliegt; ein solcher Grund ist insbesondere vor­ handen, wenn ein anderer Gesellschafter eine ihm nach dem Gesellschafts­ vertrag obliegende wesentliche Verpflichtung vorsätzlich oder aus grober Fahrlässigkeit verletzt oder wenn die Erfüllung einer solchen Verpflichtung unmöglich wird. Unter der gleichen Voraussetzung ist, wenn eine Kündigungs­ frist bestimmt ist, die Kündigung ohne Einhaltung der Frist zulässig. Die Kündigung darf nicht zur Unzeit geschehen, es sei denn, daß ein wichtiger Grund für die unzeitige Kündigung vorliegt. Kündigt ein Gesellschafter ohne solchen Grund zur Unzeit, so hat er den übrigen Ge­ sellschaftern den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Eine Vereinbarung, durch welche das Kündigungsrecht ausgeschlossen oder diesen Vorschriften zuwider beschränkt wird, ist nichtig. 8 724. Ist eine Gesellschaft für die Lebenszeit eines Gesellschafters eingegangen, so kann sie in gleicher Weise gekündigt werden wie eine für unbestimmte Zeit eingegangene Gesellschaft. Dasselbe gilt, wenn eine Ge­ sellschaft nach dem Ablaufe der bestimmten Zeit stillschweigend fortgesetzt wird. 8 725. Hat ein Gläubiger eines Gesellschafters die Pfändung des Antheils des Gesellschafters an dem Gesellschastsvermögen erwirkt, so kann er die Gesellschaft ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist kündigen, sofern der Schuldtitel nicht blos vorläufig vollstreckbar ist.

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Solange die Gesellschaft besteht, kann der Gläubiger die sich aus dem Gesellschastsverhältniß ergebenden Rechte des Gesellschafters, mit Aus­ nahme des Anspruchs aus einen Gewinnantheil, nicht geltend machen.

§ 726. Die Gesellschaft endigt, wenn der vereinbarte Zweck er­ reicht oder dessen Erreichung unmöglich geworden ist. § 727. Die Gesellschaft wird durch den Tod eines der Gesell­ schafter aufgelöst, sofern nicht aus dem Gesellschaftsvertrage sich ein Anderes ergiebt. Im Falle der Auflösung hat der Erbe des verstorbenen Gesell­ schafters den übrigen Gesellschaftern den Tod unverzüglich anzuzeigen und, wenn mit dem Ausichube Gefahr verbunden ist, die seinem Erblasser durch den Gesellschaftsvertrag übertragenen Geschäfte fortzuführen, bis die übrigen Gesellschafter in Gemeinschaft mit ihm anderweit Fürsorge treffen können. Die übrigen Gesellschafter sind in gleicher Weise zur einstweiligen Fort­ führung der ihnen übertragenen Geschäfte verpflichtet. Die Gesellschaft gilt insoweit als fortbestehend.

§ 728. Die Gesellschaft wird durch die Eröffnung des Konkurses über das Vermögen eines Gesellschafters aufgelöst. Die Vorschriften des 8 727 Abs. 2 Satz 2, 3 finden Anwendung. § 729. Wird die Gesellschaft in anderer Weise als durch Kündigung aufgelöst, so gilt die einem Gesellschafter durch den Gesellschaftsvertrag übertragene Befugniß zur Geschäftsführung zu seinen Gunsten gleichwohl als fortbestehend, bis er von der Auslösung Kenntniß erlangt oder die Auflösung kennen muß. § 730. Nach der Auflösung der Gesellschaft findet in Ansehung des Gesellschaftsvermögens die Auseinandersetzung unter den Gesellschaftern statt. Für die Beendigung der schwebenden Geschäfte, für die dazu erforder­ liche Eingehung neuer Geschäfte sowie für die Erhaltung und Verwaltung des Gesellschaftsvermögens gilt die Gesellschaft als fortbestehend, soweit der Zweck der Auseinandersetzung es ersordert. Die einem Gesellschafter nach dem Gesellschaftsvertrage zustehende Befugniß zur Geschäftsführung erlischt jedoch, wenn nicht aus dem Vertrage sich ein Anderes ergiebt, mit der Auflösung der Gesellschaft; die Geschäftsführung steht von der Auflösung an allen Gesellschaftern gemeinschaftlich zu.

§ 731. Die Auseinandersetzung erfolgt in Ermangelung einer anderen Vereinbarung in Gemäßheit der §§ 732 bis 735. Im Uebrigen gelten für die Theilung die Vorschriften über die Gemeinschaft. § 732. Gegenstände, die ein Gesellschafter der Gesellschaft zur Benutzung überlasten hat, sind ihm zurückzugeben. Für einen durch Zufall in Abgang gekommenen oder verschlechterten Gegenstand kann er nicht Ersatz verlangen. § 733. Aus dem Gesellschaftsvermögen sind zunächst die gemein­ schaftlichen Schulden mit Einschluß derjenigen zu berichtigen, welche den Gläubigern gegenüber unter den Gesellschaftern getheilt sind oder für welche

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Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

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einem Gesellschafter die übrigen Gesellschafter als Schuldner hasten. Ist eine Schuld noch nicht fällig oder ist sie streitig, so ist das zur Berichtigung Erforderliche zurückzubehalten. Aus dem nach der Berichtigung der Schulden übrig bleibenden Ge­ sellschaftsvermögen sind die Einlagen zurückzuerstatten. Für Einlagen, die nicht in Geld bestanden haben, ist der Weäh zu ersetzen, den sie zur Zeit der Einbringung gehabt haben. Für Einlagen, die in der Leistung von Diensten oder in der Ueberlaffung der Benutzung eines Gegenstandes be­ standen haben, kann nicht Ersatz verlangt werden. Zur Berichtigung der Schulden und zur Rückerstattung der Einlagen ist das Gesellschaftsvermögen, soweit erforderlich, in Geld umzusetzen.

§ 734. Verbleibt nach der Berichtigung der gemeinschaftlichen Schulden und der Rückerstattung der Einlagen ein Ueberschuß, so gebührt er den Gesellschaftern nach dem Verhältniß ihrer Antheile am Gewinne. 8 735. Reicht das Gesellschastsvermögen zur Berichtigung der gemeinschaftlichen Schulden und zur Rückerstattung der Einlagen nicht aus, so haben die Gesellschafter für den Fehlbetrag nach dem Verhältniß auf­ zukommen, nach welchem sie den Verlust zu tragen haben. Kann von einem Gesellschafter der auf ihn entfallende Beitrag nicht erlangt werden, so haben die übrigen Gesellschafter den Ausfall nach dem gleichen Ver­ hältnisse zu tragen. 8 736. Ist im Gesellschastsvertrage bestimmt, daß, wenn ein Gesellschafter kündigt oder stirbt oder wenn der Konkurs über sein Vermögen eröffnet wird, die Gesellschaft unter den übrigen Gesellschaftern fortbestehen soll, so scheidet bei dem Eintritt eines solchen Ereigniffes der Gesellschafter, in besten Person es eintritt, aus der Gesellschaft aus.

8 737. Ist im Gesellschastsvertrage bestimmt, daß, wenn ein Gesellschafter kündigt, die Gesellschaft unter den übrigen Gesellschaftern fortbestehen soll, so kann ein Gesellschafter, in besten Person ein die übrigen Gesellschafter nach § 723 Abs. 1 Satz 2 zur Kündigung berechtigender Umstand eintritt, aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Das Ausschließungs­ recht steht den übrigen Gesellschaftern gemeinschaftlich zu. Die Ausschließung erfolgt durch Erllärung gegenüber dem auszuschließenden Gesellschafter. 8 738. Scheidet ein Gesellschafter aus der Gesellschaft aus, so wächst sein Antheil am Gesellschaftsvermögen den übrigen Gesellschaftern zu. Diese sind verpflichtet, dem Ausscheidenden die Gegenstände, die er der Gesellschaft zur Benutzung überlasten hat, nach Maßgabe des § 732 zurückzugeben, ihn von den gemeinschaftlichen Schulden zu befreien und ihm dasjenige zu zahlen, was er bei der Auseinandersetzung erhalten würde, wenn die Gesellschaft zur Zeit seines Ausscheidens ausgelöst worden wäre. Sind gemeinschaftliche Schulden noch nicht fällig, so können die übrigen Gesellschafter dem Ausscheidenden, statt ihn zu befreien, Sicherheit leisten. Der Werth des Gesellschaftsvermögens ist, soweit erforderlich, im Wege der Schätzung zu ermitteln. 8 739. Reicht der Werth des Gesellschastsvermögens zur Deckung der gemeinschaftlichen Schulden und der Einlagen nicht aus, so hat der

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Ausscheidende den übrigen Gesellschaftern für den Fehlbetrag nach dem Verhältnisse seines Antheils am Verlust aufzukommen. K 740, Der Ausgeschiedene nimmt an dem Gewinn und dem Ver­ luste Theil, welcher sich aus den zur Zeit seines Ausscheidens schwebenden Geschäften ergiebt. Die übrigen Gesellschafter find berechtigt, diese Ge­ schäfte so zu beendigen, wie es ihnen am Vortheilhastesten erscheint. Der Ausgeschiedene kann am Schlüsse jedes Geschäftsjahrs Rechen­ schaft über die inzwischen beendigten Geschäfte, Auszahlung des ihm gebührenden Betrags und Auskunft über den Stand der noch schwebenden Geschäfte verlangen.

Fünfzehnter Titel. Temetuschast. § 741. Steht ein Recht Mehreren gemeinschaftlich zu, so finden, sofern sich nicht aus dem Gesetz ein Anderes ergiebt, die Vorschriften der 88 742 bis 758 Anwendung (Gemeinschaft nach Bruchtheilen). § 742. Im Zweifel ist anzunehmen, daß den Theilhabern gleiche Antheile zustehen. § 743. Jedem Theilhaber gebührt ein seinem Antheil entsprechender Bruchtheil der Früchte. Jeder Theilhaber ist zum Gebrauche des gemeinschaftlichen Gegenstandes insoweit befugt, als nicht der Mitgebrauch der übrigen Theilhaber beein­ trächtigt wird.

K 744. Die Verwaltung des gemeinschaftlichen Gegenstandes steht den Theilhabern gemeinschaftlich zu. Jeder Theilhaber ist berechtigt, die zur Erhaltung des Gegenstandes nothwendigen Maßregeln ohne Zustimmung der anderen Theilhaber zu treffen; er kann verlangen, daß diese ihre Einwilligung zu einer solchen Maßregel im voraus ertheilen. § 745. Durch Stimmenmehrheit kann eine der Beschaffenheit des gemeinschaftlichen Gegenstandes entsprechende ordnungsmäßige Verwaltung und Benutzung beschlossen werden. Die Stimmenmehrheit ist nach der Große der Antheile zu berechnen. Jeder Theilhaber kann, sofern nicht die Verwaltung und Benutzung durch Vereinbarung oder durch Mehrheitsbeschluß geregelt ist, eine bem Interesse aller Theilhaber nach billigem Ermessen entsprechende Verwaltung und Benutzung verlangen. Eine wesentliche Veränderung des Gegenstandes kann nicht beschlossen oder verlangt werden. Das Recht des einzelnen Theilhabers auf einen seinem Antheil entsprechenden Bruchtheil der Nutzungen kann nicht ohne seine Zustimmung beeinträchtigt werden.

8 746. Haben die Theilhaber die Verwaltung und Benutzung des gemeinschaftlichen Gegenstandes geregelt, so wirkt die getroffene Bestimmung uct) für und gegen die Svndernachfolger.

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K 747. Jeder Theilhaber kann über seinen Antheil verfügen. Ueber den gemeinschaftlichen Gegenstand im Ganzen können die Theilhaber nur gemeinschaftlich verfügen. § 748. Jeder Theilhaber ist den anderen Theilhabern gegenüber verpflichtet, die Lasten des gemeinschaftlichen Gegenstandes sowie die Kosten der Erhaltung, der Verwaltung und einer gemeinschaftlichen Benutzung nach dem Verhältnisse seines Antheils zu tragen. § 749. Jeder Theilhaber kann jederzeit die Aufhebung der Ge­ meinschaft verlangen. Wird das Recht, die Aufhebung zu verlangen, durch Vereinbarung für immer oder auf Zeit ausgeschlossen, so kann die Aufhebung gleichwohl verlangt werden, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. Unter der gleichen Voraussetzung kann, wenn eine Kündigungsfrist bestimmt wird, die Auf­ hebung ohne Einhaltung der Frist verlangt werden. Eine Vereinbarung, durch welche das Recht, die Aufhebung zu verlangen, diesen Vorschriften zuwider ausgeschlossen oder beschränkt wird, ist nichtig

§ 750. Haben die Theilhaber das Recht, die Aufhebung der Gemeinschaft zu verlangen, auf Zeit ausgeschlossen, so tritt die Vereinbarung im Zweifel mit dem Tode eines Theilhabers außer Kraft.

K 751. Haben die Theilhaber das Recht, die Aufhebung der Gemeinschaft zu verlangen, für immer oder auf Zeit ausgeschlossen oder eine Kündigungsfrist bestimmt, so wirkt die Vereinbarung auch für und gegen die Sondernachfolger. Hat ein Gläubiger die Pfändung des Antheils eines Theilhabers erwirkt, so kann er ohne Rücksicht auf die Vereinbarung die Aufhebung der Gemeinschaft verlangen, sofern der Schuldsitel nicht blos vorläufig vollstreckbar ist. § 752. Die Aufhebung der Gemeinschaft erfolgt durch Theilung in Natur, wenn der gemeinschaftliche Gegenstand oder, falls mehrere Gegenstände gemeinschaftlich sind, diese sich ohne Verminderung des Werthes in gleichartige, den Antheilen der Theilhaber entsprechende Theile zerlegen lassen. Die Vertheilung gleicher Theile unter die Theilhaber geschieht durch das LooS.

§ 753. Ist die Theilung in Natur ausgeschlossen, so erfolgt die Aufhebung der Gemeinschaft durch Verkauf des gemeinschaftlichen Gegen­ standes nach den Vorschriften über bett Pfandverkauf, bei Grundstücken durch Zwangsversteigerung, und durch Theilung des Erlöses. Ist die Veräußerung an einen Dritten unstatthaft, so ist der Gegenstand unter den Theilhabern zu versteigern. Hat der Versuch, den Gegenstand zu verkaufen, keinen Erfolg, so kann jeder Theilhaber die Wiederholung verlangen; er hat jedoch die Kosten zu tragen, wenn der wiederholte Versuch mißlingt. § 754. Der Verkauf einer gemeinschaftlichen Forderung ist nur zulässig, wenn sie noch nicht eingezogen werden kann. Ist die Einziehung möglich, so kann jeder Theilhaber gemeinschaftliche Einziehung verlangen.

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8 755. Hasten die Theilhaber als Gesammtschuldner für eine Verbindlichkeit, die sie in Gemäßheit des § 748 nach dem Verhältniß ihrer Antheile zu erfüllen haben oder die sie zum Zwecke der Erfüllung einet solchen Verbindlichkeit eingegangen sind, so kann jeder Theilhaber bei der Aufhebung der Gemeinschaft verlangen, daß die Schuld aus dem gemeinschaftlichen Gegenstände berichtigt wird. Der Anspruch kann auch gegen die Sondernachfolger geltend gemacht werden. Soweit zur Berichtigung der Schuld der Verkauf des gemeinschaft­ lichen Gegenstandes erforderlich ist, hat der Verkauf nach § 753 zu erfolgen. § 756. Hat ein Theilhaber gegen einen anderen Theilhaber eine Forderung, die sich auf die Gemeinschaft gründet, so kann er bei der Aufhebung der Gemeinschaft die Berichtigung seiner Forderung aus dem auf den Schuldner entfallenden Theile des gemeinschaftlichen Gegen­ standes verlangen. Die Vorschriften des § 755 Abs. 2, 3 finden An­ wendung. 8 757. Wird bei der Aufhebung der Gemeinschaft ein gemein­ schaftlicher Gegenstand einem der Thellhaber zugetheilt, so hat wegen eines Mangels im Rechte oder wegen eines Mangels der Sache jeder der übrigen Theilhaber zu seinem Anthell in gleicher Weise wie ein Ver­ käufer Gewähr zu leisten. 8 758. Der Anspruch auf Aufhebung der Gemeinschaft unterliegt nicht der Verjährung. Sechzehnter Titel.

Leibrente. 8 759. Wer zur Gewährung einer Leibrente verpflichtet ist, hat die Rente im Zweifel für die Lebensdauer des Gläubigers zu entrichten. Der für die Rente bestimmte Betrag ist im Zweifel der Jahres­ betrag der Rente.

8 760.

Die Leibrente ist im voraus zu entrichten. Eine Geldrente ist für drei Monate vorauszuzahlen; bei einer anderen Rente bestimmt sich der Zeitabschnitt, für den sie im voraus zu entrichten ist, nach der Beschaffenheit und dem Zwecke der Rente. Hat der Gläubiger den Beginn des Zeitabschnitts erlebt, für den die Rente im voraus zu entrichten ist, so gebührt ihm der volle auf den Zeitabschnitt entfallende Betrag.

K 761. Zur Gültigkeit eines Vertrags, durch den eine Leibrente versprochen wird, ist, soweit nicht eine andere Form vorgeschrieben ist, schriftliche Ertheilung des Versprechens erforderlich.

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Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

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Siebzehnter Titel.

Spiel. Nette. § 762. Durch Spiel oder durch Wette wird eine Verbindlichkeit nicht begründet. Das auf Grund des Spieles oder der Wette Geleistete kann nicht deshalb zurückgefordert werden, weil eine Verbindlichkeit nicht bestanden hat. Diese Vorschriften gelten auch für eine Vereinbarung, durch die der verlierende Theil zum Zwecke der Erfüllung einer Spiel- oder einer Wett­ schuld dem gewinnenden Thelle gegenüber eine Verbindlichkeit eingeht, insbesondere für ein Schuldanerkenntniß.

§ 763. Ein Lotterievertrag oder ein Ausspielvertrag ist verbind­ lich, wenn die Lotterie oder die Ausspielung staatlich genehmigt ist. Anderenfalls finden die Vorschriften deS § 762 Anwendung.

§ 764. Wird ein auf Lieferung von Waaren oder Werthpapieren lautender Vertrag in der Abficht geschloffen, daß der Unterschied zwischen dem vereinbarten Preise und dem Börsen- oder Marktpreise der Lieferungs­ zeit von dem * verlierenden Theile an den gewinnenden gezahlt werden soll, so ist der Vertrag als Spiel anzusehen. DieS gilt auch dann, wenn nur die Absicht deS einen Theiles auf die Zahlung des Unterschieds ge­ richtet ist, ver andere Theil aber diese Absicht kennt oder kennen muß.

Achtzehnter Titel.

»ürgschaft. S 765. Durch den Bürgschaftsvertrag verpflichtet fich der Bürge gegenüber dem Gläubiger eines Dritten, für die Erfüllung der Verbind­ lichkeit des Dritten einzustehen. Die Bürgschaft kann auch für eine künftige oder eine bedingte Ver­ bindlichkeit übernommen werden. $ 766. Zur Gültigkeit des Bürgschaftsvertrags ist schriftliche Ertheilung der Bürgschaftserklärung erforderlich. Soweit der Bürge die Hauptverbindlichkeit erfüllt, wird der Mangel der Form gehellt. § 767. Für die Verpflichtung des Bürgen ist der jeweilige Bestand der Hauptverbindlichkeit maßgebend. Dies gilt insbesondere auch, wenn die Hauptverbindlichkeit durch Verschulden oder Verzug des Haupt­ schuldners geändert wird. Durch ein Rechtsgeschäft, das der Hauptschuldner nach der Uebernahme der Bürgschaft vornimmt, wird die Verpflichtung des Bürgen nicht erweitert. Der Bürge haftet für die dem Gläubiger von dem Hauptschuldner zu ersetzenden Kosten der Kündigung und der Rechtsverfolgung.

§ 768. Der Bürge kann die dem Hauptfchuldner zustehenden Einreden geltend machen. Stirbt der Hauptschuldner, so kann sich der Bürge nicht darauf berufen, daß der Erbe für die Verbindlichkeit nur beschränkt haftet.

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BSB

Der Bürge verliert eine Einrede nicht dadurch, schuldner auf sie verzichtet.

daß der Haupt­

K 769. Verbürgen sich Mehrere für dieselbe Verbindlichkeit, so haften sie als Gesammtschuldner, auch wenn sie die Bürgschaft nicht ge­ meinschaftlich übernehmen. § 770. Der Bürge kann die Befriedigung deS Gläubigers ver­ weigern, solange dem Hauptschuldner das Recht zusteht, das seiner Ver­ bindlichkeit zu Grunde liegende Rechtsgeschäft anzufechten. Die gleiche Befugniß hat der Bürge , solange sich der Gläubiger durch Aufrechnung gegen eine füllige Forderung des Hauptschuldners be­ friedigen kann.

§ 771. Der Bürge kann die Befriedigung deS Gläubigers ver­ weigern, solange nicht der Gläubiger eine Zwangsvollstreckung gegen den Hauptschuldner ohne Erfolg versucht hat (Einrede der Vorausklage). K 772. Besteht die Bürgschaft für eine Geldforderung, so muß die Zwangsvollstreckung in die beweglichen Sachen des Hauptschuldners an seinem Wohnsitz und, wenn der Hauptschuldner an einem anderen Orte eine gewerbliche Niederlassung hat, auch an diesem Orte, in Er­ mangelung eines Wohnsitzes und einer gewerblichen Niederlasiung an seinem Aufenthaltsorte versucht werden. Steht dem Gläubiger ein Pfandrecht oder ein Zurückbehaltungsrecht an einer beweglichen Sache des Hauptschuldners zu, so muß er auch aus dieser Sache Befriedigung suchen. Steht dem Gläubiger ein solches Recht an der Sache auch für eine andere Forderung zu, so gilt dies nur, wenn beide Forderungen durch den Werth der Sache gedeckt werden.

§ 773. Die Einrede der Vorausklage ist ausgeschlossen: 1. wenn der Bürge auf die Einrede verzichtet, insbesondere wenn er sich als Selbstschuldner verbürgt hat; 2. wenn die Rechtsverfolgung gegen den Hauptschuldner in Folge einer nach der Uebernahme der Bürgschaft eingetretenen Aenderung des Wohnsitzes, der gewerblichen Niederlassung oder des Aufenthaltsorts des Hauptschuldners wesentlich erschwert ist; 3. wenn über das Vermögen des Hauptschuldners der Konkurs er­ öffnet ist; 4. wenn anzunehmen ist, daß die Zwangsvollstreckung in das Vermögen des Hauptschuldners nicht zur Befriedigung des Gläubigers führen wird. In den Fällen der Nr. 3, 4 ist die Einrede insoweit zulässig, als sich der Gläubiger aus einer beweglichen Sache des Hauptschuldners be­ friedigen kann, an der er ein Pfandrecht oder ein Zurückbehaltungsrecht hat; die Vorschrift des § 772 Abs. 2 Satz 2 findet Anwendung. § 774. Soweit der Bürge den Gläubiger befriedigt, geht die Forderung des Gläubigers gegen den Hauptschuldner auf ihn über. Der Uebergang kann nicht zum Nachtheile des Gläubigers geltend gemacht werden. Einwendungen des Hauptschuldners aus einem zwischen ihm und dem Bürgen bestehenden Rechtsverhältnisse bleiben unberührt. Mitbürgen haften einander nur nach § 426.

BGB.

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Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

§ 775. Hat sich der Bürge im Auftrage des Hauptschuldners verbürgt oder stehen ihm nach den Vorschriften über die Geschäftsführung ohne Auftrag wegen der Uebernahme der Bürgschaft die Rechte eines Be­ auftragten gegen den Hailptschuldner zu, so kann er von diesem Befteiung von der Bürgschaft verlangen: 1. wenn sich die Vermögensverhältnisse des Hauptschuldners wesentlich verschlechtert haben; 2. wenn die Rechtsverfolgung gegen den Hauptschuldner in Folge einer nach der Uebernahme der Bürgschaft eingetretenen Aenderung des Wohnfitzes, der gewerblichen Niederlassung oder des Aufenthaltsorts des Hauptschuldners wesenllich erschwert ist; 3. wenn der Hauptschuldner mit der Erfüllung seiner Verbindlichkeit im Verzug ist; 4. wenn der Gläubiger gegen den Bürgm ein vollstreckbares Urthell auf Erfüllung erwirkt hat. Ist die Hauptverbindlichkeit noch nicht fällig, so kann der Hauptschuldner dem Bürgen, statt ihn zu befteien, Sicherheit leisten.

K 776. Giebt der Gläubiger ein mit der Forderung verbundenes Vorzugsrecht, eine für fie bestehende Hypothek, ein für sie bestehendes Pfandrecht oder das Recht gegen einen Mitbürgen auf, so wird der Bürge insoweit frei, als er aus dem aufgegebenen Rechte nach § 774 hätte Ersatz erlangen können. Dies gilt auch dann, wenn das aufgegebene Recht erst nach der Uebernahme der Bürgschaft entstanden ist. K 777. Hat sich der Bürge für eine bestehende Verbindlichkeit auf bestimmte Zeit verbürgt, so wird er nach dem Ablaufe der besümmten Zeit frei, wenn nicht der Gläubiger die Einziehung der Forderung un­ verzüglich nach Maßgabe des § 772 betreibt, das Verfahren ohne wesent­ liche Verzögerung fortsetzt und unverzüglich nach der Beendigung des Verfahrens dem Bürgen anzeigt, daß er ihn in Anspruch nehme. Steht dem Bürgen die Einrede der Vorausklage nicht zu, so wird er nach dem Ablaufe der bestimmten Zeit siet, wenn nicht der Gläubiger ihm unver­ züglich diese Anzeige macht. Erfolgt die Anzeige rechtzeitig, so beschränft sich die Haftung des Bürgen im Falle des Abs. 1 Satz 1 auf den Umfang, den die Haupt­ verbindlichkeit zur Zeit der Beendigung des Verfahrens hat, im Falle des Abs. 1 Satz 2 auf den Umfang, den die Hauptverbindlichkeit bei dem Ablaufe der bestimmten Zeit hat. § 778. Wer einen Anderen beauftragt, im eigenen Namen und auf eigene Rechnung einem Dritten Kredit zu geben, haftet dem Be­ auftragten für die aus der Kreditgewährung entstehende Verbindlichkeit des Dritten als Bürge.

Jaeger, Reich«,ivtlgesetze. 3. Auflage

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BGB

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neunzehnter Titel.

Vergleich. § 779.

Ein Vertrag, durch den der Streit oder die Ungewißheit der Parteien über ein Rechtsverhältniß im Wege gegenseitigen Nachgebens beseitigt wird (Vergleich), ist unwirksam, wenn der nach dem Inhalte des Vertrags als feststehend zu Grunde gelegte Sachverhalt der Wirklichkeit nicht entspricht und der Streit oder die Ungewißheit bei Kenntniß der Sachlage nicht entstanden sein würde. Der Ungewißheit über ein Rechtsverhältniß steht es gleich, wenn die Verwirklichung eines Anspruchs unsicher ist.

Zwanzigster Titel.

Schuldversprechen. Schvldanerlenntniß. § 780. Zur Gültigkeit eines Vertrags, durch den eine

Leistung in der Weise versprochen wird, daß das Versprechen die Verpflichtung selbständig begründen soll (Schuldversprechen), ist, soweit nicht eine andere Form vorgeschrieben ist, schriftliche Ertheilung des Versprechens erforderlich.

§ 781.

Zur Gültigkeit eines Vertrags, durch den das Bestehen eines Schuldverhältnistes anerkannt wird (Schuldanerkenntniß), ist schriftliche Ertheilung der Anerkennungserklärung erforderlich. Ist für die Begründung des Schuldverhältnisses, besten Bestehen anerkannt wird, eine andere Form vorgeschrieben, so bedarf der Anerkennungsvertrag dieser Form.

5 782.

Wird ein Schuldversprechen oder ein Schuldanerkenntniß auf Grund einer Abrechnung oder im Wege des Vergleichs ertheilt, so ist die Beobachtung der in den §§ 780, 781 vorgeschriebenen schriftlichen Form nicht erforderlich.

Linundzwanzigster Titel,

ruweisuug. § 783.

Händigt Jemand eine Urkunde, in der er einen Anderen anweist, Geld, Werthpapiere oder andere vertretbare Sachen an einen Dritten zu leisten, dem Dritten aus, so ist dieser ermächtigt, die Leistung bei dem Angewiesenen im eigenen Namen zu erheben; der Angewiesene ist ermächtigt, für Rechnung des Anweisenden an den Anweisungsempfänger zu leisten.

§ 784.

Nimmt der Angewiesene die Anweisung an, so ist er dem Anweisungsempfänger gegenüber zur Leistung verpflichtet; er kann ihm nur solche Einwendungen entgegensetzen, welche die Gültigkeit der Annahme betreffen oder sich aus dem Inhalte der Anweisung oder dem Inhalte der Annahme ergeben oder dem Angewiesenen unmittelbar gegen den Anweisungsempfänger zustehen. Die Annahme erfolgt durch einen schriftlichen Vermerk auf der Anweisung. Ist der Vermerk auf die Anweisung vor der Aushändigung

BGB.

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Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

an den Anweisungsempfänger gesetzt worden, so wird die Annahme diesem gegenüber erst mit der Aushändigung wirksam.

8 785. Der Angewiesene ist nur gegen Aushändigung der An­ weisung zur Leistung verpflichtet.

8 786. Der Anspruch des Anweisungsempfängers Angewiesenen aus der Annahme verjährt in drei Jahren.

gegen

den

8 787. Im Falle einer Anweisung auf Schuld wird der An» gewiesene durch die Leistung in deren Höhe von der Schuld befreit. Zur Annahme der Anweisung oder zur Leistung an den Anweisungs­ empfänger ist der Angewiesene dem Anweisenden gegenüber nicht schon deshalb verpflichtet, weil er Schuldner des Anweisenden ist.

8 788. Ertheilt der Anweisende die Anweisung zu dem Zwecke, um seinerseits eine Leistung an den Anweisungsempfänger zu bewirken, so wird die Leistung, auch wenn der Angewiesene die Anweisung annimmt, erst mit der Leistung des Angewiesenen an den Anweisungsempfänger bewirkt. 8 789. Verweigert der Angewiesene vor dem Eintritte der Leistungs­ zeit die Annahme der Anweisung oder verweigert er die Leistung, so hat der Anweisungsempfänger dem Anweisenden unverzüglich Anzeige zu machen. Das Gleiche gilt, wenn der Anweisungsempfünger die Anweisung nicht geltend machen kann oder will. 8 790. gegenüber empfänger gilt auch gegen den

Der Anweisende kann die Anweisung dem Angewiesenen widerrufen, solange nicht der Angewiesene sie dem Anweisungs­ gegenüber angenommen oder die Leistung bewirkt hat. Dies dann, wenn der Anweisende durch den Widerruf einer ihm Anweisungsempfänger obliegenden Verpflichtung zuwiderhandelt.

8 791. Die Anweisung erlischt nicht durch den Tod oder den Eintritt der Geschäftsunfähigkeit eines der Betheiligten. 8 792. Der Anweisungsempfünger kann die Anweisung durch Vertrag mit einem Dritten auf diesen übertragen, auch wenn sie noch nicht angenommen worden ist. Die UebertragungSerklärung bedarf der schriftlichen Form. Zur Uebertragung ist die Aushändigung der An­ weisung an den Dritten erforderlich. Der Anweisende kann die Uebertragung ausschließen. Die Aus­ schließung ist dem Angewiesenen gegenüber nur wirksam, wenn sie aus der Anweisung zu entnehmen ist oder wenn sie von dem Anweisenden dem Angewiesenen mitgetheilt wird, bevor dieser die Anweisung annimmt oder die Leistung bewirkt. Nimmt der Angewiesene die Anweisung dem Erwerber gegenüber an, so kann er aus einem zwischen ihm und dem Anweisungsempfänger bestehenden Rechtsverhältniß Einwendungen nicht herleiten. Im Uebrigen finden auf die Uebertragung der Anweisung die für die Abtretung einer Forderung geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung.

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BGB

Sweiundzwauzigster Titel.

Schuldverschreibung aus deu Inhaber. 8 793. Hat Jemand eine Urkunde ausgestellt, in der er dem Inhaber der Urhmbe eine Leistung verspricht (Schuldverschreibung aus den Inhaber), so kann der Inhaber von ihm die Leistung nach Maßgabe des Versprechens verlangen, es sei denn, daß er zur Verfügung über die Urkunde nicht berechtigt ist. Der Aussteller wird jedoch auch durch die Leistung an einen nicht zur Verfügung berechtigten Inhaber befreit. Die Gültigkeit der Unterzeichnung kann durch eine in die Urkunde aufgenommene Bestimmung von der Beobachtung einer besonderen Form abhängig gemacht werden. Zur Unterzeichnung genügt eine im Wege der mechanischen Vervielfältigung hergestellte Namensunterschrift.

8 794. Der Aussteller wird aus einer Schuldverschreibung auf den Inhaber auch dann verpflichtet, wenn sie ihm gestohlen worden oder verloren gegangen oder wenn sie sonst ohne seinen Willen in den Verkehr gelangt ist. Auf die Wirksamkeit einer Schuldverschreibung auf den Inhaber ist eS ohne Einfluß, wenn die Urkunde ausgcgeben wird, nachdem der Aus­ steller gestorben oder geschäftsunfähig geworden ist.

8 795. Im Inland ausgestellte Schuldverschreibungen auf den Inhaber, in denen die Zahlung einer bestimmten Geldsumme versprochen wird, dürfen nur mit staatlicher Genehmigung in den Verkehr gebracht werden. Die Genehmigung wird durch die Zentralbehörde des Bundesstaats ertheilt, in besten Gebiete der Aussteller seinen Wohnsitz oder seine ge­ werbliche Niederlassung hat. Die Ertheilung der Genehmigung und die Bestimmungen, unter denen sie erfolgt, sollen durch den Deutschen Reichs­ anzeiger bekannt gemacht werden. Eine ohne staatliche Genehmigung in den Verkehr gelangte Schuld­ verschreibung ist nichtig; der Aussteller hat dem Inhaber den durch die Ausgabe verursachten Schaden zu ersetzen. Diese Vorschriften finden keine Anwendung auf Schuldverschreibungen, die von dem Reiche oder einem Bundesstaat ausgegeben werden. 8 796. Der Aussteller kann dem Inhaber der Schuldverschreibung nur solche Einwendungen entgegensetzen, welche die Gültigkeit der Aus­ stellung betreffen oder sich aus der Urkunde ergeben oder dem Aussteller unmittelbar gegen den Inhaber zustehen. 8 797. Der Aussteller ist nur gegen Aushändigung der Schuld­ verschreibung zur Leistung verpflichtet. Mit der Aushändigung erwirbt er das Eigenthum an der Urkunde, auch wenn der Inhaber zur Verfügung über sie nicht berechtigt ist. 8 798. Ist eine Schuldverschreibung auf den Inhaber einer Beschädigung oder einer Verunstaltung zum Umlaufe nicht eignet, so kann der Inhaber, sofern ihr wesentlicher Inhalt llnterscheidungsmerkmale noch mit Sicherheit erkennbar sind,

in Folge mehr ge­ und ihre von dem

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

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Aussteller die Ertheilung einer neuen Schuldverschreibung auf den Inhaber gegen Aushändigung der beschädigten oder verunstalteten verlangen. Die Kosten hat er zu tragen und vorzuschießen.

8 799. Eine abhanden gekommene oder vernichtete Schuldver­ schreibung auf den Inhaber kann, wenn nicht in der Urkunde das Gegen­ theil bestimmt ist, im Wege des Aufgebotsverfahrens für kraftlos erllärt werden. Ausgenommen sind Zins-, Renten- und Gewinnantheilscheine sowie die auf Sicht zahlbaren unverzinslichen Schuldverschreibungen. Der Aussteller ist verpflichtet, dem bisherigen Inhaber auf Verlangen die zur Erwirkung des Aufgebots oder der Zahlungssperre erforderliche Auskunft zu ertheilen und die erforderlichen Zeugnisse auszustellen. Die Kosten der Zeugnisse hat der bisherige Inhaber zu tragen und vorzuschießen. § 800. Ist eine Schuldverschreibung auf den Inhaber für kraftlos erklärt, so kann derjenige, welcher das Ausschlußurtheil erwirkt hat, von dem Aussteller, unbeschadet der Befugniß, den Anspruch aus der Urkunde gellend zu machen, die Ertheilung einer neuen Schuldverschreibung auf den Inhaber an Stelle der für kraftlos erklärten verlangen. Die Kosten hat er zu tragen und vorzuschießen.

8 801. Der Anspruch aus einer Schuldverschreibung auf den Inhaber erlischt mit dem Ablaufe von dreißig Jahren nach dem Eintritte der für die Leistung bestimmten Zeit, wenn nicht die Urkunde vor dem Ablaufe der dreißig Jahre dem Aussteller zur Einlösung vorgelegt wird. Erfolgt die Vorlegung, so verjährt der Anspruch in zwei Jahren von dem Ende der Vorlegungsfrist an. Der Vorlegung steht die gerichtliche Geltend­ machung des Anspruchs aus der Urkunde gleich. Bei Zins-, Renten- und Gewinnantheilscheinen beträgt die Vor­ legungsfrist vier Jahre. Die Frist beginnt mit dem Schlüsse des Jahres, in welchem die für die Leistung bestimmte Zeit eintritt. Die Dauer und der Beginn der Vorlegungsfrist können von dem Aussteller in der Urkunde anders bestimmt werden. 8 802. Der Beginn und der Lauf der Dorlegungsfrist sowie der Verjährung werden durch die Zahlungssperre zu Gunsten des Antragstellers gehemmt. Die Hemmung beginnt mit der Stellung des Antrags auf Zahlungssperre; sie endigt mit der Erledigung des Aufgebotsverfahrens und, falls die Zahlungssperre vor der Einleitung des Verfahrens verfügt worden ist, auch dann, wenn seit der Beseitigung des der Einleitung entgegenstehenden Hindernisses sechs Monate verstrichen find und nicht vorher die Einleitung beantragt worden ist. Auf diese Frist finden die Vorschriften der §§ 203, 206, 207 entsprechende Anwendung. 8 803. Werden für eine Schuldverschreibung aus den Inhaber Zinsscheine ausgegeben, so bleiben die Scheine, sofern sie nicht eine gegen» theilige Bestimmung enthalten, in Kraft, auch wenn die Hauptforderung erlischt oder die Verpflichtung zur Verzinsung aufgehoben oder geändert wird. Werden solche Zinsscheine bei der Einlösung der Hauptschuldver­ schreibung nicht zurückgegeben, so ist der Aussteller berechtigt, den Betrag zurückzubehalten, den er nach Abs. 1 für die Scheine zu zahlen verpflichtet ist.

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BGB.

§ 804. Ist ein Zins-, Renten- oder Gewinnantheilschein abhanden gekommen oder vernichtet und hat der bisherige Inhaber den Verlust dein Aussteller vor dem Ablaufe der Borlegungsfrist angezeigt, so kann der bisherige Inhaber nach dem Ablaufe der Frist die Leistung von dem Plus­ steller verlangen. Der Anspruch ist ausgeschlossen, wenn der abhanden C' mene Schein dem Aussteller zur Einlösung vorgelegt oder der Anaus dem Scheine gerichtlich geltend gemacht worden ist, es sei denn, daß die Vorlegung oder die gerichtliche Geltendmachung nach dem Ablaufe der Frist erfolgt ist. Der Anspruch verjährt in vier Jahren. In dem Zins-, Renten- oder Gewinnantheilscheine kann der im Abs. 1 bestimmte Anspruch ausgeschlossen werden.

§ 805. Neue Zins- oder Nentenscheine für eine Schuldverschreibung auf den Inhaber dürfen an den Inhaber der zum Empfange der Scheine ermächtigenden Urkunde (Erneuerungsschein) nicht ausgegeben werden, wenn der Inhaber der Schuldverschreibung der Ausgabe widersprochen hat. Die Scheine find in diesem Falle dem Inhaber der Schuldverschreibung auszuhändigen, wenn er die Schuldverschreibung vorlegt. K 806. Die Umschreibung einer auf den Inhaber lautenden Schuldverschreibung auf den Namen eines bestimmten Berechtigten kann nur durch den Aussteller erfolgen. Der Aussteller ist zur Umschreibung nicht verpflichtet.

§ 807. Werden Karten, Marken oder ähnliche Urkunden, in denen ein Gläubiger nicht bezeichnet ist, von dem Aussteller unter Um­ ständen ausgegeben, aus welchen sich ergiebt, daß er dem Inhaber zu einer Leistung verpflichtet sein will, so finden die Vorschriften des § 793 Abs. 1 und der §§ 794, 796, 797 entsprechende Anwendung. § 808. Wird eine Urkunde, in welcher der Gläubiger benannt ist, mit der Bestimmung ausgegeben, daß die in der Urkunde versprochene Leistung an jeden Inhaber bewirkt werden kann, so wird der Schuldner durch die Leistung an den Inhaber der Urkunde befreit. Der Inhaber ist nicht berechtigt, die Leistung zu verlangen. Der Schuldner ist nur gegen Aushändigung der Urkunde zur Leistung verpflichtet. Ist die Urkunde abhanden gekommen oder vernichtet, so kann fie, wenn nicht ein Anderes bestimmt ist, im Wege des Aufgebotsverfahrens für kraftlos erklärt werden. Die im § 802 für die Verjährung gegebenen Vorschriften finden Anwendling.

Drciundzwanzigster Titel.

rorleguug m Sachen. $ 809. Wer gegen den Besitzer einer Sache einen Anspruch in Ansehung der Sache hat oder fich Gewißheit verschaffen will, ob ihm ein solcher Anspruch zusteht, kann, wenn die Besichtigung der Sache aus diesem Grunde für ihn von Interesse ist, verlangen, daß der Besitzer ihm die Sache zur Besichtigung vorlegt oder die Besichtigung gestattet.

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

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§ 810. Wer ein rechtliches Interesse daran hat, eine in fremdem Besitze befindliche Urkunde einzusehen, kann von dem Besitzer die Gestattung der Einsicht verlangen, wenn die Urkunde in seinem Jntereffe errichtet oder in der Urkunde ein zwischen ihm und einem Anderen bestehendes Rechtsverhältniß beurkundet ist oder wenn die Urkunde Verhandlungen über ein Rechtsgeschäft enthält, die zwischen ihm und einem Anderen oder zwischen einem von beiden und einem gemeinschaftlichen Vermittlet gepflogen worden sind. § 811. Die Vorlegung hat in den Fällen der §§ 809, 810 an dem Orte zu erfolgen, an welchem sich die vorzulegende Sache befindet. Jeder Theil kann die Vorlegung an einem anderen Orte verlangen, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. Die Gefahr und die Kosten hat derjenige zu tragen, welcher die Vorlegung verlangt. Der Besitzer kann die Vorlegung verweigern, bis ihm der andere Theil die Kosten vorschießt und wegen der Gefahr Sicher­ heit leistet.

vierundzwanzigstn Titel.

Ungerechtfertigte Bereicherung. § 812. Wer durch die Leistung eines Anderen oder in sonstiger Weise auf desien Kosten etwas ohne rechtlichen Grund erlangt, ist ihm zur Herausgabe verpflichtet. Diese Verpflichtung besteht auch dann, wenn der rechlliche Grund später wegfällt oder der mit einer Leistung nach dem Inhalte des Rechtsgeschäfts bezweckte Erfolg nicht eintritt. Als Leistung gilt auch die durch Vertrag erfolgte Anerkennung des Bestehens oder des Nichtbestehens eines Schuldverhältnisses. § 813. Das zum Zwecke der Erfüllung einer Verbindlichkeit Ge­ leistete kann auch dann zurückgefordert werden, wenn dem Anspruch eine Ein­ rede entgegenstand, durch welche die Geltendmachung des Anspruchs dauernd ausgeschlosien wurde. Die Vorschrift des § 222 Abs. 2 bleibt unberührt. Wird eine betagte Verbindlichkeit vorzeitig erfüllt, so ist die Rück­ forderung ausgeschlossen; die Erstattung von Zwischenzinsen kann nicht verlangt werden. § 814. Das zum Zwecke der Erfüllung einer Verbindlichkeit Geleistete kann nicht zurückgefordert werden, wenn der Leistende gewußt hat, daß er zur Leistung nicht verpflichtet war, oder wenn die Leistung einer sittlichen Pflicht oder einer auf den Anstand zu nehmenden Rücksicht entsprach. K 815. Leistung Erfolges hat oder Glauben

Die Rückforderung wegen Nichteintritts des mit einer bezweckten Erfolges ist ausgeschlosien, wenn der Eintritt be3 von Anfang an unmöglich war und der Leistende dies gewußt wenn der Leistende den Eintritt des Erfolges wider Treu und verhindert hat.

§ 816. Verfügung,

Trifft ein Nichtberechtigter über einen Gegenstand eine die dem Berechtigten gegenüber wirksam ist, so ist er dem

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BGB

Berechtigten zur Herausgabe des durch die Verfügung Erlangten verpflichtet. Erfolgt die Verfügung unentgeltlich, so trifft die gleiche Verpflichtung den­ jenigen, welcher auf Grund der Verfügung unmittelbar einen rechtlichen Doäheil erlangt.

Wird an einen Nichtberechtigten eine Leistung bewirkt, die dem Be­ rechtigten gegenüber wirksam ist, so ist der Nichtberechtigte dem Berechtigten zur Herausgabe des Geleisteten verpflichtet. § 817. War der Zweck einer Leistung in der Art bestimmt, daß der Empfänger durch die Annahme gegen ein gesetzliches Verbot oder gegen die guten Sitten verstoßen hat, so ist der Empfänger zur Herausgabe verpflichtet. Die Rückforderung ist ausgeschlossen, wenn dem Leistenden gleichfalls ein solcher Verstoß zur Last füllt, es sei denn, daß die Leistung in der Eingehung einer Verbindlichkeit bestand; das zur Erfüllung einer solchen Verbindlichkeit Geleistete kann nicht zurückgesordert werden. § 818. Die Verpflichtung zur Herausgabe erstreckt sich auf die gezogenen Nutzungen sowie auf dasjenige, was der Einpfänger auf Grund eines erlangten Rechtes oder als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung des erlangten Gegenstandes erwirbt. Ist die Herausgabe wegen der Beschaffenheit des Erlangten nicht möglich oder ist der Empfänger aus einem anderen Grunde zur Heraus­ gabe außer Stande, so hat er den Werth zu ersetzen. Die Verpflichtung zur Herausgabe ober zum Ersätze des Werthes ist ausgeschloffen, soweit der Empfänger nicht mehr bereichert ist. Don dem Eintritte der Rechtshängigkeit an haftet der Empfänger nach den allgemeinen Vorschriften.

§ 819. Kennt der Empfänger den Mangel des rechtlichen Grundes bei dem Empfang oder erfährt er ihn später, so ist er von dem Empfang oder der Erlangung der Kenntniß an zur Herausgabe verpflichtet, wie wenn der Anspruch auf Herausgabe zu dieser Zeit rechtshängig geworden wäre. Verstößt der Empfänger durch die Annahme der Leistung gegen ein gesetzliches Verbot oder gegen die guten Sitten, so ist er von dem Empfange der Leistung an in der gleichen Weise verpflichtet. § 820. War mit der Leistung ein Erfolg bezweckt, deffcn Ein­ tritt nach dem Inhalte des Rechtsgeschäfts als ungewiß angesehen wurde, so ist der Empfänger, falls der Erfolg nicht eintritt, zur Herausgabe so verpflichtet, wie wenn der Anspruch auf Herausgabe zur Zeit des Empfanges rechtshängig geworden wäre. Das Gleiche gilt, wenn die Leistung aus einem Rechtsgrunde, dessen Wegfall nach dem Inhalte des Rechtsgeschäfts als möglich angesehen wurde, erfolgt ist und der Rcchtsgrund wegfällt. Zinsen hat der Einpfänger erst von dem Zeitpunkt an zu entrichten, in welchem er erführt, daß der Erfolg nicht eingetreten oder daß der Rechtsgrund weggefallen ist; zur Herausgabe von Nutzungen ist er insoweit nicht verpflichtet, als er zu dieser Zeit nicht mehr bereichert ist. § 821. Wer ohne rechtlichen Grund eine Verbindlichkeit eingeht, kann dce Erfüllung auch dann verweigern, wenn der Anspruch auf Be­ freiung von der Verbindlichkeit verjährt ist.

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Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

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§ 822. Wendet der Empfänger das Erlangte unentgeltlich einem Dritten zu, so ist, soweit in Folge dessen die Verpflichtung des Empfängers zur Herausgabe der Bereicherung ausgeschloflen ist, der Dritte zur Heraus­ gabe verpflichtet, wie wenn er die Zuwendung von dem Gläubiger ohne rechtlichen Grund erhalten hätte. Sünfundzrvanzigster Titel.

Unerlaubte Handlungen. 8 823. Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigenthum oder ein sonstiges Recht eines Anderen widerrechtlich verletzt, ist dem Anderen zum Ersätze des daraus entstehenden Schadens verpflichtet. Die gleiche Verpflichtung trifft denjenigen, welcher gegen ein den Schutz eines Anderen bezweckendes Gesetz verstößt. Ist nach dem Inhalte des Gesetzes ein Verstoß gegen dieses auch ohne Verschulden möglich, so tritt die Ersatzpflicht nur im Falle des Verschuldens ein. 8 824. Wer der Wahrheit zuwider eine Thatsache behauptet oder verbreitet, die geeignet ist, den Kredit eines Anderen zu gefährden oder sonstige Nachtheile für dessen Erwerb oder Fortkommen herbeizuführen, hat dem Anderen den daraus entstehenden Schaden auch dann zu ersetzen, wenn er die Unwahrheit zwar nicht kennt, aber kennen muß. Durch eine Mittheilung, deren Unwahrheit dem Mittheilenden un­ bekannt ist, wird dieser nicht zum Schadensersätze verpflichtet, wenn er oder der Empfänger der Mittheilung an ihr ein berechtigtes Jntereffe hat. 8 825. Wer eine Frauensperson durch Hinterlist, durch Drohung oder unter Mißbrauch eines Abhängigkeitsverhültnisses zur Gestattung der außerehelichen Beiwohnung bestimmt, ist ihr zum Ersätze des daraus ent­ stehenden Schadens verpflichtet. 8 826. Wer in einer gegen die guten Sitten verstoßenden Weise einem Anderen vorsätzlich Schaden zufügt, ist dem Anderen zum Ersätze des Schadens verpflichtet. 8 827. Wer im Zustande der Bewußtlosigkeit oder in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustande krankhafter Störung der Geistesthätigkeit einem Anderen Schaden zufügt, ist für den Schaden nicht verantworllich. Hat er sich durch geistige Getränke oder ähnliche Mittel in einen vorübergehenden Zustand dieser Art versetzt, so ist er für einen Schaden, den er in diesem Zustande widerrechtlich verursacht, in gleicher Weise verantwortlich, wie wenn ihm Fahrlässigkeit zur Last fiele; die Verantworllichkeit tritt nicht ein, wenn er ohne Verschulden in den Zustand gerathen ist. 8 828. Wer nicht das siebente Lebensjahr vollendet hat, ist für einen Schaden, den er einem Anderen zufügt, nicht verantwortlich. Wer das siebente, aber nicht das achtzehnte Lebensjahr vollendet hat, ist für einen Schaden, den er einem Anderen zufügt, nicht verantworllich,

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wenn er bei der Begehung der schädigenden Handlung nicht die zur Er­ kenntniß der Verantwortlichkeit erforderliche Einsicht hat. DaS Gleiche gilt von einem Taubstummen.

§ 829« Wer in einem der in den §§ 823 bis 826 bezeichneten Fälle für einen von ihm verursachten Schaden auf Grund der 83 827, 828 nicht verantwortlich ist, hat gleichwohl, sofern der Ersatz des Schadens nicht von einem aufsichtspflichtigen Dritten erlangt werden kann, den Schaden in­ soweit zu ersetzen, als die Billigkeit nach den Umständen, insbesondere nach den Verhältnissen der Betheiligten, eine Schadloshaltung erfordert und ihm nicht die Mittel entzogen werden, deren er zum standesmäßigen Unter­ halte sowie zur Erfüllung seiner gesetzlichen Unterhaltspflichten bedarf. § 830. Haben Mehrere durch eine gemeinschaftlich begangene un­ erlaubte Handlung einen Schaden verursacht, so ist jeder für den Schaden verantwortlich. Das Gleiche gilt, wenn sich nicht ermitteln läßt, wer von mehreren Betheiligten den Schaden durch seine Handlung verursacht hat. Anstifter und Gehülfen stehen Mitthätern gleich.

§ 831. Wer einen Anderen zu einer Verrichtung bestellt, ist zum Ersätze des Schadens verpflichtet, den der Andere in Ausführung der Ver­ richtung einem Dritten widerrechtlich zufügt. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Geschäftsherr bei der Auswahl der bestellten Person und, sofern er Vorrichtungen oder Geräthschaften zu beschaffen oder die Aus­ führung der Verrichtung zu leiten hat, bei der Beschaffung oder der Leitung die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet oder wenn der Schaden auch bei Anwendung dieser Sorgfalt entstanden sein würde. Die gleiche Verantwortlichkeit trifft denjenigen, welcher für den Geschäftsherrn die Besorgung eines der im Abs. 1 Satz 2 bezeichneten Geschäfte durch Vertrag übernimmt. 5 832. Wer kraft Gesetzes zur Führung der Aufsicht über eine Per­ son verpflichtet ist, die wegen Minderjährigkeit oder wegen ihres geistigen oder körperlichen Zustandes der Beaufsichtigung bedarf, ist zum Ersätze des Scha­ dens verpflichtet, den diese Person einem Dritten widerrechtlich zusügt. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn er seiner Aufsichtspflicht genügt oder wenn der Schaden auch bei gehöriger Aufsichtssührung entstanden sein würde. Die gleiche Verantwortlichkeit trifft denjenigen, welcher die Führung der Aufsicht durch Vertrag übernimmt.

K 833. Wird durch ein Thier ein Mensch getötet oder der Körper oder die Gesundheit eines Menschen verletzt oder eine Sache beschädigt, so ist derjenige, welcher das Tier hält, verpflichtet, dem Verletzten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Schaden durch ein HauSthier verursacht wird, das dem Berufe, der Erwerbs­ thätigkeit oder dem Unterhalte des Thierhalters zu dienen bestimmt ist, und entweder der Thierhalter bei der Beaufsichtigung deS Thieres die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet oder der Schaden auch bei Anwendung dieser Sorgfalt entstanden sein würde?)j *) Der zweite Satz ist hinzugefügt worden durch das Gesetz, betr. Aenderung deS § 833 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs, vom 30. Mai 1908 (RGBl. S. 313, ausgegeben zu Berlin den 6. Juni 1908).

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Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

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5 834. Wer für denjenigen, welcher ein Thier hält, die Führung der Aufsicht über das Thier durch Vertrag übernimmt, ist für den Schaden verantwortlich, den das Thier einem Dritten in der im § 833 bezeich­ neten Weife zufügt. Die Verantwortlichkeit tritt nicht ein, wenn er bei der Führung der Aufsicht die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet oder wenn der Schaden auch bei Anwendung dieser Sorgfalt entstanden sein würde. § 835. Wird durch Schwarz-, Roth-, Elch-, Dam- oder Rehwild oder durch Fasanen ein Grundstück beschädigt, an welchem dem Eigen­ thümer das Jagdrecht nicht zusteht, so ist der Jagdberechtigte verpflichtet, dem Verletzten den Schaden zu ersetzen. Die Ersatzpflicht erstreckt sich auf den Schaden, den die Thiere an den getrennten, aber noch nicht ein­ geernteten Erzeugniflen des Grundstücks anrichten. Ist dem Eigenthümer die Ausübung des ihm zustehenden Jagdrechts durch das Gesetz entzogen, so hat derjenige den Schaden zu ersetzen, welcher zur Ausübung des Jagdrechts nach dem Gesetze berechtigt ist. Hat der Eigenthümer eines Grundstücks, auf dem das Jagdrecht wegen der Lage des Grundstücks nur gemeinschaftlich mit dem Jagdrecht auf einem anderen Grundstück auSgeübt werden darf, das Jagdrecht dem Eigenthümer dieses Grundstücks verpachtet, so ist der letztere für den Schaden verantwortlich. Sind die Eigenthümer der Grundstücke eines Bezirkes zum Zwecke der gemeinschaftlichen Ausübung des Jagdrechts durch daS Gesetz zu einem Verbände vereinigt, der nicht als solcher haftet, so sind sie nach dem Verhültnifle der Größe ihrer Grundstücke ersatzpflichtig. 5 836. Wird durch den Einsturz eines Gebäudes oder eines anderen mit einem Grundstücke verbundenen Werkes oder durch die Ab­ lösung von Theilen des Gebäudes oder des Werkes ein Mensch getödtet, der Körper oder die Gesundheit eines Menschen verletzt oder eine Sache beschädigt, so ist der Besitzer des Grundstücks, sofern der Einsturz oder die Ablösung die Folge fehlerhafter Errichtung oder mangelhafter Unterhaltung ist, verpflichtet, dem Verletzten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Besitzer zum Zwecke der Abwen­ dung der Gefahr die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet hat. Ein früherer Besitzer des Grundstücks ist für den Schaden verantwort­ lich, wenn der Einsturz oder die Ablösung innerhalb eines Jahres nach der Beendigung seines Besitzes eintritt, es sei denn, daß er während seines Be­ sitzes die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet hat oder ein späterer Besitzer durch Beobachtung dieser Sorgfalt die Gefahr hätte abwenden können. Besitzer im Sinne dieser Vorschriften ist der Eigenbesitzer. § 837. Besitzt Jemand auf einem fremden Grundstück in Aus­ übung eines Rechtes ein Gebäude oder ein anderes Werk, so trifft ihn an Stelle des Besitzers des Grundstücks die im § 836 bestimmte Ver­ antwortlichkeit. H 838. Wer die Unterhaltung eines Gebäudes oder eines mit einem Grundstücke verbundenen Werkes für den Besitzer übernimmt oder das Ge­ bäude oder das Werk vermöge eines ihm zustehenden Nutzungsrechtes zu unterhalten hat, ist für den durch den Einsturz oder die Ablösung von Theilen verursachten Schaden in gleicher Weise verantwortlich wie der Besitzer.

BSB

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$ 838. Verletzt ein Beamter vorsätzlich oder fahrlässig die ihm einem Dritten gegenüber obliegende Amtspflicht, so hat er dem Dritten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Fällt dem Beamten nur Fahrlässigkeit zur Last, so kann er nur dann in Anspruch genommen werden, wenn der Verletzte nicht auf andere Weise Ersatz zu erlangen vermag. Verletzt ein Beamter bei dem Urtheil in einer Rechtssache seine Amtspflicht, so ist er für den daraus entstehenden Schaden nur dann verantwortlich, wenn die Pflichtverletzung mit einer im Wege des gericht­ lichen Strafversahrens zu verhängenden öffentlichen Strafe bedroht ist. Auf eine pflichtwidrige Verweigerung oder Verzögerung der Ausübung des Amtes findet diese Vorschrift keine Anwendung. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Verletzte vorsätzlich oder fahrlässig unterlassen hat, den Schaden durch Gebrauch eines Rechtsmittels abzuwenden. iy § 840. Sind für den aus einer unerlaubten Handlung entstehen­ den Schaden Mehrere neben einander verantwortlich, so hasten sie, vorbehalt­ lich der Vorschrift des § 835 Abs. 3, als Gesammtschuldner. Ist neben demjenigen, welcher nach den §§ 831, 832 zum Ersätze des von einem Anderen verursachten Schadens verpflichtet ist, auch der Andere für den Schaden verantwortlich, so ist in ihrem Verhältnisse zu einander der Andere allein, im Falle des § 829 der Aufsichtspflichtige allein verpflichtet. Ist neben demjenigen, welcher nach den §§ 833 bis 838 zum Ersätze des Schadens verpflichtet ist, ein Dritter für den Schaden verantwortlich, so ist in ihrem Derhältniffe zu einander der Dritte allein verpflichtet. § 841. Ist ein Beamter, der vermöge seiner Amtspflicht einen Anderen zur Geschäftsführung für einen Dritten zu bestellen oder eine solche Geschäftsführung zu beaufsichtigen oder durch Genehmigung von Rechtsgeschäften bei ihr mitzuwirken hat, wegen Verletzung dieser Pflichten neben dem Anderen für den von diesem verursachten Schaden verantwort­ lich, so ist in ihrem Verhältnisse zu einander der Andere allein verpflichtet.

§ 842. Die Verpflichtung zum Schadensersätze wegen einer gegen die Person gerichteten unerlaubten Handlung erstreÄ sich auf die Nach­ theile, welche die Handlung für den Erwerb oder das Fortkommen des Verletzten herbciführt.

§ 843. Wird in Folge einer Verletzung des Körpers oder der Gesundheit die Erwerbsfähigkeit des Verletzten aufgehoben oder gemindert oder tritt eine Vermehrung seiner Bedürfnisse ein, so ist dem Verletzten durch Entrichtung einer Geldrente Schadensersatz zu leisten. Auf die Rente finden die Vorschriften des § 760 Anwendung. Ob, in welcher Art und für welchen Betrag der Ersatzpflichtige Sicherheit zu leisten hat, bestimmt sich nach den Umständen. Statt der Rente kann der Verletzte eine Abfindung in Kapital verlangen, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. Der Anspruch wird nicht dadurch ausgeschlossen, daß ein Anderer dem Verletzten Unterhalt zu gewähren hat. >) Gesetz über die Haftung des Reichs siehe unter 7.

für seine Beamten (D. 22. Mai 1910)

BGB.

Zweites Buch. Recht der SchuldverhLltnisse.

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5 844. Im Falle der Tödtung hat der Ersatzpflichtige die Kosten der Beerdigung demjenigen zu ersetzen, welchem die Verpflichtung obliegt, diese Kosten zu tragen. Stand der Getödtete zur Zeit der Verletzung zu einem Dritten in einem Verhältnisse, vermöge dessen er diesem gegenüber kraft Gesetzes unterhaltspflichtig war oder unterhaltspflichtig werben konnte, und ist dem Dritten in Folge der Tödtung das Recht auf den Unterhalt entzogen, so hat der Ersatzpflichtige dem Dritten durch Entrichtung einer Geldrente insoweit Schadensersatz zu leisten, als der Getödtete während der muthmaßlichen Dauer seines Lebens zur Gewährung des Unterhalts verpflichtet gewesen sein würde; die Vorschriften des § 843 Abs. 2 bis 4 finden ent­ sprechende Anwendung. Die Ersatzpflicht tritt auch dann ein, wenn der Dritte zur Zeit der Verletzung erzeugt, aber noch nicht geboren war. § 845. Im Falle der Tödtung, der Verletzung des Körpers oder der Gesundheit sowie im Falle der Freiheitsentziehung hat der Ersatz­ pflichtige, wenn der Verletzte kraft Gesetzes einem Dritten zur Leistung von Diensten in dessen Hauswesen oder Gewerbe verpflichtet war, dem Dritten für die entgehenden Dienste durch Entrichtung einer Geldrente Ersatz zu leisten. Die Vorschriften des § 843 Abs. 2 bis 4 finden entsprechende Anwendung. § 846. Hat in den Fällen der §§ 844, 845 bei der Entstehung des Schadens, den der Dritte erleidet, ein Verschulden des Verletzten mit­ gewirkt, so finden auf den Anspruch des Dritten die Vorschriften des § 254 Anwendung.

§ 847. Im Falle der Verletzung des Körpers oder der Gesund­ heit sowie im Falle der Freiheitsentziehung kann der Verletzte auch wegen des Schadens, der nicht Vermögensschaden ist, eine billige Entschädigung in Geld verlangen. Der Anspruch ist nicht übertragbar und geht nicht auf die Erben über, es sei denn, daß er durch Vertrag anerkannt oder daß er rechtshängig geworden ist. Ein gleicher Anspruch steht einer Frauensperson zu, gegen die ein Verbrechen oder Vergehen wider die Sittlichkeit begangen oder die durch Hinterlist, durch Drohung oder unter Mißbrauch eines Abhängigkeitsver­ hältnisses zur Gestattung der außerehelichen Beiwohnung bestimmt wird.

§ 848. Wer zur Rückgabe einer Sache verpflichtet ist, die er einem Anderen durch eine unerlaubte Handlung entzogen hat, ist auch für den zufälligen Untergang, eine aus einem anderen Grunde eintretende zufällige Unmöglichkeit der Herausgabe oder eine zufällige Verschlechterung der Sache verantwortlich, es sei denn, daß der Untergang, die ander­ weitige Unmöglichkeit der Herausgabe oder die Verschlechterung auch ohne die Entziehung eingetreten sein würde. § 849. Ist wegen der Entziehung einer Sache der Werth oder wegen der Beschädigung einer Sache die Werthminderung zu ersetzen, so kann der Verletzte Zinsen des zu ersetzenden Betrags von dem Zeitpunkt an verlangen, welcher der Bestimmung des Werthes zu Grunde gelegt wird

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BGB.

§ 850. Macht der zur Herausgabe einer entzogenen Sache Ver­ pflichtete Verwendungen auf die Sache, so stehen ihm dem Verletzten gegenüber die Rechte zu, die der Besitzer dem Eigenthümer gegenüber wegen Verwendungen hat.

§ 851. Leistet der wegen der Entziehung oder Beschädigung einer beweglichen Sache zum Schadensersätze Verpflichtete den Ersatz an denjenigen, in besten Besitze sich die Sache zur Zeit der Entziehung oder der Beschädigung befunden hat, so wird er durch die Leistung auch dann be­ freit, wenn ein Dritter Eigenthümer der Sache war oder ein sonstiges Recht an der Sache hatte, cs sei denn, daß ihm das Recht des Dritten bekannt oder in Folge grober Fahrlässigkeit unbekannt ist. § 852. Der Anspruch auf Ersatz des aus einer unerlaubten Handlung entstandenen Schadens verjährt in drei Jahren von dem Zeit­ punkt an, in welchem der Verletzte von dem Schaden und der Person des Ersatzpflichtigen Kenntniß erlangt, ohne Rücksicht auf diese Kenntniß in dreißig Jahren von der Begehung der Handlung an. Hat der Ersatzpflichtige durch die unerlaubte Handlung auf Kosten des Verletzten etwas erlangt, so ist er auch nach der Vollendung der Ver­ jährung zur Herausgabe nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung verpflichtet. § 853. Erlangt Jemand erlaubte Handlung eine Forderung Verletzte die Erfüllung auch dann Aufhebung der Forderung verjährt

durch eine von ihm begangene un­ gegen den Derletzien, so kann der verweigern, wenn der Anspruch auf ist.

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

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Drilles Buch.

Sachenrecht. Erster Abschnitt. Besitz.

§ 854. Der Besitz einer Sache wird durch die Erlangung der thatsächlichen Gewalt über die Sache erworben. Die Einigung des bisherigen Besitzers und des Erwerbers genügt zum Erwerbe, wenn der Erwerber in der Lage ist, die Gewalt über die Sache auszuüben. § 855. Hebt sür einen Anderen in ähnlichen Verhältniß ziehenden Weisungen Andere Besitzer.

Jemand die thatsächliche Gewalt über eine Sache besten Haushalt oder Erwerbsgeschäst oder in einem aus, vermöge besten er den sich auf die Sache be­ des Anderen Folge zu leisten hat, so ist nur der

§ 856. Der Besitz wird dadurch beendigt, daß der Besitzer die thatsächliche Gewalt über die Sache aufgiebt oder in anderer Weise verliert. Durch eine ihrer Natur nach vorübergehende Verhinderung in der Ausübung der Gewalt wird der Besitz nicht beendigt.

§ 857.

Der Besitz geht auf den Erben über.

§ 858. Wer dem Besitzer ohne besten Willen den Besitz ent­ zieht oder ihn im Besitze stört, handelt, sofern nicht das Gesetz die Ent­ ziehung oder die Störung gestattet, widerrechtlich (verbotene Eigenmacht). Der durch verbotene Eigenmacht erlangte Besitz ist fehlerhaft. Die Fehlerhaftigkeit muß der Nachfolger im Besitze gegen sich gelten lasten, wenn er Erbe des Besitzers ist oder die Fehlerhaftigkeit des Besitzes seines Vorgängers bei dem Erwerbe kennt. 8 859. Der Besitzer darf sich verbotener Eigenmacht mit Gewalt erwehren. Wird eine bewegliche Sache dem Besitzer mittelst verbotener Eigen­ macht weggenommen, so darf er sie dem auf frischer That betroffenen oder verfolgten Thäter mit Gewalt wiederabnehmen. Wird dem Besitzer eines Grundstücks der Besitz durch verbotene Eigenmacht entzogen, so darf er sofort nach der Entziehung sich des Be­ sitzes durch Entsetzung des Thäters wiederbemächtigen. Die gleichen Rechte stehen dem Besitzer gegen denjenigen zu, welcher nach § 858 Abs. 2 die Fehlerhaftigkeit des Besitzes gegen sich gelten lasten muß.

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BGB.

8 860. Zur Ausübung der dem Besitzer nach § 859 zustehenden Rechte ist auch derjenige befugt, welcher die thatsächliche Gewalt nach § 855 für den Besitzer ausübt. § 861. Wird der Besitz durch verbotene Eigenmacht dem Besitzer entzogen, so kann dieser die Wiedereinräumung des Besitzes von demjenigen verlangen, welcher ihm gegenüber fehlerhaft besitzt. Der Anspruch ist ausgeschlossen, wenn der entzogene Besitz dem gegenwärtigen Besitzer oder deffen Rechtsvorgänger gegenüber fehlerhaft war und in dem letzten Jahre vor der Entziehung erlangt worden ist. § 862. Wird der Besitzer durch verbotene Eigenmacht im Besitze gestört, so kann er von dem Störer die Beseitigung der Störung verlangen. Sind weitere Störungen zu besorgen, so kann der Besitzer auf Unterlassung klagen. Der Anspruch ist ausgeschloffen, wenn der Besitzer dem Störer oder deffen Rechtsvorgänger gegenüber fehlerhaft besitzt und der Besitz in dem letzten Jahre vor der Störung erlangt worden ist.

8 863. Gegenüber den in den §§ 861, 862 bestimmten Ansprüchen kann ein Recht zum Besitz oder zur Vornahme der störenden Handlung nur zur Begründung der Behauptung geltend gemacht werden, daß die Entziehung oder die Störung des Besitzes nicht verbotene Eigenmacht sei. 8 864. Ein nach den §§ 861, 862 begründeter Anspruch erlischt mit dem Ablauf eines Jahres nach der Verübung der verbotenen Eigenmacht, wenn nicht vorher der Anspruch im Wege der Klage geltend gemacht wird. Das Erlöschen tritt auch dann ein, wenn nach der Verübung der verbotenen Eigenmacht durch rechtskräftiges Urtheil ftstgestellt wird, daß dem Thäter ein Recht an der Sache zusteht, vermöge deffen er die Herstellling eines seiner Handlungsweise entsprechenden Besitzstandes verlangen kann. 8 865. Die Vorschriften der §§ 858 bis 864 gelten auch zu Gunsten desjenigen, welcher nur einen Ächeil einer Sache, insbesondere abgesonderte Wohnräume oder andere Räume, besitzt.

8 866. Besitzen Mehrere eine Sache gemeinschaftlich, so findet in ihrem Verhältnisse zu einander ein Besitzschutz insoweit nicht statt, als es sich um die Grenzen des den Einzelnen zustehenden Gebrauchs handelt. 8 867. Ist eine Sache aus der Gewalt des Besitzers auf ein im Besitz eines Anderen befindliches Grundstück gelangt, so hat ihm der Besitzer des Grundstücks die Aufsuchung und die Wegschaffung zu gestatten, sofern nicht die Sache inzwischen in Besitz genommen worden ist. Der Besitzer des Grundstücks kann Ersatz des durch die Aufsuchung und die Wegschaffung entstehenden Schadens verlangen. Er kann, wenn die Ent­ stehung eines Schadens zu besorgen ist, die Gestattung verweigern, bis ihm Sicherheit geleistet wird; die Verweigerung ist unzuläffig, wenn mit dem Aufschübe Gefahr verbunden ist. 8 868. Besitzt Jemand eine Sache als Nießbraucher, Pfand­ gläubiger, Pächter, Miether, Verwahrer oder in einem ähnlichen Verhältnisse, vermöge deffen er einem Anderen gegenüber auf Zeit zum Besitze berechtigt oder verpflichtet ist, so ist auch der Andere Besitzer (mittelbarer Besitz).

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

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§ 869. Wird gegen den Besitzer verbotene Eigenmacht verübt, so stehen die in den §§ 861, 862 bestimmten Ansprüche auch dem mittelbaren Besitzer zu. Im Falle der Entziehung des Besitzes ist der mittelbare Besitzer berechtigt, die Wiedereinräumung des Besitzes an den bisherigen Besitzer zu verlangen; kann oder will dieser den Besitz nicht wiederüber­ nehmen, so kann der mittelbare Besitzer verlangen, daß ihm selbst der Besitz eingeräumt wird. Unter der gleichen Dorausschung kann er im Falle des § 867 verlangen, daß ihm die Aufsuchung und Wegschafftmg der Sache gestattet wird. § 870. Der mittelbare Besitz kann dadurch auf einen Anderen übertragen werden, daß diesem der Anspruch auf Herausgabe der Sache abgetreten wird. § 871. Steht der mittelbare Besitzer zu einem Dritten in einem Verhältniße der im § 868 bezeichneten Art, so ist auch der Dritte mittelbarer Besitzer.

5 872.

Wer eine Sache als ihm gehörend besitzt, ist Eigenbefitzer.

Zweiter Abschnitt.

Allgemeine Vorschriften über Liechte an

Grundstücken. § 873. Zur Übertragung des Eigenthums an einem Grundstücke, zur Belastung eines Grundstücks mit einem Rechte sowie zur Übertragung oder Belastung eines solchen Rechtes ist die Einigung des Berechtigten und des anderen Theiles über den Eintritt der Rechtsänderung und die Ein­ tragung der Rechtsänderung in das Grundbuch erforderlich, soweit nicht das Gesetz ein Anderes vorschreibt. Vor der Eintragung sind die Betheiligten an die Einigung nur gebunden, wenn die Erklärungen gerichtlich oder notariell beurkundet oder vor dem Grundbuchamt abgegeben oder bei diesem eingereicht find oder wenn der Berechtigte dem anderen Theile eine den Vorschriften der Grund­ buchordnung entsprechende Eintragungsbewilligung ausgehändigt hat. § 874. Bei der Eintragung eines Rechtes, mit dem ein Grundstück belastet wird, kann zur näheren Bezeichnung des Inhalts des Rechtes auf die Eintragungsbewilligung Bezug genommen werden, soweit nicht das Gesetz ein Anderes vorschreibt.

§ 875. Zur Aufhebung eines Rechtes an einem Grundstück ist, soweit nicht das Gesetz ein Anderes vorschreibt, die Erklärung des Berechtigten, daß er das Recht aufgebe, und die Löschung des Rechtes im Grundbuch erforderlich. Die Erklärung ist dem Grundbuchamt oder demjenigen gegenüber abzugeben, zu dessen Gunsten sie erfolgt. Vor der Löschung ist der Berechtigte an seine Erllärung nur gebunden, wenn er sie dem Grundbuchamte gegenüber abgegeben oder demjenigen, zu I st e g e r, Reichrzivilgesctze. 3. Auflage.

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BGB

dessen Gunsten sie erfolgt, eine den Vorschriften der Grundbuchordnung entsprechende Löschungsbewilligung ausgehändigt hat.

§ 876.

Ist ein Recht an einem Grundstücke mit dem Rechte eines Dritten belastet, so ist zur Aufhebung des belasteten Rechtes die Zustimmung des Dritten erforderlich. Steht das aufzuhebende Recht dem jeweiligen Eigenthümer eines anderen Grundstücks zu, so ist, wenn dieses Grundstück mit dem Rechte eines Dritten belastet ist, die Zustimmung des Dritten erforderlich, es sei denn, daß dessen Recht durch die Aufhebung nicht berührt wird. Die Zustimmung ist dem Grundbuchamt oder dem­ jenigen gegenüber zu erklären, zu dessen Gunsten sie erfolgt; sie ist unwiderruflich.

§ 877.

Die Vorschriften der §§ 873, 874, 876 finden auch auf Aenderungen des Inhalts eines Rechtes an einein Grundstück Anwendung.

§ 878.

Eine von dem Berechtigten in Gemäßheit der §§ 873, 875, 877 abgegebene Erklärung wird nicht dadurch unioirksam, daß der Berechtigte in der Verfügung beschränkt wird, nachdem die Erklärung für ihn bindend geworden und der Antrag aus Eintragung bei dem Grund buchamte gestellt worden ist.

§ 879.

Tas Rangverhältniß unter mehreren Rechten, mit denen ein Grundstück belastet ist, bestimmt sich, weiln die Rechte in derselben Abtheilung des Grundbuchs eingetragen sind, nach der Reihenfolge der Eintragungen. Sind die Rechte in verschiedenen Abtheilungen eingetragen, io bat das unter Angabe eines frittieren Tages eingetragene Recht den Borrang; Rechte, die unter Angabe desselben Tages eingetragen sind, haben gleichen Rang. Die Eintragung ist für das Rangverhältniß auch dann maßgebend, wenn die nach § 873 zum Erwerbe des Rechtes erforderliche Einigung erst nach der Eintragung zu Staude gefonunen ist. Eine abweichende Bestimmung des Rangverhältnisses bedarf der Ein­ tragung in das Grundbuch.

§ 88V.

Das Rangverhältniß kann nachträglich geändert werden. Zu der Rangänderung ist die Einigung des zurncktretendcn und des vortrctendcu Berechtigten und die Eintragung der Aenderung in das Grundbuch erforderlich; die Vorschriften des § 873 Abs. 2 und des § 878 finden Anwendung. Soll eine Hypothek, eine Grundschuld oder eine Rentenschuld zurücktreten, so ist außerdem die Zustimmung des Eigenthttmers erforderlich. Die Zustimmung ist dem Gruudbuchamt oder einem der Bethciligten gegenüber zu erklären; sie ist unwiderruflich. Ist das zurücktrctende Recht mit dem Rechte eines Dritten belastet, so finden die Vorschriften des § 876 entsprechende Anwendung. Der dem vortretenden Rechte eingeräumte Rang geht nicht dadurch verloren, daß das zurücktrctende Recht durch Rechtsgeschäft aufgehoben ivird. Rechte, die den Rang zwischen dem zurücktretenden und dem vor­ tretenden Rechte haben, werden durch die Rangänderung nicht berührt.

§ 881.

Der Eigenthümer kann sich bei der Belastung des Grund­ stücks mit einem Rechte die Befiigniß Vorbehalten, ein anderes, dem

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

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Umfange nach bestimmtes Recht mit dem Range vor jenem Rechte ein­ tragen zu lassen. Der Vorbehalt bedarf der Eintragung in das Grundbuch; die Ein­ tragung muß bei dem Rechte erfolgen, das zurücktreten soll. Wird das Grundstück veräußert, so geht die vorbehaltene Befugniß auf den Erwerber über. Ist das Grundstück vor der Eintragung des Rechtes, dem der Vor­ rang beigelegt ist, mit einem Rechte ohne einen entsprechenden Vorbehalt belastet worden, so hat der Vorrang insoweit keine Wirkung, als das mit dem Vorbehalt eingetragene Recht in Folge der inzwischen eingetretenen Belastung eine über den Vorbehalt hinausgehende Beeinträchtigung erleiden würde.

§ 882. Wird ein Grundstück mit einem Rechte belastet, für welches nach den für die Zwangsversteigerung geltenden Vorschriften dem Berechtigten im Falle des Erlöschens durch den Zuschlag der Werth aus dem Erlöse 311 ersetzen ist, so kann der Höchstbetrag des Ersatzes bestimmt werden. Die Bestimmung bedarf der Eintragung in das Grundbuch. § 883. Zur Sicherung des Anspruchs auf Einräumung oder Auf­ hebung eines Rechtes an einem Grundstück oder an einem das Grundstück belastenden Rechte oder auf Aenderung des Inhalts oder des Ranges eines solchen Rechtes kann eine Vormerkung in das Grundbuch eingetragen werden. Die Eintragung einer Vormerkung ist auch zur Sicherung einekünftigen oder eines bedingten Anspruchs zulässig. Eine Verfügung, die nach der Eintragung der Vormerkung über das Grundstück oder das Recht getroffen wird, ist insoweit unwirksam, als sie den Anspruch vereiteln oder beeinträchtigen würde. Dies gilt auch, wenn die Verfügung im Wege der Zwangsvollstreckung oder der Arrest­ vollziehung oder durch den Konkursverwalter erfolgt. Der Rang des Rechtes, auf dessen Einräumung der Anspruch ge­ richtet ist, bestimmt sich nach der Eintragung der Vormerkung. 8 884. Soweit der Anspruch durch die Vormerkung gesichert ist, kann sich der Erbe des Verpflichteten nicht auf die Beschränkung seiner Haftung berufen.

8 885. Die Eintragung einer Vormerkung erfolgt auf Grund einer einstweiligen Verfügung oder auf Grund der Bewilligung desjenigen, dessen Grundstück oder dessen Recht von der Vormerkung betroffen wird. Zur Erlassung der einstweiligen Verfügung ist nicht erforderlich, daß eine Gefährdung des zu sichernden Anspruchs glaubhaft gemacht wird. Bei der Eintragung kann zur näheren Bezeichnung des zu sichernden Anspruchs auf die einstweilige Verfügung oder die Eintragungsbewilligung Bezug genommen werden. 8 886. Steht demjenigen, dessen Grundstück oder dessen Recht von der Vormerkung betroffen wird, eine Einrede zu, durch welche die Geltendmachung des durch die Vormerkung gesicherten Anspruchs dauernd ausgeschlossen wird, so kann er von dem Gläubiger die Beseitigung der Vormerkung verlangen.

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BGB.

§ 887. Ist der Gläubiger, besten Anspruch durch die Vormerkung gesichert ist, unbekannt, so kann er im Wege des Ausgebotsverfahrens mit seinem Rechte ausgeschlosten werden, wenn die im § 1170 für die Aus­ schließung eines Hypothekengläubigers bestimmten Voraussetzungen vor­ liegen. Mit der Erlassung des Ausschlußurtheils erlischt die Wirkung der Vormerkung. 8 888. Soweit Rechtes an einem solchen die Vormerkung besteht, die Zustimmung zu der

der Erwerb eines eingetragenen Rechtes oder eines Rechte gegenüber demjenigen, zu dessen Gunsten unwirksam ist, kann dieser von dem Erwerber Eintragung oder der Löschung verlangen, die

zur Verwirklichung des durch die Vormerkung gesicherten Anspruchs er­ forderlich ist.

Das Gleiche gilt, wenn der Anspruch durch ein Veräußerungsverbot gesichert ist.

8 889. Ein Recht an einem fremden Grundstück erlischt nicht dadurch, daß der Eigenthümer des Grundstücks das Recht oder der Be­ rechtigte das Eigenthum an dem Grundstück erwirbt.

8 890. Mehrere Grundstücke können dadurch zu einem Grund­ stücke vereinigt werden, daß der Eigenthümer sie als ein Grundstück in das Grundbuch eintragen läßt. Ein Grundstück kann dadurch zum Bestandtheil eines anderen Grund­ stücks gemacht werden, daß der Eigenthümer es diesem im Grundbuche zuschreiben läßt.

8 891. Ist im Grundbuche für Jemand ein Recht eingetragen, so wird vermuthet, daß ihm das Recht zustehe. Ist im Grundbuch ein eingetragenes Recht gelöscht, so wird ver­ muthet, daß das Recht nicht bestehe. 8 892. Zu Gunsten desjenigen, welcher ein Recht an einem Grund­ stück oder ein Recht an einem solchen Rechte durch Rechtsgeschäft erwirbt, gilt der Inhalt des Grundbuchs als richtig, es sei denn, daß ein Wider­ spruch gegen die Richtigkeit eingetragen ober die Unrichtigkeit dem Erwerber bekannt ist. Ist der Berechtigte in der Verfügung über ein im Grund­ buch eingetragenes Recht zu Gunsten einer bestimmten Person beschränkt, so ist die Beschränkung dem Erwerber gegenüber nur wirksam, wenn sie auS dem Grundbuch ersichtlich oder dem Erwerber bekannt ist. Ist zu dem Erwerbe des Rechtes die Eintragung ersorderlich, so ist für die Kenntniß des Erwerbers die Zeit der Stellung des Antrags auf Eintragung oder, wenn die nach § 873 erforderliche Einigung erst später zu Stande kommt, die Zeit der Einigung maßgebend. 8 893. Die Vorschriften des § 892 finden entsprechende An­ wendung, wenn an denjenigen, für welchen ein Recht im Grundbuch ein­ getragen ist, auf Grund dieses Rechtes eine Leistung bewirkt oder wenn zwischen ihm und einem Anderen in Ansehung dieses Rechtes ein nicht u.iter die Vorschriften des § 892 fallendes Rechtsgeschäft vorgenommen wird, das eine Verfügung über das Recht enthält.

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

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§ 894. Steht der Inhalt des Grundbuchs in Ansehung eines Rechtes an dem Grundstück, eines Rechtes an einem solchen Rechte oder einer Verfügungsbeschränkung der im 8 892 Abs. 1 bezeichneten Art mit der wirklichen Rechtslage nicht im Einklänge, so kann derjenige, dessen Recht nicht oder nicht richtig eingetragen oder durch die Eintragung einer nicht bestehenden Belastung oder Beschränkung beeinträchtigt ist, die Zu­ stimmung zu der Berichtigung des Grundbuchs von demjenigen verlangen, dessen Recht durch die Berichtigung betroffen wird.

§ 895. Kann die Berichtigung des Grundbuchs erst erfolgen, nachdem das Recht des nach § 894 Verpflichteten eingetragen worden ist, so hat dieser auf Verlangen sein Recht eintragen zu lassen.

§ 896. Ist zur Berichtigung des Grundbuchs die Vorlegung eines Hypotheken-, Grundschuld- oder Rentenschuldbriefs erforderlich, so kann der­ jenige, zu dessen Gunsten die Berichtigung erfolgen soll, von dem Besitzer des Briefes verlangen, daß der Brief dem Grundbuchamte vorgelegt wird. § 897. Die Kosten der Berichtigung des Grundbuchs und der dazu erforderlichen Erklärungen hat derjenige zu tragen, welcher die Berichtigung verlangt, sofern nicht aus einem zwischen ihm und dem Ver­ pflichteten bestehenden Nechtsverhältnifle sich ein Anderes ergiebt. § 898. Die in den §§ 894 bis 896 bestimmten Ansprüche unter­ liegen nicht der Verjährung. § 899. In den Fällen des 8 894 kann ein Widerspruch gegen die Richtigkeit des Grundbuchs eingetragen werden. Die Eintragung erfolgt auf Grund einer einstweiligen Verfügung oder auf Grund einer Bewilligung desjenigen, dessen Recht durch die Berichtigung des Grundbuchs betroffen wird. Zur Erlassung der einst­ weiligen Verfügung ist nicht erforderlich, daß eine Gefährdung des Rechtes des Widersprechenden glaubhaft gemacht wird. § 900. Wer als Eigenthümer eines Grundstücks im Grundbuch eingetragen ist, ohne daß er das Eigenthum erlangt hat, erwirbt das Eigenthum, wenn die Eintragung dreißig Jahre bestanden und er während dieser Zeit das Grundstück im Eigenbesitze gehabt hat. Die dreißigjährige Frist wird in derselben Weise berechnet wie die Frist für die Ersitzung einer beweglichen Sache. Der Lauf der Frist ist gehemmt, solange ein Wider­ spruch gegen die Richtigkeit der Eintragung im Grundbuch eingetragen ist. Diese Vorschriften finden entsprechende Anwendung, wenn für Jemand ein ihm nicht zustehendes anderes Recht im Grundbuch eingetragen ist, das zum Besitze des Grundstücks berechtigt oder deffen Ausübung nach den für den Besitz geltenden Vorschriften geschützt ist. Für den Rang des Rechtes ist die Eintragung maßgebend.

§ 901. Ist ein Recht an einem fremden Grundstück im Grund­ buche mit Unrecht gelöscht, so erlischt es, wenn der Anspruch des Berechtigten gegen den Eigenthümer verjährt ist. Das Gleiche gilt, wenn ein kraft Gesetzes entstandenes Recht an einem fremden Grundstücke nicht in das Grundbuch eingetragen worden ist.

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BGB.

K 902. Die Ansprüche aus eingetragenen Rechten unterliegen nicht der Verjährung. Dies gilt nicht für Ansprüche, die auf Rückstände wieder­ kehrender Leistungen oder auf Schadensersatz gerichtet find. Ein Recht, wegen deffen ein Widersprich gegen die Richtigkeit des Grundbuchs eingetragen ist, steht einem eingetragenen Rechte gleich. Dritter Abschnitt.

Ligenrhum.

Erster Titel. Anhalt de; Eigenthums. § 903. Der Eigenthümer einer Sache kann, soweit nicht das Gesetz oder Rechte Dritter entgegenstehen, mit der Sache nach Belieben verfahren und Andere von jeder Einwirkung ausschließen. § 904. Der Eigenthümer einer Sache ist nicht berechtigt, die Einwirkung eines Anderen auf die Sache zu verbieten, wenn die Ein­ wirkung zur Abwendung einer gegenwärtigen Gefahr nothwendig und der drohende Schaden gegenüber dem aus der Einwirkung dem Eigenthümer entstehenden Schaden unverhältnißmäßig groß ist. Der Eigenthümer kann Ersatz des ihm entstehenden Schadens verlangen. § 905. Das Recht des Eigenthümers eines Grundstücks erstreckt sich auf den Raum über der Oberfläche und auf den Erdkörper unter der Oberfläche. Der Eigenthümer kann jedoch Einwirkungen nicht verbieten die in solcher Höhe oder Tiefe vorgenommen werden, daß er an der Auc>schließung kein Interesse hat.

§ 906. Der Eigenthümer eines Grundstücks kann die Zuführung von Gasen, Dämpfen, Gerüchen, Rauch, Ruß, Wärme, Geräusch, Erschütter­ ungen und ähnliche von einem anderen Grundstück ausgehende Einwirkungen insoweit nicht verbieten, als die Einwirkung die Benutzung seines Grundstücks nicht oder nur unwesentlich beeinträchtigt oder durch eine Benutzung des anderen Grundstücks herbeigeführt wird, die nach den örtlichen Verhältnissen bei Grundstücken dieser Lage gewöhnlich ist. Die Zuführung durch eine besondere Leitung ist unzulässig. § 907. Der Eigenthümer eines Grundstücks kann verlangen, daß auf den Nachbargrundstücken nicht Anlagen hergestellt oder gehalten werden, von denen mit Sicherheit vorauszusehen ist, daß ihr Bestand oder ihre Benutzung eine unzulässige Einwirkung auf sein Grundstück zur Folge hat. Genügt eine Anlage den landesgesetzlichen Vorschriften, die einen bestimmten Abstand von der Grenze oder sonstige Schutzmaßregeln vorschreiben, so kann die Beseitigung der Anlage erst verlangt werden, wenn die unzulässige Einwirkung thatsächlich hervortritt. Bäume und Sträucher gehören nicht zu den Anlagen im Sinne dieser Vorschriften.

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

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§ 908. Droht einem Grundstücke die Gefahr, daß es durch dm Einsturz eines Gebäudes oder eines anderen Werkes, das mit einem Nachbar­ grundstücke verbunden ist, oder durch die Ablösung von Theilen des Gebäudes oder des Werkes beschädigt wird, so kann der Eigenthümer von demjenigen, welcher nach dem § 836 Abs. 1 oder den §§ 837, 838 für den eintretenden Schaden verantwortlich sein würde, verlangen, daß er die zur Abwendung der Gefahr erforderliche Vorkehrung trifft. § 909. Ein Grundstück darf nicht in der Weise vertieft werden, daß der Boden des Nachbargrundstücks die erforderliche Stütze verliert, es sei denn, daß für eine genügende anderweitige Befestigung gesorgt ist. § 910. Der Eigenthümer eines Grundstücks kann Wurzeln eines Baumes oder eines Strauches, die von einem Nachbargrundstück eingedrungen sind, abschneiden und behalten. Das Gleiche gilt von herüberragenden Zweigen, wenn der Eigenthümer dem Besitzer des Nachbargrundstücks eine angemessene Frist zur Beseitigung bestimmt hat und die Beseitigung nicht innerhalb der Frist erfolgt. Dem Eigenthümer steht dieses Recht nicht zu, wenn die Wurzeln oder die Zweige die Benutzung des Grundstücks nicht beeinträchtigen.

§ 911. Früchte, die von einem Baume oder einem Strauche auf ein Nachbargrundstück hinüberfallen, gelten als Früchte dieses Grundstücks. Diese Vorschrift findet keine Anwendung, wenn das Nachbargrundstück dem öffentlichen Gebrauche dient. § 912. Hat der Eigenthümer eines Grundstücks bei der Errichtung eines Gebäudes über die Grenze gebaut, ohne daß ihm Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit zur Last fällt, so hat der Nachbar den Ueberbau zu dulden, es sei denn, daß er vor oder sofort nach der Grenzüberschreitung Wider­ spruch erhoben hat. Der Nachbar ist durch eine Geldrente zu entschädigen. Für die Höhe der Rente ist die Zeit der Grenzüberschreitung maßgebend. § 913. Die Rente für den Ueberbau ist dem jeweiligen Eigenthümer des Nachbargrundstücks von dem jeweiligen Eigenthümer des anderen Grundstücks zu entrichten. Die Rente ist jährlich im voraus zu entrichten.

K 914. Das Recht auf die Rente geht allen Rechten an dem belasteten Grundstück, auch den älteren, vor. Es erlischt mit der Beseitigung des Ueberbaues. Das Recht wird nicht in das Grundbuch eingetragen. Zum Verzicht auf das Recht sowie zur Feststellung der Höhe der Rente durch Vertrag ist die Eintragung erforderlich. Im Uebrigen finden die Vorschriften Anwendung, die für eine zu Gunsten des jeweiligen Eigenthümers eines Grundstücks bestehende Reallast gelten.

§ 915. Der Rentenberechtigte kann jederzeit verlangen, daß der Rentenpflichtige ihm gegen Uebertragung des Eigenthums an dem überbauten Theile des Grundstücks den Werth ersetzt, den dieser Theil zur Zeit der

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BGB

Grenzüberschreitung gehabt hat. Macht er von dieser Befugniß Gebrauch, so bestimmen sich die Rechte und Verpflichtungen beider Theile nach den Vorschriften über den Kauf. Für die Zeit bis zur Uebertragung des Eigenthums ist die Rente fortzuentrichten.

§ 916. Wird durch den Ueberbau ein Erbbaurecht oder eine Dienstbarkeit an dem Nachbargrundstücke beeinträchtigt, so finden zu Gunsten des Berechtigten die Vorschriften der §§ 912 bis 914 entsprechende An­ wendung.

§ 917. Fehlt einem Grundstücke die zur ordnungsmäßigen Benutzung nothwendige Verbindung mit einem öffentlichen Wege, so kann der Eigen­ thümer von den Nachbarn verlangen, daß sie bis zur Hebung des Mangels die Benutzung ihrer Grundstücke zur Herstellung der erforderlichen Verbindung dulden. Die Richtung des Nothwegs und der Umfang des Benutzungsrechts werden erforderlichen Falles durch Urtheil bestimmt. Die Nachbarn, über deren Grundstücke der Nothweg führt, sind durch eine Geldrente zu entschädigen. Die Vorschriften des § 912 Abs. 2 Satz 2 und der §§ 913, 914, 916 finden entsprechende Anwendung. § 918. Die Verpflichtung zur Duldung des Nothwegs tritt nicht ein, wenn die bisherige Verbindung des Grundstücks mit dem öffentlichen Wege durch eine willkürliche Handlung des Eigenthümers aufgehoben wird. Wird in Folge der Veräußerung eines Theiles des Grundstücks der veräußerte oder der zurückbehaltene Theil von der Verbindung mit dem öffentlichen Wege abgeschnitten, so hat der Eigenthümer desjenigen Theiles, über welchen die Verbindung bisher stattgefunden hat, den Nothweg zu dulden. Der Veräußerung eines Theiles steht die Veräußerung eines von mehreren demselben Eigenthümer gehörenden Grundstücken gleich. § 919. Der Eigenthümer eines Grundstücks kann von dem Eigen­ thümer eines Nachbargrundstücks verlangen, daß dieser zur Errichtung fester Grenzzeichen und, wenn ein Grenzzeichen verrückt oder unkenntlich geworden ist, zur Wiederherstellung mitwirkt. Die Art der Abmarkung und daS Verfahren bestimmen sich nach den Landesgesetzen; enthalten diese keine Vorschriften, so entscheidet die Ortsüblichkeit. Die Kosten der Abmarkung sind von den Betheiligten zu gleichen Theilen zu tragen, sofern nicht aus einem zwischen ihnen bestehenden Rechts­ verhältnisse sich ein Anderes ergiebt.

§ 920. Läßt sich im Falle einer Grenzverwirrung die richtige Grenze nicht ermitteln, so ist für die Abgrenzung der Besitzstand maßgebend. Kann der Besitzstand nicht festgestellt werden, so ist jedem der Grundstücke ein gleich großes Stück der streitigen Fläche zuzutheilen. Soweit eine diesen Vorschriften entsprechende Bestimmung der Grenze zu einem Ergebnisse führt, das mit den ermittelten Umständen, insbesondere mit der feststehenden Größe der Grundstücke, nicht übereinftimmt, ist die Grenze so zu ziehen, wie eS unter Berücksichtigung dieser Umstände der Billigkeit entspricht.

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

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§ 821. Werden zwei Grundstücke durch einen Zwischenraum, Rain, Winkel, einen Graben, eine Mauer, Hecke, Planke oder eine andere Ein­ richtung, die zum Vortheile beider Grundstücke dient, von einander geschieden, so wird vermuthet, daß die Eigenthümer der Grundstücke zur Benutzung der Einrichtung gemeinschaftlich berechtigt seien, sofern nicht äußere Merkmale daraus Hinweisen, daß die Einrichtung einem der Nachbarn allein gehört. § 922. Sind die Nachbarn zur Benutzung einer der im § 921 bezeichneten Einrichtungen gemeinschaftlich berechtigt, so kann jeder sie zu dem Zwecke, der sich aus ihrer Beschaffenheit ergiebt, insoweit benutzen, als nicht die Mitbenutzung des anderen beeinträchtigt wird. Die Unter­ haltungskosten sind von den Nachbarn zu gleichen Theilen zu tragen. Solange einer der Nachbarn an dem Fortbestände der Einrichtung ein Interesse hat, darf sie nicht ohne seine Zustimmung beseitigt oder geändert werden. Im Uebrigen bestimmt sich das Nechtsverhältniß zwischen den Nachbarn nach den Vorschriften über die Gemeinschaft. K 923. Steht auf der Grenze ein Baum, so gebühren die Früchte und, wenn der Baum gefällt wird, auch der Baum den Nachbarn zu gleichen Theilen. Jeder der Nachbarn kann die Beseitigung des Baumes verlangen. Die Kosten der Beseitigung fallen den Nachbarn zu gleichen Theilen zur Last. Der Nachbar, der die Beseitigung verlangt, hat jedoch die Kosten allein zu tragen, wenn der andere auf sein Recht an dem Baume verzichtet; er erwirbt in diesem Falle mit der Trennung das Alleineigenthum. Der Anspruch auf die Beseitigung ist ausgeschlosien, wenn der Baum als Grenz­ zeichen dient und den Umständen nach nicht durch ein anderes zweckmäßiges Grenzzeichen ersetzt werden kann. Diese Vorschriften gelten auch für einen auf der Grenze stehenden Strauch.

§ 924. Die Ansprüche, die sich aus den §§ 907 bis 909, 915, dem 8 917 Abs. 1, dem § 918 Abs. 2, den §§ 919, 920 und dem § 923 Abs. 2 ergeben, unterliegen nicht der Verjährung. Sweiter Titel.

Erwerb und Verlust des Eigenthum; an Grundstücken. § 925. Die zur Uebertragung des Eigenthums an einem Grund­ stücke nach § 873 erforderliche Einigung des Veräußerers und des Erwerbers (Auslassung) muß bei gleichzeitiger Anwesenheit beider Theile vor dem Grundbuchamt erklärt werden. Eine Auflassung, die unter einer Bedingung oder einer Zeit­ bestimmung erfolgt, ist unwirksam. § 926. Sind der Veräußerer und der Erwerber darüber einig, daß sich die Veräußerung auf das Zubehör des Grundstücks erstrecken soll, so erlangt der Erwerber mit dem Eigenthum an dem Grundstück auch das Eigenthum an den zur Zeit des Erwerbes vorhandenen Zubehörstücken,

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BGB.

soweit sie dem Veräußerer gehören. Im Zweifel ist anzunehmen, daß sich die Veräußerung auf das Zubehör erstrecken soll. Erlangt der Erwerber auf Grund der Veräußerung den Besitz von Zubehörstücken, die dem Veräußerer nicht gehören oder mit Rechten Dritter belastet sind, so finden die Vorschriften der §§ 932 bis 936 Anwendung; für den guten Glauben des Erwerbers ist die Zeit der Erlangung des Besitzes maßgebend.

§ 927. Der Eigenthümer eines Grundstücks kann, wenn das Grundstück seit dreißig Jahren im Eigenbefitz eines Anderen ist, im Wege des Aufgebotsverfahrens mit seinem Rechte ausgeschlossen werden. Die Besitzzeit wird in gleicher Weise berechnet wie die Frist für die Ersitzung einer beweglichen Sache. Ist der Eigenthümer im Grundbuch eingetragen, so ist das Aufgebotsvcrfahren nur zulässig, wenn er gestorben oder ver­ schollen ist und eine Eintragung in das Grundbuch, die der Zustimmung des Eigenthümers bedurfte, seit dreißig Jahren nicht erfolgt ist. Derjenige, welcher das Ausschlußuriheil erwirkt hat, erlangt das Eigenthum dadurch, daß er sich als Eigenthümer in das Grundbuch eintragen läßt. Ist vor der Erlassung des Ausschlußurtheils ein Dritter als Eigenthümer oder wegen des Eigenthums eines Dritten ein Widerspruch gegen die Richtigkeit des Grundbuchs eingetragen worden, so wirkt das Urtheil nicht gegen den Dritten. § 928. Das Eigenthum an einem Grundstücke kann dadurch aufgegeben werden, daß der Eigenthümer den Verzicht dem Grundbuchamtc gegenüber erklärt und der Verzicht in das Grundbuch eingetragen wird. Das Recht zur Aneignung des aufgcgcbenen Grundstücks steht dem Fiskus des Bundesstaats zu, in dessen Gebiete das Grundstück liegt. Der Fiskus erwirbt das Eigenthum dadurch, daß er sich als Eigenthümer in das Grundbuch eintragen läßt. Dritter Titel.

Lrwerb uud Verlust des Eigenthums an beweglichen Lachen. I. Uebertragung. § 929. Zur Uebertragung des Eigenthums an einer beweglichen Sache ist erforderlich, daß der Eigenthümer die Sache dem Erwerber übergiebt und beide darüber einig sind, daß das Eigenthum übergehen soll. Ist der Erwerber im Besitze der Sache, so genügt die Einigung über den Uebergang des Eigenthums. § 930. Ist der Eigenthümer im Besitze der Sache, so kann die Uebergabe dadurch ersetzt werden, daß zwischen ihm und dem Erwerber ein Rechtsverhältniß vereinbart wird, vermöge dessen der Erwerber den mittelbaren Besitz erlangt.

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

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§ 931. Ist ein Dritter im Besitze der Sache, so kann die Uebergabe dadurch ersetzt werden, daß der Eigenthümer dem Erwerber den Anspruch auf Herausgabe der Sache abtritt. § 932. Durch eine nach § 929 erfolgte Veräußerung wird der Erwerber auch dann Eigenthümer, wenn die Sache nicht dem Veräußerer gehört, es sei denn, daß er zu der Zeit, zu der er nach diesen Vorschriften das Eigenthum erwerben würde, nicht in gutem Glauben ist. In dem Falle des § 929 Satz 2 gilt dies jedoch nur dann, wenn der Erwerber den Besitz von dem Veräußerer erlangt hatte. Der Erwerber ist nicht in gutem Glauben, wenn ihm bekannt oder in Folge grober Fahrlässigkeit unbekannt ist, daß die Sache nicht dem Veräußerer gehört.

§ 933. Gehört eine nach § 930 veräußerte Sache nicht dem Veräußerer, so wird der Erwerber Eigenthümer, wenn ihm die Sache von deni Veräußerer übergeben wird, es sei denn, daß er zu dieser Zeit nicht in gutem Glauben ist.

§ 934. Gehört eine nach § 931 veräußerte Sache nicht dem Veräußerer, so wird der Erwerber, wenn der Veräußerer mittelbarer Be­ sitzer der Sache ist, mit der Abtretung des Anspruchs, anderenfalls dann Eigenthümer, wenn er den Besitz der Sache von dem Dritten erlangt, es sei denn, daß er zur Zeit der Abtretung oder des Besitzerwerbes nicht in gutem Glauben ist.

§ 935. Der Erwerb deS Eigenthums auf Grund der §§ 932 bis 934 tritt nicht ein, wenn die Sache dem Eigenthümer gestohlen worden, verloren gegangen oder sonst abhanden gekommen war. Das Gleiche gilt, falls der Eigenthümer nur mittelbarer Besitzer war, dann, wenn die Sache dem Besitzer abhanden gekommen war. Diese Vorschriften finden keine Anwendung auf Geld oder Inhaber­ papiere sowie auf Sachen, die im Wege öffentlicher Versteigerung veräußert werden. § 936. Ist eine veräußerte Sache mit dem Rechte eines Dritten belastet, so erlischt das Recht mit dem Erwerbe des Eigenthums. In dem Falle des § 929 Sah 2 gilt dies jedoch nur dann, wenn der Erwerber den Besitz von dem Veräußerer erlangt hatte. Erfolgt die Veräußerung nach § 930 oder war die nach § 931 veräußerte Sache nicht im mittel­ baren Besitze des Veräußerers, so erlischt das Recht des Dritten erst dann, wenn der Erwerber aus Grund der Veräußerung den Besitz der Sache erlangt. Das Recht des Dritten erlischt nicht, wenn der Erwerber zu der nach Abs. 1 maßgebenden Zeit in Ansehung des Rechtes nicht in gutem Glauben ist. Steht im Falle des § 931 das Recht dem dritten Besitzer zu, so erlischt es auch dem gutgläubigen Erwerber gegenüber nicht.

BGB.

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n. Ersitzung.

§ 937. Wer eine bewegliche Sache zehn Jahre im Eigenbcsitze hat, erwirbt das Eigenthum (Ersitzung). Die Ersitzung ist ausgeschlosien, wenn der Erwerber bei dem Erwerbe deS Eigenbesitzes nicht in gutem Glauben ist oder wenn er später erfährt, daß ihm das Eigenthum nicht zusteht.

§ 938. Hat Jemand eine Sache am Anfang und am Ende eines Zeitraums im Eigenbesitze gehabt, so wird vermuthet, daß sein Eigenbesitz auch in der Zwischenzeit bestanden habe. § 939. Die Ersitzung kann nicht beginnen und, falls sie be­ gonnen hat, nicht fortgesetzt werden, solange die Verjährung des Eigenthumsanspruchs gehemmt ist oder ihrer Vollendung die Vorschristeu der 88 206, 207 entgegenstehcn. § 940.

Die Ersitzung wird durch den Verlust des Eigcnbesitzcs

unterbrochen. Die Unterbrechung gilt als nicht erfolgt, wenn der Eigenbesitzer den Eigenbesitz ohne seinen Willen verloren und ihn binnen Jahresfrist oder mittelst einer innerhalb dieser Frist erhobenen Klage wiedererlangt hat.

§ 941. Die Ersitzung wird unterbrochen, wenn der Eigenthums­ anspruch gegen den Eigenbesitzer oder im Falle eines mittelbaren Eigen­ besitzes gegen den Besitzer gerichtlich geltend gemacht wird, der sein Recht zum Besitze von dem Eigenbesitzer ableitet; die Unterbrechung tritt jedoch nur zu Gunsten desjenigen ein, welcher sie herbeiführt. Die für die Ver jährung geltenden Vorschriften der 88 209 bis 212, 216, 219, 220 finden entsprechende Anwendung. S 942. Wird die Ersitzung unterbrochen, so kommt die bis zur Unterbrechung verstrichene Zeit nicht in Betracht; eine neue Ersitzung kann erst nach der Beendigung der Unterbrechung beginnen. § 943. Gelangt die Sache durch Rechtsnachfolge in den Eigen­ besitz eines Dritten, so kommt die während des Besitzes des Rechtsvor­ gängers verstrichene Ersitzungszeit dem Dritten zu Statten.

§ 944. Die Ersitzungszeit, die zu Gunsten eines Erbschaftsbesitzers verstrichen ist, kommt dem Erben zu Statten. § 945. Mit dem Erwerbe des Eigenthums durch Ersitzung er­ löschen die an der Sache vor dem Erwerbe des Eigenbesitzes begründeten Rechte Dritter, es sei denn, daß der Eigenbesitzer bei dem Erwerbe des Eigenbesitzes in Ansehung dieser Rechte nicht in gutem Glauben ist oder ihr Bestehen später erfährt. Die Ersitzungsfrist muß auch in Ansehung des Rechtes des Dritten verstrichen sein; die Vorschriften der 88 939 bis 944 finden entsprechende Anwendling.

BGB.

Drittes Buch.

III. Verbindung.

Sachenrecht.

Vermischung.

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Verarbeitung.

§ 946. Wird eine bewegliche Sache mit einem Grundstücke dergestalt verbunden, daß sie wesentlicher Bestandtheil des Grundstücks wird, so erstreckt sich das Eigenthum an dem Grundstück auf diese Sache.

§ 947. Werden bewegliche Sachen mit einander dergestalt ver­ bunden, daß sie wesentliche Bestandtheile einer einheillichen Sache werden, so werden die bisherigen Eigenthümer Miteigentümer dieser Sache; die Antheile bestimmen sich nach dem Verhältniße des Werthes, den die Sachen zur Zeit der Verbindung haben. Ist eine der Sachen als die Hauptsache anzusehen, so erwirbt ihr Eigenthümer das Alleineigenthum.

K 948. Werden bewegliche Sachen mit einander untrennbar vermischt oder vermengt, so finden die Vorschriften des § 947 entsprechende Anwendung. Der Untrennbarkeit steht eS gleich, wenn die Trennung der ver­ mischten oder vermengten Sachen mit unverhältnißmüßigen Kosten ver­ bunden sein würde. § 949. Erlischt nach den §§ 946 bis 948 das Eigenthum an einer Sache, so erlöschen auch die sonstigen an der Sache bestehenden Rechte. Erwirbt der Eigenthümer der belasteten Sache Miteigentum, so bestehen die Rechte an dem Antheile fort, der an die Stelle der Sache tritt. Wird der Eigenthümer der belasteten Sache Alleineigenthümer, so erstrecken sich die Rechte auf die hinzutretende Sache.

§ 950. Wer durch Verarbeitung oder Umbildung eines oder mehrerer Stoffe eine neue bewegliche Sache herstellt, erwirbt das Eigen­ thum an der neuen Sache, sofern nicht der Werth der Verarbeitung oder der Umbildung erheblich geringer ist als der Werth des Stoffes. Als Verarbeitung gilt auch das Schreiben, Zeichnen, Malen, Drucken, Graviren oder eine ähnliche Bearbeitung der Oberfläche. Mit dem Erwerbe des Eigenthums an der neuen Sache erlöschen die an dem Stoffe bestehenden Rechte. § 951. Wer in Folge der Vorschriften der §§ 946 bis 950 einen Rechtsverlust erleidet, kann von demjenigen, zu dessen Gunsten die Rechts­ änderung eintritt, Vergütung in Geld nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung fordern. Die Wieder­ herstellung des früheren Zustandes kann nicht verlangt werden. Die Vorschriften über die Verpflichtung zum Schadensersätze wegen unerlaubter Handlungen sowie die Vorschriften über den Ersatz von Ver­ wendungen und über das Recht zur Wegnahme einer Einrichtung bleiben unberührt. In den Fällen der §§ 946, 947 ist die Wegnahme nach den für das Wegnahmerecht des Besitzers gegenüber dem Eigenthümer geltenden Vorschriften auch dann zulässig, wenn die Verbindung nicht von dem Besitzer der Hauptsache bewirkt worden ist.

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BGB.

K 952. Das Eigenthum an dem über eine Forderung ausge­ stellten Schuldscheine steht dem Gläubiger zu. Das Recht eines Tritten an der Forderung erstreckt sich auf den Schuldschein. Das Gleiche gilt für Urkunden über andere Rechte, kraft deren eine Leistung gefordert werden kann, insbesondere für Hypotheken-, Grundschuldund Rentenschuldbriefe. IV. Erwerb von Erzeugnissen und sonstigen Bestandtheilen einer Sache.

§ 953. Erzeugnisse und sonstige Bestandtheile einer Sache ge­ hören auch nach der Trennung dem Eigenthümer der Sache, soweit sich nicht aus den §§ 954 bis 957 ein Anderes ergicbt. § 954. Wer vermöge eines Rechtes an einer fremden Sache befugt ist, sich Erzeugnisse oder sonstige Bestandtheile der Sache anzueignen, erwirbt das Eigenthum an ihnen, unbeschadet der Bvrschriften der §§ 955 bis 957, mit der Trennung.

§ 955. Wer eine Sache im Eigenbesitze hat, erwirbt das Eigen­ thum an den Erzeugnissen und sonstigen zu den Früchten der Sache gehörenden Bestandtheilen, unbeschadet der Vorschriften der §§ 956, 957. mit der Trennung. Der Erwerb ist ausgeschlossen, wenn der Eigen besitzer nicht zum Eigenbesitz oder ein Anderer vermöge eines Rechtes an der Sache zum Fruchtbezuge berechtigt ist uitb der Eigenbesitzer bei dein Erwerbe des Eigenbefitzes nicht in gutein Glauben ist oder vor der Trennnilg den Rechtsmangcl eriährt. Dem Eigenbesitzer steht derjenige gleich, welcher die Sache zum Zwecke der Ausübung eines Nutzungsrechts an ihr besitzt. Auf den Eigenbesitz und den ihm gleichgestellten Besitz findet die Vorschrift des § 940 Abs. 2 entsprechende Anwendung.

§ 956. Gestattet der Eigenthümer einem Anderen, sich Erzeugnisse oder sonstige Bestandtheile der Sache anzueignen, so erwirbt dieser das Eigenthum an ihnen, wenn der Besitz der Sache ihm überlassen ist, mit der Trennung, anderensalls mit der Besitzergreifimg. Ist der Eigen­ thümer zu der Gestattung verpflichtet, so kann er sie nicht widerrufen, solange sich der Andere in dem ihm überlasseneil Besitze der Sache befindet. Das Gleiche gilt, wenn die Gestattung nicht von dem Eigenthümer, sondern von einem Anderen ausgeht, denk Erzeuglüsse oder sonstige Be­ standtheile einer Sache nach der Trennung gehöreil. § 957. Die Vorschriften des § 956 finden auch dann Anwendung, wenn derjenige, welcher die Aneignung einem Anderen gestattet, hierzu nicht berechtigt ist, es sei denn, daß der Andere, falls ihm der Besitz der Sache überlassen wird, bei der Ueberlassung, anderenfalls bei der Er­ greifung des Besitzes der Erzeugnisse oder der sonstigen Bestandtheile iricht in gutem Glauben ist oder vor der Trennung den Rechtsmangel erfahrt.

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

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V. Aueiguung. § 958. Wer eine herrenlose bewegliche Sache in Eigenbesitz nimmt, erwirbt das Eigenthum an der Sache. Das Eigenthum wird nicht erworben, wenn die Aneignung gesetzlich verboten ist oder wenn durch die Besitzergreifung das Aneignungsrecht eines Anderen verletzt wird. § 959. Eine bewegliche Sache wird herrenlos, wenn der Eigen­ thümer in der Absicht, auf das Eigenthum zu verzichten, den Besitz der Sache aufgiebt.

§ 960. Wilde Thiere sind herrenlos, solange sie sich in der Freiheit befinden. Wilde Thiere in Thiergärten und Fische in Teichen oder anderen geschlosienen Privatgewässern sind nicht herrenlos. Erlangt ein gefangenes wildes Thier die Freiheit wieder, so wird es herrenlos, wenn nicht der Eigenthümer das Thier unverzüglich verfolgt oder wenn er die Verfolgung aufgiebt. Ein gezähmtes Thier wird herrenlos, wenn eS die Gewohnheit ab­ legt, an den ihm bestimmten Ort zurückzukehren. § 961. Zieht ein Bienenschwarm aus, so wird er herrenlos, wenn nicht der Eigenthümer ihn unverzüglich verfolgt oder wenn der Eigen­ thümer die Verfolgung aufgiebt. § 962. Der Eigenthümer des Verfolgung fremde Grundstücke betreten. nicht besetzte Bienenwohnung eingezogen, Schwarmes zum Zwecke des Einsangens Waben herausnehmen oder Herausbrechen. zu ersetzen.

Bienenschwarmes darf bei der Ist der Schwarm in eine fremde so darf der Eigenthümer des die Wohnung offnen und die Er hat den entstehenden Schaden

§ 963. Vereinigen sich ausgezogcne Bienenschwärme mehrerer Eigenthümer, so werden die Eigenthümer, welche ihre Schwärme verfolgt haben, Miteigenthümer des eingesangenen Gesammtschwarmcs; die Antheile bestimmen sich nach der Zahl der verfolgten Schwärme. § 964. Ist ein Bienenschwarm in eine fremde besetzte Bienen­ wohnung eingezogen, so erstrecken sich das Eigenthum und die sonstigen Rechte an den Bienen, mit denen die Wohnung besetzt war, auf den ein­ gezogenen Schwarm. Das Eigenthum und die sonstigen Rechte an dem eingezogenen Schwarme erlöschen. VI. Fund.

§ 965.

Wer eine verlorene Sache findet und an sich nimmt, hat dem Verlierer oder dem Eigenthümer oder einem sonstigen Empfangs­ berechtigten unverzüglich Anzeige zu machen. Kennt der Finder die Empfangsberechtigten nicht oder ist ihm ihr Aufenthalt unbekannt, so hat er den Fund und die Umstände, welche für die Ermittelung der Empfangsberechtigten erheblich sein können, unverzüglich der Polizeibehörde anznzeigen. Ist die Sache nicht mehr als drei Mark werth, so bedarf cs der Anzeige nicht.

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BGB

§ 966.

Der Finder ist zur Verwahrung der Sache verpflichtet. Ist der Verderb der Sache zu besorgen oder ist die Aufbewahrung nrt unverhältnifimäßigen Kosten verbunden, so hat der Finder die Sache öffentlich versteigern zu lasten. Vor der Versteigerung ist der Polizei­ behörde Anzeige zu machen. Der Erlös tritt an die Stelle der Sache.

§ 967. Der Finder ist berechtigt und auf Anordnung der Polizei­ behörde verpflichtet, die Sache oder den Versteigerungserlös an die Polizei­ behörde abzuliefern. § 968.

Der Finder hat

nur Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit

zu vertreten.

§ 969. Der Finder wird durch die Herausgabe der Sache an den Verlierer auch den sonstigen Empfangsberechtigten gegenüber befreit. § 970. Macht der Finder zum Zwecke der Verwahrung oder Erhaltung der Sache oder zum Zwecke der Ermittelung eines Empfangs­ berechtigten Aufwendungen, die er den Umständen nach für erforderlich halten darf, so kann er von dem Empfangsberechtigten Ersatz verlangen.

§ 971. Der Finder kann von dem Einpfangsberechtigten einen Finderlohn verlangen. Der Finderlohn beträgt von dem Werthe der Sache bis zu dreihundert Mark fünf vom Hundert, von dem Mehrwerth eins vom Hundert, bei Thieren eins vom Hundert. Hat die Sache nur für den Empfangsberechtigten einen Werth, so ist der Finderlohn nach billigem Ermessen zu bestimmen. Der Anspruch ist ausgeschlosten, wenn der Finder die Anzeigepflicht verletzt oder den Fund auf Nachfrage verheimlicht. § 972. Auf die in den §§ 970, 971 bestimmten Ansprüche finden die für die Ansprüche des Besitzers gegen den Eigenthümer wegen Ver­ wendungen geltenden Vorschriften der §§ 1000 bis 1002 entsprechende Anwendung. § 973. Mit dem Ablauf eines Jahres nach der Anzeige des Fundes bei der Polizeibehörde erwirbt der Finder das Eigenthum an der Sache, e8 sei denn, daß vorher ein Empfangsberechtigter dem Finder bekannt geworden ist oder sein Recht bei der Polizeibehörde angemeldet hat. Mit dem Erwerbe des Eigenthums erlöschen die sonstigen Rechte an der Sache. Ist die Sache nicht mehr als drei Mark werth, so beginnt die einjährige Frist mit dem Funde. Der Finder erwirbt das Eigenthum nicht, wenn er den Fund auf Nachfrage verheimlicht. Die Anmeldung eines Rechtes bei der Polizeibehörde steht dem Erwerbe des EigenthlimS nicht entgegen. § 974. Sind vor dem Ablaufe der einjährigen Frist Empfangs­ berechtigte dem Finder bekannt geworden oder haben sie bei einer Sache, die mehr als drei Mark werth ist, ihre Rechte bei der Polizeibehörde rechtzeitig angemeldet, so kann der Finder die Empfangsberechtigten nach den Vorschriften des § 1003 zur Erklärung über die ihm nach den

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

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§§ 970 bis 972 zustehenden Ansprüche auffordern. Mit dem Ablaufe der für die Erklärung bestimmten Frist erwirbt der Finder das Eigenthum und erlöschen die sonstigen Rechte an der Sache, wenn nicht die Empfangs­ berechtigten sich rechtzeitig zu der Befriedigung der Ansprüche bereit erklären.

§ 975. Durch die Ablieferung der Sache oder des VersteigerungserlöseS an die Polizeibehörde werden die Rechte des Finders nicht berührt. Läßt die Polizeibehörde die Sache versteigern, so tritt der Erlös an die Stelle der Sache. Die Polizeibehörde darf die Sache oder den Erlös nur mit Zustimmung des Finders einem Empfangsberechtigten herausgeben. K 976. Verzichtet der Finder der Polizeibehörde gegenüber auf das Recht zum Erwerbe des Eigenthums an der Sache, so geht fein Recht auf die Gemeinde des Fundorts über. Hat der Finder nach der Ablieferung der Sache oder des Versteigerungserlöses an die Polizeibehörde auf Grund der Vorschriften der §§ 973, 974 das Eigenthum erworben, so geht es auf die Gemeinde des Fundorts über, wenn nicht der Finder vor dem Ablauf einer ihm von der Polizeibehörde bestimmten Frist die Herausgabe verlangt.

§ 977. Wer in Folge der Vorschriften der §§ 973, 974, 976 einen Rechtsverlust erleidet, kann in den Fällen der §§ 973, 974 von dem Finder, in den Fällen des § 976 von der Gemeinde deS Fundorts die Herausgabe des durch die Rechtsänderung Erlangten nach den Vor­ schriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung fordern. Der Anspruch erlischt mit dem Ablaufe von drei Jahren nach dem Ueber« gange des Eigenthums auf den Finder oder die Gemeinde, wenn nicht die gerichtliche Geltendmachung vorher erfolgt. § 978. Wer eine Sache in den Geschäftsräumen oder den Be­ förderungsmitteln einer öffentlichen Behörde oder einer dem öffentlichen Verkehre dienenden Derkehrsanstalt findet und an sich nimmt, hat die Sache unverzüglich an die Behörde oder die Verkehrsanstalt oder an einen ihrer Angestellten abzuliefern. Die Vorschriften der 83 965 bis 977 finden keine Anwendung. K 979. Die Behörde oder die Verkehrsanstalt kann die an sie abgelieferte Sache öffentlich versteigern lasten. Die öffentlichen Behörden und die Verkehrsanstalten des Reichs, der Bundesstaaten und der Gemeinden können die Versteigerung durch einen ihrer Beamten vornehmen lassen. Der Erlös tritt an die Stelle der Sache.

§ 980. Die Versteigerung ist erst zulässig, nachdem die Empfangs­ berechtigten in einer öffentlichen Bekanntmachung des Fundes zur Anmeldung ihrer Rechte unter Bestimmung einer Frist aufgefordert worden sind und die Frist verstrichen ist; sie ist unzulässig, wenn eine Anmeldung rechtzeitig erfolgt ist. Die Bekanntmachung ist nicht erforderlich, wenn der Verderb der Sache zu besorgen oder die Aufbewahrung mit unverhältnißmäßigen Kosten verbunden ist. Jaeger, RelchSzlvilgesetze. 3. Auff.

BGB.

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S 981. Sind seit dem Ablaufe der in der öffentlichen Bekannt­ machung bestimmten Frist drei Jahre verstrichen, so fällt der Dersteigerungserlös, wenn nicht ein Empfangsberechtigter sein Recht angemeldet hat, bei Reichsbehörden und Reichsanstalten an den Reichsfiskus, bei Landes­ behörden und Landesanstalten an den Fiskus des Bundesstaats, bei Gemeindebehörden und Genleindeanstalten an die Gemeinde, bei Verkehrs­ anstalten, die von einer Privatperson betrieben werden, an diese. Ist die Versteigerung ohne die öffentliche Bekanntmachung erfolgt, so beginnt die dreijährige Frist erst, nachdem die Empsangsberechtigten in einer öffentlichen Bekanntlnachung des Fundes zur Anmeldung ihrer Rechte aufgefor­ dert worden sind. Das Gleiche gilt, wenn gefundenes Geld abgeliefert worden ist. Die Kosten werden von dem herauSzugebenden Betrag abgezogen.

$ 982. Die in den §§ 980, 981 vorgeschriebene Bekanntmachung erfolgt bei Reichsbehörden und Reichsanstalten nach den von dem Bundes­ rath, in den übrigen Fällen nach den von der Zentralbehörde des Bundes­ staats erlassenen Vorschriften .*) § 983. Ist eine öffentliche Behörde im Besitz einer Sache, zu deren Herausgabe sie verpflichtet ist, ohne daß die Verpflichtung auf Vertrag beruht, so finden, wenn der Behörde der Empfangsberechtigte oder dessen Aufenthalt unbekannt ist, die Vorschriften der §§ 979 bis 982 entsprechende Anwendung. § 984. Wird eine Sache, die so lange verborgen gelegen hat. daß der Eigenthümer nicht mehr zu ermitteln ist (Schatz), entdeckt und in Folge der Entdeckung in Besitz genommen, so wird das Eigenthum zur Hälfte von dem Entdecker, zur Hälfte von dem Eigenthümer der Sache erworben, in welcher der Schatz verborgen war. vierter Titel.

Ansprüche aus dem Eigenthume. § 985. Der Eigenthümer kann von dem Besitzer die Herausgabe der Sache verlangen. *) Auf Grund der §§ 982, 983 des Bürgerlichen Gesetzbuches hat der Bundesrath laut Bekanntmachung deS Reichskanzlers vom 16. Juni 1898 (RGBl. S. 912) folgende Vorschriften über die in Fundsachen u. s. w. von Reichsbehörden und Reichsanstalten zu erlassenden Bekanntmachungen NundBk.) beschlossen:

§ 1.

Die nach den §§ 980, 981, 983 des Bürgerlichen Gesetzbuchs von Reichs­ behörden und Reichsanstalten zu erlassenden Bekanntmachungen erfolgen durch Aushang an der Amtsstelle oder, wenn für Bekanntmachungen der bezeichneten Art eine andere Stelle bestimmt ist, durch Aushang an dieser Stelle. Zwischen dem Tage, an welchem der AuShang bewirkt, und dem Tage, an welchem das ausgehängte Schriftstück wieder abgenommen wird, soll ein Zeitraum von mindestens sechs Wochen liegen; auf die Gültigkeit der Bekanntmachung hat es keinen Einflutz, wenn das Schriftstück von dem Orte deS AuShangeS zu früh entfernt wird. Die Behörde oder die Anstalt kann weitere Bekanntmachungen, insbesondere durch Einrückung in öffentliche Blatter, veranlasien.

§ 2.

Die in der Bekanntmachung zu bestimmende Frist zur Anmeldung von Rechten mutz mindestens sechs Wochen betragen. Die Frist beginnt mit dem Aushange, falls aber die Bekanntmachung auch durch Einrückung in öffentliche Blätter erfolgt, mit der letzten Einrückung.

BGB.

Trittes Buch.

Sachenrecht.

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§ 986. Der Besitzer kann die Herausgabe der Sache verweigern, wenn er oder der mittelbare Besitzer, von dem er sein Recht zum Besitz ableitet, dem Eigenthümer gegenüber zum Besitze berechtigt ist. Ist der mittelbare Besitzer dem Eigenthümer gegenüber zur Ueberlassung des Besitzes an den Besitzer nicht befugt, so kann der Eigenthümer von dein Besitzer die Herausgabe der Sache an den mittelbaren Besitzer oder, wenn dieser den Besitz nicht wiederübernehmen kann oder will, an sich selbst verlangen. Der Besitzer einer Sache, die nach § 931 durch Abtretung des Anspruchs aus Herausgabe veräußert worden ist, kann dem neuen Eigenthümer die Ein­ wendungen entgegensetzen, welche ihm gegen den abgetretenen Anspruch zustehen.

§ 987. Der Besitzer hat dem Eigenthümer die Nutzungen heraus­ zugeben, die er nach dem Eintritte der Rechtshängigkeit zieht. Zieht der Besitzer nach dem Eintritte der Rechtshängigkeit Nutzungen nicht, die er nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft ziehen könnte, so ist er dem Eigenthümer zum Ersätze verpflichtet, soweit ihm ein Nerschulden zur Last fällt. § 988. Hat ein Besitzer, der die Sache als ihm gehörig oder zum Zwecke der Ausübung eines ihm in Wirklichkeit nicht zustehenden Nutzungsrechts an der Sache besitzt, den Besitz unentgeltlich erlangt, so ist er dem Eigenthümer gegenüber zur Herausgabe der Nutzungen, die er vor dem Eintritte der Rechtshängigkeit zieht, nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung verpflichtet.

§ 989. Der Besitzer ist von dem Eintritte der Rechtshängigkeit an dem Eigenthümer für den Schaden verantwortlich, der dadurch entsteht, daß in Folge seines Verschuldens die Sache verschlechtert wird, untergeht oder aus einem anderen Grunde von ihm nicht herausgegeben werden kann. § 990. War der Besitzer bei dem Erwerbe des Besitzes nicht in gutem Glauben, so haftet er dem Eigenthümer von der Zeit des Erwerbes an nach den §§ 987, 989. Erfährt der Besitzer später, daß er zum Besitze nicht berechtigt ist, so haftet er in gleicher Weise von der Er­ langung der Kenntniß an. Eineweitergehende Haftung des Besitzers wegen Verzugs bleibt unberührt.

§ 991. Leitet der Besitzer das Recht zum Besitze von einem mittelbaren Besitzer ab, so finden die Vorschriften des § 990 in Ansehung der Nutzungen nur Anwendung, wenn die Voraussetzungen des § 990 auch bei dem mittelbaren Besitzer vorliegen oder diesem gegenüber die Rechts­ hängigkeit eingetreten ist. War der Besitzer bei dem Erwerbe des Besitzes in gutem Glauben, so hat er gleichwohl von dem Erwerb an den im § 989 bezeichneten Schaden dem Eigenthümer gegenüber insoweit zu vertreten, als er dem mittelbaren Besitzer verantwortlich ist. § 992. Hat sich der Besitzer durch verbotene Eigenmacht oder durch eine strafbare Handlung den Besitz verschafft, so haftet er dem Eigenthümer nach den Vorschristen über den Schadensersatz wegen un­ erlaubter Handlungen.

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BSD.

§ 993. Liegen die in den §§ 987 bis 992 bezeichneten Voraus­ setzungen nicht vor, so hat der Besitzer die gezogenen Früchte, soweit sie nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft nicht als Ertrag der Zache anzusehen sind, nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung herauszugeben; im Uebrigen ist er weder zur Herausgabe von Nutzungen noch zum Schadensersätze verpstichtet. Für die Zeit, für welche dem Besitzer die Nutzungen verbleiben, finden auf ihn die Vorschriften deS § 101 Anwendung.

K 994. Der Besitzer kann für die auf die Sache gemachten noth­ wendigen Verwendungen von dem Eigenthümer Ersatz verlangen. Die gewöhnlichen Erhaltungskosten sind ihm jedoch für die Zeit, für welche ihm die Nutzungen verbleiben, nicht zu ersetzen. Macht der Besitzer nach dem Eintritte der Rechtshängigkeit oder nach dem Beginne der im 8 990 bestimmten Haftung nothwendige Ver­ wendungen, so bestimmt sich die Ersatzpflicht deS Eigenthümers nach den Vorschriften über die Geschäftsführung ohne Auftrag. 5 995. Zu den nothwendigen Verwendungen im Sinne des § 994 gehören auch die Aufwendungen, die der Besitzer zur Bestreitung von Lasten der Sache macht. Für die Zeit, für welche dem Besitzer die Nutzungen ver­ bleiben, sind ihm nur die Aufwendungen für solche außerordentliche Lasten zu ersetzen, die als auf den Stammwetth der Sache gelegt anzusehen sind.

K 996. Für andere als nothwendige Verwendungen kann der Besitzer Ersatz nur insoweit verlangen, als sie vor dem Eintritte der Rechtshängigkeit und vor dem Beginne der im § 990 bestimmten Haftung gemacht werden und der Werth der Sache durch sie noch zu der Zeit er­ höht ist, zu welcher der Eigenthümer die Sache wiedererlangt.

% 997. Hat der Besitzer mit der Sache eine andere Sache als wesentlichen Bestandtheil verbunden, so kann er sie abtrennen und sich aneignen. Die Vorschriften des § 258 finden Anwendung. Das Recht zur Abtrennung ist ausgeschlossen, wenn der Besitzer nach § 994 Abs. 1 Satz 2 für die Verwendung Ersatz nicht verlangen kann oder die Abtrennung für ihn keinen Nutzen hat oder ihm mindestens der Werth ersetzt wird, den der Bestandtheil nach der Abtrennung für ihn haben würde. § 998. Ist ein landwirthschaftliches Grundstück herauszugeben, so hat der Eigenthümer die Kosten, die der Besitzer auf die noch nicht ge­ trennten, jedoch nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft vor dem Ende des Wirtschaftsjahrs zu trennenden Früchte verwendet hat, insoweit zu ersetzen, als sie einer ordnungsmäßigen Wirthschaft entsprechen und den Werth dieser Früchte nicht übersteigen.

K 999. Der Besitzer kann für die Verwendungen eines VorbesitzerS, deflen Rechtsnachfolger er geworden ist, in demselben Umfang Ersatz verlangen, in welchem ihn der Vorbesitzer fordern könnte, wenn er die Sache herauszugeben hätte. Die Verpflichtung des Eigenthümers zum Ersätze von Verwendungen erstreckt sich auch auf die Verwendungen, die gemacht worden find, bevor er daS Eigenthum erworben hat.

BGB.

Trittes Buch.

Sachenrecht.

H 1000. Der Besitzer kann die Herausgabe der Sache verweigern, bis er wegen der ihm zu ersetzenden Verwendungen befriedigt wird. Das Zurückbehaltungsrecht steht ihm nicht zu, wenn er die Sache durch eine vorsätzlich begangene unerlaubte Handlung erlangt hat.

§ 1001. Der Besitzer kann den Anspruch auf den Ersatz der Verwendungen nur geltend machen, wenn der Eigenthümer die Sache wiedererlangt oder die Verwendungen genehmigt. Bis zur Genehmigung der Verwendungen kann sich der Eigenthümer von dem Ansprüche dadurch befreien, daß er die wiedererlangte Sache zurückgiebt. Die Genehmigung gilt als ertheilt, wenn der Eigenthümer die ihm von dem Besitzer unter Vorbehalt des Anspruchs angebotene Sache annimmt. § 1002. Giebt der Besitzer die Sache dem Eigenthümer heraus, so erlischt der Anspruch auf den Ersatz der Verwendungen mit dem Ab­ lauf eines Monats, bei einem Grundstücke mit dem Ablaufe von sechs Monaten nach der Herausgabe, wenn nicht vorher die gerichtliche Geltend­ machung erfolgt oder der Eigenthümer die Verwendungen genehmigt. Auf diele Fristen finden die für die Verjährung geltenden Vorschristeu der §§ 203, 206, 207 entsprechende Anwendung.

§ 1003. Der Besitzer kann den Eigenthümer unter Angabe des als Ersatz verlangten Betrags auffordern, sich innerhalb einer von ihm bestimmten angemessenen Frist darüber zu erklären, ob er die Verwendungen genehmige. Nach dem Ablaufe der Frist ist der Besitzer berechtigt, Be­ friedigung auS der Sache nach den Vorschriften über den Pfandverkauf, bei einem Grundstücke nach den Vorschriften über die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen zu suchen, wenn nicht die Genehmigung rechtzeitig erfolgt. Bestreitet der Eigenthümer den Anspruch vor dem Ablaufe der Frist, so kann sich der Besitzer aus der Sache erst dann befriedigen, wenn er nach rechtskräftiger Feststellung des Betrags der Verwendungen den Eigen­ thümer unter Bestimmung einer angemessenen Frist zur Erklärung auf­ gefordert hat und die Frist verstrichen ist; das Recht auf Befriedigung aus der Sache ist ausgeschloffen, wenn die Genehmigung rechtzeitig erfolgt. § 1004. Wird das Eigenthum in anderer Weise als durch Ent­ ziehung oder Vorenthaltung des Besitzes beeinträchtigt, so kann der Eigen­ thümer von dem Störer die Beseitigung der Beeinträchtigung verlangen. Sind weitere Beeinträchtigungen zu besorgen, so kann der Eigenthümer auf Unterlaffung klagen. Der Anspruch ist ausgeschlossen, wenn der Eigenthümer zur Duldung verpflichtet ist. K 1005. Befindet sich eine Sache auf einem Grundstücke, das ein Anderer als der Eigenthümer der Sache besitzt, so steht diesem gegm den Besitzer des Grundstücks der im § 867 bestimmte Anspruch zu.

§ 1006. Zu Gunsten des Besitzers einer beweglichen Sache wird vermuthet, daß er Eigenthümer der Sache sei. Dies gilt jedoch nicht einem früheren Besitzer gegenüber, dem die Sache gestohlen worden, verloren

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BGB

gegangen oder sonst abhanden gekommen ist, es sei denn, daß eS sich um Geld oder Jnhaberpapiere handelt. Zu Gunsten eines früheren Besitzers wird vermuthet, daß er während der Dauer feines Besitzes Eigenthümer der Sache gewesen sei. Im Falle eines mittelbaren Besitzes gilt die Vermuthung für den mittelbaren Besitzer.

§ 1007, Wer eine bewegliche Sache im Besitze gehabt hat, kann von dem Besitzer die Herausgabe der Sache verlangen, wenn dieser bei dem Erwerbe des Besitzes nicht in gutem Glauben war. Ist die Sache dem früheren Besitzer gestohlen worden, verloren ge­ gangen oder sonst abhanden gekommen, so kann er die Herausgabe auch von einem gutgläubigen Besitzer verlangen, es sei denn, daß dieser Eigen­ thümer der Sache ist oder die Sache ihm vor der Besitzzeit des früheren Besitzers abhanden gekommen war. Auf Geld und Jnhaberpapiere findet diese Vorschrift keine Anwendung. Der Anspruch ist ausgeschlossen, wenn der frühere Besitzer bei dem Erwerbe des Besitzes nicht in gutem Glauben war oder wenn er den Besitz aufgegeben hat. Im Uebrigen finden die Vorschriften der §§ 986 bis 1003 entsprechende Anwendung. Fünfter Titel.

Mitklgkllthlllll. § 1008. Steht das Eigenthum an einer Sache Mehreren nach Bruchtheilen zu, so gelten die Vorschriften der §§ 1009 bis 1011. § 1009. Die gemeinschaftliche Sache kann auch zu Gunsten eines Miteigenthümers belastet werden. Die Belastung eines gemeinschaftlichen Grundstücks zu Gunsten des jeweiligen Eigenthümers eines anderen Grundstücks sowie die Belastung eines anderen Grundstücks zu Gunsten der jeweiligen Eigenthümer des gemeinschaftlichen Grundstücks wird nicht dadurch ausgeschlossen, daß das andere Grundstück einem Miteigenthümer des gemeinschaftlichen Grund­ stücks gehört.

K 1010. Haben die Miteigenthümer eines Grundstücks die Ver­ waltung und Benutzung geregelt oder das Recht, die Aufhebung der Ge­ meinschaft zu verlangen, für immer oder auf Zeit ausgeschlossen oder eine Kündigungsfrist bestimmt, so wirkt die getroffene Bestimmung gegen den Sondernachfolger eines Miteigenthümers nur, wenn sie als Belastung des Antheils im Grundbuch eingetragen ist. Die in den §§ 755, 756 bestimmten Ansprüche können gegen den Sondernachfolger eines Miteigenthümers nur geltend gemacht werden, wenn sie im Grundbuch eingetragen sind.

§ 1011. Jeder Miteigenthümer kann die Ansprüche aus dem Eigenthume Dritten gegenüber in Ansehung der ganzen Sache geltend machen, den Anspruch auf Herausgabe jedoch nur in Gemäßheit des § 432.

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

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Vierter Abschnitt.

Erbbsurechr. § 1012. Ein Grundstück kann in der Weise belastet werden, daß demjenigeir, zu dessen Gunsten die Belastung erfolgt, das veräußerliche und vererbliche Recht zusteht, auf oder unter der Oberfläche des Grund­ stücks ein Bauwerk zu haben (Erbbaurecht). § 1013. Das Erbbaurecht kann auf die Benutzung eines für das Bauwerk nicht erforderlichen Theiles des Grundstücks erstreckt werden, wenn sic für die Benutzung des Bauwerkes Dortheil bietet. § 1014. Die Beschränkung des Erbbaurechts aus eines Gebäudes, insbesondere ein Stockwerk, ist unzulässig.

einen Theil

§ 1015. Die zur Bestellung des Erbbaurechts nach § 873 er­ forderliche Einigung des Eigenthümers und des Erwerbers muß bei gleich­ zeitiger Anwesenheit beider Theile vor dem Grundbuchamt erklärt werden. § 1016.

Das Erbbaurecht erlischt nicht dadurch, daß das Bau­

werk untergeht.

K 1017. Für das Erbbaurecht gelten die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften. Die für den Erwerb des Eigenthums und die Ansprüche aus dem Eigenthume geltenden Vorschriften finden auf das Erbbaurecht entsprechende Anwendung. fünfter Abschnitt.

Dienstbarkeiten. Erster Titel.

Srunddienstbarkeiten. § 1018. Ein Grundstück kann zu Gunsten des jeweiligen Eigen­ thümers eines anderen Grundstücks in der Weise belastet werden, daß dieser das Grundstück in einzelnen Beziehungen benutzen darf oder daß auf dem Grundstücke gewisse Handlungen nicht vorgenommen werden dürfen oder daß die Ausübung eines Rechtes ausgeschlossen ist, das sich aus dem Eigenthum an dem belasteten Grundstücke dem anderen Grund» stücke gegenüber ergiebt (Grunddienstbarkeit). § 1019. Eine Grunddienstbarkeit kann nur in einer Belastung bestehen, die für die Benutzung des Grundstücks des Berechtigten Vortheil bietet. Ueber das sich hieraus ergebende Maß hinaus kann der Inhalt der Dienstbarkeit nicht erstreckt werden.

§ 1020. Bei der Ausübung einer Grunddienstbarkeit hat der Berechtigte das Interesse des Eigenthümers des belasteten Grundstücks

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BGB.

thunlichst zu schonen. Hält er zur Ausübung der Dienstbarkeit auf dem belasteten Grundstück eine Anlage, so hat er sie in ordnungsmäßigen! Zu­ stande zu erhalten, soweit das Interesse deS Eigenthümers es erfordert.

§ 1021. Gehört zur Ausübung einer Grunddienstbarkeit eine An­ lage auf dem belasteten Grundstücke, so kann bestimmt werden, daß der Eigenthümer dieses Grundstücks die Anlage zu unterhalten hat, soweit das Interesse des Berechtigten es erfordert. Steht dein Eigenthümer das Recht zur Mitbenutzung der Anlage zu, so kann bestimmt werden, daß der Berechtigte die Anlage zu unterhalten hat, soweit es für das Benutzungs­ recht des Eigenthümers erforderlich ist. Auf eine solche Unterhaltungspflicht finden die Vorschriften über die Reallasten entsprechende Anwendung. § 1022. Besteht die Grunddienstbarkeit in dein Rechte, auf einer baulichen Anlage des belasteten Grundstücks eine bauliche Anlage zu halten, so hat, wenn nicht ein Anderes bestimmt ist, der Eigenthümer des belasteten Grundstücks seine Anlage zu unterhalten, soweit das Interesse des Berech­ tigten es erfordert. Die Vorschrift des § 1021 Abs. 2 gilt auch für diese Unterhaltungspflicht. 8 1023. Beschränkt sich die jeiveilige Ausübung einer Grund­ dienstbarkeit auf einen Theil des belasteten Grundstücks, so kann der Eigen­ thümer die Verlegung der Ausübung auf eine andere, für den Berechtigten ebenso geeignete Stelle verlangen, wenn die Ausübung an der bisherigen Stelle für ihn besonders beschwerlich ist; die Kosten der Verlegung hat er zu tragen und vorzuschießen. Dies gilt auch dann, wenn der Theil des Grundstücks, auf den sich die Ausübung beschränkt, durch Rechtsgeschäft bestimmt ist. Das Recht auf die Verlegung kaun nicht durch Rechtsgeschäft aus­ geschlossen oder beschränkt werden.

8 1024. Trifft eine Grunddienstbarkeit mit einer anderen Grund­ dienstbarkeit oder einem sonstigen Nutzungsrecht an denn Grundstücke der­ gestalt zusammen, daß die Rechte nebeneinander nicht oder nicht vollständig auSgeübt werden können, und haben die Rechte gleichen Rang, so kann jeder Berechtigte eine den Interessen aller Berechtigten nach billigem Er­ messen entsprechende Regelung der Ausübung verlangen. 8 1025. Wird das Grundstück des Berechtigten getheilt, so besteht die Grunddienstbarkeit für die einzelnen Theile fort; die Ausübung ist jedoch im Zweifel nur in der Weise zulässig, daß sie für den Eigenthümer des belasteten Grundstücks nicht beschwerlicher wird. Gereicht die Dienst­ barkeit nur einem der Theile zum Vortheile, so erlischt sie für die übrigen Theile. 8 1026. Wird das belastete Grundstück getheilt, so werden, wenn die Ausübung der Grunddienstbarkeit auf einen bestimmten Theil des be­ lasteten Grundstücks beschränkt ist, die Theile, welche außerhalb des Bereichs der Ausübung liegen, von der Dienstbarkeit frei.

8 1027. Wird eine Grunddienstbarkeit beeinträchtigt, dem Berechtigten die im § 1004 bestimmten Rechte zu.

so stehen

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

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§ 1028. Ist auf dem belasteten Grundstück eine Anlage, durch welche die Grunddienstbarkeit beeinträchtigt wird, errichtet worden, so unter­ liegt der Anspruch des Berechtigten auf Beseitigung der Beeinträchtigung der Verjährung, auch wenn die Dienstbarkeit im Grundbuch eingetragen ist. Mit der Verjährung des Anspruchs erlischt die Dienstbarkeit, soweit der Bestand der Anlage mit ihr in Widerspruch steht. Die Vorschriften des § 892 finden keine Anwendung. § 1029. Wird der Besitzer eines Grundstücks in der Ausübung einer für den Eigenthümer im Grundbuch eingetragenen Grunddienstbarkeit gestört, so finden die für den Besitzschutz geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung, soweit die Dienstbarkeit innerhalb eines Jahres vor der Störung, sei es auch nur einmal, ausgeübt worden ist.

Zweiter Titel. Nießbrauch. I. Nießbrauch an Sache«.

§ 1030. Eine Sache kann in der Weise belastet werden, daß derjenige, zu dessen Gunsten die Belastung erfolgt, berechtigt ist, die Nutzungen der Sache zu ziehen (Nießbrauch). Der Nießbrauch kann durch den Ausschluß einzelner Nutzungen beschränkt werden.

§ 1031. Mit dem Nießbrauch an einem Grundstück erlangt der Nießbraucher den Nießbrauch an dem Zubehöre nach den für den Erwerb des Eigenthunls geltenden Vorschriften des § 926. § 1032. Zur Bestellung des Nießbrauchs an einer beweglichen Sache ist erforderlich, daß der Eigenthümer die Sache dem Erwerber übergiebt und beide darüber einig find, daß diesem der Nießbrauch zustehen soll. Die Vorschriften des § 929 Satz 2 und der §§ 930 bis 936 finden entsprechende Anwendung; in den Fällen des § 936 tritt nur die Wirkung ein, daß der Nießbrauch dem Rechte des Dritten vorgeht. § 1033. Der Nießbrauch an einer beweglichen Sache kann durch Ersitzung erworben werden. Die für den Erwerb des Eigenthums durch Ersitzung geltenden Vorschriften finden entsprechende Anwendung. § 1034. Der Nießbraucher kann den Zustand der Sache auf seine Kosten durch Sachverständige feststellen lassen. Das gleiche Recht steht dem Eigenthümer zu. § 1035. Bei dem Nießbrauch an einem Inbegriffe von Sachen sind der Nießbraucher und der Eigenthümer einander verpflichtet, zur Auf­ nahme eines Derzeichniffes der Sachen mitzuwirken. Das Verzeichnis ist mit der Angabe des Tages der Aufnahme zu versehen und von beiden Theilen zu unterzeichnen; jeder Theil kann verlangen, daß die Unter­ zeichnung öffentlich beglaubigt wird. Jeder Theil kann auch verlangen,

BGB.

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daß das Derzeichniß durch die zuständige Behörde oder durch einen zu­ ständigen Beamten oder Notar ausgenommen wird. Die Kosten hat der­ jenige zu tragen und vorzuschießen, welcher die Aufnahme oder die Beglaubigung verlangt.

§ 1036.

Der Nießbraucher ist zum Besitze der Sache berechtigt. Er hat bei der Ausübung des Nutzungsrechts die bisherige wirthschaftliche Bestimmung der Sache aufrechtzuerhalten und nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft zu verfahren.

§ 1037. Der Nießbraucher ist nicht berechtigt, die Sache umzugestalten oder wesentlich zu verändern. Der Nießbraucher eines Grundstücks darf neue Anlagen zur Ge­ winnung von Steinen, Kies, Sand, Lehm, Thon, Mergel, Torf und sonstigen Bodenbestandthcilen errichten, sofern nicht die wirthschaftliche Bestimmung des Grundstücks dadurch wesentlich verändert wird. § 1038. Ist ein Wald Gegenstand des Nießbrauchs, so kann so­ wohl der Eigenthümer als der Nießbraucher verlangen, daß das Maß der Nutzung und die Art der wirthschaftlichen Behandlung durch einen Wirthschaftsplan sestgestellt werden. Tritt eine erhebliche Aenderung der Umstände ein, so kann jeder Theil eine entsprechende Aenderung des Wirthschaftsplans verlangen. Die Kosten hat jeder Theil zur Hälfte zu tragen. Das Gleiche gilt, wenn ein Bergwerk oder eine andere aut Ge­ winnung von Bodenbestandtheilen gerichtete Anlage Gegenstand des 'Nieß­ brauchs ist. § 1039. Der Nießbraucher erwirbt das Eigenthum auch an solchen Früchten, die er den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft zuwider oder die er deshalb im Uebermaße zieht, weil dies in Folge eines besonderen Ereignisses nothwendig geworden ist. Er ist jedoch, unbeschadet seiner Verantwortlichkeit für ein Verschulden, verpflichtet, den Werth der Früchte dem Eigenthümer bei der Beendigung des Nießbrauchs zu ersetzen und für die Erfüllung dieser Verpflichtung Sicherheit zu leisten. Sowohl der Eigenthümer als der Nießbraucher kann verlangen, daß der zu er­ setzende Betrag zur Wiederherstellung der Sache insoweit verwendet wird, als es einer ordnungsmäßigen Wirthschaft entspricht. Wird die Verwendung zur Wiederherstellung der Sache nicht ver­ langt, so fällt die Ersatzpflicht weg, soweit durch den ordnungswidrigen oder den übermäßigen Fruchtbezug die dem Nießbraucher gebührenden Nutzungen beeinträchtigt werden.

§ 1040. Das Recht des Nießbrauchers erstreckt sich nicht auf den Antheil des Eigenthümers an einem Schatze, der in der Sache ge­ funden wird. § 1041. Der Nießbraucher hat für die Erhaltung der Sache in ihrem wirthschaftlichen Bestände zu sorgen. Ausbesserungen und Er­ neuerungen liegen ihm nur insoweit ob, als sie zu der gewöhnlichen Unter­ haltung der Sache gehören.

BGB.

Drittes Buch.

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§ 1042. Wird die Sache zerstört oder beschädigt oder wird eine außergewöhnliche Ausbesserung oder Erneuerung der Sache oder eine Bor­ kehrung zum Schutze der Sache gegen eine nicht vorhergesehene Gefahr erforderlich, so hat der Nießbraucher dem Eigenthümer unverzüglich An­ zeige zu machen. Das Gleiche gilt, wenn sich ein Dritter ein Recht an der Sache anmaßt.

§ 1043. Nimmt der Nießbraucher eines Grundstücks eine er­ forderlich gewordene außergewöhnliche Ausbesserung oder Erneuerung selbst vor, so darf er zu diesem Zwecke innerhalb der Grenzen einer ordnungs­ mäßigen Wirthschaft auch Bestandtheile des Grundstücks verwenden, die nicht zu den ihm gebührenden Früchten gehören. § 1044. Nimmt der Nießbraucher eine erforderlich gewordene Ausbesserung oder Erneuerung der Sache nicht selbst vor, so hat er dem Eigenthümer die Vornahme und, wenn ein Grundstück Gegenstand des Nießbrauchs ist, die Verwendung der im § 1043 bezeichneten Bestandtheile des Grundstücks zu gestatten. § 1045. Der Nießbraucher hat die Sache für die Dauer des Nießbrauchs gegen Brandschaden und sonstige Unfälle auf seine Kosten unter Versicherung zu bringen, wenn die Versicherung einer ordnungs­ mäßigen Wirthschaft entspricht. Die Versicherung ist so zu nehmen, daß die Forderung gegen den Versicherer dem Eigenthümer zusteht. Ist die Sache bereits versichert, so fallen die für die Versicherung zu leistenden Zahlungen dem Nießbraucher für die Dauer deS Nießbrauchs zur Last, soweit er zur Versicherung verpflichtet sein würde. § 1046. An der Forderung gegen den Versicherer steht dem Nießbraucher der Nießbrauch nach den Vorschriften zu, die für den Nieß­ brauch an einer auf Zinsen ausstehenden Forderung gelten. Tritt ein unter die Versicherung fallender Schaden ein, so kann sowohl der Eigenthümer als der Nießbraucher verlangen, daß die Ver­ sicherungssumme zur Wiederherstellung der Sache oder zur Beschaffung eines Ersatzes insoweit verwendet wird, als es einer ordnungsmäßigen Wirthschaft entspricht. Der Eigenthümer kann die Verwendung selbst besorgen oder dem Nießbraucher überlassen. § 1047. Der Nießbraucher ist dem Eigenthümer gegenüber ver­ pflichtet, für die Dauer des Nießbrauchs die auf der -Lache ruhenden öffentlichen Lasten mit Ausschluß der außerordentlichen Lasten, die als auf den Stammwerth der Sache gelegt anzusehen sind, sowie diejenigen privat­ rechtlichen Lasten zu tragen, welche schon zur Zeit der Bestellung des Nieß­ brauchs auf der Sache ruhten, insbesondere die Zinsen der Hypotheken­ forderungen und Grundschulden sowie die auf Grund einer Rentenschuld zu entrichtenden Leistungen. § 1048. Ist ein Grundstück sammt Inventar Gegenstand Nießbrauchs, so kann der Nießbraucher über die einzelnen Stücke Inventars innerhalb der Grenzen einer ordnungsmäßigen Wirthschaft fügen. Er hat für den gewöhnlichen Abgang sowie für die nach

des des ver­ den

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BGB.

Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft ausscheidenden Stücke Ersatz zu beschaffen; die von ihm angeschafsten Stücke werden mit der Einver­ leibung in das Inventar Eigenthum desjenigen, welchem das Inventar gehört. Uebernimmt der Nießbraucher daS Inventar zum Schätzungswerthe mit der Verpflichtung, es bei der Beendigung des Nießbrauchs zunr Schätzungswerthe zurückzugewähren, so finden die Vorschriften der §§ 588, 589 entsprechende Anwendung.

§ 1049. Macht der Nießbraucher Verwendungen auf die Sache, zu denen er nicht verpflichtet ist, so bestimmt sich die Ersatzpflicht des EigenthümerS nach den Vorschriften über die Geschäftsführung ohne Auftrag. Der Nießbraucher ist berechtigt, eine Einrichtung, mit der er die Sache versehen hat, wegzunehmen. § 1050. Veränderungen oder Verschlechterungen der Sache, welche durch die ordnungsmäßige Ausübung des Nießbrauchs herbeigeführt werden, hat der Nießbraucher nicht zu vertreten.

§ 1051. Wird durch das Verhalten des Nießbrauchers die Beiorqniß einer erheblichen Verletzung der Rechte des Eigenthümers begründet, so kann der Eigenthümer Sicherheitsleistung verlangen. § 1052. Ist der Nießbraucher zur Sicherheitsleistung rechtskräftig verurtheilt, so kann der Eigenthümer statt der Sicherheitsleistung verlangen, daß die Ausübung des Nießbrauchs für Rechnung des Nießbrauchers einem von dem Gerichte zu bestellenden Verwalter übertragen wird. Die Anordnung der Verwaltung ist nur zulässig, wenn dem Nießbraucher auf Antrag des Eigenthümers von dem Gericht eine Frist zur Sicherheitsleistung bestinnnt worden und die Frist verstrichen ist; sie ist unzuläsig, wenn die Sicherheit vor dem Abläufe der Frist geleistet wird. Der Verwalter steht unter der Aufsicht des Gerichts wie ein für die Zwangsverwaltung eines Grundstücks bestellter Verwalter. Verwalter kann auch der Eigenthümer sein. Die Verwaltung ist auszuheben, wenn die Sicherheit nachträglich geleistet wird. K 1053. Macht der Nießbraucher einen Gebrauch von der Sache, zu dem er nicht befugt ist, und setzt er den Gebrauch ungeachtet einer Abmahnung des Eigenthümers fort, |o kann der Eigenthümer auf Unter­ lassung klagen.

§ 1054. Verletzt der Nießbraucher die Rechte des Eigenthümers in erheblichem Maße und setzt er das verletzende Verhalten ungeachtet einer Abmahnung deS Eigenthümers fort, so kann der Eigenthümer die Anordnung einer Verwaltung nach § 1052 verlangen. K 1055. Der Nießbraucher ist verpflichtet, die Sache nach der Beendigung deS Nießbrauchs dem Eigenthümer zurückzugeben. Bei dem Nießbrauch an einem landwirthschaftlichen Grundstücke finden die Vorschriften der §§ 591, 592, bei dem Nießbrauch an einem Landgute finden die Vorschriften der §§ 591 bis 593 entsprechende An­ wendung.

BGB.

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§ 1056. Hat der Nießbraucher ein Grundstück über die Dauer des Nießbrauchs hinaus vermiethet oder verpachtet, so finden nach der Beendigung des Nießbrauchs die für den Fall der Veräußerung geltenden Vorschriften der 88 571, 572, des § 573 Satz 1 und der §§ 574 bis 576, 579 entsprechende Anwendung. Der Eigenthümer ist berechtigt, das Mieth- oder Pachtverhältniß unter Einhaltung der gesetzlichen Kündigungsfrist zu kündigen. Verzichtet der Nießbraucher auf den Nießbrauch, so ist die Kündigung erst von der Zeit an zulässig, zu welcher der Nießbrauch ohne den Verzicht erlöschen würde. Der Miether oder der Pächter ist berechtigt, den Eigenthümer unter Bestimmung einer angemessenen Frist zur Erklärung darüber aufzufordern, ob er von dem Kündigungsrechte Gebrauch mache. Die Kündigung kann mir bis zum Ablaufe der Frist erfolgen. 5 1057. Die Ersatzansprüche des Eigenthümers wegen Veränder­ ungen oder Verschlechterungen der Sache, sowie die Ansprüche des Nieß­ brauchers auf Ersatz von Verwendungen oder auf Gestattung der Weg­ nahme einer Einrichtung verjähren in sechs Monaten. Die Vorschriften des 8 558 Abs. 2, 3 finden entsprechende Anwendung.

§ 1058. Im Verhältnisse zwischen dem Nießbraucher und dem Eigenthümer gilt zu Gunsten des Nießbrauchers der Besteller als Eigen­ thümer, cs sei denn, daß der Nießbraucher weiß, daß der Besteller nicht Eigenthümer ist. § 1059. Der Nießbrauch ist nicht übertragbar. des Nießbrauchs kann einem Anderen überlassen werden. § 1060. Trifft ein Nießbrauch mit ober mit einem sonstigen Nutzungsrecht an der daß die Rechte neben einander nicht oder nicht können, und haben die Rechte gleichen Rang, 8 1024 Anwendung.

Die Ausübung

einem anderen Nießbrauch Sache dergestalt zusammen, vollständig ausgeübt werden so findet die Vorschrift des

§ 1061. Der Nießbrauch erlischt mit dem Tode des Nießbrauchers. Steht der Nießbrauch einer juristischen Person zu, so erlischt er mit dieser. § 1062. Wird der Nießbrauch an einem Grundstücke durch Rechts­ geschäft aufgehoben, so erstreckt sich die Aufhebung im Zweifel auf den Nießbrauch an dem Zubehöre. § 1063. Der Nießbrauch an einer beweglichen Sache erlischt, wenn er mit dem Eigenthum in derselben Person zusammentrifft. Der Nießbrauch gilt als nicht erloschen, soweit der Eigenthümer ein rechtliches Jntereffe an dem Fortbestehen des Nießbrauchs hat. § 1064. Zur Aufhebung des Nießbrauchs an einer beweglichen Sache durch Rechtsgeschäft genügt die Erllärung des Nießbrauchers gegen­ über dem Eigenthümer oder dem Besteller, daß er den Nießbrauch aufgebe. § 1065. Wird das Recht des Nießbrauchers beeinträchtigt, so finden auf die Ansprüche des Nießbrauchers die für die Ansprüche auS dem Eigenthume geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung.

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§ 1066. Besteht ein Nießbrauch an dem Antheil eines Miteigenthümers, so übt der Nießbraucher die Rechte aus, die sich aus der Geineinschaft der Miteigenthümer in Ansehung der Verwaltung der Sache und der Art ihrer Benutzung ergeben. Die Aufhebung der Gemeinschaft kann nur von dem Miteigenthümer und dem Nießbraucher gemeinschaftlich verlangt werden. Wird die Gemeinschaft aufgehoben, so gebührt dem Nießbraucher der Nießbrauch an den Gegenständen, welche an die Stelle des Anthells treten. § 1067. Sind verbrauchbare Sachen Gegenstand des Nießbrauchs, so wird der Nießbraucher Eigenthümer der Sachen; nach der Beendigung des Nießbrauchs hat er dem Besteller den Werth zu ersetzen, den die Sachen zur Zeit der Bestellung hatten. Sowohl der Besteller als der Nießbraucher kann den Werth auf seine Kosten durch Sachverständige ieststellen lassen. Der Besteller kann Sicherheitsleistung verlangen, wenn der Anspruch auf Ersatz des Werthes gefährdet ist.

II. Nießbrauch au Rechten. § 1068.

Gegenstand des Nießbrauchs kann auch ein Recht lein. Auf den Nießbrauch an Rechten finden die Vorschriften über den Nießbrauch an Sachen entsprechende Anwendung, soweit sich nicht aus den 88 1 069 bis 1084 ein Anderes ergiebt.

§ 1069. Die Bestellung des Nießbrauchs an einem Rechte erfolgt nach den für die Uebertragung des Rechtes geltenden Vorschriften. An einem Rechte, das nicht übertragbar ist, kann ein Nießbrauch uicht bestellt werden.

§ 1070. Ist ein Recht, kraft dessen eine Leistung gefordert werden kann, Gegenstand des Nießbrauchs, so finden aus das Rechtsverhältnis; zwischen dem Nießbraucher und dem Verpflichteten die Vorschriften ent­ sprechende Anwendung, welche im Falle der Uebertragung des Rechtes für das Rechtsverhältniß zwischen dem Erwerber und dem Verpflichteten gelten. Wird die Ausübung des Nießbrauchs nach § 1052 einem Verwalter übertragen, so ist die Uebertragung dem Verpflichteten gegenüber erst wirk­ sam, wenn er von der getroffenen Anordnung Kenntniß erlangt oder wenn ihm eine Mittheilung von der Anordnung zugestellt wird. Das Gleiche gilt von der Aufhebung der Verwaltung.

§1071. Ein dem Nießbrauch unterliegendes Recht kann durch Rechtsgeschäft nur mit Zustimmung des Nießbrauchers aufgehoben werde». Die Zustimmung ist demjenigen gegenüber zu erklären, zu dessen Gunsten sie erfolgt; sie ist unwiderruflich. Die Vorschrift des § 876 Satz 3 bleibt unberührt. Das Gleiche gilt im Falle einer Aenderung des Rechtes, sofern sie den Nießbrauch beeinträchtigt.

§ 1072. Die Beendigung des Nießbrauchs tritt nach den Vor­ schriften der 88 1063, 1064 auch dann ein, wenn das dem Nießbrauch 'mterliegende Recht nicht ein Recht an einer beweglichen Sache ist.

BGB.

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Sachenrecht.

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§ 1073. Dem Nießbraucher einer Leibrente, eines Auszugs oder eines ähnlichen Rechtes gebühren die einzelnen Leistungen, die auf Grund des Rechtes gefordert werden können. § 1074. Der Nießbraucher einer Forderung ist zur Einziehung der Forderung und, wenn die Fälligkeit von einer Kündigung des Gläubigers abhängt, zur Kündigung berechtigt. Er hat für die ordnungsmäßige Ein­ ziehung zu sorgen. Zu anderen Verfügungen über die Forderung ist er nicht berechtigt. § 1075. Mit der Leistung des Schuldners an den Nießbraucher erwirbt der Gläubiger den geleisteten Gegenstand und der Nießbraucher den Nießbrauch an dem Gegenstände. Werden verbrauchbare Sachen geleistet, so erwirbt der Nießbraucher das Eigenthum; die Vorschriften des § 1067 finden entsprechende Anwendung. § 1076. Ist eine auf Zinsen ausstehende Forderung Gegenstand des Nießbrauchs, so gelten die Vorschriften der §§ 1077 bis 1079. § 1077. Der Schuldner kann das Kapital nur an den Nieß­ braucher und den Gläubiger gemeinschaftlich zahlen. Zeder von beiden kann verlangen, daß an sie gemeinschaftlich gezahlt wird; jeder kann statt der Zahlung die Hinterlegung für beide fordern. Ter Nießbraucher und der Gläubiger können nur gemeinschaftlich kündigen. Die Kündigung des Schuldners ist nur wirksam, wenn sie dem Nießbraucher und dem Gläubiger erklärt wird. § 1078. Ist die Forderung fällig, so sind der Nießbraucher und der Gläubiger einander verpflichtet, zur Einziehung mitzuwirken. Hängt die Fülligkeit von einer Kündigung ab, so kann jeder Theil die Mitwirkung des anderen zur Kündigung verlangen, wenn die Einziehung der Forderung wegen Gefährdung ihrer Sicherheit nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Vermögensverwaltung geboten ist. § 1079. Der Nießbraucher und der Gläubiger sind einander ver­ pflichtet, dazu mitzuwirken, daß das eingezogene Kapital nach den für die Anlegung von Mündelgeld geltenden Vorschriften verzinslich angelegt und gleichzeitig dem Nießbraucher der Nießbrauch bestellt wird. Die Art der Anlegung bestimmt der Nießbraucher.

§ 1080. Die Vorschriften über den Nießbrauch an einer Forderung gelten auch für den Nießbrauch an einer Grundschuld und an einer Rentenschuld. § 1081. Ist ein Jnhaberpapier oder ein Orderpapier, das mit Blankoindossament versehen ist, Gegenstand das Nießbrauchs, so steht der Besitz des Papiers und des zu dem Papiere gehörenden Erncuerungsscheins dem Nießbraucher und dem Eigenthümer gemeinschaftlich zu. Der Besitz der zu dem Papiere gehörenden Zins-, Renten- oder Gewinnantheilscheine steht dem Nießbraucher zu. Zur Bestellung des Nießbrauchs genügt an Stelle der Uebergabe des Papiers die Einräumung des Mitbesitzes.

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»GB.

§ 1082. Das Papier ist nebst dem Erneuerungsschein auf Ver­ langen des Nießbrauchers oder des Eigenthümers bei einer Hinterlegungs­ stelle mit der Bestimmung zu hinterlegen, daß die Herausgabe nur von dem Nießbraucher und dem Eigenthümer gemeinschaftlich verlangt werden kann. Ter Nießbraucher kann auch Hinterlegung bei der Reichsbank verlangen. § 1083. Der Nießbraucher und der Eigenthümer deS Papiers sind einander verpflichtet, zur Einziehung deS fälligen Kapitals, zur Be­ schaffung neuer Zins-, Renten- oder Gewinnantheilscheine sowie zu sonstigen Maßnahmen mitzuwirken, die zur ordnungsmäßigen Vermögensverwaltung erforderlich sind. Im Falle der Einlösung des Papiers finden die Vorschriften deS § 1079 Anwendung. Eine bei der Einlösung gezahlte Prämie gilt als Theil des Kapitals. 8 1084. Gehört ein Jnhaberpapier oder ein Orderpapier, das mit Blankoindoffament versehen ist, nach § 92 zu den verbrauchbaren Sachen, so bewendet eS bei den Vorschriften des § 1067. III. Nießbrauch an einem Vermögen.

§ 1085. Der Nießbrauch an dem Vermögen einer Person kann nur in der Weise bestellt werden, baß der Nießbraucher den Nießbrauch an den einzelnen zu dem Vermögen gehörenden Gegenständen erlangt. Soweit der Nießbrauch bestellt ist, gelten die Vorschriften der §§ 1086 bis 1088. § 1086. Die Gläubiger deS Bestellers können, soweit ihre Forder­ ungen vor der Bestellung entstanden sind, ohne Rücksicht auf den Nieß­ brauch Befriedigung aus den dem Nießbrauch unterliegenden Gegenständen verlangen. Hat der Nießbraucher das Eigenthum an verbrauchbaren Sachen erlangt, so tritt an die Stelle der Sachen der Anspruch des Be­ stellers auf Ersatz des Werthes; der Nießbraucher ist den Gläubigern gegenüber zum sofortigen Ersätze verpflichtet § 1087. Der Besteller kann, wenn eine vor der Bestellung ent­ standene Forderung fällig ist, von dem Nießbraucher Rückgabe der zur Befriedigung des Gläubigers erforderlichen Gegenstände verlangen. Die Auswahl steht ihm zu; er kann jedoch nur die vorzugsweise geeigneten Gegenstände auSwählen. Soweit die zurückgegebenen Gegenstände aus­ reichen, ist der Besteller dem Nießbraucher gegenüber zur Befriedigung des Gläubigers verpflichtet. Der Nießbraucher kann die Verbindlichkeit durch Leistung des ge­ schuldeten Gegenstandes erfüllen. Gehört der geschuldete Gegenstand nicht zu dem Vermögen, das dem Nießbrauch unterliegt, so ist der Nießbraucher berechtigt, zum Zwecke der Beftiedigung deS Gläubigers einen zu dem Vermögen gehörenden Gegenstand zu veräußern, toenn die Befriedigung durch den Besteller nicht ohne Gefahr abgewartet werden kann. Er hat einen vorzugsweise geeigneten Gegenstand auszuwählen. Soweit er zum Ersätze des Werthes verbrauchbarer Sachen verpflichtet ist, darf er eine Veräußerung nicht vornehmen.

BGB.

Trittes Buch.

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Sachenrecht.

§ 1088. Die Gläubiger des Bestellers, deren Forderungen schon zur Zeit der Bestellung verzinslich waren, können die Zinsen für die Dauer des Nießbrauchs auch von dem Nießbraucher verlangen. Das Gleiche gilt von anderen wiederkehrenden Leistungen, die bei ordnungsmäßiger Verwaltung aus den Einkünften des Vermögens bestritten werden, wenn die Forderung vor der Bestellung des Nießbrauchs entstanden ist. Die Haftung des Nießbrauchers kann nicht durch Vereinbarung zwischen ihm und dem Besteller ausgeschloffen oder beschränkt werden. Der Nießbraucher ist dem Besteller gegenüber zur Befriedigung der Gläubiger wegen der im Abs. 1 bezeichneten Ansprüche verpflichtet. Die Rückgabe von Gegenständen zum Zwecke der Befriedigung kann der Be­ steller nur verlangen, wenn der Nießbraucher mit der Erfüllung dieser Verbindlichkeit in Verzug kommt.

§ 1089. Die Vorschriften der §§ 1085 bis 1088 finden auf den Nießbrauch an einer Erbschaft entsprechende Anwendung. Dritter Titel.

Beschränkte persönliche Htenstbarketten. § 1090. Ein Grundstück kann in der Weise belastet werden, daß derjenige, zu dessen Gunsten die Belastung erfolgt, berechtigt ist, daS Grundstück in einzelnen Beziehungen zu benutzen, oder daß ihm eine sonstige Befugniß zusteht, die den Inhalt einer Grunddienstbarkeit bilden kann (beschränkte persönliche Dienstbarkeit). Die Vorschriften der 83 1020 bis 1024, 1026 bis 1029, 1061 finden entsprechende Anwendung. § 1091. keit bestimmt Berechtigten.

Der Umfang einer beschränkten persönlichen Dienstbar­ sich im Zweifel nach dem persönlichen Bedürfnisse deS

§ 1092. Eine beschränkte persönliche Dienstbarkeit ist nicht über­ tragbar. Die Ausübung der Dienstbarkeit kann einem Anderen nur überlaffen werden, wenn die Ueberlaffung gestattet ist. § 1093. Als beschränkte persönliche Dienstbarkeit kann auch das Recht bestellt werden, ein Gebäude oder einen Theil eines Gebäudes unter Ausschluß des EigenthümerS als Wohnung zu benutzen. Auf dieses Recht finden die für den Nießbrauch geltenden Vorschriften der 88 1031, 1034, 1036, des 8 1037 Abs. 1 und der 88 1041, 1042, 1044, 1049, 1050, 1057, 1062 entsprechende Anwendung. Der Berechtigte ist befugt, seine Familie sowie die zur standeSmäßigen Bedienung und zur Pflege erforderlichen Personen in die Wohnung aufzunehmen. Ist daS Recht auf einen Theil des Gebäudes beschränkt, so kann der Berechtigte die zum gemeinschaftlichen Gebrauche der Bewohner be­ stimmten Anlagen und Einrichtungen mitbenutzen.

Jaeger, Reich-zlvllgesetze. 3. Aufl.

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BGB. Sechster Abschnitt.

Vorkaufsrecht. 8 1094. Ein Grundstück kann in der Weise belastet werden, daß derjenige, zu desten Gunsten die Belastung erfolgt, dem Eigenthümer gegenüber zum Borkaufe berechtigt ist. DaS Borkaufsrecht kann auch zu Gunsten deS jeweiligen Eigenthümers eines anderen Grundstücks bestellt werden. § 1095. Ein Bruchtheil eines Grundstücks kann mit dem Vor­ kaufsrechte nur belastet werden, wenn er in dem Antheil eines MiteigenthümerS besteht. § 1096. Das Vorkaufsrecht kann auf das Zubehör erstreckt werdm, das mit dem Grundstücke verkauft wird. Im Zweifel ist anzu­ nehmen, daß sich das Vorkaufsrecht auf dieses Zubehör erstrecken soll. § 1097. Das Vorkaufsrecht beschränkt sich aus den Fall des DerkaufS durch den Eigenthümer, welchem das Grundstück zur Zeit der Bestellung gehört, oder durch desten Erben; es kann jedoch auch für mehrere oder für alle Verkaufsfälle bestellt werden. § 1098. DaS Rechtsverhältniß zwischen dem Berechtigten itiib dem Verpflichteten bestimmt sich nach den Vorschriften der §§ 504 bis 514. Das Vorkaufsrecht kann auch dann ausgeübt werden, wenn daS Grundstück von dem Konkursverwalter auS freier Hand verkauft wird. Dritten gegenüber hat das Vorkaufsrecht die Wirkung einer Vor­ merkung zur Sicherung des durch die Ausübung des Rechtes entstehenden Anspruchs auf Uebertragung des Eigenthums.

§ 1099. Gelangt das Grundstück in das Eigenthum eines Dritten, so kann dieser in gleicher Weise wie der Verpflichtete dem Berechtigten den Inhalt des Kaufvertrags mit der im § 510 Abs. 2 bestimmten Wirkung mittheilen. Der Verpflichtete hat den neuen Eigenthümer zu benachrichtigen, sobald die Ausübung deS Vorkaufsrechts erfolgt oder ausgeschlosten ist. § 1100. Der neue Eigenthümer kann, wenn er der Käufer oder ein Rechtsnachfolger deS Käufers ist, die Zustimmung zur Eintragung deS Berechtigten als Eigenthümer und die Herausgabe deS Grundstücks verweigern, bis ihm der zwischen dem Verpflichteten und dem Käufer vereinbarte Kaufpreis, soweit er berichtigt ist, erstattet wird. Erlangt der Berechtigte die Eintragung als Eigenthümer, so kann der bisherige Eigen­ thümer von ihm die Erstattung des berichtigten Kaufpreises gegen Heraus­ gabe des Grundstücks fordern.

§ 1101. Soweit der Berechtigte nach § 1100 dem Käufer oder desten Rechtsnachfolger den Kaufpreis zu erstatten hat, wird er von der Verpflichtung zur Zahlung des aus bcm Vorkaufe geschuldeten Kaufpreises frei, § 1102. Verliert der Käufer oder sein Rechtsnachfolger in Folge der Gelteudniachung des Vorkaufsrechts das Eigenthum, so wird der

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

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Käufer, soweit der von ihm geschuldete Kaufpreis noch nicht berichtigt ist, von seiner Verpflichtung frei; den berichtigten Kaufpreis kann er nicht zurückfordern.

§ 1103. Ein zu Gunsten des jeweiligen Eigenthümers eines Grund­ stücks bestehendes Vorkaufsrecht kann nicht von dem Eigenthum an diesem Grundstücke getrennt werden. Ein zu Gunsten einer bestimmten Person bestehendes Vorkaufsrecht kann nicht mit dem Eigenthum an einem Grundstücke verbunden werden. § 1104. Ist der Berechtigte unbekannt, so kann er im Wege des Aufgcbotsverfahrens mit seinem Rechte ausgeschlossen werden, wenn die im 8 1170 für die Ausschließung eines Hypothekengläubigers bestimmten Voraussetzungen vorliegen. Mit der Erlastung des Ausschlußurtheils erlischt das Vorkaufsrecht. Auf ein Vorkaufsrecht, daS zu Gunsten des jeweiligen EigenthümerS eines Grundstücks besteht, finden diese Vorschriften keine Anwendung. Siebenter Abschnitt.

Resllasten.

§ 1105. Ein Grundstück kann in der Weise belastet werden, daß an denjenigen, zu dessen Gunsten die Belastung erfolgt, wiederkehrende Leistungen aus dem Grundstücke zu entrichten sind (Reallast). Die Reallast kann auch zu Gunsten des jeweiligen Eigenthümers eines anderen Grundstücks bestellt werden. § 1106. Ein Bruchtheil eines Grundstücks kann mit einer Real­ last nur belastet werden, wenn er in dem Antheil eines Miteigentum mers besteht.

§ 1107. Auf die einzelnen Leistungen finden die für die Zinsen einer Hypothekenforderung geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung. § 1108. Der Eigenthümer haftet für die während der Dauer seines Eigenthums fällig werdenden Leistungen auch persönlich, soweit nicht ein Anderes bestimmt ist. Wird das Grundstück getheilt, so haften die Eigenthümer der einzelnen Theile als Gesammtschnldner. § 1109. Wird das Grundstück des Berechtigten getheilt, so besteht die Reallast für die einzelnen Theile fort. Ist die Leistung theilbar, so bestimmen sich die Antheile der Eigenthümer nach dem Verhältnisse der Größe der Theile; ist sie nicht theilbar, so finden die Vorschriften des 8 432 Anwendung. Die Ausübung des Rechtes ist im Zweifel nur in der Weise zulässig, daß sic für den Eigenthümer des belasteten Grund­ stücks nicht beschwerlicher wird. Der Berechtigte kann bestimmen, daß das Recht nur mit einem der Theile verbunden sein soll. Die Bestimmung hat dem Grundbuch­ amte gegenüber zu erfolgen und bedarf der Eintragung in das Grund-

BGB

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buch; die Borschriften der §§ 876, 878 finden entsprechende Anwendung. Veräußert der Berechtigte einen Theil des Grundstücks, ohne eine solche Bestimmung zu treffen, so bleibt das Recht mit dem Theile verbunden,

den er behält. Gereicht die Reallast nur einem der Theile zum Vortheile, so bleibt

fie mit diesem Theile allein verbunden.

8 1110. Eine zu Gunsten des jeweiligen Eigenthümers eines Grundstücks bestehende Reallast kann nicht von dem Eigenthum an diesem Grundstücke getrennt werden. § 1111. Eine zu Gunsten einer bestimmten Person bestehende Reallast kann nicht mit dem Eigenthum an einem Grundstücke verbunden werden. Ist der Anspruch auf die einzelne Leistung nicht übertragbar, so kann das Recht nicht veräußert oder belastet werden. § 1112. Ist der Berechtigte unbekannt, so finden auf die Aus­ schließung seines Rechtes die Vorschriften des § 1104 entsprechende An­ wendung. Achter Abschnitt.

Hypothek.

Grundschuld.

Kentenfchuld.

Lester Titel.

Hypothek. 5 1113. Ein Grundstück kann in der Weise belastet werden, daß an denjenigen, zu dessen Gunsten die Belastung erfolgt, eine bestimmte Geldsumme zur Befriedigung wegen einer ihm zustehenden Forderung aus dem Grundstücke zu zahlen ist (Hypothek). Die Hypothek kann auch für eine künftige oder eine bedingte Forderung bestellt werden.

§ 1114. Ein Bruchtheil eines Grundstücks kann mit einer Hypothek nur belastet werden, wenn er in dem Antheil eines Miteigenthümers besteht.

§ 1115. Bei der Eintragung der Hypothek müssen der Gläubiger, der Geldbetrag der Forderung und, wenn die Forderung verzinslich ist, der Zinssatz, wenn andere Nebenleistungen zu entrichten sind, ihr Geld­ betrag im Grundbuch angegeben werden; im Uebrigen kann zur Bezeich­ nung der Forderung auf die Eintragungsbewilligung Bezug genommen werden. Bei der Eintragung der Hypothek für ein Darlehen einer Kredit­ anstalt, deren Satzung von der zuständigen Behörde öffentlich bekannt gemacht worden ist, genügt zur Bezeichnung der außer den Zinsen satzungs­ gemäß zu entrichtenden Nebenleistungen die Bezugnahme auf die Satzung.

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

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§ 1116.

Ueber die Hypothek wird ein Hypothekenbrief ertheilt. Die Ertheilung des Briefes kann ausgeschlossen werden. Die Aus­ schließung kann auch nachträglich erfolgen. Zu der Ausschließung ist die Einigung des Gläubigers und des EigenthümerS sowie die Eintragung in das Grundbuch erforderlich; die Vorschriften des § 873 Abs. 2 und der §§ 876, 878 finden entsprechende Anwendung. Die Ausschließung der Ertheilung des Briefes kann aufgehoben werden; die Aufhebung erfolgt in gleicher Weife wie die Ausschließung.

§ 1117. Der Gläubiger erwirbt, sofern nicht die Ertheilung deS Hypothekenbriefs ausgeschlossen ist, die Hypothek erst, wenn ihm der Brief von dem Eigenthümer des Grundstücks übergeben wird. Auf die Uebergabe finden die Vorschriften des § 929 Satz 2 und der §§ 930, 931 Anwendung. Die Uebergabe deS Briefes kann durch die Vereinbarung ersetzt werden, daß der Gläubiger berechtigt sein soll, fich den Brief von dem Grundbuchamt auShändigen zu lassen. Ist der Gläubiger im Besitze des Briefes, so wird vermuthet, daß die Uebergabe erfolgt sei. § 1118. Kraft der Hypothek hastet daS Grundstück auch für die gesetzlichen Zinsen der Forderung sowie für die Kosten der Kündigung und der die Befriedigung aus dem Grundstücke bezweckenden RechtSverfolgung.

5 1119. Ist die Forderung unverzinslich oder ist der Zinssatz niedriger als fünf vom Hundert, so kann die Hypothek ohne Zustimmung der im Range gleich- oder nachstehenden Berechtigten dahin erweiteä werden, daß daS Grundstück für Zinsen bis zu fünf vom Hundert haftet. Zu einer Aenderung der Zahlungszeit und deS Zahlungsorts ist die Zustimmung dieser Berechtigten gleichfalls nicht erforderlich.

§ 1120. Die Hypothek erstreckt fich auf die von dem Grundstücke getrennten Erzeugnisse unb sonstigen Bestandtheile, soweit sie nicht mit der Trennung nach den §§ 954 bis 957 in das Eigenthum eines Anderen als deS EigenthümerS oder deS Eigenbesitzers des Grundstücks gelangt sind, sowie auf das Zubehör deS Grundstücks mit Ausnahme der Zubehör­ stücke, welche nicht in daS Eigenthum des EigenthümerS des Grundstücks gelangt find. § 1121. Erzeugnisse und sonstige Bestandtheile des Grundstücks sowie Zubehörstücke werden von der Haftung frei, wenn sie veräußert und von dem Grundstück entfernt werden, bevor sie zu Gunsten des Gläubigers in Beschlag genommen worden sind. Erfolgt die Veräußerung vor der Entfernung, so kann sich der Erwerber dem Gläubiger gegenüber nicht darauf berufen, daß er in An­ sehung der Hypothek in gutem Glauben gewesen sei. Entfernt der Erwerber die Sache von dem Grundstücke, so ist eine vor der Entfernung erfolgte Beschlagnahme ihm gegenüber nur wirksam, wenn er bei der Entfernung in Ansehung der Beschlagnahme nicht in gutem Glauben ist.

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BGB

§ 1122. Sind die Erzeugnisse oder Bestandtheile innerhalb der Grenzen einer ordnungsmäßigen Wirthschaft von dem Grundstücke getrennt worden, so erlischt ihre Haftung auch ohne Veräußerung, wenn sie vor der Beschlagnahme von dem Grundstück entfernt werden, es sei denn, daß die Entfernung zu einem vorübergehenden Zwecke erfolgt. Zubehörstücke werden ohne Veräußerung von der Haftung frei, wenn die Zubehöreigenschaft innerhalb der Grenzen einer ordnungsmäßigen Wirthschaft vor der Beschlagnahme aufgehoben wird. § 1123. Ist das Grundstück vermiethet oder verpachtet, so erstreckt sich die Hypothek auf die Mieth- oder Pachtzinsforderung. Soweit die Forderung fällig ist, wird sie mit dem Ablauf eines Jahres nach dem Eintritte der Fälligkeit von der Haftung frei, wenn nicht vorher die Beschlagnahme zu Gunsten des Hypothekengläubigers erfolgt. Ist der Mieth- oder Pachtzins im voraus zu entrichten, so erstreckt sich die Befreiung nicht auf den Mieth- oder Pachtzins für eine spätere Zeit als das zur Zeit der Beschlagnahme laufende und das folgende Kalender­ vierteljahr. § 1124. Wird der Mieth- oder Pachtzins eingezogen, bevor er zu Gunsten des Hypothekengläubigers in Beschlag genommen worden ist, oder wird vor der Beschlagnahme in anderer Weise über ihn verfügt, so ist die Verfügung dem Hypothekengläubiger gegenüber wirksam. Besteht die Verfügung in der Uebertragung der Forderung auf einen Dritten, so erlischt die Haftung der Forderung; erlangt ein Dritter ein Recht an der Forderung, so geht eS der Hypothek im Range vor. Die Verfügung ist dem Hypothekengläubiger gegenüber unwirksam, soweit sie sich auf den Mieth- oder Pachtzins für eine spätere Zeit als das zur Zeit der Beschlagnahme laufende und das folgende Kalenderviertel­ jahr bezieht. Der Uebertragung der Forderung auf einen Dritten steht eS gleich, wenn das Grundstück ohne die Forderung veräußert wird.

§ 1125. Soweit die Einziehung des Mieth- oder Pachtzinses dem Hypothekengläubiger gegenüber unwirksam ist, kann der Miether oder der Pächter nicht eine ihm gegen den Vermiether oder den Verpächter zustehende Forderung gegen den Hypothekengläubiger aufrechnen. § 1126. Ist mit dem Eigenthum an dem Grundstück ein Recht aus wiederkehrende Leistungen verbunden, so erstreckt sich die Hypothek mif die Ansprüche auf diese Leistungen. Die Vorschriften des § 1123 Abs. 2 Satz 1, des 8 1124 Abs. 1, 3 und des § 1125 finden entsprechende An­ wendung. Eine vor der Beschlagnahme erfolgte Verfügung über den Anspruch auf eine Leistung, die erst drei Monate nach der Beschlagnahme fällig wird, ist dem Hypothekengläubiger gegenüber unwirksam.

§ 1127. Sind Gegenstände, die der Hypothek unterliegen, für den Eigenthümer oder den Eigenbesitzer des Grundstücks unter Versicherung gebracht, so erstreckt sich die Hypothek auf die Forderung gegen den Versicherer.

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Trittes Buch.

Sachenrecht.

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Die Haftung der Fordei ang gegen den Versicherer erlischt, wenn der versicherte Gegenstand wiederhergestellt oder Ersatz für ihn beschafft ist.

§ 1128. Ist ein Gebäude versichert, so kann der Versicherer die Versicherungssumme mit Wirkung gegen den Hypothekengläubiger an den Versicherten erst zahlen, wenn er oder der Versicherte den Eintritt des Schadens dem Hypothekengläubiger angezeigt hat und seit dem Empfange der Anzeige ein Monat verstrichen ist. Der Hypothekengläubiger kann bis zum Ablaufe der Frist dem Versicherer gegenüber der Zahlung totbet« stnechen. Die Anzeige darf unterbleiben, wenn sie unthunlich ist; in diesem Falle wird der Monat von dem Zeitpunkt an berechnet, in welchem die Versicherungssumme fällig wird. Im klebrigen finden die für eine verpfändete Forderung geltenden Vorschriften Anwendung; der Versicherer kann sich jedoch nicht darauf be­ rufen, daß er eine aus dem Grundbuch ersichtliche Hypothek nicht gekannt habe. § 1129. Ist ein anderer Gegenstand als ein Gebäude versichert, so bestimmt sich die Haftung der Forderung gegen den Versicherer nach den Vorschriften des § 1123 Abs. 2 Satz 1 und des § 1124 Abs. 1, 3. § 1130. Ist der Versicherer nach den Versicherungsbestimmungen nur verpflichtet, die Versicherungssumme zur Wiederherstellung des ver­ sicherten Gegenstandes zu zahlen, so ist eine diesen Bestimmungen entsprechende Zahlung an den Versicherten dem Hypothekengläubiger gegenüber wirksam. § 1131. Wird ein Grundstück nach § 890 Abs. 2 einem anderen Grundstück im Grundbuch« zugeschrieben, so erstrecken sich die an diesem Grundstücke bestehenden Hypotheken auf das zugeschriebene Grundstück. Rechte, mit denen das zugeschriebene Grundstück belastet ist, gehen diesen Hypotheken im Range vor. § 1132. Besteht für die Forderung eine Hypothek an mehreren Grundstücken (Gesammthypothek), so haftet jedes Grundstück für die ganze Forderung. Der Gläubiger kann die Befriedigung nach seinem Belieben aus jedem der Grundstücke ganz oder zu einem Theile suchen. Der Gläubiger ist berechtigt, den Betrag der Forderung auf die einzelnen Grundstücke in der Weise zu vertheilen, daß jedes Grundstück nur für den zugetheilten Betrag haftet. Auf die Verkeilung finden die Vorschriften der §§ 875, 876, 878 entsprechende Anwendung. § 1133. Ist in Folge einer Verschlechterung des Grundstücks die Sicherheit der Hypothek gefährdet, so kann der Gläubiger dem Eigenthümer eine angemessene Frist zur Beseitigung der Gefährdung bestimmen. Nach dem Ablaufe der Frist ist der Gläubiger berechtigt, sofort Befriedigung aus dem Grundstücke zu suchen, wenn nicht die Gefährdung durch Verbesierung des Grundstücks oder durch anderweitige Hypothekenbestellung beseitigt worden ist. Ist die Forderung unverziitslich und noch nicht fällig, so gebührt dem Gläubiger nur die Summe, welche mit Hinzurechnung der gesetzlichen Zinsen für die Zeit von der Zahlung bis zur Fälligkeit dem Betrage der Forderung gleichkommt. § 1134. Wirkt der Eigenthümer oder ein Dritter auf das Grund­ stück in solcher Weise ein, daß eine die Sicherheit der Hypothek gefährdende

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Verschlechterung deS Grundstücks zu besorgen ist, so kam der Gläubiger auf Unterlassung vagen. Geht die Einwirkung von dem Eigenthümer aus, so hat das Gericht auf Antrag deS Gläubigers die zur Abwendung der Gefährdung erforderlichen Maßregeln anzuordnen. Das Gleiche gilt, wenn die Verschlechterung des­ halb zu besorgen ist, weil der Eigenthümer die erforderlichen Vorkehrungen gegen Einwirkungen Dritter oder gegen andere Beschädigungen unterläßt.

§ 1135. Einer Verschlechterung des Grundstücks im Sinne der 88 1133,1134 steht es gleich, wenn Zubehörstücke, auf die sich die Hypothek erstreckt, verschlechtert oder den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft zuwider von dem Grundstück entfernt werden. § 1136. Eine Vereinbarung, durch die sich der Eigenthümer dem Gläubiger gegenüber verpflichtet, daS Grundstück nicht zu veräußern oder nicht weiter zu belasten, ist nichtig.

§ 1137. Der Eigenthümer kann gegen die Hypothek die dem persönlichen Schuldner gegen die Forderung sowie die nach § 770 einem Bürgen zustehenden Einreden geltend machen. Stirbt der persönliche Schuldner, so kann sich der Eigenthümer nicht darauf berufen, daß der Erbe für die Schuld nur beschränkt haftet. Ist der Eigenthümer nicht der persönliche Schuldner, so verliert er eine Einrede nicht dadurch, daß dieser auf sie verzichtet. § 1138. Die Vorschriften der §§ 891 bis 899 gelten für die Hypothek auch in Ansehung der Forderung und der dem Eigenthümer nach 8 1137 zustehenden Einreden. § 1139. Ist bei der Bestellung einer Hypothek für ein Darlehen die Ertheilung des Hypothekenbriefs ausgeschlosien worden, so genügt zur Eintragung eines Widerspruchs, der sich darauf gründet, daß die Hingabe des Darlehens unterblieben sei, der von dem Eigenthümer an das Grundbuchamt gerichtete Antrag, sofern er vor dem Ablauf eines Monats nach der Eintragung der Hypothek gestellt wird. Wird der Widerspruch inner­ halb des Monats eingetragen, so hat die Eintragung die gleiche Wirkung, wie wenn der Widerspruch zugleich mit der Hypothek eingetragen worden wäre. § 1140. Soweit die Unrichtigkeit des Grundbuchs aus dem Hypo­ thekenbrief oder einem Vermerk auf dem Briefe hervorgeht, ist die Berufung auf die Vorschriften der §§ 892, 893 ausgeschlossen. Ein Widerspruch gegen die Richtigkeit deS Grundbuchs, der aus dem Briefe oder einem Vermerk auf dem Briefe hervorgeht, steht einem im Grundbuch eingetragenen Widersprüche gleich. § 1141. Hängt die Fälligkeit der Forderung von einer Kündigung ab, so ist die Kündigung für die Hypothek nur wirksam, wenn sie von dem Gläubiger dem Eigenthümer oder von dem Eigenthümer dem Gläubiger erklärt wird. Zu Gunsten des Gläubigers gilt derjenige, welcher im Grundbuch als Eigenthümer eingetragen ist, als der Eigenthümer. Hat der Eigenthümer keinen Wohnsitz im Inland oder liegen die Voraussetzungen deS § 132 Abs. 2 vor, so hat auf Antrag des Gläubigers

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Drittes Buch.

Sachenrecht.

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das Amtsgericht, in dessen Bezirke das Grundstück liegt, dem Eigenthümer einen Vertreter zu bestellen, dem gegenüber die Kündigung des Gläubigers erfolgen kann.

§ 1142. Der Eigenthümer ist berechtigt, den Gläubiger zu befriedigen, wenn die Forderung ihm gegenüber fällig geworden oder wenn der persönliche Schuldner zur Leistung berechtigt ist. Die Befriedigung kann auch durch Hinterlegung oder durch Auf­ rechnung erfolgen.

S 1143. Ist der Eigenthümer nicht der persönliche Schuldner, so geht, soweit er den Gläubiger befriedigt, die Forderung auf chn über. Die für einen Bürgen geltenden Vorschriften des § 774 Abs. 1 finden entsprechende Anwendung. Besteht für die Forderung eine Gesammthypothek, so gelten für diese die Vorschriften des § 1173. § 1144. Der Eigenthümer kann gegen Befriedigung des Gläubigers die Aushändigung des Hypothekenbriefs und der sonstigen Urkunden verlangen, die zur Berichtigung des Grundbuchs oder zur Löschung der Hypothek erforderlich sind.

§ 1145. Befriedigt der Eigenthümer den Gläubiger nur theilweise, lo kann er die Aushändigung deS Hypothekenbriefs nicht verlangen. Der Gläubiger ist verpflichtet, die theilweise Befriedigung auf dem Briefe zu vermerken und den Brief zum Zwecke der Berichtigung des Grundbuchs oder der Löschung dem Grundbuchamt oder zum Zwecke der Herstellung eines Theilhypothekenbriefs für den Eigenthümer der zuständigen Behörde oder einem zuständigen Notare vorzulegen. Die Vorschrift des Abs. 1 Satz 2 gilt für Zinsen und andere Neben­ leistungen nur, wenn sie später als in dem Kalendervierteljahr, in welchem der Gläubiger befriedigt wird, oder dem folgenden Vierteljahre fällig werden. Auf Kosten, für die das Grundstück nach § 1118 haftet, findet die Vorschrift keine Anwendung. § 1146. Liegen dem Eigenthümer gegenüber die Voraussetzungen vor, unter denen ein Schuldner in Verzug kommt, so gebühren dem Gläubiger Verzugszinsen aus dem Grundstücke. § 1147. Die Befriedigung des Gläubigers aus dem Grundstück und den Gegenständen, auf die sich die Hypothek erstreckt, erfolgt im Wege der Zwangsvollstreckung. § 1148. Bei der Verfolgung des Rechtes aus der Hypothek gilt zu Gunsten des Gläubigers derjenige, welcher im Grundbuch als Eigenthümer eingetragen ist, als der Eigenthümer. Das Recht des nicht eingetragenen Eigenthümers, die ihm gegen die Hypothek zustehenden Einwendungen geltend zu machen, bleibt unberührt. § 1149. Der Eigenthümer kann, solange nicht die Forderung ihm gegenüber fällig geworden ist, dem Gläubiger nicht das Recht einräumen, zum Zwecke der Befriedigung die Uebertragung des Eigenthums an dem

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Grundstücke zu verlangen oder die Veräußerung des Grundstücks auf andere Weise als im Wege der Zwangsvollstreckung zu bewirken.

§ 1150. Verlangt der Gläubiger Befriedigung aus dem Grundstücke, so finden die Vorschriften der 88 268,1144,1145 entsprechende Anwendung. § U51. Wird die Forderung getheilt, so ist zur Aenderung deS Rangverhältnisses der Theilhypotheken unter einander die Zustimmung deS Eigenthümers nicht erforderlich.

§ 1152. Im Falle einer Theilung der Forderung kann, sofern nicht die Ertheilung des Hypothekenbriefs ausgeschlossen ist, für jeden Theil ein Theilhypothckenbrief hergestellt werden; die Zustimmung des Eigenthümers des Grundstücks ist nicht erforderlich. Der Theilhypothekenbrief tritt für den Theil, auf den er sich bezieht, an die Stelle des bisherigen Briefes. § 1153. Mit der Uebertragung der Forderung geht die Hypothek auf den neuen Gläubiger über. Die Forderung kann nicht ohne die Hypothek, die Hypothek kann nicht ohne die Forderung übertragen werden.

§ 1154. Zur Abtretung der Forderung ist Ertheilung der Ab­ tretungserklärung in schriftlicher Form und Uebergabe des Hypothekenbriefs erforderlich; die Vorschriften des 8 Hl? finden Anwendung. Der bisherige Gläubiger hat auf Verlangen des neuen Gläubigers die Abtretungserklärung auf seine Kosten öffentlich beglaubigen zu lassen. Die schriftliche Form der Abtretungserklärung kann dadurch ersetzt werden, daß die Abtretung in das Grundbuch eingetragen wird. Ist die Ertheilung des Hypothekenbriefs ausgeschloffen, so finden auf die Abtretung der Forderung die Vorschriften der 88 873, 878 entsprechende Anwendung. § 1155. Ergiebt sich das Gläubigerrecht des Besitzers des Hypotheken­ briefs aus einer zusammenhängenden, auf einen eingetragenen Gläubiger zurückführenden Reihe von öffentlich beglaubigten Abtretnngserklärungen, so finden die Vorschriften der 88 891 bis 899 in gleicher Weise Anwendung, wie wenn der Besitzer des Briefes als Gläubiger im Grundbuch eingetragen wäre. Einer öffentlich beglaubigten Abtretungserklärung steht gleich ein gerichtlicher Ueberweisungsbeschluß und das öffentlich beglaubigte Anerkenntniß einer kraft Gesetzes erfolgten Uebertragung der Forderung. § 1156. Die für die Uebertragung der Forderung geltenden Vor­ schriften der 88 406 bis 408 finden auf das Rechtsverhältniß zwischen dem Eigenthümer und dem neuen Gläubiger in Ansehung der Hypothek keine Anwendung. Der neue Gläubiger muß jedoch eine dem bisherigen Gläubiger gegenüber erfolgte Kündigung des Eigenthümers gegen sich gelten lasten, es sei denn, daß die Uebertragung zur Zeit der Kündigung dem Eigen­ thümer bekannt oder im Grundbuch eingetragen ist. § 1157. Eine Einrede, die dem Eigenthümer auf Grund eines zwischen ihm und dem bisherigen Gläubiger bestehenden Rechtsverhältnisses gegen die Hypothek zusteht, kann auch dem neuen Gläubiger entgegengesetzt

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Drittes Buch.

Sachenrecht.

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werden. Die Vorschriften der §§ 892, 894 bis 899, 1140 gelten auch für diese Einrede.

§ 1158. Soweit die Forderung auf Zinsen oder andere Neben­ leistungen gerichtet ist, die nicht später als in dem Kalendervierteljahr, in welchem der Eigenthümer von der Uebertragung Kenntniß erlangt, oder dem folgenden Vierteljahre fällig werden, finden auf das Rechtsverhültniß zwischen dem Eigenthümer und dem neuen Gläubiger die Vorschriften der §§ 406 bis 408 Anwendung; der Gläubiger kann sich gegenüber den Ein­ wendungen, welche dem Eigenthümer nach den §§ 404, 406 bis 408,1157 zustehen, nicht auf die Vorschriften des § 892 berufen. § 1159. Soweit die Forderung auf Rückstände von Zinsen oder anderen Nebenleistungen gerichtet ist, bestimmt sich die Uebertragung sowie das Rechtsverhültniß zwischen dem Eigenthümer und dem neuen Gläubiger nach den für die Uebertragung von Forderungen geltenden allgemeinen Vorschriften. Das Gleiche gilt für den Anspruch auf Erstattung von Kosten, für die das Grundstück nach § 1118 haftet. Die Vorschriften des § 892 finden auf die im Abs. 1 bezeichneten Ansprüche keine Anwendung. § 1160. Der Geltendmachung der Hypothek kann, sofern nicht die Ertheilung des Hypothekenbriefs ausgeschlossen ist, widersprochen werden, wenn der Gläubiger nicht den Brief vorlegt; ist der Gläubiger nicht im Grundbuch eingetragen, so sind auch die im § 1155 bezeichneten Urkunden vorzulegen. Eine dem Eigenthümer gegenüber erfolgte Kündigung oder Mahnung ist unwirksam, wenn der Gläubiger die nach Abs. 1 erforderlichen Urkunden nicht vorlegt und der Eigenthümer die Kündigung oder die Mahnung auS diesem Grunde unverzüglich zurückweist. Diese Vorschriften gelten nicht für die im § 1159 bezeichneten Ansprüche.

§ 1161. Ist der Eigenthümer der persönliche Schuldner, so finden die Vorschriften deS § 1160 auch auf die Geltendmachung der Forderung Anwendung. H 1162. Ist der Hypothekenbrief abhanden gekommen oder ver­ nichtet, so kann er im Wege des Aufgebotsverfahrens für kraftlos erklärt werden.

§ 1163. Ist die Forderung, für welche die Hypothek bestellt ist, nicht zur Entstehung gelangt, so steht die Hypothek dem Eigenthümer zu. Erlischt die Forderung, so erwirbt der Eigenthümer die Hypothek. Eine Hypothek, für welche die Ertheilung des Hypothekenbriefs nicht ausgeschlossen ist, steht bis zur Uebergabe des Briefes an den Gläubiger dem Eigenthümer zu. § 1164. Befriedigt der persönliche Schuldner den Gläubiger, so geht die Hypothek insoweit auf ihn über, als er von dem Eigenthümer oder einem Rechtsvorgänger des Eigenthümers Ersatz verlangen kann. Ist dem Schuldner nur theilwnse Ersatz zu leisten, so kann der Eigenthümer

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die Hypothek, soweit sie auf ihn übergegangen ist, nicht zum Nachtheile der Hypothek des Schuldners geltend machen. Der Befriedigung des Gläubigers steht eS gleich, wenn sich Forderung und Schuld in einer Person vereinigen.

§ 1165. Verzichtet der Gläubiger auf die Hypothek oder hebt er sie nach § 1183 auf oder räumt er einem anderen Rechte den Vorrang ein, so wird der persönliche Schuldner insoweit frei, als er ohne diese Verfügung nach § 1164 aus der Hypothek hätte Ersatz erlangen können.

§ 1166. Ist der persönliche Schuldner berechtigt, von dem Eigen­ thümer Ersatz zu verlangen, falls er den Gläubiger befriedigt, so kann er, wenn der Gläubiger die Zwangsversteigerung des Grundstücks betreibt, ohne ihn unverzüglich zu benachrichtigen, die Befriedigung des Gläubigers wegen eines Ausfalls bei der Zwangsversteigerung insoweit verweigern, als er in Folge der Unterlassung der Benachrichtigung einen Schaden erleidet. Die Benachrichtigung darf unterbleiben, wenn sie unthunlich ist. § 1167. Erwirbt der persönliche Schuldner, falls er den Gläubiger befriedigt, die Hypothek oder hat er im Falle der Befriedigung ein sonstiges rechtliches Interesse an der Berichtigung des Grundbuchs, so stehen ihm die in den 83 1144, 1145 bestimmten Rechte zu.

§ 1168. Verzichtet der Gläubiger auf die Hypothek, so erwirbt sie der Eiaenthümer. Der Verzicht ist dem Grundbuchamt oder dem Eigenthümer gegenüber zu emaren und bedarf der Eintragung in das Grundbuch. Die Vor­ schriften des 8 875 Abs. 2 und der §§ 876, 878 finden entsprechende Anwendung. Verzichtet der Gläubiger für einen Theil der Forderung auf die Hypothek, so stehen dem Eigenthümer die im 8 H45 bestimmten Rechte zu. § 1169. Steht dem Eigenthümer eine Einrede zu, durch welche die Geltendmachung der Hypothek dauernd ausgeschlossen wird, so kann er verlangen, daß der Gläubiger auf die Hypothek verzichtet. § 1170. Ist der Gläubiger unbekannt, so kann er im Wege des Aufgebotsverfahrens mit seinem Rechte ausgeschlosien werden, wenn seit der letzten sich auf die Hypothek beziehenden Eintragung in das Grundbuch zehn Jahre verstrichen sind und das Recht des Gläubigers nicht innerhalb dieser Frist von dem Eigenthüiner in einer nach § 208 zur Unterbrechung der Verjährung geeigneten Weise anerkannt worden ist. Besteht für die Forderung eine nach dem Kalender bestimmte Zahlungszeit, so beginnt die Frist nicht vor dem Ablaufe des Zahlungstags. Mit der Erlasiung des Ausschlußurtheils erwirbt der Eigenthümer die Hypothek. Der dem Gläubiger erteilte Hypothekenbrief wird kraftlos. § 1171. Der unbekannte Gläubiger kann im Wege des Aufgebots­ verfahrens mit seinem Rechte auch dann ausgeschlosien werden, wenn der Eigenthümer zur Befriedigung des Gläubigers oder zur Kündigung be­ rechtigt ist und den Betrag der Forderung für den Gläubiger unter Verzicht auf das Recht zur Rücknahme hinterlegt. Die Hinterlegung von

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Drittes Buch.

Sachenrecht.

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Zinsen ist nur erforderlich, wenn der Zinssatz im Grundbuch eingetragen ist; Zinsen für eine frühere Zeit als das vierte Kalenderjahr vor der Be­ lastung des Ausschlußurtheils sind nicht zu hinterlegen. Mit der Erlassung deS Ausschlußurtheils gilt der Gläubiger albefriedigt, sofern nicht nach den Vorschriften über die Hinterlegung die Befriedigung schon vorher eingetreten ist. Der dem Gläubiger ertheilte Hypothekenbrief wird kraftlos. Das Recht des Gläubigers auf den hinterlegten Betrag erlischt mit dem Ablaufe von dreißig Jahren nach der Erlassung des Ausschlußurtheils, wenn nicht der Gläubiger sich vorher bei der Hinterlegungsstelle meldet; der Hinterleger ist zur Rücknahme berechtigt, auch wenn er auf das Recht zur Rücknahme verzichtet hat.

§ 1172. Eine Gesammthypothek steht in den Fällen deS § 1163 den Eigenthümern der belasteten Grundstücke gemeinschaftlich zu. Jeder Eigenthümer kann, sofern nicht ein Anderes vereinbart ist, verlangen, daß die Hypothek an seinem Grundstück auf den Thellbetrag, der dem Verhältnisse deS Werthes seines Grundstücks zu dem Werthe der sämmtlichen Grundstücke entspricht, nach § 1132 Abs. 2 beschränkt und in dieser Beschränkung ihm zugetheilt wird. Der Werth wird unter Abzug der Belastungen berechnet, die der Gesammthypothek im Range vorgehen. § 1173. Befriedigt der Eigenthümer eines der mit einer Gesammt­ hypothek belasteten Grundstücke den Gläubiger, so erwirbt er die Hypothek an seinem Grundstücke; die Hypothek an den übrigen Grundstücken erlischt. Der Befriedigung deS Gläubigers durch den Eigenthümer steht e- gleich, wenn das Gläubigerrecht auf den Eigenthümer übertragen wird oder wenn sich Forderung und Schuld in der Person deS EigenthümerS vereinigen. Kann der Eigenthümer, der ben Gläubiger befriedigt, von dem Eigenthümer eines der anderen Grundstücke oder einem Rechtsvorgänger dieses EigenthümerS Ersatz verlangen, so geht in Höhe deS Ersatzanspruchs auch die Hypothek an dem Grundstücke dieses EigenthümerS auf ihn über; sie bleibt mit der Hypothek an seinem eigenen Grundstücke Gesammthypothek. 8 1174. Befriedigt der persönliche Schuldner den Gläubiger, dem eine Gesammthypothek zusteht, oder vereinigen sich bei einer Gesammt­ hypothek Forderung und Schuld in einer Person, so geht, wenn der Schuldner nur von dem Eigenthümer eines der Grundstücke oder von einem Rechtsvorgänger des EigenthümerS Ersatz verlangen kann, die Hypothek an diesem Grundstück auf ihn über; die Hypothek an den übrigen Grundstücken erlischt. Ist dem Schuldner nur theilweise Ersatz zu leisten und geht deshalb die Hypothek nur zu einem Thellbetrag auf ihn über, so hat sich der Eigenthümer diesen Betrag auf den ihm nach § 1172 gekührendm Theil des übrigbleibenden Betrag» der Gesammthypothek anrechnen zu lasten. 8 1175. Verzichtet der Gläubiger auf die Gesammthypothek, so fällt sie den Eigent ümern der belasteten Grundstücke gemeinschaftlich zu; die Vorschriften de» 8 H72 Abs. 2 finden Anwendung. Verzichtet der Gläubiger aus die Hypothek an einem der Grundstücke, so erlischt die Hypothek an diesem.

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BGB.

Das Gleiche gilt, wenn der Gläubiger nach § 1170 mit seinem Rechte ausgeschlossen wird.

§ 1176. Liegen die Voraussetzungen der §§ 1163, 1164, 1168, 1172 bis 1175 nur in Ansehung eines Theilbetrags der Hypothek vor, so kann die auf Grund dieser Vorschriften dem Eigenthümer oder einem der Eigenthümer oder dem perfönlichen Schuldner zufallende Hypothek nicht zum Nachtheile der dem Gläubiger verbleibenden Hypothek geltend gemacht werden. § 1177. Vereinigt sich die Hypothek mit dem Eigenthum in einer Person, ohne daß dem Eigenthümer auch die Forderung zusteht, so ver­ wandelt sich die Hypothek in eine Grundschuld. In Ansehung der Ver­ zinslichkeit, des Zinssatzes, der Zahlungszeit, der Kündigung und des Zahlungsorts bleiben die für die Forderung getroffenen Bestimmungen maßgebend. Steht dem Eigenthümer auch die Forderung zu, so bestimmen sich seine Rechte aus der Hypothek, solange die Vereinigung besteht, nach den ür eine Grundschuld des Eigenthümers geltenden Vorschriften.

§ 1178. Die Hypothek für Rückstände von Zinsen und anderen Nebenleistungen sowie für Kosten, die dem Gläubiger zu erstatten sind, erlischt, wenn sie sich mit dem Eigenthum in einer Person vereinigt. Das Erlöschen tritt nicht ein, solange einem Dritten ein Recht an dem Anspruch aus eine solche Leistung zusteht. Zum Verzicht auf die Hypothek für die im Abs. 1 bezeichneten Leistungen genügt die Erklärung des Gläubigers gegenüber dem Eigen­ thümer. Solange einem Dritten ein Recht an dem Anspruch auf eine säche Leistung zusteht, ist die Zustimmung des Dritten erforderlich. Die

Zustimmung ist demjenigen gegenüber zu erklären, zu erfolgt; sie ist unwiderruftich.

dessen Gunsten sie

§ 1179. Verpflichtet sich der Eigenthümer einem Anderen gegen­ über, die Hypothek löschen zu lassen, wenn sie sich mit dem Eigenthum in einer Person vereinigt, so kann zur Sicherung des Anspruchs aus Löschung eine Vormerkung in das Grundbuch eingetragen werden. § 1180. An die Stelle der Forderung, für welche die Hypothek besteht, kann eine andere Forderung gesetzt werden. Zu der Aenderung ist die Einigung des Gläubigers und des Eigenthümers sowie die Ein­ tragung in das Grundbuch erforderlich; die Vorschriften des § 873 Abs. 2 und der §§ 876, 878 finden entsprechende Anwendung. Steht die Forderung, die an die Stelle der bisherigen Forderung treten soll, nicht dem bisherigen Hypothekengläubiger zu, so ist dessen Zustimmung erforderlich; die Zustimniung ist dem Grundbuchamt oder demjenigen gegenüber zu erklären, zu dessen Gunsten sie erfolgt. Die Vor­ schriften des § 875 Abs. 2 und des § 876 finden entsprechende Anwendung. § 1181. Wird der Gläubiger aus dem Grundstücke befriedigt, so erlischt die Hypothek.

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Trittes Buch.

Sachenrecht.

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Erfolgt die Befriedigung des Gläubigers aus einem der mit einer Gefammthypothek belasteten Grundstücke, so werden auch die übrigen Grund­ stücke frei. Der Befriedigung auS dem Grundstücke steht die Befriedigung auS den Gegenständen gleich, auf die sich die Hypothek erstreckt.

§ 1182. Soweit im Falle einer Gefammthypothek der Eigenthümer des Grundstücks, aus dem der Gläubiger befriedigt wird, von dem Eigenth inner eines der anderen Grundstücke oder einem Rechtsvorgänger dieses Eigenthümers Ersatz verlangen kann, geht die Hypothek an dem Grund­ stücke dieses Eigenthümers aus ihn über. Die Hypothek kann jedoch, wenn der Gläubiger nur theilweise befriedigt wird, nicht zum Nachthelle der dem Gläubiger verbleibenden Hypothek und, wenn das Grundstück mit einem im Range gleich- oder nachstehenden Rechte belastet ist, nicht zum Nach­ theile dieses Rechtes geltend gemacht werden. § 1183. Zur Aushebung der Hypothek durch Rechtsgeschäft ist die Zustimmung des Eigenthümers erforderlich. Die Zustimmung ist dem Grundbuchamt oder dem Gläubiger gegenüber zu erklären; sie ist un­ widerruflich.

§ 1184. Eine Hypothek kann in der Weise bestellt werden, daß das Recht des Gläubigers aus der Hypothek sich nur nach der Forderung bestimmt und der Gläubiger sich zum Beweise der Forderung nicht auf die Eintragung berufen kann (Sicherungshypothek). Die Hypothek muß im Grundbuch als Sicherungshypothek bezeichnet werden. § 1185. Bei der Sicherungshypothek ist die Ertheilung des Hypothekenbriefs ausgeschlossen. Die Vorschriften der §§ 1138, 1139, 1141, 1156 finden keine An­ wendung.

§ 1186. Eine Sicherungshypothek kann in eine gewöhnliche Hypo­ thek, eine gewöhnliche Hypothek kann in eine Sicherungshypothek um­ gewandelt werden. Die Zustimmung der im Range gleich- oder nach­ stehenden Berechtigten ist nicht erforderlich. § 1187. Für die Forderung auS einer Schuldverschreibung auf den Inhaber, aus einem Wechsel oder auS einem anderen Papiere, das durch Jndofianient übertragen werden kann, kann nur eine Sicherungs­ hypothek bestellt werden. Die Hypothek gilt als SicherungShypothek, auch wenn sie im Grundbuche nicht als solche bezeichnet ist. Die Vorschrift des 8 1154 Abs. 3 findet keine Anwendung. § 1188. Zur Bestellung einer Hypothek für die Forderung aus einer Schuldverschreibung auf den Inhaber genügt die Erklärung des Eigenthümers gegenüber dem Grundbuchamte, daß er die Hypothek bestelle, und die Eintragung in das Grundbuch; die Vorschrift des § 878 findet Anwendung. Die Ausschließung des Gläubigers mit seinem Rechte nach § 1170 ist nur zulässig, wenn die im § 801 bezeichnete Vorlegungsfrist verstrichen

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ist. Ist innerhalb der Frist die Schuldverschreibung vorgelegt oder der Anspruch auS der Urkunde gerichtlich geltend gemacht worden, so kann die Ausschließung erst ersolgen, wenn die Verjährung eingetreten ist.

§ 1189. Bei einer Hypothek der im § 1187 bezeichneten Art kann für den jeweiligen Gläubiger ein Vertreter mit der Befugniß bestellt werden, mit Wirkung für und gegen jeden späteren Gläubiger bestimmte Verfügungen über die Hypothek zu treffen und den Gläubiger bei der Geltendmachung der Hypothek zu vertreten. Zur Bestellung des Vertreters ist die Eintragung in das Grundbuch erforderlich. Ist der Eigenthümer berechtigt, von dem Gläubiger eine Verfügung zu verlangen, zu welcher der Vertreter befugt ist, so kann er die Vor­ nahme der Verfügung von dem Vertreter verlangen. § 1190. Eine Hypothek kann in der Weise bestellt werden, daß nur der Höchstbetrag, bis zu dem das Grundstück haften soll, bestimmt, im Uebrigen die Feststellung der Forderung Vorbehalten wird. Der Höchst­ betrag muß in das Grundbuch eingetragen werden. Ist die Forderung verzinslich, so werden die Zinsen in den Höchst­ betrag eingerechnet. Die Hypothek gilt als Sicherungshypothek, auch wenn sie im Grund­ buche nicht als solche bezeichnet ist. Die Forderung kann nach den für die Uebertragung von Forderungen geltenden allgemeinen Vorschriften übertragen werden. Wird sie nach diesen Vorschriften übertragen, so ist der Uebergang der Hypothek ausgeschloffen.

Zweiter Titel.

Trundschuld. Neuteuschuld. I. Srundschuld.

9 1191. Ein Grundstück kann in der Weise belastet werden, daß an denjenigm, zu dessen Gunsten die Belastung erfolgt, eine bestimmte Geldsumme auS dem Grundstücke zu zahlen ist (Grundschuld). Die Belastung kann auch in der Weise erfolgen, daß Zinsen von der Geldsumme sowie andere Nebcnleistungen aus dem Grundstücke zu entrichten sind. K 1192. Auf di» Grundschuld finden die Vorschriften über die Hypothek entsprechende Anwendung, soweit sich nicht daraus ein Anderes ergiebt, daß die Grundschuld nicht eine Forderung voraussetzt. Für Zinsen der Grundschuld gelten die Vorschriften über die Zinsen einer Hypothekenforderung.

8 1193. DaS Kapital der Grundschuld wird erst nach vorgängiger Kündigung fällig. Die Kündigung steht sowohl dem Eigenthümer als dem Gläubiger zu. Die Kündigungsfrist beträgt sechs Monate. Abweichende Bestimmungen sind zulässig.

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Drittes Buch.

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Sachenrecht.

5 1194. Die Zahlung des Kapitals sowie der Zinsen und anderen Nebenleistungen hat, soweit nicht ein Anderes bestimmt ist, an dem Orte zu erfolgen, an dem das Grundbuchamt seinen Sitz hat.

§ 1195. Eine Grundschuld kann in der Weise bestellt werden, daß der Grundschuldbrief auf den Inhaber ausgestellt wird. Auf einen solchen Brief finden die Vorschriften über Schuldverschreibungen auf den Inhaber entsprechende Anwendung. § 1196. Eine Grundschuld kann auch für den Eigenthümer be­ stellt werden. Zu der Bestellung ist die Erllärung des EigenthümerS gegenüber dem Grundbuchamte, daß die Grundschuld für ihn in das Grundbuch eingetragen werden soll, und die Eintragung erforderlich; die Vorschrift des § 878 findet Anwendung. § 1197. Ist der Eigenthümer der Gläubiger, so kann er nicht die Zwangsvollstreckung zum Zwecke seiner Befriedigung betreiben. Zinsen gebühren dem Eigenthümer nur, wenn das Grundstück auf Antrag eines Anderen zum Zwecke der Zwangsverwaltung in Beschlag genommen ist, und nur für die Dauer der Zwangsverwaltung.

§ 1198. Eine Hypothek kann in eine Grundschuld, eine Grund­ schuld kann in eine Hypothek umgewandelt werden. Die Zustimmung der im Range gleich- oder nachstehenden Berechtigten ist nicht erforderlich. II. Reuteuschuld. § 1199. Eine Grundschuld kann in der Weise bestellt werden, daß in regelmäßig wiederkehrenden Terminen eine bestimmte Geldsumme aus dem Grundstücke zu zahlen ist (Rentenschuld). Bei der Bestellung der Rentenschuld muß der Betrag bestimmt werden, durch besten Zahlung die Rentenschuld abgelöst werden kann. Die Ab­ lösungssumme muß im Grundbuch angegeben werden.

§ 1200. Auf die einzelnen Leistungen finden die für Hypotheken­ zinsen, auf die Ablösungssumme finden die für ein Grundschuldkapital geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung. Die Zahlung der Ablösungssumme an den Gläubiger hat die gleiche Wirkung wie die Zahlung des Kapitals einer Grundschuld. § 1201.

DaS Recht zur Ablösung steht dem Eigenthümer zu. Dem Gläubiger kann das Recht, die Ablösung zu verlangen, nicht eingeräumt werden. Im Falle deS § 1133 Satz 2 ist der Gläubiger berechtigt, die Zahlung der Ablösungssumme aus dem Grundstücke zu verlangen.

§ 1202. Der Eigenthümer kann das Ablösungsrecht erst nach vorgängiger Kündigung ausüben. Die Kündigungsfrist beträgt sechs Monate, wenn nicht ein Anderes bestimmt ist. Eine Beschränkung deS Kündigungsrechts ist nur soweit zulässig, daß der Eigenthümer nach dreißig Jahren unter Einhaltung der sechsmonatigen Frist kündigen kann. Jaeger, ReichSzivllgesetze. 3. Auflage

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Hat der Eigenthümer gekündigt, so kann der Gläubiger nach dem Ablause der Kündigungsfrist die Zahlung der Ablösungssumme auS dem Grundstücke verlangen.

§ 1203. Eine Rentenschuld kann in eine gewöhnliche Grundschuld, eine gewöhnliche Grundschuld kann in eine Rentenschuld umgewandclt werden. Die Zustimmung der im Range gleich- oder nachstehenden Be­ rechtigten ist nicht erforderlich. Neunter Abschnitt.

Pfandrecht an beweglichen Sachen und an Rechten. Erster Titel.

Pfandrecht an beweglichen Sachen. § 1204. Eine bewegliche Sache kann zur Sicherung einer For­ derung in der Weise belastet werden, daß der Gläubiger berechtigt ist, Befriedigung aus der Sache zu suchen (Pfandrecht). Das Pfandrecht kann auch für eine künftige oder eine bedingte Forderung bestellt werden. § 1205. Zur Bestellung des Pfandrechts ist erforderlich, daß der Eigenthümer die Sache dem Gläubiger übergiebt und beide darüber einig stnd, daß dem Gläubiger das Pfandrecht zustehen soll. Ist der Gläubiger im Besitze der Sache, so genügt die Einigung über die Entstehung des Pfandrechts. Die Uebergabe einer im mittelbaren Besitze des Eigenthümers befind­ lichen Sache kann dadurch ersetzt werden, daß der Eigenthümer den mittel­ baren Besitz flut den Pfandgläubiger überträgt und die Verpfändung dem Besitzer anzeigt.

§ 1206. An Stelle der Uebergabe der Sache genügt die Ein­ räumung des Mitbesitzes, wenn sich die Sache unter dem Mitverschlusse des Gläubigers befindet oder, falls sie im Besitz eines Dritten ist, die Herausgabe nur an den Eigenthümer und den Gläubiger gemeinschaftlich erfolgen kann. § 1207. Gehört die Sache nicht dem Verpfänder, so finden aus die Verpfändung die für den Erwerb des Eigenthums geltenden Vorschriften der §§ 932, 934, 935 entsprechende Anwendung. § 1208. Ist die Sache mit dem Rechte eines Dritten belastet, so geht das Pfandrecht dem Rechte vor, es sei denn, daß der Pfand­ gläubiger zur Zeit des Erwerbes des Pfandrechts in Ansehung des Rechtes nicht in gutem Glauben ist. Die Vorschriften des § 932 Abs. 1 Satz 2, des § 935 und des § 936 Abs. 3 finden entsprechende Anwendung.

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Drittes Buch.

Sachenrecht.

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§ 1209. Für den Rang des Pfandrechts ist die Zeit der Be­ stellung auch dann maßgebend, wenn es für eine künftige oder eine bedingte Forderung bestellt ist. § 1210. DaS Pfand hastet für die Forderung in deren jeweiligem Bestand, insbesondere auch für Zinsen und Bertragsstrafen. Ist der persönliche Schuldner nicht der Eigenthümer deS Pfandes, so wird durch ein Rechtsgeschäft, das der Schuldner nach der Verpfändung vornimmt, die Haftung nicht erweitert. Das Pfand haftet für die Ansprüche des Pfandgläubigers auf Ersatz von Verwendungen, für die dem Pfandgläubiger zu ersetzenden Kosten der Kündigung und der Rechtsverfolgung sowie für die Kosten deS Pfand­ verkaufs.

§ 1211. Der Verpfänder kann dem Pfandgläubiger gegenüber die dem persönlichen Schuldner gegen die Forderung sowie die nach § 770 einem Bürgen zustehenden Einreden geltend machen. Stirbt der persönliche Schuldner, so kann sich der Verpfänder nicht darauf berufen, daß der Erbe für die Schuld nur beschränkt haftet. Ist der Verpfänder nicht der persönliche Schuldner, so verliert er eine Einrede nicht dadurch, daß dieser auf fie verzichtet. § 1212. DaS Pfandrecht erstreckt sich auf die Erzeugnisse, die von dem Pfande getrennt werden. § 1213. Das Pfandrecht kann in der Weise bestellt werden, daß der Pfandgläubiger berechtigt ist, die Nutzungen des Pfandes zu ziehen. Ist eine von Natur fruchttragende Sache dem Pfandglüubiger zum Alleinbesitz übergeben, so ist im Zweifel anzunehmen, daß der Pfand­ gläubiger zum Fruchtbezuge berechtigt sein soll.

§ 1214. Steht dem Pfandgläubiger das Recht zu, die Nutzungen zu ziehen, so ist er verpflichtet, für die Gewinnung der Nutzungen zu sorgen und Rechenschaft abzulegen. Der Reinertrag der Nutzungen wird auf die geschuldete Leistung und, wenn Kosten und Zinsen zu entrichten sind, zunächst auf diese an­ gerechnet. Abweichende Bestimmungen sind zulässig. 8 1215.

Der Pfandgläubiger ist zur Verwahrung deS Pfandes

verpflichtet.

8 1216. Macht der Pfandgläubiger Verwendungen auf das Pfand, so Gestimmt sich die Ersatzpflicht des Verpfänders nach den Vorschriften über die Geschäftsführung ohne Auftrag. Der Pfandgläubiger ist berechtigt, eine Einrichtung, mit der er das Pfand versehen hat, wegzunehmen.

§ 1217. Verletzt der Pfandgläubiger die Rechte des Verpfänders in erheblichem Maße und setzt er das verletzende Verhalten ungeachtet einer Abmahnung des Verpfänders fort, so kann der Verpfänder verlangen, daß das Pfand auf Kosten des Pfandgläubigers hinterlegt oder, wenn

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eS sich nicht zur Hinterlegung eignet, an einen gerichllich zu bestellenden Verwahrer abgeliefert wird. Statt der Hinterlegung oder der Ablieferung der Sache an einen Verwahrer kann der Verpfänder die Rückgabe des Pfandes gegen Be­ friedigung des Gläubigers verlangen. Ist die Forderung unverzinslich und noch tncht fällig, so gebührt dem Pfandgläubiger nur die Summe, welche mit Hinzurechnung der gesetzlichen Zinsen für die Zeit von der Zahlung bis zur Fälligkeit dem Betrage der Forderung gleichkommt.

5 1218. Ist der Verderb des Pfandes oder eine wesentliche Minderung des Werthes zu besorgen, so kann der Verpfänder die Rück­ gabe deS Pfandes gegen anderweitige Sicherheitsleistung verlangen; die Sicherheitsleistung durch Bürgen ist ausgeschloffen. Der Pfandgläubiger hat dem Verpfänder von dem drohenden Verderb unverzüglich Anzeige zu machen, sofern nicht die Anzeige unthunlich ist. § 1219. Wird durch den drohenden Verderb des Pfandes oder durch eine zu besorgende wesentliche Minderung deS Werthes die Sicher­ heit des Pfandgläubigers gefährdet, so kann dieser das Pfand öffentlich versteigern lassen. Der Erlös tritt an die Stelle des Pfandes. Auf Verlangen deS Verpfänders ist der Erlös zu hinterlegen.

§ 1220. Die Versteigerung des Pfandes ist erst zulässig, nachdem sie dem Verpfänder angedroht worden ist; die Androhung darf unterbleiben, wenn daS Pfand dem Verderb ausgesetzt und mit dem Aufschübe der Versteigerung Gefahr verbunden ist. Im Falle der Werthminderung ist außer der Androhung erforderlich, daß der Pfandgläubiger dem Verpfänder zur Leistung anderweitiger Sicherheit eine angemessene Frist bestimmt hat und diese verstrichen ist. Der Pfandgläubiger hat den Verpfänder von der Versteigerung unverzüglich zu benachrrchtigen; im Falle der Unterlassung ist er zum Schadensersätze verpflichtet. Die Androhung, die Fristbestimmung und die Benachrichtigung dürfen unterbleiben, wenn sie unthunlich sind. § 1221. Hat das Pfand einen Börsen- oder Marktpreis, so kann der Pfandgläubiger den Verkauf aus freier Hand durch einen zu solchen Verkäufen öffentlich ermächtigten Handelsmäkler oder durch eine zur öffentlichen Versteigerung befugte Person zum laufenden Preise bewirken. § 1222. Besteht das Pfandrecht an mehreren Sachen, so haftet jede für die ganze Forderung. § 1223. Der Pfandgläubiger ist verpflichtet, da- Pfand nach dem Erlöschen deS Pfandrechts dem Verpfänder zurückzugeben. Der Verpfänder kann die Rückgabe des Pfandes gegen Befriedigung deS Pfandgläubigers verlangen, sobald der Schuldner zur Leistung be­ rechtigt ist. § 1224. Die Befriedigung deS Pfandgläubigers durch den Ver­ pfänder kann auch durch Hinterlegung oder durch Aufrechnung erfolgen.

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§ 1225. Ist der Verpfänder nicht der persönliche Schuldner, so geht, soweit er den Pfandgläubiger befriedigt, die Forderung auf ihn über. Die für einen Bürgen geltenden Borschriften der § 774 finden entsprechende Anwendung.

8 1226. Die Ersatzansprüche des Verpfänders wegen Veränderungen oder Verschlechterungen des Pfandes sowie die Ansprüche deS Pfand­ gläubigers auf Ersatz von Derwendungm oder auf Gestattung der Weg­ nahme einer Einrichtung verjähren in sechs Monaten. Die Vorschriften deS 8 558 Abs. 2, 3 finden entsprechende Anwendung. § 1227. Wird das Recht de- Pfandgläubigers beeinträchtigt, so finden auf die Ansprüche deS Pfandgläubigers die für die Ansprüche auS dem Eigenthume geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung. 8 1228. Die Befriedigung deS Pfandgläubigers aus dem Pfand« erfolgt durch Verkauf. Der Pfandgläubiger ist zum Verkaufe berechtigt, sobald die Forderung ganz oder zum Theil fällig ist. Besteht der geschuldete Gegenstand nicht in Geld, so ist der Verkauf erst zulässig, wenn die Forderung in eine Geldforderung übergegangen ist. 8 1229. Eine vor dem Eintritte der Verkaufsberechtigung ge­ troffene Vereinbarung, nach welcher dem Pfandgläubiger, falls er nicht oder nicht rechtzeitig befriedigt wird, dar Eigenthum an der Sache zufallen oder übertragen werden soll, ist nichtig.

8 1230. Unter mehreren Pfändern kann der Pfandgläubiger, soweit nicht ein Anderes bestimmt ist, diejenigen auswählen, welche verkauft werden sollen. Er kann nur so viele Pfänder zum Verkaufe bringen, als zu seiner Befriedigung erforderlich find. 8 1231. Ist der Pfandgläubiger nicht im Alleinbefitze deS Pfandes, fo kann er nach dem Eintritte der Derkaufsberechtigung die Herausgabe deS Pfande- zum Zwecke deS Verkaufs fordern. Auf Verlangen des Verpfänders hat an Stelle der Herausgabe die Ablieferung an einen gemeinschaftlichen Verwahrer zu erfolgen; der Verwahrer hat fich bei der Ablieferung zu verpflichtm, das Pfand zum Verkaufe bereitzustellm. 8 1232. Der Pfandgläubiger ist nicht verpflichtet, einem ihm im Range nachstehenden Pfandgläubiger das Pfand zum Zwecke des Verkaufs herauszugeben. Ist er nicht im Besitze des Pfandes, so kann er, sofern er nicht selbst den Verkauf betreibt, dem Verkaufe durch einen nach­ stehenden Pfandgläubiger nicht widersprechen. 8 1233. Der Verkauf deS Pfandes ist nach den Vorschriften der 88 1234 bis 1240 zu bewirken. Hat der Pfandgläubiger für fein Recht zum Verkauf einen voll­ streckbaren Titel gegen den Eigenthümer erlangt, so kann er dm Verkauf auch nach den für den Verkauf einer gepfändeten Sache gellenden Vor­ schriften bewirken lassen.

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§ 1234. Der Pfandgläubiger hat dem Eigenthümer bett Verkauf vorher anzudrohen und dabei den Geldbetrag zu bezeichnen, wegen dessen der Verkauf stattfindm soll. Die Androhung kann erst nach dem Eintritte der Derkaufsberechtitzung erfolgen; sie darf unterbleiben, wenn ste unthunlich ist. Der Verkauf darf nicht vor dem Ablauf eines Monats nach der Androhung erfolgen. Ist die Androhung unthunlich, so wird der Monat von dem Eintritte Ker Verkaufsberechtigung an berechnet.

§ 1235. : Der Verkauf des Pfandes ist im Wege öffentlicher Versteigerung zuLewirken. Hat daS lsffaild einen Börsen- oder Marktpreis, so findet die Vor­ schrift des § 1221 Anwendung. § 1236. Die Versteigerung hat an dem Orte zu erfolgen, an dem daS Pfand aufbewahrt wird. Ist von einer Versteigerung an dem Auf­ bewahrungsort ein angemessener Erfolg nicht zu erwarten, so ist das Pfand an einem geeigneten anderen Orte zu versteigern. 8 1237. Zeit und Ort der Versteigerung sind unter allgemeiner Bezeichnung des Pfandes öffentlich bekannt zu machen. Der Eigenthümer und Dritte, denen Rechte an dem Pfande zustehen, sind besonders zu benach­ richtigen; die Benachrichtigung darf unterbleiben, wenn sie unthunlich ist. 8 1238. DaS Pfand darf nur mit der Bestimmung verkauft werden, daß der Käufer den Kaufpreis sofort baar zu entrichten hat und seiner Rechte verlustig sein soll, wenn dies nicht geschieht. Erfolgt der Verkauf ohne diese Bestimmung, so ist der Kaufpreis alS von dem Pfandgläubiger empfangen anzusehen; die Rechte des PfandgläubigerS gegen bett Erstehn bleiben unberührt. Unterbleibt die sofortige Entrichtung des Kaufpreises, so gilt daS Gleiche, wenn nicht vor dein Schluffe des DersteigerungsterminS von dem Vorbehalte der Rechtsver­ wirkung Gebrauch gemacht wird. 8 1239. Der Pfandgläubiger und der Eigenthümer können bei der Versteigerung mitbieten. Erhält der Pfandgläubiger den Zuschlag, so ist der Kaufpreis als von ihm empfangen anzusehen. Das Gebot des Eigenthümers darf zurückgewiesen werden, wenn nicht der Betrag buar erlegt wird. DaS Gleiche gilt von dem Gebote des Schuldners, wenn das Pfand für eine fremde Schuld haftet. 8 1240. Gold- und Silbersachen dürfen nicht unter dem Gold­ oder Silberwerthe zttgeschlagen werden. Wird ein genügendes Gebot nicht abgegeben, so kann der Verkauf durch eine zur öffentlichen Versteigerung befugte Person aus freier Hand zu einem den Gold- oder Silberwerth erreichenden Preise erfolgen. 8 1241. Der Pfandgläubiger hat den Eigenthümer von dem Ver­ kaufe des Pfandes und dem Ergebniß unverzüglich zu benachrichtigen, sofern nicht die Benachrichtigung unthunlich ist. 8 1242. Durch die rechtmäßige Veräußerung des Pfandes erlangt der Erwerber die gleichen Rechte, wie wenn er die Sache von dem Eigen-

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thümer erworben hätte. Dies gilt auch dann, wenn dem Pfandgläubiger der Zuschlag ertheilt wird. Pfandrechte an der Sache erlöschen, auch wenn sie dem Erwerber bekannt waren. DaS Gleiche gilt von einem Nießbrauch, eS fei denn, daß er allen Pfandrechten im Range vorgeht.

§ 1243. Die Veräußerung des Pfandes ist nicht rechtmäßig, wenn gegen die Vorschriften des § 1228 Abf. 2, des § 1230 Satz 2, des § 1235, des § 1237 Satz 1 oder des § 1240 verstoßen wird Verletzt der Pfandglüubiger eine andere für den Verkauf geltende Vorschrift, so ist er zum Schadensersätze verpflichtet, wenn ihm ein Ver­ schulden zur Last fällt.

§ 1244. Wird eine Sache als Pfand veräußert, ohne daß dem Veräußerer ein Pfandrecht zusteht oder den Erfordernissen genügt wird, von denen die Rechtmäßigkeit der Veräußerung abhängt, so finden die Vorschriften der §§ 932 bis 934, 936 entsprechende Anwendung, wenn die Veräußerung nach § 1233 Abf. 2 erfolgt ist oder die Vorschriften deS 8 1235 oder des § 1240 Abs. 2 beobachtet worden sind. 5 1245. Der Eigenthümer und der Pfandgläubiger können eine von den Vorschriften der §§ 1234 bis 1240 abweichende Art des Pfand­ verkaufs vereinbaren. Steht einem Dritten an dem Pfande ein Recht zu, daS durch die Veräußerung erlischt, so ist die Zustimmung des Dritten erforderlich. Die Zustimmung ist demjenigen gegenüber zu erklären, zu dessen Gunsten sie erfolgt; sie ist unwiderruflich. Auf die Beobachtung der Vorschriften des § 1235, des § 1237 Satz 1 und des § 1240 kann nicht vor dem Eintritte der Verkaussberechtigung verzichtet werden.

5 1246. Entspricht eine von den Vorschriften der §§ 1235 bis 1240 abweichende Art des PfandverkausS nach billigem Ermessen den Interessen der Betheiligten, so kann jeder von ihnen verlangen, daß der Verkauf in dieser Art erfolgt. Kommt eine Einigung nicht zu Stande, so entscheidet daS Gericht. § 1247. Soweit der Erlös au8 dem Pfande dem Pfandgläubiger zu seiner Befriedigung gebührt, gilt die Forderung als von dem Eigen­ thümer berichtigt. Im Uebrigen tritt der Erlös an die Stelle des Pfandes.

§ 1248. Bei dem Verkaufe des Pfandes gilt zu Gunsten des Pfandgläubigers der Verpfänder als der Eigenthümet, es sei denn, daß der Pfandgläubiger weiß, daß der Verpfänder nicht der Eigenthümer ist. § 1249. Wer durch die Veräußerung deS Pfandes ein Recht an dem Pfande verlieren würde, kann den Pfandgläubiger befriedigen, sobald der Schuldner zur Leistung berechtigt ist. Die Vorschriften des § 268 Abs. 2, 3 finden entsprechende Anwendung.

§ 1250. Mit der Nebertragung der Forderung geht das Pfand­ recht auf den neuen Gläubiger über. Das Pfmdrecht kann nicht ohne die Forderung übertragen werden.

BGB.

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Wird bei der Uebertragung der Forderung der Uebergang des Pfand­ rechts ausgeschlossen, so erlischt das Pfandrecht.

5 1251. Der neue PfandglSubiger kann von dem bisherigen Pfandgläubiger die Herausgabe des Pfandes verlangen. Mit der Erlangung des Besitzes tritt der neue Pfandgläubiger an Stelle des bisherigen PfandgläubigerS in die mit dem Pfandrechte ver­ bundenen Verpflichtungen gegen den Verpfänder ein. Erfüllt er die Ver­ pflichtungen nicht, so haftet für den von ihm zu ersetzenden Schaden der bisherige Pfandgläubiger wie ein Bürge, der auf die Einrede der Voraus­ klage verzichtet Kat. Die Haftung des bisherigen PfandgläubigerS tritt nicht ein, wenn die Forderung kraft Gesetzes auf den neuen Pfandgläubiger übergeht oder ihm auf Grund einer gesetzlichen Verpflichtung abgetreten wird. § 1252.

Da- Pfandrecht erlischt mit der Forderung, für die

e8 besteht.

5 1253. DaS Pfandrecht erlischt, wenn der Pfandgläubiger das Pfand dem Verpfänder oder dem Eigenthümer zurückgiebt. Der Vorbehalt der Fortdauer des Pfandrechts ist unwirksam. Ist daS Pfand im Besche des Verpfänders oder des Eigenthümers, so wird vermuthet, daß das Pfand ihm von dem Pfandgläubiger zurück­ gegeben worden sei. Diese Vermuthung gilt auch dann, wenn sich das Pfand im Besitz eines Dritten befindet, der den Besitz nach der Ent­ stehung des Pfandrechts von dem Verpfänder oder dem Eigenthümer erlangt hat. A 1254. Steht dem Pfandrecht eine Einrede entgegen, durch welche die Geltendmachung des Pfandrechts dauernd ausgeschlossen wird, so kann der Verpfänder die Rückgabe des Pfandes verlangen. DaS gleiche Recht hat der Eigenthümer.

§ 1255. Zur Aushebung des Pfandrechts durch Rechtsgeschäft genügt die Erklärung deS PfandgläubigerS gegenüber dem Verpfänder oder dem Eigenthümer, daß er das Pfandrecht aufgebe. Ist das Pfandrecht mit dem Rechte eines Dritten belastet, so ist die Zustimmung deS Dritten erforderlich. Die Zustimmung ist demjenigen gegenüber zu erklären, zu besten Gunsten sie erfolgt; sie ist unwidermflich. § 1256. DaS Pfandrecht erlischt, wenn eS mit dem Eigenthum in derselben Person zusammentrifft. DaS Erlöschen tritt nicht ein, solange die Forderung, für welche das Pfandrecht besteht, mit dem Rechte eines Dritten belastet ist. DaS Pfandrecht gilt als nicht erloschen, soweit der Eigenthümer ein rechllicheS Interesse an dem Fortbestehen deS Pfandrechts hat. § 1257. Die Vorschriften über daS durch Rechtsgeschäft bestellte Pfandrecht finden auf ein kraft Gesetzes entstandenes Pfandrecht ent­ sprechende Anwendung. § 1258. Besteht ein Pfandrecht an dem Antheil eines Miteigenthümers, so übt der Psandgläubiger die Rechte aus, die sich auS der

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

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Gemeinschaft der Miteigentümer in Ansehung der Verwaltung der Sache und der Art ihrer Benutzung ergeben. Die Aufhebung der Gemeinschaft kann vor dem Eintritte der Derkaufsberechtigung des Pfandgläubigers nur von dem Miteigentümer und dem Pfandgläubiger gemeinschaftlich verlangt werden. Nach dem Eintritte der Verkaufsberechtigung kann der Pfandgläubiger die Aufhebung der Gemeinschaft verlangen, ohne daß eS der Zustimmung des Miteigentümers bedarf; er ist nicht an eine Vereinbarung gebunden, durch welche die Mit­ eigentümer das Recht, die Autebung der Gemeinschaft zu verlangen, für immer oder auf Zeit ausgeschlossen oder eine Kündigungsfrist bestimmt haben. Wird die Gemeinschaft aufgehoben, so gebührt dem Pfandgläubiger daS Pfandrecht an den Gegenständen, welche an die Stelle des AnthellS treten. Das Recht des PfandgläubigerS zum Verkaufe der Antheils bleibt unberührt.

8 1259. Für das Pfandrecht an einem im Schiffsregister ein­ getragenen Schiffe gelten die besonderen Vorschriften der 83 1260 bis 1271. 8 1260. Zur Bestellung des Pfandrechts ist die Einigung des Eigentümers des Schiffes und des Gläubigers darüber, daß dem Gläubiger daS Pfandrecht zustehen soll, und die Eintragung des Pfandrechts in dar Schiffsregister erforderlich. Die Vorschriften des 8 873 Abs. 2 und des 8 878 finden entsprechende Anwendung. In der Eintragung müssen der Gläubiger, der Geldbetrag der Forderung und, wenn die Forderung verzinslich ist, der Zinssatz angegeben werden. Zur näheren Bezeichnung der Forderung kann auf die Ein­ tragungsbewilligung Bezug genommen werden. 8 1261. DaS Rangverhältniß der an dem Schiffe bestellten Pfandrechte bestimmt sich nach den Vorschristm der 83 879 bis 881 und des 8 1151. 8 1262. Solange das Pfandrecht im Schiffsregister eingetragen ist, behält es im Falle der Veräußerung oder Belastung des Schiffes seine Kraft, auch wenn der Erwerber in gutem Glauben ist. Ist das Pfandrecht mit Unrecht gelöscht, so gelten im Falle der Veräußerung deS Schiffes die Vorschriften des 8 936 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 auch dann, wenn der Erwerber das Eigmthum ohne Uebergabe erlangt; die Vorschrift des 8 936 Abs. 3 findet keine Anwendung. Wird ein Pfandrecht, welches dem mit Unrecht gelöschten Pfandrecht im Range nachsteht, aus einen Dritten übertragen, so findet die Vorschrift deS 8 1208 Satz 1 Anwendung. 8 1263. Steht der Inhalt des SänssSregiflerS in Ansehung einePfandrechts mit der wirklichen Rechtslage nicht im Einklänge, so kann die Berichtigung deS Registers nach den für die Berichtigung deS Grundbuchs geltenden Vorschriften der 83 894, 895, 897, 898 verlangt werden. Ist ein Pfandrecht mit Unrecht gelöscht worden, so kann ein Wider­ spruch gegen die Richtigkeit deS Schiffsregisters nach 3 899 Abs. 2 eingetragen werden. Solange der Widerspruch eingetragen ist, gilt im Falle der

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BGB.

Veräußerung oder Belastung deS Schiffes dem Erwerber gegenüber das Gleiche, wie wenn das Pfandrecht eingetragen wäre.

K 1264. Die Haftung des Schiffes beschränkt sich auf den ein­ getragenen Betrag der Forderung und die Zinsen nach dem eingetragenen Zinssätze. Die Haftung für gesetzliche Zinsen und für Kosten bestimmt sich nach der für die Hypothek geltenden Vorschrift des § 1118. Ist die Forderung unverzinslich oder ist der Zinssatz niedriger als fünf vom Hundert, so kann das Pfandrecht ohne Zustimmung der im Range gleich- oder nachstehenden Berechtigten dahin erweitert werden, daß das Schiff für Zinsen bis zu fünf vom Hundert haftet.

§ 1265. Das Pfandrecht erstreckt sich aus das Zubehör des Schiffes mit Ausnahme der Zubehörstücke, die nicht in das Eigenthum des EigenthümerS des Schiffes gelangt sind. Auf die Haftung der Zubehörstücke finden die für die Hypothek geltenden Vorschriften der §§ 1121, 1122 entsprechende Anwendung. § 1266. Die Vorschriften der 88 1205 bis 1257 finden insoweit keine Anwendung, als sich daraus, daß der Pfandgläubiger nicht den Besitz des Schiffes erlangt, Abweichungen ergeben. In dem Falle deS § 1254 tritt an die Stelle des Anspruchs auf Rückgabe des Pfandes das Recht, die Aufhebung des Pfandrechts zu verlangen.

§ 1267. Der Verpfänder kann gegen Befriedigung deS Pfand­ gläubigers die Aushändigung der zur Löschung des Pfandrechts erforderlichen Urkunden verlangen. Das gleiche Recht steht dem persönlichen Schuldner zu, wenn er ein rechtliches Interesse an der Berichtigung deS Schiffs­ registers hat. § 1268. Der Pfandgläubiger kann seine Befriedigung aus dem Schiffe und dem Zubehöre nur aus Grund eines vollstreckbaren Titels nach den für die Zwangsvollstreckung geltenden Vorschriften suchen. § 1269. Ist der Gläubiger unbekannt, so kann er im Wege des Aufgebotsverfahrens mit seinem Pfandrecht ausgeschlossen werden, wenn die im 8 1170 oder die im 8 1171 für die Ausschließung eines Hypotheken­ gläubigers bestimmten Voraussetzungen vorliegen. Mit der Erlassung des Ausschlußurtheils erlischt das Pfandrecht. Die Vorschrift des 8 H71 Abs. 3 findet Anwendung. K 1270. Auf das Pfandrecht für die Forderung aus einer Schuld­ verschreibung auf den Inhaber, aus einem Wechsel oder aus einem anderen Papiere, das durch Indossament übertragen werden kann, finden die Vorschriften des 8 1189, auf das Pfandrecht für die Forderung aus einer Schuldkcrschreilung auf den Inhaber finden auch die Vorschriften des 8 1188 entsprechende Anwendung.

§ 1271. DaS Pfandrecht kann in der Weise bestellt werden, daß nur der Höchstbetrag, bis zu dem das Schiff haften soll, bestimmt, im Uebrigen die Feststellung der Forderung Vorbehalten wird. Der Höchst­ betrag muß in das Schiffsregister eingetragen werden.

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

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Ist die Forderung verzinslich, so werden die Zinsen in bett Höchstbetrag eingerechnet.

§ 1272. Die Vorschriften der §§ 1260 bis 1271 gelten auch für das Pfandrecht an einer Schiffspart. 3weiter Titel.

Pfandrecht an Aechten. 8 1273.

Gegenstand des Pfandrechts kann auch ein Recht sein. Auf das Pfandrecht an Rechten finden die Vorschriften über das Pfandrecht an beweglichen Sachen entsprechende Anwendung, soweit sich nicht auS den §§ 1274 bis 1296 ein Anderes ergiebt. Die Anwendung der Vorschriften des § 1208 und des § 1213 Abs. 2 ist ausgeschlossen.

§ 1274. Die Bestellung des Pfandrechts an einem Rechte erfolgt nach den für die Uebertragung des Rechtes geltenden Vorschriften. Ist zur Uebertragung deS Rechtes die Uebergabe einer Sache erforderlich, so finden die Vorschriften der §§ 1205, 1206 Anwendung. Soweit ein Recht nicht übertragbar ist, kann ein Pfandrecht an dem Rechte nicht bestellt werden. 8 1275. Ist ein Recht, kraft dessen eine Leistung gefordert werden kann, Gegenstand des Pfandrechts, so finden auf das Rechtsverhältniß zwischen dem Pfandgläubiger und dem Verpflichteten die Vorschriften, welche im Falle der Uebertragung des Rechtes für das Rechtsverhältniß zwischen dem Erwerber und dem Verpflichteten gelten, und im Falle einer nach § 1217 Abs. 1 getroffenen gerichtlichen Anordnung die Vorschrift be8 § 1070 Abs. 2 entsprechende Anwendung.

8 1276. Ein verpfändetes Recht kann durch Rechtsgeschäft nur mit Zustimmung deS Pfandgläubigers aufgehoben werden. Die Zustimmung ist demjenigen gegenüber zu erklären, zu deffen Gunsten sie erfolgt; fie ist unwiderruflich. Die Vorschrift deS § 876 Satz 3 bleibt unberührt. Das Gleiche gilt im Falle einer Aenderung des Rechtes, sofern fie das Pfandrecht beeinträchtigt. 8 1277. Der Pfandgläubiger kann seine Befriedigung aus dem Rechte nur auf Grund eines vollstreckbaren Titels nach den für die Zwangsvoll­ streckung geltenden Vorschriften suchen, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist. Die Vorschriften des § 1229 und des § 1245 Abs. 2 bleiben unberührt. 8 1278. Ist ein Recht, zu deffen Verpfändung die Uebergabe einer Sache erforderlich ist, Gegenstand des Pfandrechts, so finden auf daS Erlöschen deS Pfandrechts durch die Rückgabe der Sache die Vorschriften des 8 1253 entsprechende Anwendung.

8 1279. Für das Pfandrecht an einer Forderung gelten die besonderen Vorschriften der §§ 1280 bis 1290.

8 1280. Die Verpfändung einer Forderung, zu deren Ueber­ tragung der Abtretungsvertrag genügt, ist nur wirksam, wenn der Gläubiger sie dem Schuldner anzeigt.

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BGB

tz 1281. Der Schuldner kann nur an den Pfandgläubiger und den Gläubiger gemeinschaftlich leisten. Jeder von beiden kann verlangen, daß an sie gemeinschaftlich geleistet wird; jeder kann statt der Leistung verlangen, daß die geschuldete Sache für beide hinterlegt oder, wenn sie sich nicht zur Hinterlegung eignet, an einen gerichtlich zu bestellenden Ver­ wahrer abgeliefert wird. K 1282. Sind die Voraussetzungen des § 1228 Abs. 2 eingetreten, so ist der Pfandgläubiger zur Einziehung der Forderung berechtigt und kann der Schuldner nur an ihn leisten. Die Einziehung einer Geldforderung steht dem Pfandgläubiger nur insoweit zu, als sie zu seiner Befriedigung erforderlich ist. Soweit er zur Einziehung berechtigt ist, kann er auch verlangen, daß ihm die Geldforderung an Zahlungsstatt abgetreten wird. Zu anderen Verfügungen über die Forderung ist der Pfandgläubiger nicht berechtigt; das Recht, die Befriedigung aus der Forderung nach § 1277 zu suchen, bleibt unberührt. 5 1283. Hängt die Fülligkeit der verpfändeten Forderung von ein-'r Kündigung ab, so bedarf der Gläubiger zur Kündigung der Zustimmung oes Pfandgläubigers nur, wenn dieser berechtigt ist, die Nutzungen zu ziehen. Die Kündigung des Schuldners ist nur wirksam, wenn sie dem Pfandgläubiger und dem Gläubiger erklärt wird. Sind die Voraussetzungen deS § 1228 Abs. 2 eingetreten, so ist auch der Pfandgläubiger zur Kündigung berechtigt; für die Kündigung deS Schuldners genügt die Erklärung gegenüber dem Pfandgläubiger.

H 1284. Die Vorschriften der §8 1281 bis 1283 finden keine Anwendung, soweit der Pfandgläubiger und der Gläubiger ein Anderevereinbaren.

5 1285. Hat die Leistung an den Pfandgläubiger und den Gläubiger gemeinschaftlich zu erfolgen, so sind beide einander verpflichtet, zur Ein­ ziehung mitzuwirken, wenn die Forderung fällig ist. Soweit der Pfandgläubiger berechtigt ist, die Forderung ohne Mitwirkung des Gläubigers einzuziehen, hat er für die ordnungsmäßige Einziehung zu sorgen. Von der Einziehung hat er den Gläubiger unver­ züglich zu benachrichtigen, sofern nicht die Benachrichtigung unthunlich ist. § 1286. Hängt die Fälligkeit der verpfändeten Forderung von einer Kündigung ab, so kann der Pfandgläubiger, sofern nicht das Kündigungs­ recht ihm zusteht, von dem Gläubiger die Kündigung verlangen, wenn die Einziehung der Forderung wegen Gefährdung ihrer Sicherheit nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Vermögensverwaltung geboten ist. Unter der gleichen Voraussetzung kann der Gläubiger von dem Pfandgläubiger die Zustimmung zur Kündigung verlangen, sofern die Zustimmung er­ forderlich ist. § 1287. Leistet der Schuldner in Gemäßheit der §§ 1281,1282, so erwirbt mit der Leistung der Gläubiger den geleisteten Gegenstand und der Pfandgläubiger ein Pfandrecht an dem Gegenstände. Besteht die Leistung in der Üebertragung des Eigenthums an einem Grundstücke, so erwirbt der Pfandgläubiger eine Sicherungshypothek.

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

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8 1288. Wird eine Geldforderung in Gemäßheit des § 1281 eingezogen, so find der Pfandgläubiger und der Gläubiger einander ver­ pflichtet, dazu mitzuwirken, daß der eingezogene Betrag, soweit es ohne Beeinträchtigung deS JnterefleS des Pfandgläubigers thunlich ist, nach den für die Anlegung von Mündelgeld geltendm Vorschriften verzinslich angelegt und gleichzeitig dem Pfandgläubiger das Pfandrecht bestellt wird. Die Art der Anlegung bestimmt der Gläubiger. Erfolgt die Einziehung in Gemäßheit des § 1282, so gilt die Forderung deS Pfandgläubigers, soweit ihm der eingezogene Betrag zu seiner Befriedigung gebührt, als von dem Gläubiger berichtigt. 8 1289. DaS Pfandrecht an einer Forderung erstreckt sich auf die Zinsen der Forderung. Die Vorschriften des § 1123 Abs. 2 und der §§ 1124, 1125 finden entsprechende Anwendung; an die Stelle der Beschlag­ nahme tritt die Anzeige des Psandgläubigers an den Schuldner, daß er von dem Einziehungsrechte Gebrauch mache. 8 1290. Bestehen mehrere Pfandrechte an einer Forderung, so ist zur Einziehung nur derjenige Pfandgläubiger berechtigt, deffen Pfand­ recht den übrigen Pfandrechten vorgeht. 8 1291. gelten auch für Rentenschuld.

Die Vorschriften über das Pfandrecht an einer Forderung das Pfandrecht an einer Grundschuld und an einer

8 1292. Zur Verpfändung eines Wechsels oder eines anderen Papiers, das durch Jndoffament übertragen werden kann, genügt die Einigung des Gläubigers und deS Pfandgläubigers und die Uebergabe des indoffirten Papiers.

8 1293. Für das Pfandrecht an einem Jnhaberpapiere gelten die Vorschriften über das Pfandrecht an beweglichen Sachen.

8 1294. Ist ein Wechsel, ein anderes Papier, das durch Jndoflament übertragen werden kann, oder ein Jnhaberpapier Gegenstand des Pfandrechts, so ist, auch wenn die Voraussetzungen deS § 1228 Abs. 2 noch nicht eingetreten sind, der Pfandgläubiger zur Einziehung und, falls Kündigung erforderlich ist, zur Kündigung berechtigt und kann der Schuldner nur an ihn leisten. 8 1295. Hat ein verpfändetes Papier, daS durch Jndoffament übertragen werden kann, einen Börsen- oder Marktpreis, so ist der Gläubiger nach dem Eintritte der Voraussetzungen deS § 1228 Abs. 2 berechtigt, das Papier nach § 1221 verkaufen zu lasten. 8 1296. DaS Pfandrecht an einem Werthpapier erstreckt sich auf die zu dem Papiere gehörenden Zins-, Renten- oder Gewinnantheilscheine nur dann, wenn sie dem Pfandgläubiger übergeben sind. Der Verpfänder kann, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist, die Herausgabe der Scheine verlangen, soweit sie vor dem Eintritte der Voraussetzungen des § 1228 Abs. 2 fällig werden.

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BGB

Viertes Buch.

Jamilienretbt. Erster Abschnitt.

Bürgerliche Ehe. Erster Titel.

Lerlöboih. K 1297. AuS einem Verlöbnisse kann nicht auf Eingehung bei Ehe geklagt werden. DaS Versprechen einer Strafe für den Fall, daß die Eingehung der Ehe unterbleibt, ist nichtig. § 1298. Tritt ein Verlobter von dem Verlöbnisse zurück, so hat er dem anderen Verlobten und dessen Eltern sowie dritten Personen, welche an Stelle der Eltern gehandelt haben, den Schaden zu ersehen, der daraus entstanden ist, daß sie in Erwartung der Ehe Aufwendungen gemacht haben oder Verbindlichkeiten eingegangen sind. Dem anderen Verlobten hat er auch den Schaden zu ersehen, den dieser dadurch erleidet, daß er in Erwartung der Ehe sonstige sein Vermögen oder seine Erwerbs stellung berührende Maßnahmen getroffen hat. Der Schaden ist nur insoweit zu ersetzen, als die Aufwendungen, die Eingehung der Verbindlichkeiten und die sonstigen Maßnahmen den Umständen nach angemessen waren. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn ein wichtiger Grund für den Rücktritt vorliegt.

§ 1299. Veranlaßt ein Verlobter den Rücktritt des anderen durch ein Verschulden, das einen wichtigen Grund für den Rücktritt bildet, so ist er nach Maßgabe des § 1298 Abs. 1, 2 zum Schadensersätze verpflichtet. § 1300. Hat eine unbescholtene Verlobte ihrem Verlobten die Beiwohnung gestattet, so kann sie, wenn die Voraussetzungen des § 1298 oder des § 1299 vorliegen, auch wegen des Schadens, der nicht Ver mögensschaden ist, eine billige Entschädigung in Geld verlangen. Der Anspruch ist nicht übertragbar und geht nicht auf die Erben über, es sei denn, daß er durch Vertrag anerkannt oder daß er rechte hängig geworden ist.

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Viertes Buch.

Familienrecht.

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§ 1301. Unterbleibt die Eheschließung, so kann jeder Verlobte von dem anderen die Herausgabe desjenigen, was er chm geschenkt oder zum Zeichen des Verlöbnisses gegeben hat, nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung fordern. Im Zweifel ist anzunehmen, daß die Rückforderung ausgeschlossen sein soll, wenn das Verlöbniß durch den Tod eines der Verlobten aufgelöst wird.

§ 1302. Die in den §§ 1298 bis 1301 bestimmten Ansprüche verjähren in zwei Jahren von der Auflösung des Verlöbnisses an. Zweiter Titel.

Kingehirug -er Ehe. § 1303. Ein Mann darf nicht vor dem Eintritte der Volljährig­ keit, eine Frau darf nicht vor der Vollendung des sechzehnten Lebensjahrs eine Ehe eingehen. Einer Frau kann Befreiung von dieser Vorschrift bewilligt werden. K 1304. Wer in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, bedarf zur Eingehung einer Ehe der Einwilligung seines gesetzlichen Vertreters. Ist der gesetzliche Vertreter ein Vormund, so kann die Einwilligung, wenn sie von ihm verweigert wird, auf Antrag des Mündels durch das Vormundschaftsgericht ersetzt werden. DaS Dormundfchaftsgericht hat die Einwilligung zu ersetzen, wenn die Eingehung der Ehe im Interesse des Mündels liegt.

§ 1305. Ein eheliches Kind bedarf bis zur Vollendung des ein­ undzwanzigsten Lebensjahrs zur Eingehung einer Ehe der Einwilligung des Vaters, ein uneheliches Kind bedarf bis zum gleichen Lebensalter der Einwilligung der Mutter. An die Stelle des Vaters tritt die Mutter, wenn der Vater gestorben ist oder wenn ihm die sich aus der Vaterschaft ergebenden Rechte nach § 1701 nicht zustehen. Ein für ehelich erklärtes Kind bedarf der Einwilligung der Mutter auch dann nicht, wenn der Vater gestorben ist. Dem Tode des Vaters oder der Mutter steht es gleich, wenn sie zur Abgabe einer Erllärung dauernd außer Stande sind oder wenn ihr Aufenthalt dauernd unbekannt ist. § 1306. Einem an Kindesstatt angenommenen Kinde gegenüber steht die Einwilligung zur Eingehung einer Ehe an Stelle der leiblichen Eltern demjenigen zu, welcher das Kind angenommen hat. Hat ein Ehe­ paar das Kind gemeinschaftlich oder hat ein Ehegatte das Kind des anderen Ehegatten angenommen, so finden die Vorschriften des § 1305 Abs. 1 Satz 1, 2, Abs. 2 Anwendung. Die leiblichen Eltern erlangen das Recht zur Einwilligung auch dann nicht wieder, wenn das durch die Annahme an Kindesstatt begründete Rechtsverhültniß aufgehoben wird. § 1307. Die elterliche Einwilligung kann nicht durch einen Ver­ treter ertheilt werden. Ist der Vater oder die Mutter in der Geschäfts-

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BGB.

fähigkeit beschränkt, so ist die Zustimmung des gesetzlichen Vertreters nicht erforderlich.

§ 1308. Wird die elterliche Einwilligung einem volljährigen Kinde verweigert, so kann sie auf dessen Antrag durch das Bormundschafts­ gericht ersetzt werden. DaS Bormundschaftsgericht hat die Einwilligung zu ersetzen, wenn sie ohne wichtigen Grund verweigert wird. Vor der Entscheidung soll daS Vormundschaftsgericht Verwandte oder Verschwägerte deS Kindes hören, wenn es ohne erhebliche Verzögerung und ohne unverhältnißmäßige Kosten geschehen kann. Für den Ersatz der Auslagen gilt die Vorschrift des § 1847 Abs. 2.

§ 1309. Niemand darf eine Ehe eingehen, bevor seine frühere Ehe aufgelöst oder für nichtig erklärt worden ist. Wollen Ehegatten die Eheschließung wiederholen, so ist die vorgängige Nichtigkeitserklärung nicht erforderlich. Wird gegen ein Urtheil, durch das die frühere Ehe aufgelöst oder für nichtig erklärt worden ist, die Nichtigkeitsklage oder die Restitutions­ klage erhoben, so dürfen die Ehegatten nicht vor der Erledigung deS Rechtsstreits eine neue Ehe eingehen, eS sei denn, daß die Klage erst nach dem Ablaufe der vorgeschriebenen fünfjährigen Frist erhoben worden ist.

§ 1310. Eine Ehe darf nicht geschlossen werden zwischen Ver­ wandten in gerader Linie, zwischen vollbürtigen oder halbbürtigen Ge­ schwistern sowie zwischen Verschwägerten in gerader Linie. Eine Ehe darf nicht geschlossen werden zwischen Personen, von denen die eine mit Eltern, Voreltern oder Abkömmlingen der anderen Geschlechts­ gemeinschaft gepflogen hat. Verwandtschaft im Sinne dieser Vorschriften besteht auch zwischen einem unehelichen Kinde und dessen Abkömmlingen einerseits und dem Vater und dessen Verwandten andererseits. § 1311. Wer einen Anderen an Kindesstatt angenommen hat, darf mit ihm oder dessen Abkömmlingen eine Ehe nicht eingehen, solange daS durch die Annahme begründete Nechtsverhältniß besteht. § 1312. Eine Ehe darf nicht geschlossen werden zwischen einem wegen Ehebruchs geschiedenen Ehegatten und demjenigen, mit welchem der geschiedene Ehegatte den Ehebruch begangen hat, wenn dieser Ehebruch in dem Scheidungsurtheil als Grund der Scheidung festgestellt ist. Von dieser Vorschrift kann Befreiung bewilligt werden. § 1313. Eine Frau darf erst zehn Monate nach der Auflösung oder Nichtigkeitserklärung ihrer früheren Ehe eine neue Ehe eingehen, eS sei denn, daß sie inzwischen geboren hat. Von dieser Vorschrift kann Befreiung bewilligt werden. § 1314. Wer ein eheliches Kind hat, das minderjährig ist oder unter seiner Vormundschaft steht, darf eine Ehe erst eingehen, nachdem ihm daS Dormundschaftsgericht ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß er die im 8 1669 bezeichneten Verpflichtungen erfüllt hat oder daß sie ihm nicht obliegen.

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Viertes Buch.

Familienrecht.

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Ist im Falle der fortgesetzten Gütergemeinschaft ein antheilsberechtigter Abkömmling minderjährig oder bevormundet, so darf der überlebende Ehe­ gatte eine Ehe erst eingehen, nachdem ihm daS Dormundschaftsgericht ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß er die im § 1493 Abs. 2 bezeichneten Verpflichtungen erfüllt hat oder daß sie ihm nicht obliegen.

§ 1315. Militärpersonen und solche Landesbeamte, für die nach den Landesgesetzen zur Eingehung einer Ehe eine besondere Erlaubniß er­ forderlich ist, dürfen nicht ohne die vorgeschriebene Erlaubniß eine Ehe eingehen. Ausländer, für die nach den Landesgesetzen zur Eingehung einer Ehe eine Erlaubniß oder ein Zeugniß erforderlich ist, dürfen nicht ohne diese Erlaubniß oder ohne dieses Zeugniß eine Ehe eingehen. § 1316. Der Eheschließung soll ein Aufgebot vorhergehen. DaS Aufgebot verliert seine Kraft, wenn die Ehe nicht binnen sechs Monaten nach der Vollziehung des Aufgebots geschlossen wird. Das Aufgebot darf unterbleiben, wenn die lebensgefährliche Er» krankung eines der Verlobten den Aufschub der Eheschließung nicht gestattet. Von dem Aufgebote kann Befreiung bewilligt werden.

§ 1317. Die Ehe wird dadurch geschlossen, daß die Verlobten vor einem Standesbeamten persönlich und bei gleichzeitiger Anwesenheit erklären, die Ehe mit einander eingehen zu wollen. Der Standesbeamte muß zur Entgegennahme der Erklärungen bereit sein. Die Erklärungen können nicht unter einer Bedingung oder einer Zeitbestimmung abgegeben werden. § 1318. Der Standesbeamte soll bei der Eheschließung in Gegenwart von zwei Zeugen an die Verlobten einzeln und nach einander die Frage richten, ob sie die Ehe mit einander eingehen wollen, und, nachdem die Verlobten die Frage bejaht haben, aussprechen, daß sie kraft dieses Gesetzes nunmehr rechtmäßig verbundene Eheleute seien. Als Zeugen sollen Personen, die der bürgerlichen Ehrenrechte für verlustig erklärt sind, während der Zeit, für welche die Aberkennung der Ehrenrechte erfolgt ist, sowie Minderjährige nicht zugezogen werden. Per­ sonen, die mit einem der Verlobten, mit dem Standesbeamten oder mit einander verwandt oder verschwägert sind, dürfen als Zeugen zugezogen werden. Der Standesbeamte soll die Eheschließung in das HeirathSregister eintragen.

§ 1319. Als Standesbeamter im Sinne deS § 1317 gilt auch derjenige, welcher, ohne Standesbeamter zu sein, das Amt eine- Standes­ beamten öffentlich ausübt, es sei denn, daß die Verlobten den Mangel der amtlichen Befugniß bei der Eheschließung kennen. § 1320. Die Ehe soll vor dem zuständigen Standesbeamten ge­ schlossen werden. Zuständig ist der Standesbeamte, in dessen Bezirk einer der Verlobten seinen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat. Jaeger, ReichSzivilgesetze.

3. Auflage

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BGB

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Hat keiner der Verlobten seinen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Aufenchalt im Inland und ist auch nur einer von ihnen ein Deutscher, so wird der zuständige Standesbeamte von der obersten Aufsichtsbehörde des Bundesstaats, dem der Deutsche angehört, und, wenn dieser keinem Bundesstaat angehört, von dem Reichskanzler bestimmt. Unter mehreren zuständigen Standesbeamten haben die Verlobten die Wahl. § 1321. Auf Grund einer schriftlichen Ermächtigung des zuständigen Standesbeamten darf die Ehe auch vor dem Standesbeamten eines anderen Bezirkes geschloffen werden.

K 1322. Die Bewilligung einer nach den 83 1303, 1313 zu­ lässigen Befreiung steht dem Bundesstaate zu, dem die Frau, die Bewilligung einer nach 8 1312 zulässigen Befreiung steht dem Bundesstaate zu, dem der geschiedene Ehegatte angehört. Für Deutsche, die keinem Bundesstaat angehören, steht die Bewilligung dem Reichskanzler zu. Die Bewilligung einer nach 8 1316 zulässigen Befreiung steht dem Bundesstaate zu, in besten Gebiete die Ehe geschloffen werden soll. Ueber die Ertheilung der einem Bundesstaate zustehenden Bewilligung hat die Landesregierung zu bestimmen. Dritter Titel.

Richtigkeit und Anfechtbarkeit der Khe. K 1323.

Eine Ehe ist nur in den Füllen

der 83 1324

bis

1328 nichtig.

K 1324. Eine Ehe ist nichtig, wenn bei der Eheschließung die im 8 1317 vorgeschriebene Form nicht beobachtet worden ist. Ist die Ehe in das Heirathsregister eingetragen worden und haben die Ehegatten nach der Eheschließung zehn Jahre oder, falls einer von ihnen vorher gestorben ist, bis zu dessen Tode, jedoch mindestens drei Jahre, als Ehegatten mit einander gelebt, so ist die Ehe als von Anfang an gültig anzusehen. Diese Vorschrift findet keine Anwendung, wenn bei dem Ablaufe der zehn Jahre oder zur Zeit des Todes des einen Ehegatten die Nichtigkeitsklage erhoben ist. $ 1325. Eine Ehe ist nichtig, wenn einer der Ehegatten zur Zeit der Eheschließung geschäftsunfähig war oder sich im Zustande der Bewußt­ losigkeit oder vorübergehender ©Tötung der Geistesthätigkeit befand. Die Ehe ist als von Anfang an gültig anzusehen, wenn der Ehegatte sie nach dem Wegfalle der Geschäftsunfähigkeit, der Bewußtlosigkeit oder der Störung der GeisteSthätigkeit bestätigt, bevor sie für nichtig erklärt oder aufgelöst worden ist. Die Bestätigung bedarf nicht der für die Ehe­ schließung vorgeschriebenen Form.

§ 1326. Eine Ehe ist nichtig, wenn einer der Ehegatten zur Zeit der Eheschließung mit einem Dritten in einer gültigen Ehe lebte. § 1327. Eine Ehe ist nichtig, wenn sie zwischen Verwandten oder Verschwägetten dem Verbote des 8 1310 Abs. 1 zuwider geschloffen worden ist.

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Viertes Buch.

Familienrecht.

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8 1328. Eine Ehe ist nichtig, wenn sie wegen Ehebruchs nach 8 1312 verboten war. Wird nachträglich Befreiung von der Borschrist des § 1312 be­ willigt, so ist die Ehe als von Anfang an gültig anzusehen.

§ 1329. Die Nichtigkeit einer nach den §§ 1325 bis 1328 nichtigen Ehe kann, solange nicht die Ehe für nichtig erklärt oder aufgelöst ist, nur im Wege der Nichtigkeitsklage geltend gemacht werdm. Das Gleiche gilt von einer nach § 1324 nichtigen Ehe, wenn sie in das Heirathsregister eingetragen worden ist. § 1330. Eine Ehe kann nur in den Fällen der §§ 1331 bis 1335 und deS 8 1350 angefochten werden. 8 1331. Eine Ehe kann von dem Ehegatten angefochten werden, der zur Zeit der Eheschließung oder im Falle des 8 1325 zur Zeit der Bestätigung in der Geschäftsfähigkeit beschränkt war, wenn die Eheschließung oder die Bestätigung ohne Einwilligung seines gesetzlichen Vertreters er­ folgt ist. § 1332. Eine Ehe kann von dem Ehegatten angefochten werden, der bei der Eheschließung nicht gewußt hat, daß eS sich um eine Ehe­ schließung handle, oder dies zwar gewußt hat, aber eine Erklärung, die Ehe eingehen zu wollen, nicht hat abgeben wollen. § 1333. Eine Ehe kann von dem Ehegatten angefochten werden, der sich bei der Eheschließung in der Person des anderen Ehegatten oder über solche persönliche Eigenschaften des anderen Ehegatten geirrt hat, die ihn bei Kenntniß der Sachlage und bei verständiger Würdigung des Wesens der Ehe von der Eingehung der Ehe abgehalten haben würden. 8 1334. Eine Ehe kann von dem Ehegatten angefochten werden, der zur Eingehung der Ehe durch arglistige Täuschung über solche Um­ stände bestimmt worden ist, die ihn bei Kenntniß der Sachlage und bei verständiger Würdigung des Wesens der Ehe von der Eingehung der Ehe abgehalten haben würden. Ist die Täuschung nicht von dem anderen Ehegatten verübt worden, so ist die Ehe nur dann anfechtbar, wenn dieser die Täuschung bei der Eheschließung gekannt hat. Auf Grund einer Täuschung über Vermögensverhältnisse findet die Anfechtung nicht statt. 8 1335. Eine Ehe kann von dem Ehegatten angefochten werden, der zur Eingehung der Ehe widerrechtlich durch Drohung bestimmt worden ist. 8 1336. Die Anfechtung der Ehe kann nicht durch einen Vertreter erfolgen. Ist der anfechtungsberechtigte Ehegatte in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so bedarf er nicht der Zustimmung seines gesetzlichen Vertreters. Für einen geschäftsunfähigen Ehegatten kann sein gesetzlicher Vertreter mit Genehmigung deS Vormundschastsgerichts die Ehe anfechten. In den Fällen des 8 1331 kann, solange der anfechtungsberechtigte Ehegatte in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, nur sein gesetzlicher Vertreter die Ehe anfechten.

BGB.

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$ 1337. Die Anfechtung der Ehe ist in dm Fällen des § 1331 ausgeschlossen, wenn der gesetzliche Vertreter die Ehe genehmigt oder der anfähtungSberechtigte Ehegatte, nachdem er unbeschränkt geschäftsfähig gewordm ist, die Ehe bestätigt. Ist der gesetzliche Vertreter ein Vormund, so kann die Genehmigung, wenn sie von ihm verweigert wird, auf Antrag deS Ehegattm durch daS VormundfchastSgericht ersetzt werden; daS VormundfchastSgericht hat die Gmehmigung zu ersetzen, wenn die Aufrecht­ erhaltung der Ehe im Jnteresie des Ehegatten liegt. In den Fällm der §§ 1332 bis 1335 ist die Anfechtung auSgefchlosien, wenn der anfcchtungsberechtigte Ehegatte nach der Entdeckung deS Irrthums oder der Täuschung oder nach dem Aufhören der Zwangs­ lage die Ehe bestätigt. Die Vorschriften deS § 1336 Abs. 1 gelten auch für die Bestätigung.

§ 1338. Die Anfechtung ist nach der Auflösung der Ehe aus­ geschlossen, eS sei denn, daß die Auflösung durch den Tod deS zur An­ fechtung nicht berechtigten Ehegatten herbeigeführt worden ist. § 1339.

Die Anfechtung kann nur binnen sechs Monaten erfolgen. Die Frist beginnt in den Fällen des § 1331 mit dem Zeitpunkt, in welchem die Eingehung oder die Bestätigung der Ehe dem gesetzlichen Vertreter bekannt wird oder der Ehegatte die unbeschränkte Geschäftsfähig­ keit erlangt, in den Fällen der §§ 1332 bis 1334 mit dem Zeitpunkt, in welchem der Ehegatte den Irrthum oder die Täuschung entdeckt, in dem Falle deS § 1335 mit dem Zeitpunkt, in welchem die Zwangslage aufhört. Auf die Frist finden die für die Verjährung geltenden Vorschriften der 83 203, 206 entsprechende Anwendung.

§ 1340. Hat der gesetzliche Vertreter eines geschäftsunfähigen Ehegatten die Ehe nicht rechtzeitig angefochten, so kann nach dem Weg­ fälle der Geschäftsunfähigkeit der Ehegatte selbst die Ehe in gleicher Weise anfechten, wie wenn er ohne gesetzlichen Vertreter gewesen wäre. § 1341. Die Anfechtung erfolgt, solange nicht die Ehe aufgelöst ist, durch Erhebung der Anfechtungsklage. Wird die Klage zurückgenommen, so ist die Anfechtung als nicht erfolgt anzusehen. DaS Gleiche gilt, wenn die angefochtene Ehe, bevor sie für nichtig erllätt oder ausgelöst worden ist, nach Maßgabe des § 1337 genehmigt oder bestätigt wird.

§ 1342. Ist die Ehe durch den Tod des zur Anfechtung nicht berechttgten Ehegatten aufgelöst worden, so erfolgt die Anfechtung durch Erklärung gegenüber dem Nachlaßgerichte; die Erklärung ist in öffentlich beglaubigter Form abzugeben. DaS Nachlaßgericht soll die Erllärung sowohl demjenigen mittheilen, welcher im Falle der Gültigkeit der Ehe, wlS auch demjenigen, welcher im Falle der Nichtigkeit der Ehe Erbe des verstorbenen Ehegatten ist. Es hat die Einsicht der Erklärung Jedem zu gestatten, der ein rechtliches Interesse glaubhaft macht.

BGB.

Viertes Buch.

Familienrecht.

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§ 1343. Wird eine anfechtbare Ehe angefochten, so ist sie als von Anfang an nichtig anzusehen. Die Vorschrift des § 142 Abs. 2 findet Anwendung. Die Nichtigkeit einer anfechtbaren Ehe, die im Wege der Klage angefochten worden ist, kann, solange nicht die Ehe für nichtig erklärt oder aufgelöst ist, nicht anderweit geltend gemacht werden.

§ 1344. Einem Dritten gegenüber können auS der Nichtigkeit der Ehe Einwendungen gegen ein zwischen ihm und einem der Ehegatten vorgenommenes Rechtsgeschäft oder gegen ein zwischen ihnen ergangenes rechtskräftiges Urtheil nur hergeleitet werden, wenn zur Zeit der Vornahme des Rechtsgeschäfts oder zur Zeit des Eintritts der Rechtshängigkeit die Ehe für nichtig erklärt oder die Nichtigkeit dem Dritten bekannt war. Die Nichtigkeit kann ohne diese Beschränkung geltend gemacht werden, wenn sie auf einem Fornrmangel beruht und die Ehe nicht in daS HeirathSregister eingetragen worden ist. § 1345. War dem einen Ehegatten die Nichtigkeit der Ehe bei der Eheschließung bekannt, so kann der andere Ehegatte, sofern nicht auch ihin die Nichtigkeit bekannt war, nach der Nichtigkeitserklärung oder der Auflösung der Ehe verlangen, daß ihr Verhältniß in vermögensrechtlicher Beziehung, insbesondere auch in Ansehung der Unterhaltspflicht, so behandelt wird, wie wenn die Ehe zur Zeit der Nichtigkeitserklärung oder der Aus­ lösung geschieden und der Ehegatte, dem die Nichtigkeit bekannt war, für allein schuldig erklärt worden wäre. Diese Vorschrift findet keine Anwendung, wenn die Nichtigkeit auf einem Formmangel beruht und die Ehe nicht in daS Heirathsregister eingetragen worden ist. § 1346. Wird eine wegen Drohung anfechtbare Ehe für nichtig erklärt, so steht das im § 1345 Abs. 1 bestimmte Recht dem anfechtungs­ berechtigten Ehegatten zu. Wird eine wegen Irrthums anfechtbare Ehe für nichtig erklärt, so steht dieses Recht dein zur Anfechtung nicht berech­ tigten Ehegatten zu, es sei denn, daß dieser den Jiwthum bei der Ein­ gehung der Ehe kannte oder kennen mußte. § 1347. Erklärt der Ehegatte, dem das im § 1345 Abs. 1 be­ stimmte Recht zusteht, dem anderen Ehegatten, daß er von dem Rechte Gebrauch mache, so kann er die Folgen der Nichtigkeit der Ehe nicht mehr geltend machen; erklärt er dem anderen Ehegatten, daß es bei diesen Folgen bewenden solle, so erlischt das im § 1345 Abs. 1 bestimmte Recht. Der andere Ehegatte kann den berechtigten Ehegatten unter Bestiinmung einer angemessenen Frist zur Erklärung darüber aufsordern, ob er vvn dem Rechte Gebrauch mache. DaS Recht kann in diesem Falle nur bis zum Ablaufe der Frist ausgeübt werden.

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BGB vierter Titel.

Mederderheiraihung im Falle der Todeserklärung. K 1348. Geht ein Ehegatte, nachdem der andere Ehegatte für todt erffört worden ist, eine neue Ehe ein, so ist die neue Ehe nicht des­ halb nichtig, weil der für todt erklärte Ehegatte noch lebt, es fei denn, daß beide Ehegatten bei der Eheschließung wissen, daß er die Todeserklärung überlebt hat. Mit der Schließung der neuen Ehe wird die frühere Ehe aufgelöst. Sie bleibt auch dpnn aufgelöst, wenn die Todeserklärung in Folge einer Anfechtungsklage aufgehoben wird. $ 1349. Ist das Urtheil, durch das einer der Ehegatten für todt erklärt worden ist, im Wege der Klage angefochten, so darf der andere Ehegatte nicht vor der Erledigung des Rechtsstreits eine neue Ehe ein­ gehen, es fei denn, daß die Anfechtung erst zehn Jahre nach der Ver­ kündung des Urtheils erfolgt ist.

K 1350. Jeder Ehegatte der neuen Ehe kann, wenn der für todt erklärte Ehegatte noch lebt, die neue Ehe anfechten, es fei denn, daß er bei der Eheschließung von dessen Leben Kenntniß hatte. Die Anfechtung kann nur binnen sechs Monaten von dem Zeitpunkt an erfolgen, in welchem der anfechtende Ehegatte erfährt, daß der für todt erklärte Ehegatte noch lebt. Die Anfechtung ist ausgeschlossen, wenn der anfechtungsberechtigte Ehegatte die Ehe bestätigt, nachdem er von dem Leben deS für todt er­ klärten Ehegatten Kenntniß erlangt hat, oder wenn die neue Ehe durch den Tod eines der Ehegatten aufgelöst worden ist.

§ 1351. Wird die Ehe nach § 1350 von dem Ehegatten bei früheren Ehe angefochten, so hat dieser dem anderen Ehegatten nach den für die Scheidung geltenden Vorschriften der §§ 1578 bis 1582 Unterhalt zu gewähren, wenn nicht der andere Ehegatte bei der Eheschließung wußte, daß der für todt erklärte Ehegatte die Todeserklärung überlebt hat. 5 1352. Wird die frühere Ehe nach § 1348 Abs. 2 ausgelöst, so bestimmt sich die Verpflichtung der Frau, dem Manne zur Bestreitung deS Unterhalts eines gemeinschaftlichen Kindes einen Beitrag zu leisten, nach den für die Scheidung geltenden Vorschriften des 8 1585.

Künste» Titel.

Wirkungen der Khe im Allgemeinen. K 1353. Die Ehegatten sind einander zur ehelichen Lebensgemein­ schaft verpflichtet. Stellt sich das Verlangen eines Ehegatten nach Herstellung der Gemeinschaft als Mißbrauch feines Rechtes dar, so ist der andere Ehegatte nicht verpflichtet, dem Verlangen Folge zu leisten. Das Gleiche gilt, wenn der andere Ehegatte berechtigt ist, auf Scheidung zu llagen.

BGB.

Viertes Buch.

Familienrecht.

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§ 1354. Dem Manne steht die Entscheidung in allen dar gemein­ schaftliche eheliche Leben betreffenden Angelegenheiten zu; er bestimmt insbesondere Wohnort und Wohnung. Die Frau ist nicht verpflichtet, der Entscheidung der Mannes Folge zu leisten, wenn sich die Entscheidung als Mißbrauch feines Rechtes darstellt.

§ 1355.

Die Frau erhält dm Familiennamen des Mannes.

§ 1356. Die Frau ist, unbeschadet der Vorschriften deS 8 1354, berechtigt und verpflichtet, das gemeinschaftliche Hauswesen zu leiten. Zu Arbeiten im Hauswesen und im Geschäfte deS Mannes ist die Frau verpflichtet, soweit eine solche Thätigkeit nach den Berhältniffm, in denen die Ehegatten leben, üblich ist. 8 1357. Die Frau ist berechtigt, innerhalb ihres häuslichen Wirkungskreises die Geschäfte des Mannes für ihn zu besorgen und ihn zu vertreten. Rechtsgeschäfte, die sie innerhalb dieses Wirkungskreises vor­ nimmt, gelten als im Namen des Mannes vorgenommen, wenn nicht aus den Umständen sich ein Anderes ergiebt. Der Mann kann das Recht der Frau beschränken oder ausschließen. Stellt sich die Beschränkung oder die Ausschließung als Mißbrauch deS Rechtes deS Mannes dar, so kann sie auf Antrag der Frau durch das Bormundschastsgericht aufgehoben werden. Dritten gegenüber ist die Beschränkung oder die Ausschließung nur nach Maßgabe deS § 1435 wirksam. 8 1358. Hat sich die Frau einem Dritten gegenüber zu einer von ihr in Person zu bewirkenden Leistung verpflichtet, so kann der Mann daS Rechtsverhältniß ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist kündigen, wenn er auf seinen Antrag von dem Dormundschaftsgerichte dazu ermächtigt worden ist. DaS Bormundschastsgericht hat die Ermächtigung zu ettheilen, wenn sich ergiebt, daß die Thättgkeit der Frau die ehelichen Interessen beeinträchtigt. Das Kündigungsrecht ist ausgeschlossen, wenn der Mann der Ver­ pflichtung zugestimmt hat oder seine Zustimmung auf Antrag der Frau durch daS Bormundschastsgericht ersetzt worden ist. Das Vormundschafts­ gericht kann die Zustimmung ersetzen, wenn der Mann durch Krankheit oder durch Abwesenheit an der Abgabe einer Erllärung verhindert und mit dem Aufschübe Gefahr verbunden ist oder wenn sich die Verweigerung der Zustimmung als Mißbrauch seine- Rechtes darstellt. Solange die häusliche Gemeinschaft aufgehoben ist, steht daS Kündigungsrecht dem Manne nicht zu. Die Zustimmung sowie die Kündigung kann nicht durch einen Vertreter des Mannes erfolgen; ist der Mann in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so bedarf er nicht der Zustimmung seines gesetzlichen Vertreters. 8 1359. Die Ehegatten haben bei der Erfüllung der sich aus dem ehelichen Verhältniß ergebenden Verpflichtungen einander nur für diejenige Sorgfalt einzustehen, welche sie in eigenen Angelegenheiten an­ zuwenden pflegen.

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BGB

§ 1360. Der Mann hat der Frau nach Maßgabe seiner Lebens­ stellung, seine» Vermögens und seiner Erwerbsfähigkeit Unterhalt zu gewähren. Die Frau hat dem Manne, wenn er außer Stande ist, sich selbst zu unterhalten, den seiner Lebensstellung entsprechenden Unterhalt nach Maßgabe ihres Vermögens und ihrer Erwerbsfähigkeit zu gewähren. Der Unterhalt ist in der durch die eheliche Lebensgemeinschaft ge­ botenen Weise zu gewähren. Die für die Unterhaltspflicht der Verwandten geltenden Vorschriften der §§ 1605, 1613 bis 1615 finden entsprechende Anwendung.

# 1361. Leben die Ehegatten getrennt, so ist, solange einer von ihnen die Herstellung des ehelichen Lebens verweigern darf und verweigert, der Unterhalt durch Entrichtung einer Geldreirte zu gewähren; auf die Rente finden die Vorschriften des § 760 Anwendung. Der Mann hat der Frau auch die zur Führung eines abgesonderten Haushalts erforder­ lichen Sachen aus dem gemeinschaftlichen Haushalte zum Gebrauche heraus­ zugeben, es sei denn, daß die Sachen für ihn unentbehrlich sind oder daß sich solche Sachen in dem der Verfügung der Frau unterliegenden Verniögen befinden. Die Unterhaltspflicht des Mannes fällt weg oder beschränkt sich auf die Zahlung eines Beitrags, wenn der Wegfall oder die Beschränkung mit Rücksicht auf die Bedürfnisse sowie auf die Vermögens- und Erwerbs­ verhältnisse der Ehegatten der Billigkeit entspricht. K 1362. Zu Gunsten der Gläubiger des Mannes wird ver­ muthet, daß die im Besitz eines der Ehegatten ober beider Ehegatten be­ findlichen beweglichen Sachen dem Manne gehören. Dies gilt insbesondere auch für Jnhaberpapiere und für Orderpapiere, die mit Blankoindossament versehen sind. Für die ausschließlich zum persönlichen Gebrauche der Frau be­ stimmten Sachen, insbesondere für Kleider, Schmucksachen und Arbeitsgerüthe, gilt im Verhältnisse der Ehegatten zu einander und zu den Gläubigern die Vermuthung, daß die Sachen der Frau gehören. Sechster Titel.

Eheliche; Süterrecht. I. Gesetzliche» Güterrecht. 1. Allgemeine Vorschriften.

§ 1363. Das Vermögen der Frau wird durch die Eheschließung der Verwaltung und Nutznießung des Mannes unterworfen (eingebrachtes Gut). Zum eingebrachten Gute gehört auch das Vermögen, das die Frau während der Ehe erwirbt. § 1364. Die Verwaltung und Nutznießung des Mannes tritt nicht ein, wenn er die Ehe mit einer in der Geschäftsfähigkeit beschränken Frau ohne Einwilligung ihres gesetzlichen Vertreters eingeht

BGB.

Viertes Buch.

Familienrecht.

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K 1365. Die Verwaltung und Nutznießung deS ManmS erstreckt sich nicht auf da- Vorbehaltsgut der Frau.

§ 1366. Vorbehaltsgut sind die ausschließlich zum persönlichen Gebrauche der Frau bestimmten Sachen, insbesondere Kleider, Schmucksachen und Arbeitsgerüthe. 8 1367. Vorbehaltsgut ist, was die Frau durch ihre Arbeit oder durch den selbständigen Betrieb eines Erwerbsgeschästs erwirbt. § 1368. Vorbehaltsgut ist, behaltsgut erklärt ist.

was

durch Ehevertrag

für Vor­

§ 1369. Borbehaltsgut ist, was die Frau durch Erbfolge, durch Vermächtniß oder als Pflichttheil erwirbt (Erwerb von Todeswegen) oder was ihr unter Lebenden von einem Dritten unentgeltlich zugewendet wird, wenn der Erblasser durch letztwillige Verfügung, der Dritte bei der Zu­ wendung bestimmt hat, daß der Erwerb Dorbehaltsgut sein soll.

K 1370. Dorbehaltsgut ist, was ihrem Dorbehaltsgute gehörenden Rechtes störung, Beschädigung oder Entziehung gehörenden Gegenstandes oder durch ein auf das Vorbehaltsgut bezieht.

die Frau auf Grund eines zu oder als Ersatz für die Zer­ eines zu dem Vorbehaltsgute Rechtsgeschäft erwirbt, das sich

5 1371. Auf das Vorbehaltsgut finden die bei der Gütertrennung für das Vermögen der Frau geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung; die Frau hat jedoch einen Beitrag zur Bestreitung des ehelichen Aufwandes nur insoweit zu leisten, als der Mann nicht schon durch die Nutzungen deS eingebrachten Gutes einen angemeflenen Beitrag erhält.

§ 1372. Jeder Ehegatte kann verlangen, daß der Bestand des eingebrachten Gutes durch Aufnahme eines Verzeichnifles unter Mitwirkung des anderen Ehegatten festgestellt wird. Auf die Aufnahme deS Ver­ zeichnisses finden die für den Nießbrauch geltenden Vorschriften des § 1035 Anwendung. Jeder Ehegatte kann den Zustand der zum eingebrachten Gute gehörenden Sachen auf seine Kosten durch Sachverständige feststellen lassen. 2. Verwaltung und Nutznießung.

§ 1373. Der Mann ist berechtigt, die zum eingebrachten Gute gehörenden Sachen in Besitz zu nehmen. 8 1374. Der Mann hat das eingebrachte Gut ordnungsmäßig zu verwalten. Ueber den Stand der Verwaltung hat er der Frau auf Verlangen Auskunft zu ertheilen.

S 1375. Das Derwaltungsrecht des Mannes umfaßt nicht die Befugniß, die Frau durch Rechtsgeschäfte zu verpflichten oder über ein­ gebrachte« Gut ohne ihre Zustimmung zu verfügen.

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BGB

§ 1376. Ohne Zustimmung der Frau kann der Mann: 1. über Geld und andere verbrauchbare Sachen der Frau verfügen; 2. Forderungen der Frau gegen solche Forderungen an die Frau, deren Berichtigung aus dem eingebrachten Gute verlangt werden kann, aufrechnen; 3. Verbindlichkeiten der Frau zur Leistung eines zum eingebrachten Gute gehörenden Gegenstandes durch Leistung des Gegenstandes erfüllen.

§ 1377. Der Mann soll Verfügungen, zu denen er nach § 1376 ohne Zustimmung der Frau berechtigt ist, nur zum Zwecke ordnungs­ mäßiger Verwaltung des eingebrachten Gutes vornehmen. Das zum eingebrachten Gute gehörende Geld hat der Mann nach den für die Anlegung von Mündelgeld geltenden Vorschriften für die Frau verzinslich anzulegen, soweit eS nicht zur Bestreitung von Ausgaben bereit zu halten ist. Andere verbrauchbare Sachen darf der Mann auch für sich veräußern oder verbrauchen. Macht er von dieser Befugniß Gebrauch, so hat er den Werth der Sachen nach der Beendigung der Verwaltung und Nutz­ nießung zu ersetzen; der Ersatz ist schon vorher zu leisten, soweit die ordnungsmäßige Verwaltung des eingebrachten Gutes es erfordert. 5 1378. Gehört zum eingebrachten Gute ein Grundstück sammt Inventar, so bestimmen sich die Rechte und die Pflichten des Mannes in Ansehung des Inventars nach den für den Nießbrauch geltenden Vor­ schriften des § 1048 Abs. 1.

K 1379. Ist zur ordnungsmäßigen Verwaltung des eingebrachten Gutes ein Rechtsgeschäft erforderlich, zu dem der Mann der Zustimmung der Frau bedarf, so kann die Zustimmung auf Antrag des Mannes durch das Vormundschastsgericht ersetzt werden, wenn die Frau sie ohne aus­ reichenden Grund verweigert. Das Gleiche gilt, wenn die Frau durch Krankheit oder durch Ab­ wesenheit an der Abgabe einer Erklärung verhindert und mit dem Auf­ schübe Gefahr verbunden ist. § 1380. Der Mann kann ein zum eingebrachten Gute gehörendes Recht im eigenen Namen gerichllich geltend machen. Ist er befugt, über das Recht ohne Zustimmung der Frau zu verfugen, so wirkt das Urtheil auch für und gegen die Frau. § 1381. Erwirbt der Mann mit Mitteln des eingebrachten Gutes bewegliche Sachen, so geht mit dem Erwerbe daS Eigenthum auf die Frau über, es sei denn, daß der Mann nicht für Rechnung der ein­ gebrachten Gutes erwerben will. Dies gilt insbesondere auch von Jnhaberpapieren und von Orderpapieren, die mit Blankoindoflament ver­ sehen sind. Die Vorschriften des Abs. 1 finden entsprechende Anwendung, wenn der Mann mit Mitteln des eingebrachten Gutes ein Recht an Sachen der bezeichneten Art oder ein anderes Recht erwirbt, zu dessen Uebertragung der Abtretungsvertrag genügt.

BGB.

Viertes Buch.

Familienrecht.

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S 1383. Haushaltsgegenstände, die der Mann an Stelle der von der Frau eingebrachten, nicht mehr vorhandenen oder werthloS ge­ wordenen Stücke anschafft, werden eingebrachtes Gut.

$ 1383. Der Mann erwirbt die Nutzungen des eingebrachten Gutes in derselben Weise und in demselben Umfange wie ein Nießbraucher. $ 1384. Der Mann hat außer den Kosten, welche durch die Gewinnung der Nutzungen entstehen, die Kosten der Erhaltung der zum eingebrachten Gute gehörenden Gegenstände nach den für den Nießbrauch geltenden Borschristen zu tragen.

§ 1385. Der Mann ist der Frau gegenüber verpflichtet, für die Dauer der Verwaltung und Nutznießung zu tragen: 1. die der Frau obliegenden öffentlichen Lasten mit Ausschluß der auf dem Borbehaltsgute ruhenden Lasten und der außerordentlichen Lasten, die als auf den Stammwerth des eingebrachten Gutes gelegt anzu­ sehen sind; 2. die privatrechtlichen Lasten, die auf den zum eingebrachten Gute ge­ hörenden Gegenständen ruhen; 3. die Zahlungen, die für die Versicherung der zum eingebrachten Gute gehörenden Gegenstände zu leisten sind.

§ 1386. Der Mann ist der Frau gegenüber verpflichtet, für die Dauer der Verwaltung und Nutznießung die Zinsm derjenigen Verbind­ lichkeiten der Frau zu tragen, deren Berichtigung aus dem eingebrachten Gute verlangt werden kann. DaS Gleiche gilt von wiederkehrenden Leist­ ungen anderer Art, einschließlich der von der Frau auf Grund ihrer ge­ setzlichen Unterhaltspflicht geschuldeten Leistungen, sofern sie bei ordnungs­ mäßiger Verwaltung aus den Einkünften deS Vermögens bestritten werden. Die Verpflichtung deS Mannes tritt nicht ein, wenn die Verbind­ lichkeiten oder die Leistungen im Verhältniffe der Ehegattm zu einander dem Vorbehaltsgute der Frau zur Last fallen. § 1387. Der Mann ist der Frau gegenüber verpflichtet, zu tragen: 1. die Kosten eines Rechtsstreits, in welchem er ein zum eingebrachten Gute gehörendes Recht geltend macht, sowie die Kosten eines Rechts­ streits, den die Frau führt, sofern nicht die Kosten dem Vorbehalts­ gute zur Last fallen; 2. die Kosten der Vertheidigung der Frau in einem gegen sie gerichteten Strafverfahren, sofern die Aufwendung der Kosten den Umständen nach geboten ist oder mit Zustimmung des Mannes erfolgt, vor­ behaltlich der Ersatzpflicht der Frau im Falle ihrer Demrthellung. § 1388. Soweit der Mann nach den §§ 1385 bis 1387 der Frau gegenüber deren Verbindlichkeiten zu tragen hat, hastet er den Gläubigern neben der Frau als Gesammffchuldner.

$ 1389.

Der Mann hat den ehelichen Aufwand zu tragen. Die Frau kann verlangen, daß der Mann den Reinertrag des eingebrachten Gutes, soweit dieser zur Bestreitung deS eigenen und des

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BGD

der Frau und den gemeinschaftlichen Abkömmlingen zu gewährenden Unterhalts erforderlich ist, ohne Rücksicht auf seine sonstigen Verpflichtungen zu diesem Zwecke verwendet.

§ 1390. Macht der Mann zum Zwecke der Verwaltung des eingebrachten Gutes Aufwendungen, die er den Umständen nach für er­ forderlich halten darf, so kann er von der Frau Ersatz verlangen, sofern nicht die Aufwendungen ihm selbst zur Last fallen. § 1391. Wird durch das Verhalten des Mannes die Besorgniß begründet, daß die Rechte der Frau in einer das eingebrachte Gut er­ heblich gefährdenden Weise verletzt werden, so kann die Frau von bem Manne Sicherheitsleistung verlangen. DaS Gleiche gilt, wenn die der Frau aus der Verwaltung und Nutznießung des Mannes zustehenden Ansprüche auf Ersatz des Werthes verbrauchbarer Sachen erheblich gefährdet sind.

§ 1392. Liegen die Voraussetzungen vor, unter denen der Mann zur Sicherheitsleistung verpflichtet ist, so kann die Frau auch verlangen, daß der Mann die zum eingebrachten Gute gehörenden Jnhaberpapicre nebst den Erneuerungsscheinen bei einer Hinterlegungsstelle oder bei der Reichsbank mit der Bestimmung hinterlegt, daß die Herausgabe von dem Manne nur mit Zustimmung der Frau verlangt werden kann. Die Hinterlegung von Jnhaberpapieren, die nach § 92 zu den verbrauchbaren Sachen gehören, sowie von Zins-, Renten- oder Gewinnantheilscheinen kann nicht verlangt werden. Den Jnhaberpapieren stehen Orderpapiere gleich, du mit Blankoindossament versehen sind. Ueber die hinterlegten Papiere kann der Mann auch eine Ver­ fügung, zu der er nach § 1376 berechtigt ist, nur mit Zustimmung der Frau treffen. § 1393. Der Mann kann die Jnhaberpapicre, statt sie nach 8 1392 zu hinterlegen, auf den Namen der Frau umschreiben oder, wenn sie von dem Reiche oder einem Bundesstaat ausgestellt sind, in Buch­ forderungen gegen das Reich oder den Bundesstaat umwandeln lasten. § 1394. Die Frau kann Ansprüche, die ihr auf Grund der Verwaltung und Nutznießung gegen den Mann zustehen, erst nach der Beendigung der Verwaltung und Nutznießung gerichtlich geltend machen, es sei denn, daß die Voraussetzungen vorliegen, unter denen die Frau nach 8 1391 Sicherheitsleistung verlangen kann. Der im § 1389 Abs. 2 bestimmte Anspruch unterliegt dieser Beschränkung nicht.

§ 1395. Die Frau bedarf zur Verfügung über eingebrachtes Giri der Einwilligung des Mannes. § 1396. Verfügt die Frau durch Vertrag ohne Einwilligung des Mannes über eingebrachtes Gut, so hängt die Wirksamkeit des Vertrags von der Genehmigung des ManneS ab. Fordert der andere Theil den Mann zur Erklärung über die Ge­ nehmigung auf, so kann die Erklärung nur ihm gegenüber erfolgen; eine vor der Aufforderung der Frau gegenüber erklärte Genehmigung oder

BGB.

Viertes Buch.

Familienrecht.

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Verweigerung der Genehmigung wird unwirksam. Die Genehmigung kann nur bis zum Ablaufe von zwei Wochen nach dem Empfange der Aufforderung erklärt werden; wird sie nicht erklärt, so gilt sie als ver­ weigert. Verweigert der Mann die Genehmigung, so wird der Vertrag nicht dadurch wirksam, daß die Verwaltung und Nutznießung aufhört.

K 1397. Bis zur Genehmigung des Vertrags ist der andere Theil zum Widerrufe berechtigt. Der Widerruf kann auch der Frau gegenüber erklärt werden. Hat der andere Theil gewußt, daß die Frau Ehefrau ist, so kann er nur widerrufen, wenn die Frau der Wahrheit zuwider die Einwilligung deS Mannes behauptet hat; er kann auch in diesem Falle nicht wider­ rufen, wenn ihm daS Fehlen der Einwillignng bei dem Abschlüsse deS Vertrags bekannt war.

§ 1398. Ein einseitiges Rechtsgeschäft, durch dar die Frau ohne Einwilligung deS Mannes über eingebrachtes Gut verfügt, ist unwirksam. § 1399. Zu Rechtsgeschäften, durch die sich die Frau zu einer Leistung verpflichtet, ist die Zustimmung deS Mannes nicht erforderlich. Stimmt der Mann einem solchen Rechtsgeschäfte zu, so ist eS in Ansehung deS eingebrachten Gutes ihm gegenüber wirksam. Stimmt er nicht zu, so muß er das Rechtsgeschäft, soweit daS eingebrachte Gut be­ reichert wird, nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerecht­ fertigten Bereicherung gegen sich gelten lasten.

§ 1400. Führt die Frau einen Rechtsstreit ohne Zustimmung deS Mannes, so ist daS Urthell dem Manne gegenüber in Ansehung deS eingebrachten Gutes unwirksam. Ein zum eingebrachten Gute gehörendes Recht kann die Frau im Wege der Klage nur mit Zustimmung deS Mannes geltend machen. § 1401. Die Zustimmung des Mannes ist in den Fällen der 88 1395 bis 1398, des 8 1399 Abs. 2 und des § 1400 nicht erforder­ lich, wenn der Mann durch Krankheit oder durch Abwesenheit an der Abgabe einer Erklärung verhindert und mit dem Aufschübe Gefahr ver­ bunden ist. § 1402. Ist zur ordnungsmäßigen Besorgung der persönlichen Angelegenheiten der Frau ein Rechtsgeschäft erforderlich, zu dem die Frau der Zustimmung des Mannes bedarf, so kann die Zustimmung auf Antrag der Frau durch daS Vormundschaftsgericht ersetzt werden, wenn der Mann sie ohne ausreichenden Grund verweigert.

§ 1403. Ein einseitiges Rechtsgeschäft, daS sich auf daS ein­ gebrachte Gut bezieht, ist dem Manne gegenüber vorzunehmen. Ein einseitiges Rechtsgeschäft, das sich auf eine Verbindlichkeit der Frau bezieht, ist der Frau gegenüber vorzunehmen; das Rechtsgeschäft muß jedoch auch dem Manne gegenüber vorgenommen werden, wenn eS in Ansehung deS eingebrachten Gutes ihm gegenüber wirksam sein soll.

BGB.

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K 1404. Die Beschränkungen, denen die Frau nach den 83 1395 bis 1403 unterliegt, muß ein Dritter auch dann gegen sich gelten lassen, wenn er nicht gewußt hat, daß die Frau eine Ehefrau ist.

§ 1405. Ertheilt der Mann der Frau die Einwilligung zum selbständigen Betrieb eines ErwerbSgeschäftS, so ist seine Zustimmung zu solchen Rechtsgeschäften und Rechtsstreitigkeiten nicht erforderlich, die der Geschäftsbetrieb mit sich bringt. Einseitige Rechtsgeschäfte, die sich auf das ErwerbSgeschäst beziehen, sind der Frau gegenüber vorzunehmen. Der Einwilligung des Mannes in den Geschäftsbetrieb steht es gleich, wenn die Frau mit Wissen und ohne Einspruch des Mannes das ErwerbSgeschäst betreibt. Dritten gegenüber ist ein Einspruch und der Widerruf der Ein­ willigung nur nach Maßgabe des § 1435 wirksam. § 1406. Die Frau bedarf nicht der Zustimmung des Mannes: 1. zur Annahme oder Ausschlagung einer Erbschaft oder eines Vermächtnisies, zum Verzicht ans den Pflichttheil sowie zur Errichtung deS Inventars über eine ungefallene Erbschaft; 2. zur Ablehnung eines BertragsantragS oder einer Schenkung; 3. zur Vornahme eines Rechtsgeschäfts gegenüber dem Manne.

K 1407.

Tie Frau bedarf nicht der Zustimmung deS Mannes:

1. zur Fortsetzung eines zur Zeit der Eheschließung anhängigen Rechts­ streits ; 2. zur gerichtlichen Geltendmachung eines zum eingebrachten Gute ge­ hörenden Rechtes gegen den Mann; 3. zur gerichllichen Geltendmachung eines zum eingebrachten Elite ge­ hörenden Rechtes gegen einen Dritten, wenn der Mann ohne die erforderliche Zustimmung der Frau über das Recht verfügt hat; 4. zur gerichtlichen Geltendmachung eines Widerspruchrechts gegenüber einer Zwangsvollstreckung.

§ 1408. Das Recht, daS dem Manne an dem eingebrachten Gute kraft seiner Verwaltung und Nutznießung zusteht, ist nicht übertragbar. § 1409. Steht der Mann unter Vormundschaft, so hat ihn der Vormund in den Rechten und Pflichten zu vertreten, die sich auS der Verwaltung und Nutznießung deS eingebrachten Gutes ergeben. Dies gilt auch dann, wenn die Frau Vormund des Mannes ist. 3. Schuldenhaftung.

§ 1410. Die Gläubiger des Mannes können nicht Befriedigung auS dem eingebrachten Gute verlangen.

§ 1411. Die Gläubiger der Frau können ohne Rücksicht auf die Verwaltung und Nutznießung des Mannes Befriedigung auS dem ein­ gebrachten Gute verlangen, soweit sich nicht aus den §§ 1412 bis 1414 ein Anderes ergiebt. Sie unterliegen bei der Geltendmachung der Ansprüche der Frau nicht der im § 1394 bestimmten Beschränkung.

BGB.

Viertes Buch.

Familienrecht.

Hat der Mann verbrauchbare Sachen nach § 1377 Abs. 3 ver­ äußert oder verbraucht, so ist er dm Gläubigem gegenüber zum sofortigen Ersätze verpflichtet.

§ 1412. Das eingebrachte Gut hastet für eine Verbindlichkeit der Frau, die aus einem nach der Eingehung der Ehe vorgenommenen Rechts­ geschäft entsteht, nur dann, wenn der Mann seine Zustimmung zu dem Rechtsgeschäft ertheilt oder wenn das Rechtsgeschäft ohne seine Zustimmung ihm gegenüber wirksam ist. Für die Kosten eines Rechtsstreits der Frau hastet das eingebrachte Gut auch dann, wenn das Urtheil dem Manne gegenüber in Ansehung deS eingebrachten Gutes nicht wirksam ist.

8 1413. Das eingebrachte Gut haftet nicht für eine Verbindlich­ keit der Frau, die in Folge des Erwerbes einer Erbschaft oder eines Ver­ mächtnisses entsteht, wenn die Frau die Erbschaft oder das Vermächtniß nach der Eingehung der Ehe als Vorbehaltsgut erwirbt. 8 1414. Das eingebrachte Gut hastet nicht für eine Verbindlich­ keit der Frau, die nach der Eingehung der Ehe in Folge eines zu dem Dorbehaltsgute gehörenden Rechtes oder des Besitzes einer dazu gehörenden Sache entsteht, eS sei denn, daß das Recht oder die Sache zu einem Erwerbsgeschäfte gehört, daS die Frau mit Einwilligung des Mannes selbständig betreibt.

8 1415. Im Verhältniße der Ehegatten zu einander fallen dem Vorbehaltsgute zur Last: 1. die Verbindlichkeiten der Frau auS einer unerlaubten Handlung, di» sie während der Ehe begeht, oder aus einem Strafverfahren, daS wegen einer solchen Handlung gegen sie gerichtet wird; 2. die Verbindlichkeiten der Frau auS einem sich auf das VorbehaltSgut beziehenden Rechtsverhältniß, auch wenn sie vor der Eingehung der Ehe oder vor der Zeit entstanden sind, zu der das Gut Vor­ behaltsgut geworden ist; 3. die Kosten eines Rechtsstreits, den die Frau über eine der in Nr. 1, 2 bezeichneten Verbindlichkeiten führt. 8 1416. Im Verhältnisse der Ehegatten zu einander fallen die Kosten eines Rechtsstreits zwischen ihnen dem Dorbehaltsgute zur Last, soweit nicht der Mann sie zu tragen hat. Das Gleiche gilt von den Kosten eines Rechtsstreits zwischen der Frau und einem Dritten, eS sei denn, daß das Urtheil dem Manne gegenüber in Ansehung des eingebrachten Gutes wirksam ist. Betrifft jedoch der Rechtsstreit eine persönliche Angelegenheit der Frau oder eine nicht unter die Vorschriften deS § 1415 Nr. 1, 2 fallende Verbindlichkeit, für die das eingebrachte Gut haftet, so findet diese Vorschrift keine An­ wendung, wenn die Aufwendung der Kosten den Umständen nach geboten ist.

8 1417. Wird eine Verbindlichkeit, die nach den §§ 1415, 1416 dem Vorbehaltsgute zur Last fällt, aus dem eingebrachten Gute berichtigt, so hat die Frau aus dem Dorbehaltsgute, soweit dieses reicht, zu dem eingebrachten Gute Ersatz zu leisten.

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BGB.

1

Wird eine Verbindlichkeit der Frau, die im Verhältnisse der Ehe­ gatten zu einander nicht dem Dorbehaltsgute zur Last fällt, aus dem Vorbehaltsgute berichtigt, so hat der Mann auS dem eingebrachten Gute, soweit dieses reicht, zu dem Vorbehaltsgut Ersatz zu leisten.

4. Beendigung der Verwaltung und Nutznießung.

K 1418. Die Frau kann auf Aufhebung der Verwaltung und Nutznießung klagen:

1.

wenn die Voraussetzungen vorliegen, unter denen die Frau nach § 1391 Sicherheitsleistung verlangen kann; 2. wenn der Mann seine Verpflichtung, der Frau und den gemein­ schaftlichen Abkömmlingen Unterhalt zu gewähren, verletzt hat und für die Zukunft eine erhebliche Gefährdung des Unterhalts zu besorgen ist. Eine Verletzung der Unterhaltspflicht liegt schon dann vor, wenn der Frau und den gemeinschaftlichen Abkömmlingen nicht mindestens der Unterhalt gewährt wird, welcher ihnen bei ordnungsmäßiger Ver­ waltung und Nutznießung des eingebrachten Gutes zukommen würde; 8. wenn der Mann entmündigt ist; 4. wenn der Mann nach § 1910 zur Besorgung seiner Vermögens­ angelegenheiten einen Pfleger erhalten hat; 5. wenn für den Mann ein Abwesenheitspfleger bestellt und die baldige Aufhebung der Pflegschaft nicht zu erwarten ist. Die Aufhebung der Verwaltung und Nutznießung tritt mit der Rechtskraft des Urtheils ein.

5 1419. Die Verwaltung und Nutznießung endigt mit der Rechts­ kraft des Beschlufles, durch den der Konkurs über das Vermögen des Mannes eröffnet wird. 5 1420. Die Verwaltung und Nutznießung endigt, wenn der Mann für todt erklärt wird, mit dem Zeitpunkte, der als Zeitpunkt des Todes gilt. § 1421. Nach der Beendigung der Verwaltung und Nutznießung hat der Mann das eingebrachte Gut der Frau herauszugeben und ihr über die Verwaltung Rechenschaft abzulegen. Auf die Herausgabe eines landwirthschaftlichen Grundstücks findet die Vorschrift des § 592, auf die Herausgabe eines Landguts finden die Vorschriften der §§ 592, 593 ent­ sprechende Anwendung. § 1422. Wird die Verwaltung und Nutznießung auf Grund deS § 1418 durch Urtheil aufgehoben, so ist der Mann zur Herausgabe des eingebrachten Gutes so verpflichtet, wie wenn der Anspruch auf Heraus­ gabe mit der Erhebung der Klage auf Aufhebllng der Verwaltung und Nutznießung rechtshängig geworden wäre. § 1423. Hat der Mann ein zum eingebrachten Gute gehörendes Grundstück vermiethet oder verpachtet, so finden, wenn das Mieth- oder Pachtverhältniß bei der Beendigung der Verwaltung und Nutznießung noch besteht, die Vorschriften des § 1056 entsprechende Anwendung.

BGB.

Viertes Buch.

1

Familienrecht.

§ 1424. Der Mann ist auch nach der Beendigung der Verwaltung und Nutznießung zur Fortführung der Verwaltung berechtigt, bis er von der Beendigung Kenntniß erlangt oder sie kennen muß. Ein Dritter kann sich auf diese Berechtigung nicht berufen, wenn er bei der Vor­ nahme eines Rechtsgeschäfts die Beendigung der Verwaltung und Nutz­ nießung kennt oder kennen muß. Endigt die Verwaltung und Nutznießung in Folge des Todes der Frau, so hat der Mann diejenigen zur Verwaltung gehörenden Geschäfte, mit deren Ausschube Gefahr verbunden ist, zu besorgen, bis der Erbe anderweit Fürsorge treffen kann. § 1425. Wird die Entmündigung oder Pflegschaft, wegen deren die Aufhebung der Verwaltung und Nutznießung erfolgt ist, wiederauf­ gehoben oder wird der die Entmündigung aussprechende Beschluß mit Er­ folg angefochten, so kann der Mann auf Wiederherstellung seiner Rechte klagen. DaS Gleiche gilt, wenn der für todt erllärte Mann noch lebt. Die Wiederherstellung der Rechte des Mannes tritt mit der Rechts­ kraft des Urtheils an. Die Vorschrift des § 1422 findet entsprechende Anwendung. Im Falle der Wiederherstellung wird Vorbehaltsgut, was ohne die Aufhebung der Rechte des Mannes NorbehaltSgut geblieben oder geworden sein würde. 5. Gütertrennung.

§ 1426. Tritt nach § 1364 die Verwaltung und Nutznießung deS Mannes nicht ein oder endigt sie auf Grund der 83 1418 bis 1420, so tritt Gütertrennung ein. Für die Gütertrennung gelten die Vorschriften der §§ 1427 bis 1431.

§ 1427.

Der Mann hat den ehelichen Aufwand zu tragen. Zur Bestreitung des ehelichen Aufwandes hat die Frau dem Manne einen angemessenen Beitrag aus den Einkünften ihres Vermögens und dem Ertrag ihrer Arbeit oder eines von ihr selbständig betriebenen Erwerbs­ geschäfts zu leisten. Für die Vergangenheit kann der Mann die Leistung nur insoweit verlangen, als die Frau ungeachtet seiner Aufforderung mit der Leistung im Rückstände geblieben ist. Der Anspruch des Mannes ist nicht übertragbar.

§ 1428. Ist eine erhebliche Gefährdung des Unterhalts zu besorgen, den der Mann der Frau und den gemeinschaftlichen Abkömmlingen zu gewähren hat, so kann die Frau den Beitrag zu dem ehelichen Aufwand insoweit zur eigenen Verwendung zurückbehalten, als er zur Bestreitung des Unterhalts erforderlich ist. Das Gleiche gilt, wenn der Mann entmündigt ist oder wenn er nach § 1910 zur Besorgung seiner Vermögensangelegenheiten einen Pfleger erhalten hat oder wenn für ihn ein Abwesenheitspfleger bestellt ist. § 1429. Macht die Frau zur Bestreitung des ehelichen Aufwandes ans ihrem Vermögen eine Aufwendung oder überläßt sie dem Manne zu Jaeger, ReiLSzivilgesetze. 3. STufls.

14

BGB

1

diesem Zwecke etwas aus ihrem Vermögen, so ist im Zweifel anzunehmen, daß die Absicht sehlt, Ersatz zu verlangen.

§ 1430. Ueberläßt die Frau chr Vermögen ganz oder theilweise der Verwaltung deS Mannes, so kann der Mann die Einkünfte, die er während seiner Verwaltung bezieht, nach freiem Ermeßen verwenden, soweit nicht ihre Verwendung zur Bestreitung der Kosten der ordnungsmäßigen Verwaltung und zur Erfüllung solcher Verpflichtungen der Frau erforderlich ist, die bei ordnungsmäßiger Verwaltung aus den Einkünften des Vermögens bestritten werden. Die Frau kann eine abweichende Bestimmung treffen.

§ 1431. Die Gütertrennung ist Dritten gegenüber nur nach Maßgabe des 8 1435 wirksam. Das Gleiche gilt im Falle deS § 1425 von der Wiederherstellung der Verwaltung und Nutznießung, wenn die Aufhebung in das GüterrechtSregister eingetragen worden ist.

II. Vertragsmäßiges Güterrecht. 1.

Allgemeine Vorschriften.

8 1432. Die Ehegatten können ihre güterrechllichen Verhältnisse durch Vertrag (Ehevertrag) regeln, insbesondere auch nach der Eingehung der Ehe den Güterstand aufheben oder ändern.

§ 1433. Der Güterstand kann nicht durch Verweisung aus ein nicht mehr geltendes oder auf ein ausländisches Gesetz bestimmt werden. Hat der Mann zur Zeit der Eingehung der Ehe oder, falls der Vertrag nach der Eingehung der Ehe geschloßen wird, zur Zeit des Ver­ tragsabschlusses seinen Wohnsitz im Auslande, so ist die Verweisung auf ein an diesem Wohnsitze geltendes Güterrecht zulässig. 8 1434. Der Ehevertrag muß bei gleichzeitiger Anwesenheit beider Theile vor Gericht oder vor einem Notar geschlossen werden.

8 1435. Wird durch Ehevertrag die Verwaltung und Nutznießung des Mannes ausgeschloßen oder geändert, so können einem Dritten gegenüber aus der Ausschließung oder der Aenderung Einwendungen gegen ein zwischen ihm und einem der Ehegatten vorgenommenes Rechtsgeschäft oder gegen ein zwischen ihnen ergangenes rechtskräftiges Urtheil nur hergeleitet werden, wenn zur Zeit der Vornahme deS Rechtsgeschäfts oder zur Zeit des Eintritts der Rechtshängigkeit die Ausschließung oder die Aenderung in dem Güter­ rechtsregister des zuständigen Amtsgerichts eingetragen oder dem Dritten bekannt war. Das Gleiche gilt, wenn eine in dem Güterrechtsregister eingetragene Regelung der güterrechtlichen Verhältnisse durch Ehevertrag aufgehoben oder geändert wird. 8 1436. Wird durch Ehevertrag die Verwaltung und Nutznießung deS Mannes ausgeschloffen oder die allgemeine Gütergemeinschaft, die Errungenschaftsgemeinschaft oder die Fahrnißgemeinschaft aufgehoben, so tritt Gütertrennung ein, sofern sich nicht aus dem Vertrag ein Anderes ergiebt.

BGB. 2.

Viertes Buch.

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Familienrecht.

Allgemeine Gütergemeinschaft.

§ 1437. Ein Ehevertrag, durch den die allgemeine Gütergemein­ schaft vereinbart oder aufgehoben wird, kann nicht durch einen gesetzlichen Vertreter geschlossen werden. Ist einer der Vertragschließenden in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so bedarf er der Zustimmung seines gesetzlichen Vertreters. Ist der gesetzliche Vertreter ein Vormund, so ist die Genehmigung des VormundschaftsgerichtS erforderlich. 5 1438. Das Vermögen des Mannes und das Vermögen der Frau werden durch die allgemeine Gütergemeinschaft gemeinschaftliches Vermögen beider Ehegatten (Gesammtgut). Zu dem Gesammtgute gehört auch das Vermögen, das der Mann oder die Frau während der Güter­ gemeinschaft erwirbt. Die einzelnen Gegenstände werden gemeinschaftlich, ohne daß es einer Uebertragung durch Rechtsgeschäft bedarf. Wird ein Recht gemeinschaftlich, das im Grundbuch eingetragen ist oder in das Grundbuch eingetragen werden kann, so kann jeder Ehegatte von dem anderen die Mitwirkung zur Berichtigung des Grundbuchs verlangen. $ 1439. Von dem Gesammtgut ausgeschlossen find Gegenstände, die nicht durch Rechtsgeschäft übertragen werden können. Auf solche Gegen­ stände finden die bei der Errungenschaftsgemeinschaft für das eingebrachte Gut geltenden Vorschriften, mit Ausnahme des § 1524, entsprechende Anwendung. § 1440.

Don dem Gesammtgut ausgeschlossen ist das Vorbehaltsgut. Vorbehaltsgut ist, was durch Ehevertrag für Vorbehaltsgut eines der Ehegatten erllärt ist oder von einem der Ehegatten nach § 1369 oder 8 1370 erworben wird.

K 1441. Auf das DorbehaltSgut der Frau finden die bei der Gütertrennung für das Vermögen der Frau geltenden Vorschriften ent­ sprechende Anwendung; die Frau hat jedoch dem Manne zur Bestreitung des ehelichen Aufwandes einen Beitrag nur insoweit zu leisten, als die in das Gesammtgut fallenden Einkünfte zur Bestreitung des Aufwandes nicht ausreichen.

§ 1442. Ein Ehegatte kann nicht über seinen Antheil Gesammtgut und an den einzelnen dazu gehörenden Gegenständen er ist nicht berechtigt, Theilung zu verlangen. Gegen eine Forderung, die zu dem Gesammtgute gehört, Schuldner nur eine Forderung auftechnen, deren Berichtigung Gesammtgute verlangt werden kann.

an dem verfügen;

kann der auS dem

K 1443. Das Gesammtgut unterliegt der Verwaltung deS Mannes. Der Mann ist insbesondere berechtigt, die zu dem Gesammtgute gehörenden Sachen in Besitz zu nehmen, über das Gesammtgut zu verfügen sowie Rechtsstreitigkeiten, die sich auf das Gesammtgut beziehen, im eigenen Namen zu führen. 14»

1

BGB

Die Frau wird durch die Verwaltungshandlungen des Mannes weder Dritten noch dem Manne gegenüber persönlich verpflichtet.

§ 1444. Der Mann bedarf der Einwilligung der Frau zu einem Rechtsgeschäfte, durch das er sich zu einer Verfügung über das Gesammtgut im Ganzen verpflichtet, sowie zu einer Verfügung über Gesammtgut, durch die eine ohne Zustimmung der Frau eingegangene Verpflichtung dieser Art erfüllt werden soll. S 1445. Der Mann bedarf der Einwilligung der Frau zur Ver­ fügung über ein zu dem Gesammtgute gehörendes Grundstück sowie zur Eingehung der Verpflichtung zu einer solchen Verfügung.

§ 1446. Der Mann bedarf der Einwilligung der Frau zu einer Schenkung aus dem Gesammtgute sowie zu einer Verfügung über Gesammtgut, durch welche das ohne Zustimmung der Frau ertheilte Versprechen einer solchen Schenkung erfüllt werden soll. Das Gleiche gilt von einem Schenkungs­ versprechen, das sich nicht auf das Gesammtgut bezieht. Ausgenommen sind Schenkungen, durch die einer sittlichen Pflicht oder einer auf den Anstand zu nehmenden Rücksicht entsprochen wird.

§ 1447. Ist zur ordnungsmäßigen Verwaltung des Gesammtguts ein Rechtsgeschäft der in den §§ 1444, 1445 bezeichneten Art erforderlich, so kann die Zustimmung der Frau auf Antrag des Mannes durch das Vormundschaftsgericht ersetzt werden, wenn die Frau sie ohne ausreichenden Grund verweigert. Das Gleiche gilt, wenn die Frau durch Krankheit oder durch Ab­ wesenheit an der Abgabe einer Erklärung verhindert und mit dem Aufschübe Gefahr verbunden ist. § 1448. Nimmt der Mann ohne Einwilligung der Frau ein Rechtsgeschäft der in den §§ 1444 bis 1446 bezeichneten Art vor, so finden die für eine Verfügung der Frau über eingebrachtes Gut geltenden Vorschriften des 8 1396 Abs. 1, 3 und der §§ 1397, 1398 entsprechende Anwendung. Fordert bei einem Vertrage der andere Theil den Mann auf, die Genehmigung der Frau zu beschaffen, so kann die Erklärung über die Genehmigung nur ihm gegenüber erfolgen; eine vor der Aufforderung dem Manne gegenüber erklärte Genehmigung oder Verweigerung der Genehniignng wird unwirksam. Die Genehmigung kann nur bis zum Ablaufe von zwei Wochen nach dem Empfange der Aufforderung erklärt werden; wird sie nicht erklärt, so gilt sie als verweigert. Wird die Genehmigung der Frau durch das Vormundschaftsgericht ersetzt, so ist im Falle einer Aufforderung nach Abs. 2 der Beschluß nur wirksam, wenn der Mann ihn dem anderen Theile mittheilt; die Vor­ schriften des Abs. 2 Satz 2 finden entsprechende Anwendung.

§ 1449. Verfügt der Mann ohne die erforderliche Zustimmung der Frau über ein zu dem Gesammtgute gehörendes Recht, so kann die Frau das Recht ohne Mitwirkung des Mannes gegen Dritte gerichtlich geltend machen.

BGB.

Viertes Buch.

Familienrecht.

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8 1450. Ist der Mann durch Krankheit oder durch Abwesenheit verhindert, ein sich auf das Gesammtgut beziehendes Rechtsgeschäft vor­ zunehmen oder einen sich auf das Gesammtgut beziehenden Rechtsstreit zu führen, so kann die Frau im eigenen Namen oder im Namen des Mannes das Rechtsgeschäft vornehmen oder den Rechtsstreit führen, wenn mit dem Ausschube Gefahr verbunden ist. 8 1451. Ist zur ordnungsmäßigen Besorgung der persönlichen Angelegenheiten der Frau ein Rechtsgeschäft erforderlich, das die Frau mit Wirkung für das Gesammtgut nicht ohne Zustimmung des Mannes vornehmen kann, so kann die Zustimmung auf Antrag der Frau durch das Vormundschaftsgericht ersetzt werden, wenn der Mann sie ohne ausreichenden Grund verweigert. § 1452. Auf den selbständigen Betrieb eines ErwerbSgeschäftS durch die Frau finden die Vorschriften des § 1405 entsprechende Anwendung.

§ 1453. Zur Annahme oder Ausschlagung einer der Frau an­ gefallenen Erbschaft oder eines ihr angefallenen Vermächtnisses ist nur die Frau berechtigt; die Zustimmung des Mannes ist nicht erforderlich. Das Gleiche gilt von dem Verzicht auf den Pflichttheil sowie von der Ablehnung eines der Frau gemachten Vertragsantrags oder einer Schenkung. Zur Errichtung des Inventars über eine der Frau angefallene Erbschaft bedarf die Frau nicht der Zustimmung des Mannes. § 1454. Zur Fortsetzung eines bei dem Eintritte der Güter­ gemeinschaft anhängigen Rechtsstreits bedarf die Frau nicht der Zustimmung des Mannes. 8 1455. Wird durch ein Rechtsgeschäft, das der Mann oder die Frau ohne die erforderliche Zustimmung des anderen Ehegatten vornimmt, das Gesammtgut bereichert, so kann die Herausgabe der Bereicherung auS dein Gesammtgute nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung gefordert werden. § 1456. Der Mann ist der Frau für die Verwaltung des Gesammtguts nicht verantwortlich. Er hat jedoch für eine Verminderung des Gesammtguts zu diesem Ersatz zu leisten, wenn er die Verminderung in der Absicht, die Frau zu benachtheiligen, oder durch ein Rechtsgeschäft herbeisührt, das er ohne die erforderliche Zustimmung der Frau vornimmt. 8 1457. Steht der Mann unter Vormundschaft, so hat ihn der Vormund in den Rechten und Pflichten zu vertreten, die sich aus der Verwaltung des Gesammtguts ergeben. Dies gilt auch dann, wenn die Frau Vormund des Mannes ist. 8 1458.

Der eheliche Aufwand fällt dem Gesammtgute zur Last.

8 1459. Aus dem Gesammtgute können die Gläubiger des Mannes und, soweit sich nicht aus den §§ 1460 bis 1462 ein Anderes ergiebt, auch die Gläubiger der Frau Befriedigung verlangen (Gesammtgutsverbindlichkeiten).

1

BGB

Für Verbindlichkeiten der Frau, die Gesammtgutsverbindlichkeiten sind, hastet der Mann auch persönlich als Gesammtschuldner. Die Haftung erlischt mit der Beendigung der Gütergemeinschaft, wenn die Verbind­ lichkeiten im Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht dem Gesammtgute zur Last fallen.

§ 1460. Das Gesammtgut haftet für eine Verbindlichkeit der Frau, die aus einem nach dem Eintritte der Gütergemeinschaft vor­ genommenen Rechtsgeschäft entsteht, nur dann, wenn der Mann seine Zustimmung zu dem Rechtsgeschäft ertheilt oder wenn das Rechtsgeschäft ohne seine Zustinimung für das Gesammtgut wirksam ist. Für die Kosten eines Rechtsstreits der Frau haftet das Gesammtgut auch dann, wenn das Urtheil dem Gesammtgute gegenüber nicht wirksam ist. § 1461. Das Gesammtgut haftet nicht für Verbindlichkeiten der Frau, die in Folge des Erwerbes einer Erbschaft oder eines Vermächtnisses entstehen, wenn die Frau die Erbschaft oder das Vermächtniß nach dem Eintritte der Gütergemeinschaft als Vorbehaltsgut erwirbt. § 1462. Das Gesammtgut haftet nicht für eine Verbindlichkeit der Frau, die nach dem Eintritte der Gütergemeinschaft in Folge eines zu dem Dorbehaltsgute gehörenden Rechtes oder des Besitzes einer dazu gehörenden Sache entsteht, es sei denn, daß das Recht oder die Sache zu einem Erwerbsgeschäfte gehört, das die Frau mit Einwilligung des Mannes selbständig betreibt.

K 1463. Im Verhältnisse der Ehegatten zu einander fallen folgende Gesammtgutsverbindlichkeiten dem Ehegatten zur Last, in dessen Person sie entstehen: 1. die Verbindlichkeiten aus einer unerlaubten Handlung, die er nach dem Eintritte der Gütergemeinschaft begeht, oder aus einem Straf­ verfahren, das wegen einer solchen Handlung gegen ihn gerichtet wird; 2. die Verbindlichkeiten aus einem sich auf sein Vorbehaltsgut beziehende» Rechtsverhältniß, auch wenn sie vor dem Eintritte der Gütergemeinschaft oder vor der Zeit entstanden sind, zu der das Gut Vorbehaltsgut geworden ist; 3. die Kosten eines Rechtsstreits über eine der in Nr. 1, 2 bezeichneten Verbindlichkeiten. § 1464. Im Verhältnisse der Ehegatten zu einander fallen die Kosten eines Rechtsstreits zwischen ihnen der Frau zur Last, soweit nicht der Mann sie zu tragen hat. Das Gleiche gilt von den Kosten eines Rechtsstreits zwischen der Frau und einem Dritten, es sei denn, daß das Urtheil dem Gesammtgute gegenüber wirksam ist. Betrifft jedoch der Rechtsstreit eine persönliche Angelegenheit der Frau oder eine nicht unter die Vorschriften des § 1463 Nr. 1, 2 fallende Gesammtgutsverbindlichkcit der Frau, so findet diese Vorschrift keine Anwendung, wenn die Aufwendung der Kosten den Um­ ständen nach geboten ist. § 1465. Im Verhältnisse der Ehegatten zu einander fällt eine Ausstattung, die der Mann einem gemeinschaftlichen Kinde aus dem

BGB.

Viertes Buch.

Familienrecht.

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Gesammtgute verspricht oder gewährt, dem Manne insoweit zur Last, als ste das dem Gesammtgut entsprechende Maß übersteigt. Verspricht oder gewährt der Mann einem nicht gemeinschaftlichen Kinde eine Ausstattung aus dem Gesammtgute, so fällt sie im Derhältnisie der Ehegatten zu einander dem Vater oder der Mutter deS Kindes zur Last, der Mutter jedoch nur insoweit, als sie zustimmt oder die Aus­ stattung nicht das dem Gesammtgut entsprechende Maß übersteigt.

§ 1466. Verwendet der Mann Gesammtgut in sein Vorbehalts­ gut, so hat er den Werth des Verwendeten zu dem Gesammtgute zu ersetzen. Verwendet der Mann Vorbehaltsgut in das Gesammtgut, so kann er Ersatz aus dem Gesammtgute verlangen. § 1467. Was ein Ehegatte zu dem Gesammtgut oder die Frau zu dem Dorbehaltsgute des Mannes schuldet, ist erst nach der Beendigung der Gütergemeinschaft zu leisten; soweit jedoch zur Berichtigung einer Schuld der Frau deren Vorbehaltsgut ausreicht, hat sie die Schuld schon vorher zu berichtigen. Was der Mann aus dem Gesammtgute zu fordern hat, kann er erst nach der Beendigung der Gütergemeinschaft fordern. § 1468. Die Frau kann auf Aufhebung der Gütergemeinschaft klagen: 1. wenn der Mann ein Rechtsgeschäft der in den 88 1444 bis 1446 bezeichneten Art ohne Zustimmung der Frau vorgenommen hat und für die Zukunft eine erhebliche Gefährdung der Frau ju besorgen ist; 2. wenn der Mann das Gesammtgut in der Absicht, bte Frau zu benachtheiligen, vermindert hat; 3. wenn der Mann seine Verpflichtung, der Frau und den gemein­ schaftlichen Abkömmlingen Unterhalt zu gewähren, verletzt hat und für die Zukunft eine erhebliche Gefährdung des Unterhalts zu besorgen ist; 4. wenn der Mann wegen Verschwendung entmündigt ist oder wenn er das Gesammtgut durch Verschwendung erheblich gefährdet; 5. wenn das Gesammtgut in Folge von Verbindlichkeiten, die in der Person des Mannes entstanden find, in solchem Maße überschuldet ist, daß ein späterer Erwerb der Frau erheblich gefährdet wird.

§ 1469. Der Mann kann auf Aufhebung der Gütergemeinschaft klagen, wenn das Gesammtgut in Folge von Verbindlichkeiten der Frau, die im Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht dem Gesammtgute zur Last fallen, in solchem Maße überschuldet ist, daß ein späterer Erwerb des Mannes erheblich gefährdet wird. S 1470. Die Aufhebung der Gütergenieinschaft tritt in den Fällen der 88 1468, 1469 mit der Rechtskraft des Urtheils ein. Für die Zukunft gilt Gütertrennung. Dritten gegenüber ist die Aufhebung der Gütergemeinschaft nur nach Maßgabe deS 8 1435 wirksam. § 1471. Nach der Beendigung der Gütergemeinschaft findet in Ansehung deS GesammtgutS die Auseinandersetzung statt.

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BGB.

Bis zur Auseinandersetzung gelten für das Gesammtgut die Vor­ schriften des § 1442.

8 1472. Die Verwaltung des GesammtgutS steht bis zur Aus­ einandersetzung beiden Ehegatten gemeinschaftlich zu. Die Vorschriften des § 1424 finden entsprechende Anwendung. Jeder Ehegatte ist dem anderen gegenüber verpflichtet, zu Maßregeln mitzuwirken, die zur ordnungsmäßigen Verwaltung erforderlich sind; die zur Erhaltung nothwendigen Maßregeln kann jeder Ehegatte ohne Mit­ wirkung des anderen treffen.

8 1473. Was auf Grund eines zu dem Gesammtgute gehörenden Rechtes oder als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung eines zu dem Gesammtgute gehörenden Gegenstandes oder durch ein Rechts­ geschäft erworben wird, das sich auf das Gesammtgut bezieht, wird Gesammtgut. Die Zugehörigkeit einer durch Rechtsgeschäft erworbenen Forderung znm Gesammtgute hat der Schuldner erst dann gegen sich gelten zu lasten, wenn er von der Zugehörigkeit Kenntniß erlangt; die Vorschriften der 88 406 bis 408 finden entsprechende Anwendung. 8 1474. Die Auseinandersetzung erfolgt, soweit nicht eine andere Vereinbarung getroffen wird, nach den §§ 1475 bis 1481. 8 1475. Aus dem Gesammtgute sind zunächst die Gesammtgutsverbindlichkeiten zu berichtigen. Ist eine Gesammtgutsverbindlichkeit noch nicht fällig oder ist sie streitig, so ist das zur Berichtigung Erforderliche zurückzubehalten. Fällt eine Gesammtgutsverbindlichkeit im Verhältnisse der Ehegatten zu einander einem der Ehegatten allein zur Last, so kann dieser die Berichtigung aus dem Gesammtgute nicht verlangen. Zur Berichtigung der Gesammtgutsverbindlichkeiten ist das Gesammt­ gut, soweit erforderlich, in Geld umzusetzen.

8 1476. Der nach der Berichtigung der Gesammtgutsverbindlich­ keiten verbleibende Ueberschuß gebührt den Ehegatten zu gleichen Theilen. Was einer der Ehegatten zu dem Gesammtgute zu ersetzen verpflichtet ist, muß er sich auf seinen Theil anrechnen lassen. Soweit die Ersatz­ leistung nicht durch Anrechnung erfolgt, bleibt er dem anderen Ehegatten verpflichtet. 8 1477. Die Theilung des Ueberschustes erfolgt nach den Vor­ schriften über die Gemeinschaft. Jeder Ehegatte kann gegen Ersatz des Werthes die ausschließlich zu seinem persönlichen Gebrauche bestimmten Sachen, insbesondere Kleider, Schmucksachen und Arbeitsgeräthe, sowie diejenigen Gegenstände über­ nehmen, welche er in die Gütergemeinschaft eingebracht oder während der Gütergemeinschaft durch Erbfolge, durch Vermächtniß oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht, durch Schenkung oder als Ausstattung erworben hat.

BGB.

Viertes Buch.

Familienrecht.

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§ 1478. Sind die Ehegatten geschieden und ist einer von ihnen allein für schuldig erklärt, so kann der andere verlangen, daß jedem von ihnen der Werth desjenigen zurückerstattet wird, was er in die Güter­ gemeinschaft eingebracht hat; reicht der Werth des Gesammtguts zur Rück­ erstattung nicht aus, so hat jeder Ehegatte die Hälfte deS Fehlbetrags tragen. Als eingebracht ist anzusehen, was eingebrachtes Gut gewesen fein würde, wenn Errungenschastsgemeinschaft bestanden hätte. Der Werth des Eingebrachten bestimmt sich nach der Zeit der Einbringung. Das im Abs. 1 bestimmte Recht steht auch dem Ehegatten zu, dessen Ehe wegen seiner Geisteskrankheit geschieden worden ist. § 1479. Wird die Gütergemeinschaft auf Grund des § 1468 oder des § 1469 durch Urtheil aufgehoben, so kann der Ehegatte, welcher das Urtheil erwirkt hat, verlangen, daß die Auseinandersetzung so erfolgt, wie wenn der Anspruch auf Auseinandersetzung mit der Erhebung der Klage auf Aufhebung der Gütergemeinschaft rechtshängig geworden wäre. § 1480. Wird eine Gesammtgutsverbindlichkeit nicht vor der Theilung des Gesammtguts berichtigt, so hastet dem Gläubiger auch der Ehegatte persönlich als Gesammtschuldner, für den zur Zeit der Theilung eine solche Haftung nicht besteht. Seine Haftung beschränkt sich auf die ihm zugetheilten Gegenstände; die für die Haftung des Erben geltenden Vorschriften der §§ 1990, 1991 finden entsprechende Anwendung. § 1481. Unterbleibt bei der Auseinandersetzung die Berichtigung einer Gesammtgutsverbindlichkeit, die im Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgut oder dem Manne zur Last fällt, so hat der Mann dafür einzustehen, daß die Frau von dem Gläubiger nicht in Anspruch genommen wird. Die gleiche Verpflichtung hat die Frau dem Manne gegenüber, wenn die Berichtigung einer Gesammtgutsverbindlichkeit unter­ bleibt, die im Verhältnifle der Ehegatten zu einander der Frau zur Last fällt. § 1482. Wird die Ehe durch den Tod eines der Ehegatten auf­ gelöst und ist ein gemeinschaftlicher Abkömmling nicht vorhanden, so gehört der Antheil des verstorbenen Ehegatten am Gesammtgute zum Nachlaffe. Die Beerbung des Ehegatten erfolgt nach den allgemeinen Vorschriften.

K 1483. Sind bei dem Tode eines Ehegatten gemeinschaftliche Abkömmlinge vorhanden, so wird zwischen dem überlebenden Ehegatten und den gemeinschaftlichen Abkömmlingen, die im Falle der gesetzlichen Erbfolge als Erben berufen sind, die Gütergemeinschaft fortgesetzt. Der Antheil des verstorbenen Ehegatten am Gesammtgute gehört in diesem Falle nicht zum Nachlasse; im Uebrigen erfolgt die Beerbung des Ehegatten nach den allgemeinen Vorschriften. Sind neben den gemeinschaftlichen Abkömmlingen andere Abkömm­ linge vorhanden, so bestimmen sich ihr Erbrecht und ihre Erbtheile so, wie wenn fortgesetzte Gütergemeinschaft nicht eingetreten wäre.

§ 1484. Der überlebende Ehegatte Gütergemeinschaft ablehnen.

kann die

Fortsetzung der

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BGB.

Auf die Ablehnung finden die für die Ausschlagung einer Erbschaft geltenden Vorschriften der §§ 1943 bis 1947, 1950, 1952, 1954 bis 1957, 1959 entsprechende Anwendung. Steht der überlebende Ehegatte unter elterlicher Gewalt oder unter Vormundschaft, so ist zur Ablehnung die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts erforderlich. Lehnt der Ehegatte die Fortsetzung der Gütergemeinschaft ab, so gilt das Gleiche wie im Falle des § 1482.

K 1485 Das Gesammtgut der fortgesetzten Gütergemeinschaft besteht aus dem ehelichen Gesammtgute, soweit es nicht nach § 1483 Abs. 2 einem nicht antheilsberechtigten Abkömmlinge zufällt, und aus dem Ver­ mögen, das der überlebende Ehegatte aus dem Nachlasse des verstorbenen Ehegatten oder nach dem Eintritte der fortgesetzten Gütergemeinschaft erwirbt. Das Vermögen, das ein gemeinschaftlicher Abkömmling zur Zeit des Eintritts der fortgesetzten Gütergemeinschaft hat oder später erwirbt, gehört nicht zu dem Gesammtgute. Auf das Gesammtgut finden die für die eheliche Gütergemeinschaft geltenden Vorschriften des § 1438 Abs. 2, 3 entsprechende Anwendung.

§ 1486. Vorbehaltsgut des überlebenden Ehegatten ist, was er bisher als Vorbehaltsgut gehabt hat oder nach § 1369 oder § 1370 erwirbt. Gehören zu dem Vermögen des überlebenden Ehegatten Gegenstände, die nicht durch Rechtsgeschäft übertragen werden können, so finden auf sie die bei der Errungenschaftsgemeinschaft für das eingebrachte Gut des Mannes geltenden Vorschriften, mit Ausnahme des § 1524, entsprechende Anwendung. § 1487. Die Rechte und Verbindlichkeiten des überlebenden Ehe­ gatten sowie der antheilsberechtigten Abkömmlinge in Ansehung des Gesammtguts der fortgesetzten Gütergemeinschaft bestimmen sich nach den für die eheliche Gütergemeinschaft geltenden Vorschriften der §§ 1442 bis 1449, 1455 bis 1457, 1466; der überlebende Ehegatte hat die rechtliche Stellung des Mannes, die antheilsberechtigten Abkömmlinge haben die rechtliche Stellung der Frau. Was der überlebende Ehegatte zu dem Gesammtgute schuldet oder aus dem Gesammtgute zu fordern hat, ist erst nach der Beendigung der fortgesetzten Gütergemeinschaft zu leisten.

§ 1488. Gesammtgutsverbindlichkeiten der fortgesetzten Güter Gemeinschaft sind die Verbindlichkeiten des überlebenden Ehegatten sowie solche Verbindlichkeiten des verstorbenen Ehegatten, die Gesammtgutsverbindlichkeiten der ehelichen Gütergemeinschaft waren. § 1489. Für die Gesammtgutsverbindlichkeiten der fortgesetzten Gütergemeinschaft haftet der überlebende Ehegatte persönlich. Soweit die persönliche Haftung den überlebenden Ehegatten nur in Folge des Eintritts der fortgesetzten Gütergemeinschaft trifft, finden die für die Haftung des Erben für die Nachlaßverbindlichkeiten geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung; an die Stelle des NachlaffeS tritt das Gesammt­ gut in dem Bestände, den eS zur Zeit des Eintritts der fortgesetzten Gütergemeinschaft hat.

BGB.

Viertes Buch.

Familienrecht.

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Eine persönliche Haftung der antheilsberechtigten Abkömmlinge für die Verbindlichkeiten des verstorbenen oder des überlebenden Ehegatten wird durch die fortgesetzte Gütergemeinschaft nicht begründet.

§ 1490. Stirbt ein antheilsberechtigter Abkömmling, so gehört sein Antheil an dem Gesammtgute nicht zu seinem Nachlaste. Hinterläßt er Abkömmlinge, die antheilsberechtigt sein würden, wenn er den ver­ storbenen Ehegatten nicht überlebt hätte, so treten die Abkömmlinge an seine Stelle. Hinterläßt er solche Abkömmlinge nicht, so wächst sein Antheil den übrigen antheilsberechtigten Abkömmlingen und, wenn solche nicht vorhanden sind, dem überlebenden Ehegatten an. § 1491. Ein antheilsberechtigter Abkömmling kann auf seinen An­ theil an dem Gesammtgute verzichten. Der Verzicht erfolgt durch Erklärung gegenüber dem für den Nachlaß des verstorbenen Ehegatten zuständigen Gerichte; die Erklärung ist in öffentlich beglaubigter Form abzugeben. Das Nachlaßgericht soll die Erllärung dem überlebenden Ehegatten und den übrigen antheilsberechtigten Abkömmlingen mittheilen. Der Verzicht kann auch durch Vertrag mit dem überlebenden Ehe­ gatten und den übrigen antheilsberechtigten Abkömmlingen erfolgen. Der Vertrag bedarf der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung. Steht der Abkömmling unter elterlicher Gewalt oder unter Vormund­ schaft, so ist zu dem Verzichte die Genehmigung des Vormundschastsgerichts erforderlich. Der Verzicht hat die gleichen Wirkungen, wie wenn der Verzichtende zur Zeit des Verzichts ohne Hinterlastung von Abkömmlingen gestorben wäre. § 1492. Der überlebende Ehegatte kann die fortgesetzte Güter­ gemeinschaft jederzeit aufheben. Die Aufhebung erfolgt durch Erklärung gegenüber dem für den Nachlaß des verstorbenen Ehegatten zuständigen Gerichte; die Erklärung ist in öffentlich beglaubigter Form abzugeben. Das Nachlaßgericht soll die Erklärung den antheilsberechtigten Abkömm­ lingen und, wenn der überlebende Ehegatte gesetzlicher Vertreter eines der Abkömmlinge ist, dem Dormundschaftsgerichte mitthellen. Die Aufhebung kann auch durch Vertrag zwischen dem überlebenden Ehegatten und den antheilsberechtigten Abkömmlingen erfolgen. Der Ver­ trag bedarf der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung. Steht der überlebende Ehegatte unter elterlicher Gewalt oder unter Vormundschaft, so ist zu der Aufhebung die Genehmigung des Dormund­ schaftsgerichts erforderlich. § 1493. Die fortgesetzte Gütergemeinschaft endigt mit der Wiederverheirathung des überlebenden Ehegatten. Der überlebende Ehegatte hat, wenn ein antheilsberechtigter Abkömmling minderjährig ist oder bevormundet wird, die Absicht der Wiederverheirathung dem Dormundschaftsgericht anzuzeigen, ein Verzeichniß des Gesammtguts einzureichen, die Gütergemeinschaft aufzuheben und die Aus­ einandersetzung herbeizuführen. Das Dormundschaftsgericht kann gestatten, daß die Aufhebung der Gütergemeinschaft bis zur Eheschließung unterbleibt und daß die Auseinandersetzung erst später erfolgt.

1

BGB.

§ 1494. Die fortgesetzte Gütergemeinschaft endigt mit dem Tode deS überlebenden Ehegatten. Wird der überlebende Ehegatte für todt erklärt, so endigt die fort­ gesetzte Gütergemeinschaft mit dem Zeitpunkte, der als Zeitpuntt des Todes gilt.

§ 1495. Ein antheilsberechtigter Abkömmling kann gegen den überlebenden Ehegatten auf Aufhebung der fortgesetzten Gütergemeinschaft klagen: 1. wenn der überlebende Ehegatte ein Rechtsgeschäft der in den §§ 1444 bis 1446 bezeichneten Art ohne Zustimmung des Abkömmlingcs vorgenommen hat und für die Zukunft eine erhebliche Gefährdung des Abkömmlingcs zu besorgen ist; 2. wenn der überlebende Ehegatte das Gesammtgut in der Absicht, den Abkömmling zu benachtheiligen, vermindert hat; 3. wenn der überlebende Ehegatte seine Verpflichtung, dem Abkömmling Unterhalt zu gewähren, verletzt hat und für die Zukunft eine er­ hebliche Gefährdung des Unterhalts zu besorgen ist; 4. wenn der überlebende Ehegatte wegen Verschwendung entmündigt ist oder wenn er das Gesammtgut durch Verschwendung erheblich gesährdet; 5. wenn der überlebende Ehegatte die elterliche Gewalt über den Ab­ kömmling verwirkt hat oder, falls sie ihm zugestanden hätte, verwirkt haben würde.

§ 1496. Die Aufhebung der fortgesetzten Gütergemeinschaft tritt in den Fällen des § 1495 mit der Rechtskraft des Urtheils ein. Sie tritt für alle Abkömmlinge ein, auch wenn das Urtheil auf die Klage eines der Abkömmlinge ergangen ist.

§ 1497. Nach der Beendigung der fortgesetzten Gütergemeinschaft findet in Ansehung des Gcsammtguts die Auseinandersetzung statt. Bis zur Auseinandersetzung bestimmt sich das Rechtsverhältniß der Theilhaber am Gcsammtgute nach den §§ 1442, 1472, 1473.

§ 1498. Auf die Auseinandersetzung finden die Vorschriften der §§ 1475, 1 l76, des § 1477 Abs. 1 und der §§ 1479 bis 1481 An­ wendung ; an die Stelle des Mannes tritt der überlebende Ehegatte, an die Stelle der Frau treten die antheilsberechtigten Abkömmlinge. Die im § 1476 Abs. 2 Say 2 bezeichnete Verpflichtung besteht nur für den überlebenden Ehegatten. § 1499. Bei Ehegatten zur Last:

der Auseinandersetzung fallen

dem überlebenden

1. die ihm bei dem Eintritte der fortgesetzten Gütergemeinschaft obliegenden Gesammtgntsverbindlichkeiten, für die das eheliche Gesammtgut nicht haftete oder die im Verhältnisse der Ehegatten zu einander ihm zur Last fielen; 2. die nach dem Eintritte der fortgesetzten Gütergemeinschaft entstandenen Gesammtgntsverbindlichkeiten, die, wenn sie während der ehelichen

BGB.

Viertes Buch.

Familienrecht.

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Gütergemeinschaft in seiner Person entstanden wären, im Verhältnisse der Ehegatten zu einander ihm zur Last gefallen sein würden; 3. eine Ausstattung, die er einem antheilsberechtigten Abkömmling über daS dem Gesammtgut entsprechende Maß hinaus oder die er einem nicht antheilsberechtigten Abkömmlinge versprochen oder gewährt hat.

8 1500. Die antheilsberechtigten Abkömmlinge müssen sich Ver­ bindlichkeiten deS verstorbenen Ehegatten, die diesem im Verhältnisse der Ehegatten zu einander zur Last fielen, bei der Auseinandersetzung auf ihren Anthell insoweit anrechnen lassen, als der überlebende Ehegatte nicht von dem Erben des verstorbenen Ehegatten Deckung hat erlangen können. In gleicher Weise haben fich die antheilsberechtigten Abkömmlinge anrechnen zu lassen, was der verstorbene Ehegatte zu dem Gesammtgute zu ersetzen hatte. 8 1501. Ist einem antheilsberechtigten Abkömmlinge für den Verzicht auf seinen Antheil eine Abfindung auS dem Gesammtgute gewährt worden, so wird sie bei der Auseinandersetzung in daS Gesammtgut ein­ gerechnet und auf die den Abkömmlingen gebührende Hälfte angerechnet. Der überlebende Ehegatte kann mit den übrigen antheilsberechtigten Abkömmlingen schon vor der Aufhebung der fortgesetzten Gütergemeinschaft eine abweichende Vereinbarung treffen. Die Vereinbarung bedarf der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung; sie ist auch denjenigen Ab­ kömmlingen gegenüber wirksam, welche erst später in die fortgesetzte Gütergemeinschaft eintreten. 8 1502. Der überlebende Ehegatte ist berechtigt, das Gesammt­ gut oder einzelne dazu gehörende Gegenstände gegen Ersatz deS Werthes zu übernehmen. Das Recht geht nicht auf den Erben über. Wird die fortgesetzte Gütergemeinschaft auf Grund des § 1495 durch Urtheil aufgehoben, so steht dem überlebenden Ehegatten das im Abs. 1 bestimmte Recht nicht zu. Die antheilsberechtigten Abkömmlinge können in diesem Falle diejenigen Gegenstände gegen Ersatz des Werthes über­ nehmen, welche der verstorbene Ehegatte nach § 1477 Abs. 2 zu über­ nehmen berechtigt sein würde. Das Recht kann von ihnen nur gemein­ schaftlich auSgeübt werden. 8 1503. Mehrere antheilsberechtigte Abkömmlinge theilen die ihnen zufallende Hälfte des GesammtgutS nach dem Verhältnisse der An­ theile, zu denen sie im Falle der gesetzlichen Erbfolge als Erben des ver­ storbenen Ehegatten berufen sein würden, wenn dieser erst zur Zeit der Beendigung der fortgesetzten Gütergemeinschaft gestorben wäre. Das Vorempfangene kommt nach den für die Ausgleichung unter Abkömnilingen geltenden Vorschriften zur Ausgleichung, soweit nicht eine solche bereits bei der Theilung des Nachlasses des verstorbenen Ehegatten erfolgt ist. Ist einem Abkömmlinge, der auf seinen Antheil verzichtet hat, eine Abfindung aus dem Gesammtgute gewährt worden, so fällt sie den Ab­ kömmlingen zur Last, denen der Verzicht zu Statten kommt.

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BGD.

S 1504. Soweit die antheilsberechtigten Abkömmlinge nach § 1180 den Gesammtgutsglüubigern hasten, sind sie im Verhältnisse zu einander nach der Größe ihres Antheils an dem Gesammtgute verpflichtet. Die Verpflichtung beschränkt sich auf die ihnen zugetheilten Gegenstände; die für die Haftung des Erben geltenden Vorschriften der §§ 1990, 1991 finden entsprechende Anwendung.

5 1505. Die Vorschriften über das Recht auf Ergänzung des PflichtthellS finden zu Gunsten eines antheilsberechtigten Abkömmlinges entsprechende Anwendung; an die Stelle des Erbfalls tritt die Beendigung der fortgesetzten Gütergemeinschaft, als gesetzlicher Erbthell gilt der dem Abkömmlinge zur Zeit der Beendigung gebührende Antheil an dem Gesammtgut, als Pflichttheil gilt die Hälfte des Werthes dieses Antheils. § 1506. Ist ein gemeinschaftlicher Abkömmling erbunwürdig, so ist er auch des Antheils an dem Gesammtgut unwürdig. Die Vor­ schriften über die Erbunwürdigkeit finden entsprechende Anwendung. § 1507. Das Nachlaßgericht hat dem überlebenden Ehegatten auf Antrag ein Zeugniß über die Fortsetzung der Gütergemeinschaft zu ertheilen. Die Vorschriften über den Erbschein finden entsprechende Anwendung.

§ 1508. Die Ehegatten können die Fortsetzung der Güter­ gemeinschaft durch Ehevertrag ausschließen. Auf einen Ehevertrag, durch welchen die Fortsetzung der Güter­ gemeinschaft ausgeschlossen, oder die Ausschließung aufgehoben wird, finden die Vorschriften des § 1437 Anwendung. § 1509. Jeder Ehegatte kann für den Fall, daß die Ehe durch seinen Tod aufgelöst wird, die Fortsetzung der Gütergemeinschaft durch letztwillige Verfügung ausschließen, wenn er berechtigt ist, dem anderen Ehegatten den Pflichttheil zu entziehen oder auf Aufhebung der Güter­ gemeinschaft zu klagen. Auf die Ausschließung finden die Vorschriften über die Entziehung des Pflichttheils entsprechende Anwendung. § 1510. Wird die Fortsetzung der Gütergemeinschaft ausgeschlossen, so gilt das Gleiche wie im Falle des § 1482.

§ 1511. Jeder Ehegatte kann für den Fall, daß die Ehe durch seinen Tod aufgelöst wird, einen gemeinschaftlichen Abkömmling von der fortgesetzten Gütergemeinschaft durch letziwillige Verfügung ausschließen. Der ausgeschloflene Abkömmling kann, unbeschadet seines Erbrechts, aus dem Gesammtgute der fortgesetzten Gütergemeinschaft die Zahlung des Betrags verlangen, der ihm von dem Gesammtgute der ehelichen Gütergemeinschaft als Pflichttheil gebühren würde, wenn die fortgesetzte Gütergemeinschaft nicht eingetreten wäre. Die für den Pflichttheilsanspruch geltenden Vorschriften finden entsprechende Anwendung. Der dem ausgeschlossenen Abkömmlinge gezahlte Betrag wild bei der Auseinandersetzung den antheilsberechtigten Abkömmlingen nach Maß­ gabe deS 8 1500 angerechnet. Im Verhältnisse der Abkömmlinge zu einander fällt er den Abkömmlingen zur Last, denen die Ausschließung zu Statten kommt.

BGB.

Viertes Buch.

Familienrecht.

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§ 1512. Jeder Ehegatte kann für den Fall, daß mit seinem Tode die fortgesetzte Gütergemeinschaft eintritt, den einem antheilSberechtigten Abkömmlinge nach der BeenRgung der fortgesetzten Gütergemeinschaft ge­ bührenden Antheil an dem Gesammtgute durch letztwillige Verfügung bis auf die Hälfte herabsetzen. § 1513. Jeder Ehegatte kann für den Fall, daß mit seinem Tode die fortgesetzte Gütergemeinschaft eintritt, einem antheilsberechtigten Abkömmlinge den diesem nach der Beendigung der fortgesetzten Güter­ gemeinschaft gebührenden Antheil an dem Gesammtgute durch letztwillige Verfügung entziehen, wenn er berechtigt ist, dem Abkömmlinge den Pflicht­ theil zu entziehen. Die Vorschriften des § 2336 Abs. 2 bis 4 finden entsprechende Anwendung. Der Ehegatte kann, wenn er nach § 2338 berechtigt ist, das Pflicht­ theilsrecht des Abkömmlinges zu beschränken, den Antheil des Abkömmlinges am Gesammtgut einer entsprechenden Beschränkung unterwerfen.

§ 1514. Jeder Ehegatte kann den Betrag, den er nach § 1512 oder nach § 1513 Abs. 1 einem Abkömmling entzieht, auch einem Dritten durch letztwillige Verfügung zuwenden. § 1515. Jeder Ehegatte kann für den Fall, daß mit seinem Tode die fortgesetzte Gütergemeinschaft eintritt, durch letztwillige Verfügung anordnen, daß ein antheilsberechtigter Abkömmling das Recht haben soll, bei der Theilung das Gesammtgut oder einzelne dazu gehörende Gegen­ stände gegen Ersatz des Werthes zu übernehmen. Gehört zu dem Gesammtgut ein Landgut, so kann angeordnet werden, daß das Landgut mit dem Ertragswerth oder mit einem Preise, der den Ertragswerth mindestens erreicht, angesetzt werden soll. Die für die Erbfolge geltenden Vorschriften des § 2049 finden Anwendung. Das Recht, das Landgut zu dem im Abs. 2 bezeichneten Werthe oder Preise zu übernehmen, kann auch dem überlebenden Ehegatten ein­ geräumt werden.

§ 1516. Zur Wirksamkeit der in den 83 1511 bis 1515 bezeich­ neten Verfügungen eines Ehegatten ist die Zustimmung des anderen Ehe­ gatten erforderlich. Die Zustimmung kann nicht durch (inen Vertreter ertheilt werden. Ist der Ehegatte in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so ist die Zustimmung seines gesetzlichen Vertreters nicht erforderlich. Die Zustimmungserklärung bedarf der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung. Die Zustimmung ist unwiderruflich. Die Ehegatten können die in den §§ 1511 bis 1515 bezeichneten Verfügungen auch in einem gemeinschaftlichen Testamente treffen.

§ 1517. Zur Wirksamkeit eines Vertrags, durch den ein gemein­ schaftlicher Abkömmling einem der Ehegatten gegenüber für den Fall, daß die Ehe durch dessen Tod aufgelöst wird, auf seinen Antheil am Gesammt­ gute der fortgesetzten Gütergemeinschaft verzichtet oder durch den ein solcher Verzicht aufgehoben wird, ist die Zustimmung des anderen Ehegatten er-

1 forderlich.

BGB Für die Zustimmung

gelten

die Vorschriften

des §

1516

Ws. 2 Satz 3, 4. Die für den Erbverzicht geltenden Vorschriften finden entsprechende Anwendung.

§ 1518. Anordnungen, die mit den Vorschriften der §§ 1483 bis 1517 in Widerspruch stehen, können von den Ehegatten weder durch letztwillige Verfügung noch durch Vertrag getroffen werden. 3. Errungenschaftsgemeinschaft.

K 1519. Was der Mann oder die Frau während der ErrungcnschaftSgemeinschast erwirbt, wird gemeinschafllicheS Vermögen beider Ehe­ gatten (Gesammtgut). Auf das Gesammtgut finden die für die allgemeine Gütergemein­ schaft geltenden Vorschriften des § 1438 Abs. 2, 3 und der 88 1442 bis 1453, 1455 bis 1457 Anwendung.

§ 1520. Eingebrachtes Gut eines Ehegatten ist, dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft gehört.

was

ihm bei

§ 1521. Eingebrachtes Gut eines Ehegatten ist, was er von TodeSwegen oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht, durch Schenkung oder als Ausstattung erwirbt. Ausgenommen ist ein Erwerb, der den Umstünden nach zu den Einkünften zu rechnen ist. § 1522. Eingebrachtes Gut eines Ehegatten sind Gegenstände, die nicht durch Rechtsgeschäft übertragen werden können, sowie Rechte, die mit seinem Tode erlöschen oder deren Erwerb durch den Tod eines der Ehegatten bedingt ist. § 1523. Eingebrachtes Gut eines Ehegatten ist, was durch Ehe­ vertrag für eingebrachtes Gut erklärt ist.

§ 1524. Eingebrachtes Gut eines Ehegatten ist, was er auf Grund eines zu seinem eingebrachten Gute gehörenden Rechtes oder als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung eines zum ein­ gebrachten Gute gehörenden Gegenstandes oder durch ein Rechtsgeschäft erwirbt, das sich auf das eingebrachte Gut bezieht. Ausgenommen ist der Erwerb aus dem Betrieb eines Erwerbsgeschäfts. Die Zugehörigkeit einer durch Rechtsgeschäft erworbenen Forderling zum eingebrachten Gute hat der Schuldner erst dann gegen sich gelten zu lasten, wenn er von der Zugehörigkeit Kenntniß erlangt; die Vorschriften der 88 406 bis 408 finden entsprechende Anwendung. § 1525. DaS eingebrachte Gut wird für Rechnung des Gcsammtguts in der Weise verwaltet, daß die Nutzungen, welche nach den für den Güterstand der Verwaltung und Nutznießung geltenden Vorschriften dem Manne zufallen, zu dem Gesammtgute gehören. Auf das eingebrachte Gut der Frau finden im Uebrigen die Vor­ schriften der 88 1373 bis 1383, 1390 bis 1417 entsprechende Anwendung.

BGB.

Viertes Buch.

1

Familienrecht.

8 1526. Dorbehaltsgut der Frau ist, was durch Ehevertrag für Borbehaltsgut erklärt ist oder von der Frau nach § 1369 oder § 1370 erworben wird. Vorbehaltsgut des Mannes ist ausgeschlossen. Für das Vorbehaltsgut der Frau gilt das Gleiche wie für das Vorbehaltsgut bei der allgemeinen Gütergemeinschaft.

§ 1527.

ES

wird vermuthet,

daß

das vorhandene Vermögen

Gesammtgut sei.

8 1528. Jeder Ehegatte kann verlangen, daß der Bestand seines eigenen und des dem anderen Ehegatten gehörenden eingebrachten Gutes durch Aufnahme eines Verzeichnisses unter Mitwirkung des anderen Ehe­ gatten festgestellt wird. Auf die Aufnahme des Verzeichnisses finden die für den Nießbrauch geltenden Vorschriften deS § 1035 Anwendung. Jeder Ehegatte kann den Zustand der zum eingebrachten Gute ge­ hörenden Sachen auf seine Kosten durch Sachverständige feststellen lassen.

8 1529.

Der eheliche Aufwand fällt dem Gesammtgute zur Last. Das Gesammtgut trägt auch die Lasten des eingebrachten Gutes beider Ehegatten; der Umfang der Lasten bestimmt sich nach den bei dem Güterstande der Verwaltung und Nutznießung für das eingebrachte Gut der Frau geltenden Vorschriften der §§ 1384 bis 1387.

§ 1530. Das Gesammtgut haftet für die Verbindlichkeiten des Mannes und für die in den §§ 1531 bis 1534 bezeichneten Verbindlich­ keiten der Frau (Gesammtgutsverbindlichkeiten). Für Verbindlichkeiten der Frau, die Gesammtgutsverbindlichkeiten sind, haftet der Mann auch persönlich als Gesammtschuldner. Die Haftung erlischt mit der Beendigung der Errungenschaftsgemeinschast, wenn die Verbindlichkeiten im Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht dem Gesammtgute zur Last fallen. 8 1531. DaS Gesammtgut haftet für Verbindlichkeiten der Frau, die zu den im § 1529 Abs. 2 bezeichneten Lasten deS eingebrachten Gutes gehören.

8 1532. Das Gesammtgut haftet für eine Verbindlichkeit der Frau, die aus einem nach dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft vorgenommenen Rechtsgeschäft entsteht, sowie für die Kosten einer Rechts­ streits, den die Frau nach dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschast führt, wenn die Vornahme deS Rechtsgeschäfts oder die Führung deS Rechtsstreits mit Zustimmung des Mannes erfolgt oder ohne seine Zustimnnmg für das Gesammtgut wirksam ist.

8 1533. DaS Gesammtgut haftet für eine Verbindlichkeit der Frau, die nach dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschast in Folge eines ihr zustehenden Rechtes oder deS Besitzes einer ihr gehörenden Sache entsteht, wenn daS Recht oder die Sache zu einem ErwerbSgeschäste gehört, das die Frau mit Einwilligung des Mannes selbständig betreibt. 8 1534. Das Gesammtgut haftet für Verbindlichkeiten der Frau, die ihr auf Grund der gesetzlichen Unterhaltspflicht obliegen. 3 Erben) über. Aus den Antheil eines Miterben (Erbtheil) finden die sich aus die Erbschaft beziehenden Vorschriften Anwendung. § 1923. Erbe kann nur werden, nee zur Zeit des Erbfalls lei- . Wer zur Zeit des Erbfalls noch nicht lebte, aber bereits erzeugt war, gilt als vor dem Erbfalle geboren. § 1924. Gesetzliche Erben der ersten Ordnung sind die Abkömm­ linge des Erblasser.. Ein zur Zeit des Erbfalls lebender Abkömmling schließt die buril) ihn mit dem Erblasser verwandten Abkömmlinge von der Erbfolge aus. An die Stelle eines zur Zeit des Erbfalls nicht mehr lebenden Abköinmlinges treten die durch ihn mit dem Erblasser verwandten Abköinmliiige cn oder diese Wirkung verloren haben würde. Die für die Anfechtung im Bürgerlichen Gesetzbuch« bestimmte Frist beginnt nicht vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Die nach den bisherigen Gesetzen erfolgte Ungültigkeitserklärung einer Ehe steht der Nichtigkeitserklärung nach dem Bürgerlichen Gesetz­ buche gleich.

Art. 199. Die persönlichen Rechtsbeziehungen der Ehegatten zu einander, insbesondere die gegenseitige Unterhaltspflicht, bestimmen sich auch für die zur Zeit des Intrasttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs bestehenden Ehen nach dessen Vorschriften. Art. 200. Für den Güterstand einer zur Zeil des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs bestehenden Ehe bleiben die bisherigen Gesetze maßgebend. Dies gilt insbesondere auch von den Vorschriften über die erbrechtlichen Wirklingen des Gütcrstandes und von den Vorschriften der französischen und der badiichen Gesetze über das Verfahren bei Vermögens­ absonderungen unter Ehegatten. Eine nach den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs zulässige Regelung des Güterstandes kaun durch Ehevertrag auch dann getroffen werden, wenn nach den bisherigen Gesetzen ein Ehevertrag unzulässig sein würde. Soweit die Ehefrau nach den für den bisherigen Güterstand maß­ gebenden Gesetzen in Folge des Güterstandes ober der Ehe in der Geschäftssähigkeit beschränkt ist, bleibt diese Beschränkung in Kraft, solange der bisherige Güterstand besteht.

Art. 201. Die Scheidung und die Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft erfolgen von dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs an nach denen Vorschriften. Hat sich ein Ehegatte vor dem Inkrasttreten des Bürgerlichen Gesetz­ buchs einer Verfehlung der in den §§ 1565 bis 1568 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bezeichneten Art schuldig gemacht, so kann auf Scheidung oder auf Aufhebung der ehelichen Gemeinschait nur erkannt werden, wenn die Ver­ fehlung auch nach den bisherigen Gesetzen ein Scheidungsgrund oder ein Trennungsgrund war.

2

EG. BGB

Art. 202. Für die Wirkungen einer beständigen oder zeitweiligen Trennung von Tisch und Bett, auf welche vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs erkannt worden ist, bleiben die bisherigen Gesetze maßgebend. Dies gilt insbesondere auch von den Borschriften, nach denen eine bis zu dem Tode eines der Ehegatten fortbestehende Trennung in allen oder einzelnen Beziehungen der Auflösung der Ehe gleichsteht. Art. 203. Das Rechtsvcrhältniß zwischen den Eltern und einem vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs geborenen ehelichen Kinde bestimmt sich von dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs an nach dessen Vorschriften. Ties gilt insbesondere auch in Ansehung des Vermögens, welches das Kind vorher erworben hat. Art. 204. Ist der Vater oder die Mutter zur Zeit des Inkraft­ tretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs in der Sorge für die Person oder für das Vermögen des Kindes durch eine Anordnung der zuständigen Behörde beschränkt, so bleibt die Beschränkung in Kraft. Das Vormundschafts­ gericht kann die Anordnung nach 8 1671 des Bürgerlichen Gesetzbuchs aufheben. Ist dem Vater oder der Mutter die Nutznießung an dem Vermögen des Kindes durch Anordnung der zuständigen Behörde entzogen, so hat das Vormundschaftsgcricht die Anordnung auf Antrag aufzuheben, es sei denn, daß die Entziehung der Nutznießung nach 8 1666 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs gerechtfertigt ist.

Art. 205. Hat der Vater vor dem Inkrafttreten des Bürger­ lichen Gesetzbuchs auf Grund der bisherigen Gesetze die Mutter von der Vormundschaft über das Kind ausgeschlossen oder der Mutter einen Bei­ stand zugeordnet, so gilt die Anordnung des Vaters von dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs an als Anordnung der Bestellung eines Bei­ standes für die Mutter im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Art. 206. Ist uns Grund der bisherige» Gesetze eine, Eb> geschieden oder in Folge der Todeserklärung eines der Ehegatten aufgelöst oder ist auf Trennung der Ehegatten von Tisch und Bett erkannt worden, so bestimmen sich das Recht und die Pflicht der Eltern, für die Person der gemeinschaftlichen Kinder zu sorgen, nach den bisherigen Gesetzen; die Vorschriften des 8 1635 Abs. 1 L-atz 2, Abs. 2 und des § 1636 des Bürgerlichen Gesetzbuchs sinden jedoch Anwendung. Art. 207. Inwieweit die Kinder aus einer vor dem Inkraft­ treten des Bürgerlichen Gesetzbuchs geschlossenen nichtigen oder ungültigen Ehe als eheliche Kinder anzuseheu sind und inwieweit der Vater und die Mutter die Pflichten und Rechte ehelicher Eltern haben, bestimmt sich nach den bisherigen Gesetzen. Art. 208. Die rechtliche Stellung eines vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs geborenen unehelichen Kindes bestimmt sich von dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs an nach dessen Vor­ schriften; für die Erforschung der Vaterschaft, für das Recht des Kindes, den Familiennamen des Vaters zu führen, sowie für die Unterhaltspflicht des Vaters bleiben jedoch die bisherigen Gesetze maßgebend.

EG. BGB.

Vierter Abschnitt. Uebergangsvorschristen.

2

Inwieweit einem vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs außerehelich erzeugten Kinde aus einem besonderen Grunde, insbesondere wegen Erzeugung im Brautstande, die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes zukommt und inwieweit der Vater und die Mutter eines solchen Kindes die Pflichten und Rechte ehelicher Eltern haben, bestimmt sich nach den bisherigen Gesetzen. Die Vorschriften des Abs. 1 gelten auch für ein nach den französischen oder den badischen Gesetzen anerkanntes Kind.

Art. 209. Inwieweit ein vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs legitimirtes oder an Kindesstatt angenommenes Kind die recht­ liche Stellung eines ehelichen Kindes hat und inwieweit der Vater und die Mutter die Pflichten und Rechte ehelicher Eltern haben, bestimmt sich nach den bisherigen Gesetzen. Art. 210. Auf eine zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs bestehende Vormundschaft oder Pflegschaft finden von dieser Zeit an die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs Anwendung. Ist die Vormundschast wegen eines körperlichen Gebrechens angeordnet, so gilt sie als eine nach § 1910 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs angeordnete Pficgschaft. Ist die Vormundschaft wegen Geistesschwäche angeordnet, ohne daß eine Entmündigung erfolgt ist, so gilt sie als eine nach § 1910 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs für die Verniögensangelegeilheiten des Geistes­ schwachen ungeordnete Pflegschaft. Die bisherigen Vormünder und Pfleger bleiben im Amte. Das Gleiche gilt im Geltungsbereiche der preußischen Vormundschaftsordnung vom 5. Juli 1875 für den Familienrath und dessen Mitglieder. Ein Gcgenvormund ist zu entlassen, wenn nach den Vorschriften des Bürger­ lichen Gesetzbuchs ein Gegenvormund nicht zu bestellen sein würde.

Art. 211. Die nach den französischen oder den badischen Gesetzen für einen Geistesschwachen angcordnete Bestellung eines Beistandes verliert mit dem Ablaute von sechs Monaten nach deni Inkrafttreten des Bürger­ lichen Gesetzbuchs ihre Wirkung. Art. 212. In Kraft bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen gewisse Werthpapiere zur Anlegung von Mündelgeld für ge­ eignet erklärt sind.

Art. 218. Für die erbrechtlichen Verhältnisse bleiben, wenn der Erblasser vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs gestorben ist, die bisherigen Gesetze maßgebend. Dies gilt insbesondere auch von den Vorschriften über das erbschaftliche Liquidationsverfahren. Art. 214. Die vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetz­ buchs erfolgte Errichtung oder Aufhebung einer Verfügung von Todeswegen wird nach den bisherigen Gesetzen beurtheilt, auch wenn der Erblasser nach dein Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs stirbt. Das Gleiche gilt für die Bindung des Erblasiers bei einem Ervvertrag oder einem gcineinschaftlichen Testamente, sofern der Erbvertrag oder das Testament vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs errichtet werden ist.

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EG. BGB.

Art. 215. Wer vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetz­ buchs die Fähigkeit zur Errichtung einer Verfügung von Todeswegen erlangt und eine solche Verfügung errichtet hat, behält die Fähigkeit, auch wenn er das nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch erforderliche Alter noch nicht erreicht hat. Die Vorschriften des § 2230 des Bürgerlichen Gesetzbuchs finden auf ein Testament Anwendung, das ein nach dem Inkrafttreten des Bürger­ lichen Gesetzbuchs gestorbener Erblasser vor diesem Zeitpunkt errichtet hat.

Art. 216. Die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen Mit­ glieder gewiffer ritterschaftlicher Familien bei der Ordnung der Erbfolge in ihren Nachlaß durch das Pflichttheilsrecht nicht beschränkt sind, bleiben in Ansehung derjenigen Familien in Kraft, welchen dieses Recht zur Zeit deS Inkrafttretens deS Bürgerlichen Gesetzbuchs zusteht. Art. 217. Die vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetz­ buchs erfolgte Errichtung eines Erbverzichtsvertrags sowie die Wirkungm eines solchen Vertrags bestimmen sich nach den bisherigen Gesetzen. Das Gleiche gilt von einem vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs geschlossenen Vertrage, durch den ein Erbverzichtsvertrag ansgehooen worden ist. Art. 218. Soweit nach den Vorschriften dieses Abschnitts die bisherigen Landesgesetze maßgebend bleiben, können sie nach deni Jnkraittreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs durch Landesgesetz auch geändert werden.

3. Ijaftpflkbtgesetz. (Besetz, bettettend die Verbindlichkeit rum Schadenersätze für die bei dem Betriebe von Eisenbahnen, Bergwerken u. $. w herbei­ geführten Tötungen und Körperverletzungen.) Vom 7. Juni 1871

in der Fassung nach Art.« ES BSB. n übernommenen Beförderung das Gut einem anderen Frachtführer, so haftet er für die Ausführung der Beförderung bis zur Ablieferung des Gutes an den Empfänger. Der nachfolgende Frachtführer tritt dadurch, daß er das Gut mit dem ursprünglichen Frachtbrief annimmt, diesem gemäß in den Fracht­ vertrag ein und übernimmt die selbständige Verpflichtung, die Beförderung nach dem Inhalte des Frachtbriefs auszuführen. Hat auf Grund dieser Vorschriften einer der betheiligten Fracht­ führer Schadensersatz geleistet, so steht ihm der Rückgriff gegen denjenigen zu, welcher den Schaden verschuldet hat. Kann dieser nicht ermittelt werden, so haben die betheiligten Frachtführer den Schaden nach dem Ver­ hältniß ihrer Antheile an der Fracht gemeinsam zu tragen, soweit nicht festgestellt wird, daß der Schaden nicht auf ihrer Beförderungsstrccke ent­ standen ist.

8 433. Der Absender kann den Frachtführer anweisen, das Gut anzuhalten, zurückzugeben oder an einen anderen als den im Frachtbriefe bezeichneten Empfänger auszuliefern. Die Mehrkosten, die durch eine solche Verfügung entstehen, sind dem Frachtführer zu erstatten. Das Verfügungsrecht des Absenders erlischt, wenn nach der Ankunft des Gutes am Orte der Ablieferung der Frachtbrief bem Empfänger über­ geben oder von dem Empfänger Klage gemäß § 435 gegen den Fracht­ führer erhoben wird. Der Frachtführer hat in einem solchen Falle nur die Anweisungen deS Empfängers zu beachten; verletzt er diese Verpflichtung, so ist er dem Empfänger für das Gut verhaftet. 5 434. Der Empfänger ist vor der Ankunft deS Gutes am Orte der Ablieferung dem Frachtführer gegenüber berechtigt, alle zur Sicher­ stellung des Gutes erforderlichen Maßregeln zu ergreifen und dem Fracht­ führer die zu diesem Zwecke nothwendigen Anweisungen zu ertheilen. Die Auslieferung des Gutes kann er vor besten Ankunft am Orte der Ab­ lieferung nur fordern, wenn der Absender den Frachtführer dazu er­ mächtigt hat. § 435. Nach der Ankunft deS Gutes am Orte der Ablieferung ist der Empfänger berechtigt, die durch den Frachtvertrag begründeten Rechte gegen Erfüllung der sich daraus ergebenden Verpflichtungen in eigenem Namen gegen den Frachtführer geltend zu machen, ohne Unter­ schied, ob er hierbei in eigenem oder in fremdem Interesse handelt. Er ist insbesondere berechtigt, von dem Frachtführer die Uebergabe des Fracht­ briefs und 'ne Auslieferung des Gutes zu verlangen. Dieses Recht erlischt,

MB.

Drittes Buch.

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Handelsgeschäfte.

wenn der Absender dem Frachtführer eine nach 8 433 noch zulässige ent» gcgenstehende Anweisung ertheilt.

K 436. Durch Annahme des Gutes und des Frachtbriefs wird der Empfänger verpflichtet, dem Frachtführer nach Maßgabe des Fracht» briefs Zahlung zu leisten.

§ 437. Ist der Empfänger des Gutes nicht zu ermitteln oder verweigert er die Annahme oder ergiebt sich ein sonstiges AblieferungShinderniß, so hat der Frachtführer den Absender unverzüglich hiervon in Kenntniß zu setzen und bessere Anweisung einzuholen. Ist dies den Umständen nach nicht thunlich oder der Absender mit der Ertheilung der Anweisung säumig oder die Anweisung nicht ausführ­ bar, so ist der Frachtführer befugt, das Gut in einem öffentlichen Lager­ haus oder sonst in sicherer Weise zu hinterlegen. Er kann, falls das Gut dem Verderben ausgesetzt und Gefahr im Verzug ist, daS Gut auch ge­ mäß 8 373 Abs. 2 bis 4 verkaufen fassen. Von der Hinterlegung und dem Verkaufe des Gutes hat der Fracht» führer den Absender und den Empfänger unverzüglich zu benachrichtigen, es sei denn, daß dies unthunlich ist; im Falle der Unterlassung ist er zum Schadensersätze verpflichtet.

§ 438. Ist die Fracht nebst den sonst auf dem Gute hastenden Forderungen bezahlt und daS Gut angenommen, so sind alle Ansprüche gegen den Frachtführer aus dem Frachtvertrag erloschen. Diese Vorschrift findet keine Anwendung, soweit die Beschädigung oder Minderung des Gutes vor deffen Annahme durch amtlich bestellt Sachverständige festgestellt ist. Wegen einer Beschädigung oder Minderung deS Gutes, die bei der Annahme äußerlich nicht erkennbar ist, kann der Frachtführer auch nach der Annahme des Gutes und der Bezahlung der Fracht in Anspruch ge­ nommen werden, wenn der Mangel in der Zeit zwischen der Uebernahme des Gutes durch den Frachtführer und der Ablieferung entstanden ist und die Feststellung des Mangels durch amllich bestellte Sachverständige unverzüglich nach der Entdeckung und spätestens binnen einer Woche nach der Annahme beantragt wird. Ist dem Frachtführer der Mangel unver­ züglich nach der Entdeckung und binnen der bezeichneten Frist angezeigt, so genügt es, wenn die Feststellung unverzüglich nach dem Zeitpunkte beantragt wird, bis zu welchem der Eingang einer Antwort des Fracht­ führers unter regelmäßigen Umständen erwartet werden darf. Die Kosten einer von dem Empfangsberechtigten beantragten Fest­ stellung sind von dem Frachtführer zu tragen, wenn ein Verlust oder eine Beschädigung ermittelt wird, für welche der Frachtführer Ersatz leisten muß. Der Frachtführer kann sich auf diese Vorschriften nicht berufen, wenn er den Schaden durch Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit herbei­ geführt hat.

§ 439. Auf die Verjährung der Ansprüche gegen den Fracht­ führer wegen Verlustes, Minderung, Beschädigung oder verspäteter Ab­ lieferung des Gutes finden die Vorschriften des 8 414 entsprechende An­ wendung. Dies gilt nicht für die im 8 432 Abs. 3 bezeichneten Ansprüche. 33*

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§ 440, Der Frachtführer hat wegen aller durch den Frachtvertrag begründeten Forderungen, insbesondere der Fracht- und Liegegelder, der Zollgelder rind anderer Auslagen, sowie wegen der auf das Gut geleisteten Vorschüsse ein Pfandrecht an dem Gute. Das Pfandrecht besteht, solange der Frachtführer das Gut noch im Besitze hat, insbesondere mittelst Konnossements, Ladescheins oder Lager­ scheins darüber verfügen kann. Auch nach der Ablieferung dauert das Pfandrecht fort, sofern der Frachtführer es binnen drei Tagen nach der Ablieferung gerichtlich geltend macht und das Gut noch im Besitze des Empfängers ist. Die im § 1234 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bezeichnete An­ drohung des Pfandverkaufs sowie die in den §§ 1237, 1241 des Bürger­ lichen Gesetzbuchs vorgesehenen Benachrichtigungen sind an den Enrpfänger zu richten. Ist dieser nicht zu ermitteln oder verweigert er die Annahme des Gutes, so hat die Androhung und Benachrichtigung gegenüber dem Absender zu erfolgen. § 441. Der letzte Frachtführer hat, falls nicht im Frachtbrief ein Anderes bestimmt ist, bei der Ablieferung auch die Forderungen der Vor­ männer sowie die auf dem Gute haftenden Nachnahmen einzuziehen und die Rechte der Vormänner, insbesondere auch das Pfandrecht, auszuüben. Das Pfandrecht der Vormänner besteht so lange als das Pfandrecht des letzten Frachtführers. Wird der vorhergehende Frachtführer von dem nachfolgenden be­ friedigt, so gehen seine Forderung und sein Pfandrecht auf den letzteren über. In gleicher Art gehen die Forderung und das Pfandrecht des Spediteurs auf den nachfolgenden Spediteur und den nachfolgenden Fracht­ führer über. § 442. Der Frachtführer, welcher das Gut ohne Bezahlung ab­ liefert und das Pfandrecht nicht binnen drei Tagen nach der Ablieferung gerichtlich geltend macht, ist den Dormännern verantwortlich. Er wird, ebenso wie die vorhergehenden Frachtführer und Spediteure, des Rück­ griffs gegen die Vormänner verlustig. Der Anspruch gegen den Empfänger bleibt in Kraft.

§ 443. Bestehen an demselben Gute mehrere nach den §§ 397, 410, 421, 440 begründete Pfandrechte, so geht unter denjenigen Pfand­ rechten, welche durch die Versendung oder durch die Beförderung des Gutes entstanden sind, das später entstandene dem früher entstandenen vor. Diese Pfandrechte haben sämmtlich den Vorrang vor dem nicht aus der Versendung entstandenen Pfandrechte des Kommissionärs und des Lagerhalters sowie vor dem Pfandrechte des Spediteurs und des Fracht­ führers für Vorschüsse. § 444. Ueber die Verpflichtung zur Auslieferung des Gutes kann von dem Frachtführer ein Ladeschein ausgestellt werden.

§ 445. Der Ladeschein soll enthalten: 1. den Ort und den Tag der Ausstellung; 2. den Namen und den Wohnort des Frachtführers;

HGB. Drittes Buch. Handelsgeschäfte.

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3. den Namen des Absenders; den Namen desjenigen, an welchen oder an dessen Order daS Gut abgeliefert werden soll; als solcher gilt der Absender, wenn der Lade­ schein nur an Order gestellt ist; 5. den Ort der Ablieferung; 6. die Bezeichnung des Gutes nach Beschaffenheit, Menge und Merk­ zeichen ; 7. die Bestimmung über die Fracht und über die auf dem Gute haftenden Nachnahmen sowie im Falle der Vorausbezahlung der Fracht einen Vermerk über die Vorausbezahlung. Der Ladeschein muß von dem Frachtführer unterzeichnet sein. Der Absender hat dem Frachtführer auf Verlangen eine von ihm unterschriebene Abschrift des Ladescheins auszuhändigen.

§ 446. Der Ladeschein entscheidet für daS Rechtsverhältniß zwischen dem Frachtführer und dem Empfänger des Gutes; die nicht in den Lade­ schein aufgenommenen Bestimmungen des Frachtvertrags find dem Empfänger gegenüber unwirksam, sofern nicht der Ladeschein ausdrücklich auf fie Bezug nimmt. Für daS Rechtsverhältniß zwischen dem Frachtführer und dem Ab­ sender bleiben die Bestimmungen des Frachtvertrags maßgebend. § 447. Zum Empfange des Gutes legitimirt ist derjenige, an welchen das Gut nach dem Ladeschein abgeliefert werden soll oder auf welchen der Ladeschein, wenn er an Order lautet, durch Jndoffament übertragen ist. Der zum Empfange Legitimirte hat schon vor der Ankunft des Gutes am Ablieferungsorte die Rechte, welche dem Absender in Ansehung der Verfügung über das Gut zustehen, wenn ein Ladeschein nicht aus­ gestellt ist. Der Frachtführer darf einer Anweisung des Absenders, das Gut anzuhalten, zurückzugeben oder an einen anderen als den durch den Lade­ schein legitimirten Empfänger auszuliefern, nur Folge leisten, wenn ihm der Ladeschein zurückgegeben wird; verletzt er diese Verpflichtung, so ist er dem rechtmäßigen Befitzer des Ladescheins für das Gut verhaftet. § 448. Der Frachtführer ist zur Ablieferung des Gutes nur gegen Rückgabe des Ladescheins, auf dem die Ablieferung des Gutes be­ scheinigt ist, verpflichtet. § 449. Im Falle des § 432 Abs. 1 wird der nachfolgende Fracht­ führer, der das Gut auf Grund des Ladescheins übernimmt, nach Maß­ gabe des Scheines verpflichtet. § 450. Die Uebergabe des Ladescheins an denjenigen, welcher durch den Schein zur Empfangnahme des Gutes legitimirt wird, hat, wenn das Gut von dem Frachtführer übernommen ist, für den Erwerb von Rechten an dem Gute dieselben Wirkungen wie die Uebergabe des Gutes. K 451. Die Vorschriften der §§ 426 bis 450 kommen auch zur Anwendung, wenn ein Kaufmann, der nicht Frachtführer ist, im Betriebe

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seines Handelsgewerbes eine Beförderung von Gütern zu Lande oder auf Flüssen oder sonstigen Binnengewässern auszuführen übernimmt.

§ 452. Auf die Beförderung von Gütern durch die Postver­ waltungen deS Reichs und der Bundesstaaten finden die Vorschriften dieses Abschnitts keine Anwendung. Die bezeichneten Postverwaltungen gelten nicht als Kaufleute im Sinne dieses Gesetzbuchs. Siebenter Abschnitt.

Beförderung von Gütern und Personen auf den Eisenbahnen. § 453. Eine dem öffentlichen Güterverkehre dienende Eisenbahn darf die Uebernahme von ©fitem zur Beförderung nach einer für den Güterverkehr eingerichteten Station innerhalb deS Deutschen Reichs nicht verweigern, sofern 1. der Absender sich den geltenden Beförderungsbedingungen und den sonstigen allgemeinen Anordnungen der Eisenbahn unterwirft; 2. die Beförderung nicht nach gesetzlicher Vorschrift oder aus Gründen der öffentlichen Ordnung verboten ist; 8. die Güter nach der Eisenbahnverkehrsordnung oder den gemäß der Verkehrsordnung erlassenen Vorschriften und, soweit diese keinen An­ halt gewähren, nach der Anlage und dem Betriebe der betheiligten Bahnen sich zur Beförderung eignen; 4. die Beförderung mit den regelmäßigen Beförderungsmitteln möglich ist; 5. die Befördemng nicht durch Unistände, die als höhere Gewalt zu be­ trachten find, verhindert wird. Die Eisenbahn ist nur insoweit verpflichtet, Güter zur Beförderung anzunehmen, als die Beförderung sofort erfolgen kann. Inwieweit sic verpflichtet ist, Güter, deren Beförderung nicht sofort erfolgen kaim, in einstweilige Verwahrung zu nehmen, bestimmt die Eisenbahnverkehrsordnung. Die Beförderung der Güter findet in der Reihenfolge statt, in welcher sie zur Befördemng angenommen worden sind, sofern nicht zwingende Gründe des Eisenbahnbetriebs oder daS öffentliche Interesse eine Ausnahme rechtfertigen. Eine Zuwiderhandlung gegen diese Vorschriften begründet den An­ spruch auf Ersatz des daraus entstehenden Schadens. § 454. Auf das Frachtgeschäft der dem öffentlichen Güterverkehre dienenden Eisenbahnen finden die Vorschriften des vorigen Abschnitts in­ soweit Anwendung, als nicht in diesem Abschnitt oder in der Eisenbahn­ verkehrsordnung ein Anderes bestimmt ist. § 455. Die Eisenbahn ist verpflichtet, auf Verlangen des Ab­ senders den Empfang des Gutes unter Angabe des TageS, an welchem es zur Beförderung angenommen ist, auf einem Duplikate des Frachtbriefs zu bescheinigen; das Duplikat ist von dem Absender mit dem Frachtbriefe vorzulegen.

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In» Falle der Ausstellung eines Frachtbriefduplikats steht dem Ab­ sender das im 8 433 bezeichnete Berfügungsrecht nur zu, wenn er das Duplikat vorlegt. Befolgt die Eisenbahn die Anweisungen des Absenders, ohne die Borlegung des Duplikats zu verlangen, so ist sie für den daraus entstehenden Schaden dem Empfänger, welchem der Absender die Urkunde übergeben hat, haftbar. § 456. Die Eisenbahn haftet für den Schaden, der durch Verlust oder Beschädigung des Gutes in der Zeit von der Annahme zur Beförde­ rung bis zur Ablieferung entsteht, es sei denn, daß der Schaden durch ein Verschulden oder eine nicht von der Eisenbahn verschuldete Anweisung des Verfügungsberechtigten, durch höhere Gewalt, durch äußerlich nicht er­ kennbare Mängel der Verpackung oder durch die natürliche Beschaffenheit des Gutes, namentlich durch inneren Verderb, Schwinden, gewöhnliche Leckage, verursacht ist. Die Vorschrift des § 429 Abs. 2 findet Anwendung. K 457. Muß auf Grund des Frachtvertrags von der Eisenbahn für gänzlichen oder theilweisen Verlust des Gutes Ersatz geleistet werden, so ist der gemeine Handelswerth und in dessen Ermangelung der gemeine Werth zu ersetzen, welchen Gut derselben Art und Beschaffenheit am Orte der Absendung in dem Zeitpunkte der Annahme zur Beförderung hatte, unter Hinzurechnung dessen, was an Zöllen und sonstigen Kosten sowie an Fracht bereits bezahlt ist. Im Falle der Beschädigung ist für die Minderung des im Abs. 1 bezeichneten Werthe« Ersatz zu leisten. Ist der Schaden durch Vorsatz oder grobe Fahrläsfigkeit der Eisen­ bahn herbeigeführt, so kann Ersatz des vollen Schadens gefordert werden.

§ 458. Die Eisenbahn haftet für ihre Leute und für andere Personen, deren fie sich bei der Ausführung der Beförderung bedient. § 459.

Die Eisenbahn haftet nicht:

1. in Ansehung der Güter, die nach der Bestimmung des Tarifs oder nach einer in den Frachtbrief aufgenommenen Vereinbarung mit dem Absender in offen gebauten Wagen befördert werden, für den Schaden, welcher aus der mit dieser Beförderungsart ver­ bundenen Gefahr entsteht; 2. in Ansehung der Güter, die, obgleich ihre Natur eine Verpackung zum Schutze gegen Verlust oder Beschädigung während der Beförde­ rung erfordert, nach Erklärung des Absenders auf dem Frachtbrief unverpackt oder mit mangelhafter Verpackung zur Beförderung auf­ gegeben worden sind, für den Schaden, welcher auS der mit dem Mangel oder mit der mangelhaften Beschaffenheit der Verpackung verbundenen Gefahr entsteht; 3. in Ansehung der Güter, deren Aufladen und Abladen nach der Be­ stimmung des Tarifs oder nach einer in den Frachtbrief aufgenommenen Vereinbarung mit dem Absender von diesem oder von dem Empfänger besorgt wird,

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HGB für den Schaden, welcher aus der mit dein Aufladen und Ab laden oder mit einer mangelhaften Berladung verbundenen Gefahr entsteht; 4. in Ansehung der Güter, die vermöge ihrer eigenthümlichen natür­ lichen Beschaffenheit der besonderen Gefahr ausgesetzt sind, Verlust oder Beschädigung, namentlich Bruch, Rost, inneren Verderb, außer­ gewöhnliche Leckage, Austrocknung und Verstreuung, zu erleide», für den Schaden, welcher aus dieser Gefahr entsteht;

5. in Ansehung lebender Thiere für den Schaden, welcher aus der für sie verbundenen besonderen Gefahr entsteht;

mit der Beförderung

6. in Ansehung derjenigen Güter, einschließlich der Thiere, welchen nach der Eisenbahnverkehrsordnung, dem Tarif oder nach einer in den Frachtbrief aufgenommenen Vereinbarung mit dem Absender ein Begleiter beizugeben ist, für den Schaden, welcher aus der Gefahr entsteht, deren Abwendung durch die Begleitung bezweckt wird.

Konnte ein eingetretener Schaden den Umständen nach aus einer der im Abs. 1 bezeichneten Gefahren entstehen, so wird vermuthet, daß er aus dieser Gefahr entstanden sei. Eine Befreiung von der Haftpflicht kann auf Grund dieser Vor­ schriften nicht geltend gemacht werden, wenn der Schaden durch Verschulden der Eisenbahn entstanden ist.

8 460. Bei Gütern, die nach ihrer natürlichen Beschaffenheit bei der Beförderung regelmäßig einen Gewichtsverlust erleiden, ist die Haftpflicht der Eisenbahn für Gewichtsverluste bis zu den aus der Eisen­ bahnverkehrsordnung sich ergebenden Normalsätzen ausgeschlossen. Der Normalsatz wird, falls mehrere Stücke auf denselben Frachtbrief befördert werden, für jedes Stück besonders berechnet, wenn das Gewicht der einzelnen Stücke im Frachtbriefe verzeichnet ist oder sonst festgestellt werden kann. Die Beschränkung der Haftpflicht tritt nicht ein, soweit der Verlust den Umständen nach nicht in Folge der natürlichen Beschaffenheit des Gutes entstanden ist oder soweit der angenommene Satz dieser Beschaffenheit oder den sonstigen Umständen des Falles nicht entspricht. Bei gänzlichem Verluste des Gutes findet ein Abzug für Gewichts­ verlust nicht statt. § 461. Die Eisenbahnen können in besonderen Bedingungen (Ausnahmetarifen) einen im Falle des Verlustes oder der Beschädigung zu erstattenden Höchstbetrag festsetzen, sofern diese Ausnahmetarife veröffenllicht werden, eine Preisermäßigung für die ganze Beförderung gegen­ über den gewöhnlichen Tarifen der Eisenbahn enthalten und der gleiche Höchstbetrag auf die ganze Beförderungsstrecke Anwendung findet. Ist der Schaden durch Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit der Eisen­ bahn herbeigeführt, so kann die Bejchränkung auf den Höchstbetrag nicht geltend gemacht werden.

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§ 462.

Inwieweit für den Fall des Verlustes oder der Be­ schädigung von Kostbarkeiten, Kunstgegenständen, Geld und Werthpapieren die zu leistende Entschädigung auf einen Höchstbetrag beschränkt werden kann, bestimmt die Eisenbahnverkehrsordnung. Die Vorschrift des § 461 Abs. 2 findet entsprechende Anwendung.

§ 463.

Ist das Jntereste an der Lieferung nach Maßgabe der Vorschriften der Eisenbahnverkehrsordnung in dem Frachtbriefe, dem Gepäckschein oder dem Beförderungsschein angegeben, so kann im Falle des Verlustes oder der Beschädigung des Gutes außer der im § 457 Abs. 1, 2 bezeichneten Entschädigung der Ersatz des weiter entstandenen Schadens bis zu dem angegebenen Betrage beansprucht werden. Ist die Ersatzpflicht nach den Vorschriften des § 461 oder des § 462 auf einen Höchstbetrag beschränkt, so findet eine Angabe des Interesses an der Lieferung über diesen Betrag hinaus nicht statt.

§ 464.

Wegen einer Beschädigung oder Minderung, die bei der Annahme des Gutes durch den Empfänger äußerlich nicht erkennbar ist, können Ansprüche gegen die Eisenbahn nach § 438 Abs. 3 nur geltend gemacht werden, wenn binnen einer Woche nach der Annahme zur Fest­ stellung des Mangels entweder bei Gericht die Besichtigung des Gutes durch Sachverständige oder schriftlich bei der Eisenbahn eine von dieser nach den Vorschriften der Eisenbahnverkehrsordnung vorzunehmende Unter­ suchung beantragt wird. Ist der Schaden durch Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit der Eisen­ bahn herbeigesührt, so kann sie sich auf diese Vorschrift nicht berufen.

§ 465.

Für den Verlust von Reisegepäck, das zur Beförderung anfgegeben ist, haftet die Eisenbahn nur, wenn das Gepäck binnen acht Tagen nach der Ankunft des Zuges, zu welchem es aufgegeben ist, auf der Bestimmungsstation abgefordert wird. Inwieweit für den Fall des Verlustes oder der Beschädigung von Reisegepäck, da8 zur Beförderung aufgegeben ist, die zu leistende Ent­ schädigung auf einen Höchstbetrag beschränkt werden kann, bestimmt die Eisenbahnverkehrsordnung. Ist der Schaden durch Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit der Eisenbahn herbeigeführt, so kann die Beschränkung auf den Höchstbetrag nicht geltend gemacht werden. Für den Verlust oder die Beschädigung von Reisegepäck, das nicht zur Beförderung aufgegeben ist, sowie von Gegenständen, die in beförderten Fahrzeugen belasten sind, haftet die Eisenbahn nur, wenn ihr ein Ver­ schulden zur Last fällt.

§ 466.

Die Eisenbahn hastet für den Schaden, welcher durch Versäumung der Lieferfrist entsteht, eS sei denn, daß die Verspätung von einem Ereignisse herrührt, welches sie weder herbeigeführt hat noch ab­ zuwenden vermochte. Der Schaden wird nur insoweit ersetzt, als er den in dem Frachtbriefe, beni Gepäckschein oder dem Beförderungsschein als Jntereste an der Lieferung nach Maßgabe der Eisenbahnverkehrsordnung angegebenen Betrag und in Ermangelung einer solchen Angabe den Betrag der Fracht nicht übersteigt.

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Die Bestellung des Korrespondentrheders kann zu jeder Zeit durch Stimmenmehrheit widerrufen werden, unbeschadet des Anspruchs auf die vertragsmäßige Vergütung.

8 493. Im Verhältnisse zu Dritten ist der Korrespondentrheder kraft seiner Bestellung befugt, alle Geschäfte und Rechtshandlungen vor­ zunehmen, die der Geschäftsbetrieb einer Rhederei gewöhnlich mit sich bringt. Diese Befugniß erstreckt sich insbesondere auf die Ausrüstung, die Erhaltung und die Verfrachtung des Schiffes, auf die Versicherung der Fracht, der Ausrüstungskosten und der Havereigelder sowie auf die mit dem gewöhnlichen Geschäftsbetriebe verbundene Empfangnahme von Geld. Der Korrespondentrheder ist in demselben Umfange befugt, die Rhederei vor Gericht zu vertreten. Er ist befugt, den Schiffer anzustellen und zu entlassen; der Schiffer hat sich nur an dessen Anweisungen und nicht auch an die etwaigen An­ weisungen der einzelnen Mitrheder zu halten. Im Namen der Rhederei oder einzelner Mitrheder Wechselverbind­ lichkeiten einzugehen oder Darlehen aufzunehmen, das Schiff oder Schiffs­ parten zu verkaufen oder zu verpfänden sowie für das Schiff oder für Schiffsparten Versicherung zu nehmen, ist der Korrespondentrheder nicht befugt, eS sei denn, daß ihm eine Vollmacht hierzu besonders ertheilt ist. 8 494. Durch ein Rechtsgeschäft, welches der Korrespondentrheder als solcher innerhalb der Grenzen seiner Befugniffe schließt, wird die Rhederei dem Dritten gegenüber auch dann berechtigt und verpflichtet, wenn das Geschäft ohne Nennung der einzelnen Mitrheder geschlossen wird. Ist die Rhederei durch ein von dem Korrespondentrheder abgeschlossenes Geschäft verpflichtet, so haften die Mitrheder in gleichem Umfange (§ 486), als wenn das Geschäft von ihnen selbst geschlossen wäre.

8 495. Eine Beschränkung der im 8 493 bezeichneten Befugnisse deS Korrespondentrheders kann die Rhederei einem Dritten nur entgegen­ setzen, wenn die Beschränkung dem Dritten zur Zeit des Abschlusses des Geschäfts bekannt war. 8 496. Der Rhederei gegenüber ist der Korrespondentrheder ver­ pflichtet, die Beschränkungen einzuhalten, welche von ihr für den Umfang seiner Befugnisse festgesetzt sind; er hat sich ferner nach den gefaßten Be­ schlüssen zu richten und die Beschlüsse zur Ausführung zu bringen. Im Uebrigen ist der Umfang seiner Befugnisse auch der Rhederei gegenüber nach den Vorschriften des § 493 mit der Maßgabe zu beurtheilen, daß er zu neuen Reisen und Unternehmungen, zu außergewöhnlichen Reparaturen sowie zur Anstellung oder zur Enllassung des Schiffers vorher die Beschlüsse der Rhederei einzuholen hat. 8 497. Der Korrespondentrheder ist verpflichtet, in den Angelegen­ heiten der Rhederei die Sorgfalt eines ordentlichen Rheders anzuwenden. 8 498. Der Korrespondentrheder hat über seine die Rhederei betreffende Geschäftsführung abgesondert Buch zu führen und die dazu gehörigen Belege aufzubewahren. Er hat auch jedem Mitrheder auf besten

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Verlangen Kenntniß von allen Verhältnissen zu geben, die sich auf die Rhederei, insbesondere auf das Schiff, die Reise und die Ausrüstung, be­ ziehen; er hat ihm jederzeit die Einsicht der die Rhederei betreffenden Bücher, Briefe und Papiere zu gestatten.

§ 499. Der Korrespondentrheder ist verpflichtet, jederzeit auf Beschluß der Rhederei dieser Rechnung zu legen. Die Genehmigung der Rechnung sowie die Billigung der Verwaltung des Korrespondentrheders durch die Mehrheit hindert die Minderheit nicht, ihr Recht geltend zu machen. § 500. Jeder Mitrheder hat nach dem Berhältniffe seiner Schiffs­ part zu den Ausgaben der Rhederei, insbesondere zu den Kosten der Aus­ rüstung und der Reparatur des Schiffes, beizutragen. Ist ein Mitrheder mit der Leistung seines Beitrags im Verzug und wird das Geld von Mitrhedern für ihn vorgeschoffen, so ist er diesen zur Entrichtung von Zinsen von dem Zeitpunkte der Vorschüsse an verpflichtet. Durch den Vorschuß wird ein versicherbares Jntereffe hinsichtlich der Schiffspart für die Mitrheder begründet. Im Falle der Versicherung dieses Interesses hat der säumige Mitrheder die Kosten der Versicherung zu ersetzen. § 501. Wenn eine neue Reise oder wenn nach der Beendigung einer Reise die Reparatur des Schiffes oder wenn die Befriedigung eines Gläubigers beschlossen worden ist, dem die Rhederei nur mit Schiff und Fracht haftet, so kann jeder Mitrheder, welcher dem Beschluffe nicht zu­ gestimmt hat, sich von der Leistung der zur Ausführung des Beschlusses erforderlichen Einzahlungen dadurch befreien, daß er seine Schiffspart ohne Anspruch auf Entgelt aufgiebt. Der Mitrheder, welcher von dieser Befugniß Gebrauch machen will, muß dies den Mitrhedern oder dem Korrespondentrheder binnen drei Tagen nach dem Tage des Beschluffes oder, wenn er bei der Beschluß­ fassung nicht anwesend und nicht vertreten war, binnen drei Tagen nach der Mittheilung des Beschluffes gerichtlich oder notariell kundgeben. Die aufgegebene Schiffspart fällt den übrigen Mitrhedern nach dem Derhältniffe der Größe ihrer Schiffsparten zu. § 502. Die Vertheilung des Gewinns und Verlustes geschieht nach der Größe der Schiffsparten. Die Berechnung des Gewinns und Verlustes und die Auszahlung des etwaigen Gewinns erfolgt jedesmal, nachdem das Schiff in den Heimathshafen zurückgekehrt ist oder nachdem es in einem anderen Hafen seine Reise beendigt hat und die Schiffsmannschaft entlassen ist. Außerdem muß auch vor dem erwähnten Zeitpunkte das eingehende Geld, soweit es nicht zu späteren Ausgaben oder zur Deckung von An­ sprüchen einzelner Mitrheder an die Rhederei erforderlich ist, unter die einzelnen Mitrheder nach dem Verhältnisse der Größe ihrer Schiffsparten vorläufig vertheilt und auSgezahlt werden.

§ 503. Jeder Mitrheder kann seine Schiffspart jederzeit und ohne Einwilligung der übrigen Mitrheder ganz oder theilweise veräußern.

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Die Veräußerung einer Schiffspart, in Folge deren daS Schiff das Recht, die Reichsflagge zv führen, verlieren würde, kann nur mit Zu­ stimmung aller Mitrheder erfolgen.

§ 504. Der Mitrheder, welcher seine Schiffspart veräußert hat, wird, solange die Veräußerung von ihm und dem Erwerber den Mitrhedern oder dem Korrespondentrheder nicht angezeigt worden ist, im Verhältniffe zu den Mitrhedern noch als Mitrheder betrachtet und bleibt wegen aller vor dieser Anzeige begründeten Verbindlichkeiten als Mitrheder den übrigen Mitrhedern verhaftet. Der Erwerber der Schiffspart ist jedoch im Verhältnisse zu den übrigen Mitrhedern schon seit dem Zeitpunkte der Erwerbung als Mitrheder verpflichtet. Er muß die Bestimmungen des Rhedereivertrags, die gefaßten Beschlüffe und eingegangenen Geschäfte gleichwie der Veräußerer gegen sich gelten kaffen; die übrigen Mitrheder können außerdem alle gegen den Veräußerer als Mitrheder begründeten Verbindlichkeiten in Bezug auf die veräußerte Schiffspart gegen den Erwerber zur Aufrechnung bringen, unbeschadet des Rechtes des Erwerbers auf Gewährleistung gegen den Veräußerer.

§ 505. Eine Aenderung in den Personen der Mitrheder ist ohne Einfluß auf den Fortbestand der Rhederei. Stirbt ein Mitrheder oder wird der Konkurs über das Vermögen eines Mitrheders eröffnet, so hat dies die Auflösung der Rhederei nicht zur Folge. Eine Aufkündigung von Seiten eines Mitrheders oder eine Aus­ schließung eines MitrhederS findet nicht statt. § 506. Die Auflösung der Rhederei kann durch Stimmen­ mehrheit beschloffen werden. Der Beschluß, das Schiff zu veräußern, steht dem Beschlusse der Auflösung gleich. Ist die Auflösung der Rhederei oder die Veräußerung des Schiffes beschloffen, so muß das Schiff öffentlich verkauft werden. Der Verlaus kann nur geschehen, wenn das Schiff zu einer Reise nicht verfrachtet ist und sich in dem Heimathshafen oder in einem inländischen Hafen befindet. Ist jedoch das Schiff als reparaturunfähig oder rcparaturunwürdig kondemnirt (§ 479), so kann der Verkauf, auch wenn daS Schiff ver­ frachtet ist, und selbst im Ausland erfolgen. Soll von diesen Vorschriften abgewichen werden, so ist die Zustimmung aller Mitrheder erforderlich. 5 507. Die Mitrheder als solche haften Dritten, wenn ihre persönliche Haftung eintritt, nur nach dem Verhältnisse der Größe ihrer Schiffsparten. Ist eine Schiffspart veräußert, so haften für die in der Zeit zwischen der Veräußerung und der im § 504 erwähnten Anzeige etwa begründeten persönlichen Verbindlichkeiten rücksichtlich dieser Schiffspari sowohl der Veräußerer als der Erwerber. 5 508. Die Mitrheder als solche können wegen eines jeden An­ spruchs, ohne Unterschied, ob dieser von einem Mitrheder oder von einem

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Dritten erhoben wird, vor dem Gerichte des HeimathshafenS (§ 480) be­ langt werden. Diese Vorschrift kommt auch dann zur Anwendung, wenn die Klage nur gegen einen Mitrheder oder gegen einige Mitrheder gerichtet wird.

§ 509. Auf die Vereinigung zweier oder mehrerer Personen, ein Schiff für gemeinschaftliche Rechnung zu erbauen und zur Seefahrt zu verwenden, finden die Vorschriften der §§ 490, 491, 500, 505 sowie des § 507 Abs. 1 und, sobald das Schiff vollendet und von dem Erbauer abgeliefert ist, außerdem die Vorschriften der §§ 503, 504, 506 sowie des 8 507 Abs. 2 Anwendung; die Vorschrift des § 500 gilt auch für die Baukosten. Ein Korrespondentrheder (8 492) kann schon vor der Vollendung des Schiffes bestellt werden; er hat in diesem Falle sogleich nach seiner Bestellung in Bezug auf den künftigen Rhedereibetrieb die Rechte und Pflichten eines Korrespondentrheders.

§510. Wer ein ihm nicht gehöriges Schiff zum Erwerbe durch die Seefahrt für seine Rechnung verwendet und es entweder selbst führt oder die Führung einem Schiffer anvertraut, wird im Verhältnisse zu Dritten als der Rheder angesehen. Der Eigenthümer kann denjenigen, welcher aus der Verwendung einen Anspruch als Schiffsgläubiger herleitet, an der Durchführung des Anspruchs nicht hindern, es sei denn, daß die Verwendung ihm gegenüber eine widerrechtliche und der Gläubiger nicht in gutem Glauben war. Dritter Abschnitt

Schiffer.

§ 511. Der Führer des Schiffes (Schiffskapitün, Schiffer) ist ver­ pflichtet, bei allen Dienstverrichtungen, namentlich bei der Erfüllung der voll ihm auszuführenden Verträge, die Sorgfalt eines ordentlichen Schiffers anzllwenden. Er hastet für jeden durch sein Verschulden entstehenden Schaden, insbesondere für den Schaden, welcher aus der Verletzung der in diesem und den folgenden Abschnitten ihm auferlegten Pflichten entsteht. § 512. Diese Haftung des Schiffers besteht nicht nur gegenüber dem Rheder, sondern auch gegenüber dem Befrachter, Ablader und Ladungs­ empfänger, dem Reisenden, der Schiffsbesatzung und demjenigen Schiffs­ gläubiger, besten Forderung aus einem Kreditgeschäfte (8 528) entstanden ist, insbesondere dem Bodmereigläubiger. Der Schiffer wird dadurch, daß er auf Anweisung des Rheders ge­ handelt hat, den übrigen vorgenannten Personen gegenüber von der Haftung nicht befreit. Durch eine solche Anweisung wird auch der Rheder persönlich ver­ pflichtet, wenn er bei der Ertheilung der Anweisung von dem Sachverhältniß unterrichtet war. Jaeger, Reich«,ivtlgesetze.

3. Auflage

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§ 513. Der Schiffer hat vor dem Antritte der Reise dafür zu sorgen, daß das Schiff in seetüchtigem Stande, gehörig eingerichtet und ausgerüstet, gehörig bemannt und verproviantirt ist und daß die zum Ausweise für Schiff, Besatzung und Ladung erforderlichen Papiere an Bord sind. § 514. Der Schiffer hat zu sorgen für die Tüchtigkeit der Geräthschasten zum Laden und Löschen sowie für die gehörige Stauung nach Seemannsbrauch, auch wenn die Stauung durch besondere Stauer be­ wirkt wird. Er hat dafür zu sorgen, daß das Schiff nicht überladen und daß es mit dem nöthigen Ballast und der erforderlichen Garniruug ver­ sehen wird. § 515.

Wenn der Schiffer im Auslande die dort geltenden Vor­

schriften, insbesondere die Polizei-, Steuer- und Zollgesetze, nicht beobachtet, so hat er den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Desgleichen hat er den Schaden zu ersetzen, welcher daraus entsteht, daß er Güter ladet, von denen er wußte oder wissen mußte, daß sie Kriegskontrebande seien.

§ 516. Sobald das Schiff zum Abgehcn fertig ist, hat der Schiffer die Reise bei der ersten günstigen Gelegenheit anzutreten. Auch wenn er durch Krankheit oder andere Ursachen verhindert ist, das Schiff zu führen, darf er den Abgang des Schiffes oder die Weiter­ fahrt nicht ungebührlich aufhalten; er muß vielmehr, wenn Zeit und Um­ stände gestatten, die Anordnung des Rheders einzuholen, diesem ungesäumt die Verhinderung anzeigen und für die Zwischenzeit die geeigneten Vor­ kehrungen treffen, im entgegengesetzten Falle einen anderen Schiffer ein­ setzen. Für diesen Stellvertreter ist er nur insofern verantwortlich, als ihm bei dessen Wahl ein Verschulden zur Last fällt. § 517. Vom Beginne des Ladens an bis zur Beendigung der Löschung darf der Schiffer das Schiff gleichzeitig mit dem Steuermanne nur in dringenden Füllen verlassen; er hat in solchen Fällen zuvor aus den Schiffsoffizieren oder der übrigen Mannschaft einen geeigneten Vertreter zu bestellen. Dasselbe gilt auch vor dem Beginne des Ladens und nach der Be­ endigung der Löschung, wenn das Schiff in einem nicht sicheren Hafen oder auf einer nicht sicheren Rhede liegt. Bei drohender Gefahr oder wenn das Schiff sich in See befindet, muß der Schiffer an Bord sein, sofern nicht eine dringende Nothwendig­ keit seine Abwesenheit rechtfertigt. 8 518. Wenn der Schiffer in Fällen der Gefahr mit den Schlffsoffizieren einen Schiffsrath zu halten für angemessen findet, so ist er gleichwohl an die gefaßten Beschlüsse nicht gebunden; er bleibt stets für die von ihm getroffenen Maßregeln verantwortlich.

§ 519. Auf jedem Schiffe muß ein Tagebuch geführt werden, in welches für jede Reise alle erheblichen Begebenheiten, seit mit dem Ein­ nehmen der Ladung oder des Ballastes begonnen ist, einzntragen sind.

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DaS Tagebuch wird unter der Aufsicht des Schiffers von dem Steuermann und im Falle der Verhinderung des letzteren von dem Schiffer selbst oder unter seiner Aufsicht von einem durch ihn zu bestimmenden ge­ eigneten Schiffsmanne geführt. § 520. Don Tag zu Tag sind in das Tagebuch einzutragen: die Beschaffenheit von Wind und Wetter; die von dem Schiffe gehaltenen Kurse und zurückgelegten Ent­ fernungen ; die ermittelte Breite und Länge; der Wafferstand bei den Pumpen. Ferner sind in das Tagebuch einzutragen: die durch das Loth ermittelte Waffertiefe; jedes Annehmen eines Lootsen und die Zeit seiner Ankunft und seines Abganges; die Veränderungen im Personal der Schiffsbesatzung; die im Schiffsrathe gefaßten Beschlüsse; alle Unfälle, die dem Schiffe oder der Ladung zustoßen, und eine Beschreibung dieser Unfälle. Auch die auf dem Schiffe begangenen strafbaren Handlungen und die verhängten Disziplinarstrafen sowie die vorgekommenen Geburts- und Sterbefülle sind in das Tagebuch einzutragen. Die Eintragungen müssen, soweit nicht die Umstände es hindern, täglich geschehen. Das Tagebuch ist von dem Schiffer und dem Steuermanne zu unterschreiben.

§ 521. Die Landesgesetze können bestimmen, daß auf kleineren Fahrzeugen (Küstenfahrern und dergleichen) die Führung eines Tagebuchs nicht erforderlich ist. § 522. Der Schiffer hat über alle Unfälle, die sich während der Reise ereignen, sie mögen den Verlust oder die Beschädigung des Schiffes oder der Ladung, das Einlaufen in einen Nothhafen oder einen sonstigen Nachtheil zur Folge haben, mit Zuziehung aller Personen der Schiffs­ besatzung oder einer genügenden Anzahl von ihnen eine Verklarung ab­ zulegen. Die Verklarung ist ohne Verzug zu bewirken und zwar: im Bestimmungshafen oder bei mehreren Bestimmungshäfen in demjenigen, welchen das Schiff nach dem Unfälle zuerst erreicht; im Nothhafen, sofern in diesem reparirt oder gelöscht wird; oni ersten geeigneten Orte, wenn die Reise endet, ohne daß der Bestimmungshafen erreicht wird. Ist der Schiffer gestorben oder außer Stande, die Aufnahme der Verklarung zu bewirken, so ist hierzu der im Range nächste Schiffsoffizier berechtigt und verpflichtet. § 523. Die Verklarung muß einen Bericht über die erheblichen Begebenheiten der Reise, namenllich eine vollständige und deutliche Er-

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zählung der erlittenen Unfälle unter Angabe der zur Abwendung oder Verringerung der Nachtheile angewendeten Mittel, enthalten.

§ 524. Im Gebiete dieses Gesetzbuchs muß die Derllarung, unter Vorlegung deS Tagebuchs und eines Verzeichnisses aller Personen der Schiffsbesatzung, bei dem zuständigen Gericht angemeldet werden. Das Gericht hat nach Eingang der Anmeldung sobald als thunlich die Verllarung aufzunehmen. Der dazu anberaumte Termin wird in geeigneter Weise öffentlich bekannt gemacht, sofern die Umstände einen solchen Aufenthalt gestatten. Die Jntereffenten von Schiff und Ladung sowie die etwa sonst bei dem Unfälle Betheiligten sind berechtigt, selbst oder durch Vertreter der Ablegung der Verllarung beizuwohnen. Die Verllarung geschieht auf der Grundlage des Tagebuchs. Kann das geführte Tagebuch nicht beigebracht werden oder ist ein Tagebuch nicht geführt (8 521), so ist der Grund hiervon anzugeben. § 525 Der Richter ist befugt, außer den gestellten noch andere Personen der Schiffsbesatzung, deren Abhörung er angemessen findet, zu vernehmen. Er kann zum Zwecke besserer Aufllärung dem Schiffer sowie jeder anderen Person der Schiffsbesatzung geeignete Fragen zur Beant­ wortung vorlegen. Der Schiffer und die zugezogenen übrigen Personen der Schiffs­ besatzung haben ihre Aussagen zu beschwören. Die über die Verllarung aufgenommene Verhandlung ist in Urschrift aufzubewahren und jedem Betheiligten auf Verlangen eine beglaubigte Abschrift zu ertheilen. § 526. Rechtsgeschäfte, die der Schiffer eingeht, während sich das Schiff im Heimathshafen befindet, sind für den Rheder nur dann ver­ bindlich, wenn der Schiffer auf Grund einer Vollmacht gehandelt hat oder wenn ein anderer besonderer Verpflichtungsgrund vorhanden ist. Zur Annahme der Schiffsmannschaft ifl der Schiffer auch tm Heimathshafen befugt.

K 527. Befindet sich das Schiff außerhalb des Heimathshafens, so ist der Schiffer Dritten gegenüber kraft seiner Anstellung befugt, für den Rheder alle Geschäfte und Rechtshandlungen vorzunehmen, welche die Ausrüstung, die Bemannung, die Verproviantirung und die Erhaltung des Schiffes sowie überhaupt die Ausführung der Reise mit sich bringen. Diese Befugniß erstreckt sich auch auf die Eingehung von Fracht­ verträgen; sie erstreckt sich ferner auf die Anstellung von Klagen, die sich auf den Wirkungskreis des Schiffers beziehen. § 528. Zur Aufnahme von Darlehen, zur Eingehung von Käufen auf Borg sowie zum Abschluß ähnlicher Kreditgeschäfte ist der Schiffe: nur dann befugt, wenn es zur Erhaltung des Schiffes oder zur Aus­ führung der Reise nothwendig, und nur insoweit, als es zur Befriedigung des Bedürfnisses erforderlich ist. Ein Bodmereigeschäft einzugehen, ist er nur dann befugt, wenn eS zur Ausführung der Reise nothwendig, und nur insoweit, als eS zur Befriedigung des Bedürfnisses erforderlich ist.

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Die Gültigkeit des Geschäfts ist weder von der wirklichen Verwendung noch von der Zweckmäßigkeit der unter mehreren Kreditgeschäften getroffenen Wahl noch von dem Umstand abhängig, ob dem Schiffer das erforderliche Geld zur Verfügung gestanden hat, es sei denn, daß der Dritte in bösem Glauben war.

§ 529. Aus den persönlichen Kredit des Rheders Geschäfte ab­ zuschließen, insbesondere Wechselverbindlichkeiten für den Rheder einzugehen, ist der Schiffer nur auf Grund einer chn hierzu ermächtigenden Vollmacht (§ 486 Abs. 1 Nr. 1) befugt. Verhaltungsmaßregeln und dienstliche An­ weisungen, die der Schiffer vom Rheder erhält, genügen nicht, die per­ sönliche Haftung des Rheders dem Dritten gegenüber zu begründen. § 530. Die Befngniß zum Verkaufe des Schiffes hat der Schiffer nur im Falle dringender Nothwendigkeit und nur, nachdem diese durch das Ortsgericht nach Anhörung von Sachverständigen und mit Zuziehung des deutschen Konsuls, wo ein solcher vorhanden, festgestellt ist. Ist keine Gerichtsbehörde und auch keine andere Behörde, welche die Untersuchung übernimmt, am Orte vorhanden, so hat der Schiffer zur Rechtfertigung seines Verfahrens das Gutachten von Sachverständigen ein­ zuholen und, wenn dies nicht möglich ist, sich mit anderen Beweisen zu versehen. Der Verkauf muß öffentlich geschehen.

§ 531. Der Rheder, welcher die gesetzlichen Befugnisse des Schiffers beschränkt hat, kann dem Dritten die Nichteinhaltung dieser Beschränkungen nur entgegensetzen, wenn sie dem Dritten bekannt waren. § 532. Hat der Schiffer ohne besonderen Auftrag für Rechnung des Rheders aus eigenen Mitteln Vorschüsse geleistet oder sich persönlich verpflichtet, so stehen ihm gegen den Rheder wegen des Ersatzes keine größeren Rechte als einem Dritten zu. § 533. Durch ein Rechtsgeschäft, welches der Schiffer in seiner Eigenschaft als Führer des Schiffes, sei es mit, sei es ohne Bezeichnung des Rheders, innerhalb seiner gesetzlichen Befugnisse schließt, wird der Rheder dem Dritten gegenüber berechtigt und die Haftung des RhederS mit Schiff und Fracht begründet. Der Schiffer selbst wird dem Dritten durch das Rechtsgeschäft nicht verpflichtet, es sei denn, daß er eine Gewährleistung für die Erfüllung übernimmt oder seine Befugnisse überschreitet. Die Haftung des Schiffers nach Maßgabe der §§ 511, 512 wird hierdurch nicht ausgeschlossen. § 534. Auch dem Rheder gegenüber sind für den Umfang der Befugnisse des Schiffers die Vorschriften der §§ 526 bis 530 maßgebend, soweit nicht der Rheder diese Befugnisse beschränkt hat. Der Schiffer ist verpflichtet, von dem Zustande des Schiffes, den Begebnissen der Reisen, den von ihm geschlossenen Verträgen und den anhängig gewordenen Prozessen den Rheder in fortlaufender Kenntniß zu erhalten und in allen erheblichen Fällen, namentlich in den Fällen der §§ 528, 530 oder wenn er eine Reise zu ändern oder einzustellen sich genöthigt findet, oder bei außergewöhnlichen Reparaturen und Anschaffungen,

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von Verhaltungsmaßregeln nachzusuchen, sofern die Um­

stände es gestatten. Zu außergewöhnlichen Reparaturen und Anschaffungen, selbst wenn er sie mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln des Rheders be­ streiten kann, darf er nur im Falle der Nothwendigkeit schreiten. Wenn er sich das zur Bestreitung eines Bedürfnisses nöthige Geld nicht anders verschaffen kann als durch Bodmerei oder durch den Verkauf von entbehrlichem Schiffszubehör oder von entbehrlichen Schiffsvorräthen, so hat er diejenige Maßregel zu ergreifen, welche für den Rheder mit dem geringsten Nachtheile verbunden ist. Er muß dem Rheder nach der Rückkehr in den Heimathshafen und außerdem, so oft ys verlangt wird, Rechnung legen.

§ 535. Im Interesse der Ladungsbetheiligten hat der Schiffer während der Reise zugleich für das Beste der Ladung nach Möglichkeit Sorge zu tragen. Werden zur Abwendung oder Verringerung eines Verlustes besondere Maßregeln erforderlich, so liegt ihm ob, das Interesse der Ladungs­ betheiligten als deren Vertreter wahrzunehmen, wenn thunlich ihre An­ weisungen einzuholen und, soweit es den Verhältnissen entspricht, zu be­ folgen, sonst aber nach eigenem Ermessen zu verfahren und überhaupt thunlichst dafür zu sorgen, daß die Ladungsbetheiligten von solchen Vor­ fällen und den dadurch veranlaßten Maßregeln schleunigst in Kenntniß gesetzt werden. Er ist in solchen Fällen namentlich auch berechtigt, die Ladung ganz oder zu einem Theile zu löschen, äußerstenfalls, wenn ein erheblicher Verlust wegen drohenden Verderbs oder aus sonstigen Gründen anders nicht abzuwenden ist, zu verkaufen oder behufs der Beschaffung der Mittel zu ihrer Erhaltung und Weiterbeförderung zu verbodmen, sowie im Falle der Anhaltung oder Aufbringung zu reklamiren oder, wenn sie auf andere Weise seiner Verfügung entzogen ist, ihre Wiedererlangung außergerichtlich und gerichtlich zu betreiben. § 536. Wird die Fortsetzung der Reise in der ursprünglichen Richtung durch einen Zufall verhindert, so ist der Schiffer befugt, die Reise in einer anderen Richtung fortzusetzen oder sie auf Ärzere oder längere Zeit einzustellen oder nach dem Abgangshafen zurückzukehren, je nachdem es den Verhältnissen und den möglichst zu berücksichtigenden Anweisungen entspricht. Im Falle der Auflösung des Frachtvertrags hat er nach den Vor­ schriften des 8 632 zu verfahren.

§ 537. Auf den persönlichen Kredit der Ladungsbetheiligten Ge­ schäfte abzuschließen, ist der Schiffer auch in den Fällen des § 535 nur auf Grund einer ihn hierzu ermächtigenden Vollmacht befugt. § 538. Außer den Fällen des § 535 ist der Schiffer zur Ver­ bodmung der Ladung oder zur Verfügung über Ladungstheilc durch Ver­ kauf oder Verwendung nur befugt, soweit es zum Zwecke der Fortsetzung der Reise nothwendig ist.

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§ 539. Gründet sich daS Bedürfniß auf eine große Haverei und kann der Schiffer ihm durch verschiedene Maßregeln abhelfen, so hat er diejenige Maßregel zu ergreifen, welche für die Betheiligten mit dem ge­ ringsten Nachtheile verbunden ist.

§ 540. Liegt der Fall einer großen Haverei nicht vor, so ist der Schiffer zur Verbodmung der Ladung oder zur Verfügung über Ladungstheile durch Verkauf oder Verwendung nur befugt, wenn er dem Be­ dürfniß auf anderem Wege nicht abhelsen kann oder wenn die Wahl eines anderen Mittels einen unverhältnißmäßigen Schaden für den Rheder zur Folge haben würde. Auch in diesen Füllen kann er die Ladung nur zusammen mit dem Schiffe und der Fracht verbodmen (§ 680 Abs. 2). Er hat die Verbodmung vor dem Verkaufe zu wählen, es sei denn, daß die Verbodmung einen unverhältnißmäßigen Schaden für den Rheder zur Folge haben würde.

§ 541. Die Verbodmung der Ladung oder die Verfügung über Ladungstheile durch Verkauf oder Verwendung wird in den Fällen des § 540 als ein für Rechnung des Rheders abgeschloffenes Kreditgeschäft (8 528, § 754 Nr. 6) angesehen. § 542. In Bezug auf die Gültigkeit der in den Fällen der 88 535, 538 bis 540 von dem Schiffer abgeschlossenen Rechtsgeschäfte finden die Vorschriften des 8 528 Abs. 2 Anwendung. § 543. Was der Schiffer vom Befrachter, Ablader oder Ladungs­ empfänger außer der Fracht als Kaplaken, Primage oder sonst als Be­ lohnung oder Entschädigung, gleichviel unter welchem Namen, erhält, hat er dem Rheder als Einnahme in Rechnung zu bringen. § 544. Der Schiffer darf ohne Einwilligung des Rheders für eigene Rechnung keine Güter verladen. Handelt er dieser Vorschrift zu­ wider, so hat er dem Rheder die höchste am Abladungsorte zur Abladungs­ zeit für solche Reisen und Güter bedungene Fracht zu erstatten, unbeschadet des Anspruchs des Rheders auf den Ersatz eine» ihm verursachten höheren Schadens. § 545. Der Schiffer kann, selbst wenn das Gegentheil vereinbart ist, jederzeit von dem Rheder entlassen werden, jedoch unbeschadet seines Anspruchs auf Entschädigung. § 546. Erfolgt die Entlassung, weil der Schiffer untüchtig be­ funden ist oder weil er seiner Pflicht nicht genügt, so erhält er nur das­ jenige, was er von der Heuer einschließlich aller sonst bedungenen Vor­ theile bis dahin verdient hat.

§ 547. Wird ein Schiffer, der für eine bestimmte Reise an­ gestellt ist, entlasten, weil die Reise wegen Krieg, Embargo oder Blokade, wegen eines Einfuhr- oder Ausfuhrverbots oder wegen eines anderen Schiff oder Ladung betreffenden Zufalls nicht angetreten oder fortgesetzt werden kann, so erhält er gleichfalls nur dasjenige, was er von der Heuer,

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einschließlich aller sonst bedungenen Borlheile bis dahin verdient hat. Dasselbe gilt, wenn ein auf unbestimmte Zeit angestellter Schiffer aus einem der angeführten Gründe entlasten wird, nachdem er die Ausführung einer bestimmten Reife übernommen hat. Erfolgt in diesen Fällen die Entlastung während der Reise, so kann der Schiffer außerdem nach seiner Wahl entweder freie Rückbeförderung nach dem Hafen, wo er geheuert worden ist, oder eine entsprechende Ver­ gütung beanspruchen. Ein nach den Vorschriften dieses Gesetzbuchs begründeter Anspruch auf freie Rückbeförderung umfaßt auch den Unterhalt während der Reise sowie die Beförderung der Sachen des Schiffers.

§ 548. Wird ein Schiffer, der auf unbestimmte Zeit angestellt ist, aus anderen als den in den §§ 548, 547 angeführten Gründen ent­ lasten, nachdem er die Ausführung einer bestimmten Reise übernommen hat, so erhält er außer demjenigen, was ihm nach den Vorschriften des 8 547 gebührt, als Entschädigung noch die Heuer für einen Monat und für die nach § 73 der Seemannsordnung zu berechnende voraussichtliche Dauer feiner Reife nach dem RückbeförderungShafen.

§ 549. War die Heuer nicht zeitweise, sondern in Bausch und Bogen für die ganze Reise bedungen, so wird in den Fällen der §§ 546 bis 548 die verdiente Heuer mit Rücksicht aus den vollen Heuerbetrag nach dem VerhLltniste der geleisteten Dienste sowie des etwa zurückgelegten Theiles der Reise bestimmt. Zur Ermittelung der Heuer für einzelne Monate wird die durchschnittliche Dauer der Reise, einschließlich der LadungS- und Löschungszeit, unter Berücksichtigung der Beschaffenheit des Schiffes in Ansatz gebracht und danach die Heuer für die einzelnen Monate berechnet. Bei Berechnung der Heuer für einzelne Tage wird der Monat zu dreißig Tagen gerechnet.

§ 550. Endet die Rückreise des Schiffes nicht in dem Heiiuathshasen und war der Schiffer für die Ausreise und die Rückreise oder auf unbestimmte Zeit angestellt, so hat der Schiffer Anspruch auf freie Rück­ beförderung nach dem Hafen, wo er geheuert worden ist, und auf Fort­ bezug der Heuer während der Reise oder nach seiner Wahl auf eine ein­ sprechende Vergütung. 8 551. Der Schiffer, welcher auf unbestimmte Zeit angestellt ist, muß, sobald er eine Reife angetreten hat, im Dienste verbleiben, bis das Schiff in den Heimathshafen oder in einen inländischen Hafen zurückgekehrt und die Entlöschung erfolgt ist. Er kann jedoch seine Entlassung fordern, wenn seit der ersten Ab­ reise zwei oder drei Jahre verfloffen find, je nachdem sich das Schiff zur Zeit der Kündigung in einem europäischen oder in einem außereuropäischen Hafen befindet. Er hat in einem solchen Falle dem Rheder die zu seiner Ersetzung erforderliche Zeit zu gewähren und den Dienst inzwischen fort­ zufetzen, jedenfalls die laufende Reise zu beendigen. Ordnet der Rheder sofort nach der Kündigung die Rückreise an, so ist der Schiffer verpflichtet, das Schiff zurückzuführen.

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§ 552. Die Schiffspart, mit welcher der Schiffer auf Grund einer mit den übrigen Rhedern getroffenen Vereinbarung als Mitrheder an dem Schiffe betheiligt ist, ist im Falle seiner unfreiwilligen Entlastung auf sein Verlangen von den Mitrhedern gegen Auszahlung des durch Sachverständige zu bestimmenden Schätzungswerths zu übernehmen. Dieses Recht des Schiffers erlischt, wenn er die Erklärung, davon Gebrauch zu machen, ohne Grund verzögert. § 553. Falls der Schiffer nach Antritt des Dienstes erkrantt oder eine Verletzung erleidet, trägt der Rheder die Kosten der Verpflegung und Heilbehandlung. Vorbehaltlich der Vorschrift im Abs. 2 erstreckt sich diese Verpflichtung: 1. wenn der Schiffer wegen der Krankheit oder Verletzung die Reise nicht antritt, bis zum Ablaufe von sechsundzwanzig Wochen seit der Erkrankung oder Verletzung; 2. wenn er die Reise angetreten hat, bis zum Ablaufe von sechsund­ zwanzig Wochen nach dem Verlassen des Schiffes. Bei Verletzung infolge eines Betriebsunfalls werden die Fristen im Abs. 1 auf dreizehn Wochen beschränk, im Falle der Nr. 2 jedoch nur, wenn der Schiffer das Schiff in einem deutschen Hafen verläßt, oder wenn er aus einem außerdeutschen Hafen in die Krankenanstalt eines deutschen Hafens überführt wird. Die Verpflichtung des Rheders hört dem Ver­ letzten gegenüber auf, sobald und soweit die BerusSgenoffenschaft die Für­ sorge übernimmt. Der Rheder ist berechtigt, die Verpflegung und Heilbehandlung dem Schiffer in einer Krankenanstalt zu gewähren. Hat der Schiffer seinen Wohnfitz an dem Orte, wo er das Schiff verläßt, oder an dem Orte der Krankenanstalt, in welche er ausgenommen werden soll, so kann die Auf­ nahme nur erfolgen: 1. für den Schiffer, welcher verheiratet ist oder eine eigene Haushaltung hat, oder Mitglied der Haushaltung seiner Famllie ist, mit seiner Zustimmung, oder unabhängig von derselben, wenn die Art der Krankheit Anforderungen an die Behandlung oder Verpflegung stellt, welchen in der Familie des Erkrankten oder Verletzten nicht genügt werden kann, oder wenn die Krankheit eine ansteckende ist, oder wenn der Zustand oder daS Verhalten des Schiffers eine fortgesetzte Be­ obachtung erfordert; 2. in sonstigen Fällen unbedingt. Ein Schiffer, der wegen Krankheit oder Verletzung außerhalb des Reichsgebiets zurückgeblieben ist, kann mit seiner Einwilligung und der des behandelnden Arztes oder des Seemannsamts nach einem deutschen Hafen in eine Krankenanstalt überführt werden. Ist der Schiffer außer Stande, die Zustimmung zu erteilen, oder verweigert er fie ohne berechtigten Grund, so kann sie nach Anhörung eines Arztes durch dasjenige Seemannsamt ersetzt werden, in dessen Bezirke der Schiffer sich zur Zeit befindet. Der Schiffer, welcher fich der Heilbehandlung ohne berechtigten Grund entzieht und hierdurch nach ärztlichem Gutachten die Heilung vereitelt oder wesentlich erschwert hat, verliert den Anspruch auf kostenfreie Ver-

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pflegung und Heilbehandlung. Ueber die Berechtigung des Grundes sowie über Beginn und Dauer deS Verlustes entscheidet vorläufig das See­ mannsamt. Falls der Schiffer nicht mit dem Schiffe nach dem Heimathshafen oder dem Hafen, wo er geheuert worden ist. zurückkehrt, gebührt ihm ferner freie Zurückbeförderung (8 547) oder nach seiner Wahl eine entsprechende Vergütung.

§ 553 a. Die Heuer, einschließlich aller sonst bedungenen Vorteile, bezieht der erkrankte oder verletzte Schiffer: wenn er die Reise nicht antritt, bis zur Einstellung des Dienstes; wenn er die Reise angetreten hat, bis zu dem Tage, an welchem er daS Schiff verläßt. Der Bezug der Heuer wird während des Aufenthalts in einer Krankenanstalt nicht gekürzt. Ist der Schiffer bei Vertheidigung deS Schiffes zu Schaden ge­ kommen, so hat er überdies auf eine angemeffene, erforderlichen Falles von dem Richter zu bestimmende Belohnung Anspruch. § 553 d. Auf den Schiffer, welcher die Krankheit oder Verletzung durch eine strafbare Handlung sich zugezogen oder den Dienst widerrechtlich verlaffen hat, finden die §§ 553, 553 a keine Anwendung.

§ 554. Stirbt der Schiffer nach dem Antritte des Dienstes, so hat der Rheder die bis zum Todestage verdiente Heuer einschließlich aller sonst bedungenen Vortheile zu entrichten; ist der Tod nach dem Antritte der Reise erfolgt, so hat der Rheder auch die Beerdigungskosten zu tragen. Wird der Schiffer bei Vertheidigung des Schiffes getödtet, so hat der Rheder überdies eine angemessene'Belohnung zu zahlen. § 555. Auch nach dem Verluste deS Schiffes ist der Schiffer verpflichtet, noch für die Verklarung zu sorgen und überhaupt das Interesse des Rheders solange wahrzunehmen, als es erforderlich ist. Er hat für diese Zeit Anspruch auf Fortbezug der Heuer und auf Erstattung der Kosten deS Unterhalts. Außerdem kann er freie Rückbeförderung (§ 547 oder nach seiner Wahl eine entsprechende Vergütung beanspruchenvierter Abschnitt.

Frachtgeschäft zur Beförderung turn Gütern. § 556. Der Frachtvertrag zur Beförderung von Gütern bezieh; sich entweder 1. auf daS Schiff im Ganzen oder einen verhältnismäßigen Theil oder einen bestimmt bezeichneten Raum des Schiffes oder 2. auf einzelne Güter (Stückgüter). § 557. Wird das Schiff im Ganzen oder zu einem verhältnißmäßigen Theile oder wird ein bestimmt bezeichneter Raum des Schiffer verfrachtet, so kann jede Partei verlangen, daß über den Vertrag eint schriftliche Urkunde (Chartepartie) errichtet wird.

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§ 558. In der Verfrachtung eines ganzen Schiffes ist die Kajüte nicht einbegriffen; es dürfen jedoch ohne Einwilligung des Befrachters in die Kajüte keine Güter verladen werden. § 559. Bei jeder Art von Frachtvertrag (§ 556) hat der Ver­ frachter das Schiff in seetüchtigem Stande zu liefern. Er haftet dem Befrachter für jeden Schaden, der aus dem mangel­ haften Zustande des Schiffes entsteht, es fei denn, daß der Mangel bei Anwendung der Sorgfollt eines ordentlichen Verfrachters nicht zu ent­ decken war. § 560. Der Schiffer hat zur Einnahme der Ladung das Schiff an den vom Befrachter oder, wenn das Schiff an Mehrere verfrachtet ist, von sämmtlichen Befrachtern ihm angewiesenen Platz hinzulegen. Erfolgt die Anweisung nicht rechtzeitig oder wird nicht von sämmt­ lichen Befrachtern derselbe Platz angewiesen oder gestatten die Wassertiefe, die Sicherheit des Schiffes oder die örtlichen Verordnungen oder Ein­ richtungen die Befolgung der Anweisung nicht, so hat der Schiffer an dem ortsüblichen Ladungsplatz anzulegen. § 561. Sofern nicht durch Vertrag oder durch die örtlichen Ver­ ordnungen des Abladungshafens und in deren Ermangelung durch einen daselbst bestehenden OrtSgebrauch ein Anderes bestimmt ist, find die Güter von dem Befrachter kostenfrei bis an das Schiff zu liefern, dagegen die Kosten der Einladung in das Schiff von dem Verfrachter zu tragen. § 562. Der Verfrachter ist verpflichtet, statt der vertragsmäßigen Güter andere, von dem Befrachter zur Verschiffung nach demselben Be­ stimmungshafen ihm angebotene Güter anzunehmrn, wenn dadurch seine Lage nicht erschwert wird. Diese Vorschrift findet keine Anwendung, wenn die Güter im Ver­ trage nicht blos nach Art oder Gattung, sondern speziell bezeichnet find. § 563. Der Befrachter oder Ablader, welcher die verladenen Güter unrichtig bezeichnet oder KriegSkontrebande oder Güter verladet, deren Ausfuhr oder deren Einfuhr in den Bestimmungshafen verboten ist, oder welcher bei der Abladung die gesetzlichen Vorschriften, insbesondere die Polizei-, Steuer- und Zollgesetze, übertritt, wird, sofern ihm dabei ein Verschulden zur Last füllt, nicht blos dem Verfrachter, sondern auch allen übrigen im § 512 Abs. 1 bezeichneten Personen für den durch sein Verfahren veranlaßten Aufenthalt und jeden anderen Schaden verant­ wortlich. Dadurch, daß er mit Zustimmung des Schiffers gehandelt hat, wird seine Verantwortlichkeit den übrigen Personen gegenüber nicht aus­ geschlossen. Er kann aus der Konfiskation der Güter keinen Grund herleiten, die Zahlung der Fracht zu verweigern. Gefährden die Güter das Schiff oder die übrige Ladung, so ist der Schiffer befugt, die Güter ans Land zu setzen oder in dringenden Fällen über Bord zu werfen.

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§ 564. Auch derjenige, welcher ohne Wissen des Schiffer« Güter an Bord bringt, ist nach Maßgabe des § 563 zum Ersätze deS daraus entstehenden Schadens verpflichtet. Der Schiffer ist befugt, solche Güter wieder ans Land zu setzen oder, wenn fie das Schiff oder die übrige Ladung gefährden, nöthigenfalls über Bord zu werfen. Hat der Schiffer die Güter an Bord behalten, so ist dafür die höchste am Abladungsorte zur Abladungszeit bezahlen.

für

solche

Reisen

und Güter

bedungene

Fracht zu

K 565. Der Verfrachter ist nicht befugt, ohne Erlaubniß des Befrachters die Güter in ein anderes Schiff zu verladen. Handelt er dieser Vorschrift zuwider, so ist er für jeden daraus entstehenden Schaden ver­ antwortlich, es sei denn, daß der Schaden auch dann entstanden und dem Befrachter zur Last gefallen sein würde, wenn die Güter nicht in ein anderes Schiff verladen worden wären. Auf Umladungen in ein anderes Schiff, die in Fällen der Noth nach dem Antritte der Reife erfolgen, finden die Vorschriften des Abs. 1 keine Anwendung.

§ 566. Ohne Zustimmung des Abladers dürfen dessen Güter weder auf das Verdeck verladen noch an die Seiten des Schiffes gehängt werden. Die Landesgesetze können bestimmen, daß diese Vorschrift, soweit sie die Beladung des Verdecks betrifft, auf die Küstenschiffahrt keine An­ wendung findet. § 567. Bei der Verfrachtung eines Schiffes im Ganzen hat der Schiffer, sobald er zur Einnahme der Ladung fertig und bereit ist, dies dem Befrachter anzuzeigen. Mit dem auf die Anzeige folgenden Tage beginnt die Ladezeit. Ueber die Ladezeit hinaus hat der Verfrachter auf die Abladung noch länger zu warten, wenn es vereinbart ist (Ueberliegezeit). Für die Ladezeit kann, sofern nicht das Gegentheil bedungen ist, keine besondere Vergütung verlangt werden. Dagegen hat der Befrachter dem Verfrachter für die Ueberliegezeit eine Vergütung (Liegegeld) zu ge­ währen.

§ 568. Ist die Dauer der Ladezeit durch Vertrag nicht festgesetzt, so wird sie durch die örtlichen Verordnungen deS Abladungshafens und in deren Ermangelung durch den daselbst bestehenden Ortsgebrauch be­ stimmt. Besteht auch ein solcher Ortsgebrauch nicht, so gilt als Ladezeit eine den Umständen des Falles angemessene Frist. Ist eine Ueberliegezeit, nicht aber deren Dauer, durch Vertrag be­ stimmt, so beträgt die Ueberliegezeit vierzehn Tage. Enthält der Vertrag nur die Festsetzung eines Liegegeldes, so ist anzunehmen, daß eine Ueberliegezeit ohne Bestimmung der Dauer ver­ einbart sei. 8 569. Ist die Dauer der Ladezeit oder der Tag, mit welchem die Ladezeit enden soll, durch Vertrag bestimmt, so beginnt die Ueber­ liegezeit ohne Weiteres mit dem Abläufe der Ladezeit.

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In Ermangelung einer solchen vertragsmäßigen Bestimmung beginnt die Ueberliegezeit erst, nachdem der Verfrachter dem Befrachter erklärt hat, daß die Ladezeit abgelaufen sei. Der Verfrachter kann schon inner­ halb der Ladezeit dem Befrachter erklären, an welchem Tage er die Lade­ zeit für abgelaufen halte. In diesem Falle ist zum Ablaufe der Ladezeit und zum Beginne der Ueberliegezeit eine neue Erklärung deS Verfrachters nicht erforderlich.

§ 570. Nach dem Ablaufe der Ladezeit oder, wenn eine Ueber­ liegezeit vereinbart ist, nach dem Ablaufe der Ueberliegezeit ist der Ver­ frachter nicht verpflichtet, auf die Abladung noch länger zu warten. Er muß jedoch seinen Willen, nicht länger zu warten, spätestens drei Tage vor dem Ablaufe der Ladezeit oder der Ueberliegezeit dem Befrachter erklären. Ist dies nicht geschehen, so läuft die Ladezeit oder Ueberliegezeit nicht eher ab, als bis die Erllärung nachgeholt ist und feit dem Tage der Abgabe der Erklärung drei Tage verstrichen sind. Die in den Abf. 1, 2 erwähnten drei Tage werden in allen Fällen als ununterbrochen fortlaufende Tage nach dem Kalender gezählt. § 571. Die in den §§ 569, 570 bezeichneten Erklärungen deS Verfrachters sind an keine besondere Form gebunden. Weigert sich der Befrachter, den Empfang einer solchen Erklärung in genügender Weise zu bescheinigen, so ist der Verfrachter befugt, eine öffentliche Urkunde darüber auf Kosten des Befrachters errichten zu laffen. § 572. Das Liegegeld ist, wenn eS nicht durch Vertrag bestimmt ist, nach billigem Ermeffen zu bestimmen. Hierbei ist auf die näheren Umstände des Falles, insbesondere auf die Heuerbeträge und die Unterhaltskosten der Schiffsbesatzung sowie auf den dem Verfrachter entgehenden Frachtverdienst, Rücksicht zu nehmen. § 573. Bei der Berechnung der Lade- und Ueberliegezeit werden die Tage in ununterbrochen fortlaufender Reihenfolge gezählt; insbesondere kommen in Ansatz die Sonntage und die Feiertrage sowie diejenigen Tage, an welchen der Beftachtrr durch Zufall die Ladung zu liefern ver­ hindert ist. Nicht in Ansatz kommen jedoch die Tage, an denen durch Wind und Wetter oder durch irgend einen anderen Zufall entweder 1. die Lieferung nicht nur der bedungenen, sondern jeder Art von Ladung an das Schiff oder 2. die Uebernahme der Ladung verhindert ist. § 574. Für die Tage, die der Verfrachter wegen Verhinderung der Lieferung jeder Art von Ladung länger warten muß, gebührt ihm Liegegeld, selbst wenn die Verhinderung während der Ladezeit eintritt. Dagegen ist für die Tage, die er wegen Verhinderung der Uebernahme der Ladung länger warten muß, Liegegeld nicht zu entrichten, selbst wenn die Verhinderung während der Ueberliegezeit eintritt.

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8 575. Sind für die Dauer der Ladezeit nach § 568 die ört­ lichen Verordnungen oder der Ortsgebrauch maßgebend, so kommen bei der Berechnung der Ladezeit die Vorschriften der §§ 573, 574 nur insoweit zur Anwendung, als die örtlichen Verordnungen oder der Ortsgebrauch nichts Abweichendes bestimmen. 8 576. Hat sich der Verfrachter ausbedungen, daß die Abladung bis zu einem bestimmten Tage beendigt fein muß, so wird er durch die Verhinderung der Lieferung jeder Art von Ladung (§ 573 Abs. 2 Nr. 1) zum längeren Warten nicht verpflichtet.

8 577. Soll der Verfrachter die Ladung von einem Dritten er­ halten und ist dieser Dritte ungeachtet der von dem Versrachter in orts­ üblicher Weise kundgemachten Bereitschaft zum Laden nicht zu ermitteln oder verweigert er die Lieferung der Ladung, so hat der Verfrachter den Befrachter schleunigst hiervon zu benachrichtigen und nur bis zum Abläufe der Ladezeit, nicht auch während der etwa vereinbarten Ueberliegezeit aus die Abladung zu warten, es sei denn, daß er von dem Befrachter oder einem Bevollmächtigten des Befrachters noch innerhalb der Ladezeit eine entgegengesetzte Anweisung erhält. Ist für die Ladezeit und die Löschzeit zusammen eine Mgetheilte Frist bestimmt, so wird für den im Abs. 1 erwähnten Fall die Hälfte dieser Frist als Ladezeit angesehen.

8 578. Der4Verfrachter hat auf Verlangen des Befrachters die Reise auch ohne die volle bedungene Ladung anzutreten. ES gebührt ihm aber alsdann nicht nur die volle Fracht und das etwaige Liegegeld, sondern er ist auch berechtigt, soweit ihm durch die Unvollständigkeit der Ladung die Sicherheit für die volle Fracht entgeht, die Bestellung einer ander­ weitigen Sicherheit zu fordern. Außerdem sind ihm die Mehrkosten, die ihm in Folge der Unvollständigkeit der Ladung etwa erwachsen, durch den Befrachter zu erstatten. 8 579. Hat der Befrachter bis zum Ablaufe der Zeit, während welcher der Verflachter auf die Abladung zu warten verpflichtet ist (Wartezeit), die Abladung nicht vollständig bewirft, so ist der Verflachter befugt, sofern der Befrachter nicht von dem Vertrage zurücktritt, die Reise anzutreten und die im 8 578 bezeichneten Forderungen geltend zu machen.

8 580. Der Befrachter kann vor dem Antritte der Reise, sei diese eine einfache oder eine zusammengesetzte, von dem Vertrag unter der Verpflichtung zurücktreten, die Hälfte der bedungenen Fracht als Faut­ fracht zu zahlen. Im Sinne getreten erachtet:

dieser Vorschrift wird

die Reise schon dann als

an­

1. wenn der Befrachter den Schiffer bereits abgefertigt hat;

2. wenn er die Ladung bereits ganz oder zu einem Theile geliefert hat und die Wartezeit verstrichen ist.

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§ 581. Macht der Befrachter von dem im § 580 bezeichneten Rechte Gebrauch, nachdem Ladung geliefert ist, so hat er auch die Kosten der Einladung und Wiederausladung zu tragen und für die Zeit der Wiederausladung, soweit sie nicht in die Ladezeit fällt, Liegegeld (§ 572) zu zahlen. Die Wiederausladung ist mit möglichster Beschleunigung zu bewirken. Der Verfrachter ist verpflichtet, den Aufenthalt, den die Wiederaus­ ladung verursacht, selbst dann sich gefallen zu lassen, wenn dadurch die Wartezeit überschritten wird. Für die Zeit nach dem Ablaufe der Warte­ zeit hat er Anspruch auf Liegegeld und auf Ersatz des durch die Ueberschreitung der Wartezeit entstandenen Schadens, soweit der letztere den Betrag dieses Liegegeldes übersteigt. § 582. Nachdem die Reise im Sinne des § 580 angetreten ist, kann der Befrachter nur gegen Berichtigung der vollen Fracht sowie aller sonstigen Forderungen deS Verfrachters (§ 614) und gegen Berichtigung oder Sicherstellung der im § 615 bezeichneten Forderungen von dem Ver­ trage zurücktreten und die Wiederausladung der Güter fordern. Im Falle der Wiederausladung hat der Befrachter nicht nur die hierdurch entstehenden Mehrkosten, sondern auch den Schaden zu ersetzen, welcher aus dem durch die Wiederausladung verursachten Aufenthalte dem Verfrachter entsteht. Zum Zwecke der Wiederausladung der Güter die Reise zu ändern oder einen Hafen anzulaufen, ist der Verfrachter nicht verpflichtet. § 583. Der Befrachter ist statt der vollen Fracht nur zwei Dritttheile als Fautfracht zu zahlen verpflichtet, wenn das Schiff zugleich auf Rückladung verfrachtet ist oder in Ausführung des Vertrags zur Ein­ nahme der Ladung eine Fahrt aus einem anderen Hafen zu machen hat und in diesen beiden Fällen der Rücktritt früher erklärt wird, als die Rückreise oder die 3teife,(iu8 dem Abladungshafen im Sinne des § 580 angetreten ist. 8 584. Bei anderen zusammengesetzten Reisen erhält der Ver­ frachter, wenn der Befrachter den Rücktritt erllärt, bevor in Bezug auf den letzten Reiseabschnitt die Reise im Sinne des § 580 angetreten ist, als Fautfracht zwar die volle Fracht, es kommt von dieser jedoch ein an­ gemessener Bruchtheil in Abzug, sofern die Umstände die Annahme be­ gründen, daß der Verfrachter in Folge der Aushebung des Vertrags Kosten erspart und Gelegenheit zu anderweitigem j Frachtverdienste ge­ habt habe. Der Abzug darf in keinem Falle die Hälfte der Fracht übersteigen. 8 585. Liefert der Befrachter bis zum Ablaufe der Wartezeit keine Ladung, so ist der Verfrachter an seine Verpflichtungen aus dem Vertrage nicht länger gebunden und befugt, gegen den Befrachter die­ selben Ansprüche geltend zu machen, welche ihm zugestanden haben würden, wenn der Befrachter von dem Vertrage zurückgetreten wäre (88 580, 583, 584).

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§ 586. Aus die Fautfracht wird die Fracht, welche der Ver­ frachter für andere Ladungsgüter erhält, nicht angerechnet. Die Vorschrift des 8 548 Abs. 1 bleibt unberührt. Der Anspruch bei Verfrachters auf Fautfracht ist nicht davon ab­ hängig, daß er die im Vertrage bezeichnete Reise ausführt. Durch die Fautfracht werden die Ansprüche des Verfrachters auf Liegegeld und die übrigen ihm etwa zustehenden Forderungen (§ 614) nicht ausgeschlossen. § 587. Ist ein verhältnißmäßiger Theil oder ein bestimmt be­ zeichneter Raum deS Schiffes verfrachtet, so gelten die Vorschriften der 88 567 bis 586 mit folgenden Abweichungen: 1. Der Verfrachter erhält in den Fällen, in denen er sich nach diesen Vorschriften mit einem Theile der Fracht begnügen müßte, als Faut­ fracht die volle Fracht, eS fei denn, daß sämmtliche Beftachter zurück­ treten oder keine Ladung liefern. Von der vollen Fracht kommt jedoch die Fracht für diejenigen Güter in Abzug, welche der Verfrachter an Stelle der nicht gelieferten annimmt. 2. In den Fällen der 88 581, 582 kann der Befrachter die Wieder­ ausladung nicht verlangen, wenn sie eine Verzögerung der Reise zur Folge haben oder eine Umladung nöthig niachen würde, es fei denn, daß alle übrigen Befrachter zustimmen. Außerdem ist der Befrachter verpflichtet, sowohl die Kosten als auch den Schaden zu ersetzen, welche durch die Wiederausladung entstehen. Machen sämmtliche Befrachter von dem Rechte des Rücktritts Gebrauch, so hat eS bei den Vorschriften der 88 581, 582 sein Bewenden.

K 588. Hat der Frachtvertrag Stückgüter zum Gegenstände, so muß der Befrachter auf die Aufforderung des Schiffers ohne Verzug die Abladung bewirken. Ist der Befrachter säumig, so ist der Verfrachter nicht verpflichtet, auf die Lieferung der Güter zu warten; der Befrachter muß, wenn die Reise ohne die Güter angetreten wird, gleichwohl die volle Fracht ent­ richten. ES kommt von der letzteren jedoch die Fracht für diejenigen Güter in Abzug, welche der Verfrachter an Stelle der nicht gelieferten annimmt. Der Verfrachter, der den Anspruch auf die Fracht gegen den säumigen Befrachter geltend machen will, ist bei Verlust de8 Anspruchs verpflichtet, dies dem Befrachter vor der Abreise kund zu geben. Auf diese Erklärung finden die Vorschriften deS 8 571 Anwendung.

§ 589. Nach der Abladung kann der Befrachter auch gegen Be­ richtigung der vollen Fracht sowie aller sonstigen Forderungen des Ver­ frachters (8 614) und gegen Berichtigung oder Sicherstellung der im § 615 bezeichneten Forderungen nur nach Maßgabe deS 8 587 Nr. 2 Abs. 1 von dem Vertrage zurücktreten und die Mederausladung der Güter fordern. Die Vorschrift deS 8 582 Abs. 3 findet Anwendung.

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§ 590. Ist ein Schiff auf Stückgüter angelegt und die Zeit der Abreise nicht festgesetzt, so hat auf Antrag des Befrachters der Richter nach den Umständen des Falles den Zeitpunkt zu bestimmen, über welchen hinaus der Antritt der Reise nicht verschoben werden darf. § 591. Bei jeder Art von Frachtvertrag hat der Befrachter inner­ halb der Zeit, binnen welcher die Güter zu liefern find, dem Schiffer zu­ gleich alle zur Verschiffung der Güter erforderlichen Papiere zuzustellen.

K 592. Der Schiffer hat zur Löschung der Ladung das Schiff an den Platz hinzulegen, der ihm von demjenigen, an welchen die Ladung abzuliefern ist (Empfänger), oder, wenn die Ladung an mehrere Empfänger abzuliefern ist, von sämmtlichen Empfängern angewiesen wird. Erfolgt die Anweisung nicht rechtzeitig oder wird nicht von sämmtlichen Empfängern derselbe Platz angewiesen oder gestatten die Waffertiefe, die Sicherheit des Schiffes oder die örtlichen Verordnungen oder Einrichtungen die Befolgung der Anweisung nicht, so hat der Schiffer an dem oäsüblichen Löschungsplatz anzulegen. § 593. Sofern nicht durch Vertrag oder durch die örtlichen Ver­ ordnungen des Löschungshafens und in deren Ermangelung durch einen daselbst bestehenden Ortsgebrauch ein Anderes bestimmt ist, werden die Kosten der Ausladung aus dem Schiffe von dem Verfrachter, alle übrigen Kosten der Löschung von dem Lidungsempfänger getragen. § 594. Bei der Verfrachtung eines Schiffes im Ganzen hat der Schiffer, sobald er zum Löschen fertig und bereit ist, dies dem Empfänger anznzeigen. Ist der Empfänger dem Schiffer unbekannt, so ist die Anzeige durch öffentliche Bekanntmachung in ortsüblicher Weise zu bewirken. Mit dem aus die Anzeige folgenden Tage beginnt die Löschzeit. Ueber die Löschzeit hinaus hat der Verfrachter nur dann auf die Abnahme der Ladung noch länger zu warten, wenn es vereinbart ist (Ueberliegezeit). Für die Löschzeit kann, sofern nicht das Gegentheil bedungen ist, keine besondere Vergütung verlangt werden. Dagegen ist dem Verfrachter für die Ueberliegezeit eine Vergütung (Liegegeld) zu gewähren. In Ansehung der Höhe des Liegegeldes finden die Vorschriften des § 572 Anwendung. § 595. Ist die Dauer der Löschzeit durch Vertrag nicht fest­ gesetzt, so wird sie durch die örtlichen Verordnungen des Löschungshafens und in deren Ermangelung durch den daselbst bestehenden Ortsgebrauch bestimmt. Besteht auch ein solcher Ortsgebrauch nicht, so gilt als Lösch­ zeit eine den Umständen des Falles angemessene Frist. Ist eine Ueberliegezeit, nicht aber deren Dauer, durch Vertrag be­ stimmt, so beträgt die Ueberliegezeit vierzehn Tage. Enthält der Vertrag nur die Festsetzung eines Liegegeldes, so ist an­ zunehmen, daß eine Ueberliegezeit ohne Bestimmung der Dauer 6er einbart sei. Jaeger, RetchSzivllgesetze.

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§ 596. Ist die Dauer der Löschzeit oder der Tag, mit welchem die Löschzeit enden soll, durch Vertrag bestimmt, so beginnt die Ueber« liegezeit ohne Weiteres mit dem Ablaufe der Löschzeit. In Ermangelung einer solchen vertragsmäßigen Bestimmung beginnt die Ueberliegezeit erst, nachdem der Verfrachter dem Empfänger erklärt hat, daß die Löschzeit abgelaufen sei. Der Verfrachter kann schon inner­ halb der Löschzeit dem Empfänger erklären, an welchem Tage er die Löschzeit für abgelaufen halte. In diesem Falle ist zum Ablaufe der Löschzeit und zum Beginne der Ueberliegezeit eine neue Erklärung des Verfrachters nicht erforderlich. Auf die im Abs. 2 erwähnten Erklärungen des Verfrachters finden die Vorschriften des § 571 Anweisung. § 597. Bei der Berechnung der Lösch- und Ueberliegezeit werden die Tage in ununterbrochen fortlaufender Reihenfolge gezählt; insbesondere kommen in Ansatz die Sonntage und die Feiertage sowie diejenigen Tage, an welchen der Empfänger durch Zufall die Ladung abzunehmen ver­ hindert ist. Nicht in Ansatz kommen jedoch die Tage, an denen durch Wind und Wetter oder durch irgend einen anderen Zufall entweder 1. die Beförderung nicht nur der im Schiffe befindlichen, sondern jeder Art von Ladung von dem Schiffe an das Land oder 2. die Ausladung aus dem Schiffe verhindert ist. § 598. Für die Tage, die der Verfrachter wegen der Verhinde­ rung der Beförderung jeder Art von Ladung von dem Schiffe an das Land länger warten muß, gebührt ihm Liegegeld, selbst wenn die Ver­ hinderung während der Löschzeit eintritt. Dagegen ist für die Tage, die er wegen Verhinderung der Ausladung aus dem Schiffe länger warten niuß, Liegegeld nicht zu entrichten, selbst wenn die Verhinderung während der Ueberliegezeit eintritt.

§ 599. Sind für die Dauer der Löschzeit nach § 595 die ört­ lichen Verordnungen oder der Ortsgebrauch maßgebend, so kommen bet der Berechnung der Löschzeit die Vorschriften der §§ 597, 598 nur in­ soweit zur Anwendung, als die örtlichen Verordnungen oder der Ottsgebrauch nichts Abweichendes bestiminen. § 600. Hat sich der Verfrachter ausbedungen, daß die Löschung bis zu einem bestiinmten Tage beendigt sein muß, so wird er durch die Verhinderung der Beförderung jeder Art von Ladung von dem Schiffe an das Land (§ 597 Abs. 2 Nr. 1) zum längeren Warten nicht verpflichtet. § 601. Wenn sich der Empfänger zur Abnahme der Güter bereit erklärt, die Abnahme aber über die von ihm einzuhaltenden Fristen ver­ zögert, so ist der Schiffer befugt, die Güter unter Benachrichtigung des Empfängers in einem öffentlichen Lagerhaus oder sonst in sicherer Weise zu hinterlegen. Der Schiffer ist verpflichtet, in dieser Weise zu verfahren und zugleich den Befrachter davon in Kenntniß zu setzen, wenn der Empfänger die

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Annahme der Güter verweigert oder sich über die Annahme auf die im § 594 vorgeschriebene Anzeige nicht erllärt oder wenn der Empfänger nicht zu erniitteln ist.

§ 602. Soweit durch die Säumniß des Empfängers oder durch das Hinterlegungsverfahren die Löschzeit ohne Verschulden des Schiffers überschritten wird, hat der Verfrachter Anspruch auf Liegegeld (§ 594), unbeschadet des Rechtes, für diese Zeit, soweit sie keine vertragsmäßige Uebcrliegezeit ist, einen höheren Schaden geltend zu machen. § 603. Die Vorschriften der §§ 594 bis 602 kommen auch zur Anwendung, wenn ein verhültnißmäßiger Theil oder ein bestimmt bezeichneter Raum des Schiffes verfrachtet ist. § 604. Stückgüter hat der Empfänger auf die Aufforderung des Schiffers ohne Verzug abzunehmen. Ist der Empfänger dem Schiffer unbekannt, so ist die Aufforderung durch öffentliche Bekanntmachung in ortsüblicher Weise zu bewirken. In Ansehung des Rechtes und der Verpflichtung des Schiffers, die Güter zu hinterlegen, gelten die Vorschriften deS § 601. Die im § 601 vorgeschriebene Benachrichtigung des Befrachters kann durch öffentliche, in ortsüblicher Weise zu bewirkende Bekanntmachung erfolgen. Für die Tage, um welche durch die Säumniß des Empfängers oder durch das Hinterlegungsverfahren die Frist, binnen welcher das Schiff würde entlöscht worden sein, überschritten ist, hat der Verfrachter Anspruch auf Liegegeld (§ 594), unbeschadet des Rechtes, einen höheren Schaden geltend zu machen. § 605. Hat bei der Verfrachtung des Schiffes tm Ganzen oder eines verhältnißmäßigen Theiles oder eines bestimmt bezeichneten Raumes des Schiffes der Befrachter Unterfrachtverträge über Stückgüter geschloffen, so bleiben für die Rechte und Pflichten deS ursprünglichen Verfrachters die Vorschriften der §§ 594 bis 602 maßgebend.

§ 606. Der Verfrachter haftet für den Schaden, der durch Ver­ lust oder Beschädigung der Güter in der Zeit von der Annahme bis zur Ablieferung entsteht, es sei denn, daß der Verlust oder die Beschädigung auf Uinständen beruht, die durch die Sorgfalt eines ordentlichen Verfrachters nicht abgewendet werden konnten. § 607. Für Kostbarkeiten, Kunstgegenstände, Geld und Werth­ papiere haftet der Verfrachter nur, wenn diese Beschaffenheit oder der Werth der Güter bei der Abladung dem Schiffer angegeben worden ist. § 608. Bevor der Empfänger die Güter übernimmt, kann sowohl der Empfänger als der Schiffer, um den Zustand oder die Menge der Güter festzustellen, ihre Besichtigung durch die zuständige Behörde oder durch die zu dem Zwecke amtlich bestellten Sachverständigen bewirken lassen. Bei diesem Verfahren ist die am Orte anwesende Gegenpartei zuzu­ ziehen, sofern die Umstände es gestatten. § 609. Ist die Besichtigung vor der Uebernahme nicht geschehen, so muß der Empfänger spätestens am zweiten Werktage nach dem Tage 35*

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der Uebernahme die nachträgliche Besichtigung der Güter nach Maßgabe deS 3 608 erwirken, widrigenfalls alle Ansprüche wegen Beschädigung oder theilweisen Verlustes erlöschen. ES macht keinen Unterschied, ob der Ver­ lust oder die Beschädigung äußerlich erkennbar war oder nicht. Diese Vorschrift findet keine Anwendung auf solche Verluste und Beschädigungen, die durch Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit einer Person der Schiffsbesatzung entstanden find.

§ 610. Die Kosten der Besichtigung hat derjenige zu tragen, welcher sie beantragt hat. Ist jedoch die Besichtigung von dem Empfänger beantragt und wird ein Verlust oder eine Beschädigung ermittelt, wofür der Verfrachter Ersatz zu leisten hat, so fallen diesem die Kosten zur Last. 8 611. Muß auf Grund des Frachtvertrags für gänzlichen oder thellweisen Verlust von Gütern Ersatz geleistet werden, so ist der gemeine Handelswerth und in deffen Ermangelung der gemeine Werth zu ersetzen, welchen Güter derselben Art und Beschaffenheit am Bestimmungsorte der Güter bei Beginn der Löschung des Schiffes oder, wenn eine Entlöschung des Schiffes an diesem Orte nicht erfolgt, bei seiner Ankunft daselbst haben; hiervon kommt in Abzug, was in Folge des Verlustes an Zöllen und sonstigen Kosten sowie an Fracht erspart ist. Wird der Bestimmungsort der Güter nicht erreicht, so tritt an dessen Stelle der Ort, wo die Reise endet, oder, wenn die Reise durch Verlust deS Schiffes endet, der Ort, wohin die Ladung in Sicherheit gebracht ist. § 612. Die Vorschriften des § 611 finden auch aus diejenigen Güter Anwendung, für welche der Rheder nach § 541 Ersatz leisten muß. Uebersteigt im Falle der Verfügung über die Güter durch Verkauf der Reinerlös den im § 611 bezeichneten Preis, so tritt an die Stelle des letzteren der Reinerlös. 8 613. Muß auf Grund des Frachtvertrags für Beschädigung von Gütern Ersatz geleistet werden, so ist der Unterschied zwischen dem Verkaufswerthe der Güter im beschädigten Zustande und dem gemeinen Handelswerth oder dem gemeinen Weähe zu ersetzen, welchen die Güter ohne die Beschädigung am Bestimmungsorte zur Zeit der Löschung des Schiffes gehabt haben würden; hiervon kommt in Abzug, was in Folge der Beschädigung an Zöllen und sonstigen Kosten erspart ist.

8 614. Durch die Annahme der Güter wird der Empfänger ver­ pflichtet, nach Maßgabe des Frachtvertrags oder des Konnossements, auf deren Grund die Empfangnahme geschieht, die Fracht nebst allen Neben­ gebühren sowie daS etwaige Liegegeld zu bezahlen, die ausgelegten Zölle und übrigen Auslagen zu erstatten und die ihm sonst obliegenden Ver­ pflichtungen zu erfüllen. Der Verfrachter hat die Güter gegen Zahlung der Fracht und gegen Erfüllung der übrigen Verpflichtungen des Empfängers auszuliefern. 8 615. Der Verfrachter ist nicht verpflichtet, die Güter früher auszuliefern, als bis die darauf haftenden Beiträge zur großen Haverei, Bergungs- und Hülfskosten und Bodmereigelder bezahlt oder sichergestellt sind.

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Ist die Verbodmung für Rechnung des Rheders geschehen, so gilt oiese Vorschrift unbeschadet der Verpflichtung des Verfrachters, für die Befreiung der Güter von der Bodmereischuld noch vor der Auslieferung zu sorgen.

§ 616. Der Verfrachter ist nicht verpflichtet, die Güter, mögen sie verdorben oder beschädigt sein oder nicht, für die Fracht an Zahlungs­ statt anzunehmen. Sind jedoch Behältnifle, die mit flüssigen Waaren angefüllt waren, während der Reise ganz oder zum größeren Theile ausgelaufen, so können sie dem Verfrachter für die Fracht und seine übrigen Forderungm (§ 614) an Zahlungsstatt überlassen werden. Durch die Vereinbarung, daß der Verfrachter nicht für Leckage haftet, oder durch die Klausel: „frei von Leckage" wird dieses Recht nicht ausgeschlossen. Das Recht erlischt, sobald die Behältnisse in den Gewahrsam des Abnehmers gelangt sind. Ist die Fracht in Bausch und Bogm bedungen und sind nur einige Behältnisse ganz oder zum größeren Theile ausgelaufen, so können diese für einen verhültnißmäßigen Theil der Fracht und der übrigen Forderungen des Verfrachters an Zahlungsstatt überlassen werden. § 617. Für Güter, die durch irgend einen Unfall verloren ge­ gangen sind, ist keine Fracht zu bezahlen und die etwa vorausbezahlte zu erstatten, sofern nicht das Gegentheil bedungen ist. Diese Vorschrift kommt auch zur Anwendung, wenn das Schiff im Ganzen oder ein verhältnißmäßiger oder ein bestimmt bezeichneter Raum des Schiffes verfrachtet ist. Sofern in einem solchen Falle das Frachtgeld in Bausch und Bogen bedungen ist, berechtigt der Verlust eines Theiles der Güter zu einem verhültnißmäßigen Abzüge von der Fracht.

K 618. Ungeachtet der nicht erfolgten Ablieferung ist die Fracht zu zahlen für Güter, deren Verlust in Folge ihrer natürlichen Beschaffenheit, namentlich durch inneren Verderb, Schwinden, gewöhnliche Leckage, ein­ getreten ist, sowie für Thiere, die unterwegs gestorben sind. Inwiefern die Fracht für Güter zu ersetzen ist, die in Fällen der großen Haverei aufgeopfert worden sind, wird durch die Vorschriften über die große Haverei bestimmt. § 619. Für Güter, die ohne Abrede über die Höhe der Fracht zur Beförderung übernommen find, ist die am Abladungsorte zur Ab­ ladungszeit übliche Fracht zu zahlen. Für Güter, die über das mit dem Befrachter vereinbarte Maß hinaus, zur Beförderung übernommen sind, ist die Fracht nach dem Verhältnisse der bedungenen Fracht zu zahlen. § 620. Ist die Fracht nach Maß, Gewicht oder Menge der Güter bedungen, so ist im Zweifel anzunehmen, daß Maß, Gewicht oder Menge der abgelieferten und nicht der eingelieferten Güter für die Höhe der Fracht entscheiden soll.

§ 621. Außer der Fracht können Kaplaken, Prämien und der­ gleichen nicht gefordert werden, sofern sie nicht ausbedungen sind.

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Die gewöhnlichen und ungewöhnlichen Kosten der Schiffahrt, tote Lootsengeld, Hafengeld, Leuchtfeuergeld, Schlepplohn, Quarantänegelder, Auseisungskosten und dergleichen, fallen in Ermangelung einer entgegen­ stehenden Abrede dem Verfrachter allein zur Last, selbst wenn er zu den Maßregeln, welche die Auslagen verursacht haben, auf Grund des Fracht­ vertrags nicht verpflichtet war. Die Fälle der großen Haverei sowie die Fälle der Aufwendung von Kosten zur Erhaltung, Bergung und Rettung der Ladung werden durch die Vorschriften des Abs. 2 nicht berührt.

§ 622.

List die Fracht nach Zeit bedungen, so beginnt sie in Ermangelung einer anderen Abrede mit dem Tage zu laufen, der auf denjenigen folgt, an welchem der Schiffer anzeigt, daß er zur Einnahme der Ladung, oder bei einer Reise in Ballast, daß er zum Antritte der Reise fertig und bereit sei, sofern aber bei einer Reise in Ballast diese Anzeige am Tage vor dem Antritte der Reise noch nicht erfolgt ist, mit dem Tage, an welchem die Reise angetreten wird. Ist Liegegeld oder Ueberliegezeit bedungen, so beginnt in allen Fällen die Zeitftacht erst mit dem Tage zu laufen, an welchem der An­ tritt der Reise erfolgt. Die Zeitftacht endet mit dem Tage, an welchem die Löschung voll­ endet ist. Wird die Reise ohne Verschulden des Verfrachters verzögert oder unterbrochen, so muß für die Zwischenzeit die Zeitfracht fortentrichtet werden, jedoch unbeschadet der Vorschriften der §§ 637, 638.

§ 623.

Der Verfrachter hat wegen der im § 614 erwähnten Forderungen ein Pfandrecht an den Gütern. Das Pfandrecht besteht, solange die Güter zurückbehalten oder hinter­ legt sind; eS dauert auch nach der Ablieferung fort, sofern es binnen dreißig Tagen nach der Beendigung der Ablieferung gerichtlich geltend gemacht wird und das Gut noch im Besitze des Empfängers ist. Die nach § 366 Abs. 3, § 368 für das Pfandrecht des Frachtführers geltenden Vorschriften finden auch auf das Pfandrecht des Verfrachters Anwendung. Die im 8 1234 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bezeichnete Audrohung des Pfandverkaufs sowie die in den §§ 1237, 1241 des Bürger­ lichen Gesetzbuchs vorgesehenen Benachrichtigungen sind an den Empfänger zu richten. Ist dieser nicht zu ermitteln oder verweigert er die Annahme des Gutes, so hat die Androhung und Benachrichtigung gegenüber dem Absender zu erfolgen.

§ 624.

Im Falle des Streites über die Forderungen des Ver­ frachters ist dieser zur Auslieferung der Güter verpflichtet, sobald die streitige Summe öffentlich hinterlegt ist. Nach der Ablieferung der Güter ist der Verfrachter zur Erhebung der hinterlegten Summe gegen angemessene Sicherheitsleistung berechtigt.

§ 625.

Hat der Verfrachter die Güter ausgeliefert, so kann er fich wegen der gegen den Empfänger ihm zustehenden Forderungen (§ 614)

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nicht an dem Befrachter erholen. Nur soweit sich der Befrachter mit dem Schaden des Verfrachters bereichern würde, findet ein Rückgriff statt.

§ 626. Hat der Verfrachter die Güter nicht ausgeliefert und von dem Rechte des Pfandverkaufs Gebrauch gemacht, jedoch durch den Ver­ kauf seine vollständige Befriedigung nicht erhalten, so kann er sich an dem Befrachter erholen, soweit er wegen seiner Forderungen aus dem zwischen ihm und dem Befrachter abgeschlosienen Frachtverträge nicht befriedigt ist. § 627. Werden die Güter vom Empfänger nicht abgenommen, so ist der Befrachter verpflichtet, den Verfrachter wegen der Fracht und der übrigen Forderungen dem Frachtverträge gemäß zu befriedigen. Bei der Abnahme der Güter durch den Befrachter kommen die Vorschriften der §§ 592 bis 624 mit der Maßgabe zur Anwendung, daß an die Stelle des Empfängers der Befrachter tritt. Insbesondere steht in einem solchen Falle dem Verfrachter wegen seiner Forderungen das Zurückbehaltungs- und Pfandrecht an den Gütern nach den Vorschriften der 88 623 , 624 sowie das im § 615 bezeichnete Recht zu.

K 628. Der Frachtvertrag tritt außer Kraft, ohne daß ein Theil zur Entschädigung des anderen verpflichtet ist, wenn vor dem Antritte der Reise durch einen Zufall: 1. das Schiff verloren geht, insbesondere wenn e8 verunglückt, wenn es als reparaturunfähig oder reparaturunwürdig kondemnirt (§ 479) und in dem letzteren Falle unverzüglich öffentlich ver­ kauft wird, wenn es geraubt wird, wenn es aufgebracht oder angehalten und für gute Prise er­ klärt wird, oder 2. die im Frachtverträge nicht blos nach Art oder Gattung, sondern speziell bezeichneten Güter verloren gehen oder 3. die nicht im Frachtverträge speziell bezeichneten Güter verloren gehen, nachdem sie bereits an Bord gebracht oder behufs der Einladung in das Schiff an der Ladungsstelle vom Schiffer übernommen worden sind. Gehen im Falle des Abs. 1 Nr. 3 die Güter noch innerhalb der Wartezeit (§ 579) verloren, so tritt der Vertrag nicht außer Kraft, sofern der Beftachter sich unverzüglich bereit erklärt, statt der verloren gegangenen andere Güter (§ 562) zu liefern, und mit der Lieferung noch innerhalb der Wartezeit beginnt. Er hat die Abladung der anderen Güter binnen kürzester Frist zu vollenden, die Mehrkosten dieser Abladung zu tragen und, soweit durch sie die Wartezeit überschritten wird, den dem Verfrachter daraus entstehenden Schaden zu ersetzen.

§ 629. Jeder Theil ist befugt, von dem Vertrage zurückzutreten, ohne zur Entschädigung verpflichtet zu sein:

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HGB 1. wenn vor dem Antritte der Reise das Schiff mit Embargo belegt oder für den Dienst des Reichs oder einer fremden Macht in Beschlag genommen, der Handel mit dem Bestimmungsort untersagt, der Abladungs- oder Bestimmungshafen blokirt, die Ausfuhr der nach dem Frachtverträge zu verschiffenden Güter aus dem Abladungshafen oder ihre Einfuhr in den Bestimmungs­ hafen verboten,

durch eine andere Verfügung von hoher Hand das Schiff am Auslaufen oder die Reise oder die Versendung der nach dem Frachtverträge zu liefernden Güter verhindert wird. In allen diesen Fällen berechtigt jedoch die Verfügung von hoher Hand nur dann zum Rücktritte, wenn das eingetretene Hinderniß nicht voraussichtlich von nur unerheblicher Dauer ist; 2. wenn vor dem Antritte der Reise ein Krieg ausbricht, in Folge dessen das Schiff oder die nach dem Frachtverträge zu verschiffenden Güter oder beide nicht mehr als frei betrachtet werden können und der Gefahr der Aufbringung ausgesetzt würden. Die Ausübung der im § 562 dem Befrachter ertheilten Befugniß wird durch diese Vorschriften nicht ausgeschlossen.

§ 630. Geht das Schiff nach dem Antritte der Reise durch einen Zufall verloren (§ 628 Abs. 1 Nr. 1), so endet der Frachtvertrag. Jedoch hat der Befrachter, soweit Güter geborgen oder gerettet werden, die Fracht im Derhältniffe der zurückgelegten zur ganzen Reise zu zahlen (Distanz­ fracht). Die Distanzfracht ist nur soweit zu zahlen, als der gerettete Werth der Güter reicht. § 631. Bei der Berechnung der Distanzfracht kommt in Anschlag nicht allein das Verhältniß der bereits zurückgelegten zu der noch zurück­ zulegenden Entfernung, sondern auch das Verhältniß des Aufwandes an Kosten und Zeit, der Gefahren und Mühen, welche durchschnittlich mit dem vollendeten Theile der Reise verbunden sind, zu denen des nicht voll­ endeten Theiles. § 632. Die Auflösung des Frachtvertrags ändert nichts in den Verpflichtungen des Schiffers, bei Abwesenheit der Betheiligten auch nach dem Verluste des Schiffes für das Beste der Ladung zu sorgen (§§ 535 bis 537). Der Schiffer ist demzufolge berechtigt und verpflichtet, und zwar im Falle der Dringlichkeit auch ohne vorherige Anfrage, je nachdem es den Umstünden entspricht, entweder die Ladung für Rechnung der Be­ theiligten mittelst eines anderen Schiffes nach dem Bestimmungshafen be­ fördern zu lassen oder die Auflagerung oder den Verkauf der Ladung zu bewirken und im Falle der Weiterbeförderung oder Auflagerung, behufs der Beschaffung der hierzu sowie zur Erhaltung der Ladung nöthigen Mittel, einen Theil davon zu verkaufen oder im Falle der Weiterbeförderung die Ladung ganz oder zu einem Theile zu verbodmen. Der Schiffer ist jedoch nicht verpflichtet, die Ladung auszuantworten oder zur Weiterbeförderung einem anderen Schiffer zu übergeben, bevor

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die Distanzfracht nebst den sonstigen Forderungen des Verfrachters (§ 614) und die aus der Ladung hastenden Beiträge zur großen Haverei, Bergungs­ und Hülfskosten und Bodmereigelder bezahlt oder sichergestellt find. Auch für die Erfüllung der nach Abs. 1 dem Schiffer obliegenden Pflichten haftet der Rheder mit dem Schiffe, soweit etwas davon gerettet ist, und mit der Fracht.

§ 633. Gehen nach dem Antritte der Reise die Güter durch einen Zufall verloren, so endet der Frachtvertrag, ohne daß ein Theil zur Entschädigung des anderen verpflichtet ist; insbesondere ist die Fracht weder ganz noch theilweise zu zahlen, sofern nicht im § 618 das Gegen­ theil bestimmt ist. § 634. Ereignet sich nach dem Antritte der Reise einer der im § 629 erwähnten Zufälle, so ist jeder Theil befugt, von dem Vertrage zurückzutreten, ohne zur Entschädigung verpflichtet zu sein. Tritt jedoch einer der im § 629 Abs. 1 Nr. 1 bezeichneten Zufälle ein, so muß, bevor der Rücktritt stattfindet, auf die Beseitigung des Hinderniffes drei oder fünf Monate gewartet werden, je nachdem sich das Schiff in einem europäischen oder in einem außereuropäischen Hafen befindet. Die Frist wird, wenn der Schiffer das Hinderniß während des Aufenthalts in einem Hafen erfährt, von dem Tage der erhaltenen Kunde, anderenfalls von dem Tage an berechnet, an welchem der Schiffer, nach­ dem er davon in Kenntniß gesetzt worden ist, mit dem Schiffe zuerst einen Hafen erreicht. Die Ausladung des Schiffes erfolgt mangels einer anderweitigen Vereinbarung in dem Hafen, in welchem es sich zur Zeit der Erklärung des Rücktritt befindet. Für den zurückgelegten Theil der Reise ist der Befrachter Distanz­ fracht (§§ 630, 631) zu zahlen verpflichtet. Ist das Schiff in Folge des Hindernisses in den Abgangshafen oder in einen anderen Hafen zurückgekehrt, so wird bei der Berechnung der Distanzstacht der dem Bestimmungshafen nächste Punkt, welchen das Schiff erreicht hat, behufs der Feststellung der zurückgelegten Entfernung zum Anhalte genommen. Der Schiffer ist auch in den vorstehenden Füllen verpflichtet, vor und nach der Auflösung des Frachtvertrags für das Beste der Ladung nach Maßgabe der §§ 535 bis 537, 632 zu sorgen.

§ 635. Muß das Schiff, nachdem es die Ladung eingenommen hat, vor dem Antritte der Reise im Abladungshafen oder nach dem An­ tritte der Reise in einem Zwischen- oder Nothhafen in Folge eines der im 8 629 erwähnten Ereignisse liegen bleiben, so werden die Kosten des Aufenthalts, auch wenn die Erfordernisse der großen Haverei nicht vor­ liegen, über Schiff, Fracht und Ladung nach den Grundsätzen der großen Haverei vertheilt, gleichviel ob demnächst der Vertrag aufgehoben oder vollständig erfüllt wird. Zu den Kosten des Aufenthalts werden alle im § 706 Nr. 4 Abs. 2 aufgeführten Kosten gezählt, diejenigen des Ein- und Auslaufens jedoch nur, wenn wegen des Hinderniffes ein Nothhafen an­ gelaufen ist.

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§ 636. Wird nur ein Teil der Ladung vor dem Antritte der Reise durch einen Zufall betroffen, der, wenn er die ganze Ladung be­ troffen hätte, nach den 88 628, 629 den Vertrag aufgelöst oder die Parteien zum Rücktritte berechtigt haben würde, so ist der Befrachter nur befugt, entweder statt der vertragsmäßigen andere Güter abzuladen, sofern durch deren Beförderung die Lage des Verfrachters nicht erschwert wird (§ 562), oder von dem Vertrag unter der Verpflichtung zurückzutreten, die Hälfte der bedungenen Fracht und die sonstigen Forderungen des Verfrachters zu berichtigen (§§ 580, 581). Bei der Ausübung dieser Rechte ist der Be­ frachter nicht an die sonst einzuhaltende Zeit gebunden; er hat sich aber ohne Verzug zu erklären, von welchem der beiden Rechte er Gebrauch machen wolle, und, wenn er die Abladung anderer Güter wählt, die Ab­ ladung binnen kürzester Frist zu bewirken, auch die Mehrkosten dieser Abladung zu tragen und, soweit durch sie die Wartezeit überschritten wird, den dem Verfrachter daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Macht er von keinem der beiden Rechte Gebrauch, so hat er auch für den durch den Zufall betroffenen Theil der Ladung die volle Fracht zu entrichten. Den durch Krieg, durch ein Einfuhr- oder Ausfuhrverbot oder durch eine andere Verfügung von hoher Hand unfrei gewordenen Thell der Ladung ist er jedenfalls aus dem Schiffe herauszunehmen verblinden. Tritt der Zufall nach dem Antritte der Reise ein, so hat der Befrachter für den dadurch betroffenen Theil der Ladung die volle Fracht auch dann zu entrichten, wenn der Schiffer diesen Theil in einem anderen als dem Bestimmungshafen zu löschen sich genöthigt gefunden und hierauf mit oder ohne Aufenthalt die Reise fortgesetzt hat.

Die Vorschriften der §§ 617, 618 bleiben unberührt.

§ 637. Abgesehen von den Fällen der 88 629 bis 636 hat ein Aufenthalt, den die Reise vor oder nach ihrem Antritte durch Natur­ ereignisse oder andere Zufälle erleidet, auf die Rechte und Pflichten der Parteien keinen Einfluß, es sei denn, daß der erkennbare Zweck des Vertrags durch einen solchen Aufenthalt vereitelt wird. Der Befrachter ist jedoch befugt, während jedes durch einen Zufall entstandenen, voraus­ sichtlich längeren Aufenthalts die bereits in das Schiff geladenen Güter auf seine Gefahr und Kosten gegen Sicherheitsleistung für die rechtzeitige Wiedereinladung auszuladen. Unterläßt er die Wiedereinladung, so hat er die volle Fracht zu zahlen. In jedem Falle hat er den Schaden zu ersetzen, der aus der von ihm veranlaßten Wiederausladung entsteht. Ist der Aufenthalt durch eine Verfügung von hoher Hand herbei­ geführt, so ist für die Dauer der Verfügung keine Fracht zu bezahlen, wenn diese nach Zeit bedungen war (8 622).

§ 638. Muß das Schiff während der Reise auSgebeffert werden, so hat der Befrachter die Wahl, ob er die ganze Ladung an dem Orte, wo sich das Schiff befindet, gegen Berichtigung der vollen Fracht und der übrigen Forderungen des Verfrachters (§ 614) und gegen Berichti­ gung oder Sicherstellung der im 8 615 bezeichneten Forderungen zurück­ nehmen oder die Wiederherstellung abwarten will. Im letzteren Falle ist

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für die Dauer der Ausbesserung keine Fracht zu bezahlen, wenn diese nach Zeit bedungen war.

§ 639. Wird der Frachtvertrag nach den 83 628 bis 634 auf­ gelöst, so werden die Kosten der Ausladung aus dem Schiffe von dem Verfrachter, die übrigen Löschungskosten von dem Befrachter getragen. Hat der Zufall jedoch nur die Ladung betroffen, so fallen die sämmtlichen Kosten der Löschung dem Befrachter zur Last. Dasselbe gilt, wenn im Falle des § 636 ein Theil der Ladung gelöscht wird. Muß in einem solchen Falle behufs der Löschung ein Hafen angelaufen werden, so hat der Befrachter auch die Hafenkosten zu tragen. § 640. Die 83 628 bis 639 kommen auch zur Anwendung, wenn das Schiff zur Einnahme der Ladung eine Zureise in Ballast nach den: Abladungshafen zu machen hat. Die Reise gilt aber in einem solchen Falle erst dann als angetreten, wenn sie aus dem Abladungshafen an­ getreten ist. Wird der Vertrag, nachdem daS Schiff den Abladungshafen erreicht hat, wenn auch vor dem Antritte der Reise aus dem letzteren, aufgelöst, so erhält der Verfrachter für die Zureise eine nach den Grund­ sätzen der Distanzfracht (§ 631) zu bemessende Entschädigung. In anderen Fällen einer zusammengesetzten Reise kommen die §§ 628 bis 639 insoweit zur Anwendung, als die Natur und der Inhalt bc8 Vertrags nicht entgegenstehen. § 641. Bezieht sich der Vertrag nicht auf das Schiff im Ganzen, sondern nur auf einen verhältnißmäßigen Theil oder einen bestimmt be­ zeichneten Raum des Schiffes oder auf Stückgüter, so gelten die Vorschriften der §§ 628 bis 640 mit folgenden Abweichungen: 1 in den Fällen der 83 629, 634 ist jeder Theil sogleich nach dem Eintritte des Hindernisses und ohne Rücksicht auf dessen Dauer be­ fugt, von dem Vertrage zurückzutreten; 2. int Falle des 8 636 kann von dem Befrachter das Recht, von dem Vertrage zurückzutreten, nicht ausgeübt werden; 3. im Falle des § 637 steht dem Befrachter das Recht der einst­ weiligen Löschung nur zu, wenn die übrigen Befrachter ihre Genehmigung ertheilen; 4. im Falle des § 638 kann der Befrachter die Güter gegen Entrichtung der vollen Fracht und der übrigen Forderungen nur zurücknehmen, wenn während der Ausbefferung die Löschung dieser Güter ohnehin erfolgt ist. Tie Vorschriften der §§ 587, 589 bleiben unberührt. § 642. Nach der Beendigung jeder einzelnen Abladung hat der Schiffer dem Ablader unverzüglich gegen Rückgabe des etwa bei der An­ nahme der Güter ertheilten vorläufigen Empfangsscheins ein Konnossement in so vielen Exemplaren auszustellen, als der Ablader verlangt. Alle Exemplare des Konnossements müssen von gleichem Inhalte sein, dasselbe Datum haben und ausdrücken, wie viele Exemplare aus­ gestellt sind. Der Ablader hat dem Schiffer auf Verlaugen eine von ihm unter­ schriebene Abschrift deS Konnoffements zu ertheilen.

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Die Ausstellung des Konnossements kann durch einen anderen dazu ermächtigten Vertreter Das Konnossement kann mit Zustimmung Güter ausgestellt werden, die zur Beförderung nicht abgeladen find. 1. 2. 3. 4. 5. 6.

7. 8. 9. 10.

an Stelle des Schiffers des Rheders erfolgen. des Abladers auch über übemommen, aber noch

8 643, Das Konnossement enthält: den Namen des Schiffers; den Namen und die Nationalität des Schiffe-; den Namen des Abladers; den Namen des Empfängers; den Abladungshafen; den Löschungshafen oder den Ort, an welchem Order über ihn ein­ zuholen ist; die Bezeichnung der abgeladenen oder zur Beförderung übernommenen Güter, deren Menge und Merkzeichen; die Bestimmung in Ansehung der Fracht; den Ort und den Tag der Ausstellung; die Zahl der ausgestellten Exemplare.

8 644. Auf Verlangen des Abladers ist das Konnossement, sofern nicht das Gegentheil vereinbart ist, an die Order des Empfängers oder lediglich an Order zu stellen. Im letzteren Falle ist unter der Order die Order des Abladers zu verstehen. Das Konnossement kann auch auf den Namen des Schiffers als Empfängers lauten. 8 645. Der Schiffer ist verpflichtet, im Löschungshafen dein legitimirten Inhaber auch nur eines Exemplars des Konnossements die Güter auszuliefern. Zur Empfangnahme der Güter legitimirt ist derjenige, an welchen die Güter nach dem Konnossement abgeliefert werden sollen, oder auf welchen das Konnossement, wenn es an Order lautet, durch Indossament übertragen ist 8 646. Melden sich mehrere legitunirte Konnossementsinhaber, so ist der Schiffer verpflichtet, sie sämmtlich zurückzuweisen, die Güter in einem öffentlichen Lagerhaus oder sonst in sicherer Weise zu hinterlegen und die Konnossementsinhaber, die sich gemeldet haben, unter Angabe der Gründe seines Verfahrens hiervon zu benachrichtigen. Er ist befugt, über sein Verfahren und dessen Gründe eine öffent­ liche Urkunde errichten zu lassen und wegen der daraus entstehenden Kosten in gleicher Art wie wegen der Fracht sich an die Güter zu halten. 8 647. Die Uebergabe des Konnossements an denjenigen, welcher durch das Konnossement zur Empfangnahme legitimirt wird, hat, sobald die Güter von dem Schiffer oder einem anderen Vertreter des Rheders zur Beförderung übernommen sind, für den Erwerb von Rechten au den Gütern dieselben Wirkungen wie die Uebergabe der Güter. 8 648. Sind mehrere Exemplare eines an Order lautenden Konnossements ausgestellt, so können von dem Inhaber des einen Exemplars

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die im 8 647 bezeichneten Wirkungen der Uebergabe des Konnoffements zum Nachthelle desjenigen nicht geltend gemacht werden, welcher auf Grund eines anderen Exemplars gemäß § 645 die Auslieferung der Güter von dem Schiffer erlangt hat, bevor der Anspruch auf Auslieferung von dem Inhaber des ersteren Exemplars erhoben worden ist.

§ 649. Hat der Schiffer die Güter noch nicht ausgeliefert, so geht unter mehreren sich meldenden Konnossementsinhabern, soweit die von ihnen auf Grund der Konnossementsübergabe an den Gütern geltend gemachten Rechte einander entgegenstehen, derjenige vor, deffen Exemplar von dem gemeinschaftlichen Normanne, welcher mehrere Konnoffementsexemplare an verschiedene Personen übertragen hat, zuerst der einen dieser Personen dergestalt übergeben worden ist, daß sie zur Empfangnahme der Güter legitimirt wurde. Bei dem nach einem anderen Orte übersendeten Exemplare wird die Zeit der Uebergabe durch den Zeitpunkt der Absendung bestimmt.

S 650. Der Schiffer ist zur Ablieferung der Güter nur gegen Rückgabe eines Exemplars des Konnoffements, auf welchem die Ablieferung der Güter bescheinigt ist, verpflichtet. K 651. Das Konnossement ist für das Rechtsverhältniß zwischen dem Verfrachter und dem Empfänger der Güter maßgebend; insbesondere hat die Ablieferung der Güter an den Empfänger nach dem Inhalte des Konnoffements zu erfolgen. Die nicht in daS Konnoffement aufgenommenen Bestimmungen deS Frachtvertrags sind dem Empfänger gegenüber unwirksam, sofern nicht das Konnoffement ausdrücklich auf sie Bezug nimmt. Wird in Ansehung der Fracht auf den Frachtvertrag verwiesen (zum Beispiel durch die Worte: „Fracht laut Chartepartie"), so sind hierin die Bestimmungen über Lösch­ zeit, Ueberliegezeit und Liegegeld nicht als einbegriffen anzusehen. Für das Rechtsverhältniß zwischen dem Verfrachter und dem Be­ frachter bleiben die Bestimmungen des Frachtvertrags maßgebend.

H 652. Der Verfrachter ist für die Richtigkeit der im Konnosse­ ment enthaltenen Bezeichnung der übernommenen Güter dem Empfänger verantwortlich. Seine Haftung beschränkt sich jedoch auf den Ersatz deS Minderwerths, der sich aus der Nichtübereinstimmung der Güter mit der im Konnoffement enthaltenen Bezeichnung ergiebt. § 653. Die im § 652 erwähnte Haftung des Verfrachters tritt auch dann ein, wenn die Güter dem Schiffer in Verpackung oder in ge­ schloffenen Gefäßen übergeben worden sind. Ist dies aus dem Konnoffement ersichtlich, so ist der Verftachter für die Richtigkeit der Bezeichnung der Güter dem Empfänger nicht ver­ antwortlich, wenn ungeachtet der Sorgfalt eines ordentlichen Schiffers die Unrichtigkeit der in dem Konnoffement enthaltenen Bezeichnung nicht wahr­ genommen werden konnte. Die Haftung des Verfrachters wird dadurch nicht ausgeschloffen, daß die Uebereinstimmung der abaelieferten und der übernommenen Güter nicht bestritten oder daß sie vom Verfrachter nachgewiesen wird.

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HGB.

§ 654. Werden dem Schiffer Güter in Verpackung oder in ge­ schloffenen Gefäßen übergeben, so kann er das Konnossement mit dem Zusatze: „Inhalt unbekannt" versehen. Enthält das Konnossement diesen oder einen gleichbedeutenden Zusatz, so ist der Verfrachter, falls der ab­ gelieferte Inhalt mit dem im Konnossement angegebenen nicht übereinstimmt, nur insoweit verantwortlich, als festgestellt wird, daß er einen anderen als den abgelieferten Inhalt empfangen hat. § 655.

Sind die im Konnossemente nach Zahl, Maß oder Ge­

wicht bezeichneten Güter dem Schiffer nicht zugezählt, zugemessen oder zu­ gewogen, so kann er das Konnossement mit dem Zusatze: „Zahl, Maß, Gewrcht unbekannt" versehen. Enthält das Konnossement diesen oder einen gleichbedeutenden Zusatz, so hat der Verfrachter die Richtigkeit der Angaben des Konnossements über Zahl, Maß oder Gewicht der übernommenen Güter nicht zu vertreten.

§ 656. Ist die Fracht nach Zahl, Maß oder Gewicht der Güter bedungen und im Konnossemente Zahl, Maß oder Gewicht angegeben, so ist diese Angabe für die Berechnung der Fracht entscheidend, wenn nicht das Konnossement eine abweichende Bestimmung enthält. Ms eine solche ist der Zusatz: „Zahl, Maß, Gewicht unbekannt" oderein gleichbedeutender Zusatz nicht anzusehen.

8 657. Ist das Konnossement mit dem Zusatze: „frei von Bruch" oder: „frei von Leckage" oder: „frei von Beschädigung" oder mit einem gleich­ bedeutenden Zusatze versehen, so haftet der Verfrachter nicht für Bruch, Leckage oder Beschädigung, eS sei denn, daß den Schiffer oder eine Person, für die der Verfrachter verantwortlich ist, ein Verschulden trifft. 8 658. Werden dem Schiffer Güter übergeben, deren Beschädi­ gung, schlechte Beschaffenheit oder schlechte Verpackung sichtbar ist, so bat er diese Mängel im Konnossemente zu bemerken, widrigenfalls er dem Empfänger dafür verantwortlich ist, auch wenn das Konnossement mit einem der im § 657 erwähnten Zusätze versehen ist.

8 659. Hat der Schiffer ein an Order lautendes Konnossement ausgestellt, so darf er den Anweisungen des Abladers wegen Rückgabe oder Auslieferung der Güter nur dann Folge leisten, wenn ihm die sämmt­ lichen Exemplare des Konnossements zurückgegeben werden. Dasselbe gilt in Ansehung der Anforderungen eines Konnossements­ inhabers auf Auslieferung der Güter, solange der Schiffer den BestimmungShafen nicht erreicht hat. Handelt er diesen Vorschriften entgegen, so bleibt er dem recht­ mäßigen Inhaber des Konnossements verpflichtet. Lautet das Konnossement nicht an Order, so ist der Schiffer zur Rückgabe oder Auslieferung der Güter auch ohne Beibringung eines Exemplars des Konnossements verpflichtet, sofern der Ablader und der im Konnossemente bezeichnete Empfänger in die Rückgabe oder Ausliesernng der Güter willigen. Werden jedoch nicht sämmtliche Exemplare des Konnossemcuts zurückgestellt, so kann der Schiffer wegen der deshalb zu be­ sorgenden Nachtheile zuvor Sicherheitsleistung fordern.

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§ 660.

Die Vorschriften des § 659 kommen auch zur Anwen­ dung, wenn der Frachtvertrag vor der Erreichung des Bestimmungshafens in Folge eines Zufalls nach den §§ 628 bis 641 aufgelöst wird.

§ 661.

In Ansehung der Verpflichtungen des Schiffers aus den von ihm geschloffenen Frachtverträgen und ausgestellten Konnossementen hat es bei den Vorschriften der §§ 511, 512, 533 sein Bewenden.

§ 662.

Im Falle der Unterverfrachtung haftet für die Erfüllung des Unterfrachtvertrags, soweit dessen Ausführung zu den Dienstobliegen­ heiten des Schiffers gehört und von diesem übernommen ist, insbesondere durch Annahme der Güter und Ausstellung des Konnossements, nicht der Unterverfrachter, sondern der Rheder mit Schiff und Fracht (§ 486). Ob und inwieweit im klebrigen der Rheder oder der Unterverfrachter von dem Unterbefrachter in Anspruch genommen werden kann und ob im letzteren Falle der Unterverfrachter für die Erfüllung unbeschränkt zu haften oder nur die auf Schiff und Fracht beschränkte Haftung des Rheders zu vertreten hat, wird durch diese Vorschrift nicht berührt.

§ 663.

Auf die Beförderung von Gütern zur See durch die Postverwaltungen des Reichs und der Bundesstaaten finden die Vorschriften dieses Abschnitts keine Anwendung.

Fünfter Abschnitt.

Frachtgeschäft zur Beförderung form Reifenden. § 664. Ist der Reisende in dem Ueberfahrtsvertrage genannt, so ist er nicht befugt, das Recht auf die Ueberfahrt an einen Anderen abzutreten.

§ 665.

Der Reisende ist verpflichtet, alle die Schiffsordnung be­ treffenden Anweisungen des Schiffers zu befolgen.

§ 666.

Der Reisende, der sich vor oder nach dem Antritte der Reise nicht rechtzeitig an Bord begiebt, hat das volle Ueberfahrtsgeld zu bezahlen, wenn der Schiffer die Reise antritt oder fortsetzt, ohne auf ihn zu warten.

§ 667.

Wenn der Reisende vor dem Antritte der Reise den Rück­ tritt von dem Ueberfahrtsvertrag erklärt oder stirbt oder durch Krankheit oder einen anderen in seiner Person sich ereignenden Zufall zurückzubleiben genöthigt wird, so ist nur die Hälfte des UeberfahrtsgeldcS zu zahlen. Wenn nach dem Antritte der Reise der Rücktritt erllärt wird oder einer der erwähnten Zufälle sich ereignet, so ist das volle Ueberfahrtsgeld zu zahlen.

§ 668.

Der Ueberfahrtsvertrag tritt außer Kraft, wenn durch einen Zufall das Schiff verloren geht (§ 628 Abs. 1 Nr. 1).

§ 669.

Der Reisende ist befugt, von dem Vertrage zurückzutreten, wenn ein Krieg ausbricht, in Folge dessen das Schiff nicht mehr als frei betrachtet werden kann und der Gefahr der Aufbringung ausgesetzt wäre, ober wenn die Reise durch eine das Schiff betreffende Verfügung von hoher Hand aufgchalten wird.

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Das Recht deS Rücktritts steht auch dem Verfrachter zu, wenn er in einem der vorstehenden Fälle die Reise aufgiebt oder wenn das Schiff hauptsächlich zur Beförderung von Gütern bestimmt ist und die Unter­ nehmung unterbleiben muß, weil die Güter ohne sein Verschulden nicht befördert werden können.

§ 670. In allen Fällen, in denen nach den 88 668, 669 der Ueberfahrtsvertrag aufgelöst wird, ist fein Theil zur Entschädigung des anderen verpflichtet. Ist jedoch die Auflösung erst nach dem Antritte der Reise erfolgt, so hat der Reisende das UebersahrtSgeld nach dem Verhältniffe der zurück­ gelegten zur ganzen Reise zu zahlen.

Bei der Berechnung des zu zahlenden Betrags ist die Vorschrift des 8 631 maßgebend.

§ 671. Muß daS Schiff während der Reise ausgebeffert werden, so hat der Reisende, auch wenn er die AuSbefferung nicht abwartet, das volle UebersahrtSgeld zu zahlen. Wartet er die Ausbesserung ab, so hat ihm der Verfrachter bis zum Wiederantritte der Reise ohne besondere Ver­ gütung Wohnung zu gewähren, auch die nach dem Ueberfahrtsvertrag in Ansehung der Beköstigung ihm obliegenden Pflichten weiter zu erfüllen. Erbietet sich jedoch der Verfrachter, den Reisenden mit einer anderen gleich guten Schiffsgelegenheit ohne Beeinträchtigung der übrigen vertrags­ mäßigen Rechte deS Reisenden nach dem Bestimmungshafen zu befördern, und weigert sich der Reisende, von dem Anerbieten Gebrauch zu machen, so hat er aus Gewährung von Wohnung und Kost bis zum Wieder­ antritte der Reise nicht weiter Anspruch.

§ 672. Für die Beförderung deS Reiseguts, welches der Reisende nach dem Ueberfahrtsvertrag an Bord zu bringen befugt ist, hat er, wenn nicht ein Anderes bedungen ist, neben dem Ueberfahrtsgelde keine besondere Vergütung zu zahlen. § 673. Aus das an Bord gebrachte Reisegut finden schriften der 88 561, 593, 617 Anwendung.

die Vor­

Ist das Reisegut von dem Schiffer oder einem dazu bestellten Dritten übernommen, so gelten für den Fall seines Verlustes oder seiner Leschädigung die Vorschriften der 88 606 bis 610.

Auf sämmtliche von dem Reisenden an Bord gebrachte Sachen finden außerdem die Vorschriften der 88 563 bis 565, 619 Anwendung.

§ 674. Der Verfrachter hat wegen des Uebersahrtsgeldes an den von dem Reisenden an Bord gebrachten Sachen ein Pfandrecht. Das Pfandrecht besteht jedoch nur, solange die Sachen zurück­ behalten oder hinterlegt sind. § 675. Stirbt ein Reisender, so ist der Schiffer verpflichtet, in Ansehung deS an Bord befindlichen Reiseguts des Verstorbenen das Jntereffe der Erben nach den Umständen des Falles in geeigneter Weise wahrzunehmen.

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§ 676. Wird ein Schiff zur Befördening von Reifenden einem Dritten verfrachtet, fei es im Ganzen oder zu einem Theile oder dergestalt, daß eine bestimmte Zahl von Reisenden befördert werden soll, so gelten für das Rechtsverhältniß zwischen dem Verfrachter und dem Dritten die Vorschriften des vierten Abschnitts, soweit die Natur der Sache ihre An­ wendung zulüßt.

§ 677. Wenn in den folgenden Abschnitten dieses Buches die Fracht erwähnt wird, so sind darunter, sofern nicht das Gegentheil be­ stimmt ist, auch die Ueberfahrtsgelder zu verstehen. § 678. Die auf das Auswanderungswesen sich beziehenden LandeSgesetze werden, auch soweit sie privatrechtliche Vorschriften enthalten, durch die Vorschriften dieses Abschnitts nicht berührt.

sechster Abschnitt.

Bodmerei. K 679. Bodmerei im Sinne dieses Gesetzbuchs ist ein Darlehnsgeschäft, welches von dem Schiffer als solchem kraft der in diesem Gesetz­ buch ihm ertheilten Befugniffe unter Zusicherung einer Prämie und unter Verpfändung von Schiff, Fracht und Ladung oder von einem oder mehreren dieser Gegenstände in der Art eingegangen wird, daß der Gläubiger wegen seiner Ansprüche nur an die verpfändeten (verbodmeten) Gegenstände nach der Ankunft des Schiffes an dem Orte sich halten kann, wo die Reise enden soll, für welche das Geschäft eingegangen ist (Bodmereireise). § 680. Bodmerei kann von dem Schiffer nur in folgenden Fällen emgegangen werden: 1. während sich daS Schiff außerhalb des HeimathshafenS befindet, zum Zwecke der Ausführung der Reise nach Maßgabe der 88 528, 538 bis 540, 542; 2. während der Reise im alleinigen Interesse der Ladungsbethelligten zum Zwecke der Erhaltung und Weiterbeförderung der Ladung nach Maßgabe der 88 535, 542, 632. Im Falle des Abs. 1 Nr. 2 kann der Schiffer die Ladung allein verbodmen, in allen übrigen Fällen kann er zwar das Schiff oder die Fracht allein, die Ladung aber nur zusammen mit dem Schiffe und der Fracht verbodmen. In der Verbodmung des Schiffes ohne Erwähnung der Fracht ist die Verbodmung der Fracht nicht enthalten. Werden aber Schiff und Ladung verbodmet, so gilt die Fracht als mitverbodmet. Die Verbodmung der Fracht ist zulässig, solange diese der Seegefahr noch nicht entzogen ist. Auch die Fracht desjenigen Theiles der Reise, welcher noch nicht angetreten ist, kann verbodmet werden.

§ 681. Die Höhe der Bodmereiprämie ist dem Uebereinkommen der Parteien überlassen. Jaeger, RetchSzlvtlgesetze. 3. Auflage.

ohne Beschränkung

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Die Prämie umfaßt in Ermangelung einer entgegenstehenden Ver­ einbarung auch die Zinsen.

K 682. Ueber die Verbodmung muß von dem Schiffer ein Bod­ mereibrief ausgestellt werden. Ist dies nicht geschehen, so hat der Gläubiger diejenigen Rechte, welche ihm zustehen würden, wenn der Schiffer zur Be­ friedigung des Bedürfniffes ein einfaches Kreditgeschäft eingegangcn wäre. 5 683.

Der Bodmereigeber kann verlangen, daß der Bodmerei­

brief enthält:

1. den Namen deS Bodmereigläubigers; 2. den Kapitalbetrag der Vodmereischuld; 3. den Betrag der Bodmereiprämie oder den Gesammtbetrag der dem Gläubiger zu zahlenden Summe; 4. die Bezeichnung der verbodmeten Gegenstände; 5. die Bezeichnung des Schiffes und des Schiffers: 6. die Bodmereireise; 7. die Zeit, zu welcher die Bodmereischuld gezahlt werden soll: 8. den Ort, wo die Zahlung erfolgen soll; 9. die Bezeichnung der Urkunde im Texte als Bodmereibrief oder die Erklärung, daß die Schuld als Bodmereischuld eingegangen ist, oder eine andere das Wesen der Bodmerei genügend bezeichnende Erklärung; 10. die Umstände, welche die Eingehung der Bodmerei nothwendig ge­ macht haben; 11. den Tag und den Ort der Ausstellung; 12. die Unterschrift des Schiffers.

Die Unterschrift des Schiffers ist auf Verlangen in öffentlich beglaubigter Form zu ertheilen.

§ 684. Auf Verlangen des Bodmereigebers ist der Bodmerei­ brief, sofern nicht das Gegentheil vereinbart ist, an die Order des Gläubigers oder lediglich an Order zu stellen. Im letzteren Falle ist unter der Order die Order des Bodmereigebers zu verstehen.

§ 685. Ist vor der Ausstellung des Bodmereibriefs die Noth­ wendigkeit der Eingehung deS Geschäfts von dem deutschen Konsul und in dessen Ermangelung von dem Gericht oder der sonst zuständigen Be­ hörde des OrteS der Ausstellung, sofern es aber auch an einer solchen fehlt, von den Schiffsoffizieren urkundlich bezeugt, so wird angenommen, daß der Schiffer zur Eingehung des Geschäfts in dem vorliegenden Um­ fange befugt gewesen sei. Es findet jedoch der Gegenbeweis statt. s 686. Der Bodmereigeber kann die Ausstellung deS Bodmerei­ briefs in mehreren Exemplaren verlangen. Werden mehrere Exemplare ausgestellt, so ist in jedem Exemplar anzugeben, wie viele ertheilt find.

Der Einwand, daß der Schiffer zur Eingehung des Geschäfts über­ haupt oder in dem vorliegenden Umfange nicht befugt gewesen sei, ist auch gegen den Jndoffatar zulässig.

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8 687. Die Bodmereischuld ist, sofern nicht tn dem Bödmerei­ briefe selbst eine andere Bestimmung getroffen ist, in dem Bestimmungs­ hafen der Bodmereireise und am achten Tage nach der Ankunft deS Schiffes in diesem Hafen zu zahlen. Von dem Zahlungstag an laufen Zinsen von der ganzen Bodmerei­ schuld einschließlich der Prämie. Diese Vorschrift findet keine Anwendung, wenn die Prämie nach Zeit bedangen ist; die Zeitprämie läuft aber bis zur Zahlung des BodmereikaprtalS. § 688. Zur Zahlungszeit kann die Zahlung der Bodmereischuld dem legitimirten Inhaber auch nur eines Exemplars deS Bodmereibriefs nicht verweigert werden. Die Zahlung kann nur gegen Rückgabe dieses Exemplars verlangt werden, auf welchem über die Zahlung zu quittiren ist.

§ 689. Melden sich mehrere legitimirte Bodmereibriefsinhaber, so find fie sämmtlich zurückzuweisen, die Gelder, wenn die verbodmeten Gegenstände befreit werden sollen, öffentlich oder, falls dies nicht thunlich ist, sonst in sicherer Weise zu hinterlegen und die Bodmereibriefsinhaber, die sich gemeldet haben, unter Angabe der Gründe des Verfahrens hiervon zu benachrichtigen. Kann eine öffentliche Hinterlegung nicht erfolgen, so ist der Hinter­ leger befugt, über sein Verfahren und besten Gründe eine öffentliche Urkunde errichten zu lasten und die daraus entstehenden Kosten von der Bodmereischuld abzuziehen.

§ 690. Dem Bodmereigläubiger fällt weder die große noch die besondere Haverei zur Last. Soweit jedoch die verbodmeten Gegenstände durch große oder be­ sondere Haverei zur Befriedigung deS Bodmereigläubigers unzureichend werden, hat er den hieraus entstehenden Nachtheil zu tragen.

§ 691. Jeder der verbodmeten Gegenstände haftet dem Bodmerei­ gläubiger für die ganze Bodmereischuld. Sobald das Schiff im Bestimmungshafen der Bodmereireise an­ gekommen ist, kann der Gläubiger die verbodmeten Gegenstände mit Arrest belegen lasten; zur Anordnung des Arrestes ist nicht erforderlich, daß ein Arrestgrund glaubhaft gemacht wird. § 692. Der Schiffer hat für die Bewahrung und Erhaltung der verbodmeten Gegenstände zu sorgen; er darf ohne dringende Gründe keine Handlung vornehmen, durch welche die Gefahr für den Bodmereigeber eine größere oder eine andere wird, als dieser bei dem Abschluste des Vertrags voraussetzen mußte. Handelt der Schiffer diesen Vorschriften zuwider, so ist er dem Bod­ mereigläubiger für den daraus entstehenden Schaden verantwortlich (§ 512). § 693. Verändert der Schiffer willkürlich die Bodmereireise oder weicht er von dem ihr entsprechenden Wege willkürlich ab oder setzt er nach ihrer Beendigung die verbodmeten Gegenstände von neuem einer Seegefahr auS, ohne daß das Interesse des Gläubigers es gebietet, so haftet er dem

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Gläubiger für die Bodmereischuld insoweit persönlich, als Vieser aus den verbodmeten Gegenständen seine Befriedigung nicht erhält, es sei denn, daß die unterbliebene Befriedigung durch die Veränderung der Reise oder die Abweichung oder die neue Seegefahr nicht verursacht ist.

§ 694. Der Schiffer darf die verbodmete Ladung vor der Be­ friedigung oder Sicherstellung des Gläubigers weder ganz noch theilweise ausliefern, widrigenfalls er dem Gläubiger für die Bodmereischuld insoweit persönlich verpflichtet wird, als dieser aus den ausgelieferten Gütern zur Zeit der Auslieferung hätte befriedigt werden können. Es wird vermuthet, daß der Gläubiger seine vollständige Befriedigung hätte erlangen können. § 695. Hat der Rheder in den Fällen der §§ 692 bis 694 die Handlungsweise des Schiffers angeordnet, so kommen die Vorschriften des § 512 Abs. 2, 3 zur Anwendung.

§ 696. Wird zur Zahlungszeit die Bodmereischuld nicht bezahlt, so kann sich der Gläubiger aus den verbodmeten Gegenständen befriedigen. Die Befriedigung erfolgt nach den für die Zwangsvollstreckung geltenden Vorschriften. In Ansehung des Schiffes und der Fracht ist die Klage gegen den Schiffer oder den Rheder zu richten; das gegen den Schiffer ergangene Urtheil ist auch gegenüber dem Rheder wirksam. In Ansehung der Ladung ist die Klage vor der Auslieferung gegen den Schiffer zu richten. Zum Nachtheil eines dritten Erwerbers, der den Besitz der verbod­ meten Ladung in gutem Glauben erlangt hat, kann der Gläubiger von seinen Rechten keinen Gebrauch machen. § 697. Der Empfänger, dem bei der Annahme der verbodmeten Güter bekannt ist, daß auf ihnen eine Bodmereischuld haftet, wird dem Gläubiger für die Schuld bis zu dem Werthe, welchen die Güter zur Zeit ihrer Auslieferung haben, insoweit persönlich verpflichtet, als der Gläubiger, falls die Auslieferung nicht erfolgt wäre, aus den Gütern hätte befriedigt werden können.

§ 698. Wird vor dem Antritte der Bodmereireise die Unter­ nehmung aufgegeben, so ist der Gläubiger befugt, die sofortige Bezahlung der Bodmereischuld an dem Orte zu verlangen, an welchem die Bodmerei eingegangen ist; er muß sich jedoch eine verhältnißmäßige Herabsetzung der Prämie gefallen lassen; bei der Herabsetzung ist vorzugsweise das Verhältniß der bestandenen zu der übernommenen Gefahr maßgebend. Wird die Bodmereireise in einem anderen als in ihrem Bestim­ mungshafen beendet, so ist die Bodniereischuld ohne einen Abzug von der Prämie in diesem anderen Hafen nach dem Ablaufe der vertragsmäßigen und in deren Ermangelung der achttägigen Zahlungsfrist (§ 687) zu zahlen. Die Zahlungsfrist wird von dem Tage der endgültigen Ein­ stellung der Reise berechnet. Soweit sich nicht aus den Vorschriften der Abs. 1, 2 ein Anderes ergiebt, kommen auch in diesen Fällen die Vorschriften der §§ 688 bis 697 zur Anwendung.

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8 699. Die Anwendung der Vorschriften dieses Abschnitts wird dadurch nicht ausgeschlossen, daß der Schiffer zugleich Miteigenthümer oder Alleineigenthümer des Schiffes oder der Ladung oder beider ist oder daß er auf Grund einer besonderen Anweisung der Betheiligten die Bodmerei eingcgangen ist.

Siebenter Abschnitt.

Haderet. Erster Titel.

Troße (gemeinschaftliche) Haverei uad befördere Haverei.

K 700. Alle Schäden, die dem Schiffe oder der Ladung oder beiden zum Zwecke der Errettung beider aus einer gemeinsamen Gefahr von dem Schiffer oder aus besten Geheiß vorsätzlich zugefügt werden, sowie auch die durch solche Maßregeln ferner verursachten Schäden, ingleichen die Kosten, die zu demselben Zwecke aufgewendet werden, sind große Haverei. Die große Haverei wird von Schiff, Fracht und Ladung gemeinschaftlich getragen. 8 701. Alle nicht zur großen Haverei gehörigen, durch einen Unfall verursachten Schäden und Kosten, soweit die letzteren nicht unter den § 621 fallen, sind besondere Haverei. Die besondere Haverei wird von den Eigenthümern des Schiffes und der Ladung, von jedem für sich allein, getragen.

§ 702. Die Anwendung der Vorschriften über die große Haverei wird dadurch nicht ausgeschlosten, daß die Gefahr in Folge deS Verschuldens eines Dritten oder auch eines Betheiligten herbeigeführt ist. Der Betheiligte, welchem ein solches Verschulden zur Last fällt, kann jedoch nicht allein wegen des ihm entstandenen Schadens keine Vergütung fordern, sondern ist auch den Beitragspflichtigen für den Verlust verant­ wortlich, den sie dadurch erleiden, daß der Schaden als große Haverei zur Vertheilung kommt. Ist die Gefahr durch eine Person der Schiffsbesatzung verschuldet, so trägt die Folgen dieses Verschuldens auch der Rheder nach Maßgabe der 88 485, 486. 8 703. Die Havereivertheilung tritt nur ein, wenn sowohl da» Schiff als auch die Ladung und zwar jeder dieser Gegenstände entweder ganz oder theilweise wirllich gerettet worden ist. 8 704. Die Verpflichtung, von einem geretteten Gegenstände bei­ zutragen, wird dadurch, daß der Gegenstand später von einer besonderen Haverei betroffen wird, nur dann vollständig aufgehoben, wenn der Gegen­ stand ganz verloren geht.

8 705. Der Anspruch auf Vergütung einer zur großen Haverei gehörenden Beschädigung wird durch eine besondere Haverei, die den be-

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schädigten Gegenstand später trifft, sei eS, daß er von neuem beschädigt wird oder ganz verloren geht, nur dann aufgehoben, wenn der spätere Unfall mit dem früheren in keinem Zusammenhang« steht, und nur in­ soweit, als der spätere Unfall auch den früheren Schaden nach sich ge­ zogen haben würde, wenn dieser nicht bereits entstanden gewesen wäre. Sind jedoch vor dem Eintritte des späteren Unfalls zur Wieder­ herstellung des beschädigten Gegenstandes bereits Aufwendungen gemacht, so bleibt rücksichtlich dieser der Anspruch auf Vergütung bestehen.

5 706. Große Haverei liegt namentlich in den nachstehenden Fällen vor, vorausgesetzt, daß zugleich die Erforderniffe der §§ 700, 702. 703 insoweit vorhanden sind, als in den folgenden Vorschriften nichts Besonderes bestimmt ist: 1. Wenn Waaren, Schiffstheile oder Schiffsgeräthschasten über Bord geworfen, Masten gekappt, Taue oder Segel weggeschnitten, Anker, Ankertaue oder Ankerketten geschlippt oder gekappt werden. Sowohl diese Schäden selbst als die durch solche Maßregeln an Schiff oder Ladung ferner verursachten Schäden gehören zur großen Haverei. 2. Wenn zur Erleichterung des Schiffes di« Ladung ganz oder theilweise in Leichterfahrzeuge übergeladen wird. ES gehört zur großen Haverei sowohl der Leichterlohn als der Schaden, der bei dem Ueberladen in das Leichterfahrzeug oder bei dem Rückladen in das Schiff der Ladung oder dem Schiffe zugefügt wird, sowie der Schaden, den die Ladung auf dem Leichterfahrzeug erleidet. Muß die Erleichterung im regelmäßigen Verlaufe der Reise erfolgen, so liegt große Haverei nicht vor. 3. Wenn das Schiff absichtlich auf den Strand gesetzt wird, jedoch nur wenn eS zum Zwecke der Abwendung des Unterganges oder der Nehmung geschieht. Sowohl die durch die Strandung einschließlich der Abbringung entstehenden Schäden als auch die Kosten der Abbringung gehören zur großen Haverei. Wird das behufs der Abwendung des Unterganges auf den Strand gesetzte Schiff nicht abgebracht oder nach der Abbringung reparaturunfähig befunden (§ 479), so findet eine Havereiverthcilung nicht statt. Strandet das Schiff, ohne daß die Strandung zur Rettung von Schiff und Ladung vorsätzlich herbeigeführt ist, so gehören zwar nicht die durch die Strandung veranlaßten Schäden, wohl aber die aus die Abbringung verwendeten Kosten und die zu diesem Zwecke dem Schiffe oder der Ladung absichtlich zugefügten Schäden zur großen Haverei. 4. Wenn das Schiff zur Vermeidung einer dem Schiffe und der Ladung im Falle der Fortsetzung der Reise drohenden gemeinsamen Gefahr in einen Nothhafen einläust, insbesondere wenn das Einlaufen zur nothwendigen Ausbesserung eines Schadens erfolgt, den das Schiff während der Reise erlitten hat.

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Es gehören in diesem Falle zur großen Haverei die Kosten des Ein­ laufens und des Auslaufens, die das Schiff selbst treffenden Aufent­ haltskosten, die der Schiffsbesatzung während des Aufenthalts gebührende Heuer und Kost, die Auslagen für die Unterbringung der Schiffs­ besatzung am Lande, solange die Besatzung nicht an Bord verbleiben kann, ferner, falls die Ladung wegen des Grundes, welcher das Ein­ laufen in den Nothhafen herbeigesührt hat, gelöscht werden muß, die Kosten des Verbringens von Bord und an Bord sowie die Kosten der Aufbewahrung der Ladung am Lande bis zu dem Zeitpunkte, in welchem sie wieder an Bord gebracht werden kann. Tie sämmtlichen Aufenthaltskosten kommm nur für die Zeit der Fortdauer des Grundes in Rechnung, der das Einlaufen in den Noth­ hafen herbeigeführt hat. Liegt der Grund in einer nothwendigen Ausbesserung des Schiffes, so kommen außerdem die Aufenthalts­ kosten nur bis zu dem Zeitpunkt in Rechnung, in welchem die Aus­ besserung hätte vollendet sein können. Die Kosten bet Ausbesserung des Schiffes gehören nur insoweit zur großen Haverei, als der auszubeffernde Schaden selbst große Haverei ist. 5. Wenn das Schiff gegen Feinde oder Seeräuber vertheidigt wird. Die bei der Vertheidigung dem Schiffe oder der Ladung zugefügten Beschädigungen, der dabei verbrauchte Schießbedarf und, falls eine Person der Schiffsbesatzung bei der Vertheidigung verwundet oder gelobtet wird, die Heilungs- und Begräbnißkosten sowie die nach den 88 553, 554 dieses Gesetzbuchs und den 88 49, 51 der Seemanns­ ordnung zu zahlenden Belohnungen toben die große Haverei. 6. Wenn im Falle der Anhaltung des Schiffes durch Feinde oder See­ räuber Schiff und Ladung losgekauft werden. Was zum Loskaufe gegeben ist, bildet nebst den durch den Unterhalt und die Auslösung der Geiseln entstehenden Kosten die große Haverei. 7 Wenn die Beschaffung der zur Deckung der großen Haverei während der Reise erforderlichen Gelder Verluste und Kosten verursacht oder wenn durch die Auseinandersetzung unter den Betheiligten Kosten entstehen. Diese Verluste und Kosten gehören gleichfalls zur großen Haverei. Dahin werden insbesondere gezählt der Verlust an den während der Reise verkauften Gütern; die Bodmereiprämie, wenn das erforder­ liche Geld durch Bodmerei ausgenommen wird, und wenn dies nicht der Fall ist, die Prämie für die Versicherung des aufgewendeten Geldes, die Kosten für die Ermittelung der Schäden und für die Aufmachung der Rechnung über die große Haverei (Dispache).

S 707. Nicht als große Haverei, sondern als besondere Haverei werden angesehen: die Verluste und Kosten, welche, wenn auch während der Reise, aus der in Folge einer besonderen Haverei nöthig gewordenen Beschaffung von Geld entstehen; 2. die Reklamekosten, auch wenn Schiff und Ladung zusammen und beide mit Erfolg rellamirt werden;

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HGB. 3. die durch Prangen verursachte Beschädigung des Schiffes, seines Zu» behörS und der Ladung, selbst wenn, um der Strandung oder Nehmung zu entgehen, geprangt worden ist.

K 708. In den Fällen der großen Haverei bleiben bei der Schadensberechnung die Beschädigungen und Verluste außer Ansatz, welche die nachstehenden Gegenstände betreffen: 1. nicht unter Deck geladene Güter; diese Vorschrift findet jedoch bei der Küstenschiffahrt insofern keine Anwendung, als Deckladungen durch die Landesgeseke für zulässig erklärt sind (§ 566); 2. Güter, über die weder ein Konnossement ausgestellt ist noch das Manifest oder Ladebuch Auskunft giebt; 3. Kostbarkeiten, Kunstgegenstände, Geld und Werthpapiere, die dem Schiffer nicht gehörig bezeichnet worden sind (§ 607). § 709. Der an dem Schiffe oder dem Zubehöre des Schiffes entstandene, zur großen Haverei gehörige Schaden ist, wenn die Ausbefferung während der Reise erfolgt, am Orte der Ausbefferung und vor dieser, sonst an dem Orte, wo die Reise endet, durch Sachverständige zu ermitteln und zu schützen. Die Taxe muß die Veranschlagung der er­ forderlichen Ausbefferungskosten enthalten. Sie ist, wenn während der Reise ausgebessert wird, für die Schadensberechnung insoweit maßgebend, als nicht die Ausführungskosten unter den Anschlagssummen bleiben. War die Aufnahme einer Taxe nicht ausführbar, so entscheidet der Betrag der auf die erforderlichen Ausbesserungen wirklich verwendeten Kosten. Soweit die Ausbefferung nicht während der Reise geschieht, ist die Abschätzung für die Schadensberechnung ausschließlich maßgebend. § 710. Der nach Maßgabe des § 709 ermittelte volle Betrag der Ausbefferungskosten bestimmt die zu leistende Vergütung, wenn das Schiff zur Zeit der Beschädigung noch nicht ein volles Jahr zu Waffer war. Dasselbe gilt von der Vergütung für einzelne Theile des Schiffes, namentlich für die Metallhaut, sowie für einzelne Theile des Zubehörs, wenn solche Theile noch nicht ein volles Jahr in Gebrauch waren. In den übrigen Fällen wird von dem vollen Betrage wegen des Unterschieds zwischen alt und neu ein Dritthell, bei den Ankerketten ein Sechsthell, bei den Ankern jedoch nichts abgezogen. Von dem vollen Betrage kommen ferner in Abzug der volle Erlös oder Werth der noch vorhandenen alten Stücke, welche durch neue ersetzt find oder zu ersetzen sind. Findet ein solcher Abzug und zugleich der Abzug wegen des Unter­ schieds zwischen alt und neu statt, so ist zuerst dieser letztere und sodann von dem verbleibenden Betrage der andere Abzug zu machen.

8 711. Die Vergütung für aufgeopferte Güter wird durch den Marktpreis bestimmt, welchen Güter derselben Art und Beschaffenheit am Bestimmungsorte bei dem Beginne der Löschung des Schiffes haben. In Ermangelung eines Marktpreises oder sofern über den Markt­ preis oder deffen Anwendung, insbesondere mit Rücksicht auf die Be­ schaffenheit der Güter, Zweifel bestehen, wird der Preis durch Sach­ verständige ermittelt.

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Von dem Preise kommt in Abzug, was an Fracht, Zöllen und kosten in Folge des Verlustes der Güter erspart wird. Zu den aufgeopferten Gütern gehören auch diejenigen, welche zur Deckung der großen Haverei verkauft worden sind (§ 706 Nr. 7).

8 712. Die Vergütung für Güter, die eine zur großen Haverei gehörige Beschädigung erlitten haben, wird bestimmt durch den Unterschied zwischen dem durch Sachverständige zu ermittelnden Verkausswerthe, welchen die Güter im beschädigten Zustande am Bestimmungsorte bei dem Be­ ginne der Löschung des Schiffes haben, und dem im § 711 bezeichneten Preise nach Abzug der Zölle und Kosten, soweit sie in Folge der Be­ schädigung erspart find. § 713. Die vor, bei oder nach dem Havereifall entstandenen, zur großen Haverei nicht gehörenden Werthsverringerungen und Verluste sind bei der Berechnung der Vergütung (§§ 711, 712) in Abzug zu bringen.

8 714. Endet die Reise für Schiff und Ladung nicht stimmungshafen, sondern an einem anderen Orte, so tritt dieser endet sie durch Verlust des Schiffes, so tritt der Ort, wohin die in Sicherheit gebracht ist, für die Ermittelung der Vergütung Stelle des Bestimmungsorts.

im Be­ letztere, Ladung an die

8 715. Die Vergütung für entgangene Fracht wird bestimmt durch den Frachtbetrag, welcher für die aufgeopferten Güter zu entrichten gewesen sein würde, wenn sie mit dem Schiffe an dem Orte ihrer Be­ stimmung oder, wenn dieser von dem Schiffe nicht erreicht wird, an dem Orte angelangt wären, wo die Reise endet.

8 716. Der gesammte Schaden, welcher die große Haverei bildet, wird lcher das Schiff, die Ladung und die Fracht nach dem Derhältniffe des Werthes des Schiffes und der Ladung und des Betrags der Fracht vertheilt. 8 717. DaS Schiff nebst Zubehör trägt bei: 1. mit dem Werthe, welchen es in dem Zustand am Ende der Reife bei dem Beginne der Löschung hat; 2. mit dem als große Haverei in Rechnung kommenden Schaden an Schiff und Zubehör. Von dem im Abs. 1 Nr. 1 bezeichneten Werthe ist der noch vor­ handene Werth derjenigen Ausbefferungen und Anschaffungen abzuziehen, welche erst nach dem Havereifall erfolgt find-

8 718. 1. mit

Die Ladung trägt bei:

den am Ende der Reise bei dem Beginne der Löschung noch vor­ handenen Gütern oder, wenn die Reise durch den Verlust des Schiffes endet (§ 714), mit den in Sicherheit gebrachten Gütern, sowett in beiden Fällen diese Güter sich zur Zeit des Havereifalls an Bord des Schiffes oder eines Leichterfahrzeuges (§ 706 Nr. 2) befunden haben; 2. mit den aufgeopferten Gütern (§ 711).

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HGB § 719, Bei der Ermittelung des Beitrags kommt in Ansatz: 1. für Güter, die unversehrt sind, der Marktpreis oder der durch Sach­ verständige zu ermittelnde Preis (§ 711), welchen sie am Ende der Neise bei dem Beginn und am Orte der Löschung des Schisses, oder, wenn die Reise durch Verlust des Schiffes endet (§ 714), zur Zeit und am Orte der Bergung haben, nach Abzug der Fracht, Zölle und sonstigen Kosten; 2. für Güter, die während der Reise verdorben sind oder eine zur großen Haverei nicht gehörige Beschädigung erlitten haben, der durch Sach­ verständige zu ermittelnde Verkaufswerth (§ 712), welchen die Güter im beschädigten Zustande zu der in Nr. 1 erwähnten Zeit und an dem dort bezeichneten Orte haben, nach Abzug der Fracht, Zölle und sonstigen Kosten; 3. für Güter, die aufgeopfert worden sind, der Betrag, welcher dafür nach § 711 als große Haverei in Rechnung kommt; 4. für Güter, die eine zur großen Haverei gehörige Beschädigung er­ litten haben, der nach Nr. 2 zu ermittelnde Werth, welchen die Güter im beschädigten Zustande haben, und der Werthsunterschicd, welcher nach § 712 für die Beschädigung als große Haverei in Rech­ nung kommt.

§ 720, Sind Güter geworfen, so haben sie zu der gleichzeitigen oder einer späteren großen Haverei im Falle ihrer Bergung nur bei­ zutragen, wenn der Eigenthümer eine Vergütung verlangt. § 721. Die Frachtgelder tragen bei mit zwei Drittheilen: 1. des Bruttobetrags, welcher verdient ist; 2. des Betrags, welcher nach § 715 als große Haverei in Rechnung kommt. Ueberfahrtsgelder tragen bei mit dem Betrage, welcher im Falle des Verlustes des Schiffes eingebüßt wäre (§ 670), nach Abzug der Kosten, die alsdann erspart sein würden. § 722. Haftet auf einem beitragspflichtigen Gegenstand eine durch einen späteren Nothfall begründete Forderung, so trägt der Gegenstand nur mit seinem Werthe nach Abzug dieser Forderung bei. § 723. Zur großen Haverei tragen nicht bei: 1. die Kriegs- und Mundvorrüthe des Schiffes; 2. die Heuer und die Habe der Schiffsbesatzung; 3. das Reisegut der Reisenden. Sind Sachen dieser Art aufgeopfert oder haben sie eine zur großen Haverei gehörige Beschädigung erlitten, so wird dafür nach Maßgabe der 88 711 bis 715 Vergütung gewährt; für Kostbarkeiten, Kunstgegenstände, Geld und Werthpapiere wird jedoch nur dann Vergütung gewährt, wenn sie dem Schiffer gehörig bezeichnet worden find (§ 607). Sachen, für die eine Vergütung gewährt wird, tragen mit dem Werthe oder dem Werthsunterschiede bei, welcher als große Haverei in Rechnung kommt. Die im 8 708 erwähnten Gegenstände sind beitragspflichtig, soweit sie gerettet sind. Die Bodmereigelder find nicht beitragspflichtig.

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§ 724. Wenn nach dem Havereifall und bis zum Beginne der Löschung am Ende der Reise ein beitragspflichtiger Gegenstand ganz ver­ loren geht (§ 704) oder zu einem Theile verloren geht oder im Werthe verringert, insbesondere gemäß § 722 mit einer Forderung belastet wird, so tritt eine verhältnißmäßige Erhöhung der von den übrigen Gegenständen zu entrichtenden Beitrüge ein. Ist der Verlust oder die Werthsverringerung erst nach dem Beginne der Löschung erfolgt, so geht der Beitrag, welcher auf den Gegenstand fällt, soweit dieser zur Berichtigung des Beitrags unzureichend geworden ist, den Vergütungsberechtigten verloren. $ 725. Die Vergütungsberechtigten haben wegen der von dem Schiffe und der Fracht zu entrichtenden Beiträge die Rechte von Schiffs­ gläubigern. Auch in Ansehung der beitragspflichtigen Güter steht ihnen an den einzelnen Gütern wegen des von diesen zu entrichtenden Beitrags ein Pfandrecht zu. DaS Pfandrecht kann jedoch nach der Auslieferung der Güter nicht zum Nachtheile des dritten Erwerbers, welcher den Besitz in gutem Glauben erlangt hat, geltend geniacht werden. $ 726. Eine persönliche Verpflichtung zur Entrichtung deS Bei­ trags wird durch den Havereifall an sich nicht begründet. Der Empfänger beitragspflichtiger Güter wird jedoch, wenn ihm bei der Annahme der Güter bekannt ist, daß davon ein Beitrag zu ent­ richten ist, für den letzteren bis zu dem Werthe, welchen die Güter zur Zeit ihrer Auslieferung haben, insoweit persönlich verpflichtet, als der Beitrag, falls die Auslieferung nicht erfolgt wäre, auS den Gütern hätte geleistet werden können.

§ 727. Die Feststellung und Vertheilung der Schäden erfolgt an dem Bestimmungsort und, wenn dieser nicht erreicht wird, in dem Hafen, wo die Reise endet. § 728. Der Schiffer ist verpflichtet, die Aufmachung der Dis­ pache ohne Verzug zu veranlaffen. Handelt er dieser Verpflichtung zu­ wider, so macht er fich jedem Betheiligten verantwortlich. Wird die Aufmachung der Dispache nicht rechtzeitig veranlaßt, so kann jeder Betheiligte die Aufmachung in Antrag bringen und betreiben. § 729. Im Gebiete dieses Gesetzbuchs wird die Dispache durch die ein für allemal bestellten oder in deren Ermangelung durch die vom Gerichte besonders ernannten Personen (Dispacheure) aufgemacht. Jeder Betheiligte ist verpflichtet, die zur Aufmachung der Dispache erforderlichen Urkunden, soweit er sie zu seiner Verfügung hat, namentlich Chartepartieen, Konnossemente und Fakturen, dem Dispacheur mitzuthellen. § 730. Für die von dem Schiffe zu leistenden Beiträge ist den Ladungsbetheiligten Sicherheit zu bestellen, bevor daS Schiff den Hafen verlassen darf, in welchem nach § 727 die Feststellung und Vertheilung die Schäden zu erfolgen hat. § 731. Der Schiffer darf Güter, auf denen Havereibeträge hasten, vor der Berichtigung oder Sicherstellung der letzteren (§ 615) nicht aus-

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liefern, widrigenfalls er, unbeschadet der Haftung der Güter, für die Bei­ träge persönlich verantwortlich wird. Hat der Rheder die Handlungsweise des Schiffers angeordnet, so kommen die Vorschriften des § 512 Abs. 2, 3 zur Anwendung. Das an den beitragspflichtigen Gütern den BergütungSberechtigten zustehende Pfandrecht wird für diese durch den Verfrachter auSgeübt. Die Geltendmachung des Pfandrechts durch den Verfrachter erfolgt nach Maß­ gabe der Vorschriften, die für das Pfandrecht des Verfrachters wegen der Fracht und der Auslagen gelten.

§ 732. Hat der Schiffer zur Fortsetzung der Reise, jedoch zum Zwecke einer nicht zur großen Haverei gehörenden Aufwendung, die Ladung verbodmet oder über einen Teil der Ladung durch Verkauf oder Ver­ wendung verfügt, so ist der Verlust, den ein LadungSbetheiligter dadurch erleidet, daß er wegen seiner Ersatzansprüche aus Schiff und Fracht gar nicht oder nicht vollständig befriedigt werden kann (§§ 540, 541, 612), von sämmtlichen Ladungsbetheiligten nach den Grundsätzen der großen Haverei zu tragen. Bei der Ermittelung des Verlustes ist im Verhältnisse zu den Ladungsbetheiligten in allen Fällen, namentlich auch im Falle des 8 612 Abs. 2, die im § 711 bezeichnete Vergütung maßgebend. Mit dem Werthe, durch welchen diese Vergütung bestimmt wird, tragen die ver­ kauften Güter auch zu einer etwa eintretenden großen Haverei bei (§ 718). § 733. Die in den Fällen der §§ 635, 732 zu entrichtenden Beiträge und eintretenden Vergütungen stehen in allen rechtlichen Be­ ziehungen den Beiträgen und Vergütungen in den Fällen der großen Haverei gleich. Zweiter Titel.

Schade« durch Zusammenstoß von Schiffen. 734. Wenn zwei Schiffe zusammenstoßen und entweder auf einer oder auf beiden Seiten durch den Stoß Schiff oder Ladung allein oder Schiff und Ladung beschädigt werden oder ganz verloren gehen, so ist, falls eine Person der Besatzung des einen Schiffes durch ihr Verschulden den Zusammenstoß herbeigeführt hat, der Rheder dieses Schiffes nach Maßgabe der §§ 485, 486 verpflichtet, den durch den Zusammenstoß dem anderen Schiffe und besten Ladung zugefügten Schaden zu ersetzen. Die Eigenthümer der Ladung beider Schiffe sind nicht verpflichtet, zum Ersätze des Schadens beizutragen. Die persönliche Verpflichtung der zur Schiffsbesatzung gehörigen Personen, für die Folgen ihres Verschuldens aufzukommen, wird durch diese Vorschriften nicht berührt. § 735. Fällt keiner Person der Besatzung des einen oder des anderen Schiffes ein Verschulden zur Last, so findet ein Anspruch auf Er­ satz des dem einen oder anderen oder beiden Schiffen zugefügten Schadens nicht statt.

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Ist der Zusammenstoß durch beiderseitiges Verschulden herbeigeführt, so hängt die Verpflichtung zum Ersätze sowie der Umfang des zu leistenden Ersatzes von den Umständen, insbesondere davon ab, inwieweit der Zusammen­ stoß vorwiegend von Personen der einen oder der anderen Besatzung ver­ ursacht worden ist.

§ 736.

Die Vorschriften der §§ 734, 735 kommen zur Anwendung ohne Unterschied, ob beide Schiffe oder das eine oder das andere sich in der Fahrt oder im Treiben befinden oder vor Anker oder am Lande be­ festigt liegen.

§ 737.

Ist ein durch den Zusammenstoß beschädigtes Schiff ge­ sunken, bevor es einen Hafen erreichen konnte, so wird vermuthet, daß der Untergang des Schiffes eine Folge des Zusammenstoßes war.

K 738.

Hat sich das Schiff unter der Führung eines Zwangslootsen befunden und haben die zur Schiffsbesatzung gehörigen Personen die ihnen obliegenden Pflichten erfüllt, so ist der Rheder des Schiffes von der Ver­ antwortung für den Schaden frei, welcher durch den von dem Lootsen verschuldeten Zusammenstoß entstanden ist.

§ 739.

Die Vorschriften dieses Titels kommen auch zur Anwendung, wenn mehr als zwei Schiffe zusammenstoßen. Ist in einem solchen Falle der Zusammenstoß durch eine Person der Besatzung des einen Schiffes verschuldet, so haftet der Rheder des letzteren auch für den Schaden, welcher daraus entsteht, daß durch den Zusammen­ stoß dieses Schiffes mit einem anderen der Zusammenstoß dieses anderen Schiffes mit einem dritten verursacht ist.

Achter Abschnitt.

Bergung und GüMetftung In Seenorh. § 740. Wird in einer Seenoth ein Schiff oder dessen Ladung ganz oder theilweise, nachdem sie der Verfügung der Schiffsbesatzung entzogen oder von ihr verlassen waren, von dritten Personen an sich genommen und in Sicherheit gebracht, so haben diese Personen Anspruch auf Bergelohn. Wird außer dem vorstehenden Falle ein Schiff oder dessen Ladung durch Hülfe dritter Personen aus einer Seenoth gerettet, so haben diese nur Anspruch auf Hülsslohn. Der Schiffsbesatzung des verunglückten oder gefährdeten Schiffes steht ein Anspruch auf Berge- oder Hülsslohn nicht zu.

§ 741.

Wird noch während der Gefahr ein Vertrag über die Höhe des Berge- oder Hülfslohns geschloffen, so kann der Vertrag wegen erheb­ lichen Uebermaßes der zugeficherten Vergütung angefochten und die Herab­ setzung der letzteren auf das den Umständen entsprechende Maß verlangt werden.

§ 742.

In Ermangelung einer Vereinbarung ist die Höhe des Berge- oder Hülfslohns unter Berücksichtigung aller Umstände des Falles nach billigem Ermessen in Geld festzusetzen.

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§ 743. Der Berge- oder HülfSlohn umfaßt zugleich die Vergütung für die Aufwendungen, welche zum Zwecke des Bergens und Rettens geschehen. Nicht darin enthalten find die Kosten und Gebühren der Behörden, die von den geborgenen oder geretteten Gegenständen zu entrichtenden Zölle und sonstigen Abgaben sowie die Kosten zum Zwecke der Aufbewahrung, Erhaltung, Abschätzung und Veräußerung dieser Gegenstände. § 744. Bei der Bestimmung des Betrags des Berge- oder HülfslohnS kommen insbesondere in Anschlag der bewiesene Eifer, die verwendete Zeit, die geleisteten Dienste, die geschehenen Aufwendungen, die Zahl der thätig gewesenen Personen, die Gefahr, der sie ihre Person und ihre Fahrzeuge unterzogen haben, sowie die Gefahr, die den geborgenen oder geretteten Gegenständen gedroht hat, und der nach Abzug der Kosten (§ 743 Abs. 2) verbliebene Werth der letzteren.

§ 745. Der Berge- oder HülfSlohn darf ohne den überein­ stimmenden Antrag der Parteien nicht auf einen Bruchtheil deS Werthes der geborgenen oder geretteten Gegenstände festgesetzt werden. § 746. Der Betrag des Bergelohnes soll den dritten Theil des Werthes der geborgenen Gegenstände (§ 744) nicht übersteigen. Nur ausnahmsweise, wenn die Bergung mit ungewöhnlichen An­ strengungen und Gefahren verbunden war und jener Werth zugleich ein geringer ist, kann der Betrag bis zur Hälfte des Werthes erhöht werden. K 747. Der HülfSlohn ist stets unter dem Betrage festzusetzen, welchen der Bergelohn unter sonst gleichen Umständen erreicht haben würde. Auf den Werth der gereiteten Gegenstände ist bei der Bestimmung deS HülfSlohnS nur eine untergeordnete Rücksicht zu nehmen. § 748. Betheiligen sich mehrere Personen an der Bergung oder Hülfsleistung, so wird der Berge- oder HülfSlohn unter sie nach Maß­ gabe der persönlichen und sachlichen Leistungen der einzelnen und im Zweifel nach der Kopfzahl vertheilt. Zur gleichmäßigen Theilnahme sind auch diejenigen berechtigt, welche sich in derselben Gefahr der Rettung von Menschen unterziehen.

8 749. Wird ein Schiff oder deffen Ladung ganz oder theilweise von einem anderen Schiffe geborgen oder gerettet, so wird der Berge­ oder HülfSlohn zwischen dem Rheder, dem Schiffer und der übrigen Be­ satzung des anderen Schiffes in der Weise vertheilt, daß zunächst dem Rheder die Schäden am Schiffe und Betriebsmehrkosten ersetzt werden, welche durch die Bergung oder Rettung entstanden sind, und daß von dem Reste der Rheder eines Dampfschiffs zwei Drittel, eines Segelschiffs die Hälfte, der Schiffer und die übrige Besatzung eines Dampfschiffs je ein Sechstel, eines Segelschiffs je ein Viertel erhält. Der auf die Schiffsbesatzung mit Ausnahme des Schiffers entfallende Betrag wird unter alle Mitglieder derselben mit besonderer Berücksich­ tigung der sachlichen und persönlichen Leistungen eines Jeden vertheilt. Die Vertheilung erfolgt durch den Schiffer mittelst eines vor Beendigung der Reise der Besatzung bekannt zu gebenden Vertheilungsplans, der den jedem Betheiligten zukommenden Bruchtheil festsetzt.

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Gegen den VertheilungSplan ist Einspruch bei demjenigen SeemannSamt zulässig, welches nach Bekanntgabe des Planes zuerst angegangen werden kann. Das Seemannsamt entscheidet nach Anhörung der Betheiligten endgültig, unter Ausschluß deS Rechtswegs, über den Einspruch und eine etwaige andere Vertheilung. Beglaubigte Abschrift der Entscheidung ist dem Rheder vom SeemannSamte mit thunlichster Beschleunigung mitzutheilen. Vereinbarungen, welche den Vorschriften der Abs. 1, 2 zuwiderlaufen, find nichtig. Diese Vorschriften finden für den Fall der Bergung oder Rettung durch Bergungs- oder Schleppdampfer keine Anwendung. § 750. Auf Berge- und HülfSlohn hat keinen Anspruch: 1. wer seine Dienste aufdrängt, insbesondere ohne Erlaubniß deS an­ wesenden Schiffers das Schiff betritt; 2. wer von den geborgenen Gegenständen dem Schiffer, dem Eigen­ thümer oder der zuständigen Behörde nicht sofort Anzeige macht. § 751. Wegen der Bergungs- und Hülfskosten, insbesondere auch wegen deS Berge- und HülfSlohnS, steht dem Gläubiger ein Pfandrecht an den geborgenen oder geretteten Gegenständen, an den geborgenen Gegen­ ständen bis zur Sicherheitsleistung zugleich das Zurückbehaltungsrecht zu. Auf die Geltendmachung des Pfandrechts finden die Vorschriften deS 8 696 entsprechende Anwendung. § 752. Der Schiffer darf die Güter vor der Befriedigung oder Sicher­ stellung des Gläubigers weder ganz noch theilweise ausliefern, widrigenfalls er dem Gläubiger insoweit persönlich verpflichtet wird, als dieser aus den auSgelieserten Gütern zur Zeit der Auslieferung hätte befriedigt werden können. Hat der Rheder die Handlungsweise deS Schiffers angeordnet, so kommen die Vorschriften des § 512 Abs. 2, 3 zur Anwendung.

K 753. Eine persönliche Verpflichtung zur Entrichtung der BergungSund Hülfskosten wird durch die Bergung oder Rettung an fich nicht begründet. Der Empfänger von Gütern wird jedoch, wenn ihm bei der Annahme der Güter bekannt ist, daß davon Bergungs- oder Hülfskosten zu berichtigen sind, für diese Kosten insoweit persönlich verpflichtet, als sie, falls die Aus­ lieferung nicht erfolgt wäre, aus den Gütern hätten berichtigt werden können. Sind noch andere Gegenstände gemeinschaftlich mit den ausgelieferten Gütern geborgen oder gerettet, so geht die persönliche Haftung des Empfängers über den Betrag nicht hinaus, welcher bei einer Vertheilung der Kosten über sämmtliche Gegenstände auf die auSgelieserten Güter fällt. Neunter Abschnitt.

Fchlff^gläubiger. § 754. Die nachbenannten Forderungen gewähren die Rechte eines SchiffsglüubigerS: 1. die zu den Kosten der Zwangsvollstreckung nicht gehörenden Kosten der Bewachung und Verwahrung des Schlffes und seines Zubehörs seit der Einbringung deS Schiffes in den letzten Hafen, falls das Schiff im Wege der Zwangsvollstreckung verkauft wird;

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HGB 2. die öffenllichen Schiffs-, SchiffahrtS- und Hafenabgaben, insbesondere die Tonnen-, Leuchtfeuer-, Quarantäne- und Hafengelder; 3. die aus den Dienst- und Heuerverträgen herrührenden Sortierungen der Schiffsbesatzung; 4. die Lootsengelder sowie die BergungS-, HülfS-, Loskaufs- und Reklame­

kosten; 5. die Beiträge des Schiffes zur großen Haverei; 6. die Forderungen der Bodmereigläubiger, welchen das Schiff verbodmet ist, sowie die Forderungen aus sonstigen Kreditgeschäften, die der Schiffer als solcher während deL Aufenthalts des Schiffes außerhalb deSHeimathShafenS in Nothfällen abgeschloffen hat (§§ 528, 541), auch wenn er Miteigenthümer oder Alleineigenthümer des Schiffes ist; den For­ derungen aus solchen Kreditgeschäften stehen die Forderungen wegen Lieferungen oder Leistungen gleich, die ohne Gewährung eines Kredits dem Schiffer als solchem während des Aufenthalts des Schiffes außer­ halb des Heimathshafens in Nothfällen zur Erhaltung des Schiffes oder zur Ausführung der Reise gemacht sind, soweit diese Lieferungen oder Leistungen zur Befriedigung des Bedürfnisses erforderlich waren; 7. die Forderungen wegen Nichtablieferung oder Beschädigung der Ladungsgüter und deS im § 673 Abf. 2 erwähnten Reiseguts; 8. die nicht unter eine der vorigen Nummern fallenden Forderungen aus Rechtsgeschäften, die der Schiffer als solcher kraft seiner gesetzlichen Befugniffe und nicht mit Bezug auf eine besondere Vollmacht ge­ schloffen hat (3 486 Abs. 1 Nr. 1), sowie die nicht unter eine der vorigen Nummern fallenden Forderungen wegen Nichterfüllung oder wegen unvollständiger oder mangelhafter Erstllung eines von dem Rheder abgeschloffenen Vertrags, insofern die Ausführung des letzteren zu den Dienstobliegenheiten deS Schiffers gehört hat (§ 486 Abs. 1 Nr. 2); 9. die Forderungen aus dem Verschulden einer Person der Schiffsbesahung (§ 485, 5 486 Abs. 1 Nr. 3), auch wenn diese Person zugleich Mit­ eigenthümer oder Alleineigenthümer deS Schiffes ist; 10. die Forderungen, welche der Berufsgenossenschaft nach den Vorschriften über die Unfallversicherung und der Versicherungsanstalt nach den Vorschriften über die Invalidenversicherung gegen den Rheder zustehen.

§ 755. Den Schiffsgläubigern, welchen das Schiff nicht schon durch Verbodmung verpfändet ist, steht ein gesetzliches Pfandrecht an dem Schiffe und dem Zubehöre des Schiffes zu. Das Pfandrecht ist gegen jeden dritten Besitzer des Schiffes verfolgbar.

§ 756. Das gesetzliche Pfandrecht eines jeden dieser Schiffs­ gläubiger erstreckt sich außerdem auf die Bruttofracht derjenigen Reife, aus welcher feine Forderung entstanden ist. § 757. Als eine Reife im Sinne dieses Abschnitts wird diejenige angesehen, zu welcher das Schiff von neuem ausgerüstet oder welche ent­ weder auf Grund eines neuen Frachtvertrags oder nach vollständiger Löschung der Ladung angetreten wird. 8 758. Den im 3 754 unter Nr- 3 aufgeführten SchiffSgläubigern steht wegen der aus einer späteren Reise entstandenen Forderungen zugleich

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ein gesetzliches Pfandrecht an der Fracht der früheren Reisen zu, sofern die verschiedenen Reisen unter denselben Dienst- und Heuervertrag fallen.

5 759. Auf das dem Bodmereigläubiger nach § 679 zustehende Pfandrecht finden dieselben Vorschriften Anwendung, welche für das gesetz­ liche Pfandrecht der übrigen Schiffsgläubiger gelten. Der Umfang des Pfandrechts des Bodmereigläubigers bestimmt fich jedoch nach dem Inhalte des Bodmereivertrags (§ 680). 8 760. Das einem Schiffsgläubiger zustehende Pfandrecht gilt in gleichem Maße für Kapital, Zinsen, Bodmereiprämie und Kosten. 8 761. Die Befriedigung des Schiffsgläubigers aus dem Schiffe und der Fracht erfolgt nach den für die Zwangsvollstreckung geltenden Vorschriften. Die Klage kann sowohl gegen den Rheder als gegen den Schiffer gerichtet werden, gegen den letzteren auch dann, wenn sich das Schiff im HeimathShafen (§ 480) befindet; das gegen den Schiffer ergangene Urtheil ist auch gegenüber dem Rheder wirksam.

§ 762. Aus die Rechte eines Schiffsgläubigers hat es keinen Einfluß, daß der Rheder für die Forderung bei deren Entstehung oder später zugleich persönlich verpflichtet wird. Diese Vorschrift findet insbesondere auf die Forderungen der SchiffSbesatzung aus den Dienst- und Heuerverträgen Anwendung. § 763. Gehört das Schiff einer Rhederei, so haften das Schiff und die Fracht den SchiffSglüubigern in gleicher Weise, als wenn das Schiff nur einem Rheder gehörte.

s 764. Das Pfandrecht der Schiffsgläubiger am Schiffe erlischt außer dem Falle der im Inland erfolgten Zwangsversteigerung des Schiffes auch durch den von dem Schiffer im Falle zwingender Nothwendigkeit auf Grund seiner gesetzlichen Befugnisie bewirkten Verkauf des Schiffes (§ 530); an die Stelle des Schiffes tritt für die Schiffsgläubiger das Kaufgeld, solange es bei dem Käufer aussteht oder noch in den Händen des Schiffers ist. Diese Vorschriften finden auch auf sonstige Pfandrechte am Schiffe Anwendung.

8 765. Wird außer den im § 764 bezeichneten Fällen das Schiff veräußert, so ist der Erwerber berechtigt, die Ausschließung der unbekannten SchiffSglüubiger mit ihren Pfandrechten im Wege des Aufgebotsverfahrens zu beantragen.

8 766. In Ansehung des Schiffes haben die Bewachung-- und Verwahrungskosten seit der Einbringung in den letzten Hafen (§ 754 Nr. 1) vor allen anderen Forderungen der Schiffsgläubiger den Vorzug. 8 767. Von den im § 754 unter Nr. 2 bis 9 aufgesührten Forderungen gehen die die letzte Reise (§ 757) betreffenden Forderungen, zu welchen auch die nach der Beendigung der letzten Reise entstandenen Forderungen gerechnet werden, den Forderungen vor, welche die früheren Reisen betreffen. Von den Forderungen, welche nicht die letzte Reise betreffen, gehen die eine spätere Reise betreffenden denjenigen vor, welche eine frühere Reise betreffen. Jaeger, RetchSzlvllgesetze. 3. Aufl.

8

HGB.

Den im § 754 unter Nr. 3 aufgeführten Schiffsgläubigern gebührt jedoch wegen der eine frühere Reise betreffenden Forderungen dasselbe Vor­ zugsrecht, welches ihnen wegen der eine spätere Reise betreffenden For­ derungen zusteht, sofern die verschiedenen Reisen unter denselben Dienst­ oder Heuervertrag fallen. Wenn die Bodmereireise mehrere Reisen im Sinne des § 757 umfaßt, so steht der Bodmereigläubiger denjenigen Schiffsgläubigern nach, deren Forderungen die nach der Vollendung der ersten dieser Reisen angetretenen späteren^Reisen betreffen.

§ 768. Die Forderungen, welche dieselbe Reise betreffen, sowie diejenigen, welche als dieselbe Reise betreffend anzusehen find (,§ 767), werden in nachstehender Ordnung berichtigt: 1. die öffentlichen Schiffs-, Schiffahrts- und Hasenabgaben (§ 754 Nr. 2); 2. die auS den Dienst- und Heuerverträgen herrührenden Forderungen der Schiffsbesatzung (8 754 Nr. 3); 3. die Lootsengelder sowie die Bergungs-, Hülfs-, LoSkaufS- und Reklame­ kosten (8 754 Nr. 4), die Beiträge des Schiffes zur großen Haverei (8 754 Nr. 5), die Forderungen auS den von dem Schiffer in Noth­ füllen abgeschlossenen Bodmerei- und sonstigen Kreditgeschäften sowie die diesen Forderungen gleichzuachtenden Forderungen (8 754 Nr 6); 4. die Forderungen wegen Nichtablieferung oder Beschädigung von Ladungsgüteru und Reisegut (§ 754 Nr. 7); 5. die im 8 754 unter Nr. 8, 9 aufgeführten Forderungen.

% 769. Von den im 8 768 unter Nr. 1, 2, 4, 5 aufgeführten For­ derungen sind die dort unter derselben Nummer aufgeführten gleichberechtigt. Von den im 8 768 unter Nr. 3 aufgeführten Forderungen geht dagegen die später entstandene der früher entstandenen vor; die gleichzeitig entstandenen sind gleichberechtigt Hat der Schiffer aus Anlaß desselben Nothfalls verschiedene Geschäfte abgeschloffen (8 754 Nr. 6), so gelten die daraus herrührenden Forderungen als gleichzeitig entstanden. Forderungen auS Kreditgeschäften, namentlich auS Bodmereiverträgen, die von dem Schiffer zur Berichtigung früherer unter 8 768 Nr. 3 fallender Forderungen eingegangen sind, sowie Forderungen aus Verträgen, die von ihm behufs einer Verlängerung der ZahlungSzeit oder behufs der Anerkennung oder Erneuerung solcher früheren Forderungen abgeschloffen find, haben auch dann, wenn daS Kreditgeschäft oder der Vertrag zur Fortsetzung der Reise nothwendig war, nur dasjenige Vorzugsrecht, welches der früheren Forderung zustand.

5 770. Die im 8 754 unter Nr. 10 bezeichneten Forderungen stehen allen übrigen Forderungen von Schiffsgläubigern ohne Rücksicht aus die Zeit ihrer Entstehung nach. § 771. Das Pfandrecht der Schiffsgläubiger an der'Fracht (§ 756) ist nur so lange wirksam, als die Fracht noch aussteht oder die Fracht­ gelder in den Händen des Schiffers sind. Auch aus dieses Pfandrecht finden die Vorschriften der §§ 766 bis 770 über die Rangordnung Anwendung.

LOB.

Viertes Buch.

Seehaudel.

8

Im Falle der Abtretung der Fracht kann das Pfandrecht der Schiffsgläubiger, solange die Fracht noch aussteht oder die Frachtgelder in den Händen des Schiffers find, auch dem neuen Gläubiger gegenüber geltend gemacht werden. Soweit der Rheder die Fracht einzieht, hastet er den SchiffSgläubigern, welchen das Pfandrecht dadurch ganz oder zu einem Theile entgeht, per­ sönlich und zwar einem jeden in Höhe desjenigen Betrags, welcher sich für ihn bei einer Bertheilung des eingezogenen Betrags nach der gesetz­ lichen Rangordnung ergiebt. Dieselbe persönliche Haftung deS Rheders tritt ein in Ansehung der am Abladungsorte zur Abladungszeit üblichen Fracht für die Güter, welche für^feine Rechnung abgeladen find.

K 772. Verwendet der Rheder die Fracht zur Befriedigung eines oder mehrerer Gläubiger, denen ein Pfandrecht an der Fracht zusteht, so ist er den Gläubigern, welchen der Borzug gebührt hätte, nur insoweit verantwortlich, als er fie wiffentlich verkürzt hat. § 773. Soweit der Rheder in den Fällen der §§ 764, 765 das Kaufgeld einzieht, hastet er den SchiffSgläubigern, deren Pfandrechte in Folge der Zwangsversteigerung, deS Verkaufs oder des Aufgebotsverfahrens erloschen find, in gleicher Weise persönlich wie den Gläubigern einer Reise im Falle der Einziehung der Fracht (§§ 771, 772).

K 774. Sendet der Rheder, nachdem er von der Forderung eines SchiffSgläubigers, für die er nur mit Schiff und Fracht hastet, Kenntniß erhalten hat, das Schiff zu einer neuen Reise (§ 757) in See, ohne daß das Interesse des SchiffSgläubigers es gebietet, so wird er für die For­ derung in Höhe desjenigen Betrags zugleich persönlich verpflichtet, welcher fich für den Gläubiger ergeben haben würde, falls der Werth, den das Schiff bei dem Antritte der Reise hatte, unter die SchiffSgläubiger nach der gesetzlichen Rangordnung vertheilt worden wäre. ES wird vermuthet, daß der Gläubiger bei dieser Vertheilung seine vollständige Befriedigung erlangt haben würde. Die persönliche Verpflichtung des Rheders, welche aus der Einziehung der dem Gläubiger haftenden Fracht entsteht (§ 771), wird durch diese Vorschriften nicht berührt. § 775. Die Vergütung für Aufopferung oder Beschädigung in Fällen der großen Haverei tritt für die SchiffSgläubiger an die Stelle desjenigen, wofür die Vergütung bestimmt ist. Dasselbe gilt von der Entschädigung, die im Falle deS Verlustes oder der Beschädigung des Schiffes oder wegen entzogener Fracht im Falle des Verlustes oder der Beschädigung von Gütern dem Rheder von dem­ jenigen zu zahlen ist, welcher den Schaden durch eine rechtswidrige Hand­ lung verursacht hat. Ist die Vergütung oder Entschädigung von dem Rheder eingezogen, so hastet er in Höhe des eingezogenen Betrags den SchiffSgläubigern in gleicher Weise persönlich wie den Gläubigern einer Reise im Falle der Einziehung der Fracht (§§ 771, 772).

HGB.

8

8 776. Treffen Schiffsgläubiger, die ihr Pfandrecht verfolgen, mit anderen Pfandgläubigern oder sonstigen Gläubigern zusammen, so haben die Schiffsgläubiger den Vorzug. 8 777. Von den auf den Gütern wegen der Fracht, der Bodmerei­ gelder, der Beiträge zur großen Haverei und der BergungS- und HülfSkoste» (88 623, 679, 725, 751) haftenden Pfandrechten steht das wegen der Fracht allen übrigen nach; unter diesen übrigen hat daS später entstandene vor dem früher entstandenen den Vorzug; die gleichzeitig entstandenen sind gleichberechtigt. Die Forderungen auS den von dem Schiffer aus Anlaß desselben Nothfalls abgeschloffenen Geschäften gelten als gleichzeitig entstanden. In den Füllen der großen Haverei und des Verlustes oder der Be­ schädigung durch rechtswidrige Handlungen kommen die Vorschriften des 8 775 und im Falle des von dem Schiffer zur Abwendung oder Ver­ ringerung eines Verlustes nach Maßgabe des 8 535 Abs. 3 bewirkten VerkausS die Vorschriften des 8 764 und, wenn derjenige, für dessen Rechnung der Verkauf geschehen ist, daS Kaufgeld einzieht, auch die Vor­ schrift deS 8 773 zur Anwendung.

Zehnter Abschnitt.

Versicherung gegen die Gefahren der Seeschiffahrt. Lriter Titel.

Ngemmr Vorschriften. § 778. Jedes in Geld schätzbare Jntereffe, welches Jeniand daran hat, daß Schiff oder Ladung die Gefahren der Seeschiffahrt besteht, kann Gegenstand der Seeversicherung sein. § 779.

Es können insbesondere versichert werden:

daS Schiff; die Fracht; die UeberfahrtSgelder; die Güter; die Bodmereigelder; die Havereigelder; andere Forderungen, zu deren Deckung Schiff, Fracht, UeberfahrtSgelder oder Güter dienen; der von der Ankunft der Güter am Bestimmungsort erwartete Gewinn (imaginäre Gewinns die zu verdienende Provision; die von dem Versicherer übernommene Gefahr (Rückversicherung). In der einen dieser Versicherungen ist die andere nicht enthalten.

8 780. Die Heuerforderung des Schiffers und der Schiffsmannschaft kann nicht versichert werden.

HGB.

Viertes Buch.

Seehandel.

8

§ 781. Der Versicherungsnehmer kann entweder sein eigenes In­ teresse (Versicherung für eigene Rechnung) oder das Interesse eines Dritten (Versicherung für fremde Rechnung) und im letzteren Falle mit oder ohne Bezeichnung der Person des Versicherten unter Versicherung bringen. Es kann im Vertrag auch unbestimmt gelassen werden, ob die Ver­ sicherung filr eigene oder für fremde Rechnung genommen wird (für Rech­ nung „wen es angeht"). Ergiebt sich bei einer Versicherung für Rechnung „wen eS angeht", daß sie für fremde Rechnung genommen ist, so kommen die Vorschriften über die Versicherung für fremde Rechnung zur Anwendung. Die Versicherung gilt als für eigene Rechnung des Versicherungs­ nehmers geschloffen, wenn der Vertrag nicht ergiebt, daß sie für fremde Rechnung oder für Rechnung „wen eS angeht" genommen ist. K 782. Ist aufgehoben durch Gesetz vom 30. Mai 1908 (s. Note vor § 1). § 783. Wird die Versicherung von einem Bevollmächtigten, einem Geschäftsführer ohne Auftrag oder einem sonstigen Vertreter des Ver­ sicherten in dessen Namen geschlossen, so ist im Sinne dieses Gesetzbuchs weder der Vertreter Versicherungsnehmer noch die Versicherung selbst eine Versicherung für fremde Rechnung. Im Zweifel wird angenommen, daß selbst die auf daS Interesse eines benannten Dritten sich beziehende Versicherung eine Versicherung für fremde Rechnung sei.

K 784. Der Versicherer ist verpflichtet, eine von ihm unterzeichnete Urkunde (Polize) über den Versicherungsvertrag dem Versicherungsnehmer auf dessen Verlangen auszuhändigen.

§ 785. Auf die Gültigkeit des Versicherungsvertrags hat eS keinen Einstuß, daß zur Zeit des Abschlusses die Möglichkeit des Eintritts eines zu ersetzenden Schadens schon ausgeschlossen oder der zu ersetzende Schaden bereits eingetreten ist. Waren jedoch beide Theile von dem Sachverhältniß unterrichtet, so ist der Vertrag als Versicherungsvertrag ungültig. Wußte nur der Versicherer, daß die Möglichkeit des Eintritts eines zu ersetzenden Schadens schon ausgeschlossen war, oder wußte nur der Versicherungsnehmer, daß der zu ersetzende Schaden schon eingetreten war, so ist der Vertrag für den anderen, von dem Sachverhältniffe nicht unter­ richteten Theil unverbindlich. Im zweiten Falle kann der Versicherer, auch wenn er die Unverbindlichkeit des Vertrags geltend macht, die volle Prämie beanspruchen. Im Falle, daß der Vertrag für den Versicherungsnehmer durch einen Vertreter abgeschlossen wird, kommt die Vorschrift des 8 806 Abs. 2, im Falle der Versicherung für fremde Rechnung die Vorschrift des § 807 und im Falle der Versicherung mehrerer Gegenstände oder einer Gesammtheit von Gegenständen die Vorschrift des § 810 zur Anwendung. § 786. Der volle Werth deS versicherten Gegenstandes ist der VersicherungSwerth. Die Versicherungssumme kann den VersicherungSwerth nicht übersteigen. Soweit die Versicherungssumme den VersicherungSwerth übersteigt (Ueberversicherung), hat die Versicherung keine rechtliche Geltung.

HGB.

8

§ 787. Ist ein Gegenstand gegen dieselbe Gefahr bei mehreren Versicherern versichert und übersteigen die Versicherungssummen zusammen den Versicherungswert (Doppelversicherung), so find die Versicherer in der Weise als Gesammtschuldner verpflichtet, daß dem Versicherten jeder Ver­ sicherer für den Betrag haftet, besten Zahlung ihm nach seinem Vertrag obliegt, der Versicherte aber im ganzen nicht mehr als den Betrag deS Schadens verlangen kann. Die Versicherer find im Verhältniste zu einander zu Antheilen nach Maßgabe der Beträge verpflichtet, deren Zahlung ihnen dem Versicherten gegenüber vertragsmäßig obliegt. Findet auf eine der Versicherungen ausländisches Recht Anwendung, so kann der Versicherer, für den das ausländische Recht gilt, gegen den anderen Versicherer einen Anspruch auf Ausgleichung nur geltend machen, wenn er selbst nach dem für ihn maß­ gebenden Rechte zur Ausgleichung verpflichtet ist. Hat der Versicherte eine Doppelversicherung in der Absicht genommen, sich dadurch einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, so ist jeder in dieser Absicht geschlossene Vertrag nichtig; der Versicherer kann die ganze Prämie verlangen, sofern er nicht bei der Schließung des Ver­ trags von der Richtigkeit Kenntniß hatte.

§ 788. Hat der Versicherungsnehmer den Vertrag, durch den die Doppelversicherung entstanden ist, ohne Kenntniß von der anderen Ver­ sicherung geschloffen, so kann er von jedem Versicherer verlangen, daß die Versicherungssumme, unter verhältnismäßiger Minderung der Prämie, aus den Betrag deS Antheils herabgesetzt wird, den der Versicherer im Ver­ hältniste zu dem anderen Versicherer zu tragen hat. Die Herabsetzung der Versicherungssumme und der Prämie wirkt von dem Beginne der Versicherung an. Hatte die Gefahr für den einen Versicherer schon zu laufen begonnen, bevor der Vertrag mit dem anderen Versicherer geschlossen wurde, so wird dem ersten Versicherer gegenüber die Herabsetzung erst mit dem Zeitpunkte wirksam, in welchem sie verlangt wird. Dem Versicherer steht eine angemessene Ristornogebühr zu. DaS Recht, die Herabsetzung zu verlangen, erlischt, wenn der Ver­ sicherungsnehmer eS nicht unverzüglich geltend macht, nachdem er von der Doppelversicherung Kenntniß erlangt hat.

5 789. Wer für ein Interesse gegen dieselbe Gefahr bei mehreren Versicherern Versicherung nimmt, hat jedem Versicherer von der anderen Versicherung unverzüglich Mittheilung zu machen. 85 790,791.

Sind aufgehoben durch Gesetz vom 30. Mai 1908

(». Note vor § 1).

§ 792. Erreicht die Versicherungssumme den VersicherungSwerth nicht, so haftet der Versicherer im Falle eines theilweisen Schadens für den Betrag des letzteren nur nach dem Verhältniste der Versicherungs­ summe zum VersicherungSwerthe. 5 793. Wird durch Vereinbarung der Parteien der VerficherungSwerth auf eine bestimmte Summe (Taxe) festgestellt (taxirte Polize), so ist die Taxe unter den Parteien für den Verficherungswerth maßgebend.

HGB.

Viertes Buch.

Seehandel.

8

Der Versicherer kann jedoch eine Herabsetzung der Taxe fordern, wenn sie wesentlich übersetzt ist; ist imaginärer Gewinn taxirt, so kann der Versicherer eine Herabsetzung der Taxe fordern, wenn sie den Gewinn übersteigt, der zur Zeit des AbschluffeS des Vertrags nach kaufmännischer Berechnung möglicherweise zu erwarten war. Eine Polize mit der Bestimmung: „vorläufig taxirt" wird, solange die Taxe nicht in eine feste verwandelt ist, einer nicht taxirten Polize (offenen Polize) gleichgeachtet. Bei der Versicherung von Fracht ist die Taxe in Bezug auf einen von dem Versicherer zu ersetzenden Schaden nur maßgebend, wenn es be­ sonders bedungen ist.

§ 794. Wenn in einem Vertrage mehrere Gegenstände oder eine Gesammtheit von Gegenständen unter einer Versicherungssumme begriffen, aber für einzelne dieser Gegenstände besondere Taren vereinbart find, so gelten die Gegenstände, welche besonders taxirt sind, auch als abgesondert versichert. K 795. Als Versicherungswerth deS Schiffes gilt, wenn die Par­ teien nicht eine andere Grundlage für die Schätzung vereinbaren, der Werth, welchen das Schiff in dem Zeitpunkte hat, in welchem die Gefahr für den Versicherer zu laufen beginnt. Diese Vorschrift kommt auch zur Anwendung, wenn der Versicherungs­ werth deS Schiffes taxirt ist. § 796. Die Ausrüstungskosten, die Heuer und die Versicherungs­ kosten können zugleich mit dem Schiffe oder durch Versicherung der Brutto­ fracht oder besonders versichert werden. Sie gelten nur dann als mit dem Schiffe versichert, wenn es besonders vereinbart ist.

§ 797. Die Fracht kann bis zu ihrem Bruttobeträge versichert werden. Als Versicherungswerth der Fracht gilt der Betrag der in den Frachtverträgen bedungenen Fracht und, wenn eine bestimmte Fracht nicht bedungen ist oder soweit Güter für Rechnung deS Rheders verschifft find, der Betrag der üblichen Fracht (§ 619). § 798. Ist bei der Versicherung der Fracht nicht bestimmt, ob sie ganz oder ob nur ein Theil versichert werden soll, so gilt die ganze Fracht als versichert. Ist nicht bestimmt, ob die Brutto- oder die Nettofracht versichert werden soll, so gilt die Bruttofracht als versichert. Sind die Fracht der Hinreise und die Fracht der Rückreise unter einer Versicherungssumme versichert, ohne daß bestimmt ist, welcher Theil der Versicherungssumme auf die Fracht der Hinreise und welcher Theil auf die Fracht der Rückreise fallen soll, so wird die Hälfte auf die Fracht der Hinreise, die Hälfte aus die Fracht der Rückreise gerechnet.

§ 799. Als Versicherungswerth der Güter gilt, wenn die Parteien nicht eine andere Grundlage für die Schätzung vereinbaren, derjenige Werth, welchen die Güter am Orte und zur Zeit der Abladung haben, unter Hin­ zurechnung aller Kosten bis an Bord einschließlich der Versicherungskosten.

8

HGB

Die Fracht sowie die Kosten während der Reise und am Bestim­ mungsorte werden nur hinzugerechnet, sofern eS vereinbart ist. Diese Borschriften kommen auch zur Anwendung, wenn der VerfichemngSwerth der Güter taxirt ist.

5 800. Sind die Ausrüstungskosten oder die Heuer, sei es selb­ ständig, sei eS durch Versicherung der Bruttofracht, versichert oder find bei der Versicherung von Gütern die Fracht oder die Kosten während der Reise und am Bestimmungsorte versichert, so leistet der Versicherer für denjenigen Theil der Kosten, der Heuer oder der Fracht keinen Ersatz, welcher in Folge eines Unfalls erspart wird. K 801. Bei der Versicherung von Gütern ist der imaginäre Ge­ winn oder die Provision, auch wenn der Berficherungswerth der Güter taxirt ist, als mitversichert nur anzusehen, sofern eS im Vertrage be­ stimmt ist. Ist im Falle der Mitversicherung des imaginären Gewinns der DersicherungSwerth taxirt, aber nicht bestimmt, welcher Theil der Taxe sich auf den imaginären Gewinn beziehen soll, so wird angenommen, daß zehn Prozent der Taxe auf den imaginären Gewinn fallen. Wenn im Falle der Mitversicherung des imaginären Gewinns der Versicherungswerth nicht taxirt ist, so werden als imaginärer Gewinn zehn Prozent des DerficherungSwertheS der Güter (§ 799) als versichert betrachtet. Die Vorschriften des Abs. 2 kommen auch im Falle der Mitver­ sicherung der Provision mit der Maßgabe zur Anwendung, daß an die Stelle der zehn Prozent zwei Prozent treten.

5 802. Ist der imaginäre Gewinn oder die Provision selbständig versichert, der DersicherungSwerth jedoch nicht taxirt, so wird im Zweifel angenommen, daß die Versicherungssumme zugleich als Taxe des Verficherungswerths gelten soll. % 803. Die Bodmereigelder können einschließlich der Bodmerei­ prämie für den Bodmereigläubiger versichert werden. Ist bei der Versicherung von Bodmereigeldern nicht angegeben, welche Gegenstände verbodmet find, so wird angenommen, daß Bodmerei­ gelder auf Schiff, Fracht und Ladung versichert sind. Hierauf kann sich, wenn in Wirklichkeit nicht alle diese Gegenstände verbodmet sind, nur der Versicherer berufen.

§ 804. Hat der Versicherer seine Verpflichtungen erfüllt, so tritt er, soweit er einen Schaden vergütet hat, dessen Erstattung der Versicherte von einem Dritten zu fordern befugt ist, in die Rechte des Versicherten gegen den Dritten ein, jedoch unbeschadet der Vorschriften des § 775 Abs. 2 und des 8 777 Abs. 2. Der Versicherte ist verpflichtet, dem Versicherer, wenn er eS verlangt, auf deffen Kosten eine öffentlich beglaubigte Anerkennungsurkunde über den Eintritt in die Rechte gegen den Dritten zu erteilen. Der Versicherte ist verantwortlich für jede Handlung, durch die er jene Rechte beeinträchtigt.

HGB.

Viertes Buch.

Seehandel.

8

§ 805.

Ist eine Forderung versichert, zu deren Deckung eine den Gefahren der See ausgesetzte Sache dient, so ist der Versicherte im Falle eines Schadens verpflichtet, dem Versicherer, nachdem dieser seine Ver­ pflichtungen erfüllt hat, seine Rechte gegen den Schuldner insoweit abzutreten, al» der Versicherer Ersatz geleistet hat. Der Versicherte ist nicht verpflichtet, die ihm gegen den Schuldner zustehenden Rechte geltend zu machen, bevor er den Versicherer in Anspruch nimmt.

Zweiter Titel.

Anzeigen bet dem Abschlüsse des Antrags. K 806. Der Versicherungsnehmer ist sowohl im Falle

der Ver­ sicherung für eigene Rechnung al» im Falle der Versicherung für fremde Rechnung verpflichtet, bei dem Abschlüsse deS Vertrags dem Versicherer alle ihm bekannten Umstünde anzuzeigen, die wegen ihrer Erheblichkeit sür die Beurtheilung der von dem Versicherer zu tragenden Gefahr geeignet find, auf den Entschluß de» letzteren, sich auf den Vertrag überhaupt oder unter denselben Bestimmungen einzulassen, Einfluß zu üben. Wenn der Vertrag für den Versicherungsnehmer durch einen Ver­ treter abgeschlossen wird, so sind auch die dem Vertreter bekannten Umstände anzuzeigen.

K 807.

Im Falle der Versicherung für fremde Rechnung müssen dem Versicherer bei dem Abschlüsse des Vertrags auch diejenigen Umstünde angezeigt werden, welche dem Versicherten selbst oder einem Zwischen­ beauftragten bekannt find. Die Kenntniß des Versicherten oder eines Zwischenbeaustragten kommt jedoch nicht in Betracht, wenn ihnen der Umstand so spät bekannt wird, daß sie den Versicherungsnehmer ohne Anwendung außergewöhnlicher Maß­ regeln vor dem Abschlüsse deS Vertrag» nicht mehr davon benachrichtigen können. Die Kenntniß de» Versicherten kommt auch dann nicht in Betracht, wenn die Versicherung ohne seinen Auftrag und ohne sein Wissen genommen und der Mangel de» Auftrags bei dem Abschlüsse deS Vertrag» dem Versicherer angezeigt worden ist.

§ 808.

Der Versicherer kann von dem Vertrage zurücktreten, wenn den Vorschriften der 83 806, 807 zuwider die Anzeige eine» erheblichen Umstände» unterblieben ist. Das Gleiche gilt, wenn die Anzeige eine­ erheblichen Umstandes deshalb unterblieben ist, weil sich der Versicherungs­ nehmer oder ein Betheiligter, dessen Kenntniß nach § 806 Abs. 2 oder nach 8 807 erheblich ist, der Kenntniß deS Umstande» arglistig entzogen hat. Der Rücktritt ist ausgeschlossen, wenn der Versicherer den nicht ange­ zeigten Umstand kannte oder wenn die Anzeige ohne Verschulden unterblieben ist.

§ 809.

Der Versicherer kann von dem Vertrag auch dann zurück­ treten, wenn über einen erheblichen Umstand eine unrichtige Anzeige gemacht worden ist. Der Rücktritt ist ausgeschlossen, wenn die Unrichtigkeit dem Versicherer bekannt war oder die Anzeige ohne Verschulden unrichtig gemacht worden ist.

8

HGB.

§ 810. Liegen die Boraussetzungen, unter denen der Versicherer zum Rücktritte berechtigt ist, in Ansehung einer Theiler der Gegenstände vor, auf welche sich die Berficherung bezieht, so steht dem Versicherer dar Recht der Rücktritts sür den übrigen Theil nur zu, wenn anzunehmen ist, daß für diesen allein der Versicherer den Vertrag unter den gleichen Be­ stimmungen nicht geschlossen haben würde. § 811. Der Rücktritt kann nur innerhalb einer Woche erfolgen. Die Frist beginnt mit dem Zeitpunkt, in welchem der Versicherer von der Verletzung der Anzeigepflicht Kenntniß erlangt. Der Rücktritt erfolgt durch Erklärung gegenüber dem Versicherungs­ nehmer. Tritt der Versicherer zurück, so gebührt ihm gleichwohl die ganze Prämie; die empfangene Entschädigungssumme ist zurückzugewähren und von der Zeit des Empfanges an zu verzinsen. Tritt der Versicherer zurück, nachdem ein Unfall, für den der Versicherer haftet, eingetreten ist, so bleibt die Verpflichtung deS Versicherers zur Zahlung der Entschädigung bestehen, wenn der Umstand, in Ansehung dessen die Anzeigepflicht verletzt ist, keinen Einfluß auf den Eintritt deS Versicherungssalls und auf den Umfang der Leistung des Versicherers gehabt hat. § 811a. Ist die Anzeigepflicht verletzt worden, das Rücktrittsrecht des Versicherers aber ausgeschloffen, weil dem anderen Theile ein Verschulden nicht zur Last fällt, so kann der Versicherer, falls mit Rücksicht auf die höhere Gefahr eine höhere Prämie angemeffen ist, die höhere Prämie ver­ langen. Das Gleiche gilt, wenn bei der Schließung des Vertrags ein für die Uebernahme der Gefahr erheblicher Umstand dem Versicherer nicht angezeigt worden ist, weil er dem anderen Theile nicht bekannt war. Der Anspruch auf die höhere Prämie erlischt, wenn er nicht inner­ halb einer Woche von dem Zeitpunkt an geltend gemacht wird, in welchem der Versicherer von der Verletzung der Anzeigepflicht oder von dem nicht angezeigten Umstande Kenntniß erlangt. § 811 b. Das Recht deS Versicherers, den Vertrag wegen arglistiger Täuschung anzufechten, bleibt unberührt. Dritter Titel.

Verpflichtungen des Versicherten aus dem Versicherungsverträge.

S 812. Die Prämie ist, sofern nicht ein Anderes vereinbart ist, sofort nach dem Abschluffe deS Vertrags und, wenn eine Polize verlangt wird, gegen Auslieferung der Polize zu zahlen. Zur Zahlung der Prämie ist der Versicherungsnehmer verpflichtet. 5 813. Wird statt der versicherten Reise, bevor die Gefahr für den Versicherer zu laufen begonnen hat, eine andere Reise angetreten, so ist der Versicherer bei der Versicherung von Schiff und Fracht von jeder Haftung frei, bei anderen Versicherungen trügt er die Gefahr für die andere Reise nur dann, wenn die Veränderung der Reise weder von dem Versicherten noch in dessen Auftrag oder mit besten Zustimmung bewirkt ist.

HGB.

Vierte- Buch.

Seehandel.

8

Wird die versicherte Reise verändert, nachdem die Gefahr für den Versicherer zu laufen begonnen hat, so haftet der Versicherer nicht für die nach der Veränderung der Reise eintretenden Unfälle. Er hastet jedoch für diese Unfälle, wenn die Veränderung weder von dem Versicherten noch in desien Auftrag oder mit dessen Zustimmung bewirkt oder wenn sie durch einen Nothfall verursacht ist, es sei denn, daß sich der Nothfall auf eine Gefahr gründet, die der Versicherer nicht zu tragen hat. Die Reise ist verändert, sobald der Entschluß, sie nach einem anderen Bestimmungshafen zu richten, zur Ausführung gebracht wird, sollten sich auch die Wege nach beiden Bestimmungshäfen noch nicht geschieden haben. Diese Vorschrift gilt sowohl für die Fälle des Abs. 1 als für die Fälle des Abs. 2. § 814. Wenn von dem Versicherten oder in dessen Auftrag oder mit dessen Zustimmung der Antritt oder die Vollendung der Reise un­ gebührlich verzögert, von dem der versicherten Reise entsprechenden Wege abgewichen oder ein Hasen angelaufen wird, besten Angehung als in der versicherten Reise begriffen nicht erachtet werden kann, oder wenn der Ver­ sicherte in anderer Weise eine Vergrößerung oder Veränderung der Gefahr veranlaßt, namentlich eine in dieser Beziehung ertheilte besondere Zusage nicht erfüllt, so hastet der Versicherer nicht für die später sich ereignenden Unfälle. Diese Wirkung tritt jedoch nicht ein: 1. wenn anzunehmen ist, daß die Vergrößerung oder Veränderung der Gefahr keinen Einfluß auf den späteren Unsall hat üben können;

2. wenn die Vergrößerung oder Veränderung der Gefahr, nachdem die Gefahr für den Versicherer bereits zu laufen begonnen hat, durch einen Nothfall verursacht ist, eS sei denn, daß sich der Nothfall auf eine Gefahr gründet, die der Versicherer nicht zu tragen hat; ,3. wenn der Schiffer zu der Abweichung von dem Wege durch daS Gebot der Menschlichkeit genöthigt worden ist.

§ 815. Wird bei dem Abschluffe des Vertrags der Schiffer be­ zeichnet, so ist in dieser Bezeichnung allein noch nicht die Zusage enthalten, daß der benannte Schiffer die Führung des Schiffes behalten werde. § 816. Bei der Versicherung von Gütern hastet der Versicherer für keinen Unfall, soweit die Beförderung der Güter nicht mit dem dazu bestimmten Schiffe geschieht. Er hastet jedoch nach Maßgabe des Vertrags, wenn die Güter, nachdem die Gefahr für ihn bereits zu laufen begonnen hat, ohne Auftrag und ohne Zustimmung des Versicherten in anderer Art als mit dem zur Beförderung bestimmten Schiffe weiter befördert werden oder wenn dies in Folge eines Unfalls geschieht, es sei denn, daß sich der Unfall auf eine Gefahr gründet, die der Versicherer nicht zu tragen hat. § 817. Bei der Versicherung von Gütern ohne Bezeichnung des Schiffes oder der Schiffe (in unbestimmten oder unbenannten Schiffen) hat der Versicherte, sobald er Nachricht erhält, in welches Schiff versicherte Güter abgeladen sind, diese Nachricht dem Versicherer mitzutheilen.

HGB

8

Im Falle der Nichterfüllung dieser Verpflichtung haftet der Ver­ sicherer für keinen Unfall, der den abgeladenen Gütern zustößt.

K 818. Jeder Unfall ist, sobald der Versicherungsnehmer oder der Versicherte, wenn dieser von der Versicherung Kenntniß hat, Nachricht von dem Unfall erhält, dem Versicherer anzuzeigen, widrigenfalls der Versicherer befugt ist, von der Entschädigungssumme den Betrag abzuziehen, um den sie sich bei rechtzeitiger Anzeige gemindert hätte.

5 819. Der Versicherte ist verpflichtet, wenn sich ein Unfall zu­ trägt, sowohl für die Rettung der versicherten Sachen als für die Abwendung größerer Nachtheile thunlichst zu sorgen. Er hat jedoch, wenn thunlich, über die erforderlichen Maßregeln vor her mit dem Versicherer Rücksprache zu nehmen. vierter Titel.

Umfang der Erfahr.

§ 820. Der Versicherer trägt alle Gefahren, denen Schiff oder Ladung während der Dauer der Versicherung ausgesetzt sind, soweit nicht durch die nachfolgenden Vorschriften oder durch Vertrag ein Anderes be­ stimmt ist. Er trägt insbesondere: 1. die Gefahr der Naturereignisse und der sonstigen Seeunfälle, auch wenn diese durch das Verschulden eines Dritten veranlaßt sind, wie Ein­ dringen des Seewaflers, Strandung, Schiffbruch, Sinken, Feuer, Erplosion, Blitz, Erdbeben, Beschädigung durch Eis u. s. w.;

2. die Gefahr des Krieges und der Verfügungen von hoher Hand;

3. die Gefahr deS auf Antrag eines Dritten angeordneten, Versicherten nicht verschuldeten Arrestes;

von dem

4. die Gefahr des Diebstahls sowie die Gefahr des Seeraubs, der Pliin derung und sonstiger Gewaltthätigkeiten; 5. die Gefahr der Verbodmung der versicherten Güter zur Fortsetzung der Reise oder der Verfügung über die Güter durch Verkauf oder durch Verwendung zu gleichem Zwecke (§§ 538 bis 541, 732); 6. die Gefahr der Unredlichkeit oder des Verschuldens einer Person der Schiffsbesatzung, sofern daraus für den versicherten Gegenstand ein Schaden entsteht;

7. die Gefahr des Zusammenstoßes von Schiffen und zwar ohne Unter­ schied, ob der Versicherte in Folge des Zusammenstoßes unmittelbar oder ob er mittelbar dadurch einen Schaden erleidet, daß er de» einem Dritten zugefügten Schaden zu ersetzen hat.

S 821.

Dem Versicherer fallen die nachstehend bezeichneten Schäden

nicht zur Last:

1. bei der Versicherung von Schiff oder Fracht:

HGB.

Viertes Buch.

Seehandel.

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der Schaden, welcher daraus entsteht, das das Schiff in einem nicht seetüchtigen Zustand oder nicht gehörig ausgerüstet oder bemannt oder ohne die erforderlichen Papiere (§ 513) in Ser gesandt ist; der Schaden, welcher außer dem Falle des Zusammenstoßes von Schiffen daraus entsteht, daß der Rheder für den durch eine Person der Schiffsbesatzung einem Dritten zugesügten Schaden haften muß (83 485, 486);

2. bei einer aus das Schiff fich beziehenden Berficherung: der Schaden an Schiff und Zubehör, welcher nur eine Folge der Abnutzung des Schiffes im gewöhnlichen Gebrauch ist; der Schaden an Schiff und Zubehör, welcher nur durch Alter, Fäulniß oder Wurmfraß verursacht wird; 3. bei einer auf Güter oder Fracht fich beziehenden Versicherung der Schaden, welcher durch die natürliche Beschaffenheit der Güter, nament­ lich durch inneren Verderb, Schwinden, gewöhnliche Leckage und der­ gleichen, oder durch mangelhafte Verpackung der Güter entsteht oder an diesen durch Ratten oder Mäuse verursacht wird; wenn jedoch die Reise durch einen Unfall, für den der Versicherer haftet, ungewöhnlich verzögert wird, so hat der Versicherer den unter dieser Nummer be­ zeichneten Schaden in dem Maße zu ersetzen, in welchem die Verzögerung besten Ursache ist; 4. der Schaden, welcher von dem Versicherten vorsätzlich oder fahrlässig verursacht wird; der Versicherer hat jedoch den von dem Versicherten durch die fehlerhafte Führung des Schiffes verursachten Schaden zu ersetzen, es sei denn, daß dem Versicherten eine bösliche Handlungs­ weise zur Last fällt;

5. bei der Versicherung von Gütern oder imaginärem Gewinn der Schaden, welcher von dem Ablader, Empfänger oder Kargadeur in dieser Eigen­ schaft vorsätzlich oder fahrlässig verursacht wird.

§ 822. Die Verpflichtung deS Versicherers zum Ersatz eines Schadens tritt auch dann ein, wenn dem Versicherten ein Anspruch auf dessen Vergütung gegen den Schiffer oder eine andere Person zusteht. Der Versicherte kann sich wegen deS Ersatzes des Schadens zunächst an den Versicherer halten. Er hat jedoch dem Versicherer die zur wirksamen Verfolgung eines solchen Anspruchs etwa erforderliche Hülfe zu gewähren, auch für die Sicherstellung des Anspruchs durch Einbehaltung der Fracht Erwirkung des Arrestes in das Schiff oder sonst in geeigneter Weise auf Kosten des Versicherers die nach den Umständen angemestene Sorge zu tragen (§ 819). § 823. Bei der Versicherung des Schiffes für eine Reise beginnt die Gesahr für den Versicherer mit dem Zeitpunkt, in welchem mit der Einnahme der Ladung oder deS Ballastes angefangen wird, oder, wenn weder Ladung noch Ballast einzunehmen ist, mit dem Zeitpunkte der Ab­ fahrt deS Schiffes. Sie endet mit dem Zeitpunkt, in welchem die Löschung der Ladung oder des Ballastes im Bestimmungshafen beendigt ist.

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Wird die Löschung von dem Versicherten ungebührlich verzögert, so endet die Gefahr mit dem Zeitpunkt, in welchem die Löschung beendigt sein würde, falls ein solcher Verzug nicht stattgefunden hätte. Wird vor der Beendigung der Löschung für eine neue Reise Ladung oder Ballast eingenommen, so endet die Gefahr mit dem Zeitpunkt, in welchem mit der Einnahme der Ladung oder des Ballastes begonnen wird.

K 824. Sind Güter, imaginärer Gewinn oder die von ver­ schifften Gütern zu verdienende Provision versichert, so beginnt die Gefahr mit dem Zeitpunkt, in welchem die Güter zum Zwecke der Einladung in das Schiff oder in die Leichterfahrzeuge vom Lande scheiden; sie endet mit dem Zeitpunkt, in welchem die Güter im Bestimmungshafen wieder an das Land gelangen. Wird die Löschung von dem Versicherten oder bei der Versicherung von Gütern oder imaginärem Gewinne von dem Versicherten oder von einer der im 8 821 Nr. 5 bezeichneten Personen ungebührlich verzögert, so endet die Gefahr mit dem Zeitpunkt, in welchem die Löschung beendigt sein würde, falls ein solcher Verzug nicht stattgefunden hätte. Bei der Einladung und Ausladung trägt der Versicherer die Gefahr der ortsgebräuchlichen Benutzung von Leichterfahrzeugen.

§ 825. Bei der Versicherung der Fracht beginnt und endet die Gefahr in Ansehung der Unfälle, denen das Schiff und dadurch die Frackt ausgesetzt ist, mit demselben Zeitpunkt, in welchem die Gefahr bei der Versicherung des Schiffes für dieselbe Reise beginnen und enden würde, in Ansehung der Unfälle, denen die Güter und dadurch die Fracht aus­ gesetzt sind, mit demselben Zeitpunkt, in welchem die Gefahr bei der Ver­ sicherung der Güter für dieselbe Reise beginnen und enden würde. Bei der Versicherung von Ueberfahrtsgeldern beginnt und endet die Gefahr mit demselben Zeitpunkt, in welchem die Gefahr bei der Ver­ sicherung des Schiffes beginnen und enden würde. Der Versicherer von Fracht- und Ueberfahrtsgeldern haftet für einen Unfall, von dem das Schiff betroffen wird, nur insoweit, als Fracht- oder Ueberfahrtsverträge bereits abgeschloffen sind, und wenn der Rheder Güter für seine Rechnung verschifft, nur insoweit, als diese zum Zwecke der Einladung in das Schiff oder in die Leichterfahrzeuge bereits vom Lande geschieden sind. § 826. Bei der Versicherung von Bodmerei- und Havereigeldern beginnt die Gefahr mit dem Zeitpunkt, in welchem die Gelder vorgeschossen find, oder, wenn der Versicherte selbst die Havereigelder verausgabt hat, mit dem Zeitpunkt, in welchem sie verwendet sind; sie endet mit dem Zeitpunkt, in welchem sie bei einer Versicherung der Gegenstände, welche verbodmet oder auf welche die Havereigelder verwendet sind, enden würde. § 827. Die begonnene Gefahr läuft für den Versicherer während der bedungenen Zeit oder der versicherten Reise ununterbrochen fort. Der Versicherer trägt insbesondere die Gefahr auch während deS Aufenthalts in einem Noth- oder Zwischenhafen und im Falle der Versicherung für die Hinreise und Rückreise während deS Aufenthalts deS Schiffes in dem Be­ stimmungshafen der Hinreise.

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Müssen die Güter einstweilen gelöscht werden oder wird das Schiff zur Ausbesserung an daS Land gebracht, so trägt der Versicherer die Ge­ fahr auch für die Zeit, während welcher sich die Güter oder daS Schiff am Lande befinden.

§ 828. Wird nach dem Beginne der Gefahr die versicherte Reise freiwillig oder gezwungen aufgegeben, so tritt in Ansehung der Beendigung der Gefahr der Hafen, in welchem die Reise beendigt wird, an die Stelle deS Bestimmungshafens. Werden die Güter, nachdem die Reise des Schiffes aufgegeben ist, in anderer Art als mit dem zur Beförderung bestimmten Schiffe nach dem Bestimmungshafen weiter befördert, so läuft in Betreff der Güter die be­ gonnene Gefahr fort, auch wenn die Weiterbeförderung ganz oder zu einem Theile zu Lande geschieht. Der Versicherer trägt in solchen Fällen zugleich die Kosten der früheren Löschung, die Kosten der einstweiligen Lagerung und die Mehrkosten der Weiterbeförderung, auch wenn diese zu Lande erfolgt. § 829. Die Vorschriften der 83 827, 828 gelten nur unbeschadet der Vorschriften der §§ 814, 816.

5 830. Ist die Dauer der Versicherung nach Tagen, Wochen, Monaten oder nach einem mehrere Monate umfassenden Zeitraume bestimmt, so beginnt die Versicherung am Mittage des Tages, an welchem der Ver­ trag geschloffen wird. Sie endigt am Mittage des letzten Tages der Frist. Bei der Berechnung der Zeit ist der Ort, wo sich das Schiff befindet, maßgebend.

§ 831. Ist im Falle der Versicherung des Schiffes auf Zeit das Schiff bei dem Ablaufe der im Vertrage festgesetzten Versicherungszeit unter­ wegs, so gilt die Versicherung in Ermangelung einer entgegenstehenden Vereinbarung als verlängert bis zur Ankunft des Schiffes im nächsten Be­ stimmungshafen und, falls in diesem gelöscht wird, bis zur Beendigung der Löschung (8 823). Der Versicherte ist jedoch befugt, die Verlängerung durch eine dem Versicherer, solange daS Schiff noch nicht unterwegs ist, kund­ zugebende Erklärung auszuschließen. Im Falle der Verlängerung hat der Versicherte für deren Dauer und, wenn die Verschollenheit des Schiffes eintritt, bis zum Ablaufe der Verschollenheitsfrist die vereinbarte Zeitprämie fortzuentrichten. Ist die Verlängerung ausgeschloffen, so kann der Versicherer, wenn die Verschollenheitsfrist über die Versicherungszeit hinauslüuft, auf Grund der Verschollenheit nicht in Anspruch genommen werden. § 832. Bei einer Versicherung nach einem oder dem anderen unter mehreren Häfen ist dem Versicherten gestattet, einen dieser Häfen zu wählen; bei einer Versicherung nach einem und einem anderen oder nach einem und mehreren anderen Häfen ist der Versicherte zum Besuch eines jeden der bezeichneten Häfen befugt. G 833. Ist die Versicherung nach mehreren Häfen geschloffen oder dem Versicherten das Recht Vorbehalten, mehrere Häfen anzulaufen, so ist dem Versicherten nur gestattet, die Häfen nach der vereinbarten oder in

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Ermangelung einer Vereinbarung nach der den Schiffahrtsverhältnissen ent­ sprechenden Reihenfolge zu besuchen; er ist jedoch zum Besuch aller einzelnen Häfen nicht verpflichtet. Die in der Polize enthaltene Reihenfolge wird, soweit nicht ein Anderes sich ergiebt, als die vereinbarte angesehen.

S 834. Dem Versicherer fallen zur Last: 1. die Beiträge zur großen Haverei mit Einschluß derjenigen, welche der Versicherte selbst wegen eines von ihm erlittenen Schadens zu tragen hat; die in Gemäßheit der 83 635, 732 nach den Grund­ sätzen der großen Haverei zu beurtheilenden Beiträge werden den Beiträgen zur großen Haverei gleich geachtet; 2. die Aufopferungen, welche zur großen Haverei gehören würden, wenn das Schiff Güter und zwar andere als Güter des Rheders an Bord gehabt hätte; 3. die sonstigen zur Rettung sowie zur Abwendung größerer Nachtheile nothwendig oder zweckmäßig aufgewendeten Kosten (§ 819), selbst wenn die ergriffenen Maßregeln erfolglos geblieben sind; 4. die zur Ermittelung und Feststellung des dem Versicherer zur Last fallenden Schadens erforderlichen Kosten, insbesondere die Kosten der Besichtigung, der Abschätzung, des Verkaufs und der Anfertigung der Dispache.

§ 835. In Ansehung der Beiträge zur großen Haverei und der nach den Grundsätzen der großen Haverei zu beurtheilenden Beiträge bestimmen sich die Verpflichtungen des Versicherers nach der am gehörigen Orte im Inland oder im Ausland, im Einllange mit dem am Orte der Aufniachung geltenden Rechte ausgemachten Dispache. Insbesondere ist der Versicherte, der einen zur großen Haverei gehörenden Schaden erlitten hat, nicht berechtigt, von dem Versicherer mehr als den Betrag zu fordern, zu welchem der Schaden in der Dispache berechnet ist; andererseits haftet der Versicherer für diesen ganzen Betrag, ohne daß namentlich der Vcrficherungswerth maßgebend ist. Auch kann der Versicherte, wenn der Schaden nach dem am Orte der Aufmachung geltenden Rechte als große Haverei nicht anzusehen ist, den Ersatz des Schadens von dem Versicherer nicht aus dem Grunde fordern, weil der Schaden nach einem anderen Rechte, insbesondere nach dem Rechte des Dersicherungsorts, große Haverei sei. § 836. Der Versicherer haftet jedoch für die im § 835 erwähn­ ten Beiträge nicht, soweit sie sich auf einen Unfall gründen, für den der Versicherer nach dem Versicherungsverträge nicht haftet. 8 837. Ist die Dispache von einer durch Gesetz oder Gebrauch dazu berufenen Person ausgemacht worden, so kann der Versicherer sie wegen Nichtübereinstimmung mit dem am Orte der Aufmachung geltenden Rechte und der dadurch bewirkten Benachtheiligung des Versicherten nicht anfechten, es sei denn, daß der Versicherte durch mangelhafte Wahrneh­ mung seiner Rechte die Benachtheiligung verschuldet hat. Dem Versicherten liegt jedoch ob, die Ansprüche gegen die zu seinem Nachtheile Begünstigten dem Versicherer abzutreten.

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Dagegen ist der Versicherer befugt, in allen Fällen die Dispache dem Versicherten gegenüber insoweit anzufechten, als ein von dem Ver­ sicherten selbst erlittener Schaden, für den ihm nach dem am Orte der Aufmachung der Dispache geltenden Rechte eine Vergütung nicht gebührt hätte, gleichwohl als große Haverei behandelt worden ist.

§ 838. Wegen eines von dem Versicherten erlittenen, zur großen Haverei gehörenden oder nach den Grundsätzen der letzteren zu beurtheilen­ den Schadens haftet der Versicherer, wenn die Einleitung deS die Fest­ stellung und Vertheilung des Schadens bezweckenden ordnungsmäßigen Verfahrens stattgefunden hat, in Ansehung der Beitrüge, welche dem Ver­ sicherten zu entrichten sind, nur insoweit, als der Versicherte die ihm gebührende Vergütung auch im Rechtswege, sofern er diesen füglich betreten konnte, nicht erhalten hat. § 839. Ist die Einleitung des Verfahrens ohne Verschulden deS Versicherten unterblieben, so kann er den Versicherer wegen des ganzen Schadens nach Maßgabe des Versicherungsvertrags unmittelbar in An­ spruch nehmen. § 840. Der Versicherer haftet für den Schaden nur bis zur Höhe der Versicherungssumme. Er hat jedoch die im § 834 Nr. 3, 4 erwähnten Kosten vollständig zu erstatten, wenngleich die hiernach im Ganzen zu zahlende Vergütung die Versicherungssumme übersteigt. Sind in Folge eines Unfalls solche Kosten bereits aufgewendet, zum Beispiel Loskaufs- oder Reklamekosten verausgabt, oder sind zur Wieder­ herstellung oder Ausbesserung der durch den Unfall beschädigten Sache bereits Verwendungen geschehen, zum Beispiel zu einem solchen Zwecke Haverei­ gelder verantzgabt, oder sind von dem Versicherten Beiträge zur großen Haverei bereits entrichtet oder ist eine persönliche Verpflichtung deS Versicherten zur Entrichtung solcher Beiträge bereits entstanden und ereignet sich später ein »euer Unfall, so haftet der Versicherer für den durch den späteren Unfall entstehenden Schaden bis zur Höhe der ganzen Versicherungssumme ohne Rücksicht auf die ihm zur Last fallenden früheren Aufwendungen und Beiträge. § 841. Der Versicherer ist nach dem Eintritt eines Unfalls berechtigt, sich durch Zahlung der vollen Versicherungssumme von allen weiteren Ver­ bindlichkeiten aus dem Versicherungsverträge zu befreien, insbesondere von der Verpflichtung, die Kosten zu erstatten, welche zur Rettung, Erhaltung und Wiederherstellung der versicherten Sachen erforderlich sind. War zur Zeit des Eintritts des Unfalls ein Theil der versicherten Sachen der vom Versicherer zu tragenden Gefahr bereits entzogen, so hat der Versicherer, welcher von dem Rechte des Abs. 1 Gebrauch macht, den auf jenen Theil fallenden Theil der Versicherungssumme nicht zu entrichten. Der Versicherer erlangt durch Zahlung der Versicherungssumme keinen Ansprllch auf die versicherten Sachen. Ungeachtet der Zahlung der Versicherungssumme bleibt der Versicherer zum Ersätze derjenigen Kosten verpflichtet, welche aus die Rettung, Erhaltung oder Wiederherstellung der versicherten Sachen verwendet worden sind, bevor Jaeger, Reichs,tvilgesetze. 3. Ausl

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seine Erklärung, von dem Rechte Gebrauch zu machen, dem Versicherten zugegangen ist.

§ 842. Der Versicherer muß seinen Entschluß, von dem im § 841 bezeichneten Rechte Gebrauch zu machen, bei Verlust dieses Rechtes dem Ver­ sicherten spätestens am dritten Tage nach dem Ablaufe desjenigen Tages erklären, an welchem ihm der Versicherte den Unfall unter Bezeichnung feiner Be­ schaffenheit und seiner unmittelbaren Folgen angezeigt und alle sonstigen auf den Unfall sich beziehenden Umstände mitgetheilt hat, soweit die letzteren dem Versicherten bekannt sind. § 843. Ist nicht zum vollen Werthe versichert, so haftet der Ver­ sicherer für die im § 834 erwähnten Beiträge, Aufopferungen und Kosten nur nach dem Verhältnisse der Versicherungssumme zum Versicherungswerthe. § 844. Die Verpflichtung des Versicherers, einen Schaden zu ersetzen, wird dadurch nicht wieder aufgehoben oder geändert, daß später in Folge einer Gefahr, die der Versicherer nicht zu tragen hat, ein neuer Schaden und selbst ein Totalverlust eintritt.

§ 845. Besondere Havereien hat der Versicherer nicht zu ersetzen, wenn sie ohne die Kosten der Ermittelung und Feststellung des Schadens (§ 834 Nr. 4) drei Prozent des Versicherungswerths nicht übersteigen; be­ tragen sie mehr als drei Prozent, so sind sie ohne Abzug der drei Prozent zu vergüten. Ist das Schiff auf Zeit oder auf mehrere Reisen versichert, so sind die drei Prozent für jede einzelne Reise zu berechnen. Der Begriff der Reise bestimmt sich nach § 757.

§ 846. Die im § 834 unter Nr. 1 bis 3 erwähnten Beiträge, Aufopferungen und Kosten muß der Versicherer ersetzen, auch wenn sie drei Prozent des Derficherungswerths nicht erreichen. Sie kommen jedoch bei der Ermittelung der im § 845 bezeichneten drei Prozent nicht in Be­ rechnung. § 847. Ist vereinbart, daß der Versicherer von bestimmten Pro­ zenten frei sein soll, so kommen die Vorschriften der §§ 845, 846 mit der Maßgabe zur Anwendung, daß an die Stelle der dort erwähnten drei Prozent die im Vertrag angegebene Anzahl von Prozenten tritt.

§ 848. Ist vereinbart, daß der Versicherer die Kriegsgefahr nicht übernimmt, auch die Versicherung rücksichtlich der übrigen Gefahren nur bis zum Eintritt einer Kriegsbelästigung dauern soll, so endet die Gefahr für den Versicherer mit dem Zeitpunkt, in welchem die Kriegsgefahr auf die Reise Einfluß zu üben beginnt, insbesondere also, wenn der Antritt oder die Fortsetzung der Reise durch Kriegsschiffe, Kaper oder Blokade be­ hindert oder zur Vermeidung der Kriegsgefahr aufgeschoben wird, wenn das Schiff aus einem solchen Grunde von seinem Wege abweicht oder wenn der Schiffer durch Kriegsbelästigung die freie Führung des Schiffes verliert. Eine Vereinbarung der im Abs. 1 bezeichneten Art wird namentlich angenommen, wenn der Vertrag mit der Klausel: „frei von Kriegsmolest"

abgeschlossen ist.

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§849. Ist vereinbart, daß der Versicherer zwar nicht die Kriegs­ gefahr übernimmt, alle übrigen Gefahren aber auch nach dem Eintntt einer Kriegsbelästigung tragen soll, so endet die Gefahr für den Versicherer erst mit der Kondemnation der versicherten Sache oder sobald sie ge­ endet hätte, wenn die Kriegsgefahr nicht ausgenommen worden wäre; der Versicherer haftet aber nicht für die zunächst durch Kriegsgefahr verursachten Schäden, also insbesondere nicht: für Konfiskation durch kriegführende Mächte; für Nehmung, Beschädigung, Vernichtung und Plünderung durch Kriegsschiffe und Kaper; für die Kosten, welche entstehen aus der Anhaltung und Reklamirung, aus der Blokade des Aufenthaltshafens oder der Zurückweisung von einem blokirten Hafen oder aus dem freiwilligen Aufent­ halte wegen Kriegsgefahr; für die nachstehenden Folgen eines solchen Aufenthalts: Verderb und Verminderung der Güter, Kosten und Gefahr ihrer Ent­ löschung und Lagerung, Kosten ihrer Weiterbeförderung. Im Zweifel wird angenommen, daß ein eingetretener Schaden durch Kriegsgefahr nicht verursacht sei. Eine Vereinbarung der im Abs. 1 bezeichneten Art wird namentlich angenommen, wenn der Vertrag mit der Klausel: „nur für Seegcfahr" abgeschlofien ist.

§ 850. Zst der Vertrag mit der Klausel: „für behaltene Ankunft" abgeschlofien, so endet die Gefahr für den Verficherer schon mit dem Zeit­ punkt, in welchem das Schiff im Bestimmungshafen am gebräuchlichen oder gehörigen Platze den Anker hat fallen lassen oder befestigt ist. Auch haftet der Versicherer nur: 1. bei der auf das Schiff sich beziehenden Versicherung, wenn entweder ein Totalvcrlust eintritt oder wenn das Schiff abandonnirt (§ 861) oder in Folge eines Unfalls vor der Erreichung des Bestimmungs­ hafens wegen Reparaturunfühigkeit oder wegen Reparaturunwürdigkeit verkauft wird (§ 873); 2. bei der auf Güter sich beziehenden Versicherung, wenn die Güter oder ein Theil der Güter in Folge eines Unfalls den Bestimmungshafen nicht erreichen, insbesondere wenn sie vor der Erreichung des BestimnlungShafenS in Folge eines Unfalls verkauft werden. Erreichen die Güter den Bestimmungshafen, so haftet der Versicherer weder für eine Beschädigung noch für einen Verlust, der die Folge einer Be­ schädigung ist. UeberdieS hat der Versicherer in keinem Falle die im § 834 erwähnten Beiträge, Aufopferungen und Kosten zu tragen.

§ 851. Ist der Vertrag mit der Klausel: „frei von Beschädigung außer im StrandungSfall" abgeschlossen, so haftet der Versicherer nicht für einen Schaden, der auS einer Beschädigung entsteht, ohne Unterschied, ob der Schaden in einer Werthsverringerung oder in einem gänzlichen oder theilweisen Verlust und insbesondere darin besteht, daß die versicherten Güter gänzlich verdorben und in ihrer ursprünglichen Beschaffenheit zer-

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stört den Bestimmungshafen erreichen oder während der Reise wegen Be­ schädigung und drohenden Verderbs verkauft worden sind, es sei denn, daß das Schiff oder da» Leichterfahrzeug, in welchem sich die versicherten Güter befanden, gestrandet ist. Der Strandung werden folgende Seeunfälle gleich geachtet: Kentern, Sinken, Zerbrechen des Rumpfes, Scheitern und jeder Seeunfall, durch den das Schiff oder das Leichterfahrzeug reparatur­ unfähig geworden ist. Hat sich eine Strandung oder ein dieser gleich zu achtender anderer Seeunfall ereignet, so haftet der Versicherer für jede drei Prozent (§ 845) übersteigende Beschädigung, die in Folge eines solchen Seeunfalls entstanden ist, nicht aber für eine sonstige Beschädigung. Es wird vermuthet, daß eine Beschädigung, die möglicherweise Folge des eingetretenen Seeunsalls sein kann, in Folge des Unfalls entstanden sei. Für jeden Schaden, der nicht aus einer Beschädigung entsteht, haftet der Versicherer, ohne Unterschied, ob sich eine Strandung oder ein anderer der erwähnten Unfälle zugetragen hat oder nicht, in derselben Weise, als wenn der Vertrag ohne die Klausel abgeschlossen wäre. Jedenfalls hastet er für die im § 834 unter Nr. 1, 2, 4 erwähnten Beiträge, Aufopferungen und Kosten, für die im § 834 unter Nr. 3 erwähnten Kosten aber nur dann, wenn sie zur Abwendung eines ihm zur Last fallenden Verlustes verausgabt worden find. Eine Beschädigung, die ohne Selbstentzündung durch Feuer oder durch Löschung eines solchen Feuers oder durch Beschießen entstanden ist, wird als eine solche Beschädigung, von welcher der Versicherer durch die Klausel befreit wird, nicht angesehen.

K 852. Wenn der Vertrag mit der Klausel: „frei von Bruch außer im Strandungsfall" abgeschlossen ist, so finden die Vorschriften deS § 851 mit der Maßgabe Anwendung, daß der Versicherer für Bruch in­ soweit haftet, als er nach § 851 für Beschädigung aufzukommen hat.

§ 853. Eine Strandung im Sinne der §§ 851, 852 ist vorhanden, wenn das Schiff unter nicht gewöhnlichen Verhältniffen der Seeschiffahrt aus den Grund sestgeräth und nicht wieder flott wird oder zwar wieder flott wird, jedoch entweder 1. nur unter Anwendung ungewöhnlicher Maßregeln, wie Kappen der Masten, Werfen oder Löschung eines ThelleS der Ladung und der­ gleichen, oder durch den Eintritt einer ungewöhnlich hohen Fluth, nicht aber ausschließlich durch Anwendung gewöhnlicher Maßregeln, wie Winden auf den Anker, Backstellen der Segel und dergleichen, oder 2. erst nachdem dos Schiff durch das Festgerathen einen erheblichen Schaden am Schiffskörper erlitten hat.

Fünfter Diel, llulfaug der Schaden;. K 854. Ein Totalverlust des Schiffes oder der Güter liegt vor, wenn das Schiff oder die Güter zu Grunde gegangen oder dem Versicherten ohne Aussicht auf Wiedererlangung entzogen sind, namentlich wenn sie

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unrettbar gesunken oder in ihrer ursprünglichen Beschaffenheit zerstört oder für gute Prise erklärt find. Ein Ätalverlust des Schiffes wird dadurch

nicht ausgeschlossen, daß einzelne Theile des Wrackes oder des Inventars gerettet find.

§ 855. Ein Totalverlust in Ansehung der Fracht liegt vor, wenn die ganze Fracht verloren gegangen ist. § 856. Ein Totalverlust in Ansehung des imaginären Gewinns oder in Ansehung der Provifion, welche von der Ankunst der Güter am Bestimmungsort erwartet werden, liegt oor, wenn die Güter den Bestimmungs­ ort nicht erreicht haben. § 857. Ein Totalverlust in Ansehung der Bodmerei- und Haverei­ gelder liegt vor, wenn die Gegenstände, welche verbodmet oder für welche die Havereigelder vorgeschoffen oder verausgabt find, entweder von einem Totalverlust oder dergestalt von anderen Unfällen betroffen sind, daß in Folge der dadurch herbeigeführten Beschädigungen, Derbodmungen oder sonstigen Belastungen zur Deckung jener Gelder nichts übrig geblieben ist.

§ 858. Im Falle des Totalverlustes hat der Versicherer die Ver­ sicherungssumme zum vollen Betrage zu zahlen, jedoch unbeschadet der nach 8 800 etwa zu machenden Abzüge. $ 859. Ist im Falle des Totalverlustes vor der Zahlung der Verpcherungssumme etwas gerettet, so kommt der Erlös des Geretteten von der Versicherungssumme in Abzug. War nicht zum vollen Werthe versichert, so wird nur ein verhältnißmäßiger Theil des Geretteten von der Ver­ sicherungssumme abgezogen. Mit der Zahlung der Versicherungssumme gehen die Rechte des Ver­ sicherten an der versicherten Sache auf den Versicherer über. Erfolgt erst nach der Zahlung der Versicherungssumme eine vollständige oder theilweise Rettung, so hat auf das nachträglich Gerettete nur der Ver­ sicherer Anspruch. War nicht zum vollen Werthe versichert, so gebührt dem Versicherer nur ein verhältnißmäßiger Theil des Geretteten. K 869. Sind bei einem Totalverlust in Ansehung des imaginären Gewinns (8 856) die Güter während der Reise so günstig verkauft, daß der Reinerlös mehr beträgt als der Versicherungswerth der Güter, oder ist für die Güter, wenn sie in Fällen der großen Haverei aufgeopfert worden find oder wenn dafür nach Maßgabe der §§ 611, 612 Ersatz geleistet werden muß, mehr als jener Werth vergütet, so kommt von der Versicherungs­ summe des imaginären Gewinns der Ueberschuß in Abzug. K 861. Der Versicherte ist befugt, die Zahlung der Versicherungs­ summe zum vollen Betrage gegen Abtretung der in Ansehung des ver­ sicherten Gegenstandes ihm zustehenden Rechte in folgenden Fällen zu ver­ langen (Abandon): 1. wenn das Schiff verschollen ist; 2. wenn der Gegenstand der Versicherung dadurch bedroht ist, daß das Schiff oder die Güter unter Embargo gelegt, von einer kriegführenden Macht aufgebracht, auf andere Weise durch Verfügung von hoher

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HGB Hand angehalten oder durch Seeräuber genommen und während einer Frist von sechs, neun oder zwölf Monaten nicht freigegeben find, je nachdem die Aufbringung, Anhaltung oder Nehmung geschehen ist: a. in einem europäischen Hafen oder in einem europäischen Meere ein­ schließlich aller Häsen oder Theile des Mittelländischen, Schwarzen und Azowschen Meeres oder b. in einem anderen Gewässer, jedoch diesseits des Vorgebirges der guten Hoffnung und des Kap Horn, oder e. in einem Gewässer jenseits des einen jener Vorgebirge. Die Friste^ werden von dem Tage an berechnet, an welchem dem

Versicherer der Unfall durch den Versicherten angezeigt wird (§ 818).

§ 862. Ein Schiff, welches eine Reise angetreten hat, ist als verschollen anzusehen, wenn es innerhalb der Verschollenheitsfrist den Be­ stimmungshafen nicht erreicht hat, auch innerhalb dieser Frist den Betheiligten keine Nachrichten über das Schiff zugegangen find. Die Verschollenheitsfrist beträgt: 1. wenn sowohl der Abgangshafen als der Bestimmungshafen ein europäischer Hafen ist, bei Segelschiffen sechs, bei Dampfschiffen vier Monate; 2. wenn entweder nur der Abgangshafen oder nur der BestiiumungShafen ein außereuropäischer Hafen ist, falls er diesseits des Vor­ gebirges der guten Hoffnung und des Kap Horn belegen ist, bei Segel- und Dampsschiffen neun Monate, falls er jenseits des einen jener Vorgebirge belegen ist, bei Segel- und Dampfschiffen zwölf Monate; 3. wenn sowohl der Abgangs- als der Bestimmungshafen ein außer­ europäischer Hafen ist, bei Segel- und Dampfschiffen sechs, neun oder zwölf Monate, je nachdem die Durchschnittsdauer der Reise nicht über zwei oder nicht über drei oder mehr als drei Monate beträgt. Im Zweifel ist die längere Frist abzuwarten.

§ 863. Die Verschollenheitsfrist wird von dem Tage an berech­ net, an welchem das Schiff die Reise angetreten hat. «Lind jedoch seit dessen Abgänge Nachrichten von ihm angelangt, so wird von dem Tage an, bis zu welchem die letzte Nachricht reicht, diejenige Frist berechnet, welche maßgebend sein würde, wenn das Schiff von dem Punkte, an welchem es sich nach sicherer Nachricht zuletzt befunden hat, abgegangen wäre.

8 864. Die Abandonerklärung muß dem Versicherer innerhalb der Abandonfrist zugegangen sein. Die Abandonfrist beträgt sechs Monate, wenn im Falle der Ver­ schollenheit (8 861 Abs. 1 Nr. 1) der Bestimmungshafen ein europäischer Hafen ist und wenn im Falle der Aufbringung, Anhaltung oder Neh­ mung (§ 861 Abs. 1 Nr. 2) der Unfall sich in einem europäischen Hasen oder in einem europäischen Meere einschließlich aller Häfen oder Theile des Mittelländischen, Schwarzen und Azowschen Meeres zugetragen hat. Zn den übrigen Fällen beträgt die Abandonfrist neun Monate. Die Abandonfrist beginnt mit dem Ablaufe der in den 83 861, 862 bezeich­ neten Fristen.

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Seehandel.

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Bei der Rückversicherung beginnt die Abandonfrist mit dem Ablaufe des Tages, an welchem dem Rückversicherten von dem Versicherten der Abandon erklärt worden ist.

§ 865« Nach dem Ablaufe der Abandonfrist ist der Abandon unstatthaft, unbeschadet des Rechtes des Versicherten, nach Maßgabe der sonstigen Grundsätze Vergütung eines Schadens in Anspruch zu nehmen. Ist im Falle der Verschollenheit des Schiffes die Abandonfrist ver­ säumt, so kann der Versicherte zwar den Ersatz eines Totalschadens fordern; er hat jedoch, wenn die versicherte Sache wieder zum Vorscheine kommt und sich dabei ergiebt, daß ein Totalverlust nicht vorliegt, auf Verlangen des Versicherers gegen Verzicht des letzteren auf die in Folge der Zah­ lung der Versicherungssumme nach § 859 ihm zustehenden Rechte die Versicherungssumme zu erstatten und sich mit dem Ersatz eines etwa erlittenen theilweisen Schadens zu begnügen.

§ 866. Die Abandonerklärung muß, um gültig zu sein, ohne Vorbehalt oder Bedingung erfolgen und sich auf den ganzen versicherten Gegenstand erstrecken, soweit dieser zur Zeit des Unfalls den Gefahren der See ausgesetzt war. Wenn jedoch nicht zum vollen Werthe versichert war, so ist der Ver­ sicherte nur den verhältnißmäßigen Theil des versicherten Gegenstandes zu abandonniren verpflichtet. Die Abandonerklärung ist unwiderruflich. § 867. Die Abandonerklärung ist ohne rechtliche Wirkung, wenn die Thatsachen, auf welche sie gestützt wird, sich nicht bestätigen oder zur Zeit der Mittheilung der Erklärung nicht mehr bestehen. Dagegen bleibt sic für beide Theile verbindlich, auch wenn sich später Umstände ereignen, deren früherer Eintritt das Recht zum Abandon ausgeschlossen haben würde.

§ 868. Durch Abandonerklärung gehen auf den Versicherer alle Rechte über, die dem Versicherten in Ansehung des abandonnirten Gegen­ standes zustanden. Der Versicherte hat dem Versicherer Gewähr zu leisten wegen der aus dem abandonnirten Gegenstände zur Zeit der Abandonerklärung haftciibcn dinglichen Rechte, es sei denn, daß sich diese aus Gefahren gründen, für die der Versicherer nach dem Versicherungsvertrag aufzukommen hat. Wird das Schiff abandonnirt, so gebührt dem Versicherer des Schiffes die Nettofracht der Reise, auf welcher sich der Unfall zugetragen hat, soweit die Fracht erst nach der Abandonerklärung verdient ist. Dieser Thell der Fracht wird nach den für die Ermittelung der Distanzfracht geltenden Vor­ schriften berechnet. Den hiernach für den Versicherten entstehenden Verlust hat, wenn die Fracht selbständig versichert ist, der Versicherer der Fracht zu tragen. § 869. Die Zahlung der Versicherungssumme kann erst verlangt werden, nachdem die zur Rechtfertigung des Abandons dienenden Urkunden dein Versicherer mitgetheilt sind und eine angemessene Frist zu deren Prüfung abgelaufen ist. Wird wegen Verschollenheit des Schiffes abandonnirt, so

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gehören zu den mitzutheilenden Urkunden glaubhafte Bescheinigungen über die Zeit, in welcher das Schiff den Abgangshafen verlassen hat, und über die Nichtankunft des Schiffes im Bestimmungshafen während der Verschollen­ heitsfrist. Der Versicherte ist verpflichtet, bei der Abandvnerklärung, soweit er dazu im Stande ist, dem Versicherer anzuzeigen, ob und welche andere den abandonnirten Gegenstand betreffende Versicherungen genommen sind sowie ob und welche Bodmereischulden oder sonstige Belastungen darauf hasten. Ist die Anzeige unterblieben, so kann der Versicherer die Zahlung der Ver­ sicherungssumme so lange verweigern, bis die Anzeige nachträglich geschehen ist; wenn eine Zahlungsfrist bedungen ist, so beginnt diese erst mit dem Zeitpunkt, in welchem die Anzeige nachgeholt wird.

8 870» Der Versicherte ist verpflichtet, auch nach der Abandon­ erklärung für die Rettung der versicherten Sachen und für die Abwendung größerer Nachtheile nach § 819 und zwar so lange zu sorgen, bis der Ver­ sicherer selbst dazu im Stande ist. Erfährt der Versicherte, daß ein für verloren erachteter Gegenstand wieder zum Vorscheine gekommen ist, so muß er dies dem Versicherer sofort anzeigen und ihm auf Verlangen die zur Erlangung oder Verwerthung des Gegenstandes erforderliche Hülfe leisten. Die Kosten hat der Versicherer zu ersetzen; auch hat er den Ver­ sicherten auf Verlangen mit einem angemessenen Vorschüsse zu versehen. 8 871. Der Versicherte muß dem Versicherer, wenn dieser die Rechtmäßigkeit des Abandons anerkennt, auf dessen Verlangen und auf dessen Kosten über den nach § 868 durch die Abandonerklärung eingetretenen Ueberaang der Rechte eine öffentlich beglaubigte AnerkennungsurkundesAbandon­ revers) ertheilen und die auf die abandonnirten Gegenstände sich beziehenden Urkunden ausliefern.

8 872. Bei einem theilweisen Schaden am Schiffe besteht der Schaden in dem nach den §§ 709,710 zu ermittelnden Betrage der AusbefferungSkosten, soweit diese die Beschädigungen betreffen, welche dem Ver­ sicherer zur Last fallen. 8 873. Ist die Reparaturunfähigkeit oder Reparaturunwürdigkeit des Schiffes (§ 479) auf dem im § 530 vorgeschriebenen Wege festgestellt, so ist der Versicherte dem Versicherer gegenüber befugt, das Schiff oder das Wrack zum öffentlichen Verkaufe zu bringen; im Falle des Verkaufs be­ steht der Schaden in dem Unterschiede zwischen dem Reinerlös und den« Derficherungswerthe. Die übernommene Gefahr endet für den Versicherer erst mit dein Verkaufe des Schiffes oder des Wrackes; auch haftet der Versicherer für den Eingang des Kaufpreises. Bei der zur Ermittelung der Reparaturunwürdigkeit erforderlichen Feststellung des Werthes des Schiffes im unbeschädigten Zustande bleibt dessen Versicherungswerth, gleichviel ob er taxirt ist oder nicht, außer Betracht.

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SeehandeL.

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#874. Der Beginn der Ausbesserung schließt die Ausübung des im 8 873 dem Versicherten eingeräumten Rechtes nicht aus, wenn erst später erhebliche Schäden entdeckt werden, die dem Bersicherten ohne sein Ver­ schulden unbekannt geblieben waren. Macht der Versicherte von dem Rechte nachträglich Gebrauch, so muß der Versicherer die bereits aufgewendeten Ausbesserungskosten insoweit besonders vergüten, als durch die Ausbesserung bei dem Verkaufe des Schiffes ein höherer Erlös erzielt worden ist.

# 875. Bei Gütern, die beschädigt im Bestimmungshafen an­ kommen, ist durch Vergleichung des Bruttowerths, den sie daselbst im beschädigten Zustande haben, mit dem Bruttowerthe, welchen sie dort im unbeschädigten Zustande haben würden, zu ermitteln, wie viele Prozente des Werthes der Güter verloren find. Ebensoviele Prozente des Ver­ sicherungswerths sind als der Betrag des Schadens anzusehen. Die Ermittelung des Werthes, welchen die Güter im beschädigten Zustande haben, erfolgt durch öffentlichen Verkauf oder, wenn der Ver­ sicherer einwilligt, durch Abschätzung. Der Werth, welchen die Güter im unbeschädigten Zustande haben würden, bestimmt sich nach § 611 Abs. 1. Der Versicherer hat außerdem die Besichtigungs-, AbschätzungS- und Lerkaufskosten zu tragen. § 876. Geht ein Theil der Güter auf der Reise verloren, so besteht der Schaden in ebensovielen Prozenten deS VersicherungSwerths, als Prozente deS Werthes der Güter verloren gegangen sind. # 877. Sind Güter auf der Reife in Folge eines Unfalls ver­ kauft worden, so besteht der Schaden in dem Unterschiede zwischen dem nach Abzug der Fracht, der Zölle und Verkaufskosten sich ergebenden Reinerlöse der Güter und deren Versicherungswerthe. Die übernommene Gefahr endet für den Versicherer erst mit dem Verkaufe der Güter; auch haftet der Versicherer für den Eingang deS Kaufpreises. Die Vorschriften der §§ 834 bis 838 bleiben unberührt.

$ 878. Bei einem theilweisen Verluste der Fracht besteht der Schaden in demjenigen Theile der bedungenen oder in deren Ermangelung der üblichen Fracht, welcher verloren gegangen ist. Ist die Fracht taxirt und die Taxe nach § 793 Abs. 4 in Bezug auf einen von dem Versicherer zu ersetzenden Schaden maßgebend, so be­ steht der Schaden in ebensovielen Prozenten der Taxe, als Prozente der bedungenen oder üblichen Fracht verloren sind. # 879. Bei einem imaginären Gewinn oder einer Provision, die von der Ankunft der Güter erwartet werden, besteht der Schaden, wenn die Güter in beschädigtem Zustand ankommen, in ebensovielen Prozenten des als Gewinn oder Provision versicherten Betrags, als der nach § 87L zu ermittelnde Schaden an den Gütern Prozente des Versicherungswerths der letzteren beträgt. Erreicht ein Theil der Güter den Bestimmungshafen nicht, so besteht der Schaden in ebensovielen Prozenten des als Gewinn oder Provision

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HGB.

versicherten Betrags, als der Werth des in dem Bestimmungshafen nicht angelangten Theiles der Güter Prozente des Werthes aller Güter beträgt. Sind bei der Versicherung des imaginären Gewinns in Ansehung des nicht angelangten Theiles der Güter die Voraussetzungen des 8 860 vorhanden, so kommt von dem Schaden der im § 860 bezeichnete Ueberschuß in Abzug.

§ 880. Bei Bodmerei- oder Havereigeldern besteht im Falle eines theilweisen Verlustes der Schaden in dem Ausfälle, welcher sich daraus gründet, daß der Gegenstand, der verbodmet oder für den die Havereigelder vorgeschofsen oder verausgabt sind, zur Deckung der Bodmerei- oder Haverei­ gelder in Folge späterer Unfälle nicht mehr genügt.

§ 881. Der Versicherer hat den nach den §§ 872 bis 880 zu berechnenden Schaden vollständig zu vergüten, wenn zum volle» Werthe versichert war, jedoch unbeschadet der Vorschrift des § 800; war nicht zum vollen Werthe versichert, so hat er nach Maßgabe des § 792 nur einen verhältnißmäßigen Theil dieses Schadens zu vergüten. Sechster Titel.

Bezahlung des Schadens. § 882. Der Versicherte hat, um den Ersatz eines Schadens ivrdern zu können, eine Schadensberechnung dem Versicherer mitzutheilen. Er muß zugleich durch genügende Belege dem Versicherer darthun: 1. sein Interesse; 2. daß der versicherte Gegenstand den Gefahren der See ausgesetzt worden ist; 3. den Unfall, auf den der Anspruch gestützt wird; 4. den Schaden und dessen Umfang.

§ 883. Bei der Versicherung für fremde Rechnung hat sich außer­ dem der Versicherte darüber auszuweisen, daß er dem Versicherungsnehmer zum Abschlüsse des Vertrags Auftrag ertheilt hat. Ist die Versicherung ohne Auftrag geschloffen, so muß der Versicherte die Umstände dar­ thun, aus welchen hervorgeht, daß die Versicherung in seinem Interesse genommen ist. 8 884. Als genügende Belege sind im Allgemeineit solche Belege anzuseheit, die im Handelsverkehre, namentlich wegen der Schwierigkeit der Beschaffung anderer Beweise, nicht beanstandet zu werden pflegen, ins­ besondere 1. zum Nachweise des Jntereffes: bei der Versicherung des Schiffes die üblichen Eigenthumsurkunden; bei der Versicherung von Gütern die Fakturen und Konnossemente, sofern nach deren Inhalt der Versicherte zur Verfügung über die Güter befugt erscheint; bei der Versicheruitg der Fracht die Chartepartien und Kounossemente; 2. zum Nachweise der Verladung der Güter die Konnossemente;

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Vierte- Buch.

Seehandel.

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3. zum Nachweise des Unfalls die Verklarung und das Tagebuch, in Kondemnationsfällen das Erkenntniß des Prisengerichts, in Verschollen­ heitsfällen glaubhafte Bescheinigungen über die Zeit, in welcher das Schiff den Abgangshafen verlaffen hat, und über die Nichtankunst des Schiffes im Bestimmungshafen während der Verschollenheitsfrist; 4 zum Nachweise deS Schadens und besten Umfanges die den Gesetzen oder Gebräuchen des Ortes der Schadensermittelung entsprechenden BefichtigungS-, Abschätzung^ und Versteigerungsurkunden sowie die Kostenanschläge der Sachverständigen, ferner die quittirten Rechnungen über die auSgeführten Ausbesterungen und andere Quittungen über geleistete Zahlungen; in Ansehung eines theilweisen Schadens am Schiffe (§§ 872, 873) genügen jedoch die BefichtigungS- und Ab­ schätzungsurkunden sowie die Kostenanschläge nur dann, wenn die etwaigen Schäden, die sich auf Abnutzung, Alter, Fäulniß oder Wurmfraß gründen, gehörig ausgeschieden find und wenn zugleich, soweit es aussührbar war, solche Sachverständige zugezogen worden find, die entweder ein für allemal obrigkeitlich bestellt oder von dem Ortsgericht oder dem deutschen Konsul und, in deren Ermangelung oder sofern deren Mitwirkung fich nicht erlangen ließ, von einer anderen Behörde besonders ernannt waren.

§ 885. Eine Vereinbarung, durch die der Versicherte von dem Nachweise der im § 882 erwähnten Umstünde oder eines Theiles dieser Umstände befreit wird, ist gültig, jedoch unbeschadet deS Rechtes deS Ver­ sicherers, das Gegenteil zu beweisen. Die bei der Versicherung von Gütern getroffene Vereinbarung, daß das Konnostement nicht vorzulegen ist, befreit nur von dem Nachweise der Verladung. § 886. Bei der Versicherung für fremde Rechnung stehen die Rechte auS dem Versicherungsverträge dem Versicherten zu. Die Aus­ händigung einer Polize kann jedoch nur der Versicherungsnehmer verlangen. Der Versicherte kann ohne Zustimmung deS Versicherungsnehmers über seine Rechte nur verfügen und diese Rechte nur gerichtlich geltend machen, wenn er im Besitze einer Polize ist.

§ 887. Der Versicherungsnehmer kann über die Rechte, welche dem Versicherten auS dem Versicherungsverträge zustehen, im eigenen Namen verfügen. Ist eine Polize ausgestellt, so ist der Versicherungsnehmer ohne Zustimmung deS Versicherten zur Annahme der Zahlung sowie zur Uebertragung der Rechte des Versicherten nur befugt, wenn er im Besitze der Polize ist. Der Versicherer ist zur Zahlung an den Versicherungsnehmer nur verpflichtet, wenn dieser ihm gegenüber nachweist, daß der Versicherte seine Zustimmung zu der Versicherung erteilt hat. § 888. Der Versicherungsnehmer ist nicht verpflichtet, die Polize dem Versicherten oder den Gläubigern oder der Konkursmaffe des Ver­ sicherten auszuliefern, bevor er wegen der gegen den Versicherten in Bezug

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HGB.

auf bett versicherten Gegenstand ihm zustehenden Ansprüche befriedigt ist. Im Falle eines Schadens kann der Versicherungsnehmer sich wegen dieser Ansprüche auS der Forderung, welche gegen den Versicherer begründet ist, und nach Einziehung der Versicherungsgelder aus den letzteren vorzugsweise vor dem Versicherten und vor besten Gläubigern befriedigen.

8 889. Der Versicherer macht sich dem Versicherungsnehmer verantwortlich, wenn er, während sich dieser noch im Besitze der Polize be­ findet. durch Zahlungen, die er dem Versicherten oder den Gläubigern ober der Konkursmasse des Versicherten leistet, oder durch Verträge, die er mit ihnen schließt, das im § 888 bezeichnete Recht des Versicherungsnehmers beeinträchtigt. Inwiefern sich der Versicherer einem Dritten, welchem Rechte aus der Polize eingeräumt sind, dadurch verantwortlich macht, daß er über diese Rechte Verträge schließt oder Versicherungsgelder zahlt, ohne sich dir Polize zurückgeben zu lasten oder sie mit der erforderlichen Bemerkung zu versehen, bestimmt sich nach den Vorschriften deS bürgerlichen Rechtes.

8 890. Der Versicherer kann gegen die Entschädigung»forderung eine Forderung, die ihm gegen den Versicherungsnehmer zusteht, insoweit aufrechnen, als sie auf der für den Versicherten genommenenen Versiche­ rung beruht.' 8 891. Der Versicherte ist befugt, nicht nur die auS einem bereits eingetretenen Unfall ihm zustehenden, sondern auch die künftigen Ent­ schädigungsansprüche einem Dritten abzutreten. Ist die Polize nach § 363 Abs. 2 an Order gestellt, so ist bei der Versicherung für fremde Rechnung zur Gültigkeit der ersten Uebertragung das Indossament deS Versicherungs­ nehmers genügend. 8 892. Wenn nach dem Ablaufe von zwei Monaten seit der Anzeige des Unfalls die Schadensberechnung (§ 882) ohne Verschulden des Versicherten noch nicht vorgelegt, wohl aber durch ungefähre Ermittelung die Summe festgestellt worden ist, welche dem Versicherer mindestens zur Last fällt, so hat der letztere diese Summe in Anrechnung auf seine Schuld vorläufig zu zahlen, jedoch nicht vor dem Ablaufe der etwa für die Zah­ lung der VerficherungSgelder bedungenen Frist. Soll die Zahlungsfrist mit dem Zeitpunkte beginnen, in welchem dem Derficherer die Schadens­ berechnung mitgeteilt ist, so wird sie in dem bezeichneten Falle von der Zeit an berechnet, in welcher dem Versicherer die vorläufige Ermittelung mitgeteilt ist. 8 893.

Der Versicherer hat:

1. in Havereifällen zu den für die Rettung, Erhaltung oder Wieder­ herstellung der versicherten Sache nöthigen Ausgaben in Anrechnung auf seine später festzustellende Schuld zwei Drittheile deS ihm zur Last fallenden Betrags, 2. bei Aufbringung des Schiffes oder der Güter den vollen Betrag der ihm zur Last fallenden Kosten des Reklameprozeffes, sowie sie erforder­ lich werden, vorzuschießen.

HGB.

Viertes Buch.

Seehandel.

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Siebenter Titel.

RllfhebMg der Perficheruug ULd lülkzahlLug der Prämie. § 894. Wird die Unternehmung, auf welche sich die Versicherung bezieht, ganz oder zu einem Theile von dem Versicherten ausgegeben oder wird ohne sein Zuthun die ganze versicherte Sache oder ein Theil dieser Sache der von dem Versicherer übernommenen Gefahr nicht ausgesetzt, so kann die Prämie ganz oder zu dem verhältnißmäßigen Theile bis auf eine dem Versicherer gebührende Vergütung zurückgefordert oder einbehalten werden (Ristorno). Die Vergütung (Ristornogebühr) besteht, sofern nicht ein anderer Betrag vereinbart oder am Orte der Versicherung üblich ist, in einem halben Prozente der ganzen oder des entsprechenden Theiles der Ver­ sicherungssumme, wenn aber die Prämie nicht ein Prozent der Versicherungs­ summe erreicht, in der Hälfte der ganzen oder des verhältnißmäßigen Theiles der Prämie.

§ 895.

Ist die Versicherung wegen Mangels des versicherten JnteresteS (§ 778) oder wegen Ueberverficherung (§ 786) unwirksam und hat sich der Versicherungsnehmer bei dem Abschlüsse des Vertrags und im Falle der Versicherung für fremde Rechnung auch der Versicherte bei der Ertheilung des Auftrags in gutem Glauben befunden, so kann die Prämie gleichfalls bis auf die im § 894 bezeichnete Ristornogebühr zurückgefordert oder einbehalten werden.

§ 896.

Die Anwendung der Vorschriften der 83 894, 895 wird dadurch nicht ausgeschlossen, daß der Versicherungsvertrag für den Ver­ sicherer wegen Verletzung der Anzeigepflicht oder aus anderen Gründen unverbindlich ist, selbst wenn der Versicherer ungeachtet dieser Unverbind­ lichkeit bis auf die volle Prämie Anspruch hätte.

§ 897.

Ein Ristorno findet nicht statt, wenn die Gefahr für den Versicherer bereits zu laufen begonnen hat.

§ 898.

Wenn der Versicherer zahlungsunfähig geworden ist, so ist der Versicherte befugt, nach seiner Wahl entweder von dem Vertrage zurückzutreten und die ganze Prämie zurückzufordern oder einzubehalten oder auf Kosten deS Versicherers eine neue Versicherung zu nehmen. Dieser Recht steht ihm jedoch nicht zu, wenn ihm wegen der Erfüllung der Ver­ pflichtungen deS Versicherers genügende Sicherheit bestellt wird, bevor er von dem Vertrage zurückgetreten ist oder die neue Versicherung genommen hat.

8 899.

Wird die versicherte Sache von dem Versicherten veräußert, so tritt an Stelle des Veräußerers der Erwerber in die sich während der Dauer seines Eigentums aus dem Versicherungsverhältniß ergebenden Rechte und Pflichten deS Versicherten ein. Für die Prämie hasten der Veräußerer und der Erwerber als Gesammtschuldner. Der Versicherer hat in Ansehung der durch das VerficherungSverhältniß gegen ihn begründete Forderungen die Veräußerung erst dann gegen sich gelten zu lasten, wenn er von ihr Kenntniß erlangt; die Dor-

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HGB.

schristen der 88 406—408 des Bürgerlichen Gesetzbuchs finden entsprechende Anwendung.! Der Versicherer hastet nicht für die Gefahren, welche nicht eingetreten sein würden, wenn die Veräußerung unterblieben wäre. Der Erwerber ist berechtigt, daS VerficherungSverhältniß ohne Ein­ haltung einer Kündigungsfrist zu kündigen. DaS Kündigungsrecht erlischt, wenn eS nicht innerhalb eines Monats nach dem Erwerb auSgeübt wird; hatte der Erwerber von der Versicherung keine Kenntniß, so bleibt das KündigungSrecht bis zum Ablauf eines Monats von dem Zeitpunkt an bestehen, in welchem der Erwerber von der Versicherung Kenntniß erlangt. Kündigt der Erwerber, so haftet er für die Prämie nicht. Bei einer Zwangsversteigerung der versicherten Sache finden die Vorschriften der Abs. 1 bis 4 entsprechende Anwendung.

§ 900. Die Vorschriften deS § 899 gelten auch im Falle der Ver­ sicherung einer Schiffspart. Ist daS Schiff selbst versichert, so kommen sie nur zur Anwendung, wenn das Schiff während einer Reise veräußert wird. Der Anfang und das Ende der Reise bestimmen sich nach § 823. Ist das Schiff auf Zeit oder für mehrere Reisen (§ 757) versichert, so dauert die Versicherung im Falle der Veräußerung während einer Reise nur bis zur Entlöschung des Schiffes im nächsten Bestimmungshafen fich jederzeit zur Versügung der benutzt, die einen Verbot-vermerk nicht tragen und die sich bereit- vor dem Inkrafttreten der Uebereinkunft in seinem Besitze befanden. 6. Ist vor dem Inkrafttreten der Uebereinkunft ein Werk in Deutschland erlaubterweise im Wege der Kinematographie oder eine- ihr ähnlichen Ver­ fahren- wiedergegeben worden, so bleibt für den Bearbeiter sowie für die­ jenigen, welche die Wiedergabe erlaubterweise verbreitet oder aufgeführt haben, die Befugnis zur Vervielfältigung, Verbreitung und öffentlichen Vorführung dieser Wiedergabe unberührt. DaS gleiche gilt zugunsten derjenigen, welche ein selbständiges, im Wege der Kinematographie oder eines ihr ähnlichen verfahrens zustande gekommenes Erzeugnis vor dem Inkrafttreten der Ueber-» einkunst in Deutschland erlaubterweise vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich vorgeführt haben.

§ 2. Im Verhältnisse zu einem Staate, demgegenüber die revidierte Uebereinkunft nach dem in ihrem Artikel 29 bezeichneten Zeitpunkt Geltung er­ langt, finden die Vorschriften deS § 1 ensprechende Anwendung. Soweit danach der Zeitpunkt deS Inkrafttreten- der Uebereinkunft entscheidet, ist der Zeitpunkt maßgebend, in dem die revidierte Uebereinkunft im Verhältnisse zu diesem Staate Geltung erlangt. $ 3. Durch die Vorschriften dieser Verordnung werden die Ein­ schränkungen nicht berührt, denen auf Grund der Verordnungen vom 11. Juli 1888 (ReichS-Gesetzbl. S. 225) und vom 29. November 1897 (Reichs-Gesetzbl. S. 787) die Rückwirkung der Bestimmungen der Uebereinkunft vom 9. September 1886 und der Zusatzabkommen vom 4. Mai 1896 unterliegt.

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BeimKonv.

Verbandsmitglieder bereit zu halten, um denselben über Fragen, betreffend den Schutz von Werken der Literatur und Kunst, die besonderen Aus­ künfte zu erteilen, deren sie etwa bedürfen. Der Direktor des Bureaus erstattet über seine Geschäftsführung einen Jahresbericht, welcher allen Verbandsmitgliedern mitgeteilt wird.

Art. 23. Die Kosten des Bureaus des internationalen Verbandes werden gemeinschaftlich von den vertragschließenden Ländern getragen. Bis zu neuer Beschlußfassung dürfen sie die Summe von sechzigtausend Franken jährlich nicht übersteigen. Diese Summe kann nötigenfalls erhöht werden durch einfachen Beschluß einer der im Art. 24 vorgesehenen Konferenzen. Behufs Festsetzung des Beitrags eines jeden Landes zu dieser Ge­ samtkostensumme werden die vertragschließenden und die etwa später dem Verbände beitretenden Länder in sechs Klassen geteilt, von denen eine jede in dem Verhältnis einer gewissen Anzahl von Einheiten beiträgt, nämlich: die 1. Klasse 25 Einheiten, 20 2. 15 10 5 3 Diese Koeffizienten werden mit der Zahl der Länder einer jeden " 3. " Klasse multipliziert, und die Summe der so gewonnenen Ziffern gibt die 4. durch „ Zahl der Einheiten, welche der Gesamtkostenbetrag zu dividieren ist. 5. „den Betrag der Kosteneinheit. Der Quotient„ ergibt „ 6. „ Jedes Land erklärt bei seinem Beitritt, in welche der oben genannten Klassen es einzutreten wünscht. Die Schweizerische Regierung stellt das Budget des Bureaus aus. überwacht besten Ausgaben, leistet die nötigen Vorschüsse und stellt die Jahresrechnung auf, welche allen übrigen Regierungen mitgeteilt wird. Art. 24. Diese Uebereinkunst kann Revisionen unterzogen werden behuss Einführung von Verbesserungen, welche geeignet sind, das System des Verbandes zu vervollkommnen. Derartige, sowie solche Fragen, welche in anderen Beziehungen die Entwickelung des Verbandes berühren, sollen auf Konferenzen erörtert werden, welche der Reihe nach in den einzelnen Verbandsländern durch Delegierte derselben abzuhalten sind. Die Regierung des Landes, in welchem eine Konferenz tagen soll, bereitet unter Mitwirkung des inter­ nationalen Bureaus die Arbeiten dieser Konferenz vor. Der Direktor des Bureaus wohnt den Konferenzsitzungen bei und nimmt an den Ver­ handlungen ohne beschließende Stimme teil. Eine jede Aenderung dieser Uebereinkunst bedars zu ihrer Gültigkeit für den Verband der einhelligen Zustimmung der Derbandsländer.

Art. 25. Denjenigen Ländern, welche dem Verbände nicht an­ gehören, und welche den gesetzlichen Schutz der den Gegenstand dieser Ueber­ einkunst bildenden Rechte gewährleisten, soll aus ihren Wunsch der Beitritt gestattet sein.

BernKouv.

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Dieser Beitritt soll schriftlich der Regierung der Schweizerischen Eid­ genossenschaft und von dieser allen übrigen Regierungen bekannt gegeben werden. Derselbe bewirkt von Rechts wegen die Unterwerfung unter alle verpflichtenden Bestimmungen und die Teilnahme an allen Vorteilen dieser Uebereinkunft. Er kann jedoch die Bezeichnung derjenigen Bestimmungen der Uebereinkunft vom 9. September 1886 oder der Zusatzakte vom 4. Mai 1896 enthalten, die diese Länder vorläufig wenigstens an die Stelle der entsprechenden Bestimmungen dieser Uebereinkunft zu setzen für nötig halten.

Art. 26. Die Verbandsländer haben jederzeit das Recht, dieser Uebereinkunft für ihre Kolonien oder auswärtigen Besitzungen beizutreten. Zu diesem Behufe können sie entweder eine allgemeine Erklärung abgeben, nach welcher alle ihre Kolonien oder Besitzungen in den Beitritt einbegriffen sind, oder diejenigen besonders benennen, welche darin ein­ begriffen, oder sich darauf beschränken, diejenigen zu bezeichnen, welche davon ausgeschloffen sein sollen. Diese Erklärung soll schrifllich der Regierung der Schweizerischen Eidgenoffenschaft und von dieser allen übrigen Regierungen bekannt ge­ geben werden. Art. 27. Diese Uebereinkunft tritt in den Beziehungen zwischen den Verbandsstaaten an Stelle der Uebereinkunft von Bern vom 9. Sep­ tember 1886 einschließlich des Zusatzartikels und des Schlußprotokolls vom gleichen Tage sowie der Zusatzakte und der erläuternden Deklaration vom 4. Mai 1896. Die vorgenannten Vertragsakte sollen in den Be­ ziehungen zwischen denjenigen Staaten, die diese Uebereinkunft nicht rati­ fizieren sollten, in Wftksamkeit bleiben. Diejenigen Staaten, welche diese Uebereinkunst unterzeichnet haben, können beim Austausch der Ratifikationsurkunden erklären, daß sie hin­ sichtlich des einen oder des anderen Punktes durch die Bestimmungen der Uebereinkommen, die sie früher unterzeichnet hatten, gebunden zu bleiben wünschen. Art. 28. Diese Uebereinkunft soll ratifiziert und die Ratifikations­ urkunden sollen in Berlin spätestens am 1. Juli 1910 ausgetauscht werden. Jeder vertragschließende Teil wird für den Austausch der Rati­ fikationsurkunden ein einziges Instrument übergeben, das zusammen mit denjenigen der übrigen Staaten in den Archiven der Regierung der Schweizerischen Eidgenoffenschaft niedergelegt werden soll. Jeder Teil erhält dafür ein Exemplar des Protokolls über den Austausch der Rati­ fikationsurkunden, das von den Bevollmächtigten, die am Austausche teil­ nehmen, unterzeichnet ist.

Art. 29. Diese Uebereinkunst wird drei Monate nach dem Aus­ tausche der Ratifikationsurkunden in Kraft gesetzt werden, sowie für un­ bestimmte Zeit und im Falle einer Kündigung bis zum Ablauf eines Jahres von dem Tage der Kündigung ab in Wirksamkeit bleiben. Diese Kündigung soll an die Regierung der Schweizerischen Eidgenoffenschaft gerichtet werden. Sie soll nur in Beziehung auf dasjenige

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Land Wirksamkeit haben, von dem sie ausgegangen ist, während die Uebereinkunst für die übrigen Berbandsstaaten weiter in Kraft bleiben soll.

Art. 30. Die Staaten, welche in ihre Gesetzgebung die in Art. 7 Abs. 1 dieser Uebereinkunft vorgesehene Schutzdauer von fünfzig Jahren einführen, werden davon der Regierung der Schweizerischen Eidgenoffen­ schaft durch eine schriftliche Erklärung Kenntnis geben, die durch diese Regierung alsbald allen anderen Berbandsstaaten mitgeteilt werdm wird. Das gleiche gilt für die Staaten, welche auf die von ihnen in Ge­ mäßheit der Art. 25, 26 und 27 gemachten Vorbehalte verzichten. Zu Urkund besten haben die betreffenden Bevollmächtigten diese Uebereinkunft vollzogen und ihre Siegel beigedrückt. So geschehen zu Berlin, am 13. November Eintausendneunhundert­ undacht in einem einzigen Exemplare, das in den Archiven der Regierung der Schweizerischen Eidgenoffenschaft niedergelegt werden soll und von dem Abdrücke, gleichmäßig beglaubigt, auf diplomatischem Wege den vertrag­ schließenden Staaten übermittelt werden, (folgen dir Unterschriften).

Die vorstehende Uebereinkunft ist von den Berbandsstaaten Deutsch­ land, Belgien, Frankreich, Haiti, Japan, Liberia, Luxemburg, Monako, der Schweiz und Tunis ratifiziert worden; die Ratifikationsurkunden find gemäß den Bestimmungen des Art. 28 zu Protokoll vom 9. Juni 1910 in Berlin niedergelegt und sodann den Archiven der Regierung der Schweizerischen Eidgenossenschaft einverleibt worden. Bei der Ratifikation haben Frankreich (zugleich für Tunis) und Japan in Gemäßheit von Art. 27 Abs. 2 der Uebereinkunft nachstehende Vorbehalte gemacht: I. Frankreich (zugleich für Tunis). Was die Werke der angewandten Kunst betrifft, so werden die Fran­ zösische und die Tunesische Regierung an die Bestimmungen der früheren Abkommen des Verbandes zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst gebunden bleiben. II

Japan.

1. Was das ausschließliche Recht der Urheber betrifft, ihre Werke zu übersetzen oder die Uebersetzung zu gestatten, so erklärt die Kaiserlich Japanische Regierung, daß sie, anstatt dem Art. 8 der vorerwähnten Uebereinkunst beizutreten, noch durch die Bestimmungen des Art. 5 der Berner Uebereinkunft vom 9. September 1886, abgeändert durch Nr. III des Art. 1 der am 4. Mai 1896 in Paris unterzeichneten Zusatzakte, gebunden bleibt. 2. Was die öffentliche Aufführung von Werken der Tonkunst betrifft, so erklärt die Kaiserlich Japanische Regierung, daß sie, anstatt dem Art. 11 der gedachten revidierten Uebereinkunft vom 13. November 1908 beizutreten, durch die Bestimmungen deS Abs. 3 von Art. 9 der Berner Uebereinkunft vom 9. September 1886 gebunden bleibt.

35. Gesetz über das Verlagsrecht. Vom 19. Juni 1901.')! , Reichsgesetzblatt 4901 S. 217—226.)

§ 1. Durch den Verlagsvertrag über ein Werk der Literatur oder der Tonkunst wird der Verfasser verpflichtet, dem Verleger das Werk zur Vervielfältigung und Verbreitung für eigene Rechnung zu überlasten. Der Verleger ist verpflichtet, das Werk zu vervielfältigen und zu verbreiten. § 2. Der Verfasser hat sich während der Dauer des VertragSverhältnistes jeder Vervielfältigung und Verbreitung des Werkes zu ent­ halten, die einem Dritten während der Dauer des Urheberrechts untersagt ist. Dem Derfaster verbleibt jedoch die Befugniß zur Vervielfältigung und Verbreitung: 1. für die Uebersetzung in eine andere Sprache oder in eine andere Mundart; 2. für die Wiedergabe einer Erzählung in dramatischer Form oder eines Bühnenwerkes in der Form einer Erzählung; 3. für die Bearbeitung eines Werkes der Tonkunst, soweit sie nicht bloß ein Auszug oder eine Uebertragung in eine andere Tonart oder Stimmlage ist. 4. für die Benutzung des Werkes zum Zwecke der mechanischen Wieder­ gabe für daS Gehör; 5. für die Benutzung eines Schriftwerkes oder einer Abbildung zu einer bildlichen Darstellung, welche daS Originalwerk seinem Inhalt nach im Wege der Kinematographie oder eines ihr ähnlichen Verfahrens wiedergibt. Auch ist der Verfasser zur Vervielfältigung und Verbreitung in einer GesammtauSgabe befugt, wenn seit dem Ablaufe des Kalenderjahrs, in welchem das Werk erschienen ist, zwanzig Jahre verstrichen sind.

§ 3. Beiträge zu einem Sammelwerke, für die dem Verfasser ein Anspruch auf Vergütung nicht zusteht, dürfen von ihm anderweit verwertet werden, wenn seit dem Ablaufe deS Kalenderjahres, in welchem sie er­ schienen sind, ein Jahr verstrichen ist. § 4. Der Verleger ist nicht berechtigt, ein Einzelwerk für eine GesammtauSgabe oder ein Sammelwerk sowie Theile einer GesammtauSgabe oder eines Sammelwerkes für eine Sonderausgabe zu verwerten. Soweit jedoch eine solche Verwertung auch während der Dauer des Urheberrechts einem Jedem freisteht, bleibt sie dem Verleger gleichfalls gestattet. § 5. Der Verleger ist nur zu einer Auflage berechtigt. Ist ihm das Recht zur Veranstaltung mehrerer Auflagen eingeräumt, so gelten im Zweifel für jede neue Auflage die gleichen Abreden wie für die vorhergehende. *) Das in der Eingangsnote zu 34 bezeichnete Gesetz hat im Art. II dem § 2 BerlG die jetzige Fassung gegeben

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VerlG.

Ist die Zahl der Abzüge nicht bestimmt, so ist der Verleger berechtig:, tausend Abzüge herzustellen. Hat der Verleger durch eine vor dem Be­ ginne der Vervielfältigung dem Verfasser gegenüber abgegebene Erklärung die Zahl der Abzüge niedriger bestimmt, so ist er nur berechtigt, die Auflage in der angegebenen Höhe herzustellen.

§ 6. Die üblichen Zuschußexemplare werden in die Zahl der zu­ lässigen Abzüge nicht eingerechnet. Das Gleiche gilt von Freiexemplaren, soweit ihre Zahl den zwanzigsten Teil der zulässigen Abzüge nicht übersteigt. Zuschußexemplare, die nicht zum Ersatz oder zur Ergänzung beschädigter Abzüge verwendet worden find, dürfen von dem Verleger nicht verbreitet werden. § 7. Gehen Abzüge unter, die der Verleger auf Lager hat, so darf er sie durch andere ersetzen; er hat vorher dem Verfasier Anzeige zu machen. § 8. In dem Umfang, in welchem der Verfasser nach den §§ 2 bis 7 verpflichtet ist, sich der Vervielfältigung und Verbreitung zu ent­ halten und sie dem Verleger zu gestatten, hat er, soweit nicht aus dem Vertrage sich ein Anderes ergibt, dem Verleger das ausschließliche Recht zur Vervielfältigung und Verbreitung (Verlagsrecht) zu verschaffen§ 9. Das Verlagsrecht entsteht mit der Ablieferung des Werkes an den Verleger und erlischt mit der Beendigung deS Vertragsverhältnisses. Soweit der Schutz des Verlagsrechts es erfordert, kann der Verleger gegen den Verfasser sowie gegen Dritte die Befugnisse ausüben, die zum Schutze des Urheberrechts durch das Gesetz vorgesehen sind. K 10. Der Verfasser ist verpflichtet, dem Verleger das Werk in einem für die Vervielfältigung geeigneten Zustand abzuliefern.

§ 11. Ist der Verlagsvertrag über ein bereits vollendetes Werk geschlossen, so ist das Werk sofort abzuliefern. Soll das Werk erst nach dem Abschlüsse des Verlagsvertrags Oer­ gestellt werden, so richtet sich die Frist der Ablieferung nach dem Zwecke, welchem das Werk dienen soll. Soweit sich hieraus nichts ergibt, richtet sich die Frist nach dem Zeitraum, innerhalb dessen der Verfasser das Werk bei einer seinen Verhältnissen entsprechenden Arbeitsleistung herstellen kann; eine anderweitige Thätigkeit d«S Verfassers bleibt bei der Bemessung der Frist nur dann außer Betracht, wenn der Verleger die Thätigkeit bei dem Abschlüsse des Vertrags weder kannte noch kennen mußte. § 12. Bis zur Beendigung der Vervielfältigung darf der Verfasser Aenderungen an dem Werke vornehmen. Vor der Veranstaltung einer neuen Auflage hat der Verleger dem Verfasier zur Vornahme von Aenderungen Gelegenheit zu geben. Aenderungen sind nur insoweit zulässig, als nicht durch sie ein berechtigtes Interesse des Verlegers verletzt wird. Der Verfasser darf die Aenderungen durch einen Dritten vor­ nehmen lassen. Nimmt der Verfasser nach dem Beginne der Vervielfältigung Aen­ derungen vor, welche das übliche Maß übersteigen, so ist er verpflichtet, die hieraus entstehenden Kosten zu ersetzen; die Ersatzpflicht liegt ihm nicht ob. wenn Umstände, die inzwischen eingetreten sind, die Aenderung rechtfertigen.

BerlG.

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§ 13. Der Verleger darf an dem Werke selbst, an dessen Titel und an der Bezeichnung des Urhebers Zusätze, Kürzungen oder sonstige Aenderungen nicht vornehmen. Zulässig sind Aenderungen, für die der Verfasser seine Einwilligung nach Treu und Glauben nicht versagen kann. § 14. Der Verleger ist verpflichtet, das Werk in der zweckent­ sprechenden und üblichen Weise zu vervielfältigen und zu verbreiten. Die Form und Ausstattung der Abzüge wird unter Beobachtung der im Berlagshandel herrschenden Uebung sowie mit Rücksicht auf Zweck und Inhalt des Werkes von dem Verleger bestimmt. § 15. Der Verleger hat mit der Vervielfältigung zu beginnen, sobald ihm das vollständige Werk zugegangen ist. Erscheint das Werk in Abtheilungen, so ist mit der Vervielfältigung zu beginnen, sobald der Verfasser eine Abtheilung abgeliefert hat, die nach ordnungsmäßiger Folge zur Herausgabe bestimmt ist.

§ 16. Der Verleger ist verpflichtet, diejenige Zahl von Abzügen hcrzustellen, welche er nach dem Vertrag oder gemäß dem § 5 herzustellen berechtigt ist. Er hat rechtzeitig dafür zu sorgen, daß der Bestand nicht vergriffen wird. § 17. Ein Verleger, der das Recht hat, eine neue Auflage zu veranstalten, ist nicht verpflichtet, von diesem Rechte Gebrauch zu machen. Zur Ausübung des Rechtes kann ihm der Verfasser eine angemeffene Frist bestimmen. Nach dem Ablaufe der Frist ist der Verfasser berechtigt, von dem Vertrage zurückzutreten, wenn nicht die Veranstaltung rechtzeitig erfolgt ist. Der Bestimmung einer Frist bedarf es nicht, wenn die Veranstaltung von dem Verleger verweigert wird.

§ 18. Fällt der Zweck, welchem das Werk dienen sollte, nach dem Abschlüsse des Vertrags weg, so kann der Verleger das Vertragsverhältniß kündigen; der Anspruch des Verfassers aus die Vergütung bleibt unberührt. Das Gleiche gilt, wenn Gegenstand des Verlagsvertrags ein Beitrag zu einem Sammelwerk ist und die Vervielfältigung deS Sammelwerkes unterbleibt. § 19. Werden von einem Sammelwerke neue Abzüge hergestellt, so ist der Verleger im Einverständnisie mit dem Herausgeber berechtigt, einzelne Beiträge wegzulaflen. § 20. Der Verleger hat für die Korrektur zu sorgen. Einen Abzug hat er rechtzeitig dem Verfasser zur Durchsicht vorzulegen. Der Abzug gilt als genehmigt, wenn der Verfasier ihn nicht binnen einer angemessenen Frist dem Verleger gegenüber beanstandet.

§ 21. Die Bestimmung des Ladenpreises, zu welchem das Werk verbreitet wird, steht für jede Auflage dem Verleger zu. Er darf den Ladenpreis ermäßigen, soweit nicht berechtigte Interessen des Verfassers verletzt werden. Zur Erhöhung dieses Preises bedarf es stets der Zustimmung des Verfassers.

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§ 22. Der Verleger ist verpflichtet, dem Verfasser die vereinbarte Vergütung zu zahlen. Eine Vergütung gilt als stillschweigend vereinbart, wenn die Ueberlassung des Werkes den Umständen nach nur gegen eine Vergütung zu erwarten ist. Ist die Höhe der Vergütung nicht bestimmt, so ist eine angemessene Vergütung in Geld als vereinbart anzusehen.

§ 23. Die Vergütung ist bei der Ablieferung des Werkes zu entrichten. Ist die Höhe der Vergütung unbestimmt, oder hängt sie von dem Umfange der Vervielfältigung, insbesondere von der Zahl der Druck­ bogen ab, so wird die Vergütung fällig, sobald das Werk vervielfältigt ist.

§ 24. Bestimmt sich die Vergütung nach dem Absätze, so hat der Verleger jährlich dem Verfasser für das vorangegangene Geschäftsjahr Rechnung zu legen und ihm, soweit es für die Prüfung erforderlich ist, die Einsicht seiner Geschäftsbücher zu gestatten § 25. Der Verleger eines Werkes der Literatur ist verpflichtet, dem Verfasser auf je hundert Abzüge ein Freiexemplar, jedoch im Ganzeil nicht weniger als fünf und nicht mehr als fünfzehn zu liefern. Auch hat er dem Verfasser auf dessen Verlangen ein Exemplar in Aushängebogen zu überlassen. Der Verleger eines Werkes der Tonkunst ist verpflichtet, dem Ver­ fasser die übliche Zahl von Freiexemplaren zu liefern. Von Beiträgen, die in Sammelwerken erscheinen, dürfen Sonder­ abzüge als Freiexemplare geliefert werden.

§ züge des Betriebe verlangt,

26. Der Verleger hat die zu seiner Verfügung stehenden Ab­ Werkes zu dem niedrigsten Preise, für welchen er das Werk im seines Verlagsgeschäjts abgiebt, dem Verfasser, soweit dieser cS zu überlassen.

§ 27. Der Verleger ist verpflichtet, das Werk, nachdem es ver­ vielfältigt worden ist, zurückzugeben, sofern der Verfasser sich vor dem Beginne der Vervielfältigung die Rückgabe vorbehalten hat. § 28. Die Rechte des Verlegers sind übertragbar, soweit nicht die Uebertragung durch Vereinbarung zwischen dem Verfasser und beim Verleger ausgeschlossen ist. Der Verleger kann jedoch durch einen Ver­ trag, der nur über einzelne Werke geschlossen wird, seine Rechte nicht ohne Zustimmung des Verfassers übertragen. Die Zustimmung kann nur verweigert werden, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. Fordert der Ver­ leger den Verfasser zur Erklärung über die Zustimmung auf, so gilt diese als ertheilt, wenn nicht die Verweigerung von den: Verfasser binnen zwei Monaten nach dem Empfange der Aufforderung dem Verleger gegenüber erklärt wird. Die dem Verleger obliegende Vervielfältigung und Verbreitung kann auch durch den Rechtsnachfolger bewirkt werden. Üebernimmt der Rechts

Nachfolger dem Verleger gegenüber die Verpflichtung, das Werk zu ver vielfältigen und zu verbreiten, so haftet er dem Verfasser für die Erfüllung «der aus dem VerlagSvertrage sich ergebenden Verbindlichkeiten neben dem

«erlG.

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Verleger als Gesammtschuldner. Die Haftung erstreckt sich nicht auf eine bereits begründete Verpflichtung zum Schadensersätze.

§ 29. Ist der Verlagsvertrag auf eine bestimmte Zahl von Auflagen oder von Abzügen beschränkt, so endigt daS Verlagsverhältniß, wenn die Auflagen oder Abzüge vergriffen sind. Der Verleger ist verpflichtet, dem Verfasier auf Verlangen Auskunft darüber zu ertheilen, ob die einzelne Auflage oder die bestimmte Zahl von Abzügen vergriffen ist. Wird der Verlagsvertrag für eine bestimmte Zeit geschloffen, so ist nach dem Ablaufe der Zeit der Verleger nicht mehr zur Verbreitung der noch vorhandenen Abzüge berechtigt. § 30. Wird das Werk ganz oder zum Theil nicht rechtzeitig abgeliefert, so kann der Verleger, statt den Anspruch auf Erfüllung geltend zu niachen, dem Verfasser eine angemessene Frist zur Ablieferung mit der Erklärung bestimmen, daß er die Annahme der Leistung nach dem Ablaufe der Frist ablehne. Zeigt sich schon vor dem Zeitpunkt, in welchem daS Werk nach dem Vertrag abzuliefern ist, daß daS Werk nicht rechtzeitig abgeliefert werden wird, so kann der Verleger die Frist sofort bestimmen; die Frist muß so bemeffen werdeil, daß sie nicht vor dem bezeichneten Zeitpunkt abläuft. Nach dem Ablaufe der Frist ist der Verleger berechtigt, von dem Vertrage zurückzutreten, wenn nicht das Werk rechtzeitig abgeliefert worden ist; der Anspruch auf Ablieferung des Werkes ist ausgeschloffen. Der Bestimmung einer Frist bedarf eS nicht, wenn die rechtzeitige Herstellung deS Werkes unmöglich ist oder von dem Verfaffer verweigert wird oder wenn der sofortige Rücktritt von dem Vertrage durch ein besonderes Interesse des Verlegers gerechtfertigt wird. Der Rücktritt ist ausgeschlossen, wenn die nicht rechtzeitige Ablieferung des Werkes für den Verleger nur einen unerheblichen Nachteil mit sich bringt. Durch diese Vorschriften werden die im Falle deS Verzugs deS VerfafferS dem Verleger zustehenden Rechte nicht berührt.

K 31. Die Vorschriften des § 30 finden entsprechende Anwendung, wenn daS Werk nicht von vertragsmäßiger Beschaffenheit ist. Beruht der Mangel auf einem Umstande, den der Verfasier zu vertreten hat, so kann der Verleger statt deS im § 30 vorgesehenen Rücktrittsrechts den Anspruch auf Schadensersatz wegen Nichterfüllung geltend machen. § 32. Wird daS Werk nicht vertragsmäßig vervielfältigt oder verbreitet, so finden zu Gunsten des Verfassers die Vorschriften des § 30 entsprechende Anwendung. § 33. Geht das Werk nach der Ablieferung an den Verleger durch Zufall unter, so behält der Verfasser den Anspruch auf die Ver­ gütung. Im Uebrigen werden beide Theile von der Verpflichtung zur Leistung frei. Auf Verlangen deS Verlegers hat jedoch der Verfasier gegen eine angemessene Vergütung ein anderes im Wesentlichen übereinstimmendes Werk zu liefern, sofern dies auf Grund vorhandener Vorarbeiten oder sonstiger Unterlagen mit geringer Mühe geschehen kann; erbietet sich der

35

BerlG.

Deriasser, ein solches Werk innerhalb einer angemessenen Frist kostenfrei zu liefern, so ist der Verleger verpflichtet, das Werk an Stelle des unter­ gegangenen zu vervielfältigen und zu verbreiten. Jeder Theil kann diese Rechte auch geltend machen, wenn das Werk nach der Ablieferung in Folge eines Umstandes untergegangen ist, den der andere Theil zu ver­ treten hat. Der Ablieferung steht es gleich, wenn der Verleger in Verzug der Annahme kommt.

8 34. Stirbt der Verfasser vor der Vollendung des Werkes, so ist, wenn ein Theil des Werkes den« Verleger bereits abgeliefert worden war, der Verleger berechtigt, in Ansehung des gelieferten Theiles den Vertrag durch eine dem Erben des Verfassers gegenüber abzugebende Erklärung aufrechtzuerhalten. Der Erbe kann dem Verleger zur Ausübung des im Abs. 1 be­ zeichneten Rechtes eine angemessene Frist bestimmen. Das Recht erlischt, wenn sich der Verleger nicht vor dem Ablaufe der Frist für die Ausrecht­ erhaltung deS Vertrags erklärt. Diese Vorschriften finden entsprechende Anwendung, wenn die Vollendung des Werkes in Folge eines sonstigen nicht von dem Verfasser zu vertretenden Umstandes unmöglich wird. 8 35. Bis zum Beginne der Vervielfältigung ist der Verfaffer berechtigt, von dem Verlagsvertrage zurückzutreten, wenn sich Umstände ergeben, die bei dem Abschlüsse des Vertrags nicht vorauszusehen waren und den Dersasier bei Kenntniß der Sachlage und verständiger Würdigung des Falles von der Herausgabe des Werkes zurückgehalten haben würden. Ist der Verleger befugt, eine neue Auslage zu veranstalten, so findet für die Auslage diese Vorschrift entsprechende Anwendung. Erklärt der Verfafier aus Grund der Vorschrift des Abs. 1 den Rücktritt, so ist er dem Verleger zum Ersätze der von diesem gemachten Aufwendungen verpflichtet. Giebt er innerhalb eines Jahres seit dem Rücktritte das Werk anderweit heraus, so ist er zum Schadensersätze wegen Nichterfüllung verpflichtet; diese Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Ver­ fasser dem Verleger den Antrag, den Vertrag nachträglich zur Ausführung zu bringen, gemacht und der Verleger den Antrag nicht angenommen hat.

8 36. Wird über das Verinögen des Verlegers der Konkurs eröffnet, so finden die Vorschriften des § 17 der Konkursordnung auch dann Anwendung, wenn das Werk bereits vor der Eröffiiling des Ver fahrens abgeliefert worden war. Besteht der Konkursverwalter auf der Erfüllung des Vertrags, so tritt, wenn er die Rechte des Verlegers auf einen Anderen überträgt, dieser an Stelle der Konkursmasse in die sich aus dem Vertragsverhältniß ergebenden Verpflichtungen ein. Die Konkursmasse hastet jedoch, wenn der Erwerber die Verpflichtungen nicht erfüllt, für den von dem Erwerber zu ersetzenden Schaden wie ein Bürge, der auf die Einrede der Voraus­ klage verzichtet hat. Wird da8 Konkursverfahren aufgehoben, so sind die aus dieser Haftung sich ergebenden Ansprüche des Verfassers gegen die Masse sicherzustellen.

VerlG.

35

War zur Zeit der Eröffnung des Verfahrens mit der Vervielfältigung noch nicht begonnen, so kann der Verfaffcr von dem Vertrage zurücktreten. § 37. Auf das in den §§ 17, 30, 35, 36 bestimmte Rücktritts­ recht finden die für das vertragsmäßige Rücktrittsrecht geltenden Vorschriften der 88 346 bis 356 des Bürgerlichen Gesetzbuchs entsprechende Anwendung. Erfolgt der Rücktritt wegen eines Umstandes, den der andere Theil nicht zu vertreten hat, so haftet dieser nur nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung.

§ 38. Wird der Rücktritt von dem Derlagsvertrag erklärt, nachdem das Werk ganz oder zum Theil abgeliefert worden ist, so hängt eS von den Umständen ab, ob der Vertrag theilweise aufrechterhalten bleibt. Es begründet keinen Unterschied, ob der Rücktritt auf Grund des Gesetzes oder eines Vorbehalts im Vertrag erfolgt. Im Zweifel bleibt der Vertrag insoweit aufrechterhalten, als er sich auf die nicht mehr zur Verfügung des Verlegers stehenden Abzüge, auf frühere Abtheilungen des Werkes oder auf ältere Auslagen erstreckt. Soweit der Vertrag aufrechterhalten bleibt, kann der Verfasser einen entsprechenden Theil der Vergütung verlangen. Diese Vorschriften finden auch Anwendung, wenn der Vertrag in anderer Weise rückgängig wird. § 39. Soll Gegenstand des Vertrags ein Werk sein, an dem ein Urheberrecht nicht besteht, so ist der Verfasser zur Verschaffung des Verlagsrechts nicht verpflichtet. Verschweigt der Verfasser arglistig, daß das Werk bereits anderweit in Verlag gegeben oder veröffentlicht worden ist, so finden die Vorschriften des bürgerlichen Rechtes, welche für die dem Verkäufer wegen eines Mangels im Rechte obliegende Gewährleistungspflicht gelten, entsprechende Anwendung. Der Verfasser hat sich der Vervielfältigung und Verbreitung deS Werkes gemäß den Vorschriften des § 2 in gleicher Weise zu enthalten, wie wenn an dem Werke ein Urheberrecht bestände. Diese Beschränkung fällt weg, wenn seit der Veröffentlichung deS Werkes durch den Verleger sechs Monate abgelaufen sind. K 40. Im Falle des § 39 verbleibt dem Verleger die Befugniß, das von ihm veröffentlichte Werk gleich jedem Dritten von neuem unver­ ändert oder mit Aenderungen zu vervielfältigen. Diese Vorschrift findet keine Anwendung, wenn nach dem Vertrage die Herstellung neuer Auf­ lagen oder weiterer Abzüge von der Zahlung einer besonderen Dergütnng abhängig ist.

§ 41. Werden für eine Zeitung, eine Zeitschrift oder ein sonstiges periodisches Sammelwerk Beiträge zur Veröffentlichung angenommen, so finden die Vorschriften dieses Gesetzes Anwendung, soweit sich nicht aus den §§ 42 bis 46 ein Anderes ergiebt.

§ 42. Sofern nicht aus den Umständen zu entnehmen ist, daß der Verleger das ausschließliche Recht zur Vervielfältigung und Ver­ breitung erhalten soll, verbleibt dem Berfaffer die anderweitige Versügnng über den Beitrag. Jaeger, DeichSrivilgesetze.

3. Ausl.

62

VerlG.

35

Ueber einen Beitrag, für welchen der Verleger das ausschließliche Recht zur Vervielfältigung und Verbreitung erhalten hat, darf der Ver­ fasser anderweit verfügen, wenn seit dem Ablaufe des Kalenderjahrs, in welchem der Beitrag erschienen ist, ein Jahr verstrichen ist. Ist der Bei­ trag für eine Zeitung geliefert, so steht diese Befugniß dem Verfasser alsbald nach dem Erscheinen zu.

§ 43. Der Verleger ist in der Zahl der von dem Sammelwerke herzustellenden Abzüge, die den Beitrag enthalten, nicht beschränkt. Die Vorschrift des § 20 Abs. 1 Satz 2 findet keine Anwendung. § 44. Soll der Beitrag ohne den Namen des Verfassers erscheinen, so ist der Verleger befugt, an der Fassung solche Aenderungen vorzu­ nehmen, welche bei Sammelwerken derselben Art üblich find.

§ 45. Wird der Beitrag nicht innerhalb eines Jahres nach der Ablieferung an den Verleger veröffentlicht, so kann der Verfasser das Vertragsverhältniß kündigen. Der Anspruch auf die Vergütung bleibt unberührt. Ein Anspruch auf Vervielfältigung und Verbreitung des Beitrags oder auf Schadensersatz wegen Nichterfüllung steht dem Verfasser nur zu, wenn ihm der Zeitpunkt, in welchem der Beitrag erscheinen soll, von dem Verleger bezeichnet worden ist. § 46. Erscheint der Beitrag in einer Zeitung, so kann der Ver­ fasser Freiexemplare nicht verlangen. Der Verleger ist nicht verpflichtet, dem Verfasser Abzüge zum Buchhündlerpreise zu überlassen. § 47. Uebernimmt Jemand die Herstellung eines Werkes nach einem Plane, in welchem ihm der Besteller den Inhalt des Werkes sowie die Art und Weise der Behandlung genau vorschreibt, so ist der Besteller im Zweifel zur Vervielfältigung und Verbreitung nicht verpflichtet. Das Gleiche gilt, wenn sich die Thätigkeit aus die Mitarbeit an encyklopädischen Unternehmungen oder aus Hülfs- oder Nebenarbeiten für das Werk eines Anderen oder für ein Sammelwerk beschränkt.

8 48. Die Vorschriften dieses Gesetzes finden auch dann Anwendung, wenn derjenige, welcher mit dem Verleger den Vertrag abschließt, nicht der Verfasser ist. § 49. In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, in welchen durch Klage oder Widerklage ein Anspruch auf Grund der Vorschriften dieses Gesetzes geltend gemacht ist, wird die Verhandlung und Entscheidung letzter Instanz im Sinne des § 8 des Einführungsgesetzes zum GerichtSverfassungsgesctze dem Reichsgerichte zugewiesen. § 50.

Dieses Gesetz tritt am 1. Januar 1902 in Kraft.

36. Gesetz, bett, das Urheberrecht an merken der bildenden Künste nnd der Photographie.’> Vom 9. Januar 1907. (Reichsgesetzblatt 1907 S. 7—18).

(Erster Abschnitt.

Voraussetzungen -es Schutzes. § 1. Die Urheber von Werken der bildenden Künste Photographie werden nach Maßgabe dieses Gesetzes geschützt.

und

der

§ 2. Die Erzeugnisse des Kunstgewerbes gehören zu den Werken der bildenden Künste. DaS Gleiche gilt von Bauwerken, soweit sie künst­ lerische Zwecke verfolgen. Als Werke der bildenden Künste gelten auch Entwürfe für Erzeugnisse deS Kunstgewerbes sowie für Bauwerke der im Abs. 1 bezeichneten Art. § 3. Als Werke der Photographie gelten auch solche Werke, Zwelche durch ein der Photographie ähnliches Verfahren hergestellt werden. § 4. Soweit Entwürfe als Werke der bildenden Künste anzusehen find, findet das Gesetz, betreffend das Urheberrecht an Werken der Literatur und der Tonkunst, vom 19. Juni 1901 (Reichs-Gesetzbl. S. 227) auf sie keine Anwendung. § 5. Juristische Personen des öffentlichen Rechtes, die als Heraus­ geber ein Werk erscheinen lassen, das den Namen deS Urhebers nicht angibt, werden, wenn nicht ein anderes vereinbart ist, als Urheber des Werkes angesehen. § 6. Besteht ein Werk aus den getrennten Beiträgen mehrerer (Sammelwerk), so wird für das Werk als Ganzes der Herausgeber als Urheber angesehen. Ist ein solcher nicht genannt, so gilt der Verleger als Herausgeber. § 7. Photographie auch nach der der bildenden der Literatur bunden wird.

Wird ein Werk der bildenden Künste mit einem Werke der verbunden, so gilt für jedes dieser Werke dessen Urheber Verbindung als Urheber. Das Gleiche gilt, wenn ein Werk Künste oder ein Werk der Photographie mit einem Werke oder der Tonkunst oder mit einem geschützten Muster ver­

*) Das in der Eingangsnote i zu 34 bezeichnete Gesetz hat im Art. III den §*15a KunstUG. neu eingestellt und den §§ 31, 32 die jetzige Fassung gegeben.

KimstUG.

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§ 8. Haben bei einem Werke mehrere in der Weise zusammen­ gewirkt, daß ihre Arbeiten sich nicht trennen laßen, so besteht unter ihnen als Urhebern eine Gemeinschaft nach Bruchteilen im Sinne des Bürger­ lichen Gesetzbuchs. § 9. Ist auf einem Werke der Name eines Urhebers angegeben oder durch kenntliche Zeichen ausgedrückt, so wird vermutet, daß dieser der Urheber des Werkes fei. Bei Werken, die unter einem anderen als dem wahren Namen des Urhebers oder ohne den Namen eines Urhebers erschienen sind, ist der Herausgeber, falls aber ein solcher nicht angegeben ist, der Verleger berech­ tigt, die Rechte des Urhebers wahrzunehmen.

§ 10.

Das Recht des Urhebers geht auf die Erben über. Ist der Fiskus oder eine andere juristische Person gesetzlicher Erbe, io erlischt das Recht, soweit es dem Erblasier zusteht, mit desien Tode. Das Recht kann beschränkt ober unbeschränkt auf andere übertragen werden; die Uebertragung kann auch mit der Begrenzung auf ein be­ stimmtes Gebiet geschehen. Die Ueberlassung des Eigentums an einem Werke schließt, soweit nicht ein anderes vereinbart ist, die Uebertragung des Rechtes dcs Urhebers nicht in sich.

§ 11. Ueber einen Beitrag, der für eine Zeitung, eine Zeitschrist oder ein sonstiges periodisches Sammelwerk zur Veröffentlichung angenommen wird, darf der Urheber anderweit verfügen, sofern nicht aus den Umständen zu entnehmen ist, daß der Verleger das ausschließliche Recht zur Verviel­ fältigung und Verbreitung erhalten soll. Ueber einen Beitrag, für welchen der Verleger das ausschließliche Recht zur Vervielfältigung und Verbreitung erhalteil hat, darf, soweit nicht ein anderes vereinbart ist, der Urheber anderweit verfügen, wenn feit dem Abläufe des Kalenderjahrs, in welchem der Beitrag erschienen ist, ein Jahr verstrichen ist. Auf Beiträge zu einem nicht periodischen Sammelwerke finden diese Vorschriften insoweit Anwendung, als dem Urheber ein Anspruch aus Ver­ gütung für den Beitrag nicht zusteht. § 12. Im Falle der Uebertragung des Urheberrechts hat der Er­ werber, soweit nicht ein anderes vereinbart ist, nicht das Recht, bei der Ausübung seiner Befugnisse an dem Werke selbst, an deffen Bezeichnung oder an der Bezeichnung des Urhebers Aenderungen vorzunehmen. Zulässig sind Aenderungen, für die der Berechtigte seine Einwilligung nach Treu und Glauben nicht versagen kann. § 13. Der Name oder der Namenszug des Urhebers darf aus dem Werke von einem anderen als dem Urheber selbst nur mit deffen Ein­ willigung angebracht werden. § 14. Die Zwangsvollstreckung in das Recht des Urhebers findet gegen den Urheber selbst ohne deffen Einwilligung nicht statt; die Ein­ willigung kann nicht durch den gesetzlichen Vertreter erteilt werden.

ZNlnstUG.

Zweiter Abschnitt.

Befugnisse des Urhebers.

36

Gegen den Erben des Urhebers ist ohne seine Einwilligung die Zwangs­ vollstreckung nur zulässig, wenn daS Werk oder eine Bervielfältigung davon erschienen ist. Die gleichen Vorschriften gelten für die Zwangsvollstreckung in solche Formen, Platten, Steine oder sonstige Vorrichtungen, welche ausschließlich zur Vervielfältigung des Werkes bestimmt sind.

Zweiter Abschnitt.

Befugnisse -es Urhebers. § 15. Der Urheber hat die ausschließliche Befugnis, das Werk zu vervlelfältigen, gewerbsmäßig zu verbreiten und gewerbsmäßig mittels mechanischer oder optischer Einrichtungen vorzuführen; die ausschließliche Befugnis erstreckt sich nicht auf das Verleihen. Als Vervielfältigung gilt auch die Nachbildung, bei Bauwerken und Entwürfen für Bauwerke auch das Nachbauen. Auch wer durch Nachbildung eines bereits vorhandenen Werkes ein anderes Werk der bildenden Künste oder der Photographie hervorbringt, hat die im Abs. 1 bezeichneten Befugnisse; jedoch darf er diese Befugnisse, sofern der Urheber des Originalwerkes gleichfalls Schutz genießt, nur mit dessen Einwilligung ausüben. § 15a. Ist ein im Wege der Kinematographie oder eines ihr ähn­ lichen Verfahrens hergestelltes Werk wegen der Anordnung deS Bühnen­ vorganges oder der Verbindung der dargestellten Begebenheiten als eine eigentümliche Schöpfung anzusehen, so erstreckt sich daS Urheberrecht auch auf die bildliche Wiedergabe der dargestellten Handlung in geänderter Gestaltung. Der Urheber hat die ausschließliche Befugnis, daS Werk öffentlich vorzuführen. 8 16. Die freie Benutzung eines Werkes ist zulässig, wenn dadurch eine eigentümliche Schöpfung hervorgebracht wird. § 17. Eine Vervielfältigung ohne Einwilligung des Berechtigten ist unzulässig, gleichviel durch welches Verfahren sie bewirkt wird; auch begründet es keinen Unterschied, ob das Werk in einem oder in mehreren Exemplaren vervielfältigt wird. § 18. Eine Vervielfältigung zum eigenen Gebrauch ist mit Aus­ nahme des Nachbauens zulässig, wenn sie unengeltlich bewirkt wird. Bei Bildnissen einer Person ist dem Besteller und seinem Rechts­ nachfolger gestattet, soweit nicht ein anderes vereinbart ist, daS Werk zu vervielfältigen. Ist das Bildnis ein Werk der bildenden Künste, jo darf, solange der Urheber lebt, unbeschadet der Vorschrift des Abs. 1 die Ver­ vielfältigung nur im Wege der Photographie erfolgen. Verboten ist es, den Namen oder eine sonstige Bezeichnung des Urhebers des Werkes in einer Weise auf der Vervielfältigung anzubringen, die zu Verwechselungen Anlaß geben kann.

36

KrmstUG

§ 19. Zulässig ist die Vervielfältigung und Verbreitung, wenn einzelne Werke in eine selbständige wisienschastliche Arbeit oder in ein für den Schul- oder Unterrichtsgebrauch bestimmtes Schriftwerk ausschließlich zur Erläuterung des Inhalts ausgenommen werden. Auf Werke, die weder erschienen noch bleibend öffentlich ausgestellt sind, erstreckt sich diese Befugnis nicht. Wer ein fremdes Werk in dieser Weise benutzt, hat die Quelle, sofern sie auf dem Werke genannt ist, deutlich anzugeben. K 29. Zulässig ist'die Vervielfältigung von Werken, die sich bleibend an öffentlichen Wegen, Straßen oder Plätzen befinden, durch malende oder zeichnende Kunst oder durch Photographie. Die Verviel­ fältigung darf nicht an einem Bauwerk erfolgen. Bei Bauwerken erstreckt sich die Befugnis zur Vervielfältigung nur auf die äußere Ansicht. Soweit ein Werk hiernach vervielfältigt werden darf, ist auch die Verbreitung und Vorführung zulässig.

§ 21. Eine Vervielfältigung auf Grund der §§ 19, 20 ist nur zulässig, wenn an dem wiedergegebenen Werke keine Aenderung vorgenommen wird- Jedoch sind Uebertragungen des Werkes in eine andere Größe und solche Aenderungen gestattet, welche das für die Vervielfältigung angewendete Verfahren mit sich bringt. § 22. Bildnisse dürfen nur mit Einwilligung des Abgebildeten verbreitet oder öffentlich zur Schau gestellt werden. Die Einwilligung gilt im Zweifel als erteilt, wenn der Abgebildete dafür, daß er sich ab­ bilden ließ, eine Entlohnung erhielt. Nach dem Tode des Abgebildeten bedarf es bis zum Ablaufe von 10 Jahren der Einwilligung der An­ gehörigen des Abgebildeten. Angehörige im Sinne dieses Gesetzes sind der überlebende Ehegatte und die Kinder des Abgebildeten, und wenn weder ein Ehegatte noch Kinder vorhanden sind, die Eltern des Abgebildeten. § 23. Ohne die nach § 22 erforderliche Einwilligung dürfen ver­ breitet und zur Schau gestellt werden: 1. Bildnisse aus dem Bereiche der Zeitgeschichte; 2. Bilder, auf denen die Personen nur als Beiwerk neben einer Land­ schaft oder sonstigen Oertlichkeit erscheinen; 3. Bilder von Versammlungen, Aufzügen und ähnlichen Vorgängen, an denen die dargestellten Personen teilgenommen haben; 4. Bildnisse, die nicht auf Bestellung angefertigt sind, sofern die Ver­ breitung oder Schaustellung einem höheren Interesse der Kunst dient. Die Befugnis erstreckt sich jedoch nicht aus eine Verbreitung und Schaustellung, durch die ein berechtigtes Jntereffe des Abgebildeten oder, falls dieser verstorben ist, seiner Angehörigen verletzt wird. § 24. Für Zwecke der RechtSpstege und der öffentlichen Sicherheit dürfen von den Behörden Bildniffe ohne Einwilligung des Berechtigten sowie des Abgebildeten oder seiner Angehörigen vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zur Schau gestellt werden.

KunstUG.

Vierter Abschnitt.

Rechtsverletzungen.

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Dritter Abschnitt.

Dauer -es Schutzes. § 25.

Der Schutz des Urheberrechts an einem Werke der bildenden Künste endigt, wenn seit dem Tode deS Urhebers dreißig Jahre abge­ laufen sind. Steht einer juristischen Person nach §§ 5, 6 das Urheberrecht zu, so endigt der Schutz mit dem Ablaufe von dreißig Jahren seit dem Er­ scheinen des Werkes. Jedoch endigt der Schutz mit dem Ablaufe der im Abs. 1 bestimmten Frist, wenn das Werk erst nach dem Tode desjenigen erscheint, welcher es hervorgebracht hat.

§ 26.

Der Schutz des Urheberrechts an einem Werke der Photo­ graphie endigt mit dem Abläufe von zehn Jahren seit dem Erscheinen deS Werkes. Jedoch endigt der Schutz mit dem Ablaufe von zehn Jahren seit dem Tode des Urhebers, wenn bis zu dessen Tode das Werk noch nicht erschienen war.

§ 27.

Steht das Urheberrecht an einem Werke mehreren gemein­ schaftlich zu, so bestimmt sich, soweit der Zeitpunkt des TodeS für die Schutzfrist maßgebend ist, deren Ablauf nach dem Tode des Letztlebenden.

§ 28.

Bei Werken, die auS mehreren in Zwischenräumen ver­ öffentlichten Abteilungen bestehen, sowie bei fortlausenden Blättern oder Heften wird jede Abteilung, jedes Blatt oder Heft für die Berechnung der Schutzfristen als ein besonderes Werk angesehen. Bei den in Lieferungen veröffentlichten Werken wird die Schutzfrist erst von der Veröffentlichung der letzten Lieferung an berechnet.

§ 29.

Die Schutzfristen beginnen mit dem Ablause deS Kalender­ jahrs, in welchem der Urheber gestorben oder das Werk erschienen ist.

§ 30.

Soweit der in diesem Gesetze gewährte Schutz davon ab­ hängt, ob ein Werk erschienen ist, kommt nur ein Erscheinen in Betracht, das der Berechtigte bewirkt hat.

Vierter Abschnitt.

Rechtsverletzungen. § 31.

Wer vorsätzlich oder fahrlässig unter Verletzung der aus­ schließlichen Befugnis deS Urhebers ein Werk vervielfältigt, gewerbsmäßig verbreitet oder gewerbsmäßig mittels mechanischer oder optischer Einrich­ tungen vorführt, ist dem Berechtigten zum Ersätze des daraus entstehenden Schadens verpflichtet. Der gewerbsmäßigen Vorführung steht, soweit die Kinematographie oder ein ihr ähnliches Verfahren angewandt wird, die öffentliche Vorführung gleich.

K 32.

Wer in anderen als den gesetzlich zugelaffenen Fällen vor­ sätzlich ohne Einwilligung deS Berechtigten ein Werk vervielfältigt, gewerbs­ mäßig verbreitet oder gewerbsmäßig mittels mechanischer oder optischer

36

KimMG.

Einrichtungen vorführt, wird mit Geldstrafe bis zu dreitausend Mark bestraft. Der gewerbsmäßigen Vorführung steht, soweit die Kinemato­ graphie oder ein ihr ähnliches Verfahren angewendet wird, die öffentliche Vorführung gleich. War die Einwilligung des Berechtigten nur deshalb erforderlich, weil an dem Werke selbst, an dessen Bezeichnung oder an der Bezeichnung des Urhebers Aenderungen vorgenommen sind, so tritt Geldstrafe bis zu drei­ hundert Mark ein. Soll eine nicht beizutreibende Geldstrafe in Gefängnisstrafe umge­ wandelt werden, so darf deren Dauer in den Fällen des Abs. 1 sechs Monate, in den Fällen des Abs. 2 einen Monat nicht übersteigen.

§ 33. Mit Geldstrafe bis zu eintausend Mark wird bestraft: 1. wer der Vorschrift des § 18 Abs. 3 zuwider vorsätzlich den Namen oder eine sonstige Bezeichnung des Urhebers des Werkes aus der Ver­ vielfältigung anbringt; 2. wer den Vorschriften der §§ 22, 23 zuwider vorsätzlich ein Bildnis verbreitet oder öffentlich zur Schau stellt. Soll eine nicht beizutreibende Geldstrafe in Gefängnisstrafe umge­ wandelt werden, so darf deren Dauer zwei Monate nicht übersteigen. § 34. Wer der Vorschrift des § 13 zuwider vorsätzlich auf dem Werke den Namen oder den Namenszug des Urhebers anbringt, wird mit Geldstrafe bis zu dreihundert Mark bestraft. Soll eine nicht beizutreibende Geldstrafe in Gefängnisstrafe umge­ wandelt werden, so darf deren Dauer einen Monat nicht übersteigen.

§ 35. Auf Verlangen des Verletzten kann neben der Strafe auf eine an ihn zu erlegende Buße bis zum Betrage von sechstausend Mark erkannt werden. Die zu dieser Buße Verurteilten haften als Gesamt­ schuldner. Eine erkannte Buße schließt die Geltendmachung eines weiteren Anspruchs auf Schadensersatz aus. § 36. Die in den §§ 31, 32 bezeichneten Handlungen sind auch dann rechtswidrig, wenn das Werk nur zu einem Teile vervielfältigt, ver­ breitet oder vorgeführt wird.

§ 37. Die widerrechtlich hergestellten, verbreiteten oder vorgesührten Exemplare und die zur widerrechtlichen Vervielfältigung oder Vorführung ausschließlich bestimmten Vorrichtungen, wie Formen, Platten, Steine, unterliegen der Vernichtung. Das Gleiche gilt von den widerrechtlich ver­ breiteten oder öffentlich zur Schau gestellten Bildnissen und den zu deren Vervielfältigung ausschließlich bestimmten Vorrichtungen. Ist nur ein Teil des Werkes widerrechtlich hergestellt, verbreitet oder vorgeführt, so ist auf Vernichtung dieses Teiles und der entsprechenden Vorrichtungen zu erkennen. Gegenstand der Vernichtung sind alle Exemplare und Vorrichtungen, welche sich int Eigentume der an der Herstellung, der Verbreitung, der Vorführung oder der Schaustellitng Beteiligten sowie der Erben dieser Per­ sonen befinden.

Sinnst 11(3.

Vierter Abschnitt.

Rechtsverletzungen.

36

Aus die Vernichtung ist auch dann zu erkennen, wenn die Herstellung, die Verbreitung, die Vorführung oder die Schaustellung weder vorsätzlich noch fahrlässig erfolgt. Das Gleiche gilt, wenn die Herstellung noch nicht vollendet ist. Die Vernichtung hat zu erfolgen, nachdem dem Eigentümer gegenüber rechtskräftig darauf ersannt ist. Soweit die Exemplare oder die Vorrichtungen in anderer Weise als durch Vernichtung unschädlich gemacht werden können, hat dies zu geschehen, falls der Eigentümer die Kosten übernimmt. Vorstehende Bestimmungen finden auf Bauwerke keine Anwendung.

§ 38. Der Verletzte kann statt der Vernichtung verlangen, daß ihm das Recht zuerkannt wird, die Exemplare und Vorrichtungen ganz oder teilweise gegen eine angemessene, höchstens dem Betrage der Her­ stellungskosten gleichkommende Vergütung zu übernehmen.

K 39. Unterliegt auf Grund des § 37 Abs. 1 ein Sammelwerk oder eine svnstige, aus mehreren verbundenen Werken bestehende Samm­ lung nur zum Teil der Vernichtung, so kann der Eigentümer von Exem­ plaren, die Gegenstand der Vernichtung sein würden, beantragen, daß ihm die Befugnis zugesprochen werde, die Vernichtung durch Zahlung einer Vergütung an den Verletzten abzuwenden und die Exemplare gewerbsmäßig zu verbreiten. Der Antrag ist unzulässig, wenn der Eigentümer die aus­ schließliche Befugnis des Urhebers vorsätzlich oder fahrlässig verletzt hat. Das Gericht kann dem Antrag entsprechen, sofern durch die Ver­ nichtung dem Eigentümer ein unverhältnismäßiger Schaden entstehen würde. Ten Betrag der Vergütung bestimmt das Gericht nach billigem Ermessen. Auf die Vernichtung eines den Vorschriften der §§ 22, 23 zuwider verbreiteten oder zur Schau gestellten Bildnisses finden diese Vorschriften keine Anwendung. § 40. Wer der Vorschrift des § 19 Abs. 2 zuwider unterläßt, die benutzte Quelle anzugeben, wird mit Geldstrafe bis zu einhundertfünszig Mark bestraft.

§ 41. Die Strafverfolgung in den Fällen der §§ 32, 33, 40 tritt nur auf Antrag ein. Die Zurücknahme des Antrags ist zulässig. § 42. Die Vernichtung der Exemplare und der Vorrichtungen kann im Wege des bürgerlichen Rechtsstreits oder im Strafverfahren ver­ folgt werden.

§ 43. Auf die Vernichtung von Exemplaren oder Vorrichtungen kann auch im Strafverfahren nur auf besonderen Antrag des Verletzten erkannt werden. Die Zurücknahme des Antrags ist bis zur erfolgten Ver­ nichtung zulässig. Der Verletzte kann die Vernichtung von Exemplaren oder Vorrich­ tungen selbständig verfolgen. In diesem Falle finden die 477 bis 479 der Strafprozeßordnung mit der Maßgabe Anwendung, daß der Verletzte als Privatkläger auftreten kann. § 44. Die 42, 43 finden auf die Verfolgung des im § 38 bezeichneten Rechtes entsprechende Anwendung.

36

KunstUG.

5 45. Der im § 39 bezeichnete Antrag ist, falls ein auf die Ver­ nichtung gerichtetes Verfahren bereits anhängig ist, in diesem Verfahren zu stellen. Ist ein Verfahren noch nicht anhängig, so kann der Antrag nur im Wege des bürgerlichen Rechtsstreits bei dem Gericht angebracht werden, das für den Antrag auf Vernichtung der Exemplare zuständig ist. Dem Eigentümer kann im Wege einer einstweiligen Anordnung ge­ stattet werden, die Vernichtung durch Sicherheitsleistung abzuwenden und die Exemplare gewerbsmäßig zu verbreiten; soll die Anordnung im Wege deS bürgerlichen Rechtsstreits getroffen werden, so finden die Vorschriften über die einstweiligen Verfügungen Anwendung. Wird dem Eigentümer nicht die Befugnis zugesprochen, die Ver­ nichtung durch Zahlung einer Vergütung an den Verletzten abzuwenden und die Exemplare gewerbsmäßig zu verbreiten, so hat er, soweit aus Grund der einstweiligen Anordnung Exemplare von ihm verbreitet worden sind, dem Verletzten eine Vergütung zu gewähren. Den Betrag der Ver­ gütung bestimmt das Gericht nach billigem Ermeffen. § 46. Für sämtliche Bundesstaaten sollen Sachverständigenkammern bestehen, die verpflichtet sind, auf Erfordern der Gerichte und der Staats­ anwaltschaften Gutachten über die an sie gerichteten Fragen abzugeben. Die Sachverständigenkammern sind befugt, auf Anrufen der Be­ teiligten über Schadensersatzansprüche, über die Vernichtung von Exem­ plaren oder Vorrichtungen sowie über die Zuerkennung des im § 38 be­ zeichneten Rechtes als Schiedsrichter zu verhandeln und zu entscheiden. Der Reichskanzler erläßt die Bestimmungen über die Zusammen­ setzung und den Geschäftsbetrieb der Sachverständigenkammern. Die einzelnen Mitglieder der Sachverständigenkammern sollen nicht ohne ihre Zustimmung und nicht ohne Genehmigung des Vorsitzenden von den Gerichten als Sachverständige vernommen werden. § 47. Der Anspruch auf Schadensersatz und die Strafverfolgung wegen widerrechtlicher Vervielfältigung verjähren in drei Jahren. Die Verjährung beginnt mit dem Tage, an welchem die Verviel­ fältigung vollendet ist. Ist die Vervielfältigung zum Zwecke der Ver­ breitung bewirkt, so beginnt die Verjährung erst mit dem Tage, an wel­ chem eine Verbreitung stattgefunden hat. § 48. Der Anspruch auf Schadensersatz und die Strafverfolgung wegen widerrechtlicher Verbreitung oder Vorführung eines Werkes sowie die Strafverfolgung wegen widerrechtlicher Verbreitung oder Schaustellung eines Bildnisses verjähren in drei Jahren. Die Verjährung beginnt mit dem Tage, an welchem die wider­ rechtliche Handlung zuletzt stattgefunden hat.

§ 49. Die Verjährung der nach § 40 strafbaren Handlung beginnt mit dem Tage, an welchem die erste Verbreitung stattgesunden hat. § 50. Der Antrag auf Vernichtung der Exemplare und der Vor­ richtungen ist so lange zulässig, als solche Exemplare oder Vorrichtungen vorhanden sind.

KunstUG.

Fünfter

Abschnitt.

Schlußbestimmungen.

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Fünfter Abschnitt.

Schlußbestimmungen. § 51.

Den Schutz des Urhebers genießen die Reichsangehörigen für alle ihre Werke, gleichviel ob diese erschienen sind oder nicht. Wer nicht Reichsangehöriger ist, genießt den Schutz für jedes seiner Werke, das im Inland erscheint, sofern er nicht'daS Werk an einem früheren Tage im Auslande hat erscheinen lassen.

§ 52. In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, in welchen durch Klage oder Widerklage ein Anspruch auf Grund der Vorschriften dieses Gesetzegeltend gemacht ist, wird die Verhandlung und Entscheidung letzter Instanz im Sinne des § 8 des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze dem Reichsgerichte zugewiesen.

§ 53. Die ausschließlichen Befugnisse des Urhebers eines Werkes, das zur Zeit des Inkrafttretens dieses Gesetzes geschützt ist, bestimmen sich nach dessen Vorschriften. Auf ein Werk der Photographie, das bei dem Inkrafttreten des Gesetzes noch nicht erschienen war, finden dessen Vor­ schriften auch dann Anwendung, wenn die bisherige Schutzfrist abgelaufen ist. Wer in seinem Geschäftsbetriebe vor dem Inkrafttreten des Gesetzeerlaubterweise ein Werk zur Bezeichnung, Ausstattung oder Ankündigung von Waren benutzt hat, darf das Werk auch ferner zu diesem Zwecke benutzen. Ist ein erschienenes Werk bereits vor dem Inkrafttreten des Gesetze» gewerbsmäßig mittels mechanischer oder optischer Einrichtungen vorgeführt worden, so genießt es den Schutz gegen unerlaubte Vorführung nicht.

§ 54. Soweit eine Vervielfältigung, die nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes unzulässig ist, bisher erlaubt war, dürfen die vorhandenen Vorrichtungen, wie Formen, Platten, Steine, noch bis zum Ablaufe von drei Jahren benutzt werden. Vorrichtungen, deren Herstellung begonnen war, dürfen fertiggestellt und bis zu demselben Zeitpunkte benutzt werden. Die Verbreitung der gemäß dieser Vorschriften hergestellten sowie der bereits vor dem Inkrafttreten des Gesetzes vollendeten Exemplare ist zulässig. § 55.

DaS Gesetz tritt mit vem 1. Juli 1907 in Kraft. Mit demselben Tage treten außer Kraft die 83 1 bis 16/) 20, 21 dcS Gesetzes, betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste, vom 9. Januar 1876 (ReichS-Gesetzbl. S. 4) sowie das Gesetz, betreffend den Schutz der Photographien gegen unbefugte Nachbildung, vom 10. Januar 1876 (Reichs-Gesetzbl. S. 8).

') Der § 17 bestimmt das Inkrafttreten (1. Juli 1876), der § 18 enthält UebergangSvorschriften, der § 19 entspricht dem § 60 deS Gesetzes vom 11. Juni 1870, abgedruckt unter 33 zu § 64.

57. Besetz, betr. das Urheberrecht an Mustern und Modellen. Vom 11. Januar l$7c. (Reichsgesetzblatt 1876 S. 11—14).

§ 1, Das Recht, ein gewerbliches Muster oder Modell ganz oder teilweise nachzubilden, steht dem Urheber desselben ausschließlich zu. Als Muster oder Modelle im Sinne dieses Gesetzes werden nmneue und eigentümliche Erzeugnisse angesehen. K 2. Bei solchen Mustern inländischen gewerblichen Anstalt hauern 2c. im Austrage oder für lichen Anstalt angefertigt werden, nichts anderes bestimmt ist, als

und Modellen, welche von den in einer beschäftigten Zeichnern, Malern, Bild­ Rechnung des Eigentümers der gewerb­ gilt der letztere, wenn durch Vertrag der Urheber der Muster und Modelle.

§ 3. Das Recht des Urhebers geht auf dessen Erben über. Dieses Recht kann beschränkt oder unbeschränkt durch Vertrag oder durch Ver­ fügung von Todes wegen auf andere übertragen werden. § 4. Die freie Benutzung einzelner Motive eines Musters ober Modells zur Herstellung eines neuen Musters oder Modells ist als Nach­ bildung nicht anzusehen. H 5. Jede Nachbildung eines Musters oder Modells, welche un der Absicht, dieselbe zu verbreiten, ohne Genehmigung des Berechtigten (§8 1—3) hergestellt wird, ist verboten. Als verbotene Nachbildung ist es auch anzusehen; 1. wenn bei Hervorbringung derselben ein anderes Versahren augeweuder worden ist, als bei dem Originalwerke, oder wenn die Nachbilduu-; für einen anderen Gewerbszweig bestimmt ist, als das Original: wenn die Nachbildung in anderen räumlichen Abmessungen oder Farben hergestellt wird, als das Original, oder wenn sie sich vom Original nur durch solche Abänderungen unterscheidet, welche nur bei Anwendung besonderer Ausmerksamkeit wahrgenommen werder können; 3. wenn die Nachbildung nicht unmittelbar nach dem Originalwerke sondern mittelbar nach einer Nachbildung desselben geschaffen ist.

§ 6. Als verbotene Nachbildung ist nicht anzusehen: 1. die Einzelkopie eines Musters oder Modells, sofern dieselbe ohne die Absicht der gewerbsmäßigen Verbreitung und Verwertung angesertige wird;

Must«.

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2. die Nachbildung von Mustern, welche für Flächenerzeugnisse bestimmt find, durch plastische Erzeugnisse, und umgekehrt; 3. die Ausnahme von Nachbildungen einzelner Muster oder Modelle in ein Schriftwerk.

§ 7. Der Urheber eine? Muster? oder Modells genießt den Schutz gegen Nachbildung nur dann, wenn er dasselbe zur Eintragung in das Musterregister angemeldet und ein Exemplar oder eine Abbildung deS Musters rc. bei der mit Führung des Musterregisters beauftragten Behötbe niedergelegt hat. Die Anmeldung und Niederlegung muß erfolgen, bevor ein nach dem Muster oder Modelle gefertigtes Erzeugnis verbreitet wird.

§8. Der Schutz des gegenwärtigen Gesetzes gegen Nachbildung wird dem Urheber des Musters oder Modells nach seiner Wahl ein bis drei Jahre lang, vom Tage der Anmeldung (§ 7) ab, gewährt. Der Urheber ist berechtigt, gegen Zahlung der im § 12 Abf. 3 bestimmten Gebühr, eine Ausdehnung der Schutzfrist bis auf höchstens fünfzehn Jahre zu verlangen. Die Verlängerung der Schutzfrist wird in dem Musterrcgister eingetragen. Der Urheber kann das ihm nach Abf. 2 zustehende Recht außer bei der Anmeldung auch bei Ablauf der dreijährigen und der zehnjährigen Schutzfrist ausüben. § 9, Das Musterregister wird von den mit der Führung der Handelsregister beauftragten Gerichtsbehörden geführt. Der Urheber hat die Anmeldung oder Niederlegung deS Musters ubtr Modells bei der Gerichtsbehörde seiner Hauptniederlassung, und falls er eine eingetragene Firma nicht besitzt, bei der betreffenden Gerichts­ behörde seines Wohnortes zu bewirken. Urheber, welche im Jnlande weder eine Niederlaffung, noch einen Wohnsitz haben, müssen die Anmeldung und Niederlegung bei dem Handels­ gericht in Leipzig bewirken. Die Muster oder Modelle können offen oder versiegelt, einzeln oder in Paketen niedergelegt werden. Die Pakete dürfen jedoch nicht mehr als 50 Muster oder Modelle enthalten und nicht mehr als 10 Kilogramm wiegen. Die näheren Vorschriften über die Führung deS Musterregisters erläßt das Reichskanzler-Amt. Die Eröffnung der versiegelt niedergelegten Muster erfolgt drei Jahre nach der Anmeldung (§ 7) beziehentlich, wenn die Schutzfrist eine kürzere isi, nach dem Ablaufe derselben. Die Eintragung und die Verlängerung der Schutzfrist (§ 8 Alinea 2) wird monatlich im Deutschen Reichsanzeiger bekannt gemacht. Die Kosten der Bekanntmachung hat der Anmeldende zu tragen.

§ 10. Die Eintragungen in das Musterregister werden bewirkt, ohne daß eine zuvorige Prüfung über die Berechtigung des Antragstellers oder über die Richtigkeit der zur Eintragung angemeldeten Tatsachen stattfindet. § 11. Es ist jedermann gestattet, von dem Musterregister und den nicht versiegelten Mustern und Modellen Einsicht zu nehmen und sich

37

MustG

beglaubigte Auszüge aus dem Musterregister erteilen zu lasten. In Streit­ füllen darüber, ob ein Muster oder Modell gegen Nachbildung geschützt ist, können zur Herbeiführung der Entscheidung auch die versiegelten Pakete von der mit der Führung des Musterregisters beauftragten Behörde geöffnet werden.

§ 12. Alle Eingaben, Verhandlungen, Atteste, Beglaubigungen, Zeugniste, Auszüge rc., welche die Eintragung in das Musterregister betreffen, find stempelftei. Für jede Eintragung und Niederlegung eines einzelnen Musters oder eines Pakets mit Mustern rc. (§ 9) wird, insofern die Schutzfrist auf nicht länger als drei Jahre beansprucht wird (§ 8 Absatz 1), eine Gebühr von 1 Mark sür jedes Jahr erhoben. Nimmt der Urheber in Gemäßheit des § 8 Absatz 2 eine längere Schutzfrist in Anspruch, so hat er für jedes weitere Jahr bis zum zehnten Jahre einschließlich eine Gebühr von 2 Mark, von elf bis fünfzehn Jahren eine Gebühr von 3 Mark für jedes einzelne Muster oder Modell zu ent richten. Für jeden Eintragungsschein, sowie für jeden sonstigen Auszug aus dem Musterregister wird eine Gebühr von je 1 Mark erhoben. § 13. Derjenige, welcher nach Maßgabe des § 7 das Muster oder Modell zur Eintragung in das Musterregister angemeldet und nieder­ gelegt hat, gilt bis zum Gegenbeweise als Urheber.

§ 14. vom 11. Juni

Die Bestimmungen in den §§ 18—36, 38x) des Gesetzes 1870, betreffend das Urheberrecht an Schriftwerken ?c.

l) Diese Paragraphen lauten:

e) Entschädigung und Strafen.

£ 18. Wer vorsätzlich oder aus Fahrlässigkeit einen Nachdruck (§§ 4 ff.) in der Absicht, denselben innerhalb oder außerhalb des Norddeutschen Bundes zu ver breiten, veranstaltet, ist den Urheber oder dessen Rechtsnachfolger zu entschädigen verpflichtet und wird außerdem zu einer Geldstrafe bis zu eintausend Talern bestraft Die Bestrafung de- Nachdrucks bleibt jedoch ausgeschlossen, wenn der Ver­ anstalter desselben auf Grund entschuldbaren, tatsächlichen oder rechtlichen Irrtums in gutem Glauben gehandelt hat. Kann die verwirkte Geldstrafe nichts beigetrieben werden, so wird dieselbe nach Maßgabe der allgemeinen Strafgesetze in eine entsprechende Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten umgewandelt. Statt jeder aus diesem Gesetze entspringenden Entschädigung kann auf Ver­ langen des Beschädigten neben der Strafe auf eine an den Beschädigten zu erlegende Geldbuße bis zum Betrage von zweitausend Talern erkannt werden. Für diese Buße haften die zu derselben Verurteilten als Gesamtschuldner. Eine erkannte Buße schließt die Geltendmachung eines weiteren Entschädigungs­ anspruches auS. Wenn den Veranstalter de« Nachdrucks kein Verschulden trifft, so haftet er dem Urheber oder dessen RechtSnackfolger für den entstandenen Schaden nur bis zur Höhe feiner Bereicherung.

G 19. Darüber, ob ein Schaden entstanden ist, und wie hoch sich derselbe beläuft, desgleichen über den Bestand und die Höhe einer Bereicherung, entscheidet da« Gericht unter Würdigung aller Umstände nach freier Ueberzeugung. 8 20. Wer vorsätzlich oder aus Fahrlässigkeit einen andern zur Veranstal­ tung eines Nachdrucks veranlaßt, hat die im § 18 festgesetzte Strafe verwirkt, und ist

(Bundes-Gesetzbl. 1870 S. 339) finden auch auf das Urheberrecht an Mustern und Modellen mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß die vorrätigen Nachbildungen und die zur widerrechtlichen Bervielfültigung bestimmten Vorrichtungen nicht vernichtet, sondern auf Kosten des Eigen­ tümers und nach Wahl desselben entweder ihrer gefährdenden Form ent­ kleidet, oder bis zum Ablauf der Schutzfrist amtlich aufbewahrt werden. den Urheber oder dessen Rechtsnachfolger nach Maßgabe der §§ 18 und 19 zu ent­ schädigen verpflichtet, und zwar selbst dann, wenn der Veranstalter des Nachdrucks nach § 18 nicht strafbar oder ersatzverbindlich sein sollte. Wenn der Veranstalter des Nachdrucks ebenfalls vorsätzlich oder aus Fahr­ lässigkeit gehandelt hat, so haften beide dem Berechtigten solidarisch. Die Strafbarkeit und die Ersatzverbindlichkeit der übrigen Teilnehmer am Nachdruck richtet sich nach den allgemeinen gesetzlichen Vorschriften. i 21. Die vorrätigen Nachdrucks-Exemplare und die zur widerrechtlichen Ver­ vielfältigung ausschließlich bestimmten Vorrichtungen, wie Formen, Platten, Steine, Stereothpabgüste rc., unterliegen der Einziehung. Dieselben find, nachdem die Ein­ ziehung dem Eigentümer gegenüber rechtskräftig erkannt ist, entweder zu vernichten oder ihrer gefährdenden Form zu entkleiden und alsdann dem Eigentümer zurückzugeben. Wenn nur ein Teil des Werkes als Nachdruck anzusehen ist, so erstreckt fich die Einziehung nur auf den als Nachdruck erkannten Teil drS Werkes und die Vorrich­ tungen zu diesem Teile. Die Einziehung erstreckt fich auf alle diejenigen Nachdrucks-Exemplare und Vor­ richtungen, welche fich im Eigentum des Veranstalter- de- Nachdrucks, de- Druckers, der Sortimentsbuchhändler, der gewerbsmäßigen Verbreiter und desjenigen, welcher den Nachdruck veranlaßt hat (§ 20), befinden. Die Einziehung tritt auch dann ein, wenn der Veranstalter oder Veranlaffer de- Nachdrucks weder vorsätzlich noch fahrlässig gehandelt hat (§ 18). Sie erfolgt auch gegen die Erben desselben. ES steht dem Beschädigten frei, die Nachdrucks-Exemplare und Vorrichtungen ganz oder teilweise gegen die Herstellungskosten zu übernehmen, insofern nicht die Rechte eines Dritten dadurch verletzt oder gefährdet werden.

8 22. Das Vergehen des Nachdrucks ist vollendet, sobald ein NachdrucksExemplar eines Werkes den Vorschriften deS gegenwärtigen Gesetzes zuwider, sei eS im Gebiete deS Norddeutschen Bundes, sei eS außerhalb desselben, hergestellt worden ist. Im Falle de« bloßen Versuch« de« Nachdruck- tritt weder eine Bestrafung noch eine Entschädigungsverbindlichkeit deS Nachdruckers ein. Die Einziehung der Nach­ drucksvorrichtungen (§ 21) erfolgt auch in diesem Falle. ß 23. Wegen Rückfalls findet eine Erhöhung der Strafe über da« gesetzliche Maß (§ 18) nicht statt.

höchste

§ 24. Wenn in den Fällen des § 7 Lit. a die Angabe der Quelle oder de« NamenS des Urhebers vorsätzlich oder au« Fahrläsfigkeit Unterlasten wird, so haben der Veranstalter und der Veranlasser des Abdrucks eine Geldstrafe bis zu zwanzig Talern verwirkt. Eine Umwandlung der Geldstrafe in Freiheitsstrafe findet nicht statt. Eine Entschädigungspflicht tritt nicht ein. 8 25. Wer vorsätzlich Exemplare eines Werkes, welche den Vorschriften deS gegenwärtigen Gesetzes zuwider angefertigt worden find, innerhalb oder außerhalb deS Norddeutschen Bundes gewerbemäßig feilhält, verkauft oder in sonstiger Weise ver­ breitet, ist nach Maßgabe deS von ihm verursachten Schadens den Urheber oder besten Rechtsnachfolger zu entschädigen verpflichtet und wird außerdem mit Geldstrafe nach § 18 bestraft. Die Einziehung der zur gewerbemäßigen Verbreitung bestimmten NachdrucksExemplare nach Maßgabe des § 21 findet auch dann statt, wenn der Verbreiter nicht vorsätzlich gehandelt hat. Der EntschädigungSpflicht, sowie der Bestrafung wegen Verbreitung unterliegen

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M«stG

Die Sachverständigeil-Vereine, welche nach § 31 des genannten Ge­ setzes Gutachten über die Nachbildung von Mustern oder Modellen abzugeben haben, sollen aus Künstlern, aus Gewerbetreibenden verschiedener Gewerbzweige und aus sonstigen Personen, welche mit dem Muster- und Modell­ wesen vertraut sind, zusammengesetzt werden.

§ 15. Bürgerliche Rechtsstreitigkeiten, in welchen auf Grund der Bestimmungen dieses Gesetzes eine Klage wegen Entschädigung, Bereicherung auch der Veranstalter und Veranlasser des Nachdrucks, wenn sie nicht schon als solche entschädigungspflichtig und strafbar sind.

f) Verfahren.

8 26.

Sowohl die Entscheidung über den Entschädigungsanspruch, als auch die Verhängung der im gegenwärtigen Gesetze angedrohten Strafen und die Einziehung der Nachdrucks-Exemplare rc. gehört zur Kompetenz der ordentlichen Gerichte. Die Einziehung der Nachdrucks-Exemplare rc. kann sowohl im Strafrechtswege beantragt, als im Zivilrechtswege verfolgt werden.

§ 27. Das gerichtliche Strafverfahren ist nicht von Amts wegen, sondern nur auf den Antrag des Verletzten einzuleiten. Der Antrag auf Bestrafung kann bis zur Verkündung eines auf Strafe lautenden Erkenntnisses zurückgenommen werden. 8 28. Die Verfolgung des Nachdrucks steht jedem zu, dessen Urheber- oder Verlagsrechte durch die widerrechtliche Vervielfältigung beeinträchtigt oder gefährdet sind. ' Bei Werken, welche bereits veröffentlicht find, gilt bis zum Gegenbeweise der­ jenige als Urheber, welcher nach Maßgabe des § 11 Abs. 1, 2 auf dem Werke als Urheber angegeben ist. Bei anonymen und pseudonymen Werken ist der Herausgeber, und wenn ein solcher nicht angegeben ist, der Verleger berechtigt, die dem Urheber zustehenden Rechte wahrzunehmen. Der auf dem Werke angegebene Verleger gilt ohne weiteren Nachweis als der Rechtsnachfolger des anonymen oder pseudonymen Urhebers.

8 29. In den Rechtsstreitigkeiten wegen Nachdrucks, einschließlich der Klagen wegen Bereicherung aus dem Nachdruck, hat der Richter, ohne an positive Regeln über die Wirkung der Beweismittel gebunden zu sein, den Tatbestand nach seiner freien, aus dem Inbegriff der Verhandlungen geschöpften Ueberzeugung festzustellen. Ebenso ist der Richter bei Entscheidung der Frage: ob der Nachdrucker oder der Veranlasser des Nachdrucks (§§ 18, 20) fahrlässig gehandelt hat, an die in den Landesgesehen vorgeschriebenen verschiedenen Grade der Fahrlässigkeit nicht gebunden. 8 30. Sind technische Fragen, von welchen der Tatbestand deS Nachdrucks oder der Betrag des Schadens oder der Bereicherung abhängt, zweifelhaft oder streitig, so ist der Richter befugt, das Gutachten Sachverständiger einzuholen.

8 31. In allen Staaten des Norddeutschen Bundes sollen aus Gelehrten, Schriftstellern, Buchhändlern und anderen geeigneten Personen SachverständigenVereine gebildet werden, welche, auf Erfordern des Richters, Gutachten über die an sie gerichteten Fragen abzugeben verpflichtet find. Es bleibt den einzelnen Staaten überlasten, sich zu diesem Behufe an andere Staaten des Norddeutschen Bundes an­ zuschließen, oder auch mit denselben sich zur Bildung gemeinschaftlicher Sachverständigen. Vereine zu verbinden. Die Sachverständigen-Vereine find befugt, auf Anrufen der Beteiligten über streitige Entschädigungsansprüche und die Einziehung nach Maßgabe der §§ 18 bis 21 als Schiedsrichter zu verhandeln und zu entscheiden. Das Bundeskanzler-Amt erläßt die Instruktion über die Zusammensetzung und den Geschäftsbetrieb der Sachverständigen-Vereine.

8 32. Die in den §§ 12 und 13 des Gesetzes, betreffend die Errichtung eines obersten Gerichtshofes für Handelssachen vom 12. Juni 1869 (Bundesgesetzbl. S. 201), geregelte Zuständigkeit des Bundes-Oberhandelsgerichts zu Leipzig wird auf diejenigen

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MustG.

oder Einziehung angestellt wird, gelten im Sinne der Reichs- und LandeSgesetze als Handelssachen.

§ 16. Das gegenwärtige Gesetz findet Anwendung auf alle Muster und Modelle inländischer Urheber, sofern die nach den Mustern oder Modellen hergestellten Erzeugnisse im Jnlande verfertigt sind, gleichviel ob dieselben im Jnlande oder Auslande verbreitet werden. bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten ausgedehnt, in welchen auf Grund der Bestimmungen dieses Gesetzes durch die Klage ein Entschädigungsanspruch oder ein Anspruch aus Ein­ ziehung geltend gemacht wird. Das BundeS-Oberhandelsgericht tritt auch in den nach den Bestimmungen dieseGesetzes zu beurteilenden Strafsachen an die Stelle deS für das Gebiet, in welchem die Sache in erster Instanz anhängig geworden ist, nach den Landesgesetzen bestehenden obersten Gerichtshofes, und zwar mit derjenigen Zuständigkeit, welche nach diesen L lndeSgesetzen dem obersten Gerichtshöfe gebührt. In den zufolge der vorstehenden Bestimmung zur Zuständigkeit deS BundeSOberhandelsgerichtS gehörenden Strafsachen bestin.mt sich daS Verfahren auch bei diesem Gerichtshöfe nach den für daS Gebiet, aus welchem die Sache an das Bundes-OberHandelsgericht gelangt, geltenden Strafprozeßgesetzen. Die Verrichtungen der Staats­ anwaltschaft in diesen Strafsachen werden bei dem BundeS-Obei Handelsgericht von dem Staatsanwalt wahrgenommen, welcher dieselben bei dem betreffenden obersten Landes­ gerichtshöfe wahrzunehmen hat. Der bezeichnete Staatsanwalt kann sich jedoch bei der mündlichen Verhandlung durch einen in Leipzig angestellten Staatsanwalt oder durch einen in Leipzig wohnenden Advokaten vert eten lassen. Strassachen, für welche in letzter Instanz das BundeS-Oberhandelsgericht zu­ ständig ist, und Strafsachen, für welche in letzter Instanz der oberste Landesgerichtshof zuständig ist, sönnen in Einem Strafverfahren nicht verbunden werden. Die Bestimmungen der §§ 10, 12 Abs. 2, § 16 Abs. 2, §§ 17, 18, 21 und 22 deS Gesetzes vom 12. Juni 1869 finden auch aus die zur Zuständigkeit des BundeSOberhandelSgerichtS gehörenden Strafsachen entsprechende Anwendung.

g) Verjährung. 8 33. Die Strafverfolgung deS Nachdrucks und die Klage auf Entschädigung wegen Nachdrucks, einschließlich der Klage wegen Bereicherung (§ 18), verjähren in drei Jahren. Ter Lauf der Verjährung beginnt mit dem Tage, an welchem die Verbreitung der Nachdrucks-Exemplare zuerst stattgefunden hat.

§ 34. Die Strafverfolgung der Verbreitung von Nachdrucks-Exemplaren und die Klage auf Entschädigung wegen dieser Verbreitung (§ 25) verjähren ebenfalls in drei Jahren. Der Lauf der Verjährung beginnt mit dem Tage, an welchem bie Verbreitung zuletzt stattgefunden hat. 8 35. Der Nachdruck und die Verbreitung von Nachdrucks-Exemplaren sollen straflos bleiben, wenn der zum Strafantrage Berechtigte den Antrag binnen drei Monaten nach erlangter Kenntnis von dem begangenen Vergehen und von der Person deS Täters zu machen unterläßt. 8 36. Ter Antrag auf Einziehung und Vernicklung der Nachdrucks-Exemplare, sowie der zur widerrechtlichen Vervielfältigung ausschließlich bestimmten Vorrichtungen (§ 21), ist so lange zuläsfig, als solche Exemplare und Vorrichtungen vorhanden find. 8 38. Die allgemeinen gesetzlichen Vorschriften bestimmen, durch welche Handlungeli die Verjährung unterbrochen wird. Die Einleitung des Strafverfahrens unterbricht die Verjährung der Entschädigungsklage nicht, und ebensowenig unterbricht die Anstellung der Entschädigungsklage die Verjährung deS Strafverfahrens. Jaeger, Reichsztvllgesetze. 3. Aust.

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MuftG.

Wenn ausländische Urheber gewerbliche Niederlassung haben, gefertigten Erzeugnisse den Schutz Im übrigen richtet sich der den bestehenden Staatsverträgen.

im Gebiete des Deutschen Reichs ihre so genießen sie für die im Jnlande des gegenwärtigen Gesetzes. Schutz der ausländischen Urheber nach

§ 17. Das gegenwärtige Gesetz tritt mit dem 1. April 1876 in Kraft. Es findet Anwendung auf alle Muster und Modelle, welche nach dem Inkrafttreten desselben angefertigt worden find. Muster und Modelle, welche vor diesem Tage angesertigt worden find, genießen den Schutz des Gesetzes nur dann, wenn das erste nach dem Muster rc. gefertigte Erzeugnis erst nach dem Inkrafttreten des Gesetzes verbreitet worden ist. Muster und Modelle, welche schon bisher landesgesetzlich gegen Nachbildung geschützt waren, behalten diesen Schutz; jedoch kann derselbe nur für denjenigen räumlichen Umfang geltend gemacht werden, für welchen er durch die Landesgesetzgebung erteilt war.

38. Patentgesetz. Vom 7. April 1891. lReichSgesetzblatt 1891 S. 79—90).

Artikel 1. An Stelle der §§ 1 bis 40 des Patentgesetzes vom 25. Mai 1877 (Reichs-Gesetzbl. S. 501) treten folgende Bestimmungen. Erster Abschnitt.

Patentrecht.

§ 1.

Patente werden erteilt für neue Erfindungen, welche eine gewerbliche Verwertung gestatten. Ausgenommen sind: 1. Erfindungen, deren Verwertung den Gesetzen oder guten Sitten zu­ widerlaufen würde; 2. Erfindungen von Nahrungs-, Genuß- und Arzneimitteln, sowie von Stoffen, welche auf chemischem Wege hergestellt werden, soweit die Erfindungen nicht ein bestimmtes Verfahren zur Herstellung der Gegen­ stände betreffen.

§ 2.

Eine Erfindung gilt nicht als neu, wenn sie zur Zeit der aus Grund dieses Gesetzes erfolgten Anmeldung in öffentlichen Druckschriften aus den letzten hundert Jahren bereits derart beschrieben oder im Jnlande bereits so offenkundig benutzt ist, daß danach die Benutzung durch andere Sachverständige möglich erscheint. Die im Auslande amtlich herausgegebenen Patentbeschreibungen stehen den öffentlichen Druckschriften erst nach Ablauf von drei Monaten seit dem Tage der Herausgabe gleich, sofern das Patent von demjenigen, welcher die Erfindung im Auslande angemeldet hat, oder von seinem Rechts­ nachfolger nachgesucht wird. Diese Begünstigung erstreckt sich jedoch nur aus die amtlichen Patentbeschreibungen derjenigen Staaten, in welchen nach einer im Reichs-Gesetzblatt enthaltenen Bekanntmachung die Gegen­ seitigkeit verbürgt ist.

§ 3.

Auf die Erteilung des Patents hat derjenige Anspruch, welcher die Erfindung zuerst nach Maßgabe dieses Gesetzes angemeldet hat. Eine spätere Anmeldung kann den Anspruch auf ein Patent nicht be­ gründen, wenn die Erfindung Gegenstand des Patents des früheren An­ melders ist. Trifft diese Voraussetzung teilweise zu, so hat der spätere Anmelder nur Anspruch auf Erteilung eines Patents in entsprechender Beschränkung.

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PatG.

Ein Anspruch des Patentsuchers auf Erteilung des Patents findet nicht statt, wenn der wesentliche Inhalt seiner Anmeldung den Beschreibungen, Zeichnungen, Modellen, Gerätschaften oder Einrichtungen eines anderen oder einem von diesem angewendeten Berfahren ohne Einwilligung des­ selben entnommen und von dem letzteren aus diesem Grunde Einspruch erhoben ist. Hat der Einspruch die Zurücknahme oder Zurückweisung der Anmeldung zur Folge, so kann der Einsprechende, falls er innerhalb eines Monats seit Mitteilung des hierauf bezüglichen Bescheides des Patent­ amts die Erfindung seinerseits angemeldet, verlangen, daß als Tag seiner Anmeldung der Tag vor Bekanntmachung der früheren Anmeldung fest­ gesetzt werde.

§ 4. Das Patent hat die Wirkung, daß der Patentinhaber aus­ schließlich befugt ist, gewerbsmäßig den Gegenstand der Erfindung her­ zustellen, in Verkehr zu bringen, feilzuhalten oder zu gebrauchen. Ist das Patent für ein Verfahren erteilt, so erstreckt sich die Wirkung auch auf die durch das Verfahren unmittelbar hergestellten Erzeugnisse. § 5. Die Wirkung des Patents tritt gegen denjenigen nicht ein, welcher zur Zeit der Anmeldung bereits im Jnlande die Erfindung in Be­ nutzung genommen oder die zur Benutzung erforderlichen Veranstaltungen getroffen hatte. Derselbe ist befugt, die Erfindung für die Bedürfnisse seines eigenen Betriebes in eigenen oder fremden Werkstätten auszunutze». Diese Befugnis kann nur zusammen mit dem Betriebe vererbt oder ver­ äußert werden. Die Wirkung des Patents tritt ferner insoweit nicht ein, als die Erfindung nach Bestimmung des Reichskanzlers für das Heer oder für die Flotte oder sonst im Interesse der öffentlichen Wohlfahrt benutzt werden soll. Doch hat der Patentinhaber in diesem Falle gegenüber dem Reich oder dem Staate, welcher in seinem besonderen Interesse die Beschränkung des Patents beantragt hat, Anspruch aus angemeffene Vergütung, welche in Ermangelung einer Verständigung im Rechtswege festgesetzt wird. Aus Einrichtungen an Fahrzeugen, welche nur vorübergehend in das Inland gelangen, erstreckt sich die Wirkung des Patents nicht.

§ 6. Der Anspruch auf Erteilung des auS dem Patent gehen auf die Erben über. Recht können beschränkt oder unbeschränkt durch fügüng von Todes wegen aus andere übertragen

Patents und das Recht Der Anspruch und das Vertrag oder durch Verwerden.

§ 7. Die Dauer des Patents ist fünfzehn Jahre; der Laus dieser Zeit beginnt mit dem aus die Anmeldung der Erfindung folgenden Tage. Bezweckt eine Erfindung die Verbesserung oder sonstige weitere Ausbildung einer anderen, zugunsten des PatentjucherS durch ein Patent geschützten Erfindung, so kann dieser die Erteilung eines Zusatzpatents nachsuchen, welches mit dem Patent für die ältere Erfindung sein Ende erreicht. Wird durch die Erklärung der Nichtigkeit des Hauptpateuts ein Zu­ satzpatent zu einem selbständigen Patent, so bestimmt sich dessen Dauer und der Fälligkeitstag der Gebühren nach dem Anfangstage des Haupt­ patents. Für den Jahresbetrag der Gebühren ist der Anfangstag des

PatG.

Erster Abschnitt.

Patentrecht.

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Zusatzpatents maßgebend. Dabei gilt als erstes Patentjahr der Zeitabschnitt zwischen dem Tage der Anmeldung des Zusatzpatents und dem nächstfolgenden Jahrestage des Anfangs des Hauptpatents.

§ 8. Für jedes Patent ist vor der Erteilung eine Gebühr von dreißig Mark zu entrichten (§ 24 Abs. 1). Mit Ausnahme der Zusatzpatente (§ 7) ist außerdem für das Patent mit Beginn des zweiten und jedes folgenden Jahres der Dauer eine Ge­ bühr zu entrichten, welche das erstemal fünfzig Mark beträgt und weiter­ hin jedes Jahr um fünfzig Mark steigt. Diese Gebühr (Abs. 2) ist innerhalb sechs Wochen nach der Fälligkeit zu entrichten. Nach Ablauf der Frist kann die Zahlung nur unter Zuschlag einer Gebühr von zehn Mark innerhalb weiterer sechs Wochen erfolgen. Einem Patentinhaber, welcher seine Bedürftigkeit nachweist, können die Gebühren für das erste und zweite Jahr der Dauer des Patents bis zum dritten Jahre gestundet und, wenn daS Patent im dritten Jahre erlischt, erlassen werden. Die Zahlung der Gebühren kann vor Eintritt der Fälligkeit er­ folgen. Wird auf das Patent verzichtet oder dasselbe für nichtig erklärt oder zurückgenommen, so erfolgt die Rückzahlung der nicht fällig gewordenen Gebühren. Durch Beschluß deS Bundesrats kann eine Herabsetzung der Gebühren angeordnet werden. § 9. Das Patent erlischt, wenn der Patentinhaber auf dasselbe verzichtet, oder wenn die Gebühren nicht rechtzeitig bei der Kasse deS Patentamts oder zur Ueberweisung an dieselbe bei einer Postanstalt im Gebiete deS Deutschen Reichs eingezahlt sind.

§ 10. DaS Patent wird für nichtig erklärt, wenn sich ergibt: 1. daß der Gegenstand nach 88 1 und 2 nicht patentfähig war, 2. daß die Erfindung Gegenstand des Patents eines früheren Anmelders ist, 3. daß der wesentliche Inhalt der Anmeldung den Beschreibungen, Zeichnungen, Modellen, Gerätschaften oder Einrichtungen eines anderen oder einem von diesem angewendeten Verfahren ohne Einwilligung desselben entnommen war. Trifft eine dieser Voraussetzungen (1 bis 3) nur teilweise zu, so erfolgt die Erklärung der Nichtigkeit durch entsprechende Beschränkung des Patents.

§ 11 Das Patent kann nach Ablauf von drei Jahren, von dem Tage der über die Erteilung des Patents erfolgten Bekanntmachung (§ 27 Absatz 1) gerechnet, zurückgenommen werden: 1. wenn der Patentinhaber es unterläßt, im Jnlande die Erfindung in angemessenem Umfange zur Ausführung zu bringen, oder doch alles zu tun, was erforderlich ist, um diese Ausführung zu sichern; 2. wenn im öffentlichen Interesse die Erteilung der Erlaubnis zur Be­ nutzung der Erfindung an andere geboten erscheint, der Patentinhaber aber gleichwohl sich weigert, diese Erlaubnis gegen angemessene Ver­ gütung und genügende Sicherstellung zu erteilen.

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PatG.

8 12. Wer nicht im Jnlande wohnt, kann den Anspruch aus die Erteilung eines Patents und die Rechte aus dem Patent nur geltend machen, wenn er im Jnlande einen Vertreter bestellt hat. Der letztere ist zur Vertretung in dem nach Maßgabe dieses Gesetzes stattfindenden Verfahren, sowie in den das Patent betreffenden bürgerlichen Rechts­ streitigkeiten und zur Stellung von Strafanträgen befugt. Der Ort, wo der Vertreter seinen Wohnfitz hat, und in Ermangelung eines solchen der Ort, wo das Patentamt seinen Sitz hat, gilt im Sinne des § 23 der Zivilprozeßordnung als der Ort, wo sich der DermögenSgegenstand befindet. Unter Zustimmung deS Bundesrats kann durch Anordnung des Reichskanzlers best mmt werden, daß gegen die Angehörigen eines auSländischen Staates ein Vergeltungsrecht zur Anwendung gebracht werde. Zweiter Abschnitt.

Patentamt. § 13. Die Erteilung, die Erklärung der Nichtigkeit und die Zu­ rücknahme der Patente erfolgt durch das Patentamt. Das Patentamt hat seinen Sitz in Berlin. Es besteht aus einem Präsidenten, aus Mitgliedern, welche die Befähigung zum Richteramt oder zum höheren Verwaltungsdienst besitzen (rechtskundige Mitglieder), und aus Mitgliedern, welche in einem Zweige der Technik sachverständig sind (technische Mitglieder). Die Mitglieder werden, und zwar der Präsident aus Vorschlag des Bundesrats, vom Kaiser ernannt. Die Berufung der rechtskundigen Mitglieder erfolgt, wenn sie im Reichs- oder Staatsdienst ein Amt bekleiden, auf die Dauer dieses Amts, anderenfalls auf Lebens­ zeit. Die Berufung der technischen Mitglieder erfolgt entweder auf Lebenszeit oder auf fünf Jahre. In letzterem Falle finden auf sie die Bestimmungen im 8 16 des Gesetzes, betreffend die Rechtsverhältnisse der Reichsbeamten, vom 31. März 1873 H keine Anwendung. Der § 16 RBG. (Fassung vom 18. Mai 1907, RGBl. S. 245) lautet: „Kem Reichsbeamter darf ohne vorgängige Genehmigung der obersten Reichsbehörde ein Nebenamt oder eine Nebenbeschäftigung, mit welcher eine fort­ laufende Remuneration verbunden ist. Übernehmen oder ein Gewerbe betreiben. Dieselbe Genehmigung ist zu dem Eintritt eines Reichsbeamten in den Vorstand, Veiwaltungs- oder Auffichtsrat einer jeden aus Erwerb gerichteten Gesellschaft erforderlich. Sie darf jedoch nicht erteilt werden, sofern die Stelle mittelbar oder unmittelbar mit einer Remuneration verbunden ist. Die erteilte Genehmigung ist jederzeit widerruflich. Auf Wahlkonsuln und einstweilen in den Ruhestand versetzte Beamte finden diese Bestimmungen keine Anwendung.*

Dazu bestimmt das Gesetz, betr. die Beschäftigung von HilsSmitgli cdern im Kaiserlichen Patentamte, vom 18. Mar 1908 (RGBl. S. 211): .Einziger Paragraph. Bis zum 31. März 1911 können im Falle deS BedürfnifieS vom Reichs­ kanzler Personen, welche die Befähigung zum Richteramt oder zum höheren Ver­ waltungsdienste besitzen oder in einem Zweige der Technik sachverständig find, mit den Verrichtungen eines Mitglieds des Patentamts beauftragt werden. Der Auftrag kann auf eine bestimmte Zeit oder für die Dauer deS BedürfnifieS irteilt werden und ist vor Ablauf der Zeit oder der Erledigung deS BedürfnifieS nicht widerruflich. Im Übrigen finden die für Mitglieder geltenden Vorschriften deS PatentgesetzeS auch auf die Hilfsmitglieder Anwendung/

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Zweiter Abschnitt.

Patentamt.

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§ 14. In dem Patentamt werden 1. Abteilungen für die Patentanmeldungen (Anmeldeabteilungen), 2. eine Abteilung für die Anträge auf Erklärung der Nichtigkeit oder auf Zurücknahme von Patenten (Nichtigkeitsabteilung), 3. Abteilungen für die Beschwerden (Beschwerdeabteilungen) gebildet. In den Anmeldeabteilungen dürfen nur solche technische Mitglieder mitwirken, welche auf Lebenszeit berufen sind. Die technischen Mitglieder der Anmeldeabteilungen dürfen nicht in den übrigen Abteilungen, die technischen Mitglieder der letzteren nicht in den Anmeldeabteilungen mitwirken. Die Beschlußfähigkeit der Anmeldeabteilungen ist durch die Anwesen­ heit von mindestens drei Mitgliedern bedingt, unter welchen sich zwei technische Mitglieder befinden müssen. Die Entscheidungen der Nichtigkeitsabteilung und der Beschwerde­ abteilungen erfolgen in der Besetzung von zwei rechtskundigen und drei technischen Mitgliedern. Zu anderen Beschlußfassungen genügt die Anwesen­ heit von drei Mitgliedern. Die Bestimmungen der Zivilprozeßordnung über Ausschließung und Ablehnung der Gerichtspersonen finden entsprechende Anwendung. Zu den Beratungen können Sachverständige, welche nicht Mitglieder sind, zugezogen werden; dieselben dürfen an den Abstimmungen nicht teilnehmen. § 15. Die Beschlüsse und die Entscheidungen der Abteilungen er­ folgen im Namen des Patentamts; sie sind mit Gründen zu versehen, schriftlich auszufertigen und allen Beteiligten von Amts wegen zuzustellen.

§ 16. Gegen die Beschlüsse der Anmeldeabteilungen und der Nichtig­ keitsabteilung findet die Beschwerde statt. An der Beschlußfassung über die Beschwerde darf kein Mitglied teilnehmen, welches bei dem angefochtenen Beschlusse mitgewirkt hat. § 17. Die Bildung der Abteilungen, die Bestimmung ihres Ge­ schäftskreises, die Formen des Verfahrens, einschließlich des Zustellungs­ wesens, und der Geschäftsgang des Patentamts werden, insoweit dieses Gesetz nicht Bestimmungen darüber trifft, durch Kaiserliche Verordnung unter Zustimmung des Bundesrats geregelt.

§ 18. Das Patentamt ist verpflichtet, aus Ersuchen der Gerichte über Fragen, welche Patente betreffen, Gutachten abzugeben, sofern in dem gerichtlichen Verfahren von einander abweichende Gutachten mehrerer Sach­ verständiger vorliegen. Im übrigen ist das Patentamt nicht befugt, ohne Genehmigung des Reichskanzlers außerhalb feines gesetzlichen Geschäftskreises Beschlüffe zu fassen oder Gutachten abzugeben. § 19. Bei dem Patentamt wird eine Rolle geführt, welche den Gegenstand und die Dauer der erteilten Patente, sowie den Namen und Wohnort der Patentinhaber und ihrer bei Anmeldung der Erfindung etwa bestellten Vertreter angibt. Der Anfang, der Ablauf, das Erlöschen, die

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Erklärung der Nichtigkeit und die Zurücknahme der Patente sind, unter gleichzeitiger Bekanntmachung durch den Reichsanzeiger, in der Rolle zu vermerken. Tritt in der Person des Patentinhabers oder seines Vertreters eine Aenderung ein, so wird dieselbe, wenn sie in beweisender Form zur Kenntnis deS Patentamts gebracht ist, ebenfalls in der Rolle vermerkt und durch den Reichsanzeiger veröffentlicht. Solange dieses nicht geschehen ist, bleiben der frühere Patentinhaber und sein früherer Vertreter nach Maßgabe dieses Gesetzes berechtigt und verpflichtet. Die Einsicht der Rolle, der Beschreibungen, Zeichnungen, Modelle und Probestücke, auf Grund deren die Erteilung der Patente erfolgt ist, steht, soweit es sich nicht um ein im Namen der Reichsverwaltung für die Zwecke des Heeres oder der Flotte genommenes Patent handelt, jeder­ mann frei. Das Patentamt veröffentlicht die Beschreibungen und Zeichnungen, soweit deren Einsicht jedermann freisteht, in ihren wesentlichen Teilen durch ein amtliches Blatt. In dasselbe sind auch die Bekanntmachungen auf­ zunehmen, welche durch den Reichsanzeiger nach Maßgabe dieses Gesetzes erfolgen müssen.

Dritter Abschnitt.

Verfahren in patenlsachen. § 20. Die Anmeldung einer Erfindung behufs Erteilung eines Patents geschieht schriftlich bei dem Patentamt. Für jede Erfindung ist eine besondere Anmeldung erforderlich. Die Anmeldung muß den Antrag auf Erteilung des Patents enthalten und in dem Anträge den Gegen­ stand, welcher durch das Patent geschützt werden soll, genau bezeichnen. In einer Anlage ist die Erfindung dergestalt zu beschreiben, daß danach die Benutzung derselben durch andere Sachverständige möglich erscheint. Am Schlüsse der Beschreibung ist dasjenige anzugeben, was als patent­ fähig unter Schutz gestellt werden soll (Patentanspruch). Auch sind die erforderlichen Zeichnungen, bildlichen Darstellungen, Modelle und Probe­ stücke beizufügen. Das Patentamt erläßt Bestimmungen über die sonstigen Erfordernisse der Anmeldung. Bis zu dem Beschlusse über die Bekanntmachung der Anmeldung find Abänderungen der darin enthaltenen Angaben zulässig. Gleichzeitig mit der Anmeldung sind für die Kosten des Verfahrens zwanzig Mark zu zahlen. § 21. Die Anmeldung unterliegt einer Vorprüfung durch em Mitglied der Anmeldeabteilung. Erscheint hierbei die Anmeldung als den vorgeschriebenen Anforde­ rungen (§ 20) nicht genügend, so wird durch Vorbescheid der Patentsucher ausgesordert. die Mängel innerhalb einer bestimmten Frist zu beseitigen. Insoweit die Vorprüfung ergibt, daß eine nach §§ 1, 2, 3 Absatz 1 patentfähige Erfindung nicht vorliegt, wird der Pcnentfucher hiervon unter

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Dritter Abschnitt.

Verfahren in Patentsachen.

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Angabe der Gründe mit der Aufforderung benachrichtigt, sich binnen einer bestimmten Frist zu äußern. Erklärt sich der Patentsucher auf den Vorbescheid (Absatz 2 und 3) nicht rechtzeitig, so gilt die Anmeldung als zurückgenommen; erklärt er sich innerhalb der Frist, so faßt die Anmeldeabteilung Beschluß.

§ 22. Ist durch die Anmeldung den vorgeschriebenen Anforderungen (§ 20) nicht genügt oder ergibt sich, daß eine nach §§ 1, 2, 3 Absatz 1 patentfähige Erfindung nicht vorliegt, so wird die Anmeldung von der Abteilung zurückgewiesen. An der Beschlußfassung darf daS Mitglied, welches den Vorbescheid erlaßen hat, nicht teilnehmen. Soll die Zurückweisung aus Grund von Umständen erfolgen, welche nicht bereits durch den Vorbescheid dem Patentsucher mitgeteilt waren, so ist demselben vorher Gelegenheit zu geben, sich über diese Umstände binnen einer bestimmten Frist zu äußern. § 23. Erachtet das Patentamt die Anmeldung für gehörig erfolgt und die Erteilung eines Patents nicht für ausgeschlossen, so beschließt eS die Bekanntmachung der Anmeldung. Mit der Bekanntmachung treten für den Gegenstand der Anmeldung zugunsten deS Patentsuchers einstweilen die gesetzlichen Wirkungen deS Patents ein (§§ 4 und 5). Die Bekanntmachung geschieht in der Weise, daß der Name deS Patentsuchers und der wesentliche Inhalt deS in seiner Anmeldung ent­ haltenen Antrags durch den Reichsanzeiger einmal veröffentlicht wird. Mit der Veröffentlichung ist die Anzeige zu verbinden, daß der Gegenstand der Anmeldung einstweilen gegen unbefugte Benutzung geschützt sei. Gleichzeitig ist die Anmeldung mit sämtlichen Beilagen bei dem Patentamt zur Einsicht für jedermann auszulegen. Auf dem durch § 17 deS Gesetzes bestimmten Wege kann angeordnet werden, daß die Auslegung auch außerhalb Berlins zu erfolgen habe. Die Bekanntmachung kann auf Antrag des Patentsuchers auf die Dauer von höchstens sechs Monaten, vom Tage deS Beschlußes über die Bekanntmachung an gerechnet, ausgesetzt werden. Bis zur Dauer von drei Monaten darf die Aussetzung nicht versagt werden. Handelt es sich um ein im Namen der Reichsverwaltung für die Zwecke deS Heeres oder der Flotte nachgesuchtes Patent, so erfolgt auf Antrag die Patenterteilung ohne jede Bekanntmachung. In diesem Falle unterbleibt auch die Eintragung in die Patentrolle. § 24. Innerhalb der Frist von zwei Monaten nach der Ver­ öffentlichung (§ 23) ist die erste JahreSgebühr (§ 8 Absatz 1) einzuzahlen. Erfolgt die Einzahlung nicht binnen dieser Frist, so gilt die Anmeldung als zurückgenommen. Innerhalb der gleichen Frist kann gegen die Erteilung des Patents Einspruch erhoben werden. Der Einspruch muß schriftlich erfolgen und mit Gründen versehen sei». Er kann nur aus die Behauptung gestützt werden, daß der Gegenstand nach §§ 1 und 2 nicht patentfähig sei, oder daß dem Patentsucher ein Anspruch auf das Patent nach § 3 nicht zu­ stehe. Im Falle des § 3 Absatz 2 ist nur der Verletzte zum Einspruch berechtigt.

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Nach Ablauf der Frist hat das Patentamt über die Erteilung deS Patents Beschluß zu fassen. An der Beschlußfassung darf das Mitglied, welches den Vorbescheid (§ 21) erlassen hat, nicht teilnehmen.

§ 25. Bei der Vorprüfung und in dem Verfahren vor der An­ meldeabteilung kann jederzeit die Ladung und Anhörung der Beteiligten, die Vernehmung von Zeugen und Sachverständigen, sowie die Vornahme sonstiger zur Aufklärung der Sache erforderlicher Ermittelungen angeordnet werden.

§ 26. Gegen den Beschluß, durch welchen die Anmeldung zurück­ gewiesen wird, kann der Patentsucher, und gegen den Beschluß, durch welchen über die Erteilung des Patents entschieden wird, der Patentsucher oder der Einsprechende innerhalb eines Monats nach der Zustellung Be­ schwerde einlegen. Mit der Einlegung der Beschwerde sind für die Kosten des Beschwerdeverfahrens zwanzig Mark zu zahlen; erfolgt die Zahlung nicht, so gilt die Beschwerde als nicht erhoben. Ist die Beschwerde an sich nicht statthaft oder ist dieselbe verspätet eingelegt, so wird sie als unzulässig verworfen. Wird die Beschwerde für zulässig befunden, so richtet sich das weitere Verfahren nach § 25. Die Ladung und Anhörung der Beteiligten muß aus Antrag eines derselben erfolgen. Dieser Antrag kann nur abgelehnt werden, wenn die Ladung des Antragstellers in dem Verfahren vor der Anmeldeabteilung bereits erfolgt war. Soll die Entscheidung über die Beschwerde auf Grund anderer als der in dem angegriffenen Beschlusse berücksichtigten Umstände erfolgen, so ist den Beteiligten zuvor Gelegenheit zu geben, sich hierüber zu äußern. Das Patentamt kann nach freiem Ermessen bestimmen, inwieweit einem Beteiligten im Falle des Unterliegens die Kosten des Beschwerde­ verfahrens zur Last fallen, sowie anordnen, daß dem Beteiligten, dessen Beschwerde für gerechtfertigt befunden ist, die Gebühr (Absatz 1) zurück­ gezahlt wird. § 27. Ist die Erteilung des Patents endgültig beschlossen, so er­ läßt das Patentamt darüber durch den Reichsanzeiger eine Bekanntmachung und fertigt demnächst für den Patentinhaber eine Urkunde aus. Wird die Anmeldung nach der Veröffentlichung (§ 23) zurückgenommen oder wird das Patent versagt, so ist dies ebenfalls bekannt zu machen. D.e eingezahlte Jahresgebühr wird in diesen Fällen erstattet. Mit der Ver­ sagung des Patents gelten die Wirkungen des einstweiligen Schutzes als nicht eingetreten. § 28. Die Einleitung des Verfahrens wegen Erklärung der Nich­ tigkeit oder wegen Zurücknahme des Patents erfolgt nur aus Antrag. Im Falle des § 10 Nr. 3 ist nur der Verletzte zu dem Antiare berechtigt. Im Falle des tz 10 Nr. 1 ist nach Ablauf von fünf Jahren, von dem Tage der über die Erteilung des Patents erfolgten Bekanntmachunz (§ 27 Absatz 1) gerechnet, der Antrag unstatthaft. Der Antrag ist schriftlich an das Patentamt zu richten und hat de Tatsachen anzugeben, auf welche er gestützt wird. Mit dem Anträge it

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Dritter Abschnitt.

Verfahren in Patentsachen.

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eine Gebühr von fünfzig Mark zu zahlen. Erfolgt die Zahlung nicht, so gilt der Antrag als nicht gestellt. Die Gebühr wird erstattet, wenn das Verfahren ohne Anhörung der Beteiligten beendet wird. Wohnt der Antragsteller im Auslande, so hat er dem Gegner auf dessen Verlangen Sicherheit wegen der Kosten deS Verfahrens zu leisten. Die Höhe der Sicherheit wird von dem Patentamt nach freiem Ermeffen festgesetzt. Dem Antragsteller wird bei Anordnung der Sicherheitsleistung eine Frist bestimmt, binnen welcher die Sicherheit zu leisten ist. Erfolgt die Sicherheitsleistung nicht vor Ablauf der Frist, so gilt der Antrag als zurückgenommen.

§ 29. Nachdem die Einleitung des Verfahrens verfügt ist, fordert das Patentamt den Patentinhaber unter Mitteilung des Antrags auf, sich über denselben innerhalb eines Monats zu erklären. Erklärt der Patentinhaber binnen der Frist sich nicht, so kann ohne Ladung und Anhörung der Beteiligten sofort nach dem Anträge entschieden und bei dieser Entscheidung jede von dem Antragsteller behauptete Tatsache für erwiesen angenommen werden.

§ 30. Widerspricht der Patentinhaber rechtzeitig, oder wird im Falle des § 29 Absatz 2 nicht sofort nach dem Anträge entschieden, so trifft das Patentamt, und zwar im ersteren Falle unter Mitteilung deS Wider­ spruchs an den Antragsteller, die zur Aufklärung der Sache erforderlichen Verfügungen. Es kann die Vernehmung von Zeugen und Sachverständigen anordnen. Auf dieselben finden die Vorschriften der Zivilprozeßordnung entsprechende Anwendung. Die Beweisverhandlungen sind unter Zuziehung eines beeidigten Protokollführers aufzunehmen. Die Entscheidung erfolgt nach Ladung und Anhörung der Beteiligten. Wird die Zurücknahme deS Patents aus Grund des § 11 Nr. 2 be­ antragt, so muß der diesem Anträge entsprechenden Entscheidung eine An­ drohung der Zurücknahme unter Angabe von Gründen und unter Fest­ setzung einer angemessenen Frist vorausgehen. K 31. In der Entscheidung (§§ 29, 30) hat das Patentamt nach freiem Ermefien zu bestimmen, zu welchem Anteile die Kosten des Ver­ fahrens den Beteiligten zur Last fallen.

§ 32. Die Gerichte sind verpflichtet, dem Patentamt Rechtshilfe zu leisten. Die Festsetzung einer Strafe gegen Zeugen und Sachverständige, welche nicht erscheinen oder ihre Aussage oder deren Beeidigung verweigern, sowie die Vorführung eines nicht erschienenen Zeugen erfolgt auf Ersuchen durch die Gerichte. § 33. Gegen die Entscheidung des Patentamts (§§ 29, 30) ist die Berufung zulässig. Die Berufung geht an das Reichsgericht. Sie ist binnen sechs Wochen nach der Zustellung bei dem Patentamt schriftlich an­ zumelden und zu begründen. Durch das Urteil des Gerichtshofs ist nach Maßgabe des § 31 auch über die Kosten des Verfahrens zu bestimmen. Im übrigen wird das Verfahreii vor dem Gerichtshof durch ein Regulativ bestimmt, welches von dem Gerichtshof zu entwerfen ist und

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durch Kaiserliche Verordnung unter Zustimmung des Bundesrats fest­ gestellt wird?) *) Die Kaiserliche VO. vom 6. Dezember 1891,

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das Berufungs

verfahren beim Reichsgericht in Patentsachen (RGBl. S. 389) bestimmt: 8 1. Die in Gemäßheit des § 33 Absatz 1 deS Patentgesetzes vom 7. April 1891 bei dem Patentamt einzureichende Berufungsschrift muß die Berufungsanträge sowie die Angabe der neuen Tatsachen und Beweismittel enthalten, welche der BerufungSkläger geltend machen will.

8 2. Ist die Berufungsschrift nicht rechtzeitig eingegangen oder nicht in deutscher Sprache abgesaßt oder enthält sie nicht die Berufungsanträge, so hat daS Patentamt die Berufung als unzulässig zu verwerfen. Der Berufungskläger kann binnen einer Woche nach Zustellung dieses Beschlusses aus die Entscheidung des Reichsgerichts antragen. 8 3. Ist die Berufung zulässig, so wird die Berufungsschrist von bem Patentamt dem Berufungsbeklagten mit b?r Auflage mitgeteilt, seine schriftliche Erklärung innerhalb eines Monats nach der Zustellung bei dem Patentamt ein. zureichen. Die Erklärung muß die Gegenanträge sowie die Angabe der neuen Tatsachen und Beweismittel enthalten, welche der BerufungSbeklagte gellend machen will. 8 4. Das Patentamt legt die Verhandlungen nebst den Akten erster Instanz dem Reichsgericht vor und benachrichtigt hiervon die Parieien unter Mitteilung der Gegenerklärung an den Berufungskläger. 8 5» Das Reichsgericht trifft nach freiem Ermessen die zur Aufklärung der Sache erforderlichen Verfügungen. Beweiserhebungen können durch Vermittelung des Patentamts erfolgen.

8 0. Das Urteil des Reichsgerichts ergeht nach Ladung und Anhörung der Parteien. Die Ladungsfrist beträgt mindestens zwei Wochen. 8 7. Tie Geltendmachung neuer Tatsachen und Beweismittel im Termin ist nur insoweit zulässig, als sie durch daS Vorbringen des Berusungsbeklagten in der Erklärungsschrift veranlaßt wird. Das Gericht kann auch Tatsachen und Beweise berücksichtigen, mit welchen die Parteien ausgeschlossen find. Auf eine noch erforderliche Beweisaufnahme findet die Bestimmung nn § 5 Anwendung. Soll das Urteil auf Umstände gegründet werden, welche von den Parteien nicht berührt sind, so find diese zu veranlassen, sich hierüber zu äußern. 8 8. Von einer Partei behauptete Tatsachen, über welche die Gegen­ partei sich nicht erklärt hat, können für erwiesen angenommen werden. Erscheint in dem Termin keine der Parteien, so ergeht das Urteil auf Grund der Akten. 8 9. Das Reichsgericht kann zu der Beratung Sachoerständ'.ge zuziehen; dieselben dürfen an der Abstimmung nicht teiluehmen. 8 10. Zu den Kosten deS Verfahrens, über welche das Reichsgericht nach § 33 Absatz 2 des Patentgesetzes zu bestimmen hat, gehören außer den aus der Kaffe des Patentamts zu bestreitenden Auslagen diejenigen den Parteien er­ wachsenen Auslagen, welche nach freiem Ermessen des Gerichtshofes zur zweck­ entsprechenden Wahrung der Ansprüche und Rechte notwendig waren. 8 11. In dem Termin ist ein Protokoll aufzunehmen, welches den Gang der Verhandlung im allgemeinen angibt. Das Protokoll ist von dem Vorsitzenden und dem Gerichtsschreider zu unterschreiben. 8 12. Die Verkündung des Urteils erfolgt in dem Termin, in welchem die Verhandlung geschloffen ist, oder in einem sofort anzuberaumenden Termin. Wird die Verkündung der Entscheidungsgründe für angemessen erachtet,

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Vierter Abschnitt.

Strafen und Entschädigung.

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§ 34. In betreff der Geschäftssprache vor dem Patentamt finden die Bestimmungen des Gerichtsverfassungsgesetzes über die Gerichtssprache entsprechende Anwendung. Eingaben, welche nicht in deutscher Sprache abgefaßt sind, werden nicht berücksichtigt. Dierter Abschnitt.

Strafen und Entschädigung. § 35. Wer wissentlich oder aus grober Fahrlässigkeit den Bestim­ mungen der 88 4 und 5 zuwider eine Erfindung in Benutzung nimmt, ist dem Verletzten zur Entschädigung verpflichtet. Handelt es sich um eine Erfindung, welche ein Verfahren zur Her­ stellung eines neuen Stoffes zum Gegenstand hat, so gilt bis zum Beweise des Gegenteils jeder Stoff von gleicher Beschaffenheit als nach dem patentierten Verfahren hergestellt. § 36. Wer wissentlich den Bestimmungen der 8§ 4 und 5 zuwider eine Erfindung in Benutzung nimmt, wird mit Geldstrafe bis zu fünftausend Mark oder mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft. Die Strafverfolgung tritt nur auf Antrag ein. Die Zurücknahme des Antrags ist zulässig. Wird auf Strafe erkannt, so ist zugleich dem Verletzten die Befugnis zuzusprechen, die Verurteilung auf Kosten deS Verurteilten öffentlich bekannt zu machen. Die Art der Bekanntmachung, sowie die Frist zu derselbm ist im Urteile zu bestimmen.

§ 37. Statt jeder aus diesem Gesetze entspringenden Entschädigung kann auf Verlangen des Beschädigten neben der Strafe auf eine an ihn zu erlegende Buße bis zum Betrage von zehntausend Mark erkannt werden. Für diese Buße haften die zu derselben Verurteilten als Ge­ samtschuldner. Eine erkannte Buße schließt die Geltendmachung eines weiteren Ent­ schädigungsanspruchs au8. § 38. In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, in welchen durch Klage oder Widerklage ein Anspruch auf Grund der Bestimmungen dieses Gesetzes so erfolgt sie durch Verlesung der Gründe oder durch mündliche Mitteilung bei wesentlichen Inhalts. Die Ausfertigungen des mit Gründen zu versehenden Urteils werden durch Vermittelung deS Patentamts zugestellt.

$ 13. Wird beantragt, daß in Abänderung der Entscheidung deS Patent­ amts die Zurücknahme deS Patents auf Grund deS § 11 Nr. 2 deS Patentgesehei ausgesprochen werde, so findet die Vorschrift deS § 30 Absatz 3 diese- Gesetzeentsprechende Anwendung. $ 14. Die zur Praxis bei dem Reichsgericht zugelasienen Rechtsanwälte find besugt, im Berusungsversahren in Patentsachen die Vertretung zu über­ nehmen. Den Parteien und deren Vertretern ist eS gestattet, mit einem technischen Beistände zu erscheinen. $ 15. Im übrigen ist für daS Berusungsversahren in Patentsachen das den Geschäftsgang beim Reichsgericht normierende Regulativ maßgebend.

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geltend gemacht ist, wird die Verhandlung und Entscheidung letzter Instanz im Sinne des § 8 des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze dem Reichsgericht zugewiesen.

§ 39. Die Klagen wegen Verletzung des Patentrechts verjähren rückfichtlich jeder einzelnen dieselbe begründenden Handlung in drei Jahren. § 40. Mit Geldstrafe bis zu eintausend Mark wird bestraft: 1. wer Gegenstände oder deren Verpackung mit einer Bezeichnung ver­ steht, welche geeignet ist, den Irrtum zu erregen, daß die Gegenstände durch ein Patent nach Maßgabe dieses Gesetzes geschützt seien; 2. wer in öffentlichen Anzeigen, auf Aushängeschildern, auf Empfehlungs­ karten oder in ähnlichen Kundgebungen eine Bezeichnung anwendet, welche geeignet ist, den Irrtum zu erregen, daß die darin erwähnten Gegenstände durch ein Patent nach Maßgabe dieses Gesetzes ge­ schützt seien. Artikel H. Die Bestimmung im § 28 Absatz 3 des Artikels I findet auf die zurzeit bestehenden Patente mit der Maßgabe Anwendung, daß der Antrag mindestens bis zum Ablauf von drei Jahren nach dem Tage des Inkrafttretens dieses Gesetzes statthaft ist Artikel III.

Dieses Gesetz tritt mit dem 1. Oktober 1891 in Kraft.

39. Besetz, bett, die Patentanwälte. Vom 21. wai 1900.

(Reichsgesetzblatt 1900 S. 233-238).

§ 1. Bei dem Kaiserlichen Patentamte wird eine Liste der Patent­ anwälte geführt. In die Liste werden Personen, welche andere in An­ gelegenheiten, die zum Geschäftskreise des Patentamts gehören, vor dem­ selben für eigene Rechnung berufsmäßig vertreten wollen, auf ihren Antrag eingetragen. § 2. Die Eintragung ist nur zulässig, wenn der Antragsteller gemäß den §§ 3, 4 seine technische Befähigung und den Besitz der er­ forderlichen Rechtskenntnisse nachweist. Im übrigen ist die Eintragung zu versagen; 1. wenn der Antragsteller nicht im Jnlande wohnt; 2. wenn er das fünsundzwanzigste Lebensjahr nicht vollendet hat; 3. wenn er in der Verfügung über sein Vermögen durch gerichtliche Anordnung beschränkt ist; 4. wenn er sich eines unwürdigen Verhaltens schuldig gemacht hat. Als ein unwürdiges Verhalten sind politische, wiffenschastliche und religiöse Ansichten oder Handlungen als solche nicht anzusehen. Wird die Eintragung gemäß Abs. 2 Nr. 4 versagt, so ist ausschließlich eine Beschwerde nach Maßgabe der folgenden Bestimmungen zulässig. Die Beschwerde ist innerhalb eines Monats nach der Zustellung der Ent­ scheidung schriftlich bei dem Patentamt anzumelden. Ueber die Beschwerde entscheidet das Ehrengericht. Auf das Verfahren finden die Vorschriften deS § 9 Abs. 2, 3 und der §§ 10, 11, 12 und 13 entsprechende An­ wendung.

§ 3. Als technisch befähigt gilt, wer im Inland als ordentlicher Hörer einer Universität, einer technischen Hochschule oder einer Berg­ akademie sich dem Studinm naturwissenschaftlicher und technischer Fächer gewidmet, alsdann eine staatliche oder akademische Fachprüfung bestanden, außerdem mindestens ein Jahr in praktischer gewerblicher Tätigkeit gearbeitet und hieraus mindestens zwei Jahre hindurch eine praktische Tätigkeit auf dem Gebiete des gewerblichen Rechtsschutzes ausgeübt hat. Der Besuch ausländischer Universitäten oder Akademien und die Ausübung der praktischen Tätigkeit im Auslande kann durch Beschluß der Prüfungskommission (§ 4) als ausreichend anerkannt werden. Die Fach­ prüfung (Abs. 1) muß auch in diesem Falle im Inland abgelegt werden. § 4. Der Besitz der erforderlichen Rechtskenntnisse ist durch Ab­ legung einer Prüfung nachzuweistn. Zu derselben darf nur zugelassen werden, wer die technische Befähigung (§ 3) dargetan hat. Die Prüfung

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ist eine schriftliche und eine mündliche; sie ist insbesondere auch darauf zu richten, ob der Bewerber die Fähigkeit zur praktischen Anwendung der auf dem Gebiete des gewerblichen Rechtsschutzes geltenden Borschriften besikt. Die Prüfung wird vor einer Kommission abgelegt, in welche Mit­ glieder des Patentamts und Patentanwälte durch den Reichskanzler zu berufen sind. Im Falle des Nichtbestehens kann die Prüfung nach Ablauf einer von der Prüfungskommission festzusetzenden Frist von mindestens sechs Monaten einmal wiederholt werden. Die näheren Bestimmungen über die Zusammensetzung und den Geschäftsgang der Prüfungskommission und über das Prüsungsverfahren und die Prüfungsgebühr werden durch eine vom Bundesrate zu erlassende Prüfungsordnung getroffen.

§ 5. Der Patentanwalt ist verpflichtet, seine Berufstätigkeit gewissenhaft auszuüben und durch sein Verhalten in Ausübung des Berufs sowie außerhalb desselben sich der Achtung würdig zu zeigen, welche sein Beruf erfordert. Er wird auf die Erfüllung dieser Obliegenheiten durch Handschlag verpflichtet. Die Bestimmung des § 2 Abs. 2 Ziffer 4 findet Anwendung. 1. 2. 3. 4.

§ 6. Die Eintragung wird vom Patentamte gelöscht: wenn der Eingetragene eS beantragt; wenn er gestorben ist; wenn er keinen Wohnsitz im Jnlande hat; wenn er infolge gerichtlicher Anordnung in der Verfügung über sein Vermögen beschränkt ist.

§ 7. Die Eintragung ist ferner zu löschen, wenn nachträglich Tat­ sachen bekannt werden, welche nach § 2 Abs. 2 Nr. 4 die Versagung der Eintragung begründen, oder wenn der Eingetragene die ihm nach § 5 obliegenden Pflichten verletzt. In leichteren Füllen der Pflichtverletzung kann statt der Löschung in der Liste als Ordnungsstrafe ein Verweis oder eine Geldstrafe bis zu dreitausend Mark verhängt werden. Geldstrafe kann mit Verweis ver­ bunden werden. § 8. Die Entscheidung in den Fällen deS § 7 erfolgt in einem ehrengerichtlichen Verfahren. § 9. Die Einleitung des Verfahrens wird vom Reichskanzler ver­ fügt. Derselbe ernennt, falls er eine besondere Voruntersuchung für er­ forderlich hält, den untersuchungSsühreiiden Beamten. Der Angeschuldigte ist über die Anschuldigungspunkte zu hören. In dem Verfahren kann jederzeit die Vernehmung von Zeugen und Sachverständigen angeordnet werden. Die Vorschriften der Strafprozeß­ ordnung über die Beweisaufnahme und die Verteidigung finden entsprechende Anwendung. AIS Verteidiger können Patentanwälte nicht zurückgewiesen werden. § 10. gericht.

Zuständig zur Verhandlung und Entscheidung ist das Ehren­ Es besteht aus zwei Mitgliedern des Patentamts, einem rechts-

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kundigen und einem technischen, sowie drei Patentanwälten. Den Dorfitz führt daS rechtskundige Mitglied deS Patentamts. Zu der mündlichen Verhandlung der Sache ist der Angeschuldigte unter schriftlicher Mitteilung der Anschuldigungspunkte zu laden. Die Vorschriften der Strafprozeßordnung über Ausschließung und Ablehnung der Gerichtspersonen finden entsprechende Anwendung. Die mündliche Verhandlung ist nicht öffentlich. Das Ehrengericht kann die Oeffentlichkeit der Verhandlung anordnen. Die Anordnung muß erfolgen, falls der Angeschnldigte es beantragt, sofern nicht die Voraus­ setzungen des 8 173 des Gerichtsverfassungsgesetzes vorliegen.

§ 11. Die Entscheidung ist mit Gründen zu versehen, schriftlich auszufertigen und dem Angeschuldigten von Amts wegen zuzustellen. Dem Angeschuldigten sind im Falle einer zu seinen Ungunsten er­ gehenden Entscheidung die baren Auslagen des Verfahrens zur Last zu legen. K 12. Gegen die Entscheidung steht dem Angeschuldigten die Be­ rufung zu. Die Berufung ist innerhalb eines Monats nach der Zustellung der Entscheidung schriftlich bei dem Patentamt einzulegen. Ueber die Berufung entscheidet der Ehrengerichtshof. Er besteht aus drei Mitgliedern des Patentamts, von denen der Vorsitzende und ein Mitglied rechtskundig sein müssen, und vier Patentanwälten. Auf das Verfahren finden die Vorschriften deS § 9 Abs. 2, 3 und der 83 10, 11 entsprechende Anwendung.

§ 13. Stellt der Angeschuldigte vor rechtskräftiger Entscheidung den Antrag, seinen Namen in der Liste zu löschen, so ist das Verfahren einzustcllen. Dem Angeschuldigten fallen die baren Auslagen des Ver­ fahrens zur Last. § 14. Für jedes Jahr im voraus werden vom Reichskanzler die­ jenigen Mitglieder des Patentamts bestimmt, welche nach den 83 10, 12 an dem Verfahren mitzuwirken haben, und zwanzig Patentanwälte be­ zeichnet, von welchen in einer öffentlichen Sitzung der Beschwerdeabteilung I des Patentamts für jede Spruchsitzung die erforderliche Anzahl von Bei­ sitzern ausgelost wird. § 15. Die Eintragungen und Löschungen in der Liste der Patent­ anwälte sind zu veröffentlichen.

K 16. Die Patentanwälte können für Personen, welche sie mit ihrer ständigen Vertretung im Verkehre mit dem Patentamte beaujtragt haben, die Eintragung in eine besondere Spalte der Liste nachsuchen. Auf die Eintragung finden die Vorschriften der 83 2 und 3 entsprechende Anwendung. Jedoch genügt es, wenn der Einzutragende das einund­ zwanzigste Lebensjahr vollendet und nach Ablegung der staatlichen oder akademischen Fachprüfung mindestens ein Jahr hindurch eine praktische Tätigkeit auf dem Gebiete deS gewerblichen Rechtsschutzes ausgeübt hat. Im übrigen finden die Vorschriften der 83 5 bis 13 auf diese Personen entsprechende Anwendung. Ja eg e r, ReichSzivttgesetze. 3. Aufl.

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§ 17. Der Präsident des Patentamts ist befugt, Personen, welche, ohne in die Liste eingetragen zu sein, die Vertretung vor dem Patent­ amte berufsmäßig betreiben, von dem Vertretungsgeschäft auszuschließen. Auf Rechtsanwälte findet diese Vorschrift keine Anwendung. § 18. Die berufsmäßige Vertretung anderer Personen vor dem Patentamte darf Patentanwälten auf Grund der Vorschrift im § 35 Abs. 3 der Gewerbeordnung nicht untersagt werden. § 19. Mit Geldstrafe bis zu dreihundert Mark und im Unver­ mögensfalle mit Haft wird bestraft, wer, ohne als Patentanwalt ein­ getragen zu sein, sich als Patentanwalt bezeichnet oder sich einen ähn­ lichen Titel beilegt, durch den der Glaube erweckt wird, der Inhaber sei als Patentanwalt eingetragen. § 20. Auf diejenigen, welche zur Zeit deS Inkrafttretens dieses Gesetzes das Vertretungsgeschäft für eigene Rechnung berufsmäßig be­ treiben, findet § 17 erst vom 1. April 1901 ab Anwendung. Wer von ihnen bis dahin die Erfüllung der im § 3 bezeichneten Voraussetzungen nachweist und die Zulassung zur Prüfung (§ 4) beantragt, kann, sofern nicht einer der im § 2 Abs. 2 bezeichneten Fälle vorliegt, bis zur end­ gültigen Entscheidung über seine Eintragung in die Liste vom Dertretungsgeschäfte nicht ausgeschlossen werden. Wer zur Zeit des Inkrafttretens dieses Gesetzes daS Vertretungs­ geschäft für eigene Rechnung seit 1. Januar 1899 berufsmäßig betreibt, ist, sofern seine Geschäftsführung und sein Verhalten in Ausübung des Berufs sowie außerhalb desselben zu erheblichen Anständen keinen Anlan gegeben hat, auf Antrag in die Liste der Patentanwälte einzutragen, auch wenn er die in den §§ 3 und 4 bezeichneten Voraussetzungen nicht erfüllt. Der Antrag, über welchen die Prüfungskommission beschließt, ist spätestens bis zum 1. April 1901 zu stellen. Gegen eine den Antrag ablehnende Entscheidung steht dem Antragsteller die Beschwerde zu. Die Beschwerde ist innerhalb eines Monats nach der Zustellung der Ent­ scheidung schriftlich bei dem Patentamt anzumelden. Ueber die Beschwerde entscheidet endgültig der Ehrengerichtshos (§ 12 Abs. 3). Auf das Ver­ fahren finden die Vorschriften des § 9 Abs. 2, 3 und der §§ 10, 11 entsprechende Anwendung. Bis zur endgültigen Entscheidung kann der Antragsteller vom Dertretungsgeschäfte nicht ausgeschlossen werden. § 21. Wer seit dem 1. Januar 1899 das Vertretungsgeschäft berufsmäßig, wenn auch nicht aus eigene Rechnung, betreibt oder wer als technischer Beamter im Patentamte mindestens zwei Jahre hindurch tätig gewesen ist, kann, sofern er durch seine Tätigkeit und durch sein Verhalten zu erheblichen Anständen keinen Anlaß gegeben hat, auf seinen Antrag das Zeugnis über die Befähigung als ständiger Vertreter eines Patentanwalts (§ 16) erhalten, auch wenn er die Voraussetzungen des

8 3 nicht erfüllt.

Auf den Antrag und daS weitere Verfahren finden die Vorschriften des § 20 Abs. 3 Anwendung. Wer daS Zeugnis erhalten hat, ist auf Antrag eines Patentanwalts, der ihn mit seiner ständigen Vertretung beauftragt hat, in die besondere

PatAnwG.

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Spalte der Liste (§ 16) einzutragen. Auf seinen eigenen Antrag ist er zur Prüfung (§ 4) zuzulassen und im Falle des Bestehens der Prüfung, sofern nicht einer der im § 2 Abs. 2 vorgesehenen HinderungSgründe vor­ liegt, als Patentanwalt einzutragen. Eine Entbindung von der Prüfung kann durch einstimmigen Beschluß der Prüfungskommission erfolgen, wenn der Besitz der erforderlichen Kenntnifse durch die bisherige Tätigkeit dargetan ist. Ein hierauf bezüglicher Antrag ist spätestens bis zum 1. Oktober 1901 zu stellen.

§ 22

Dieses Gesetz tritt am 1. Oktober 1900 in Kraft. Solange die zur Ausführung dieses Gesetzes erforderliche Anzahl von Patentanwälten in die Liste noch nicht eingetragen ist/ werden an deren Stelle durch den Reichskanzler Personen bestellt, welche bisher andere in Angelegenheiten des gewerblichen Rechtsschutzes für eigene Rechnung berufs­ mäßig vertreten haben.

40. Gesetz, bett, den Schutz von Gebrauchs­ mustern. vom 1. Juni 1891. (RtichSgesetzblatt 1891 S. 290—293.)

§ 1. Modelle von Arbeitsgerätschaften oder Gebrauchsgegenständen oder von Teilen derselben werden, insoweit sie dem Arbeits- oder Ge­ brauchszweck durch eine neue Gestaltung, Anordnung oder Vorrichtung dienen sollen, als Gebrauchsmuster nach Maßgabe dieses Gesetzes geschützt. Modelle gelten insoweit nicht als neu, als sie zur Zeit der aus Grund dieses Gesetzes erfolgten Anmeldung bereits in öffentlichen Druckschriften beschrieben oder im Jnlande offenkundig benutzt sind. § 2. Modelle, für welche der Schutz als Gebrauchsmuster verlangt wird, sind bei dem Patentamt schriftlich anzumelden. Die Anmeldung muß angeben, unter welcher Bezeichnung das Modell eingetragen werden und welche neue Gestaltung oder Vorrichtung dem Arbeits- oder Gebrauchszweck dienen soll. Jeder Anmeldung ist eine Nach- oder Abbildung des Modells bei­ zufügen. Ueber die sonstigen Erfordernisse der Anmeldung trifft das Patent­ amt Bestimmung. Gleichzeitig mit der Anmeldung ist für jedes angemeldete Modell eine Gebühr von fünfzehn Mark einzuzahlen.

§ 3. Entspricht die Anmeldung den Anforderungen des § 2, so verfügt das Patentamt die Eintragung in die Rolle für Gebrauchsmuster. Die Eintragung muß den Namen und Wohnsitz des Anmelders, sowie die Zeit der Anmeldung angeben. Die Eintragungen sind durch den Reichs-Anzeiger in bestimmten Fristen bekannt zu machen. Aenderungen in der Person des Eingetragenen werden aus Antrag in der Rolle vermerkt. Die Einsicht der Rolle sowie der Anmeldungen, auf Grund deren die Eintragungen erfolgt sind, steht jedermann frei. § 4. Die Eintragung eines Gebrauchsmusters im Sinne des § 1 hat die Wirkung, daß dem Eingetragenen ausschließlich das Recht zusteht, gewerbsmäßig das Muster nachzubilden, die durch Nachbildung hervor­ gebrachten Gerätschaften und Gegenstände in Verkehr zu bringen, feil­ zuhalten oder zu gebrauchen. Das durch eine spätere Anmeldung begründete Recht darf, soweit eS in das Recht des auf Grund früherer Anmeldung Eingetragenen ein­ greift, ohne Erlaubnis des letzteren nicht ausgeübt werden.

GebrMustG.

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Wenn der wesentliche Inhalt der Eintragung den Beschreibungen, Zeichnungen, Modellen, Gerätschaften oder Einrichtungen eine- anderen ohne Einwilligung desselben entnommen ist, so tritt dem Verletzten gegen­ über der Schutz des Gesetzes nicht ein. § 5. Soweit ein nach § 4 begründetes Recht in ein Patent ein­ greift, dessen Anmeldung vor der Anmeldung des Modells erfolgt ist, darf der Eingetragene das Recht ohne Erlaubnis des Patentinhabers nicht auSüben. Jingleichen darf, soweit in ein nach § 4 begründetes Recht durch ein später angemeldetes Patent eingegriffen wird, das Recht aus diesem Patent ohne Erlaubnis des Eingetragenen nicht ausgeübt werden.

K 6, Liegen die Erfordernisse des § 1 nicht vor, so hat jedermann gegen den Eingetragenen Anspruch auf Löschung des Gebrauchsmusters. Im Falle des § 4 Absatz 3 steht dem Verletzten ein Anspruch auf Löschung zu. § 7. Das durch die Eintragung begründete Recht geht auf die Erben über und kann beschränkt oder unbeschränkt durch Vertrag oder Verfügung von Todes wegen auf andere übertragen werden. § 8. Die Dauer des Schutzes ist drei Jahre; der Lauf dieser Zeit beginnt mit dem auf die Anmeldung folgenden Tage. Bei Zahlung einer weiteren Gebühr von sechzig Mark vor Ablauf der Zeit tritt eine Verlängerung der Schutzfrist um drei Jahre ein. Die Verlängerung wird in der Rolle vermerkt. Wenn der Eingetragene während der Dauer der Frist auf den Schutz Verzicht leistet, so wird die Eintragung gelöscht. Die nicht infolge von Ablauf der Frist stattfindenden Löschungen von Eintragungen find durch den Reichs-Anzeiger in bestimmten Fristen bekannt zu machen.,

§ 9. Wer wissentlich oder aus grober Fahrlässigkeit den Bestim­ mungen der §§ 4 und 5 zuwider ein Gebrauchsmuster in Benutzung nimmt, ist dem Verletzten zur Entschädigung verpflichtet. Die Klagen wegen Verletzung des Schutzrechtes verjähren rückfichtlich jeder einzelnen dieselbe begründenden Handlung in drei Jahren. § 10. Wer wissentlich den Bestimmungen der §§ 4 und 5 zuwider ein Gebrauchsmuster in Benutzung nimmt, wird mit Geldstrafe bis zu fünftausend Mark oder mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft. Die Strafverfolgung tritt nur auf Antrag ein. Die Zurücknahme des Antrags ist zulässig. Wird auf Strafe erkannt, so ist zugleich dem Verletzten die Be­ fugnis zu;usprechen, die Verurteilung auf Kosten des Verurteilten öffent­ lich bekannt zu machen. Die Art der Bekanntmachung, sowie die Frist zu derselben ist im Urteil zu bestimmen. § 11. Statt jeder aus diesem Gesetze entspringenden Entschädigung kann auf Verlangen des Beschädigten neben der Strafe auf eine an ibn

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GebrMustG

zu erlegende Buße bis zum Betrage von zehntausend Mark erkannt werden. Für diese Buße hasten die zu derselben Berurteilten als Gesamtschuldner. Eine erkannte Buße schließt die Geltendmachung eines weiteren EntschüdigungsanspruchS aus.

§ 12. In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, in welchen durch Klage oder Widerklage ein Anspruch auf Grund der Bestimmungen dieses Gesetzes gellend gemacht ist, wird die Verhandlung und Entscheidung letzter Instanz im Sinne deS § 8 des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze dem Reichsgericht »ugewiesen. K 13. Wen im Jnlande einen Wohnsitz oder eine Niederlassung nicht hat, kann nur dann den Anspruch auf den Schutz dieses Gesetzes geltend machen, wenn in dem Staate, in welchem sein Wohnsitz oder seine Niederlassung sich befindet, nach einer im Reichs-Gesetzblatts enthaltenen Bekanntmachung deutsche Gebrauchsmuster einen Schutz genießen. Wer auf Grund dieser Bestimmung eine Anmeldung bewirkt, muß gleichzeitig einen im Jnlande wohnhaften Vertreter bestellen. Name und Wohnsitz des Vertreters werden in die Rolle eingetragen. Der eingetragene Vertreter ist zur Vertretung des Schutzberechtigten in den das Gebrauchs­ muster betreffenden Rechtsstreitigkeiten und zur Stellung von Strafantrügen befugt. Der Ort, wo der Vertreter seinen Wohnsitz hat, und in Er­ mangelung eines solchen der Ort, wo das Patentamt seinen Sitz hat, gilt im Sinne deS § 24 der Zivilprozeßordnung als der Ort, wo der Ver­ mögensgegenstand sich befindet.

§ 14. Die zur Ausführung dieses Gesetzes ersorderlichen Bestim­ mungen über die Einrichtung und den Geschäftsgang des Patentamts werden durch Kaiserliche Verordnung unter Zustimmung des Bundesrats getroffen. § 15.

Dieses Gesetz tritt mit dem 1. Ollober 1891 in Kruft.

41. Besetz zum Schutz der Waren­ bezeichnungen. Vom 12. Wsi 1894.

iReichSgtsttzblatt 1894 S. 441—448).

§ 1 Wer in seinem Geschäftsbetriebe zur Unterscheidung seiner Waren von den Waren anderer eines Warenzeichens sich bedienen will, kann dieses Zeichen zur Eintragung in die Zeichenrolle an melden. § 2. Die Zeichenrolle wird bei dem Patentamt geführt. Die An­ meldung eines Warenzeichens hat schriftlich bei dem Patentamt zu erfolgen. Jeder Anmeldung muß die Bezeichnung des Geschäftsbetriebes, in welchem das Zeichen verwendet werden soll, ein Verzeichnis der Waren, für welche es bestimmt ist, sowie eine deutliche Darstellung und soweit erforderlich eine Beschreibung des Zeichens beigefügt sein. DaS Patentamt erläßt Bestimmungen über die sonstigen Erfordernisse der Anmeldung. Für jedes Zeichen ist bei der Anmeldung eine Gebühr von dreißig Mark, bei jeder Erneuerung der Anmeldung eine Gebühr von zehn Mark zu entrichten. Führt die erste Anmeldung nicht zur Eintragung, so werden von der Gebühr zwanzig Mark erstattet.

§ 3. Die Zeichenrolle soll enthalten: 1 den Zeitpunkt des Eingangs der Anmeldung; 2. die nach § 2 Absatz 1 der Anmeldung beizusügenden Angaben; 3. Namen und Wohnort des Zeicheninhabers und seines etwaigen Ver­ treters, sowie Aenderungen in der Person, im Namen oder im Wohn­ orte des Inhabers oder des Vertreters; 4. den Zeitpunkt einer Erneuerung der Anmeldung; 5. den Zeitpunkt der Löschung des Zeichens. Die Einsicht der Zeichenrolle steht jedermann frei. Jede Eintragung und jede Löschung wird amtlich bekannt gemacht. Das Patentamt veröffentlicht in regelmäßiger Wiederholung Uebersichten über die in der Zwischenzeit eingetragenen und gelöschten Zeichen. § 4. Die Eintragung in die Rolle ist zu versagen für Freizeichen, sowie für Warenzeichen, 1. welche ausschließlich in Zahlen, Buchstaben ober solchen Wörtern be­ stehen, die Angaben über Art, Zeit und Ort der Herstellung, über die Beschaffenheit, über die Bestimmung, über Preis-, Mengen- oder Gewichtsverhältnifse der Ware enthalten; 2. welche in- oder ausländische Staatswappen ober Wappen eines in­ ländischen Ortes, eines inländischen Gemeinde- oder weiteren Kommunal­ verbandes enthalten;

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3. welche Aergernis erregende Darstellungen oder solche Angaben enthalten, die ersichtlich den tatsächlichen Verhältnissen nicht entsprechen und die Gefahr einer Täuschung begründen.

Zeichen, welche gelöscht sind, dürfen für die Waren, für welche sie eingetragen waren, oder für gleichartige Waren zugunsten eines anderen, als des letzten Inhabers erst nach Ablauf von zwei Jahren seit dem Tage der Löschung von neuem eingetragen werden.

§ 5. Erachtet das Patentamt, daß ein zur Anmeldung gebrachtes Warenzeichen mit einem anderen, für dieselben oder für gleichartige Waren auf Grund des Gesetzes über Markenschutz vom 30. November 1874 (NeichsGesetzbl. S. 143) oder auf Grund des gegenwärtigen Gesetzes früher angemeldeten Zeichen übereinstimmt, so macht es dem Inhaber dieses Zeichens hiervon Mitteilung. Erhebt derselbe nicht innerhalb eines Monats nach der Zu­ stellung Widerspruch gegen die Eintragung des neu angemeldeten Zeichens, so ist das Zeichen einzutragen. Im anderen Falle entscheidet das Patentamt durch Beschluß, ob die Zeichen übereinstimmen. Aus dem Unterbleiben der im ersten Absatz vorgesehenen Mitteilung erwächst ein Ersatzanspruch nicht.

§ 6. Wird durch den Beschluß (§ 5 Absatz 1) die Ueberein­ stimmung der Zeichen verneint, so ist das neuangemeldete Zeichen ein­ zutragen. Wird durch den Beschluß die Uebereinstimmung der Zeichen festgestellt, so ist die Eintragung zu versagen. Sofern der Anmelder geltend machen will, daß ihm ungeachtet der durch die Entscheidung des Patentamts fest­ gestellten Uebereinstimmung ein Anspruch auf die Eintragung zustehe, hat er diesen Anspruch im Wege der Klage gegenüber dem Widersprechenden zur Anerkennung zu bringen. Die Eintragung auf Grund einer zu seinen Gunsten ergehenden Entscheidung wird unter dem Zeitpunkte der ursprünglichen Anmeldung bewirkt. § 7. Das durch die Anmeldung oder Eintragung eines Waren­ zeichens begründete Recht geht auf die Erben über und kann durch Ver­ trag oder durch Verfügung von Todes wegen auf andere übertragen werden. Das Recht kann jedoch nur mit dem Geschäftsbetriebe, zu welchem das Warenzeichen gehört, auf einen anderen übergehen. Der Uebergang wird auf Antrag des Rechtsnachfolgers in der Zeichenrolle vermerkt, sofern die Einwilligung des Berechtigten in beweisender Form beigebracht wird. Ist der Berechtigte verstorben, so ist der Nachweis der Rechtsnachfolge zu führen. Solange der Uebergang in der Zeichenrolle nicht vermerkt ist, kann der Rechtsnachfolger sein Recht aus der Eintragung des Warenzeichens nicht geltend machen. Verfügungen und Beschlüsse des Patentamts, welche einer Zustellung an den Inhaber des Zeichens bedürfen, sind stets an den eingetragenen Inhaber zu richten. Ergibt sich, daß derselbe verstorben ist, so kann das Patentamt nach seinem Ermessen die Zustellung als bewirkt ansehen oder zum Zweck der Zustellung an die Erben deren Ermittelung veranlassen.

§ 8. Auf Antrag des Inhabers wird das Zeichen jederzeit in der Rolle gelöscht. Bon Amtswegen erfolgt die Löschung: 1. wenn seit der Anmeldung des Zeichens oder seit ihrer Erneuerung zehn Jahre verflossen find; 2. wenn die Eintragung des Zeichens hätte versagt werden müssen. Soll die Löschung ohne Antrag des Inhabers erfolgen, so gibt das Patentamt diesem zuvor Nachricht. Widerspricht er innerhalb eines Monats nach der Zustellung nicht, so erfolgt die Löschung. Widerspricht er, so faßt daS Patentamt Beschluß. Soll infolge Ablaufs der zehnjährigen Frist die Löschung erfolgen, so ist von derselben abzusehen, wenn der Inhaber des Zeichens bis zum Ablauf eines Monats nach der Zustellung unter Zahlung einer Gebühr von zehn Mark neben der Erneuerungsgebühr die Erneuerung der Anmeldung nachholt; die Erneuerung gilt dann als an dem Tage des Ablaufs der früheren Frist geschehen. § i). Ein Dritter kann die Löschung eines Warenzeichens beantragen: 1. wenn das Zeichen für ihn auf Grund einer früheren Anmeldung für dieselben oder für gleichartige Waren in der Zeichenrolle oder in den nach Maßgabe des Gesetzes über den Markenschutz vom 30. November 1874 geführten Zeichenregistern eingetragen steht; 2. wenn der Geschäftsbetrieb, zu welchem das Warenzeichen gehört, von dem eingetragenen Inhaber nicht mehr fortgesetzt wird; 3. wenn Umstände vorliegen, aus denen sich ergibt, daß der Inhalt deS Warenzeichens den tatsächlichen Verhältnissen nicht entspricht und die Gefahr einer Täuschung begründet. Hat ein nach dem Gesetze über Markenschutz vom 30. November 1874 von der Eintragung ausgeschlossenes Warenzeichen bis zum Erlaß deS gegenwärtigen Gesetzes innerhalb beteiligter Berkehrskreise als Kennzeichen der Waren eines bestimmten Geschäftsbetriebes gegolten, so kann der In­ haber des letzteren, falls das Zeichen nach Maßgabe des gegenwärtigen Gesetzes für einen anderen in die Zeichenrolle eingetragen wird, bis zum 1. Oktober 1895 die Löschung beantragen. Wird dem Anträge stattgegeben, so darf das Zeichen für den Antragsteller schon vor Ablauf der im § 4 Absatz 2 bestimmten Frist in die Zeichenrolle eingetragen werden. Der Antrag auf Löschung ist im Wege der Klage geltend zu machen und gegen den eingetragenen Inhaber oder, wenn dieser gestorben, gegen beffcn Erben zu richten. Hat vor oder nach Erhebung der Klage ein Uebergang des Waren­ zeichens auf einen anderen stattgefunden, so ist die Entscheidung in An­ sehung der L>ache auch gegen den Rechtsnachfolger wirksam und vollstreckbar. Aus die Befugnis des Rechtsnachfolgers, in den Rechtsstreit einzutreten, finden die Bestimmungen der §8 63 bis 66 und 73 der Zivilprozeßordnung *) entsprechende Anwendung. In den Fällen des Absatz 1 Nr. 2 kann der Antrag auf Löschung zunächst bei dem Patentamt angebracht werden. Das Patentamt gibt dem als Inhaber des Warenzeichens Eingetragenen davon Nachricht. Widerspricht *) Jetzt 88 66—69 und § 76.

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derselbe innerhalb eines Monats nach der Zustellung nicht, so erfolgt die Löschung. Widerspricht er, so wird dem Antragsteller anheimgegeben, den Anspruch auf Löschung im Wege der Klage zu verfolgen.

§ 10. Anmeldungen von Warenzeichen, Anträge auf Uebertragung und Widersprüche gegen die Löschung derselben werden in dem für Patentangelegenheiten maßgebenden Verfahren durch Vorbescheid und Be­ schluß erledigt. In den Fällen deS § 5 Absatz 1 wird ein Vorbescheid nicht erlassen. Gegen den Beschluß, durch welchen ein Antrag zurückgewiesen wird, kann der Antragsteller, und gegen den Beschluß, durch welchen Widerspruchs ungeachtet die Löschung angeordnet wird, der Inhaber des Zeichens inner­ halb eines Monats nach der Zustellung bei dem Patentamt Beschwerde einlegen. Zustellungen, welche die Eintragung, die Uebertragung oder die Löschung eines Warenzeichens betreffen, erfolgen mittels eingeschriebenen Brieses. Kann eine Zustellung im Jnlande nicht erfolgen, so wird ste durch Aufgabe zur Post nach Maßgabe der 88 161, 175 der Zivilprozeß­ ordnung bewirkt.

§ 11. DaS Patentamt ist verpflichtet, auf Ersuchen der Gerichte über Fragen, welche eingetragene Warenzeichen betreffen, Gutachten ab­ zugeben, sofern in dem gerichtlichen Verfahren voneinander abweichende Gutachten mehrerer Sachverständigen vorliegen.

K 12. Die Eintragung eines Warenzeichens hat die Wirkung, daß dem Eingetragenen ausschließlich daS Recht zusteht, Waren der angemeldeten Art oder deren Verpackung oder Umhüllung mit dem Warenzeichen zu ver­ sehen, die so bezeichneten Waren in Verkehr zu setzen, sowie aus Ankündigungen, Preislisten, Geschäftsbriefen, Empfehlungen, Rechnungen oder dergleichen das Zeichen anzubringen. Im Falle der Löschung können für die Zeit, in welcher ein Rechts­ grund für die Löschung früher bereits vorgelegen hat, Rechte aus der Ein­ tragung nicht mehr geltend gemacht werden.

§ 13. Durch die Eintragung eines Warenzeichens wird niemand gehindert, seinen Namen, seine Firma, seine Wohnung, sowie Angaben über Art, Zeit und Ort der Herstellung, über die Beschaffenheit, über die Bestimmung, über Preis-, Mengen- oder Gewichtsverhältnisse von Waren, sei es auch in abgekürzter Gestalt, auf Waren, auf deren Verpackung oder Umhüllung anzubringen und derartige Angaben im Geschäftsverkehr zu gebrauchen. § 14. Wer wissentlich oder aus grober Fahrlässigkeit Waren oder deren Verpackung oder Umhüllung, oder Ankündigungen, Preislisten, Geschüstsbriefe, Empfehlungen, Rechnungen oder dergleichen mit dem Namen »der der Firma eines anderen oder mit einem nach Maßgabe dieses Ge­ setzes geschützten Warenzeichen widerrechtlich versieht oder dergleichen wider') Jetzt 88 175, 192.

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§ 14, Die prozeßrechtlichen Vorschriften der Landesgesetze treten sür alle bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, deren Entscheidung in Gemäßheit deS § 3 nach den Vorschriften der Zivilprozeßordnung zu erfolgen hat, außer Kraft, soweit nicht in der Zivilprozeßordnung auf sie verwiesen oder soweit nicht bestimmt ist, daß sie nicht berührt werden. Außer Kraft treten insbesondere: 1. die Vorschriften über die bindende Kraft deS strafgerichtlichen Urteils für den Zivilrichter; 2. die Vorschriften, welche in Ansehung gewisser Rechtsverhältnisse ein­ zelne Arten von Beweismitteln ausschließen oder nur unter Be­ schränkungen zulassen; 3. die Vorschriften, nach welchen unter bestimmten Voraussetzungen eine Tatsache als mehr oder minder wahrscheinlich anzunehmen ist; 4. die Vorschriften über die Bewilligung von Moratorien, über die Urteilssristen und über die Befugnisse deS Gerichts, dem Schuldner bei der Verurteilung Zahlungsfristen zu gewähren; 5. die Vorschriften, nach welchen eine Nebenforderung als aberkannt gilt, wenn über dieselben nicht entschieden ist. § 15, Unberührt bleiben: 1. die landeSgcsetzlichen Vorschriften über die Einstellung deS Verfahrens für den Fall, daß ein Kompetenzkonflikt zwischen den Gerichten und den Verwaltungsbehörden oder Verwaltungsgerichten entsteht; 2. die landcSgesetzlichen Vorschriften über daS Verfahren bei Streitig­ keiten, welche die Zwangsenteignung und die Entschädigung wegen derselben betreffen; 3. die landesgesetzlichen Vorschriften über die Zwangsvollstreckung wegen Gcldsorderungen gegen den FiSkuS, eine Körperschaft, Stiftung oder Anstalt des öffentlichen Rechts oder eine unter der Verwaltung einer öffentlichen Behörde stehende Körperschaft oder Stiftung, soweit nicht dingliche Rechte verfolgt werden; 4. die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen auf die Zwangsvoll­ streckung gegen einen Rechtsnachfolger deS Schuldners, soweit sie in das zu einem Lehen, mit Einschluß eines allodlfizierten Lehens, zu einem Stammgute, Familienfideikommiß oder Anerbengute gehörende Vermögen stattfinden soll, die Vorschriften über die Zwangsvollstreckung gegen einen Erben des Schuldners entsprechende Anwendung finden. § 16. Unberührt bleiben: 1. die Vorschriften deS bürgerlichen Rechts über die Beweiskraft der Beurkundung des bürgerlichen Standes in Ansehung der Erklärungen, welche über Geburten und Sterbesälle von den zur Anzeige gesetzlich verpflichteten Personen abgegeben werden; •) Ads. 4 ist infolge der Neufassung der Artikel 348, 365, 407 (jes Verfahrens beantragt war. Die Vorschrift des § 33 findet entsprechende Anwendung. Die Auftechnung ist zulässig, wenn der Erwerber zur Ueber­ nahme der Forderung oder zur Befriedigung des Gläubigers ver­ pflichtet war und zu der Zeit, als er die Verpflichtung einging, weder von der Zahlungseinstellung noch voll dem Eröffnungsantrage Kenntniß hatte.

§ 56. Die Bestimmung des § 50 findet entsprechende Anwendung auf den Fall, daß ein im Auslande wohnender Schuldner nach dem Rechte des Auslandes eine nach § 55 unzulässige Ausrechnung mit der ihm abgetretenen Konkursforderung vornimint.

Siebenter Titel.

Massegläubtger. § 57. Aus der Konkursmasse sind die Massekosten und Maffeschuldcn vorweg zu berichtigen. § 58.

Massekosten sind:

1. die gerichtlichen Kosten für das gemeinschaftliche Verfahren; 2. die Ausgaben für die Verwaltung, Verwerthung und Vertheüung der Masse; 3. die dem Gcmcinschnldner und dessen Familie bewilligte Unterstützung.

§ 59. Masseschulden find: 1. die Ansprüche, welche aus Geschäften oder Handlungen des Konkurs­ verwalters entstehen; 2. die Ansprüche aus zweiseitigen Verträgen, deren Erfüllung zur Konkursmasse verlangt wird oder für die Zeit nach der Eröffnung des Verfahrerls erfolgen muß; 3. die Ansprüche aus einer rechtlosen Bereicherung der Maffe.

KO. Erstes Buch. Konkursrecht.

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§ 60. Sobald sich herausstellt, daß die Konkursmasse zur voll­ ständigen Befriedigung aller Massegläubiger nicht ausreicht, tritt eine verhältnißmäßige Befriedigung derselben in der Weise ein, daß zunächst die Masseschulden, dann die Massekosten, von diesen zuerst die baaren Auslagen und zuletzt die dem Gemeinschuldner und dessen Familie bewilligte Unterstützung zu berichtigen sind.

Achter Titel.

SoukurSgläubiger. § 61. Die Konkursforderungen werden nach folgender Rangordnung, bei gleichem Range nach Verhältniß ihrer Beträge, berichtigt:

1. die für das letzte Jahr vor der Eröffnung des Verfahrens oder dem Ableben des Gemeinschuldners rückständigen Forderungen an Lohn, Kostgeld oder anderen Dienstbezügen der Personen, welche sich dem Genieinschuldner für dessen Haushalt, Wirthschaftsbetrieb oder Erwerbsgeschäst zur Leistung von Diensten verdungen hatten; 2. die Forderungen der Reichskasse, der Staatskassen und der Gcmeinden, sowie der Amts-, Kreis- und Provinzialverbände wegen öffentlicher Abgaben, welche im letzten Jahre vor der Eröffnung des Verfahrens fällig geworden sind oder nach § 65 als fällig gelten; eS macht hierbei keinen Unterschied, ob der Steuererheber die Abgabe bereits vorschußweise zur Kasse entrichtet hat; 8. die Forderungen der Kirchen und Schulen, der öffentlichen Verbände und der öffentlichen, zur Annahme der Versicherung verpflichteten Feuerversicherungsanstalten wegen der nach Gesetz oder Verfassung zu entrichtenden Abgaben und Leistungen aus dem letzten Jahre vor der Eröffnung des Verfahrens; 4. die Forderungen der Aerzte, Wundärzte, Thierärzte, Apotheker, Hebammen und Krankenpfleger wegen Kur- und Pflegekosten aus dein letzten Jahre vor der Eröffnung des Verfahrens, insoweit der Betrag der Forderungen den Betrag der taxmäßigen Gebührnisse nicht übersteigt; 5. die Forderungen der Kinder, der Mündel und der Pflegebejohlenen des Gemeinschuldners in Ansehung ihres gesetzlich der Verwaltung desselben unterworfenen Vermögens; das Vorrecht steht ihnen nicht zu, wenn die Forderung nicht binnen zwei Jahren nach Beendigung der Vermögensverwaltung gerichtlich geltend gemacht und bis zur Eröffnung des Verfahrens verfolgt worden ist; 6 alle übrigen Konkurssorderungen. § 62. Mit der Kapitalssorderung werden an derselben Stelle angesetzt: 1. die Kosten, welche dem Gläubiger vor der Eröffnung des Verfahrens erwachsen sind; 2 die Vertragsstrafen; 8. die bis zur Eröffnung des Verfahrens ausgelaufenen Zinsen.

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KO.

§ 63.

Im Konkursverfahren können nicht geltend gemacht werden:

I die feit der Eröffnung des Verfahrens lausenden Zinsen; 2. die Kosten, welche den einzelnen Gläubigern durch ihre Theilnahme an dem Verfahren erwachsen: 3. Geldstrafen; 4. Forderungen auS einer Freigebigkeit des Gemeinschuldners unter Lebenden oder von Todeswegen.

§ 64. Ein Gläubiger, welcher abgesonderte Befriedigung bean sprucht, kann die Forderung, wenn der Gemeinschuldner auch persönlich für sie haftet, zur Konkursmasse geltend machen, aus derselben aber nur für den Betrag verhältnißmäßige Befriedigung verlangen, zu welchem er auf abgesonderte Befriedigung verzichtet, oder mit welchem er bei der letzteren ausgefallen ist. § 65.

Betagte Forderungen gelten als fällig. Eine betagte unverzinsliche Forderung vermindert sich auf den Sttrag, welcher mit Hinzurechnung der gesetzlichen Zinsen desselben für die Zeit von der Eröffnung der Verfahrens bis zur Fälligkeit dem vollen Betrage der Forderung gleichkommt.

§ 66. Forderungen unbedingte geltenb gemacht.

unter

uuslöjender

§ 67. Forderungen nur zu einer Sicherung.

unter

aufschiebender Bedingung

Bedingung

werden

wir

berechtigen

S 68. Wird über das Vermögen mehrerer oder einer von mehreren Personen, welche neben einander für dieselbe Leistung auf das Ganze haften, das Konkursverfahren eröffnet, so kann der Gläubiger bis zu seiner vollen Befriedigung in jedem Verfahren den Betrag geltend machen, den er zue Zeit der Eröffnung deS Verfahrens zu fordern hatte.

K 69. Forderungen, welche nicht auf einen Geldbetrag gerichtet sind, oder deren Geldbetrag unbestimmt oder ungewiß oder nicht in Reichswährung festgesetzt ist, sind nach ihrem Schätzungswerthe in Reichs­ währung geltend zu machen.

§ 70. Wiederkchrende Hebungen zu einen« bestimmten Betrage und von einer bestimmten Zeitdaner werden unter Abrechnung der Zwischen­ zinsen (§65) durch Zusammenzählung der einzelnen Hebungen kapitalisirt. Der Gesainmtbetrag harr den zum gesetzlichen Zinssätze kapitalisirten Betrag derselben nicht übersteigen.

KO. Zweites Buch. Konkursverfahren.

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Zweites Buch.

Konkursverfahren. Erster Titel.

Allgemeine Bestimmungen. 8 71. Für daS Konkursverfahren ist das Amtsgericht ausschließlich zuständig, bei welchem der Gemeinschuldner seine gewerbliche Niederlassung oder in Ermangelung einer solchen seinen allgemeinen Gerichtsstand hat. Sind mehrere Gerichte zuständig, so schließt dasjenige, bei welchem zuerst die Eröffnung deS Verfahrens beantragt worden ist, die übrigen auS. 8 72. Die Vorschriften der Civilprozeßordnung finden, soweit nicht auS den Bestimmungen dieses Gesetzes sich Abweichungen ergeben, aus das Konkursverfahren entsprechende Anwendung.

8 73. Die Entscheidungen im Konkursverfahren können ohne vor­ gängige mündliche Verhandlung erfolgen. Die Zustellung geschieht von Amtswegen. Gegen die Entscheidungen im Konkursverfahren findet, soweit dieseGesetz nicht ein Anderes bestimmt, die sofortige Beschwerde statt. 8 74. Die Entscheidung des Beschwerdegerichts wird erst mit der Rechtskraft wirksam. DaS Beschwerdegericht kann jedoch die sofortige Wirksamkeit der Entscheidung anordnen. 8 75. Das Konkursgericht kann zur Aufklärung aller daS Ver­ fahren betreffenden Verhältnisse die erforderlichen Ermittelungen, ins­ besondere die Vernehmung von Zeugen und Sachverständigen anordnen. 8 76. Die öffentlichen Bekanntmachungen erfolgen durch mindesten­ einmalige Einrückung in das zur Veröffentlichung amtlicher Bekannt­ machungen des Gerichts bestimmte Blatt; die Einrückung kann auszugs­ weise geschehen. Die Bekanntmachung gilt als bewirkt mit dem Ablaufe des zweiten Tages nach der Ausgabe des die Einrückung oder die erste Einrückung enthaltenden Blattes. Das Gericht kann weitere Bekanntmachungen anordnen. Die öffentliche Bekanntmachung gilt als Zustellung an alle Be­ theiligten, auch wenn dieses Gesetz neben ihr eine besondere Zustellung vorschreibt.

8 77. Wen» neben der öffentlichen Bekanntmachung eine besondere Zustellung vorgeschrieben ist, so kann dieselbe durch Aufgabe zur Post bewirkt werden. Einer Beglaubigung der Abschrift des zuznstellenden Schriftstücks bedarf es nicht. Die dem Verwalter obliegenden Mittheilungen können unmittelbar und ohne besondere Form geschehen.

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«O.

§ 78. Der Konkursverwalter wird von dem Gerichte ernannt. Das Gericht kann demselben die Leistung einer Sicherheit auferlegen. § 79. Wenn die Verwaltung verschiedene Geschäftszweige umfaßt, so können mehrere Konkursverwalter ernannt werden. Jeder von ihnen ist in seiner Geschäftsführung selbständig.

§ 80. In der auf die Ernennung eines Verwalters folgenden Gläubigerversammlung können die Konkursgläubiger statt des Ernannten eine andere Person wählen. Das Gericht kann die Ernennung des Gewählten versagen. § 81.

Der Name des Verwalters ist öffentlich bekannt zu machen. Dem Verwalter ist eine urkundliche Bescheinigung seiner Ernennung zu ertheilen. Er hat dieselbe bei der Beendigung seines Amts dem Gerichte zurückzureichen.

§ 82. Der Verwalter ist für die Erfüllung der ihm obliegenden Pflichten allen Bcthelligten verantworlich.

§ 83.

Der Verwalter steht unter der Aufsicht des Konkursgerichts.

§ 84.

Das Gericht kann gegen den Verwalter Ordnungsstrafen bis zu zweihundert Mark festsetzen. Es kann denselben vor der auf seine Ernennung folgenden Gläubigerversammlung von Amtswcgen, später nur auf Antrag der Gläubigerversammlung oder des Gläubigerausschusses seines Amts entlassen. Vor der Entscheidung ist der Verwalter zu Horen.

§ 85. Der Verwalter hat Anspruch auf Erstattung angemessener baarer Auslagen und auf Vergütung für seine Geschäftsführung. Die Festsetzung der Auslagen und der Vergütung erfolgt durch das Konkursgericht. Die Landesjustizverwaltung kann für die dem Verwalter zu gewährende Vergütung allgemeine Anordnungen treffen.

K 86. Der Verwalter hat bei der Beendigung seines Amts einer Gläubigerversammlung Schlußrechnung zu legen. Die Rechnung muß mit den Belegen und, wenn ein Gläubigerausschuß bestellt ist, mit dessen Bemerkungen spätestens drei Tage vor dem Termine aus der Gerichts­ schreiberei zur Einsicht der Betheiligten niedergelegt werden. Der Gemein­ schuldner, jeder Konkursgläubiger und der nachfolgende Verwalter sind berechtigt, Einwendungen gegen die Rechnung zu erheben. Soweit in dem Termine Einwendungen nicht erhoben werden, gilt die Rechnung als anerkannt. § 87. Vor der ersten Gläubigerversammlung kaun das Gericht aus der Zahl der ©laubiger oder der Vertreter von Gläubigern einen Gläubigerausschuß bestellen. Die Gläubigerversammlung hat über die Bestellung eines Gläubigerausschnffes zu beschließen. Die Mitglieder des Glänbigeransschnsses sind von der Gläubigerversammlung zu wählen. Zu Mitgliedern können Gläubiger oder andere Personen gewählt werden.

KO. Zweites Buch. Konkursverfahren.

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5 88. Die Mitglieder des GläubigerausschusteS haben den Verwalter bei seiner Geschäftsführung zu unterstützen und zu überwachen. Dieselben können sich von dem Gange der Geschäfte unterrichten, die Bücher und Schriften des Verwalters einsehen und den Bestand seiner Kaste unter­ suchen. Der Gläubigrrausschuß ist berechtigt, von dem Verwalter Bericht­ erstattung über die Lage der Sache und die Geschäftsführung zu verlangen. Er ist verpflichtet, die Untersuchung der Kaste des Verwalters wenigstens ein Mal in jedem Monate durch ein Mitglied vornehmen zu lasten.

§ 89. Die Mitglieder des GläubigerausschusteS sind für die Erfüllung der ihnen obliegenden Pflichten allen Betheiligten verantwortlich. § 90. Ein Beschluß des GläubigerausschusteS ist gültig, wenn die Mehrheit der Mitglieder an der Beschlußfassung Theil genommen hat, und der Beschluß mit absoluter Mehrheit der abgegebenen Stimmen gefaßt ist. § 91. Die Mitglieder des GläubigerausschusteS haben Anspruch auf Erstattung angemessener baarer Auslagen und auf Vergütung für ihre Geschäftsführung. Die Festsetzung der Auslagen und der Vergütung erfolgt nach Anhörung der Gläubigerversammlung durch das Konkurs­ gericht. Die Landesjustizverwaltung kann für die den Mitgliedern der GläubigerausschusteS zu gewährende Vergütung allgemeine Anordnungen treffen.

§ 92. Die durch das Gericht erfolgte Bestellung zum Mitgliede des GläubigerausschusteS kann von dem Gerichte, die durch die Gläubiger­ versammlung erfolgte Bestellung zum Mitgliede des GläubigerausschusteS durch Beschluß der Gläubigerversammlung widerrufen werden. 5 93. Ueber die Berufung der Glüubigerversammlung beschließt das Gericht. Die Berufung muß erfolgen, wenn sie von dem Verwalter, dem Gläubigerausschuste oder von mindestens fünf Konkursgläubigem, deren Fordemngen nach der Schätzung des Gerichts den fünften Theil der Schuldenmaste erreichen, beantragt wird. Die Berufung muß öffentlich bekannt gemacht werden. Der öffent­ lichen Bekanntmachung bedarf eS nicht, wenn in einer Gläubigerversammlung eine Vertagung der Verhandlung angcordnet wird.

§ 94. Die Gläubigerversammlung findet unter der Leitung deS Gerichts statt. Die Beschlüste der Gläubigerversammlung werden mit absoluter Mehrheit der Stimmen gefaßt. Für die Wahl der Mitglieder deS Gläubiger­ ausschusses genügt relative Mehrheit der Stimmen. Die Stimmenmehrheit ist nach den Forderungsbeträgen zu berechnen. Bei Gleichheit der Summen entscheidet die Zahl der Gläubiger. § 95. Zur Theilnahme an den Abstimmungen berechtigen die festgestellten Konkursforderungen. In Ansehung einer streitig gebliebenen Forderung wird bei der Prüfung mit den Paäeien erörtert, ob und zu

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welchem Betrage ein bleibendes Stimmrecht für dieselbe zu gewähren ist. In Ermangelung einer Einigung entscheidet daS Konkursgericht. Das Gericht kann die Entscheidung auf den weiteren Antrag einer Partei abändern. Ob und zu welchem Betrage nicht geprüfte Konkursforderungen zum Stimmen in einer Gläubigerversammlung berechtigen, entscheidet auf den Widerspmch eines Konkursgläubigers oder des Verwalters das Gericht. Eine Anfechtung der Entscheidungen findet nicht statt.

§ 96. Ob und zu welchem Betrage Forderungen, für welche abgesonderte Befriedigung beansprucht wird, in Ansehung ihres muthmaßlichen Ausfalls, sowie Konkursforderungen unter aufschiebender Be­ dingung zum Stimmen in einer Gläubigerversammlung berechtigen, ent­ scheidet auf den Widerspruch eines Konkursgläubigers oder des Verwalter» daS Gericht. Eine Anfechtung der Entscheidung findet nicht statt.

§ 97. Gezählt werden nur die Stimmen der in der Gläubiger» Versammlung erschienenen Gläubiger. Die nicht erschienenen Gläubiger find an die Beschlüsse gebunden. 8 98. Der Gegenstand, über welchen in der Gläubigerversammlung ein Beschluß gefaßt werden soll, muß bei der Berufung derselben öffentlich bekannt gemacht werden. 8 99. DaS Gericht hat die Ausführung eines von der Gläubiger­ versammlung gefaßten Beschlusses auf den in der Gläubigerversammlung gestellten Antrag des Verwalters oder eines überstimmten Gläubigers zu untersagen, wenn der Beschluß dem gemeinsamen Interesse der Konkurs­ gläubiger widerspricht. 8 100. Der Gemeinschuldner ist verpflichtet, dem Verwalter, dem GläubigerauLschusse und auf Anordnung des Gerichts der Gläubiger­ versammlung über alle daS Verfahren betreffenden Verhältniffe Auskunft zu geben.

§ 101. Der Gemeinschuldner darf sich von seinem Wohnorte nut mit Erlaubniß des Gerichts entfernen. DaS Gericht kann die zwangsweise Vorführung und nach Anhörung deS Gemeinschuldners die Hast desselben anordncn, wenn er die ihm von dem Gesetze auferlegten Pflichten nicht erfüllt, oder wenn es zur Sicherung der Masse nothwendig erscheint.

Zweiter Titel.

krössuuilgSversahreu. § 102. Die Eröffnung des Konkursverfahrens letzt die Zahlungs­ unfähigkeit deS Gemeinschuldners voraus. Zahlungsunfähigkeit ist insbesondere anzunehmen, wenn Zahlungs­ einstellung erfolgt ist.

SO. Zweites Buch. Konkursverfahren.

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8 103. Das Verfahren kann nur auf Antrag eröffnet werden. Zu dem Anträge ist der Gemeinschuldner und jeder Konkursgläubiger berechtigt.

§ 104. Beantragt der Gemeinschuldner die Eröffnung deS Ver­ fahrens, so hat er ein Verzeichniß der Gläubiger und Schuldner, sowie eine Uebersicht der Dermögensmasse bei Stellung deS Antrags einzureichen oder, wenn dies nicht thunlich ist, ohne Verzug nachzuliefern. § 105. Der Antrag eines Gläubigers auf Eröffnung des Ver­ fahrens ist zuzulassen, wenn die Forderung des Gläubigers und die Zahlungsunfähigkeit des Gemeinschuldners glaubhaft gemacht werden. Wird der Antrag zugelassen, so hat das Gericht den Schuldner zu hören und, sofern dieser nicht seine Zahlungsunfähigkeit oder Zahlungs­ einstellung einräumt, die erforderlichen Ermittelungen anzuordnen. Die Anhörung des Schuldners kann unterbleiben, wenn sie eine öffentliche Zustellung oder eine Zustellung im Auslande erfordert; in diesem Falle ist, soweit thunlich, ein Vertreter oder Angehöriger des Schuldners zu hören. § 106. Das Gericht kann die zwangsweise Vorführung und die Hast deS Schuldners anordnen. Dasselbe kann alle zur Sicherung der Masse dienenden einstweiligen Anordnungen treffen. Es kann insbesondere ein allgemeines Verüußerungsverbot an den Schuldner erfassen. Bei der Abweisung des Eröffnungsantrags sind die angeordneten Sicherheitsmaßregeln aufzuheben. 8 107. Die Abweisung des Eröffnungsantrags kann erfolgen, wenn nach dem Ermeffen des Gerichts eine den Kosten des Verfahrens ent­ sprechende Konkursmaffe nicht vorhanden ist. Die Abweisung unter­ bleibt, wenn ein zur Deckung der im 8 58 Nr. 1, 2 bezeichneten Masse­ kosten ausreichender Geldbetrag vorgeschossen wird. Das Gericht hat ein Verzeichniß derjenigen Schuldner zu führen, bezüglich deren der Eröffnungsantrag auf Grund der Vorschrift des Abs. 1 Satz 1 abgewiesen worden ist. Die Einsicht des Verzeichnisses ist Jedem gestattet. Nach dem Abläufe von sünf Jahren seit der Abweisung bei Eröffnungsantrags ist die Eintragung in dem Verzeichnisse dadurch zu löschen, daß der Name unkenntlich gemacht wird. K 108. Der Eröffnungsbeschluß hat die Stunde der Eröffnung anzugeben. Ist dies versäumt worden, jo gilt als Zeitpunkt der Eröffnung die Mittagsstunde des Tages, an welchem der Beschluß erfassen ist.

8 109. Die sofortige Beschwerde steht gegen den Eröffnungs­ beschluß nur dem Gemeinschuldner, gegen den abweisenden Beschluß nur demjenigen zu, welcher den Eröffnungsantrag gestellt hat. 8 110. Bei der Eröffnung des Konkursverfahrens ernennt dal Gericht den Konkursverwalter, verordnet einen nicht über einen Mono: hinauszusctzeuden Termin zur Beschlußsosiung über die Wahl eines anderen

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Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses, erläßt den offenen Arrest und bestimmt die Anmeldefrist und den allgemeinen Prüfungstermin. DaS Gericht kann die Termine verbinden, wenn die Konkursmasse von geringerem Betrage oder der Kreis der Konkursgläubiger von geringerem Umfange ist, oder wenn der Gemeinschuldner einen ZwangSvergleichsvorschlag eingereicht hat.

8 111. Der Gerichtsschreiber hat die Formel des EröffnungSbeschluffeS, den offenen Arrest, die Anmeldefrist und die Termine sofort öffentlich bekannt zu machen. Die Bekanntmachung ist, unbeschadet der Vorschriften tie8 § 76 Abs. 1, auszugsweise in den Deutschen Reichsanzeiger einzurücken. An die ihrem Wohnorte nach bekannten Gläubiger und Schuldner des Gemeinschuldners erfolgt besondere Zustellung. 8 112. Der Gerichtsschreiber hat unter Bezeichnung des Konkurs­ verwalters beglaubigte Abschriften der Formel des EröffnungsbeschluffeS den Behörden für die Führung des Handels- oder GenossenschastsregisterS oder ähnlicher Register und der Dienstbehörde des Gemeinschuldners mitzutheilen.

8 113. Ein von dem Konkursgericht in Gemäßheit des § 106 erlassenes allgemeines Veräußerungsverbot, sowie die Eröffnung des Konkurs­ verfahrens ist in das Grundbuch einzutragen: 1. bei denjenigen Grundstücken, als deren Eigenthümer schuldner int Grundbuch eingetragen ist;

der Gemein­

2. bei den für den Gemeinschuldner eingetragenen Rechten an Grundstücken oder an eingetragenen Rechten, wenn nach der Art des Rechts und den obwaltenden Umstünden bei Unterlassung der Eintragung eine Beeinträchtigung der Konkursgläubiger zu besorgen ist. Das Konkursgericht hat, soweit ihm solche Grundstücke oder Rechte bekannt sind, das Grundbuchamt von Amtswegen um die Eintragung zu ersuchen. Die Eintragung kann auch von dem Konkursverwalter bei dem Grundbuchamte beantragt werden.

8 114. Werden Grundstücke oder Rechte, bei denen eine Ein­ tragung nach Maßgabe des § 113 Abs. 1, 2 bewirkt worden ist, von dem Verwalter freigegeben oder veräußert, so kann das Konkursgericht auf Antrag das Grundbuchamt um Löschung der Eintragung ersuchen. 8 115. Die Eintragung und Löschung von Vermerken auf Grund der 83 113, 114 geschieht gebührenfrei.

8 116. Sobald eine den Eröffnungsbeschluß aufhebende Entscheidung die Rechtskraft erlangt hat, ist die Aufhebung des Verfahrens öffentlich bekannt zu machen. Die Vorschriften der §§ 111 Abs. 2, 112, 113, 191 finden entsprechende Anwendung.

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KO. Zweites Buch. Konkursverfahren.

Dritter Titel.

LheilungSmasse. 5 117. Nach der Eröffnung des Verfahrens hat der Verwalter das gesammte zur Konkursmasse gehörige Vermögen sofort in Besitz und Verwaltung zu nehmen und dasselbe zu verwerthen. Die Geschäftsbücher des Gemeinschuldners dürfen nur mit dem Geschäft im Ganzen und nur insoweit veräußert werden, als sie zur Fort­ führung deS Geschäftsbetriebs unentbehrlich find.

§ 118. Durch den offenen Arrest wird allen Personen, welche eine zur Konkursmaffe gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkurs­ masse etwas schuldig fmb, aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem KonkurSverwatter innerhalb einer bestimmten Frist Anzeige zu machen. § 119. Wer die Anzeige über den Besitz von Sachen des Gemein­ schuldners innerhalb der bestimmten Frist zu machen unterläßt, hastet für allen aus der Unterlassung oder Verzögerung der Anzeige entstehenden Schaden. § 120. Gläubiger, welche abgesonderte Befriedigung aus einer in ihrem Besitze befindlichen Sache beanspruchen, haben dem Verwalter auf dessen Verlangen die Sache zur Ansicht vorzuzeigen und die Abschätzung derselben zu gestatten.

§ 121. Die Post- und Telegraphenanstalten find verpflichtet, auf Anordnung des Konkursgerichts alle für den Gemeinschuldner eingehenden Sendungen, Briefe und Depeschen dem Verwalter auszuhändigen. Dieser ist zur Eröffnung derselben berechtigt. Der Gemeinschuldner kann die Einsicht und, wenn ihr Inhalt die Mafle nicht betrifft, die Herausgabe derselben verlangen. Das Gericht kann die Anordnung auf Antrag des GemeinschuldnerS nach Anhörung des Verwalters aufheben oder beschränken. § 122. Der Verwalter kann zur Sicherung der zur Konkursmasse gehörigen Sachen durch eine zur Vornahme solcher Handlungen gesetzlich ermächtigte Person siegeln lassen. Die Geschäftsbücher des Gemeinschuldners find durch den Gerichts­ schreiber zu schließen. §123. Der Verwalter hat die einzelnen zur Konkursmasse ge­ hörigen Gegenstände unter Angabe ihres Werths aufzuzeichnen. Der Werth ist erforderlichen Falls durch Sachverständige zu ermitteln. Bei der Aufzeichnung ist eine obrigkeitliche oder eine Urkundsperson zuzuziehen. Der Gemeinschuldner ist zuzuziehen, wenn er ohne Aufschub zu erlangen ist. Auf Anttag des Verwalters und. wenn ein Gläubigerausschuß bestellt ist, des letzteren, kann das Gericht gestatten, daß die Aufzeichnung unterbleibe

Jaeger, Rekch-zivilgese-e. 8. Ausl.

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KO. obrigkeitlichen ober einer Urkundsperson vor­

§ 124. Dem Verwalter liegt die Anfertigung eines Inventars und einer Bilanz ob. Derselbe hat eine von ihm gezeichnete Abschrift deS Inventars und der Bilanz und, wenn eine Siegelung und Entsiegclung stattgefunden hat, die Protokolle über dieselben auf der Gerichtsschreiberei zur Einsicht der Betheiligten niedcrzulegen. 5 125. Nach der Anfertigung des Inventars kann der Verwalter oder ein Konkursgläubiger den Gcmeinschuldner in eine Sitzung des Amts­ gerichts, bei welchem das Konkursverfahren anhängig ist, zur Leistung des Offenbarungseides laden. § 126. Die Zwangsverwaltung und die Zwangsversteigerung der zur Maffe gehörigen unbeweglichen Gegenstände kann bei der zuständigen Behörde durch den Konkursverwalter betrieben werden. § 127. Der Verwalter ist berechtigt, die Verwerthung eines zur Maffe gehörigen beweglichen Gegenstandes, an welchem ein Gläubiger ein durch Rechtsgeschäft bestelltes Pfandrecht oder ein diesem gleichstehendes Recht beansprucht, nach Maßgabe der Vorschriften über die Zwangs­ vollstreckung oder über den Pfandverkauf zu betreiben. Der Gläubiger kann einer solchen Verwerthung nicht widersprechen, vielmehr seine Rechte nur auf den Erlös geltend machen. Ist der Gläubiger befugt, sich auS dem Gegenstände ohne gerichtliches Verfahren zu befriedigen, so kann auf Antrag des Verwalters das Konkurs­ gericht dem Gläubiger nach dessen Anhörung eine Frist bestimmen, innerhalb welcher er den Gegenstand zu verwerthen hat. Nach dem Ablaufe der Frist findet die Vorschrift des ersten Absatzes Anwendung. § 128. Ist der Gemeinschuldner Vorerbe, so darf der Verwalter die zur Erbschaft gehörigen Gegenstände nicht veräußern, wenn die Ver­ äußerung im Falle deS Eintritts der Nacherbfolge nach § 2115 des Bürgerlichen Gesetzbuchs dem Nacherben gegenüber unwirksam ist.

§ 129. Bis zur Beschlußfassung durch eine Gläubigerversammlung kann der Verwalter mit Genehmigung des Gerichts ober, wenn von dem Gerichte ein Glüubigerausschuß bestellt ist, mit dessen Genehmigung dem Gemeinschuldner und der Familie desselben nothdürstigen Unterhalt aus der Konkursmaffe gewähren. Bis zur Beschlußfassung durch eine Gläubigerversammlung hat der Verwalter nach seinem Ermessen das Geschäft des Gemeinfchuldners zu schließen oder fortzuführcn und die Gelder, Werthpapiere und Kostbarkeiten nach Anordnung des Gerichts zu hinterlegen. Ist von dem Gerichte ein GläubigerauSschuß bestellt, so beschließt dieser über die Schließung oder die Fortführung des Geschäfts und über die Hinterlegung der Gelder, Werth­ papiere und Kostbarkeiten. K 130. Soll nach § 129 das Geschäft deS Gemeinfchuldners geschloffen werden, so hat der Verwalter vor der Beschlußfassung deS GläubigerausschuffeS oder, wenn ein Gläubigerausschuß nicht bestellt iß

KO. Zweites Buch. Konkursverfahren.

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vor der Schließung des Geschäfts dem Gemeinschuldner, sofern derselbe ohne Aufschub zu erlangen ist, von der beabsichtigten Maßregel Mittheilung zu machen. Das Gericht kann aus Antrag des Gemeinschuldners die Schließung des Geschäfts untersagen, weim der Gemeinschuldner einen ZwangsvergleichSvorjchlag eingereicht hat.

§ 131. In der ersten Gläubigerversammlung hat der Verwalter über die Entstehung der Zahlungsunfähigkeit des Gemeinschuldners, über die Lage der Sache und über die bisher ergriffenen Maßregeln zu berichten. § 132. Die Gläubigerversammlung beschließt über eine dem Gemeinschuldner und dessen Familie zu bewilligende Unterstützung, über die Schließung oder die Fortführung des Geschäfts und über die Stelle, hei welcher, sowie über die Bedingungen, unter welchen die Gelder, Werth­ papiere und Kostbarkeiten hinterlegt oder angelegt werden sollen. Die Gläubigerversammlung beschließt, in welcher Weise und in welchen Zeiträumen der Verwalter ihr oder einem Gläubigerausschusse über die Verwaltung und Verwerthung der Masse Bericht erstatten und Rechnung legen soll.

§ 133. Der Verwalter hat, falls ein GläubigerauSschuß bestellt ist, dessen Genehmigung einzuholen: 1. wenn Gegenstände, deren Verkauf ohne offenbaren Nachtheil für die Masse ausgesetzt werden kann und nicht durch die Fort­ führung des Geschäfts veranlaßt wird, verkauft werden sollen, bevor der allgemeine Prüfungstermin abgehalten oder ein vor dem Schluffe desselben eingereichter Zwangsvergleichsvorschlag erledigt ist; 2. wenn die Erfüllung von Rechtsgeschäften des GemeinschuldnerS verlangt, Prozesse anhängig gemacht, deren Aufnahme abgelehnt, Vergleiche oder Schiedsverträge geschlossen, Aussonderungs-, Absonderungs- oder Masseansprüche anerkannt, Pfandstücke eingelöst, oder Forderungen veräußert werden sollen, und eS sich in diesen Fällen um einen Werthgegenstand von mehr als dreihundert Mark handelt.

§ 134. Der Verwalter hat die Genehmigung deS Gläubiger­ ausschusses oder, wenn ein solcher nicht bestellt ist, die Genehmigung einer Gläubigerversammlung einzuholen: 1. wenn ein unbeweglicher Gegenstand aus freier Hand, oder dar Geschäft oder das Waarenlager des Gemeinschuldners im Ganzen, oder das Recht auf den Bezug wiederkehrender Einkünfte ver­ äußert werden soll; 2. wenn Darlehen ausgenommen, fremde Verbindlichkeiten über­ nommen, zur Masse gehörige Gegenstände verpfändet, oder Grundstücke erstanden werden sollen.

§ 135. Der Verwalter hat in den Fällen der §§ 133, 134 vor Beschlußfassung des Gläubigerausschusses oder der Gläubiger­ versammlung, und in den Füllen des § 133, wenn ein GläubigerK4' der

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ausschuß nicht bestellt ist, vor der Vornahme der Rechtshandlung dem Gemeinschuldner, sofern derselbe ohne Aufschub zu erlangen ist, von der beabsichtigten Maßregel Mittheilung zu machen. Das Gericht kann auf Antrag des Gemeinschuldners, sofern nicht die GlLubigerversammlung die Genehmigung ertheilt hat, die Vornahme der Rechtshandlung vorläufig untersagen und zur Beschlußfasiung über die Vornahme eine Gläubigerversammlung berufen.

8 136. Durch die Vorschriften der §§ 133—135 wird die Gültigkeit einer Rechtshandlung der Verwalters dritten Personen gegen­ über nicht berührt. 8 137. Wenn ein Gläubigerausschuß bestellt ist, und die Gläubigerversammlung nicht ein Anderes beschließt, bedürfen Quittungen des Verwalters über den Empfang von Geldern, Werthpapieren oder Kostbarkeiten von der Hinterlegungsstelle und Anweisungen des Verwalters auf die Hinterlegungsstelle zu ihrer Gültigkeit der Mitzeichnung eines Mitgliedes des Gläubigerausschusses.

vierter Titel, bchuldknmasse. 8 138. Die Frist zur Anmeldung der Konkursforderungen beträgt zwei Wochen bis drei Monate. Der Zeitraum zwischen dem Ablaufe der Anmeldefnst und dem allgemeinen Prüfungstermine soll mindestens eine Woche und höchstens zwei Monate betragen. 8 139. Die Anmeldung hat die Angabe des Betrages und Grundes der Forderung sowie des beanspruchten Vorrechts zu enthalten. kann bei dem Gerichte schriftlich eingereicht oder zum Protokolle Gerichtsschreibers angebracht werden. Die urkundlichen Beweisstücke eine Abschrift derselben sind beizufügen.

de« Sie de« oder

8 140. Die Anmeldungen sind in der Gerichtsschreiberei zur Einsicht der Betheiligten niederzulegen. Der Gerichtsschrciber hat jede Forderung sofort nach der Anmeldung derselben in der Rangordnung des beanspruchten Vorrechts in eine Tabelle einzutragen, welche innerhalb des ersten Drittheils des zwischen dem Ab­ laufe der Anmeldefrist und dem Prüfungstermine liegenden Zeitraums auf der Gerichtsschreiberei zur Einsicht der Betheiligten niederzulegen und abschriftlich dem Verwalter mitzutheilen ist.

8 141. In dem Prüfungstermine werden die angemeldeten Forderungen ihrem Betrage und ihrem Vorrechte nach einzeln erörtert. Der Gemeinschuldner hat sich über die Forderungen zu erklären. 8 142. In dem Prüfungstermine sind auch diejenigen Forderungen, welche nach dem Ablaufe der Anmeldefrist angemeldet sind, zu prüfen, wenn weder der Verwalter noch ein Konkursgläubiger hiergegen Widere erhebt; anderenfalls ist auf Kosten des Säumigen ein besonderer lngstermin zu bestimmen.

KO. Zweites Buch. Konkursverfahren.

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Auf nachträglich beanspruchte Vorrechte und sonstige Aenderungen der Anmeldung findet die vorstehelü>e Bestimmung entsprechende Anwendung. Gläubiger, welche Forderungen nach dem Prüfungstermine anmelden, tragen die Kosten des besonderen Prüfungstermins.

8 143. Die Prüfung einer angemeldeten Forderung findet statt, wenngleich der anmeldende Gläubiger im Prüfungstermine ausbleibt. 8 144. Eine Forderung gilt als festgestellt, soweit gegen fie im Prüfungstermine ein Widerspruch weder von dem Verwalter noch von einem Konkursgläubiger erhoben wird, oder soweit ein erhobener Wider­ spruch beseitigt ist. Ist die Sortierung vom Gemeinschuldner im Prüfungstermine be­ stritten, so kann ein Rechtsstreit, welcher über dieselbe zur Zeit der Er­ öffnung des Konkursverfahrens anhängig war, gegen den Gemeinschuldner ausgenommen werden.

8 145. Das Gericht hat nach der Erörterung einer jeden Forderung daS Ergebniß in die Tabelle einzutragen. Auf Wechseln und sonstigen Schuldurkunden ist von dem Gerichtsschreiber die Feststellung zu ver­ merken. Die Eintragung in die Tabelle gilt rücksichtlich der festgestellten Forderungen ihrem Betrage und ihrem Vorrechte nach wie ein rechtskäftiges Urtheil gegenüber allen Konkursgläubigern.

8146. Ten Gläubigern streitig gebliebener Forderungen bleibt überlasten, die Feststellung derselben gegen die Bestreitenden zu betreiben. Zu diesem Behufe hat das Gericht den Gläubigern einen Auszug aus der Tabelle in beglaubigter Form zu ertheilen. Auf die Feststellung ist im ordentlichen Verfahren Klage zu erheben. Für die Klage ist das Amtsgericht, bei welchem das Konkursverfahren anhängig ist und, wenn der Streitgegenstand zur Zuständigkeit der Amts­ gerichte nicht gehört, das Landgericht ausschließlich zuständig, zu besten Bezirke der Bezirk des Konkursgerichts gehört. War zur Zeit der Eröffnung des Konkursverfahrens ein Rechtsstreit über die Forderung anhängig, so ist die Feststellung derselben durch Auf­ nahme des Rechtsstreits zu verfolgen. Die Feststellung kann nur auf den Grund gestützt und nur auf den Betrag gerichtet werden, welcher in der Anmeldung oder dem Prüfungs­ termine angegeben ist. Die Bestimmungen des ersten, dritten und vierten Absatzes finden auf Forderungen, für bereit Feststellung ein besonderes Gericht, eine Ver­ waltungsbehörde oder ein Verwaltungsgericht zuständig ist, entsprechende Anwendung. Der Widerspruch gegen eine Forderung, für welche ein mit der Vollstreckungsklausel versehener Schuldtitel, ein Endurtheil oder ein Vollstreckuiigsbefehl vorliegt, ist von dem Widersprechenden zu verfolgen. De obsiegende Partei hat die Berichtigung der Tabelle zu erwirken. 8 147. Soweit durch ein Urtheil rechtskräftig eine Forderung festgestellt oder ein Widerspruch für begründet erklärt ist, wirkt dasselbe

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gegenüber allen Konkursgläubigem. War der Prozeß nur gegen einzelne Gläubiger geführt, jo können diese den Ersatz ihrer Prozeßkosten aus der Konkursmasse insoweit verlangen, als der letzteren durch das Urtheil ein Vortheil erwachsen ist.

§ 148. Der Werth des Streitgegenstandes eines Prozeßes über die Richtigkeit oder das Vorrecht einer Forderung ist mit Rücksicht auf das Verhältniß der Theilungs- zur Schuldenmasse von dem Prozeßgerichte nach freiem Ermessen festzusehen.

Fünfter Titel.

Ler 1 heilllng. § 149. Nach der Abhaltung des allgemeinen Prüfungstermins soll, so oft hinreichende baare Masse vorhanden ist, eine Vertheilung an die Konkursgläubiger erfolgen. § 150. Zur Vornahme einer Vertheilung hat der Verwalter, wenn ein Gläubigerausschuß bestellt ist, dessen Genehmigung einzuholen. § 151. Vor der Vornahme einer Vertheilung hat der Verwalter ein Verzeichniß der bei derselben zu berücksichtigenden Forderungen auf der Gerichtsschreiberei zur Einsicht der Betheiligtcn niederzulegen und die Summe der Forderungen sowie den zur Vertheilung verfügbaren Massebestand öffentlich bekannt zu machen. § 152. Konkursgläubiger, deren Forderungen nicht festgestellt sind und für deren Forderungen ein mit der Vollstreckungsklausel versehener Schuldtitel, ein Endurtheil oder ein Vollstreckungsbefehl nicht vorlicgt, haben bis zum Abläufe einer Ausschlußfrist von zwei Wochen nach der öffentlichen Bekanntmachung dem Verwalter den Nachweis zu führen, daß und für welchen Betrag die Feststellungstlage erhoben oder das Verfahren in dem früher anhängigen Prozesse ausgenommen ist. Wird der Nach­ weis nicht rechtzeitig geführt, so werden die Forderungen bei der vorzu­ nehmenden Vertheilung ilicht berücksichtigt. § 153. Gläubiger, von welchen abgesonderte Befriedigung bean­ sprucht wird, haben bis zum Ablaufe der Ausschlußfrist dem Verwalter den Nachweis ihres Verzichts oder ihres Ausfalls nach Maßgabe des § 64 zu führen. Wird der Nachweis nicht rechtzeitig geführt, so werden die Forderungen bei der vorzunchmenden Vertheilung nicht berücksichtigt. Zur Berücksichtigung bei einer Abschlagsvertheilung genügt es, wenn bis zum Abläufe der Äusschlußsrist dem Verwalter der Nachweis, daß die Veräußerung des zur abgesonderten Befriedigung dienenden Gegenstände­ betrieben ist, geführt und der Betrag des mutmaßlichen Ausfalls glaubhaft gemacht wird.

§ 154. Forderungen unter aufschiebender Bedingung werden bei einer Abschlagsvertheilung zu dem Betrage berücksichtigt, welcher auf die unbedingte Fordermrg fallen würde.

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Bei der Schlußvertheilung ist die Berücksichtigung ausgeschlossen, wenn die Möglichkeit des Eintritts der Bedingung eine so entfernte ist, daß die bedingte Forderung einen gegenwärtigen Bcrmögenswerth nicht hat.

§ 155. Gläubiger, welche bei einer Abschlagsvertheilung nicht berücksichtigt worden sind, können nachträglich, sobald sie die Vorschriften der §8 152, 153 erfüllt haben, die bisher festgesetzten Prozentsätze aus oer Restmasse verlangen, soweit diese reicht und nicht in Folge des Ablauss einer Ausschlußsrist für eine neue Vertheilung zu verwenden ist.

§ 156. Die Antheile, mit welchen Gläubiger bei Abschlagszahlungen nach Maßgabe des § 153 Abs. 2 oder des § 154 Abs. 1 berücksichtigt worden sind, werden für die Schlußvertheilung frei, wenn bei dieser die Voraussetzungen des § 153 Abs. 1 nicht erfüllt sind oder nach Maßgabe des 8 154 Abs. 2 die Berücksichtigung der bedingten Forderung ausgcschlossen ist. § 157. Binnen drei Tagen nach dem Ablaufe der Ausschlußfrist hat der Verwalter die auf Grund der vorstehenden Bestimmungen erfor­ derlichen Aenderungen des Verzeichnisses zu bewirken. § 158. Bei einer Abschlagsvertheilung sind Einwendungen gegen das Derzeichniß bis zum Ablaufe einer Wvche nach dem Ende der Aus­ schlußsrist bei dem Konkursgcrichte zu erheben. Das Gericht entscheidet über die Einwendungen. Die Entscheidung, durch welche eine Berichtigung des Verzeichnisses ungeordnet wird, ist auf der Gerichtsschreiberei niederzulegen. Die Bejchwerdesrist beginnt mit dem Lage, an welchem die Niederlegung der Entscheidung erfolgt ist.

§ 159. Für eine Abschlagsvertheilung bestimmt der Verwalter und, wenn ein Gläubigerausschuß bestellt ist, dieser auf Antrag des Ver­ walters den zu zahlenden Prozentsatz. Der Verwalter hat den Prozentsatz den berücksichtigten Gläubigern mitzutheilen. § 169. DaS Gericht kann aus Antrag des Gemeinschuldners, wenn derselbe einen Zwangsvcrgleich vorgeschlagen hat, die Aussetzung einer Abschlagsvertheilung anordnen, sofern nicht schon die Ausschlußfrist abgelaufen ist. § 161. Die Schlußvertheilung erfolgt, sobald die Verwerthung der Masse beendigt ist. Die Vornahme der Schlußvertheilung unterliegt der Genehmigung des Gerichts.

§ 162. Zur Abnahme der Schlußrechnung, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Vermögensstücke bestimmt das Gericht einen Schlußtermin, welcher nicht unter drei Wochen und nicht über einen Monat hinaus anzuberaumen ist. Die Bestimmungen deS § 158 Abs. 2 finden aus die Schlußver­ theilung Anwendung.

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§ 163. Nach der Abhaltung des Schlußtermins beschließt daGericht die Aufhebung des Konkursverfahrens. Eine Anfechtuna des Beschlusses findet nicht statt. Der Beschluß und der Grund der Aufhebung sind öffentlich bekannt zu machen. Die Vorschriften der §§ 111 Abs. 2, 112, 113 finden entsprechende Anwendung. 8 164. Nach der Aufhebung des Konkursverfahrens können die nicht befriedigten Konkursgläubiger ihre Forderungen gegen den Schuldner unbeschränkt geltend machen. Für die Gläubiger, deren Forderungen festgestellt und nicht von dem Gemeinschuldner im Prüfungstermine ausdrücklich bestritten worden find, findet gegen den Schuldner aus der Eintragung in die Tabelle die Zwangsvollstreckung unter entsprechender Anwendung der §§ 724—793 der Civilprozeßordnung statt. Für Klagen aus Ertheilung der Vollstreckungsklausel, sowie für Klagen, durch welche die die Forderung selbst betreffenden Einwendungen geltend gemacht werden, oder der bei der Ertheilung der Dollstreckungsllausel als bewiesen angenommene Eintritt der Thatsache, von welcher die Vollstreckung aus der Eintragung in die Tabelle abhängt, oder die als eingetreten angenommene Rechtsnachfolge bestritten wird, ist das im § 146 Abs. 2 dieses Gesetzes bezeichnete Gericht zuständig. 8 165. Hat der Schuldner den Prüfungstermin versäumt, so ist ihm auf Antrag die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu ertheilen. Die Vorschriften des § 232 Abs. 2 und der §§ 233—236 der Civil­ prozeßordnung finden entsprechende Anwendung. Der den Antrag auf Wiedereinsetzung enthaltende Schriftsatz ist dem Gläubiger zuzustellen, bessert Forderung nachträglich bestritten werden soll. Das Bestreiten in diesem Schriftsätze steht, wenn die Wiedereinsetzung ertheilt wird, dem Bestreiten im Prüfungstermine gleich und ist in die Tabelle einzutragen. 8 166. Wenn nach dem Vollzüge der Schlußvertheilung Beträge, welche von der Maffe zurückbehalten sind, für dieselbe frei werden, oder Beträge, welche aus der Maffe gezahlt sind, zur Maffe zurückfließen, so find dieselben von dem Verwalter nach Anordnung des Konkursgerichts auf Gnutd des Schlußverzeichnisses zur uachträglicheu Vertheilung zu bringen. Die über die Verwaltung und Vertheilung solcher Beträge abzulegende Rechnung unterliegt der Prüfung des Konkursgerichts. Dasselbe gilt, wenn nach der Schlußvertheilung oder der Aufhebung des Verfahrens zur Konkursmaffe gehörige Vermögensstücke ermittelt werden. 8 167.

Der Vollzug einer jeden Vertheilung erfolgt durch den

Verwalter.

8 168. Die Antheile 1. auf Forderungen, welche in Folge eines bei der Prüfung erhobenen Widerspruchs im Prozesse besangen sind, 2. auf Forderungen, welche voit einer aufschiebenden Bedingung abhängen,

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auf Forderungen, für welche eine abgesonderte Befriedigung beansprucht und der Borschrist des § 153 Abs. 2 genügt ist, 4. auf Forderungen unter auflösender Bedingung, sofern der Gläubiger zu einer Sicherheitsleistung verpflichtet ist und die Sicherheit nicht leistet, verden zurückbehalten.

8 169. Die Beträge, welche bei dem Vollzüge der Schlußvertheilung zurückzubehalten sind, oder welche bis zu diesem Zeitpunkte nicht erhoben werden, hat der Verwalter nach Anordnung des Gerichts für Rechnung der Betheiligten zu hinterlegen. § 170. Zahlungen auf festgestellte bevorrechtigte Forderungen kann der Verwalter mit Ermächtigung des Gerichts unabhängig von den Dertheilungen leisten. 8 171. Beträge, welche zur Sicherstellung eines bedingt zur Aus­ rechnung befugten Gläubigers nach Maßgabe des § 54 Abs. 3 hinterlegt worden sind, fließen für die Schlußvertheilung zur Konkursmasse zurück, wenn die Möglichkeit des Eintritts der Bedingung eine so entfernte ist, daß die bedingte Forderung einen gegenwärtigen Vermögenswerth nicht hat. 8 172. Masseansprüche, welche nicht bis zu der Festsetzung des Prozentsatzes oder der Beendigung des Schlußtermins oder der Bekannt­ machung einer Nachtragsvertheilung zur Kenntniß des Verwalters gelangt sind, können nicht auf den Maffebestand geltend gemacht werden, welcher zur Auszahlung des festgesetzten Prozentsatzes erforderlich ist oder den Gegenstand der Schlußvertheilung oder der Nachtragsvertheilung bildet. Sechster Titet.

Zvrugjvergletch.

8 173. Sobald der allgemeine Prüsungstermin abgehalten und so lange nicht die Vornahme der Schlußvertheilung genehmigt worden ist, kann auf den Vorschlag des Gemeinschuldners zwischen diesem und den nicht bevorrechtigten Konkursgläubigern ein Zwangsvergleich geschloflen werden.

8 174. Der Vergleichsvorschlag muß angeben, in welcher Weise die Befriedigung der Gläubiger erfolgen, sowie ob und in welcher Art eine Sicherstellung derselben bewirkt werden soll. 8 175. Ein Zwangsvergleich ist unzulässig: 1. so lange der Gemeinschuldner flüchtig ist oder die Ableistung des Offenbarungseides verweigert; 2. so lange gegen den Geineinschuldner wegen betrüglichen BankeruttS eine gerichüiche Untersuchung oder ein wiederaufgenommenes Verfahren anhängig ist; 3. wenn der Gemeinschuldner wegen betrüglichen BankeruttS rechtskräftig verurtheilt worden ist.

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KO.

§ 176. Auf Antrag des Verwalters und, wenn ein Gläubige» ausschuß bestellt ist, des letzteren kann das Gericht den Vergleichsvorschlag zurückweisen, wenn bereits in dem Konkursverfahren ein Vergleichsvorschlag von den Gläubigern abgelehnt oder von dem Gerichte verworfen oder von dem Gemeinschuldncr nach der öffenllichen Bekanntmachung des Vergleichs­ termins zurückgezogen worden ist. § 177. Wird der Vergleichsvorschlag nicht zurückgewiesen, so hat der Gläubigerausschuß sich über die Annehmbarkeit des Vorschlags zu erklären. Erklärt der Gläubigcrausschuß den Vorschlag nicht für annehmbar, ko ist ein Widerspruch des Gemeinschuldners gegen die Verwerthung der Masse nicht zu berücksichtigen.

§ 178. Der Vorschlag und die Erklärung dcS GläubigerausschusteS sind auf der Gerichtsschreiberei vir Einsicht der Beteiligten nicderzulegen. § 179. Der Vergleichstermin soll nicht über einen Monat hinaus anberaumt werden. Der Termin ist öffentlich bekannt zu machen. Zu demselben sind der Gemeinschuldner, der Verwalter, sowie unter Mittheilung des Vergleichsvorschlags und des Ergebnisses der Erklärung des Gläubigerausschusses die nicht bevorrechtigten Konkursgläubiger, welche Forderungen angemeldet haben, besonders zu laden. In der Bekanntmachung ist zu bemerken, daß der Dergleichsvorschlag und die Erklärung des Gläubigerausschusses auf der Gcrichtsschreiberei deS Konkursgerichts zur Einsicht der Betheiligten nicdcrgelcgt seien. § 180. Aus Antrag des Geineinschuldners und, wenn ein Gläubiger­ ausschuß bestellt ist, dcS letzteren kann das Gericht den VergleichStermin mit dem allgemeinen Prüfungstermine verbinden. § 181. Der Vergleich muß allen nicht bevorrechtigten Konkurs­ gläubigern gleiche Rechte gewähren. Eine ungleiche Bestimmung der Rechte ist nur mit ausdrücklicher Einwilligung der zurückgesrtztcn Gläubiger zulässig. Jedes andere Abkommen des Gcmeinschuldners oder anderer Personen mit einzelnen Gläubigern, durch welches diese bevorzugt werden sollen, ist nichtig.

§ 182. Zur Annahme des Vergleichs ist erforderlich, daß 1. die Mehrzahl der in dem Termine anwesenden stimmberechtigten Gläubiger dem Vergleiche ausdrücklich zustimmt, und 2. die Gcsammtsumme der Forderungen der zustimmenden Gläubiger wenigstens drei Vierthcile der Gesammtsumme aller zum «Stimmen berechtigenden Forderungen beträgt. Wird nur eine der Mehrheiten erreicht, so kann der Gemeinschuldner bis zum Schluffe des Termins die einmalige Wiederholung der Abstimmung in einem neuen Termine verlangen. Das Gericht hat denselben zu bestimmen und im Termine zu verkünden. § 183. Bei der Berechnung der nach § 182 Abs. 1 Nr. 1, 2 erforderlichen Mehrheiten bleibt der Ehegatte des Gcmeinschuldners außer Betracht, wenn er dem Vergleiche zugcstimmt hat. Das Gleiche gilt von demjenigen, welchem der Ehegatte des Gemein­ schuldners während des Konkursverfahrens oder in dem letzten Jahre vor

KO. Zweites Buch. Konkursverfahren.

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der Eröffnung des Verfahrens eine Forderung gegen den Gemeinschuldner abgetreten hat, soweit das Stimmrecht auf der abgetretenen Forderung beruht. Diese Vorschrift findet keine Anwendung, wenn der Ehegatte zu der Abtretung durch das Gesetz oder durch einen Vertrag verpflichtet war, welcher früher als ein Jahr vor der Eröffnung des Konkursverfahrens geschlossen wurde.

§ 184. Der angenommene Zwangsvergleich bedarf der Bestätigung deS Konkursgerichts. Das Gericht entscheidet, nachdem es die Gläubiger, den Verwalter und den Gläubigerausschuß in dem Vergleichstermine oder einem zu ver­ kündenden Termine gehört hat.

§ 185. Der Beschluß, durch welchen der Zwangsvergleich bestätigt oder verworfen wird, ist zu verkünden. § 186.

Der Vergleich ist zu verwerfen:

1. wenn die für das Verfahren und den Abschluß deS Vergleichs gegebenen Vorschriften nicht beobachtet sind, und das Fehlende nicht ergänzt werden kann;

2. wenn ein Fall der Unzulässigkeit eines ZwangSvergleichS nachträglich eingetreten ist.

§ 187. Der Vergleich ist zu verwerfen, wenn er den Gläubigern nicht mindestens den fünften Theil ihrer Forderungen gewährt und dieses Ergebniß auf ein unredliches Verhalten deS Gemeinschuldners, insbesondere darauf zurückzuführen ist, daß der Gemeinschuldner durch ein solches Ver­ halten die Eröffnung des Konkursverfahrens verzögert hat. Der Vergleich kann verworfen werden, wenn das gleiche Ergebniß auf ein leichtsinniges Verhalten deS Gemeinschuldners zurückzuführen ist. § 188. Der Vergleich ist auf Antrag eines nicht bevorrechtigten Konkursgläubigers, welcher stimmberechtigt war oder feine Forderung glaubhaft macht, zu verwerfen: 1. wenn der Vergleich durch Begünstigung eines Gläubigers oder sonst in unlauterer Weise zu Stande gebracht ist;

2. wenn der Vergleich dem gemeinsamen Interesse der nicht bevorrechtigten Konkursgläubiger widerspricht. Der Antrag ist nur zuzulassen, wenn die Thatsachen, auf welche derselbe gegründet wird, glaubhaft gemacht werden.

§ 189. Die sofortige Beschwerde gegen den Beschluß, durch welchen der Vergleich bestätigt oder verworfen ist, steht dem Gemeinschuldner und jedem nicht bevorrechtigten Konkursgläubiger zu, welcher stimmberechtigt war oder seine Forderung glaubhaft macht. Die Frist zur Einlegung der Beschwerde beginnt mit der Verkündung deS Beschlusses. Eine Anfechtung der Entscheidung des Beschwerdegerichts findet nicht statt.

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AD.

§ 190. Sobald der Vergleich rechtskräftig bestätigt ist, beschließt das Gericht die Aufhebung des Konkursverfahrens. Eine Anfechtung des Beschlusses findet nicht statt. Der Beschluß und der Grund der Aufhebung find öffentlich bekannt zu machen. Die Vorschriften der §§ 111 Abs. 2, 112, 113 finden entsprechende Anwendung. § 191. Der Verwalter hat aus der Konkursmasse die Masseansprüche zu berichtigen. Die bestrittenen Maffeansprüche find ficher zu stellen. Die bevorrechtigten Konkurssorderungen sind, insoweit sie festgestellt find, zu berichtigen, insoweit sie glaubhaft gemacht find, ficher zu stellen. § 192. Soweit der Zwangsvergleich nicht ein Anderes bestimmt, erhält der Gemeinschuldner das Recht zurück, über die Konkursmaffe frei zu verfügen.

§ 193. Der rechtskräftig bestätigte Zwangsvergleich ist wirksam für und gegen alle nicht bevorrechtigten Konkursgläubiger, auch wenn dieselben an dem Konkursverfahren oder an der Beschlußfassung über den Vergleich nicht Theil genommen oder gegen den Vergleich gestimmt haben. Die Rechte der Gläubiger gegen Mitschuldner und Bürgen des Gemeinschuldners, sowie die Rechte aus einem für die Forderung bestehenden Pfandrecht, aus einer für sie bestehenden Hypothek, Grundschuld oder Rentenschuld oder aus einer zu ihrer Sicherung eingetragenen Vormerkung werden durch den Zwangsvergleich nicht berührt.

§ 194. Aus dem rechtskräftig bestätigten Zwangsvergleiche findet für die Konkursgläubiger, deren Forderungen festgestellt und nicht von dem Gemeinschuldner in dem Prüfungstermine ausdrücklich bestritten worden sind, gegen den Gemeinschuldner und diejenigen, welche in dem Vergleiche für dessen Erfüllung neben dem Gemeinschuldner ohne Vorbehalt der Einrede der Vorausklage Verpflichtungen übernommen haben, die Zwangsvollstreckung unter entsprechender Anwendung der §§ 724—793 der Civilprozeßordnung und des § 164 Abs. 3 dieses Gesetzes statt. § 195. Eine Klage auf Aufhebung des Zwangsvergleichs dem Grunde der Nichterfüllung desselben findet nicht statt.

aus

§ 196. Wenn der Zwangsvergleich durch Betrug zu Stande gebracht ist, so kann jeder Gläubiger den vergleichsmäßigen Erlaß seiner Forderung anfechten, unbeschadet der ihm durch den Vergleich gewährte» Rechte. Die Anfechtung ist nur zulässig, wenn der Gläubiger ohne Ver­ schulden außer Stande war, den Anfechtungsgrund in dem Bestätigungs­ verfahren geltend zu machen.

§ 197. Die rechtskräftige Verurtheilung des Gemeinschuldners wegen betrüglichen Bankerutts hebt für alle Gläubiger den durch den Zwangsvergleich begründeten Erlaß auf, unbeschadet der ihnen durch den Vergleich gewährten Rechte.

KO. Zweites Buch. Konkursverfahren.

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Auf Antrag eines Gläubigers kann das Konkursgericht Sicherheits­ maßregeln gegen den Gemeinschuldner schon vor der rechtskräftigen Verurtheilung desselben anordnen.

§ 198. Im Falle der rechtskräftigen Berurtheilung wird, wenn genügende Masse vorhanden ist oder ein zur Deckung der im § 58 Nr. 1, 2 bezeichneten Massekosten ausreichender Geldbetrag vorgeschossen wird, das Konkursverfahren aus Antrag eines Konkursgläubigers wieder ausgenommen. Die Wiederaufnahme erfolgt durch Beschluß des Gerichts. Auf den Zeitpunkt der Wiederaufnahme und die Bekanntmachung derselben finden die Borschristen der 88 108, 111—113 entsprechende Anwendung. § 199. Für die Anfechtung von Rechtshandlungen, welche in der Zeit von der Aufhebung bis zur Wiederaufnahme des Konkursverfahrens vor­ genommen sind, sowie für die in diesem Zeitraume entstandenen Aufrechnungsbefugnisse gilt, wenn nicht inzwischen eine Zahlungseinstellung erfolgt ist, als Tag der Zahlungseinstellung der Tag des ersten die Ber­ urtheilung des Gemeinschuldners aussprechenden Urtheils. 5 200. An dem aufgenommenen Verfahren nehmen die Gläubiger, für und gegen welche der Vergleich wirksam war, mit dem noch nicht getilgten Betrage ihrer ursprünglichen Forderungen Theil. Die neuen Gläubiger des Gemeinschuldners sind zur Theilnahme an dem Verfahren berechtigt. Dieselben haben keinen Anspruch auf Be­ friedigung aus einer für die Erfüllung deS Zwangsvergleichs bestellten Sicherheit. 8 201.

Das Verfahren ist so weit als nöthig zu wiederholen. Früher geprüfte Forderungen werden nur hinsichtlich einer inzwischen eingetretenen Tilgung von neuem geprüft.

Siebenter Titel.

Einstellung der Verfahrens. 202. Das Konkursverfahren ist auf Antrag des Gemeinschuldners einzustellen, wenn er nach dem Ablaufe der Anmeldefrist die Zustimmung aller Konkursgläubiger, welche Forderungen angemeldet haben, beibringt. Inwieweit eS der Zustimmung oder der Sicherstellung von Gläubigem bedarf, deren Fordemngen angemeldet aber nicht festgestellt sind, entscheidet das Konkursgericht nach freiem Ermessen. Das Verfahren kann auf Antrag des Gemeinschuldners vor dem Ablaufe der Anmeldefrist eingestellt werden, wenn außer den Gläubigem, deren Zustimmung der Gemeinschuldner beibringt, andere Gläubiger nicht bekannt sind.

§ 203. Der Antrag ist öffentlich bekannt zu machen und mit den zustimmenden Erklämngen auf der Gerichtsschreibcrei zur Einsicht der KonkirSgläubiger niederzulegen. Die Konkursgläubiger können binnen einer mit der öffentlichen Bekanntmachung beginnenden Frist von einer

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KO.

Woche Widerspruch gegen den Antrag erheben. Im Falle deS § 202 Abs. 1" steht der Widerspruch jedem Gläubiger zu, welcher bis zum Ab­ läufe der Frist eine Forderung angemeldet hat. Das Gericht beschließt über die Einstellung nach Anhörung deS Gemeinschuldners und des Verwalters. Im Falle eines Widerspruchs ist auch der widersprechende Gläubiger zu hören.

§ 204. Das Gericht kann das Konkursverfahren einstellen, sobald sich ergiebt, daß eine den Kosten deS Verfahrens entsprechende Konkurs­ masse nicht vorhanden ist. Tie Einstellung unterbleibt, wenn ein zur Deckung der im 8 58 Nr. 1, 2 bezeichneten Massekosten ausreichender Geldbetrag vorgeschossen wird. Vor der Einstellung soll die Glänbigerversammlung gehört werden. 8 205. Der Einstellungsbeschluß und der Grund der Einstellung find öffentlich bekannt zu machen. Die Vorschriften der §§ 111 Abs. 2, 112, 113, 191 finden ent­ brechende Anwendung. 8 206. Der Gemeinschuldner erhält das Recht zurück, über die Konkursmaffe frei zu verfügen. Die Vorschriften des § 164 finden entsprechende Anwendung.

Achter Titel.

besondere Bestlmmuugku. 8 207. 1. Ueber das Vermögen einer Aktiengesellschaft findet daKonkursverfahren außer dem Falle der Zahlungsunfähigkeit in dem Falle der Ueberschuldung statt. Nach Auslösung einer Aktiengesellschaft ist die Eröffnung des Ver­ fahrens so lange zulässig, als die Verkeilung des Vermögens nicht vollzogen ist.

8 208. Zu dem Anträge auf Eröffnung des Verfahrens ist außer den Konkursgläubigern jedes Mitglied des Vorstandes und jeder Liquidator berechtigt. Wird der Antrag nicht von allen Mitgliedern des Vorstandes oder allen Liquidatoren gestellt, so ist derselbe zuzulassen, wenn die Zahlungs­ unfähigkeit oder Ueberschuldung glaubhaft gemacht wird. Das Gericht hat die übrigen Mitglieder oder Liquidatoren nach Maßgabe des § 105 Abs. 2, 3 zu hören. 8 209. Im Falle der Zahlungsunfähigkeit einer offenen Handels­ gesellschaft, einer Kommanditgesellschaft oder einer Kommanditgesellschaft auf Aktien findet über das Gesellschaftsvermögen ein selbständiges Konkurs­ verfahren statt. Ueber das Vermögen einer Kommanditgesellschaft aus Aktien findet das Konkursverfahren auch im Falle der Ueberschuldung statt. Die Vorschrift des § 207 Abs. 2 findet entsprechende Anwendung.

ÄD. Zweites Buch. Konkursverfahren.

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§ 210. Zu dem Anträge auf Eröffnung des Bewahrens ist außer den Konkursgläubigern jeder persönlich haftende Gesellschafter und jeder Liquidator berechtigt. Wird der Antrag nicht von allen persönlich hastenden Gesellschaftern oder allen Liquidatoren gestellt, so ist derselbe zuzulassen, wenn bei der offenen Handelsgesellschaft oder der Kommanditgesellschaft die Zahlungsunfähigkeit, bei der Kommanditgesellschaft aus Aktien die Zahlungsunfähigkeit oder die Ueberschuldung glaubhaft gemacht wird. Das Gericht hat die übrigen persönlich haftenden Gesellschafter oder die Liquidatoren nach Maßgabe des 8 105 Abs. 2, 3 zu hören.

K 211. Ein Zwangsvergleich kann nur auf Vorschlag aller persön­ lich hastenden Gesellschafter geschlossen werden. Der Zwangsvcrgleich begrenzt, soweit er nicht ein Anderes festsetzt, zugleich den Umfang der persönlichen Haftung der Gesellschafter. K 212. In dem Konkursverfahren über das Privatvermögen eine- persönlich hastenden Gesellschafters können die Gesellschaftsgläubiger, wenn das Konkursverfahren über das Gesellschaftsvermögen eröffnet ist, Befriedigung nur wegen desjenigen Betrags suchen, für welchen sie in dem letzteren Verfahren keine Befriedigung erhalten. Bei den Verthcilungen sind die Antheile auf den vollen Betrag der Gesellschaftsforderungen zurückzu behalten, bis der Ausfall bei dem Gesellschastsvermögen feststeht. Im Uebrigen finden auf die bezeichneten Forderungen die Vor­ schriften der §§ 64, 96 entsprechende Anwendung.

K 213. Auf das Konkursverfahren über das Vermögen einer juristischen Person, sowie eines Vereins, der als solcher verklagt werden kann, finden die Vorschriften der §§ 207, 208 entsprechende Anwendung.

§ 214. II. Für das Konkursverfahren über einen Nachlaß ist das Amtsgericht ausschließlich zuständig, bei welchem der Erblasser zur Zeit seines Todes den allgemeinen Gerichtsstand gehabt hat. § 215. Die Eröffnung des Verfahrens setzt die Ueberschuldung deS Nachlaffes voraus. § 216. Die Eröffnung deS Verfahrens wird nicht dadurch gehindert, daß der Erbe die Erbschaft noch nicht angenommen hat, oder daß er für die Nachlaßverbindlichkeitcn unbeschränkt haftet. Bei dem Vorhandensein mehrerer Erben ist die Eröffnung deS Verfahrens auch nach der Theilung des Nachlasses zulässig. § 217. Zu dem Antrag auf Eröffnung des Verfahrens ist jeder Erbe, der Nachlaßverwalter, sowie ein anderer Nachlaßpflegcr, ein Testamentsvollstrecker, dem die Verwaltung des Nachlasses zustcht, und jeder Nachlaßgläubigcr berechtigt. Wird der Antrag nicht von allen Erben gestellt, so ist er zuzulaffen, wenn die Ueberschuldung glaubhaft gemacht wird. Das Gericht hat die übrigen Erben, soweit thunlich, zu hören.

KO.

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Steht die Verwaltung des Nachlasses einem Testamentsvollstrecker zu, so ist, wenn der Erbe die Eröffnung deS Verfahrens beantragt, der Testamentsvollstrecker, wenn der Testamentsvollstrecker den Antrag stellt, der Erbe zu hören.

8 218. Ist eine Ehefrau die Erbin und gehört der Nachlaß zum eingebrachten Gute oder zum Gesammtgute, so kann sowohl die Ehefrau als der Ehemann die Eröffnung des Verfahrens beantragen, ohne daß die Zustimmung deS anderen Theiles erforderlich ist. DaS Gleiche gilt, wenn der Nachlaß zum Gesammtgute gehört, auch nach Beendigung der Gemeinschaft. Wird der Antrag nicht von beiden Ehegatten gestellt, so ist er zuzulaffen, wenn die Ueberschuldung glaubhaft gemacht wird. Das Gericht hat den anderen Ehegatten, wenn thunlich, zu hören. 8 219. Ein Nachlaßgläubiger, der im Aufgebotsversahren auSgeschlosien ist oder nach § 1974 des Bürgerlichen Gesetzbuchs einem aus­ geschlossenen Gläubiger gleichsteht, kann die Eröffnung des Verfahrens nur beantragen, wenn über das Vermögen des Erben das Konkursverfahren eröffnet ist. DaS Gleiche gilt von einem Vermächtnißnehmer, sowie von demjenigen, welcher berechtigt ist, die Vollziehung einer Auflage zu fordern. Ist eine Ehefrau die Erbin und gehört der Nachlaß zum Gesammt­ gute, so können die im Abs. 1 bezeichneten Gläubiger den Antrag nur stellen, wenn über das Vermögen des Ehemanns das Konkursverfahren eröffnet ist. 8 220. Die Eröffnung des Verfahrens kann von einem Nachlaß­ gläubiger nicht mehr beantragt werden, wenn seit der Annahme der Erb­ schaft zwei Jahre verstrichen sind. 5 221. Auf Grund einer nach dem Eintritte des Erbfalls gegen den Nachlaß erfolgten Maßregel der Zwangsvollstreckung oder der Arrest­ vollziehung kann abgesonderte Befriedigung nicht verlangt werden. Eine nach dem Eintritte des Erbfalls int Wege der einstweiligen Verfügung erlangte Vormerkung ist unwirksam. § 222. Hat der Erbe vor der Eröffnung des Verfahrens aus dem Nachlaffe Pflichttheilsansprüche, Vermächtnisse oder Auflagen erfüllt, so ist die Leistung in gleicher Weise anfechtbar wie eine unentgeltliche Verfügung des Erben. § 223. Dem Erben steht wegen der chm nach den §§ 1978, 1979 des Bürgerlichen Gesetzbuchs aus dem Nachlaffe zu ersetzenden Auf­ wendungen ein Zurückbehaltungsrecht nicht zu. § 224.

Maffeschulden sind außer den im § 59 bezeichneten Ver­

bindlichkeiten : 1. die dem Erben nach den §§ 1978, 1979 des Bürgerlichen Gesetz­ buchs aus dem Nachlaffe zu ersetzenden Aufwendungen; 2. die Kosten der standesmäßigen Beerdigung des ErblafferS; 3. die im Falle der Todeserklärung des Erblassers dem Nachlasse zur

Last fallenden Kosten des Verfahrens;

KO. Zweites Buch. Konkursverfahren.

4.

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die Kosten der Eröffnung einer Verfügung des ErblafferS von TodeSwegen, der gerichtlichen Sicherung des Nachlasses, einer Nachlaß­ pflegschaft, des Aufgebots der Nachlaßgläubiger und der Inventar­ errichtung;

5. die Verbindlichkeiten aus den von einem Nachlaßpfleger oder einem Testamentsvollstrecker vorgenommenen Rechtsgeschäften;

6. die Verbindlichkeiten, welche für den Erben gegenüber einem Nachlaß­ pfleger, einem Testamentsvollstrecker oder einem Erben, der die Erbschaft auSgeschlagen hat, auS der Geschäftsführung dieser Personen entstanden find, soweit die Nachlaßgläubiger verpflichtet sein würden, wenn die bezeichneten Personen die Geschäfte für fie zu besorgen ge­ habt hätten.

5 225. Der Erbe kann die ihm gegen den Erblasser zustehenden Ansprüche geltend machen. Hat der Erbe eine Nachlaßverbindlichkeit berichtigt, so tritt er, soweit nicht die Berichtigung nach § 1979 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs als für Rechnung des Nachlasses erfolgt gilt, an die Stelle deS Gläubigers, eS sei denn, daß er für die Nachlaßverbindlichkeiten unbeschränkt hastet. Hastet der Erbe einem einzelnen Gläubiger gegenüber unbeschränkt, so kann er dessen Forderung für den Fall geltend machen, daß der Gläubiger sie nicht geltend macht.

§ 226. In dem Verfahren kann jede Nachlaßverbindlichkeit geltend gemacht werden. Nachstehende Verbindlichkeiten werden erst nach allen übrigen Ver­ bindlichkeiten und in folgender Rangordnung, bei gleichem Range nach Verhältniß ihrer Beträge, berichtigt: 1. die seit der Eröffnung des Verfahrens laufenden Zinsen der im 3 61 bezeichneten Forderungen;

2. die gegen den Erblasser erkannten Geldstrafen; 3. die Verbindlichkeiten aus Lebenden;

einer Freigebigkeit deS Erblassers unter

4. die Verbindlichkeiten gegenüber Pflichttheilsberechtigten; 5. die Verbindlichkeiten aus den vom Erblasser angeordneten Vermächt­ nissen und Auflagen. Ein Vermächtniß, durch welches das Recht des Bedachten auf den Pflichttheil nach § 2307 des Bürgerlichen Gesetzbuchs ausgeschlossen wird, steht, soweit es den Pflichttheil nicht übersteigt, im Range den Pflicht­ theilsrechten gleich. Hat der Erblasser durch Verfügung von Todeswegen angeordnet, daß ein Vermächtniß oder eine Auflage vor einem anderen Vermächtniß oder einer anderen Auflage erfüllt werden soll, so hat das Vermächtniß oder die Auflage den Vorrang. Die Verbindlichkeiten, in Ansehung deren der Gläubiger im Wege deS Aufgebotsverfahrens ausgeschlossen ist oder nach § 1974 deS Bürger­ lichen Gesetzbuchs einem ausgeschlossenen Gläubiger gleichsteht, werden erst nach den im Abs. 2 Nr. 1—3 bezeichneten Verbindlichkeiten und, soweit Jaeger, Reichszivilgesetze.

3. Aufl.

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KO.

sie zu den im Abs. 2 Nr. 4, 5 bezeichneten Verbindlichkeiten gehören, erst nach den Verbindlichkeiten berichtigt, mit denen sie ohne die Beschränkung gleichen Rang haben würden. Im Uebrigen wird durch die Beschränkungen an der Rangordnung nichts geändert.

§ 227. Mit den im § 226 Abs. 2 Nr. 2 -5, Abs. 4 bezeichneten Fordenmgen werden die bis zur Eröffnung des Verfahrens aufgelausenen und die seit der Eröffnung laufenden Zinsen an derselben Stelle «»gesetzt.

§ 228. Was in Folge der Anfechtung einer von dem Erblasser oder ihm gegenüber vvrgciiommcnen Rechtshandlung zur Konkursmasse zurückgewührt wird, darf nicht zur Berichtigung der im § 226 Abs. 2 Nr. 4, 5 bezeichneten Verbindlichkeiten verwendet werden. Aus dasjenige, was der Erbe aus Grund der Vorschriften der §§ 1978—1980 des Bürgerlichen Gesetzbuchs zu der Masse zu ersetzen hat, haben die Gläubiger, die im Wege des AusgebotSvcrsahrenS aus­ geschlossen sind oder nach § 1974 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs einem aus­ geschlossenen Gläubiger gleichstchen, nur insoweit Anspruch, als der Erbe auch nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung ersatzpflichtig sein würde.-

§ 220. Die in dem Anfgebotsverfahren zum Zwecke der AuSschließung von Nachlaßgläubigern angemeldeten und nicht ausgeschlossenen Forderungen gelten als auch im Nachlaßkonkurs angemcldct, sofern das Aufgebot von dem Gerichte, bei welchem der Konkurs anhängig wird, erlassen und das Verfahren nicht vor der Eröffnung des Konkursverfahrens ohne Erlassung des Ausschlußurthcils erledigt ist. § 230. Ein Zwangsvrrglcich kann nur auf den Vorschlag aller Erben geschlossen werden. Die Gläubiger, welchen die im 8 226 Abs. 2 Nr. 2 -5, Abf. 4 bezeichneten Forderungen zustehen, nehmen an dem Zwangsvergleicht nicht Theil, sie sind jedoch vor der Bestätigung zu hören. Macht einer von ihnen glaubhaft, das; der Zwangsverglcich sein berechtigtes Interesse verletzt, so ist auf seinen Antrag der Zwangsvergleich zu verwerfen; gegen die Bestätigung steht ihm die sofortige Beschwerde nach § 189 zu. § 231. Die Vorschriften des § 223, des § 224 Nr. 1 und deS § 225 Abs. 2, 3 gelten für den Vorerben auch nach dem Eintritte der Nachcrbsvlge.

§ 232. Hat der Erbe die Erbschaft verkauft, so tritt der Käufer Ansehung des Verfahrens an feine Stelle. Der Erbe ist wegen einer Nachlaßverbindlichkeit, die im Verhältnisse zwischen ihm und dem Käufer diesem zur Last fällt, in derselben Weise wie ein Nachlaßgläubiger zu dem Antrag auf Eröffnung des Verfahrens berechtigt. Das gleiche Recht steht ihm auch wegen einer anderen Nachlaß­ verbindlichkeit zu, es sei denn, das; er unbeschränkt haftet oder daß eine Nachlaßverwaltung angeordnet ist. Die Vorschriften des § 223, des § 224 Nr. 1 und des § 225 gelten für den Erben arrch nach dem Verkaufe der Erbschaft.

in

KO. Zweites Buch. Konkursverfahren.

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§ 233. Die Vorschriften des § 232 finden entsprechende An­ wendung, wenn Jemand eine durch Vertrag erworbene Erbschaft verkauft oder sich zur Veräußerung einer ihm angefalleuen oder anderweit von ihm erworbenen Erbschaft in sonstiger Weise verpflichtet hat. § 234. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Erben finden, wenn auch über den Nachlaß das Konkursverfahren eröffnet, oder wen» eine Nachlaßverwaltung angeordnet ist, auf Nachlaßgläubiger, denen gegenüber der Erbe unbeschränkt haftet, die Vorschriften der §§ 64, 96, 153, 155, 156, des § 168 Nr. 3 und deS § 169 entsprechende An­ wendung. DaS Gleiche gilt, wenn eine Ehefrau die Erbin ist und der Nach­ laß zum Gesammtgute gehört, auch in dem Konkursverfahren über da» Vermögen des Ehemanns.

§ 235.

Ueber

einen

Erbtheil

findet

ein

Konkursverfahren

nicht statt.

§ 236. Die Vorschriften der §§ 214—234 finden im Falle der fortgesetzten Gütergemeinschaft auf das Konkursverfahren über das Gesammtgut entsprechende Anwendung. Konkursgläubiger sind nur die Gcsammtgutsglüubiger, deren Forderungen schon zur Zeit des Eintritts der fort­ gesetzten Gütergemeinschaft bestanden. Zu dem Antrag aus Eröffnung de» Verfahrens ist ein Gläubiger nicht berechtigt, dem gegenüber der über­ lebende Ehegatte zu dieser Zeit persönlich haftete. Die antheilsbcrechtigten Abkömmlinge sind zu dem Anträge nicht berechtigt; das Gericht hat sie, soweit thunlich, zu hören.

§ 237. III. Besitzt ein Schuldner, über besten Vermögen im Auslande ein Konkursverfahren eröffnet worden ist, Vermögensgegenstände int Jnlande, so ist die Zwangsvollstreckung in das inländische Vermögen zulässig. Ausnahmen von dieser Bestimmung können unter Zustimmung de» BundeSraths durch Anordntmg deS Reichskanzlers getroffen werden.

8 238. Das Konkursverfahren umfaßt nur das im Jnlande befindliche Vermögen, wenn der Schuldner im Deutschen Reiche eine gewerbliche Niederlassung, aber keinen allgemeinen Gerichtsstand hat. Hat ein Schuldner im Deutschen Reiche weder eine gewerbliche Niederlastung noch einen allgemeinen Gerichtsstand, so findet ein Konkurs­ verfahren über das im Jnlande befiitdliche Verntögen des Schuldners statt, wenn er im Jnlande ein mit Wohn- nnd WirthschaftSgebäudcn versehene» Gut als Eigenthümer, Nutznießer oder Pächter bewirthschaftet. Für das Verfahren ist das Amtsgericht ausschließlich zuständig, in besten Bezirke das Gut sich befindet. Ist im Auslande ein Konkursverfahren eröffnet, so bedarf eS nicht des Nachweises der Zahlungsunfähigkeit zur Eröffnung des inländischen Verfahrens.

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Drilles Buch.

Strafbestimmungen. 5 239. Schuldner, welche ihre Zahlungen eingestellt haben, oder über deren Vermögen das Konkursverfahren eröffnet worden ist, werden wegen betrüglichen Bankerutts mit Zuchthaus bestraft, wenn sie in der Absicht, ihre Gläubiger zu benachtheiligen, 1. Vermögensstücke verheimlicht ober bei Seite geschafft haben, 2. Schulden oder Rechtsgeschäfte anerkannt oder aufgestellt haben, welche ganz oder theilweise erdichtet sind, 3. Handelsbücher zu führen Unterlasten haben, deren Führung ihnen gesetzlich oblag, oder 4. ihre Handelsbücher vernichtet oder verheimlicht oder so geführt oder verändert haben, daß dieselben keine Uebersicht des Vermögenszustandes gewähren. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnißstrafe nicht unter drei Monaten ein. § 240. Schuldner, welche ihre Zahlungen eingestellt haben, oder Über deren Vermögen das Konkursverfahren eröffnet worden ist, werden wegen einfachen Bankerutts mit Gefängniß bestraft, wenn sie 1. durch Aufwand, Spiel oder Wette oder durch Diffcrenzhandcl mit Waaren oder Börsenpapieren übermäßige Summen verbraucht haben oder schuldig geworden sind; 2. in der Absicht, die Eröffnung des Konkursverfahrens hinauszuschiebcn, Waaren oder Werthpapiere auf Kredit entnommen und diese Gegen­ stände erheblich unter dem Werthe in einer den Anforderungen einer ordnungsmäßigen Wirthschaft widersprechenden Weise veräußert oder sonst weggegeben haben; 3. Handelsbücher zu führen unterlasten haben, deren Führung ihnen gesetzlich oblag, oder dieselben verheimlicht, vernichtet oder so un­ ordentlich geführt haben, daß sie keine Uebersicht ihres VcrmögenszustandeS gewähren, oder 4. eS gegen die Bestimmung des Handelsgesetzbuchs unterlassen haben, die Bilanz ihres Vermögens in der vorgeschriebenen Zeit zu ziehen. Reben der Gefängnißstrafe kann in den Fällen der Nr. 1, 2 auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann auf Geldstrafe bis zu sechstausend Mark erkannt werden.

§ 241. Schuldner, welche ihre Zahlungen eingestellt haben, oder über deren Vermögen das Konkursverfahren eröffnet worden ist, werden mit Gefängniß bis zu zwei Jahren bestraft, wenn sie, obwohl sie ihre

KO. Drittes Buch. Strafbestimmungen.

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Zahlungsunfähigkeit kannten, einem Gläubiger in der Absicht, ihn vor den übrigen Gläubigern zu begünstigen, eine Sicherung oder Befriedigung gewährt haben, welche derselbe nicht oder nicht in der Art oder nicht zu der Zeit zu beanspruchen hatte. Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann auf Geldstrafe bi» zu sechstausend Mark erkannt werden.

§ 242. Mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren wird bestraft, wer 1. im Interesse eines Schuldners, welcher seine Zahlungen eingestellt hat, oder über dessen Vermögen das Konkursverfahren eröffnet worden ist, Vermögensstücke desselben verheimlicht oder bei Seite geschafft hat, oder 2. im Jntereffe eines solchen Schuldners, oder, um sich oder einem Anderen Vermögensvortheil zu verschaffen, in dem Verfahren erdichtete Forderungen im eigenen Namen oder durch vorgeschobene Personen geltend gemacht hat. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnißstrafe oder Geldstrafe bis zu sechstausend Mark ein.

§ 243. Ein Gläubiger, welcher sich von dem Gemeinschuldner oder anderen Personen besondere Vortheile dafür hat gewähren oder ver­ sprechen kaffen, daß er bei den Abstimmungen der Konkursgläubiger in einem gewiffen Sinne stimme, wird mit Geldstrafe bis zu dreitausend Mark oder mit Gefängniß bis zu einem Jahre bestraft. § 244. Die Strafvorschriften der §§ 239—241 finden gegen die Mitglieder des Vorstandes einer Aktiengesellschaft oder eingetragenen Genoffenschast und gegen die Liquidatoren einer Handelsgesellschaft oder ein­ getragenen Genoffenschaft, welche ihre Zahlungen eingestellt hat, oder über deren Vermögen das Konkursverfahren eröffnet worden ist, Anwendung, wenn sie in dieser Eigenschaft die mit Strafe bedrohte« Handlungen begangen haben.

52. kiilMrungsgesekz zur Konkursordnung vom 10. Februar 1877.

) geh, £§ 207, 208, 244. *) 6ut)t dir Note zu 2 Art 57. •) Jehl §§ 50, 55 Nr. 3, 56.

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EG. KO.

fett verlieren, kann die Landesgesetzgebung für die Forderung des Berech­ tigten ein Vorrecht vor allen oder einzelnen der im § 541) der Konkurs­ ordnung bezeichneten Forderungen gewähren. Ist das Pfand- oder Vorzugsrecht auf einzelne bewegliche Gegen­ stände des Schuldners beschränkt, so kann das Vorrecht nur in Höhe des Erlöses derselben gewährt werden. Das durch die vorstehenden Bestimmungen vorbehaltene Vorrecht kann nicht gewährt werden für ein zwei Jahre nach dem Inkrafttreten der KonlurSordnung eröffnetes Konkursverfahren, wenn nicht das Vorrecht dadurch erhalten wird, daß dasselbe bis zum Ablaufe der zwei Jahre zur Eintragung in ein öffentliches Register vorschriftsmäßig angemeldet ist. Der Erlaß von Vorschriften über die Einrichtung solcher Register, sowie über die Anmeldung und Eintragung der Forderungen bleibt der LandeSgesetzgebung Vorbehalten.

8 13. Die Landesgesetzgebung kann der Ehefrau, den Kindern uub den Pflegebefohlenen deS Gemeinschuldners für Forderungen, welche vor dem Tage des Inkrafttretens der Konkursordnung entstanden sind, ein Vorrecht nach Maßgabe des 8 12 Abs. 1, 2 insoweit gewähren, als ein gesetzliches Pfand- oder Vorzugsrecht der Ehefrau, der Kinder oder der Pflegebefohlenen nach den bisherigen Gesetzen bestanden hat. Auf daS Vorrecht der Ehefrau findet die Bestimmung des § 12 Abf. 3 entsprechende Anwendung. Den Kindern und den Pflegebefohlenen kann das Vorrecht für ein fünf Jahre nach dem Inkrafttreten der Konkursordnung eröffnetes Konkurs­ verfahren nicht gewährt werden. Die. §§ 14 bis 16 sind durch Art. II Nr. 4 des Einführungs­ gesetzes zu dem Gesetze, betr. Aenderung der Konkursordnung, »ow 17. Mai 1898, aufgehoben worden.

8 17. (Fassung nach § 43 des HypothekenbankgesetzeS vom 13. Juli 1899, RGBl. S. 375). Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vor­ schriften, nach welchen den Inhabern von Pfandbriefen, die von Kredit­ anstalten, welche nicht zu den Hypothekenbanken gehören, auf Grund von Hypotheken ausgestellt find, ein Vorrecht vor allen anderen Konkursgläu­ bigern in Ansehung der Befriedigung aus den Hypotheken der Anstalt zusteht. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen den Inhabern von Schuldverschreibungen, die von Körperschaften des öffent­ lichen Rechts, Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien, Gesellschaften mit beschränkter Haftung oder Genoffenschaften über ein An­ lehen ausgestellt find, ein Vorrecht vor nicht bevorrechtigten Konkurs­ gläubigern, deren Forderungen später entstehen, dadurch gewährt werden kann, daß die zu bevorrechtigenden Forderungen in ein öffentliches Schuld­ buch eingetragen werden. VW § 61.

55. Gesetz, bett, die Anfechtung von Rechts­ handlungen eines Schuldners ausserhalb des Konkursverfahrens, vom 21. Juli 1879,

fn der Fassung der Llntüdrungsgesetzes r» dem Gesetze, tetr. Aenderungen der Konkursordnung, vom 17. Mal ir-r nach der Bekanntmachung der Reichskanzler) vorn 20. Mal ir-r. (»eichSgesthbfatt 1879 6.277—280; 1898 6. 709—712.)

§ 1. Rechtshandlungen eines Schuldners können außerhalb deS Konkursverfahrens zum Zwecke der Befriedigung eines Gläubigers als diesem gegenüber unwirksam nach Maßgabe der folgenden Bestimmungen angefochten werden. K 2. Zur Anfechtung ist jeder Gläubiger, welcher einen vollstreck­ baren Schuldtitel erlangt hat und dessen Forderung fällig ist, befugt, sofern die Zwangsvollstreckung in das Vermögen des Schuldners zu einer voll­ ständigen Befriedigung des Gläubigers nicht geführt hat oder anzunehmen ist, daß sie zu einer solchen nicht führen würde.

§ 3. Anfechtbar find: 1. Rechtshandlungen, welche der Schuldner in der dem anderen Theile bekannten Absicht, feine Gläubiger zu benachtheiligen, vorgenommen hat; 2. die in dem letzten Jahre vor der Anfechtung geschloffenen entgeltlichen Verträge des Schuldners mit seinem Ehegatten, vor oder während der Ehe, mit seinen oder seines Ehegatten Verwandten in auf- und absteigender Linie, mit seinen oder seines Ehegatten voll- und halbbürtigen Geschwistern, oder mit dem Ehegatten einer dieser Personen, sofern durch den Abschluß des Vertrages die Gläubiger des Schuldners benachtheiligt werden und der andere Theil nicht beweist, daß ibm zur Zeit des Vertragsabschlusses eine Absicht deS Schuldner-, die Gläubiger zu benachtheiligen, nicht bekannt war;

8. die

in dem letzten Jahre vor der Anfechtung von dem Schuldner vorgenommenen unentgeltlichen Verfügungen, sofern nicht dieselben ge­ bräuchliche Gelegenheitsgeschenke zum Gegenstände hatten;

4. die in den letzten zwei Jahren vor der Anfechtung von dem Schuldner vorgenommenen unentgeltlichen Verfügungen zn Gunsten seine- Ehe­

gatten.

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AnfG.

§ 3a. Hat der Erbe aus dem Nachsasse PssichttbeilSansprache. Vermächtnisse oder Auslagen ersüllt, so kann ein Nachlaßgläubiger, der im Konkursverfahren über den 9iachlaß dem Empfänger der Leistung im Range Vorgehen oder glcichstehcn würde, die Leistung in gleicher Weise anfcchten wie eine unentgeltliche Versügung des Erben. § 4. Hat der Gläubiger, bevor er einen vollstreckbaren Schuldtitel erlangt hatte oder seine Forderung fällig war, denjenigen, welchem gegen­ über eine im § 3 Nr. 2 bis 4 bezeichnete Rechtshandlung vorgcnommen ist, von seiner Absicht, die Handlung anzufechten, durch Zustellung eines Schriftsatzes in Kenntnis; gesetzt, so wird die Frist von dem Zeitpunkte der Zustellung zurückgerechnet, sofern schon zu dieser Zeit der Schuldner zahlungsunfähig war und bis zum Abläufe von zwei Jahren seit diesem Zeitpunkte die Anfechtung erfolgt ist.

§ 5. Die Erhebung des Anfechtungsanspruchs im Wege der Ein­ rede kann erfolgen, bevor ein vollstreckbarer Schnldtitcl für die Forderung erlangt ist; der Gläubiger hat denselben jedoch vor der Entscheidung binnen einer von dem Gerichte zu bestimmenden Frist beizubringcn. § 6. Die Anfechtung wird dadurch nicht ausgeschlossen, daß für die auzufechteude Rechtshandlung ein vollstreckbarer Schnldtitcl erlangt, oder daß dieselbe durch Zwangsvollstreckung oder durch Vollziehung einer Arrestes erwirkt worden ist. § 7. Der Gläubiger kann, soweit es zu seiner Befriedigung er­ forderlich ist, beanspruchen, daß dasjenige, was durch die anfechtbare Hand­ lung aus dem Vermögen des Schuldners veräußert, wcggegrben oder auf­ gegeben ist, als noch zu demselben gehörig von dem Empfänger zurück­ gewahrt werde. Ter gutgläubige Enipsänger einer unentgeltlichen Leistung hat dieselbe nur soweit znrückzligcwährcn, als er durch sic bereichert ist. § 8. Wegen Erstattung einer Gegenleistung oder im Fall einer anfechtbaren Leistung wegen seiner Forderung kann der Enipsänger sich nur an den Schuldner halten.

§ 9. Erfolgt die Anfechtung im Wege der Klage, so hat der Klag­ antrag bestimmt zu bezeichnen, in welchem Unisauge und in welcher Weise die Rückgewühr seitens des Empfängers bewirkt werden soll.

§ 10. Liegt ein nur vorläufig vollstreckbarer Schnldtitcl des Gläu­ bigers oder ein unter Vorbehalt ergangenes Urtheil lCivilprozeßordnung 88 ">40, 599) vor, so ist in dem den Anfechtungsansprnch für begründet erklärenden Urtheile die Vollstreckung desselben davon abhängig zu machen, daß die gegen den Schuldner ergangene Entscheidung rechtskräftig oder vorbehaltlos wird. § 11. Die gegen den Erblasser begründete Anfechtung findet gegen den Erben statt.

ÄnjG.

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Gegen einen anderen Rechtsnachfolger desjenigen, welchem gegenüber die anfechtbare Handlung vorgenommen ist, findet die gegen den letzteren begründete Anfechtung statt:

1. wenn ihm zur Zeit feines Erwerbes die Umstände, welche die Anfecht­ barkeit des Erwerbes feines Nechtsvorgängers begründen, bekannt waren;

2. wenn er zu den im § 3 Nr. 2 genannten Personen gehört, eS sei denn, daß ihm zur Zeit seines Erwerbes die Umstände, welche die Anfecht­ barkeit des Erwerbes seines Nechtsvorgängers begründen, unbekannt waren; 3. wenn ihm das Erlangte unentgeltlich zugewendet worden ist. Im Falle des Abf. 2 Nr. 3 findet auf die Haftung des Rechts­ nachfolgers die Vorschrift des § 7 Abf. 2 Anwendung. Zur Erstreckung der Fristen in Gemäßheit deS § 4 genügt die Zustellung des Schriftsatzes an den Rechtsnachfolger, gegen welchen di» Anfechtung erfolgen soll.

§ 12. Die Anfechtung einer nach § 3 Nr. 1 anfechtbaren Hand­ lung kann nur binnen zehn Jahren erfolgen. Auf den Lauf der Frist finden die für die Verjährung geltenden Vorschriften deS § 203 Abf. 2 und der §§ 206, 207 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs entsprechende Anwendung. Die Frist beginnt mit dem Zeitpunkt, in welchem der Gläubiger den vollstreckbaren Schuldtitel erlangt hatte und seine Forderung füllig war, wenn aber die Rechtshandlung nach diesem Zeitpunkte vorgenominen ist, mit der Vornahme der Handlung. Die Anfechtung ist ausgeschlossen, wenn seit der Vornahme der Rechtshandlung dreißig Jahre verstrichen sind.

§ 13. Wird über daS Vermögen deS Schuldners daS Konkurs­ verfahren eröffnet, so steht die Verfolgung der von Konkursgläubigern erhobenen Anfechtungsansprüche dem Konkursverwalter zu. Aus dem Er­ strittenen sind dem Gläubiger die Prozeßkosten vorweg zu erstatten Ist daS Verfahren über den Ansechtungsanspruch noch rechtshängig, so wird dasselbe unterbrochen. Im Fall einer Verzögerung der Aufnahme kommen die Bestimmungen der Civilprozeßordnung § 239 zur entsprechenden Anwendung. Der Konkursverwalter kann den Anspruch nach den Vor­ schriften der Konkursordnung 37 bis 39, 41 in Gemäßheit der 268, 529 der Civilprozeßordnung erweitern. Lehnt der Verwalter die Aufnahme deS Rechtsstreits ab, so kann derselbe rücksichtlich der Prozeßkosten von jeder Partei ausgenommen werden. Durch die Ablehnung der Aufnahme wird die Befuguiß des Verwalters, nach den Vorschriften der KonkurSordnung daS Anfechtungsrecht auszuüben, nicht ausgeschlossen. Soweit der Gläubiger auS dem Zurückzugewährenden eine Sicherung oder Befriedigung erlangt hatte, finden auf die Anfechtung derselben die Vorschriften deS § 30 Nr. 1 der KonkurSordnung entsprechende Anwendung. Nach der Beendigung des Konkursverfahrens können Anfechtungs­ rechte, deren Ausübung dem Konkursverwalter zustand, von den einzelnen Gläubigern nach Maßgabe dieses Gesetzes verfolgt werden, soweit nicht dem Anspruch entgegenstehende Einreden gegen den Verwalter erlangt sind. War

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A«fG

die Anfechtung nicht schon zur Zeit der Eröffnung deS Konkursverfahren» erfolgt, so wird die im § 3 Nr. 2 bis 4 bestimmte Frist von diesem Zeit» punkte berechnet, sofern die Anfechtung bis zum Ablauf eines Jahre» seit der Beendigung deS Konkursverfahren» erfolgt. Rechtshandlungen, welche der Gemeinschnldner rücksichtlich seine» nicht zur Konkursmaffe gehörigen Vermögens vorgenommen hat, können von den Konkursgläubigern auch während de» Konkursverfahren» nach Maßgabe diese» Gesetzes angefochten werden.

§ 14?) Dieses Gesetz tritt im ganzen Umfange des Reichs gleiche zeitig mit der Konkursordnung in Kraft. Daffelbe findet auch auf die vor diesem Zeitpunkte vorgenommenen Rechtshandlungen Anwendung, sofern fie nicht nach den Vorschriften der bisherigen Gesetze der Anfechtung entzogen oder in geringerem Umfange unterworfen sind. Ist der Anfechtungsanspruch zur Zeit des Inkrafttretens dieses Ge­ setzes rechtshängig, so bleiben für die Entscheidung deS Rechtsstreits die Vorschriften der bisherigen Gesetze maßgebend. *) Dieser Paragraph ist in der Bekanntmachung de» Reichskanzler» vom 20. Mai 1898 fortgelasjea.

54. Lewerbegericdtsgesctr vom 29. Juli 1890 und vom 30. Ium 1901,

in der seit dem i. Januar 1901 geltenden Fassung (Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 29. Septemker 1901). (Reich»,kfetzblatt 1901 S. 353-376).

Erster Abschnitt.

Errichtung und Zusammensetzung -er Gewerbegerichte. § 1. Für die Entscheidung von gewerblichen Streitigkeiten zwischen Arbeitern einerseits und ihren Arbeitgebern andererseits sowie zwischen Arbeitern desselben Arbeitgebers können Gewerbegerichte errichtet werden. Die Errichtung erfolgt für den Bezirk einer Gemeinde durch Orts­ statut nach Maßgabe des § 142 der Gewerbeordnung. Die Entscheidung der höheren Verwaltungsbehörde über die Genehmigung des Statuts ist binnen sechs Monaten zu ertheilen. Dir Entscheidung, durch welche die Genehmigung versagt wird, muß mit Gründen versehen sein. Mehrere Gemeinden können sich durch übereinstimmende Ortsstatuten zur Errichtung eines gemeinsamen Gewerbegerichts für ihre Bezirke ver­ einigen. Für die Genehmigung der übereinstimmenden Ortsstatute ist die höhere Verwaltungsbehörde zuständig, in deren Bezirke das Gewerbegericht seinen Sitz haben soll. Jmgleichen kann ein Gewerbegericht für den Bezirk eines weiteren Kommunalverbandes errichtet werden. Die Errichtung erfolgt in diesem Falle nach Maßgabe der Vorschriften, nach welchen Angelegenheiten des Verbandes statutarisch geregelt werden. Die Zuständigkeit eines solchen Gerichts ist ausgeschlossen, soweit die Zuständigkeit eines für eine oder mehrere Gemeinden des Bezirkes bestehenden oder später errichteten Ge­ werbegerichts begründet ist. Die Errichtung kann auf Antrag betheiligter Arbeitgeber oder Arbeiter durch Anordnung der Landes-Zentralbehörde erfolgen, wenn un­ geachtet einer von ihr an die betheiligten Gemeinden oder den weiteren Kommnnalverband ergangenen Aufforderung innerhalb der gesetzten Frist die Errichtung auf dem im Abs. 2 bis 4 vorgesehenen Wege nicht erfolgt ist. Alle Bestimmungen, welche dieses Gesetz dem Statute vorbehält, er­ folgen in diesem Falle durch die Anordnung der Landes-Zentralbehörde. Vor der Errichtung sind sowohl Arbeitgeber als Arbeiter der haupt­ sächlichen Gewerbezweige und Fabrikbetriebe in entsprechender Anzahl zu hören.

§ 2.

Für Gemeinden, welche nach der jeweilig letzten Volkszählung mehr als zwanzigtausend Einwohner haben, muß ein Gewerbegericht er­ richtet werden. Die LandeS-Zentralbehörde hat erforderlichen Falles die Errichtung nach Maßgabe der Vorschriften des § 1 Abs. 5 anzuordnen, ohne daß es eines Antrags betheiligter Arbeitgeber oder Arbeiter bedarf.

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GGG

§ 3. Als Arbeiter im Sinne dieses Gesetzes gelten diejenigen Ge­ sellen, Gehülfen, Fabrikarbeiter und Lehrlinge, auf welche der siebente Titel der Gewerbeordnung Anwendung findet. Jmgleichen gelten als Arbeiter im Sinne dieses Gesetzes Betriebs­ beamte, Werkmeister und mit höheren technischen Dienstleistungen betraute Angestellte, deren Jahresarbeitsverdienst an Lohn oder Gehalt zweitausend Mark nicht übersteigt. § 4. Die Gewerbegerichte sind ohne Rücksicht auf den Werth des Streitgegenstandes zuständig für Streitigkeiten: 1. über den Antritt, die Fortsetzung oder die Auflösung de8 Arbeitsverhüllnistes sowie über die Aushändigung oder den Inhalt des Arbeits­ buchs. Zeugnisses, Lohnbuchs, Arbeitszettels oder LohnzahlungSbuchS, 2. über die Leistungen aus dem Arbeitsverhältnisse, 3. über die Rückgabe von Zeugnissen, Büchern, Legitimationspapieren, Urkunden, Gerüthschaften, Kleidungsstücken, Kautionen und dergleichen, welche auS Anlaß des Arbeitsverhältnisses übergeben worden sind, 4. über Ansprüche auf Schadensersatz oder auf Zahlung einer Vertragsstrase wegen Nichterfüllung oder nicht gehöriger Erfüllung der Ver­ pflichtungen, welche die unter Nr. 1 bis 3 bezeichneten Gegenstände betreffen, sowie wegen gesetzwidriger oder unrichtiger Eintragungen in Arbeitsbücher, Zeugnisse, Lohnbücher, Arbeitszettel, LohnzahlungSbüchcr, Krankenkassenbücher oder OuittungSkarten der Invaliden­ versicherung, 5. über die Berechnung und Anrechnung der von den Arbeitern zu leistenden Krankenversicherungsbeiträge und Eintrittsgelder (§§ 53 a, 65, 72, 73 deS KrankenversichcrungSgesetzes), 6. über die Ansprüche, welche auf Grund der Uebernahme einer gemein­ samen Arbeit von Arbeitern desselben Arbeitgebers gegen einander erhoben werden. Streitigkeiten über eine Konventionalstrafe, welche für den Fall be­ dungen ist, daß der Arbeiter nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses ein solches bei anderen Arbeitgebern eingeht oder ein eigenes Geschäft errichtet, gehören nicht zur Zuständigkeit der Gewerbegerichte.

8 5. Zur Zuständigkeit der Gewerbegerichte gehören ferner Streitig­ keiten der im § 4 Abs. 1 Nr. 1 bis 5 bezeichneten Art zwischen Personen, welche für bestimmte Gewerbetreibende außerhalb der Arbeitsstätte der letzteren mit Anfertigung gewerblicher Erzeugnisse beschäftigt sind (Heim­ arbeiter, Hausgewerbetreibende), und ihren Arbeitgebern, sofern die Beschästignng auf die Bearbeitung oder Verarbeitung der den ersteren von den Arbeitgebern gelieferten Rohstoffe oder Halbfabrikate beschränkt ist. Da» Gleiche gilt von Streitigkeiten der im § 4 Abs. 1 Nr. 6 bezeichneten Art zwischen solchen Hausgewerbetreibenden unter einander. Streitigkeiten derjenigen Hausgewerbetreibenden, welche die Rohstoffe oder Halbfabrikate selbst beschaffen, unterliegen der Zuständigkeit der Gewerbegcrichte, soweit dies durch das Statut bestimmt ist. 8 6. Durch die Zuständigkeit eines Gcwerbegerichts wird die ständigkcit der ordentlichen Gerichte ausgeschlossen.

GGG.

Erster Abschnitt.

Errichtung der Gewerbegerichte.

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CchiedSverträge, durch welche die Zuständigkeit der Gewerbegerichte für künftige Streitigkeiten ausgeschlossen wird, sind nur dann rechtswirksam, wenn nach dem SchiedSvertrage bei der Enlfcheidung von Streitigkeiten Arbeitgeber und Arbeiter in gleicher Zahl unter einem Vorsitzenden mit» zuwirken haben, welcher weder Arbeitgeber oder Angestellter eines betheiligten Arbeitgebers, noch Arbeiter ist.

§ 7. Die sachliche Zuständigkeit der Gewerbegerichte kann auf bestimmte Arten von Gewerbe- und Fabrikbetrieben, die örtliche auf be­ stimmte Theile dc8 GemeindebezirkcS beschränkt werden. Die Landes-Zentralbehörde kann die örtliche Zuständigkeit eines von ihr errichteten Gewerbegerichts ausdehnen. Die betheiligten Ortsbehörden sind zuvor zu hören.

§ 8. Die Grenze der Zuständigkeit (§ 7), sowie die Zusammen­ setzung deS Gerichts nach Maßgabe der Bestimmungen dieses Gesetzes ist durch das Statut zu regeln. § 9. Die Kosten der Einrichtung und der Unterhaltung des Gerichts sind, soweit sie in dessen Einnahmen ihre Deckung nicht finden, von der Gemeinde oder von dem weiteren Kommunalverbande zu tragen. Soll daS Gericht nicht ausschließlich für eine Gemeinde oder einen weiteren Kommunalverband zuständig sein, so ist bei Festsetzung der Zuständigkeit zugleich zu bestimmen, zu welchen Antheilen die einzelnen Bezirke an der Deckung der Kosten theilnehmen. Gebühren, Kosten und Strafen, welche in Gemäßheit dieses Gesetzes zur Hebung gelangen, bilden Einnahmen des Gerichts. § 10. Für jedes Gewcrbegericht sind ein Vorsitzender und min­ destens ein Stellvertreter desselben, sowie die erforderliche Zahl von Bei­ sitzern zu berufen; die Zahl der letzteren soll mindestens vier betragen. Bei Gewerbegerichten, welche aus mehreren Abtheilungen (Kamnrern) bestehen, können mehrere Vorsitzende bestellt werden. 8 11. Zum Mitglied eines GewcrbegcrichtS soll nur berufen werden, wer das dreißigste Lebensjahr vollendet und in dem der Wahl vorangegangenen Jahre für sich oder seine Familie Armenunterstützung auS öffentlichen Mitteln nicht empfangen oder die empfangene Armenunterstützung erstattet hat. Als Beisitzer soll nur berufen werden, wer in dem Bezirke des Gerichts feit mindestens zwei Jahren wohnt oder beschäftigt ist. Personen, welche zum Amte eines Schöffen unfähig sind (Gerichtsverfasfungsgesetz §§ 31, 82), können nicht berufen werden. 8 12. Der Vorsitzende, sowie dessen Stellvertreter dürfen weder Arbeitgeber noch Arbeiter fein. Sie werden durch den Magistrat und, wo ein solcher nicht vor­ handen ist oder das Statut dies bestimmt, durch die Gemeindevertretung, in weiteren Kommunalverbänden durch die Vertretung deS Verbandes auf mindestens ein Jahr gewählt.

8 13. Die Beisitzer müssen zur Hälfte auS den Arbeitgebern, zur Hälfte auS den Arbeitern entnommen werden.

54

KGG

Die ersteren werden mittelst Wahl der Arbeitgeber, die letzteren mittelst Wahl der Arbeiter bestellt. Die Wahl ist unmittelbar und geheim. Die Wahl erfolgt auf mindestens ein Jahr und auf höchstens sechs Jahre. Eine Wiederwahl ist zulässig.

i 14. Zur Theilnahme an den Wahlen (8 13) ist nur berechtigt, wer das fünfundzwanzigstr Lebensjahr vollendet und in dem Bezirke des Gewerbegerichts Wohnung oder Beschäftigung hat. Die im § 11 AH 2 bezeichneten Personen sind nicht wahlberechtigt. Ist die Zuständigkeit de» Gewerbegericht» auf bestimmte Arten von Gewerbe- oder Fabrikbetrieben beschränkt (§ 7 Abs. 1), so sind nur die Arbeitgeber und Arbeiter dieser Betriebe wählbar und wahlberechtigt. Mitglieder einer Innung, für welche ein Schiedsgericht in Gemäß­ heit des § 81b Nr. 4 und der §8 91 bis 91 b der Gerwerbeordnung er­ richtet ist, sowie deren Arbeiter sind weder wählbar noch wahlberechtigt.

K 15. Die näheren Bestimmungen über die Wahl und da» Ver­ fahren bei derselben werden durch daS Statut getroffen. Es kann ins­ besondere festgesetzt werden, daß bestimmte gewerbliche Gruppen je einen oder mehrere Beisitzer zu wählen haben. Auch ist eine Regelung nach den Grundsätzen der Verhältnißwahl zulässig; dabei kann die Stimmab­ gabe aus Vorschlagslisten beschränkt werden, die bis zu einem im Statute festgesetzten Zeitpunkte vor der Wahl einzureichen sind. Ist in dem Statute bestimmt, daß die Gemeindebehörde Wahllisten aufzustellen hat, so sind die Polizeibehörden, sowie Krankenkasten, welche im Bezirke des Gewerbegerichts bestehen oder eine örtliche Verwaltungs­ stelle haben, verpflichtet, der Gemeindebehörde aus Verlangen die für die Fertigung der Wählerliste für Arbeitgeber und Arbeitnehmer erforderlichen Auskünfte zu geben, insbesondere Einsicht der Mitgliederverzeichnisse, be­ ziehungsweise der Gewerbeanzeigen zu gewähren. § 16. Als Arbeitgeber im Sinne der §§ 12 bis 14 gelten die­ jenigen selbständigen Gewerbetreibenden, welche mindestens einen Arbeiter (§ 3) regelmäßig das Jahr hindurch oder zu gewissen Zeiten des Jahres beschäftigen. Den Arbeitgebern stehen im Sinne der bezeichneten Vor­ schriften die mit der Leitung eines Gewerbebetriebs oder eines bestimmten Zweiges desselben betrauten Stellvertreter der selbständigen Gewerbe­ treibenden gleich, sofern sie nicht nach 8 3 Abs. 2 als Arbeiter gelten. Inwieweit die nach 8 5 der Zuständigkeit der Gewerbegcrichte unter­ stellten Hausgewerbetreibenden als Arbeitgeber oder als Arbeiter wahl­ berechtigt und wählbar sind, wird durch das Statut bestimmt. § 17. Beschwerden gegen die Rechtsgültigkeit der Wahlen find nur binnen eines Monats nach der Wahl zulässig. Sie werden durch die höhere Verwaltungsbehörde entschieden. Dieselbe hat auf erhobene Be­ schwerde Wahlen, welche gegen das Gesetz oder die auf Grund des Gesetze» erlassenen Wahlvorschristen verstoßen, für ungültig zu erklären. Die Wahl der Vorsitzenden und der Stellvertreter bedarf der Be­ stätigung der höheren Verwaltungsbehörde, in deren Bezirke das Gewerbe­ gericht seinen Sitz hat. Diese Bestimmung findet aus Staats- oder

ME

Erster Abschnitt.

54

Errichtung der Gewerbegerichte.

Eemeindebeamte, welche ihr Amt kraft staatlicher Ernennung oder Be­ stätigung verwalten, keine Anwendung, solange sie dieses Amt bekleiden.

5 18» Sind Wahlen nicht zu Stande gekommen oder wiederholt für ungültig erklärt, so ist die höhere Verwaltungsbehörde befugt, a) die Wahlen, soweit sie durch Arbeitgeber oder Arbeiter vorzunehmen waren, durch den Magistrat und, wo ein solcher nicht vorhanden ist oder wo daS Statut dies bestimmt, durch die Gemeindevertretung, in weiteren Kommunalverbänden durch die Vertretung des Verbandes vornehmen zu lassen; b) soweit die Wahlen vom Magistrat oder der Gemeindevertretung oder der Vertretung eines weiteren Kommunalverbandes vorzunehmen waren, die Mitglieder selbst zu ernennen.

§ 19. Namen und Wohnort der Mitglieder des Gewerbegerichts werden nach näherer Bestimmung deS Statuts öffentlich bekannt gemacht. § 20. DaS Amt der Beisitzer ist ein Ehrenamt. Die Ueber­ nahme kann nur aus den Gründen verweigert werden, welche zur Ab­ lehnung eines unbesoldeten Gemeindeamts berechtigen. Wo landesgesetzliche Bestimmungen über die zur Ablehnung von Gemeindeämtern berechtigenden Gründe nicht bestehen, darf die Uebernahme nur aus denselben Gründen verweigert werden, auS welchen das Aint eines Vormundes abgelehnt werden kann. Wer das Amt eines Beisitzers sechs Jahre versehen hat, kann während der nächsten sechs Jahre die Uebernahme deS Amtes ab­ lehnen. Ablehnungsgründe gewählter Beisitzer sind nur zu berücksichtigen, wenn dieselben, nachdem der betheiligte Beisitzer von seiner Wahl in Kenntniß gesetzt ist, schriftlich geltend gemacht werden. Ueber den Ab­ lehnungsantrag entscheidet die im § 12 Abs. 2 bezeichnete Stelle. Die Beisitzer erhalten für jede Sitzung, der sie beigewohnt haben, Vergütung etwaiger Reisekosten und eine Entschädigung für Zeitversäumniß. Die Höhe der letzteren ist durch das Statut festzusetzen; eine Zurück­ weisung derselben ist unstatthaft.

§ 21. Ein Mitglied des Gewerbegerichts, hinsichtlich besten Um­ stände eintreten oder bekannt werden, welche die Wählbarkeit zu dem von ihm bekleideten Amte nach Maßgabe dieses Gesetzes ausschließen, ist des Amtes zu entheben. Die Enthebung erfolgt durch die höhere Verwaltungs­ behörde nach Anhörung des Betheiligtcn. Aus den Arbeitgebern entnommene Beisitzer, die erst nach ihrer Wahl Mitglied einer im § 14 Abs. 3 bezeichneten Innung werden, sowie auT den Arbeitern entnommene Beisitzer, die erst nach ihrer Wahl bei einein Mitglied einer solchen Innung in Arbeit treten, bleiben bis zur nächsten Wahl im Amte. Ein Mitglied des Gewerbegerichts, welche- sich einer groben Ver­ letzung seiner Amtspflicht schuldig macht, kann seines Amtes entsetzt werden. Die Entsetzung erfolgt durch das Landgericht, in besten Bezirke das Gewerbegericht seinen Sitz hat. Hinsichtlich des Verfahrens und der Rechtsmittel finden die Dorschriiten entsprechende Anwendung, welche für die zur Zuständigkeit der Landgerichte gehörigen Strafsachen gelten. Die Jaeger, Reichs-ivilgesetze.

3. AuN.

86

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GGG.

Klage wird von der Staatsanwaltschaft auf Antrag der höheren Ver­ waltungsbehörde erhoben.

8 22. Der Vorsitzende des Gewerbegerichts und dessen Stellver­ treter sind vor ihrem Amtsantritte durch den von der höheren Ver­ waltungsbehörde beaustragten Beamten, die Beisitzer vor der ersten Dienst­ leistung durch den Dorsitzenden auf die Erfüllung der Obliegenheiten bei ihnen übertragenen Amtes eidlich zu verpflichten. 8 23. Beisitzer, welche ohne genügende Entschuldigung zu den Sitzungen nicht rechtzeitig sich einfinden oder ihren Obliegenheiten in anderer Weise sich entziehen, sind zu einer Ordnungsstrafe bis zu drei­ hundert Mark, sowie in die verursachten Kosten zu verurtheilen. Tie Verurtheilung wird durch den Vorsitzenden ausgesprochen. Erfolgt nach­ träglich genügende Entschuldigung, so kann die Verurtheilung ganz oder theilwcise zurückgenommen werden. Gegen die Entscheidung findet Beschwerde an das Landgericht statt, in dessen Bezirke das Gewerbegcricht seinen Sitz hat. Das Verfahren richtet sich nach den Vorschriften der Strafprozeßordnung. § 24. Das Gewerbegcricht verhandelt und entscheidet, soweit nicht in diesem Gesetz ein Anderes bestimmt ist, in der Besetzung von drei Mit­ gliedern mit Einschluß des Vorsitzenden Durch das Ortsstatut kann bestimmt werden, daß allgemein oder für gewisse Streitigkeiten eine größere Zahl von Beisitzern zuzuziehen ist. In gleicher Weise ist zu bestimmen, nach welchen Grundsätzen der Vorsitzende die einzelnen Beisitzer zuzuziehen hat. Arbeitgeber und Arbeiter müssen stets in gleicher Zahl zugezogen werden.

8 25. Bei jedem Gewerbcgerichte wird eine Gerichtsschreiberei eingerichtet. Für die Bewirkung der Zustellungen in dem Verfahren vor den Gewerbcgerichten können an Stelle der Gerichtsvollzieher Geiueindebeamte verwendet werden. Zweiter Abschnitt.

Verfahren. 8 26. Auf da? Verfahren vor den Gewerbegerichten finden, so­ weit im Nachstehenden nicht besondere Bestimmungen getroffen sind, dir für das amt-rgerichtliche Verjähren geltenden Vorschriften der Civilprozeßordnung entsprechende Anwendung. § 27. Zuständig ist dasjenige Gewerbegcricht, in dessen Bezirke die streitige Verpflichtung zu erfüllen ist oder sich die gewerbliche Nieder­ lassung des Arbeitgebers befindet oder beide Parteien ihren Wohnsitz haben. Unter mehreren zuständigen Gewerbcgerichten hat der Kläger die Wahl.

8 28. Die Vorschrift int § 11 der Civilprozeßordnung über die bindende Wirkung der rechtskräftigen Entscheidung, durch welche ein Ge-

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GGG. Zweiter Abschnitt. Verfahren.

richt sich für sachlich unzuständig erklärt hat, findet in dem Derhültnisse der Gewerbegcrichte und der ordentlichen Gerichte Anwendung. Eine solche Entscheidung des ordentlichen Gerichts ist auch insoweit, als sie auf der Annahme der örtlichen Zuständigkeit eines bestimmten Gewerbegerichts beruht, für das letztere bindend.

§ 29. Neber Gesuche wegen Ablehnung von Gerichtspersonen ent­ scheidet daS Gewcrbegericht.

K 30. Nichtprozeßfähigen Parteien, welche ohne gesetzlichen Ver­ treter sind, kann auf Antrag bis zum Eintritte des gesetzlichen Vertreters von dem Vorsitzenden ein besonderer Vertreter bestellt werden. Das Gleiche gilt im Falle erheblicher Entfernung des Aufenthalts­ orts des gesetzlichen Vertreters. Die nichtprozeßfähige Partei ist auf ihr Verlangen selbst zu hören. § 31. Rechtsanwälte und Personen, welche das Verhandeln vor Gericht geschäftsmäßig betreiben, werden als Prozcßbcvollmächtigte oder Beistände vor dem Gewerbegerichte nicht zugelassen. § 32. Die Zustellungen in dem Verfahren vor den Gewerbe­ gerichten erfolgen von Amtswegen. Urtheile und Beschlüsse, gegen welche ein Rechtsmittel stattfindet, sind den Parteien zuzustellen, soweit diese nicht auf die Zustellung ver­ zichten. Sonstige Urtheile und Beschlüsse sind einer Partei nur zuzustellen, wenn sie nicht in Anwesenheit derselben verkündet sind. Auf Verlangen einer Partei ist derselben auch Ausfertigung eines in ihrer Anwesenheit verkündeten Urtheils oder Beschlusses zu ertheilen. Anträge und Erklärungen einer Partei, welche zugestellt werden sollen, sind bei dem Gericht einzureichen oder mündlich zum Protokolle deGerichtsschreibers anzubringen. Sofern durch die Zustellung eine Frist gewahrt oder die Verjährung unterbrochen werden soll, tritt diese Wirkung, wenn die Zustellung dem­ nächst erfolgt, bereits mit der Einreichung oder Anbringung des Antrags oder der Erklärung ein.

§ 33. Der Gerichtsschreiber hat für die Bewirkung der Zustellung Sorge zu tragen und die bei derselben zu übergebenden Abschriften zu be­ glaubigen. Er hat das zu übergebende Schriftstück in einem verschlostenen, mit der Adresse der Person, an welche zugestellt werden soll, sowie mit einer Geschüstsnummer versehenen Briefumschläge dem Zustellungsbeamten und in« Falle der Zustellung durch die Post dieser zur Zustellung zu über­ geben. Auf den Briefumschlag ist der Vermerk zu setzen: Vereinfachte Zustellung. Tie auf dem Briefumschlag angegebene Geschäftsnummer ist in den Akten zu vermerken. § 34. Die von dem Zustellungsbeamten oder dem Postboten aufzunchmeiide Zustellungsurkunde muß die Art und Weise, in welcher der seiner Adresse und seiner Geschüjtsnunimer nach bezeichnete Briefumschlag ÖU

54

GGG.

übergeben ist, insbesondere den Ort und die Zeit der Uebergabe, sowie die Person, welcher zugestellt ist, bezeichnen und, wenn die Zustellung nicht an den Adressaten persönlich erfolgt ist, den Grund hiervon angeben. Die Urkunde ist von dem die Zustellung vollziehenden Beamten zu unter­ schreiben. Bei der Zustellung wird eine Abschrift der Zustellungsurkunde nicht übergeben. Der Tag der Zustellung ist von dem zustellenden Beamten auf dem Briefumschläge zu vermerken.

§ 35, Die zur Erledigung des Rechtsstreits erforderlichen Derhandlungstermine werden von dem Vorsitzenden von Amtswegen angesetzt. Nach Ansetzung des Termins ist die Ladung der Parteien durch den Ge­ richtsschreiber zu veranlasien. Ladungen durch die Parteien finden nicht statt. Die Zustellung der Ladung muß spätestens am Tage vor dem Termin erfolgen. Die Zustellung der Ladung an eine Partei ist nicht erforderlich, wenn der Termin in Anwesenheit derselben verkündet oder ihr bei Ein­ reichung oder Anbringung der Klage oder des Antrags, auf Grund dessen die Terminsbestimmung stattfindet, mitgctheilt worden ist. Die erfolgte Mittheilung ist zu den Akten zu vermerken.

§ 36. Nachdem die Klage eingereicht oder zum Protokolle des GerichtSschreiberL angebracht ist, hat der Vorsitzende einen möglichst nahen Termin zur Verhandlung anzusetzen. Die Klage gilt, unbeschadet der Bestimmung im § 32 Abs. 4, erst mit der Zustellung an den Beklagten als erhoben. § 37. An ordentlichen Gerichtstagen können die Parteien zur Verhandlung des Rechtsstreits ohne Terminsbestimmuug und Ladung vor dem Gericht erscheinen. Die Erhebung der Klage erfolgt in diesem Falle durch den münd­ lichen Vortrag derselben. Die Klage ist zu Protokoll zu nehmen, falls die Sache streitig bleibt. § 38. Die Verhandlung vor dem erkennenden Gericht einschließ­ lich der Verkündung der Urtheile und Beschlüsse desselben erfolgt öffentlich. Durch das Gericht kann die Oeffentlichkeit für die Verhandlung oder sür einen Theil derselben nach Maßgabe der Vorschriften in den §§ 173 vis 175 des GerichtsverfaffungsgesetzeS ausgeschlossen werden. Die Vorschriften der §§ 176 bis 193 deS GerichtsverfaffungsgesetzeS über die Aufrechterhaltung der Ordnung in den Sitzungen und über die Gerichtssprache finden Anwendung. § 39. Erscheint der Kläger im Verhandlungstermine nicht, so ist aus Antrag des Beklagten das Versäumuißurtheil dahin zu erlassen, daß der Kläger mit der Klage abzuweisen sei. Erscheint der Beklagte nicht, und beantragt der Kläger das Ver­ säumnißurtheil, so werden die in der Klage behaupteten Thatsachen al? zugestanden angenommen. Soweit dieselben den Klageantrag rechtfertigen, ist nach dem Anträge zu erkennen; soweit dies nicht der Fall, ist die Klage abzuweisen.

EG. Zweiter Abschnitt. Verfahren.

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Bleiben beide Parteien aus, so ruht das Verfahren, bis die An­ setzung eines neuen Verhandlungstermins beantragt wird.

§ 40. Die Partei, gegen welche ein Versäumnißurtheil erlassen ist, kann binnen der Nothfrist von drei Tagen seit der an sie bewirkten Zustellung deS Urtheils die Erklärung abgeben, daß sie Einspruch einlege. Die Einlegung gilt mit der Einreichung der Erklärung oder mit der Ab­ gabe derselben zum Protokolle deS Gerichtsschreibers als bewirkt. In dem Versäumnißurtheil ist der Partei zu eröffnen, in welcher Form und Frist ihr der Einspruch zustehtNach Einlegung des Einspruchs hat der Vorsitzende einen neuen Verhandlungstermin anzusetzen. Erscheint die Partei, welche den Einspruch eingelegt hat, auch in dem neuen Termine nicht, so gilt der Einspruch als zurückgenommen. Anderenfalls wird, sofern der Einspruch zulässig ist, der Prozeß in die Lage zurückversetzt, in welcher er sich vor Eintritt der Versäumniß befand.

§ 41. Erscheinen die Parteien in dem Termine, so hat das Gewerbe­ gericht thunlichst auf eine gütliche Erledigung des Rechtsstreits hinzuwirken. ES kann den Sühneversuch in jeder Lage deS Verfahrens erneuern und hat denselben bei Anwesenheit der Parteien am Schluffe der Verhandlung zu wiederholen. Der Inhalt eines vor dem Gericht abgeschloffenen Vergleichs ist durch Ausnahme in daS Protokoll sestzustellen. Die Feststellung ist den Parteien vorzulesen. In dem Protokoll ist zu bemerken, daß die Vor­ lesung stattgefunden hat und daß die Genehmigung erfolgt ist oder welche Einwendungen erhoben sind. § 42. Kommt ein Vergleich nicht zu Stande, so ist über den Rechtsstreit zu verhandeln. Die Leitung der Verhandlung liegt dem Vor­ sitzenden ob. Derselbe hat dahin zu wirken, daß die Parteien über alle erheblichen Thatsachen sich vollständig erklären, die Beweismittel für ihre Behauptungen bezeichnen und die sachdienlichen Anträge stellen. Derselbe kann jederzeit daS persönliche Erscheinen der Parteien anordnen und für den Fall deS Nichterscheinens eine Geldstrafe bis zu einhundert Mark androhen. Gegen die Festsetzung der Strafe findet Beschwerde nach den Bestimmungen der Civilprozeßordnung statt. Wird die Fortsetzung der Verhandlung in einem weiteren Termine nothwendig, insbesondere weil eine erforderliche Beweisaufnahme nicht sofort bewirkt werden kann, so ist der weitere Termin alsbald zu ver­ künden. Der zur Beweisaufnahme vor dem Gericht anberaumte Termin ist zugleich zur Fortsetzung der Verhandlung bestimmt. Erscheinen in dem zur Fortsetzung der Verhandlung bestimmten Termine die Parteien oder eine derselben nicht, so finden die Vorschriften der §§ 39, 40 Anwendung, auch wenn eine Beweisaufnahme voraus­ gegangen war. § 43. Die Beweisaufnahme erfolgt in der Regel vor dem Gewerbe­ gerichte. Sie kann nur in den Fällen der §§ 372, 375, 382, 434, 479 der Civilprozeßordnung dem Vorsitzenden deS Gerichts oder mittelst Er­ suchens einem Amtsgericht übertragen werden.

64

GGG.

Die Beweisaufnahme ist auch dann zu bewirken, wenn die Parteien oder eine derselben in dem für die Beweisaufnahme bestimmten Termine nicht erscheinen.

§ 44. Beschließt das Gericht die Vernehmung von Zeugen oder Sachverständigen, so sind dieselben, falls sie nicht von den Parteien zur Stelle gebracht sind, zu laden. Bon der Ladung der Sachverständigen kann abgesehen werden, wenn schriftliche Begutachtung angeordnet wird. Die Beeidigung der Zeugen und Sachverständigen erfolgt nur, wenn das Gericht die Beeidigung zur Herbeiführung einer wahrheitsgemäßen Aussage für nothwendig erachtet oder wenn eine Partei dieselbe beantragt. Die Bestimmungen, nach welchen die Beeidigung in gewisien Fällen uns zulässig ist (Civilprozeßordnung 8 393), bleiben unberührt. 8 45. Ob die Leistung eines zugeschobenen oder zurückgeschobenen Eides durch bedingtes Urtheil oder durch Beweisbeschluß anzuordnen sei, bestimmt daS Gericht nach freiem Ermessen.

§ 46. Erscheint der Schwurpflichtige in dem zur Leistung eines Eides bestimmten Termine nicht, so ist der Eid ohne Weiteres als ver­ weigert anzuschen- Dem Verfahren ist Fortgang zu geben. Der Schwurpflichtige kann binnen einer Nothfrist von drei Tagen nach dem Termine sich zur nachträglichen Leistung des Eides erbieten. Auf ein inzwischen ergangenes Urtheil finden die Bestimmungen des § 707 der Civilprozeßordnung entsprechende Anwendung. Ein solches Urtheil ist, wenn der Eid nachträglich geleistet wird, insoweit aufzuheben, als es auf der Annahme der Eidesverweigerung beruht. Erscheint der Schwurpflichtige auch in dem zur nachträglichen Eides­ leistung bestimmten Termine nicht, so findet ein nochmaliges Erbieten zur Eidesleistung nicht statt.

8 47. Ueber die Verhandlung vor dem Gewerbegericht ist ein Protokoll aufzunehmen. Dasselbe ist von dem Vorsitzenden und dem Gerichtsschreiber zu unterzeichnen. 8 48. Das Urtheil ist in dein Termin, in welchem die Verhand­ lung geschlossen wird, zu verkünden. Ist dies nicht ausführbar, so erfolgt die Verkündung in einem sofort anzubcraumenden Termine, welcher nicht über drei Tage hinaus anberaumt werden soll. Die Wirksamkeit der Verkündung des Urtheils ist von der Anwesen­ heit der Parteien und der Beisitzer nicht abhängig.

8 49. Aus dem Urtheile müssen ersichtlich sein: 1. die Mitglieder deS Gerichts, welche U-i der Entscheidung mitgewirkt haben, 2. die Parteien, 3 das Sach- und Streitverhältniß in gedrängter Darstellung nebst den wesentlichen Entscheidungsgründen, 4. der Spruch des Gerichts in der Hauptsache und in Betreff der Kosten. Der Betrag der letzteren mit Einschluß einer der obsiegenden Partei etwa zu gewährenden Entschädigung für Zeitversäumniß soll, soweit sie sofort zu ermitteln sind, üa Urtheile sestgestellt werden.

EG. Zweiter Abschnitt

Verfahren.

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DaS Urtheil ist von dem Vorsitzenden zu unterzeichnen.

§ 50. Ein über den Grund des Anspruchs vorab entscheidendes Zwischen urtheil ist in Betreff der Rechtsmittel nicht als Endurtheil an­ zusehen.

§ 51. Erfolgt die Verurteilung auf Vornahme einer Handlung, so ist der Beklagte zugleich auf Antrag deS Klägers für den Fall, daß die Handlung nicht binnen einer zu bestimmenden Frist vorgenommen ist, zur Zahlung einer nach dem Ermeffen des Gerichts festzusetzenden Ent­ schädigung zu verurtheilen. In diesem Falle ist die Zwangsvollstreckung in Gemäßheit der 8§ 887, 888 der Civilprozeßordnung ausgeschlossen. § 52. Die Verpflichtung der unterliegenden Partei, die Kosten des Rechtsstreits zu tragen, erstreckt sich aus die Erstattung der dem Gegner durch die Zuziehung eines Prozeßbcvollmächtigten oder Beistandes ent­ standenen Auslagen nur unter der Voraussetzung, daß die Zuziehung durch besondere Umstände gerechtfertigt war. und nur in Ansehung des Betrags, welchen das Gericht für angemessen erachtet.

H 53. Die nicht aus Grund einer mündlichen Verhandlung er­ gehenden Beschlüsse und Verfügungen werden, soweit nicht ein Anderebestimmt ist, von dem Vorsitzenden allein erlassen. Im klebrigen sind für die Befugniffe des Vorsitzenden und der Bei­ sitzer die Vorschriften über das landgcrichtliche Verfahren maßgebend. In Bezug aus die Beratung und Abstimmung finden die Vor­ schriften der §§ 194 bis 200 deS GerichtSversassungsgesetzeS entsprechende Anwendung. § 54. In dem ersten aus die Klage angesetzten Termine kann die Zuziehung der Beisitzer unterbleiben. Erscheint in dem Termine nur eine der Parteien, so erläßt auf Antrag derselben der Vorsitzende das Versüumnißurtheil. Erscheinen beide Parteien, so hat der Vorsitzende einen Sahneversuch vorzunehinen. Kommt ein Vergleich zu Stande, so ist derselbe in Gemäß­ heit des 8 41 Abs. 2 im Protokolle festzustellen. Das Gleiche gilt, wenn die Klage zurückgenommen oder wenn auf den Klageinspruch verzichtet oder wenn derselbe anerkannt wird; in diesen Fällen hat, sofern beantragt wird, die Rechtsfolgen durch Urtheil auszusprechen, der Vorsitzende das Urtheil zu erlaffen. Bleibt die Sache in dem Termine streitig, so hat der Vorsitzende die Entscheidung zu erlaffen, wenn dieselbe sofort erfolgen kann und beide Parteien sie beantragen. Andernfalls ist ein neuer Verhandlungstermin, zu welchem die Beisitzer zuzuziehen sind, anzusetzcn und sofort zu ver­ künden. Zeugen und Sachverständige, deren Vernehmung der Vorsitzende für erforderlich erachtet, sind zu diesem Termine zu laden.

§ 55. In den vor die Gewerbegerichte gehörigen RechtSstreitigkeiten finden die Rechtsmittel statt, welche in den zur Zuständigkeit der Amtsgerichte gehörigen bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten zulässig sind. Di,'

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EGG.

Berufung ist jedoch nur zulässig, wenn der Wert des Streitgegenstandes den Betrag von einhundert Mark übersteigt. Entscheidungen über die Festsetzung der Kosten einschließlich der gemäß § 52 ergangenen sind nicht anfechtbar. AlS Berufungs- und Beschwerdegericht ist das Landgericht, in besten Bezirke das Gewerbegericht seinen Sitz hat, zuständig. Ist für das Rechtsmittel gegen eine Entscheidung des Gewerbege­ richts eine Nothfrist bestimmt, so beginnt diese für jede Partei mit der an sie bewirkten Zustellung und, sofern auf die Zustellung verzichtet war (§ 32 Abs. 2), mit der Verkündung der Entscheidung. Im Uebrigen richtet sich die Einlegung des Rechtsmittels und das Verfahren in der Rechtsmittelinstanz nach den Vorschriften der Civilvrozeßordnung. Die Bestimmung im § 569 Abs. 2 der Civilprozeßordnung über die Ein­ legung der Beschwerde in den bei einem Amtsgericht anhängigen oder anhängig gewesenen Sachen findet entsprechende Anwendung.

§ 56. Die Anfechtung einer Entscheidung des Gewerbegerichts kann auf Mängel des Verfahrens bei der Wahl der Beisitzer oder auf Umstände, welche die Wählbarkeit eines Beisitzers zu dem von ihm be­ kleideten Amte nach Maßgabe dieses Gesetzes ausschließen, nicht gestützt werden. Diese Vorschrist findet keine Anwendung, wenn die Anfechtung darauf gestützt wird, daß ein Beisitzer zu den im § 11 Abs. 2 bezeichneten Personen gehöre. § 57. AuS den Endurtheilen der Gewcrbegerichte, welche rechts­ kräftig oder für vorläufig vollstreckbar erklärt sind, sowie aus den Ver­ gleichen, welche nach Erhebung der Klage vor dem Gewerbegerichte ge­ schlossen sind, findet die Zwangsvollstreckung statt. Die der Berufung oder dem Einspruch unterliegenden Urtheile sind von Amtswegen für vorläufig vollstreckbar zu erklären, wenn sie die in Nr. 1 deS 8 4 bezeichneten Streitigkeiten betreffen oder der Gegenstand der Derurtheilung an Geld oder Geldeswerth die Summe von dreihundert Mark nicht übersteigt. Die vorläufige Vollstreckbarkeit ist nicht auspisprechen, wenn glaub­ haft gemacht wird, daß die Vollstreckung dem Schuldner einen nicht zu ersetzenden Nachtheil bringen würde; auch kann sie von einer vorgängigen Sicherheitsleistung abhängig gemacht werden. Im Uebrigen finden aus die Zwangsvollstreckung, sowie auf den Arrest und die einstweiligen Verfügungen die Vorschriften im achten Buche der Civilprozeßordnung Anwendung. Die für den Beginn der Zwangs­ vollstreckung erforderlichen Zustellungen (§§ 750, 751, 798 der Civilprozeßordnung) sind, soweit sie nicht bereits vorher erfolgt sind, auf An­ trag deö Gläubigers durch da8 Gewerbegericht zu bewirken § 58» Für die Verhandlung des Rechtsstreits vor den Gewerbe» gerichteu wird eine einmalige Gebühr nach dem Werthe des Streitgegen» standeS erhoben. Dieselbe beträgt bei einem Gegenstand im Werthe bis 20 Mark einschließlich 1 Mark,

GGG.

Dritter Abschnitt.

Tätigkeit des Gewerbegerichts rc.

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von mehr als 20 Mark bis 50 Mark einschließlich 1 Mark 50 Pfennig, von mehr als 50 Mark bis 100 Mark einschließlich 3 Mark. Die ferneren Werthsklassen steigen um je einhundert Mark, die Gebühren um je drei Mark. Die höchste Gebühr beträgt dreißig Mark. Wird der Rechtsstreit durch Versäumnißurtheil oder durch eine auf Grund eines Anerkenntnisses oder einer Zurücknahme der Klage erlassene Entscheidung erledigt, ohne daß eine kontradiktorische Verhandlung vorher­ gegangen war, so wird eine Gebühr in Höhe der Hälfte der oben be­ zeichneten Sätze erhoben. Wird ein zur Beilegung deS Rechtsstreits abgeschlossener Vergleich ausgenommen, so wird eine Gebühr nicht erhoben, auch wenn eine kontra­ diktorische Verhandlung vorausgegangen warSchreibgebühren kommen nicht in Ansatz. Für Zustellungen werden baare Auslagen nicht erhoben. Im Uebrigen findet die Erhebung der Auslagen nach Maßgabe des § 79 des Gerichtskostengesetzes statt. Der 8 2 desselben findet Anwendung. Durch das Statut (§ 1 Abs. 2 bis 4) kann vorgeschrieben werden, daß Gebühren und Auslagen in geringerem Betrag oder gar nicht er­ hoben werden.

§ 59. Schuldner der entstandenen Gebühren und Auslagen ist derjenige, welchem durch die gerichtliche Entscheidung die Kosten auserlegt sind, oder welcher dieselben durch eine vor dem Gewerbegericht abgegebene oder diesem mitgetheilte Erklärung übernommen hat, und in Ermangelung einer solchen Entscheidung oder Uebernahme derjenige, welcher das Ver­ fahren beantragt hat. Die Einziehung der Gerichtskosten erfolgt nach den für die Ein­ ziehung der Gemeindeabgaben geltenden Vorschriften. § 60. Die Kosten der Rechtsmittel und der Zwangsvollstreckung bestimmen sich nach den für die ordentlichen Gerichte maßgebenden Vor­ schriften. Das Gesuch um Festsetzung der Kosten zweiter Instanz ist bei dem Landgericht anzubringen. Die Gebührenordnung für Zeugen und Sachverständige findet in dem Verfahren vor den Gewerbegerichten Anwendung.

8 61. Maßgabe der zu leisten.

Die ordentlichen Gerichte haben den Gewerbegerichten nach Bestimmungen des Gerichtsverfassungsgesetzes Rechtshülfe Dritter Abschnitt.

Thätigkeit des Gewerbegerichts als Einigungsamt.

K 62. Das Gewerbegericht kann bei Streitigkeiten zwischen Arbeit­ gebern und Arbeitern über die Bedingungen der Fortsetzung oder Wieder­ ausnahme des Arbeitsverhältnisses als Einigungsamt angerufen werden.

§ 63. Der Anrufung ist Folge zu geben, wenn sie von beiden Theilen erfolgt und die betheiligten Arbeiter und Arbeitgeber — letztere

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GGG

sofern ihre Zahl mehr als drei betrügt — Vertreter bestellen, welche mit der Verbandlnng vor dem Einiguvas'wte branit'aqt werden. MS Vertreter können nur Betheiligte bestellt werden, welche das fünfundzwanzigste Lebensjahr vollendet haben, sich im Besitze der bürger­ lichen Ehrenrechte befinden und nicht durch gerichtliche Anordnung in der Verfügung über ihr Vermögen beschränkt sind. Soweit Arbeiter in diesem Alter nicht oder nicht in genügender Anzahl vorhanden sind, können jüngere Vertreter zugelassen werden. Die Zahl der Vertreter jedes Theiles soll in der Regel nicht mehr als drei betragen. DaS Einigungsamt kann eine größere Zahl von Ver­ tretern zulassen. Ob die Vertreter für genügend legitimirt zu erachten sind, entscheidet daS Einigungsamt nach freiem Ermessen.

§ 64. Erfolgt die Anrufung nur von einer Seite, so soll der Vorsitzende dem anderen Theile oder besten Stellvertreter oder Beauf­ tragten Kenntniß geben und zugleich nach Möglichkeit dahin wirken, daß auch dieser Theil sich zur Anrufung des Einigungsamts bereit findet. § 65. Auch in anderen Fällen soll der Vorsitzende bei Streitig­ keiten der im § 62 bezeichneten Art auf die Anrufung des EinigungsamtS hinzuwirken suchen und dieselbe den Betheiligten bei geeigneter Veranlassung nahe legen. § 66. Der Vorsitzende ist befugt, zur Einleitung der Verhandlung und in deren Verlauf an den Streitigkeiten betheiligte Personen vorzuladen und zu vernehmen. Er kann hierbei, wenn daS Einigungsamt gemäß 8 63 oder § 64 angerufen worden ist, für den Fall des Nichterscheineneine Geldstrafe bis zu einhundert Mark androhen. Gegen die Festsetzung der Strafe findet Beschwerde nach den Bestimmungen der Civilprozeßordnung statt. Eine Vertretung betheiligter Personen durch deren allgemeine Stell­ vertreter klären. Die vorläufige Vollstreckbarkeit ist nicht auszusprechcn, wenn glaub­ haft gemacht wird, daß die Vollstreckung dem Schuldner einen nicht zu ersetzenden Nachtheil bringen würde; auch kann sie von einer vorgängigen Sicherheitsleistung abhängig gemacht werden-

G(M>

Sechster Abschnitt. Schlußbestimmungen

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Ist rechtzeitig Klage erhoben, so findet der 8 707 der Civilprozeßordnung entsprechende Anwendung.

8 78. Die vor dem Gemeindevorsteher geschlossenen Vergleiche, sowie die rechtskräftigen oder vollstreckbaren Entscheidungen desselben sind, sofern die Partei es beantragt, auf Ersuchen des Gemeindevorstehers durch die Ortspolizeibehörde nach den Vorschriften über das VerwaltungszwangSverfahren zu Vollstrecken. Ein unmittelbarer Zwang zur Vornahme einer Handlung ist nur im Falle des § 127 d der Gewerbeordnung zulässig; bie Leistung von Diensten auS einem Dienstverträge kann durch Geld­ strafen nicht erzwungen werden. Wo ein Verwaltungszwangsverfahren nicht besteht, finden die Bestimmungen über die Zwangsvollstreckung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten Anwendung. § 79. Der Gemeindevorsteher kann die Wahrnehmung der ihm nach den §§ 76 bis 78 obliegenden Geschäfte mit Genehmigung der höheren Verwaltungsbehörde einem Stellvertreter übertragen. Derselbe muß auS der Mitte der Gemeindeverwaltung oder Gemeindevertretung auf mindestens ein Jahr berufen werden. Die Berufung ist öffentlich bekannt zu machen.

8 80. Durch Anordnung der Landes-Zentralbehörde kann an Stelle des Gemeindevorstehers ein zur Vornahme von Sühncverhandlungen über streitige Rechtsangelegenheiten staatlich bestelltes Organ mit Wahr­ nehmung der in den §§ 76 bis 78 aufgefühlten Geschäfte beauftragt werden. Die Anordnung ist öffentlich bekannt zu machen. Sechster

Abschnitt.

Schlußbestimmungen. 8 81. Die Bestimmungen dieses Gesetzes finden keine Anwendung auf Gehülfen und Lehrlinge in Apotheken und Handelsgeschäften, sowie auf Arbeiter, welche in den unter der Militär- oder Marineverwaltung stehenden Betriebsanlagen beschäftigt sind.

8 82. Auf Streitigkeiten der in Bergwerken, Salinen, Aufbe­ reitungsanstalten und unterirdisch betriebenen Brüchen und Gruben be­ schäftigten Arbeiter mit ihren Arbeitgebern finden die Bestimmungen dieses Gesetzes mit der Maßgabe Anwendung, daß die Errichtung von Gewerbe­ gerichten, deren Zuständigkeit auf die vorbezeichneten Betriebe beschränkt wird, unabhängig von den Voraussetzungen des § 1 Abs. 5 durch An­ ordnung der LandeS-Zentralbehörde erfolgen kann. Für die auf Grund der letzteren Bestimmung errichteten Gewerbe­ gerichte gelten nachstehende besondere Vorschriften: 1. Die Bestimmung des letzten Satzes im Abs. 2 des 8 7 findet keine Anwendung. 2. Durch die Zuständigkeit eines solchen Gerichts wird die Zuständigkeit anderer innerhalb feines Bezirkes bestehender oder später errichteter Gewerbegerichte ausgeschloffen.

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GGG.

3. Die Kosten der Gewerbegerichte werden, soweit sie in deren Einnahme« nicht Deckung finden, vom Staate getragen. 4. Der Vorsitzende und dessen Stellvertreter werden von der LandesZentralbehörde ernannt. Zur Bewirkung der Zustellungen können an Stelle der Gerichtsvollzieher oder Gemeindcbeamten (§ 25 Abs. 2) andere Beamte verwendet werden. 5. Inwieweit den Arbeitgebern im Sinne der 83 12 bis 14 die mit der Leitung eines Betriebes oder eines bestimmten Zweiges desselben betrauten Stellvertreter der selbstständigen Gewerbetreibenden gleich­ stehen, wird durch Anordnung der Landes-Zentralbehörde bestimmt. 6. Die Bestimmung deS § 67 Abs. 4 findet, soweit sie sich auf Bei­ sitzer bezieht, keine Anwendung.

§ 83. Soweit nach den Vorschriften deS KrankenversicherungSgeseheS die Entscheidung von Streitigkeiten über die Berechnung und Anrechnung von Versicherungsbeiträgen und Eintrittsgeldern in Gemäßheit dieses Ge­ setzes zu erfolgen hat, finden die Vorschriften der §§ 76 bis 80 auch dann Anwendung, wenn es sich um Versicherungsbeiträge anderer als der im § 3 bezeichneten Arbeiter handelt. Die Zuständigkeit des Gemeinde­ vorstehers wird in diesem Falle nicht dadurch ausgeschlosien, daß ein Gewerbegericht für die Gemeinde errichtet ist. § 84. Die Zuständigkeit der Innungen zur Entscheidung vo« Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und ihren Lehrlingen (Gewerbeordnung § 81 a 3k. 4, § 81 b Nr. 4), sowie die Zuständigkeit der Jnnungsschicdsgerichte (Gewerbeordnung §§ 91 bis 91 b) erleiden durch dieses Gesetz kein« Einschränkung. Durch die Zuständigkeit einer Innung oder eines JnnungsschiedSgerichts wird die Zuständigkeit eines für den Bezirk der Innung bestehenden oder später errichteten Gewerbegerichts ausgeschlossen.

§ 85. Die nach § 14 Nr. 4 deS GerichtsverfassungsgesetzcS zugelasienen, aus Grund der Landesgesetze zur Entscheidung gewerblicher Streitigkeiten berufenen Gewerbegerichte werden mit dem 1. April 1892 ausgehoben, sofern nicht bis zu diesem Zeitpunkt ihre Zusammensetzung den Bestimmungen des § 13 Abs. 1 und 2 entspricht. Auf die Vertretung der Parteien vor den bezeichneten Gerichten finden die Bestimmungen de» 8 31 Anwendung. Sofern diese Gerichte den vorbezeichneten Erfordernissen entspreche«, erleidet ihre Zuständigkeit durch dieses Gesetz keine Einschränkung. § 86. In dem Verhältnisse der Innungen, der JnnungsschicdSgerichte und der im § 85 bezeichneten Gewerbegerichte zu den ordeutlicheu Gerichten und zu den gemäß § 1 errichteten Gewerbegerichten finden bu Vorschriften des § 28 entsprechende Anwendung.

§ 87. Streitigkeiten, welche, bevor ein für dieselben zuständige» Gewerbegericht bestand, anhängig geworden sind, werden von den bis da­ hin zuständig gewesenen Behörden erledigt. 8 88. Die Zentralbehörden der Bundesstaaten bestimmen, welche Verbände als weitere Kommunalverbände im Sinne dieses Gesetzes anzu-

GGG. Sechster Abschnitt. Schlußbestimmungen.

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sehen, von welchen Organen der Gemeinden und werteren Kommunal­ verbünde die Statuten über Errichtung von Gewerbegerichten zu beschließen und von welchen Staats- oder Gemeindeorganen die übrigen in diesem Gesetze den Staats- oder Gemeindebehörden, sowie den Vertretungen der Gemeinden und weiteren Kommunalverbände zugewiesenen Verrichtungen wahrzunehmen sind. Mit den von der höheren Verwaltungsbehörde wahrzunehmenden Geschästen können jedoch nur diejenigen höheren Verwaltungsbehörden be­ traut werden, welche nach Landesrecht die Aussicht oder Oberaufsicht in Gemeindeangelegenheiten wahrzunehmen haben; auf die in Gemäßheit des 8 L2 errichteten Gewerbegerichte findet diese Bestimmung keine Anwendung?)

55. Sesetr, bett. Haufmannsaericbte. Born 6. Juli 1904.

ReichiLesetzblatt 1904 T- 266- 272.)

Errichtung und Zusammensetzung der Kaufmannsgerichte.

§ 1. Zur Entscheidung von Streitigkeiten aus dem Dienst- oder Lehrverhältnisse zwischen Kaufleuten einerseits und ihren Handlungsgehilfen oder Handlungslehrlingen andererseits können bei vorhandenem Bedürfnisse Kaufmannsgerichte errichtet werden. Die Errichtung erfolgt für den Bezirk einer Gemeinde durch Orts­ statut nach Maßgabe des § 142 der Gewerbeordnung. Die Entscheidung der höheren Verwaltungsbehörde über die Genehmigung des Statuts ist binnen sechs Monaten zu erteilen. Die Entscheidung, durch welche die Genehmigung versagt wird, muß mit Gründen versehen sein. Mehrere Gemeinden können sich durch übereinstimmende Ortsstatuten zur Errichtung eines gemeinsamen Kausmannsgerichts für ihre Bezirke vereinigen. Für die Genehmigung der übereinstimmenden Ortsstatute ist die höhere Verwaltungsbehörde zuständig, in deren Bezirke das Kaufmanns­ gericht seinen Sitz haben soll. Auch für den Bezirk eines weiteren Kommunalverbandes kann ein Kaufmannsgericht errichtet werden. Die Errichtung erfolgt in diesem Falle nach Maßgabe der Vorschriften, nach welchen Angelegenheiten des Ver­ bandes statutarisch geregelt werden. Die Zuständigkeit eines solchen Gerichts ist ausgeschlossen, soweit die Zuständigkeit eines sür eine oder mehrere Gemeinden des Bezirkes bestehenden oder später errichteten Kaufmanns­ gerichts begründet ist. Die Landes-Zentralbehörde kann auf Antrag beteiligter Kaufleute oder Handlungsgehilfen die Errichtung anordnen, wenn ungeachtet einer von ihr an die beteiligten Gemeinden oder den weiteren Kommunalverband ergangenen Aufforderung innerhalb der gesetzten Frist die Errichtung auf dem in Abs. 2 bis 4 vorgesehenen Wege nicht erfolgt ist. Alle Bestim­ mungen, welche dieses Gesetz dem Statute vorbehält, erfolgen in diesem Falle durch Anordnung der Landes Zentralbehörde. Vor der Errichtung sind sowohl Kaufleute als Handlungsgehilfen des Bezirkes in entsprechender Anzahl zu hören. § 2. Für Gemeinden, welche nach der jeweilig letzten Volkszählung mehr als zwanzigtausend Einwohner haben, muß ein KausmannSgericht errichtet werden. Die Landes-Zentralbehörde hat erforderlichenfalls die Errichtung nach Maßgabe der Vorschriften des 8 1 Abs. 5 anzuordnen, ohne daß es eines Antrags beteiligter Kaufleute oder Handlungsgehilfen bedarf.

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SGG.

§ 3. Die LandeS-Zentralbehörde kann die örtliche Zuständigkeit eines auf ihre Anordnung errichteten Kaufmannsgerichts ausdehnen. Die beteiligten Ortsbehörden sind zuvor zu hören. § 4. Auf Handlungsgehilfen, deren Jahresarbeitsverdienst an Lohn oder Gehalt den Betrag von fünftausend Mark übersteigt, sowie auf die in Apotheken beschäftigten Gehilfen und Lehrlinge finden die Vorschriften dieses Gesetzes keine Anwendung. § 5. Die Kaufmannsgerichte find ohne Rücksicht auf den Wert deS Streitgegenstandes zuständig für Streitigkeiten der toi § 1 Abf. 1 be­ zeichneten Art, wenn die Streitigkeiten betreffen: 1. den Antritt, die Fortsetzung oder die Auflösung deS Dienst- oder Lehrverhältnisses sowie die Aushändigung oder den Inhalt deS Zeugnisses; 2. die Leistungen aus dem Dienst- oder Lehrverhältnisse; 3. die Rückgabe von Sicherheiten, Zeugnissen, LegitimationSpapieren oder anderen Gegenständen, welche aus Anlaß deS Dienst- oder Lehrver­ hältnisses übergeben worden sind; 4. die Ansprüche auf Schadensersatz oder Zahlung einer Vertragsstrafe wegen Nichterfüllung oder nicht gehöriger Erfüllung der Verpflichtungen, welche die unter Nr. 1 bis 3 bezeichneten Gegenstände betreffen, sowie wegen gesetzwidriger oder unrichtiger Eintragungen in Zeugnisse, Krankenkassenbücher oder Quittungskarten der Invalidenversicherung; 5. die Berechnung und Anrechnung der von den Handlungsgehilfen oder Handlungslehrlingen zu leistenden Krankenversicherungsbeiträge und Eintrittsgelder (§§ 53 a, 65 deS Krankenversicherungsgesetzes); 6. die Ansprüche aus einer Vereinbarung, durch welche der Handlungs­ gehilfe oder Handlungslehrling für die Zeit nach Beendigung deS Dienst- oder Lehrverhältnisses in seiner gewerblichen Tätigkeit be­ schränkt wird.

§ 6. Durch die Zuständigkeit eines KausmannsgerichtS wird die Zuständigkeit der ordentlichen Gerichte ausgeschlossen. Vereinbarungen, durch welche der Entscheidung deS Kaufmanns­ gerichts künftige Streitigkeiten, welche zu seiner Zuständigkeit gehören, entzogen werden, sind nichtig. § 7. Die Zusammensetzung des Gerichts nach Maßgabe der Vor­ schriften dieses Gesetzes ist durch daS Statut zu regeln.

§ 8. Die Kosten der Einrichtung und der Unterhaltung des Gerichts sind, soweit sie in dessen Einnahmen ihre Deckung nicht finden, von der Gemeinde oder dem weiteren Kommunalverbande zu tragen. Soll das Gericht nicht ausschließlich für eine Gemeinde oder einen weiteren Kommunalverband zuständig sein, so ist bei Festsetzung der Zu­ ständigkeit zugleich zu bestimmen, zu welchen Anteilen die einzelnen Bezirke an der Deckung der Kosten teilnehmen. Gebühren, Kosten und Strafen, welche in Gemäßheit dieses Gesetzes zur Hebung gelangen, bilden Einnahmen des Gerichts. Jaeger, ReichSzlvttgesetze.

3. Austl.

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KGG.

§ 9. Für jedes Kaufmannsgericht find ein Vorfitzender und min­ destens ein Stellvertreter desselben sowie die erforderliche Zahl von Bei­ fitzern zu berufen. Die Zahl der Beifitzer soll mindestens vier betragen. Bei Kaufmannsgerichten, welche aus mehreren Abteilungen (Kammern) bestehen, können mehrere Vorsitzende bestellt werden. Besteht am Sitze des Kaufmannsgerichts ein auf Grund des § 1 oder des § 2 des Gewerbegerichtsgesetzes errichtetes Gewerbegericht, so sind in der Regel dessen Vorsitzender und seine Stellvertreter, sofern auf sie die im § 11 Abs. 1 bezeichneten Voraussetzungen zutreffen, zugleich zum Vorsitzenden und zu stellvertretenden Vorsitzenden des Kaufmannsgerichts zu bestellen, auch gemeinsame Einrichtungen für die Gerichtsschreiberei, den Bureaudienst, die Sitzungs- und BureaurSumlichkeiten und dergleichen zu treffen. § 10. Zum Mitglied eines Kaufmannsgerichts können nicht be­ rufen werden: 1. Personen weiblichen Geschlechts; 2. Ausländer; 3. Personen, welche die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter infolge strafgerichtlicher Verurteilung verloren haben; 4. Personen, gegen welche daS Hauptverfahren wegen eines Verbrechens oder Vergehens eröffnet ist, daS die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte oder der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter zur Folge haben kann; 5. Personen, welche infolge gerichtlicher Anordnung in der Verfügung über ihr Vermögen beschränkt sind. Zum Mitglied eines Kaufmannsgerichts soll nur berufen werden, wer daS dreißigste Lebensjahr vollendet und in dem der Wahl vorangegangenen Jahre für sich oder seine Familie Armenunterstützung aus öffentlichen Mitteln nicht empfangen oder die empfangene Armenunterstützung erstattet hat. Zum Beisitzer soll nur berufen werden, wer im Bezirke des Gerichts seit mindestens zwei Jahren seine Handelsniederlassung hat oder be­ schäftigt ist. 8 11. Als Vorsitzender und dessen Stellvertreter sollen Personen gewählt werden, welche die Fähigkeit zum Richteramt erlangt haben; auch können Personen gewählt werden, welche die Fähigkeit zum höheren Ver­ waltungsdienste besitzen. Ausnahmen kann die höhere Verwaltungsbehörde zulassen. Der Vorsitzende und seine Stellvertreter dürfen weder Kaufleute noch Handlungsgehilfen sein. Sie werden durch den Magistrat und, wo ein solcher nicht vor­ handen ist oder das Statut dies bestimmt, durch die Gemeindevertretung, in weiteren Kommunalverbänden durch die Vertretung des Verbandes auf mindestens ein Jahr gewählt. Ihre Wahl bedarf der Bestätigung der höheren Verwaltungsbehörde, in deren Bezirke das Kaufmannsgericht seinen Sitz hat. Diese Bestimmung findet auf Staats- oder Gemeindebeamte, welche ihr Amt kraft staatlicher Ernennung oder Bestätigung verwalten, keine Anwendung, solange sie dieses

eaa.

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Amt bekleiden. Einer Bestätigung bedarf es ferner nicht, wenn im Falle des 8 9 Abs. 3 der Vorsitzende des Gewerbegerichts oder sein Stellvertreter zum Vorsitzenden oder zum stellvertretenden Vorfitzenden^des Kaufmanns­ gerichts gewählt werden.

§ 12. Die Beisitzer müssen zur Hälfte aus den Kaufleuten, welche mindestens einen Handlungsgehilfen oder Handlungslehrling regelmäßig das Jahr hindurch oder zu gewissen Zeiten deS Jahres beschäftigen, zur Hälfte aus den Handlungsgehilfen entnommen werden. Die ersteren Beisitzer werden mittels Wahl der im Abs. 1 bezeichneten Kaufleute, die letzteren mittels Wahl der Handlungsgehilfen bestellt. Die Wahl der Beisitzer ist unmittelbar und geheim; sie findet nach den Grund­ sätzen der Verhältniswahl statt derart, daß neben den Mehrheitsgruppen auch die Minderheitsgruppen entsprechend ihrer Zahl vertreten find. Hierbei kann die Stimmabgabe auf Vorschlagslisten beschränkt werden, die bis zu einem im Statute festgesetzten Zeitpunkte vor der Wahl einzu­ reichen sind. Die Wahl erfolgt auf mindestens ein Jahr und höchstens sechs Jahre. Eine Wiederwahl ist zulässig. § 13. Zur Teilnahme an den Wahlen ist berechtigt, wer da» sünfundzwanzigste Lebensjahr vollendet hat und in dem Bezirke des Kauf­ mannsgerichts feine Handelsniederlassung hat oder beschästigt ist. Zur Teilnahme an den Wahlen sind nicht berechtigt die im § 10 Abs. 1 bezeichneten Personen. § 14. Den Kaufleuten im Sinne der §§11 bis 13 stehen gleich die Mitglieder des Vorstandes einer Aktiengesellschaft oder eingetragenen Genosienschaft oder einer als Kaufmann geltenden juristischen Person sowie die Geschäftsführer einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Vor­ steher oder Mitglieder eines verwaltenden oder beschließenden Organs einer Gemeinde oder eines weiteren Kommunalverbandes können zum Vor­ sitzenden eines Kaufmannsgerichts (§ 11 Abs. 1) auch dann gewählt werden, wenn die Gemeinde oder sder weitere Kommunalverband ein 'HandelSgewerbe^betreibt.

K 15. Im übrigen finden auf die Wahlen die Vorschriften de» 8 15, 8 17 Abs. 1, 8 18 des GewerbegerichtSgesetzeS entsprechende An­ wendung. Ebenso sind die Vorschriften der §8 19, 20, 8 21 Abs. 1, 3, §§ 22 bis 25, 88 des Gewerbegerichtsgesetzes sinngemäß anzuwenden. Aus den Handlungsgehilfen entnommene Beisitzer, deren JahreSarbeitsverdienst an Lohn oder Gehalt erst nach der Wahl den Betrag von fünftausend Mark übersteigt, bleiben bis zur nächsten Wahl im Amte. sVse^fachr'en.

§ 16. Auf daSlVerfahren vor den Kaufmannsgerichten findens die Vorschriften der §§ 26 bis 61 deS Gewerbegerichtsgesetzes mit der Maß­ gabe entsprechende Anwendung, daß die Berufung gegen die Urteile der 87»

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KGS

Kaufmannsgerichte nur zulässig ist, wenn der Wert des Streitgegenstände» den Betrag von dreihundert Mark übersteigt. Die Borschrift im § 11 der Zivilprozeßordnung über die bindende Wirkung der rechtskräftigen Entscheidung, durch welche ein Gericht sich für sachlich unzuständig erklärt hat, findet auch in dem Verhältnisse der Kaufmannsgerichte und der Gewerbegerichte Anwendung. Wird bei dem Kaufmannsgericht eine vor daS Gewerbegericht ge­ hörige Klage erhoben, so hat das Kaufmannsgericht, sofern sür die Nerhandlung und Entscheidung derselben ein Gewerbegericht besteht, durch Beschluß seine Unzuständigkeit auszusprechen und den Rechtsstreit an das Gewerbegericht zu verweisen. Eine Anfechtung deS Beschlusses findet nicht statt; mit der Verkündung des Beschlusses gilt der Rechtsstreit als bei dem Gewerbegericht anhängig. Die in dem Verfahren vor dem KausmannSgericht erwachsenen Kosten werden als Teil der bei dem Gewerbe­ gericht erwachsenen Kosten behandelt. Diese Vorschristen finden ent­ sprechende Anwendung, wenn bei dem Gewerbegericht eine vor das Kauf­ mannsgericht gehörige Klage erhoben wird.

§ 17. DaS Kaufmannsgericht kann bei Streitigkeiten zwischen Kaufleuten und Handlungsgehilfen oder Handlungslehrlingen über die Bedingungen der Fortsetzung oder Wiederaufnahme deS Dienst- oder Lehrverhältnistes als EinigungSamt angerufen werden. Auf die Zusammen­ setzung und daS Verfahren deS EinigungSamtS finden die Bestimmungen der 83 63 bis 73 deS Gewerbegerichtsgesetzes entsprechende Anwendung. Gutachtern und Anträge der Kaufmannsgerichte.

§ 18. Das Kaufmannsgericht ist verpflichtet, auf Ansuchen von Staatsbehörden oder deS Vorstandes des Kommunalverbandes, für welchen eS errichtet ist, Gutachten über Fragen abzugeben, welche daS kauf­ männische Dienst- oder Lehrverhültnis betreffen. DaS Kausmannsgericht ist berechtigt, in den bezeichneten Fragen Anträge an Behörden, an Vertretungen von Kommunalverbänden und an die gesetzgebenden Körperschaften der Bundesstaaten oder des Reichs zu richten. Zur Vorbereitung oder Abgabe von Gutachten sowie zur Vorbe­ reitung von Anträgen können Ausschüsse aus der Mitte des Kaufmanns­ gerichts gebildet werden. Diese AuSschüffe müssen, sofern eS sich um Fragen handelt, welche die Interessen beider Teile berühren, zu gleichen Teilen auS Kaufleuten (§ 14) und Handlungsgehilfen zusammengesetzt sein. DaS Nähere bestimmt das Statut. Verfahren vor dem Gemeindevorsteher.

§ 19. Ist ein zuständiges Kausmannsgericht nicht vorhanden, so kann bei Streitigkeiten der im 8 5 Abs. 1 Nr. 1 und 5 bezeichneten Art jede Partei die vorläufige Entscheidung durch den Vorsteher der Gemeinde (Bürgermeister, Schultheiß, Ortsvorsteher usw.) nachsuchen. Zu­ ständig ist der Vorsteher der Gemeinde, in deren Bezirke die streitige

Verpflichtung aus dem Dienst- oder Lehrverhältniffe zu erfüllen ist oder sich die Handelsniederlassung des Kaufmanns befindet oder beide Parteien ihren Wohnsitz haben. Die Vorschriften des § 76 Abs. 2, 3 und der 88 77 bis 80 deS Gewerbegerichtsgesetzes finden sinngemäße Anwendung. Schlußbestimmungen.

§ 20. Die Landes-Zentralbehörde kann anordnen, daß in Bezirken, für welche zur Entscheidung gewerblicher Streitigkeiten auf Grund der Landesgesehe Gewerbegerichte bestehen (§ 85 des Gewerbegerichtsgesetzes), die für diese Gewerbegerichte geltenden besonderen Vorschriften über die Bildung von Vergleichskammern oder Vergleichsämter» und über das Ver­ fahren vor denselben auch auf die Kaufmannsgerichte Anwendung finden. § 21. Streitigkeiten, welche anhängig geworden find, bevor ein für sie zuständiges Kaufmannsgericht bestand, werden von den bis dahin zuständig gewesenen Behörden erledigt. § 22. Die vorstehenden Bestimmungen treten, soweit fie fich auf die Herstellung der zu ihrer Durchführung erforderlichen Einrichtungen beziehen, mit dem Tage der Verkündung, im übrigen mit dem 1. Januar 1905 in Kraft.

56. Abkommen über den Zivilprozess. Vom 17. Juli 1905.

(R«ch»g«setzblatt 1909 S. 410-430.)

Seine Majestät der Deutsche Kaiser, König von Preußen, im Namen des Deutschen Reichs, Seine Majestät der Kaiser von Oesterreich, König von Böhmen usw. und Apostolischer König von Ungarn, für Oesterreich und für Ungarn, Seine Majestät der König der Belgier, Seine Majestät der König von Dänemark, Seine Majestät der König von Spanien, der Präsident der Französischen Republik, Seine Majestät der König von Italien, Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Luxemburg, Herzog zu Nassau, Seine Majestät der König von Norwegen, Ihre Majestät die Königin der Niederlande, Seine Majestät der König von Portugal und Algarvien usw., Seine Majestät der König von Rumänien, Seine Majestät der Kaiser aller Reußen/Seine Majestät der König von Schweden und der Schweizerische Bundesrat, l) Die Bet d/» Reichskanzler» vom 24 April 1909 betr. da- Außerkrafttreten des Abkommens zur Regelung von Fragen de» internationalen Privatrechts vom 14. No­ vember 1896 und de» Zusatzprotokolls vom 22. Mai 1897 sowie da» Inkrafttreten des Abkommens über den Zivllprozeß vom 17. Juli 1905 (RGBl. 1909 S. 409), lautet: „Da» Abkommen zur Regelung von Fragen de» internationalen PrivatrechtS vom 14. November 1896 (ReichS-Gefetzbl. 1899 S. 285) und das Zusatz­ protokoll vom 22. Mai 1897 (ReichS-Gesetzbl. 1899 S. 295) werden infolge ihrer Kündigung von feiten des Reich» für dieses am 27 d. M. außer Kraft treten. An ihrer Stelle wird an demselben TageödaS nachstehend abgedruckte Abkommen über den Zivilprozeß vom 17. Juli 1905 gemäß den Bestimmungen seine» Artikel 28 in Kraft treten. Des Abkommen ist von Deutschland. Oesterreich, Ungarn, Belgien, Dänemark, Spanien, Frank­ reich, Italien, Norwegen, den Niederlanden, Portugal, Ru­ mänien, Rußland, Schweden und der Schweiz ratifiziert worden; die Hinterlegung der Ratifikationsurkunden ist am 24. o. M. im Haag erfolgt."

Siehe dazu die Bekanntmachungen de» Reichskanzlers

vom 16. August 190 9, betr. die Hinterlegung der Ratifikationsurkunde Luxem­ burg» zu dem Haager Abkommen über den Zivilprozeß vom 17. Juli 1905 sowie die im Anschluß an dieses Abkommen von Deutschland mit den Niederlanden, mit Luxemburg und mit Norwegen zur weiteren Vereinfachung deS Rechtshilfeverkehrs ge­ troffenen Vereinbarungen (RGBl. 1909 S. 907);

vom 9. Februar 1910 betr. die im Anschluß an das Haager Abkommen über den Zivilprozeß vom 17. Juli 1905 von Deutschland mit Schweden zur weiteren Ver­ einfachung de» Rechtshilfeverkehrs getroffene Vereinbarung (RGBl. 1910 S. 455); vom 7. Mai 1910 betr. die im Anschluß an das Haager Abkommen über den ZivilProzeß vom 17. Juli 1905 von Deutschland mit der Schweiz zur weiteren Ver­ einfachung de» Rechtshilfeverkehrs getroffene Vereinbarung (RGBl. 1910 S. 674);

vom 3. Juni 1910 betr. die im Anschluß an das Haager Abkommen über den Zivilprozeß vom 17. Juli 1905 von Deutschland mit Oesterreich und Dänemark zur weiteren Vereinfachung des Rechtshilfeverkehrs getroffenen Vereinbarungen (RGBl. 1910 S. 871).

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von dem Wunsche geleitet, an dem Abkommen vom 14. November 1896 die durch die Erfahrung eingegebenen Verbesserungen vorzunehmen, haben beschlossen, zu diesem Zwecke ein neues Abkommen zu treffen, und haben infolgedessen zu ihren Bevollmächtigten ernannt (folgen dir Namen),

welche, nachdem sie sich ihre Vollmachten mitgeteilt und diese in guter und gehöriger Form befunden haben, über folgende Bestimmungen übereinge­ kommen sind:

I. Mitteilung gerichtlicher und außergerichtlicher Urkunden.

Art. 1. In Zivil- oder Handelssachen erfolgt die Zustellung von Schriftstücken, die für eine im AuSlande befindliche Person bestimmt find, innerhalb der Vertragsstaaten auf einen Antrag, der vom Konsul des er­ suchenden Staates an die von dem ersuchten Staate zu bezeichnende Be­ hörde gerichtet wird. Der Antrag hat die Behörde, von der das über­ mittelte Schriftstück ausgeht, den Namen und die Stellung der Parteien, die Adreffe des Empfängers sowie die Art des in Rede stehenden Schrift­ stücks anzugeben und muß in der Sprache der ersuchten Behörde ab­ gefaßt sein. Diese Behörde hat dem Konsul die Urkunde zu übersenden, welche die Zustellung nachweist oder den die Zustellung hindernden Um­ stand ergibt. Alle Schwierigkeiten, die etwa aus Anlaß des Antrags des Konsuls entstehen, werden auf diplomatischem Wege geregelt. Jeder Vertragsstaat kann in einer an die anderen Vertragsstaaten gerichteten Mitteilung das Verlangen ausdrücken, daß der Antrag auf eine in seinem Gebiete zu bewirkende Zustellung, der die in Abs. 1 be­ zeichneten Angaben zu enthalten hat, auf diplomatischem Wege an ihn ge­ richtet werde. Die vorstehenden Bestimmungen hindern nicht, daß sich zwei Ver­ tragsstaaten über die Zulaffung des unmittelbaren Verkehrs zwischen ihren beiderseitigen Behörden verständigen.) Art. 2. Für die Zustellung hat die zuständige Behörde des er­ suchten Staates Sorge zu tragen. Diese Behörde kann sich, abgesehen von den im Artikel 3 vorgesehenen Fällen, darauf beschränken, die Zu­ stellung durch Uebergabe des Schriftstücks an den Empfänger zu bewirken, sofern er zur Annahme bereit ist. Art. 3. Ist das zuzustellende Schriftstück in der Sprache der er­ suchten Behörde oder in der zwischen den beiden beteiligten Staaten ver­ einbarten Sprache abgefaßt oder ist es von einer Uebersetzung in eine dieser Sprachen begleitet, so läßt die ersuchte Behörde, falls in dem Antrag ein dahingehender Wunsch ausgesprochen ist, das Schriftstück in der durch ihre innere Gesetzgebung für die Bewirkung gleichartiger Zustellungen vorgejchriebenen Form oder in einer besonderen Form, sofern diese ihrer Gesetz­ gebung nicht zuwiderläuft, zustellen. Ist ein solcher Wunsch nicht auSgeßrrochen, so wird die ersuchte Behörde zunächst die Uebergabe nach den Vor­ schriften des Art. 2 zu bewirken suchen. Vorbehaltlich anderweitiger Uebereinkunft ist die im vorstehenden Ab-

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fatze vorgesehene Uebersetzung von dem diplomatischen oder konsularijchen Vertreter deS ersuchenden Staates oder von einem beeidigten Dolmetscher deS ersuchten Staates zu beglaubigen.

Art. 4. Die Ausführung der in den Artikeln 1, 2, 3 vorgesehenen Zustellung kann nur abgelehnt werden, wenn der Staat, in dessen Gebiete fie erfolgen soll, sie für geeignet hält, seine Hoheitsrechte oder seine Sicher­ heit zu gefährden. Art. 5. Der Nachweis der Zustellung erfolgt entweder durch ein mit Datum versehenes und beglaubigtes Empfangsbekenntnis des Empfängers oder durch ein Zeugnis der Behörde des ersuchten Staates, aus dem sich die Tatsache, die Form und die Zeit der Zustellung ergibt. Ist daS zuzustellende Schriftstück in zwei gleichen Stücken übermittelt worden, so ist daS Empfangsbekenntnis oder das Zeugnis auf eins der beiden Stücke zu setzen oder damit zu verbinden. Art. 6.

Die Bestimmungen der vorstehenden Artikel lassen un­

berührt :

1. die Befugnis, den im Ausland befindlichen Beteiligten Schriststück« unmittelbar auf dem Postwege zuzusenden; 2. die Befugnis der Beteiligten, die Zustellungen unmittelbar durch die zuständigen Vollziehungsbeamten oder sonst zuständigen Beamten deS Bestimmungslandes bewirken zu lassen; 3. die Befugnis jedes Staates, Zustellungen an die im Auslande be­ findlichen Personen unmittelbar durch seine diplomatischen oder kon­ sularischen Vertreter bewirken zu lasten. In jedem dieser Fälle besteht die vorgesehene Befugnis nur dann, wenn Abkommen zwischen den beteiligten Staaten sie einräumen oder wenn in Ermangelung von Abkommen der Staat, in besten Gebiete die Zu­ stellung zu erfolgen hat, nicht widerspricht. Dieser Staat kann nicht widersprechen, wenn im Falle des Abs. 1 Nr 3 daS Schriststück ohne Anwendung von Zwang einem Angehörigen des ersuchenden Staate« zu­ gestellt werden soll.

Art. 7. Für Zustellungen dürfen Gebühren oder Auslagen irgend welcher Art nicht erhoben werden. Jedoch ist, vorbehaltlich anderweitiger Uebereinkunft, der ersuchte Staat berechtigt, von dem ersuchenden Staate die Erstattung der Auslagen zu verlangen, die durch die Mitwirkung eines Vollziehungsbeamten oder durch die Anwendung einer besonderen Form in den Fällen des Art. 3 entstanden sind. II. Ersuchungsschreiben.

Art. 8. In Zivil- oder Handelssachen kann sich die Gerichts­ behörde eines Dertragsstaats gemäß den Vorschriften ihrer Gesetzgebung mittels Ersuchens an die zuständige Behörde eine« andern Dertragsstaats wenden, um die Vornahme einer Prozeßhandlung oder anderer gericht­ licher Handlungen innerhalb deS Geschäftskreises dieser Behörde nachzusuchen.

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Art. 9. Die Ersuchungsschreiben werden durch den Konsul des ersuchenden Staates der von dem ersuchten Staate zu bezeichnenden Be­ hörde übermittelt. Diese Behörde hat dem Konsul die Urkunde zu über­ senden, aus der sich die Erledigung des Ersuchens oder der die Erledigung hindernde Umstand ergibt. Alle Schwierigkeiten, die etwa aus Anlaß dieser Uebermittlung ent­ stehen, werden auf diplomatischem Wege geregelt. Jeder Vertragsstaat kann in einer an die anderen Vertragsstaaten gerichteten Mitteilung das Verlangen ausdrücken, daß ihm die in seinem Gebiete zu erledigenden Ersuchungsschreiben aus diplomatischem Wege übermittelt werden. Die vorstehenden Bestimmungen schließen nicht aus, daß sich zwei Vertragsstaaten über die Zulassung der unmittelbaren Uebermittelung von Ersuchungsschreiben zwischen ihren beiderseitigen Behörden verständigen.

Art. 10. Vorbehaltlich anderweitiger Uebereinkunst muß das Er­ suchungsschreiben in der Sprache der ersuchten Behörde oder in der zwischen den beiden beteiligten Staaten vereinbarten Sprache abgesaßt oder doch von einer Uebersetzung in eine dieser Sprachen begleitet sein, die durch einen diplomatischen oder konsularischen Vertreter des ersuchenden Staates oder einen beeidigten Dolmetscher des ersuchten Staates beglaubigt ist. Art. 11. Die Gerichtsbehörde, an die das Ersuchen gerichtet wird, ist verpflichtet, ihm zu entsprechen und dabei dieselben Zwangsmittel anzuwenden, wie bei der Erledigung eines Ersuchen» der Behörden deS ersuchten Staates oder eines zum gleichen Zwecke gestellten Antrags einer beteiligten Partei. Diese Zwangsmittel brauchen nicht angewendet zu werden, wenn es sich um das persönliche Erscheinen streitender Parteien handelt. Die ersuchende Behörde ist auf ihr Verlangen von der Zeit und dem Orte der auf das Ersuchen vorzunehmenden Handlung zu benach­ richtigen, damit die beteiligte Partei ihr beizuwohnen in der Lage ist. Die Erledigung deS Ersuchens kann nur abgelehnt werden: 1. wenn die Echtheit der Urkunde nicht feststeht; 2. wenn in dem ersuchten Staate die Erledigung deS Ersuchens nicht in den Bereich der Gerichtsgewalt fällt; 3. wenn der Staat, in besten Gebiete die Erledigung stattfinden soll, sie für geeignet hält, seine Hoheitsrechte oder seine Sicherheit zu ge­ fährden.

Art. 12. Im Falle der Unzuständigkeit der ersuchten Behörde ist das Ersuchen von Amts wegen an die zuständige Gerichtsbehörde des­ selben Staates nach den von dessen Gesetzgebung aufgestellten Regeln abzugeben. Art. 13. In allen Fällen, in denen das Ersuchen von der er­ suchten Behörde nicht erledigt wird, hat diese die ersuchende Behörde hier­ von unverzüglich zu benachrichtigen und zwar im Falle des Artikel 11 unter Angabe der Gründe, aus denen die Erledigung des Ersuchens ab­ gelehnt worden ist, und im Falle deS Artikel 12 unter Bezeichnung der Behörde, an die das Ersuchen abgegeben wird.

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Art. 14. Die Gerichtsbehörde, die zur Erledigung eines Ersuchens schreitet, hat in Ansehung der zu beobachtenden Formen die Gesetze ihres Landes anzuwenden. Jedoch ist dem Anträge der ersuchenden Behörde, daß nach einer besonderen Form verfahren werde, zu entsprechen, sofern diese Form der Gesetzgebung des ersuchten Staates nicht zuwiderläust. Art. 15. Nicht ausgeschlossen wird durch die Bestimmungen der vorstehenden Artikel die Befugnis jedes Staates, die Ersuchen unmittelbar durch seine diplomatischen oder konsularischen Vertreter erledigen zu lassen, wenn Abkommen zwischen den beteiligten Staaten dies zulasten oder wenn der Staat, in besten Gebiete das Ersuchen erledigt werden soll, nicht widerspricht. Art. 16. Für die Erledigung von Ersuchen dürfen Gebühren oder Auslagen irgend welcher Art nicht erhoben werden. Jedoch ist, vorbehaltlich anderweitiger Uebereinkunft, der ersuchte Staat berechtigt, von dem ersuchenden Staate die Erstattung der an Zeugen oder Sachverständige gezahlten Entschädigungen sowie der Auslagen zu verlangen, welche für die wegen Nichterscheinens der Zeugen erforderlich gewordene Mitwirkung eines Vollziehungsbeamten oder durch die etwaige Anwendung des Artikel 14 Abf. 2 entstanden sind. in. Sicherheitsleistung für die Prozeßkosten.

Art. 17. Keine Sicherheitsleistung oder Hinterlegung, unter welcher Benennung es auch sei, darf den Angehörigen eines der Vertragsstaaten, die in einem dieser Staaten ihren Wohnsitz haben und vor den Gerichten eines anderen dieser Staaten als Kläger oder Intervenienten auftreten, wegen ihrer Eigenschaft als Ausländer oder wegen Mangels eines in­ ländischen Wohnsitzes oder Aufenthalts auferlegt werden. Die gleiche Regel findet Anwendung auf die Vorauszahlung, die von den Klägern oder Intervenienten zur Deckung der Gerichtskosten einzufordern wäre.s Die Abkommen, wodurch etwa Vertragsstaaten für ihre Angehörigen ohne Rücksicht auf den Wohnsitz Befreiung von der Sicherheitsleistung für die Prozeßkosten oder von der Vorauszahlung der Gerichtskosten vereinbart haben, finden auch weiter Anwendung. Art. 18. Ergeht in einem der Vertragsstaaten eine Verurteilimg in die Prozeßkosten gegen einen Kläger oder Intervenienten, der von Sicherheitsleistung, Hinterlegung oder Vorauszahlung auf Grund des Artikel 17 Abf. 1, 2 oder eines im Staate der Klageerhebung geltenden Gesetzes befreit ist, so ist diese Verurteilung gemäß einem auf diplninuuschem Wege zu stellenden Antrag in jedem der anderen Vertragsstaaten durch die zuständige Behörde kostenfrei für vollstreckbar zu erklären. Die gleiche Regel findet Anwendung auf gerichtliche Entscheidungen, durch die der Betrag der Kosten des Prozesses später festgesetzt wird. Die vorhergehenden Bestimmungen hindern nicht, daß sich zwei Vertragsstaaten dahin verständigen, auch die Stellung eines Antrags auf VollstreckbarkeitSerllärung unmittelbar durch die beteiligte Partei zu gestatten.

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Art. 19. Die Kostenentscheidungen werden ohne Anhörung der Parteien, jedoch unbeschadet eines späteren Rekurses der verurteilten Partei, gemäß der Gesetzgebung deS Landes, wo die Vollstreckung betrieben wird, für vollstreckbar erklärt. Die für die Entscheidung über den Antrag auf Vollstreckbarkeits­ erklärung zuständige Behörde hat ihre Prüfung daraus zu beschränken: 1. ob nach dem Gesetze des Landes, wo die Verurteilung ausgesprochen ist, die Ausfertigung der Entscheidung die sür ihre Beweiskraft er­ forderlichen Bedingungen erfüllt; 2. ob nach demselben Gesetze die Entscheidung die Rechtskraft erlangt hat; 3. ob der entscheidende Teil der Entscheidung in der Sprache der er­ suchten Behörde oder in der zwischen den beiden beteiligten Staaten vereinbarten Sprache abgefaßt ist oder doch von einer Uebersetzung in eine dieser Sprachen begleitet wird, die vorbehaltlich anderweitiger Uebereinkunft durch einen diplomatischen oder konsularischen Vertreter des ersuchenden Staates oder einen beeidigten Dolmetscher des er­ suchten Staates beglaubigt ist. Den Erfordernissen des Abs. 2 Nr. 1, 2 wird genügt durch eine Erklärung der zuständigen Behörde des ersuchenden Staate-, daß die Entscheidung die Rechtskraft erlangt hat. Die Zuständigkeit dieser Behörde ist, vorbehaltlich anderweitiger Uebereinkunft, durch den höchsten Justiz­ verwaltungsbeamten des ersuchenden Staates zu bescheinigen. Die Er­ klärung und die Bescheinigung, die soeben erwähnt find, müssen nach Maßgabe des Abs. 2 Nr. 3 abgefaßt oder übersetzt sein. IV. Armenrecht.

Art 20. Die Angehörigen eines jeden der Vertragsstaaten werden zur Wohltat deS Armenrechts in allen anderen Vertragsstaaten ebenso wie die eigenen Staatsangehörigen zugelafien, sofern fie sich nach der Gesetzgebung des Staates richten, wo das Armenrecht nachgesucht wird. Art. 21. In allen Fällen muß die Bescheinigung oder die Erklärung deS Unvermögens von den Behörden des gewöhnlichen AufenthaltSort-j des Ausländers oder, in Ermangelung eines solchen, von den Be­ hörden seines derzeitigen Aufenthaltsorts ausgestellt oder entgegengenommen sein. Gehören diese Behörden keinem BertragSstaat an und werden von ihnen solche Bescheinigungen oder Erklärungen nicht ausgestellt oder ent­ gegengenommen, so genügt die Ausstellung oder Entgegennahme der Be­ scheinigung oder der Erklärung durch einen diplomatischen oder kon­ sularischen Vertreter deS Landes, dem der Ausländer angehört. Hält der Antragsteller sich nicht in dem Lande auf, wo daS Armen­ recht nachgesucht wird, so ist die Bescheinigung oder die Erklärung deS Unvermögens kostenfrei von einem diplomatischen oder konsularischen Ver­ treter des Landes, wo die Urkunde vorgelegt werden soll, zu beglaubigen. Art. 22. Die zur Ausstellung der Bescheinigung oder zur Ent­ gegennahme der Erklärung über das Unvermögen zuständige Behörde kann bei den Behörden der anderen Vertragsstaaten Auskünfte über die Ver­ mögenslage des Antragstellers einziehen.

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Die Behörde, die über den Antrag auf Bewilligung des Armenrechts zu entscheiden hat, behält in den Grenzen ihrer Amtsbefugnisse das Recht, die ihr vorgelegten Bescheinigungen, Erklärungen und Auskünfte einer Nachprüfung zu unterziehen.

Art. 23. Ist die Wohltat des Armenrechts dem Angehörigen eines der Vertragsstaaten bewilligt worden, so werden für Zustellungen, die sich auf denselben Prozeß beziehen und die in einem anderen dieser Staaten zu bewirken find, von dem ersuchenden Staate dem ersuchten Staate nur die Auslagen erstattet, die durch die Anwendung einer be­ sonderen Form auf Grund des Artikel 3 entstanden find. In demselben Falle werden für die Erledigung von Ersuchen dein ersuchten Staate von dem ersuchenden Staate nur die an Zeugen oder Sachverständige gezahlten Entschädigungen sowie die durch die etwaige An­ wendung des Artikel 14 Abs. 2 erforderlich gewordenen Auslagen erstattet. V. Personalhaft.

Art. 24.

In Zivil- oder Handelssachen darf die Personal haft sowohl als Mittel der Zwangsvollstreckung wie auch lediglich als Siche­ rungsmaßregel gegen die einem der Vertragsstaaten angehörenden Aus­ länder nur in den Fällen angewendet werden, in denen sie auch gegen Landesangehörige anwendbar sein würde. Eine Tatsache, auf Grund deren ein im Jnlande wohnhafter Inländer die Aufhebung der Personalhaft beantragen kann, soll zugunsten des Angehörigen eines Vertragsstaats die gleiche Wirkung auch dann haben, wenn sich diese Tatsache im Ausland ereignet hat.

VI. Schlußbestimmungen.

Art. 25. Dieses Abkommen soll ratifiziert und die Ratifikations­ urkunden sollen im Haag hinterlegt werden, sobald sechs der Hohen Ver­ tragsparteien hierzu in der Lage sind. Ueber jede Hinterlegung von Ratifikationsurkunden soll ein Protokoll ausgenommen werden; von diesem soll eine beglaubigte Abschrift einem jeden der Vertragsstaaten auf diplomatischem Wege mitgeteilt werden.

Art. 26. Dieses Abkommen findet aus die europäischen Gebiete der Vertragsstaaten ohne weiteres Anwendung. Wünscht ein Vertragsstaat die Inkraftsetzung des Abkommens in seinen außereuropäischen Gebieten, Besitzungen oder Kolonien oder in seinen Konsulargerichtsbezirken, so hat er seine hierauf gerichtete Absicht in einer Urkunde kundzugeben, die im Archive der Regierung der Niederlande hinterlegt wird. Diese wird eine beglaubigte Abschrift davon einem jeden der Vertragsstaaten auf diplomatischem Wege übersenden. Das Abkommen tritt in Kraft für die Beziehungen zwischen den Staaten, die aus diese Kundgebung mit einer zustimmenden Erklärung antworten, und den außer­ europäischen Gebieten, Besitzungen oder Kolonien sowie den Konsular­ gerichtsbezirken, für welche die Kundgebung erfolgt ist. Die zustimmende Erklärung wird gleichfalls im Archive der Regierung der Niederlande hinterlegt, die eine beglaubigte Abschrift davon einem jeden der Vertrags­ staaten auf diplomatischem Wege übersenden wird.

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Art. 27. Die Staaten, die auf der vierten Konferenz über inter­ nationales Privatrecht vertreten waren, werden zur Zeichnung dieses Ab­ kommens bis zu der im Artikel 25 Abf. 1 vorgesehenen Hinterlegung der Ratifikationsurkunden zugelasten. Nach dieser Hinterlegung soll ihnen der vorbehaltlose Beitritt zu dem Abkommen stets freistehen. Der Staat, der beizutreten wünscht, gibt seine Absicht in einer Urkunde kund, die im Archive der Regierung der Niederlande hinterlegt wird. Diese wird eine beglaubigte Abschrift davon einem jeden der BertragSstaaten auf diplomatischem Wege übersenden. Art. 28. Dieses Abkommen tritt an die Stelle des Abkommens über internationales Privatrecht vom 14. November 1896 und deS Zusatz­ protokolls vom 22. Mai 1897. Es tritt in Kraft am sechzigsten Tage nach dem Zeitpunkte, wo alle Staaten, die daS Abkommen vom 14. November 1896 gezeichnet haben oder ihm beigetreten sind, ihre Ratifikationsurkunden zu dem vorliegenden Abkommen hinterlegt haben werden, spätestens aber am 27. April 1909. Im Falle des Art. 26 Abs. 2 tritt eS vier Monate nach dem Zeit­ punkte der zustimmenden Erklärung und im Falle deS Artikel 27 Abs. 2 am sechzigsten Tage nach dem Zeitpunkte der Kundgebung deS Beitritts in Kraft. ES versteht sich, daß die im Artikel 26 Abs. 2 vorgesehenen Kund­ gebungen erst erfolgen können, nachdem dieses Abkommen gemäß Abs. 2 des vorliegenden Artikels in Kraft gesetzt worden ist.

Art. 29. Dieses Abkommen gilt für die Dauer von fünf Jahren, gerechnet von dem im Art. 28 Abs. 2 angegebenen Zeitpunkte seiner Inkraftsetzung. Mit demselben Zeitpunkte beginnt der Lauf dieser Frist auch für die Staaten, welche die Hinterlegung erst nach dem Zeitpunkte bewirken oder erst nachträglich beitreten, und ebenso in Ansehung der auf Grund deS Art. 26 Abs. 2 abgegebenen zustimmenden Erklärungen. In Ermangelung einer Kündigung gilt das Abkommen als still« schweigend von fünf zu fünf Jahren erneuert. Die Kündigung muß wenigstens sechs Monate vor dem Ablaufe der im Abs. 2, 3 bezeichneten Frist der Regierung der Niederlande erklärt werden, die hiervon allen anderen Staaten Kenntnis geben wird. Die Kündigung kann auf die außereuropäischen Gebiete, Besitzungen oder Kolonien oder auch aus die Konsulargerichtsbezirke beschränkt werden, die in einer aus Grund des Art. 26 Abs. 2 erfolgten Kundgebung aufgeführt sind. Die Kündigung soll nur in Ansehung deS Staates wirksam sein, der sie erklärt hat. Für die übrigen Vertragsstaaten bleibt daS Ab­ kommen in Kraft. Zu Urkund besten haben die Bevollmächtigten dieses Abkommen unterzeichnet und mit ihren Siegeln versehen. Geschehen im Haag am 17. Juli neunzehnhundertfünf in einer einzigen Ausfertigung, die im Archive der Regierung der Niederlande zu hinterlegen ist und wovon eine beglaubigte Abschrift auf diplomatischem Wege einem jeden der Staaten übergeben werden soll, die auf der vierten Konferenz über internationales Privatrecht vertreten waren.

57. Gesetz vom s. April i-oo zur Ausführung des Abkommens über den Zivilprozess vom 17. Juli 1905.

iRkichrgtsttzblatt 1909 S. 430—432).

I. Mitteilung gerichtlicher und außergerichtlicher Urkunden (Artikel 1 bis 7 des Abkommens!.

§ 1.

Innerhalb des Reichs ist für die Entgegennahme des im Artikel 1 Abs. 1 des Abkommens vorgesehenen Zustellungsantrags eines ausländischen Konsuls der Präsident des Landgerichts zuständig, in dessen Bezirke die Zustellung erfolgen soll. Für die Besorgung der gemäß Artikel 2, 3 zu bewirkenden Zu­ stellungen ist innerhalb des Reichs der Gerichtsschreiber des Amtsgerichts zuständig, in besten Bezirke die Zustellung zu bewirken ist. Der Gerichts­ schreiber hat auch das im Artikel 5 bezeichnete Empfangsbekenntnis mit einem Beglaubigungsvermerke zu versehen oder das dort erwähnte ZustellungSzeugniS auszustellen; ebenso hat er die im Artikel 1 Abs. 1 vor­ gesehene Urkunde aufzunehmen, welche den die Zustellung hindernden Um­ stand ergibt.

§ 2.

Für eine Zustellung im Auslande, die von dem darum er­ suchten Konsul des Reichs auf dem im Artikel 1 Abs. 1 des Abkommen» vorgesehenen Wege bewirkt wird, beträgt die Gebühr 1,50 Mark. Die gleiche Gebühr wird für eine vom Konsul gemäß Artikel 6 Abs. 1 Nr. 3 unmittelbar bewirkte Zustellung erhoben; diese Borschrift findet keine Anwendung in den Konsularbezirken, in denen die Zustellungen der Regel nach aus einem der im Artikel 1 Abs. 3, 4 vorgesehenen Wege zu erfolgen haben.

II. Ersuchungsschreiben (Artikel 8 bis 16 des Abkommens).

§ 3.

Innerhalb des Reichs ist für die Erledigung der im Artikel 8 des Abkommens vorgesehenen Ersuchen ausländischer Gerichtsbehörden da» Amtsgericht zuständig, in besten Bezirke die Amtshandlung vorgenommen werden soll. Für die Entgegennahme der gemäß Artikel 9 Abs. 1 durch einen ausländischen Konsul übermittelten Ersuchungsschreiben ist innerhalb des Reichs der Präsident deS Landgerichts zuständig, in besten Bezirke die Erledigung des Ersuchens erfolgen soll.

§ 4.

Für die dem Konsul des Reichs gemäß Artikel 9 Abs. 1 deS Abkommens in Ansehung eines Ersuchungsschreibens obliegenden Ver­ richtungen betrügt die Gebühr 1,50 Mark; die Gebühr wird nicht erhoben, wenn das Ersuchen keine Erledigung findet.

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«s. HaagZPWk.

m. Sicherheitsleistung für die Prozeßkosten (Artikel 17 bis 19 des Abkommens).

§ 5. Die Vollstreckbarkeitserklärung für die im Artikel 18 des Abkommens bezeichneten Kostenentscheidungen ausländischer Gerichte erfolgt durch Beschluß des Amtsgerichts. Zuständig ist das Amtsgericht, bei dem der Kostenschuldner seinen allgemeinen Gerichtsstand hat, und in Ermangelung eines solchen daS Amtsgericht, bei welchem in Gemäßheit deS § 23 der Zivilprozeßordnung gegen den Schuldner Klage erhoben werden kann. Fehlt es auch an diesem Gerichtsstände, so ist, sofern der Kostenschuldner einem Bundesstaat angehört, das Amtsgericht für die Hauptstadt feines Heimatstaats, sofern er keinem Bundesstaat angehört, das Amtsgericht für die Stadt Berlin zuständig; soweit diese Orte in mehrere Amtsgerichtsbezirke geteilt find, ist das Amtsgericht für den durch allgemeine Anordnung gemäß § 15 Abs. 1 Satz 2, 3 der Zivilprozeßordnung bestimmten Bezirk zuständig. § 6. Ist der Antrag auf Vollstreckbarkeitserklärung auf diplo­ matischem Wege gestellt, so hat das Amtsgericht eine von Amts wegen zu erteilende Ausfertigung feines Beschlusses der Landesjustizverwaltung einzureichen; die Ausfertigung ist, sofern dem Anträge stattgegeben wird, mit der Vollstreckungsklausel zu versehen. Im Falle des Artikel 18 Abs. 3 des Abkommens ist der Beschluß beiden Teilen von Amts wegen zuzustellen. § 7. Gegen Beschlüsse, durch die der Antrag auf Vollstreckbar­ keitserklärung abgelehnt wird, findet die Beschwerde nach Maßgabe der 88 568 bis 571, 573 bis 575 der Zivilprozeßordnung statt. Die Beschwerde steht, sofern der Antrag auf diplomatischem Wege gestellt ist, dem Staats­ anwalt, im Falle des Artikel 18 Abs. 3 deS Abkommens dem Antragsteller zu. Gegen Beschlüsse, durch die dem Antrag auf Vollstreckbarkeitserklärung stattgegeben wird, steht dem Kostenschuldner die sofortige Beschwerde nach Maßgabe der 83 568 bis 575, 577 der Zivilprozeßordnung zu.

K8. AuS den für vollstreckbar erklärten Kostenentscheidungen findet die Zwangsvollstreckung gemäß den Vorschriften der Zivilprozeßordnung statt; die Vorschrift des 8 798 findet entsprechende Anwendung.

§ 9. Für die gerichtlichen Entscheidungen, die über den Betrog der Gerichtskosten nach Artikel 18 Abs. 2 deS Abkommens zur Herbei­ führung der Vollstreckbarkeitserklärung im Auslande zu erlassen sind, ist daS Gericht der Instanz zuständig ; die Entscheidungen ergehen auf Antrag der für die Beitreibung der Gerichtskosten zuständigen Behörde. Gegen die Entscheidung findet sofortige Beschwerde nach Maßgabe deS 8 567 Abs. 2 und der 83 568 bis 575, 577 der Zivilprozeßordnung statt. Die Einlegung kann durch Erklärung zum Protokolle des GerichtSschreibers oder schriftlich ohne Mitwirkung eines Anwalts erfolgen. IV. Schlußbestimmung.

§ 10. Dieses Gesetz tritt gleichzeitig mit den Zivilprozeß in Kraft.

dem Abkommen

über

III. Abschnitt. Grundbuchsachm und andere Angelegenheiten -er freiwilligen Gerichtsbarkeit.

58. ßrundbucbordnung vom 24. Dar; 1897

tnacb der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 20. Mal is-s. -»5. («eichSgesetzblatt 1876 S. 23—39; 1877 S. 246; 1896 6. 618—619; 1898 S. 807; 1905 S. 251).

Erster Abschnitt.

Allgemeine Bestimmungen. § 1. Die Beurkundung der Geburten, Heirathcn und Sterbefülle erfolgt ausschließlich durch die vom Staate bestellten Standesbeamten mittels Eintragung in die dazu bestimmten Register. 5 2. Die Bildung der Standesamtsbezirke erfolgt durch die höhere Verwaltungsbehörde. Die Standesamtsbezirke können aus einer oder mehreren Gemeinden gebildet, größere Gemeinden in mehrere Standesamtsbezirke getheilt werden.

§ 3. Für jeden Standesamtsbezirk ist ein Standesbeamter und mindestens ein Stellvertreter zu bestellen. Für den Fall vorübergehender Behinderung oder gleichzeitiger Erledigung des Amtes des Standesbeamten und der Stellvertreter ist die nächste Aufsichtsbehörde ermächtigt, die einst­ weilige Beurkundung des Personenstandes einem benachbarten Standes­ beamten oder Stellvertreter zu übertragen. Die Bestellung erfolgt, soweit nicht im §4 ein Anderes bestimmt ist, durch die höhere Verwaltungsbehörde. Geistlichen und anderen Religionsdienern darf das Amt eines Standes­ beamten oder die Stellvertretung eines solchen nicht übertragen werden. § 4. In den Standesamtsbezirken, welche den Bezirk einer Gemeinde nicht überschreiten, hat der Vorsteher der Gemeinde (Bürgermeister, Schult­ heiß, Ortsvorsteher oder deren gesetzlicher Stellvertreter) die Geschäfte deS Standesbeamten wahrzunehmen, sofern durch die höhere Verwaltungsbehörde nicht ein besonderer Beamter für dieselben bestellt ist. Der Vorsteher ist

PStG. Erster Abschnitt. Allgemeine Bestimmungen.

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jedoch befugt, diese Geschäfte mit Genehmigung der höheren Verwaltung-behördr anderen Gemeindebcamten widerruflich zu übertragen. Die Gemeindebehörde kann die Anstellung besonderer Standesbeamten beschließen. Die Ernennung der Standesbeamten erfolgt in diesem Falle durch den Gemeindevorstand unter Genehmigung der höheren Verwaltungs­ behörde. In der gleichen Weise erfolgt die Bestellung der Stellvertreter. Die durch den Gemeindevorstand ernannten besonderen Standesbeamten und deren Stellvertreter sind Gemeindebeamte. § 5. Die durch die höhere Verwaltungsbehörde erfolgte Bestellung und Genehmigung zur Bestellung ist jederzeit widerruflich. § 6. Ist ein Standesamtsbezirk aus mehreren Gemeinden gebildet, so werden der Standesbeamte und dessen Stellvertreter stets von der höheren Verwaltungsbehörde bestellt. Ein jeder Vorsteher oder andere Beamte einer dieser Gemeinden ist verpflichtet, das Amt des Standesbeamten oder deS Stellvertreters zu übernehmen. Die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen den Vorstehern der aus mehreren Gemeinden gebildeten Verbände die gleiche Verpflichtung obliegt, werden hierdurch nicht berührt. § 7. Die etwa erforderliche Entschädigung der nach § 4 von ben Gemeinden bestellten Standesbeamten fällt der Gemeinde zur Last. Die in 8 6 Absatz 2 und 3 bezeichneten Beamten sind berechtigt, für Wahrnehmung der Geschäfte des Standesbeamten von den zum Bezirk ihres Hauptamtes nicht gehörigen Gemeinden eine in allen Fällen als Pauschquantum festzusetzende Entschädigung zu beanspruchen. Die Festsetzung erfolgt durch die untere Verwaltungsbehörde; über Beschwerden entscheidet endgültig die höhere Verwaltungsbehörde. Bestellt die höhere Verwaltungsbehörde andere Personen zu Standes­ beamten oder zu Stellvertretern, so fällt die etwa zu gewährende Ent­ schädigung der Staatskasse zur Last. § 8. Die sächlichen Kosten werden in allen Fällen von den Ge­ meinden getragen; die Register und Formulare zu allen Registerauszügen werden jedoch den Gemeinden von der Zentralbehörde des Bundesstaats kostenfrei geliefert. § 9. In Standesamtsbezirken, welche aus mehreren Gemeinden gebildet sind, wird die den Standesbeamten oder den Stellvertretern zu gewährende Entschädigung und der Betrag der sächlichen Kosten auf die einzelnen betheiligten Gemeinden nach dem Maßstabe der Seelenzahl vertheilt.

§ 10. Den Gemeinden im Sinne dieses Gesetzes werden die außer­ halb der Gemeinden stehenden Gutsbezirke, den Gemeindevorstehern die Vorsteher dieser Bezirke gleich geachtet. § 11. Die Aufsicht über die Amtsführung der Standesbeamten wird von der unteren Verwaltungsbehörde, in höherer Instanz von der

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höheren Verwaltungsbehörde geübt, insoweit die Landesgesetze nicht andere Aufsichtsbehörden bestimmen. Die Aufsichtsbehörde ist befugt, gegen den Standesbeamten Warnungen. Verweise und Geldstrafen zu verhängen. Letztere dürfen für jeden einzelnen Fall den Betrag von einhundert Mark nicht übersteigen. Lehnt der Standesbeamte die Vornahme einer Amtshandlung ab so kann er dazu auf Antrag der Betheiligten durch das Gericht angewiesen werden. Zuständig ist das Gericht erster Instanz, in besten Bezirk der Standesbeamte seinen Amtssitz hat. Das Verfahren und die Beschwerde­ führung regelt sich nach den Vorschriften, welche in Sachen der nichtstreitigen Gerichtsbarkeit gelten?)

§ 12. Von jedem Standesbeamten sind drei Standesregister unter der Bezeichnung: Geburtsregister, Heiratsregister, Sterberegister zu führen.')

§ 13. Die Eintragungen in die Standesregister erfolgen unter fortlaufenden Nummern und ohne Abkürzungen. Unvermeidliche Zwischen­ räume sind durch Striche auszufüllen, die wesentlichen Zahlenangaben mit Buchstaben zu schreiben. Die auf mündliche Anzeige oder Erklärung erfolgenden Eintragungen sollen enthalten: 1. den Ort und Tag der Eintragung; 2. die Bezeichnung der Erschienenen; 8. den Vermerk des Standesbeamten, daß und aus welche Weise er sich die Ueberzeugung von der Persönlichkeit der Erschienenen verschafft hat; 4. den Vermerk, daß die Eintragung den Erschienenen vorgelesen und von denselben genehmigt ist; 5. die Unterschrift der Erschienenen und, falls sie schreibensunkundig oder zu schreiben verhindert sind, ihr Handzeichen oder die Angabe des Grundes, aus welchem sie dieses nicht beifügen konnten; 6. die Unterschrift des Standesbeamten. Die auf schriftliche Anzeige erfolgenden Eintragungen sind unter Angabe von Ort und Tag der Eintragung zu bewirken und durch die Unterschrift des Standesbeamten zu vollziehen. Zusätze, Löschungen oder Abänderungen sind am Rande zu vermerken und gleich der Eintragung selbst besonders zu vollziehen.

§ 14. Von jeder Eintragung i» das Register ist von dem Standes­ beamten an demselben Tage eine von ihm zu beglaubigende Abschrift in ein Nebenregister einzutragen. Nach Ablauf des Kalenderjahres hat der Standesbeamte jedes Haupt und jedes Nebenregister unter Vermerkung der Zahl der darin enthaltenen *) Fassung nach § 186 des Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (abgedruckt unter 59). Zuständigkeit-bestimmung daselbst § 69. *) Eiehe die Note zu § 83.

PstG.

Zweiter Abschnitt.

Beurkundung der Geburten.

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Eintragungen abzuschließen und das Nebenregister der Aufsichtsbehörde ein­ zureichen ; die letztere hat dasselbe nach erfolgter Prüfung dem Gerichte erster Instanz zur Aufbewahrung zuzustellen.') Eintragungen, welche nach Einreichung des NebenregisterS in dem Hauptregister gemacht werden, sind gleichzeitig der Aufsichtsbehörde in beglaubigter Abschrift mitzutheileu. Die Letztere hat zu veranlassen, daß diese Eintragungen dem Nebcnregister beigeschrieben werden.

§ 15. Die ordnungsmäßig geführten Standesregister (§§ 12 bis 14) beweisen diejenigen Thatsachen, zu deren Beurkundung sie bestimmt und welche in ihnen eingetragen sind, bis der Nachweis der Fälschung, der unrichtigen Eintragung oder der Unrichtigkeit der Anzeigen und Fest­ stellungen, auf Grund deren die Eintragung stattgefunden hat, erbracht ist. Dieselbe Beweiskraft haben die Auszüge, welche als gleichlautend mit dein Haupt- oder Nebenregister bestätigt und mit der Unterschrift und dem Dienstsiegel des Standesbeamten oder des zuständigen Gerichtsbeainten versehen sind. Inwiefern durch Verstöße gegen die Vorschriften dieses Gesetzes über Art und Form der Eintragungen die Beweiskraft aufgehoben oder geschwächt ivird, ist nach freiem richterlichen Ermessen zu beurtheilen. § 16. Die Führung der Standesregister und die darauf bezüglichen Verhandlungen erfolgen kosten- und stempelfrei. Gegen Zahlung der nach dem angehängtcn Tarife zulässigen Gebühren müssen die Standesregister jedermann zur Einsicht vorgelegt, sowie beglaubigte Auszüge (§ 15) aus denselben ertheilt werden. In amtlichem Interesse und bei Unvermögen der Betheiligten ist die Einsicht der Register und die Ertheilung der Auszüge gebührenfrei zu gewähren. Jeder Auszug einer Eintragung muß auch die zu derselben gehörigen Ergänzungen und Berichtigungen enthalten. Zweiter Abschnitt.

Beurkundung der Geburten. § 17. Jede Geburt eines Kindes ist innerhalb einer Woche dem Standesbeamten des Bezirks, in welchem die Niederkunft stattgefunden hat, anzuzcigen. § 18. Zur Anzeige sind verpflichtet: der eheliche Vater; die bei der Niederkunft zugegen gewesene Hebamme; der dabei zugegen gewesene Arzt ; jede andere dabei zugegen gewesene Person; die Mutter, sobald sie dazu im Stande ist. Jedoch tritt die Verpflichtung der in der vorstehenden Reihenfolge später genannten Personen nur dann ein, wenn ein früher genannter 1. 2. 3. 4. 5.

*) Ergänzend greifen jetzt die §§ 69, 197 de» Gesetze» über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit ein (abgedruckt unter 59).

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Verpflichteter nicht vorhanden oder derselbe an der Erstattung der Anzeige verhindert ist.

§ 19. Die Anzeige ist mündlich von dem Verpflichteten selbst oder durch eine andere aus eigener Wissenschaft unterrichtete Person zu machen. § 20. Bei Geburten, welche sich in öffentlichen EntbindungS-, Hebammen-, Kranken-, Gefangen- und ähnlichen Anstalten, sowie in Kasernen ereignen, trifft die Verpflichtung zur Anzeige ausschließlich den Vorsteher der Anstalt oder den von der zuständigen Behörde ermächtigten Beamten. ES genügt eine schriftliche Anzeige in amtlicher Form.

5 21. Der Standesbeamte ist verpflichtet, sich von der Richtigkeit der Anzeige (88 17 bis 20), wenn er dieselbe zu bezweifeln Anlaß hat, in geeigneter Weise Ueberzeugung zu verschaffen. § 22. Die Eintragung deS Geburtsfalles soll enthalten: 1. Dor- und Familiennamen, Stand oder Gewerbe und Wohnort des Anzeigenden; 2. Ort, Tag und Stunde der Geburt; 3. Geschlecht des Kindes; 4. Vornamen deS Kindes; 5. Vor- und Familiennamen, Religion, Stand oder Gewerbe und Wohn­ ort der Eltern. Bei Zwillings- oder Mehrgeburten ist die Eintragung für jedes Kind besonders und so genau zu bewirken, daß die Zeitfolge der ver­ schiedenen Geburten ersichtlich ist. Standen die Vornamen des Kindes zur Zeit der Anzeige noch nicht fest, so sind dieselben nachträglich und längstens binnen zwei Monaten nach der Geburt anzuzeigen. Ihre Eintragung erfolgt am Rande der ersten Eintragung.

5 23. Wenn ein Kind todtgeboren oder in der Geburt verstorben ist, so muß dir Anzeige spätestens am nächstfolgenden Wochentages geschehen. Die Eintragung ist alsdann mit dem im § 22 unter Nr. 1 bis 3 und 5 angegebenen Inhalte nur im Sterberegister zu machen. § 24. Wer ein neugeborneS Kind findet, ist verpflichtet, hiervon spätestens am nächstfolgenden Tage Anzeige bei der Ortspolizeibehörde zu machen. Die Letztere hat die erforderlichen Ermittelungen vorzunehmen und dem Standesbeamten des Bezirks von deren Ergebniß behufs Ein­ tragung in das Geburtsregister Anzeige zu machen. Die Eintragung soll enthalten die Zeit, den Ort und die Umstände des Auffindens, die Beschaffenheit und dir Kennzeichen der bei dem Kinde vorgefundenen Kleider und sonstigen Gegenstände, die körperlichen Merkmale deS Kindes, fein vermuthliches Alter, sein Geschlecht, die Behörde, Anstalt oder Person, bei welcher das Kind untergebracht worden, und die Namen, welche ihm beigelegt werden. § 25. Die Anerkennung eines unehelichen Kindes darf in das Geburtsregister nur dann eingetragen werden, wenn dieselbe vor dem

der

') Da« Gesetz 6ee 14. April 1905 (RGBl. S. 251) hat da« Wort .Tage' ursprünglichen Fassung ersetzt durch .Wochentage'.

PStG. Vierter Abschnitt. Form und Beurkundung der Eheschließung.

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Standesbeamten oder in einer gerichtlich oder notariell aufgenommenen Urkunde erklärt ist. § 26. Wenn die Feststellung der Abstammung einer Kinder erst nach Eintragung der Geburtsfalles erfolgt oder die Standesrechte durch Legitimation, Annahme an Kindesstatt oder in anderer Weise eine Beründerung erleiden, so ist dieser Vorgang, sofern er durch öffentliche Urkunden nachgewiesen wird, aus Antrag eines Betheiligten am Rande der über den Geburtsfall vorgenommenen Eintragung zu vermerken.

§ 27. Wenn die Anzeige eines Geburtsfalles über drei Monate verzvgert wird, so darf die Eintragung nur mit Genehmigung der Auf­ sichtsbehörde nach Ermittelung des Sachverhalts erfolgen. Die Kosten dieser Ermittelung sind von demjenigen einzuziehen, welcher die rechtzeitige Anzeige versäumt hat. Dritter Abschnitt.

Erfordernisse der Eheschließung. §§ 28—40

sind aufgehoben durch Art. 461 E.G. t. B.G.B.

Vierter Abschnitt.

Form und Beurkundung der Eheschließung. 8 41. Für die Eheschließung find die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs maßgebend?)

§§ 42, 43 sind aufgehoben durch Art. 46 I E.G. z. B.G.B. § 44. Für die Anordnung des vor der Eheschließung zu erlassenden Aufgebots ist jeder Standesbeamte zuständig, vor dem nach § 1320 des Bürgerlichen Gesetzbuchs die Ehe geschlossen werden darf?)

8 45. Vor Anordnung des Aufgebots sind dem Standesbeamten (§ 44) die zur Eheschließung gesetzlich nothwendigen Erfordniffe als vor­ handen nachzuweisen. Insbesondere haben die Verlobten in beglaubigter Form beizubringen: 1. ihre Geburtsurkunden, 2. die zustimmende Erklärung derjenigen, deren Einwilligung nach dein Gesetze erforderlich ist. Der Beamte kann die Beibringung dieser Urkunden erlassen, wenn ihm die Thatsachen, welche durch dieselben sestgestellt werden sollen, persönlich be­ kannt oder sonst glaubhaft nachgewiesen sind. Auch kann er von unbedeutenden Abweichungen in den Urkunden, beispielsweise von ejner verschiedenen Schreibart der Namen oder einer Verschiedenheit der Vornamen absehcu, wenn in anderer Weise die Persönlichkeit der Betheiligten festgestellt wird. ') Fassung nach Art. 46 n

6.®. z. B.G B.

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Der Beamte ist berechtigt, den Verlobten die eidesstattliche Versicherung über die Richtigkeit der Thatsachen abzunehmen, welche durch die vorliegenden Urkunden oder die sonst beigebrachten Beweismittel ihm nicht als hinreichend festgestellt erscheinen.

8 46. Das Aufgebot ist bekannt zu machen: 1. in der Gemeinde oder in den Gemeinden, woselbst die Verlobten ihren Wohnsitz haben; 2. wenn einer der Verlobten seinen gewöhnlichen Aufenthalt außerhalb seines gegenwärtigen Wohnsitzes hat, auch in der Gemeinde seines jetzigen Aufenthalts; 8. wenn einer der Verlobten seinen Wohnsitz innerhalb der letzten sechs Monate gewechselt hat, auch in der Gemeinde seines früheren Wohnsitzes. Die Bekanntmachung hat die Vor- und Familiennamen, den Stand oder das Gewerbe und den Wohnort der Verlobten und ihrer Eltern zu enthalten. Sie ist während zweier Wochen an dem Raths- oder Ge»ieindehaiije, oder an der sonstigen, zu Bekanntmachungen der Gemeindebehörde vestimmten Stelle auszuhängen.

8 47. Ist einer der Lite, an welchem nach § 46 das Aufgebot bekannt zu machen ist, im Auslande belegen, so ist an Stelle des an diesem Crtf zu bewirkenden Aushanges die Bekanntmachung auf Kosten des Antragstellers einmal in ein Blatt einzurücken, welches an dem aus­ ländischen Orte erscheint oder verbreitet ist. Die Eheschließung ist nicht vor Ablauf zweier Wochen nach dem Tage der Ausgabe der betreffenden Nummer des Blattes zulässig. Es bedarf dieser Einrückung nicht, wenn eine Bescheinigung der betreffenden ausländischen Ortsbehörde dahin beigebracht wird, daß ihr von dem Bestehen eines Ehehindernisses nichts bekannt sei.

8 48. Kommen Ehchindcrnisse zur Kenntniß des Standesbeamten, so hat er die Eheschließung abzulehnen. 8 40. Soll die Ehe vor einem anderen Standesbeamten als dem­ jenigen geschlossen werden, welcher das Aufgebot angeordnet hat, so hat der letztere eine Bescheinigung dahin auszustellen, daß und wann das Aufgebot vorschriftsmäßig erfolgt ist und daß Ehchindernisse nicht zu seiner Kenntniß gekommen sind.

8 50. Der Standesbeamte soll ohne Aufgebot die Eheschließung nur vomehmen, wenn ihm ärztlich bescheinigt wird, daß die lebensgefährliche Erkrankung eines der Verlobten den Aufschub der Eheschließung nicht gestattet, 's

88 51—53 rind aufgehoben durch Art. 46 1 E.G. i. B.G.B. 8 54. Die Eintragung in das Heirathsregister soll enthalten: 1. 2.

Dor- und Familiennamen, Religion, Alter, Stand oder Gewerbe, Geburts- und Wohnort der Eheschließenden; Vor- und Familiennamen, Stand oder Gewerbe und Wohnort ihrer Eltern; *1 Fassung nach Art. 46 II E.G z. B G B.

PStG.

Fünfter übschiütt.

Beurkundung der Sterbefülle.

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3. Bor- und Familiennamen, Alter, Stand oder Gewerbe und Wohnort der zugezogenen Zeugen; 4. die Erklärung der Eheschließenden; 5. den Ausspruch des Standesbeamten. Ueber die erfolgte Eheschließung ist den Eheleuten sofort eine Be­ scheinigung auszustellen.

§ 55. Ist eine Ehe für nichtig erklärt, ist in einem Rechtsstreite, der die Feststellung des Bestehens oder des Nichtbestehens einer Ehe zwischen den Parteien zum Gegenstände hat, das Nichtbestehen der Ehe festgestellt, ist eine Ehe vor dem Tode eines der Ehegatten aufgelöst oder ist nach 8 1575 des Bürgerlichen Gesetzbuchs die eheliche Gemeinschaft aufgehoben, so ist dies am Rande der über die Eheschließung bewirkten Eintragung zu vermerken. Wird die eheliche Gemeinschaft nach der Aufhebung wiederhergesteUt, so ist dies auf Antrag am Rande zu vermerken?) fünfter Abschnitt.

Beurkundung der Sterbefälle. § 56. Jeder Sterbefall ist spätestens am nächstfolgenden Wochen­ tage dem Standesbeamten des Bezirks, in welchem der Tod erfolgt ist, anzuzeigen. § 57. Zu der Anzeige verpflichtet ist das Familienhaupt, und ivenn ein solches nicht vorhanden oder an der Anzeige behindert ist, dcrjciitge, in dessen Wohnung oder Behausung der Sterbefall sich ereignet hat.

§ 58. Die 88 19 bis 21 kommen auch in Beziehung auf die Anzeige der Sterbefalle zur Anwendung. Findet eine amtliche Ermittelung über den Todesfall statt, so erfolgt die Eintragung auf Grund der schriftlichen Mittheilung der zuständigen Behörde. § 59. Die Eintragung des Sterbefalles soll enthalten: 1. Bor- und Familiennamen, Stand oder Gewerbe und Wohnort des Anzeigenden; 2. Ort, Tag und Stunde des erfolgten TodeS; ’) Fassung nach Art. 46 II E G. z. B.G.B. Die auf Grund deS § 83 erlassenen AuSführungSvorfchriften des Bundesraths (siehe die Note zu § 83) bestimmen im § 25: ,Jn den im § 55 Abs. 1 deS Gesetzes bezeichneten Fällen hat die Staatsanwaltschaft dem Standesbeamten, vor welchem die Ehe geschlossen worden ist, eine mit dem Zeugnisse der Rechtskraft und mit der Angabe des Tages der Rechtskraft versehene Ausfertigung des Urtheils behufs Bei­ schreibung deS Randvermerkes zu übersenden. Hat ein Ehegatte, nachdem der andere für todt erklärt worden ist, eine neue Ehe geschloffen (§ 1348 Abs. 2 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs), so hat der Standesbeamte, vor welchem diese Ehe geschloffen worden ist, dem Standesbeamten, in dessen Heiratsregister die ftühere Ehe eingetragen ist, einen Auszug aus dem Heiratsregister behufs Beischreibung deS Randvermerke- kostenfrei zu übersenden."

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3. Dor- und Familiennamen, Religion, Alter, Stand oder Gewerbe, Wohnort und Geburtsort des Verstorbenen; 4. Vor- und Familiennamen seines Ehegatten, oder Vermerk, daß der Verstorbene ledig gewesen sei; 5. Vor- und Familiennamen, Stand oder Gewerbe und Wohnort der Eltern des Verstorbenen.

Soweit diese Verhältnisse unbekannt sind, ist dies bei der Eintragung zu vermerken.

8 60. Ohne Genehmigung der Ortspolizeibehörde darf keine Beerdigung vor der Eintragung des Sterbefalles in das Sterberegister stattfinden. Ist die Beerdigung dieser Vorschrift entgegen geschehen, so darf die Eintragung des Sterbefalles nur mit Genehmigung der Aufsichts­ behörde nach Ermittelung des Sachverhaltes erfolgen. Sechster Abschnitt.

Beurkundung deß Personenstandrß der auf See befindlichen Personen. 8 61. Geburten und Sterbefälle, welche sich auf Seeschiffen während der Reise ereignen, sind nach den Vorschriften dieses Gesetzes spätestens am nächstfolgenden Tage nach der Geburt oder dem Todesfall von dem Schiffer, unter Zuziehung von zwei Schiffsoffizieren oder anderen glaubhaften Personen, in dem Tagebuch zu beurkunden. Bei Sterbefällen ist zugleich die muthmaßliche Ursache des Todes zu vermerken. 8 62. Der Schiffer hat zwei von ihm beglaubigte Abschriften der Urkunden demjenigen Seemannsamte, bei dem es zuerst geschehen kann, zu übergeben. Eine dieser Abschriften ist bei dem Seemannsamte aufzu­ bewahren, die andere ist demjenigen Standesbeamten, in dessen Bezirk die Eltern des Kindes, beziehungsweise der Verstorbene ihren Wohnsitz haben oder zuletzt gehabt haben, behufs der Eintragung in das Register zuzufertigen. 8 63. Ist der Schiffer verstorben oder verhindert, so hat der Steuermann die in den §§ 61 und 62 dem Schiffer auferlegten Ver­ pflichtungen zu erfüllen. 8 64. Sobald das Schiff in den inländischen Hafen eingelaufen ist, in welchem es seine Fahrt beendet, ist das Tagebuch der für den Standesbeamten des Hafenorts zuständigen Aufsichtsbehörde vorzulegen. Diese hat beglaubigte Abschrift der in das Tagebuch eingetragenen Standesurkunde dem Standesbeamten, in besten Register der Fall gehört (§ 62), behufs Kontrolirung der Eintragungen zuzustellen.

PStG. Achter Abschnitt. Schlußbestimmungen.

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Siebenter Abschnitt.

Berichtigung der Standezsregtster. K 65. Die Berichtigung einer Eintragung in dem Standesregister kann nur aus Grund gerichtlicher Anordnung erfolgen. Sie geschieht durch Beischreibung eines Vermerks am Rande der zu berichtigenden Ein­ tragung.

§ 66. Für das BerichtigunaSverfahren gelten, insoweit die Landes­ gesetze nicht ein Anderes bestimmen/) die nachstehenden Vorschriften. Die Aufsichtsbehörde hat, wenn ein Antrag auf Berichtigung gestellt wird, oder wenn sie eine solche von Amtswegen für erforderlich erachtet, die Betheiligten zu hören und geeignetenfalls eine Aufforderung durch ein öffentliches Blatt zu erlassen. Die abgeschloffenen Verhandlungen hat sie demnächst dem Gerichte erster Instanz vorzulegen. Dieses kann noch weitere thatsächliche Aufllürungen veranlaffen und geeignetenfalls den Antragsteller auf den Prozeßweg verweisen. Im Uebrigen finden die für Sachen der nichtstreitigen Gerichts­ barkeit geltenden Vorschriften Anwendung. Achter Abschnitt.

Schluszvestimmungen. § 67. Ein Geistlicher oder anderer Religionsdiener, welcher zu den religiösen Feierlichkeiten einer Eheschließung schreitet, bevor ihm nachgewiesen worden ist, daß die Ehe vor dem Standesbeamten geschloffen sei, wird mit Geldstrafe bis zu dreihundert Mark oder mit Gefängniß 6iS zu drei Monaten bestraft. Eine strafbare Handlung ist nicht vorhanden, wenn der Geistliche oder der Religionsdiener im Falle einer lebensgefährlichen, einen Aufschub nicht gestattenden Erkrankung eines der Verlobten zu den religiösen Feier­ lichkeiten der Eheschließung schreitet.')

§ 68. Wer den in den 83 17 bis 20, 22 bis 24, 56 bis 58 vor­ geschriebenen Anzeigepflichten nicht nachkommt, wird mit Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Mark oder mit Haft bestraft. Die Strafverfolgung tritt nicht ein, wenn die Anzeige, obwohl nicht von den zunächst Verpflichteten, doch rechtzeitig gemacht worden ist. Die bezeichnete Strafe trifft auch den Schiffer oder Steuermann, welcher den Vorschriften der §§ 61 bis 64 zuwiderhandelt. Die Standesbeamten sind außerdem befugt, die zu Anzeigen oder zu sonstigen Handlungen auf Grund dieses Gesetzes Verpflichteten hierzu ’) Die Befugniß der LandeSgesetzgebung zu abweichender Regelung des ge­ richtlichen Verfahren! ist durch K 186 de! Gesetze» über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit aufgehoben worden. *) Abs. 2 ist durch Art. 46 Hl E.G. z. B.G.B. neu hinzugefügt worden.

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durch Geldstrafen anzuhalten, welche für jeden einzelnen Fall den Betrag von fünfzehn Mark nicht übersteigen dürfen.

§ 69. Ein Standesbeamter, welcher unter Außerachtlastung der in diesem Gesetze und in dem Bürgerlichen Gesetzbuches gegebenen Bor­ schriften eine Eheschließung vollzieht, wird mit Geldstrafe hundert Mark bestraft.

bis

zu

sechs­

§ 70. Gebühren und Geldstrafen, welche in Gemäßheit dieses Gesetzes zur Erhebung gelangen, fließen, insoweit die Landesgesetze nicht ei» Anderes bestimmen, den Gemeinden zu, welche die sächlichen Kosten der Standesämter (§§ 8, 9) zu tragen haben. § 71. In welcher Weise die Verrichtungen der Standesbeamten ui Bezug auf solche Militärpersonen wahrzunehnien sind, welche ihr Stand­ quartier nicht innerhalb des Deutschen Reichs, oder dasselbe nach ein­ getretener Mobilmachung verlassen haben, oder welche sich auf den in Dienst gestellten Schiffen oder anderen Fahrzeugen der Marine bestnden, wird durch Kaiserliche Verordnung bestimmt. § 72. Für die Landesherren und die Mitglieder der landes­ herrlichen Familien, sowie der Fürstlichen Familie Hohenzollern erfolgt die Ernennung des Standesbeamten und die Bestimmung über die Art der Führung und Aufbewahrung der Standesregister durch Anordnung des Landesherrn. Zn Betreff der Stellvertretung der Verlobten und in Betreff des Aufgebots entscheidet die Observanz. Im Uebrigen werden in Ansehung der Mitglieder dieser Häuser die aus Hausgesetzen oder Observanz beruhenden Bestimmungen über die Erfordernisse der Eheschließung und über die Gerichtsbarkeit in Ehesachen nicht berührt.

§ 73. Den mit der Führung der Standesregister oder Kirchen­ bücher bisher betraut gewesenen Behörden und Beamten verbleibt die Berechtigung und Verpflichtung, über die bis zur Wirksamkeit dieses Gesetzes eingetragenen Geburten, Heirathc., und Sterbefülle Zeugnisse zu ertheilen. § 74. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, welche 1 Geistlichen und Kirchendienern aus Anlaß der Einführung der bürger­ lichen Standesregister und der bürgerlichen Fonn der Eheschließung einen Anspruch auf Entschädigung gewähren; 2. bestimmten Personen die Pflicht zu Anzeigen von GeburtS- und Todes fällen auferlegen. Wo die Zulässigkeit der Ehe «ach den bestehenden Landesgesetzen von einem Aufgebote abhängig ist, welches durch andere bürgerliche Beamte als die Standesbeamten vollzogen wird, vertritt dieses die Stelle deS von bett Standesbeamten anzuordnenden Aufgebots.

§ 75. Innerhalb solcher Greuzpfarreien, deren Bezirk sich in das Ausland erstreckt bleibt das bestehende Recht für die Beurkundung der*) Fassung nach Art. 46 IV E S. z. V.lv.L

PLtG.

Achter Abschnitt. Schlußbestinunun^en.

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jeiiigen Geburten und Sterbefälle, sowie für die Form und Beurkundung derjenigen Eheschließungen maßgebend, für welche ein Standesbeamter nach den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs*) nicht zuständig, dagegen nach dem bestehenden Recht die Zuständigkeit des Geistlichen begründet ist. Im Geltungsgebiet des preußischen Gesetzes vom 9. März 1874 ist unter dem bestehenden Recht dasjenige Recht zu verstehen, welches vor dem Inkrafttreten jenes Gesetzes maßgebend war.

§ 76. In streitigen Ehe- und Verlöbnißsachen find die bürger­ lichen Gerichte ausschließlich zuständig. Eine geistliche oder eine durch die Zugehörigkeit zu einem Glaubensbekenntniß bedingte Gerichtsbarkeit findet nicht '"‘ itt. § 77. Wenn nach dem bisherigen Rechte auf beständige Trennung der Ehegatten von Tisch und Bett zu erkennen sein würde, ist fortan die Auflösung des Bandes der Ehe auszusprechen. Ist vor dem Tage, an welchem dieses Gesetz in Kraft tritt, auf be­ ständige Trennung von Tisch und Bett erkannt worden, so kann, wenn eine Wiedervereinigung der getrennten Ehegatten nicht stattgefunden hat, jeder derselben auf Grund des ergangenen Urtheils die Auflösung des Bandes der Ehe im ordentlichen Prozeßverfahren beantragen. § 78. Ehestreitigkeiten, welche in Bayern vor dem Tage, an welchem dieses Gesetz daselbst in Kraft tritt, durch Zustellung des Beschlusses über Zulässigkeit der Klage anhängig geworden sind, werden von dem mit der Sache befaßten Gericht bis zur rechtskräftigen Entscheidung nach Maß­ gabe der bisher geltenden Gesetze durchgeführt. Daselbst kann die Auslösung der Ehe auf Grund eines die beständige Trennung von Tisch und Bett verfügenden Urtheils geltend gemacht werden, nachdem das Gericht auf Anrufen eines Ehegatten in dem nach Artikel 675 Absatz 1 und 2 der Prozeßordnung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten vom 29. April 1869 vorgesehenen Verfahren die Auflösung des Bandes der Ehe ausgesprochen hat?) § 79. Dieses Gesetz tritt mit dem 1. Januar 1876 in Kraft. Es bleibt den Landesregierungen überlassen, das ganze Gesetz oder auch den dritten Abschnitt und § 77 im Verordnungswege früher einzuführen.

§ 80. Die vor dem Tage, an welchem dieses Gesetz in Kraft tritt, nach den Vorschriften des bisherigen Rechts ergangenen Aufgebote behalten iyre Wirksamkeit. § 81. Auf Geburts- und Sterbefälle, welche sich vor dem Tage, an welchem dieses Gesetz in Kraft tritt, ereignet haben, an diesem Tage aber noch nicht eingetragen sind, findet das gegenwärtige Gesetz mit der Maßgabe Anwendung, daß der Laus der vorgcschriebenen Anzeigefristen mit dem Tage beginnt, an welchem dieses Gesetz in Kraft tritt. Ein Gleiches gilt für den Fall, daß auch nur die Vornamen eine# Kindes an diesem Tage noch nicht eingetragen sind. ’) Fassung nach Art. 46 V E.G. z. B.G.B. •) Der ursprüngliche Abs. 3 ist aufgehoben durch § 13 Abs. 2 Nr. 6 E.G. j. E.P O.

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8 82. Die kirchlichen Verpflichtungen in Beziehung aus Taufe Mttb Trauung werden durch dieses Gesetz nicht berührt. § 83. Die zur Ausführung diese» Gesetzes erforderlichen Be­ stimmungen werden, soweit dieselben nicht durch eine vom BundeSrathe erlassene Ausführungsverordnung getroffen werden1), von den einzelnen Landesregierungen erlassen.

§ 84. Welche Behörden in jedem Bundesstaate unter der Bezeichnung: höhere Verwaltungsbehörde, untere Verwaltungsbehörde, Gemeindebehörde, Gemeindevorstand, Gericht erster Instanz zu verstehen sind, wird von der Zentralbehörde des Bundesstaates bekannt gemacht. § 85. Durch dieses Gesetz werden die Bestimmungen des Gesetzes vom 4. Mai 1870, betreffend die Eheschließung und die Beurkundung deS Personenstandes von Reichsangehörigen im Auslande, nicht berührt.*) Der Reichskanzler kann einem diplomatischen Vertreter oder einem Konsul des Deuischen Reichs die allgemeine Ermächtigung zur Vornahm von Eheschließungen und zur Beurkundung der Geburten, Heirathen und Eterbefälle, wie für Reichsangehörige, so auch für Echutzgenossen ertheilen. Diese Vorschrift tritt mit dem 1. März 1875 in Kraft*) Die vom Reichskanzler unter dem 25. März 1899 bekannt gemachten ,93orschriften des Bundesraths zur Ausführung des Gesetzes über die Beurkundung deS Personenstandes und die Eheschließung" (R G.Bl 1899 S. 225 ff) enthalten Formulare mit näherer Anweisung für die Führung der Standesregister Diese sind in deutscher Sprache zu führen (§11 Abs. 1). Die Einsicht der Register ist Geistlichen und anderen Religionsdienern kostenfrei zu gestatten (§21). *) Abgedruckt unter 62.

62. Gesetz, bett, die Eheschliessung und die Beurkundung des Personenstandes von Bundesangehörigen im Auslande. Vom 4. Mai 1870.')

In der Tassung nach Art. 40 €6. B6B. (Bundesgesetzblatt 1870 6. 599-602).

L Allgemeine Bestimmungen.

§ 1. Der Bundeskanzler kann einem diplomatischen Dertreter des Bundes für das ganze Gebiet des Staates, bei dessen Hofe oder Regierung derselbe beglaubigt ist, und einem Bundeskonsul für dessen Amtsbezirk die allgemeine Ermächtigung erteilen, bürgerlich gültige Eheschließungen von Bundesangehörigen vorzunehmen, und die Geburten, Heiraten und Sterbe­ fälle von Bundesangehörigen zu beurkunden. § 2. Die zur Eheschließung und zur Beurkundung des Personen­ standes ermächtigten Beamten (§ 1) haben über die Beurkundung der Geburten, Heiraten und Sterbesälle getrennte Register zu führen. Die vorkommenden Fälle sind in protokollarischer Form unter fortlaufender Nummer in die Register einzutragen. Jedes Register wird in zwei gleichlautenden Originalen nach einem Formulare geführt, welches von dem Bundeskanzler vorgeschrieben wird- Das Formular soll für alle Beamten ein übereinstimmendes fein. Am Jahresschlüsse hat der Beamte die Register abzuschließen und da- eine Exemplar derselben dem Bundeskanzler einzusenden. Gleichzeitig hat er den Regierungen der einzelnen Bundesstaaten aus den Registern einen Auszug der Fälle mitzuteUen, welche Angehörige derselben betreffen. Wenn im Laufe des Jahres in ein Register eine Eintragung nicht erfolgt ist, so hat der Beamte eine amtliche Bescheinigung hierüber am Jahresschluffe dem Bundeskanzler einzusenden. II. Eheschließung und Beurkundung derselben.

K 3. Der Schließung der Ehe soll') das Aufgebot vorangehen. Dor Beginn desselben find dem Beamten die zur Eingehung einer Ehe nach den Gesetzen der Heimat der Verlobten notwendigen Erfordernisse als vorhanden nachzuweisen. Insbesondere haben die Verlobten in be­ glaubigter Form beizubringen: 1. ihre Geburtsurkunden; 2. die zustimmende Erklärung derjenigen Personen, deren Einwilligung nach den Gesetzen der Heimat der Verlobten erforderlich ist. Der Beamte kann die Beibringung dieser Urkunden erlaffen, wenn ihm die Tatsachen, welche durch dieselben festgestellt werden sollen, persönlich bekannt oder auf andere Weise glaubhaft nachgewiesen find. *) Reichsgeseh zufolge Ges v. 16. April 1871 § 2, eingeführt in Bayern durch ®tf. v. 22. April 1871 (BSBl. S. 87) § 2. *) Fassung bei EG. ,. BGB. Art. 40 Zisf. L

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AuslPStG.

Auch kann er von unbedeutenden Abweichungen in den Urkunden, beispielsweise von einer verschiedenen Schreibart der Namen, oder einer Verschiedenheit der Vornamen absehen, wenn in anderer Weise die Identität der Beteiligten festgestellt wird. Der Beamte ist berechtigt, den Verlobten die eidesstattliche Ver­ sicherung über die Richtigkeit der Tatsachen abzunehmen, welche durch die vorliegenden Urkunden oder die sonst beigebrachten Beweismittel ihm nicht als hinreichend festgestellt erschienen.

K 4. Das Ausgebot geschieht durch eine Bekanntmachung der Beamten, welche die Vomamen, die Familiennamen, das Alter, den Stand oder das Gewerbe und den Wohnort der Verlobten und ihrer Eltern enthalten muß. Diese Bekanntmachung muß an der Türe oder an einer in die Augen fallenden Stelle vor oder in der Kanzlei des Beamten eine Woche hindurch auSgehängt bleiben. Erscheint an dem Amtssitze des Beamten eine Zeitung, so ist die Bekanntmachung außerdem einmal darin einzurücken, und die Eheschließung nicht vor Ablauf deS dritten TageS von dem Tage an zulässig, an welchem da- die Bekanntmachung enthaltende Blatt ausgegeben ist. Unter mehreren an dem bezeichneten Orte erschei­ nenden Zeitungen hat der Beamte die Wahl. § 5. Wenn eine der aufzubietendeu Personen innerhalb der letzten sechs Monate ihren Wohnsitz außerhalb des Aintsbereichs (§ 1) des Be­ amten gehabt hat, so muß die Bekanntmachung deS Aufgebots auch an dem früheren Wohnsitze nach den dort geltenden Vorschriften erfolgen, oder ein gehörig beglaubigtes Zeugnis der Obrigkeit deS früheren Wohn­ ortes darüber beigebracht werden, daß daselbst Ehehindernisie in Betreff der einzugehenden Ehe nicht bekannt seien.

§ 6. Der Beamte kann aus besonders dringenden Gründen von dem Aufgebote (§§ 4 und 5) ganz dispensieren. K 7. ) Die Ehe wird dadurch geschlossen, daß die Verlobten vor­ dem Beamten persönlich und bei gleichzeitiger Anwesenheit erklären, die Ehe mit einander eingehen zu wollen. Der Beamte muß zur Entgegen­ nahme der Erklärungen bereit sein. Die Erklärungen können nicht unter einer Bedingung oder einer Zeitbestimmung abgegeben werden.

§ 7 a.2) Der Beamte soll bei der Eheschließung in Gegenwart von zwei Zeugen an die Verlobten einzeln und nacheinander die Frage richten, ob sie die Ehe mit einander eingehen wollen, und, nachdem die Verlobten die Frage bejaht haben, aussprechen, daß sie kraft dieses Gesetzes nunmehr rechtmäßig verbundene Eheleute seien. Als Zeugen sollen Personen, btc der bürgerlichen Ehrenrechte für verlustig erklärt sind, während der Zeit, für welche die Aberkennung der Ehrenrechte erfolgt ist, sowie Minderjährige nicht zugezogen werden. Per­ sonen, die mit einem der Verlobten, mit dem Beamten oder mit einander verwandt oder verschwägert find, dürfen als Zeugen zugezogen werden. *1 Fassung de» CS. z. BGB. Art. 40 Ziff. II. *) Eingesügt durch EG. ,. BSB. Art. 40 Ziff. II.

62

AuSlPStG.

5 8,1) Als zur Eheschließung ermächtigter Beamter (8 1) gilt auch derjenige, welcher, ohne ein solcher Beamter zu sein, das Amt eines solchen öffentlich auSübt, es sei denn, daß die Verlobten den Mangel der amtlichen Befugnis bei der Eheschließung kennen. § 8a.1) Eine Ehe, die vor einem zur Eheschließung ermächtigten Beamten (§ 1) oder vor einer im 8 8 einem solchen Beamten gleich­ gestellten Person geschloffen wird, ist wegen Formmangels nur dann nichtig, wenn bei der Eheschließung die im 8 7 vorgeschriebene Form nicht £

obachtet worden ist. Ist die Ehe in das Heiratsregister eingetragen worden und haben die Ehegatten nach der Eheschließung zehn Jahre oder, falls einer von ihnen vorher gestorben ist, bis zu deffen Tode, jedoch mindestens drei Jahre, .»iS Ehegatten mit einander gelebt, so ist die Ehe als von Anfang an gültig anzusehen. Diese Borschrist findet keine Anwendung, wenn bei dem Ablaufe der zehn Jahre oder zur Zeit des Todes des einen Ehegatten die Nichtigkeitsklage erhoben ist.

K 9. Die über die geschloffene Ehe in die Register einzutragende Urkunde tHeiratS-Urkunde) soll1» enthalten: 1. Bor- und Familiennamen, Staatsangehörigkeit, Alter, Stand oder Gewerbe, Geburts-und Wohnort der die Ehe eingehenden Personen; 2. Bor- und Familiennamen, Alter, Stand oder Gewerbe und Wohn­ ort ihrer Eltern; 3. Bor- und Familiennamen, Alter, Stand oder Gewerbe und Wohn­ ort der zugezogenen Zeugen; 4. die auf Befragen des Beamten abgegebene Erklärung der Verlobten, sowie die erfolgte Verkündigung ihrer Verbindung; 5. die Unterschrift der anwesenden Personen.

§ 10. Die vorstehenden Bestimmungen über die Eheschließung (§8 3—9) finden auch Anwendung, wenn nicht beide Verlobte, sondern nur einer derselben ein Bundesangehöriger ist. III. Geburtsurkunden. § 11. Die Eintragung der Geburt eines Kindes in die Register kann von dem Beamten nur vorgenommen werden, nachdem sich derselbe durch Vernehmung des Vaters des Kindes oder anderer Personen die Ueberzeugung von der Richtigkeit der einzutragenden Tatsachen verschafft hat. Die Eintragung soll1) enthalten: 1. den Ort, den Tag und die Stunde der Geburt; das Geschlecht des Kindes; 3. die ihm beigelegten Vornamen; 4. Vor- und Familiennamen, Staatsangehörigkeit, Stand oder Gewerbe, sowie den Wohnort der Eltern und zweier bei der Eintragung zuzuziehender Zeugen; 5. die Unterschrift des Vaters, wenn er anwesend ist, und der vor­ gedachten Zeugen. *) Raffung be8 EG. z. BSB. Art. 40 Ziff. II. ’) ßingefügt durch ES. } BGB. Art. 40 3»ff- II. *) Raffung bei EG. j. BSB. Art. 40 Ziff. I. Warner, Reichszivilqesede.

3. Ausl.

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AuslPStG

S2 IV. Urfunben üb« Sterl'e)älle.

§ 12. Die Eintragung eines Todesfalles in die Register erfolgt auf Grund der Erklärung zweier Zeugen. Sie soll *) enthalten: 1. Dor- und Familiennamen des Verstorbenen, dessen Staatsangehörig­ keit, Alter, Stand oder Gewerbe, Wohn- und Geburtsort; 2. Vor- und Familiennamen seines Ehegatten; 3. Dor- und Familiennamen, Staatsangehörigkeit, Stand oder Gewerbe und Wohnort der Eltern des Verstorbenen; 4. Ort, Tag und Stunde des erfolgten Todes, soweit diese Verhältnisse bekannt sind; 5. Vor- und Fanliliennamen, Alter, Stand oder Gewerbe und Wohn­ ort der Zeugen, welche die Erklärung abgeben, und, wenn es Ver­ wandte des Verstorbenen sind, den Grad ihrer Verwandtschaft. 6. Unterschrift der Zeugen. V. SchluKlikstimmmigm

§ 13. Insoweit durch die Gesetze eines Bundesstaates den diplo matifchen Vertretern und Konsuln in Ansehung der Eheschließungen, sowie der Beurkundung der Geburten, Heiraten und Sterbesälle der Angehörigen dieses Staates von einer besonderen Ermächtigung nicht abhängige oder ausgedehntere Befugnisse, als die im gegenwärtigen Gesetze bestimmten, beigelegt sind oder künftig beigelegt werden, stehen diese Befugnisse für die bezeichneten Angehörigen auch den diplomatischen Vertretern des Bunde» und den Bundeskonsuln zu. § 14. Aus die Gebühren, welche für die durch das gegenwärtige Gesetz den Beamten des Bundes überwiesenen Geschäste und insbesondere für die Ausfertigungen und Abschriften aus den Personenstands-Registern zu erheben sind, findet der § 38 des Bundesgesetzes, betreffend die Or­ ganisation der Bundeskonsulate, sowie die Amtsrechtc und Pflichten der Bundeskonsuln, vom 8. November 1867 (Bundesgesctzbl. S. 137) An Wendung. l) Fassung bet 6®. ». BGB älrt. 40 chff. I.

IV. Abschnitt. Konsular- und Zchutzgebietsgerichtsbarkeit

63. Gesetz über die KonsularGerichtsbarkeit vom 7. Hxril 1900.

(ReickSgesetzblatt 1900 S. 213-228 )

Erster Abschnitt.

Umfang der Lonsnlargertchtsbarkeit. § 1.

Die Konsulargerichtsbarkeit wird in den Ländern ausgeübt, denen ihre Ausübung durch Herkommen oder durch Staatsveüräge

in

gestattet ist. Sie kann durch Kaiserliche Verordnung mit Zustimmung des BundeSlüths für bestimnlte Gebiete und in Ansehung bestimmter Rechtsverhält­ nisse auster Nebunq gesetzt werden

§ 2.

1.

Der Konfutargenchtsbarkeit sind unterworfen:

Deutsche, soweit sie nicht in dem Lande, in dem die Konsulargerichts» barfeit ausgeübt wird, nach allgemeinen völkerrechtlichen Grundsätzen das Recht der Exterritorialität genießen;

8. Ausländer, soweit sie für ihre Rechtsverhältnisse durch Anordnung des Reichskanzlers oder auf Grund einer solchen dem deutschen Schutze unterstellt sind (Schutzgenossen).

Den Deutschen (Abs. 1 Nr. 1) werden gleichgeachtet Handelsgesell­ schaften, eingetragene Genossenschaften und juristische Personen, wenn ste iin Reichsgebiet oder in einem deutschen Schutzgebiet ihren Sitz haben, juristische Personen auch dann, wenn ihnen durch den Bundesrath oder nach den bisherigen Vorschriften durch einen Bundesstaat die Rechtsfähigkeit verliehen worden ist. Das Gleiche gilt von offenen Handelsgesellschaften und Kommanditgesellschaften, die in einem Konsulargerichtsbezirk ihren Sitz Haden, wenn die persönlich hastenden Gesellschafter sämmtlich Deutsche sind. Andere als die bezeichneten Handelsgesellschaften, eingetragenen Ge­ nossenschaften und

juristischen Personen werden den Ausländern (Abs. 1

Nr. 2) gleichgeachtet.

*) Siehe die Note unten zu § 78.

63

KonfGG.

Durch Anordnung des Reichskanzlers oder aus Grund einer solchen kann bestimmt werden, daß die im Abs. 2 Satz 1 bezeichneten Handels­ gesellschaften , eingetragenen Genossenschaften und juristischen Personen, wenn Ausländer daran betheiligt find, der Konsulargerichtsbarkeit nicht unterstehen.

§ 3.

Die Militärgerichtsbarkeit

wird

durch

dieses Gesetz

nicht

berührt. Zweiter Abschnitt.

Gerichtsverfassung. § 4. Die Konsulargerichtsbezirke werden von dem Reichskanzler nach Vernehmung des Ausschusses des Bundesraths für Handel und Verkehr bestimmt.

K 5. Die Konsulargerichtsbarkeit wird durch den Konsul (§ 2 des Gesetzes, betreffend die Organisation der Bundeskonsulate, vom 8. November 1867), durch das Konsulargericht und durch das Reichs­ gericht ausgeübt.

8 «. Der Konsul ist zur Ausübung der Gerichtsbarkeit befugt, wenn er dazu von dem Reichskanzler ermächtigt wird. Der Reichskanzler kann neben dem Konsul sowie an dessen Stelle einem anderen Beamten die dem Konsul bei der Ausübung der Gerichts­ barkeit obliegenden Verrichtungen übertragen.

K 7. Der Konsul ist zuständig: 1. für die durch das Gerichtsverfassungsgesetz, die Prozeßordnungen und die Konkursordnung den Amtsgerichten zugewiesenen Sachen; 2. für die durch Reichsgesetze oder in Preußen geltende allgemeine Landesgesetze den Amtsgerichten übertragenen Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit

s Das Kouimargencht besteht aus dem Konsul als Vor­ fitzendem und zwei Beisitzern. In Strafsachen sind in der Hauptverhandlung vier Beisitzer zu»uziehen, wenn der Beschluß über die Eröffnung des Hauptverfahrens ein Verbrechen oder ein Vergehen zum Gegenstände hat, daS weder zur Zu­ ständigkeit der Schöffengerichte noch zu den in den §§ 74, 75 des Ge­ richtsverfassungsgesetzes bezeichneten Handlungen gehört. § 9. Ist in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten die Zuziehung von zwei Beisitzern nicht ausführbar, so tritt an die Stelle des KonsulargerichtS der Konsul. Ist in Strafsachen die vorgeschriebene Zuziehung von vier Beisitzern nicht ausführbar, so genügt die Zuziehung von zwei Beisitzern. Die Gründe, aus denen die Zuziehung von Beisitzern nicht aus­ führbar war, müssen in dem Sitzungsprotokoll angegeben werden.

KonsGG-

1. L

Zweiter Abschnitt.

Gerichtsverfassung.

6L

8 10. DaS Konsulargericht ist zuständig: für die durch das Gerichtsverfaßungsgesetz und die Prozeßordnung den Landgerichten in erster Instanz sowie den Schöffengerichten zu­ gewiesenen Sachen; für die Verhandlung und Entscheidung über das Rechtsmittel der Beschwerde gegen die Entscheidungen des Konsuls in Strafsachen.

§ 11. In den vor das Konsulargericht gehörenden Sachen steht den Beisitzern ein unbeschränktes Stimmrecht zu. In den im 8 10 Nr. 1 bezeichneten Sachen nehmen die Beisitzer nur an der niündlichen Verhandlung und an den im Laufe oder auf Grund dieser Verhandlung ergehenden Entscheidungen Theil; die sonst erforderlichen Entscheidungen werden von dem Konsul erlassen.

8 12. Der Konsul ernennt für die Dauer eines jeden Geschäfts­ jahrs aus den achtbaren Gerichtseingesessenen oder in Ermangelung solcher aus sonstigen achtbaren Einwohnern seines Bezirkes vier Beisitzer und mindestens zwei Hülfsbeifitzer. Die Gerichtseingeseßenen haben der an fie ergehenden Berufung Folge zu leisten; die §§ 53, 55, 56 des Gerichtsverfassungsgesetzes finden entsprechende Anwendung. 8 13. Die Beeidigung der Beisitzer erfolgt bei ihrer ersten Dienst­ leistung in öffentlicher Sitzung. Sie gilt für die Dauer des Geschäftsjahrs. Der Vorfitzende richtet an die zu Beeidigenden die Worte: „Sie schwören bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, die Pflichten eines Beisitzers des deutschen Konsulargerichts getreulich zu erfüllen und Ihre Stimme nach bestem Wiffen und Gewißen abzugeben." Die Beisitzer leisten den Eid, indem jeder einzeln, unter Erhebung der rechten Hand, die Worte spricht: »Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe." Ist ein Beisitzer Mitglied einer Religionsgesellschaft, der das Gesetz den Gebrauch gewißer Betheuerungsformeln an Stelle des Eides gestattet, so wird die Abgabe einer Erklärung unter der BetheuerungSformel dieser Religionsgesellschaft der Eidesleistung gleichgeachtet. Ueber die Beeidigung ist ein Protokoll aufzunehmen. 8 14. Das Reichsgericht ist zuständig für die VerhaMung und endgültige Entscheidung über die Rechtsmittel 1. der Beschwerde und der Berufung in den vor dem Konsul oder dem Konsulargerichte verhandelten bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten und in Konkurssachen; 2. der Beschwerde und der Berufung gegen die Entscheidungen deS Konsulargerichts in Strafsachen; 3. der Beschwerde gegen die Entscheidungen deS Konsuls in den An­ gelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit.

8 15. Eine Mitwirkung der Staatsanwaltschaft findet, soweit nicht in diesem Gesetz ein Anderes vorgeschrieben ist, in den vor den Konsul oder das Konsulargericht gehörenden Sachen nicht statt. 8 16. Die Personen, welche die Verrichtungen der Gerichtsschreiber und der Gerichtsvollzieher sowie die Verrichtungen der Gerichtsdiener als

63

Äons®®.

Zustellungsbeamten auSzuüben haben, werden von dem Konsul bestimmt. Sofern diese Personen nicht bereits den Diensteid als Konsularbeamte geleistet haben, find sie vor ihrem Amtsantritt auf die Erfüllung der Obliegenheiten des ihnen übertragenen Amtes eidlich zu verpflichten. DaS Verzcichniß der Gerichtsvollzieher ist in der für konsularische Bekanntmachungen ortsüblichen Weise, jedenfalls durch Anheftung an die Gerichtstafel bekannt zu machen.

8 17.

Die Personen, die zur Ausübung der Rechtsanwaltschaft zuzulafsen sind, werden von dem Konsul bestimmt. Die Zulassung ist widerruflich. Gegen eine Verfügung des Konsuls, durch die der Antrag einer Person auf Zulaflung zur Ausübung der Rechtsanwaltschaft abgelchnt oder die Zulassung juriufgenommen wird, findet Beschwerde an den Reichskanzler statt. DaS Verzeichniß der zur Ausübung der Rechtsanwaltschajt zu­ gelassenen Personen ist in der für konsularische Bekanntmachungen orts­ üblichen Weise, jedenfalls durch Anheftung an die Gerichtstafel bekannt machen

zu

8 18«

Die Vorschnsten der §§ 157 bis 169 des GerichtsverfafsungSgesetzes und deS § 2 des Reichsgesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit finden auf die Leistung der Rechtshülse unter den bei der Ausübung der Konsulargerichtsbarkeit mitwirkenden Behörden sowie unter diesen Behörden und den Behörden im Reichsgebiet oder in den deutschen Schutzgebieten mit der Maßgabe entsprechende An­ wendung, daß für die im § 160 Abs. 1 des GerichtSverfassnngsgeseheS vorgesehene Entscheidung, sofern die Rechtshülfe von dem Konsul versagt oder gewährt wird, daS Reichsgericht in erster und letzter Instanz zu­ ständig ist. Dritter Abschnitt.

Allgemeine Vorschriften über das amuwendende Recht. 8 13. In den Konsulargerichtsbezirken gelten für die der KonsulargerichtSbarleit unterworfenen Personen, soweit nicht in diesem Gesetz ein Anderes vorgeschrieben ist:

1. die dem bürgerlichen Rechte angehvrenden Vorschriften der Reichs­ gesetze und der daneben innerhalb Preußens im bisherigen Geltungs­ bereiche deS preußischen Allgemeinen Landrechts in Kraft stehenden allgemeinen Gesetze sowie die Vorschriften der bezeichneten Gesetze über daS Verfahren und die Kosten in bürgerlichen Rechisstreitigfeiten, in Konkurssachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit;

2.

die dem Strafrecht angehörenden Vorschriften der Reichsgesetze sowie die Vorschriften dieser Gesetze über das Verfahren und die Kosten in Straffachen.

KonsGG-

Dritter Abschnitt.

Allgemeine Vorschriften u.

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§ 20. Die in § 19 erwähnten Vorschriften finden keine An­ wendung. soweit sie Einrichtungen und Verhältnisse voraussetzen, an denen eS für den Konsulargerichtsbezirk fehlt. Durch Kaiserliche Verordnung können die hiernach außer Anwendung bleibenden Vorschriften, soweit sie zu den im § 19 3lt. 1 erwähnten ge­ hören, näher bezeichnet, auch andere Vorschriften an deren Stelle ge­ troffen werden.

§ 21. Durch Kaiserliche Verordnung können die Rechte an Grund­ stücken, das Bergwerkseigenthum sowie die sonstigen Berechtigungen, für welche die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften gelten, abweichend von den nach § 19 maßgebenden Vorschriften geregelt werden. § 22. Durch Kaiserliche Verordnung kann bestimmt werden, in­ wieweit die Vorschriften der Gesetze über den Schutz von Werken der Literatur und Kunst, von Photographien, von Erfindungen, von Mustern und Modellen, von Gebrauchsmustern und von Waarenbezeichnungen in den Konsulargerichtsbezirken Anwendung finden oder außer Anwendung bleiben. § 23. Soweit die im § 19 bezeichneten Gesetze landesherrliche Verordnungen oder landesherrliche Genehmigung vorsehen, treten an deren Stelle in den Konsulargerichtsbezirken Kaiserliche Verordnungen oder die Genehmigung des Kaisers. Die nach diesen Gesetzen im Verwaltungsstreitverfahren zu treffenden Entscheidungen werden für die Konsulargerichtsbezirke in erster und letzter Instanz von dem Bundetzrath erlassen. Soweit in diesen Gesetzen auf Anordnungen oder Verfügungen einer LandeS-Zentralbehörde oder einer höheren Verwaltungsbehörde verwiesen wird, treten an deren Stelle in den Konsnlargerichtsbezirken Anordnungen oder Verfügungen deS Reichskanzlers oder der von diesem bezeichneten Behörde. Die nach diesen Gesetzen den Polizeibehörden zustehenden Befugnifle werden in den Konsulargerichtsbezirken von dem Konsul ausgeübt. BiS zum Erlasse der im Abs. 1 vorgesehenen Kaiserlichen Ver­ ordnungen sowie der im Abs. 3 vorgesehenen Anordnungen oder Ver­ fügungen deS Reichskanzlers finden die innerhalb Preußens im bisherigen Geltungsbereiche deS preußischen Allgemeinen Landrechts geltenden landes­ herrlichen Verordnungen sowie die dort geltenden Anordnungen oder Ver­ fügungen der Landes-Zentralbehörden entsprechende Anwendung.

§ 24. Soweit nach den im § 19 bezeichneten Gesetzen dem LandesfiskuS Rechte zustehen oder Verpflichtungen obliegen, tritt in den Konsulargerichtsbezirken an dessen Stelle der Reichsfiskus. Diese Vor­ schrift findet keine Anwendung auf die Rechte und Verpflichtungen, die für den Landesfiskus mit Rücksicht auf die Staatsangehörigkeit eines Be­ theiligten begründet sind. Geldstrafen fließen zur Reichskaffe. Durch Kaiserliche Verordnung kann bestimmt werden, daß die wegen Zuwiderhandlung gegen einzelne Gesetze oder Verordnungen verhängten Geldstrafen einem anderen Bererfjtigten zufallen.

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KoujGG.

5 25. Die Rechtsverhältnisse der Schntzgenossen, die keinem Stiuiti angehören, werden, soweit dafür die Staatsangehörigkeit in Betracht kommt, nach den Vorschriften beurtheilt, die für die keinem Bundesstaat angehörenden Deutschen gelten. Die Rechtsverhältnisse der Schutzgenossen, die einem freinden Staate angehören, werden, soweit dafür die Staatsangehörigkeit in Betracht kommt, nach den für Ausländer geltenden Vorschriften beurtheilt. K 26. Durch Kaiserliche Verordnung kann bestiinmt werden, in­ wieweit die Konsulargerichtsbezirke im Sinne der in den §§ 19, 22 be­ zeichneten Gesetze als deutsches Gebiet oder Inland oder als Ausland an­ zusehen sind.

§ 2«. Soweit die nach § 19 zur Anwendung kommenden Gesetze auf die an einem ausländischen Orte geltenden Vorschriften Bezug nehmen, sind hierunter, falls es sich um einen Ort innerhalb eines Konsulargerichts­ bezirkes und um die Rechtsverhältnisse einer der Konsulargerichtsbarkeit unterworfenen Person handelt, die deutschen Gesetze zu verstehen. Durch Kaiserliche Verordnung kann bestimmt werden, inwieweit in einem Konsulargerichtsbezirke die von der dortigen Staatsgewalt erlassenen Vorschriften neben den deutschen Gesetzen als Gesetze des Ortes anzusehen sind. § 28. Zustellungen an die der Konsulargerichtsbarkeit unterworfenen Personen erfolgen im Konsulargerichtsbezirke, sofern sie entweder in einer in diesem Bezirke vor den Konsul oder das Konsulargericht gehörenden Sache oder in nicht gerichtlichen Rechtsangelegenhciten auf Betreiben einer in dem Bezirke befindlichen Person zu geschehen habe», nach den Vor­ schriften über Zustellungen im Jnlande. Falls die Befolgung dieser Vor­ schriften mit Schwierigkeiten verbunden ist, kann die Zustellung durch den Konsul nach den Vorschriften über Zustellungen im Auslande mit der Maßgabe bewirkt werden, daß an die Stelle des Ersuchens bei Zustellunzen auf Betreiben der Betheiligten deren Antrag und bei Zustellungen von Amtswegen die Anzeige des Gerichtsschreibers tritt. Im klebrigen erfolgen Zustellungen im Konsulargerichtsbezirk an die der Konsulargerichtsbarkeit imterworfenen Personen nach den Vorschriften über Zustellungen im Ausland, und zwar in gerichtlichen Angelegenheiten mittelst Ersuchens des Konsuls und in nicht gerichtlichen Rechtsangelegen­ heiten auf einen von den Betheiligten an ihn zu richtenden Antrag.

8 21). Die Einrückung einer öffentlichen Bekanntmachung in den Deutschen Reichsanzeiger ist nicht erforderlich, sofern daneben eine andere Art der Veröffentlichung vorgeschrieben ist. Der Reichskanzler kann Aus­ nahmen von dieser Vorschrift anordnen. Der Reichskanzler kann bestiminen, daß an die Stelle der Einrückung einer öffentlichen Bekanntmachung in den Deutschen Reichsanzeiger eine andere Art der Veröffentlichung tritt. K 30. Neue Gesetze erlangen in den Konsulargerichtsbezirken, die in Europa, in Egypten oder an der asiatischen Küste des Schwarzen oder des Mittelländischen Meeres liegen, mit dem Ablaufe von zwei Monaten, in den übrigen Konsulargerichtsbezirken mit dem Ablaufe von vier Monate»

uonsGG.

Vierter Abschnitt.

Besondere Vorschriften rc.

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»ach dem Tage, an dem das betreffende Stück des Reichs-Gesetzblatts oder der Preußischen Gesetz-Sammlung in Berlin ausgegeben worden ist, ver­ bindliche Kraft, soweit nicht für das Inkrafttreten ein späterer Zeitpunkt festgesetzt ist oder für die Konsulargerichtsbezirke reichsgesetzlich ein Anderes vorgeschrieben wird. Vierter Abschnitt,

besondere Vorschriften über das bürgerliche Recht. § 31. Auf Vereine, die ihren Sitz in einem Konsulargerichts­ bezirke haben, finden die Vorschriften der 88 21, 22, des § 44 Abs. 1 und der 88 55 bis 79 des Bürgerlichen Gesetzbuchs keine Anwendung.

§ 32.

Die in den 88 8 bis 10 des Gesetzes, betreffend die Rechts­ verhältnisse der deutschen Schutzgebiete (Reichs-Gesetzbl. 1888 S. 75, ReichsGesetzbl. 1899 S. 365), für die Errichtung deutscher Kolonialgesellschaften erlassenen Vorschriften finden entsprechende Anwendung auf deutsche Gesell­ schaften, die den Betrieb eines Unternehmens der im 8 8 Abs. 1 des Ge­ setzes bezeichneten Art in einem Konsulargerichtsbezirke zum Gegenstand

und ihren Sitz entweder im Reichsgebiet oder in einem deutschen Schutz­ gebiet oder in einem Konsulargerichtsbezirke haben.

§ 33.

Durch Kaiserliche Verordnung kann für einen Konjulargerichtsbezirk oder für einen Theil eines solchen angeordnet werden, daß statt der in den 88 246, 247, 288 des Bürgerlichen Gesetzbuchs und im 8 352 des Handelsgesetzbuchs aufgestellten Zinssätze ein höherer Zins­ satz gilt.

H 34.

Jnhaberpapiere der im § 795 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bezeichneten Art, die in einem Konsulargerichtsbezirke von einer der Konsulargerichtsbarkeit unterworfenen Person ausgestellt worden find, dürfen nur mit Genehmigung des Reichskanzlers in den Verkehr gebracht werden.

§ 35.

Durch Anordnung des Reichskanzlers kann bestimmt werden, wer in den Konsulargerichtsbezirken an die Stelle der Gemeinde des Fund­ orts in den Fällen der 88 976, 977 und an die Stelle der öffentlichen Armenkasse einer Gemeinde im Falle des § 2072 des Bürgerlichen Gesetz­ buchs zu treten hat.

§ 36.

Die Form einer Ehe, die in einem Konsulargerichtsbezirke von einem Deutschen oder von einem Schutzgenossen, der keinem Staate angehört, geschlossen wird, bestimmt sich ausschließlich nach den Vorschriften des Gesetzes, betreffend die Eheschließung und die Beurkundung des Personen­ standes von Reichsangehörigen im Auslande, vom 4. Mai 1870 (BundesGesetzbl. S. 599, Reichs-Gesetzbl. 1896 S. 614). Ein Schutzgenosse, der einem fremden Staate angehört, kann die Ehe in dieser oder in einer anderen, nach den Gesetzen seines Staates zulässigen Form schließen. Durch Kaiserliche Verordnung kann bestimmt werden, inwieweit in einem Konsulargerichtsbezirke die Beachtung der Vorschriften genügt, die von der dortigen Staatsgewalt über die Form der Eheschließung erlassen sind.

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KoirsGG.

§ 37. Durch Kaiserliche Verordnung können für die innerhalb der Konsulargerichtsbezirke belegenen Grundstücke die Grundsätze bestimmt werden, nach denen die Sicherheit einer Hypothek, einer Grundschuld oder einer Rentenschuld im Sinne des 8 1807 des Bürgerlichen Gesetzbuchs festzustellen ist. K 38. Im Falle des § 2249 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs kann daS Testament durch mündliche Erklärung vor drei Zeugen nach 8 2250 errichtet werden; der § 2249 Abs. 2 findet entsprechende Anwendung.

§ 39. Durch Kaiserliche Verordnung können für die Konsular­ gerichtsbezirke die der Laudcsgesetzgebung vorbehaltenen Bestimmungen über die Hinterlegung und die Hinterlegungsstellen getroffen werden. § 40. In Handelssachen finden die Vorschriften der im § 19 bezeichneten Gesetze nur soweit Anwendung, als nicht das im Konsular­ gerichtsbezirke geltende Handelsgewohnheitsrecht ein Anderes bestimmt. Handelssachen im Sinne des Abs. 1 sind die von einem Kaufmanne vorgenommenen Rechtsgeschäfte der im § 1 Abs. 2 des Handelsgesetzbuchs bezeichneten Art sowie die Angelegenheiten, die eines der im § 101 Nr. 3a, d, e, f des Gerichtsverfassungsgesetzes ausgcsührten Rechtsverhältnisse zum Gegenstände haben. fünfter Abschnitt.

Sesondere Vorschriften über das Verfahren in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, in Konknrsfachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit. § 41. In bürgerlichen Rechtssireitigkeiten richtet sich das Verfahren vor dem Konsul sowie vor dem Kousulargerichte nach den Vorschriften über das Verfahren vor den Amtsgerichten mit der Maßgabe, daß auch die Vorschriften der 88 34 8 bis 354 der Civilprozeßorduung Anwendung finden.

K 42. In Rcchtsstreitigkeiten, die die 'Nichtigkeit einer Ehe zum Gegenstände haben, werden die Verrichtungen der Staatsanwaltschaft von dem Konsul einer der zur Ausübung der Rechtsanwaltschaft zugelassencn Personen, einem anderen achtbaren Gerichtscingesessenen oder sonst im Konsulargerichtsbezirke befindlichen Deutschen oder Schutzgenossen übertragen. Das Gleiche gilt in Entmündigungssachen sowie im AusgebotSversahrcn zum Zwecke der Todeserklärung.

§ 43. In den nach 8 7 Nr. 1 zur Zuständigkeit deS Konsuls gehörenden bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten findet, sofern der Werth des Streitgegenstandes die Summe von dreihundert Mark nicht übersteigt, ein Rechtsmittel nicht statt. § 44. Der Konsul ist zur Abänderung seiner durch sofortige Be­ schwerde angefochtenen Entscheidung und) außer den im § 577 Abs. 3 der Civilprozeßorduung bezeichneten Füllen befugt. § 45. gelegt.

Das Rechtsmittel der Berufung wird bei dem Konsul ein­ Die Einlegung erfolgt durch Einreichung der Berufungsschrist.

KonsGG.

Sechster Wschnitt.

Besondere Vorschriften rc.

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Auf die Einlegung findet die Vorschrift des § 78 Abs. 1 der Civilprozeßordnung keine Anwendung. Die Berufungsschrift ist der Gegenpartei unter Beachtung der Borschriften des § 179 der Civilprozeßordnung von Amts­ wegen zuzustellen. Der Konsul hat die Prozeßakten mit dem Nachweise der Zustellung dem Reichsgerichte zu übersenden. Das Reichsgericht hat den Termin zur mündlichen Verhandlung von Amtswegen zu bestimmen und den Parteien bekannt zu machen. Die Bekanntmachung des Termins erfolgt an den für die Berufungs­ instanz bestellten und dem Reichsgerichte durch Vermittelung des Konsul­ oder durch die Partei selbst rechtzeitig benannten Prozeßbevollmächtigten oder Zustellungsbevollmächtigten, in Ermangelung eines solchen an die Partei selbst. Die im 9 520 der Civilprozeßordnung vorgesehene Frist beginnt mit dem Zeitpunkt, in dem der Termin dem Berufungsbeklagten bekannt gemacht worden ist.

§ 46. Die Zwangsvollstreckung im Konsulargerichtsbezirk aus den bei der Ausübung der Kousulargerichtsbarkeit für diesen Bezirk entstandenen vollstreckbaren Schuldtiteln erfolgt gegen die der Konsulargerichtsbarkeit unterworfenen Personen nach den Vorschriften über die Zwangsvollstreckung im Jnlande. Im Uebrigen wird die Vollstreckung im Konsulargerichts­ bezirke gegen solche Personen durch den Konsul auf ein an ihn gemäß 9 791 der Civilprozeßordnung gerichtetes Ersuchen veranlaßt. § 47. In den Fällen der §§ 110, 179 der Konkursordnung soll der Termin zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Ver­ walters und über die Bestellung eines Gläubigerausschusses sowie der Ver­ gleichstermin nicht über zwei Monate hinaus anberaumt werden. Diese Termine können bis auf drei Monate hinausgeschoben werden, wenn der Bezirk des Konsulargerichts, vor dem das Verfahren schwebt, nicht in Europa, in Egypten oder an der asiatischen Küste des Schwarzen oder des Mittelländischen Meeres liegt. Der Zeitraum, der nach § 138 der Konkursordnung zwischen dem Ablaufe der Anmeldefrist und dem allgemeinen Prüsungstermine liegen muß, soll mindestens zwei Wochen und höchstens drei Monate betragen. An die Stelle der in den §§ 152, 203 der Konkursordnung vor­ gesehenen Fristen tritt eine Frist von einem Monat, im Falle des Abs. 2 eine Frist von zwei Monaten. § 48. Die Vorschrift des § 18 Abs. 2 des Reichsgesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit findet auf eine durch Beschwerde angefochtene Verfügung des Konsuls keine Anwendung. Sechster Abschnitt.

Besondere Vorschriften über das Strafrecht. § 49. In den Konsulargerichtsbezirken finden die von der dortigen Staatsgewalt erlassenen Strafgesetze soweit Anwendung, als dies durch Herkommen oder durch Staatsverträge bestimmt ist.

KonsGG.

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§ 50. Durch Kaiserliche Verordnung kann bestimmt werden, in­ wieweit in den Konsulargerichtsbezirken die strafrechtlichen Vorschriften der allgemeinen Gesetze Anwendung finden, die innerhalb Preußens im bis­ herigen Geltungsbereiche des preußischen Allgemeinen Landrechts in Kraft stehen.

S 51. Der Konsul ist befugt, für seinen Gerichtsbezirk oder einen Theil des Bezirkes polizeiliche Vorschriften mit verbindlicher Kraft für die seiner Gerichtsbarkeit unterworfenen Personen zu erlasien und deren Nicht­ befolgung mit Haft, Geldstrafe bis zum Betrage von eintausend Mark und Einziehung einzelner Gegenstände zu bedrohen. Diese Vorschriften find sofort in Abschrift dem Reichskanzler mitzutheilen. Der Reichskanzler ist befugt, die von dem Konsul erlassenen polizeilichen Vorschriften aufzuheben. Die Verkündung der polizeilichen Vorschriften sowie die Verkündung ihrer Aufhebung erfolgt in der für konsularische Bekanntmachungen orts" tblichen Weise, jedenfalls durch Anheftung an die Gerichtstasel. siebenter Abschnitt.

Leson-ere Vorschriften über das Verfahren in Strafsachen. 5 52. Der Konsul übt in Strafsachen die Verrichtungen des Amtsrichters und des Vorsitzenden der Strafkammer aus. § 53. Die Zustellungen, die Ladungen, die Vollstreckung von Beschlüssen und Verfügungen sowie die Strafvollstreckung werden durch den Konsul veranlaßt.

§ 54. Im vorbereitenden Verfahren ist die Beeidigung eines Zeugen oder Sachverständigen auch in den im § 65 Abs. 2 der Straf­ prozeßordnung bezeichneten Fällen zulässig. Die Vorschriften des § 126 der Strafprozeßordnung finden keine Anwendung. § 55. Erhält der Konsul von dem Verdacht eines zur Zu­ ständigkeit deS Reichsgerichts oder der Schwurgerichte gehörenden Ver­ brechens Kenntniß, so hat er die zur Strafverfolgung erforderlichen SichcrheitSmaßregeln zu treffen sowie die Untersuchungshandlungen, in Ansehung deren Gefahr im Verzug obwaltet oder die Voraussetzungen deS § 65 Abs. 2 der Strafprozeßordnung zutreffen, vorzunehmen und demnächst die Akten der Staatsanwaltschaft bei dem zuständigen deutschen Gericht, in Ermangelung eines solchen dem Ober-Reichsanwalte zu übersenden. Im letzteren Falle wird das zuständige Gericht von dem Reichsgerichte bestimnit.

§ 56. Gehört die strafbare Handlung zur Zuständigkeit deS KonsulargerichtS oder deS Konsuls, so ist an Stelle der Staatsanwaltschaft der Konsul zum Einschreiten berufen. Er stellt insbesondere die der Staatsanwaltschaft im vorbereitenden Verfahren obliegenden Ermitte­ lungen an.

§ 57.

Eine Voruntersuchung findet nicht statt.

.NonsGG.

Siebenter Abschnitt.

Besondere Vorschriften ic.

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§ 68. An die Stelle der öffentlichen Klage tritt in den Fällen, in denen nicht sofort das Hauptverfahren eröffnet wird, die Beifügung des Konsuls über die Einleitung des Strafverfahrens gegen den Be­ schuldigten. Diese Verfügung hat die dem Angeschuldigten zur Last ge­ legte That unter Hervorhebung ihrer gesetzlichen Merkmale und des anzuwendenden Strafgesetzes zu bezeichnen. Der Beschluß, durch den das Hauptverfahren eröffnet wird, hat auch die Beweismittel anzugeben.

8 59. Die Vorschrift des 8 232 der Strafprozeßordnung findet auch dann Anwendung, wenn nach dem Ermeffen des Gerichts die zu er­ wartende Freiheitsstrafe nicht mehr als sechs Monate bettägt. § 60. Den Umfang der Beweisaufnahme bestimmt das Gericht, ohne hierbei durch Anträge, Verzichte oder frühere Befchlüffe gebunden zu sein 8 01. In das Protokoll über die Hauptverhandlung sind die wesentlichen Ergebniffe der Vernehmungen aufzunehmen.

8 62. In den Fällen der 83 45, 449 der Strafprozeßordnung beträgt die Frist zwei Wochen. 8 63. Gegen die wegen Uebertretungen erlassenen Entscheidungen ist, sofern eine Verurtheilung auf Grund des § 361 Nr. 3 bis 8 des Strafgesetzbuchs erfolgt oder nur auf Geldstrafe oder auf Geldstrafe und Einziehung erkannt wird, ein Rechtsmittel nicht zulässig. Im Uebrigen findet in Strafsachen gegen die Urtheile deS Konsular­ gerichts das Rechtsmittel der Berufung statt. § 64. Auf Beschwerden gegen Entscheidungen deS Konsuls findet die Vorschrift des § 23 Abs. 1 der Strafprozeßordnung keine Anwendung. In den Fällen des § 353 der Strafprozeßordnung ist der Konsul zur Abänderung seiner durch Beschwerde angefochtenen Entscheidung befugt.

8 65. Die der Staatsanwaltschaft zustehenden Rechtsmittel können gegen die Entscheidungen deS Konsulargerichts von dem Konsul eingelegt werden.

8 66. In den Fällen der §§ 353, 355, 358, 360 der Straf­ prozeßordnung beträgt die Frist zwei Wochen. 8 67. Die Frist zur Anfechtung einer Entscheidung beginnt für den Nebenkläger im Falle des § 439 der Strafprozeßordnung mit der Bekanntmachung der Entscheidung an den Beschuldigten. 8 68. Der Konsul kann Zeugen und Sachverständige, die zur Rechtfertigung der Berufung benannt sind, vernehmen und beeidigen, wenn die Voraussetzungen des § 65 Abs. 2 der Strafprozeßordnung vorliegen. Die Protokolle über diese Vernehmungen sind dem Ober-Reichsanwalte zu übersenden. Die Vorschriften des § 223 und des § 250 Abs. 2 der Strafprozeßordnung finden entsprechende Anwendung. 8 69. Der Angeklagte kann in der Hauptverhandlung vor dem Berufungsgericht erscheinen oder sich durch einen mit schriftlicher Vollmacht versehenen Vertheidiger vertreten laffen.

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KonMG

Der nicht auf freiem Fuße befindliche Angeklagte hat keinen An­ spruch auf Anwesenheit. Soweit der Angeklagte die Berufung eingelegt hat, ist über diese auch dann zu verhandeln, wenn weder der Angeklagte noch ein Vertreter für ihn erschienen ist

§ 70.

Die Wiederaufnahme eines durch rechtskräftiges Urtheil geschlossenen Verfahrens kann von Amtswegen erfolgen.

§ 71.

Das Gesetz, betreffend die Entschädigung der im Wieder­ aufnahmeverfahren freigesprochenen Personen, vom 20. Mai 1898 (ReichsGesetzbl. S. 345) findet mit folgenden Maßgaben Anwendung. An die Stelle der Staatsanwaltschaft des Landgerichts tritt der Konsul. Die im § 5 Abs. 3 vorgesehene Ausschlußfrist beträgt sechs Monate. Für die Ansprüche auf Entschädigung ist das Reichsgericht in erster und letzter Instanz zuständig.

§ 72.

In Strafsachen, in denen der Konsul oder das Konsular gericht in erster Instanz erkannt hat, steht das Begnadigungsrecht dem Kaiser zu.

Achter Abschnitt.

Gesondert Vorschriften über die Kosten. § 73.

Die Gebühren der Gerichte und der Gerichtsvollzieher in den Konsulargerichtsbezirken werden im doppelten Betrage der Sätze er hoben, die in den nach § 19 maßgebenden Vorschriften bestimmt sind. Die Gebühr für eine Zustellung in den Konsulargerichtsbezirken nach den Vorschriften über Zustellungen im Auslande beträgt drei Mark. Die den Gerichtsbeamten und Gerichtsvollziehern zustehendcn Tage­ gelder und Reisekosten werden, soweit es sich um Konsularbcamte handel! nach Maßgabe der für diese geltenden Vorschriften erhoben.

§ 74.

Die Erhebung und Beitreibung der Kosten wird durch den Konsul veranlaßt. Die Regelung des Beitreibungsvcrsahrens erfolgt im Anschluß an die Vorschriften der Civilprozeßordnung durch Anordnung des Reichskanzlers.

§ 75.

Die bei der Ausübung der Konsulargerichtsbarkeit mit­ wirkenden Behörden haben einander zum Zwecke der Erhebung und Bei­ treibung der Kosten Beistand zu leisten. Das Gleiche gilt für die Beistandsleistung unter diesen Behörden und den Behörden im Reichsgebiet oder in den deutschen Schutzgebieten. Dabei finden die gemäß § 99 des Gerichtskostengesetzes (Reichs-Gesetzbl. 1898 S. 659) erlassenen Vorschriften über den zum Zwecke der Einziehung von Gerichtskosten unter den Bundesstaaten zu leistenden Beistand ent­ sprechende Anwendung.

5 76.

Soweit die Gebühren der Rechtsanwälte durch Ortsgebrauch aeregelt find, kommt dieser zunächst zur Anwendung.

ttonsGG.

Neunter Abschnitt.

Schlußbestimmungen.

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Neunter Abschnitt.

Schlußbestimmungen. S 77. Die im 3 2 bezeichneten Personen können nach den in Gemäßheit dieses Gesetzes in den Konsulargerichtsbezirken Anwenduilg findenden strafrechtlichen Vorschriften wegen eines Verbrechens oder Ver­ gehens auch dann verfolgt werden, wenn sie die Handlung in einem Ge­ biete begangen haben, das keiner Staatsgewalt unterworfen ist. Im Ücbrigen können durch Kaiserliche Verordnung die in Gemäßheit dieses Gesetzes in den Konsulargerichtsbezirken geltenden Vorschriften in Gebieten der im Abs. 1 bezeichneten Art ganz oder theilweise für anwend­ bar erklärt werden. Soweit hiernach die Vorschriften über die Ausübung der Gerichtsbarkeit Geltung erlangen, ist der Reichskanzler befugt, an Stelle des Konsuls einen anderen Beamten zur Wahrnehmung der Gerichts­ barkeit zu ermächtigen; auch können als Gerichtsbeisitzer Personen zugezogen werden, die nicht Eingesessene oder Einwohner des Gerichtsbezirkcs sind.

§ 78. Dieses Gesetz tritt an einem durch Kaiserliche Verordnung festzusehenden Tage in Kraft" § jy. Soweit in Reichsgesetzen oder in Landesgesetzen auf Vor­ schriften des Gesetzes über die Konsulargerichtsbarkeit vom 10. Juli 1879 verwiesen ist, treten die entsprechenden Vorschriften dieses Gesetzes an deren Stelle.

§ 80. Der Reichskanzler hat die zur Ausführung des Gesetzes erforderlichen Anordnungen zu erlassen. •) Die Verordnung vom 25. Oktober 1900 zur Einführung det Gesetze» »der die Konsulargericht»barkeit (91.®.St. S. 999) bestimmt: Art. 1. DaS Gesetz über die Konsulargerichtsbarkeit vom 7. April 1900 tritt am 1. Januar 1901 in Kraft. Art. 2. Für die Nebertragung deS Eigenthum» an Grundstücken in den Kvnsulargerichlsbezirken genügt, soweit nicht für diese Grundstücke ein Grundbuch im Sinne der Reichsgesehe angelegt ist, die Beobachtung der Form, die den von der dortigen Staatsgewalt erlastenen Vorschriften entspricht. Innerhalb Rumänien», Serbien» und Bulgarien» gilt da» Gleiche auch für btt Form eines anderen Rechtsgeschäft», da» dort Dorgenommen, sowie sür die Form einer Ehe, die dort geschlossen wird Art. 3. Statt der in den SS 246, 247, 288 de» Bürgerlichen Gesetzbuch» und iw § 352 de» Handelsgesetzbuchs ausgestellten Zinssätze gilt in den Konsulargericht»» bezirken «in den landesüblichen Dertragsziusen entsprechender Zinssatz, jedoch höchsten» ein solcher von zehn vom Hundert für da» Jahr. Art. 4. Diese Verordnung tritt gleichzeitig mit dem Gesetz über die Konsular» gericht»barkeii in Kraft.

64. Schutrgebiekgesetz nach der Bekanntmachung der Reichskanzlers vom io. September i-oo (Reichlgesttzblatt 1900 E. 813-817.)')

§ 1. Die Schutzgewalt in den deutschen Schutzgebieten 'übt der Kaiser im Namen des Reichs aus. § 2. Auf die Gerichtsverfassung in den Schutzgebieten finden die Vorschriften der §§ 5, 7 bis 15, 17, 18 des Gesetzes über die KonsulargerichtSbarkeit vom 7. April 1900 (Reichs-Gesetzbl. S. 213) mit der Maß­ gabe entsprechende Anwendung, daß an die Stelle des Konsuls der von dem Reichskanzler zur Ausübung der Gerichtsbarkeit ermächtigte Beamte und an die Stelle deS Konsulargerichts daS in Gemäßheit der Vorschriften über das letztere zusammengesetzte Gericht deS Schutzgebietes tritt?) *) Die jetzige Fassung deS Gesetzes beruht auf Art. 1 des Gesetzes, beti Aenderungen des Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der deut schen Schutzgebiete (RGBl. 1888 S. 75, 1899 S. 365), vom 25 Juli 190h (RGBl. S. 809). Die Artikel 2 und 3 dieses Gesetze- bestimmen:

Art. 2. Der Reichskanzler wird ermächtigt, den Text des Schutzgebietsgesetzes, wie er sich aus den Aenderungen ergiebt, die im Art. 1 sowie in dem Gesetze, betreffend Abänderung und Ergänzung des Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der deutschen Schutzgebiete, vom 2. Juli 1899 (Reichs-Gesetzbl. S. 365) vorgesehen sind, unter fortlaufender Reihenfolge der Paragraphenzahlen und Nummern durch das Reichs-Gesetzblatt bekannt zu machen. Hierbei sind die in dem bisherigen Gesetz enthaltenen Verweisungen auf die Vorschriften von Gesetzen, die durch neuere Gesetze aufgehoben oder geändert worden sind, durch Verweisungen auf die an die Stelle jener Vorschriften getretenen neuen Vorschriften zu ersehen. Soweit in ReichSgesetzen oder Landesgesetzen auf Vorschriften des Gesetzes, betreffend die Rechtsverhältnisse der deutschen Schutzgebiete, verwiesen ist, treten die entsprechenden Vorschriften des von dem Reichskanzler bekannt gemachten Textes an die Stelle.

Art. 3. Die Vorschriften des Artikel 2 Abs. 1 treten mit dem Tage der Verkündung in Kraft. Im Uebrigen tritt dieses Gesetz an einem durch Kaiserliche Verordnung festzusetzenden Tage in Kraft. (Am 1. Januar 1901 taut § 1 der Verordnung vom 9. November 1900, RGBl. S. 1005). ') Die KZ 48—51 des Kolonialbeamtengesehes vom 8. Juni 1910 (RGBl. S. 881) enthalten als „Besondere Vorschriften für richterliche Beamte" folgende Bestimmungen:

K 48. Soweit die Kolonialbeamten zur Ausübung der Gerichtsbarkeit nach 2 deS SchutzgedietSgesetzes (RGBl. 1900 S. 813) berufen sind, üben sie ihr Amt als unabhängige, nur dem Gesetz unterworfene Richter aus. Gegen richterliche Beamte können Ordnungsstrafen nur vom Reichskanzler verhängt werden.

8

8 49. AIS etatmäßiger Richter kann in einem Schutzgebiete nur angestellt werden, wer die Fähigkeit zum Richteraml in einem Bundesstaat erlangt hat. 8 50* Die etatmäßigen Richter haben einen Rechtsanspruch aus die Ge­ haltszulagen und die anderen etwa im Etat bereitgestellten Zulagen. Ihr Anspruch ruht, solange gegen sie ein Disziplinarverfahren oder wegen

SchutzgebG.

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§ 3. In den Schutzgebieten gelten die int § 19 des Gesetzes über die Konsulargerichtsbarkeit bezeichneten Vorschriften der Reichsgesetze und preußischen Gesetze. Die Vorschriften der 20 bis 22, des § 23 Abs. 1 bis 3 und 5, der §§ 26, 29 bis 31, 33 bis 35, 37 bis 45, 47, 48, 52 bis 75 des Gesetzes über die Konsulargerichtsbarkeit finden entsprechende Anwendung.') eines Verbrechens oder Vergehens ein Hauptverfahren oder eine Voruntersuchung schwebt. Führt daS Verfahren zum Verluste deS Amte-, so findet eine Nachzahlung der zurückgehaltenen Beträge nicht statt.

8 51. Auf die etatsmäßigen Richter finden die Vorschriften deS § 11 keine Anwendung, die des § 12 nur dann, wenn daS von ihnen verwaltete Amt infolge einer Umbildung der Kolonialbehörden aushört. Die im § 51 angezogenen Vorschriften lauten: 5 11 Kolonialbeamte müssen sich, wenn daS dienstliche Bedürfnis es erfordert, die Versetzung in ein Amt desselben oder eines anderen Schutz­ gebiets oder in ein Reichsamt gefallen lasten, fall- daS neue Amt mit einem nicht geringeren Range und pensionsfähigen Diensteinkommen verbunden ist und die vorschriftsmäßigen Umzugskosten vergütet werden. 5 12. Kolonialbeamte können, wenn sie eine Kaiserliche Bestallung erhalten haben, durch Verfügung deS Kaisers, andernfalls durch Verfügung des Reichskanzler- jederzeit mit Gewährung deS gesetzlichen Wagegeldes einstweilig bis zu 3 Jahren in den Ruhestand versetzt werden. Gouver­ neure, erste Referenten und Referenten beim Gouvernement können durch Verfügung deS Kaisers einstweilig in den Ruhestand verletzt werden. *) Auf Grund der 21, 22 bestimmt die Verordnung, betr. die RechtSverhältniste in den deutschen Schutzgebieten, vom 9. November 1900 (RGBl. S 1005): „$ 3. Die im § 19 deS Gesetzes über die KonsulargerichtSbarkeit vom 7 April 1900 (RGBl S. 213) bezeichneten, dem bürgerlichen Reckte angehörenden Voischriften bleiben außer Anwendung, soweit sie die Rechte an Grundstücken, daS Bergwertseigentum sowie die sonstigen Berechtigungen betreffen, für welche die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften gellen. Soweit diese Verhältniffe noch nicht durch Kaiserliche Verordnung geregelt sind, ist der Reichskanzler und mit dessen Genehmigung der Gouverneur (Landeshauptmann) biS auf weitere- befugt, die erforderlichen Bestimmungen zu treffen. 5 4. Die Vorschriften der Gesetze überden Schutz von Werken der Literatur und Kunst, von Photographien, von Erfindungen, von Mustern und Modellen, von Gebrauchsmustern und von Warenbezeichnungen finden Anwendung." Ferner sind zu vergleichen: Kais. VO., betr. die Rechte an Grundstücken in den deutschen Schutzgebieten, vom 21 November 1902 (RGBl. S. 283). Kais VO. über die Enteignung von Grundeigentum in den Schutzgebieten Afrikas und der Südsee, vom 14. Februar 1903 (RGBl. S. 27). Kais. Berg-VO. für Deutsch-Südwest-Afrika vom 8. August 1905 (RGBl. S. 727). Kais Berg-BO für die afrikanischen und Südsee-Sckutzgebiete mit Aus­ nahme von Deutsch-Südwest-Afrika vom 27. Februar 1906 (RGBl. S. 363). Kais VO über das Telegraphenwesen in den deutschen Schutzgebieten auSschließlich Kiautschou, vom 15. Juni 1905 (RGBl. S. 843). Kais. VO., betr. das Gericht 2. Instanz für das Schutzgebiet Kiautschou, vom 28. September 1907 (RGBl. S. 735). Kais. BO., betr. den Handel mit südwestafrikanischen Diamanten, vom 16 Januar 1909 (RGBl S. 270). Kais. VO., betr die ausschließliche Berechtigung der Landesfisci der Schutz­ gebiete Afrikas und der Südsee zur Aufsuchung und Gewinnung von Mineralien im Meeresboden, vom 13. Oktober 1910 (RGBl. S. 1095). 93 karger, RetchSzivilgesetze. n. Sluff.

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chntzgebG.

§ 4. Die Eingeborenen unterliegen der im § 2 geregelten Gerichts­ barkeit und den im § 3 bezeichneten Vorschriften nur insoweit, als dies durch Kaiserliche Verordnung bestimmt wird. Den Eingeborenen können durch Kaiserliche Verordnung bestimmte andere Teile der Bevölkerung gleichgestellt werden?) § 5.

DieMilitärgerichtsbarkeit wird durch dieses,Gesetz nicht berührt.

§ 6. Durch Kaiserliche Verordnung kann: 1. in Vorschriften über Materien, welche nicht Gegenstand des Strafe gesetzbuchS für das Deutsche Reich sind, Gefängnis bis zu einem Jahre, Hast, Geldstrafe und Einziehung einzelner Gegenstände an­ gedroht werden; 2. vorgeschrieben werden, daß in Strafsachen a) die Mitwirkung einer Staatsanwaltschaft mit der Maßgabe ein­ tritt, daß, soweit die Staatsanwaltschaft zuständig ist, die Vor­ schriften der §§ 56, 65 und des § 71 Abs. 2 Satz 1 des Gesetzes über die Konsulargerichtsbarkeit außer Anwendung bleiben, b) eine Voruntersuchung stattfindet, deren Regelung der Verordnung vorbehalten bleibt, c) der § 9 Abs. 2 des Gesetzes über die Konsulargerichtsbarkeit keine Anwendung findet; 3. angeordnet werden, daß in Strafsachen, wenn der Beschluß über die Eröffnung des Hauptverfahrens eine Handlung zum Gegenstände hat, welche zur Zuständigkeit der Schöffengerichte oder zu den in den 88 74, 75 des GerichtsverfaffungSgesetzeS bezeichneten Vergehen gehört, in der Hauplverhandlung eine Zuziehung von Beisitzern nicht er­ forderlich ist; 4. die Gerichtsbarkeit in den zur Zuständigkeit der Schwurgerichte ge­ hörenden Sachen den Gerichten der Schutzgebiete in der Weise über­ tragen werden, daß für diese Sachen, soweit nicht auf Grund der Nr. 2 etwas Anderes bestimmt wird, die Vorschriften Anwendung finden, welche für die im 8 8 Abs. 2 des Gesetzes über die Konsular­ gerichtsbarkeit bezeichneten Strafsachen gelten; 5. an Stelle der Enthauptung eine andere, eine Schärfung nicht ent­ haltende Art der Vollstreckung der Todesstrafe angeordnet werden; 6. die nach dem Gesetz über die Konsulargerichtsbarkeit begründete Zu­ ständigkeit des Reichsgerichts einem Konsulargericht oder einem Ge­ richtshof in einem Schutzgebiet übertragen und über die Zusammensetzung deS letzteren Gerichtshofs sowie über das Verfahren in BerufuugSund Beschwerdesachen, die vor einem dieser Gerichte zu verhandeln *) § 2 der Verordnung vom 9. November 1900 bestimmt: Den Eingeborenen werden im Sinne deS § 4 und deS § 7 Abs. 3 des Schutzgebiet-gesetzeS die Angehörigen fremder farbiger Stämme gleichgestellt, soweit nicht der Gouverneur (Landeshauptmann) mit Genehmigung deS Reichskanzlers Ausnahmen bestimmt. Japaner gelten nicht al- Angehörige farbiger Stämme. Vgl. ferner: Kais. VO., betr. die Einrichtung der Verwaltung und die EtngebornenrechtSpflege in den afrikanischen und Südsee-Schutzgebieten, vom 3. Juni 1908 «RGBl. tz. 397).

SchutzgrbG.

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find, mit der Maßgabe Anordnung getroffen werden, daß das Gericht aus einem Vorsitzenden und mindestens vier Beisitzern bestehen muff;1) 7. Tür die Zustellungen, die Zwangsvollstreckung und das Kostenwesen die Anwendung einfacherer Bestimmungen vorgeschrieben toetben;**) 8. für die gerichtliche und notarielle Beurkundung von Rechtsgeschäften mit Ausschluß der Verfügungen von TodeS wegen ein einfacheres Ver­ fahren vorgeschrieben sowie die Zuständigkeit der Notare eingeschränkt werden;’) 9. die Verlängerung aller zur Geltendmachung von^RechtenZ'und zur Erfüllung von Pflichten gesetzlich festgestellten Fristen angeordnet werden.

§ 7. Auf die Eheschließung und die Beurkundung des Personen­ standes in den Schutzgebieten finden die 83 2 bis 9, 11, 12 und 14 des Gesetzes vom 4. Mai 1870 (BundeS-Gesetzbl. S. 599, ReichS-Gesetzbl. 1896 S. 614) entsprechende Anwendung. Die Ermächtigung zur Eheschließung und zuHBeurkundung des Personenstandes wird durch den Reichskanzler «teilt Die Form einer Ehe, die in einem Schutzgebiete geschloffen wird, bestimmt sich ausschließlich nach den Vorschriften des bezeichneten Gesetzes. Die Eingeborenen unterliegen den Vorschriften der Abs. 1, 2 nur insoweit, als dies durch Kaiserliche Verordnung bestimmt wird. Den Eingeborenen können durch Kaiserliche Verordnung bestimmte andere Teile der Bevölkerung gleichgestellt werden/) § 8. Die Befugnisse, welche den deutschen Konsuln im AuSlande nach anderen als den beiden in den 83 2 und 7 bezeichneten Gesetzen zustehen, können durch den Reichskanzler Beamten in den Schutzgebieten übertragen werden. K 9. Ausländern, welche in den*Schutzgebieten sich niederlaffen, sowie Eingeborenen kann durch Naturalisation die Reichsangehörigkeit von dem Reichskanzler verliehen werden. Der Reichskanzler ist ermächtigt, diese Befugnis einem anderen Kaiserlichen Beamten zu übertragen. Auf die Naturalisation und das durch dieselbe begründete Verhältnis der Reichsangehörigkeit finden die Bestimmungen des Gesetzes über die Erwerbung und den Verlust der Bundes- und Staatsangehörigkeit vom 1. Juni 1870 (BundeS-Gesetzbl. S. 355, ReichS-Gesetzbl. 1896 S. 615) sowie Artikel 3 der Reichsverfaffung und 8 4 des Wahlgesetzes für den Deutschen Reichstag vom 31. Mai 1869 (BundeS-Gesetzbl. S. 145) ent­ sprechende Anwendung. •) Bgl. § 8 der Verordnung vom 9. November 1900. *) § 10 der Verordnung vom 9. November 1900 bestimmt: Für die Zustellungen, die Zwangsvollstreckungen und das Kostcnwesen können einfachere Bestimmungen zur Anwendung kommen. Der Reichskanzler und mit dessen Genehmigung der Gouverneur (Landes­ hauptmann) sind befugt, die erforderlichen Anordnungen zu treffen. •| § 11 der Verordnung vom 9. November 1900 bestimmt: Der Reichskanzler ist befugt, Notare zu ernennen Die Zuständigkeit der Notar« wird auf die Beurkundung von Rechtsgeschäften unter Lebenden beschränkt. *) Siehe die Note zu § 4.

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SchutzgebG

Im Sinne des 3 21 des bezeichneten Gesetzes sowie bei Anwendung des Gesetzes wegen Beseitigung der Doppelbesteuerung vom 13. Mai 1870 (BundeS-Gesetzbl. S. 119) gelten die Schutzgebiete als Inland.

5 10. Durch Kaiserliche Verordnung können Eingeborene der Schutzgebiete in Beziehung auf das Recht zur Führung der Reichsflagge (Gesetz, betreffend das Flaggenrecht der Kauffahrteischiffe, vom 22. Juni 1899, Reichs-Gesetzbl. S. 319) den Reichsangehörigen gleichgestellt werden. Die Führung der Reichsflagge in Folge der Verleihung dieses Rechtes hat nicht die Wirkung, daß das betreffende Schiff als deutsches Seefahrzeug im Sinne des § 1 Abs. 1 Nr. 1 und § 3 Abs. 1 des SeeUnfallverficherungSgesetzeS vom 30. Juni 1900 (Reiche Gesetzbl. S. 716) gilt. § 11. Deutschen Kolonialgesellschaften, welche die Kolonisation der deutschen Schutzgebiete, insbesondere den Erwerb und die Verwertung von Grundbesitz, den Betrieb von Land- oder Plantagenwirtschaft, den Betrieb von Bergbau, gewerblichen Unternehmungen und Handelsgeschäften in den­ selben zum ausschließlichen Gegenstand ihres Unternehmens und ihren Sitz entweder im Reichsgebiet oder in einem Schutzgebiet oder in einem Kon­ sulargerichtsbezirke haben oder denen durch Kaiserliche Schutzbriefe die Ausübung von Hoheitsrechten in den deutschen Schutzgebieten übertragen ist, kann auf Grund eines vom Reichskanzler genehmigten Gesellschafts­ vertrags (Statuts) durch Beschluß de? Bundesrats die Fähigkeit beigelegt werden, unter ihrem Namen Rechte, insbesondere Eigentum und andere dingliche Rechte an Grundstücken zu erwerben, Verbindlichkeiten einzugehen, vor Gericht zu klagen und verklagt zu werden. In solchem Falle haftet den Gläubigern für alle Verbindlichkeiten der Kolonialgesellschast nur das Vermögen derselben. DaS Gleiche gilt für deutsche Gesellschaften, welche den Betrieb eines Unternehmens der im Abs. 1 bezeichneten Alt in dem Hinterland eines deutschen Schutzgebiets oder in sonstigen dem Schutzgebiete benachbarten Bezirken zum Gegenstand und ihren Sitz entweder im Reichsgebiet oder in einem Schutzgebiet oder in einem Konsulargerichtsbezirke haben. Der Beschluß des Bundesrats und im Auszuge der Gesellschastsvertrag sind durch den Reichsanzeiger zu veröffentlichen.

§ 12. Der Gesellschaftsvertrag hat insbesondere Bestimmungen zu enthalten: 1. über den Erwerb und den Verlust der Mitgliedschaft, 2. über die Vertretung der Gesellschaft Dritten gegenüber; 3. über die Befugnisse der die Gesellschaft leitenden und der die Leitung beaufsichtigenden Organe derselben; 4. über die Rechte und Pflichten der einzelnen Mitglieder; 5. über die Jahresrechnung und Verteilung des Gewinns; 6. über die Auflösung der Gesellschaft und die nach derselben eintretende Vermögensverteilung. § 13. Die Gesellschaften, welche die im § 11 erwähnte Fähigkeit durch Beschluß des Bundesrats erhalten haben, unterstehen der Aussicht des Reichskanzlers. Die einzelnen Befugniffe desselben sind in den Gesell­ schaftsvertrag aufzunehmen.

SchutzgebG.

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K 14. Den Angehörigen der im Deutschen Reiche anerkannten Religionsgemeinschaften werden in den Schutzgebieten Gewissensfreiheit und religiöse Duldung gewährleistet. Die freie und öffentliche Ausübung dieser Kulte, das Recht der Erbauung gottesdienstlicher Gebäude und der Ein­ richtung von Missionen der bezeichneten Religionsgemeinschaften unterliegen keinerlei gesetzlicher Beschränkung noch Hinderung. § 15. Der Reichskanzler hat die zur Ausführung des Gesetzes erforderlichen Anordnungen zu erlassen. Der Reichskanzler ist befugt, für die Schutzgebiete oder für einzelne Teile derselben polizeiliche und sonstige die Verwaltung betreffende Vor­ schriften zu erlassen und gegen die Nichtbefolgung derselben Gefängnis bis zu drei Monaten, Haft, Geldstrafe und Einziehung einzelner Gegenstände anzudrohen. Die Ausübung der Befugnis zum Erlaffe von Ausführungs­ bestimmungen (Abf. 1) und von Verordnungen der im Abs. 2 bezeichneten Art kann vom Reichskanzler der mit einem Kaiserlichen Schutzbriefe für das betreffende Schutzgebiet versehenen Kolonialgesellschaft sowie den Be­ amten des Schutzgebiets übertragen werden.

§ 16. Für Schutzgebiete, in denen das Gesetz über die Konsular­ gerichtsbarkeit vom 10. Juli 1879 (Reichs-Gesetzbl. S. 197) und da« Gesetz, betreffend die Eheschließung und Beurkundung des Personenstandes von Reichsangehörigen im Auslande, vom 4. Mai 1870 noch nicht in Kraft gesetzt sind, wird der Zeitpunkt, in welchem die 83 2 bis 7 dieses Gesetzes in Kraft treten, durch Kaiserliche Verordnung bestimmt.

V. Abschnitt. Kosten- und Gebührenwesen.

65. SericIMostengesetz vom 18. Juni 1878.

nach der Bekanntmachung des Reichskanzlers zvsm 20. mal ins. (ReichSgrsetzblatt 1898 S. 659—682).')

Erster Abschnitt.

Allgemeine Bestimmungen. 8 1. In den vor die ordenllichen Gerichte gehörigen Rechtssachen, auf welche die Zivilprozeßordnung, die Strafprozeßordnung oder die Konkursordnung Anwendung findet, werden Gebühren und Auslagen der Gerichte nur nach Maßgabe dieses Gesetzes erhoben. 5 2. Eine Erhebung von Stempeln und anderen Abgaben neben den Gebühren findet nicht statt. Urkunden, von denen im Verfahren Gebrauch gemacht wird, sind nur insoweit einem Stempel oder einer anderen Abgabe unterworfen, als sie e8 ohne diesen Gebrauch sein würden. Urkunden, welche im Verfahren errichtet werden, bleiben, soweit ihr Inhalt über den Gegenstand des Verfahrens hinausgeht, den allgemeinen Vorschriften über Erhebung von Stempeln oder anderen Abgaben unterworfen. 8 3. In einem weiteren Umfange, als die Prozeßordnungen und dieses Gesetz eS gestatten, darf die Tätigkeit der Gerichte von der Sicher­ stellung oder Zahlung der Gebühren oder Auslagen nicht abhängig ge­ macht werden. 8 4. Ueber Erinnerungen des Zahlungspflichtigen oder der Staats­ kaste gegen den Ansatz von Gebühren oder Auslagen entscheidet das Gericht der Instanz gebührenfrei. Die Entscheidung kann von dem Gerichte, welches dieselbe getroffen hat, sowie von dem Gerichte der höheren Instanz von Amts wegen geändert werden. Gegen die Entscheidung findet Beschwerde nach Maßgabe des § 567 Abs. 2 und der §§ 568 bis 575 der Zivilprozeßordnung, in Strafsachen nach Maßgabe der §§ 346 bis 352 der Strafprozeßordnung statt. ') AbgeLndert durch Art. UI bei Gesetzei Dom 1. Juni 1909 und durch Art VH! bei Gesetzes vom 22. Mai 1910 (siehe die Einganginote zu 43).

GKG.

II. Gebühren in bürgerlichen RechtSstreittgketten.

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Die Einlegung von Erinnerungen oder Beschwerden kann durch Er­ klärung zum Protokolle des Gerichtsschreibers oder schriftlich ohne Mit­ wirkung eines Anwalts erfolgen.

§ 5, Eine Nachforderung von Gerichtskosten wegen irrigen An­ satzes ist nur zulässig, wenn der berichtigte Ansatz vor Ablauf deS nächsten Kalenderjahres nach rechtskräftiger oder endgültiger Erledigung deS Ver­ fahrens dem Zahlungspflichtigen eröffnet ist. § 6. Die Gerichte find befugt, Gebühren, welche durch eine un­ richtige Behandlung der Sache ohne Schuld der Beteiligten entstanden sind, niederzuschlagen, und für abweisende Bescheide, wenn der Antrag auf nicht anzurechnender Unkenntnis der Verhältnifle oder auf Unwisienheit beruht, Gebührenfreiheit zu gewähren. § 7.

Der Mindestbetrag einer Gebühr ist zwanzig Pfennig. Pfennigbeträge, welche ohne Bruch nicht durch zehn teilbar sind, werden auf den nächst höheren durch zehn teilbaren Betrag abgerundet. Zweiter Abschnitt.

Gebühren in bürgerlichen Rrchtsstreitigkeilen. § 8. In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten werden die Gebühren nach dem Werte des Streitgegenstandes erhoben. Die volle Gebühr beträgt bei Gegenständen im Werte: 1. bis 20 Mark 2. von mehr als „ ,, 3. „ 4. „ „ ,, 5. „ ,, 6. „ „ „ 7. „ „ „ S. „ , „ „ „ 10. ” ,, „ 11. „ , „ 12 „ „ 13. „ „ „ 1 1. „ „ „

einschließlich..................................1 Mark, 20 bis 60 Mark einschl. 2 „ 40 Pf., 120 „ 4 60 „ ,, 60 „ 200 „ 120 „ „ 50 „ 7 300 „ 200 „ 11 450 „ 15 300 „ 45V „ 650 „ 20 650 „ 900 „ 26 1200 „ 900 „ 32 1600 „ 38 1200 „ 2100 „ 44 1600 „ 2700 „ 2100 ,, 50 2700 „ 3400 „ 56 3400 .. 4300 „ 62 15). „ 5400 „ 4300 „ 68 16. „ 74 „ „ 5400 „ 6700 „ 81 „ „ 6700 „ 17. „ 8200 „ IS. „ „ 90 „ ,, 8200 „ 10000 Die ferneren Wertsklassen steigen um je 2000 Mark und die ©e= bubten um je 10 Mark.

§ 9. Für die Wertsberechnung sind die Vorschriften der Zivil­ prozeßordnung 88 3 bis 9 und der Konkursordnung 8 148 mit den nach­ stehenden Bestimmungen maßgebend.

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§ 9 a. Ist das Bestehen oder die Dauer eines Pacht- oder ^ttetverhältniffeS für einen längeren als einjährigen Zeitraum streitig, io wird der Wert auf den Betrag des einjährigen Zinses berechnet Bei Ansprüchen auf Alimente, welche auf gesetzlicher Vorschrift be­ ruhen, wird der Wert des Rechts aus die wiederkehrenden Leistungen, falls nicht der Gesamtbetrag der gesorderte» Leistungen geringer ist, aus den fünffachen Betrag des einjährigen Bezugs berechnet. Das gleiche gilt bei Ansprüchen auf Entrichtung einer Geldrente, welche nach den S43, 844 des Bürgerlichen Gesetzbuchs oder nach den §§ 3. 3 a, 7 des Gesetzes, betreffend die Verbindlichkeit zum Schadenersätze für die bei dem Betriebe von Eisenbahnen, Bergwerken usw. herbeigeführten Tötungen und Körper­ verletzungen, vom 7. Juni 1871 erhoben werden. Ist für die Dauer des Rechtsstreits, welcher eine Ehesache betrifft, über die Unterhaltspflicht der Ehegatten zu entscheiden, so wird der Wert deS Rechts auf Entrichtung einer Geldrente auf den einjährigen Betrag derselben berechnet. § 10. Bei nicht vermögensrechtlichen Ansprüchen wird der Wert deS Streitgegenstandes zu 2000 Mark, ausnahmsweise niedriger oder höher, jedoch nicht unter 200 Mark und nicht über 50000 Mark an­ genommen. Ist mit einem nicht vermögensrechtlichen Anspruch ein aus ihm her­ geleiteter vermögensrechtlicher verbunden, so ist nur Ein Anspruch, und zwar der höhere maßgebend.

8 10 a. Im Falle des § 254 der Zivilprozeßordnung ist für Die Wertsberechnung nur einer der verbundenen Ansprüche, und zwar der höhere maßgebend. 8 11. Soweit Klage und Widerklage, welche nicht in getrennten Prozessen verhandelt werden, denselben Streitgegenstand betreffen, sind die Gebühren nach dem einfachen Werte dieses Gegenstandes zu berechnen. Soweit beide Klagen nicht denselben Streitgegenstand betreffen, sind die Gegenstände zusammenzurechncn. Das gleiche gilt für wechselseitig eingelegte Rechtsmittel, welche nicht in getrennten Prozessen verhandelt werden.

8 12. Für Akte, welche einen Teil des Streitgegenstands betreffen, find die Gebühren nur nach dem Werte dieses Teils zu berechnen. Sind von einzelnen Wertsteilen in derselben Instanz für gleiche Akte Gebühren zu berechnen, so darf nicht niehr erhoben werden, als wenn die Gebühr von dem Gesamtbeträge der Wertsteile zu berechnen wäre; treten für die Akte verschiedene Gebührensätze ein, so ist der höchste Satz maßgebend. 8 13. Für Akte, welche Früchte, Nutzungen, Zinsen, Schäden oder Kosten als Nebenforderungen ohne den Hauptanspruch betreffen, ist der Wert der Nebenforderungen insoweit maßgebend, als er den Wert des Hauptanspruchs nicht übersteigt. Für Akte der Zwangsvollstreckung wegen einer Geldforderung werden die einzuziehenden Zinsen mitberechnet.

GKG.

II. Gebühren in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten.

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Für Akte, welche die Kosten des Rechtsstreits ohne den Hauptanspruch betreffe», ist der Vertrag der Kosten maßgebend-

§ 14. Bei jedem Antrag ist der Wert des Streitgegenstandes, sofern derselbe nicht in einer bestimmten Geldsumme besteht oder au» früheren Anträgen erhellt, und auf Erfordern auch der Wert eines Teils desselben schriftlich oder zum Protokolle des Gerichtsschreibers anzugeben. Die Angabe kann jederzeit berichtigt werden. § 15. Die zum Zwecke der Entscheidung über die Zuständigkeit des Prozeßgerichts oder die Zulässigkeit des Rechtsmittels erfolgte Fest­ setzung des Wertes ist, unbeschadet der Vorschrift des § 9 a, für die Be­ rechnung der Gebühren maßgebend.

§ 16. Soweit eine Entscheidung in Gemäßheit des 8 15 nicht ftattfindet, und nach der Natur des Streitgegenstandes oder durch den Antrag einer Partei die Festsetzung des Wertes erforderlich wird, erfolgt dieselbe gebührenfrei durch Beschluß des Prozeßgerichts, bei der Zwangs­ vollstreckung, falls der Wert noch nicht festgesetzt ist, durch Beschluß des Vollstreckungsgerichts. Die Festsetzung kann von dem Gerichte, welches dieselbe getroffen hat, sowie von dem Gerichte der höheren Instanz im Laufe deS Verfahrens von Amts wegen geändert werden. Gegen den Beschluß findet Beschwerde nach Maßgabe des § 567 Abs. 2 und der §§ 568 bis 575 der Zivilprozeßordnung sowie des § 4 Abs. 3 dieses Gesetzes statt. § 17. Wird eine Abschätzung durch Sachverständige erforderlich, so ist in dem Beschlusse, durch welchen der Wert festgesetzt wird (§ 16), über die Kosten der Abschätzung zu entscheiden. Dieselben können ganz oder teilweise der Partei zur Last gelegt werden, welche durch Unterlaffung der ihr obliegenden Wertsangabe oder durch unrichtige Wertsangabe, un­ begründetes Bestreiten der Wertsangabe oder unbegründete Beschwerde die Abschätzung veranlaßt hat.

§ 18. Die volle Gebühr (8 8) wird erhoben: 1. für die kontradiktorische mündliche Verhandlung (Verhandlungs­ gebühr); 2. für die Anordnung einer Beweisaufnahme (Beweisgebühr); i. für eine andere Entscheidung (Entscheidungsgebühr). K 19. Die Verhandlung gilt als kontradiktorisch im Sinne de» 8 18 Nr. 1, soweit in derselben von beiden Parteien einander wider­ sprechende Anträge gestellt werden. § 20. Die Verhandlungsgebühr kommt auch zur Erhebung: 1. für eine nicht kontradiktorische mündliche Verhandlung in Ehesachen, in Rechtsstreitigkeiten, welche die Feststellung des RechtSverhältniffe» zwischen Eltern und Kindern zum Gegenstände haben, in den vor >ie Landgerichte gehörigen Entmündigungssachen und in dem Verähren über die gegen eine Todeserklärung erhobene Anfechtungsklage, sofern der Kläger verhandelt; 2. für die Verhandlung im vorbereitenden Verfahren (Zivilprozeßordnung 88 348 bis 354).

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GKG.

8 21. Die BerhandlungSgebühr wird nicht erhoben, soweit ein zur Beilegung des Rechtsstreits abgeschlossener Vergleich ausgenommen oder auf Grund eines Anerkenntnisses oder Verzichts eine Entscheidung erlassen wird, ohne daß die Anordnung einer Beweisaufnahme oder eine andere gebührenpflichtige Entscheidung vorhergegangen ist.

§ 22. Die Beweisgebühr (§ 18 Nr. 2) wird nur zur Hülste er­ hoben, wenn die angeordnete Beweisaufnahme weder ganz noch teilweise stattgefunden hat. Dasselbe findet statt, soweit bezüglich des durch die Beweisanordnung betroffenen Gegenstandes ein zur Beilegung des Rechtsstreits abgeschlossener Vergleich ausgenommen oder auf Grund eines Anerkenntnisses oder Ver­ zichts eine Entscheidung erlassen wird. § 22 a. Für eine auf Grund des 8 501 der Zivilprozeßordnung getroffene Anordnung des Gerichts wird die Beweisgebühr nur dann er­ hoben, wenn auf Grund der Anordnung vor der mündlichen Verhandlung eine Beweisaufnahme stattgefunden hat. § 23. Nur drei Zehnteile der Entscheidungsgebühr werden erhoben für die auf Grund eines Anerkenntnisses oder Verzichts erlassene Entscheidung. Die Entscheidungsgebühr wird zu drei Zehnteilen auch für die Auf­ nahme eines zur Beilegung des Rechtsstreits abgeschloffenen Vergleichs erhoben.

§ 24. Ein bedingtes Urteil (Zivilprozeßordnung § 460) gilt für bte Gebührenerhebung als Beweisanordnung; das Urteil, durch welches das bedingte Urteil erledigt wird (Zivilprozeßordnung 8 462 Abs. 2) als Entscheidung im Sinne deS 8 IS Nr. 3. Ist jedoch das bedingte Urteil in der Instanz, in welcher es ergangen ist, bis zum Eintritt der Fälligkeit der Gebühren nicht erledigt, so wird für dasselbe die Entscheidungsgebühr erhoben, vorbehaltlich der Berichtigung des Gebührenansatzes nach Maßgabe der Vorschriften deS ersten Absatzes für den Fall einer nachträglichen Erledigung deS Urteils in derselben Instanz, tz 25. Sechs Zehnteile der Gebühr (88 18 bis 24) werden erhoben, wenn der Akt im Urkunden- oder Wechselprozesse (Zivilprozeßordnung 88 592 bis 605) erfolgt.

§ 26. Fünf Zehnteile der Gebühr (88 18 bis 24) werden erhoben, wenn der Akt ausschließlich betrifft: 1. prozeßhindernde Einreden (Zivilprozeßordnung 8 274); 2. die Unzuständigkeit des Gerichts, die Unzulässigkeit deS Rechtsweges, den Mangel der Parteifähigkeit, der Prozeßsähigkeit, der Legitimation eines gesetzlichen Vertreters oder der erforderlichen Ermächtigung zur Prozeßführung, sofern dieselben von Amts wegen berücksichtigt sind (GerichtsverfaffungSgesetz 8 17 Abs. 1, Zivilprozeßordnung §§ 40, 56); 3. die Entlassung deS Beklagten aus dem Rechtsstreite (Zivilprozeßordnung 88 75 bis 77), oder die Uebernahme des Rechtsstreites durch den Rechtsnachfolger (Zivilprozeßordnung 8 266); 4. die Aufnahme eines unterbrochenen oder ausgesetzten Verfahrens (Zivil­ prozeßordnung 83 239 biS 250);

GKG.

II. Gebühren in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten.

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5. die Zulässigkeit der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand, der Berusung, Revision oder der Wiederaufnahme des Verfahrens oder die Zurücknahme eines Rechtsmittels (Zivilprozeßordnung 88 238, 515 Abf. 3, 88 535, 566, 589); 6. den Einspruch (Zivilprozeßordnung 88 341, 345, 346, 700), sowie die gegen ein Versäumnisurteil eingelegten Rechtsmittel (Zivilprozeß­ ordnung 8 513 Abs. 2, 8 566); 7. die vorläufige Vollstreckbarkeit eines Urteils; 8. die Erteilung der Vollstreckungsklausel, sofern sie im Wege der Klage beantragt oder angesochten wird (Zivilprozeßordnung 88 731, 738, 742, 744, 745 Abs. 2, 88 749, 768), oder Einwendungen gegen die Zwangsvollstreckung, welche den Anspruch selbst betreffen, sofern der 8 767 Abs. 2 oder 8 796 Abs. 2 der Zivilprozeßordnung An­ wendung findet, oder die Zulassung der Zwangsvollstreckung aus dem Urteil eines ausländischen Gerichts oder aus einem Schiedssprüche (Zivilprozeßordnung 88 722, 1042); 9. die Anordnung, Abänderung oder Aufhebung eines Arrestes oder einer einstweiligen Verfügung, sofern die Entscheidung durch Endurteil zu treffen ist (Zivilprozeßordnung 8 922 Abs 1, 88 925, 926 Abs. 2, 88 927, 936); 10. die Unzulässigkeit des schiedsrichterlichen Verfahrens oder die Aufhebung eines Schiedsspruchs (Zivilprozeßordnung 8 1046). Ist in den Fällen der Nr. 1, 2 der Kläger abgewiesen, oder in den Fällen der Nr. 5, 6 die Wiedereinsetzung, Berufung, Revision, Wieder­ aufnahme oder der Einspruch als unzulässig verworfen, so werden auch für eine Verhandlung zur Hauptsache nur fünf Zehnteile der Gebühr erhoben, sofern die Entscheidung auf diese Verhandlung ergangen ist.

§ 27. Drei Zehnteile der Gebühr (88 18 bis 24) werden erhoben, wenn der Akt betrifft: 1. die Zulässigkeit einer Nebenintervention (Zivilprozeßordnung 8 71); 2. die Zwangsvollstreckung zur Erwirkung von Handlungen oder Unter­ lassungen (Zivilprozeßordnung 88 887 bis 891).

§ 28. Jede der in 8 18 bezeichneten Gebühren wird in jeder Instanz rücksichtlich eines jeden Teils des Streitgegenstands nur einmal erhoben. Treffen für gleiche Akte die volle Gebühr und die Gebühr des 8 26 rücksichtlich desselben Streitgegenstandes zusammen, so kommt nur die volle Gebühr zur Erhebung.j § 29. Wird die Ergänzung eines Urteils beantragt (Zivilprozeß­ ordnung 8 321), so findet, soweit der Antrag nicht zurückgewiesen wird, die Bestimmung des 8 12 Anwendung; soweit der Antrag zurückgewiesen wird, kommen fünf Zehnteile der Gebühr (88 18 bis 24) zur Erhebung. § 30. Verweist das Gericht (Zivilprozeßordnung Verfahren vor dem anderen gericht im Sinne des 8 28

Amtsgericht einen Rechtsstreit an ein anderes 88 505, 506, 697), so bildet daö weitere Gerichte mit dem Verfahren vor dem Amts­ Eine Instanz.

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GKG.

§ 31. Wird eine Sache zur anderweiten Verhandlung an das Gericht unterer Instanz zurückverwiesen (Zivilprozeßordnung 83 538, 539. 565), so bildet das weitere Verfahren mit dem früheren Verfahren vor diesem Gericht im Sinne des § 28 Eine Instanz.

§ 32. Das Verfahren infolge des Einspruchs gegen ein VersäumniSurteil gilt im Sinne des § 28 als neue Instanz, insoweit der Einspruch verworfen, zurückgenommen oder nicht verhandelt wird (Zivilprozeßordnung 88 341, 345, 346). Gilt daS Verfahren als Fortsetzung der Instanz, so wird durch die Gebühr für daS VersäuniniSurteil eine andere Entscheidungsgebühr der­ selben Instanz nicht ausgeschlossen. § 33. Das ordentliche Verfahren, welches nach der Abstandnahme vom Urkunden- oder Wechselprozesse, sowie nach dem mit Vorbehalt in demselben erlassenen Urteil anhängig bleibt (Zivilprozeßordnung §§ 596, 600), gilt für die Gebührenerhebung als besonderer Rechtsstreit. § 34. Drei Zehnteile der Gebühr (8 8) werden erhoben im öie Entscheidung einschließlich des Verfahrens: 1. über Anträge aus Entmündigung oder Wiederaufhebung einer Ent mündigung, soweit die Amtsgerichte zuständig sind (Zivilprozeßordnung 88 645 biS 662, 675 bis 678, 680 bis 683, 685); 2. über die Ernennung oder Ablehnung eines Schiedsrichters, das Er löschen eines Schiedsvertrags oder die Anordnung der von Schieds­ richtern für erforderlich erachteten richterlichen Handlungen (Zivil­ prozeßordnung 8 1045). § 35. Zwei Zehnteile der Gebühr (8 8) werden erhoben für die Entscheidung, einschließlich des vorangegangenen Verfahrens, über Anträge: 1. auf vorläufige Einstellung, Beschränkung oder Aushebung einer Zwangs­ vollstreckung (Zivilprozeßordnung 83 707, 719, 769, 771 Abs. 3, 88 785, 786, 805 Abs. 4, 8 810 Abs. 2); 2. auf gerichtliche Handlungen der Zwangsvollstreckung (Zivilprozeßordnung 88 764, 791, 822, 823, 825, 828, 829 Abs. 1, 83 835, 839, 844, 846 bis 848, 857, 858, 885 Abs. 4, 88 886, 900 Abi. 3, 85 901, 930 Abs. 3); 3. auf Anordnung oder Aufhebung eines Arrestes oder einer einstweiligen Verfügung (Zivilprozeßordnung 83 921, 922, 934, 936 bis 944), soweit nicht nachträglich eine Gebühr des 8 26 Nr. 9 zur Erhebung kommt; sowie 4. über Anträge, Einwendungen oder Erinnerungen, welche die Art und Weise der Zwangsvollstreckung oder das bei derselben vom Gerichts­ vollzieher zu beobachtende Verfahren oder die von ihm in Ansatz ge­ brachten Kosten oder die Weigerung desselben betreffen, einen Voll­ streckungsauftrag zu übernehmen oder eine Vollstreckungshandlung dem Auftrage gemäß auSzusühren (Zivilprozeßordnung 8 766). § 36. Für die Entscheidung, einschließlich des Verfahrens, über Anträge auf Sicherung des Beweises (Zivilprozeßordnung 83 485 bis 494)

GKG.

II. Gebühren in bürgerlichen Rechts streitigsten.

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werden drei Zehnteile der Gebühr (§ 8) und, wenn eine Beweisaufnahme siattfindet, fünf Zehnteile der Gebühr erhoben.

§ 37. Im Mahnverfahren werden erhoben: 1. zwei Zehnteile der Gebühr (§ 8) für die Entscheidung über da» Gesuch nm Erlassung deS Zahlungsbefehls (Zivilprozeßordnung 88 691, 692); 2. ein Zehnteil der Gebühr (8 8) für die Entscheidung über das Gesuch um Erlassung deS Vollstreckungsbefehls (Zivilprozeßordnung § 699). Wird ein Gesuch um Erlassung deS Zahlungsbefehls zurückgewiesen, weil der Zahlungsbefehl in Ansehung eines Teils deS Anspruchs nicht er­ lassen werden kann (Zivilprozeßordnung 8 691 Abs. 2), so ist die Gebühr nur nach dem Werte dieses Teils zu berechnen. Soweit die Kosten des Mahnverfahrens als Teil der Kosten eines entstehenden Rechtsstreits anzusehen sind (Zivilprozeßordnung 8 698), wird die im Falle der Nr. 1 erhobene Gebühr aus die Gebühr deS entstehenden Rechtsstreits angerechnet.

§ 38. Ein Zehnteil der Gebühr (8 8) wird erhoben für die Ent­ scheidung, einschließlich deS vorangegangenen Verfahrens, über Anträge: 1. auf Festsetzung der vom Gegner zu erstattenden Prozeßkosten, oder auf Abänderung der Kostenfestsetzung (Zivilprozeßordnung 8 107); 2. auf Bestimmung einer Frist zur Rückgabe und auf Anordnung der Rückgabe einer Sicherheit in den Fällen deS 8 109 Abs. 1, 2 der Zivilprozeßordnung; 3. aus Erteilung der Vollstreckungsklausel in den Fällen, in welchen dieselbe auf Anordnung des Vorsitzenden zu erfolgen hat, oder auf Zurücknahme der Vollstreckungsklausel, sofern diese Anträge nicht im Wege der Klage gestellt werden (Zivilprozeßordnung 83 726 bis 730, 732, 738, 742, 744, 745 Abs. 2, 88 749, 795, 796 Abs. 1, 8 797 Abs. 3, 8 929), oder auf Erteilung einer weiteren vollstreckbaren Ausfertigung (Zivilprozeßordnung 8 733).

5 39. Jede der im 8 27 bezeichneten Streitigkeiten, sowie jedes Verfahren über die in den 83 34 bis 38 bezeichneten Anträge, Einwendungen oder Erinnerungen gilt für die Gebührenerhebung als besonderer Rechtsstreit. Betreffen mehrere gerichtliche Handlungen der Zwangsvollstreckung (8 35 Nr. 2) wegen desselben Anspruchs denselben Gegenstand, so kommt die Gebühr nur einmal zur Erhebung. Die Festsetzung der Kosten und die Abänderung der Kostensestsetzung , Meß. «mi ZihrmarNSgescheake.

8 50.

WeihnachtS-, Meß- und Jahrmarktsgeschenke kann das Ge­ sinde nur auf Grund eines ausdrücklichen Versprechens fordern. Daraus, daß die Dienstherrschaft ein solches Geschenk aus freiem Willen ein oder mehrere Mal gegeben hat, folgt noch keine Verbindlichkeit, dasselbe bei der Wiederkehr desselben Festes, oder der folgenden Meßen oder Jahr­ märkte überhaupt, oder in derselben Maffe und Quantität wieder zu geben.

Livree. Wenn männliche Dienstboten besondere Dienstkleidung er­ hallen, so bleiben, wenn nicht etwas Anderes ausdrücklich vereinbart wurde, die dazu gehörigen Stücke im Eigenthume der Herrschaft.

§ 5L

Beschafleuheit von Soft «rt Wvhmmg.

§ 52.

Ist neben dem Lohne Kost versprochen worden, so ist ielbige in genießbaren, zur Sättigung hinreichenden Speisen zu geben. Es sind dem Gesinde der Gesundheit nicht nachtheilige WohnungSund Scklasräume -m aewäbren. Die Vorschriften in 8 618 Absatz 2 und 3, sowie in § 619 des Bürgerlichen Gesetzbuchs finden Anwendung. Fertsetzung. 8 53. In Fällen, wo über die Beköstigung und Wohnung Streit entsteht, ertheilt im Mangel bestimmter Verabredung die Polizeibehörde

RevGesO.

Über die Menge und Beschaffenheit derselben nach den Grundsätzen vorläufige Entscheidung (8 113). Jede über die Beschaffenheit der Speisen erledigt sich, sobald Kost erhält, welche der Dienstherr mit den Seinigen

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§ 49 vorgezeichneten Klage des Gesindes dasselbe die nämlich» selbst genießt.

Fälligkeit M Ätftgel» «iN Stat»r«lbei»-e«. 8 54. Die anstatt der täglichen Beköstigung versprochenen Kost­ gelder oder Naturalbezüge find im Mangel anderer ausdrücklicher Be­ stimmungen dem Gefinde am Anfänge jeder Woche zu verabreichen.

Fälligkeit M Lehne». 8 55. Der Dienstlohn ist in dm verabredeten oder jedes Orts gewöhnlichen Terminen, oder, wenn darüber nichts bedungen oder her­ gebracht ist, in vierteljährlichen, und bei dem monatsweise gemietheten Gesinde in monatlichen Fristen zu bezahlm. 8elde«tschä»ig«»g sie R«t»rtlbei«ge. 8 56. In allen Fällen, wo für die Kost und etwaige sonstige Naturalbezüge eine Vergütung in Geld gewährt werden muß, bestimmt sich deren Betrag, dafem er nicht vorher vereinbart worden ist, nach dem jeweiligen Durchschnittswerthe der Naturalbezüge, wie dieser auf Grund von 88 3, 9 und 140 des Reichsgesetzes, betreffend die Unfall- und Krankenversicherung der in land- und forstwirthschaftlichen Betrieben be­ schäftigten Personen, vom 5. Mai 1886 (Reichsgesetzblatt S. 132) und den dazu erlassenen Ausführungsbestimmungen für den Dienstort festgesetzt worden ist. IriitgtUer. 8 57. Sogenannte Trinkgelder, welche das Gesinde von Fremden und Gästen bekommt, find nicht auf den Lohn oder andere versprochene Gebühmiffe anzurechnen; doch hat die Dienstherrschaft das Recht, sich von dem Gesinde den Betrag der ihm geschenkten Trinkgelder an- und vorzeigen zu laflen. Ueber die Dertheiluna von Trinkgeldern unter mehrere neben einander thätige Dienstboten entscheidet, wenn diese sich darüber nicht einigen können, und keine besondere Verabredung getroffen ist, der Ausspruch der Herrschaft. Der Herrschaft steht eS frei, die Annahme von Trinkgeldern über­ haupt zu verbieten. 8ersch»>m«g »it gefährlicher Kr««ke»pstege. 8 58. Die Pflege von Kranken, welche an ansteckenden oder Ekel erregenden Uebeln leiden, darf dem Gesinde, welches sich nicht zur Pflege solcher Kranken mit Vorwiffen ihres Zustandes vermuthet hat, wider besten Willen nicht zugemuthet werden; doch ist diese Weigerung, wofern nicht solche Kranke bereits bei Abschluß des Dienstvertrags vor­ handen waren und dieser Umstand dem Gesinde verschwiegen worden ist, ein hinreichender Grund, weshalb die Dienstherrschaft das Gesinde ent­ lasten kann, um sich an dessen Stelle eine andere Person zur nothwendigen Pflege anzuschaffen. vewähr««- Vn Feierst«»»»«. 8 59. Die Herrschaft muß dem Gesinde die nöthige Zeit zu Ab­ wartung des öffentlichen Gottesdienstes lasten, und dasselbe dazu anhalten.

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RevGefO.

auch Sonn- und Feiertags demselben zu Besorgung seiner Angelegenheiten, und insbesondere beim weiblichen Gesinde zur Instandhaltung seiner Wäsche und Kleidungsstücke, nicht minder nach erfolgter Aufkündigung des Dienstes auch an Wochentagen, soweit es mit den für die Herrschaft zu besorgenden Arbeiten vereinbar ist, zum Aufsuchen eines neuen Unterkommens die un­ entbehrliche Zeit lassen.

Fortsetznng.

§ 60.

Es kann sich jedoch das Gesinde dringlicher Arbeiten, besondere in der Heu- und Getreideemte, auch an Sonn-, FestBußtagen, soweit diese Arbeiten nach den über die Sonn-, FestBußtagsfeier jeweilig geltenden Bestimmungen statthaft sind, nicht brechen.

ins­ und und ent­

Fortsetzung.

§ 61.

Beim Kirchweihfeste im Dienstorte ist dem Gesinde auf dem Lande, außer dem Sonntage, ein Tag und an zweien in der Nähe fallenden Jahrmärkten so, daß, wo mehrere Dienstboten gehalten werden, diese nach Bestimmung der Herrschaft unter sich abzuwechseln haben, nach Ortsgewohnheit und nach Maßgabe der Entfernung ein ganzer oder halber Tag freizulassen, unbeschadet jedoch der von demselben an diesen Tagen zu besorgenden, unumgänglich nöthigen, häuslichen und wirthschaftlichen Arbeiten.

Pflege ertränkter Dienstbote« und Zahlung der Kurkofte«.

§ 62.

Die Dienstherrschaft hat im Falle der Erkrankung des Dienstboten für dessen Kur und Pflege bis zum Zeitpunkte der Auf­ hebung des Dienstvertrags zu sorgen. Sie darf ihm solchenfalls die baar verwendeten Kosten, nicht aber die Bezahlung eines Stellvertreters, auf den Lohn und das Kostgeld verrechnen; dies gilt auch dann, wenn die Dienstherrschaft den Dienstboten zwar nicht ganz entlassen, sondern nur der Kur halber einstweilen aus dem Hause entfernen will. Mit der Auf­ hebung des Dienstes hört dagegen der Anspruch auf weiteren Lohn und Kostgeld auf. Ist der Dienstbote in die häusliche Gemeinschaft aus­ genommen, so erstreckt sich die Verpflichtung der Dienstherrschaft auf die Dauer von sechs Wochen, sofern nicht vorher die Zeit des Dienstvertrags abläuft; eine gemäß § 75 herbeigeführte Beendigung des Dienstverhält­ nisses bleibt hierbei außer Betracht. Hat die Dienstherrschaft die Krankheit des Dienstboten verschuldet, wohin auch der Fall gehört, wenn sie ihn zu einer ihm nach seinen Dienstverhältnifsen gewöhnlichermaßen nicht zukommenden und für die Gesund­ heit gefährlichen Verrichtung genöthigt hat, durch diese aber die Krank­ heit verursacht worden ist, so muß die Dienstherrschaft den erkrankten Dienstboten auf ihre Kosten auch über die Dienstzeit hinaus ärztlich be­ handeln lassen, unbeschadet der dem Dienstboten sonst verbleibenden recht­ lichen Ansprüche auf Entschädigung; es findet auch ein Abzug an Lohn wegen nicht geleisteter Dienste oder Bezahlung eines Stellvertreters nicht statt. Hat dagegen der Dienstbote vorsätzlich oder durch grobe Fahrlässig­ keit die Erkrankung herbeigeführt, so muß er die Kurkosten tragen, auch, dafern ihn nicht der Dienstherr des Dienstes sofort entläßt (§§ 75, 76), die Bezahlung des Stellvertreters aus eigenen Mitteln bestreiten, hat

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RevGesQ

aber auch dafür aus die Dauer der Dienstes seinen Lohn und die Be­ köstigung, oder das bedungene Kostgeld, unverkürzt zu empfangen. Behält die Dienstherrschaft den kranken Dienstboten im Hause, so tritt die Kranknpflege an die Stelle der Beköstigung oder des Kostgeldes. Auch in den Fällen, wo die Dienstherrschaft nicht verbunden ist, die Kurkosten aus eigenen Mitteln zu tragen, ist sie dennoch, wenn sie den Dienstboten der Krankheit ungeachtet im Hause behält, dieselben vor­ schußweise zu leisten schuldig; sie kann sich jedoch durch Zurückbehaltung des Lohnes sofort bezahlt machen. Wird das erkrankte und des Dienstes bereits entlaffene Gesinde nur auf Grund der Vorschrift 83 77 und 79 noch im Hause behalten, so kann diese Verbindlichkeit der Dienstherrschaft nur bis zum Betrage des wirklich verdienten und noch rückständigen Lohnes werden.

§ 63.*) Die im § 62 erwähnte Verpflichtung der Dienstherrschaft, die Kurkosten zu tragen oder vorzuschießen, erledigt sich, wenn und in­ soweit die Kur- und DerpflegungSkosten für den erkranken Dienstboten aus einer auf Grund gesetzlicher oder ortSgesetzlicher Verpflichtung be­ stehenden Krankenversicherung bestritten werden, dafern die Dienstherrschaft aus eigenen Mitteln wenigstens ein Drittel der für den Dienstboten zu entrichtenden Kafsenbeiträge geleistet hat. Unter der letzteren Voraussetzung hat ferner der erkrantte Dienstbote, dem aus einer auf Grund gesetzlicher oder ortSgesetzlicher Verpflichtung bestehenden Krankenversicherung Kranken­ geld zukommt, sich gefallen zu lasten, daß ihm der Betrag des Kranken­ geldes auf den Lohn und das Kostgeld, soweit die Gewährung dieser Be­ züge auf die Zeit des Krankengeldbezuges entfällt, angerechnet werde.

Bezritiihkeste». 8 64.

Begräbnißkosten für das Gesinde zu bezahlen, ist die Dienst­ herrschaft, abgesehen von den Fällen einer Verschuldung am Tode deS Dienstboten oder einer besonderen Vereinbarung, auf Grund deS Dienst­ vertrags nicht schuldig. Hastmig Ser rienstherrscheft fit H«u»l»xge» M SestnSe». 5 65. Die Herrschaft haftet in Betreff der Erfüllung von Ver­ bindlichkeiten für daS Verschulden ihrer Dienstboten, deren sie sich zur Bewirkung der Erfüllung bedient. Inwieweit die Herrschaft im übrigen für Handlungen ihrer Dienst­ boten, insbesondere deshalb haftbar sei, weil sie eS an der erforderlichen Aufsicht oder an der Auswahl geeigneter Personen hat fehlen lasten, be­ stimmt sich nach dem allgemeinen bürgerlichen Recht. Nach dem allgemeinen bürgerlichen Recht ist auch zu entscheiden, wenn die Herrschaft aus Rechtsgeschäften in Anspruch genommen wird, die das Gesinde mit dritten Personen abgeschloffen hat. Was insbesondere das Gesinde auf der Herrschaft Namen bei Kaufleuten oder Handwerkern an Waaren auf Kredit abholt oder bestellt, ist die Herrschaft zu bezahlen nicht schuldig, wenn sie dem Gesinde nicht Vollmacht zur Entnahme auf Kredit gegeben oder die Entnahme auf Kredit nachträglich genehmigt hat. Als Genehmigung gilt eS, wenn die Herrschaft die Waaren in Gebrauch nimmt oder verbraucht, obwohl sie weiß oder wissen mußte, daß diese auf l) Fassung nach dem Gesetz vom 9. Jan. 1906 Absatz 1 Satz 2 bezeichneten Behörden und Beamten. Die Waisenpflegerinnen haben den Gemeindewaisenrath in der Ueberwachung der Erziehung und körperlichen Pflege von Mündeln unter sechs Jahren sowie von älteren weiblichen Mündeln zu unterstützen. Ein Anspruch auf Ersatz von Auslagen steht den Waisenpflegerinncn nicht zu. § 46. Das Vormundschaftsgericht hat über die Thätigkeit der Gemeindewaisenräthe die Aussicht zu führen. Das Vormundschastsgericht kann die Gemeindewaisenräthe zur Be­ folgung seiner Anordnungen durch Ordnungsstrafen anhalten. Die einzelne Strafe darf den Betrag von hundert Mark nicht übersteigen.

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AB. BGB.

Gegen Verfügungen des VormundfchastSgerichtS steht den Gemeindewaifenräthen die Beschwerde an das Justiz-Ministerium zu.

tz 47. Dem Justiz-Ministerium bleibt Vorbehalten, die über die Einrichtung und die Geschäftsführung der Gemeindewaisenräthe weiter erforderlichen Bestimmungen zu treffen. 3® § 50 M Besetze» ve« 18. I»»i 1898.

§ 48.

(Erledigt durch V(>. vom 6. Mai 1909, §9; abge­

druckt unter 87.; 3» 88 2246, 2248, 2277 M Bürgerliche» Sesetztuch». Die besondere amtliche Verwahrung der Testamente und der Erbverträge findet bei den Amtsgerichten statt. Zuständig ist bei Testamenten: 1. wenn das Testament vor einem Richter errichtet worden ist, das Amtsgericht, dem der Richter angehört;

8 49.

2. wenn das Testament vor einem Notar errichtet worden ist, Amtsgericht, in deffen Bezirk der Notar seinen Amisfitz hat;

das

3. wenn das Testament vor dem Vorsteher einer Gemeinde oder eines Gutsbezirkes oder vor einer Ortsgerichtsperson errichtet worden ist, daS Amtsgericht des Bezirkes; 4. in den Fällen des § 2231 Nr. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs jedes Amtsgericht; 5. in den Fällen des § 2273 Satz 3 des Bürgerlichen Gesetzbuchs daS als Nachlaßgericht zuständige Amtsgericht. Der Erblaffer kann verlangen, daß das bei einem Amtsgerichte ver­ wahrte Testament an ein anderes Amtsgericht zur weiteren Verwahrung abgegeben werde. Der Hinterlegungsschein ist von dem Gericht unter Beifügung von Ort und Tag der Ausstellung zu vollziehen und mit Siegel oder Stempel zu versehen. Die Vorschriften des Absatz 2 Nr. 1, 2, 5, Absatz 3, 4 finden aus die Verwahrung eines Erbvertrags Anwendung.

K 50. Der Notar soll ein vor ihm errichtetes Testament längstens innerhalb einer Woche nach der Errichtung an das zuständige Amtsgericht persönlich abliefern. Die gleiche Pflicht liegt dem Notar ob, wenn ein Erbvertrag vor ihm errichtet worden ist, sofern nicht die Parteien etwas Anderes verlangen. Bei der Ablieferung ist der Wohnfitz des ErblafferS anzuzeigen, wenn er fich nicht aus der Aufschrift des Testaments oder des Erbvertrags ergiebt. Die Vorschriften des Absatz 1 Satz 1, 3 gelten auch für den Vor­ steher einer Gemeinde oder eines Gutsbezirkes sowie für eine OrtSgerichtSperson, wenn vor ihnen ein Testament errichtet worden ist. 3« 8 2358

§ 51.

M

Bürgerliche» Gesetzbuchs.

Beantragt ein gesetzlicher Erbe die Ertheilung eines Erb­ scheins, so hat daS Nachlaßgericht von Amtswegen zu ermitteln, ob fich

73

AB. BGB.

eme Verfügung des Erblassers von Todeswegen bei ihm in Verwahrung befindet oder Nachricht über die Verwahrung einer solchen Verfügung an anderer Stelle bei ihm eingegangen ist. Hat der Erblasser während der letzten zehn Jahre vor dem Erbfalle seinen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt noch in dem Bezirk eines anderen Nachlaßgerichts gehabt, so ist die im Absatz 1 angeordnete Ermittelung aus dieses Gericht zu erstrecken.

Zu Art. 34 deS EiusührungsgesetzeS. Die Vorschrift der Verordnung, die Publikation eines Revidirten Strafgesetzbuchs und einiger Erläuterungen zweier damit in Verbindung stehender Gesetze, auch den Erlaß einiger polizeilicher Be­ stimmungen betreffend, vom 1. Oktober 1868 unter D XIV (G.- u. V.Bl. S. 907) wird durch folgende Vorschrift ersetzt:

§ 52

Kann ein Kind wegen Begehung einer Handlung nicht straf­ rechtlich verfolgt werden, weil es das zwölfte Lebensjahr nicht vollendet hat, so hat die Polizeibehörde nach Befinden eine an­ gemessene Bestrafung des Kindes durch die Eltern oder wenn dies nach den Verhältnissen nicht thunlich ist, durch andere Personen zu verfügen. Die Polizeibehörde kann auch unter Beobachtung der Vorschrift des § 55 Satz 3 des Strafgesetzbuchs in der Fassung des Artikels 34 Nr. II des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuche die Unterbringung des Kindes in eine Familie, Erziehungsanstalt oder Besserungsanstalt veranlassen.

Zu §§ 1666, 1838 des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Die Vorschrift int § 9 Absatz 2 der Verordnung zur Aus­ führung des Gesetzes vom 26. April 1873, das Volksschulwesen betreffend, vom 25. August 1874 (G.- u. B.-Bl. S. 160) erhält folgenden Zusatz:

§ 53.

Wird der von der Bezirksschulinspektion angeordneten Unter­ bringung in eine Erziehungsanstalt feiten der Erziehungsberech­ tigten widersprochen, so ist die weitere Entschließung dem Vor­ mundschaftsgerichte gemäß §§ 1666, 1838 des Bürgerlichen Gesetzbuchs zu überlassen. Die Bezirksschulinspektion hat solchen­ falls die Unterbringung des Kindes in eine Erziehungsanstalt bei dem Vormundschaftsgerichte zu beantragen. Zu § 52 deS Gesetzes vom 18. Ium 1898. Die Verordnung, die Ausführung des Gesetzes über das Staatsschuldbuch vom 25. April 1884 betreffend, vom 17. November 1884 (G.- u. V.-Bl. S. 330 flg.) wird dahin geändert:

§ 54.

I. In Nr. 2 des 8 1 füllt der Absatz 1 weg und tritt an die Stelle des Absatz 2 folgende Vorschrift: Beschädigte oder verunstaltete Stücke sind als brauchbar zum Umlaufe nur dann anzusehen, wenn der Inhaber nach § 798 des Bürgerlichen Gesetzbuchs die Ertheilung einer neuen Schuld­ verschreibung würde verlangen können. II. In Nr. 5 des 8 2 werden vereinen" ersetzt durch die Worte:

die Worte

„bei anderen Personen­

AB. BGB.

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„bei Vereinen der im § 21 des Bürgerlichen Gesetzbuchs be­ zeichneten Art, daß sie in das Bereinsregister eingetragen," Ul. An die Stelle deS § 3 tritt folgende Vorschrift: Zu den hier erwähnten Dermögensmaffen gehören auch Erb­ schaften, für die vom Nachlaßgericht ein Nachlaßpfleger (Bürger­ liches Gesetzbuch § 1960) bestellt oder eine Nachlaßverwaltung (Bürgerliches Gesetzbuch §§ 1975, 1981 flg.) angeordnet worden ist IV. Im § 5 tritt 1. an die Stelle des Absatz 2 folgende Vorschrift: Ist ein Buchgläubiger in Konkurs verfallen oder ist zu besten Nachlaste der Konkurs eröffnet worden, so hat der Konkursver­ walter, wenn er die Auslieferung von Staatsfchuldverschreibungen gegen Löschung der auf den Namen des Buchgläubigers einge­ tragenen Forderung oder die Uebertragung der Forderung auf ein anderes Konto beantragt, durch ein Zeugniß des Konkurs­ gerichts nachzuweisen, daß er als Konkursverwalter bestellt ist und daß die Forderung zur Konkursmasse gehört. Stellt der für den Nachlaß eines Buchgläubigers bestellte Nachlaßpfleger oder Nachlaßverwalter einen solchen Antrag, so hat er durch ein Zeugniß des Nachlaßgerichts nachzuweisen, daß er als Nachlaß­ pfleger oder Nachlaßverwalter bestellt ist und daß die Forderung zu dem Nachlaste gehört. 2. an die Stelle der Absätze 4 bis 6 die Vorschrift: Die gesetzlichen Vorschriften über die Legitimation der verfastungsmäßigen Vertreter juristischer Personen sowie der im 8 4 Nr. 3 deS Staatsschuldbuchgesetzes bezeichneten Personen­ vereine, Genossenschaften und Kassen gelten auch für die das Staatsschuldbuch betreffenden Geschäfte und Anträge. V. In Nr. 3 des 8 9 tritt an die Stelle des Satz 2 die Vorschrift: Ehefrauen sind, dasern nicht ein entgegenstehender Vermerk zu Gunsten des Ehemanns im Staatsschuldbuch eingetragen ist, zur selbständigen Quittungsleistung über die Renten aus die für sie eingetragenen Forderungen berechtigt. Zn Art. 36 M EinsihrnngSgesetze». Die Verordnung, die Ausführung der Gewerbeordnung für das Deutsche Reich betreffend, vom 28. Man 1892 (G - u. V Bl. S. 28 flg.) wird dahin geändert: I. Im 8 66 Absatz 1 treten an die Stelle des Satzes unter b die Worte: „der gesetzliche Vertreter den Antrag gestellt oder ihm zugestimmt oder die Gemeindebehörde die Zustimmung des gesetzlichen Ver­ treters nach 8 108 der Gewerbeordnung ergänzt hat," II. An die Stelle des 8 73 tritt folgende Vorschrift: Genehmigung der Gemeindebehörde des im 8 108 der Ge­ werbeordnung bezeichneten Ortes zur Aushändigung des Arbeits­ buchs an die zur gesetzlichen Vertretung nicht berechtigte Mutter ist insbesondere in solchen Fällen zu ertheilen, in denen die Aus­ händigung des Arbeitsbuchs an den Vater als den gesetzlichen Vertreter wegen seiner geistigen oder sittlichen Mängel dem

H 55.

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AB. BGB Interesse des jugendlichen Arbeiters nicht entsprechen würde. Zur Aushändigung des Arbeitsbuchs an „sonstige Angehörige" des Arbeiters ist die Genehmigung nur zu ertheilen, wenn die Aus­ händigung des Buches an die Mutter wegen deren Abwesenheit oder Erkrankung schwer zu bewirken ist oder der Aushändigung ein anderer wichtiger Grund entgegensteht, und endlich an den Arbeiter selbst nur dann, wenn dies auch bezüglich der sonstigen Angehörigen der Fall ist. Genehmigung der Gemeindebehörde dazu, daß das AbgangSzeugniß einem minderjährigen Arbeiter gegen den Willen des gesetzlichen Vertreters unmittelbar ausgehändigt wird, ist dann zu ertheilen, wenn die Aushändigung an den gesetzlichen Vertreter aus einem der oben bezeichneten Gründe oder aus einem sonstigen wichtigen Grunde dem Arbeiter nachtheilig sein würde.

§ 56. di.

die

der

der

der

die

Aufgehoben werden:

3, 5 bis 7, 11, 12, 17 bis 19 der Verordnung, die Ein­ und Ausführung des Bürgerlichen Gesetzbuchs für das Königreich Sachsen betreffend, vom 9. Januar 1865 sG.- u. V.-Bl. S. 1 fkj.); §§ 1 bis 3 der Verordnung zur Ausführung des Gesetzes vom 15. Juni 1868, die juristischen Personen betreffend, und des Bundesgesetzes vom 4. Juli 1868. betreffend die privatrechtliche Stellung der Erwerbs- und Wirthschastsgenossenschaften. vom 23. Juli 1868 (G.- u V.-Bl. S. 499 flg.); § 10 der Verordnung, den Einfluß des BundcsstrasgesetzbuchS auf Polizeisachcn betreffend, vom 14. Dezember 1870 (G.- u. V.-Bl. S. 376); § 6 der Verordnung, die Ausführung des Bundesgesetzes über die Erwerbung und den Verlust der Bundes- und Staats­ angehörigkeit vom 1. Juli 1870 betreffend, vom 24. Dezember 1870 (G. u. V.-Bl. S. 416) auch insoweit, als er nicht schon durch die Verordnung vom 16. Dezember 1895 unter 111 (Gu. V.-Bl. S. 166) für erledigt erklärt worden ist; § 13 der Verordnung, die infolge der neuen Organisation der Verwaltungsbehörden eintretenden veränderten Kompetenzverhältniffe betreffend, vom 22. August 1874 (®.- u. V.-Bl. S. 130); Verordnung, das Verfahren in Fällen von Grundstückshinzuschlagungcn bei gemischter Kompetenz betreffend, vom 15. Januar 1884 (G - u. V.-Bl. S. 5 flg.).

8 57. Die gegenwärtige Verordnung tritt am 1. Januar 1900 in Kraft. Die mit diesem Zeitpunkt in Thätigkeit tretenden Gemeindewaisenräthe und deren Ersatzmänner sind bereits vorher nach den §§ 38, 39, 41 bis 44 zu bestellen.

7% Uerordnung zur Ausführung der firundbucbordnung vom 26. Juli 1899.

(®SBl. 1899 6. 9ßi_ 294.)e)

Mit Allerhöchster Genehmigung wird zur Ausführung der GrundLuchordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 20. Mai 1898 (R.-G.-Bl. S. 754 flg.) verordnet was folgt:

1. Allgemeine Vorschriften.

§ 1.

Das Grundbuch gilt mit dem 1. Januar 1900 als angelegt.

§ 2. Grundbücher sind die bisherigen Grund- und Hypothekenbücher. Auf jedem Folium (Grundbuchblatt) ist in den Rubriken (Abtheil­ ungen), in denen sich Eintragungen befinden, das Inkrafttreten des neuen Rechtes dadurch ersichtlich zu machen, daß hinter der letzten Eintragung über die volle Breite der Seite zwei rothe Querstriche in mäßiger Ent­ fernung von einander gezogen werden. Die Striche brauchen erst dann gezogen zu werden, wenn sich in einer der Abtheilungen eine neue Ein­ tragung erforderlich macht.

K 3. Grundbuchbezirke sind die Ortschaften und Ortstheile, für welche die bisherigen Grund- und Hypothekenbüchcr eingerichtet sind. Aenderungen der Grundbuchbezirke bedürfen der Eenchunigung des JustizMinisteriums § 4. Amtliche Verzeichnisse der Grundstücke im Sinne deS § 2 Absatz 2 der Grundbuchordnung sind die Flurbücher, bei Staatsforstrevieren die Flächenvcrzeichnisse, bei den zu Staatseisenbahnzwecken den Staats­ forstrevieren entnommenen, in einem Flurbuche nicht verzeichneten Flächen die Flächennachweise.

§ 5. Grundstücke von Gemeinden, mit Enschluß der Kirchenund Schulgemeinden, sowie von anderen kommunalen Verbänden erhalten, soweit sie noch nicht eingetragen sind, ein Grundbuchblatt nur auf Antrag. ) 21 ^gegeben zu Dresden den 29. Augusl 1899.

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AB. GBO

Das Grundbuchblatt ist von Amtswegen anzulegen, wenn das Grundstück veräußert oder mit einem anderen Rechte als mit einer Dienstbarkeit be­ lastet werden soll. Das Gleiche gilt für die öffentlichen Wege und für das Bett öffent­ licher Gewäffer. Zu den öffentlichen Gewässern im Sinne dieser Vorschrift stich bis auf Weiteres alle ständig freifließenden Gewässer zu zählen.

$ 6« Die Führung eines gemeinschaftlichen Grundbuchblattes nach 8 4 der Grundbuchordnung findet nicht statt. Auf Grundstücke, die nach § 154 be8 Gesetzes, die Grund- und Hypothekenbücher und das Hhpothekenwesen betreffend, vom 6. November 1843 (®.= u. D.-Bl. S. 218) oder nach § 206 der Verordnung, das Verfahren in nichtstreitigen Rechtssachen betreffend, vom 9. Januar 1865 (G - u. D.-Bl. S. 39) auf einem Grundbuchblatte zusammengeschrieben worden find, finden die Vorschriften des 8 6 der Grundbuchordnung ent­ sprechende Anwendung.

§ 7. Ein Grundstück soll nach 8 5 der Grundbuchordnung ins­ besondere dann nicht einem anderen Grundstück als Bestandthell zugeschrieben oder mit ihm vereinigt werden, wenn die Zuschreibung oder die Vereinigung wegen verschiedener Belastung der Grundstücke das Grundbuch unüberfichtlich machen oder bei der Zwangsvollstreckung zu Verwickelungen führen würde. K 8. Die Vereinigung von Grundstücken kann durch Uebertragung des einen Grundstücks auf das Grundbuchblatt des anderen Grundstücks oder durch Uebertragung der Grundstücke auf ein neues Grundbuchblatt erfolgen. K 9. Wird von einem Grundstück ein Theil abgetrennt, so ist er von dem Grundstück abzuschreiben und, sofern er nicht einem anderen Grundstück als Bestandtheil zugeschrieben oder mit ihm vereinigt oder nach 8 90 Absatz 2 der Grundbuchordnung aus dem Grundbuch ausgeschieden wird, als selbständiges Grundstück einzutragen. Auf die Zuschreibung und Vereinigung finden die Vorschriften der §§ 7, 8 Anwendung. Hinsichtlich der Zulässigkeit der Abtrennung und des auf die Herbei­ führung der Abtrennung gerichteten Verfahrens bewendet es bei den be­ stehenden Vorschriften.

§ 10. Bei Grundstückstheilungen sowie bei Grundstückszusammen­ legungen kann nach näherer Bestimmung der Verordnung vom 13. No­ vember 1874 (G - u. V.-Bl. S. 431 flg.), des Gesetzes vom 1. August 1882 (G - u. V.-Bl. S. 208 flg.) und der Verordnung vom 2. August 1822 (Gu. D.-Bl. S. 210 flg.) ein Grundstückstheil auch vor endgültiger Fest­ stellung der neuen Flurbuchsnummern von einem Grundstück abgeschricben und auf daS Blatt eines anderen Grundstücks oder auf ein neues Blatt übertragen werden. K 11. Soll ein Theil eines Grundstücks mit einer Dienstbarkeit oder einer Reallast belastet werden, ohne daß der Theil abgeschrieben wird.

AB. GBO.

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so ist zuvor eine die Lage und die Grenzen des Grundstückstheils dar­ stellende Karte beizubringen. Die Vorschrift findet keine Anwendung, wenn der Grundstücksthell eine besondere Nummer im Nurbuche führt.

§ 12. Die öffentlichen Lasten eines Grundstücks werde« nicht in daS Grundbuch eingetragen. § 13. Bei jedem Grundbuche soll fich ein Auszug aus dem Flur­ buche befinden. Der Auszug enthält die Nummem der Nurstücke, aus denen die eingetragenen Grundstücke bestehen, die Namen der Eigenthümer, die Gegenstände und die Kulturart, den Flächeninhalt in summarischer Angabe, die Reinerträge und die Steuereinheiten. Der mit den Einschreibungm in daS Grundbuch betraute Gerichts­ schreiber (Grundbuchführer) hat den einzelnen Nurstücken die Nummer deS Grundbuchblatts, auf dem sie eingetragen find, an der hierfür im Auszug offen gelassenen Stelle beizufügen und dm Auszug durch Nachtragung der eingetretenen Aenderungen auf Grund der dem Grundbuchamt in tabellarischer Form oder in sonstiger Weise zugehenden amtlichen Mit­ theilungen sorgfältig fortzuführen.

§ 14. An die Stelle des Flurbuchsauszugs treten bei den Staats­ forstrevieren die beglaubigten Flüchenverzeichniffe, bei den zu Staatseisen­ bahnzwecken den Staatsforstrevieren entnommenen, in einem Flurbuche nicht verzeichneten Flächen die beglaubigtm NächcnnachweiseDie beglaubigten Flächenverzeichniffe und Mchennachweise werden sammt den beigesügten Karten bei dem Grundbuchamt in gleicher Weise wie der Flurbuchsauszug aufbewahrt.

8 15. Wird bei einer Grundstückszusammenlegung nach § 10 ver­ fahren, so vertritt das im § 4 der Verordnung vom 2. August 1882 bezeichnete Zeugniß der Spezialkommisfion sammt der Zusammenlegungs­ karte den Flurbuchsauszug bis zum Inkrafttreten des neuen Flurbuchs oder des Flurbuchsnachtrags. 8 16. Für jedes Grundbuchblatt werden besondere Grundakten ge­ halten. Die Akten sind mit der Nummer zu versehen, die das Grund­ buchblatt führt.

8 17. Zu den Grundakten find alle das Grundstück betreffenden Schriftstücke zu bringen, insbesondere Anttäge, Eintragungsbewilligungm und sonstige Urkunden, auf die eine Eintragung sich gründet oder Bezug nimmt, ferner die Entscheidungen und Verfügungen des Grundbuchamts, die Entwürfe der Eintragungen, die Vermerke über Einschreibungen, die Vermerke oder Nachweise über Benachrichtigungen und Bekanntmachungen, die Entwürfe der Hypotheken-, Grundschuld- und Rentenschuldbriefe sowie der Zeugniffe. Ueberreichte Urkunden find unter Zurückbehaltung einer beglaubigten Abschrift zurückzugeben, wenn die Rückgabe beantragt wird oder fich auS besonderen Gründen empfiehlt.

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AD. GBO.

§ Ist. Ist ü£et daS einer Auflassung oder Eintragungsbewillig11113 zu Grunde liegende Rechtsgeschäft eine Urkunde errichtet, so soll das Grundbuchamt darauf hinwickn, daß die Urkunde von den Betheiligten in Urschrift oder in beglaubigter Abschrift zu den Grundakten gegeben wird. Die Anwendung von Zwangsmitteln ist ausgeschlossen. Die Lorschrift des Satzes 1 findet keine Anwendung, wenn die Urkunde bei einer anderm öffentlichen Behörde aufbewahrt wird. Von der Schuldurkunde, die nach § 58 Absatz 1 der Grundbuch­ ordnung mit dem Hypothekenbriefe verbunden wird, ist eine beglaubigte Abschrift zu den Akten zu bringen.

§ 19. Befinden sich Urkunden, auf die eine Eintragung sich gründet oder Bezug nimmt, in anderen Akten des Amtsgerichts, ins­ besondere in Nachlaß-, Dormundschafts-, Zwangsversteigerungsakten, so find beglaubigte Abschriften zu den Grundakten nur insoweit zu bringen, als es zur Beurtheilung der Gültigkeit und des Inhalts der Eintragung erforderlich ist. Im übrigen ist auf die Akten unter kurzer Angabe des Inhalts zu verweisen. § 20. Sind auf Grund derselben Urkunden Eintragungen auf verschiedenen Grundbuchblättern des Grundbuchamts zu bewirken, so werden die Urkunden sammt der die Eintragung anordnenden Verfügung zu den Grundakten eines der Grundbuchblätter, der Entwurf der Eintragung dagegen zu den Grundakten eines jeden der Blätter gebracht. In den Grundakten, die die Verfügung nicht enthalten, ist unter dem Entwürfe der Eintragung auf diejenigen Grundakten zu verweisen, in denen die Verfügung sich befindet. § 21. Schriftstücke, die eine Grundstücksabtrennung betreffen, werden in der Regel zu den Grundakten des Stammgrundstücks genommen. Be­ sondere Akten sollen nur bei sehr umfänglichen Abtrennungen angelegt werden; Abschriften davon werden zu den Grundakten nicht gebracht, viel­ mehr ist, soweit erforderlich, auf die besonderen Akten zu verweisen. K 22. Die tabellarischen Anzeigen über Nurstücks- und Steuer­ einheitenänderungen werden, für jeden Ort gesondert, zu Sammelakten ge­ nommen, soweit sie nicht nach § 21 zu den Grundakten oder zu besonderen Akten kommen. Abschriften der Anzeigen sind im übrigen zu den Grund­ akten nur zu bringen, wenn sich infolge der Aenderung eine Eintragung in das Grundbuch erforderlich macht.

§ 23. Soweit Abschriften von den Unterlagen einer Eintragung zu den Grundakten zu bringen sind, -at ihre Anfertigung in der Regel erst nach der Einschreibung zu erfolgen. § 24. Jedes Grundaktenstück beginnt mit einer Uebersicht über die auf dem Grundbuchblatte vorgenommenen Eintragungen. Die Uebersicht iß mit römischen Blattzahlen zu versehen und hinsichtlich der Randvermcrke und Unterstreichungen mit dem Grundbuche fortwährend im Einklänge zu erhalten.

Ä«. GBO.

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§ 25. Neben den Grundakten hat das Grundbuchamt für die das Grundbuchwesen im allgemeinen betreffenden Angelegenheiten Generalatten zu Hallen. § 26. werden.

Die Grundbücher dürfen nicht von der Amtsstelle entfernt

§ 27. Den mit der Justizaufsicht betrauten Behörden und Beamten ficht die Einsicht der Grundbücher ihres Bezirkes jederzeit frei. Sonstige Behörden sowie die von ihnen beauftragten Beamten find, soweit nicht etwas Besonderes bestimmt ist, berechtigt, das Grundbuch ein­ zusehen, wenn die Kenntniß seines Inhalts zu ihrer Amtsführung erfor­ derlich ist. Es genügt, daß der Anlaß der Einsichtnahme angegeben wird.

Ausländischen Behörden ist die Einsicht deS Grundbuchs, unbeschadet der Vorschrift im § 11 der Grundbuchordnung, nur mit Genehmigung deS Justiz-Ministeriums gestattet. Soweit nach diesen Vorschriften die Einsicht deS Grundbuchs zulässig ist, kann eine Abschrift gefordert werden; die Abschrift ist auf Vettangen zu beglaubigen. § 28. Mit Bewilligung des eingetragenen EigenthümerS steht Jedem die Einsicht des Grundbuchs frei. Für Notare und Rechtsanwälte, die in versichertem Auftrag eines Anderen die Einsicht des Grundbuchs nachsuchen, ist ein Nachweis des Auftrags nicht erforderlich. 8 29. Der Grundbuchführer darf das Grundbuch nur auf An­ ordnung des Grundbuchbeamten zur Einsicht vorlegen. Die Anordnung kann mündlich ettheilt werden. Der Anordnung bedarf es nicht, wenn die mit der Justizaufsicht be­ trauten Behörden oder Beamten die Einsicht verlangen oder wenn der Eigenthümer oder ein sonst eingetragener Berechtigter, der die Einsicht des Grundbuchs nachsucht, dem Grundbuchsührer persönlich bekannt ist oder sich über seine Persönlichkeit genügend ausweist. Das Gleiche gilt, wenn der Eigenthümer einen Dritten dem Grundbuchsührer gegenüber zur Ein­ sicht ermächtigt. § 36. Abschriften des Grundbuchblatts werden von dem Grund­ buchführer auf Anordnung des Grundbuchbeamten ertheilt. Die Anord­ nung kann mündlich erfolgen. Die Vorschriften deS § 29 Absatz 2 finden mtsprechende Anwendung. Abschriften, die nicht den gesammten Inhalt deS Grundbuchblatts wiedergeben, sind als auszugsweise Abschriften zu kennzeichnen. Insbesondere soll, wenn nur von einzelnen in einer Abtheilung enthaltenen Eintragungen eine Abschrift ettheilt wird, erkennbar gemacht werden, daß sich noch andere Einttagungen in der Abtheilung befinden. Von gelöschten Eintragungen sowie von den auf deren Löschung gettchteten Eintragungen werden in die Abschrift eines Grundbuchblatts

AB. GBO.

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oder einer Abtheilung des Blattes nur die Eintragungsnummern mtt den Beisatze .gelöscht'. .Löschung' ausgenommen. Die Abschrift wird nach vorgängiger Vergleichung mit dem Grund­ buch ohne besonderen Abschlußvermerk dahin vollzogen:

N ... am................. 19 . . Der Grundbuchführer deS König!. Amtsgerichts. (Stempel ob. Siegel.)

N.

Wird eine ausdrückliche Beglaubigung verlangt, so ist der Beglaubigungs­ vermerk vor der Vollziehung einzusügen.

5 31. Ueber einzelne, die Eigenthums- oder die Belastungs­ verhältnisse einer Grundstücks betreffende Punkte hat das Grundbuchamt demjenigen, der zur Einsicht des Grundbuchs berechtigt ist, insbesondere den im 8 55 der Grundbuchordnung bezeichneten Personen, auf Verlangen ein Zeugniß auszustellen. Das Zeugniß kann auch darüber ertheilt werden, daß bezüglich des Gegenstands einer Eintragung weitere Eintragungen nicht vorliegen oder daß eine bestimmte Eintragung nicht erfolgt ist. § 31a.1) Das Grundbuchamt hat der Enteignungsbehörde auf Verlangen darüber Auskunft zu ertheilen, ob enteignete Grundstücke mit Landrenten, mit Landeskulturrenten der im § 30 des Gesetzes vom 18. Juni 1898 (G.- u. V.-Bl. S. 195 flg.) oder mit Ablösungsrenten der im 8 28 des Gesetzes vom 15. Juni 1900 (G.- u. V.-Bl.S. 274 flg.) bezeichneten Art belastet sind. Die Auskunft wird ertheilt durch Ausfüllung der Spalten 1 bis 6 des unter A angefügten Musters, das dem Grundbuchamte jedesmal in der erforderlichen Anzahl von Abdrücken nebst einem Verzeichniffe der Flurbuchsnummern aller von der Enteignung betroffenen Grundstücke von der Enteignungsbehörde mitgetheilt werden wird. Bei Ausfüllung der Spalte 6 sind die Flurstücke (ohne Rücksicht auf ihre Flurzugehörigkeit! nach den Grundbuchblättern zu ordnen, auf denen sie eingetragen sind.

§ 32 Soweit die Einsicht des Grundbuchs gestattet ist, steht auch die Einsicht der Grundakten, des Flurbuchsauszugs und der ihm gleich­ stehenden Nachweise sowie der in den 88 21, 22 bezeichneten Schriftstücke offen und können Abschriften verlangt werden. Insbesondere gilt dies von den Urkunden, auf die im Grundbuche zur Ergänzung einer Eintragung Bezug genommen worden ist, sowie von den noch nicht erledigten EintragungSanträgen. Auf die Ertheilung der Abschriften finden die Vorschriften deS 8 30 Anwendung. § 33. Wird vor dem Grundbuchamt ein Eintragungsantrag zu Protokoll gegeben, so ist am Schluffe deS Protokolls, unmittelbar vor der Ünterfchrist deS Beamten, die Zeit des AbfchluffeS anzugeben. §34. Der Vorstand des Amtsgerichts oder, wo eine besondere Abtheilung für Grundbuchsachen besteht, der Abtheilungsvorstand hat die *) Eingeschaltet durch VO. vom 15. April 1908 (EVBl. S. 158).

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AB. GBL

Mmen der mit den Geschäften deS Grundbuchbeamten und des GrundbuckführerS betrauten Beamten sowie den Beginn und das Aufhören ihrer Geschäftsführung und bei mehreren Grundbuchbeamten oder Grundbuchlührern auch die Vertheilung der Geschäfte unter sie zu den Generalakten zu vermerken.

II. Einrichtung des Grundbuchblatts.

§ 35.

Jedes Grundbuchblatt führt eine Nummer. Die Nummer eines Blattes bleibt unverändert, auch wenn eine vorhergehende Nummer infolge der Schließung eines Blattes wegfällt. Wird ein Blatt angelegt, so erhält es die auf die Nummer deS letzten Blattes folgende Nummer. Das Blatt hat auf der Vorderseite zu beginnen.

§ 36. Jedes Grundbuchblatt enthält drei Abtheilungen: 1. der Sache, 2. des Eigenthümers, der Lasten. In der ersten Abtheilung vertritt die Nummer des Blattes die Ueberschrist. Die zweite Abtheilung erhält das Wort „Eigenthümer", die dritte Abteilung das Wort „Lasten" als Ueberschrist; bei den bereits an­ gelegten Blättern werden diese Ueberschristen unmittelbar unter die rothen Querstriche (§ 2 Absatz 2) gesetzt und von der folgenden Eintragung durch einen Querstrich getrennt.

§ 37. In den beiden ersten Abtheilungen deS Grundbuchblatts werden die Seiten durch senkrechte Striche in drei Spalten von ungleicher Breite getheilt. Die erste Spalte ist für die Nummern der Eintragungen, die mittlere, breite, für die Eintragungen, die dritte für Annierkungen bestimmt. In der dritten Abtheilung tritt zu den drei Spalten eine vierte für die Wiedergabe von Geldsummen in Ziffern hinzu; sie findet ihren Platz vor der für die Anmerkungen bestimmten Spalte. Soweit eine Wieder­ gabe von Geldsummen in Ziffern nicht stattfindet, wird die Spalte mit kurzen Querstrichen auSgesüllt.

§ 38. Jede Eintragung ist mit einer laufenden Nummer zu sehen und mittels eines alle Spalten durchschneidenden Querstrichs der folgenden Eintragung zu trennen. Die lausenden Nummern beginnen mit Eins und werden arabischen Ziffern geschrieben. Die Querstriche sollen nicht zu stark Die Hypothekennummern fallen weg.

ver­ von mit sein.

§ 39. Bezieht sich eine Eintragung auf eine in derselben Ab­ theilung befindliche frühere Eintragung, so wird die Eintragungsnummer mit einer Verweisung auf die Nummer der früheren Eintragung ver5 sehen (j. B. y ^en &£r früheren Eintragung ist in der Jaeger, ReschSzlvilgesetze. 3. Aufl. (Sachsen-)

100

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AB. GBO.

Spalte der Anmerkungen auf die spätere Eintragung durch ein passendes Wort unter Angabe ihrer Nummer hinzuweisen.

K 40. Reicht der Raum eines Grundbuchblatts nicht mehr aus, so sind die Eintragungen je nach Bedarf für eine Abtheilung oder für alle Abtheilungen auf den am Schlüsse jedes Bandes hierfür offen gelasienen Seiten fortzusetzen. Reicht dieser Raum nicht aus, so erfolgt die Fort­ setzung in einem neuen Bande. In diesem Bande ist, selbst wenn das Bedürfniß der Fortsetzung zunächst nur für eine Abtheilung hervortritt, ein zur Fortsetzung der übrigen Abtheilungen bestimmter Raum unter ausgiebiger Bemessung der für jede Abtheilung vorzusehenden Seiten freizulaffen; eine Ueberschreibung des Grundbuchblatts oder der noch wirksamen Eintragungen findet nicht statt. Die Fortsetzung einer einzelnen Abtheilung sowie alle drei Ab­ theilungen zusammen hat jedesnial auf der Vorderseite zu geschehen. Auf die Fortsetzung wird da, wo das Grundbuchblatt oder die Abtheilung abbricht, durch die in die mittlere Spalte mit rother Tinte zu schreibenden Worte: „Fortsetzung (Band . . .) Seite . . ." hingewiesen. Die Fortsetzung erhält in rother Tinte die Ueberschrift: „Zu Blatt . . . (Band . . .) Seite . . . gehörig".

§ 41. Jedes Grundbuch ist einschließlich des für spätere Ein­ tragungen offen gelassenen Raumes mit laufenden Seitenzahlen zu ver­ sehen. Besteht das Grundbuch aus mehreren Bänden, so beginnt für jeden Band die Seitenzahl von vorn.

§ 42. Für jedes Grundbuch ist von dem Grundbuchführer ein alphabetisches Verzeichniß der eingetragenen Eigenthümer zu führen. Be­ steht das Grundbuch aus mehreren Bänden, so hat sich das Verzeichniß auf alle Bände zu erstrecken. Das Verzeichniß enthält drei Spalten (Nummer des Grundbuchblatts, Namen des Eigenthümers, Seite des Grundbuchs) und, falls es sich auf mehrere Bände erstreckt, vier Spalten (Nummer des Grundbuchblatts, Namen des Eigenthümers, Band, Seite des Grundbuchs). Die Spalten dürfen auf einer Seite neben einander zweimal angebracht werden. Nach der Veräußerung eines Grundstücks ist der Name des bis­ herigen Eigenthümers roth zu unterstreichen. Wird ein Grundbuchblatt ge­ schlossen, so ist außer dem Namen des bisherigen Eigenthümers auch die Nummer des Blattes roth zu unterstreichen. Wird ein Grundbuchblatt nach § 40 an anderer Stelle fortgesetzt, jo ist in dem Verzeichnisse die Fortsetzung anzugeben. Das Justiz-Ministeriuni kann für einzelne Grundbuchämter eine andere Art der Führung des Verzeichnisses bestimmen. § 43. Liegen in dem Bezirk eines Grundbuchamts staatliche Grund­ stücke, die nicht zu einem bestimmten Flurbezirke gehören, so ist über die für sie angelegten Grundbuchblätter ein besonderes Verzeichniß zu führen. In dem Verzeichnisse sind die Grundbücher, in denen die Grundstücke eingetragen sind, nach den Ortschaften, und die Nummern der Blätter anzugeben.

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in. Eirttragnngerr.

Z 44.

In die erste Abtheilung werden eingetragen: 1. die Bezeichnung des Grundstücks seiner Gattung nach (z. B. Ritter­ gut, Bauergut, Gartennahrung, Mühle, Haus) und, wenn das Grundstück einen besonderen Namen hat, der Name; 2. die Brandkatasternummer der Gebäude; 3. die Nummer, die das Grundstück im Flurbereiche führt, und, wenn das Grundstück aus mehreren Flurstücken besteht, die Nummern dieser Flurstücke; 4. die Eigenschaft des Grundstücks als Gegenstand einer Familienanwartschast oder als Lehngut; 5. ein daS Grundstück ergreifendes Bergreservat, sowie die auf einem nicht mehr zum Bergbaue dienenden Grundstücke befindlichen ungang­ baren Halden, auflässigen Bergwerkstaggebäude oder sonstigen früher zu Bergbauzwecken gebrauchten Räume; 6. ein an dem Grundstücke bestehendes Kohlenbergbaurecht; 7. Rechte, die dem jeweiligen Eigenthümer des Grundstücks zustehen (Grunddienstbarkeiten, Vorkaufsrechte, Reallasten u. s. w.); 8. die durch Abschreibung, Zuschreibung oder Vereinigung eintretenden Aenderungen in dem Bestände des Grundstücks.

§ 45.

Bei den Staatsforstrevieren sowie bei den zu Staatseisenbahnzwecken den Staatsforstrevieren entnommenen, in einem Flurbuche nicht verzeichneten Flächen treten an die Stelle der Flurbuchsnummern die in den bestehenden Vorschriften vorgesehenen Bezeichnungen. Wird bei einer Grundstückszusammenlegung nach § 10 verfahren, so sind die Nummern oder Buchstaben vorläufig einzutragen, welche die Pläne führen, die an die Stelle der in die Zusammenlegung gegebenen Flurstücke getreten sind. Wird bei einer Grundstückstheilung nach § 10 verfahren, so find die den Flurstücken oder Plänen zunächst gegebenen Nummern oder Buch­ staben vorläufig einzutragen.

§ 46.

Die Straße, an der ein Gebäude liegt, und die Haus­ nummer des Gebäudes werden nicht eingetragen. Die Straße und die Hausnummer sind jedoch, sobald sie dem Grundbuchbeamten oder dem Grundbuchfahrer glaubhaft bekannt werden, auf dem Deckel der Grund­ akten unter Beifügung des Jahres zu vermerken (z. B.: Nr. 10 der Erlenstraße. 1903). Wird die Bezeichnung der Straße oder die Nummer später geändert, so ist der Vermerk roth zu durchstreichen und durch einen entsprechenden neuen Vermerk zu ersetzen. Zur Beschaffung von Unterlagen für den Vermerk dürfen Zwangs­ mittel gegen den Eigenthümer nicht angewendet werden. Tritt in der Bezeichnung der Hausnummern eine umfaffende Aenderung ein, so kann die Verwaltungsbehörde um Auskunft ersucht werden.

§ 47.')

Ist auf einem Flurstück ein Gebäude errichtet worden, fo ist dies auf Antrag in die erste Abtheilung einzutragen. Da8 Gleiche *) Fassung nach der VO. vom 27. März 1905 (GVBl. S. 52).

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AB. GBL.

gilt, wenn ein eingetragenes Gebäude abgebrochen worden ist. Die Vor­ schrift des Satz 1 findet keine Anwendung, wenn das Gebäude nicht dem Eigenthümer des Flurstücks gehört. Die Eintragung der Brandkatasternummer erfolgt aus Antrag. Ist eine eingetragene Brandkatasternummer geändert worden, so ist dies auf Antrag in die erste Abtheilung einzutragen; die bisherige Nummer wird roth unterstrichen.

5 48. Erhält ein Flurstück im Flurbuch eine andere Nummer oder wird ein Flurstück mit einem anderen auf demselben Blatte ein­ getragenen Flurstücke verschmolzen, so ist dies von Amtswegen in die erste Abtheilung einzutragen. In der bisherigen Eintragung wird die Nummer des Flurstücks roth unterstrichen und in der Spalte der Anmerkungen am Rande dieser Eintragung vermerkt: „Neue Flurbuchsnummer f. Nr. § 49. Wird die Einebnung einer eingetragenen ungangbaren Halde von dem Bergamte genehmigt, so ist dies nach näherer Bestimmung des § 143 Absatz 1 der Verordnung zur Ausführung des Allgemeinen Berg­ gesetzes vom 2. Dezember 1868 )DBl. S. 7).

AB. GBO

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G. (LandeSwappcn-

Königlich Sächsischer Hypothekenbrief über 12000 Jt — jetzt 4000 Jl ________ Röder, Amtsrichter. 3n dem Grundbuche für Lawalde Blatt 4 Abt. HI Nr. 3 sind' aus das Bauer­ gut des Landwirts Max Emil Brand in Lawalde, Nr. 4 des Brandkatasters, Nr. 10, 11, 12, 13, 14, 15, 77, 78, 99, 100, 117, 119, 120, 134, 135 des Flur­ buchs und Nr. 16 des Flurbuchs für Lauba am 24. August 1900 eingetragen worden Zwölftausend Mark mit Zinsen zu 4 v. H. vom 1. April 1900 ab Hypothek für ein Darlehen des Gutsbesitzers Karl Friedrich Hempel in Schönbach. Das Darlehen ist nach vierteljähriger Kündigung am 1. Oktober, 2. Januar, 1. April oder 1. Juli zurückzuzahlen. Die Zinsen sind vierteljährlich zu entrichten. Der Hypothek gehen nach dem Grundbuche vor: Abt. I Nr. 1 19 " 50 Landrente, II Nr. 6 ein Vorkaufsrecht, III Nr. 1 15000 x Hypothek. Löbau, den 1. September 1900.

Königliches Amtsgericht.

(Siegel)

*

Röder.

Die Forderung mit zwölftausend Mark ist mit Zinsen vom 1. Juli 1903 ab an den Sladtrat Kurt Adolf Hünlich in Zittau abgetreten worden. Die Abtretung ist im Grundbuch eingetragen. Löbau, den 4. August 1913.

Königliches Amtsgericht. (Siegel)

Röder.

Dem Grundstück ist das Flurstück Nr. 16 des Flurbuchs am 24. Mai 1903 zugeschrieben worden. Infolge einer Grundstückszusammenlegung sind am 26. Juli 1904 die Flurstücke Nr. 77, 78, 99, 100 des Flurbuchs von dem Grundstück abgeschrieben und an deren Stelle die Flurstücke Nr. 113, 114, 115, 116 des Flurbuchs zu dem Grundstücke hinzugeschlagen worden. An die Stelle der Flurbuchsnummern 134,135 sind die Nrn. 145,146 getreten. Löbau, den 2. Mai 1905

Königliches Amtsgericht. (Siegel)

Röder.

Bon der Forderung von 12000 Mark sind achttausend Mark mit Zinsen vom 1. April 19t»5 ab, unter Einräumung des Borranges vor dem Reste, an den Rentner Karl Rutzsch in Bautzen abgetreten worden. Für die achttausend Mark mit Zinsen ist ein Teilhypolhekenbrief hergestellt worden. Die Abtretung ist im Grundbuch eingetragen. Löbau, den 31. Mai 1905

Königliches Amtsgericht. (Siegel)

Röder.

Die nach der Abtretung der 8000 Mark verbliebenen viertausend Mark sind mit Zinsen vom 1. Oktober 1907 ab auf den Apotheker Gottlob Rudolf Feist in Ebersbach als Erben des August Feist daselbst umgeschrieben worden. Die Hypothek ist unter Beibehaltung der Bestimmungen über die Fälligkeit und die Berzinsung in eine Grundschuld umgewandelt worden. Ein Testamentsvollstrecker ist ernannt. Löbau, den 17. November 1907.

Königliches Amtsgericht. (Siegel)

Röder.

75. Verordnung über das Registerwesen bei den Amtsgerichten; vom 8. November 1899.

(GDBl. S. 515).')

I. Handelsregister.

1. Allgemeine Vorschriften-

8 1. Die bisherigen Handelsregister werden nach den nachstehenden Vorschriften fortgesührt. § 2.

Die Register dürfen nicht von der Amtsstelle entfernt werden.

§ 3. Für jedes Registerblatt werden besondere Registerakten ge­ halten. Die Akten find mit der Nummer zu versehen, die das Register­ blatt führt. Zu den Registerakten sind alle das Registerblatt betreffenden Schrift­ stücke zu bringen, insbesondere Anmeldungen, Anträge, Zeichnungen von Unterschriften und sonstige Urkunden, auf die eine Eintragung sich gründet oder Bezug nimmt, ferner die Entscheidungen und Verfügungen des Gerichts, die Entwürfe der Eintragungen, die Vermerke über Einschreibungen, die Vermerke oder Nachweise über Benachrichtigungen und Bekanntmachungen, die Entwürfe der Zeugnisse. § 4. Jedes Registeraktenstück beginnt mit einer Uebersicht über die auf dem Registerblatte vorgenommenen Eintragungen. Die Uebersicht ist mit römischen Blattzahlen zu versehen und hinsichtlich der Randver­ merke und Unterstreichungen mit dem Register fortwährend im Einklänge zu erhalten. § 5. Abschriften des Registerblatts und der zum Register einge­ reichten Schriftstücke werden von dem Registerführer auf Anordnung des Richters erteilt. Die Anordnung kann mündlich erfolgen. Abschriften, die nicht den gesamten Inhalt des Registerblatts wieder­ geben, sind als auszugsweise Abschriften zu kennzeichnen. Insbesondere soll, wenn nur von einzelnen in einer Abteilung enthaltenen Eintragungen eine Abschrift erteilt wird, erkennbar gemacht werden, daß sich noch andere Eintragungen in der Abteilung befinden. Von gelöschten Eintragungen sowie von den auf deren Löschung gerichteten Eintragungen werden in die Abschrift eines Registerblatts oder einer Abteilung des Blattes nur die Eintragungsnummern mit dem Bei­ sätze „Gelöscht", „Löschung" ausgenommen.

*) AuSgegeben zu Dresden den 7. Dezember 1899. x3lieget, Reickszivilgesetze. 3. Aufl.

(Sachsen.,

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RegV.

Die Abschrift wird nach vorgängiger Vergleichung mit dem Register oder der Urschrift des Schriftstücks ohne besonderen Abschlußvermerk dahin vollzogen:

N . .

am.......................19 . .

Der Registerführer des Kgl. Amtsgerichts.

(Stempel oder Siegel.)

N.

Wird eine ausdrückliche Beglaubigung verlangt, so ist der Beglau­ bigungsvermerk vor der Vollziehung einzusügen.

§ 6. Der Vorstand des Amtsgerichts oder, wo eine besondere Ab­ teilung für Registersachen besteht, der Abteilungsvorstand hat die Namen der mit den Geschäften des Registergerichts und des Registersührers be­ trauten Beamten sowie den Beginn und das Aushören ihrer Geschäfts­ führung und bei mehreren Richtern oder Registerführern auch die Ver­ teilung der Geschäfte unter sie zu den Verfassungsakten zu vermerken. § 7. Für das Register ist von dem Registerführer ein alphabe­ tisches Namensverzeichnis zu führen. Es wird in zwei Abteilungen an­ gelegt, von denen die eine die Firmen, die andere die Namen der Inhaber, persönlich haftenden Gesellschafter, Kommanditisten, Vorstandsmitglieder, Geschäftsführer, Liquidatoren und Prokuristen sowie der Stellvertreter von Vorstandsmitgliedern oder Geschäftsführern enthält. Zu jeder Firma und zu jedem Namen ist die Nummer des Registerblatts sowie die Seite oder Band und Seite des Registers anzugeben. Nach Löschung einer Firma oder nach dem Ausscheiden einer Person ist die Firma oder der Name rot zu unterstreichen. Wird ein Registerblatt nach § 13 an anderer Stelle fortgesetzt, so ist in dem Verzeichnisse die Fortsetzung anzugeben. Das Justiz-Ministerium kann für einzelne Amtsgerichte eine andere Art der Führung des Verzeichnisses bestimmen.

2. Einrichtung des Registerblatts.

§ 8.

Jede Firma erhält im Register eine besondere Stelle (Re­

gisterblatt). Das Registerblatt führt eine Nummer. Sie bleibt unverändert, auch wenn eine vorhergehende Nummer infolge der Schließung eines Blattes wegfällt. Wird ein Blatt angelegt, so erhält es die auf die Nummer des letzten Blattes folgende Nummer. Das Blatt hat auf der Vorderseite zu beginnen.

§ 9. Das Registerblatt enthält drei Abteilungen. Ihre Ueberschriften sind: 1. Firma, 2. Rechtsverhältnisse, 3. Vertreter. Soweit aus den schon angelegten Blättern die zweite Abteilung die Ueberschrift: Inhaber trägt, ist, wenn sich in einer der Abteilungen eine neue Eintragung erforderlich macht, diese Ueberschrift in Klammern von

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RegB.

roter Tinte einzuschließen und die neue Ueberschrift: Rechtsverhältnisse darüber zu schreiben.

§ 10. Jede Seite des Registers wird in allen drei Abteilungen durch senkrechte Striche in drei Spalten von ungleicher Breite geteilt. Die erste Spalte ist für die Nummern der Eintragungen, die mittlere breite für die Eintragungen, die dritte sür Anmerkungen bestimmt.

§ 11. Jede Eintragung ist mit einer laufenden Nummer zu ver­ sehen und mittels eines alle Spalten durchschneidenden Querstrichs von der folgenden Eintragung zu trennen. Die laufenden Nummern beginnen in jeder Abteilung mit Eins und werden mit arabischen Ziffern geschrieben. Die Querstriche sollen nicht zu stark sein. § 12. Bezieht sich eine Eintragung auf eine in derselben Ab­ teilung befindliche frühere Eintragung, so wird die Eintragungsnummer mit einer Verweisung auf die Nummer der früheren Eintragung versehen (z. B.

3

).

Neben der früheren Eintragung ist in der Spalte

der Anmerkungen auf die spätere Eintragung durch ein paffendes Wort, z. B. „Verändert", „erloschen", „VertretungSmacht beschränkt", „gelöscht", unter Angabe ihrer Nummer hinzuweisen.

§ 13. Reicht der Raum des Registerblatts nicht mehr aus, so find die Eintragungen je nach Bedarf sür eine Abteilung oder sür alle Abteilungen auf der am Schluffe jedes Bandes hierfür offen gelassenen Seite fortzusetzen. Reicht dieser Raum nicht aus, so erfolgt die Fort­ setzung in einem neuen Bande. In diesem Bande ist, selbst wenn das Bedürfnis der Fortsetzung zunächst für eine Abteilung hervortritt, ein zur Fortsetzung der übrigen Abteilungen bestimmter Raum unter ausgiebiger Bemessung der für jede Abteilung vorzusehenden Seiten freizulaffen; eine Ueberschreibung des Registerblatts oder der noch wirksamen Eintragungen findet nicht statt. Die Fortsetzung einer einzelnen Abteilung sowie aller drei Abteilungen zusammen hat jedesmal auf der Vorderseite zu geschehen. Auf die Fortsetzung wird da, wo das Registerblatt oder die Ab­ teilung abbricht, durch die in die mittlere Spalte mit roter Tinte zu schreibenden Worte: „Fortsetzung (Band . . .) Seite ..." hingewiesen. Die Fortsetzung erhält in roter Tinte die Ueberschrift: „Zu Blatt . . . (Band . . .) Seite . . . gehörig". § 14. Die Register find einschließlich des sür spätere Eintragungen offen gelassenen Raumes mit laufenden Seitenzahlen zu versehen. Besteht das Register aus mehreren Bänden, so beginnt für jeden Band die Seiten­ zahl von vorn. 3. Eintragungen.

§ 15. In die erste Abteilung werden eingetragen: 1. die Firma; 2. der Ort der Handelsniederlaffung oder der Sitz der Gesellschaft oder juristischen Person; 102*

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RegB.

3. die Errichtung und die Aushebung einer Zweigniederlassung; 4. die Eröffnung des Konkurses; 5. die Auslösung der Gesellschast oder der juristischen Person außer dem Falle des Konkurses; 6. daS Erlöschen der Firma sowie die im § 304 Abs. 1 bis 3 und im 8 306 Absatz 1 des Handelsgesetzbuchs bezeichneten Vereinbarungen und Beschlüsse; 7. die Nichtigkeit einer Gesellschast; 8. die Fortsetzung der aufgelösten Gesellschaft in den Fällen der §§ 144, 161 Absatz 2, 8 307 Absatz 1, 2 und des 8 320 Absatz 3 des Handelsgesetzbuchs.

§ 16. In die zweite Abteilung werden bei Einzelkausleuten, offenen Handelsgesellschaften und Kommanditgesellschaften eingetragen: 1. der Inhaber oder die Gesellschafter; 2. bei offenen Handelsgesellschaften und Kommanditgesellschaften der Zeitpunkt, mit welchem die Gesellschaft begonnen hat; 3. bei Kommanditgesellschaften der Betrag der Einlage des Kommandi­ tisten sowie eine Erhöhung oder Herabsetzung der Einlage; 4. besondere Bestimmungen über die Bertretungsmacht eines persönlich hastenden GesellschasierS sowie eine durch gerichtliche Entscheidung ausgesprochene Entziehung der Vertretungsmacht; 5. Vereinbarungen deS im 8 25 Absatz 2 und im § 28 Absatz 2 des Handelsgesetzbuchs bezeichneten Inhalts; 6. der Erwerb oder die Uebernahme deS Handelsgeschäfts in den Füllen deS 8 22 des Handelsgesetzbuchs. Bei Kommanditgesellschaften ist der Kommanditist als solcher zu bezeichnen.

§ 17. In die zweite Abteilung werden bei Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aftien und Gesellschaften mit beschränkter Haftung eingetragen: 1. der Gegenstand des Unternehmens; 2. die Höhe des Grund- oder Stammkapitals; 3. der Tag der Feststellung oder des Abschlusses des Geselljchaftsvertrags; 4. besondere Bestimmungen über die Zeitdauer der Gesellschast; 5. der Beschluß über die Erhöhung oder Herabsetzung des Grund- oder Stammkapitals sowie die erfolgte Erhöhung oder Herabsetzung des Grundkapitals; 6. der Beschluß aus Umwandlung einer Aktiengesellschaft, einer Kom­ manditgesellschaft auf Aktien oder einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung in eine andere Gesellschaftsform dieser A'.ten; 7. bei den Kommanditgesellschaften auf Aktien die persönlich haftenden Gesellschafter und besondere Bestimmungen über ihre Befugnis zur Vertretung der Gesellschast; 8. der Erwerb oder die Uebernahme des Handelsgeschäfts in den Fällen des 8 22 des Handelsgesetzbuchs. § 18. eingetragen:

In die zweite Abteilung werden bei juristischen Personen

1. der Gegenstand des Unternehmens; 2. besondere Bestimmungen der Satzung über die Zeitdauer des Unter­ nehmen-; 3. solche Aenderungen der Satzung, die nicht ausschließlich die Firma oder den Sitz der juristischen Person oder die Verhältniste ihrer Vorstandsmitglieder oder Liquidatoren betreffen; 4. der Name und die Gattung der juristischen Pcrson, soweit dies nicht auS der Firma hervorgeht.

§ 19. In die dritte Abteilung werden eingetragen: 1. die Prokuristen sowie eine Bestimmung, daß die Prokura als Gesamt­ prokura erteilt sei oder daß der Prokurist eine Gesellschaft nur in Geineinschaft mit einem persönlich haftenden Gesellschafter oder einem BorstandSmitgliede vertreten könne; 2. die Mitglieder des Vorstandes einer Aktiengesellschaft und ihre Stell­ vertreter; 3. die Geschäftsführer einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung und ihre Stellvertreter; 4. die Mitglieder des Vorstandes einer juristischen Person; 5. die Liquidatoren; 6. besondere Bestimmungen über die Befugnis der zu Nr. 2 bis 5 Be­ zeichneten zur Vertretung der Gesellschaft oder der juristischen Person. K 20. Aenderungen des Inhalts einer Eintragung sowie Löschungen werden in diejenige Abteilung eingetragen, in der sich die Eintragung, die geändert oder gelöscht werden soll, befindet. Erfolgt eine Löschung von Amtswegen, so ist dies in der Ein­ tragung zu erwähnen. Aenderungen der Satzung juristischer Personen, die ausschließlich die Firma oder den Sitz der juristischen Person oder die Verhältnisse ihrer Vorstandsmitglieder oder Liquidatoren betreffen, werden in die Ab­ teilung eingetragen, in der die betroffenen Gegenstände eingetragen find.

§ 21. Soweit ein Vermerk in das Register aufzunehmen ist, wird er in die Spalte geschrieben, in der sich die davon betroffene Eintragung befindet. Ob der Vermerk als selbständige Eintragung oder als Teil einer Eintragung zu behandeln sei, bestimmt sich nach den Umständen deS Falles. § 22. Eine Eintragung ist nicht deshalb unwirksam, weil sie in einer anderen Abteilung als in der vorgeschriebenen erfolgt ist. § 23. Inhaber der Firma, persönlich haftende Gesellschafter, Kom­ manditisten, Vorstandsmitglieder, Geschäftssührer, Liquidatoren und Pro­ kuristen sowie Stellvertreter von Vorstandsmitgliedern oder Geschäftsführern sind nach Namen, Vornamen, Stand, Gewerbe und Wohnort zu bezeichnen. Bei Ehefrauen und Witwen ist der Geburtsname beizufügen. Sind Mehrere gleichzeitig einzutragen, so werden sie unter Vor­ sehung kleiner lateinischer Buchstaben unter einander aufgeführt. § 24. Wird die Aenderung oder Löschung einer Firma einge­ tragen, so ist die bisherige Firma rot zu unterstreichen. Das gleiche hat

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RrgB.

zu geschehen mit den Namen und Bornamen der im § 23 bezeichneten Personen, sobald ihr Ausscheiden eingetragen wird, ferner mit allen Eintragungen, die durch eine spätere Eintragung ihre Bedeutung verlieren. Ist schon früher die Aenderung oder Löschung einer Firma oder daS Ausscheiden einer Person der im § 23 bezeichneten Art eingetragen worden oder eine Eintragung durch eine spätere Eintragung ihrer Be­ deutung verlustig gegangen, so ist daS Unterstreichen mit roter Tinte nach­ zuholen, sobald sich in einer der Abteilungen eine neue Eintragung er­ forderlich macht. Erweisen sich die roten Striche als nicht oder infolge einer späteren Eintragung nicht mehr zutreffend, so sind sie durch kleine schräge schwarze Striche zu durchkreuzen.

§ 25 Bevor eine Aktiengesellschaft, eine Kommanditgesellschaft auf Aktien oder eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung in das Register eingetragen wird, hat daS Gericht zu prüfen, ob der Gesellschaftsvertrag und die Anmeldung den gesetzlichen Vorschriften entspreche, insbesondere ob der Gegenstand deS Unternehmens gesetzlich zulässig sei. Das gleiche gilt von den Abänderungen des Gesellschaftsvertrags. 4. Verfahren bei Eintragungen.

§ 26. Die Eintragungen erfolgen auf Grund einer Berfügung deS Amtsgerichts. Die Entscheidung über die Anmeldung sowie die Ein­ tragungen sind möglichst zu beschleunigen. § 27. Die Entscheidung über eine Anmeldung oder einen Antrag ist urschriftlich unter Angabe des Tages und Beifügung der Unterschrift auf daS Schriftstück, oder wenn die Erklärung zu Protokoll gegeben worden ist, zu dem Protokolle zu bringen. Beruht die Berfügung einer Eintragung auf weiteren Unterlagen, so find unter der Berfügung die Aktenstellen anzugeben, an denen sie sich befinden (z. B. „vergl. Bl. 5, 7"). § 28. Die Eintragungen sind klar und kurz zu faffen, ohne daß dadurch der Vollständigkeit Eintrag geschieht. Sie sind in ihrem Wortlaute zu den Registerakten zu entwerfen. Der Entwurf ist zu der im § 4 bezeichneten Uebersicht zu bringen.

5 29. Jeder Eintragung find Tag und Jahr der Einschreibung vorzusetzen. Am Schluffe der Eintragung ist auf die Stelle der Registerakten zu verweisen, an der sich die auf die Eintragung gerichtete Verfügung befindet. § 30. Die Firmen, ferner die Namen der Inhaber, der Gesell­ schafter, der Vorstandsmitglieder und ihrer Stellvertreter, der Geschäfts­ führer und ihrer Stellvertreter, der Prokuristen und der Liquidatoren sind in den Eintragungen mit lateinischen Buchstaben zu schreiben.

§ 31. Bei der Entwerfung der Eintragung ist die Eintragungs­ nummer anzugeben. Bezieht sich die Eintragung auf eine frühere Ein-

RegV.

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tragung, so ist die Berweisung aus deren Nummer der Eintragungs­ nummer beizusügen. Für die Angabe der Zeit der Eintragung ist der erforderliche Raum offen zu lasten.

§ 32. Die Einschreibung der Eintragungen geschieht, sofern sie nicht der Richter vornimmt, durch den Registerführer. Der Registerführer darf eine Eintragung, die nicht von dem Richter entworfen ist, nur einschreiben, wenn sie von dem Richter mit seinem Namenszeichen versehen worden ist.

§ 33. Gehen dem Registersührer gegen den Entwurf einer Ein­ tragung in der Form oder in der Sache Bedenken bei, glaubt er ins­ besondere Grund zu der Annahme zu haben, daß Schreibfehler unter­ gelaufen seien, so hat er vor der Einschreibung dem Richter Mitteilung zu machen und dessen Weisung abzuwarten. § 34. Jede Eintragung ist an demselben Tage, an dem mit der Einschreibung begonnen worden ist, ihrem ganzen Umfange nach einzu­ schreiben. Treten besondere Umstände ein, die dies unmöglich machen, so ist ein Vermerk hierüber zu den Registerakten zu bringen und die der Ein­ tragung vorgesetzte Zeitangabe durch eine besondere Eintragung zu berichtigen. Die Eintragung ist alsbald und spätestens an dem Werktage, der aus den Tag der Einschreibung folgt, von dem Registerführer oder, wenn sie von dem Richter eingeschrieben wird, von diesem zu unterschreiben.

§ 35. Die Angabe der Aktenstelle und die Unterschrift des Re­ gisterführers oder des Richters kommen, jene links, diese rechts, zusammen auf eine besondere Zeile zu stehen. § 36. Der Registerführer hat die Zeit der Eintragung und die Unterschrift in dem Entwürfe nachzutragen. Er hat außerdem zu der auf die Eintragung gerichteten Verfügung kurz zu vermerken, daß und an welchem Tage die Eintragung erfolgt ist (z. B. „Eingetragen d. 13./5. 1901.

§ 37. Schreibfehler und ähnliche offenbare Unrichtigkeiten sind am Rande der Eintragung in der Spalte der Anmerkungen zu berichtigen ohne daß es einer vorgängigen Benachrichtigung der Beteiligten bedarf. Die Berichtigung darf nur auf schriftliche Verfügung des Richters er­ folgen und ist von dem Registerführer oder, wenn sie von dem Richter eingeschrieben wird, von diesem zu unterschreiben. Radierungen im Register sind unzulässig. Sollte während des Ein­ schreibens etwas ausgestrichen, geändert oder eingeschaltet werden, so finden die Vorschriften des Absatz 1 entsprechende Anwendung. § 38. Die Bekanntmachung der Eintragung an die Antragsteller und die sonstigen Beteiligten erfolgt durch Mitteilung einer Abschrift der Eintragung. In der Mitteilung ist zugleich die Firma, das Registerblatt, die Abteilung, in der die Eintragung bewirkt ist, und die Eintragungs­ nummer anzugeben. Ein Entwurf wird nicht zu den Akten gebracht.

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RegV.

Die Bekanntmachung wird auf Verfügung des Richters von dem Registerfahrer erlaffen. Auf deren Vollziehung findet § 5 Absatz 4 An­ wendung. Die Bekanntmachung hat alsbald und jedenfalls vor Ablauf einer Woche nach der Einschreibung zu geschehen. Den Tag der Absendung hat der Registerführer zu den Registerakten zu vermerken.

§ 39. Ist dem Gericht bekannt, daß eine eingetragene Firma ein Bergbauunternehmen. betreibt, so ist von jeder Eintragung auf das Re­ gisterblatt der Firma das Bergamt zu benachrichtigen. Die Vorschri'ten des 8 38 finden Anwendung. § 40. Jede Eintragung in das Register des Gerichts der Hauptniederlassung ist dem Gerichte der Zweigniederlafiung von Amts wegen kostenfrei mitzuteilen. Die Vorschriften des § 38 finden Anwendung.

8 41. Für die Führung der Registerblätter sind die Anlagen A bis F zum Muster zu nehmen. 5. Schließung und Umschreibung von Registerblätter n.

§ 42. Ein Registerblatt wird geschlossen: 1. wenn seine Führung auf ein anderes Amtsgericht übergeht; 2. wenn die Firma erloschen ist. Die Schließung erfolgt von Amts wegen. Ergibt fich der Grund der Schließung nicht aus einer Eintragung, so ist er in der ersten Ab­ teilung in der Form einer besonderen Eintragung zu verlautbaren. Außer­ dem ist in jeder Abteilung unter die letzte Eintragung in die Mitte der Spalte das Wort „Geschlossen" mit roter Tinte augensällig zu schreiben. Die Nummer des Blattes ist gleichfalls rot zu unterstreichen. Erlischt die Firma einer Gesellschaft infolge der Eröffnung deS Kon­ kurfes, so ist das Registerblatt erst nach Ablauf eines Jahres seit der Ein­ tragung der Konkurseröffnung zu schließen. § 43. Die Umschreibung eines Registers oder einzelner Register­ blätter erfolgt nach Anordnung des Justiz Ministeriums. Bei der Umschreibung werden von den gelöschten Eintragungen und von den auf deren Löschung gerichteten Eintragungen nur die Eintragungs­ nummern mit dem Beisatze „Gelöscht", „Löschung" ausgenommen. Am Schluffe der Eintragungen wird nur die Aktenstelle angegeben, an der sich die Unterlagen befinden; die jetzt übliche nähere Bezeichnung der Unter­ lagen bleibt weg.

II. Vereinsregister und Güterrechtsregister. 1. Allgemeine Vorschriften.

§ 44.

Die Eintragungen in die Register erfolgen aus Grun d einer Verfügung deS Amtsgerichts. Werden die Geschäfte des Registerrsührers nicht von einem Richter wahrgenommen, so soll die Verfügumg den Wortlaut der Eintragung seststellen.

RegB.

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K 45. Die Register werden nach den unter G und H anliegenden Formularen geführt. Jede Eintragung ist mit einer laufenden Nummer zu versehen und mittels eines alle Spalten deS Formulars durchschneidenden Querstrichs von der folgenden Eintragung zu trennen.

§ 46. Jeder Eintragung sind Tag und Jahr vorzusetzen. Eintragung ist von dem Registerführer zu unterschreiben.

Die

§ 47. Bei jeder Eintragung ist am Schluffe auf die Stelle der Registerakten zu verweisen, an der sich die zu Grunde liegende Beifügung befindet. Jede Eintragung ist in den Registerakten bei der gerichtlichen Ver­ fügung zu vermerken. § 48. Aenderungen des Inhalts einer Eintragung sowie Löschungen sind unter einer neuen lausenden Nummer in diejenige Spalte des Registers einzutragen, in welcher sich die zu ändernde oder zu löschende Eintragung befindet. Eine Eintragung, die durch eine spätere Eintragung ihre Be­ deutung verloren hat, ist rot zu unterstreichen. Schreibfehler unb ähnliche offenbare Unrichtigkeiten sind am Rande der Eintragung in der Spalte der Anmerkungen zu berichtigen. Die Berichtigung darf nur auf schriftliche Verfügung des Richters erfolgen und ist von dem Registerführer oder, wenn sie von dem Richter eingeschrieben wird, von diesem zu unterschreiben. § 49. Auf die Führung der Register finden auch die Vorschriften der 83 2, 5, 6, 12 bis 14. 22, des § 26 Satz 2, der §§ 27, 28, 31 bis 36, 38, 43 Anwendung. Der Gebrauch der Formulare wird durch die Muster G und H erläutert. 2. Vereinsregister.

§ 50. Für die einen Verein betreffenden Eintragungen sind zwei gegenüberstehende Seiten des Vereinsregisters zu verwenden.

§ 51. In der ersten Spalte ist die laufende Nummer der Ein­ tragung, in der zweiten Spalte sind außer dem Namen und dem Sitze deS Vereins die darauf sich beziehenden Aenderungen (zu vergl. §§ 57, 64, 71 des Bürgerlichen Gesetzbuchs) zu vermerken. In die dritte Spalte sind einzutragen: der Tag der Errichtung der Satzung; solche Bestimmungen der Satzung, die den Umfang der Vertretungs­ macht des Vorlandes beschränken oder die Beschlußfassung deS Vorstandes und der Liquidatoren abweichend von den Vorschriften des 8 28 Absatz 1 und deS § 48 Absatz 3 des Bürgerlichen Ge­ setzbuchs regeln (zu vergl. 8 64, 8 76 Absatz 1 L>atz 2 deS Bürger­ lichen Gesetzbuchs); ferner der Tag einer Aenderung der Satzung und, sofern die Aende­ rung eine der vorbezeichneten Bestimmungen betrifft, der Inhalt,

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RegV.

andernfalls aber nur eine allgemeine Bezeichnung des Gegenstandes der Aenderung (zu vergl. § 71 des Bürgerlichen Gesetzbuchs). In die vierte Spalte find die Mitglieder des Vorstandes nach Namen, Vornamen, Stand und Wohnort sowie die Aenderungen des Vorstandes und die erneute Bestellung eines Vorstandsmitglieds anzugeben (zu vergl. 88 64, 67 des Bürgerlichen Gesetzbuchs). In die fünfte Spalte find einzutragen: die Auslösung, die Entziehung der Rechtsfähigkeit, die Eröffnung des Konkurses und die Aufhebung des Eröffnungsbeschlusses; ferner unter Angabe der Namen, der Vornamen, des Standes und Wohnorts die Personen der Liquidatoren und die fie betreffenden Aenderungen; endlich Bestimmungen, welche die Beschlußfaffung der Liquidatoren abweichend von der Vorschrift des 8 48 Absatz 3 des Bürger­ lichen Gesetzbuchs regeln und nicht schon in der Satzung enthalten find (zu vergl. §§ 74 bis 76 des Bürgerlichen Gesetzbuchs). Die sechste Spalte dient auch zu etwaigen Verweisungen auf spätere Eintragungen, insbesondere für den Fall, daß der Inhalt einer Eintrai,ung durch eine spätere Eintragung nur teilweise geändert wird und deshalb eine Bedeutung nicht verliert (zu vergl. 8 47 Absatz 1).

5 52. Für jeden eingetragenen Verein werden besondere Akten gehalten. Die Akten sind mit dem Namen des Vereins und mit der Nummer zu versehen, welche der Verein im Register führt. In die Registerakten sind aufzunehmen: die zur Eintragung bestimmten Anmeldungen nebst den ihnm bei­ gefügten Schriftstücken, die gerichtlichen Verfügungen, die Mit­ teilungen anderer Behörden und die Nachweise über die Bekannt­ machungen. Die Vorschriften des § 4 finden Anwendung. § 53. Zu dem Register ist von dem Registerführer ein alpha­ betisches Verzeichnis der Vereine zu führen; haben mehrere Vereine den gleichen Namen, so ist die Bezeichnung des Sitzes beizufügen. Bei jedem Vereine sind außer der laufenden Nummer die Seiten anzugeben, aus denen er im Register eingetragen ist. 3. Güterrechtsregister.

5 54. Für die ein Ehepaar betreffenden Eintragungen ist eine Seite des Güterrechtsregisters zu verwenden.

5 55. Die Ehegatten find nach Namen und Vornamen, der Mann unter Bezeichnung seines Standes und Wohnsitzes, die Frau unter Beifügung ihres Geburtsnamens, über den Spalten des Formulars an­ zugeben. Ist bei dem Gericht offenkundig, daß sich am Wohnorte des Ehemanns mehrere Personen mit gleichem Vornamen und Namen und von gleichem Stande befinden, so ist die Bezeichnung des Mannes durch die Angabe der Zeit und des Ortes seiner Geburt oder durch die Angabe seiner Eltern oder in sonstiger Weise zu ergänzen.

In der ersten Spalte ist die laufende summet der Eintragung zu bemerken. In die zweite Spalte find einzutragen: die Beschränkung oder Ausschließung des der Frau nach § 1357 des Bürgerlichen Gesetzbuchs zustehenden Rechtes sowie die Aufhebung einer solchen Beschränkung oder Ausschließung; die Ausschließung oder Aenderung der Verwaltung und Nutznießung deS Mannes sowie die Aufhebung oder Aenderung einer in dem Güterrechtsregister eingetragenen Regelung der güterrechtlichen Verhältnisie (zu vergl. §§ 1371, 1431, 1435, 1441, 1470, 1526, 1545, 1548, 1549, 1587 des Bürgerlichen Gesetzbuchs; Art. 16 des zugehörigen Einsührungsgesetzes); der Einspruch des Mannes gegen den selbständigen Betrieb eines Erwerbsgeschäfts der Frau oder der Widerruf seiner Einwilligung sowie die Zurücknahme des Einspruchs oder des Widerrufs (zu vergl. 88 1405, 1452, 8 1519 Absatz 2, 8 1525 Absatz 2, 8 1549 des Bürgerlichen Gesetzbuchs; Art. 16, Art. 36 Nr. I des zugehörigen Einführungsgesetzes). Bei der Eintragung von Vorbehaltsgut kann zur näheren Bezeich­ nung der einzelnen dazu gehörenden Gegenstände auf ein bei den Registerakten befindliches Verzeichnis Bezug genommen werden. Die dritte Spalte dient auch zu etwaigen Verweisungen auf spätere Eintragungen (zu vergl. 8 51 Absatz 5). Erfolgt eine Eintragung im Register eines anderen als des für den Wohnsitz des Mannes zuständigen Gerichts, weil nur einer der Ehegatten im Bezirke des anderen Gerichts ein Handelsgewerbe oder ein sonstiges Gewerbe betreibt (vergl. Art. 4 des Einführungsgesetzes zum Handels­ gesetzbuch, Art. 36 Nr. I des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Grsetzbuche), so ist bei der Eintragung dieser Grund in der dritten Spalte zu vermerken.

K 56. Die Erteilung der beglaubigten Abschrift einer Eintragung zum Zwecke der Wiederholung der Eintragung in dem Register eines anderen Bezirks nach Aufhebung des bisherigen Wohnsitzes des ManneS (8 1561 Absatz 3 Nr. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs) ist in der dritten Spalte zu vermerken.

K 57. Zu dem Register werden besondere Akten gehalten. In diese Akten sind aufzunehmen die Eiutragungsanträge nebst den ihnen bcigesügten Schriftstücken, die gerichtlichen Verfügungen und die Nachweise über die Bekanntmachungen. K 58. Zu dem Register ist von dem Registersührer ein alpha­ betisches Verzeichnis der Eintragungen nach dem Namen des Ehemannes unter Angabe der Seite des Registers ;u führen.

lll. Geuossenschastsregister. § 58.

Die Verordnung zu Ausführung des Reichsgesetzes vom 1. Mai 1889, die Erwerbs- und Wirtschaftsgenofienschasten betreffend, vom 14. August 1889 (®.= u. V.-Bl. S. 78 flg.) wird dahin geändert:

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RegB.

1. An Stelle des § 5 tritt folgende Vorschrift: Im übrigen find die Vorschriften bei §§ 2, 4 bis 6, 8, 11 bis 14, 20 bis 24, 26 bis 29 Absatz 1, 83 30, 33, 35 der Ver­ ordnung über das Registerwesen bei den Amtsgerichten vom 8. No­ vember 1899 bei Führung des GenosienschaftsregisterS und die Vor­ schriften deS 8 32 Absatz 1 derselben Verordnung sowie des § 9 Absatz 3 des Handelsgesetzbuchs bezüglich der Eintragungen in die Listen der Genossen entsprechend anzuwenden. 2. In dem beigesügten Muster (G- u. V.-Bl. 1889 e. 81 bis 83) ist a) die gegen daS Ende der Eintragungen in der mittleren Spalte befindliche Bemerkung: „Verfügung vom " zu streichen; b) auf der letzten Zeile der Eintragungen in der mittleren Spalte links die Aktenstelle, an der sich die gerichtliche Verfügung be­ findet, anzugeben und rechts die Unterschrift des Registerführers ohne Bezeichnung der amtlichen Eigenschaft beizufügen, z. 23.: „Reg. Akt. Bl. 46." „Fischer "

IV. Schiffsregister.

§ 60. Das Schiffsregister wird von den Amtsgerichten Dresden, Pirna, Königstein, Schandau und Riesa je für ihren Bezirk und von dem Amtsgerichte Meißen für die Bezirke der Amtsgerichte Großenhain, Meißen und Wilsdruff geführt. § 61. Die bisherigen Schiffsregister werden nach den Dorschriiten der 83 62 bis 71 fortgeführt. § 62. Jedes Registerblatt erhält eine besondere Nummer zOrdnungsnummer des Schiffes). Die Nummer bleibt unverändert, auch wenn eine vorhergehende Nummer infolge der Schließung eines Blattes wegsällt. Wird ein Blatt angelegt, so erhält es die auf die Nummer des letzten Blattes folgende Nummer. Das Blatt hat auf der Vorderseite zu beginnen. § 63.

Das Registerblatt enthalt drei Abteilungen mit den Ueber-

schriften 1. Schiff, 2. Eigentümer, 3. Pfandrechte. Die Ordnungsnummer des Schiffes wird der Ueberschrist der ersten Abteilung vorangestellt. Auf den schon angelegten Blättern bleibt die bisherige Ueberschrist der dritten Abteilung unverändert.

§ 64. Eingetragen werden: 1. in die erste Abteilung die im 8 124 Absatz 1 Nr. 1 bis 4 des BinnenschiffahrtsgesetzcS vorgesehenen Angaben sowie der Untergang oder der Eintritt der Reparaturunfähigkeit deS Schiffes; 2. in die zweite Abteilung die im 8 124 Absatz 1 Nr. 5, 6 des BinnenschiffahrtSgesetzeS vorgesehenen Angaben sowie die Anordnung der Zwangsversteigerung des SchiffeS; 3. in die dritte Abteilung Pfandrechte an dem Schiff oder einer Schiffpart.

§ 65. Die Tragfähigkeit des Schiffes (Binnenschiffahrtsgesetz § 124 Absatz 1 Nr. 2) ist in der Regel durch das Schiffspatent nachzuweisen.

§ 66. Die Zwangsvollstreckung ist eine Schiffspart wird auf An­ trag des Gläubigers in der dritten Abteilung vermerkt. Der Gläubiger hat den Pfändungsbeschluß vorzulegen, sofern nicht die Registerbehörde schon die im § 858 Absatz 5 der Zivilprozeßordnung vorgeschriebene Mit­ teilung erhalten hat. § 67. Jede Eintragung ist alsbald und spätestens an dem Werk­ tage, der aus den Tag der Einschreibung folgt, von dem Registerführer oder, wenn sie von dem Richter eingeschrieben wird, von diesem zu unter­ schreiben. § 68. Das für ein Schiff angelegte Blatt wird geschloffen: 1. wenn die Führung des Blattes auf eine andere Registerbehörde übergeht; 2. wenn das Schiff zu Grunde gegangen oder reparaturunfähig ge­ worden ist. Die Schließung erfolgt von Amts wegen. Ergibt sich der Grund der Schließung nicht aus einer Eintragung, so ist er in der ersten Ab­ teilung in der Form einer besonderen Eintragung zu verlautbaren. Außer­ dem ist in jeder Abteilung unter die letzte Eintragung in die Mitte der Spalte das Wort „Geschlossen" mit roter Tinte augenfällig zu schreiben. Die Ordnungsuummer des Schiffes ist gleichfalls rot zu unterstreichen. § 69. Wird der Heimatsort des Schiffes verlegt (Binnenschiffsahrtsgesctz § 126 Absatz 4), so hat die bisherige Registerbehörde auch die Schiffsakten der neuen Registerbehörde zu übersenden. Diese überträgt die noch geltenden Eintragungen des Registerblatts in ihre Register; unter der letzten übertragenen Eintragung ist in jeder Abteilung zu vermerken: Von Blatt .... des vom K. Amtsgericht zu .... geführten Schiffsregisters übertragen am Der Vermerk ist gemäß § 67 zu unterschreiben. § 70. Die Registerblätter sind nach den unter J und K beige­ fügten Mustern einzurichten. Im übrigen finden auf die Führung des Registers, der Schiffsakten und der Namensverzeichnisse zum Register sowie auf die Bekanntmachung der Eintragungen die Vorschriften der Verordnung zur Ausführung der Grundbuchordnung vom 26. Juli 1899, insbesondere der §§16 bis 20, 23 bis 26, 30 6t§ 34, 37, 38 Absatz 1, 2, §§ 39 bis 42, 54 Absatz 2, §§ 55, 56, 63 bis 65, 70, 71, 73, 74, 80, 81, 83, 85 bis 89, 93 Absatz 1, §§ 94, 96 bis 99, 101 bis 106 Absatz 1, § 109 Absatz 1, 3, §§ 110, 111 Absatz 1, §§ 112 bis 114 Absatz 1, §§ 115 bis 119, 121 bis 126 Absatz 1, 2, 3, §§ 170, 175, G.- u. V.-Bl. S. 261 flg., entsprechende Anwendung. l) § 71. Für den Schiffsbrief ist die Anlage L zum Muster zu nehmen. Erfolgt eine Eintragung in das Register, ohne daß der Schiffsbries eingereicht ist, so hat die Registerbehörde den Besitzer des Briefes zur Vorv) Unter Berücksichtigung der Berichtigung im GVBl. 1902 S. 102.

RegB.

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lrgung anzuhalten. Sie kann eine andere Registerbehörde oder einen Konsul um die nach § 120 Absatz 1 des Reichsgesetzes über die Angelegen­ heiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit erforderliche Bermerkung der Ein­ tragung auf dem Briefe ersuchen. In den Füllen des § 68 Absatz 1 Nr. 2 ist der Schiffsbrief zu vernichten. Wird der Verlust des Schiffsbriefes angezeigt, so ist ein neuer Brief zu erteilen. Er muß die Angabe enthalten, daß er an die Stelle des bisherigen Briefes tritt. V. Schlutzbrstimmungeu.

§ 72.

Diese Verordnung tritt am 1. Januar 1900 in Kraft.

§ 73. Ist vor dem 1. Januar 1900 eine Zweigniederlassung in daS Handelsregister eingetragen und bis dahin nicht wieder gelöscht worden, so ist, sofern eS nicht schon früher geschehen ist, von Amts wegen die Ein­ tragung der Zweigniederlassung dem Registergerichte der Hauptniederlassung bis zum 1. April 1900 mitzuteilen und in dem Register der Hauptniede; laffung zu vermerken. Die Mitteilung und der Vermerk erfolgen kostenfrei.

75

RegV.

A* 2120.*) Nummer.

Firma.

Anmerkungen.

1.

11. Januar 1901. Chemische Fabrik von Adolph Beyerlein*) in Leipzig*).

Verändert und Niederlasiung verlegt s. Nr. 2.

Naumann.

Reg.Akt. Bl. 2.

2. zu Nr. 1.

21. März 1903. Die Firma lautet künftig: Chemische Fabrik von Adolph Beyerlein’s Nachfolger*). Die Handelsniederlassung ist nach Stötteritz verlegt worden *). Reg.Akt. Bl. 5. Naumann.

3. zu Nr 2.

20. März 1905. Ueber das Vermögen deS Firmen­ inhabers Alfred Heinrich Schulze ist am 15. März 1905 das Konkursverfahren *) eröffnet worden *).

zu Nr. 3 5.

zu Nr. 2

6. Juni 1905. Die Eintragung unter Nr. 3 hat sich erledigt. Reg.Akt. Bl. 21. Albrecht. 27. Januar 1912. Die Firma lautet künftig: AktienGesellschaft Rotfarbenwerke zu Hainsberg8)*).

Das Handelsgeschäft wird Zweigniederlaffung *) der in Hainsberg bestehenden Hauptniederlassung. Reg.Akt. Bl. 31. MiruS. 6.

zu Nr. 5.

7.

zu Nr. 6

Erledigt s. Nr 4.

Albrecht.

Reg.Akt. Bl. 9. 4.

Konkurs s. Nr. 3. Verändert s. Nr. 5.

15. September 1915. Die Firma lautet künftig: Wilhelm Kleinert Rotfarbenwerk. *) Das Handelsgeschäft wird laffung fortgeführt. Reg.Akt. Bl. 48.

als

Verändert und nicht mehr Zweig­ niederlassung s. Nr. 6.

Erloschen s. Nr. 7.

Hauptnieder-

Seltmann.

5. März 1920. Von Amts wegen: Die Firma ist erloschen4). Reg.Akt. Bl. 54. Seltmann. Geschlossen.**)

Seltmann.**)

’) HGB. 8 31 Abs. 1. *) HGB. § 32, 8 6 Abs. 1. 8) ES ist angenommen, daß die Erwerberin ihre ^irnta zur Eintragung angemeldet hat. «) HGB. § 31 Abs. 2 6. 2; FGG. § 141; VO. 8 20 Abs.2. ♦) Das Unterstreichen hat mit roter Tinte zu geschehen. ♦♦) Mit roter Tinte zu schreiben!

75

RegB

A. Nummer. |

Rechtsverhältnisse.

Anmerkungen.

1.

11. Januar 1901. Der Apotheker Dr. phil Adolph Moritz Beyerlein *) in Leipzig ist Inhaber.

Ausgeschieden s Nr. 2.

Reg.Akt Bl- 2.

2. zu Nr. 1.

21 März 1903. Der unter Nr. 1 eingetragene In­ haber ist ausgeschieden. Reg.Akt. Bl. 5. Naumann.

3.

21. März 1903 Der Chemiker Alfred Heinrich Schulze♦) in Stötteritz ist Inhaber. Reg.Akt. Bl. 5. Naumann.

4.

6. Juni 1905. Der unter Nr. 3 eingetragene In­ haber ist auSgeschieden. Reg.Akt. Bl. 9. Albrecht

zu Nr. 3.

Ausgeschieden s. Nr. 4.

5.

6. Juni 1905. Inhaber ist der Apotheker Moritz Traugott Winkel mann *) in Stötteritz, an den der Verwalter im Konkurse zu dem Vermögen des bis­ herigen Inhabers das Handelsgeschäft samt der Firma mit Zustimmung des Inhabers veräußert hat Der neue Inhaber haltet nickt für die im Betriebe des Geschäfts begründeten Verbindlichkeiten des bisherigen Inhabers, es gehen auch nicht die in dem Betriebe begründeten Forderungen auf ihn über'). Reg.Akt. Bl 9. Albrecht.

Ausgeschieden s. Nr 8

6.

7. Juli 1908. In das Handelsgeschäft sind eingetreten1) a) der Kaufmann Walter Louis Lantenbrunn *; in Wurzen als persönlich haftender Gesellschafter, b) der Rentner August Adalbert Fichtner *) in Eilenbürg als Kommanditist. Die Gesellschaft ist am ! Juli 19US errichtet worden *) Sie haftet nicht für die im Betriebe des Ge­ schäfts entstandenen Verbindlichkeiten des bisherigen alleinigen Inhabers 4). Die Einlage des unter b genannten Komman­ ditisten beträgt fünfzehntausend *) Mark"). Reg.Akt Bl. 14. Albrecht

Zu b Einlage herabgesetzt 1 Nr 7. Zn a, b ausge­ schieden s. Nr 8

7.

16. Oktober 1909 Die Einlage des Kommanditisten August Adalbert Fichtner ist auf zehntausend Mark herabgesetzt worden ®). Reg.Akt Bl. 17 Albrecht.

zu Nr. 6.

8. zu Nr. 5,6.

8

Naumann.

27. Januar 1912. Die unter Nr. 5, 6 Eingetragenen sind ausgeschieden. Reg.Akt Bl 31 Mirus.

9 § 25 Alis. 2. *j HÄB. S 2S ?lds. 1, § 24. »• H'^B. $ 161 21 Vf. 2, $ 105 < 3. 28 Abs. 2. ») vGB. § 162 tzbe«err»«g. 8 10. Alle die Anordnung und Durchführung der Fürsorge­ erziehung im einzelnen Falle betreffenden Angelegenheiten sind als Eil­ sachen zu behandeln und zu bezeichnen.

88. Gesetz über das Pfandleibgewerbe vom 27. War 1910. tTVBl. 1910 S. 88.)*)

§ 1. Der Pfandleiher darf sich an Zinsen nicht mehr als: a) zwei vom Hundert für jeden Monat von Darlehensbeträgen bis zu dreißig Mark, b) eins vom Hundert für jeden Monat, soweit das Darlehen den Be­ trag von dreißig Mark übersteigt, ausbedingen oder zahlen lasten, Läuft der Gesamtbetrag der Zinsen aus einen Bruchteilpfennig aus, so wird dieser auf einen vollen Pfennig abgerundet. Bei der Berechnung der Zinsen wird jeder angefangene Monat für voll, der Tag der Hingabe und der Tag der Rückzahlung des DarlehnS aber werden zusammen nur als ein Tag gerechnet. Zu vergleichen übrigens § 4. 8 2. Das Ausbedingen oder Annehmen jeder weiteren Vergütung für daS Darlehn oder für die aus der Pfandbestellung dem Pfandleiher erwachsenden Leistungen, insbesondere für die Ausstellung deS Pfandscheins, für die Eintragung in das Pfandbuch, für die Aufbewahrung und Er­ haltung des Pfandes, sowie das Vorausnehmen von Zinsen ist verboten. DaS Recht der Rückforderung desjenigen, was von dem Schuldner oder für ihn über daS erlaubte Maß geleistet worden ist, verjährt in fünf Jahren feit dem Tage, an welchem die Leistung erfolgt ist. § 3. Die Fälligkeit des von einem Pfandleiher gegebenen Dar­ lehens tritt nicht vor Ablauf von sechs Monaten fett besten Hingabe ein. § 4. Der Verpfänder ist berechtigt, jederzeit, sowohl vor als nach der Fälligkeit deS Darlehens, das Pfand bis zum Abschlüsse deS Verkaufs desselben einzulösen. Die Zinsen sind nur bis zur Einlösung zu berechnen. Der Pfand­ leiher ist jedoch berechtigt, dafern die Einlösung vor Ablauf der zwei ersten Monate erfolgt, die Zinsen zweier voller Monate, in jedem Falle aber zehn Pfennige zu fordern. § 5. Der Pfandleiher ist verpflichtet, jedes abgeschlossene Pfand­ geschäft in ein Pfandbuch einzutragen, und dem Verpfänder einen Pfand­ schein auSzuhändigen.

§ 6. DaS Pfand haftet ausschließlich für die Darlehensforderung nebst Zinsen und für die Verkaufskosten. § 7. Die Versteigerung deS Pfandes muß, soweit nicht im ein­ zelnen Falle seitens der Ortspolizeibehörde etwas anderes nachgelassen

*) AuSgegeben zu Dresden, den 15. Juni 1910.

PfandlG.

88

wird, in der Gemeinde, in welcher das Pfandleihgewerbe zur Zeit des Geschäftsabschlusses betrieben worden ist, und zwar außerhalb der Wohnung und der Geschäftsräume des Pfandleihers, erfolgen. Sie darf nicht früher cls vier Wochen nach eingetretener Fälligkeit des Darlehens ausgeführt werden.

§ 8. Der Pfandleiher hat dm bevorstehenden Verkauf des Pfandein dem hierzu von der Ortspolizeibehörde bestimmten Blatte öffentlich be­ kannt zu machen. Neben dieser Bekanntmachung bedarf es nicht der im Bürgerlichen Gesetzbuche (§ 1234, § 1237 Satz 2) vorgeschriebenen An­ drohung und Benachrichtigung. Die Bekanntmachung muß wenigstens zwei Wochen und höchstens vier Wochen vor dem Tage der Versteigerung und darf frühestens am Tage nach der eingetretenen Fälligkeit des Darlehens erfolgen. § 9. Sind mehrere Gegenstände durch dasselbe Geschäft zum Pfande bestellt, so ist der Verpfänder berechtigt, spätestens eine Woche vor der Versteigerung die Reihenfolge zu bestimmen, in welcher dieselben zum Verkaufe auszustellen find.

8 10. Der nach Beftiedigung des Anspruchs des Pfandleihers ver­ bleibende Ueberschuß des Erlöses aus dem Verkaufe eines Pfandes verfällt, dafern er den Betrag einer Mark übersteigt, und nicht innerhalb eines Jahres vom Schlüsse des Jahres an, in welchem der Verkauf stattgefunden hat, erhoben worden ist, der OrtSarmenkasse des Ortes, an welchem der Pfandleiher fein Geschäft zur Zeit der Verpfändung betrieben hat. 8 11. Der Pfandleiher ist verpflichtet, sein Pfandlager in einem dem tatsächlichen Umfange seines Geschäftes entsprechenden Betrage gegen Feuersgefahr und gegen Einbruchsdiebstahl zu versichern.

8 12. Geht das Pfand unter, oder wird eS verschlechtert, oder wird für dasselbe ein den Betrag der Forderung des Pfandleihers er­ reichender Erlös nicht erzielt, so steht dem Pfandleiher gegen den Ver­ pfänder aus dem Darlehensvertrage eine Klage nicht zu. Ist der Untergang oder die Beschädigung des Pfandes durch Brand herbeigeführt worden, so hat der Pfandleiher dem Verpfänder den Unter­ schied zwischen dem Werte des Pfandes und seinen aus dem Darlehens­ verträge entsprungenen Forderungen zu erstatten, gleichviel ob er den Brand verschuldet hat oder nicht. Das gleiche gilt, wenn das Pfand durch Ein­ bruchsdiebstahl abhanden gekommen oder beschädigt worden ist. 8 13. rung, so ist Wert fachen

Hat der Pfandleiher für den Untergang, die Verschlechte­ die Beschädigung oder daS Abhandenkommen des Pfandes zu haften, bei Bemessung der Entschädigungsansprüche deS Verpfänders der des Pfandes bis zum Beweise des Gegenteils zu dem anderthalb­ des darauf gewährten Darlehens anzurechnen.

8 14. Verabredungen zugunsten des Pfandleihers, welche den Be­ stimmungen in § 2 Absatz 1, §§ 3, 4, 9, 12 und 13 zuwiderlaufen, sind nichtig.

88

PfavdlG.

8 15. Benutzt oder verpfändet der Pfandleiher ohne Zustimmung des Verpfänders das Pfand oder trifft er eine Verabredung, die nach 8 14 nichtig ist, so wird er nach 8 360,12 des Strafgesetzbuchs in der Fassung deS Reichsgesetzes vom 24. Mai 1880 bestraft. 5 16. Die näheren Vorschriften über die Einrichtung deS Pfand­ buchs, die Kontrolle der Buchführung und über den Inhalt des Pfand­ scheins, sowie über die Bekanntmachung des Verkaufs, über den Verkauf und über die Verkaufskosten, endlich über Ablieferung des in 8 10 ge­ dachten UeberfchusseS an die Ortsarmenkaffe, ergehen im Verordnungswege. § 17. Auf Pfandverträge, welche vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes abgeschlossen worden sind, finden die Bestimmungen desselben keine Anwendung. 8 18. Auf Psandleihanstalten der Gemeinden findet dieses Gesetz ebenfalls keine Anwendung. Derartige Anstalten können künftig nur mit Genehmigung des Ministeriums des Innern errichtet werden. § 19. Die in bestehenden örtlichen Regulativen oder Statuten ent­ haltenen Bestimmungen, welche mit gegenwärtigem Gesetze nicht vereinbar find, treten außer Kraft.

Sachregister. Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze, die anderen auf Paragraphen und Artikel.

A. Abandon bei Seeversicherung 8 861— 871; Abandonerklürung 8 864—871; Abandonfrist S 864, 865; Abandon­ revers 8 871.

Abandonnierung

des Geschäftsanteils H. 10 27; der

bei der G. m. b. Schiffspart 8 501.

Abbaurechte 2 68. — Sachsen: allgem. Vorschr. 72 14—20; Eintragung ins Grundbuch 74 58, 61, 154, 155; Voraussetzungen der Geneh­ migung der Belastung mit einem solchen 78 19; bei Zwangsversteigerung 81 9. Abbildungen, Urheberschutz 33 1; Zu­ lässigkeit des Abdrucks 33 23.

Abgesonderte Befriedigung 51 47—52, 221.

Abholungsanspruch 1 867. Abkommen über den Zivilprozeß 56; Bekanntmachungen des Reichskanzlers hiezu 56 Eingangsnote; Einfüh­ rungsgesetz 57; Dauer 56 29. Abmarkung von Grundstücken 1 919. Abmusterung der Schiffsmannschaft 15 18-22.

Abrechnungsbuch über die verdiente Heuer 15 49. Abrechnungsstellen im Scheckverkehr 14 12. Absatzgenossenschaft, Begriff 11 1. Abschlagszahlungen 1 208; auf die Heuer 15 45, 47. Abschriften der Gerichtsakten 59 34; aus dem Grundbuch 58 11, 93; aus dem Güterrechtsregister 1 1563; von Prozeßakten 47 299; aus dem Schiffs­ register 17 121, 19 5. — Sachsen: aus dem Grundbuch 74 30; aus dem Handelsregister 75 5; von Protokollen SO 22. Absonderung im Konkurse 51 47—52, 221. Abstammung, eheliche 1 1591—1600.

Abstimmung bei Gerichtsentscheidungen 43 194—200; 45 15; 59 8. Abtretung von Forderungen 1 398 ff.; des Eigentums an bewegl. Sachen 1 929—936; der Rechte aus dem Meist­ gebot bei Zwangsversteigerungen 49

81, 97. Abwesende, Pflegschaft 1 1911, 1921; 59 88. Abzahlungsgeschäfte 1 455; Gesetz dies, betr. 5. Abzüge eines Werkes, Form 35 14; Korrekturabzug 35 20; von einem Sammelwerk 35 19, 43, 46; Zahl ders. 35 5—7, 16, 43.

accessio 1 947. accessio possessionis u. temporis 221, 943, 944. Accreszenz s. Anwachsung.

1

actio ad exhibendum 1 809—811, con­ fessoria 1 1027—1029, 1065, 1090; libera in causa 1 827 Satz 2; nega­ toria 1 1004, 1027, 1065, 1090, 1227; Pauliana s. Anfechtung; pigneraticia in personam 1 1214 ff., 1223, 1224, 1226; quanti minoris s. Minderung; redhibitoria s. Wandelung. actus legitimi s. Unzulässigkeit der Bedingung u. Befristung. Adel, hoher, Autonomie 2 58. Adoption s. Annahme an Kindes Statt, a drittura 12 53.

Advokaten 46 107. affinitas illegitima als Ehehindernis 1 1310 Abs. 2.

Aktie, Amortisation 8 227; Arten 8 179; Ausgabe von A. 8 184, 200, 209, neuer A. 278; Betrag § 180, 184, 209; Bezugsrechte 8 282, 283; Eintragung ins Aktienbuch 8 222; Einzahlung von Aktienbeträgen 8 195, 218, 219; Einziehung 8 227; Erwerb eigener Aktien 8 226; Gat­ tungen 8 182, 185, 252; Inhaber­ aktie 8 179; Kraftloserklärung bei

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze, Herabsetzung des Grundkapitals 8 290; verlorener oder vernichteter A. 8 228; Namenaktie 8 179, 180, 183, 222; Nichtigkeit 8 209; Stimmrecht 8 252; Uebergangsrecht 9 24—26, 28; Uebertragung 8 222, 223; Umwand­ lung 8 183; Unteilbarkeit 8 179; Unterzeichnung 8 181; Zeichnung 8 189, neuer A. 281; Zeichnungsschein 8 189, 281; Zulassung zum Börsen­ handel 25 41. Aktiengesellschaft 8 178—319; Abände­ rungen des Gesellschaftsvertrags 8 274—291; Abberufung von Liquida­ toren 8 295; Aktienbuch 8 222; Ak­ tionär 8 178, 223; allg. Vorschriften 8 178—209; Anfechtung von Gene­ ralversammlungsbeschlüssen 8 271— 273; Anmeldung 8 195, 201; Anmel­ dung der Auslösung 8 293; Anmel­ dung der Firmenerlöschung 8 302; Anmeldung der Liquidatoren 8 296; Anmeldung von Vertragsänderungen 8 277; Ansprüche der Aktionäre 8 213; Anteilsrechte 8 200, 212; Aufforderung der Gläubiger 8 297; Auflösung 8 292-308; Aufsichtsrat 8 190, 243—249; Ausschluß von Ak­ tionären 8 219—221; Begriff 8 178; Bestellung von Liquidatoren 8 259; Bezugsrechte der Aktionäre 8 282, 283; Bilanzaufstellung 8 261, 264, 265; Bilanzaufstellung durch die Li­ quidatoren 8 299; Eintragung 8 198, 200; Einzahlung der Aktienbeträge 8 195, 218, 219; Einzahlung des Grundkapitals 8 195; Errichtung 8 188, 196; Erwerb eigener Aktien 8 226; Firma 8 20, 182, Erlöschen ders. 8 302; Fortsetzung nach Auf­ lösung 8 307; Fusion 8 305—307; Generalversammlung 8 250—273 (Be­ schlußfassung 251, 256, Berufung 253 —257, Form der Beschlüsse 259, Kompetenz 260 ff., Anfechtung ihrer Beschlüsse 271—273, Abänderung des Gesellschaftsvertrags 274, 275); Ge­ neralversammlung zur Beschlußfas­ sung über Errichtung der Gesellschaft 8 196, 197; Generalversammlung zur Wahl des Aufsichtsrats 8 190, 197; Geschäftsbeginn vor der Eintragung 8 200; Geschäftsführung 8 231—273; Geschäftskreis der Liquidatoren 8 298; Gesellschaftsblätter 8 182; Gesell­ schaftsvertrag 8 182 ff., Abänderun­ gen dess. 274—291; Gewinnanteile der Aktionäre 8 213, 214; Gründer 8 187; Grundkapital 8 178, 182 Z. 3, Erhöhung 278 ff., Herabsetzung

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288 ff.; Gründungsaufwand 8 186, 202; Gründungshergang: 8 182 (Ge­ sellschaftsvertrag), 188, 189 (Ueber­ nahme der Aktien), 188, 196 (Errich­ tung), 192—194 (Prüfung); Haftung der Aktionäre 8 217 ff., 225, 267; Haftung des Aufsichtsrats 8 204, 249; Haftung der Emissionshäuser 8 203; Haftung der Gründer 8 202; Haftung für Handlungen vor Ein­ tragung der Gesellschaft 8 200; Haf­ tungder Rechtsvorgänger 8 220, 221; Haftung der Vorstandsmitglie­ der 8 204, 241; Jllationsverträge 8 186, 191, 207, 279; juristische Per­ sönlichkeit 8 210; Konknrrenzverbot für Vorstandsmitglieder 8 236; Kon­ kurs 8 217, 51 207, 208; Kontroll­ recht des Aufsichtsrats 8 246; Liqui­ dation 8 294—302; Löschung im Handelsregister 59 144; Nach grün­ düng 8 207, 208; Nichtigkeit 8 309 —311; Prokurabestellung 8 238; Prüfung des Gründungshergangs 8 192—194; Rechtsverhältnis der Ak­ tionäre 8 210—230; Registerpflichkeit 8 195, 200; Reservefonds 8 262; Revisoren zur Prüfung der Bilanz 8 266, 267; Revisoren zur Prüfung des Gründungshergangs 8 192—194; Si­ multangründung 8 188; Sperrjahr 8 301; Stellvertreter des Vorstandes 8 242, 248; Strafvorschriften 8 312— 319; Sukzessivgründung 8 189, 196; Uebergangsrecht 9 23—28 ;Uebernahme der Aktien 8 188, 189; Uebernahme durch eine andere Gesellschaft 8 305 —307; Uebernahme durch öffentlichrechtliche Körperschaften 8 304; übertragung der Anteilsrechte 8 200, 212; Umwandlung in eine G. m. b. H. 10 80, 81; Veräußerung des Vermögens im Ganzen 8 303, 307; Verfassung 8 231—273; Vergleiche bei Gründungsansprüchen 8 205, 270; Verjährung von Gründungsansprü­ chen 8 206; Verjährung der Vor­ standshaftung 8 236, 241; Veröffent­ lichung der Eintragung 8 199, 201; als Versicherungsunternehmung 31 6; Verstaatlichung 8 304; Verteilung des Gesellschaftsvermögens 8 185, 300—302; Vertretung durch den Vor­ stand 8 231 ff., durch den Aufsichts­ rat 247, durch besondere Vertreter 268; Verzeichnis der bei der General­ versammlung erschienenen Aktionäre 8 258; Verzicht auf Gründungsan­ sprüche 8 205, 270; Vorstand 8 190, 231—242, 260, 58 33; wieder-

die anderen auf Paragraphen und Artikel. kehrende Leistungen der Aktionäre 8 212, 216; Zeichnung des Vorstandes 8 232, 233; Zinsengewährung an die Aktionäre 8 215. — Sachsen: Auflösung 99 32; Ver­ fahren bei zwangsweiser Auflösung 80 5. Aktives Heer, Zusammensetzung 2 44 Anm. 4 (§ 38). Akzeptation s. Annahme. Alimentation s. Unterhalt.

Allgemeine Gütergemeinschaft 1 1437— 1518; Konkurs der Ehegatten 51 2. alluvio 2 65. Altenteil 2 96; Eintragung im Grund­ buch 58 50; bei der Zwangsverstei­ gerung 49 9.

Alternatives Vermächtnis 1 2151. Altersversicherung 31 6. Altgemeinde 74 66.

alveus derelictus 2 65. Amortisation s. Kraftloserklärung. Amortisationsgesetze 2 86. Amortisationshyptheken 21 6 Abs. 2, 19-21.

Amtsanwälte 43 143. Amtsgeheimnis im Prozeß 47 376, 383 Biss- 5. — Sachsen: der Notare 79 75. Amtsgerichte 43 22—24; aufklärende Anordnungen vor der mündl. Ver­ handlung 47 501; Besetzung 43 22; Verfahren vor den A. 47 495—510c; Zuständigkeit und Geschäftskreis 43 23, 24; 49 1, 2, 163, 172; 58 100, 101; 59 35, 65, 69, 72, 125, 167. — Sachsen: Hinterlegungsstelle 79 102; Veränderung der Grenzen der AG.-Bez. 69 4—7; Verordnung über das Register­ wesen bei denselben 75; Vertretung ver­ hinderter Amtsrichter 69 23; Zuständig­ keit 69 13, 15, 72 13, in Angel, der freiwilligen Gerichtsbarkeit 79 37, 38. Anbordnehmen von Gegenständen ohne Erlaubnis 15 87, 96. Aneignung herrenloser bewegl. Sachen 1 958—964; von aufgegebenen Grund­ stücken 1 928, 2 129 (Vorbehalt zu­ gunsten der Landesgesetzgebung), 2 190 (Uebergangsvorschrift); von Tau­ ben 2 130.

i Anfechtbarkeit, Anfechtung der Ehe 1 1330—1347; der Ehelichkeit 1 1594 —1598; der Erbschaftsannahme bzw. -ausschlagung 1 1954—1957; des Erb­ schaftserwerbs 1 2340—2345; des Erbvertrags 1 2281—2285; letztwilli­ ger Verfügungen 1 2078—2083; von Rechtsgeschäften 1 142 ff.; von NechtsLandlungen des Schuldners im Kon­ kurs 51 29—42; von Rechtshandl. außerhalb des Konkurses 53 1—14; von Willenserklärungen 1 119—124 (Irrtum usw.).

Anfechtungsgesetz 53. Anfechtungsklage (in Ehesachen)! 1341; 47 606 ff. Anlandungen 2 65. Anlegung von Mündelgeld 1 1806 ff. Anleihen s. unter Schuldverschreibungen. Anmeldung der Bauforderungen 6 22 —26; im Konkurse 51 138—141; des Schiffes zum Schiffsregister 17 122 —124; bei der Zwangsversteigerung 49 9, 45, 46, 66, 88, 97, 114, 140, 167, 50 8. Anmusterung der Schiffsmannschaft 15 13—17. Annahme der Erbschaft 1 1942—1959; einer Offerte 1 146 ff.; des Vermächt­ nisses 1 2180; des Wechsels 12 21—24. Annahme an Kindes Statt 1 1741— 1772; 59 65—68; Ehehindernis 1 1311; internat. Privatrecht 2 22; Übergangsvorschrift 2 209. — Sachsen: Zuständigkeit zur Befreiung von den Altersvorschristen 73 35. Annahmeverzug s. Verzug des Gläubi­ gers. Anonyme Werke, Dauer ihres Schut­ zes 33 31, 34 7; Urheberrecht 33 7, 34 15, 36 9, 37 14 Fußnote 1 §28. Anschlutzpfändung 47 826, 827. Anschwärzung von Erwerbsgeschäften 42 14, 15. Anspruch 1 194; Streitwert nicht ver­ mögensrechtlicher A. 65 10; Vorab­ entscheidung über den Grund 47 304. Anstalten des öffentlichen Rechtes 1 89.

I Anstaltsvormund 2 136. — Sachsen: 72 37—39, 73 37. Anerbenrecht 2 64. antichresis tacita 1 1213, 1214. Anerkenntnisurteil 47 307, 311; Form Antrag auf Bestrafung 2 34III; auf 47 313. Eintragung in das Grundbuch 58 8, Anerkennung der Ehelichkeit 1 1596, 1598, 1599; der Vaterschaft 1 1718, 1720. Anfall der Erbschaft 1 1942, 1953, 2139, 2344; des Vermächtnisses 1 2176—2179.

13—18, 29, 30, 32, 46, 55, 90; auf Eintragung von Schiffspfandrechten in das Schiffsregister 59 100, 108—110, 114, 121; auf Konkurseröffnung 51 103—107; auf Nachlaßauseinander­ setzung 59 86—99; auf Nachlaß-

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze,

konkurseröffnung 51 217—220; auf Schließung eines Vertrags 1 145— 151; auf Zwangsversteigerung 49 15 —18, 25, 27, 29, 31, 41, 162, 164, 171, 172. Anwachsung der Erbteile 1 2007, 2094, 2095; der Vermächtnisse 1 2158, 2159. Anwaltskammern 46 41—61; Beschlüsse 46 54—56; Obliegenheiten der Kam­ mern u. des Vorstandes 46 48—50; Versammlungen 46 52; Vorstand 46 42—46. Anwaltsprozeß 47 78; Anträge u. Er­ klärungen 47 297, 298. Anw artsch aftö lasse bei Familienanwart­ schaften 84 42, 48, 49. Anweisung 783—792; kaufmännische 8 363ff.; Stempelpslichtigkeit 13 27. Anzeigepflicht beim Fund 1 965; bei Wahrnehmung eines in Seenot ge­ ratenen Schiffes 16 4; der Berger von Seeauswurf u. seetriftigen Ge­ genständen 16 20, 21. Appellationsgerichte, Aufhebung 69 1,14. Arbeiter im Sinne des GGG. 54 3. Arbeitgeber im Sinne des GGG. 54 16. Arbeitslohn, Vorrecht im Konkurs 51 61, bei der Zwangsversteigerung 49 10 Nr. 2; Unpfändbarkeit 47 850 Ziff. 1 mit Fußnote. Arbeitslosenversicherung 32 187. Armenrecht in Angelegenheiten der freiw. Gerichtsbarkeit 59 14; auf Grund des Haager Prozeßabkommens 56 20—23; im Zivilprozeß 47 114 —127. Arrest 47 916—934; keine Revision gegen Urteile in Arrestsachen 47 545. Arrestbefehl 47 923, 929. Arresthypothek 47 932. Arrha s. Draufgabe. Assessoren als Hilfsrichter 79 2, 3. Aufbewahrung fremder Wertpapiere 23 s. a. Verwahrung. Aufbringung eines Schiffes 15 69. Aufenthaltsort, Gerichtsstand 47 16, 20. Aufgebot bei der Eheschließung 1 1316; 61 44—50; 62 3-6; der Nachlaß­ gläubiger 1 1970—1974. «ufgebotsfrist 47 950, 965, 966, 994, 1015. Aufgebotsverfahren 47 946—1024; All­ gemeines 47 946—959; in Bergungs­ sachen 16 26—35; zum Zwecke der Ausschließung des Berechtigten bei Vormerkung, Vorkaufsrecht, Reallast u. Schiffspfandrecht 47 988; des Be­ rechtigten Lei der Zw.-Versteigerung 49 138, 140; des Eigentümers eines

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Grundstücks 47 977—981; von Ge­ samtgutsgläubigern 47 1001; eines Hypotheken-, Grundschuld- oder Nentenschuldgläubigers47 982—987; von Nachlaßgläubigern 47 989—1000; von Schiffsgläubigern 47 1002; zum Zwecke der Kraftloserklärung von Ur­ kunden 47 1003—1023; bcr Todes­ erklärung 47 960—976, 63 42; Vor­ behalte für die Landesgesetzgebung 47 1006, 1023, 1024. — Sachsen: zwecks Ausschließung von Familienanwärtern 84 57—60, 93; zwecks Ausschließung eines Grundstücks­ eigentümers 83 12, eines Kohlenberg­ baurechts 83 17; zwecks Kraftloser­ klärung unvollkommener Jnhaberpapiere 72 5, 83 11, von Hypotheken-, Grund­ oder Rentenschuldbriefen 83 13, von Staatsschuldverschreibungen 83 10; A. bei Hinterlegung 79 111—118, 130, 80 70; bei Stiftungen 83 14—16; bei der Zwangsversteigerung 81. 26. Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft 1 1575, 1576, 61 55 mit Fußnote; Wirkungen 1 1586; Uebergangsvorschriften 2 201. Auflage bei der Schenkung 1 525—527; im Testament 1 1940 (Begriff), 2192 —2196; s. auch Vollziehung. Auflage eines Werkes, Zahl ders. 35 5; Neuauflage 35 17. Auflassung Begriff 1 925; Eintragung 58 20, 98; Kosten 1 449; Vorbehalt zugunsten der Landesgesetzgebung 2 143. — Sachsen: Zuständigkeit 72 13. Aufrechnung 1 387—396; durch einen Gesamtschuldner 1 422; im Konkurse 51 53—56; im Zivilprozesse 47 146, 302, 322, 529; Unterbrechung der Verjährung durch A. 1 209, 215. Aufschiebende Einreden des Erben 1 2014—2017; in der Zwangsvollstrek­ kung 47 782, 783, 785. Aufsichtsamt für Privatversicherung 31 70ff.; Besetzung 31 73, 75; Verfahren 31 78—80; Verordnung betr. das Verfahren u. den Geschäftsgang 31 80 Fußnote 1. Aufsichtsbehörden bei Bersicherungsunternehmungen 31 2, 3, 64—84; Auf­ gaben u. Befugnisse 31 64—69; Verfassung u. Verfahren 31 70—84. Auftrag 1 662—676; Konkurs des Auftraggebers 51 23, 27. Aufwendungen des Beauftragten 1 669, 670; des Erben 1 1978; Befreiungsanfpruch 1 257; A. des Ehegatten 1 1390; Ersatz f. A. 1 256,

die anderen auf Paragraphen und Artikel. 257; A. des Finders 1 970, 972; des Geschäftsführers 1 683; des Ge­ sellschafters der offenen H.-Ges. 8 110; des Mäklers 1 652 Abs. 2; der außerehelichen Mutter 1 1715; des Vaters 1 1648; des Verfrachters 8 621; beim Verlöbnis 1 1298; des Bermächtnisbeschwerten 1 2185; deS Versicherungsnehmers 32 62, 63, 66, 123, 144; des Verwahrers 1 693; Verzinsung 1 256; A. des Vorerben 1 2124; des Vormunds 1 1835; deS Vorstandes 1 27, 86; s. auch Ver­ wendungen. — Sachsen: des Anwartschastsbesitzers 84 90; der Fürsorgeverbände 85 23, 24. Augenschein, Beweis durch A. 47 371, 372. Auseinandersetzung nach Beendigung der allg. Gütergemeinschafti 1471—1481, 58 38, 59 99; nach Beendigung der Errungenschafts-G. 1 1546, 58 38, 59 99; nach Beendigung der fortge­ setzten G. G. 1 1498ff., 58 38, 59 99; der Erben 1 2033—2041, 59 86—98; der Gesellschafter 1730—735; im Konkurse 51 2, 16; bei Wieder­ verheiratung 1 1314, 1669, 1670, 1761, 1845; vorbereitendes Verfahren 47 348—354; im Wege der Zwangs­ versteigerung 49 180—182. Ausfertigung von Protokollen 89 64 ff., 80 22—26. Ansführnngsgesetze zum BGB. u. zum EG. z. BGB. 72. — zum FGG. 79. — zum GVG. 69. — zur ZPO. u. KO. 83. — zum ZVG. 81. Ausführungsverordnungen z. BGB. 73 — zum FEG. 87. — zum FGG. 80. — zu § 126 des FGG. 77. — zur GBO. 74. — zum HGB., BinnenschiffG. u. FlößereiG. 76. — zum ZVG. 82. Ausgleichungspflicht der Abkömmlinge 1 2050—2057 (bei Berechnung des Erbteils); der Pflichtteilsberechtigten 1 2315, 2316. Auskunftspflicht 1 260; des Verkäufers 1 444. — Sachsen: des Grundbuchamts 74 32; gegenüber dem Grundbuchamt 74 159. Auslagen der Gerichte in Prozessen 65 79—80 b; der Gerichtsvollzieher 66 13, 21; der Rechtsanwälte 68 76—83. Ausland, Eröffnung des Konkursver­ fahrens im A. 51 237, 238; Zwangs­ vollstreckung im A. 47 791.

Jaeger, Reichszivilgesetze. 3. Ausl. (Sachsen).

Ausländer, Armenrecht 47 114, 56 20 —23; Beerbung 2 25; Entmündi­ gung 2 8; Gebührenvorschußpflicht 65 85; Geschäftsfähigkeit 2 7; Grund­ stückserwerb 2 88; Kautionspflicht wegen der Prozeßkosten 47 110, 111, 56 17-19, 57 5-9; Pflegschaft 59 37; Prozeßfähigkeit 47 55; in den Schutzgebieten (Naturalisation) 64 9; Testierfähigkeit 2 24; Todeserklärung 2 9; Vergeltungsrecht 2 31, 48 24, 51 5, 237; Vormundschaft 2 23; Wechselfähigkeit 12 84. Ausländische Ehegatten 2 16; Erbschaft 1 2369, 2 26; Geldsorten, Anwend­ barkeit des Börsenges. 25 96; Gesetze 2 30; Güterstände 1 1433, 2 16; Urkunden 47438; Urteile 47 328, 722; Vereine 2 10; Versicherungsunter­ nehmungen 31 85—91; Währung 1 244; Waren 41 17, 22. — Sachsen: Juristische Personen rc., Ge­ nehmigung des Gewerbetriebes 76 5. Auslandspersonenstandsgesetz 62 Auslandsschecks, Bekanntmachung betr. die Vorlegungsfristen für dies. 14 11 Fußnote 1. Auslegung letztwilliger Verfügungen 1 2066 ff., 2084; der Verträge 1 157, 314; der Willenserklärungen 1 133. Auslobung 1 657-661. Ausnahmegerichte (unstatthaft) 43 16. Ausschlagung der Erbschaft 1 1942— 1959; der Nacherbschaft 1 2142; des Vermächtnisses 1 2176, 2180; keine Schenkung 1 517; durch die Ehefrau 1 1406, 1453; durch den Gemein­ schuldner 51 9; durch den Vater 1 1643; durch den Vormund 1 1822. Ausschließlicher Gerichtsstand 47 24, 40, 802. Ausschlutzurteil im Aufgebotsverfahren 47 951, 952, 957, 987, 997, 1000, 1017; im Zwangsversteigerungsver­ fahren 49 141. Aussetzung des Prozeßverfahrens 47 246—252; der Verhandlung 47 148 —155; des Berteilungsverfahrens 49 108, 116. Aussonderung im Konkurs 51 43—46. Ausspielvertrag 1 763. Ausstattung des Kindes 1 1624, 1625. Aussteuer der Tochter 1 1620-1623. Aussteuerversicherung 31 6. Austrägalgerichte 44 7. Ausübung der Rechte 1 226 ff. Ausverkauf 42 7—10. Auszüge aus der Eintragsrolle (f. Ur­ heber) 33 57; aus dem Grundbuch 111

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze,

58 57, 58, 97; aus dem Muster­ register 37 11; aus Urteilen 47 317.

Auszugsvertrag 2 96. — Sachsen: 72 31, 32. Automobile s. Kraftfahrzeuge.

Automobilgesetz 4. Aval (Wechselbürger) 12 81. a vista 12 4 Nr. 4.

B. Bahneinheit 2 112. Bankerutt, betrüglicher 51 197, 239, 244; einfacher 51 240, 244; Einfluß auf den Zwangsvergleich 51 175, 196—198.

Bankgeheimnis 20 39. Bankgesetz 20; Novelle v. 7. Juni 1899 20 Eingangsnote A; Novelle v. I. Juni 1909 20 Eingangsnote B. Bankiergeschäfte ein Handelsgewerbe 81, Banknoten, Aufruf ders. 20 6; Aus­ gaberecht 20 1, 16, 49; ausländische (auf deutsche Währung lautend) 20 II, 57; beschädigte 20 4, 5; Ein­ lösung 20 4, 44 Ziff. 4; Einzieh­ ung 20 6, 51; Stückelung ders. 20 3 mit Fußnote; unbefugte Notenaus­ gabe 20 55; vernichtete ob. verlorene 20 4; keine Verpflichtung zur An­ nahme 20 2, 20 Eingangsnote No­ velle B Art 3: s. a. Reichsbanknoten.

Bannrechte 2 74. Bargebot bei der Zwangsversteigerung von Grundstücken 49 49, 50. Barvorrat der Notenbanken 20 9. Baubuch 6 2, 6. Bauforderung, Begriff 6 20; allg. Si­ cherungsmaßregeln 6 1—8; dingliche Sicherung 6 9—67.

Baugeld 6 1, 5. Baugeldhypothek 6 33—36. Baugläubiger 6 18—26. Bauhypothek 6 11, 27—34. Baurechte 81 9. Bauschöffenamt 6 9, 50—60. Bauvermerk 6 11 ff.; Löschung 6 17, 27. Bauwerke, Vervielfältigung 36 20. Beamte, Gerichtsstand der im Ausland angestellten 47 15, 59 3; Haftung 1 839, 841; Haftung des Staates 2 77, 58 12; straf- ob. zivilrechtl. Ver­ folgung ders. 44 11; Taggelder u. Erstattung der Reisekosten 67 14; Vernehmung über Dienstgeheimnisse 47 376; Vorentscheidung gegen B.

44 11. — Sachsen: als Vormünder 72 40; Zuständigkeit für Klagen gegen Beamte 43 70 Abs. 2 u. 3; 69 27. 1

Beamtenrecht 2 80. Beamtenreliktenfürsorgegesetz, Änderung 2 48. Bedingtes Endurteil 47 460—462,54 45. Bedingung bei Rechtsgeschäften 1 158 —163; bei letztwilliger Zuwendung 1 2074—2076; Unzulässigkeit 1 388, 925, 1317, 1598, 1724, 1742, 1768, 1947, 2180, 2202; Berücksichtigung bedingter Ansprüche im Konkurs 51 154, 156, 171; bei der Zwangsver­ steigerung 49 14, 48, 50,119,120,125. Beeren, Entwendung 86 14. Befähigungsnachweis für Kraftfahr­ zeugführer 4 2, 5; f. Schiffer 17 132. Befangenheit des Richters 47 42, 43. Beförderung von Gütern u. Personen auf den Eisenbahnen 8 453—473, s. Eisenbahnen. Befreite Vormundschaft 1 1852—1857. Beglaubigung einer Abschrift 60 3 Ziff. 4; einer Erklärung 1 129; des Handzeichens 47 440, 59 167; einer Privatvollmacht 47 80; von Unter­ schriften 59 167, 183, 191. — Sachsen: von Abschriften 79 42, 79 59, 80 17, 18; von Unterschriften und Handzeichen 79 60, 80 27—30. Behörden, Gerichtsstand 47 17. Beistand in Angelegenheiten der freiw. Gerichtsbarkeit 59 13; eines Geistes­ schwachen 2 211; der Mutter 1 1687 —1696; der Parteien im Prozeß 47 90; eines Verschwenders 2 156. — Sachsen: 79 126. Benachbarte Orte 8 30, 43 Eingangs­

note Ziff. 7 Art. V.

— Sachsen: 76 3.

beneficium excussionis s. Vorausklage. Beratung und Abstimmung (bei Ge­ richtsentscheidungen) 43 194—200; 45 15; 59 8. Bereicherung ungerechtfertigte 1 812— 822; der Konkursmasse 51 59. Bergbaurechte 79124; Zwangsversteigerung oder -Verwaltung 81 29, 82 15. Bergelohn 8 740-750, 16 12, 20, 21; Verteilung dess. 8 749, 1641; bei der Binnenschiffahrt 17 93—96; bei der Flößerei 18 24-27.

Bergrecht 2 67. Bergung und Hilfeleistung in Seenot 8 740—753; dingliche Haftung der ge­ borgenen Gegenstände 8 753; Pfand­ recht an den geborgenen Gegenstän­ den 8 751; Verfahren 16 4—19; bei der Binnenschiffahrt 17 93—101; bei der Flößerei 18 24—29.

Bergungs- u. Hilfskosten 8 743, 16 10, 34; Festsetzung ders. 16 36—41;

die anderen auf Paragraphen und Artikel.

— bei -er Binnenschiffahrt 1797—101; Pfandrecht wegen ders. 17 97, 98;

— bei der Flößerei 18 28, 29; Pfand­ recht an den geborgenen Gegenstän­

den 18 28, 29. Bergwerksbetrieb 3 2. Berichtigung des Grundbuchs 1 894ff.; des Schiffregisters 1 1263; der Stan­ desregister 61 65, 66. Berner Konvention zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst 34; Anwendungsgebiet 34 1, 18; Aus­ führungsgesetz hiezu 33, 34, 35, 86 je die Eingangsnote; Beitritt 34 25, 26; Kündigung 34 29; Ratifikation 34 28; Berbandsstaaten 34 Anhang; Verordnung zur Ausführung ders. v. 12. Juli 10 34 18 Fußnote 1. Berufsvormund 2 136. Berufung gegen Entscheidungen des Ehrengerichts für Patentanwälte 39 12; in Patentsachen 38 33 mit Fuß­ note. — im Zivilprozesse 47 511—544; An­ schließung an die B. 47 521, 522; Kosten 47 97; Einlegung 47 517, 518; Verhandlung 47 523—531; Verzicht auf B. 47 514; Zulässig­ keit 47 511-513; Zurücknahme 47 515. Berufungsfrist 47 516, 517. Berufungskammer bei den Börsen 25 17 ff.

Berufungsschrift 47 518, 519. Berufungssumme in Gewerbegerichts­ prozessen 54 55; in Kaufmannsge­ richtsprozessen 55 16. Beschädigungen von Bäumen re. 86 15, 16. Beschlagnahme von Grundstücken bei der Zwangsversteigerung 49 20—23, 26, 36, 66, 173, bei der ZwangSverwaltung 49 148, 151, 152; von Löhnen usw. 47 850 Fußnote; von Schiffen 49 165.

Beschränkte persönliche Dienstbarkeiten 1

1093. in Angelegenheiten der freiw. Gerichtsbarkeit 59 19—30, 57 —64, 68, 70, 71, 76, 80-82, 84, 96, 122—124, 126, 139, 141—144, 148, 157, 159—161, 199; gegen die Entscheidungen des Grundbuchamts 58 71—81, 100, 102; im Konkurs­ verfahren 51 73, 74, 109, 158, 189, 230; wegen Seeuntüchtigkeit des Schiffes ob. Mangelhaftigkeit des Proviants 15 58, 99; in Bormund­ schaftssachen 59 57—64; im Zivil­ prozeß 47 567—577; im Zwangsver­ 1090,

Beschwerde

steigerungsverfahren 49 95—104; im Zwangsvollstreckungsverfahren 47 793. — Sachsen: wegen Meneinsichtverweigerung re. 79 68; in Anwartschaftssachen 84 101; in Angel, der freiwilligen Ge­ richtsbarkeit 80 2. Besichtigung, Vorlegung von Sachen zur B. 1 809—811. Besitz 1 854—872; Uebergangsvorschrift

2 180. Besitzer von Schuldverschreibungen s. Schuldverschreibungen.

Besitzdiener 1 855. Besitzmittler 1 868; Streitverkündung 47 76. Besitzschutz 1 861—865; auf Grund früheren besseren Besitzes 1 1007; bei Dienstbarkeiten 1 1029, 1090; Uebergangsvorschriften 2 191. — Sachsen: gegen Beschädigungen 86 21

Besondere Gerichte 43 14, 44 3. Bestallung des Vormunds 1 1791. Bestandteile von Sachen 1 93—96; Ei­ gentumserwerb 1 953—957.

Bestätigung des nichtigen u. des wirk­ sam angefochtenen Geschäfts 1 141, 142, 1325 (Ehe); des anfechtbaren Geschäfts 1 144, 1337 (Ehe), 2284 (Erbvertrag). Betagte Ansprüche im Konkurs 51 54, 65; bei der Zwangsversteigerung 49 111. Beteiligung Dritter am Rechtsstreit 47 64—77. Beurkundung von Rechtsgeschäften 1 154 (Abrede der B); gerichtliche oder notarielle 1 126, 128, 152; ein­ zelne Fälle: 1 311 (Vertr. über das gegenwärtige Vermögen); 1 313 (Grundstücksübertragung); 1 518 (Schenkungsvertrag); 1 873, 877, 880 (Grundstückseigentumsübertragung);! 1017 (Erbbaurecht); 1 1434 (Ehever­ trag) ; 1 1491 (Verzicht auf den An­ teil der fortges. G.-G.); 1 1492 (Aufhebung der fortges. G.-G.); 1 1501, 1516, 1517 (Verfügungen des Ehegatten); 1 1730 (Legitimation unehel.Kinder); 1 1748 (Annahme an Kindes Statt); 1 2033 (Verfügung über einen Erbteil); 1 2276, 2282, 2291, 2296 (Erbvertrag); 1 2348 (Erbverzicht); 1 2371 (Erbschafts­ kauf) ; 8 259 (Generalversammlungsbeschl. einer Aktiengesellschaft); 10 53 (Abänderung des Gesellschaftsver­ trags einer G. m. b. H.); 31 17 (Satzung der Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit); 2 141 (Vorbehalt zugunsten der Landesgesetzgebung).

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze, — Sachsen: außerhalb des Bezirks 79 43; gerichtl. u. notarielle 79 46—62, 80 7 —21; von Erklärungen vor dem Grund­ buchamt 79 26; in Schiffsregistersachen 79 35. Bevollmächtigung s. Vollmacht. Bewegliche Sachen, Eigentumserwerb 1 929ff.; Ersitzung 1 937ff.; Nieß­ brauch 1 1032, 1033; Pfandrecht 1 1204 ff. Bewegliches Vermögen, Zwangsvoll­ streckung 47 803—863. Beweisaufnahme, allg. Vorschriften 47 284, 285, 355—370; sofortige im amtsgerichtl. Verfahren 47 509; vor dem Gewerbegericht 54 43. Beweisbeschlutz 47 284, 358-361; An­ ordnung der Eidesleistung 47 461, 54 45. Beweisgebühr 65 18, 22, 22 a, 36, 49, 67, 70, 71; des Rechtsanwalts 68 13, 20, 23—25, 29, 43, 45. Beweislast bei Anfechtung im Konkurs 51 31, 45; bei Anfechtung außerhalb des Konkurses 53 3; des Bauherrn 6 19; bei Beschränkung der Rechte des Schiffers 17 17; über Echtheit der Urkunden 47 437—444; bei Er­ füllung 1 363; bei Kündigung des Mietvertrages 1 542; bei Mängeln im Rechte 1 442; beim Rücktritt 1 358; beim Rücktritt vom Werkver­ trag 1 636; bei Pflichtteilsentziehung 1 2336; bzgl. der Präsentation eines Wechsels 12 42; bei Unmöglichkeit der Leistung 1 282; bei Verwirkung der Vertragsstrafe 1 345; in Wechsel­ stempelsachen 13 10. Beweisregeln, gesetzliche 47 286. Beweissicherung 47 485—494. Beweisverbindung 47 282, 283. Beweiswürdigung, freie 47 286, 287. Bezirksgerichte, Aushebung 69 1. Bienenschwarm, Aneignung 1 961 964. Bier in Flaschen 42 11. Bierlieferungsvertrag, Vorbehalt zu­ gunsten der Landesgesetzgebung 9 18. Biersteuer, Rangordnung der Abgaben bei der Zwangsvollstreckung in das Brauereigrundstück 50 4. Bigamie s. Doppelehe. Bilanz des Kaufmanns 8 39—41; des Konkursverwalters 51 124; der offe­ nen Handelsgesellschaft 8 120, 154, 157. Bildende Künste s. Werke der bild. Künste. Bildnisse, Verbreitung bzw. öffentl.

Zurschaustellung 36 22—24, 37; Ver­ vielfältigung 36 18, 24. Binnenschisfahrtsgesetz 17. — Sachsen: AusfVO. 76. Binnenschiffe, Flaggenrecht (VO.) 19 26 a mit Fußnote 2. Blanko-Indossament 12 12, 13. Blinde, Pflegschaft 1 1910. Bodmerei 8 679—699; Arrest zur Si­ cherung des Gläubigers 8 691; Auf­ gabe der Unternehmung vor Antritt der Bodmereireise 8 698; Befriedi­ gung des Gläubigers aus den ver­ bodmeten Gegenständen 8 696; Be­ griff 8 679; Bodmereiprämie 8 681; Bodmereireise 8 679; Fälligkeit der Bodmereischuld 8 687, 688; Feststel­ lung der Notwendigkeit 8 685; Haf­ tung des Empfängers verbodmeter Güter 8 697; Haftung des Schiffers 8 693; Haftung der verbodmeten Gegenstände 8 691; Haverei 8 690; Pflichten des Schiffers 8 692; Recht des Schiffers zur Verbodmung der Ladung 8 535 Abs. 3, 538, 540, 541; Voraussetzungen 8 680; Zah­ lungsort der Bodmereischuld 8 687. Bodmereibrief 8 682—686; Ausstellung 8 682, 686; Inhalt 8 683; B. an Order 8 684; Uebertragbarkeit 8 363 —365. bona fides s. Guter Glaube. Börse, allg. Bestimmungen 25 1—28; Aufsicht 25 1; Ausschluß vom Be­ suche 25 7; Genehmigungspflicht 25 1; Kommission zur Festsetzung von Ordnungsstrafen 25 73—77; Ord­ nungsstrafverfahren 25 71—87; Or­ gane 25 1—28; Strafbestimmungen 25 88-95. Börsenausschutz 25 3. Börsengesetz 25; Uebergangsrecht 25 Eingangsnote Art. V. Börsenhandel, Zulassung von Wertpa­ pieren 25 36—49. Börsenordnungen 25 4—7. Börsenpreis, Feststellung dess. 25 29— 31, 35, 43. Börsenschiedsgericht 25 28. Börsentermingeschäfte 25 51 ff.; in Ge­ treide- und Mühlenfabrikaten 25 65 —67, 71 ff., 91—93; in Montan- u. Jndustriepapieren 25 63, 64; Vor­ aussetzungen ihrer Wirksamkeit 25 52 —56. Börsenterminhandel 25 50—70. Börsenvorstand 25 8 (Disziplinarge­ walt), 25 29 (Feststellung des Bör­ senpreises), 25 50 (Zulassung v. Wa-

die anderen auf Paragraphen und Artikel. ren ob. Wertpapieren z. Börsenter­ minhandel). Bösliche Verlassung, Scheidungsgrund 1 1567. Brandversicherung s. Feuerversicherung. Brautkinder 2 208. — Sachsen: 72 36.

brevi manu traditio 1 929. Brief, Postzwang 28 1. Briefgeheimnis 28 5. Briefhypothek 1 1116. Buchhandel ein Handelsgewerbe 8 1. vuchhypothek 1 1116; 2 192. Buchschulden, Begründung 24 1, 2. Buchungsfreie Grundstücke 2 127, 128; 58 90. Büdnerrecht 2 63. Bühnenwerk, Aufführungsrecht 33 11, 38. Bureau des internat. Verbandes zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst 34 21—23. Bürgerliches Gesetzbuch 1; Anwendung in Handelssachen 9 2; Einführungs­ gesetz 2; Inkrafttreten 2 1; Verhält­ nis zu den Landesgesetzen 2 55—152; Verhältnis zu den Reichsgesetzen 2 32-54. — Sachsen: AusfGes. 72; Verordnung zur Ausf. des BGB. und der zu dessen Ein- u. Ausführung ergangenen Gesetze

73 Bürgermeister als Standesbeamter 61 4. Bürgschaft 1 765—778; Erlöschen bei Schuldübernahme 1 418; handels­ rechtliche 8 349—351; Sicherheits­ leistung durch B. 1 232, 239; Wech­ selbürge 12 81. Bundesrat, Ernennung des Präs. u. der Mitglieder des Reichsgerichts auf Vorschlag des B. durch den Kaiser 43 127; des Ober-Reichsanwalts u. der Reichsanwälte 43 150; des Präs. u. der Mitglieder des Reichsbankdirek­ toriums 20 27; Bestätigung der Gesch.-Ordnung des Reichsgerichts 43 141: Errichtung von Zweiganstalten der Reichsbank 20 12; Bestimmung der Mündelsicherheit von Wertpa­ pieren 1 1807; Verleihung der Rechtsfähigkeit an Vereine 1 23, 33, 44, 2 10; Genehmigung von Stif­ tungen 1 80; Zustimmung zur An­ ordnung des Vergeltungsrechts 2 31; 48 24; 51 5, 237.

C. cambium siccum, trassatum s. Wech­ sel, eigener, gezogener.

cautio damni infecti s. Einsturz, cautio indiscreta 1 780. cautio usufructuaria 1 1039, 1051, 1067. Session s. Abtretung. Chartepartie 8 557, 651, 729, 884. Chausseegeldfreiheit der Post 28 16. Choreographische Werke, Schutz ders. 33 1, 34 2, 18 Fußnote 1 § 1 Ziff. 2.

clausula rebus sic stantibus 1 321. Collationspflicht s. Ausgleichungspflicht. Commodat s. Leihe. condictio sine causa 1 812 ff., 51 59. Im Einzelnen: — condictio causa data, causa non secuta (Nichteintritt des mit einer Leistung nach dem Inhalte des Rechtsgeschäfts bezweckten Erfolgs) 1 812 Abs. 1 Satz 2 Falt 2, 815, 817 —822. — condictio causa finita (spä­ terer Wegfall des rechtlichen Grun­ des) 1 812 Abs. 1 Satz 2 Fall 1, 818 —822. — condictio indebiti (Leistung auf eine Nichtschuld) 1 812 -814, 819 —822; Ausschluß dieser Rückforde­ rung 1 222, 656, 762 f., 814. — condictio ob iniustam oder ob turpem causam (gesetzwidriger oder unsittlicher Empfang) 1817,819. confusio s. Konfusion. consolidatio s. Konsolidation, constitutum possessorium 1 930, 936.

Convaleszenz 1 815, 816. culpa s. Sorgfalt.

D. Darlehen 1 607—610: der Hypotheken­ banken 21 10—21. — Sachsen: des Pfandleihers 88 1 ff. datio in solutum s. Zahlungs Statt. Datowechsel 12 4 Ziff. 4; Verfallzeit 12 32, 34. Deckwache auf Seeschiffen 15 36. Deflorationsanspruch der Braut 1 1300, 1302.

Deichrecht 2 66. Delation s. Anfall. Delikt s. Unerlaubte Handlung. Deliktsfähigkeit 8 827 -829. Delkredereprovision 8 394. Depositen- u. Giroverkehr der Reichs­ bank 20 13 Ziff. 7. Depositum s. Verwahrung; depositnm irreguläre 1 700.

Depotgesetz 23. Deputierte des Zentralausschusses der Reichsbankanteilseigner 20 34.

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze, Dienstbarkeiten 1 1018—1093; be­ schränkte persönliche D. 1 1090— 1093; Eintragung in das Grundbuch 58 6, 50; Vorbehalte zugunsten der Landesgesetze 2 113, 115, 128. — Sachsen: Eintragung in das Grund­ buch 74, 58, 59, 61. Dienstboten s. Gesinde.; Gesinderecht. Dienstbuch des Gesindes 71 100—104, 108 -110. Diensteinkommen, Abtretung 1 411; Pfändung 47 832, 833, 850 Ziff. 6 li. 8. Dienstleistungen, Verurteilung z. D. 47 888. Dienstliche Erlaubnis zur Eheschließung 1 1315. Dienstlohn s. Arbeitslohn. Dienstvertrag 1 611—630; Einfluß des Konkurses 51 22, 23, 27; Uebergangsvorschrift 2 172. Dienstzeugnis 1 630. — Sachsen: des Gesindes 71 105—107. dies s. Termin; diei ädjectio pro reo est 1 271; dies interpellat pro homine 1 284 Abs. 2. Differenzgeschäft 1 764; im Getreide u. Mühlenfabrikaten 25 68—70. diligentia omnis 1 277; quam in suis 1 277. Dinglicher Arrest 47 917. Dinglicher Gerichtsstand 47 24—26. Diplomatische Vertreter, standesamtl. Tätigkeit 61 85, 62 Iff. Diskontgeschäfte der Reichsbank 20 13 Ziff- 2. Diskontsatz der Reichsbank 20 Ein­ gangsnote Novelle A Art. 7 § 1, 20 15; der Privatnotenbanken 20 Ein­ gangsnote Novelle A Art. 7 § 2, 20 44 Ziff. 2. Dispache 8 706 Nr. 7, 728 ff., 834, 835; bei der Binnenschiffahrt 17 84 —88; Zuständigkeit u. Verfahren 59 148 158. — Sachsen: Bestellung der Dispacheure SO 6; Kosten 79 33. Dissens 1 154, 155. Distanzfracht 17 64, 69, 71. Diszrplinarrecht der Notare 79 80—85, SO 52. Dolmetscher bei Beurkundung von Rechtsgeschäften 59 178—180; bei Eidesleistung 47 483; bei Gerichts­ verhandlungen 43 187ff., 59 9; bei der Testamentserrichtung 1 2244, 2245, 2250. — Sachsen: Beeidigung 69 31, 79 77.

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Domizil-Wechsel 12 24, 97, 99; Prä­ sentation u. Protestation 12 43. donatio inofficiosa 1 2325 ff.; mortis causa 1 2201. Doppelehe, Ehehindernis 1 1309; Nich­ tigkeit 1 1326. Doppelversicherung 32 58—60, 8 787 f. Dorftestament 1 2249, 2251; 63 38. — Sachsen: 72 47. Dreißigster 1 1969. Dramatische (dramatisch - musikalische) Werke 34 2, 11, 18 Fußnote 1 § 1 Ziff. 4. Draufgabe bei Verträgen 1 336—338; bei Heuerverträgen 15 47, 72. Dritteldeckung 30 17, 44 Ziff. 3. Drohung bei der Eheschließung 1 1335, 1337, 1346, 1704; bei letztwilliger Verfügung 1 2078; bei Willenserklärungen 1 123, 124. Druckereien, Handelsgewerbe 8 1.

E.

i Echtheit von Urkunden 47 437 ff. Effektengeschäft der Reichsbank 20 13 1 Ziff- 6. . Ehe, bürgerliche 1 1297—1588; Eiwi gehung s. Eheschließung; Nichtigkeit u. Anfechtbarkeit 1 1323—1347; 61 55 mit Fußnote; 62 8a; Nichtigkeitsi u. Anfechtungsklage 47 606 ff., 631— 637; Scheidung s. Ehescheidung; Ver­ urteilung zur Eingehung einer E. 47 888, 894; Uebergangsvorschriften 2 198; Wirkungen im allg. 1 1353 1362. ! Ehebruch, Ehehindernis 1 1312; Feftj stellung der Pers, im Urteil 47 624; ! Nichtigkeit der Ehe 1 1328; Schei­ dungsgrund 1 1565. Ehefrau, Betrieb eines Gewerbes durch dies. 1 1405, 2 361; Prozeßfähig­ keit 47 52; Wohnsitz 1 10. — Sachsen: Berechtigung Gesinde zu mieten 71 7, 8, sich als Gesinde zu vermieten 71 16. Ehegatten, Anfechtung von Zuwendun­ gen unter E. 51 31, 32, 53 3; ausländische 2 16; Erbrecht 1 1931 —1934. Ehehindernisse 1 1303—1315. Eheliche Abstammung 1 1591—1600; Internat. Privatrecht 2 18. Eheliche Gemeinschaft s. Aufhebung der ehel. G. Eheliche Kinder s. Kinder. Eheliches Güterrecht 1 1363 -1563; ge­ setzliches G.: 1 1363—1425 (Ver­ waltung u. Nutznießung), 1426 -1431

die anderen auf Paragraphen und Artikel. (Gütertrennung); vertragsmäßi­ ge s G.: 1 1432—1436 (allg. Vorschrif­ ten), 1437—1482 (Allgemeine Güter­ gemeinschaft), 1483—1518 (Fortge­ setzte G.-Ä), 1519—1548 (Errungenschafts-G.), 1549-1557 (Fahrnis-G.); Güterrechtsregister 1 1558—1563; internat. Privatrecht 2 15; Uebergangsvorschriften 2 200; Zuständig­ keit des Vormundschaftsgerichts 59 45. — Sachsen: 72 34, 83 18.

Ehelichkeitserklärung 1 1723-1740; 59 53, 55, 62. — Sachsen: Zuständigkeitsnorm 73 34. Ehemündigkeit 1 1303' Ehesachen, Aussetzung des Verfahrens 47 620, 621; Begriff 47 606; Be­ schränkung der Verhandlungsmaxime 47 617, 622; Mitwirkung der Staats­ anwaltschaft 47 607, 632 ff., 63 42; keine vorläufige Vollstreckbarkeit der Urteile 47 704; Verfahren in E. 47 606—639; Zuständigkeit hiefür 47

606, 61 76. Ehescheidung 1 1564—1587; internat. Privatrecht 2 17; Scheidungsklage 47 606, 608, 612, 615—617, 620, 623— 625, 627; Uebergangsvorschriften 2 201, 206. Eheschließung 1 1303 -1322, 2 13, 62 7—9, 63 36, 64 7; Form und Be­ urkundung 61 41—55; Verbot der kirchlichen E. vor der zivilen 61 67; Verurteilung zur Eingehung einer Ehe 47 888, 894. Eheunmündigkeit, Ehehindernis 1 1303, 1322 (Zuständig!, zur Befreiung).

Ehevermittlung 1 656. Ehevertrag, Begriff 1 1432; Form 1 1434.

Ehrenannahme eines Wechsels 12 56 —61.

Ehrengericht bei der Börse 25 9-27; Berufung gegen Entscheidungen dess. 25 17—23; Hauptverhandlung 25 14, 24; Strafen 25 15; Verfahren 25 Uff.; Voruntersuchung 25 12, 24; Zusammensetzung 25 15. — für Patentanwälte 39 10, 12. Ehrenzahlung eines Wechsels 12 62 —65. Eid, Anordnung der Eidesleistung 47 460—462, 54 45; Beweis durch Eid 47 445—477; richterlicher E. 47 475 —477; Verfahren bei der Abnahme von E. 47 478-484, 59 15; Verhand­ lungen über die Zuschiebung des E. 47 451—458; Wirkung der Eides­ leistung, -erlassung oder -Verweige­ rung 47 463—468; Zulässigkeit der

Eideszu- u. -zurückschiebung 47 445— 450. Eidesfähigkeit 47 393, 473.

Eidesformel 47 481. Eidesnorm bei Beeidigung der Kon­ sulargerichtsbeisitzer 63 13; des Edi­ tionseides 47 426; des Sachverständi­ geneides 47 410; des Zeugeneides 47 392; des zugeschobenen Eides 47459.

Eigenbesitzer 1 872. Eigenmacht s. Verbotene Eigenmacht. Eigentum 1 903—1011; Ansprüche aus dem E. 1 985—1007; Erwerb und Verlust des E. an beweglichen Sachen 1 929—984, 8 366, 367; Erwerb u. Verlust des E. an Grundstücken 1 925—928, 2 113; E.-Klagen 1 985, 1004; Inhalt 1 903—924; Miteigen­ tum 1 1008—1011; Uebergangsvorschrift 2 181. Eigentümergrundschuld 1 1196, 1197. Eigentümerhypothek 1 1163, 1168— 1170. — Sachsen: 79 122 (Ueberg.-Vorschr.) Eingeborene in Schutzgebieten 64 4,

7, 9. Eingebrachtes Gut bei der Errungenschafts-G. 1 1520—1525; bei der Fahrnis-G. 1 1550—1556; beim Ge­ setzt. Güterstand 1 1363 (Begriff), 1372 (Verzeichnis), 1373 ff. (Verwal­ tung u. Nutznießung dess.), 1410 ff. (Schuldenhaftung), 1421 ff. (bei Be­ endigung der Verw. u. Nutzn.); keine Pfändung des Nutznießungsrechts des

Mannes an dems. 47 861; Zwangs­ vollstreckung in dass. 47 739, 741, 742. Einigung, dinglicher Vertrag 1 854 (Besitz); 1 873, 878 (Uebertragung v. Grundstücken); 1 925 (Auflassung); 1 929 (Uebertragung von bewegl. Sachen); 1 1205 (Pfandrecht an be­ wegl. Sachen); 1 1260, 1272 (Schiffs­ pfandrecht); 2 143 (Vorbehalt zu­ gunsten der Landesgesetze). Einigungsami, Tätigkeit des Gewerbe­ gerichts als solches 54 62—74; des Kaufmannsgerichts 55 17. Einkaufskommission 8 391, 400, 406;, Verfolgungsrecht im Konkurs 51 44. Einlassungsfrist 47 262; im amtsgerichtl. Verfahren 47 499; im Wechsel­ prozeß 47 604. Einreden prozeßhindernde 47 274—277; s. a. Aufschiebende E. Einrichtungen s. Wegnahme. Einspruch gegen 47

338—346. '

Die fetten Ziffern verweisen auf die Numrwern der Gesetze,

Einstweilige Verfügungen 47 935—945; in Ehesachen 47 627; auf Grund des UWG. 42 25. Eintragsrolle (f. Urheber) 33 31 Abs. 2, 56, 57; Bekanntmachung der Ein­ tragungen 33 57 mit Fußnote; Ein­ tragung des Privilegs 33 64 Fuß­ note 1; Stempelfreiheit der Eintra­ gungen 33 58. Eintragung der Konkurseröffnung 51 113; im übrigen s. unter Grundbuch. Einwilligung zu Rechtsgeschäften 1 182 —185. Einwirkung von Gewerbebetrieben auf benachbarte Grundstücke 2 125 mit Note.

Eisenbahnbetrieb 3 1. Eisenbahnfahrbetriebsmittel, Unzulässig­ keit der Pfändung ders., Gesetz 47 813 Fußnote.

Eisenbahnen, Güterbeförderung 8 453—471; Ausnahmetarife 8 461; Be­ freiung von der Haftpflicht 8 459, 467; Beschränkung der Hapftpflicht 8 460, 461, 462, 465; Frachtbriefduplikat 8 455; Haftung 8 456—471; Haftung mehrerer Bahnen 8 469; Kleinbahnen 8 473; Lieferungsinter­ esse 8 466; Reisegepäck 8 465, 466; Schadenersatz 8 457; Untersuchung des Gutes 8 464; Verjährung der Ansprüche 8 470; Verpflichtung zur Beförderung 8 453; Versäumung der Lieferfrist 8 466; Personenbe­ förderung 8 472 (Vorbehalt zu­ gunsten der Eisenbahnverkehrsord­ nung). Eisenbahnfrachtverkehr, Internat. Uebereinkommen 47 813 Fußnote.

Eisenbahnpostgesetz 28 4. Eisenbahnverwaltungen, Leistungen für Zwecke des Postdienstes 28 4. Elbzollgerichte 43 14. Tlsatz-Lothringen, Bundesstaat im Sinne des BGB. 2 5. Elterliche Gewalt der Mutter 1 1684 —1698, 1701, 59 51; des Vaters 1 1626—1683. — Sachsen: 72 35.

Empfängniszeit 1 1592, 1717, 1720. Empfehlung 1 676. Emphyteusis 2 63. Endurteile 47 300. Enteignung, Entschädigung bei E. 2 52, 53, 109; 47 26; 48 15. — Sachsen: 72 18—20; 74 72, 127. Enterbung 1 2333—2338. Entmündigung, Gründe 1 6; Folgen 1 104, 114; eines Ausländers 2 8; Uebergangsvorschriften 2 155, 156.

— Sachsen: Antragsrecht der Gemeinde 83 9; Berechtigung der Entmündigten sich als Gesinde zu vermieten 71 13 c. Entmündigungsverfahren 47 645—687, 63 42; Anfechtung des E.-Beschlusses 47 664—674; E.-Beschluß 47 645, 659—663; bei Entmündigung wegen Geisteskrankheit od. -schwäche 47 645 —679; bei E. wegen Verschwendung od. Trunksucht 47 680—687; Kosten 47 658, 673, 677, 682; Wiederauf­ hebung der E. 47 676—679, 685, 686. Entscheidungsgebühr 65 18, 23, 24, 78, 100. Entwendungen von Beeren rc. 86 14. Erbbaurecht 1 1012—1017, 2 143, 184; Eintragung in das Grundbuch 58 7, 20, 22, 31, 84, 99. — Sachsen: 74 58, 61, 154, 155. Erbe, rechtliche Stellung 1 1942—2063: Annahme und Ausschlagung der Erb­ schaft 1 1942—1959; Erbschafts­ anspruch 1 2018—2031; Haftung für die Nachlaßverbindlichkeiten 1 1967 —2017; handelsrechtliche Haftung 8 27; Konkurs 51 234; Rechtsverhält­ nis einer Mehrheit von E. unter ein­ ander 1 2032—2057, zwischen den Erben u. den Nachlaßgläubigern 1 2058—2063; Vorbehaltsurteil gegen ihn 47 305; Zwangsvollstreckung gegen den E. 47 778—785; s. auch Nachlaß. Erbeinsetzung 1 2087—2099. Erbfähigkeit 1 1923.

Erbfall 1 1922. Erbfolge 1 1922-1941; Nachweis 58 36, 37; E.-Ordnung 1 1924—1936. Erbländischer ritterschaftlicher Slrcbituer­ eilt 74 91, 100, 133, 82 12. Erbpachtrecht 2 63. Erbrecht 1 1922—2385; des Ehegatten 1 1931—1934; des Fiskus s. Fiskus; Uebergangsvorschriften 2 213. — Sachsen: E. von Anstalten 72 42— 45. Erbschaft, Anfall 1 1942; Annahme n. Ausschlagung 1 1942—1959, 51 9; Begriff 1 1922; Fürsorge des Nach­ laßgerichts 1 1960-1966; Gerichts­ stand 47 27, 28; Pfändung der Nutzungen bei Nacherbfolge 47 863. Erbschaftsanspruch 1 2018—2031. Erbschaftsbesitzer 1 2018—2031. Erbschaftskauf 1 2371—2385; 51 232. Erbschein 1 2353—2370, 59 84, 85; öffentlicher Glaube 1 2366, 2367, 58 36. — Sachsen: 73 51.

die anderen auf Paragraphen und Artikel.

Erbteil, Begriff 1 1922; gemeinschaft­ licher E. 1 2093; kein Konkurs über einen E. 51 235. Erbunwürdigkeit 1 2339-2345. Erbvertrag, Begriff 1 1941; Errichtung li. Beurkundung 58 168; Vorschriften hierüber 1 2274—2302. — Sachsen: alter E. 79 17; amtl. Auf­ bewahrung u. Ablieferung 73 49, 50; Beurkundung 80 12—15. Erbverzicht 1 2346—2352. Erfindungen, Anmeldung beim Patent­ amt 38 20—23; Voraussetzungen der Patenterteilung 38 1, 2. Erfüllung der Schuldverhältnisse 1 362 —371; durch einen Gesamtschuldner 1 422; der Rechtsgeschäfte des Ge­ meinschuldners 51 17—28; der Wech­ selverbindlichkeit 12 30—40; Zug um Zug 1 274, 322. Erfüllungsort, Gerichtsstand 47 29; s auch Leistungsort. Erlaß 1 397, 423.

Erleichterung des Wechselprotestes, Ge­ setz 12 Fußnote 1. Erlöschen der Schuldverhältnisse 1 362 —397;

durch

Aufrechnung

1 387—

396; durch Erfüllung 1 362—371; durch Erlaß 1 397; durch Hinterle­ gung

1 372—396.

Ermächtigungsgesetz 43 Eingangsnote. Erneuerungsscheine 1 234, 805, 1081, 1814, 2116.

Errichtung eines Testaments 1 2229— 8252. Errungenschaftsgemeinschaft 1 1519— 1548; Konkurs der Ehegatten 51 2. Ersatzerbe 1 2096—2099, 2051, 2053, 2102.

Ersatzgeld

für Grundstücksbeschädigung durch Uebertreten ?c. 86 35—40. Ersatzzustellung 47 181-185. Ersitzung beweglicher Sachen 1 937— 945; von Erbschaftssachen 1 2026; von Grundstücken 1 900; des Nieß­ brauchs 2 1033; Uebergangsvorschriften 2 185, 189. Ersuchungsschreiben im internat. Pro­ zeßverkehr 56 8—16; Zuständigkeit im Reiche 57 3. Erwerb des Eigentums an beweglichen Sachen 1 929- 984, an Grundstücken 1 925—928; von Erzeugnissen u. Be­ standteilen einer Sache 1 953—957; Erwerbsbeschränkungen der juristischen Personen 2 86; der Ordensmit­ glieder 2 87. Erzählung, Dramatisierung 38 12, 14;

35 2.

Erzeugnisse von 953_ 957

Sachen,

Erwerb

1

Europäische Häfen 8 483. Eviktion 1 440, 541. Exterritoriale 43 18, 19; 47 15, 200; 63 2. exeptio doli generalis 1 242. — excussionis s. Borausklage. — non (rite) adimpleti contrac­ tu s 1 320, 322, 363 s. auch Zug um Zug— vitiosae possessionis 1 861, 862. exheredatio bona mente 1 2338, 2339.

F. Fabrik 3 2. Fahrerlaubnis für Kraftfahrzeugführer 4 2, 4, 5. Fahrlässigkeit 1 276 (Haftung im allg.); 1 300 (bei Verzug des Gläubigers); 1 287 (bei Verzug des Schuldners), Fahrnisgemeinschaft 1 1549—1557; Konkurs der Ehegatten 51 2. Falsche Wechsel 12 75, 76. Familienanwartschaften, Gesetz 84: Aende­ rung u. Aufhebung der F. 84 91—96; Anwartschaftsbehörde 84 99, 102, 103; Anwartschaftskasse 84 42, 48, 49; Auf­ gebot bei Hinterlegung von F.-Bermögen 79 113, 130; Auseinandersetzung bei Eintritt der Nachfolge in die F. 84 81—90; Belastung des anwartschaftl. Grundbesitzes 84 23 ff.; Eintragung von Rechten ders. in das Grundbuch 74 67; Errichtung und Erweiterung 84 1—17; Familienkasse 84 43 ff.; Landesherrliches Dispensationsrecht 84 97; Nachfolge in die Familienanwartschaft 84 71—80; rechtl. Stellung des Anwartschaftsbesitzers 84 18—52; Uebergangsvorschr. 84 107 —109; Vertretung der Familie 84 53 —70. Familienfideikommisse 2 59; 51 52;

52 5. Familienkasse bei Familienanwartschaften 84 43 ff. Familienname, Anbringung an Läden und Wirtschaften 9 9. — Sachsen: Aenderung 73 1. Familienrat 1 1858—1881, 1905;

210. Familienrecht 1 1297—1921. Fautfracht 8 508 ff. Fehlerhafter Besitzer 1 858 ff. Feiertage, allgemeine 73 8. Felddiebstahl 86 7—13. Feldstrafgesetz s. Forst- u. Feldstrafgesetz.

2

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze,

Feriensachen 43 202—204; Ferienkam­ mern 43 203; Feriensenate 43 203. Fernsprechanlagen s. Telegraphen­ anlagen. Fernsprechgebührenordnung 29 FuHnote 1. Feststellungsklage 47 256. Feuerversicherung 32 81—107; Abschluß im Börsenverkehr 31 10; F.-Vers. deS Hypothekengegenstandes 11127—1130; des Nießbrauchgegenstandes 1 1045, 1046; Eintritt des Versicherungsfalles 3292,96; Haftung des Versicherers 32 82—84; Kündigung 32 96; landesrechtl. Vorbehalt 31 121; Umfang des Schadensersatzes 32 83; Unter­ nehmer 31 6; Versicherungswert 32 86-89. Fcuilletonromane, Abdruck 33 18, 349. Finderlohn 1 971. Firma, Anbringung an Läden u. Wirt­ schaften 9 9; F. der Aktiengesell­ schaft 8 20; Anmeldung der Aende­ rung u. des Erlöschens 8 31; An­ meldung zum Handelsregister 8 29; bei Ausscheiden bzw. Eintritt eines Gesellschafters 8 24; Begriff 8 17; F. des Einzelkaufmanns 8 18; bei Erwerb des Handelsgeschäfts 8 22; F. der Gesellschaft mit beschränkter Haftung 10 4; einer juristischen Per­ son 8 33—36; eines Kleingewerbe­ treibenden 8 4; der Kommanditgesell­ schaft 8 19; der Kommanditgesell­ schaft auf Aktien 8 20; Namensände­ rung des Inhabers bzw. eines Ge­ sellschafters 8 21; der offenen Han­ delsgesellschaft 8 19; Prozeßfähig­ keit 8 17; Schutz gegen unlauteren Wettbewerb 42 16; F. der stillen Gesellschaft 8 18; Uebergangsrecht 9 22; Uebertragbarkeit 8 22; Unter­ scheidbarkeit von anderen F. 8 30; Veräußerung 8 23. — Sachsen: 76 2. Fischereirecht 2 69. Fiskus, Aneignungsrecht 1 928; An­ fallrecht 1 45, 46 (bei Auflösung von Vereinen), 1 89 (bei Aufl. vorr Stif­ tungen) ; Befreiung fiskalischer Grund­ stücke vom Buchungszwang 58 90; Erbrecht 1 1942 (kein Ausschlagungs­ recht), 32 167 (kein Bezugsrecht der Versicherungssumme), 1 1964—1966, 59 78 (Feststellung des E.), 1 2011 (keine Jnventarfrist), 33 8 (keine Ver­ erbung des Urheberrechts auf ihn), 1 1936 (Voraussetzungen des E.); Gerichtsstand 47 17; Zwangsvoll­ streckung gegen dens. 48 15 Ziff. 3.

— Sachsen: Erbrecht 72 42—44. Fixgeschäft 1 361; 51 18; Handels­ recht!. 8 376. Flächenuachweise, beglaubigte 74 4, 14. Flächenverzeichnisse, beglaubigte 74 4,14. Flaggengesetz 19. Flaggenzeugnis 19 12. Flotz, Pfandrecht des Entschädigungs­ berechtigten an dems. bei Beschädi­ gungen durch dass. 18 22, 23. Flötzereigesetz 18. — Sachsen: AusfVO. 76. Flötzereirecht 2 65. Flotzführer, Befähigungsnachweis 18 32; Begriff 18 1; Beweisaufnahme bei Floßunfällen 18 8—11; Dienst­ verhältnis 18 15, 16; Erkrankung 18 5; Haftung 18 2, 5; Pflichten 18 2 ff.; Verjährung der Forderungen 18 30. Flotzleute 18 18ff.; Dienstantritt 18 18; Endigung des Dienstverhältnisses 18 21; Gehorsamspflicht 18 19; Lohnzahlung 18 20; Verjährung der Forderungen 18 30. Flotzmannschaft 18 17. Flurbücher 74 4, 13—15. Forderungen, Anmeldung im Konkurs 51 138ff.; Kauf 1 437; Nießbrauch 1 1070, 1074ff.; Pfandrecht 1 1279ff.; Uebertragung 1 398—413; Zwangs­ vollstreckung im F. 47 828—863; s. auch Geldforderungen, Unpfändbare Forderungen. Form der Eheschließung 1 1316-1322, Nichtigkeit bei Formwidrigkeit 1 1324; F. der Rechtsgeschäfte 1 125 —129, internationales Privatrecht 2 11; F. der Testamente 1 2231—2246 (ordentliche Form), 2247—2252 (außerordentliche Form). Formulare für das Grundbuchwesen 74 An­ lagen, für das Registerwesen 75 Anlagen. Fortbildungsschulbesuch der Lehrlinge 8 76 Fußnote 1. Forstdiebstahl 86 6, 8—13. Forst- und Feldstrafgesetz 86; Strafbe­ stimmungen 86 1—34; Ersatzgeld, Pfän­ dung 86 35—46; Verfahren 86 51—71; Schlußvorschriften 86 72—74. Forstwirtschaftliche Grundstücke 2 64, 164; 49 10, 21, 55, 158. Fortgesetzte Gütergemeinschaft 1 1488 -1518; Konkurs 51 2, 236; Nach­ weis 1 1507, 58 36. Forum s. Gerichtsstand. Frachtbrief 8 426. Frachtflöszer 18 1, 30 Ziff. 5. Frachtführer, Begriff 8 425; Haftung 8 429, 442; Haftung für Gehilfen

die anderen auf Paragraphen und Artikel.

8 431; Haftung für nachfolgende Frachtführer 8 432; Pfandrecht 8 440—443; Pflichten 8 428ff., 437: Pflichten des letzten Frachtführers 8 441, 442; Rechte 8 432, 440—443; Rückgriffsrecht 8 432; Schadenersatz­ pflicht 8 429, 430. - - bei der Binnenschiffahrt, Haftung 17 44, 58-62, 73-77; Pfandrecht 17 67. Frachtgeschäft 8 425—452; Ablieferung des Gutes 8 434; Anhalterecht deS Absenders 8 433; Ankunft des Gutes 8 435; Annahme des Frachtbriefes 8 436; Annahme des Gutes 8 436, 438; Annahmeverweigerung 8 437; Anweisungsrecht des Absenders 8 433; Beförderungszeit 8 428; Be­ gleitpapiere 8 427; Beschädigung des Frachtgutes 8 438; Haftung des Ab­ senders 8 426, 427; Hinterlegung des Frachtgutes 8 437; Ladeschein f. unter Ladeschein; Minderung des Frachtgutes 8 438; Pflichten des Ab­ senders 8 426, 427; Pflichten deS Empfängers 8 436; Rang der Pfand­ rechte am Frachtgut 8 443; Rechte des Empfängers 8 434, 435; Ver­ folgungsrecht des Absenders (right of stoppage in transitu) 8 433; Ver­ jährung der Ansprüche 8 439; Ver­ kauf des Frachtgutes 8 437. — zur Beförderung von Gütern zur See 8 556—663; Annahme der Fracht an Zahlungs Statt durch den Verfrachter ,8 616; Aufenthalt der Reise 8 637; Ausbesserung des Schif­ fes 8 638; Besichtigung der Güter 8 608-610; Chartepartie 8 557, 651, 729, 884; Distanzfracht 8 630, 631; Empfänger der Ladung 8 592; Fautfracht 8 580ff.; Frachtvertrag 8 556 (Arten 556, Endigung 628, 629, 633); „frei von Leckage" 8 616, 657; Haftung des Verfrachters 8 559, 606, 607, 652—657; Hinterlegung des Gu­ tes bei Annahmeverzug 8 601, 604; Konnossement s. unter Konnossement; Kosten der Einladung 8 561; Kosten der Löschung B 593, 639; Kosten der Notlandung 8 635; Kosten der Schiff­ fahrt 8 621; Ladezeit 8 567 ff. (Dauer 568, Berechnung 573); Liegegeld bei Wladung 8 567, 572, 574; Liegegeld bei Löschung 8 594, 598, 602; Lö­ schung 8 592—603; Löschzeit 8 594 ff. (Dauer 595, Berechnung 597, 599); Pfandrecht des Verfrachters 8 623; Pflichten des Empfängers 8 614; Pflichten des Schiffers 8 560, 592,

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632, 646; Pflichten des Verfrachters 8 559, 562, 567, 577, 614; Rechte des Schiffers 8 563, 632; Rechte des Verfrachters 8 614; Rücktritt des Be­ frachters 8 580—584, 587, 589; Rücktritt ohne Entschädigungspflicht 8 629, 634; Schadenersatz für Ver­ lust bzw. Beschädigung von Gütern 8 611—613; Stückgüter 8 556; Ueberbordwerfen der das Schiff ge­ fährdenden Güter 8 563, 564; Ueberliegezeit bei Abladung 8 567 ff. (Dauer 568, Berechnung 573); Ueberliegezeit bei Löschung 8 594 ff. (Dauer 596, Berechnung 597); Unterverfrach­ tung 8 662; Wartezeit für die Ab­ ladung 8 579; Zahlung der Fracht 8 614—620; Zeitfracht 8 622. — zur Beförderung von Reisenden zur See 8 664—678; Aus­ besserung des Schiffes 8 671; Pfand­ recht des Verfrachters 8 674; Pflich­ ten des Reisenden 8 665, 666; Reise­ gut 8 672, 673, 675; Rücktritt vom Vertrag 8 667, 669; Ueberfahrtsvertrag 8 664, (Auflösung dess. 668— 670). — bei der Binnenschiffahrt 17 26—77; Beschädigung des Gutes 17 61; Beschädigung des Schiffes 17 70; Distanzfracht 17 64, 69, 71; Haftung des Absenders 17 45; Lade­ schein 17 72; Ladezeit 17 29, 38 Ziff. 1; Liegegeld 17 30, 32, 34, 38 Ziff. 1 (bei Beladung), 49, 54 (bei Löschung); Löschung der Ladung 17 46-57; Löschzeit 17 48-51, 53, 57; Rücktritt vom Vertrage 17 36, 38 Ziff. 2, 71; Schiffsbrief 17 32, 125, 126; Ueberliegezeit 17 31 (bei Beladung), 50 (beiLöschung); Wartezeit 17 33, 34, 35 (bei Beladung), 51 (bei Löschung). Freies Vermögen des Kindes 1 1650,

1651. Freiexemplare von Werken 35 6, 25, 46. Freiheitsstrafen, Ort der Vollstreckung 43 163, 164. Freiwillige Gerichtsbarkeit, Gesetz 59; Inkrafttreten 2 1, 59 185; freiw. Ger. in Heer u. Marine 60. I — Sachsen: AussGes. 79; AusfVO. 80; AusfVO. zu 8 126 77.

Freizeichen 41 4. Freizügigkeilsgesetz, Aenderungen 2 37. Fristen, Auslegungsvorschriften 1 186 —193, 59 17; Kosten der Versäumung 47 95; prozessuale 47 221—226. Früchte, Begriff 1 99; Erwerb 1953 —957; Pfändung 47 810, 813, 824

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze,

Führerschein der Automobilführer 4 2. Fund von Sachen 1 965—984, 63 35; Vorschriften des Bundesrats über die in Fundsachen usw. zu erlassenden Bekanntmachungen 1 982 Fußnote 1. — Sachsen: 73 24—31. Fürsorgeerziehung 85 1 ff.; Anordnung durch das Vormundschaftsgericht 85 3—6, 87 1—3; Antragsbehörde 85 3 Abs. 3, 4 Abs. 3, 5 Abs. 3; Aufsicht über die von den Vollzugsbehörden ge­ troffenen Maßnahmen 85 25; Beur­ laubung des Zöglings 85 19; Endigung der F. 85 20; Fürsorgeausschuß 85 14; Fürsorgeverband 85 7—14; Fürsorger 85 18, 87 5—7; gerichtl. Verfahren 85 21; Kosten 85 22; Vollzug ders. 85 7 ff.; Bollzugsbehörde 85 5, 7, 15. — AusfVO. zum F.-Gesetz 87.

G. Gastwirte, Anbringung des Namens an der Wirtschaft 9 9; Einbringung von Sachen 1 701-704. Gattungsschuld 1 243, 279. Gattungsvermächtnis 1 2155, 2182f. Gebäude, Schadensersatz bei Einsturz 1 836-838, 908. Gebäudeversicherung 32 88, 91, 97—107. Gebrauchsleihe 1 598—606. Gebrauchsmuster, Anmeldung beim Pa­ tentamt 402, 3; Begriff 401; Dauer des Schutzes 40 8; Eintragung in die Rolle für G. 40 3; Löschung der Eintragung 40 6, 8.

Gebrauchsmusterrolle 40 3. Gebrauchsmusterschutzgesetz 40. Gebrechliche, Pflegschaft 1 1910. Gebühren für amtsrichterliche Straf­ befehle 65 63, 66; bei Anerkenntnis 65 21, 22, 23, 101; bei Arrest 65 26, 35, 68 28, 36; im Aufgebots­ verfahren 65 44, 68 40; bei Be­ rufung 65 26, 49, 65, 66, 76, 68 52, 66, 68, 71; in der Beschwerdeinstanz 65 45, 57, 66, 76, 68 41, 58; für Besitzentsetzungen durch den Gerichts­ vollzieher 66 8; bei Beweisauf­ nahmen 65 18, 22, 22 a, 36, 49, 67, 70, 71, 68 13, 20, 23—25, 29, 43, 45; in bürgerlichen Rechtsstreitig­ keiten 65 8—49, 81, 68 9-52; im Disziplinarverfahren 68 91; für Ein­ tragungen in die Eintragsrolle (LitUG.) 33 58; bei einstweiligen Ver­ fügungen 65 26, 35, 68 28, 36; bei Einspruch 65 26, 32, 76, 68 27; in Ehesachen 65 20; im ehrengericht­ lichen Verfahren 68 91; bei Ent­

mündigung 65 20, 34; für Ent­ scheidungen 65 18, 23, 24, 78, 100; für Ersuchungsschreiben im Ausland 57 4; für Gebrauchsmuster 40 2,8; für Gelderhebung u. -ablieferung 68 87; der Gerichtsvollzieher 66; in Ge­ werbegerichtsprozessen 54 58; für Gnadengesuche 68 68; für Gutachten 67 3, 4, 68 88; im Kindschaftspro;essen 65 20; im Konkursverfahren 65 50—58, 82, 68 53—62; in Kon­ sulargerichtsbarkeitssachen 63 73—76; im Kostenfestsetzungsverfahren 65 38, 39; im Mahnverfahren 65 37, 68 38; für Muster u. Modelle 37 12; bei Nebenintervention 65 27, 68 51; im Offenbarungseidsverfahren 65 43, 56; für Patente 38 8, 24, 26, 28, 68 91; irrt Privatklageverfahren 65 70—73, 83; für Prozeßführung 68 13, 14, 19-26, 29, 43-52; bei pro­ zeßhindernden Einreden 65 26; für Prüfungsterntine 65 54; für einen Rat des RA. 68 47; der Rechts­ anwälte 68; im Rechtsmittelverfahren 65 26, 68 69; bei Reichsschuldbuch­ eintragungen 24 25; bei Revision 65 26, 49, 65, 66, 76, 68 52, 66, 68 71; der Sachverständigen 67; irrt schiedsrichterlichen Verfahren 65 34, 68 91; bei Schiedsspruchanfechtungen 65 26; für Schriftsätze 68 46; bei Seeunfalluntersuchungen 68 91; für Standesregisterauszüge 61 16; in Strafsachen 65 59—78, 68 63—75; für Sühnetermine 65 41, 68 37; bei Todeserklärungsanfechtung 65 20; tut Urkundenprozeß 65 25, 33, 68 19; bei Urteilsergänzung 65 28; bei Ver­ gleichen 65 22, 41, 101, 68 13, 20, 23—25, 29; für Verhaftungen einer Person 66 9; für Verhandlungen 65 18-21, 25, 26, 27, 29, 49, 68 13 15-17, 19, 20, 22—25, 29, 42, 43; für Versäumnisurteile 65 26, 32; für Verteidigung in Strafsachen 68 63 —72; im Berteilungsverfahren 65 42, 68 39, 56; für Versteigerungen 66 7; bei Verzicht 65 21, 22, 23, 101; für Vollstreckungsbefehle 65 37; für Warenzeichen 41 2, 8; im Wech­ selprozeß 65 25, 33, 68 19; für Wegnahme von Sachen 66 6; bei Wiederaufnahme des Verfahrens 65 26, 58, 66, 67, 76, 68 68; bei Wiedereinsetzung in den vorigen Stand 65 26, 66; für Zah­ lungsbefehle 65 37; der Zeugen 66 15, 67; bei Zurücknahme von Klagen u. Anträgen 65 46; für Zustellungen

die anderen auf Paragraphen und Artikel.

57 2, 65 40, 66 2, 3; für Zwangs­ vergleich 65 51, 68 56, 59; für Zwangsverwaltung ob. -Versteigerung 65 55; für Zwangsvollstreckung 65 26, 27, 35, 37, 38, 55, 66 4—12. Gebühren, Erlöschen der Zahlungsveroflichtung 65 87; Fälligkeit 65 93 -97, 66 20, 68 85; Mindestbetrag 65 7, 68 8; Schuldner 65 86, 89, 66 19; Vorschuß 65 81, 66 18, 6884. Gebührensreiheit von Verhandlungen li. Entscheidungen 65 6, 47; des Reiches u. der Bundesstaaten 65 98; im Verfahren vor dem Reichsgericht 65 98 Fußnote. Gebührenordnung für Gerichtsvollzie­ her 66; für Rechtsanwälte 68; für Zeugen- u. Sachverständige 67. Geburten, Beurkundung 61 1, 17—27, 61—64, 62 11. Geburtsregister 61 1, 12, 22; 62 2, 11. Gefahr bei Annahmeverzug 1 300; bei Dienstmiete 1 616; beim Erbschafts­ kauf 1 2380; bei gegenseitigem Ver­ trag 1 323; bei Geldsendungen 1 270; bei der Hinterlegung 1 379; beim Kauf 1 446, 447; bei der Pacht 1 588; beim Rücktritt 1 350, 351; bei unerlaubter Entziehung einer Sache 1 848; bei Versendung 1 447; bei Vorlegung von Sachen 1 811; beim Werkvertrag 1 644; bei der Zwangsversteigerung 49 56. Gegenseitiger Vertrag 1 320-327; 51 17. Gegenvormund 1 1792. — Sachsen: 79 126. Gehalt s. Diensteinkommen. Geheimer Vorbehalt 1 116. Geisteskranke, Entmündigung 1 6, 2 155, 47 645—663; Geschäftsunfähig­ keit 1 104. Geisteskrankheit, Scheidungsgrund 1 1478, 1569, 1583, 47 623. Geistesschwache, Entmündigung 1 6, 47 645-663; (beschränkte) Geschäfts­ fähigkeit 1 114. Geistesstörung bei unerlaubten Hand­ lungen 1 827; Nichtigkeit der in G. geschlossenen Ehe 1 1325. Geistliche als Vormünder 72 40. Geistliche Gerichtsbarkeit 43 15; 61 76. Geldforderungen, Verwertung der ge>. pfändeten G. 47 835—844 (Ueberweisung z. Einziehung ob. an Zahlungs Statt); Zwangsvollstreckung in G.47 828—45, 850,851,853, 856; Zwangs­ vollstreckung wegen G. 47 803—882. Geldwechslergeschäfte im Handelsge­ werbe 8 1.

Geldwucher 2 47 Anm. 1 (§ 302 a). Gelegenheilsgeschenke, gebräuchliche 51 32, 53 3; f. auch 1 534, 814, 1446, 1641, 1804, 2113, 2205, 2330. Gemeindegerichte 43 14. Gemeinden, allg. Gerichtsstand 47 17. — Sachsen: Konkurs über das Vermögen von G. 83 4; Pfandleihanstalten der G. 88 18; Zwangsvollstreckung gegen G. 83 1—3. Gemeindevorsteher, vorläufige Entschei­ dung dess. in Gewerbegerichtssachen 54 76—80; in Kaufmannsgerichts­ sachen 55 19. Gemeindewaisenrat, Anzeigepflicht 1 1675, 59 49; Mitwirkung bei der Vormundschaft 1 1849—1851. — Sachsen: 72 41; Wahl u. Zusammen­ setzung 73 38—47. Gemeinheilsteilung 2 113. Gemeinschaft nach Bruchteilen 1 741— 758; G. im Konkurs 51 16, 51; Uebergangsvorschrift 2 173. Gemeinschaftliches Testament 1 2265 2273. Gemeinschnldner, Beschränkungen dess. 51 6, 7; Unterhalt dess. 51 58, 60,129, 132. Genehmigung von Rechtsgeschäften 1 182—185. Generalakten für das Grundbuchwesen 74 25. Genossenschaften (Erwerbsund Wirtschafts-Gen.) : Abänderung des Statuts 11 16; Anfechtung von Generalversammlungsbeschlüssen 11 51; Arten 11 2; Auflösung 11 78 —93, spez. bei Gen. mit unbeschr. Haftpfl. 121; Aufsichtsrat 11 9, 36 —41; Ausdehnung des Geschäfts­ betriebs 11 8: Ausscheiden einzelner Genossen 11 65—77; Begriff 11 1; Beitrittserklärung 11 15, spez. bei Gen. mit unbeschr. Haftpfl. 120, mit unbeschr. Nachschußpfl. 127; Bevoll­ mächtigte 11 42; Errichtung 11 1— 16; Firma 11 3; Generalversamm­ lung 11 43—50; Geschäftsanteil 11 7 Ziff. 2, spez. bei Gen. mit un­ beschr. Haftpfl. 119, mit unbeschr. Nachschußpfl. 126, mit beschr. Haft­ pfl. 131, 134—139, Herabsetzung dess. 22; Geschäftsführung 11 24—51; Haftpflicht der Genossen 11 23, 105 —118, 122, 128, 141; Haftsumme 11 2, 131—133; Haftung des Aufsichtsrats 11 41; Haftung der Li­ quidatoren 11 90; Haftung des VorI standes. 11 34; Jahresbilanz 11 33, I 91; juristische Persönlichkeit 11 17; Konkursverfahren 11 98—118, spez.

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze,

bei Gen. mit unbeschr. Haftpfl. 122 —125, mit unbeschr. Nachschußpfl. 128—130, mit beschr. Haftpfl. 140 —142; Liquidation 11 83—93; Li­ quidationsbilanz 11 89, 91; Liste der Genossen 11 15, 70; Nachschuß­ berechnung 11 114; Nachschußpflicht im Konkurs 11 105 ff.; Nichtigkeit 11 94—97, 59 147; Ordnungsstrafen 11 160; Protokollbuch 11 47; Rechts­ verhältnisse der Genossenschaft u. der Genossen 11 17—23; Revision 11 53—64; Revisionsverband 11 55— 57; Statut 11 5—8; Strafbestim­ mungen 11 146—154; Tod eines Ge­ nossen 11 77; Umwandlung von Genossensch. 11 143—145; Verjährung von Ansprüchen 11 41, 74, 99, 123; Veröffentlichung des Statuts 11 12; Verteilung des Vermögens 11 90— 92; Vertretung 11 24—51; Vorschuß­ berechnung 11 106 ff.; Vorstand 11 9, 24-35; Zahl der Genossen 11 4, 80. Genossenschaftsgesetz 11; Abänderungen

9 10; 59 187. Genossenschaftsregister 11 10, 156, 157; 59 147. — Sachsen: 75 59, 76 9, 79 31. Genossenschaftsverbände zur Bestellung eines Revisors 11 54—61, 150. Gerichte, Beschlüsse 47 329; besondere G. 43 14, 44 3; ordentliche G. 43 12, 13; örtliche Zuständigkeit (Ge­ richtsstand) 47 12-37, 59 3—5; Pro­ zeßleitende Tätigkeit 47 141—157; sachliche Zuständigkeit 47 1—11; Un­ abhängigkeit 43 1; Vereinbarung über die Zuständigkeit 47 38—40. Gerichtliche Verfügungen in Angelegen­ heiten der freiw. Gerichtsbarkeit 59 16, 18, 32. Gerichtsämter, Aufhebung 69 1, 13. Gerichtsbarkeit, freiwillige 59; streitige

43 12—21. — Sachsen: Ges. über die Zuständigkeit der Gerichte in Sachen der nichtstreitigen Gerichtsbarkeit 69. Gerichtsferien 43 201—204; 59 10.

Gerichtskostengesetz 65. Gerichtspersonen, Ausschließung u. Ab­ lehnung 47 41—49; 54 29; 59 6. Gerichtsschreiber, Ausschließung u. Ab­ lehnung 47 49; der Konsulargerichte 63 16; Kostenpflichtigkeit 47 102. — Sachsen: Beauftragung in Angel, der freiw. Ger. 79 39; als Zustellungsvertretet im Zwangsverst.-Verfahren 82 1.

Gerichtsschreiberei 43 154; beim Ge­ werbegericht 54 25.

Gerichtssprache 43 186-193; 59 8. Gerichtsstand 47 12—37; der einem Bundesstaat nicht angehörigen Deut­ schen 47 15 Fußnote 1; Bestimmung durch das nächst höhere Gericht 47 36, 37; dinglicher 47 24—26; Par­ teivereinbarung 43 38—40. Gerichtsverfassung 43; in den Konsu­ largerichtsbezirken 63 4—18; in den Schutzgebieten 64 2. Gerichtsverfassungsgesetz 43; Abände­ rungen 43 Eingangsnote; Anwen­ dungsgebiet 44 2; Einführungsgesetz 44 (Abänderungen dess. 44 Eingangs­ note); Inkrafttreten 2 1, 44 1. — Sachsen: AusfGes. 69. Gerichtsvollzieher, Bestellung u. Zu­ ständigkeit 43 155, 156; Gebühren­ ordnung für G. 66; der Konsular­ gerichte 63 16; Kostenpflichtigkeit 47 102; G. in Rechtshilfesachen 43 162; Tätigkeit bei der Zwangsvollstreckung 47 753—763; Zustellungen 47 166—

192. — Sachsen: Beauftragung in Angel, der freiw. Ger. 79 39. Geringstes Gebot bei Zwangsversteige­ rungen 49 44—65; 50 8, 9. — Sachsen: 81 5, 33. Gesamtgläubiger 1 428—432. Gesamtgut der allg. Gütergemeinschaft 1 1438ff.; der Errungenschafts-G. 1 1519; der Fahrnisgemeinschaft 1 1550; der fortgesetzten G.-G. 1 1485 ff.; keine Pfändung der Anteile am G. 47 860; Zwangsvollstreckung in das G. 47 740—745; Konkurs über das Gesamtgut 51 236; Zuge­ hörigkeit zur Masse 51 2. Gesamtgntsverbindlichkeiten 1 1459 ff. (allgem. Gütergemeinschaft), 1488 f. (fortgesetzte G.-G.), 1530 ff. (Errun­ genschafts-G.). Gesamthypothek 1 1172—1176, 1181, 1182; Begriff 1 1132; G. bei der Zwangsversteigerung 49 50, 59, 63, 64, 112, 122, 123. Gesamtnachfolge 1 1922. Gesamtprokura 8 48. Gesamtschuldner 1 421—427, 431. Geschäftsbesorgung gegen Entgelt 1 675. Geschäftsfähigkeit 1 104-115; inter­ nationales Privatrecht 2 7. — Sachsen: bei Beurkundung eines Rechtsgeschäftes 79 49. Geschäftsführung ohne Auftrag 1 677. Geschäftsgeheimnisse, Mitteilung 42 17 —20. Geschäftsherr, Schadenshaftung 1 831.

die anderen auf Paragraphen und Artikel.

Geschäftsordnung des Reichsgerichts 45. Geschäftsverbindung, Vertragsabschluß bei G. 1 151, 8 362.

Geschäftsunfähige 1 104; Nichtigkeit der von ihnen geschlossenen Ehe 1 1325; Nichtigkeit ihrer Willenserklärungen 1 105; Willenserklärung gegenüber G. 1 131. Geschworene, Abstimmung 43 199, 200; Auswahl u. Auslosung 43 85 —95. — Sachsen 61) 24. Geschworenenamt ein Ehrenamt 43 84. Gesellschaft des bürgerl. Rechts 1 705—740, 47 736; Pfändung der Bermögensanteile 47 859. — mit beschränkter Haftung, Gesetz 10: Abänderungen des Gesell­ schaftsvertrages 10 53—59; Amor­ tisation von Geschäftsanteilen 10 34; Anmeldungen -um Handelsregister 10 7—9, 12, 39, 54, 57, 59, 65, 67, 78-80; Auflösung 10 60—74; Auf­ sichtsrat 10 52; Beschlußfassung 10 47, 48; Bilanzaufstellung 10 41, 42, 71; Buchführungspflicht 10 41; Ein­ tragung 10 10—12; Einzahlungen auf die Stammeinlage 10 19—25; Errichtung 10 1—12; Firma 10 4; Geschäftsanteil 10 14—18; Geschäfts­ führung 10 6, 35—52; Gesell­ schaftsvertrag 10 2 (Form), 3 (In­ halt) ; Haftung des ausgeschlossenen Gesellschafters 10 22; Haftung der Geschäftsführer 10 43; Haftung für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft 10 13; Handelsgesellschaft 10 13; Jllationen 10 5, 56; juristische Per­ sönlichkeit 10 13; Konkurs 10 60 Z. 4, 63, 64; Liquidation 10 66— 74; Nachschußpflicht 10 26- 28; Nich­ tigkeit 10 75—77; Pflichten der Ge­ schäftsführer 10 37, 41; Rechte der Gesellschafter 10 45, 46; Rechtsver­ hältnis der Gesellschaft und der Ge­ sellschafter 10 13—34; Sperrjahr 10 73; Stammeinlage 10 3, 5; Stamm­ kapital 10 3, 5, (Erhöhung dess. 55 —57, Herabsetzung dess. 58); Straf­ bestimmungen 10 82—84; Umwand­ lung einer Aktien-Oes. in eine G. m. b. H. 10 80, 81; Verjährung von Ansprüchen 10 9, 31, 43; Ver­ sammlung der Gesellschafter 10 48 —51; Verteilung des Gesellschafts­ vermögens 10 72, 73; Vertretung 10 35—52, 58 33; Zeichnung d. Ge­ schäftsführer 10 35; Zeichnung der Liquidatoren 10 68. Gesellschaftsvermögen, Begriff 1 718. Gesetzliche Erbfolge 1 1924-1936.

Gesinde, Gerichtsstand 47 20. Gesinderecht 2 95. — Sachsen: revidierte Gesindeordnung 71: Abschluß des Gesindevertrags 71 17; Abspenstigmachung des Gesindes 71 28; Antrittszeit 71 18; Anwendbarkeit der RevGesO. 71 1, 4; Aufhebung des Ge­ sindevertrags u. deren Folgen 71 66— 98; Begriff des Gesindevertrags 71 2; Dauer der Mietzeit 71 19; Eingehung des Dienstvertrages 71 5—29; Erfüllung des Vertrages u. Weigerung 71 20—26; gleichzeitiges Vermieten bei mehreren Dienstherrschaften 71 27; Pflichten der Dienstherrschaften 71 47—65; Pflichten des Gesindes 71 30—46; Polizeiliche Vorschriften (Dienstbuch, Dienstzeugnis) 71 99—110; Unverbindlichkeit zu früh abgeschlossener Verträge 71 3; Verfahren in Gesindesachen 71 111—113.

Gesinderegister 71 99. Geständnis, fingiertes 47 138; gericht­ liches 47 288—290, 532. Gewährfristen beim Viehkaufe 1 482 ff. — Kaiserl. Verordnung hierüber 1 482 Fußnote 1. Gewährleistung, Ausschluß der Gewähr­ pflicht bei öffentl. Versteigerung 1 461, 43 806, 49 56; beim Erbschafts­ kauf 1 2376; beim Kauf wegen Män­ gel im Rechte 1 433—443; wegen Mängel der Sache 1 459—493; beim Viehhandel 1 481—493. Gewerbebetriebe s. Einwirkung von G. Gewerbegerichte 43 14; Amtsenthebung u. Amtsentsetzung der Mitglieder 54 21; Anträge der G. 54 75; Aus­ schüsse 54 75; Beeidigung der Mit­ glieder 54 22; Beisitzer 54 10, 11, 13, 20, 21—23, 53, 54; Besetzung 54 10, 24; Einigungsämter 54 62— 74; Errichtung 54 1, 2; für die Berg­ werke, Salinen usw. 54 82; gemeiusame 54 1 Abs. 3; Gutachten ders. 54 75; Kammern 54 10; Kosten der Einrichtung 54 9; Kosten des Ver­ fahrens 54 58—60; Termine 54 35 —37, 40, 42; Verfahren 54 26—61; Verhandlung 54 42; Voraussetzungen der Mitgliedschaft 54 11; Vorsitzender 54 10, 12, 42, 53, 54; Wahlen der Mitglieder 54 13—15, 17, 18; Zu­ ständigkeit 54 4—8, 27, 28; Zustel­ lungen 54 32—35.

Gewerbegerichtsgesetz 54. Gewerbekammmer als Organ des Handels­ standes 77 1 ff. Gewerbeordnung, Aenderungen durch das EG. BGB. 2 36; durch das EG. HGB. 9 9; durch die Wuchergeseh-

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze,

Novelle 2 47 Anm. 1 (Fußnote zu Art. 4). — Sachsen: Ausdehnung des § 26 auf Eisenbahn-, Dampfschiffahrts- re. Unter­ nehmungen 72 28; Änderung der Ausf. VO. 73 55. Gewerkschaften, Gerichtsstand 47 17. Gewinnanteilscheine 1 234, 799, 801, 804, 805, 1081, 1296, 1814, 1818; 2 174—176.

Giro 12 9. Glaubhaftmachung 47 294; 59 15. Gläubiger, Mehrheit von Gläubigern u. Schuldnern 1 420—432; Verpflich­ tung des Schuldners zur Leistung an den Gl. 1 241—292; Verzug des Gl. 1 293-304. Gläubigerausschutz im Konkurse: Be­ stellung u. Befugnisse 51 87-94, 100, 110; Befugnisse hinsichtlich der Verwaltung u. Verwertung der Tei­ lungsmasse 51 123, 129—137, Hin­ sicht. der Verteilung der Masse 51 150, 159, Hinsicht, eines ZwangSvergleichs 51 176—180, 184.

Gläubigerversammlung im Konkurse 51 80, 84, 86, 87, 91, 92; Berufung 51 93; Beschlußfassung u. Abstim­ mung 51 94—99; Genehmigung zu Maßnahmen des Konkursverwalters 51 134—139. Goldmünzen 26 2—5; Passiergewicht 26 11; Sollgewicht 26 3, 4.

Goldwährung 26 1. Gouvernementsfahrzeuge der Schutzge­ biete, Flaggenrecht (VO.) 19 26 Fuß­ note 1. Gräberei (Grube) 3 2. Grenzverhältnisse bei Grundstücken 1 919—924. Grundakten für die Grundbuchblätter 74 16—24, 114. Grundbuch, Anlegung 2 186, 58 82; Berichtigung 1 894 ff., 1138, 1155, 1157, 1263, 49 130, 58 14, 22; Be­ rücksichtigung der Grundbucheinträge bei der Zwangsversteigerung 49 9, 17, 34, 37 Nr. 4, 45, 114; beson­ dere Gr. 58 85, 87—89; Einrich­ tung 58 2, 3; Einsichtnahme 58 11, 93; Eintragungen 58 13—55, 91; Eintragung der Konkurseröffnung u. des allgem. Veräußerungsverbots 58 113—116; Eintragung des Zwangs­ versteigerungsvermerks 49 19; Ein­ tragungsbewilligung 58 22, 28, 29; Führung 58 1—4; Löschungen 58 23 —25, 27, 47, 54; öffentlicher Glaube 1 892 ff., 1138 ff., 2 61, 118, 168, 187, 188, 47 266, 325, 898, 51 7,

15, 42; Unrichtigkeit 58 54; Ver­ merk über Erteilung von Hypothe­ kenbriefen 58 68, 70; Wiederherstel­ lung zerstörter Gr. 58 92. — Sachsen; allgem. Vorschriften hier­ über 74 1—34; Abschriften 74 30; An­ träge in Grundbuchsachen (Ueberg.Vorschr.) 79 125; Einsichtnahme 74 27 —29; Eintragungen 74 44—97; Löschung der Anwartseigenschaft eines Grund­ stücks 84 96; Gr.-Sperrung 79 120; Verfahren bei Eintragungen 74 98—135; Zuständigkeitsvorschriften 78 19—30. Grundbuchamt, Aufbewahrung der Ur­ kunden 58 9; Beschwerde gegen die Entscheidungen dess. 58 71—81, 100, 102; Führung her Grundbücher 58 1. Grundbuchbezirke 58 2, 72, 82, 85. — Sachsen: 74 3.

Grundbuchblatt 58, 3, 4, 7, 28, 86 —91; Angabe der Nummer im Hy­ pothekenbrief 58 57. — Sachsen: 74 6; Abteilungen 74 36, 37, 39, 44 ff.; Anlegung von Gr. für noch nicht eingetragene Grundstücke 74 156—174; Einrichtung des Gr. 74 35— 43; Führung 74 1 ff., 176 mit Anlage G.; Gr. für Rechte 74 153—155; Schließung von Gr. 74 151, 152; Um­ schreibung 74 175; Grundbuchordnung 58; Inkrafttreten 2

1, 58 82. — Sachsen: Ausf.-Verordnnng 74. Grunddienstbarkeiten 1 1018 —1029; Streitwert 47 7; Uebergangsvorschriften 2 184, 187, 191; Vorbe­ halt zugunsten der Landesgesetzgebung

2 115. — Sachsen: bei Zwangsversteigerung 81 7. Grundschuld 1 1177/1191-1198; Gr.Briefe 58 69, 70, 97; EigentümerGr. 11196; Eintragung in das Grund­ buch 58 26, 43, 51, 54, 65; Ein­ tragung neuer Gläubiger 58 37, 38; bei der Zwangsversteigerung 49 50, 53, 54, 64, 67, 126, 127, 131, 136, 158; Uebergangsvorschrift 2 195. — Sachsen: 72 33; Eintragung in das Grundbuch 74 58, 62 ff., 89, 90, 94, 109, 110, 112, 113, 149; Mündelsicher­ heit 78 3. Grundstücke, Ab- bzw. Zuschreibung im Grundbuch 58 5, 6, 96; Allg. Vor­ schriften über Rechte an Gr. 1 873 —902; Beleihung durch Hypotheken­ banken 21 11 ff.; Beleihung durch die Lebensversicherungsgesellschaften 31 60; Eigentumsübertragung an einem Gr. 1 313, 2 142, 63 78 Fußnote 1 Art. 2; Erwerb und Verlust des

die anderen auf Paragraphen und Artikel. Eigentums am Gr. 1 925—928; Uebergangsvorschriften 2 189; Ver­ tretung aufgegebener im Prozesse 47 58; Vorbehalte zugunsten der Landes­ gesetzgebung 2 115 — 124, 126 ff.; Zwangsversteigerung u. Zwangsver­ waltung 49 1 — 161, 172 — 184; Zwangsvollstreckung 47 864—869. — Sachsen: Ab- bzw. Zuschreibung im Grundbuch 74 7—11, 15, 51,52; amt­ liche Verzeichnisse ders. 74 4; Anlegung von Grundbuchblättern für noch nicht eingetragene Gr. 74 156—174; Hinzuschlagung 72 7—12, 73 13—18; Mit­ belastung 74 85—87; unbefugtes Be­ treten 86 18—20; Verfahren bei der freiw. Versteigerung von Gr. u. Rechten 80 31—39; Zwangsversteigerung auf Antrag der Baupolizeibehörde 81 30— 35; Zwangsversteigerung eines durch Brand beschädigten Gr. 81 6, 23, 82 6. Grundstücks gleiche Rechte, Eintragung 79 29. Grundstücksschätzer 2 79. Guter Glaube des Baugeldgebers 6 34; des Bauherrn 6 19; des Erwerbers: 1 932 (Begriff bei Fahrnis), 1 932— 936 (Eigentumserwerb an bewegt. Sa­ chen), 1937,945 (Ersitzung), 1955,957 (Fruchterwerb), 1 926 (Erwerb von Grundstückszubehör), 8 366,367 (Han­ delsgeschäfte), 1 1207 (Pfandbestel­ lung), 1 1244 (Pfandveräußerung), 1 892 f. (Erwerb von Rechten an Grundstücken), 1 1262 (Schiffspfand). Gütergemeinschaft, allgemeine 1 1437 —1518. Güterrecht s. Eheliches Güterrecht. Güterrechtsregister 1 1558—1563, 59 161, 162; des für den Ort einer Handelsniederlassung zuständigen Ge­ richts 9 4. — Sachsen: 75 44—49, 54—58. Gütertrennung 1 1426 — 1431, 1436, 1587; Nachweis 58 34. Güterversicherung (beim Transport zu Land oder auf Binnengewässern): Aenderung der Beförderungsart 32 137; Anzeige von Unfällen 32 146; Dauer 32 134; Haftung des Versiche­ rers 32 129—131, 133, 144; Ver­ sicherungswert der Güter 32 140. Güterzertrümmerung 2 119. Gute Sitten, Rechtsgeschäfte gegen diese 1 138, 817, 826. Gutsübernahme 1 330; s. auch Altenteil.

H. Haager Prozetzabkommen 56; Bekannt­ machungen des Reichskanzlers hiezu Jaeger, Reichszivilgcsetze. 3. Aufl. (Sachsen).

56 Eingangsnote; Einführungsgesetz 57; Dauer 56 29. Haft des Gemeinschuldners 51 101, 106; zur Erzwingung des Offen­ barungseides 47 901—915. Haftpflicht beim Betriebe eines Berg­ werks, Steinbruchs, einer Gräberei, einer Fabrik 3 2ff.; einer Eisenbahn 3 Iff.; eines Kraftfahrzeuges 4 7— 20. Haftpflichtgesetz 3; Aenderungen 2 42. Haftpflichtversicherung 32 149 — 158; Anzeige des Versicherungsfalls 32 153; Kündigung nach dem Versiche­ rungsfall 32 158; Leistungen des Versicherers 32 149; Umfang 32 150; Unmittelbare Leistung an den Dritten 32 156. Haftung des Akzeptanten (eines Wech­ sels) 12 18 ff., 29, 73, 81, 83; der Anteilseigner bei der Reichsbank 20 23; des Ausstellers eines Wechsels 12 8, 83; der Beamten 1 839, 841; des Besitzers 1 987 ff.; der Ehegat­ ten 1 1359; des Ehrenakzeptanten 12 60; für Einlösung des Schecks 14 15; für Einsturz eines Gebäudes 1 836—838; der Eisenbahn bei Güter­ beförderungen 8 456—471; des Ei­ senbahnunternehmers 2 105; für Ent­ richtung des Wechselstempels 13 5, 12, 13; des Erben 1 1967 —1969 (Umfang), 1975—1992 (beschränkte H.), 2005—2013 (unbeschr. H.), 8 27 (für die Geschäftsverbindlichkeilen des Erblassers); des Erbschaftsbesitzers 1 2023—2025; des Erbschaftskäufers für die Nachlaßverbindlichkeiten 1 2382 ff.; des Erwerbers eines Han­ delsgeschäfts 8 25; des Familienrats 1 1872; des Finders 1 968; des Floßeigentümers 18 22, 23; des Floßführers 18 2, 5; des Fracht­ führers 8 429, 442, bei der Binnen­ schiffahrt 17 44, 58—62, 73—77; des Gastwirts 1 701 ff.; für Gebühren 65 86, 88, 89, 91, 68 3; des Geschäfts­ führers 1 680; d?s Geschäftsherrn 1 831; des Gesellschafters 1 708; aus Handelsgeschäften 8 347; des Han­ delsmäklers 8 98; des Indossanten 12 14; des Konkursverwalters 51 82; des Meistbietenden 47 817; der Post 28 6—15, 48; der Postverwaltung bei Wechsel- u. Scheckprotesten 12 Ein­ gangsnote § 4; der Prospekteinreicher (behufs Zulassung von Wertpapieren zum Börsenhandel) 25 45—49; für Prozeßkosten 47 100; des Reichs für seine Beamten 7; der Reichsschulden112

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze, Verwaltung 24 27; des Reeders 8 485—488, 771—775; des Reeders für Verschulden der Schiffsbesatzung 8 485, 486, 734, 9 7; des Schenkers 1 521; des Schiffers 8 511, 512, 17 7, 9; des Schiffseigners 17 3—5, 112—115; des Schuldners 1 276278 (im allg.); des Spediteurs 8 408; des Staates für seine Beamten 2 77, 58 12; des Tierhalters 1 833; für unerlaubte Handlungen 1 823— 853; des Vaters 1 1664; des Ver­ frachters 8 559, 606, 607, 652—657; des Verleihers 1 599; bei Versiche­ rung 32 50, 82—84, 95, 108, 112, 116, 119, 127, 129—132, 149; deS Versicherers bei der Seeversicherung 8 787, 792, 814, 816, 817, 820ff.; der Versicherungsvereine auf Gegen­ seitigkeit 31 19; des Verwahrers 1 690; des Verwalters bei der Zwangs­ verwaltung 49 154; des Vorerben 1 2131; des Vormundes 1 1833; des Vormundschaftsrichters 1 1674,1848; der Vorstands- und Aufsichtsratsmit­ glieder einer Kommanditgesellschaft auf Aktien 8 334; s. a. unter Ak­ tiengesellschaft, Genossenschaften, G. m. b. H., Kommanditgesellschaft, Of­ fene Handelsgesellschaft. — Sachsen: Anderer für Forst- und Feldvergehen 86 47—50, 64—67; der Dienstherrschaft für Handlungen des Ge­ sindes 71 65; der Jagdgenossenschaft für Wildschaden 70 2, 4; des Pfandes 88 6; der Tierhalter für Ersatzgeld 86 38; für wahrheitswidrige Dienstzeugnisse 71 107. Hagelversicherung 32 108—115; An­ zeige des Versicherungsfalls 32 110; Haftung des Versicherers 32 108, 112; Kündigung 32 113, 114. Handelsbücher 8 38—47; Abschluß durch den Gerichtsschreiber im Konkurs 51 122; Aufbewahrung 8 44; Führung 8 43; Inhalt 8 38; bei Kleingewerbe 8 4; Kopie 8 38; Vorlegung bei Gericht 8 45—47. Handelsfirma 8 17—37, siehe Firma. Handesgerichte, Aufhebung 69 1, 13. Handelsgeschäfte 8 343-473; Abschluß durch Stillschweigen bei Geschäfts­ verbindung 8 362; allgemeine Vor­ schriften 8 343—372; Begriff 8 343; einseitige 8 345; Gewohnheiten u. Ge­ bräuche 8 346; Haftung aus Han­ delsgeschäften 8 347; Leistungszeit 8 358, 359; Präsumption 8 344; Zin­ sen 8 352, 363.

Handelsgesellschaften 8 105—342;

in Konsulgrgerichtsbezirken 63 32; Kon­ kurs 51 209 ff. Handelsgesetzbuch 8, Einführungsgesetz hiezu 9; Inkrafttreten 9 1. — Sachsen: AusfVO. 76.

Handelsgewerbe, Begriff 8 1—5. Handelsgewohnheitsrecht 8 346; 63 40. Handelsgut mittlerer Art u. Güte 8 360. Handelskammer als Organ des Handels­ standes 76 4, 77 1 ff. Handelskauf 8 373—382; Annahmever­ zug des Käufers 8 373 ff.; Anzeige von Mängeln 8 377, 378; Aufbe­ wahrung der Ware 8 379; Berech­ nung des Kaufpreises 8 380; Be­ stimmung des Käufers bzgl. der Ware 8 375; Taragewicht 8 380; Unter­ suchung der Ware 8 377, 378. Handelsmäkler 8 93—104; Annahme von Leistungen 8 97; Aufbewahrung von Warenproben 8 96; Begriff 8 93; Haftung 8 98; Handelsgewerbe 8 1; Kleinverkehr 8 104; Mäkler­ lohn 8 99; Pflichten 8 94—96, 100, 101; Schlußnote 8 94, 95; Tage­ buchführung, -aufbewahrung u. -Vor­ lage 8 100—102. — Sachsen: Anstellung 73 9. Handelsregister 8 8—16; Abschriften u. Auszüge 8 9; Anmeldung zur Ein­ tragung 8 12; Bekanntmachung der Eintragungen 8 10; Bescheinigungen 8 9; Einsicht 8 9; Eintragungen 8 9, 10, 12, 13, 189, 207, 323, 59 128—131, 141—147, auf Grund voll­ streckbarer Entscheidungen 8 16; Füh­ rung 8 8, 59 125; öffentlicher Glaube

8 15. — Sachsen: allg. Vorschr. hierüber 75 1—7,7931; Berichtigung 77 3; Durchsicht 77 5, 6; Einrichtung des Registerblattes 75 8—14; Eintragungen 74 15—25; Schließung und Umschreibung von Re­ gisterblättern 75 42, 43; unvollständige Anmeldung 76 9; Verfahren bei Ein­ tragungen 75 26—41 mit Anlage A. Handelsrichter 43 109—117. Handelssachen im Sinne des GBG. 43 101; im Sinne des Konsulargerichtsbarkeitsges. 63 40; freiwillige Ge­ richtsbarkeit 59 125—158. Handelsstand 8 1—104. Handlungen, Zwangvollstreckung zur Erwirkung von H. 47 887—889. Handlungsagenten 8 84—92; Abrech­ nung mit dem Geschäftsherrn 8 91; Annahme von Zahlungen 8 86; Aus­ lagen 8 90; Begriff 8 84; Geschäfts-

die anderen auf die Paragraphen und Artikel.

abschluß ohne Vollmacht 8 85; Han­ delsgewerbe 8 1; als Handlungsrei­ sende 8 87; Kündigung 8 92; Pflich­ ten 8 84; Provision 8 88, 89; Um­ fang der Vollmacht 8 86. Handlungsgehilfen 8 59—75; Begriff 8 59; Konventionalstrafe 8 75; Kon­ kurrenzklausel 8 74, 75; Konkurrenz­ verbot 8 60; Kündigung 8 66—72; Pflichten 8 59—61; Rechte 8 62— 65; Zeugnis 8 73. Handlungslehrlinge 8 76—82; Austritt aus der Lehre 8 78, 79; Besuch von Fortbildungsschulen 8 76 Note 1; Kündigung 8 77; Lehrzeit 8 77—79; Pflichten des Lehrherrn 8 76, 82; Probezeit 8 77; Zeugnis 8 80. Handlungsreisende 8 55. Handlungsvollmacht 8 54—58; Begriff u. Inhalt 8 54; H. der Handlungs­ reisenden 8 55; der Ladenangestell­ ten 8 56; Uebertragung 8 58; Zeich­ nung 8 57. Hauptintervention 47 64, 65. Hauptmängel beim Viehkaufe 1 482 ff. — Kaiserl. Verordnung hierüber 1 482 Fußnote 1. Hausgewerbetreibende, Begriff 54 5. Häuslerrecht 2 63. Häusliche Gemeinschaft beim Dienstver­ trag 1 617, 618 Ms. 2. Hausverfassungen, Giltigkeit 2 57,58, 61. Haverei 8 700—739; bei Bodmerei 8 690; Voraussetzung der Havereiver­ teilung 8 703—705. — besondere, Begriff 8 701; Fälle 8 707; Veräußerung der Ladung 8 732, 733; Verbodmung der Ladung 8 732, 733; Verpflichtungen des Ver­ sicherers bei Seeversicherung 8 845— 847. — große, Abschätzung des Schaden8 709; Begriff 8 700; Beitragser­ mittlung 8 717—724; Bestimmung der zu leistenden Vergütung 8 710 —715; dingliche Haftung der 'bei­ tragspflichtigen Güter 8 726; Dis­ pache, Dispacheure 8 706, 728, 729; Fälle 8 706; Ort der Schadensfest­ stellung u. -Verteilung 8 727; Pflich­ ten des Schiffers 8 728, 731; Rechte der Bergütungsberechtigten 8 725; Schadenberechnung 8 706, 708, 709; Verhältnis zur besonderen Haverei 8 704, 705; Verpflichtungen des Ver­ sicherers bei Seeversicherung 8 834 —838; Verschulden Dritter oder Be­ teiligter 8 702; Verteilung des ge­ samten Schadens auf Schiff, Fracht

u. Ladung 8 716—724; Wirkung bzgl. der Schiffsgläubiger 8 777. Haverei bei der Binnenschiff­ fahrt 17 78-91. — besondere 17 78, 80, 81. — große, Begriff 17 78; Dispache 17 84—88; Havereiverteilung 17 78 Abs. 2, 82 Ziff. 3, 86; Pfandrecht der Vergütungsberechtigten 17 89; Umfang 17 82, 84; Heer, aktives 2 44 Fußnote 4 (§38); freiw. Gerichtsbarkeit in dems. 60. Heimarbeiter, Begriff 54 5. Heimatlose 2 29. Heiraten, Beurkundung 61 1. Heiratsregister 1 1318, 1324; 61 1, 12, 54; 62 2, 9. Heiratsurkunde 62 9. Heiratsvermittler 1 656. Herausgabe des Ersatzes 1 281; eines Sachinbegriffs 1 260. hereditatis petitio s. Erbschaftsanspruch. Herrenloses Gut siehe Aneignung. Herstellung des ehel. Lebens 1 1353, 1567; Klage hierauf 47 606, 608, 612, 615, 617, 621, 888; Verurtei­ lung hiezu 47 888. Heuer, Berechnung von Bruchteilen d rs. 15 80; Bezüge des erkrank­ ten ob. verletzten Schiffsmannes 15 61—6’4; bei Entlassung des Schiffs­ mannes 15 71, 72; Erhöhung ders. 15 52; Fälligkeit der Forderungen bei Verschollenheit des Schiffes 15 53; Herabsetzung ders. 15 43; Höhe ders. 15 29; Zahlung ders. 15 44 —48. Heuerbuch 15 49. Heuerschein 15 27. Heuervertrag 15 27 ff.; Dauer 15 28; Endigung 15 69; Form 15 27; Rück­ tritt 15 32. Hilfsleistung in Seenot 8 740—753 s. Bergung. Hilfsgeschworene 43 89. Hilfslohn s. Bergelohn. H lfsrichter 43 10, 122; für das Reichs­ gericht 43 Eingangsnote Ziff. 8 Art. XII, 43 134. — Sachsen: 69 20, 79 2. Hilfsschöffen 43 42. Hinterlegung von Geld- u. Wertpa­ pieren zur Erfüllung von Leistun­ gen 1 372—386; durch einen Ge­ samtschuldner 1 422; zur Sicherheits­ leistung 1 232—235. — Sachsen: 72 4; Aufgebot der Be­ teiligten 79 111—118, 130, 80 70; zur Befreiung von einer Verbindlichkeit 79

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze, 103, 80 64, 65; Empfangsberechtigung 79 106—110; 130; für die Familien­ anwartschaft 84 27, 33; Hinterlegungs­ gesuche 80 63—65, 68; Hinterlegungs­ schein 80 66; von Geld 79 103, 104; von Wertpapieren 79 105, 130. Vinterlegungswesen 2 144—146; 6339. — Sachsen: Hinterlegungsstellen 79102; Ausf.-Ges 79; AusfVO. zu den Gesetzen über die Angel, der FG. u. des Hinter­ legungswesens 80. HiuzuMagnng ^on Grundstücken 72 7— Höchstbetragshypothek 1 1190. Holsteinisches Fürstenhaus, Neichsgesetz betr. die Rechtsstellung dess. 2 57 Anm. 1. Honorant, Honorat 12 56—65. Hypothek 1 1113—1190; Eintragung der H. bzw. H.-Uebertragung 58 26, 42, 44, 51, 54; Eintragung der H.Pfändung 47 830, 837; Löschung 58 27; Reichsges. betr. die Ueberleitung von Hypotheken des früheren Rechtes 2 192 Fußnote 1; Uebergangsvorschriften 2 192—194; siehe auch Bau-, Baugeld-, Eigentümer-, Gesamt-, Ma­ ximal-, Revenüen-, Sicherungshhpothek, Hypothekenbanken. — Sachsen: Eintragung in das Grund­ buch 74 58, 62 ff., 89, 90, 93, 94, 109, 110, 112, 113; Mündelsicherheit 78 3. Hypothekenbanken, Aufsicht, staatliche 21 3, 4; Begriff 21 1; Geschäfte ders. 21 5; Grundstücksbeleihungen 21 Uff.; Jahresbilanz 21 24-28; Konkurs 21 35; Kündigung der Hy­ pothek 21 18, 19; Uebergangsrecht 21 45—53; Unternehmer 21 2; Ver­ öffentlichungen 21 23. Hypothekenbankgesetz 21. Hypothekenbrief 1 1116, 58 56-70, 97; Teilhypothekenbrief 1 1152, 58 61. — Sachsen: 74 136—148, 150 mit An­ lage G.; Aufgebot 83 13. Hypothekendeckung 21 6, 10—12, 37. Hypothekenpfandbriese, Ausgabe 21 5, 7—9; Deckung für dies. 21 6, 10 —12; Kündigung 21 8; Vorrecht im Konkurs 52 17. Hypothekenregister 21 22, 30—32, 53.

I Jagdgenossenschaften, Gesetz den Ersatz von Wildschaden u. die Rechtsfähigkeit der I. betr. 70. Jagdpolizeiliche Zuwiderhandlungen 86 33, 34.

Jagdrecht 2 69. Jahr, Berechnung 1 189, 191. Jahresliste der Schöffen 43 36; der Geschworenen 43 90. Japaner in Schutzgebieten 64 4 Fuß­ note 2. Immission 1 906. Jmmobiliarfeuerversicherunaswesen, Reservatrecht Bayerns 31 125. impedimenta matrimonii s. EhehinderNisse. Indossament 12 9—17. Jnhabergrundschuld 1 1195. Jnhaberhypothek 1 1187 ff. Jnhaberpapiere 1 793—808,2102,63 34; Erwerb abhanden gekommener 1 935, 1006, 8 367; Nießbrauch 1 1081— 1084; Pfandrecht 1 1293 ff. Sachsen: Aufgebot von unvollkom­ menen I. 72 5, 83 11; Bekanntmachung des Verlustes 76 7; der Familienanwart­ schaft 84 33. — mit Prämien, Gesetz 27. Inkassogeschäft der Reichsbank 20 13 Bist 5. Jnnungseinigungsamt 54 74. Jnnungsschiedsgerichte 54 84, 86. Jnterimsscheine, Amortisation 8 227; Begriff 8 179; Betrag 8 180, 209; Kraftloserklärung verlorener ob. ver­ nichteter 8 228; Neuausstellung 8 229, 230; Nichtigkeit 8 209; Über­ tragung 8 224; Unterzeichnung 8181. Internationales Privatrecht 2 7—31; Haager Konvention 56; Wechselrecht 12 84-86. interusurium s. Zwischenzins. Intervention bei Wechseln 12 56—65. Jnvaliditätsversicherung 31 6. invecta et illata s. Eingebrachte Sachen. Inventar des Kaufmanns 8 39—41; Nachlaßinventar 1 1993, 2001-2010; der Strandämter 16 15. Jnventarerrichtung 1 1993 ff. Jnventarfrist 1 1994—2000, 2011, 2012; 59 77, 78. Inventurausverkauf 42 9. Inzidentfeststellungsklage 47 280. Irrtum bei der Eheschließung 1 1332, 1333, 1337, 1346; bei der Erbschafts­ annahme 1 1949; bei letztwilliger Verfügung 1 2078, 2080; bei Selbst­ hilfe 1 231; bei Willenserklärungen . 1 119 ff. judex ne eat ultra petita partium 47 308. Juristische Personen 1 21—89; Be­ schränkung der Zulässigkeit des Kon­ kurses 51 Eingangsnote Art. IV; Ein­ tragung ins Handelsregister 8 33—

die anderen auf Paragraphen und Artikel. 36; Erwerbsbeschränkungen 2 86; Gerichtsstand 47 17; Uebergangsvorschriften 2 163 ff.; als Urheber 33 3, 32, 36 5, 25; spez. Vereine 1 21— 79, Stiftungen 1 80—88, jur. Pers, des öffentl. Rechtes 1 89. — Sachsen: Eintragung ins Grundbuch 74 65.

Stellung der ehelichen K. 1 1616 —1698; rechtliche Stellung der Kin­ der aus nichtigen Ehen 1 1699— 1704, Uebergangsvorschrift 2 207; rechtliche Stellung der unehelichen K. 1 1705—1718, Uebergangsvor­ schrift 2 208; Rechtsstreitigkeiten betr. die Feststellung des Rechtsver­ hältnisses zwischen Eltern u. K. 47 640—644, 704; Rechtsverhältnis zwi­ K. schen den Eltern und dem (ehel.) Kammern für Handelssachen 43 67, Kinde im allg. 1 1616—1625, inter100—118; Abstimmung 43 199; Be­ nat. Privatrecht 2 19,20, Uebergangssetzung 43 109; Verweisung der Klage vorschriften 2 203—205; Zwangsvoll­ an die Zivilkammer 43 102—108 a; str. in das Kindsvermögen 47 746. Zuständigkeit 43 70, 71, 101. Kinematographische Wiedergabe von Kapitän (im Sinne der SeemO.), Be­ Werken der Literatur rc. 33 12 Z. 6, griff 15 2; Beurkundung seines To­ 14 Z. 5, 34 14, 18 Fußnote 1 § 1 des 15 65; dienstliche Stellung 15 3; Ziff. 6, 35 2, 36 15 a, 31, 32. Disziplinargewalt 15 84 ff.; DurchKirchenbaulast 2 132. suchungs- u. Festnahmerecht 15 127; Kirchenstühle 2 133. Fürsorge für dessen Nachlaß 15 65; Kirchliche Verpflichtungen in Ansehung Klagen gegen dens. 15 129—131; der Ehe 1 1588, 61 82. Pflichten 15 12; Sicherung des Be­ Klage, Erhebung 47 253, 263, 498; Un­ weises durch dens. bei strafbaren terbrechung der Verjährung durch Kl. Handlungen v. Schiffsleuten 15 126; 1 209—212; Zurücknahme 47 271. Strafvorschriften 15 111—115. — auf künftige Leistung, Zahlung, Kauf, allgemeine Vorschriften 1 433— Räumung 47 257—259. 458; auf Probe 1495, 496; nach Probe Klageänderung 47 264, 268—270, 527. 1 494, 496, 8 96; Vorkauf 1 504 Klagegrund 47 146, 253. —514; Wiederkauf 1 497—503. Klageschrift 47 253. Kauf bricht nicht Miete 1 571, 579. Kleinbahn, Güter- bzw. Personenbeför­ Kauffahrteischiffe, Begriff 19 1; Flag­ derung 8 473. genrecht 19. Kleingewerbe 8 4. Kaufmann, Begriff 8 1; K. minderen — Sachsen: 76 1. Rechts 8 4; Pflichten bei Aufbewah­ Kohlenbergbanrechte 79 124; Aufgebot zur rung fremder Wertpapiere 23 Iff. Ausschließung von Inhabern 83 17. Kaufmännische Verpflichtungsscheine, Kollation s. Ausgleichung. Stempelpflichtigkeit 13 27. Kolonialbeamte als Richter 64 2 Fuß­ Kaufmannsgerichte, Anträge ders. 55 note 2 §§ 48—51. 18; Ausschüsse 55 18; Beisitzer 55 Kolonialbeamtengesetz 64 2 Fußnote 2. 9, 10, 12; Besetzung 55 9; Eini­ Kolonialgesellschaften, deutsche, Beauf­ gungsamt 55 17; Errichtung 55 1, sichtigung 64 13; Befugnisse 64 11, 15 Äbs. 3; Gesellschaftsvertrag 64 2; gemeinsame 55 1 Abs. 3; Gut­ 11, 12. achten 55 18; Kammern 55 9; Ko­ sten der Einrichtung 55 8; Voraus­ Kommanditgesellschaft 8 161—177; An­ setzungen der Mitgliedschaft 55 10; meldung 8 162; Ausscheiden eines Vorsitzender 55 9, 11; Wahl der Mit­ Kommanditisten 8 162; Begriff 8 glieder 55 11—13; Zuständigkeit 55 161; Eintritt eines Kommanditisten 1, 3—5. 8 162, 173, 176; Firma 8 19; Ge­ schäftsbeginn vor Eintragung 8 176; Kaufmannsgerichtsgesetz 55. Kellerrechte 81 9. i Geschäftsführung 8 164; Gewinnj anteile 8 168; Haftung der Komman­ „Kennen müssen" 1 122 Abs. 2. Kinder, Annahme an Kindes Statt 1 ditisten 8 171, 173, 176; Haftung 1741-1772 s. a. Annahme; elter­ der Komplementäre 8 161; Herab­ liche Gewalt des Vaters 1 1627— setzung der Einlage 8 174; Konkurs 1683; Legitimation unehelicher Kin­ 51 209—212; Kontrollrecht der Kom­ der 1 1719—1740; keine Pfändung manditisten 8 166; Rechtsverhältnis des elterl. Nutznießungsrechts am der Gesellschafter unter einander 8 163—169; Tod eines Kommanditisten Vermögen des K. 47 862; rechtliche

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze,

8 177; Vertretung 8 170, 58 33; Zweck 8 161. Kommanditgesellschaft auf Aktien 8 320 — 334; Auflösung 8 330; Aufsichts­ rat 8 328; Begriff 8 320; Bilanz bei Umwandlung in eine Aktienges. 8 333, 334; Firma 8 19, 20; Gene­ ralversammlung 8 326, 327; Gesell­ schaftsvertrag 8 321, 322; Gewinn­ anteile 8 329; Gründer 8 321; Haf­ tung der Vorstands- u. Aufsichtsrats­ mitglieder 8 334; Kommanditist 8 320; Konkurrenzverbot für persönl. haftende Mitglieder 8 326; Konkurs 8 320, 51 209—212; Kündigung 8 330; Liquidation 8 331; Löschung im Handelsregister 59 144; Persönlich haftender Gesellschafter (Komplemen­ tär) 8 320, Obliegenheiten dess. 325; Stimmrecht 8 327; Umwandlung in eine Aktiengesellschaft 8 332—334; Zeichnungsschein 8 323; Uebergangsrecht 9 23. — Sachsen: Auflösung 79 32. Kommissare, staatliche, bei den Börsen 25 2, 11; bei den Hypothekenbanken 21 4 Abs. 3, 51, 53; bei den Privat­ versicherungsunternehmungen 81 71. Kommissionär, Anzeige der Kommis­ sionsausführung 8 405; Begriff 8 383; Delkredereprovision 8 394; Haf­ tung 8 390; Haftung für Dritte 8 394; Handelsgewerbe 8 1; Pfand­ recht 8 397, 443; Pflichten 8 384 ff., 401; Provision 8 396,403,23 6; Rechte 8389, 393 Abs. 2, 396; Schadensersatz­ pflicht 8 385, 388, 23 4; Selbstein­ tritt 8 400—404; Uebersendung des Stückeverzeichnisses 23 3—7; Wech­ selankauf 8 395. Kommissionsgeschäft 8 383—406; Einkaufskommission 8 391; Forderungs­ abtretung 8 392; Handelsgewerbe 8 1; Kreditierung 8 393, 394; Stun­ dung des Kaufpreises 8 393; Ver­ kauf unter dem festgesetzten Preis 8 386; Vorschußgewährung 8 393; Wi­ derruf 8 405. Kommunalschuldverschreibungen 2 100. Kompensation s. Aufrechnung. Kompetenzkonflikte 43 17, 44 17. Konkurrenzklausel des Handelsrechts 8 74, 75; für gewerbl. Angestellte 9 9II. Konkurrierendes Verschulden 1 254; bei Automobilunfällen 4 9; bei Körper­ verletzungen u. Tötungen 1 846; bei Schiffszusammenstößen 8 735, 736. Konkurs, Einfluß auf das Prozeßver­ fahren 47 240; Eintragung ins Han­

delsregister 8 32; Unterbrechung der Verjährung durch Anmeldung im K. 1 209, 214. — Sachsen: über das Vermögen von Gemeinden 83 4. Konkursforderungen, Feststellung 51 141—148. Konkursgläubiger 51 3, 61—70; aus­ ländische 51 5; Rangordnung 51 61, 226; Stimmrecht 51 95, 96, 230. Konkursmasse, Begriff u. Umfang 51 1, 2; Zweck 51 3. Konkursmasseausverkauf 42 6. Konkursordnung 51; Einführungsges. 52; Einf.-Ges. zur Novelle 51 Ein­ gangsnote; Inkrafttreten 2 1, 52 1. — AusfGes. 83. Konkursrecht, allgem. Bestimmungen 51 1—70. Konkurstabelle, Eintragungen 51 140, 145, 165; Vollstreckungstitel 51 164. Konkursverfahren, Aufhebung 51 163, 164, 190; Einstellung 51 202—206; Eröffnung 51 102—116; Feriensache 43 204; Umfang 51 1, 4, 238; Wir­ kungen der Eröffnung 51 6, 7; K. im Konsulargerichtsbezirk 63 19, 47. Konkursverwalter, Entlassung 51 82; Ernennung 51 78—81; Haftung 51 82; Rechnungslegung 51 86; Pflich­ ten bei der Verwaltung der Masse 51 117—137; Pflichten bei der Ver­ teilung der Masse 51 150—159, 166 —172; Rechte 51 6, 10, 11, 17, 19 —22, 83, 93, 95, 96, 99, 113. Konnossement 8 642—662; Ausstellung 8 642; Inhalt 8 643; K. an Order 8 644; rechtl. Bedeutung 8 651; Rück­ gabe 8 650; Uebertragbarkeit 8 363 —365; Wirkung der Uebergabe 8 647, 648. Konsulargerichte 63 5; Beisitzer 63 8, 9, 11—3; Besetzung 63 8; Verfahren 63 41; Zuständigkeit 63 10. Konsulargerichtsbarkeit, Ausübung 63 1, 5; Umfang 63 2, 3. Konsulargerichtsbarkeitsgesetz 63; VO. zur Einführung des KonsGG. 63 78 Fußnote 1. Konsulargerichtsbezirke 63 4; Fiskus 63 24; geltendes Recht 63 19—30; Inkrafttreten neuer Gesetze 63 30; Verordnungsrecht 63 23. Konsulatsgesetz, Aenderungen 2 38. Konsuln, Polizeigewalt 63 23, 51; richterl. Tätigkeit 63 5—7, 9; standesamtl. Tätigkeit 61 85, 62 1 ff.; un­ terliegen der inländischen Gerichts­ barkeit 43 21; Verfahren vor dens. in bürgerl. Rechtsstreitigkeiten 63 41.

die anderen auf Paragraphen und Artikel. Konsumverein, Begriff 11 1. Konlokurrent 8 355—357. Konventionalstrafe s. Vertragsstrafe. Konvertierung von Staatsschulden 298. Körperschaften des öffentl. Rechtes 189. Korrespondentreeder s. Reederei. Kosten in Zivilprozessen 47 91—107; in Konsulargerichtssachen 63 73—76. Kostenfestsetzungsbeschlutz 47 103—107; Vollstreckungstitel 47 794, 795 a, 798. — Sachsen: 79 6 ff. Kostenvorschutz u. Kostenzahlung 65 81 —97 a; bei Zeugenladungen 47 379. Kraftfahrzeuge, Begriff 4 1; Haftpflicht beim Betrieb ders. 4 7—20; Straf­ vorschriften 4 21—26; Verkehrsvor­ schriften für dies. 4 1—6; Zulassung 4 1, 23. Kraftloserklärung von Urkunden, Aufgebotsverfahren 2 102; 47 1003— 1023; abhanden gekommener Wechsel 12 73. — Sachsen: 72 5, 83 10, 11, 13. Kreditauftrag 1 778; handelsrechtlicher 8 349, 351. Kreditversicherung 32 187. Kreditwucher 2 47 Anm. 1 (§ 302 a). Kriegsverschollenheit 1 15. Kupfermünzen 26 2, 6; Gesamtbetrag 26 8; Grenze der Annahmepflicht 26 9, 10. Kunsturheberrechtsgesetz 36; Uebergangsvorschriften 36 53, 54. Kunstwerke s. Urheberrechte, Werke. Kursmakler 25 30—35. Kursverluste, Versicherung hiegegen: befreite Vers. 31 187; keiner Zulas­ sung bedürftig 31 116. Kurszettel 25 42, 43, 51, 90. Kuxe, Meßbrauch an solchen 72 29.

L. Ladenpreis eines Werkes 35 21. Ladeschein 8 444—450; Ablieferung des Gutes nur gegen Rückgabe 8 448; Ausstellung 8 444; Inhalt 8 445; Legitimation zum Empfang des Frachtgutes 8 447; recht!. Bedeutung 8 446; Uebertragbarkeit 8 363—365; Übertragung durch Indossament 8 447; Wirkung der Uebertragung 8 450; L. bei der Binnenschiff. 17 72. Ladungen im Zivilprozeß 47 214—218* spez. im amtsgerichtl. Verfahren 47 497; im Verf. vor den Gewerbege­ richten 54 35. Ladungsfrist 47 217; im Wechselprozeß 47 604. Lagergeschäft 8 416—424; Lagergeld 8 420; Lagerkosten 8 420; Lagerschein

8 424; Lagerzeit 8 422; Lagerung vertretbarer Sachen 8 419; Ver­ mischung vertretbarer Sachen 8 419; Zurücknahme des Gutes 8 420, 422. Lagerhalter, Begriff 8 416; Benach­ richtigungspflicht 8 417; Einlagerer 8 417, 418; Handelsgewerbe 8 1; Pfandrecht 8 421; Pflichten 8 417, 418; Rechte 8 417; 420; Verjährung der Ansprüche 8 423. Lagerschein 8 424; Uebertragbarkeit 8 363—365. — Sachsen: 76 6. Landesherren, Anwendung des GVG. 44 5; der KO. 52 7; der ZPO. 48 5; Befreiung landesherrlicher Grundstücke vom Buchungszwang 58 90; Eidesleistung 47 479, 482; stattdesamtl. Tätigkeit bei dens. 61 72; Vernehmung als Zeugen 47 375; keine Verpflichtung an der Gerichts­ stelle zu erscheinen 47 219. Landesherrliche Familien 2 57. Landeskulturrenten 2 118. — Sachsen: 72 30. Landgerichte 43 58—78; Besetzung 43 58; Besetzung der Kammern 43 77; exponierte L. 43 78; Geschäftsver­ teilung 43 62, 68; Präsidium 43 61 —64; Verfahren vor dens. 47 253 —494; Zuständigkeit der Strafkam­ mern 43 72—76; Zuständigkeit der Zivilkammern 43 70, 71, 47 606. — Sachsen: Sitz 69 3; Veränderungen der Grenzen des LG.-Bez. 69 6, 7; Ver­ tretung verhinderter Mitglieder dess.

Landständische Bank 74 91, 100, 133, 82 12. Landwirtschaftlicher Kreditverein 74 92, 100, 82 12. Laufende Rechnung 8 355—357. Laufende Versicherung 32 187. Lebensversicherung 1 330, 32 159—178: Anzeige des Bersicherungsfalles 32 171; Arten 32 159; Aerztliche Unter­ suchung 32 160; Gefahrerhöhung 32 164; Kapitalversicherung 32 165— 168; Kündigung 32 165, 175; Pflich­ ten des Versicherers u. Versichorungsnehmers 32 1; prämienfreie Versicherung 32 173—178, 189; Rück­ kauf der Versicherung 32 176, 177 (Verbot 31 69); Rücktritt 32 163; Selbstmord 32 169; Tötung 32 170; Unrichtige Angabe des Lebensalters 32 162. Lebensversicherungsunternehmung 316; Geschäftsplan 31 11; Herabsetzung der Verpflichtung 31 69; Konkurs 31

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze,

61—63; Prämienreserve 31 56—63; Bersicherungsbedingungen 31 9. Lebenszeugnis 79 58. Leckage 8 456, 616, 657. Legalisation von Urkunden 43 438. Legitimation unehelicher Kinder durch Ehelichkeitserklärung 1 1723—1740; durch nachfolgende Ehe 1 1719— 1722; internationales Privatrecht 2 22; Uebergangsvorschrift 2 209; L. des gesetzt. Vertreters im Prozeß 47 51, 56; des Wechselinhabers 12 36, 74. Legitimationspapier 1 808, 2 102, 177. Lehen 2 59. — Sachsen: Grundbuchwesen für Lehn­ güter 79 30; Sicherungshypothek an Lehengütern 79 131; Umwandluna von Lehen in Familienanwartschasten 84 105, 106, 109; Zwangsvollstreckung gegen geistl. Lehne u. Schullehne 83 5, 6, in Lehngüter 83 7, gegen Lehnsnachfolger Leibesfrucht als Erbe 1 1923, 1963, 2101, 2105; als Vermächtnisnehmer 1 2178; Pflegschaft 1 1912, 1918. Leibgedings-(Leibzuchts-)Vertrag 2 96, 50 9. Leibrente 1 330, 759—761. Leichterfahrzeug 8 706, 824, 825, 851. Leihe 1 598—606. Leistung, Begriff 1 241; an Erfüllungs Statt 1 364 ff., 422; Teilleistung 1 266; Unmöglichkeit 1 265, 275, 280 ff.; Verpflichtung des Schuldners zur L. 1 241—292; Versprechen der L. an einen Dritten 1 328—335; L. Zug um Zug 1 274, 322; s. auch Wiederkehrende Leistungen. Leistungsfrist 1 283. Leistungsort 1 269, 270; s. auch Er­ füllungsort. Leistungszeit 1 271. Lehtwillige Verfügung, Begriff 1 1937. lex commissoria s. Verwirkungsklausel. Liquidation juristischer Personen 1 47 ff., 76, 88. Literatururheberrechtsgesetz 33; Uebergangsvorschriften 33 60—63 a. Htis denuntiatio s. Streitverkündung. Litispendenz s. Rechtshängigkeit, locus regit actum 2 11, 13 Abs. 3; 12 86. Lohnbeschlagnahmegesetz 47 850 Fuß­ note. Lombardverkehr der Reichsbank 20 13 Ziff. 3, 9. Lotterievertrag 1 763. Lustjachten, Flaggenrecht 19 26.

M. Magazinverein, Begriff 11 1. Mahnverfahren 47 688—703; Ferien­ sache 43 204. Maklerkammer 25 30. Mäklervertrag 1 652—656. Maklerwesen (bei der Börse) 25 30—35. Mandat s. Auftrag, mandatum qualificatum s. Kreditauf­ trag. Mängel im Rechte, Gewährleistung beim Kauf 1 433—443; beim Erb­ schaftskauf 1 2376. — der Sache, Gewährleistung beim Kauf 1 459—493; Sicherung des Be­ weises 47 488. Marine, freiwillige Gerichtsbarkeit bei ders. 60. Marinetestament 2 44. Marktpreis als Kaufpreis 1 453. Marktwechsel 12 4 Ziff. 4; Fälligkeit 12 35; Protest mangels Annahme 12 18. Maschinenwache auf Seeschiffen 15 36. Massegläubiger 51 27, 28, 57—60; int Nachlaßkonkurs 51 224. Maximalhypothek 1 1190. Mehrheit von Erben 1 2032—2062; von Gerichtsständen 43 35; von Schuldnern und (SHänlngern 1 420 —432; von Testamentsvollstreckern 1 2219, 2224; von Wohnsitzen 1 7. Meistgebot bei der Zwangsversteigerung von Grundstücken 49 49, 61, 63, 73, 81, 85, 97; von Schiffen 49 169, 171. Meliorationsdarlehen 2 118. Mentalreservation 1 116. Meß- u. Marktsachen, Einlassungsfrist 47 262, 499; Gerichtsstand 47 30. Meßwechsel 12 4 Ziff. 4; Fälligkeit 12 35; Protest mangels Annahme 12 18. Metallbestand, Begriff 20 8 Ziff. 2. Miete 1 535—580; Einfluß der Kon­ kurseröffnung auf dies. 51 19—21; Uebergangsvorschriften 2 171, 172; Wertberechnung bei Streitigkeiten 6& 9a; Zuständigkeit für Mietstreitig­ keiten 43 23. Mietpsandrecht 1 559—563, 581, 585, 51 49. Mietzins 1 551 ff., 573 ff.; Streitwert 47 8. Militärdienstversicherung 31 6. Militärgerichtsbarkeit 44 7. Militärpersonen, Gerichtsbarkeit u. Ge­ richtsstand 2 44 Anm. 4 (§ 39), 47 14, 20; Haft zur Erzwingung des

die anderen auf Paragraphen und Artikel. Offenbarungseides 47 904, 905, 912; Ladung als Zeugen 47 378, 380; Wohnsitz 1 9; Zustellung 47 172, 201; Zwangsvollstreckung gegen dies. 2 44 Anm. 4 (§ 45), 47 752, 790. Militärpflichtige als Gesinde 71 15. Militärrelikten - Fürsorgegesetz, Aende­ rung 2 49. Militärtestament 2 44 Anm. 4 (§44). Minderjährige 1 2; Geschäftsfähigkeit: beschränkte 1 106—111, unbeschränkte 1 112, 113; Haftung aus unerlaub­ ten Handlungen 1 828; Straflosig­ keit 2 34II; Volljährigkeiiserklärung 1 3—5; Vormundschaft 1 1773—1895; Zwangserziehung 2 135. — Sachsen: Fürsorgeerziehung So 1 ff.; als Gesinde 71 11—14. Minderung beim Kauf 1 462 ff.; keine M. beim Viehkauf 1 487; M. beim Werkvertrag 1 634 ff. Miteigentum 1 1008—1011. Miterbe 1 2032—2063; Pfändung des Anteils am Nachlaß 47 859. Mitglieder 8 489 ff. Milreeder 8 489 ff. Mittelbarer Besitz 1 868-871, 930, 934, 936, 986, 991, 1006, 1205. Mitteleuropäische Zeit 47 222 Fußnote. Modelle f. Gebrauchsmuster; Muster u. Modelle. modus s. Auflage. Motorräder s. Kraftfahrzeuge. Mühlenrecht 2 65. Mündelgeld, Anlegung 1 1806 ff. — Sachsen: 73 36; Aufgebot bei Hinter­ legung von Mündelvermögen 79 113, 130; Gesetz die Anlegung von M. betr. 78. Mündliche Verhandlung (im Zivilprozeß) 47 128—165; aufklärende Anord­ nungen des A.-G. vor ders. 47 501; Aussetzung 47 148—155; Einheitlich­ keit ders. 47 278; Eröffnung 47 136, 137; Leitung ders. 47 136; Rechte u. Pflichten der Parteien 47 137, 138; Vorbereitung 47 129—135; vor dem Gewerbegericht 54 42. Münzen, Ausprägung 26 2ff.; Außer­ kurssetzung 26 14; Einziehung 26 11, 12; Umrechnung in Reichswäh­ rung 26 15. Münzgesetz 26. Münzsorten bei Geldschulden 1 245. Musterregister (für Muster u. Modelle) 37 7—13; Gebühren für Eintragung rc. 37 12. Musterrolle 15 14; Ablieferung an das Seemannsamt 15 24; Auszug 15 23. Mnfterschutzgesetz 37.

Muster u. Modelle, Begriff 37 1; Nach­ bildung 37 5—8; Urheber 37 1, 2, 13. Musterung der Schiffsmannschaft 15 12 —26.

N. Nachbarrecht 1 906—924; Vorbehalt zugunsten der Landesgesetzgebung 2 124; bei Waldgrundstücken 2 183. Nachbauen 36 18. Nachdruck, verbotener, Entschädigung und Strafen 37 14 Fußnote 1 §§ 18 —25; Verfahren 37 14 Fußnote 1 §§ 26—32; Verjährung 37 14 Fuß­ note 1 §§ 33—38; Vollendung des Delikts 37 22. Nacherbe, Nacherbfolge, Einfluß im Konkurs 51 128; im Prozeß 47 242, 246; Einsetzung eines N. 1 2100— 2146; Pflegschaft 1 1913. Nachlaß, Auseinandersetzung 1 2033— 2041, 59 86—98; Vertrag über den N. eines noch lebenden Dritten 1 312; Zwangsvollstr, in den N. 47 747, 748, 778—785. Nachlaßaericht 59 72; Fürsorge 1 1960ff.; Vorbehalte zugunsten der Landesgesetzgebung 2 147, 148; Zu­ ständigkeit und Verfahren 59 72—99. Nachlaßgläubiger, Aufgebot 1 1970— 1974, 47 989—1000; Befriedigung bei der Zwangsversteigerung 49 175, 179. Nachlatzkonkurs 1 1975 ff., 51 214-234, 47 243, 782, 784, 993. Nachlaßpflegschaft 1 1960—1962, 5975. Nachlaßsachen 79 14—18. Nachlaßverbindlichkeiten, Begriff u. Um­ fang 1 1967—1969. Nachlatzverwaltung 1 1975ff.; Anord­ nung ders. während eines Prozesses 47 241, 246; Beschwerde gegen die Anordnung ders. 59 76. Nachlatzverzeichnis 1 1960, 2 140. Nachschieben von Waren 42 8. Nachsichtwechsel 12 4 Ziff. 4; Präsen­ tationspflicht bei solchen 12 19, 20; Verfallzeit 12 32. Name, Adoptierter 1 1758, 1772; ehe­ licher Kinder 1 1616; unehel. Kinder 1 1706; der Frau 1 1355; der ge­ schiedenen Frau 1 1577; eines Vereins 1 57, 65; Schutz gegen unlauteren Wettbewerb 42 16; s. auch Familien­ name, Vorname. — Sachsen: Aenderung 73 1; N. einer geschiedenen Frau 73 32, des unehel. Kindes 73 33. Namenrecht 1 12.

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze,

nasciturus s. Leibesfrucht. Nebenintervention 47 66—71, 74; Ko­ sten 47 101. negotiorum gestio 1 677—687. nemo subrogat contra se 1 268 Abs. 3 Satz 2; 1 774 Abs. 1 Satz 2; 1 1143, 1176, 1249. Nichtigkeit der Ehe 1 1323—1329, 1343ff.; der Patente 38 10, 28—31; der Rechtsgeschäfte 1 125 (Form­ mangel), 134 (gesetzt. Verbot), 138 (Unsittlichkeit), 139 ff. (Wirkungen); von Willenserklärungen 1 105 (Ge­ schäftsunfähigkeit), 116 — 118, 122 (Scheingeschäft usw.). Nichtigkeitsklage in Ehesachen 1 1329, 47 606, 617, 622, 625, 627, 631637; gegen rechtskräftige Endurteile 47 578, 579, 583 ff. Nickelmünzen 26 2, 6; Gesamtbetrag 26 8; Grenze der Annahmepflicht 26 9, 10. Niederlassung, Gerichtsstand 47 21. Nießbrauch an Grundstücken bei der Zwangsversteigerung 49 92, 121; an Rechten 1 1068—1084; an Sachen 1 1030—1067; an einem Vermögen 1 1085—1089; 47 737, 738. — Sachsen: an Kuxen 72 29. nominatio auctoris 47 76, 77.

nondum conceptus 1 844, 1923, 1963, 2043, 2141. Notadresse auf einem Wechsel 12 56 ff. Notare, Mitwirkung bei: Aktienüber­ nahme 8 188; Annahme an Kindes Statt 1 1750; Antrag auf Eintra­ gung in das Grundbuch 58 15; Auf­ nahme öffentlicher Urkunden 59 191; Auseinandersetzung eines Nachlasses, einer Gütergemeinschaft 59 193; Be­ glaubigung (öffentl.) 59 191; Be­ schwerde gegen die Eintragung ins Grundbuch 58 80; Bestellung des ersten Aufsichtsrats (einer A.-G.) 8 190; Beurkundung eines Rechtsge­ schäfts 59 169—182; Ehevertrag 1 1434; eidesstattl. Versicherung 1 2356; Erbvertrag 1 2276; Errich­ tung des Gesellschaftsvertrags einer Aktiengesellschaft 8 182; einer G. m. b. H. 10 2; Jnventarerrichtung 1 1035, 1372, 1528, 2002, 2003, 2121, 2215, 2314; Testamentserrichtung 1 2231 ff.; Vernichtung eingezogener Banknoten 20 53. — Sachsen: allgem. Vorschriften 79 70 —79; amtl. Unterschrift 80 43; Dis­ ziplinargewalt über die Notare 79 80— 85, 80 52; Ernennung 79 70, 80 40; Geschäftsregister 79 79, 80 46—49; No­

1 !

I I

tare des älteren Rechtes 79 96; Pflicht zur Ablieferung der Testamente u. Erb­ verträge 73 50; Revidierung der Ge­ schäftsführung SO 51; Siegel u. Stempel 79 74; Unfähigkeit 79 73; Unterschrift 79 48; Verhinderung des Notars u. Be­ endigung seines Amtes 79 86—95, 80 42, 53; Verpflichtung 79 71; Zuständig­ keit in Angel, der freiw. Ger. 79 37, 38; Zuständigkeit zur Auflassung 72 13. Noten s. Banknoten. Notenbanken, Beschränkungen ders. 20 7; Einlösungspflicht ihrer Noten 20 4; Veröffentlichungen ders. 20 8; s. a. Privatnotenbanken. Notendeckung 20 17, 44 Ziff. 3, 47 a. Notenprivileg 20 1, 16; Entziehung 20 50, 51, 20 Eingangsnote Novelle A Art. 7 § 3; Kündigung dess. 20 44 Ziff. 7 u. Abs. 2, 46; Verlust 2049. — bayerisches 20 47. Notensteuer 20 9, 10. Nothilfe 1 904. Notstand 1 228. Nottestament s. Dorstestament. Notweg 1 917, 918; landesgesetzl. Vor­ behalt 2 123. Notwehr 1 227. Novellen (in Zeitungen), Abdruck 33 18, 34 9. Nutznießung des Mannes am einge­ brachten Gute 1 1383—1409; Be­ endigung der N. 11418—1425; N. deVaters am Vermögen des Kindes 1 1649—1664. Nutzpfand 1 1213, 1214. Nutzungen, Begriff 1 100.

O. Oberapellationsgericht, Aufhebung 69 1, 8—11. Oberfläche eines Grundstücks, Umfang des Eigentums 1 906. Oberlandesgerichte 43 119—124; Be­ setzung 43 119, 124; Zuständigkeit 43 123, 160, 183, 58 79, 59 28. — OLG. für Sach sen 69 2, 8—11; Entscheidung über die unfreiw. Verletzung von Richtern 69 17—19; keine unfreiw. Versetzung der Mitglieder desselben 69 17 Abs. 2. Ober-Reichsanwalt 43 128, 129, 131, 137 143 149 150. Oberstes Landesgericht 44 8—10; Ein­ legung der Revision 48 7; Zulassung von Rechtsanwälten 46 104, 105. Offenbarungseid 47 899—903, 914, 915; des Erben 1 2006, 59 79; deS Erbschaftsbesitzers 1 2028, 59 163;

die anderen auf Paragraphen und Artikel.

bei Herausgabe von Sachen 47 883; des Miterben 1 ,2057, 59 163; bei Pfändung 47 807; des Rechnungs­ pflichtigen 1 259, 261, 59 163. Offene Handelsgesellschaft 8 105—160; Anmeldung von Aenderungen 8 107, 125; Anmeldung der Auflösung 8 143; Anmeldung des Erlöschens der Firma 8 157; Anmeldung der Er­ richtung 8 106; Anmeldung der Fort­ setzung 8 144; Auflösungsgründe 8 131; Auflösung, gerichtliche 8 133; Aufwendungen eines Gesellschafters 8 110; Ausschließung eines Gesell­ schafters 8 140; Begriff 8 105; Be­ schlußfassung 8 119; Bilanz 8 120, 154; Einsicht in die Bücher 8 118, 157; Einwendungen der Gesellschaf­ ter 8 129; Errichtung 8 105—108; Firma 8 19, 107, 153; Form der Anmeldung 8 108; Fortbestehen bei Ausscheiden eines Gesellschafters 8 138; Fortsetzung bei Aufhebung bzw. Einstellung des Konkurses 8 144; Fortsetzung der Gesellschaft mit dem Erben 8 139; Fortsetzung bei Kündi­ gung eines Privatgläubigers 8 141; Gelderhebungen der Gesellschafter 8 122; Gesamtvertretung 8 125; Ge­ schäftsbeginn vor Eintragung 8 123; Geschäftsführung 8 114—J18 (Befug­ nis hiezu, Umfang, Entziehung); Ge­ schäftsübernahme ohne Liquidation 8 142; Gesellschaftsvertrag 8 109; Ge­ winnanteil der Gesellschafter 8 120 —122; Gewinnzuschreibung 8 120; Haftung der Gesellschafter 8 128; Haftung neu eintretender Gesellschaf­ ter 8 130; Juristische Persönlichkeit 8 124; Kapitalanteil der Gesellschaf­ ter 8 120—122; Kleingewerbe 8 4; Konkurrenzverbot 8 112, 113; Kon­ kurs eines Gesellschafters 8 131 Z. 5, 137, 138, 141; Konkurs der Gesell­ schaft 51 209—212; Kontrollrecht der Gesellschafter 8 118; Kündigung 8 131 Z. 6, 132; Kündigung durch einen Privatgläubiger 8 135; Liqui­ dation 8 145—158 (Abberufung von Liquidatoren 147, Anmeldung ders. 148, Beendigung der L. 157, Bilanz­ aufstellung 154, Ernennung der Li­ quidatoren 146, Fortdauer der Gesell­ schaft 156, Geschäftsführung der Li­ quidatoren 149—152, Unterschrift ders. 153, Verteilung des Gesell­ schaftsvermögens 155, Voraussetzung der Liquidation 145, Zeichnung der Liquidatoren 148, Zusammensetzung ders. 146); Pflichten der Gesell­

schafter 8 111—114; Pflichtver­ letzungen eines Gesellschafters 8 113; Prokuraerteilung 8 116; Rechte der Gesellschafter 8 110, 114—122; Rechtsverhältnis der Gesellschafter unter einander 8 109—122; Rechts­ verhältnis der Gesellschafter zu Drit­ ten 8 123—130; Tod eines Gesell­ schafters 8 131 Z. 4, 137, 138; Ver­ jährung der Ansprüche gegen einen Gesellschafter 8 113, 159, 160; Ver­ lustabschreibung 8 120; Vertretung 8 125—127 (Ermächtigung, Umfang, Entziehung), 58 33 (Nachweis); Wirk­ samkeit gegenüber Dritten 8 123; Zeichnung der Gesellschafter 8 108; Zwangsvollstreckung gegen die Gesell­ schaft 8 124, gegen oie Gesellschafter 8 129; Zweck 8 105. Offener Arrest 51 110, 111, 118.

Offenkundige Tatsachen im Prozeß 47 291.

Oeffenlliche Armenunterstützung, Ersatz 2 103.

Oeffenlliche Beglaubigung einer

Er­ klärung 1 129; 59 167. Öffentlicher Glaube des Grundbuchs 1 892ff.; des Handelsregisters 8 15; des Erbscheins 1 2366, 2367. Oeffenlliche Sparkassen 2 99. Öffentliches Testament 1 2231—2246. Öffentliche Urkunden, Begriff 47 415; formelle Beweiskraft 47 415, 417, 418. — Sachsen: Beurkundung 79 46—62; Verwahrung u. Ausfertigung der Pro­ tokolle 79 63—69, 80 22—26; Zuständig­ keit 79 36—45.

Oeffenlliche Versicherungsanstalten 31 119, 120.

Öffentlichkeit

der Gerichtsverhand­ lungen u. der Urteilsverkündung 43 170, 174, 176, (Ausschluß 171—176) Okkupation s. Aneignung. Oper, Aufführung 33 27, 28. Ordensmitglieder, Erwerbsbeschränkun­ gen 2 87. Orderpapiere, Nießbrauch 11081—1084; handelsrechtliche 8 363—365. Ordnungsstrafen, Androhungspflicht 59 33; gegen Familienratsmitglieder 1 1875; gegen Genossenschaftsmitglie­ der 11 160; gegen den Konkursver­ walter 51 84; gegen Parteien, Be­ schuldigte, Zeugen 43 179—184; gegen Schöffen und Geschworene 43 56, 96; gegen den Testamentsbesitzer 59 83; gegen Vereinsvorstände 1 78, 59 159; gegen Vormünder 1 1837; wegen unbefugter Firmenführung 8

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze,

37, 59 140; wegen Unterlassung von Personen, natürliche 1 1—20; juri­ stische 1 21—89. Anträgen zum Handelsregister 59 132 _ 139 Personenstand 61 Iff.; der auf See be­ findlichen Personen 61 61—64; Zu— Sachsen: 69 32. ständigkeit 59 69. Ortsgerichtspersonen 79 97—101, 80 56— I 62. ! Personenstandsgesetz 61, 2 46; für die I Bundesangehörigen im Ausland 62, i 2 40. Konkursvorrecht Pacht 1 581—597; Einfluß der Kon- i Pfandbriefgläubiger, kurseröffnung 51 19—21; Ueber» 21 35. gangsvorschriften 2 171, 172; Wert­ I Pfandbuch des Pfandleihers 88 5, 16. ! Pfandleihanstalten 2 94. berechnung 65 9 a. — Sachsen: 72 51; Gesetz betr. das Pächter, Pfandrecht 1 590. Pachtzins 1 584, 585, 597; Streitwert Pfandleihgewerbe 88. 47 8. Pfandrecht an beweglichen Sachen 1 1204—1272; an Forderungen 1 1279 Pantomimische Werke, Schutz ders. 33 1; 34 2, 18 Fußnote 1 § 1 Ziff. 2. —1290; Geltendmachung im Konkurs 51 48, 49; an Rechten 1 1273—1296; Papiergeld, Ausgabe durch die Bundes­ staaten 27 a 2, 8. ! an Schiffen 1 1259-1272, 59 100 ! —124; bei Sicherheitsleistung 1 233; Parteien 47 50—127. Erlöschen bei Schuldübernahme 1418. Parteifähigkeit 47 50, 51, 56; Einrede I der mangelnden P. 47 274. ! Pfandschein 88 5, 16. | Pfändung 47 803—807; Anschlußpfän­ Passiergewicht der Münzen 26 11. Patent, Dauer 38 7; Einspruch gegen dung 47 826, 827; von Geldforde­ rungen 48 829—834 (für mehrere die Erteilung 38 4; Erlöschen 38 9; Gläubiger 853—856); von körper­ Erteilung dess. 38 1; Gebühren 38 8, 24, 26, 28; Nichtigkeitserklärung lichen Sachen 47 808 ff. 38 10, 28—31; Strafen u. Ent­ i — Sachsen: übergetretener Haustiere 86 41-46. schädigung wegen Rechtsverletzungen i 38 35—40; Verfahren in Patent­ Pfändungspfandrecht 47 804, 930. sachen 38 20; Wirkung 38 4, 5; Zu­ Pfandverkauf 1 1233 ff., 59 166; han­ rücknahme 38 11. delsrechtlicher 8 368; im Zwangs­ — VO. bett. ba$ Berufungsverfahren vollstreckungsverfahren 47 814—825. beim Reichsgericht in Patentsachen — Sachsen: durch den Pfandleiher 88 38 33 Fußnote. 7—10. Patentamt 38 13—19; Abteilungen 38 Pflegschaft 1 1909—1921; beim Kon14; Berufung gegen dessen Entschei­ kurs einer Lebensversicherungsgesell­ dung 38 33; Führung der Anwalts­ schaft 31 62; Nachlaßpflegschaft 1 liste 39 1; Zuständigkeit u. Zusam­ 1960—1962; Uebergangsvorschrift 2 mensetzung 38 13. 210; Verfahren 59 37—46, 49, 50, — Ges. betr. die Beschäftigung von 54, 57—60. Hilssmitgliedern im kaiserl. P. 38 13 Pflichtteil 1 2303—2338; Rang im Fußnote. Nachlaßkonkurs 51 226. Patentanspruch, Begriff 38 20; In­ Pflichtteilsanspruch 1 2317; Pfändung haber 38 3; Uebertragbarkeit 38 6; dess. 47 852. Vererblichkeit 38 6. Pfründerecht 2 80. Patentanwälte, Befähigung 39 3, 4; Photographie 34 3, 7; 36 26—30; s. Eintragung in die Anwaltsliste 39 a. Urheberrecht. 1, 2, 15; Ehrengericht!. Verfahren Platzanweisungen, Stempelpflicht 13 27. gegen P. 39 8—13; Löschung der ! Police, Beleihung 31 9 Ziff. 8, 57, Eintragung 39 6, 7, 13, 15; Pflich­ I 59 (Verbot 69); s. auch Versicheten 39 5; Vertreter 39 16, 17, 21. | rungsschein. Patentanwaltsgesetz 39. i Polizeibeamte 43 153 (Hilfsbeamte der Patentgesetz 38. Staatsanwaltschaft). Patentrecht 38 1—12; Uebertragbarkeit I * Post, Besondere Vorrechte 28 16—26; 38 6; Vererblichkeit 38 6. Garantie 28 6—15, 48; Grundsätzliche Patentrolle 38 19, 23 Abs. 5. Rechte und Pflichten 28 1—5; Güter­ Patenturkunde 38 27. Personalhaft 47 901, 904 ff., 918, 933; beförderung zu Lande 8 452, zur See 56 24. 8 663; keine Legitimationsprüfung

P.

die anderen auf Paragraphen und Artikel. des Empfängers 28 48, 49; Zu­ stellungen 47 193—197. Postbeamte, Erhebung von Wechsel- u. Scheckprotesten, Bekanntmachung des Reichskanzlers 12 Fußnote 1 § 3. Postdiensträume, Beschaffung u. Unter­ haltung durch die Eisenbahnverwal­ tung 28 4 Art. 7. Postgesetz 28. Postordnungen 28 50; für Bayern u. Württemberg 28 50 Abs.. 4. Postsperre im Konkurs 51 121. Poststrafrecht 28 27 ff. Post- u. Porto-Defraudationen, Straf­ bestimmungen 28 27—33; Strafver­ fahren 28 34—46. Postverwaltungen keine Kaufleute int Sinne des HGB. 8 452. Postwagen, Beförderungspflicht der Eisenbahnen 28 4 Art. 2—6. Postzwang 28 1. Prägung, Recht der freien Pr. 26 7. Prämie (bei Versicherung) 32 35—42; Erhöhung 32 41; Haftung für dies, bei Veräußerung der versicherten Sache 32 69; Kündigung wegen nicht rechtzeitiger Zahlung 32 38; Lei­ stungsort 32 36; bei Rücktritt, Kün­ digung u. Konkurs 32 40. Prämienfreie Versicherung 32 173— 178, 189. Prämienreserve(-fonds) bei der Lebens­ versicherung 31 11, 56—63. Präsentation des Wechsels zur An­ nahme 12 18—20, 24; zur Zahlung 12 31, 41; Beweis ders. 12 42; Frist 12 19, 20, 31; Ort 12 91; Zeit 12 92. praesumtio facti 48 14 Abs. 2 Ziff. 3. praesumtio iuris 47 292; Beispiele einer praesumptio iuris (widerlegbare Rechtsvermutung) 1 18—20, 891, 1006, 1362, 1527, 1540, 1591, 1720, 2009, 2365; 47 167; 51 8, 45; Bei­ spiel einer praesumptio iuris et de iure (unwiderlegbare Rechtsvermu­ tung) 47 39. praesumtio Muciana 1 1362; 2 16; 51 45. Preisbewerbung 1 661. Preßdelikte, Zuständigkeit der Schwur­ gerichte 44 6.

I

pretium succedit in locum rei s. Sur­ rogation. Preußische Bank, Mtretung an das Reich 20 61. Primage 8 543. Primawechsel 12 66—69. Private Versicherungsunternehmungen 31 1; Allg. Versicherungsbedingungen

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31 9, 41; ausländische 31 85—91; Beaufsichtigung 31 2, 3, 64—84; Er­ werb von Grundstücken 31 54; mit Geschäftsbetrieb in mehreren Bun­ desstaaten 31 2, 93, 96, 115; Ge­ schäftsplan 31 4, 7, 11, 13, 64; Konkurs 31 68, 32 13; Konzessions­ pflicht 31 4; Rechnungslegung 31 55; Strafvorschriften 31 105—113; Zulassung zum Geschäftsbetrieb 31 4—14. Privatnotenbanken 21 42—54; Abände­ rung der Grundgesetze 20 47; Auf­ sicht des Reichskanzlers 20 49; Ein­ lösungsstellen 20 44 Ziff. 4, 45; gegenseitige Noteneinlösungspflicht 20 44 Ziff. 5; Normativbestimmungen für dies. 20 Eingangsnote Novelle A Art. 7 § 2, 20 44, 45; Noten­ deckung 20 47 a; territoriale Be­ schränkung ihres Geschäftsbetriebs 20 42, 58, ihres Notenumlaufs 20 43, 56. Privaturkunden 47 416, 439. Privilegien zum Schutze des Urheber­ rechts 33 64 Fußnote 1. Probe, Kauf nach Probe 1 494, 496, auf Probe 1 495, 496. Probefahrten der Automobilführer 43. Produktivgenossenschaften, Begriff 11 1. Prokura 8 48—53; Anmeldung zum Handelsregister 8 53; Beschränkungen 8 50; Erteilung 8 48, 53; Gesamt­ prokura 8 48; Inhalt 8 49; beim Kleingewerbe 8 4; Unabhängigkeit vom Tode des Geschäftsinhabers 8 52; Unübertragbarkeit 8 52; Wider­ ruflichkeit 8 52; Zeichnung 8 51. Prokura-Indossament 12 17. Prospektzwang für die an der Börse zuzulassenden Wertpapiere 25 38ff.; Ausnahme 20 23 (Reichsbankanteile). Protest s. Scheckprotest, Wechselprotest. Protokoll über Beurkundung von Rechtsgeschäften 59 175—182, 184; über die mündl. Verhandlung vor dem Gewerbegericht 54 47, 54; im Zivilprozeß 47 159-164, (Inhalt 47 510 a); über die Zwangsversteigerung 49 78, 80, 127; über die Zwangs­ vollstreckung 47 762, 763. — Sachsen: 79 52 ff.; über Aufnahme von Vermögensverzeichnissen 79 55, über Versammlungen 79 56; Ausfertigung 79 64 ff., SO 22—26; Verwahrung 79 63. Provision bei Handelsgeschäften 8 354; bei Wechselregreß 12 50, 51. Prozeßbevollmächtigte 47 78—89; Mehrheit von Pr. 47 84.

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze,

Prozetzfähigkeit 47 51—58; in Ehe­ sachen 47 612; Verlust während des Prozesses 47 241, 246. Prozeßgebühr des Rechtsanwalts 68 13, 14, 19—26, 29, 43—52. Prozeßhindernde Einreden 47 274— 277, 504, 528. Prozetzkosten 47 91—107; 54 52. Prozeßleitung 47 141-158. Prozetzvollmacht, Umfang 47 78 ff., 81, 82, 86. Prozetzvoraussetzungen 47 274. Prozetzzinsen 1 291. Prüfung der Kraftfahrzeuge 4 6; ihrer Führer 4 2. Prüfungstermin im Konkurse 51 140— 146, 164, 165, 180. Pseudonyme Werke, Dauer ihres Schutzes 33 31, 34 7; Urheberrecht 33 7, 34 15, 36 9, 37 14 Fußnote 1 § 28. publica fides s. Öffentlicher Glaube. Punktation 1 154. Putativehe 1 1344 ff., 1699 ff.

Realgewerbeberechtigungen 2 74. Reallasten 1 1105—1112; Eintragung in das Grundbuch 58 6, 50; Vorbe­ halte zugunsten der Landesgesetze 2 113—115, 120, 121; Wertersatz bei Zwangsversteigerung 49 92, 121; Zwangsvollstreckung in R. 47 857. — Sachsen: Eintragung in das Grund­ buch 74 58, 60, 61. Rechenschaftspflicht, Rechnungslegung, Inhalt 1 259; Klage auf R. 47 254; R. des Beauftragten 1 666; des Ehe­ manns 1 1421; des Geschäftsführers ohne Auftrag 1 681; des Konkurs­ verwalters 51 86, 132, 162; des Te­ stamentsvollstreckers 1 2218; des Va­ ters 1 1681; des Vorerben 1 2130; des Vormundes 1 1690ff., 1840ff.; des Zwangsverwalters 49 154. Rechnungssachen, vorbereitendes Ver­ fahren 47 348—354. Rechte, Ausübung der Rechte 1 226— 231; Gemeinschaft an R. 1 741— 758; R. an Grundstücken 1 873—902; Nießbrauch an R. 1 1068—1084; Pfandrecht an R. 1 1273—1296. Q. — Sachsen: Verfahren bei der steift). Versteigerung von Grundstücken u. N. Quantitätsverschleierung 42 11. 80 31—39. Quarantänegelder 8 621. quasi usus fructus 1 1067. Rechtsanwälte, Beeidigung 46 17, 107; Ehrengerichtliches Verfahren 46 62— Quellenangabe bei Abdruck von Zei­ 97; bei den Konsulargerichten 63 17; tungsartikeln 33 18, 34 9; bei Ent­ Kostenpflichtigkeit 47 102; Liste 46 lehnungen aus Lit.- u. Kunstwerken 20, 24; Rechte u. Pflichten 46 26 33 25, 36 19; Strafbarkeit der Unter­ —40; Tod während eines Prozesses lassung 33 44, 34 Eingangsnote Art. IV § 1, 36 40, 37 14 Fuß­ 47 244; keine Zulassung vor dem note 1 § 24. Gewerbegericht 54 31. Quittung 1 368—371; Beweiskraft 48 Rechtsanwaltschaft, Ausschließung 46 17; des Konkursverwalters 51 137. 63, 96; beim Reichsgericht 46 98— 102; Zulassung zur R. 46 1—25. Rechtsanwaltsgebührenordnung 68; allR. gem. Bestimmungen 68 1—8; Ge­ Rangordnung eingetragener Rechte 1 bühren in bürgerlichen Rechtsstreitig879 ff., 58 46, 66; im Konkurs: 51 keiten 68 9—52; im Konkursver­ 49 (Absonderungsrechte), 60 (Massefahren 68 53—62; in Strafsachen 68 gläubiger), 61, 62 (Konkursforderun­ 63—75; Auslagen 68 76—83; Ein­ gen), 226 (Nachlaßverbindlichkeiten); forderung von Gebühren u. Auslagen von Pfandrechten 1 1209, 1261; der 68 84—86; Schlußbestimmungen 68 87—94. Pfandrechte am Frachtgut 8 443; der Schiffsgläubiger 8 766—770, 777; Rechtsanwaltsordnung 46; Uebergangsvon Teilhypotheken 1 1151; bei der bestimmungen 46 106—116. Zwangsversteigerung u. Zwangsver­ Rechtsfähigkeit natürlicher Personen 1 1, juristischer Pers. 1 21 ff. (Erwerb), waltung 49 10—12, 110, 155. 42 ff., 73 (Verlust). — Sachsen: Eingetragener Rechte 74 80— 84. — Sachsen: der Jagdgenossenschasten, Gesetz 70. Rangvorbehalt 1 881. Rat 1 676. Rechtsgeschäfte 1 104-185; Anfecht­ barkeit 1 142ff.; Form 1 125—129; Räumungsklage 47 257. Nichtigkeit 1 125, 134, 138, 139 ff. Rayongesetz, Aenderung 2 54. I — des Gemeinschuldners (im Konkurs): Realgemeinden 2 164.

die anderen auf Paragraphen und Artikel. Anfechtung 51 29—42; Erfüllung 51 17—28; relative Nichtigkeit 51 7. Rechtshängigkeit 2 152, 47 267; eines erst im Laufe des Prozesses erhobenen Anspruchs 47 281; Einrede der R. 47 274; Prozeßrecht!. Wirkungen 47 263—266, 505, 506, 693. Rechtshilfe 43 157-169; 54 61; 59 2; 63 18. Rechtskraft, formelle 47 705; materielle 47 322; objektiver Umfang 47 322; subjektive Grenzen 47 325—327; des Schiedsspruchs 47 1040; Zeugnis 47 706, 59 31. Rechtsmittel im Gewerbegerichtsver­ fahren 45 55; in Konsulargerichts­ sachen 63 43—45, 63—67; im Zivil­ prozeß 47 511—577: Berufung 47 511—544, Beschwerde 47 567—577, Revision 47 545—566; Kosten 47 96, 97. — Sachsen: in Angelegenheiten der freiw. Gerichtsbarkeit 79 129. Rechtsnormen, Beweis ders. im Prozeß 47 293. Rechtsstreit s. Zivilprozeß. Rede, Urheberschutz 33 1; Vervielfälti­ gung 33 17. Refaktie 8 380. Referendare 69 21, 79 3. Regalien 2 73. Registerakten für das Handelsregister 75 3, 4Registerwesen bei den Amtsgerichten, VO. hierüber 75; Ueberg.-Vorschr. 79 128. Registrierungsgebühren 65 100. reformatio in peius, Verbot ders. 47

536. Regreß mangels Annahme gegen den Indossanten Regreßrecht beim Scheck R. auf Sicherstellung 12 69; wegen Unsicherheit tanten 12 29; mangels 41—55.

12 25—28; 12 14, 15; 14 15—22; 25—29, 61, des Akzep­ Zahlung 12

rei vindicatio 1 985 ff. Reich, Haftung für seine Beamten, Ge­ setz 7. Reichsbank 20 12—41; Annahme von Privatbanknoten 20 19; Aufgaben 20 12; Aufhebung 20 41; Aufsicht u. Leitung des Reichs 20 12, 25, 26; Einlösungspflicht 20 18; Geschäfte mit den Finanzverwaltungen des Reichs u. der Bundesstaaten 20 35; Geschäftsumfang 20 13; Gewinnver­ teilung 20 24; Grundkapital 20 23; Hauptsitz 20 12; juristische Persön­ lichkeit 20 12; Notenausgabe 20 16; Pfandprivilegien 20 20—20 b; Rech­

nungsrevision 20 29; Steuerfreiheit 20 21; Umtausch von Barrengold 20 14; Veröffentlichung der Zins­ sätze 20 Fußnote, Novelle A Art. 7 § 1, 20 15; Verstaatlichung 20 41; Zweiganstalten 20 12, 36—38. Reichsbankanteile, -anteilscheine 20 23, 40; Aufgebot zwecks Kraftloserklärung 47 1003 Fußnote; Begebung 20 Ein­ gangsnote Novelle A Art. 8, 20 62. Reichsbankanteilseigner, Deputierte des Zentralausschusses 20 34; General­ versammlung 20 30; Haftung 20 23; Vertretung 20 30—34; Zentralaus­ schuß 20 31-33. Reichsbankbeamte 20 28. Reichsbankdirektorium 20 27, 28, 38. Reichsb ankhauptstellen 20 36; Bezirks­ ausschüsse an dens. 20 36; bes. Ge­ richtsstand 20 38; Vertretung 2038. Reichsbankkuratorium 20 25. Reichsbanknoten, Einlösung 20 18; sind gesetzt. Zahlungsmittel 20 Eingangs­ note Novelle B Art. 3. — Gesetz be r. die Ausgabe von solchen 20 3 Fußnote 1. Reichsbankstatut 20 40; 47 1003 Fuß­ note. Reichsbankstellen 20 37, 38. Reichsbeamte 7 1 Fußnote 1; Neben­ beschäftigung 38 13 Fußnote. Reichsbeamtengesetz, Aenderung 2 43. Reichsbehörden mit Sitz in Berlin, Ge­ richtsstand 47 19 Fußnote 2. Reichsflagge, Führung auf 'Binnen­ schiffen 19 26 a; auf den Kauf­ fahrteischiffen 19 1—4, 16, 18, 19, 64 10. Reichsgericht 43 125—141; Akten u. Geschäftsbücher 45 24; Ausfertigun­ gen 45 20; Beeidigung 45 28; Be­ ratung u. Abstimmung 45 15; Be­ rich erstatter 45 7—13; Berufungs­ gericht in Patentsachen 38 33; Be­ schlüsse 45 19; Besetzung 43 126, 140; Beurlaubung der Mitgl. 45 27; Dienstalter 45 29; Entscheidungs­ gründe 45 18; Ferien 45 26; Form der Erlasse 45 16; Gebührenfreiheit 65 98 Fußnote; Geschäftsjahr 45 25; Geschäftsordnung 43 141, 45; Hilfsrichter 43 Eingangsnote Ziff. 8 Art. XII, 43 134; Hilfssenate 44 16; Konsulargerichtsbarkeit 63 5, 14; Ko­ sten 45 22; Mitglieder (Ernennung, Enthebung, Pensionierung) 43 127 —131; Plenarentscheidung 43 137— 139, 45 3; Präjudizienbücher 45 23; Präsident 43 126, 127, 45 4; Rechts­ anwaltschaft 46 98—102; Schieds-

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze, sprüche 45 2, 14; Senate 43 132, 45 1; Siegel 45 21; Sitzungen 43 6; Urteile 45 17; vereinigte Senate 43 137-139, 45 2; Vorsitz 45 5; Zuständigkeit 2 6, 43 135, 136. — Gesetz betr. den Sitz dess. 43 125 mit Fußnote, 44 8 Fußnote; Gesetz betr. die Zuständigkeit dess. 43 Ein­ gangsnote Ziff. 8; Verordnung betr. die Gebührenfreiheit im Verfahren vor dems. 65 98 Fußnote. Reichshauptkasse, Besorgung ihrer Geschäfte durch die Reichsbank 20 22. Reichskanzler, Aufsicht über die Privat­ notenbanken 20 48; Leiter der Reichsbank 20 26. Reichskaffenscheine, Gesetz betr. die Aus­ gabe von R. 27a. Reichsmilitärgesetz 2 44 f. mit Fuß­ note 4. Reichsmünzen 26 2 s. a. Münzen. Neichs-Oberhandelsgericht 44 8, 14; Mitglieder 44 19. Reichsschuldbuch, Antragsberechtigung zu Eintragungen u. Löschungen 24 4, 7, 9, 14; Auskunft über den In­ halt 24 3; Eintragung einer Buch­ schuld 24 1; einzutragende Gläubiger 24 5; Form der Anträge auf Ein­ tragung 24 15; Form der Voll­ machten u. Genehmigungserklärungen 24 18; Gebühren 24 25; Löschung, amtl., eingetragener Forderungen 24 20; Reihenfolge der Eintragungen 24 13; Verfügungen über einge­ tragene Forderungen 24 11; Wirkung der Eintragung 24 6. Reichsschuldbuchgesetz 24; Aenderung 2 50. Reichsschuldenordnung 47 1003 Fuß­ note. Reichsschuldenv erwaltung, Ausfertigung der Reichskassenscheine 27 rr 6. Reichswährung 26 3; Umrechnung in R. 26 15. Reiseentschädigung des Gerichtsvollzie­ hers 66 17; der Rechtsanwälte 68 78—83; der Zeugen u. Sachver­ ständigen 67 6, 7, 9—12. — Sachsen: des Gesindes 71 97; der Schöffen, Vertrauensmänner u. Ge­ schworenen 69 26. Reklame, unlautere 42 3, 4. Religionsgesellschaften, Rechtsfähigkeit 2 84. Religiöse Kindererziehung 2 134. — Sachsen: 72 49, 87 8. Remboursregretz 12 51. Rentengüter 2 62.

Rentenfcheine 1 799, 801, 804f.;Uebergangsvorschrift 2 175. Rentenschuld 1 1199—1203, 2 117, 118; Eintragung in das Grundbuch 58 26, 43, 51, 54, 65; Eintragung neuer Gläubiger 58 37, 38; Löschung 58 27; bei Zwangsversteigerung 49 50, 53, 54, 64, 67, 126, 127, 131, 136, 158; Zwangsvollstreckung in R. 47 857. — Sachsen: 72 33; Eintragung in das Grundbuch 74 58, 62 ff., 89, 90, 94, 109, 112, 113, 149; Mündelsicherheit 78 3. Respekttage 12 33. Restitutionsklage gegen rechtskräftige Endurteile 47 578, 580 ff. Reugeld 1 336, 359. Revenuenhypothek 2 60. — Sachsen: 84 23. Revidierte Gesindeordnung 71. Revisibles bzw. Jrrevisibles Recht 47 549 Fußnote. Revision im Zivilprozeß 47 545—566; Anschließung 47 556; Begründung 47 554, 554 a; Einlegung 47 553; R.Frist 47 552; R.-Gründe 47 549— 551, 554; Kosten 47 97; materielle Voraussetzungen 47 549—551; R.Schrift 47 553, 553 a; R.-Summe 47 546; Verhandlung 47 554 a—566; Verordnung, betr. die Begründung der Revision in bürgerlichen Rechts­ streitigkeiten 47 549 Fußnote; Zu­ lässigkeit 47 545—547. Rheder 8 484-488; Begriff 8 484: Fürsorgepflicht für erkrankte Schiffs­ leute 15 19, beim Tode ders. 15 64; Gerichtsstand 8 488; Haftung 8 485 —487; Strafvorschriften 15 117— 120. Rhederei 8 489—510; Abandonrecht der Mitrheder 8 501; Aenderung in den Personen der Mitrheder 8 505; Auf­ lösung 8 506; Begriff 8 489; Bei­ tragspflicht der Mitrheder zu den Ausgaben 8 500; Berechnung des Ge­ winns u. Verlustes 8 502; Beschluß­ fassung 8 491; bes. Gerichtsstand der Mitrheder 8 508; Haftung der Mit­ rheder gegenüber Dritten 8 507; Korrespondentrheder 8 492—499 (Be­ stellung 492—509, Pflichten 496— 499, Rechte 493—495); Rechtsver­ hältnis nach innen 8 490 ff.; Schiffs­ direktor, Schiffsdisponent 8 492; Veräußerung der Schiffspart 8 503, 604; Verteilung des Gewinns u. Ver­ lustes 8 502.

die anderen auf Paragraphen und Artikel.

Rheinschiffahrtsgerichte 43 14. Richter, Ausschließung u. Ablehnung 47 41—48, 59 6; Ernennung 43 6; im Konsulargerichtsbezirken 63 5, 64 2 mit Fußnote '2; Versetzung bzw Enthebung 43 Eingangsnote Ziff. 7 Art. VIII, 43 8, 44 13, 21. — Sachsen: unfreiwillige Versetzung 69 17—19. Richteramt 43 1—11; Befähigung hiezu 43 2—5, 10. — Sachsen: 79 1. Richterlicher Eid 47 475—477. Rimesse 12 51. Ristorno (Ristornoaebühr) 8 894—897. Rücktritt vom Erbvertrag 1 2293ff.; vom Verlöbnis 1 1298 ff.; vom Ver­ trage 1 280 (bei teilweiser Unmög­ lichkeit), 286 (bei Verzug des Schuld­ ners), 325—327 (bei gegenseitigen Verträgen), 346—361 (vertragsmäßi­ ger R). Rückversicherung 8 779, 31 8, 58, 116; Bekanntmachung betr. die Beaufsichti­ gung der inländischen privaten Bersicherungsunternehmungen 31 116 Fußnote 1. Rückwechsel 12 53. Ruhegehalt, Abtretung 1 411. Ruhen der eitert Gewalt 1 1676 ff., 1696; des Prozeßverfahrens 47 251, 503, 54 39.

S. Sache, Begriff und allgemeine Vor­ schriften 1 90—103; Bestandteile 1 93 —96; Einbringung bei Gastwirten 1 701—704; Erwerb von Erzeugnissen u. sonstigen Bestandteilen 1 953— 957; Nießbrauch 1 1030—1067; Pfändung 47 808—813; unpfändbare S. 47 811; Untersuchung u. Ver­ wahrung 1 432, 1217, 1281, 2039, 59 165; verbrauchbare S. 1 92; ver­ tretbare S. 1 91; Vorlegung von S. 1 809—811; Zwangsvollstreckung in körperliche S. 47 808—827; Zwangs­ vollstreckung zur Erwirkung der Herausgabe von Sachen 47 883— 886. Sachenrecht 1 854—1296. Sachverständige, Ablehnung 47 406; Auswahl 47 404, 405; Beeidigung 47 410, 54 44; Beweis durch S. 47 402—414, 59 15; Gebühren 67 Ist; S. bei Schadensversicherung 32 64; Verweigerung des Gutachtens 47408, 409; Zwang zur Begutachtung 47 407. Jaeger, Retchszlvilgesetze (Sachsen). 3. Aust.

— Sachsen: Beeidigung 69 31; bei der Zwangsversteigerung 82 3, 4 Sachverständigen - Kammern, -Vereine (für Urheberrechtsfälle) 33 49, 36 46, 37 14 mit Fußnote 1 § 31. Sachwucher 2 47 Anm. 1 (§ 302e). Sachzusammenhang, Gerichtsstand 47 34. Saisonausverkauf 42 9. Sammelwerk 35 3, 4, 18, 19, 25, 41 -47; Urheber 33 4, 36 6. Sammlung, öffentliche, Pflegschaft 1 1914. Schaden durch Zusammenstoß von Schiffen 8 734—739. Schadensersatzpflicht (Inhalt und Um­ fang) 1 249—255; bei Automobil­ unfällen 4 7ff.; des Gläubigers bei Arrest ob. einstweil. Verfügung 47 945; wegen Gebrauchsmusterrechts­ verletzungen 40 9; des Klägers 47 302, 717; bei Körperverletzungen u. Tötungen 1 843, 844, 3; wegen Patentrechtsverletzungen 38 35, 37; des Rechtsanwalts 46 30, 32a; wegen unerlaubter Handlungen 1 823 ff.; wegen unlauteren Wettbewerbs 42 1, 13; bei Urheberrechtsverletzungen 33 36 ff.; bei Versicherung 32 49, 8 821 Z. 3 u. 4, 822; bei Waren­ zeichenverletzungen 41 14, 15. Sachsen: des Gesindes 71 40; bei Uebertritt auf fremde Grundstücke 86 35; bei Wildschaden 1 835, 70 1 ff. Schadensversicherung 32 49—158; In­ halt des Vertrags 32 49—68; Pflich­ ten des Versicherers u. Versicherungs­ nehmers 32 1; Sachverständige 82 64; Uebergang des Ersatzanspruchs 32 67; Umfang 32 53—55; Ver­ äußerung der versicherten Sache 32 69—73. Schatzanweifungen 20 62—65; Aufge­ bot zwecks Kraftloserklärung 47 1003 Fußnote 1 §§ 16 ff. Schatzfund 1 984. Schätzungseid 47 287. Scheck, Bezogener 14 2, 25; Einliefe­ rung in eine Abrechnungsstelle 14 12; Einlösung durch Verrechnung 14 14; Erfordernisse 14 1; falsche Sch. 14 23; Haftung für die Einlösung 14 15; Indossierung 14 8; Kraft­ loserklärung 14 27; Stempelpflicht 13 27, 14 29; Verjährung der Regreß­ ansprüche 14 20—22; Vorlegungs­ frist 14 11 mit Fußnote; Zahlungs­ empfänger 12 4; Zahlungszeit 14 7; Zuständigkeit in Rechtsstreitigkeiten 14 28. Scheckgesetz 14 14. 113

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze,

Scheckklauseln 14 4, 8, 9, 14, 15. Scheckprotest 14 16; Bekanntmachung des Reichskanzlers betr. die Er­ hebung von Sch. durch Postbeamte 12 Eingangsnote § 3. Scheidung der Ehe s. Ehescheidung. Scheingeschäft 1 117, 405. Schenkung 1 516—534; Anrechnung auf den Pflichtteil 1 2325—2330; von Todes wegen 1 2301. Scherz 1 118, 122. Schiedsgericht für Streitigkeiten aus dem Versicherungsvertrag 31 9 Ziff- 6. — Sachsen: für Streitigkeiten aus Fa­ milienanwartschaften S4 98.

Schiedsrichterliches Verfahren 47 1025 —1048; Einrede des Schiedsvertrags 47 274. Schiedsspruch 47 1038-1044; des Einigungsamtes 54 71, 72. Schiedsverträge über Arbeitsstreitig­ keiten 54 6. Schiffe, Arrest 47 931; Heimatshafen 8 480; Namensänderung 19 13; Namensührung registrierter Sch. 19 17, 21; Pfandrecht an eingetr. Sch. 1 1259-1272; Seeuntüchtigkeit 8 479; Segelfertigkeit 8 482; Unzulässigkeit der Zwangsvollstreckung u. des Ar­ rests 8 482; Zwangsversteigerung 49 162—171; Zwangsvollstreckung in Sch. 47 864, 865, 870; Zwangsvollstr, zur Herausgabe von Sch. 47 885. — Sachsen: Ordnungsnummer irrt Schiffs­ register 75 62. Schiffer (Schisfskapitän) 8 511—555, 16 42; Aenderung der Reise 8 536; Anmeldung der Verklarung 8 524; Antritt der Reise 8 516; Anwesen­ heit auf dem Schiffe 8 517; Be­ teiligung mit Schiffspart 8 552; Dienstdauer 8 551; Entlassung 8 545—549; Entschädigungen 8 543; Erkrankung 8 553; große Haverei 8 539; Hch,ung 8 511, 512; Heuer 8 549, 550, 553 a, 553 b, 554, 555; Kaplaken 8 543; Kreditgeschäfte 8 529, 537; Pflichten 8 511—525, 535, 543, 544, 555; Primage 8 543; Rechte 8 552—554; Rechtsgeschäfte für den Rheder 8 526-534; Rück­ beförderung 8 547, 550, 553 Abs. 6; Schiffsrat 8 518; Sorge für das Schiff 8 513, 514; Tagebuchführung 8 519, 520; Tod 8 554; Ueberführung eines erkrankten Schiffers nach einem deutschen Hafen 8 553 Abs. 4; Verbodmung der Ladung 8 535 Abs. 3, 538, 540, 541; Verfügung

über die Ladung 8 538—542; Ver­ kauf des Schiffes 8 530; Verklarung 8 522—525, 555; Verlassen des Schiffes 8 517; Verpflegung bei Er­ krankung 8 553; Verwundung 8553; Vorschüsse 8 532; Wechselverbind­ lichkeiten 8 529. — bei der Vinnenschiffahrt 17 7— 20; Befähigungsnachweis 17 132; Beweisaufnahme bei Schiffsunfällen 17 11—14; Dienstverhältnis 17 20; Gesetzt. Befugnisse 17 15—19; Haf­ tung 17 7, 9; Pflichten ders. 17 8— 11. Schiffsbaupfandrecht, Vorbehalt zu­ gunsten der Landesgesetzgebung 9 20. Schiffsbesatzung 8 481; bei der Bin­ nenschiffahrt 17 3. Schisfsbrief 17 32, 125, 126; 59 120. — Sachsen: 75 71.

Schiffsdisponent 8 492. Schiffseigner 17 1-6; Begriff 17 1, 2; Gerichtsstand 17 6; Haftung mit Fracht und Ladung 17 4; Haftung, persönl. 17 5, 112—115; Haftung für Verschulden der Schiffsbesatzung 17 3; Pfandrecht 17 74. Schiffsfrachtgeschäft s. unter Fracht^ geschäft. Schiffsgläubiger 8 754-777; Befriede gung 8 761; Haftung des Reeders 8 762, 771—775; Pfandrecht an Schiff u. Fracht 8 755—765, 771, 772; Rangfolge 8 766—770, 777; Wer ist Schiffsgläubiger 8 754. — bei der Binnenschiffahrt 17 89, 102—116; Pfandrecht 17 103ff.; Rangordnung der Forderungen 17 106—108. Schiffsjournal s. Schiffstagebuch. Schiffskapitän 8 501, 16 42; s. auch Schiffer, Kapitän. Schiffsleute sim Sinne der SeemO.), Alter der Zulassung 15 7; Arbeits­ zeit 15 35, 37—39; Begriff 15 2 Abs. 3; Beköstigung 15 54, 56, 57; Dienstantritt 15 32, 33; Dienstpflicht 15 32, 66—68; Dienstzwang 15 33; Disziplinarvorschriften 15 84 — 92; Entlassung 15 70—77; Ergänzung der Mannschaft 15 50; Erkrankung 15 59—63; Fürsorge für deren Nach­ laß 15 65; Fürsorgepflicht des Ree^ ders bei Erkrankungen 15 59, bei To­ desfällen 64; Führungszeugnis 1519, 21; Gehorsamspflicht 15 34, 41, 85; Handgeld 15 47, 72; Logisräume für dies. 15 55; minderjährige 15 7, 8; Mitwirkung bei der Verkla­ rung 15 42; Pflichten bei Gefahr

die anderen auf Paragraphen und Artikel.

15 41; Strafvorschriften 15 93—127, i gegen dies. 43 56; Richtertätigkeit insbes.: 93—95 (bei Entweichung), 43 30. 96—98 (bei Verletzung der Dienst­ Schöffenamt, Ablehnung 43 35, 53; pflicht), 100-102, 106 (bei Gehor­ ein Ehrenamt 43 31; Fähigkeit 43 31—34. samsverweigerung), 103—105 (bei Nö­ tigung u. Widerstands, 107, 108 (bei — Sachsen: 69 24. Täuschungen), 109 (bei SachbeschäSchöffengerichte 43 25—57; Besetzung digung); Tod 15 64, Beurkundung I 43 26; Zuständigkeit 43 27-29, 75. dess. 65; Untauglichkeit 15 43; Ver­ i Schönburg, Zuständigkeit des Oberlandes­ lassen des Schiffes 15 34; Macht­ gerichts in Ansehung der Mitglieder dienst 15 36, 37; Zurückbeförderung dieses Hauses 79 15. freie 15 59, 60, 66, 69, 72, 78, 79; Schreibgebühren, gerichtliche 65 79— Zurücklassung von solchen 15 83. 80 b; der Gerichtsvollzieher 66 13, — bei der Binnenschiffahrt 17 14; der Rechtsanwälte 68 76. 21—25; Auflösung des Dienstverhält­ Schriftliche Form 1 126, 127; der nisses 17 25; Dienstantritt 17 22; Anweisung 1 . 783, 784 (An­ Dienstpflicht 17 25 Abs. 2; Entlas­ nahme), 792 (Übertragung); der sung 17 25; Gehorsamspflicht 17 23; Bürgschaft 1 766; der Genehmigung Lohnzahlung 17 24. zur Veräußerung von Teilen eines Schiffsmannschaft im Sinne der Geschäftsanteils der G. m.b.H. 1017; SeemO. 15 2 Abs. 3; bei der Bin­ des Genossenschaftsstatuts 11 5; der nenschiffahrt 17 21—25. Hypothekenabtretung 1 1154; des Schiffsoffiziere (im Sinne der SeemO.), Mietvertrags 1 566; des Leibrenten­ Begriff 15 2; dienstliche Stellung versprechens 1 761; für Schuldver­ 15 3; Disziplinargewalt 15 84; sprechen u. Schuldanerkenntnis 1 Strafvorschriften 15 111, 116. 780, 781; für das Stiftungsgeschäft Schiffspart, Abandonnierung 8 501; 1 81; der Zustimmung des Treu­ Pfandrecht 1 1272; Veräußerung 8 händers zur Hypothekenlöschung 21 474 — 477; Zwangsvollstreckung in 30. dies. 47 858. Schriftvergleichung 47 441, 442. Schiffsrat 8 518. Schriftwerke, Urheberschutz 33 1; Ver­ Schiffsregister bei der Binnenschiffahrt vielfältigung, zulässige 33 19, 20, 17 119—129; für die zur Führung 24; Vortragsrecht 33 11. der Reichsflagge befugten Kauf­ Schulbaulast 2 132. fahrteischiffe 19 4—10, 13—17, 59 Schuldanerkenntnis 1 781, 782; han­ 102_ 122. delsrechtliches 8 350, 351. — Sachsen: 75 60—71 mit Anlage J., Schuldenmasse im Konkurse 51 138— 76 9, 79 31, 34, 35. 148. Schiffstagebuch, Eintragungen 15 13, Schuldner, Verpflichtung zur Leistung 43, 57, 58, 70, 89, 92, 98, 124; 1 241—292. Eintragung der Geburten u. Sterbe­ Schuldschein, Beweiskraft 48 17; Eigen­ fälle 61 61. tum an dems. 1 952; Rückgabe 1 Schisfsversicherung (bei der Binnen­ 371. schiffahrt): Anzeige von Unfällen 32 Schuldverhältnisse 1 241-853; Erlö­ 146; Dauer 32 138, 139; Haftung schen der Sch. 1 362—397; Inhalt des Versicherers 32 129, 130, 132, 1 241—304; Sch. aus Verträgen 1 144; Versicherungswert des Schiffes 305—361. 32 141. Schiffs-Zertifikat 19 10, 11, 13, 15, Schuldverschreibungen, Vorrecht im 16, 21, 25. Konkurs 52 17; Zulassung zum Bör­ Schisfszubehör 8 478. senhandel 25 39, 40. Scklaasckatz 26 7. — auf den Inhaber 1 793—808; Schlüsselgewalt der Frau 1 1357. Aufgebotsversahren zwecks Kraftlos­ Schlutznoten bei Handelsverträgen 8 erklärung 47 1003 ff. mit Fußnote; 94, 95. ausländische 20 11; Außerkurssetzung Schmerzensgeld 1 847. 2 176; Hypothek für die Forderung Schmiergelder 42 12. aus einer Sch. 1 1187—1189; Straf­ Schöffen, Abstimmung 43 199, 200; bestimmung 2 34IV; UebergangsvorAuswahl u. Auslosung 43 36—49; schriften 2 174ff.; Umschreibung auf Beeidigung 43 51; Ordnungsstrafen Namen 2 101; s. a. Jnhaberpapiere.

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze, Sachsen: Zuständigkeit zur Genehmigung digung der Gefahr 8 823—830; Be­ 73 11; bei Außerkurssetzung 73 12. zahlung des Schadens 8 882—893; - gemeinsame Rechte "der Be­ Bodmereigelder als Gegenstand der sitzer von Sch. 22 1—26; Aus­ Vers. 8 779, 803, 826, 857, 880; gabe ob. Beschränkung von Rechten Doppelversicherung 8 787, 788; Ein­ der Gläubiger 22 11; Aufsichtsbe­ tritt des Versicherers in die Rechte hörde 22 5, 13; Begünstigung ein­ des Versicherten 8 804, 805; für zelner Gläubiger 22 12; Gläubiger­ ; eigene Rechnung 8 781, 806, 808 versammlung 22 1—14, 18—20 (Be­ —811; für fremde Rechnung 8 781, rufung 3—7, Beschlußfassung 9—14, 783, 806—811; Gegenstand der Vers. 8 778, 796; Gültigkeit des Vers.Protokollierung der Bschlsse. 9, Ver­ zeichnis der erschienenen Gläubiger Vertrags 8 785; Haftung des Ver­ 8, Voraussetzungen 1, 2); Konkurs sicherers 8 787, 792, 814, 816, 817, des Schuldners 22 18, 19; Stras­ 820 ff.; Havereigelder als Gegenstand bestimmungen 22 21—23; Vertreter der Versicherung 8 779, 826, 857, der Gläubiger 22 1, 2, 14—17, 20. 880; Imaginärer Gewinn als Ge­ - der Reichsanleihen, Umwand­ genstand der Vers. 8 779, 801, 802, 821 Z. 5, 824, 856, 860, 879; Klau­ lung in Buchschulden 24 1. seln: „frei von Kriegsmolest" 8 848, Schuldverschreibungsgesetz 22. Schuldübernahme 1 414—419. „frei von Beschädigung außer im Schuldversprechen 1 780, 782; handels­ Strandungsfall" 8 851, „frei von rechtliches 8 350, 351. Bruch äußer im Strandungsfall" 8 Schulpflichtige als Gesinde 71 14. 852, „für behaltene Ankunft" 8 850, Schulschiffe, Flaggenrecht 19 26. „für Rechnung wen es angeht" 8 781, „nur für Seegefahr" 8 849, Schutzgebiete, anzuwendendes Recht 64 3 mit Fußnote 1; Ausübung der „vorläufig taxiert" 8 793; Kriegs­ Schutzgewalt 64 1; Freiheit der öfgefahr u. Kriegsbelästigung 8 820 fentl. Ausübung religiöser Kulte 64 Z. 2, 848, 849; offene Polize 8 793; 14; gelten als Inland 15 6, 64 9. Polize 8 784; Prämienzahlung 8 812; Provision als Gegenstand der Schutzgebietsgesetz 64; Abänderungsge­ setz 64 Eingangsnote. Versicherung 8 779, 801, 802, 824, Schutzgenossen 63 2; Rechtsverhältnisse 825, 879; Ristorno (Ristornogebühr) ders. 63 25; standesamtliche Tätig­ 8 894—897; Rücktrittsrecht des Ver­ keit für dies. 61 85. sicherers 8 808—811; Rückversiche­ Schwägerschaft, Ehehindernis 1 1310, rung als Gegenst. d. Vers. 8 779; Nichtigkeit der Ehe 1 1327. Rückzahlung der Prämie 8 894—900; Schwurgerichte 43 79—99; Besetzung Schadenersatzpflicht des Versicherers 8 821 Z. 3 u. 4, 822; Schadens­ 43 81; Vorsitzender 43 83; Zustän­ digkeit 43 80. berechnung 8 882, 892; Schiffsver­ Seeauswurf 16 20, 22—25, 35. schollenheit 8 862, 863; Taxierte Po­ Seefahrtsbücher 15 7—11; Eintragun­ lize 8 793, 794; Totalverlust deS gen 15 16, 19, 22, 43. Schiffes, der Fracht re. 8 854—860; Überversicherung 8 786, 787; Um­ Seehandel 8 474—905. Seemannsamt 15 5; Güteversuche durch fang der Gefahr 8 820—853; Um­ dass, bei Streitigkeiten 15 128; Un­ fang des Schadens 8 854—881; Ver­ tersuchung u. Entscheidung in Straf­ änderung der Gefahr 8 814; Ver­ sachen 15 122—125. änderung der Reise 8 813; Verkauf Seemannsordnung 15; Anwendungs­ von Gütern 8 877; Verkauf des gebiet 15 1, 134, 135. Schiffes 8 873; Verlängerung der Seepatz 15 16. Versicherung 8 831; Verpflichtungen Seeraub 15 69. des Versicherers bei besonderer Ha­ Seetestament 1 2251, 2252. verei 8 845—847; Verpflichtungen Seetriftige Gegenstände 16 21-25, 35. des Versicherers bei großer Haverei Seeversicherung 8 778—900; Abandon 8 834—838; Verpflichtungen des 8 850, 861—871; Allgemeines 8778; Versicherten 8 812—819; Versiche­ Anfechtung des Vertrags 8 811b; rungswert 8 786 (im allg.), 795 Anzeigen beim Abschlüsse des Ver­ ides Schiffes), 797 (der Fracht), 799 trages 8 806—811b; Anzeigen von (der Güter); Zahlung der Versiche­ Unfällen 8 818; Aufhebung der Ver­ rungssumme 8 841, 842. sicherung 8 894—900; Beginn u. En­ Sekundawechsel 12 66.

die anderen auf Paragraphen und Artikel. Selbsthilfe 1 229, 230; gegen verbo­ tene Eigenmacht 1 859 f. Selbstmord bei Lebensversicherung 32 169. Selbstschuldnerbürge 1 773. Selbstverteidigung 1 227, 228; gegen verbotene Eigenmacht 1 859 f. Sicherheitsarrest, dinglicher 47 917; persönlicher 47 918, 933. Sicherheitsleistung, Art und Weise 1 232—240; für Bauforderungen 6 41 -49; Klage auf S. 3 7, 47 324; bei Protest mangels Annahme (des Wechsels) 12 25—28; im Prozesse 47 108—113: Art 47 108, Höhe 47 112, Rückgabe 47 109, wegen der Prozeßkosten 47 110 ff., im internat. Verkehr 56 17—19, 57 5-9; S. unterbricht Verjährung 1 208; S. bei der Zwangsversteigerung von Grund­ stücken 49 67—70, 50 10. Sicherung des Beweises 15 126 (bei strafbaren Handlungen der Schiffs­ leute), 17 11—14 (bei Schiffsunfäl­ len), 18 8-11 (bei Floßunfällen); des Nachlasses 1 1960, 60 6. — Sachsen: des Nachlasses durch die Ortsgerichtspersonen 79 98—101, 119. Sicherüngshypothek 1 1184—1190; Art der Zwangsvollstreckung in Grund­ stücke 47 866—868; des Baumeisters 1 648; bei Einziehung einer Forde­ rung auf Uebertragung des Eigen­ tums 1 1287; des Fiskus 2 91; für die Forderung gegen den Ersteher im Zw.-Verst.-Verfahren 49 128, 129; an Grundstücken des Vormunds, Pflegers ob. Beistands 59 54; bei Vollziehung des Arrestes in ein Grundstück 47 932. — Sachsen: an Lehngütern 79 131. Sichtwechsel 12 4 Ziff. 4; Präsentation zur Zahlung 12 31. Siegel, Anlegung solcher 79 55, 98 119. Sielrecht 2 66. Silbermünzen 26 2—6; Gesamtbetrag 26 8; Grenze der Annahmepflicht 26 9, 10; Sollgewicht 26 3, 4. Sitzungspolizei 43 177—185; 59 8. Sitzungsprotokoll 47 159—164. Sofortige Beschwerde 47 577. Solawechsel 12 66. Soldatenrelikten-Fürsorgegesetz, Aende­ rung 2 51. Sparkassen siehe öffentl. Sparkassen. Spediteur, Begriff 8 407; Gefahrüber­ gang bei Uebergabe an den Spedi­ teur 1 447; Haftung 8 408; HandelsZewerbe 8 1; Pfandrecht 8310; Pflichten 8 407, 408; Provision 8

409, 412, 413; Rechte 8 407, 409, 410, 412; Selbsteintritt 8 412; ZwiI schenspediteur 8 411. Speditionsgeschäft 8 407 — 415; be­ stimmter Satz der Beförderungskosten 8 413; Verjährung der Ansprüche 8 414. Spiel 1 762—764. Spruch liste der Geschworenen 43 92. Staat, Haftung für seine Beamten 2 77, 58 12; Ansprüche gegen dens. 43 70 Abs. 3. — Sachsen: Zuständigkeitsvorschr. 69 27. Staatsangehörigkeitsgesetz Aenderun­ gen 2 41. Staatsanwaltschaft 43 142—153; Auf­ sicht und Leitung 43 148; Ausschluß der Mitwirkung in Konsulargerichts­ sachen 63 15; Mitwirkung in Ehe­ sachen 47 607, 632 ff.; Mitwirkung in Entmündigungssachen 47 652; Un­ abhängigkeit vom Gerichte 43 151, 152; Zuständigkeit 43 144. — Sachsen: 69 28—30. Staatsfchuldbuch 2 97. — Sachsen: 72 52, 73 54. Staatsschuldverschreibungen 2 100. — Sachsen: Aufgebot 83 10. Staatsverträge der Bundesstaaten 2 56. Stämme, Erbfolge nach St. 1 1924, 1927. Stammgüter 2 59. Standesamtsbezirke 61 2, 3. Standesbeamter, Anzeigepflicht gegen­ über dem Vormundschaftsgericht 59 48; Bestellung 61 1, 3—11; Mit­ wirkung bei der Eheschließung 1 | 1317 ff., 61 44 ff., 62 3-10; Strafe I bei Pflichtverletzung 61 69; Zustän­ digkeit zur Erlassung des Aufgebots vor der Eheschließung 61 44—50. — Sachsen: Anzeigepflicht 79 16, SO 3. Standesmäßiger Unterhalt, Begriff 1 1610. Standesregister 61 12—16, 83 Fuß­ note 1 (Inhalt, Führung, Beweis­ kraft), 61 65, 66 (Berichtigung), 62 2, 59 70, 71. Steinbruch 3 2. Stempelabgabe auf Schecks 13 27, 14 14, 29; auf Wechsel s. Wechselstempel. Sterbesälle, Beurkundung 61 1, 23, 56—60, 61—64, 62 12. Sterbegeldversicherung 32 189. Sterberegister 61 1, 12, 59, 62 2. Steuer vom ungedeckten Notenumlauf 20 9, 10. Steuerbehörde, Benachrichtigung von Ein­ tragungen ins Grundbuch 74 130. ;

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze, Steuerfreies Notenkontingent der reicherung) ; 1 1381 f. (beim einge­ Reichsbank 20 Eingangsnote Novelle brachten Gut); 1 1473 (beim Ge­ B Art. 2. samtgut der allg. Gütergemein.sch.); Steuerfreiheit der Reichsbank 20 21. 1 1638 (beim Vermögen des Kindes); Stiftungen 1 80—88, des öffentlichen 1 1524 (beim eingebr. Gut der ErRechtes 1 89; Gerichtsstand 47 17. rungenschaftsgemeinsch.); 1 2019, — Sachsen: 72 1; Aufgebot 83 14-16; 2041 (beim Nachlaß); 1 2111 (bei Zuständigkeit zur Genehmigung, Um­ der Erbschaft d. Vorerben); 1 2374 wandlung 2c. 73 7. (beim Erbschaftskauf). Stille Gesellschaft 8 335-342; Aus­ — Sachsen: bei Familienanwartschasten einandersetzung 8 340; Firma 8 18; 84 17. Gewinnanteil des stillen Gesellschaf­ T. ters 8336, 337; Konkurs 8341, 342; Kontrollrecht des stillen Gesellschaf­ Tabularersitzung 1 900. ters 8 338; Kündigung 8 339; recht­ Tagebuch s. Schiffstagebuch. liche Stellung des Geschäftsinhabers Taube, Pflegschaft 1 1910. 8 335; Tod des stillen Gesellschaf­ — Sachsen: bei Beurkundung eines ters 8 339. Rechtsgeschäftes 79 50. Stockwerkseigentum 2 182. Tauben, Aneignung 2 130. Strafgesetzbuch, Aenderungen 2 34. Taubstumme, Schadenshaftung 1 828. — Sachsen: 73 52. Tausch 1 515. Strafprozeßordnung, Aenderungen 235. Täuschung, arglistige, bei der Ehe­ Strafrecht in den Konsulargerichtsbe­ schließung 1 1334, 1337; bei der Te­ zirken 63 19, 49—51. stamentserrichtung 1 2339; bei Wil­ Strafsachen, bes. Vorschriften für Kon­ lenserklärungen 1 123, 124. sulargerichtsbezirke 63 52; für Schutz­ Teilhypothekenbrief 1 1152; 58 61. gebiete 64 6. Teilungsmasse im Konkurse 51 117— Strafverfügungen 86 70. 137; bei der Zwangsversteigerung 49 Strandämter 16 1, 2; Anmeldung der 107. Bergungs- u. Hilfskosten 16 36ff.; Teilungsplan 47 874—877; bei der Aufbewahrung der geborgenen Ge­ Zwangsversteigerung 49 106, 113— genstände 16 14, 19, 23; Aufgebots­ 132, 137-141; bei der Zwangs­ verfahren durch dies. 16 26—35; Jnverwaltung 49 157—159. ventarerrichtung über die geborgenen I Teilungssachen 79 14—18. Gegenstände 16 15. Teilurteil 47 301, 353. Strandbehörden 16 1—3; Beseitigung Telegraphenanlagen, Anschluß an das gestrandeter ob. gesunkener Gegen­ Lokalnetz 29 6; Errichtung u. Betrieb stände 16 25. 29 1—4, 11; Gebührenerhöhung 29 StrandtriftigeGegenständel620,22—25,30. 7; Prozessuales 29 13; Recht der Strandungsordnung 16. Benützung 29 5. Strandvögte 16 1, 2; Leitung des Ber­ Telegraphengeheimnis 29 8. gungs- u. Hilfeverfahrens 16 6, 8, Telegraphengesetz 29; Geltung für 9, 11, 12, 14. Bayern u. Württemberg 29 15. Streitgegenstand, Wert 47 2—9. Telegraphenlinien, Benutzung der Ver­ Streitgenossenschaft 47 59—63,69; not­ kehrswege für dies. 30 Iff.; Aufstel­ wendige Str. 47 62; Eideszuschie­ lung eines Planes hiefür 30 7—9; bung bei notto. Str. 47 472. T. durch den Luftraum über andere Streitverkündung 47 72—77; Unter­ Grundstücke 30 12. brechung der Verjährung durch Str. Telegraphenordnung 29 Fußnote 1. 1 209, 215. Telegraphen-Wegegesetz 30. Streitwert, Berechnung 47 2—9; 65 Termine, Auslegungsvorschriften 1 186 9—17; 68 10, 11. | —193; im Zivilprozeß 47 218—220, Stumme, Pflegschaft 1 1910; Testa­ 227—229; Kosten der Versäumung 47 ment 1 2243. 95. Sühneversuch im Prozeß 47 296, 510 c, Testament, Ablieferung 1 2259, 59 83; 608—611, 54 41, 54. allgem. Vorschriften 1 2064—2086; Surrogation, einzelne Fälle: 1 281 Begriff 1 1937; Eröffnung 1 2260 (beim Schadensersatz); 1 718 Abs. 2 —2262, 2273; Errichtung und Auf­ (beim Gesellschaftsvermögen); 1 818 hebung 1 2229—2264; Gemeinschaft(Herausgabe w. ungerechtfertigter Be­ i liches T. 1 2265, 2273.

die anderen auf Paragraphen und Artikel. Sachsen: 72 46, 47; altes T. 79 17; | Treu und Glauben, bei Auslegung von amtl. Aufbewahrung u. Ablieferung 73 Verträgen 1 157; bei Bedingungen 1 49, 50; Beurkundung SO 12—15. 162; bei Leistungen 242, 320; Ver­ Testamentsvollstrecker 1 2197 — 2228, hinderung des Erfolgs wider Tr. u. 59 81, 82; Zeugnis über die Ernen­ Gl. 1 815. nung 1 2368. Trunksüchtige, beschränkte Geschäfts­ Testierfähigkeit 1 2229, 2230; Ueberfähigkeit 1 114; Entmündigung 1 6. gangsvorschrift 2 215. Tierhalter, Schadenshaftung 1 833. u. Tod, Zeitpunkt 1 18, 20; einer Partei während des Prozesses 47 239, 243, Ueberbau 1 912—916. 246. Uebereiguungsbeschluß bei Zwangsver­ Todeserklärung von Verschollenen 1 13 steigerungen 81 15—17, 21. —"20; Aufgebotsverfahren 47 960— Ueberfahrtsvertrag 8 666—677. 976; internationales Privatrecht 2 Uebergabe von bewegl. Sachen zu Ei­ 9; Uebergangsvorschriften 2 158— gentum 1 929 ff.; der verkauften 162; Wiederverheiratung im Falle Sache 1 446-451. der T. 1 1348—1352, 2 159; Zu­ Uebergebot bei der Zwangsversteigerung ständigkeit für T. (Bekanntmachung 49 72. des Reichskanzlers) 47 961 Fußnote. Ueberschuldung als Voraussetzung des Konkurses 51 207, 210, 214. Todesvermutung 1 18, 20. Todes wegen, Erwerb von Todes Uebersetzung, Befugnis hiezu 33 12 wegen, Begriff 1 1369. Ziff. 1, 34 8, 18 Fußnote 1 § 1 Ziff. Tonwerke, Aufführungsrecht 33 11, 27, 3, 35 2; Schutz ders. 33 2; 34 2. 28, 34 11, 18 Fußnote 1 § 1 Ziff.5; Uebertragung des Eigentums an be­ Auszüge 33 12, 14; mechanische Wie­ wegt. Sachen 1 929—936; des Ei­ dergabe 33 2, 12, 14, 22—22 c, 63 a, gentums an Grundstücken 1 313, 873, 34 13, 34 Eingangsnote Art. IV § 2, 925; der Forderungen 1 398—413; 35 2; Rechte der Urheber in den Uebertragbarkeit Voraussetzung der Verbandsländern 34 4 ff., 13; Ur­ Pfändung 47 851. heberschutz 33 1 (in den Verbands­ Ueberversicherung 32 51. ländern 34 2); Vervielfältigung, zu­ Uebungsfahrten der Automobilführer lässige 33 21, 24; Vorbehalt des Auf­ I 4 3. führungsrechtes 33 61. Unbewegliches Vermögen, Arrestvoll­ Der Tote erbt den Lebendigen (le mort ziehung in das unb. V. 47 932; Be­ saisit le vif) 1 1922. griff bei der Fahrnisgemeinschaft 1 1551, im Vollstreckungsrecht 47 864; Tote Hand, Erwerb 2 86, 87. Tradition s. Uebergabe. Zwangsvollstreckung in das unb. B. Transport, Gefahr: 1 447 (Kauf), 1 47 810, 864—871. 644 (Werkvertrag); Kosten: 1 448 Uneheliche Kinder s. Kinder. (Kauf). Unerlaubte Handlungen 1 823—853; im Ausland begangene 2 12; Ge­ Transportgeschäfte, ein Handelsgewerbe richtsstand 47 32. 8 1. Transportversicherung 32 129 —148; Unfallversicherung 32 179—185; An­ zeige des Versicherungsfalls 32 182; befreite Vers. 31 187; keiner Zu­ lassung bedürftig 31 116; im ein­ Arten 32 179; Pflichten des Ver­ sicherers u. Versicherungsnehmers 32 zelnen s. Güter-, Schiffsversicherung. 1; Verwirkung der Leistung 32 181. TranSportversicherungspolizen, Uebertragbarkeit 8 363—365. Ungedeckter Notenumlauf, besteuerter 20 9, 10. Trassiert = eigener Wechsel 12 6. Tratte s. Wechsel, gezogener. Ungerechtfertigte Bereicherung 1 812— 822. Trennung von Justiz u. Verwaltung

44 4. Unlauterer Wettbewerb, Gesetz 42. Trennung von Tisch und Bett 2 202, Unmöglichkeit der Leistung 1 265, 275, 279—282, 285, 287, 291, 306 ff., 323 206; 61 77. Treuhänder für Baugeldzahlungen 6 I —325, 338, 347, 351. 35, 36; bei Hypotheken aus Order- I Unpfändbare Forderungen 47 850; und Jnhaberschulden 1 1189, 58 44; ! bei den Hypothekenbanken 21 29— 38, 51, 53. i

Unpfändbarkeit steht entgegen der Abtretung 1 400, der Aufrechnung 1 394, der Einziehung zur Konkurs-

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze, mässe 51 1, dem gesetzt. Pfandrecht an eingebrachten Sachen 1 559 (Miete), 581 (Pacht) — Ausnahme 585 Satz 2 (Pacht eines landwirtschaftl. Grundstückes) —, 1 704 (Ein­ bringung von Sachen bei Gastwirten); Unpfändbare Sachen 47 811. Unschädlichkeit der Veräußerung von Grundstücksteilen 21 17. — Sachsen: 72 21—27, 73 20—23; Feststellung der U. bei anwartschaftl. Grundbesitz 84 22. Unschädlichkeitszeugnis 2 120 (Vorbe­ halt zugunsten der Landesgesetz­ gebung). Unterbrechung der Ersitzung 1 940— 942; des Prozeß-Verfahrens 47 239 —245, 249, 250; der Verjährung 1 208—217, 477. Unterhalt des Gemeinschuldners 51 58, 60, 129, 132. Unterhaltsansprüche Geltendmachung im Konkurs 51 3; Wertberechnung 65

9 a. Unterhaltspflicht des Adoptanten 1 1766; der Ehegatten 1 1360 ff., 65 9a; der geschiedenen Ehegatten 1 1578—1585; des Erben 1 1969; des Gemeinschuldners 51 3; des Vaters gegenüber dem unehelichen Kinde 1 1708—1714, 1716, 2 21; der Ver­ wandten 1 1601—1615. Unterlassungen, Zwangsvollstreckung zur Erwirkung von U. 47 890—892.

Untermiete 1 549. Unterpacht 1 581, 596. Untersuchungsrichter 43 60. Unterversicherung 32 56> 57, 63. Unveräußerliches Recht, Pfändung 47 857.

Unvermögen des Schuldners zur Lei­ stung 1 275, 279. „Unverzüglich" 1 121. Unzulässigkeit der Bedingung u. Zeit­ bestimmung 1 388, 925, 1317, 1598, 1724, 1742, 1768, 1947, 2180, 2202. Urheber (von Werken der Literatur rc.): Befugnisse 33 11—28, 36 11, 15 —24; Begriff 33 2; Legitimation 33 2-7, 34 15, 36 5-9; Rechte in den Verbandsländern 34 4—14. Urheberrecht an Werken der bil­ denden Künste u. der Photo­ graphie: Dauer des Schutzes 36 25—30; Objekte des Schutzes 36 51; Rechtsverletzungen 36 31—50; Uebertragbarkeit Z6 9; Vererblichkeit 36 10; Verjährung von Schadensersatzanspr. u. Strafverfolgung 36 47— 50; Voraussetzungen des Schutzes 36

1—14; Zuständigkeit in letzter In­ stanz 36 52; Zwangsvollstreckung 36 14. — an Werken der Literatur und Tonkunst: Dauer des Schutzes 33 29—35 (nach der Bern. Konv. 34 7); Jnyalt 33 11—14; Objekte des Schutzes 33 54, 55; Privilegien zum Schutze dess. 33 64 Fußnote 1; Rechtsverletzungen 33 36—53; Uebertragbarkeit 33 8, 9; Vererblichkeit 33 8; Verjährung vonSchadensersatzanspr. u. Strafverfolgung 33 50— 53; Voraussetzungen des Schutzes 33 1—10; Zuständigkeit in Rechtsstrei­ tigkeiten 33 59; Zwangsvollstreckung 33 10. — an Mustern und Modellen: Anwendung des LitUG. v. 1870 auf dass. 37 14; Dauer des Schutzes 37 8; Objekt des Schutzes 37 16; Strei­ tigkeiten sind Handelssachen 37 15; Uebertragbarkeit 37 3; Vererblichkeit

37 3. Urheberbenennung im Prozesse 47 76, 77.

Urkunden, Beweis durch U. 47 415— 444; Editionsantrag 44 420—436; formelle Beweiskraft 47 415—419; gerichtliche u. notarielle 2 151, 59 167—184, 191, 200; Mitteilung ge­ richtlicher u. außergerichtlicher inner­ halb der Vertragsstaaten des Haa­ ger Prozeßabkommens 56 1—7; Stempelpflichtigkeit 65 2; Vollstrekkungstitel 47 794, 797—800; s. auch Oeffentliche U.

Nrkundenprozeß 47 592—601. Urliste der Schöffen 43 36, 85. Ursprungsland von Werken der Lite­ ratur u. Kunst 34 4 Abs. 3.

Urteil 47 300—329; Berichtigung 47 319, 320; Ergänzung 47 321, 540; Fällung 47 309; in abgekürzter Form 47 313, 317, 696; Inhalt 47 313, 54 49; Rechtskraft 47 322, 705; Tatbestand 47 313, 314; Verfahren bis zum U. 47 253—299; Verkün­ dung 47 310—312, 54 48. usus fructus s. Nießbrauch.

B. Vater, elterliche Gewalt 1 1627—1683; Nutznießung 1 1656; Verpflichtungen gegenüber dem unehel. Kinde 1 1708 ff. Vaterschaft, Anerkennung 11718,1720 ; Beweis 1 1717; Feststellung 1 1707 1710. — Sachsen: 79 44, 45.

die anderen auf Paragraphen und Artikel. Verarbeitung von Sachen 1 950, 951. Beräutzerungsverbol 1 135—137, 888, 1136; im Konkurse 51 106, 113,115. Verbindung mehrerer Ansprüche in einer Klage 47 260; von Klagen 47 147; von Sachen 1 946, 947, 949, 951.

Verbotene Eigeninacht 1 858—865. Vereine, allg. Vorschriften 1 21—54; eingetragene 1 55 ff.; Haftung für den Vorstand 1 31; in Konsularaerichtsbezirken 63 31; konzessionierte 2 82; Liquidation 1 47 ff., 76; rechtsfähige 1 21; nicht rechtsfähige 1 54, 47 735; Rechtsfähigkeit aus­ ländischer V. 2 10. — Sachsen:Zuständigkeitsvorschr.73 2—6. Bereinsregister 1 21, 55, 56, 59, 63, 64, 67, 71, 74ff.; 59 159, 162. — Sachsen: 75 44—53 mit Anlagen G. 76 9, 79 31. Verfahren im Zivilprozeß s. Zivilprozeß. — Sachsen: in Anwartschaftssachen 84 100; wegen Zuwiderhandlungen gegen das Forst- und Feldstrafgesetz 86 51—71. Verfasser, Pflichten gegenüber dem Verleger 35 1, 2, 10; Rechte 12 2, 3, 12, 20, 33, 35, 42; Tod dess. vor Vollendung des Werkes .35 34; Vergütung 35 22—24; Verzug dess. 35 30, 31. Verfügungsbeschränkungen der Ehefrau 1 1395ff.; bzgl. eingetragener Rechte 1 892-894, 899; des Erben 1 1984 (bei Nachlaßverwaltung), 2211 ff. (bei Vorhandensein eines Testamentsvoll­ streckers); des Gemeinschuldners 51 6, 192, 206; gesetzliche u. vertrags­ mäßige 1 135, 136; Uebergangsvorschrift 2 168. — Sachsen: Eintragung ins Grundbuch 74 71, 167. Vergeltungsrecht s. Ausländer. Vergleich 1 779; Kosten 47 98; im Prozeß 47 510 e, 54 41; Vollstrekkungstitel 47 794. Vergleichsgebühr des Rechtsanwalts 68 13, 20, 23—25, 29. Verhandlungsgebühr 65 18—21, 25, 26, 27, 29, 49; des Rechtsanwalts 68 13, 15—17, 19, 20, 22—25, 29, 42, 43.

Verh and lungs termine 47 261, 262; 54 35—37.

Verjährung, Beginn 1 198—201; Fri­ sten 1 194—197, 218ff.; Hemmung 1 202—207; Uebergangsvorschrift 2

169; Unterbrechung 1 208 — 217; Wirkung 1 222—224; im einzelnen: Verj. der Ansprüche aus einer An­ weisung 1 786; auf die Aussteuer 1 1623; der Anspr. der außerehe­ lichen Mutter 1 1715; der Anspr. bei der Binnenschiffahrt 17 117,118; aus eingetragenen Rechten 1 902; für u. gegen die Eisenbahn aus Gü­ terbeförderungen 8 470; der Anspr. aus der Flößerei 18 30; gegen den Frachtführer 8 439; gegen den frühe­ ren Geschäftsinhaber 8 26; bei Ge­ nossenschaften 11 41, 74, 99, 123; bei der G. m. b. H. 10 9, 31, 43 Abs. IV; von Gründungsansprüchen bei Aktien-Ges. 8 206; des Heraus­ gabeanspruchs des Vertragserben 1 2287; der Anspr. gegen den Lager­ halter 8 423; bei der offenen Han­ delsgesellschaft 8 113, 159, 160; des Pflichtteilsanspruchs 1 2323; der Anspr. gegen die Postverwaltung aus Wechsel- u. Scheckprotesten 12 Ein­ gangsnote § 4; des Prinzipals ge­ gen den Handlungsgehilfen 8 61; deS Anspr. aus einer Schuldverschreibung auf den Inhaber 1 801; der Anspr. gegen den Spediteur 8 414; auf Grund des UWG. 42 21; aus einem Verlöbnis 1 1302; aus dem Ver­ sicherungsvertrag 32 12; des Wandelungs- bzw. Minderungsanspruchs beim Kauf 1 477, beim Viehkauf 490; des Anspr. auf Entrichtung des Wech­ selstempels 13 16; beim Werkvertrag 1 638, 639; der Anspr. auf wieder­ kehrende Leistungen 1 197, 218, 223, 902; Verj. von Dividenden­ rückständen bei der Reichsbank 20 24; der Ersatzanspr üche bei Automobilunfällen 4 14; bei Haft­ pflichtfällen 3 8; bei der Leihe 1 606; bei der Miete 1 558; beim Nießbrauch 1 1057; beim Pfand 1 1226; gegen einen Rechtsanwalt 46 32 a; des Reichs gegen seine Beamte 7 2; an­ dern TelWG. 30 13; aus unerlaub­ ten Handlungen 1 852; Verj. der Klagen wegen Gebrauchsmuster­ schutzrechtsverletzungen 40 9; wegen Patentrechtsverletzungen 38 39; der Schatzanweisungen 20 65; Scheckverjährung 14 20—22; Verj. von seehandelsrechtlichen Forderungen 8 901—905; der Straf­ verfolgung von Wechselstempel­ hinterziehungen 13 23; in Urhe­ berrechtssachen 33 50—53, 36 47-49, 37 14 Fußnote 1 §§ 33-

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze,

38; der Vorstandshaftung (bei Aktien-Ges.) 8 236, 241; Wechsel­ verjährung 12 77—79, 100. — Sa chsen: Verjährung der Ansprüche des Staates re. wegen' Gebühren und Auslagen u. der Anspr. auf Rückerstattung nicht geschuldeter Geb. u. Auslagen 72 2; des Anspruchs auf Ersatzgeld SG 40; von Forst- u. Feldvergehen SG 5.

Verkehrshypothek 1 1113—1183. Verkehrsunternehmungen 2 125. Verkehrsvorschriften für Kraftfahrzeuge 4 1—6.

Verkehrswege, Benutzung für Telegra­ phenlinien 30 1 ff.; Aufstellung eines Planes hiefür 30 7—9. Verklarung 8 522—525, 555. Verlagsgeschäfte, Handelsgewerbe 8 1. Verlagsrecht, Beginn u. Endigung 35 9; Begriff 35 8; Inhalt 35 1; Uebertragbarkeit 35 28; Vorbehalt zu­ gunsten der Landesgesetze 2 76.

Verlagsrechtsgesetz 35. Verlagsvertrag 35 1; Ablieferung des

Vermögensverwaltung 47 31; des Va­ ters 1 1638 ff.; des Vormunds 1 1802 ff., 1840 ff. Bermögensverzeichnis, Aufnahme von V. 79 55, 119. Vermutung, Gegenbeweis 47 292. Berpflegungsaufwand des Staates, der Gemeinden re., Ersatz dess. 2 103. — Sachsen: 72 6. Verpflich tungsscheine, kaufmännische 8 363. Versäumnisurteil 47 330-347, 542, 54 39, 54; Einspruch 47 338-346, 43 Eingangsnote Ziff. 7 Art. IX, 54 40; Form 47 313; Verkündung 47 311; Versagung dess. 47 335— 337; Zustellung 47 339, 508. Versäumung von Prozeßhandlungen, Folgen 47 230—232. Verschollenheil 1 13—20; internationa­ les Privatrecht 2 9; eines Schiffes 8 862, 863, 15 53; s. a. Todeser­ klärung. Verschuldungsgrenze 2 117. Verschwender, Entmündigung 1 6, be­ schrankte Geschäftsfähigkeit 1 114. Versicherung für fremde Rechnung 32 74—80; gegen die Gefahren der See­ schiffahrt 8 778 — 900 s. Seeversicherung. — Sachsen: Pflicht des Pfandleihers zur V. 88 11.

Werkes 35 11; Endigung des Ver­ lagsverhältnisses 35 29; Haftung für Erfüllung 35 28, 36, 37; Kündi­ gung des Bertragsverhältnisses 35 18, 45; Rücktritt 35 17, 30, 31, 35 —38; Untergang des Werkes 35 33; Zuständigkeit in letzt. Instanz 35 49. Verleger, Konkurs 35 36; Pflichten 35 Versicherungsagent 31 65, 85; 32 43 -48. 1, 13—16, 20, 22, 25—27; Rechte Bersicherungsaussichtsgesetz 31; In­ 35 1, 5, 42; Verzug 35 32, 33. krafttreten 31 125; UebergangsvorVerlöbnis 1 1297—1302; 61 76. schriften 31 92—104. Vermächtnis 1 2147—2191; alternati­ Bersicherungsbeirat 31 72. ves V. 1 2152; V.-Anfall 1 2176 Versicherungsgenossenschaften 31 102. —2179; V.-Anspruch 1 2174; Begriff 32 9. 1 1939; Behandlung im Nachlaß­ I Versicherungsperiode Versicherungsprämie s. Prämie. konkurs 51 222, 226, 227, 230; Gat| Versicherungsrecht, reichsgesetzl. Rege­ tungs-V. 1 2155, 2182 f.; Nachver­ lung s. Private Versicherungsunter­ mächtnis 1 2191; Verschaffungsver­ nehmungen, Versicherungsvertrag; mächtnis 1 2169; Voraus-V. 1 2150 Vorbehalt zugunsten der Landesge­ Wahl-B. 1 2154. setzgebung 2 75 mit Note. Vermischung von Sachen 1 948, 949, Versicherungsschein 32 3—5; Aushändi­ 951. gung 32 35. Vermögen, Gerichtsstand 47 23; Nieß­ Versicherungsunternehmungen s. Pri­ brauch 1 1085—1089; Uebernahme 1 vate Vers. 330, 419; Vertrag über das gegen­ Bersicherungsverein auf Gegenseitigkeit wärtige V. 1 311; Vertrag über d. 31 6, 9, 15—53; Anmeldung u. Ein­ künftige V. 1 310; Zwangsvollstrek­ tragung in das Handelsregister 31 kung in das bewegliche B. 47 803— 30—33, 40, 45; Auflösung 31 42— 863, in das unbewegt. V. 47 864— 45; Aufsichtsrat 31 35; Bekannt­ 871, in Vermögensrechte 47 828— machungen 31 28; Deckung der Aus­ 863. gaben 31 24—27; Gründungsfonds — Sachsen: Ges., die Zwangsvollstreckung 31 22, 23; Jurist. Persönlichkeit 31 15; kleinere V. 31 53, 73; Konkurs in das unbewegt. Vermögen betr. Sl; AusfVO. hierzu 82. i 31 49, 68, 32 13; Liquidation 31

die anderen auf Paragraphen und Artikel. 46—48; Organe 31 29 ff.; Reserve­ fonds 31 37, 38; Satzung 31 17ff.; Untersagung des Geschäftsbetriebs 31 67; Verfassung 31 17; Vorstand

31 34. VersicherungsverhältniS, Beginn 32 7; Konkurs des Versicherers bzw. Vers.nehmers 32 13, 14, 40; Kündigung 32 24—30, 40, 41 (weg. Gefahr­ erhöhung), 32 70 (bei Veräußerung der versicherten Sache); Vorbehalte zugunsten der Landesgesetze 32 191 —193; Zuständigkeit des Reichsge­ richts 32 194. Versicherungsvertrag, allg. Versiche­ rungsbedingungen 31 9, 10; An­ zeigepflicht 32 16—34, 142; Gefahr­ erhöhung, nachträgliche, 32 23—29, 142; Pflichten des Versicherers und Versicherungsnehmers Z2 1; Rücktritt des Versicherers 32 6; Rücktritt wegen Verletzung der Anzeigepflicht 32 16—21, 30, 40, 79.

Versicherungsvertragsgesetz 32. Versicherungswert 32 51 ff., 86. Versprechen der Leistung an einen Drit­

Vertrauensmänner als Beisitzer am Einigungsamt 54 67; zur Wahl der Schöffen 43 40. — Sachsen: Wahl der letzteren 69 25. Vertretung nicht prozeßfähiger Per­ sonen 47 51 ff.; bei Rechtsgeschäften 1 164—181. Vertretungsmacht 1 164 ff., 171 ff., 180. Vervielfältigung (von Lit.- u. Kunst­ werken), Befugnis 33 11, 34 18 Fuß­ note 1 § 1 Ziff. 1, 35 2, 36 15; Pflicht des Verlegers hiezu 35 1, 14; Gchadensersatzpfl. wegen widerrechtl. V. 33 36, 36 31; Strafe hiefür 33 88, 36 32; Zulässigkeit 33 15—25, 36 17—21. Verwahrungsvertrag 1 688 -700; un­ regelmäßiger 1 700. Verwaltung des eingebrachten Gutes 1 1373—1382, 1389 ff.; Beendigung 1 1418—1425. Verwaltung u. Nutznießung, gesetzl. ehelicher Güterstand 1 1363—1425. Verwandtschaft 1 1589-1772; Ehe­ hindernis 1 1310; Nichtigkeit der Ehe 1 1327. Verwendungen des Besitzers 1 994 ff., 999ff.; des Erbschaftsbesitzers 12022; des Erbschaftsverkäufers 1 2381; des Mieters 1 547; des Nießbrauchers 1 1049; des Pfandgläubigers 1 1210, 1216; bei unerl. Handl. 1 850; des Borerben 1 2125, 2138; beim Wie­ derkauf 1 500; Zurückbehaltungs­ recht wegen B. 1 273; s. auch Auf­ wendungen. Verwirkungsklausel bei Abzahlungsge­ schäften 5 4; beim Pfand 1 1149, 1229, 1277. Verzicht, gerichtlicher 47 306; auf Män­ gelrügen im Prozeß 47 295. Verzug desGläubigers 1 293—304, gegenüber einem Gesamtschuldner 1 424; des Schuldners 1 284—292; Verzug bei gegenseitigen Verträgen 1 322, 324, 326, 327. Viehgewährschaft 1 481-492. Viehversicherung 32 116—128; Anzeige des Versicherungsfalls 32 121; Haftung des Versicherers 32 116, 119, 127; Nottötung 32 126; Umfang 32 116, 117.

ten 1 328—335. Versteigerer, Anstellung ders. 73 9. Versteigerung 1 156; Beurkundung 59 181; gepfändeter Sachen 47 814, 816—820, 824, 827; von Grund­ stücken (im Zwangsverst.-Verf.) 49 66—78; hinterlegter Sachen 1 383— 386. — Sachsen: freiwillige von Grundstücken u. Rechten 80 31—39. Versteigerungstermin bei der Zwangs­ versteigerung 49 36—38 (Termins­ bestimmung), 39—41 (Bekannt­ machung), 83, 85 (neue Ansetzung). — Sachsen: 81 13, 23—25, 82 7—11. Versunkene Gegenstände 16 21—25, 35. Verteilungsverfahren im Konkurse 51 149—172; Abschlagsverteilung 51 158—160; Schlußverteilung 51161 ff. — bei der Zwangsversteigerung 49 105—145; außergerichtl. Vertei­ ; lung 49 143—145; Verteilung des j Erlöses 49 117—126; Vert.-Termin I 49 105—107. ! Vertrag 1 145—157 (Zustandekommen ■ des V.); 1 305—319 (Inhalt des j V.); 1 320—327 (gegenseitiger B.); Volksversicherung 32 189. Volljährigkeit 1 2, 187 (Beginn); 1 I 2302 (über eine Verfügung von 1303 (Voraussetzung z. Eheschließung); Todes wegen). 2 7 (eines Ausländers); 2 153, 154 Vertragserbe 1 1941. (Uebergangsvorschriften). Vertragsstrafe 1 339—345; bei Ab­ zahlungsgeschäften 5 4; eines Kauf­ Volljährigkeitserklärung 1 3—5; 59 56, 196. manns 8 348, 351; bei der Kon­ 1 — Sachsen: Verfahren 79 14, 80 4. kurrenzklausel 8 75.

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze,

Vollmacht 1 166—176; zum Antrag Vorlegung von Sachen 1 809—811. auf Eintragung in das Grundbuch Vormerkung im Grundbuch 1 883— 58 30—32; Nachweis ders. in An­ 888; zur Sicherung des Anspruchs gelegenheiten der freiw. Gerichtsbar­ auf Löschung einer Hypothek 1 1179; keit 59 13; Nachweis ders. im Pro­ im Konkursverfahren 51 14, 24, 193, zeß 47 78; Zulassung zur Prozeß­ 221 führung ohne V. 47 56, 89. — Sachsen: 74 73. Vollstreckbare Ausfertigung 47 724— Vormundschaft über Minderjährige 750, 754—757, 797, 799, 800, 894. 1 1773—1895; Anordnung 1 1773 —1792; Führung 1 1793—1836; Vollstreckungsbeamte, Bestellung u. Zu­ Führung u. Aufsicht des Börmundständigkeit 43 155, 156. schaftsgerichts 1 1837—1848; Mit­ Dollstreckungsbefehl 47 699-702; Bollwirkung des Gemeindewaisenrats 1 streckungstitel 47 794, 796. 1849—1851; befreite V. 1 1852— Vollstreckungsgegenklage 47 767. 1857; Familienrat 1 1858-1881, Vollstreckungsgericht 47 764, 765, 828, Beendigung 1 1882—1895; Ueber858, 49 1. gangsvorschrift 2 210; über Voll­ Dollstreckungshandlungen, Unterbre­ jährige 1 1896—1908; vorläufige chung der Verjährung durch B. 1 V. 1 1906, 59 52. 209, 216. — Sachsen: Gesetzl. V. 72 37—39. Vollstreckungsklausel 47 724, 725, 732, Vormundschaftsgericht, Fürsorge und 929 Aufsicht 1 1837—1848; Zuständiges Vollstreckungstltel 47 704, 794, 801; 54 59 35—45. 57, 78. — Sachsen: Aufsicht über die Gemeinde­ Vollstreckungsurteil 47 722, 723, 1042; waisenräte 73 46. 56 19. Vollziehung einer Auflage im öffent­ Vormundschaftssachen, Verfahren u. lichen Interesse 1 525, 2194. Zuständigkeit 59 35—64, 190, 195. — Sachsen: Zuständigkeitsvorschr. 73 10. — Sachsen: 79 14—18. Voraus des Ehegatten 1 1932 (Erb­ Vorpfändung 47 845. recht). i Vorsatz 1 276 (Haftung-im allge. Vorausklage, Einrede der V. 1 202, meinen); 1 300 (bei Verzug des 239, 771 ff.; 8 349, 351; 51 194. Gläubigers); 1 521, 529 (Schen­ Vorausvermächtnis 1 2150. kung) ; 1 599 (Leihe); 1 680 (Ge­ Vorbehalt, geheimer 1 116; V. des schäftsführung ohne Auftrag); 1 839 Eigentums 1 455; Rangvorbehalt 1 (Amtspflichtverletzungen); 1 912 881. (Ueberbau) 1 968 (Fund). Vorbehaltsgut bei der allgemeinen Vorschieben von Waren 42 8. Gütergemeinschaft 1 1440, 1441; bei Vorschlagsliste der Geschworenen 4388. der Errungenschafts-G. 1 1526; bei Vorschuß beim Auftrag 1 669. der Fahrnis-G. 1 1555; bei der fort­ Vorträge, Urheberschutz 33 1; Verviel­ gesetzten G.-G. 1 1486; beim gesetzl. fältigung 33 17; Bortragsrecht 3311. Güterstand 1 1365—1371; Nachweis Vulgarsubstitution s. Ersatzerbe. 58 34. Vorbehaltsurteil 47 302, 305, 540, 599, 780, 953. W. Vorbereitende Schriftsätze 47 129—133, 253, 272. Wahlschuld 1 262-264. Vorentscheidung gegen Beamte 44 11. Wahlvermächtnis 1 2154. Vorerbe 1 2105 ff.; Eintragung 58 52. Wahrscheinlichkeilstafel bei Versicherung Vorkaufsrecht 1 504—514; an Grund­ 31 11, 12. stücken 1 1094—1104; der Miterben Währung bei Geldschulden 1 244; 51 1 2034, 2035. 69; 58 28. — Sachsen: 74167; Einfluß der Zwangs­ Waisenversicherung 31 6. versteigerung auf das V. 81 10—21. Waldgenossenschaften 2 83. Vorläufige Vollstreckbarkeitserklärung 47 708—719; 54 57, 77. Wandelung beim Kauf 1 462ff.; beim Vorläufige Vormundschaft 1 1906— Viehhandel 1 487 ff.; beim Werkver­ 1908; 47 426, 473. trag 1 634 ff.

die anderen auf Paragraphen und Artikel. Warenzeichen, Anmeldung 41 2; Ein­ 12 18, 20; mangels Zahlung 12 41; tragung 31 3—6; Löschung 41 8, Verfahren 12 87—90. 9; Vererbung u. Ueberrragung des Wechselprozetz 47 602—605. durch die Eintragung begründeten 1 Wechselstempel, Art der Entrichtung 13 Rechts 41 7; Wirkung der Eintra­ 1 14, 15; Befreiungen 13 1; Betrag gung 41 12, 13. 1 13 3; Ertrag 13 29; Haftung f. EntWarenzeichengesetz 41. I richtung 13 5, 12, 13; Strafe bei Wartegeld, Abtretung 1 411. Nichtentrichtung 13 8ff.; Umfang der Wartezeit der Witwe 1 1313. Stempelpflicht 13 1, 2; Verjährung des Anspruchs auf Entrichtung 13 Wasserrecht 2 65. 16; Verjährung der Strafverfolgung Wechsel, Anwendung des Börseges. 25 von Hinterziehungen 13 23; Zeit der 96; Hypothek für die Forderung aus Entrichtung 13 7. einem W. 1 1187—1189; Pfändung Wechselverjährung 12 77-79, 100. 47 831; Streitwert 47 4. Wegnahme einer Einrichtung 1 258; — eigener (trockener) 12 96—100; einer Sache: durch den Besitzer 1 Eigene domizilierte W. 12 99; Er­ 997; bei der Leihe 1 606; bei der fordernisse 12 96; Stempelpflicht 13 Miete 547, 558; bei der Nacherbschaft Iff. 1 2125; beim Nießbrauch 1 1049; — gezogener, abhanden gekommene beim Pfand 1 1216; zur Selbsthilfe W. 12 73, 74; Akzeptant 12 18 ff., 1 229—231; beim Wiederkauf 1 500. 29, 73, 81, 83; Allonge 12 11; Weidefrevel 86 17. an eigene Order 12 6; Annahme (Ak­ zeptation) 12 21—24; ausländische Werke der bildenden Künste und Gesetzgebung 12 84—86; Bezogener derPhotographie, Aenderungen, 12 4 Ziff. 8; Blanko-Indossament zulässige, bei der Vervielfältigung 36 12 12,13; domizilierterW. 12 24,43; 21; Begriff 36 2; freie Benutzung 36 Ehrenannahme 12 56—61; Ehren­ 16; kinematographische Wiedergabe zahlung 12 62—65; Einreden 12 82; 36 15 a, 30, 31. Erfordernisse 12 4—7; Erfüllung der — der Literatur u. Kunst (Schutz Wechselverbindlichkeit 12 30—40 Fäl­ durch die Bern. Konv.), Auszüge 34 ligkeit 12 30-35; falsche W. 12 75, 10; Begriff 34 2; Begriff der Ver­ 76; Indossament 12 9—17; Inter­ öffentlichung 34 4 Abs. 4; Beschlag­ vention 12 56—65; Kassiertage 12 nahme nachgedruckter u. nachgebilde­ 93; Klagerecht des Wechselgläubigers ter 34 13 Abs. ,4, 16; kinemato12 81—83; Mangelhafte Unterschrif­ graph. Wiedergabe 34 14; Ueberten 12 94, 95; Präsentation s. Prä­ setzungen 34 2, 8; unerlaubte Wie­ sentation; Regreßrechte s. Regreß; dergabe 34 9—12. Remittent 12 4 Ziff. 3; Stempel­ — der Literatur u. Tonkunst pflicht 13 Iff.; Trassant 12 4 Ziff. 6; (LitUG.), Aenderungen, zulässige, bei Trassat 12 4 Ziff. 7; trassiert-eigener der Vervielfältigung 33 24; Recht W. 12 6; Verpflichtungen des Aus­ der Vervielfältigung u. Verbreitung stellers 12 8; Vervielfältigung 12 33 11; Uebersetzungsrecht 33 12, 14; 66-72; Zahlung 12 36-40; Zah­ Urheberrecht s. Urheberrecht; Ver­ lungstag 12 30—35, 92, 93. breitung 33 26; Vervielfältigung 33 Wechselduplikate 12 66—69. 15—25; Zulässige Benutzung 33 13. Wechselfähigkeit 12 1, 3, 84. Werklieferungsvertrag 1 651. Wechselgläubiger, Klagerecht 12 81—88. Werkvertrag 1 631—651. Wechselklauseln 12 9, 14, 17, 37, 42, 70. Wechselkopien 12 70—72. Wertpapiere, Aufbewahrung fremder 23; Sicherheitsleistung durch W. 1 Wechselordnung 12; Vorbehalt zu­ 232, 234, 235; Uebereignung kom­ gunsten der Landesgesetzgebung 9 21. missionsweise eingekaufter W. durch Wechselprotest, Bekanntmachung des Übersendung des Stückeverzeichnisses Reichskanzlers, betr. die Erhebung 23 7; W. mit Zins-, Renten- und von Wechsel- u. Scheckprotesten durch Gewinnanteilscheinen, Kraftloserklä­ Postbeamte 12 Eingangsnote § 3; rung 47 1010—1013; Zulassung zum Gesetz betr. die Erleichterung dess. Börsenhandel 25 36—49. 12 Eingangsnote; Ort u. Zeit 12 91—93; Protest mangels Annahme Wette 1 762.

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze, Widerklage, Geltendmachung 47 278; Gerichtsstand 47 33; Zulässigkeit 47 33. Widerspruch gegen die Richtigkeit deS Grundbuchs 1 899, 927, 1140, 58 54; des Schiffsregisters 1 1263, 59 119, 113, 115. — Sachsen: 74 73. Widerspruchsklage gegen die Zwangs­ vollstreckung 47 771—774. Wiederaufnahme des Verfahrens 47 578-591. Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen Versäumung des Auseinander­ setzungstermins (in Nachlaßsachen) 59 92, 96; gegen Versäumung von Not­ fristen 47 233-238, 59 22, 137; gegen Versäumung des Prüfungs­ termins (im Konkurs) 51 165. Wiederkauf 1 497—503. — Sachsen: Einfluß der Zwangsver­ steigerung auf das Wiederkaufsrecht 8122. Wiederkehrende Leistungen, Abände­ rungsklage 47 323; Klage auf künf­ tige Entrichtung 47 258; Reallast 1 1105ff; Streitwert 47 9, 65 9a; Verjährung 1 197, 218, 223, 902. Wiederverheiratung im Falle der To­ deserklärung 1 1348—1352, 1637, 61 55 Fußnote 1; Uebergangsvorschrift 2 159. Wilde Tiere, Aneignung 1 960. Wildschaden 1 835; landesgesetzl. Vor­ behalt 2 69—72. — Sachsen: Ges. den Ersatz von W. re. betr. 70. Willenserklärung bei Rechtsgeschäften 1 116—144; Verurteilung zur Abgabe einer W. (Ersatz rechtsgeschäftlicher) 47 894—898. Witwenversicherung 31 6. Wochenbettskosten 1 1715. Wohnräume, Miete v. W. 1 580. Wohnsitz 1 7—11, 2 35; im Ausland 2 24; Gerichtsstand des W. 4713ff.; Uebergangsvorschrift 2 157. Wohnunasrecht (beschr. Pers. Dienst­ barkeit) 1 1093. Wuchergesetz 2 47 mit Note.

Z. Zahlung einer Geldschuld 1 244, 245; des Wechsels 12 36—40. Zahlungsbefehl 47 688—693; Unter­ brechung der Verjährung 1 209,213; Vollstreckbarkeitserklärung 47 699— 701; Widerspruch 47 694-697.

Zahlungsfristen 48 14 Ziff. 4; 49 60. Zahlungssperre beim Aufgebotsverfah­ ren 47 1019—1022; bei Schuldver­ schreibungen auf den Inhaber 1802,2102. Zahlungs Statt, Anspruch des Pfand­ gläubigers auf Abtretung an Z. 1 1282; Annahme der Fracht an Z. durch den Verfrachter 8 616; Lei­ stung an Z. 1 364, 365, 422, 429; Ueberweisung an Z. 47 835. Zahlungstag bei Wechselverbindlichkei­ ten 12 30-35. Zahlungsunfähigkeit, Voraussetzung des Konkurses 51 102, 210. Zeichenrolle 41 1—4. Zeitbestimmung 1 158—163. Zeitbürgschaft 1 777. Zeitschriften s. Zeitungen. Zeitungen, Abdruck von Artikeln 33 18, 34 9; Annahme von Beiträgen für dies. 35 41-46; Postzwang 281. — Sachsen: Bekanntmachung des Ver­ steigerungstermins 81 25, 82 8, 9. Zentralausschrch der Reichsbankanteils­ eigner 20 31—33. Zeuge, Beeidigung 47 391—393, 54 44; Beweis durch Z. 47 373—401, 59 15; Erscheinungspflicht 47 380, 381; Ladung 47 377—379, 54 44; Ver­ nehmung 47 394—398; Verweige­ rung des Zeugnisses 47 383—390; Zeugnispflicht 47 380—390. Zeugengebühren 47 401; 66 15; 67 Iff. Zeugnis des Nachlaßgerichts zum Nach­ weise der Erbfolge 58 37, 38, 99. — Sachsen: 72 48; über Grundbuch­ eintragungen 74 31; des Richters oder Notars 79 57. Zeugniszwangshaft 47 390. Zinsen beim Darlehen 1 608, 609; handelsgesetzliche 8 352, 353; Höhe der gesetzlichen 1 246; Höhe der ver­ tragsmäßigen 1 247; im Konsular­ gerichtsbezirken 63 33, 78 Fußnote 1 Art. 3; Prozeß-Z. 1 291; der in das Reichsschuldbuch eingetragenen Forderungen 24 22, 23; Verjährung der Zinsrückstände 1 197; VerzugsZ. 1 288—290, 301; Zinszahlung unterbricht Verjährung 1 208; s. a. Zwischenzins. — Sachsen: 72 3; des Pfandleihers 88 1, 2, 4. Zinseszinsen 1 248; bei Handelsge­ schäften 8 355. Zinsgesetz, Aufhebung 2 39.

die anderen auf Paragraphen und Artikel. Zinsscheine 1 799, 801, 803 ff., 8 367; abhanden gekommene 47 1003 Fuß­ note 1 § 16; Üebergangsvorschrift 2 175. Zivilprozeß, Einfluß der Konkurseröff­ nung 51 10, 11; Kostenseparation 47 95, 96, 97, 100; Parteien 47 50-127; Prozeßkosten 47 91—107; Sicherheitsleistung 47 108—113; Verfahren 47 128—252; Verfahren in 1. Instanz 47 253—510; Ver­ fahren bis zum Urteil 47 253—299; Verweisung des Rechtsstreits an das zuständige Gericht 47 276, 505, 506. Zivilprozeßordnung 47; Abänderungen 47 Eingangsnote; Einführungsgesetz 48; Inkrafttreten 2 1, 48 1. — Sachsen: AusfG. 83. Zollbehörden, Befugnisse ders. bei Ber­ gung und Hilfeleistung in Seenot 16 6, 14, 15, 23, 28. Zubehör 1 97, 314; eines Schiffes 8 478. Zug UM Zug 1 274, 322, 348; 5 3; 47 726, 756, 765. Zulassungsstellen an den Börsen 25 36-38. Zurückbehaltungsrecht 1 273, 274, 23 8; kaufmännisches 8 369—372. Zusammenlegung von Grundstücken 2 113. Zusammenlegungsgenoffenschaft 74 66. Zusammenstoß von Schiffen 8 734— 739; 17 92. Zusatzpatent 38 7, 8. Zuschlag bei der Versteigerung 1 156; bei der Zwangsversteigerung 47 817, 49 79—94. Zuschußexemplare eines Werkes 35 6. Zuständigkeit der Gerichte in Sachen der nichtstreitigen Gerichtsbarkeit, Gesetz 69. Zustellungen an die der Konsular­ gerichtsbarkeit unterworfenen Personen 63 28, 29. — im Zivilprozeß 47 166—213; von Amts wegen 47 208—213; von Anwalt zu Anwalt 47 198; durch Aufgabe zur Post 47 175, 192,210 a, 213; im Ausland 47 199—202, 262, 499; Beurkundung 47 190—192, 195, 212; durch Gemeindebeamte 54 25; durch Gerichtsvollzieher 47166—192; Oeffentliche 47 203—207; aus Par­ teibetrieb 47 166—213; durch die Post 47 193-197; der Urteile 47 317; im Verfahren vor den Amts­ gerichten 47 496; im Verfahren vor den Gewerbegerichten 54 25, 32—35; unter Vermittlung des Gerichtsschrei­ bers 47 166, 168, 169, 196; inner­ halb der Vertragsstaaten des Haager Prozeßabkommens 56 1—7, 57 1, 2.

im Zwangsversteigerungs­ verfahren 49 3—8. Zustellungsbeamte, Bestellung u. Zu­ ständigkeit 43 155, 156. Zustellungsempfänger 47 171—178. Zustellungsort 47 180—187. Zustellungsurkunde 47 190—192, 195, 212, 213; 54 34. Zustellungszeit 47 188. Zwang in Angel, der freiw. Gerichtbarkeit 79 10—12. Zwangsenteignung 47 15 Ziff. 2; s. auch Enteignung. Zwangserziehung 1 1666, 1838; 2 3411, 135; 2 135 (öffentl. Zw.); s. auch Fürsorgeerziehung. — Sachsen: 73 53. Zwangsrechte 2 74. Zwangsvergleich im Konkurs 51 173 —201; im Gesellschaftskonkurse 51 211; im Nachlaßkonkurs 51 230. Zwangsversteigerung von Grund­ stücken 47 866, 869, 49 15—145; Anordnung der Versteigerung 49 15 —27; Aufhebung u. einstweilige Ein­ stellung des Verfahrens 49 28—34, 75—77, 86; Versteigerung 49 66— 78; Versteigerungsbedingungen 49 44 —62, 66, 82, 83 Nr. 1, 100; Ver­ teilung des Erlöses 49 105—145; — von Schiffen 49 162—171; Vor­ behalt zugunsten der Landesgesetz­ gebung 9 20. — in befände re n Fällen : auf An­ trag des Konkursverwalters 49 172 —174; zwecks Gemeinschaftsauf­ hebung 49 180—184; eines Nach­ laßgrundstücks 49 175—179. — Sachsen: auf Antrag der Baupolizei­ behörde 81 30-35. Zwangsversteigerungsgesetz 49; Ein­ führungsgesetz 50; Inkrafttreten 2 1. — Sachsen: AusfG. 81; AusfVO. 82. Zwangsverwaltung von Grundstücken 47 866, 869; 49 1—14, 146—161; auf Antrag des Konkursverwalters 49 172—174. — Sachsen: 81 27. Zwangsvollstreckung 47 704—945; Allgem. Bestimmungen 47 704—802; Einstellung 47 707, 769, 775, 776; Einwendungen gegen die Art u. Weise der Zw. 47 766; Einwendungen, materielle, gegen die Zw. 47 767, 768; Zw. wegen Geldforderungen 47 803—882 (u. zw. in das bewegl. Ver­ mögen 803—863, in das unbewegl. Verm. 864—871); zur Erwirkung der —

Herausgabe von Sachen u. zur ErWirkung von Handlungen oder Unter­ lassungen 47 883—898; im Kon­ sulargerichtsbezirk 63 46; Kosten 47 788; Voraussetzungen des Beginns 47 750—752; Verteilungsverfahren 47 872—882. — Sachsen: gegen Gemeinden 83 1 — 3; gegen Kirchen, geistliche Lehne u. Schul­ lehne 83 5, 6; in Lehngüter 83 7; gegen den Lehnsnachfolger 83 8; Ges.,

die Zw. in das unbewegt. Vermögen betr. 81; AusfVO. hierzu 82. Zwischenurteil 47 304, 54 50 (über den Grund des Anspruchs); 47 71 (bei Nebenintervention); 47 135 (gegen Rechtsanwälte); 47 303, 304 (über selbst. Angriffs- ob. Berteid.-Mittel); 47 387 (über die Zeugnisverweige­ rung).

ZwischenzinS, Ausschluß bei vorzeitiger Leistung 1 271.