Reichszivilgesetze (Ausgabe für Preußen): Eine Sammlung der wichtigsten Reichsgesetze über Bürgerliches Recht und Rechtspflege. Für den Gebrauch auf der Hochschule und in der Praxis; mit systematischem, alphabetischem und chronologischem Gesamtregister [Reprint 2021 ed.] 9783112403181, 9783112403174


175 7 144MB

German Pages 1835 [1823] Year 1911

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Recommend Papers

Reichszivilgesetze (Ausgabe für Preußen): Eine Sammlung der wichtigsten Reichsgesetze über Bürgerliches Recht und Rechtspflege. Für den Gebrauch auf der Hochschule und in der Praxis; mit systematischem, alphabetischem und chronologischem Gesamtregister [Reprint 2021 ed.]
 9783112403181, 9783112403174

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Jaeger, Reichszivilgesehe. (Ausgabe für Preußen.)

Druck: Dr. F. P. Datterer & (Eie., G. m. b. H. Freising-München.

Neichszivilgesetze Line Sammlung -er wichtigsten Reichsgesetze über Bürgerlicher Recht und Rechtspflege. 5ür den Gebrauch auf der Lochschule und in der Praxis.

Mit

systematischem, alphabetischem und chronologischem Gesamtregister herausgegeben von

Dr. Ernst Zaeger Professor der Rechte zu Leipzig.

3. Auflage von Jaeger, 35(525. mit Nebengesetzen.

Mit einem Anhang, enthaltend:

AusfLhrungsgesetze für dar tkönigreich Preußen herausgegeben von

Dr. weitzler, Iustizrat, Rechtsanwalt und Notar in Kalle a. 6.

1911

München und Berlin J. Schweitzer Verlag (Arthur Lellier)

Vorwort Die vorliegende dritte Auflage meiner Gesetzsammlung erscheint in völlig neuer Gestalt. Der Stoff ist übersichtlicher eingetellt und sehr erheblich vermehrt. Schon die Reichsausgabe enthält jetzt mit den in den Noten angeführten Vorschriften etwa hundert Gesetze, Verord­ nungen und Bekanntmachungen in der gegenwärtig geltenden Form. Sie umfaßt nun auch das Bank-, Börsen- und Geldwesen, das Post- und Telegraphenwesen, das DerficherungSrecht, das gesamte Urheberrecht und die Kostengesetze. Damit dürfte die reichsgesetzliche Ordnung deS Privat­ rechts und der Privatrechtspflege so vollständig, als dies in einem hand­ lichen Bande bei gutem Druck irgend möglich ist, wiedergegeben sein. Der veränderten Anlage entspricht der neue Titel „ReichSzivilgesetze". Die LandeSauSgaben, die außer dem Reichsrecht die wichtigsten Ausführungs­ vorschriften einzelner Gliedstaaten enthalten, sind gleichfalls nach dem neuesten Stande der Gesetzgebung ergänzt worden. Für die Auswahl und Anordnung deS Stoffes waren in erster Linie, aber nicht ausschließlich, die Bedürfniffe deS akademischen Unterrichts maßgebend. Die Aufnahme der Kosten- und Gebührengesetze entspricht einem aus Richter- und Anwaltskreisen wiederholt geäußerten Verlangen. Die ältere Rechtschreibung habe ich bei solchen Gesetzen, die seit Einführung der neuen nicht oder nur unerheblich abgeänoert wurden, beibehalten. Im übrigen ist die neue Schreibweise deS Reichsgesetzblattes durchgeführt. So namentlich bei der Zivilprozeßordnung. Die auf jeder Seite angegebene Abkürzung der Gesetzesbezeichnung folgt den Vorschlägen des Deutschen Juristentages (Ausgabe 1910). Dem alphabetischen Gesamt­ register find ein systematisches und ein chronologisches Register beigefügt worden. Durch Neubearbeitung der Register und durch Üeberwachung der ganzen Korrektur haben Herr Rechtspraktikant vr. Fiedler in München und Herr Rechtspraktikant K. Fischer in Nürnberg wertvolle Dienste geleistet. Leipzig, am 22. Dezember 1910.

Der Herausgeber.

systematisches Inhaltsverzeichnis. '........................................................................................................................

V

Chronologisches Inhaltsverzeichnis..........................................................................

XI

Vorwort

Verzeichnis der Abkürzungen........................................................................................... HD

A. Neichsrecht. Erster Teil.

AkichSprivatncht. I. Abschnitt.

Die bürgerliche Gesetzgebung und ergänzende Gesetze. Bürgerliches Gesetzbuch mit VO., belr. die Hauptmängel und Gewährfristen beim Viehhandel, und Bet., betr. AuSführungSbeftimmungen zu den g§ 980, 981, 983 BGB.

BGB........................... 1

GinführungSgesetz -um Bürgerlichen Gesetzbuch mit den §§ 38 bis 4b deS ReicdSmilitärgesetzeS, dem Wuchergesetz, dem RG. über daS Holsteinsche Fürstenhaus, den §§ 26 bis 35 Abs. 3 Satz 1 Gewerbeordnung, dem RG. betr. Ueberleitung von Hypotheken deS früheren Recht- . .

EG. BGB.

.

Hastpflichtgefetz..................................................................................... HastpflichtG..

.

.Abkürzung

'N?.

2

.

3

Krastfahrzeuggefetz mit derl g§ 20, 21, 37, der Gewerbeord­ nung ...........................................................................................KFG........................ 4

AdzahlungSgesetz............................................................................... AbzG........................ 5

BauforderungSgesetz............................................. ............................BauFG. ... Haftung deS Reichs für seine Beamten, mir § 1 Reichsbeamtengesetz............................................................................... RBHaftG.

.

6

.

7

II. Abschnitt.

Handelsrecht mit Einschluß des Genoffenschafts-, Wechsel-, Scheck-, Seeund BiuneuschiffahrtSrechtS. Handelsgesetzbuch mit § 120 Gewerbeordnung....................... HGB........................ 8 EinführungSgesetz zum Handelsgesetzbuch mit § 133a Ge­ werbeordnung ..........................................................................EG. HGB. . . 9 Gesellschaften mit beschränkter Haftung.................................. GmbHG. ... 10 GenossenschastSgesetz..........................................................................GenG...................... 11

vm

Inhaltsverzeichnis. Abkürzung

Nr.

Wechselordnung mit dem Gesetz, betr. die Erleichterung des Wechselprotestes, und der Bet., betr. die Erhebung von Wechsel- und Scheckprotesten durch Postbeamte . . . WO .... 12 Wechselstempelgesetz.......................................................................... WStempG. . . 13 Scheckgesetz........................................................................................... ScheckG. ... 14 SeemannSordnung.......................................................................... SeemO. ... 15 Strandungsordnung.......................................................................... StrandO. . . 16 BinnenschlffahrtSgesetz.....................................................................BinnenschG . . 17 Flößereigesetz......................................................................................FlößereiG. . . 18 Flaggengesetz mit Bet., betr. Flaggenrecht deutscher Binnen­ schiffe, die ausschließlich auf ausländischen Gewässern verkehren..................................................................................... FlaggenG .

.

19

HI. AbschnittBank-, Börsen- und Geldwesen. Bankgesetz mit den Novellen und dem Gesetz, betr Ausgabe von Reichsbanknoten über 50 Mark und 20 Mark . . BankG. ... 20 Hypothekenbankgesetz.................................................................... . HypBankG. . . 21 SchuldverschreibungSgesetz...............................................................SchuldverschrG 22 Depotgesetz.................................................... ... DepotG. ... 23 ReichSichuldbuchgeseh............................. . . . RSchuldbG . 24 Börsengesetz mit Novelle von 1908 ........................................... BörsenG. . 25 Münzgesetz........................................................................................... MünzG. ... 26 Jnhaderpapiere mit Prämien . .........................................Jnhaberp. . 27 Reichskassenscheine............................ .................................. RKaffenscbG. . 27a

IV. Abschnitt.

Post- mrd Telegrapheuwesen. Postgesetz mit Novellen.....................................................................PostG. Telegraphengesetz................................................................................ TelG. Telegraphenwegegesetz.....................................................................TelWG.

... 28 . . 29 . . 30

V. Abschnitt.

Versicherungswesen. BersicherungSaufsichtSgesetz............................................................... BAG . . . .31 BersicherungSvertragSgesetz......................................................... DBG....................... 32

VI. Abschnitt.

Urheber- und Erfinderrecht, Unlauterer Wettbewerb. Urheberrecht an Werken der Literatur und Tonkunst mit Bek., betr. EintragSrolle bei dem Stadtrat zu Leipzig . . LitUG. ... Revidierte Berner Konvention zum Schuhe von Werken der Literatur und Kunst mit Ausführungsgesetz und Aus­ führungsverordnung ............................................................... BernKonv. . . Verlagsgesetz............................................................................................BerlG. ... Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der Photographie .....................................................................KunstUG.. . . Urheberrecht an Mustern und Modellen mit den §§ 18—36, 38 des Ges. vom 11. Juni 1870, Urheberrecht an Schrift­ werken re. betr............................................................................... MustG. . .

33

34 35 36

37

IX

JnhaltSverzrichniS. Abkürzung

. . . .

38 39 40 41 42

Zweiter Teil.

SerichtSversaffllug und Lerfahre« in Sache« der streitige« «vd stMUgck Serichttbarleit. I. Abschnitt. Verfassung der Gerichte, GeschSftsgang deS Reichsgerichts und Ordnung der Rechtsanwaltschaft. GerichtSverfaflungsgesetz mit den Abänderungsgesetzen unb dem Ermächtigungsgesetz............................................................. GBG..........................43 EinführungSgesetz zum GerichtsverfaffungSgesetz .... EG. GBG. . . 44 RGGeschO. . . 45 Geschäftsordnung deS ReichSgerichtS RAO......................... 46 Rechtsanwaltsordnung ....

H. Abschnitt. Zivllvrozetz mit Einschluß deS Konkurses. Zivilprozeßordnung, mit Abänderungsgesetzen, den Bet., betr. den Wohnsitz, der BO., betr Begründung der Revision in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, dem Gesetz betr? die Unzulässigkeit der Pfändung von Eisenbahnbetriebs­ mitteln, dem § 23 Abs. 5 deS internationalen Abkom­ mens über den Eisenbahnfrachtverkehr, dem Lohnbeschlag­ nahmegesetz, der Bek. über Zuständigkeit für Todes­ erklärungen, einem Auszug auS der Reichsschuldenord­ nung auS dem Statut der ReichSbank.............................ZPO...............................47 Einführungsgesetz zur Zivilprozeßordnung mit Abänderungs­ gesetzen und einem Auszug auS dem Gesetz, betr. die Schuldhast.............................................. ....................................... EG. ZPO. . . 48 Zwangsversteigerungsgesetz...............................................................ZBG........................49 Einführungsgesetz zum Zwangsversteigerungsgesetz und zur Grundbuchordnung.....................................................................EG. ZBG. . . 50 Konkursordnung mit Einführungsgesetz zum Abänderungs­ gesetz von 1898 ..........................................................................KO................................. 51 Einführungsgesetz zur KonkurSordnung.................................. EG. SO. ... 52 Anfechtungsgesetz................................................................................AnsG............................. 53 GewerbegerichtSgesetz..........................................................................GGG............................. 54 KaufmannsgerichtSgesetz.................................................................... KGG.............................. 55 Haager Zivilprozeßabkommen mit Bekanntmachung über daS Inkrafttreten................................................................................ HaagZPAbk. . 56 Ausführungsgesetz zum Haager Zivilprozeßabkommen . . AG. HaagZPAbk. 67

X

Inhaltsverzeichnis.

m. Abschnitt. Grmrdduchsachen mrb andere Angelegenheiten der freiwilligen

Gerichtsbarkeit. Abkürzung Nr. Grundbuchordnung..................................................................... . GBO 58 Freiwillige Gerichtsbarkeit............................................................... FGG 59 Freiwillige Gerichtsbarkeit im Heer und der Marine . . . HM. FGG. . . 60 PersonenstandSgesetz mit § 25 der AuSsührungSvorschristen deS BundeSratS zu 8 83 PStG............................................ PStG. ... 61 PersonenpandSgefttz für Bundesangehörige im Auslande . AuslPSlG. . . 62

IV. Abschnitt. Konsular- und Schutzgebietsgerichtsbarkett.1 KonsulargerichtSbarkeitSgesetz mit Einführungsverordnung . KonsGG.... SchutzgebietSgesetz mit Abänderungsgesetz und bcn §§ 48—51 deS KolonialbeamtengesetzeS........................................................ EchutzgebG. . .

63 64

V. Abschnitt. IKosten- und Gebührenweseu. GerichtSkostengesetz GKG 65 Gebührenordnung für Gerichtsvollzieher GVGO. ... 66 Gebührenordnung für Zeugen und Sachverständige . . . ZGO..........................67 Gebührenordnung für RechtSanwälte........................................ RAGO. . . 68

B. Preußische Ausführungsgesetze. (Nach der Zeitfolge geordnet.)

Ausführungsgesetz zum Gerichtsverfassungsgesetz . . . AG.GVG Ausführungsgesetz zur KonkurSordnung (soweit noch in Geltung)........................................................................... AG. KO......................... Hinterlegungsordnung HinterlO....................... PrSchuldbG. . . . Gesetz über daS Staatsschuldbuch AuSsührungSgeietz zur Zivilprozeßordnung . . . . AG. ZPO..................... AuSsührungSgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuche. . . AG BGB..................... Preuß. Gesetz über die freiwillige Gerichtsbarkeit . . PGFG.......................... AG.ZPO.Nov. 1899 AuSsührungSgesetz zur Zivilprozeßnovelle AuSsührungSgesetz zum Reichsgesetz über die Zwangs­ AG. ZAG..................... versteigerung re AuSsührungSgesetz zum Handelsgesetzbuche AG.HGB..................... AuSsührungSgesetz zur Grundbuchordnung AG. GBO..................... . . . Verordnung, betr. daS Grundbuchwesen............................. GrundbBO. Verordnung, betr. daS BerwaltnngSzwangSversahren wegen Beitreibung von Geldbeträgen .... BerwZwBerf. . . . Verordnung zur Aussührung deS Bürgerlichen Gesetzbuchs ABO. BGB. . . . Ausführungsverordnung zur Grundbuchordnung mit einigen Formularen.................................................... ABO. GBO. . . . Verordnung, betr. den Güterstand bestehender Ehen . GüterslDO.................... Gesetz über die Fürsorgeerziehung Minderjähriger . . FürsorgeG. . . . Haftung deS Staates für AmtSpflichtverletzungen der Beamten.......................................................................... PrBHaftG..................... AlphabetifcheS Sachregister schließt an Nr. 86 an.

69

70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80

81 82

83 84 85 86

Chronologisches Inhaltrveyeichnir. Datum

Gesetz

Abkürzung

rr !

A. Reichsrecht. Personenstandsgesetz für BundeSangehörige im AuSlande Haftpfltchtgesetz 1871, 7. Juni Jnhaberpapiere mit Prämien 1871, 8 Juni Postgesetz mit Novellen 1871, 28. Oktober Strandungsordnung 1874, 17. Mai Personenstandsgesetz re. (s. system Re­ 1875, 6. Februar gister) Bankgesetz mit den Novellen re.(s. system. 1875, 14. März Register) Urheberrecht an Mustern und Mo­ 1876, 11. Januar dellen re. (f. system. Register) GerichtSverfaffungSgesetz re. (s. system. 1877, 27. Januar Register) Einführungsgesetz zum GerichtSver1877, 27. Januar fassungSgesetz Zivilprozeßordnung re. (s. system. Re­ 1877, 30. Januar gister) 1877, 30. Januar Einführungsgesetz zur Zivilprozeßord­ nung re. (f. system. Register) 1877, 10. Februar Konkursordnung re. (s. system. Register) 1877, 10. Februar Einführungsgesetz zur KonkurSordnung 1878, 18. Juni GerichtSkostengesetz 1878, 24 Juni GebührenordnungfürGerichtSvollzieher 1878, 30. Juni Gebührenordnung für Zeugen und Sachverständige 1878, 1. Juli RechiSanwaltSordnung 1879, 7. Juli Gebührenordnung für Rechtsanwälte 1879, 21 Juli Anfechtungsgesetz 1880, 5. April (1886, Geschäftsordnung deS Reichsgerichts 8. Juli) 1886, 26 Mai ReichSkaflenscheine 1889, 1. Mai Genoffenschaftsgesetz 1890, 29. Juli GewerbegerichtSgesetz 1891, 13. Mai Paientgesetz re. (f. system. Register) 1891, 1. Juni Gebrauchsmuslergesetz 1892, 6 April Telegraphengesetz Gesellschaften mit beschränkter Haftung 1892, 20. April 1870, 4. Mai

AuSlPStG.

62

SaftpflichtG. Jnhaderp. PostG. StrandO. PStG.

3 27 28 16 61

BankG.

20

MustG.

37

GBG.

43

EG. GBG.

44

ZPO.

47

EG. ZPO.

48

KO. EG. KO. GKG GBGO. ZGO.

51 52 65 66 67

RAO. RAGO. AnfG. RGGeschO.

46 68 58 45

RkaffenschG. GenG. GGG. PatG. GebrMustG. TelG. GmbHG.

27a 11 54 38 40 29 10

xn Datum

1894, 1894, 1895, 1895, 1896, 1896,

12 Mai 16. Mai 15. Juni 15. Juni 5. Juli 18. August

1896, 18. August

1897, 24. März 1897, 24. März 1897, 24. März

1897, 10. Mai 1897, 10. Mai

1898, 17. Mai 1899, 22. Juni

1899, 1899, 1899, 1900, 1900, 1900, 1901, 1901,

13. Juli 4. Dezember 18. Dezember 7. April 21 Mai 25. Juli 12. Mai 28. Mai

1901, 19. Juni 1901, 1902, 1904, 1905, 1906,

19 Juni 2. Juli 6. Juli 17. Juli 17. Juli

1907, 9. Januar 1908, 1908, 1908, 1908, 1908,

11. März 27. Mai 30. Mai 3. Juni 13. November

1909, 1909, 1909, 1909, 1909, 1910, 1910,

3. Mai 1. Juni 1. Juni 7. Juni 15. Juli 22. Mai 31. Mai

Gesetz

Warenzeichengesetz Abzahlungsgesetz BinnenschiffahrtSgesetz Flößereigesetz Depotgesetz Bürgerliches Gesetzbuch re. (s. system. Register) Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch re. (f. system. Register) Grundbuchordnung ZwangSversteigerungSgesetz EinsührungSgesetz zum Zwangsverste'gerungSgefetz und Grundbuchord-

Nummer

Chronologisches Inhaltsverzeichnis.

Abkürzung

WZG. AbzG. BinnenschG. FlößereiG. DepotG. BGB.

41 5 17 18 i 23 1

EG. BGB.

1

GBO.

! 58 ; 49 | 50

ZBG. EG. ZAG.

2

HEB \ Handelsgesetzbuch 8 EG. HGB. 1 9 Einführungsgesetz zum Handelsgesetz­ buch ; FGG. 1 Freiwillige Gerichtsbarkeit 59 Flaggengesetz mit Bek. bett. Flaggen­ FlaggenG. 19 recht deutscher Binnenschiffe, die auSschließlich aus ausländischen Gewässern verkehren Hypothekenbankgeseh HypBankG. !2l Schuldverschreibungsgesetz SchuldverschrG. 22 Telegraphenwegegesetz TelWG. 30 KonsulargerichtsbarkeitSgesetz KonsGG. 63 Patentanwaltsgesetz PatAnwG. 39 Schutzgebietsgesetz rc. (s system. Register) SchutzgebG. 64 Bersicherungsaufsichtsgesetz BAG. 31 Freiwillige Gerichtsbarkeit im Heere HM. FGG. 60 und in der Marine Urheberrecht an Werken der Literatur LitUG. j 33 t nnd Tonkunst rc. (s. system. Register) i BerlagSgesetz I DerlG. 35 1 SeemO. SeemannSordnung 15 KaufurannSgerichtsgesetz KGG. 55 Haager Zivilprozeß-Abkommen HaagZPAbk. 56 AuSsührungSgesetz zum Haager Zivil-1 AG. HaagZPAbk. 57 prozeßabkommen Urheberrecht an Werken der bildenden KunstUG. 36 Künste und der Photographie Scheckgesetz SckeckG. 14 Börsengesetz mit Novelle BörsenG. 25 Versicherungsvertragsgesetz i BVG. 32 Wechselordnung rc. (f system. Register) 1 WO. 12 Revidierte Berner Uebereinkunst zum BernKonv. 34 Schutze von Werken der Literatur | und Kunst re. (f. system. Register) ' Krastfahrzeuggesetz i KFG. 4 BauforderungSgesetz BauFG. 6 Münzgesetz 26 MünzG. Wettbewerbsgesetz 42 UWG. Wechselstempelgesetz WStempG. 13 Haftung deS Reichs für seine Beamten RBHaflG. 7 24 ReichSschuldbuchgesetz GSchuldbG.

xm

Chronologische- Inhaltsverzeichnis.

Datum

Gesetz

Abkürzung

I s

B. Preußische Aussühruugsgefetze. AuSführungSgesetz -um GerichtSverfassungSgesetz AuSführungSgesetzzurKonkurSordnung 1879, 6. MLrz HinterlegungSordnung 1879, 14 März StaatSschuldbuchgesetz 1883, 20. Juli 1879, 24 März AuSführungSgesetz zur Zivilprozeß­ 1899, 6. Oktober ordnung 1899, 20. September AuSführungSgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch 1899, 21. September Gesetz über die freiwillige Gerichts­ barkeit 1899, 22. September AuSführungSgesetz von 1899 zur givilprozeßnovelle von 1898 1899, 23. September AuSführungSgesetz zum Reichsgesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung 1899, 24. September AuSführungSgesetz zum Handelsgesetz­ buch 1899, 26. September AuSführungSgesetz zur Grundbuch­ ordnung 1899, 13. November Grundbuchverordnung 1899, 15. November Verordnung, betr. daS Verwaltungs­ zwangsverfahren wegen Beitreibung von Geldbeträgen 1899, 16. November I Verordnung zur Ausführung des Bürgerlichen Gesetzbuches 1899, 20. November I Allgemeine Verfügung zur Ausführung der Grundbuchordnung mit For­ mularen 1899, 20. Dezember I Verordnung betr. den Güterstand bestehender Ehen ' Gesetz über die Fürsorgeerziehung 1900, 2. Juli > Minderjähriger «Gesetz über die Haftung deS Staats 1909, 1. August und anderer Verbände für Amts­ pflichtverletzungen von Beamten bei. Ausübung der öffentlichen Gewalt« 1878, 24. April

AG. GVG.

69

AG. KO. HinterlO. PrSchuldbG. AG. ZPO.

70 71 72 73

AG. BGB.

74

PGFG.

,75

AG. ZPO. Nov. 1899 AG. ZVG.

76

AG. HGB.

78

AG. GBO.

79

GrundbVO. BerwZwVerf.

80 81

ABO. BGB.

82

ABO. GBO.

83

GüterstBO.

84

FürforgeG.

85

PrBHastG.

86

77

Verzeichnis der Abkürzungen AbzG. . . . AG. BGB. . AG. GBO. . AG. GBG. . AG. HaagZPAbk. AG. HGB. . AG. SO. . . AG. ZPO. . AG. ZPO.l Nov. 1899/ ' AG. ZBG. . AnfG. . . . AuSlPStG. . ABO. BGB. . «BO. GBO. . Bank®.. . BauFG. . BernSonv.

. . .

BGB. . . BinnenschG. Börsen®. . Depot®. . EG. BGB. EG. GVG. EG. HGB. SG. SO. . EG. ZPO. EG. ZBG.

. . . . . . . . . .

FGG. . . Flaggen®. FlöberetG. Fürsorge®. GBO. . . GebrMust®. GenG. . . GG®. . . GSG. . . GmbH®. . GrundbDO. GüterstBO. GBG. . . GBGO. . HaagZPAbk. Haftpflicht®.

. . . . . . . . . . . . . . . .

AbzahlungSgesetz Aus ührungSgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch . AuS ührungSgesetz zur Grundbuchordnung . . . . AuS ührungSgesetz zum Gerichtsverfassungsgesetz . . AuS ühiungSgesetz zum Haager Zivilprozeß Abkommen Aus ÜhrungSgesetz zum Handelsgesetzbuch . . . . AuS ührungSgesetz zur KonkurSordnung AuS ührungSgesetz zur Zivilprozeßordnung . . . . AuS ührungSgesetz von 1899 zur Zivilprozeßnovelle von 1898 ' . .... . . AuSführungSgesetz zum Zwangsversteigerungsgesetz . AnsechiungSgesetz Personenstandsgesetz für Bundesangehörige im Aus­ lande BO zur Ausführung deS Bürgerlichen Gesetzbuchs . Verfügung zur Ausführung der Grundbuch-Verord­ nung mit Formularen................................................... Bankgesetz BauforderungSgesetz Revidierte Berner Übereinkunft zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst Bürgerliches Gesetzbuch BinnenschissahrtSgesetz......................................................... Börsengesetz Depotgesetz EinführungSgeseh zum Bürgerlichen Gesetzbuch . . EinsührungSgesetz zum GerichtSverfassungSgesetz . . EinsührungSgesetz zum Handelsgesetzbuch . . . . Einführungsgesetz zur KonkurSordnung EinsührungSgesetz zur Zivilprozeßordnung . . . . Einführungsgesetz zum ZwangSversteigerungSgesetz und Zwangüverwaltung Freiwillige Gerichtsbarkeit Flaggengesetz Flößeretgesetz Gesetz über Fürsorgeerziehung Minderjähriger . . Grundbuchordnung Gebrauchsmustergesetz Genossenschaftsgesetz... GewerbegerichtSgeietz GerichtSkostengeletz Gesellschaften mit beschränkter Haftung Grundbuchverordnung BO. betr. den Güteistand bestehender Ehen . . . Gerichtsverfassungsgesetz rc Gebührenordnung für Gerichtsvollzieher Haager Zivilprozeß-Abtommen........................................ Haftpflichtgesetz

Ät. 5 74 79 69 57 78 70 73 76 77 53 62 82 83 20 6 34 1 17 25 23 2 44 9 52 48 50 59 19 18 85 58 40 11 54 65 10 80 84 43 66 56 3

Verzeichnis der Abkürzungen.

HGB HinterlO. . HM. FGG.

= — -----

. . . .

Jnhaberp. . ZrFG KGG KO SonsGG. .. KunstUG. ..

. .

LitllG. . . MünzG. .. MustG PatAnwG. . PatG PGFG. . . PosiG PrBHastG. .

PrSchuldbG. . PStG. . . RAO . . . RAGO. . RBHastG RGGeschO. . RkaflenschG . RSchuldbG. . ScheckG. . . EchuldverschrG. EchuhgebG. . SeemO . . StrandO. . . TelG . . TelWG. . . UWG VAG. ... BerlG BerwZwVerf..

VBG WO WStempG. . WZG ZGO. .. ZPO .. . ZBG. .. .

.

. .

. . . . .

. . . . . . . . .

.

. . .

Handelsgesetzbuch Hinterlegungsordnung Freiwillige Gerichtsbarkeit im Heere und der Marine

XV Nr. 8 71 60

Jnhaderpapiere mit Prämien 27 Kraftfahrzeuggefetz 4 KaufmannSgerichtSgesetz 55 KonkurSordnung 51 SonsulargerichtSbarkeitSgesetz 63 Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der Photographie 36 — Urheberrecht an Werken der Literatur und Tonkunst . 33 = Münzgesetz 26 — Urheberrecht an Mustern und Modellen .... 37 --- PatentanwattSgeseh 89 ----- Patentgesetz 88 — Preuß Gesetz über freiwillige Gerichtsbarkeit ... 75 — Postgesetz 28 — Preuß Gesetz über Haftung deS Staats für Amts­ pflichtverletzungen der Beamten 86 — Preußisches StaatSfchuldbuchgefetz 72 — Personenstandsgesetz 61 — RechtsanwaltSordnung .....................................................46 — Gebührenordnung für Rechtsanwälte 68 — Haftung deS Reichs für seine Beamten 7 — Geschäftsordnung deS ReichSgerichtS 45 — Reichskaflenscheine 27a = ReichSsckuldbuchgesetz 24 == Scheckgesetz 14 — SchuldoerschreibungSgesetz 22 — SchuhgebietSgesetz 64 — SeemannSordnung 15 — Strandungsordnung 16 — Telegraphengesetz 29 — Telegraphenwegegesetz 30 — WettbewerbSgesetz 42 — VersicherungSausstchtSgesetz 31 = VerlagSgesetz 35 — BO. detr. daS BerwaltungSzwangSverfahrcn wegen Beitreibung von Geldbeträgen 81 --- VerstcherungSvertragSgesetz 32 — Wechselordnung 12 — Wechselstempelgesetz 13 — Warenzeichengesetz 41 = Gebührenordnung für Zeugen und Sachverständige . 67 =Zivilprozeßordnung 47 —Zwangsversteigerungsgesetz 49 — --— —— —

I. Abschnitt. Die bürgerliche Gesetzgebung mtb ergimM-e Gesetze. Bürgerliches Gesetzbuch. Bötn i8. August 1896. lSteichSgesetzblatt 1896 E. 195—603,)

Erstes Buch.

Allgemeiner Gbell. Erster Abschnitt»

Personen. Lester Titel.

Ratikltdjt Persosen. K 1. Die Rechtsfähigkeit des Menschen beginnt mit der Vollendung der Geburt. K 2. Die Volljährigkeit tritt mit der Vollendung deS einund­ zwanzigsten Lebensjahrs ein.

§ 3. Ein Minderjähriger, der das achtzehnte Lebensjahr vollendet hat, kann durch Beschluß des DormundschastsgerichtS für volljährig eruärt werden. Durch die Dolljährigkeitserllärung erlangt der Minderjährige die rechtliche Stellung eines Volljährigen. § 4. Die Volljährigkeitserklärung ist nur zulässig, wenn der Minderjährige seine Einwilligung erthellt. Steht der Minderjährige unter elterlicher Gewalt, so ist auch die Einwilligung des Gewalthabers erforderlich, es sei denn, daß diesem weder die Sorge für die Person noch die Sorge für das Vermögen des Kindes zusteht. Für eine minderjährige Wittwe ist die Einwilligung des Gewalt­ habers nicht erforderlich. § 5. ' Die VolljährigkeitSerklärung soll nur erfolgen, wenn sie das Beste des Minderjährigen befördert. Jaeger, Reichs,lvilgesetze. 3.Auflage

1

1

BGB

§ E. Entmündigt kann werden: 1. wer in Folge vyn Geisteskrankheit odet von Geistesschwäche seine Angelegenheiten nicht zu besorgen vermag; 2. wer durch Verschwendung sich oder seine Familie der Gefahr des Nothstandes aussetzt; 3. wer in Folge von Trunksucht seine Angelegenheiten nicht zu besorgen vermag oder sich oder seine Familie der Gefahr des Nothstandes aussetzt oder die Sicherheit Anderer gefährdet. Die Entmündigung ist wieder aufzuheben, toenn der Grund der Entmündfgung vsAällt. § 7. Wer sich an einem Orte ständig niederläßt, begründet an diesem Orte seinen Wohnsitz. Der Wohnsitz sahn gleichzeitig an mehreren Orten bestehen. Der Wohnsitz wird aufgehoben, wenn die Niederlasiung mit dem Willen aufgehoben wird, sie aufzugeben.

§ 8. Wer geschäftsunfähig oder in der Geschäftsfähigleit beschränkt ist, kann ohne den Willen seines gesetzlichen Vertreters einen Wohnsitz weder begründen ngch Aufheben.

§9. Eine Militärperson hat ihren Wohnsitz am Garnisonorte. Als Wohnsitz einer Militärperson, deren Truppentheil im Jnlande keinen Garnisonort hat, gilt der letzte inländische Garnisonort des Truppenteils. Diese Vorschriften finden keine Anwendung auf Mllitärperfonen, die nur zur Erfüllung der Wehrpflicht dienen oder die nicht selbständig einen Wohnsitz begründen können. § 10. Die Ehefrau theilt den Wohnsitz des Ehemanns. Sie theilt den Wohnsitz nicht, wenn der Wann Janen Wohnsitz im Ausland an einem Orte begründet, an den die Frau iym nicht folgt und zu folgen nicht verpflichtet ist. Solange der Mann keinen Wohnsitz hat oder die Frau seinen Wohn­ sitz nicht theilt, kann die Frau selbständig einen Wohnsitz haben.

§ 11. Ein eheliches Kind theilt den Wohnsitz des Vaters, ein un­ eheliches Kind den Wohnsitz der Mutter, ein an Kindesstatt angenommenes Kind den Wohnsitz des Annehmenden. Das Kind behält den Wohnsitz, bis es ihn rechtsgültig aufhebt. Eine erst nach dem Eintritte der Volljährigkeit des Kindes erfolgende Legitimation oder Annahme an Kindesstatt hat keinen Einfluß auf den Wohnsitz des Kindes. § 12. Wird das Recht zum Gebrauch eines Namens dem Be­ rechtigten von einem Anderen bestritten oder wird das Jntereffe des Be­ rechtigten dadurch verletzt, daß ein Anderer unbefugt den gleichen Namen gebraucht, so kann der Berechtigte von dem Anderen Beseitigung der Beeinträchtigung verlangen. Sind weitere Beeinträchtigungen zu besorgen,

so kann er auf Unterlasiung klagen.

§ 13. Wer verschollen ist, kann nach Maßgabe der §§ 14 bis 17 im Wege deS Aufgebotsverfahrens für todt erklärt werden.

BGB.

Erstes Buch. Allgemeiner Teil.

1

§ 14. Die Todeserklärung ist Mässig, wenn seit zehn Jahren keine Nachricht von dem Leben des Verschollenen eingegangen ist. Sie darf nicht vor dem Schluffe des Jahres erfolgen, in welchem der Ver­ schollene das einunddreißigste Lebensjahr vollendet haben würde. Ein Verschollener, der das siebzigste LebmSjahr vollendet haben würde, kann für todt erklärt werden, wenn feit fünf Jahren keine Nach­ richt von seinem Leben tingegangen ist. Der Zeitraum von zehn oder fünf Jahrm beginnt mit dem Schluffe des letzten Jahres, in welchem der Verschollene den vorhandenen Nachrichten zufotze noch gelebt hat.

8 15. Wer als Angehöriger einer bewaffneten Macht an einem Kriege Thell genommen hat, während des Krieges vermißt yotden und seitdem verschollen ist, kann für todt erllärt werden, toenttfeubtift Friedens­ schlüsse drei Jahre verstrichen find. Hat ein Friedensschluß Acht statt­ gefunden, so beginnt der dreijährige Zeitraum mit dem Schluffe beö Jahres, in welchem der Krieg beendigt worden ist. Als Angehöriger einer bewaffneten Macht gilt auch derjenige, welcher sich in einem Amts- oder Dienstverhältniß öbftt zum Zwecke freiwilliger Hülfeleistung bei der bewaffneten Macht vefiMk.

§ 16. Wer sich bei einer Seefahrt auf einem während der Fahrt untergegangenen Fahrzeuge befunden hat und seit dem Untergange des Fahrzeugs verschollen ist, kann für todt erklärt werden, wenn fett dem Untergang ein Jahr verstrichen ist. Der Untergang des Fahrzeugs wird vermuthet, wenn es an dem Orte seiner Bestimmung nicht eingetroffen oder in Ermangelung eines festen Reiseziels nicht zurückgekehrt ist und wenn bei Fahrten innerhalb der Ostsee ein Jahr, bei Fahrten innerhalb anderer europäischer Meere, mit Einschluß sämmtlicher Theile des Mittelländischen, Schwarzen und Azowschen Meeres, zwei Jahre, bei Fahrten, die über außereuropäische Meere führen, drei Jahre seit dem Antritte der Reise verstrichen sind. Sind Nachrichten Über das Fahrzeug eingegangen, so ist der Ablauf des Zeittaums erforderlich, der verstrichen sein müßte, wenn das Fahrzeug von dem Orte abgegangen wäre, an dem es sich den Nachrichten zufolge zuletzt befunden hat.

§ 17. Wer unter anderen als den in §§ 15, 16 bezeichneten Um­ ständen in eine Lebensgefahr gerathen und seitdem verschollen ist, kann für todt erllärt werden, wenn seit dem Ereigniffe, durch welches die Lebens­ gefahr entstanden ist, drei Jahre verstrichen find.

§ 18. Die Todeserklärung begründet die Vermuthung, daß der Verschollene in dem Zeitpuntte gestorben sei, welcher in dem die Todeserllärung aussprechenden Urthelle festgestellt ist. Als Zeitpuntt des Todes ist, sofern nicht die Ermittelungen ein Anderes ergeben, anzunehmen: in den Fällen des § 14 der Zeitpuntt, in welchem die ToddSerllärung Mässig geworden ist;

1

BGB in den Fällen des § 15 der Zeitpunkt des Friedensschlusses oder der SHuß des Jahres, in welchem der Krieg beendigt worden ist; in den Fällen des § 16 der Zeitpunkt, in welchem das Fahrzeug untergegangen ist oder von welchem an der Untergang vermuthet wird; in den Fallen des § 17 der Zeitpunkt, in welchem das Ereigniß stattgefunden hat. Ist die Todeszeit nur dem Tage nach festgestellt, so gllt das Ende

des Tages als Zeitpunkt des Todes.

5 lSL Solange nicht die Todeserüürung erfolgt ist, wird das Fort­ leben des Verschollenen bis zu dem Zeitpunkte vermuthet, der nach § 18 Abs. 2 in Ermangelung eines anderen Ergebnisses der Ermittelungen als Zeitpunft des Todes anzunehmen ist; die Vorschrift des § 18 Abs. 3 findet entsprechende Anwendung. § 20. ■ Sind mehrere in einer gemeinsamen Gefahr umgekommen, so wird vermuthet, daß sie gleichzeitig gestorben seien. Swetter Titel.

-nrtsttsche Personen. L Vereine. 1. Allgemeine Vorschriften.

K 21. Ein Verein, besten Zweck nicht aus einen wirthschaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet ist, erlangt Rechtsfähigkeit durch Eintragung in das VereinSregister des zuständigen Amtsgerichts. § 22. Ein Verein, dessen Zweck auf einen wirthschaftlichen Geschäfts­ betrieb gerichtet ist, erlangt in Ermangelung besonderer reichsgesetzlicher Vorschriften Rechtsfähigkeit durch staatliche Verleihung. Die Verleihung steht dem Bundesstaate zu, in besten Gebiet der Verein seinen Sitz hat.

§ 23. Einem Vereine, der seinen Sitz nicht in einem Bundesstaate hat, kann in Ermangelung besonderer reichsgesetzlicher Vorschriften Rechts­ fähigkeit durch Beschluß des Bundesraths verliehen werden. 5 24. Als Sitz eines Vereins gilt, wenn nicht ein Anderes bestimmt ist, der Ort, an welchem die Verwaltung geführt wird.

§ 25. Die Verfassung eines rechtsfähigen Vereins wird, soweit sie nicht auf den nachfolgenden Vorschriften beruht, durch die Vereins­ satzung bestimmt. § 26. Der Verein muß einen Vorstand haben. Der Vorstand kann aus mehreren Personen bestehen. Der Vorstand vertritt den Verein gerichllich und außergerichtlich; er hat die Stellung eines gesetzlichen Vertreters. Der Umfang seiner Vertretungsmacht kann durch die Satzung mit Wirkung gegen Dritte beschräntt werden. 8 27. Die Bestellung des Vorstandes erfolgt durch Beschluß der Mitgliederversammlung.

BGB.

Erstes Buch. Allgemeiner Teil.

1

Die Bestellung ist jederzeit widerruflich, unbeschadet des Anspruchs auf die vertragsmäßige Vergütung. Die Widerruflichkeit kann durch die Satzung auf den Fall beschränkt werden, daß ein wichtiger Grund für den Widerruf vorliegt; ein solcher Grund ist insbesondere grobe Pflicht­ verletzung oder Unfähigkeit zur ordnungsmäßigen Geschäftsführung. Auf die Geschäftsführung des Vorstandes finden die für den Auf­ trag geltenden Vorschriften der 88 664 bis 670 entsprechende Anwendung.

5 28. Besteht der Vorstand aus mehreren Personen, so erfolgt die Beschlußfaffung nach den für die Beschlüffe der Mitglieder deS Vereins geltenden Vorschriften der 88 32, 34. eine Willenserklärung dem Vereine gegenüber abzugeben, so genügt die Abgabe gegenüber einem MÜgliede des Vorstandes. § 29. Soweit die erforderlichen Mitglieder des Vorstandes fehlen, find fie in dringenden Fällen für die Zeit bis zur Hebung des Mangels auf Antrag eines Betheiligten von dem Amtsgerichte zu bestellen, in deffen Bezirke der Verein seinen Sitz hat. § 30. Durch die Satzung kann bestimmt werden, daß neben dem Vorstände für gewifle Geschäfte besondere Vertreter zu bestellen find- Die Vertretungsmacht eines solchen Vertreters erstreckt fich im Zweifu auf alle Rechtsgeschäfte, die der ihm zugewiesene GeschästsKeiS gewöhnlich mit sich bringt.

§ 31. Der Verein ist für den Schaden verantworllich, dm der Vorstand, ein Mitglied des Vorstandes oder ein anderer verfaffungSmäßig berufener Vertreter durch eine in Ausführung der ihm zustehenden Ver­ richtungen begangene, zum Schadensersätze verpflichtende Handlung einem Dritten zufügt. § 32. Die Angelegenheiten des Vereins werden, soweit sie nicht von dem Vorstand oder einem anderen Dereinsorgane zu besorgen sind, durch Beschlußfaffung in einer Versammlung der Mitglieder geyrdnet. Zur Gültigkeit deS Beschlusses ist erforderlich, daß der Gegenstand bei der Berufung bezeichnet wird. Bei der Beschlußfaffung entscheidet die Mehr­ heit der erschienenen Mitglieder. Auch ohne Versammlung der Mtglieder ist ein Beschluß gültig, wenn alle Mftglieder ihre Zustimmung zu dem Beschlüffe schriftlich erklären.

H 33. Zu einem Beschlüffe, der eine Aenderung der Satzung ent­ hält, ist eine Mehrheit von drei Diertheilen der erschienenen Mitglieder erforderlich. Zur Aenderung des Zweckes des Vereins ist die Zustimmung aller Mitglieder erforderlich; die Zustimmung der nicht erschienenen Mit­ glieder muß schriftlich erfolgen. Beruht die Rechtsfähigkeit des Vereins auf Verleihung, so ist zu jeder Aenderung der Satzung staatliche Genehmigung oder, falls die Ver­ leihung durch den Bundesrath erfolgt ist, die Genehmigung des Bundes­ raths erforderlich. § 34. Ein Mitglied ist nicht stimmberechtigt, wenn die Beschluß­ faffung die Vornahme eines Rechtsgeschäfts mit ihm oder die Einleitung oder Erledigung eines Rechtsstreits zwischen chm und dem Vereine betrifft.

1

BGB.

8 35. Sonderrechte eines Mitglieds können nicht ohne dessen Zu­ stimmung durch Beschluß der Mitgliederversammlung beeinträchtigt werden. K 36. Die Mitgliederversammlung ist in den durch die Satzung bestimmten Fällen sowie dann zu berufen, wenn das Interesse des Vereins es erfordert. 5 37. Die Mitgliederversammlung ist zu berufen, wenn der durch die Satzung bestimmte Theil oder in Ermangelung einer Bestimmung der zehnte Theil der: Mitglieder die Berufung schriftlich unter Angabe des Zweckes und der Gründe verlangt. Wird dem Verlangen nicht entsprochen, so kann das Amtsgericht, in deffen Bezirke der Verein seinen Sitz hat, die Mitglieder, welche das Verlangen gestellt haben, zur Berufung der Versammlung ermächtigen und über die Führung des Vorsitzes in der Versammlung Bestimmung treffen. Auf die Ermächtigung muß bei der Berufung der Versammlung Bezug genommen werden. 8 38. Die Mitgliedschaft ist nicht übertragbar und nicht vererblich. Die Ausübung der Mitgliedschaftsrechte kann nicht einem Anderen über­ lasten werden.

8 39. Die Mitglieder sind zum Austritt aus dem Vereine berechtigt. Durch die Satzung kann bestimmt werden, daß der Austritt nur am Schluffe eines Geschäftsjahrs oder erst nach dem Ablauf einer Kündigungsfrist zulässig ist; die Kündigungsfrist kann höchstens zwei Jahre betragen. 8 40. Die Vorschriften des § 27 Abs. 1, 3, des § 28 Abs. 1 und der 83 32, 33, 38 finden insoweit keine Anwendung, als die Satzung ein Anderes bestimmt.

8 41. Der Verein kann durch Beschluß der Mitgliederversammlung aufgelöst werden. Zu dem Beschluß ist eine Mehrheit von drei Diertheilen der erschienenen Mitglieder erforderlich, wenn nicht die Satzung ein Anderes bestimmt. 8 42. Der Verein verliert die Rechtsfähigkeit durch die Eröffnung des Konkurses. Der Vorstand hat im Falle der Ueberschuldung die Eröffnung des Konkurses zu beantragen. Wird die Stellung des Antrags verzögert, so sind die Vorstandsmitglieder, denen ein Verschulden zur Last fällt, den Gläubigern für den daraus entstehenden Schaden verantwortlich; sie hasten als Gesammtschuldner. 8 43. Dem Vereine kann die Rechtsfähigkeit entzogen werden, wenn er durch einen gesetzwidrigen Beschluß der Mitgliederversammlung oder durch gesetzwidriges Verhalten des Vorstandes das Gemeinwohl ge­ fährdet. Einem Vereine, deffen Zweck nach der Satzung nicht aus einen wirthschaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet ist, kann die Rechtsfähigkeit ent­ zogen werden, wenn er einen solchen Zweck verfolgt.

BGB.

Erstes Buch. Allgemeiner Teil.

1

Einem Vereine, der na- her Satzung einen politischen, sozial­ politischen oder religiösen Zweck nicht hat, kann die Rechtsfähigkeit entzogen werden, wenn er einen solchen Zweck verfolgt. Einem Vereine, dessen Rechtsfähigkeit auf Verleihung beruht, kann die Rechtsfähigkeit entzogen werden, wenn er einen anderen als den in

der Satzung bestimmten Zweck verfotzt. 8 44. Die Zuständigkeit und das Verfahren bestimmen fich in den Fällen be8 § 43 nach den für streitige DerwaltungSfachen geltenden Vorschriften der LandeSgefetze. Wo ein VerwaltungSstreitverfahren nicht besteht, finden die Vorschriften der 83 20, 21 der Gewerbeordnung An­ wendung; die Entscheidung erfolgt in erster Instanz durch die höhere Verwaltungsbehörde, in deren Bezirke der Verein seinen Sitz hat. Beruht die Rechtsfähighit auf Verleihung durch den BundeSräth, fo erfolgt die Entziehung durch Beschluß deS Bundesraths.

§ 45. Mit der Auflösung des Vereins oder der Entziehung der Rechtsfähigkeit fällt das Vermögen an die in der Satzung bestimmten Personen. Durch die Satzung kann vorgeschrieben werden, daß die Anfall­ berechtigten durch Beschluß der Mitgliederversammlung oder eines anderen Dereinsorgans bestimmt werden. Ist der Zweck des Vereins nicht auf einen wirthfchaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet, so kann die Mitglieder­ versammlung auch ohne eine solche Vorschrift das Vermögen einer öffenllichen Stiftung oder Anstalt zuweisen. Fehlt eS an einer Bestimmung der Anfallberechtigten, so fällt daS Vermögen, wenn der Verein nach der Satzung ausschließlich den Interessen seiner Mitglieder diente, an die zur Zeit der Auflösung oder der Entziehung der Rechtsfähigkeit vorhandenen Mitglieder zu gleichen Thellen, anderenfalls an den Fiskus des Bundesstaats, in deffen Gebiete der Verein seinen Sitz Hatje. § 46. Fällt das Vereinsvermögen an den Fiskus, so finden die Vorschriften über eine dem FiSkuS als gesetzlichem Erben anfallende Erb­ schaft entsprechende Anwendung. Der FiSkuS hat das Vermögen thuNlichst in einer den Zwecken des Vereins entsprechenden Weise zu verwenden. S 47. Fällt das Vereinsvermögen nicht an den Fiskus, so muß eine Liquidation stattfinden.

§ 48. Die Liquidation erfolgt durch den Vorstand. Zu Liquidatoren können auch andere Personen bestellt werden; für die Bestellung find die für die Bestellung des Vorstandes geltenden Vorschriften maßgebend. Die Liquidatoren haben die rechlliche Stellung des Vorstandes, soweit fich nicht aus dem Zwecke der Liquidation ein Anderes ergiebt. Sind mehrere Liquidatoren vorhanden, so ist für ihre Beschlüsse Uebereinstimmung aller erforderlich, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist.

S 49. Die Liquidatoren haben die laufenden Geschäfte zu beendigen, die Forderungen einzuziehen, das übrige Vermögen in Geld umzusetzen, die Gläubiger zu beftiedigen und den Ueberschuß den Anfallberechtigten auszuantworten. Zur Beendigung schwebender Geschäfte können die

*) Abgidruckt unter 4 § 6.

1

BGB

Liquidatoren auch neue Geschäfte eingehen. Die Einziehung der Forderungen sowie die Umsetzung des übrigen Vermögens in Geld darf unterbleiben, soweit diese Maßregeln nicht zur Befriedigung der Gläubiger oder zur Dertheilung des Überschusses unter die Anfallberechtigten erforderlich find. Der Verein gilt bis zur Beendigung der Liquidation als fortbestehend, soweit der Zweck der Liquidation es erfordert.

§ 50. Die Auflösung des Vereins oder die Entziehung der Rechts­ fähigkeit ist durch die Liquidatoren öffenllich bekannt zu machen. In der Bekanntmachung find die Gläubiger zur Anmeldung ihrer Ansprüche auf­ zufordern. Die Bekanntmachung erfolgt durch das in der Satzung für Veröffentlichungen bestimmte Blatt, in Ermangelung eines solchen durch dasjenige Blatt, welches für Bekanntmachungen des Amtsgerichts bestimmt ist, in deffen Bezirke der Verein seinen Sitz hatte. Die Bekanntmachung gilt mit dem Ablaufe des zweiten Tages nach der Einrückung oder der ersten Einrückung als bewirkt. Bekannte Gläubiger find durch besondere Mitthellung zur Anmeldung aufzufordern.

§ 51. Das Vermögen darf den Anfallberechtigten nicht vor dem Ablauf eines Jahres nach der Bekanntmachung der Auflösung des Vereins oder der Entziehung der Rechtsfähigkeit ausgeantwortet werden. § 52. Meldet sich ein bekannter Gläubiger nicht, so ist der ge­ schuldete Betrag, wenn die Berechtigung zur Hinterlegung vorhanden ist, für den Gläubiger zu hinterlegen. Ist die Berichtigung einer Verbindlichkeit zur Zeit nicht ausführbar oder ist eine Verbindlichkeit streitig, so darf das Vermögen den Anfall­ berechtigten nur ausgeantwortet werden, wenn dem Gläubiger Sicherheit geleistet ist.

5 53. Liquidatoren, welche die ihnen nach dem § 42 Abs. 2 und den 83 50 bis 52 obliegenden Verpflichtungen verletzen oder vor der Be­ friedigung der Gläubiger Vermögen den Anfallberechtigten ausantworten, find, wenn ihnen ein Verschulden zur Last fällt, den Gläubigem für den daraus entstehenden Schaden verantworllich; sie hasten als Gesammtschuldner. § 54. Auf Vereine, die nicht rechtsfähig sind, finden die Vor­ schriften über die Gesellschaft Anwendung. AuS einem Rechtsgeschäfte, das im Namen eines solchen Vereins einem Dritten gegenüber vorgenommen wird, hastet der Handelnde persönlich; handeln Mehrere, so hasten fie als Gesammtschuldner. 2. Eingetragene Vereine.

§ 55. Die Eintragung eines Vereins der im 8 21 bezeichneten Art in das Dereinsregister hat bei dem Amtsgerichte zu geschehen, in deffen Bezirke der Verein seinen Sitz hat. § 56. Die Eintragung soll nur erfolgen, wenn die Zahl der Mitglieder mindestens sieben beträgt. § 57. Die Satzung muß den Zweck, den Namen und den Sitz des Vereins enthalten und ergeben, daß der Verein eingetragen werden soll.

BGB.

Erstes Buch. Allgemeiner Teil.

1

Der Name soll sich von dm Namen der an demselben Orte oder in derselben Gemeinde bestehenden eingetragmen Vereine deutlich unter­ scheiden.

1. 2. 3. 4.

§ 58. Die Satzung soll Bestimmungen enthalten: über den Eintritt und Austritt der Mitglieder; darüber, ob und welche Beiträge von den Mitgliedem zu leisten find; über die Blldung des Vorstandes; über die Voraussetzungen, unter denen die Mitgliederversammlung zu berufen ist, über die Form der Berufung und über die Beur­ kundung der Beschlüffe.

8 59. Der Borstand

hat den Verein zur Eintragung anzumelden. Der Anmeldung find beizufügen: 1. dir Satzung in Urschrift und Abschrift; 2. eine Abschrift der Urkunden über die Bestellung des Vorstandes. Die Satzung soll von mindestens fieben Mitgliedem unterzeichnet sein und die Angabe des Tages der Errichtung mthalten.

8 60. Die Anmeldung ist, wenn den Erfordemifien der 88 56 bis 59 nicht genügt ist, von dem Amtsgericht unter Angabe der Gründe zurückzuwelfen. Gegen einen zurückweisenden Beschluß findet die sofortige Beschwerde nach den Vorschriften der Civilprozeßordnung statt.

8 61. Wird die Anmeldung zugelafien, so hat das Amtsgericht fie der zuständigen Verwaltungsbehörde mitzuthellen. Die Verwaltungsbehörde kann gegen die Eintragung Einspmch er­ heben, wenn der Verein nach dem öffentlichen Vereinsrecht unerlaubt ist oder verboten werden kann oder wenn er einen politischen, sozialpolitischen oder religiösen Zweck verfolgt. 8 62. Erhebt die Verwaltungsbehörde Einspmch, so hat das Amts­ gericht den Einspmch dem Vorstände mitzutheilen. Der Einspruch kann im Wege deS Verwaltungsstreitverfahrens oder, wo ein solches nicht besteht, im Wege deS Rekurses nach Maßgabe der 83 20, 21 der Gewerbeordnung *) angefochten werden.

8 63. Die Eintragung darf, sofern nicht die VerwaltungSbehörd. dem Amtsgerichte mittheilt, daß Einspmch nicht erhoben werde, erst er­ folgen, wenn seit der Mittheilung der Anmeldung an die Verwaltungs­ behörde sechs Wochen verstrichen sind und Einspmch nicht erhoben oder wenn der erhobene Einspmch endgültig aufgehoben ist. 8 64. Bei der Eintragung find der Name und der Sitz deS Vereins, der Tag der Errichtung der Satzung sowie die Mitglieder des Vorstandes im Vereinsregister anzugeben. Bestimmungen, die den Umfang der Dertretungsmacht des Vorstandes beschränken oder die Beschlußfaffung deS Vorstandes abweichend von der Vorschrift des 8 28 Wbf. 1 regeln, find gleichfalls einzutragen.

8 65. Mit der Eintragung erhält der Name des Vereins den Zusatz »eingetragener Verein«. x) Abgedruckt unter 4 g 5

1

BGB.

§ 66. Das Amtsgericht hat die Eintragung durch das für feine Bekanntmachungen bestimmte Blatt zu veröffentlichen. Die Urschrift der Satzung ist mit der Bescheinigung der Eintragung zu versehen und zurückzugeben. Die Abschrift wird von dem Amtsgerichte beglaubigt und mit dm übrigen Schriftstücken aufbewahrt.

8 67. Jede Aenderung des Borstandes sowie die erneute Bestellung eines Vorstandsmitgliedes ist von dem Vorstande zur Eintragung anzu­ melden. Der Anmeldung ist eine Abschrift der Urkunde über die Aenderung oder die erneute Bestellung beizufügen. Die Eintragung gerichtlich bestellter Vorstandsmitglieder erfolgt von Amtswegen. § 68. Wird zwischen den bisherigen Mitgliedem des Vorstandes und einem Dritten ein Rechtsgeschäft vorgenommen, so kann die Aenderung des Vorstandes dem Dritten nur entgegengesetzt werden, wenn ste zur Zeit der Vornahme des Rechtsgeschäfts im VereinSregister eingetragen oder dem Dritten bekannt ist. Ist die Aenderung eingetragen, so braucht der Dritte sie nicht gegen sich gelten zu fassen, wenn er sie nicht kennt, seine Unkenntniß auch nicht auf Fahrlässigkeit beruht. § 69. Der Nachweis, daß der Vorstand aus den im Register ein­ getragenen Personen besteht, wird Behörden gegenüber durch ein Zeugniß des Amtsgerichts über die Eintragung geführt. 5 70. Die Vorschriften des § 68 gelten auch für Bestimmungen, die den Umfang der DertretungSmacht des Vorstandes beschränken oder die Beschlußfaffung deS Vorstandes abweichmd von der Vorschrift des § 28 Abf. 1 regeln. § 71. Aenderungen der Satzung bedürfen zu ihrer Wirksamkeit der Eintragung in das Vereinsregister. Die Aenderung ist von dem Vor­ stände zur Eintragung anzumelden. Der Anmeldung ist der die Aenderung enthaltende Beschluß in Urschrift und Abschrift beizufügen. Die Vorschriften der 83 60 bis 64 und des § 66 Abs. 2 finden entsprechende Anwendung. § 72. Der Vorstand hat dem Amtsgericht auf deffen Verfangen jederzeit eine von ihm vollzogene Bescheinigung über die Zahl der Vereins­ mitglieder einzureichen?) 8 73. Sinkt die Zahl der Vereinsmitglieder unter drei herab, so hat das Amtsgericht auf Antrag des Vorstandes und, wenn der Antrag nicht binnen drei Monaten gestellt wird, von Amtswegen nach Anhörung des Vorstandes dem Vereine die Rechtsfähigkeit zu entziehen. Der Be­ schluß ist dem Vereine zuzustellen. Gegen den Beschluß findet die sofortige Beschwerde nach den Vorschriften der Civilprozeßordnung statt. Der Verein verliert die Rechtsfähigkeit mit der Rechtskraft des Beschlusses. 8 74. Die Auflösung des Vereins sowie die Entziehung der Rechts­ fähigkeit ist in das Vereinsregister einzutragen. Im Falle der Eröffnung des Konkurses unterbleibt die Eintragung. Wird der Verein durch Beschluß der Mitgliederversammlung oder

') Diese Fassung beruht auf dem § 22 deS VereinSgesetzeS vom 19. April 1908 (RGBl. S. 151), das seinem § 25 zufolge am 15. Mai 1908 in Kraft getreten ist.

BGB.

Erste- Buch. Allgemeiner Teil.

1

durch dm Ablauf der für die Dauer des Vereins bestimmten Zeit aufgelöst, so hat der Vorstand dre Auflösung zur Eintragung anzumelden. Der An­ in eldung ist im ersteren Falle eine Abschrift des Auflösungsbeschlusses beizufügen. Wird dem Verein auf Grund des § 43 die Rechtsfähigkeit entzogen oder wird der Verein auf Grund des öffenüichm DereinsrechtS aufgelöst, so erfolgt die Eintragung auf Anzeige der zuständigen Behörde.

§ 75« tragen.

Die Eröffnung des Konkurses ist von Amtswegm einzu­ DaS Gleiche gilt von der Aufhebung des EtöffnungSbeschluffes.

5 76« Die Liquidatoren sind in das DereinSregister einzutragen. DaS Gleiche gilt von Bestimmungm, welche die Beschlußfaffung der Liquidatoren abweichend von der Vorschrift deS § 48 Abs. 3 regeln. Die Anmeldung hat durch den Vorstand, bei späteren Aenderungen durch die Liquidatorm zu erfolgen. Der Anmeldung der durch Beschluß der Mitgliederversammlung bestellten Liquidatoren ist eine Wschrift des Beschlufles, der Anmeldung einer Bestimmung über die Beschlußfaffung der Liquidatoren eine Abschrift der die Bestimmung enthaltenden Urkunde beizufügen. Die Eintragung gerichllich bestellter Liquidatoren geschieht von AmtSwegen. § 77« Die Anmeldungen zum DereinSregister find von den Mitgliedern des Vorstandes sowie von den Liquidatoren mittelst öffenllich be­ glaubigter Erllärung zu bewirken. 5 78« Das Amtsgericht kann die Mitglieder der Vorstandes zur Befolgung der Borschristen deS § 67 Abs. 1, des § 71 Ws. 1, des § 72, des 8 74 Ws. 2 und des § 76 durch Ordnungsstrafen anhalten. Die einzelne Strafe darf den Betrag von drechundert Mark nicht übersteigen. In gleicher Weise können die Liquidatoren zur Befolgung der Vor­ schriften des 8 76 angehalten werden.

5 79« Die Einsicht des Vereineregisters sowie der von dem Vereine bei dem Amtsgericht eingereichten Schriftstücke ist Jedem gestattet. Don den Eintragungen kann eine Abschrift gefordert werden; die Wschrift ist auf Verlangm zu beglaubigen. II. Stiftungen.

§80« Zur Entstehung einer rechtsfähigen Stiftung ist außer dem Stiftungsgeschüste die Genehmigung des Bundesstaats erforderlich, in dessen Gebiete die Stiftung ihren Sitz haben soll. Soll die Stiftung ihren Sitz nicht in einem Bundesstaate haben, so ist die Genehmigung des Bundesraths erforderlich. Ms Sitz der Stiftung gilt, wenn nicht ein Anderes bestimmt ist, der Ort, an welchem die Verwaltung geführt wird. § 81. DaS Stiftungsgeschäft unter Lebenden bedarf der schrift­ lichen Form. Bis zur Erthellung der Genehmigung ist der Stifter zum Widerrufe berechtigt. Ist die Genehmigung bei der zuständigen Behörde nachgesucht, so kann der Widerruf nur dieser gegenüber erllärt werden. Der Erbe des Stifters ist zum Widerrufe nicht berechtigt, wenn der Stifter das

1

BGB

Gesuch bei der zuständigen Behörde eingereicht oder im Falle der gerichtlichen oder notariellen Beurdmdung des Stiftungsgeschäfts das Gericht oder den Notar bei oder nach der Beurkundung mit der Einreichung betraut hat.

§ 82. Wird die Stiftung genehmigt, so ist der Stifter verpflichtet, das in dem Stiftungsgeschäste zugesicherte Vermögen auf die Stiftung zu übertragen. Rechte, zu deren Übertragung der Abtretungsvertrag genügt, gehen mit der Genehmigung auf die Stiftung über, sofern nicht aus dem Stiftungsgeschäfte sich ein anderer Wille des Stifters ergiebt. § 83. Besteht das Stiftungsgeschäft in einer Verfügung von Todeswegen, so hat das Nachlaßgericht die Genehmigung einzuholen, sofern sie nicht von dem Erben oder dem Testamentsvollstrecker nachgesucht wird. § 84. Wird die Stiftung erst nach dem Tode des Stifters ge­ nehmigt, so gilt sie für die Zuwendungm des Stifters als schon vor dessen Tode entstanden.

§ 85. Die Verfassung einer Stiftung wird, soweit sie nicht auf Reichs- oder Landesgeseh beruht, durch das Stiftungsgeschäft bestimmt. § 86. Die Vorschriften des § 26, des § 27 Abs. 3 und der §§ 28 bis 31, 42 finden auf Stiftungen entsprechende Anwendung, die Vorschriften des § 27 Abs. 3 und des § 28 Abs. 1 jedoch nur insoweit, als sich nicht aus der Berfaflung, insbesondere daraus, daß die Verwaltung der Stiftung von einer öffenllichen Behörde geführt wird, ein Anderes ergiebt. Die Vorschriften des § 28 Abs. 2 und des § 29 finden auf Stiftungen, deren Verwaltung von einer öffenllichen Behörde geführt wird, keine Anwendung. § 87. Ist die Erfüllung des Stiftungszwecks unmöglich geworden oder gefährdet sie das Gemeinwohl, so kann die zuständige Behörde der Stiftung eine andere Zweckbestimmung geben oder sie aufheben. Bei der Umwandlung des Zweckes ist die Absicht des Stifters thunlichst zu berücksichtigen, insbesondere dafür Sorge zu tragen, daß die Erträge des Stiftungsvermögens dem Personenkreise, dem sie zu Statten kommen sollten, im Sinne des Stifters thunlichst erhalten bleiben. Die Behörde kann die Verfasiung der Stiftung ändern, soweit die Umwandlung des Zweckes es erfordert. Vor der Umwandlung des Zweckes und der Aenderung der Derfaffung soll der Vorstand der Stiftung gehört werden. § 88. Mit dem Erlöschen der Stiftung fällt das Vermögen an die in der Derfaffung bestimmten Personen. Die Vorschriften der §§ 46 bis 53 finden entsprechende Anwendung.

III. Juristische Personen der öffentlichen Rechter. K 89. Die Vorschrift des 8 31 findet auf den Fiskus

sowie auf die Körperschaften, Stiftungen und Anstalten des öffentlichen Rechtes ent­ sprechende Anwendung. Das Gleiche gilt, soweit bei Körperschaften, Stiftungen und An­ stalten des öffenllichen Rechtes der Konkurs zulässig ist, von der Vor­ schrift des § 42 Abs. 2.

BGB.

Erstes Buch. Allgemeiner Teil.

1

Zweiter Abschnitt. Sachen. § 90.

Sachen im Sinne des Gesetzes find nur körperliche Gegen­

stände. § 9L Vertretbare Sachen im Sinne des Gesetzes find bewegliche Sachen,-'die im Verkehre nach Zahl, Maß oder Gewicht bestimmt zu werden pflegen.

5 92.

Verbrauchbare Sachen im Sinne deS Gesetzes find beweg­

liche Sachen, denn bestimmungsmäßiger Gebrauch in dem Verbrauch oder in der Veräußerung besteht. ... Ms verbrauchbar gelten auch bewegliche Sachen, die zu einem Waarenlager oder zu einem sonstigen Sachinbegriffe gehören, dessen be­ stimmungsmäßiger Gebrauch in d« Veräußerung der einzelnen Sachen besteht. K 93. Bestandtheile einer Sache, die von einander nicht getrennt werden können, ohne daß der eine oder der andere zerstört öder in seinem

, Wesen verändert wird (wesentliche Bestandtheile), können nicht Gegenstand besonderer- Rechte sein. K 94. Zu den wesentlichen Bestandtheilen eines Gmndstücks ge­ hören die mit dem Grund und Boden fest verbundenen Sachen, ins­ besondere Gebäude, sowie die Erzeugnisse des Grundstücks, solange fie mit dem Boden zusammenhängen. Samen wird mit dem AuSfäen, eine Pflanze wird mit dem Einpflanzen wesentlicher Bestandtheil des Grundstücks. Zu den wesentlichen Bestandtheilen eines Gebäudes gehören die zur Herstellung deS Gebäudes eingefügten Sachen.

§ 95. Zu den Bestandtheilen eines Grundstücks gebörrn solche Sachen nicht, die nur zu einem vorübergehenden Zwecke mit dem Grund und Bodm verbunden find. Das Gleiche gilt von einem Gebäude oder anderen Werke, das in Ausübung eines Rechtes an einem fremden Grund­ stücke von dem Berechtigten mit dem Grundstücke verbunden worden ist. Sachen, die nur zu einem vorübergehmdm Zwecke in ein Gebäude eingefügt sind, gehören nicht zu den Bestandtheilen des Gebäudes.

K 96. Rechte, die mit dem Eigenthum an einem Grundstücke ver­ bunden find, gelten als Bestandthelle des Gmndstücks.

§ 97. Zubehör find bewegliche Sachen, die, ohne Bestandtheile der Hauptsache zu sein, dem wirthschaftlichen Zwecke der Hauptsache zu dienen bestimmt find und zu ihr in einem dieser Bestimmung entsprechenden räumlichen Verhältniffe stehen. Eine Sache ist nicht Zubehör, wenn fie im Verkehre nicht als Zubehör angesehen wird. Die vorübergehende Benutzung einer Sache für den wirthschaftlichen Zweck einer anderen begründet nicht die Zubehöreigenschaft. Die vorüber­ gehende Trennung eines Zubehörstücks von der Hauptsache hebt die Zubehör­ eigenschaft nicht auf.

1

BGB.

8 98. Dem wirtschaftlichen Zwecke der Hauptsache sind zu dienen bestimmt: 1. bei einem Gebäude, das für einen gewerblichen Betrieb dauernd ein­ gerichtet ist, insbesondere bei einer Mühle, einer Schmiede, einem Brauhaus, einer Fabrik, die zu dem Betriebe bestimmten Maschinen und sonstigen Geräthschasten; 2. bei einem Landgute das zum WirthschastSbetriebe bestimmte Erräth und Vieh, die landwirthschaftlichen Erzeugnisse, soweit sie zur Fort­ führung der Wirthschaft bis zu der Zeit erförderlich sind, zu welcher gleiche oder ähnliche Erzeugnisse voraussichtlich gewonnen werden, so­ wie der vorhandene auf dem Gute gewonnene Dünger.

8 99. Früchte einer Sache find die Erzeugnisse der Sache und die sonstige Ausbeute, welche aus der Sache ihrer Bestimmung gemäß gewonnen wird. Früchte eines Rechtes find die Erträge, welche das Recht seiner Be­ stimmung gemäß gewährt, insbesondere bei einem Rechte auf Gewinnung von Bodenbestandtheilen die gewonnenen Bestandtheile. Früchte find auch die Erträge, welche eine Sache oder ein Recht vermöge eines Rechtsverhältnisses gewährt. 8 100. Nutzungen find die Früchte einer Sache oder eines Rechtes sowie die Vortheile, welche der Gebrauch der Sache oder des Rechtes gewährt. 8 101. Ist Jemand berechtigt, die Früchte einer Sache oder eines Rechtes bis zu einer bestimmten Zeit oder von einer bestimmten Zeit an zu beziehen, so gebühren ihm, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist: 1. die im 8 99 Äbs. 1 bezeichneten Erzeugnisse und Bestandtheile, auch wenn er sie als Früchte eines Rechtes zu beziehen hat, insoweit, als sie während der Dauer der Berechtigung von der Sache getrennt werden; 2. andere Früchte insoweit, als sie während der Dauer der Berech­ tigung fällig werden; bestehen jedoch die Früchte ist der Vergütung für die Ueberlassung des Gebrauchs oder des Fruchtgenusses, in Zinsen, Gewinnanthellen oder anderen regelmäßig wiäerkehrenden

Erträgen, so gebührt dem Berechtigten ein der Dauer seiner Be­ rechtigung entsprechender Thell.

8 102. Wer zur Herausgabe von Früchten verpflichtet ist, kann Ersatz der auf die Gewinnung der Früchte verwendeten Kosten insoweit verlangen, als sie einer ordnungsmäßigen Wirthschaft entsprechen und den Werth der Früchte nicht übersteigen.

8 103. Wer verpflichtet ist, die Lasten einer Sache oder eines Rechtes bis zu einer bestimmten Zeit oder von einer bestimmten Zeit an zu tragen, hat, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist, die regelmäßig wiederkehrenden Lasten nach dem Verhältnisse der Dauer seiner Ver­ pflichtung, andere Lasten insoweit zu tragen, als sie während der Dauer seiner Verpflichtung zu entrichten sind.

BGB.

Erstes Buch. Allgemeiner Teil.

1

Dritter Abschnitt. Rechtsgeschäfte.

Erster Titel. «eschLstSfahigleit.

§ 104. Geschäftsunfähig ist: 1. wer nicht das siebente Lebensjahr vollendet hat; 2. wer sich in einem die freie Willensbestimmung auSschließenben Zu» stände krankhafter Störung der Geisteüthätigkeit befindet, -sofern nicht der Zustqyd seiner Natur nach ein vorübergehender ist; y. wer wegen Geisteskrankheit entmündigt ist.

$ 105. Die Willenserklärung eines Geschäftsunfähig ist nichtig. Nichtig ist auch eine Willenserklärung, die im Zustande der Bewußtjlofigkeit oder vorübergehender Störung der GeisteSthätigkeit abgegeben wird. § 106. Ein Minderjähriger, der das fiebente Lebensjahr voll­ endet hat, ist nach Maßgabe der §§ 107 bis 113 in Ky: .Geschäfts­ fähigkeit beschräntt. § 107. Der Minderjährige bedarf zu einer Willenserklärung, durch die er nicht lediglich einen rechtlichen Vorthell erlangt, der Ein­ willigung feines gesetzlichen Vertreters.

§ 108. Schließt der Minderjährige einen Vertrag ohne die er­ forderliche Einwilligung deS gesetzlichen Vertreters, so hängt die Wirksam­ keit deS Vertrags von der Genehmigung des Vertreters ab. Fordert der andere Thell den Vertreter zur Erklärung über die Genehmigung auf, fo kann die Erllärung nur ihm gegenüber ^folgen; eine vor der Aufforderung dem Minderjährigen gegenüber Klärte Ge­ nehmigung oder Verweigerung der Genehmigung wird unwirksam. Die Genehmigung kann nur bis zum Abläufe von zwei Wochen nach dem Empfange der Aufforderung erllärt werden; wird fie nicht erklärt, so gilt sie als verweigert. Ist der Minderjährige unbeschränkt geschäftsfähig geworden, so trift seine Genehmigung an die Stelle der Genehmigung des Vertreters.

§109. Bis zur Genehmigung des Vertrags ist der andere Theil zum Widerrufe berechtigt. Der Widerruf kann auch dem Minderjährigen gegenüber erllärt werden. Hat der andere Theil die Minderjährigkeft gekannt, so kann er nur widerrufen, wenn der Minderjährige der Wahrheit zuwider die Einwilligung des Vertreters behauptet hat; er kann auch in diesem Falle nicht wider­ rufen, wenn ihm das Fehlen der Einwilligung bei dem Abschlüße des Vertrags bekannt war.

§ 110. Ein von dem Minderjährigen ohne Zustimmung deS ge­ setzlichen Vertreters geschlossener Vertrag gift als von Anfang an wirksam, wenn der Minderjährige die vertragsmäßige Leistung mit Mitteln bewirft.

1

BGB.

die ihm zu diesem Zwecke oder zu freier Verfügung von dem Vertreter oder mit dessen Zustimmung von einem Driften überlasten worden sind.

§ 111. Ein einseitiges Rechtsgeschäft, das der Minderjährige ohne die erforderliche Einwilligung des gesetzlichen Vertreters vornimmt, ist un­ wirksam. Nimmt der Minderjährige mit dieser Einwilligung ein solches Rechtsgeschäft einem Apderen gtgenüber. vor, so ist das Rechtsgeschäft unwirksam, wenn der MindeHährige die Einwilligung nicht in schriftlicher Form vorlegt und der Andere das Rechtsgeschäft aus diesem Gründe un­ verzüglich zurückweist. Die ZurückweisMg ist ausgeschloffen, wenn der Vertreter den Anderen von der Einwilligung in Kenntniß gesetzt hatte. § 11%. Ermächtigt der gesetzliche Vertreter mit Genehmigung des Vormundschastsgerichts den Minderjährigen zum selbständigen Betrieb eines Erwerbsgeschästs, so ist der Minderjährige für solche Rechtsgeschäfte unbeschränft geschäftsfähig, welche der Geschäftsbetrieb mit sich bringt. Aus­ genommen find Rechtsgeschäfte, zu denen der Vertreter der Genehmigung deS Vormundschastsgerichts bedarf. Die Ermächtigung kann von dem Vertreter nur mit Genehmigung deS Vormundschastsgerichts zurückgenommen werden.

5 113. Ermächtigt der gesetzliche Vertreter den Minderjährigen, in Dienst oder in Arbeit zu treten, so ist der Minderjährige für solche Rechtsgeschäfte unbeschränkt geschäftsfähig, welche die Eingehung oder Auf­ hebung eines Dienst- oder ArbeitsverhältnisteS der gestatteten Art oder die Erfüllung der sich aus einem solchen Verhältniß ergebenden Ver­ pflichtungen betreffen. Ausgenommen sind Verträge, zu denen der Vertreter der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts bedarf. Die Ermächtigung kann von dem Vertreter zurückgenommen oder eingeschränkt werden. Ist der gesetzliche Vertreter ein Vormund, so kann die Ermächtigung, wenn sie von ihm verweigert wird, auf Antrag des Minderjährigen durch das Dormundschaftsgericht ersetzt werden. Das Dormundschaftsgericht hat die Ermächtigung zu ersetzen, wenn sie im Jntereffe des Mündels liegt. Die für einen einzelnen Fall ertheilte Ermächtigung gilt im Zweifel als allgemeine Ermächtigung zur Eingehung von Verhältnissen derselben Art. § 114. Wer wegen Geistesschwäche, wegen Verschwendung oder wegen Trunksucht entmündigt oder wer nach § 1906 unter vorläufige Vormundschaft gestellt ist, steht in Ansehung der Geschäftsfähigkeit einem Minderjährigen gleich, der das siebente Lebensjahr vollendet hat. § 115. Mrd ein die Entmündigung aussprechender Beschluß in Folge einer Anfechtungsklage aufgehoben, so kann die Wirksamkeit der von oder gegenüber dem Entmündigten vorgenommenen Rechtsgeschäfte nicht auf Grund des Beschluffes in Frage gestellt werden. Auf die Wirksam­ keit der von oder gegenüber dem gesetzlichen Vertreter vorgenommenen Rechtsgeschäfte hat die Aufhebung keinen Einfluß. Diese Vorschriften finden entsprechende Anwendung, wenn im Falle einer vorläufigen Vormundschaft der Antrag auf Entmündigung zurück­ genommen oder rechtskräftig abgewiesen oder der die Entmündigung auSfprechende Beschluß in Folge einer Anfechtungsklage aufgehoben wird.

BGB.

1

Erstes Buch. Mgemeiner Teil.

Zweiter Titel.

»tlleurerklarllllg. 8 116. Eine Willenserklärung ist nicht deshalb nichtig, well sich der Erklärende insgeheim vorbehält, das Erklärte nicht zu wollen. Die Erklärung ist nichtig, wenn sie einem Anderen gegenüber abzugeben ist und dieser den Vorbehalt kennt. 8 117. Wird eine Willenserklärung, die einem Anderen gegenüber abzugeben ist, mit besten Einverständnisse nur zum Schein abgegeben, so ist sie nichtig. Wird durch ein Scheingeschäst ein anderes Rechtsgeschäft verdeckt, so finden die für das verdeckte Rechtsgeschäft geltenden Vorschriften Anwendung. 8 118. Eine nicht ernstlich gemeinte Willenserklärung, die in der Erwartung abgegeben wird, der Mangel der Ernstlichkeit werde nicht ver­ kannt werden, ist nichtig.

8,119. Wer bei der Abgabe einer Willenserklärung über deren Inhalt im Irrthume war oder eine Erklärung dieses Inhalts überhaupt nicht abgeben wollte, kann die Erllämng anfechten, wenn anzunehmen ist, daß er fie bei Kenntniß der Sachlage und bei verständiger Würdigung des Falles nicht abgegeben haben würde. Als Irrthum über den Inhalt der Erklärung gllt auch der Irrthum über solche Eigenschaften der Person oder der Sache, die im Verkehr als wesenllich angesehen werden. 8 120. Eine Willenserklärung, welche durch die zur Uebermittelung verwendete Person oder Anstalt unrichtig übermittelt worden ist, kann unter der gleichen Voraussetzung angefochten werden wie nach § 119 eine irrthümlich abgegebene Willenserklärung.

8 121. Die Anfechtung muß in den Fällen der 88 119, 120 ohne schuldhaftes Zögern (unverzüglich) erfolgen, nachdem der Anfechtungs­ berechtigte von dem Anfechtungsgrunde Kenntniß erlangt hat. Die einem Abwesenden gegenüber erfolgte Anfechtung gilt als rechtzeitig erfolgt, wenn die Anfechtungserklärung unverzüglich abgesendet worden ist. Die Anfechtung ist ausgeschlossen, wenn seit der Abgabe der Willens­ erklärung dreißig Jahre verstrichen sind.

8 122. Ist eine Willenserklärung nach § 118 nichtig oder auf Grund der 88 119, 120 angefochten, so hat der Erklärende, wenn die Erllämng einem Anderen gegenüber abzugeben war, diesem, anderenfalls jedem Dritten den Schaden zu ersetzen, den der Andere oder der Dritte dadurch erleidet, daß er auf die Gmtigkeit der Erllämng vertraut, jedoch nicht über den Betrag des Interesses hinaus, welches der Andere oder der Dritte an der Gültigkeit der Erllämng hat. Die Schadensersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Beschädigte den Gmnd der Nichtigkeit oder der Anfechtbarkeit kannte oder in Folge von Fahrlässigkeit nicht kannte (kennen mußte). Jaeger, RetchSzlvllgesetze

3. Aufl.

2

1

BGB.

8 123. Wer zur Abgabe einer Willenserklärung durch arglistige Täuschung oder widerrechtlich durch Drohung bestimmt worden ist, kann die Erllärung anfechten. Hat ein Dritter die Täuschung verübt, so ist eine Erklärung, die einem Anderen gegenüber abzugeben war, nur dann anfechtbar, wenn dieser die Täuschung kannte oder kennen mußte. Soweit ein Anderer als derjenige, welchem gegenüber die Erklärung abzugeben war, aus der Erllärung unmittelbar ein Recht erworben hat, ist die Erllärung ihm gegenüber ansechtbar, wenn er die Täuschung kannte oder kennen mußte. § 124. Die Anfechtung einer nach § 123 anfechtbaren Willens­ erklärung kann nur binnen Jahresfrist erfolgen. Die Frist beginnt im Falle der arglistigen Täuschung mit dem Zeitpunll, in welchem der Anfechtungsberechtigte die Täuschung entdeckt, im Falle der Drohung mit dem Zeitpunll, in welchem die Zwangslage aufhört. Auf den Lauf der Frist finden die für die Verjährung geltenden Vor­ schriften des 8 203 Abs. 2 und der §§ 206, 207 entsprechende Anwendung. Die Anfechtung ist ausgeschlossen, wenn seit der Abgabe der Willenserllärung dreißig Jahre verstrichen sind. 8 125. Ein Rechtsgeschäft, welches der durch Gesetz vorgeschriebenen Form ermangelt, ist nichtig. Der Mangel der durch Rechtsgeschäft be­ stimmten Form hat im Zweifel gleichfalls Nichtigkeit zur Folge. 8 126. Ist durch Gesetz schriftliche Form vorgeschrieben, so muß die Urkunde von dem Aussteller eigenhändig durch Namensunterschrift oder mittelst gerichtlich oder notariell beglaubigten Handzeichens unterzeichnet werden. Bei einem Vertrage muß die Unterzeichnung der Parteien auf der­ selben Urkunde erfolgen. Werden über den Vertrag mehrere gleichlautende Urkunden ausgenommen, so genügt es, wenn jede Partei die für die andere Partei bestimmte Urkunde unterzeichnet. Die schriftliche Form wird durch die gerichtliche oder notarielle Be­ urkundung ersetzt.

8 127. Die Vorschriften des § 126 gelten im Zweifel auch für die durch Rechtsgeschäft bestimmte schriftliche Form. Zur Wahrung der Form genügt jedoch, soweit nicht ein anderer Wille anzunehmen ist, tele­ graphische Uebermittelung und bei einem Vertrage Briefwechsel; wird eine solche Form gewählt, so kann nachträglich eine dem § 126 entsprechende Beurkundung verlangt werden. 8 128. Ist durch Gesetz gerichtliche oder notarielle Beurkundung eines Vertrages vorgeschrieben, so genügt es, wenn zunächst der Antrag und sodann die Annahme des Antrags von einem Gericht oder einem Notar beurkundet wird. 8 129. Ist durch Gesetz für eine Erllärung öffentliche Beglaubigung vorgeschrieben, so muß die Erllärung schriftlich abgefaßt und die Unterschrift des Erklärenden von der zuständigen Behörde oder einem zuständigen Be­ amten oder Notar beglaubigt werden. Wird die Erllärung von dem Aussteller mittelst Handzeichens unterzeichnet, so ist die im § 126 Abs. 1 vorgeschriebene Beglaubigung des Handzeichens erforderlich und genügend.

BGB.

Erstes Buch. Mlgemeiner Teil.

1

Die öffentliche Beglaubigung wird durch die gerichlliche oder notarielle Beurkundung der Erklärung ersetzt.

8 130. Eine Willenserllärung, die einem Anderen gegenüber ab­ zugeben ist, wird, wenn fie in dessen Abwesenheit abgegeben wird, in dem Zeitpunkte wirksam, in welchem fie ihm zugeht. Sie wird nicht wirksam, wenn dem Anderen vorher oder gleichzeitig ein Widerruf zugeht. Auf die Wirksamkeit der Willenserllärung ist es ohne Einfluß, wenn der Erklärende nach der Abgabe stirbt oder geschäftsunfähig wird. Diese Vorschriften finden auch dann Anwendung, wenn die Willens­ erllärung einer Behörde gegenüber abzugeben ist. 8 131. Wird die Willenserllärung einem GeschällSunfähigen gegen­ über abgegeben, so wird fie nicht wirksam» bevor sie dem gesetzlichen Vertreter zugeht. Das Gleiche gilt, wenn die Willenserllärung einer in der Geschäfts­ fähigkeit beschränken Person gegenüber abgegeben wird. Bringt die Erklärung jedoch der in der Geschäftsfähigkeit beschränken Person lediglich einen rechtlichen Vortheil oder hat der gesetzliche Vertreter seine Einwilligung ertheilt, so wird die Erklärung in dem Zeitpunkte wirksam, in welchem fie ihr zugeht.

8 132. Eine Willenserllärung gilt auch dann als zugegangen, wenn fie durch Vermittelung eines Gerichtsvollziehers zugestellt worden ist. Die Zustellung erfolgt nach den Vorschriften der CiviHrozeßordnung. Befindet sich der Erllärende über die Person desjenigen, welchem gegenüber die Erllärung abzugeben ist, in einer nicht auf Fahrlässigkeit beruhenden Unkenntniß oder ist der Aufenthalt dieser Person unbekannt, so kann die Zustellung nach den für die öffenlliche Zustellung einer Ladung geltenden Vorschriften der Civilprozeßordnung erfolgen. Zuständig für die Bewilligung ist im ersteren Falle das Amtsgericht, in dessen Bezirke der Erllärende seinen Wohnsitz oder in Ermangelung eines inländischen Wohnsitzes seinen Aufenthalt hat, im letzteren Falle das Amtsgericht, in dessen Bezirke die Person, welcher zuzustellen ist, den letzten Wohnsitz oder in Ermangelung eines inländischen Wohnsitzes den letzten Aufenthalt hatte.

8 133. Bei der Auslegung einer Willenserllärung ist der wirkliche Wille zu erforschen und nicht an dem buchstäblichen Sinne des Ausdrucks zu haften. 8 134. Ein Rechtsgeschäft, das gegen ein gesetzliches Verbot verstößt, ist nichtig, wenn fich nicht aus dem Gesetz ein Anderes ergiebt.

8 135. Verstößt die Verfügung über einen Gegenstand gegen ein gesetzliches Deräußerungsverbot, das nur den Schutz bestimmter Personen bezweckt, so ist sie nur diesen Personen gegenüber unwirksam. Der rechts­ geschäftlichen Verfügung steht eine Verfügung gleich, die im Wege der Zwangsvollstreckung oder der Arrestvollziehung erfolgt. Die Vorschriften zu Gunsten derjenigen, welche Rechte von einem Nichtberechtigten herleiten, finden entsprechende Anwendung. 8 136. Ein Deräußerungsverbot, das von einem Gericht oder von einer anderen Behörde innerhalb ihrer Zuständigkeit erlassen wird, 2*

1

BGB.

steht einem gesetzlichen DerLußerungsverbote der im § 135 Art gleich.

bezeichneten

§137. Die Befugniß zur Verfügung über ein veräußerlicheS Recht samt nicht durch Rechtsgeschäft ausgeschlossen oder beschränkt werden. Die Wirksamkeit einer Verpflichtung, über ein solches Recht nicht zu verfügen, wird durch diese Vorschrift nicht berührt.

§138. Ein Rechtsgeschäft, das gegen die guten Sitten verstößt, ist nichtig. Nichtig ist insbesondere ein Rechtsgeschäft, durch das Jemand unter Ausbeutung der Nothlage, des Leichtsinns oder der Unerfahrenheit eines Anderen sich oder einem Dritten für eine Leistung Dermögensvortheile versprechen oder gewähren läßt, welche den Werth der Leistung dergestalt übersteigen, daß den Umständen nach die Vermögensvortheile in auffälligem Mißverhältnisse zu der Leistung stehen. § 139. Ist ein Theil eines Rechtsgeschäfts nichtig, so ist daS ganze Rechtsgeschäft nichtig, wenn nicht anzunehmen ist, daß es auch ohne den nichtigen 2Heil vorgenommen sein würde.

§ 149. Entspricht ein nichtiges Rechtsgeschäft den Erfordernissen eines anderen Rechtsgeschäfts, so gilt das letztere, wenn anzunehmen ist, daß dessen Geltung bei Kenntniß der Nichtigkeit gewollt sein würde.

§141. Wird ein nichtiges Rechtsgeschäft von demjenigen, welcher eS vorgenommen hat, bestätigt, so ist die Bestätigung als erneute Vornahme zu beurtheilen. Wird ein nichtiger Vertrag von den Parteien bestätigt, so sind diese im Zweifel verpflichtet, einander zu gewähren, was sie haben würden, wenn der Vertrag von Anfang an gültig gewesen wäre.

§142. Wird ein anfechtbares Rechtsgeschäft angefochten, so ist es als von Anfang an nichtig anzusehen. Wer die Anfechtbarkeit kannte oder kennen mußte, wird, wenn die Anfechtung erfolgt, so behandelt, wie wenn er die Nichtigkeit des Rechts­ geschäfts gekannt hätte oder hätte kennen müssen. §143. Die Anfechtung erfolgt durch Erllärung gegenüber dem Anfechtungsgegner. Anfechtungsgegner ist bei einem Vertrage der andere Theil, im Falle deS 8 123 Abs. 2 Satz 2 derjenige, welcher aus dem Vertrag unmittelbar ein Recht erworben hat. Bei einem einseitigen Rechtsgeschäfte, das einem Anderen gegenüber vorzunehmen war, ist der Andere der Anfechtungsgegner. Das Gleiche gilt bei einem Rechtsgeschäfte, das einem Anderen oder einer Behörde gegenüber vorzunehmen war, auch dann, wenn das Rechtsgeschäft der Be­ hörde gegenüber vorgenommen worden ist. Bei einem einseitigen Rechtsgeschäft anderer Art ist Anfechtungsgegner Jeder, der auf Grund des Rechtsgeschäfts unmittelbar einen rechtlichen Vortheil erlangt hat. Die Anfechtung kann jedoch, wenn die Willens­ erklärung einer Behörde gegenüber abzugeben war, durch Erllärung gegenüber

BGB.

Erstes Buch. Allgemeiner Teil.

1

der Behörde erfolgen; die Behörde soll die Anfechtung demjenigen mitthellen, welcher durch das Rechtsgeschäft unmittelbar betroffen worden ist.

§ 144. Die Anfechtung ist ausgeschlossen, wenn das anfechtbare Rechtsgeschäft von dem Anfechtungsberechtigten bestätigt wird. Die Bestätigung bedarf nicht der für das Rechtsgeschäft bestimmtm Form.

Dritter Mel.

Vertrag. § 145. Wer einem Anderen die Schließung eines Vertrags anträgt, ist an den Antrag gebunden, es sei denn, daß er die Gebundenheit aus­ geschlossen hat.

§146. Der Antrag erlischt, wenn er dem Antragenden gegenüber abgelehnt oder wenn er nicht diesem gegenüber nach den 38 147 bis 149 rechtzeitig angenommen wird.

§ 147. Der einem Anwesenden gemachte Antrag kann nur sofort angenommen werden. Dies gitt auch von einem mittelst Fernsprechers von Person zu Person gemachten Anträge. Der einem Abwesenden gemachte Antrag kann nur bis zu dem Zeitpuntt angenommen werden, in welchem der Antragende dm Eingang der Antwort unter regelmäßigen Umständen erwarten darf. § 148. Hat der Antragende für die Annahme des Antrags eine Frist bestimmt, so kann die Annahme nur innerhalb der Frist erfolgen. § 149. Ist eine dem Antragenden verspätet zugegangene Annahme­ erklärung dergestalt abgesendet worden, daß sie bei regelmäßiger Befördemng ihm rechtzeittg zugegangen sein würde, und mußte der Antragende dies erkennen, so hat er die Verspätung dem Annehmenden unverzüglich nach dem Empfange der Erllärung anzuzeigen, sofern es nicht schon vorher geschehen ist. Verzögert er die Absendung der Anzeige, so gilt die An­ nahme als nicht verspätet. § 150.

Die verspätete Annahme eines Antrags gllt als neuer Antrag. Eine Annahme unter Erweiterungen, Einschränkungen oder sonstigen Aenderungen gilt als Ablehnung verbunden mit einem neuen Anttage.

§ 151. Der Vertrag kommt durch die Annahme des Antrags zu Stande, ohne daß die Annahme dem Antragenden gegenüber «Härt zu werden braucht, wenn eine solche Erklärung nach der DerkehrSfitte nicht zu erwarten ist oder der Antragende auf sie verzichtet hat. Der Zeitpunkt, in welchem der Antrag erlischt, bestimmt sich nach dem aus dem Antrag oder den Umständen zu entnehmenden Willen des Antragenden. § 152. Wird ein Verttag gerichtlich oder notariell beurkundet, ohne daß beide Theile gleichzeitig anwesend sind, so kommt der Vertrag mit der nach § 128 erfolgten Beurkundung der Annahme zu Stande, wenn nicht ein Anderes bestimmt ist. findet Anwendung.

Die Vorschrift des § 151 Satz 2

1

BGB

§153. DaS Zustandekommen des Vertrags wird nicht dadurch gehindert, daß der Antragende vor der Annahme stirbt oder geschäftsunfähig wird, es sei denn, daß ein anderer Wille des Antragenden anzunehmen ist. § 154. Solange nicht die Parteien sich über alle Punkte eines Vertrags geeinigt haben, über die nach der Erklärung auch nur einer Partei eine Vereinbarung getroffen werden soll, ist im Zweifel der Vertrag nicht geschlossen. Die Verständigung über einzelne Punkte ist auch dann nicht bindend, wenn eine Aufzeichnung stattgefunden hat. Ist eine Beurkundung des beabsichtigten Vertrags verabredet worden, so ist im Zweiftl der Vertrag nicht geschloffen, bis die Beurkundung erfolgt ist. 1

§ 155. Haben sich die Parteien bei einem Vertrage, den sie als geschloffen ansehen, über einen Punkt, über den eine Vereinbarung getroffen werden sollte, in Wirllichkeit nicht geeinigt, so gilt das Vereinbarte, sofern anzunehmen ist, daß der Vertrag auch ohne eine Bestimmung über diesen Punkt geschloffen sein würde. § 156. Bei einer Versteigerung kommt der Vertrag erst durch den Zuschlag zu Stande. Ein Gebot erlischt, wenn ein Uebergebot ab­ gegeben oder die Versteigerung ohne Erthellung des Zuschlags geschloffen wird.

§157. Verträge find so auszulegen, wie Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte es erfordern. vierter Titel.

Ve-iuguug. Zeitbestimmung. § 158. Wird ein Rechtsgeschäft unter einer auffchiebenden Be­ dingung vorgenommen, so tritt die von der Bedingung abhängig gemachte Wirkung mit dem Eintritte der Bedingung ein. Wird ein Rechtsgeschäft unter einer auflösenden Bedingung vor­ genommen, so endigt mit dem Eintritte der Bedingung die Wirkung des Rechtsgeschäftes; mit diesem Zeitpunkte tritt der frühere Rechtszustand wieder ein. § 159. Sollen nach dem Inhalte des Rechtsgeschäfts die an den Eintritt der Bedingung geknüpften Folgen auf einen früheren Zeitpunkt zurückbezogen werden, so sind im Falle des Eintritts der Bedingung die Betheiligten verpflichtet, einander zu gewähren, was fie haben würden, wenn die Folgen in dem früheren Zeitpunkt eingetreten wären.

§ 160. Wer unter einer aufschiebenden Bedingung berechtigt ist, kann im Falle des Eintritts der Bedingung Schadensersatz von dem anderen Theile verlangen, wenn dieser während der Schwebezeit das von der Bedingung abhängige Recht durch sein Verschulden vereitelt oder beeinträchtigt. Den gleichen Anspruch hat unter denselben Voraussetzungen bei einem unter einer auflösenden Bedingung vorgenommenen Rechtsgeschäfte derjenige, zu deffen Gunsten der ftühere Rechtszustand Wiedereintritt.

BGB.

Erstes Buch. Allgemeiner Teil.

1

8 161. Hat Jemand unter einer aufschiebenden Bedingung über einen Gegenstand verfilzt, so ist jede weitere Verfügung, die er während der Schwebezeit über dm Gegenstand trifft, im Falle des Eintritts der Bedingung insoweit unwirksam, als fie die von der Bedingung abhängige Wirkung vereiteln oder beeinträchtigen würde. Einer solchen Verfügung steht eine Verfügung gleich, die währmd der Schwebezeit im Wege der Zwangsvollstreckung oder der Arrestvollziehung oder durch den Konkurs­ verwalter erfolgt. Dasselbe gilt bei einer auflösenden Bedingung von den Verfügungen desjenigen, deffen Recht mit dem Eintritte der Bedingung endigt. Die Dorschristen zu Gunstm derjmigen, welche Rechte von einem Nichtberechtigten herleiten, finden entsprechende Anwendung.

8 162. Wird der Eintritt der Bedingung von der Partei, zu deren Nachthell er gereichen würde, wider Treu unb Glauben verhindert, so gilt die Bedingung als eingetreten. Wird der Eintritt der Bedingung von der Partei, zu deren Vortheil er gereicht, wider Treu und Glauben herbeigeführt, so gilt der Eintritt als nicht erfolgt. § 163. Ist für die Wirkung eines Rechtsgeschäfts bei deffen Vornahme ein Anfangs- oder ein Endtermin bestimmt worden, so finden im ersteren Falle die für die auffchiebende, im letzteren Falle die für die auflösende Bedingung geltenden Vorschriften der §§ 158, 160, 161 ent­ sprechende Anwendung. Fünfter Titel.

Sertretllvg. Vollmacht. § 164. Eine Willenserklärung, die Jemand innerhalb der ihm zustehenden Vertretungsmacht im Namen des Vertretenen abgiebt, wirkt unmittelbar für und gegen den Dertretmen. Es macht keinen Unterschied, ob die Erüärung ausdrücklich im Namen des Vertretenen erfolgt oder ob die Umstände ergeben, daß sie in deffm Namen erfolgen soll. Tritt der Wille, in fremdem Namen zu handeln, nicht erkennbar hervor, so kommt der Mangel des Willens, im eigenen Namen zu handeln, nicht in Betracht. Die Vorschriften des Abs. 1 finden entsprechende Anwendung, wenn eine gegenüber einem Anderen abzugebende WillenSerllärung deffen Ver­ treter gegenüber erfolgt.

8 165. Die Wirksamkeit einer von oder gegenüber einem Vertteter abgegebenen WillenSerllärung wird nicht dadurch beeinträchtigt, daß der Vertreter in der Geschäftsfähigkeit beschrSntt ist.

8 166. Soweit die rechtlichen Folgen einer Willenserllürung durch Willensmängel oder durch die Kenntniß oder daS Kennenmüffen gewiffer Umstände beeinflußt werden, kommt nicht die Person des Ver­ tretenen, sondern die des Vertreters in Betracht.

1

BGB

Hat im Falle einer durch Rechtsgeschäft ertheilten Dertretungsmacht (Vollmacht) der Vertreter nach bestimmten Weisungen des Vollmacht­ gebers gehandelt, so kann sich dieser in Ansehung solcher Umstände, die er selbst kannte, nicht auf die Unkenntniß des Vertreters berufen. Das­ selbe gilt von Umständen, die der Vollmachtgeber kennen mußte, sofern daS Kennenmüsien der Kenntniß gleichsteht.

§ 167. Die Ertheilung der Vollmacht erfolgt durch Erllärung gegenüber dem zu Bevollmächtigenden oder dem ©ritten, dem gegenüber die Vertretung stattfinden soll. Die Erklärung bedarf nicht der Form, welche für das Rechtsgeschäft bestimmt ist, auf das sich die Vollmacht bezieht.

8 168. Das Erlöschen der Vollmacht bestimmt sich nach dem ihrer Ertheilung zu Grunde liegenden Rechtsverhältnisse. Die Vollmacht ist auch bei dem Fortbestehen des Rechtsverhältnisses widerruflich, sofern sich nicht aus diesem ein Anderes ergiebt. Auf die Erllärung des Widerrufs findet die Vorschrift des § 167 Abs. 1 entsprechende Anwendung. § 169. Soweit nach den 88 674, 729 die erloschene Vollmacht eines Beauftragten oder eines geschästsführenden Gesellschafters als fort­ bestehend gilt, wirll sie nicht zu Gunsten eines Dritten, der bei der Vor­ nahme eines Rechtsgeschäfts daS Erlöschen kennt oder kennen muß. §170. Wird die Vollmacht durch Erllärung gegenüber einem Dritten erthellt, so bleibt sie diesem gegenüber in Kraft, bis ihm daS Erlöschen von dem Vollmachtgeber angezeigt wird.

§ 171. Hat Jemand durch besondere Mitthellung an einen Dritten oder durch öffentliche Bekanntmachung kundgegeben, daß er einen Anderen bevollmächtigt habe, so ist dieser auf Grund der Kundgebung im ersteren Falle dem Dritten gegenüber, im letzteren Falle jedem Dritten gegenüber zur Vertretung befugt. Die Deriretungsmacht bleibt bestehen, bis die Kundgebung in der­ selben Weise, wie sie erfolgt ist, widerrufen wird. § 172. Der besonderen Mittheilung einer Bevollmächtigung durch den Vollmachtgeber steht es gleich, wenn dieser dem Vertreter eine Vollmachts­ urkunde ausgehändigt hat und der Vertreter sie dem Dritten vorlegt. Die Vertretungsmacht bleibt bestehen, bis die Vollmachtsurkunde dem Vollmachtgeber zurückgegeben oder für kraftlos erllärt wird. § 173. Die Vorschriften des § 170, des § 171 Abs. 2 und des § 172 Abs. 2 finden keine Anwendung, wenn der Dritte das Erlöschen der Vertretungsmacht bei der Vornahme des Rechtsgeschäfts kennt oder kennen muß.

§ 174. Ein einseitiges Rechtsgeschäft, das ein Bevollmächtigter einem Anderen gegenüber vornimmt, ist unwirksam, wenn der Bevoll­ mächtigte eine Vollmachtsurkunde nicht vorlegt und der Andere das Rechts­ geschäft auS diesem Grunde unverzüglich zurückweist. Die Zurückweisung ist ausgeschloffen, wenn der Vollmachtgeber den Anderen von der Be­ vollmächtigung in Kenntniß gesetzt hatte.

BGB.

Erstes Buch. Mlgemeiner Teil.

1

§ 175. Nach dem Erlöschen der Vollmacht hat der Bevollmächtigte die Dollmachtsurkunde dem Vollmachtgeber zurückzugeben; ein Zurück­ behaltungsrecht steht ihm nicht zu.

§ 176. Der Vollmachtgeber kann die DollmachtSurkunde durch eine öffentliche Bekanntmachung für kraftlos erllären; die Kraftloserllärung muß nach den für die öffentliche Zustellung einer Ladung geltenden Vor­ schriften der Civilprozeßordnung veröffentlicht werden. Mft dem Ablauf eines Monats nach der letzten Einrückung in die öffenllichen Blätter wird die Kraftloserllärung wirksam. Zuständig für die Bewilligung der Veröffenllichung ist sowohl daS Amtsgericht, in deffm Bezirke der Vollmachtgeber seinen allgemeinen Gerichtsstand hat, als das Amtsgericht, welches für die Klage auf Rück­ gabe der Urkunde, abgesehen von dem Werthe des Streftgegenstandes, zuständig sein würde. Die Kraftloserllärung ist unwirksam, wenn der Vollmachtgeber die Vollmacht nicht widerrufen kann. § 177. Schließt Jemand ohne Vertretungsmacht im Namm eines Anderen einen Vertrag, so hängt die Wirksamkeit des Vertrages für und gegen den Vertretenen von dessen Genehmigung ab. Fordert der andere Theil den Vertretenm zur Erllärung über die Genehmigung auf, so kann die Erllärung nur ihm gegenüber erfolgen; eine vor der Aufforderung dem Vertreter gegenüber erllärte Genehmigung oder Verweigerung der Genehmigung wird unwirksam. Die Genehmigung kann nur bis zum Ablaufe von zwei Wochen nach dem Empfange der Aufforderung erllärt werdm; wird sie nicht erklärt, so gilt fie als verweigert. §178. Bis zur Genehmigung des Vertrags ist der andere Thell zum Widerrufe berechttgt, es sei denn, daß er den Mangel der Vertretungs­ macht bei dem Abschluffe deS Vertrages gekannt hat. Der Wideruf kann auch dem Vertreter gegenüber erllärt werden.

§ 179. Wer als Vertreter einen Vertrag geschloffm hat, ist, sofern er nicht seine Vertretungsmacht nachweist, dem anderen Thelle nach deffm Wahl jur Erfüllung oder zum Schadensersätze verpflichtet, wmn der Vertretene die Genehmigung des Vertrags verweigert. Hat der Vertreter den Mangel der Vertretungsmacht nicht gekannt, so ist er nur zum Ersätze desjenigm Schadens verpflichtet, welchen der andere Theil dadurch erleidet, daß er auf die Vertretungsmacht vertraut, jedoch nicht über den Betrag des Jntereffes hinaus, wäches der andere

Thell an der Wirksamkeit des Vertrags hat. Der Vertreter hastet nicht, wmn der andere Thell den Mangel der Dertretungsmacht kannte und kennen mußte. Der Vertreter hastet auch dann nicht, wenn er in der Geschästsfähigkeft beschränk war, eS sei beim, daß er mit Zustimmung seines gesetzlichen Vertreters gehandell hat. §180. Bei einem einseitigen Rechtsgeschäft ist Vertretung ohne Vertretungsmacht unzulässig. Hat jedoch derjenige, welchem gegenüber ein solches Rechtsgeschäft vorzunehmen war, die von dem Vertreter be­ hauptete Vertretungsmacht bei der Vomahme des Rechtsgeschäfts nicht

1

BGB

beanstandet oder ist er damit einverstanden gewesen, daß der Vertreter ohne Vertretungsmacht handele, so finden die Vorschriften über Verträge entsprechende Anwendung. Das Gleiche gilt, wenn ein einseitiges Rechts­ geschäft gegenüber einem Vertreter ohne Vertretungsmacht mit dessen Einverständnisse vorgenommen wird.

§ 181. Ein Vertreter kann, soweit nicht ein Anderes ihm gestattet ist, im Namen des Vertretenen mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten ein Rechtsgeschäft nicht vornehmen, es sei denn, daß daS Rechtsgeschäft ausschließlich in der Erfüllung einer Verbindlichkeit besteht. Sechster Titel.

Einwilligung. Seuehmigvvg. § 182. Hängt die Wirksamkeit eines Vertrags oder eines ein­ seitigen Rechtsgeschäfts, das einem Anderen gegenüber vorzunehmen ist, von der Zustimmung eines Dritten ab, so kann die Ertheilung sowie die Verweigerung der Zustimmung sowohl dem einen als dem anderen Thelle gegenüber erllärt werden. Die Zustimmung bedarf nicht der für das Rechtsgeschäft bestimmten Form. Wird ein einseitiges Rechtsgeschäft, dessen Wirksamkeit von der Zu­ stimmung eines Dritten abhängt, mit Einwilligung des Dritten vorge­ nommen, so finden die Vorschriften des § 111 Satz 2, 3 entsprechende Anwendung. § 183. Die vorherige Zustimmung (Einwilligung) ist bis zur Vornahme des Rechtsgeschäfts widerruflich, soweit nicht aus dem ihrer Ertheilung zu Grunde liegenden Rechtsverhältnisse sich ein Anderes ergiebt. Der Widerruf kann sowohl dem einen als dem anderen Theile gegenüber erllärt werden.

§ 184. Die nachträgliche Zustimmung (Genehmigung) wirtt auf den Zeitpunkt der Vornahme des Rechtsgeschäfts zurück, soweit nicht ein Anderes bestimmt ist. Durch die Rückwirkung werden Verfügungen nicht unwirksam, die vor der Genehmigung über den Gegenstand des Rechtsgeschäftes von dem Genehmigenden getroffen worden oder im Wege der Zwangsvollstreckung oder der Arrestvollziehung oder durch den Konkursverwalter erfolgt sind.

§ 185. Eine Verfügung, die ein Nichtberechtigter über einen Gegen­ stand trifft, ist wirksam, wenn sie mit Einwilligung des Berechtigten erfolgt. Die Verfügung wird wirksam, wenn der Berechtigte sie genehmigt oder wenn der Verfügende den Gegenstand erwirbt oder wenn er von dem Berechtigten beerbt wird und dieser für die Nachlaßverbindlichkeiten unbeschränkt haftet. In den beiden letzteren Fällen wird, wenn über den Gegenstand mehrere mit einander nicht in Einllang stehende Verfügungen getroffen worden sind, nur die frühere Verfügung wirksam.

BGB.

Erstes Buch. Allgemeiner Teil.

1

Vierter Abschnitt.

Fristen. Termine. § 186. Für die in Gesetzen, gerichtlichen Verfügungen und Rechts­ geschäften enthaltenen Frist- und Terminsbestimmungen gelten die Auslegungsvorschristen der §§ 187 bis 193. 8 187. Ist für den Anfang einer Frist ein Ereigniß oder ein in dm Lauf eines Tages fallender Zeitpunkt maßgebend, so wird bei der Berechnung der Frist der Tag nicht mitgerechnet, in welchen das Ereigniß oder der Zeitpunkt fällt. Ist der Beginn eines Tages der für den Anfang einer Frist maß­ gebende Zeitpunkt, so wird dieser Tag bei der Berechnung der Frist mit­ gerechnet. DaS Gleiche gilt von dem Tage der Geburt bei der Berechnung des Lebensalters.

8188. Eine nach Tagen bestimmte Frist mdigt mit dem Ab­ laufe des letzten Tages der Frist. Eine Frist, die nach Wochen, nach Monaten oder nach einem mehrere Monate umfassenden Zeitraume — Jahr, halbes Jahr, Vierteljahr — bestimmt ist, endigt im Falle des § 187 Abf. 1 mit dem Ablaufe desjenigen Tages der letzten Woche oder des letzten Monats, welcher durch seine Benennung oder seine Zahl dem Tage entspricht, in den das Ereigniß oder der Zeitpunkt fällt, im Falle des 8 187 Abf. 2 mit dem Ablaufe desjenigen Tages der letzten Woche oder des letzten Monats, welcher dem Tage vorhergeht, der durch seine Benennung oder seine Zahl dem Anfangs­ tage der Frist entspricht. Fehlt bei einer nach Monaten bestimmten Frist in dem letzten Monate der für ihren Ablauf maßgebende Tag, so endigt die Frist mit dem Ablaufe des letzten Tages dieses Monats. 8 189. Unter einem halben Jahre wird eine Frist von sechs Monaten, unter einem Vierteljahre eine Frist von drei Monaten, unter einem halben Monat eine Frist von fünfzehn Tagen verstanden. Ist eine Frist auf einen oder mehrere ganze Monate und einen halben Monat gestellt, so sind die fünfzehn Tage zuletzt zu zählen.

8 190. Im Falle der Verlängerung einer Frist wird die neue Frist von dem Ablaufe der vorigen Frist an berechnet. 8 191. Ist ein Zeitraum nach Monaten oder nach Jahren in dem Sinne bestimmt, daß er nicht zusammenhängmd zu verlaufen braucht, so wird der Monat zu dreißig, das Jahr zu dreihundertfünfundsechzig Tagen gerechnet. 8 192. Unter Anfang des Monats wird der erste, unter Mitte des Monats der fünfzehnte, unter Ende des Monats der letzte Tag des Monats verstanden.

8 193. Ist an einem bestimmten Tage oder innerhalb einer Frist eine WillenserUärung abzugeben oder eine Leistung zu bewirken und fällt

BGB
e3 Anspruchs, auf Ertheilung der Dollstreckungsklausel oder auf Erlassung des Vollstreckungsurtheils Klage erhebt. Der Erhebung der Klage stehen gleich: 1. die Zustellung eines Zahlungsbefehls im Mahnverfahren; 2. die Anmeldung des Anspruchs im Konkurse; 3. die Geltendmachung der Aufrechnung des Anspruchs im Prozesse; 4. die Streitverkündung in dem Prozesse, von dessen Ausgange der Anspruch abhängt; 5. die Vornahme einer Vollstreckungshandlung und, soweit die Zwangs­ vollstreckung den Gerichten oder anderen Behörden zugewiesen ist, die Stellung des Antrags auf Zwangsvollstreckung. § 210. Hängt die Zulässigkeit des Rechtswegs von der Vorent­ scheidung einer Behörde ab oder hat die Bestimmung des zuständigen Gerichts durch ein höheres Gericht zu erfolgen, so wird die Verjährung durch die Einreichung des Gesuchs an die Behörde oder das höhere Gericht in gleicher Weise wie durch Klagerhebung unterbrochen, wenn die Klage binnen drei Monaten nach der Erledigung des Gesuchs erhoben wird. Auf diese Frist finden die Vorschriften der §§ 203, 206, 207 entsprechende Anwendung. § 211. Die Unterbrechung durch Klagerhebung dauert fort, bis der Prozeß rechtskräftig entschieden oder anderweit erläigt ist. Geräth der Prozeß in Folge einer Vereinbarung oder dadurch, daß er nicht betrieben wird, in Stillstand, so endigt die Unterbrechung mit der letzten Prozeßhandlung der Parteien oder des Gerichts. Die nach der Beendigung der Unterbrechung beginnende neue Verjährung wird dadurch, daß eine der Parteien den Prozeß weiter betreibt, in gleicher Weise wie durch Klagerhebung unterbrochen.

8 212. Die Unterbrechung durch Klagerhebunq gilt als nicht er­ folgt, wenn die Klage zurückgenommen oder durch ein nicht in der Sache selbst entscheidendes Urtheil rechtskräftig abgewiesen wird. Erhebt der Berechtigte binnen sechs Monaten von neuem Klage, so gilt die Verjährung als durch die Erhebung der ersten Klage unterbrochen. Auf diese Frist finden die Vorschriften der §§ 203, 206, 207 entsprechende Anwendung. 8 218. Die Unterbrechung durch Zustellung eines Zahlungsbefehls im Mahnverfahren gilt als nicht erfolgt, wenn die Wirkungen der Rechts­ hängigkeit erlöschen.

8 214. Die Unterbrechung durch Anmeldung im Konkurse dauert fort, bis der Konkurs beendigt ist. Die Unterbrechung gilt als nicht erfolgt, wenn die Anmeldung zurück­ genommen wird. Wird bei der Beendigung des Konkurses für eine Forderung, die in Folge eines bei der Prüfung erhobenen Widerspruchs in Prozeß be­ fangen ist, ein Betrag zurückbehalten, so dauert die Unterbrechung auch

1

BGB.

nach der Beendigung des Konkurses fort; das Ende der Unterbrechung bestimmt sich nach den Vorschriftm des § 211.

§ 215, Die Unterbrechung durch Geltendmachung der Aufrechnung im Prozeß oder durch Streitverkündung dauert fort, bis der Prozeß rechtskräftig entschieden oder anderweit erledigt ist; die Borschriften des § 211 Abs. 2 finden Anwendung. Die Unterbrechung gilt als nicht erfolgt, wenn nicht binnen sechs Monaten nach der Beendigung des Prozesses Klage auf Befriedigung oder Feststellung des Anspruchs erhoben wird. Auf diese Frist finden die Bor­ schriften der 88 203, 206, 207 entsprechende Anwendung.

§ 216, Die Unterbrechung durch Vornahme einer Vollstreckungs­ handlung gilt als nicht erfolgt, wenn die Bollstreckungsmaßregel auf An­ trag des Berechtigten oder wegen Mangels der gesetzlichen Voraussetzungen aufgehoben wird. Die Unterbrechung durch Stellung des Antrags auf Zwangsvoll­ streckung gilt als nicht erfolgt, wenn dem Anträge nicht stattgegeben oder der Antrag vor der Vornahme der Vollstreckungshandlung zurückgenommen oder die erwirkte Vollstreckungsmaßregel nach Abs. 1 aufgehoben wird. 8 217. Wird die Verjährung unterbrochen, so kommt die bis zur Unterbrechung verstrichene Zeit nicht in Betracht; eine neue Verjährung kann erst nach der Beendigung der Unterbrechung beginnen.

§ 218. Ein rechtskräftig festgestellter Anspruch verjährt in dreißig Jahren, auch wenn er an sich einer kürzeren Verjährung unterliegt. Das Gleiche gilt von dem Anspruch aus einem vollstreckbaren Vergleich oder einer vollstreckbaren Urkunde sowie von einem Ansprüche, welcher durch die im Konkurs erfolgte Feststellung vollstreckbar geworden ist. Soweit sich die Feststellung auf regelmäßig wiederkehrende, erst künftig fällig werdende Leistungen bezieht, bewendet es bei der kürzeren Ver­ jährungsfrist. 8 219. Als rechtskräftige Entscheidung im Sinne des 8 211 Abs. 1 und des 8 218 Abs. 1 gilt auch ein unter Vorbehalt ergangenes rechts­ kräftiges Urthell. 8 220. Ist der Anspruch vor einem Schiedsgericht oder einem be­ sonderen Gerichte, vor einem Verwaltungsgericht oder einer Verwaltungs­ behörde geltend zu machen, so finden die Vorschriften der 88 209 bis 213, 215, 216, 218, 219 entsprechende Anwendung. Sind in dem Schiedsvertrage die Schiedsrichter nicht ernannt oder ist die Ernennung eines Schiedsrichters aus einem anderen Grunde er­ forderlich oder kann das Schiedsgericht erst nach der Erfüllung einer sonstigen Voraussetzung angerufen werden, so wird die Verjährung schon dadurch unterbrochen, daß der Berechtigte das zur Erledigung der Sache seinerseits Erforderliche vornimmt. 8 221. Gelangt eine Sache, in Ansehung deren ein dinglicher Am spruch besteht, durch Rechtsnachfolge in den Besitz eines Dritten, so kommt

BGB.

1

Erstes Buch. Allgemeiner Teil.

die während des Besitzes des RechtsvorgängerS verstrichene Derjährungszeit dem Rechtsnachfolger zu Statten. § 222. Nach der Dollendung der Verjährung ist der Verpflichtete berechtigt, die Leistung zu verweigern. Das zur Befriedigung eines verjährtm Anspruchs Geleistete kann nicht zurückgefordert werden, auch wenn die Leistung in Unkenntniß der Verjährung bewirkt worden ist. Das Gleiche gilt von einem vertrags­ mäßigen Anerkenntnifle sowie einer Sicherheitsleistung des Verpflichteten. § 223. Die Verjährung eines Anspruchs, für den eine Hypothek oder ein Pfandrecht besteht, hindert den Berechtigten nicht, seine Befriedigung aus dem verhafteten Gegenstände zu suchen. Ist zur Sicherung eines Anspruchs ein Recht übertragen worden, so kann die Rückübertragung nicht auf Grund der Verjährung des Anspruchs gefordert werden. Diese Vorschriften finden keine Anwendung bei der Verjährung von Ansprüchen auf Rückstände von Zinsen oder anderen wiederkehrenden Leistungen. § 224. Mit dem Hauptanspruche verjährt der Anspruch auf die von ihm abhängenden Nebenleistungen, auch wenn die für diesen Anspruch geltende besondere Verjährung noch nicht vollendet ist. § 225. Die Verjährung kann durch Rechtsgeschäft weder ausgeschlofien noch erschwert werden. Erleichterung der Verjährung, msbesondereAbkürzung der Verjährungsfrist, ist zulässig.

Sechster Abschnitt.

Ausübung der Kechre. Selbstberlheldlgung. Selbsthülfe. § 226. Die Ausübung eines Rechtes ist unzulässig, wenn sie nur den Zweck haben kann, einem Anderen Schaden zuzufügen. § 227. Eine durch Nothwehr gebotene Handlung ist nicht wider­ rechtlich. Nothwehr ist diejenige Vertheidigung, welche erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem Anderen ab­ zuwenden. § 228. Wer eine fremde Sache beschädigt oder zerstört, um eine durch sie drohende Gefahr von sich oder einem Anderen abzuwenden, handelt nicht widerrechtlich, wenn die Beschädigung oder die Zerstörung zur Abwendung der Gefahr erforderlich ist und der Schaden nicht außer Ver­ hältniß zu der Gefahr steht. Hat der Handelnde die Gefahr verschuldet, so ist er zum Schadensersätze verpflichtet.

§ 229. Wer zum Zwecke der Selbsthülfe eine Sache wegnimmt, zerstört oder beschädigt oder wer zum Zwecke der Selbsthülfe einen Jaeger, Relchr-ivtlgesetze. 3. Stuft

3

1

BGB

Verpflichteten, welcher der Flucht verdächtig ist, festnimmt oder den Wider­ stand des Verpflichteten gegen eine Handlung, die dieser zu dulden ver­ pflichtet ist, beseitigt, handelt nicht widerrechtlich, wenn obrigkeitliche Hälfe nicht rechtzeitig zu erlangen ist und ohne sofortiges Eingreifen die Gefahr besteht, daß die Verwirklichung des Anspruchs vereitelt oder wesentlich erschwert werde.

8 230. Die Selbsthülfe darf nicht weiter gehen, als zur Abwendung der Gefahr erforderlich ist. Im Falle der Wegnahme von Sachen ist, sofern nicht Zwangs­ vollstreckung erwirkt wird, der dingliche Arrest zu beantragen. Im Falle der Festnahme des Verpflichteten ist, sofern er nicht wieder in Freiheit gesetzt wird, der persönliche Sicherheitsarrest bei dem Amts­ gerichte zu beantragen, in dessen Bezirke die Festnahme erfolgt ist; der Verpflichtete ist unverzüglich dem Gerichte vorzusühren. Wird der Arrestantrag verzögert oder abgelehnt, so hat die Rückgabe der weggenommenen Sachen und die Freilassung des Festgenommenen un­ verzüglich zu erfolgen. § 231. Wer eine der im § 229 bezeichneten Handlungen in der irrigen Annahme vornimmt, daß die für den Ausschluß der Widerrecht­ lichkeit erforderlichen Voraussetzungen vorhanden seien, ist dem anderen Theile zum Schadensersätze verpflichtet, auch wenn der Irrthum nicht auf Fahrlässigkeit beruht. Siebenter Abschnitt.

Sicherheitsleistung. 8 232. Wer Sicherheit zu leisten hat, kann dies bewirken

durch Hinterlegung von Geld oder Werthpapieren, durch Verpfändung von Forderungen, die in das Reichsschuldbuch oder in das Staatsschuldbuch eines Bundesstaates eingetragen sind, durch Verpfändung beweglicher Sachen, durch Bestellung von Hypotheken an inländischen Grundstücken, durch Verpfändung von Forderungen, für die eine Hypothek an einem inländischen Grundstücke besteht, oder durch Verpfändung von Grundschulden oder Rentenschulden an inländischen Grund­ stücken. Kann die Sicherheit nicht in dieser Weise geleistet werden, so ist die Stellung eines tauglichen Bürgen zulässig.

8 233. Mit der Hinterlegung erwirbt der Berechtigte ein Pfand­ recht an dem hinterlegten Gelde oder an den hinterlegten Werthpapieren und, wenn das Geld oder die Werthpapiere nach landesgesetzlicher Vor­ schrift in das Eigenthum des Fiskus oder der als Hinterlegungsstelle be­ stimmten Anstalt übergehen, ein Pfandrecht an der Forderung auf Rück­ erstattung.

BGB.

Erstes Buch. Allgemeiner Teil.

1

§ 234. Werthpapiere sind zur Sicherheitsleistung nur geeignet, wenn sie auf den Inhaber lauten, einen Kurswerth haben und einer Gattung angehören, in der Mündelgeld angelegt werden darf. Den Jnhaberpapieren stehen Orderpapiere gleich, die mit Blankoindoffament versehen find. Mit den Werthpapieren sind die Zins-, Renten-, Gewinnantheil- und Erneuerungsscheine zu hinterlegen. Mit Werthpapieren kann Sicherheit nur in Höhe von drei Biertheilen des Kurswerths geleistet werden. § 235. Wer durch Hinterlegung von Geld oder von Werthpapieren Sicherheit geleistet hat, ist berechtigt, das hinterlegte Geld gegen geeignete Werthpapiere, die hinterlegten Werthpapiere gegen andere geeignete Werth­ papiere oder gegen Geld umzutauschen.

§ 236. Mit einer Buchforderung gegen das Reich oder gegen einen Bundesstaat kann Sicherheit nur in Höhe von drei Biertheilen des Kurs­ werths der Werthpapiere geleistet werden, deren Aushändigung der Gläu­ biger gegen Löschung seiner Forderung verlangen kann. § 237. Mit einer beweglichen Sache kann Sicherheit nur in Höhe von zwei Drittheilen des Schätzungswerths geleistet werden. Sachen, deren Verderb zu besorgen oder deren Aufbewahrung mit besonderen Schwierigkeiten verbunden ist, können zurückgewiesen werden. § 238. Eine Hypothekenforderung, eine Grundschuld oder eine Rentenschuld ist zur Sicherheitsleistung nur geeignet, wenn sie den Voraus­ setzungen entspricht, unter denen am Orte der Sicherheitsleistung Mündel­ geld in Hypothekenforderungen, Grundschulden oder Rentenschulden angelegt werden darf. Eine Forderung, für die eine Sicherungshypothek besteht, ist zur Sicherheitsleistung nicht geeignet. § 239. Ein Bürge ist tauglich, wenn er ein der Höhe der zu leistenden Sicherheit angemefieneS Vermögen besitzt und seinen allgemeinen Gerichtsstand im Inlands hat. Die Bürgschaftserklärung muß den Verzicht auf die Einrede der Vorausllage enthalten.

8 240. Wird die geleistete Sicherheit ohne Derschulden des Be­ rechtigten unzureichend, so ist sie zu ergänzen oder anderweitige Sicher­ heit zu leisten.

1

BGB

Zweites Buch.

Recht der $cbuldoerbältni$$e. Erster Abschnitt.

Inhalt der Schuldberhältnisse. Erster Titel,

«erpslichtllug zur Leistung. K 241. Kraft des Schuldverhältnisses ist der Gläubiger berechtigt, von dem Schuldner eine Leistung zu fordern. Die Leistung kann auch in einem Unterlassen bestehen.

§ 242. Der Schuldner ist verpflichtet, die Leistung so zu bewirken, wie Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte es erfordern. § 243. Wer eine nur der Gattung nach bestimmte Sache schuldet, hat eine Sache von mittlerer Art und Güte zu leisten. Hat der Schuldner das zur Leistung einer solchen Sache seinerseits Erforderliche gethan, so beschränkt sich das Schuldverhältniß auf diese Sache. § 244. Ist eine in ausländischer Währung ausgedrückte Geldschuld im Jnlande zu zahlen, so kann die Zahlung in Reichswährung erfolgen, es sei denn, daß Zahlung in ausländischer Währung ausdrücklich be­ dungen ist. Die Umrechnung erfolgt nach dem Kurswerthe, der zur Zeit der Zahlung für den Zahlungsort maßgebend ist. § 245. Ist eine Geldschuld in einer bestimmten Münzsorte zu zahlen, die sich zur Zeit der Zahlung nicht mehr im Umlaufe befindet, so ist die Zahlung so zu leisten, wie wenn die Münzsorte nicht bestimmt wäre. § 246. Ist eine Schuld nach Gesetz oder Rechtsgeschäft zu ver­ zinsen, so find vier vom Hundert für das Jahr zu entrichten, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist.

§ 247. Ist ein höherer Zinssatz als sechs vom Hundert für das Jahr vereinbart, so kann der Schuldner nach dem Ablaufe von sechs Monaten das Kapital unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von sechs Monaten kündigen. Das Kündigungsrecht kann nicht durch Vertrag ausgeschlossen oder beschränkt werden. Diese Vorschriften gelten nicht für Schuldverschreibungen auf den Inhaber. § 248. Eine im voraus getroffene Vereinbarung, daß fällige Zinsen wieder Zinsen tragen sollen, ist nichtig.

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhaltnisse.

1

Sparkaffen, Kreditanstalten und Inhaber von Bankgeschäften können im voraus vereinbaren, daß nicht erhobene Zinsen von Einlagen als neue verzinsliche Einlagen gelten sollen. Kreditanstalten, die berechtigt sind, für den Betrag der von ihnen gewährten Darlehen verzinsliche Schuld­ verschreibungen auf den Inhaber auszugeben, können sich bei solchen Dar­ lehen die Verzinsung rückständiger Zinsen im voraus versprechen laffen.

§ 249. Wer zum Schadensersätze verpflichtet ist, hat den Zustand herzustellen, der bestehen würde, wenn der zum Ersätze verpflichtende Um­ stand nicht eingetreten wäre. Ist wegen Verletzung einer Person oder wegen Beschädigung einer Sache Schadensersatz zu leisten, so kann der Gläubiger statt der Herstellung den dazu erforderlichen Geldbetrag verlangen. 8 259. Der Gläubiger kann dem Ersatzpflichtigen zur Herstellung eine angemeffene Frist mit der Erllärung bestimmen, daß er die Her­ stellung nach dem Ablaufe der Frist ablehne. Nach dem Ablaufe der Frist kann der Gläubiger den Ersatz in Geld verlangen, wenn nicht die Herstellung rechtzeitig erfolgt; der Anspruch auf die Herstellung ist aus­ geschloffen. 8 251. Soweit die Herstellung nicht möglich oder zur Entschädigung des Gläubigers nicht genügend ist, hat der Ersatzpflichtige den Gläubiger in Geld zu entschädigen. Der Ersatzpflichtige kann den Gläubiger in Geld entschädigen, wenn die Herstellung nur mit unverhältnißmäßigen Aufwendungen möglich ist. 8 252. Der zu ersetzende Schaden umfaßt auch den entgangenen Gewinn. Als entgangen gilt der Gewinn, welcher nach dem gewöhnlichen Laufe der Dinge oder nach den besonderen Umständen, insbesondere nach den getroffenen Anstalten und Vorkehrungen, mit Wahrscheinlichkeit er­ wartet werden konnte. 8 253. Wegen eines Schadens, der nicht Vermögensschaden ist, kann Entschädigung in Geld nur in den durch das Gesetz bestimmten Fällen gefordert werden. 8 254. Hat bei der Entstehung des Schadens ein Verschulden des Beschädigten mitgewirkt, so hängt die Verpflichtung zum Ersätze sowie der Umfang des zu leistendm Ersatzes von den Umständen, insbesondere davon ab, inwieweit der Schaden vorwiegend von dem einen oder dem anderen Theile verursacht worden ist. Dies gilt auch dann, wenn sich das Verschulden des Beschädigten daraus beschränkt, daß er Unterlasten hat, den Schuldner auf die Gefahr eines ungewöhnlich hohen Schadens aufmerksam zu machen, die der Schuldner weder kannte noch kennen mußte, oder daß er Unterlasten hat, den Schaden abzuwenden oder zu mindern. Die Vorschrift des § 278 findet entsprechende Anwendung. 8 255. Wer für den Verlust einer Sache oder eines Rechtes Schadensersatz zu leisten hat, ist zum Ersätze nur gegen Abtretung der Ansprüche verpflichtet, die dem Ersatzberechtigten auf Grund des Eigenthums an der Sache oder auf Gnmd des Rechtes gegen Dritte zustehen.

1

BGB

§ 256. Wer zum Ersätze von Aufwendungen verpflichtet ist, hat den aufgewendeten Betrag oder, wenn andere Gegenstände als Geld auf­ gewendet worden sind, den als Ersatz ihres Werthes zu zahlenden Betrag von der Zeit der Aufwendung an zu verzinsen. Sind Aufwendungen aus einen Gegenstand gemacht worden, der dem Ersatzpflichtigen herauszugeben ist, so find Zinsen für die Zeit, für welche dem Ersatzberechtigten die Nutzungen oder die Früchte des Gegenstandes ohne Vergütung verbleiben, nicht zu entrichten.

§ 257. Wer berechtigt ist, Ersatz für Aufwendungen zu verlangen, die er für einen bestimmten Zweck macht, kann, wenn er für diesen Zweck eine VerbiMichkeit eingeht, Befreiung von der Verbindlichkeit verlangen. Ist die Verbindlichkeit noch nicht fällig, so kann ihm der Ersatzpflichtige, statt ihn zu befreien, Sicherheit leisten. § 258. Wer berechtigt ist, von einer Sache, die er einem Anderen herauszugeben hat, eine Einrichtung wegzunehmen, hat im Falle der Weg­ nahme die Sache auf seine Kosten in den vorigen Stand zu setzen. Erlangt der Andere den Besitz der Sache, so ist er verpflichtet, die Wegnahme der Einrichtung zu gestatten; er kann die Gestattung verweigern, bis ihm für den mit der Wegnahme verbundenen Schaden Sicherheit geleistet wird.

§ 259* Wer verpflichtet ist, über eine mit Einnahmen oder Aus­ gaben verbundene Verwaltung Rechensckmft abzulegen, hat dem Berechtigten eine die geordnete Zusammenstellung der Einnahmen oder der Ausgaben enthaltende Rechnung mitzutheilen und, soweit Belege ertheilt zu werden pflegen, Belege vorzulegen. Besteht Grund zu der Annahme, daß die in der Rechnung enthaltenen Angaben über die Einnahmen nicht mit der erforderlichen Sorgfalt gemacht worden sind, so hat der Verpflichtete auf Verlangen den Offenbarungseid dahin zu leisten: daß er nach bestem Wissen die Einnahmen so vollständig ange­ geben habe, als er dazu im Stande sei. In Angelegenheiten von geringer Bedeutung besteht eine Verpflichtung zur Leistung des Offenbarungseids nicht. 8 260. Wer verpflichtet ist, einen Inbegriff von Gegenständen herauszugeben oder über den Bestand eines solchen Inbegriffs Auskunft zu ertheilen, hat dem Berechtigten ein Verzeichniß des Bestandes vorzulegen. Besteht Grund zu der Annahme, daß das Verzeichniß nicht mit der erforderlichen Sorgfalt aufgestellt worden ist, so hat der Verpflichtete auf Verlangen den Offenbarungseid dahin zu leisten: daß er nach bestem Wiffen den Bestand so vollständig angegeben habe, als er dazu im Stande sei. Die Vorschrift des § 259 Abs. 3 findet Anwendung. § 261. Der Offcnbarungseid ist, sofern er nicht vor dem Prozeß­ gerichte zu leisten ist, vor dem Amtsgerichte des Ortes zu leisten, an welchem die Verpflichtung zur Rechnungslegung oder zur Vorlegung des Verzeichnisses zu erfüllen ist. Hat der Verpflichtete seinen Wohnsitz oder seinen Aufenthalt im Jnlande, so kann er den Eid vor dem Amtsgerichte des Wohnsitzes oder des Aufenthaltsorts leisten.

BGB. Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

Das Gericht kann eine den Umständen entsprechende Aenderung der Eidesnorm beschließen. Die Kosten der Abnahme des Eides hat derjenige zu tragen, welcher die Leistung des Eides verlangt.

8 262. Werden mehrere Leistungen in der Weise geschuldet, daß nur die eine oder die andere zu bewirken ist, so steht das Wahlrecht im Zweifel dem Schuldner zu. 8 263. Die Wahl erfolgt durch Erklärung gegenüber dem anderen Theile. Die gewählte Leistung gilt als die von Anfang an allein geschuldete. 8 264. Nimmt der wahlberechtigte Schuldner die Wahl nicht vor dem Beginne der Zwangsvollstreckung vor, so kann der Gläubiger die Zwangs­ vollstreckung nach seiner Wahl auf die eine oder auf die andere Leistung richten; der Schuldner kann sich jedoch, solange nicht der Gläubiger die gewählte Leistung ganz oder zum Theil empfangen hat, durch eine der übrigen Leistungen von seiner Verbindlichkeit befreien. Ist der wahlberechtigte Gläubiger im Verzüge, so kann der Schuldner ihn unter Bestimmung einer angemessenen Frist zur Vornahme der Wahl auffordern. Mit dem Ablaufe der Frist geht das Wahlrecht auf den Schuldner über, wenn nicht der Gläubiger rechtzeitig die Wahl vornimmt.

8 265. Ist eine der Leistungen von Anfang an unmöglich oder wird sie später unmöglich, so beschränkt sich das Schuldverhältniß auf die übrigen Leistungen. Die Beschränkung tritt nicht ein, wenn die Leistung in Folge eines Umstandes unmöglich wird, den der nicht wahlberechtigte Theil zu vertreten hat. 8 266.

Der Schuldner ist zu Theilleistungen nicht berechtigt.

8 267. Hat der Schuldner nicht in Person zu leisten, so kann auch ein Dritter die Leistung bewirken. Die Einwilligung des Schuldners ist nicht erforderlich. Der Gläubiger kann die Leistung ablehnen, wenn der Schuldner widerspricht. 8 268. Betreibt der Gläubiger die Zwangsvollstreckung in einen dem Schuldner gehörenden Gegenstand, so ist Jeder, der Gefahr läuft, durch die Zwangsvollstreckung ein Recht an dem Gegenstände zu verlieren, berechtigt, den Gläubiger zu befriedigen. Das gleiche Recht steht dem Besitzer einer Sache zu, wenn er Gefahr läuft, durch die Zwangsvoll­ streckung den Besitz zu verlieren. Die Befriedigung kann auch durch Hinterlegung oder durch Auftechnung erfolgen. Soweit der Dritte den Gläubiger befriedigt, geht die Forderung auf ihn über. Der Uebergang kann nicht zum Nachtheile des Gläubigers geltend gemacht werden. 8 269. Ist ein Ort für die Leistung weder bestimmt noch aus den Umständen, insbesondere aus der Natur des Schuldverhältnisses, zu

1

BGB

entnehmen, so hat die Leistung an dem Orte zu erfolgen, an welchem der Schuldner zur Zeit der Entstehung des Schuldverhältnisses seinen Wohnsitz hatte. Ist die Verbindlichkeit im Gewerbebetriebe des Schuldners entstanden, so tritt, wenn der SchMner seine gewerbliche Niederlassung an einem anderen Orte hatte, der Ort der Niederlassung an die Stelle des Wohnsitzes. Aus dem Umstand allein, daß der Schuldner die Kosten der Ver­ sendung übernommen hat, ist nicht zu entnehmen, daß der Ort, nach welchem die Versendung zu erfolgen hat, der Leistungsort sein soll.

§ 270. Geld hat der Schuldner im Zweifel auf seine Gefahr und seine Kosten dem Gläubiger an dessen Wohnsitz zu übermitteln. Ist die Forderung im Gewerbebetriebe des Gläubigers entstanden, so tritt, wenn der Gläubiger seine gewerbliche Niederlassung an einem anderen Orte hat, der Ort der Niederlassung an die Stelle des Wohnsitzes. Erhöhen sich in Folge einer nach der Entstehung des Schuldverhält­ nisses eintretenden Aenderung des Wohnsitzes oder der gewerblichen Nieder­ lassung des Gläubigers die Kosten oder die Gefahr der Uebermittelung, so hat der Gläubiger im ersteren Falle die Mehrkosten, im letzteren Falle die Gefahr zu tragen. Die Vorschriften über den Leistungsort bleiben unberührt. 5 271. Ist eine Zeit für die Leistung weder bestimmt noch mi5 den Umständen zu entnehmen, so kann der Gläubiger die Leistung sofort verlangen, der Schuldner sie so ort bewirken. Ist eine Zeit bestimmt, so ist im Zweifel anzunehmen, daß der Gläubiger die Leistung nicht vor dieser Zeit verlangen, der Schuldner aber sie vorher bewirken kann. § 272. Bezahlt der Schuldner eine unverzinsliche Schuld vor der Fälligkeit, so ist er zu einem Abzüge wegen der Zwischenzinsen nicht berechtigt.

§ 273. Hat der Schuldner aus demselben rechtlichen Verhältniß, auf dem seine Verpflichtung beruht, einen fälligen Anspruch gegen den Gläubiger, so kann er, sofern nicht aus dem Schuldverhältnisse sich ein Anderes ergiebt, die geschuldete Leistung verweigem, bis die ihm gebührende Leistung bewirkt wird (Zurückbehaltungsrecht). Wer zur Herausgabe eines Gegenstandes verpflichtet ist, hat das gleiche Recht, wenn ihm ein fülliger Anspruch wegen Verwendungen auf den Gegenstand oder wegen eines ihm durch diesen verursachten Schadens zusteht, es sei denn, daß er den Gegenstand durch eine vorsätzlich begangene unerlaubte Handlung erlangt hat. Der Gläubiger kann die Ausübung des Zurückbehaltungsrechts durch Sicherheitsleistung abwenden. Die Sicherheitsleistung durch Bürgen ist ausgeschlossen. § 274. Gegenüber der Klage des Gläubigers hat die Geltend­ machung des Zurückbehaltungsrechts nur die Wirkung, daß der Schuldner zur Leistung gegen Empfang der ihm gebührenden Leistung (Erfüllung Zug um Zug) zu verurtheilen ist. Aus Grund einer solchen Verurthcilung kann der Gläubiger seinen

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

Anspruch ohne Bewirkung der ihm obliegenden Leistung im Wege der Zwangsvollstreckung verfolgen, wenn der Schuldner im Verzüge der An­ nahme ist.

$ 275. Der Schuldner wird von der Verpflichtung zur Leistung frei, soweit die Leistung in Folge eines nach der Entstehung des Schuldverhältnisses eintretenden Umstandes, den er nicht zu vertreten hat, unmöglich wird. Einer nach der Entstehung des SchuldverhältnifleS eintretenden Un­ möglichkeit steht das nachträglich eintretende Unvermögen des Schuldners zur Leistung gleich. § 276. Der Schuldner hat, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist, Vorsatz und Fahrläfligkeit zu vertreten. Fahrläsiig handelt, wer die im Verkehr erforderliche Sorgfalt außer Acht läßt. Die Vorschriften der 88 827, 828 finden Anwendung. Die Haftung wegen Vorsatzes kann dem Schuldner nicht im voraus erlassen werden. 8 277. Wer nur für diejenige Sorgfalt einzustehen hat, welche er in eigenen Angelegenheiten anzuwenden Pflegt, ist von der Haftung wegen grober Fahrlässigkeit nicht befreit. K 278. Der Schuldner hat ein Verschulden seines gesetzlichen Ver­ treters und der Personen, deren er sich zur Erfüllung seiner Verbindlichkeit bedient, in gleichem Umfange zu vertreten wie eigenes Verschulden. Die Vorschrift des 8 276 Ms. 2 findet keine Anwendung.

§ 279. Ist der geschuldete Gegenstand nur der Gattung nach bestimmt, so hat der Schuldner, solange die Leistung aus der Gattung möglich ist, sein Unvermögen zur Leistung auch dann zu vertreten, wenn ihm ein Verschulden nicht zur Last fällt. § 280. Soweit die Leistung in Folge eines von dem Schuldner zu vertretenden Umstandes unmöglich wird, hat der Schuldner dem Gläubiger den durch die Nichterfüllung entstehenden Schaden zu ersetzen. Im Falle theilweiser Unmöglichkeit kann der Gläubiger unter Mlehi ung des noch möglichen Theiles der Leistung Schadensersatz wegen Nichtcr^llung der ganzen Verbindlichkeit verlangen, wenn die theilweise Erfüllung für ihn kein Interesse hat. Die für das vertragsmäßige Rück­ trittsrecht geltenden Vorschriften der 83 346 bis 356 finden entsprechende Anwendung. 8 281. Erlangt der Schuldner in Folge des Umstandes, welcher die Leistung unmöglich macht, für den geschuldeten Gegenstand einen Ersatz oder einen Ersatzanspruch, so kann der Gläubiger Herausgabe des als Er­ satz Empfangenen oder Abtretung des Ersatzanspruchs verlangen. Hat der Gläubiger Anspruch auf Schadensersatz wegen Nichterfüllung, so mindert sich, wenn er von dem im Abs. 1 bestimmten Rechte Gebrauch macht, die ihm zu leistende Entschädigung um den Werth des erlangten Ersatzes oder Ersatzanspruchs.

1

BGB

§ 282. Ist streitig, ob die Unmöglichkeit der Leistung die Folge eines von dem Schuldner zu vertretenden Umstandes ist, so trifft die Beweislast den Schuldner. 8 283. Ist der Schuldner rechtskräftig verurtheilt, so kann der Gläubiger ihm zur Bewirkung der Leistung eine angemessene Frist mit der Erklärung bestimmen, daß er die Annahme der Leistung nach dem Ablaufe der Frist ablehne. Nach dem Ablaufe der Frist kann der Gläubiger Schadensersatz wegen Nichterfüllung verlangen, soweit nicht die Leistung rechtzeitig bewirkt wird; der Anspruch auf Erfüllung ist ausgeschlossen. Die Verpflichtung zum Schadensersätze tritt nicht ein, wenn die Leistung in Folge eines Umstandes unmöglich wird, den der Schuldner nicht zu vertreten hat. Wird die Leistung bis zum Ablaufe der Frist nur theilweise nicht bewirkt, so steht dem Gläubiger auch das im § 280 Abs. 2 bestimmte Recht zu.

§ 284. Leistet der Schuldner auf eine Mahnung des Gläubigers nicht, die nach dem Eintritte der Fälligkeit erfolgt, so kommt er durch die Mahnung in Verzug. Der Mahnung steht die Erhebung der Klage auf die Leistung sowie die Zustellung eines Zahlungsbefehls im Mahnverfahren gleich. Ist für die Leistung eine Zeit nach dem Kalender bestimmt, so kommt der Schuldner ohne Mahnung in Verzug, wenn er nicht zu der bestimmten Zeit leistet. Das Gleiche gilt, wenn der Leistung eine Kündigung voraus­ zugehen hat und die Zeit für die Leistung in der Weise bestimmt ist, daß sie sich von der Kündigung ab nach dem Kalender berechnen läßt. § 285. Der Schuldner kommt nicht in Verzug, solange die Leistung in Folge eines Umstandes unterbleibt, den er nicht zu vertreten hat. § 286. Der Schuldner hat dem Gläubiger den durch den Verzug entstehenden Schaden zu ersetzen. Hat die Leistung in Folge des Verzugs für den Gläubiger kein Jntereffe, so kann dieser unter Ablehnung der Leistung Schadensersatz wegen Nichterfüllung verlangen. Die für das vertragsmäßige Rücktrittsrecht geltenden Vorschriften der 88 346 bis 356 finden entsprechende Anwendung.

§ 287. Der Schuldner hat während des Verzugs jede Fahrlässigkeit zu vertreten. Er ist auch für die während des Verzugs durch Zufall eintretende Unmöglichkeit der Leistung verantwortlich, es sei denn, daß der Schaden auch bei rechtzeitiger Leistung eingetreten sein würde.

§ 288. Eine Geldschuld ist während des Verzugs mit vier vom Hundert für das Jahr zu verzinsen. Kann der Gläubiger aus einem anderen Rechtsgrunde höhere Zinsen verlangen, so sind diese fortzuentrichten. Die Geltendmachung eines weiteren Schadens ist nicht ausgeschlossen. 8 289. Von Zinsen sind Verzugszinsen nicht zu entrichten. Das Recht des Gläubigers auf Ersatz des durch den Verzug entstehenden Schadens bleibt unberührt. 8 290. Ist der Schuldner zum Ersätze des Werthes eines Gegen­ standes verpflichtet, der während des Verzugs untergegangen ist oder aus

BGB. Zweites Buch. Recht der SchuldverhSltnisse.

1

einem während des Verzugs eingetretenen Grunde nicht herausgegeben werden kann, so kann der Gläubiger Zinsen des zu ersetzenden Betrags von dem Zeitpunkt an verlangen, welcher der Bestimmung des Werthes zu Grunde gelegt wird. Das Gleiche gilt, wenn der Schuldner zum Ersätze der Minderung des Werthes eines während deS Verzugs ver­ schlechterten Gegenstandes verpflichtet ist.

8 291. Eine Geldschuld hat der Schuldner von dem Eintritte der Rechtshängigkeit an zu verzinsen, auch wenn er nicht im Verzug ist; wird die Schuld erst später fällig, so ist fie von der Fälligkeit an zu verzinsen. Die Vorschriften des § 288 Ws. 1 und des § 289 Satz 1 finden entsprechende Anwendung. 8 292. Hat der Schuldner einen bestimmten Gegenstand heraus­ zugeben, so bestimmt fich von dem Eintritte der Rechtshängigkeit an der Anspruch des Gläubigers auf Schadensersatz wegen Verschlechterung, Unter­ ganges oder einer aus einem anderen Grunde eintretenden Unmöglichkeit der Herausgabe nach den Vorschriften, welche für das Verhältniß zwischen dem Eigenthümer und dem Besitzer von dem Gntritte der Rechtshängigkeit des Eigenthumsanspruchs an gelten, soweit nicht aus dem Schuldver­ hältniß oder dem Verzüge des Schuldners fich zu Gunsten des Gläubigers ein Anderes ergiebt. Das Gleiche gilt von dem Ansprüche deS Gläubigers auf Heraus­ gabe oder Vergütung von Nutzungen und von dem Ansprüche des Schuldners auf Ersatz von Verwendungen. Zweiter Titel.

Verzug des Gläubigers. 8 293. Der Gläubiger kommt in Verzug, wenn er die ihm an­ gebotene Leistung nicht anuimmt. 8 294. Die Leistung muß dem Gläubiger so, wie sie zu be­ wirken ist, thatsächlich angeboten werden. 8 295. Ein wörtliches Angebot deS Schuldners genügt, wenn der Gläubiger ihm erklärt hat, daß er die Leistung nicht annehmen werde, oder wenn zur Bewirkung der Leistung eine Handlung des Gläubigers erforderlich ist, insbesondere wenn der Gläubiger die geschuldete Sache abzuholen hat. Dem Angebote der Leistung steht die Aufforderung an den Gläubiger gleich, die erforderliche Handlung vorzunehmen. 8 296. Ist für die von dem Gläubiger vorzunehmende Handlung eine Zeit nach dem Kalender bestimmt, so bedarf es des Angebots nur, wenn der Gläubiger die Handlung rechtzeitig vornimmt. Das Gleiche gilt, wenn der Handlung eine Kündigung vorauszugehen hat und die Zeit für die Handlung in der Weise bestimmt ist, daß sie sich von der Kündigung ab nach dem Kalender berechnen läßt. 8 297. Der Gläubiger kommt nicht in Verzug, wenn der Schuldner zur Zeit des Angebots oder im Falle des § 296 zu der für

BGB

1

die Handlung des Gläubigers bestimmten Zeit außer Stande ist, die Leistung zu bewirken.

8 298. Ist der Schuldner nur gegen eine Leistung des Gläubigers zu leisten verpflichtet, so kommt der Gläubiger in Verzug, wenn er zwar die angebotene Leistung anzunehmen bereit ist, die verlangte Gegenleistung aber nicht anbietet. § 299. Ist die Leistungszeit nicht bestimmt oder ist der Schuldner berechtigt, vor der bestimmten Zeit zu leisten, so kommt der Gläubiger nicht dadurch in Verzug, daß er vorübergehend an der Annahme der angebotenen Leistung verhindert ist, es sei denn, daß der Schuldner ihm die Leistung eine angemessene Zeit vorher angekündigt hat.

8 300. Der Schuldner hat während des Verzugs des Gläubigers nur Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit zu vertreten. Wird eine nur der Gattung nach bestimmte Sache geschuldet, so geht die Gefahr mit dem Zeitpunkt auf den Gläubiger über, in welchem er dadurch in Verzug kommt, daß er die angebotcue Sache nicht annimmt. 8 301. Von einer verzinslichen Geldschuld hat der Schuldner während des Verzugs des Gläubigers Zinsen nicht zu entrichten.

8 302. Hat der Schuldner die Nutzungen eines Gegenstandes hcrauszugeben oder zu ersetzen, so beschränkt sich seine Verpflichtung während des Verzugs des Gläubigers auf die Nutzungen, welche er zieht. 8 303. Ist der Schuldner zur Herausgabe eines Grundstücks verpflichtet, so kann er nach dem Eintritte des Verzugs des Gläubigers den Besitz ausgeben. Das Aufgeben muß dem Gläubiger vorher an­ gedroht werden, es sei denn, daß die Androhung unthunlich ist. 8 304. Der Schuldner kann im Falle des Verzugs des Gläubigers Ersatz der Mehraufwendungen verlangen, die er für das erfolglose Angebot sowie für die Aufbewahrung und Erhaltung des geschuldeten Gegenstandes machen mußte. Zweiter Abschnitt.

Schuldverhältnisse au£ Verträgen. Erster Titel.

Vegründung. Inhalt des Vertrags. 8 305. Zur Begründung eines Schuldverhältnisses durch Rechts­ geschäft sowie zur Aenderung des Inhalts eines Schuldverhältnisses ist ein Vertrag zwischen den Betheiligten erforderlich, soweit nicht das Gesetz ein Anderes vorschreibt. 8 306. 8 307.

Ein auf eine unmögliche Leistung gerichteter Vertrag ist nichtig.

Wer bei der Schließung eines Vertrags, der auf eine unmögliche Leistung gerichtet ist, die Unmöglichkeit der Leistung kennt

BSB. Zweites Buch. Recht der SchuldverhSltnisse.

1

oder kennen muß, ist zum Ersätze des Schadens verpflichtet, den der andere Theil dadurch erleidet, daß er auf die Gültigkeit des Vertrags vertraut, jedoch nicht über den Betrag des Interesses hinaus, welches der andere Theil an der Gültigkeit des Vertrags hat. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der andere Theil die Unmöglichkeit kennt oder kennen muß. Diese Vorschriften finden entsprechende Anwendung, wenn die Leistung nur theilweise unmöglich und der Vertrag in Ansehung des möglichen Theiles gültig ist oder wenn eine von mehreren wahlweise versprochenen Leistungen unmöglich ist.

$ 308. Die Unmöglichkeit der Leistung steht der Gültigkeit deS Vertrags nicht entgegen, wenn die Unmöglichkeit gehoben werden kann und der Vertrag für den Fall geschlossen ist, daß die Leistung möglich wird. Wird eine unmögliche Leistung unter einer anderen auffchiebenden Bedingung oder unter Bestimmung eines Anfangstermins versprochen, so ist der Vertrag gültig, wenn die Unmöglichkeit vor dem Eintritte der Be­ dingung oder deS Termins gehoben wird. 8 309. Verstößt ein Vertrag gegen ein gesetzliches Verbot, so finden die Vorschriften der 88 307, 308 entsprechet Anwendung. § 310. Ein Vertrag, durch den sich der eine Theil verpflichtet, sein künftiges Vermögen oder einen Bruchtheil seines künftigen Vermögenzu übertragen oder mit einem Nießbrauche zu belasten, ist nichtig. § 311. Ein Vertrag, durch den sich der eine Theil verpflichtet, sein gegenwärtiges Vermögen oder einen Bruchtheil seines gegenwärtigen Vermögens zu übertragen oder mit einem Nießbrauche zu belasten, bedarf der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung.

§ 312. Ein Vertrag über den Nachlaß eines noch lebenden Dritten ist nichtig. Das Gleiche gilt von einem Vertrag über den Pflicht­ theil oder ein Dermächtniß aus dem Nachlaß eines noch lebenden Dntten. Diese Vorschriften finden keine Anwendung auf einen Vertrag, der unter künftigen gesetzlichen Erben über den gesetzlichen Erbthell oder den Pflichttheil eines von ihnen geschlossen wird. Ein solcher Vertrag bedarf der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung. 8 313. Ein Vertrag, durch den sich der eine Thell verpflichtet, das Eigenthum an einem Grundstücke zu übertragen, bedarf der gericht­ lichen oder notariellen Beurkundung. Ein ohne Beobachtung dieser Form geschlossener Vertrag wird seinem ganzen Inhalte nach gültig, wenn die Auflassung und die Eintragung in das Grundbuch erfolgen. 8 314. Verpflichtet sich Jemand zur Veräußerung oder Belastung einer Sache, so erstreckt sich die Verpflichtung im Zweifel auch auf das Zubehör der Sache.

8 315. Soll die Leistung durch einen der Vertragschließenden bestimmt werden, so ist im Zweifel anzunehmen, daß die Bestimmung nach billigem Ermessen zu treffen ist. Die Bestimmung erfolgt durch Erllärung gegenüber dem anderen Theile.

1

BGB.

Soll die Bestimmung nach billigem Ermessen erfolgen, so ist die getroffene Bestimmung für den anderen Theil nur verbindlich, wenn sie der Billigkeit entspricht. Entspricht sie nicht der Billigkeit, so wird die Bestimmung durch Urtheil getroffen; das Gleiche gllt, wenn die Be­ stimmung verzögert wird.

§ 316. Ist der Umfang der für eine Leistung versprochenen Gegenleistung nicht bestimmt, so steht die Bestimmung im Zweifel dem­ jenigen Theile zu, welcher die Gegenleistung zu forbern hat. 8 317. Ist die Bestimmung der Leistung einem Dritten überlassen, so ist im Zweifel anzunehmen, daß sie nach billigem Ermessen zu treffen ist. Soll die Bestimmung durch mehrere Dtttte erfolgen, so ist im Zweifel Uebereinstimmung aller erforderlich; soll eine Summe bestimmt werden, so ist, wenn verschiedene Summen bestimmt werden, im Zweifel die Durchschnittssumme maßgebend. § 318. Die einem Dritten überlassene Bestimmung der Leistung erfolgt durch Erüärung gegenüber einem der Bettragschließenden. Die Anfechtung der getroffenen Bestimmung wegen Jrtthums, Drohung oder arglistiger Täuschung steht nur den Vertragschließenden zu; Anfechtunasgegner ist der andere Theil. Die Anfechtung muß unver­ züglich erfolgen, nachdem der Anfechtungsberechtigte von dem Anfechtungs­ grunde Kenntniß erlangt hat. Sie ist ausgeschlossen, wenn dreißig Jahre verstrichen sind, nachdem die Bestimmung gettoffen worden ist. 8 319. Soll der Dritte die Leistung nach billigem Ermessen be­ stimmen, so ist die getroffene Bestimmung für die Vettragschließenden nicht verbindlich, wenn sie offenbar unbillig ist. Die Bestimmung erfolgt in diesem Falle durch Uttheil; das Gleiche gilt, wenn der Dtttte die Be­ stimmung nicht treffen kann oder will oder wenn er sie verzögett. Soll der Dtttte die Bestimmung nach freiem Belieben treffen, so ist der Vettrag unwirksam, wenn der Dtttte die Bestimmung nicht treffen kann oder will oder wenn er sie verzögert.

Zweiter Titel.

Segenseitiger »ertrag. 8 320. Wer aus einem gegenseitigen Vertrage verpflichtet ist, kann die ihm obliegende Leistung bis zur Bewirkung der Gegenleistung verweigern, es sei denn, daß er vorzuleisten verpflichtet ist. Hat die Leistung an Mehrere zu erfolgen, so kann dem Einzelnen der ihm ge­ bührende Theil bis zur Bewirkung der ganzen Gegenleistung verweigert werden. Die Borschttst des § 273 Abs. 3 findet keine Anwendung. Ist von der einen Seite theilweise geleistet worden, so kann die Gegenleistung insoweit nicht verweigett werden, als die Verweigerung nach den Umständen, insbesondere wegen verhältnißmäßiger Gettngfügigkeit des rückständigen Theiles, gegen Treu und Glauben verstoßen würde.

BGB. Zweites Buch. Recht der SchuldverhSltnisse.

1

K 821. Wer aus einem gegenseitigen Vertrage vorzuleisten ver­ pflichtet ist, kann, wenn nach dem Abschlüsse des Vertrags in den Vermögensverhältniffen des anderen Theiles eine wesentliche Verschlechterung eintritt, durch die der Anspruch auf die Gegenleistung gefährdet wird, die ihm obliegende Leistung verweigern, bis die Gegenleistung bewirkt oder Sicherheit für sie geleistet wird. § 322. Erhebt aus einem gegenseitigen Vertrage der eine Thell Klage auf die ihm geschuldete Leistung, so hat die Geltendmachung des dem anderen Theile zustehenden Rechtes, die Leistung bis zur Bewirkung der Gegenleistung zu verweigern, nur die Wirkung, daß der andere Theil zur Erfüllung Zug um Zug zu verurtheilen ist. Hat der llagende Theil vorzuleisten, so kann er, wenn der andere Thell im Verzüge der Annahme ist, auf Leistung nach Empfang der Gegenleistung Nagen. Auf die Zwangsvollstreckung findet die Vorschrift des § 274 Abs. 2 Anwendung.

§ 323. Wird die aus einem gegenseitigen Vertrage dem einen Theile obliegende Leistung in Folge eines Umstandes unmöglich, den weder er noch der andere Theil zu vertreten hat, so verliert er den An­ spruch auf die Gegenleistung; bei theilweiser Unmöglichkeit mindert sich die Gegenleistung nach Maßgabe der 83 472,473. Verlangt der andere Theil nach § 281 Herausgabe des für den geschuldeten Gegenstand erlangten Ersatzes oder Abtretung des Ersatz­ anspruchs, so bleibt er zur Gegenleistung verpflichtet; diese mindert sich jedoch nach Maßgabe der 88 472, 473 insoweit, als der Wert des Ersatzes oder des Ersatzanspruchs hinter dem Werthe der geschuldeten Leistung zurückbleibt. Soweit die nach diesen Vorschriften nicht geschuldete Gegenleistung bewirkt ist, kann das Geleistete nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung zurückgefordert werden.

§ 324. Wird die aus einem gegenseitigen Vertrage dem einen Theile obliegende Leistung in Folge eines Umstandes, den der andere Theil zu vertreten hat, unmöglich, so behält er den Anspruch auf die Gegen­ leistung. Er muß sich jedoch dasjenige anrechnen lassen, waS er in Folge der Befreiung von der Leistung erspart oder durch anderweitige Ver­ wendung seiner Arbeitskraft erwirbt oder zu erwerben böswillig unterläßt. Das Gleiche gilt, wenn die dem einen Theile obliegende Leistung in Folge eines von ihm nicht zu vertretenden Umstandes zu einer Zeit unmöglich wird, zu welcher der andere Thell im Verzüge der Annahme ist. § 325. Wird die aus einem gegenseitigen Vertrage dem einen Theile obliegende Leistung in Folge eines Umstandes, den er zu vertreten hat, unmöglich, so kann der andere Thell Schadensersatz wegen Nichterfüllung verlangen oder von dem Vertrage zurücktreten. Bei theilweiser Unmöglichkeit ist er, wenn die theilweise Erfüllung des Vertrags für ihn kein Interesse hat, berechtigt, Schadensersatz wegen Nichterfüllung der ganzen Verbindlichkeit nach Maßgabe des 8 280 Abs. 2 zu verlangen oder von dem ganzen Vertrage zurückzutreten. Statt des Anspruchs auf

1

BGB.

Schadensersatz und des Rücktrittsrechts kann er auch die für den Fall des § 323 bestimmten Rechte geltend machen. Das Gleiche gilt in dem Falle des § 283, wenn nicht die Leistung bis zum Ablaufe der Frist bewirkt wird oder wenn sie zu dieser Zeit theilweise nicht bewirkt ist.

§ 326. Ist bei einem gegenseitigen Vertrage der eine Theil mit der ihm obliegenden Leistung im Verzüge, so kann ihm der andere Theil zur Bewirkung der Leistung eine angemessene Frist mit der Erklärung bestimmen, daß er die Annahme der Leistung nach dem Ablaufe der Frist ablehne. Nach dem Ablaufe der Frist ist er berechtigt, Schadensersatz wegen Nichterfüllung zu verlangen oder von dem Vertrage zurückzutreten, wenn nicht die Leistung rechtzeitig erfolgt ist; der Anspruch auf Erfüllung ist ausgeschlossen. Wird die .Leistung bis zum Ablaufe der Frist theil­ weise nicht bewirkt, so findet die Vorschrift des § 325 Abs. 1 Satz 2 entsprechende Anwendung. Hat die Erfüllung des Vertrags in Folge des Verzugs für den anderen Theil kein Interesse, so stehen ihm die im Abs. 1 bezeichneten Rechte zu, ohne daß es der Bestimmung einer Frist bedarf. § 327. Auf das in den §§ 325, 326 bestimmte Rücktrittsrecht finden die für das vertragsmäßige Rücktrittsrecht geltenden Vorschriften der 88 346 bis 356 entsprechende Anwendung. Erfolgt der Rücktritt wegen eines Umstandes, den der andere Theil nicht zu vertreten hat, so hastet dieser nur nach den Vorschriften über die Herausgabe einer un­ gerechtfertigten Bereicherung.

Dritter Titel.

Versprechen der Leistung au einen Tritten. § 328. Durch Vertrag kann eine Leistung an einen Dritten

mit der Wirkung bedungen werden, daß der Dritte unmittelbar das Recht erwirbt, die Leistung zu fordern. In Ermangelung einer besonderen Bestimmung ist aus den Uniständcn, insbesondere aus dem Zwecke des Vertrags, zu entnehmen, ob der Dritte das Recht erwerben, ob das Recht des Dritten sofort oder nur unter gewissen Voraussetzungen entstehen und ob den Vertragschließenden die Besugniß Vorbehalten sein soll, das Recht des Dritten ohne dessen Zustimmung aufzuheben oder zu ändern.

§ 329.

Verpflichtet sich in einem Vertrage der eine Theil zur Befriedigung eines Gläubigers des anderen Theiles, ohne die Schuld zu übernehmen, so ist im Zweifel nicht anzunehmcn, daß der Gläubiger un­ mittelbar das Recht erwerben soll, die Befriedigung von ihm zu fordern.

K 330.

Wird in einem Lebensversicherungs- oder einem Leibrrntenvertrage die Zahlung der Versicherungssumme oder der Leibrente an einen Dritten bedungen, so ist im Zweifel anzunehmen, daß der Dritte unmittelbar das Recht erwerben soll, die Leistung zu fordern. Das Gleiche

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

gilt, wenn bei einer unentgeltlichen Zuwendung dem Bedachten eine Leistung an einen Dritten auferlegt oder bei einer Bermögens- oder Gutsüber­ nahme von dem Uebernehmer eine Leistung an einen Dritten zum Zwecke der Abfindung versprochen wird.

§ 331. Soll die Leistung an den Dritten nach dem Tode des­ jenigen erfolgen, welchem fie versprochen wird, so erwirbt der Dritte das Recht auf die Leistung im Zweifel mit dem Tode des Versprechens­ empfängers. Stirbt der Derfprechensempfänger vor der Geburt des Dritten, so kann das Versprechen, an den Dritten zu leisten, nur dann noch aufgehoben oder geändert werden, wenn die Befugniß dazu Vorbehalten worden ist.

§ 332. Hat sich der Versprechensempfänger die Befugniß Vor­ behalten, ohne Zustimmung des Versprechenden an die Stelle des in dem Vertrage bezeichneten Dritten einen Anderen zu setzen, so kann dies im Zweifel auch in einer Verfügung von Todeswegen geschehen. § 333. Weist der Dritte das aus dem Vertrag erworbene Recht dem Versprechenden gegenüber zurück, so gilt das Recht als nicht erworben. 8 334. Einwendungen aus dem Vertrage stehen dem Versprechen­ den auch gegenüber dem Dritten zu. § 335. Der Versprechensempfänger kann, sofern nicht ein anderer Wille der Vertragschließenden anzunehmen ist, die Leistung an den Dritten auch dann fordern, wenn diesem das Recht auf die Leistung zusteht. vierter Titel.

Hraufgabe. Vertragsstrafe. § 336. Wird bei der Eingehung eines Vertrags etwas als Drauf­ gabe gegeben, so gilt dies als Zeichen des Abschlusses des Vertrags. Die Draufgabe gilt im Zweifel nicht als Reugeld. § 337. Die Draufgabe ist im Zweifel auf die von dem Geber geschuldete Leistung anzurechnen oder, wenn bte§ nicht geschehen kann, bei der Erfüllung des Vertrags zurückzugeben. Wird der Vertrag wieder aufgehoben, so ist die Draufgabe zurück­ zugeben.

§ 338. Wird die von dem Geber geschuldete Leistung in Folge eines Umstandes, den er zu vertreten hat, unmöglich oder verschuldet der Geber die Wiederaufhebung des Vertrags, so ist der Empfänger berechtigt, die Draufgabe zu behalten. Verlangt der Empfänger Schadensersatz wegen Nichterfüllung, so ist die Draufgabe im Zweifel anzurechnen oder, wenn dies nicht geschehen kann, bei der Leistung des Schadensersatzes zurückzugeben. K 339. Verspricht der Schuldner dem Gläubiger für den Fall, daß er seine Verbindlichkeit nicht oder nicht in gehöriger Weise erfüllt, Jaeger, Relchlzlvllgesetze. 3. Stuft.

1

BGB.

die Zahlung einer Geldsumme als Strafe, so ist die Strafe verwirkt, wenn er in Verzug kommt. Besteht die geschuldete Leistung in einem Unterlasten, so tritt die Verwirkung mit der Zuwiderhandlung ein.

5 340. Hat der Schuldner die Strafe für den Fall versprochen, daß er seine Verbindlichkeit nicht erfüllt, so kann der Gläubiger die ver­ wirkte Strafe statt der Erfüllung verlangen. Erklärt der Gläubiger dem Schuldner, daß er die Strafe verlange, so ist der Anspruch auf Erfüllung ausgeschlossen. Steht dem Gläubiger ein Anspruch auf Schadensersatz wegen Nicht­ erfüllung zu, so kann er die verwirkte Strafe als Mindestbetrag des Schadens verlangen. Die Geltendmachung eines weiteren Schadens ist nicht ausgeschlossen. 8 341. Hat der Schuldner die Strafe für den Fall versprochen, daß er seine Verbindlichkeit nicht in gehöriger Weise, insbesondere nicht zu der bestimmten Zeit, erfüllt, so kann der Gläubiger die verwirkte Strafe «eben der Erfüllung verlangen. Steht dem Gläubiger ein Anspruch auf Schadensersatz wegen der nicht gehörigen Erfüllung zu, so finden die Vorschriften des § 340 Abs. 2 Anwendung. Nimmt der Gläubiger die Erfüllung an, so kann er die Strafe nur verlangen, wenn er sich das Recht dazu bei der Annahme vorbehält.

8 342. Wird als Strafe eine andere Leistung als die Zahlung einer Geldsumme versprochen, so finden die Vorschriften der §§ 339 bis 341 Anwendung; der Anspruch auf Schadensersatz ist ausgeschlossen, wenn der Gläubiger die Strafe verlangt. 8 343. Ist eine verwirkte Strafe unverhältnißmäßig hoch, so kann sie auf Antrag des Schuldners durch Urtheil auf den angemessenen Betrag herabgesetzt werden. Bei der Beurtheilung der Angemessenheit ist jedes berechtigte Interesse des Gläubigers, nicht blos das Dermögensintereffe, in Betracht zu ziehen. Nach der Entrichtung der Strafe ist die Herabsetzung ausgeschlossen. DaS Gleiche gilt auch außer den Fällen der §§ 339, 342, wenn Jemand eine Strafe für den Fall verspricht, daß er eine Handlung vor­ nimmt oder unterläßt. 8 344. Erklärt das Gesetz das Versprechen einer Leistung für unwirksam, so ist auch die für den Fall der Nichterfüllung des Versprechens getroffene Vereinbarung einer Strafe unwirksam, selbst wenn die Parteien die Unwirksamkeit des Versprechens gekannt haben. 8 345. Bestreitet der Schuldner die Verwirkung der Strafe, weil er seine Verbindlichkeit erfüllt habe, so hat er die Erfüllung zu be­ weisen, sofern nicht die geschuldete Leistung in einem Unterlassen besteht.

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

Muster Titel.

Rücktritt. § 346. Hat sich in einem Vertrag ein Theil den Rücktritt Vor­ behalten, so sind die Parteien, wenn der Rücktritt erfolgt, verpflichtet, einander die empfangenen Leistungen zurückzugewähren. Für geleistete Dienste sowie für die Ueberlaffung der Benutzung einer Sache ist der Werth zu vergüten oder, falls in dem Vertrag eine Gegenleistung in Geld bestimmt ist, diese zu entrichten. § 347. Der Anspruch auf Schadensersatz toege) Verschlechterung, Unterganges oder einer aus einem anderen Grunde eintretenden Unmög­ lichkeit der Herausgabe bestimmt sich im Falle des Rücktritts von dem Empfange der Leistung an nach den Vorschriften, welche für das Ver­ hältniß zwischen dem Eigenthümer und dem Besitzer von dem Eintritte der Rechtshängigkeit des Eigenthumsanspruchs an gelten. Das Gleiche gilt von dem Anspmch auf Herausgabe oder Vergütung von Nutzungen und von dem Anspruch auf Ersatz von Verwendungen. Eine Geldsumme ist von der Zeit des Empfanges an zu verzinsen. § 348. Die sich aus dem Rücktritt ergebenden Verpflichtungen der Parteien sind Zug um Zug zu erfüllen. Die Vorschriften der 88 320, 322 finden entsprechende Anwendung. § 349.

Der Rücktritt erfolgt

durch Erklärung gegenüber dem

anderen Theile.

§ 350. Der Rücktritt wird nicht dadurch ausgeschlossen, daß der Gegenstand, welchen der Berechtigte empfangen hat, durch Zufall unter­ gegangen ist.

§ 351. Der Rücktritt ist ausgeschlossen, wenn der Berechtigte eine wesentliche Verschlechterung, den Untergang oder die anderweitige Unmög­ lichkeit der Herausgabe des empfangenen Gegenstandes verschuldet hat. Der Untergang eines erheblichen Theiles steht einer wesentlichen Ver­ schlechterung des Gegenstandes, das von dem Berechtigten nach § 278 zu vertretende Verschulden eines Anderen steht dem eigenen Verschulden des Berechtigten gleich. § 352. Der Rücktritt ist ausgeschlossen, wenn der Berechtigte die empfangene Sache durch Verarbeitung ober Umbildung in eine Sache anderer Art umgestaltet hat. § 353. Hat der Berechtigte den empfangenen Gegenstand oder einen erheblichen Theil des Gegenstandes veräußert oder mit dem Rechte eines Dritten belastet, so ist der Rücktritt ausgeschlossen, wenn bei dem­ jenigen, welcher den Gegenstand in Folge der Verfügung erlangt hat, die Voraussetzungen des § 351 oder des § 352 eingetreten sind. Einer Verfügung des Berechtigten steht eine Verfügung gleich, die im Wege der Zwangsvollstreckung oder der Arrestvollziehung oder durch den Konkursverwalter erfolgt

1

BGB

§ 354. Kommt der Berechtigte mit der Rückgewähr des empfangenen Gegenstandes oder eines erheblichen Theiles des Gegenstandes in Verzug, so kann ihm der andere Theil eine angemessene Frist mit der Erklärung bestimmen, daß er die Annahme nach dem'Ablaufe der Frist ablehne. Der Rücktritt wird unwirksam, wenn nicht die Rückgewähr vor dem Ab­ laufe der Frist erfolgt. § 355. Ist für die Ausübung des Rücktrittsrechts eine Frist nicht vereinbart, so kann dem Berechtigten von dem anderen Theile für die Ausübung eine angemessene Frist bestimmt werden. Das Rücktrittsrecht erlischt, wenn nicht der Rücktritt vor dem Ablaufe der Frist erklärt wird. § 356. Sind bei einem Vertrag auf der einen oder der anderen Seite Mehrere betheiligt, so kann das Rücktrittsrecht nur von allen und gegen alle ausgeübt werden. Erlischt das Rücktrittsrccht für einen der Berechtigten, so erlischt es auch sür die übrigen. § 357. Hat sich der eine Theil den Rücktritt für den Fall Vor­ behalten, daß der andere Thell seine Verbindlichkeit nicht erfüllt, so ist der Rücktritt unwirksam, wenn der andere Theil sich von der Verbindlich­ keit durch Aufrechnung befreien konnte und unverzüglich nach dem Rücktritte die Aufrechnung erklärt. § 358. Hat sich der eine Theil den Rücktritt für den Fall Vor­ behalten, daß der andere Thell seine Verbindlichkeit nicht erfüllt, und bestreitet dieser die Zulässigkeit des erllärten Rücktritts, weil er erfüllt habe, so hat er die Erfüllung zu beweisen, sofern nicht die geschuldete Leistung in einem Unterlasten besteht. § 359. Ist der Rücktritt gegen Zahlung eines Reugeldes Vor­ behalten, so ist der Rücktritt unwirksam, wenn das Reugeld nicht vor oder bei der Erllärung entrichtet wird und der andere Theil aus diesem Grunde die Erllärung unverzüglich zurückweist. Die Erklärung ist jedoch wirksam, wenn das Reugeld unverzüglich nach der Zurückweisung entrichtet wird. K 360. Ist ein Vertrag mit dem Vorbehalte geschlossen, daß der Schuldner seiner Rechte aus dem Vertrage verlustig sein soll, wenn er seine Verbindlichkeit nicht erfüllt, so ist der Gläubiger bei dem Eintritte dieses Falles zum Rücktritte von dem Vertrage berechtigt. § 361. Ist in einem gegenseitigen Vertrage vereinbart, daß die Leistung des einen Theiles genau zu einer festbcstimmten Zeit oder inner­ halb einer festbestimmten Frist bewirkt werden soll, so ist im Zweifel anzunehmen, daß der andere Theil zum Rücktritte berechtigt sein soll, wenn die Leistung nicht zu der bestimmten Zeit oder innerhalb der be­ stimmten Frist erfolgt.

BGB. Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

Dritter Abschnitt.

Erlöschen der SchuldberhAtnlsse. Erster Titel.

Erfüllung. § 362. Das Schuldverhältniß erlischt, wenn die geschuldete Leistung an den Gläubiger bewirkt wird. Wird an einen Dritten zum Zwecke der Erfüllung geleistet, so finden die Vorschriften des § 185 Anwendung. § 363. Hat der Gläubiger eine ihm als Erfüllung angebotene Leistung als Erfüllung angenommen, so trifft ihn die Beweislast, wenn er die Leistung deshalb nicht als Erfüllung gelten laffen will, weil fie eine andere als die geschuldete Leistung oder weil fie unvollständig gewesen sei. 8 364. Das Schuldverhältniß erlischt, wenn der Gläubiger eine andere als die geschuldete Leistung an Erfüllungsstatt annimmt. Uebernimmt der Schuldner zum Zwecke der Befriedigung des Gläubigers diesem gegenüber eine neue Verbindlichkeit, so ist im Zweifel nicht anzunehmen, daß er die Verbindlichkeit an Erfüllungsstatt übernimmt. 8 365. Wird eine Sache, eine Forderung gegen einen Dritten oder ein anderes Recht an Erfüllungsstatt gegeben, so hat der Schuldner wegen eines Mangels im Rechte oder wegen eines Mangels der Sache in gleicher Weise wie ein Verkäufer Gewähr zu leisten.

8 366. Ist der Schuldner dem Gläubiger aus mehreren Schuldverhältniffen zu gleichartigen Leistungen verpflichtet und reicht das von ihm Geleistete nicht zur Tilgung sämmtlicher Schulden aus, so wird diejenige Schuld getilgt, welche er bei der Leistung bestimmt. Trifft der Schuldner keine Bestimmung, so wird zunächst die fällige Schuld, unter mehreren fälligen Schulden diejenige, welche dem Gläubiger geringere Sicherheit bietet, unter mehreren gleich sicheren die dem Schuldner lästigere, unt-r mehreren gleich lästigen die ältere Schuld und bei gleichem Alter jede Schuld verhültnißmäßig getilgt. 8 367. Hat der Schuldner außer der Hauptleistung Zinsen und Kosten zu entrichten, so wird eine zur Tilgung der ganzen Schuld nicht ausreichende Leistung zunächst auf die Kosten, dann auf die Zinsen und zuletzt auf die Hauptleistung angerechnet. Bestimmt der Schuldner eine andere Anrechnung, so kann der Gläubiger die Annahme der Leistung ablehnen.

8 368. Der Gläubiger hat gegen Empfang der Leistung auf Verlangen ein schriftliches Empfangsbekenntniß (Quittung) zu ertheilen. Hat der Schuldner ein rechtliches Interesse, daß die Quittung in anderer Form ertheilt wird, so kann er die Ertheilung in dieser Form verlangen.

1

BGB.

§ 369. Die Kosten der Quittung hat der Schuldner zu tragen und vorzuschießen, sofern nicht aus dem zwischen ihm und dem Gläubiger bestehenden Rechtsverhältnisse sich ein Anderes ergiebt. Treten in Folge einer Uebertragung der Forderung oder im Wege der Erbfolge an die Stelle des ursprünglichen Gläubigers mehrere Gläubiger, so fallen die Mehrkosten den Gläubigern zur Last. § 370. Der Ueberbringer einer Quittung gilt als ermächtigt, die Leistung zu empfangen, sofern nicht die dem Leistenden bekannten Umstände der Annahme einer solchen Ermächtigung entgegenstehen. § 371. M über die Forderung ein Schuldschein ausgestellt worden, so kann der Schuldner neben der Quittung Rückgabe des Schuldscheins verlangen. Behauptet der Gläubiger, zur Rückgabe außer Stande zu sein, so kann der Schuldner das öffentlich beglaubigte Anerkenntniß verlangen, daß die Schuld erloschen sei. Aweiter Titel.

Hinterlegung. § 372. Geld, Werthpapiere und sonstige Urkunden sowie Kostbar­ keiten kann der Schuldner bei einer dazu bestimmten öffentlichen Stelle für den Gläubiger hinterlegen, wenn der Gläubiger im Verzüge der An­ nahme ist. Das Gleiche gilt, wenn der Schuldner aus einem anderen in der Person des Gläubigers liegenden Grunde oder in Folge einer nicht auf Fahrlässigkeit beruhenden Ungewißheit über die Person des Gläubigers seine Verbindlichkeit nicht oder nicht mit Sicherheit erfüllen kann. § 373. Ist der Schuldner nur gegen eine Leistung des Gläubigers zu leisten verpflichtet, so kann er das Recht des Gläubigers zum Empfange der hinterlegten Sache von der Bewirkung der Gegenleistung abhängig machen.

§ 374. Die Hinterlegung hat bei der Hinterlegungsstelle des Leistungsorts zu erfolgen; hinterlegt der Schuldner bei einer anderen Stelle, so hat er dem Gläubiger den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Der Schuldner hat dem Gläubiger die Hinterlegung unverzüglich anzuzeigen; im Falle der Unterlassung ist er zum Schadensersätze verpflichtet. Die Anzeige darf unterbleiben, wenn sie unthunlich ist. § 375. Ist die hinterlegte Sache der Hinterlegungsstelle durch die Post übersendet worden, so wirkt die Hinterlegung auf die Zeit der Auf­ gabe der Sache zur Post zurück.

§ 376. Der Schuldner hat das Recht, die hinterlegte Sache zurück­ zunehmen. Die Rücknahme ist ausgeschlossen: 1. wenn der Schuldner der Hinterlegungsstelle erklärt, daß er auf bo8 Recht zur Rücknahme verzichte; 2. wenn der Gläubiger der Hinterlegungsstelle die Annahme erklärt; 3. wenn der Hinterlegungsstelle ein zwischen dem Gläubiger und dem Schuldner ergangenes rechtskräftiges Urtheil vorgelegt wird, das die Hinterlegung für rechtmäßig erllürt.

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

§ 377. Das Recht zur Rücknahme ist der Pfändung nicht unter­ worfen. Wird über das Vermögen des Schuldners der Konkurs eröffnet, so kann während des Konkurses das Recht zur Rücknahme auch nicht von dem Schuldner ausgeübt werden.

§ 378. Ist die Rücknahme der hinterlegten Sache ausgeschlossen, so wird der Schuldner durch die Hinterlegung von seiner Verbindlichkeit in gleicher Weise befreit, wie wenn er zur Zeit der Hinterlegung an den Gläubiger geleistet hätte. § 379. Ist die Rücknahme der hinterlegten Sache nicht aus­ geschlossen, so kann der Schuldner den Gläubiger auf die hinterlegte Sache verweisen. Solange die Sache hinterlegt ist, trägt der Gläubiger die Gefahr und ist der Schuldner nicht verpflichtet, Zinsen zu zahlen oder Ersatz für nicht gezogene Nutzungen zu leisten. Nimmt der Schuldner die hinterlegte Sache zurück, so gilt die Hinterlegung als nicht erfolgt.

§ 380. Soweit nach den für die Hinterlegungsstelle geltenden Be­ stimmungen zum Nachweise der Empfangsberechtigung des Gläubigers eine diese Berechtigung anerkennende Erllärung des Schuldners erforder­ lich oder genügend ist, kann der Gläubiger von dem Schuldner die Ab­ gabe der Erllärung unter denselben Boraussetzungen verlangen, unter denen er die Leistung zu fordern berechtigt sein würde, wenn die Hinterlegung nicht erfolgt wäre. § 381. Die Kosten der Hinterlegung fallen dem Gläubiger zur Last, sofern nicht der Schuldner die hinterlegte Sache zurücknimmt.

§ 382. Das Recht des Gläubigers auf den hinterlegten Betrag erlischt mit dem Ablaufe von dreißig Jahren nach dem Empfange der Anzeige von der Hinterlegung, wenn nicht der Gläubiger sich vorher bei der Hinterlegungsstelle meldet; der Schuldner ist zur Rücknahme berechtigt, auch wenn er auf das Recht zur Rücknahme verzichtet hat. § 383. Ist die geschuldete bewegliche Sache zur Hinterlegung nicht geeignet, so kann der Schuldner sie im Falle des Verzugs des Gläubigers am Leistungsorte versteigern lasten und den Erlös hinterlegen. Das Gleiche gilt in den Fällen des § 372 Satz 2, wenn der Verderb der Sache zu besorgen oder die Aufbewahrung mit unverhältnißmäßigen Kosten ver­ bunden ist. Ist von der Versteigerung am Leistungsort ein angemessener Erfolg nicht zu erwarten, so ist die Sache an einem geeigneten anderen Orte zu versteigern. Die Versteigerung hat durch einen für den Versteigerungsort bestellten Gerichtsvollzieher oder zu Versteigerungen befugten anderen Beamten oder öffentlich angestellten Versteigerer öffentlich zu erfolgen (öffenlliche Ver­ steigerung). Zeit und Ort der Versteigerung sind unter allgemeiner Be­ zeichnung der Sache öffenllich bekannt zu machen.

1

BGB

§ 384. Die Versteigerung ist erst zulässig, nachdem sie dem Gläubiger angedroht worden ist; die Androhung darf unterbleiben, wenn die Sache dem Verderb ausgesetzt und mit dem Aufschübe der Versteigerung Gefahr verbunden ist. Der Schuldner hat den Gläubiger von der Versteigerung unverzüg­ lich zu benachrichtigen; im Falle der Unterlasiung ist er zum Schadens­ ersätze verpflichtet. Die Androhung und die Benachrichtigung dürfen unterbleiben, wenn sie unthunlich sind. § 385. Hat die Sache einen Börsen- oder Marktpreis, so kann der Schuldner den Verkauf aus freier Hand durch einen zu solchen Ver­ käufen öffentlich ermächtigten Handelsmäller oder durch eine zur öffent­ lichen Versteigerung befugte Person zum laufenden Preise bewirken.

§ 386. Die Kosten der Versteigerung oder des nach § 385 er­ folgten Verkaufs fallen dem Gläubiger zur Last, sofern nicht der Schuldner den hinterlegten Erlös zurücknimmt. Dritter Titel.

Aufrechnung. § 387. Schulden zwei Personen einander Leistungen, die ihrem Gegenstände nach gleichartig sind, so kann jeder Theil seine Forderung gegen die Forderung des anderen Theiles aufrechnen, sobald er die ihm ge­ bührende Leistung fordern und die ihm obliegende Leistung bewirken kann. § 388. Die Aufrechnung erfolgt durch Erklärung gegenüber dem anderen Theile. Die Erklärung ist unwirksam, wenn sie unter einer Be­ dingung oder einer Zeitbestimmung abgegeben wird.

§ 389. Die Ausrechnung bewirkt, daß die Forderungen, soweit sie sich decken, als in dem Zeitpunkt erloschen gelten, in welchem sie zur Aufrechnung geeignet einander gegenübergetreten sind. § 390. Eine Forderung, der eine Einrede entgcgensteht, kann nicht aufgerechnet werden. Die Verjährung schließt die Aufrechnung nicht aus, wenn die verjährte Forderung zu der Zeit, zu welcher sie gegen die andere Forderung aufgerechnet werden konnte, noch nicht verjährt war. 8 391. Die Ausrechnung wird nicht dadurch ausgeschlossen, daß für die Forderungen verschiedene Leistungs- oder Ablieferungsorte bestehen. Der ausrechnende Theil hat jedoch den Schaden zu ersetzen, den der andere Theil dadurch erleidet, daß er in Folge der Aufrechnung die Leistung nicht an dem bestimmten Orte erhält oder bewirken kann. Ist vereinbart, daß die Leistung zu einer bestiinmten Zeit an einein bestimmten Orte erfolgen soll, so ist im Zweifel anzunehmen, daß die Aufrechnung einer Forderung, für die ein anderer Leistungsort besteht, ausgeschlossen sein soll.

8 392. Durch die Beschlagnahme einer Forderung wird die Auf­ rechnung einer dem Schuldner gegen den Gläubiger zustehenden Forderung

BBB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

nur dann ausgeschlossen, wenn der Schuldner seine Forderung nach der Beschlagnahme erworben hat oder wenn seine Forderung erst nach der Be­ schlagnahme und später als die in Beschlag genommene Forderung fällig geworden ist.

§ 393. Gegen eine Forderung aus einer vorsätzlich begangenen unerlaubten Handlung ist die Aufrechnung nicht zuläfsig. § 394. Soweit eine Forderung der Pfändung nicht unterworfen ist, findet die Aufrechnung gegen die Forderung nicht statt. Gegen die aus Kranken-, Hülfs- oder Sterbekasten, insbesondere aus Knappschastskafien und Kasten der Knappschastsvereine, zu beziehenden Hebungen können jedoch geschuldete Beiträge aufgerechnet werden.

§ 395. Gegen eine Forderung des Reichs oder eines Bundes­ staats sowie gegen eine Forderung einer Gemeinde oder eines anderen Kommunalverbandes ist die Aufrechnung nur zuläffig, wenn die Leistung an dieselbe Kaste zu erfolgen hat, aus der die Forderung deS Aufrechnen­ den zu berichtigen ist. K 396. Hat der eine oder der andere Theil mehrere zur Auf­ rechnung geeignete Forderungen, so kann der aufrechnende Theil die Forderungen bestimmen, die gegen einander aufgerechnet werden sollen. Wird die Aufrechnung ohne eine solche Bestimmung erllärt oder widerspricht der andere Theil unverzüglich, so findet die Vorschrift des § 366 Abs. 2 entsprechende Anwendung. Schuldet der aufrechnende Theil dem anderen Theile außer der Hauptleistung Zinsen und Kosten, so finden die Borschriften des § 367 entsprechende Anwendung.

vierter Titel.

Erlaß. § 397. Das Schuldverhältniß erlischt, wenn der Gläubiger dem Schuldner durch Bertrag die Schuld erläßt. DaS Gleiche gilt, wenn der Gläubiger durch Vertrag mit dem Schulder anerkennt, daß das Schuldverhältniß nicht bestehe.

Vierter Abschnitt.

Aebertragung der Forderung. § 398. Eine Forderung kann von dem Gläubiger durch Vertrag mit einem Anderen auf diesen übertragen werden (Abtretung). Mit dem Abschlüsse des Vertrags tritt der neue Gläubiger an die Stelle des bis­ herigen Gläubigers.

8 399. Eine Forderung kann nicht abgetreten werden, wenn die Leistung an einen anderen als den ursprünglichen Gläubiger nicht ohne

1

BGB

Veränderung ihres Inhalts erfolgen kann oder wenn die Abtretung durch Vereinbarung mit dem Schuldner ausgeschlossen ist.

§ 400. Eine Forderung kann nicht abgetreten werden, soweit sie der Pfändung nicht unterworfen ist. § 401. Mit der abgetretenen Forderung gehen die Hypotheken oder Pfandrechte, die für sie bestehen, sowie die Rechte aus einer für sie bestellten Bürgschaft auf den neuen Gläubiger über. Ein mit der Forderung für den Fall der Zwangsvollstrecknng oder des Konkurses verbundenes Vorzugsrecht kann auch der neue Gläubiger geltend machen.

§ 402. Der bisherige Gläubiger ist verpflichtet, dem neuen Gläubiger die zur Geltendmachung der Forderung nöthige Auskunft zu ertheilen und ihm die zum Beweise der Forderung dienenden Urkunden, soweit sie sich in seinem Besitze befinden, auszuliefern.

§ 403. Der bisherige Gläubiger hat dem neuen Gläubiger auf Verlangen eine öffentlich beglaubigte Urkunde über die Abtretung auszu­ stellen. Die Kosten hat der neue Gläubiger zu tragen und vorzuschießen. § 404. Der Schuldner kann dem neuen Gläubiger die Ein­ wendungen entgegensehen, die zur Zeit der Abtretung der Forderung gegen den bisherigen Gläubiger begründet waren. § 405. Hat der Schuldner eine Urkunde über die Schuld aus­ gestellt, so kann er sich, wenn die Forderung unter Vorlegung der Urkunde abgetreten wird, dem neuen Gläubiger gegenüber nicht darauf berufen, daß die Eingehung oder Anerkennung des Schuldverhältnisses nur zuin Schein erfolgt oder daß die Abtretung durch Vereinbarung mit dein ursprünglichen Gläubiger ausgeschlossen sei, es sei denn, daß der neue Gläubiger bei der Abtretung den Sachverhalt kannte oder kennen mußte.

§ 406 Der Schuldner kann eine ihm gegen den bisherigen Gläubiger zustehende Forderung auch dem neuen Gläubiger gegenüber aufrechnen, es sei denn, daß er bei dem Erwerbe der Forderung von der Abtretung Kenntniß hatte oder daß die Forderung erst nach der Erlangung der Kenntniß und später als die abgetretene Forderung fällig geworden ist. § 407. Der neue Gläubiger muß eine Leistung, die der Schuldner nach der Abtretung an den bisherigen Gläubiger bewirkt, sowie jedes Rechtsgeschäft, das nach der Abtretung zwischen dem Schuldner und dem bisherigen Gläubiger in Ansehung der Forderung vorgenommen wird, gegen sich gelten lasten, es sei denn, daß der Schuldner die Abtretung bei der Leistung oder der Vornahme des Rechtsgeschäfts kennt. Ist in einem nach der Abtretung zwischen dem Schuldner und dem bisherigen Gläubiger anhängig gewordenen Rechtsstreit ein rechtskräftiges Urtheil über die Forderung ergangen, so muß der neue Gläubiger das Urtheil gegen sich gelten lassen, es sei denn, daß der Schuldner die Ab­ tretung bei dem Eintritte der Rechtshängigkeit gekannt hat.

BGB.

Zweites Buch. Recht der Lchuldverhältnisse.

1

8 408. Wird eine abgetretene Forderung von dem bisherigen Gläubiger nochmals an einen Dritten abgetreten, so finden, wenn der Schuldner an den Dritten leistet oder wenn zwischen dem Schuldner und dem Dritten ein Rechtsgeschäft vorgenommen oder ein Rechtsstreit an­ hängig wird, zu Gunsten des Schuldners die Borschristen des § 407 dem früheren Erwerber gegenüber entsprechende Anwendung. Das Gleiche gilt, wenn die bereits abgetretene Forderung durch gerichtlichen Beschluß einem Dritten überwiesen wird oder wenn der bis­ herige Gläubiger dem Dritten gegenüber anerkennt, daß die bereits ab­ getretene Forderung kraft Gesetzes auf den Dritten übergegangen sei.

8 409. Zeigt der Gläubiger dem Schuldner an, daß er die Forderung abgetreten habe, so muß er dem Schuldner gegenüber die an­ gezeigte Abtretung gegen sich gelten kaffen, auch wmn sie nicht erfolgt oder nicht wirksam ist. Der Anzeige steht es gleich, wenn der Gläubiger eine Urkunde über die Abtretung dem in der Urkunde bezeichneten neuen Gläubiger ausgestellt hat und dieser sie dem Schuldner vorlegt. Die Anzeige kann nur mit Zustimmung desjenigen zurückgenommen werden, welcher als der neue Gläubiger bezeichnet worden ist. 8 410. Der Schuldner ist dem neuen Gläubiger gegenüber zur Leistung nur gegen Aushändigung einer von dem bisherigen Gläubiger über die Abtretung ausgestellten Urkunde verpflichtet. Eine Kündigung oder eine Mahnung des neuen Gläubigers ist unwirksam, wenn sie ohne Vorlegung einer solchen Urkunde erfolgt und der Schuldner sie aus diesem Grunde unverzüglich zurückweist. Diese Vorschriften finden keine Anwendung, wenn der bisherige Gläubiger dem Schuldner die Abtretung schriftlich angezeigt hat. 8 411. Tritt eine Militärperson, ein Beamter, ein Geistlicher oder ein Lehrer an einer öffentlicher Unterrichtsanstalt den übertragbaren Theil des Diensteinkommens, des Wartegeldes oder des Ruhegehalts ab, so ist die auszahlende Kasse durch Aushändigung einer von dem bisherigen Gläubiger ausgestellten, öffentlich beglaubigten Urkunde von der Abtretung zu benachrichten. Bis zur Benachrichtigung gilt die Abtretung als der Kasse nicht bekannt. 8 412. Auf die Uebertragung einer Forderung frost Gesetzes finden die Vorschriften der §§ 399 bis 404, 406 bis 410 entsprechende Anwendung.

8 413. Die Vorschriften über die Uebertragung von Forderungen finden auf die Uebertragung anderer Rechte entsprechende Anwendung, soweit nicht das Gesetz ein Anderes vorschreibt.

1

BGB. Fünfter Abschnitt.

Schuldübernahme. 5 414. Eine Schuld kann von einem Dritten durch Vertrag mit dem Gläubiger in der Weise übernommen werden, daß der Dritte an die Stelle des bisherigen Schuldners tritt. 8 415. Wird die Schuldübernahme von dem Dritten mit dem Schuldner vereinbart, so hängt ihre Wirksamkeit von der Genehmigung des Gläubigers ab. Die Genehmigung kann erst erfolgen, wenn der Schuldner oder der Dritte dem Gläubiger die Schuldübernahme mitgetheilt hat. Bis zur Genehmigung können die Parteien den Vertrag ändern oder aufheben. Wird die Genehmigung verweigert, so gilt die Schuldübernahme als nicht erfolgt. Fordert der Schuldner oder der Dritte den Gläubiger unter Bestimmung einer Frist zur Erllärung über die Genehmigung aus, so kann die Genehmigung nur bis zum Ablaufe der Frist erklärt werden; wird sie nicht erllürt, so gilt sie als verweigert. Solange nicht der Gläubiger die Genehmigung ertheilt hat, ist im Zweifel der Uebernehmer dem Schuldner gegenüber verpflichtet, den Gläubiger rechtzeitig zu befriedigen. Das Gleiche gilt, wenn der Gläubiger die Genehmigung verweigert. 8 416. Uebernimmt der Erwerber eines Grundstücks durch Ver­ trag mit dem Veräußerer eine Schuld des Veräußerers, für die eine Hypothek an dem Grundstücke besteht, so kann der Gläubiger die Schuld­ übernahme nur genehmigen, wenn der Veräußerer sie ihm mittheilt. Sind seit dem Empfange der Mittheilung sechs Monate verstrichen, so gilt die Genehmigung als ertheilt, wenn nicht der Gläubiger sie dem Veräußerer gegenüber vorher verweigert hat; die Vorschrift des § 415 Abs. 2 Satz 2 findet keine Anwendung. Die Mittheilung des Veräußerers kann erst erfolgen, wenn der Er­ werber als Eigenthümer im Grundbuch eingetragen ist. Sie muß schriftlich geschehen und den Hinweis enthalten, daß der Uebernehmer an die Stelle des bisherigen Schuldners tritt, wenn nicht der Gläubiger die Verweigerung innerhalb der sechs Monate erklärt. Der Veräußerer hat auf Verlangen des Erwerbers dem Gläubiger die Schuldübernahme mitzutheilen. Sobald die Ertheilung oder Ver­ weigerung der Genehmigung feststeht, hat der Veräußerer den Erwerber zu benachrichtigen. 8 417. Der Uebernehmer kann dem Gläubiger die Einwendungen entgegensetzen, welche sich aus dem Rechtsverhältnisse zwischen dem Gläubiger und dem bisherigen Schuldner ergeben. Eine beni bisherigen Schuldner zustehende Forderung kann er nicht aufrechnen. Aus dem der Schuldübernahme zu Grunde liegenden Rechtsverhültnisie zwischen dem Uebernehmer und dem bisherigen Schuldner kann der Uebernehmer dem Gläubiger gegenüber Einwendungen nicht hcrleiten.

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

§ 418. In Folge der Schuldübernahme erlöschen die für die Forderung bestellten Bürgschaften und Pfandrechte. Besteht für die Forderung eine Hypothek, so tritt das Gleiche ein, wie wenn der Gläubiger auf die Hypothek verzichtet. Diese Vorschriften finden keine Anwendung, wenn der Bürge oder derjenige, welchem der verhaftete Gegenstand zur Zeit der SchuÜübernahme gehört, in diese einwilligt.

Ein mit der Forderung für den Fall des Konkurses verbundenes Vorzugsrecht kann nicht im Konkurs über das Vermögen des Uebernehmers geltend gemacht werden.

8 419. Uebernimmt Jemand durch Vertrag das Vermögen eines Anderen, so können deffen Gläubiger, unbeschadet der Fortdauer der Haftung des bisherigen Schuldners, von dem Abschlüsse des Vertrags an ihre zu dieser Zeit bestehenden Ansprüche auch gegen den Uebernehmer geltend machen. Die Haftung des Uebernehmers beschränkt sich auf den Bestand des übernommenen Vermögens und die ihm aus dem Vertrage zustehenden Ansprüche. Beruft sich der Uebernehmer auf die Beschränkung seiner Haftung, so finden die für die Haftung des Erben geltenden Vorschriften der 83 1990, 1991 entsprechende Anwendung. Die Haftung des Uebernehmers kann nicht durch Vereinbarung zwischen ihm und dem bisherigen Schuldner ausgeschlossen oder beschränk werden.

Sechster Abschnitt. Mehrheit htm Schuldnern und

Gläubigern.

8 420. SchuldenMehrere eine theilbare Leistung oder habm Mehrere eine theilbare Leistung zu fordern, so ist im Zweifel jeder Schuldner nur zu einem gleichen Anthelle verpflichtet, jeder Gläubiger nur zu einem gleichen Antheile berechtigt. 8 421. Schulden Mehrere eine Leistung in der Weise, daß jeder die ganze Leistung zu bewirken verpflichtet, der Gläubiger aber die Leistung nur einmal zu fordern berechtigt ist (Gesammtschuldner), so kann der Gläubiger die Leistung nach seinem Belieben von jedem der Schuldner ganz oder zu einem Theile fordern. Bis zur Bewirkung der ganzen Leistung bleiben sämmtliche Schuldner verpflichtet. 8 422. Die Erfüllung durch einen Gesammtschuldner wirkt auch für die übrigen Schuldner. Das Gleiche gilt von der Leistung an Er­ füllungsstatt, der Hinterlegung und der Aufrechnung. Eine Forderung, die einem Gesammtschuldner zusteht, kann nicht von den übrigen Schuldnern aufgerechnet werden.

8 423. Ein zwischen dem Gläubiger und einem Gesammtschuldner vereinbarter Erlaß wirkt auch für die übrigen Schuldner, wenn die Ver­ tragschließenden das ganze Schuldverhältniß aufheben wollten.

8 424. Der Verzug des Gläubigers gegenüber einem Gesammtschuldncr wirkt auch für die übrigen Schuldner.

1

BGB

§ 425. Andere als die in den §§ 422 bis 424 bezeichneten Thatsachen wirken, soweit sich nicht aus dem Schuldverhältniß ein Anderes ergiebt, nur sür und gegen den Gesammtschuldner, in deffen Person sie eintreten. Dies gilt insbesondere von der Kündigung, dem Verzüge, dem Verschulden, von der Unmöglichkeit der Leistung in der Person eines Gesammtschuldners, von der Verjährung, deren Unterbrechung und Hemmung, von der Vereinigung der Forderung mit der Schuld und von dem rechtskräftigen Urtheile. § 426. Die Gesammtschuldner sind im Verhältnisie zu einander zu gleichen Antheilen verpflichtet, soweit nicht ein Anderes bestimmt ist. Kann von einem Gesammtschuldner der auf ihn entfallende Beitrag nicht erlangt werden, so ist der Ausfall von den übrigen zur Ausgleichung ver­ pflichteten Schuldnern zu tragen. Soweit ein Gesammtschuldner den Gläubiger befriedigt und von den übrigen Schuldnern Ausgleichung verlangen kann, geht die Forderung des Gläubigers gegen die übrigen Schuldner auf ihn über. Der Uebergang kann nicht zum Nachtheile des Gläubigers geltend gemacht werden. § 427. Verpflichten sich Mehrere durch Vertrag gemeinschaftlich zu einer theilbaren Leistung, so haften sie im Zweifel als Gesammtschuldner. § 428. Sind Mehrere eine Leistung in der Weise zu fordern berechtigt, daß jeder die ganze Leistung fordern kann, der Schuldner aber die Leistung nur einmal zu bewirken verpflichtet ist (Gesammtgläubiger), so kann der Schuldner nach seinem Belieben an jeden der Gläubiger leisten. Dies gilt auch dann, wenn einer der Gläubiger bereits Klage auf die Leistung erhoben hat.

§ 429. Der Verzug eines Gesammtgläubigers wirkt auch gegen die übrigen Gläubiger. Vereinigen sich Forderung und Schuld in der Person eines Gesammt­ gläubigers, so erlöschen die Rechte der übrigen Gläubiger gegen den Schuldner. Im Uebrigen finden die Vorschriften der §§ 422,423, 425 entsprechende Anwendung. Insbesondere bleiben, wenn ein Gesammtgläubiger seine Forderung auf einen Anderen überträgt, die Rechte der übrigen Gläubiger unberührt.

§ 430. Die Gesammtgläubiger sind im Verhältnisse zu einander zu gleichen Antheilen berechtigt, soweit nicht ein Anderes bestimmt ist. § 431. Schulden Mehrere eine untheilbare Leistung, so haften sie als Gesammtschuldner.

8 432. Haben Mehrere eine untheilbare Leistung zu fordern, so kann, sofern sie nicht Gesammtgläubiger sind, der Schuldner nur an alle gemeinschaftlich leisten und jeder Gläubiger nur die Leistung an alle fordern. Jeder Gläubiger kann verlangen, daß der Schuldner die geschuldete Sache für alle Gläubiger hinterlegt oder, wenn sie sich nicht zur Hinterlegung eignet, an einen gerichtlich zu bestellenden Verwahrer abliefert. Im Uebrigen wirkt eine Thatsache, die nur in der Person eines der Gläubiger eintritt, nicht für und gegen die übrigen Gläubiger.

BGB.

Zweites Buch Recht der Zchuldverhältmsse

1

Siebenter Abschnitt.

Einzelne Schuldderhältnisse. Erster Titel.

Sauf.

Tausch.

I. Allgemeine Vorschriften. 8 433. Durch den Kaufvertrag wird der Verkäufer einer Sache verpflichtet, dem Käufer die Sache zu übergeben und das Eigenthum an der Sache zu verschaffen. Der Verkäufer eines Rechtes ist verpflichtet, dem Käufer das Recht zu verschaffen und, wenn das Recht zum Besitz einer Sache berechtigt, die Sache zu übergeben. Der Käufer ist verpflichtet, dem Verkäufer den vereinbarten Kaufpreis zu zahlen und die gekaufte Sache abzunehmen. 8 434. Der Verkäufer ist verpflichtet, dem Käufer den verkauften Gegenstand frei von Rechten zu verschaffen, die von Dritten gegen den Käufer geltend gemacht werden können.

8 435. Der Verkäufer eines Grundstücks oder eines Rechtes an einem Grundstück ist verpflichtet, im Grundbuch eingetragene Rechte, die nicht bestehen, auf seine Kosten zur Löschung zu bringen, wenn sie im Falle ihres Bestehens das dem Käufer zu verschaffende Recht beeinträchtigen würden. Das Gleiche gilt bei dem Verkauf eines Schiffes oder eines Rechtes an einem Schiffe für die im Schiffsregister eingetragenen Rechte. 8 436. Der Verkäufer eines Grundstücks haftet nicht für die Freiheit des Grundstücks von öffentlichen Abgaben und von anderen öffent­ lichen Lasten, die zur Eintragung in das Grundbuch nicht geeignet find. 8 437. Der Verkäufer einer Forderung oder eines sonstigen Rechtes haftet für den rechtlichen Bestand der Forderung oder des Rechtes. Der Verkäufer eines Werthpapiers haftet auch dafür, daß es nicht zum Zwecke der Krastloserllärung aufgeboten ist. 8 438. Uebernimmt der Verkäufer einer Forderung die Haftung für die Zahlungsfähigkeit des Schuldners, so ist die Haftung im Zweifel nur auf die Zahlungsfähigkeit zur Zeit der Abtretung zu beziehen.

8 439. Ter Verkäufer hat einen Mangel im Rechte nicht zu vertreten, wenn der Käufer den Mangel bei dem Abschluffe des Kaufes kennt. Eine Hypothek, eine Grundschuld, eine Rentenfchuld oder ein Pfand­ recht hat der Verkäufer zu beseitigen, auch wenn der Käufer die Belastung kennt. Das Gleiche gilt von einer Vormerkung zur Sicherung des Anspruchs auf Bestellung eines dieser Rechte.

1

BGB

§ 440. Erfüllt der Verkäufer die ihm nach den §§ 433 bis 437, 439 obliegenden Verpflichtungen nicht, so bestimmen sich die Rechte des Käufers nach den Vorschriften der §§ 320 bis 327. Ist eine bewegliche Sache verkauft und dem Käufer zum Zwecke der Eigenthumsübertragung übergeben worden, so kann der Käufer wegen des Rechtes eines Dritten, das zum Besitze der Sache berechtigt, Schadensersatz wegen Nichterfüllung nur verlangen, wenn er die Sache dem Dritten mit Rücksicht auf dessen Recht herausgegeben hat oder sie dem Verkäufer zurück­ gewährt oder wenn die Sache untergegangen ist. Der Herausgabe der Sache an den Dritten steht es gleich, wenn der Dritte den Käufer oder dieser den Dritten beerbt oder wenn der Käufer das Recht des Dritten anderweit erwirbt oder den Dritten abfindet. Steht dem Käufer ein Anspruch auf Herausgabe gegen einen Anderen zu, so genügt an Stelle der Rückgewähr die Abtretung des Anspruchs. § 441. Die Vorschriften des § 440 Abs. 2 bis 4 gelten auch dann, wenn ein Recht an einer beweglichen Sache verkauft ist, das zum Besitze der Sache berechtigt. § 442. Bestreitet der Verkäufer den vom Käufer geltend gemachten Mangel im Rechte, so hat der Käufer den Mangel zu beweisen.

§ 443. Eine Vereinbarung, durch welche die nach den §§ 433 bis 437, 439 bis 442 wegen eines Mangels im Rechte dem Verkäufer obliegende Verpflichtung zur Gewährleistung erlassen oder beschränkt wird, ist nichtig, wenn der Verkäufer den Mangel arglistig verschweigt. § 444. Der Verkäufer ist verpflichtet, dem Käufer über die den verkauften Gegenstand betreffenden rechtlichen Verhältniffe, insbesondere im Falle des Verkaufs eines Grundstücks über die Grenzen, Gerechtsame und Lasten, die nöthige Auskunft zu ertheilen und ihm die zum Beweise des Rechtes dienenden Urkunden, soweit sie sich in seinem Besitze befinden, auszuliefern. Erstreckt sich der Inhalt einer solchen Urkunde auch auf andere Angelegenheiten, so ist der Verkäufer nur zur Ertheilung eines öffentlich beglaubigten Auszugs verpflichtet. § 445. Die Vorschriften der §§ 433 bis 444 finden auf andere Verträge, die auf Veräußerung oder Belastung eines Gegenstandes gegen Entgelt gerichtet sind, entsprechende Anwendung.

§ 446. Mit der Uebergabe der verkauften Sache geht die Gefahr des zufälligen Unterganges und einer zufälligen Verschlechterung auf den Käufer über. Von der Uebergabe an gebühren dem Käufer die Nutzungen und trägt er die Lasten der Sache. Wird der Käufer eines Grundstücks vor der Uebergabe als Eigen­ thümer in das Grundbuch eingetragen, so treten diese Wirkungen mit der Eintragung ein. § 447. Versendet der Verkäufer auf Verlangen des Käufers die verkaufte Sache nach einem anderen Orte als dem Erfüllungsorte, so geht die Gefahr auf den Käufer über, sobald der Verkäufer die Sache dem

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

Spediteur, dem Frachtführer oder der sonst zur Ausführung der Der» sendung bestimmten Person oder Anstalt ausgeliefert hat. Hat der Käufer eine besondere Anweisung über die Art der Ver­ sendung ertheilt und weicht der Verkäufer ohne dringenden Grund von der Anweisung ab, so ist der Verkäufer dem Käufer für den daraus ent­ stehenden Schaden verantwortlich.

8 448. Die Kosten der Uebergabe der verkauften Sache, insbe­ sondere die Kosten des Messens und Wägens, fallen dem Verkäufer, die Kosten der Abnahme und der Versendung der Sache nach einem anderen Orte als dem Erfüllungsorte fallen dem Käufer zur Last. Ist ein Recht verkauft, so fallen die Kosten der Begründung oder Uebertragung des Rechtes dem Verkäufer zur Last.

8 449. Der Käufer eines Grundstücks hat die Kosten der Auf­ lassung und der Eintragung, der Käufer eines Rechtes an einem Grund­ stücke hat die Kosten der zur Begründung oder Uebertragung des Rechtes nöthigen Eintragung in das Grundbuch, mit Einschluß der Kosten der zu der Eintragung erforderlichen Erllärungen, zn tragen. Dem Käufer fallen in beiden Fälkn auch die Kosten der Beurkundung des Kaufes zm Last. § 450. Ist vor der Uebergabe der verkauften Sache die Gefahr auf den Käufer übergegangen und macht der Verkäufer vor der Uebergabe Verwendungen auf die Sache, die nach dem Uebergange der Gefahr noth­ wendig geworden sind, so kann er von dem Käufer Ersatz verlangen, wie wenn der Käufer ihn mit der Verwaltung der Sache beauftragt hätte. Die Verpflichtung des Käufers zum Glatze sonstiger Verwendungen bestimmt sich nach den Vorschriften über die Geschäftsführung ohne Auftrag.

8 451. Ist ein Recht an einer Sache verkauft, das zum Besitze der Sache berechtigt, so finden die Vorschriften der 83 446 bis 450 ent­ sprechende Anwendung. 8 452. Der Käufer ist verpflichtet, den Kaufpreis von dem Zeit­ punkt an zu verzinsen, von welchem an die Nutzungen des gekauften Gegenstandes ihm gebühren, sofern nicht der Kaufpreis gestundet ist. 8 458. Ist als Kaufpreis der Marktpreis bestimmt, so gilt im Zweifel der für den Erfüllungsort zur Erfüllungszeit maßgebende Markt­ preis als vereinbart.

8 454. Hat der Verkäufer den Vertrag erfüllt und den Kauf­ preis gestundet, so steht ihm das im § 325 Abs. 2 und im § 326 be­ stimmte Rücktrittsrecht nicht zu. 8 455. Hat sich der Verkäufer einer beweglichen Sache das Eigen­ thum bis zur Zahlung des Kaufpreises Vorbehalten, so ist im Zweifel anzunehmen, daß die Uebertragung des Eigenthums unter der aufschiebenden Bedingung vollständiger Zahlung des Kaufpreises erfolgt und daß der Verkäufer zum Rücktritte von dem Vertrage berechtigt ist, wenn der Käufer mit der Zahlung in Verzug kommt. Jaeger, RelchSzlvllgesetze. 3. Aufl.

1

BGB

§ 456. Bei einem Verkauf im Wege der Zwangsvollstreckung dürfen der mit der Vornahme oder Leitung des Verkaufs Beauftragte und die von ihm zugezogenen Gehülfen, mit Einschluß des Protokollführers, den zum Verkaufe gestellten Gegenstand weder für sich persönlich oder durch einen Anderen noch als Vertreter eines Anderen kaufen.

s 457. Die Vorschrift des § 456 gilt auch bei einem Verkauf außerhalb der Zwangsvollstreckung, wenn der Auftrag zu dem Verkauf auf Grund einer gesetzlichen Vorschrift ertheilt worden ist, die den Auf­ traggeber ermächtigt, den Gegenstand für Rechnung eines Anderen ver­ kaufen zu lasten, insbesondere in den Fällen des Pfandverkaufs und des in den 88 383, 385 zugelastenen Verkaufs, sowie bei einem Verkaufe durch den Konkursverwcckter. § 458. Die Wirksamkeit eines den Vorschriften der §§ 456, 457 zuwider erfolgten Kaufes und der Uebertragung des gekauften Gegenstandes hängt von der Zustimmung der bei dem Verkauf als Schuldner, Eigen­ thümer oder Gläubiger Betheiligten ab. Fordert der Käufer einen Betheiligten zur Erklärung über die Genehmigung auf, so finden die Vor­ schriften deS 8 177 Abs. 2 entsprechende Anwendung. Wird in Folge der Verweigerung der Genehmigung ein neuer Ver­ kauf vorgenommen, so hat der frühere Käufer für die Kosten des neuen Verkaufs sowie für einen Mindererlös aufzukommen.

II. Gewährleistung wegen Mängel der Sache.

§ 459. Der Verkäufer einer Sache haftet dem Käufer dafür, daß sie zu der Zeit, zu welcher die Gefahr auf den Käufer übergeht, nicht mit Fehlern behaftet ist, die den Werth oder die Tauglichkeit zu dem gewöhnlichen oder dem nach dem Vertrage vorausgesetzten Gebrauch auf­ heben oder mindern. Eine unerhebliche Minderung des Werthes oder der Tauglichkeit kommt nicht in Betracht. Der Verkäufer haftet auch dafür, daß die Sache zur Zeit des Ueberganges der Gefahr die zugesicherten Eigenschaften hat. § 460. Der Verkäufer hat einen Mangel der verkauften Sache nicht zu vertreten, wenn der Käufer den Mangel bei dem Abschlüsse des Kaufes kennt. Ist dem Käufer ein Mangel der im 8 459 Abs. 1 be­ zeichneten Art in Folge grober Fahrlässigkeit unbekannt geblieben, so hastet der Verkäufer, sofern er nicht die Abwesenheit des Fehlers zugefichert hat, nur, wenn er den Fehler arglistig verschwiegen hat.

§ 461. Der Verkäufer hat einen Mangel der verkauften Sache nicht zu vertreten, wenn die Sache auf Grund eines Pfandrechts in öffenllicher Versteigerung unter der Bezeichnung als Pfand verkauft wird. § 462. Wegen eines Mangels, den der Verkäufer nach den Vor­ schriften der 88 459, 460 zu vertreten hat, kann der Käufer Rückgängig­ machung des Kaufes (Wandelung) oder Herabsetzung des Kaufpreises (Minderung) verlangen.

BGB.

1

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

§ 463. Fehlt der verkauften Sache zur Zeit des Kaufes eine zugesicherte Eigenschaft, so kann der Käufer statt der Wandelung oder der Minderung Schadensersatz wegen Nichterfüllung verlangen. Das Gleiche gilt, wenn der VeMufer einen Fehler arglistig verschwiegen hat. 8 464. Nimmt der Käufer eine mangelhafte Sache an, obschon er den Mangel kennt, so stehen ihm die in den §§ 462, 463 bestimmten Ansprüche nur zu, wenn er sich seine Rechte wegen des Mangels bei der Annahme vorbehält.

8 465. Die Wandelung oder die Minderung ist vollzogen, wenn sich der Verkäufer auf Verlangen des Käufers mit ihr einverstanden erklärt.

8 466. Behauptet der Käufer dem VeMufer gegenüber einen Mangel der Sache, so kann der Verkäufer ihn unter dem Erbieten zur Wandelung und unter Bestimmung einer angemessenen Frist zur Erllärung darüber auffordern, ob er Wandelung verlange. Die Wandelung kann in diesem Falle nur bis zum Ablaufe der Frist verlangt werden. 8 467. Auf die Wandelung finden die für das vertragsmäßige Rücktrittsrecht geltenden Vorschriften der 83 346 bis 348, 350 bis (354, 356 entsprechende Anwendung; im Falle des § 352 ist jedoch die Wan­ delung nicht ausgeschlossen, toenit der Mangel sich erst bei der Umgestaltung der Sache gezeigt hat. Der Verkäufer hat dem Käufer auch die Ver­ tragskosten zu ersetzen.

8 468. Sichert der VeMufer eines Grundstücks dem Käufer eine bestimmte Größe des Grundstücks zu, so haftet er für die Größe wie für eine zugesicherte Eigenschaft. Der Käufer kann jedoch wegen Mangels der zugesicherten Größe Wandelung nur verlangen, wenn der Mangel so erheblich ist, daß die Erfüllung des Vertrags für den Käufer kein Interesse hat. 8 469. Sind von mehreren veMusten Sachen nur einzelne mangel­ haft, so kann nur in Ansehung dieser Wandelung verlangt werden, auch wenn ein Gesammtpreis für alle Sachen festgesetzt ist. Sind jedoch die Sachen als zusammengehörend verkauft, so kann jeder Theil verlangen, daß die Wandelung auf alle Sachen erstreckt wird, wenn die mangelhaften Sachen nicht ohne Nachtheil für ihn von den übrigen getrennt werden können. 8 470. Die Wandelung wegen eines Mangels der Hauptsache erstreckt sich auch auf die Nebensache. Ist die Nebensache mangelhaft, so kann nur in Ansehung dieser Wandelung verlangt werden. 8 471. Findet im Falle des DeMufS mehrerer Sachen für einen Gesammtpreis die Wandelung nur in Ansehung einzelner Sachen statt, so ist der Gesammtpreis in dem Verhältnisse herabzusetzen, in welchem zur Zeit des DeMufS der Gesammtwerth der Sachen in mangelfreiem Zustande zu dem Werthe der von der Wandelung nicht betroffenen Sachen gestanden haben würde. 8 472. Bei der Minderung iß der Kaufpreis in dem Verhältnisse herabzusetzen, in welchem zur Zeit des Verkaufs der Werth der Sache 6*

1

BGB.

in mangelfreiem Zustande zu dem wirklichen Werthe gestanden haben würde. Findet im Falle des Verkaufs mehrerer Sachen für einen GesammtpreiS die Minderung nur wegen einzelner Sachen statt, so ist bei der Herabsetzung des Preises der Gesammtwerth aller Sachm zu Grunde zu legen.

§ 473. Sind neben dem in Geld festgesetztm Kaufpreise Leistungen bedungen, die nicht vertretbare Sachen zum Gegenstände haben, so sind diese Leistungen in den Fällen der §§ 471, 472 nach dem Werthe zur Zeit des Verkaufs in Geld zu veranschlagen. Die Herabsetzung der Gegenleistung des Käufers erfolgt an dem in Geld festgesetzten Preise; ist dieser geringer als der abzusetzende Betrag, so hat der Verkäufer den überschießenden Betrag dem Käufer zu vergüten. § 474. Sind auf der einen oder der anderen Seite Mehrere bctheiligt, so kann von jedem und gegen jeden Minderung verlangt werden. Mit der Vollziehung der von einem der Käufer verlangten Minderung ist die Wandelung ausgeschlossen.

§ 475. Durch die wegen eines Mangels erfolgte Minderung wird das Recht des Käufers, wegen eines anderen Mangels Wandelung oder von neuem Minderung zu verlangen, nicht ausgeschlossen.

§476. Eine Vereinbarung, durch welche die Verpflichtung des Verkäufers zur Gewährleistung wegen Mängel der Sache erlassen oder beschränkt wird, ist nichtig, wenn der Verkäufer den Mangel arglistig verschweigt. . § 477. Der Anspruch auf Wandelung oder auf Minderung sowie der Anspruch auf Schadensersatz wegen Mangels einer zugesicherten Eigenschaft verjährt, sofern nicht der Verkäufer den Mangel arglistig ver­ schwiegen hat, bei beweglichen Sachen in sechs Monaten von der Ab­ lieferung, bei Grundstücken in einem Jahre von der Uebergabe an. Die Verjährungsfrist kann durch Vertrag verlängert werden. Beantragt der Käufer gerichtliche Beweisaufnahme zur Sicherung des Beweises, so wird die Verjährung unterbrochen. Die Unterbrechung dauert bis zur Beendigung des Verfahrens fort. Die Vorschriften des §211 Abs. 2 und des § 212 finden entsprechende Anwendung. Die Hemmung oder Unterbrechung der Verjährung eines der im Abs. 1 bezeichneten Ansprüche bewirkt auch die Hemmung oder Unter­ brechung der Verjährung der anderen Ansprüche. § 478. Hat der Käufer den Mangel dem Verkäufer angezeigt oder die Anzeige an ihn abgesendet, bevor der Anspruch auf Wandelung oder auf Minderung verjährt war, so kann er auch nach der Vollendung der Verjährung die Zahlung des Kaufpreises insoweit verweigern, als er auf Grund der Wandelung oder der Minderung dazu berechtigt sein würde. Das Gleiche gilt, wenn der Käufer vor der Vollendung der Verjährung gerichtliche Beweisaufnahme zur Sicherung des Beweises be­ antragt oder in einem zwischen ihm und einem späteren Erwerber der

Sache wegen des Mangels anhängigen Rechtsstreite dem Verläufer den Streit veickündet hat. Hat der Verläufer den Mangel arglistig verschwiegen, so bedarf eS der Anzeige oder einer ihr nach Abs. 1 gleichstehenden Handlung nicht.

§479. Der Anspruch auf Schadensersatz kann nach der Vollendung der Verjährung nur aufgerechnet werden, wenn der Käufer vorher eine der im 8 478 bezeichneten Handlungen vorgenommen hat. Diese Be­ schränkung tritt nicht ein, wenn der Verkäufer den Mangel arglistig ver­ schwiegen hat.

§ 480. Der Käufer einer nur der Gattung nach bestimmten Sache kann statt der Wandelung oder der Minderung verlangen, daß ihm an Stelle der mangelhaften Sache eine mangelfreie geliefert wird. Auf diesen Anspruch finden die für die Wandelung geltenden Vorschriften der 88 464 bis 466, des 8 467 Satz 1 und der 83 469, 470, 474 bis 479 entsprechende Anwendung. Fehlt der Sache zu der Zeit, zu welcher die Gefahr auf den Käufer übergeht, eine zugesicherte Eigenschaft oder hat der Verkäufer einen Fehler arglistig verschwiegen, so kann der Käufer statt der Wandelung, der Minderung oder der Lieferung einer mangelfreien Sache Schadensersatz wegen Nichterfüllung verlangen.

§ 481. Für den Verkauf von Pferden, Eseln, Mauleseln und Maul­ thieren, von Rindvieh, Schafen und Schweinen gelten die Vorschriften der 88 459 bis 467, 469 bis 480 nur insoweit, als sich nicht aus den 88 482 bis 492 ein Anderes ergiebt. §482. Der Verkäufer hat nur bestimmte Fehler (Hauptmängel) und diese nur dann zu vertreten, wenn sie sich innerhalb bestimmter Fristen (Gewährfristen) zeigen. Die Hauptmängel und die Gewährfristen werden durch eine mit Zustimmung des BundeSrathS zu erlassende Kaiserliche Verordnung be­ stimmt. Die Bestimmung kann auf demselben Wege ergänzt und abgeändert werden?) Auf Grund deS § 482 erging folgende 27. März 1899 (RGBl. 1899 S. 219—220):

Kaiserliche Verordnung vom

8 1. Für den Verkauf von Nutz- und Zuchtthieren gelten als Hauptmängel: L bei Pferden, Eseln, Mauleseln und Mautthieren: 1. Rotz (Wurm) mit einer Gewährfrist von vierzehn Tagen; 2. Dummkoller (Koller, Dummsein) mit einer Gewährfrist von vierzehn Tagen; als Dummkoller ist anzusehen die allmählich oder in Folge der akuten Gehirnwassersucht entstandene, unheilbare Krankhett deS Gehirns, bei der daS Bewußtsein deS Pferdes herabgesetzt ist; 3. Dämpfigkeit (Dampf, Hartschlägigkeit, Bauchschlägigkett) mit einer Gewähr­ frist von vierzehn Tagen; alS Dämpfigkeit ist anzusehen die Athem­ beschwerde, die durch einen chronischen, unheilbaren KrankheitSzustand der Lungen oder deS Herzens bewirtt wird; 4. Kehlkopfpfeifen (Pfeiferdampf, Hartschnaufiakett, Rohren) mit einer Gewähr­ frist von vierzehn Tagen; alS Kehlkopfpfeifen ist anzusehen die durch einen chronischen und unheilbaren KrankheitSzustand deS KehttopfeS oder der

1

BGB.

§ 483. Die Gewährfrist beginnt mit dem Ablaufe des Tages, an welchem die Gefahr auf den Käufer übergeht. § 484. Zeigt sich ein Hauptmangel innerhalb der Gewährfrist, s o wird vermuthet, daß der Mangel schon zu der Zeit vorhanden gewesen sei, zu welcher die Gefahr auf den Käufer übergegangen ist. 5 485. Der Käufer verliert die ihm wegen deS Mangels zu­ stehenden Rechte, wenn er nicht spätestens zwei Tage nach dem Ablaufe der Gewährfrist oder, falls das Thier vor dem Wlaufe der Frist getödtet worden oder sonst verendet ist, nach dem Tode des Thieres den Mangel dem Verkäufer anzeigt oder die Anzeige an ihn absendet oder wegen des Mangels Klage gegen den Verkäufer erhebt oder diesem den Streit verkündet oder gerichlliche Beweisaufnahme zur Sicherung des Beweises beantragt. Der Rechtsverlust tritt nicht ein, wenn der Berkäufer den Mangel arglistig verschwiegen hat. Luftröhre verursachte und durch ein hörbares Geräusch gekennzeichnete Athemstörung ; 5. periodische Augenentzündung (innere Augenentzündung, Mondblindheit) mit einer Gewährfrist von vierzehn Tagen; alS periodische Augen­ entzündung ist anzusehen die aus inneren Einwirkungen beruhende, ent­ zündliche Veränderung an den inneren Organen deS AugeS; 6. Koppen (Krippensepen, Aussehen, Freikoppen, Luftschnappen, Wind­ schnappen) mit einer Gewährfrist von vierzehn Tagen; n. bei Rindvieh: 1. tuberkulöse Erkrankung, sofern in Folge dieser Erkrankung eine allgemeine Beeinträchtigung deS Nährzustandes deS Thieres herbeigeführt ist, mit einer Gewährfrist von vierzehn Tagen; 2. Lungenseuche mit einer Gewährftist von achtundzwanzig Tagen; HI. bei Schafen: Räude mit einer Gewährfrist von vierzehn Tagen; IV. bei Schweinen: 1. Rothlauf mit einer Gewährfrist von drei Tagen; 2. Schweineseuche (einschließlich Schweinepest) mit einer Gewährfrist von zehn Tagen. 8 2. Für den Verkauf solcher Thiere, die alsbald geschlachtet werden sollen und bestimmt sind, alS Nahrungsmittel für Menschen zu dienen (Schlachtthiere), gelten alS Hauptmängel: I. bei Pferden, Eseln, Mauleseln und Maulthieren: Rotz (Wurm) mit einer Gewährfrist von 14 Tagen: n. bei Rindvieh: tuberkulöse Erkrankung, sofern in Folge dieser Erkrankung mehr als die Hälfte deS Schlachtgewichts nicht oder nur unter Beschränkungen als Nahrungsmittel für Menschen geeignet ist, mit einer Gewährfrist von vierzehn Tagen; HL bei Schafen: allgemeine Wassersucht mit einer Gewährfrist von vierzehn Tagen; als allgemeine Wassersucht ist anzusehen der durch eine innere Erkrankung oder durch ungenügende Ernährung herbeigeführte wassersüchtige Zustand deS Fleisches; IV. bei Schweinen: 1. tuberkulöse Erkrankung unter der in der Nr. H bezeichneten Voraus­ setzung mit einer Gewährfrist von vierzehn Tagen; 2. Trichinen mit einer Gewährfrist von vierzehn Tagen; 3. Finnen mit einer Gewährest von vierzehn Tagen.

BGB.

§ 486. abgekürzt werden. lichen Frist.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

Die Gewährfrist kann durch Vertrag verlängert oder Die vereinbarte Frist tritt an die Stelle der gesetz­

K 487. Der Käufer kann nur Wandelung, nicht Minderung verlangen. Die Wandelung kann auch in den Fällen der 88 351 bis 353, insbesondere wenn das Thier geschlachtet'ist, verlangt werden; an Stelle der Rückgewähr hat der Käufer den Werth des Thieres zu vergüten. Das Gleiche gilt in anderen Fällen, in denen der Käufer in Folge eines Um­ standes, den er zu vertreten hat, insbesondere einer Verfügung über das Thier, außer Stande ist, das Thier zurückzugewähren. Ist vor der Voltziehung der Wandelung eine unwesentliche Ver­ schlechterung des Thieres in Folge eines von dem Käufer zu vertretenden Umstandes eingetreten, so hat der Käufer die Werthminderung zu vergüten. Nutzungen hat der Käufer nur insoweit zu ersetzen, als er sie ge­ zogen hat.

§488. Der Verkäufer hat im Falle der Wandelung dem Käufer auch die Kosten der Fütterung und Pflege, die Kosten der thierärzüichen Untersuchung und Behandlung sowie die Kosten der nothwendig gewordenen Tödtung und Wegschaffung des Thieres zu ersetzen. § 489. Ist über den Anspruch auf Wandelung ein Rechtsstreit anhängig, so ist auf Antrag der einen oder anderen Partei die öffentliche Versteigerung des Thieres und die Hinterlegung des Erlöses durch einst­ weilige Verfügung anzuordnen, sobald die Besichtigung des Thieres nicht mehr erforderlich ist.

s 490. Der Anspruch auf Wandelung sowie der Anspruch auf Schadensersatz wegen eines Hauptmangels, dessen Nichtvorhandensein der Verkäufer zugefichert hat, verjährt in sechs Wochen von dem Ende der Gewährfrist an. Im Uebrigen bleiben die Vorschriften des § 477 unberührt. An die Stelle der in den §§ 210, 212, 215 bestimmten Fristen tritt eine Frist von sechs Wochen. Der Käufer kann auch nach der Verjährung des Anspruchs mif Wandelung die Zahlung des Kaufpreises verweigern. Die Aufrechnung des Anspruchs auf Schadensersatz unterliegt nicht der im § 479 bestimmten Beschränkung.

§ 491. Der Käufer eines nur der Gattung nach bestimmten Thieres kann statt der Wandelung verlangen, daß ihm an Stelle des mangelhaften Thieres ein mangelfreies geliefert wird. Auf diesen Anspruch finden die Vorschriften der 88 488 bis 490 entsprechende Anwendung. § 492. Uebernimmt der Verkäufer die Gewährleistung wegen eines nicht zu den Hauptmängeln gehörenden Fehlers oder sichert er eine Eigenschaft des Thieres zu, so finden die Vorschriften der 88 487 bis 491 und, wenn eine Gewährfrist vereinbart wird, auch die Vorschriften der 88 483 bis 485 entsprechende Anwendung. Die im 8 490 bestimmte

BSB

1

Verjährung beginnt, wenn eine Gewährfrist nicht vereinbart wird, mit der Ablieferung des Thieres.

8 483. Die Vorschriften über die Verpflichtung des Verkäufers zm Gewährleistung wegen Mängel der Sache finden auf andere Verträge, die auf Veräußerung oder Belastung einer Sache gegen Entgelt gerichtet find, entsprechende Anwendung.

IIL Besondere Arten des Kaufes. 1. Kauf nach Probe.

Kauf auf Probe.

§ 494. Bei einem Kaufe nach Probe oder nach Muster find die Eigenschaften der Probe oder des Musters als zugesichert anzusehen. 8 495. Bei einem Kaufe auf Probe oder auf Besicht steht die Billigung des gekauften Gegenstandes im Belieben des Käufers. Der Kauf ist im Zweifel unter der aufschiebenden Bedingung der Billigung geschloflen. Der Verkäufer ist verpflichtet, dem Käufer die Untersuchung des Gegenstandes zu gestatten.

8 496. Die Billigung eines auf Probe oder auf Besicht ge­ kauften Gegenstandes kann nur innerhalb der vereinbarten Frist und in Ermangelung einer solchen nur bis zum Ablauf einer dem Käufer von dem Verkäufer bestimmten angemessenen Frist erllärt werden. War die Sache dem Käufer zum Zwecke der Probe oder der Besichtigung über­ geben, so gilt sein Schweigen als Billigung. 2. Wiederkauf.

8 497. Hat sich der Verkäufer in dem Kaufverträge das Recht des Wiederkaufs Vorbehalten, so kommt der Wiederkauf mit der Erklärung des Verkäufers gegenüber dem Käufer, daß er das Wieder­ kaufsrecht auSübe, zu Stande. Die Erklärung bedarf nicht der für den Kaufvertrag bestimmten Form. Der Preis, zu welchem verkauft worden ist, gilt im Zweifel auch für den Wiederkauf. 8 498. Der Wiederverkäuser ist verpflichtet, dem Wiederkäufer den gekauften Gegenstand nebst Zubehör herauszugeben. Hat der Wiederverkäufer vor der Ausübung des Wiederkaufsrechts eine Verschlechterung, den Untergang oder eine aus einem anderen Grunde eingetretene Unmöglichkeit der Herausgabe des gekauften Gegenstandes verschuldet oder den Gegenstand wesentlich verändert, so ist er für den daraus entstehenden Schaden verantwortlich. Ist der Gegenstand ohne Verschulden des Wiederverkäufers verschlechtert oder ist er nur unwesentlich verändert, so kann der Wiederkäufer Mindemng des Kaufpreises nicht verlangen.

8 499. Hat der Wiederverkäuser vor der Ausübung des Wieder­ kaufsrechts über den gekauften Gegenstand verfügt, so ist er verpflichtet,

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

die dadurch begründeten Rechte Dritter zu beseitigen. Einer Verfügung des WiederverkLrfers steht eine Verfügung gleich, die im Wege der Zwangs­ vollstreckung oder der Arrestvollziehung oder durch den KonkurSverwaÜer erfolgt.

§500. Der Wiederverkäufer kann für Derwendungm, die er auf dm gefaustet Gegenstand vor dem Wiederkaufe gemacht hat, insoweit Ersatz verlangen, als der Werth deS Gegenstandes durch die Verwendungen erhöht ist. Eine Einrichtung, mit der er die herauszugebende Sache ver­ sehen hat, kann er wegnehmen. § 501. Ist als Wiederkaufpreis der Schätzungswerth vereinbart, den der gekaufte Gegenstand zur Zeit des Wiederkaufs hat, so ist der Wiederverkäufer str eine Verschlechterung, den Untergang oder die aus einem anbeten Grunde eingetretene Unmöglichkeit der Herausgabe des Gegenstandes nicht verantwortlich, der Wiederkäufer zum Ersätze von Derwendungen nicht verpflichtet. § 502. Steht das Wiederkaufsrecht Mehreren gemeinschaftlich tu, so kann es nur im Ganzen ausgeübt werden. Ist es für einen der Berechtigten erloschen oder übt einer von ihnen sein Recht nicht aus, so sind die übrigen berechtigt, das Wiederkaufsrecht im Ganzen auszuüben.

§ 503. Das Wiederkaufsrecht kann bei Grundstücken nur bis zum Ablaufe von dreißig, bei anderen Gegenständen nur bis zum Abläufe von drei Jahren nach der Vereinbarung des Vorbehalts ausgeübt werdm. Ist für die Ausübung eine Frist bestimmt, so tritt diese an die Stelle der geschlichen Frist. 3. Vorkauf.

§ 504. Wer in Ansehung eines Gegenstandes zum Vorkaufe be­ rechtigt ist, kann das Vorkaufsrecht ausüben, sobald der Verpflichtete mit einem Dritten einen Kaufvertrag über den Gegenstand geschlossen hat. § 505. Die Ausübung des Vorkaufsrechts erfolgt durch Erklärung gegenüber dem Verpflichteten. Die Erklämng bedarf nicht der für den Kaufvertrag bestimmten Form. Mit der Ausübung des Vorkaufsrechts kommt der Kauf zwischm dem Berechtigten und dem Verpflichteten unter dm Bestimmungen zu Stande, welche der Verpflichtete mit dem Dritten vereinbart hat. § 506. Eine Vereinbarung des Verpflichteten mit dem Dritten, durch welche der Kauf von der Nichtausübung des Vorkaufsrechts abhängig gemacht oder dem Verpflichtetm für den Fall der Ausübung des Vor­ kaufsrechts der Rücktritt Vorbehalten wird, ist dem Dorkaufsberechtigten gegenüber unwirksam. § 507. Hat sich der Dritte in dem Vertrage zu einer Nebenleistung verpflichtet, die der Vorkaufsberechtigte zu bewirken außer Stande ist, so hat der Vorkaufsberechtigte statt der Nebenleistung ihren Werth zu entrichten. Läßt sich die Nebenleistung nicht in Geld schätzen, so ist die

1

BGB

Ausübung des Vorkaufsrechts ausgeschloffen; die Vereinbarung der Neben­ leistung kommt jedoch nicht in Betracht, wenn der Vertrag mit dem Dritten auch ohm sie geschloffen sein würde.

$ 508. Hat der Dritte den Gegenstand, auf den sich das Vor­ kaufsrecht bezieht, mit anderen Gegenständen zu einem Gefammtpreife gekauft, so hat der Vorkaufsberechtigte einen verhältnißmäßigen Theil des GesammtpreifeS zu entrichten. Der Verpflichtete kann verlangen, daß der Vorkauf auf alle Sachen erstreckt wird, die nicht ohne Nachthell für ihn getrennt werden können.

K 509. Ist dem Dritten in dem Vertrage der Kaufpreis gestundet worden, so kann der Vorkaufsberechtigte die Stundung nur in Anspruch nehmen, wenn er für den gestundeten Betrag Sicherheit leistet. Ist ein Grundstück Gegenstand des Vorkaufs, so bedarf es der Sicherheitsleistung insoweit nicht, als für den gestundeten Kaufpreis die Bestellung einer Hypothek an dem Grundstücke vereinbart oder in An­ rechnung auf den Kaufpreis eine Schuld, für die eine Hypothek an dem Grundstttcke besteht, übernommen worden ist.

§ 510. Der Verpflichtete hat dem Vorkaufsberechtigten den Inhalt des mit dem Dritten geschloffenen Vertrags unverzüglich mitzutheilen. Die Mittheilung des Verpflichteten wird durch die Mittheilung des dritten ersetzt. Das Vorkaufsrecht kann bei Grundstücken nur bis zum Ablaufe von zwei Monaten, bei anderen Gegenständen nur bis zum Ablauf einer Woche nach dem Empfange der Mittheilung ausgeübt werden. Ist für die Ausübung eine Frist bestimmt, so tritt diese an die Stelle der ge­ setzlichen Frist. § 511. Das Vorkaufsrecht erstreckt sich im Zweifel nicht auf einen Verkauf, der mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht an einen ge­ setzlichen Erben erfolgt. § 512. Das Vorkaufsrecht ist ausgeschloffen, wenn der Verkauf im Wege der Zwangsvollstreckung oder durch den Konkursverwalter erfolgt.

§ 513. Sicht das Vorkaufsrecht Mehreren gemeinschaftlich zu, so kann e8 nur im Ganzen ausgeübt werden. Ist es für einen der Be­ rechtigten erloschen oder übt einer von ihnen sein Recht nicht aus, so sind die übrigen berechtigt, das Vorkaufsrecht im Ganzen auszuüben. § 514. Das Vorkaufsrecht ist nicht übertragbar und geht nicht auf die Erben des Berechtigten über, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist. Ist das Recht auf eine bestimmte Zeit beschränkt, so ist es im Zweifel vererblich. IV. Tausch.

§ 515. Auf den Tausch finden die Vorschriften über den Kauf entsprechende Anwendung.

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

Zweiter Titel. SchkUkvllg.

§ 516. Eine Zuwendung, durch die Jemand aus seinem Vermögm einen Anderen bereichert, ist Schenkung, wenn beide Theile darüber einig sind, daß die Zuwendung unentgeltlich erfolgt. Ist die Zuwendung ohne den Willen des Anderen erfolgt, so kann ihn der Zuwendende unter Bestimmung einer angemessenen Frist zur Er­ klärung über die Annahme auffordern. Nach dem Ablaufe der Frist gilt die Schenkung als angenommen, wenn nicht der Andere sie vorher ab­ gelehnt hat. Im Falle der Ablehnung kann die Herausgabe des Zuge­ wendeten nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung gefordert werden.

§ 517. Eine Schenkung liegt nicht vor, wenn Jemand zum Bor­ theil eines Anderen einen Vermögenserwerb unterläßt oder auf ein an­ gefallenes, noch nicht endgültig erworbenes Recht verzichtet oder eine Erbschaft oder ein Vermächtniß ausschlägt. § 518. Zur Gültigkeit eines Vertrags, durch den eine Leistung schenkweise versprochen wird, ist die gerichtliche oder notarielle Beurkundung des Versprechens erforderlich. Das Gleiche gilt, wenn ein Schuldversprechen oder ein Schuldanerkenntuiß der in den 83 780, 781 bezeichneten Art schenk­ weise ertheilt wird, von dem Versprechen oder der Anerkennungserklärung. Der Mangel der Form wird durch die Bewirkung der versprochenen Leistung geheilt.

§ 519. Der Schenker ist berechtigt, die Erfüllung eines schenk­ weise ertheilten Versprechens zu verweigern, soweit er bei Berücksichttgpng seiner sonstigen Verpflichtungen außer Stande ist, das Versprechen zu erfüllen, ohne daß sein standesmüßiger Unterhalt oder die Erfüllung der ihm kraft Gesetzes obliegenden Unterhaltspflichten gefährdet wird. Treffen die Ansprüche mehrerer Beschenkten zusammen, so geht der früher entstandene Anspruch vor. § 520. Verspricht der Schenker eine in wiederkehrenden Leistungen bestehende Unterstützung, so erlischt die Verbindlichkeit mit seinem Tode, sofern nicht aus dem Versprechen sich ein Anderes ergiebt.

§ 521.

Der Schenker hat nur Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit

zu vertreten.

K 522. Zur Entrichtung von Verzugszinsen ist der Schenker nicht verpflichtet.

§ 523. Verschweigt der Schenker arglistig einen Mangel im Rechte, so ist er verpflichtet, dem Beschenkten den daraus entstehenden Schaden zu erseken. Hatte der Schenker die Leistung eines Gegenstandes versprochen, den er erst erwerben sollte, so kann der Beschenkte wegen eines Mangels im Rechte Schadensersatz wegen Nichterfüllung verlangen, wenn der Mangel

1

BGB.

dem Schenker bei dem Erwerbe der Sache bekannt gewesen oder in Folge grober Fahrlässigkeit unbekannt geblieben ist. Die für die Gewährleistungs­ pflicht des Verkäufers geltenden Vorschriften des § 433 Abs. 1, der §§ 434 bis 437, des 8 440 Abs. 2 bis 4 und der §§ 441 bis 444 finden ent­ sprechende Anwendung.

8 524. Verschweigt der Schenker arglistig einen Fehler der ver­ schenkten Sache, so ist er verpflichtet, dem Beschmkten den daraus ent­ stehenden Schaden zu ersetzen. Hatte der Schenker die Leistung einer nur der Gattung nach be­ stimmten Sache versprochen, die er erst erwerben sollte, so kann der Be­ schenkte, wenn die geleistete Sache fehlerhaft und der Mangel dem Schenker bei dem Erwerbe der Sache bekannt gewesen oder in Folge grober Fahrläfligkeit unbekannt geblieben ist, verlangen, daß ihm an Stelle der fehler­ haften Sache eine fehlerfreie geliefert wird. Hat der Schenker den Fehler arglistig verschwiegen, so kann der Beschenkte statt der Lieferung einer fehlerfreien Sache Schadensersatz wegen Nichterfüllung verlangen. Auf diese Ansprüche finden die für die Gewährleistung wegen Fehler einer verkauften Sache geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung.

8 525. Wer eine Schenkung unter einer Auflage macht, kann die Vollziehung der Auflage verlangen, wenn er seinerseits geleistet hat. Liegt die Vollziehung der Auflage im öffentlichen Interesse, so kann nach dem Tode des Schenkers auch die zuständige Behörde die Vollziehung verlangen. 8 526. Soweit in Folge eines Mangels im Rechte oder eines Mangels der verschenkten Sache der Werth der Zuwendung die Höhe der zur Vollziehung der Auflage erforderlichen Aufwendungen nicht erreicht, ist der Beschenke berechtigt, die Vollziehung der Auflage zu verweigern, bis der durch den Mangel entstandene Fehlbetrag ausgeglichen wird. Voll­ zieht der Beschenkte die Auflage ohne Kenntniß des Mangels, so kann er von dem Schenker Ersatz der durch die Vollziehung verursachten Auf­ wendungen insoweit verlangen, als sie in Folge des Mangels den Werth der Zuwendung übersteigen.

8 527. Unterbleibt die Vollziehung der Auflage, so kann der Schenker die Herausgabe des Geschenkes unter den für das Rücktrittsrecht >ei gegenseitigen Veürügen bestimmten Voraussetzungen nach den Dor­ christen über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung insoweit brbertt, als das Geschenk zur Vollziehung der Auflage hätte verwendet werden müflen. Der Anspruch ist ausgeschlosien, wenn ein Dritter berechtigt ist, die Vollziehung der Auflage zu verlangen.

8 528. Soweit der Schenker nach der Vollziehung der Schenkung außer Stande ist, seinen standesmäßigen Unterhalt zu bestreiten und die ihm seinen Verwandten, seinem Ehegatten oder seinem früheren Ehegatten gegenüber gesetzlich obliegende Unterhaltspflicht zu erfüllen, kann er von dem Beschenken die Herausgabe des Geschenkes nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung fordern. Der Beschenkte

BGB. Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisfe.

1

kann die Herausgabe durch Zahlung des für den Unterhalt erforderlichm Betrags abwenden. Auf die Verpflichtung des Beschenkten finden die Vor­ schriften des 8 760 sowie die für die Unterhaltungspflicht der Verwandten gütende Vorschrift des § 1613 und im Falle des Todes des Schenkerauch die Vorschriften des § 161h entsprechende Anwendung. Unter mehreren Beschenkten hastet der früher Beschenkte nur insoweit, als der später Beschenkte nicht verpflichtet ist.

8 828. Der Anspruch aus Herausgabe deS Geschenkes ist aus­ geschlossen, wenn der Schenker seine Bedürftigkeit vorsätzlich oder durch grobe Fahrlässigkeit herbeigeführt hat oder wenn zur Zett des Eintritt­ seiner Bedürftigkeit seit der Leistung des geschenkten Gegenstandes zehn Jahre verstrichen find. DaS Gleiche gilt, soweit der Beschenkte bei Berückfichtigung seiner sonstigen Verpflichtungen außer Stande ist, das Geschenk herauszugeben, ohne daß sein standesmäßiger Unterhalt oder die Erfüllung der ihm kraft Gesetzes obliegenden Unterhaltspflichten gefährdet wird. 8 530. Eine Schenkung kann widerrufen werden, wenn fich der Beschenkte durch eine schwere Verfehlung gegen den Schenker oder einen nahen Angehörigen des Schenkers groben Undankes schuldig macht. Dem Erben des Schenkers steht das Recht des Widerrufs nur zu, wenn der Beschenkte vorsätzlich und widerrechtlich den Schenker getödtet oder am Widerrufe gehindert hat. 8 531. Der Widerruf erfolgt durch Erklämng gegenüber dem Beschenkten. Ist die Schenkung widerrufen, so kann die Herausgabe des Geschenkes nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Be­ reicherung gefordert werden. 8 532. Der Widerruf ist ausgeschlossen, wenn der Schenker dem Beschenkten verziehen hat, oder wenn seit dem Zeitpunkt, in welchem der Widerrufsberechtigte von dem Eintritte der Voraussetzungen seines Rechtes Kenntniß erlangt hat, ein Jahr verstrichen ist. Nach dem Tode des Be­ schenkten ist der Widerruf nicht mehr Mässig. 8 533. Auf das Widerrufsrecht kann erst verzichtet werden, wenn der Undank dem Widerrufsberechtigten bekannt geworden ist. 8 534. Schenkungen, durch die einer sittlichen Pflicht oder einer auf den Anstand zu nehmenden Rücksicht entsprochen wird, unterliegen nicht der Rückforderung und dem Widerrufe.

t

BGB Dritter Titel.

Methe. Pacht. I. Miethe.

§ 535. Durch den Mietvertrag wird der Bermiether verpflichtet, dem Miether den Gebrauch der vermieteten Sache während der Miethzeit zu gewähren. Der Miether ist verpflichtet, dem Bermiether den verein­ barten Mietzins zu entrichten. § 536. Der Bermiether hat die vermietete Sache dem Mieter in einem zu dem vertragsmäßigen Gebrauche geeigneten Zustande zu überlaffen und sie während der Miethzeit in diesem Zustande zu erhöhten.

§ 537. Ist die vermietete Sache zur Zeit der Ueberlassung an den Miether mit einem Fehler behaftet, der ihre Tauglichkeit zu dem vertrags­ mäßigen Gebrauch aufhebt oder mindert, oder entsteht im Laufe der Miethe ein solcher Fehler, so ist der Miether für die Zeit, während deren die Tauglichkeit aufgehoben ist, von der Entrichtung des Miethzinses befreit, für die Zeit, während deren die Tauglichkeit gemindert ist, nur zur Ent­ richtung eines nach den §§ 472, 473 zu bemessenden Theiles des Mieth­ zinses verpflichtet. Das Gleiche gilt, wenn eine zugeficherte Eigenschaft fehlt oder später wegfällt. Bei der Bermiethung eines Grundstücks steht die Zusicherung einer bestimmten Größe der Zusicherung einer Eigenschaft gleich. 8 538. Ist ein Mangel der im § 537 bezeichneten Art bei dem Abschlüsse des Vertrags vorhanden oder entsteht ein solcher Mangel später in Folge eines Umstandes, den der Bermiether zu vertreten hat, oder kommt der Bermiether mit der Beseitigung eines Mangels in Verzug, so kann der Miether, statt die im § 537 bestimmten Rechte geltend zu machen, Schadensersatz wegen Nichterfüllung verlangen. Im Falle des Verzugs des Vermiethers kann der Miether den Mangel selbst beseitigen und Ersatz der erforderlichen Aufwendungen verlangen.

§ 539. Kennt der Miether bei dem Abschlüsse des Vertrags den Mangel der gemietheten Sache, so stehen ihm die in den 88 537, 538 bestimmten Rechte nicht zu. Ist dem Miether ein Mangel der im § 537 Abs. 1 bezeichneten Art in Folge grober Fahrläsiigkeit unbekannt geblieben oder nimmt er eine mangelhafte Sache an, obschon er den Mangel kennt, so kann er diese Rechte nur unter den Voraussetzungen geltend machen, unter welchen dem Käufer einer mangelhaften Sache nach den §§ 460, 464 Gewähr zu leisten ist. § 540. Eine Vereinbarung, durch welche die Verpflichtung des Dermiethers zur Verttetung von Mängeln der vermietheten Sache erlassen oder beschränkt wird, ist nichtig, wenn der Bermiether den Mangel arg­ listig verschweigt.

8 541. Wird durch das Recht eines Dritten dem Miether der oerttagsmäßige Gebrauch der gemietheten Sache ganz oder zunr Theil

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

entzogen, so finden die Vorschriften der 83 537, 538, des § 589 Satz 1 und des 8 540 entsprechende Anwendung.

K 542* Wird dem Miether der vertragsmäßige Gebrauch der ge­ mietheten Sache ganz oder zum Theil nicht rechtzeitig gewährt oder wieder­ entzogen, so kann der Miether ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist das Miethverhältniß kündigen. Die Kündigung ist erst zulässig, wenn der Bermiether eine ihm von dem Miether bestimmte angemessene Frist hat verstreichen laffen, ohne Abhülfe zu schaffen. Der Bestimmung einer Frist bedarf eS nicht, wenn die Erfüllung be8 Vertrags in Folge des die Kündigung rechtfertigenden Umstandes für den Miether kein Interesse hat. Wegen einer unerheblichen Hinderung oder Dorenthaltung des Ge­ brauchs ist die Kündigung nur zulässig, wenn sie durch ein besonderes Interesse des Miethers gerechtfertigt wird. Bestreitet der Bermiether die Zulässigkeit der erfolgten Kündigung, weil er den Gebrauch der Sache rechtzeitig gewährt oder vor dem Ablaufe der Frist die Abhülfe bewirkt habe, so trifft ihn die Beweislast.

s 543. Auf das dem Miether nach § 542 zustehende Kündigungs­ recht finden die Vorschriften der §§ 539 bis 541 sowie die für die Wandelung bei dem Kaufe geltenden Vorschriften der §8 469 bis 471 entsprechende Anwendung. Ist der Miethzins für eine spätere Zeit im voraus entrichtet, so hat ihn der Bermiether nach Maßgabe des 8 347 oder, wenn die Kündigung wegen eines Umstandes erfolgt, den er nicht zu vertreten hat, nach den Borschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung zurückzuerstatten.

§ 544. Ist eine Wohnung oder ein anderer zum Aufenthalte von Menschen bestimmter Raum so beschaffen, daß die Benutzung mit einer erheblichen Gefährdung der Gesundheit verbunden ist, so kann der Miether das Miethverhältniß ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist kündigen, auch wenn er die gefahrbringende Beschaffenheit bei dem Ab­ schlüsse des Vertrags gekannt oder auf die Geltendmachung der ihm wegen dieser Beschaffenheit zustehenden Rechte verzichtet hat. § 545. Zeigt sich im Laufe der Miethe ein Mangel der gemietheten Sache oder wird eine Vorkehrung zum Schutze der Sache gegen eine nicht vorhergesehene Gefahr erforderlich, so hat der Miether dem Bermiether unverzüglich Anzeige zu machen. Das Gleiche gilt, wenn sich ein Dritter ein Recht an der Sache anmaßt. Unterläßt der Miether die Anzeige, so ist er zum Ersätze des daraus entstehenden Schadens verpflichtet; er ist, soweit der Bermiether in Folge der Unterlassung der Anzeige Abhülfe zu schaffen außer Stande war, nicht berechtigt, die im 8 537 bestimmten Rechte geltend zu machen oder nach 8 542 Abs. 1 Satz 3 ohne Bestimmung einer Frist zu kündigen oder Schadensersatz wegen Nichterfüllung zu verlangen.

§ 546. Die auf der vermietheten Sache ruhenden Lasten hat der Bermiether zu tragen.

1

BGB.

8 547. Der Vermiekher ist verpflichtet, dem Miether die auf die Sache gemachten nothwendigen Verwendungen zu ersetzen. Der Mether eines Thieres hat jedoch die Fütterungskosten zu tagen. Die Verpflichtung des DermietherS zum Ersätze sonstiger Verwend­ ungen bestimmt sich nach den Vorschriften über die Geschäftsführung ohne Auftrag. Der Miether ist berechttgt, eine Einrichtung, mit der er die Sache versehen hat, wegzunehmen. 8 548. Veränderungen oder Verschlechterungen der gemietheten Sache, die durch dm verttagsmäßigen Gebrauch herbeigeführt werden, hat der Miether nicht zu verkettn. § 549. Der Miether ist ohne die Erlaubniß des DermietherS nicht berechttgt, den Gebrauch der gemietheten Sache einem Dritten zu überlaflen, insbesondere die Sache weiter zu vermiethen. Verweigert der Dermiether die Erlaubniß, so kann der Miether das Miethverhältniß unter Einhaltung der gesetzlichen Frist kündigen, sofern nicht in der Person deS Dritten ein wichtiger Gmnd vorliegt. Ueberläßt der Miether den Gebrauch einem Dritten, so hat er ein dem Drtttm bei dem Gebrauche zur Last fallendes Verschulden zu ver­ kettn, auch wenn der Vermiether die Erlaubniß zur Ueberlassung ertheilt hat.

§ 550. Macht der Miether von der gemietheten Sache einen ver­ tragswidrigen Gebrauch und setzt er den Gebrauch ungeachtet einer Ab­ mahnung deS DermietherS fort, so kann der Dermiether aus Unterlassung klagen. 8 55L Der MiethzinS ist am Ende der Miethzeit zu entrichten. Ist der MiethzinS nach Zeitabschnitten bemessen, so ist er nach dem Ab­ laufe der einzelnen Zeitabschnitte zu entrichten. Der MiethzinS für ein Grundstück ist, sofern er nicht nach kürzeren Zeitabschnitten bemessen ist, nach dem Ablaufe je eines Kalendervierteljahrs am ersten Werttage des folgenden Monats zu enkichten. 8 552. Der Miether wird von der Entrichtung des MiethzinseS nicht dadurch Befreit, daß er durch einen in seiner Person liegenden Gmnd an der Ausübung des ihm zustehenden Gebrauchsrechts verhindert wird. Der Vermiether muß sich jedoch den Werth der ersparten Aufwendungen sowie derjenigen Vortheile anrechnen lassen, welche er aus einer ander­ weitigen Verwerthung des Gebrauchs erlangt. Solange der Vermiether in Folge der Ueberlassung deS Gebrauchs an einen Dritten außer Stande ist, dem Miether den Gebrauch zu gewähren, ist der Miether zur Ent­ richtung des MiethzinseS nicht verpflichtet.

8 553. Der Vermiether kann ohne Einhaltung einer Kündigungsftist das Miethverhältniß kündigen, wenn der Miether oder derjenige, welchem der Miether den Gebrauch der gemietheten Sache überlassen hat, ungeachtet einer Abmahnung des Vermiethers einen vettragswidrigen Gebrauch der Sache fortsetzt, der die Rechte des Vermiethers in erheblichem Maße verletzt, insbesondere einem Dritten den ihm unbefugt überlassenen Gebrauch beläßt, oder die Sache durch Demachlässigung der dem Miether obliegenden Sorgfalt erheblich gefährdet.

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

§ 554. Der Dermiether kann ohne Einhaltung einer Kündigungs­ frist das Miethverhältniß kündigen, wenn der Mether für rwei auf einmider folgende Termine mit der Entrichtung des MiethzinfeS oder eines Theiles des MiethzinfeS im Verzug ist. Die Kündigung ist ausgeschlossen, wen« der Mether den Dermiether befriedigt, bevor sie erfolgt. Die Kündigung ist unwirksam, wenn sich der Mether von seiner Schuld durch Aufrechnung befreien konnte und unverzüglich nach der Kündigung die Aufrechnung erklärt.

8 555. Macht der Dermiether von dem ihm nach dm 83 553, 554 zustehenden Kündigungsrechte Gebrauch, so hat er den für eine spätere Zeit im voraus entrichteten Miethzins nach Maßgabe des § 347 zurückzuerstatten. 8 556. Der Miether ist verpflichtet, die gemiethete Sache nach der Beendigung des Miethverhältnistes zurückzugeben. Dem Mether eines Gmndstücks steht wegen seiner Ansprüche gegen den Dermiether ein Zurückbehaltungsrecht nicht zu. Hat der Mether den Gebrauch der Sache einem Dritten überlasten, so kann der Dermiether die Sache nach der Beendigung des Methverhältniffes auch von dem Dritten zurückfordern.

8 557. Giebt der Miether die gemiethete Sache nach der Beendigung des Miethverhältnistes nicht zurück, so kann der Dermiether für die Dcmer der Borenthaltung als Entschädigung den vereinbarten Miethzins verlangen. Die Geltendmachung eines weiteren Schadens ist nicht ausgeschlosten.

8 558. Die Ersatzansprüche des Vermiethers wegen Veränderungen oder Verschlechterungen der vermietheten Sache sowie die Ansprüche des Miethers auf Ersatz von Verwendungen oder auf Gestattung der Weg­ nahme einer Einrichtung verjähren in sechs Mnaten. Die Verjährung der Ersatzansprüche des Vermiethers beginnt mit dem Zeitpunkt, in welchem er die Sache zurückerhält, die Verjährung der Ansprüche des Methers beginnt mit der Beendigung des Miethverhältnistes. Mit der Verjährung des Anspruchs des Vermiethers auf Rückgabe der Sache verjähren auch die Ersatzansprüche deS Vermiethers. 8 559. Der Dermiether eines Gmndstücks hat für seine Forder­ ungen auS dem Methverhältniß ein Pfandrecht an den eingebrachten Sachen des Miethers. Für künftige Entschädigungsfordemngen und für den Miethzins für eine spätere Zeit als das laufende und das folgende Miethjahr kann das Pfandrecht nicht geltend gemacht werden. Es erstreckt sich nicht auf die der Pfändung nicht unterworfenen Sachen.

8 560. Das Pfandrecht des Vermiethers erlischt mit der Entsemung der Sachen von dem Gmndstück, es sei denn, daß die Entfemung ohne Wissen oder unter Widerspmch des Vermiethers erfolgt. Der Der­ miether kann der Entfemung nicht widersprechen, wenn sie im regel­ mäßigen Betriebe des Geschäfts des Miethers oder den gewöhnlichen Lebensverhältnisten entsprechend erfolgt oder wenn die zurückbleibenden Sachen zur Sicherung des Vermiethers offenbar ausreichen. Jaeger, ReichSzlvilgesetze. 3. Aufl.

1

BGB

§561. Der Vermiether darf die Entfernung der seinem Pfand­ recht unterliegenden Sachen, soweit er ihr zu widersprechen berechtigt ist, auch ohne Anrufen des Gerichts verhindern und, wenn der Mether aus­ zieht, die Sachen in seinen Besitz nehmen. Sind die Sachen ohne Wissen oder unter Widerspruch des Dermiethers entfernt worden, so kann er die Herausgabe zum Zwecke der Zurückschaffung in das Grundstück und, wenn der Mether ausgezogen ist, die Ueberlassung des Besitzes verlangm. Das Pfandrecht erlischt mit dem Ablauf eines Monats, nachdem der Vermiether von der Entfernung der Sachen Kenntniß erlangt hat, wenn nicht der Vermiether diesen An­ spruch vorher gerichllich geltend gemacht hat.

§ 562. Der Miether kann die Geltendmachung des Pfandrechts des Vermiethers durch Sicherheitsleistung abwenden; er kann jede einzelne Sache dadurch von dem Pfandrechte befreien, daß er in Höhe ihres Werthes Sicherheit leistet. § 563. Wird eine dem Pfandrechte des Vermiethers unterliegende Sache für einen anderen Gläubiger gepfändet, so kann diesem gegenüber das Pfandrecht nicht wegen des Methzinses stlr eine frühere Zeit Äs das letzte Jahr vor der Pfändung geltend gemacht werden.

§ 564. Das Methverhältniß endigt mit dem Ablaufe der Zeit, für die es eingegangen ist. Ist die Methzeit nicht bestimmt, so kann jeder Theil das Meth­ verhältniß nach den Vorschriften des 8 565 kündigen. § 565. Bei Grundstücken ist die Kündigung nur für den Schluß eines Kalendervierteljahrs zulässig; sie hat spätestens am dntten Werktage des Vierteljahrs zu erfolgen. Ist der Methzins nach Monaten bemeffen, so ist die Kündigung nur für den Schluß eines Kalendermonats zulässig; sie hat spätestens am fünfzehnten des Monats zu erfolgen. Ist der Miethzins nach Wochen bemessen, so ist die Kündigung nur für den Schluß einer KÄenderwoche zulässig; sie hat spätestens am ersten Werktage der Woche zu erfolgen. Bei beweglichen Sachen hat die Kündigung spätestens am dntten Tage vor dem Tage zu erfolgen, an welchem das Methverhältniß endigen soll. Ist der Methzins für ein Grundstück oder für eine bewegliche Sache nach Tagen bemessen, so ist die Kündigung an jedem Tage für den fol­ genden Tag zulässig. Die Vorschriften des Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 gelten auch für die Fälle, in denen das Methverhältniß unter Einhalümg der gesetzlichen Frist vorzeitig gekündigt werden kann.

§ 566. Ein Mietvertrag über ein Grundstück, der für längere Zeit als ein Jahr geschlossen wird, bedarf der schriftlichen Form. Wird die Form nicht beobachtet, so gilt der Vertrag als für unbestimmte Zeit geschlossen; die Kündigung ist jedoch nicht für eine frühere Zeit als für den Schluß des ersten JochreS zulässig. § 567. Wird ein Mietvertrag für eine längere Zeit als dreißig Jahre geschlossen, so kann nach dreißig Jahren jeder Theil daS Mieth-

BGB.

Zweites Buch. Recht der Achuldverhältnisse.

1

Verhältniß unter Einhaltung der gesetzlichm Frist kündigen. Die Kündigung ist unzulässig, toenn der Vertrag für die Lebenszeit des VermietherS oder des Miethers geschloffen ist. § 568. Wird nach dem Ablaufe der Miethzeit der Gebrauch der Sache von dem Miether fortgesetzt, so gilt das Miethverhältniß als auf unbestimmte Zeit verlängert, sofern nicht der Vermiether oder der Miether seinen entgegenstehendm Willen binnen einer Frist von zwei Wochm dem anderen Theile gegenüber erllärt. Die Frist beginnt für den Miether mit der Fortsetzung des Gebrauchs, für den Vermiether mit dem Zeit­ punkt, in welchem er von der Fortsetzung Kenntniß erlangt. § 569. Stirbt der Miether, so ist sowohl der Erbe als der Dermiether berechtigt, das Miethverhältniß unter Einhaltung der gesetzlichen Frist zu kündigen. Die Kündigung kann nur für den ersten Termin er­ folgen, für den fie zuläffig ist.

§ 570. Militärpersonen, Beamte, Geistliche und Lehrer an öffent­ lichen Unterrichtsanstalten können im Falle der Versetzung nach einem anderen Orte das Miethverhältniß in Ansehung der Räume, welche fie für fich öder ihre Familie an dem bisherigen Garnison- oder Wohnorte gemiethet haben, unter Einhaltung der gesetzlichen Frist kündigm. Die Kündigung kann nur für den ersten Termin erfolgen, für den fie zu­ läffig ist. § 571. Wird das vermuthete Grundstück nach der Ueberlaffung an den Miether von dem Vermiether an einen Dritten veräußert, so tritt der Erwerber an Stelle des VermietherS in die fich während der Dauer seines Eigenthums aus dem Miethverhältniß ergebenden Rechte und Ver­ pflichtungen ein. Erfüllt der Erwerber die Verpflichtungen nicht, so haftet der Ver­ miether für den von dem Erwerber zu ersetzenden Schaden wie ein Bürge, der auf die Einrede der Dorausklage verzichtet hat. Erlangt der Miether von dem Uebergange des Eigenthums durch Mittheilung des VermietherS Kenntniß, so wird der Vermiether von der Haftung befreit, wenn nicht der Miether das Miethverhältniß für den ersten Termin kündigt, für den die Kündigung zuläffig ist. § 572. Hat der Mether des veräußerten Grundstücks dem Ver­ miether für die Erfüllung seiner Verpflichtungen Sicherheit geleistet, so tritt der Erwerber in die dadurch begründeten Rechte ein. Zur Rück­ gewähr der Sicherheit ist er nur verpflichtet, wenn fie ihm ausgehündigt wird oder wenn er dem Vermiether gegenüber die Verpflichtung zur Rück­ gewähr übernimmt.

§ 573. Eine Verfügung, die der Vermiether vor dem Uebergange des Eigenthums über den auf die Zeit der Berechtigung des Erwerbers entfallenden Miethzins getroffen hat, ist insoweit wirksam, als fie fich auf den MiethzinS für das zur Zeit des UebergangeS des Eigenthums laufende und das folgende Kalendervierteljahr bezieht. Eine Verfügung über dm Miethzins für eine spätere Zeit muß der Erwerber gegen fich gelten lasten, wenn er fie zur Zeit des UebergangeS des Eigenthums kennt.

1

BSB

8 574. Ein Rechtsgeschäft, das zwischen dem Mether und dem Dermiether in Ansehung der MethzinSforderung vorgmommen wird, insbesondere die Entrichtung des Miethzinses, ist dem Erwerber gegenüber wirksam, soweit es sich nicht aus den Miethzins für eine spätere Zeit als daS Kalendervierteljahr, in welchem der Miether von dem Uebergange des Eigenthums Kmntniß erlangt, und das folgende Vierteljahr bezieht. Ein Rechtsgeschäft, das nach dem Uebergange des Eigenthums vorgenom­ men wird, ist jedoch unwirksam, wenn der Miether bei der Vornahme des Rechtsgeschäfts von dem Uebergange des Eigenthums Kenntniß hat.

§ 575. Soweit die Entrichtung des Miethzinses an den Der­ miether nach 8 574 dem Erwerber gegenüber wirksam ist, kann der Miether gegen die Miethzinsforderung des Erwerbers eine ihm gegen den Der­ miether zustehende Forderung auftechnen. Die Auftechnung ist ausgeschlossen, wenn der Miether die Gegenforderung erworben hat, nachdem er von dem Uebergange des Eigenthums Kenntniß erlangt hat, oder wenn die Gegenforderung erst nach der Erlangung der Kenntniß und später als der Miethzins fällig geworden ist. 8 576. Zeigt der Dermiether dem Miether an, daß er daS Eigen­ thum an dem vermietheten Grundstück auf einen Dritten übertragen habe, so muß er in Ansehung der Miethzinsforderung die angezeigte Uebertragung dem Miether gegenüber gegen sich gelten lassen, auch wenn ste nicht erfolgt oder nicht wirksam ist. Die Anzeige kann nur mit Zustimmung desjenigen zurückgenommen werden, welcher als der neue Eigenthümer bezeichnet worden ist.

8 577. Wird das vermuthete Grundstück nach der Ueberlassung an den Miether von dem Dermiether mit dem Rechte eines Dritten be­ lastet, so finden die Borschristen der 88 571 bis 576 entsprechende An­ wendung , wenn durch die Ausübung des Rechtes dem Miether der ver­ tragsmäßige Gebrauch entzogen wird. Hat die Ausübung des Rechtes nur eine Beschränkung des Miethers in dem vertragsmäßigen Gebrauche zur Folge, so ist der Dritte dem Mether gegenüber verpflichtet, die Aus­ übung zu unterlassen, soweit sie den vertragsmäßigen Gebrauch beein­ trächtigen würde. 8 578. Hat vor der Ueberlassung des vermietheten Grundstücks an den Miether der Dermiether das Grundstück an einen Dritten ver­ äußert oder mit einem Rechte belastet, durch dessen Ausübung der ver­ tragsmäßige Gebrauch dem Miether entzogen oder beschränkt wird, so gilt das Gleiche wie in den Fällen des 8 571 Abs. 1 und des 8 577, wenn der Erwerber dem Dermiether gegenüber die Erfüllung der sich aus dem Methverhältniß ergebenden Beipflichtungen übernommen hat. 8 579. Wird das vermuthete Grundstück von dem Erwerber weiter veräußert oder belastet, so finden die Vorschriften des 8 571 Abs. 1 und der 88 572 bis 578 entsprechende Anwendung. Erfüllt der neue Erwerber die sich aus dem Methverhältniß ergebenden Verpflichtungen nicht, so hastet der Dermiether dem Miether nach 8 571 Abs. 2.

DGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

§ 580. Die Vorschriften über die Miethe von Grundstücken gelten auch für die Miethe von Wohnräumen und anderen Räumen. n. Pacht. § 581. Durch den Pachtvertrag wird der Verpächter verpflichtet, dem Pächter den Gebrauch des verpachteten Gegenstandes und den Genuß der Früchte, soweit sie nach den Regeln einer ordnungsmäßigen SBirtip schäft als Ertrag anzusehen sind, während der Pachtzeit zu gewähren. Der Pächter ist verpflichtet, dem Verpächter den vereinbartm Pachtzins zu entrichten. Auf die Pacht finden, soweit sich nicht aus den §§ 582 bis 597 ein Anderes ergiebt, die Vorschriften über die Miethe entsprechende Anwendung.

§ 582. Der Pächter eines landwirthschaftlichen Grundstücks hat die gewöhnlichen Ausbefferungen, insbesondere die der Wohn- undWirthschastsgebäude, der Wege, Gräben und Einfriedigungen, auf seine Kosten zu bewirken. § 583. Der Pächter eines landwirthschaftlichen Grundstücks darf nicht ohne die Erlaubniß des Verpächters Aenderungen in oer wirthschaftlichen Bestimmung des Grundstücks vornehmen, die auf die Art der Bewirthschastung über die Pachtzeit hinaus von Einfluß sind. § 584. Ist bei der Pacht eines landwirthschaftlichen Grundstücks der Pachtzins nach Jahren bemessen, so ist er nach dem Ablaufe je eines Pachtjahrs am ersten Werktage des folgenden Jahres zu entrichten. § 585. Das Pfandrecht des Verpächters eines landwirthschaft­ lichen Grundstücks kann für den gesammten Pachtzins geltend gemacht werden und unterliegt nicht der im § 563 bestimmten Beschränkung. Es erstreckt sich auf die Früchte des Grundstücks sowie auf die nach § 715 Nr. 5*) der Civilprozeßordnung der Pfändung nicht unterworfenen Sachen.

§ 586. Wird ein Grundstück sammt Inventar verpachtet, so liegt dem Pächter die Erhaltung der einzelnen Jnventarstücke ob. Der Verpächter ist verpflichtet, Jnventarstücke, die in Folge eines vön dem Pächter nicht zu vertretenden Umstandes in Abgang wmmen, zu ergänzen. Der Pächter hat jedoch den gewöhnlichen Abgang der zu dem Inventar gehörenden Thiere aus den Jungen insoweit zu ersehen, als dies einer ordnungsmäßigen Wirthschaft entspricht. § 587. Uebernimmt der Pächter eines Grundstücks das Inventar zum ÄhätzungSwerthe mit der Verpflichtung, es bei der Beendigung der Pacht zum SchätzungSwerthe zurückzugewähren, so gelten die Vorschriften

der 88 588, 589.

§ 588. Der Pächter trägt die Gefahr btS zufälligen Unterganges und einer zufälligen Verschlechterung des Inventars. Er kann über die einzelnen Stücke innerhalb der Grenzen einer ordnungsmäßigen Wirth­ schaft verfügen.

•) Jetzt 8 811 Nr. 4

1

BGB.

Der Pächter hat das Inventar nach den Regeln einer ordnungs­ mäßigen Wirthschaft in dem Zustande zu erhalten, in welchem es ihm übergeben wird. Die von ihm angeschafften Stücke werden mit der Ein­ verleibung in daS Inventar Eigenthum des Verpächters. 8 589. Der Pächter hat das bei der Beendigung der Pacht vor­ handene Inventar dem Verpächter zurückzugewähren. Der Verpächter kann die Uebernahme derjenigen von dem Pächter angeschafften Jnventarstücke ablehnen, welche nach den Regeln einer ordnungs­ mäßigen Wirthschaft für das Grundstück überflüssig oder zu werthvoll sind; mit der Ablehnung geht das Eigenthum an den abgelehnten Stücken auf den Pächter Über. Ist der Gesammtschätzungswerth der übernommenen Stücke höher oder niedriger als der Gesammtschätzungswerth der zurückzugewährenden Stück«, so hat im ersteren Falle der Pächter dem Verpächter, im letzteren Falle der Verpächter dem Pächter den Mehrbetrag zu ersetzen.

8 590. Dem Pächter eines Grundstücks steht für die Forderungen gegen den Verpächter, die sich auf das mitgepachtete Inventar beziehen, ein Pfandrecht an den in seinen Besitz gelangten Jnventarstücken zu. Auf das Pfandrecht findet die Vorschrift des § 562 Anwendung. § 591. Der Pächter eines landwirthsckastlichen Grundstücks ist verpflichtet, das Grundstück nach der Beendigung der Pacht in dem Zustande zurückzugewähren, der sich bei einer während der Pachtzeit bis zur Rück­ gewähr fortgesetzten ordnungsmäßigen Bewirthschastung ergiebt. Dies gilt insbesondere auch für die Bestellung. 8 592. Endigt die Pacht eines landwirthschaftlichen Grundstücks im Laufe eines Pachtjahrs, so hat der Verpächter die Kosten, die der Pächter auf die noch nicht getrennten, jedoch nach den Regeln einer ord­ nungsmäßigen Wirthschaft vor dem Ende des Pachtjahrs zu trennenden Früchte verwendet hat, insoweit zu ersetzen, als sie einer ordnungsmäßigen Wirthschaft entsprechen und den Werth dieser Früchte nicht übersteigen. 8 593. Der Pächter eines Landguts hat von den bei der Be­ endigung der Pacht vorhandenen landwirthschaftlichen Erzeugnissen ohne Rücksicht darauf, ob er bei dem Antritte der Pacht solche Erzeugniffe übernommen hat, so viel zurückzulaffen, als zur Fortführung der Wirthschaft bis zu der Zeit erforderlich ist, zu welcher gleiche oder ähnliche Erzeugniffe voraussichtlich gewonnen werden. Soweit der Pächter landwirthschaftliche Erzeugniffe in größerer Dtenge oder befferer Beschaffenheit zurückzulaffen verpflichtet ist, als er bei dem Antritte der Pacht übernommen hat, kann er von dem Verpächter Ersatz des Werthes verlangen. Den vorhandenen auf dem Gute gewonnenen Dünger hat der Pächter zurückzulaffen, ohne daß er Ersatz des Werthes verlangen kann. 8 594. Uebernimmt der Pächter eines Landguts das Gut auf Grund einer Schätzung des wirthschaftlichen Zustandes mit der Bestimmung, daß nach der Beendigung der Pacht die Rückgewähr gleichfalls aufGrmü»

BGB. Zweites Buch. Recht der Achuldverhältnisse.

1

einer solchen Schätzung zu erfolgen hat, so finden auf die Rückgewähr des Gutes.die Vorschriften des § 589 Wbs. 2, 3 entsprechende Anwendung. DaS Gleiche gilt, wenn der Pächter Dorräthe auf Grund einer Schätzung mit einer solchen Bestimmung übernimmt, für die Rückgewähr der Vorräthe, die er -urückzulaffen verpflichtet ist.

8 595, Ist bei der Pacht eines Grundstücks oder eines Rechtes die Pachtzeit nicht bestimmt, so ist die Kündigung nur für den Schluß eines Pachtjahrs zulässig; sie hat spätestens am ersten Werktage des halben JahreS zu erfolgen, mit deflen Ablaufe die Pacht endigen soll. Diese Do^christen gelten bei der Pacht eines Grundstücks oder eines Rechtes auch für die Fälle, in denen das Pachtverhältniß unter Einhaltung der gesetzlichm Frist vorzeitig gekündigt werden kann.

8 596, Dem Pächter steht das im § 549 Wbs. 1 bestimmte Kün­ digungsrecht nicht zu. Der Verpächter ist nicht berechtigt, das Pachtverhältniß nach § 569 zu kündigen. Eine Kündigung des Pachtverhältniffes nach §570 findet nicht statt. § 597, Giebt der Pächter den gepachteten Gegenstand nach der Beendigung der Pacht nicht zurück, so kann der Verpächter für die Dauer der Dorenthaltung als Entschädigung den vereinbarten Pachtzins nach dem Berhältniffe verlangen, in welchem die Nutzungen, die der Pächter während dieser Zeit gezogen hat oder hätte ziehen können, zu den Nutzungen des ganzen Pachtjahrs stehen. Die Geltendmachung eines weiteren Schadens ist nicht ausgeschloffen. vierter Titel.

Leihe. 8 598. Durch den Leihvertrag wird der Verleiher einer Sache verpflichtet, dem Entleiher dm Gebrauch der Sache unentgelllich zu gestatten.

8 599.

Der Verleiher hat nur Vorsatz und grobe Fahrläffigkeit

zu vertreten.

8 600. Verschweigt der Verleiher arglistig einen Mangel im Rechte oder einen Fehler der verliehenen Sache, so ist er verpflichtet, dem Entleiher den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen.

8 601. Der Entleiher hat die gewöhnlichen Kosten der Erhaltung der geliehenen Sache, bei der Leihe eines Thieres insbesondere die Fütter­ ungskosten, zu tragen. Die Verpflichtung des Verleihers zum Ersatz anderer Verwendungen bestimmt sich nach den Vorschriften über die Geschäftsführung ohne Auftrag. Der Entleiher ist berechtigt, eine Einrichtung, mit der er die Sache versehen hat, wegzunehmen. 8 602. Veränderungen oder Verschlechterungen der geliehenen Sache, die durch den vertragsmäßigen Gebrauch herbeigeführt werden, hat der Entleiher nicht zu vertreten.

1

BGB

8 603. Der Entleiher darf von der geliehenen Sache keinen anderen als den vertragsmäßigen Gebrauch machen. Er ist ohne die Erlaubniß des Verleihers nicht berechtigt, den Gebrauch der Sache einem Dritten zu überlasten.

8 604. Der Entleiher ist verpflichtet, die geliehene Sache nach dem Ablaufe der für die Leihe bestimmten Zeit zurückzugeben. Ist eine Zeit nicht bestimmt, so ist die Sache zurückzugeben, nachdem der Entleiher den sich aus dem Zwecke der Leihe ergebenden Gebrauch gemacht hat. Der Verleiher kann die Sache schon vorher zurückfordern, wenu so viel Zeit verstrichen ist, daß der Entleiher den Gebrauch hätte machen sönnen. Ist die Dauer der Leihe weder bestimmt noch aus dem Zwecke zu entnehmm, so kann der Verleiber die Sache jederzeit zurückfordern. Ueberläßt der Entleiher den Gebrauch der Sache einem Dritten, so kann der Verleiher sie nach der Beendigung der Leihe auch von dem Dritten zurückfordern.

8 605. Der Verleiher kann die Leihe kündigen: 1. wenn er in Folge eines nicht vorhergesehenen Umstandes der verliehenen Sache bedarf; 2. wenn der Entleiher einen vertragswidrigen Gebrauch von der Sache macht, insbesondere unbefugt den Gebrauch einem Dritten überläßt, oder die Sache durch Vernachlästigung der ihm obliegenden Sorgfalt erheblich gefährdet; 3. wenn der Entleiher stirbt.

8 606. Die Ersatzansprüche des Verleihers wegen Veränderungen oder Verschlechterungen der verliehenen Sache sowie die Ansprüche des Entleihers auf Ersatz von Verwendungen oder auf Gestattung der Wegnahme einer Einrichtung verjähren in sechs Monaten. Die Vorschriften des § 558 Abs. 2, 3 finden entsprechende Anwendung. Fünfter Titel.

Harleheu. 8 607. Wer Geld oder andere vertretbare Sachen als Darlehen empfangen hat, ist verpflichtet, dem Darleiher das Empfangene in Sachen von gleicher Art, Güte und Menge zurückzuerstatten. Wer Geld oder andere vertretbare Sachen aus einem anderen Grunde schuldet, kann mit dem Gläubiger vereinbaren, daß das Geld oder die Sachen als Darlehen geschuldet werden sollen. 8 608. Sind für ein Darlehm Zinsen bedungen, so sind sie, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist, nach dem Ablaufe je eines Jahres nnd, wenn das Darlehen vor dem Ablauf eines Jahres zurückzuerstatten ist, bei der Rückerstattung zu entrichten.

8 609. Ist für die Rückerstattung eines Darlehens eine Zeit nicht bestimmt, so hängt die Fälligkeit davon ab, daß der Gläubiger oder der Schuldner kündigt.

BGB.

Zweites Buch. Recht der .Schuldverhältnisse.

1

Die Kündigungsfrist beträgt bei Darlehen von mehr als dreihundert Mark drei Monate, bei Darlehen von geringerem Betrag einen Monat. Sind Zinsen nicht bedungen, so ist der Schuldner auch ohne Kündigung zur Rückerstattung berechtigt.

§ 61«. Wer die Hingabe eines Darlehens verspricht, kann im Zweifel das Versprechen widerrufen, wenn in den VermögenSverhältnissen des anderen Theiles eine wesentliche Verschlechterung eintntt, durch die der Anspruch auf die Rückerstattung gefährdet wird. Sechster Titel.

Tienftvertrag. $ GIL Durch den Dienstvertrag wird derjenige, welcher Dienste zusagt, zur Leistung der versprochenen Dienste, der andere Theil zur Gewährung der vereinbarten Vergütung verpflichtet. Gegenstand des Dienstvertrags können Dienste jeder Art sein.

§ 612. Eine Vergütung gilt als stillschweigend vereinbart, wenn die Dienstleistung den Umständm nach nur gegen eine Vergütung zu erwarten ist. Ist die Höhe der Vergütung nicht bestimmt, so ist bei dem Bestehen einer Taxe die taxmäßige Vergütung, in Ermangelung einer Taxe die übliche Vergütung als vereinbart anzusehen. § 618. Der zur Dienstleistung Verpflichtete hat die Dienste im Zweifel in Person zu leisten. Der Anspruch auf die Dienste ist im Zweifel nicht übertragbar. § 614. Die Vergütung ist nach der Leistung der Dienste zu entrichten. Ist die Vergütung nach Zeitabschnitten bemessen, so ist sie nach dem Ablaufe der einzelnen Zeitabschnitte zu entrichten.

§ 615. Kommt der Dienstberechtigte mit der Annahme der Dienste in Verzug, so kann der Verpflichtete fitr die in Folge des Verzugs nicht geleisteten Dienste die vereinbarte Vergütung verlangen, ohne zur Nachleistung verpflichtet zu sein. Er muß sich jedoch den Werth desjenigen anrechnen lassen, was er in Folge des Unterbleibens der Dienstleistung erspart oder durch anderweitige Verwendung seiner Dienste erwirbt oder zu erwerben böswillig unterläßt. § 616. Der zur Dienstleistung Verpflichtete wird des Anspruchs auf die Vergütung nicht dadurch verlustig, daß er für eine verhÄtnißmäßig nicht erhebliche Zeit durch einen in seiner Person liegenden Grund ohne sein Verschulden an der Dienstleistung verhindert wird. Er muß sich jedoch den Betrag anrechnen lassen, welcher ihm für die Zeit der Derhinderung aus einer auf Grund gesetzlicher Verpflichtung bestehenden Kranken- oder Unfallversicherung zukommt. § 617. Ist bei einem dauernden Dienstverhältnisse, welches die Erwerbsthätigkeit des Verpflichteten vollständig oder hauptsächlich in

1

BGB

Anspruch nimmt, der Verpflichtete in die häusliche Gemeinschaft aus­ genommen, io hat der Dienstberechtigte ihm im Falle der Erkrankung die erforderliche Verpflegung und ärzlliche Behandlung bis zur Dauer von sechs Wochm, jedoch nicht über die Beendigung des Dienstverhültnifles hinaus, zu gewähren, sofern nicht die Erkrankung von dem Verpflichteten vorsätzlich oder durch grobe Fahrlässigkeit herbeigeführt worden ist. Die Verpflegung und ältliche BehaMung kann durch Aufnahme des Ver­ pflichteten in eine Krankenanstalt gewährt werden. Die Kosten können auf die für die Zeit der Erkrankung geschuldete Vergütung angerechnet werden. Wird das Dienstverhältniß wegen der Erkrankung von dem Dienstberechtigten nach § 626 gekündigt, so bleibt die dadurch herbeige­ führte Beendigung des DienstverhältniffeS außer Betracht. Die Verpflichtung des Dienstberechtigten tritt nicht ein, wenn für die Verpflegung und ärztliche BehaMung durch eine Versicherung oder durch eine Einrichtung der öffentlichen Krankenpflege Vorsorge getrosftn ist.

$ 818. Der Dienstberechtigte hat Räume, Vorrichtungen oder Geräthsthaften, die er zur Verrichtung der Dienste zu beschaffen hat, so einzunchten und zu unterhalten und Dienstleistungen, die unter seiner An­ ordnung oder seiner Leitung vorzunehmen sind, so zu regeln, daß der Verpflichtete gegen Gefahr für Leben und Gesundheit soweit geschützt ist, als bis Natur der Dienstleistung es gestattet. Ist der Verpflichtete in die häusliche Gemeinschaft ausgenommen, so hat der Dienstberechtigte in Ansehung des Wohn- und Schlafraums, der Verpflegung sowie der ArbeitS- und Erholungszeit diejenigen Einricht­ ungen und Anordnungen zu treffen, welche mit Rücksicht auf die Ge­ sundheit, die Sittlichkeit und die Religion deS Verpflichteten erforderlich sind. Erfüllt der Dienstberechtigte die ihm in Ansehung des Lebens und der Gesundheit des Verpflichteten obliegenden Verpflichtungen nicht, so finden auf seine Verpflichtung zum Schadensersätze die für unerlaubte Handlungen geltenden Vorschriften der §§ 842 bis 846 entsprechende An­ wendung. K 619. Die dem Dienstberechtigten nach den 38 617, 618 ob­ liegenden Verpflichtungen können nicht im voraus durch Vertrag auf­ gehoben oder beschränkt werden.

§ 620. DaS Dienstverhältniß endigt mit dem Ablaufe der Zeit, für die es eingegangen ist. Ist die Dauer des Dienstverhältnisses weder bestimmt noch aus der Beschaffenheit oder dem Zwecke der Dienste zu entnehmen, so kann jeder Theil das Dienstverhältniß nach Maßgabe der §§ 621 bis 623 kündigen.

§ 621. Ist die Vergütung nach Tagen Kündigung an jedem Tage für den folgenden Tag Ist die Vergütung nach Wochen bemeffen, nur für den Schluß einer Kalenderwoche zulässig; ersten Werftage der Woche zu erfolgen.

bemessen, so ist die zulässig. so ist die Kündigung sie hat spätestens am

BGB. Zweites Buch. Recht der Zchuldverhaltnisse.

1

Ist die Vergütung nach Monaten bemessen, so ist die Kündigung nur für den Schluß eines Kalendermonats zulässig; sie hat spätestens am fünfzehnten des Monats zu erfolgen. Ist die Vergütung nach Vierteljahren oder längeren Zeitabschnitten bemessen, so ist die Kündigung nur für den Schluß eines Kalenderviertel­ jahrs und nur unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von sechs Wochen zulässig.

§ 622. Das Dienstverhältniß der mit festen Bezügen zur Leistung von Diensten höherer Art Angestellten, deren Erwerbsthätigkeit durch das Dienstverhältniß vollständig oder hauptsächlich in Anspruch genommen wird, insbesondere der Lehrer, Erzieher, Privatbeamten, Gesellschafterinnen, kann nur für den Schluß eines Kalendervierteljahrs und nur unter Ein­ haltung einer Kündigungsfrist von sechs Wochen gekündigt werden, auch wenn die Vergütung nach kürzeren Zeitabschnitten als Vierteljahren be­ messen ist. * § 623. Ist die Vergütung nicht nach Zeitabschnitten bemessen, so kann das Dienstverhältniß jederzeit gekündigt werden; bei einem die Erwerbsthätigkeit des Verpflichteten vollständig oder hauptsächlich in Anspruch nehmenden Dienstverhältniß ist jedoch eine Kündigungsftist von zwei Wochen einzuhalten. § 624. Ist das Dienstverhältniß für die Lebenszeit einer Person oder für längere Zeit als fünf Jahre eingegangen, so kann es von dem Verpflichteten nach dem Ablaufe von fünf Jahren gekündigt werden. Die Kündigungsfrist beträgt sechs Monate. § 625. Wird das Dienstverhältniß nach dem Ablaufe der Dienst­ zeit von dem Verpflichteten mit Wissen des anderen Theiles fortgesetzt, so gilt es als auf unbestimmte Zeit verlängert, sofern nicht der andere Theil unverzüglich widerspricht.

8 626. Das Dienstverhältniß kann von jedem Theile ohne Eiyhgltung einer Kündigungsfrist gekündigt werden, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. 8 627. Hat der zur Dienstleistung Verpflichtete, ohne in einem dauernden Dienstverhältnisse mit festen Bezügen zu stehen, Dienste höherer Art zu leisten, die auf Grund besonderen Vertrauens übertragen zu werden pflegen, so ist die Kündigung auch ohne die im § 626 bezeichnete Voraus­ setzung zulässig. Der Verpflichtete darf nur in der Art kündigen, daß sich der Dienst­ berechtigte die Dienste anderweit beschaffen kann, es sei denn, daß ein wichtiger Grund für die unzeitige Kündigung vorliegt. Kündigt er ohne solchen Grund zur Unzeit, so hat er dem Dienstberechtigten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. 8 628. Wird nach dem Beginne der Dienstleistung das Dienst­ verhältniß auf Grund des § 626 oder des § 627 gekündigt, so kann der Verpachtete einen seinen bisherigen Leistungen entsprechenden Theil der Vergütung verlangen.

Kündigt er, ohne durch vertragswidriges Verhalten

1

BGB

des anderen Theiles dazu veranlaßt zu sein, oder veranlaßt er durch sein vertragswidriges Verhalten die Kündigung des anderen Theiles, so steht ihm ein Anspruch auf die Vergütung insoweit nicht zu, als seine bisherigen Leistungen in Folge der Kündigung für den anderen Theil kein Interesse haben. Ist die Vergütung für eine spätere Zeit im voraus entrichtet, so hat der Verpflichtete sie nach Maßgabe des § 347 oder, wenn die Kündigung wegen eines Umstandes erfolgt, den er nicht zu vertreten hat, nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Be­ reicherung zurückzuerstatten. Wird die Kündigung durch vertragswidriges Verhalten des anderen Theiles veranlaßt, so ist dieser zum Ersätze des durch die Aufhebung des Dienstverhältniffes entstehenden Schadens verpflichtet. % 629» Nach der Kündigung eines dauernden Dienstverhältniffes hat der Dienstberechtigte dem Verpflichteten auf Verlangen angemessene Zeit zum Auffuchen eines anderen Dienstverhältniffes zu gewähren.

§ 630. Bei der Beendigung eines dauernden Dienstverhältnisses kann der Verpflichtete von dem anderen Theile ein schriftliches Zeugniß über das Dienstverhältniß und dessen Dauer fordern. Das Zeugniß ist auf Verlangen auf die Leistungen und die Führung im Dienste zu erstrecken. Siebenter Titel.

Werkvertrag. § 631. Durch den Werkvertrag wird der Unternehmer zur Her­ stellung des versprochenen Werkes, der Besteller zur Entrichtung der ver­ einbarten Vergütung verpflichtet. Gegenstand des Werkvertrags kann sowohl die Herstellung oder Ver­ änderung einer Sache als ein anderer durch Arbeit oder Dienstleistung herbeizuführender Erfolg sein. § 632. Eine Vergütung gilt als stillschweigend vereinbart, wenn die Herstellung des Werkes den Umständen nach nur gegen eine Vergütung zu erwarten ist. Ist die Höhe der Vergütung nicht bestimmt, so ist bei dem Bestehen einer Taxe die taxmäßige Vergütung, in Ermangelung einer Taxe die übliche Vergütung als vereinbart anzusehen.

§ 633. Der Unternehmer ist verpflichtet, das Werk so herzu­ stellen, daß eS die zugesicherten Eigenschaften hat und nicht mit Fehlern behaftet ist, die den Werth oder die Tauglichkeit zu dem gewöhnlichen oder dem nach dem Vertrage vorausgesetzten Gebrauch aufheben oder mindern. Ist das Werk nicht von dieser Beschaffenheit, so kann der Besteller die Beseitigung des Mangels verlangen. Der Unternehmer ist berechtigt, die Beseitigung zu verweigern, wenn sie einen unverhältnißmäßigen Auf­ wand erfordert. Ist der Unternehmer mit der Beseitigung des Mangels im Verzüge, so kann der Besteller den Mangel selbst beseitigen und Ersatz der erforder­ lichen Aufwendungen verlangen.

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnifie.

1

K 634. Zur Beseitigung eines Mangels der im 3 633 bezeichneten Art kann der Besteller dem Unternehmer eine angemeffene Frist mit der Erllämng bestimmen, daß er die Beseitigung des Mangels nach dem Ablaufe der Frist ablehne. Zeigt sich schon vor der Ablieferung des Werkes ein Mangel, so kann der Besteller die Frist sofort bestimmen; die Frist muß so bemessen werden, daß sie nicht vor der für die Ab­ lieferung bestimmten Frist abläust. Nach dem Ablaufe der Frist kann der Besteller Rückgängigmachung des Vertrags (Wandelung) oder Herab­ setzung der Vergütung (Minderung) verlangen, wenn nicht der Mangel rechtzeitig beseitigt worden ist; der Anspruch auf Beseitigung des Mangels ist ausgeschlossen. Der Bestimmung einer Frist bedarf es nicht, wenn die Beseitigung des Mangels unmöglich ist oder von dem Unternehmer verweigert toirb oder wenn die sofortige Geltendmachung des Anspruchs auf Wandelung oder auf Minderung durch ein besonderes Interesse des Bestellers gerecht­ fertigt wird. Die Wandelung ist ausgeschlossen, wenn der Mangel den Werth oder die Tauglichkeit des Werkes nur unerheblich mindert. Auf die Wandelung und die Minderung finden die für den Kauf geltenden Vorschriften der §§ 465 bis 467, 469 bis 475 entsprechende Anwendung. § 635. Beruht der Mangel des Werkes auf einem Umstande, den der Unternehmer zu vertreten hat, so kann der Besteller statt der Wandelung oder der Minderung Schadensersatz wegen Nichterfüllung verlangen. § 636. Wird das Werk ganz oder zum Theil nicht rechtzeitig hergestellt, so finden die für die Wandelung geltenden Vorschriften des § 634 Abs. 1 bis 3 entsprechende Anwendung; an die Stelle des Anspmchs auf Wandelung tritt das Recht des Bestellers, nach § 327 von dem Vertrage zurückzutreten. Die im Falle des Verzugs des Unternehmers dem Besteller zustehenden Rechte bleiben unberührt. Bestreitet der Unternehmer die Zulässigkeit des erüärten Rücktritts, weil er das Werk rechtzeitig hergestellt habe, so trifft ihn die Beweislast.

8 637. Eine Vereinbarung, durch welche die Verpflichtung deS Unternehmers, einen Mangel des Werkes zu vertreten, erlassen oder be­ schränkt wird, ist nichtig, verschweigt.

wenn der Unternehmer den Mangel arglistig

§ 638. Der Anspruch des Bestellers auf Beseiügung eines Mangels des Werkes sowie die wegen des Mangels dem Besteller zustehenden An­ sprüche auf Wandelung, Minderung oder Schadensersatz verjähren, sofern nicht der Unternehmer den Mangel arglistig verschwiegen hat, in sechs Monaten, bei Arbeiten an einem Grundstück in einem Jahre, bei Bau­ werken in fünf Jahren. Die Verjährung beginnt mit der Abnahme des Werkes. Die Verjährungsfrist kann durch Vertrag verlängert werden.

1

BGB.

% 639. Auf die Verjährung der im § 638 bezeichneten Ansprüche beS Bestellers finden die für die Verjährung der Ansprüche des Käufers gellenden Vorschriften des § 477 Abs. 2, 3 und der 88 478, 479 ent­ sprechende Anwendung. Unterzieht sich der Unternehmer im Einverständniffe mit dem Be­ steller der Prüfung des Vorhandenseins des Mangels oder der Beseitigung des Mangels, so ist die Verjährung so lange gehemmt, bis der Unter­ nehmer daS Ergebniß der Prüfung dem Besteller mitthellt oder ihm gegenüber den MangU für beseitigt erklärt oder die Fortsetzung der Beseitigung verweigert. § 640. Der Besteller ist verpflichtet, das vertragsmäßig hergestellte Werk ohzunehmen, sofern nicht nach der Beschaffenheit des Werkes die Abnahme ausgeschlossen ist. Nimmt der Besteller ein mangelhaftes Werk ab, obschon er den Mangel kennt, so stehen chm die in den §§ 633, 634 bestimmten An­ sprüche nur zu, wenn er sich seine Rechte wegen des Mangels bei der Abnahme vorbehätt.

$ 641. Die Vergütung ist bei der Abnahme des Werkes zu entrichten. Ist das Werk in Theilm abzunehmen und die Vergütung für die einzelnen Theile bestimmt, so ist die Vergütung für jeden Theil bei deffen Abnahme zu entrichten. (Eine in Geld festgesetzte Vergütung hat der Besteller von der Ab­ nahme des Werkes an zu verzinsen, sofern nicht die Vergütung gestundet ist. § 642. Ist bei der Herstellung des Werkes eine Handlung des Bestellers erforderlich, so kann der Unternehmer, wenn der Besteller durch daS Unterlassen der Handlung in Verzug der Annahme kommt, eine angemeffene Entschädigung verlangen. Die Höhe der Entschädigung bestimmt sich einerseits nach der Dauer deS Verzugs und der Höhe der vereinbarten Vergütung, andererseits nach demjenigen, was der Unternehmer in Folge deS Verzugs an Aufwendungen erspart oder durch anderweitige Verwendung seiner Arbeitskraft erwerben kann. § 643. Der Unternehmer ist im Falle des § 642 berechtigt, dem Besteller zur Nachholung der Handlung eine angemessene Frist mit der Erklärung zu bestimmen, daß er den Vertrag kündige, wenn die Handlung nicht bis zum Ablaufe der Frist vorgenommen werde. Der Vertrag gilt als aufgehoben, wenn nicht die Nachholung bis zum Ablaufe der Frist erfolgt. $ 644. Der Unternehmer trägt die Gefahr bis zur Abnahme deS Werkes. Kommt der Besteller in Verzug der Annahme, so geht die Gefahr auf ihn über. Für den zufälligen Untergang und eine zufällige Verschlechterung des von dem Besteller gelieferten Stoffes ist der Unter­ nehmer nicht verantwortlich. Versendet der Unternehmer das Werk auf Verlangen des Bestellers nach einem anderen Orte als dem Erfüllungsorte, so finden die für den Kauf geltenden Vorschriften des § 447 entsprechende Anwendung.

BGB.

Zweite» Buch. Recht der AchuldverhLltnisse.

1

§ 645. Ist daS Werk vor der Abnahme in Folge eines Mangels des von dem Besteller gelieferten Stoffes oder in Folge einer von dem Besteller für die Ausführung ertheilten Anweisung untergegangen, ver­ schlechtert oder unausführbar geworden, ohne daß ein Umstand mitgewirkt hat, den der Unternehmer zu vertreten hat, so kann der Unternehmer einen der geleisteteten Arbeit entsprechenden Theil der Vergütung und Ersatz der in der Vergütung nicht inbegriffenen Auslagen verlangen. DaS Gleiche gilt, wenn der Vertrag in Gemäßheit des § 643 aufgehoben wird. Eine weitergehende Haftung des Bestellers wegen Verschuldens bleibt unberührt.

$ 646. Ist nach der Beschaffenheit des Werkes die Abnahme auSgeschloffen, so tritt in den Fällen der §§ 638, 641, 644, 645 an die Stelle der Abnahme die Vollendung des Werkes. § 647. Der Unternehmer hat für seine Forderungen auS dem Vertrag ein Pfandrecht an den von ihm hergestellten oder auSgebefferten beweglichen Sachen des Bestellers, wenn sie Bei der Herstellung oder zum Zwecke der Ausbesserung in seinen Besitz gelangt find. % 648. Der Unternehmer eines Bauwerkes oder eines einzelnen Theiles eines Bauwerkes kann für feine Forderungen aus dem Vertrage die Einräumung einer Sicherungshypothek an dem Baugmndstücke des Bestellers verlangen. Ist das Werk noch nicht vollendet, so kann er die Einräumung der Sicherungshypothek für einen der geleisteten Arbeit entsprechenden Theil der Vergütung und für die in der Vergütung nicht inbegriffenen Auslagen verlangen. § 649. Der Besteller kann bis zur Vollendung des Werkes jederzeit den Vertrag kündigen. Kündigt der Besteller, so ist der Unternehmer berechtigt, die vereinbarte Vergütung zu verlangen; er muß sich jedoch dasjenige anrechnen kaffen, was er in Folge der Aufhebung deS Vertrags an Aufwendungen erspart oder durch anderweitige Verwendung seiner Arbeitskraft erwirbt oder zu erwerben böswillig unterläßt. § 650. Ist dem Vertrag ein Kostenanschlag zu Grunde gelegt worden, ohne daß der Unternehmer die Gewähr für die Richtigkeit deS Anschlags übernommen hat, und ergiebt fich, daß das Werk nicht ohne eine wesenüiche Ueberfchreitung des Anschlags ausführbar ist, so steht dem Unternehmer, wenn der Besteller den Vertrag auS diesem Grunde kündigt, nur der im § 645 Abs. 1 bestimmte Anspruch zu. Ist eine solche Ueberfchreitung des Anschlags zu erwarten, so hat der Unternehmer dem Besteller unverzüglich Anzeige zu machen.

§ 651. Verpflichtet fich der Unternehmer, das Werk aus einem von ihm zu beschaffenden Stoffe herzustellen, so hat er dem Besteller die hergestellte Sache zu übergeben und das Eigenthum an der Sache zu verschaffen. Auf einen solchen Vertrag finden die Vorschriften über den Kauf Anwendung; ist eine nicht vertretbare Sache herzustellen, so treten an die Stelle des § 433, des § 446 Abs. 1 Satz 1 und der 83 447, 459, 460, 462 bis 464, 477 bis 479 die Vorschriften über den Werk­ vertrag mit Ausnahme der 83 647, 648.

BSB

1

Verpflichtet sich der Unternehmer nur zur Beschaffung von Zuthaten oder sonstigen Nebensachen, so finden ausschließlich die Vorschriften über den Werkvertrag Anwendung.

Achter Titel.

Kallkrvertrag. § 652.

Wer für den Nachweis der Gelegenheit zum Abschluß eines Vertrags oder für die Vermittelung eines Berttags einen Mäkler­ lohn verspricht, ist zur Entrichtung des Lohnes nur verpflichtet, wenn der Verttag in Folge des Nachweises oder in Folge der Vermittelung des Mäklers zu Staude kommt. Wttd der Verttag unter einer aufschiebenden Bedingung geschloffen, so kann der Mällerlohn erst verlangt werden, wenn die Bedingung eintritt. Austiendungen find dem Mäkler nur zu ersetzen, wenn es vereinbart ist. Dies gilt auch dann, wenn ein Verttag nicht zu Stande kommt.

§ 653.

Ein Mäklerlohn gilt als stillschweigend vereinbart, wenn die dem Mäkler übertragene Leistung den Umständen nach nur gegen eine Vergütung zu erwarten ist. Ist die Höhe der Vergütung nicht bestimmt, so ist bei dem Be­ stehen einer Taxe der taxmäßige Lohn, in Ermangelung einer Taxe der übliche Lohn als vereinbart anzusehen.

8 654.

Der Anspruch auf den Mäklerlohn und den Ersatz von Aufweichungen ist ausgeschloffen, wenn der Mäller dem Inhalte des Verttags zuwcher auch für den anderen Thell thätig gewesen ist.

8 655.

Ist für den Nachweis der Gelegenheit zum Abschluß eines DienstverttagS oder für die Vermittelung eines solchen Vertrags ein unverhältnißmäßig hoher Mäklerlohn vereinbart worden, so kann er auf Antrag des Schullmers durch Urtheil auf den angemessenen Bettag herab­ gesetzt werden. Nach der Entrichtung des Lohnes ist die Herabsetzung ausgeschloffen.

8 656.

Durch das Versprechen eines Lohnes für den Nachweis der Gttegenheit zur Eingehung einer Ehe oder für die Vermittelung des Zustandekommens einer Ehe wird eine Verbindlichkeit nicht begründet. Das auf Grund des Versprechens Geleistete kann nicht deshalb zurück­ gefordert werden, weil eine Verbindlichkeit nicht bestanden hat. Diese Vorschriften gelten auch für eine Vereinbarung, durch die der andere Theil zum Zwecke der Erfüllung des Versprechens dem Mäkler gegenüber eine Verbindlichkeit eingeht, insbesondere für ein Schuldanerkenntniß.

BGB.

1

Zweites Buch. Recht der Schuldverhaltnisse.

Neunter Titel.

AllSlobllUg. § 657. Wer durch öffentliche Bekanntmachung eine Belohnung siir die Vornahme einer Handlung, insbesondere für die Herbeiführung eines Erfolges, aussetzt, ist verpflichtet, die Belohnung demjenigen zu entrichten, welcher die Handlung vorgenommen hat, auch wenn dieser nicht mit Rücksicht auf die Auslobung gehandelt hat.

K 658. Die Auslobung taut bis zur Vornahme der Handlung widerrufen werden. Der Widerruf ist nur ttirfjam, wenn er in derselben Weise wie die Auslobung bekannt gemacht wird oder wenn er durch besondere Mittheilung erfolgt. Auf die Widerruflichkeit kann in der Auslobung verzichtet werden; ein Verzicht liegt im Zweifel in der Bestimmung einer Frist für die Vornahme der Handlung. § 659. Ist die Handlung, für welche die Belohnung ausgesetzt ist, mehrmals vorgmommen worden, so gebührt die Belohnung demjenigen, toddjer die Handlung zuerst vorgenommen hat. Ist die Handlung von Mehreren gleichzeitig vorgenommen worden, so gebührt jedem ein gleicher Theil der Belohnung. Läßt sich die Belohnung wegen ihrer Beschaffenheit nicht theilen oder soll nach dem Inhalte der Auslobung nur Einer die Belohnung erhalten, so entscheidet das Loos. § 660. Haben Mehrere zu dem Erfolge mitgewirkt, für den die Belohnung ausgesetzt ist, so hat der Auslobende die Belohnung unter Berücksichtigung des Antheils eines jeden an dem Erfolge nach billigem Ermessen unter sie zu Verthellen. Die Vertheilung ist nicht verbindlich, wenn sie offenbar unbillig ist; sie erfolgt in einem solchen Falle durch Urtheil. Wird die Vertheilung des Auslobenden von einem der Betheiligten nicht als verbindlich anerkannt, so ist der Auslobende berechtigt, die Er­ füllung zu verweigern, bis die Betheiligten den Streit über ihre Berechtigung unter sich ausgetragen haben; jeder von ihnen kann verlangen, daß die Belohnung für alle hinterlegt wird. Die Vorschrift des § 659 Abs. 2 Satz 2 findet Anwendung.

§ 661. Die Auslobung, die eine Preisbewerbung zum Gegenstände hat, ist nur gültig, wenn in der Bekanntmachung eine Frist für die Bewerbung bestimmt wird. Die Entscheidung darüber, ob eine innerhalb der Frist erfolgte Bewerbung der Auslobung entspricht oder welche von mehreren Bewerbungen den Vorzug verdient, ist durch die in der Auslobung bezeichnete Person, in Ernrangelung einer solchen durch den Auslobenden zu treffen. Die Entscheidung ist für die Betheiligten verbindlich. Bei Bewerbungen von gleicher Würdigkeit finden auf die Zuertheilung des Preises die Vorschriften deS § 659 Abs. 2 Anwendung. Die Uebertragung des Eigenthums an dem Werke kann der AuSlobende nur verlangen, wenn er in der Auslobung bestimmt hat, daß die Uebertragung erfolgen soll. Jaeger, Reich«,ivilgesetze. 3. Auflage

7

1

BGB. Sehnte» Titel.

Auftrag. § 662. Durch die Annahme eines Auftrags verpflichtet sich der Beauftragte, ein ihm von dem Auftraggeber übertragenes Geschäft für diesen unentgMich zu besorgen. § 663. Wer zur Besorgung gewisser Geschäfte öffentlich bestellt ist oder sich öffentlich erboten hat, ist, wenn er einen auf solche Geschäfte gerichteten Auftrag nicht annimmt, verpflichtet, die Ablehnung dem Auf­ traggeber unverzüglich anzuzeigen. Das Gleiche gilt, wenn sich Jemand dem Auftraggeber gegenüber zur Besorgung gewisser Geschäfte erboten hat. K 664. Der Beauftragte darf im Zweifel die Ausführung des Auftrags nicht einem Dritten übertragen. Ist die Uebertragung gestattet, so hat er nur ein ihm bei der Uebertragung zur Last fallendes Verschulden zu vertreten. Für das Verschulden eines Gehülfen ist er nach § 278 verantwortlich. Der Anspruch auf Ausführung des Auftrags ist im Zweifel nicht übertragbar.

8 665. Der Beauftragte ist berechtigt, von den Weisungen des Auftraggebers abzuweichen, wenn er den Umständen nach annehmen darf, daß der Auftraggeber bei Kenntniß der Sachlage die Abweichung billigen würde. Der Beauftragte hat vor der Abweichung dem Auftraggeber Anzeige zu machen und dessen Entschließung abzuwarten, wenn nicht mit dem Aufschübe Gefahr verbunden ist. 8 666. Der Beauftragte ist verpflichtet, dem Auftraggeber die erforderlichen Nachrichten zu geben, auf Verlangen über den Stand des Geschäfts Auskunft zu ertheilen und nach der Ausführung des Auftrags Rechenschaft abzulegen.

8 667. Der Beauftragte ist verpflichtet, dem Auftraggeber Alles, was er zur Ausführung des Auftrags erhält und was er aus der GeschästSkesorgung erlangt, herauszugeben. 8 668. Verwendet der Beauftragte Geld für sich, das er dem Auf­ traggeber herauszugeben oder für ihn zu verwenden hat, so ist er verpflichtet, es von der Zeit der Verwendung an zu verzinsen.

8 669. Für die zur Ausführung des Auftrags erforderlichen Auf­ wendungen hat der Auftraggeber dem Beauftragten auf Verlangen Vor­ schuß zu leisten. 8 676. Macht der Beauftragte zum Zwecke der Ausführung des Auftrags Aufwendungxn, die er den Umständen nach für erforderlich halten darf, so ist der Auftraggeber zum Ersätze verpflichtet. 8 671. Der Auftrag kann von dem Auftraggeber jederzeit wider­ rufen, von dem Beauftragten jederzeit gekündigt werden. Der Beauftragte darf nur in der Art kündigen, daß der Auftrag­ geber für die Besorgung des Geschäfts anderweit Fürsorge treffen kann,

BGB.

1

Zweites Buch. Recht der SchuldverhLltnisse.

es sei denn, daß ein wichtiger Grund für die unzeitige Kündigung vor­ liegt. Kündigt er ohne solchen Grund zur Unzeit, so hat er dem Auftrag­ geber den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Liegt ein wichtiger Grund vor, so ist der Beauftragte zur Kündigung auch dann berechtigt, wenn er auf das Kündigungsrecht verzichtet hat.

§ 672. Der Auftrag erlischt im Zweifel nicht durch den Tod oder den Eintritt der Geschäftsunfähigkeit des Auftraggebers. Erlischt der Auftrag, so hat der Beauftragte, wenn mit dem Aufschübe Gefahr ver­ bunden ist, die Besorgung des übertragenen Geschäfts fortzusetzen, bis der Erbe oder der gesetzliche Vertreter des Auftraggebers anderweit Fürsorge treffen kann; der Auftrag gilt insoweit als fortbestehend. 8 673. Der Auftrag erlischt im Zweifel durch den Tod des Beauftragten. Erlischt der Auftrag, so hat der Erbe des Beauftragten den Tod dem Auftraggeber unverzüglich anzuzeigen und, wenn mit dem Aufschübe Gefahr verbunden ist, die Besorgung des übertragenen Geschäfts fortzusetzen, bis der Auftraggeber anderweit Fürsorge treffen kann; der Auftrag gilt insoweit als fortbestehend. 8 674. Erlischt der Auftrag in anderer Weise als durch Widerruf, so gilt er zu Gunsten des Beauftragten gleichwohl als fortbestehend, bis der Beauftragte von dem Erlöschen Kenntniß erlangt oder das Erlöschen kennen muß. 8 675. Auf einen Dienstvertrag oder einen Werkvertrag, der eine Geschästsbesorgung zum Gegenstände hat, finden die Vorschriften der §§ 663, 665 bis 670, 672 bis 674 und, wenn dem Verpflichteten das Recht zusteht, ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist zu kündigen, auch die Vorschriften des § 671 Abs. 2 entsprechende Anwendung.

8.676. Wer einem Anderen einen Rath oder eine Empfehlung ertheilt, ist, unbeschadet der sich aus einem Vertragsverhältniß oder einer unerlaubten Handlung ergebenden Verantwortlichkeit, zum Ersätze des aus der Befolgung des Rathes oder der Empfehlung entstehenden Schadens nicht verpflichtet. Elfter Titel.

Geschäftsführung ohue Auftrag. 8 677. Wer ein Geschäft für einen Anderen besorgt, ohne von ihm beauftragt oder ihm gegenüber sonst dazu berechtigt zu sein, hat daS Geschäft so zu führen, wie daS Interesse des Geschäftsherrn mit Rücksicht auf dessen wirklichen oder muthmaßlichen Willen eS erfordert.

8 678. Steht die Uebernahme der Geschäftsführung mit dem wirklichen oder dem muthmaßlichen Willen des Geschüftsherrn in Wider­ spruch und mußte der Geschäftsführer dies erkennen, so ist er dem Geschäfts­ herrn zum Ersätze des aus der Geschäftsführung entstehenden Schadens auch dann verpflichtet, wenn ihm ein sonstiges Verschulden nicht zur Last fällt. 7*

1

BGB.

§ 679. Ein der Geschäftsführung entgegenstehender Wille des Geschäftsherrn kommt nicht in Betracht, wenn ohne die Geschäftsführung eine Pflicht des Geschästsherrn, deren Erfüllung im öffentlichen Interesse liegt, oder eine gesetzliche Unterhaltspflicht des Geschästsherrn nicht recht­ zeitig erfüllt werden würde.

8 680. Bezweckt die Geschäftsführung die Abwendung einer dem Geschästsherrn drohenden dringenden Gefahr, so hat der Geschäftsführer nur Vorsatz und grobe Fahrläffigkeit zu vertreten. 8 681. Der Geschäftsführer hat die Uebernahme der Geschäfts­ führung, sobald es thunlich ist, dem Geschästsherrn anzuzeigen und, wenn nicht mit dem Aufschübe Gefahr verbunden ist, dessen Entschließung abzu­ warten. Im Uebrigen finden auf die Verpflichtungen des Geschäftsführers die für einen Beauftragten geltenden Vorschriften der §§ 666 bis 668 entsprechende Anwendung. 8 682. Ist der Geschäftsführer geschäftsunfähig oder in der Ge­ schäftsfähigkeit beschränkt, so ist er nur nach den Vorschriften über den Schadensersatz wegen unerlaubter Handlungen und über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung verantwortlich. 8 683. Entspricht die Uebernahme der Geschäftsführung dem Interesse und dem wirklichen oder dem mutmaßlichen Willen des Geschästsherrn, so kann der Geschäftsführer wie ein Beauftragter Ersatz seiner Aufwendungen verlangen. In den Fällen des § 679 steht dieser Anspruch dem Geschäftsführer zu, auch wenn die Uebernahme der Geschäftsführung mit dem Willen des Geschäftsherrn in Widerspruch steht. 8 684. Liegen die Voraussetzungen des § 683 nicht vor, so ist der GeschästSherr verpflichtet, dem Geschäftsführer Alles, was er durch die Geschäftsführung erlangt, nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung herauszugeben. Genehmigt der Geschäfts­ herr die Geschäftsführung, so steht dem Geschäftsführer der im § 683 bestimmte Anspruch zu. 8 685. Dem Geschäftsführer steht ein Anspruch nicht zu, wenn er nicht die Absicht hatte, von dem Geschästsherrn Ersatz zu verlangen. Gewähren Eltern oder Voreltern ihren Abkömmlingen oder diese jenen Unterhalt, so ist im Zweifel anzunehmen, daß die Absicht fehlt, von dem Empfänger Ersatz zu verlangen.

8 686. Ist der Geschäftsführer über die Person des Geschäfts­ herrn im Irrthume, so wird der wirlliche GeschästSherr aus der Geschäfts­ führung berechtigt und verpflichtet. 8 687. Die Vorschriften der §§ 677 bis 686 finden keine An­ wendung, wenn Jemand ein ftemdes Geschäft in der Meinung besorgt, daß eS sein eigenes sei. Behandelt Jemand ein fremdes Geschäft als sein eigenes, obwohl er weiß, daß er nicht dazu berechtigt ist, so kann der GeschästSherr die sich aus dm 83 677, 678, 681, 682 ergebenden Ansprüche geltend machen. Macht er sie geltend, so ist er dem Geschäftsführer nach § 684 Satz 1 verpflichtet.

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

Zwölfter Titel. Verwahrung.

K 688. Durch den Berwahrungsvertrag wird der Verwahrer ver­ pflichtet, eine ihm von dem Hinterleger übergebene bewegliche Sache auf­ zubewahren.

§ 689. Eine Vergütung für die Aufbewahrung gilt als still­ schweigend vereinbart, wenn die Aufbewahrung den Umständen nach nur gegen eine Vergütung zu erwarten ist. § 690. Wird die Aufbewahrung unentgeltlich übernommen, so hat der Verwahrer nur für diejenige Sorgfalt einzustehen, welche er in eigenen Angelegenheiten anzuwenden pflegt.

§ 691. Der Verwahrer ist im Zweifel nicht berechtigt, die hinter­ legte Sache bei einem Dritten zu hinterlegen. Ist die Hinterlegung bei einem Dritten gestattet, so hat der Verwahrer nur ein ihm bei dieser Hinterlegung zur Last fallendes Verschulden zu vertreten. Für das Ver­ schulden eines Gehülfen ist er nach § 278 verantwortlich.

§ 692. Der Verwahrer ist berechtigt, die vereinbarte Art der Aufbewahrung zu ändern, wenn er den Umständen nach annehmen darf, daß der Hinterleger bei Kenntniß der Sachlage die Aenderung billigen würde. Der Verwahrer hat vor der Aenderung dem Hinterleger Anzeige zu machen und dessen Entschließung abzuwarten, wenn nicht mit dem Aufschübe Gefahr verbunden ist. § 693. Macht der Verwahrer zum Zwecke der Aufbewahrung Aufwendungen, die er den Umständen nach für erforderlich hallen darf, so ist der Hinterleger zum Ersätze verpflichtet. § 694. Der Hinterleger hat den durch die Beschaffenheit der hinter­ legten Sache dem Verwahrer entstehenden Schaden zu ersetzen, es sei denn, daß er die gefahrdrohende Beschaffenheit der Sache bei der Hinterlegung weder kennt noch kennen muß oder daß er fie dem Verwahrer angezeigt oder dieser sie ohne Anzeige gekannt hat. § 695. Der Hinterleger kann die hinterlegte Sache jederzeit zurück­ fordern, auch wenn für die Aufbewahrung eine Zeit bestimmt ist. § 696. Der Verwahrer kann, wenn eine Zeit für die Auf­ bewahrung nicht bestimmt ist, jederzeit die Rücknahme der hinterlegten Sache verlangen. Ist eine Zeit bestimmt, so kann er die vorzeitige Rücknahme nur verlangen, wenn ein wichtiger Grund vorliegt.

§ 697. Die Rückgabe der hinterlegten Sache hat an dem Orte zu erfolgen, an welchem die Sache aufzubewahren war; der Verwahrer ist nicht verpflichtet, die Sache dem Hinterleger zu bringen.

§ 698. Verwendet der Verwahrer hinterlegtes Geld für sich, so ist er verpflichtet, es von der Zeit der Verwendung an zu verzinsen.

1

BGB

S 699. Der Hinterleger hat die vereinbarte Vergütung bei der Beendigung der Aufbewahrung zu entrichten. Ist die Vergütung nach Zeitabschnitten bemessen, so ist sie nach dem Ablaufe der einzelnen Zeit­ abschnitte zu entrichten. Endigt die Aufbewahrung vor dem Ablaufe der für sie bestimmten Zeit, so kann der Verwahrer einen seinen bisherigen Leistungen entsprechen­ den Theil der Vergütung verlangen, sofern nicht aus der Vereinbarung über die Vergütung sich ein Anderes ergiebt. § 700. Werden vertretbare Sachen in der Art hinterlegt, daß das Eigenthum auf den Verwahrer übergehen und dieser verpflichtet sein soll, Sachen von gleicher Art, Güte und Menge zurückzugewähren, so finden die Vorschriften über das Darlehen Anwendung. Gestattet der Hinterleger dem Verwahrer, hinterlegte vertretbare Sachen zu verbrauchen, so finden die Vorschriften über das Darlehen von dem Zeitpunkt an An­ wendung, in welchem der Verwahrer sich die Sachen aneignet. In beiden Fällen bestimmen sich jedoch Zeit und Ort der Rückgabe im Zweifel nach den Vorschriften über den Verwahrungsvertrag. Bei der Hinterlegung von Werthpapieren ist eine Vereinbarung der im Abs. 1 bezeichneten Art nur gültig, wenn sie ausdrücklich getroffen wird. Dreizehnter Titel.

Einbringung von Sachen bei vastwirthen. § 701. Ein Gastwirth, der gewerbsmäßig Fremde zur Beher­ bergung aufnimmt, hat einem im Betriebe dieses Gewerbes aufgenommenen Gaste den Schaden zu ersetzen, den der Gast durch den Verlust oder die Beschädigung eingebrachter Sachen erleidet. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Schaden von dem Gaste, einem Begleiter des Gastes oder einer Person, die er bei sich ausgenommen hat, verursacht wird oder durch die Beschaffenheit der Sachen oder durch höhere Gewalt entsteht. Als eingebracht gelten die Sachen, welche der Gast dem Gastwirth oder Leuten des Gastwirths, die zur Entgegennahme der Sachen bestellt oder nach den Umständen als dazu bestellt anzusehen waren, übergeben oder an einen ihm von diesen angewiesenen Ort oder in Ermangelung einer Anweisung an den hierzu bestimmten Ort gebracht hat. Ein Anschlag, durch den der Gastwirth die Haftung ablehnt, ist ohne Wirkung. § 702. Für Geld, Werthpapiere und Kostbarkeiten hastet der Gastwirth nach § 701 nur bis zu dem Betrage von eintausend Mark, es sei denn, daß er diese Gegenstände in Kenntniß ihrer Eigenschaft als Werthsachen zur Aufbewahrung übernimmt oder die Aufbewahrung ablehnt oder daß der Schaden von ihm oder von seinen Leuten verschuldet wird. § 703. Der dem Gaste auf Grund der §§ 701, 702 zustehende Anspruch erlischt, wenn nicht der Gast unverzüglich, nachdem er von dem Verlust oder der Beschädigung Kenntniß erlangt hat, dem Gastwirth

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

Anzeige macht. Der Anspruch erlischt nicht, wenn die Sachen dem Gast­ wirthe zur Aufbewahrung übergeben waren.

§ 704. Der Gastwirth hat für seine Forderungen für Wohnung und andere dem Gaste zur Befriedigung seiner Bedürfnisse gewährte Leistungen, mit Einschluß der Auslagen, ein Pfandrecht an den einge­ brachten Sachen des Gastes. Die für das Pfandrecht des BermietherS geltenden Vorschriften des § 559 Satz 3 und der §§ 560 bis 563 finden entsprechende Anwendung.

vierzehnter Titel, vesellschaft.

§ 705. Durch den Gesellschaftsvertrag verpflichten sich die Ge­ sellschafter gegenseitig, die Erreichung eines gemeinsamen Zweckes in der durch dm Vertrag bestimmten Weise zu fördern, insbesondere die verein­ barten Beiträge zu leisten.

K 706. Die Gesellschafter haben in Ermangelung einer anderen Vereinbarung gleiche Beiträge zu leisten. Sind vertretbare oder verbrauchbare Sachen beizutragen, so ist im Zweifel anzunehmen, daß fie gemeinschaftliches Eigenthum der Gesellschafter werden sollen. Das Gleiche gilt von nicht vertretbaren und nicht verbrauch­ baren Sachen, wenn sie nach einer Schätzung beizutragen sind, die nicht blos für die GewinnvertheUung bestimmt ist. Der Beitrag eines Gesellschafters kann auch in der Leistung von Diensten bestehen.

§ 707. Zur Erhöhung des vereinbarten Beitrags oder zur Er­ gänzung der durch Verlust verminderten Einlage ist ein Gesellschafter nicht verpflichtet. § 708. Ein Gesellschafter hat bei der Erfüllung der ihm obliegen­ den Verpflichtungen nur für diejenige Sorgfalt einzustehen, welche er in eigenen Angelegenheiten anzuwenden pflegt. K 709. Die Führung der Geschäfte der Gesellschaft steht den Gesellschastern gemeinschaftlich zu; für jedes Geschäft ist die Zustimmung aller Gesellschafter erforderlich. Hat nach dem GesellschastSvertrage die Mehrheit der Stimmen zu entscheiden, so ist die Mehrheit im Zweifel nach der Zahl der Gesellschafter zu berechnen. % 710. Ist in dem Gellschastsvertrage die Führung der Geschäfte einem Gesellschafter oder mehreren Gesellschaftern übertragen, so find die Ihrigen Gesellschafter von der Geschäftsführung ausgeschloflen. Ist die Gechästsführung mehreren Gesellschaftern übertrage«, so finden die Vor­ christen des 8 709 entsprechende Anwendung.

§ 711. Steht nach dem GesellschastSvertrage die Führung der Geschäfte allm oder mehreren Gesellschaftern in der Art zu, daß jeder allein zu handeln berechtigt ist, so kann jeder der Vornahme eines

1

BGB.

Geschäfts durch den anderen widersprechen. muß das Geschäft unterbleiben.

Im Falle des Widerspruchs

8 712. Die einem Gesellschafter durch den GesellschastSvertrag über­ tragene Befugniß zur Geschäftsführung kann ihm durch einstimmigen Be­ schluß oder, falls nach dem Gesellschaftsvertrage die Mehrheit der Stimmen entscheidet, durch Mehrheitsbeschluß der übrigen Gesellschafter entzogen werden, wenn ein wichtiger Grund vorliegt; ein solcher Grund ist ins­ besondere grobe Pflichtverletzung oder Unfähigkeit zur ordnungsmäßigen Geschäftsführung. Der Gesellschafter kann auch seinerseits die Geschäftsführung kündigen, wenn ein wichtiger Grund vorliegt; die für den Auftrag geltenden Vor­ schriften des 8 671 Abs. 2, 3 finden entsprechende Anwendung. 8 713. Die Rechte und Verpflichtungen der geschästsführenden Gesellschafter bestimmen sich nach den für den Auftrag geltenden Vor­ schriften der 83 664 bis 670, soweit sich nicht aus dem Gesellschastsverhältniß ein Anderes ergiebt.

8 714. Soweit einem Gesellschafter nach dem Gesellschaftsvertrage die Befugniß zur Geschäftsführung zusteht, ist er im Zweifel auch er­ mächtigt, die anderen Gesellschafter Dritten gegenüber zu vertreten. 8 715. Ist im Gesellschaftsvertrag ein Gesellschafter ermächtigt, die anderen Gesellschafter Dritten gegenüber zu vertreten, so kann die Dertretungsmacht nur nach Maßgabe des 8 712 Abs. 1 und, wenn sie in Verbindung mit der Befugniß zur Geschäftsführung ertheilt worden ist, nur mit dieser entzogen werden. 8 716. Ein Gesellschafter kann, auch wenn er von der Geschäfts­ führung ausgeschlossen ist, sich von den Angelegenheiten der Gesellschaft persönlich unterrichten, die Geschäftsbücher und die Papiere der Gesellschaft einsehen und sich aus ihnen eine Uebersicht über den Stand des Gesellschastsvermögens anfertigen. Eine dieses Recht ausschließende oder beschränkende Vereinbarung steht der Geltendmachung des Rechtes nicht entgegen, wenn ©runb zu der Annahme unredlicher Geschäftsführung besteht.

8 717. Die Ansprüche, die den Gesellschaftern aus dem Gesellschastsverhältnisie gegen einander zustehen, sind nicht übertragbar. Aus­ genommen sind die einem Gesellschafter aus seiner Geschäftsführung zu­ stehenden Ansprüche, soweit deren Befriedigung vor der Auseinander­ setzung verlangt werden kann, sowie die Ansprüche auf einen Gewinnantheil oder auf dasjenige, was dem Gesellschafter bei der Auseindersetzung zukommt. 8 718. Die Beiträge der Gesellschafter und die durch die Ge­ schäftsführung für die Gesellschaft erworbenen Gegenstände werden gemeinschaftliches Vermögen der Gesellschafter (Gesellschaftsvermögen). Zu dem Gesellschastsvermögen gehört auch, was auf Grund eines zu dem Gesellschaftsvermögen gehörenden Rechtes oder als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung eines zu dem Gesellschaftsver­ mögen gehörenden Gegenstandes erworben wird.

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhaltnisfe.

1

§ 719. Ein Gesellschafter kann nicht über seinen Antheil an dem Gesellschastsvermögen und an dm einzelnen dazu gehörenden Gegenständen verfügen; er ist nicht berechtigt, Theilung zu verlangen. Gegen eine Forderung, die zum Gesellschastsvermögen gehört, kann der Schuldner nicht eine ihm gegen einen einzelnen Gesellschafter zustehende Forderung auftechnen. § 720. Die Zugehörigkeit einer nach § 718 Abs. 1 erworbenen Forderung zum Gesellschastsvermögen hat der Schuldner erst dann gegen sich gelten zu lassen, wenn er von der Zugehörigkeit Kenntniß erlangt; die Vorschriften der 83 406 bis 408 finden entsprechende Anwendung.

8 72L Ein Gesellschafter kann den Rechnungsabschluß und die Bertheilung des Gewinns und Derlustes erst nach der Auflösung der Ge­ sellschaft verlangen. Ist die Gesellschaft von längerer Dauer, so hat der Rechnungs­ abschluß und die Gewinnverthellung im Zweifel am Schlüsse jedes Ge­ schäftsjahrs zu erfolgen. § 722. Sind die Antheile der Gesellschafter am Gewinn und Ver­ luste nicht bestimmt, so hat jeder Gesellschafter ohne Rücksicht auf die Art und die Größe seines Beitrags einen gleichen Antheil am Gewinn und Verluste. Ist nur der Antheil am Gewinn oder am Verluste bestimmt, so gilt die Bestimmung im Zweifel für Gewinn und Verlust. § 723. Ist die Gesellschaft nicht für eine bestimmte Zeit einge­ gangen, so kann jeder Gesellschafter fie jederzeit kündigen. Ist eine Zeit­ dauer bestimmt, so ist die Kündigung vor dem Ablaufe der Zeit zulässig, wenn ein wichtiger Grund vorliegt; ein solcher Grund ist insbesondere vor­ handen, wenn ein anderer Gesellschafter eine ihm nach dem Gesellschafts­ vertrag obliegende wesentliche Verpflichtung vorsätzlich oder aus grober Fahrlässigkeit verletzt oder wenn die Erfüllung einer solchen Verpflichtung unmöglich wird. Unter der gleichen Voraussetzung ist, wenn eine Kündigungs­ frist bestimmt ist, die Kündigung ohne Einhaltung der Frist zulässig. Die Kündigung darf nicht zur Unzeit geschehen, es sei denn, daß ein wichtiger Gmnd für die unzeitige Kündigung vorliegt. Kündigt ein Gesellschafter ohne solchen Grund zur Unzeit, so hat er den übrigen Ge­ sellschaftern den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Eine Vereinbarung, durch welche das Kündigungsrecht ausgeschlossen oder diesen Vorschriften zuwider beschränk wird, ist nichtig. § 724. Ist eine Gesellschaft für die Lebenszeit eines Gesellschafters eingegangen, so kann fie in gleicher Weise gekündigt werden wie eine für unbestimmte Zeit eingegangene Gesellschaft. Dasselbe gill, wenn eine Ge­ sellschaft nach dem Ablaufe der bestimmten Zeit stillschweigend fortgesetzt wird. § 725. Hat ein Gläubiger eines Gesellschafters die Pfändung des Antheils des Gesellschafters an dem Gesellschaftsvermögen erwirkt, so kann er die Gesellschaft ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist kündigen, sofern

der Schuldtitel nicht blos vorläufig vollstreckbar ist.

1 Solange die Gesellschaft besteht, kann der Gläubiger die sich aus dem Gesellschastsverhältniß ergebenden Rechte des Gesellschafters, mit Aus­ nahme des Anspruchs auf einen Gewinnantheil, nicht geltend machen.

§ 726. Die Gesellschaft endigt, wenn der vereinbarte Zweck er­ reicht oder dessen Erreichung unmöglich geworden ist. § 727. Die Gesellschaft wird durch den Tod eines der Gesell­ schafter aufgelöst, sofern nicht aus dem Gefellschastsvertrage sich ein Anderes ergiebt. Im Falle der Auflösung hat der Erbe des verstorbenen Gesell­ schafters den übrigen Gesellschaftern den Tod unverzüglich anzuzeigen und, wenn mit dem Ausschube Gefahr verbunden ist, die seinem Erblasser durch den Gesellschastsvertrag übertragenen Geschäfte fortzuführen, bis die übrigen Gesellschafter in Gemeinschaft mit ihm anderweit Fürsorge treffen können. Die übrigen Gesellschafter sind in gleicher Weise zur einstweiligen Fort­ führung der ihnen übertragenen Geschäfte verpflichtet. Die Gesellschaft gilt insoweit als fortbestehend. § 728. Die Gesellschaft wird durch die Eröffnung des Konkurses über das Vermögen eines Gesellschafters aufgelöst. Die Vorschriften des 8 727 Abs. 2 Satz 2, 3 finden Anwendung. § 729. Wird die Gesellschaft in anderer Weise als durch Kündigung aufgelöst, so gilt die einem Gesellschafter durch den Gesellschastsvertrag übertragene Befugniß zur Geschästsfühmng zu seinen Gunsten gleichwohl als fortbestehend, bis er von der Auflösung Kenntniß erlangt oder die Auflösung kennen muß.

§ 730. Nach der Auflösung der Gesellschaft findet in Ansehung des Gesellschastsvermögens die Auseinandersetzung unter den Gesellschaftern statt. Für die Beendigung der schwebenden Geschäfte, für die dazu erforder­ liche Eingehung neuer Geschäfte sowie für die Erhaltung und Verwaltung des Gesellschaftsvermögens gilt die Gesellschaft als fortbestehend, soweit der Zweck der Auseinandersetzung es erfordert. Die einem Gesellschafter nach dem Gefellschastsvertrage zustehende Befugniß zur Geschäftsführung erlischt jedoch, wenn nicht aus dem Vertrage sich ein Anderes ergiebt, mit der Auflösung der Gesellschaft; die Geschästsfühmng steht von der Auflösung an allen Gesellschastem gemeinschaftlich zu. § 731. Die Auseinandersetzung erfolgt in Ermangelung einer anderen Dereinbamng in Gemäßheit der §§ 732 bis 735. Im Uebrigen gelten für die Theilung die Vorschriften über die Gemeinschaft.

§ 732. Gegenstände, die ein Gesellschafter der Gesellschaft zur Benutzung überlassen hat, sind ihm zuMckzugeben. Für einen durch Zufall in Abgang gekommenen oder verschlechterten Gegenstand kann er nicht Ersatz verlangen.

§ 733. Aus dem Gesellschaftsvermögen sind zunächst die gemein­ schaftlichen Schulden mit Einschluß derjenigen zu berichtigen, welche den Gläubigem gegenüber unter den Gesellschastem getheilt sind oder für welche

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

einem Gesellschafter die übrigen Gesellschafter als Schuldner hasten. Ist eine Schuld noch nicht fällig oder ist sie streitig, so ist das zur Berichtigung Erforderliche zurückzubehalten. Aus dem nach der Berichtigung der Schulden übrig bleibenden Gesellschastsvermögen find die Einlagen zurückzuerstatten. Für Einlagen, die nicht in Geld bestanden haben, ist der Weäh zu ersetzen, den fie zur Zeit der Einbringung gehabt haben. Für Einlagen, die in der Leistung von Diensten oder in der Ueberlaffung der Benutzung eines Gegenstandes be­ standen haben, kann nicht Ersatz verlangt werden. Zur Berichtigung der Schulden und zur Rückerstattung der Einlagen ist das Gesellschaftsvermögen, soweit erforderlich, in Geld umzusetzen.

§ 734. Verbleibt nach der Berichtigung der gemeinschaftlichen Schulden und der Rückerstattung der Einlagen ein Ueberschuß, so gebührt er den Gesellschaftern nach dem Verhältniß ihrer Antheile am Gewinne. § 735. Reicht das Gesellschaftsvermögen zur Berichtigung der gemeinschaftlichen Schulden und zur Rückerstattung der Einlagen nicht aus, so haben die Gesellschafter für den Fehlbetrag nach dem Verhältniß auf­ zukommen, nach welchem sie den Verlust zu tragen haben. Kann von einem Gesellschafter der auf ihn entfallende Beitrag nicht erlangt werden, so haben die übrigen Gesellschafter den Ausfall nach dem gleichen Derhältnisse zu tragen. § 736. Ist im Gesellschastsvertrage bestimmt, daß, wenn ein Gesellschafter kündigt oder stirbt oder wenn der Konkurs über sein Vermögen eröffnet wird, die Gesellschaft unter den übrigen Gesellschaftern fortbestehen soll, so scheidet bei dem Eintritt eines solchen Ereigniffes der Gesellschafter, in befitn Person es eintritt, aus der Gesellschaft aus. § 737. Ist im Gesellschastsvertrage bestimmt, daß, wenn ein Gesellschafter kündigt, die Gesellschaft unter den übrigen Gesellschaftern fortbestehen soll, so kann ein Gesellschafter, in dessen Person ein die übrigen Gesellschafter nach § 723 Abs. 1 Satz 2 zur Kündigung berechtigender Umstand eintritt, aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Das Ausschließungs­ recht steht den übrigen Gesellschaftern gemeinschaftlich zu. Die Ausschließung erfolgt durch Erklärung gegenüber dem auszuschließenden Gesellschafter. § 738. Scheidet ein Gesellschafter aus der Gesellschaft aus, so wächst sein Antheil am Gesellschaftsvermögen den übrigen Gesellschaftern ni. Diese sind verpflichtet, dem Ausscheidenden die Gegenstände, die er der Gesellschaft zur Benutzung überlassen hat, nach Maßgabe des § 732 zurückzugeben, ihn von den gemeinschaftlichen Schulden zu befteien und ihm dasjenige zu zahlen, was er bei der Auseinandersetzung erhalten würde, wenn die Gesellschaft zur Zeit seines Ausscheidens ausgelöst worden wäre. Sind gemeinschaftliche Schulden noch nicht fällig, so können die übrigen Gesellschafter dem Ausscheidenden, statt ihn zu befreien, Sicherheit leisten. Der Werth des Gesellschaftsvermögens ist, soweit erforderlich, im Wege der Schätzung zu ermitteln. § 739. Reicht der Werth des Gesellschaftsvermögens zur Deckung der gemeinschaftlichen Schulden und der Einlagen nicht aus, so hat der

1

BGB

Ausscheidende den übrigen Gesellschaftern für den Fehlbetrag nach Verhältnisse seines Antheils am Verlust aufzukommen.

dem

8 740* Der Ausgeschiedene nimmt an dem Gewinn und dem Ver­ luste Theil, welcher sich aus den zur Zeit seines Ausscheidens schwebenden Geschäften ergiebt. Die übrigm Gesellschafter find berechtigt, diese Ge­ schäfte so zu beendigen, wie es ihnen am vortheilhastesten erscheint. Der Ausgeschiedene kann am Schlufie jedes Geschäftsjahrs Rechen­ schaft über die inzwischen beendigten Geschäfte, Auszahlung des ihm gebührenden Betrags und Auskunft über den Stand der noch schwebenden Geschäfte verlangen.

Fünfzehnter Titel.

Semeillschaft. 8 741. Steht ein Recht Mehreren gemeinschaftlich zu, so finden, sofern sich nicht aus dem Gesetz ein Anderes ergiebt, die Vorschriften der 88 742 bis 758 Anwendung (Gemeinschaft nach Bruchtheilen). § 742. Im Zweifel ist anzunehmen, daß den Theilhabern gleiche Antheile zustehen.

§ 743. Jedem Theilhaber gebührt ein seinem Antheil entsprechender Bruchtheil der Früchte. Jeder Theilhaber ist zum Gebrauche des gemeinschaftlichen Gegenstandes insoweit befugt, als nicht der Mitgebrauch der übrigen Theilhaber beein­ trächtigt wird. 8 744. Die Verwaltung des gemeinschaftlichen Gegenstandes steht den Theilhabem gemeinschaftlich zu. Jeder Theilhaber ist berechtigt, die zur Erhaltung des Gegenstandes nothwendigen Maßregeln ohne Zustimmung der anderen Theilhaber zu treffen; er kann verlangen, daß diese ihre Einwilligung zu einer solchen Maßregel im voraus ertheilen. 8 745. Durch Stimmenmehrheit kann eine der Beschaffenheit des gemeinschaftlichen Gegenstandes entsprechende ordnungsmäßige Verwaltung und Benutzung beschlossen werden. Die Stimmenmehrheit ist nach der Größe der Antheile zu berechnen. Jeder Theilhaber kann, sofern nicht die Verwaltung und Benutzung durch Vereinbarung oder durch Mehrheitsbeschluß geregelt ist, eine dem Interesse aller Theilhaber nach billigem Ermeffen entsprechende Verwaltung und Benutzung verlangen. Eine wesentliche Veränderung des Gegenstandes kann nicht beschlossen oder verlangt werden. DaS Recht des einzelnen Theilhabers auf einen seinem Antheil entsprechenden Bruchtheil der Nutzungen kann nicht ohne seine Zustimmung beeinträchtigt werden.

8 746. Haben die Theilhaber die Verwaltung und Benutzung des gemeinschaftlichen Gegenstandes geregelt, so wirkt die getroffene Bestimmung uch für und gegen die Sondernachfolger.

BGB.

Zweite- Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

$ 747. Jeder Theilhaber kann über seinen Antheil verfügen. Ueber den gemeinschaftlichen Gegenstand im Ganzen können die Theilhaber nur gemeinschaftlich verfügen. § 748. Jeder Theilhaber ist den anderen Theilhabern gegenüber verpflichtet, die Lasten des gemeinschaftlichen Gegenstandes sowie die Kosten der Erhaltung, der Verwaltung und einer gemeinschaftlichen Benutzung nach dem Verhältnisse seines Antheils zu tragen. § 749. Jeder Theilhaber kann jederzeit die Aufhebung der Ge­ meinschaft verlangen. Wird das Recht, die Aufhebung zu verlangen, durch Vereinbarung für immer oder auf Zeit auSgeschloffen, so kann die Aufhebung gleichwoH

verlangt werden, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. Unter der gleichen Voraussetzung kann, wenn eine Kündigungsfrist bestimmt wird, die Auf­ hebung ohne Einhaltung der Frist verlangt werden. Eine Vereinbarung, durch welche das Recht, die Aufhebung zu verlangen, diesen Vorschriften zuwider ausgeschloffen oder beschränkt wird, ist nichtig

§ 750. Haben die Theilhaber das Recht, die Aufhebung der Gemeinschaft zu verlangen, auf Zeit auSgeschloffen, so tritt die Vereinbarung im Zweifel mit dem $obe eines Theilhabers außer Kraft. $ 751. Haben die Theilhaber daS Recht, die Aufhebung der Gemeinschaft zu verlangen, für immer oder auf Zeit ausgeschloffen oder eine Kündigungsfrist bestimmt, so toirlt die Vereinbarung auch für und gegen die Sondernachfolger. Hat ein Gläubiger die Pfändung des Antheils eines ThellhaberS erwirk, so kann er ohne Rücksicht auf die Vereinbarung die Aufhebung der Gemeinschaft verlangen, sofern der Schuldtitel nicht blos vorläufig vollstreckbar ist.

§ 752. Die Aufhebung der Gemeinschaft erfolgt durch Theilung in Natur, wenn der gemeinschaftliche Gegenstand oder, falls mehrere Gegenstände gemeinschaftlich sind, diese sich ohne Verminderung des Werthes in gleichartige, den Anthellen der Theilhaber entsprechende Thelle zerlegen laffen. Die Vertheilung gleicher Thelle unter die Thellhaber geschieht durch das LooS.

§ 753. Ist die Theilung in Natur auSgeschloffen, so erfolgt die Aufhebung der Gemeinschaft durch Verkauf des gemeinschaftlichen Gegen­ standes nach den Vorschriften über den Pfandverkauf, bei Grundstücken durch Zwangsversteigerung, und durch Theilung des Erlöses. Ist die Veräußerung an einen Dritten unstatthaft, so ist der Gegenstand unter den Theilhabern zu versteigern. Hat der Versuch, den Gegenstand zu verkaufen, keinen Erfolg, so kann jeder Thellhaber die Wiederholung verlangen; er hat jedoch die Kosten zu tragen, wenn der wiederholte Versuch mißlingt. § 754. Der Verkauf einer gemeinschaftlichen Forderung ist mit zulässig, wenn sie noch nicht eingezogen werden kann. Ist die Einziehung möglich, so kann jeder Theilhaber gemeinschaftliche Einziehung verlangen.

1

BGB.

§ 755. Hasten die Theilhaber als Gesammtschuldner für eine Verbindlichkeit, die sie in Gemäßheit des § 748 nach dem Verhältniß ihrer Antheile zu erfüllen haben oder die sie zum Zwecke der Erfüllung einer solchen Verbindlichkeit eingegangen sind, so kann jeder Theilhaber bei der Aufhebung der Gemeinschaft verlangen, daß die Schuld aus dem gemeinschaftlichen Gegenstände berichtigt wird. Der Anspruch kann auch gegen die Sondernachfolger geltend gemacht werden. Soweit zm Berichtigung der Schuld der Verkauf des gemeinschaft­ lichen Gegenstandes erforderlich ist, hat der Verkauf nach § 753 zu erfolgen.

§ 756. Hat ein Theilhaber gegen einen anderen Theilhaber eine Forderung, die sich auf die Gemeinschaft gründet, so kann er bei der Aufhebung der Gemeinschaft die Berichtigung seiner Forderung aus dem auf den Schuldner entfallenden Theile des gemeinschaftlichen Gegen­ standes verlangen. Die Vorschriften des § 755 Abs. 2, 3 finden An­ wendung. § 757. Wird bei der Aufhebung der Gemeinschaft ein gemein­ schaftlicher Gegenstand einem der Theilhaber zugetheilt, so hat wegen eines Mangels im Rechte oder wegen eines Mangels der Sache jeder der übrigen Theilhaber zu seinem Anthell in gleicher Weise wie ein Ver­ käufer Gewähr zu leisten. 5 758. Der Anspruch auf Aufhebung der Gemeinschaft unterliegt nicht der Verjährung. Sechzehnter Titel.

Leibrente. § 759. Wer zur Gewährung einer Leibrente verpflichtet ist, hat die Rente im Zweifel für die Lebensdauer des Gläubigers zu entrichten. Der für die Rente bestimmte Betrag ist im Zweifel der Jahres­ betrag der Rente.

§ 760.

Die Leibrente ist im voraus zu entrichten. Eine Geldrente ist für drei Monate vorauszuzahlen; bei einer anderen Rente bestimmt sich der Zeitabschnitt, für den sie im voraus zu entrichten ist, nach der Beschaffenheit und dem Zwecke der Rente. Hat der Gläubiger den Beginn des Zeitabschnitts erlebt, für den die Rente im voraus zu entrichten ist, so gebührt ihm der volle auf den Zeitabschnitt entfallende Betrag.

8 761. Zur Gültigkeit eines Vertrags, durch den eine Leibrente versprochen wird, ist, soweit nicht eine andere Form vorgeschrieben ist, schriftliche Ertheilung des Versprechens erforderlich.

BGB. Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

Siebzehnter Titel.

Spiel. Lette. § 762. Durch Spiel oder durch Wette wird eine Verbindlichkeit nicht begründet. Das auf Grund des Spieles oder der Wette Geleistete kann nicht deshalb zurückgefordert werden, weil eine Verbindlichkeit nicht bestanden hat. Diese Vorschriften gelten auch für eine Vereinbarung, durch die der verlierende Thell zum Zwecke der Erfüllung einer Spiel- oder einer Wett­ schuld dem gewinnenden Theile gegenüber eine Derbindlichkeü eingeht, insbesondere für ein Schuldanerkenntniß.

§ 763. Ein Lotterievertrag oder ein Ausspielverttag ist verbind­ lich, wenn die Lotterie oder die Ausspielung staatlich genehmigt ist. Anderenfalls finden die Vorschriften des 8 762 Anwendung. K 764. Wird ein auf Lieferung von Waaren oder Werthpapieren lautender Verttag in der Absicht geschloffen, daß der Unterschied zwischen dem vereinbarten Preise und dem Börsen- oder Marktpreise der LieserungSzeit von dem * verlierenden Theile an den gewinnenden gezahlt werden soll, so ist der Verttag als Spiel anzusehen. Dies gilt auch dann, wenn nur die Absicht des einen Theiles auf die Zahlung des Unterschieds ge­ richtet ist, der andere Thell aber diese Absicht kennt oder kennen muß.

Achtzehnter Titel.

»ürgslhast. § 765. Durch den BürgschastSverttag verpflichtet sich der Bürge gegenüber dem Gläubiger eines Dritten, für die Erfüllung der Verbind­ lichkeit des Dritten einzustehen. Die Bürgschaft kann auch für eine künftige oder eine bedingte Ver­ bindlichkeit übernommen werden.

§ 766. Zur Gültigkeit des BürgschaftsverKagS ist schriftliche Ertheilung der Bürgschaftsettlärung erforderlich. Soweit der Bürge die Hauptverbindlichkeit erfüllt, wird der Mangel der Form gehellt. § 767. Für die Verpflichtung des Bürgen ist der jewellige Bestand der Hauptterbindlichkeit maßgebend. Dies gllt insbesondere auch, wenn die Hauptverbindlichkeit durch Verschulden oder Verzug des HauptschuldnerS geändert wird. Durch ein Rechtsgeschäft, das der Hauptfchuldner nach der Uebernahme der Bürgschaft vornimmt, wird die Verpflichtung des Bürgen nicht erweitert. Der Bürge haftet für die dem Gläubiger von dem Hauptschuldner zu ersetzenden Kosten der Kündigung und der Rechtsverfolgung.

§ 768. Der Bürge kann die dem Hauptschuldner zustehenden Einreden geltend machen. Stirbt der Hauptschuldner, so kann sich der Bürge nicht darauf berufen, daß der Erbe für die VerbiMichkeit nur beschräntt haftet.

1

BGB

Der Bürge verliert eine Einrede nicht dadurch, schuldner auf sie verzichtet.

daß der Haupt­

8 769. Verbürgen sich Mehrere für dieselbe Verbindlichkeit, so hasten sie als Gesammtschuldner, auch wenn sie die Bürgschaft nicht gemeinschaftlich übernehmen. § 770. Der Bürge kann die Befriedigung deS Gläubigers ver­ weigern, solange dem Hauptschuldner das Recht zusteht, das seiner Verbindlichkeit zu Grunde liegende Rechtsgeschäft anzufechten. Die gleiche Befugniß hat der Bürge, solange sich der Gläubiger durch Aufrechnung gegen eine fällige Forderung des Hauptschuldners be­ friedigen kann. 8 771. Der Bürge kann die Befriedigung deS Gläubigers ver­ weigern, solange nicht der Gläubiger eine Zwangsvollstreckung gegen den Hauptschuldner ohne Erfolg versucht hat (Einrede der Vorausllage). 8 772. Besteht die Bürgschaft für eine Geldforderung, so muß die Zwangsvollstreckung in die beweglichen Sachen des Hauptschuldners an seinem Wohnsitz und, wenn der Hauptschuldner an einem anderen Orte eine gewerbliche Niederlassung hat, auch an diesem Orte, in Er­ mangelung eines Wohnsitzes und einer gewerblichen Niederlassung an seinem Aufenthaltsorte versucht werden. Steht dem Gläubiger ein Pfandrecht oder ein Zurückbehaltungsrecht an einer beweglichen Sache des Hauptschuldners zu, so muß er auch aus dieser Sache Befriedigung suchen. Steht dem Gläubiger ein solches Recht an der Sache auch für eine andere Forderung zu, so gilt dies nur, wenn beide Forderungen durch den Werth der Sache gedeckt werden. 8 773. Die Einrede der Vorausllage ist ausgeschlossen: 1. wenn der Bürge auf die Einrede verzichtet, insbesondere wenn er sich als Selbstschuldner verbürgt hat; 2. wenn die Rechtsverfolgung gegen den Hauptschuldner in Folge einer nach der Uebernahme der Bürgschaft eingetretenen Aenderung des Wohnsitzes, der gewerblichen Niederlassung oder des Aufenthaltsorts des Hauptschuldners wesenllich erschwert ist; 3. wenn über das Vermögen des Hauptschuldners der Konkurs er­ öffnet ist; 4. wenn anzunehmen ist, daß die Zwangsvollstreckung in das Vermögen des Hauptschuldners nicht zur Befriedigung des Gläubigers führen wird. In den Fällen der Nr. 3, 4 ist die Einrede insoweit zulässig, als sich der Gläubiger aus einer beweglichen Sache des Hauptschuldners be­ friedigen kann, an der er ein Pfandrecht oder ein Zurückbehaltungsrecht hat; die Vorschrift des § 772 Abs. 2 Satz 2 findet Anwendung. 8 774. Soweit der Bürge den Gläubiger befriedigt, geht die Forderung des Gläubigers gegen den Hauptschuldner auf ihn über. Der Uebergang kann nicht zum Nachthelle des Gläubigers geltend gemacht werden. Einwendungen des Hauptschuldners aus einem zwischen ihm und dem Bürgen bestehenden Rechtsverhältnisse bleiben unberührt. Mitbürgen hasten einander nur nach § 426.

BGB.

1

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

§ 775. Hat sich der Bürge im Auftrage des Hauptschuldners verbürgt oder stehen ihm nach den Borschristen über die Geschäftsführung ohne Auftrag wegen der Uebernahme der Bürgschaft die Rechte eines Be­ auftragten gegen den Hauptschuldner zu, so kann er von diesem Befteiung von der Bürgschaft verlangen: 1. wenn sich die Vermögensverhältnifse des Hauptschuldners wesentlich verschlechtert haben; 2. wenn die Rechtsverfolgung gegen den Hauptschuldner in Folge einer nach der Uebernahme der Bürgschaft eingetretenen Aenderung des Wohnsitzes, der gewerblichen Niederlassung oder des Aufenthaltsorts des Hauptschuldners wesenllich erschwert ist; 3. wenn der Hauptschuldner mit der Erfüllung feiner Verbindlichkeit im Verzug ist; 4. wenn der Gläubiger gegen den Bürgen ein vollstreckbares Urthell auf Erfüllung erwirkt hat. Ist die Hauptverbindlichkeit noch nicht fällig, so kann der Haupt­ schuldner dem Bürgen, statt ihn zu befreien, Sicherheit leisten. § 776. Giebt d^x Gläubiger ein mit der Forderung verbundenes Vorzugsrecht, eine für sie bestehende Hypothek, ein für sie bestehendes Pfandrecht oder das Recht gegen einen Mitbürgen auf, so wird der Bürge insoweit frei, als er aus dem aufgegebetten Rechte nach 8 774 hätte Ersatz erlangen können. Dies gilt auch dann, wenn das aufgegebene Recht erst nach der Uebernahme der Bürgschaft entstanden ist.

§ 777. Hat sich der Bürge für eine bestehende Verbindlichkeit auf bestimmte Zeit verbürgt, so wird er nach dem Ablaufe der bestimmten Zeit frei, wenn nicht der Gläubiger die Einziehung der Forderung un­ verzüglich nach Maßgabe des § 772 betreibt, das Verfahren ohne wesent­ liche Verzögerung fortsetzt und unverzüglich nach der Beendigung des Verfahrens dem Bürgen anzeigt, daß er ihn in Anspruch nehme. Steht dem Bürgen die Einrede der VorauSklage nicht zu, so wird er nach dem Ablaufe der bestimmten Zeit frei, wenn nicht der Gläubiger ihm unver­ züglich diese Anzeige macht. Erfolgt die Anzeige rechtzeitig, so beschränkt sich die Haftung des Bürgen im Falle des Abs. 1 Satz 1 auf den Umfang, bett die Haupt­ verbindlichkeit zur Zeit der Beendigung des Verfahrens hat, im Falle des Abs. 1 Satz 2 auf den Umfang, den die Hauptverbindlichkeit bei dem Ablaufe der bestimmten Zeit hat.

§ 778. Wer einen Anderen beauftragt, im eigenen Namen und auf eigene Rechnung einem Dritten Kredit zu geben, hastet dem Be­ auftragten für die aus der Kreditgewährung entstehende Verbindlichkeit des Dritten als Bürge.

Jaeger, Reiche,ivilgesetze. 3. Auflage

8

1

BGB Neunzehnter Titel.

Vergleich. 8 779. Ein Bertrag, durch den der Streit oder die Ungewißheit der Parteien über ein Rechtsverhältniß im Wege gegenseitigen Nachgebens beseitigt wird (Vergleich), ist unwirksam, wenn der nach dem Inhalte des Vertrags als feststehend zu Grunde gelegte Sachverhalt der Wirklichkeit nicht entspricht und der Streit oder die Ungewißheit bei Kenntniß der Sachlage nicht entstanden sein würde. Der Ungewißheit über ein Rechtsverhältniß steht es gleich, wenn die Verwirklichung eines Anspruchs unsicher ist. Swanzigster Titel.

Schuldversprecheu. Schlll-aaerleulltuih. § 780. Zur Gültigkeit eines Vertrags, durch den eine Leistung in der Weise versprochen wird, daß das Versprechen die Verpflichtung selbständig begründen soll (Schuldversprechen), ist, soweit nicht eine andere Form vorgeschrieben ist, schriftliche Ertheilung des Versprechens erforderlich. § 781. Zur Gültigkeit eines Vertrags, durch den das Bestehen eines Schuldverhältnisies anerkannt wird (Schuldanerkenntniß), ist schriftliche Erthellung der Anerkennungserklärung erforderlich. Ist für die Begründung des Schuldverhältnisies, dessen Bestehen anerkannt wird, eine andere Form vorgeschrieben, so bedarf der Anerkennungsvertrag dieser Form. 8 782. Wird ein Schuldversprechen oder ein Schuldanerkenntniß auf Grund einer Abrechnung oder im Wege des Vergleichs ertheilt, so ist die Beobachtung der in den §§ 780, 781 vorgeschriebenen schriftlichen Form nicht erforderlich. Linundzwanzigster Titel.

AuWkisllNg. 8 783. Händigt Jemand eine Urkunde, in der er einen Anderen anweist, Geld, Werthpapiere oder andere vertretbare Sachen an einen Dritten zu leisten, dem Dritten aus, so ist dieser ermächtigt, die Leistung bei dem Angewiesenen im eigenen Namen zu erheben; der Angewiesene ist ermächtigt, für Rechnung des Anweisenden an den Anweisungsempfänger zu leisten. 8 784. Nimmt der Angewiesene die Anweisung an, so ist er dem Anweisungsempfänger gegenüber zur Leistung verpflichtet; er kann ihm nur solche Einwendungen entgegensetzen, welche die Gültigkeit der Annahme betreffen oder sich aus dem Inhalte der Anweisung oder dem Inhalte der Annahme ergeben oder dem Angewiesenen unmittelbar gegen den Anweisungsempfänger zustehen. Die Annahme erfolgt durch einen schriftlichen Vermerk auf der Anweisung. Ist der Vermerk auf die Anweisung vor der Aushändigung

BGB.

1

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

an den Anweisungsempfänger gesetzt toorben, so wird die Annahme diesem gegenüber erst mit der Aushändigung wirksam.

8 785. Der Angewiesene ist nur gegen Aushändigung der An­ weisung zur Leistung verpflichtet. 8 786. Der Anspruch des Anweisungsempfängers Angewiesenen aus der Annahme verjährt in drei Jahren.

gegen

den

8 787. Im Falle einer Anweisung auf Schuld wird der An­ gewiesene durch die Leistung in denn Höhe von der Schuld befreit. Zur Annahme der Anweisung oder zur Leistung an den Anweisungs­ empfänger ist der Angewiesene dem Anweisenden gegenüber nicht schon deshalb verpflichtet, weil er Schuldner des Anweifendentist.

8 788. Ertheilt der Anweisende die Anweisurch zu dem Zwecke, um seinerseits eine Leistung an den Anweisungsempfänger zu bewirken, so wird die Leistung, auch wenn der Angewiesene die Anweisung annimmt, erst mit der Leistung des Angewiesenen an den AnweisungSempfänger bewirkt. 8 789. Verweigert der Angewiesene vor dem Eintritte der Leistung­ zeit die Annahme der Anweisung oder verweigert er die Leistung, so hm der AnweisungSempfänger dem Anweisenden unverzüglich Anzeige zu machen. Das Gleiche gilt, wenn der AnweisungSempfänger die Anweisung nicht geltend machen kann oder will.

8 790. gegenüber empfänger gilt auch gegen den

Der Anweisende kann die Anweisung dem Angewiesenen widerrufen, solange nicht der Angewiesene sie dem AnweisungS­ gegenüber angenommen oder die Leistung bewirkt hat. Dies dann, wenn der Anweisende durch den Widermf einer ihm Anweisungsempfänger obliegenden Verpflichtung zuwiderhandät.

8 791. Die Anweisung erlischt nicht durch den Tod oder den Eintritt der Geschäftsunfähigkeit eines der Bethelligten. 8 792. Der AnweisungSempfänger kann die Anweisung durch Vertrag mit einem Dntten auf diesen übertragen, auch wenn sie noch nicht angenommm worden ist. Die UebertragungSerklärung bedarf der schriftlichen Form. Zur Uebertragung ist die Aushändigung der An­ weisung an den Dntten erforderlich. Der Anweisende kann die Uebertragung ausschließen. Die Aus­ schließung ist dem Angewiesenen gegenüber nur wirksam, wenn sie aus der Anweisung zu entnehmen ist oder wenn sie von dem Anweisenden dem Angewiesenen mitgethellt wird, bevor dieser die Anweisung annimmt oder die Stiftung bewirkt. Nimmt der Angewiesene die Anweisung dem Erwerber gegenüber an, so kann er aus einem zwischen ihm und dem Anweisungsempfänger bestehenden Rechtsverhältniß Einwendungen nicht herleiten. Im klebrigen finden auf die Uebertragung der Anweisung die für die Abtretung einer Forderung geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung.

1

BGB.

Sweiundzivanzlgster Titel.

Schuldverschreibung aus deu Anhaber. 5 793. Hat Jemand eine Urkunde ausgestellt, in der er dem Inhaber der Urkunde eine Leistung verspricht (Schuldverschreibung auf den Inhaber), so kann der Inhaber von ihm die Leistung nach Maßgabe deS Versprechens verlangen, es sei denn, daß er zur Verfügung über die Urkunde nicht berechtigt ist. Der Aussteller wird jedoch auch durch die Leistung an einen nicht zur Verfügung berechtigten Inhaber befreit. Die Gültigkeit der Unterzeichnung kann durch eine in die Urkunde aufgenommene Bestimmung von der Beobachtung einer besonderen Form abhängig gemacht werden. Zur Unterzeichnung genügt eine im Wege der mechanischen Vervielfältigung hergestellte Namensunterschrist. S 794. Der Aussteller wird aus einer Schuldverschreibung auf bett Inhaber auch dann verpflichtet, wenn sie ihm gestohlen worden oder verloren gegangen oder wenn fie sonst ohne seinen Willen in den Verkehr gelangt ist. Auf die Wirksamkeit einer Schuldverschreibung aus den Inhaber ist eS ohne Einfluß, wenn die Urkunde ausgcgeben wird, nachdem der Aus­ steller gestorben oder geschäftsunfähig geworden ist. § 795. Im Inland ausgestellte Schuldverschreibungen auf den Inhaber, in denen die Zahlung einer bestimmten Geldsumme versprochen wird, dürfen nur mit staallicher Genehmigung in den Verkehr gebracht werden. Die Genehmigung wird durch die Zentralbehörde des Bundesstaats ertheilt, in besten Gebiete der Aussteller seinen Wohnsitz oder seine gewerbliche Niederlassung hat. Die Ertheilung der Genehmigung und die Bestimmungen, unter denen sie erfolgt, sollen durch den Deutschen Reichs­ anzeiger bekannt gemacht werden. Eine ohne staatliche Genehmigung in den Verkehr gelangte Schuld­ verschreibung ist nichtig; der Aussteller hat dem Inhaber den durch die Ausgabe verursachten Schaden zu ersetzen. Diese Vorschriften finden keine Anwendung auf Schuldverschreibungen, die von dem Reiche oder einem Bundesstaat ausgegeben werden.

§ 796. Der Aussteller kann dem Inhaber der Schuldverschreibung nur solche Einwendungen entgegensetzen, welche die Gültigkeit der Aus­ stellung betreffen oder sich aus der Urkunde ergeben oder dem Aussteller unmittelbar gegen den Inhaber zustehen. § 797. Der Aussteller ist nur gegen Aushändigung der Schuld­ verschreibung zur Leistung verpflichtet. Mit der Aushändigung erwirbt er das Eigenthum an der Urkunde, auch wenn der Inhaber zur Verfügung über sie nicht berechtigt ist. § 798. Ist eine Schuldverschreibung auf den Inhaber einer Beschädigung oder einer Verunstaltung zum Umlaufe nicht eignet, so kann der Inhaber, sofern ihr wesentlicher Inhalt' Unterscheidungsmerkmale noch mit Sicherheit erkennbar sind,

in Folge mehr ge­ und ihre von dem

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

Aussteller die Ertheilung einer neuen Schuldverschreibung auf den Inhaber gegen Aushändigung der beschädigten oder verunstalteten verlangen. Die Kosten hat er zu tragen und vorzufchießen.

§ 799, Eine abhanden gekommene oder vernichtete Schuldver­ schreibung auf den Inhaber kann, wenn nicht in der Urkunde das Gegen­ theil bestimmt ist, im Wege des Aufgcbotsverfcchrens für kraftlos erklärt werden. Ausgenommen find Zins-, Renten- und Gewinnantheilfcheine sowie die auf Sicht zahlbaren unverzinslichen Schuldverschreibungen. Der Aussteller ist verpflichtet, dem bisherigen Inhaber auf Verlangen die zur Erwirkung des Aufgebots oder der Zahlungssperre erforderliche Auskunft zu ertheilen und die erforderlichen Zeugnisse auszustellen. Die Kosten der Zeugnisse hat der bisherige Inhaber zu tragen und vorzufchießen. 8 800. Ist eine Schuldverschreibung auf den Inhaber für kraftlos erklärt, so kann derjenige, welcher das Ausschlußurtheil erwirkt hat, von dem Aussteller, unbeschadet der Befugniß, den Anftiruch aus der Urkunde geltend zu machen, die Ertheilung einer neuen Schuldverschreibung auf den Inhaber an Stelle der für kraftlos erklärten verlangen. Die Kosten hat er zu tragen und vorzuschießen. 8 80L Der Anspruch aus einer Schuldverschreibung auf den Inhaber erlischt mit dem Ablaufe von dreißig Jahren nach dem Eintritte der für die Leistung bestimmten Zeit, wenn nicht die Urkunde vor dem Ablaufe der dreißig Jahre dem Aussteller zur Einlösung vorgelegt wird. Erfolgt die Vorlegung, so verjährt der Anspruch in zwei Jahren von dem Ende der Vorlegungsfrist an. Der Vorlegung steht die gerichtliche Geltend­ machung des Anspruchs aus der Urkunde gleich. Bei Zins-, Renten- und Gewinnantheilscheinen beträgt die Vorlegungssrist vier Jahre. Die Frist beginnt mit dem Schlüsse des Jahres, in welchem die für die Leistung bestimmte Zeit eintritt. Die Dauer und der Beginn der Vorlegungsfrist können von dem Aussteller in der Urkunde anders bestimmt werden.

8 802. Der Beginn und der Lauf der Vorlegungsfrist sowie der Verjährung werden durch die Zahlungssperre zu Gunsten des Antragstellers gehemmt. Die Hemmung beginnt mit der Stellung des Antrags auf Zahlungssperre; sie endigt mit der Erledigung des Aufgebotsverfahrens und, falls die Zahlungssperre vor der Einleitung des Verfahrens verfügt worden ist, auch dann, wenn seit der Beseitigung des der Einleitung entgegenstehenden Hindernisses sechs Monate verstrichen find und nicht vorher die Einleitung beantragt worden ist. Auf diese Frist finden die Vorschriften der §§ 203, 206, 207 entsprechende Anwendung.

8 803. Werden für eine Schuldverschreibung auf den Inhaber Zinsscheine ausgegeben, so bleiben die Scheine, sofern sie nicht eine gegentheilige Bestimmung enthalten, in Kraft, auch wenn die Hauptforderung erlischt oder die Verpflichtung zur Verzinsung aufgehoben oder geändert wird. Werden solche Zinsscheine bei der Einlösung der Hauptschuldver­ schreibung nicht zurückgegeben, so ist der Aussteller berechtigt, den Betrag zurückzubehalten, den er nach Abs. 1 für die Scheine zu zahlen verpflichtet ist.

1

BGB.

8 804. Ist ein Zins-, Renten- oder Gewinnantheilschein abhanden gekommen oder vernichtet und hat der bisherige Inhaber den Verlust dem Aussteller vor dem Ablaufe der VorlegungSftist angezeigt, so kann der bisherige Inhaber nach dem Ablaufe der Frist die Leistung von dem Aus­ steller verlangen. Der Anspruch ist ausgeschlossen, wenn der abhanden gekommene Schein dem Aussteller zur Einlösung vorgelegt oder der An­ spruch aus dem Scheine gerichtlich geltend gemacht worden ist, es sei denn, daß die Vorlegung oder die gerichtliche Geltendmachung nach dem Ablaufe der Frist erfolgt ist. Der Anspruch verjährt in vier Jahren. In dem Ans-, Renten- oder Gewinnanthellscheine kann der im Abs. 1 bestimmte Anspruch ausgeschlossen werden.

8 805. Neue Zins- oder Rentenscheine für eine Schuldverschreibung ans den Inhaber dürfen an den Inhaber der zum Empfange der Scheine ermächtigenden Urkunde (Erneuerungsschein) nicht ausgegeben werden, wenn der Inhaber der Schuldverschreibung der Ausgabe widersprochen hat. Die Scheine find in diesem Falle dem Inhaber der Schuldverschreibung auszuhändigen, wenn er die Schuldverschreibung vorlegt. 8 806. Die Umschreibung einer auf den Inhaber lautenden Schuldverschreibung auf den Namen eines bestimmten Berechtigten kann nur durch den Aussteller erfolgen. Der Aussteller ist zur Umschreibung nicht verpflichtet. 8 807. Werden Karten, Marken oder ähnliche Urkunden, in boten ein Gläubiger nicht bezeichnet ist, von dem Aussteller unter Um­ ständen ausgegeben, aus welchen sich ergiebt, daß er dem Inhaber zu einer Leistung verpflichtet sein will, so finden die Vorschriften des § 793 Abs. 1 und der §§ 794, 796, 797 entsprechende Anwendung. 8 808. Wird eine Urkunde, in welcher der Gläubiger benannt ist, mit der Bestimmung ausgegeben, daß die in der Urkunde versprochene Leistung an jeden Inhaber bewirkt werden kann, so wird der Schuldner durch die Leistung an den Inhaber der Urkunde befreit. Der Inhaber ist nicht berechtigt, die Leistung zu verlangen. Der Schuldner ist nur gegen Aushändigung der Urkunde zur Leistung verpflichtet. Ist die Urkunde abhanden gekommen oder vernichtet, so kann sie, wenn nicht ein Anderes bestimmt ist, im Wege des Aufgebotsverfahrens für kraftlos erllärt werden. Die im § 802 für die Verjährung gegebenen Vorschriften finden Anwendung. Drciundzwanzlgster Titel.

Vorlegung von Sachen. 8 809. Wer gegen den Besitzer einer Sache einen Anspruch in Ansehung der Sache hat oder sich Gewißheit verschaffen will, ob ihm ein solcher Anspruch zusteht, kann, wenn die Besichtigung der Sache aus diesem Grunde für ihn von Jntereffe ist, verlangen, daß der Besitzer ihm die Sache zur Besichtigung vorlegt oder die Besichtigung gestattet.

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

§810. Wer ein rechtliches Interesse daran hat, eine in fremdem Besitze befindliche Urkunde einzusehen, kann von dem Besitzer die Gestattung der Einsicht verlangen, wenn die Urkunde in seinem Interesse errichtet ober in der Urkunde ein zwischen ihm und einem Anderen bestehendes Rechtsverhältniß beurkundet ist oder wenn die Urkunde Verhandlungen über ein Rechtsgeschäft enthält, die zwischen ihm und einem Anderen oder zwischen einem von beiden und einem gemeinschaftlichen Dermitller gepflogen worden sind. § 811. Die Vorlegung hat in den Fällen der 88 809, 810 an dem Orte zu erfolgen, an welchem sich die vorzulegende Sache befindet. Jeder Theil kann die Vorlegung an einem anderen Orte verlangen, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. Die Gefahr und die Kosten hat derjenige zu tragen, welcher die Vorlegung verlangt. Der Besitzer kann die Vorlegung verweigern, bis ihm der andere Theil die Kosten vorschießt und wegen der Gefahr Sicher­ heit leistet. vierundzwanzigster Titel.

Ungerechtfertigte Bereicherung.

§812. Wer durch die Leistung eines Anderen oder in sonstiger Weise auf dessen Kosten etwas ohne rechtlichen Grund erlangt, ist ihm zur Herausgabe verpflichtet. Diese Verpflichtung besteht auch dann, wenn der rechtliche Grund später wegsällt oder der mit einer Leistung nach dem Inhalte des Rechtsgeschäfts bezweckte Erfolg nicht eintritt. Als Leistung gilt auch die durch Vertrag erfolgte Anerkennung des Bestehens oder des Nichtbestehens eines Schuldverhältnisses.

§ 813. Das zum Zwecke der Erfüllung einer Verbindlichkeit Ge­ leistete kann auch dann zurückgefordert werden, wenn dem Anspruch eine Ein­ rede entgegenstand, durch welche die Geltendmachung des Anspruchs dauernd ausgeschlossen wurde. Die Vorschrift des § 222 Abs. 2 bleibt unberührt. Wird eine betagte Verbindlichkeit vorzeitig erfüllt, so ist die Rück­ forderung ausgeschlossen; die Erstattung von Zwischenzinsen kann nicht verlangt werden. § 814. Das zum Zwecke der Erfüllung einer Verbindlichkeit Geleistete kann nicht zurückgefordert werden, wenn der Leistende gewußt hat, daß er zur Leistung nicht verpflichtet war, oder wenn die Leistung einer sitllichen Pflicht oder einer auf den Anstand zu nehmenden Rücksicht entsprach.

§ 815. Leistung Erfolges hat oder Glauben

Die Rückforderung wegen Nichteintritts des mit einer bezweckten Erfolges ist ausgeschlossen, wenn der Eintritt be3 von Anfang an unmöglich war und der Leistende dies gewußt wenn der Leistende den Eintritt des Erfolges wider Treu und verhindert hat.

§ 816. Trifft ein Nichtberechtigter über einen Gegenstand eine Verfügung, die dem Berechtigten gegenüber wirksam ist, so ist er dem

1

BGB Berechtigten zur Herausgabe des durch die Verfügung Erlangten verpflichtet. Erfolgt die Verfügung unentgeltlich, so trifft die gleiche Verpflichtung denjenigen, welcher auf Grund der Verfügung unmittelbar einen rechtlichen Vortheil erlangt. Wird an einen Nichtberechtigten eine Leistung bewirkt, die dem Be­ rechtigten gegenüber wirksam ist, so ist der Nichtberechtigte dem Berechtigten zur Herausgabe des Geleisteten verpflichtet.

8 817. War der Zweck einer Leistung in der Art bestimmt, daß der Empfänger durch die Annahme gegen ein gesetzliches Verbot oder gegen die guten Sitten verstoßen hat, so ist der Empfänger zur Herausgabe verpflichtet. Die Rückforderung ist ausgeschloffen, wenn dem Leistenden gleichfalls ein solcher Verstoß zur Last fällt, es sei denn, daß die Leistung in der Eingehung einer Verbindlichkeit bestand; das zur Erfüllung einer solchen Verbindlichkeit Geleistete kann nicht zurückgefordert werden.

8 818. Die Verpflichtung zur Herausgabe erstreckt sich auf die gezogenen Nutzungen sowie auf dasjenige, was der Empfänger auf Grund eines erlangten Rechtes oder als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung des erlangten Gegenstandes erwirbt. Ist die Herausgabe wegen der Beschaffenheit des Erlangten nicht möglich oder ist der Empfänger aus einem anderen Grunde zur Heraus­ gabe außw Stande, so hat er den Werth zu ersetzen. Die Verpflichtung zur Herausgabe oder zum Ersätze des Werthes ist ausgeschloffen, soweit der Empfänger nicht mehr bereichert ist. Bon dem Eintritte der Rechtshängigkeit an hastet der Empfänger nach den allgemeinen Vorschriften. 8 819. Kennt der Empfänger den Mangel des rechtlichen Grundes bei dem Empfang oder erfährt er ihn später, so ist er von dem Empfang oder der Erlangung der Kenntniß an zur Herausgabe verpflichtet, wie wenn der Anspruch auf Herausgabe zu dieser Zeit rechtshängig geworden wäre. Verstößt der Empfänger durch die Annahme der Leistung gegen ein gesetzliches Verbot oder gegen die guten Sitten, so ist er von dem Empfange der Leistung an in der gleichen Weise verpflichtet.

8 820. War mit der Leistung ein Erfolg bezweckt, dessen Ein­ tritt nach dem Inhalte des Rechtsgeschäfts als ungewiß angesehen wurde, so ist der Empfänger, falls der Erfolg nicht eintritt, zur Herausgabe so verpflichtet, wie wenn der Anspruch auf Herausgabe zur Zeit des Empfanges rechtshängig geworden wäre. Das Gleiche gilt, wenn die Leistung aus einem Rechtsgrunde, dessen Wegfall nach dem Inhalte des Rechtsgeschäfts als möglich angesehen wurde, erfolgt ist und der Rechtsgrund wegfällt. Zinsen hat der Empfänger erst von den, Zeitpunkt an zu entrichten, in welchem er erfährt, daß der Erfolg nicht eingetreten oder daß der Rechtsgrund weggesallen ist; zur Herausgabe von Nutzungen ist er insoweit nicht verpflichtet, als er zu dieser Zeit nicht mehr bereichert ist. 8 821. Wer ohne rechtlichen Grund eine Verbindlichkeit eingeht, kann bte Erfüllung auch dann verweigern, wenn der Anspruch auf Be­ freiung von der Verbindlichkeit verjährt ist.

BGB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

§ 822. Wendet der Empfänger das Erlangte unentgeltlich einem Dritten zu, so ist. soweit in Folge besten die Verpflichtung des Empfängers zur Herausgabe der Bereicherung ausgeschlossen ist, der Tritte zur Heraus­ gabe verpflichtet» wie wenn er die Zuwendung von dem Gläubiger ohne rechüichen Grund erhalten hätte. Lünfundzwanzigster Titel.

Unerlaubte Handlungen. § 823. Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigenthum oder ein sonstiges Recht eines Anderen widerrechtlich verletzt, ist dem Anderen zum Ersätze des daraus entstehenden Schadens verpflichtet. Die gleiche Verpflichtung trifft denjenigen, welcher gegen ein den Schutz eines Anderen bezweckendes Gesetz verstößt. Ist nach dem Inhalte des Gesetzes ein Verstoß gegen dieses auch ohne Verschulden möglich, so tritt die Ersatzpflicht nur im Falle des Verschuldens ein. § 824. Wer der Wahrheit zuwider eine Thatsache behauptet oder verbreitet, die geeignet ist, den Kredit eines Anderen zu gefährden oder sonstige Nachtheile für dessen Erwerb oder Fortkommen herbeizuführen, hat dem Anderen den daraus entstehenden Schaden auch dann zu ersetzen, wenn er die Unwahrheit zwar nicht kennt, aber kennen muß. Durch eine Mittheilung, deren Unwahrheit dem Mittheilenden un­ bekannt ist, wird dieser nicht zum Schadensersätze verpflichtet, wenn er oder der Empfänger der Mittheilung an ihr ein berechtigtes Interesse hat.

§ 825. Wer eine Frauensperson durch Hinterlist, durch Drohung oder unter Mißbrauch eines Abhängigkeitsverhältnisses zur Gestattung der außerehelichen Beiwohnung bestimmt, ist ihr zum Ersätze des daraus ent­ stehenden Schadens verpflichtet. § 826. Wer in einer gegen die guten Sitten verstoßenden Weise einem Anderen vorsätzlich Schaden zufügt, ist dem Anderen zum Ersätze des Schadens verpflichtet.

§ 827. Wer im Zustande der Bewußllosigkeit oder in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustande krankhafter Störung der Geistesthätigkeit einem Anderen Schaden zufügt, ist für den Schaden nicht verantworllich. Hat er sich durch geistige Getränke oder ähnliche Mittel in einen vorübergehenden Zustand dieser Art versetzt, so ist er für einen Schaden, den er in diesem Zustande widerrechtlich verursacht, in gleicher Weise verantworllich , wie wenn ihm Fahrlässigkeit zur Last fiele; die Verantwortlichkeit tritt nicht ein, wenn er ohne Verschulden in den Zustand gerathen ist. § 828. Wer nicht das siebente Lebensjahr vollendet hat, ist für einen Schaden, den er einem Anderen zufügt, nicht verantwortlich. Wer das siebente, aber nicht das achtzehnte Lebensjahr vollendet hat, ist für einen Schaden, den er einem Anderen zufügt, nicht verantwortlich.

1

BSB

wenn er bei der Begehung der schädigenden Handlung nicht die zur Erkenntniß der Deranttvortluhkeit erforderliche Einsicht hat. DaS Gleiche gilt von einem Taubstummen.

8 829. Wer in einem der in den 83 823 bis 826 bezeichneten Fälle für einen von ihm verursachten Schaden auf Grund der 83 827, 828 nicht verantwortlich ist, hat gleichwohl, sofern der Ersatz deS Schadens nicht von einem ausfichtSpflichtigen Dritten erlangt »erben kann, den Schaden inoweit zu ersetzen, als die Billigkeit nach den Umständen, insbesondere nach )en Derhältniflen der Betheiligten, eine Schadloshaltung erfordert und hm nicht die Mittel entzogen werden, deren er zum standeSmäßigen Unter­ halte sowie zur Erfüllung seiner gesetzlichen Unterhaltspflichten bedarf. 8 830. Haben Mehrere durch eine gemeinschaftlich begangene un­ erlaubte Handlung einen Schaden verursacht, so ist jeder für den Schaden verantwortlich. Das Gleiche gilt, wenn sich nicht ermitteln läßt, wer von mehreren Betheiligten den Schaden durch seine Handlung verursacht hat. Anstifter und Gehülfen stehen Mitthätern gleich. 8 831. Wer einen Anderen zu einer Verrichtung bestellt, ist zum Ersätze des Schadens verpflichtet, den der Andere in Ausführung der Ver­ richtung einem Dritten widerrechtlich zufügt. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Geschäftsherr bei der Auswahl der bestellten Person und, ofern er Vorrichtungen oder Geräthschasten zu beschaffen oder die AuSührung der Verrichtung zu leiten hat, bei der Beschaffung oder der Leitung >te im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet oder wenn der Schaden auch bei Anwendung dieser Sorgfalt entstanden sein würde. Die gleiche Verantwortlichkeit trifft denjenigen, welcher für den Geschäftsherrn die Besorgung eines der im Abs. 1 Satz 2 bezeichneten Geschäfte durch Vertrag übernimmt. 8 832. Wer kraft Gesetzes zur Führung der Aufsicht über eine Per­ son verpflichtet ist, die wegen Minderjährigkeit oder wegen ihres geistigen oder körperlichen Zustandes der Beaufsichtigung bedarf, ist zum Ersätze des Scha­ dens verpflichtet, den diese Person einem Dritten widerrechtlich zufügt. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn er seiner Aufsichtspflicht genügt oder wenn der Schaden auch bei gehöriger Aufsichtsführung entstanden sein würde. Die gleiche Verantwortlichkeit trifft denjenigen, welcher die Führung der Aufsicht durch Vertrag übernimmt. 8 833. Wird durch ein Thier ein Mensch getötet oder der Körper oder die Gesundheit eines Menschen verletzt oder eine Sache beschädigt, so ist derjenige, welcher das Tier hält, verpflichtet, dem Verletzten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Schaden durch ein HauSthier verursacht wird, das dem Berufe, der Erwerbs­ thätigkeit oder dem Unterhalte deS Thierhalters zu dienen bestimmt ist, und entweder der Thierhalter bei der Beaufsichtigung deS Thieres die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet oder der Schaden auch bei Anwendung dieser Sorgfalt entstanden sein tottrbe.1)] *) Der zweite Satz ist hinzugesagt worden durch da» Gesetz, bett. Aenderung deS § 833 de» Bürgerlichen Gesetzbuchs, vom 30. Mai 1908 (RGBl. S. 313, ausgegeben zu Berlin den 6. Juni 1908).

5 834. Wer für denjenigen, welcher em Thier hält, die Führung der Aufsicht über das Thier durch Vertrag übernimmt, ist für den Schaden verantwortlich, dm das Thier einem Dritten in der im § 833 bezeich­ neten Weife zufügt. Die Verantwortlichkeit tritt nicht ein, wenn er bei der Führung der Aufsicht die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet oder wenn der Schaden auch bei Anwendung dieser Sorgfalt entstanden sein würde. § 835. Wird durch Schwarz-, Roth-, Elch-, Dam- oder Rehwild oder durch Fasanen ein Grundstück beschädigt, an welchem dem Eigen­ thümer das Jagdrecht nicht zusteht, so ist der Jagdberechtigte verpflichtet, dem Verletzten den Schaden zu ersetzen. Die Ersatzpflicht erstreckt sich auf den Schaden, den die Thiere an den getrennten, tiber noch nicht ein­ geernteten Erzeugniffen des Grundstücks anrichten. Ist dem Ggenthümer die Ausübung des ihm zustehenden Jagdrechts durch das Gesetz entzogen, so hat derjenige den Schaden zu ersetzen, welcher zur Ausübung des Jagdrechts nach dem Gesetze berechtigt ist. Hat der Eigenthümer eines Grundstücks» auf dem das Jagdrecht wegen der Lage des Grundstücks nur gemeinschaftlich mit dem Jagdrecht auf einem anderen Grundstück ausgeübt werden darf, das Jagdrecht dem Eigenthümer dieses Grundstücks verpachtet, so ist der letztere für den Schaden verantwortlich. Sind die Eigenthümer der Grundstücke eines Bezirkes zum Zwecke der gemeinschaftlichen Ausübung des Jagdrechts durch das Gesetz zu einem Verbände vereinigt, der nicht als solcher hastet, so find sie nach dem Derhältnifle der Größe ihrer Grundstücke ersatzpflichtig. 8 836. Wird durch den Einsturz eines Gebäudes oder eines anderen mit einem Grundstücke verbundenen Werkes oder durch die Ab­ lösung von Thellen des Gebäudes oder des Werkes ein Mensch getödtet, der Körper oder die Gesundheit eines Menschen verletzt oder eine Sache beschädigt, so ist der Besitzer des Grundstücks, sofern der Einsturz oder die Ablösung die Folge fehlerhafter Errichtung oder mangelhafter Unterhaltung ist, verpflichtet, dem Verletzten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Besitzer zum Zwecke der Abwen­ dung der Gefahr die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet hat. Ein früherer Besitzer des Grundstücks ist für den Schaden verantwort­ lich, wenn der Einsturz oder die Ablösung innerhalb eines Jahres nach der Beendigung seines Besitzes eintritt, es fei denn, daß er während feines Be­ sitzes die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet hat oder ein späterer Besitzer durch Beobachtung dieser Sorgfalt die Gefahr hätte abwenden sönnen. Besitzer im Sinne dieser Vorschriften ist der Eigenbesitzer. 8 837. Besitzt Jemand auf einem fremden Grundstück in Aus­ übung eines Rechtes ein Gebäude oder ein anderes Werk» so trifft ihn an Stelle des Besitzers des GmndstückS die im § 836 bestimmte Ver­ antwortlichkeit. 8 838. Wer die Unterhaltung eines Gebäudes oder eines mit einem Grundstücke verbundenen Werkes für den Besitzer übernimmt oder das Ge­ bäude oder das Werk vermöge eines ihm zustehenden Nutzungsrechtes zu unterhalten hat, ist für den durch den Einsturz oder die Ablösung von Theilen verursachten Schaden in gleicher Weise verantwortlich wie der Besitzer.

1

BGB

§ 839. Verletzt ein Beamter vorsätzlich oder fahrlässig die ihm einem Dritten gegenüber obliegende Amtspflicht, so hat er dem Dritten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Fällt dem Beamten nur Fahrlässigkeit zur Last, so kann er nur dann in Anspruch genommen werden, wenn der Verletzte nicht auf andere Weise Ersatz zu erlangen vermag. Verletzt ein Beamter bei dem Urtheil in einer Rechtssache seine Amtspflicht, so ist er für den daraus entstehenden Schaden nur dann verantwortlich, wenn die Pflichtverletzung mit einer im Wege des gericht­ lichen Strafverfahrens zu verhängenden öffentlichen Strafe bedroht ist. Auf eine pflichtwidrige Verweigerung oder Verzögerung der Ausübung des Amtes findet diese Vorschrift keine Anwendung. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Verletzte vorsätzlich oder fahrlässig unterlassen hat, den Schaden durch Gebrauch eines Rechtsmittels abzuwenden. i)

K 840. Sind für den aus einer unerlaubten Handlung entstehen­ den Schaden Mehrere neben einander verantwortlich, so haften sie, vorbehalt­ lich der Vorschrift des § 835 Abs. 3, als Gesammtschuldner. Ist neben demjenigen, welcher nach den 88 831, 832 zum Ersätze des von einem Anderen vemrsachten Schadens verpflichtet ist, auch der Andere für den Schaden verantworllich, so ist in ihrem Verhältnisse zu einander der Andere allein, im Falle des § 829 der Aufsichtspflichtige allein verpflichtet. Ist neben demjenigen, welcher nach den 88 833 bis 838 zum Ersätze des Schadens verpflichtet ist, ein Dritter für den Schaden verantwortlich, so ist in ihrem Verhältnisse zu einander der Dritte allein verpflichtet.

§ 841. Ist ein Beamter, der vermöge seiner Amtspflicht einen Anderen zur Geschäftsführung für einen Dritten zu bestellen oder eine solche Geschäftsführung zu beaufsichtigen oder durch Genehmigung von Rechtsgeschäften bei ihr mitzuwirken hat, wegen Verletzung dieser Pflichten neben dem Anderen für den von diesem verursachten Schaden verantwort­ lich, so ist in ihrem Verhältnisse zu einander der Andere allein verpflichtet. § 842. Die Verpflichtung zum Schadensersätze wegen einer gegen die Person gerichteten unerlaubten Handlung erstreckt sich auf die Nach­ theile, welche die Handlung für den Erwerb oder das Fortkommen des Verletzten herbeiführt.

§ 843. Wird in Folge einer Verletzung des Körpers oder der Gesundheit die Erwerbsfähigkeit des Verletzten aufgehoben oder gemindert oder tritt eine Vermehrung seiner Bedürfniffe ein, so ist dem Verletzten durch Entrichtung einer Geldrente Schadensersatz zu leisten. Auf die Rente finden die Vorschriften des 8 760 Anwendung. Ob, in welcher Art und für welchen Betrag der Ersatzpflichtige Sicherheit zu leisten hat, bestimmt sich nach den Umständen. Statt der Rente kann der Verletzte eine Abfindung in Kapital verlangen, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. Der Anspruch wird nicht dadurch ausgeschloffen, daß ein Anderer beut Verletzten Unterhalt zu gewähren hat. *) Gesetz über die Haftung des Reich« für seine Beamten (v. 22. Mai 1910) üeh« unter 7.

BSB.

Zweites Buch. Recht der Schuldverhältnisse.

1

§ 844, Im Falle der Tödtung hat der Ersatzpflichtige die Kosten der Beerdigung demjenigen zu ersetzen, welchem die Verpflichtung obliegt, diese Kosten zu tragen. Stand der Getödtete zur Zeit der Verletzung zu einem Dritten in einem Derhältniffe, vermöge dessen er diesem gegenüber kraft Gesetzes unterhaltspflichtig war oder unterhaltspflichtig werden konnte, und ist dem Dritten in Folge der Tödtung das Recht auf den Unterhalt entzogen, so hat der Ersatzpflichtige dem Dritten durch Entrichtung einer Gediente insoweit Schadensersatz zu leisten, als der Getödtete während der muthmaßlichen Dauer seines Lebens zur Gewährung des Unterhalts verpflichtet gewesen sein würde; die Vorschriften des § 843 Abs. 2 bis 4 finden ent­ sprechende Anwendung. Die Ersatzpflicht tritt auch dann ein, wenn der Dritte zur Zeit der Verletzung erzeugt, aber noch nicht geboren war.

§ 845, Im Falle der Tödtung, der Verletzung des Körpers oder der Gesundheit sowie im Falle der Freiheitsentziehung hat der Ersatz­ pflichtige, wenn der Verletzte kraft Gesetzes einem Dritten zur Leistung von Diensten in dessen Hauswesen oder Gewerbe verpflichtet war, dem Dritten für die entgehenden Dienste durch Entrichtung einer Geldrente Ersatz zu leisten. Die Vorschriften des § 843 Abs. 2 bis 4 finden entsprechende Anwendung.

§ 846, Hat in den Fällen der §§ 844, 845 bei der Entstehung des Schadens, den der Dritte erleidet, ein Verschulden des Verletzten mit­ gewirkt, so finden auf den Anspruch des Dritten die Vorschriften des § 254 Anwendung. § 847. Im Falle der Verletzung des Körpers oder der Gesund­ heit sowie im Falle der Freiheitsentziehung kann der Verletzte auch wegen des Schadens, der nicht Vermögensschcchen ist, eine billige Entschädigung in Geld verlangen. Der Anspruch ist nicht übertragbar und geht nicht auf die Erben über, es sei denn, daß er durch Vertrag anerkannt oder daß er rechtshängig geworden ist. Ein gleicher Anspruch steht einer Frauensperson zu, gegen die ein Verbrechen oder Vergehen Wider die Sittlichkeit begangen oder die durch Hinterlist, durch Drohung oder unter Mißbrauch eines Abhängigkeitsver­ hältnisses zur Gestattung der außerehelichen Beiwohnung bestimmt wird.

§ 848. Wer zur Rückgabe einer Sache verpflichtet ist, die er einem Anderen durch eine unerlaubte Handlung entzogen hat, ist auch für den zufälligen Untergang, eine aus einem anderen Grunde eintretende zufällige Unmöglichkeit der Herausgabe oder eine zufällige Verschlechterung der Sache verantwortlich, es sei denn, daß der Untergang, die ander­ weitige Unmöglichkeit der Herausgabe oder die Verschlechterung auch ohne die Entziehung eingetreten sein würde. 8 849. Ist wegen der Entziehung einer Sache der Werth oder wegen der Beschädigung einer Sache die Werthminderung zu ersetzen, so kann der Verletzte Zinsen des zu ersetzenden Betrags von dem Zeitpunkt an verlangen, welcher der Bestimmung des Werthes zu Gmnde gelegt wird.

1

BGB

§ 850. Macht der zur Herausgabe einer entzogenen Sache Ver­ pachtete Verwendungen auf die Sache, so stehen ihm dem Verletzten gegenüber die Rechte zu, die der Besitzer dem Eigenthümer gegenüber wegen Verwendungen hat. § 851. Leistet der wegen der Entziehung oder Beschädigung einer beweglichen Sache zum Schadensersätze Verpflichtete den Ersatz an den­ jenigen, in deffen Besitze sich die Sache zur Zeit der Entziehung oder der Beschädigung befunden hat, so wird er durch die Leistung auch dann be­ freit, wenn ein Dritter Eigenthümer der Sache war oder ein sonstiges Recht an der Sache hatte, es sei denn, daß ihm das Recht des Dritten bekannt oder in Folge grober Fahrlässigkeit unbekannt ist. § 852. Der Anspruch auf Ersatz des aus einer unerlaubten Handlung entstandenen Schadens verjährt in drei Jahren von dem Zeit­ punkt an, in welchem der Verletzte von dem Schaden und der Person des Ersatzpflichtigen Kenntniß erlangt, ohne Rücksicht auf diese Kenntniß in dreißig Jahren von der Begehung der HaMung an. Hat der Ersatzpflichtige durch die unerlaubte Handlung auf Kosten des Verletzten etwas erlangt, so ist er auch nach der Vollendung der Ver­ jährung zur Herausgabe nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung verpflichtet. 5 853. Erlangt Jemand durch eine von ihm begangene un­ erlaubte Handlung eine Forderung gegen den Verletzten, so kann der Verletzte die Erfüllung auch dann verweigem, wenn der Anspruch auf Aufhebung der Forderung verjährt ist.

BGB. Drittes Buch. Sachenrecht.

t

Drittes Buch.

Sachenrecht. (Erster Abschnitt.

Besitz. 8 854. Der Besitz einer Sache wird durch die Erlangung der thatsächlichm Gewalt über die Sache erworben. Die Einigung des bisherigen Besitzers und des Erwerbers genügt zum Erwerbe, wenn der Erwerbet in der Lage ist, die Gewalt über btt Sache auszuüben. 8 855. Uebt Jemand die thatsächliche Gewalt über eine Sache sür einen Anderen in besten Haushalt oder Erwerbsgeschäst oder , in einem ähnlichen Verhältniß aus, vermöge dessen er den sich auf die Sache be­ ziehenden Weisungen des Anderen Folge zu leisten hat, so ist nur der Andere Besitzer.

8 856. Der Besitz wird dadurch beendigt, daß der Besitzer die thatsächliche Gewalt über die Sache aufgiebt oder in anderer Weise verliert. Durch eine ihrer Natur nach vorübergehende Verhinderung in der Ausübung der Gewalt wird der Besitz nicht beendigt. 8 857. 8 858.

Der Besitz geht auf den Erben über.

Wer dem Besitzer ohne dessen Mllen bett Besitz ent­ zieht oder ihn im Besitze stört, handeÜ, sofern nicht das Gesetz die Ent­ ziehung ober die Störung gestattet, widerrechtlich (»erbotene Eigenmacht). Der durch verbotene Eigenmacht erlangte Besitz ist fehlerhaft. Die Fehlerhaftigkeit muß der Nachfolger im Besitze gegen sich gelten lassen, wenn er Erbe des Besitzers ist oder die Fehlerhaftigkeit des Besitzes seines Vorgängers bei dem Erwerbe kennt.

8 859. Der Besitzer darf sich verbotener Eigenmacht mit Gewalt erwehren. Wird eine bewegliche Sache dem Besitzer mittelst verbotener Eigen­ macht weggenommen, so darf er sie dem auf frischer That betroffenen oder verfolgten Thäter mit Gewalt wiederabnehmen. Wird dem Besitzer eines Grundstücks der Besitz durch verbotene Eigenmacht entzogen, so darf er sofort nach der Entziehung sich des Be­ sitzes durch Entsetzung des Thäters wiederbemächtigen. Die gleichen Rechte stehen dem Besitzer gegen denjenigen zu, welcher nach § 858 Abs. 2 die Fehlerhaftigkeit des Besitzes gegen sich gelten lasten muß.

1

BGB.

§ 860. Zur Ausübung der dem Besitzer nach § 859 zustehenden Rechte ist auch derjenige befugt, welcher die thatsächliche Gewalt nach § 855 für den Besitzer auSübt. § 861. Wird der Besitz durch verbotene Eigenmacht dem Besitzer entzogen, so kann dieser die Wiedereinräumung des Besitzes von demjenigen verlangen, welcher ihm gegenüber fehlerhaft besitzt. Der Anspruch ist ausgeschlossen, wenn der entzogene Besitz dem gegenwärtigen Besitzer oder dessen Rechtsvorgänger gegenüber fehlerhaft war und in dem letzten Jahre vor der Entziehung erlangt worden ist. § 862. Wird der Besitzer durch verbotene Eigenmacht im Besitze gestört, so kann er von dem Störer die Beseitigung der Störung verlangen. Sind weitere Störungen zu besorgen, so kann der Besitzer auf Unterlassung klagen. Der Anspruch ist ausgeschlossen, wenn der Besitzer dem Störer oder dessen Rechtsvorgänger gegenüber fehlerhaft besitzt und der Besitz in dem letzten Jahre vor der Störung erlangt worden ist.

§ 863. Gegenüber den in den 83 861, 862 bestimmten Ansprüchen kann ein Recht zum Besitz oder zur Dornahme der störenden Handlung nur zur Begründung der Behauptung geltend gemacht werden, daß die Entziehung oder die Störung des Besitzes nicht verbotene Eigenmacht sei. § 864. Ein nach den §§ 861, 862 begründeter Anspruch erlischt mit dem Ablauf eines Jahres nach der Verübung der verbotenen Eigenmacht, wenn nicht vorher der Anspruch im Wege der Klage geltend gemacht wird. Das Erlöschen tritt auch dann ein, wenn nach der Verübung der verbotenen Eigenmacht durch rechtskräftiges Urtheil festgestellt wird, daß dem Thäter ein Recht an der Sache zusteht, vermöge dessen er die Herstellung eines seiner Handlungsweise entsprechenden Besitzstandes verlangen kann. § 865. Die Vorschriften der §§ 858 bis 864 gelten auch zu Gunsten desjenigen, welcher nur einen ZHeil einer Sache, insbesondere abgesonderte Wohnräume oder andere Räume, besitzt. § 866. Besitzen Mehrere eine Sache gemeinschaftlich, so findet in ihrem Derhältnisie zu einander ein Besitzschutz insoweit nicht statt, als es sich um die Grenzen des den Einzelnen zustehenden Gebrauchs handelt. § 867. Ist eine Sache aus der Gewalt des Besitzers auf ein im Besitz eines Anderen befindliches Grundstück gelangt, o hat ihm der Besitzer des Grundstücks die Aufsuchung und die Wegschaffung zu gestatten, sofern nicht die Sache inzwischen in Besitz genommen worden ist. Der Besitzer des Grundstücks kann Ersatz des durch die Auffuchung und die Wegschaffung entstehenden Schadens verlangen. Er kann, wenn die Ent­ stehung eines Schadens zu besorgen ist, die Gestattung verweigern, bis ihm Sicherheit geleistet wird; die Verweigerung ist unzuläffig, wenn mit dem Aufschübe Gefahr verbunden ist.

§ 868. Besitzt Jemand eine Sache als Nießbraucher, Pfand­ gläubiger, Pächter, Miether, Verwahrer oder in einem ähnlichen Verhältnisse, vermöge deffen er einem Anderen gegenüber auf Zeit zum Besitze berechtigt oder verpflichtet ist, so ist auch der Andere Besitzer (mittelbarer Besitz).

BGB.

Drittes Buch.

1

Sachenrecht.

§ 869. Wird gegen den Besitzer verbotene Eigenmacht verübt, so" stehen die in den 83 861, 862 bestimmten Ansprüche auch dem mittelbaren Besitzer zu. Im Kille der Entziehung des Besitzes ist der mittelbare Besitzer berechtigt, die Wiedereinräumung des Besitzes an den bisherigen Besitzer zu verlangen; kann oder will dieser den Besitz nicht wiederüber­ nehmen, so kann der mittelbare Besitzer verlangen, daß ihm selbst der Besitz eingeräumt wird. Unter der gleichen Voraussetzung kann er im Falle des § 867 verlangen, daß ihm die Aufsuchung und Wegschafsimg der Sache gestattet wird. § 870. Der mittelbare Besitz kann dadnrch auf einen Anderen übertragen werden, daß diesem der Anspruch auf Herausgabe der Sache abgetreten wird. 8 871. Steht der mittelbare Besitzer zu einem Dritten in einem Berhältnisie der im § 868 bezeichneten Art, so ist auch der Dritte mittelbarer Besitzer. 8 872.

Wer eine Sache als ihm gehörend besitzt, ist Eigenbesitzer.

Zweiter Abschnitt.

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken. § 873. Zur Übertragung des Eigenthums an einem Grundstücke, zur Belastung eines Grundstücks mit einem Rechte sowie zur Uebertragung oder Belastung eines solchen Rechtes ist die Einigung des Berechsigten und des anderen Theiles über den Eintritt der Rechtsänderung und die Ein­ tragung der Rechtsänderung in das Grundbuch erforderlich, soweit nicht das Gesetz ein Anderes vorschreibt. Vor der Eintragung sind die Bethelligten an die Einigung nur gebunden, wenn die Erklärungen gerichtlich oder notariell beurkundet oder vor dem Grundbuchamt abgegeben oder bei diesem eingereicht sind oder wenn der Berechtigte dem anderen Theile eine den Vorschriften der Grund­ buchordnung entsprechende Eintragungsbewilligung ausgehändigt hat. 8 874. Bei der Eintragung eines Rechtes, mit dem ein Grundstück belastet wird, kann zur näheren Bezeichnung des Inhalts des Rechtes auf die Eintragungsbewilligung Bezug genommen werden, soweit nicht das Gesetz ein Anderes vorschreibt.

8 875. Zur Aufhebung eines Rechtes an einem Grundstück ist, soweit nicht das Gesetz ein Anderes vorschrcibt, die Erllärung des Berechtigten, daß er das Recht aufgebe, und die Löschung des Rechtes im Grundbuch erforderlich. Die Erllärung ist dem Grundbuchamt oder demjenigen gegenüber abzugeben, zu dessen Gunsten sie erfolgt. Vor der Löschung ist der Berechtigte an seine Erllärung nur gebunden, wenn er sie dem Grmäbuchamte gegenüber abgegeben oder demjenigen, zu Iarger, Reich»,Ivilgesetze. S.Auslage.

9

1

BGB.

dessen Gunsten fie erfolgt, eine den Vorschriften der Grundbuchordnung entsprechende Löschungsbewilligung auSgehändigt hat.

8 876. Ist ein Recht an einem Grundstücke mit dem Rechte eines Mitten belastet, so ist zur Aufhebung des belasteten Rechtes die Zustimmung des Dritten erforderlich. Steht das aufzuhebende Recht dem jeweiligen Eigenthümer eines anderen Grundstücks zu, so ist, wenn dieses Grundstück mit dem Rechte eines Dritten belastet ist, die Zustimmung des Dritten erforderlich, es sei denn, daß besten Recht durch die Aufhebung nicht berührt wird. Die Zustimmung ist dem Grundbuchamt oder dem­ jenigen gegenüber zu erklären, zu dessen Gunsten fie erfolgt; sie ist unwiderruflich.

8 877. Die Vorschriften der 88 873, 874, 876 finden auch auf Aenderungen des Inhalts eines Rechtes an einem Grundstück Anwendung. 8 878. Eine von dem Berechtigten in Gemäßheit der 88 873, 875, 877 abgegebene Erklärung wird nicht dadurch unwirksam, daß der Berechtigte in der Verfügung beschränkt wird, nachdem die Erklärung für ihn bindend geworden und der Antrag auf Eintragung bei dem Grund­ buchamte gestellt worden ist. 8 879. Das Rangverhältniß unter mehreren Rechten, mit denen ein Grundstück belastet ist, bestimmt sich, wenn die Rechte in derselben Abtheilung des Grundbuchs eingetragen sind, nach der Reihenfolge der Eintragungen. Sind die Rechte in verschiedenen Abtheilungen eingetragen, so hat das unter Angabe eines früheren Tages eingetragene Recht den Vorrang; Rechte, die unter Angabe desselben Tages eingetragen sind, haben gleichm Rang. Die Eintragung ist für das Rangverhältniß auch dann maßgebend, wenn die nach 8 873 zum Erwerbe des Rechtes erforderliche Einigung erst nach der Eintragung zu Stande gekommen ist. Eine abweichende Bestimmung des Rangverhältniffes bedarf der Ein­ tragung in das Grundbuch.

8 880. Das Rangverhältniß kann nachträglich geändert werden. Zu der Rangänderung ist die Einigung des zurücktretenden und des vortretenden Berechtigten und die Eintragung der Aenderung in das Grundbuch erforderlich; die Vorschriften des 8 873 Abs. 2 und des 8 878 finden Anwendung. Soll eine Hypothek, eine Grundschuld oder eine Rentenschuld zurücktreten, so ist außerdem die Zustimmung des Eigenthümers erforderlich. Die Zustimmung ist dem Grundbuchamt oder einem der Betheiligten gegenüber zu erüären; sie ist unwiderruflich. Ist das zurücktretende Recht mit dem Rechte eines Dritten belastet, so finden die Vorschriften des 8 876 entsprechende Anwendung. Der dem vortretenden Rechte eingeräumte Rang geht nicht dadurch verloren, daß das zurücktretende Recht durch Rechtsgeschäft aufgehoben wird. Rechte, die den Rang zwischen dem zurücktretenden und dem vor­ tretenden Rechte haben, werden durch die Rangänderung nicht berührt. 8 881. Der Eigenthümer kann sich bei der Belastung des Grund­ stücks mit einem Rechte die Befugniß vorbehalten, ein anderes, dem

BGB.

Drittes Buch. Sachenrecht.

1

Umfange nach bestimmtes Recht mit dem Range vor jenem Rechte ein­ tragen zu lasten. Der Vorbehalt bedarf der Eintragung in das Gmndbuch; die Ein­ tragung muß bei dem Rechte erfolgen, das zurücktreten soll. Wird das Grundstück veräußert, so geht die vorbehaltene Befugniß auf den Erwerber über. Ist das Gmndstück vor der Eintragung des Rechtes, dem der Vor­ rang beigelegt ist, mit einem Rechte ohne einen entsprechenden Vorbehalt belastet worden, so hat der Vorrang insoweit keine Wirkung, als das mit dem Vorbehalt eingetragene Recht in Folge der inzwischen emgetretenen Belastung eine über dm VorbehaÜ hinausgehende Beeinträchtigung erleidm würde.

§ 882. Wird ein Grundstück mit einem Rechte belastet, für welches nach den für die Zwangsversteigerung geltenden Vorschriften dem Berechtigten im Falle des Erlöschens durch den Zuschlag der Werth aus dem Erlöse zu ersetzen ist, so kann der Höchstbetrag deS Ersatzes bestimmt werden. Die Bestimmung bedarf der Eintragung in das Grundbuch. § 883. Zur Sicherung des Anspruchs auf Einräumung oder Auf­ hebung eines Rechtes an einem Gmndstück oder an einem das Gmndstück belastenden Rechte oder auf Aendemng des JnbaltS oder des Ranges eines solchen Rechtes kann eine Vormerkung in das Gmndbuch eingetragen werden. Die Eintragung einer Vormerkung ist auch zur Sichemng eines künftigen oder eines bedingten Anspmchs zulässig. Eine Verfügung, die nach der Eintragung der Vormerkung über das Gmndstück oder das Recht getroffen wird, ist insoweit unwirksam, als sie den Anspmch vereiteln oder beeinträchtigen würde. Dies gilt auch, wenn die Verfügung im Wege der Zwangsvollstreckung oder der Arrest­ vollziehung oder durch den Konkursverwalter erfolgt. Der Rang des Rechtes, auf deflen Einräumung der Anspmch ge­ richtet ist, bestimmt sich nach der Eintragung der Vormerkung. § 884. Soweit der Anspmch durch die Vormerkung gesichert ist, kann sich der Erbe des Verpflichteten nicht auf die Beschränkung seiner Haftung bemfen. § 885. Die Eintragung einer Vormerkung erfolgt auf Gmnd einer einstweiligen Verfügung oder auf Gmnd der Bewilligung desjenigen, dessen Gmndstück oder dessen Recht von der Vormerkung betwffen wird. Zur Erlaffung der einstweiligen Verfügung ist nicht erforderlich, daß eine Gefährdung des zu sichemden Anspmchs glaubhaft gemacht wird. Bei der Eintragung kann zur näheren Bezeichnung deS zu sichernden Anspmchs auf die einstweilige Verfügung oder die Eintragungsbewilligung Bezug genommen werden. § 886. Steht demjenigen, dessen Gmndstück oder deffen Recht von der Vormerkung betroffen wird, eine Einrede zu, durch welche die Geltendmachung des durch die Vormerkung gesichertm Anspmchs dauemd ausgeschloffen wird, so kann er von dem Gläubiger die Beseitigung der Vormerkung verlangen.

1

BGB.

§ 887. Ist der Gläubiger, dessen Anspruch durch die Vormerkung gesichert ist, unbekannt, so kann er im Wege des Aufgebotsverfahrens mit seinem Rechte ausgeschlossen werden, wenn die im § 1170 für die Aus­ schließung eines Hypothekengläubigers bestimmten Voraussetzungen vor­ liegen. Mit der Erlassung des Ausschlußurtheils erlischt die Wirkung der Vormerkung. § 888. Soweit der Erwerb eines eingetragenen Rechtes oder erneu Rechtes an einem solchen Rechte gegenüber demjenigm, zu dessen Gunsten die Vormerkung besteht, unwirksam ist, kann dieser von dem Erwerber die Zustimmung zu der Eintragung oder der Löschung verlangen, die zur Verwirklichung des durch die Vormerkung gesicherten Anspruchs er­ forderlich ist. Das Gleiche gilt, wenn der Anspruch durch ein Deräußerungsverbot gesichert ist. § 889. Ein Recht an einem fremden Grundstück erlischt nicht dadurch, daß der Eigenthümer des Grundstücks das Recht oder der Be­ rechtigte das Eigenthum an dem Grundstück erwirbt.

§ 899. Mehrere Grundstücke können dadurch zu einem Grund­ stücke vereinigt werden, daß der Eigenthümer sie als ein Grundstück in das Grundbuch eiiltragen läßt. Ein Grundstück kann dadurch zum Bestandtheil eines anderen Grund­ stücks gemacht werden, daß der Eigenthümer es diesem im Grundbuche zuschreiben läßt. § 891. Ist im Grundbuche für Jemand ein Recht eingetragen, so wird vermuthet, daß ihm das Recht zustehe. Ist im Grundbuch ein eingetragenes Recht gelöscht, so wird ver­ muthet, daß das Recht nicht bestehe.

§ 892. Zu Gunsten desjenigen, welcher ein Recht an einem Grund­ stück oder ein Recht an einem solchen Rechte durch Rechtsgeschäft erwirbt, gilt der Inhalt des Grundbuchs als richtig, es sei denn, daß ein Wider­ spruch gegen die Richtigkeit eingetragen oder die Unrichtigkeit dem Erwerber bekannt ist. Ist der Berechtigte in der Verfügung über ein im Grund­ buch eingetragenes Recht zu Gunsten einer bestimmten Person beschränkt, so ist die Beschränkung dem Erwerber gegenüber nur wirksam, wenn sie auS dem Grundbuch ersichtlich oder dem Erwerber bekannt ist. Ist zu dem Erwerbe des Rechtes die Eintragung erforderlich, so ist für die Kenntniß des Erwerbers die Zeit der Stellung des Antrags aus Eintragung oder, wenn die nach § 873 erforderliche Einigung erst später zu Stande kommt, die Zeit der Einigung maßgebend. § 893. Die Vorschriften des § 892 finden entsprechende An­ wendung, wenn an denjenigen, für welchen ein Recht im Grundbuch ein­ getragen ist, auf Grund dieses Rechtes eine Leistung bewirkt oder wenn zwischen ihm und einem Anderen in Ansehung dieses Rechtes ein nicht unter die Vorschriften des § 892 fallendes Rechtsgeschäft vorgenommen wird, daS eine Verfügung über das Recht enthält. ■]

BGB. Drittes Buch.

Sachenrecht.

1

§ 884. Steht der Inhalt des Grundbuchs in Ansehung eines Rechtes an dem Grundstück, eines Rechtes an einem solchen Rechte oder einer DerfügungSbeschränkung der im § 892 Abs. 1 bezeichneten Art mit der wirklichen Rechtslage nicht im Einklänge, so kann derjenige, dessen Recht nicht oder nicht richtig eingetragm oder durch die Eintragung einer nicht bestehenden Belastung oder Beschränkung beeinträchtigt ist, die Zu­ stimmung zu der Berichtigung des Grundbuchs von demjenigen verlangen, dessen Recht durch die Berichtigung betroffen wird.

§ 885. Kann die Berichtigung des Grundbuchs erst erfolgen, nachdem das Recht des nach § 894 Verpflichteten eingetragen worden ist, so hat dieser auf Verlangen sein Recht eintragen zu lassen. § 886. Ist zur Berichtigung des Grundbuchs die Vorlegung eines Hypotheken-, Grundschuld- oder Rentenschuldbriefs erforderlich, so kann der­ jenige, zu dessen Gunsten die Berichtigung erfolgen soll, von dem Besitzer des Briefes verlangen, daß der Brief dem Grundbuchamte vorgelegt wird.

§ 887. Die Kosten der Berichtigung des Grundbuchs und der dazu erforderlichen Erklärungen hat derjenige zu tragen, welcher die Berichtigung verlangt, sofern nicht aus einem zwischen ihm und dem Ver­ pflichteten bestehenden Rechtsverhältnisse sich ein Anderes ergiebt. § 888. Die in den 88 894 bis 896 bestimmten Ansprüche unter­ liegen nicht der Verjährung. § 888. In den Fällen des § 894 kann ein Widerspruch gegen die Richtigkeit des Grundbuchs eingetragen werden. Die Eintragung erfolgt auf Grund einer einstweiligen Verfügung oder auf Grund einer Bewilligung desjenigen, dessen Recht durch die Berichtigung des Grundbuchs betroffen wird. Zur Erlassung der einst­ weiligen Verfügung ist nicht erforderlich, daß eine Gefährdung des Rechtes des Widersprechenden glaubhaft gemacht wird.

8 800. Wer als Eigenthümer eines Grundstücks im Grundbuch eingetragen ist, ohne daß er daS Eigenthum erlangt hat, erwirbt das Eigenthum, wenn die Eintragung dreißig Jahre bestanden und er während dieser Zeit das Grundstück im Eigenbefitze gehabt hat. Die dreißigjährige Frist wird in derselben Weise berechnet wie die Frist für die Ersitzung einer beweglichen Sache. Der Lauf der Frist ist gehemmt, solange ein Wider­ spruch gegen die Richtigkeit der Eintragung im Grundbuch eingetragen ist. Diese Vorschriften finden entsprechende Anwendung, wenn für Jemand ein ihm nicht zustehendes anderes Recht im Grundbuch eingetragen ist, das zum Besitze des Grundstücks berechtigt oder dessen Ausübung nach den für den Besitz geltenden Vorschriften geschützt ist. Für den Rang des Rechtes ist die Äntragung maßgebend. 8 001. Ist ein Recht an einem fremden Grundstück im Grund­ buche mit Unrecht gelöscht, so erlischt es, wenn der Anspruch des Berechtigten gegen den Eigenthümer verjährt ist. Das Gleiche gilt, wenn ein kraft Gesetzes entstandenes Recht an einem fremden Grundstücke nicht in das Grundbuch eingetragen worden ist.

1

BGB

§ 902, Die Ansprüche aus eingetragenen Rechten unterliegen nicht der Verjährung. Dies gilt nicht für Ansprüche, die auf Rückstände wiederkchrender Leistungen oder auf Schadensersatz gerichtet find. Ein Recht, wegen deffen ein Widerspruch gegen die Richtigkeit des Grundbuchs eingetragen ist, steht einem eingetragenen Rechte gleich. Dritter Abschnitt.

Ligenrhum. Erster Titel,

zuhalt des Eigenthums. 8 903. Der Eigenthümer einer Sache kann, soweit nicht das Gesetz oder Rechte Dritter entgegenstehen, mit der Sache nach Belieben verfahren und Andere von jeder Einwirkung ausschließen. 8 904. Der Eigenthümer einer Sache ist nicht berechtigt, die Einwirkung eines Anderen auf die Sache zu verbieten, wenn die Ein­ wirkung zur Abwendung einer gegenwärtigen Gefahr nothwendig und der drohende Schaden gegenüber dem aus der Einwirkung dem Eigenthümer entstehenden Schaden unverhältnißmäßig groß ist. Der Eigenthümer kann Ersatz des chm entstehenden Schadens verlangen. 8 905. Das Recht des Eigenthümers eines Grundstücks erstreckt fich auf den Raum über der Oberfläche und auf den Erdkörper unter der Oberfläche. Der Eigenthümer kann jedoch Einwirkungen nicht verbiete», die in solcher Höhe oder Tiefe vorgenommen werden, daß er an der Aus­ schließung kein Jnterefle hat. 8 906. Der Eigenthümer eines Grundstücks kann die Zuführung von Gasen, Dämpfen, Gerüchen, Rauch, Ruß, Wärme, Geräusch, Erschütter­ ungen und ähnliche von einem anderen Grundstück ausgehmde Einwirkungen insoweit nicht verbieten, als die Einwirkung die Benutzung seines Grundstücks nicht oder nur unwesentlich beeinträchtigt oder durch eine Benutzung des anderen Grundstücks herbeigeführt wird, die nach den örtlichen Verhältnissen bei Grundstücken dieser Lage gewöhnlich ist. Die Zuführung durch eine besondere Leitung ist unzulässig. 8 907. Der Eigenthümer eines Grundstücks kann verlangen, daß auf den Nachbargrundstücken nicht Anlagen hergestellt oder gehalten werden, von denen mit Sicherheit vorauszusehen ist, daß ihr Bestand oder ihre Benutzung eine unzulästige Einwirkung aus sein Grundstück zur Folge hat. Genügt eine Anlage den landesgesetzlichen Vorschriften, die einen bestimmten Abstand von der Grenze oder sonstige Schutzmaßregeln vorschreiben, so kann die Beseifigung der Anlage erst verlangt werden, wenn die unzulässige Einwirkung thatsächlich hervortritt. Bäume und Sträucher gehören nicht zu den Anlagen im Sinne dieser Vorschriften.

BGB. Drittes Buch.

Sachenrecht.

1

§ 908« Droht einem Grundstücke die Gefahr, daß es durch dm Einsturz eines Gebäudes oder eines anderen Werkes, das mit einem Nachbar­ grundstücke verbunden ist, oder durch die Ablösung von Theilen des Gebäudes oder des Werkes beschädigt wird, so kann der Eigmthümer von demjenigen, welcher nach dem § 836 Abs. 1 oder den §§ 837, 838 für den eintretenden Schaden verantwortlich sein würde, verlangen, daß er die zur Abwendung der Gefahr erforderliche Vorkehrung trifft. § 909. Ein Grundstück darf nicht in der Weise vertieft werden, daß der Boden des Nachbargrundstücks die erforderliche Stütze verliert, es sei denn, daß für eine genügende anderweitige Befestigung gesorgt ist. § 910. Der Eigmthümer eines Grundstücks kann Wurzeln eines Baumes oder eines Strauches, die von einem Nachbargmndstück eingedrungen sind, abschneiden und behalten. Das Gleiche gilt von herüberragenden Zweigen, wenn der Eigenthümer dem Besitzer des Nachbargrundstücks eine angemessene Frist zur Beseitigung bestimmt hat und die Beseitigung nicht innerhalb der Frist erfolgt. Dem Eigmthümer steht dieses Recht nicht zu, wenn die Wurzeln oder die Zweige die Benutzung des Grundstücks nicht beeinträchtigen.

8 911. Früchte, die von einem Baume oder einem Strauche auf ein Nachbargmndstück hinüberfallm, gelten als Früchte dieses Grundstücks. Diese Borschrist findet keine Anwendung, wenn das Nachbargmndstück dem öffentlichen Gebrauche dient. 8 912. Hat der Eigenthümer eines Gmndstücks bei der Errichtung eines Gebäudes über die Grenze gebaut, ohne daß ihm Borsatz oder grobe Fahrläffigkeit zur Last fällt, so hat der Nachbar den Ueberbau zu dulden, es sei denn, daß er vor oder sofort nach der Grenzüberschreitung Wider­ spruch erhoben hat. Der Nachbar ist durch eine Geldrente zu entschädigen. Für die Höhe der Rente ist die Zeit der Grenzüberschreitung maßgebend. 8 913. Die Rente für den Ueberbau ist dem jeweiligen Eigmthümer des NachbargmndstückS von dem jeweiligen Eigenthümer des anderen Grundstücks zu entrichten. Die Rente ist jährlich im voraus zu entrichten. 8 914. Das Recht auf die Rente geht allen Rechten an dem belasteten Gmndstück, auch den älteren, vor. ES erlischt mit der Beseitigung des Ueberbaues. Das Recht wird nicht in daS Gmndbuch eingetragen. Zum Verzicht auf das Recht sowie zur Feststellung der Höhe der Rente durch Vertrag ist die Eintragung erforderlich. Im Heutigen finden die Vorschriften Anwendung, die für eine zu Gunsten des jeweiligen Eigenthümers eines Gmndstücks bestehende Reallast gelten. 8 915. Der Rentenberechtigte kann jederzeit verlangen, daß der Rentenpflichtige chm gegen Uebertragung des Eigenthums an dem überbauten Theile des Gmndstücks den Wetih ersetzt, den dieser Theil zur Zeit der

1

BGB

Grenzüberschreitung gehabt hat. Macht er von dieser Befugniß Gebrauch, so bestimmen sich die Rechte und Verpflichtungen beider Theile nach den Vorschriften über den Kauf. Für die Zeit bis zur Uebertragung des Eigenthums ist die Rente fortzuentrichten.

8 916. Wird durch den Ueberbau ein Erbbaurecht oder eine Dienstbarkeit an dem Nachbargrundstücke beeinträchtigt, so finden zu Gunsten des Berechtigten die Vorschriften der §§ 912 bis 914 entsprechende An­ wendung. 8 917. Fehlt einem Grundstücke die zur ordnungsmäßigen Benutzung nothwendige Verbindung mit einem öffentlichen Wege, so kann der Eigen­ thümer von den Nachbarn verlangen, daß sie bis zur Hebung des Mangels die Benutzung ihrer Grundstücke zur Herstellung der erforderlichen Verbindung dulden. Die Richtung des Nothwegs und der Umfang deS Benutzungsrechts werden erforderlichen Falles durch Urtheil bestimmt. Die Nachbarn, über deren Grundstücke der Nothweg führt, sind durch eine Geldrente zu entschädigen. Die Vorschriften des § 912 Abs. 2 Satz 2 und der §§ 913, 914, 916 finden entsprechende Anwendung.

8 918. Die Verpflichtung zur Duldung des Nothwegs tritt nicht ein, wenn die bisherige Verbindung des Grundstücks mit dem öffentlichen Wege durch eine willkürliche Handlung deS Eigenthümers aufgehoben wird. Wird in Folge der Veräußerung eines Theiles deS Grundstücks der veräußerte oder der zurückbehaltene Theil von der Verbindung mit dem öffentlichen Wege abgeschnitten, so hat der Eigenthümer desjenigen Theiles, über welchen die Verbindung bisher stattgefunden hat, den Nothweg zu dulden. Der Veräußerung eines Theiles steht die Veräußerung eines von mehreren demselben Eigenthümer gehörenden Grundstücken gleich. 8 919. Der Eigenthümer eines Grundstücks kann von dem Eigen­ thümer eines Nachbargrundstücks verlangen, daß dieser zur Errichtung fester Grenzzeichen und, wenn ein Grenzzeichen verrückt oder unkenntlich geworden ist, zur Wiederherstellung mitwirkt. Die Art der Abmarkung und das Verfahren bestimmen sich nach den Landesgesetzen; enthalten diese keine Vorschriften, so entscheidet die Ortsüblichkeit. Die Kosten der Abmarkung sind von den Betheiligten zu gleichen Theilen zu tragen, sofern nicht aus einem zwischen ihnen bestehenden Rechts­ verhältnisse sich ein Anderes ergiebt. 8 920. Läßt sich im Falle einer Grenzverwirrung die richtige Grenze nicht ermitteln, so ist für die Abgrenzung der Besitzstand maßgebend. Kann der Besitzstand nicht festgestellt werden, so ist jedem der Grundstücke ein gleich großes Stück der streitigen Flüche zuzutheilen. Soweit eine diesen Vorschriften entsprechende Bestimmung der Grenze zu einem Ergebnisse führt, das mit den ermittelten Umständen, insbesondere mit der feststehenden Größe der Grundstücke, nicht übereinstimmt, ist die Grenze so zu ziehen, wie es unter Berücksichtigung dieser Umstände der Billigkeit entspricht.

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

1

8 921. Werden zwei Grundstücke durch einen Zwischenraum, Rain, Winkel, einen Graben, eine Mauer, Hecke, Planke oder eine andere Ein­ richtung, die zum Bortheile beider Grundstücke bient, von einander geschieden, so wird vermuthet, daß die Eigenthümer der Grundstücke zur Benutzung der Einrichtung gemeinschaftlich berechtigt seien, sofern nicht äußere Merkmale darauf Hinweisen, daß die Einrichtung einem der Nachbarn allein gehört. 8 922. Sind die Nachbam zur Benutzung einer der im 8 921 bezeichneten Einrichtungen gemeinschaftlich berechtigt, so kann jeder sie zu dem Zwecke, der sich aus ihrer Beschaffenheit ergiebt, insoweit benutzen, als nicht die Mitbenutzung des anderen beeinträchtigt wird. Die Unter­ haltungskosten sind von den Nachbam zu gleichen Theilen zu tragen. Solange einer der Nachbam an dem Fortbestände der Einrichtung ein Interesse hat, darf sie nicht ohne seine Zustimmung beseitigt oder geändert werden. Im Uebrigen bestimmt sich das Rechtsverhältniß zwischen den Nachbam nach den Borschriften über die Gemeinschaft. 8 923. Steht auf der Grenze ein Baum, so gebühren die Früchte und, wenn der Baum gefällt wird, auch der Baum den Nachbam zu gleichen Theilen. Jeder der Nachbam kann die Beseitigung des Baumes verlangen. Die Kosten der Beseitigung fallen den Nachbam zu gleichen Theilen zur Last. Der Nachbar, der die Beseitigung verlangt, hat jedoch die Kosten allein zu tragen, wenn der andere auf fein Recht an dem Baume verzichtet; er erwirbt in diesem Falle mit der Trennung daS Alleineigenthum. Der Anspruch auf die Beseitigung ist ausgeschloffen, wenn der Baum als Grenz­ zeichen dient und den Umständen nach nicht durch ein anderes zweckmäßiges Grenzzeichen erseht werden kann. Diese Borschriften gelten auch für einen auf der Grenze stehenden Strauch.

8 924. Die Ansprüche, die sich auS den §§ 907 bis 909, 915, dem §917 Abf. 1, dem §918 Abs. 2, den §§ 919, 920 und dem §923 Abs. 2 ergeben, unterliegen nicht der Verjährung. Zweiter Titel.

Erwerb und Serlttft der Eigenthums au Grundstücken. 8 925. Die zur Uebertragung deS Eigenthums an einem Gnindstücke nach § 873 erforderliche Einigung des Veräußerers und des Erwerbers (Auflassung) muß bei gleichzeitiger Anwesenheit beider Theile vor dem Grundbuchamt erklärt werden. Eine Auflassung, die unter einer Bedingung oder einer Zeit­ bestimmung erfolgt, ist unwirksam. 8 926. Sind der Veräußerer und der Erwerber darüber einig, daß sich die Beräußemng auf daS Zubehör des Grundstücks erstrecken soll, so erlangt der Erwerber mit dem Eigenthum an dem Grundstück auch das Eigenthum an den zur Zeit des Erwerbes vorhandenen Zubehörstücken,

1

BGB

soweit sie dem Veräußerer gehören. Im Zweifel ist anzunehmen, daß sich die Veräußerung auf das Zubehör erstrecken soll. Erlangt der Enverber auf Grund der Veräußerung den Besitz von Zubehörstücken, die dem Veräußerer nicht gehören oder mit Rechten Dritter belastet find, so findm die Vorschriften der §§ 932 bis 936 Anwendung; für den guten Glauben deS Erwerbers ist die Zeit der Erlangung des Besitzes maßgebend.

§ 927. Der Eigenthümer eines Grundstücks kann, wenn das Grundstück feit dreißig Jahren im Eigenbefitz eines Anderen ist, im Wege deS Aufgebotsverfahrens mit seinem Rechte ausgeschloffen werdm. Die Befitzzeit wird in gleicher Weise berechnet wie die Frist für die Ersitzung einer beweglichen Sache. Ist der Eigenthümer im Grundbuch eingetragen, so ist daS Aufgebotsverfahren nur zulässig, wenn er gestorben oder verschollen ist und eine Eintragung in das Grundbuch, die der Zustimmung des EigenthümerS bedurfte, feit dreißig Jahren nicht erfolgt ist. Derjenige, welcher das Ausschlußurtheil erwirkt hat, erlangt das Eigenthum dadurch, daß er sich als Eigenthümer in daS Grundbuch eintragen läßt. Ist vor der Erlassung deS Ausschlußurtheils ein Dritter als Eigenthümer oder wegen deS Eigenthums eines Dritten ein Widerspruch gegen die Richsigkeit deS Grundbuchs eingetragen worden, so wirkt das Üäheil nicht gegen den Dritten. 8 928. DaS Eigenthum an einem Grundstücke kann dadurch aufgegeben werden, daß der Eigenthümer den Verzicht dem Grundbuchamte gegenüber erklärt und der Verzicht in das Grundbuch eingetragen wird. Das Recht zur Aneignung des aufgegebenen Grundstücks steht dem FiSkuS des Bundesstaats zu, in deffen Gebiete das Grundstück liegt. Der FiSkuS erwirbt das Eigenthum dadurch, daß er sich als Eigenthümer in das Grundbuch eintragen läßt.

Dritter Titel.

Erwerb und Verlust des EigeulhuwS au beweglichen Sachen. I. Uebertraglmg.

8 929. Zur Uebertragung des Eigenthums an einer beweglichen Sache ist erforderlich, daß der Eigenthümer die Sache dem Erwerber übergiebt und beide darüber einig sind, daß das Eigenthum übergehen soll. Ist der Erwerber im Besitze der Sache, so genügt die Einigung über den Uebergang des Eigenthums. 8 930. Ist der Eigenthümer im Besitze der Sache, so kann die Uebergabe dadurch ersetzt werden, daß zwischen ihm und dem Erwerber ein Rechtsverhältniß vereinbart wird, vermöge dessen der Erwerber den mittelbaren Besitz erlangt.

BGB. Drittes Buch.

Sachenrecht.

1

§ 931. Ist ein Dritter im Besitze der Sache, so kann die Uebergabe dadurch ersetzt werben, daß der Eigenthümer dem Erwerber den Anspruch auf Herausgabe der Sache abtritt. 8 932. Durch eine nach § 929 erfolgte Veräußerung wird der Erwerber auch dann Eigenthümer, wenn die Sache nicht dem Veräußerer gehört, es sei denn, daß er zu der Zeit, zu der er nach diesm Vorschriften das Eigenthum erwerben würde, nicht in gutem Glauben ist. In dem Falle des § 929 Satz 2 gilt dies jedoch nur dann, wenn der Erwerber den Besitz von dem Veräußerer erlangt hatte. Der Erwerber ist nicht in gutem Glauben, wenn ihm bekannt oder in Folge grober Fahrlässigkeit unbekannt ist, daß die Sache nicht dem Veräußerer gehört.

8 933. Gehört eine nach § 930 veräußerte Sache nicht dem Veräußerer, so wird der Erwerber Eigenthümer, toemt ihm die Sache von dem Veräußerer übergeben wird, es sei denn, daß er zu dieser Zeit nicht in gutem Glauben ist. 8 934. Gehört eine nach § 931 veräußerte Sache nicht dem Veräußerer, so wird der Erwerber, wenn der Beräußerer mittelbarer Be­ sitzer der Sache ist, mit der Abtretung des Anspruchs, anderenfalls dann Eigenthümer, wenn er den Besitz der Sache von dem Dritten erlangt, es sei denn, daß er zur Zeit der Abtretung oder des Besitzerwerbes nicht in gutem Glauben ist.

8 935. Der Erwerb des Eigenthums auf Grund der 88 932 bis 934 tritt nicht ein, wenn die Sache dem Eigenthümer gestohlen worden, verloren gegangen oder sonst abhanden gekommen war. Das Gleiche gilt, falls der Eigenthümer nur mittelbarer Besitzer war, dann, wenn die Sache dem Besitzer abhanden gekommen war. Diese Vorschriften finden keine Anwendung auf Geld oder Inhaber­ papiere sowie auf Sachen, die im Wege öffentlicher Versteigerung veräußert werden. 8 936. Ist eine veräußerte Sache mit dem Rechte eines Dritten belastet, so erlischt das Recht mit dem Erwerbe des Eigenthums. In dem Falle des § 929 Satz 2 gilt dies jedoch nur dann, wenn der Erwerber den Besitz von dem Veräußerer erlangt hatte. Erfolgt die Veräußerung nach 8 930 oder war die nach 8 931 veräußerte Sache nicht im mittel» baren Besitze des Veräußerers, so erlischt das Recht des Dritten erst dann, wenn der Erwerber auf Grund der Veräußerung den Besitz der Sache erlangt. Das Recht des Dritten erlischt nicht, wenn der Erwerber zu der nach Abs. 1 maßgebenden Zeit in Ansehung des Rechtes nicht in gutem Glauben ist. Steht im Falle des 8 931 das Recht dem dritten Besitzer zu, so erlischt es auch dem gutgläubigen Erwerber gegenüber nicht.

BGB

1

II. Ersitzung. § 937. Wer eine bewegliche Sache zehn Jahre im Eigenbesitze hat, erwirbt das Eigenthum (Ersitzung). Die Ersitzung ist ausgeschlossen, wenn der Erwerber bei dem Erwerbe des Eigenbesitzes nicht in gutem Glauben ist oder wenn er später erfährt, daß ihm das Eigenthum nicht zusteht.

8 938. Hat Jemand eine Sache am Anfang und am Ende eines Zeitraums im Eigenbesitze gehabt, so wird vermuthet, daß sein Eigenbesitz auch in der Zwischenzeit bestanden habe. 8 939. Die Ersitzung kann nicht beginnen und, falls sie be­ gonnen hat, nicht fortgesetzt werden, solange die Berjährung des Eigen­ thumsanspruchs gehemmt ist oder ihrer Vollendung die Vorschriften der 88 206, 207 entgegenstehen. § 940.

Die Ersitzung wird durch den Verlust des Eigenbesitzes

unterbrochen.

Die Unterbrechung gilt als nicht erfolgt, wenn der Eigenbesitzer den Eigenbesitz ohne seinen Willen verloren und ihn binnen Jahresfrist oder mittelst einer innerhalb dieser Frist erhobenen Klage wiedererlangt hat.

8 941. Die Ersitzung wird unterbrochen, wenn der Eigenthums­ anspruch gegen den Eigenbesitzer oder im Falle eines mittelbaren Eigen­ besitzes gegen den Besitzer gerichtlich geltend gemacht wird, der sein Recht zum Besitze von dem Eigenbesitzer ableitet; die Unterbrechung tritt jedoch nur zu Gunsten desjenigen ein, welcher sie herbeiführt. Die für die Ver­ jährung geltenden Vorschriften der 83 209 bis 212, 216, 219, 220 finden entsprechende Anwendung. 8 942. Wird die Ersitzung unterbrochen, so kommt die bis zur Unterbrechung verstrichene Zeit nicht in Betracht; eine neue Ersitzung kann erst nach der Beendigung der Unterbrechung beginnen. 8 943. Gelangt die Sache durch Rechtsnachfolge in den Eigen­ besitz eines Dritten, so kommt die während des Besitzes des Rechtsvor­ gängers verstrichene Ersitzungszeit dem Dritten zu Statten 8 944. Die Ersitzungszeit, die zu Gunsten eines Erbschaftsbesitzers verstrichen ist, kommt dem Erben zu Statten. 8 945. Mit dem Erwerbe des Eigenthums durch Ersitzung er­ löschen die an der Sache vor dem Erwerbe des Eigenbesitzes begründeten Rechte Dritter, es sei denn, daß der Eigenbesitzer bei dem Erwerbe des Eigenbesitzes in Ansehung dieser Rechte nicht in gutem Glauben ist oder ihr Bestehen später erfährt. Die Ersitzungsfrist muß auch in Ansehung des Rechtes des Dritten verstrichen sein; die Vorschriften der 88 939 bis 944 finden entsprechende Anwendung.

BGB. Drittes Buch. HI. Verbindung.

Sachenrecht.

Vermischung.

1

Verarbeitung.

§ 946. Wird eine bewegliche Sache mit einem Grundstücke dergestalt verbunden, daß sie wesenllicher Bestandtheil des Grundstücks wird, so erstreckt sich das Eigenthum an dem Grundstück auf diese Sache.

§ 947. Werden bewegliche Sachen mit einander dergestalt veriunden, daß sie wesentliche Bestandtheile einer einheillichm Sache werden, o werden die bisherigen Eigenthümer Miteige'nthümer dieser Sache; )ie Antheile bestimmen sich nach dem Verhältnisse des Werthes, bett die Sachen zur Zeit der Verbindung haben. Ist eine der Sachen als die Hauptsache anzusehm, so erwirbt ihr Eigenthümer das Alleineigenthum. § 948. Werden bewegliche Sachen mit einander untrennbar vermischt oder vermengt, so finden die Vorschriften des § 947 entsprechende Anwendung. Der Untrennbarteit steht es gleich, wenn die Trennung der ver­ mischten oder vermengten Sachen mit unverhältnißmäßigbn Kosten ver­ bunden sein würde. § 949. Erlischt nach bett 83 946 bis 948 das Eigenthum an einer Sache, so erlöschen auch die sonstigen an der Sache bestehendm Rechte. Erwirbt der Eigenthümer der belasteten Sache Miteigenthum, so bestehen die Rechte an dem Antheile fort, der an die Stelle der Sache tritt. Wird der Eigenthümer der belasteten Sache Alleineigenthümer, so erstrecken sich die Rechte auf die hinzutretende Sache. § 950. Wer durch Verarbeitung oder Umbildung eines oder mehrerer Stoffe eine neue bewegliche Sache herstellt, erwirbt das Eigen­ thum an der neuen Sache, sofern nicht der Werth der Verarbeitung oder der Umblldung erheblich geringer ist als der Werth des Stoffes. MS Verarbeitung gilt auch das Schreiben, Zeichnen, Malen, Drucken, Graviren oder eine ähnliche Bearbeitung der Oberfläche. Mit dem Erwerbe des Eigenthums an der neuen Sache erlöschen die an dem Stoffe bestehendm Rechte.

§ 951. Wer in Folge der Vorschriften der 83 946 bis 950 einen Rechtsverlust erleidet, kann von demjenigen, zu deffen Gunsten die Rechtsändemng eintritt, Vergütung in Geld nach den Vorschristm über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung fordern. Die Wieder­ herstellung des früheren Zustandes kann nicht verlangt werden. Die Vorschriften über die Verpflichtung zum SchadmSersatze wegm unerlaubter Handlungen sowie die Vorschriften über bett Ersatz von Ver­ wendungen und über das Recht zur Wegnahme einer Einrichtung bleiben unberührt. In den Fällen der 83 946, 947 ist die Wegnahme nach den für das Wegnahmerecht des Besitzers gegenüber dem Eigenthümer geltenden Vorschriften auch dann zulässig, wenn die Verbindung nicht von dem Besitzer der Haupffache bewirft worden ist.

1

BSB.

S 952. DaS Eigenthum an dem über eine Forderung ausge­ stellten Schuldscheine steht dem Gläubiger zu. Das Recht eines Dritten an der Forderung erstreckt sich auf den Schuldschein. DaS Gleiche gilt für Urkunden über andere Rechte, kraft deren eine Leistung gefordert werden kann, insbesondere für Hypotheken-, Grundschuldund Rentenschuldbriefe.

IV. Erwerb vor» Erzeugnissen «ud sonstigm Bestandtheilen einer Sache. § 953. Erzeugnisse und sonstige Bestandtheile einer Sache ge­ hören auch nach der Trennung dem Eigenthümer der Sache, soweit sich nicht aus den 33 954 bis 957 ein Anderes ergiebt. H 954. Wer vermöge eines Rechtes an einer fremden Sache befugt ist, sich Erzeugnisse oder sonstige Bestandtheile der Sache anzueignen, erwirbt das Eigenthum an ihnen, unbeschadet der Dorschriften der §§ 955 bis 957, mit der Trennung. K 955. Wer eine Sache im Eigenbesitze hat, erwirbt das Eigen­ thum an den Erzeugnissen und sonstigen zu den Früchten der Sache gehörenden Bestandtheilen, unbeschadet der Vorschriften der §§ 956, 957, mit der Trennung. Der Erwerb ist ausgeschlossen, wenn der Eigen­ besitzer nicht zum Eigenbesitz oder ein Anderer vermöge eines Rechtes an der Sache zum Fruchtbezuge berechtigt ist und der Eigenbesitzer bei dem Erwerbe des Eigenbesitzes nicht in gutem Glauben ist oder vor der Trennung den Rechtsmangel erfährt. Dem Eigmbefitzer steht derjenige gleich, welcher die Sache zum Zwecke der Ausübung eines Nutzungsrechts an ihr besitzt. Auf den Eigenbefitz und den ihm gleichgestellten Besitz findet die Vorschrift des § 940 Abs. 2 entsprechende Anwendung. § 956. Gestattet der Eigenthümer einem Anderen, sich Erzeugnisse oder sonstige Bestandtheile der Sache anzueignen, so erwirbt dieser das Eigenthum an ihnen, wenn der Besitz der Sache ihm überlassen ist, mit der Trennung, anderenfalls mit der Besitzergreifung. Ist der Eigen­ thümer zu der Gestattung verpflichtet, so kann er sie nicht widerrufen, solange sich der Andere in dem ihm überlassenen Besitze der Sache befindet. DaS Gleiche gilt, wenn die Gestattung nicht von dem Eigenthümer, sondern von einem Anderen ausgeht, dem Erzeugnisse oder sonstige Bestandthelle einer Sache nach der Trennung gehören. 8 957. Die Vorschriften des § 956 finden auch dann Anwendung, wenn derjenige, welcher die Aneignung einem Anderen gestattet, hierzu nicht berechtigt ist, es sei denn, daß der Andere, falls ihm der Besitz der Sache überlassen wird, bei der Ueberlassung, anderenfalls bei der Er­ greifung des Besitzes der Erzeugnisse oder der sonstigen Bestandtheile nicht in gutem Glauben ist oder vor der Trennung dm Rechtsmangel erfährt.

Sachenrecht.

BGB. Drittes Buch.

1

V. Aneignung. § 958. Wer eine herrenlose bewegliche Sache in Eigenbefitz nimmt, erwirbt das Eigenthum an der Sache. DaS Eigmthum wird nicht erworben, wenn die Aneignung gesetzlich verbotm ist oder wenn durch die Besitzergreifung das Aneignungsrecht eines Anderen verletzt wird. 8 959. Eine bewegliche Sache wird herrenlos, wenn der Eigen­ thümer in der Absicht, auf das Eigenthum zu verzichten, beit Besitz der Sache aufgiebt.

8 960. Wilde Thiere find herrenlos, solange sie sich in der Freiheit befinden. Wilde Thiere in Thiergärten und Fische in Teichen oder anderen geschlossenen Privatgewässern sind nicht herrenlos. Erlangt ein gefangenes wildes Thier die Freiheit wieder, so wird eö herrenlos, wmn nicht der Eigenthümer das Thier unverzüglich verfolgt oder wenn er die Verfolgung aufgiebt. Ein gezähmtes Thier wird herrenlos, wenn es die Gewohnheit ab­ legt, an den ihm bestimmten Ort zurückzukehren. 8 961» Zieht ein Bienenschwarm aus, so wird er herrenlos, wenn nicht der Eigmthümer ihn unverzüglich verfolgt oder wenn der Eigen­ thümer die Verfolgung aufgiebt.

8 962. Der Eigenthümer des Verfolgung fremde Grundstücke betreten. nicht besetzte Bienenwohnung eingezogen, Schwarmes zum Zwecke des Einfangens Waben herausnehmen oder Herausbrechen. zu ersetzen.

Bienenschwarmes darf bei der Ist der Schwarm in eine fremde so darf der Eigenthümer des die Wohnung öffnen und die Er hat den entstehendm Schaden

8 963. Vereinigen sich ausgezogene Bienenschwärme mehrerer Eigenthümer, so werden die Eigenthümer, welche ihre Schwärme verfolgt haben, Miteigenthümer des eingesangenen GesammtschwarmeS; die Anthelle bestimmen sich nach der Zahl der verfolgten Schwärme. 8 964. Ist ein Bienenschwarm in eine fremde besetzte Bienen­ wohnung eingezogen, so erstrecken sich das Eigenthum und die sonstigen Rechte an den Bienen, mit denen die Wohnung besetzt war, auf den ein­ gezogenen Schwarm. Das Eigmthum und die sonstigen Rechte an dem eingezogenen Schwarme erlöschen. vi. Fund. 8 965. Wer eine verlorene Sache findet und an sich nimmt, hat dem Verlierer oder dem Eigenthümer oder einem sonstigen Empfangs­ berechtigten unverzüglich Anzeige zu machen. Kennt der Finder die Empfangsberechtigten nicht oder ist ihm ihr Aufenthalt unbekannt, so hat er den Fund und die Umstände, welche für die Ermittelung der Empfangsberechtigten erheblich sein können, unver­ züglich der Polizeibehörde anzuzeigen. Ist die Sache nicht mehr als drei Mark werth, so bedarf es der Anzeige nicht.

1

BGB. § 966.

Der Finder ist zur Verwahrung der Sache verpflichtet. Ist der Verderb der Sache zu besorgen oder ist die Aufbewahrung m't unverhältnißmäßigen Kosten verbunden, so hat der Finder die Sache öffentlich versteigern zu lasten. Vor der Versteigerung ist der Polizei­ behörde Anzeige zu machen. Der Erlös tritt an die Stelle der Sache.

§ 967. Der Finder ist berechtigt und auf Anordnung der Polizei­ behörde verpflichtet, die Sache oder den Versteigerungserlös an die Polizei­ behörde abzuliefern. § 968.

Der Finder hat nur Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit

zu vertreten.

8 969. Der Finder wird durch die Herausgabe der Sache an den Verlierer auch den sonstigen Empfangsberechtigten gegenüber befreit. 8 970. Macht der Finder zum Zwecke der Verwahrung oder Erhaltung der Sache oder zum Zwecke der Ermittelung eines EmpfangSberechtigtm Aufwendungen, die er den Umständen nach für erforderlich halten darf, so kann er von dem Empfangsberechtigten Ersatz verlangen.

8 971. Der Finder kann von dem Empfangsberechtigten einen Finderlohn verlangen. Der Finderlohn beträgt von dem Werthe der Sache bis zu dreihundert Mark fünf vom Hundert, von dem Mehrwerth eins vom Hundert, bei Thieren eins vom Hundert. Hat die Sache nur für den Empfangsberechtigten einen Werth, so ist der Finderlohn nach billigem Ermesten zu bestimmen. Der Anspruch ist auSgeschlosten, wenn der Finder die Anzeigepflicht verletzt oder den Fund auf Nachfrage verheimlicht. 8 972. Auf die in den 83 970, 971 bestimmten Ansprüche finden die für die Ansprüche des Besitzers gegen den Eigenthümer wegen Ver­ wendungen geltenden Vorschriften der §§ 1000 bis 1002 entsprechende Anwendung.

8 973. Mit dem Ablauf eines Jahres nach der Anzeige deS Fundes bei der Polizeibehörde erwirbt der Finder das Eigenthum an der Sache, es fei denn, daß vorher ein Empfangsberechtigter dem Finder bekannt geworden ist oder sein Recht bei der Polizeibehörde angemeldet hat. Mit dem Erwerbe deS Eigenthums erlöschen die sonstigen Rechte an der Sache. Ist die Sache nicht mehr als drei Mark werth, so beginnt die einjährige Frist mit dem Funde. Der Finder erwirbt das Eigenthum nicht, wenn er den Fund auf Nachfrage verheimlicht. Die Anmeldung eines Rechtes bei der Polizeibehörde steht dem Erwerbe des Eigenthums nicht entgegen. 8 974. Sind vor dem Ablaufe der einjährigen Frist Empfangs­ berechtigte dem Finder bekannt geworden oder haben sie bei einer Sache, die mehr als drei Mark werth ist, ihre Rechte bei der Polizeibehörde rechtzeitig angemeldet, so kann der Finder die Empfangsberechtigten nach den Vorschriften des § 1003 zur Erklärung über die ihm nach den

BGB.

Drittes Buch.

1

Sachenrecht.

§§ 970 bis 972 zustehenden Ansprüche auffordern. Mit dem Ablaufe der für die Erklärung bestimmten Frist erwirbt der Finder das Eigenthum und erlöschen die sonstigen Rechte an der Sache, wenn nicht die Empfangs­ berechtigten sich rechtzeitig zu der Befriedigung der Ansprüche bereit erklären.

§ 975. Durch die Ablieferung der Sache oder des Versteigerungs­ erlöses an die Polizeibehörde werden die Rechte des Finders nicht berührt. Läßt die Polizeibehörde die Sache versteigern, so tritt der Erlös an die Stelle der Sache. Die Polizeibehörde darf die Sache oder den Erlös nur mit Zustimmung des Finders einem Empfangsberechtigten herauSgebm.

K 976. Verzichtet der Finder der Polizeibehörde gegenüber auf das Recht zum Erwerbe des Eigenthums an der Sache, so geht sein Recht auf die Gemeinde des Fundorts über. Hat der Finder nach der Ablieferung der Sache oder des Ver­ steigerungserlöses an die Polizeibehörde auf Grund der Vorschriften der 88 973, 974 das Eigenthum erworben, so geht es auf die Gemeinde des Fundorts über, wenn nicht der Finder vor dem Ablauf einer ihm von der Polizeibehörde bestimmten Frist die Herausgabe verlangt. § 977. Wer in Folge der Vorschriften der 83 973, 974, 976 einen Rechtsverlust erleidet, kann in den Fällen der §§ 973, 974 von dem Finder, in den Fällen des 8 976 von der Gemeinde des Fundorts die Herausgabe des durch die Rechtsänderung Erlangten nach dm Vor­ schriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung fordern. Der Anspruch erlischt mit dem Ablaufe von drei Jahren nach dem Uebergange des Eigenthums auf den Finder oder die Gemeinde, wenn nicht die gerichtliche Geltendmachung vorher erfolgt.

§ 978. Wer eine Sache in den Geschäftsräumen oder den Be­ förderungsmitteln einer öffentlichen Behörde oder einer dem öffentlichen Verkehre dienenden Verkehrsanstalt findet und an sich nimmt, hat die Sache unverzüglich an die Behörde oder die Verkehrsanstalt oder an einen ihrer Angestellten abzuliefem. Die Vorschriften der 83 965 bis 977 finden keine Anwendung. § 979. Die Behörde oder die Verkehrsanstalt kann die an sie abgelieferte Sache öffentlich versteigern lassen. Die öffenllichen Behörden und die Derkehrsanstalten des Reichs, der Bundesstaaten und der Gemeinden können die Versteigerung durch einen ihrer Beamten vomehmen lassen. Der Erlös tritt an die Stelle der Sache.

§ 980. Die Versteigerung ist erst zulässig, nachdem die Empfangs­ berechtigten in einer öffentlichen Bekanntmachung des Fundes zur An­ meldung ihrer Rechte unter Bestimmung einer Frist aufgefordert worden find und die Frist verstrichen ist; sie ist unzulässig, wenn eine Anmeldung rechtzeitig erfolgt ist. Die Bekanntmachung ist nicht erforderlich, wenn der Verderb der Sache zu besorgen oder die Aufbewahrung mit unverhältnißmäßigen Kosten verbunden ist.

Jaeger, RelchSzlvtlgesetze. 3. Äufls.

10

BGB.

1

r 981. Sind seit dem Ablaufe der in der öffentlichen Bekannt­ machung bestimmten Frist drei Jahre verstrichen, so fällt der Versteigerungs­ erlös, wenn nicht ein Empfangsberechtigter fein Recht angemeldet hat, bei Reichsbehörden und Reichsanstalten an den ReichSfiskuS, bei Landes­ behörden und Landesanstalten an den FiskuS des Bundesstaats, bei Gemeindebehörden und Gemeindeanstalten an die Gemeinde, bei Verkehrs­ anstalten, die von einer Privatperson betrieben werden, an diese. Ist die Versteigerung ohne die öffentliche Bekanntmachung erfolgt, so beginnt die dreijährige Frist erst, nachdem die Empfangsberechtigten in einer öffentlichen Bekanntmachung des Fundes zur Anmeldung ihrer Rechte aufgefor­ dert worden find. Das Gleiche gilt, wenn gefundenes Geld abgeliefert worden ist. Die Kosten werden von dem herauszugebenden Betrag abgezogen.

$ 982. Die in den §§ 980, 981 vorgeschriebene Bekanntmachung erfolgt bei Reichsbehörden und Reichsanstalten nach den von dem BundeSrath, in den übrigen Fällen nach den von der Zentralbehörde des Bundes­ staats erlaffenen Vorschriften?) § 983. Ist eine öffentliche Behörde im Besitz einer Sache, zu deren Herausgabe sie verpflichtet ist, ohne daß die Verpflichtung auf Vertrag beruht, so finden, wenn der Behörde der Empfangsberechtigte oder dessen Aufenthalt unbekannt ist, die Vorschriften der §§ 979 bis 982 entsprechende Anwendung. § 984. Wird eine Sache, die so lange verborgen gelegen hat, daß der Eigenthümer nicht mehr zu ermitteln ist (Schatz), entdeckt und in Folge der Entdeckung in Besitz genommen, so wird das Eigenthum zur Hälfte von dem Entdecker, zur Hälfte von dem Eigenthümer der Sache erworben, in welcher der Schatz verborgen war. vierter Titel.

Ansprüche aus dem Eigeuthvme. § 985»

Der Eigenthümer kann von dem Besitzer die Herausgabe der Sache verlangen. l) Auf Grund der §§ 982, 983 deS Bürgerlichen Gesetzbuches hat der Bundesrath laut Bekanntmachung deS Reichskanzlers vom 16. Juni 1898 (RGBl. S. 912) folgende Vorschriften über die in Fundsachen u. s. w. von Reichsbehörden und Reichsanstalten zu erlassenden Bekanntmachungen sFundBk.) beschlossen: $ 1. Die nach den §§ 980, 981. 983 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs von Reichs­ behörden uod Reichsanstalten zu erlassenden Bekanntmachungen erfolgen durch AuShang an der Amtsstelle oder, wenn für Bekanntmachungen der bezeichneten Art eine andere Stelle bestimmt ist. durch AuShang an dieser Stelle. Zwischen dem Tage, an welchem der AuShang bewirkt, und dem Tage, an welchem daS ausgehängte Schriftstück wieder abgenommen wird, soll ein Zeitraum von mindestens sechs Wochen liegen; auf die Gültiakeit der Bekanntmachung hat eS keinen Einfluß, wenn das Schriftstück von bttn Orte deS AuShangeS zu früh entfernt wird. Die Behörde oder die Anstalt kann weitere Bekanntmachungen, insbesondere durch Einrückung in öffentliche Blätter, veranlassen. K 2. Die in der Bekanntmachung zu bestimmende Frist zur Anmeldung von Rechten muh mindestens sechs Wochen betragen. Die Frist beginnt mit dem Aushange,

falls aber die Bekanntmachung auch durch Einrückung in öffentliche Blätter erfolgt, mit der letzten Einrückung.

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

1

§ 986. Der Besitzer kann die Herausgabe der Sache verweigern, wenn er oder der mittelbare Besitzer, von dem er sein Recht zum Besitz ableitet, dem Eigenthümer gegenüber zum Besitze berechtigt ist. Ist der mittelbare Besitzer dem Eigenthümer gegenüber zur Ueberlaffung des Besitzes an den Besitzer nicht befugt, so kann der Eigenthümer von dem Besitzer die Herausgabe der Sache an den mittelbaren Besitzer oder, wenn dieser den Besitz nicht wiederübernehmen kann oder will, an sich selbst verlangen. Der Besitzer einer Sache, die nach § 931 durch Abtretung des Anspruchs auf Herausgabe veräußert worden ist, kann dem neuen Eigenthümer die Ein­ wendungen entgegensetzen, welche ihm gegen den abgetretenen Anspruch zustehen.

8 987. Der Besitzer hat dem Eigenthümer die Nutzungen heraus­ zugeben, die er nach dem Eintritte der Rechtshängigkeit «zieht. Zieht der Besitzer nach dem Eintritte der Rechtshängigkeit Nutzungen nicht, die er nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft ziehen könnte, so ist er dem Eigenthümer zum Ersätze verpflichtet, soweit ihm ein Verschulden zur Last fällt. 8 988. Hat ein Besitzer, der die Sache als ihm gehörig oder zum Zwecke der Ausübung eines ihm in Wirklichkeit nicht zustehenden Nutzungsrechts an der Sache besitzt, den Besitz unentgeltlich erlangt, so ist er dem Eigenthümer gegenüber zur Herausgabe der Nutzungen, die er vor dem Eintritte der Rechtshängigkeit zieht, nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung verpflichtet. 8 989. Der Besitzer ist von dem Eintritte der Rechtshängigkeit an dem Eigenthümer für den Schaden verantwortlich, der dadurch entsteht, daß in Folge seines Verschuldens die Sache verschlechtert wird, untergeht oder aus einem anderen Grunde von ihm nicht herausgegeben werden kann. 8 990. War der Besitzer bei dem Erwerbe des Besitzes nicht in gutem Glauben, so hastet er dem Eigenthümer von der Zeit des Erwerbes an nach den 83 987, 989. Erfährt der Besitzer später, daß er zum Besitze nicht berechtigt ist, so haftet er in gleicher Weise von der Er­ langung der Kenntniß an. Eineweitergehende Haftung des Besitzers wegen Verzugs bleibt unberührt. 8 991. Leitet der Besitzer das Recht zum Besitze Don einem mittelbaren Besitzer ab, so finden die Vorschriften des § 990 in Ansehung der Nutzungen nur Anwendung, wenn die Voraussetzungen des § 990 auch bei dem mittelbaren Besitzer vorliegen oder diesem gegenüber die Rechts­ hängigkeit eingetreten ist. War der Besitzer bei dem Erwerbe deS Besitzes in gutem Glauben, so hat er gleichwohl von dem Erwerb an den im § 989 bezeichneten Schaden dem Eigenthümer gegenüber insoweit zu vertreten, als er dem mittelbaren Besitzer verantwortlich ist. 8 992. Hat sich der Besitzer durch verbotene Eigenmacht oder durch eine strafbare Handlung den Besitz verschafft, so haftet er dem Eigenthümer nach den Vorschriften über den Schadensersatz wegen un­ erlaubter Handlungen.

1

BSB.

K 993. Liegen die in den 83 987 bis 992 bezeichneten Voraus­ setzungen nicht vor, so hat der Besitzer die gezogenen Früchte, soweit sie nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft nicht als Ertrag der Sache anzusehen sind, nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung HerauSzugeben; im Uebrigen ist er weder zur Herausgabe von Nutzungen noch zum Schadensersätze verpflichtet. Für die Zeit, für welche dem Besitzer die Nutzungen verbleiben, finden auf ihn die Vorschriften deS § 101 Anwendung. $ 994. Der Besitzer kann für die auf die Sache gemachten noth­ wendigen Verwendungen von dem Eigenthümer Ersatz verlangen. Die gewöhnlichen Erhaltungskosten find ihm jedoch für die Zeit, für welche ihm die Nutzungen verbleiben, nicht zu ersetzen. Macht der Besitzer nach dem Eintritte der Rechtshängigkeit oder nach dem Beginne der im § 990 bestimmten Haftung nothwendige Ver­ wendungen, so bestimmt sich die Ersatzpflicht deS Eigenthümers nach den Vorschriften über die Geschäftsführung ohne Auftrag. 5 995. Zu den nothwendigen Verwendungen im Sinne des 8 994 gehören auch die Aufwendungen, die der Besitzer zur Bestreitung von Lasten der Sache macht. Für die Zeit, für welche dem Besitzer die Nutzungen ver­ bleiben, sind ihm nur die Aufwendungen für solche außerordentliche Lasten zu ersetzen, die als auf den Stammwetth der Sache gelegt anzusehen sind. $ 996. Für andere als nothwendige Verwendungen kann der Besitzer Ersatz nur insoweit verlangen, als sie vor dem Eintritte der Rechtshängigkeit und vor dem Beginne der im 8 990 bestimmten Haftung gemacht werden und der Werth der Sache durch sie noch zu der Zeit er­ höht ist, zu welcher der Eigenthümer die Sache wiedererlangt. G 997. Hat der Besitzer mit der Sache eine andere Sache als wesentlichen Bestandtheil verbunden, so kann er sie abtrennen und sich aneignen. Die Vorschriften des 8 258 finden Anwendung. Das Recht zur Abtrennung ist ausgeschloffen, wenn der Besitzer nach 8 994 Abs. 1 Satz 2 für die Verwendung Ersatz nicht verlangen kann oder die Abtrennung für ihn keinen Nutzen hat oder ihm mindestens der Werth ersetzt wird, den der Bestandtheil nach der Abtrennung für ihn haben würde.

§ 998. Ist ein landwirthschaftlicheS Grundstück HerauSzugeben, so hat der Eigenthümer die Kosten, die der Besitzer auf die noch nicht ge­ trennten, jedoch nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft vor dem Ende deS Wirtschaftsjahrs zu trennenden Früchte verwendet hat, insoweit zu ersetzen, als sie einer ordnungsmäßigen Wirthschaft entsprechen und den Werth dieser Früchte nicht übersteigen.

5 999. Der Besitzer kann für die Verwendungen eines VorbesitzerS, deffen Rechtsnachfolger er geworden ist, in demselben Umfang Ersatz verlangen, in welchem ihn der Vorbesitzer fordern könnte, wenn er die Sache HerauSzugeben hätte. Die Verpflichtung deS Eigenthümers zum Ersätze von Verwendungen erstreckt sich auch auf die Verwendungen, die gemacht worden sind, bevor er daS Eigenthum erworben hat.

BGB.

Drittes Buch. Sachenrecht.

1

8 1000. Der Besitzer kann die Herausgabe der Sache verweigern, bis er wegen der ihm zu eyetzenden Verwendungen befriedigt wird. Das Zurückbehaltungsrecht steht ihm nicht zu, wenn er die Sache durch eine vorsätzlich begangene unerlaubte Handlung erlangt hat. § 1001. Der Besitzer kann den Anspruch auf den Ersatz der Verwendungen nur geltend machen, wenn der Eigenthümer die Sache wiedererlangt oder die Verwendungen genehmigt. Bis zur Genehmigung der Verwendungen kann sich der Eigenthümer von dem Ansprüche dadurch befreien, daß er die wiedererlangte Sache zurückgiebt. Die Genehmigung gilt als ertheilt, wenn der Eigenthümer die ihm von dem Besitzer unter Vorbehalt des Anspruchs angebotene Sache annimmt. 8 1002. Giebt der Besitzer die Sache dem Eigenthümer heraus, so erlischt der Anspruch auf den Ersatz der Verwendungen mit dem Ab­ lauf eines Monats, bei einem Grundstücke mit dem Ablaufe von sechs Monaten nach der Herausgabe, wenn nicht vorher die gerichtliche Geltend­ machung erfolgt oder der Eigenthümer die Verwendungen genehmigt. Auf diese Fristen finden die für die Verjährung geltenden Dorschrifteu der §§ 203, 206, 207 entsprechende Anwendung. § 1003. Der Besitzer kann den Eigenthümer unter Angabe des als Ersatz verlangten Betrags auffordern, sich innerhalb einer von ihm bestimmten angemessenen Frist darüber zu erklären, ob er die Verwendungen genehmige. Nach dem Ablaufe der Frist ist der Besitzer berechtigt, Befriedigung aus der Sache nach den Vorschriften über den Pfandverkauf, bei einem Grundstücke nach den Vorschriften über die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen zu suchen, wenn nicht die Genehmigung rechtzeitig erfolgt. Bestreitet der Eigenthümer den Anspruch vor dem Ablaufe der Frist, so kann sich der Besitzer aus der Sache erst dann befriedigen, wenn er nach rechtskräftiger Feststellung des Betrags der Verwendungen den Eigen­ thümer unter Bestimmung einer angemeffenen Frist zur Erklärung auf­ gefordert hat und die Frist verstrichen ist; das Recht auf Befriedigung aus der Sache ist ausgeschloffen, wenn die Genehmigung rechtzeitig erfolgt. 8 1004. Wird das Eigenthum in anderer Weise als durch Ent­ ziehung oder Dorenthaltung des Besitzes beeinträchtigt, so kann der Eigen­ thümer von dem Störer die Beseitigung der Beeinträchtigung verlangen. Sind weitere Beeinträchtigungen zu besorgen, so kann der Eigenthümer auf Unterlaffung klagen. Der Anspruch ist ausgeschloffen, wenn der Eigenthümer zur Duldung verpflichtet ist. 8 1005. Befindet sich eine Sache auf einem Grundstücke, das ein Anderer als der Eigenthümer der Sache besitzt, so steht diesem gegen den Besitzer des Grundstücks der im § 867 bestimmte Anspruch zu. 8 1006. Zu Gunsten des Besitzers einer beweglichen Sache wird vermuthet, daß er Eigenthümer der Sache sei. Dies gilt jedoch nicht einem früheren Besitzer gegenüber, dem die Sache gestohlen worden, verloren

1

BGB

gegangen oder sonst abhanden gekommen ist, eS sei denn, daß eS sich um Geld oder Jnhaberpapiere handelt. Zu Gunsten eines ftüheren Besitzers wird vermuthet, daß er während der Dauer seines Besitzes Eigenthümer der Sache gewesen sei. Im Falle eines mittelbaren Besitzes gilt die Vermuthung für den mittelbaren Besitzer.

§ 1007» Wer eine bewegliche Sache im Besitze gehabt hat, kann von dem Besitzer die Herausgabe der Sache verlangen, wenn dieser bei dem Erwerbe bei Besitzes nicht in gutem Glauben war. Ist die Siche dem früheren Besitzer gestohlen worden, verloren ge­ gangen oder sonst abhanden gekommen, so kann er die Herausgabe auch von einem gutgläubigen Besitzer verlangen, es sei denn, daß dieser Eigen­ thümer der Sache ist oder die Sache ihm vor der Besitzzeit des ftüheren Besitzers abhanden gekommen war. Auf Geld und Jnhaberpapiere findet diese Vorschrift keine Anwendung. Der Anspruch ist ausgeschlosten, wenn der ftühere Besitzer bei dem Erwerbe des Besitzes nicht in gutem Glauben war oder wenn er den Besitz aufgegeben hat. Im Uebrigen finden die Vorschriften der §§ 986 bis 1003 entsprechende Anwendung. Fünfter Titel.

Mteigeuthuin. § 1008. Steht das Eigenthum an einer Sache Mehreren nach Bruchtheilen zu, so gelten die Vorschriften der 83 1009 bis 1011. 8 1009. Die gemeinschaftliche Sache kann auch zu Gunsten eines MiteigenthümerS belastet werden. Die Belastung eines gemeinschaftlichen Grundstücks zu Gunsten des jeweiligen EigenthümerS eines anderen Grundstücks sowie die Belastung eines anderen Grundstücks zu Gunsten der jeweiligen Eigenthümer des gemeinschaftlichen Grundstücks wird nicht dadurch ausgeschlossen, daß das andere Grundstück einem Miteigenthümer deS gemeinschaftlichen Grund­ stücks gehört. 8 1010. Haben die Miteigenthümer eines Grundstücks die Ver­ waltung und Benutzung geregelt oder das Recht, die Aufhebung der Ge­ meinschaft zu verlangen, für immer oder auf Zeit ausgeschlossen oder eine Kündigungsfrist bestimmt, so wirkt die getroffene Bestimmung gegen den Sondernachfolger eines MiteigenthümerS nur, wenn sie als Belastung des Antheils im Grundbuch eingetragen ist. Die in den §§ 755, 756 bestimmten Ansprüche können gegen den Sondernachfolger eines MiteigenthümerS nur geltend gemacht werden, wenn sie im Grundbuch eingetragen sind. 8 1011. Jeder Miteigenthümer kann die Ansprüche aus dem Eigenthume Dritten gegenüber in Ansehung der ganzen Sache geltend machen, den Anspruch auf Herausgabe jedoch nur in Gemäßheit des § 432.

BGB. Drittes Buch.

Sachenrecht.

1

Vierter Abschnitt.

Erbbaurecht. 8 1012. Ein Grundstück kann in der Weise belastet werden, daß demjenigen, zu deffen Gunsten die Belastung erfolgt, das veräußerliche und vererbliche Recht zusteht, auf oder unter der Oberfläche des Grund­ stücks ein Bauwerk zu haben (Erbbaurecht). H 1013. Das Erbbaurecht kann auf die Benutzung eines für das Bauwerk nicht erforderlichen Theiles des Grundstücks erstreb werden, wenn sie für die Benutzung des Bauwerkes Bortheil bietet.

8 1014. Die Beschränkung des Erbbaurechts auf einen Theil eines Gebäudes, insbesondere ein Stockwerk, ist unzulässig. 8 1015. Die zur Bestellung des Erbbaurechts nach § 873 er­ forderliche Einigung des EigenthümerS und des Erwerbers muß bei gleich­ zeitiger Anwesenheit beider Theile vor dem Grundbuchamt erklärt werden. 8 1016.

Das Erbbaurecht erlischt nicht dadurch, daß das Bau­

werk untergeht.

8 1017. Für das Erbbaurecht gelten die sich auf Grundstücke beziehenden Dorfchriften. Die für den Erwerb des Eigenthums und die Ansprüche aus dem Eigenthume geltenden Vorschriften finden auf das Erbbaurecht entsprechende Anwendung. Fünfter Abschnitt.

Dienstbarkeiten. Erster Titel.

Srullddieustbarkeileu. 8 1018. Ein Grundstück kann zu Gunsten des jeweiligen Eigmthümers eines anderen Grundstücks in der Weise belastet werden, daß dieser das Grundstück in einzelnen Beziehungen benutzen darf oder daß auf dem Grundstücke gewisse Handlungen nicht vorgenommen werden dürfen oder daß die Ausübung eines Rechtes ausgeschlossen ist, das sich aus dem Eigenthum an dem belasteten Grundstücke dem anderen Grund­ stücke gegenüber ergiebt (Grunddienstbarkeit). 8 1019. Eine Grunddienstbarkeit kann nur in einer Belastung bestehen, die für die Benutzung des Grundstücks des Berechtigten Vortheil bietet. Ueber das sich hieraus ergebende Maß hinaus kann der Inhalt der Dienstbarkeit nicht erstreckt werden.

8 1020. Bei der Ausübung einer Grunddienstbarkeit hat der Berechtigte das Interesse des EigenthümerS des belasteten Grundstücks

1

BGB.

thunlichst zu schonen. Hält er zur Ausübung der Dienstbarkeit auf dem belasteten Grundstück eine Anlage, so hat er sie in ordnungsmäßigen! Zu­ stande zu erhalten, soweit das Interesse des Eigenthümers es erfordert.

§ 1021. Gehört zur Ausübung einer Grunddienstbarkeit eine An­ lage auf dem belasteten Grundstücke, so kann bestimmt werden, daß der Eigenthümer dieses Grundstücks die Anlage zu unterhalten hat, soweit da? Interesse des Berechtigten es erfordert. Steht dem Eigenthümer das Recht zur Mitbenutzung der Anlage zu, so kann bestimmt werden, daß der Berechtigte die Anlage zu unterhalten hat, soweit es für das Benutzungs­ recht des Eigenthümers erforderlich ist. Auf eine solche Unterhaltungspflicht finden die Vorschriften über die Reallasten entsprechende Anwendung. § 1022. Besteht die Grunddienstbarkeit in dem Rechte, auf einer baulichen Anlage des belasteten Grundstücks eine bauliche Anlage zu halten, so hat, wenn nicht ein Anderes bestimmt ist, der Eigenthümer des belasteten Grundstücks seine Anlage zu unterhalten, soweit das Interesse des Berech­ tigten es erfordert. Die Vorschrift des § 1021 Abs. 2 gilt auch für diese Unterhaltungspflicht. § 1023. Beschränkt sich die jeweilige Ausübung einer Grund­ dienstbarkeit auf einen Theil des belasteten Grundstücks, so kann der Eigen­ thümer die Verlegung der Ausübung auf eine andere, für den Berechtigten ebenso geeignete Stelle verlangen, wenn die Ausübung an der bisherigen Stelle für ihn besonders beschwerlich ist; die Kosten der Verlegung hat er zu tragen und vorzuschießen. Dies gilt auch dann, wenn der Theil des Grundstücks, auf den sich die Ausübung beschränkt, durch Rechtsgeschäft bestimmt ist. DaS Recht auf die Verlegung kann nicht durch Rechtsgeschäft aus­ geschlossen oder beschränkt werden. S 1024. Trifft eine Grunddienstbarkeit mit einer anderen Grund dienstbarkeit oder einem sonstigen Nutzungsrecht an dem Grundstücke der­ gestalt zusammen, daß die Rechte nebeneinander nicht oder nicht vollständig auSgeübt werden können, und haben die Rechte gleichen Rang, so kann jeder Berechtigte eine den Interessen aller Berechtigten nach billigem Er­ messen entsprechende Regelung der Ausübung verlangen.

§ 1025. Wird das Grundstück des Berechtigten getheilt, so besteht die Grunddienstbarkeit für die einzelnen Theile fort; die Ausübung ist jedoch im Zweifel nur in der Weise zulässig, daß sie für den Eigenthümer des belasteten Grundstücks nicht beschwerlicher wird. Gereicht die Dienst­ barkeit nur einem der Theile zum Vortheile, so erlischt sie für die übrigen Theile. § 1026. Wird das belastete Grundstück getheilt, so werden, wenn die Ausübung der Grunddienstbarkeit auf einen bestimmten Theil des be­ lasteten Grundstücks beschränkt ist, die Theile, welche außerhalb des Bereichs der Ausübung liegen, von der Dienstbarkeit frei.

8 1027. Wird eine Grunddienstbarkeit beeinträchtigt, so stehen dem Berechtigten die im § 1004 bestimmten Rechte zu.

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

1

§ 1028. Ist auf dem belasteten Grundstück eine Anlage, durch welche die Grunddienstbarkeit beeinträchtigt wird, errichtet worden, so unter­ liegt der Anspruch des Berechtigten auf Beseitigung der Beeinträchtigung der Verjährung, auch wenn die Dimstbarkeit im Grundbuch eingetragen ist. Mit der Verjährung des Anspruchs erlischt die Dimstbarkeit, soweit der Bestand der Anlage mit ihr in Widerspruch steht. Die Vorschriftm des § 892 finden keine Anwendung.

§ 1029. Wird der Besitzer eines Grundstücks in der Ausübung einer für den Eigenthümer im Grundbuch eingetragenen Grunddienstbarkeit gestört, so finden die für den Besitzschutz gellenden Vorschriften entsprechende Anwendung, soweit die Dienstbarkeit innerhalb eines Jahres vor der Störung, sei es auch nur einmal, ausgeübt worden ist.

Zweiter Titel.

Aießbrauch.

I. Nießbrauch an Sachen.

§ 1030. Eine Sache kann in der Weise belastet werden, daß derjenige, zu dessen Gunsten die Belastung erfolgt, berechtigt ist, die Nutzungen der Sache zu ziehen (Nießbrauch). Der Nießbrauch kann durch den Ausschluß einzelner Nutzungen be­ schränkt werden. § 1031. Mit dem Nießbrauch an einem Grundstück erlangt der Nießbraucher den Nießbrauch an dem Zubehöre nach den für den Erwerb des Eigenthums geltenden Vorschriften des § 926. § 1032. Zur Bestellung des Nießbrauchs an einer beweglichen Sache ist erforderlich, daß der Eigenthümer die Sache dem Erwerber übergiebt und beide darüber einig find, daß diesem der Nießbrauch zustehen soll. Die Vorschriften deS § 929 Satz 2 und der §§ 930 bis 936 finden entsprechende Anwendung; in den Fällen des § 936 tritt nur die Wirkung ein, daß der Nießbrauch dem Rechte des Dritten vorgeht. § 1033. Der Nießbrauch an einer beweglichen Sache kann durch Ersitzung erworben werden. Die für den Erwerb des Eigenthums durch Ersitzung geltenden Vorschriften finden entsprechende Anwendung. § 1034. Der Nießbraucher kann den Zustand der Sache auf seine Kosten durch Sachverständige feststellen lassen. Das gleiche Recht steht dem Eigenthümer zu.

§ 1035. Bei dem Meßbrauch an einem Inbegriffe von Sachen sind der Nießbraucher und der Eigenthümer einander verpflichtet, zur Auf­ nahme eines Verzeichniffes der Sachen mitzuwirken. Das Verzeichniß ist mit der Angabe des Tages der Aufnahme zu versehen und von beiden Theilen zu unterzeichnen; jeder Theil kann verlangen, daß die Unter­ zeichnung öffentlich beglaubigt wird. Jeder Theil kann auch verlangen,

BGB

1

daß das Verzeichniß durch die zuständige Behörde oder durch einen zu­ ständigen Beamten oder Notar ausgenommen wird. Die Kosten hat der­ jenige zu tragen und vorzuschießen, welcher die Aufnahme oder die Beglaubigung verlangt.

§ 1036.

Der Nießbraucher ist zum Besitze der Sache berechtigt. Er hat bei der Ausübung des Nutzungsrechts die bisherige wirthschastliche Bestimmung der Sache aufrechtzuerhalten und nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft zu verfahren.

§ 1037. Der Nießbraucher ist nicht berechtigt, die Sache um­ zugestalten oder wesentlich zu verändem. Der Nießbraucher eines Grundstücks darf neue Anlagen zur Ge­ winnung von Steinen, Kies, Sand, Lehm, Thon, Mergel, Torf und sonstigen Bodenbestandtheilen errichten, sofern nicht die wirthschaftliche Bestimmung deS Grundstücks dadurch wesentlich verändert wird. § 1038. Ist ein Wald Gegenstand des Nießbrauchs, so kann so­ wohl der Eigenthümer als der Nießbraucher verlangen, daß das Mas; der Nutzung und die Art der wirthschaftlichen Behandlung durch einen WirthschaftsPlan festgestellt werden. Tritt eine erhebliche Aenderung der Umstände ein, so kann jeder Theil eine entsprechende Aenderung des WirthschaftSplanS verlangen. Die Kosten hat jeder Theil zur Hälfte zu tragen. Das Gleiche gilt, wenn ein Bergwerk oder eine andere auf Ge­ winnung von Bodenbestandtheilen gerichtete Anlage Gegenstand des Nieß­ brauchs ist. § 1030. Der Nießbraucher erwirbt das Eigenthum auch an solchen Früchten, die er den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft zuwider oder die er deshalb im Uebermaße zieht, weil dies in Folge eines besonderen Ereignisses nothwendig geworden ist. Er ist jedoch, unbeschadet seiner Verantwortlichkeit für ein Verschulden, verpflichtet, den Werth der Früchte dem Eigenthümer bei der Beendigung des Nießbrauchs zu ersetzen und für die Erfüllung dieser Verpflichtung Sicherheit zu leisten. Sowohl der Eigenthümer als der Nießbraucher kann verlangen, daß der zu er­ setzende Betrag zur Wiederherstellung der Sache insoweit verwendet wird, als es einer ordnungsmäßigen Wirthschaft entspricht. Wird die Verwendung zur Wiederherstellung der Sache nicht ver­ langt, so füllt die Ersatzpflicht weg, soweit durch den ordnungswidrigen oder den übermäßigen Fruchtbezug die dem Nießbraucher gebührenden Nutzungen beeinträchtigt werden.

§ 1040. Das Recht des Nießbrauchers erstreckt sich nicht auf den Antheil des Eigenthümers an einem Schatze, der in der Sache ge­ funden wird.

§ 1041. Der Nießbraucher hat für die Erhaltung der Sache in ihrem wirthschaftlichen Bestände zu sorgen. Ausbesserungen und Er­ neuerungen liegen ihm nur insoweit ob, als sie zu der gewöhnlichen Unter­ haltung der Sache gehören.

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

1

8 1042. Wird die Sache zerstört oder beschLdigt oder wird eine außergewöhnliche Ausbefferung oder Erneuerung der Sache oder eine Vor­ kehrung zum Schutze der Sache gegen eine nicht vorhergesehene Gefahr erforderlich, so hat der Nießbraucher dem Eigenthümer unverzüglich An­ zeige zu machen. Das Gleiche gilt, wenn sich ein Dritter ein Recht an der Sache anmaßt.

§ 1043. Stimmt der Nießbraucher eines Grundstücks eine er­ forderlich gewordene außergewöhnliche Ausbesterung oder Erneuerung selbst vor, so darf er zu diesem Zwecke innerhalb der Grenzen einer ordnungs­ mäßigen Wirthschaft auch Bestandcheile des Grundstücks verwenden, die nicht zu den ihm gebührenden Früchten gehören. 8 1044. Nimmt der Nießbraucher eine erforderlich gewordene Ausbesserung oder Erneuerung der Sache nicht selbst vor, so hat er dem Eigenthümer die Vornahme und, wenn ein Grundstück Gegenstand des Nießbrauchs ist, die Verwendung der im § 1043 bezeichneten Bestandtheile des Grundstücks zu gestatten. 8 1045. Der Meßbraucher hat die Sache für die Dauer des Nießbrauchs gegen Brandschaden und sonstige Unfälle auf seine Kosten unter Versicherung zu bringen, wenn die Versicherung einer ordnungs­ mäßigen Wirthschaft entspricht. Die Versicherung ist so zu nehmen, daß die Forderung gegen den Versicherer dem Eigenthümer zusteht. Ist die Sache bereits versichert, so fallen die für die Versicherung zu leistenden Zahlungen dem Meßbraucher für die Dauer des Nießbrauchs zur Last, soweit er zur Versicherung verpflichtet sein würde. 8 1046. An der Forderung gegen den Versicherer steht dem Nießbraucher der Meßbrauch nach den Vorschriften zu, die für den Meß­ brauch an einer auf Zinsen ausstehenden Forderung gelten. Stritt ein unter die Versicherung fallender Schaden ein, so kann sowohl der Eigenthümer als der Nießbraucher verlangen, daß die Ver­ sicherungssumme zur Wiederherstellung der Sache oder zur Beschaffung eines Ersatzes insoweit verwendet wird, als es einer ordnungsmäßigen Wirthschaft enffpricht. Der Eigenthümer kann die Verwendung selbst besorgen oder dem Nießbraucher überlasten. 8 1047. Der Meßbraucher ist dem Eigenthümer gegenüber ver­ pflichtet, für die Dauer des Nießbrauchs die auf der Sache ruhenden öffentlichen Lasten mit Ausschluß der außerordentlichen Lasten, die als auf den Stammwerth der Sache gelegt anzusehen sind, sowie diejenigen privat­ rechtlichen Lasten zu tragen, welche schon zur Zeit der Bestellung des Nieß­ brauchs auf der Sache ruhten, insbesondere die Zinsen der Hypotheken­ forderungen und Grundschulden sowie die auf Grund einer Rentenschuld zu entrichtenden Leistungen.

8 1048. Ist ein Grundstück sammt Inventar Gegenstand Nießbrauchs, so kann der Nießbraucher über die einzelnen Stücke Inventars innerhalb der Grenzen einer ordnungsmäßigen Wirthschaft fügen. Er hat für den gewöhnlichen Abgang sowie für die nach

des des ver­ den

(

BGB.

Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft ausscheidenden Stücke Ersatz zu beschaffen; die von ihm angeschafften Stücke werden mit der Einver­ leibung in daS Inventar Eigenthum desjenigen, welchem das Inventar gehört. Uebernimmt der Nießbraucher daS Inventar zum Schätzungswerthe mit der Berpflichtung, eS bei der Beendigung des Nießbrauchs zum Schätzungswerthe zurückzugewähren, so finden die Vorschriften der §§ 588, 589 entsprechende Anwendung.

§ 1049. Macht der Nießbraucher Verwendungen auf die Sache, zu denen er nicht verpflichtet ist, so bestimmt sich die Ersahpflicht des Eigenthümers nach den Vorschriften über die Geschäftsführung ohne Auftrag. Der Nießbraucher ist berechtigt, eine Einrichtung, mit der er die Sache versehm hat, wegzunehmen. § 1050. Veränderungen oder Verschlechterungen der Sache, welche durch die ordnungsmäßige Ausübung des Nießbrauchs herbeigeführt werden, hat der Nießbraucher nicht zu vertreten. § 1051. Wird durch das Verhalten des Nießbrauchers die Besorgniß einer erheblichen Verletzung der Rechte des Eigenthümers begrimdct, so kann der Eigenthümer Sicherheitsleistung verlangen. § 1052. Ist der Nießbraucher zur Sicherheitsleistung rechtskräftig verurtheilt, so kann der Eigenthümer statt der Sicherheitsleistung verlangen, daß die Ausübung des Nießbrauchs für Rechnung des Nießbrauchers einem von dem Gerichte zu bestellenden Bemalter übertragen wird. Die Anordnung der Vemaltung ist nur zulässig, wenn dem Nießbraucher auf Antrag des Eigenthümers von dem Gericht eine Frist zur Sicherheitsleistung bestimmt worden und die Frist verstrichen ist; sie ist unzuläsig, wenn die Sicherheit vor dem Ablaufe der Frist geleistet wird. Der DeMalter steht unter der Aufsicht des Gerichts wie ein für die Zwangsverwaltung eines Grundstücks bestellter Bemalter. Verwalter kann auch der Eigenthümer sein. Die Vemaltung ist aufzuheben, wenn die Sicherheit nachträglich geleistet wird. 8 1053. Macht der Nießbraucher einen Gebrauch von der Sache, zu dem er nicht befugt ist, und setzt er den Gebrauch ungeachtet einer Abmahnung des Eigenthümers fort, |o kaun der Eigenthümer auf Unter­ lassung klagen.

8 1054. Verletzt der Nießbraucher die Rechte des Eigenthümers in erheblichem Maße und fetzt er das verletzende Verhalten ungeachtet einer Abmahnung des Eigenthümers fort, so kann der Eigenthümer die Anordnung einer Vemaltung nach § 1052 verlangen. 8 1055. Der Nießbraucher ist verpflichtet, die Sache nach der Beendigung deS Nießbrauchs dem Eigenthümer zurückzugeben. Bei dem Meßbrauch an einem landwirthfchaftlichen Grundstücke finden die Vorschriften der §§ 591, 592, bei dem Nießbrauch an einem Landgute finden die Vorschriften der §§ 591 bis 593 entsprechende An­ wendung.

BGB. Drittes Buch. Sachenrecht.

1

§ 1056. Hat der Nießbraucher ein Grundstück über die Dauer des Nießbrauchs hinaus vermiethet oder verpachtet, so finden nach der Beendigung des Nießbrauchs die für den Fall der Veräußerung geltenden Vorschriften der 83 571, 572, deS § 573 Satz 1 und der §§ 574 bis 576, 579 entsprechende Anwendung. Der Eigenthümer ist berechtigt, das Mieth- oder Pachtverhältniß unter Einhaltung der gesetzlichen Kündigungsfrist zu kündigen. Verzichtet der Nießbraucher auf den Nießbrauch, so ist die Kündigung erst von der Zeit an zulässig, zu welcher der Nießbrauch ohne den Verzicht erlöschen würde. Der Miether oder der Pächter ist berechtigt, den Eigenthümer unter Bestimmung einer angemefienen Frist zur Erklärung darüber aufzufordern, ob er von dem Kündigungsrechte Gebrauch mache. Die Kündigung kann nur bis zum Ablaufe der Frist erfolgen. § 1057. Die Ersatzansprüche deS Eigenthümers wegen Veränder­ ungen oder Verschlechterungen der Sache, sowie die Ansprüche des Nieß­ brauchers auf Ersatz von Verwendungen oder auf Gestattung der Weg­ nahme einer Einrichtung verjähren in sechs Monaten. Die Vorschriften des 8 558 Abs. 2, 3 finden entsprechende Anwendung.

§ 1058. Im Verhältnisse zwischen dem Nießbraucher und dem Eigenthümer gill zu Gunsten deS Meßbrauchers der Besteller als Eigen­ thümer, eS sei denn, daß der Nießbraucher weiß, daß der Besteller nicht Eigenthümer ist.

§ 1059. Der Nießbrauch ist nicht übertragbar. des Nießbrauchs kann einem Anderen überlassen werden.

Die Ausübung

§ 1060. Trifft ein Nießbrauch mit einem anderen Nießbrauch oder mit einem sonstigen Nutzungsrecht an der Sache dergestalt zusammen, daß die Rechte neben einander nicht oder nicht vollständig ausgeübt werden können, und haben die Rechte gleichen Rang, so findet die Vorschrift deS 8 1024 Anwendung. 8 1061. Der Nießbrauch erlischt mit dem Tode des Nießbrauchers. Steht der Nießbrauch einer juriftschen Person zu, so erlischt er mit dieser. 8 1062. Wird der Nießbrauch an einem Grundstücke durch Rechts­ geschäft aufgehoben, so erstreckt fich die Aufhebung im Zweifel auf den Nießbrauch an dem Zubehöre. 8 1063. Der Nießbrauch an einer beweglichen Sache erlischt, wenn er mit dem Eigenthum in derselben Person zusammentrifft. Der Nießbrauch gill als nicht erloschen, soweit der Eigenthümer ein rechtliches Jntereffe an dem Fortbestehen des Nießbrauchs hat.

8 1064. Zur Aufhebung des Nießbrauchs an einer beweglichen Sache durch Rechtsgeschäft genügt die Erklärung des Meßbrauchers gegen­ über dem Eigenthümer oder dem Besteller, daß er den Nießbrauch aufgebe. 8 1065. Wird das Recht des Nießbrauchers beeinträchtigt, so finden auf die Ansprüche des Meßbrauchers die für die Ansprüche auS dein Eigenthume geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung.

BGB.

t

§ 1066. Besteht ein Nießbrauch an dem Antheil eines MiteigenthümerS, so übt der Nießbraucher die Rechte aus, die sich aus der Gemein­ schaft der Miteigenthümer in Ansehung der Verwaltung der Sache und der Art ihrer Benutzung ergeben. Die Aufhebung der Gemeinschaft kann nur von dem Miteigenthümer und dem Nießbraucher gemeinschaftlich verlangt werden. Wird die Gemeinschaft aufgehoben, so gebührt dem Nießbraucher der Nießbrauch an den Gegenständen, welche an die Stelle des Antheils treten. § 1067. Sind verbrauchbare Sachen Gegenstand des Nießbrauchs, so wird der Nießbraucher Eigenthümer der Sachen; nach der Beendigung des Nießbrauchs hat er dem Besteller den Werth zu ersetzen, den die Sachen zur Zeit der Bestellung hatten. Sowohl der Besteller als der Nießbraucher kann den Werth auf seine Kosten durch Sachverständige fest­ stellen lassen. Der Besteller kann Sicherheitsleistung verlangen, wenn der Anspruch auf Ersatz des Werthes gefährdet ist.

II. Nießbrauch au Rechten. § 1068.

Gegenstand des Nießbrauchs kann auch ein Recht sein. Auf den Nießbrauch an Rechten finden die Vorschriften über den Nießbrauch an Sachen entsprechende Anwendung, soweit sich nicht aus den §§ 1069 bis 1084 ein Anderes ergiebt.

§ 1069. Die Bestellung des Nießbrauchs an einem Rechte erfolgt nach den für die Uebertragung des Rechtes geltenden Vorschriften. An einem Rechte, das nicht übertragbar ist, kann ein Nießbrauch nicht bestellt werden. § 1070. Ist ein Recht, kraft dessen eine Leistung gefordert werden kann, Gegenstand des Nießbrauchs, so finden auf das Rechtsverhältniß zwischen dem Nießbraucher und dem Verpflichteten die Vorschriften ent­ sprechende Anwendung, welche im Falle der Uebertragung des Rechtes für das Rechtsverhältniß zwischen dem Erwerber und dem Verpflichteten gelten. Wird die Ausübung des Nießbrauchs nach § 1052 einem Verwalter übertragen, so ist die Uebertragung dem Verpflichteten gegenüber erst wirk­ sam, wenn er von der getroffenen Anordnung Kenntniß erlangt oder wenn ihm eine Mittheilung von der Anordnung zugestellt wird. Das Gleiche gilt von der Aushebung der Verwaltung.

§ 1071. Ein dem Nießbrauch unterliegendes Recht kann durch Rechtsgeschäft nur mit Zustimmung des Nießbrauchers aufgehoben werden. Die Zustimmung ist demjenigen gegenüber zu erklären, zu dessen Gunsten fie erfolgt; sie ist unwiderruflich. Die Vorschrift des § 876 Satz 3 bleibt unberührt. Das Gleiche gilt im Falle einer Aenderung des Rechtes, sofern sie den Nießbrauch beeinträchtigt.

§ 1072. Die Beendigung des Nießbrauchs tritt nach den Vor­ schriften der 88 1063, 1064 auch dann ein, wenn das dem Nießbrauch unterliegende Recht nicht ein Recht an einer beweglichen Sache ist.

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

1

§ 1073. Dem Nießbraucher einer Leibrente, eines Auszugs oder eines ähnlichen Rechtes gebühren die einzelnen Leistungen, die auf Grund des Rechtes gefordert werden können. 8 1074. Der Nießbraucher einer Forderung ist zur Einziehung der Forderung und, wenn die Fälligkeit von einer Kündigung des Gläubigers abhängt, zur Kündigung berechtigt. Er hat für die ordnungsmäßige Ein­ ziehung zu sorgen. Zu anderen Verfügungen über die Forderung ist er nicht berechtigt. 8 1075. Mit der Leistung des Schuldners an den Nießbraucher erwirbt der Gläubiger den geleisteten Gegenstand und der Nießbraucher den Nießbrauch an dem Gegenstände. Werden verbrauchbare Sachen geleistet, so erwirbt der Nießbraucher das Eigenthum; die Vorschriften des § 1067 finden entsprechende Anwendung. 8 1076. Ist eine auf Zinsen ausstehende Forderung Gegenstand des Nießbrauchs, so gelten die Vorschriften der §§ 1077 bis 1079.

8 1077. Der Schuldner kann das Kapital nur an den Meßbraucher und den Gläubiger gemeinschaftlich zahlen. Jeder von beiden kann verlangen, daß an sie gemeinschaftlich gezahlt wird; jeder kann statt der Zahlung die Hinterlegung für beide fordern. Der Nießbraucher und der Gläubiger können nur gemeinschaftlich kündigen. Die Kündigung des Schuldners ist nur wirksam, wenn sie dem Nießbraucher und dem Gläubiger erklärt wird. 8 1078. Ist die Forderung fällig, so sind der Nießbraucher und der Gläubiger einander verpflichtet, zur Einziehung mitzuwirken. Hängt die Fälligkeit von einer Kündigung ab, so kann jeder Theil die Mitwirkung des anderen zur Kündigung verlangen, wenn die Einziehung der Forderung wegen Gefährdung ihrer Sicherheit nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Vermögensverwaltung geboten ist.

8 1079. Der Nießbraucher und der Gläubiger find einander ver­ pflichtet, dazu mitzuwirken, daß das eingezogene Kapital nach dm für die Anlegung von Mündelgeld geltenden Vorschriften verzinslich angelegt und gleichzeifig dem Nießbraucher der Meßbrauch bestellt wird. Die Art der Anlegung bestimmt der Nießbraucher. 8 1080. Die Vorschriften über den Nießbrauch an einer Forderung gelten auch für den Nießbrauch an einer Grundschuld und an einer Rentenschuld.

8 1081. Ist ein Jnhaberpapier oder ein Orderpapier, das mit Blankoindossament versehen ist, Gegenstand das Nießbrauchs, so steht der Besitz des Papiers und des zu dem Papiere gehörenden Emeuemngsscheins dem Nießbraucher und dem Eigenthümer gemeinschaftlich zu. Der Besitz der zu dem Papiere gehörenden Zins-, Rentm- oder Gewinnantheilscheine steht dem Meßbraucher zu. Zur Bestellung des Nießbrauchs genügt an Stelle der Uebergabe des Papiers die Einräumung des Mitbesitzes.

1

BGB

8 1082. Das Papier ist nebst dem Erneuerungsschein auf Ver­ langen deS Nießbrauchers oder des Eigenthümers bei einer Hinterlegungs­ stelle mit der Bestimmung zu hinterlegen, daß die Herausgabe nur von dem Nießbraucher und dem Eigenthümer gemeinschaftlich verlangt werden kann. Der Meßbraucher kann auch Hinterlegung bei der Reichsbank verlangen. 8 1083. Der Meßbraucher und der Eigenthümer deS Papiers find einander verpflichtet, zur Einziehung deS fälligen Kapitals, zur Be­ schaffung neuer Zins-, Renten- oder Gewinnantheilscheine sowie zu sonstigen Maßnahmen mitzuwirken, die zur ordnungsmäßigen Vermögensverwaltung erforderlich sind. Im Falle der Einlösung des Pchners finden die Vorschriften des § 1079 Anwendung. Eine bei der Einlösung gezahlte Prämie gilt als Theil des Kapitals.

8 1084. Gehört ein Jnhaberpapier oder ein Orderpapier, das mit Blankoindosiament versehen ist, nach 8 92 zu den verbrauchbaren Sachen, so bewendet es bei den Vorschriften des § 1067. III. Nießbrauch au einem Vermögen.

8 1085. Der Nießbrauch an dem Vermögen einer Person kann nur in der Weise bestellt werden, daß der Nießbraucher den Nießbrauch an den einzelnen zu dem Vermögen gehörenden Gegenständen erlangt. Soweit der Nießbrauch bestellt ist, gelten die Vorschriften der §§ 1086 bis 1088. 8 1086. Die Gläubiger des Bestellers können, soweit ihre Forder­ ungen vor der Bestellung entstanden sind, ohne Rücksicht auf den Nieß­ brauch Befriedigung aus den dem Nießbrauch unterliegenden Gegenständen verlangen. Hat der Meßbraucher das Eigenthum an verbrauchbaren Sachen erlangt, so tritt an die Stelle der Sachen der Anspruch des Be­ stellers auf Ersatz des Werthes; der Nießbraucher ist den Gläubigern gegenüber zum sofortigen Ersätze verpflichtet. 8 1087. Der Besteller kann, wenn eine vor der Bestellung ent­ standene Forderung fällig ist, von dem Nießbraucher Rückgabe der zur Befriedigung des Gläubigers erforderlichen Gegenstände verlangen. Die Auswahl steht ihm zu; er kann jedoch nur die vorzugsweise geeigneten Gegenstände auswühlen. Soweit die zurückgegebenen Gegenstände aus­ reichen, ist der Besteller dem Nießbraucher gegenüber zur Befriedigung des Gläubigers verpflichtet. Der Nießbraucher kann die Verbindlichkeit durch Leistung des ge­ schuldeten Gegenstandes erfüllen. Gehört der geschuldete Gegenstand nicht zu dem Vermögen, das dem Nießbrauch unterliegt, so ist der Nießbraucher berechtigt, zum Zwecke der Befriedigung des Gläubigers einen zu dem Vermögen gehörenden Gegenstand zu veräußem, wenn die Befriedigung durch den Besteller nicht ohne Gefahr abgewartet werden kann. Er hat einen vorzugsweise geeigneten Gegenstand auszuwühlen. Soweit er zum Ersätze des Werthes verbrauchbarer Sachen verpflichtet ist, darf er eine Veräußerung nicht vornehmen.

BGB. Drittes Buch.

1

Sachenrecht.

§ 1088. Die Gläubiger des Bestellers, beten Forderungen schon zur Zeit der Bestellung verzinslich waren, können die Zinsen für die Dauer des Nießbrauchs auch von dem Nießbraucher verlangen. Das Gleiche gilt von anderen wiederkehrenden Leistungen, die bei ordnungsmäßiger Verwaltung aus den Einkünften des Vermögens bestritten werden, wenn die Forderung vor der Bestellung des Nießbrauchs entstanden ist. Die Haftung des Nießbrauchers kann nicht durch Vereinbarung zwischen ihm und dem Besteller ausgeschlossen oder beschränkt werden. Der Nießbraucher ist dem Besteller gegenüber zur Befriedigung der Gläubiger wegen der im Abs. 1 bezeichneten Ansprüche verpflichtet. Die Rückgabe von Gegenständen zum Zwecke der Befriedigung kann der Be­ steller nur verlangen, wenn der Nießbraucher mit der Erfüllung dieser Verbindlichkeit in Verzug kommt. § 1089. Die Vorschriften der 88 1085 bis 1088 finden auf den Nießbrauch an einer Erbschaft entsprechende Anwendung. Dritter Titel.

LeschrSukte persönliche Iienstbarleiteu. § 1090. Ein Grundstück kann in der Weise belastet werden, daß derjenige, zu besten Gunsten die Belastung erfolgt, berechtigt ist, daS Grundstück in einzelnen Beziehungen zu benutzen, oder daß ihm eine sonstige Befugniß zusteht, die den Inhalt einer Gmnddienstbarkeit bilden kann (beschränkte persönliche Dienstbarkeit). Die Vorschriften der §§ 1020 bis 1024, 1026 bis 1029, 1061 finden entsprechende Anwendung. § 1091. Der Umfang einer beschränkten persönlichen Dienstbar­ keit bestimmt sich im Zweifel nach dem persönlichen Bedürfniffe deS Berechtigten. § 1092. Eine beschränkte persönliche Dienstbarkeit ist nicht über­ tragbar. Die Ausübung der Dienstbarkeit kann einem Anderen nur über­ lasten werden, wenn die Ueberlastung gestattet ist. 8 1093. Als beschräntte persönliche Dienstbarkeit kann auch das Recht bestellt werden, ein Gebäude oder einen Theil eines Gebäudes unter Ausschluß deS Eigenthümers als Wohnung zu benutzen. Auf dieses Recht finden die für den Nießbrauch geltenden Vorschriften der 88 1031, 1034, 1036, des 8 1037 Abs. 1 und der 88 1041, 1042, 1044, 1049, 1050, 1057, 1062 entsprechende Anwendung. Der Berechtigte ist befugt, seine Familie sowie die zur standeSmäßigen Bedienung und zur Pflege erforderlichen Personen in die Wohnung aufzunehmen. Ist daS Recht auf einen Theil des Gebäudes beschränk, so kann der Berechtigte die zum gemeinschaftlichen Gebrauche der Bewohner be­ stimmten Anlagen und Einrichtungen mitbenutzen.

Jaeger, Reichszivilgesetze. 3. Aufl.

11

1

BGB. Sechster Abschnitt.

Vorkaufsrecht. § 1094. Ein Grundstück kann in der Weise belastet werden, daß derjenige, zu desien Gunsten die Belastung erfolgt, dem Eigenthümer gegenüber zum Borkaufe berechtigt ist. DaS Vorkaufsrecht kann auch zu Gunsten des jeweiligen EigenthümerS eines anderen Grundstücks bestellt werden. 8 1095. Ein Bruchtheil eines Grundstücks kann mit dem VorkaufSrechte nur belastet werden, wenn er in dem Antheil eines MiteigenthümerS besteht. § 1096. Das Vorkaufsrecht kann auf das Zubehör erstreckt werden, das mit dem Grundstücke verkauft wird. Im Zweifel ist anzu­ nehmen, daß sich daS Vorkaufsrecht auf dieses Zubehör erstrecken soll.

§ 1097. Das Vorkaufsrecht beschränkt sich auf den Fall des Verkaufs durch den Eigenthümer, welchem das Grundstück zur Zeit der Bestellung gehört, oder durch desien Erben; eS kann jedoch alich für mehrere oder für alle Verkaussfälle bestellt werden. 8 1098. Das Rechtsverhältniß zwischen dem Berechtigten und dem Verpflichteten bestimmt sich nach den Vorschriften der §§ 504 bis 514. Das Vorkaufsrecht kann auch dann ausgeübt werden, wenn das Grundstück von dem Konkursverwalter auS freier Hand verkauft wird. Dritten gegenüber hat das Vorkaufsrecht die Wirkung einer Vor­ merkung zur Sicherung des durch die Ausübung des Rechtes entstehenden Anspruchs auf Uebertragung des Eigenthums. 8 1099. Gelangt das Grundstück in das Eigenthum eines Dritten, so kann dieser in gleicher Weise wie der Verpflichtete dem Berechtigten den Inhalt deS Kaufvertrags mit der im § 510 Abs. 2 bestimmten Wirkung mittheilen. Der Verpflichtete hat den neuen Eigenthümer zu benachrichtigen, sobald die Ausübung des Vorkaufsrechts erfolgt oder ausgeschlosien ist.

8 1100. Der neue Eigenthümer kann, wenn er der Käufer oder ein Rechtsnachfolger deS Käufers ist, die Zustimmung zur Eintragung des Berechtigten als Eigenthümer und die Herausgabe des Grundstücks verweigern, bis ihm der zwischen dem Verpflichteten und dem Käufer vereinbarte Kaufpreis, soweit er berichtigt ist, erstattet wird. Erlangt der Berechtigte die Eintragung als Eigenthümer, so kann der bisherige Eigen­ thümer von ihm die Erstattung des berichtigten Kaufpreises gegen Heraus­ gabe des Grundstücks fordern. 8 1101. Soweit der Berechtigte nach § 1100 dem Käufer oder desien Rechtsnachfolger den Kaufpreis zu erstatten hat, wird er von der Verpflichtung zur Zahlung des aus dem Vorkaufe geschuldeten Kaufpreises frei. 8 1102. Verliert der Käufer oder sein Rechtsnachfolger in Folge der Geltendmachung des Vorkaufsrechts das Eigenthum, so wird der

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

1

Käufer, soweit der von ihm geschuldete Kaufpreis noch nicht berichtigt ist, von seiner Verpflichtung frei; den berichtigten Kaustireis kann er nicht zurückfordern.

§ 1103. Ein zu Gunsten des jeweiligen EigenthümerS eines Grund­ stücks bestehendes Vorkaufsrecht kann nicht von dem Eigenthum an diesem Grundstücke getrennt werden. Ein zu Gunsten einer bestimmten Person bestehendes Vorkaufsrecht kann nicht mit dem Eigenthum an einem Grundstücke verbundm werden. § 1104. Ist der Berechtigte unbekannt, so kann er im Wege des Aufgebotsverfahrens mit seinem Rechte ausgeschlossen werden, wenn die im 8 1170 für die Ausschließung eines Hypothekengläubigers bestimmten Voraussetzungen vorliegen. Mit der Erlaffung des! AusschlußurthellS erlischt das Vorkaufsrecht. Auf ein Vorkaufsrecht, das zu Gunsten des jeweiligm EigenthümerS eines Grundstücks besteht, finden diese Vorschriften keine Anwendung. Siebenter Abschnitt.

Vesllasten. § 1105. Ein Grundstück kann in der Weise belastet werden, daß an denjenigen, zu dessen Gunsten die Belastung erfolgt, wiederkehrende Leistungen aus dem Grundstücke zu entrichten sind (Reclllast). Die Reallast kann auch zu Gunsten des jeweiligen EigenthümerS eines anderen Grundstücks bestellt werden.

8 1106. Ein Bruchtheil eines Grundstücks kann mit einer Real­ last nur belastet werden, wenn er in dem Anthell eines MiteigenthümerS besteht. § 1107. Auf die einzelnen Leistungen finden die für die Zinsen einer Hypothekenforderung geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung. 8 1108. Der Eigenthümer haftet für die während der Dauer seines Eigenthums fällig werdenden Leistungen auch persönlich, soweit nicht ein Anderes bestimmt ist. Wird daS Grundstück getheilt, so haften die Eigenthümer der einzelnen Theile als Gesammtschuldner. 8 1109. Wird das Grundstück des Berechtigten getheilt, so besteht die Reallast für die einzelnen Thelle fort. Ist die Leistung thellbar, so bestimmen sich die Antheile der Eigenthümer nach dem Verhältnisse der Größe der Theile; ist sie nicht theilbar, so finden die Vorschriften deS § 432 Anwendung. Die Ausübung deS Rechtes ist im Zweifel nur in der Weise zulässig, daß sie für den Eigenthümer deS belasteten Grund­ stücks nicht beschwerlicher wird. Der Berechtigte kann bestimmen, daß daS Recht nur mit einem der Theile verbunden sein soll. Die Bestimmung hat dem Grundbuch­ amte gegenüber zu erfolgen und bedarf der Eintragung in das Grund11*

BGB.

1

buch; die Dorschriften der §§ 876, 878 finden entsprechende Anwendung. Veräußert der Berechtigte einen Theil des Grundstücks, ohne eine solche Bestimmung zu treffen, so bleibt das Recht mit dem Theile verbunden, dm er behält.

Gereicht die Reallast nur einem der Theile zum Vortheile, so bleibt fie mit diesem Theile allein verbunden.

§ 1110. Eine zu Gunsten des jeweiligen EigenthümerS eines Grundstücks bestehende Reallast kann nicht von dem Eigenthum an diesem Grundstücke getrennt werden. § IUI. Eine zu Gunsten einer bestimmten Person bestehende Reallast kann nicht mit dem Eigenthum an einem Grundstücke verbunden werden. Ist der Anspruch auf die einzelne Leistung nicht übertragbar, so kann das Recht nicht veräußert oder belastet werden. 8 1112. Ist der Berechtigte unbekannt, so finden auf die Aus­ schließung seines Rechtes die Vorschriften des § 1104 entsprechende An­ wendung. Achter Abschnitt.

Hypothek.

Grundschuld.

Kentenschuld.

Erster Titel.

Hypothek. $ 1113. Ein Grundstück kann in der Weise belastet werden, daß an denjenigen, zu dessen Gunsten die Belastung erfolgt, eine bestimmte Geldsumme zur Befriedigung wegen einer ihm zustehenden Forderung aus dem Grundstücke zu zahlen ist (Hypothek). Die Hypothek kann auch für eine künftige oder eine bedingte Forderung btsteN werden.

8 1114. Ein Bruchtheil eines Grundstücks kann mit einer Hypothek nur belastet werden, wenn er in dem Antheil eines Miteigenthümers besteht. 8 U15. Bei der Eintragung der Hypothek müffen der Gläubiger, der Geldbetrag der Forderung und, wenn die Forderung verzinslich ist, der Zinssatz, wenn andere Nebenleistungen zu entrichten sind, ihr Geld­ betrag im Grundbuch angegeben werden; im Uebrigen kann zur Bezeich­ nung der Forderung auf die Eintragungsbewilligung Bezug genommen werden. Bei der Eintragung der Hypothek für ein Darlehen einer Kredit­ anstalt, deren Satzung von der zuständigen Behörde öffentlich bekannt gemacht worden ist, genügt zur Bezeichnung der außer den Zinsen satzungs­ gemäß zu entrichtenden Nebenleistungen die Bezugnahme auf die Satzung.

BGB. Drittes Buch.

Sachenrecht.

1

§1116. Neber die Hypothek wird ein Hypothekenbrief ertheilt. Die Ertheilung des Briefes kann ausgeschlossen werden. Die Aus­ schließung kann auch nachträglich erfolgen. Zu der Ausschließung ist die Einigung des Gläubigers und des EigenthümerS sowie die Eintragung in das Grundbuch erforderlich; die Vorschriften des § 873 Abs. 2 und der 88 876, 878 finden entsprechende Anwendung. Die Ausschließung der Ertheilung des Brieses kann aufgehoben werden; die Aufhebung erfolgt in gleicher Weise wie die Ausschließung. § 1117. Der Gläubiger erwirbt, sofern nicht die Ertheilung deS Hypothekenbriefs ausgeschloffen ist, die Hypothek erst, wenn ihm der Brief von dem Eigenthümer des Grundstücks übergebm wird. Auf die Ueberaabe finden die Vorschriften des § 929 Satz 2 und der 88 930, 931 Anwendung. Die Uebergabe des Briefes kann durch die Vereinbarung ersetzt werden, daß der Gläubiger berechtigt sein soll, sich den Brief von dem Grundbuchamt auShändigen zu lasten. Ist der Gläubiger im Besitze deS Briefes, so wird vermuthet, daß die Uebergabe erfolgt sei.

K 1118. Kraft der Hypothek hastet das Grundstück auch für die gesetzlichen Sinsen der Forderung sowie für die Kosten der Kündigung und der die Befriedigung auS dem GrundMcke bezweckenden Rechts­ verfolgung.

§ 1119. Ist die Forderung unverzinslich oder ist der Zinssatz niedriger als fünf vom Hundert, so kann die Hypothek ohne Zustimmung der im Range gleich- oder nachstehenden Berechtigten dahin erweitert werden, daß daS Grundstück für Zinsen bis zu fünf vom Hundert hastet. Zu einer Aenderung der Zahlungszeit und deS Zahlungsorts ist die Zustimmung dieser Berechtigten gleichfalls nicht erforderlich. § 1129. Die Hypothek erstreckt sich auf die von dem GrundMcke getrennten Erzeugniffe und sonstigen Bestandtheile, soweit fie nicht mit der Trennung nach den 88 954 bis 957 in das Ggenthum eines Anderen als deS EigenthümerS oder der Eigenbesitzers des Grundstücks gelangt find, sowie auf daS Zubehör des Grundstücks mit Ausnahme der Zubehör­ stücke, welche nicht in das Eigenthum deS EigenthümerS des GrundMckS

gelangt sind.

§ 1121* Erzeugniffe und sonstige Bestandtheile des GrundMckS sowie Zubehörstücke werden von der Haftung siet, wenn fie veräußert und von dem Grundstück entfernt werden, bevor fie zu Gunsten deS Gläubigers in Beschlag genommen worden sind. Erfolgt die Veräußerung vor der Entfernung, so kann sich der Erwerber dem Gläubiger gegenüber nicht darauf berufen, daß er in An­ sehung der Hypothek in gutem Glauben gewesen sei. Entfernt der Erwerber die Sache von dem Grundstücke, so ist eine vor der Entfernung erfolgte Beschlagnahme ihm gegenüber nur wirksam, wenn er bei der Entfernung in Ansehung der Beschlagnahme nicht in gutem Glauben ist.

1

BGB.

§ 1122. Sind die Erzeugnisse oder Bestandtheile innerhalb der Grenzen einer ordnungsmäßigen Wirthschaft von dem Grundstücke getrennt worden, so erlischt ihre Haftung auch ohne Veräußerung, wenn sie vor der Beschlagnahme von dem Grundstück entfernt werden, es sei denn, daß die Entfernung zu einem vorübergehenden Zwecke erfolgt. Zubehörstücke werden ohne Beräußerung von der Haftung frei, wenn die Zubehöreigenschast innerhalb der Grenzen einer ordnungsmäßigen Wirthschaft vor der Beschlagnahme aufgehoben wird. 8 1123. .Ist das Grundstück vermuthet oder verpachtet, so erstreckt sich die Hypothek lauf die Mieth- oder Pachtzinsforderung. Soweit die Forderung fällig ist, wird sie mit dem Ablauf eines Jahres nach dem Eintritte der Fülligkeit von der Haftung frei, wenn nicht vorher die Beschlagnahme zu Gunsten des Hypothekengläubigers erfolgt. Ist der Mieth- oder Pachtzins im voraus zu entrichten, so erstreckt sich die Befreiung nicht auf den Mieth- oder Pachtzins für eine spätere Zeit als das zur Zeit der Beschlagnahme laufende und das folgende Kalender­ vierteljahr.

8 1124. Wird der Mieth- oder Pachtzins eingezogen, bevor er zu Gunsten des Hypothekengläubigers in Beschlag genommen worden ist, oder wird vor der Beschlagnahme in anderer Weise über ihn verfügt, so ist die Verfügung dem Hypothekengläubiger gegenüber wirksam. Besteht die Verfügung in der Uebertragung der Forderung auf einen Dritten, so erlischt die Haftung der Forderung; erlangt ein Dritter ein Recht an der Forderung, so geht es der Hypothek im Range vor. Die Verfügung ist dem Hypothekengläubiger gegenüber unwirksam, soweit sie sich auf den Mieth- oder Pachtzins für eine spätere Zeit als das zur Zeit der Beschlagnahme laufende und das folgende Kalenderviertel­ jahr bezieht. Der Uebertragung der Forderung auf einen Dritten steht eS gleich, wenn das Grundstück ohne die Forderung veräußert wird. § 1125. Soweit die Einziehung des Mieth- oder Pachtzinses dem Hypothekengläubiger gegenüber unwirksam ist, kann der Miether oder der Pächter nicht eine ihm gegen den Vermiether oder den Verpächter zustchende Forderung gegen den Hypothekengläubiger aufrechnen. 8 1126. Ist mit dem Eigenthum an dem Grundstück ein Recht aus wiederkehrende Leistungen verbunden, so erstreckt sich die Hypothek auf die Ansprüche auf diese Leistungen. Die Vorschriften des § 1123 Abs. 2 Satz 1, des 8 1124 Abs. 1, 3 und des § 1125 finden entsprechende An­ wendung. Eine vor der Beschlagnahme erfolgte Verfügung über den Anspruch auf eine Leistung, die erst drei Monate nach der Beschlagnahme fällig wird, ist dem Hypothekengläubiger gegenüber unwirksam. 8 1127. Sind Gegenstände, die der Hypothek unterliegen, für den Eigenthümer oder den Eigenbesitzer des Grundstücks unter Versicherung gebracht, so erstreckt sich die Hypothek auf die Forderung gegen den Versicherer.

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

1

Die Haftung der Fordn ang gegen den Versicherer erlischt, wenn der versicherte Gegenstand wiederhergestellt oder Ersatz für ihn beschafft ist.

§ 1128. Ist ein Gebäude versichert, so kann der Versicherer die Versicherungssumme mit Wirkung gegen den Hypothekengläubiger an den Versicherten erst zahlen, wenn er oder der Versicherte den Eintritt des Schadens dem Hypothekengläubiger angezeigt hat und seit dem Empfange der Anzeige ein Monat verstrichen ist. Der Hypothekengläubiger kann bis zum Ablaufe der Frist dem Versicherer gegenüber der Zahlung widersprechen. Die Anzeige darf unterbleiben, wenn sie unthunlich ist; in diesem Falle wird der Monat von dem Zeitpunkt an berechnet, in welchem die Versicherungssumme fällig wird. Im Uebrigen finden die für eine verpfändete Forderung geltenden Vorschriften Anwendung; der Versicherer kann sich jedoch nicht darauf be­ rufen, daß er eine aus dem Grundbuch ersichtliche Hypothek nicht gekannt habe.

8 1129. Ist ein anderer Gegenstand als ein Gebäude versichert, so bestimmt sich die Haftung der Forderung gegen den Versicherer nach den Vorschriften des § 1123 Abs. 2 Satz 1 und des § 1124 Abs. 1, 3. 8 1130. Ist der Versicherer nach den Versicherungsbestimmungen nur verpflichtet, die Versicherungssumme zur Wiederherstellung des ver­ sicherten Gegenstandes zu zahlen, so ist eine diesm Bestimmungen entsprechende Zahlung an den Versicherten dem Hypothekengläubiger gegenüber wirksam.

§ 1131. Wird ein Grundstück nach § 890 Abs. 2 einem anderen Grundstück im Grundbuche zugeschrieben, so erstrecken sich die an diesem Grundstücke bestehenden Hypotheken auf das zugeschriebene Grundstück. Rechte, mit denen daS zugeschriebene Grundstück bäastet ist, gehen diesen Hypotheken im Range vor.

8 1132. Besteht für die Forderung eine Hypothek an mehreren Grundstücken lGesammthypothek), so hastet jedes Grundstück für die ganze Forderung. Der Gläubiger kann die Befriedigung nach seinem Belieben aus jedem der Grundstücke ganz oder zu einem Ltzeile suchen. Der Gläubiger ist berechtigt, den Betrag der Forderung auf die einzelnen Grundstücke in der Weise zu vertheilen, daß jedes Grundstück nur für den zugetheilten Betrag haftet. Auf die Vertheilung finden die Vorschriften der 88 875, 876, 878 entsprechende Anwendung.

8 1133. Ist in Folge einer Verschlechterung des Grundstücks die Sicherheit der Hypothek gefährdet, so kann der Gläubiger dem Eigenthümer eine angemessene Frist zur Beseitigung der Gefährdung bestimmen. Nach dem Ablaufe der Frist ist der Gläubiger berechtigt, sofort Befriedigung auS dem Grundstücke zu suchen, wenn nicht die Gefährdung durch Ver­ besserung deS Grundstücks oder durch anderweitige Hypothekenbestellung beseitigt worden ist. Ist die Forderung unverzinslich und noch nicht fällig, so gebührt dem Gläubiger nur die Summe, welche mit Hinzurechnung der gesetzlichen Zinsen für die Zeit von der Zahlung bis zur Fälligkeit dem Betrage der Forderung gleichkommt. 8 1134. Wirkt der Eigenthümer oder ein Dritter auf daS Grund­ stück in solcher Weise ein, daß eine die Sicherheit der Hypothek gefährdende

1

BGB.

Verschlechterung deS Grundstücks zu besorgen ist, so kann der Gläubiger auf Unterlassung klagen. Geht die Einwirkung von dem Eigenthümer auS, so hat daS Gericht auf Antrag des Gläubigers die zur Abwendung der Gefährdung erforderlichen Maßregeln anzuordnen. Das Gleiche gilt, wenn die Verschlechterung des­ halb zu besorgen ist, weil der Eigenthümer die erforderlichen Vorkehrungen gegen Einwirkungen Dritter oder gegen andere Beschädigungen unterläßt.

§ 1135. Einer Verschlechterung des Grundstücks im Sinne der g§ 1133,1134 steht es gleich, wenn Zubehörstücke, auf die sich die Hypothek erstreckt, verschlechtert oder den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft zuwider von dem Grundstück entfernt werden. § 1136. Eine Vereinbarung, durch die sich der Eigenthümer dem Gläubiger gegenüber verpflichtet, daS Grundstück nicht zu veräußern oder nicht weiter zu belasten, ist nichtig.

§ U37. Der Eigenthümer kann gegen die Hypothek die dem persönlichen Schuldner gegen die Forderung sowie die nach § 770 einem Bürgen zustehenden Einreden geltend machen. Stirbt der persönliche Schuldner, so kann sich der Eigenthümer nicht darauf berufen, daß der Erbe für die Schuld nur beschränkt haftet. Ist der Eigenthümer nicht der persönliche Schuldner, so verliert er eine Einrede nicht dadurch, daß dieser auf sie verzichtet.

§ 1138. Die Vorschriften der §§ 891 bis 899 gelten für die Hypothek auch in Ansehung der Forderung und der dem Eigenthümer nach § 1137 zustehenden Einreden. § 1139. Ist bei der Bestellung einer Hypothek für ein Darlehen die Ertheilung des Hypothekenbriefs ausgeschlossen worden, so genügt zur Eintragung eines Widerspruchs, der sich darauf gründet, daß die Hingabe des Darlehens unterblieben sei, der von dem Eigenthümer an das Grundbuchamt gerichtete Antrag, sofern er vor dem Ablauf eines Monats nach der Eintragung der Hypothek gestellt wird. Wird der Widerspruch inner­ halb des Monats eingetragen, so hat die Eintragung die gleiche Wirkung, wie wenn der Widerspruch zugleich mit der Hypothek eingetragen worden wäre.

§ 1140. Soweit die Unrichtigkeit des Grundbuchs aus dem Hypo­ thekenbrief oder einem Vermerk auf dem Briefe hervorgeht, ist die Berufung auf die Vorschriften der 88 892, 893 ausgeschlossen. Ein Widerspruch gegen die Richtigkeit des Grundbuchs, der aus dem Briefe oder einem Vermerk auf dem Briefe hervorgeht, steht einem im Grundbuch eingetragenen Widerspruche gleich. § 1141. Hängt die Fälligkeit der Forderung von einer Kündigung ab, so ist die Kündigung für die Hypothek nur wirksam, wenn sie von dem Gläubiger dem Eigenthümer oder von dem Eigenthümer dem Gläubiger erklärt wird. Zu Gunsten des Gläubigers gilt derjenige, welcher im Grundbuch als Eigenthümer eingetragen ist, als der Eigenthümer. Hat der Eigenthümer keinen Wohnsitz im Inland oder liegen die Voraussetzungen deS § 132 Abs. 2 vor, so hat auf Antrag deS Gläubigers

BGB. Drittes Buch.

Sachenrecht.

1

das Amtsgericht, in besten Bezirke das Grundstück liegt, dem Eigenthümer einen Vertreter zu bestellen, dem gegenüber die Kündigung des Gläubigers erfolgen kann.

§ 1142. Der Eigenthümer ist berechtigt, den Gläubiger zu befriedigen, wenn die Forderung ihm gegenüber fällig geworden oder wenn der persönliche Schuldner zur Leistung berechtigt ist. Die Befriedigung kann auch durch Hinterlegung oder durch Auf­ rechnung erfolgen. 5 1143. Ist der Eigenthümer nicht der persönliche Schuldner, so geht, soweit er den Gläubiger befriedigt, die Forderung auf ihn über. Die für einen Bürgen geltenden Vorschriften des § 774 Abs. 1 finden entsprechende Anwendung. Besteht für die Forderung eine Gesammthypothek, so gelten für diese die Vorschriften des § 1173.

§ 1144. Der Eigenthümer kann gegen Befriedigung deS Gläubigers die Aushändigung des Hypothekenbriefs und der sonstigen Urkunden verlangen, die zur Berichtigung des Grundbuchs oder zur Löschung der Hypothek erforderlich find.

§ 1145. Befriedigt der Eigenthümer den Gläubiger nur theilweise, so kann er die Aushändigung des Hypothekenbriefs nicht verlangen. Der Gläubiger ist verpflichtet, die theilweise Befriedigung auf dem Briefe zu vermerken und den Brief zum Zwecke der Berichtigung des Grundbuchs ober der Löschung dem Grundbuchamt oder zum Zwecke der Herstellung eines Theilhypothekenbriefs für den Eigenthümer der zuständigen Behörde oder einem zuständigen Notare vorzulegen. Die Vorschrift des Abs. 1 Satz 2 gilt für Zinsen und andere Neben­ leistungen nur, wenn sie später als in dem Kalendervierteljahr, in welchem der Gläubiger befriedigt wird, oder dem folgenden Vierteljahre fällig werden. Auf Kosten, für die das Grundstück nach § 1118 haftet, findet die Vorschrift keine Anwendung. § 1146. Liegen dem Eigenthümer gegenüber die Voraussetzungen vor, unter denen ein Schuldner in Verzug kommt, so gebühren dem Gläubiger Verzugszinsen aus dem Grundstücke.

§ 1147. Die Befriedigung des Gläubigers aus dem Grundstück und den Gegenständen, auf die sich die Hypothek erstreckt, erfolgt im Wege der Zwangsvollstreckung. § 1148. Bei der Verfolgung des Rechtes aus der Hypothek gilt zu Gunsten des Gläubigers derjenige, welcher im Grundbuch als Eigenthümer eingetragen ist, als der Eigenthümer. Das Recht des nicht eingetragenen Eigenthümers, die ihm gegen die Hypothek zustehenden Einwendungen geltend zu machen, bleibt unberührt.

§ 1149. Der Eigenthümer kann, solange nicht die Forderung ihm gegenüber fällig geworden ist, dem Gläubiger nicht das Recht einrüumen, zum Zwecke der Befriedigung die Uebertragung des Eigenthums an dem

1

BGB

Grundstücke zu verlangen oder die Veräußerung des Grundstücks auf andere Weife als im Wege der Zwangsvollstreckung zu bewirken.

§ 1150. Verlangt der Gläubiger Befriedigung aus dem Grundstücke, so finden die Vorschriften der 88 268,1144,1145 entsprechende Anwendung. § 1151. Wird die Forderung getheilt, so ist zur Aenderung des Rangverhültnistes der Theilhypotheken unter einander die Zustimmung des EigenthümerS nicht erforderlich. § 1152. Im Falle einer Theilung der Forderung kann, sofern nicht die Ertheilung des Hypothekenbriefs ausgeschlossen ist, für jeden Theil ein Theilhypochekenbrief hergestellt werden; die Zustimmung des EigenthümerS deS Grundstücks ist nicht erforderlich. Der Theilhypothekenbrief tritt für den Theil, auf den er sich bezieht, an die Stelle des bisherigen Briefes. § 1153. Mit der Übertragung der Forderung geht die Hypothek auf den neuen Gläubiger über. Die Forderung kann nicht ohne die Hypothek, die Hypothek kann nicht ohne die Forderung übertragen werden.

§ 1154. Zur Abtretung der Forderung ist Ertheilung der Ab­ tretungserklärung in schriftlicher Form und Uebergabe des Hypothekenbriefs erforderlich; die Vorschriften des § 1117 finden Anwendung. Der bisherige Gläubiger hat auf Verlangen des neuen Gläubigers die Abtretungserklärung auf seine Kosten öffentlich beglaubigen zu lasten. Die schriftliche Form der Abtretungserklärung kann dadurch ersetzt werden, daß die Abtretung in das Grundbuch eingetragen wird. Ist die Ertheilung deS Hypothekenbriefs ausgeschloffen, so finden auf die Abtretung der Forderung die Vorschriften der 88 873, 878 entsprechende Anwendung.

§ 1155. Ergiebt sich das Gläubigerrecht deS Besitzers des Hypotheken­ briefs aus einer zusammenhängenden, auf einen eingetragenen Gläubiger zurückführenden Reihe von öffentlich beglaubigten Abtretungserklärungen, so finden die Vorschriften der §§ 891 bis 899 in gleicher Weise Anwendung, wie wenn der Besitzer des Briefes als Gläubiger im Grundbuch eingetragen wäre. Einer öffentlich beglaubigten Abtretungserklärung steht gleich ein gerichtlicher Ueberweisungsbeschluß und das öffentlich beglaubigte Anerkenntniß einer kraft Gesetzes erfolgten Uebertragung der Forderung. § 1156. Die für die Uebertragung der Forderung geltenden Vor­ schriften der 88 406 bis 408 finden auf das Rechtsverhältniß zwischen dem Eigenthümer und dem neuen Gläubiger in Ansehung der Hypothek keine Anwendung. Der neue Gläubiger muß jedoch eine dem bisherigen Gläubiger gegenüber erfolgte Kündigung des EigenthümerS gegen sich gelten lasten, es sei denn, daß die Uebertragung zur Zeit der Kündigung dem Eigen­ thümer bekannt oder im Grundbuch eingetragen ist. § 1157. Eine Einrede, die dem Eigenthümer auf Grund eines zwischen ihm und dem bisherigen Gläubiger bestehenden Rechtsverhältnisses gegen die Hypothek zusteht, kann auch dem neuen Gläubiger entgegengesetzt

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

1

werden. Die Vorschriften der 83 892, 894 bis 899, 1140 gellen auch für diese Einrede.

8 1158. Soweit die Forderung auf Zinsm oder andere Neben­ leistungen gerichtet ist, die nicht später als in dem Kalendervierteljahr, in welchem der Eigenthümer von der Uebertragung Kenntniß erlangt, oder dem folgenden Vierteljahre fällig werden, finden auf das Rechtsverhältniß zwischen dem Eigenthümer und dem neuen Gläubiger die Borschristen der §§ 406 bis 408 Anwendung; der Gläubiger kann sich gegenüber den Ein­ wendungen, welche dem Eigenthümer nach den 83 404, 406 bis 408,1157 zustehen, nicht auf die Vorschriften des 8 892 berufen.

§ 1159. Soweit die Forderung auf Rückstände von Zinsen oder anderen Nebenleistungen gerichtet ist, bestimmt fich die Uebertragung sowie das RechtSverhältniß zwischen dem Eigenthümer und dem neuen Gläubiger nach den für die Uebertragung von Forderungen geltenden allgemeinen Vorschriften. Das Gleiche gilt für den Anspruch auf Erstattung von Kosten, für die daS Grundstück nach 8 1118 haftet. Die Vorschriften des 8 892 finden auf die im Abs. 1 bezeichneten Ansprüche keine Anwendung. 8 1169. Der Geltendmachung der Hypothek tonn, sofern nicht die Ertheilung deS Hypothekenbriefs ausgefchlofien ist, widersprochen werden, wenn der Gläubiger nicht den Brief vorlegt; ist der Gläubiger nicht im Grundbuch eingetragen, so sind auch die im 8 H55 bezeichneten Urkunden vorzulegen. Eine dem Eigenthümer gegenüber erfolgte Kündigung oder Mahnung ist unwirksam, wenn der Gläubiger die nach Abs. 1 erforderlichen Urkunden nicht vorlegt und der Eigenthümer die Kündigung oder die Mahnung aus diesem Grunde unverzüglich zurückweist. Diese Vorschriften gelten nicht für die im 81159 bezeichneten Ansprüche.

8 1161. Ist der Eigenthümer der persönliche Schuldner, so finden die Vorschriften des 8 1160 auch auf die Geltendmachung der Forderung Anwendung. 8 1162. Ist der Hypothekenbrief abhanden gekommen oder ver­ nichtet, so kann er im Wege des Aufgebotsverfahrens für kraftlos erklärt werden. 8 1163. Ist die Forderung, für welche die Hypothek bestellt ist, nicht zur Entstehung gelangt, so steht die Hypothek dem Eigenthümer zu. Erlischt die Forderung, so erwirbt der Eigenthümer die Hypothek. Eine Hypothek, für welche die Ertheilung des Hypothekenbriefs nicht ausgeschlossen ist, steht bis zur Uebergabe deS Briefes an den Gläubiger dem Eigenthümer zu. 8 1164. Befriedigt der persönliche Schuldner den Gläubiger, so geht die Hypothek insoweit auf ihn über, als er von dem Eigenthümer oder einem Rechtsvorgänger deS Eigentümers Ersatz verlangen kann. Ist dem Schuldner nur theilwrise Ersatz zu leisten, so kann der Eigenthümer

1

BGB

die Hypothek, soweit sie auf ihn übergegangen ist, nicht zum Nachtheile der Hypothek des Schuldners geltend machen. Der Befriedigung des Gläubigers steht eS gleich, wenn sich Forderung und Schuld in einer Person vereinigen.

§ 1165, Verzichtet der Gläubiger auf die Hypothek oder hebt er sie nach 8 1183 auf oder räumt er einem anderen Rechte den Vorrang ein, so wird der persönliche Schuldner insoweit frei, als er ohne diese Verfügung nach § 1164 aus der Hypothek hätte Ersatz erlangen können.

8 1166, Ist der persönliche Schuldner berechtigt, von dem Eigen­ thümer Ersatz zu verlangen, falls er den Gläubiger befriedigt, so kann er, wenn der Gläubiger die Zwangsversteigerung des Grundstücks betreibt, ohne ihn unverzüglich zu benachrichtigen, die Befriedigung des Gläubigers wegen eines Ausfalls bei der Zwangsversteigerung insoweit verweigern, als er in Folge der Unterlassung der Benachrichtigung einen Schaden erleidet. Die Benachrichtigung darf unterbleiben, wenn sie unthunlich ist. 8 1167, Erwirbt der persönliche Schuldner, falls er den Gläubiger befriedigt, die Hypothek oder hat er im Falle der Befriedigung ein sonstiges rechtliches Interests an der Berichtigung des Grundbuchs, so stehen ihm die in den 83 H44, 1145 bestimmten Rechte zu.

8 1168, Verzichtet der Gläubiger auf die Hypothek, so erwirbt sie der Eiaenthümer. Der Verzicht ist dem Grundbuchamt oder dem Eigenthümer gegenüber zu erbaten und bedarf der Eintragung in das Grundbuch. Die Vor­ schriften des 8 875 Abf. 2 und der 83 876, 878 finden entsprechende Anwendung. Verzichtet der Gläubiger für einen Theil der Forderung auf die Hypothek, so stehen dem Eigenthümer die im 8 H45 bestimmten Rechte zu. 8 1169. Steht dem Eigenthümer eine Einrede zu, durch welche die Geltendmachung der Hypothek dauernd auSgeschlosten wird, so kann er verlangen, daß der Gläubiger auf die Hypothek verzichtet.

8 1170. Ist der Gläubiger unbekannt, so kann er im Wege des Aufgebotsverfahrens mit feinem Rechte auSgeschlosien werden, wenn seit der letzten sich auf die Hypothek beziehenden Eintragung in das Grundbuch zehn Jahre verstrichen sind und daS Recht des Gläubigers nicht innerhalb dieser Frist von dem Eigenthümer in einer nach 8 208 zur Unterbrechung der Verjährung geeigneten Weise anerkannt worden ist. Besteht für die Forderung eine nach dem Kalender bestimmte Zahlungszeit, so beginnt die Frist nicht vor dem Ablaufe deS ZahlungStags. Mit der Erlasiung des Ausschlußurtheils erwirbt der Eigenthümer die Hypothek. Der dem Gläubiger erteilte Hypothekenbrief wird kraftlos. 8 1171. Der unbekannte Gläubiger kann im Wege deS Aufgebots­ verfahrens mit seinem Rechte auch dann ausgeschlossen werden, wenn der Eigenthümer zur Befriedigung des Gläubigers oder zur Kündigung be­ rechtigt ist und den Betrag der Forderung für den Gläubiger unter Verzicht auf das Recht zur Rücknahme hinterlegt. Die Hinterlegung von

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

1

Zinsen ist nur erforderlich, wenn der Zinssatz im Grundbuch eingetragen ist; Zinsen für eine frühere Zeit als das vierte Kalenderjahr vor der Er­ lassung des Ausschlußurtheils sind nicht zu hinterlegen. Mit der Erlassung des Ausschlußurtheils gilt der Gläubiger als befriedigt, sofern nicht nach den Borschriften über die Hinterlegung die Befriedigung schon vorher eingetreten ist. Der dem Gläubiger erthellte Hypothekenbrief wird kraftlos.

Das Recht des Gläubigers auf den hinterlegten Betrag erlischt mit dem Ablaufe von dreißig Jahren nach der Erlassung des Ausschlußurtheils, wenn nicht der Gläubiger sich vorher bei der Hinterlegungsstelle meldet; der Hinterleger ist zur Rücknahme berechtigt, auch wenn er auf das Recht zur Rücknahme verzichtet hat.

§ 1172. Eine Gesammthypothek sieht in den Fällen des § 1163 den Eigenthümern der belasteten Grundstücke gemeinschaftlich zu. Jeder Eigenthümer kann, sofern nicht ein Anderes vereinbart ist, verlangen, daß die Hypothek an seinem Grundstück auf den Theilbetrag, der dem Verhältnisse deS Werthes feines Grundstücks zu dem Werthe der sämmtlichen Grundstücke entspricht, nach § 1132 Abs. 2 beschränkt und in dieser Beschränkung ihm zugetheilt wird. Der Werth wird unter Abzug der Belastungen berechnet, die der Gesammthypothek im Range vorgehen.

§ 1173. Befriedigt der Eigenthümer eines der mit einer Gesammt» Hypothek belasteten Grundstücke den Gläubiger, so erwirbt er die Hypothek an seinem Grundstücke; die Hypothek an den übrigm Grundstücken erlischt. Der Befriedigung deS Gläubigers durch den Eigenthümer steht eS gleich, wenn das Gläubigerrecht auf den Eigenthümer übertragen wird oder wenu sich Forderung und Schuld in der Person des EigmthümerS vereinigen. Kann der Eigenthümer, der bat Gläubiger befriedigt, von dem Eigenthümer eines der anderen Grundstücke oder einem Rechtsvorgänger dieses EigmthümerS Ersatz verlangen, so geht in Höhe deS Ersatzanspruchs auch die Hypothek an dem Grundstücke dieses EigmthümerS auf ihn über; sie bleibt mit der Hypothek an seinem eigenen Gmndstücke Gesammthypothek. § 1174. Befriedigt der persönliche Schuldner den Gläubiger, dem eine Gesammthypothek zusteht, oder vereinigen sich bei einer Gesammt­ hypothek Forderung uno Schuld in einer Person, so geht, wenn der Schuldner nur von dem Eigenthümer eines der Grundstücke oder von einem Rechtsvorgänger des EigmthümerS Ersatz verlangen kann, die Hypothek an diesem Grundstück auf ihn über; die Hypothek an den übrigm Grundstücken erlischt. Ist dem Schuldner nur theilweise Ersatz zu leisten und geht deshalb die Hypothek nur zu einem Theilbetrag auf ihn über, so hat sich der Eigenthümer diesen Betrag auf den ihm nach § 1172 gebührenden Theil des übrigbleibenden Betrags der Gesammthypothek anrechnen zu lassen. § 1175. Verzichtet der Gläubiger auf die Gesammthypothek, so fällt sie den Eigmt ütnertt der belasteten Gmndstücke gemeinschaftlich zu; die Dorfchristm deS 8 1172 Abs. 2 finden Anwendung. Verzichtet der Gläubiger auf die Hypothek an einem der Gmndstücke, so erlischt die Hypothek an diesem.

1

BGB

Das Gleiche gilt, wenn der Gläubiger nach § 1170 mit seinem Rechte ausgeschlossen wird.

§ 1176. Liegen die Voraussetzungen der §§ 1163, 1164, 1168, 1172 bis 1175 nur in Ansehung eines Theilbetrags der Hypothek vor, !o kann die auf Grund dieser Vorschriften dem Eigenthümer oder einem »er Eigenthümer oder dem persönlichen Schuldner zufallende Hypothek nicht zum Nachthelle der dem Gläubiger verbleibenden Hypothek geltend gemacht werden. § 1177. Vereinigt sich die Hypothek mit dem Eigenthum in einer Person, ohne daß dem Eigenthümer auch die Forderung zusteht, so ver­ wandelt sich die Hypothek in eine Grundschuld. In Ansehung der Ver­ zinslichkeit, des Zinssatzes, der Zahlungszeit, der Kündigung und des Zahlungsorts bleiben die für die Forderung getroffenen Bestimmungen maßgebend. Steht dem Eigenthümer auch die Forderung zu, so bestimmen sich seine Rechte aus der Hypothek, solange die Vereinigung besteht, nach den für eine Grundschuld des Eigmthümers geltenden Vorschriften.

§ 1178. Die Hypothek für Rückstände von Zinsen und anderen Nebenleistungen sowie für Kosten, die dem Gläubiger zu erstatten sind, erlischt, wenn sie sich mit dem Eigenthum in einer Person vereinigt. DaS Erlöschen tritt nicht ein, solange einem Dritten ein Recht an dem Anspruch auf eine solche Leistung zusteht. Zum Verzicht auf die Hypothek für die im Abs. 1 bezeichneten Leistungen genügt die Erklärung des Gläubigers gegenüber dem Eigen­ thümer. Solange einem Dritten ein Recht an dem Anspruch auf eine solche Leistung zusteht, ist die Zustimmung des Dritten erforderlich. Die Zustimmung ist demjenigen gegenüber zu erklären, zu dessen Gunsten sie erfolgt; sie ist unwiderruflich.

8 1179. Verpflichtet sich der Eigenthümer einem Anderen gegen­ über, die Hypothek löschen zu lassen, wenn sie sich mit dem Eigenthum in einer Person vereinigt, so kann zur Sicherung des Anspruchs auf Löschung eine Vormerkung in das Grundbuch eingetragen werden. 8 1180. An die Stelle der Forderung, für welche die Hypothek besteht, kann eine andere Forderung gesetzt werden. Zu der Aenderung ist die Einigung des Gläubigers und des Eigmthümers sowie die Ein­ tragung in das Grundbuch erforderlich; die Vorschriften des 8 873 Abs. 2 und der 88 876, 878 finden entsprechende Anwendung. Steht die Forderung, die an die Stelle der bisherigen Forderung treten soll, nicht dem bisherigen Hypothekengläubiger zu, so ist dessen Zustimmung erforderlich; die Zustimmung ist dem Grundbuchamt oder demjenigen gegenüber zu erllären, zu dessen Gunsten sie erfolgt. Die Vor­ schriften des 8 875 Abs. 2 und des 8 876 finden entsprechende Anwendung. 8 1181. Wird der Gläubiger aus dem Grundstücke befriedigt, so erlischt die Hypothek.

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

1

Erfolgt die Befriedigung des Gläubigers aus einem der mit einer Gefammthypothek belasteten Grundstücke, so werden auch die übrigen Grund­ stücke frei. Der Befriedigung aus dem Grundstücke steht die Befriedigung aus den Gegenständen gleich, auf die sich die Hypothek erstreckt.

§ 1182. Soweit im Falle einer Gefammthypothek der Eigenthümer des Grundstücks, aus dem der Gläubiger befriedigt wird, von dem Eigen­ thümer eines der anderen Grundstücke oder einem Rechtsvorgänger dieses Eigenthümers Ersatz verlangen samt, geht die Hypothek an dem Grundstiüe dieses Eigenthümers auf ihn über. Die Hypothek kann jedoch, wenn der Gläubiger nur theilweise befriedigt wird, nicht zum Nachtheile der dem Gläubiger verbleibenden Hypothek und, wenn das Grundstück mit einem im Range gleich- oder nachstehenden Rechte belastet ist, nicht zum Nach­ theile dieses Rechtes geltend gemacht werden.

§ 1183. Zur Aufhebung der Hypothek durch Rechtsgeschäft ist die Zustimmung deS Eigenthümers erforderlich. Die Zustimmung ist dem Grundbuchamt oder dem Gläubiger gegettüber zu erklären; sie ist un­ widerruflich. 8 1184. Eine Hypothek kann in der Weife bestellt werden, daß das Recht des Gläubigers aus der Hypothek sich nur nach der Fordemng bestimmt und der Gläubiger sich zum Beweise der Forderung nicht auf die Eintragung berufen kann (Sicherungshypothek). Die Hypothek muß im Grundbuch als Sicherungshypothek bezeichnet werden.

§ 1185. Bei der Sicherungshypothek ist die Ertheilung des Hypothekenbriefs ausgeschlossen. Die Vorschriften der 88 1138, 1139, 1141, 1156 finden keine An­ wendung. 8 1186. Eine Sicherungshypothek kann in eine gewöhnliche Hypo­ thek, eine gewöhnliche Hypothek kann in eine Sicherungshypothek um­ gewandelt werden. Die Zustimmung der im Range gleich- oder nach­ stehenden Berechtigten ist nicht erforderlich. 8 1187. Für die Fordemng aus einer Schuldverschreibung auf den Inhaber, aus einem Wechsel oder aus einem anderen Papiere, das durch Indossament übertragen werden kann, kann nur eine SichemngShypothek bestellt werden. Die Hypothek gilt als Sicherungshypothek, auch wenn sie im Grundbuchs nicht als solche bezeichnet ist. Die Vorschrift des 8 1154 Abs. 3 findet keine Anwendung.

8 1188. Zur Bestellung einer Hypothek für die Fordemng aus einer Schuldverschreibung auf den Inhaber genügt die Erklämng des Eigenthümers gegenüber dem Grundbuchamte, daß er die Hypothek bestelle, und die Eintragung in das Grundbuch; die Vorschrift des 8 878 findet Anwendung. Die Ausschließung des Gläubigers mit seinem Rechte nach 8 H70 ist nur zulässig, wenn die im § 801 bezeichnete Vorlegungsfrist verstrichen

1

BGB

ist. Ist innerhalb der Frist die Schuldverschreibung vorgelegt oder der Anspruch auS der Urkunde gerichtlich geltend gemacht worden, so kann die Ausschließung erst erfolgen, wenn die Verjährung eingetreten ist.

8 1189. Bei einer Hypothek der im § 1187 bezeichneten Art kann für den jeweiligen Gläubiger ein Vertreter mit der Befugniß bestellt werden, mit Wirkung für und gegen jeden späteren Gläubiger bestimmte Verfügungen über die Hypothek zu treffen und den Gläubiger bei der Geltendmachung der Hypothek zu vertreten. Zur Bestellung des Vertreters ist die Eintragung in das Grundbuch erforderlich. Ist der Eigenthümer berechtigt, von dem Gläubiger eine Verfügung zu verlangen, zu welcher der Vertreter befugt ist, so kann er die Vor­ nahme der Verfügung von dem Vertreter verlangen. § 1190. Eine Hypothek kann in der Weise bestellt werden, daß nur der Höchstbetrag, bis zu dem das Grundstück haften soll, bestimmt, im Uebrigen die Feststellung der Forderung Vorbehalten wird. Der Höchst­ betrag niuß in daS Grundbuch eingetragen werden. Ist die Forderung verzinslich, so werden die Zinsen in den Höchst­ betrag eingerechnet. Die Hypothek gilt als SicherungShypothek, auch wenn sie im Grund­ buche nicht als solche bezeichnet ist. Die Forderung kann nach den für die Uebertragung von Forderungen geltenden allgemeinen Vorschriften übertragen werden. Wird sie nach diesen Borschristen übertragen, so ist der Uebergang der Hypothek ausgeschlossen. Zweiter Titel.

Sruud schuld. Neuteuschuld. I. Gnmdfchuld. 8 1191. Ein Grundstück kann in der Weise belastet werden, daß an denjenigm, zu deffen Gunsten die Belastung erfolgt, eine bestimmte Geldsumme auS dem Grundstücke zu zahlen ist (Grundschuld). Die Belastung kann auch in der Weise erfolgen, daß Zinsen von der Geldsumme sowie andere Nebenleistungen auS dem Grundstücke zu entrichten sind.

8 1192. Auf die Grundschuld finden die Vorschriften über die Hypothek entsprechende Anwendung, soweit sich nicht daraus ein Anderes «giebt, daß die Grundschuld nicht eine Forderung voraussetzt. Für Zinsen der Grundschuld gelten die Vorschriften über die Zinsen einer Hypothekenforderung. 8 1193. DaS Kapital der Grundschuld wird erst nach vorgängiger Kündigung fällig. Die Kündigung steht sowohl dem Eigenthümer als dem Gläubiger zu. Die Kündigungsfrist beträgt sechs Monate. Abweichende Bestimmungen sind zulässig.

BGB. Drittes Buch.

1

Sachenrecht.

8 1194. Die Zahlung des Kapitals sowie der Zinsen und anderen Nebenleistungen hat, soweit nicht ein Anderes bestimmt ist, an dem Orte zu erfolgen, an dem das Grundbuchamt seinen Sitz hat.

§ 1195. Eine Grundschuld kann in der Weise bestellt werden, daß der Grundschuldbries auf den Inhaber ausgestellt wird. Aus einen solchen Brief finden die Vorschriften über Schuldverschreibungen auf den Inhaber entsprechende Anwendung. § 1196. Eine Grundschuld kann auch für den Eigenthümer be­ stellt werden. Zu der Bestellung ist die Erklärung des EigenthümerS gegenüber dem Grundbuchamte, daß die Grundschuld für ihn in das Grundbuch eingetragen werden soll, und die Eintragung erfordttfich; die Vorschrift des § 878 findet Anwendung.

§ 1197. Ist der Eigenthümer der Gläubiger, so kann er nicht die Zwangsvollstreckung zum Zwecke seiner Befriedigung betreiben. Zinsen gebühren dem Eigenthümer nur, Henn das Grundstück auf Antrag eines Anderen zum Zwecke der Zwangsverwaltung in Beschlag genommen ist, und nur für die Dauer der Zwangsverwaltung. § 1198. Eine Hypothek kann in eine Grundschuld, eine Grund­ schuld kann in eine Hypothek umgewandelt werdm. Die Zustimmung der im Range gleich- oder nachstehenden Berechtigten ist nicht erforderlich. II. Reutenschuld.

§ 1199. Eine Grundschuld kann in der Weise bestellt werden, daß in regelmäßig wiederkehrenden Terminen eine bestimmte Geldsumme aus dem Grundstücke zu zahlen ist lRentenschuld). Bei der Bestellung der Rentenschuld muß der Betrag bestimmt werdm, durch defien Zahlung die Rentenschuld abgelöst werden kam. Die Ab­ lösungssumme muß im Grundbuch angegeben werden.

8 1200. Auf die einzelnen Leistungen finden die für Hypotheken­ zinsen, auf die Ablösungssumme finden die für ein Grundschuldkapital geltendm Vorschriften entsprechende Anwendung. Die Zahlung der Ablösungssumme an den Gläubiger hat die gleiche Wirkung wie die Zahlung des Kapitals einer Grundschuld. 8 1201.

Das Recht zur Ablösung steht dem Eigenthümer zu. Dem Gläubiger kann das Recht, die Ablösung zu verlangen, nicht emgeräumt werden. Im Falle des §1133 Satz 2 ist der Gläubiger berechtigt, die Zahlung der Ablösungssumme aus dem Grundstücke zu verlangen.

8 1202. Der Eigenthümer kann das Ablösungsrecht erst nach vorgängiger Kündigung ausüben. Die Kündigungsfrist beträgt sechs Monate, wenn nicht ein Anderes bestimmt ist. Eine Beschränkung des Kündigungsrechts ist nur soweit zulässig, daß der Eigenthümer nach dreißig Jahren unter Einhaltung der sechsmonatigen Frist kündigen tonn. Jaeger, Relchrzivilgesetze. 3. Auflage

12

1

BGB.

Hat der Eigenthümer gekündigt, so kann der Gläubiger nach dem Ablaufe der Kündigungsfrist die Zahlung der Ablösungssumme auS dem Grundstücke verlangen.

§ 1203. Eine Rentenschuld kann in eine gewöhnliche Grundschuld, eine gewöhnliche Grundschuld kann in eine Rentenschuld umgewandelt werden. Die Zustimmung der im Range gleich- oder nachstehenden Be­ rechtigten ist nicht erforderlich.

Neunter Abschnitt.

Pfandrecht an beweglichen Sachen und an Rechten. Lrster Titel.

-faudrecht au beweglichen Sachen. § 1204. Eine bewegliche Sache kann zur Sicherung einer For­ derung in der Weise belastet werden, daß der Gläubiger berechtigt ist, Befriedigung auS der Sache zu suchen (Pfandrecht). DaS Pfandrecht kann auch für eine künftige oder eine bedingte Forderung bestellt werden.

§ 1205. Zur Bestellung des Pfandrechts ist erforderlich, daß der Eigenthümer die Sache dem Gläubiger übergiebt und beide darüber einig find, daß dem Gläubiger das Pfandrecht zustehen soll. Ist der Gläubiger im Besitze der Sache, so genügt die Einigung über die Entstehung des Pfandrechts. Die Uebergabe einer im mittelbaren Besitze des Eigenthümers befind­ lichen Sache kann dadurch ersetzt werden, daß der Eigenthümer den mittel­ baren Besitz auf den Pfandgläubiger überträgt und die Verpfändung dem Besitzer anzeigt.

§ 1206. An Stelle der Uebergabe der Sache genügt die Ein­ räumung des Mitbesitzes, wenn sich die Sache unter dem Mitverfchlusse des Gläubigers befindet oder, falls sie im Besitz eines Dritten ist, die Herausgabe nur an den Eigenthümer und den Gläubiger gemeinschaftlich erfolgen kann. 8 1207. Gehört die Sache nicht dem Verpfänder, so finden auf die Verpfändung die für den Erwerb des Eigenthums geltenden Vorschriften der 88 932, 934, 935 entsprechende Anwendung. § 1208. Ist die Sache mit dem Rechte eines Dritten belastet, so geht das Pfandrecht dem Rechte vor, es fei denn, daß der Pfand­ gläubiger zur Zeit des Erwerbes des Pfandrechts in Ansehung des Rechtes nicht in gutem Glauben ist. Die Vorschriften des 8 932 Abf. 1 Satz 2, des 8 935 und des 8 936 Abs. 3 finden entsprechende Anwendung.

BGB. Drittes Buch.

Sachenrecht.

1

§ 1209» Für den Rang des Pfandrechts ist die Zeit der Be­ stellung auch dann maßgebend, wenn es für eine künftige oder eine bedingte Forderung bestellt ist. § 1210. Das Pfand hastet für die Forderung in deren jeweiligem Bestand, insbesondere auch für Zinsen und Bertragsstrafen. Ist der persönliche Schuldner nicht der Eigenthümer deS Pfandes, fo wird durch ein Rechtsgeschäft, das der Schuldner nach der Verpfändung vornimmt, die Haftung nicht erweitert. DaS Pfand haftet für die Ansprüche des Pfandgläubigers auf Ersatz von Verwendungen, für die dem Pfandgläubiger zu ersetzenden Kosten der Kündigung und der Rechtsverfolgung sowie für die Kosten deS Pfand­ verkaufs.

§ 1211. Der Verpfänder kann dem Pfandgläubiger gegenüber die dem persönlichen Schuldner gegen die Forderung sowie die nach § 770 einem Bürgen zustehenden Einreden geltend machen. Stirbt der persönliche Schuldner, fo kann fich der Verpfänder nicht darauf berufen, daß der Erbe für die Schuld nur beschränk haftet. Ist der Verpfänder nicht der persönliche Schuldner, so verliert er eine Einrede nicht dadurch, daß dieser auf sie verzichtet. 8 1212. Das Pfandrecht erstreckt fich auf die Erzeugniffe, die von dem Pfande getrennt werden. 8 1213. Das Pfandrecht kann in der Weise bestellt werden, daß der Pfandgläubiger berechtigt ist, die Nutzungen des Pfandes zu ziehen. Ist eine von Natur fruchttragende Sache dem Pfanbgläubiger zum Alleinbefitz übergeben, so ist im Zweifel anzunehmen, daß der Pfand­ gläubiger zum Fruchtbezuge berechtigt sein soll.

8 1214. Steht dem Pfandgläubiger das Recht zu, die Nutzungen zu ziehen, fo ist er verpflichtet, für die Gewinnung der Nutzungen zu sorgen und Rechenschaft abzulegen. Der Reinertrag der Nutzungen wird auf die geschuldete Leistung und, wenn Kosten und Zinsen zu entrichten find, zunächst auf diese an­ gerechnet. Abweichende Bestimmungen find zulässig. 8 1215.

Der Pfandgläubiger ist zur Verwahrung des Pfandes

verpflichtet.

§ 1216. Macht der Pfandgläubiger Verwmdungen auf das Pfand, so bestimmt fich die Ersatzpflicht des Verpfänders nach den Vorschriften über die Geschäftsführung ohne Auftrag. Der Pfandgläubiger ist berechtigt, eine Einrichtung, mit der er das Pfand versehen hat, wegzunehmen. 8 1217. Verletzt der Pfandgläubiger die Rechte des Verpfänders in erheblichem Maße und setzt er das verletzende Verhalten ungeachtet einer Abmahnung des Verpfänders fort, so kann der Verpfänder verlangen, daß das Pfand auf Kosten deS Pfandgläubigers hinterlegt oder, wenn

1

BGB

es sich nicht zur Hinterlegung eignet, an einen gerichtlich zu bestellenden Verwahrer abgeliefert wird. Statt der Hinterlegung oder der Ablieferung der Sache an einen Verwahrer kann der Verpfänder die Rückgabe des Pfandes gegen Be­ friedigung des Gläubigers verlangen. Ist die Forderung unverzinslich und noch nicht fällig, so gebührt dem Pfandgläubiger nur die Summe, welche mit Hinzurechnung der gesetzlichen Zinsen für die Zeit von der Zahlung bis zur Fälligkeit dem Betrage der Forderung gleichkommt.

-1218. Ist der Verderb des Pfandes oder eine wesentliche Minderung des Werthes zu besorgen, so kann der Verpfänder die Rück­ gabe der Pfandes gegen anderweitige Sicherheitsleistung verlangen; die Sicherheitsleistung durch Bürgen ist ausgeschlossen. Der Pfandgläubiger hat dem Verpfänder von dem drohenden Verderb unverzüglich Anzeige zu machen, sofern nicht die Anzeige unthunlich ist.

§ 1219. Wird durch den drohenden Verderb des Pfandes oder durch eine zu besorgende wesentliche Minderung des Werthes die Sicher­ heit des PfandgläubigerS gefährdet, so kann dieser das Pfand öffentlich versteigern lasten. Der Erlös tritt an die Stelle des Pfandes. Auf Verlangen des Verpfänders ist der Erlös zu hinterlegen. K 1220. Die Versteigerung des Pfandes ist erst zulässig, nachdem sie dem Verpfänder angedroht worden ist; die Androhung darf unterbleiben, wenn daS Pfand dem Verderb ausgesetzt und mit dem Aufschübe der Versteigerung Gefahr verbunden ist. Im Falle der Werthminderung ist außer der Androhung erforderlich, daß der Pfandgläubiger dem Verpfänder zur Leistung anderweitiger Sicherheit eine angemessene Frist bestimmt hat und diese verstrichen ist. Der Pfandgläubiger hat den Verpfänder von der Versteigerung unverzüglich zu benachnchtigen; im Falle der Unterlassung ist er zum Schadensersätze verpflichtet. Die Androhung, die Fristbestimmung und die Benachrichtigung dürfen unterbleiben, wenn sie unthunlich sind. § 1221. Hat das Pfand einen Börsen- oder Marktpreis, so kann der Pfandgläubiger den Verkauf aus freier Hand durch einen zu solchen Verkäufen öffentlich ermächtigten Handelsmäkler oder durch eine zur öffentlichen Versteigerung befugte Person zum laufenden Preise bewirken.

§ 1222. Besteht daS Pfandrecht an mehreren Sachen, so haftet jede für die ganze Forderung. H 1223. Der Pfandgläubiger ist verpflichtet, daS Pfand nach dem Erlöschen des Pfandrechts dem Verpfänder zurückzugeben. Der Verpfänder kann die Rückgabe deS Pfandes gegen Befriedigung des Pfandgläubigers verlangen, sobald der Schuldner zur Leistung be­ rechtigt ist.

- 1224. Die Befriedigung der Pfandgläubigers durch den Ver­ pfänder kann auch durch Hinterlegung oder durch Aufrechnung erfolgen.

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

1

S 1225. Ist der Verpfänder nicht der persönliche Schuldner, so geht, soweit er den Pfandgläubiger befriedigt, die Forderung auf ihn über. Die für einen Bürgen geltenden Vorschriften des § 774 finden entsprechende Anwendung.

§ 1226. Die Ersatzansprüche deS Verpfänders wegen Veränderungen oder Verschlechterungen deS Pfandes sowie die Ansprüche deS PfandgläubigerS auf Ersatz von Verwendungen oder auf Gestattung der Weg­ nahme einer Einrichtung verjähren in sechs Monaten. Die Vorschriften deS 8 558 Abs. 2, 3 finden entsprechende Anwendung. K 1227. Wird daS Recht der Pfandgläubigers beeinträchtigt, so finden auf die Ansprüche deS PfandgläubigerS die für die Ansprüche aus dem Eigenthume geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung.

§ 1228. Die Befriedigung des Pfandgläubigers aus dem Pfande erfolgt durch Verkauf. Der Pfandgläubiger ist zum Verkaufe berechtigt, sobald die Forderung panz oder zum Theil fällig ist. Besteht der geschuldete Gegenstand nicht m Gelb, so ist der Verkauf erst zulässig, wenn die Forderung in eine Geldforderung übergegangen ist. 5 1229. Eine vor dem Eintritte der VerkausSberechtigung ge­ troffene Vereinbarung, nach welcher dem Pfandgläubiger, falls er nicht oder nicht rechtzeitig befriedigt wird, da» Eigenthum an der Sache zufallen oder übertragen werden soll, ist nichtig.

§ 1230. Unter mehreren Pfändern kann der Pfandgläubiger, soweit nicht ein Anderes bestimmt ist, diejenigen auswählen, welche verkauft werden sollen. Er kann nur so viele Pfänder zum Verkaufe bringm, als zu seiner Befriedigung erforderlich find. K 1231. Ist der Pfandgläubiger nicht im Alleinbefitze de» Pfande», !o kann er nach dem Eintritte der VerkausSberechtigung die Herausgabe >eS Pfandes zum Zwecke deS Verkaufs fordern. Auf Verlangen de» Verpfänders hat an Stelle der Herausgabe die Ablieferung an einen gemeinschaftlichen Verwahrer zu erfolgen; der Verwahrer hat fich bei der Ablieferung zu verpflichten, daS Pfand zum Verkaufe bereitzustellen.

§ 1232. Der Pfandgläubiger ist nicht verpflichtet, einem ihm im Range nachstehenden Pfandgläubiger daS Pfand zum Zwecke des Verkauf» herauszugeben. Ist er nicht im Besitze des Pfandes, so kann er, sofern er nicht selbst den Verkauf betreibt, dem Verkaufe durch einen nach­ stehenden Pfandgläubiger nicht widersprechen. K 1233. Der Verkauf deS Pfandes ist nach bett Vorschriften der 88 1234 bis 1240 zu bewirken. Hat der Pfandgläubiger für fein Recht zum Verkauf einen voll­ streckbaren Titel gegen den Eigenthümer erlangt, so kann er dm Verkauf auch nach den für den Verkauf einer gepfändeten Sache geltendm Vor­ schriften bewirken lasten.

1

BGB

8 1234. Der Pfandgläubiger hat dem Eigenthümer den Verkauf vorher anzudrohen und dabei den Geldbetrag zu bezeichnen, wegen dessen der Verkauf stattfinden soll. Die Androhung kann erst nach dem Eintritte der Berkaufsberechttgung erfolgen; sie darf unterbleiben, wenn sie unthunlich ist. Der Verkauf darf nicht vor dem Ablauf eines Monats nach der Androhung erfolgen. Ist die Androhung unthunlich, so wird der Monat von dem Eintritte der Berkaufsberechttgung an berechnet.

§ 1235. Der Verkauf des Pfandes ist im Wege öffenllicher Versteigerung zu bewirken. Hat das Pfand einen Börsen- oder Marktpreis, so findet die Vor­ schrift des 8 1221 Anwendung. S 1236. Die Versteigerung hat an dem Orte zu erfolgen, an dem das Pfand aufbewahrt wird. Ist von einer Versteigerung an dem Auf­ bewahrungsort ein angemesiener Erfolg nicht zu erwarten, so ist das Pfand an einem geeigneten anderen Orte zu versteigern.

§ 1237. Zeit und Ort der Versteigerung sind unter allgemeiner Bezeichnung des Pfandes öffenllich bekannt zu machen. Der Eigenthümer und Dritte, denen Rechte an dem Pfande zustehen, sind besonders zu benachrichtigen; die Benachrichtigung darf unterbleiben, wenn sie unthunlich ist. 8 1238. DaS Pfand darf nur mit der Bestimmung verkauft werden, daß der Käufer den Kaufpreis sofort baar zu entrichten hat und seiner Rechte verlustig sein soll, wenn dies nicht geschieht. Erfolgt der Verkauf ohne diese Bestimmung, so ist der Kaufpreis als von dem Pfandglüubiger empfangen anzusehen; die Rechte des PfandglüubigerS gegen den Ersteher bleiben unberührt. Unterbleibt die sofortige Entrichtung des Kaufpreises, so gill das Gleiche, wenn nicht vor dem Schlufie des Versteigerungstermins von dem Vorbehalte der Rechtsver­ wirkung Gebrauch gemacht wird.

8 1239. Der Pfandgläubiger und der Eigenthümer können bei der Versteigerung mitbieten. Erhält der Pfandgläubiger den Zuschlag, so ist der Kaufpreis als von ihm empfangen anzusehen. Das Gebot des Eigenthümers darf zurückgewiesen werden, wenn nicht der Betrag baar erlegt wird. DaS Gleiche gilt von dem Gebote des Schuldners, wenn das Pfand für eine frembe Schuld hastet. 8 1246. Gold- und Silbersachm dürfen nicht unter dem Gold­ ader Silberwerthe zugeschlagen werden. Wird ein genügendes Gebot nicht abgegeben, so kann der Verkauf durch eine zur öffentlichen Versteigerung befugte Person aus freier Hand zu einem den Gold- oder Silberwerth erreichenden Preise erfolgen.

81241. Der Pfandgläubiger hat den Eigenthümer von dem Ver­ kaufe des Pfandes und dem Ergebniß unverzüglich zu benachrichtigen, sofern nicht die Benachrichtigung unthunlich ist. 8 1242. Durch die rechtmäßige Veräußerung des Pfandes erlangt der Erwerber die gleichen Rechte, wie wenn er die Sache von dem Eigen-

BGB. Drittes Buch. .Sachenrecht.

1

thümer erworben hätte. Die- gilt auch dann, wmn dem Pfandgläubiger der Zuschlag ertheilt wird. Pfandrechte an der Sache erlöschen, auch wenn sie dem Erwerber bekannt waren. Das Gleiche gilt von einem Nießbrauch, es sei denn, daß er allen Pfandrechten im Range vorgeht.

§ 1243. Die Veräußerung des Pfandes ist nicht rechtmäßig, wenn gegen die Vorschriften des 8 1228 Abs. 2, des § 1230 Satz 2, des § 1235, des § 1237 Satz 1 oder des § 1240 verstoßen wird. Verlebt der Pfandgläubiger eine andere für den Verkauf gellende Vorschrift, so ist er zum Schadensersätze verpflichtet, wenn ihm ein Ver­ schulden zur Last fällt. § 1244. Wird eine Sache als Pfand veräußert, ohne daß dem Veräußerer ein Pfandrecht zusteht oder den Erfordernissen genügt wird, von denen die Rechtmäßigkeit der Veräußerung abhängt, so findm die Vorschriften der 88 932 bis 934, 936 entsprechende Anwmdung, wenn die Veräußerung nach 8 1233 Abs. 2 erfolgt ist oder die Vorschriften des 8 1235 oder des 8 1240 Abs. 2 beobachtet worden find. § 1245. Der Eigenthümer imb der Pfandgläubiger können eine von den Vorschriften der 83 1234 bis 1240 abweichende Art des Pfand­ verkaufs vereinbaren. Steht einem Dritten an dem Pfande ein Recht zu, daS durch die Veräußerung erlischt, so ist die Zustimmung des Dritten erforderlich. Die Zusttmmung ist demjenigen gegenüber zu erklären, zu dessen Gunsten sie erfolgt; sie ist unwiderruflich. Auf die Beobachtung der Vorschriften des 8 1235, des 8 1237 Satz 1 und des 8 1240 kann nicht vor dem Eintritte der Derkaufsberechttgung verzichtet werden. § 1246. Entspricht eine von den Vorschriften der 83 1235 bis 1240 abweichende Art des Pfandverkauss nach billigem Ermessen den Interessen der Betheiligten, so kann jeder von ihnm verlangen, daß der Verkauf in dieser Art erfolgt. Kommt eine Einigung nicht zu Stande, so entscheidet daS Gericht. 5 1247. Soweit der Erlös aus dem Pfande dem Pfandgläubiger zu seiner Befriedigung gebührt, gilt die Forderung als von dem Eigen­ thümer berichtigt. Im Uebrigen tritt der Erlös an die Stelle des Pfandes. § 1248. Bei dem Verkaufe des Pfandes gilt zu Gunstm dcS Pfandgläubigers der Verpfänder als der Eigenthümer, es sei denn, daß der Pfandgläubiger weiß, daß der Verpfänder nicht der Eigenthümer ist. § 1249. Wer durch die Veräußerung deS Pfandes ein Recht an dem Pfande verlieren würde, kann den Pfandgläubiger befriedigen, sobald der Schuldner zur Leistung berechtigt ist. Die Vorschriften deS 8 268 Abs. 2, 3 finden entsprechende Anwendung. 8 1250. Mit der Uebertragung der Forderung geht daS Pfand­ recht auf den neuen Gläubiger über. Das Pfandrecht kann nicht ohne die Forderung übertragen werden.

BGB

1

Wird bei der Uebertragung der Forderung der Uebergang des Pfand­ rechts ausgeschlossen, so erlischt das Pfandrecht.

§ 125L Der neue Pfandgläubiger kann von dem bisherigen Pfandgläubiger die Herausgabe des Pfandes verlangen. Mit der Erlangung des Besitzes tritt der neue Pfandgläubiger an Stelle des bisherigen PsandgläubigerS in die mit dem Pfandrechte ver­ bundenen Verpflichtungen gegen den Verpfänder ein. Erfüllt er die Ver­ pflichtungen nicht, so haftet für den von ihm zu ersetzenden Schaden der bisherige Pfandgläubiger wie ein Bürge, der auf die Einrede der VorauSklage verzichtet hat.. Die Haftung der bisherigen PsandgläubigerS tritt nicht ein, wenn die Forderung kraft Gesetzes auf den neuen Pfandgläubiger übergeht oder ihm auf Grund einer gesetzlichen Verpflichtung abgetreten wird.

§ 1252.

DaS Pfandrecht erlischt mit der Forderung, für die

68 besteht.

§ 1253. Das Pfandrecht erlischt, wenn der Pfandgläubiger das Pfand dem Verpfänder oder dem Eigenthümer zurückgiebt. Der Vorbehalt der Fortdauer des Pfandrechts ist unwirksam. Ist das Pfand im Besitze des Verpfänders oder des Eigentümers, so wird vermuthet, daß das Pfand ihm von dem Pfandgläubiger zurück­ gegeben worden sei. Diese Vermuthung gilt auch dann, wenn sich da« Pfand im Besitz eines Dritten befindet, der den Besitz nach der Ent­ stehung des Pfandrechts von dem Verpfänder oder dem Eigenthümer erlangt hat. § 1254. Steht dem Pfandrecht eine Einrede entgegen, durch welche die Geltendmachung des Pfandrechts dauernd ausgeschlossen wird, so kann der Verpfänder die Rückgabe deS Pfandes verlangen. hat der Eigenthümer.

DaS gleiche Recht

§ 1255. Zur Aufhebung des Pfandrechts durch Rechtsgeschäft genügt die Erklärung des PsandgläubigerS gegenüber dem Verpfänder oder dem Eigenthümer, daß er das Pfandrecht aufgebe. Ist das Pfandrecht mit dem Rechte eines Dritten belastet, so ist die Zustimmung deS Dritten erforderlich. Die Zustimmung ist demjenigen gegenüber zu erklärm, zu dessen Gunsten sie erfolgt; sie ist unwiderruflich. § 1256. DaS Pfandrecht erlischt, wenn es mit dem Eigenthum in derselben Person zusammentrifst. DaS Erlöschen tritt nicht ein, solange die Forderung, für wAche das Pfandrecht besteht, mit dem Rechte eines Dritten belastet ist. DaS Pfandrecht gilt als nicht erloschen, soweit der Eigenthümer ein rechllicheS Interesse an dem Fortbestehen des Pfandrechts hat.

§ 1257. Die Vorschriften über daS durch Rechtsgeschäft bestellte Pfandrecht finden auf ein kraft Gesetzes entstandenes Pfandrecht ent­ sprechende Anwendung. § 1258. Besteht ein Pfandrecht an dem Antheil eines Miteigenthümers, so übt der PfandglSubiger die Rechte aus, die sich aus der

BGB. Drittes Buch.

Sachenrecht.

1

Gemeinschaft der Miteigentümer in Ansehung der Verwaltung der Sache und der Art ihrer Benutzung ergeben. Die Aufhebung der Gemeinschaft kann vor dem Eintritte der VerkaufSberechtigung des PfandgläubigerS nur von dem Miteigenthümer und dem Pfandgläubiger gemeinschaftlich verlangt werden. Nach dem Eintritte der Berkaufsberechtigung kann der PfandglSubiger die Aufhebung der Gemeinschaft verlangen, ohne daß eS der Zustimmung des MiteigenthümerS bedarf; er ist nicht an eine Vereinbarung gebunden, durch welche die Mit­ eigenthümer das Recht, die Aufhebung der Gemeinschaft zu verlangen, für immer oder auf Zeit ausgeschloffen oder eine Kündigungsfrist bestimmt haben. Wird die Gemeinschaft aufgehoben, so gebührt dem Pfandgläubiger daS Pfandrecht an den Gegenständen, welche an die Stelle des AnthellS treten. Das Recht des Pfandgläubigers zum Verkaufe des Antheils bleibt unberührt.

§ 1259. Für das Pfandrecht an einem im Schiffsregister ein­ getragenen Schiffe gellen die besonderen Vorschriften der 88 1260 bis 1271.

§ 1260. Zur Bestellung des Pfandrechts ist die Einigung des Eigentümers des Schiffes und des Gläubigers darüber, daß dem Gläubiger das Pfandrecht zustehen soll, und die Eintragung des Pfandrechts m daS Schiffsregister erforderlich. Die Vorschriften des § 873 Abs. 2 und des 8 878 finden entsprechende Anwendung. In der Eintragung müssen der Gläubiger, der Geldbetrag der Forderung und, wenn die Forderung verzinslich ist, der Zinssatz angegeben »erben. Zur näheren Bezeichnung der Forderung kann aus die Ein­ tragungsbewilligung Bezug genommen werden. § 1261. DaS Rangverhältniß der an dem Schiffe bestellten Pfandrechte bestimmt sich nach den Vorschriften der 88 879 bis 881 und des 8 1151.

§ 1262. Solange das Pfandrecht im Schiffsregister eingetragen ist, behält eS im Falle der Veräußerung oder Belastung des Schiffes feine Kraft, auch wenn der Erwerber in gutem Glauben ist. Ist das Pfandrecht mit Unrecht gelöscht, so gelten im Falle der Veräußerung des Schiffes die Vorschriften des 8 836 Abf. 1 Satz 1, Abf. 2 auch dann, wenn der Erwerber das Eigenthum ohne Uebergabe erlangt; die Vorschrift des 8 936 Abs. 3 findet keine Anwmdung. Wird ein Pfandrecht, welches dem mit Unrecht gelöschten Pfandrecht im Range nachsteht, auf einen Dritten übertragen, so findet die Vorschrift deS 8 1208 Satz 1 Anwendung. § 1263. Steht der Inhalt des SänfSrcgiflerS in Ansehung eines Pfandrechts mit der wirklichen Rechtslage nicht im Einklänge, so kann die Berichtigung deS Registers nach den für die Berichtigung des Grundbuchs geltenden Vorschriften der 88 894, 895, 897, 898 verlangt werden. Ist ein Pfandrecht mit Unrecht gelöscht worden, so kann ein Wider­ spruch gegen die Richtigkeit deS Schiffsregisters nach 8 899 Abs. 2 eingetragen werden. Solange der Widerspruch eingetragen ist, gilt im Falle der

1

BGB

Veräußerung oder Belastung des Schiffes dem Erwerber gegenüber das Gleiche, wie wenn das Pfandrecht eingetragen wäre.

§ 1284. Die Haftung des Schiffes beschränkt sich auf den ein­ getragenen Betrag der Forderung und die Zinsen nach dem eingetragenen Zinssätze. Die Haftung für gesetzliche Zinsen und für Kosten bestimmt fich nach der für die Hypothek geltenden Borschrift des § 1118. Ist die Forderung unverzinslich oder ist der Zinssatz niedriger als fünf vom Hundert, so kann das Pfandrecht ohne Zustimmung der im Range gleich- oder nachstehenden Berechtigten dahin erweitert werden, daß das Schiff für Zinsen bis zu fünf vom Hundert hastet. § 1265. Das Pfandrecht erstreckt sich auf das Zubehör des Schiffes mit Ausnahme der Zubehörstücke, die nicht in das Eigenthum des Eigenthümers des Schiffes gelangt sind. Auf die Haftung der Zubehörstücke finden die für die Hypothek geltenden Borschristen der 88 H21, 1122 entsprechende Anwendung.

§ 1266. Die Vorschriften der 88 1205 bis 1257 finden insoweit keine Anwendung, als sich daraus, daß der Pfandgläubiger nicht den Besitz des Schiffes erlangt, Abweichungen ergeben. In dem Falle des § 1254 tritt an die Stelle des Anspruchs auf Rückgabe des Pfandes das Recht, die Aufhebung

des Pfandrechts zu verlangen.

K 1267. Der Verpfänder kann gegen Befriedigung des Pfand­ gläubigers die Aushändigung der zur Löschung deS Pfandrechts erforderlichen Urkunden verlangen. Das gleiche Recht steht dem persönlichen Schuldner zu, wenn er ein rechtliches Interesse an der Berichtigung deS Schiffs­ registers hat.

K 1268. Der Pfandgläubiger kann feine Befriedigung aus dem Schiffe und dem Zubehöre nur auf Grund eines vollstreckbaren Titels nach den für die Zwangsvollstreckung geltenden Vorschriften suchen.

§ 1269. Ist der Gläubiger unbekannt, so kann er im Wege des Aufgebotsverfahrens mit seinem Pfandrecht ausgeschloffen werden, wenn die im 8 1170 oder die im § 1171 für die Ausschließung eines Hypotheken­ gläubigers bestimmten Voraussetzungen vorliegen. Mit der Erlassung des Ausschlußurtheils erlischt daS Pfandrecht. Die Vorschrift deS 8 H71 Abs. 3 findet Anwendung. § 1270. Auf daS Pfandrecht für die Forderung aus einer Schuld­ verschreibung auf den Inhaber, aus einem Wechsel oder auS einem anderen Papiere, das durch Indossament übertragen werden kann, finden die Vorschriften des 8 H89, auf das Pfandrecht für die Forderung auS einer Schuldverschreibung auf den Inhaber finden auch die Vorschriften des 8 1188 entsprechende Anwendung.

§ 1271. DaS Pfandrecht kann in der Weise bestellt werden, daß nur der Höchstbetrag, bis zu dem das Schiff hasten soll, bestimmt, im Uebrigen die Feststellung der Forderung Vorbehalten wird. Der Höchst­ betrag muß in das Schiffsregister eingetragen werden.

BGB. Drittes Buch.

Sachenrecht.

1

Ist die Forderung verzinslich, so werden die Zinsen in dm Höchstbetrag eingerechnet.

§ 1272. Die Vorschriften der 83 1260 bis 1271 gelten auch für das Pfandrecht an einer Schiffspart. Zweiter Titel.

Pfandrecht au Seihten.

§ 1273.

Gegenstand des Pfandrechts kann auch ein Recht sein. Auf das Pfandrecht an Rechten finden die Vorschriften über das Pfandrecht an beweglichen Sachen entsprechende Anwendung, soweit fich nicht aus den §§ 1274 bis 1296 ein Anderes ergiebt. Die Anwendung der Vorschriften des 8 1208 und des 8 1213 Abf. 2 ist ausgeschlossen.

§ 1274. Die Bestellung des Pfandrechts an einem Rechte erfolgt nach den für die Uebertragung des Rechtes geltenden Vorschriften. Ist zur Uebertragung des Rechtes die Uebergabe einer Sache erforderlich, so finden die Vorschriften der 83 1205, 1206 Anwendung. Soweit ein Recht nicht Übertragbar ist, kann ein Pfandrecht an dem Rechte nicht bestellt werden. § 1275. Ist ein Recht, kraft dessen eine Leistung gefordert werden kann, Gegenstand des Pfandrechts, so finden aus das RechtSverhältniß zwischen dem Psandgläubiger und dem Verpflichteten die Vorschriften, welche im Falle der Uebertragung deS Rechtes für daS Rechtsverhältniß zwischen dem Erwerber und dem Verpflichteten gelten, und im Falle einer nach 8 1217 Abs. 1 getroffenen gerichtlichen Anordnung die Vorschrift deS 81070 Abf. 2 entsprechende Anwendung.

$ 1276. Ein verpfändetes Recht kann durch Rechtsgeschäft nur mit Zustimmung deS Pfandgläubigers aufgehoben werden. Die Zustimmung ist demjenigen gegenüber zu erklären, zu dessen Gunsten fie erfolgt; fie ist unwiderruflich. Die Vorschrift deS 8 876 Satz 3 bleibt unberührt. DaS Gleiche gilt im Falle einer Aenderung des Rechtes, sofern fie das Pfandrecht beeinträchtigt. § 1277. Der Pfandgläubiger kann feine Befriedigung aus dem Rechte nur auf Grund eines vollstreckbaren Titels nach den für die Zwangsvoll­ streckung geltenden Vorschriften suchen, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist. Die Vorschriften des § 1229 und deS 8 1245 Abs. 2 bleiben unberührt. § 1278. Ist ein Recht, zu dessen Verpfändung die Uebergabe einer Sache erforderlich ist, Gegenstand des Pfandrechts, so finden auf das Erlöschen deS Pfandrechts durch die Rückgabe der Sache die Vorschriften deS 8 1253 entsprechende Anwendung.

K 1279. Für das Pfandrecht an einer Forderung gelten die besonderen Vorschriften der 88 1280 bis 1290. K 1280. Die Verpfändung einer Forderung, zu deren Ueber­ tragung der Abtretungsvertrag genügt, ist nur wirssam, wenn der Gläubiger sie dem Schuldner anzeigt.

1

BGB.

§ 1281. Der Schuldner kann nur an den Pfandgläubiger und den Gläubiger gemeinschaftlich leisten. Jeder von beiden kann verlangen, daß an sie gemeinschaftlich geleistet wird; jeder kann statt der Leistung verlangen, daß die geschuldete Sache für beide hinterlegt oder, wenn sie sich nicht zur Hinterlegung eignet, an einen gerichtlich zu bestellenden Ver­ wahrer abgeliefert wird.

8 1282. Sind die Voraussetzungen des § 1228 Ms. 2 eingetreten, so ist der Pfandgläubiger zur Einziehung der Forderung berechtigt und kann der Schuldner nur an ihn leisten. Die Einziehung einer Geldforderung steht dem Pfandgläubiger nur insoweit zu, als sie zu seiner Befriedigung erforderlich ist. Soweit er zur Einziehung berechtigt ist, kann er auch verlangen, daß ihm die Geldforderung an Zahlungsstatt abgetreten wird. Zu anderen Verfügungen über die Forderung ist der Pfandgläubiger nicht berechtigt; das Recht, die Befriedigung aus der Forderung nach 8 1277 zu suchen, bleibt unberührt. 8 1283. Hängt die Fälligkeit der verpfändeten Forderung von einer Kündigung ab, so bedarf der Gläubiger zur Kündigung der Zustimmung des Pfandgläubigers nur, wenn dieser berechtigt ist, die Nutzungen zu ziehen. Die Kündigung des Schuldners ist nur wirksam, wenn sie dem Pfandgläubiger und dem Gläubiger erklärt wird. Sind die Voraussetzungen des § 1228 Ms. 2 eingetreten, so ist auch der Pfandgläubiger zur Kündigung berechtigt; für die Kündigung des Schuldners genügt die Erklärung gegenüber dem Pfandgläubiger.

8 1284. Die Vorschriften der 83 1281 bis 1283 finden keine Anwendung, soweit der Pfandgläubiger und der Gläubiger ein Anderes vereinbaren.

8 1285. Hat die Leistung an den Pfandgläubiger und den Gläubiger gemeinschaftlich zu erfolgen, so sind beide einander verpflichtet, zur Ein­ ziehung mitzuwirken, wenn die Forderung fällig ist. Soweit der Pfandgläubiger berechtigt ist, die Forderung ohne Mitwirkung des Gläubigers einzuziehen, hat er für die ordnungsmäßige Einziehung zu sorgen. Von der Einziehung hat er den Gläubiger unver­ züglich zu benachrichtigen, sofern nicht die Benachrichtigung unthunlich ist. 8 1286. Hängt die Fälligkeit der verpfändeten Forderung von einer Kündigung ab, so kann der Pfandgläubiger, sofern nicht das Kündigungö­ recht ihm zusteht, von dem Gläubiger die Kündigung verlangen, wenn die Einziehung der Forderung wegen Gefährdung chrer Sicherheit nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Vermögensverwaltung geboten ist. Unter der gleichen Voraussetzung kann der Gläubiger von dem Pfandgläubiger die Zustimmung zur Kündigung verlangen, sofern die Zustimmung er­ forderlich ist. 8 1287. Leistet der Schuldner in Gemäßheit der 83 1281,1282, so erwirbt mit der Leistung der Gläubiger den geleisteten Gegenstand und der Pfandgläubiger ein Pfandrecht an dem Gegenstände. Besteht die Leistung in der Üebertragung des Eigenthums an einem Grundstücke, so erwirbt der Pfandgläubiger eine Sicherungshypothek.

BGB.

Drittes Buch.

Sachenrecht.

1

f 1288. Wird eine Geldforderung in Gemäßheit des § 1281 eingezogen, so find der Pfandgläubiger und der Gläubiger einander ver­ pflichtet, dazu mitzuwirken, daß der eingezogene Betrag, soweit es ohne Beeinträchtigung des JntereffeS des Pfandgläubigers thunlich ist, nach den für die Anlegung von Mündelgeld geltenden Vorschriften verzinslich angelegt und gleichzeitig dem Pfandgläubiger das Pfandrecht bestellt wird. Die Art der Anlegung bestimmt der Gläubiger. Erfolgt die Einziehung in Gemäßheit des 8 1282, so gilt die Forderung des Pfandgläubigers, soweit ihm der eingezogene Betrag zu seiner Befriedigung gebührt, als von dem Gläubiger berichtigt. 5 1289. Das Pfandrecht an einer Forderung erstreckt sich auf die Sinsen der Forderung. Sie Vorschriften des 8 1123 Abf. 2 und der 88 1124,1125 finden entsprechende Anwendung; an die Stelle der Beschlag­ nahme tritt die Anzeige des Pfandgläubigers an den Schuldner, daß er von dem Einziehungsrechte Gebrauch mache. 8 1290. Bestehen mehrere Pfandrechte an einer Forderung, so ist zur Einziehung nur derjenige Pfandgläubiger berechtigt, desien Pfand­ recht den übrigen Pfandrechten vorgeht.

8 1291. Die Vorschriften über das Pfandrecht an einer Forderung gelten auch für das Pfandrecht an einer Grundschuld und an einer Rentenschuld. § 1292. Zur Verpfändung eines Wechsels oder eines anderen Papiers, das durch Jndostament übertragen werden kann, genügt die Einigung des Gläubigers und des Pfandgläubigers und die Uebergabe des indofsirten Papiers. § 1293. Für das Pfandrecht an einem Jnhaberpapiere gelten die Vorschriften über das Pfandrecht an beweglichen Sachen. § 1294. Ist ein Wechsel, ein anderes Papier, das durch Jndofiament übertragen werden kann, oder ein Jnhaberpapier Gegenstand des Pfandrechts, so ist, auch wenn die Voraussetzungen des 8 1228 Abf. 2 noch nicht eingetreten find, der Pfandgläubiger zur Einziehung und, falls Kündigung erforderlich ist, zur Kündigung berechtigt und kann der Schuldner nur an ihn leisten. § 1295. Hat ein verpfändetes Papier, das durch Indossament übertragen werden kann, einen Börsen- oder Marktpreis, so ist der Gläubiger nach dem Eintritte der Voraussetzungen deS 8 1228 Abf. 2 berechtigt, das Papier nach 8 1221 verkaufen zu lassen.

8 1296. Das Pfandrecht an einem Werthpapier erstreckt sich auf die zu dem Papiere gehörenden Zins-, Renten- oder Gewinnantheilscheine nur dann, wmn sie dem Dfandgläubiger übergeben sind. Der Verpfänder kann, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist, die Herausgabe der Scheine verlangen, soweit sie vor dem Eüitritte der Voraussetzungen des 8 1228 Abf. 2 fällig werden.

1

BGB

Viertes Buch.

Jamilienrecbt. Erster Abschnitt.

Bürgerliche Ehe. Erster Titel.

Verlöbviß. § 1297. AuS einem Verlöbnisse kann nicht aus Eingehung bei Ehe geklagt werden. DaS Versprechen einer Strafe für den Fall, daß die Eingehung der Ehe unterbleibt, ist nichtig. § 1298. Tritt ein Verlobter von dem Verlöbnisse zurück, so hat er dem anderen Verlobten und dessen Eltern sowie brüten Personen, welche an Stelle der Eltern gehandelt haben, den Schaden zu ersetzen, der daraus entstanden ist, daß sie in Erwartung der Ehe Aufwendungen gemacht haben oder Verbindlichkeiten eingegangen sind. Dem anderen Verlobten hat er auch den Schaden zu ersetzen, den dieser dadurch erleidet, daß er in Erwartung der Ehe sonstige sein Vermögen oder seine Erwerbs­ stellung berührende Maßnahmen getroffen hat. Der Schaden ist nur insoweit zu ersetzen, als die Aufwendungen, die Eingehung der Verbindlichkeiten und die sonstigen Maßnahmen den Umständen nach angemessen waren. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn ein wichtiger Grund für den Rücktritt vorliegt. K 1299. Veranlaßt ein Verlobter den Rücktritt des anderen durch ein Verschulden, das einen wichtigen Grund für den Rücktritt bildet, so ist er nach Maßgabe des § 1298 Abs. 1, 2 zum Schadensersätze verpflichtet.

§ 1300. Hat eine unbescholtene Verlobte ihrem Verlobten die Beiwohnung gestattet, so kann sie, wenn die Voraussetzungen des § 1298 oder des § 1299 vorliegen, auch wegen des Schadens, der nicht Dermögensschaden ist, eine billige Entschädigung in Geld verlangen. Der Anspruch ist nicht übertragbar und geht nicht auf die Erben über, es sei denn, daß er durch Vertrag anerkannt oder daß er rechts­ hängig geworden ist.

BGB.

Viertes Buch.

Familienrecht.

t

§ 1301. Unterbleibt die Eheschließung, so kann jeder Verlobte von dem anderen die Herausgabe deSjenigm, was er chm geschenkt oder -um Zeichen des Verlöbnisses gegeben hat, nach dm Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung fordern. Im Zweifel ist anzunehmm, daß die Rückforderung ausgeschlossen sein soll, wenn das Derlöbniß durch den Tod eines der Verlobten aufgelöst wird. 8 1308. Die in den 83 1298 bis 1301 bestimmten Ansprüche verjähren in zwei Jahren von der Auflösung deS Verlöbnisses an. Zweiter Titel.

Eingehung der Ehe. 8 1303. Ein Mann darf nicht vor dem Eintritte der Volljährig­ keit, eine Frau darf nicht vor der Vollendung deS sechzehnten Lebensjahrs eine Ehe eingehen. Gner Frau kann Befreiung von dieser Vorschrift bewilligt werden. 8 1304. Wer in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, bedarf zur Eingehung einer Ehe der Einwilligung seines gesetzlichen Vertreters. Ist der gesetzliche Vertreter ein Vormund, so kann die Einwilligung, wenn sie von ihm verweigert wird, auf Antrag deS Mündels durch das Vormundschaftsgericht ersetzt werden. Das Dormundschastsgericht hat die Einwilligung zu ersetzen, wenn die Eingehung der Ehe im Interesse deS Mündels liegt. 8 1305. Ein eheliches Kind bedarf bis zur Vollendung deS ein­ undzwanzigsten Lebensjahrs zur Eingehung einer Ehe der Einwilligung des Vaters, ein uneheliches Kind bedarf bis zum gleichen Lebensalter der Einwilligung der Mutter. An die Stelle des VaterS tritt die Mutter, wenn der Vater gestorben ist oder wenn ihm die sich aus der Vaterschaft ergebenden Rechte nach § 1701 nicht zustehen. Ein für ehelich erklärtes Kind bedarf der Einwilligung der Mutter auch dann nicht, wenn der Vater gestorben ist. Dem Tode deS VaterS oder der Mutter steht es gleich, wenn sie zur Abgabe einer Erllärung dauernd außer Stande sind oder wenn ihr Aufenthalt dauernd unbekannt ist.

8 1306. Einem an Kindesstatt angenommenen Kinde gegenüber steht die Einwilligung zur Eingehung einer Ehe an Stelle der leiblichen Eltern demjenigen zu, welcher das Kind angenommen hat. Hat ein Ehe­ paar das Kind gemeinschaftlich oder hat ein Ehegatte das Kind des anderen Ehegatten angenommen, so finden die Vorschriften deS § 1305 Abs. 1 Satz 1, 2, Abs. 2 Anwendung. Die leiblichen Eltern erlangen das Recht zur Einwilligung auch dann nicht wieder, wenn das durch die Annahme an Kindesstatt begründete Rechtsverhältniß aufgehoben wird. 8 1307. Die elterliche Einwilligung kann nicht durch einen Ver­ treter ertheilt werden. Ist der Vater oder die Mutter in der Geschäfts-

1

BGB.

fähigkeit beschränkt, so ist die Zustimmung des gesetzlichen Vertreters nicht erforderlich.

§ 1308. Wird die elterliche Einwilligung einem volljährigen Kinde verweigert, so kann sie auf dessen Antrag durch das Vormundschafts­ gericht ersetzt werden. DaS VormundschastSgericht hat die Einwilligung zu ersetzen, wenn sie ohne wichtigen Grund verweigert wird. Vor der Entscheidung soll das VormundschastSgericht Verwandte oder Verschwägerte deS Kindes hören, wenn es ohne erhebliche Verzögerung und ohne unverhältnißmäßige Kosten geschehen kann. Für den Ersatz der Auslagen gilt die Vorschrift deS § 1847 Abs. 2.

§ 1309. Niemand darf eine Ehe eingehen, bevor seine frühere Ehe aufgelöst oder für nichtig erllärt worden ist. Wollen Ehegatten die Eheschließung wiederholen, so ist die vorgängige Nichtigkeitserklärung nicht erforderlich. Wird gegen ein Urtheil, durch das die frühere Ehe aufgelöst oder für nichtig erklärt worden ist, die Nichtigkeitsklage oder die Restitutions­ klage erhoben, so dürfen die Ehegatten nicht vor der Erledigung des Rechtsstreits eine neue Ehe eingehen, es sei denn, daß die Klage erst nach dem Ablaufe der vorgeschriebenen fünfjährigen Frist erhoben worden ist.

§ 1310. Eine Ehe darf nicht geschlossen werden zwischen Ver­ wandten in gerader Linie, zwischen vollbürtigen oder halbbürtigen Ge­ schwistern sowie zwischen Verschwägerten in gerader Linie. Eine Ehe darf nicht geschloßen werden zwischen Personen, von denen die eine mit Eltern, Voreltern oder Abkömmlingen der anderen Geschlechts­ gemeinschaft gepflogen hat. Verwandtschaft im Sinne dieser Vorschriften besteht auch zwischen einem unehelichen Kinde und besten Abkömmlingen einerseits und dem Vater und besten Verwandten andererseits. § 1311. Wer einen Anderen an Kindesstatt angenommen hat, darf mit ihm oder besten Abkömmlingen eine Ehe nicht eingehen, solange daS durch die Annahme begründete Rechtsverhältniß besteht. § 1312. Eine Ehe darf nicht geschlossen werden zwischen einem wegen Ehebruchs geschiedenen Ehegatten und demjenigen, mit welchem der geschiedene Ehegatte den Ehebruch begangen hat, wenn dieser Ehebruch in dem ScheidungSurtheil als Grund der Scheidung festgestellt ist. Von dieser Vorschrift kann Besteiung bewilligt werden. § 1313. Eine Frau darf erst zehn Monate nach der Auflösung oder Nichtigkeitserklärung ihrer früheren Ehe eine neue Ehe eingehen, eS sei denn, daß sie inzwischen geboren hat. Von dieser Vorschrift kann Befreiung bewilligt werden. S 1314. Wer ein eheliches Kind hat, daS minderjährig ist oder unter seiner Vormundschaft steht, darf eine Ehe erst eingehen, nachdem ihm daS Vormundschaftsgericht ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß er die im 8 1669 bezeichneten Verpflichtungen erfüllt hat oder daß sie ihm nicht obliegen.

BGB.

Viertes Buch.

1

Familienrecht.

Ist im Falle der fortgesetzten Gütergemeinschaft ein antheilsberechtigter Abkömmling minderjährig oder bevormundet, so darf der überlebende Ehe­ gatte eine Ehe erst eingehen, nachdem ihm daS DormundschastSgericht ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß er die im 8 1493 Abs. 2 bezeichneten Verpflichtungen erfüllt hat oder daß sie ihm nicht obliegen.

§ 1315, Militärpersonen und solche Landesbeamte, für die nach den Landesgesetzen zur Eingehung einer Ehe eine besondere Erlaubniß er­ forderlich ist, dürfen nicht ohne die vorgeschriebene Erlaubniß eine Ehe eingehen. Ausländer, für die nach dm LandeSgesetzm zur Eingehung einer Ehe eine Erlaubniß oder ein Zeugniß erforderlich ist, dürfen nicht ohne diese Erlaubniß oder ohne dieses Zeugniß eine Ehe eingehrn. § 1316, Der Eheschließung soll ein Aufgebot vorhergehen. DaS Aufgebot verliert seine Kraft, wenn die Ehe nicht binnen sechs Monatm nach der Vollziehung des Aufgebots geschloffen wird. Das Aufgebot darf unterbleiben, wenn die lebensgefährliche Er­ krankung eines der Verlobten den Aufschub der Eheschließung nicht gestattet. Don dem Aufgebote kann Befreiung bewilligt werden. § 1317, Die Ehe wird dadurch geschloffen, daß die Verlobtm vor einem Standesbeamten persönlich und bei gleichzeitiger Anwesenheit erklären, die Ehe mit einander eingehen zu wollen. Der Standesbeamte muß zur Entgegennahme der Erklärungen bereit sein. Die Erklärungen können nicht unter einer Bedingung oder einer Zeitbestimmung abgegeben werden. § 1318, Der Standesbeamte soll bei der Eheschließung in Gegmwart von zwei Zeugen an die Verlobten einzeln und nach einander die Frage richten, ob sie die Ehe mit einander eingehen wollen, und, nachdem die Verlobten die Frage bejaht haben, aussprechen, daß sie traft dieses Gesetzes nunmehr rechtmäßig verbundene Eheleute seien. AIS Zeugen sollen Personen, die der bürgerlichen Ehrenrechte für verlustig erklärt sind, während der Zeit, für welche die Aberkennung der Ehrenrechte erfolgt ist, sowie Minderjährige nicht zugezogen werden. Per­ sonen, die mit einem der Verlobten, mit dem Standesbeamten oder mit einander verwandt oder verschwägert sind, dürfen als Zeugen zugezogen werden. Der Standesbeamte soll die Eheschließung in das HeirathSregister eintragen.

§ 1319, Als Standesbeamter im Sinne des § 1317 gilt auch derjenige, welcher, ohne Standesbeamter zu sein, daS Amt einer Standes­ beamten öffentlich ausübt, es sei denn, daß die Verlobten den Mangel der amtlichen Befugniß bei der Eheschließung kennen. § 1326. Die Ehe soll vor dem zuständigen Standesbeamten ge­ schlossen werden. Zuständig iit der Standesbeamte, in deffen Bezirk einer der Verlobten seinen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat. Jaeger, Relchrzlvllgesetze. 3. Auflage

13

1

BGB

Hat feinet der Verlobten seinen Wohnsitz -ober seinen gewöhnlichen Aufenthalt im Inland und ist auch nur einer von ihnen ein Deutscher, so wird der zuständige Standesbeamte von der obersten Aufsichtsbehörde des Bundesstaats, dem der Deutsche angehört, und, wenn dieser feinem Bundesstaat angehört, von dem Reichskanzler bestimmt. Unter mehreren zuständigen Standesbeamten haben die Verlobten die Wahl.

8 1321. Auf Grund einer schriftlichen Ermächtigung des zuständigen Standesbeamten darf die Ehe auch vor dem Standesbeamten eines anderen Bezirkes geschloffen werden.

8 1322. Die Bewilligung einer nach den §§ 1303, 1313 zu­ lässigen Befreiung steht dem Bundesstaate zu, dem die Frau, die Bewilligung einer nach 8 1312 zulässigen Befreiung steht dem Bundesstaate zu, dem der geschiedene Ehegatte angehört. Für Deutsche, die feinem Bundesstaat angehören, steht die Bewilligung dem Reichskanzler zu. Die Bewilligung einer nach § 1316 zulässigen Befreiung steht dem Bundesstaate zu, in deffen Gebiete die Ehe geschloffen werden soll. Ueber die Ertheilung der einem Bundesstaate zustehenden Bewilligung hat die Landesregierung zu bestimmen. Dritter Titel.

Richtigkeit und Anfechtbarkeit der Ehe. j

§ 1323»

Eine Ehe ist nur in den Fällen der 88 1324

bis

1328 nichtig.

8 1324. Eine Ehe ist nichtig, wenn bei der Eheschließung die im 8 1317 vorgeschriebene Form nicht beobachtet worden ist. Ist die Ehe in das Heirathsregister eingetragen worden und haben die Ehegatten nach der Eheschließung zehn Jahre oder, falls einer von ihnen vorher gestorben ist, bis zu dessen Tode, jedoch mindestens drei Jahre, als Ehegatten mit einander gelebt, so ist die Ehe als von Anfang an gültig anzusehen. Diese Vorschrift findet keine Anwendung, wenn bei dem Ablaufe der zehn Jahre oder zur Zeit des Todes des einen Ehegatten die Nichtigkeitsklage erhoben ist. 8 1325. Eine Ehe ist nichtig, wenn einer der Ehegatten zur Zeit der Eheschließung geschäftsunfähig war oder sich im Zustande der Bewußtlofigfeit oder vorübergehender Störung der GeisteSthätigkeit befand. Die Ehe ist als von Anfang an gültig anzusehen, wenn der Ehegatte sie nach dem Wegfalle der Geschäftsunfähigkeit, der Bewußtlosigkeit oder der Störung der Geistesthätigkeit bestätigt, bevor sie für nichtig erklärt oder aufgelöst worden ist. Die Bestätigung bedarf nicht der für die Ehe­ schließung vorgeschriebenen Form. 8 1326. Eine Ehe ist nichtig, wenn einer der Ehegatten zur Zeit der Eheschließung mit einem Dritten in einer gültigen Ehe lebte. 8 1327. Eine Ehe ist nichtig, wenn sie zwischen Verwandten oder Verschwägerten dem Verbote des 81310 Abs. 1 zuwider geschlossen worden ist.

BGB.

1

Viertes Buch. Familienrecht.

§ 1328. Eine Ehe ist nichtig, wenn sie wegen Ehebruchs nach § 1312 verboten war. Mrd nachträglich Befreiung von der Vorschrift des § 1312 be­ willigt, so ist die Ehe als von Anfang an gültig anzusehek.

§ 1329. Die Nichtigkeit einer nach den §§ 1325 bis 1328 nichtigen Ehe kann, solange nicht die Ehe für nichtig erklärt oder aufgelöst ist, nur im Wege der Nichtigkeitsklage geltend gemacht werden. Das Gleiche gilt von einer nach § 1324 nichtigen Ehe, wenn ste in daS Heiratsregister eingetragen worden ist. § 1330. Eine Ehe kann nur in den Fällen der §§ 1331 bis 1335 und des 8 1350 angefochten werden. § 1331. Eine Ehe kann von dem Ehegatten angefochten werden, der zur Zeit der Eheschließung oder im Falle des § 1325 zur Zeit der Bestätigung in der Geschäftsfähigkeit beschenkt war, wenn die Eheschließung oder die Bestätigung ohne Einwilligung seines gesetzlichen Vertreters er­ folgt ist.

8 1332. Eine Ehe kann von dem Ehegatten angefochten werden, der bei der Eheschließung nicht gewußt hat, daß eS sich um eine Ehe­ schließung handle, oder dies zwar gewußt hat, aber eine Erklärung, die Ehe eingehen zu wollen, nicht hat abgeben wollen. 8 1333. Eine Ehe kann von dem Ehegatten angefochten werden, der sich bei der Eheschließung in der Person des anderen Ehegatten oder über solche persönliche Eigenschaften des anderen Ehegatten geirrt hat, die ihn bei Kenntniß der Sachlage und bei verständiger Würdigung deS Wesens der Ehe von der Eingehung der Ehe abgehalten haben würden. § 1334. Eine Ehe kann von dem Ehegatten angefochten werden, der zur Eingehung der Ehe durch arglistige Täuschung über solche Um­ stünde bestimmt worden ist, die ihn bei Kenntniß der Sachlage und bei verständiger Würdigung des Wesens der Ehe von der Eingehung der Ehe abgehalten haben würden. Ist die Täuschung nicht von dem anderen Ehegatten verübt worden, so ist die Ehe nur dann anfechtbar, wenn dieser die Täuschung bei der Eheschließung gekannt hat. Auf Grund einer Täuschung über Vermögensverhältnisse findet die Anfechtung nicht statt.

8 1335. Eine Ehe kann von dem Ehegatten angefochten werden, der zur Eingehung der Ehe widerrechtlich durch Drohung bestimmt worden ist. 8 1336. Die Anfechtung der Ehe kaun nicht dmch einen Vertreter erfolgen. Ist der anfechtungsberechtigte Ehegafte in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so bedarf er nicht der Zustimmung seines geschlichen Vertreters. Für einen geschäftsunfähigen Ehegatten kann sein gesetzlicher Vertreter mit Genehmigung des Vormundschastsgerichts die Ehe anfechten. In den Fällen des § 1331 kann, solange der anfechtungsberechtigte Ehegatte in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, nur sein gesetzlicher Vertreter die Ehe anfechten. IS*

BGB

1

G 1337. Die Anfechtung der Ehe ist in den Fällen des § 1331 ausgeschlossen, wenn der gesetzliche Vertreter die Ehe genehmigt oder der anfähtungSberechtigte Ehegatte, nachdem er unbeschränkt geschäftsfähig gewordm ist, die Ehe bestätigt. Ist der gesetzliche Vertreter ein Vormund, so kann die Gmehmigung, wenn sie von ihm verweigert wird, auf Antrag deS Ehegatten durch das Vormundschaftsgericht ersetzt werden; das Vor­ mundschaftsgericht hat die Genehmigung zu ersetzen, wenn die Aufrechterhaltung der Ehe im Interesse des Ehegatten liegt. In den Fällen der 88 1332 bis 1335 ist die Anfechtung aus­ geschlossen, wenn der anfechtungsberechtigte Ehegatte nach der Entdeckung des Irrthums oder der Täuschung oder nach dem Aufhören der Zwangs­ lage die Ehe bestätigt. Die Vorschriften des § 1336 Abf. 1 gelten auch für die Bestätigung.

K 1338. Die Anfechtung ist nach der Auflösung der Ehe auSaeschlossen, eS sei denn, daß die Auflösung durch den $ob deS zur An­ fechtung nicht berechttgten Ehegatten herbeigeführt worden ist. K 1339.

Die Anfechtung kann nur binnen sechs Monaten erfolgen. Die Frist beginnt in den Fällen des § 1331 mit dem Zeitpunkt, in welchem die Eingehung oder die Bestätigung der Ehe dem gesetzlichen Vertreter bekannt wird oder der Ehegatte die unbeschräntte Geschäftsfähig­ kett erlangt, in den Fällen der 88 1332 bis 1334 mit dem Zeitpunkt, in welchem der Ehegatte den Irrthum oder die Täuschung entdeckt, in dem Falle des 8 1385 mit dem Zeitpunkt, in welchem die Zwangslage aufhött. Auf die Frist finden die für die Verjährung geltenden Vorschriften der 88 203, 206 entsprechende Anwendung.

S 1340. Hat der gesetzliche Vertreter eines geschäftsunfähigen Ehegatten die Ehe nicht rechtzeitig angefochten, so kann nach dem Weg­ fälle der Geschäftsunfähigkeit der Ehegatte selbst die Ehe in gleicher Weise anfechten, wie wenn er ohne gesetzlichen Vertreter gewesen wäre.

K 1341. Die Anfechtung erfolgt, solange nicht die Ehe aufgelöst ist, durch Erhebung der Anfechtungsklage. Wird die Klage zurückgenommen, so ist die Anfechtung als nicht erfolgt anzusehen. DaS Gleiche gilt, wenn die angefochtene Ehe, bevor fie für nichtig erllürt oder aufgelöst worden ist, nach Maßgabe des 8 1337 genehmigt oder bestätigt wird. § 1342. Ist die Ehe durch den Tod des zur Anfechtung nicht berechtigten Ehegatten aufgelöst worden, so erfolgt die Anfechtung durch Erllärung gegenüber dem Nachlaßgerichte; die Erklärung ist in öffentlich beglaubigter Form abzugeben. DaS Nachlaßgericht soll die Erllärung sowohl demjenigen mittheilen, welcher im Falle der Gültigkeit der Ehe, als auch demjenigen, welcher im Falle der Nichtigkeit der Ehe Erbe des verstorbenen Ehegatten ist. Es hat die Einsicht der Erllärung Jedem zu gestatten, der ein rechtliches Interesse glaubhaft macht.

BGB.

Viertes Buch.

Familienrecht.

1

8 1343. Wird eine anfechtbare Ehe angefochten, so ist sie als von Anfang an nichtig anzusehen. Die Vorschrift deS § 142 Ws. 2 findet Anwendung. Die Nichtigkeit einer anfechtbaren Ehe, die im Wege der Klage angefochten wordm ist, kann, solange nicht die Ehe für nichtig erklärt oder aufgelöst ist, nicht anderwell geltend gemacht werden.

8 1344. Einem Drittm gegenüber können aus der Nichtigkell der Ehe Einwendungen gegen ein zwischen ihm und einem der Ehegatten vorgenommenes Rechtsgeschäft oder gegen ein zwischen ihnen ergangenes rechtskräftiges Urtheil nur hergeleitet werdm, wenn zur Zeit der Vornahme des Rechtsgeschäfts oder zur Zeit des Eintritts der Rechtshängigkeit die Ehe für nichttg erklärt oder die Nichttgkeit dem Dritten bekannt war. Die Nichttgkeit kann ohne diese Beschränkung geltend gemacht werdm, wenn sie auf einem Formmangel beruht und die Ehe nicht in das HeirathSregister eingetragen worden ist. § 1345. War dem einen Ehegatten die Nichtigkeit der Ehe bei der Eheschließung bekannt, so kann der andere Ehegatte, sofern nicht auch ihm die Nichtigkell bekannt war, nach der Nichtigkellserklärung oder der Auflösung der Ehe verlangen, daß ihr Verhältniß in vermögenSrechüicher Beziehung, insbesondere auch in Ansehung der Unterhaltspflicht, so behandelt wird, wie wenn die Ehe zur Zeit der Nichtigkeitserklärung oder der Aus­ lösung geschieden und der Ehegatte, dem die Nichtigkell bekannt war, für allein schuldig erklärt worden wäre. Diese Vorschrift findet keine Anwendung, wenn die Nichttgkell auf einem Formmangel beruht und die Ehe nicht in daS Heirathsregister eingetragen worden ist. 8 1346. Wird eine wegen Drohung anfechtbare Ehe für nichttg erklärt, so steht das im § 1345 Ws. 1 bestimmte Recht dem anfechtungs­ berechtigten Ehegattm zu. Wird eine wegen Irrthums anfechtbare Ehe für nichtig erllärt, so steht dieses Recht dem zur Anfechtung nicht berech­ tigten Ehegatten zu, eS sei denn, daß dieser den Irrthum bei der Ein­ gehung der Ehe kannte oder kennen mußte. > 8 1347. Erklärt der Ehegatte, dem das im 8 1345 Ws. 1 be­ stimmte Recht zusteht, dem anderen Ehegatten, daß er von dem Rechte Gebrauch mache, so kann er die Folgen der Nichttgkeit der Ehe nicht mehr geltend machen; erklärt er dem anderen Ehegatten, daß es bei diesen Folgen bewenden solle, so erlischt das im § 1345 Abs. 1 bestimmte Recht. Der andere Ehegatte kann den berechttgten Ehegatten unter Be­ stimmung einer angemessenen Frist zur Erklärung darüber auffordern, ob er von dem Rechte Gebrauch mache. DaS Recht kann in diesem Falle nur bis zum Ablaufe der Frist ausgeübt werden.

1

BGB. Vierter Titel.

Wiederverheirathvng im Falle der Todeserklärung. § 1348, Geht ein Ehegatte, nachdem der andere Ehegatte

für todt erklärt worden ist, eine neue Ehe ein, so ist die neue Ehe nicht des­ halb nichtig, weil der für todt erklärte Ehegatte noch lebt, es sei denn, daß beide Ehegatten bei der Eheschließung wissen, daß er die Todeserklärung überlebt hat. Mit der Schließung der neuen Ehe wird die frühere Ehe aufgelöst. Sie bleibt auch dann aufgelöst, wenn die Todeserklärung in Folge einer Anfechtungsklage aufgehoben wird.

§ 1349,

Ist das Urtheil, butdj das einer der Ehegatten für todt erklärt worden ist, im Wege der Klage angefochten, so darf der andere Ehegatte nicht vor der Erledigung des Rechtsstreits eine neue Ehe ein­ gehen, eS sei denn, daß die Anfechtung erst zehn Jahre nach der Ver­ kündung deS Urtheils erfolgt ist.

K 1350,

Jeder Ehegatte der neuen Ehe kann, wenn der für todt erklärte Ehegatte noch lebt, die neue Ehe anfechten, es sei denn, daß er bei der Eheschließung von dessen Leben Kenntniß hatte. Die Anfechtung kann nur binnen sechs Monaten von dem Zeitpunkt an erfolgen, in welchem der anfechtende Ehegatte'erfährt, daß der für todt erklärte Ehegatte noch lebt. Die Anfechtung ist ausgeschüiffen, wenn der anfechtungsberechtigtc Ehegatte die Ehe bestätigt, nachdem er von dem Leben deS für todt erKidcten Ehegatten Kenntniß erlangt hat, oder wenn die neue Ehe bind) den Tod eines der Ehegatten aufgelöst worden ist.

§ 1351,

Wird die Ehe nach § 1350 von dem Ehegatten der früheren Ehe angefochten, so hat dieser dem anderen Ehegatten nach den für die Scheidung geltenden Vorschriften der §§ 1578 bis 1582 Unterhalt zu gewähren, wenn nicht der andere Ehegatte bei der Eheschließung wußte, daß der für todt erklärte Ehegatte die Todeserklärung überlebt hat.

§ 1352.

Wird die frühere Ehe nach § 1348 Abs. 2 aufgelöst, so bestimmt sich die Verpflichtung der Frau, dem Manne zur Bestreitung deS Unterhalts eines gemeinschaftlichen Kindes einen Beitrag zu leisten,

nach den für die Scheidung geltenden Vorschriften des § 1585.

Fünfter Titel.

Wirkungen der khe im Allgemeinen. $ 1353. Die Ehegatten sind einander zur ehelichen Lebensgemein­ schaft verpflichtet. Stellt sich das Verlangen eines Ehegatten nach Herstellung der Gemeinschaft als Mißbrauch seines Rechtes dar, so ist der andere Ehegatte nicht verpflichtet, dem Verlangen Folge zu leisten. Das Gleiche gilt, wenn der andere Ehegatte berechtigt ist, auf Scheidung zu klagen.

BGB.

Viertes Buch.

Familienrecht.

§ 1354. Dem Manne steht die Entscheidung in allen daS gemein­ schaftliche eheliche Leben betreffenden Angelegenheiten zu; er bestimmt insbesondere Wohnort und Wohnung. Die Frau ist nicht verpflichtet, der Entscheidung des Mannes Folge zu leisten, wem sich die Entscheidung als Mißbrauch seines Rechtes darftellt.

8 1355.

Die Frau erhält dm Famlliennamm des MameS.

8 1356. Die Frau ist, unbeschadet der Borschristen des § 1354, berechtigt unb verpflichtet, das gemeinschaftliche Hauswesen zu leiten. Zu Arbeiten im Hauswesen und im Geschäfte des Mannes ist die Frau verpflichtet, soweit eine solche Thätigkeit nach den Berhältniffen, in denen die Ehegatten leben, üblich ist. 8 1357. Die Frau ist berechtigt, innerhalb ihres häuslichen WirkmgSkreifeS die Geschäfte des Mannes für ihn zu besorgen und ihn zu vertreten. Rechtsgeschäfte, die sie innerhalb dieses Wirkungskreises vor­ nimmt, gelten als im Namen des Mannes vorgenommm, wenn nicht aus den Umständen fich ein Anderes ergiebt. Der Mann kann das Recht der Frau beschränken oder auSschließm. Stellt sich die Beschränkung oder die Ausschließung als Mißbrauch des Rechtes des Mannes dar, so kann sie auf Antrag der Frau durch das Bormundschaftsgericht aufgehoben werden. Dritten gegenüber ist die Beschränkung oder die Ausschließung nur nach Maßgabe des 8 1435 wirksam. 8 1358. Hat sich die Frau einem Dritten gegenüber zu einer von ihr in Person zu bewirkenden Leistung verpflichtet, so kann der Mann das Rechtsverhältniß ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist kündigen, wenn er auf seinen Antrag von dem Bormundschaftsgerichte dazu ermächtigt worden ist. DaS Dormundschaftsgericht hat die Ermächtigung zu ertheilen, wenn sich ergiebt, daß die Thätigkeit der Frau die ehelichen Interessen beeinträchtigt. Das Kündigungsrecht ist auSgeschloffen, wenn der Mann der Ver­ pflichtung zugestimmt hat oder seine Zustimmung auf Antrag der Frau durch daS Bormundschaftsgericht ersetzt worden ist. Das Bormundschafts­ gericht kann die Zustimmung ersetzen, wenn der Mann durch Krankheit oder durch Abwesenheit an der Abgabe einer Erllämng verhindert unb mit dem Aufschübe Gefahr verbunden ist oder wenn sich die Verweigerung der Zustimmung als Mißbrauch seines Rechtes darstellt. Solange die häusliche Gemeinschaft aufgehoben ist, steht daS Kündigungsrecht dem Manne nicht zu. Die Zustimmung sowie die Kündigung kann nicht durch einen Vertreter des Mannes erfolgen; ist der Mann in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so bedarf er nicht der Zustimmung seines gesetzlichen Vertreters. 8 1359. Die Ehegatten haben bei der Erfüllung der sich auS dem ehelichen Verhältniß ergebenden Verpflichtungen einander nur für diejenige Sorgfalt einzustehen, welche sie in eigenen Angelegenheiten awzuwenden Pflegen.

1

1

BGB § 1360. Der Mann hat der Frau nach Maßgabe seiner Lebens­ stellung, seines Vermögens und seiner Erwerbsfähigkeit Unterhalt zu gewähren. Die Frau hat dem Manne, wenn er außer Stande ist, sich selbst zu unterhalten, dm seiner Lebensstellung entsprechendm Unterhalt nach Maßgabe chreS Vermögens und ihrer Erwerbsfähigkeit zu gewähren. Der Unterhalt ist in der durch die eheliche Lebensgemeinschaft ge­ botenen Weise zu gewähren. Die für die Unterhaltspflicht der Verwandten geltenden Vorschriften der §§ 1605, 1613 bis 1615 finden entsprechende Anwendung.

§ 1361. Leben die Ehegatten getrennt, so ist, solange einer von ihnen die Herstellung des ehelichen Lebens verweigem darf und verweigert, der Unterhall durch Entrichtung einer Geldrente zu gewähren; auf die Rente finden die Vorschriften des § 760 Anwendung. Der Mann hat der Frau auch die zur Führung eines abgesonderten Haushalts erforder­ lichen Sachen aus dem gemeinschaftlichen Haushalte zum Gebrauche heraus­ zugeben, es sei denn, daß die Sachen für ihn unentbehrlich find oder daß sich solche Sachen in dem der Verfügung der Frau unterliegenden Vermögen befinden. Die Unterhaltspflicht des Mannes fällt weg oder beschränkt sich auf die Zahlung eines Beitrags, wenn der Wegfall oder die Beschränkung mit Rücksicht auf die Bedürfnisse sowie auf die Vermögens- und Erwerbsverhältnifle der Ehegatten der Billigkeit entspricht. § 1362. Zu Gunsten der Gläubiger des Mannes wird ver­ muthet, daß die im Besitz eines der Ehegatten oder beider Ehegatten be­ findlichen beweglichen Sachen dem Manne gehören. Dies gilt insbesondere auch für Jnhaberpapiere und für Orderpapiere, die mit Blankoindossament versehen sind. Für die ausschließlich zum persönlichen Gebrauche der Frau be­ stimmten Sachen, insbesondere für Kleider, Schmucksachen und Arbeitsgeräthe, gilt im Verhältnisse der Ehegatten zu einander und zu den Gläubigem die Vermuthung, daß die Sachen der Frau gehören. Sechster Titel.

Eheliches vüterrecht. I. Gesetzliches Güterrecht. 1. Allgemeine Vorschriften.

§ 1363. DaS Vermögen der Frau wird durch die Eheschließung der Verwaltung und Nutznießung des Mannes unterworfen (eingebrachtes Gut). Zum eingebrachten Gute gehört auch das Vermögen, das die Frau während der Ehe erwirbt. § 1364. Die Verwaltung und Nutznießung des Mannes tritt nicht ein, wenn er die Ehe mit einer in der Geschäftsfähigkeit beschränkten Frau ohne Einwilligung ihres gesetzlichen Vertreters eingeht

BGB.

Viertes Buch.

Familienrecht.

1

§ 1365. Die Verwaltung und Nutznießung des Mannes erstreckt sich nicht auf das DorbehaltSgut der Frau. § 1366. DorbehaltSgut find die ausschließlich zum persönlichen Gebrauche der Frau bestimmten Sachen, iickbesondere Kleider, Schmucksachen und ArbeitSgeräthe. § 1367. DorbehaltSgut ist, was die Frau durch ihre Arbeit oder durch den selbständigen Betrieb eines ErwerbSgeschästS erwirbt. § 1368. DorbehaltSgut ist, behaltsgut erklärt ist.

was

durch Ehevertrag

für Vor-

§ 1369. DorbehaltSgut ist, was die Frau durch Erbfolge, durch Dermächtniß oder als Pflichttheil erwirbt (Erwerb von Todeswegen) oder was ihr unter Lebenden von einem Dritten unentgeltlich zugewendet wird, wenn der Erblasser durch letztwillige Verfügung, der Dritte bei der Zu­ wendung bestimmt hat, daß der Erwerb DorbehaltSgut fein soll. § 1370. DorbehaltSgut ist, was ihrem BorbehaltSgute gehörenden Rechtes störung, Beschädigung oder Entziehung gehörenden Gegenstandes oder durch ein auf das DorbehaltSgut bezieht.

die Frau auf Grund eines zu oder als Ersatz für die Zer­ eines zu dem Vorbehaltsgute Rechtsgeschäft erwirbt, das sich

§ 1371. Auf das Vorbehaltsgut finden die bei der Gütertrennung für das Vermögen der Frau geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung; die Frau hat jedoch einen Beitrag zur Bestreitung des ehelichen Aufwandes nur insoweit zu leisten, als der Mann nicht schon durch die Nutzungen des eingebrachten Gutes einen angemessenen Beitrag erhält. § 1372. Jeder Ehegatte kann verlangen, daß der Bestand des eingebrachten Gutes durch Aufnahme eines Verzeichnisses unter Mitwirkung des anderen Ehegatten festgestellt wird. Auf die Aufnahme des Ver­ zeichnisses finden die für den Nießbrauch geltenden Vorschriften des § 1035 Anwendung. Jeder Ehegatte kann den Zustand der zum eingebrachten Gute gehörenden Sachen auf seine Kosten durch Sachverständige feststellen lassen. 2. Verwaltung und Nutznießung.

§ 1373. Der Mann ist berechtigt, die zum eingebrachten Gute gehörenden Sachen in Besitz zu nehmen. § 1374. Der Mann hat das eingebrachte Gut ordnungsmäßig zu verwalten. Ueber den Stand der Verwaltung hat er der Frau auf Verlangen Auskunft zu ertheilen.

§ 1375. Das Verwaltungsrecht des Mannes umfaßt nicht die Befugniß, die Frau durch Rechtsgeschäfte zu verpflichten oder über ein« gebrachtes Gut ohne ihre Zustimmung zu verfügen.

1

BGB § 1376* Ohne Zustimmung der Frau kann der Mann: 1. über Geld und andere verbrauchbare Sachen der Frau verfügen; 2. Forderungen der Frau gegen solche Forderungen an die Frau, deren Berichtigung aus dem eingebrachten Gute verlangt werden kann, aufrechnen; 3. Verbindlichkeiten der Frau zur Leistung eines zum eingebrachten Gute gehörenden Gegenftaiü>eS durch Leistung des Gegenstandes erfüllen.

§ 1377. Der Mann soll Verfügungen, zu denen er nach § 1376 ohne Zustimmung der Frau berechtigt ist, nur zum Zwecke ordnungs­ mäßiger Verwaltung des eingebrachten Gutes vornehmen. Das zum eingebrachten Gute gehörende Geld hat der Mann nach den für die Anlegung von Mündelgeld geltenden Vorschriften für die Frau verzinslich anzulegen, soweit eS nicht zur Bestreitung von Ausgaben bereit zu halten ist. Andere verbrauchbare Sachen darf der Mann auch für sich veräußern oder verbrauchen. Macht er von dieser Befugniß Gebrauch, so hat er den Werth der Sachen nach der Beendigung der Verwaltung und Nutz­ nießung zu ersetzen; der Ersatz ist schon vorher zu leisten, soweit die ordnungsmäßige Verwaltung des eingebrachten Gutes es erfordert. § 1378. Gehört zum eingebrachten Gute ein Grundstück sammt Inventar, so bestimmen sich die Rechte und die Pflichten des Mannes in Ansehung des Inventars nach den für den Nießbrauch geltenden Vor­ schriften des § 1048 Abs. 1. §1379. Ist zur ordnungsmäßigen Verwaltung des eingebrachten Gutes ein Rechtsgeschäft erforderlich, zu dem der Mann der Zustimmung der Frau bedarf, so kann die Zustimmung auf Antrag des Mannes durch das Vormundschaftsgericht ersetzt werden, wenn die Frau sie ohne aus­ reichenden Grund verweigert. Das Gleiche gilt, wenn die Frau durch Krankheit oder durch Ab­ wesenheit an der Abgabe einer Erklärung verhindert und mit dem Auf­ schübe Gefahr verbunden ist.

§ 1380. Der Mann kann ein zum eingebrachten Gute gehörendes Recht im eigenen Namen gerichtlich geltend machen. Ist er befugt, über das Recht ohne Zustimmung der Frau zu verfügen, so wirkt das Urtheil auch für und gegen die Frau. § 1381. Erwirbt der Mann mit Mitteln des eingebrachten Gutes bewegliche Sachen, so geht mit dem Erwerbe das Eigenthum auf die Frau über, es fei denn, daß der Mann nicht für Rechnung des ein­ gebrachten Gutes erwerben will. Dies gilt insbesondere auch von Jnhabervapieren und von Orderpapieren, die mit Blankoindosiament ver­ sehen sind. Die Vorschriften des Abs. 1 finden entsprechende Anwendung, wenn der Mann mit Mitteln des eingebrachten Gutes ein Recht an Sachen der bezeichneten Art oder ein anderes Recht erwirbt, zu besten Uebertragung der Abtretungsvertrag genügt.

BGB.

Viertes Buch.

Familienrecht.

1

H 1382. Haushaltsgegenstände, die der Mann an Stelle der von der Frau eingebrachten, nicht mehr vorhandenen oder werthloS ge­ wordenen Stücke anschafst, werden eingebrachtes Gut.

§ 1383» Der Mann erwirbt die Nutzungen des eingebrachten Gutes in derselben Weise und in demselben Umfange wie ein Nießbraucher. § 1384. Der Mann hat außer den Kosten, welche durch die Gewinnung der Nutzungen entstehen, die Kosten der Erhaltung der zum eingebrachten Gute gehörenden Gegenstände nach dm für dm Nießbrauch geltendm Borschristen zu tragen. § 1385. Der Mann ist der Frau gegenüber verpflichtet, für die Dauer der Verwaltung und Nutznießung zu tragen: 1. die der Frau obliegmdm öffentlichen Lasten mit Ausschluß der auf dem Dorbehaltsgute ruhenden Lasten und der außerordentlichm Lasten, die als auf den Stammwerth des eingebrachten Gutes gelegt anzusehm find; 2. die privatrechtlichen Lasten, die auf den zum eingebrachten Gute ge­ hörenden Gegenständen ruhen; 3. die Zahlungen, die für die Berficherung der zum eingebrachtm Gute gehörenden Gegenstände zu leisten sind.

§ 1386. Der Mann ist der Frau gegenüber verpflichtet, für die Dauer der Verwaltung und Nutznießung die Zinsm derjenigen Verbind­ lichkeiten der Frau zu tragen, deren Berichtigung aus dem eingebrachten Gute verlangt werden kann. Das Gleiche gilt von wiederkehrmden Leist­ ungen anderer Art, einschließlich der von der Frau auf Grund ihrer ge­ setzlichen Unterhaltspflicht geschuldeten Leistungen, sofem sie bei ordnungs­ mäßiger Verwaltung aus den Einkünften des Vermögens bestritten werden. Die Verpflichtung des Mannes tritt nicht ein, wenn die Derbindlichkeitm oder die Leistungen im Verhältniffe der Ehegatten zu einander dem Vorbehaltsgute der Frau zur Last fallen. 5 1387. Der Mann ist der Frau gegenüber verpflichtet, zu tragen: 1. die Kosten eines Rechtsstreits, in welchem er ein zum eingebrachten Gute gehörendes Recht geltend macht, sowie die Kosten eines RechtSstretts, dm die Frau führt, sofern nicht die Kosten dem Vorbehalts­ gute zur Last fallen; 2. die Kosten der Vertheidigung der Frau in einem gegen sie gerichteten Strafverfahren, sofern die Aufwendung der Kosten den Umständen nach geboten ist oder mit Zustimmung des Mannes erfolgt, vor­ behaltlich der Ersatzpflicht der Frau im Falle ihrer Vemrtheilung. ß 1388. Soweit der Mann nach den §§ 1385 bis 1387 der Frau gegenüber deren Verbindlichkeiten zu tragen hat, hastet er den Gläubigern neben der Frau als Gefammtfchuldner.

tz 1389.

Der Mann hat den ehelichen Aufwand zu tragen. Die Frau kann verlangen, daß der Mann dm Reinertrag des eingebrachten Gutes, soweit dieser zur Bestreitung des eigenen und des

1

BGB

der

Frau und dm gemeinschaftlichen Abkömmlingen zu gewährenden Unterhalts erforderlich ist, ohne Rücksicht auf seine sonstigen Verpflichtungen zu diesem Zwecke verwendet.

$ 1390» Macht der Mann zum Zwecke der Berwaltimg des eingebrachten Gutes Aufwendungen, die er den Umständm nach für er­ forderlich halten darf, so kann er von der Frau Ersatz verlangm, sofern nicht die Aufwendungen ihm selbst zur Last fallen.

§ 1391. Wird durch das Verhalten des Mannes die Beforgniß begründet, daß die Rechte der Frau in einer das eingebrachte Gut er­ heblich gefährdenden Weife verletzt werdm, so kann die Frau von dem Manne Sicherheitsleistung verlangen. DaS Gleiche gilt, wenn die der Frau aus der Verwaltung und Nutznießung des Mannes zustehenden Ansprüche auf Ersatz beß Werthes verbrauchbarer Sachen erheblich gefährdet sind.

§ 1392. Liegen die Voraussetzungen vor, unter denen der Mann zur Sicherheitsleistung verpflichtet ist, so kann die Frau auch verlangen, daß der Mann die zum eingebrachten Gute gehörenden Jnhaberpapiere nebst den Erneuerungsscheinen bei einer Hinterlegungsstelle oder bei der Reichsbank mit der Bestimmung hinterlegt, daß die Herausgabe von dem Manne nur mit Zustimmung der Frau verlangt werden kann. Die Hinterlegung von Jnhaberpapieren, die nach § 92 zu den verbrauchbaren Sachen gehören, sowie von Zins-, Renten- oder Gewinnantheilscheinen kann nicht verlangt werden. Den Jnhaberpapieren stehen Orderpapiere gleich, die mit Blankoindoflament versehen sind. Ueber die hinterlegten Papiere kann der Mann auch eine Ver­ fügung, zu der er nach § 1376 berechtigt ist, nur mit Zustimmung der Frau treffen. § 1393. Der Mann kann die Jnhaberpapiere, statt sie nach 8 1392 zu hinterlegen, auf den Namen der Frau umschreiben oder, wenn sie von dem Reiche oder einem Bundesstaat ausgestellt sind, in Buch­ forderungen gegen das Reich oder den Bundesstaat umwandeln lasten. § 1394. Die Frau kann Ansprüche, die ihr auf Grund der Verwaltung und Nutznießung gegen den Mann zustehen, erst nach der Beendigung der Verwaltung und Nutznießung gerichtlich geltend machen, es sei denn, daß die Voraussetzungen vorliegen, unter denen die Frau nach 8 1391 Sicherheitsleistung verlangen kann. Der im § 1389 Abs. 2 bestimmte Anspruch unterliegt dieser Beschränkung nicht. § 1395. Die Frau bedarf zur Verfügung über eingebrachtes Gut der Einwilligung des Mannes. § 1396. Verfügt die Frau durch Vertrag ohne Einwilligung des Mannes über eingebrachtes Gut, so hängt die Wirksamkeit des Vertrags von der Genehmigung de8 Mannes ab. Fordert der andere Theil den Mann zur Erllärnng über die Ge­ nehmigung auf, so kann die Erllärung nur ihm gegenüber erfolgen; eine vor der Aufforderung der Frau gegenüber erllärte Genehmigung oder

BGB.

Viertes Buch.

Familienrecht.

1

Verweigerung der Genehmigung wird unwirksam. Die Genehmigung kann nur bis zum Ablaufe von zwei Wochen nach dem Empfange der Aufforderung eälärt werden; wird sie nicht erklärt, so gilt sie als ver­ weigert. Verweigert der Mann die Genehmigung, so wird der Vertrag nicht dadurch wirksam, daß die Verwaltung und Nutznießung aufhört.

5 1397. BiS zur Genehmigung des Vertrags ist der andere Theil zum Widerrufe berechtigt. Der Widerruf kann auch der Frau gegenüber erklärt werden. Hat der andere Theil gewußt, daß die Frau Ehefrau ist, so kann er nur widerrufen, wenn die Frau der Wahrheit zuwider die Einwilligung des Mannes behauptet hat; er kann auch in diesem Falle nicht wider­ rufen, wenn ihm das Fehlen der Einwillignng bei dem Abschlüsse des Vertrags bekannt war. § 1398. Ein einseitiges Rechtsgeschäft, durch das die Frau ohne Einwilligung des Mannes über eingebrachtes Gut verfügt, ist unwirksam.

8 1399. Zu Rechtsgeschäften, durch die sich die Frau zu einer Leistung verpflichtet, ist die Zustimmung des Mannes nicht erforderlich. Stimmt der Mann einem solchen Rechtsgeschäfte zu, so ist eS in Ansehung des eingebrachten Gutes ihm gegenüber wirksam. Stimmt er nicht zu, so muß er das Rechtsgeschäft, soweit das eingebrachte Gut be­ reichet wird, nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerecht­ fertigten Bereicherung gegen sich gelten lasten.

8 1409. Führt die Frau einen Rechtsstreit ohne Zustimmung des Mannes, so ist das Urtheil dem Manne gegenüber in Ansehung des eingebrachten Gutes unwirksam. Ein zum eingebrachten Gute gehörendes Recht kann die Frau im Wege der Klage nur mit Zustimmung des Mannes gellend machen.

8 1401. Die Zustimmung des Mannes ist in den Fällen der 83 1395 bis 1398, des § 1399 Abs. 2 und deS § 1400 nicht erforder­ lich, wenn der Mann durch Krankheit oder durch Abwesenheit an der Abgabe einer Erklärung verhindert und mit dem Aufschübe Gefahr ver­ bunden ist. 8 1402. Ist zur ordnungsmäßigen Besorgung der persönlichen Angelegenheiten der Frau ein Rechtsgeschäft erforderlich, zu dem die Frau der Zustimmung des Mannes bedarf, so kann die Zustimmung auf Antrag der Frau durch daS Vormundschastsgericht ersetzt werden, wenn der Mann sie ohne ausreichenden Grund verweigert.

8 1403. Ein einseitiges Rechtsgeschäft, daS sich auf das ein­ gebrachte Gut bezieht, ist dem Manne gegenüber vorzunehmen. Ein einseitiges Rechtsgeschäft, daS sich auf eine Verbindlichkeit der Frau bezieht, ist der Frau gegenüber vorzunehmen; das Rechtsgeschäft muß jedoch auch dem Manne gegenüber vorgenommen werden, wenn. eS in Ansehung deS eingebrachten Gutes ihm gegmüber wirksam sein soll.

1

BGB.

§ 1404. Die Beschränkungen, denen die Frau nach den 88 1395 bis 1403 unterliegt, muß ein Dritter auch dann gegen fich gelten lassen, wenn er nicht gewußt hat, daß die Frau eine Ehesrau ist.

§ 1405. Ertheilt der Mann der Frau die Einwilligung zum selbständigen Betrieb eines Erwerbsgeschäfts, so ist seine Zustimmung zu solchen Rechtsgeschäften und Rechtsstreitigkeiten nicht erforderlich, die der Geschäftsbetrieb mrt sich bringt. Einseitige Rechtsgeschäfte, die sich auf daS Erwerbsgeschäft beziehen, sind der Frau gegenüber vorzunehmen. Der Einwilligung des Mannes in den Geschäftsbetrieb steht eS gleich, wenn die Frau mit Wißen und ohne Einspruch des Mannes das Erwerbsgeschäft betreibt. Dritten gegmüber ist ein Einspruch und der Widerruf der Ein­ willigung nur nach Maßgabe des § 1435 wirksam. § 1406. Die Frau bedarf nicht der Zustimmung deS Mannes: 1. zur Annahme oder Ausschlagung einer Erbschaft oder eines Vermächtnisies, zum Verzicht auf den Pflichttheil sowie zur Errichtung deS Inventars über eine ««gefallene Erbschaft; 2. zur Ablehnung eines Vertragsantrags oder einer Schenkung; 3. zur Vornahme eines Rechtsgeschäfts gegenüber dem Manne. § 1407. Die Frau bedarf nicht der Zustimmung deS Mannes: 1. zur Fortsetzung eines zur Zeit der Eheschließung anhängigen Rechts­ streits ; 2. zur gerichtlichen Geltendmachung eines zum eingebrachten Gute ge­ hörenden Rechtes gegen den Mann; 3. zur gerichllichen Geltendmachung eines zum eingebrachten Gute ge­ hörenden Rechtes gegen einen Dritten, wenn der Mann ohne die erforderliche Zustimmung der Frau über das Recht verfügt hat; 4. zur gerichtlichen Geltendmachung eines Widerspruchrechts gegenüber einer Zwangsvollstreckung.

§ 1408. Das Recht, daS dem Manne an dem eingebrachten Gute kraft seiner Verwaltung und Nutznießung zusteht, ist nicht übertragbar. § 1409. Steht der Mann unter Vormundschaft, so hat ihn der Vormund in den Rechten und Pflichten zu vertreten, die sich aus der Verwaltung und Nutznießung des eingebrachten Gutes ergeben. Dies gilt auch dann, wenn die Frau Vormund des Mannes ist. 3. Schuldenhaftung.

§ 1410. Die Gläubiger des Mannes können nicht Befriedigung aus dem eingebrachten Gute verlangen. § 1411. Die Gläubiger der Frau können ohne Rücksicht auf die Verwaltung und Nutznießung des Mannes Befriedigung aus dem ein­ gebrachten Gute verlangen, soweit fich nicht auS den 83 1412 bis 1414 ein Anderes ergiebt. Sie unterliegen bei der Geltendmachung der Ansprüche der Frau nicht der im § 1394 bestimmten Beschränkung.

BGB.

Viertes Buch.

Familienrecht.

Hat der Mann verbrauchbare Sachen nach § 1377 Abs. 3 ver­ äußert oder verbraucht, so ist er den Gläubigem gegenüber zum sofortigen Ersätze verpflichtet.

§1412. DaS eingebrachte Gut haftet für eine Verbindlichkeit der Frau, die aus einem nach der Eingehung der Ehe vorgenommenen Rechts­ geschäft entsteht, nur dann, wenn der Mann seine Zustimmung zu dem Rechtsgeschäft ertheilt oder wenn das Rechtsgeschäft ohne seine Zustimmung ihm gegenüber wirksam ist. Für die Kosten eines Rechtsstreits der Frau haftet das eingebrachte Gut auch dann, wenn daS Urtheil dem . Manne gegenüber in Ansehung deS eingebrachten Gutes nicht wirksam ist.

§ 1413. DaS eingebrachte Gut haftet nicht für eine Verbindlichkeit der Frau, die in Folge des Erwerbes einer Erbschaft oder eines Ver­ mächtnisses entsteht, wenn die Frau die Erbschaft oder das Vermächtniß nach der Eingehung der Ehe als DorbehaltSgut erwirbt.

§ 1414. DaS eingebrachte Gut haftet nicht für eine Verbindlich­ keit der Frau, die nach der Eingehung der Ehe in Folge eines zu dem Vorbehaltsgute gehörenden Rechtes öder des Besitzes einer dazu gehörenden Sache entsteht, eS sei denn, daß daS Recht oder die Sache zu einem Erwerbsgeschäfte gehört, das die Frau mit Einwilligung deS Mannes selbständig betreibt. § 1415. Im Verhältnisse der Ehegatten zu einander fallen dem Vorbehaltsgute zur Last: 1. die Verbindlichkeiten der Frau aus einer unerlaubten Handlung, die sie während der Ehe begeht, oder aus einem Strafverfahren, das roegen einer solchen Handlung gegen sie gerichtet wird; 2. die Verbindlichkeiten der Frau aus einem sich auf das Vorbehalts­ gut beziehenden Rechtsverhältniß, auch wenn sie vor der Eingehung der Ehe oder vor der Zeit entstanden sind, zu der das Gut Vor­ behaltsgut geworden ist; 3. die Kosten eines Rechtsstreits, den die Frau über eine der in Nr. 1, 2 bezeichneten Verbindlichkeiten führt. § 1416. Im Verhältnisse der Ehegatten zu einander fallen die Kosten eines Rechtsstreits zwischen ihnen dem Vorbehaltsgute zur Last, soweit nicht der Mann sie zu tragen hat. Das Gleiche gilt von den Kosten eines Rechtsstreits zwischen der Frau und einem Dritten, eS sei denn, daß das Urthell dem Manne gegenüber in Ansehung deS eingebrachten Gutes wirksam ist. Betrifft jedoch der Rechtsstreit eine persönliche Angelegenheit der Frau oder eine nicht unter die Vorschriften des 8 1415 Nr. 1, 2 fallende Verbindlichkeit, für die das eingebrachte Gut haftet, so findet diese Vorschrift keine Anwendung, wenn die Aufwendung der Kosten den Umständen nach geboten ist. § 1417. Mrd eine Verbindlichkeit, die nach den 88 1415, 1416 dem Vorbehaltsgute zur Last fällt, aus dem eingebrachten Gute berichtigt, so hat die Frau aus dem DorbehaltSgüte, soweit dieses reicht, zu dem eingebrachten Gute Ersatz zu leisten.

I

1

BGB

Wird eine Verbindlichkeit der Frau, die tut Verhältnisse der Ehe­ gatten zu einander nicht dem Vorbehaltsgute zur Last fällt, aus dem Vorbehaltsgute berichttgt, so hat der Mann aus dem eingebrachten Gute, soweit dieses reicht, zu dem Vorbehaltsgut Ersatz zu leisten.

4. Beendigung der Verwaltung und Nutznießung.

§ 1418. Die Frau fotut auf Aufhebung der Verwaltung und Nutznießung klagen: 1. wenn die Voraussetzungen vorliegen, unter denen die Frau nach § 1391 Sicherheitsleistung verlangen kann; 2. wenn der Mann seine Verpflichtung, der Frau und den gemein« schaftlichen Abkömmlingen Unterhalt zu gewähren, verletzt hat und für die Zukunst eine erhebliche Gefährdung des Unterhalts zu besorgen ist. Eine Verletzung der Unterhaltspflicht liegt schon dann vor, wenn der Frau und den gemeinschaftlichen Abkömmlingen nicht mindestens der Unterhalt gewährt wird, welcher ihnen bei ordnungsmäßiger Ver­ waltung und Nutznießung des eingebrachten Gutes zukommen würde; 8. wenn der Mann entmündigt ist; 4. wenn der Mann nach § 1910 zur Besorgung seiner Vermögens­ angelegenheiten einen Pfleger erhalten hat; 5. wenn für den Mann ein Abwesenheitspfleger bestellt und die baldige Aufhebung der Pflegschaft nicht zu erwarten ist.

Die Aufhebung der Verwaltung und Nutznießung tritt mit der Rechtskraft des Urtheils ein.

§ 1419. Die Verwaltung und Nutznießung endigt mit der Rechts­ kraft des Beschlufles, durch den der Konkurs über das Vermögen des Mannes eröffnet wird.

§ 1420. Die Verwaltung und Nutznießung endigt, wenn der Mann für todt erklärt wird, mit dem Zeitpuntte, der als Zeitpunkt deS Todes gilt. 8 1421. Nach der Beendigung der Verwaltung und Nutznießung hat der Mann das eingebrachte Gut der Frau herauszugeben und ihr über die Verwaltung Rechenschaft abzulegen. Auf die Herausgabe eines landwirthschastlichen Grundstücks findet die Vorschrift deS 8 592, auf die Herausgabe eines Landguts finden die Vorschriften der §§ 592, 593 ent­ sprechende Anwendung.

8 1422. Wird die Verwaltung und Nutznießung auf Grund des 8 1418 durch Urtheil aufgehoben, so ist der Mann zur Herausgabe des eingebrachten Gutes so verpflichtet, wie wenn der Anspruch auf Heraus­ gabe mit der Erhebung der Klage auf Aufhebung der Verwaltung und Nutznießung rechtshängig geworden wäre.

8 1423. Hat der Mann ein zum eingebrachten Gute gehörendes Grundstück vermiethet oder verpachtet, so finden, wenn das Mieth- oder Pachtverhältniß bei der Beendigung der Verwaltung und Nutznießung noch besteht, die Vorschriften deS 8 1056 entsprechende Anwendung.

BGB.

Viertes Büch.

1

Familienrecht.

81424. Der Mann ist auch nach der Beendigung der Verwaltung und Nutznießung zur Fortführung der Verwaltung berechtigt, bis er von der Beendigung Kenntniß erlangt oder sie kennen muß. Ein Dritter kann sich auf diese Berechtigung nicht berufen, wenn er bei der Vor­ nahme eines Rechtsgeschäfts die Beendigung der Verwaltung und Nutzuießung kennt oder kennen muß. Endigt die Verwaltung und Nutznießung in Folge des Todes der Frau, fo hat der Mann diejenigen zur Verwaltung gehörenden Geschäfte, mit deren Aufschübe Gefahr verbunden ist, zu «sorgen, bis der Erbe anderweit Fürsorge treffen kann.

8 1425. Mrd die Entmündigung oder Pflegschaft, wegen deren die Aufhebung der Verwaltung und Nutznießung erfolgt ist, wiederauf­ gehoben oder wird der die Eutmündigung auSfprechrnde Beschluß mit Er­ folg angefochten, so kann der Mann auf Wiet^rherstellung seiner Rechte klagen. Das Gleiche gilt, wenn der für todt erllärte Mann noch lebt. Die Wiederherstellung der Rechte der Mannes tritt mit der Rechts­ kraft des Urtheils an. Du Vorschrift des § 1422 findet entsprechende Anwendung. Im Falle der Wiederherstellung wird DorbehaltSgut, was ohne die Aufhebung der Rechte des Mannes DorbehaltSgut geblieben oder geworden fein würde. 5. Gütertrennung.

8 1426. Tritt nach 8 1364 die Verwaltung und Nutznießung des Mannes nicht ein oder endigt fie auf Grund der §§ 1418 blS 1420, so tritt Gütertrennung ein. Für die Gütertrennung gelten die Vorschriften der 83 1427 bis 1431.

8 1427. Der Mann hat dm ehelichen Aufwand zu tragen. Zur Bestreitung des ehelichen Aufwandes hat die Frau dem Manne einen angemessenen Beitrag aus den Einkünften ibreS Vermögens und dem Ertrag chrer Arbeit ober eines von ihr selbständig betriebenen ErwerbSgeschSsts zu leisten. Für die Vergangenheit kann der Mann die Leistung nur insoweit verlangen, als die Frau ungeachtet seiner Aufforderung mit der Leistung im Rückstände geblieben ist. Der Anspruch deS Mannes ist nicht übertragbar.

8 1428. Ist eine erhebliche Gefährdung des Unterhalts zu besorgen, den der Mann der Frau und den gemeinschaftlichen Abkömmlingen zu gewähren hat, so kann die Frau den Beitrag zu dem ehelichen Aufwand insoweit zur eigenen Verwendung zurückbehalten, als er zur Bestreitung des Unterhalts erforderlich ist. Das Gleiche gilt, wenn der Mann entmündigt ist oder wenn er nach 8 1910 zur Besorgung seiner Vermögensangelegenheiten einen Pfleger erhalten hat oder wenn für ihn ein Abwesenheitspfleger bestellt ist. 8 1429. Macht die Frau zur Bestreitung des ehelichen Aufwandes aus ihrem Vermögen eine Aufwendung oder überläßt sie dem Manne zu Jaeger, Relchrztvllgesetze. 3. Ruff.

14

BGB.

1

diesem Zwecke etwas aus ihrem Vermögen, so ist im Zweifel anzunehmen, daß die Abficht fehlt, Ersatz zu verlangen.

§ 1430. Ueberläßt die Frau chr Vermögen ganz oder theilweise der Verwaltung deS Mannes, so kann der Mann die Einkünfte, die er während seiner Verwaltung bezieht, nach freiem Ermessm verwenden, soweit nicht ihre Verwendung zur Bestreitung der Kosten der ordnungsmäßigen Verwaltung und zur Erfüllung solcher Verpflichtungen der Frau erforderlich ist, die bei ordnungsmäßiger Verwaltung aus den Einkünften des Vermögens bestritten werden. Die Frau kann eine abweichende Bestimmung treffen.

8 1431. Die Gütertrennung ist Dritten gegenüber nur nach Maßgabe des § 1435 wirksam. Das Gleiche gilt im Falle deS 8 1425 von der Wiederherstellung der Verwaltung und Nutznießung, wenn die Aufhebung in das GüterrechtSregister eingetragen worden ist. IL Vertragsmäßiges Güterrecht. 1.

Allgemeine Vorschriften.

8 1432. Die Ehegatten können ihre güterrechtlichen Derhältnifle durch Vertrag (Ehevertrag) regeln, insbesondere auch nach der Eingehung der Ehe den Güterstand aufheben oder ändern. 8 1433. Der Güterstand kann nicht durch Verweisung aus ein nicht mehr geltendes oder auf ein ausländisches Gesetz bestimmt werden. Hat der Mann zur Zeit der Eingehung der Ehe oder, falls der Vertrag nach der Eingehung der Ehe geschloffen wird, zur Zeit des VertragSabschluffes seinen Wohnsitz im Auslande, so ist die Verweisung auf ein an diesem Wohnsitze geltendes Güterrecht zulässig. 8 1434. Der Ehevertrag muß bei gleichzeitiger Anwesenheit beider Theile vor Gericht oder vor einem Notar geschloffen werden. 8 1435. Wird durch Ehevertrag die Verwaltung und Nutznießung deS Mannes ausgeschloffen oder geändert, so können einem Dritten gegenüber auS der Ausschließung oder der Aenderung Einwendungen gegen ein zwischen ihm und einem der Ehegatten vorgenommenes Rechtsgeschäft oder gegen ein zwischen ihnen ergangenes rechtskräftiges Urtheil nur hergeleitet werden, wenn zur Zeit der Vornahme des Rechtsgeschäfts oder zur Zeit deS Eintritts der Rechtshängigkeit die Ausschließung oder die Aenderung in dem Güter­ rechtsregister des zuständigen Amtsgerichts eingetragen oder dem Dritten bekannt war. DaS Gleiche gilt, wenn eine in dem Güterrechtsregister eingetragene Regelung der güterrechtlichen Verhältniffe durch Ehevertrag ausgehoben oder geändert wird. 8 1436. Wird durch Ehevertrag die Verwaltung und Nutznießung deS Mannes ausgeschloffen oder die allgemeine Gütergemeinschaft, die Errungenschaftsgemeinschaft oder die Fahrnißgemeinschaft aufgehoben, so tritt Gütertrennung ein, sofern sich nicht auS dem Vertrag ein Anderes ergiebt.

BGB. 2.

Viertes Buch.

Familienrecht.

1

Allgemeine Gütergemeinschaft.

§ 1437. Ein Ehevertrag, durch den die allgemeine Gütergemein­ schaft vereinbart oder aufgehoben wird, kann nicht durch einen gesetzliche« Vertreter geschlossen werden. Ist einer der Vertragfchließendm in der GeschLstsfähigkeü beschränkt, so bedarf er der Zustimmung seines gesetzlichen Vertreters. Ist der gesetzliche Vertreter ein Vormund, so ist die Genehmigung deS VormundfchaftSgerichtS erforderlich.

8 1438. Das Vermögen des Mannes und das Vermögen der Frau werden durch die allgemeine Gütergemeinschaft gemeinschaftliches Vermögen beider Ehegatten (Gesammtgut). Zu dem Gesammtgute gehört auch das Vermögen, das der Mann oder die Frau während der Güter­ gemeinschaft erwirbt. Die einzelnm Gegenstände werden gemeinfchaMch, ohne daß eS einer Uebertragung durch Rechtsgeschäft bedarf. Wird ein Recht gemeinfchaMch, das im Grundbuch eingetragen ist oder in das Grundbuch eingetragen werden kann, so kann jeder Ehegatte von dem anderen die Mitwirkung zur Berichtigung des Grundbuchs verlangen. 8 1438. Don dem Gesammtgut ausgeschlossen find Gegenstände, die nicht durch Rechtsgeschäft übertragen werden können. Auf solche Gegen­ stände finden die bei der Errungenschastsgemeinschast für daS eingebrachte Gut geltenden Vorschriften, mit Ausnahme deS § 1524, entsprechende Anwendung. § 1440.

Don dem Gesammtgut ausgeschloffen ist daS DorbehaltSgut. Vorbehaltsgut ist, was durch Ehevertrag für Vorbehaltsgut eines der Ehegatten erllärt ist oder von einem der Ehegatten nach § 1369 oder

8 1370 erworben wird.

8 1441. Auf das DorbehaltSgut der Frau finden die bei der Gütertrennung für das Vermögen der Frau geltenden Vorschriften ent­ sprechende Anwendung; die Frau hat jedoch dem Manne zur Bestreitung deS ehelichen Aufwandes einen Beitrag nur insoweit zu leisten, als die in das Gesammtgut fallenden Einkünfte zur Bestreitung deS Aufwandes nicht ausreichen.

8 1442. Ein Ehegatte kann nicht über seinen Antheil Gesammtgut und an den einzelnen dazu gehörenden Gegenständen er ist nicht berechtigt, Thellung zu verlangen. Gegen eine Forderung, die zu dem Gesammtgute gehört, Schuldner nur eine Forderung auftechnen, deren Berichtigung Gesammtgute verlangt werden kann.

an dem verfügen; kann der auS dem

8 1443. Das Gesammtgut unterliegt der Verwaltung deS Mannes. Der Mann ist insbesondere berechtigt, die zu dem Gesammtgute gehörenden Sachen in Besitz zu nehmen, über daS Gesammtgut zu verfügen sowie Rechtsstreitigkeiten, die fich auf daS Gesammtgut beziehen, im eigenen Namen zu führen.

1

BVB
loren geht.

§81. Der Anspruch auf Vergütung einer zur großen Haverei gehörenden Beschädigung wird durch eine besondere Haverei, welche den beschädigten Gegenstand später trifft, sei es, daß er von Neuem beschädigt wird oder ganz verloren geht, nur insoweit aufgehoben, als bewiesen ivird, daß der spätere Unfall mit dem früheren nicht allein in keinem Zusammen­ hänge steht, sondern daß er auch den früheren Schaden nach sich gezogen haben würde, wenn dieser nicht bereits entstanden gewesen wäre. Sind jedoch vor Eintritt des späteren Unfalls zur Wiederherstellung des beschädigten Gegenstandes bereits Aufwendungen gemacht, so bleibt rücksichtlich dieser der Anspruch auf Vergütung bestehen. § 82. In Bezug auf den Umfang der großen Haverei gelten, sofern die allgemeinen Voraussetzungen derselben vorhanden sind, die folgenden Bestimmungen:

BiiinenschG. Fünfter Abschnitt. Haverei.

17

1. Wenn Waaren, Schiffstheile oder SchiffSgeräthschaften über Bord ge­ worfen, Taue oder Segel weggeschnitten, Masten, Anker, Ankertaue oder Ankerketten gekappt worden find, so gehören zur großen Haverei sowohl diese Schäden selbst, als die durch solche Maßregeln an Schiff oder Ladung ferner verursachten Schäden. 2. Wenn zur Erleichterung des Schiffes die Ladung ganz oder theilweife in Leichterfahrzeuge übergeladen worden ist, so gehört zur großen Haverei sowohl der Leichterlohn, als der Schaden, welcher bei dem Ueberladen in das Leichterfahrzeug oder bei dem Rückladen in das Schiff der Ladung oder dem Schiffe zugefügt worden ist, sowie der Schaden, welcher die Ladung auf dem Leichterfahrzeuge betroffen hat. Muß die Erleichterung im regelmäßigen Verlaufe der Reise er­ folgen, so liegt große Haverei nicht vor. 3. Wenn das Schiff absichtlich festgefahren ist, um das Sinken desselben abzuwenden, oder wenn das Schiff absichtlich zum Sinken gebracht ist, um eine Zerstörung desselben und der Ladung durch Feuer zu verhüten, so gehören zur großen Haverei sowohl die durch die Maß­ regel entstandenen Schäden als auch die Kosten und Schäden der Abbringung oder Hebung. Wird daö Schiff nicht abgebracht oder gehoben oder wird es nach der Abbringung oder Hebung als reparaturunfähig befunden, so findet eine Havereivertheilung nicht statt. Ist das Schiff gesunken, ohne daß dies zur Rettung von Schiff und Ladung vorsätzlich herbeigeführt war, so gehören zwar nicht die durch den Unfall veranlaßten Schäden, wohl aber die zur gemein­ samen Hebung von Schiff und Ladung verwendeten Kosten sowie die zu diesem Zweck dem Schiffe oder der Ladung absichtlich zugefügten Schäden zur großen Haverei. 4. Wenn zur Abwendung einer durch Eisgang oder durch andere Um­ stände verursachten Gefahr, zu deren Beseitigung die ordnungsmäßige Bemannung des Schiffes nicht ausreicht, Hülfsmannschasten oder Schleppdampfer angenommen werden, so gehören die hierdurch ent­ stehenden Kosten und Schäden zur großen Haverei. Erfolgt die Annahme von Schleppdampfern oder Hülfsmannschasten im regelmäßigen Ver­ laufe der Reise, so liegt große Haverei nicht vor. 5. Wenn das Schiff wegen Eintritts des Winterfrostes gezwungen ist, einen Zwischenhafen aufzusuchen, so gehören zur großen Haverei die Kosten des Ein- und Auslaufens, die Schlepplöhne, die Hafengebühren, die für die Bewachung des beladenen Schiffes erforderlich gewordenen Kosten und, wenn zur Erleichterung des Schiffes die Ladung ganz oder theilweise in Leichterfahrzeuge übergeladen worden ist, der Leichter­ lohn, sowie der durch die Leichterung entstandene Schaden gemäß der Bestimmung unter Nr. 2.

§ 83. Wird außer dem Falle des 8 82 Nr. 5 das Schiff genöthigt, die Reife zu unterbrechen und an einem Zwischenorte liegen zu bleiben, so gehören die durch den Aufenthalt an diesem Orte entstehenden Kosten und Schäden nicht zur großen Haverei.

BinrrenschG

17

§ 84. Wenn durch die Auseinandersetzung unter den Betheiligten Kosten entstehen, so gehören auch diese Kosten zur großen Haverei. Dies gilt insbesondere von den Kosten für die Ermittelung der Schäden und für die Aufstellung der Rechnung über die große Haverei (Dispache). § 85. In Bezug auf den Umfang und die Berechnung der für die große Haverei zu beanspruchenden Vergütungen und der für dieselbe zu leistenden Beiträge finden die auf die Seeschiffahrt bezüglichen Be­ stimmungen der §§ 709 bis 720, 722 bis 724 des Handelsgesetzbuchs ent­ sprechende Anwenimng. Güter, welche sich zur Zeit des Havereifalles in einem Leichterfahrztuge befunden haben (Handelsgesetzbuch § 718), sind jedoch nur unter der Voraussetzung beitragspflichtig, daß sie sich mit dem Schiffe in Gefahr befunden haben. Auch findet bei der Ermittelung des von der Ladung zu leistenden Beitrags (Handelsgesetzbuch § 719) ein Abzug des Zolles für gerettete Güter nur insoweit statt, als der Zoll noch nicht entrichtet ist. Bei der Schadensberechnung bleiben die Beschädigungen und Verluste außer Ansatz, welche betreffen: 1. diejenigen Güter, über die weder ein Frachtbrief oder Ladeschein aus­ gestellt ist, noch das Manifest oder Ladebuch Auskunft giebt; 2. die Kostbarkeiten, Gelder und Werthpapiere, welche dem Frachtführer nicht bezeichnet sind.

Die Ausnahme unter Nr. 1 gilt nicht für den Hatenverkehr.

§ 86.

Die Vertheilung der Schäden erfolgt an dem Orte, wo

die Reise endet.

§ 87.

Die Dispache ist von dem Schiffer unverzüglich aufzustelleu Derselbe ist berechtigt und auf Verlangen eines Betheiligten ver­ pflichtet, die Aufstellung einem Sachverständigen (Dispacheur) zu über­ tragen. In Ermangelung eines für Havereifälle bei der Binnen- oder Seeschiffahrt ein für allemal bestellten Dispacheurs hat auf Antrag das Amtsgericht eine geeignete Person als Dispacheur besonders zu bestellen. Jeder Betheiligte ist verpflichtet, die zur Aufstellung der Dispache erforderlichen Urkunden, soweit er sie zu seiner Verfügung hat, insbesondere Frachtbriefe, Ladescheine und Fakturen, dein Schiffer oder Dispachen» niitzntheilen.

§ 88. Wird die Ausstellung der Dispache verzögert, |o ist jeder Betheiligte, unbeschadet seines Anspruchs auf Ersatz des durch die Vcrzögerung entstandenen Schadens, befugt, die Aufstellung der Dispache durch einen Dispacheur selbst zu veranlassen und zu betreiben. § 89. Die Vergütungsberechtigten haben wegen der von dem Schiffe zu entrichtenden Beiträge die Rechte von Schiffsgläubigern (§§ 102 bis 115). Auch in Ansehung der beitragspflichtigen Güter steht den Vergütungs­ berechtigten an den einzelnen Gütern wegen des von diesen zu entrichtenden Beitrags ein Pfandrecht zu. Das Pfandrecht kann jedoch nach der Aus lieferung der Güter nicht zum Nachtheile des dritten Erwerbers, welche', den Besitz in gutem Glauben erlangt hat, geltend gemacht werden.

BiiinenschG. Sechster Abschnitt. Zusammenstoß von Schiffen ic.

17

Das an den beitragspflichtigen Gütem den DergütungSberechtigten zustehende Pfandrecht wird für sämmtliche Berechtigte durch den Fracht­ führer ausgeübt. Die Geltendmachung des Pfandrechts durch den Fracht­ führer erfolgt nach Maßgabe der Borschriften, die für das Pfandrecht des Frachtführers wegen der Fracht und der Auslagen gelten.

§ 90. Eine persönliche Verpflichtung zur Entrichtung des Beitrags wird durch den Havereifall nicht begründet. Der Empfänger beitragspflichtiger Güter wird jedoch, wenn ihm bei der Annahme der Güter bekannt ist, daß davon ein Beitrag zu enüichten sei, für den letzteren insoweit persönlich verpflichtet, als der Beitrag, falls die Auslieferung nicht erfolgt wäre, aus den Gütern hätte geleistet werden können.

§ 91. Der Schiffer darf Güter, auf welchen Havereibeiträge hasten, vor deren Berichtigung oder Sicherstellung nicht ausliefern, widrigenfalls er für die Beiträge insoweit verantwortlich wird, als diese, falls die Aus­ lieferung nicht erfolgt wäre, aus den Gütern hätten geleistet werden können. Gegen Hinterlegung des beanspruchten Beitrags bei einer öffentlichen Hinterlegungsstelle hat die Auslieferung der Güter zu erfolgen. Wird diese Hinterlegung verzögert, so ist der Schiffer berechtigt, die Güter in einem öffentlichen Lagerhause oder in anderer sicherer Weise zu hinterlegen. Sechster Abschnitt.

Lufammenstosz von Schiffen, Bergung und DMfcletstung. § 92. In Bezug auf die Schadensersatzpflicht beim Zusammenstöße von Schiffen auf Flüssen oder sonstigen Binnengewäffern finden die Dor­ schristen der 88 734 bis 739 des Handelsgesetzbuchs mit der Maßgabe ent­ sprechende Anwendung, daß an die Stelle des RhederS der Schiffseigner tritt.

§ 93. Wird ein in Gefahr befindliches, von der Schiffsbesahung verlaffenes Schiff, oder wird aus einem solchen, vom Untergange unmittelbar bedrohten Schiffe die Ladung ganz oder theilweise geborgen, so hat der Perger Anspruch auf Bergelohn. Wird außer den bezeichneten Füllen ein Schiff oder besten Ladung and einer Schisfahrtsgefahr durch die Hülfe dritter Personen gerettet, so haben diese Anspruch auf HülfSlohn. Der Besatzung des Schiffes steht ein Anspruch auf Berge- oder Hülfslohn nicht zu. § 94. In Ermangelung einer Vereinbarung wird die Höhe des Berge- oder HülfSlohneS unter Berücksichfigung der Umstände des Falles durch daS Gericht nach billigem Ermeffen festgesetzt. Der Berge- und Hülsslohn umfaßt zugleich die Vergütung für die Aufwendungen, welche zum Zweck des Bergens und Rettens geschehen find. Nicht darin enthalten sind die Kosten und Gebühren der Behörden,

17

BimrenfchG

die Kosten für die Aufbewahrung, Erhaltung» Abschätzung und Veräußerung der geborgenen oder geretteten Gegenstände, sowie bte auf diesen ruhenden Zölle und sonstigen Abgaben. Bei der Bestimmung deS Betrages des Berge- oder Hülfslohnes kommen insbesondere in Anschlag: der bewiesene Eifer, die verwmdete Zeit, die geleisteten Dienste, die geschehenen Austvendungen, die Zahl der thätig gewesenen Personen, die Gefahr, welcher dieselben ihre Person, ihre Fahr­ zeuge oder ihre Geräthe ausgesetzt haben, sowie die Gefahr, welche den geborgenen oder geretteten Gegenständen gedroht hat, und der nach Abzug der Kosten (Absatz 3) verbliebene Werth derselben.

§ 95» Haben sich mehrere Personen an der Bergung oder Hülfe­ leistung betheiligt, so wird der Berge- oder Hülfslohn unter dieselben nach Maßgabe der persönlichen und sachlichen Leistungen der Einzelnen vertheilt. Zur entsprechenden Theilnahme sind auch diejenigen berechtigt, welche sich in derselben Gefahr der Rettung von Menschen unterzogen haben. Wird ein Schiff oder dessen Ladung von einem anderen Schiffe ge­ borgen oder gerettet, so hat der Schiffseigner des letzteren einen angemessenen Theil des Berge- oder Hülfslohnes zu beanspruchen.

§ 96.

Auf Berge- und Hülfslohn hat keinen Anspruch:

1. wer seine Dienste aufgedrungen, insbesondere wer ohne Erlaubniß des anwesenden Schiffers das Schiff betreten hat; 2. wer von den geborgenen Gegenständen dem Schiffer, dem Eigenthümer oder der zuständigen Behörde nicht sofort Anzeige gemacht hat. § 97. Wegen der Bergungs- und Hülfskvsten, einschließlich des Berge- und Hülfslohnes, stehen dem Gläubiger im Falle der Rettung des Schiffes die Rechte der Schiffsgläubiger (83 102 bis 115) und im Falle der Rettung von Gütern ein Pfandrecht an diesen zu. Geborgene Gegen­ stände können bis zur Sicherheitsleistung zurückbehalten werden. Die Pfandllage kann hinsichllich des Schiffes und der Fracht und, solange die Ladungsgüter noch nicht ausgeliefert sind, auch hinsichtlich dieser gegen den Schiffer gerichtet werden. Zuständig ist das Gericht, in dessen Bezirk die Bergung oder Hilfeleistung stattgefunden hat. § 98. Nach Auslieferung der Güter kann das Pfandrecht nicht zum Nachtheile eines dritten Erwerbers geltend gemacht werden, welcher den Besitz der geborgenen oder geretteten Güter in gutem Glauben er­ langt hat. § 99. Der Schiffer darf die Güter vor Befriedigung oder Sicher­ stellung des Gläubigers nicht ausliefern, widrigenfalls er dem Gläubiger insoweit verantwortlich wird, als dieser, wenn die Auslieferung nicht be­ wirkt wäre, aus den Gütern hätte befriedigt werden können. Hat der Schiffseigner die Auslieferung der Güter angeordnet. so finden die Borschriften im § 7 Absatz 2, 3 Anwendung. § 100. Eine persönliche Verpflichtung zur Entrichtung der Ber­ gungs- und Hülfskosten wird durch die Bergung oder Rettung nicht begründet.

BinnenschG. Siebenter Abschnitt. Schiffsgläubiger.

17

Der Empfänger von Gütern wird jedoch, wenn ihm bei der An­ nahme bekannt ist. daß davon BergungS- oder Hülfskosten zu berichtigen sind, für diese Kosten insoweit persönlich verpflichtet, als sie, falls die Auslieferung nicht erfolgt wäre, aus den Gütern hätten berichtigt werden

können. Sind noch andere Gegenstände gemeinschaftlich mit den ausgelieferten Gütern geborgen oder gerettet, so geht die persönliche Haftung des Em­ pfängers nicht über den Betrag hinaus, welcher bei Bertheilung der Kosten über sämmtliche Gegenstände auf die ausgelieferten Güter fällt.

§ 101, Für die der See zunächst gelegenen Binnengewässer können durch Verordnung der Landesregierungen hinsichtlich des Verfahrens bei der Bergung und Hülfeleistung und hinsichtlich der zuständigen Be­ hörden, sowie hinfichllich der Behandlung der geborgenen Gegenstände und der Festsetzung der BergungS- und Hülfskosten die für die Seeschiffahrt geltenden Vorschriften für anwendbar erklärt werden.

Siebenter Abschnitt. SchiffKMubloer. § 102. Die nachstehenden Forderungen gewähren die Rechte eines Schiffsgläubigers: 1. die öffentlichen Schiffs- und Schiffahrtsabgaben, insbesondere die Brücken-, Schleusen-, Kanal- und Hafengelder; 2 die aus den Dienstverträgen herrührenden Forderungen der Schiffs­ besatzung; 3. die Lootsengelder, sowie die BergungS- und Hülfskosten, einschließlich des Berge- und HülfSlohnes; die Beitrüge des Schiffes zur großen Haverei; die Forderungen ans Geschäften, welche der Schiffer außerhalb der im 8 15 bezeichneten Orte zur Abwendung einer dringeichen Gefahr von Schiff oder Ladung geschlossen hat. auch wenn der Schiffer Eigenthümer oder Miteigenthümer des Schiffes ist; 4. die Forderungen wegen Nichtablieferung oder Beschädigung der Ladungs­ güter und des im § 77 bezeichneten Reisegepäcks; 5. die nicht unter eine der vorigen Nummern fallenden Forderungen aus Rechtsgeschäften, welche der Schiffer als solcher kraft seiner gesch­ lichen Befugnisse (88 15, 16) und nicht mit Bezug auf eine Voll­ macht geschloffen hat, sowie die nicht unter eine der vorigen Nummem fallenden Forderungen wegen Nichterfüllung oder wegen unvollständiger oder mangelhafter Erfüllung eines von dem Schiffseigner geschloffenen Vertrages, insofern dessen Ausführung zu den Dienstobliegenheiten des Schiffers gehört hat (§ 4 Nr. 2); die Forderungen aus dem Verschulden einer Person der Schiffs­ besatzung (§ 3, § 4 Nr. 3), auch wenn dieselbe Eigenthümer oder Miteigenthümer des Schiffes ist;

17

BiimenfchG.

6. die Forderungen, welche der Berufsgenossenschaft nach den Borschristen über die Unfallversicherung, der Versicherungsanstalt nach den Vor­ schriften über die Invalidenversicherung und den Gemeinden und Krankenkaffen nach den Vorschriften über die Krankenversicherung gegen den Schiffseigner zustehen.

8 103. Die Schiffsgläubiger haben an dem Schiffe nebst Zubehör ein Pfandrecht. Das Pfandrecht ist gegen jeden dritten Besitzer des Schiffes verfolgbar. Die Befriedigung aus dem Pfande erfolgt auf Grund eines voll­ streckbaren Titels nach den Vorschriften über die Zwangsvollstreckung. 8 104. Das Pfandrecht der Schiffsgläubiger erstreckt sich außer­ dem auf die Bruttofracht derjenigen Frachtfahä, aus welcher ihre Forderung entstanden ist. Für die im 8 102 unter Nr. 2 aufgeführten Forderungen der Schiffsbesatzung besteht ein Pfandrecht an der Fracht der sämmtlichen Frachtsahrten, welche unter den Dienstvertrag fallen, aus dein die Forderungen entstanden sind. Als Frachtfahrt gilt jede Reise, welche entweder auf Grund eines neuen Frachtvertrages oder nach vollständiger Löschung der Ladung an­ getreten wird. Der Fracht steht tm Sinne dieses Abschnitts das sür die Besörderung von Personell zu entrichtende Fahrgeld mtb bei Schleppschiffen der Schlepplohn gleich.

8 105. Das einem Schiffsgläubiger zustehende Pfandrecht gilt in gleichem Maße für Kapital, Zinsen und Kosten.

8 106. Von den im § 102 unter Nr. 1 bis 5 aufgeführten Forderungen gehen die eine spätere Frachtfahrt betreffenden denjenigen vor, welche eine frühere Frachtfahrt betreffen. Zu den die letzte Fracht­ fahrt betreffenden Forderungen werden auch diejenigen gerechnet, welche nach Beendigung dieser Frachtfahrt entstanden find. Für die im § 102 unter Nr. 2 aufgeführten Forderungen der Schiffsbesatzung bestimmt sich das Vorzugsrecht nach der letzten Fracht­ fahrt, welche unter den Dienstvertrag fällt, aus dem die Forderungen entstanden sind. 8 107. Die Rangordnung der Forderungen, welche dieselbe Frachtsahrt betreffen oder als dieselbe Frachtfahrt betreffeild anzusehen fiild (§ 106), bestimmt sich durch die Nummernfolge, in welcher die Forderungen im 8 102 aufgeführt sind. Von den unter Nr. 1, 2, 4 und 5 bezeichneten Forderungen haben die unter derselben Nummer aufgeführten den gleichen Rang ohne Rück­ sicht auf die Zeit ihrer Entstehung. Von den unter Nr. 3 bezeichneten Forderungen geht die später ent­ standene der früher entstandenen vor; die gleichzeitig entstandenen sind gleichberechtigt. Forderungen, welche aus Anlaß eines und desselben Nothtalleö entstanden sind, gelten als gleichzeitig entstanden.

BinnenschG. Siebenter Abschnitt. Schisssgläublger.

17

§ 108. Die im § 102 unter Nr. 6 bezeichneten Forderungen stehen allen übrigen Forderungen von Schiffsgläubigern, ohne Rücksicht auf die Zeit ihrer Entstehung, nach.

§ 109. Das Pfandrecht des Schiffsgläubigers hat den Vorrang vor den sonstigen Pfandrechten an Schiff oder Fracht, für die im § 102 unter Nr. 4 bis 6 aufgeführten Forderungen jedoch hinsichtlich des Schiffes nur insoweit, als jene Pfandrechte nicht früher entstanden sind. Soweit hiernach die sonstigen Pfandrechte an dem Schiffe der Forderung eines Schiffsgläubigers vorgehen, haben sie zugleich den Vorrang vor den dieser Forderung nachstehenden Forderungen anderer Schiffs­ gläubiger. Erleidet ein Schiffsgläubiger, welchem der Schiffseigner nur mst Schiff und Fracht haftet, dadurch einen Ausfall an seiner Forderung, daß seinem Pfandrecht an dem Schiffe das Pfandrecht eines Gläubigers vor­ geht, der nicht Schiffsgläubiger ist, so wird der Schiffseigner in Höhe dieses Ausfalles persönlich verpflichtet.

K HO. Wird außer dem Falle der Zwangsversteigerung das Schiff veräußert, so ist der Erwerber berechtigt, die Ausschließung der unbekannten Schiffsgläubiger mit ihren Pfandrechten im Wege des Aufgebotsverfahrens zu beantragen.

§ 111. Die Vorschrift des § 110 findet keine Anwendung, wenn nur der Antheil eines Miteigenthümers des Schiffes den Gegenstand der Veräußerung bildet. § 112. Das Pfandrecht der Schiffsglällbiger an der Fracht ist so lange wirksam, als die Fracht noch aussteht oder die Frachtgelder in den Händen des Schiffers sind. Dies gilt auch im Falle einer Abtretung der Frachtforderung. Insoweit der Schiffseigner die Fracht eingezogen hat, hastet er den Schiffsgläubigern, welchen dadurch das Pfand ganz oder zum Theil ent­ geht, persönlich, und zwar einem jeden in Höhe desjenigen Betrages, welcher für denselben bei Vcrtheilung des eingezogenen Betrages nach der gesetzlichen Rangordnung sich ergiebt. Dieselbe persönliche Haftung des Schiffseigners tritt ein in Ansehung der am Abladungsorte zur Abladungszeit üblichen Fracht für Güter, welche für seine Rechnung abgeladen sind. Hat der Schiffseigner die Fracht zur Befriedigung eines oder mehrerer Gläubiger, welchen ein Pfandrecht an derselben zustand, verwendet, so ist er den Gläubigern, welchen der Vorzug gebührt hätte, nur insoweit verantwortlich, als erwiesen wird, daß er dieselben wissentlich verkürzt hat.

§ 113. Insoweit bei der Zwangsversteigerung oder bei einer sonstigen Veräußerung des Schiffes der Schiffseigner das Kaufgeld eingezogen hat, haftet er den Schiffsgläubigern, deren Pfandrechte in Folge der Zwangs­ versteigerung oder in Folge eines nach 8 HO eingcleitetcn AufgebotsverfahrenS erloschen find, persönlich in gleicher Weise, wie im Falle der Einziehung der Fracht.

17

BirmenfchG.

§ 114« Sendet der Schiffseigner, nachdem er von der Forderung eines Schiffsgläubigers, für welche er nur mit Schiff und Fracht haftet, Kenntniß erhalten hat, das Schiff zu einer neuen Reife aus, ohne daß dies zugleich im Interesse des Gläubigers geboten war, so wird er für die Forderung in Höhe desjenigen Betrages auch persönlich verpflichtet, welcher für den Gläubiger sich ergeben haben würde, falls der Werth, den das Schiff bei Antritt der Reise hatte, unter die Schiffsgläubiger nach der ge­ setzlichen Rangordnung verthellt worden wäre. Bis zum Beweise des Gegentheils wird angenommen, daß der Gläubiger bei dieser Dertheilung seine vollständige Befriedigung erlangt haben würde.

S 115. Die Vergütung für Aufopferung oder Beschädigung tu Fällen der großen Haverei tritt für die Schiffsgläubiger an Stelle des Gegenstandes, für den die Vergütung bestimmt ist. Dasselbe gilt von der Entschädigung, die wegen des Verlustes oder der Beschädigung des Schiffes oder wegen der durch Verlust oder Be­ schädigung von Gütern herbeigeführten Entziehung der Fracht dem Schiffs­ eigner von demjenigen gezahlt werden muß, welcher den Schaden durch eine rechtswidrige Handlung verursacht hat. Hat der Schiffseigner die Vergütung oder Entschädigung eingezogen, so haftet er in Höhe des eingezogenen Betrages den Schiffsgläubigern persönlich in gleicher Weise wie den Gläubigern einer Reise im Falle der Einziehung der Fracht (§ 112). § 116. Die wegen der Beiträge zur großen Haveret und der Bergungs- und Hülfskosten auf den Ladungsgütern haftenden Pfandrechte gehen den im § 443 des Handelsgesetzbuchs bezeichneten Pfandrechten vor. Unter den ersteren Pfandrechten hat das später entstandene vor dem früher entstandenen den Vorzug; die gleichzettig entstandenen sind gleichberechtigt; Forderungen, welche aus Anlaß desselben Nothfalles entstanden sind, gelten als gleichzeitig entstanden. In den Fällen der großen Haverei und des Verlustes oder der Be­ schädigung durch rechtswidrige Handlungen finden die Vorschriften dcs § 115 entsprechende Anwendung. Achter Abschnitt.

Verjährung. § 117. Mit dem Ablaufe eines Jahres verjähren: 1. die öffentlichen Schiffs- und Schiffahrtsabgaben, insbesondere die Brücken-, Schleusen-, Kanal- und Hafengelder; 2. die aus den Dienstverträgen herrührenden Forderungen der Schiffs­ besatzung ; 3. die Lootsengelder; 4. die BergungS- und Hülfskosten einschließlich des Berge- und HülsslohneS; 5. die Beitrüge zur großen Haverei;

BinnenschG. Neunter Abschnitt. Schisjsregister.

17

6. die Forderungen aus Geschäften, welche der Schiffer kraft seiner gesetz­ lichen Befugniffe (88 15,16) und nicht mit Bezug auf eine Vollmacht geschloffen hat; 7. die Forderungen aus dem Verschulden einer Person der Schiffs­ besatzung (8 3, 8 4 Nr. 3, 88 7, 92).

§ 118. Die Verjährung beginnt mit dem Schluffe des Jahres, in welchem die Forderung fällig geworden ist. Neunter Abschnitt. Schiffsregister.

H 119. Für Dampfschiffe und andere Schiffe mit eigener Trieb­ kraft, deren Tragfähigkeit mehr als 15 000 Kilogramm beträgt, sowie für sonstige Schiffe mit einer Tragfähigkeit von mehr als 20000 Kilogramm sind Schiffsregister zu führen. § 120. Das Schiffsregister wird bei dem zur Führung des Handels­ registers zuständigen Gerichte geführt. Die Landesregierungen sind befugt, die Führung des Registers für die Bezirke mehrerer Gerichte einem von diesen zu übertragen oder mit derselben da, wo die Führung der Register für Seeschiffe anderen Behörden obliegt, die letzteren zu betrauen.

§ 121. Das Schiffsregister ist öffentlich; die Einsicht ist während der gewöhnlichen Dienststunden einem Jeden gestattet. Von den Eintragungen können gegen Erlegung der Kosten Abschriften gefordert werden, die auf Verlangen zu beglaubigen sind. § 122. Jedes Schiff ist bei der Registerbehörde des Heimathsortes zur Eintragung in das Schiffsregister anzumelden. § 123. Die Verpflichtung zur Anmeldung liegt dem Eigenthümer des Schiffes und, wenn mehrere Miteigenthümer vorhanden sind, einem jeden von ihnen ob. Bei einer offenen Handelsgesellschaft, einer Kommanditgesellschaft oder einer Aktienkommanditgesellschaft sind die persönlich haftenden Gesellschafter, bei einer juristischen Person, einer Aktiengesellschaft, einer Gesellschaft mit beschräntter Haftung oder einer eingetragenen Genossenschaft die gesetzlichen Vertreter zur Anmeldung verpflichtet. Sind mehrere Verpflichtete vorhanden, so genügt die Anmeldung durch einen von ihnen.

§ 124. Die Anmeldung muß enthalten: 1. die Gattung und das Material sowie den Namen, die Nummer oder die sonstigen Merkzeichen des Schiffes; 2. die Tragfähigkeit und bei Dampfschiffen oder sonstigen Schiffen mit eigener Triebkraft die Stärke des Motors; 3. die Zeit und den Ort der Erbauung; 4. den Heimathsort;

17

BimrenschG.

5. den Namen und die nähere Bezeichnung des Eigenthümer? oder der Miteigentümer und im letzteren Falle die Größe des Antheils eines jeden Miteigentümers; bei Handelsgesellschaften genügt, auch soweit sie nicht juristische Personen sind, die Angabe der Firma und des Sitzes der Gesellschaft; 6. den Rechtsgrund, auf welchem das Eigenthum oder die Eigenthums­ antheile beruhen. Die Angaben sind glaubhaft zu machen.

§ 125. Jedes Schiff wird in das Schiffsregister unter einer be­ sonderen Ordnungsnummer eingetragen. Die Eintragung hat die im § 124 bezeichneten Angaben und den Tag der Eintragung zu enthalten. Ueber die Eintragung wird von der Registerbehörde eine Urkunde (Schiffsbrief) ertheilt, in welche der vollständige Inhalt der Eintragung aufzunehmen ist. § 126. Wenn Veränderungen in den eingetragenen Thatsachen oder Rechtsverhältnissen eintreten oder wenn das Schiff zu Grunde geht oder reparaturunfähig wird, so ist dies zur Eintragung in das Schiffs­ register anzumelden. In Bezug auf die Verpflichtung zur Anmeldung finden die Vor­ schriften der 88 123, 124 entsprechende Anwendung. Zur Anmeldung der Veräußerung des Schiffes oder eines Alltheiles an demselben ist der Er­ werber verpflichtet. Der Schiffsbrief ist mit der Anmeldung einzureichen; die Eintragung wird auf demselben durch die Registerbehörde vermerkt. Im Falle der Verlegung des Heimathsortes aus dem Rcgistcrbezirke hat die Registerbehörde nach Vollzug der Eintragung den Schiffsbrief mit einer beglaubigten Abschrift des Registerinhalts der neuen Registerbehörde zur Bewirkung der Eintragung zu übersenden.

§ 127. Das Gericht hat die Betheiligten zu den ihnen obliegendcil Anmeldungen durch Ordnungsstrafen anzuhalten. DaS Verfahren bestimmt sich nach den Vorschriften, welche für die Verhängung von Ordnungsstrafen in Betreff der Anmeldungen zum Handeln register gelten.

§ 128. Die Landesregierungen können bestimmen, daß auch Schiffe von einer geringeren als der im § 119 bezeichneten Tragfähigkeit in das Schiffsregister einzutragen sind. Aus die Anmeldung und Eintragung solcher Schiffe finden die Bestimmungen dieses Abschnitts gleichfalls Anwendung. § 129. Schiffe, welche beim Jnkrafttretcil dieses Gesetzes in ein nach den LandeSgesetzen geführtes Register für Binnenschiffe eingetragen sind, bedürfen keiner erneuten Eintragung. Hinsichtlich der diese Schiffe betreffenden Eintragungen gelten die bezeichneten Register als Schiffsregister im Sinne des gegenivärtigen Gesetzes

BinnenschG.

Zehnter Mschnitt.

Schlußbestiminungen

17

Zehnter Abschnitt.

Schluszbestimmungen. § 130, In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, in welchen durch Klage oder Widerklage ein Anspruch auf Grund dieses Gesetzes geltend gemacht ist, wird die Verhandlung und Entscheidung letzter Instanz im Sinne des § 8 des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze dem Reichsgerichte zugewiesen.

§ 131» Bei Schiffen, welche nur zu Fahrten innerhalb desselben Ortes bestimmt sind, finden auf das Rechtsverhältniß des Schiffers, sowie auf die Beförderung von Gütern die Bestimmungen in § 8 Absatz 4, §§ 15 bis 19, 27 bis 57 und § 72 Absatz 1 keine Anwendung. Durch die Landesregierungen kann bestimmt werden, daß Fahrten zwischen benachbarten Orten der Fahrt innerhalb desselben Ortes im Sinne deS ersten Absatzes gleichstehen. Auf Schiffahrtsbetriebe, welche im Anschlüsse an den Eisenbahn­ verkehr geführt werden und der staatlichen Eisenbahnaufsichtsbehörde unter­ stellt sind, finden die vorhergehenden Bestimmungen dieses Gesetzes keine Anwendung. Das Gleiche gilt bezüglich des Betriebes von Fähranstalten, fotoeit nicht der Betrieb mittelst frei schwimmender Schiffe stattfindet. 8 132. Der Bundesrath ist befugt, Bestimmungen über den Befähigungsnachweis der Schiffer und Maschinisten für Binnenschiffe zu treffen. Bezüglich der Schiffahrt auf Seen, welche keine fahrbare Ver­ bindung mit einer anderen Wafferstraße haben, steht die Befugniß der Landesregierung zu. Wer den Bestimmungen zuwider das Gewerbe eines Schiffers oder Maschinisten ausübt, wird mit Geldstrafe bis zu dreihundert Mark bestraft.

8 133. Welche Behörden in jedem Bundesstaate unter der Be­ zeichnung „höhere Verwaltungsbehörde" im Sinne dieses Gesetzes zu ver­ stehen stnd, wird durch die Zentralbehörde des Bundesstaates bekannt gemacht.

18. Besetz, betreffend die privatrecbtlitben Uerbältnisse der Flösserei, vom 15. Juni 1895. >,Rerchsgesctzblatt 1895 S. 341-348.)

§ 1. Floßsührer ist, wer ein Floß auf Flüssen oder sonstigen Binnengewässern fuhrt, gleichviel ob er bei einem Unternehmer, welcher die Beförderung des Floßes übernommen hat (Frachtflößer), oder bei den» Eigenthümer des Floßes im Dienste steht, oder ob er die Beförderung des Floßes selbst als Frachtflößer übernommen hat. § 2. Der Floßführer ist verpflichtet, bei seinen Obliegenheiten, namentlich bei der Erfüllung der von ihm anszusührenden Verträge, dir Sorgfalt eines ordentlichen Floßführers anzuwenden. Er haftet für jeden durch die Vernachlässigung dieser Sorgfalt enb standenen Schaden nicht nur dem Dienstherrn, sondern auch dem Absender und dem Empfänger des Floßes, sowie den Personen der Floßmannschaft, es sei denn, daß er auf Anweisung des Dienstherrn gehandelt hat. Auch in dein letzteren Falle bleibt der Floßsührer verantwortlich, wenn er es unterlassen hat, dem Dienstherrn die nach Lage des Falles erforderliche Aufklärung zu ertheilen, oder wenn ihm eine strafbare Handlung zur Last fällt. § 3. Der Floßsührer hat vor Antritt der Reise dafür zu sorgen, daß das Floß fest und dauerhaft verbunden, gehörig ausgerüstet, insbesondere mit den nöthigen Reserveausrüstungsgegcnständen versehen und hinreichend bemannt ist. Dauert die Reise voraussichtlich so lange, daß ein Uebernachtcn der Floßmannschaft aus dem Floße nöthig ist, so muß das letztere mit einein Schlafraume versehen sein. § 4. Der Floßsührer hat vor Antritt der Reise sich zn überzeugen, daß die Angaben über Stückzahl und Länge der Hölzer in den ans die

18

FlößereiG.

Beförderung bezüglichen Urkunden (Frachtbrief, Lieferschein) richtig find, und die Aenderung unrichtiger Angaben herbeizuführen. Unterläßt er dies, so wird bis zum Beweise des Gegentheils angenommen, daß der Floßführer die Hölzer in der Zahl und Länge, wie sie in den Urkunden verzeichnet sind, empfangen hat. Für Borkeverlust ist der Floßführer sowie der Frachtflößer nur im Falle einer böslichen Handlungsweise verantwortlich.

§ 5, Wenn der Floßführer durch Krankheit oder andere Ursachen verhindert ist, das Floß zu führen, so darf er den Antritt oder die Fort­ setzung der Reise nicht ungebührlich verzögern; er muß vielmehr, wenn Zeit und Umstände es gestatten, die Anordnung des Dienstherrn einholen und für die Zwischenzeit die geeigneten Vorkehrungen treffen, im entgegen­ gesetzten Falle aber einen anderen Floßführer einsetzen. Für diesen Stellvertreter ist er nur insofern verantwortlich, als ihm bei der Wahl desselben ein Verschulden zur Last fällt.

§ 6. Der Floßführer ist verpflichtet, von Beschädigungen des Floßes, von Verlusten an Ausrüstungsgegenständen sowie von der Ein­ setzung eines anderen Floßführers (§ 5) den Dienstherrn in Kenntniß zu setzen. Er hat m allen erheblichen Fällen, namentlich wenn er die Reise cinzustellen oder zu verändern sich genöthigt findet, die Ertheilung von Verhaltungsmaßregeln bei dem Dienstherrn nachzusuchen, sofern es die Umstände gestatten. § 7. Wenn der Flvßführer nicht im Dienste eines Frachtflößers oder des Floßeigenthümers steht, sondern selbst als Frachtflößer die Bewrderung des Floßes übernommen hat, so sind die in den 83 5 und 6 vorgeschriebenen Mittheilungen an den Absender zu richten. § 8. Wird das Floß von einem Unfall betroffen, so ist der Floßführer berechtigt und auf Verlangen seines Dienstherrn, des Absenders oder des Empfängers des Floßes verpflichtet, vor dem Amtsgerichte des £rte§, an welchem die Reise endet, und, wenn das Floß vorher an einem anderen Orte längere Zeit liegen bleiben muß, vor dem Amtsgerichte dieses Ortes eine Beweisaufnahme über den thatsächlichen Hergang, sowie über beit Umfang des eingetretenen Schadens und über die zur Abwendung oder Verringerung desselben angewcndeten Mittel zu beantragen. Er hat sich selbst zum Zeugnisse zu erbieten und die zur Feststellung des Sachverhältniffes sonst dienlicheil Beweismittel zu bezeichnen.

§ 9. Zur Aufnahme des Beweises bestimmt das Gericht einen thuiilichst nahen Termin, zu welchem der Floßführer und die sonst be­ zeichneten Zeugen zu laden sind. Dem Dienstherrn des Floßführers sowie dein Absender und dem Empfänger des Floßes ist von dem Termine Mittheilung zu machen, soweit es ohne unverhältnißmäßige Verzögerung des Verfahrens geschehen kann. Die Mittheilung kann durch öffentliche

Bekanntmachung erfolgen. § 10. Die Aufnahme des Beweises erfolgt nach den Vorschriften der Civilprozeßordnung. I a e a e c, Reichsuvilgesetze

3 Ausl

49

18

FlötzereiG.

Soweit hiernach nicht die Beeidigung des Floßsührers ausgeschlossen ist, beschließt über dieselbe das Gericht nach freiem Ermessen. Der Dienstherr des Floßführers, der Absender und der Einpfänger des Floßes, sowie die etwa sonst durch den Unfall Betroffenen sind be­ rechtigt, in Person oder durch Vertreter der Verhandlung beizuwohnen. Sie können eine Ausdehnung der Beweisaufnahme auf weitere Beweis­ mittel beantragen. Das Gericht ist befugt, eine Ausdehnung der Beweisaufnahme auch von Amtswegen anzuordnen, soweit dies zur Aufklärung des Sachverhalts erforderlich erscheint.

8 11. In Bezug auf die Erhebung von Gebühren und Auslagen finden die für daS Verfahren zur Sicherung des Beweises geltenden Be­ stimmungen des Gerichtskostengesetzes mit der Maßgabe Anwendung, daß als Gebühr nur die Halste der dort vorgesehenen Sätze und höchstens ein Betrag von dreißig Mark erhoben wird. Ist daS Verfahren auf Verlangen des Absenders oder des Einpfängers beantragt, so hat derselbe die entstandenen Kosten zu erstatten, soweit er nicht Anspruch auf Ersatz des durch den Unfall ihm entstandenen Schadens hat. Die Verpflichtung des Dienstherrn, dem Floßführer die verauslagten Kosten zu erstatten, wird hierdurch nicht berührt. 8 12. Sobald das Floß am Ablieferungsorte angekommen ist, hat der Floßführer dies dem Empfänger anzuzeigen. Wenn der Empfänger nicht zu ermitteln ist, so muß die Anzeige durch öffentliche Bekanntmachung in ortsüblicher Weise erfolgen. 8 13. Der Floßführer hat daS Floß an dem ihm von dem Empfänger angewiesenen Platze festzulegen. Wenn die Anweisung nicht rechtzeitig erfolgt, oder wenn die Wasser­ tiefe, die örtlichen Verordnungen oder Einrichtungen oder die Sperrung de? Platzes durch andere Flöße oder durch Schiffe die Befolgung der ertheilten Anweisung nicht gestatten, so kann der Floßführer, falls der Empfänger auf die Aufforderung nicht unverzüglich einen geeigneten Platz bezeichnet, selbst einen Platz zum Festlegen des Floßes wählen. Bei der Auswahl dieses Planes hat der Floßsührer das Interesse des Empfängers thunlichst zu berücksichtigen; auch hat er ihm unverzüglich von der Festlegung des Floßes Mittheilung zu machen. Ist der von dem Empfänger bezeichnete Platz nur zeitweilig nicht zu erreichen, so ist der Floßführer ans Verlangen des Empfängers ver­ pflichtet, mit der Mannschaft so lange bei dem Floße zu bleibe», bis es an diesem Platze festgelegt ist. Die durch den Anfeiithalt entstehenden Mehrkosten hat der Empfänger zu ersehen.

8 14. Verweigert der Empfänger die Annahme des Floßes oder ist er nicht zu ermitteln, so ist der Floßführer befugt, das Floß einem Spediteur oder einem sonst geeigneten Dritten für Rechnung uiib Gcfahi des Empfängers zu übergeben. Er hat hiervon den Absender und, falls der Empfänger bekannt ist, auch diesen unverzüglich zu benachrichtigen.

FlößereiG.

18

§ 15« Zur Vornahme von Rechtsgeschäften für den Dienstherr», insbesondere zur Einziehung der Frachtforderung desselben, ist der Floß­ führer nur auf Otunb einer ihn hierzu ermächtigenden Vollmacht befugt. § 16. Der Floßführer untersteht, soweit nicht in diesem Gesetze ein Anderes bestimmt ist, den Vorschriften, welche für die im § 133 a der Gewerbeordnung bezeichneten Personen gelten. Das Dienstverhältniß des Floßführers endigt, sofern nicht ein Anderes verabredet ist, mit der Vollendung der Reise und der Ablieferung des Floßes. Hinsichtlich der Voraussetzungen, unter welchen beiden Thellen daS Recht zusteht, die Auflösung des Dienstverhältnisses vor Ablauf der vertrags­ mäßigen Zeit und ohne Innehaltung einer Kündigungsfrist zu verlangen, bewendet es bei den Bestimmungen der §§ 133b bis 133d der Gewerbe­ ordnung. Ist ein die sofortige Entlassung rechtfertigender Grund nicht vor­ handen, so kann der Floßführer zwar jederzeit seines Dienstes mthoben werden, jedoch unbeschadet seiner Entschädigungsansprüche für die vertragSniäßige Dauer des Dienstverhältnisses. Wird das Dienstverhältniß vor der Ankunft des FloßeS am Ab­ lieferungsorte während der Reise aufgehoben, so hat der Floßführer Anspruch auf die Kosten der Rückreise nach dem Orte, an welchem er in Dienst getreten ist. Diese Bestimmung findet keine Anwendung, wenn der Floß­ führer sich einer Handlung schuldig gemacht hat, welche geeignet ist, seine sofortige Entlassung zu rechtfertigen. 8 17. Zur Floßmannschaft gehören mit Ausnahme des Floß­ führers alle zum Flößereidienste auf dem Floße angestellten Personen. Die Floßmannschaft untersteht der Gewerbeordnung.

8 18. Die Verpflichtung des FloßmanneS zum Dienstantritt be­ ginnt, wenn nichts Anderes verabredet ist, mit dem Abschlüsse des Dienst­ vertrages. Tritt der Floßmann den Dienst nicht binnen vierundzwanzig Stunden an, so braucht er nicht mehr angenommen zu werden. Seine Verbindlichkeit zum Schadensersätze wird hierdurch nicht berührt. 8 19. Der Floßmann ist verpflichtet, in Ansehung des Floß­ dienstes den Anordnungen des FloßführerS Folge zu leisten und jederzeit alle für die Flößerei ihm übertragenen Arbeiten zu verrichten. Er darf das Floß ohne Erlaubniß des FloßführerS nicht verlassen. Wird das Floß von einem Unfall betroffen, so hat der Floßmann für Rettung der Personen und für Sicherung der Floßtheile und der Gerüthschaften den Anordnungen des FloßführerS gemäß nach besten Kräften zu sorgen. 8 20. Wenn über die Zeit der Lohnzahlung nichts Anderes ver­ einbart ist, so kann der Floßmann am Schluffe jeder zweiten Woche die Auszahlung des verdienten Lohnes verlangen. 8 21. Das Dienstverhältniß des FloßmanneS endigt, sofern nicht ein Anderes verabredet ist, mit der Vollendung der Reise und der Ab­ lieferung des Floßes.

FlötzereiG.

18

Hinsichtlich der Voraussetzungen, unter welchen beiden Theilen das Recht zusteht, die Auflösung des Dienstverhältnisses vor Ablauf der ver­ tragsmäßigen Zeit zu verlangen, finden die Bestimmungen der §§ 123 bis 124 a der Gewerbeordnung mit der Maßgabe Anwendung, daß die so­ fortige Entlastung des Floßmannes auch stattfinden kann, wenn der An­ tritt oder die Fortsetzung der Reise durch den Eintritt des Winters ver­ hindert wird. Ist ein die sofortige Entlastung rechtfertigender Grund nicht vor­ handen, so kann der Floßmann zwar jederzeit seines Dienstes enthoben werden, jedoch unbeschadet seiner Entschädigungsansprüche für die vertrags­ mäßige Dauer des Dienstverhältnifles. Wird das Dienstverhältniß vor der Ankunft des Floßes ant Ab­ lieferungsorte während der Reise aufgehoben, so hat der Floßmann An­ spruch auf die Kosten der Rückreise nach dem Orte, an welchem er in Dienst getreten ist. Diese Bestimmung findet keine Anwendung, wenn der Floßmann sich einer Handlung schuldig gemacht hat, welche geeignet ist, seine sofortige Entlastung zu rechtfertigen.

§ 22. Für Beschädigungen, welche in Folge des Verschuldens des Floßführers oder einer Person der Floßmannschaft burd) das Floß ver­ ursacht werden, hastet der Eigenthümer mit dem Floße, unbeschadet seine-:Rückgriffsrechts gegen den Frachtflößer und gegen die schuldigen Personen. Für das Verschulden eines Zwangslootsen ist der Eigenthümer nicht verant wörtlich. Dem Entschädigungsberechtigten steht wegen seines Anspruchs ein Pfandrecht an dem Floße mit den im § 41 *) der Konkursordnung bezeichneten Wirkungen zu. Das Pfandrecht ist, solange das geflößte Holz noch ein geschloffenes Floß bildet, gegen jeden Besitzer verfolgbar. 9Znd) diesem Zeitpunkte kann das Pfandrecht nicht zum Nachtheile des dritten Erwerbers, der den Besitz in gutem Glauben erlangt hat, geltend gemacht werden. Die Klage kann, solange das Floß noch nicht abgeliefert ist, gegen den Floßführer gerichtet werden. § 23» Eine persönliche Verpflichtung des Eigenthumcrs wird binri) die Bestimmungen des § 22 nicht begründet. Soweit jedoch im Falle der Veräußerung des Floßes das Pfandrecht an diesem erlischt, hastcl der Veräußerer in Höhe des Erlöses persönlich. Eine nach dem bürgerlichen Rechte begründete persönliche Haftung des Eigcnthümers des Floßes oder des Frachtflößcrs wird hierdurch iiidjt berührt. § 24. Wird ein in Gefahr befindliches, von der Floßbcsahnng verlassenes Floß oder werden Theile eines Floßes, welche auf dem Wasser treiben oder an das Ufer getrieben sind, geborgen, so hat der Berger An­ spruch auf Bergelohn. Wird außer den bezeichneten Fällen ein Floß durch die Hulie dritter Personen ans einer Gefahr gerettet, so haben diese Anspruch auf Hulsslohn ') Jetzt § 40.

FlößereiG.

18

Der Besatzung des Floßes steht ein Anspruch auf Berge- oder Hülfstohn nicht zu.

§ 25» In Ermangelung einer Vereinbarung wird die Höhe des Berge- oder Hülfslohnes unter Berücksichtigung der Umstände des Falles durch das Gericht nach billigem Ermeßen festgesetzt. Der Berge- und Hülfslohn umfaßt zugleich die Vergütung für die Aufwendungen, welche zum Zweck des Bergens und Rettens geschehen sind. Nicht darin enthalten sind die Kosten und Gebühren der Behörden, die Kosten für die Aufbewahrung, Erhaltung, Abschätzung und Veräußerung der geborgenen oder geretteten Gegenstände, sowie die auf diesen ruhenden Zölle und sonstigen Abgaben. Bei der Bestimmung des Betrages des Berge- oder Hülfslohnes kommen insbesondere in Anschlag: der bewiesene Eifer, die verwendete Zeit, die geleisteten Dienste, die geschehenen Aufivendungen, die Zahl der thätig gewesenen Personen, die Gefahr, welcher dieselben ihre Person, ihre Fahr­ zeuge oder ihre Geräthe ausgesetzt haben, sowie die Gefahr, welche den geborgenen oder geretteten Gegenständen gedroht hat, und der nach Abzug der Kosten (Absatz 3) verbliebene Werth derselben. § 26. Haben sich mehrere Personen an der Bergung oder Hülfe­ leistung betheiligt, so wird der Berge- oder Hülfslohn unter dieselben nach Maßgabe der persönlichen und sachlichen Leistungen der Einzelnen vertheilt. Zur entsprechenden Theilnahme sind auch diejenigen berechtigt, welche sich in derselben Gefahr der Rettung von Menschen unterzogen haben. § 27. Auf Berge- und Hülfslohn hat keinen Anspruch: 1. wer seine Dienste aufgedrungen, insbesondere wer ohne Erlaubniß des anwesenden Floßführers das Floß betreten hat; 2. wer von den geborgenen Gegenständen dem Floßführer, dem Eigen­ thümer oder der zuständigen Behörde nicht sofort Anzeige gemacht hat. § 28. Wegen der Bergungs- und Hülfskosten, einschließlich des Berge- und Hülfslohnes, steht dem Gläubiger an den geborgenen oder geretteten Gegenständen ein Pfandrecht mit den inigti1) der Konkursordnung bezeichneten Wirkungen zu. Geborgene Gegenstände können bis zur Sicher­ heitsleistung znrückbehalten werden. In Bezug auf die Verfolgbarkeit des Pfandrechts gegen dritte Be­ sitzer finden die Bestimmungen des § 22 Absatz 2 und in Bezug auf die persönliche Verpflichtung des Eigenthümers des Floßes die Bestimmungen des § 23 Absatz 1 entsprechende Anwendung. Die Pfandklage kann, solange die geretteten Gegenstände noch nicht an den Empfänger ausgeliefert sind, gegen den Floßführer gerichtet werden. Zuständig ist das Gericht, in dessen Bezirke die Bergung oder Hülfeleistung stattgcsnnden hat. § 29. Die Pfandrechte für Bergungs- und Hülfskosten haben den Vorrang vor den Pfandrechten für Ansprüche wegen Beschädigung durch das Floß (§ 22). Unter mehreren Pfandrechten der ersteren Art geht das ')

Jetzt § 4‘J.

18

FlötzereiG

später entstandene dem früher entstandenen vor; mehrere Pfandrechte für Ansprüche wegen Beschädigung stehen im Range gleich. Beide Arten von Pfandrechten gehen allen sonstigen Pfandrechten vor.

8 30. Mit dem Ablaufe eines Jahres verjähren: 1. die öffenllichen Abgaben für die Flößerei, insbesondere die Brücken-, Schleusen-, Kanal- und Hafengelder; 2. die aus den Dienstverträgen herrührenden Forderungen des Floßführers und der Floßmannschast; 3. die Ersatzansprüche wegen Beschädigung durch ein Floß, sowie die Erstattungsforderung des Eigenthümers des Floßes gegen den Fracht­ flößer und gegen den Floßfahrer oder die Floßmannschaft (§ 22 Absatz 1); 4. die BergungS- und Hülfskosten, einschließlich des Berge- und Hülsslohnes; 5. die Forderungen des Frachtflößers wegen der Fracht mit Nebengebühren und Auslagen. Die Verjährung beginnt mit dem Schlüsse des Jahres, in welchem die Forderung fällig geworden ist. 8 31. In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, in welchen durch die Klage ein Anspruch auf Grund der Bestimmungen dieses Gesetzes geltend gemacht wird, wird die Verhandlung und Entscheidung letzter Instanz im Sinne des § 8 des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze dem Reichsgerichte zugewiesen.

8 32. Der Bundesrath ist befugt, Bestimmungen über den Be­ fähigungsnachweis der Floßführer zu treffen. Bezüglich der Flößerei auf Wasserstraßen, auf welchen eine regelmäßige Schiffahrt nicht stattfiiidei, steht diese Befugniß der Landesregierung zu. Wer den Bestimmungen zuwider das Gewerbe eines Floßführers ausübt, wird mit Geldstrafe bis zu dreihundert Mark bestraft. 8 33.

Dieses Gesetz tritt am 1. Januar 1896 in Kraft.

19. Besetz, betreffend das Jlaggenrecbt der Kauffahrteischiffe, vom 22. Juni 1899.

(ReichSgesetzblatt 1899 S. 319-325).')

§ 1. Die zuin Erwerbe durch die Seefahrt bestimmten Schiffe (Kauffahrteischiffe) mit Einschluß bu Lootsen-, Hochseefischerei-, Bergungs­ und Schleppfahrzeuge haben als Nationalflagge ausschließlich die Reichs­ flagge (Artikel 55 der Reichsverfassung) *) zu führen. Die Form der Reichsflagge und die Art ihrer Führung wird durch Kaiserliche Verordnung bestimmt. § 2. Zur Führung der Reichsflagge sind die Kauffahrteischiffe nur dann berechtigt, wenn sie im ausschließlichen Eigenthume von Reichsangehörigen stehen. Den Reichsangehörigen werden gleichgeachtet offene Handelsgesell­ schaften und Kommanditgesellschaften, wenn die persönlich haftenden Gesell­ schafter sämmtlich Reichsangehörige find; andere Handelsgesellschaften, eingetragene Genossenschaften und juristische Personen, wenn sie im Inland ihren Sitz haben, Kommanditgesellschaften auf Aksien jedoch nur dann, wenn die persönlich haftenden Gesellschafter sämmtlich Reichsangehörige find. § 3. Verliert der Eigenthümer einer Schiffspart die Reichsangeyörigkeit oder geht eine im Eigenthum eines Reichsangehörigen stehende Schiffspart in anderer Weise als durch Veräußerung (Handelsgesetzbuch 8 503) auf einen Ausländer über, so behält das Schiff noch bis zum Ablauf eines Jahres das Recht zur Führung der Reichsflagge. Sind seit dem im Abs. 1 bezeichneten Ereignisse sechs Monate ver­ strichen, so hat das Registergericht die übrigen Mitrheder auf ihren Antrag zu ermächtigen, die Schiffspart für Rechnung des EigenthümerS öffentlich versteigern zu lassen; über die Stellung des Antrags beschließen die übrigen Mitrheder nach Stimmenmehrheit; die Stimmen werden nach der Größe der Schiffsparten berechnet. Bei der Versteigerung der Schiffspart *) Durch dar Besetz vom 29. Mai 1901 (RGBl. 6.184) wurde 8 26 geändert und § 26» eingeschaltet. ’) Dieser Artikel lautet: .Die Flagge der Kriegs» und Handelsmarine ist schwarz-weiß-roth.'

19

FlaggeuG.

sönnen die Antragsteller mitbieten. Der Zuschlag darf nut einem Inländer ertheilt werden. Diese Vorschriften kommen nut zur Anwendung, wenn die Schiffs­ parten der Übrigen Mitrheder wenigstens zwei Drittheile des Schiffes umfaffen.

§ 4. Für die zur Führung der Reichsflagge befugten Kauffahrtei­ schiffe sind in den an der See oder an. Seeschiffahrtsstraßen belegenen Gebieten Schiffsregister zu führen. Die Schiffsregister werden von den Amtsgerichten geführt. Durch Anordnung der Landesjustizverwaltung kann die Führung des Registers fuv mehrere Amtsgerichtsbezirke einem Amtsgericht übertragen werden. § 5. Das Schiffsregister ist öffentlich; die Einsicht desselben ist Jedem gestattet. Von den Eintragungen können gegen Erlegung der Kosten Abschriften gefordert werden, die auf Verlangen zu beglaubigen sind. 8 6. Ein Schiff kann nur in das Schiffsregister des Hafens ein­ getragen werden, von welchem aus, als dem Heimathshafen, die Seefahrt mit dem Schiffe betrieben werden soll. Soll die Seefahrt von einem ausländischen Hasen oder von einem Hafen eines Schutzgebiets oder eines Konsulargerichtsbezirkes aus betrieben werden oder fehlt es an einem bestimmten Heimathshafen, so steht dem Rheder die Wahl des inländischen Registers frei. Hat der Rheder weder seinen Wohnsitz nach seine gewerbliche Niederlassung im Bezirke des Registergerichts, so ist er verpflichtet, einen im Bezirke des Negistergerichts wohnhaften Vertreter zu bestellen, welcher die nach diesem Gesetze für den Rheder begründeten Rechte und Pflichten gegenüber dem Registergerichte wahrzunehmen hat. Die Verpflichtung zur Bestellung eines Vertreters fällt weg, wenn das Registergericht seinen Sitz und der Rheder feinen Wohnsitz oder seine gewerbliche Niederlassung im Reichsgebiete hat. § 7. Die Eintragung in das Schiffsregister hat zu enthalten: 1. den Namen und die Gattung des Schiffes sowie das NnterscheidmigSsignal; 2. die Ergebnisse der amtlichen Vermessung; 3. die Zeit und den Ort der Erbaming, soweit sie sestzustellen sind; 4. den Heimathshafen; 5. den Namen und die nähere Bezeichnung des Rheders; bei einer Rhederei den Namen und die nähere Bezeichnung sämmt­ licher Mitrheder und des Korrespondentrheders sowie die Große der den einzelnen Mitrhedern gehörenden Schiffsparten; bei Handelsgesellschaften, eingetragenen Genossenschaften und juristi­ schen Personen die Firma oder den Namen und den Ort, an welchem sie ihren Sitz haben, bei offenen Handelsgesellschaften außerdem den Namen und die nähere Bezeichnung sämmtlicher Gesellschafter, bei Kommanditgesellschaften und Kommandit­ gesellschaften auf Aktien den Namen und die nähere Bezeichnung sämmtlicher persönlich hastender Gesellschafter; 6. die Angabe, daß in Ansehung der Reichsangehörigkeit der Betheiligte,: die gesetzlichen Anforderungen erfüllt sind;

FlaggenG.

IS

7. den Rechtsgrund, auf welchem die Erwerbung deS Schiffes oder der einzelnen Schiffsparten beruht; 8. den Tag der Eintragung; 9. die Ordnungsnummer, unter der das Schiff eingetragen ist. § 8. Die Eintragung in das Schiffsregister darf erst geschehen, nachdem das Recht des Schiffes zur Führung der Reichsflagge sowie alle int § 7 bezeichneten Thatsachen und Rechtsverhältnisse glaubhaft gemacht find. Solange die amtliche Vermessung im Zulande noch nicht hat statt­ finden können, dürfen die Ergebnisse der Vermessung auf Grund der Bermessungsurkunde einer ausländischen Behörde oder eines sonstigen glaubhaften Nachweises eingetragen werden.

§ 9. Ist der Rheder zugleich Angehöriger eines fremden Staates, so hat er auf Verlangen deS Registergerichts glaubhaft zu machen, daß das Schiff nicht in ein Schiffsregister dieses Staates eingetragen ist. Wird festgestellt, daß eine solche Eintragung besteht, so darf das Schiff nicht in ein inländisches Schiffsregister eingetragen werden. § 10. Ueber die Eintragung des Schiffes in das Schiffsregister wird von dem Registergericht eine mit dem Inhalte der Eintragung über­ einstimmende Urkunde (Schiffs-Certifikat) ausgestellt. Das Schiffs-Certifikat hat außerdem zu bezeugen, daß die nach § 8 erforderlichen Nachweise geführt sind und daß das Schiff zur Führung der Reichsflagge befugt ist. § 11. Durch das Schiffs-Certifikat wird das Recht des Schiffes ')iir Führung der Reichsflagge nachgewiesen. DaS Recht zur Führung der Reichsflagge darf vor der Ertheilung des Schiffs-Certifikats nicht ausgeübt werden. Das Schiffs-Certifikat oder ein von dem Registergerichte beglaubigter Auszug aus dem Certifikat ist während der Reife stets an Bord des Schiffes mitzuführen.

§ 12. Erlangt ein im Auslande befindliches Schiff dadurch, daß es in das Eigenthum eines Reichsangehörigen gelangt, das Recht zur Führung der Reichsflagge, so kann das Schiffs-Certifikat durch eine Be­ scheinigung ersetzt werden, die der Konsul, in dessen Bezirke das Schiff sich zur Zeit des Eigenthumsüberganges befindet, über das Recht zur Führung der Reichsflagge ertheilt (Flaggenzeugniß). DaS Flaggenzeugniß hat nur für die Dauer eines JahreS seit dem Tage der Ausstellung, darüber hinaus nur für die Dauer einer durch höhere Gewalt verlängerten Reife Gültigkeit. Ein Flaggenzeugniß kann auch behufs der ersten Ueberführung eines neuen Schiffes in einen anderen Hafen von dem Registergerichte des deutschen

Erbauungshafens ausgestellt werden. Dieses Zeugniß hat nur für die Dauer der Ueberführung Gültigkeit. Von der Ausstellung des Flaggenzeugniffes hat die ausstellende Be­ hörde, wenn ein deutscher Hafen zum Heimathshafen deS Schiffes bestimmt

ist, dem Registergerichte dieses Hafens Anzeige zu machen.

19

FlaggenG.

§ 13. Treten in den eingetragenen Thatsachen oder Rechtsver­ hältnissen Veränderungen ein, so sind sie in das Schiffsregister einzu­ tragen. Jede Eintragung ist baldthunlichst auf dem Schiffs-Certifikate zu vermerken. Die Aenderung des Namens des Schiffes bedarf der Ge­ nehmigung des Reichskanzlers. Geht das Schiff unter oder wird es als reparaturunfähig kondemnirt oder verliert es das Recht zur Führung der Reichsflagge, so ist es in dem Schiffsregister zu löschen und das Schiffs-Certifikat von dem Register­ gericht unbrauchbar zu machen. Das Gleiche gilt, wenn der Rheder zugleich Angehöriger eines fremden Staates ist, und sich ergiebt, daß das Schiff in ein Schiffsregister dieses Staates eingetragen ist. Im Falle der Beilegung des Heimathshafens aus dem Register­ bezirke hat das Registergericht nach Vollziehung der Eintragung das Schiffs-Certifikat mit einer beglaubigten Abschrift des Registerinhalts dem neuen Registergerichte zur Bewirkung der Eintragung zu übersenden. § 14. Die Thatsachen und Rechtsverhültniffe, welche gemäß § 13 eine Eintragung oder die Löschung im Schiffsregister erforderlich machen, sind dem Registcrgericht anzuzeigen und glaubhaft zu machen. Verpflichtet hierzu sind: alle Personen, deren Namen nach § 7 Nr. 5 in das Schiffs­ register einzutragen sind, bei juristischen Personen, eingetragenen Genossenschaften und solchen Handelsgesellschaften, welche keine persönlich haftenden Gesell­ schafter haben, die gesetzlichen Vertreter, in dem Falle des § 6 Abs. 2 Satz 2 statt des Rheders dessen Vertreter, in dem Falle eines Eigenthumswechsels, durch den das Recht des Schiffes zur Führung der Reichsflagge nicht berührt wird, auch der neue Erwerber des Schiffes oder der Schiffspart. Die Anzeige ist von dem Verpflichteten binnen sechs Wochen nach dem Ablaufe des Tages zu bewirken, an welchem er von der einzutragen den Thatsache Kenntniß erlangt hat. Sind mehrere Verpflichtete vorhanden, so genügt die Anzeige durch einen von ihnen. § 15. Ist eine Eintragung oder die Löschung im Schiffsregister erforderlich, so ist das Schiffs-Eertifikat, und wenn der Inhalt eines von dem Registergericht ertheilten Auszugs aus dem Schiffs-Certifikate berührt wird, auch dieser dem Gericht einzureichen. Zur Einreichung verpflichtet ist außer den im § 14 bezeichneten Personen auch der Schiffer, sobald sich das Schiff in dem Hafen befindet, in dessen Register es eingetragen ist. Das Gericht hat die Betheiligten zur Einreichung der Urkunden durch Ordnungsstrafen anzuhalten. Auf das Verfahren finden die Vorschristen der 88 132 bis 139 des Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwillige» Gerichtsbarkeit (Reichs-Gesetzbl. 1898 S. 771) entsprechende Anwendung. Befindet sich das Schiff im Auslande, so hat auf Antrag das Registergericht ein neues Schiffs-Certifikat auszustellen und es dem Schiffer gegen Rückgabe der nach Abs. 1 einzureichenden Urkunden durch Vermitte hing einer deutschen Behörde aushändigen zu laffen.

FlaggenG.

19

§ 16. Schiffe von nicht mehr als 50 Kubikmeter Brutto-Raumgehalt find auch ohne Eintragung in das Schiffsregister und Ertheilung des Schiffs-Certifikats befugt, das Recht zur Führung der Reichsflagge auszuüben. § 17. Ein in das Schiffsregister eingetragenes Schiff muß seinen Namen an jeder Seite des Bugs und seinen Namen sowie den Namen des Heimathshafens am Heck in gut fichtbaren und fest angebrachten Schriftzeichen führen. § 18. Führt ein Schiff die Reichsflagge, ohne hierzu nach den Borschriften der §§ 2, 3 berechtigt zu sein, so wird der Schiffer mit Geld­ strafe bis zu fünfzehnhundert Mark oder mit Gefängniß bis zu sechs Monaten bestraft. Auch kann auf Einziehung des Schiffes erkannt werden, ohne Unterschied, ob es dem Verurtheilten gehört oder nicht; der § 42 der Strafgesetzbuchs findet entsprechende Anwendung.

8 19. Führt ein Schiff den Vorschriften der §§ 11, 12 zuwider die Reichsflagge, so wird der Schiffer mit Geldstrafe bis zu dreihundert Mark oder mit Haft bestraft. 8 20. Wer die ihm nach § 14 obliegende Verpflichtung nicht erfüllt, wird mit Geldstrafe bis zu dreihundeä Mark oder mit Hast bestraft. Wer gemäß Abs. 1 verurtheilt ist und seiner Verpflichtung nicht binnen sechs Wochen nach dem Eintritte der Rechtskraft des Urtheils ge­ nügt, wird mit Geldstrafe bis zu sechshundert Mark oder mit Gefängniß bis zu zwei Monaten bestraft. Die gleiche Strafe tritt ein, wenn im Falle einer weiteren Verurtheilung die Verpflichtung nicht binnen der bezeich­ neten Frist erfüllt wird.

8 21. Befindet sich der Vorschrift des § 11 Abs. 3 zuwider weder das Schiffs-Certifikat noch ein beglaubigter Auszug aus dem Certifikat an Bord des Schiffes oder ist das Schiff nicht gemäß § 17 bezeichnet, so wird der Schiffer mit Geldstrafe bis zu einhundertundfünfzig Mark oder mit Hast bestraft. 8 22. Werden die von dem Kaiser erlaffenen Bestimmungen über dieVerpflichtung der Kauffahrteischiffe, die Flagge vor Kriegsschiffen und Küstenbefestigungen oder bei dem Einlaufen in deutsche Häfen zu zeigen, nicht beobachtet, so wird der Schiffer mit Geldstrafe bis zu einhundertund­ fünfzig Mark oder mit Hast bestraft.

8 23. Straflos bleibt in den Fällen der §§ 18 bis 22 derjenige, bezüglich dessen festgestellt wird, daß die Handlung oder Unterlaffung ohne sein Verschulden erfolgt ist. 8 24. Die in den 88 18, 19, 21 bezeichneten Handlungen find auch dann strafbar, wenn sie im Ausland oder auf offener See begangen werden. Das Gleiche gilt von Zuwiderhandlungen gegen die im § 22 vor­ gesehenen Bestimmungen, sofern die Zuwiderhandlung auf einem deutschen Kauffahrteischiff erfolgt.

FlaggenG

19

§ 25. Der Bundesrath bestimmt: 1. die Grenzen der Seefahrt im Sinne dieses Gesetzes (§ 1), 2. den Umfang, in welchem die Ergebnifse der amtlichen Vermessung in das Schiffsregister einzutragen sind (§ 7 Nr. 2), 3. die Einrichtung des Schiffs-Certifikats (§ 10), des beglaubigten Aus­ zugs aus dem Schiffs-Certifikat (§ 11) und der Flaggenzeugniffe (§ 12), 4. die Art, wie die Anbringung der Namen am Schiffe auszufitbreu ist (§ 17). § 26. Die Vorschriften dieses Gesetzes finden auch Anwendung auf feegehende Lustyachten, auf ausschließlich zur Ausbildung von Seeleuten bestimmte Seefahrzeuge (Schulschiffe) sowie aus solche Seefahrzeuge, welche für Rechnung von auswärtigen Staaten oder deren Angehörigen im Inland erbaut find. Machen solche Fahrzeuge von dem Rechte zur Führung der Reichsflagge Gebrauch, so unterliegen sie den für Kauffahrteischiffe geltenden Vorschriften. Durch Kaiserliche Verordnung mit Zustimmung des Bundesraths kann die Geltung der im Abs. 1 bezeichneten Vorschriften auch auf andere nicht zum Erwerbe durch die Seefahrt bestimmte Seefahrzeuge erstreckt werden

§ 26a. Durch Kaiserliche Verordnung mit Zustimmung des Bundes­ raths kann bestimmt werden, daß die Vorschriften dieses Gesetzes auch mn Binnenschiffe, die ausschließlich ans ausländischen Gewäffern verkehren, Anwendung finden. Die Schiffsregister für solche Schiffe werden bei den durch den Reichskanzler bestimmten deutschen Konsulaten geführt?) § 27. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen die Schiffsregister von anderen Behörden als den Gerichten ge­ führt werden. § 28. Unberührt bleiben die Vorschriften des 8 7 des Gesetzes, betreffend die Rechtsverhältnisse der deutschen Schutzgebiete (Reichs-Geietzbl. 1888 S. 75). § 29. Soweit in anderen Gesetzen aus Vorschriften des Gesetzes, betreffend die Nationalität der Kauffahrteischiffe und ihre Befngniß zur Führung der Bundesflagge, vom 25. Oktober 1867 verwiesen ist, treten die entsprechenden Vorschriften dieses Gesetzes an deren Stelle. Der § 74 Nr. 2 des Gerichtsverfaffungsgesetzes «Reichs-Gesetzbl. H'.ts S. 371) wird aufgehoben.

§ 30.

Dieses Gesetz tritt am 1. Januar 1900 in Krast.

11 Die Verordnung vom 5. Juli 1903, betreffend die Erstreckung der für Kauf­ fahrteischiffe gellenden Vorschriften auf dir GouvernemeutSfahrzeuge der Schutzgebiete RGBl. S. 257, bestimmt: Der Reichskanzler kann verfügen, daß die für Kauffahrteischiffe geltenden Vor­ schriften aus Gouvernement-fahrzeuge der deutschen Schutzgebiete Anwendung finden. *) Die Verordnung vom 1. Mürz 1900, betreffend da- Flaggenrecht deutscher Binnenschiffe, die ausschließlich auf ausländischen Gewäffern verkehren, RGBl. S. 41, bestimmt: 8 1. Die Vorschriften der Gesetze-, betreffend das Flaggenrecht der Kaufsahrteifchiffe, vom 22. Juni 1899 (Reichr-Gesetzbl. S. 319) finden auf Binnenschiffe, welche aus­ schließlich auf der unteren Donau oder in Ostafien auf dem Westfluffe (St-liang), beut Dangtze-kiang und d«mPai-ho sowie auf deren Zu- und Nebenflüssen verkehren, Anwendung. § 2. Ueber die Einrichtung der Schiffsregister und deren Führung bei den von ihm bezeichneten Konsulaten hat der Reichskanzler nähere Bestimmungen zu treffe:'

in. Abschnitt. Sank-, Börsen- und Geldwesen. 20. Bankgesetz oom 14. Warr 1875. (ReichSgesetzblart S. 177.)1)

Titel I.

Allgemeine Lestimmungen. K 1.

Die Befugnis zur Ausgabe von Banknoten kann nur durch NeichSgesetz erworben, oder über den bei Erlaß des gegenwärtigen Gesetzes zulässigen Betrag der Notenausgabe hinaus erweitert werden. Den Banknoten im Sinne dieses Gesetzes wird dasjenige Staats­ papiergeld gleich geachtet, dessen Ausgabe einem Bankinstitute zur Ver­ stärkung seiner Betriebsmittel übertragen ist. l) Die vorstehende Fassung beruht auf dem Gesetze, betr. die Abänderung des BankgesetzeS vom 14. März 1875, vom 7. Juni 1899 (RGBl S. 311 ff.) und auf dem Gesetze, betr. Aenderung des Bankgesetzes, vom 1. Juni 1909 (RGBl. S. 515 ff.).

A. Novelle vom 7. Juni 1899. Art. 1—4 enthalten im Texte berücksichtigte Aenderungen der §§ 23, 24, 31, 40 Nr. 6.

Art. 5 ist ersetzt durch Art. 2 der Novelle vom 1. Juni 1909 ssiehe B]. Art. 6 ist ersetzt durch Art. 6 derselben Novelle [BJ.

Art. 7. 8 1 Die ReichSbant darf vom 1 Januar 1901 ab nicht unter dem von ihr gemäß § 15 dcS BankgesetzeS jeweilig öffentlich bekannt gemachten Prozentsätze diskontieren, sobald dieser Satz vier Prozent erreicht oder überschreitet. Wenn die Reich-bank zu einem geringeren als dem öffentlich bekannt ge­ machten Prozentsätze diskontiert, so hat sie diesen Satz im Retchsanzetger bekannt zu machen. § 2. Der Bundesrat wird denjenigen Privatnotenbanken gegenüber, auf welche die beschränkenden Bestimmungen des § 43 des Bankgesetzes keine An­ wendung finden, von dem vorbehaltenen Kündigung-rechte behusS Aufhebung der Befugnis zur Ausgabe von Banknoten zum 1. Januar 1901 Gebrauch machen, wenn diese Banken sich nicht bis zum 1. Dezember 1899 verpflichten, vom 1. Januar 1901 ab 1. nicht unter dem gemäß § 15 des Bankaesetzes öffentlich bekannt gemachten Prozentsätze der Reichsbank zu diskontielen, sobald dieser Satz vier Prozent erreicht oder überschreitet, und 2 im übrigen nicht um mehr als ein viertel Prozent unter dem gemäß § 15 deS Bankgesetzes öffentlich bekannt gemachten Prozentsätze der ReichSbant zu diS-

20

BankG

§ 2. Eine Verpflichtung zur Annahme von Banknoten bei Zahlungen, welche gesetzlich in Geld zu leisten find, findet nicht statt und kann auch für StaatSkafien durch Landesgesetz nicht begründet werden. kontieren, oder falls die Reichsbank selbst zu einem gerinqeren^Satze diskon­ tiert, nicht um mehr als ein achtel Prozent unter diesem Satze. § 3. Handelt eine Privatnotenbank der nach § 2 eingegangenen Verpflich­ tung entgegen, so wird die Entziehung der Befugnis zur Notenausgabe gemäss 88 50 ff. beS BankgesetzeS durch gerichtliche- Urteil ausgesprochen. Mitglieder deS Vorstandes, Vorsteher einer Zweiganstalt, sonstige Angestellte oder Agenten einer solchen Bank, welche für Rechnung der Bank der von ihr ein­ gegangenen Verpflichtung entgegen, unter dem nach § 2 zulässigen Prozentsätze diskontieren, werden mit Geldstrafe biS zu fünftausend Mark bestraft.

Art. 8. Der Reichskanzler wird ermächtigt, die auf Grund des Artikels 1 dieses Gesetzes auszugebenden neuen AnteilSscheine im Wege öffentlicher Zeichnung zu begeben. Die Höhe des bei Begebung neuer AnteilSscheine zu entrichtenden Aufgeldes und die Fristen für die Einzahlung deS Gegenwertes bestimmt der Reichskanzler. Art. 9. 8 1- Die Reichsbank zahlt am 1. Januar 1901 an die Reichs­ kaffe einen Betrag, welcher dem Nennwerte der dann noch im Umlaufe befindlichen Noten der vormaligen Preußischen Bank entspricht. 8 2. DaS Reich erstattet der Reichsbank diejenigen Beträge, zu welchen sie vom 1. Januar 1901 ab Noten der im 8 1 bezeichneten Art einlöst oder in Zahlung nimmt, oder mit welchen sie für dieselben nach 8 4 deS Bankgesetzes Ersatz leister 8 3. Vom 1. Januar 1901 ab werden die Noten der vormaligen Preußischen Bank bei Feststellung deS Notenumlaufs der Reichsbank gemäß 88 8, 9, 10 und 17 deS BankgesetzeS außer Ansatz gelaffen. Art. 10.

Die Artikel 1, 2,5 und 6 dieses Gesetzes treten am 1. Januar 1901

in Kraft.

B. Novelle vom 1. Juni 1909. Art. 1

enthält im Texte berücksichtigte Aenderungen des § 24 (unter Aus Hebung deS Art. 2 der Novelle unter A).

Art. 2. An die Stelle deS Artikel 5 des Gesetzes vom 7. Juni 1899 (RGBl. S. 311) tritt folgende Vorschrift: Der nach Maßgabe der Anlage zum 8 9 deS Bankgesetzes der Reichs­ bank zustehende Anteil an dem Gesamtbeträge deS der Steuer nicht unter­ liegenden ungedeckten Notenumlaufs, einschließlich der ihr inzwischen zuge­ wachsenen Anteile der unter Nr. 2 biS 12, 15 bis 17 und 20 biS 33 bezeich­ neten Banken, wird auf fünshundertundfünfzig Millionen Mark festgesetzt, unter gleichzeitiger Erhöhung deS Gesamtbetrags aus sechshundertachtzehn Millionen siebenhunderteinundsiebzigtausend Mark. Für die auf Grund der Nachweisungen für den Letzten deS März, des Juni, deS September und deS Dezember jedes Kalenderjahrs aufzustellende Steuerberechnung (8 10 des BankgesetzeS) tritt eine Erhöhung des Anteils der ReichSbank auf siebenhundertundfünszig Millionen Mark und eine Er­ höhung des Gesamtbetrags auf achthundertachtzehn Millionen siebenhunderteinundsiebzigtausend Mark ein.

Art. 3. Die Noten der ReichSbank sind gesetzliches Zahlungsmittel. übrigen bleiben die Vorschriften des 8 2 deS Bankgesetzes unberührt.

Im

Art. 4—5 enthalten im Texte berücksichtigte Aenderungen der 88 18, 19, ferner der 88 8 Abs. 2, 13, 17, 32 Abs. 1 und die Einschaltung deS 8 47 a. Art. 6 enthält unter Ersetzung des Art. 6 der Novelle unter A die jetzige Fassung des 8 13 Nr. 3d sowie die Einschaltung des 8 13 Nr. 9 und der 88 20a und 20b. Art. 7 enthält die jetzige Art. 8. Die Artikel 3,4, in Kraft.

Fassung des 8 22.

5 und 6 dieses Gesetzes treten am 1. Januar 1910 Im übrigen tritt dieses Gesetz am 1. Januar 1911 in Kraft.

BankG. Titel I. Allgemeine Bestimmungen.

20

§ 3. Banknoten dürfen nur auf Beträge von 100, 200, 500 und 1000 Mark oder von einem Vielfachen von 1000 Mark ausgefertigt werden?)

§ 4. Jede Bank ist verpflichtet, ihre Noten sofort auf Präsentation zum vollen Nennwerte einzulösen, auch solche nicht nur an ihrem Hauptsitz, sondern auch bei ihren Zweiganstalten jederzeit zum vollen Nennwerte in Zahlung anzunehmen. Für beschädigte Noten hat sie Ersatz zu leisten, sofern der Inhaber entweder einen Teil der Note präsentiert, welcher größer ist als die Hälfte, oder den Nachweis führt, daß der Rest der Note, von welcher er nur die Hälfte oder einen geringeren Teil als die Hälfte präsentiert, vernichtet sei. Für vernichtete oder verlorene Noten Ersatz zu leisten, ist sie nicht verpflichtet.

§ 5. Banknoten, welche in die Kasse der Bank oder einer ihrer Zweiganstalten oder in eine von ihr bestellte Einlösungskasse in beschädigtem oder beschmutztem Zustande zurückkehren, dürfen nicht wieder auSgegeben werden. § 6. Der Aufruf und die Einziehung der Noten einer Bank oder einer Gattung von Banknoten darf nur auf Anordnung oder mit Genehmigung des Bundesrats erfolgen. Die Anordnung erfolgt, wenn ein größerer Teil deS Umlaufs sich in beschädigtem oder beschmutztem Zustande befindet, oder wenn die Bank die Befugnis zur Notenausgabe verloren hat. Die Genehmigung darf nur erteilt werden, wenn nachgewiesen wird, daß Nachahmungen der aufzurufenden Noten in den Verkehr gebracht sind. In allen Fällen schreibt der Bundesrat die Art, die Zahl und die Fristen der über den Aufruf zu erlassenden Bekanntmachungen, den Zeit­ raum, innerhalb dessen und die Stellen, an welchen die Noten eingelöst werden sollen, die Maßgaben, unter denen nach Ablauf der Fristen eine Einlösung der aufgerusenen Noten noch stattzufinden hat, und die zur Sicherung der Noteninhaber sonst erforderlichen Maßregeln vor. Die nach dem Vorstehenden von dem Bundesrate zu erlassenden Vorschriften sind durch das Reichs-Gesetzblatt zu veröffentlichen. § 7. Den Banken, welche Noten ausgeben, ist nicht gestattet: 1. Wechsel zu akzeptieren, 2. Waren oder kurshabende Papiere für eigene oder für fremde Rech­ nung auf Zeit zu kaufen oder auf Zeit zu verkaufen, oder für die Erfüllung solcher Kaufs- oder VerkaufSgefchäste Bürgschaft zu über­ nehmen. § 8. Banken, welche Noten ausgeben, haben 1. den Stand ihrer Aktiva und Passiva vom 7., 15., 23. und letzten jedes Monats, spätestens am fünften Tage nach diesen Terminen und 2. spätestens drei Monate nach dem Schluffe jedes Geschäftsjahres eine x) DaS Gesetz, betr. die Ausgabe von ReichSbanknoten zu 50 und 20 Mark, vom 20. Februar 1906 (RGBl. S. 318) bestimmt „S)ic ReichSbank wird ermächtigt, Banknoten auf Beträge von 50 und 20 Mark auSzufertigen und auSzugeben".

19

FlaggenG.

§ 13. Treten in den eingetragenen Thatsachen oder Rechtsver­ hältnissen Veränderungen ein, so sind sie in das Schiffsregister einzu­ tragen. Jede Eintragung ist baldthunlichst auf dem Schiffs-Certifikate zu vermerken. Die Aenderung des Namens des Schiffes bedarf der ®c= nehmigung des Reichskanzlers. Geht das Schiff unter oder wird es als reparaturunfähig kondemnirt oder verliert es das Recht zur Führung der Reichsflagge, so ist es in dem Schiffsregister zu löschen und das Schiffs-Certifikat von dem Register­ gericht unbrauchbar zu machen. Das Gleiche gilt, wenn der Rheder zugleich Angehöriger eines fremden Staates ist, und sich ergiebt, daß das Schiff in ein Schiffsregister dieses Staates eingetragen ist. Im Falle der Verlegung des Heimathshafens aus dem Register­ bezirke hat das Registergericht nach Vollziehung der Eintragung das Schiffs-Certifikat mit einer beglaubigten Abschrift des Registerinhalts dem neuen Registergerichte zur Bewirkung der Gntragung zu übersenden. § 14. Die Thatsachen und Rechtsverhältniffe, welche gemäß § 13 eine Eintragung oder die Löschung im Schiffsregister erforderlich machen, sind dem Registergericht anzuzeigen und glaubhaft zu machen. Verpflichtet hierzu sind: alle Personen, deren Namen nach 8 7 Nr. 5 in das Schiffs­ register einzutragen sind, bei juristischen Personen, eingetragenen Genossenschaften und solchen Handelsgesellschaften, welche keine persönlich haftenden Gesell­ schafter haben, die gesetzlichen Vertreter, in dem Falle des § 6 Abs. 2 Satz 2 statt des Rheders dessen Vertreter, in dem Falle eines Eigenthumswechsels, durch den das Recht des Schiffes zur Führung der Reichsflagge nicht berührt wird, auch der neue Erwerber des Schiffes oder der Schiffspart. Die Anzeige ist von dem Verpflichteten binnen sechs Wochen nod; dem Ablaufe des Tages zu bewirken, an welchem er von der einzntragen den Thatsache Kenntniß erlangt hat. Sind mehrere Verpflichtete vorhanden, so geniigt die Anzeige bind) einen von ihnen. § 15. Ist eine Eintragung oder die Löschung im Schiffsregister erforderlich, so ist das Schiffs-Eertifikat, und wenn der Inhalt eines von dem Registergericht ertheilten Auszugs aus dem Schiffs-Certifikate berührt wird, auch dieser dem Gericht einzureichen. Zur Einreichung verpflichtet ist außer den im § 14 bezeichneten Personen auch der Schiffer, sobald sich das Schiff in dem Hafen befindet, in dessen Register es eingetragen ist. Das Gericht hat die Betheiligten zur Einreichung der Urkunden durch Ordnungsstrafen anzuhalten. Auf das Verfahren finden die Vorschriften der 83 132 bis 139 des Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (Reichs-Gesetzbl. 1898 S. 771) entsprechende Anwendung. Befindet sich das Schiff im Auslande, so hat auf Antrag das Registergericht ein neues Schiffs-Certifikat auszustellen und es dem Schiffer gegen Rückgabe der nach Abs. 1 einzureichenden Urkunden durch Dermitte lung einer deutschen Behörde auShändigen zu laffen.

FlaggenG.

19

§ 16. Schiffe von nicht mehr als 50 Kubikmeter Brutto-Raumgehalt sind auch ohne Eintragung in das Schiffsregister und Ertheilung der Schiffs-Certifikats befugt, das Recht zur Führung der Reichsflagge auszuüben.

§ 17. Ein in das Schiffsregister eingetragenes Schiff muß seinen Namen an jeder Seite des Bugs und seinen Namen sowie den Namen des Heimathshafens am Heck in gut sichtbaren und fest angebrachten Schriftzeichen führen. § 18. Führt ein Schiff die Neichsflagge, ohne hierzu nach den Borschriften der §§ 2, 3 berechtigt zu sein, so wird der Schiffer mit Geld­ strafe bis zu fünfzehnhundert Mark oder mit Gefängniß bis zu sechs Monaten bestraft. Auch kann auf Einziehung des Schiffes erkannt werden, ohne Unterschied, ob es dem Verurtheilten gehört oder nicht; der § 42 des Strafgesetzbuchs findet entsprechende Anwendung.

§ 19. Führt ein Schiff den Vorschriften der 88 ll, 12 zuwider die Reichsflagge, so wird der Schiffer mit Geldstrafe bis zu dreihundert Mark oder mit Haft bestraft. § 20. Wer die ihm nach § 14 obliegende Verpflichtung nicht erfüllt, wird mit Geldstrafe bis zu dreihundert Mark oder mit Haft bestratt. Wer gemäß Abs. 1 verurtheilt ist und seiner Verpflichtung nicht binnen sechs Wochen nach dem Eintritte der Rechtskraft des Urtheils ge­ nügt, wird mit Geldstrafe bis zu sechshundert Mark oder mit Gefängniß bis zu zwei Monaten bestraft. Die gleiche Strafe tritt ein, wenn im Falle einer weiteren Verurtheilung die Verpflichtung nicht binnen der bezeich­ neten Frist erfüllt wird.

§ 21. Befindet sich der Vorschrift des § 11 Abs. 3 zuwider weder das Schiffs-Certifikat noch ein beglaubigter Auszug aus dem Zertifikat an Bord des Schiffes oder ist das Schiff nicht gemäß § 17 bezeichnet, so wird der Schiffer mit Geldstrafe bis zu einhundertundfünfzig Mark oder mit Haft bestraft. § 22. Werden die von dem Kaiser erlassenen Bestimmungen über dieDerpflichtung der Kauffahrteischiffe, die Flagge vor Kriegsschiffen und Küstenbefestigungen oder bei dem Einlaufen in deutsche Häfen zu zeigen, nicht beobachtet, so wird der Schiffer mit Geldstrafe bis zu einhundertund­ fünfzig Mark oder mit Haft bestraft. K 23. Straflos bleibt in den Fällen der 88 18 bis 22 derjenige, bezüglich dessen festgestellt wird, daß die Handlung oder Unterlaffung ohne sein Verschulden erfolgt ist.

§ 24. Die in den 88 18, 19, 21 bezeichneten Handlungen find auch dann strafbar, wenn sie im Ausland oder auf offener See begangen werden. Das Gleiche gilt von Zuwiderhandlungen gegen die im 8 22 vor­ gesehenen Bestimmungen, sofern die Zuwiderhandlung auf einem deutschen Kauffahrteischiff erfolgt.

19

FlaggenG

§ 25.

Der Bundesrath bestimmt: 1. die Grenzen der Seefahrt im Sinne dieses Gesetzes (§ 1), 2. den Umfang, in welchem die Ergebnisse der amtlichen Vermessung in das Schiffsregister einzutragen sind (§ 7 Nr. 2), 3. die Einrichtung des SchiffS-CertifikatS (§ 10), des beglaubigten Aus­ zugs aus dem SchiffS-Certifikat (§ 11) und der Flaggenzeugnisse (§ 12), 4. die Art. wie die Anbringung der Namen an: Schiffe auszufahren ist (§ 17).

§ 26.

Die Vorschriften dieses Gesetzes finden auch Anwendung auf seegehende Lusthachten. auf ausschließlich zur Ausbildung von Seeleuten bestimmte Seefahrzeuge (Schulschiffe) sowie auf solche Seefahrzeuge, welche für Rechnung von auswärtigen Staaten oder deren Angehörigen im Inland erbaut find. Machen solche Fahrzeuge von dem Rechte zur Führung der Reichsflagge Gebrauch, so unterliegen sie den für Kauffahrteischiffe geltenden Vorschriften. Durch Kaiserliche Verordnung mit Zustimmung des Bundesraths kann die Geltung der im Abs. 1 bezeichneten Vorschriften auch auf andere nicht zum Erwerbe durch die Seefahrt bestimmte Seefahrzeuge erstreckt werden?)

§ 26a.

Durch Kaiserliche Verordnung mit Zustimmung des Bundes­ raths kann bestimmt werden, daß die Vorschriften dieses Gesetzes auch air Binnenschiffe, die ausschließlich auf ausländischen Gewäffern verkehren, Anwendung finden. Die Schiffsregister für solche Schiffe werden bei den durch den Reichskanzler bestimmten deutschen Konsulaten geführt?)

H 27.

Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen die Schiffsregister von anderen Behörden als den Gerichten ge­ führt werden.

§ 28.

Unberührt bleiben die Vorschriften des § 7 des Gesetzes, betreffend die Rechtsverhältnisse der deutschen Schutzgebiete (Reichs-Geietzbl. 1888 S. 75).

8 29.

Soweit in anderen Gesetzen auf Vorschriften des Gesetzen, betreffend die Nationalität der Kauffahrteischiffe und ihre Befugniß \ux

Führung der Bundesflagge, vom 25. Oktober 1867 verwiesen ist, treten die entsprechenden Vorschriften dieses Gesetzes an deren Stelle. Der § 74 Nr. 2 des Gerichtsverfaffungsgesetzes (Reichs-Gesetzbl. P9s S. 371) wird aufgehoben.

§ 30.

Dieses Gesetz tritt am 1. Januar 1900 in Kraft.

*) Die Verordnung vom 5. Juli 1903, betreffend die Erstreckung der für Kauf­ fahrteischiffe geltenden Dorschristeu auf die Gouvernementsfahrzeuge der Schutzgebiete RGBl. S. 257, bestimmt: Der Reichskanzler kann verfügen, daß die für Kauffahrteischiffe geltenden Vvlschristen aus Gouvernementsfahrzeuge der deutschen Schutzgebiete Anwendung finden. *) Die Verordnung vom 1. März 1900, betreffend daö Flaggenrecht deutsche! Binnenschiffe, die ausschließlich auf ausländischen Gewäffern verkehren, RGBl. S. 41, bestimmt: 8 1 Die Vorschriften deS Gesetzes, betreffend daö Flaggenrecht der Kauffahrtei­ schiffe, vom 22. Juni 1899 (ReichS-Gesetzbl. S. 319) finden auf Binnenschiffe, welche aus­ schließlich auf der unteren Donau oder in Ostafien auf dem Westfluffe (Si-kiang), beut Iangtze-kiang und demPai-ho sowie auf deren Zu- und Nebenflüffen verkehren, Anwendung. 8 2. Ueber die Einrichtung der Schiffsregister und deren Führung bei den von ihm bezeichneten Konsulaten hat der Reichskanzler nähere Bestimmungen zu treffen.

III. Abschnitt. Lank-, ßörsett- und Geldwesen.

20. vankgesetr oom 14. WSrr 1875. (Reich,gefetzblatt S. 177.)')

Titel I.

Allgemeine Gestimmungen. § 1.

Die Befugnis zur Ausgabe von Banknoten kann nur durch Neichsgesetz erworben, oder über den bei Erlaß des gegenwärtigen Gesetzes zulässigen Betrag der Notenausgabe hinaus erweitert werden. Den Banknoten im Sinne dieses Gesetzes wird dasjenige Staats­ papiergeld gleich geachtet, dessen Ausgabe einem Bankinstitute zur Ver­ stärkung seiner Betriebsmittel übertragen ist. *) Die vorstehende Fassung beruht auf dem Gesetze, betr. die Abänderung LcS BankgesetzeS vom 14. März 1875, vom 7. Juni 1899 (RGBl S. 311 ff.) und auf dem Gesetze, betr. Aenderung deS Bankgesetzes, vom 1. Juni 1909 (RGBl. S. 515 ff.)

A. Novelle vom 7. Juni 1899. Art. 1—4

enthalten im Texte berücksichtigte Aenderungen der §§ 23, 24,

31, 40 Nr. 6.

Art. 5 ist ersetzt durch Art. 2 der Novelle vom 1. Juni 1909 Art. 6 ist ersetzt durch Art. 6 derselben Novelle [BJ. Art. 7. § 1. Die Reichsbank darf vom 1 Januar 1901 ab

(siehe B).

nicht unter dem von ihr gemäß § 15 des Bankgesetzes jeweilig öffentlich bekannt gemachten Prozentsätze diskoniieren. sobald dieser Satz vier Prozent erreicht oder überschreitet. Wenn die ReichSbant zu einem geringeren als dem öffentlich bekannt ge­ machten Prozentsätze diskontiert, so hat sie diesen Satz im Reichsanzeiger bekannt machen. § 2. Der Bundesrat wird denjenigen Privatnotenbanken gegenüber, auf welche die beschränkenden Bestimmungen des § 43 des Bankqesetzes keine An­ wendung finden, von dem vorbehartenen Kündigung-rechte behufs Aufhebung der Befugnis zur Ausgabe von Banknoten zum 1. Januar 1901 Gebrauch machen, wenn diese Banken sich nicht bis zum 1. Dezember 1899 verpflichten, vom 1. Januar 1901 ab 1. nicht unter dem gemäß § 15 des Bankaesetzes öffentlich bekannt gemachten Prozentsätze der ReichSbant zu diskontieren, sobald dieser Satz vier Prozent erreicht oder überschreitet, und 2 im übrigen nicht um mebr als ein viertel Prozent unter dem gemäß § 15 des Bankgesetzes öffentlich bekannt gemachten Prozentsätze der Reichsbank zu dis-

BaukG

20

§ 2. Eine Verpflichtung zur Annahme von Banknoten bei Zahlungen, welche gesetzlich in Geld zu leisten find, findet nicht statt und kann auch für Staatskassen durch ÄmdeSgesetz nicht begründet werden. kontieren, oder falls die Reichsbank selbst zu einem geringeren^Satze diskon­ tiert, nicvt um mehr als ein achtel Prozent unter diesem Satze. § 3. Handelt eine Privatnotenbank der nach § 2 eingegangenen Verpflich­ tung entgegen, so wird bic Entziehung der Befugnis zur Notenausgabe gemäß §§ 50 ff. deS BankgesetzeS durch gerichtliches Urteil ausgesprochen. Mitglieder deS Vorstandes, Vorsteher einer Zweiganstalt, sonstige Angestellte oder Agenten einer solchen Bank, welche für Rechnung der Bank der von ihr ein­ gegangenen Verpflichtung entgegen, unter dem nach § 2 zulässigen Prozentsätze diskontieren, werden mit Geldstrafe biS zu fünftausend Mark bestraft.

Art. 8. Der Reichskanzler wird ermächtigt, die auf Grund des Artikels l dieses Gesetze- auszugebenden neuen Anteilsscheine im Wege öffentlicher Zeichnung zu begeben. Die Höhe deS bei Begebung neuer Anteilsscheine zu entrichtenden Aufgeldes und die Fristen für die Einzahlung deS Gegenwertes bestimmt der Reichskanzler.

Art. 9. § 1. Die Reichsbank zahlt am 1. Januar 1901 an die Reichs­ kaffe einen Betrag, welcher dem Nennwerte der dann noch im Umlaufe befindlichen Noten der vormaligen Preußischen Bank entspricht. § 2. DaS Reich erstattet der Reichsbank diejenigen Beträge, zu welchen sie vom 1. Januar 1901 ab Noten der im § 1 bezeichneten Art einlöst oder in Zahlung nimmt, oder mit welchen sie für dieselben nach § 4 deS BankgesetzeS Ersatz leistet § 3. Bom 1. Januar 1901 ab werden die Noten der vormaligen Preußischen Bank bei Feststellung deS Notenumlaufs der Reichsbank gemäß §§ 8, 9, 10 und 17 des BankgesetzeS außer Ansatz gelaßen. Art. 10.

Die Artikel 1, 2,5 und 6 dieses Gesetzes treten am 1. Januar 1901

in Kraft.

B. Novelle vom 1. Ium 1909. Art. 1 enthält im Texte berücksichtigte Aenderungen des § 24 (unter Auf Hebung des Art. 2 der Novelle unter A).

Art. 2. An die Stelle des Artikel 5 des Gesetzes vom 7. Juni 1899 (RGBl. S. 311) tritt folgende Vorschrift: Der nach Maßgabe der Anlage zum § 9 des Bankgesetzes der Reichs­ bank zustehende Anteil an dem Gesamtbeträge deS der Steuer nicht unter­ liegenden ungedeckten Notenumlaufs, einschließlich der ihr inzwischen zuge­ wachsenen Anteile der unter Nr. 2 biS 12, 15 bis 17 und 20 biS 33 bezeich­ neten Banken, wird auf fünshundertundfünfzig Millionen Mark festgesetzt, unter gleichzeitiger Erhöhung deS Gesamtbetrags aus sechshundertachtzehn Millionen siebenhunderteinundsiebzigtausend Mark. Für die auf Grund der Nachweisungen für den Letzten des März, des Juni, deS September und des Dezember jedes Kalenderjahrs aufzustellende Steuerberechnung (§ 10 des BankgesetzeS) tritt eine Erhöhung des Anteils der ReichSbank auf siebenhundertundfünfzig Millionen Mark und eine Er­ höhung des GesamtbettagS auf achthundertachtzehn Millionen siebenhundertetn undsiebzigtausend Mart ein. Art. 8. Die Noten der ReichSbank sind gesetzliches Zahlungsmittel. übrigen bleiben die Vorschriften deS § 2 deS BankgesetzeS unberührt.

Im

Art. 4—5 enthalten im Texte berücksichtigte Aenderungen der §§ 18, 19, ferner der §§ 8 Abs. 2, 13, 17, 32 Abs. 1 und die Einschaltung des § 47 a. Art. 6 enthält unter Ersetzung des Art. 6 der Novelle unter A die jetzige Fassung des § 13 Nr. 3d sowie die Einschaltung des § 13 Nr. 9 und der 88 20 a und 20b.

Art. 7 enthält die jetzige Fassung des 8 22. Art. 8. Die Artikel 3,4, 5 und 6 dieses Gesetzes treten am 1. Januar 1910 in Kraft.

Im übrigen tritt dieses Gesetz am 1. Januar 1911 in Kraft.

BankG. Titel I. Allgemeine Bestimmungen.

20

§ 3. Banknoten dürfen nur auf Beträge von 100, 200, 500 und 1000 Mark oder von einem Vielfachen von 1000 Mark ausgefertigt werden?) § 4. Jede Bank ist verpflichtet, ihre Noten sofort auf Präsentation zum vollen Nennwerte einzulösen, auch solche nicht nur an ihrem Hauptsitz, sondern auch bei ihren Zweiganstalten jederzeit zum vollen Nennwerte in Zahlung anzunehmen. Für beschädigte Noten hat sie Ersatz zu leisten, sofern der Inhaber entweder einen Teil der Note präsentiert, welcher größer ist als die Hälfte, oder den Nachweis führt, daß der Rest der Note, von welcher er nur die Hälfte oder einen geringeren Teil als die Hälfte präsentiert, vernichtet sei. Für vernichtete oder verlorene Noten Ersatz zu leisten, ist sie nicht verpflichtet. § 5. Banknoten, welche in die Kaffe der Bank oder einer ihrer Zweiganstalten oder in eine von ihr bestellte Einlösungskaffe in beschädigtem oder beschmutztem Zustande zurückkehren, dürfen nicht wieder auSgegeben werden. § 6. Der Aufruf und die Einziehung der Noten einer Bank oder einer Gattung von Banknoten darf nur auf Anordnung oder mit Ge­ nehmigung des Bundesrats erfolgen. Die Anordnung erfolgt, wenn ein größerer Teil des Umlaufs sich in beschädigtem oder beschmutztem Zustande befindet, oder wenn die Bank die Befugnis zur Notenausgabe verloren hat. Die Genehmigung darf nur erteilt werden, wenn nachgewiesen wird, daß Nachahmungen der aufzurufenden Noten in den Verkehr gebracht find. In allen Fällen schreibt der Bundesrat die Art, die Zahl und die Fristen der über den Aufruf zu erlaffenden Bekanntmachungen, den Zeit­ raum, innerhalb deffen und die Stellen, an welchen die Noten eingelöst werden sollen, die Maßgaben, unter denen nach Ablauf der Fristen eine Einlösung der aufgerusenen Noten noch stattzufinden hat, und die zur Sicherung der Noteninhaber sonst erforderlichen Maßregeln vor. Die nach dem Vorstehenden von dem Bundesrate zu erlaffenden Vorschriften sind durch das Reichs-Gesetzblatt zu veröffentlichen.

§ 7. Den Banken, welche Noten ausgeben, ist nicht gestattet: 1. Wechsel zu akzeptieren, 2. Waren oder kurshabende Papiere für eigene oder für fremde Rech­ nung auf Zeit zu kaufen oder auf Zeit zu verkaufen, oder für die Erfüllung solcher Kaufs- oder VerkausSgeschäfte Bürgschaft zu über­ nehmen.

§8. Banken, welche Noten ausgeben, haben 1. den Stand ihrer Aktiva und Passiva vom 7., 15., 23. und letzten jedes Monats, spätestens am fünften Tage nach diesen Terminen und 2. spätestens drei Monate nach dem Schluffe jedes Geschäftsjahres eine *) Das Gesetz, betr. die Ausgabe von Reichsbanknoten zu 50 und 20 Mark, vom 20. Februar 1906 (RGBl. S. 318) bestimmt »Die Reichsbank wird ermächtigt, Banknoten auf Beträge von 50 und 20 Mark auszufertigen und auszugeben".

20

BaukG

genaue Bilanz ihrer Aktiva und Passiva, sowie den Jahresabschluß deS Gewinn- und Verlustkontos durch den Reichsanzeiger auf ihre Kosten zu veröffentlichen. Die wöchentliche Veröffentlichung muß angeben 1. auf feiten der Passiva: das Grundkapital, den Reservefonds, den Betrag der umlaufenden Noten, die sonstigen täglich fälligen Verbindlichkeiten, die an eine Kündigungsfrist gebundenen Verbindlichkeiten, die sonstigen Passiva; 2. auf feiten der Aktiva: den Metallbestand (ben Bestand an kursfähigem deutschem Gelde und an Gold in Barren oder ausländischen Münzen, daS Pfund fein zu 1392 Mark berechnet), den Bestand: an Reichskaffenscheinen, an Noten anderer Banken, an Wechseln und Schecks, an Lombardforderungen, an Effekten, an sonstigen Aktiven. Welche Kategorien der Aktiva und Passiva in der Jahresbilanz gesondert nachzuweisen sind, bestimmt der Bundesrat. Außerdem sind in beiden Veröffentlichungen die aus weiterbegebenen im Jnlande zahlbaren Wechseln entsprungenen eventuellen Verbindlichkeiten ersichtlich zu machen.

§ 9. Banken, deren Notenumlauf ihren Barvorrat und den ihnen nach Maßgabe der Anlage zugewiesenen Betrag übersteigt, haben vom 1. Januar 1876 ab von dem Ueberschusse eine Steuer von jährlich Fünf vom Hundert an die Reichskaffe zu entrichten. Als Barvorrat gilt bei Feststellung der Steuer der in den Kaffen der Bank befindliche Betrag an kursfähigem deutschem Gelde, an Reichskaffenscheinen, an Noten anderer deutscher Banken und an Gold in Barren oder ausländischen Münzen, das Pfund sein zu 1392 Mark berechnet. Erlischt die BesugniS einer Bank zur Notenausgabe (§ 49), so wächst der derselben zustehende Anteil an dem Gesamtbeträge deS der Steuer nicht unterliegenden ungedeckten Notenumlaufs dem Anteile der Reichsbank zu.

§ 10. Zum Zweck der Feststellung der Steuer hat die Verwaltung der Bank am 7„ 15., 23. und Letzten jedes Monats den Betrag des Barvorrats und der umlaufenden Noten der Bank sestzustellen und diese Feststellung an die Aufsichtsbehörde einzureichen. Am Schluß jedes Jahres wird von der Aufsichtsbehörde auf Grund dieser Nachweisungen die von der Bank zu zahlende Steuer in der Weise festgestellt, daß von dem aus jeder dieser Nachweisungen sich ergebenden steuerpflichtigen Ueberschusse des Notenumlaufs 6/«8 Prozent als Steuersoll berechnet werden. Die Summe dieser für jede einzelne Nachweisung als Steuersoll berechneten Beträge

BankG.

Titel II.

20

Reichsbank.

ergibt die von der Bank spätestens am 31. Januar des folgenden Jahres zur Reichskaste abzuführende Steuer.

§ 11. Ausländische Banknoten oder sonstige auf den Inhaber lautende unverzinsliche Schuldverschreibungen ausländischer Korporationen, Gesellschaften oder Privaten dürfen, wenn fie ausschließlich oder neben anderen Wertbestimmungen in Reichswährung oder einer deutschen Landes­ währung ausgestellt find, innerhalb des Reichsgebietes zu Zahlungen nicht gebraucht werden. Titel H. Neichsbantr.

§ 12.

Unter dem Namen „Reichsbank" wird eine unter Aussicht und Leitung des Reichs stehende Bank errichtet, welche die Eigenschaft einer juristischen Person besitzt und die Aufgabe hat, den Geldumlauf im gesamten Reichsgebiete zu regeln, die Zahlungsaus­ gleichungen zu erleichtern und für die Nutzbarmachung verfügbaren Kapitals zu sorgen. Die Reichsbank hat ihren Hauptfitz in Berlin. Sie ist berechtigt, aller Orten im Reichsgebiete Zweiganstalten zu errichten. Der Bundesrat kann die Errichtung solcher Zweiganstalten an be­ stimmten Plätzen anordnen.

§ 13. Die Reichsbank ist befugt, folgende Geschäfte zu betreiben: 1. Gold und Silber in Barren und Münzen zu kaufen und zu verkaufen; 2. Wechsel, welche eine Verfallzeit von höchstens drei Monaten haben und aus welchen in der Regel drei, mindestens aber zwei als zahlungs­ fähig bekannte Verpflichtete hasten, ebenso Schecks, aus welchen min­ destens zwei als zahlungsfähig bekannte Verpflichtete hasten, ferner Schuldverschreibungen des Reichs, eines deutschen Staats oder in­ ländischer kommunaler Korporationen, welche nach spätestens drei Monaten mit ihrem Nennwerte fällig find, zu diskontieren, zu kaufen und zu verkaufen; 3. zinsbare Darlehne auf nicht länger als drei Monate gegen bewegliche Pfänder zu erteilen (Lombardverkehr), und zwar: a) gegen Gold und Silber, gemünzt und ungemünzt, b) gegen zinstragende oder spätestens nach einem Jahre fällige und auf den Inhaber lautende Schuldverschreibungen des Reichs, eines deutschen Staats oder inländischer kommunaler Korporationen, oder gegen zinstragende, auf den Inhaber lautende Schuldver­ schreibungen, deren Zinsen vom Reiche oder von einem Bundes­ staate garantiert find, gegen voll eingezahlte Stamm- und Stamm­ prioritätsaktien und Prioritätsobligationen deutscher Eisenbahn­ gesellschaften, deren Bahnen in Betrieb befindlich find, sowie gegen Pfandbriefe landschaftlicher, kommunaler oder anderer unter staat­ licher Aufsicht stehender Bodenkreditinstitute Deutschlands und deutscher Hhpothekenbanken auf Aktien, zu höchstens drei Viertel des Kurswertes; diesen Pfandbriefen stehen gleich die auf den Zaege r, RelHSzivllgesetze. 3. Auflage.

60

20

4.

5.

6.

7.

8. 9.

BlMkG. Inhaber lautenden Schuldverschreibungen öffentlichrechtlicher Boden­ kreditinstitute des Inlandes sowie diejenigen auf den Inhaber lau­ tenden Schuldverschreibungen der übrigen vorbezeichneten Institute und Banken, welche auf Grund von Darlehen ausgestellt werden, die an inländische kommunale Korporationen oder gegen Ueber­ nahme der Garantie durch eine solche Korporation gewährt sind, c) gegen zinstragende, auf den Inhaber lautende Schuldverschreibungen nicht deutscher Staaten, sowie gegen staatlich garantierte aus­ ländische Eisenbahn-PrioritätSobligationen, zu höchstens 50 Prozent deS Kurswertes, d) gegen Wechsel, welche anerkannt solide Verpflichtete ausweisen, mit einem Abschläge von mindestens 5 Prozent ihres Kurswertes, e) gegen Verpfändung im Jnlande lagernder Kaufmannswaren, höchstens bis zu zwei Dritteilen ihres Wertes; Schuldverschreibungen der vorstehend unter 3b bezeichneten Art zu kaufen und zu verkaufen; die Geschäftsanweisung für das Reichsbank­ direktorium (8 26) wird feststellen, bis zu welcher Höhe die Betriebs­ mittel der Bank in solchen Schuldverschreibungen angelegt werden dürfen; für Rechnung von Privatpersonen, Anstalten und Behörden Jnkaffos zu besorgen und nach vorheriger Deckung Zahlungen zu leisten und Anweisungen oder Ueberweisungen auf ihre Zweiganstalten oder Korrespondenten auszustellen; für fremde Rechnung Effekten aller Art, sowie Edelmetalle nach vor­ heriger Deckung zu kaufen und nach vorheriger Ueberlieferung zu verkaufen; verzinsliche und unverzinsliche Gelder im Depositengeschäft und im Giroverkehr anzunehmen; die Summe der verzinslichen Depositen darf diejenige des Grundkapitals und des Reservefonds der Bank nicht übersteigen; Wertgegenstände in Verwahrung und in Verwaltung zu nehmen; zinsbare Darlehne auf nicht länger als drei Monate im Lombard­ verkehr auch gegen Verpfändung von Forderungen, die in dem Reichs­ schuldbuch oder in dem Staatsschuldbuch eines deutschen Staates ein­ getragen sind, zu höchstens drei Viertel des Kurswerts der umge­ wandelten Schuldverschreibungen zu erteilen.

8 14. Die Reichsbank ist verpflichtet, Barrengold zum festen Satze von 1392 Mark für das Pfund fein gegen ihre Noten umzutauschen. Die Bank ist berechtigt, auf Kosten des Abgebers solches Gold durch die von ihr zu bezeichnenden Techniker prüfen und scheiden zu laffen.

8 15. Die Reichsbank hat jeweilig den Prozentsatz öffentlich be­ kannt zu machen, zu welchem sie diskontiert (§ 13, 2) oder zinsbare Dar­ lehne erteilt (§ 13, 3). Die Aufstellung ihrer Wochenübersichten erfolgt auf Grundlage der Bücher des Reichsbank-Direktoriums und der demselben unmittelbar untergeordneten Zweiganstalten. 8 16. Die Reichsbank hat das Recht, nach Bedürfnis ihres Ver­ kehrs Banknoten auszugeben.

Ban kV.

Titel ll.

Reichsbank.

20

Die An- und Ausfertigung, Einziehung und Vernichtung derselben erfolgt unter Kontrolle der ReichSschuldenkommisfion?)

§ 17. Die Reichsbank ist verpflichtet, für den Betrag ihrer im Umlauf befindlichen Banknoten jederzeit mindestens ein Dritteil in kursfähigem deutschen Gelde, Reichskaffenscheinen oder in Gold in Barren oder ausländischen Münzen, das Pfund sein zu 1392 Mark gerechnet, und den Rest in diskontierten Wechseln, welche eine Berfallzeit von höchstens drei Monaten haben, und aus welchen in der Regel drei, mindestens aber zwei als zahlungsfähig bekannte Verpflichtete haften, oder Schecks, aus welchen mindestens zwei als zahlungsfähig bekannte Verpflichtete haften, in ihren Kaffen als Deckung bereit zu halten. § 18. Die Reichsbank ist verpflichtet, ihre Noten: a) bei ihrer Hauptkaffe in Berlin sofort auf Präsentation, b) bei ihren Zweiganstalten, soweit eS deren Barbestände und Geldbedürfniffe gestatten, dem Inhaber gegen deutsche Goldmünzen einzulösen. § 19. Die Reichsbank ist verpflichtet, die Noten der, vom Reichs­ kanzler nach der Bestimmung im § 45 dieses Gesetzes bekannt gemachten Banken sowohl in Berlin, als auch bei ihren Zweiganstalten in Städten von mehr als 80 000 Einwohnem oder am Sitze der Bank, welche die Noten ausgegeben hat, zum vollen Nennwert in Zahlung zu nehmen, so­ lange die ausgebende Bank ihrer Noteneinlösungspflicht pünktlich nachkommt. Unter der gleichen Voraussetzung ist die Reichsbank verpflichtet, die Noten jeder der vorbezeichneten Banken innerhalb des Staates, der ihnen die Befugnis zur Notenausgabe erteilt hat, bei ihren Zweiganstalten, so­ weit es deren Notenbestände und Zahlungsbedürfniffe gestatten, dem In­ haber gegen Reichsbanknoten umzutauschen. Die nach Abs. 1 und 2 angenommenen oder eingetauschten Noten dürfen von der Reichsbank nur entweder zur Einlösung präsentiert oder zu Zahlungen an diejenige Bank, welche sie ausgegeben hat, oder zu Zahlungen an dem Orte, wo die Bank ihren Hauptsitz hat, verwendet werden. Die Reichsbank ist ermächtigt, mit anderen deutschen Banken Ver­ einbarungen über Derzichtleistung der letzteren»auf das Recht zur^Notenausgabe abzuschließen.

§ 20. Wenn der Schuldner eines im Lombardverkehr (§ 13 Ziff. 3) gewährten DarlehnS im Verzüge ist, ist die Reichsbank berechtigt, ohne gerichtliche Ermächtigung oder Mitwirkung das bestellte Faustpfand durch einen ihrer Beamten oder durch einen zu Versteigerungen befugten Beamten öffentlich verkaufen, oder, wenn der verpfändete Gegenstand einen Börsen­ preis oder Marktpreis hat, den Verkauf auch nicht öffentlich durch einen ihrer Beamten, oder durch einen Handelsmakler, oder, in Ermangelung eines solchen, durch einen zu Versteigerungen befugten Beamten zum laufenden Preise bewirken zu laffen, und sich aus dem Erlöse wegen Kapital, l) Die ursprünglichen Schlußworte .welcher zu diesem Zwecke ein vom Kaiser ernanntes Mtglied Hinzutritt" sind durch den § 20 der Reichsschuldenordnung vom 19. März 1900 (RGBl. S. 129) gestrichen worden.

DaukG.

20

Zinsen und Kosten bezahlt zu machen. Dieses Recht behäü die Bank auch gegenüber anderen Gläubigern und gegenüber der Konkursmasie des Schuldners.

8 20 a. Soll zugunsten der Reichsbank ein Pfandrecht an einer Forderung, die im Reichsschuldbuch oder im Staatsschuldbuch eines deutschen Staates eingetragen ist (§ 13 Nr. 9), in das Schuldbuch eingetragen werden, so genügt für den Antrag die Beglaubigung durch die Personen, durch welche gemäß § 38 die Reichsbank verpflichtet wird. Soweit diese Vorschrift die Unterschriften von zwei Mitgliedern des Reichsbankdirek­ toriums erfordert, find an Stelle der letzteren auch andere von dem Reichsbankdireltorium der Schuldbuchverwaltung bezeichnete Beamte der Reichs­ bank zur Bomahme der Beglaubigung befugt. Auf die Beglaubigung finden die Borschristen des § 183 des Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit entsprechende An­ wendung. 8 20 b. Ist zugunsten der Reichsbank ein Pfandrecht in das Schuldbuch eingetragen (§ 13 Nr. 9), so erwirbt die Reichsbank das Pfandrecht auch dann, wenn die Forderung einem Dritten zusteht, und geht das Pfandrecht dem vor der Verpfändung begründeten Rechte eines Dritten an der Forderung vor, es fei denn, daß das Recht des Dritten zu der Zeit der Eintragung des Pfandrechts im Schuldbuch eingetragen oder in diesem Zeitpunkte der Reichsbank bekannt oder infolge grober Fahr­ lässigkeit unbekannt war. Ist der Schuldner mit der Erfüllung der durch das Pfandrecht ge­ sicherten Forderung im Verzüge, so ist die Schuldbuchverwaltung aus schriftliches Verlangen der Reichsbank berechtigt und verpflichtet, der Reichs­ bank auch ohne Nachweis des Verzugs gegen Löschung der eingetragenen Forderung oder eines entsprechenden Teiles dieser Forderung auf den In­ haber lautende Schuldverschreibungen auszureichen, es sei denn, daß eine gerichtliche Anordnung vorliegt, welche die Ausreichung an die Reichsbank untersagt, oder in dem Schuldbuche solche Rechte Dritter oder Verfügungs­ beschränkungen zugunsten Dritter vermerkt sind, welche früher als das Pfandrecht der Reichsbank eingetragen worden waren. Das Pfand hastet auch für die durch die Ausreichung entstehenden Kosten. Die Schuldbuchverwaltung hat spätere Eintragungen bei der Aus­ reichung der Schuldverschreibungen der Reichsbank mitzuteilen. Auf die Befriedigung der Reichsbank aus den von der Schuldbuch­ verwaltung ausgereichten Schuldverschreibungen finden die Vorschriften des 8 20 entsprechende Anwendung.

8 21. Die Reichsbank und ihre Zweiganstalten sind im gesamten Reichsgebiete frei von staatlichen Einkommen- und Gewerbesteuern. 8 22. Die Reichsbank ist verpflichtet, die Geschäfte der Reichshauptkafse unentgeltlich zu besorgen. Sie ist berechtigt, entsprechende Kassengeschäste für die Bundesstaaten zu übernehmen. 8 23.

DaS Grundkapital der Reichsbank besteht aus einhundert-

BankG.

Titel H.

Reichsbank.

20

undachtzig Millionen Mark, geteilt in vierzigtausend Anteile von je drei­ tausend und sechzigtausend Anteile von je eintausend Mark. Von letzteren find dreißigtausend Anteile bis zum 31. Dezember 1900 und dreißigtausend Anteile bis zum 31. Dezember 1905 zu begeben. Auf die Begebung findet der § 38 des Gesetzes vom 22. Juni 1896 tProspektzwang) keine Anwendung. Die Anteile lauten auf Namen. Die Anteilseigner haften persönlich für die Verbindlichkeiten der Reichsbank nicht.

§ 24. Aus dem beim JahreSabschluffe sich ergebenden Reingewinne der Reichsbank wird: 1. zunächst den Anteilseignern eine ordentliche Dividende von dreiundundeinhalb vom Hundert deS Grundkapitals berechnet, 2. von dem verbleibenden Reste den Anteilseignern ein Viertel, der Reichskaffe drei Viertel überwiesen; jedoch werden von diesem Reste zehn Hundertstel dem Reservefonds zugeschrieben, die je zur Hälfte auf Anteilseigner und Reich entfallen. Erreicht der Reingewinn nicht volle dreiundeinhalb vom Hundert deS Grundkapitals, so ist das Fehlende aus dem Reservefonds zu ergänzen. DaS bei Begebung von Anteilsscheinen der Reichsbank etwa zu ge­ winnende Aufgeld fließt dem Reservefonds zu. Dividendenrückstände verjähren binnen vier Jahren, von dem Tage ihrer Fälligkeit an gerechnet, zum Vorteile der Bank.

§ 25. Die dem Reich zustehende Aufsicht über die Reichsbank wird von einem Bankkuratorium ausgeübt, welches aus dem Reichskanzler als Vorsitzenden und vier Mitgliedern besteht. Eines dieser Mitglieder ernennt der Kaiser, die drei anderen der Bundesrat. Das Kuratorium versammelt sich vierteljährlich einmal. In diesen Versammlungen wird ihm über den Zustand der Bank und alle darauf Bezug habenden Gegenstände Bericht erstattet und eine allgemeine Rechen­ schaft von allen Operationen und Geschäftseinrichtungen der Bank erteilt.

§ 26. Die dem Reiche zustehende Leitung der Bank wird vom Reichskanzler, und unter diesem von dem Reichsbankdirektorium auSgeübt; in Behinderungssällen des Reichskanzlers wird die Leitung durch einen vom Kaiser hierfür ernannten Stellvertreter wahrgenommen. Der Reichskanzler leitet die gesamte Bankverwaltung innerhalb der Bestimmungen dieses Gesetzes und des zu erlassenden Statuts (§ 40). Er erläßt die Gefchästsanweisungen für das Reichsbankdirektorium und für die Zweiganstalten, sowie die Dienstinstruktionen für die Beamten der Bank, und verfügt die erforderlichen Abänderungen der bestehenden Ge­ schäftsanweisungen (Reglements) und Dienstinstruktionen.

§ 27. Das Reichsbankdirektorium ist die verwaltende und ausführende, sowie die, die Reichsbank nach außen vertretende Behörde. Es besteht aus einem Präsidenten und der erforderlichen Anzahl von Mitgliedern und faßt feine Beschlüsse nach Stimmenmehrheit, hat jedoch bei seiner Verwaltung überall den Vorschriften und Weisungen des Reichskanzlers Folge zu leisten.

20

Sans®.

Präsident und Mitglieder des Reichsbankdirektoriums werden auf den Vorschlag des Bundesrats vom Kaiser aus Lebenszeit ernannt.

8 28. Die Beamten der Reichsbank haben die Rechte und Pflichten der Reichsbeamten. Ihre Besoldungen, Pensionen und sonstigen Dienstbezüge, sowie die Pensionen und Unterstützungen für ihre Hinterbliebenen trägt die Reichs­ bank. Der Besoldung?- und Pensionsetat des Reichsbankdirektoriums wird jährlich durch den Reichshaushaltsetat, der der übrigen Beamten jährlich vom Kaiser im Einvernehmen mit dem Bundesrate auf den Antrag des Reichskanzlers festgesetzt. Kein Beamter der Reichsbank darf Anteilscheine derselben besitzen.

8 29. Die Rechnungen der Reichsbank unterliegen der Revision durch den Rechnungshof des Deutschen Reichs. Die Form, in welcher die jährliche Rechnungslegung zu erfolgen hat, wird durch den Reichskanzler bestimmt. Die hierüber ergehenden Be­ stimmungen find dem Rechnungshof mitzuteilen. 8 30. Die Anteilseigner üben die ihnen zustehende Beteiligung an der Verwaltung der Reichsbank durch die Generalversammlung, außer­ dem durch einen aus ihrer Mitte gewählten ständigen Zentralausschuß nach Maßgabe der nachfolgenden Bestimmungen auS. 8 31. Der Zentralausschuß ist die ständige Vertretung der An­ teilseigner gegenüber der Verwaltung. Er besteht aus fünfzehn Mit­ gliedern, neben welchen fünfzehn Stellvertreter zu wählen sind. Die Mit­ glieder und die Stellvertreter werden von der Generalversammlung aus der Zahl derjenigen Anteilseigner gewählt, welche auf ihren Namen lautende Aiiteilsscheine über einen Mindestbetrag von je neuntausend Mark besitzen. Sämtliche Mitglieder und Stellvertreter müssen im Reichsgebiete und wenigstens neun Mitglieder und neun Stellvertreter in Berlin ihren Wohn­ sitz haben. Ein Drittel der Mitglieder scheidet jährlich aus. Die Aus­ scheidenden sind wieder wählbar. Der Zentralausschuß versammelt sich unter Vorsitz des Präsidenten des Reichsbankdirektoriums wenigstens einmal monatlich, kann von dem­ selben aber auch außerordentlich berufen werden. Er ist beschlußfähig bei Anwesenheit von wenigstens sieben Mitgliedern; die Geschästsanweisung wird festsetzen, in welchen Fällen und in welcher Reihenfolge die Einbe­ rufung von Stellvertretern zu bewirken ist.

8 32. Dem Zentralausschuß werden in jedem Monat die wöchent­ lichen Nachweisungen über die Diskonto-, Wechsel- und Lombardbestände, den Notenumlauf, die Barfonds, die Depositen, über den An- und Ver­ kauf von Gold, Wechseln, Schecks und Effekten, über die Verteilung der Fonds auf die Zweiganstalten zur Einsicht vorgelegt, und zugleich die Er­ gebnisse der ordentlichen und der außerordentlichen Kaflenrevisionen, sowie die Ansichten und Vorschläge des Reichsbankdirektoriums über den Gang der Geschäfte im allgemeinen und über die etwa erforderlichen Maßregeln mitgeteilt. Insbesondere ist der Zentralausschuß gutachtlich zu hören: a) über die Bilanz und Gewinnberechnung, welche nach Ablauf des

BankG.

Titel II.

Reichsbank.

20

Geschäftsjahre- vom Reichsbankdirektorium aufgestellt, mit besten Gutachten dem Reichskanzler zur definitiven Festsetzung überreicht, und demnächst den Anteilseignern in deren ordentlicher General­ versammlung mitgeteilt wird; b) über Abänderungen des BefoldungS- und PenfionSetatS (8 28); c) über die Besetzung erledigter Stellen im Reichsbankdirektorium, mit Ausnahme der Stelle des Präsidenten, vor der Beschlußfastung des Bundesrats (§ 27); d) aber den Höchstbetrag, bis zu welchem die Fonds der Bank zu Lombarddarlehen verwendet werden können. Der Ankauf von Effekten für Rechnung der Bank kann nur erfolgen, nachdem die Höhe des Betrages, bis zu welcher die Fonds der Bank zu diesem Zwecke verwendet werden können, zuvor mit Zustimmung des ZentralauSschustes festgesetzt ist; e) aber die Höhe des Diskontosatzes und des Lombardzinsfußes, sowie über Veränderungen in den Grundsätzen und Fristen der Krediterteilung; f) über Vereinbarungen mit anderen deutschen Banken (§ 19), sowie über die in den Geschäftsbeziehungen zu denselben zu beobachtenden Grundsätze. Allgemeine Geschästsanweisungen und Dienstinstruktionen sind dem Zentralausschuffe alsbald nach ihrem Erlaste (§ 26) zur Kenntnisnahme mitzuteilen.

§ 33, Die Mitglieder des Zentralausschusses beziehen keine Be­ soldung. Wenn ein Ausschußmitglied das Bankgeheimnis (§ 39) verletzt, die durch sein Amt erlangten Ausschlüsse gemißbraucht oder sonst daS öffentliche Vertrauen verloren hat, oder wenn durch dasselbe überhaupt daS Interesse des Instituts gefährdet erscheint, so ist die Generalversammlung berechtigt, seine Ausschließung zu beschließen. Ein Ausschußmitglied, welches in Konkurs gerät, während eines halben Jahres den Versammlungen nicht beigewohnt oder eine der Voraus­ setzungen seiner Wählbarkeit (§ 31) verloren hat, wird für ausgeschieden erachtet. § 34. Die fortlaufende spezielle Kontrolle über die Verwaltung der Reichsbank üben drei, von dem Zentralausschuffe aus der Zahl seiner Mitglieder auf ein Jahr gewählte Deputierte des ZentralauSschustes be­ ziehungsweise deren gleichzeitig zu wählende Stellvertreter. Die Geschäfts­ anweisung wird festsetzen, in welchen Fällen und in welcher Reihenfolge die Einberufung von Stellvertretern zu bewirken ist. Die Deputierten find insbesondere berechtigt, allen Sitzungen des Reichsbankdirektoriums mit beratender Stimme beizuwohnen. Sie find ferner berechtigt und verpflichtet, in den gewöhnlichen Geschäftsstunden und im Beisein eines Mitgliedes des Reichsbankdirektoriums von dem Gange der Geschäfte Kenntnis zu nehmen, die Bücher und Porte­ feuilles der Bank einzusehen und den ordentlichen, wie außerordentlichen Kaffenrevisionen beizuwohnen. Ueber ihre Wirksamkeit erstatten fie in den monatlichen Versammlungen des ZentralauSschustes Bericht.

20

BaukG

Im Fall des § 33 Abs. 2 kann ein Deputierter bereits vor der Entscheidung der Generalversammlung durch den Zentralausschuß suspen­ diert werden. § 35. Geschäfte mit den Finanzverwaltungen deS Reichs oder deutscher Bundesstaaten dürfen nur innerhalb der Bestimmungen dieses Gesetzes und des Bankstatuts gemacht und müssen, wenn andere als die allgemein geltenden Bedingungen des Bankverkehrs in Anwendung kommen sollen, zuvor zur Kenntnis der Deputierten gebracht, und, wenn auch nur einer derselben darauf anträgt, Dem Zentralausschuß vorgelegt werden. Sie müflen unterbleiben, wenn der letztere nicht in einer beschlußfähigen Versammlung mit Stimmenmehrheit für die Zulässigkeit sich ausspricht. § 36. Außerhalb des Hauptfitzes der Bank sind an, vom Bundes­ rate zu bestimmenden, größeren Plätzen Reichsbankhauptstellen zu errichten, welche unter Leitung eines aus wenigstens zwei Mitgliedern bestehenden Vorstandes und unter Aufsicht eines vom Kaiser ernannten BankkommisiariuS stehen. Bei jeder Reichsbankhauptstelle soll, wenn sich daselbst eine hin­ reichende Zahl geeigneter Anteilseigner vorfindet, ein Bezirksausschuß be­ stehen, deffen Mitglieder vom Reichskanzler aus den vom Bankkommissar und vom Zentralausschuß aufgestellten Vorschlagslisten der am Sitz der Bankhauptstelle oder in dessen unmittelbarer Nähe wohnhaften Anteils­ eigner ausgewählt werden. Dem Ausschuß werden in seinen monatlich abzuhaltenden Sitzungen die Uebersichten über die Geschäfte der Bank­ hauptstelle und die von der Zentralverwaltung ergangenen allgemeinen Anordnungen mitgeteilt. Anträge und Vorschläge deS Bezirksausschusses, welchen vom Vorstande der Bankhauptstelle nicht in eigener Zuständigkeit entsprochen wird, werden von letzterem dem Reichskanzler mittels Berichts eingereicht.

Eine fortlaufende spezielle Kontrolle über den Geschäftsgang bei den Bankhauptstellen nach Maßgabe der Bestimmungen im 8 34 üben, soweit es ohne Störung der täglichen laufenden Geschäfte geschehen kann, zwei bis drei Beigeordnete, welche vom Bezirksausschuß aus seiner Mitte gewählt, oder, wo ein Bezirksausschuß nicht besteht, vom Reichskanzler nach Absatz 2 ernannt werden.

S 37. Die Errichtung sonstiger Zweiganstalten erfolgt, sofern die­ selben dem Reichsbankdirektorium unmittelbar untergeordnet werden (Reichs­ bankstellen), durch den Reichskanzler, sofern sie einer anderen Zweiganstalt untergeordnet werden, durch daS Reichsbankdirektorium. 8 38. Die Reichsbank wird in allen Fällen, und zwar auch wo die Gesetze eine Spezialvollmacht erfordern, durch die Unterschrift des Reichsbankdirektoriums oder einer Reichsbankhauptstelle verpflichtet, sofern diese Unterschriften von zwei Mitgliedem deS Reichsbankdirektoriums be­ ziehungsweise von zwei Mitgliedern des Vorstandes der ReichSbankhauptstelle oder den als Stellvertretern der letzteren bezeichneten Beamten voll­ zogen find.

BankG.

Titel H.

Reichsbank.

20

Unter welchen Voraussetzungen und in welcher Form die Unter­ schriften der Bankstellen eine Verpflichtung für die Reichsbank begründen, wird vom Reichskanzler bestimmt und besonders bekannt gemacht. Gegen die Reichsbankhauptstellen und Bankstellen können alle Klagen, welche auf den Geschäftsbetrieb derselben Bezug haben, bei dem Gerichte des OrteS erhoben werden, wo die Zweiganstalt errichtet ist.

§ 39. Sämtliche bei der Verwaltung der Bank als Beamte, Aus­ schußmitglieder, Beigeordnete beteiligte Personen find verpflichtet, über alle einzelne Geschäfte der Bank, besonders über die mit Privatpersonen und über den Umfang des den letzteren gewährten Kredits, Schweigen zu beobachten. Die Deputierten des ZentralauSschuffes und deren Stellver­ treter, sowie die Beigeordneten bei den Reichsbankhauptstellen find hierzu vor Antritt ihrer Funktionen mittels Handschlags an Eides Statt be­ sonders zu verpflichten. § 40. Das Statut der Reichsbank wird nach Maßgabe der vor­ stehend in den 88 12 bis 39 enthaltenen Vorschriften vom Kaiser im Einvernehmen mit dem Bundesrat erlaflen. Dasselbe muß insbesondere Bestimmungen enthalten: 1. über die Form der Anteilscheine der Reichsbank und der dazu ge­ hörigen Dividendenscheine und Talons; 2. über die bei Uebertragung oder Verpfändung von Anteilscheinen zu beachtenden Formen; 3. über die Mortifikation verlorener oder vernichteter Anteilscheine, so­ wie über das Verfahren in betreff abhanden gekommener Dividenden­ scheine und Talons; 4. über die Grundsätze, nach denen die Jahresbilanz der Reichsbank anfzunehmen ist; 5. über Termine und Modalitäten der Erhebung der Dividende; 6. über die Form, in welcher die Zusammenberufung der Generalver­ sammlungen geschieht, sowie über die Bedingungen und die Art der Ausübung des Stimmrechts der Antellseigner; die Ausübung des Stimmrechts darf jedoch nicht durch den Besitz von mehr als einem Anteilsscheine bedingt, noch dürfen mehr als dreihundett Stimmen in einer Hand vereinigt werden, wobei ein Anteilsfchein zu dreitausend Mark dem Rechte auf drei Stimmen und ein Anteilsschein zu ein­ tausend Mark dem Rechte auf eine Stimme entsprechen soll; 7. über die Modalitäten der Wahl des ZentrumSauSschuffeS und der Deputierten desselben, der BezirkSausschüffe und -der Beigeordneten bei den Reichsbankhauptstellen; 8. über die Form, in welcher die von der Gesellschaft ausgehenden Be­ kanntmachungen erfolgen, sowie über die öffentlichen Blätter, in welche dieselben aufzunchmen find; 9. über die im Fall der Aufhebung der Reichsbank (§ 41) eintretende Liquidation; 10. über die Form, in welcher die Mitwirkung der Anteilseigner oder deren Vertteter zu einer durch Reichsgesetz festzustellenden Erhöhung des Grundkapitals herbeigeführt werden soll;

20

BankG

11. über die Voraussetzungen der Sicherstellung, unter denen Effekten für fremde Rechnung gekauft oder verkauft werden dürfen.

§ 41. Das Reich behält sich das Recht vor, zuerst zum 1. Januar 1891, alsdann aber von zehn zu zehn Jahren nach voraus­ gegangener einjähriger Ankündigung, welche auf Kaiserliche Anordnung, im Einvernehmen mit dem Bundesrat, vom Reichskanzler an das Reichs­ bankdirektorium zu erfassen und von letzterem zu veröffentlichen ist, entweder a) die auf Grund dieses Gesetzes errichtete Reichsbank aufzuheben und die Grundstücke derselben gegen Erstattung des Buchwertes zu erwerben, oder b) die sämtlichen Anteile der Reichsbank zum Nennwerte zu erwerben. In beiden Fällen geht der bilanzmäßige Reservefonds, soweit derselbe nicht zur Deckung von Verlusten in Anspruch zu nehmen ist, zur einen Hälfte an die Anteilseigner, zur anderen Hälfte an das Reich über. Zur Verlängerung der Frist nach Inhalt des ersten Absatzes ist die Zustimmung des Reichstags erforderlich. Titel III.

Privat-Notenbanken. § 42. Banken, welche sich bei Erlaß dieses Gesetzes im Besitze der Befugnis zur Notenausgabe befinden, dürfen außerhalb desjenigen Staates, welcher ihnen die Befugnis erteilt hat, Bankgeschäfte durch Zweig­ anstalten weder betreiben noch durch Agenten für ihre Rechnung betreiben lassen, noch als Gesellschafter an Bankhäusern sich beteiligen. § 43. Die Noten einer Bank, welche sich bei Erlaß dieses Gesetzes im Besitze der Befugnis zur Notenausgabe befindet, dürfen außerhalb desjenigen Staates, welcher derselben diese Befugnis erteilt hat, zu Zahlungen nicht gebraucht werden. Der Umtausch solcher Noten gegen andere Banknoten, Papiergeld oder Münzen unterliegt diesem Verbote nicht. § 44. Die beschränkenden Bestimmungen des § 43 finden aus diejenigen Banken keine Anwendung, welche bis zum 1. Januar 1876 folgende Voraussetzungen erfüllen: 1. Die Bank darf ihre Betriebsmittel nur in den im § 13 unter 1 bis 4 bezeichneten Geschäften, und zwar zu 4 höchstens bis zur Höhe der Hälfte des Grundkapitals der Bank und der Reserven, anlegen. Bezüglich des DarlehnSgeschäftS ist der Bank eine Frist bis zum 1. Januar 1877 eingeräumt, innerhalb welcher sie ihre Darlehne den Bestimmungen des 8 13 Nr. 3 zu konformieren hat. Sie hat jeweilig den Prozentsatz öffentlich bekannt zu machen, zu welchen sie diskontiert oder zinsbare Darlehne gewährt. 2. Die Bank legt von dem sich jährlich über daS Maß von 41/« Prozent des Grundkapitals hinaus ergebenden Reingewinn jährlich mindestens 20 Prozent so lange zur Ansammlung eines Reservefonds zurück, als der letztere nicht ein Vierteil des Grundkapitals beträgt.

BankG. Titel HI. Privatnotenbanken.

20

3. Die Bank verpflichtet sich, für den Betrag ihrer im Umlauf befind­ lichen Banknoten jederzeit mindestens ein Dritte!! in kursfähigem deutschem Gelde, Reichskaffenscheinen oder in Gold in Barren oder ausländischen Münzen, das Pfund fein zu 1392 Mark gerechnet, und den Rest in diskontierten Wechseln, welche eine Verfallzeit von höchstens drei Monaten haben und aus welchen in der Regel drei, mindestens aber zwei als zahlungsfähig bekannte Verpflichtete hasten, in ihren Kassen als Deckung bereit zu halten. 4. die Bank verpflichtet fich, ihre Noten bei einer von ihr zu bezeich­ nenden Stelle in Berlin oder Frankfurt, deren Wahl der Genehmigung des Bundesrats unterliegt, dem Inhaber gegen kursfähiges deutsches Geld einzulösen. Die Einlösung hat spätestens vor Ablauf des auf den Tag der Präsentation folgenden Tages zu erfolgen. 5. Die Bank verpflichtet sich, alle deutschen Banknoten, deren Umlauf im gesamten Reichsgebiete gestattet ist, an ihrem Sitze, sowie bei denjenigen ihrer Zweiganstalten, welche in Städten von mehr als 80 000 Einwohnern ihren Sitz haben, zu ihrem vollen Nennwerte in Zahlung zu nehmen, solange die Bank, welche solche Noten ausgegeben hat, ihrer Noteneinlösungspflicht pünktlich nachkommt. Alle bei einer Bank eingegangenen Noten einer anderen Bank dürfen, soweit es nicht Noten der Reichsbank sind, nur entweder zur Einlösung präsen­ tiert, oder zu Zahlungen an diejenige Bank, welche dieselben auSgegeben hat, oder zu Zahlungen an dem Orte, wo letztere ihren Haupt­ sitz hat, verwendet werden. o. Die Bank verzichtet auf jedes Widerspruchsrecht, welches ihr entweder gegen die Erteilung der Befugnis zur Ausgabe von Banknoten an andere Banken, oder gegen die Aushebung einer etwa bestehenden Ver­ pflichtung der Landesregierung, ihre Noten in den öffentlichen Kaffen statt baren Geldes in Zahlung nehmen zu lassen, zustehen möchte. 7. Die Bank willigt ein, daß ihre Befugnis zur Ausgabe von Bank­ noten zu den in § 41 bezeichneten Terminen durch Beschluß der Landesregierung oder des BundeSratS mit einjähriger Kündigungsfrist aufgehoben werden könne, ohne daß ihr ein Anspruch auf irgendwelche Entschädigung zustände. Von feiten des Bundesrats wird eine Kündigung nur eintreten zum Zwecke weiterer einheitlicher Regelung des Notenbankwesens oder wenn eine Notenbank den Anordnungen gegenwärtigen Gesetzes zuwiderhandelt hat. Ob diese Voraussetzungen vorliegen, entscheidet der Bundesrat. Einer Bank, welche die vorstehend unter 1 bis 7 bezeichneten Voraus­ setzungen erfüllt hat, kann der Betrieb von Bankgeschäften durch Zweig­ anstalten oder Agenturen außerhalb des im § 42 bezeichneten Gebietes auf Antrag der für den Ort, wo dies geschehen soll, zuständigen Landes­ regierung durch den Bundesrat gestattet werden. Banken, welche bis zum 1. Januar 1876 nachweisen, daß der Betrag der nach ihrem Statut oder Privileg ihnen gestatteten Notenausgabe auf den Betrag des Grundkapitals eingeschränkt ist, welcher am 1. Januar 1874 eingezahlt war, sind von der Erfüllung der unter 2 bezeichneten Voraus-

20

BarrkG.

fetjung entbunden und erlangen mit der Gestattung des Umlaufs ihrer Noten im gesamten Reichsgebiete zugleich die Befugnis, im gesamten Reichs­ gebiete durch Zweiganstalten oder Agenturen Bankgeschäfte zu betreiben. Dem BundeSrat bleibt Vorbehalten, diesen Banken einzelne der durch die Bestimmungen unter 1 ausgeschlossenen Formen der Krediterteilung, in deren Ausübung dieselben sich bisher befunden haben, aus Grund des nachgewiesenen besonderen Bedürfnisses zeitweilig oder widerruflich auch ferner zu gestatten und die hiefür etwa notwendigen Bedingungen festzusetzen.

§ 45. Banken, welche von den Bestimmungen im 8 44 zu ihren Gunsten Gebrauch machen wollen, haben dem Reichskanzler nachzuweisen: 1. daß ihre Statuten den durch den § 44 aufgestellten Voraussetzungen entsprechen; 2. daß die erforderliche Einlösungsstelle eingerichtet ist. Sobald dieser Nachweis geführt ist, erläßt der Reichskanzler eine durch das Reichs-Gesetzblatt zu veröffentlichende Bekanntmachung, in welcher: 1. die beschränkenden Bestimmungen der §§ 42 und 43 oder des § 43 dieses Gesetzes zugunsten der zu bezeichnenden Bank als nicht an­ wendbar erklärt, 2. die Stelle, an welcher die Noten der Bank eingelöst werden, be­ zeichnet wird. § 46. Kann die Dauer einer bereits erworbenen Befugnis zur Ausgabe von Banknoten durch eine vom Staate oder einer öffentlichen Behörde ausgehende, an einen bestimmten Termin gebundene Kündigung auf eine bestimmte Zeit beschränkt werden, so tritt diese Kündigung zu dem frühesten zulässigen Termine kraft gegenwärtigen Gesetzes ein, es sei denn, daß die Bank den zulässigen Betrag ihrer Notenausgabe auf den am 1. Januar 1874 eingezahlten Betrag ihres Grundkapitals beschränkt und sich den Bestimmungen im § 44 unter 1 und 3 bis 7 unterworfen hat. Statutarische Bestimmungen, durch welche die Dauer einer Bank oder der derselben erteilten Befugnis zur Notenausgabe von der unver­ änderten Fortdauer des Notenprivilegiums der Preußischen Bank abhängig gemacht ist, treten außer Kraft. § 47. Jede Abänderung der Bestimmungen des Grundgesetzes, Statuts oder Privilegiums einer Bank, welche die Befugnis zur Ausgabe von Banknoten bereits erworben hat, bedarf, solange der Bank diese Be­ fugnis zusteht, zu ihrer Gültigkeit der Genehmigung des Bundesrats, solern sie das Grundkapital, den Reservefonds, den Geschäftskreis oder die Deckung der auszugebenden Noten, oder die Dauer der Befugnis zur Notenausgabe zum Gegenstände hat. LandeLgesetzliche Vorschriften und Konzessionsbedingungen, durch welche eine Bank bezüglich des Betriebs des Diskonto-, des Lombard-, des Effekten- und des Depofitengeschüfts Be­ schränkungen unterworfen ist, welche das gegenwärtige Gesetz nicht enthält, stehen einer solchen Aenderung nicht entgegen. Die Genehmigung wird, nach Erfüllung der sonstigen gesetzlichen Erfordernisse, durch die beteiligte Landesregierung beantragt und muff ver­ sagt werden, wenn die Bank nicht von den Bestimmungen des § 44 Ge­ brauch macht.

BankG.

Titel III.

Privatnotenbanken.

20

Die bayerische Regierung ist berechtigt, bis zum Höchstbetrage von 70 Millionen Mark die Befugnis zur Ausgabe von Banknoten für die in Bayern bestehende Notenbank zu erweitern, oder diese Befugnis einer anderen Bank zu erteilen, sofern die Bank sich den Bestimmungen des § 44 unterwirft.

§ 47 a. Für Privatnotenbanken, auf welche die beschränkenden Bestimmungen deS § 43 keine Anwendung finden, gelten hinsichtlich der Deckung ihrer im Umlaufe befindlichen Noten die Vorschriften deS § 17. § 48. Der Reichskanzler ist jederzeit befugt, sich nötigenfalls durch kommissarische Einsichtnahme von den Büchern, Geschäftslokalen und Kassenbeständen der Noten ausgebenden Banken die Ueberzeugung zu ver­ schaffen, daß dieselben die durch Gesetz oder Statut festgestellten Be­ dingungen und Beschränkungen der Notenausgabe innehalten, oder die Voraussetzungen der zu ihren Gunsten etwa ausgesprochenen Nichtanwend­ barkeit der §§ 42 und 43 oder deS § 43 dieses Gesetzes erfüllen und daß die von ihnen veröffentlichten Wochen- und Jahresübersichten (§ 8), sowie die behufs der Steuerberechnung abgegebenen Nachweise (§ 10) der wirk­ lichen Sachlage entsprechen. Das Aufsichtsrecht der Landesregierungen wird durch diese Be­ stimmung nicht berührt. 1. 2. 3. 4. 5.

§ 49. Die Befugnis zur Ausgabe von Banknoten geht verloren: durch Ablauf der Zeitdauer, für welche sie erteilt ist, durch Verzicht, im Falle des Konkurses durch Eröffnung des Verfahrens gegen die Bank, durch Entziehung kraft richterlichen Urteils, durch Verfügung der Landesregierung nach Maßgabe der Statuten oder Privilegien.

§ 50. Die Entziehung der Befugnis zur Notenausgabe wird auf Klage des Reichskanzlers oder der Regierung des Bundesstaates, in welchem die Bank ihren Sitz hat, durch gerichtliches Urteil ausgesprochen: 1. wenn die Vorschriften der Statuten, des Privilegiums oder des gegen­ wärtigen Gesetzes über die Deckung für die umlaufenden Noten verletzt worden sind oder der Notenumlauf die durch Statut, Privilegium oder Gesetz bestimmte Grenze überschritten hat; 2. wenn die Bank vor Erlaß der in § 45 erwähnten Bekanntmachung des Reichskanzlers außerhalb des durch § 42 ihr angewiesenen Ge­ biets die in § 42 ihr untersagten Geschäfte betreibt oder außerhalb des durch 8 43 ihr angewiesenen Gebiets ihre Noten vertreibt oder vertreiben läßt. 3. wenn die Bank die Einlösung präsentierter Noten nicht bewirkt a) an ihrem Sitze am Tage der Präsentation, d) an ihrer Einlösungsstelle (§ 44 Nr. 4) bis zum Ablaufe des auf den Tag der Präsentation folgenden Tages, c) an sonstigen durch die Statuten bestimmten Einlösungsstellen bis zum Ablaufe des dritten Tages nach dem Tage der Präsentation; 4. sobald das Grundkapital sich durch Verluste um ein Dritteil ver­ mindert hat.

20

BankG

Die Klage ist im ordentlichen Verfahren zu verhandeln. Der Rechtsstreit gilt im Sinne der Reichs- und Landesgesetze als Handelssache. In dem Urteile ist zugleich die Verpflichtung zur Einziehung der Noten auszusprechen.

§ 51. Das Urteil ist erst nach Eintritt der Rechtskraft vollstreck­ bar. Die Vollstreckung wird auf Antrag durch das Prozeßgericht verfügt. Das Gericht bestimmt zu diesem Zwecke die Frist, innerhalb welcher von der Bankverwaltung die Bekanntmachung über die Einziehung der Noten zu erlaßen ist. Sofern nicht der Konkurs über die Bank ausgebrochen ist, setzt das Gericht einen Kurator ein, welcher die Einziehung der Noten zu über­ wachen und, wenn die Bank den für diesen Fall vorgesehenen Verpflich­ tungen nicht nachkommt, die Liquidation der Bank beim Gerichte zu be­ antragen verpflichtet ist. Eingehende Noten find von der Bank an eine vom Reichskanzler zu bezeichnende, am Sitze der Bank gelegene Kaste abzuliefern.

§ 52. Sechs Monate, nachdem das Urteil (§ 50) die Rechtskraft erlangt hat, zahlt die Bank an die vom Reichskanzler bezeichnete Kaste einen Betrag in barem Gelde ein, welcher dem bis dahin nicht abge­ lieferten Betrage ihrer Noten gleichkommt. Dieser Barbetrag wird ihr nach Maßgabe der weiter von ihr abgelieferten Noten und der verbleibende Rest nach Ablauf der letzten vom Bundesrate für die Einlösung festgesetzten Frist zurückgezahlt. § 53. Die an die Kasse abgelieferten Noten (§ 51 und § 52) werden in Gegenwart des Kurators der Kaste und des für die Einziehung der Noten bestellten Kurators vernichtet. Ueber die Vernichtung wird ein gerichtliches oder notarielles Protokoll ausgenommen. Die Verwaltung der Bank ist befugt, an der Vernichtung durch zwei Abgeordnete teilzu­ nehmen. Der für die Vernichtung bestimmte Termin ist ihr jedesmal spätestens acht Tage vorher von der der Kasse vorgesetzten Behörde anzuzeigen. Die Vernichtung kann in einem oder in mehreren Terminen erfolgen. § 54. Für diejenigen Korporationen, welche, ohne Zettelbanken zu sein, sich beim Erlaß dieses Gesetzes im Besitz der Befugnis zur Ausgabe von Noten, Kassenscheinen oder sonstigen auf den Inhaber ausge­ stellten unverzinslichen Schuldverschreibungen befinden, und für 'das von ihnen ausgegebene Papiergeld gelten insolange, als sie von der Befugnis, Papiergeld in Umlauf zu erhalten, Gebrauch machen, die Bestimmungen der 83 2 bis einschließlich 6, dann des § 43 und des § 47 Absatz 1 dieses Gesetzes, soweit sich derselbe auf die Befugnis zur Ausgabe von Papiergeld, auf deren Dauer, oder auf die Deckung des Papiergeldes bezieht. Titel IV.

Strafbestimmungen. 8 55. Wer unbefugt Banknoten oder sonstige auf den Inhaber lautende unverzinsliche Schuldverschreibungen auSgibt, wird mit einer Geld-

BankG.

Titel IV.

Strafbestimmungen.

20

strafe bestraft, welche dem Zehnfachen des Betrages der von ihm auSgegebenen Wertzeichen gleichkommt, mindestens aber fünftausend Mark beträgt.

§ 56. Mit Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Mark wird bestraft, wer der BerbotSbestinimung des § 43 zuwider, Noten inländischer Banken, oder Noten oder sonstige Geldzeichen inländischer Korporationen außerhalb desjenigen Landesgebiets, für welches dieselben zugelaffen sind, zur Leistung von Zahlungen verwendet. § 57. Mit Geldstrafe von fünfzig Mark bis zu fünftausend Mark wird bestraft, wer der Verbotsbestimmung in § 11 zuwider, ausländische Banknoten oder sonstige auf den Inhaber lautende unverzinsliche Schuld­ verschreibungen ausländischer Korporationen, Gesellschaften oder Privaten, welche ausschließlich oder neben anderen Wertbestimmungen in Reichs­ währung oder einer deutschen Landeswährung ausgestellt sind, zur Leistung von Zahlungen verwendet. Geschieht die Verwendung gewerbsmäßig, so tritt neben der Geld­ strafe Gefängnis bis zu einem Jahre ein. Der Versuch ist strafbar.

§ 58. Mit Geldstrafe bis zu fünftausend Mark wird bestraft, wer den Bestimmungen im § 42 zuwider, für Rechnung von Banken als Vorsteher von Zweiganstalten oder als Agent Bankgeschäfte betreibt oder mit Banken als Gesellschafter in Verbindung tritt. Die gleiche Strafe trifft die Mitglieder des Vorstandes einer Bank, welche den Bestimmungen des § 7 entgegenhandeln, oder welche dem Ver­ bote deS § 42 zuwider a) Zweiganstalten oder Agenturen bestellen, oder b) die von ihnen vertretene Bank als Gesellschafter an Bankhäusern beteiligen.

§ 59. Die Mitglieder des Vorstandes einer Bank werden: 1. wenn sie in den durch die Bestimmungen des § 8 vorgeschriebenen Veröffentlichungen wissentlich den Stand der Verhältniffe der Bank unwahr darstellen oder verschleiern, mit Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft; 2. wenn sie durch unrichtige Aufstellung der im § 10 vorgeschriebenen Nachweisungen den steuerpflichtigen Notenumlauf zu gering angeben, mit einer Geldstrafe bestraft, welche dem Zehnfachen der hinterzogenen Steuer gleichsteht, mindestens aber fünfhundert Mark beträgt; 3. wenn die Bank mehr Noten ausgibt, als sie auszugeben befugt ist, mit einer Geldstrafe bestraft, welche dem Zehnfachen des zuviel auSgegebenen Betrages gleichkommt, mindestens aber fünftausend Mark beträgt. Die Strafe zu 3 trifft auch die Mitglieder des Vorstandes solcher Korporationen, welche zur Ausgabe von auf den Inhaber lautenden un­ verzinslichen Schuldverschreibungen befugt find, wenn sie mehr solche Geld­ zeichen auSgeben, als die Korporation auszugeben befugt ist.

20

BtMkG. Titel V.

Schlußbestimmungen. § 60. Die 83 6, 42 und 43, sowie die auf die letzteren bezüg­ lichen Strafbestimmungen in den §§ 56 und 58 gegenwärtigen Gesetzes treten am 1. Januar 1876 in Kraft.

§ 61. Der Reichskanzler wird ermächtigt, mit der Königlich preußischen Regierung wegen Abtretung der Preußischen Bank an das Reich auf folgenden Grundlagen einen Vertrag abzuschließen: 1. Preußen tritt nach Zurückziehung seines Einschußkapitals von 1906 800 Talern, sowie der ihm zustehenden Hälste des Reservefonds die Preußische Bank mit allen ihren Rechten und Verpflichtungen mit dem 1. Januar 1876 unter den nachstehend Ziff. 2 bis 6 bezeich­ neten Bedingungen an das Reich ab. Das Reich wird diese Bank an die nach Maßgabe der Bestimmungen dieses Gesetzes zu errichtende Reichsbank übertragen. 2. Preußen empfängt für Abtretung der Bank eine Entschädigung von fünfzehn Millionen Mark, welche aus den Mitteln der Reichsbank zu decken ist. 3. Den bisherigen Anteilseignern der Preußischen Bank wird die Be­ fugnis vorbehalten, gegen Verzicht auf alle ihnen durch ihre Bank­ anteilsscheine verbrieften Rechte zugunsten der Reichsbank den Um­ tausch dieser Urkunden gegen Anteilsscheine der Reichsbank von gleichem Nominalbeträge zu verlangen. 4. Tie Reichsbank hat denjenigen Anteilseignern, welche nach den Be­ stimmungen der 83 16 und 19 der Bankordnung vom 5. Oktober 1846 lPreuß. Gesetz-Samml. S. 435) die Herauszahlung des eingeschossenen Kapitals und ihres Anteils an dem Reservefonds der Preußische» Bank verlangen, diese Zahlung zu leisten. 5. Die Reichsbank wird zur Erfüllung der von der Preußischen Bank durch Vertrag vom 28./31. Januar 1856 hinsichtlich der Staats­ anleihe von sechzehn Millionen sünfhundertachtundneunzigtausend Talern übernommenen Verbindlichkeiten an Preußen sür die Jahre 1876 bis einschließlich 1925 jährlich 621 910 Taler in halbjährlichen Raten zahlen. Wird die Konzession der Reichsbank nicht verlängert, so wird daS Reich dafür sorgen, daß, solange keine andere Bank in diese Verpflichtung eintritt, die Rente bis zu dem ebengedachten Zeit­ punkte der preußischen Staatskafle unverkürzt zufließe. 6. Eine Auseinandersetzung zwischen Preußen und der Reichsbank wegen der Grundstücke der Preußischen Bank bleibt vorbehalten.

§ 62. Der Reichskanzler wird ermächtigt: 1. diejenigen Anteilsscheine der Reichsbank zu begeben, welche nicht nach 8 61 Nr. 3 gegen Anteilsscheine der Preußischen Bank umzutauschen sind, 2. auf Höhe der nicht begebenen Anteilsscheine zur Beschaffung des nach 8 23 erforderlichen Grundkapitals der Reichsbank verzinsliche, spätestens am 1. Mai 1876 fällig werdende Schatzanweisungen auszugeben.

BankG.

Titel V.

Schlußbestimmungen.

20

§ 63. Die Ausfertigung der Schatzanweisungen (§ 62 Nr. 2) wird der Preußischen Hauptverwaltung der Staatsschulden übertragen. Den Zinssatz bestimmt der Reichskanzler. Bis zum 1. Mai 1876 kann, nach Anordnung des Reichskanzlers, der Betrag der Schatzanweisungen wiederholt, jedoch nur zur Deckung der in Verkehr gesetzten Schatzan­ weisungen ausgegeben werden.

§ 64. Die zur Verzinsung und Einlösung der Schatzanweisungen erforderlichen Beträge müssen der Reichsschuldenverwaltung aus den be­ reitesten Einkünften des Reichs zur Verfallzeit zur Verfügung gestellt werden.

§ 65. Die Ausgabe der Schatzanweisungen ist durch die Reichs­ kasse zu bewirken. Die Zinsen der Schatzanweisungen verjähren binnen vier Jahren, die verschriebenen Kapitalbeträge binnen 30 Jahren nach Eintritt des in jeder Schatzanweisung auszudrückenden Fälligkeitstermins. ,1 § 66. Die Bestimmungen des Handelsgesetzbuchs über die Ein­ tragung in das Handelsregister und die rechtlichen Folgen derselben finden auf die Reichsbank keine Anwendung.

Jaeger, Reichszivilgesetze

3. Ausl.

51

2t yMthekenbanIrgezetr vom 13. Juli 1899.

(RciLsgesetzblatt 1899 S. 375—392.)

§ 1. Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften auf Aktien, bei welchen der Gegenstand des Unternehmens in der hypothekarischen Beleihung von Grundstücken und der Ausgabe von Schuldverschreibungen auf Grund der erworbenen Hypotheken besteht (Hypothekenbanken), bedür'en zur Ausübung ihres Geschäftsbetriebs der Genehmigung des Bundesraths. Ist in der Satzung einer Hypothekenbank bestimmt, daß die hypo­ thekarischen Beleihungen nur im Gebiete desjenigen Bundesstaats erfolgen dürfen, in welchem die Bank ihren Sitz hat, so steht die Ertheilung der Genehmigung der Zentralbehörde dieses Bundesstaats zu. Zu jeder Aenderung der Satzung einer Hypothekenbank ist Genehmigung der nach den Abs. 1, 2 zuständigen Stelle erforderlich.

die

§ 2. Offenen Handelsgesellschaften, Kommanditgesellschaften, Gesell­ schaften mit beschränkter Haftung, eingetragenen Genossenschaften und einzelnen Personen ist der Betrieb eines Unternehmens der im § 1 Abs. 1 bezeichneten Art untersagt. § 3. Die Hypothekenbanken unterliegen der paatlrchen Aussicht. Die Aufsicht steht dem Bundesstaate zu, in welchem die Bank ihren Sitz hat. Die Aufsicht erstreckt sich auf den ganzen Geschäftsbetrieb der Bank und dauert auch nach deren Auflösung bis zur Beendigung der Liquidation fort.

§ 4. Die Aufsichtsbehörde ist befugt, alle Anordnungen zu treffen, welche erforderlich sind, um den Geschäftsbetrieb der Bank mit den Gesetzen, der Satzung und den sonst in verbindlicher Weise getroffenen Bestimmungen im Einklänge zu erhalten. Die Aufsichtsbehörde ist namentlich befugt:

1. jederzeit die Bücher und Schriften der Bank einzusehen sowie den Bestand der Kasse und die Bestände an Werthpapieren zu untersuchen; 2. von den Verwaltungsorganen der Bank Auskunft über alle Geschäfts­ angelegenheiten zu verlangen;

21

HypBankG.

3. einen Vertreter in die Generalversammlungen und in die Sitzungen der Verwaltungsorgane der Bank zu entsenden, die Berufung der Generalversammlung, die Anberaumung von Sitzungen der Berwaltungsorgane sowie die Ankündigung von Gegenständen zur Beschluß­ fassung zu verlangen und, wenn dem Verlangen nicht entsprochen wird, die Berufung, Anberaumung oder Ankündigung auf Kosten der Bank selbst vorzunehmen; 4. die Ausführung von Beschlüssen oder Anordnungen zu untersagen, die gegen das Gesetz, die Satzung oder die sonst in verbindlicher Weise getroffenen Bestimmungen verstoßen. Die Aufsichtsbehörde kann einen Kommissar bestellen, der unter ihrer Leitung die Aufsicht ausübt. Sie kann bestinnpen, daß für die Thätigkeit des Kommissars eine Vergütung von der Bank an die Staats­ kasse zu entrichten ist; sie setzt den Betrag dieser Vergütung fest.

§ 5. Die Hypothekenbanken dürfen außer der Gewährung hypo­ thekarischer Darlehen und der Ausgabe von Hypothekenpfandbriefen nur folgende Geschäfte betreiben: 1. den Erwerb, die Veräußerung und die Beleihung von Hypotheken; 2. die Gewährung nicht hypothekarischer Darlehen an inländische Körper­ schaften des öffentlichen Rechtes oder gegen Uebernahme der vollen Gewährleistung durch eine solche Körperschaft und die Ausgabe von Schuldverschreibungen auf Grund der so erworbenen Forderungen; 3. die Gewährung von Darlehen an inländische Kleinbahnunternehmungen gegen Verpfändung der Bahn und die Ausgabe von Schuldver­ schreibungen auf Grund der so erworbenen Forderungen; 4. den kommissionsweisen Ankauf und Verkauf von Werthpapieren, jedoch unter Ausschluß von Zeitgeschäften; 5. die Annahme von Geld oder anderen Sachen zum Zwecke der Hinter­ legung, jedoch mit der Maßgabe, daß der Gesammtbetrag des hinter­ legten Geldes die Hälfte des eingezahlten Grundkapitals nicht über­ steigen darf; 6. die Besorgung der Einziehung von Wechseln, Anweisungen und ähn­ lichen Papieren.

Verfügbares Geld dürsen die Hypothekenbanken nutzbar machen durch Hinterlegung bei geeigneten Bankhäusern, durch Ankauf ihrer Hypotheken­ pfandbriefe und ihrer gemäß Abs. 1 Nr. 2, 3 ausgegebenen Schuldver­ schreibungen, durch Ankauf solcher Wechsel und Werthpapiere, welche nach den Vorschriften des Bankgesetzes vom 14. März 1875 von der Reichs­ bank angekauft werden dürfen, sowie durch Beleihung von Werth, .Pieren nach einer von der Hypothekenbank aufzustellenden Anweisung. Die An­ weisung hat die beleihungssähigen Papiere und die zuläffige Höhe der Be­ leihung festzusetzen. Der Erwerb von Grundstücken ist den Hypothekenbanken nur zur Verhütung von Verlusten an Hypotheken oder zur Beschaffung von Geschäfts­ räumen gestattet. In Ansehung eines solchen Erwerbes stehen in jedem Bundesstaate Hypothekenbanken, die in dem Gebiet eines anderen Bundesstaats ihren Sitz haben, den einheimischen Hypothekenbanken gleich. 51*

21

HypBankG.

§ 6. Der Gesammtbetrag der im Umlaufe befindlichen Hypothekcnpfandbriefe muß in Höhe des Nennwerths jederzeit durch Hypotheken von mindestens gleicher Höhe und mindestens gleichem Zinserträge gedeckt sein. Die Deckung muß, soweit Hypotheken an landwirthschaftlichen Grund­ stücken dazu verwendet werden, mindestens zur Hälfte aus Amortisations­ hypotheken bestehen, bei denen der jährliche Tilgungsbeitrag des Schuldners nicht weniger als ein Biertheil vom Hundert des Hypothekenkapitals beträgt. Die Bank darf jedoch, falls solche Hypotheken vor der Zeit zurückbezahlt werden, an ihrer Stelle bis zum Ablaufe de: planmäßigen Tilgungszeit Hypotheken anderer Art zur Deckung benutzen. Steht der Bank eine Hypothek an einem Grundstücke zu, das sie zur Verhütung eines Verlustes an der Hypothek erworben hat, so darf diese als Deckung von Hypothekenpfandbriefen höchstens mit der Hälfte des Betrags in Ansatz gebracht werden, mit welchem fie vor dem Erwerbe des Grundstücks durch die Bank als Deckung in Ansatz gebracht war. Ist in Folge der Rückzahlung von Hypotheken oder aus einem anderen Grunde die vorgeschriebene Deckung in Hypotheken nicht mehr voll­ ständig vorhanden und ist weder die Ergänzung durch andere Hypotheken noch die Einziehung eines entsprechenden Betrags von Hypothekenpfand­ briefen sofort ausfchrbar, so hat die Bank die fehlende Hypothekendeckung einstweilen durch Schuldverschreibungen des Reichs oder eines Bundesstaats oder durch Geld zu ersetzen. Die Schuldverschreibungen dürfen höchstens mit einem Betrag in Ansatz gebracht werden, der um fünf vom Hundert des Nennwerths unter ihrem jeweiligen Börsenpreise bleibt.

§ 7. Die Hypothekenbanken dürfen Hypothekenpfandbriefe nur bis zum fünfzehnfachen Betrage des eingezahlten Grundkapitals und des aus­ schließlich zur Deckung einer Unterbilanz oder zur Sicherung der Pfand­ briefgläubiger bestimmten Reservefonds ausgeben. § «. In den Hypothekenpfandbriefen sind die für das Rechts Verhältniß zwischen der Hypothekenbank und den Pfandbriefgläubigern maß­ gebenden Bestimmungen, insbesondere in Betreff der Kündbarkeit der Hypothekenpfandbriefe, ersichtlich zu machen. Die Hypothekenbank darf auf das Recht zur Rückzahlung der Hypothekenpfandbriefe höchstens für einen Zeitraum von zehn Jahren ver­ zichten. Den Pfandbriefglüubigern darf ein Kttndigungsrecht nicht ein­ geräumt werden.

§ 9, Die Ausgabe von Hypothekenpfandbriefen, deren Einlösungs­ werth den Nennwerth übersteigt, ist nicht gestattet. § 10. Als Deckung für Hypothekenpfandbriefe dürfen nur Hypotheken benutzt werden, welche den in den §§ 11, 12 bezeichneten Erfordernissen entsprechen.

§ 11. Die Beleihung ist auf inländische Grundstücke beschränkt und der Regel nach nur zur ersten Stelle zulässig. Die Beleihung darf die ersten drei Fünftheile des Werthes des Grundstücks nicht übersteigen. Die Zentralbehörde eines Bundesstaats

KypBankG.

21

kann die Beleihung landwirthschaftlicher Grundstücke in dem Gebiete des Bundesstaats oder in Theilen dieses Gebiets bis zu zwei Drittheilen des Werthes gestatten.

§ 12. Der bei der Beleihung angenommene Werth des Grund­ stücks darf den durch sorgfältige Ermittelung festgestellten Verkaufswerth nicht übersteigen. Bei der Feststellung dieses Werthes find nur die dauemden Eigenschaften des Grundstücks und der Ertrag zu berücksichtigen, welchen das Grundstück bei ordnungsmäßiger Wirthschaft jedem Besitzer nachhaltig gewähren kann. soweit vor der Beleihung die Grundstücke durch eine öffentliche Behörde des Gebiets, in welchem sie liegen, abgeschätzt werden, kann der Bundesrath bestimmen, daß der bei der Beleihung angenommene Werth auch den durch eine solche Abschätzung festgestellten Werth nicht über­ steigen darf. Die zur Deckung von Hypothekenpfandbriefen verwendeten Hypotheken an Bauplätzen sowie an solchen Neubauten, welche noch nicht fertiggestellt und ertragsfähig sind, dürfen zusammen den zehnten Theil des Gesammtbetrags der zur Deckung der Hypothekenpfandbriefe benutzten Hypotheken sowie den halben Betrag des eingezahltcn Grundkapitals nicht überschreiten. Im Uebrigen sind Hypotheken an Grundstücken, die einen dauernden Ertrag nicht gewähren, insbesondere an Gruben und Brüchen, von der Verwendung zur Deckung von Hypothekenpfandbriefen ausgeschlossen. Das Gleiche gilt von Hypotheken an Bergwerken. Hypotheken an anderen Berechtigungen, für welche die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften Anwendung finden, sind von der Verwendung zur Deckung von Hypothekenpfandbriefen aus­ geschloffen, sofern die Berechtigungen einen dauernden Ertrag nicht gewähren. § 13. Die Hypothekenbank hat auf Grund der Vorschriften beS § 12 eine Anweisung über die Werthermittelung zu erfassen; die Anweisung bedarf der Genehmigung der Aufsichtsbehörde. Nimmt die Bank hypothekarische Beleihungen in dem Gebiet eines Bundesstaats vor, in dem sie nicht ihren Sitz hat, so ist die Anweisung auch der Aufsichtsbehörde dieses Bundesstaats einzureichen. Ueber Beanstandungen, die von der Behörde erhoben werden, beschließt, wenn die Erledigung in anderer Weise nicht zu erreichen ist, der Bundesrath; die Beschlußfassung des Bundesraths wird auf Antrag durch den Reichskanzler herbeigeführt. 8 14. Die hypothekarischen Darlehen sind in Geld zu gewähren. Die Gewährung von Darlehen in Hypothekenpfandbriefen der Bank zum Nennwerth ist nur zulässig, wenn die Satzung der Bank sie gestattet und der Schuldner ausdrücklich zustimmt. In diesem Falle ist dem Schuldner urkundlich das Recht einzuräumen, die Rückzahlung der Hypothek nach seiner Wahl in Geld oder in Hypothekenpfandbriefen der Bank, die derselben Gattung angehören wie die empfangenen, nach dem Nennwerthe zu bewirken. Hypothekenpfandbriefe, die bei der amtlichen Feststellung des Börsenpreises nicht unterschieden werden, gelten im Sinne dieser Vorschrift stets als zu derselben Gattung gehörig.

21

HypBaukG

$ 15. Die Grundzüge der Bedingungen für die hypothekarischen Darlehen sind von der Hypothekenbank festzustellen; die Grundzüge bedürfen der Genehmigung der Aufsichtsbehörde. In den Bedingungen ist namenüich zu bestimmen, welche Nachtheile den Schuldner bei nicht rechtzeitiger Zahlung treffen sowie unter welchen Boraussetzungen die Bank befugt ist, die vorzeitige Rückzahlung der Hypothek zu verlangen. Nimmt die Bank Beleihungen in dem Gebiet eines Bundesstaats vor, in dem sie nicht ihren Sitz hat, so kann die Aufsichtsbehörde dieses Bundsstaats verlangen, daß ihr die Grundzüge der Darlehensbedingungen eingereicht werden. Auf die Erledigung von Beanstandungen finden die Vorschriften des § 13 Abs. 2 Satz 2 entsprechende Anwendung. Der Aufsichtsbehörde des im Abs. 2 bezeichneten Bundesstaats ist auf ihr Verlangen alljährlich ein Verzeichniß der hypothekarischen Brechungen einzureichen, welche die Bank in dem Gebiete des Bundes­ staats vorgenommen hat. Der Bundesrath kann Bestimmungen über die Einrichtung und den Inhalt der Verzeichniffe erlaffen.

§ 16. In den von der Hypothekenbank verwendeten Darlehensprospekten und Antragsformularen sind alle Bestimmungen über die Art der Auszahlung der Darlehen, über Abzüge zu Gunsten der Bank, über die Höhe und Fälligkeit der Zinsen und der sonst dem Schuldner obliegenden Leistungen, über den Beginn einer Amortisation und über die Kündigung und Rückzahlung aufzunehmen. § 17. Im Falle einer Verschlechterung des beliehenen Grundstücks oder seiner Zubehörstücke, der ein unwirthschastliches Verfahren des Besitzers nicht zu Grunde liegt, finden zu Gunsten der Hypothekenbank die Vorschriften der §§ 1133, 1135 des Bürgerlichen Gesetzbuchs über das Recht des Gläubigers aus sofortige Befriedigung aus dem Grundstücke nur in Ansehung des Betrags Anwendung, sür welchen in dem verminderten Werthe des Grundstücks nicht mehr die nach dem Gesetz oder der Satzung erforderliche Deckung vorhanden ist. Ueber diesen Betrag hinaus darf sich die Bank für den Fall einer Verminderung des Werthes des Grundstücks das Recht, die vorzeitige Rückzahlung der Hypothek zu verlangen, nicht ausbedingen. Die Bank darf sich für den Fall, daß ein Theil des Grundstücks veräußert und die Unschädlichkeit der Veräußerung für die Berechtigten nach Maßgabe der Landesgesetze von der zuständigen Behörde festgestellt wird, keine weiteren als die ihr gesetzlich zustehenden Rechte auf Sicherstellung oder Befriedigung Vorbehalten. Es darf nicht bedungen werden, daß die Bank im Falle ihrer Auflösung die vorzeitige Rückzahlung der Hypothek verlangen kann. § 1«. Dem Schuldner ist urkundlich das Recht einzuräumen, die Hypothek ganz oder theilweise zu kündigen und zurückzuzahlen. Das Recht der Rückzahlung darf nur bis zu einem Zeitrauine von zehn Jahren ausgeschlossen werden. Dieser Zeitraum beginnt mit der Auszahlung des Darlehens, im Falle der Auszahlung in Theilbeträgen mit der letzten Zahlung; wird nach der Auszahlung des Darlehens eine

HypBankH.

21

Vereinbanmg über die Zeit der Rückzahlung getroffen, so beginnt der zehnjährige Zeitraum mit der Vereinbarung. Die Kündigungsfrist darf neun Monate und bei Hypotheken, welche die Bank kündigen kann, auch die der Bank eingeräumte Kündigungsfrist nicht überschreiten. Soweit es nach diesen Vorschriften nicht gestattet ist, das Recht des Schuldners zur Rückzahlung der Hypothek auszuschließen, darf sich die Bank eine Rückzahlungsprovision oder die Bestellung einer Sicherheit bei der Kündigung nicht ausbedingen.

§ 19. Bei Amortisationshypotheken darf zu Gunsten der Bank ein Kündigungsrecht nicht bedungen werden. Eine Vereinbarung, welche der Bank das Recht einräuint, aus besonderen, in dem Verhalten des Schuldners liegenden Gründen die Rückzahlung der Hypothek vor der bestimmten Zeit zu verlangen, wird hierdurch nicht berührt. Die Jahresleistung des Schuldners darf nur die bedungenen Zinsen und den Tilgungsbeitrag enthalten. § 20. Der Beginn der Amortisation darf für einen zehn Jahre nicht übersteigenden Zeitraum hinausgeschoben werden. Ist in einem solchen Falle in Folge der Hinausschiebung der Amortisation außer den bedungenen Zinsen ein Betrag an die Bank zu entrichten, so ist dieser in der Darlchcnsurkunde ersichtlich zu machen Von dem Beginne der Amortisation an dürfen die Jahreszinsen von keinem höheren Betrag als von dem für den Schluß des Vorjahrs sich ergebenden Restkapitale berechnet werden; der Mehrbetrag der Jahresleistung ist zur Tilgung zu verwenden.

§ 21. Das Recht des Schuldners zur theilweisen Rückzahlung der Hypothek kann bei Amortisationshypotheken in der Weise beschränkt werden, daß eine Zahlung von der Bank nur angenommen zu werden braucht, wenn die Zahlung dazu bestimmt und geeignet ist, die Tilgungs­ zeit unter Beibehaltung der bisherigen Hohe der Jahresleistungen um ein Jahr oder um mehrere Jahre abzukürzen. Die Vorschrift findet jedoch keine Anwendung, wenn der Betrag der Zahlung den zehnten TheÜ des Restkapitals erreicht und der Schuldner verlangt, daß die späteren Jahres­ leistungen unter Beibehaltung der ursprünglichen Tilgungszeit herabgesetzt werden; in diesem Falle darf bei den im § 6 Abs. 2 bezeichneten Hypotheken der jährliche Tilgungsbeitrag weniger als ein Viertheil vom Hundert des ursprünglichen Kapitals betragen; die Bank hat einen neuen Tilgungspla» aufzustellen. Die Bank darf sich von der Verpflichtung, in Ansehung deS amortisirten Betrags die ihr behufs der Berichtigung des Grundbuchs, der Löschung der Hypothek oder der Herstellung eines Theilhypothekenbriefs nach den Vorschriften des bürgerlichen Rechtes obliegenden Handlungen vorzunehmen, im voraus nicht befreien. Die Bant hat nach Veröffentlichung der Jahresbilanz jedem Schuldner auf Verlangen mitzutheilen, welcher Betriag der Hypothek am Schluffe des Vorjahrs amortisirt war.

21

HypBai»kG.

§ 22. Die zur Deckung der Hypothekenpfandbriefe bestimmten Hypotheken sind von der Bank einzeln in ein Register einzutragen. Im Falle des § 6 Abs. 4 sind die ersatzweise zur Deckung bestimmten Werth­ papiere gleichfalls in das Register einzutragen; die Eintragung hat die einzelnen Stücke zu bezeichnen. Innerhalb des ersten Monats eines jeden Kalenderhalbjahrs ist eine von dem nach § 29 bestellten Treuhänder beglaubigte Abschrift der Ein­ tragungen, welche während des letzten Halbjahrs in dem Hypothekenregister vorgenommen worden find, der Aufsichtsbehörde einzureichen. Die Abschrift wird von der Aufsichtsbehörde aufbewahrt. § 23. Innerhalb des zweiten Monats eines jeden Kalenderhalb­ jahrs hat die Bank den Gesammtbetrag der Hypothekenpfandbriefe, welche am letzten Tage des vergangenen Halbjahrs im Umlaufe waren, und den nach Abzug aller Rückzahlungen oder sonstigen Minderungen sich ergebenden Gesammtbetrag der am letzten Tage des vergangenen Halbjahrs in das Hypothekenregister eingetragenen Hypotheken sowie den Gesamintbetrag der an diesem Tage in das Register eingetragenen Werthpapiere und des in der Verwahrung des Treuhänders befindlichen Geldes im Deutschen Reichsanzeiger und in den für die Veröffentlichungen der Bank bestimmten Blättern bekannt zu machen. Sind in dem Register Werthpapiere oder solche Hypotheken ein­ getragen, die nicht ihrem vollen Betrage nach zur Deckung von Hhpothekenpfandbriefen geeignet sind, so ist in der Bekanntmachung anzugeben, mit welchem Betrage die Werthpapiere oder die Hypotheken als Deckung nicht in Ansatz kommen. § 24. Die Jahresbilanz einer Hypothekenbank hat in getrennter Posten namentlich zu enthalten: 1. den Gesammtbetrag der zur Deckung der Hypothekeilpfandbriefe bestimmten Hypotheken und Werthpapiere; 2. den Gesammtbetrag der rückständigen Hypothekenzinsen; 3. den Gesammtwerth der Grundstücke der Bank unter gesonderter Angabe des Werthes der Bankgebäude; 4. die Gesammtbetrüge der Bestünde an Geld, an Wechseln und an Werthpapieren, unter gesonderter Angabe des Betrags der eigenen Hypothekenpfandbriefe und Schuldverschreibungen der Bank; 5. den Gesammtbetrag der Forderungen der Bank aus Lombardgeschäften, 6. den Gesammtbetrag der Guthaben bei Bankhäusern; 7. den Gesammtbetrag der im Umlaufe befindlichen Hypothekenpfandbriefe nach ihrem Nennwerthe, bei verschieden verzinslichen Hypothekenpfand­ briefen den Gesammtbetrag jeder dieser Gattungen; 8. den Gesammtbetrag der Verbindlichkeiten der Bank aus der Annahme von Geld zum Zwecke der Hinterlegung.

§ 25. Sind Hypothekenpfandbriefe zu einem geringeren Betrag als dem Nennwerth ausgegebeu worden, so darf in die Aktiven der Bilanz ein Betrag ausgenommen werden, der vier Füuftheilen des Mindererlöses gleichkommt; von dem Mindererlös ist der Gewinn abzuziehen, den die

HypBankG.

21

Bank durch den Rückkauf von Hypothekenpfandbriefen zu einem geringerm Betrag als dem Nennwerth erzielt hat. Der demgemäß in die Bilanz eingestellte Aktivposten muß jährlich zu mindestens einem Diertheil abge­ schrieben werden. In keinem Jahre dürfen die nach den Vorschriften des Abs. 1 in die Bilanz aufgenommenen Aktivposten zusammen mehr betragen als daS Doppelte des Überschusses, den die Hypothekenzinsen für das Bilanzjahr ergeben, wenn von ihnen die Pfandbriefzinsen und außerdem ein Viertheil vom Hundert der Gesammtsumme der Hypotheken abgezogen werden; auch dürfen die bezeichneten Aktivposten zusammen nicht den Betrag des aus­ schließlich zur Deckung einer Unterbilanz bestimmten Reservefonds über­ steigen. Die durch die Ausgabe der Hypothekenpsandbriefe entstandenen Kosten, mit Einschluß der für die Unterbringung gezahlten Provisionen, sind ihrem vollen Betrage nach zu Lasten des Jahres zu verrechnen, in welchem sie entstanden sind. Ansprüche der Bank auf Jahresleistungen der Hypothekenschuldner für die auf das Bilanzjahr folgende Zeit dürfen nicht in die Aktiven der Bilanz ausgenommen werden.

§ 26. Sind Hypothekenpfandbriefe zu einem höheren Betrag als dem Nennwerth ausgegeben worden und hat die Bank auf das Recht verzichtet, die Hypothekenpfandbriefe jederzeit zurückzuzahlen, so ist der Mehrerlös, soweit er den Betrag von eins vom Hundert des Nennwerths übersteigt, in die Passiven der Bilanz einzustellen. Die Bank darf über ihn während der Jahre, für welche die Rückzahlung der Hypothekenpfandbriefe aus­ geschlossen ist, alljährlich nur zu einem der Zahl dieser Jahre entsprechenden Bruchtheile verfügen. Die Verfügung ist ausgeschlossen, solange ein Mindererlös der im § 25 Abs. 1 bezeichneten Art als Aktivposten in der Bilanz steht; zur Tilgung eines solchen Mindererlöses sowie zur Deckung des Verlustes, der für die Bank durch den Rückkauf von Hypotheken­ pfandbriefen zu einem den Nennwerth übersteigenden Betrag entstanden ist, darf der Mehrerlös jederzeit verwendet werden. § 27. In der Gewinn- und Verlustrechnung sind in getrennten Posten namentlich die Gesammtbeträge der in dem Geschäftsjahre von der Bank verdienten Hypothekenzinsen, Darlehensprovisionen uno sonstigen Nebenleistungen der Hypothekenschuldner sowie der Gesammtbetrag der für das Geschäftsjahr von der Bank zu entrichtenden Pfandbriefziusen anzugeben.

§ 28. In dem Geschäftsbericht oder in der Bilanz find ersichtlich zu machen: 1. die Zahl der zur Deckung der Hypothekenpfandbriefe bestimmten Hypotheken und deren Vertheilung nach ihrer Höhe in Stufen von hunderttausend Mark; 2. die Beträge, welche davon auf Hypotheken an landwirthschaftlichen und auf solche an anderen Grundstücken, auf Amortisationshypotheken und auf andere Hypotheken, auf Hypotheken an Bauplätzen und an unfertigen, noch nicht ertragsfähigen Neubauten fallen;

21

HypBaukG

3. die Zahl der Zwangsversteigerungen und die Zahl der Zwangs­ verwaltungen, welche in dem Geschäftsjahr auf Antrag der Bank bewirkt worden find, sowie die Zahl der in dem Geschäftsjahre be­ wirkten Zwangsversteigerungen und Zwangsverwaltungen, an welchen die Bank sonst betheiligt war; 4. die Zahl der Fälle, in welchen die Bank während des Geschäftsjahrs Grundstücke zur Verhütung von Verlusten an Hypotheken hat über­ nehmen müssen, sowie den Gesammtbetrag dieser Hypotheken und die Verluste oder Gewinne, welche sich bei dem Wiederverkauf über­ nommener Grundstücke ergeben haben; 5. die Jahre, aus welchen die Rückstände auf die von den Hypotheken­ schuldnern zu entrichtenden Zinsen herrühren, sowie der Gesammt­ betrag der Rückstände eines jeden Jahres; 6. der Gesammtbetrag der im Geschäftsjahr erfolgten Rückzahlungen auf die Hypotheken, getrennt nach den durch Amortisation und den in anderer Weise erfolgten Rückzahlungen; 7. die Beschränkungen, welchen sich die Bank hinsichtlich der Rückzahlung der Hypothekenpfandbriefe unterworfen hat, getrennt nach den einzelnen Gattungen der Hypothekenpfandbriefe. Die unter Nr. 3 bis 5 bezeichneten Angaben sind getrennt nach landwirthschastlichen und anderen Grundstücken und nach den Haupt­ gebieten zu machen, auf welche sich die Geschäststhätigkeit der Hypotheken­ bank erstreckt. In dem Geschäftsbericht oder in der Gewinn- und Verlustrechnung sind der Mehrerlös und der Mindererlös anzugeben, welche in dem Geschäftsjahre durch die Ausgabe von Hypothekenpfandbriefen zu einem höheren oder geringeren Betrag als dem Nennwerth entstanden sind.

§ 29. Bei jeder Hypothekenbank ist ein Treuhänder sowie ein Stellvertreter zu bestellen. Die Bestellung erfolgt durch die Aufsichtsbehörde nach Anhörung der Hypothekenbank. Die Bestellung kann jederzeit durch die Aufsichts­ behörde widerrufen werden.

§ 30. Der Treuhänder hat darauf zu achten, daß die vorschrifts­ mäßige Deckung für die Hypothekenpfandbriefe jederzeit vorhanden ist; hierbei hat er, sofern der Werth der beliehenen Grundstücke gemäß der von der Aufsichtsbehörde genehmigten Anweisung festgesetzt ist, nicht zu unter­ suchen, ob der festgesetzte Werth dem wirklichen Weähe entspricht. Er hat darauf zu achten, daß die zur Deckung der Hypotheken­ pfandbriefe bestimmten Hypotheken und Werthpapiere gemäß den Vor­ schriften des 8 22 Abs. 1 in das Hypothekenregister eingetragen werden. Er hat die Hypothekenpfandbriefe vor der Ausgabe mit einer Be­ scheinigung über das Vorhandensein der vorschriftsmäßigen Deckung und über die Eintragung in das Hypothekenregister zu versehen. Eine in das Hypothekenregister eingetragene Hypothek sowie ein in das Hypothekenregister eingetragenes Werthpapier kann nur mit Zustimmung des Treuhänders in dem Register gelöscht werden. Die Zustimmung des Treuhänders bedarf der schriftlichen Form; sie kann in der Weise erfolgen,

HypBankÄ.

21

daß der Treuhänder seine Namensunterschrist dem Löschungsvermerk im Hypothekenregister beifügt.

§ 31. Der Treuhänder hat die Urkunden über die in daS Hypotheken­ register eingetragenen Hypotheken sowie die in das Register eingetragenen Werthpapiere und das gemäß § 6 Abs. 4 zur Deckung der Hypotheken­ pfandbriefe bestimmte Geld unter dem Mitverschlufse der Bank zu ver­ wahren ; er darf diese Gegenstände nur gemäß den Vorschriften dieses Gesetzes herausgeben. Er ist verpflichtet, Hypothekenurkunden sowie Werthpapiere und Geld auf Verlangen der Bank herauszugeben und zur Löschung im Hypotheken­ register mitzuwirken, soweit die übrigen in das Register eingetragenen Hypotheken und Werthpapiere zur Deckung der Hypothekenpfandbriefe genügen oder die Bank eine andere vorschriftsmäßige Deckung beschafft. Ist die Bank dem Hypothekenschuldner gegenüber zur Aushändigung der Hypotheken­ urkunde oder zur Vornahme der im § 1145 des Bürgerlichen Gesetz­ buchs bezeichneten Handlungen verpflichtet, so hat der Treuhänder die Urkunde auch dann hcrauszugeben, wenn die bezeichneten Voraussetzungen nicht vorliegen; wird die Hypothek zurückgezahlt, so ist in dem letzteren Falle das gezahlte Geld dem Treuhänder zur Verwahrung gemäß Abs. 1 zu übergeben. Bedarf die Bank einer Hypothekenurkunde nur zu vorübergehendem Gebrauche, so hat der Treuhänder fie herauszugeben, ohne daß die Bank verpflichtet ist, eine andere Deckung zu beschaffen. K 32. Der Treuhänder ist befugt, jederzeit die Bücher und Schriften der Bank einzufehen, soweit fie sich auf die Hypothekenpfandbriefe und auf die in das Hypothekenregister eingetragenen Hypptheken beziehen. Die Hypothekenbank ist verpflichtet, von den Kapitalrückzahlungen auf die in das Hypothekenregister eingetragenen Hypotheken sowie von sonstigen für die Pfandbriefgläubiger erheblichen Aenderungen, welche diese Hypotheken betreffen, dem Treuhänder fortlaufende Mittheilung zu machen.

§ 33. Streitigkeiten zwischen dem Treuhänder und der Hypotheken­ bank entscheidet die Aufsichtsbehörde. § 34. Der Treuhänder kann von der Hypothekenbank eine ange­ messene Vergütung für seine Geschäftsführung verlangen. Der Betrag der vereinbarten Vergütung ist der Aufsichtsbehörde anzuzeigen; in Ermangelung einer Einigung wird der Betrag durch die Aufsichtsbehörde festgesetzt. $ § 35. Ist über das Verinögen der Hypothekenbank der Konkurs eröffnet, so gehen in Ansehung der Befriedigung aus den in das Hypotheken­ register eingetragenen Hypotheken und Werthpapieren die Forderungen der Pfandbriefgläubiger den Forderungen aller anderen Konkursgläubiger vor. Das Gleiche gilt von Geld, das dem Treuhänder zur Deckung der Hhpothekenpfandbriefe in Verwahrung gegeben ist. Die Pfandbriefgläubiger haben unter einander gleichen Rang. In Betreff des Anspruchs der Psandbriefglüubiger auf Befriedigung aus dem sonstigen Vermögen der Bank finden die für die Absonderungs-

21

HypBaukG

berechtigten geltenden Vorschriften der §§ 64, 153, 155, 156 und des § 168 Nr. 3 der Konkursordnung (Reichs-Gesetzbl. 1898 S. 612) ent­ sprechende Anwendung. Gehören zur Konkursmasse eigene Hypothekenpfandbriefe der Bank, die von dieser dem Bestand an Werthpapieren zugeschrieben sind, so werden sie bei der Berechnung der auf die einzelnen Hypothekenpfandbriefe fallenden Antheile an dem Erlös aus den im Abs. 1 bezeichneten Gegenständen mitgezählt. Während des Konkurses der Hypothekenbank sind die Kosten einer Versammlung der Pfandbriefgläubiger, die nach den Vorschriften des Gesetzes, betreffend die gemeinsamen Rechte der Besitzer von Schuldver­ schreibungen, berufen wird, aus dem zur vorzugsweisen Befriedigung der letzteren dienenden Theile der Konkursmaffe zu berichtigen.

§ 36. Treuhänder, die absichtlich zum Nachtheile der Pfandbrief­ gläubiger handeln, werden wegen Untreue nach § 266 des Strafgesetzbuchs bestraft. § 37. Wer für eine Hypothekenbank wissentlich Hypothekenpsandbriefe über den Betrag hinaus ausgiebt, welcher durch die in das Hypothekenregister eingetragenen Hypotheken und Werthpapiere oder das in der Verwahrung des Treuhänders befindliche Geld vorschriftsmäßig gedeckt ist, wird mit Gefängniß bis zu einem Jahre und mit Geldstrafe bis zu zwanzigtausend Mark bestraft. Die gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher für eine Hypothekenbank wiffenllich über eine in das Hypothekenregister eingetragene Hypothek oder über ein in das Register eingetragenes Werthpapier durch Veräußerung oder Belastung verfügt, obwohl die übrigen in das Register eingetragenen Hypotheken und Werthpapiere zur vorschriftsmäßigen Deckung der Hypotheken­ pfandbriefe nicht genügen, sowie denjenigen, welcher der Vorschrift des § 31 Abs. 2 Satz 2 zuwider es unterläßt, bei der Rückzahlung einer Hypothek das gezahlte Geld dem Treuhänder zur Verwahrung zu übergeben. Sind mildernde Uinstände vorhanden, so kann auf die Geldstrafe allein erkannt werden.

§ 38. Wer für eine Hypothekenbank Hypothekenpfandbriefe ctjiie die nach § 30 Abs. 3 erforderliche Bescheinigung ausgiebt, wird mit Geld­ strafe bis zu eintausend Mark oder mit Gefängniß bis zu drei Monate» bestraft. § 39. -Zuwiderhandlungen gegen die Vorschrift des 8 2 werden mit Geldstrafe bis zu dreitausend Mark bestraft.

§40. Den Hypotheken stehen im Sinne dieses Gesetzes die Grund­ schulden gleich. Hat die Bank ein Grundstück zur Verhütung von Verlusten au einer ihr an dein Grundstücke zustehenden Hypothek oder Grundschuld bei der Zwangsversteigerung erworben und an Stelle der gelöschten Hypothek oder Grundschuld für sich eine Grundschuld eintragen lasten, so findet aus diese die Vorschrift des § 6 Abs. 3 entsprechende Anwendung.

KypBantÄ.

21

§ 41. Werden von einer Hypothekenbank auf Grund nicht hypothekarischcr Darlehen, die an inländische Körperschaften des öffentlichen Rechtes oder gegen Uebernahme der Gewährleistung durch eine soühc Körperschaft gewährt sind, Schuldverschreibungen ausgegeben, so finden auf diese Schuldverschreibungen und die ihnen zu Grunde liegenden Darlehens­ forderungen die Vorschriften des § 6 Abs. 1, 4 und der §§ 8, 9, 22, 23, 25, 26, 29 bis 38 entsprechende Anwendung. Die Schuldverschreibungen, welche die Hypothekenbank gemäß Abs. 1 ausgiebt, dürfen unter Hinzurechnung der im Umlaufe befindlichen Hypothekenpfandbriefe den für die letzteren im § 7 bestimmten Höchstbetrag nicht um mehr als den fünften Theil übersteigen. § 42. Werden von einer Hypothekenbank auf Grund von Darlehen, die an Kleinbahnunternehmungen gegen Verpfändung der Bahn gewährt find, Schuldverschreibungen ausgegeben, so finden auf diese Schuldver­ schreibungen und die ihnen zu Grunde liegenden Darlehensforderungen die im 8 41 Abs. 1 angeführten Vorschriften entsprechende Anwendung. Die von der Hypothekenbank in der bezeichneten Weise ausgegebenen Schuld­ verschreibungen stehen im Sinne der Vorschriften des § 7 und des § 41 Abs. 2 den Hypothekenpfandbriefen gleich. Die Satzung der Bank kann bestimmen, daß auf Grund der Forderungen aus den gemäß Abs. 1 gewährten Darlehen und auf Grund der Forderungen aus Darlehen, die an Kleinbahnunternehmungen gegen Uebernahme der Gewährleistung durch eine inländische Körperschaft des öffentlichen Rechtes gewährt sind, Schuldverschreibungen einer und derselben Art ausgegeben werden, denen beide Arten von Forderungen zur Deckung dienen. In dem Geschäftsbericht oder in der Bilanz ist der Gesammtbetrag der Forderungen der einen und der anderen Art ersichtlich zu machen. Im Uebrigen sind die für die Gewährung von Darlehen an Kleinbahnunternehmungen maßgebenden Grundsätze von der Hypothekenbank fest­ zustellen; die Grundsätze bedürfen der Genehmigung der Aufsichtsbehörde. Die Vorschriften des § 13 Abs. 2 finden entsprechende Anwendung. § 43. Der § 17 des Einführungsgesetzes zur Konkursordnung wird durch folgende Vorschriften ersetzt: Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen den Inhabern von Pfandbriefen, die von Kreditanstalten, welche nicht zu den Hypothekenbanken gehören, auf Grund von Hypotheken ausgestellt sind, ein Vorrecht vor allen anderen Konkurs­ gläubigern in Ansehung der Befriedigung aus den Hypotheken der Anstalt zusteht. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen den Inhabern von Schuldverschreibungen, die von Körperschaften des öffentlichen Rechtes, Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien, Gesellschaften mit beschränkter Haftung oder Genossenschaften über ein Anlehen ausgestellt sind, ein Vorrecht vor nicht bevor­ rechtigten Konkursgläubigern, deren Forderungen später entstehen, dadurch gewährt werden kann, daß die zu bevorrechtigenden Forder­ ungen in ein öffentliches Schuldbuch eingetragen werden.

21

HypDankG.

§ 44. Dieses Gesetz tritt, soweit sich nicht aus dem § 53 ein Anderes ergiebt, gleichzeitig mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch in Kraft. § 45. Auf die bei dem Inkrafttreten dieses Gesetzes bestehenden Hypothekenbanken finden die Vorschriften des 8 1 Abs. 1, 2 keine Anwendung. Auf die bei dem Inkrafttreten dieses Gesetzes in das Genoffenschafts­ register eingetragenen Genoffenschaften findet, sofern sie vor dem 1. Mai 1898 gemäß den Bestimmungen ihrer Satzung die im § 1 Abs. 1 bezeichneten Geschäfte betrieben haben, die Vorschrift des § 2 keine Anwendung.

§ 46. Die bei dem Inkrafttreten dieses Gesetzes bestehenden Hypothekenbanken unterliegen den Vorschriften des § 5 insoweit nicht, als sie bis zum 1. Mai 1898 gemäß den Bestimmungen ihrer Satzung Ge­ schäfte in weiterem als dem im § 5 bezeichneten Umfange betrieben haben. Eine Hypothekenbank, die von dem Rechte des erweiterten Geschäfts­ betriebs nach Maßgabe des Abs. 1 Gebrauch macht, darf Hypotheken­ pfandbriefe nur bis zum zehnfachen Betrage des eingezahlten Grundkapitals und des im § 7 bezeichneten Reservefonds ansgeben. Die Befugniß zur Ausgabe von Hypotheketrpfandbriefen ist auf den doppelten Betrag des eingezahlten Grundkapitals und des im § 7 bezeichneten Reservefonds beschränkt, wenn bei dem Inkrafttreten des Gesetzes die von der Bant ausgegebenen Hypothekenpfandbriefe den doppelten Betrag des eingezahlten Grundkapitals nicht übersteigen. Der Betrag, bis zu welchem hiernach eine Bank Hypothekenpfandbiieie ausgebei» darf, tritt auch im Sinne des § 41 Abs. 2 an die Stelle des im 8 7 bestimmten Höchstbetrags.

§ 47. Beschließt eine Hypothekenbank, die nach 8 46 nicht an die Vorschriften des 8 5 gebunden ist, sich diesen Vorschriften zu unterwerfen und ihre Satzung demgemäß zu ändern, so ist, wenn int Zusammenhänge damit zugleich eine Herabsetzung des Grundkapitals stattfindet, die im 8 289 Abs. 3, 4 des Handelsgesetzbuchs vorgesehene Sicherstellung der Gläubiger in Ansehung der Pfandbriefgläubiger nicht erforderlich, sofern die im Umlaufe befindlichen Hypothekenpfandbriese durch die in das Hypothekenregister eingetragenen Hypotheken vollständig gedeckt sind. § 48. Eine Hypothekenbank, die bei dem Inkrafttreten bietet Gesetzes das Recht besitzt, über den in den 88 7, 41, 42 oder im 8 16 Abs. 2 Satz 1, Abs. 3 bestimmten Betrag hinaus Hypothekenpfandbiieie oder Schuldverschreibungen auszugeben, behält dieses Recht mit der Masigabe, daß die Hypothekenpfandbriefe nnd die auf Grund von Darlehen an Kleinbahnunternehmungen ausgegebenen Schuldverschreibungen den zwanzigfachen Betrag des eingezahlten Grundkapitals nicht übersteigen dürfen und daß hierbei das eingezahlte Kapital nur insoweit berücksichtigt wird, als es innerhalb des Betrags verbleibt, auf welchen am 1. Mai 189b das Grundkapital der Bank durch die Satzung festgesetzt war; die Schuld­ verschreibungen, welche die Bank auf Grund nicht hypothekarischer Dar­ lehen an Körperschaften des öffentlichen Rechtes oder gegen Uebernahme der Gewährleistung durch eine solche Körperschaft ausgiebt, dürfen unter Hinzurechnung der im Umlaufe befindlichen Hypothekenpfandbriese und

HypBankG.

21

auf Grrmd von Darlehen an Kleinbahnunternehmungen ausgegebcnen Schuldverschreibungen den Betrag, bis zu welchem die Bank Hypothekenpfandbnefe ausgeben darf, nicht um mehr als den fünften Theil übersteigen. Auf Grund einer nach dem 1. Mai 1898 in das Handelsregister eingetragenen Kapitalserhöhung dürfen Hypothekenpfandbriefe und Schuld­ verschreibungen nur nach den Vorschriften der §§ 7, 41, 42, 46 aus­ gegeben werden. Hierbei bleibt der Reservefonds, der bei Erreichung des nach Abs. 1 zulässigen Höchstbetrags vorhanden war, außer Betracht. Diese Vorschriften finden in dem Falle des § 46 Abs. 2 Satz 2 keine Anwendung.

§ 49. Auf die Deckung der Hypothekenpfandbriefe durch Hypotheken, die vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes von einer Hypothekenbank gemäß den Bestimmungen ihrer Satzung erworben sind, finden die Vorschriften des § 6 Abs. 2 und der §§ 10 bis 12 keine Anwendung. Die Vor­ schriften des § 17 Abs. 1 Satz 2, Abs. 2, 3 und der §§ 18 bis 21 sind nur für Verträge maßgebend, die nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes abgeschlossen werden. § 50. Die Vorschriften der §§ 24 bis 28 finden bei den be­ stehenden Hypothekenbanken erst auf die Bilanz, die Gewinn- und Verlust­ rechnung und den Geschäftsbericht für das mit oder in dem Jahre 1900 beginnende Geschäftsjahr Anwendung. Auf die Verrechnung des Mindererlöses, der vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes durch die Ausgabe von Hypothekenpfandbriefen zu einem geringeren Betrag als dem Nennwcrth entstanden ist, sowie auf die Ver­ rechnung der Kosten der vor dem bezeichneten Zeitpunkt erfolgten Ausgabe von Hypothekenpfandbriefen finden die Vorschriften des § 25 keine An­ wendung. Die Bank hat jedoch die zur Deckung eines solchen Minder­ erlöses oder solcher Kosten in die Aktiven der Bilanz aufgenommenen Posten, soweit die Aufnahme nach § 25 nicht zulässig sein würde, längstens binnen fünf Jahren abzuschreiben. Das Gleiche gilt bezüglich der vor dein Inkrafttreten dieses Gesetzes in die Aktiven der Bilanz aufgenommenen Ansprüche auf künftige Jahresleistungen der Darlehensschuldner. § 51. Ist bei einer Hypothekenbank zur Zeit des Inkrafttretens dieses Gesetzes ein Staatskommissar mit der Ueberwachung der Pfandbrief­ alisgabe betraut, so können die Obliegenheiten, welche nach § 22 Abs. 2 und den §§ 30 bis 32, 41, 42 von dem Treuhänder wahrzunehmen sind, dem liach § 4 Abs. 3 bestellten Kommissar übertragen werden. § 52. Hat eine Hypothekenbank auf Grund von Rentenforderungen, die vor dem 1. Januar 1899 als Reallasten in das Grundbuch eingetragen worden sind, besondere Schuldverschreibungen ausgegeben, so finden aus diese Schuldverschreibungen und auf die ihnen zu Grunde liegenden Rentenforderungen die Vorschriften der §§ 6, 22, 29 bis 35, des § 37 Abs. 2, 3, des § 41 Abs. 1 und des § 51 entsprechende Anwendung. § 53. Die bestehenden Hypothekenbanken haben mit der Anlegung der in den §§ 22, 41, 42, 52 vorgeschriebenen Register so zeitig zu be­ ginnen, daß die Register am 1. Januar 1900 angelegt sind. Unverzüglich

21

HypBaukG.

nach diesem Zeitpunkte haben sie der Aufsichtsbehörde anzuzeigen, daß die Anlegung der Register erfolgt ist. Eine von dem Treuhänder oder dem Kommissar der Aussichtsbehörde beglaubigte Abschrift des Registers ist der Behörde mit thunlichster Beschleunigung einzureichen. Mit der Erstattung der im Abs. 1 Satz 2 vorgeschriebenen Anzeige erlöschen die Pfandrechte, welche für die Pfandbriefgläubiger nach den Landesgesetzen bestellt sind. Soweit einer Bank in der Satzung oder den Pfandbriefbedingungen die Berpflichtung zur Bestellung eines Pfandrechts str die Psandbriefgläubiger auferlegt ist, verlieren die hierauf bezüglichen Bestimmungen mit dem gedachten Zeitpunkt ihre Wirksamkeit.

22. Besetz, bett die gemeinsamen Rechte der Besitzer von Schuldverschreibungen, vom 4. Dezember 1899

(RcichSgesetzblatt 1899 S. 691—698).

§ 1. Sind von Jemand, der im Jnlande seinen Wohnsitz oder seine gewerbliche Niederlassung hat, im Jnlande Schuldverschreibungen mit im voraus bestimmten Nennwerthen ausgestellt, die nach dem Berhältnisse dieser Werthe den Gläubigern gleiche Rechte gewähren, und betragen die Nennwerthe der ausgegcbenen Schuldverschreibungen zusammen mindestens dreihunderttausend Mark und die Zahl der ausgegebenen Stücke mindestens dreihundert, so haben die Beschlüsie, welche von einer Versammlung der Gläubiger aus diesen Schuldverschreibungen zur Wahrung ihrer gemeinsamen Jntcrefien gefaßt werden, nach Maßgabe dieses Gesetzes verbindliche Kraft für alle Gläubiger der bezeichneten Art. Die Versammlung kann insbesondere zur Wahrnehmung der Rechte der Gläubiger einen gemeinsamen Vertreter für diese bestellen. Eine Verpflichtung zu Leistungen kann für die Gläubiger durch Beschluß der Gläubigerversammlung nicht begründet werden. § 2. Sinkt der Gesammtbetrag der im Umlaufe befindlichen Schuld­ verschreibungen unter einhunderttausend Mark oder sinkt die Zahl der im Umlaufe befindlichen Stücke unter einhundert, so ist dies von dem Schuldner unverzüglich im Deutschen Reichsanzeiger bekannt zu machen. Von dem auf die Bekanntmachung folgenden Tage an können Gläubigerversammlungen auf Grund dieses Gesetzes nicht mehr abgehalten werden; mit dem be­ zeichneten Zeitpunkt erlischt das Amt eines von der Gläubigerversammlung bestellten Vertreters der Gläubiger. § 3.

Die Versammlung wird durch den Schuldner berufen. Die Versammlung ist zu berufen, wenn Gläubiger, deren Schuld­ verschreibungen zusammen den zwanzigsten Theil des Gesammtbetrags der im Umlaufe befindlichen Schuldverschreibungen erreichen, oder ein von der

Jaeger, Reichszivilgesetze. 3 Ausl.

52

22

SchuldverfchrG.

Gläubigerversammlung bestellter Vertreter der Gläubiger die Berujung schriftlich unter Angabe des Zweckes und der Gründe verlangen. Die Kosten der Berufung und Abhaltung der Versammlung trägt, soweit nicht in diesem Gesetz ein Anderes vorgeschrieben ist, der Schuldner.

8 4. Wird einem nach § 3 Abs. 2 gestellten Verlangen nicht ent­ sprochen, so kann das Amtsgericht, in dessen Bezirke der Schlildncr seinen Wohnsitz oder seine gewerbliche Niederlassung hat, die Antragsteller er­ mächtigen, die Versammlung zu berufen. Hat in dem Zeitpunkt, in welchem der Antrag gestellt werden soll, der Schuldner im Jnlande weder einen Wohnsitz noch eine gewerbliche Niederlassung, so ist das Amtsgericht zuständig, in dessen Bezirk er zuletzt seinen Wohnsitz oder seine gewerbliche Nieder­ lassung gehabt hat. Wird der Antrag von Gläubigem gestellt, so haben diese ihre Schuld­ verschreibungen bei der Reichsbank, bei einem Notar oder bei einer anderen durch die Landesregierung dazu für geeignet erklärten Stelle zu hinterlegen. Wird die Ermächtigung zur Berufung der Gläubigerversammlung ertheilt, so kann das Gericht zugleich über den Vorsitz in der Versammlung Bestimmung treffen. Das Gericht entscheidet darüber, ob die durch den Antrag sowie die durch die Bemfung und Abhaltung der Versammlung ent­ stehenden Kosten von den Antragstellern oder von dem Schuldner zu tragen sind. Vor der Verfügung, durch welche über den Antrag aus Ermächtigung zur Berufung der Gläubigerversammlung oder über die Tragung der Kosten entschieden wird, ist soweit thunlich der Schuldner und, wenn ein Vertreter der Gläubiger bestellt ist, auch dieser zu hören. Gegen die Ver­ fügung findet die sofortige Beschwerde statt.

§ 5. Steht der Geschäftsbetrieb des Schuldners unter staatlicher Aufsicht, so hat das Gericht vor der im 8 4 Abs. 4 bezeichneten Verfügung auch die Aufsichtsbehörde zu hören. Die Aufsichtsbehörde kann die Gläubigerversammlung aus Konen des Schuldners bemfen oder die Berufung durch den Schuldner anordneu. Sie hat das Recht, einen Vertreter in die Versammlung zu entsenden. 8 6. Die Bemfung der Gläubigerversammluug erfolgt durch mindestens zweimalige Bekanntmachung im Deutschen Reichsanzeigcr und in den sonstigen Blättern, durch welche für den Bezirk des im § 1 be­ zeichneten Gerichts die Eintragungen in das Handelsregister bekannt ge­ macht werden. An die Stelle der letzteren Blätter treten, wenn der Schuldner eine Aktiengesellschaft, eine Kommanditgesellschaft auf Aktien, eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung oder eine eingetragene Genossen­ schaft ist, die für die Veröffentlichungen der Gesellschaft oder der Gcnoffenschaft bestimmten Blätter. Die Frist zwischen der letzten Bekanntmachung und dem Tage der Versammlung ist so zu bemessen, daß mindestens zwei Wochen für die im § 10 Abs. 2 vorgesehene Hinterlegung der Schuldverschreibungen frei bleiben. In dem Falle des § 4 muß bei der Berufung aus die gerichtliche Ermächtigung Bezug genommen werden.

22

^chuldvcnchrlU

§ 7. Der Zweck der Versammlung soll bei der Berufung bekannt geinacht werden. Jedem Gläubiger ist auf Verlangm eine Abschrift der Anträgezu ertheilen. Neber Gegenstände, die nicht gemäß § 6 Abs. 1, 2 ihrem wesent­ lichen Inhalte nach angekündigt sind, können Beschlüsse nicht gefaßt werden. Die Vorschriften der §§ 3, 4, des § 5 Abi. 1, 2 und des § 6 Abs. 3 finden aus die Ankündigung von Gegenständen zur Beschlußfassung einer Versammlung entsprechende Anwendung. § 8. Bei dein Beginne der Versammlung ist ein Verzeichniß der erschienenen Gläubiger oder Vertreter von Gläubigern mit Angabe ihres Namens und Wohnorts sowie des Betrags der von Jedem vertretenen Schuldverschreibungen auszustellen. Das Verzeichniß ist sofort nach der Aufstellung, spätestens aber vor der ersten Abstimmung zur Einsicht auf­ zulegen; es ist von dem Vorsitzenden zu unterzeichnen.

§ 9. Jeder Beschluß der Versammlung bedarf zu seiner Gültig­ keit der Beurkundung durch ein über die Verhandlung gerichtlich oder notariell aufgenommenes Protokoll. In dem Protokolle sind der Ort und der Tag der Verhandlung, der Name itf8 Richters oder des Notars sowie die Art und das Ergeb­ niß der Beschlußfassungen anzugeben. Das nach § 8 aufgestellte Verzeichniß der Theilnehmer der Ver­ sammlung sowie die Belege über die ordnungsmäßige Berufung der Ver­ sammlung sind dem Protokolle beizufügen. Die Beifügung der Belege über die Berufung der Versammlung kann unterbleiben, wenn die Belege unter Angabe ihres Inhalts in dem Protokoll aufgeführt werden. Das Protokoll muß von dem Richter oder dem Notar vollzogen werden. Die Zuziehung von Zeugen ist nicht erforderlich. § 10. Die Beschlüsse bedürfen, soweit nicht in diesem Gesetz ein Anderes vorgeschrieben ist, der Mehrheit der abgegebenen Stimmen. Die Mehrheit wird nach den Beträgen der Schuldverschreibungen berechnet. Bei Gleichheit der Stimmen entscheidet die Zahl der Gläubiger. Gezählt werden nur die Stimmen derjenigen Gläubiger, welche ihre Schuldverschreibungen spätestens am zweiten Tage vor der Versammlung bei der Rcichsbank, bei einem Notar oder bei einer anderen durch die Landesregierung dazu fur geeignet erklärten Stelle hinterlegt haben. Das Stiinmrccht kann durch einen Bevollmächtigten ausgeübt werden. Für die Vollmacht ist die schriftliche Form erforderlich und genügend. Der Schuldner ist für die in seinem Besitze befindlichen Schuldver­ schreibungen nicht stimmberechtigt. Soweit ihm an den Schuldverschreidungen ein Pfandrecht oder ein Zurückbehaltungsrecht zusteht, ist er auf Verlangen des Eigenthümers verpflichtet, die Schuldverschreibungen bei einer der im Abs. 2 bezeichneten Stellen in der Weise zu hinterlegen, daß, unbeschadet der Fortdauer des Pfandrechts oder Zurückbehaltungsrechts, dem Eigenthümer die Ausübung des Stimmrechts ermöglicht wird; die Kosten der Hinterlegung hat der Eigenthümer zu tragen und vorzuschießen.

§ 1L Die Aufgabe oder Beschränkung von Rechten der Gläubiger, insbesondere die Ermäßigung des Zinsfußes oder die Bewilligung einer 62*

i

22

SchuldverfchrG.

Stundung, kann von der Gläubigerversammlung nur zur Abwendung einer Zahlungseinstellung oder des Konkurses des Schuldners beschlossen werden. Der Beschluß, durch welchen Rechte der Gläubiger aufgegeben oder beschränkt werden, bedarf einer Mehrheit von mindestens drei Viertheilen der abgegebenen Stimmen. Die Mehrheit muß mindestens die Hälfte des Nennwerths der im Umlaufe befindlichen Schuldverschreibungen und. wenn dieser nicht mehr als zwölf Millionen Mark beträgt, mindestens zwei Drit­ theile des Nennwerths erreichen; betrügt der Nennwerth der im Umlaufe befindlichen Schuldverschreibungen weniger als sechzehn Millionen, aber mehr als zwölf Millionen Mark, so muß die Mehrheit acht Millionen Mark erreichen. In diesen Fällen bleiben bei der Berechnung des Nennwerths der umlaufenden Schuldverschreibungen die im Besitze des Schuldners befind­ lichen Schuldverschreibungen, für welche das Stimmrecht nach § 10 Abs. 4 ausgeschlossen ist, außer Ansatz. Der Schuldner ist verpflichtet, tn der Gläubigerversammlung Aus­ kunft über den Betrag der im Umlaufe befindlichen, zum Stimmen berech­ tigenden Schuldverschreibungen zu ertheilen.

§ 12. Ein Beschluß der im § 11 bezeichneten Art muß für alle Gläubiger die gleichen Bedingungen festsetzen. Die Festsetzung ungleicher Bedingungen ist nur mit ausdrücklicher Einwilligung der zurückgesetzten Gläubiger zulässig. Jedes sonstige Abkommen des Schuldners oder eines Dritten mit einem Gläubiger, durch welches dieser begünstigt werden soll, ist nichtig. Ein Beschluß der Versammlung, der durch Begünstigung ein­ zelner Gläubiger zu Stande gebracht ist, hat den übrigen Gläubigern gegenüber keine verbindliche Kraft. Der Schuldner hat den Beschluß in der im § 6 Abs. 1 bezeichneten Weise bekannt zu machen. Auf die dem Nennwerte der Schuldverschreibungen entsprechenden Kapitalansprüche kann durch Beschluß der Versammlung nicht verzichtet werden. § 13. Steht der Geschäftsbetrieb des Schuldners unter staatlicher Aufsicht, so ist zu einem Beschlusse der im 8 H bezeichneten Art die Be­ stätigung durch die Aufsichtsbehörde erforderlich. Die Aufsichtsbehörde hat die Ertheilung sowie die Versagung der Bestätigung öffentlich bekannt zu machen. § 14. Beschließt die Versammlung die Bestellung eines Vertreters der Gläubiger, so muß zugleich der Umfang seiner Befugnisse bestimmt werden. Soweit der Vertreter zur Geltendmachung von Rechten der Gläu­ biger ermächtigt ist, kann durch Beschluß der Gläubigerversammlnng die Befugniß der einzelnen Gläubiger zur selbständigen Geltendmachung aus­ geschlossen werden. Der Beschluß unterliegt den Vorschriften des 8 U Abs. 2 bis 4, des 8 12 Abs. 2 und des 8 13. Zum Verzicht auf Rechte der Gläubiger ist der Vertreter nur aus Grund eines ihn hierzu im einzelnen Falle besonders ermächtigenden De

LchuldverschrG.

22

schluffes der Gläubigerversammlung befugt. Der Beschluß unterliegt dm Vorschriften der §§ 11 bis 13. Führt der Vertreter für die Gesammtheit der Gläubiger einen Rechts­ streit, so hat er in diesem die Stellung eines gesetzlichen Vertreters. Für die Kosten des Rechtsstreits, welche dm Gläubigern zur Last fallen, hastet der Schuldner, unbeschadet seines Rückgriffs gegen die Gläubiger. Sind mehrere Vertreter bestellt, so können sie, falls nicht ein Anderes bestimmt ist, ihre Befugniffe nur in Gemeinschaft ausüben. Ein Vertreter kann, unbeschadet des Anspruchs auf die vertrags­ mäßige Vergütung, von der Gläubigerversammlung jederzeit abberufen «erden. Der Beschluß bedarf einer Mehrheit von drei Viertheilen der abgegebenen Stimmen; die Mehrheit muß, wenn dem Vertreter nach Maß­ gabe des Abs. 2 die ausschließliche Geltendmachung von Rechten der Gläubige übertragen ist, mindestens die Hälfte des NennwerthS der im Umlaufe befindlichen Schuldverschreibungen betragen; die Vorschriften des § 11 Abs. 3, 4 und des § 12 Abs. 2 finden Anwendung.

§ 15. Ist der Schuldner eine Gesellschaft oder juristische Person, deren Mitglieder in Versammlungen Beschlüsse faffen, so ist jeder nach Maßgabe dieses Gesetzes bestellte Vertreter der Gläubiger befugt, den Mitgliederversammlungen beizuwohnm und sich an den Berathungen zu betheiligen. Soweit nach den Gesetzen Schriftstücke, die sich auf die Verhand­ lungen in der Mitglieder' sammlung oder aus die Vermögenslage oder den Geschäftsbetrieb der Gesellschaft beziehen, den Gesellschaftem mitzutheilen sind, hat die Mittheilung in gleicher Weise auch an den Vertreter der Gläubiger zu erfolgen.

§ 16. Die Befugnisse und Verpflichtungen eines Vertreters, dessen Bestellung gemäß § 1189 des Bürgerlichen Gesetzbuchs oder auf Grund einer bei Ausgabe der Schuldverschreibungen in verbindlicher Weise ge­ troffenen Festsetzung erfolgt, werden durch die nach diesem Gesetze vor­ genommene Bestellung eines Vertreters nicht berührt. Die Rechte, welche nach den Vorschriften des § 3 und des § 7 Abs. 3 einem von bet Gläubigerversammlung bestellten Vertreter hinsichtlich der Berufung der Versammlung und der Ankündigung von Gegenständen zur Beschlußfassung zustehen, können auch von einem Vertreter der im Abs. 1 bezeichneten Art geltend gemacht werden. Auf Antrag von Gläubigern, deren Schuldverschreibungen zusammen den fünften Theil de8 Gesammtbetrags der im Umlaufe befindlichen Schuld­ verschreibungen erreichen, kann das Gericht, wenn ein wichtiger Grund vor­ liegt, den Vertreter abberufen. Zuständig ist das int § 4 bezeichnete Amtsgericht. Vor der Verfügung, durch welche über den Antrag entichieden wird, sind soweit thunlich der Vertreter und der Schuldner zu l)oren. Gegen die Verfügung findet die sofortige Beschwerde statt. § 17. Die Vorschriften des § 16 finden auch auf einen Vertreter Anwendung, der für die Besitzer von Schuldverschreibungen vor dem In­ krafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs in Gemäßheit .deL bisherigen Rechtes bestellt worden ist oder nach dem Inkrafttreten des Bürgerlichen

22

SchrrldverschrG.

Gesetzbuchs bis zu dem Zeitpunkt, in welchem das Grundbuch als angelegt anzusehen ist, in Gemäßheit des Landesrechts durch Eintragung in das Hypothekenbuch oder ein ähnliches Buch bestellt wird. Ein solcher Vertreter steht im Sinne des § 44 Abs. 2 der Grund­ buchordnung einem nach § 1189 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bestellten Vertreter gleich. Dasselbe gilt in Ansehung eines durch die Gläubiger­ versammlung bestellten Vertreters.

§ 18. Ist über das Vermögen des Schuldners der Konkurs er­ öffnet, so gelten in Ansehung der Versammlung der tm § 1 bezeichneten Gläubiger die folgenden besonderen Vorschriften. Die Versammlung wird von dem Konkursgerichte berufen und geleitet. Unverzüglich nach der Eröffnung des Konkurses ist eine Versammlung der Gläubiger zu berufen, um über die Bestellung eines gemeinsamen Ver­ treters im Konkursverfahren zu beschließen; die Berufung kann unterbleiben, wenn schon vorher von einer Versammlung über die Bestellung eines solchen Vertreters Beschluß gefaßt worden ist. DaS Konkursgericht hat außer den Fällen des § 3 Abs. 2 eine Dersammmlung der Gläubiger zu berufen, wenn dies von dem Konkurs­ verwalter, dem Ausschuffe der Konkursgläubiger oder der Aufsichtsbehörde verlangt wird. Die Stelle, bei welcher die Gläubiger die Schuldverschreibungen zu hinterlegen haben, wird durch das Konkursgericht bestimmt. Die Vorschriften des § 5 Abs. 1, 2, des § 11 Abs. 1, de8 § 12 Abs. 3 und des § 13 finden keine Anwendung. § 19. Werden im Konkurse die Forderungen aus den Schuldverschreibungen durch den von der Gläubigerversammlung bestellten Ver­ treter der Gläubiger angemeldet, so bedarf e8 der Beifügung der Schuld­ verschreibungen nicht. Zur Erhebung der bei einer Vertheilung auf die Schuldverschreibungen fallenden Beträge ist die Vorlegung der Schuld­ verschreibungen erforderlich; auf die Erhebung findet die Vorschrift des 8 14 Abs. 2 keine Anwendung.

§20. Die in diesem Gesetze der Gläubigerversammlung und dein Vertreter der Gläubiger eingeräumten Befugniffe können durch Fest­ setzungen in den Schuldverschreibungen nicht ausgeschloffen oder beschränkt werden. § 21. Wer Schuldverschreibungen, die sich im Besitze des Schuldners befinden, einem Anderen zu dem Zwecke überläßt, das Stimmrecht der Vorschrift deS § 10 Abs. 4 zuwider an Stelle des Schuldners auszuüben, wird mit Gefängniß bis zu einem Jahre und mit Geldstrafe bis zu fünftausend Mark bestraft. Die gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher die Schuldverschreibungen zu dem bezeichneten Zwecke verwendet. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt ausschließlich die Geldstrafe ein. § 22. Wer in der Bekanntmachung, die gemäß § 2 erlassen wird, oder in der Auskunft, die gemäß § 11 Abs. 4 in der Gläubigerversammlung ertheilt wird, wissentlich unwahre Angaben über Thatsachen macht, deren

KchuldverschrG.

22

Mittheilung ihm nach den bezeichneten Vorschriften obliegt, wird mit Gefängniß bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bis zu dreitausend Mark bestrast. Wer es unterläßt, die nach § 2 ihm obliegende Bekanntmachung zu bewirken, wird mit Geldstrafe bis zu dreitausend Mark bestraft.

§ 23« Wer sich besondere Vortheile dafür gewähren oder ver­ sprechen läßt, daß er bei einer Abstimmung in der Glüubigerversammlung in einem gewißen Sinne stimme oder an der Abstimmung in der Gläubiger­ versammlung nicht Theil nehme, wird mit Geldstrafe bis zu dreitausend Mark oder mit Gefängniß bis zu einem Jahre bestraft. Die gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher besondere Vortheile dafür gewährt oder verspricht, daß Jemand bei einer Abstimmung in der Gläubigerversammlung in einem gewißen Sinne stimme oder an der Ab­ stimmung in der Gläubigerversammlung nicht Theil nehme. § 24. Auf Schuldverschreibungen des Reichs, eines Bundesstaats oder einer Körperschaft des öffentlichen Rechtes finden die Vorschriften dieses Gesetzes keine Anwendung. Die Landesgesetze können jedoch bestimmen, daß die bezeichneten Vorschriften auch auf Schuldverschreibungen von Körper­ schaften des öffentlichen Rechtes Anwendung finden.

§ 25. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften über die Versammlung und Vertretung der Pfandgläubiger einer Eisenbahn oder Kleinbahn in dem zur abgesonderten Befriedigung dieser Gläubiger ans den Bestandtheilen der Bahneinheit bestimmten Verfahren. § 26. Dieses Gesetz tritt gleichzeitig mit dem Bürgerlichen Gesetz­ buch in Kraft. Es findet auch ans die vorher ausgegebenen Schuldverschreibungen Anwendung.

23. Besitz, bett, dü Pflichten der Kaufleute bei Aufbewahrung fremder Wertpapiere, (Depotgesetz) vom s. Juli 1896. (R-ichSgesetzblatt 1896 S. 183—187,*) Berichtigung ebenda S. 194).')

§ 1. Ein Kaufmann, welchem im Betriebe seines Handelsgewerbes Aktien, Kuxe, Jnterimsscheine, Erneuerungsscheine (Talons), auf den In­ haber lautende oder durch Indossament übertragbare Schuldverschreibungen, oder vertretbare andere Werthpapiere mit Ausnahme von Banknoten und Papiergeld unverschlossen zur Verwahrung oder als Pfand übergeben sind, ist verpflichtet: 1. diese Werthpapiere unter äußerlich erkennbarer Bezeichnung jedes Hinterlegers oder Verpfänders gesondert von seinen eigenen Beständen und von denen Dritter aufzubewahren, 2. ein Handelsbuch zu führen, in welches die Werthpapiere jedes Hinter­ legers oder Verpfänders nach Gattung, Nennwerth, Nummern ode> sonstigen Unterscheidungsmerkmalen der Stücke einzutragen sind; der Eintragung steht die Bezugnahme auf Verzeichnisse gleich, welche neben dem Handelsbuche geführt werden. Die Eintragung kann unterbleiben, insoweit die Werthpapiere zurückgegeben sind, bevor die Eintragung bei ordnungsmäßigem Geschäftsgänge erfolgen konnte. Etwaige Rechte und Pflichten des Verwahrers oder Pfandgläubigers, im Interesse des Hinterlegers oder Verpfänders Verfügungen oder Ver­ waltungshandlungen vorzunehmen, werden durch die Bestimmung unter Ziffer 1 nicht berührt. § 2. Eine Erklärung des Hinterlegers oder Verpfänders, durch welche der Verwahrer oder Pfandgläubiger ermächtigt wird, an Stelle *) AuSgegeben zu Berlin den 16. Juli 1896. ') Die Frage der Gesetzmäßigkeit dieser Richtigstellung ist vom Reichsgericht (I. Eivilsenat, Urtheil vom 16. Februar 1898 Bd. 41 S. 34 unter 2) bejaht worden, b« fie dem Gesetz im Wesentlichen den von den gesetzgebenden Faktoren beschlossenen Wort laut gibt.

DepotG.

23

hinterlegter oder verpfändeter Werthpapiere der im § 1 bezeichneten Art gleichartige Werthpapiere zurückzugewähren oder über die Papiere zu seinem Nutzen zu verfügen, ist, falls der Hinterleger oder Verpfänder nicht ge­ werbsmäßig Bank- oder Geldwechslergeschäfte betreibt, nur gültig, soweit sie für das einzelne Geschäft ausdrücklich und schriftlich abgegeben wird.

Wird der Verwahrer oder Pfandgläubiger ermächtigt, an Stelle hinterlegter oder verpfändeter Werthpapiere bet int § 1 bezeichneten Art gleichartige Werthpapiere zurückzugewähren, so finden die Bestimmungen be3 § 1 keine Anwendung.

§ 3. Der Komisfionär (Artikel 360, 378 des Handelsgesetzbuchs), *) welcher einen Auftrag zum Einkäufe von Werthpapieren der im 8 1 be­ zeichneten Art ausführt, hat dem Kommittenten binnen drei Tagen ein Berzeichniß der Stücke mit Angabe der Gattung, des Nennwerthes, der Nummern oder sonstiger Unterscheidungsmerkmale zu übersenden. Die Frist beginnt, falls der Kommissionär bei der Anzeige über die Aus­ führung des Auftrages einen Dritten als Verkäufer namhaft gemacht hat, mit dem Erwerbe der Stücke, andernfalls mit dem Ablaufe des Zeitraums, innerhalb desien der Kommissionär nach der Erstattung der Ausführungs­ anzeige die Stücke bei ordnungsmäßigem Geschäftsgänge ohne schuldhafte Verzögerung beziehen konnte. Ein Verzicht des Kommittenten auf die Uebersendung des Stückeverzeichnifies ist, falls der Kommittent nicht gewerbsmäßig Bank- oder Geld­ wechslergeschäfte betreibt, nur dann wirksam, wenn er bezüglich des ein­ zelnen Auftrages ausdrücklich und schriftlich erllärt wird. Soweit die Auslieferung der eingekauften Stücke an den Kommittenten erfolgt oder ein Auftrag des Kommittenten zur Wiederveräußerung aus­ geführt ist, kann die Uebersendung des Stückeverzeichnisses unterbleiben.

8 4. Ist der Kommissioitär mit Erfüllung der ihm nach den Bestimmungett des § 3 obliegenden Verpflichtungen im Verzüge und holt er das Versäumte auf eine danach an ihn ergangene Aufforderung des Kommittenten nicht binnen drei Tagen nach, so ist der Kommittent berechtigt, das Geschäft als nicht für seine Rechnung abgeschlosten zurückzuweisen und Schadeitsersatz wegen Nichterfüllung zu beanspruchen.

Die Aufforderung des Kommittenten verliert ihre Wirkung, wenn er dem Kommissionär nicht binnen drei Tagen nach dem Ablaufe der Nach­ holungsfrist erllärt, daß er von dem im Absatz 1 bezeichneten Rechte Ge­ brauch machen wolle.

§ 5» Der Kommissionär, welcher einen Auftrag zum Umtausche von Werthpapieren der int § 1 bezeichneten Art oder zur Geltendmachung eines Bezugsrechts auf solche Werthpapiere ausführt, hat binnen zwei Wochen nach dein Empfange der neuen Stücke dem Kommittenten ein Berzeichniß der Stücke mit den int § 3 Absatz 1 vorgeschriebenen An­ gaben zu übersenden, soweit er ihin die Stücke nicht innerhalb dieser Frist auShändigt. ') Jetzt §§ 383, 406 H.C'.B.

23

DepotG.

§ 6. Der Kommissionär, welcher den im 8 5 ihm auferlegten Pflichten nicht genügt, verliert daS Recht, für die Ausführung des Auf­ trages Provision zu fordern (Artikel 371 Absatz 2 des Handelsgesetzbuchs)?)

§ 7. Mit der Absendung des Stückeverzeichnisics geht das Eigen­ thum an den darin verzeichneten Werthpapieren auf den Kommittenten über, soweit der Kommissionär über die Papiere zu verfügen berechtigt ist. Die Bestimmungen des bürgerlichen Rechts, nach welchen der Uebergang des Eigenthums schon in einem früheren Zeitpunkte eintritt, bleiben un­ berührt. Der Kommissionär hat bezüglich der in seinem Gewahrsam befind­ lichen, in das Eigenthum des Kommittenten übergegangenen Werthpapiere die im 8 1 bezeichneten Pflichten eines Verwahrers. § 8. Ein Kaufmann, welcher im Betriebe seines Handelsgcwerbes fremde Werthpapiere der im 8 1 bezeichneten Art einem Dritten zum Zweck der Aufbewahmng, der Veräußerung, dcS Umtausches oder des Be­ zuges von anderen Werthpapieren, Zins- oder Gewinnantheilschcinen auSantwortet, hat hierbei dem Dritten mitzutheilen, daß die Papiere fremde seien. Ebenso hat er in dem Falle, daß er einen ihm ertheilten Auftrag zur Anschaffung solcher Werthpapiere an einen Dritten weitergiebt, diesem hierbei mitzutheilen, daß die Anschaffung für fremde Rechnung geschehe. Der Dritte, welker eine solche Mittheilung empfangen hat, kann an den übergebenen oder an den neu beschafften Papieren ein Pfandrecht oder ein Zurückbehaltungsrecht nur wegen solcher Forderungen an seinen Auftraggeber geltend machen, welche mit Bezug auf diese Papiere ent­ standen sind. § 9. Wenn ein Kaufmann über Wcrthpapiere der im 8 1 bezeich­ neten Art, welche ihm zur Verwahrung oder als Pfand übergeben find, oder welche er als Kommissionär für den Kommittenten in Besitz genommen hat, außer dem Falle des 8 246 des Strafgesetzbuchs zum eigenen Nutzen oder zum Nutzen eines Dritten rechtswidrig verfügt, wird er mit Gefäng­ niß bis zu einem Jahre und Geldstrafe bis zu dreitausend Mark »der mit einer dieser Strafen bestraft. Der gleichen Strafe unterliegt, wer der Vorschrift des 8 8 zum eigenen Nutzen oder zum Nutzen eines Dritten vorsätzlich zuwiderhandelt. Ist der Thäter ein Angehöriger (8 52 Absatz 2 des Strafgesetzbuchs) des Verletzten, so tritt die Verfolgung nur auf Antrag ein. Die Zurück­ nahme des Antrages ist zulässig. Der 8 247 Absatz 2 und 3 des Straf­ gesetzbuchs findet entsprechende Anwendung. § io. Ein Kaufmann, welcher seine Zahlungen eingestellt hat oder über deffen Vermögen das Konkursverfahren eröffnet worden ist, wird mit Gefängniß bis zu zwei Jahren bestraft, wenn er den Vorschriften des 8 1 Ziffer 1 oder 2 vorsätzlich zuwidergehandelt hat und dadurch der Be­ rechtigte bezüglich des Anspruches aus Aussonderung der von jenem zu verwenn bei dem Betriebe einer Elsenbahn ein im Dienst befindlicher Postbeamter gelobtet oder körperlich verletzt worden ist, und die Eisenbahnverwaltung den nach den Gesetzen ihr obliegenden Schadensersatz dafür geleistet hat, so ist die Postverwaltung verpflichtet, derselben das Geleistete zu ersetzen, falls nicht der Tod oder die Körperverletzung durch ein Verschulden des Eisenbahnbetriebs-Unternehmers oder einer der im Eisenbahnbetrieb verwendeten Personen herbeigefuhrt worden ist.

Art. 9. Der Reichskanzler ist ermächtigt, für Eisenbahnen mit schmalerer als der Normalspur, und für Eisenbahnen, bei welchen wegen chrer untergeordneten Bedeutung das Bahnpolizei-Reglement für die Eisen­ bahnen Deutschlands nicht für anwendbar erachtet ist, die vorstehenden Verpflichtungen für die Zwecke des Postdienstes zu ermäßigen oder ganz zu erlassen. Art. 10. Durch die von dem Reichskanzler, nach Anhörung der Reichs-Postverwaltung und des Reichs-Eisenbahn-Amts, unter Zustimmung des Bundesraths zu erlassenden Vollzugsbestimmungen werden die näheren Anordnungen über die Aussührung der vorstehenden Leistungen, sowie über die Festsetzung und die Berechnung der Vergütung für die gegen Entgelt zu gewährenden Leistungen getroffen.

Art. 11. Auf die bei Erlaß dieses Gesetzes bereits konzessionirten Eisenbahngesellschasten und deren zukünftig konzessionirte Erweiterungen durch Neubauten finden die vorstehenden Vorschriften insoweit Anwendung, als dies nach den Konzessionsurkunden zulässig ist. Im Uebrigen bewendet es für die Verbindlichkeiten der bereits konzessionirten Eisenbahngesellschaften bei den Bestimmungen der Konzessionsurkunden, und bleiben insbesondere

28

.PostG.

in dieser Beziehung die bis dahin zur Anwendung gekommenen Vorschriften über den Umfang des PostzwangeS und über die Verbindlichkeiten der Eisenbahnverwaltungen zu Leistungen für die Zwecke deS PostdiensteS maßgebend. Die bereits konzessionirten Eisenbahngesellschaften find jedoch berechtigt, an Stelle der ihnen konzessionsmäßig obliegenden Verpflichtungen für die Zwecke des Postdienstes die durch daS gegenwärtige Gesetz angeordneten Leistungen zu übernehmen. Art. 12. Die vertragsmäßige Vergütung, welche an das Großherzogthum Baden für Leistungen seiner Staatsbahnen zu den Zwecken des PostdiensteS zu entrichten ist, wird, sofern nicht eine anderweite Ver­ einbarung erfolgt, bis zum Ablauf des JahreS 1879 weiter gezahlt. Bis dahin bleiben für die Leistungen der badischen Staatsbahnen zu Zwecken deS Postdienstes die Bestimmungen des Reglements über die Verhältnisse der Post zu den Staatseisenbahnen vom 1. Januar 1868 maßgebend. Im klebrigen kommen die Vorschriften dieses Gesetzes auf die im Eigenthum des Reichs oder eines Bundesstaates befindlichen, sowie auf die in das Eigenthum des Reichs oder eines Bundesstaates übergehenden Eisenbahnen mit dem Inkrafttreten dieses Gesetzes zur Anwendung.

Art. 13. Dieses Gesetz tritt mit dem 1. Januar 1876 in Kraft. Dasselbe findet auf Bayern und Württemberg keine Anwendung.

§ 5. Das Briefgeheimniß ist unverletzlich. Die bei strafgericht­ lichen tlntersuchungen und in Konkurs- und civilprozessualischen Fällen nothwendigen Ausnahmen sind durch ein Reichsgcsetz sestzustellen?) Bis zu dem Erlaß eines Reichsaesetzes werden jene Ausnahmen durch die Landes­ gesetze bestimiut. Abschnitt 1L

Garantie. § 6. Die Postverwaltung leistet dem Absender im Falle reglementSmäßig erfolgter Einlieferung Ersatz: I. für den Verlust und die Beschädigung 1. der Briefe mit Werthangabe, 2. der Packete mit oder ohne Werthangabe;

II. für den Verlust der rekommandirten Sendungen, denen in dieser Be­ gehung Sendungen gleichgestellt werden, welche zur Beförderung durch Estafette eingeliefert sind. Für einen durch verzögerte Beförderung oder Bestellung der unter I bezeichneten Gegenstände entstandenen Schaden leistet die Postverwaltung nur dann Ersatz, wenn die Sache durch die verzögerte Beförderung oder Bestellung verdorben ist, oder ihren Werth bleibend ganz oder theilweise verloren hat. Auf eine Veränderung des Kurses oder marktgängigen Preises wird jedoch hierbei keine Rücksicht genommen.

*) Vgl. § 121 K.O Jaeger, Neichszivilgesetze. 3. Ausl

55

28

PostG.

Die Verbindlichkeit der Postverwaltung zur Ersatzleistung bleibt aus­ geschlossen, wenn der Verlust, die Beschädigung oder die verzögerte Be­ förderung oder Bestellung a) durch die eigene Fahrlässigkeit des Absenders, oder b) durch die unabwendbaren Folgen eines Naturereignisses, oder durch die natürliche Beschaffenheit des Gutes herbeigeführt worden ist, oder c) auf einer auswärtigen Beförderungsanstalt sich ereignet hat, für welche die Postverwaltung nicht durch Konvention die Ersatzleistung ausdrücklich übernommen hat; ist jedoch, in diesem Falle die Ein­ lieferung bei einer deutschen Postanstalt erfolgt, und will der Absender seine Ansprüche gegen die auswärtige Beförderungsanstalt geltend machen, so hat die Postverwaltung ihm Beistand zu leisten. Für die auf Postanweisungen eingezahlten Beträge leistet die Post­ verwaltung Garantie. Für andere, als die vorstehend bezeichneten Gegenstände, insbesondere für gewöhnliche Briefe, wird weder im Falle eines Verlustes oder einer Beschädigung, noch im Falle einer verzögerten Beförderung oder Bestellung Ersatz geleistet.

8 7. Wenn der Verschluß und die Verpackung der zur Post ge­ gebenen Gegenstände bei der Aushändigung an den Empfänger äußerlich unverletzt und zugleich das Gewicht mit dem bei der Einlieferung er­ mittelten übereinstimmend befunden wird, so darf dasjenige, was bei der Eröffnung an dem angegebenen Inhalte fehlt, von der Postverwaltung nicht vertreten werden. Die ohne Erinnerung geschehene Annahme einer Sendung begründet die Vermuthung, daß bei der Aushändigung Verschluß und Verpackung unverletzt und das Gewicht mit dem bei der Einlieferung ermittelten übereinstimmend befunden worden ist. 8 8. Wenn eine Werthangabe geschehen ist, so wird dieselbe bei der Feststellung des Betrages des von der Postverwaltung zu leistenden Schadenersatzes zum Grunde gelegt. Beweist jedoch die Postverwaltung, daß der angegebene Werth den gemeinen Werth der Sache übersteigt, so hat sie nur diesen zu ersetzen. Ist in betrüglichcr Absicht zu hoch deklarirt worden, so verliert der Absender nicht nur jeden Anspruch auf Schadenersatz, sondern ist auch nach den Vorschriften der Strafgesetze zu bestrafen.

8 v. Wenn bei Packeten die Angabe des Werthes unterblieben ist, so vergütet die Postverwaltung im Falle eines Verlustes oder einer Beschädigung den wirklich erlittenen Schaden, jedoch niemals mehr, als Einen Thaler für jedes Pfund (— 500 Gramme) der ganzen Sendung. Packete, welche weniger als Ein Pfund wiegen, werden den Packeten zum Gewicht von Einem Pfund gleichgestellt und überschießende Pfundtheile für Ein Pfund aerechnet. § 10. Für eine rewmmandirte Sendung, sowie |ur eine zur Be­ förderung durch Estafette eingelieferte Sendung (§ 6, II) wird dem Ab­ sender im Falle des Verlustes, ohne Rücksicht auf den Werth der Sendung, ein Ersah von vierzehn Thalern gezahlt.

PostG.

28

§ 11. Bei Reisen mit den ordentlichen Posten leistet die Postvcnvaltung Ersatz: 1. sür den Verlust oder die Beschädigung des reglementsmäßig eingelicserten Passagiergutes nach Maßgabe der §§ 8 und 9, und 2. sür die erforderlichen Kur- und Verpflegungskosten im Falle der körperlichen Beschädigung eines Reisenden, wenn dieselbe nicht erweis­ lich durch höhere Gewalt oder durch eigene Fahrlässigkeit des Reisenden herbeigeführt ist. Bei der Extrapostbeförderung wird weder für den Verlust oder die Beschädigung an Sachen, welche der Reisende bei sich führt, noch bei einer körperlichen Beschädigung des Reisenden Entschädigung von der Post­ verwaltung geleistet. § 12. Eine weitere, als die m den 8, 9, 10 und 11 nach Verschiedenheit der Fälle bestimmte Entschädigung wird von der Post­ verwaltung nicht geleistet; insbesondere findet gegen dieselbe ein Anspruch wegen eines durch den Verlust oder die Beschädigung einer Sendung ent­ standenen mittelbaren Schadens oder entgangenen Gewinnes nicht statt. § 13. Der Anspruch auf Schadloshaltung gegen die Postver­ waltung muß in allen Füllen gegen die Ober-Postdirektion, beziehungs­ weise gegen die mit deren Funktionen beauftragte Postbehörde gerichtet werden, in deren Bezirk der Ort der Einlieferung der Sendung oder der Ort der Einschreibung des Reisenden liegt. § 14. Der Anspruch auf Entschädigung an die Postverwaltung erlischt mit Ablauf von sechs Monaten, vom Tage der Einlieferung der Sendung oder vom Tage der Beschädigung des Reisenden an gerechnet. Diese Verjährung wird nicht allein durch Anmeldung der Klage, sondern auch *) durch Anbringung der Reklamation bei der kompetenten Postbehvrde (§ 13) unterbrochen. Ergeht hierauf eine abschlägige Bescheidung, so be­ ginnt vom Empfange derselben eine neue Verjährung, welche durch eine Reklamation gegen jenen Bescheid nicht unterbrochen wird.

§ 15. In Fällen des Krieges und gemeiner Gefahr ist die Postveuvaltung befugt, durch öffentliche Bekanntmachung jede Vertretung ab­ zulehnen und Briefe, sowie andere Sachen, nur auf Gefahr des Absenders zur Beförderung zu übernehmen. In solchem Falle steht jedoch dem Ab­ sender frei, sich ohne Rücksicht auf die Bestimmungen des § 1 jeder anderen Beförderungsgelegenheit zu bedienen. Abschnitt III.

Besondere Vorrechte der posten. § 16. Die ordentlichen Posten nebst deren Beiwagen, die auf Kosten des Staates beförderten Kuriere und Estafetten, die von Post­ beförderungen ledig zurückkommenden Postfuhrwerke und Postpferde, die Briefträger und die Postboten sind von Entrichtung der Chausseegclder •) Die kursiv gedruckt«» Wort« find aufgrhoben durch § 13 Abs. 2 Nr. 4 EG. ZPO 55*

28

PostG

und anderen Kommunikationsabgaben befreit. Dasselbe gilt von Personenfuhrwerken, welche durch Privatunternehmer eingerichtet und als Ersatz für ordentliche Posten ausschließlich zur Beförderung von Reisenden und deren Effekten und von Postsendungen benützt werden. Diese Befreiung findet auch, jedoch unbeschadet wohlerworbener Rechte, gegen die zur Erhebung solcher Abgaben berechtigten Korporationen, Ge­ meinden oder Privatpersonen statt.

§ 17. In besonderen Fällen, in denen die gewöhnlichen Postwege gar nicht oder schwer zu passiren sind, können die ordentlichen Posten, die Extraposten, Kuriere und Estafetten sich der Neben- und Feldwege, sowie der ungehegten Wiesen und Aecker bedienen, unbeschadet jedoch des Rechtes der Eigenthümer auf Schadenersatz. § 18. Gegen die ordentlichen Posten, Extraposten, Kuriere und Estafetten ist keine Pfändung erlaubt; auch darf dieselbe gegen einen Postillon nicht geübt werden, welcher mit dem ledigen Gespann zurückkehrt. Bei Zuwiderhandlungen ist eine Geldstrafe von zehn Silbergroschen bis zu zwanzig Thalern verwirkt. § 19. Jedes Fuhrwerk muß den ordentlichen Posten, sowie den Extraposten, Kurieren und Estafetten auf das übliche Signal ausweichen. Bei Zuwiderhandlungen ist eine Geldstrafe von zehn Silbergroschen bis zu zehn Thalern verwirkt. § 20. *) Das Inventarium der Pvsthaltcrcicn darf im Wege des Arrestes oder der Exekution nicht mit Beschlag belegt werden.

§ 21. Wenn den ordentlichen Posten, Extraposten, Kurieren oder Estafetten unterwegs ein Unfall begegnet, so sind die Anwohner der Straße verbunden, denselben die zu ihrem Weiterkommen erforderliche Hülfe gegen vollständige Entschädigung schleunigst zu gewähren. § 22. Die vorschriftsmäßig zu haltenden Postpferde und Postillone dürfen zu den behufs der Staats- und Kommunalbedürfnisse zu leistenden Spanndiensten nicht herangezogen werden.

§ 23. Die Thorwachen, Thor-, Brücken- und Barrierebeamteu sind verbunden, die Thore und Schlagbäume schleunigst zu öffnen, sobald der Postillon das übliche Signal giebt. Ebenso müssen auf dasselbe die Fährleute die Ueberfahrt unverzüglich bewirken. Bei Zuwiderhandlungen ist eine Geldstrafe von zehn Silbcrgroschcn bis zu zehn Thalern verwirkt § 24. Auf Requisition der Postbehvrden haben die Polizei- und Steucrbeaniten und deren Organe zur Verhütung und Entdeckung von Postübertretnngen mitzuwirken. § 25. Die Postanstalten sind berechtigt, unbezahlt gebliebene Beträge an Personengeld, Porto und Gebühren nach den für die Bei­ treibung öffentlicher Abgaben bestehenden Vorschriften exckutivisch einzieheu zn lassen. xi Unanwendbarkeit im Konkurse: 8 1 Abs. 2

O.

PostG.

28

Die mit Beitreibung exekutionsreifer Forderungen im Allgemeinen betrauten Organe sind verpflichtet, die von den Postanstalten angemeldeten rückständigen Beträge an Personengeld, Porto und Gebühren im Wege oer Hülfsvollstreckung einzuheben. Tem Exequirten steht jedoch die Betretung des Rechtsweges offen.

§ 26. Die Beträge, welche in einer Sendung enthalten sind, die weder an den Adressaten bestellt, noch an den Absender zurückgegeben werden kann, oder welche aus dem Verkaufe der Vorgefundenen Gegenstände gelöst werden, fließen nach Abzug des Portos und der sonstigen Kosten zur Postarmen- oder Unterstützungskaffe. Meldet sich der Absender oder der Adressat später, so zahlt ihm die Postarmen- oder Unterstützungskaffe die ihr zugeflossenen Summen, jedoch ohne Zinsen, zurück. Nach gleichen Grundsätzen ist mit Betrügen, welche auf Postsendungen eingezahlt sind, und mit zurückgelaffenen Passagier-Effekten zu verfahren. 2lb|dmitt IV.

Strafbestimmungen bei Post- und Porto-Defraudationen. § 27. Mit dem vierfachen Betrage des desraudirten Portos, jedoch niemals unter einer Geldstrafe von Einem Thaler, wird bestraft: 1. wer Briefe oder politische Zeitungen, den Bestimmungen der §§ 1 und 2 zuwider, auf andere Weise, als durch die Post, gegen Be­ zahlung befördert oder verschickt; erfolgt die Beförderung in versiegelten, zugenähten oder sonst verschlossenen Packeten, so trifft die Strafe den Beförderer nur dann, wenn er den verbotwidrigen Inhalt des Packeis zu erkennen verinochte; 2. iver sich zu einer portopflichtigen Sendung einer, von der Entrichtung des Portos befreienden Bezeichnung bedient oder eine solche Sendung in eine andere verpackt, welche bei Anivendung einer vorgeschriebenen Bezeichnung portofrei befördert wird; 3. wer Postwerthzeichen nach ihrer Entwerthung zur Frankirung emer Sendung benutzt; inwiefern in diesem Falle wegen hinzugetretener Vertilgung des Entwcrthungszeichens eine härtere Strafe verwirkt ist, wird nach den allgemeinen Strafgesetzen beurtheilt; 4. wer Briefe oder andere Sachen zur Umgehung der Portogefälle einem Postbeamten oder Postillon zur Mitnahme übergiebt. In den unter Nr. 2 und 3 bestimmten Fällen ist die Strafe mit der Einlieferung der Sendung zur Post verwirkt.

§ 28. Im ersten Rückfalle wird die Strafe (§ 27) verdoppelt und bei ferneren Rückfällen auf das Vierfache erhöht. Im Rückfalle befindet sich derjenige, welcher, nachdem er wegen einer der im § 27 bezeichneten Defraudationen vom Gerichte oder im Verwaltungswege 34, 35) bestraft worden, abermals eine dieser De­ fraudationen begehr. Die Straferhöhung wegen Rückfalls tritt auch ein, wenn die früher» Strase nut theitwerje verbüßt, oder ganz oder theilweise erlaffen ist, bleibt

28

PostG.

jedoch ausgeschlossen, wenn seit der Verbüßung oder dem Erlasse der lebten Strafe bis zur Begehung der neuen Defraudation drei Jahre verflossen fttib.

§ 29. Wer wissentlich, um der Postkasse das Personengeld zu entziehen, uneingeschrieben mit der Post reist, wird mit dem vierfachen Betrage des defraudirten Personengeldes, jedoch niemals unter einer Geld­ strafe von Einem Thaler, bestraft. § 30. Außer der Strafe muß in den Fällen des § 27 das Porto, welches für die Beförderung der Gegenstände der Post zu entrichten gewesen wäre, und in dem Falle des § 29 das defraudirte Personengeld gezahlt werden. In dem Falle des § 27 unter Nr. 1 haften der Ab­ sender und der Beförderer für das Porto solidarisch. § 31. Die Dauer der Haft, welche an die Stelle einer nicht beizntreibenden Geldstrafe tritt, ist vom Richter festzusetzen und darf sechs Wochen nicht übersteigen. § 32. Die Postbehörden und Postbeamten, welche eine Defrau­ dation entdecken, sind befugt, die dabei Vorgefundenen Briefe oder anderen Sachen, welche Gegenstand der Uebertretung sind, in Beschlag zu nehmen und so lange ganz oder theilweise zurückzuhalten, bis entweder die defrau­ dirten Postgefälle, die Geldstrafe und die Kosten gezahlt oder durch Kaution sichergestellt sind. § 33. Die in den §§ 27 bis 29 bestimmten Geldstrafen stießen zur Postarmen- und Unterstühungskasse.

Abschnitt V.

Strafverfahren bei polt- und porto-Defraudationen. 8 34. Wenn eine Polt- oder Porlo-Desrauüalwu entoectt wird, so eröffnet die Ober-Postdirektion oder die mit den Funktionen der OberPostdirektion beauftragte Postbehörde mittelst besonderer Verfügung vv> Einleitung eines förmlichen Verfahrens dem Angeschuldigten, welche Geld­ strafe für von ihm verwirkt zu erachten sei, und stellt ihm hierbei frei, das fernere Verfahren und die Ertheilung eines Strafbescheides durch Be­ zahlung der Strafe und Kosten innerhalb einer präklusivischen Frist von zehn Tagen zu vermeiden. Leistet der Angeschuldigte hierauf die Zahluna ohne Einrede, so gilt die Verfügung als rechtskräftiger Strafbescheid; ent gegengesetzten Falles erfolgt die Untersuchung und Entscheidung nach Mas; gäbe der 88 35 bis 46. s 35. Die Untersuchung wird summarisch von den Postanstalten oder von den Bezirksaufsichtsbeamten geführt und darauf im Verwaltungs­ wege von den Ober-Postdirektionen rc. entschieden. Diese können jedoch, so lange noch kein Strafbescheid erlassen worden ist, die Verweisung der Sache zum gerichtlichen Verfahren verfügen, und ebenso kann der Angeschuldigte während der Untersuchung bei der Postbehörde, und binnen zehn Tagen präklusivischer Frist, nach Eröffnung des von letzterer ab gefaßten Strafbescheides, auf rechtliches Gehör antragen. Dieser Antraa

PostG.

28

ist an die Postbehörde zu richten. Der Strafbescheid wird alsdann als nicht ergangen angesehen. Einer ausdrücklichen Anmeldung der Berufung auf rechtliches Gehör wird es gleich geachtet, wenn der Angeschuldigte auf die Vorladung der Postbehörde nicht erscheint oder die Auslastung vor derselben verweigert.

§ 36. Bei den Untersuchungen im Verwaltungswege werden die Betheiligten mündlich verhört und ihre Aussagen zu Protokoll genommen. § 37. Die Zustellungen und die Vorladungen geschehen durch die Beamten oder Unterbeamten der Postanstalten, oder auf deren Requisition nach den für gerichtliche Insinuationen bestehenden Vorschriften. § 38. Die Zeugen sind verbunden, den an sie von den Post» behörden ergehenden Vorladungen Folge zu leisten. Wer sich besten weigert, wird dazu auf Requisition der Postbehörden durch das Gericht in gleicher Art, wie bei gerichtlichen Vorladungen, angehalten. § 39. In Sachen, wo die zu verhängende Geldstrafe den Betrag von fünfzig Thalern übersteigt, muß dem Angeschuldigten auf Verlangen eine Frist von acht Tagen bis vier Wochen zur Einreichung einer schrift­ lichen Vertheidigung gestattet werden.

§ 40. Findet die Ober-Postdirektion rc. die Anwendung einer Strafe nicht begründet, so verfügt sie die Zurücklegung der Akten und be­ nachrichtigt hiervon den Angeschuldigten. § 41. Dem Strafbescheide müssen die Entscheidungsgründe bei­ gefügt sein. Auch ist darin der Angeschuldigte sowohl mit den ihm da­ gegen zustehenden Rechtsmitteln (§ 42), als auch mit der Straferhöhung, welche er beim Rückfalle (§ 28) zu erwarten hat, bekannt zu machen. Der Strafbescheid ist durch die Postanstalt dem Angeschuldigten ent­ weder zu Protokoll zu publiziren oder in der für die Vorladung vor­ geschriebenen Form zu insinuiren. § 42. Der Angeschuldigte kann, wenn er von der Befugniß zur Berufung auf richterliche Entscheidung keinen Gebrauch machen will, gegen den Strafbescheid den Rekurs an die der Ober-Postdirektion rc. vorgesetzte Behörde ergreifen. Dies muß jedoch binnen zehn Tagen präklusivischer Frist nach der Eröffnung des Strafbescheides geschehen und schließt ferner­ hin jedes gerichtliche Verfahren aus. Der Rekurs ist durch Anmeldung bei einer Postbehörde gewahrt. Wenn mit der Anmeldung des Rekurses nicht zugleich dessen Recht­ fertigung verbunden ist, so wird der Angeschuldigte durch die Postanstalt aufgefordert, die Ausführung seiner weiteren Vertheidigung in einem nicht über vier Wochen hinaus anzusetzenden Termine zu Protokoll zu geben oder bis dahin schriftlich einzurcichen.

§ 43. Die Verhandlungen werden hiernächst zur Abfassung deS Nekursresoluts an die kompetente Behörde eingesandt. Hat jedoch der An­ geschuldigte zur Rechtfertigung des Rekurses neue Thatsachen oder Beweis­ mittel, deren Aufnahme erheblich befunden wird, angeführt, so wird mit

28

PoftG.

der Instruktion nach den für die erste Instanz gegebenen Bestimmungen verfahren.

§ 44. Das Rekursresolut, welchem die Entscheidungsgründe bei­ zufügen find, wird an die betreffende Postbehörde befördert und nach er­ folgter Publikation oder Insinuation vollstreckt.

8 45. Mit der Verurtheilung des Angeschuldigten zu einer Strafe, durch Strafbescheid oder Rekursresolut, ist zugleich die Verurtheilung des­ selben in die baaren Auslagen des Verfahrens auszusprechen. Bei der Untersuchung im Verwaltungswege kommen, außer den baaren Auslagen an Porto, Stempel, Zeugengebühren rc., keine Kosten zum Ansatz. Der Angeschuldigte, welcher wegen Post- oder Porto-Defraudation zu einer Strafe gerichtlich verurtheilt wird, hat auch die durch das Ver­ fahren im Verwaltungswege entstandenen Kosten zu tragen. 8 46. Die Vollstreckung der rechtskräftigen Erkenntnisse geschieht nach den für die Vollstreckung strafgerichtlicher Erkenntnisse im Allgemeinen bestehenden Vorschriften, die Vollstreckung der Strafbescheide oder der Resolrite aber von der Postbehörde; letztere hat dabei nach denjenigen Vorschriften zu verfahren, welche für die Exekution der im Verwaltungswege festgesetzten Geldstrafen ertheilt sind. Abschnitt VI.

Allgemeine Bestimmungen. 8 47. Was ein Briefträger oder Postbote über die von ihm gr schehene Bestellung auf seinen Diensteid anzeigt, ist so lange für wahr und richtig anzunehmen, bis das Gegentheil überzeugend nachgewiesen wird 8 48. Die Postverwaltung ist für die richtige Bestellung nicht verantwortlich, wenn der Adressat erklärt hat, die an ihn eingehenden Post­ sendungen selbst abzuholen oder abholen zu lassen. Auch liegt in diesem Falle der Postanstalt eine Prüfung der Legitimation desjenigen, welcher sich zur Abholung meldet, nicht ob, sofern nicht auf den Antrag des Adressaten zwischen diesem und der Postanstalt ein desfallsiges besonderes Abkommen getroffen worden ist. 8 49. Die Postverwaltung ist, nachdem sie das Formular zum Ablieferungsscheine dem Adressaten reglementsmäßig hat ausliefern lassen, nicht verpflichtet, die Echtheit der Unterschrift und des etwa hinzugcfiiqten Siegels unter dem mit dem Namen des Empfangsberechtigten unterschriebenen und beziehungsweise untersiegelten Ablieferungsscheine zu untersuchen. Ebenso­ wenig braucht sie die Legitimation desjenigen zu prüfen, welcher unter Vor­ legung des vollzogenen Ablieferungsscheines, oder bei Packeten ohne Werth­ angabe unter Vorlegung des reglementsmäßig ausgelieferten Begleitbriefes, die Aushändigung der Sendung verlangt. 8 50?) Durch ein von dem Reichskanzler zu erlassendes Reglement, welches mittelst der für die Publikation amtlicher Bekanntmachungen be*) Postordnung (PostO.) für das Reich vom 20. März 1900 (RZBl. S. 53), inzwischen mehrfach geändert, für Bayern vom 27. März 1900 (®. u. VBl S. 227), für Württemberg vom 21. März 1900 (Reg.Bl. S. 369).

PostG.

28

stimmten Blätter zu veröffentlichen ist, werden die weiteren bei Benutzung der Postanstalt zu beobachtenden Borschristen getroffen. Diese Vorschriften gelten als Bestandtheil des Vertrages zwischen der Postanstalt und dem Absender, beziehungsweise Reisenden. Das Reglement hat zu enthalten: 1. die Bedingungen für die Annahme aller behufs der Beförderung durch die Post eingelieferten Gegenstände; 2. das Maximalgewicht der Briefe und Packete; 3. die Bedingungen der Rückforderung von Seite des Absenders und die Vorschriften über die Behandlung unbestellbarer Sendungen; 4. die Bestimmungen wegen schließlicher Verfügung über die unanbringlichen Sendungen; 5. die Bezeichnung der für Beförderung durch die Post unzulässigen Gegenstände; 6. die Gebühren für Postanweisungen, Vorschußsendungen und sonstige Geldübermittelungen durch die Post, für Sendungen von Drucksachen, Waarenproben und Mustern, Korrespondenzkarten, rekommandirte Sendungen, für Zustellung von Sendungen mit Behändigungsscheinen, für Laufschreiben wegen Postsendungen und Ueberweisung der Zeitungen; 7. Anordnungen über die Art der Bestellung der durch die Post be­ förderten Gegenstände und die hierfür zu erhebenden Gebühren, ins­ besondere die Gebühren für Bestellung der Expreßsendungen, der Stadt­ briefe und Packete, der Werthsendungen, ferner die Vorschriften über Estafettenbeförderung; 8. die Bedingungen für die Beförderung der Reisenden mit den ordent­ lichen Posten oder mit Extrapost, die Bestimmung des Personen­ geldes und der Gebühr für Beförderung von Paffagiergut; Ä. die näheren Anordnungen über Kontirung und Kreditirung von Porto, sowie die dafür zu entrichtenden Gebühren; 10. Anordnungen zur Ausrechthaltung der Ordnung, der Sicherheit und des Anstandes auf den Posten, in den Postlokalen und Paffagierstuben. Die unter Ziffer 2, 4 und 6 bezeichneten Anordnungen unterliegen der Beschlußfassung des Bundesrathes. Für den inneren Postverkehr der Königreiche Bayern und Württem­ berg werden die reglementairen Anordnungen von den zuständigen Behörden dieser Staaten erlaffen.

§ 51. Alle bisherigen allgemeinen und besonderen Bestrmmungen über Gegenstände, worüber das gegenwärtige Gesetz verfügt, soweit jene Bestimmungen nicht auf den mit dem Auslande abgeschlossenen Staats­ verträgen oder Konventionen beruhen, werden hierdurch aufgehoben. § 52. in Kraft.

Das gegenwärtige Gesetz tritt mit dem 1. Januar 1872

29. Besetz über das Celegrapbenwesen des Deutschen Reichs vom 6. April 1892

in der Fassung des Gesetzes vom 7. März tgos. (ReichSgesepblatt 1892 S. 467—470, 1908 S. 79, 80).')

§ 1. Das Recht, Telegraphenanlagen für die Vermittlung von Nachrichten zu errichten und zu betreiben, steht ausschließlich dem Reiche zu. Unter Telegraphenanlagen sind die Fernsprechanlagen mit begriffen.

§ 2. Die Ausübung des int § 1 bezeichneten Rechts kann für einzelne Strecken oder Bezirke an Privatunternehmer und muß an Ge­ meinden für den Verkehr innerhalb des Gemeindebezirks verliehen werden, wenn die nachsuchende Gemeinde die genügende Sicherheit für einen ord­ nungsmäßigen Betrieb bietet und das Reich eine solche Anlage weder errichtet hat, noch sich zur Errichtung und zum Betriebe einer solchen bereit erklärt. Die Verleihung erfolgt durch den Reichskanzler oder die von ihm hierzu ermächtigten Behörden. Die Bedingungen der Verleihung sind in der Verleihungsurkunde festzustellen. § 3. Ohne Genehmigung des Reichs können errichtet und betrieben werden: 1. Telegraphenanlagen, welche ausschließlich dem innern Dienste von Landes- und Kommunalbehörden, Deichkorporationen, Siel- und Ent­ wässerungsverbänden gewidmet sind; 2. Telegraphenanlagen, welche von Transportanstalten auf ihren Linien ausschließlich zu Zwecken ihres Betriebs oder für die Vermittlung von Nachrichten innerhalb der bisherigen Grenzen benutzt werden; 3. Telegraphenanlagen a) innerhalb der Grenzen eines Grundstücks, b) zwischen mehreren einem Besitzer gehörigen oder zu einem Betriebe vereinigten Grundstücken, deren keins von dem andern über 25 km in der Luftlinie entfernt ist, wenn diese Anlagen ausschließlich für den der Benutzung der Grundstücke entsprechenden unentgelt­ lichen Verkehr bestimmt sind. *) Di- §§ 3 Abs 2, 3 a, 3 b, 7 Abs 2 sind durch die Novelle von 1908 hinzugefügt worden. — Telegraphenordnung [£d£).] vom 16 Juni 1904 RZBl. 1904 S. 229, 1905 S 56; Fernsprechgebührenordnung vom 20. Dezember 1899 RGBl. S. 711.

TelG.

29

Elektrische Telegraphenanlagen, welche ohne metallische Verbindungs­ leitungen Nachrichten vermitteln, dürfen nur mit Genehmigung des Reichs errichtet und betrieben werden.

§ 3 a. Auf deutschen Fahrzeugen für Seefahrt oder Binnen­ schiffahrt dürfen Telegraphenanlagen, welche nicht ausschließlich zum Ver­ kehr innerhalb des Fahrzeugs bestimmt find, nur mit Genehmigung des Reichs errichtet und betrieben werden. § 3b. Der Reichskanzler trifft die Anordnungen über den Betrieb von Telegraphenanlagen auf fremden Fahrzeugen für Seefahrt oder Binnen­ schiffahrt, welche sich in deutschen Hoheitsgewäsiern aufhalten.

§ 4. Durch die Landeszentralbehörde wird, vorbehaltlich der Reichs­ aussicht (Art. 4 Ziff. 10 der Reichs-Verfassung) die Kontrolle darüber geführt, daß die Errichtung und der Betrieb der tut § 3 bezeichneten Telegraphenanlagen sich innerhalb der gesetzlichen Grenzen halten. § 5. Jedermann hat gegen Zahlung der Gebühren das Recht auf Beförderung von ordnungsmäßigen Telegrammen und auf Zulassung zu einer ordnungsmäßigen telephonischen Unterhaltung durch die für den öffent­ lichen Verkehr bestimmten Anlagen. Vorrechte bei der Benutzung der dem öffentlichen Verkehr dienenden Anlagen und Ausschließungen von der Benutzung sind nur aus Gründen des öffentlichen Jntereffes zulässig. § 6. Sind an einem Ort Telegraphenlinien für den Ortsverkehr, sei es von der Reichs-Telegraphenverwaltung, sei eS von der Gemeindever­ waltung oder von einem andern Unternehmer, zur Benutzung gegen Ent­ gelt errichtet, so kann jeder Eigentümer eines Grundstücks gegen Erfüllung der von jenen zu erlaffenden und öffentlich bekannt zu machenden Be­ dingungen den Anschluß an daS Lokalnetz verlangen. Die Benutzung solcher Privatstellen durch Unbefugte gegen Entgelt ist unzulässig/

§ 7. Die für die Benutzung von ReichS-Telegraphen- und Fern­ sprechanlagen bestehenden Gebühren können nur auf Grund eines Gesetzes erhöht werden. Ebenso ist eine Ausdehnung der gegenwärtig bestehenden Befreiungen von solchen Gebühren nur auf Grund eines Gesetzes zulässig. Die Vorschrift des Abs. 1 Satz 1 findet auf Anlagen der int § 3 Abs. 2 bezeichneten Art erst vom 1. Juli 1913 ab Anwendung. § 8. Das Telegraphengeheimnis ist unverletzlich, vorbehaltlich der gesetzlich für strafgerichtliche Untersuchungen, im Konkurse und in zivil­ prozessualischen Fällen oder sonst durch Reichsgesetz festgestellten Ausnahmen. Dasselbe erstreckt sich auch darauf, ob und zwischen welchen Personen tele­ graphische Mitteilungen stattgefunden haben. § 9. Mit Geldstrafe bis zu eintausendfünfhundert Mark oder mit Haft oder mit Gefängnis bis zu sechs Monaten wird bestraft, wer vor­ sätzlich entgegen den Bestimmungen dieses Gesetzes eine Telegraphenanlage errichtet oder betreibt. § 10. Mit Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Mark wird bestraft, wer den in Gemäßheit des § 4 erlaßenen Kontrollvorschriften zuwiderhandelt.

29

TelG.

§ 11. Die unbefugt errichteten oder betriebenen Anlagen find außer Betrieb zu setzen oder zu beseitigen. Den Antrag auf Einleitung des hierzu nach Maßgabe der Landesgesetzgebung erforderlichen Zwangsver­ fahrens stellen der Reichskanzler oder die vom Reichskanzler dazu ermäch­ tigten Behörden. Der Rechtsweg bleibt Vorbehalten. § 12. Elektrische Anlagen sind, wenn eine Störung des Betriebs der einen Leitung durch die andere eingetreten oder zu befürchten ist, auf Kosten desjenigen Teiles, welcher durch eine spätere Anlage oder durch eine später eintretende Aenderung seiner bestehenden Anlage diese Störung oder die Gefahr derselben veranlaßt, nach Möglichkeit so auszuführen, daß sie sich nicht störend beeinflussen. § 18. Die auf Grund der vorstehenden Bestimmungen entstehenden Streitigkeiten gehören vor die ordentlichen Gerichte. DaS gerichtliche Berfahren ist zu beschleunigen (§§ 198, 202—204 der Reichs-Zivilprozeßordnung). *) Der Rechtsstreit gilt als Feriensache (§ 202 des Gerichtsverfassungsgesetzes, §201 der Reichs-Zivilprozeßordnung)?)

§ 14. Das Reich erlangt durch dieses Gesetz keine weitergehenden als die bisher bestehenden Ansprüche aus die Verfügung über fremden Grund und Boden, insbesondere über öffentliche Wege und Straßen. § 15. Die Bestimmungen dieses Gesetzes gelten für Bayern und Württemberg mit der Maßgabe, daß für ihre Gebiete die für das Reich festgestellteu Rechte diesen Bundesstaaten zustehen und daß die Bestimmungen des § 7 auf den innern Verkehr dieser Bundesstaaten keine Anwendung finden. *) Jetzt §§ 221, 224-226 ZPO *) Jetzt § 223 ZPO.

30. Lelegrapden-Aegegrsetr vom 18. Drzrmbrr 1899. (Reichsgesetzblatt 1899 S. 705—710).

§ 1. Die Telegraphenverwaltung ist befugt, die Verkehrswege für ihre zu öffentlichen Zwecken dienenden Telegraphenlinien zu benutzen, soweit nicht dadurch der Gemeingebrauch der Verkehrswege dauernd beschränkt wird. Als Verkehrswege im Sinne dieses Gesetzes gelten, mit Einschluß des Lustraumes und des ErdkörperS, die öffentlichen Wege, Plätze, Brücken und die öffentlichen Gewäffer nebst deren dem öffentlichen Gebrauche dienenden Ufern. Unter Telegraphenlinien sind die Fernsprechlinien mitbegriffen. § 2. Bei der Benutzung der Verkehrswege ist eine Erschwerung ihrer Unterhaltung und eine vorübergehende Beschränkung ihres Gemein­ gebrauchs nach Möglichkeit zu vermeiden. Wird die Unterhaltung erschwert, so hat die Telegraphenverwaltung dem Unterhaltungspflichtigen die aus der Erschwerung erwachsenden Kosten zu ersetzen. Nach Beendigung der Arbeiten an der Telegraphenlinie hat die Tele­ graphenverwaltung den Verkehrsweg sobald als möglich wieder in Stand zu setzen, sofern nicht der Unterhaltungspflichtige erklärt hat, die Instand­ setzung selbst vornehmen zu wollen. Die Telegraphenverwaltung hat dem Unterhaltungspflichtigen die Auslagen für die von ihm vorgenommene Instandsetzung zu vergüten und den durch die Arbeiten an der Telegraphen­ linie entstandenen Schaden zu ersetzen. § 3. Ergibt sich nach Errichtung einer Telegraphenlinie, daß sie den Gemeingebrauch eines Verkehrswegs, nnd zwar nicht nur vorüber­ gehend, beschränkt oder die Vornahme der zu seiner Unterhaltung er­ forderlichen Arbeiten verhindert oder der Ausführung einer von den Unterhaltungspflichtigen beabsichtigten Aenderung des Verkehrswegs ent­ gegensteht, so ist die Telegraphenlinie, soweit erforderlich, abzuändern oder gänzlich zu beseitigen. Soweit ein Verkehrsweg eingezogen wird, erlischt die Befugnis der Telegraphenverwaltung zu seiner Benutzung. In allen diesen Füllen hat die Telegraphenverwaltung die gebotenen Aenderungen an der Telegraphenlinie auf ihre Kosten zu bewirken.

§ 4. Die Baumpflanzungen auf und an den Verkehrswegen sind nach Möglichkeit zu schonen, aus das Wachstum der Bäume ist tunlichst Rücksicht zu nehmen. Ausästungen können nur insoweit verlangt werden, als sie zur Herstellung der Telegraphenlinien oder zur Verhütung von Betriebsstörungen erforderlich sind; sie sind auf das unbedingt notwendige Maß zu beschränken. Die Telegraphenverwaltung hat dem Besitzer der Baumpflanzungen eine angemessene Frist zu setzen, innerhalb welcher er die Ausästungen selbst vornehmen kann. Sind die AuSästungen innerhalb, der Frist nicht

30

TelWG

oder nicht genügend vorgenommen, so bewirkt die Telegraphenverwaltung die AuSästungen. Dazu ist sie auch berechtigt, wenn es sich um die dringliche Verhütung oder Beseitigung einer Störung handelt. Die Telegraphenverwaltung ersetzt den an Baumpflanzungen ver­ ursachten Schaden und die Kosten der auf ihr Verlangen vorgenommenen Ausästungen.

§ 5, Die Telegraphenlinien sind so auszufahren, daß sie vorhandene besondere Anlagen (der Wegeunterhaltung dienende Einrichtungen, KanalisationS-, Wasser-, Gasleitungen, Schienenbahnen, elektrische Anlagen und dergleichen) nicht störend beeinflussen. Die aus der Herstellung erforderlicher Schutzvorkehrungen erwachsenen Kosten hat die Telegraphenverwaltung zu tragen. Die Verlegung oder Veränderung vorhandener besonderer Anlagen kann nur gegen Entschädigung und nur dann verlangt werden, wenn die Benutzung des Verkehrsweges sür die Telegraphenlinie sonst unterbleiben müßte und die besondere Anlage anderweit ihrem Zwecke entsprechend unter­ gebracht werden kann. Auch beim Vorhandensein dieser Voraussetzungen hat die Benutzung des Verkehrswegs für die Telegraphenlinie zu unterbleiben, wenn der aus der Verlegung oder Veränderung der besonderen Anlage entstehende Schaden gegenüber den Kosten, welche der Telegraphenverwaltung aus der Be­ nutzung eines andern ihr zur Versügung stehenden Verkehrswegs erwachsen, unverhältnismäßig groß ist. Diese Vorschriften finden auf solche in der Vorbereitung befindliche besondere Anlagen, deren Herstellung im öffentlichen Interesse liegt, ent­ sprechende Anwendung. Eine Entschädigung auf Grund deS Abs. 2 wird nur bis zu dem Betrage der Aufwendungen gewährt, die durch die Vor bereitung entstanden sind. Als in der Vorbereitung begriffen gelten Anlagen, sobald sie auf Grund eines im einzelnen ausgearbeiteten Plane: die Genehmigung des Auftraggebers und, soweit erforderlich, die Ge­ nehmigungen der zuständigen Behörden und des Eigentümers oder des ionstigen Nutzungsberechtigten des in Anspruch genommenen Weges erhalten haben. § 6. Spätere besondere Anlagen sind nach Möglichkeit so auszu­ führen, daß sie die vorhandenen Telegraphenlinien nicht störend beeinflussen. Dem Verlangen der Verlegung oder Veränderung einer Telegraphen­ linie muß auf Kosten der Telegraphenverwaltung stattgegeben werden, wenn sonst die Herstellung einer späteren besonderen Anlage unterbleiben müßte oder wesentlich erschwert werden würde, welche aus Gründen des öffentlichen Jntereffes, insbesondere aus volkswirtschaftlichen oder Verkehrs­ rücksichten, von den Wegeunterhaltungspflichtigen oder unter überwiegender Beteiligung eines oder mehrerer derselben zur Ausführung gebracht werden soll. Die Verlegung einer nicht lediglich dem Orts-, Vororts- oder Nach­ barortsverkehr dienenden Telegraphenlinie kann nur dann verlangt werden, wenn die Telegraphenlinie ohne Auswendung unverhältnismäßig hoher Kosten anderweitig ihrem Zwecke entsprechend untergebracht werden kann. Muß wegen einer solchen späteren besonderen Anlage die schon vor-

TeWG.

30

handene Telegraphenlinie mit Schutzvorkehrungen versehen werden, so find die dadurch entstehenden Kosten von der Telegraphenverwaltung zu tragen. Ueberlüßt ein Wegeunterhaltungspflichtiger seinen Anteil einem nicht unterhaltungspflichtigen Dritten, so find der Telegraphenverwaltung die durch die Verlegung oder Veränderung oder durch die Herstellung der Schutzvorkehrungen erwachsenden Kosten, soweit fie auf besten Anteil fallen, zu erstatten. Die Unternehmer anderer als der in Abs. 2 bezeichneten besonderen Anlagen haben die aus der Verlegung oder Veränderung der vorhandenen Telegraphenlinien oder aus der Herstellung der erforderlichen Schutzvor­ kehrungen an solchen erwachsenden Kosten zu tragen. Auf spätere Aenderungen vorhandener besonderer Anlagen finden die Vorschriften der Abs. 1 bis 5 entsprechende Anwendung.

§ 7. Vor der Benutzung eines Verkehrsweges zur Ausführung neuer Telegraphenlinien oder wesentlicher Aenderungen vorhandener Tele­ graphenlinien hat die Telegraphenverwaltung einen Plan aufzustellen. Der Plan soll die in Aussicht genommene Richtungslinie, den Raum, welcher für die oberirdischen oder unterirdischen Leitungen in Anspruch genommen wird, bei oberirdischen Linien auch die Entfernung der Stangen voneinander und deren Höhe, soweit dies möglich ist, angeben. Der Plan ist, sofern die Unterhaltungspflicht an dem Verkehrswege einem Bundesstaate, einem Kommunalverbande oder einer anderen Körper­ schaft de8 öffentlichen Rechtes obliegt, dem Unterhaltungspflichtigen, andern­ falls der unteren Verwaltungsbehörde mitzuteilen; diese hat, soweit tunlich, die Unterhaltungspflichtigen von dem Eingänge des Planes zu benachrich­ tigen. Der Plan ist in allen Fällen, in denen die Verlegung oder Ver­ änderung einer der im § 5 bezeichneten Anlagen verlangt wird, oder die Störung einer solchen Anlage zu erwarten ist, dem Unternehmer der Anlage mitzuteilen. Außerdem ist der Plan bei den Post- und Telegraphenämtern, soweit die Telegraphenlinie deren Bezirke berührt, auf die Dauer von vier Wochen öffentlich auszulegen. Die Zeit der Auslegung soll mindestens in einer der Zeitungen, welche im betreffenden Bezirke zu den Veröffentlichungen der unteren Verwaltungsbehörden dienen, bekannt geniacht werden. Die Auslegung kann unterbleiben, soweit es sich lediglich um die Führung von Telegraphenlinien durch den Luftraum über den Verkehrswegen handelt. § 8. Die Telegraphenverwaltung ist zur Ausführung des Planes befugt, wenn nicht gegen diesen von den Beteiligten binnen vier Wochen bei der Behörde, welche den Plan ausgelegt hat, Einspruch erhoben wird. Die Einspruchsfrist beginnt für diejenigen, denen der Plan gemäß den Vorschriften des § 7 Abs. 2 mitgeteilt ist, mit der Zustellung, für andere Beteiligte mit der öffentlichen Auslegung. Der Einspruch kann nur darauf gestützt werden, daß der Plan eine Verletzung der Vorschriften der §§ 1 bis 5 dieses Gesetzes oder der auf Grund des 8 18 erlassenen Anordnungen enthält. Ueber den Einspruch entscheidet die höhere Verwaltungsbehörde. Gegen die Entscheidung findet, sofern die höhere Verwaltungsbehörde nicht zugleich

30

TelWG.

Landeszentralbehörde ist, binnen einer Frist von zwei Wochen nach der Zu­ stellung die Beschwerde an die Landeszentralbehörde statt. Die LandeSzentralbehörde hat in allen Fällen vor der Entscheidung die ZentralTelegraphenbehörde zu hören. Auf Antrag der Telegraphenverwaltung kann die Entscheidung der Hähern Verwaltungsbehörde für vorläufig voll­ streckbar erklärt werden. Wird eine für vorläufig vollstreckbar erklärte Entscheidung aufgehoben oder abgeändert, so ist die Telegraphenverwaltung zum Ersätze des Schadens verpflichtet, der dem Gegner durch die Aus­ führung der Telegraphenlinie entstanden ist.

§ 9. Auf Verlangen einer Landeszentralbehörde ist den von ihr bezeichneten öffentlichen Behörden Kenntnis von dem Plane durch Mit­ teilung einer Abschrift zu geben.

§10. Wird ohne wesentliche Aenderung vorhandener Telegraphen­ linien die Ueberschreitung des in dem ursprünglichen Plane für die Leitungen in Anspruch genommenen Raumes beabsichtigt und ist davon eine weitere Beeinträchtigung der Baumpflanzungen durch Ausästungen zu befürchten, so ist den Eigentümern der Baumpflanzungen vor der Ausführung Ge­ legenheit zur Wahrnehmung ihrer Interessen zu geben. §11. Die Reichstelegraphenverwaltung kann die Straßenbau- und Polizeibeamten mit der Beaufsichtigung und vorläufigen Wiederherstellung der Telegraphenleitungen nach näherer Anweisung der Landeszentralbehörde beauftragen; sie hat dafür den Beamten im Einvernehmen mit der ihnen vorgesetzten Behörde eine besondere Vergütung zu zahlen.

§ 12. Die Telegraphenverwaltung ist befugt, Telegraphenlinien durch den Luftraum über Grundstücken, die nicht Verkehrswege im Sinne dieses Gesetzes sind, zu führen, soweit nicht dadurch die Benutzung des Grundstücks nach den zur Zeit der Herstellung der Anlage bestehenden Verhältnissen wesentlich beeinträchtigt wird. Tritt später eine solche Beein­ trächtigung ein, so hat die Telegraphenverwaltung auf ihre Kosten die Leitungen zu beseitigen. Beeinträchtigungen in der Benutzung eines Grundstücks, welche ihrer Natur nach lediglich vorübergehend sind, stehen der Führung der Tele­ graphenlinien durch den Luftraum nicht entgegen, doch ist der entstehende Schaden zu ersehen. Ebenso ist für Beschädigungen des Grundstücks und seines Zubehörs, die infolge der Führung der Telegraphenlinien durch den Luftraum eintreten, Ersah zu leisten. Die Beamten und Beauftragten der Telegraphenverwaltung, welche sich als solche ausweisen, sind befugt, zur Vornahme notwendiger Arbeiten an Telegraphenlinien, insbesondere zur Verhütung und Beseitigung von Storungen, die Grundstücke nebst den darauf befindlichen Baulichkeiten und deren Dächern mit Ausnahme der abgeschloffenen Wohnrüume während der Tagesstunden nach vorheriger schriftlicher Ankündigung zu betreten. Der dadurch entstehende Schaden ist zu ersetzen. § 13. Die auf den Vorschriften dieses Gesetzes beruhenden Ersatz­ ansprüche verjähren in zwei Jahren. Die Verjährung beginnt mit dem Schlüsse des Jahres, in welchem der Anspruch entstanden ist.

TelWG.

30

Ersatzansprüche aus den §§ 2, 4, 5 und 6 find bei der von der Landeszentralbehörde bestimmten Verwaltungsbehörde geltend zu machen. Diese seht die Entschädigung vorläufig fest. Gegen die Entscheidung der Verwaltungsbehörde steht binnen einer Frist von einem Monat nach der Zustellung des Bescheids die gerichtliche -Klage zu. Für alle anderen Ansprüche steht der Rechtsweg sofort offen.

§ 14. Die Bestimmung darüber, welche Behörden in jedem Bundes­ staate untere und höhere Verwaltungsbehörden im Sinne dieses Gesetzes sind, steht der Landeszentralbehörde zu.

§ 15. Die bestehenden Vorschriften und Vereinbarungen über die Rechte der Telegraphenverwaltung zur Benutzung des Eisenbahngeländes werden durch dieses Gesetz nicht berührt.

§ 16. Telegraphenverwaltung im Sinne dieses Gesetzes ist die Reichs-Telegraphenverwaltung, die Königlich bayerische und die Königlich Württembergische Telegraphenverwaltung. § 17. Tie Vorschriften dieses Gesetzes finden auf Telegraphenlinien, welche die Militärverwaltung oder die Marineverwaltung für ihre Zwecke Herstellen läßt, entsprechende Anwendung. 8 18. Unter Zustimmung des Bundesrats kann der Reichskanzler Anordnung treffen: ’) 1. über das Maß der Ausästungen; 2. darüber, welche Aenderungen der Telegraphenlinien im Sinne des 8 7 Abs. 1 als wesentlich anzusehen sind; 3. über die Anforderungen, welche an den Plan auf Grund des § 7 Abs. 1 im einzelnen zu stellen sind; 4. über die unter Zuziehung der Beteiligten vorzunehmenden Orts­ besichtigungen und über die dabei entstehenden Kosten; 5. über das Einspruchsverfahren und die dabei entstehenden Kosten; 6. über die Höhe der den Straßenbau- und Polizeibeamten zu gewähren­ den Vergütungen für die im Interesse der Reichs-Telegraphenver­ waltung geforderten Dienstleistungen. 8 19.

Dieses Gesetz tritt am 1. Januar 1900 in Kraft. Auf die vorhandenen, zu öffentlichen Zwecken dienenden Linien der Telegraphenverwaltung (§§ 16 und 17) findet dieses Gesetz Anwendung, soweit nicht entgegenstehende besondere Vereinbarungen getroffen sind. *) Ausführungsbestimmungen vom 26. Januar 1900 RGBl. S. 7 s.

Jaeger, Reichszivilgesetze. 3. Stuft.

56

V. Abschnitt.

Versicherungswesen. 31. Gesetz über die privaten Uer$lcberutig$= unternebmungen (Uersicberungsaufticbtsgmtz).1) Vom 12. Wai 1901. (Reichsgesetzbialt S. 139—173).

i. Einleitende Vorschriften. K 1. Privatunternehmungen, welche den Betrieb von Versicherungs­ geschäften zum Gegenstände haben, unterliegen, vorbehaltlich der in den 88 116, 117, 122 gegebenen Vorschriften, der Beaufsichtigung nach Mast­ gabe dieses Gesetzes. Als Versicherungsunternehmungen im Sinne dieses Gesetzes sind solche Personenvereinigungen nicht anzusehen, die ihren Mitgliedern Unter­ stützung gewähren, ohne ihnen einen Rechtsanspruch darauf einzuräumen.

§ 2. Die Beaufsichtigung der Versicherungsunternehmungen wird, sofern ihr Geschäftsbetrieb durch die Satzung oder die sonstigen Geschäfts­ unterlagen auf das Gebiet eines Bundesstaats beschränkt ist, durch Landes­ behörden, anderenfalls durch die hierzu bestellte Neichsbehörde ausgcübt. § 3. Die Beaufsichtigung von Versicherungsunternehmungen, deren Geschäftsbetrieb auf das Gebiet eines Bundesstaats beschränkt ist, kann auf Antrag dieses Bundesstaats mit Zustimmung de8 Bundesraths durch Kaiserliche Verordnung der Reichsbehörde übertragen werden. Im Einvernehmen mit den betheiligten Landesregierungen kann der Reichskanzler bestimmen, daß Unternehmungen, deren Geschäftsbetrieb sich zwar über das Gebiet eines Bundesstaats hinaus erstreckt, aber sachlich, örtlich oder hinsichtlich des Personenkreiscs eng begrenzt ist, durch die Landesbehörde desjenigen Bundesstaats beaufsichtigt werden, in dessen Ge­ biete sie ihren Sitz haben.

II. Zulassung zum Geschäftsbetriebe. Versicherungsunternehmungen bedürfen zum Geschäftsbetriebe der Erlaubniß der Aufsichtsbehörde. Mit dem Antrag auf Ertheilung der Erlaubniß ist der Geschäfts­ plan einzureichen, welcher den Zweck und die Einrichtung des Unternehmens,

§ 4.

x) DaS Aufsichtsamt für Privatversicherung hat in seinen Veröffentlichungen die treffende Bezeichnung .VersicherungSaufsichtSgeseh" labgekürzt ,VAG.") eingesührt. Die Vorschläge des Juristentags (2. Ausgabe 1910) empfehlen noch die Abkürzung ,PrivV(erf)NntG."

das räumliche Gebiet des beabsichtigten Geschäftsbetriebs sowie namentsich auch diejenigen Berhältniffe llarzulegen hat, aus denen sich die dauernde Erfüllbarkeit der künftigen Verpflichtungen des Unternehmens ergeben soll. Als Bestandtheile deS GeschästSplanS find insbesondere einzureichen:

1. der Gesellschaftsvertrag oder die Satzung, sofern die Untemehmung auf solchen beruht, 2. die allgemeinen Versicherungsbedingungen und die technischen Geschäfts­ unterlagen, soweit solche nach der Aä der zu betreibenden Versicherungen erforderlich sind.

§ 5. Die Ertheilung der Erlaubniß erfolgt unabhängig von dem Nachweis eines Bedürfnifles und, sofern nicht der Wirkungskreis des Unter­ nehmens nach dem Geschästsplan auf eine bestimmte Zeit oder auf ein kleineres Gebiet beschränkt ist, ohne Zeitbeschränkung beziehungsweise für den Umfang deS Reichs.

8 6. Die Erlaubniß darf Personenvcreinigungen, welche die Ver­ sicherung ihrer Mitglieder nach dem Grundsätze der Gegenseitigkeit betreiben wollen, nur ertheilt werden, wenn diese Vereinigungen in der Form von Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit (§§ 15 bis 53) errichtet werden. Zum Betriebe der verschiedenen Arten der Lebensversicherung sowie zum Betriebe der Unfall-, Haftpflicht-, Feuer- oder Hagelversicherung darf die Erlaubniß außer Versicherungsvcreinen auf Gegenseitigkeit nur an Aktiengesellschaften ertheilt werden. Als Lebensversicherung im Sinne dieses Gesetzes gilt auch die Jnvaliditäts-, Alters-, Wittwen-, Waisen-, Aussteuer- und Militärdienst­ versicherung, gleichviel ob auf Kapital oder Renten. 8 7. Die werden, wenn

Erlaubniß

zum

Geschäftsbetriebe

darf

nur

versagt

1. der Geschäftsplan gesetzlichen Vorschriften zuwiderläuft; 2. nach dem Geschäftsbank die Interessen der Versicherten nicht hin­ reichend gewahrt sind oder die dauernde Erfüllbarkeit der aus den Versicherungen sich ergebenden Verpflichtungen nicht genügend dar­ gethan ist; 3. Thatsachen vorliegen, welche die Annahme rechtfertigen, daß ein den Gesetzen oder den guten Sitten entsprechender Geschäftsbetrieb nicht stattfinden wird.

Die Erlaubniß kann von der Stellung einer angemessenen Sicher­ heit abhängig gemacht werden, wobei deren Zweck und die Bedingungen für die Rückgabe festzustellen sind. §8. Der Gesellschaftsvertrag einer Aktiengesellschaft soll die ein­ zelnen Dersicherungszweige, auf welche sich der Geschäftsbetrieb erstreckt, sowie die Grundsätze für die Anlegung des Vermögens festsetzen und ersicht­ lich machen, ob das Versicherungsgeschäft lediglich unmittelbar oder zugleich auch mittelbar (durch Rückversicherung) betrieben werden soll. Bei Unternehmungen, die durch eine Satzung geregelt sind, sollen die im Abs. 1 bezeichneten Angaben in der Satzung enthalten sein.

r.G'

i

31

VAG.

8 S- In dm allgemeinen Versicherungsbedingungen sollen die­ jenigen Bestimmungen enthalten sein, welche getroffen werden: 1. über die Ereignisse, bei deren Eintritte der Bersicherer zu einer Leistung verpflichtet ist, und über die Fälle, in denen auS besonderen Gründen diese Verpflichtung ausgeschloffen oder aufgehoben sein soll (wegen unrichtiger Angaben im Anträge, wegen Aenderungen während der BertragSdauer u. s. w.); 2. über die Art, den Umfang und die Fälligkeit der dem Versicherer obliegenden Leistungen; 3. über die Feststellung und Leistung des vom Versicherten an den Ver­ sicherer zu entrichtenden Entgelts und über die Rechtsfolgen eines Verzugs in der Entrichtung des Entgelts; 4. über die Dauer, insbesondere eine stillschweigende Verlängerung, über die Kündigung sowie über die sonstige gänzliche oder theilweise Auf­ hebung deS Versicherungsvertrags und die Verpflichtungen des Ver­ sicherers in den Fällen der letzteren Art (Storni, Rückkauf, Um­ wandlung der Versicherung, Reduktion und dergleichen); 5. über den Verlust deS Anspruchs aus dem Versicherungsvertrag in Folge der Versäumung von Fristen; 6. über das Verfahren im Falle von Streitigkeiten aus dem Versicherungs­ vertrag, über das zuständige Gericht und die Bestellung eines Schieds­ gerichts ; 7. über die Grundsätze und Maßstäbe, nach denen die Versicherten an den Ueberschüssen Theil nehmen; 8. bei Lebensversicherungen über die Voraussetzungen und den Umfang von Vorauszahlungen oder Darlehen auf Versicherungsscheine (Policen). Bei Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit können die im Abs. 1 bezeichneten Gegenstände statt in den allgemeinen Versicherungsbedingungen in der Satzung geregelt werden. Abweichungen von den allgemeinen Versicherungsbedingungen zu Ungunsten des Versicherten sind nur aus besonderen Gründen sowie unter der Bedingung statthaft, daß der Versicherungsnehmer vor dem Abschlüsse des Vertrags auf diese Abweichungen ausdrücklich hingewiesen worden ist und sich hiernach schriftlich damit einverstanden erklärt hat.

8 10. Vor dem Abschlüsse des Versicherungsvertrags ist dem Versicherungsnehmer ein Exemplar der maßgebenden allgemeinen Versichcrungsbedingungen gegen eine besonders auszufertigende Empfangs­ bescheinigung auszuhändigen. Das Gleiche gilt, soweit es sich um Ver­ sicherung auf Gegenseitigkeit handelt, auch von der Satzung des Vereins. Auf solche Feuerversicherungen, deren Abschluß im Börsenverkehr oder nach Börsenusance erfolgt, findet die Vorschrift des Abs. 1 keine Anwendung. Die Aufsichtsbehörde kann weitere Ausnahmen von den Vorschriften des Abs. 1 zulassen. § 11. Der Geschäftsplan einer Lebensversicherungsunternehmung hat die von ihr angenommenen Tarife sowie die Grundsätze für die Berech­ nung der Prämien und Prämienreserven vollständig darzustellen, namentlich

auch den anzuwendenden Zinsfuß und die Höhe des Zuschlags zur Netto­ prämie anzugeben. Auch ist anzugeben, ob und in welchem Maße bei der Berechnung der Prämienreserve eine Methode angewandt werden soll, nach welcher anfänglich nicht die volle Prämienreserve zurückgestellt wird, wobei jedoch der Satz von zwölfeinhalb per Mille der Bersicherungssumme nicht überschritten werden darf. Die als Grundlage der Berechnungen dienenden Wahrscheinlichkeitstafeln, insbesondere über die Sterblichkeit und die Jnvaliditäts- und Krankheitsgefahr, sind beizufügen. Für jede Derficherungsart (Versicherung auf den Lebensfall — auf den Todesfall, Kapitalversicherung — Rentenversicherung u. s. w.) find die zur Berechnung der Prämien und der Prämienreserven dienenden Formeln vorzulegen und durch ein Zahlenbeispiel zu erläutem. Sollen auch Versicherungen mit erhöhter Prämie übernommen werden, so ist in dem Geschäftsplane ferner anzugeben, ob und nach welchen Grund­ sätzen hierfür eine besondere Prämienreserve gebildet werden soll. § 12. Soweit Kranken- oder llnfallversicherungsunternehmungen Versicherungen nach Art der Lebensversicherung unter Zugrundelegung bestimmter Wahrscheinlichkeitstafeln betreiben, insbesondere die Versicherung von Renten, Versicherungen mit Prämienrückgewähr oder sonstige die An­ sammlung von Prämienreserven erfordernde Versicherungen übernehmen, finden die Vorschriften bc8 § 11 entsprechende Anwendung.

§ 13. Jede Aenderung des GeschüftSplans ist der Aufsichtsbehörde anzuzeigen und bedarf, bevor sie in Kraft gesetzt wird, ihrer Genehmigung. Die Genehmigung darf nur aus den Gründen des § 7 versagt werden. § 14. Jedes Uebereinkommen, wodurch der Versicherungsbestand eines Unternehmens in seiner Gesammtheit oder in einzelnen Zweigen mit den darauf bezüglichen Reserven und Prämienüberträgen auf ein anderes Unternehmen übertragen werden soll, bedarf der Genehmigung der für die bet heiligten Unternehmungen zuständigen Aufsichtsbehörden. Die Ge­ nehmigung darf nur aus den Gründen des 8 7 versagt werden. Hl. Berfichermigsvereiue auf Gegenseitigkeit. § 15. Ein Verein, welcher die Versicherung seiner Mitglieder nach dem Grundsätze der Gegenseitigkeit betreiben will, erlangt durch die von der Aufsichtsbehörde ertheilte Erlaubniß zum Geschäftsbetrieb als .Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit" die Rechtsfähigkeit.

§ 16. Die in Betreff der Kaufleute im ersten und dritten Buche deS Handelsgesetzbuchs gegebenen Vorschriften, mit Ausnahme der 88 1 bis 7, finden auf die Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit entsprechende Anwendung, soweit dieses Gesetz nicht ein Anderes bestimmt.

§ 17. Die Verfassung eines DersicherungsvereinS auf Gegenseitig­ keit wird durch die Satzung bestimmt, soweit sie nicht auf den nachfolgenden Vorschriften beruht. Die Satzung bedarf der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung. d:S

§ 18. Die Satzung hat den Namen (bie Firma) und den Sitz Vereins zu bestimmen.

31

BAG. Die Firma soll den Sitz des Vereins erkennm lassen.

Auch ist in

der Firma oder in einem Zusatz auszudrücken, daß Versicherung auf Gegen­ seitigkeit betrieben wird.

§ 19. Für alle Verbindlichkeiten des Vereins hastet den VereinSgläubigern nur das Vereinsvermögen. Eine Haftung der Mitglieder gegen­ über den Gläubigern des Vereins findet nicht statt. § 20. Die Satzung soll Bestimmungen über den Beginn Mitgliedschaft enthalten. Der Erwerb der Mitgliedschaft setzt die gründung eines Versicherungsverhältnisies mit dem Vereine voraus. Mitgliedschaft endigt, soweit nicht die Satzung ein Anderes bestimmt, Beendigung des Versicherungsverhältnisies.

der Be­ Die mit

§ 21. Die Beiträge der Mitglieder und die Leistungen des Vereins an die Mitglieder dürfen bei gleichen Voraussetzungen nur nach gleichen Grundsätzen bemesien sein. Der Verein darf Dersicherungsgeschüfte gegen feste Prämien in der Art, daß die Versicherungsnehmer nicht Mitglieder des Vereins werden, nur betreiben, sowett die Satzung dies ausdrücklich gestattet. § 22. In der Satzung ist die Bildung eines Gründungsfonds vorzusehen, der zur Deckung der Kosten der Errichtung des Vereins sowie als Garantie- und Betriebsfonds zu dienen hat. Die Satzung soll die Bedingungen, unter denen der Fonds dem Vereine zur Versügung steht, enthalten und insbesondere bestimmen, in welcher Weise eine Tilgung deS EründungsfondS erfolgen und ob und in welchem Umfange den Personen, welche den Gründungsfonds zur Verfügung gestellt haben, ein Recht zur Theilnahme an der Verwaltung des Vereins eingerüumt sein soll. Der Gründungsfonds ist baar einzuzahlen, soweit nicht die Satzung an Stelle der Baarzahlung die Hingabe eigener Wechsel gestattet; als Daarzahlung gilt nur die Zahlung in deutschem Gelde, in Reichskassen­ scheinen sowie in gesetzlich zugelasienen Noten deutscher Banken. Denjenigen, welche den Gründungsfonds zur Verfügung gestellt haben, darf ein Kündigungsrecht nicht eingeräumt werden. In der Satzung kann ihnen außer einer Verzinsung aus den Jahreseinnahmen eine Betheiligung an dem aus der Jahresbilanz sich ergebenden Ueberschuffe zugesichert werden; die Verzinsung darf vier, die gesammten Bezüge dürfen sechs vom Hundert des baar eingezahlten Betrags nicht übersteigen. Der Gründungsfonds darf in Antheile zerlegt werden, über welche Anteilscheine ausgegeben werden können. Eine Tilgung des Gründungsfonds darf nur aus den Jahresein­ nahmen erfolgen und nur in dem Maße, als die Bildung des im § 37 vorgesehenen Reservefonds fortgeschritten ist; sie muß beginnen, nachdem die Kosten der Errichtung und die im ersten Geschäftsjahr entstandenen Kosten der Einrichtung getilgt worden sind. § 23. Die Aufsichtsbehörde kann gestatten, von der Bildung eines Gründungsfonds Abstand zu nehmen, wenn nach der Natur der zu betteibenden Geschäfte oder durch besondere Einrichtungen eines Unternehmens anderweitige Sicherheit gegeben ist.

BAG.

31

§ 24. Die Satzung hat darüber Bestimmung zu treffen, ob die Deckung der Ausgaben erfolgen soll 1. durch einmalige oder wiederkehrende Beiträge im voraus, und zwar mit Vorbehalt von Nachschüsten oder unter Ausschluß von Nach­ schüssen mit oder ohne Vorbehalt der Kürzung der VcrficherungSansprüche, 2. durch Beiträge, die nach Maßgabe deS eingetretenen Bedarfs um« gelegt werden. Die Satzung kann einen Höchstbetrag festsetzen, auf welchen die Pflicht zur Zahlung von Nachschüssen oder Umlagen beschränkt ist. Eine BeMuintung, wonach die Ausschreibung von Nachschüsten oder Umlagen nur zum Zwecke der Deckung von Versicherungsansprüchen der Mitglieder statt« finden darf, ist unzulässig. § 25. Zu den Nachschüsten oder Umlagen haben auch die im Laufe deS Geschäftsjahrs ausgeschiedenen Mitglieder beizutragen. Die Beitragspflicht dieser Mitglieder sowie der im Laufe des Geschäftsjahrs eingetretenen Mitglieder bemißt sich nach dem Verhältniste der Zeitdauer der Mitgliedschaft innerhalb des Geschäftsjahrs. Bemißt sich die Höhe des von dem einzelnen Mitgliede zu leistenden Nachschuß- oder Umlagebetrags nach der Höhe des im voraus erhobenen Beitrags oder der Versicherungssumme, so ist bei der Berechnung, wenn im Laufe des Geschäftsjahrs eine Erhöhung oder Herabsetzung des Bei­ trags oder der Versicherungssumme eingetreten ist, der höhere Betrag zu Grunde zu legen. Die Vorschriften der Abs. 1, 2 finden nur insoweit Anwendung, als nicht die Satzung ein Anderes bestimmt.

§ 26. Gegen eine Forderung des Vereins aus der Beitragspflicht kann das Mitglied eine Aufrechnung nicht geltend machen. § 27. Die Satzung soll über die Voraussetzungen, unter denen die Ausschreibung von Nachschüsten oder Umlagen zu erfolgen hat, ins­ besondere darüber Bestimmung treffen, inwieweit zuvor die sonst vor­ handenen Deckungsmittel (Gründungsfonds, Rücklagen) zu verwenden sind. Die Satzung soll ferner bestimmen, in welcher Weise die Nachschüsse oder Umlagen ausgeschrieben und eingezogen werden.

§ 28. Die Satzung hat über die Form Bestimmung zu treffen, in der die Bekanntmachungen des Vereins zu erfolgen haben. Bekanntmachungen, die durch öffentliche Blätter erfolgen sollen, find, wenn der Geschäftsbetrieb des Vereins sich über das Gebiet eines Bundes­ staats hinaus erstreckt, in den Reichsanzeiger einzurücken. Ist der Geschäfts­ betrieb auf das Gebiet eines Bundesstaats beschränkt, so kann die LandeSZentralbehörde an Stelle des Reichsanzeigers ein anderes Blatt bestimmen. Weitere Blätter bestimmt die Satzung. § 29. Die Satzung hat über die Bildung eines Vorstandes, eines Aufsichtsraths und eines obersten Organs (Versammlung von Mitgliedem oder von Vertretern der Mitglieder) Bestimmung zu treffen. Die durch das oberste Organ auszuübenden Obliegenheiten können

31 auf mehrere dem Vorstand »ertheilt sein.

BAG. und dem Aujsichlsrath übergeordnete Organe

§ 30. Der Verein ist bei dem Gericht, in dessen Bezirk er seinen Sitz hat, von sämmtlichen Mitgliedern des Vorstandes und des Aufsichlsraths zur Eintragung in das Handelsregister anzumelden. Von jeder Ertheilung der Erlaubniß zum Geschäftsbetriebe (§ 15) hat die Aufsichtsbehörde dem Registergerichte Mittheilung zu machen. § 31. Der Anmeldung sind beizufügen: 1. die Urkunde über die Erlaubniß zum Geschäftsbetriebe; 2. die Satzung; 8. die Urkunden über die Bestellung des Vorstandes und des Aufsichtsraths; 4. die Urkunden über die Bestellung des Gründungsfonds nebst einer Erklärung des Vorstandes und des Aussichtsraths darüber, inwieweit der Gründungsfonds durch Baarzahlung gedeckt und in ihrem Besitz ist. Die Mitglieder des Vorstandes haben ihre Namensunterschrift zur Aufbewahrung bei dem Gerichte zu zeichnen. Die der Anmeldung beigefügten Schriftstücke werden bei dem Gericht in Urschrift oder in beglaubigter Abschrift aufbewahrt.

§ 32. Bei der Eintragung in das Handelsregister sind die Firma und der Sitz des Vereins, die Versicherungszweige, auf welche sich der Betrieb erstrecken soll, die Höhe des Gründungsfonds, der Tag, an dem die Erlaubniß zum Geschäftsbetrieb ertheilt ist, und die Mitglieder des Vorstandes anzugeben. Enthält die Satzung besondere Bestimmungen über die Dauer des Vereins oder über die Besugniß der Mitglieder des Vorstandes oder der Liquidatoren zur Vertretung des Vereins, so sind auch diese Bestimmungen einzutragen. § 33. In die Veröffentlichung, durch welche die Eintragung bekannt gemacht wird, sind außer dem Inhalte der Eintragung auszunehmen: 1. eine Angabe darüber, ob die Deckung der Allsgaben durch Beiträge im voraus oder im Umlageverfahren erfolgen soll, und im ersteren Falle, ob mit Ausschluß oder mit Vorbehalt von Nachschüssen, ob die Beitragspflicht beschränkt ist oder nicht, und ob eine Kürzung der Versicherungsansprüche Vorbehalten ist (§ 24); 2. die im 8 28 bezeichneten Festsetzungen; 3. die Art der Bestellung und Zusammensetzung der DereinSorgane; 4. Name, Stand und Wohnort der Mitglieder des ersten Aussichtsraths; 5. die Form, in der die Berufung des obersten Organs erfolgt. § 34. Auf den Vorstand finden die Vorschriften der §§ 231 bis 239, 241, 242 des Handelsgesetzbuchs mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß das von Beschlüffen der Generalversammlung Gesagte von den Beschlüffen des obersten Organs gilt und daß an die Stelle des § 236 Abs. 1 und des § 241 Abs. 3 des Handelsgesetzbuchs solgende Vorschriften treten: 1. die Mitglieder des Vorstandes dürfen, sofern die Satzung nicht ein Anderes bestimmt, ohne Einwilligung des Aufsichtsraths webet ein

BAG.

31

Handelsgewerbe betreiben noch dem Vorstand oder Auffichtsrath einer gleichartigen Berficherungsunternehmung angehören; 2. die Mitglieder des Vorstandes find insbesondere zum Schadensersätze verpflichtet, wenn entgegen den Vorschriften des Gesetzes eine Ver­ zinsung oder Tilgung des Gründungsfonds oder eine Vertheilung des DereinsvermögenS erfolgt oder wenn Zahlungen geleistet werden, nachdem die Zahlungsunfähigkeit des Vereins eingetretm ist oder seine Ueberschuldung sich ergeben hat.

§ 35. Auf den Aufsichtsrath finden die Vorschriften der 88 243 bis 249 des Handelsgesetzbuchs mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß die der Generalversammlung übertragenen Aufgaben von dem obersten Organe wahrgenommen werden, und daß an die Stelle des 8 243 Abs. 4 Satz 2, des 8 245 Abs. 1 und des 8 249 Abs. 3 Satz 1 des Handels­ gesetzbuchs folgende Vorschriften treten: 1. die Satzung hat zu bestimmen, ob für einen Beschluß des obersten Organs, durch den die Bestellung zum Mitgliede des Aussichtsraths widerrufen wird, eine besondere Mehrheit erforderlich sein soll; 2. eine nach dem Jahresüberschusse bemessene Vergütung für die Mit­ glieder deS Aufsichtsraths darf nur von dem Betrage gewährt werden, welcher verbleibt, nachdem sämmtliche Abschreibungen und Rücklagen bewirkt worden sind und nachdem für diejenigen Personen, welche gegen Zusicherung einer Betheiligung am Ueberschusse den Gründungs­ fonds zur Verfügung gestellt haben, der nach 8 22 Abs. 3 bedungene Antheil am Ueberschuß in Abzug gebracht worden ist; 3. die Mitglieder des Aufsichtsraths sind insbesondere zum Schadens­ ersätze verpflichtet, wenn mit ihrem Wissen und ohne ihr Einschreiten die im 8 34 Nr. 2 bezeichneten Handlungen vorgenommen werden. § 36. Auf das oberste Organ finden die für die General­ versammlung der Aktionäre gegebenen Vorschriften der 88 250, 251, deS 8 252 Abs. 3, 4, der 88 253, 256 bis 261, 264, 265, des 8 266 Abs. 1, des 8 267 Abs. 1, 2, der 88 268 bis 273 des Handelsgesetzbuchs und, wenn als oberstes Organ die Versammlung der Mitglieder bestellt ist, auch die Vorschriften des 8 252 Abs. 2 und der 88 254, 255, 263 des Handelsgesetzbuchs mit folgenden Maßgaben entsprechende Anwendung: 1. soweit nach diesen Vorschriften einer Minderheit von Aktionären, deren Antheile den zehnten oder den zwanzigsten Theil deS Grund­ kapitals erreichen, gewisse Rechte gewährt sind, hat die Satzung die erforderliche Minderheit der Mitglieder des obersten Organs zu be­ stimmen ; 2. die bezeichneten Vorschriften bleiben insoweit außer Anwendung, als sie eine Hinterlegung von Aktien oder die Angabe des Betrags der vertretenen Aktien vorschreiben; 3. die Aufsichtsbehörde kann bei der Erlaubniß zum Geschäftsbetriebe gestatten, daß die Kosten der Errichtung und die im ersten Geschäfts­ jahr entstehenden Kosten der Einrichtung, soweit sie weder die Hälfte des gesammten Gründungsfonds noch den baar eingezahlten Theil übersteigen, auf mehrere, höchstens jedoch auf die ersten fünf Geschäfts-

31

VAG.

jähre vertheilt werden und der jedesmal verbleibende Rest als Aktivum in die Bilanz eingestellt wird. Die Satzung hat die Form und, soweit nicht nach Abs. 1 die §§ 254, 255 des Handelsgesetzbuchs zur entsprechenden Anwendung ge­ langen, auch die Voraussetzungen und die Frist für die Berufung des obersten Organs zu bestimmen.

§ 37. Die Satzung hat die Bildung einer Rücklage, die zur Deckung eines aus dem Geschäftsbetriebe sich ergebenden außergewöhn­ lichen Verlustes zu dienen hat (Reservefonds), insbesondere die Beträge zu bestimmen, welche hierzu jährlich zurückzulegen find, und den Mindest­ betrag, bis zu dessen Erreichung die Zurücklegung zu erfolgen hat. Aus den Gründen, aus denen von der Bildung eines Gründungs­ fonds Abstand genommen werden darf (§ 23), kann die Aufsichtsbehörde auch gestatten, von der Bildung eines Reservefonds abzusehen. § 38. Ein nach der Bilanz sich ergebender Ueberschuß kommt, soweit er nicht nach der Satzung dem Reservefonds oder anderen Rück­ lagen zuzusühren oder zur Verthellung von Tantiemen zu verwenden oder auf das nächste Geschäftsjahr zu übertragen ist, zur Dertheilung unter die in der Satzung bestimmten Mitglieder. Die Satzung hat über den Maßstab der Dertheilung sowie darüber zu bestimmen, ob die Verthellung nur unter die am Schlüsse de? Ge­ schäftsjahrs vorhandenen oder auch unter ausgeschiedene Mitglieder er­ folgen soll. Die Dertheilung darf erst erfolgen, nachdem die Kosten der Errichtung und ersten Einrichtung (§ 36 Abs. 1 Nr. 3) getilgt sind. 8 39. Die Satzung kann nur durch Beschluß des obersten Organs gednbert werden. Die Vornahme von Aenderungen, die nur die Fassung betreffen, kann durch Beschluß des obersten Organs dem Aufsichtsrath übertragen werden. Der AufsichtSrath kann durch Beschluß des obersten Organs er­ mächtigt werden, den Aenderungsbeschluß für den Fall, daß die Aufsichts­ behörde vor der Genehmigung die Vomahme von Aenderungen verlangt, diesen Aenderungen zu unterziehen. Der Beschluß deS obersten Organs bedarf, wenn durch ihn ein DersicherungSzweig aufgegeben oder ein neuer eingeführt werden soll, einer Mehrheit von drei Viertheilen der abgegebenen Stimmen; die Satzung kann noch andere Erfordernisse ausstellen. Zu sonstigen Beschlüssen der im Abs. 1 bis 3 bezeichneten Art bedarf es einer solchen Mehrheit nur dann, wenn die Satzung nicht andere Erfordernisse aufstellt.

8 40. Die Aenderung der Satzung ist zur Eintragung in da-> Handelsregister anzumelden. Der Anmeldung ist die Genehmigungsurkunde beizuftzgen. Bei der Eintragung genügt, soweit nicht die Aenderung die im 8 32 bezeichneten Angaben betrifft, die Bezugnahme auf die bei dem Gericht eingereichten Urkunden über die Aenderung. Die öffentliche Bekannt­ machung findet in Betreff aller Bestimmungen statt, auf welche sich die im § 33 vorgeschriebenen Veröffentlichungen beziehen.

VAG.

31

Tie Aendening hat keine Wirkung, bevor sie bei dem Gericht, in dessen Bezirke der Verein seinen Sitz hat, in das Handelsregister ein­ getragen worden ist.

§ 41. Die Vorschriften des 8 39 Abs. 1 bis 3 finden auf Aenberungen der nach § 9 festgesetzten allgemeinen Versicherungsbedingungen entsprechende Anwendung. Der Aufsichtsrath kann durch die Satzung oder durch Beschluß des obersten Organs ermächtigt werden, dringliche Aenderungen der allgemeinen Versicherungsbedingungen mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde vorläufig vorzunehmen. Diese Aenderungen sind dem obersten Organe bei seinem nächsten Zusammentritte vorzulegen. Sie sind außer Kraft zu setzen, wenn daS oberste Organ dies verlangt. Durch eine Aenderung der Satzung oder der allgemeinen Versicherungs­ bedingungen wird ein bestehendes VersicherungSverhältniß nur berührt, wenn der Versicherte der Aenderung ausdrücklich zustimmt. Dies gilt nicht von der Aenderung solcher Bestimmungen, für welche die Satzung ausdrücklich vorsieht, daß ihre Aenderung auch mit Wirkung für die bestehenden Versicherungsverhältnisse geschehen kann. § 42. Durch den Ablauf der in der Satzung bestimmten Zeit wird der Verein aufgelöst. § 43. Die Auflösung des Vereins kann nur durch das oberste Organ beschlofien werden. Zu dem Beichlufie bedarf eS einer Mehrheit von drei Viertheilen der abgegebenen Stimmen, sofern nicht die Satzung andere Erfordernisse aufstellt. Mitglieder des obersten Organs, welche gegen die Auflösung gestimmt haben, sind berechtigt, gegen den Auflösungsbeschluß Widerspruch zum Protokolle zu erklären (§ 74). Der Beschluß bedarf der Genehmigung der Aufsichtsbehörde. Don der Genehmigung hat die Aufsichtsbehörde dem Registergerichte Mittheilung zu machen. Die zwischen den Mitgliedern und dem Vereine bestehenden Bersicherungsverhältniffe erlöschen mit dem in dem Beschlusse bestimmten Zeitpunkte, frühestens jedoch mit dem Ablaufe von vier Wochen, mit der Wirkung, daß die bis zu diesem Zeitpunkt entstandenen Versicherungs­ ansprüche geltend gemacht, im Uebrigen aber nur die für künftige Ver­ sicherungsperioden vorausbezahlten Beiträge, abzüglich der hierfür auf­ gewandten Kosten, zurückgefordert werden können. Auf die Versicherungsverhältnisse aus der Lebensversicherung finden die Vorschriften des Abs. 4 keine Anwendung. Diese Versicherungsver­ hältnisse bleiben unberührt, soweit die Satzung nicht ein Anderes bestimmt. § 44. Die Vorschriften des § 43 Abs. 1, 2 Satz 1 finden auf Beschlüsse, die ein Uebereinkommen der im § 14 bezeichneten Art zum Gegenstände haben, entsprechende Anwendung. § 45. Die Auflösung de? Vereins ist außer dem Falle deS Kon­ kurses durch den Vorstand zur Eintragung in das Handelsregister anzu­ melden.

31

BAG.

8 46. Nach der Auflösung des Vereins findet die Liquidation statt, sofern nicht über sein Vermögen der Konkurs eröffnet ist. Bis zur Beendigung der Liquidation gilt der Verein als fort­ bestehend, soweit nicht aus den folgenden Vorschriften oder dem Zwecke der Liquidation ein Anderes fich ergiebt; insbesondere kann die Aus­ schreibung und Einziehung von Nachschaffen oder Umlagen (§§ 24 ff.) ersolgen. Neue Derficherungen dürfen nicht mehr übernommen, die bestehenden nicht erhöht oder verlängert werden.

8 47. Auf die Liquidation finden die Vorschriften des § 295 Abs. 1, Ms. 3 Satz 2, der §§ 296 bis 299 und des § 302 des Handels­ gesetzbuchs entsprechende Anwendung. Auf Antrag des Aussichtsraths oder einer in der Satzung zu bestimmenden Minderheit von Mitgliedern kann aus wichtigen Gründen die Ernennung von Liquidatoren durch das Gericht erfolgen, in befielt Bezirke der Verein seinen Sitz hat. Die Abberufung von Liquidatoren kann durch das Gericht unter denselben Voraussetzungen wie die Bestellung stattfinden. Die Vorschriften der §§ 145, 146 des Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit finden entsprechende Anwendung. Eine Tilgung des Gründungsfonds darf erst erfolgen, nachdem die Ansprüche sämmtlicher übrigen Gläubiger, insbesondere die Ansprüche der Mitglieder aus dem Versicherungsverhältnisse, befriedigt oder sichergestellt worden sind. Zum Zwecke der Tilgung dürfen Nachschüsse oder Umlagen nicht erhoben werden.

8 48. Das nach der Berichtigung der Schulden verbleibende Vermögen des Vereins wird, sofern nicht in der Satzung andere Anfall­ berechtigte bestimmt find, an die zur Zeit der Auflösung vorhanden ge­ wesenen Mitglieder und zwar, sofern die Satzung nicht ein Anderes bestimmt, nach demselben Maßstabe vertheilt, nach welchem während des Bestehens des Vereins die Dertheilung des Ueberschuffes stattfindet. Die Satzung kann vorschreiben, daß die Anfallberechtigten durch Beschluß des obersten Organs bestimmt werden. Auf die Ausführung der Vertheilung finden die Vorschriften des 8 301 des Handelsgesetzbuchs entsprechende Anwendung. 8 49. Durch die Eröffnung des Konkurses wird der Verein auf­ gelöst. Die Vorschriften des § 307 Abs. 2, 3 des Handelsgesetzbuchs finden entsprechende Anwendung. 8 50. Soweit den Mitgliedern oder ausgeschiedenen Mitgliedern nach dem Gesetz oder der Satzung eine Beitragspflicht obliegt (§§ 24 bis 26), haften sie im Falle des Konkurses dem Vereine gegenüber für dessen Schulden. Ausgeschiedene Mitglieder gelten, wenn ihr Ausscheiden innerhalb des letzten Jahres vor der Konkurseröffnung stattgesunden hat, in Ansehung der Haftung für die Schulden des Vereins noch als dessen Mitglieder.

8 51. Die Ansprüche auf Tilgung des Gründungsfonds stehen allen übrigen Konkursforderungen nach. Unter den letzteren werden die

VAG.

31

Ansprüche aus dem Derficherungsverhältnifse, soweit sie den zur Zeit der Konkurseröffnung dem Verein angehörenden oder den innerhalb des letzten Jahres vor der Konkurseröffnung ausgeschiedenen Mitgliedem zustehen, im Range nach den Ansprüchen der sonstigen Konkursgläubiger befriedigt. Zur Tilgung des Gründungsfonds dürfen Nachschüffe oder Umlagen nicht erhoben werden.

§ 52. Die Feststellung und Ausschreibung der im Falle des Kon­ kurses erforderlichen Nachschüsse oder Umlagen erfolgt durch den Konkurs­ verwalter. Dieser hat sofort, nachdem die Bilanz auf der Gerichtsschreiberei niedergelegt worden ist (Konkursordnung § 124), zu berechnen, wieviel die Mitglieder zur Deckung des in der Bilanz bezeichneten Fehlbetrags auf Grund ihrer Beitragspflicht vorschußweise beizutragen haben. Auf diese Vorschußberechnung und die erforderlich werdenden Zusatzberechnungen finden die Vorschriften des § 106 Abs. 2, 3 und der §§ 107 bis 113 des Gesetzes, betreffend die Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften, ent­ sprechende Anwendung. Sobald mit dem Vollzüge der Schlußvertheilung (Konkursordnung § 161) begonnen ist, hat der Konkursverwalter in Ergänzung oder Berich­ tigung der Borschußberechnung und der etwa ergangenen Zusätze die von den Mitgliedern zu leistenden Beiträge zu berechnen. Auf diese Berechnung und das weitere Verfahren finden die Vorschriften deS § 114 Abs. 2 und der §§ 115 bis 118 des Gesetzes, betreffend die Erwerbs- und Wirthschastsgenoffenschaftcn, entsprechende Anwendung. § 53. Auf Vereine, die bestimmungsgemäß einen sachlich, örtlich oder hinsichtlich des Personenkreises engbegrenzten Wirkungskreis haben, finden von den im Abschnitte in gegebenen Vorschriften nur der § 15, der § 17 Abs. 1, der § 18 Abs. 1, die §§ 19, 20, der § 21 Abs. 1, die 88 22 bis 27, der § 28 Abs. 1, der 8 37, der § 38 Abs. 1, 2, der § 39 Abs. 1 bis 3, die 88 41 bis 44, der § 47 Abs. 2 und die 88 50 bis 52 Anwendung. Die Uebernahme von Versicherungen gegen feste Prämie ohne Erwerb der Mitgliedschaft durch den Versicherungs­ nehmer ist ausgeschlossen. Soweit sich nach Abs. 1 nicht ein Anderes ergiebt, hat es für die daselbst bezeichneten Vereine bei den für Vereine gegebenen allgemeinen Vorschriften der §§ 24 bis 53 des Bürgerlichen Gesetzbuchs mit den Maßgaben sein Bewenden, daß 1. in den Füllen des 8 29 und des § 37 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs an die Stelle des Amtsgerichts die Aufsichtsbehörde tritt, 2. im Falle des § 45 Abs. 3 des Bürgerlichen Gesetzbuchs das Ver­ mögen an die Mitglieder nach dem im § 48 Abs. 1 dieses Gesetzes bestimmten Maßstabe zu vertheilen ist. Soll nach der Satzung ein Aussichtsrath bestellt werden, so finden die Vorschriften deS § 36 Abs. 2, 3, der §§ 37 bis 40 und des § 41 Abs. 1, 2, 4 des Gesetzes, betreffend die Erwerbs- und Wirthschaftsgenoffen­ schaften, entsprechende Anwendung. _ Darüber, ob ein Verein im Sinne des Abs. 1 als kleinerer Verein anzuschen ist, entscheidet die Aufsichtsbehörde.

31

BAG

IV. Geschäftsführung der Verficheruugsuutcrnehmungen. 1. Allgemeine Vorschriften.

Rechnungslegung.

§ 54. Zum Erwerbe von Grundstücken bedürfen VerficherungSaktiengesellschaften und BersicherungSvereine auf Gegenseitigkeit der Ge­ nehmigung der Aufsichtsbehörde, soweit es sich nicht um den Erwerb von ihnen beliehener Grundstücke im Zwangsversteigerungsverfahren handelt. Die Genehmigung ist zu ertheilen, wenn es sich außerhalb des Zwangs­ versteigerungsverfahrens um die Sicherung eingetragener Forderungen, oder wenn es sich um den Erwerb von Grundstücken handelt, die für die Zwecke deS Geschäftsbetriebs bestimmt sind. In den Fällen des Abs. 1, auch soweit die Genehmigung der Auf­ sichtsbehörde nicht erforderlich ist, bedarf es der landesgesetzlich vorge­ schriebenen staatlichen Genehmigung (Artikel 86 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuche) nicht. 8 55. Die Bücher einer Versicherungsunternehmung sind jährlich ab­ zuschließen; auf Grund der Bücher ist für daS verflossene Geschäftsjahr ein Rechnungsabschluß und ein die Verhältnisse sowie die Entwickelung des Unternehmens darstellender Jahresbericht anzufertigen und der Aufsichts­ behörde einzureichen. Soweit nicht in diesem Gesetz oder in sonstigen Reichsgesetzen oder durch den BundeSrath Vorschriften über die Buchführung und Rechuungslegung der Dersicherungsnnternehmungen getroffen sind, können nähere Vorschriften über die Fristen sowie die Art und Form des Rechnungs­ abschlusses und des Jahresberichts von der Aufsichtsbehörde erlassen werden. Versicherungsaktiengefellschaften und Versicherungsvereine auf Gegen­ seitigkeit sind verpflichtet, innerhalb des auf das Berichtsjahr folgenden Geschäftsjahrs jedem Versicherten aus Verlangen ein Exemplar des Nechnungsabschlusies und des Jahresberichts mitzntheilen. Im Ucbrigen kann die Aufsichtsbehörde darüber Bestimmung treffen, inwieweit und auf welche Weise alljährlich der Rechnungsabschluß und der Jahresbericht den Ver­ sicherten zugänglich zu machen oder zu veröffentlichen sind. Vor Erlassung von Vorschriften der in den Abs. 2, 3 bezeichneten Art hat die aufsichtführende Reichsbehörde den Dersicherungsbeirath zu Horen. 2. Besondere Vorschriften bei

über die Prämienreserve

der Lebensversicherung.

§ 56. Die Prämienreserve für Lebensversicherungen ist hinsichtlich der in Kraft stehenden Versicherungsverträge für den Schluß eines jeden Geschäftsjahrs, unter Anwendung der nach § 11 angenommenen Rechnnngsgrundlagen, getrennt nach den einzelnen Versicherungsarten zu berechnen und zu buchen. Durch mindestens einen mit der Berechnung der Prämienreserve bei Lebens-, Kranken- oder Unfallversicherungsunternehmungen (§ 12) beauf­ tragten Sachverständigen ist, unbeschadet der eigenen Verantwortlichkeit der Vertreter des Unternehmens, unter der Bilanz zu bestätigen, daß die

VAG.

31

eingestellte PrSmienreserve gemäß Abs. 1 berechnet ist. Auf kleinere Vereine im Sinne deS § 53 findet diese Vorschrift lerne Anwendung.

§ 57. Der Vorstand deS Unternehmens hat dafür Sorge zu tragen, daß unverzüglich die der Berechnung gemäß § 56 entsprechenden Beträge dem Prämienreservefonds zugeführt und vorschriftsmäßig angelegt werden. Diese Zuführung darf nur insoweit unterbleiben, als im Auslande zu Gunsten bestimmter Versicherungen besondere Sicherheit aus der Prämien­ einnahme gestellt werden muß. Der Prämienreservefonds (Gelder, Werthpapiere, Urkunden u. s. w.) ist gesondert von jedem anderen Vermögen zu verwalten und am Sitze des Unternehmens in einer der Aufsichtsbehörde bekannt zu gebenden Weise aufzubewahren; die Aufsichtsbehörde kann auch die Genehmigung zur Aufbewahrung an einem anderen Orte des Inlandes ertheilen. Die den Prämienreservefonds bildenden Bestände find einzeln in ein Register einzutragen. Jedoch brauchen darin die Forderungen aus Vor­ auszahlungen oder Darlehen auf die eigenen Versicherungsscheine des Unter­ nehmens (Policenbeleihungen), soweit sie zu den Beständen deS Prämien­ reservefonds gehören, nur in einer Gesammtsumme nachgewiesen zu werden. Am Schlüsse eines jeden Geschäftsjahrs ist der Aufsichtsbehörde eine be­ züglich ihrer Uebereinstimmung mit dem Originale gerichtlich oder notariell beglaubigte Abschrift der im Laufe des Geschäftsjahrs bewirkten Eintragungen vorzulegen. Die Abschrift ist von der Aufsichtsbehörde aufzubewahren. § 58. Bei Rückversicherungen hat das rückversicherte Unternehmen die PrSmienreserve auch für die in Rückversicherung gegebenen Summen nach den Vorschriften der §§ 56, 57 zu berechnen sowie selbst aufzubewahren und zu verwalten. § 59. Die Anlegung der den PlämienreservefondS bildenden Be­ stände (§ 57) kann erfolgen: 1. in der im § 1807 Abs. 1 Nr. 1 bis 4 deS Bürgerlichen Gesetz­ buchs für die Anlegung von Mündelgeld vorgeschriebenen Weise. Außerdem dürfen die Bestände bis höchstens zum zehnten Theile des Prämienreservefonds in Werthpapieren, welche nach landesgesetzlichen Vor­ schriften zur Anlegung von Mündelgeld zugelassen sind, sowie in solchen auf den Inhaber lautenden Pfandbriefen deutscher Hhpotheken-AktienBanken angelegt werden, welche die Reichsbank in Klasse I beleiht; 2. gegen Verpfändung solcher Hypotheken oder Werthpapiere, in denen eine Anlegung nach Nr. 1 gestattet ist, bis zu fünfundsiebzig vom Hundert ihres NennwerthS, sofern aber der Kurswerth niedriger ist, bis zu fünfundsiebzig vom Hundert des KurswerthS; 3. in der Weise, daß Vorauszahlungen oder Darlehen auf die eigenen Versicherungsscheine des Unternehmens (Policenbeleihung) nach Maß­ gabe der allgemeinen Versicherungsbedingungen (§ 9 Nr. 8) gewährt werden; 4. mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde in Schuldverschreibungen in­ ländischer kommunaler Körperschaften, Schulgemeinden und Kirchen­ gemeinden, wofern diese Schuldverschreibungen entweder von Seiten deS Gläubigers kündbar sind oder einer regelmäßigen Tilgung unterliegen.

31

VAG.

Kann die Anlegung den Umständen nach nicht in einer dem Ms. 1 entsprechenden Weise erfolgen, so ist eine vorübergehende Anlegung bei der Reichsbank, bei einer Staatsbank oder bei einer durch die Aufsichtsbehörde dazu für geeignet erklärten anderen inländischen Bank oder öffentllchen Sparkasse gestattet.

8 60. Bei der Anlegung der Bestünde des Prämienreservefonds nach der Vorschrift des 8 59 Abs. 1 Nr. 1 darf die Sicherheit einer Hypothek, einer Grundschuld oder einer Rentenschuld angenommen werden, wenn die Beleihung die ersten drei Fünftheile des Werthes des Grundstücks nicht übersteigt. Soweit jedoch die Zentralbehörde eines Bundesstaats gemäß § 11 Abs. 2 des Hypothekenbankgesetzes die Beleihung landwirth» fchaftlicher Grundstücke bis zu zwei Drittheilen des Werthes gestattet hat, 'darf die Sicherheit auch bei einer solchen Beleihung angenommen werden. Die Beleihungen dürfen der Regel nach nur zur ersten Stelle erfolgen. Beleihungen von Bauplätzen und solchen Neubauten, welche noch nicht fertiggestellt und ertragsfähig sind, sowie von Grundstücken, die einen dauernden Ertrag nicht gewähren, insbesondere von Gruben, Brüchen und Bergwerken, sind ausgeschlossen. Der bei der Beleihung angenommene Werth des Grundstücks darf den durch sorgfältige Ermittelung festgestellten Verkaufswerth nicht über­ steigen. Bei der Feststellung dieses Werthes sind nur die dauernden Eigenschaften des Grundstücks und der Ertrag zu berücksichtigen, welchen das Grundstück bei ordnungsmäßiger Wirthschaft jedem Besitzer nachhaltig gewähren kann.

Auf Verlangen der Aufsichtsbehörde haben die Unternehmungen über die Werthsermittelung eine Anweisung zu erlassen, welche der Genehmigung der Aufsichtsbehörde bedarf.

8 61. Dem Prämienrcservefonds dürfen, abgesehen von den zur Vornahme und Aenderung der Kapitalanlagen erforderlichen Mitteln, nur diejenigen Beträge entnommen werden, welche durch Eintritt des Versicherungs­ falls, durch Rückkauf oder andere Fälle der Beendigung von Versicherungs­ verhältnissen frei werden. Durch die Eröffnung deS Konkurses erlöschen die LebensversicherungSverhältniffe; die Versicherten können, unbeschadet ihrer weitergehenden Ansprüche auS dem Versicherungsverhältnisse, denjenigen Betrag fordern, der als rechnungsmäßige Prämienrescrve zur Zeit der Konkurseröffnung auf sie entfällt. In Ansehung der Befriedigung auS den in das Register der Bestände des Prämienrefervefonds (§ 57 Abs. 3) eingetragenen Gegenständen gehen die Forderungen auf die rechnungsmäßige Prämienreserve insoweit, als für sie die Zuführung zu diesem Fonds vorgeschrieben ist (§ 57 Abs. 1), den Forderungen aller übrigen Konkursgläubiger vor. Unter einander haben sie gleichen Rang. In Betreff des Anspruchs der Versicherten auf Be­ friedigung aus dem sonstigen Vermögen der Unternehmung finden die für vie Absonderungsberechtigten geltenden Vorschriften der 88 64, 153, 155, 156 und des 8 168 Nr. 3 der Konkursordnung entsprechende Anwendung.

31

VAG.

§ 62. Das Konkursgericht hat den Versicherten zur Wahrung der ihnen nach § 61 zustehenden Rechte einen Pfleger zu bestellen. Für die Pflegschaft tritt an die Stelle des Vormundschaftsgerichts das Konkursgericht. Dem Pfleger liegt ob, den Umfang des vorhandenen Prämienreserve­ fonds festzustellen sowie die den Versicherten zustehenden Ansprüche zu er­ mitteln und anzumelden. Der Pfleger hat die Versicherten soweit thunlich vor der Anmeldung zu hören und von der erfolgten Anmeldung zu benachrichtigen, ihnen aus Verlangen auch sonst über die für ihre Ansprüche erheblichen Thatsachen Auskunft zu ertheilen. DaS Recht des einzelnen Versicherten zur Anmeldung bleibt unberührt. Soweit mit der Anmeldung des Versicherten eine An­ meldung deS Pflegers in Widerspruch steht, gilt bis zur Beseitigung der Widerspruchs die dem Versicherten günstigere Anmeldung. Der Konkursverwalter hat dem Pfleger die Einsichtnahme aller Bücher und Schriften deS Gemeinschuldners zu gestatten und ihm auf Verlangen den Bestand des Prämienreservefonds nachzuweisen. Der Pfleger kann für die Führung seines Amtes eine angemesiene Vergütung verlangen. Die ihm zu erstattenden Auslagen und die Ver­ gütung fallen dem Prämienreservefonds zur Last. Vor der Bestellung des Pflegers und vor der Festsetzung der Ver­ gütung ist die Aufsichtsbehörde zu hören. § 63. Auf Kranken- oder Unfallversicherungen der im § 12 be­ zeichneten Art finden die Vorschriften der §§ 56 bis 62 entsprechende Anwendung.

v. Beauffichtigirrrg der Berficherrmgsmrternehmmrgerr. 1. Aufgaben und Befugnisse der Aufsichtsbehörden.

§ 64. Der Aufsichtsbehörde liegt eS ob, den ganzen Geschäfts­ betrieb der Versicherungsunternehmungen, insbesondere die Befolgung der gesetzlichen Vorschriften und die Einhaltung des Geschäftsplans, zu überwachen. Sie ist befugt, diejenigen Anordnungen zu treffen, welche geeignet sind, den Geschäftsbetrieb mit den gesetzlichen Vorschriften und dem GeschästSplan im Einklänge zu erhalten oder Mißstände zu beseitigen, durch welche die Jntereffen der Versicherten gefährdet werden oder der Geschäftsbetrieb mit den guten Sitten in Widerspruch geräth. Zur Befolgung ihrer nach Abs. 2 erlassenen Anordnungen kann die Aufsichtsbehörde die Inhaber und Geschäftsleiter der Unternehmungen durch Geldstrafen bis zu eintausend Mark anhalten. Solche Geldstrafen werden in derselben Weise beigetrieben wie Gemeindeabgaben. § 65. Die Aufsichtsbehörde ist befugt, jederzeit die Geschäfts­ führung und Vermögenslage eines Unternehmens auch nach der Richtung zu prüfen, ob die veröffentlichten Rechnungsabschlüsse und die Jahres­ berichte mit den Thatsachen und dem Inhalte der Bücher Übereinstiminen und ob die vorschriftsmäßigen Reserven vorhanden und vorschristsniäßig angelegt und verwaltet sind. Jaeger, ReichZzivilgesetze. 3. Ausl.

57

31

VAG.

Die Inhaber, Geschäftsleiter, Bevollmächtigten und Agenten eine» Unternehmens haben innerhalb ihrer Geschäftsräume der Aufsichtsbehörde auf Erfordern alle Bücher, Belege und diejenigen Schriften vorzulegen,

welche für die Beurtheilung des Geschäftsbetriebs und der BermögenSlage von Bedeutung sind, sowie jede von ihnen erforderte Auskunft über den Geschäftsbetrieb und die Vermögenslage zu ertheilen. Die Vorschriften deL 8 64 Abs. 3 finden entsprechende Anwendung. Bei Versicherungsunternehmungen, die einen Aussichtsrath, eine Mitgliederversammlung oder ähnliche Gesellschaftsorgane haben, ist die Aufsichtsbehörde befugt, Vertreter in die Versammlungen und Sitzungen dieser Organe zu entsenden; die Vertreter sind jederzeit zu hören. Die Aufsichtsbehörde ist ferner befugt, die Berufung von Versammlungen und Sitzungen sowie die Ankündigung von Gegenständen zur Berathung und Beschlußfassung zu verlangen und, wenn dem Verlangen nicht entsprochen wird, die Berufung oder Ankündigung auf Kosten der Unternehmung selbst vorzunehmen. In den Versammlungen und Sitzungen, welche von der Aufsichtsbehörde berufen sind, führt ein Vertreter der letzteren den Vorsitz. Als Vertreter der Aufsichtsbehörde sind Leiter und Beamte von öffentlichen Versicherungsanstalten ausgeschlossen.

§ 66. Die Aufsicht hat sich auch auf die Liquidation eines Unter­ nehmens und auf die Abwickelung der bestehenden Versicherungen im Falle einer Untersagung oder einer freiwilligen Einstellung des Geschäftsbetriebs sowie im Falle des Widerrufs der Zulaffung eines Unternehmens zu erstrecken.

§ 67. Handelt eine Unternehmung fortgesetzt den ihr nach Maß­ gabe der Gesetze oder des genehmigten Geschäftsplans obliegenden Pflichten zuwider, oder ergeben sich bei Prüfung ihrer Geschäftsführung oder ihrer Vermögenslage so schwere Mißstände, daß bei Fortsetzung des Geschäfts­ betriebs die Interessen der Versicherten gefährdet sind, oder befindet sich der Geschäftsbetrieb mit den guten Sitten in Widerspruch, so ist die Aufsichtsbehörde befugt, den Geschäftsbetrieb mit der Wirkung zu unter­ sagen, daß neue Versicherungen nicht abgeschloffen, früher abgeschlossene nicht erhöht oder verlängert werden können. Im Falle der Untersagung des Geschäftsbetriebs ist die Aufsichts­ behörde berechtigt, alle diejenigen Anordnungen zu treffen, welche zur einst­ weiligen Sicherstellung des Vermögens der Unternehmung im Interesse der Versicherten nöthig sind, insbesondere die Vermögensverwaltung ge­ eigneten Personen zu übertragen. Die Vorschriften des 8 64 Abs. 3 finden entsprechende Anwendung. Bei Versicherungsvercinen auf Gegenseitigkeit hat die Untersagung deS Geschäftsbetriebs die Wirkung eines Auflösungsbeschlusses. Die Ein­ tragung der Untersagung in das Handelsregister erfolgt auf Anzeige der Aufsichtsbehörde.

§ 68. Das Konkursgericht hat, unbeschadet der Vorschrift im 8 107 Abs. 1 der Konkursordnung, auf Antrag der Aufsichtsbehörde den Konkurs über das Vermögen einer Versicherungsgesellschaft auf Aktien oder eines VersicherungsvereinS auf Gegenseitigkeit zu eröffnen. Der Antrag

VAG

31

auf Eröffnung des Konkurses kann nur von der Aufsichtsbehörde gestellt werden. Eine Anfechtung des Eröffnungsbeschluffcs findet nicht statt. Sobald die Zahlungsunfähigkeit eintritt, hat der Borstand der Aufsichtsbehörde Anzeige zu machen. Das Gleiche gilt, sobald sich bei der Ausstellung der Jahresbilanz oder einer Zwischenbilanz Ueberschuldung ergiebt. Diese Anzeigepflicht tritt an die Stelle der dem Vorstande durch andere gesetzliche Borschristen auferlegten Pflicht, im Falle der Zahlungs­ unfähigkeit oder der Ueberschuldung die Eröffnung des Konkurses zu be­ antragen. Gehen bei Bersicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit mit Nach­ schuß- oder Umlagenpflicht ausgeschriebene Nachschüsse oder Umlagen inner­ halb fünf Monaten nach der Fälligkeit nicht ein, so hat der Vorstand zu prusen, ob sich, wenn die nicht baar eingegangenen Nachschuß- oder Umlage­ beträge außer Berücksichtigung bleiben, Ueberschuldung ergiebt; liegt eine solche Ueberschuldung vor, so ist innerhalb eines Monats nach dem Ablaufe der bezeichneten Frist der Aufsichtsbehörde Anzeige zu machen. Die gleichen Pflichten liegen den Liquidatoren ob.

§ 69. Ergiebt sich bei der Prüfung der Geschäftsführung und der Vermögenslage eines Unternehmens, daß dieses zur Erfüllung seiner Ver­ pflichtungen für die Dauer nicht mehr im Stande ist, die Vermeidung des Konkurses aber im Interesse der Versicherten geboten erscheint, so kann die Aussichtsbehörde die zu diesem Zwecke erforderlichen Anordnungen treffen sowie auch die Vertreter des Unternehmens auffordern, binnen bestimmter Frist eine Aenderung der Geschäftsgrundlagen oder die sonstige Beseitigung der Mängel herbeizuführen. Bestimmte Arten von Zahlungen, insbesondere Gewinnvertheilungen, und bei Lebensversicherungen der Rück­ kauf oder die Beleihung des Versicherungsscheins sowie Vorauszahlungen darauf können zeitweilig verboten werden. Unter der im Abs. 1 Satz 1 bezeichneten Voraussetzung ist die Aufsichtsbehörde berechtigt, nöthigenfalls die Verpflichtungen einer Lebens­ versicherungsunternehmung aus ihren laufenden Versicherungen, dem Stande ihres Vermögens entsprechend, jedoch um höchstens dreiunddreißigeindrittel Prozent, zu ermäßigen. 2. Verfassung und Verfahren der Aufsichtsbehörden.

§ 70. Als aufsichtführende Neichsbehörde werd ein Kaiserliches Anfsichtsamt für Privntversicherung mit dem Sitze in Berlin errichtet. Es besteht aus einem Vorsitzenden und der erforderlichen Zahl von stän­ digen und nichtständigen Mitgliedern. Ter Vorsitzende und die ständigen Mitglieder werden auf Vorschlag des Bundcsraths vom Kaiser ernannt, die nichtständigen Mitglieder vom Bundesrathe gewählt. Die Ernennung der stündigen Mitglieder erfolgt, soweit nicht einzelne Mitglieder, die im Reichs- ober Staatsdienst ein anderes Amt bekleiden, für die Dauer dieses Amtes berufen werden, auf Lebenszeit. Die übrigen Beamten werden vom Reichskanzler ernannt. Die Mitglieder des Aussichtsaints dürfen nicht gleichzeitig Leiter oder Beamte von öffentlichen Versicherungsanstalten fern.

31

BAG.

§ 71. Zur Erleichterung des Geschäftsverkehrs des Aufsichtsamts für Privatversicherung mit den seiner Aufsicht unterstehenden Unternehmungen können nach Bedarf vom Reichskanzler im Einvernehmen mit der betheiliqten Landesregiemng aus der Mitte der Landesbeamten besondere Kommissare bestellt werden, welche im Auftrag und nach näherer Anordnung des Amtes bestimmten Unternehmungen gegenüber mit der Ausübung der unmittelbaren Aufsicht betraut werden. Die Bestimmung des § 70 Abs. 4 findet entsprechende Anwendung. § 72. Zur Mitwirkung bei der Aufsicht wird bei dem Amte ein auS Sachverständigen des Versicherungswesens bestehender Beirath gebildet, deffen Mitglieder auf Vorschlag des Bundesraths vom Kaiser auf fünf Jahre ernannt werden. Die Mitglieder des Versicherungsbeiraths sind berufen, das Amt auf Erfordern bei Vorbereitung wichtigerer Beschlüsse gutachtlich zu berathen und bei den in den 88 73 bis 76 bezeichneten Entscheidungen mit Stimm­ recht mitzuwirken. Sie verwalten ihr Amt als unentgeltsicheS Ehrenamt; für ihre Theil­ nahme an Sitzungen erhalten sie Tagegelder und Vergütung der Reisekosten nach festen, von dem Reichskanzler bestimmten Sätzen. Die Vorschriften des § 16 bc8 Gesetzes, betreffend die Rechtsverhältnisse der Reichsbeamten, vom 31. Mürz 1873 (Reichs-Gesetzbl. S. 61) *) finden auf sie keine Anwendung. Die Bestimmung des § 70 Abs. 4 findet auch hier entsprechende Anwendung.

§ 73. Das Aufsichtsamt für Privatversicherung entscheidet aus Grund mündlicher Berathung in der Besetzung von drei Mitgliedern ein­ schließlich des Vorsitzenden unter Zuziehung von zwei Mitgliedern des Versicherungsbeiraths 1. über die Ertheilnng der Erlaubniß zum Geschäftsbetriebe (§§ 4 bis 7), 2. über die Genehmigung einer Aenderung deS GeschäftsplanS (§ 13), sofern bei dem Aufsichtsamte Bedenken bestehen, 3. über die Genehmigung einer Bestandsveränderung (§ 14), 4. über die Genehmigung der Auflösung eines Versicherungsvereins ans Gegenseitigkeit (§ 43), 5. über die Anerkennung eines Vereins als eines kleineren (§ 53), 6. über den Erlaß einer Anordnung der im § 64 Abs. 2 bezeichneten Art, sofern damit eine Strafandrohung nach § 64 Abs. 3 verbunden werden soll, 7. über die Untersagung des Geschäftsbetriebs (§ 67), 8. über die Stellung deS Antrags auf Eröffnung des Konkurses (§ 68), 9. über den Erlaß einer Anordnung der im § 69 Abs. 1 Satz 2, Abs. 2 bezeichneteil Art. Die Zuziehung der Mitglieder des Versicherungsbeiraths erfolgt in der Regel nach einer im voraus (§ 80) aufgestellten Reihenfolge. 2Bcid;t der Vorsitzende des Amtes aus besonderen Gründen von der Reihenfolge ab, so sind diese aktenkundig zu machen. Die Bestimmungen der Civilprozeßordnung über Ausschließung uud Ablehnung der Gerichtspersonen finden auf alle zur Mitwirkung bei der Entscheidung berufenen Personen entsprechende Anweildung.

’) Neufassung RGB!. 1907 2. 245.

Vor der Ertheilung einer ablehnendm Entscheidung in den Fällen der Nr. 1 bis 5 und vor der Ertheilung einer Entscheidung in den Fällen der Nr. 6 bis 9 sind Vertreter der betheiligten Unternehmungen zu hören und auf ihren Antrag zur mündlichen Verhandlung zu laden. Die ablehnenden Entscheidungen in dm Fällen der Nr. 1 bis 5 und die Entscheidungen in den Fällen der Nr. 6 bis 9 sind mit Gründen zu versehen.

In den Fällen der Nr. 1 bis 3 kann der Vorsitzende des Amteeinen ablehnenden Vorbescheid ergehen lasten; gegen diesen ist bis zum Abläufe von zwei Wochen nach der Zustellung der Antrag auf eine gemäß Abs. 1 bis 5 zu ertheilende Entscheidung statthaft. Sämmtliche Enstcheidungen find den Betheiligten zuzustellen. Die rechtskräftig erfolgte Ertheilung der Erlaubniß zum Geschäftsbetrieb und die Genehmigung einer Bestandsveränderung sowie die Untersagung deS Geschäftsbetriebs ist vom Aufsichtsamt im Reichsanzeiger öffentlich bekannt zu machen.

§ 74. Gegen die gemäß § 73 Abs. 1 ertheilten Entscheidungen steht den Betheiligten der Rekurs zu. Als Betheiligte gelten im Falle des 8 73 Abs. 1 Nr. 4, wenn die Genehmigung des Auflösungsbeschlusses verjagt ist, nur der Vereinsvorstand, wenn der Auslösungsbeschluß genehmigt ist, nur diejenigen Mitglieder deS obersten Organs, welche gegen den Auflösungsbeschluß Widerspruch zum Protokoll erklärt haben. Im Falle des 8 73 Abs. 1 Nr. 5 gilt als Betheiligter nur der Dereinsvorstand, gegen desteu Antrag die Anerkennung des Vereins als eines kleineren versagt worden ist. Ueber den Rekurs entscheidet das Auffichtsamt für Privatversicherung in der Besetzung von drei Mitgliedern einschließlich des Vorsitzenden unter Zuziehung von zwei Mitgliedern des BersicherungSbeirathS sowie eines richterlichen Beamten und eines Mitglieds eines höchsten Verwaltungs­ gerichtshofs in einem deutschen Bundesstaate. Die richterlichen Beamten sowie die Mitglieder höchster Verwaltungs­ gerichtshöfe werden für die Dauer ihres Hauptamts auf Vorschlag deS BundesrathS vom Kaiser ernannt. Bezüglich der Zuziehung der Mitglieder des BersicherungSbeirathS gilt die Vorschrift deS § 73 Abs. 2, bezüglich der Ausschließung und Ablehnung der zur Mitwirkung bei der Entscheidung berufenen Personen die Vorschrift des § 73 Abs. 3.

$ 75. Der Rekurs ist innerhalb eines Monats nach der Zustellung der Enstcheidung bei dem Aufsichtsamte für Privatversicherung schriftlich einzulegen und zu begründen. Der Rekurs gegen die nach § 67 Abs. 2 oder nach § 69 Abs. 1 Satz 2 von der Aufsichtsbehörde getroffenen An­ ordnungen sowie gegen die Entscheidung auf Stellung deS Konkursantrags hat keine aufschiebende Wirkung. Von der Aufhebung der Entscheidung auf Stellung des Konkursantrags hat das Aufsichtsamt für Privat­ versicherung dem Konkursgerichte Mittheilung zu machen. Das Konkurs­ gericht hat das Verfahren einzustellen.

31

BAG.

An der Entscheidung über den Rekurs dürfen außer dem Dorfitzenden des Amtes Personen, die bei der angefochtenen Entscheidung mitgewirkt haben, nicht Theil nehmen. Der Dorfitzende des Amtes ernennt einen ersten und einen zweiten Berichterstatter; ein Berichterstatter muß aus den richterlichen Beamten oder aus den Mitgliedern höchster Derwaltungsgerichtshöfe ernannt werden. Die Entscheidung erfolgt nach Ladung der Betheiligten auf Grund mündlicher und öffentlicher Verhandlung. Die Oeffentlichkeit kann auS den Gründen des § 173 des Gerichtsverfaffungsgesetzes ausgeschlossen werden.

8 76. Gegen eine nach § 65 Ms. 2, § 67 Abs. 2 oder § 98 von dem Aufsichtsamte für Privatverficherung erlaffene Strafandrohung steht den Betheiligten bis zum Ablaufe von zwei Wochen nach der Zu­ stellung die Beschwerde zu; über die Beschwerde entscheidet das Amt in der im 8 73 bestimmten Besetzung. § 77. Soweit in diesem Gesetz ein Rechtsmittel nicht ausdrücklich zugelassen ist, steht den Betheiligten ein solches gegen Verfügungen oder Entscheidungen des Aufsichtsamts für Privatverficherung nicht zu. § 78. Das Amt kann jeden ihm erforderlich erscheinenden Beweis erheben, insbesondere Zeugen und Sachverständige, auch eidlich, vernehmen oder vernehmen lassen. 8 79. Die Gerichte und sonstigen öffentlichen Behörden find ver­ pflichtet, den im Vollzüge dieses Gesetzes an sie ergehenden Ersuchen des Amtes zu entsprechen. Die Ersuchen um eidliche Vernehmungen sind an die zur eidlichen Abhörung von Zeugen und Sachverständigen zuständigen Landesbehörden zu richten. Als Kosten der Rechtshülfe sind der ersuchten Behörde die im 8 79 des Gerichtskostengesetzes bezeichneten baaren Aus­ lagen zu erstatten. 8 80. Die Zahl und die Zuziehung der nichtständigen Mitglieder, die Formen des Verfahrens und der Geschäftsgang des Amtes sowie die Zusammensetzung des Versicherungsbeiraths und die Zuziehung seiner Mit­ glieder werden, soweit dieses Gesetz keine Vorschriften darüber enthält, durch Kaiserliche Verordnung unter Zustimmung des Bundesraths geregelt. Die Verordnung ist dem Reichstage bei seinem nächsten Zusammentritte zur Kenntnißnahme vorzulegen, i) 8 81. Die Kosten des Aufsichtsamts für Privatversicherung und deS Verfahrens vor dem Amte trägt das Reich. Als Gebühren für die Aufsichtsthätigkeit deS Amtes werden von den seiner Aufsicht unterstellten Versicherungsunternehmungen Jahresbetrüge erhoben, welche nach den einer jeden Unternehmung im letzten Geschäfts­ jahr auS den im Inland abgeschlossenen Versicherungen erwachsenen Brutto­ prämien (Beiträgen, Vor- und Nachschüssen, Umlagen), jedoch abzüglich der zurückgewährten Ueberschüsse oder Gewinnantheile, mit der Maßgabe bemessen werden, daß Eins vom Tausend nicht überschritten werden dars. *) Beiordnung, belr. dar Bersal>ren und den Geschäftsgang der Kaiserliche» Aufsicht-amts für Privalversicherung, vom 23 Dezember 1901 (RGBl. S. 498 ff.) mit AbänderungSverordnung vom 15. August 1908 (RGBl. S. 499)

BAG.

31

Nach Anhörung des VerficherungSbeirathS ist der BundeSrath befugt, einen anderweitigen DertheilungSmaßstab zu bestimmen. Der Gefammtbetrag der Gebühren soll annähernd die Hälfte der im letzten ReichShaushaltS-Etat für das Amt festgesetzten fortdauernden Ausgaben betragen- Die genaue Summe wird jährlich durch den Bundes­ rath bestimmt. Die Bertheilung der Gebühren erfolgt durch das Amt, welches die Unternehmungen unter Beifügung eines Vertheilungsplans aussordert, die Gebühren an die Reichs-Hauptkasse innerhalb eines Monats einzuzahlen. Nach dem Ablaufe dieser Frist können die Gebühren nach den für die Beitreibung öffentlicher Abgaben bestehenden Vorschriften eingezogen werden.

§ 82. Das Amt kann bei einem Beweisverfahren, das durch unbegründete Anträge oder Beschwerden veranlaßt worden ist, sowie bei erfolgloser Einlegung eines Rechtsmittels die dadurch verursachten baaren Auslagen ganz oder theilweise den Antragstellern auferlegen.

§ 83. Das Amt veröffentlicht jährlich Mittheilungen über den Stand der seiner Aufsicht unterliegenden Dersicherungsunternehmungen sowie über seine Wahrnehmungen auf dem Gebiete des Versicherungswesens. Desgleichen veröffentlicht das Amt fortlaufend die Rechts- und Derwaltungsgrundsätze aus dem Bereiche seiner Thätigkeit. § 84. Entscheidungen der aufsichtführenden Landesbehörden, bei denen es sich um Gegenstände der tin § 73 Abs. 1 bezeichneten Art handelt, können innerhalb eines Monats nach der Zustellung im Wege des Ver­ waltungsstreitverfahrens oder, wo ein solches nicht besteht, im Wege des Rekurses nach den Vorschriften der §§ 20, 21 der Gewerbeordnung *) angefochten werden.

Im klebrigen ist für das Verfahren der Landesbehörden bei Aus­ übung der Beaufsichtigung das Landesrecht maßgebend.

VI. Ausländische Verficherungsuuteruehmungeu. § 85. Ausländische Versicherungsunternehmungen, die im Jnlande durch Vertreter, Bevollmächtigte, Agenten oder sonstige Vermittler daS Versicherungsgeschäft betreiben wollen, bedürfen hierzu der Erlaubniß. Die Vorschriften dieses Gesetzes finden auf sie, soweit sich nicht auS den 88 86 bis 91 ein Anderes ergießt, entsprechende Anwendung.

§ 86. Zur Entscheidung über den Antrag auf Ertheilung der Erlaubniß ist ausschließlich der Reichskanzler zuständig. Die Erlaubniß darf nur dann ertheilt werden, wenn 1. das Aussichtsamt für Privatverficherung nach Anhörung des Dersicherungsbeiraths sich gutachtlich dahin äußert, daß keiner der im 8 7 bezeichneten Gründe zur Versagung der Erlaubniß vorliegt, 2. die Versicherungsunternehmung den Nachweis führt, daß sie am SiKe des Unternehmens unter ihrem Namen Rechte erwerben und Verbind­ lichkeiten eingehen, vor Gericht klagen und verklagt werden kann, *) Abgedruckt unter 4 § 5.

31

VAG

3. die Unternehmung sich verpflichtet, innerhalb des Reichsgebiets eine Niederlaflung zu unterhalten und für das Inland einen Haupt­ bevollmächtigten zu bestellen, der innerhalb des Reichsgebiets seinen Wohnsitz hat. Der Hauptbevollmächtigte gilt als ermächtigt, die Unternehmung zu vertreten, insbesondere die Versicherungsverträge mit Versicherungsnehmern im Inland und über inländische Grund­ stücke mit verbindlicher Kraft abzuschließen, auch alle Ladungen und Verfügungen für die Unternehmung in Empfang zu nehmen. Im Uebrigen entscheidet der Reichskanzler nach freiem Ermessen.

§ 87. Zum Geschäftsbetrieb im Jnlande zugelassene ausländische Versicherungsunternehmungen dürfen die Versicherungsverträge mit Ver­ sicherungsnehmern, die im Inland ihren gewöhnlichen Aufenthalt haben, sowie Versicherungsverträge über inländische Grundstücke nur durch Bevoll­ mächtigte abschließen, die im Inland ihren Wohnsitz haben. 8 88. Die den Inhabern oder Vertretern einer inländischen Unternehmung nach diesem Gesetz obliegenden Pflichten hat der für das Reichsgebiet bestellte Hauptbevollmächtigte einer ausländischen Unternehmung zu erfüllen. § 89. Für Klagen, die ans dem mländischen Versicherungsgeschäfte gegen die Unternehmung erhoben werden, ist daS Gericht zuständig, wo die Niederlassung (§ 86 Abs. 2 Nr. 3) sich befindet. Dieser Gerichts­ stand darf nicht vertragsmäßig ausgeschlossen werden. § 90. Die Vorschriften des 8 56, des § 57 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2, 3 und der 88 58 bis 63 finden auf ausländ.sche Unternehmungen nur hinsichtlich der im Inland abgeschlossenen Versicherungen Anwendung. Der Prümienreservesonds für diese Versicherungen ist nach näherer Bestimmung des Aufsichtsamts für Privatversicherung in der Weise sicher­ zustellen, daß nur mit Genehmigung dcS letzteren darüber verfügt werden kann. 8 91. Die Beaufsichtigung der zugelassenen ausländischen DersicherungSunternehmungen nach Maßgabe dieses Gesetzes wird durch das Aufsichtsamt für Privatversicherung ausgeübt. Auf Antrag des Reichskanzlers kann auch der Bundesrath gegen zugelassene ausländische Unternehmungen die Untersagung deS Geschäfts­ betriebs nach freiem Ermessen beschließen. Die Ausführung eines solchen Beschlusses liegt dem AussichtSamte für Privatversicherung ob.

VII. Uebergangsvorfchriften. 8 92. Die beim Inkrafttreten dieses Gesetzes in einem oder in mehreren Bundesstaaten landesgesetzlich zum Geschäftsbetriebe befugten DersicherungSunternehmungen bedürfen zur Fortsetzung ihres Geschäfts­ betriebs in den von ihnen bisher eingehaltenen oder, sofern ihre Befugniß zum Geschäftsbetrieb auf besonderer Zulassung beruht, in den bisher durch die Zulassung gestatteten Grenzen keiner Erlaubniß nach Maßgabe dieses Gesetzes.

BAG.

31

§ 93: Diejenigen beim Inkrafttreten des Gesetzes zum Geschäfts­ betriebe befugten deutschen Unternehmungen, deren Geschäftsbetrieb sich über das Gebiet eines Bundesstaats hinaus erstreckt oder welchen durch die Zulassung ein solcher Geschäftsbetrieb gestattet ist, unterstehen der Aufsicht des Aufsichtsamts für Privatverficherung; die Beaufsichtigung der übrigen deutschen Unternehmungen wird durch Landesbehörden auSgeübt. §94. Beim Ablauf einer landesgesetzlich auf eine bestimmte Zeit erfolgten Zulassung bedarf eS der Ertheilung einer neuen Erlaubniß durch die Aufsichtsbehörde nach Maßgabe dieses Gesetzes. Wenn der Zeitraum vom Inkrafttreten dieses Gesetzes bis zum Ablaufe der auf eine bestimmte Zeit erfolgten Zulassung nicht mehr als sechs Monate beträgt, so gilt die Dauer der Zulassung als um ein Jahr verlängert. § 95. Beruht die Zulassung einer Unternehmung auf einer wider­ ruflichen Genehmigung, so unterliegt die Ausübung des Widerrufs solange dem freien Ermessen der Aufsichtsbehörde, als die Unternehmung nicht die Erlaubniß zum Geschäftsbetriebe nach Maßgabe dieses Gesetzes erlangt hat. § 96. Versicherungsunternehmungen, die zur Zeit des Inkraft­ tretens dieses Gesetzes in einem oder in mehreren Bundesstaaten zum Ge­ schäftsbetriebe befugt sind, können jederzeit die Zulassung nach Maßgabe dieses Gesetzes beantragen. Zur Ausdehnung ihres Geschäftsbetriebs auf einen anderen Bundesstaat ist die Erlaubniß des AuffichtSamtS für Privatversicherung erforderlich. § 97. Soweit ein Uebergang der Aufsicht von Landesbehörden auf das Aufsichtsamt für Privatversicherung stattfindet, gehen auf dieses kraft Gesetzes auch alle Rechte und Pflichten über, welche durch Kautions­ bestellung, Hinterlegung, Eintragung von Schuldverschreibungen in ein Staatsschuldbuch oder in das Reichsschuldbuch oder durch sonstige SicherungSmaßregeln für die Landesbehörden begründet sind. In den vorstehend bezeichneten Fällen ist auf Ersuchen des Amtes der Gewahrsam und die Verwaltung der vorhandenen Kautionen durch die Landesbehörden einstweilen, jedoch auf höchstens fünf Jahre, weiter­ zuführen. § 98. Die bereits zugelassenen Bersicherungsunternehmungen haben der Aufsichtsbehörde auf Erfordern binnen einer von dieser zu bestimmenden Frist die zur Klarlegung ihres Geschäftsplans erforderlichen Angaben (§§ 4 bis 12) zu machen. Die Vorschriften des § 64 Abs. 3 finden entsprechende Anwendung. § 99. Bei bereits zugelassenen Unternehmungen finden die Vor­ schriften der 83 56 bis 63 auf die Prämienreserve derjenigen Lebens­ versicherungen sowie derjenigen Kranken- oder Unfallversicherungen der im § 12 bezeichneten Art Anwendung, welche nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes abgeschlossen werden. Die Prämienreserve für die ftüher abgeschlossenen Versicherungen ist, dem rechnungsmäßigen Soll entsprechend, binnen drei Jahren nach

31

BAG

dem Inkrafttreten dieses Gesetzes aus dem übrigen Vermögen einer Unter­ nehmung auszusondern, dem nach Abs. 1 gebildeten Prämienreservefonds zuzusühren und gemäß § 57, § 61 Abs. 1 aufzubewahren, zu buchen und zu verwalten. Ausnahmsweise kann für eine bestimmte Versicherungs­ unternehmung die bezeichnete Frist durch den Reichskanzler auf Antrag der Landesregierung desjenigen Bundesstaats, in dessen Gebiete die Unter­ nehmung chren Sitz hat, verlängert werden; eine solche Verlängerung der Frist ist durch den Reichskanzler im Reichsanzeiger bekannt zu machen.

Auf den gestimmten Prämienreservefonds (Abs. 1, 2) finden die Vor­ schriften des 8 61 Abs. 2, 3 und des § 62 mit dem Ablaufe von drei Jahren nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes oder mit dem Ablaufe der nach Abs. 2 Satz 2 durch den Reichskanzler verlängerten Frist Anwendung, sofern fie nicht auf Antrag einer Unternehmung durch die Aufsichtsbehörde schon zu einem früheren von dieser festzusetzenden und im Reichsanzeiger bekannt zu machenden Zeitpunkt in Wirksamkeit gesetzt werden. Die Anlegung der Prämienreserve in der durch die §§ 59, 60 vorgeschriebenen Weise ist für die älteren Versicherungen binnen einer Frist von fünf Jahren zu bewirken. Hinsichtlich bestimmter Theile der Prämienreserve können Ausnahmen durch die Aufsichtsbehörde gestattet werden

§ 100. Erachtet die Aufsichtsbehörde die Prämienreserve zur Sicherstellung einer dauernden Erfüllung der ans den Versicherungsver­ trägen sich ergebenden Verpflichtungen nicht für ausreichend, so kann sie, vorbehaltlich ihrer Befugniß zum Eingreifen nach den §§ 67 bis 69, zur Aenderung der Rechnungsgrundlagen oder sonstigen Beseitigung der Mängel eine angemessene Frist gewähren. §101. Vereine, die zur Zeit des Inkrafttretens dieses Gesetzes die Versicherung ihrer Mitglieder nach dem Grundsätze der Gegenseitigkeit betreiben und die Rechtsfähigkeit besitzen, unterliegen auch den Vorschriften dieses Gesetzes über die Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit (Abschnitt UI) mit Ausnahme der Vorschriften über die Bildung eines Gründungs- und eines Reservefonds. Auf die Anmeldung und Eintragung dieser Vereine finden die §8 30 bis 33 entsprechende Anwendung. Die Aufsichtsbehörde hat nach dem Ablaufe der gemäß § 98 be­ stimmten Frist diejenigen Vereine, welche der Eintragungspslicht unter­ liegen, den für die Führung des Handelsregisters zuständigen Gerichten mitzutheilen. § 102. Den Vorschriften des Abschnitts III unterliegen nicht solche eingetragene Genossenschaften und solche nach dem sächsischen Gesetze vom 15. Juni 1868, betreffend die juristischen Personen, bestehende ein­ getragene Vereine, welche die Versicherung ihrer Mitglieder nach dem Grundsätze der Gegenseitigkeit betreiben. Auf die im Abs. 1 bezeichneten Genossenschaften und Vereine finden die Dorschristen des 8 68 Abs. 1, 2 Satz 1 bis 3. 5, auf die bezeichneten Vereine auch die Vorschriften des 8 16 und des 8 68 Abs. 2 Satz 4 entsprechende Anwendung.

BAG.

31

§ 103. Auf Vereine, die, ohne die Rechtsfähigkeit zu besitzen, zur Zeit des JilkrafttretenS dieses Gesetzes die Versicherung ihrer Mit­ glieder nach dem Grundsätze der Gegenseitigkeit betreiben, finden die Vor­ schriften deS Abschnitts III keine Anwendung. Solche Vereine können von der Aufsichtsbehörde aufgefordert werden, binnen einer bestimmten Frist ihre Zulafiung gemäß den Vorschriften dieses Gesetzes nachzusuchen; die Frist soll wenigstens sechs Monate betragen. Kommt ein Verein einer solchen Aufforderung nicht nach, so ist die Aufsichtsbehörde befugt, ihm den weiteren Geschäftsbetrieb zu untersagen; aus die Untersagung deS Geschäftsbetriebs finden die Vorschriften des § 73 Abs. 1 bis 5, der §§ 74, 75 entsprechende Anwendung.

§ 104. Die Vorschriften dieses Gesetzes finden keine Anwendung auf Versicherungsunternehmungen, die sich bei seinem Inkrafttreten in Liquidation oder im Konkurse befinden.

vm. Strafvorfchrifteu.

§ 105. Wer der Aufsichtsbehörde gegenüber wissentlich falsche Angaben macht, um die Zulaffung einer Versicherungsunternehmung zum Geschäftsbetriebe, die Verlängerung einer Zulaffung oder die Genehmigung zu einer Aenderung der Geschäftsunterlagen oder deS Versicherungsbestandes (§ 14) zu erlangen, wird mit Gefängniß und zugleich mit Geldstrafe bis zu zwanzigtausend Mark bestraft. Auch kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann ausschließlich auf die Geldstrafe erkannt werden. § 106. Mit Gefängniß bis zu sechs Monaten und zugleich mit Geldstrafe bis zu zweitausend Mark oder mit einer dieser Strafen werden die Mitglieder des Vorstandes, eines Auffichtsraths oder ähnlichen Organs iowie die Liquidatoren einer Versicherungsgesellschaft auf Aktien oder eines Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit bestraft, wenn sie wissentlich 1. den Vorschriften des Gesetzes oder der Satzung über die Bildung von Reserven zuwider eine Gewinnvertheilung Vorschlägen ober zulassen; 2. den gesetzlichen Vorschriften über die Berechnung und Buchung, Ver­ waltung und Aufbewahrung der Prämienreserve (§§ 56 bis 61, 63, 99) zuwiderhandcln; 3. den satzungsmäßigen Vorschriften über die Anlegung von Geldbe­ ständen zuwiderhandeln.

§ 107. Sachverständige, welche die Berechnung der Prämien­ reserve bei Lebens-, Kranken- oder Unfallversicherungsunternehmungen zu prüfen haben, werden, wenn sie die nach § 56 Abs. 2 unter der Ver­ mögensübersicht abzugebende Erklärung wissentlich falsch abgeben, mit Gefängniß und zugleich mit Geldstrafe bis zu zwanzigtausend Mark bestraft. Auch kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann ausschließlich auf die Geldstrafe erkannt werden.

31

VAG.

§108. Wer im Jnlande das VerficherungSgefchäft ohne die vor­ geschriebene Erlaubniß betreibt, wird mit Geldstrafe bis zu eintausend Mark oder mit Hast oder mit Gefängniß bis zu drei Monaten bestraft. Die gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher im Jnlande für eine daselbst zum Geschäftsbetriebe nicht befugte Unternehmung einen VerficherungSvertrag al» Vertreter oder Bevollmächtigter abschließt oder den Abschluß von Versicherungsverträgen geschäftsmäßig vermittelt. Die Vorschrift der Nr. 9 deS 8 360 des Strafgesetzbuchs ist, soweit sie sich auf Versicherungsunternehmungen im Sinne dieses Gesetzes bezieht, aufgehoben.

§ 109. Mit Gefängniß bis zu drei Monaten und zugleich mit Geldstrafe bis zu fünftausend Mark werden die Mitglieder des Vorstandes oder die Liquidatoren einer Versicherungsgesellschaft auf Aktien, eines Ver­ sicherungsvereins auf Gegenseitigkeit, einer eingetragenen Genossenschaft oder eines Vereins der im § 102 bezeichneten Art bestraft, wenn ent­ gegen der Vorschrift des § 68 Abs. 2 der Aufsichtsbehörde eine der dort vorgefchriebenen Anzeigen nicht gemacht worden ist. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt ausschließlich die Geldstrafe ein. Straflos bleibt derjenige, bezüglich besten festgestellt wird, das; die Anzeige ohne sein Verschulden unterblieben ist. § 110. Die Mitglieder des Vorstandes, eines Auffichtsraths oder eines ähnlichen Organs sowie die Liquidatoren eines Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit werden, wenn sie absichtlich zum Nachtheile des Vereins handeln, mit Gefängniß und zugleich mit Geldstrafe bis zu zwanzigtansend Mark bestraft. Auch kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann ausschließlich auf die Geldstrafe erkannt werden. § 111. Die Mitglieder des Vorstandes, eines Aufsichtsraths oder eines ähnlichen Organs sowie die Liquidatoren eines Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit werden mit Gefängniß bis zu einem Jahre und zugleich mit Geldstrafe bis zu zwanzigtausend Mark bestraft, wenn sie wissentlich in ihren Darstellungen, in ihren Uebersichten über den Vermögensstand des Vereins oder in ihren Vorträgen vor dem obersten Organe den Stand des Vereins unwahr darstellen oder verschleiern. Zugleich kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann ausschließlich auf die Geldstrafe erkannt werden.

§ 112. Die Vorschriften der §§ 239 bis 241 der Konkursordnuug finden gegen die Mitglieder des Vorstandes und die Liquidatoren eines Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit, welcher seine Zahlungen eingestellt hat oder über deffen Vermögen das Konkursverfahren eröffnet worden ist. Anwendung, wenn sie in dieser Eigenschaft die mit Strafen bedrohten Handlungen begangen haben.

§ 113. auf die Organs nach § Gesetzes

Die Vorschriften der §§ 106, 109 bis 112 finden auch Mitglieder des Vorstandes, eines AuffichtSrathS oder ähnlichen sowie die Liquidatoren eines solchen Verein- Anwendung, der 101 als DerficherungSverein auf Gegenseitigkeit im Sinne diesegilt.

DL Schlutzvorfchrifte«.

§ 114. Zur Ausführung dieses Gesetzes kann der BundeSrath nach Anhörung des DerficherungSbeirathS Vorschriften erlassen. Er kann insbesondere Art und Form der Rechnungslegung der Unternehmungen regeln und die näheren Voraussetzungen bestimmen, unter welchen ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit als kleinerer Verein im Sinne des § 53 anzusehen ist. § 115. Der Vorstand einer Derficherungsunternehmung, deren Geschäftsbetrieb fich über das Gebiet eines Bundesstaats hinaus erstreckt, hat den LandeS-Zentralbehördm derjenigen Bundesstaaten, in deren Gebieten sie Geschäfte betreiben will, bei der Eröffnung des Geschäftsbetriebs hiervon Anzeige zu erstatten. Jedes Versicherungsunlernehmen hat in demjenigen Bundesstaat, auf dessen Gebiet es seinen Betrieb erstreckt, ohne daß sein Sitz in diesem Gebiete gelegen ist, auf Verlangen der Zentralbehörde dieses Staates unter der Voraussetzung einen Hauptbevollmächtigten zu bestellen, daß der Geschäfts­ betrieb in diesem Staate von einem solchen Umfang ist oder nach dem Geschäftsplane von einem solchen Umfange werden soll, daß darnach die Bestellung eines Hauptbevollmächtigten fich rechtfertigt. Bestreitet da» Unternehmen das Vorhandensein dieser Voraussetzung, so entscheidet darüber der Bundesrath auf Grund der ihm vorzulegenden Nachweise. Da» Verlangen kann von den Zentralbehörden mehrerer Bundesstaaten zusammen auf Be­ stellung eines gemeinschaftlichen Hauptbevollmächtigten gerichtet werden. Der Hauptbevollmächtigte muß seinen Wohnsitz innerhalb des betreffenden Bundes­ staats beziehungsweise der zusammengehenden Bundesstaaten haben; er gilt als ermächtigt, die Unternehmung zu vertreten, insbesondere die Ver­ sicherungsverträge mit VersicherungSnehmem des Bundesstaats beziehungs­ weise der zusammengehenden Bundesstaaten und über daselbst büegene Grundstücke mit verbindlicher Kraft abzuschließen, auch alle Ladungen und Verfügungen für die Unternehmung in Empfang zu nehmen. Zum Abschlüsse der LebenSversicherungsverträge ist jedoch die vorausgegangene Genehmigung der Zentralleitung der Unternehmung erforderlich, die in dem Vertrage zum Ausdrucke gebracht werden muß. Für Klagen, die aus dem VersicherungSgefchäst innerhalb des Bundes­ staats beziehungsweise der zusammengehenden Bundesstaaten gegen die Unternehmung erhoben werden, ist das Gericht zuständig, wo der Haupt­ bevollmächtigte seinen Wohnsitz hat. Dieser Gerichtsstand darf nicht ver­ tragsmäßig ausgeschlossen werden.

§ 116. Unternehmungen, welche die Versicherung gegen Kursverluste oder die Transportversicherung oder ausschließlich die Rückver­ sicherung zum Gegenstände haben, mit Ausnahme von Versicherungsvereinen

31

BAG

auf Gegenseitigkeit, bedürfen keiner Zulassung. Sie unterliegen auch keiner behördlichen Beaufsichtigung ihre« Geschäftsbetriebs; der BundeSrath kann jedoch anordnen, daß bestimmte Borschriften dieses Gesetzes auch auf solche Unternehmungen Anwendung finden?)

§ 117. Durch Beschluß des Bundesraths kann angeordnet werden: 1. daß die Vorschrift des § 6 Abs. 2 auch für andere als die dort bezeichneten Bersicherungszweige gilt; 2. daß für Bersicherungszweige, für welche die Vorschrift deS § 6 Abs. 2 nicht gilt, die Vorschriften dieses Gesetzes ganz oder theilweise außer Anwendung bleiben. § 118. Alle der Beaufsichtigung nach Maßgabe dieses Gesetzes unterliegenden Unternehmungen find verpflichtet, dem Aufsichtsamte für Privatversicherung die von diesem erforderten statistischen Nachweise über ihren Geschäftsbetrieb einzureichen. Ueber die hiernach zu erfordernden statistischen Nachweise ist der Versicherungsbeirath zu hören. § 119. Die auf Grund landesgesetzlicher Vorschriften errichteten öffentlichen Versicherungsanstalten unterliegen den Vorschriften dieses Ge­ setzes nicht, sind jedoch verpflichtet, nach näherer Anordnung des Bundes­ rats bestimmte statistische Nachweise über ihren Geschäftsbetrieb an das Aufsichtsamt für Privatversicherung einzureichen. § 120. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, nach denen der Betrieb bestimmter Versicherungsgeschäfte öffentlichen Anstalten Vorbehalten ist.

§ 121. Unberührt bleiben die landesrechtlichen Vorschriften über die polizeiliche Ueberwachung der Feuerversicherungsverträge nach ihrem Abschluß und der Auszahlung von Brandentschädigungen ; dagegen werden aufgehoben die landesrechtlichen Vorschriften, welche den Abschluß von Feuerversicherungsgefchästen von einer vorgängigen polizeilichen Genehmigung abhängig machen, sowie die landesrechtlichen Vorschriften, durch welche der unmittelbare Abschluß von Feuerversicherungsverträgen mit solchen Ver­ tretungen verboten wird, die sich nicht im Staatsgebiete befinden. Unberührt bleiben ferner die landesrechtlichen Vorschriften und die mit LandeSbehöiden getroffenen Vereinbarungen über die Verpflichtungen der Feuerversicherungsunternehmungen in Bezug auf die Leistung von Abgaben für gemeinnützige Zwecke, insbesondere zur Förderung des Feuer­ löschwesens oder zur Unterstützung von Mitgliedern von Feuerwehren und *) Siehe die Bekanntmachung, betr. die Beaufsichtigung der inländischen privaten Rückversichernngsunternehmungen, vom 18. Juni 1908 (RGBl. S 109): Auf Grund des § 116 deS Gesetzes über die privaten Versicherungs­ unternehmungen vom 12. Mai 1901 (Reichs-Gesetzbl. S. 139) hat der Bundes­ rat angeordnet: Vom 1. Januar 1909 ab finden die Vorschriften deS § 55, deS § 65 Abi 1, Ab« 2 Satz 1, Abs. 3 und der §§ 81, 83, 118 des Ge'etzeS über die privaten VersicherungSunternehniungen vom 12. Mai 1901 aus alle inländischen privaten VersicherungSunternehmungen Anwendung, welche die Rückveisichrrung in gesetzlich aussichtSpflichtigen Versicherungs­ zweigen zum Gegenstände haben.

BAG.

i

31

sonstigen bei Hülfeleistung in BrandfSllen verunglückten Personen oder ihrer Hinterbliebenen. Unberührt bleiben auch Beipflichtungen, welche nach dem Stande vom 1. Januar 1901 FeuerverficherungSunternehmungen in einem Bundes­ staate nach Landesrecht oder aus Grund von Vereinbarungen mit LandeSbehörden hinsichtlich der Uebernahme gewisser Versicherungen obliegen, wenn die Unternehmung ihren Geschäftsbetrieb in dem Bundesstaate fort­ setzt oder die Zulassung nach Maßgabe dieses Gesetzes erlangt. Die Er­ füllung dieser Verpflichtungen wird von der Aufsichtsbehörde nach Maß­ gabe dieses Gesetzes überwacht.

§ 122. Den Vorschriften dieses Gesetzes unterliegen nicht die auf Grund des Gesetzes über die eingeschriebenen Hülfskassen vom 7. April 1876 (Reichs Gesetzbl. S. 125) in der Fassung des Gesetzes vom 1. Juni 1884 (ReichS-Gesetzbl. S. 54) errichteten Kassen, die int § 75 Abs. 4 deS Krankenversicherungsgesetzes bezeichneten, auf Grund landesrechtlicher Vor­ schriften errichteten HillsSkassen, die auf Grund der Gewerbeordnung von Innungen oder Jnnungsverbänden errichteten Unterstützungskassen sowie die auf Grund berggesetzlicher Vorschriften errichteten Knappschastskassen. § 123. Die Vorschrift des § 39 Abs. 3 findet auf Versicherungs­ aktiengesellschaften entsprechende Anwendung.

§ 124. Die Aufsichtsbehörde kann für Vereine auf Gegenseitig­ keit, die der Eintragungspflicht nicht unterliegen, hinsichtlich der Zulassung, der Geschäftsführung und der Rechnungslegung Abweichungen von den Vorschriften der §§ 11, 12, 55 bis 57 gestatten. Soweit die Abweichungen sich auf die Geschäftssührung und die Rechnungslegung beziehen, können sie insbesondere davon abhängig gemacht werden, daß in mehrjährigen Zeiträumen auf Kosten des Vereins eine Prüfung des Geschäftsbetriebs und der Vermögenslage durch einen Sach­ verständigen vorgenommen und der Prüfungsbericht der Aufsichtsbehörde eingereicht wird. § 125. Die Vorschriften des § 70, des § 98 Satz 1 und des §101 Abs. 3 treten mit dem 1. Juli 1901 in Kraft. BiS zu dem gleichen Zeitpunkte werden die zur Beaufsichtigung von Versicherungsunternehmungen zuständigen Landesbehörden durch die Landes­ regierungen bestimmt. Im Uebrigen wird der Zeitpunkt, mit welchem das Gesetz in Kraft tritt, mit Zustimmung deS Bundesraths durch Kaiserliche Verordnung') bestimmt. Im Königreiche Bayern tritt das Gesetz, soweit es sich um das Jmmobiliar-Dersicherungswesen handelt, nur mit Zustimmung der Königlich bayerischen Regierung in Kraft. Die Kaiserliche Verordnung vom 24. November 1901, betr. die Inkraftsetzung des Gesetzes über die privaten VersicherungSunternehmungen vom 12. Mai 1901, (R G Bl. S 4x9) bestimmt: Das Gesetz über die privaten VersicherungSunternehmungen vom 12 Mat 1901 (Reichs-Gesepbl. S. 139) tritt mit dem 1. Januar 1902 seinem vollen Umfange nach in Kraft.

52. Gesetz Ober den Uersicberungsvertrag vom?Z0. H)at 1908.

(ReichSgesetzblalt 1908 6. 263—307).

Erster Abschnitt.

Vorschriften für sämtliche VersicherungSWeige. Erster Titel.

Allprmeiue Sorfdjriften. § 1. Bei der Schadensverficherung ist der Bersicherer verpflichtet, nach dem Eintritte des Versicherungsfalls dem Versicherungsnehmer den dadurch verursachten Vermögensschaden nach Maßgabe des Vertrags zu ersetzen. Bei der Lebensversicherung und der Unfallversicherung sowie bei anderen Arten der Personenversicherung ist der Versicherer verpflichtet, nach dem Eintritte deS Versicherungsfalls den vereinbarten Betrag an Kapital oder Rente zu zahlen oder die sonst vereinbarte Leistung zu bewirken. Der Versicherungsnehmer hat die vereinbarte Prämie zu entrichten. AIS Prämien im Sinne dieses Gesetzes gelten auch die bei Versicherungs­ unternehmungen auf Gegenseitigkeit zu entrichtenden Beiträge. § 2. Die Versicherung kann in der Weise genommen werden, daß sie in einem vor der Schließung des Vertrags liegenden Zeitpunkte beginnt. Weiß in diesem Falle der Versicherer bei der Schließung des Ver­ trags, daß die Möglichkeit des Eintritts des Versicherungsfalls schon ausgeschlofsen ist, so steht ihm ein Anspruch auf die Prämie nicht zu. Weiß der Versicherungsnehmer bei der Schließung des Vertrags, daß der Ver­ sicherungsfall schon eingetreten ist, so ist der Versicherer von der Ver­ pflichtung zur Leistung frei; dem Versicherer gebührt, sofern er nicht bei der Schließung von dem Eintritte deS VersicherungSsalls Kenntnis hatte, die PrSinie bis zum Schlüsse der Versicherungsperiode, in welcher er diese Kenntnis erlangt. Wird der Vertrag durch einen Bevollmächtigten oder einen Vertreter ohne Vertretungsmacht geschloßen, so kommt in den Fällen des Abs. 2 nicht nur die Kenntnis deS Vertreters, sondern auch die des Vertretenen in Betracht. § 3. Der Versicherer ist verpflichtet, eine von ihm unterzeichnete Urkunde über den Versicherungsvertrag (Versicherungsschein) dem Ver­ sicherungsnehmer auszuhändigen. Ist ein Versicherungsschein abhanden gekommen oder vernichtet, so kann der Versicherungsnehmer von dem Versicherer die Ausstellung einer Ersatzurkunde verlangen. Unterliegt der Versicherungsschein der Kraftlos-

PBG

Erster Abschn. Vorschriften für sämtl. BersicherungSzweige.

32

erklärung, so ist der Berficherer erst nach der Kraftloserklärung zur Aus­ stellung verpflichtet. Der Versicherungsnehmer kann jederzeit Abschriften der Erklärungen fordern, die er mit bezug auf den Vertrag abgegeben hat. Der Versicherer hat ihn bei der Aushändigung des Versicherungsscheins auf dieses Recht aufmerksam zu machen. Die Kosten der Ersatzurkunde sowie der Abschriften hat der Ver­ sicherungsnehmer zu tragen und auf Verlangen vorzuschießen.

§ 4. Wird ein Versicherungsschein auf den Inhaber ausgestellt, so treten die im § 808 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs bestimmten Wirkungen ein. Ist im Vertrage bestimmt, daß der Versicherer nur gegen Rückgabe des Versicherungsscheins zu leisten hat, so genügt, wenn der Versicherungs­ nehmer behauptet, zur Rückgabe außer stände zu sein, das öffentlich be­ glaubigte Anerkenntnis, daß die Schuld erloschen sei. Diese Vorschrift findet keine Anwendung, wenn der Versicherungsschein der KrastloSerklärung unterliegt. § 5. Aus eine Vereinbarung, nach welcher die Annahme des Ver­ sicherungsscheins die Wirkung haben soll, daß der Inhalt deS Scheines als von dem Versicherungsnehmer genehmigt gilt, kann sich der Versicherer nur berufen, wenn durch die Vereinbarung dem Versicherungsnehmer eine Frist von mindestens einem Monate für die Erhebung eines Widerspruchs gegen die Richtigkeit deS Scheines gewährt ist und der Versicherungsnehmer innerhalb dieser Frist Widerspruch nicht erhoben hat. DaS Recht des Versicherungsnehmers, die Genehmigung wegen Irrtums anzufechten, kann durch eine solche Vereinbarung nicht ausgeschloffen werden. § 6. Ist im Vertrage bestimmt, daß bei Verletzung einer Obliegen­ heit, die vor dem Eintritte deS Versicherungsfalls dem Versicherer gegen­ über zu erfüllen ist, der Versicherer zum Rücktritte berechtigt oder von der Verpflichtung zur Leistung frei sein soll, so tritt die vereinbarte Rechtsfolge nicht ein, wenn die Verletzung als eine unverschuldete anzusehen ist. Ist eine solche Bestimmung für den Fall getroffen, daß eine Obliegen­ heit verletzt wird, die nach dem Eintritte des Versicherungsfalls dem Ver­ sicherer gegenüber zu erfüllen ist, so tritt die Rechtsfolge nicht ein, wenn die Verletzung weder auf Vorsatz noch auf grober Fahrlässigkeit beruht. Auf eine Vereinbarung, durch welche von diesen Vorschriften zum Nachteile des Versicherungsnehmers abgewichen wird, kann sich der Ver­ sicherer nicht berufen. § 7. Ist die Dauer der Versicherung nach Tagen, Wochen, Monaten oder nach einem mehrere Monate umfassenden Zeitraume bestimmt, so beginnt die Versicherung am Mittage des Tages, an welchem der Vertrag geschlossen wird. Sie endigt am Mittage deS letzten Tages der Frist.

§ 8. Eine Vereinbarung, nach welcher ein Versicherungsverhältnis als stillschweigend verlängert gilt, wenn es nicht vor dem Abläufe der Vertragszeit gekündigt wird, ist insoweit nichtig, als sich die jedesmalige Verlängerung auf mehr als ein Jahr erstrecken soll68 Jaeger, ReichSzivUgeseye. 3. Aufl.

32

DBG

8 9. Als Versicherungsperiode im Sinne dieses Gesekes gilt, falls nicht die Prämie nach kürzeren Zeitabschnitten bemessen ist, der Zeitraum eines Jahres. 8 10. Hat der Versicherungsnehmer seine Wohnung geändert, die Aenderung aber dem Versicherer nicht mitgeteilt, so genügt für eine Willens­ erklärung, die dem Versicherungsnehmer gegenüber abzugeben ist, die Ab­ sendung eines eingeschriebenen Briefes nach der letzten dem Versicherer bekannten Wohnung. Die Erklärung wird in dem Zeitpunkte wirksam, in welchem sie ohne die Wohnungsänderung bei regelmäßiger Beförderung dem Versicherungsnehmer zugegangen sein würde. Hat der Versicherungsnehmer die Versicherung in seinem Gewerbe­ betriebe genommen, so finden bei einer Verlegung der gewerblichen Nieder­ lassung die Vorschriften des Abs. 1 entsprechende Anwendung.

§ 11. Auf eine Vereinbarung, nach welcher die Leistung deS Ver­ sicherers erst mit der Feststellung des Anspruchs durch Anerkenntnis, Ver­ gleich oder rechtskräftiges Urteil fällig werden soll, kann sich der Versicherer nicht berufen. § 12. Die Ansprüche aus dem Versicherungsverträge verjähren in zwei Jahren, bei der Lebensversicherung in fünf Jahren. Die Verjährung beginnt mit dem Schlüsse des Jahres, in welchem die Leistung verlangt werden kann. Ist im Vertrage bestimmt, daß der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei sein soll, wenn der Anspruch auf die Leistung nicht inner­ halb einer bestimmten Frist gerichtlich geltend gemacht wird, so beginnt die Frist erst, nachdem der Versicherer dem Versicherungsnehmer gegenüber den erhobenen Anspmch unter Angabe der mit dem Ablaufe der Frist verbundenen Rechtsfolge schriftlich abgelehnt hat. Die Frist muß wenigstens sechs Monate betragen. Auf eine Vereinbarung, durch welche die Verjährung der Ansprüche gegen den Versicherer erleichtert oder von den Vorschriften des Abs. 2 zum Nachtelle des Versicherungsnehmers abgewichen wird, kann sich der Ver­ sicherer nicht berufen. 8 13. Wird über das Vermögen des Versicherers der Konkurs eröffnet, so endigt das Versicherungsverhältnis mit dem Ablauf eines Monats seit der Eröffnung; bis zu diesem Zeitpunkte bleibt es der Kon­ kursmasse gegenüber wirksam. Soweit das Gesetz über die privaten Ver­ sicherungsunternehmungen vom 12. Mai 1901 (Reichs Gesetzbl. S. 139) besondere Vorschriften über die Wirkungen der Konkurseröffnung enthält, bewendet eS bei diesen Vorschriften.

8 14. Aus eine Vereinbarung, nach welcher im Falle der Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Versicherungsnehmers das VerficherungSverhältnis erlöschen oder der Versicherer befugt sein soll, das Ver­ sicherungsverhältnis ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist oder unter Ein­ haltung einer Kündigungsfrist von weniger als einem Monate zu kündigen, kann sich der Versicherer nicht berufen.

BBG. Erster Abschn. Borschristen für sämtl. Bersicherungszweige.

32

Das Gleiche gilt, wenn eine Vereinbarung der im Abs. 1 bezeich­ neten Art für den Fall getroffen ist, daß die Zwangsverwaltung des ver­ sicherten Grundstücks angeordnet wird.

§ 15. Soweit sich die Versicherung auf unpfändbare Sachen bezieht, kann die Forderung aus der Versicherung nur an solche Gläubiger des Versicherungsnehmers übertragen werden, die diesem zum Ersätze der zer­ störten oder beschädigten Sachen andere Sachen geliefert haben. Zweiter Titel.

«nzeigepflicht. vefahrerhöhmg. § 16. Der Versicherungsnehmer hat bei der Schließung des Ver­ trags alle ihm bekannten Umstände, die für die Uebernahme der Gefahr erheblich find, dem Versicherer anzuzeigen. Ist dieser Vorschrift zuwider die Anzeige eines erheblichen Umstandes unterblieben, so kann der Versicherer von dem Vertrage zurücktreten. Das Gleiche gilt, wenn die Anzeige eines erheblichen Umstandes deshalb unter­ blieben ist, weil sich der Versicherungsnehmer der Kenntnis des Umstandes arglistig entzogen hat. Der Rücktritt ist ausgeschlossen, wenn der Versicherer den nicht an­ gezeigten Umstand kannte oder wenn die Anzeige ohne Verschulden des Versicherungsnehmers unterblieben ist.

§ 17. Der Versicherer kann von dem Vertrag auch dann zurück­ treten, wenn über einen erheblichen Umstand eine unrichtige Anzeige gemacht worden ist. Der Rücktritt ist ausgeschlossen, wenn die Unrichtigkeit dem Versicherer bekannt war oder die Anzeige ohne Verschulden deS Versicherungsnehmers unrichtig gemacht worden ist. § 18. Ein Umstand, nach welchem der Versicherer ausdrücklich und schriftlich gefragt hat, gilt im Zweifel als erheblich. Hatte der Versicherungsnehmer die Gefahrumstände an der Hand schriftlicher von dem Versicherer gestellter Fragen anzuzeigen, so kann der Versicherer wegen unterbliebener Anzeige eines Umstandes, nach welchem nicht ausdrücklich gefragt worden ist, nur im Falle arglistiger Verschweigung zurücktreten. § 19. Wird der Vertrag von einem Bevollmächtigten oder von einem Vertreter ohne Vertretungsmacht geschlossen, so kommt für das RücktrittSrecht des Versicherers nicht nur die Kenntnis und die Arglist des Vertreters, sondern auch die Kenntnis und die Arglist des Versicherungs­ nehmers in Betracht. Der Versicherungsnehmer kann sich darauf, daß die Anzeige eines erheblichen Umstandes ohne Verschulden unterblieben oder unrichtig gemacht ist, nur berufen, wenn weder dem Vertreter noch ihm selbst ein Verschulden zur Last fällt.

§ 20. Der Rücktritt kann nur innerhalb eines Monats erfolgen. Die Frist beginnt mit dem Zeitpunkt, in welchem der Versicherer von der Verletzung der Anzeigepflicht Kenntnis erlangt.

32

DBG.

Der Rücktritt erfolgt durch Erklärung gegenüber dem Versicherungs­ nehmer. Im Falle deS Rücktritts sind, soweit dieses Gesetz nicht in An­ sehung der Prämie ein anderes bestimmt, beide Teile verpflichtet, einander die empfangenen Leistungen zurückzugewähren; eine Geldsumme ist von der Zeit deS Empfanges an zu verzinsen.

§ 21. Tritt der Versicherer zurück, nachdem der VerficherungSfall eingetreten ist, so bleibt seine Verpflichtung zur Leistung gleichwohl bestehen, wenn der Umstand, in Ansehung dessen die Anzeigepflicht verletzt ist, keinen Einfluß auf den Eintritt deS VerficherungsfallS und auf den Umfang der Leistung des Versicherers gehabt hat.

8 22. DaS Recht des Versicherers, den Vertrag wegen arglistiger Täuschung über Gefahrumstände anzufechten, bleibt unberührt. § 23. Nach dem Abschlüsse deS Vertrags darf der Versicherungs­ nehmer nicht ohne Einwilligung des Versicherers eine Erhöhung der Gefahr vornehmen oder deren Vornahme durch einen Dritten gestatten. Erlangt der Versicherungsnehmer Kenntnis davon, daß durch eine von ihm ohne Einwilligung des Versicherers vorgenommene oder gestattete Aenderung die Gefahr erhöht ist, so hat er dem Versicherer unverzüglich Anzeige zu machen.

§ 24. Verletzt der Versicherungsnehmer die Vorschrift deS § 23 Abs. 1, so kann der Versicherer das Versicherungsverhältnis ohne Ein Haltung einer Kündigungsfrist kündigen. Beruht die Verletzung nicht auf einem Verschulden des Versicherungsnehmers, so braucht dieser die Kündigung erst mit dem Ablauf eineS Monats gegen sich gelten zu lassen. Das KündigungSrecht erlischt, wenn es nicht innerhalb eines Monats von dem Zeitpunkt an auSgeübt wird, in welchem der Versicherer von der Erhöhung der Gefahr Kenntnis erlangt, oder wenn der Zustand wieder­ hergestellt ist, der vor der Erhöhung bestanden hat. § 25. Der Versicherer ist im Falle einer Verletzung der Vorschrift des 8 23 Abs. 1 von der Verpflichtung zur Leistung frei, wenn der VersicherungSfall nach der Erhöhung der Gefahr eintritt. Die Verpflichtung des Versicherers bleibt bestehen, wenn die Ver­ letzung nicht auf einem Verschulden des Versicherungsnehmers beruht. Der Versicherer ist jedoch auch in diesem Falle von der Verpflichtung zur Leistung frei, wenn die im § 23 Abs. 2 vorgesehene Anzeige nicht unver­ züglich gemacht wird und der Verficherungssall später als einen Monat nach dem Zeitpunkt, in welchem die Anzeige dem Versicherer hätte zugehen müssen, eintritt, eS sei denn, daß ihm in diesem Zeitpunkte die Erhöhung der Gefahr bekannt war. Die Verpflichtung deS Versicherers zur Leistung bleibt auch dann bestehen, wenn zur Zeit des Eintritts des Versicherungsfalls die Frist für die Kündigung des Versicherers abgelausen und eine Kündigung nicht erfolgt ist oder wenn die Erhöhung der Gefahr keinen Einfluß aus den Eintritt des Versicherungsfalls und auf den Umfang der Leistung des Versicherers gehabt hat.

PBE

Erster Abschn. Vorschriften für sämtl. Bersicherungszweige.

§ 26. Die Vorschriften wenn der VerficherungSnehmer Interesse des Versicherers oder sicherer hastet, oder durch ein

32

der 88 23 bis 25 finden keine Anwendung, zu der Erhöhung der Gefahr durch das durch ein Ereignis, für welches der Ver­ Gebot der Menschlichkeit veranlaßt wird.

§ 27. Tritt nach dem Abschluffe deS Vertrags eine Erhöhung der Gefahr unabhängig von dem Willen des VerficherungSnehmerS ein, so ist der Versicherer berechtigt, das VerficherungSverhältniS unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von einem Monate zu kündigen. Die Vorschriften deS 8 24 Abs- 2 finden Anwendung. Der Versicherungsnehmer hat, sobald er von der Erhöhung der Ge­ fahr Kenntnis erlangt, dem Versicherer unverzüglich Anzeige zu machen.

§ 28. Wird die im § 27 Abs. 2 vorgesehene Anzeige nicht un­ verzüglich gemacht, so ist der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei, wenn der Versicherungsfall später als einen Monat nach dem Zeit­ punkt eintritt, in welchem die Anzeige dem Versicherer hätte zugehen müssen. Die Verpflichtung des Versicherers bleibt bestehen, wenn ihm die Erhöhung der Gefahr in dem Zeitpunkte bekannt war, in welchem ihm die Anzeige hätte zugehen müssen. Das Gleiche gilt, wenn zur Zeit deS Ein­ tritts des Versicherungsfalls die Frist für die Kündigung deS Versicherers abgelaufen nnb eine Kündigung nicht erfolgt ist oder wenn die Erhöhung der Gefahr keinen Einfluß auf den Eintritt des Versicherungsfalls und auf den Umfang der Leistung des Versicherers gehabt hat. § 29. Eine unerhebliche Erhöhung der Gefahr kommt nicht in Betracht. Eine Gefahrerhöhung kommt auch dann nicht in Betracht, wenn nach den Umständen als vereinbart anzusehen ist, daß das Ver­ sicherungsverhältnis durch die Gefahrerhöhung nicht berührt werden soll.

§ 30. Liegen die Voraussetzungen, unter denen der Versicherer nach den Vorschriften dieses Titels zum Rücktritt oder zur Kündigung berechtigt ist, in Ansehung eines Teiles der Gegenstände oder Personen vor, auf welche sich die Versicherung bezieht, so steht dem Versicherer das Recht des Rücktritts oder der Kündigung für den übrigen Teil nur zu, wenn anzunehmen ist, daß für diesen allein der Versicherer den Vertrag unter den gleichen Bestimmungen nicht geschloffen haben würde. Macht der Versicherer von dem Rechte des Rücktritts oder der Kündigung in Ansehung eines Teiles der Gegenstände oder Personen Ge­ brauch, so ist der Versicherungsnehmer berechtigt, das VerstcherungSverhältnis in Ansehung des übrigen Teiles zu kündigen; die Kündigung kann nicht für einen späteren Zeitpunkt als den Schluß der VerficherungSperiode geschehen, in welcher der Rücktritt des Versicherers oder seine Kündigung wirksam wird. Liegen in Ansehung eines Teiles der Gegenstände oder Personen, auf welche sich die Versicherung bezieht» die Voraussetzungen vor, unter denen der Versicherer wegen einer Verletzung der Vorschriften über die Gefahrerhöhung von der Verpflichtung zur Leistung frei ist, so findet auf die Befreiung die Vorschrift des Abs. 1 entsprechende Anwendung. 8 31. Auf eine Vereinbarung, durch welche von den Vorschriften der §§ 16 bis 29 zum Nachteile des Versicherungsnehmers abgewichen

32

VBG

wird, kann sich der Versicherer nicht berufen. Jedoch kann für die dem Versicherungsnehmer obliegenden Anzeigen die schriftliche Form bedungen werden.

§32. Eine Vereinbarung, durch welche der VersichemngSnehmer bestimmte Obliegenheiten zum Zwecke der Verminderung der Gefahr oder zum Zwecke der Verhütung einer Gefahrerhöhung übernimmt, wird durch die Vorschriften dieses Titels nicht berührt. Auf eine Vereinbarung, nach welcher bei Verletzung einer solchen Obliegenheit der Versicherer zum Rück­ tritte berechtigt oder von der Verpflichtung zur Leistung frei sein soll, kann sich der Versicherer nicht berufen, wenn die Verletzung keinen Einfluß auf den Eintritt des Versicherungsfalls und auf den Umfang der Leistung des Versicherers gehabt hat.

§ 33. Nach dem Eintritte des VerficherungSfalls hat der Ver­ sicherungsnehmer, sobald er von dem Eintritte Kenntnis erlangt, dem Ver­ sicherer unverzüglich Anzeige zu machen. Auf eine Vereinbarung, nach welcher der Versicherer von der Ver­ pflichtung zur Leistung frei sein soll, wenn der Pflicht zur Anzeige des Versicherungsfalls nicht genügt wird, kann sich der Versicherer nicht berufen, sofern er in anderer Weise von dem Eintritte deS Versicherungsfalls recht­ zeitig Kenntnis erlangt hat. § 34. Der Versicherer kann nach dem Eintritte deS Versicherungs­ falls verlangen, daß der Versicherungsnehmer jede Auskunft erteilt, die zur Feststellung des Versicherungsfalls oder des Umfanges der Leistungs­ pflicht des Versicherers erforderlich ist. Belege kann der Versicherer insoweit fordern, als die Beschaffung dem Versicherungsnehmer billigerweise zugemutet werden kann. Auf eine Vereinbarung, durch welche von dieser Vorschrift zum Nachteile des Ver­ sicherungsnehmers abgewichen wird, kann sich der Versicherer nicht berufen. Dritter Titel.

Prämik.

§ 35. Der Versicherungsnehmer hat die Prämie und, wenn laufende Prämien bedungen sind, die erste Prämie sofort nach dem Abschlüsse des Vertrags zu zahlen. Er ist zur Zahlung nur gegen Aushändigung des Versicherungsscheins verpflichtet, es sei denn, daß die Ausstellung eines Versicherungsscheins ausgeschlossen ist. § 36. Leistungsort für die Entrichtung der Prämie ist der jeweilige Wohnsitz deS Versicherungsnehmers; der Versicherungsnehmer hat jedoch auf seine Gefahr und seine Kosten die Prämie dem Versicherer zu übermitteln. Hat der Versicherungsnehmer die Versicherung in seinem Gewerbe­ betriebe genommen, so tritt, wenn er seine gewerbliche Niederlaffung an einem anderen Orte hat, der Ort der Niederlaffung an die Stelle des Wohnsitzes.

§ 37. Ist die Prämie regelmäßig bei dem Versicherungsnehmer eingezogen worden, so ist dieser zur Uebermittelung der Prämie erst ver-

BVE. Erster Mschn. Vorschriften für sämtl. Versicherungszweige.

33

pflichtet, wenn ihm schriftlich angrzeigt wird, daß die Uebermittelung ver­ langt werde.

8 38. Wird eine Prämienzahlung, die vor oder bei dem Beginne der Versicherung zu erfolgen hat, nicht rechtzeitig bewirkt, so ist der Ver­ sicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei, wenn der VerficherungSfall vor der Zahlung eintritt. Der Versicherer ist, wenn die Zahlung nicht rechtzeitig bewirkt wird, berechtigt, das VerficherungsverhältniS unter Einhaltung einer Kündigungs­ frist von einem Monate zu kündigen. Die Wirkungen der Kündigung treten nicht ein, wenn die Zahlung bis zum Ablaufe der Kündigungsfrist erfolgt. § 39. Wird eine Prämienzahlung, die nach dem Beginne der Versicherung zu erfolgen hat, nicht rechtzeitig bewirkt, so kann der Ver­ sicherer dem Versicherungsnehmer auf besten Kosten eine Zahlungsfrist be­ stimmen. Tritt der Versicherungsfall nach dem Ablaufe der Frist ein und ist jur Zeit des Eintritts der Versicherungsnehmer mit der Zahlung der Prämie oder der geschuldeten Zinsen oder Kosten im Verzüge, so ist der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei. Der Versicherer ist nach dem Ablaufe der Frist, wenn der Versicherungsnehmer mit der Zahlung im Verzug ist, berechtigt, daS Versicherungsverhältnis ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist zu kündigen. Die Bestimmung der Zahlungsfrist hat schriftlich zu geschehen und die Rechtsfolgen anzugeben, welche nach Abs. 1 mit dem Ablaufe der Frist verbunden sind. Die Frist darf nicht weniger als zwei Wochen betragen. Eine Fristbestimmung, die ohne Beobachtung dieser Vorschriften erfolgt, ist unwirksam. soweit die im Abs. 1 bezeichneten Rechtsfolgen davon abhängen, daß Zinsen oder Kosten nicht gezahlt worden sind, treten sie nur ein, wenn die Fristbestinunung die Höhe der Zinsen oder den Betrag der Kosten angibt § 40. Wird das Versicherungsverhältnis wegen unterbliebener oder unrichtiger Anzeige von Gefahrumständen oder wegen Gesahrerhöhung aus Grund der Vorschriften des zweiten Titels durch Rücktritt oder Kündigung aufgehoben, so gebührt dem Versicherer gleichwohl die Prämie, jedoch nicht über die lausende Versicherungsperiode hinaus. Das Gleiche gilt, wenn das VerficherungsverhältniS wegen nicht recht­ zeitiger Prämienzahlung gemäß § 39 gekündigt wird. Kündigt der Ver­ sicherer gemäß 8 38 Abs. 2, so kann er nur eine angemessene Geschäfts­ gebühr verlangen. Ist mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde in den Versicherungsbedingungen ein bestimmter Betrag für die Geschästsgebühr festgesetzt, so gilt dieser als angemesten. Endigt das Versicherungsverhältnis infolge der Eröffnung des Kon­ kurses über das Vermögen des Versicherers, so kann der Versicherungs­ nehmer den auf die Zeit nach der Beendigung des VersicherungsverhältnisseS entfallenden Teil der Prämie unter Abzug der für diese Zeit auf­ gewendeten Kosten zurückfordern.

32

DBG.

§ 41. Ist die dem Versicherungsnehmer bei der Schließung des Vertrags obliegende Anzeigepflicht verletzt worden, das Rückttittsrecht des Versicherers aber ausgeschlossen, weil dem anderen Teile ein Verschulden nicht zur Last füllt, so kann der Versicherer, falls mit Rücksicht aus die höhere Gefahr eine höhere Prämie angemeflen ist, von dem Beginne Oer laufenden Versicherungsperiode an die höhere Prämie verlangen. Das Gleiche gilt, wenn bei der Schließung des Vertrags ein für die Uebernahme der Gefahr erheblicher Umstand dem Versicherer nicht angezeigt worden ist, weil er dem anderen Teile nicht bekannt war. Wird die höhere Gefahr nach den für den Geschäftsbetrieb des Ver­ sicherers maßgebenden Grundsätzen auch gegen eine höhere Prämie nicht übernommen, so kann der Versicherer das Versicherungsverhältnis unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von einem Monate kündigen. Der Anspruch auf die höhere Prämie erlischt, wenn er nicht inner­ halb eines Monats von dem Zeitpunkt an geltend gemacht wird, in welchem der Versicherer von der Verletzung der Anzeigepflicht oder von dem nicht angezeigten Umstande Kenntnis erlangt. Das Gleiche gilt von dem Kündigungsrechte, wenn es nicht innerhalb des bezeichneten Zeitraums auSgeübt wird. § 42. Auf eine Vereinbarung, durch welche von den Vorschriste» der 83 37 bis 41 zum Nachteile des Versicherungsnehmers abgewichen wird, kann sich der Versicherer nicht berufen. vierter Titel.

Versicherungsagenten. § 43. Ein Versicherungsagent gilt, auch wenn er nur mit der Vermittelung von Versicherungsgeschäften betraut ist, als bevollmächtigt, in dem Versicherungszweige, für den er bestellt ist: 1. Anträge auf Schließung, Verlängerung oder Aenderung eines Ver­ sicherungsvertrags sowie den Widerruf solcher Anträge entgegen­ zunehmen ; 2. die Anzeigen, welche während der Versicherung zu machen sind, sowie KündigungS- und Rücktrittserklärungen oder sonstige das Versicherungs­ verhältnis betreffende Erklärungen von dem Versicherungsnehmer entgegenznnehmen; 3. die von dem Versicherer ausgefertigten Versicherungsscheine ober Vo> längerungSscheine auSzuhändigen; 4. Prämien nebst Zinsen und Kosten anzunehmen, sofern er sich tin Besitz einer vom Versicherer unterzeichneten Prämienrechnung befindet; zur Unterzeichnung genügt eine im Wege der mechanischen Verviel­ fältigung hergestellte Namensunterschrift. § 44. Soweit nach den Vorschriften dieses Gesetzes die Kenntnis des Versicherers von Erheblichkeit ist, steht die Kenntnis eines nur mit der Vermittelung von Versicherungsgeschäften betrauten Agenten der Kenntnis deS Versicherers nicht gleich.

BVG.

Zweiter Abschnitt.

Schadensversicherung.

33

§ 45. Ist ein Versicherungsagent zum Abschluffe von Versicherungs­ verträgen bevollmächtigt, so ist er auch befugt, die Aenderung oder Ver­ längerung solcher Verträge zu vereinbaren sowie KündigungS- und Rücktrittserklärungen abzugeben. § 46. Ist der Versicherungsagent ausdrücklich für einen bestimmten Bezirk bestellt, so beschränkt sich seine Vertretungsmacht auf Geschäfte und Rechtshandlungen, welche sich auf Versicherungsverträge über die in dem Bezirke befindlichen Sachen oder mit den im Bezirke gewöhnlich sich auf­ haltenden Personen beziehen. In Ansehung der von ihm vermittelten oder abgeschloffenen Verträge bleibt de. Agent ohne Rücksicht auf diese Be­ schränkung zur Vornahme von Geschäften und Rechtshandlungen ermächtigt.

§ 47. Eine Beschränkung der dem Berficherungsagenten nach den Vorschriften der §§ 43 bis 46 zustehenden Vertretungsmacht braucht ein Dritter nur dann gegen sich gelten zu lassen, wenn er die Beschränkung bei der Vornahme des Geschäfts oder der Rechtshandlung kannte oder infolge grober Fahrlässigkeit nicht kannte. Auf eine abweichende Verein­ barung kann sich der Versicherer nicht berufen.

§ 48. Hat ein Versicherungsagent den Vertrag vermittelt oder abgeschlossen, so ist für Klagen, die aus dem Verfichemngsverhältniffe gegen den Versicherer erhoben werden, das Gericht des Ortes zuständig, wo der Agent zur Zeit der Vermittelung oder Schließung seine gewerbliche Niederlaffung oder in Ermangelung einer gewerblichen Riederlaffung seinen Wohnsitz hatte. Die nach Abs. 1 begründete Zuständigkeit kann durch Vereinbarung nicht ausgeschloffen werden. Zweiter Abschnitt.

Lchadenöverlicherung. Erster Titel.

Vorschriften für die gesamte TchadenSversicherung. I. Inhalt des Vertrags.

§ 49. § 50.

Der Versicherer hat den Schadensersatz in Geld zu leisten. Der Versicherer haftet nur bis zur Höhe der Versicherungs­

summe.

§ 51. Ergibt sich, daß die Versicherungssumme den Wert des ver­ sicherten Interesses (Versicherungswert) erheblich übersteigt, so kann sowohl der Versicherer als der Versicherungsnehmer verlangen, daß zur Beseitigung der Ueberversicherung die Versicherungssumme, unter verhältnismäßiger Minderung der Prämie für die künftigen Versicherungsperioden, herab­ gesetzt wird. Schließt der Versicherungsnehmer den Vertrag in der Absicht, sich an8 der Ueberversicherung einen rechtswidrigen Derinögensvorteil zu ver-

32

DBG

schaffen, so ist der Vertrag nichtig; dem Versicherer gebührt, sofern er nicht bei der Schließung beB Vertrags von der Nichtigkeit Kenntnis hatte, die Prämie bis zum Schluffe der VerficherungSperiode, in welcher er diese Kenntnis erlangt.

8 52. Bezieht sich die Versicherung auf eine Sache, so gilt, insoweit sich nicht aus den Umständen ein anderes ergibt, der Wert der Sache als Versicherungswert.

8 53. Die Versicherung umfaßt den durch den Eintritt des Verficherungsfalls entgehenden Gewinn nur, soweit dies besonders vereinbart ist. 8 54. Ist die Versicherung für einen Inbegriff von Sachen ge­ nommen, so umfaßt sie die jeweils zu dem Inbegriffe gehörigen Sachen. 8 55. Der Versicherer ist, auch wenn die Versicherungssumme höher ist als der Versicherungswert zur Zeit des Eintritts des Versicherungs­ falls, nicht verpflichtet, dem Versicherungsnehmer mehr als den Betrag des Schadens zu ersetzen. 8 56. Ist die Versicherungssumme niedriger als der Versicherungs­ wert zur Zeit des Eintritts des Versicherungsfalls «Unterversicherung), so haftet der Versicherer für den Schaden nur nach dem Verhältniffe der Versicherungssumme zu diesem Werte.

§ 57. Der Versicherungswert kaun durch Vereinbarung auf einen bestimmten Betrag (Taxe) festgesetzt werden. Die Taxe gilt auch als der Wert, den das versicherte Interesse zur Zeit des Eintritts des Versicherungssalls hat, es sei denn, daß sie den wirklichen Versicherungswert in diesem Zeitpunkt erheblich übersteigt. Ist die Versicherungssumme niedriger als die Taxe, so haftet der Versicherer, auch wenn die Taxe erheblich übersetzt ist, für den Schaden nur nach dem Verhältnisse der Versicherungssumme zur Taxe. 8 58. Wer für ein Interesse gegen dieselbe Gefahr bei mehreren Versicherern Versicherung nimmt, hat jedem Versicherer von der anderen Versicherung unverzüglich Mitteilung zu machen. In der Mitteilung ist der Versicherer, bei welchem die andere Ver­ sicherung genommen worden ist, zu bezeichnen und die Versicherungssumme anzugeben.

§ 59. Ist ein Interesse gegen dieselbe Gefahr bei mehreren Ver­ sicherern versichert und übersteigen die Versicherungssummen zusammen den Versicherungswert (Doppelversicherung), so sind die Versicherer in der Weise als Gesamtschuldner verpflichtet, daß dem Versicherungsnehmer jeder Versicherer für den Betrag haftet, dessen Zahlung ihm nach seinem Vertrag obliegt, der Versicherungsnehmer aber im ganzen nicht mehr als den Betrag des Schadens verlangen kann. Die Versicherer sind im Verhältnisse zu einander zu Anteilen nach Maßgabe der Beträge verpflichtet, deren Zahlung ihnen dem Versicherungs­ nehmer gegenüber vertragsmäßig obliegt. Findet auf eine der Versicherungen ausländisches Recht Anwendung, so kann der Versicherer, für den das aus-

BVG.

Zweiter Abschnitt.

SchaLeuSverstcherung.

SS

ländische Recht gilt, gegen den anderen Versicherer einen Anspruch auf Ausgleichung nur geltend machen, wenn er selbst nach dem für ihn maß­ gebenden Rechte zur Ausgleichung verpflichtet ist. Hat der Versicherungsnehmer eine Doppelverficherung in der Absicht genommen, sich dadurch einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu ver­ schaffen, so ist jeder in dieser Absicht geschloffene Vertrag nichtig; dem Versicherer gebührt, sofern er nicht bei der Schließung des Vertrags von der Nichtigkeit Kenntnis hatte, die Prämie bis zum Schluffe der Ver­ sicherungsperiode, in welcher er diese Kenntnis erlangt.

§ 60. Hat der Versicherungsnehmer den Vertrag, durch den die Doppelversicherung entstanden ist, ohne Kenntnis von der anderen Ver­ sicherung geschlossen, so kann er von jedem Versicherer verlangen, daß die Versicherungssumme, unter verhältnismäßiger Minderung der Prämie, auf den Betrag des Anteils herabgesetzt wird, den der Versicherer im Ver­ hältnisse zu dem anderen Versicherer zu tragen hat. Die Herabsetzung der Versicherungssumme und der Prämie wirkt von dem Beginne der Versicherungsperiode an, in welcher sie verlangt wird. Hatte die Gefahr für den einen Versicherer schon zu laufen begonnen, bevor der Vertrag mit dem anderen Versicherer geschloffen wurde, so wird dem ersten Versicherer gegenüber die Herabsetzung erst mit dem Zeitpunkte wirksam, in welchem sie verlangt wird. Dem Versicherer steht im Falle der Herabsetzung der Prämie eine angemessene Geschäftsgebühr zu. Das Recht, die Herabsetzung zu verlangen, erlischt, wenn der Ver­ sicherungsnehmer es nicht unverzüglich geltend macht, nachdem er von der Doppelversicherung Kenntnis erlangt hat. § 61. Der Versicherer ist von der Verpflichtung zur Leistung frei, wenn der Versicherungsnehmer den Versicherungsfall vorsätzlich oder durch grobe Fahrlässigkeit herbeiführt. § 62. Der Versicherungsnehmer ist verpflichtet, bei dem Eintritte des Versicherungsfalls nach Möglichkeit für die Abwendung und Minderung des Schadens zu sorgen und dabei die Weisungen des Versicherers zu be­ folgen; er hat, wenn die Umstände es gestatten, solche Weisungen einzu­ holen. Sind mehrere Versicherer beteiligt und sind von ihnen entgegen­ stehende Weisungen gegeben, so hat der Versicherungsnehmer nach eigenem pflichtmäßigen Ermessen zu handeln.

§ 63. Aufwendungen, die der Versicherungsnehmer gemäß § 62 macht, fallen, auch wenn sie erfolglos bleiben, dem Versicherer zur Last, sowert der Versicherungsnehmer sie den Umständen nach für geboten halten durste. Der Versicherer hat Aufwendungen, die in Gemäßheit der von ihm gegebenen Weisungen gemacht worden sind, auch insoweit zu ersetzen, als sie zusammen mit der übrigen Entschädigung die Versicherungssumme übersteigen. Er hat den für die Aufwendungen erforderlichen Betrag aus Verlangen des Versicherungsnehmers vorzuschießen. Bei einer Unterversicherung sind die Aufwendungen nur nach dem in den 88 56, 57 bezeichneten Verhältnisse zu erstatten.

32

DBG.

§ 64. Sollen nach dem Vertrag einzelne Voraussetzungen des Anspruchs aus der Versicherung oder die Höhe des Schadens durch Sach­ verständige festgestellt werden, so ist die getroffene Feststellung nicht v.'rbindlich, wenn sie offenbar von der wirklichen Sachlage erheblich abweicht Die Feststellung erfolgt in diesem Falle durch Urteil. Das Gleiche gilt, wenn die Sachverständigen die Feststellung nicht treffen sönnen oder wollen oder sie verzögern. Sind nach dem Vertrage die Sachverständigen durch das Gericht zu ernennen, so ist für die Ernennung das Amtsgericht zuständig, in dessen Bezirke der Schaden entstanden ist. Durch eine ausdrückliche Vereinbarung der Beteiligten kann die Zuständigkeit eines anderen Amtsgerichts begründet werden. Eine Anfechtung der Verfügung, durch welche deni Antrag aus Ernennung der Sachverständigen stattgegeben wird, ist ausgeschlossen. Eine Vereinbarung, durch welche von der Vorschrift des Abs. 1 Satz 1 abgewichen wird, ist nichtig. § 65. Aus eine Vereinbarung, nach welcher sich der Versicherungsnehmer bei den Verhandlungen zur Ermittelung und Feststellung des Schadens nicht durch einen Bevollmächtigten vertreten lassen bmi, kann sich der Versicherer nicht berufen. § 66. Der Versicherer hat die Kosten, welche durch die Ermittelung und Feststellung des ihm zur Last fallenden Schadens entstehen, dem Ver­ sicherungsnehmer insoweit zu erstatten, als ihre Aufwendung den Umständm nach geboten war. Die Kosten, welche dem Versicherungsnehmer durch die Zuziehung eines Sachverständigen oder eines Beistandes entstehen, hat der Versicherer nicht zu erstatten, es sei denn, daß der Versicherungsnehmer nach dem Vertrage zu der Zuziehung verpflichtet war. Bei einer Unterversicherung sind die dem Versicherer zur Last fallenden Kosten nur nach dem in den §§ 56, 57 bezeichneten Verhältnisse zu erstatten. § 67. Steht dem Versicherungsnehmer ein Anspruch auf Ersatz des Schadens gegen einen Dritten zu, so geht der Anspruch auf den Ver­ sicherer über, soweit dieser dem Versicherungsnehmer den Schaden ersetzt. Der Uebergang kann nicht zum Nachteile deS Versicherungsnehmers geltend gemacht werden. Gibt der Versicherungsnehmer seinen Anspruch gegen den Dritten oder ein zur Sicherung des Anspruchs dienendes Recht aus, so wird der Versicherer von seiner Ersatzpflicht insoweit srei, als er aus dem Anspruch oder dem Rechte hätte Ersatz erlangen können. Richtet sich der Ersatzanspruch des Versicherungsnehmers gegen einen mit ihm in häuslicher Gemeinschaft lebenden Familienangehörigen, io ist der Uebergang ausgeschloffen; der Anspruch geht jedoch über, wenn der Angehörige den Schaden vorsätzlich verursacht hat. § 68. Besteht das Interesse, für welches die Versicherung ge­ nommen ist, bei dem Beginne der Versicherung nicht oder gelangt, falls die Versicherung für ein künftiges Unternehmen oder sonst für ein künftiges Jntereffe genommen ist, das Jntereffe nicht zur Entstehung, so ist der Versicherungsnehmer von der Verpflichtung zur Zahlung der Prämie frei; der Versicherer kann eine angemessene Geichäftsgebühr verlangen.

BBG.

Zweiter Abschnitt.

Schabensversicherung.

32

Füllt das Interesse, für welches die Versicherung genommen ist, nach dem Beginne der Versicherung weg, so gebührt dem Versicherer die Prämie iür die laufende Versicherungsperiode.

n. Veräußerung der versicherten Sache.

§ 69. Wird die versicherte Sache von dem Versicherungsnehmer veräußert, so tritt an Stelle des Veräußerers der Erwerber in die während der Tauer seines Eigentums aus dem VersicherungSverhältniffe sich ergebenden Rechte und Pflichten des Versicherungsnehmers ein. Für die Prämie, welche auf die zur Zeit des Eintritts laufende Versicherungsperiode entfällt, hasten der Veräußerer und der Erwerber als Gesamtschuldner. Der Versicherer hat in Ansehung der durch das Versicherungsver­ hältnis gegen ihn begründeten Forderungen die Veräußerung erst dann gegen sich gelten zu lasten, wenn er von ihr Kenntnis erlangt; die Vor­ schriften der 83 406 bis 408 des Bürgerlichen Gesetzbuchs finden ent­ sprechende Anwendung.

§ 70. Der Versicherer ist berechtigt, dem Erwerber das Ver­ sicherungsverhältnis unter Einhaltung einer Frist von einem Monate zu kündigen. Das Kündigungsrecht erlischt, wenn der Versicherer eS nicht innerhalb eines Monats von dem Zeitpunkt an ausübt, in welchem er von der Veräußerung Kenntnis erlangt. Ter Erwerber ist berechtigt, das Versicherungsverhältnis ohne Ein­ haltung einer Kündigungsfrist zu kündigen. Das Kündigungsrecht erlischt, wenn es nicht innerhalb eines Monats nach dem Erwerb ausgeübt wird; hatte der Erwerber von der Versicherung keine Kenntnis, so bleibt das Kündigungsrecht bis zum Ablauf eines Monats von dem Zeitpunkt an bestehen, in welchem der Erwerber von der Versicherung Kenntnis erlangt. Wird das Versicherungsverhältnis auf Grund dieser Vorschriften gekündigt, so hat der Veräußerer dem Versicherer die Prämie zu zahlen, jedoch nicht über die zur Zeit der Beendigung des Versicherungsverhältnisses laufende Versicherungsperiode hinaus; eine Haftung des Erwerbers iür die Prämie findet in diesen Fällen nicht statt. § 71. Die Veräußerung ist dem Versicherer unverzüglich anzuzeigen. Wird die Anzeige weder von dem Erwerber noch von dem Veräußerer unverzüglich gemacht, so ist der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei, wenn der Versicherungsfall später als einen Monat nach dem Zeitpunkt eintritt, in welchem die Anzeige dem Versicherer Hütte zugehen müssen. Die Verpflichtung des Versicherers zur Leistung bleibt bestehen, wenn ihm die Veräußerung in dem Zeitpunkte bekannt war, in welchem ihm die Anzeige hätte zugehen müssen. Das Gleiche gilt, wenn zur Zeit des Eintritts deS Versicherungsfalls die Frist für die Kündigung deS Versicherers abgelaufen und eine Kündigung nicht erfolgt ist. § 72. Auf eine Bestimmung des Versicherungsvertrags, durch welche von den Vorschriften der §§ 69 bis 71 zum Nachteile deS Erwerbers

32

DBG

abgewichen wird, kann sich der Versicherer nicht berufen. Jedoch kann für die Kündigung, zu der nach 8 70 Abs. 2 der Erwerber berechtigt ist, sowie für die Anzeige der BerSußerung die schriftliche Form bedungen werden.'

8 73. Bei einer Zwangsversteigerung der versicherten Sache finden die Vorschriften der 88 69 bis 72 entsprechende Anwendung. III. Versicherung für fremde Rechnung.

8 74. Die Versicherung kann von demjenigen, welcher den Vertrag mit dem Versicherer schließt, im eigenen Namen für einen anderen, mit oder ohne Benennung der Person des Versicherten, genommen werden (Versicherung für fremde Rechnung). Wird die Versicherung für einen anderen genommen, so ist, auch wenn der andere benannt wird, im Zweifel anzunehmen, daß der Vertrag­ schließende nicht als Vertreter, sondern im eigenen Namen für fremde Rechnung handelt.

8 75. Bei der Versicherung für fremde Rechnung stehen die Rechte auS dem Versicherungsverträge dem Versicherten zu. Die Aushändigung eines Versicherungsscheins kann jedoch nur der Versicherungsnehmer verlangen. Der Versicherte kann ohne Zustimmung des Versicherungsnehmers über feine Rechte nur verfügen und diese Rechte nur gerichtlich geltend machen, wenn er im Besitz eines Versicherungsscheins ist. 8 76. Der Versicherungsnehmer kann über die Rechte, welche dem Versicherten aus dem Versicherungsverträge zustehen, im eigenen Namen verfügen. Ist ein Versicherungsschein ausgestellt, so ist der Versicherungsnehmer ohne Zustimmung des Versicherten zur Annahme der Zahlung sowie zur Uebertragung der Rechte des Versicherten nur befugt, wenn er im Besitze des Scheines ist. Der Versicherer ist zur Zahlung an den Versicherungsnehmer nur verpflichtet, wenn dieser ihm gegenüber nachweist, daß der Versicherte seine Zustimmung zu der Versicherung erteilt hat.

8 77. Der Versicherungsnehmer ist nicht verpflichtet, dem Ver­ sicherten oder, falls über das Vermögen des Versicherten der Konkurs eröffnet ist, der KonkurSmaffe den Versicherungsschein auszuliefern, bevor er wegen der ihm gegen den Versicherten in bezug auf die versicherte Sach»' zustehenden Ansprüche befriedigt ist. Er kann sich für diese Ansprüche aus der EntschädigungSsorderung gegen den Versicherer und nach der Einziehung der Forderung aus der Entschädigungssumme vor dem Versicherten und deffen Gläubigern befriedigen. 8 78. Der Versicherer kann gegen die Entschädigungsforderung eine Forderung, die ihm gegen den Versicherungsnehmer zusteht, insoweit aufrechnen, als sie auf der für den Versicherten genommenen Versicherung beruht.

VVG.

Zweiter Abschnitt.

Schadensversicherung.

32

§ 79. Für das dem Versicherer im Falle der Verschweigung oder der unrichtigen Anzeige eines Gefahrumstandes zustehende Rücktrittsrecht kommt nicht nur die Kenntnis und die Arglist des Versicherungsnehmers, sondern auch die Kenntnis und die Arglist des Versicherten in Betracht. Der Einwand, daß die Anzeige eines erheblichen Umstandes ohne Ver­ schulden unterblieben oder unrichtig gemacht ist, kann dem Versicherer nur entgegengesetzt werden, wenn weder dem Versicherungsnehmer noch dem Versicherten ein Verschulden zur Last fällt. Ist die Versicherung so genommen, daß sie in einem vor der Schließung des Vertrags liegenden Zeitpunkte beginnt, so ist der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei, wenn der Versicherungsnehmer oder der Versicherte bei der Schließung weiß, daß der Versicherungsfall schon eingetreten ist. Auf die Kenntnis des Versicherten kommt es nicht an, wenn der Vertrag ohne sein Wissen geschlossen worden ist oder eine rechtzeitige Be­ nachrichtigung deS Versicherungsnehmers nicht tunlich war. Hat der Versicherungsnehmer den Vertrag ohne Auftrag des Ver­ sicherten geschlossen und bei der Schließung den Mangel des Auftrags dem Versicherer nicht angezeigt, so braucht dieser den Einwand, daß der Ver­ trag ohne Wissen deS Versicherten geschlossen ist, nicht gegen sich gelten zu lassen.

§ 80. Ergibt sich aus den Umständen nicht, daß die Versicherung für einen anderen genommen werden soll, so gilt sie als für eigene Rech­ nung genommen. Ist die Versicherung für Rechnung „wen eS angeht" genommen oder ist sonst aus dem Vertrage zu entnehmen, daß unbestimmt gelassen werden soll, ob eigenes oder fremdes Interesse versichert ist, so kommen die Vor­ schriften der 88 75 bis 79 zur Anwendung, wenn sich ergibt, daß fremdes Interesse versichert ist. Zweiter Titel.

Feuerverfichttung. S 81. Bei der Feuerversicherung erlischt ein dem Versicherer ge­ machter Antrag auf Schließung, Verlängerung oder Aenderung deS Ver­ trags, wenn er nicht binnen zwei Wochen angenommen wird. Die Vor­ schriften des 8 149 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs bleiben unberührt. Wird der Antrag einem Abwesenden gemacht, so beginnt die Frist mit der Absendung des Antrags. Abweichende Bestimmungen sind nichtig. An die Stelle der Frist von zwei Wochen kann jedoch eine andere festbestimmte Frist gesetzt werden. § 82. Der Versicherer haftet für den durch Brand, Explosion oder Blitzschlag entstehenden Schaden.

§ 83. Im Falle eines Brandes hat der Versicherer den durch die Zerstörung oder die Beschädigung der versicherten Sachen entstehenden Schaden zu ersetzen, soweit die Zerstörung oder die Beschädigung auf der Einwirkung des Feuers beruht oder die unvermeidliche Folge des Brand-

32

DBG.

ereignisseS ist. Der Versicherer hat auch den Schaden zu ersetzen, der bei dem Brande durch Löschen, Niederreißen oder AuSräumen verursacht wird; das Gleiche gilt von einem Schaden, der dadurch entsteht, daß versicherte Sachen bei dem Brande abhanden kommen. Auf die Haftung des Versicherers für den durch Explosion oder Blitzschlag entstehenden Schaden finden diese Vorschriften entsprechende An­ wendung.

8 84. Der Versicherer haftet nicht, wenn der Brand oder die Ex­ plosion durch ein Erdbeben oder durch Maßregeln verursacht wird, die im Kriege oder nach der Erklärung des Kriegszustandes von einem militärischen Befehlshaber angeordnet worden sind.

8 85. Ist die Versicherung für einen Inbegriff von Sachen ge­ nommen, so erstreckt sie sich auf die Sachen der zur Familie des Ver­ sicherungsnehmers gehörenden sowie der in einem Dienstverhältniffe zu ihm stehenden Personen, sofern diese Personen in häuslicher Gemeinschaft mit dem Versicherungsnehmer leben. Die Versicherung gilt insoweit als für fremde Rechnung genommen. 8 86. Als Versicherungswert gilt bei Haushalts- und sonstigen Gebrauchsgegenständen, bei Arbeitsgerätschaften und Maschinen derjenige Betrag, welcher erforderlich ist, um Sachen gleicher Art anzuschaffen, unter billiger Berücksichtigung des aus dem Unterschiede zwischen alt und neu sich ergebenden Minderwerts. § 87. Ist bei der Versicherung beweglicher Sachen eine Taxe ver­ einbart, so gilt die Taxe als der Wert, den das versicherte Jntereffe zur Zeit der Schließung des Vertrags hat, es sei denn, daß sie den wirklichen Versicherungswert in diesem Zeitpunkt erheblich übersteigt. Eine Verein­ barung, nach welcher die Taxe als der Wert gelten soll, den daS versicherte Interesse zur Zeit des Eintritts des Versicherungsfalls hat, ist nichtig. 8 88. Als Versicherungswert gilt bei Gebäuden der ortsübliche Bauwert unter Abzug eines dem Zustande des Gebäudes, insbesondere dem Alter und der Abnutzung entsprechenden Betrags.

8 89. Bei der Versicherung deS durch den Eintritt des Verficherungsfalls entgehenden Gewinns kann eine Taxe nicht vereinbart werden. Bestimmungen über die Berechnung des entgehenden Gewinns können mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde in den Versicherungsbedingungen getroffen werden. Uebersteigt daS Ergebnis der Berechnung den der wirk­ lichen Sachlage entsprechenden Betrag, so hat der Versicherer nur diesen Betrag zu ersetzen. 8 W. Wer in Ansehung derselben Sache bei dem einen Versicherer für entgehenden Gewinn, bei einem andern Versicherer für sonstigen Schaden Versicherung nimmt, hat jedem Versicherer von der anderen Versicherung unverzüglich Mitteilung zu machen. In der Mitteilung ist der Versicherer, bet welchem die andere Ver­ sicherung genommen worden ist, zu bezeichnen und die VersichemngSsumme anzugeben.

VBH.

Zweiter Abschnitt

32

Lchadensversicherun^.

S 91. Bei der Gebäudeversicherung muß die im Falle einer nicht rechtzeitigen Zahlung der Prämie nach § 39 zu bestimmende Zahlungsfrist mindestens einen Monat betragen. § 92. Der Pflicht zur Anzeige des VerficherungSfallS wird ge­ nügt. wenn die Anzeige binnen zwei Tagen nach dem Eintritte des Ver­ sicherungsfalls erfolgt. Durch die Absendung der Anzeige wird die Frist gewahrt. Aus eine Vereinbarung, durch welche die Dauer oder die Berechnung der Frist zum Nachteile des Versicherungsnehmers anders bestimmt ist, kann sich der Versicherer nicht berufen. § 93. Bis zur Feststellung des an einem Gebäude entstehenden Schadens darf der Versicherungsnehmer ohne Einwilligung deS Versicherers nur solche Aenderungen vornehmen, welche zur Erfüllung der ihm nach § 62 obliegenden Pflicht oder im öffentlichen Jntereffe geboten find.

§ 94. Die Entschädigung ist nach dem Ablauf eines Monats feit der Anzeige des Versicherungsfalls mit vier vom Hundert für das Jahr zu verzinsen, soweit nicht aus besonderen Gründen eine weitergehende ZinSpflicht besteht. Ist der Schaden bis zum Ablauf eines Monats feit der Anzeige des Versicherungsfalls noch nicht vollständig festgestellt, so kann der Ver­ sicherungsnehmer in Anrechnung auf die Gesamtforderung die Zahlung des Betrags verlangen, den der Versicherer nach Lage der Sache mindestens zu zahlen hat. Der Lauf der in den Abf. 1, 2 bezeichneten Fristen ist gehemmt, solange infolge eines Verschuldens des Versicherungsnehmers die Festsetzung des Schadens nicht erfolgen kann. § 95. Der Versicherer haftet nach dem Eintritt eines Versicherungssalls für nur bis künftigen Teil der

den durch einen späteren Verficherungsfall verursachten Schaden zur Höhe des Restbetrags der Versicherungssumme. Für die Versicherungsperioden gebührt ihm nur ein verhältnismäßiger Prämie.

§ 96. Nach dein Eintritt eines VerficherungSfallS ist jeder Teil berechtigt, daS VersicherungsverhältniS zu kündigen. Die Kündigung ist nur bis zum Ablauf eines Monats feit dem Abschlüsse der Verhandlungen über die Entschädigung zulässig. Der Ver­ sicherer hat eine Kündigungsfrist von einem Monat einzuhalten. Der Ver­ sicherungsnehmer kann nicht für einen späteren Zeitpunkt als den Schluß der lausenden Versicherungsperiode kündigen. Kündigt der Versicherungsnehmer, so gebührt dem Versicherer gleich­ wohl die Prämie für die laufende VerficherungSperiode. Kündigt der Ver­ sicherer, so gilt daS Gleiche in Ansehung desjenigen Teiles der Prämie, welcher auf den dem Schaden entsprechenden Betrag der Versicherungssumme entfällt; von der auf den Restbetrag der Versicherungssumme entfallenden Prämie gebührt dem Versicherer nur der Teil, welcher der abgelaufenen Versicherungszeit entspricht. Jaeger, ReichSzlvtlgesetze.

3. Auflage.

59

32

BVG.

§ 97. Ist der Versicherer nach den Verficherungsbestimmungen nur verpflichtet, die Entschädigungssumme zur Wiederherstellung des ver­ sicherten Gebäudes zu zahlen, so kann der Versicherungsnehmer die Zahlung erst verlangen, wenn die bestimmungsmäßige Verwendung des Geldes ge­ sichert ist.

§ 98. Im Falle des § 97 kann die Forderung deS Versicherungs­ nehmers auf die Entschädigungssumme vor der Wiederherstellung deS Ge­ bäudes nur an den Erwerber des Grundstücks oder an solche Gläubiger deSVersicherungsnehmers übertragen werden, welche Arbeiten oder Lieferungen zur Wiederherstellung des Gebäudes übernommen oder bewirkt haben. Eine Uebertragung an Gläubiger des Versicherungsnehmers, die bare Vorschüsie zur Wiederherstellung gegeben haben, ist wirksam, wenn die Verwendung der Vorschüsie zur Wiederherstellung erfolgt.

§ 99. Im Falle des § 97 ist eine Zahlung, welche ohne die Sicherung der bestimmungsmäßigen Verwendung des Geldes geleistet wird, dem Hhpothekengläubiger gegenüber nur wirksam, wenn ihm der Versicherer oder der Versicherungsnehmer angezeigt hat, daß ohne Sicherung geleistet werden soll, und seit dem Empfange der Anzeige ein Monat verstrichen ist. Soweit die Entschädigungssumme nicht zu einer den Versicherungs­ bestimmungen entsprechenden Wiederherstellung verwendet werden soll, kann der Versicherer mit Wirkung gegen den Hypothekengläubiger erst zahlen, wenn er oder der Versicherungsnehmer die Absicht, von der bestimmungs­ mäßigen Verwendung abzuweichen, dem Hypothekengläubiger angczeigt hat und seit dem Empfange der Anzeige ein Monat verstrichen ist. Die Vorschriften des § 1128 Abs. 1 Satz 2, 3 des Bürgerlichen Gesetzbuchs finden entsprechende Anwendung. § 100. Hat im Falle der Gebäudeversicherung ein Hypotheken­ gläubiger seine Hypothek dem Versicherer angemeldet, so wirkt eine Kün digung, ein Rücktritt oder eine sonstige Tatsache, welche die Beendigung deS Versicherungsverhältnisies zur Folge hat, gegenüber dem Hypotheken­ gläubiger erst mit dem Ablauf eines Monats, nachdem die Beendigung und, sofern diese noch nicht eingetreten war, der Zeitpunkt der Beendigung ihm durch den Versicherer mitgeteilt worden oder in anderer Weise zu seiner Kenntnis gelangt ist. Dies gilt jedoch nicht, wenn das Versicherungs­ verhältnis wegen nicht rechtzeitiger Prämienzahlung gekündigt oder dura> den Konkurs des Versicherers beendigt wird. Auf die Wirksamkeit einer Vereinbarung zwischen dem Versicherer und dem Versicherungsnehmer, durch welche die Versicherungssumme oder der Umfang der Gefahr, für die der Versicherer haftet, gemindert wird, finden diese Vorschriften entsprechende Anwendung. Eine sich aus dem § 51 Abs. 2 oder dem § 59 Abs. 3 ergebende Nichtigkeit des Versicherungsvertrags kann gegenüber einem Hypotheken­ gläubiger, der seine Hypothek dem Versicherer angemeldet hat, nicht geltend gemacht werden. Das Versicherungsverhältnis endigt jedoch ihm gegen­ über mit dem Ablauf eines Monats, nachdem die Nichtigkeit ihm durch den Versicherer mitgeteilt worden oder in anderer Weise zu seiner Kenntnis gelangt ist.

VBG.

Zweiter Abschnitt.

Schadensversicherung.

32

§ 101. Ist bei der Gebäudeversicherung der Versicherer wegen des Verhaltens des Versicherungsnehmers von der Verpflichtung zur Leistung frei, so bleibt gleichwohl seine Verpflichtung gegenüber einem Hypotheken­ gläubiger bestehen, ohne Unterschied, ob die Hypothek angemeldet ist oder nicht. Das Gleiche gilt, wenn der Versicherer nach dem Eintritte des Verficherungsfalls von dem Vertrage zurücktritt. Die Vorschrift des Abs. 1 Satz 1 findet keine Anwendung, wenn der Versicherer wegen nicht rechtzeitiger Prämienzahlung von der Verpflichtung zur Leiäung frei ist. § 102. Soweit der Versicherer auf Grund der Vorschriften der §§ 100, 101, den Hypothekengläubiger befriedigt, geht die Hypothek auf ihn über. Der Uebergang kann nicht zum Nachteil eines gleich- oder nach­ stehenden Hypothekengläubigers geltend gemacht werden, dem gegenüber die Verpflichtung des Versicherers zur Leistung bestehen geblieben ist. § 103. Bei der Gebäudeversicherung hat der Versicherer dem Hypothekengläubiger, der seine Hypothek angemeldet hat, unverzüglich Mit­ teilung zu machen, wenn dem Versicherungsnehmer nach den §§ 39, 91 für die Zahlung der Prämie eine Frist bestimmt wird. Das Gleiche gilt, wenn das Versicherungsverhältnis nach dem Ablaufe der Frist wegen unter­ bliebener Prämienzahlung gekündigt wird. § 104. Hat der Hypothekengläubiger feine Wohnung geändert, die Aenderung aber dem Versicherer nicht mitgeteilt, so genügt für eine Mit­ teilung der in den 88 100, 103 bezeichneten Art die Absendung eines ein­ geschriebenen Briefes nach der letzten dem Versicherer bekannten Wohnung. Die Mitteilung wird in dem Zeitpunkte wirksam, in welchem sie ohne die Wohnungsänderung bei regelmäßiger Beförderung dem Hypothekengläubiger zugegangen sein würde.

§ 105. Bei der Gebäudeversicherung darf der Versicherer, auch wenn der Versicherungsnehmer widerspricht, die von einem Hypothekengläubiger angebotene Prämienzahlung nicht ablehnen. § 106. Ist das Grundstück mit einer Reallast, Grundschuld oder Rentenschuld belastet, so finden die Vorschriften der 88 09 bis 105 ent­ sprechende Anwendung.

§ 107. Die durch die Vorschriften der 88 100 bis 106 begründeten Rechte können nicht zu Gunsten solcher Hypotheken, Grundschulden oder Rentenschulden geltend gemacht werden, die den Versicherungsnehmer zustehen. Dritter Titet.

Hagelversicherung.

§ 10«. Bei der Hagelversicherung haftet der Versicherer für den Schaden, der an den versicherten Bodenerzeugnissen durch die Einwirkung des Hagelschlags entsteht. § 109. Satz 1

Bei der Hagelversicherung braucht die Frist, die nach 8 5 dem Versicherungsnehmer für die Erhebung eines Widerspruchs 59*

32

BVG

gegen die Richtigkeit des BerficherungSscheinS zu Woche zu betragen.

gewähren ist, nur eine

8 110. Der Pflicht zur Anzeige des BerficherungSfallS wird ge­ nügt, wenn die Anzeige binnen vier Tagen nach dem Eintritte des VerficherungSfallS erfolgt. Durch die Absendung der Anzeige wird die Frist gewahrt. Auf eine Vereinbarung, durch welche die Dauer oder die Berechnung der Frist zum Nachteile des Versicherungsnehmers anders bestimmt ist, kann sich der Versicherer nicht berufen. 8 111- Bis zur Feststellung des Schadens darf der Versicherungs­ nehmer an den von dem Hagelschlage betroffenen Bodenerzeugniffen ohne Einwilligung des Versicherers nur solche Aenderungen vornehmen, welche nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirtschaft nicht aufgeschoben werden können. § 112. Tritt nach dem Eintritt eines Verficherungsfalls in derselben VerficherungSperiode ein neuer Versicherungsfall ein, so hastet der Ver­ sicherer für den dadurch verursachten Schaden nur bis zur Höhe des Rest­ betrags der Versicherungssumme. 8 113. Nach dem Eintritt eines Versicherungsfalls ist jeder Teil berechtigt, das Versicherungsverhältnis zu kündigen, der Versicherer nur für den Schluß der Versicherungsperiode, in welcher der Versicherungsfall eingetreten ist, der Versicherungsnehmer spätestens für diesen Zeitpunkt. Kündigt der Versicherungsnehmer für einen früheren Zeitpunkt, so gebührt dem Versicherer gleichwohl die Prämie für die laufende Versicherungsperiode.

8 114. Fm Falle der Veräußerung oder der Zwangsversteigerung der versicherten Bodenerzeugniffe kann der Versicherer dem Erwerber das Versicherungsverhältnis nur für den Schluß der Versicherungsperiode kündigen, in welcher er von dem Eigentumsübergange Kenntnis erlangt; die im 8 70 Abs. 1 vorgesehenen Beschränkungen des Kündigungsrechts finden keine Anwendung. Wird der EigentumSübergang dem Versicherer nicht rechtzeitig an­ gezeigt, so ist der Versicherer, wenn der Versicherungsfall nach dem Schluffe der Versicherungsperiode eintritt, in welcher ihm die Anzeige hätte zugehen müssen, von der Verpflichtung zur Leistung frei. Die Verpflichtung bleibt jedoch bestehen, wenn der Versicherer von dem Eigentumswechsel so früh Kenntnis erlangt hat, daß er zum Schluffe der Versicherungsperiode kün­ digen konnte. Auf eine Vereinbarung, durch welche von diesen Vorschriften zuni Nachteile des Erwerbers abgewichen wird, kann sich der Versicherer nicht berufen. 8 115. Erwirbt jemand auf Grund eines Nießbrauchs, eines Pacht­ vertrags oder eines ähnlichen Verhältnisses die Berechtigung, die versicherten Bodenerzeugmsse zu beziehen, so finden die im Falle einer Veräußerung oder Zwangsversteigerung der Bodenerzeugniffe geltenden Vorschriften ent­ sprechende Anwendung.

BVG.

Zweiter Abschnitt.

Schadensversicherung.

32

vierter Titel.

Uehvttfichenmg. § 116. Bei der Biehversicherung haftet der Versicherer für den Schaden, der durch den Tod des versicherten Tieres entsteht. Wird der Tod durch eine Krankheit oder einen Unfall herbeigeführt, so gllt als Betrag des Schadens der Wert, den das Tier unmittelbar vor Eintritt der Er­ krankung oder des Unfalls gehabt hat. Die Versicherung kann auch für den Schaden genommen werden, der durch eine Krankheit oder einen Unfall entsteht, ohne daß der Tod des Tieres eintritt.

§ 117.

Die Versicherung umfaßt nicht:

1. den infolge einer Seuche oder Krankheit entstehenden Schaden, soweit dem Versicherungsnehmer nach gesetzlicher Vorschrift ein Anspruch auf eine Entschädigung aus öffentlichen Mitteln zusteht oder zustehen würde, wenn der Anspruch nicht durch eine Zuwiderhandlung gegen seuchen­ polizeiliche Vorschriften verwirkt worden wäre; 2. den Schaden, welcher durch Maßregeln verursacht wird, die im Kriege oder nach der Erklärung des Kriegszustandes von einem militärischen Befehlshaber angeordnet worden sind.

§ 118. Steht dem Versicherungsnehmer ein Anspruch auf Gewähr­ leistung wegen eines Mangels des versicherten Tieres gegen einen Dritten zu, so geht der Anspruch auf den Versicherer über, soweit dieser dem Ver­ sicherungsnehmer den Schaden ersetzt. Der Uebergang kann nicht zum Nachteile des Versicherungsnehmers geltend gemacht werden. Geht ein Anspruch auf Gewährleistung durch Verschulden des Versicherungsnehmers verloren, so wird der Versicherer von seiner Ersatzpflicht insoweit frei, als er aus dem Anspruch Ersatz hätte erlangen können. § 119. Der Versicherer haftet nach dem Eintritt eines Versicherungs­ falls für den durch einen späteren Versicherungsfall verursachten Schaden nur bis zur Höhe des Restbetrags der Versicherungssumme. Für die künftigen VerficherungSperioden gebührt ihm nur ein verhältnismäßiger Teil der Prämie.

§ 120. Der Versicherer ist befugt, jederzeit auf seine Kosten eine Besichtigung und Untersuchung der versicherten Tiere vorzunehmen. § 121. Außer dem Tode ist auch jede erhebliche Erkrankung so­ wie jeder erhebliche Unfall eines versicherten Tieres dem Versicherer un­ verzüglich anzuzeigen. Auf die Anzeige der Erkrankung oder der Unfalls finden, auch wenn die Versicherung nur gegen den Schaden genommen ist, der durch den Tod des Tieres entsteht, die für die Anzeige des Versicherungs­ falls geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung. § 122. Erkrankt daS versicherte Tier oder erleidet eS einen Unfall, so hat der Versicherungsnehmer, sofern nicht die Erkrankung oder der Unfall unerheblich ist, unverzüglich einen Tierarzt oder, wenn dies untunlich ist, einen Sachkundigen zuzuziehen.

32

BVG

8 123. Die Kosten der Fütterung und der Pflege sowie die Kosten der tierärztlichen Untersuchung und Behandlung gehören nicht zu den nach 8 63 von dem Versicherer zu erstattenden Aufwendungen. Die Kosten der ersten tierärztlichen Untersuchung bei Erkrankung eines versicherten Tieres haben der Versicherungsnehmer und der Versicherer zu gleichen Teilen zu tragen.

8 124. Die Verzinsung der Entschädigungsforderung sowie das Recht des Versicherungsnehmers auf eine Abschlagszahlung bestimmt sich nach 8 94. § 125. Hat der Versicherungsnehmer versützlich oder aus grober Fahrlässigkeit das Tier schwer mißhandelt oder schwer vernachlässigt, so ist der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei, eS sei denn, daß der Schaden nicht durch die Mißhandlung oder bi? Vernachlässigung ent­ standen ist. Als schwere Vernachlässigung gilt es insbesondere, wenn bei einer Erkrankung oder einem Unfälle die Zuziehung eines Tierarztes oder eines Sachkundigen der Vorschrift des § 122 zuwider Unterlasten worden ist. 8 126. Der Versicherungsnehmer darf eine Nottötung nur mit Einwilligung des Versicherers vornehmen, c3 sei denn, daß die Erklärung des Versicherers nicht abgewartet werden kann. Ist durch das Gutachten des Tierarztes ober, falls die Zuziehung eines Tierarztes untunlich ist, zweier Sachkundigen vor der Tötung sestgestellt, daß die Tötung notwendig ist und die Erklärung des Versicherers nicht abgewartet werden kann, so inuß der Versicherer die Feststellung gegen sich gelten lassen. Ist der Vorschrift deö Abs. 1 Satz 1 zuwider eine Nottötung erfolgt, so ist der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei.

8 127. Endigt das Versicherungsverhältnis, nachdem das versicherte Tier erkrankt ist oder einen Unfall erlitten hat, so hat die Beendigung auf die Haftung des Versicherers keinen Einfluß, wenn die Erkrankrmg oder der Unfall den Tod binnen zwei Wochen nach der Beendigung her­ beiführt.

8 128. Wird ein versichertes Tier veräußert, so endigt in An­ sehung dieses Tieres das Versicherungsverhältnis; dem Versicherer gebührt gleichwohl die Prämie, jedoch nicht über die lausende Versicherungsperiode hinaus. Tritt vor dem Schlüsse der laufenden Versicherungsperiode oder binnen zwei Wochen nach der Veräußerung infolge eines Hauptmangels der Tod des Tieres ein, so bleibt der Versicherer dem Versicherungsnehmer insoweit haftbar, als dieser dem Erwerber kraft Gesetzes zur Gewährleistung verpflichtet ist. Geht das Eigentum an dem Inventar eines Grundstücks mit dein Eigentum oder dem Besitze des Grundstücks attf einen anderen über, so behält es in Ansehung der zum Inventare gehörenden Tiere bei den Vor­ schriften der 83 69 bis 73 sein Bewenden. fünfter Titel.

Transportversicherung. 8 129. Bei der Versicherung von Gütern gegen die Gefahren der Beförderung zu Lande oder aus Binnengewässern trügt der Versicherer

VBG

Zweiter Abschnitt.

Lchadensversicheruu^.

32

alle Gefahren, denen die Güter während der Dauer der Versicherung aus­ gesetzt sind. Bei der Versicherung eines Schiffes gegen die Gefahren der Binnen­ schiffahrt trügt der Versicherer alle Gefahren, denen das Schiff während der Dauer der Versicherung ausgesetzt ist. Der Versicherer haftet auch für den Schaden, den der Versicherungsnehmer infolge eines Zusammen­ stoßes von Schissen dadurch erleidet, daß er den einem Dritten zugefügten Schaden zu ersetzen hat. § 130. Der Versicherer haftet nicht für einen Schaden, der von dem Versicherungsnehmer vorsätzlich oder fahrlässig verursacht wird. Er hat jedoch den von dem Versicherungsnehmer durch eine fehlerhafte Führung des Schiffes verursachten Schaden zu ersetzen, es sei denn, daß dem Ver­ sicherungsnehmer eine bösliche Handlungsweise zur Last fällt. § 131. Bei der Versicherung von Gütern haftet der Versicherer nicht für einen Schaden, der von dem Absender oder dem Empfänger in dieser Eigenschaft vorsätzlich oder fahrlässig verursacht wird. Das Gleiche gilt von einem Schaden, der durch die natürliche Be­ schaffenheit der Güter, namentlich durch inneren Verderb, Schwinden, ge­ wöhnliche Leckage sowie durch mangelhafte Verpackung der Güter oder durch Ratten oder Mäuse verursacht wird; ist jedoch die Reise durch einen Unfall, für den der Versicherer haftet, ungewöhnlich verzögert worden, so fällt der Schaden dem Versicherer insoweit zur Last, als er infolge der Verzögerung eingetreten ist. § 132. Bei der Versicherung eines Schiffes hastet der Versicherer nicht für einen Schaden, der daraus entsteht, daß das Schiff in einem nicht fahrtüchtigen Zustand oder nicht gehörig ausgerüstet oder bemannt die Reise antritt. Das Gleiche gilt von einem Schaden, der nur eine Folge der Ab­ nutzung des Schiffes im gewöhnlichen Gebrauch ist oder nur durch Alter, Fäulnis oder Wurmfraß verursacht wird. § 133. Die Versicherung gegen die Gefahren der Binnenschiffahrt umfaßt die Beiträge zur großen Haverei. Sind ausschließlich Güter des Schiffseigners verladen, so umfaßt die Versicherung auch die Aufopferungen, welche zur großen Haverei gehören würden, wenn das Eigentum an den Gütern einem anderen zustünde. Die Vorschriften der §§ 835 bis 839 des Handelsgesetzbuchs finden entsprechende Anwendung. Eine vom Schiffer aufgestellte Dispache ist für den Versicherer nur verbindlich, wenn er der Aufstellung durch den Schiffer zugestimmt hat. § 134. Die Versicherung von Gütern erstreckt sich auf die ganze Dauer der versicherten Reise. Die Versicherung beginnt mit dem Zeitpunkt, in welchem die Güter von dem Frachtführer zur Beförderung oder, wenn die Beförderung nicht sofort erfolgen kann, zur einstweiligen Verwahrung angenommen werden. Sie endigt mit dem Zeitpunkt, in welchem die Güter denr Empfänger am Ablieferungsort abgelrefert oder, wenn sich ein AblieserungShinderniS ergibt, rechtmäßig hinterlegt oder verkauft werden.

32

DBG.

§ 135. Unter die Versicherung gegen die Gefahren der Beförderung von Gütern aus Eisenbahnen fällt auch die Beförderung zur Eisenbahn sowie die Beförderung von der Eisenbahn an den Empfänger, wenn sie durch die Eisenbahnverwaltung oder unter ihrer Verantwortlichkeit erfolgt.

§ 136. Sind Güter gegen die Gefahren der Beförderung auf Binnengewäffem versichert, so trägt der Versicherer die Gefahr der Be­ nutzung von Leichterfahrzeugen bei der Verladung oder der Ausladung, wenn die Benutzung ortsüblich ist. 8 137. Werden die versicherten Güter in anderer Art als mit dem Schiffe befördert, mit welchem sie nach dem Versicherungsverträge be­ fördert werden sollen, so haftet der Versicherer nicht. Werden jedoch die Güter nach dem Beginne der Versicherung inölge eines Unfalls, für den der Versicherer haftet, mit einem anderen als »em im Versicherungsverträge bestimmten Schiffe oder zu Lande befördert, ö fällt die Beförderung unter die Versicherung. Das Gleiche gilt, wenn nach dem Beginne der Versicherung ohne Zustimmung des Versicherungs­ nehmers die Beförderung geändert oder die Reise des Schiffes auf­ gegeben wird. Die Versicherung umfaßt in den Fällen des Abf. 2 die Kosten der Umladung und der einstweiligen Lagerung sowie die Mehrkosten der Weiter­ beförderung. 8 138. Die Versicherung eines Schiffes beginnt, wenn sie für eine Reise genommen ist, mit dem Zeitpunkt, in welchem mit der Einnahme der Ladung angefangen wird, oder, wenn keine Ladung einzunehmen ist, mit der Abfahrt. Sie endigt mit dem Zeitpunkt, in welchem die Löschung der Ladung am Bestimmungsorte beendigt ist, oder, wenn keine Ladung zu löschen ist, mit der Ankunft am Bestimmungsorte. Wird die Löschung von dem Versicherungsnehmer ungebührlich verzögert, so endigt die Ver­ sicherung mit dem Zeitpunkt, in welchem die Löschung beendigt sein würde, falls die Verzögerung nicht stattgefunden hätte. Wird vor der Beendigung der Löschung für eine neue Reise Ladung eingenommen, so endigt die Versicherung mit dem Zeitpunkt, in welchem mit der Einnahme angefangen wird. Wird nach dem Beginne der Versicherung die versicherte Reise aus­ gegeben, so tritt in Ansehung der Beendigung der Versicherung der Ort, wo die Reise aufhört, an die Stelle des Bestimmungsorts.

8 139. Ist ein auf Zeit versichertes Schiff bei dem Ablaufe der vereinbarten VersichcrungSzeit unterwegs, so gilt das VersicherungSverhältniS als verlängert bis zur Ankunft des Schiffes am nächsten Bestimmungsort und, falls an diesem gelöscht wird, bis zu dem nach § 138 für die Be­ endigung der Versicherung maßgebenden Zeitpunkte. Der Versicherungs­ nehmer kann die Verlängerung, solange das Schiff noch nicht unterwegs ist, durch eine gegenüber dem Versicherer abzugebende Erklärung ausschließen. 8 140. MS Versicherungswert der Güter gilt der gemeine Handels­ wert und in besten Ermangelung der gemeine Wert, den die Güter am Orte der Absendung in dem Zeitpunkte haben, welcher nach den 88 134

BVG.

Zweiter Abschnitt.

Schadensversicherung.

32

bis 136 für den Beginn der Versicherung maßgebend ist, unter Hinzurechnung der Versicherungskosten sowie derjenigen Kosten, welche bis zur Annahme der Güter durch den Frachtführer entstehen. Der sich nach Abf. 1 ergebende Wert der Güter gilt auch bei dem Eintritte des VerficherungSfallS als Versicherungswert. Haben die Güter eine Beschädigung erlitten, so ist bei der Berechnung deS Schadens festzustellen, in welchem Verhältniße der Handelswert oder gemeine Wert, den die Güter im unbeschädigten Zustand am Ablieferungs­ orte haben würden, zu dem Werte steht, den sie dort im beschädigten Zu­ standehaben; ein diesem Verhältnis entsprechender Bruchteil des Versicherungs­ werts gilt als Betrag des Schadens.

§ 141. Als Versicherungswert des Schiffes gilt der Wert, den das Schiff bei dem Beginne der Versicherung hat. Dieser Wert gilt auch bei dem Eintritte des Versicherungsfalls als Versicherungswert. Bei einer Beschädigung des Schiffes gelten, falls das Schiff aus­ besserungsfähig ist, die nach den §§ 709, 710 des Handelsgesetzbuchs zu berechnenden Ausbesserungskosten als Betrag des Schadens. 8 142. Bei der Versicherung von Gütern ist der Versicherer nicht berechtigt, das VersicherungSverhültnis wegen einer unabhängig von dem Willen deS Versicherungsnehmers eingetretenen Erhöhung der Gefahr oder wegen einer Veräußerung der versicherten Güter zu kündigen. Der Ver­ sicherungsnehmer ist nicht verpflichtet, eine solche Gefahrerhöhung oder eine Veräußerung dem Versicherer anzuzeigen. 8.143. Wird bei der Versicherung eines Schiffes das Versicherungs­ verhältnis, während das Schiff unterwegs ist, von dem Versicherer wegen einer unabhängig von dem Willen des Versicherungsnehmers eingetretenen Erhöhung der Gefahr oder wegen Veräußerung des Schiffes gekündigt, so wirkt die Kündigung nicht vor der Beendigung der Reise. Tritt während des bezeichneten Zeitraums ein Versicherungsfall ein, so wird die Ver­ pflichtung des Versicherers zur Leistung nicht dadurch berührt, daß die Anzeige der Gefahrerhöhung oder der Veräußerung unterblieben ist. Ist die Verpflichtung zur Anzeige schon vor dem Beginne der Reise verletzt, so finden die Vorschriften des Abs. 1 nur Anwendung, wenn die Gefahrerhöhung oder die Veräußerung dem Versicherer vor dem Beginne der Reise bekannt geworden ist. Bei einer Zwangsversteigerung des versicherten Schiffes finden die Vor­ schriften über die Veräußerung entsprechende Anwendung.

8 144. Aufwendungen, die der Versicherungsnehmer gemäß § 62 zur Abwendung oder Minderung des Schadens macht, fallen, soweit der Versicherungsnehmer sie für geboten halten durfte, dem Versicherer ohne Rücksicht darauf zur Last, ob sie zusammen mit der übrigen Entschädigung die Versicherungssumme übersteigen. Sind Aufwendungen zur Abwendung oder Minderung oder zur Er­ mittelung und Feststellung eines Schadens oder zur Wiederherstellung oder Ausbefferung der durch einen DersicherungSfall beschädigten Sache gemacht oder Beiträge zur großen Haverei geleistet oder ist eine persönliche Ver­ pflichtung des Versicherungsnehmers zur Entrichtung solcher Beiträge ent-

32

VBG.

standen, so hastet der Versicherer für den Schaden, der durch einen späteren Verficherungsfall verursacht wird, ohne Rücksicht auf die ihm zur Last fallenden früheren Aufwendungen und Beiträge.

§ 145. Der Versicherer ist nach dem Eintritt eines Versicherungs­ falls berechtigt, sich durch Zahlung der Versicherungssumme von allen weiteren Verbindlichkeiten zu befreien. Der Versicherer bleibt jedoch zum Ersätze der Kosten verpflichtet, welche zur Abwendung oder Minderung deS Schadens oder zur Wiederherstellung oder Ausbesserung der versicherten Sache verwendet worden sind, bevor seine Erklärung, daß er sich durch Zahlung der Versicherungssumme befreien wolle, dem Versicherungsnehmer zugegangen ist. § 146. Bei der Versicherung gegen die Gefahren der Binnen­ schiffahrt hat der Versicherungsnehmer jeden Unfall, der das Schiff oder die Ladung trifft, auch wenn dadurch ein Entschädigungsanspruch für ihn nicht begründet wird, dem Versicherer unverzüglich anzuzeigen, sofern der Unfall für die von dem Versicherer zu tragende Gefahr von Erheblichkeit ist. § 147. Ist die Versicherung für eine Reise genommen, die teils zur See, teils auf Binnengewässern oder zu Lande ausgeführt wiro, so finden auf die Versicherung, auch soweit sie die Reise auf Binnengewässer» oder zu Lande betrifft, die Vorschriften des Handelsgesetzbuchs über die Seeversicherung entsprechende Anwendung. Unberührt bleiben die Vor­ schriften des 8 133 Abs. 2 Satz 2, des § 134 Abs. 2 und des § 135 über die Dispache des Schiffers, über den Beginn und das Ende der Ver­ sicherung sowie über die Haftung des Versicherers für die Beförderung zu und von der Eisenbahn. § 148. Die Vorschrift des 8 67 Abs. 1 Satz 2 findet auf die Transportversicherung feine Anwendung. Sechster Titel.

Haftpflichtversicherung.

§ 149. Bei der Haftpflichtversicherung ist der Versicherer verpflichtet, dem Versicherungsnehmer die Leistung zu ersetzen, die dieser auf Grund seiner Verantwortlichkeit für eine während der Versicherungszeit eintretende Tatsache an einen Dritten zu bewirken hat. § 150. Die Versicherung umfaßt die gerichtlichen und außer­ gerichtlichen Kosten, die durch die Verteidigung gegen den von einem Dritten geltend gemachten Anspruch entstehen, soweit die Aufwendung der Kosten den Umständen nach geboten ist. Dies gilt auch dann, wenn sich der Anspruch als unbegründet erweist. Der Versicherer hat die Kosten auf Verlangen des Versicherungsnehmers vorzuschießen. Ist eine Versicherungssumme bestimmt, so hat der Versicherer Kosten, die in einem auf seine Veranlassung geführten Rechtsstreit entstehen, auch insoweit zu ersetzen, als sie zusammen mit der übrigen Entschädigung die Versicherungssumme übersteigen. DaS Gleiche gilt von Zinsen, die der Versicherungsnehmer infolge einer vom Versicherer veranlaßten Verzögerung der Befriedigung deS Dritten diesem zu entrichten hat.

BVG

Zweiter Abschnitt.

Schadensversicherung.

32

Ist dem Versicherungsnehmer nachgelassen, die Vollstreckung einer gerichtlichen Entscheidung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung ab­ zuwenden, so hat auf sein Verlangen der Versicherer die Sicherheitsleistung oder Hinterlegung zu bewirken. Diese Verpflichtung besteht nicht über den Betrag der Versicherungssumme hinaus; haftet der Versicherer nach Abs. 2 für einen höheren Betrag, so tritt der Versicherungssumme der Mehr­ betrag hinzu. Der Versicherer ist von der Verpflichtung frei, wenn er den Anspruch des Dritten dem Versicherungsnehmer gegenüber als begründet anerkennt.

§ 151. Ist die Versicherung sür die Haftpflicht aus einem geschästüchen Betriebe des Versicherungsnehmers genommen, so erstreckt sie sich aus die Haftpflicht der Vertreter des Versicherungsnehmers sowie auf die Haftpflicht solcher Personen, welche er zur Leitung oder Beaufsichtigung des Betriebs oder eines Teiles des Betriebs angestellt hat. Die Ver­ sicherung gilt insoweit als für fremde Rechnung genommen. Wird im Falle des Abs. 1 daS Unternehmen an einen Dritten ver­ äußert oder auf Grund eines Nießbrauchs, eines Pachtvertrags oder eines ähnlichen Verhältnisses von einem Dritten übernommen, so tritt an Stelle des Versicherungsnehmers der Dritte in die während der Dauer seiner Berechtigung sich aus dem VersicherlMgSverhältnisse ergebenden Rechte und Pflichten ein. Die Vorschriften des § 69 Abs. 2, 3 und der §§ 70, 71 finden entsprechende Anwendung. 8 152. Der Versicherer haftet nicht, wenn bet Versm)crnngsnehnicr vorsätzlich den Eintritt der Tatsache, für die er dem Dritten verantwortlich ist, widerrechtlich herbeigeführt hat. § 153. Der Pflicht zur Anzeige des Versicherungsfalls wird genügt, weiln die Anzeige innerhalb einer Woche erfolgt; die Frist beginnt mit dem Zeitpunkt, in welchem der Dritte seinen Anspruch gegenüber dem Versicherungsnehmer geltend macht. Durch die Absendung der Anzeige wird die Frist gewahrt. Wird der Versicherungsnehmer zu einer gericht­ lichen Verhandlung über den Anspruch geladen, so hat er, wenngleich die Frist noch läuft, die Anzeige unverzüglich nach Empfang der Ladung zu machen. Aus eine Vereinbarung, durch welche die Dauer oder die Berechnung der Frist zum Nachteile des Versicherungsnehmers anders bestimmt ist, kann sich der Versicherer nicht berufen.

§ 154. Der Versicherer hat die Entschädigung binnen zwei Wochen uor. dem Zeitpuntt an zu leisten, m welchem der Dritte von dem Ver­ sicherungsnehmer befriedigt oder der Anspruch des Dritten durch rechts­ kräftiges Urteil, durch Anerkenntnis oder Vergleich festgestellt worden ist. Soweit gemäß § 150 Kosten zu ersetzen sind, ist die Entschädigung binnen zwei Wochen von der Mitteilung der Berechnung an zu leisten. Aus eine Vereinbarung, nach welcher der Versicherer von der Ver­ pflichtung zur Leistung frei sein soll, wenn ohne seine Einwilligung der Versicherungsnehmer den Dritten befriedigt oder dessen Anspruch anerkennt, kann sich der Versicherer nicht berufen, falls nach den Umständen der Ver-

32

DBG.

ficherungSnehmer die Befriedigung oder die Anerkennung nicht ohne offen­ bare Unbilligkeit verweigern konnte.

K 155. Ist der Versicherungsnehmer dem Dritten zur Gewährung einer Rente verpflichtet, so kann er, wenn die Versicherungssumme den Kapitalwert der Rente nicht erreicht, nur einen verhältnismäßigen Teil der Rente verlangen. Hat der Versicherungsnehmer für die von ihm geschuldete Rente dem Dritten kraft Gesetzes Sicherheit zu leisten, so erstreckt sich die Verpflichtung des Versicherers auf die Leistung der Sicherheit.

§ 156. Der Versicherer ist berechtigt, die dem Versicherungsnehmer gebührende Entschädigung, soweit der Versicherungsnehmer dem Dritten zur Leistung verpflichtet ist, diesem zu entrichten. Vor der Zahlung an den Dritten hat der Versicherer dem Versicherungsnehmer Mitteilung zu machen. Auf Verlangen des Versicherungsnehmers ist der Versicherer ver­ pflichtet, die Zahlung an den Dritten zu bewirken. K 157. Ist über das Vermögen des Versicherungsnehmers der Konkurs eröffnet, so kann der Dritte wegen des ihm gegen den Ver­ sicherungsnehmer zustehenden Anspruchs abgesonderte Befriedigung aus der Entschädigungsforderung des Versicherungsnehmers verlangen. § 158. Hat nach dem Eintritt eines Versicherungsfalls der Ver­ sicherer dem Versicherungsnehmer gegenüber seine Verpflichtung zur Leistung der Entschädigung anerkannt oder die Leistung der fälligen Entschädigung verweigert, so ist jeder Teil berechtigt, das VersicherungSverhaltnis zu kündigen. Das Gleiche gilt, wenn der Versicherer dem Versicherungsnehmer die Weisung erteilt, es über den Anspruch des Dritten zum Rechtsstreite kommen zu lasten. Die Kündigung ist nur innerhalb eines Monats seit der Anerkennung der Entschädigungspflicht oder der Verweigerung der Entschädigung oder seit der Rechtskraft des im Rechtsstreite mit dem Dritten ergangenen Urteils zulässig. Der Versicherer hat eine Kündigungsfrist von einem Monat einzuhalten. Der Versicherungsnehmer kann nicht für einen späteren Zeitpunkt als den Schluß der laufenden Versicherungsperiode kündigen. Kündigt der Versicherungsnehmer, so gebührt dem Versicherer gleich­ wohl die Prämie für die laufende Versicherungsperiode. Kündigt der Ver­ sicherer, so gebührt ihm nur derjenige Teil der Prämie, welcher der ab­ gelaufenen Versicherungszeit entspricht. Dritter Abschnitt.

Lebensversicherung, s 159. Die Lebensversicherung kann auf die Person des VersicherungSnehmerS oder eines anderen genommen werden. Wird die Versicherung für den Fall des Todes eines anderen ge­ nommen, so ist zur Gültigkeit des Vertrags die schriftliche Einwilligung des anderen erforderlich. Ist der andere geschäftsunfähig oder in der

BVG

Dritter Abschnitt.

Lebensversicherung.

32

Geschäftsfähigkeit beschränkt und steht die Vertretung in den seine Person betreffenden Angelegenheiten dem Versicherungsnehmer zu, so kann dieser den anderen bei der Erteilung der Einwilligung nicht vertreten. Nimmt der Vater oder die Mutter die Versicherung auf die Person eines minderjährigen KindeS, so bedarf eS der Einwilligung des Kinder nur, wenn nach dem Vertrage der Versicherer auch bei Eintritt des Todes vor der Vollendung des siebenten Lebensjahrs zur Leistung verpflichtet sein soll und die für diesen Fall vereinbarte Leistung den Betrag der gewöhn­ lichen Beerdigungskosten übersteigt. Hat für solche Versicherungen die Auf­ sichtsbehörde einen bestimmten Höchstbetrag festgesetzt, so ist dieser an Stelle des Betrags der gewöhnlichen Beerdigungskosten maßgebend. § 160. Durch die Vereinbarung, daß derjenige, auf dessen Person eine Versicherung genommen werden soll, sich zuvor einer ärztlichen Unter­ suchung zu unterwerfen hat, wird ein Recht des Versicherers, die Vornahme der Untersuchung zu verlangen, nicht begründet.

§ 161. Wird die Versicherung auf die Person eines anderen als des Versicherungsnehmers genommen, so kann vereinbart werden, daß in Ansehung des Rechtes des Versicherers, wegen Verletzung der dem Ver­ sicherungsnehmer bei der Schließung des Vertrags obliegenden Anzeigepflicht von dem Vertrage zurückzutreten, die Kenntnis und das Verhalten des anderen der Kenntnis oder dem Verhalten des Versicherungsnehmers gleich­ stehen soll. § 162. Ist daS Alter desjenigen, auf dessen Person die Ver­ sicherung genommen werden soll, unrichtig angegeben worden und infolge der unrichtigen Angabe die Prämie zu niedrig bestimmt, so mindert sich die Leistung des Versicherers nach dem Verhältnis, in welchem die dem wirklichen Alter entsprechende Prämie zu der vereinbarten Prämie steht. DaS Recht, wegen Verletzung der Anzeigepflicht von dem Vertrage zurück­ zutreten, steht dem Versicherer nur zu, wenn daS wirkliche Alter außerhalb der Grenzen liegt, welche durch den Geschäftsplan Jür den Abschluß von Verträgen festgesetzt sind.

§ 163. Wegen einer Verletzung der dem Versicherungsnehmer bei der Schließung des Vertrags obliegenden Anzeigepflicht kann der Versicherer von dem Vertrage nicht mehr zurücktreten, wenn seit der Schließung zehn Jahre verstrichen sind. DaS Rücktrittsrecht bleibt bestehen, wenn die An­ zeigepflicht arglistig verletzt worden ist. § 164. Als Erhöhung der Gefahr gilt nur eine solche Aenderung der Gefahrumstände, welche nach ausdrücklicher Vereinbarung als Gefahr­ erhöhung angesehen werden soll; die Erklärung deS Versicherungsnehmers bedarf der schriftlichen Form. Eine Erhöhung der Gefahr kann der Versicherer nicht mehr geltend machen, wenn seit der Erhöhung zehn Jahre verstrichen find. Der Der sicherer bleibt jedoch zur Geltendmachung befugt, wenn die Pflicht, seine Ein­ willigung einzuholen oder ihm Anzeige zu machen, arglistig verletzt worden ist. § 165. Sind laufende Prämien zu entrichten, so kann der Ver­ sicherungsnehmer das Versicherungsverhältnis jederzeit für den Schluß der laufenden Versicherungsperiode kündigen.

3L

BVG.

Ist eine Kapitalverficherung für den Todesfall in der Art genommen, daß der Eintritt der Verpflichtung deS Versicherers zur Zahlung des ver­ einbarten Kapitals gewiß ist, so steht das Kündigungsrecht dem Ver­ sicherungsnehmer auch dann zu, wenn die Prämie in einer einmaligen Zahlung besteht. § 166. Bei einer Kapitalversicherung ist im Zweifel anzunehmen, daß dem Versicherungsnehmer die Befugnis vorbehalten ist, ohne Zu­ stimmung des Versicherers einen Dritten als Bezugsberechtigten zu be­ zeichnen sowie an die Stelle des so bezeichneten Dritten einen anderen zu setzen. Die Befugnis deS Versicherungsnehmers, an die Stelle des bezugs­ berechtigten Dritten einen anderen zu setzen, gilt im Zweifel auch dann als vorbehalten, wenn die Bezeichnung des Dritten im Vertrag erfolgt ist.

§ 167. Soll bei einer Kapitalversicherung die Leistung des Ver­ sicherers nach dem Tode des Versicherungsnehmers erfolgen und ist die Zahlung an die Erben ohne nähere Bestimmung bedungen, so sind im Zweifel diejenigen, welche zur Zeit des Todes als Erben berufen sind, nach dem Verhältnis ihrer Erbteile bezugsberechtigt. Eine Ausschlagung der Erbschaft hat auf die Berechtigung keinen Einfluß. Ist der Fiskus als Erbe berufen, so steht ihm ein Bezugsrecht im Sinne des Abs. 1 Satz 1 nicht zu. § 168. Wird bei einer Kapitalversicherung das Recht auf die Leistung des Versicherers von dem bezugsberechtigen Dritten nicht erworben, so steht es dem Versicherungsnehmer zu. §169. Bei einer Versicherung für den Todesfall ist der Ver­ sicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei, wenn derjenige, auf dessen Person die Versicherung genommen ist, Selbstmord begangen hat. Die Verpflichtung des Versicherers bleibt bestehen, wenn die Tat in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustande krankhafter Störung der Geistestätigkeit begangen worden ist.

§ 170. Ist die Versicherung für den Fall des Todes eines anderen als des Versicherungsnehmers genommen, so ist der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei, wenn der Versicherungsnehmer vorsätzlich durch eine widerrechtliche Handlung den Tod des anderen herbeisührt. Ist bei einer Versicherung für den Todesfall ein Dritter als Bezugs berechtigter bezeichnet, so gilt die Bezeichnung als nicht erfolgt, wenn der Dritte vorsätzlich durch eine widerrechtliche Handlung den Tod desjenigen, auf besten Person die Versicherung genommen ist, herbeiführt. § 171. Eine Anzeige von dem Eintritte des Versicherungsfalls ist dem Versicherer nur zu machen, wenn der Tod als Versicherungssall be­ stimmt ist. Der Anzeigepflicht wird genügt, wenn die Anzeige binnen drei Tagen nach dem Eintritte des Versicherungsfalls erfolgt; durch die Ab sendung der Anzeige wird die Frist gewahrt. Steht das Recht aus die Leistung einem anderen als dem Ver­ sicherungsnehmer zu, so liegt die Anzeigepflicht dem anderen ob; das Gleiche gilt von der Pflicht zur Auskunft und zur Beschaffung von Belegen.

VVG

Dritter Slbschmtt.

Lebensversicherung.

32

§ 172. Auf eine Vereinbarung, durch welche von den Vorschriften der 88 162 bis 165, 169 oder deS 8 171 Abs. 1 Satz 2 zum Nachteile des Versicherungsnehmers abgewichen wird, kann sich der Versicherer nicht berufen. Jedoch kann für die Kündigung, zu der nach 8 165 der Ver­ sicherungsnehmer berechtigt ist, die schriftliche Form bedungen werden.

§ 173. Hat das VersicherungSverhSltnis mindestens drei Jahre bestanden und ist die Prämie für diesen Zeitraum bezahlt, so gelten die besonderen Vorschriften der 88 174 bis 176. § 174. Der Versicherungsnehmer kann jederzeit für den Schluß der laufenden Versicherungsperiode die Umwandlung der Versicherung in eine prämienfreie Versicherung verlangen. Wird die Umwandlung verlangt, so tritt mit dem bezeichneten Zeit­ punkt an die Stelle des vereinbarten Kapital- oder Rentenbetrags der Betrag, der sich für das Alter desjenigen, auf dessen Person die Ver­ sicherung genommen ist, als Leistung deS Versicherers ergibt, wenn die auf die Versicherung entfallende Prämienreserve als einmalige Prämie angesehen wird. Die Prämienreserve ist für den Schluß der laufenden Versicherungs­ periode zu berechnen. Prämienrückstände werden von dem Betrage der Prämienreserve abgesetzt. Der Versicherer ist zu einem angemessenen Abzüge berechtigt. Ist für den Abzug mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde in den Versicherungs­ bedingungen ein bestimmter Betrag festgesetzt, so gilt dieser als angemesien. § 175. Kündigt der Versicherer daS Versicherungsverhältnis nach 8 39, so wandelt sich mit der Kündigung die Versicherung in eine prämien­ freie Versicherung um. Aus die Umwandlung finden die Vorschriften des § 174 Abs. 2 bis 4 Anwendung. Im Falle des 8 39 Abs. 1 Satz 2 ist der Versicherer zu der Leistung verpflichtet, die ihm obliegen würde, wenn sich mit dem Eintritte des Versicherungsfalls die Versicherung in eine prämienfreie Versicherung um­ gewandelt hätte. Die im 8 39 vorgesehene Bestimmung einer Zahlungsfrist muß einen Hinweis auf die eintretende Umwandlung der Versicherung enthalten. § 176. Wird eine Kapitalversicherung für den Todesfall, die in der Art genommen ist, daß der Eintritt der Verpflichtung des Versicherers zur Zahlung des vereinbarten Kapitals gewiß ist, durch Rücktritt oder Kündigung aufgehoben, so hat der Versicherer den Betrag der auf die Versicherung entfallenden Prämienreserve zu erstatten. Das Gleiche gilt bei einer Versicherung der im Abs. 1 bezeichneten Art auch dann, wenn nach dem Eintritte deS Versicherungsfalls der Ver­ sicherer von der Verpflichtung zur Zahlung des vereinbarten Kapitals frei ist. Im Falle des 8 170 Abf. 1 ist jedoch der Versicherer zur Erstattung der Prämienreserve nicht verpflichtet. Bei Ermittelung des zu erstattenden Betrags ist die Prämienreserve für den Schluß der Versicherungsperiode zu berechnen, in deren Laufe das Dersicherungsverhältnis endigt.

32

BVG.

Der Versicherer ist zu einem angemessenen Abzüge berechtigt. Ist für den Abzug mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde in den Versicherungs­ bedingungen ein bestimmer Betrag festgesetzt, so gilt dieser als angemessen.

8 177. Ist bei einer Versicherung der im § 176 Abs. 1 bezeich­ neten Art eine einmalige Prämie entrichtet, so gelten die Vorschriften des § 176 auch dann, wenn das Versicherungsverhältnis noch nicht drei Jahre bestanden hat.

§ 178. Auf eine Vereinbarung, durch welche von den Vorschriften der 83 173 bis 177 zum Nachteile des Versicherungsnehmers abgewichen wird, kann sich der Versicherer nicht berufen. In den Versicherungs­ bedingungen kann jedoch mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde eine andere als die in den §§ 174, 175 vorgesehene Art der Umwandlung in eine prLmienfreie Versicherung sowie eine andere als die im § 176 vorgesehene Berechnung deS zu erstattenden Betrags bestimmt werden. Vierter Abschnitt.

Unfallversicherung. 8 179. Die Unfallversicherung kann gegen Unfälle, die dem Ver­ sicherungsnehmer oder gegen Unfälle, die einem anderen zustoßen, genommen werden. Eine Versicherung gegen Unfälle, die einem anderen zustoßen, gilt im Zweifel als für Rechnung des anderen genommen. Die Vorschriften der §§ 75 bis 79 finden entsprechende Anwendung. Wird eine Versicherung gegen Unfälle, die einem anderen zustoßen, von dem Versicherungsnehmer für eigene Rechnung genommen, so ist zur Gültigkeit des Vertrags die schriftliche Einwilligung des anderen erforderlich. Ist der andere geschäftsunfähig oder in der Geschäftsfähigkeit beschränkt und steht die Vertretung in den seine Person betreffenden Angelegenheiten dem Versicherungsnehmer zu, so kann dieser den anderen bei der Erteilung der Einwilligung nicht vertreten. Im Falle des Abs. 3 kann vereinbart werden, daß in Ansehung des Rechtes des Versicherers, wegen Verletzung der dem Versicherungsnehmer bei der Schließung des Vertrags obliegenden Anzeigepflicht von dem Ver­ trage zurückzutreten, die Kenntnis und das Verhalten des anderen der Kenntnis oder dem Verhalten des Versicherungsnehmers gleichstehen soll. 8 180. Ist als Leistung des Versicherers die Zahlung eines Kapitals vereinbart, so gelten die Vorschriften der 83 166 bis 168. 8 181. Der Versicherer ist von der Verpflichtung zur Leistung frei, wenn der von dem Unsalle betroffene den Unfall vorsätzlich herbeigeführt hat. DaS Gleiche gilt, wenn im Falle des 8 179 Abs. 3 der Versicherungs­ nehmer vorsätzlich durch eine widerrechtliche Handlung den Unfall herbei­ geführt hat. Ist ein Dritter als Bezugsberechtigter bezeichnet, so gilt die Bezeich­ nung als nicht erfolgt, wenn der Dritte vorsätzlich durch eine widerrechtliche Handlung den Unfall herbeiführt.

32

BBG. Fünfter Abschnitt. Schlußvorschristen.

§ 182. Die Pflicht zur Anzeige des Berficherungsfalls liegt, wenn das 9ltd)t aus die Leistung einem bezugsberechtigten Dritten zusteht, diesem ob; das Gleiche gilt von der Pflicht zur Auskunft und zur Beschaffung von Belegen.

K 183. Der Versicherungsnehmer hat für die Abwendung und Minderung der Folgen des Unfalls nach Möglichkeit zu sorgen und dabei die Weisungen des Versicherers zu befolgen, soweit ihm nicht etwas unbilliges zugeinutet wird. Auf eine Vereinbarung, durch welche von dieser Vorschrift zum Nachteile des Versicherungsnehmers abgewichen wird, kann sich der Versicherer nicht berufen. § 184. Sollen nach dem Vertrag einzelne Voraussetzungen des Anspruchs aus der Versicherung oder das Maß der durch den Unfall herbeigefülnten Einbuße an Erwerbsfähigkeit durch Sachverständige sestgestellt werden, so ist die getroffene Feststellung nicht verbindlich, wenn sie offenbar von der wirklichen Sachlage erheblich abweicht. Die Feststellung erfolgt ,n diesem Falle durch Urteil. Das Gleiche gilt, wenn die Sachverständigen die Feststellung nicht treffen können oder wollen oder sie verzögern. Sind nach dem Vertrage die Sachverständigen durch das Gericht zu ernennen, so finden auf die Ernennung die Vorschriften des § 64 Abs. 2 entsprechende Anwendung. Eine Vereinbarung, durch welche von der Vorschrift bes Abs. 1 Satz 1 abgewichen wird, ist nichtig.

§ 185. Ter Versicherer hat dem Versicherungsnehmer die Kosten, welche durch die Ermittelung und Feststellung des Unfalls sowie des Umfanges der Leistungspflicht des Versicherers entstehen, insoweit zu erstatten, als ihre Aufwendung den Umständen nach geboten war.

fünfter Abschnitt.

Schlußvorschriften. § 186. Die Vorschriften dieses Gesetzes finden auf die Seever­ sicherung und auf die Rückversicherung keine Anwendung. § 187. Die in diesem Gesetze vorgesehenen Beschränkungen der Vertragssreiheit bleiben bei der Transportversicherung von Gütern, bei der Kreditversicherung, der Versicherung gegen Kursverluste und der Versicherung gegen Arbeitslosigkeit außer Anwendung. Das Gleiche gilt von einer Schadensversicherung, die in der Weise genommen wird, daß die versicherten Jntereffeir bei der Schließung deS Vertrags nur der Gattung nach bezeichnet und erst nach ihrer Entstehung dem Versicherer einzeln aufgegeben werden (lausende Versicherung). § 188. Durch Kaiserliche Verordnung kann mit Zustimmung deS Bundesrats bestimmt werden, daß bei den im zweiten, dritten und vierten Abschnitte nicht besonders geregelten Versicherungszweigen, auch soweit sie nicht unter den 8 187 fallen, sowie bei der Versicherung von Schiffen Zarger, ReichSzlvllgesetze. 3. Aufl.

60

32

VBG.

gegen die Gefahren der Binnenschiffahrt, die in diesem Gesetze vorgesehenen Beschränkungen der Vertragsfreiheit ganz oder zum Teil außer Anwendung bleiben.

§ 189, Die Vorschriften der §§ 38, 39, 42 über die nicht recht­ zeitige Zahlung einer Prämie und die Vorschriften der 88 173 bis 178 über die Gewährung einer prämienfreien Versicherung und die Erstattung der Prämienreserve finden, soweit mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde in den Versicherungsbedingungen abweichende Bestimmungen getroffen sind, keine Anwendung: 1. auf Versicherungen, die bei einem Vereine genommen werden, der als kleinerer Verein im Sinne deS § 53 des Gesetzes über die privaten Versicherungsunternehmungen vom 12. Mai 1901 (Reichs-Gesetzbl. S. 139) anerkannt ist;' 2. auf die Sterbegeldversicherung, die Volksversicherung sowie auf sonstige Arten der Lebensversicherung mit kleineren Beträgen. Sind für Versicherungen mit kleineren Beträgen im Sinne des Abs. 1 Nr. 2 mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde abweichende Bestimmungen getroffen, so kann deren Gültigkeit nicht unter Berufung darauf angefochten werden, daß es sich nicht um Versicherungen mit kleineren Beträgen handle. § 190. Die Vorschriften dieses Gesetzes finden keine Anwendung auf Versicherungsverhältniffe, die bei den auf Grund des Gesetzes über die eingeschriebenen Hilsskasscn (Reichs-Gesetzbl. 1876 S. 125, 1884 S. 54) errichteten Kassen oder bei den auf Grund der Gewerbeordnung von Innungen oder Jnnungsverbünden errichteten Unterstützungskassen begründet werden. Das Gleiche gilt von Versicherungsverhältnissen, die bei Berufs genossenschaften gemäß § 23 des Gesetzes, betreffend die Abänderung der Unfallversicherungsqesetze, vom 30. Juni 1900 (Reichs-Gesetzbl. S. 335) begründet werden.

§ 191. Unberührt bleiben die landcsgesetzlichen Vorschrlftcn über Versicherungsverhältnisse, die bei den im § 75 Abs. 4 des Krankenver­ sicherungsgesetzes bezeichneten auf Grund landesrechtlicher Vorschriften errichteten Hilfskassen oder bei den aus Grund berggesehlicher Vorschriften errichteten Knappschaftskassen begründet werden. § 192. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften über Versicherungsverhältnisse, die bei einer nach Landesrecht errichteten öffent­ lichen Anstalt unmittelbar kraft Gesetzes entstehen, sowie über Versicherungen, die bei einer solchen Anstalt infolge eines gesetzlichen Zwanges genommen werden. Auf sonstige Versicherungen, die bei einer nach Landesrecht errichteten öffentlichen Anstalt genommen werden, finden die in diesem Gesetze vor­ gesehenen Beschränkungen der Dertragsfreiheit sowie die Vorschriften über die Versicherungsagenten, keine Anwendung. Wird eine Versicherungsunternehmung von dem Aussichtsamte für Privatversicherung oder von der nach den 88 2, 3 des Gesetzes über die privaten Versicherungsunternehmungen vom 12. Mai 1901 (Reichs-Gesetzbl. S. 139) zuständigen Landesbehörde als öffentliche Anstalt iin Sinne des

BVG. Fünfter Abschnitt. Schlußvorschriften.

32

8 119 des genannten Gesetzes anerkannt, so gilt sie auch im Sinne dieses Gesetzes als öffentliche Anstalt.

8 193. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Borschristen, nach welchen der Dersicherer verpflichtet ist, die Entschädigungssumme nur zur Wiederherstellung des versicherten Gegenstandes zu zahlen. Die Landesgesetze können bestimmen, in welcher Weise im Falle des 8 97 die Verwendung des Geldes zu sichern ist. 8 194. In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, in welchen durch Klage oder Widerklage ein Anspruch aus einem den Vorschriften dieses Gesetzes unterliegenden Versicherungsverhältniffe geltend gemacht ist, wird die Ver­ handlung und Entscheidung letzter Instanz im Sinne des § 8 des Einführungs­ gesetzes zum Gerichtsverfaffungsgesetze dem Reichsgericht überwiesen.

VI. Abschnitt.

Urheber- und Erfinderrecht, Unlauterer Wettbewerb. rr. Gesetz, bett, das Urheberrecht an Ulerken der Literatur und der Conkunst. Vom 19. Juni 1901.

(ReichSgesetzblatt S. 227-239)?,

(Erster Abschnitt.

Voraussetzungen des Schutzes.

§ 1. Nach Maßgabe dieses Gesetzes werden geschützt: 1. die Urheber von Schriftwerken und solchen Vortrügen oder Reden, welche dem Zwecke der Erbauung, der Belehrung oder der Unter­ haltung dienen; 2. die Urheber von Werken der Tonkunst: 3. die Urheber von solchen Abbildungen wissenschajllicher oder technischer Art, welche nicht ihrem Hauptzwecke nach als Kunstwerke zu betrachten find. Zu den Abbildungen gehören auch plastische Darstellungen. Choreographische und pantomimische Werke werden auch dann wie Schristwerke geschützt, wenn der Bühnenvorgang auf andere Weise als schriftlich festgelegt ist.

§ 2. Urheber eines Werkes ist dessen Verfasser. Bei einer Uebersetzung gilt der Uebersetzer, bei einer sonstigen Bearbeitung der Bearbeiter als Urheber. Wird ein Werk der Literatur oder der Tonkunst durch einen per­ sönlichen Vortrag auf Vorrichtungen für Instrumente übertragen, die der mechanischen Wiedergabe für das Gehör dienen, so steht die auf diese Weise hergestellte Vorrichtung einer Bearbeitung des Werkes gleich. Das *) Das Gesetz vom 22. Mai 1910 zur Ausführung der revidierten Berner Ueberetnkunft zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst vom 13. November 1908 (RGBl. 1910 S. 793) enthält tm Art. I Aende­ rungen der LitUG., aus denen die jetzig« Fassung der §§ 1, 2, 12, 14, 18, 20, 22, 22a, 22b, 22c, 24, 26, 37, 38, 41, 49, 55, 63a beruht. Im übrigen stehe btt Ein­ gangsnote zu 34.

LitUG

Erster Abschnitt.

Voraussetzungen deS Schutzes.

33

gleiche gilt, wenn die Uebertragung durch Lochen, Stanzen, Anordnung von Stiften oder eine ähnliche Tätigkeit geschieht und die Tätigkeit als eine künstlerische Leistung anzusehen ist. Im Falle des Satz 1 gilt der Vortragende, im Falle des Satz 2 derjenige, welcher die Uebertragung bewirkt, als Bearbeiter.

K 3. Juristische Personen des öffentlichen Rechtes, die als Heraus­ geber ein Werk veröffentlichen, deffen Verfasser nicht aus dem Titelblatt, in der Zueignung, in der Vorrede oder am Schluffe genannt wird, werden, wenn nicht ein anderes vereinbart ist, als Urheber des Werkes angesehen. § 4. Besteht ein Werk aus den getrennten Beiträgen mehrerer (Sammelwerk), so wird sür das Werk als Ganzes der Herausgeber als Urheber angesehen. Ist ein solcher nicht genannt, so gilt der Verleger als Herausgeber.

§ 5. Wird ein Schriftwerk mit einem Werke der Tonkunst oder mit Abbildungen verbunden, so gilt für jedes dieser Werke deffen Ver­ fasser auch nach der Verbindung als Urheber. § 6. Haben mehrere ein Werk gemeinsam in der Weise verfaßt, daß ihre Arbeiten sich nicht trennen lassen, so besteht unter ihnen als Urhebern eine Gemeinschaft nach Bruchteilen im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuchs.

§ 7. Enthält ein erschienenes Werk auf dem Titelblatt, in der Zueignung, in der Vorrede oder am Schluffe den Namen eines Versaffers, so wird vermutet, daß dieser der Urheber des Werkes sei. Ist das Werk durch Beiträge mehrerer gebildet, so genügt es, wenn der Name an der Spitze oder am Schluffe des Beitrages angegeben ist. Bei Werken, die unter einem anderen als dem wahren Namen des Versaffers oder ohne den Namen eines VerfafferS erschienen sind, ist der Herausgeber, falls aber ein solcher nicht angegeben ist, der Verleger be­ rechtigt, die Rechte des Urhebers wahrzunehmen. Bei Werken, die vor oder nach dem Erscheinen öffentlich aufgeführt oder vorgetragen sind, wird vermutet, daß derjenige der Urheber sei, welcher bei der Ankündigung der Ausführung oder des Vortrags als Ver­ faffer bezeichnet worden ist. S». Das Recht deS Urhebers geht auf die Erben über. Ist der Fiskus oder eine andere juristische Person gesetzlicher Erbe, so erlischt das Recht, soweit eS dem Erblasser zusteht, mit deffen Tode. DaS Recht kann beschränkt oder unbeschränkt auf andere übertragen werden; die Uebertragung kann auch mit der Begrenzung auf ein bestimmtes Gebiet geschehen.

K 9. Im Falle der Uebertragung des Urheberrechts hat der Er­ werber, soweit nicht ein anderes vereinbart ist, nicht das Recht, an dem Werke selbst, an deffen Titel und an der Bezeichnung des Urhebers Zusätze, Kürzungen oder sonstige Aenderungen vorzunehmen. Zulässig find Aenderungen, für die der Berechtigte seine Einwilligung nach Treu und Glauben nicht versagen kann.

33

SitH®

§ 10. Die Zwangsvollstreckung in das Recht des Urhebers oder in sein Werk findet gegen den Urheber selbst ohne dessen Einwilligung nicht statt; die Einwilligung kann nicht durch den gesetzlichen Vertreter erteilt werden. Gegen den Erben des Urhebers ist ohne seine Einwilligung die Zwangsvollstreckung nur zulässig, wenn das Werk erschienen ist. Zweiter Abschnitt.

Sefugnisse des Urhebers. 8 11. Der Urheber hat die ausschließliche Befugnis, das Werk zu vervielfältigen und gewerbsmäßig zu verbreiten; die ausschließliche Befugnis erstreckt sich nicht auf das Verleihen. Der Urheber ist ferner, solange nicht der wesentliche Inhalt des Werkes öffentlich mitgeteilt ist, aus­ schließlich zu einer solchen Mitteilung befugt. Das Urheberrecht an einem Bühnenwerk oder an einem Werke der Tonkunst enthält auch die ausschließliche Befugnis, das Werk öffentlich aufzufahren. Der Urheber eines Schriftwerkes oder eines Vortrags hat, solange nicht das Werk erschienen ist, die ausschließliche Befugnis, das Werk öffentlich vorzutragen.

8 12. Die ausschließlichen Befugniffe, die dem Urheber nach § 11 in Ansehung des Werkes selbst zustehen, erstrecken sich auch auf die Be­ arbeitungen deS Werkes. Die Befugniffe deS Urhebers erstrecken sich insbesondere auf: 1. die Uebersetzung in eine andere Sprache oder in eine andere Mund­ art derselben Sprache, auch wenn die Uebersetzung in gebundener Form abgefaßt ist; 2. die Rückübersetzung in die Sprache des Originalwerkes; 3. die Wiedergabe einer Erzählung in dramatischer Form oder eines BühnenweäeS in der Form einer Erzählung; 4. die Herstellung von Auszügen auS Werken der Tonkunst sowie von Einrichtungen solcher Werke für einzelne oder mehrere Instrumente oder Stimmen. 5. die Uebertragung deS Werkes auf Vorrichtungen für Instrumente, die der mechanischen Wiedergabe für das Gehör dienen, insbesondere auf auswechselbare Scheiben, Platten, Walzen, Bänder und sonstige Zubehörstücke solcher Instrumente; 6. die Benutzung eines Schriftwerkes zu einer bildlichen Darstellung, welche das Originalwerk seinem Inhalt nach im Wege der Kinemato­ graphie oder eines ihr ähnlichen Verfahrens wiedergibt.

8 13. Unbeschadet der ausschließlichen Befugniffe, die dem Urheber nach 8 12 Abs. 2 zustehen, ist die freie Benutzung seines Werkes zulässig, wenn dadurch eine eigentümliche Schöpfung hervorgebracht wird. Bei einem Werke der Tonkunst ist jede Benutzung unzulässig, durch welche eine Melodie erkennbar dem Werke entnommen und einer neuen Arbeit zugrunde gelegt wird.

LitUG. Zweiter Abschnitt. Befugnisse des Urhebers

33

§ 14. Im Falle der Uebertragung deS Urheberrechts verbleiben, soweit nicht ein anderes vereinbart ist, dem Urheber seine ausschließlichen Befugnisse: 1. für die Uebersetzung eines Werkes in eine andere Sprache oder in eine andere Mundart; 2. für die Wiedergabe einer Erzählung in dramatischer Form oder eines Bühnenwerkes in der Form einer Erzählung; 3. iür die Bearbeitung eines Werkes der Tonkunst, soweit sie nicht bloß ein Auszug oder eine Uebertragung in eine andere Tonart oder Stimmlage ist. 4. für die Benutzung des Werkes zum Zwecke der mechanischen Wieder­ gabe für das Gehör (§ 12 Abs. 2 Nr 5); 5. Tür die Benutzung eines Schriftwerkes zum Zwecke der kinematographischen Wiedergabe (8 12 Abs. 2 Nr. 6). 8 15. Eine Vervielfältigung ohne Einwilligung des Berechtigten ist unzulässig, gleichviel durch welches Verfahren sie bewirkt wird; auch begründet es keinen Unterschied, ob das Werk in einem oder in mehreren Exemplaren vervielfältigt wird. Eine Vervielfältigung zum persönlichen Gebrauch ist zulässig, wenn sie nicht den Zweck hat, aus dem Werke eine Einnahme zu erzielen.

§ 16. Zulässig ist der Abdruck von Gesetzbüchern, Gesetzen, Ver­ ordnungen, amtlichen Erlassen und Entscheidungen sowie von anderen zum amtlichen Gebrauche hergestellten amtlichen Schriften. § 17. Zulässig ist: 1. die Wiedergabe eines Vortrags oder einer Rede in Zeitungen oder Zeitschriften, sofern der Vortrag oder die Rede Bestandteil einer öffentlichen Verhandlung ist; 2. die Vervielfältigung von Vorträgen oder Reden, die bei den Ver­ handlungen der Gerichte, der politischen, kommunalen und kirchlichen Vertretungen gehalten werden. Die Vervielfältigung ist jedoch unzulässig, wenn sie in einer Sammlung erfolgt, die der Hauptsache nach Reden desselben Verfaffers enthält. 8 18. Zulässig ist der Abdruck einzelner Artikel aus Zeitungen in anderen Zeitungen, soweit die Artikel nicht mit einem Vorbehalte der Rechte versehen sind; jedoch ist nur ein Abdruck gestattet, durch den der Sinn nicht entstellt wird. Bei dem Abdruck ist die Quelle deutlich an­ zugeben. Der Abdruck von Ausarbeitungen wiffenschastlichen, technischen oder unterhaltenden Inhalts ist, auch wenn ein Vorbehalt der Rechte fehlt, unzulässig. Vermischte Nachrichten tatsächlichen Inhalts und Tagesneuigkeiten dürfen aus Zeitungen oder Zeitschriften stets abgedruckt werden. 8 19. Zulässig ist die Vervielfältigung: 1. wenn einzelne Stellen oder kleinere Teile eines SchrijtwerkeL, eines Vortrags oder einer Rede nach der Veröffentlichung in einer selb­ ständigen literarischen Arbeit angeführt werden:

SS

LitUG.

2. wenn einzelne Aufsätze von geringem Umfang oder einzelne Gedichte nach dem Erscheinen in eine selbständige wissenschastliche Arbeit aus­ genommen werden; 3. wenn einzelne Gedichte nach dem Erscheinen in eine Sammlung aus­ genommen werden, die Werke einer größeren Zahl von Schriftstellern vereinigt und ihrer Beschaffenheit nach zur Benutzung bei Gesangs­ vortrügen bestimmt ist; 4. wenn einzelne Aussätze von geringem Umfang, einzelne Gedichte ooet kleinere Teile eines Schriftwerkes nach dem Erscheinen in eine Samin­ lung ausgenommen werden, die Werke einer größeren Zahl von Schriftstellern vereinigt und ihrer Beschaffenheit nach für den Kirchen-, Schtil- oder Unterrichtsgebrauch oder zu einem eigentümlichen lite­ rarischen Zwecke bestimmt ist. Bei einer Sammlung zu einem eigen­ tümlichen literarischen Zwecke bedarf es, solange der Urheber lebt, seiner persönlichen Einwilligung. Die Einwilligung gilt als erteilt, wenn der Urheber nicht innerhalb eines Monats, nachdem ihm von der Absicht des DcrfafferS Mitteilung gemacht ist, Widerspruch erhebt.

§ 20. Zulässig ist die Vervielfältigung, wenn kleinere Teile einet Dichtung oder Gedichte von geringem Umfange nach ihrem Erschelneu als Text zn einem neuen Werke der Tonkunst in Verbindung mit diesem wiedergegeben werden. Für eine Aufführung des Werkes darf die Dichtung auch allein wiedergegeben werden, sofern der Abdruck ausschließlich zum Gebrauche der Hörer bestimmt ist. Unzulässig ist die Vervielfältigung von Dichtungen, die ihrer G itiung nach zur Komposition bestimmt sind. Die Vorschriften des Abs. 1 finden keine Anwendung, soweit der Text in Verbindung mit der mechanischen Wiedergabe eines Werken der Tonkunst (§12 Abs. 2 Nr. 5) vervielfältigt werden soll. § 21. Zulässig ist die Vervielsältigung: 1. wenn einzelne Stellen eines bereits erschienenen Werkes der Lonkunst in einer selbständigen literarischen Arbeit angeführt werden; 2. wenn kleinere Kompositionen nach dem Erscheinen in eine selbständige wiffenschastliche Arbeit ausgenommen werden; 3. wenn kleinere Kompositionen nach dem Erscheinen in eine Sammlung ausgenommen werden, die Werke einer größeren Zahl von Komponisten vereinigt und ihrer Beschaffenheit nach für den Unterricht in Schulen mit Ausschluß der Musikschulen bestimmt ist.

8 22. Gestattet der Urheber eines Werkes der Tonkunst einem anderen, das Werk zum Zwecke der mechanischen Wiedergabe (§ 1*2 Abs. 2 Nr. 5) gewerbsmäßig zu vervielfältigen, so kann, nachdem das Werk er­ schienen ist, jeder Dritte, der im Inland eine gewerbliche Hauptmederlaffung oder den Wohnsitz hat, verlangen, daß ihm der Urheber gegen eine angemessene Vergütung gleichfalls eine solche Erlaubnis erteile; für die Entstehung des Anspruchs begründet eS keinen Unterschied, ob der Ur­ heber dem anderen die Vervielfältigung mit oder ohne Uebertragung der ausschließlichen Befugnis gestattet. Die Erlaubnis wirkt nur in bezug

WitU®. Zweiter Abschnitt. Befugnisse des Urhebers.

33

aus die Verbreitung im Inland und die Ausfuhr nach solchen Staaten, in denen der Urheber keinen Schutz gegen die mechanische Wiedergabe des Werkes genießt. Der Reichskanzler kann durch Bekanntmachung im Reichs­ gesetzblatt für das Verhältnis zu einem Staate, in dem er die Gegen­ seitigkeit für verbürgt erachtet, bestimmen, inwieweit ein Dritter, auch wenn er im Inland weder eine gewerbliche Niederlassung noch den Wohnsitz hat, die Erlaubnis verlangen darf und daß die Erlaubnis auch für die Ausfuhr nach jenem Staate wirkt. Gehört als Text zu dem Werke der Tonkunst ein geschütztes Schrift­ werk, desien Urheber einem anderen gestattet hat, eS zum Zwecke der mechanischen Wiedergabe gewerbsmäßig zu vervielfältigen, so finden die Vor­ schriften des Abs. 1 auch auf den Text Anwendung. An Stelle des Ur­ hebers des Textes ist jedoch der Urheber des Werkes der Tonkunst be­ rechtigt und verpflichtet, die Erlaubnis zu erteilen; er hat, wenn er die Erlaubnis erteilt, dem Urheber des Textes einen angemessenen Teil der Vergütung auszuzahlen.

§ 22 ä. Vorrichtungen, die auf Grund einer gemäß § 22 erteilten Erlaubnis hergestellt sind, dürfen mit der im § 22 Abs. 1 Satz 2 fest­ gesetzten Beschränkung ohne eine weitere Erlaubnis zu öffentlichen Auf­ führungen benutzt werden. Hat der Urheber vor oder nach dem Inkraft­ treten dieser Vorschrift die ausschließliche Befugnis zur Aufführung einem anderen übertragen, so hat er dem anderen einen angemessenen Teil der Vergütung auszuzahlen. Die Vorschriften des Abs. 1 finden auch dann Anwendung, wenn der Urheber freiwillig einem anderen die Erlaubnis erteilt, das Werk zum Zwecke der mechanischen Wiedergabe zu vervielfältigen. § 22d. Hat der Urheber die ausschließliche Befugnis zur mecha­ nischen Wiedergabe einem anderen in beschränktem Umfang übertragen, so ist die im 8 22 bestimmte Erlaubnis gleichwohl nur von ihm zu erteilen. Im Falle einer unbeschränkten Uebertragung ist die Erlaubnis von dem Rechtsnachfolger zu erteilen. K 22 c. Für Klagen, durch die ein Anspruch auf Erteilung der Erlaubnis geltend gemacht wird, sind, sofern der Urheber im Inland keinen allgemeinen Gerichtsstand hat, die Gerichte der Stadt Leipzig zuständig. Elnstweilige Verfügungen können erlassen werden, auch wenn die in den 88 935, 940 der Zivilprozeßordnung bezeichneten Voraussetzungen nicht zutreffen.

§ 23. Zulässig ist die Vervielfältigung, wenn einem Schriftwerk ausschließlich zur Erläuterung des Inhalts einzelne Abbildungen aus einem erschienenen Werke beigesügt werden. § 24. Auf Grund der 88 19 bis 23 ist die Vervielfältigung eines sremden Werkes nur zulässig, wenn an den wiedergegebenen Teilen keine Aenderung vorgenommen wird. Jedoch sind, soweit der Zweck der Wieder­ gabe es erfordert, Uebersetzungen eines Schriftwerkes und solche Bearbeitungen eines Werkes der Tonkunst gestattet, die nur Auszüge oder Uebertragungen

33

LitUG

in eine andere Tonart oder Stimmlage oder Einrichtungen für die im § 12 bezeichneten Instrumente darstellen. Werden einzelne Aufsätze, einzelne Gedichte oder kleinere Teile eines Schriftwerkes in eine Sammlung zum Schulgebrauch ausgenommen, so find die für diesen Gebrauch erforderlichen Aenderungen gestattet, jedoch bedarf es, solange der Urheber lebt, seiner persönlichen Einwilligung. Die Einwilligung gilt als erteilt, wenn der Urheber nicht innerhalb eines Monats, nachdem ihm von der beabsichtigten Aenderung Mitteilung gemacht ist, Widerspruch erhebt.

§ 25. Wer ein fremdes Werk nach Maßgabe der §§ 19 bis 23 benutzt, hat die Quelle deutlich anzugeben.

§ 26. Soweit ein Werk nach den §§ 16 bis 21, 23, 24 ohne Ein­ willigung des Berechtigten vervielfältigt werden darf, ist auch die Ver­ breitung, die öffentliche Aufführung sowie der öffentliche Vortrag zulässig. § 27. Für öffentliche Aufführungen eines erschienenen Werkes der Tonkunst bedarf es der Einwilligung des Berechtigten nicht, wenn sie keinem gewerblichen Zwecke dienen und die Hörer ohne Entgelt zugelassen werden. Im übrigen sind solche Ausführungen ohne Einwilligung des Berechtigten zulässig: 1. wenn sie bei Volksfesten, mit Ausnahme der Musikfeste, stattfinden: 2. wenn der Ertrag ausschließlich für wohltätige Zwecke bestimmt ist und die Mitwirkenden keine Vergütung für ihre Tätigkeit erhalten; 3. wenn sie von Vereinen veranstaltet werden und nur die Mitglieder sowie die zu ihrem Hausstande gehörigen Personen als Hörer zuge­ lassen werden. Auf die bühnenmäßige Ausführung einer Oper oder eines sonstigen Werkes der Tonkunst, zu welchem ein Text gehört, finden diese Vorschriften keine Anwendung.

§ 28. Zur Veranstaltung einer öffentlichen Aufführung ist, wenn rnehrere Berechtigte vorhanden sind, die Einwilligung eines jeden erforderlich. Bei einer Oper oder einem sonstigen Werke der Tonkunst, zu welchem ein Text gehört, bedarf der Veranstalter der Ausführung nur der Ein­ willigung desjenigen, welchem das Urheberrecht an dem musikalischen Teile zusteht. Dritter Abschnitt.

Dauer des Schutzes. K 29. Der Schutz des Urheberrechts endigt, wenn seit dem Tode des Urhebers dreißig Jahre und außerdem seit der ersten Veröffentlichung des Werkes zehn Jahre abgelaufen sind. Ist die Veröffentlichung bis zum Ablaufe von dreißig Jahren seit dem Tode des Urhebers nicht er­ folgt, so wird vermutet, daß das Urheberrecht dem Eigentümer des Werkes zustehe.

§ 30. Steht das Urheberrecht an einem Werke mehreren gemein­ schaftlich zu, so bestimmt sich, soweit der Zeitpunkt des Todes für die Schutzfrist maßgebend ist, deren Ablaus nach dem Tode des Letztlebenden.

LitUG. Vierter Abschnitt. Rechtsverletzungen.

33

§ 31. Ist der wahre Name deS Urhebers nicht bei der ersten Veröffentlichung gemäß § 7 Abs. 1, 3 angegeben worden, so endigt der Schutz mit dem Ablaufe von dreißig Jahren seit der Veröffentlichung. Wird der wahre Name des Urhebers binnen der dreißigjährigen Frist gemäß § 7 Abs. 1, 3 angegeben oder von dem Berechtigten zur Eintragung in die Eintragsrolle (§ 56) angemeldet, so finden die Vor­ schriften des 8 29 Anwendung. Das gleiche gilt, wenn das Werk erst nach dem Tode des Urhebers veröffentlicht wird.

§ 32. Steht einer juristischen Person^nach den §§ 3, 4 das Ur­ heberrecht zu, so endigt der Schutz mit dem Ablaufe von dreißig Jahren seit der Veröffentlichung. Jedoch endigt der Schutz mit dem Ablaufe der im § 29 bestimmten Fristen, wenn das Werk erst nach dem Tode des Verfassers veröffentlicht wird. § 33. Bei Werken, die aus mehreren in Zwischenräumen ver­ öffentlichten Bänden bestehen, sowie bei fortlaufenden Berichten oder Heften wird jeder Band, jeder Bericht oder jedes Heft für die Berechnung der Schutzfristen als ein besonderes Werk angesehen. Bei den in Lieferungen veröffentlichten Werken wird die Schutzfrist erst von der Veröffentlichung der letzten Lieferung an berechnet.

§ 34. Die Schutzfristen beginnen mit dem Ablaufe des Kalenderlahrs, in welchem der Urheber gestorben oder das Werk veröffentlicht worden ist. § 35. Soweit der in diesem Gesetze gewährte Schutz davon ab­ hängt, ob ein Werk erschienen oder anderweit veröffentlicht oder ob der wesentliche Inhalt eines Werkes öffentlich mitgeteilt worden ist, kommt nur eine Veröffentlichung oder Mitteilung in Betracht, die der Berechtigte bewirkt hat. vierter Abschnitt.

Rechtsverletzungen. § 36. Wer vorsätzlich oder fahrlässig unter Verletzung der aus­ schließlichen Befugnis des Urhebers ein Werk vervielfältigt, gewerbsmäßig verbreitet oder den wesenllichen Inhalt eines Werkes öffentlich mitteilt, ist dem Berechtigten zum Ersätze des daraus entstehenden Schadens verpflichtet.

§ 37. Wer vorsätzlich oder fahrlässig unter Verletzung der aus­ schließlichen Befugnis des Urhebers ein Werk öffentlich aufführt oder öffentlich vorträgt, ist dem Berechtigten zum Ersätze des daraus entstehenden Schadens verpflichtet. Die gleiche Verpflichtung trifft denjenigen, welcher vorsätzlich oder fahrlässig eine dramatische Bearbeitung, die nach § 12 unzulässig ist, öffentlich auffahrt oder eine bildliche Darstellung, die nach 8 12 unzulässig ist, öffentlich vorfahrt. § 38. Mit Geldstrafe bis zu dreitausend Mark wird bestraft: 1. wer in anderen als den gesetzlich zugelaffenen Fällen vorsätzlich ohne Einwilligung des Berechtigten ein Werk vervielfältigt oder gewerbs­ mäßig verbreitet;

33

LttUG.

2. wer in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen vorsätzlich ohne Einwilligung des Berechtigten ein Bühnenwerk, ein Werk der Ton­ kunst oder eine dramatische Bearbeitung, die nach § 12 unzulässig ist, öffentlich ausführt oder eine bildliche Darstellung, die nach §12 unzulässig ist, öffentlich vorführt oder ein Werk, bevor es erschienen ist, öffentlich vortrügt. War die Einwilligung des Berechtigten nur deshalb erforderlich, weil an dem Werke selbst, an dessen Titel oder an der Bezeichnung des Urhebers Aenderungen vorgekommen sind, so tritt Geldstrafe bis zu drei­ hundert Mark ein. Soll eine nicht beizutreibende Geldstrafe in Gefängnisstrafe umgewandelt werden, so darf deren Dauer in den Fällen des Abs. 1 sechs Monate, in den Fällen des Abs. 2 einen Monat nicht übersteigen.

§ 39. Wer den wesentlichen Inhalt eines Werkes, bevor der Inhalt öffentlich mitgeteilt ist, vorsätzlich ohne Einwilligung des Berech­ tigten öffentlich niitteilt, wird mit Geldstrafe bis zu eintausendsünfhundert Mark bestraft. Soll eine nicht beizutreibende Geldstrafe in Gefängnisstrafe umgewandelt werden, so darf deren Dauer drei Monate nicht übersteigen. § 40. Auf Verlangen des Berechtigten kann neben der Strafe aus eine an ihn zu erlegende Buße bis zum Betrage von jechstausend Mark erkannt werden. Die zu dieser Buße Verurteilten haften als Gesamtschuldner. Eine erkannte Buße schließt die Geltendmachung eines weiteren An­ spruchs auf Schadensersatz aus. 8 41. Die in den §§ 36 bis 39 bezeichneten Handlungen find auch dann rechtswidrig, wenn das Werk nur zu einem Teile vervielfältigt, verbreitet, öffentlich mitgeteilt, aufgeführt, vorgeführt oder vorgetragen wird. 8 42. Die widerrechtlich hergestellten oder verbreiteten Exemplare und die zur widerrechtlichen Vervielfältigung ausschließlich bestiminten Vor­ richtungen, wie Formen, Platten, Steine, Stereotypen, unterliegen der Ver­ nichtung. Ist nur ein Teil des Werkes widerrechtlich hergestellt oder ver­ breitet, so ist auf Vernichtung dieses Teiles und der entsprechenden Vor­ richtungen zu erkennen Gegenstand der Vernichtung sind alle Exemplare und Vorrichtungen, welche sich im Eigentume der an der Herstellung oder der Verbreitung Beteiligten sowie der Erben dieser Personen befinden Auf die Vernichtung ist auch dann zu erkennen wenn die Herstellung »der die Verbreitung weder vorsätzlich noch fahrlässig erfolgt. Das gleiche gilt, weiln die Herstellung noch nicht vollendet ist. Die Vernichtung hat zu erfolgen, nachdem dem Eigentümer gegeniber rechtskräftig darauf erkannt ist. Soweit die Exemplare oder die Vorrichtungen in anderer Weise als durch Vernichtung unschädlich gemacht werden können, hat dies zu geschehen, falls der Eigentümer die Kosten übernimmt. 8 43. Der Berechtigte kann statt der Vernichtung verlangen, öaß ihm das Recht zuerkannt wird, die Exemplare und Vorrichtungen ganz oder

^iUIG

Vierter Abschnitt, ^^chtsverletzun^en.

33

teilweise gegen eine angemessene, höchstens dem Betrage der Herstellungs­ kosten gleichkommende Vergütung zu übernehmen.

§ 44. Wer den Vorschriften des § 18 Abs. 1 oder deS § 26 zuwider unterläßt, die benutzte Quelle anzugeben, wird mit Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Mark bestraft. § 45. Die Strafverfolgung in den Fällen der §§ 38, 39, 44 tritt nur auf Antrag ein. Die Zurücknahme deS Antrags ist zulässig. § 46. Die Vernichtung der widerrechtlich hergestellten oder ver­ breiteten Exemplare und der zur widerrechtlichen Vervielfältigung aus­ schließlich bestimmten Vorrichtungen kann im Wege des bürgerlichen Rechts­ streits oder im Strafverfahren verfolgt werden.

8 47. Auf die Vernichtung von Exemplaren oder Vorrichtungen kann auch im Strafverfahren nur auf besonderen Antrag deS Berechtigten erkannt werden. Die Zurücknahme deS Antrags ist bis zur erfolgten Ver­ nichtung zulässig. Der Berechtigte kann die Vernichtung von Exemplaren oder Vor­ richtungen selbständig verfolgen. In diesem Falle finden die §§ 477 bis 479 der Strafprozeßordnung mit der Maßgabe Anwendung, daß der Berechtigte als Privatkläger austreten kann. § 48. Die §§ 46, 47 finden auf die Verfolgung des im § 43 bezeichneten Rechtes entsprechende Anwendung.

8 49. Für sämtliche Bundesstaaten sollen SachverständigenKamniern bestehen, die verpflichtet sind, aus Erfordern der Gerichte und der Staatsanwaltschaften Gutachten über die an sie gerichteten Fragen abzugeben. Die Sachverständigen-Kammern sind befugt, auf Anrufen der Be­ teiligten über Schadensersatzansprüche, über die Vernichtung von Exemplaren oder Vorrichtungen sowie über die Zuerkennung des im § 43 bezeichneten Rechtes, ferner in den Fällen des 8 22 über den Anspruch auf die Er­ teilung der Erlaubnis als Schiedsrichter zu verhandeln und zu entscheiden. Der Reichskanzler erläßt die Bestimmungen über die Zusammen­ setzung und den Geschäftsbetrieb der Sachverständigen-Kammern. Die einzelnen Mitglieder der Sachverständigen-Kammern sollen nicht ohne ihre Zustimmung und nicht ohne Genehmigung des Vorsitzenden von den Gerichten als Sachverständige vernommen werden. 8 50. Der Anspruch auf Schadensersatz und die Strafverfolgung wegen Nachdrucks verjähren in drei Jahren. Die Verjährung beginnt mit dem Tage, an welchem die Verbreitung der Nachdruckexemplare zuerst stattgesunden hat. § 51. Der Anspruch auf Schadensersatz und die Strafverfolgung wegen widerrechtlicher Verbreitung oder Aufführung sowie wegen wider­ rechtlichen Vortrags verjähren in drei Jahren. DaS gleiche gilt in den Füllen der §§ 36, 39. Die Verjährung beginnt mit dem Tage, an welchem die wider­ rechtliche Handlung zuletzt stattgesunden hat.

33

LttUG.

§ 52. Der Antrag auf Vernichtung der widerrechtlich hergeftellten oder verbreiteten Exemplare sowie der zur widerrechtlichen Vervielfältigung ausschließlich bestimmten Vorrichtungen ist solange zulässig, als solche Exemplare oder Vorrichtungen vorhanden sind. § 53. Die Verjährung der nach dem § 44 strafbaren Handlung beginnt mit dem Tage, an welchem die erste Veröffentlichung stattgefunden hat.

fünfter Abschnitt.

Schlnßbestimmungen. 8 54. Den Schutz genießen die Reichsangehörigen für alle ihre Werke, gleichviel ob diese erschienen sind oder nicht. § 55. Wer nicht Reichsangehöriger ist, genießt den Schutz für jedes seiner Werke, das im Inland erscheint, sofern er nicht das Werk selbst oder eine Uebersetzung an einem früheren Tage im Auslande Hal erscheinen laffen. Für den im § 2 Abs. 2 bestimmten Schutz ist an Stelle des Erscheinens die Vervielfältigung der Vorrichtung maßgebend. Unter der gleichen Voraussetzung genießt er den Schutz für icdes seiner Werke, das er im Inland in einer Uebersetzung erscheinen läßt: die Uebersetzung gilt in diesem Falle als das Originalwerk. § 56. Die Rolle für die im § 31 Abs. 2 vorgesehenen Ein­ tragungen wird bei dem Stadtrate zu Leipzig geführt. Der Stadtrat bewirkt die Eintragungen, ohne die Berechtigung des Antragstellers oder die Richtigkeit der zur Eintragung angemeldeten Tatsachen zu prüfen. Wird die Eintragung abgelehnt, so steht den Beteiligten die Be schwerde an den Reichskanzler zu.

§57. Der Reichskanzler erläßt die Bestimmungen über die Führrrng der Eintragsrolle. Die Einsicht der Eintragsrolle ist jedem gestattet. Aus der Rolle können Auszüge gefordert werden; die Auszüge sind auf Ben langen zu beglaubigen. Die Eintragungen werden im Börsenblatte für den deutschen Buch handel und, falls das Blatt zu erscheinen aufhören sollte, in einer anderen vom Reichskanzler zu bestimmenden Zeitung öffentlich bekannt gemacht.'! § 51t. Eingaben, Verhandlungen, Bescheinigungen und sonstige Schriftstücke, welche die Eintragung in die Eintragsrollc betreffen, fi„b stempelfrei. Für jede Eintragung, für jeden Eintragsschein sowie für jeden sonstigen Auszug aus der Eintragsrolle wird eine Gebühr von l.so Marl erhoben; außerdem hat der Antragsteller die Kosten für die öffentliche Bekanntmachung der Eintragung zu entrichten. *) Eine Bekanntmachung de- Reichskanzlers vom 28 April 1903 (RGBl. S. 211) bestimmt: «Eintragungen in die vom Stadtrate zu Leipzig geführte Eintrag-rolle werden fortan im Deutschen Reich-anzelger öffentlich bekannt gemacht.'

LitUG. Fünfter Abschnitt. Schlußbestimmnngen.

33

§ 59. In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, in welchen durch Klage oder Widerklage ein Anspruch auf Grund der Vorschriften dieses Gesetzes geltend gemacht ist, wird die Verhandlung und Entscheidung letzter Instanz im Sinne des § 8 des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze dem Reichsgerichte zugewiesen.

§ 60. Einem nachgelassenen Werke, das bei dem Inkrafttreten dieses Gesetzes noch nicht veröffentlicht ist, wird die im § 29 vorgesehene Schutzfrist auch dann zu Teil, wenn die bisherige Schutzfrist bereits ab­ gelaufen ist. 8 61. Der durch dieses Gesetz gewährte Schutz gegen Aufführung kann nach dessen Inkrafttreten einem Werke der Tonkunst, für welches das Aufführungsrecht bis dahin nicht vorbehalten war, dadurch gesichert werden, daß das Werk nachträglich mit dem Vorbehalte versehen wird. Jedoch ist die Ausführung eines solchen Werkes auch ferner ohne Ein­ willigung des Urhebers zulässig, sofern nicht bei der Aufführung Noten benutzt werden, die mit dem Vorbehalte versehen sind. Die ausschließliche Befugnis zur öffentlichen Ausführung eines nach diesen Vorschriften geschützten Werkes steht dem Urheber zu. § 62. Die ausschließlichen Befugnisse des Urhebers eines geschützten Werkes bestimmen sich nach den Vorschriften dieses Gesetzes, auch wenn daL Werk vor dessen Inkrafttreten entstanden ist. War jedoch eine Uebersetzung oder sonstige Bearbeitung oder eine Sammlung, welche auS den Werken mehrerer Schriftsteller zum Schulgebrauche veranstaltet ist, vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes erlaubterweise ganz oder zum Teil erschienen, so bleibt die Befugnis des Bearbeiters zur Vervielfältigung, Verbreitung und öffentlichen Äusführung unberührt. § 63. Soweit eine Vervielfältigung, die nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes unzulässig ist, bisher erlaubt war. darf der bereits begonnene Druck von Exemplaren vollendet werden. Die vorhandenen Vorrichtungen, wie Formen, Platten, Steine, Stereotypen, dürfen noch bis zum Ablaufe von sechs Monaten benutzt werden. Die Verbreitung der gemäß dieser Vorschristen hergestellteu sowie der bereits vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes vollendeten Exemplare ist zulässig. § 63 a. Die Vorschrift des § 12 Abs. 2 Nr. 5 findet keine An­ wendung auf Werke der Tonkunst, die bereits vor dem 1. Mai 1909 im Inland erlaubterweise jür Vorrichtungen zur mechanischen Wiedergabe benutzt worden sind. Im übrigen finden die Vorschristen deS § 63 ent­ sprechende Anwendung; Exemplare, deren Verbreitung hiernach zulässig ist, dürfen auch zu öffentlichen Ausführungen benutzt werden. Auf Werke der Literatur und der Tonkunst, die vor dem Inkraft­ treten der Vorschriften des § 22 entstanden sind, finden diese auch in­ soweit Anwendung, als die Werke schon bisher einen Schutz gegen mecha­ nische Wiedergabe genossen. Soweit jedoch dem Urheber bisher eine aus­ schließliche Befugnis zustand, das Werk zur mechanischen Wiedergabe zu benutzen, bleibt, wenn er die Befugnis einem anderen übertragen hat, dieser sowohl dem Urheber als Dritten gegenüber gemäß den bisherigen

33

LitUG

Vorschriften zu der Benutzung befugt. Auch wird in solchen Füllen, wenn der Urheber auf Grund des bisherigen Rechtes einem anderen ohne Uebertragung der ausschließlichen Befugnis gestattet hat, das geschützte Werk zur mechanischen Wiedergabe zu benutzen, hierdurch für Dritte nicht der Anspruch begründet, daß ihnen gleichfalls eine solche Erlaubnis erteilt werde.

§ 64. Dieses Gesetz tritt mit dem 1. Januar 1902 in Kraft. Die §§ 1 bis 56, 61, 62 des Gesetzes, betreffend das Urheberrecht an Schriftwerken usw., vom 11. Juni 1870 (Bundes-Gesetzbl S. 339) treten mit demselben Tage außer Kraft?) Jedoch bleiben diese Vorschriften in­ soweit unberührt, als sie in den Reichsgesetzen über den Schutz von Werken der bildenden Künste, von Photographien sowie von Mustern und Modellen für anwendbar erklärt werden. *) Die demnach aufrechterhaltenen §§ 57—60 enthalten Bestimmungen über den Geltungsbeginn des Gesetzes (1. Januar 1871) und Uebergangsvorfchriften. Der § 60 lautet: »Die Erteilung von Privilegien zum Schutze des Urheberrechts ist nicht mehr zulässig. Dem Inhaber eines vor dem Inkrafttreten des gegenwärtigen Gesetzes von dem Deutschen Bunde oder den Regierungen einzelner, jetzt zum Norddeutschen Bunde ge­ hörigen Staaten erteilten Privilegiums steht eS frei, ob er von diesem Privilegium Gebrauch machen oder den Schutz deS gegenwärtigen Gesetzes anrufen will. Der Prlvilegienschutz kann indes nur für den Umfang derjenigen Staaten geltend gemacht werden, von welchen derselbe erteilt worden ist. Die Berufung auf den Privilegienschutz ist dadurch bedingt, daß daS Privilegium entweder ganz oder dem wesentlichen Inhalte nach dem Werke vorgedruckt oder auf oder hinter dem Titelblatt desselben bemerkt ist. Wo dieses nach der Natur deS Gegen­ standes nicht stattfinden kann, oder bisher nicht geschehen ist, mutz das Privilegium, bei Vermeidung des Erlöschens, binnen drei Monaten nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes zur Eintragung in die Eintragsrolle angemeldet und von dem Kuratorium derselben öffentlich besannt gemacht werden."

M. Revidierte Berner (Übereinkunft zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst. ’ Vom 13. Lovrmber 1908. (Reichsgesetzblatt 1910 S. 965—988).

Seine Majestät der Deutsche Kaiser, König von Preußen, im Namen des Deutschen Reichs; Seine Majchzi der König der Belgier; Seine Majestät der König von Dänemark; Seine Majestät der König von Spanien; der Präsident der Französischen Republik; Seine Majestät der König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland, Kaiser von Indien; Seine Majestät der König von Italien; Seine Majestät der Kaiser von Japan; der Präsident der Republik Liberia; Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Luxemburg; Seine Durch­ laucht der Fürst von Monako; Seine Majestät der König von Norwegen; Seine Majestät der König von Schweden; der Bundesrat der Schwei­ zerischen Eidgenosienschast; Seine Hoheit der Bey von Tunis, gleichmäßig von dem Wunsche beseelt, in möglichst wirksamer und gleichmäßiger Weise das Recht der Urheber an ihren Werken der Literatur und Kunst zu schützen, haben den Abschluß einer Uebereinkuuft zu dem Zwecke beschloflen, bu Ucbereinkunst von Bern vom 9. September 1886 nebst zugehörigem *) Das Gesetz vom 22. Mai 1910 zur Ausführung der rev'ivierten Berner Uebcreiittunst zum Schutze von Werten der Lite­ ratur und Kunst vom 13. November 1908 (RGBl 1910 S. 793), daS im Art I Aenderungen deS LuUG. (33), im Art II Aenderungen des VerlG. (35) und im Art. III Aenderungen deS KunstUG. (36) enthält, bestimmt in den Art. IV und V, was folgt:

Art. IV. In Ausführung des Art 9 Abs 2, des Art. 13 Abs 2 und des Art. 18 Abs 3 der revidierten Berner Uebereintunft zum Schutze von Werten der Literatur und Kunst vom 13 November 1908 wird bestimmt:

8 1. Wer der Bestimmung deS Art. 9 Abs. 2 Satz 1 der Ueberein­ tunft zuwider es unterläßt, die benutzte Quelle anzugeben, wird nach § 44 des Gesetze-, betreffend daS Urheberrecht an Werten der Literatur und der Tontunst, vom 19. Juni 1901 (Reichs-Gesetzbl. S. 227) bestraft.

§ 2. Auf die nach Art 13 Abs 1 der Uebereintunft den Urhebern von Werten der Tontunst zustehenden Besugnisse finden die Vorschriften der 88 22 bis 22 e und des 8 63 a Abs 2 in der Fassung deS gegenwärtigen Gesetzes Anwendung. Die Bestimmung deS Art. 13 Abs. 3 der Uebereintunft bleibt unberührt. 8 3. Die im Art. 18 Abs. 3 der Uebereintunft vorbehaltene Rege­ lung der Anwendung des im Art. 18 Abs. 1 enthaltenen Grundsatzes erfolgt durch Kaiserliche Verordnung mit Zustimmung des Bundesrats. Art. V. Dieses Gesetz tritt gleichzeitig mit der revidierten Berner Ueber­ eintunft zum Schutze von Werten der Literatur und Kunst vom 13 November 1908 in Kraft. 3 n c oc r, ReichSzlv laeseye. 3. Nufl

61

34

BernKonv.

Zusatzartikel und Schlußprotokoll, sowie die Zusatzakte und die erläuternde Deklaration von Paris vom 4. Mai 1896 zu revidieren. Sie haben infolgedessen zu Ihren Bevollmächtigten ernannt (folgen die Namen)

welche, nach gegenseitiger Mitteilung ihrer in guter und gehöriger Form befundenen Vollmachten, folgende Artikel vereinbart haben:

Art. 1. Die vertragschließenden Länder bilden einen Verband zum Schutze des Urheberrechts an Werken der Literatur und Kunst. Art. 2. Der Ausdruck „Werke der Literatur und Kunst" um­ faßt alle Erzeugnisse aus dem Bereiche der Literatur, der Wissenschaft oder der Kunst ohne Rücksicht auf die Art oder die Form der Vervielfältigung wie: Bücher, Broschüren und andere Schriftwerke; dramatische oder dra­ matisch-musikalische Werke, choreographische und pantomimische Werke, sofern der Bahnenvorgang schriftlich oder auf andere Weise festgelegt ist; Werke der Tonkunst mit oder ohne Text; Werke der zeichnenden Kunst, der Malerei, der Baukunst, der Bildhauerei; Stiche und Lithographien; Illustrationen, geographische Karten; geographische, topographische, archi­ tektonische oder wissenschaftliche Pläne, Skizzen und Darstellungen pla­ stischer Art. Den gleichen Schutz wie die Originalwerke genießen, unbeschadet des Urheberrechts an dem Originalwerk, Übersetzungen, Adaptationen, musi­ kalische Arrangements und andere Umarbeitungen eines Werkes der Lite­ ratur oder der Kunst sowie Sammlungen aus verschiedenen Werken. Die vertragschließenden Länder sind verpflichtet, den obengenannten Werken Schuh zu gewähren. Den Werken der angewandten Kunst wird Schutz gewährt, soweit die innere Gesetzgebung eines jeden Landes dies gestattet. Art. 3. Diese Uebereinkunst findet auch Anwendung auf Werke der Photographie und die durch ein der Photographie ähnliches Verfahren hergestellten Werke. Die vertragschließenden Länder sind verpflichtet, diesen Werken Schutz zu gewähren.

Art. 4. Die einem der Verbandsländer angehörigen Urheber ge­ nießen sowohl für die nicht veröffentlichten als für die in einem Verbands­ lande zum ersten Male veröffentlichten Werke in allen Verbandsländern mit Ausnahme des Ursprungslandes des Werkes diejenigen Rechte, welche die einschlägigen Gesetze den inländischen Urhebern gegenwärtig einräumen oder in Zukunft einräumen werden, sowie die in dieser Uebereinkunst be­ sonders festgesetzten Rechte. Der Genuß und die Ausübung dieser Rechte sind an die Erfüllung irgendwelcher Förmlichkeiten nicht gebunden; dieser Genuß und diese Aus­ übung find von dem Bestehen eines Schutzes in dem Ursprungslande des Werkes unabhängig. Soweit nicht diese Uebereinkunst ein anderes be­ stimmt, richten sich demnach der Umfang des Schuhes sowie die dem Ur­ heber zur Wahrung seiner Rechte zustehenden Rechtsbehelfe ausschließlich nach den Gesetzen des Landes, in welchem der Schutz beansprucht wird. Als Ursprungsland des Werkes wird angesehen: für die nicht ver-

BernKonv.

34

öffentlichlen Werke das Heimatland des Urhebers; für die veröffentlichten Werke dasjenige Land, in welchem die erste Veröffentlichung erfolgt ist, und für die gleichzeitig in mehreren Berbandsländern veröffentlichten Werke dasjenige von diesen Ländern, dessen Gesetzgebung die kürzeste Schutzdauer gewährt. Für die gleichzeitig in einem Nichtverbandsland und in einem Berbandslande veröffentlichten Werke wird letzteres Land ausschließlich als Ursprungsland angesehen. Unter veröffentlichten Werken find im Sinne dieser Uebereinkunst die erschienenen Werke zu verstehen. Die Aufführung eines dramatischen oder dramatisch-musikalischen Werkes, die Aufführung eines Werkes der Tonkunst, die Ausstellung eines Werkes der bildenden Künste und die Errichtung eines Werkes der Baukunst stellen keine Beröffentlichung dar.

Art. 5. Die einem der Verbandsländer angehörigen Urheber, welche ihre Werke zum ersten Male in einem anderen Verbandslande ver­ öffentlichen, genießen in diesem letzteren Lande die gleichen Rechte wie die inländischen Urheber. Art. 6. Die keinem der Verbandsländer angehörigen Urheber, welche ihre Werke zum ersten Male in einem dieser Länder veröffentlichen, genießen in diesem Lande die gleichen Rechte wie die inländischen Urheber und in den anderen Derbandsländern diejenigen Rechte, welche diese Uebereinkunft gewährt. Art. 7. Die Dauer des durch diese Uebereinkunst gewährten Schutzes unifaßt das Leben des Urhebers und fünfzig Jahre nach seinem Tode. Doch richtet sich, für den Fall, daß diese Dauer nicht gleichmäßig von allen Verbandsländern angenommen sein sollte, die Dauer nach dem Gesetze desjenigen Landes, wo der Schutz beansprucht wird; sie kann aber die in dem Ursprungslande festgesetzte Dauer nicht überschreiten. Die Ver­ tragsländer sind daher nur in dem Maße verpflichtet, die Vorschrift des vorhergehenden Absatzes zur Anwendung zu bringen, wie sich dies mit ihrer inneren Gesetzgebung in Einklang bringen läßt. Für die Werke der Photographie und die durch ein der Photographie ähnliches Verfahren hergestellten Werke, für die nachgelassenen Werke, für die anonymen und pseudonymen Werke richtet sich die Schutzdauer nach dem Gesetze desjenigen Landes, wo der Schutz beansprucht wird, ohne daß diese Dauer die in dem Ursprungslande des Werkes festgesetzte Dauer über­ schreiten kann. Art. 8. Die einem der Verbandsländcr angehörigen Urheber nicht veröffentlichter Werke und die Urheber von Werken, welche zum ersten Male in einem dieser Länder veröffentlicht worden sind, genießen in den übrigen Verbandsländern während der ganzen Dauer ihres Rechts an dem Originale das ausschließliche Recht, ihre Werke zu übersetzen oder die Ueberietzung zu gestatten.

Art. 9. Feuilletonromane, Novellen und alle anderen Werke aus dem Bereiche der Literatur, der Wissenschaft oder der Kunst, gleichviel, was ihr Gegenstand ist, welche in Zeitungen oder periodischen Zeitschriften 61*

34

BeruKorrv.

eines Verbandslandes veröffentlicht sind, dürfen in den übrigen Ländern ohne Ermächtigung der Urheber nicht abgedruckt werden. Mit Ausnahme der Feuilletonromane und der Novellen kann jeder Artikel aus einer Zeitung von einer anderen Zeitung abgedruckt werden, wenn die Wiedergabe nicht ausdrücklich untersagt worden ist. Es ist jedoch die Quelle anzugeben; die Rechtsfolgen der Nichterfüllung dieser Verpflichtung richten sich nach der Gesetzgebung des Landes, in welchem der Schutz be­ ansprucht wird. Der Schutz dieser Uebereinkunst findet keine Anwendung auf Tagesneuigkeiten oder vermischte Nachrichten, welche sich als einfache ZeitungSmitteilungen darstellen.

Art. 10, Bezüglich der Befugnis, Auszüge oder Stücke aus Werken der Literatur oder der Kunst in Veröffentlichungen, welche für den Unter­ richt bestimmt oder wiffenichajtlicher Natur sind, oder in Chrestomathien aufzunehmen, sollen die Gesetzgebungen der VerbandslSnder und die zwischen ihnen bestehenden oder in Zukunst abzuschließenden besonderen Abkommen maßgebend sein.

Art. 11. Die Bestimmungen dieser Uebereinkunst finden aus die öffentliche Ausführung dramatischer oder dramatisch-musikalischer sowie auf die öffentliche Aufführung von Werken der Tonkunst Anwendung, gleich­ viel, ob diese Werke veröffentlicht sind oder nicht. Die Urheber von dramatischen oder dramatisch-musikalischen Werken werden während der Tauer ihres Rechtes an dem Originale gegen die öffentliche, von ihnen nicht gestattete Ausführung einer Uebersctzung ihrer Werke geschützt. Die Urheber genießen den Schutz dieses Artikels, ohne daß sie ver­ pflichtet wären, bei der Veröffentlichung des Werkes dessen öffentliche Ausführung zu untersagen. Art. 12. Zu der unerlaubten Wiedergabe, auf welche diese Uebereinkunft Anwendung findet, gehört insbesondere auch die nicht genehmigte mittelbare Aneignung eines Werkes der Literatur oder Kunst, wie Adap­ tationen, musikalische Arrangements, Umgestaltung eines Romans, einer Novelle oder einer Dichtung in ein Theaterstück, sowie umgekehrt, u. dgl., sofern die Aneignung lediglich die Wiedergabe dieses Werkes in derselben oder einer anderen Form, mit unwesintlichen Aenderungen, Zusätzen oder Abkürzungen dargestellt, ohne die Eigenschaft eines neuen Originalwerkes zu besitzen. Art. 13. Den Urhebern von Werken der Tonkllnst steht die aus­ schließliche Befugnis zu: 1. die Uebertragung dieser Werke aus Instrumente, welche zu deren mechanischen Wiedergabe dienen, 2. die öffentliche Aus­ führung der nämlichen Werke mittels dieser Instrumente zu gestatten. Vorbehalte und Einschränkungen, die sich auf die Anwendung dieses Artikels beziehen, können durch die innere Gesetzgebung eines jeden Landes, sowie »eS dabei in Betracht kommt, festgesetzt werden; jedoch ist die Wirkung derartiger Vorbehalte und Einschränkungen ausschließlich aus das Gebiet desjenigen Landes begrenzt, welches sie bestimmt hat. Die Bestimmung des ersten Absatzes hat keine rückwirkende Kraft und findet daher in einem Verbandslande keine Anwendung aus diejenigen

BernKonv.

34

Werke, welche in diesem Lande erlaubterweise vor dein Jnkraftsetzen dieser Uebereinkunst auf mechanische Instrumente übertragen worden sind. Die auf Grund der Abs. 2, 3 dieses Artikels vorgenommenen Uebertragungen, welche ohne Zustimmung der Beteiligten in ein Land ein­ geführt werden, wo sie verboten sind, können daselbst beschlagnahmt werden.

Akt. 14. Die Urheber von Werken auS dem Bereiche der Literatur, der Wisienschast oder der Kunst haben daS ausschließliche Recht, die Wieder­ gabe und die öffentliche Ausführung ihrer Werke durch die Kinematographie zu gestatten. Den gleichen Schutz wie Werke der Literatur oder Kunst genießen selbständige kinematographische Erzeugniffe, sofern der Urheber durch die Anordnung des Bahnenvorganges oder die Verbindung der dargestellten Begebenheiten dem Werke die Eigenschaft eines persönlichen Originalwerkes gegeben hat. Unbeschadet der Rechte des Urhebers am Originale wird die Wieder­ gabe eines Werkes aus dem Bereiche der Literatur, der Wisienschast oder der Kunst mittels der Kinematographie wie ein Originalwerk geschützt. Die vorstehenden Vorschriften finden auch Anwendung auf eine Wieder­ gabe oder ein Erzeugnis, welche durch ein der Kinematographie ähnliches Verfahren zustande kommen.

Art. 15. Damit die Urheber der durch diese Uebereinkunst ge­ schützten Werke bis zum Beweife des Gegenteils als solche angesehen und demgemäß vor den Gerichten der einzelnen Verbandsländer zur Verfolgung der Nachdrucker oder Nachbildner zugelasien werden, genügt es, wenn ihr Name in der üblichen Weise auf dem Werke angegeben ist. Bei anonymen oder pseudonymen Werken ist der Verleger, dessen Name auf dem Werke angegeben ist, zur Wahrnehmung der dem Urheber zustehenden Rechte befugt. Er gilt ohne weiteren Beweis als Rechtsnach­ folger des anonymen und pseudonymen Urhebers. Art. 16. Jedes nachgedruckte oder nachgebildete Werk kann durch die zuständigen Behörden derjenigen Verbandsländer, in welchen das Originalwerk auf gesetzlichen Schuh Anspruch hat, beschlagnahmt werden. In diesen Ländern kann sich die Beschlagnahme auch auf Vervielfchtigungen erstrecken, die auS einem Lande herrühren, wo das Werk keinen Schutz genießt oder aufgehört hat, einen Schutz zu genießen. Die Beschlagnahme findet statt nach den Vorschriften der inneren Gesetzgebung eines jeden Landes.

Art. 17. Die Bestimmungen dieser Uebereinkunst beeinträchtigen in keiner Beziehung das der Regierung eines jeden Verbandslandes zu­ stehende Recht, durch Maßregeln der Gesetzgebung oder inneren Verwaltung die Verbreitung, die Darstellung oder das Feilbieten eines jeden Werkes oder Erzeugnisses zu gestatten, zu überwachen und zu untersagen, für welches die zuständige Behörde dieses Recht auszuüben hat. Art. 18. Diese Uebereinkunst findet Anwendung auf alleZWerke, die beim Inkrafttreten der Uebereinkunst noch nicht in ihrem Ursprungs­ lande zufolge des Ablaufes der Schutzfrist Gemeingut geworden sind.

34

BernKonv

Ist jedoch ein Werk infolge des Ablaufs der ihm vorher zustehenden Schutzfrist in dem Verbandsland, in welchem der Schutz beansprucht wird, bereits Gemeingut geworden, so erlangt es dort auf Grund dieser Uebereinkunst nicht von neuem Schutz. Die Anwendung dieses Grundsatzes erfolgt nach den Abmachungen der zwischen BerbandSländern zu diesem Zwecke abgeschlossenen oder abzu­ schließenden Sonderabkommen. Mangels derartiger Abmachungen regeln die betreffenden Länder, ein jedes für sich, die Art und Weise dieser An­ wendung.^ Die vorstehenden Bestimmungen finden entsprechende Anwendung, wenn ein Land dem Verbände neu beitritt und wenn die Schutzdauer in Gemäßheit von Artikel 7 verlängert wird.

Art. 19. Die Bestimmungen dieser Uebereinkunft hindern nicht, die Anwendung weitergehender Vorschriften zu beanspruchen, welche von der Gesetzgebung eines VerbandslandeL zugunsten der Ausländer im all­ gemeinen erlaffen werden sollten. l) Auf Grund des Art. IV § 3 des in der EingangSnote bezeichneten Gesetzes bestimmt eine Kaiserliche Verordnung vom 12. Juli 1910 mit Zustimmung des Bundes­ rats (RGBl S 989):

8 1« Die im Artikel 18 der Uebereinkunft vorgesehene Anwendung ihrer Bestimmungen auf alle Werke, die beim Inkrafttreten der Uebereinkunft noch nicht im Ursprungslande zufolge des Ablaufs der Schutzfrist Gemeingut geworden sind, unterliegt, soweit nicht nach Artikel 18 Abs. 3 der Uebereinkunft bestehende Verträge Platz greifen und unbeschadet der im Artikel IV § 2 des Ausführungs­ gesetzes getroffenen Vorschriften über die Benutzung von Werken der Tonkunst zur Wiedergabe auf mechanischen Musikinstrumenten, den nachstehenden Ein­ schränkungen. 1. Soweit eine Vervielfältigung, die nach dem Inkrafttreten der Uebereinkunft unzulässig ist, bisher erlaubt war, dürfen die vorhandenen Vorrichtungen, wie Formen, Platten, Steine, Stereotypen, noch bis zum Ablauf von drei Jahren benutzt werden. Vorrichtungen, deren Herstellung begonnen war, dürfen fertiggestellt und bis zu demselben Zeitpunkt benutzt werden. Die Verbreitung der gemäß diesen Vorschriften hergestellten sowie der bereits vor dem Inkrafttreten der Uebereinkunft vollendeten Exemplare ist zulässig. 2. Für choreographische und pantomimische Werke, ber denen der Bühnenvorgaug in anderer Werse als schriftlich festgelegt ist, genießt der Urheber den Schutz der Uebereinkunft gegenüber denjenigen nicht, welche vor dem Inkrafttreten der Uebereinkunft das Werk erlaubterweise vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich aufgeführt haben. 3. War vor dem Inkrafttreten der Uebereinkunft eine Uebersetzung erlaubter­ weise ganz oder zum Teil erschienen, so bleibt die Befugnis deS Uebersehers zur Vervielfältigung, Verbreitung und Aufführung dieser Uebersetzung un­ berührt. 4. Dramatische oder dramatisch-musikalische Werke, welche in einem anderen Verbandslande veröffentlicht oder aufgesührt und vor dem Inkrafttreten der Uebereinkunft im Original oder in Uebersetzung in Deutschland erlaubter­ weise öffentlich aufgeführt find, genießen keinen Schutz gegen Aufführung im Original oder in Uebersetzung. 5. Ein Werk der Tonkunst, daS bis zu dem Inkrafttreten der Uebereinkunft gegen öffentliche Aufführung mangels eines diese untersagenden Vermerkes nicht geschützt war, kann auch künftig ohne Einwilligung deS Urhebers öffentlich aufgesührt werden, wenn der Aufführende Partituren oder Notenblätter

BernKonv.

34

Art. 20. Die Regierungen der Verbandsländer behalten sich das Recht vor, miteinander besondere Abkommen zu treffen, soweit als diese Abkommen den Urhebern weitergehende Rechte, als ihnen durch den Ver­ band gewährt werden, einräumen oder Bestimmungen enthalten, welche dieser Üebereinkunft nicht zuwiderlaufen. Die Vereinbarungen in bestehenden Abkommen, die mit den ebengenannten Bedingungen übereinstimmen, bleiben in Geltung. Art. 21. Das unter dem Namen „Bureau des internationalen Verbandes zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst" errichtete internationale Amt wird beibehalten. Dieses Bureau ist unter den hohen Schutz der Regierung der Schweizerischen Eidgenossenschaft gestellt, welche die Organisation des Bureaus regelt und seinen Dienst beaufsichtigt. Die Geschästssprache des internationalen Bureaus ist tue französische. Art. 22. Das internationale Bureau sammelt Nachrichten aller Art, welche sich auf den Schutz des Urheberrechts an Werken der Literatur und Kunst beziehen; es ordnet dieselben und veröffentlicht sie. Es stellt Untersuchungen an, welche von gemeinsamem Nutzen und von Jntereffe für den Verband sind, und gibt auf Grund der Dokumente, welche ihm die verschiedenen Regierungen zur Verfügung stellen werden, eine periodische Zeitschi lst in französischer Sprache über die den Gegenstand des Verbandes betreffenden Fragen heraus. Die Regierungen der Verbandsländer behalten sich vor, nach erfolgter allseitiger Zustimmung das Bureau zur Veröffent­ lichung einer Ausgabe in einer oder mehreren anderen Sprachen »zu er­ mächtigen. für den Fall, daß sich hierfür ein Bedürfnis durch die Erfahrung Herausstellen sollte. Das internationale Bureau hat sich jederzeit zur Versügung der

benutzt, die einen Verbotsvermerk nicht tragen und die sich bereits vor dem Inkrafttreten der Üebereinkunft in seinem Besitze befanden. 6. Ist vor dem Inkrafttreten der Üebereinkunft ein Werk in Deutschland er­ laubterweise im Wege der Kinematographie oder eine- ihr ähnlichen Ver­ fahrens wiedergegeben worden, so bleibt für den Bearbeiter sowie für die­ jenigen, welche die Wiedergabe erlaubterweise verbreitet oder aufgeführt haben, die Befugnis zur Vervielfältigung, Verbreitung und öffentlichen Vorführung dieser Wiedergabe unberührt. DaS gleiche gilt zugunsten derjenigen, welche ein selbständiges, im Wege der Kinematographie oder eines ihr ähnlichen Verfahrens zustande gekommenes Erzeugnis vor dem Inkrafttreten der Uebereinkunft in Deutschland erlaubterweise vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich vorgeführt haben. $ 2. Im Verhältnisse zu einem Staate, demgegenüber die revidierte Üebereinkunft nach dem in ihrem Artikel 29 bezeichneten Zeitpunkt Geltung er­ langt, finden die Vorschriften deS § 1 ensprechende Anwendung. Soweit danach der Zeitpunkt deS Inkrafttretens der Üebereinkunft entscheidet, ist der Zeitpunkt maßgebend, in dem die revidierte Üebereinkunft im Verhältniffe zu diesem Staate Geltung erlangt. 8 3. Durch dre Vorschriften dieser Verordnung werden die Ein­ schränkungen nicht berührt, denen auf Grund der Verordnungen vom 11. Juli 1888 (RerchS-Gesetzbl. S. 225) und vom 29. November 1897 (ReichS-Gesetzbl. S. 787) die Rückwirkung der Bestimmungen der Üebereinkunft vom 9. September 1886 und der Zusatzabkommen vom 4 Mai 1896 unterliegt

34

BeruKonv.

Verbandsmitglieder bereit zu halten, um denselben über Fragen, betreffend den Schutz von Werken der Literatur und Kunst, die besonderen Aus­ künfte zu erteilen, deren sie etwa bedürfen. Der Direktor des Bureaus erstattet über seine Geschäftsführung einen Jahresbericht, welcher allen Verbandsmitgüedern mitgeteilt wird.

Art. 23. Die Kosten des Bureaus des internationalen Verbandes werden gemeinschaftlich von den vertragschließenden Ländern getragen. Bis zu neuer Beschlußfassung dürfen sie die Summe von sechzigtausend Franken jährlich nicht übersteigen. Diese Summe kann nötigenfalls erhöht werden durch einfachen Beschluß einer der im Art. 24 vorgesehenen Konferenzen. Behufs Festsetzung deS Beitrags eines jeden Landes zu dieser Ge­ samtkostensumme werden die vertragschließenden und die etwa später dem Verbände beitretenden Länder in sechs Klassen geteilt, von denen eine jede in dem Verhältnis einer gewiffen Anzahl von Einheiten beiträgt. nämlich: die 1. Klaffe . . .............................. 25 Einheiten, „ 2....................... .........................20 „ 3....................... .............................. 15 „ 4....................... ......................... 10 . 5....................... .................................5 „ 6....................... .................................3 Diese Koeffizienten werden mit der Zahl der Länder einer jeden Klaffe multipliziert, und die Summe der so gewonnenen Ziffern gibt die Zahl der Einheiten, durch welche der Gesamtkostenbetrag zu dividieren ist. Der Quotient ergibt den Betrag der Kosteneinheit. Jedes Land erklärt bei seinem Beitritt, in welche der oben genannten Klassen es einzutreten wünscht. Die Schweizerische Regierung stellt das Budget des Bureaus auf, überwacht dessen Ausgaben, leistet die nötigen Vorschüffe und stellt die Jahresrechnung auf, welche allen übrigen Regierungen mitgeteilt wird. Art. 24. Diese Uebereinkunft kann Revisionen unterzogen werden behufs Einführung von Verbesserungen, welche geeignet sind, das Systein des Verbandes zu vervollkommnen. Derartige, sowie solche Fragen, welche in anderen Beziehungen die Entwickelung des Verbandes berühren, sollen auf Konferenzen erörtert werden, welche der Reihe nach tn den einzelnen Derbandsländern durch Delegierte derselben abzuhalten sind. Die Regierung des Landes, in welchem eine Konferenz tagen soll, bereitet unter Mitwirkung des intei nationalen Bureaus die Arbeiten dieser Konferenz vor. Der Direktor des Bureaus wohnt den Konferenzsitzungen bei und nimmt an den Ber Handlungen ohne beschließende Stimme teil. Eine jede Aenderung dieser Uebereinkunft bedars zu ihrer Gültigkeit für den Verband der einhelligen Zustimmung der Verbandsländer. Art. 25. Denjenigen Ländern, welche dem Verbände nicht augehöreu, und welche den gesetzlichen Schutz der den Gegenstand dieser Ueber einkunft bildenden Rechte gewährleisten, soll auf ihren Wunsch der Beitritt gestattet sein.

BernKonv.

34

Dieser Beitritt soll schriftlich der Regierung der Schweizerischen Eidgenossenschast und von dieser allen übrigen Regierungen bekannt gegeben werden. Derselbe bewirkt von Rechts wegen die Unterwerfung unter alle verpflichtenden Bestimmungen und die Teilnahme an allen Vorteilen dieser Uebereinkunft. Er kann jedoch die Bezeichnung derjenigen Bestimmungen der Uebereinkunft vom 9. September 1886 oder der Zusatzakte vom 4. Mai 1896 enthalten, die diese Länder vorläufig wenigstens an die Stelle der entsprechenden Bestimmungen dieser Uebereinkunft zu setzen für nötig halten.

Art. 26. Die Verbandsländer haben jederzeit das Recht, dieser Uebereinkunft für ihre Kolonien oder auswärtigen Besitzungen beizutreten. Zu diesem Behufe können sie entweder eine allgemeine Erklärung abgeben, nach welcher alle ihre Kolonien oder Besitzungen in den Beitritt einbegriffen sind, oder diejenigen besonders benennen, welche darin ein­ begriffen, oder sich darauf beschränken, diejenigen zu bezeichnen, welche davon ausgeschloffen sein sollen. Diese Erklärung soll schriftlich der Regierung der Schweizerischen Eidgenoffenschaft und von dieser allen übrigen Regierungen bekannt ge­ geben werden. Art. 27. Diese Uebereinkunft tritt in den Beziehungen zwischen den Verbandsstaaten an Stelle der Uebereinkunft von Bern vom 9. Sep­ tember 1886 einschließlich des Zusatzartikels und des Schlußprotokolls vom gleichen Tage sowie der Zusatzakte und der erläuternden Deklaration vom 4. Mai 1896. Die vorgenannten Vertragsakte sollen in den Be­ ziehungen zwischen denjenigen Staaten, die diese Uebereinkunft nicht rati­ fizieren sollten, in Wirksamkeit bleiben. Diejenigen Staaten, welche diese Uebereinkunft unterzeichnet haben, können beim Austausch der Ratifikationsurkunden erklären, daß sie hin­ sichtlich des einen oder des anderen Punktes durch die Bestimmungen der Uebereinkommen, die sie früher unterzeichnet hatten, gebunden zu bleiben wünschen.

Art. 28. Diese Uebereinkunft soll ratifiziert und die Ratifikations­ urkunden sollen in Berlin spätestens am 1. Juli 1910 ausgetauscht werden. Jeder vertragschließende Teil wird für den Austausch der Rati­ fikationsurkunden ein einziges Instrument übergeben, das zusammen mit denjenigen der übrigen Staaten in den Archiven der Regierung der Schweizerischen Eidgenoffenschast niedergelegt werden soll. Jeder Teil erhält dafür ein Exemplar des Protokolls über den Austausch der Rati­ fikationsurkunden, das von den Bevollmächtigten, die am Austausche teil­ nehmen, unterzeichnet ist. Art. 29. Diese Uebereinkunft wird drei Monate nach dem Aus­ tausche der Ratifikationsurkunden in Kraft gesetzt werden, sowie für un­ bestimmte Zeit und im Falle einer Kündigung bis zum Ablauf eines Jahres von dem Tage der Kündigung ab in Wirksamkeit bleiben. Diese Kündigung soll an die Regierung der Schweizerischen Eid­ genoffenschaft gerichtet werden. Sie soll nur in Beziehung auf dasjenige

34

BernKonv.

Land Wirksamkeit haben, von dem sie ausgegangen ist, während die Uebereinkunst für die übrigen BerbandSstaaten weiter in Kraft bleiben soll.

Art. 30. Die Staaten, welche in ihre Gesetzgebung die in Art. 7 Abs. 1 dieser Uebereinkunft vorgesehene Schutzdauer von fünfzig Jahren einführen, werden davon der Regierung der Schweizerischen Eidgenossen­ schaft durch eine schriftliche Erklärung Kenntnis geben, die durch diese Regierung alsbald allen anderen BerbandSstaaten mitgeteilt werden wird. Das gleiche gilt für die Staaten, welche auf die von ihnen in Ge­ mäßheit der Art. 25, 26 und 27 gemachten Vorbehalte verzichten. Zu Urkund dessen haben die betreffenden Bevollmächtigten diese Uebereinkunft vollzogen und ihre Siegel beigedrückt. So geschehen zu Berlin, am 13. November Eintausendneunhundert­ undacht in einem einzigen Exemplare, das in den Archiven der Regierung der Schweizerischen Eidgenoffenschaft niedergelegt werden soll und von dem Abdrücke, gleichmäßig beglaubigt, auf diplomatischem Wege den vertrag­ schließenden Staaten Übermittelt werden. lFolgen die Unterschriften)

Die vorstehende Uebereinkunft ist von den Verbandsstaaten Deutsch­ land, Belgien, Frankreich, Haiti, Japan, Liberia, Luxemburg, Monako, der Schweiz und Tunis ratifiziert worden; die Ratifikationsurkunden sind gemäß den Bestimmungen des Art. 28 zu Protokoll vom 9. Juni 1910 in Berlin niedergelegt und sodann den Archiven der Regierung der Schweizerischen Eidgenossenschaft einverleibt worden. Bei der Ratifikation haben Frankreich (zugleich für Tunis) und Japan in Gemäßheit von Art. 27 Abs. 2 der Uebereinkunft nachstehende Vorbehalte gemacht:

I. Frankreich (zugleich für Tunis).

Was die Werke der angewandten Kunst betrifft, so werden die Fran­ zösische und die Tunesische Regierung an die Bestimmungen der früheren Abkommen des Verbandes zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst gebunden bleiben. II. Japan. 1. Was das ausschließliche Recht der Urheber betrifft, ihre Werke zu übersetzen oder die (Übersetzung zu gestatten, so erklärt die Kaiserlich Japanische Regierung, daß sie, anstatt dem Art. 8 der vorerwähnten Ueber­ einkunft beizutreten, noch durch die Bestimmungen des Art. 5 der Berner Uebereinkunft vom 9. September 1886, abgeändert durch Nr. III des Art. 1 der am 4. Mai 1896 in Paris unterzeichneten Zusatzakte, gebunden bleibt. 2. Was die öffentliche Aufführung von Werken der Tonkunst betrifft, so erklärt die Kaiserlich Japanische Regierung, daß sie, anstatt dem Art. 11 der gedachten revidierten Uebereinkunft vom 13. November 1908 beizutreten, durch die Bestimmungen des Abs. 3 von Art. 9 der Berner Uebereinkunft vom 9. September 1886 gebunden bleibt.

35. Gesetz Ober das Verlagsrecht. Vom 19. Juni 1901?)

(Reichsgksebblatt 1901 S. 217—226.)

§ 1. Durch den Verlagsvertrag über ein Werk der Literatur oder der Tonkunst wird der Verfasser verpflichtet, dem Verleger das Werk zur Vervielfältigung und Verbreitung für eigene Rechnung zu überlasten. Der Verleger ist verpflichtet, das Werk zu vervielfältigen und zu verbreiten. § 2. Der Verfasser hat sich während der Dauer deS Vertrags­ verhältnisses jeder Vervielfältigung und Verbreitung des Werkes zu ent­ halten, die einem Dritten während der Dauer des Urheberrechts untersagt ist. Dem Verfaster verbleibt jedoch die Befugniß zur Vervielfältigung und Verbreitung: 1. für die Uebersetzung in eine andere Sprache oder in eine andere Mundart; 2. iür die Wiedergabe einer Erzählung in dramatischer Form oder eines Buhnenwerkes in der Form einer Erzählung; 3 für die Bearbeitung eines Werkes der Tonkunst, soweit sie nicht bloß ein Auszug oder eine Uebertragung in eine andere Tonart oder Stimmlage ist. 4. für die Benutzung des Werkes zum Zwecke der mechanischen Wieder­ gabe für das Gehör; 5. für die Benutzung eines Schriftwerkes oder einer Abbftdung zu einer bildlichen Darstellung, welche das Originalwerk seinem Inhalt nach im Wege der Kinematographie oder eines ihr ähnlichen Verfahrens wredergibt. Auch ist der Verfasser zur Vervielfältigung und Verbreitung in einer Gesammtausgabe befugt, wenn seit dem Ablaufe des Kalenderjahrs, in welchem das Werk erschienen ist, zwanzig Jahre verstrichen sind. § 3. Beiträge zu einem Sammelwerke, für die dem Verfaster ein Anspruch auf Vergütung nicht zusteht, dürfen von ihm anderweit verwertet werden, wenn seit dem Ablaufe deL Kalenderjahres, in welchem sie er­ schienen sind, ein Jahr verstrichen ist. § 4. Der Verleger ist nicht berechtigt, ein Einzelwerk für eine Gesammtausgabe oder ein Sammelwerk sowie Theile einer Gesammtausgabe oder eines Sammelwerkes für eine Sonderausgabe zu verwerten. Soweit jedoch eine solche Verwertung auch während der Dauer des Urheberrechts einem Jedem freisteht, bleibt sie dem Verleger gleichfalls gestattet. §55. Der Verleger ist nur zu einer Auflage berechtigt. Ist ihm das Recht zur Veranstaltung mehrerer Auflagen eingeräumt, so gelten im Zweifel für jede neue Auflage die gleichen Abreden wie für die vorhergehende. *) Das in der EingangSnote zu 34 bezeichnete Gesetz hat im Art. II dem § 2 BerlG. die jetzige Fassung gegeben

35

BerlG.

Ist die Zahl der Abzüge nicht bestimmt, so ist der Verleger berechtigt, tausend Abzüge Herstellen. Hat der Verleger durch eine vor dem Be­ ginne der Vervielfältigung dem Verfasser gegenüber abgegebene Erklärung die Zahl der Abzüge niedriger bestimmt, so ist er nur berechtigt, die Auflage in der angegebenen Höhe herzustellen.

§ 6. Die üblichen Zuschußexemplare werden in die Zahl der zu­ lässigen Abzüge nicht eingerechnet. Das Gleiche gilt von Freiexemplaren, soweit ihre Zahl den zwanzigsten Teil der zulässigen Abzüge nicht übersteigt. Zuschußexemplare, die nicht zum Ersatz oder zur Ergänzung beschädigter Abzüge verwendet worden sind, dürfen von dem Verleger nicht verbreitet werden. § 7. Gehen Abzüge unter, die der Verleger auf Lager hat, so dars er sie durch andere ersetzen; er hat vorher dem Verfafler Anzeige zu machen. § 8. In dem Umfang, in welchem der Verfafler nach den 88 2 bis 7 verpflichtet ist, sich der Vervielfältigung und Verbreitung zu ent­ halten und sie dem Verleger zu gestatten, hat er, soweit nicht aus dem Vertrage sich ein Anderes ergibt, dem Verleger das ausschließliche Recht zur Vervielfältigung und Verbreitung (Verlagsrecht) zu verschaffen. § 9. Das Verlagsrecht entsteht mit der Ablieferung des Werkes an den Verleger und erlischt mit der Beendigung des Vertragsverhältnisses. Soweit der Schutz des Verlagsrechts es erfordert, kann der Verleger gegen den Verfafler sowie gegen Dritte die Befugnisse ausüben, die zum Schutze des Urheberrechts durch das Gesetz vorgesehen sind. K 10. Der Verfasser ist verpflichtet, dem Verleger das Werk ui einem für die Vervielfältigung geeigneten Zustand abzuliefern.

§ 11. Ist der Verlagsvertrag über ein bereits vollendete» Werk geschlossen, so ist das Werk sofort abzuliesern. Soll das Werk erst nach dem Abschlüsse des Verlagsvertrags hergestellt werden, so richtet sich die Frist der Ablieferung nach dem Zwecke, welchem das Werk dienen soll. Soweit sich hieraus nichts ergibt, richtet sich die Frist nach dem Zeitraum, innerhalb dessen der Verfasser das Werk bei einer seinen Verhältnissen entsprechenden Arbeltsleistung herstellen kann; eine anderweitige Thätigkeit des Verfassers bleibt bei der Bemessung der Frist nur dann außer Betracht, wenn der Verleger die Thätigkeit bei dem Abschlüsse des Vertrags weder kannte noch kennen mußte. 8 12. Bis zur Beendigung der Vervielfältigung darf der Verfasser Aenderungen an dem Werke vornehmen. Dor der Veranstaltung einer neuen Auflage hat der Verleger dem Verfasser zur Vornahme von Aenderungen Gelegenheit zu geben. Aenderungen sind nur insoweit zulässig, al» nicht durch sie ein berechtigtes Interesse des Verlegers verletzt wird. Der Verfasser darf die Aenderungen durch einen Dritten vor­ nehmen lassen. Nimmt der Verfasser nach dem Beginne der Vervielfältigung Aen­ derungen vor, welche das übliche Maß übersteigen, so ist er verpflichtet, die hieraus entstehenden Kosten zu ersetzen; die Ersatzpflicht liegt ihm nicht ob, wenn Umstände, die inzwischen eingetreten sind, die Aenderung rechtfertigen.

BerlG.

35

§ 13. Der Verleger darf an dem Werke selbst, an dessen Titel und an der Bezeichnung des Urhebers Zusätze, Kürzungen oder sonstige Aenderungen nicht vornehmen. Zulässig sind Aenderungen, für die der Verfasser seine Einwilligung nach Treu und Glauben nicht versagen kann. § 14. Der Verleger ist verpflichtet, das Werk in der zweckent­ sprechenden und üblichen Weise zu vervielfältigen und zu verbreiten. Die Form und Ausstattung der Abzüge wird unter Beobachtung der im Ver­ lagshandel herrschenden Uebung sowie mit Rücksicht auf Zweck und Inhalt deS Werkes von dem Verleger bestimmt. § 15. Der Verleger hat mit der Vervielfältigung zu beginnen, sobald ihm das vollständige Werk zugegangen ist. Erscheint das Werk in Abtheilungen, so ist mit der Vervielfältigung zu beginnen, sobald der Verfasser eine Abtheilung abgeliefert hat, die nach ordnungsmäßiger Folge zur Herausgabe bestimmt ist. § 16. Der Verleger ist verpflichtet, diejenige Zahl von Abzügen herzustellen, welche er nach dem Vertrag oder gemäß dem § 5 herzustellen berechtigt ist. Er hat rechtzeitig dafür zu sorgen, daß der Bestand nicht vergriffen wird. § 17. Ein Verleger, der daS Recht hat, eine neue Auflage zu veranstalten, ist nicht verpflichtet, von diesem Rechte Gebrauch zu machen. Zur Ausübung deS Rechtes kann ihm der Verfasser eine angemeffene Frist bestimmen. Nach dem Ablaufe der Frist ist der Verfaffer berechtigt, von dem Vertrage zurückzutreten, wenn nicht die Veranstaltung rechtzeitig erfolgt ist. Der Bestimmung einer Frist bedarf es nicht, wenn die Veranstaltung von dem Verleger verweigert wird.

§ 18. Fällt der Zweck, welchem das Werk dienen sollte, nach dem Abschluffe des Vertrags weg, so kann der Verleger das VertragSverhältniß kündigen; der Anspruch des Verfassers aus die Vergütung bleibt unberührt. DaS Gleiche gilt, wenn Gegenstand des VcrlagSvertrags ein Beitrag zu einem Sammelwerk ist und die Vervielfältigung deS Sammelwerkes unterbleibt.

§ 19. Werden von einem Sammelwerke neue Abzüge hergestellt, so ist der Verleger im Einverständnisse mit dem Herausgeber berechtigt, einzelne Beitrüge wegzulaffen. § 20 Der Verleger hat für die Korrektur zu sorgen. Einen Abzug hat er rechtzeitig dem Verfaffer zur Durchsicht vorzulegen. Der Abzug gilt als genehmigt, wenn der Verfaffer ihn nicht binnen einer angeineffenen Frist dem Verleger gegenüber beanstandet. 8 21. Die Bestimmung des Ladenpreises, zu welchem das Werk verbreitet wird, steht für jede Auflage dem Verleger zu. Er darf den Ladenpreis ermäßigen, soweit nicht berechtigte Jntereffen des Verfassers verletzt werden Zur Erhöhung dieses Preises bedarf eS stets der Zustimmung des Verfassers.

35

VerlG

§ 22. Der Verleger ist verpflichtet, dem Dersasser die vereinbarte Vergütung zu zahlen. Eine Vergütung gilt als stillschweigend vereinbart, wenn die Ueberlaffung des Werkes den Umständen nach nur gegen eine Vergütung zu erwarten ist. Ist die Höhe der Vergütung nicht bestimmt, so ist eine angemessene Vergütung in Geld als vereinbart anzusehen.

§ 23. Die Vergütung ist bei der Ablieferung des Werkes zu entrichten. Ist die Höhe der Vergütung unbestimmt, oder hängt sie von dem Umfange der Vervielfältigung, insbesondere von der Zahl der Druck­ bogen ab, so wird die Vergütung fällig, sobald das Werk vervielfältigt ist. § 24. Bestimmt sich die Vergütung nach dem Absätze, so hat der Verleger jährlich dem Dersasier für das vorangegangene Geschäftsjahr Rechnung zu legen und ihm, soweit es für die Prüfung erforderlich ist, die Einsicht seiner Geschäftsbücher zu gestatten. § 25. Der Verleger eines Werkes der Literatur ist verpflichtet, dem Verfasier auf je hundert Abzüge ein Freiexemplar, jedoch im Ganzen nicht weniger als fünf und nicht mehr als fünfzehn zu liefern. Auch hat er dem Verfaffer auf deffen Verlangen ein Exemplar in Aushängebogen zu überlassen. Der Verleger eines Werkes der Tonkunst ist verpflichtet, dem Verfafler die übliche Zahl von Freiexemplaren zu liefern. Von Beiträgen, die in Sammelwerken erscheinen, dürfen Soiwerabzüge als Freiexemplare geliefert werden.

§ 26. Der Verleger hat die zu seiner Verfügung stehenden Ab­ züge des Werkes zu dem niedrigsten Preise, für welchen er das Werk ttn Betriebe seines Verlagsgeschüsts abgiebt, dem Verfasser, soweit dieser es verlangt, zu überlaffen. § 27. Der Verleger ist verpflichtet, das Werk, nachdem es ver­ vielfältigt worden ist, zurückzugeben, sofern der Verfasser sich vor dem Beginne der Vervielfältigung die Rückgabe vorbehalten hat. § 28. Die Rechte des Verlegers sind übertragbar, soweit incht die Uebertragung durch Vereinbarung zwischen dem Verfaffer und dem Verleger ausgeschlossen ist. Der Verleger kann jedoch durch einen Ver­ trag, der nur über einzelne Werke geschloffen wird, feine Rechte mcht ohne Zustimmung des Verfassers übertragen. Die Zustimmung kann nur verweigert werden, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. Fordert der Ver­ leger den Verfaffer zur Erklärung über die Zustimmung auf, so gilt diese als ertheilt, wenn nicht die Verweigerung von dem Verfasier binnen zwei Monaten nach dem Empfange der Aufforderung dem Verleger gegenüber erllärt wird. Die dem Verleger obliegende Vervielfältigung und Verbreitung kann auch durch den Rechtsnachfolger bewirkt werden. Uebernimmt der Rechts­ nachfolger dem Verleger gegenüber die Verpflichtung, das Werk zu ver­ vielfältigen und zu verbreiten, so haftet er dem Verfaffer für die Erfüllung :btt aus dem VerlagSvertrage sich ergebenden Verbindlichkeiten neben dem

BerlG.

35

Verleger als Gesammtschuldner. Die Haftung erstreckt sich nicht auf eine bereits begründete Verpflichtung zum Schadensersätze.

§ 29. Ist der Verlagsvertrag auf eine bestimmte Zahl von Auflagen oder von Abzügen beschränkt, so endigt das Verlagsverhältniß, wenn die Auflagen oder Abzüge vergriffen sind. Der Verleger ist verpflichtet, dem Verfaffer auf Verlangen Auskunft darüber zu ertheilen, ob die einzelne Auflage oder die bestimmte Zahl von Abzügen vergriffen ist. Wird der Verlagsvertrag für eine bestimmte Zeit geschloffen, so ist nach dem Ablaufe der Zeit der Verleger nicht mehr zur Verbreitung der noch vorhandenen Abzüge berechtigt. § 30. Wird das Werk ganz oder zum Theil nicht rechtzeitig abgeliefert, so kann der Verleger, statt den Anspruch auf Erfüllung geltend zu machen, dem Verfaffer eine angemessene Frist zur Ablieferung mit der Erklärung bestimmen, daß er die Annahme der Leistung nach dem Ablaute der Frist ablehne. Zeigt sich schon vor dem Zeitpuntt, in welchem das Werk nach dem Vertrag abzuliefern ist, daß das Werk nicht rechtzeitig abgeliefert werden wird, so kann der Verleger die Frist sofort bestimmen; die Frist muß so bemeffen werden, daß sie nicht vor dem bezeichneten Zeitpunkt abläuft. Nach dem Ablaufe der Frist ist der Verleger berechtigt, von dem Vertrage zurückzutreten, wenn nicht das Werk rechtzeitig abgeliefert worden ist; der Anspruch auf Ablieferung des Werkes ist ausgeschlossen. Der Bestimmung einer Frist bedarf es nicht, wenn die rechtzeitige Herstellung des Werkes unmöglich ist oder von dem Verfaffer verweigert wird oder wenn der sofortige Rücktritt von dem Vertrage durch ein besonderes Interesse des Verlegers gerechtfertigt wird. Der Rücktritt ist ausgeschlossen, wenn die nicht rechtzeitige Ablieferung des Werkes für den Verleger nur einen unerheblichen Nachteil mit sich bringt. Durch diese Vorschriften werden die im Falle des Verzugs des Verfassers dem Verleger zustehenden Rechte nicht berührt.

§31. Die Vorschriften des § 30 finden entsprechende Anwendung, wenn das Werk nicht von vertragsmäßiger Beschaffenheit ist. Beruht der Mangel auf einem Umstande, den der Verfaffer zu vertreten hat, so kann der Verleger statt des im § 30 vorgesehenen Rücktrittsrechts den Anspruch auf Schadensersatz wegen Nichterfüllung geltend machen. § 32. Wird das Werk nicht vertragsinäßig vervielfältigt oder verbreitet, so finden zu Gunsten des Berfaffers die Vorschriften des § 30 entsprechende Anwendung. § 33. Geht das Werk nach der Ablieferung an den Verleger dlirch Zufall unter, so behält der Verfaffer den Anspruch auf die Ver­ gütung. Im Uebrigen werden beide Theile von der Verpflichtung zur Leistung frei. Auf Verlangen des Verlegers hat jedoch der Verfaffer gegen eine angemessene Vergütung ein anderes im Wesentlichen übereinstimmendes Werk zu liefern, sofern dies auf Grund vorhandener Vorarbeiten oder sonstiger Unterlagen mit geringer Mühe geschehen kann; erbietet sich der

35

BerlG.

Verfasser, ein solches Werk innerhalb einer angemessenen Frist kostenfrei z» liefern, so ist der Verleger verpflichtet, das Werk an Stelle des unter­ gegangenen zu vervielfältigen und zu verbreiten. Jeder Theil kann diese Rechte auch geltend machen, wenn das Werk nach der Ablieferung in Folge eines Umstandes untergegangen ist, den der andere Theil zu ver­ treten hat. Der Ablieferung steht es gleich, wenn der Verleger in Verzug bei Annahme kommt.

§ 34. Stirbt der Verfaffer vor der Vollendung des Werkes, so ist, wenn ein Theil des Werkes bem Verleger bereits abgeliefert worden war, der Verleger berechtigt, in Ansehung deS gelieferten Theiles den Vertrag durch eine dem Erben des Verfassers gegenüber abzugebende Erklärung aufrechtzuerhalten. Der Erbe kann dem Verleger zur Ausübung des im Abs. 1 be­ zeichneten Rechtes eine angemessene Frist bestimmen. Das Recht erlischt, wenn sich der Verleger nicht vor dem Ablaufe der Frist für die Aufrecht­ erhaltung des Vertrags erklärt. Diese Vorschriften finden entsprechende Anwendung, wenn die Voll­ endung des Werkes in Folge eines sonstigen nicht von dem Verfasser zu vertretenden Umstandes unmöglich wird. 8 35. Bis zum Beginne der Vervielfältigung ist der Verfasser berechtigt, von dem Verlagsvertragc zurückzutreten, wenn sich Umstände ergeben, die bei dem Abschlüsse des Vertrags nicht vorauszusehen waren und den Verfafler bei Kenntniß der Sachlage und verständiger Würdigung des Falles von der Herausgabe des Werkes zurückgehalten haben würden. Ist der Verleger befugt, eine neue Auslage zu veranstalten, so findet für die Auflage diese Vorschrift entsprechende Anwendung. Erklärt der Versasser auf Grund der Vorschrift des Abs. 1 den Rücktritt, so ist er dem Verleger zum Ersätze der von diesem gemachten Aufwendungen verpflichtet. Giebt er innerhalb eines Jahres feit dem Rücktritte das Werk anderweit heraus, so ist er zum Schadensersätze wegen Nichterfüllung verpflichtet; diese Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Ver­ fasser dem Verleger den Antrag, den Vertrag nachträglich zur Ausführung zu bringen, gemacht und der Verleger den Antrag nicht angenommen hat. 8 36. Wird über das Vermögen des Verlegers der Konkurs eröffnet, so finden die Vorschriften des § 17 der Konkursordnung auch dann Anwendung, wenn das Werk bereits vor der Eröffnung des Ver­ fahrens abgeliefert worden war. Besteht der Konkursverwalter auf der Erfüllung des Vertrags, so tritt, wenn er die Rechte des Verlegers auf einen Anderen überträgt, dieser an Stelle der Konkursmasse in die sich aus dem Vertragsverhültniß ergebenden Verpflichtungen ein. Die Konkursmasse haftet jedoch, wenn der Erwerber die Verpflichtungen nicht erfüllt, für den von dem Erwerber zu ersetzenden Schaden wie ein Bürge, der ans die Einrede der Voraus­ klage verzichtet hat. Wird daS Konkursverfahren aufgehoben, so sind die aus dieser Haftung sich ergebenden Ansprüche des Verfassers gegen die Masse sicherznstellen.

BerlG.

35

War zur Zeit der Eröffnung des Verfahrens mit der Vervielfältigung noch nicht begonnen, so kann der Dersaffer von dem Vertrage zurücktreten. § 37. Auf das in den §§ 17, 30, 35, 36 bestimmte Rücktritts­ recht finden die für das vertragsmäßige Rücktrittsrecht geltenden Vorschriften der §5 346 bis 356 des Bürgerlichen Gesetzbuchs entsprechende Anwendung. Erfolgt der Rücktritt wegen eines Umstandes, den der andere Theil nicht zu vertreten hat, so haftet dieser nur nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung.

§ 38. Wird der Rücktritt von dem Verlagsvertrag erklärt, nachdem das Werk ganz oder zum Theil abgeliefert worden ist, so hängt eS von den Umständen ab, ob der Vertrag theilweise aufrechterhalten bleibt. ES begründet keinen Unterschied, ob der Rücktritt auf Grund des Gesetzes oder eines Vorbehalts im Vertrag erfolgt. Im Zweifel bleibt der Vertrag insoweit aufrechterhalten, als er fich auf die nicht mehr zur Verfügung des Verlegers stehenden Abzüge, auf frühere Abtheilungen des Werkes oder auf ältere Auflagen erstreckt. Soweit der Vertrag aufrechterhalten bleibt, kann der Verfasser einen entjprechenden Theil der Vergütung verlangen. Diese Vorschriften finden auch Anwendung, wenn der Vertrag in anderer Weise rückgängig wird. § 39. Soll Gegenstand des Vertrags ein Werk sein, an dem eilt Urheberrecht nicht besteht, so ist der Verfaffer zur Verschaffung deS Verlagsrechts nicht verpflichtet. Verschweigt der Verfaffer arglistig, daß das Werk bereits anderweit in Verlag gegeben oder veröffentlicht worden ist, so finden die Vorschriften des bürgerlichen Rechtes, welche für die dem Verkäufer wegen eines Mangel» im Rechte obliegende Gewährleistungspflicht gelten, entsprechende Anwendung. Der Verfasser hat sich der Vervielfältigung und Verbreitung deS Werkes gemäß den Vorschriften des § 2 in gleicher Weise zu enthalten, wie wenn an dem Werke ein Urheberrecht bestände. Diese Beschränkung füllt weg, wenn seit der Veröffentlichung deS Werkes durch den Verleger sechs Monate abgelaufen sind.

§ 40. Im Falle des § 39 verbleibt dem Verleger die Befugniß, das von ihm veröffentlichte Werk gleich jedem Dritten von neuem unver­ ändert oder mit Aenderungen zu vervielfältigen. Diese Vorschrift findet keine Anwendung, wenn nach dem Vertrage die Herstellung neuer Auf­ lagen oder weiterer Abzüge von der Zahlung einer besonderen Vergütung abhängig ist. K 41. Werden für eine Zeitung, eine Zeitschrift oder ein sonstige» periodisches Sammelwerk Beiträge zur Veröffentlichung angenommen, so finden die Vorschriften dieses Gesetzes Anwendung, soweit sich nicht au» den 88 42 bis 46 ein Anderes ergiebt. § 42. Sofern nicht aus den Umstünden zu entnehmen ist, daß der Verleger das ausschließliche Recht zur Vervielfältigung und Derhcitimg erhalten soll, verbleibt dem Verfaffer die anderweitige Verfügung üt'er den Beitrag. Jaeger, Reichszivilgesebe. 3. Ausl.

62

35

BerlG.

Ueber einen Beitrag, für welchen der Berleger das ausschließliche Recht zur Vervielfältigung und Verbreitung erhalten hat, darf der Verfafser anderweit verfügen, wenn seit dem Ablaufe des Kalenderjahrs, in welchem der Beitrag erschienen ist, ein Jahr verstrichen ist. Ist der Bei­ trag für eine Zeitung geliefert, so steht diese Befugniß dem Verfasser alsbald nach dem Erscheinen zu.

§ 43. Der Verleger ist in der Zahl der von dem Sammelwerke herzustellenden Abzüge, die den Beitrag enthalten, nicht beschränkt. Die Vorschrift des § 20 Abs. 1 Satz 2 findet keine Anwendung. 8 44. Soll der Beitrag ohne den Namen des Verfassers erscheinen, so ist der Verleger befugt, an der Faffung solche Aenderungen vorzu­ nehmen, welche bei Sammelwerken derselben Art üblich sind.

§ 45. Wird der Beitrag nicht innerhalb eines Jahres nach der Ablieferung an den Verleger veröffentlicht, so kann der Verfasser das Vertragsverhältniß kündigen. Der Anspruch auf die Vergütung bleibt unberührt. Ein Anspruch auf Vervielfältigung und Verbreitung des Beitrags oder auf Schadensersatz wegen Nichterfüllung steht dem Verfasier nur zu, wenn ihm der Zeitpunkt, in welchem der Beitrag erscheinen soll, von dem Verleger bezeichnet worden ist. K 46. Erscheint der Beitrag in einer Zeitung, so kann der Ver­ fasser Freiexemplare nicht verlangen. Der Verleger ist nicht verpflichtet, deiy Verfasser Abzüge zum Buchhändlerpreise zu überlassen.

8 47. Uebernimmt Jemand die Herstellung eines Werkes nach einem Plane, in welchem ihm der Besteller den Inhalt des Werkes sowie die Art und Weise der Behandlung genau vorschreibt, so ist der Besteller im Zweifel zur Vervielfältigung und Verbreitung nicht verpflichtet. Das Gleiche gilt, wenn sich die Thätigkeit auf die Mitarbeit an encyklopädischen Unternehmungen oder aus Hülfs- oder Nebenarbeiten für das Werk eines Anderen oder für ein Sammelwerk beschränkt. 8 48. Die Vorschriften dieses Gesetzes finden auch dann Anwendung, wenn derjenige, welcher mit dem Verleger den Vertrag abschließt, nid)t der Verfasser ist. 8 4$). In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, in welchen durch Klage oder Widerklage ein Anspruch auf Grund der Vorschriften dieses Gesetzes geltend gemacht ist, wird die Verhandlung und Entscheidung letzter Instanz im Sinne des 8 8 des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze dem Reichsgerichte zugewiesen.

8 50.

Dieses Gesetz tritt am 1. Januar 1902 in Kraft.

36. Gesetz, bett, das Urheberrecht an merken der bildenden Künste und der Photographie.'’ Vom 9. Januar 1907.;

(Reichsgesetzblatt 1907 S 7-18).

(Erster Abschnitt.

Voraussetzungen des Schutzes. § 1. Die Urheber von Werken der bildenden Künste Photographie werden nach Maßgabe dieses Gesetzes geschützt.

und

der

§ 2. Die Erzeugnisse des Kunstgewerbes gehören zu den Werken der bildenden Künste. DaS Gleiche gilt von Bauwerken, soweit sie künst­ lerische Zwecke verfolgen. Als Werke der bildenden Künste gelten auch Entwürfe für Erzeugnisse des Kunstgewerbes sowie für Bauwerke der im Abs. 1 bezeichneten Art. K 3. Als Werke der Photographie gelten auch solche Werke, welche dttrch ein der Photographie ähnliches Verfahren hergestellt werden.

§ 4. Soweit Entwürfe als Werke der bildenden Künste anzusehen sind, findet das Gesetz, betreffend das Urheberrecht an Werken der Literatur und der Tonkunst, vom 19. Juni 1901 (Reichs-Gesetzbl. S. 227) auf sie keine Anwendung. § 5. Juristische Personen des öffentlichen Rechtes, die als Heraus­ geber ein Werk erscheinen lassen, das den Namen de8 Urhebers nicht angibt, werden, wenn nicht ein anderes vereinbart ist, als Urheber deS Werkes angesehen. § 6. Besteht ein Werk aus den getrennten Beiträgen mehrerer (Sammelwerk), so wird sür das Werk als Ganzes der Herausgeber als Urheber angesehen. Ist ein solcher nicht genannt, so gilt der Verleger als Herausgeber. § 7. Photographie auch nach der der bildenden der Literatur bunden wird.

Wird ein Werk der bildenden Künste mit einem Werke der verbunden, so gilt für jedes dieser Werke deffen Urheber Verbindung als Urheber. Das Gleiche gilt, wenn ein Werk Künste oder ein Werk der Photographie mit einem Werke oder der Tonkunst oder mit einem geschützten Muster ver­

DaS in der Emgangsnote zu 34 bezeichnete Gesetz hat im Art. III den § 15a KunstUG neu eingestellt und den §§ 31, 32 die jetzige Fassung gegeben. 62*

36

KunftUG

§ 8. Haben bei einem Werke mehrere in der Weise zusammen­ gewirkt, daß ihre Arbeiten sich nicht trennen lassen, so besteht unter ihnen als Urhebern eine Gemeinschaft nach Bruchteilen im Sinne des Bürger­ lichen Gesetzbuchs. § 9. Ist auf einem Werke der Name eines Urhebers angegeben oder durch kenntliche Zeichen ausgedrückt, so wird vermutet, daß dieser der Urheber des Werkes sei. Bei Werken, die unter einem anderen als dem wahren Namen des Urhebers oder ohne den Namen eines Urhebers erschienen sind, ist der Herausgeber, falls aber ein solcher nicht angegeben ist, der Derleger berech­ tigt, die Rechte deS Urhebers wahrzunehmen.

§ 10. Das Recht des Urhebers geht auf die Erben über. Ist der Fiskus oder eine andere juristische Person gesetzlicher Erbe, so erlischt das Recht, soweit eS dem Erblasier zusteht, mit besten Tode. DaS Recht kann beschränkt oder unbeschränkt auf andere übertragen werden; die Uebertragung kann auch mit der Begrenzung auf ein be­ stimmtes Gebiet geschehen. Die Ueberlassung deS Eigentums an einem Werke schließt, soweit nicht ein anderes vereinbart ist, die Uebertragung deS Rechtes deS Urhebers nicht in sich. § 11. Ueber einen Beitrag, der für eine Zeitung, eine Zeitschrift oder ein sonstiges periodisches Sammelwerk zur Veröffentlichung angenommen wird, darf der Urheber anderweit verfügen, sofern nicht auS den Umständen zu entnehmen ist, daß der Verleger das ausschließliche Recht zur Verviel­ fältigung und Verbreitung erhalten soll. Ueber einen Beitrag, für welchen der Verleger daS ausschließliche Recht zur Vervielfältigung und Verbreitung erhalten hat, darf, soweit nicht ein anderes vereinbart ist, der Urheber anderweit verfügen, wenn feit dem Ablaufe des Kalenderjahrs, in welchem der Beitrag erschienen ist, ein Jahr verstrichen ist. Auf Beiträge zu einem nicht periodischen Sammelwerke finden diese Vorschriften insoweit Anwendung, als dem Urheber ein Anspruch aus Ver­ gütung für den Beitrag nicht zusteht. § 12. Im Falle der Uebertragung deS Urheberrechts hat der Er­ werber, soweit nicht ein anderes vereinbart ist, nicht dos Recht, bei der Ausübung seiner Befugniste an dem Werke selbst, an dessen Bezeichnuna oder an der Bezeichnung des Urhebers Aenderungen vorzunehmen. Zulässig sind Aenderungen, für die der Berechtigte seine Einwilligung nach Treu und Glauben nicht versagen kann. § 13. Der Name oder der Namenszug des Urhebers darf auf dem Werke von einem anderen als dem Urheber selbst nur mit besten Ein­ willigung angebracht werden.

§ 14. Die Zwangsvollstreckung in das Recht des Urhebers findet gegen den Urheber selbst ohne besten Einwilligung nicht statt; die Ein­ willigung kann nicht durch den gesetzlichen Vertreter erteilt werden.

KunstUG.

Zweiter Mschnitt.

Befugnisse deS Urhebers.

36

Gegen den Erben deS Urhebers ist ohne seine Einwilligung die Zwangs­ vollstreckung nur zulüsfig, wenn das Werk oder eine Vervielfältigung davon erschienen ist. Die gleichen Vorschriften gelten für die Zwangsvollstreckung in solche Formen, Platten, Steine oder sonstige Vorrichtungen, welche ausschließlich zur Vervielfältigung des Werkes bestimmt find.

Zweiter Abschnitt.

Lefugnijse des Urhebers. § 15. Der Urheber hat die ausschließliche Befugnis, das Werk zu vervielfältigen, gewerbsmäßig zu verbreiten und gewerbsmäßig mittels mechanischer oder optischer Einrichtungen vorzuführen; die ausschließliche Befugnis erstreckt sich nicht auf das Verleihen. Als Vervielfältigung gilt auch die Nachbildung, bei Bauwerken und Entwürfen für Bauwerke auch das Nachbauen. Auch wer durch Nachbildung eines bereits vorhandenen Werkes ein anderes Werk der bildenden Künste oder der Photographie hervorbringt, hat die im Abf. 1 bezeichneten Befugnisse; jedoch darf er diese Befugnisse, sofern der Urheber des Originalwerkes gleichfalls Schutz genießt, nur mit besten Einwilligung ausüben. § 15 a. Ist ein im Wege der Kinematographie oder eines ihr ähn­ lichen Verfahrens hergestelltes Werk wegen der Anordnung des Bühnen­ vorganges oder der Verbindung der dargestellten Begebenheiten als eine eigentümliche Schöpsung anzusehen, so erstreckt sich das Urheberrecht auch auf die bildliche Wiedergabe der dargestellten Handlung in geänderter Gestaltung. Der Urheber hat die ausschließliche Befugnis, das Werk öffentlich vorzuführen.

§ 16. Die freie Benutzung eines Werkes ist zulässig, wenn dadurch eine eigentümliche Schöpfung hervorgebracht wird. § 17. Eine Vervielfältigung ohne Einwilligung des Berechtigten ist unzulässig, gleichviel durch welches Verfahren sie bewirkt wird; auch begründet es keinen Unterschied, ob das Werk in einem oder in mehreren Exemplaren vervielfältigt wird. § 18. Eine Vervielfältigung zum eigenen Gebrauch ist mit Aus­ nahme des Nachbauens zulässig, wenn sie unengeltlich bewirkt wird. Bei Bildnisten einer Person ist dem Besteller und seinem Rechts­ nachfolger gestattet, soweit nicht ein anderes vereinbart ist, das Werk zu vervielfältigen. Ist das Bildnis ein Werk der bildenden Künste, so darf, solange der Urheber lebt, unbeschadet der Vorschrift des Abs. 1 die Ver­ vielfältigung nur im Wege der Photographie erfolgen. Verboten ist es, den Namen oder eine sonstige Bezeichnung des Urhebers des Werkes in einer SBeife auf der Vervielfältigung anzubringen, die zu Verwechselungen Anlaß geben kann.

36

KunstNG

§ 19. Zulässig ist die Vervielfältigung und Verbreitung, wenn einzelne Werke in eine selbständige wisienschastliche Arbeit oder in ein für den Schul- oder Unterrichtsgebrauch bestimmtes Schriftwerk ausschließlich zur Erläuterung des Inhalts ausgenommen werden. Auf Werke, die weder erschienen noch bleibend öffentlich ausgestellt sind, erstreckt sich diese Befugnis nicht. Wer ein fremdes Werk in dieser Weise benutzt, hat die Quelle, sofern sie auf dem Werke genannt ist, deutlich anzugeben.

§ 20. Zulässig ist die Vervielfältigung von Werken, die sich bleibend an öffentlichen Wegen, Straßen oder Plätzen befinden, durch malende oder zeichnende Kunst oder durch Photographie. Die Verviel­ fältigung darf nicht an einem Bauwerk erfolgen. Bei Bauwerken erstreckt sich die Befugnis zur Vervielfältigung nur auf die äußere Ansicht. Soweit ein Werk hiernach vervielfältigt werden darf, ist auch die Verbreitung und Vorführung zulässig. § 21. Eine Vervielfältigung aus Grund der §§ 19, 20 ist nur zulässig, wenn an dem wiedergegebeneil Werke keine Aenderung vorgenommen wird- Jedoch sind Uebertragungen des Werkes in eine andere Größe und solche Aenderungen gestattet, welche das für die Vervielfältigung angewendete Verfahren mit sich bringt.

§ 22. Bildnisse dürfen nur mit Einwilligung des Abgebildeten verbreitet oder öffentlich zur Schau gestellt werden. Die Einwilligung gilt im Zweifel als erteilt, wenn der Abgebildete dafür, daß er sich ab­ bilden ließ, eine Entlohnung erhielt. Nach dem Tode des Abgebildeten bedarf es bis zum Ablaufe von 10 Jahren der Einwilligung der An­ gehörigen des Abgebildeten. Angehörige im Sinne dieses Gesetzes sind der überlebende Ehegatte und die Kinder des Abgebildeten, und wenn weder ein Ehegatte noch Kinder vorhanden sind, die Eltern des Abgebildeten. § 23. Ohne die nach § 22 erforderliche Einwilligung dürfen ver­ breitet und zur Schau gestellt werden: 1. Bildnisse aus dem Bereiche der Zeugeschichte; 2. Bilder, aus denen die Personen nur als Beiwerk »eben einer Land­ schaft oder sonstigen Oertlichkeit erscheinen; 3. Bilder von Versammlungen, Aufzügen und ähnlichen Vorgängen, an denen die dargestellten Personen teilgenommen haben; 4. Bildnisse, die nicht aus Bestellung angefertigt sind, sofern die Ver­ breitung oder Schaustellung einem höheren Interesse der Kunst dient. Die Befugnis erstreckt sich jedoch nicht auf eine Verbreitung und Schaustellung, durch die ein berechtigtes Interesse des Abgebildeten oder, falls dieser verstorben ist, seiner Angehörigen verletzt wird.

§ 24. Für Zwecke der Rechtspflege und der öffentlichen Sicherheit dürfen von den Behörden Bildniffe ohne Einwilligung des Berechtigten sowie des Abgebildeten oder seiner Angehörigen vervielsältigt, verbreitet und öffentlich zur Schau gestellt werden.

KunstUG.

Vierter Abschnitt.

Rechtsverletzungen.

36

Dritter Abschnitt.

Dauer des Schutzes. § 25.

Der Schutz des Urheberrechts an einem Werke der bildenden Künste endigt, wenn seit dem Tode des Urhebers dreißig Jahre abgelauicn sind. Steht einer juristischen Person nach §§ 5, 6 das Urheberrecht zu, in endigt der Schutz mit dem Ablaufe von dreißig Jahren seit dem Er'cheinen des Werkes. Jedoch endigt der Schutz mit dem Ablaufe der im Abi. 1 bestimmten Frist, wenn das Werk erst nach dem Tode desjenigen erscheint, welcher es bervorgebracht hat.

§ 26.

Der Schuh des Urheberrechts an einem Werke der Photograptnc endigt mit dem Ablaufe von zehn Jahren seit dem Erscheinen des Werke:. Jedoch endigt der Schutz mit dem Ablaufe von zehn Jahren seit dun Tode des Urhebers, wenn bis zu dessen Tode das Werk noch nicht erschienen war.

§ 27.

Steht das Urheberrecht an einem Werke mehreren gemein­ schaftlich zu so bestimmt sich, soweit der Zeitpunkt des Todes für die Schutzfrist maßgebend ist, deren Ablauf nach dem Tode des Letztlrbenden.

§ 28.

Bei Werken, die aus mehreren in Zwischenräumen ver­ öffentlichten Abteilungen bestehen, sowie bei fortlaufenden Blättern oder heften wird jede Abteilung, jedes Blatt oder Heft für die Berechnung der Schutzfristen als ein besonderes Werk angesehen. Bei den in Lieferungen veröffentlichten Werken wird die Schutzfrist erst von der Veröffentlichung der letzten Lieferung an berechnet.

§ 29.

Die Schutzfristen beginnen mit dem Abläufe des Kalender­ jahrs, in welchem der Urheber gestorben oder das Werk erschienen ist.

§ 30.

Soweit der in diesem Gesetze gewährte Schutz davon ab­ hängt, ob ein Werk erschienen ist, kommt nur ein Erscheinen in Betracht, das der Berechtigte bewirkt Hai.

vierter Abschnitt.

Rechtsverletzungen. § 31.

Wer vorsätzlich oder fahrlässig unter Verletzung der ausichließlichen Befugnis des Urhebers ein Werk vervielfältigt, gewerbsmäßig verbreitet oder gewerbsmäßig mittels mechanischer oder optischer Einrich­ tungen vorsührt, ist dem Berechtigten zum Ersätze des daraus entstehenden Schadens verpflichtet. Der gewerbsmäßigen Vorführung steht, soweit die Kinematographie oder ein ihr ähnliches Verfahren angewandt wird, die öffentliche Vorführung gleich.

§ 32.

Wer in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen vor­ sätzlich ohne Einwilligung des Berechtigten ein Werk vervielfältigt, gewerbsinäßig verbreitet oder gewerbsmäßig mittels mechanischer oder optischer

36

KunftUG

Einrichtungen vorfahrt, wird mit Geldstrafe bis zu dreitausend Mark bestraft- Der gewerbsmäßigen Vorführung steht, soweit die Kinemato­ graphie oder ein ihr ähnliches Verfahren angewendet wird, die öffentliche Vorführung gleich. War die Einwilligung des Berechtigten nur deshalb erforderlich, weil an dem Werke selbst, an dessen Bezeichnung oder an der Bezeichnung des Urhebers Aenderungen vorgenommen sind, so tritt Geldstrafe bis zu drei­ hundert Mark ein. Soll eine nicht beizutreibende Geldstrafe in Gefängnisstrafe umge­ wandelt werden, so darf deren Dauer in den Fällen des Abs. 1 sechs Monate, in den Fällen des Abs. 2 einen Monat nicht übersteigen.

§ 33. Mit Geldstrafe bis zu eintausend Mark wird bestraft: 1. wer der Vorschrift des § 18 Abs. 3 zuwider vorsätzlich den Namen oder eine sonstige Bezeichnung deS Urhebers des Werkes auf der Ver­ vielfältigung anbringt; 2. wer den Vorschriften der §§ 22, 23 zuwider vorsätzlich ein Bildnis verbreitet oder öffentlich zur Schau stellt. Soll eine nicht beizutreibende Geldstrafe in Gefängnisstrafe umge­ wandelt werden, so darf deren Dauer zwei Monate nicht übersteigen. § 34. Wer der Vorschrift des § 13 zuwider vorsätzlich aus dem Werke den Namen oder den Namenszug des Urhebers anbringt, wird mit Geldstrafe bis zu dreihundert Mark bestraft. Soll eine nicht beizutreibende Geldstrafe in Gefängnisstrafe umge­ wandelt werden, so darf deren Dauer einen Monat nicht übersteigen. § 35. Auf Verlangen des Verletzten kann neben der Strafe auf eine an ihn zu erlegende Buße bis zum Betrage von sechstausend Mark erkannt werden. Die zu dieser Buße Verurteilten haften als Gesamtschuldner. Eine erkannte Buße schließt die Geltendmachung eines weiteren Anspruchs auf Schadensersatz aus.

s 36. Die in den §§ 31, 32 bezeichneten Handlungen sind auch dann rechtswidrig, wenn das Werk nur zu einem Teile vervielfältigt, ver­ breitet oder vorgeführt wird. § 37. Die widerrechtlich hergestellten, verbreiteten oder vorgesuhrte» Exemplare und die zur widerrechtlichen Vervielfältigung oder Vorführung ausschließlich bestimmten Vorrichtungen, wie Formen, Platten, Steine, unterliegen der Vernichtung. Das Gleiche gilt von den widerrechtlich ver­ breiteten oder öffentlich zur Schau gestellten Bildnissen und den zu deren Vervielfältigung ausschließlich bestimmten Vorrichtungen. Ist nur ein Teil des Werkes widerrechtlich hergcstellt, verbreitet oder vorgeführt, so ist auf Vernichtung dieses Teiles und der entsprechenden Vorrichtungen zu erkennen. Gegenstand der Vernichtung sind alle Exemplare und Vorrichtungen, welche sich im Eigentume der an der Herstellung, der Verbreitung, der Vorführung oder der Schaustellung Beteiligten sowie der Erben dieser Per­ sonen befinden.

KunstUG.

Vierter Abschnitt. Rechtsverletzungen.

36

Auf die Vernichtung ist auch dann zu erkennen, wenn die Herstellung, die Verbreitung, die Vorführung oder die Schaustellung weder vorsätzlich noch fahrlässig erfolgt. DaS Gleiche gllt, wenn die Herstellung noch nicht vollendet ist. Die Vernichtung hat zu erfolgen, nachdem dem Eigentümer gegenüber rechtskräftig darauf erkannt ist. Soweit die Exemplare oder die Vorrichtungen in anderer Weise als durch Vernichtung unschädlich gemacht werden können, hat dies zu geschehen, falls der Eigentümer die Kosten übernimmt. Vorstehende Bestimmungen finden auf Bauwerke keine Anwendung.

§ 38. Der Verletzte kann statt der Vernichtung verlangen, daß ihm das Recht zuerkannt wird, die Exemplare und Vorrichtungen ganz oder teilweise gegen eine angemesiene, höchstens dem Betrage der Her­ stellungskosten gleichkommende Vergütung zu übernehmen. § 39. Unterliegt aus Grund des § 37 Abs. 1 ein Sammelwerk oder eine sonstige, aus mehreren verbundenen Werken bestehende Samm­ lung nur zum Teil der Vernichtung, so kann der Eigentümer von Exem­ plaren, die Gegenstand der Vernichtung sein würden, beantragen, daß ihm die Befugnis zugesprochen werde, die Vernichtung durch Zahlung einer Vergütung an den Verletzten abzuwenden und die Exemplare gewerbsmäßig zu verbreiten. Der Antrag ist unzulässig, wenn der Eigentümer die aus­ schließliche Befugnis des Urhebers vorsätzlich oder fahrlässig verletzt hat. DaS Gericht kann dem Antrag entsprechen, sofern durch die Ver­ nichtung dem Eigentümer ein unverhältnismäßiger Schaden entstehen würde. Ten Betrag der Vergütung bestimmt das Gericht nach billigem Ermeßen. Aus die Vernichtung eines den Vorschriften der §§ 22, 23 zuwider. verbreiteten oder zur Schau gestellten Bildnisses finden diese Vorschriften keine Anwendung.

§ 40. Wer der Vorschrift des § 19 Abs. 2 zuwider unterläßt, die benutzte Quelle anzugeben, wird mit Geldstrafe bis zu einhundertfünszig Mark bestraft. § 41. Die Strafverfolgung in den Fällen der §§ 32, 33, 40 tritt nur auf Antrag ein. Die Zurücknahme des Antrags ist zulässig. § 42. Die Vernichtung der Exemplare und der Vorrichtungen kann im Wege des bürgerlichen Rechtsstreits oder im Strafverfahren ver­ folgt werden.

§ 43. Auf die Vernichtung von Exemplaren oder Vorrichtungen kann auch im Strafverfahren nur auf besonderen Antrag des Verletzten erkannt werden. Die Zurücknahme des Antrags ist bis zur erfolgten Ver­ nichtung zulässig. Der Verletzte kann die Vernichtung von Exemplaren oder Vorrich­ tungen selbständig verfolgen. In diesem Falle finden die §§ 477 bis 479 der Strafprozeßordnung mit der Maßgabe Anwendung, daß der Verletzte als Privatkläger auftreten kann. § 44. Die §§ 42, 43 finden auf die Verfolgung deö im § 38 bezeichneten Rechtes entsprechende Anwendung.

36

KrrnftNG

§ 45. Der im 8 39 bezeichnete Antrag ist, falls ein aus die Ver­ nichtung gerichtetes Verfahren bereits anhängig ist, in diesem Verfahren zu stellen. Ist ein Verfahren noch nicht anhängig, so kann der Antrag nur im Wege des bürgerlichen Rechtsstreits bei dem Gericht angebracht werden, daS für den Antrag auf Vernichtung der Exemplare zuständig ist. Dem Eigentümer kann im Wege einer einstweiligen Anordnung ge­ stattet werden, die Vernichtung durch Sicherheitsleistung abzuwenden und die Exemplare gewerbsmäßig zu verbreiten; soll die Anordnung im Wege deS bürgerlichen Rechtsstreits getroffen werden, so finden die Vorschriften über die einstweiligen Verfügungen Anwendung. Wird dem Eigentümer nicht die Befugnis zugesprochen, die Ver­ nichtung durch Zahlung einer Vergütung an den Verletzten abzuwenden und die Exemplare gewerbsmäßig zu verbreiten, so hat er, soweit aus Grund der einstweiligen Anordnung Exemplare von ihm verbreitet worden find, dem Verletzten eine Vergütung zu gewähren. Den Betrag der Ver­ gütung bestimmt das Gericht nach billigem Ermessen.

§ 46. Für sämtliche Bundesstaaten sollen Sachverstündigenkammern bestehen, die verpflichtet sind, aus Erfordern der Gerichte und der Staatsanwaltschasten Gutachten über die an sie gerichteten Fragen abzugeben. Die Sachverständigenkammern sind befugt, auf Anrufen der Be­ teiligten über Schadensersahansprüche, über die Vernichtung von Exem­ plaren oder Vorrichtungen sowie über die Zuerkennung des im § 38 be­ zeichneten Rechtes als Schiedsrichter zu verhandeln und zu entscheiden. Der Reichskanzler erläßt die Bestimmungen über die Zusammen 'etzung und den Geschäftsbetrieb der Sachverständigenkammern Die einzelnen Mitglieder der Sachverständigenkammern sollen nicht ohne ihre Zustimmung und nicht ohne Genehmigung des Vorsitzenden von den Gerichten als Sachverständige vernommen werden. § 47. Der Anspruch auf Schadensersatz und die Strafverfolgung wegen widerrechtlicher Vervielfältigung verjähren in drei Jahren. Die Verjährung beginnt mit dem Tage, an welchem die Verviel­ fältigung vollendet ist. Ist die Vervielfältigung zum Zwecke der Ver­ breitung bewirkt, so beginnt die Verjährung erst mit dem Tage, an wel chem eine Verbreitung stattgefunden hat. § 48. Der Anspruch auf Schadensersatz und die Strafverfolgung wegen widerrechtlicher Verbreitung oder Vorführung eines Werkes sowie die Strafverfolgung wegen widerrechtlicher Verbreitung oder Schaustellung eines BildniffeS verjähren in drei Jahren. Die Verjährung beginnt mit dem Tage, an welchem die wider rechtliche Handlung zuletzt stattgefunden hat. 8 40. Die Verjährung der nach § 40 strafbaren Handlung beginnt mit dem Tage, an welchem die erste Verbreitung stattgesunden hat. 8 50. Der Antrag auf Vernichtung der Exemplare und der Vor­ richtungen ist so lange zulässig, als solche Exemplare oder Vorrichtungen vorhanden find.

Munn UW

Fünfter

Abschnitt.

Schlußbestimmungen.

36

Fünfter Abschnitt.

Schlußbestimmungen. § 51. Den Schutz des Urhebers genießen die Reichsangehörigen hir ’ilc ihre Werke, gleichviel ob diese erschienen sind oder nicht. Wer nicht Reichsangehöriger ist, genießt den Schutz sür jedes seiner Wer'». das im Inland erscheint, sofern er nicht das Werk an einem früheren Tag' n» Auslande hat erscheinen lassen. § 52. In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, in welchen durch Klage oder Widerklage ein Anspruch auf Grund der Borschriften dieses Gesetzes geltend gemacht ist, wird die Verhandlung und Entscheidung letzter Instanz im Sinne des § 8 des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze beth Reichsgerichte zugewiesen. 8 53. Die ausschließlichen Befugnisse des Urhebers eines Werkes, das iui Zeit des Inkrafttretens dieses Gesetzes geschützt ist, bestimmen sich nach deifen Vorschriften- Auf ein Werk der Photographie, das bei dem Inkrafttreten des Gesetzes noch nicht erschienen war, finden dessen Vor­ schriften auch dann Anwendung, wenn die bisherige Schutzfrist abgelausen ist. Wer in seinem Geschäftsbetriebe vor dem Inkrafttreten des Gesetzes erlaubterweise ein Werk zur Bezeichnung. Ausstattung oder Ankündigung von Waren benutzt hat, darf das Werk auch ferner zu diesem Zwecke benutzen. Ist ein erschienenes Werk bereits vor dem Inkrafttreten des Gesetzes gewerbsmäßig mittels mechanischer oder optischer Einrichtungen vorgeführt worden, so genießt es den Schutz gegen unerlaubte Vorführung nicht.

8 54. Soweit eine Vervielfältigung, die nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes unzulässig ist, bisher erlaubt war, dürfen die vorhandenen Vorrichtungen, wie Formen, Platten, Steine, noch bis zum Abläufe von drei Jahren benutzt werden. Vorrichtungen, deren Herstellung begonnen war, dürfen fertiggestellt und bis zu demselben Zeitpunkte benutzt werden. Die Verbreitung der gemäß dieser Vorschriften hergestellten sowie der bereits vor dem Inkrafttreten des Gesetzes vollendeten Exemplare ist zulässig. § 55.

DaS Gesetz tritt mit dem 1. Juli 1907 in Kraft. Mit demselben Tage treten außer Kraft die §§ 1 bis 16?) 20, 21 des Gesetzes, betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste, vom 9. Januar 1876 (Reichs-Gesetzbl. S. 4) sowie das Gesetz, betreffend den Schutz der Photographien gegen unbefugte Nachbildung, vom 10. Januar 1876 (Reichs-Gesetzbl. S. 8). *) Der § 17 bestimmt das Inkrafttreten (1. Juli 1876), der § 18 enthält iiebergangsvorschriften, der § 19 entspricht dem § 60 des Gesetzes vom 11. Juni 1870, abgedruckt unter 33 zu § 64.

37. Besetz, bett, das Urheberrecht an Mustern und modelten. Vom 11. Januar 1S70. (Reichsgefepblatt 1876 S. 11—14)

§ 1. Das Recht, ein gewerbliches Muster oder Modell ganz oder teilweise nachzubilden, steht dem Urheber desselben ausschließlich zu. Als Muster oder Modelle im Sinne dieses Gesetzes werden nur neue und eigentümliche Erzeugnisse angesehen. § 2. Bei solchen Mustern und Modellen, welche von den in einer inländischen gewerblichen Anstalt beschäftigten Zeichnern, Malern, Bild­ hauern rc. im Auftrage oder für Rechnung des Eigentümers der gewerb­ lichen Anstalt angefertigt werden, gilt der letztere, wenn durch Vertrag nichts anderes bestimmt ist, als der Urheber der Muster und Modelle. § 3. Das Recht des Urhebers geht auf dessen Erben über. Dieses Recht kann beschränkt oder unbeschränkt durch Vertrag oder durch Ver­ fügung von Todes wegen auf andere übertragen werden. § 4. Die freie Benutzung einzelner Motive eines Musters oder Modells zur Herstellung eines neuen Musters oder Modells ist als Nachblldung nickt anzusehen.

§ 5. Jede Nachbildung eines Musters oder Modells, welche in der Absicht, dieselbe zu verbreiten, ohne Genehmigung des Berechtigten (88 1—3) hergestellt wird, ist verboten. Als verbotene Nachbildung ist eS auch anzusehen; 1. wenn bei Hervorbringung derselben ein anderes Verfahren angewendet worden ist, als bei dem Originalwerke, oder wenn die Nachbildung für einen anderen Gewerbszweig bestimmt ist, als das Original: 2. wenn die Nachbildung in anderen räumlichen Abmessungen oder Farben hergestellt wird, als das Original, oder wenn sie sich vom Original nur durch solche Abänderungen unterscheidet, welche nur bei Anwendung besonderer Aufmerksamkeit wahrgenommen werden können; 3. wenn die Nachbildung nicht unmittelbar nach dem Originalwerke sondern mittelbar nach einer Nachbildung desselben geschaffen ist.

§ 6. Als verbotene Nachbildung ist nicht anzusehen: 1. die Einzelkopie eines Musters oder Modells, sofern dieselbe ohne die Absicht der gewerbsmäßigen Verbreitung und Verwertung angesertigt wird;

2. die Nachbildung von Mustem, welche für Flächenerzeugniffe bestimmt sind, durch plastische Erzeugnifle, und umgekehrt; 3. die Aufnahme von Nachbildungen einzelner Muster oder Modelle in ein Schriftwerk.

§ 7. Der Urheber eines Musters oder Modells genießt den Schutz gegen Nachbildung nur dann, wenn er dasselbe zur Eintragung in das Musterregister angemeldet und ein Exemplar oder eine Abbildung des Musters rc. bei der mit Führung des Musterregisters beauftragten Be­ hörde niedergelegt hat. Die Anmeldung und Niederlegung muß erfolgen, bevor ein nach dem Muster oder Modelle gefertigtes Erzeugnis verbreitet wird. §8. Der Schutz des gegenwärtigen Gesetzes gegen Nachbildung wird dem Urheber deS Musters oder Modells nach seiner Wahl ein bis drei Jahre lang, vom Tage der Anmeldung (§ 7) ab, gewährt. Der Urheber ist berechtigt, gegen Zahlung der int § 12 Abs. 3 bestimmten Gebühr, eine Ausdehnung der Schutzfrist bis auf höchstens fünfzehn Jahre zu verlangen. Die Verlängerung der Schutzfrist wird in dem Musterrcgister eingetragen. Der Urheber kann das ihm nach Abs. 2 zustehende Recht außer bei der Anmeldung auch bei Ablauf der dreijährigen und der zehnjährigen Schutzfrist ausüben.

§ 9» Das Musterregister wird von den mit der Führung der Handelsregister beauftragten Gerichtsbehörden geführt. Der Urheber hat die Anmeldung oder Niederlegung deS Musters oder Modells bei der Gerichtsbehörde seiner Hauptniederlasiung, und falls er eine eingetragene Firma nicht besitzt, bei der betreffenden Gerichts­ behörde seines Wohnortes zu bewirken. Urheber, welche im Jnlande weder eine Niederlaffung, noch einen Wohnsitz haben, müssen die Anmeldung und Niederlegung bei dem Handels­ gericht in Leipzig bewirken. Die Muster oder Modelle können offen oder versiegelt, einzeln oder in Paketen niedergelegt werden. Die Pakete dürfen jedoch nicht mehr als 50 Muster oder Modelle enthalten und nicht mehr als 10 Kilogramm wiegen. Die näheren Vorschriften über die Führung des Musterregisters erläßt das Reichskanzler-Amt. Die Eröffnung der versiegelt niedergelegten Muster erfolgt drei Jahre nach der Anmeldung (§ 7) beziehentlich, wenn die Schutzfrist eine kürzere ist, nach dem Ablaufe derselben. Die Eintragung und die Verlängerung der Schutzfrist (§ 8 Alinea 2) wird monatlich im Deutschen Reichsanzeiger bekannt gemacht. Die Kosten der Bekanntmachung hat der Anmeldende zu tragen.

§ 19. Die Eintragungen in das Musterregister werden bewirkt, ohne daß eine zuvorige Prüfung über die Berechtigung des Antragstellers oder über die Richtigkeit der zur Eintragung angemeldeten Tatsachen stattfindet. § 11. ES ist jedermann gestaltet, von dem Musterregister und den nicht versiegelten Mustem und Modellen Einsicht zu nehmen und sich

37

MnstG

beglaubigte Auszüge aus dem Musterregister erteilen zu lassen. In Streit­ fällen darüber, ob ein Muster oder Modell gegen Nachbildung geschützt ist, können zur Herbeiführung der Entscheidung auch die versiegelten Pakete von der mit der Führung des Musterregisters beauftragten Behörde geöffnet werden.

§ 12. Alle Eingaben, Verhandlungen, Atteste, Beglaubigungen, Zeugniffe, Auszüge re., welche die Eintragung in das Musterregister betreffen, find stempelsrei. Für jede Eintragung und Niederlegung eines einzelnen Musters oder eines Pakets mit Mustern rc. (§ 9) wird, insofern die Schutzfrist auf nicht länger als drei Jahre beansprucht wird (§ 8 Absatz 1', eine Gebühr von 1 Mark für jedes Jahr erhoben. Nimmt der Urheber in Gemäßheit des § 8 Absatz 2 eine längere Schutzfrist in Anspruch, so hat er für jedes weitere Jahr bis zum zehnten Jahre einschließlich eine Gebühr von 2 Mark, von elf bis süitfzehn Jahre i eine Gebühr von 3 Mark für jedes einzelne Muster oder Modell zu ent richten. Für jeden Eintragungsschein, sowie für jeden sonstigen Auszug aus dem Musterregister wird eine Gebühr von je 1 Mark erhoben.

§ 13. Derjenige, welcher noch Maßgabe des § 7 das Muster oder Modell zur Eintragung in das Musterregister angemeldet und nieder­ gelegt hat, gilt bis zum Gegenbeweise als Urheber. § 14. vom

11. Juni

Die Bestimmungen in den §§ 18—36, 38') des Gesetzes 1870, betreffend das Urheberrecht an Schriftwerken ?c

’) Diese Paragraphen lauten.

e) Entschädigung und Strafen Wer vorsätzlich ober aus Fahrlässigkeit einen Nachdruck (§§ 4 ff) tr der Abficht, denselben innerhalb oder außerhalb deS Norddeutschen Bundes zu ver­ breiten, veranstaltet, ist den Urheber oder dessen Rechtsnachfolger zu entschädigen verpflichtet und wird außerdem zu einer Geldstrafe bis zu eintausend Talern bestraft Die Bestrafung des Nachdrucks bleibt jedoch ausgeschlossen, wenn der Ver­ anstalter desselben auf Grund entschuldbaren, tatsächlichen oder rechtlichen Irrtums ui gutem Glauben gehandelt hat. Kann die verwirkte Geldstrafe nicht beigetrieben werden, so wird dieselbe nach Maßgabe der allgemeinen Strafgesetze in eine entsprechende Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten umgewandelt Statt jeder aus diesem Gesetze entspringenden Entschädigung kann auf Ver­ langen des Beschädigten neben der Strafe auf eine an den Beschädigten zu erlegende Geldbuße bis zum Betrage von zweitausend Talern erkannt werden. Für biete Buß? haften die zu derselben Verurteilten als Gesamtschuldner. Eine erkannte Buße schließt die Geltendmachung eines wetteren Entschädigungs­ anspruches aus. Wenn den Veranstalter des Nachdrucks kein Verschulden trifft, so haftet er dem Urheber oder dessen Rechtsnackfolger für den entstandenen Schaden nur bis zur Hohe seiner Bereicherung.

8 18.

8 19. Darüber, ob ein Schaden entstanden ist, und wie hoch sich derselbe beläuft, desgleichen über den Bestand und die Höhe einer Bereicherung, entscheidet das Gericht unter Würdigung aller Umstände nach freier Ueberzeugung.

8 20. Wer vorsätzlich oder aus Fahrläsfigkeit einen andern zur Veranstal­ tung eines Nachdrucks veranlaßt, hat die im § 18 festgesetzte Strafe verwirkt, und ist

MustG.

37

(Bundes Gesehbl. 1870 S. 339) finden auch auf das Urheberrecht an Mustern uud Modellen mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß die vorrätigen Nachbildungen und die zur widerrechtlichen Vervielfältigung bestimmten Vorrichtungen nicht vernichtet, sondern auf Kosten des Eigen­ tümers und nach Wahl desselben entweder ihrer gefährdenden Form ent­ kleidet, oder bis zum Ablauf der Schutzfrist amtlich aufbewahrt werden, den Urheber oder dessen Rechtsnachfolger nach Maßgabe der §§ 18 und 19 zu ent­ schädigen verpflichtet, und zwar selbst dann, wenn der Veranstalter des Nachdrucks nach § 18 nicht strafbar oder ersatzverbindlich sem sollte. Wenn der Veranstalter des Nachdrucks ebenfalls vorsätzlich oder auS Fahrlüsfigkeii gehandelt hat, so haften beide dem Berechtigten solidarisch Die Strafbarkeit und die Ersatzverbindlichkeit der übrigen Teilnehmer am Nachdruck richtet sich nach den allgemeinen gesetzlichen Vorschriften. 8 21. Die vorrätigen Nachdrucks-Exemplare und die zur widerrechtlichen Ver­ vielfältigung ausschließlich bestimmten Vorrichtungen, wie Formen, Platten, Sterne, Stereothpabgüsi«' rc, unterliegen der Einziehung. Dieselben find, nachdem die Ein­ ziehung dem Eigentümer gegenüber rechtskräftig erkannt ist, entweder zu vernichten oder ihrer gefährdenden Form zu entkleiden und alsdann dem Eigentümer zurückzugeben. Weiin nur ein Teil des Werkes als Nachdruck anzusehen ist, so erstreckt sich die Einziehung nur auf den als Nachdruck erkannten Teil des Werkes und die Vorrich­ tungen zu bleiern Teile Tie Einziehung erstreckt sich auf alle diejenigen Nachdrucks-Exemplare und Vor­ richtungen, welche sich un Eigentum des Veranstalter- des Nachdrucks, deS Druckers, der Sortimkntsl'Uchhändler, der gewerbsmäßigen Verbreiter und desjenigen, welcher den Nachdruck veianlaß! hat (§ 20), befinden. Tie Einziehung tritt auch dann ein, wenn der Veranstalter oder Veranlasser des Nachdrucks weder vorsätzlich noch fahrlässig gehandelt hat (§ 18). Sie erfolgt auch gegen die Erben desselben Es sieht dem Beschädigten frei, die Nachdrucks-Exemplare und Vorrichtungen ganz ob r lemoeise gegen die Herstellungskosten zu übernehmen, insofern nicht die Rechte eines Trittin dadurch verletzt oder gefährdet werden.

§ 22. Tas Vergehen des Nachdrucks ist vollendet, sobald ein Nachdruck-Exemplar eines Werkes den Vorschriften de- gegenwärtigen Gesetze- zuwider, sei es im Gebiete des Norddeutschen Bundes, sei es außerhalb desselben, hergestellt worden ist Im Falle des bloßen Versuchs deö Nachdrucks tritt weder eine Bestrafung noch eine Entsä-adigungsverbrndlichkeit des NachdruckerS ein. Die Einziehung der Nachdrucksvorrichtungen -§ 21) erfolgt auch in diesem Falle. § 23. Wegen Rückfalls findet eine Erhöhung der Strafe über daS höchste gesetzliche Maß (§ 18) nicht statt.

8 24. Wenn in den Fällen deS § 7 Lit a die Angabe der Quelle oder deS Namens des Urhebers vorsätzlich oder auS Fahrläsfigkeit unterlasten wird, so haben der Veranstalter und der Veranlaster des Abdrucks eine Geldstrafe bis zu zwanzig Talern verwirkt Eine Umwandlung der Geldstrafe in Freiheitsstrafe findet nicht statt. Eine Enlschädigungspflicht tritt nicht em

8 25. Wer vorsätzlich Exemplare eines Werkes, welche den Vorschriften deS gegenwärtigen Gesetzes zuwider angefertigt worden find, innerhalb oder außerhalb deS Norddeutschen Bundes gewerbemäßig feilhält, verkauft oder in sonstiger Weise ver­ breitet, ist nach Maßgabe des von ihm verursachten Schadens den Urheber oder besten Rechtsnachfolger zu entschädigen verpflichtet und wird außerdem mit Geldstrafe nach § 18 bestraft Die Einziehung der zur gewerbemäßigen Verbreitung bestimmten NachdrucksExemplare nach Maßgabe des § 21 findet auch dann statt, wenn der Verbreiter nicht vorsätzlich gehandelt hat. Der Entschädigung-pflicht, sowie der Bestrafung wegen Verbreitung unterliegen

37

MrrstG

Die SachverstLndigen-Bereine, welche nach § 31 des genannten Ge­ setzes Gutachten über die Nachbildung von Mustern oder Modellen abzugeben haben, sollen aus Künstlern, aus Gewerbetreibenden verschiedener Gewerbzweige und auS sonstigen Personen, welche mit dem Muster- und Modell­ wesen vertraut find, zusammengesetzt werden.

§ 15. Bürgerliche Rechtsstreitigkeiten, in welchen auf Grund der Bestimmungen dieses Gesetzes eine Klage wegen Entschädigung, Bereicherung auch der Veranstalter und Veranlaster deS Nachdrucks, wenn sie nicht schon als solche entschLdigungSpflrchtig und strafbar find.

f) Verfahren.

$ 26.

Sowohl die Entscheidung über den Entschädigungsanspruch, als auch die Verhängung der im gegenwärtigen Gesetze angedrohten Strafen und die Einziehung der Nachdrucks-Exemplare rc gehört zur Kompetenz der ordentlichen Gerichte. Die Einziehung der Nachdrucks-Exemplare rc. kann sowohl im Strufrechtswege beantragt als im ZivrlrechtSwege verfolgt werden.

8 27. Das gerichtliche Strafverfahren ist nicht von Amts wegen, sondern nur auf den Antrag deS Verletzten einzuleiten. Der Antrag auf Bestrafung kann bis zur Verkündung eines auf Strafe lautenden Erkenntiiifies zurückgenommen werden. 8 28. Die Verfolgung deS Nachdrucks steht jedem zu, besten Urheber- oder DerlagSrechte durch die widerrechtliche Vervielfältigung beeinträchtigt oder gefährdet find. Bei Werken, welche bereits veröffentlicht find, gilt biS zum Gegenbeweise der­ jenige als Urheber, welcher nach Maßgabe deS § 11 Abs 1, 2 auf dem Werke als Urheber angegeben ist. Bei anonymen und pseudonymen Werken ist der Herausgeber, und wenn ein solcher nicht angegeben ist, der Verleger berechtigt, bte dem Urheber zustehenden Rechte wahrzunehmen. Der auf dem Werke angegebene Verleger gilt ohne weiteren Nachweis als der Rechtsnachfolger deS anonymen oder pseudonymen Urhebers. 8 29. In den Rechtsstreitigkeiten wegen Nachdrucks, einschließlich der Klagen wegen Bereicherung aus dem Nachdruck, hat der Richter, ohne an pofitive Regeln über die Wirkung der Beweismittel gebunden zu sein, den Tatbestand nach seiner freien, aus dem Inbegriff der Verhandlungen geschöpften Ueberzeugung festzustellen. Ebenso ist der Richter bei Entscheidung der Frage: ob der Nachdrucker oder der Veranlaster deS Nachdrucks (§§ 18, 20) fahrläifig gehandelt hat, an die in den Landesgesetzen vorgeschriebenen verschiedenen Grade der Fahrlässigkeit nicht gebunden.

8 30. Sind technische Fragen, von welchen der Tatbestand des Nachdrucks oder der Betrag deS Schadens oder der Bereicherung abhängt, zweifelhast oder streitig, so ist der Richter befugt, das Gutachten Sachverständiger einzuholen. 8 31. In allen Staaten deS Norddeutschen Bundes sollen auS Gelehrten. Schriftstellern, Buchhändlern und anderen geeigneten Personen SachverständigenAereme gebildet werden, welche, auf Erfordern des Rlchteis, Gutachten über die an fie gerichteten Fragen abzugeben verpflichtet find. Es bleibt den einzelnen Staaten überlassen, fich zu diesem Behufe an andere Staaten dcS Norddeutschen Bunde« anzuschließen, oder auch mit denselben fich zur Bildung gemeinschaftlicher SachverständigenVereine zu verbinden Die Sachverständigen-Vereine find befugt, auf Anrufen der Beteiligten über streitige Entschädigungsansprüche und die Einziehung nach Maßgabe der §§ 18 bis 21 als Schiedsrichter zu verhandeln und zu entscheiden. Das Bundeskanzler-Amt erläßt die Instruktion über die Zusammensetzung und den Geschäftsbetrieb der Sachverständigen-Vereine. 8 32. Die in den §§ 12 und 13 deü Gesetzes, betreffend die Errichtung eine« obersten Gerichtshofes für Handelssachen vom 12. Juni 1869 (BundeSgesthbl. S. 201), geregelte Zuständigkeit deü Lundes-OberhandelsgerichtS zu Leipzig wird auf diejenigen

37

MustG.

oder Einziehung angestellt wird, gelten im Sinne der Reichs- und LandeSgesetze als Handelssachen. § Itt. Das gegenwärtige Gesetz findet Anwendung auf alle Muster und Modelle inländischer Urheber, sofern die nach den Mustern oder Modellen hergestellten Erzeugnisse im Jnlande verfertigt sind, gleichviel ob dieselben im Jnlande oder Auslande verbreitet werden. bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten ausgedehnt, in welchen auf Grund der Bestimmungen dieses Gesetzes durch die Klage ein Entschädigungsanspruch oder ein Anspruch auf Ein­ ziehung geltend gemacht wird Das BundeS-Lberhandelsgericht tritt auch in den nach den Bestimmungen dieses Gesetzes zu beurteilenden Strafsachen an die Stelle des für daS Gebiet, in welchem die Sache in erster Instanz anhängig geworden ist, nach den Landesgesetzen bestehenden obersten Gerichtshofes, und zwar mit derjenigen Zuständigkeit, welche nach diesen Landesgesetzen dem obersten Gerichtshöfe gebührt. In den zufolge der vorstehenden Bestimmung zur Zuständigkeit des BundeSOberhandelSgerichtS gehörenden Strafsachen bestimmt sich das Verfahren auch bei diesem Gerichtshöfe nach den für das Gebiet, aus welchem die Sache an daS Bundes-OberHandelsgericht gelangt, geltenden Strafprozeßgesehen Die Verrichtungen der Staats­ anwaltschaft in diesen Strafsachen werden bei dem Bundes Obei Handelsgericht von dem Staatsanwalt wahrgenommen, welcher dieselben bei dkM Messenden obersten Landesgerichtshofe wahrzunehmen hat. Der bezeichnete Staatsanwall kann sich jedoch der der mündlichen Verhandlung durch einen in Leipzig angestellten Staatsanwalt oder durch einen in Leipzig wohnenden Advokaten verbeten lassenStrafsachen, für welche in letzter Instanz das Bundes-Oberhandelsgericht zu­ ständig ist, und Strafsachen, für welche in letzter Instanz der oberste Landesgerichtshof zuständig ist, können in Einem Strafverfahren Nicht verbunden werden. Die Bestimmungen der §§ 10, 12 Abs. 2, § 16 Abs. 2, §§ 17, 18, 21 und 22 des Gesetzes vom 12 Juni 1869 finden auch auf die zur Zuständigkeit des BundeSOberhandelsgerichts gehörenden Strafsachen entsprechende Anwendung. g) Verjährung.

§ 33.

Die Strafverfolgung des Nachdrucks und die Klage auf Entschädigung wegen Nachdrucks, einschließlich der Klage wegen Bereicherung (§ 18), verjähren in drei Jahren Der Lauf der Verjährung beginnt mit dem Tage, an welchem die Verbreitung der Nachdrucks-Exemplare zuerst stattgefunden hat.

8 34. Tie Strafverfolgung der Verbreitung von Nachdrucks-Exemplaren und die Klage auf Entschädigung wegen dieser Verbreitung (§ 25) verjähren ebenfalls in drei Jahren Der Lauf der Verjährung beginnt mit dem Tage, an welchem die Verbreitung zuletzt stattgefunden hat 8 35. Der Nachdruck und die Verbreitung von Nachdrucks-Exemplaren sollen straflos bleiben, wenn der zum Strafantrage Berechtigte den Antrag binnen drei Monaten nach erlangter Kenntnis von dem begangenen Vergehen und von der Person des Täters zu machen unterlaßt 8 36. Ter Antrag auf Einziehung und Vernicklung der Nachdrucks-Exemplare, sowie der zur widerrecktlichen Vervielfältigung ausschließlich bestimmten Vorrichtungen (§ 21), ist so lange zulässig, als solche Exemplare und Vorrichtungen vorhanden find. 8 38. Die allgemeinen gesetzlichen Vorschriften bestimmen, durch welche Handlungen die Verjährung unterbrochen wird. Die Einleitung des Strafverfahrens unterbricht die Verjährung der Entschädi­ gungsklage nicht, und ebensowenig unterbricht die Anstellung der EntschädigungSklage die Verjährung des Strafverfahrens Jaeger, NeicbsUvllgcseye.

3. Aust.

63

37

MustG.

Wenn ausländische Urheber gewerbliche Niederlassung haben, gefertigten Erzeugnisse den Schutz Im übrigen richtet sich der den bestehenden Staatsverträgen.

im Gebiete des Deutschen Reichs ihre so genießen sie sür die im Jnlande des gegenwärtigen Gesetzes. Schutz der ausländischen Urheber nach

§ 17. Das gegenwärtige Gesetz tritt mit dem 1. April 1876 in Krast. Es findet Anwendung auf alle Muster und Modelle, welche nach dem Inkrafttreten desselben angesertigt worden sind. Muster und Modelle, welche vor diesem Tage angefertigt worden sind, genießen den Schutz des Gesetzes nur dann, wenn das erste nach dem Muster ic. gefertigte Erzeugnis erst nach dem Inkrafttreten des Gesetzes verbreitet worden ist. Muster und Modelle, welche schon bisher landesgesetzlich gegen Nachbildung geschützt waren, behalten diesen Schutz; jedoch kann derselbe nur für denjenigen räumlichen Umfang geltend gemacht werden, für welchen er durch die Landesgesetzgebung erteilt war.

38. Patentgesetz. Vom 7. Npril 1891.

lReichSgesetzblatt 1891 S. 79—90).

Artikel 1.

An Stelle der 88 1 bis 40 des Patentgesetzes vom 25. Mai 1877 (Reichs-Gesetzbl. S. 501) treten folgende Bestimmungen.

Erster Abschnitt.

Patentrecht. § 1. Patente werden erteilt für neue Erfindungen, welche eine gewerbliche Verwertung gestatten. Ausgenommen sind: 1. Erfindungen, deren Verwertung den Gesetzen oder guten Sitten zu­ widerlaufen würde; 2. Erfindungen von Nahrungs-, Genuß- und Arzneimitteln, sowie von Stoffen, welche auf chemischem Wege hergestellt werden, soweit die Erfindungen nicht ein bestimmtes Verfahren zur Herstellung der Gegen­ stände betreffen.

§ 2. Eine Erfindung gilt nicht als neu, wenn sie zur Zeit der auf Grund dieses Gesetzes erfolgten Anmeldung in öffentlichen Druckschriften aus den letzten hundert Jahren bereits derart beschrieben oder im Jnlande bereits so offenkundig benutzt ist, daß danach die Benutzung durch andere Sachverständige möglich erscheint. Die im Auslande amtlich herausgegebenen Patentbeschreibungen stehen den öffentlichen Druckschriften erst nach Ablauf von drei Monaten seit dem Tage der Herausgabe gleich, sofern das Patent von demjenigen, welcher die Erfindung im Auslande angemeldet hat, oder von seinem Rechts­ nachfolger nachgesucht wird. Diese Begünstigung erstreckt sich jedoch nur auf die amtlichen Patentbeschreibungen derjenigen Staaten, in welchen nach einer im Reichs-Gesetzblatt enthaltenen Bekanntmachung die Gegen­ seitigkeit verbürgt ist. § 3. Auf die Erteilung des Patents hat derjenige Anspruch, welcher die Erfindung zuerst nach Maßgabe dieses Gesetzes angemeldet hat. Eine spätere Anmeldung kann den Anspruch auf ein Patent nicht be­ gründen, wenn die Erfindung Gegenstand des Patents des früheren An­ melders ist. Trifft diese Voraussetzung teilweise zu, so hat der spätere Anmelder nur Anspruch auf Erteilung eines Patents in entsprechender Beschränkung.

38

PatG.

Ein Anspruch des Patentsuchers aus Erteilung des Patents findet nicht statt, w»nn der wesentliche Inhalt seiner Anmeldung den Beschreibungen, Zeichnungen, Modellen, GerLtschasten oder Einrichtungen eines anderen oder einem von diesem angewendeten Verfahren ohne Einwilligung des­ selben entnommen und von dem letzteren aus diesem Grunde Einspruch erhoben ist. Hat der Einspruch die Zurücknahme oder Zurückweisung der Anmeldung zur Folge, so kann der Einsprechende, falls er innerhalb eines Monats seit Mitteilung des hierauf bezüglichen Bescheides des Patent amtS die Erfindung seinerseits angemeldet, verlangen, daß als Tag seiner Anmeldung der Tag vor Bekanntmachung der früheren Anmeldung fest­ gesetzt werde.

§ 4. Das Patent hat die Wirkung, daß der Patentinhaber aus­ schließlich befugt ist, gewerbsmäßig den Gegenstand der Erfindung her­ zustellen, in Verkehr zu bringen, feilzuhalten oder zu gebrauchen. Ist das Patent für ein Verfahren erteilt, so erstreckt sich die Wirkung auch auf die durch das Verfahren unmittelbar hergestellten Erzeugnisse.

§ 5. Die Wirkung des Patents tritt gegen denjenigen nicht ein, welcher zur Zeit der Anmeldung bereits im Jnlande die Erfindung in Be­ nutzung genommen oder die zur Benutzung erforderlichen Veranstaltungen getroffen hatte. Derselbe ist befugt, die Erfindung für die Bedürfnisse seines eigenen Betriebes in eigenen oder fremden Werkstätten auszunutzen. Diese Befugnis kann nur zusammen mit dem Betriebe vererbt oder ver­ äußert werden. Die Wirkung des Patents tritt ferner insoweit nicht ein, als die Erfindung nach Bestimmung des Reichskanzlers für das Heer oder für die Flotte oder sonst im Interesse der öffentlichen Wohlfahrt benutzt werden soll. Doch hat der Patentinhaber in diesem Falle gegenüber dem Reich oder dem Staate, welcher in seinem besonderen Interesse die Beschränkung des Patents beantragt hat, Anspruch auf angemessene Vergütung, welche in Ermangelung einer Verständigung im Rechtswege festgesetzt wird. Aus Einrichtungen an Fahrzeugen, welche nur vorübergehend in das Inland gelangen, erstreckt sich die Wirkung deS Patents nicht. § 6. Der Anspruch auf Erteilung deS auS dem Patent gehen auf die Erben über. Recht können beschrankt oder unbeschränkt durch fügung von Todes wegen auf andere übertragen

Patents und das Recht Der Anspruch und das Vertrag oder durch Ver­ werden.

§ 7. Die Dauer des Patents ist fünfzehn Jahre; der Lauf dieser Zeit beginnt mit dem auf die Anmeldung der Erfindung folgenden Tage. Bezweckt eine Erfindung die Verbesserung oder sonstige weitere Ausbildung einer anderen, zugunsten des Patentsuchers durch ein Patent geschützten Erfindung, so kann dieser die Erteilung eines Zusatzpatents nachsuchen, welches mit dem Patent für die ältere Erfindung sein Ende erreicht. Wird durch die Erklärung der Nichtigkeit des Hauptpatents ein Zu­ satzpatent zu einem selbständigen Patent, so bestimmt sich dessen Dauer und der Fälligkeitstag der Gebühren nach dem AnsangStage des HauptpatentS. Für den Jahresbetrag der Gebühren ist der Anfangstag deS

Pat(H

Erster

Abschnitt

Patentrecht.

38

Zusatzpatems maßgebend. Dabei gilt als erstes Patentjahr der Zeitabschnitt zwischen den Tage der Anmeldung des Zusatzpatents und dem nächstfolgenden Jahrestage des Anfangs des Hauptpatents.

§ 8 Für jedes Patent ist vor der Erteilung eine Gebühr von dreißig Merk zu entrichten (§ 24 Abs. 1). Mit Ausnahme der Zusatzpatente (§ 7) ist außerdem für das Patent mit Beginn des zweiten und jedes folgenden Jahres der Dauer eine Ge­ bühr zu entrichten, welche das erstemal fünfzig Mark beträgt und weiter­ hin jedes Jahr um fünfzig Mark steigt. Diese Gebühr (Abs. 2) ist innerhalb sechs Wochen nach der Fälligkeit zu entrichten. Nach Ablauf der Frist kann die Zahlung nur unter Zuschlag einer Gebühr von zehn Mark innerhalb weiterer sechs Wochen erfolgen. Einem Patentinhaber, welcher seine Bedürftigkeit nachweist, können die Gebühren für das erste und zweite Jahr der Dauer des Patents bis zum dritten Jahre gestundet und, wenn das Patent im dritten Jahre erlischt, erlassen werden. Die Zahlung der Gebühren kann vor Eintritt der Fälligkeit er­ folgen. Wird auf das Patent verzichtet oder dasjelbe für nichtig erklärt oder zurückgenommen, so erfolgt die Rückzahlung der nicht fällig gewordenen Gebühren. Durch Beschluß des Bundesrats kann eine Herabsetzung der Gebühren angeordnet werden.

§ 9. Das Patent erlischt, wenn der Patentinhaber auf dasselbe verzichtet, oder wenn die Gebühren nicht rechtzeitig bei der Kasse deS Patentamts oder zur Ueberweisung an dieselbe bei einer Postanstalt im Gebiete des Deutschen Reichs eingezahlt sind. § 10. Das Patent wird für nichtig erklärt, wenn sich ergibt: 1. daß der Gegenstand nach §§ 1 und 2 nicht patentfähig war, 2. daß die Erfindung Gegenstand des Patents eines früheren Anmelders ist, 3. daß der wesentliche Inhalt der Anmeldung den Beschreibungen, Zeichnungen, Modellen, Gerätschaften oder Einrichtungen eines anderen oder einem von diesem angewendeten Verfahren ohne Einwilligung desselben entnommen war. Trifft eine dieser Voraussetzungen (1 bis 3) nur teilweise zu, so erfolgt die Erklärung der Nichtigkeit durch entsprechende Beschränkung deS Patents

8 11. Das Patent kann nach Ablauf von drei Jahren, von dem Tage der über die Erteilung des Patents erfolgten Bekanntmachung (§ 27 Absatz 1) gerechnet, zurnckgenommen werden: 1. wein der Patentinhaber ec unterläßt, im Jnlande die Erfindung in angemessenem Umfange zur Ausführung zu bringen, oder doch alles zu tun, was erforderlich ist um diese Ausführung zu sichern; 2. wein im öffentlichen Jnleiesse die Erteilung der Erlaubnis zur Be­ nutzung der Erfindung an andere geboten erscheint, der Patentinhaber aber gleichwohl sich weigert diese Erlaubnis gegen angemessene Bergütung und genügende Sidirrftelluiig zu erteilen.

38

PatG

8 12. Wer nicht im Jnlande wohnt, kann den Anspruch auf die Erteilung eines Patents und die Rechte aus dem Patent nur geltend machen, wenn er im Jnlande einen Vertreter bestellt hat. Der letztere ist zur Vertretung in dem nach Maßgabe dieses Gesetzes stattfindenden Verfahren, sowie in den daS Patent betreffenden bürgerlichen Rechts­ streitigkeiten und zur Stellung von Strafanträgen befugt. Der Ort, wo der Vertreter seinen Wohnsitz hat, und in Ermangelung eines solchen der Ort, wo das Patentamt seinen Sitz hat, gilt im Sinne deS § 23 der Zivilprozeßordnung als der Ort, wo sich der Vermögensgegenstand befindet. Unter Zustimmung deS Bundesrats kann durch Anordnung des Reichskanzlers bestimmt werden, daß gegen die Angehörigen eines aus­ ländischen Staates ein DergeltungSrecht zur Anwendung gebracht werde. Zweiter Abschnitt.

Patentamt. 8 13. Die Erteilung, die Erklärung der Nichtigkeit und die Zu­ rücknahme der Patente erfolgt durch das Patentamt. Das Patentamt hat seinen Sitz in Berlin. Es besteht aus einem Präsidenten, aus Mitgliedern, welche die Befähigung zum Richteramt oder zum höheren Verwaltungsdienst besitzen (rechtskundige Mitglieder), und aus Mitgliedern, welche in einem Zweige der Technik sachverständig sind (technische Mitglieder). Die Mitglieder werden, und zwar der Präsident auf Vorschlag des Bundesrats, vom Kaiser ernannt. Die Berufung der rechtskundigen Mitglieder erfolgt, wenn sie im Reichs- oder Staatsdienst ein Amt bekleiden, auf die Dauer dieses Amts, anderenfalls auf Lebens­ zeit. Die Berufung der technischen Mitglieder erfolgt entweder auf Lebenszeit oder auf fünf Jahre. In letzterem Falle finden auf sie die Bestimmungen im 8 16 des Gesetzes, betreffend die Rechtsverhältnisse der Reichsbeamten, vom 31. Mürz 1873 ') keine Anwendung. *) Der § 16 RBG. (Fassung vom 18. Mai 1907, RGBl. S. 245) lautet „Kem Reichsbeamter dars ohne vorgängige Genehmigung der obersten Reichsbehörde ein Nebenamt oder eine Nebenbeschäftigung, mit welcher eine fort­ laufende Remuneration verbunden ist, übernehmen oder ein Gewerbe betreiben. Dieselbe Genehmigung ist zu dem Eintritt eines Reichsbeamten in den Vorstand, Verwaltungs- oder Ausfichtsrat einer jeden auf Erwerb gerichteten Gesellschaft erforderlich. Sie darf jedoch nicht erteilt werden, sofern die Stelle mittelbar oder unmittelbar mit einer Remuneration verbunden ist. Die erteilte Genehmigung ist jederzeit widerruflich Auf Wahlkonsuln und einstweilen in den Ruhestand versetzte Beamte finden diese Bestimmungen keine Anwendung -

Dazu bestimmt daS Gesetz, betr. die Beschäftigung von Hilfsmit­ gliedern im Kaiserlichen Patentamte, vom 18. Mai 1908 (RGBl. S. 211): ,61 nz i g er Parag raph. Bis zum 31 März 1911 können im Falle deS Bedürfnisses vom Reichs­ kanzler Personen, welche die Befähigung zum Richteramt oder zum höheren Ver­ waltungsdienste besitzen oder in einem Zweige der Technik sachverständig find, mit den Verrichtungen eineS Mitglieds des Patentamts beauftragt werden. Der Auftrag kann auf eine bestimmte Zeit oder für die Dauer des Bedürfnisses er­ teilt werden und ist vor Ablauf der Zeit oder der Erledigung deS Bedürfnisses nicht widerruflich. Im übrigen finden die für Mitglieder geltenden Vorschriften deS Patentgesehes auch auf die Hilfsmitglieder Anwendung/

PatG.

Zweiter Abschnitt.

Patentamt.

38

§ 14. In dem Patentamt werden 1. Abteilungen für die Patentanmeldungen (Anmeldeabteilungen), 2. eine Abteilung für die Anträge auf Erklärung der Nichtigkeit oder auf Zurücknahme von Patenten (Nichtigkeitsabteilung), 3. Abteilungen für die Beschwerden (Beschwerdeabteilungen) gebildet. In den Anmeldeabteilungen dürfen nur solche technische Mitglieder mitwirken, welche auf Lebenszeit berufen find. Die technischen Mitglieder der Anmeldeabteilungen dürfen nicht in den übrigen Abteilungen, die technischen Mitglieder der letzteren nicht in den Anmeldeabteilungen mitwirken. Die Beschlußfähigkeit der Anmeldeabteilungen ist durch die Anwesen­ heit von mindestens drei Mitgliedern bedingt, unter welchen sich zwei technische Mitglieder befinden müssen. Die Entscheidungen der Nichtigkeitsabteilung und der Beschwerde­ abteilungen erfolgen in der Besetzung von zwei rechtskundigen und drei technischen Mitgliedern. Zu anderen Beschlußfassungen genügt die Anwesen­ heit von drei Mitgliedern. Die Bestimmungen der Zivilprozeßordnung über Ausschließung und Ablehnung der Gerichtspersonen finden entsprechende Anwendung. Zu den Beratungen können Sachverständige, welche nicht Mitglieder sind, zugezogen werden; dieselben dürfen an den Abstimmungen nicht teilnehmen. § 15. Die Beschlüsse und die Entscheidungen der Abteilungen er­ folgen im Namen des Patentamts; sie sind mit Gründen zu versehen, schriftlich auszufertigen und allen Beteiligten von Amts wegen zuzustellen.

§ 16. Gegen die Beschlüsse der Anmeldeabteilungen und der Nichtigkeitsabteilung findet die Beschwerde statt. An der Beschlußfassung über die Beschwerde darf kein Mitglied teilnehmen, welches bei dem angefochtenen Beschlusse mitgewirkt hat. § 17. Die Bildung der Abteilungen, die Bestimmung ihres Gefchästskreises, die Formen de8 Verfahrens, einschließlich des ZustellungSwesens, und der Geschäftsgang des Patentamts werden, insoweit dieses Gesetz nicht Bestimmungen darüber trifft, durch Kaiserliche Verordnung unter Zustimmung des Bundesrats geregelt. § 18. DaS Patentamt ist verpflichtet, auf Ersuchen der Gerichte über Fragen, welche Patente betreffen, Gutachten abzugeben, sofern in dem gerichtlichen Verfahren von einander abweichende Gutachten mehrerer Sach­ verständiger vorliegen. Im übrigen ist das Patentamt nicht befugt, ohne Genehmigung des Reichskanzlers außerhalb seines gesetzlichen Geschäftskreises Beschlüffe zn fassen oder Gutachten abzugeben.

§ 19. Bei dem Patentamt wird eine Rolle geführt, welche den Gegenstand und die Dauer der erteilten Patente, sowie den Namen und Wohnort der Patentinhaber und ihrer bei Anmeldung der Erfindung etwa bestellten Vertreter angibt. Der Anfang, der Ablauf, das Erlöschen, die

38

PatG

Erklärung der Nichtigkeit und die Zurücknahme der Patente sind, unter gleichzeitiger Bekanntmachung durch den Reichsanzeiger, in der Rolle zu vermerken. Tritt in der Person des Patentinhabers oder seines Vertreters e.ne Aenderung ein, so wird dieselbe, wenn sie in beweisender Form zur Kenntnis deS Patentamts gebracht ist, ebenfalls in der Rolle vermerkt und durch den Reichsanzeiger veröffentlicht. Solange dieses nicht geschehen ist, bleiben der frühere Patentinhaber und sein früherer Vertreter nach Maßgabe dieses Gesetzes berechtigt und verpflichtet. Die Einsicht der Rolle, der Beschreibungen, Zeichnungen, Modelle und Probestücke, auf Grund deren die Erteilung der Patente erfolgt ist, steht, soweit es sich nicht um ein im Namen der Reichsverwaltung für die Zwecke des Heeres oder der Flotte genommenes Patent handelt, jeder­ mann frei. Das Patentamt veröffentlicht die Beschreibungen und Zeichnungen, soweit deren Einsicht jedermann freisteht, in ihren wesentlichen Teilen durch ein amtliches Blatt. In dasselbe sind auch die Bekanntmachungen auf­ zunehmen, welche durch den Reichsanzeiger nach Maßgabe dieses Gesetzes erfolgen müffen.

Dritter Abschnitt.

Verfahren in patentfachen. § 20. Die Anmeldung einer Erfindung behufs Erteilung eines Patents geschieht schriftlich bei dem Patentamt. Für jede Erfindung ist eine besondere Anmeldung erforderlich. Die Anmeldung muß den Antrag auf Erteilung des Patents enthalten und in dem Anträge den Gegen­ stand, welcher durch das Patent geschützt werden soll, genau bezeichnen. In einer Anlage ist die Erfindung dergestalt zu beschreiben, daß danach die Benutzung derselben durch andere Sachverständige möglich erscheint. Am Schluffe der Beschreibung ist dasjenige anzugeben, was als patent­ fähig unter Schutz gestellt werden soll (Patentanspruch). Auch sind die erforderlichen Zeichnungen, bildlichen Darstellungen, Modelle und Probe­ stücke beizufügen. Das Patentamt erläßt Bestimmungen über die sonstigen Ersordermsse der Anmeldung. Bis zu dem Beschluffe über die Bekanntmachung der Aniiicldnng find Abänderungen der darin enthaltenen Angaben zulässig. Gleichzeitig mit der Anmeldung sind für die Kosten des Verfahrens zwanzig Mark zu zahlen.

§ 21. Die Anmeldung unterliegt einer Vorprüfung durch ein Mitglied der Anmeldeabteilung. Erscheint hierbei die Anmeldung als den vorgeschriebenen Anforde­ rungen (§ 20) nicht genügend, so wird durch Vorbescheid der Patentsucher aufgefordert, die Mängel innerhalb einer bestimmten Frist zu beseitigen. Insoweit die Vorprüfung ergibt, daß eine nach §§ 1, 2, 3 Absatz 1 patentfähige Erfindung nicht vorliegt, wird der Patentsucher hiervon unter

PatG.

Dritter Abschnitt.

Verfahren in Patentsachen.

38

Angabe der Gründe mit der Aufforderung benachrichtigt, sich binnen einer bestimmten Frist zu äußern. Erklärt sich der Patentsucher auf den Vorbescheid (Absatz 2 und 3) nicht rechtzeitig, so gilt die Anmeldung als zurückgenommen; erklärt er sich innerhalb der Frist, so faßt die Anmeldeabteilung Beschluß.

§ 22. Ist durch die Anmeldung den vorgeschriebenen Anforderungen (.8 20) nicht genügt oder ergibt sich, daß eine nach 83 1, 2, 3 Absatz 1 patentfähige Erfindung nicht vorliegt, so wird die Anmeldung von der Abteilung zurückgewiesen. An der Beschlußfassung darf das Mitglied, welches den Vorbescheid erfassen hat, nicht teilnehmen. Soll die Zurückweisung auf Grund von Umständen erfolgen, welche nicht bereits durch den Vorbescheid dem Patentsucher mitgeteilt waren, so ist demselben vorher Gelegenheit zu geben, sich über diese Umstände binnen einer bestimmten Frist zu äußern. § 23. Erachtet das Patentamt die Anmeldung für gehörig erfolgt und die Erteilung eines Patents nicht für ausgeschlosien, so beschließt es die Bekanntmachung der Anmeldung. Mit der Bekanntmachung treten für den Gegenstand der Anmeldung zugunsten des Patentsuchers einstweilen die gesetzlichen Wirkungen des Patents ein (§§ 4 und 5). Die Bekanntmachung geschieht in der Weise, daß der Name des Patentsuchers und der wesentliche Inhalt des in seiner Anmeldung ent­ haltenen Antrags durch den Reichsanzeiger einmal veröffentlicht wird. Mit der Veröffentlichung ist die Anzeige zu verbinden, daß der Gegenstand der Anmeldung einstweilen gegen unbefugte Benutzung geschützt sei. Gleichzeitig ist die Anmeldung mit sämtlichen Beilagen bei dem Patentamt zur Einsicht für jedermann auszulegen. Auf dem durch § 17 des Gesetzes bestimmten Wege kann angeordnet werden, daß die Auslegung auch außerhalb Berlins zu erfolgen habe. Die Bekanntmachung kann auf Antrag des Patentsuchers auf die Dauer von höchstens sechs Monaten, vom Tage des Beschlusses über die Bekanntmachung an gerechnet, ausgesetzt werden. Bis zur Dauer von drei Monaten darf die Aussetzung nicht versagt werden. Handelt es sich um ein im Namen der Reichsverwaltung für die Zwecke des Heeres oder der Flotte nachgesuchtes Patent, so erfolgt auf Antrag die Patenterteilung ohne jede Bekanntmachung. In diesem Falle unterbleibt auch die Eintragung in die Patentrolle.

§ 24. Innerhalb der Frist von zwei Monaten nach der Ver­ öffentlichung (§ 23) ist die erste JahreSgebühr (8 8 Absatz 1) einzuzahlen. Erfolgt die Einzahlung nicht binnen dieser Frist, so gilt die Anmeldung als zurückgenommen. Innerhalb der gleichen Frist kann gegen die Erteilung des Patents Einspruch erhoben werden. Der Einspruch muß schriftlich erfolgen und mit Gründen versehen sein. Er kann nur auf die Behauptung gestützt werden, daß der Gegenstand nach 83 1 und 2 nicht patentfähig sei, oder daß dem Patentsucher ein Anspruch auf das Patent nach 8 3 nicht zu­ stehe. Im Falle des 8 3 Absatz 2 ist nur der Verletzte zum Einspruch berechtigt.

38

PatG.

Nach Ablauf der Frist hat das Patentamt über die Erteilung des Patents Beschluß zu fasten. An der Beschlußfassung darf das Mitglied, welches den Borbescheid (§ 21) erlösten hat, nicht teilnehmen.

§ 25. Bei der Vorprüfung und in dem Verfahren vor der An­ meldeabteilung kann jederzeit die Ladung und Anhörung der Beteiligten, die Vernehmung von Zeugen und Sachverständigen, sowie die Vornahme sonstiger zur Aufklärung der Sache erforderlicher Ermittelungen angeordnet werden.

§ 26. Gegen den Beschluß, durch welchen die Anmeldung zurück­ gewiesen wird, kann der Patentsucher, und gegen den Beschluß, durch welchen über die Erteilung des Patents entschieden wird, der Patentsucher oder der Einsprechende innerhalb eines Monats nach der Zustellung Be­ schwerde einlegen. Mit der Einlegung der Beschwerde find für die Kosten des Beschwerdeverfahrens zwanzig Mark zu zahlen; erfolgt die Zahlung nicht, so gilt die Beschwerde als nicht erhoben. Ist die Beschwerde an sich nicht statthaft oder ist dieselbe verspätet eingelegt, so wird sie als unzulässig verworfen. Wird die Beschwerde für zulässig befunden, so richtet sich das weitere Verfahren nach § 25. Die Ladung und Anhörung der Beteiligten muß aus Antrag eines derselben erfolgen. Dieser Antrag kann nur abgelehnt werden, wenn die Ladung deS Antragstellers in dem Verfahren vor der Anmeldeabteilung bereits erfolgt war. Soll die Entscheidung über die Beschwerde auf Grund anderer als der in dem angegriffenen Beschlusse berücksichtigten Umstände erfolgen, so ist den Beteiligten zuvor Gelegenheit zu geben, sich hierüber zu äußern. Das Patentamt kann nach freiem Ermessen bestimmen, inwieweit einem Beteiligten im Falle des Unterliegens die Kosten des Beschwerde­ verfahrens zur Last fallen, sowie anordncn, daß dem Beteiligten, dessen Beschwerde für gerechtfertigt befunden ist, die Gebühr (Absatz 1) zurück­ gezählt wird. § 27. Ist die Erteilung des Patents endgültig beschlossen, so er­ läßt das Patentamt darüber durch den Reichsanzeiger eine Bekanntmachung und fertigt demnächst für den Patentinhaber eine Urkunde aus. Wird die Anmeldung nach der Veröffentlichung (§ 23) zurückgenommen oder wird das Patent versagt, so ist dies ebenfalls bekannt zu machen. Die eingezahlte Jahresgebühr wird in diesen Fällen erstattet. Mit der Ver­ sagung des Patents gelten die Wirkungen des einstweiligen Schutzes als nicht eingetreten.

§ 28. Die Einleitung des Verfahren? wegen Erklärung der Nich­ tigkeit oder wegen Zurücknahme des Patents erfolgt nur auf Antrag. Im Falle des § 10 Nr. 3 ist nur der Verletzte zu dem Anträge berechtigt. Im Falle des tz 10 Nr. 1 ist nach Ablauf von fünf Jahren, von dem Tage der über die Erteilung des Patents erfolgten Bekanntmachung (§ 27 Absatz 1) gerechnet, der Antrag unstatthaft. Der Antrag ist schriftlich an das Patentamt zu richten und hat die Tatsachen anzugeben, auf welche er gestützt wird. Mit dem Anträge ist

PatG.

Dritter Abschnitt.

Verfahren in Patentsachen.

38

eine Gebühr von fünfzig Mark zu zahlen. Erfolgt die Zahlung nicht, so gilt der Antrag als nicht gestellt. Die Gebühr wird erstattet, wenn das Verfahren ohne Anhörung der Beteiligten beendet wird. Wohnt der Antragsteller im Auslande, so hat er dem Gegner auf dessen Verlangen Sicherheit wegen der Kosten deS Verfahrens zu leisten. Die Höhe der Sicherheit wird von dem Patentamt nach freiem Ermessen festgesetzt. Dem Antragsteller wird bei Anordnung der Sicherheitsleistung eine Frist bestimmt, binnen welcher die Sicherheit zu leisten ist. Erfolgt die Sicherheitsleistung nicht vor Ablauf der Frist, so gilt der Antrag als zurückgenommen.

§ 29. Nachdem die Einleitung des Verfahrens verfügt ist, fordert das Patentamt den Patentinhaber unter Mitteilung des Antrags auf, sich über denselben innerhalb eines Monats zu erklären. Erklärt der Patentinhaber binnen der Frist sich nicht, so kann ohne Ladung und Anhörung der Beteiligten sofort nach dem Anträge entschieden und bei dieser Entscheidung jede von dem Antragsteller behauptete Tatsache für erwiesen angenommen werden. § 30. Widerspricht der Patentinhaber rechtzeitig, oder wird im Falle des § 29 Absatz 2 nicht sofort nach dem Anträge entschieden, so trifft das Patentamt, und zwar im ersteren Falle unter Mitteilung deS Wider­ spruchs an den Antragsteller, die zur Aufklärung der Sache erforderlichen Verfügungen. Es kann die Vernehmung von Zeugen und Sachverständigen anordnen. Auf dieselben finden die Vorschriften der Zivilprozeßordnung entsprechende Anwendung. Die Beweisverhandlungen sind unter Zuziehung eines beeidigten Protokollführers aufzunehmen. Die Entscheidung erfolgt nach Ladung und Anhörung der Beteiligten. Wird die Zurücknahme des Patents auf Grund des § 11 Nr. 2 be­ antragt, so muß der diesem Anträge entsprechenden Entscheidung eine An­ drohung der Zurücknahme unter Angabe von Gründen und unter Fest­ setzung einer angemessenen Frist vorausgehen. § 31. In der Entscheidung (§§ 29, 30) hat das Patentamt nach freiem Ermessen zu bestimmen, zu welchem Anteile die Kosten des Ver­ fahrens den Beteiligten zur Last fallen.

§ 32. Die Gerichte sind verpflichtet, dem Patentamt Rechtshilfe zu leisten. Die Festsetzung einer Strafe gegen Zeugen und Sachverständige, welche nicht erscheinen oder ihre Aussage oder deren Beeidigung verweigern, sowie die Vorführung eines nicht erschienenen Zeugen erfolgt auf Ersuchen durch die Gerichte. § 33. Gegen die Entscheidung des Patentamts (88 29, 30) ist die Berufung zulässig. Die Berufung geht an das Reichsgericht. Sie ist binnen sechs Wochen nach der Zustellung bei dem Patentamt schriftlich anzumeldcn und zu begründen. Durch das Urteil des Gerichtshofs ist nach Maßgabe des 8 31 auch iibei die Kosten des Verfahrens zu bestimmen. Im übrigen wird das Verfahren vor dem Gerichtshof durch ein Regulativ bestimmt, welches von dem Gerichtshof zu entwerfen ist und

38

PatG,

durch Kaiserliche Verordnung unter Zustimmung des Bundesrats fest­ gestellt wird?) *) Die Kaiserliche VO. vom 6. Dezember 1891, betr. daS Be rusungs verfahren beim Reichsgericht in Patentsachen (RGBl. S. 389) bestimmt: § 1. Die in Gemäßheit des § 33 Absatz 1 des Patentgesetzes vom 7. April 1891 bei dem Patentamt einzureichende Berufungsschrift muß die Berusungsanträge sowie die Angabe der neuen Tatsachen und Bewersmittel enthalten, welche der BerufungSkläger geltend machen will. 8 2. Ist die BerufungSschrist nicht rechtzeitig erngegangen oder nicht in deutscher Sprache abgefaßt oder enthält sie nicht die Berufungsanträge, so hat daS Patentamt die Berufung als unzulässig zu verwerfen. Der BerufungSkläger kann binnen einer Woche nach Zustellung dieses BeschluffeS auf die Entscheidung des Reichsgerichts antragen. § 3. Ist die Berufung zulässig, so wird die Berufungsschrift von dem Patentamt dem Berufungsbeklagten mit der Auflage mitgeteilt, seine schriftliche Erklärung innerhalb eines Monats nach der Zustellung bei dem Patentamt ein* zureichen. Die Erklärung muß die Gegenanträge sowie die Angabe der neuen Tatsachen und Beweismittel enthalten, welche der Berufungsbeklagte geltend machen will. 8 4. DaS Patentamt legt die Verhandlungen nebst den Akten erster Instanz dem Reichsgericht vor und benachrichtigt hiervon die Parteien unter Mitteilung der Gegenerklärung an den BerufungSkläger. 8 5. DaS Reichsgericht trifft nach freiem Ermessen die zur Aufklärung der Sache erforderlichen Verfügungen. Beweiserhebungen können durch Vermittelung des Patentamts erfolgen. 8 6. Das Urteil des Reichsgerichts ergeht nach Ladung und Anhörung der Parteien. Die Ladungsfrist beträgt mindestens zwei Wochen. 8 7. Tie Geltendmachung neuer Tatsachen und Beweismittel im Termin ist nur insoweit zulässig, als sie durch das Vorbringen des Berufungsbetlagten in der ErklärungSsckrift veranlaßt wird. DaS Gericht kann auch Tatsachen und Beweise berücksichtigen, mit welchen die Parteien auSgeschloffen find. Auf eine noch erforderliche Beweisaufnahme findet die Bestimmung un § 5 Anwendung. Soll das Urteil auf Umstände gegründet werden, welche von den Parteien nicht berührt find, so find diese zu veranlassen, sich hierüber zu äußern. 8 ü. Von einer Partei behauptete Tatsachen, über welche die Gegen­ partei sich nicht erklärt hat, können für erwiesen angenommen werden. Erscheint in dem Termin keine der Parteien, so ergeht das Urteil auf Grund der Akten 8 0. DaS Reichsgericht kann zu der Beratung Sachverständige zuziehen; dieselben dürfen an der Abstimmung nicht teilnehmen. 8 10. Zu den Kosten des Verfahrens, über welche das Reichsgericht nach § 33 Absatz 2 des Patentgesetzes zu bestimmen hat. gehören außer den aus der Kaffe des Patentamts zu bestreitenden Auslagen diejenigen den Parteien er­ wachsenen Auslagen, welche nach freiem Ermessen des Gerichtshofes zur zweck­ entsprechenden Wahrung der Ansprüche und Rechte notwendig waren. 8 11. In dem Termin ist ein Protokoll aufzunehmen, welches den Gang der Verhandlung im allgemeinen angibt. Das Protokoll ist von dem Vorsitzenden und dem Gerichtsschreiber zu unterschreiben. 8 12. Die Verkündung des Urteils erfolgt in dem Termin, in welchem die Verhandlung geschloffen ist, oder in einem sofort anzuberaumenden Termin Wird die Verkündung der Entscheidungsgründe für angemessen erachtet.

PatG. Vierter Abschnitt. Strafen und Entschädigung.

38

§ 34. In betreff der Geschäftssprache vor dem Patentamt ftnben die Bestimmungen des GerichtsverfaffungSgesetzeS über die Gerichtssprache entsprechende Anwendung. Eingaben, welche nicht in deutscher Sprache abgesaßt sind, werden nicht berücksichtigt. Dictier Abschnitt.

Strafen und Entschädigung. § 35. Wer wissentlich oder aus grober Fahrlässigkeit den Bestim­ mungen der 88 4 und 5 zuwider eine Erfindung in Benutzung nimmt, ist dem Verletzten zur Entschädigung verpflichtet. Handelt es sich um eine Erfindung, welche ein Verfahren zur Her­ stellung eines neuen Stoffes zum Gegenstand hat, so gilt bis zum Beweise des Gegenteils jeder Stoff von gleicher Beschaffenheit als nach dem patentierten Verfahren hergestellt. )

§ 36. Wer wissentlich den Bestimmungen der §§ 4 und 5 zuwider eine Erfindung in Benutzung nimmt, wird mit Geldstrafe bis zu fünftausend Mark oder mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft. Die Strafverfolgung tritt nur auf Antrag ein. Die Zurücknahme des Antrags ist zulässig. Wird auf Strafe erkannt, so ist zugleich dem Verletzten die Befugnis zuzusprechen, die Verurteilung auf Kosten des Verurteilten öffentlich bekannt zu machen. Die Art der Bekanntmachung, sowie die Frist zu derselbm ist im Urteile zu bestimmen. § 37. Statt jeder aus diesem Gesetze entspringenden Entschädigung kann auf Verlangen des Beschädigten neben der Strafe auf eine an ihn zu erlegende Buße bis zum Betrage von zehntausend Mark erkannt werden. Für diese Buße haften die zu derselben Verurteilten als Ge­ samtschuldner. Eine erkannte Buße schließt die Geltendmachung eines weiteren Ent­ schädigungsanspruchs aus.

§ 38. In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, in welchen durch Klage oder Widerklage ein Anspruch auf Grund der Bestimmungen dieses Gesetzes

so erfolgt sie durch Verlesung der Gründe oder durch mündliche Mitteilung des wesentlichen Inhalts. Die Ausfertigungen des mit Gründen zu versehenden Urteils werden durch Bermittelung des Patentamts zugestellt. 8 18. Wild beantragt, daß in Abänderung der Entscheidung bei Patent­ amts die Zurücknahme des Patents auf Grund deS § 11 Nr. 2 de« Patentgesetzes ausgesprochen werde, so findet die Vorschrift deS § 30 Absatz 3 diese» Gesetze» entsprechende Anwendung 8 14. Die zur Praxis bei dem Reichsgericht zugelasienen Rechtsanwälte find befugt, im DerufungSversahren in Patentsachen die Vertretung zu über­ nehmen. Den Parteien und deren Vertretern ist eS gestattet, mit einem technischen Beistände zu erscheinen. K 15. Im übrigen ist für das BerusungSversahren in Patentsachen da» den Geschäftsgang beim Reichsgericht normierende Regulativ maßgebend.

38

PatG.

geltend gemacht ist, wird die Verhandlung und Entscheidung letzter Instanz im Sinne des 8 8 des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfaffungsgesetze dem Reichsgericht zugewiesen.

§ 39. Die Klagen wegen Verletzung des Patentrechts verjähren rückfichtlich jeder einzelnen dieselbe begründenden Handlung in drei Jahren. § 40. Mit Geldstrafe bis zu eintausend Mark wird bestraft: 1. wer Gegenstände oder deren Verpackung mit einer Bezeichnung ver­ steht, welche geeignet ist, den Irrtum zu erregen, daß die Gegenstände durch ein Patent nach Maßgabe dieses Gesetzes geschützt seien; 2. wer in öffentlichen Anzeigen, auf Aushängeschildern, auf Empfehlungs­ karten oder in ähnlichen Kundgebungen eine Bezeichnung anwendet, welche geeignet ist, den Irrtum zu erregen, daß die darin erwähnten Gegenstände durch ein Patent nach Maßgabe dieses Gesetzes ge­ schützt seien. Artikel H.

Die Bestimmung im § 28 Absatz 3 des Artikels I findet auf die zurzeit bestehenden Patente mit der Maßgabe Anwendung, daß der Antrag mindestens bis zum Ablauf von drei Jahren nach dem Tage be< Inkrafttretens dieses Gesetzes statthaft ist. Artikel III.

Dieses Gesetz tritt mit dem 1. Oktober 1891 in Krast.

59. Gesetz, bett, die Patentanwälte. Vom 21. IBat 1900. (Reichsgesetzblatt 1900 S. 233-238).

§ 1. Bei dem Kaiserlichen Patentamte wird eine Liste der Patent­ anwälte geführt. In die Liste werden Personen, welche andere in An­ gelegenheiten, die zum Geschäftskreise des Patentamts gehören, vor dem­ selben für eigene Rechnung berufsmäßig vertreten wollen, auf ihren Antrag eingetragen.

§T Die Eintragung ist nur zulässig, wenn der Antragsteller gemäß den §§ 3, 4 seine technische Befähigung und den Besitz der er­ forderlichen Rechtskenntnisie nachweist. Im übrigen ist die Eintragung zu versagen; 1. wenn der Antragsteller nicht im Jnlande wohnt; 2. wenn er das fünfundzwanzigste Lebensjahr nicht vollendet hat; 3. wenn er in der Verfügung über sein Vermögen durch gerichtliche Anordnung beschränkt ist; 4. wenn er sich eines unwürdigen Verhaltens schuldig gemacht hat. Als ein unwürdiges Verhalten sind politische, wisienschastliche und religiöse Ansichten oder Handlungen als solche nicht anzusehen. Wird die Eintragung gemäß Abs. 2 Nr. 4 versagt, so ist ausschließlich eine Beschwerde nach Maßgabe der folgenden Bestimmungen zulässig. Die Beschwerde ist innerhalb eines Monats nach der Zustellung der Ent­ scheidung schriftlich bei dem Patentamt anzumelden. Ueber die Beschwerde entscheidet das Ehrengericht. Auf das Verfahren finden die Vorschriften des 8 9 Abs. 2, 3 und der 83 10, 11, 12 und 13 entsprechende An­ wendung. § 3. Als technisch befähigt gilt, wer im Inland als ordentlicher Hörer einer Universität, einer technischen Hochschule oder einer Berg­ akademie sich dem Studium naturwissenschaftlicher und technischer Fächer gewidmet, alsdann eine staatliche oder akadeinische Fachprüfung bestanden, außerdem mindestens ein Jahr in praktischer gewerblicher Tätigkeit gearbeitet und hierauf mindestens zwei Jahre hindurch eine praktische Tätigkeit auf dem Gebiete deS gewerblichen Rechtsschutzes ausgeübt hat. Der Besuch ausländischer Universitäten oder Akademien und die Ausübung der praktischen Tätigkeit im Auslande kann durch Beschluß der Prüfungskommission (8 4) als ausreichend anerkannt werden. Die Fach­ prüfung (Abs. 1) muß auch in diesem Falle im Inland abgelegt werden.

§ 4. Der Besitz der erforderlichen Rechtskenntnisse ist durch Ab­ legung einer Prüfung nachzuweisen. Zu derselben darf nur zugelassen werden, wer die technische Befähigung (8 3) dargetan hat. Die Prüfung

39

PatAnwG.

ist eine schriftliche und eine mündliche; sie ist insbesondere auch darauf zu richten, ob der Bewerber die Fähigkeit zur praktischen Anwendung der aus dem Gebiete des gewerblichen Rechtsschutzes geltenden Vorschriften besitzt. Die Prüfung wird vor einer Kommission abgelegt, in welche Mit­ glieder des Patentamts und Patentanwälte durch den Reichskanzler zu berufen sind. Im Falle des Nichtbestehens kann die Prüfung nach Ablauf einer von der Prüfungskommission festzusetzenden Frist von mindestens sechs Monaten einmal wiederholt werden. Die näheren Bestimmungen über die Zusammensetzung und den Geschäftsgang der Prüfungskommission und über das Prüfungsverfahren und die Prüfungsgebühr werden durch eine vom Bundesrate zu erlasiende Prüfungsordnung getroffen.

§ 5. Der Patentanwalt ist verpflichtet, seine Berufstätigkeit gewissenhaft auszuüben und durch sein Verhalten in Ausübung des Berufs sowie außerhalb desselben sich der Achtung würdig zu zeigen, welche sein Beruf erfordert. Er wird auf die Erfüllung dieser Obliegenheiten durch Handschlag verpflichtet. Die Bestimmung des § 2 Abs. 2 Ziffer 4 findet Anwendung. 1. 2. 3. 4.

§ 6. Die Eintragung wird vom Patentamte gelöscht: wenn der Eingetragene es beantragt; wenn er gestorben ist; wenn er keinen Wohnsitz im Jnlande hat; wenn er infolge gerichtlicher Anordnung in der Verfügung über sein Vermögen beschränkt ist.

§ 7. Die Eintragung ist ferner zu löschen, wenn nachträglich Tat­ sachen bekannt werden, welche nach § 2 Abs. 2 Nr. 4 die Versagung der Eintragung begründen, oder wenn der Eingetragene die ihm nach § 5 obliegenden Pflichten verletzt. In leichteren Füllen der Pflichtverletzung kann statt der Löschung in der Liste als Ordnungsstrafe ein Verweis oder eine Geldstrafe bis zu dreitausend Mark verhängt werden. Geldstrafe kann mit Verweis ver­ bunden werden. § 8. Die Entscheidung in den Fällen des § 7 erfolgt in einem ehrengerichtlichen Verfahren.

§ 9. Die Einleitung des Verfahrens wird vom Reichskanzler ver­ fügt. Derselbe ernennt, falls er eine besondere Voruntersuchung für er­ forderlich hält, den untersuchungssührenden Beamten. Der Angeschuldigte ist über die Anschuldigungspunkte zu hörenIn dem Versahren kann jederzeit die Vernehmung von Zeugen und Sachverständigen angeordnet werden. Die Vorschriften der Strafprozeß­ ordnung über die Beweisaufnahme und die Verteidigung finden entsprechende Anwendung. Als Verteidiger können Patentanwälte nicht zurückgewiesen werden. § 10. gericht.

Zuständig zur Verhandlung und Entscheidung ist das Ehren­ Es besteht aus zwei Mitgliedern des Patentamts, einem rechts-

PatAnwG-

SS

kundigen und einem technischen, sowie drei Patentanwälten. Den Borfitz führt daS rechtskundige Mitglied deS Patentamts. Zu der mündlichen Verhandlung der Sache ist der Angrschuldigte unter schriftlicher Mitteilung der Anschuldigungspunkte zu laden. Die Vorschriften der Strafprozeßordnung über Ausschließung und Ablehnung der Gerichtspersonen finden entsprechende Anwendung. Die mündliche Verhandlung ist nicht öffentlich. Das Ehrengericht kann die Oeffentlichkeit der Verhandlung anordnen. Die Anordnung muß erfolgen, falls der Angeschuldigte es beantragt, sofern nicht die Voraus­ setzungen des § 173 des Gerichtsverfassungsgesetzes vorliegen.

§ H. Die Entscheidung ist mit Gründen zu versehen, schriftlich auszufertigen und dem Angeschuldigten von Amts wegen zuzustellen. Dem Angeschuldigten find im Falle einer zu seinen Ungunsten er­ gehenden Entscheidung die baren Auslagen des Verfahrens zur Last zu legen.

§ 12. Gegen die Entscheidung steht dem Angeschuldigten die Be­ rufung zu. Tie Berufung ist innerhalb eines Monats nach der Zustellung der Entscheidung schriftlich bei dem Patentamt einzulegen. Ueber die Berufung entscheidet der Ehrengerichtshof. Er besteht aus drei Mitgliedern des Patentamts, von denen der Vorsitzende und ein Mitglied rechtskundig fein müssen, und vier Patentanwälten. Auf das Verfahren finden die Vorschriften des § 9 Abs. 2, 3 und der §§ 10, 11 entsprechende Anwendung. § 13. Stellt der Angeschuldigte vor rechtskräftiger Entscheidung den Antrag, seinen Namen in der Liste zu löschen, so ist das Verfahren einzustellen. Dem Angeschuldigten fallen die baren Auslagen des Ver­ fahrens zur Last. § 14. Für jedes Jahr im voraus werden vom Reichskanzler die­ jenigen Mitglieder des Patentamts bestimmt, welche nach den §§ 10, 12 an dem Verfahren mitzuwirten haben, und zwanzig Patentanwälte be­ zeichnet, von welchen in einer öffentlichen Sitzung der Beschwerdeabteilung I des Patentamts für jede Spruchsitzung die erforderliche Anzahl von Bei­ fitzern ausgelost wird.

§ 15. Die Eintragungen und Löschungen in der Liste der Patent­ anwälte sind zu veröffentlichen. § 16. Die Patentanwälte können für Personen, welche sie mit ihrer stündigen Vertretung im Verkehre mit dem Patentamte beauftragt haben, die Eintragung in eine besondere Spalte der Liste nachsuchen. Auf die Eintragung finden die Vorschriften der 83 2 und 3 entsprechende Anwendung. Jedoch genügt es, wenn der Einzutragende das einund­ zwanzigste Lebensjahr vollendet und nach Ablegung der staatlichen oder akademischen Nachprüfung mindestens ein Jahr hindurch eine praktische Tätigkeit auf dem Gebiete des gewerblichen Rechtsschutzes ausgeübt hat. Im übrigen finden die Vorschriften der §§ 5 bis 13 auf diese Personen entsprechende Anwendung. Jaeger, Neichszivilgesetze. 8. Aufl.

64

39

PatAnwG.

§ 17. Der Präsident des Patentamts ist besagt, Personen, welche, ohne in die Liste eingetragen zu sein, die Vertretung vor dem Patent­ amte berufsmäßig betreiben, von dem Vertretungsgeschäft auszuschließen. Aus Rechtsanwälte findet diese Vorschrift keine Anwendung. § 18. Die berufsmäßige Vertretung anderer Personen vor dem Patentamte darf Patentanwälten auf Grund der Vorschrift im § 35 Abs. 3 der Gewerbeordnung nicht untersagt werden.

K 19. Mit Geldstrafe bis zu dreihundert Mark und im Unver­ mögensfalle mit Haft wird bestraft, wer, ohne als Patentanwalt ein­ getragen zu sein, sich als Patentanwalt bezeichnet oder sich einen ähn­ lichen Titel beilegt, durch den der Glaube erweckt wird, der Inhaber sei als Patentanwalt eingetragen. § 20. Auf diejenigen, welche zur Zeit des Inkrafttretens dieses Gesetzes das Vertretungsgeschäft für eigene Rechnung berufsmäßig be­ treiben, findet § 17 erst vom 1. April 1901 ab Anwendung. Wer von ihnen bis dahin die Erfüllung der im § 3 bezeichneten Voraussetzungen nachweist und die Zulassung zur Prüfung (§ 4) beantragt, kann, sofern nicht einer der im § 2 Abs. 2 bezeichneten Fälle vorliegt, bis zur end­ gültigen Entscheidung über seine Eintragung in die Liste vom Dertretungsgeschäfte nicht ausgeschlossen werden. Wer zur Zeit des Inkrafttretens dieses Gesetzes das Vertretungs­ geschäft für eigene Rechnung seit 1. Januar 1899 berufsmäßig betreibt, ist, sofern seine Geschäftsführung und sein Verhalten in Ausübung des Berufs sowie außerhalb desselben zu erheblichen Anständen keinen Anlai; gegeben hat, auf Antrag in die Liste der Patentanwälte einzutragen, auch wenn er die in den 88 3 und 4 bezeichneten Voraussetzungen nicht erfüllt. Der Antrag, über welchen die Prüfungskommission beschließt, ist spätestens bis zum 1. April 1901 zu stellen. Gegen eine den Antrag ablehnende Entscheidung steht dem Antragsteller die Beschwerde zu. Die Beschwerde ist innerhalb eines Monats nach der Zustellung der Ent­ scheidung schriftlich bei dem Patentamt anzumelden. Ueber die Beschwerde entscheidet endgültig der Ehrengerichtshof (§ 12 Abs. 3) Auf das Ver­ fahren finden die Vorschriften des § 9 Abs. 2, 3 und der §§ 10, 11 entsprechende Anwendung. Bis zur endgültigen Entscheidung kann der Antragsteller vom Vertretungsgeschäfte nicht ausgeschlossen werden.

§ 21. Wer seit dem 1. Januar 1899 das Vertretungsgeschüft berufsmäßig, wenn auch nicht auf eigene Rechnung, betreibt oder wer als technischer Beamter im Patentamte mindestens zwei Jahre hindurch tätig gewesen ist, kann, sofern er durch seine Tätigkeit und durch fein Verhalten zu erheblichen Anständen keinen Anlaß gegeben hat, auf seinen Antrag das Zeugnis über die Befähigung als ständiger Vertreter eines Patentanwalts (§ 16) erhalten, auch wenn er die Voraussetzungen des § 3 nicht erfüllt. Auf den Antrag und das weitere Verfahren finden die Vorschriften des § 20 Abs. 3 Anwendung. Wer das Zeugnis erhalten hat, ist auf Antrag eines Patentanwalts, der ihn mit seiner ständigen Vertretung beauftragt hat, in die besondere

PatAnwG-

39

Spalte der Liste (§ 16) einzutragen. Auf seinen eigenen Antrag ist er zur Prüfung (§ 4) zuzulassen und im Falle des Bestehens der Prüfung, sofern nicht einer der im § 2 Abs. 2 vorgesehenen Hinderungsgründe vor­ liegt, als Patentanwalt emzutcagen. Eine Entbindung von der Prüfung kann durch einstimmigen Beschluß der Prüfungskommission erfolgen, wenn der Besitz der erforderlichen Kennt­ nisse durch die bisherige Tätigkeit dargetan ist. Ein hierauf bezüglicher Antrag ist spätestens bis zum 1. Oktober 1901 zu stellen.

§ 22

Dieses Gesetz tritt am 1. Oktober 1900 in Kraft. Solange die zur Ausführung dieses Gesetzes erforderliche Anzahl von Patentanwälten in die Liste noch nicht eingetragen ist, werden an deren Stelle durch den Reichskanzler Personen bestellt, welche bisher andere in Angelegenheiten des gewerblichen Rechtsschutzes für eigene Rechnung berufSmäßig vertreten haben.

40. Besetz, bett, den Zebutz von Gebrauchs­ mustern. Vom 1. Juni 1891.

m Inland entmündigt worden ist, im Jnlande keinen allgemeinen Gerichtsstand hat. Die Bestimmungen des § 647 und der §§ 649 bis 655 finden ent­ sprechende Anwendung. § 677. Die Kosten des Verfahrens sind von dem Entmündigten, wenn das Verfahren von dem Staatsanwalt ohne Erfolg beantragt ist, von der Staatskasse zu tragen. § 678. Der über die Wiederanshebung der Entmündigung zu erlastende Beschluß ist dem Antragsteller und un Falle der Wiederauf­ hebung dem Entmündigten sowie dem Staatsanwalte von Amts wegen zuzustellen. Gegen den Beschluß, durch welchen die Entmündigung aufgehoben wird, steht dem Staatsanwalte die sofortige Beschwerde zu. Die rechtskräftig erfolgte Wiederaushebung ist der Vormundschastsbehorde mitzuteilen.

§ 679. Wird der Antrag auf Wiederaushebung von dem Amts­ gericht abgelehnt, so kann dieselbe im Wege der Klage beantragt werden.

ZPO. Sechstes Buch. Ehesachen. Feststellung des Rechtsverhältnisses re.

47

Zur Erhebung der Klage ist derjenige gesetzliche Vertreter des Entniündigten, welchem die Sorge für die Person zusteht, und der Staats­ anwalt befugt. Will der gesetzliche Vertreter die Klage nicht erheben, so kann der Vorsitzende des Prozeßgerichts dem Entmündigten einen Rechtsanwalt als Vertreter beiordnen. Auf das Verfahren finden die Vorschriften der §§ 665 bis 667, 669 bis 674 entsprechende Anwendung.

§ 680. Die Entmündigung wegen Verschwendung oder wegen Trunkiucht erfolgt durch Beschluß des Amtsgerichts. Der Beschluß wird nur auf Antrag erlassen. Aul das Versahren finden die Vorschriften des § 646 Abs. 1 und der §§ 647, 648, 653, 657, 663 entsprechende Anwendung. Eine Mitwirkung der Staatsanwaltschaft findet nicht statt. Die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen eine Gemeinde oder ein der Gemeinde gleichstehender Verband oder ein Armenverband be­ rechtigt ist, die Entmündigung wegen Verschwendung oder wegen Trunksucht zu beantragen, bleiben unberührt.

§ 681. Ist die Entmündigung wegen Trunksucht beantragt, so kann das Gericht die Beschlußfassung über die Entmündigung aussetzen, wenn Aussicht besteht, daß der zu Entmündigende sich bessern werde.

§ 682. Die Kosten des amtsgerichtlichen Verfahrens sind, wenn die Entmündigung erfolgt, von dem Entmündigten, anderenfalls von dem Antragsteller zu tragen. § 683. Der über die Entmündigung zu erlassende Beschluß ist dem Antragsteller und dem zu Entmündigenden von Amts wegen zuzustellen. Der die Entmündigung aussprechende Beschluß tritt mit der Zu­ stellung an den Entmündigten in Wirksamkeit. Der Vormundschafts­ behörde ist ein solcher Beschluß von Amts wegen mitzuteilen. § 684. Der die Entmündigung aussprechende Beschluß kann binnen der Frist eines Monats von dem Entmündigten im Wege der Klage an­ gefochten werden. Die Frist beginnt mit der Zustellung des Beschlusses an den Ent­ mündigten. Die Klage ist gegen denjenigen, welcher die Entmündigung bean­ tragt hatte, falls aber dieser verstorben oder sein Aufenthalt unbekannt oder im Auslande ist, gegen den Staatsanwalt zu richten. Auf das Verfahren finden die Vorschriften der 83 665, 667, 669, 670, 672 bis 674 entsprechende Anwendung. § 685. Die Wiederaufhebung der Entmündigung erfolgt auf Antrag des Entmündigten, oder desjenigen gesetzlichen Vertreters des Ent­ mündigten, welchem die Sorge für die Person zusteht, durch Beschluß des Amtsgerichts unter entsprechender Anwendumg der 88 647, 653, des 8 676 Abs. 1, 2, des § 677 und deS 8 678 Abs. 1, 3.

§ 686. Wird der Antrag auf Wiederaufhebung von dem Amts­ gericht abgelehnt, so kann dieselbe im Wege der Klage beantragt werden. 76'

47

ZPO.

Zur Erhebung der Klage ist derjenige gesetzliche Vertreter des Ent mLndigten befugt, welchem die Sorge für die Person zusteht. Will dieser die Klage nicht erheben, so kann der Vorsitzende des Prozeßgerichts dem Entmündigten einen Rechtsanwalt als Vertreter beiordnen. Die Klage ist gegen denjenigen, welcher die Entmündigung beantragt hatte, falls aber dieser verstorben oder sein Aufenthalt unbekannt oder im Auslande ist, gegen den Staatsanwalt zu richten. Auf das Verfahren finden die Vorschriften der §§ 665, 667, 669, 670, 672 bis 674 entsprechende Anwendung.

§ 687. Die Entmündigung einer Person wegen Verschwendung, oder wegen Trunksucht, sowie die Wiederaufhebung einer solchen Ent­ mündigung ist von dem Amtsgericht öffentlich bekannt zu machen.

Siebentes Buch. mabiwerfabren.

§ 688. Wegen eines Anspruchs, welcher die Zahlung einer be­ stimmten Geldsumme oder die Leistung einer bestimmten Quantität anderer vertretbarer Sachen oder Wertpapiere zum Gegenstände hat, ist auf Gesuch des Gläubigers ein bedingter Zahlungsbefehl zu erlassen. Als ein An­ spruch, welcher die Zahlung einer Geldsumme zum Gegenstände hat, gilt auch der Anspruch aus einer Hypothek, einer Grundschuld oder einer Rentenschuld. Das Mahnverfahren findet nicht statt, wenn nach Inhalt des Ge­ suchs die Geltendmachung des Anspruchs von einer noch nicht erfolgten Gegenleistung abhängig ist oder wenn die Zustellung des Zahlungsbefehls im Auslande oder durch öffentliche Bekanntmachung erfolgen müßte. § 689.

Die Zahlungsbefehle werden von den Amtsgerichten erlassen. Zuständig ist das Amtsgericht, welches für die im ordentlichen Ver­ fahren erhobene Klage zuständig sein würde, wenn die Amtsgerichte in erster Instanz sachlich unbeschränkt zuständig wären.

§ 690. Das Gesuch muß enthalten: 1. die Bezeichnung der Parteien nach Namen, Stand oder Gewerbe und Wohnort; 2. die Bezeichnung des Gerichts; 3. die bestimmte Angabe des Betrags oder Gegenstandes und des Grundes des Anspruchs; 4. das Gesuch um Erlassung des Zahlungsbefehls.

§ 691. Entspricht das Gesuch nicht den Bestimmungen der vor­ stehenden Paragraphen oder ergibt sich aus dem Inhalte des Gesuchs, daß der Anspruch überhaupt oder zur Zeit nicht begründet ist, so wird dasselbe zurückgewiesen. Das Gesuch ist auch dann zurückzuweisen, wenn der Zahlungsbefehl nur in Ansehung eines Teils des Anspruchs nicht erlassen werden kann; vor der Zurückweisung ist der Gläubiger zu hören. Eine Anfechtung der zurückweisenden Verfügung findet nicht statt.

ZPO.

Siebentes Buch.

Mahnverfahren.

47

§ 692. Der Zahlungsbefehl enthält die im § 690 Nr. 1 bis 3 bezeichneten Erfordernisse des Gesuchs und außerdem den Befehl an den Schuldner, binnen einer vom Tage der Zustellung laufenden Frist von einer Woche bei Vermeidung sofortiger Zwangsvollstreckung den Gläubiger wegen des Anspruchs nebst den dem Betrage nach zu bezeichnenden Kosten des Verfahrens und den geforderten Zinsen zu befriedigen oder, wenn er Einwendungen gegen den Anspruch habe, bei dem Gerichte Widerspruch zu erheben. § 693. Die Zustellung des Zahlungsbefehls an den Schuldner erfolgt von Amts wegen. Mit der Zustellung des Zahlungsbefehls treten die Wirkungen der Rechtshängigkeit ein. Soll durch die Zustellung eine Frist gewahrt oder die Verjährung unterbrochen werden, so tritt die Wirkung, wenn die Zustellung demnächst erfolgt, bereits mit der Einreichung oder Anbringung des Gesuchs um Erlassung des Zahlungsbefehls ein. Der Gerichtsschreiber hat von der Zustellung des Zahlungsbefehls den Gläubiger in Kenntnis zu setzen.

§ 694. Der Schuldner kann gegen den Anspruch oder einen Teil desselben Widerspruch erheben, solange der VollstreckungSbesehl nicht ver­ fügt ist. Das Gericht hat den Gläubiger von dem rechtzeitig erhobenen Widerspruche in Kenntnis zu setzen und dem Schuldner auf Verlangen eine Bescheinigung darüber zu erteilen, daß er rechtzeitig Widerspruch erhoben habe. Einer Zurückweisung des nicht rechtzeitig erhobenen Widerspruches bedarf es nicht. § 695. Durch die rechtzeitige Erhebung des Widerspruchs gegen den Anspruch oder einen Teil desselben verliert der Zahlungsbefehl seine Kraft. Die Wirkungen der Rechtshängigkeit bleiben bestehen.

§ 696. Wird rechtzeitig Widerspruch erhoben, so ist die Klage als mit der Zustellung des Zahlungsbefehls bei dem Amtsgericht erhoben anzusehen, welches den Befehl erlassen hat. Termin zur mündlichen Verhandlung ist nur auf Antrag einer Partei zu bestimmen; der Antrag kann schon in dem Gesuch um Er­ lassung deS Zahlungsbefehls gestellt werden; die Ladungsfrist beträgt mindestens drei Tage. Zur Herstellung eines Urteils in abgekürzter Form (8 313 Abf. 3, § 317 Abf. 3) kann der Zahlungsbefehl an Stelle der Klageschrift be­ nutzt werden. § 697. Ist ein Anspruch erhoben, der zur Zuständigkeit Landgerichte gehört, so hat das Amtsgericht, sofern eine Partei vor Verhandlung zur Hauptsache darauf anträgt, durch Beschluß sich für zuständig zu erklären und den Rechtsstreit an das Landgericht zu weisen ; die Vorschriften des § 505 Abs. 2, Abs. 3 Satz 1 finden Wendung.

der der un­ ver­ An

47

ZPO.

Ist der Antrag auf Berweisung schon in dem Gesuch um Erlaffung deS Zahlungsbefehls gestellt oder mit dem Widersprüche verbunden worden, so kann die Entscheidung über den Antrag ohne vorgängige mündliche Verhandlung erfolgen. Wird die Berweisung beschlossen, so gilt der Rechtsstreit mit der Zustellung des Beschlusses als bei dem Landgericht anhängig.

§ 698. Die Kosten des Mahnverfahrens sind im Falle der rechtzeitigen Erhebung deS Widerspruchs als ein Teil der Kosten deS entstehenden Rechtsstreits anzusehen. § 699. Der Zahlungsbefehl ist nach Ablauf der darin bestimmten Frist auf Gesuch des Gläubigers für vorläufig vollstreckbar zu erklären, sofern nicht vor der Vollstreckbarkeitserklärung von dem Schuldner Wider­ spruch erhoben ist. Die Vollstreckbarkeitserklärung erfolgt durch einen von dem Gerichtsschreiber aus den Zahlungsbefehl zu setzenden Vollstreckungs­ befehl. In den Vollstreckungsbefehl sind die von dem Gläubiger zu be­ rechnenden Kosten des bisherigen Verfahrens aufzunehmen. Die Zustellung des Vollstreckungsbefehls erfolgt auf Betreiben des Gläubigers. Der Ge­ richtsschreiber hat die Zustellung zu vermitteln, sofern nicht der Gläubiger erklärt hat, selbst einen Gerichtsvollzieher mit der Zustellung beauftragen zu wollen. Will der Gerichtsschreiber dem Gesuche des Gläubigers nicht ent­ sprechen, so hat er das Gesuch dem Gerichte zur Entscheidung vorzulegen. Gegen den Beschluß des Gerichts, durch welchen das Gesuch zurückgewiesen wird, findet sofortige Beschwerde statt.

§ 700. Der Vollstreckungsbefehl steht einem für vorläufig voll­ streckbar erklärten auf Versäumnis erlassenen Endurteile gleich. Gegen den Dollstreckungsbesehl findet der Einspruch statt; die Vorschriften über den Einspruch gegen ein von dem Amtsgericht erlassenes Versäumnis­ urteil finden entsprechende Anwendung. Gehört der Anspruch nicht vor die Amtsgerichte, so findet eine Verweisung des Rechtsstreits an das Landgericht nach § 697 nur statt, wenn das Amtsgericht den Einspruch für zulässig erachtet. DaS Landgericht ist an die Entscheidung des Amts­ gerichts, durch welche der Einspruch zugelasien wird, gebunden.

§ 701. Wird in dem Falle, wenn Widerspruch nicht erhoben ist, die Erlassung deS Vollstreckungsbefehls nicht binnen einer sechsmonatigen Frist, welche mit Ablauf der im Zahlungsbefehle bestimmten Fri't be­ ginnt, nachgesucht, so verliert der Zahlungsbefehl dergestalt seine Kraft, daß auch die Wirkungen der Rechtshängigkeit erlöschen. Dasselbe gilt, wenn die Erlassung deS Vollstrcckungsbefehls rechtzeitig nachgesuctt ist, das Gesuch aber zurückgewiesen wird. § 702. Das Gesuch um Eilafiung eines Zahlungsbefehls oder eines Vollstreckungsbefehls, sowie die Erhebung eines Widerspruchs werde, der anderen Partei abschriftlich nicht mitgeteilt; im Falle ihrer mündiichen Anbringung ist die Aufnahme eines Protokolls nicht erforderlich. 8 703. Des Nachweises einer Vollmacht bedarf es nicht, wenn für den Gläubiger die Erlassung eines Zahlungsbefehls nachgesucht oder für den Schuldner Widerspruch gegen einen Zahlungsbefehl erhoben wird.

ZPO

Achtes Buch.

Zwangsvollstreckung.

47

Ächtrs Buch.

Zwangsvollstreckung. Erster Ablchniit.

Allgemeine Vcstimmungen. § 704. Die Zwangsvollstreckung findet statt auS Endurtellen, welche rechtskräftig oder für vorläufig vollstreckbar erklärt find. Urteile in Ehesachen und in Rechtsstreitigkeiten, welche die Fest­ stellung deS Rechtsverhältnisses zwischen Eltern und Kindern zum Gegen­ stände haben, dürfen nicht für vorläufig vollstreckbar erklärt werden. § 705. Die Rechtskraft der Urteile tritt vor Ablauf der für die Einlegung des zulässigen Rechtsmittels oder des zulässigen Einspruchs bestimmten Frist nicht ein. Der Eintritt der Rechtskraft wird durch rechtzeitige Ernlegung des Rechtsmittels oder des Einspruchs gehemmt. § 706. Zeugnisse über die Rechtskraft der Urteile sind auf Grund der Prozeßakten vom Gerichisschreiber erster Instanz und, solange der Rechtsstreit in einer höheren Instanz anhängig ist, von dem GerichtSschreiber dieser Instanz zu erteilen. Insoweit die Erteilung des Zeugnisses davon abhängt, daß gegen das Urteil ein Rechtsmittel nicht eingelegt ist, genügt ein Zeugnis deS Gerichtsschreibers des für das Rechtsmittel zuständigen Gerichts, daß innerhalb der Notfrist eine Rechtsmittelschrist nicht eingereicht sei.

§ 707. Wird die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand oder eine Wiederaufnahme des Verfahrens beantragt, so kann daS Gericht auf Antrag anordnen, daß die Zwangsvollstreckung gegen oder ohne Sicher­ heitsleistung einstweilen eingestellt werde oder nur gegen Sicherheitsleistung stattfinde und daß die erfolgten Vollstreckungsmaßregeln gegen Sicherheits­ leistung aufzuheben seien. Die Einstellung der Zwangsvollstreckung ohne Sicherheitsleistung ist nur zulässig, wenn glaubhaft gemacht wird, daß die Vollstreckung einen nicht zu ersetzenden Nachteil bringen würde. Die Entscheidung kann ohne vorgängige mündliche Verhandlung erfolgen. Eine Anfechtung deS Beschlusses findet nicht statt. § 708. Auch ohne Antrag sind für vorläufig vollstreckbar zu erklären: 1. Urteile, welche auf Grund eines Anerkenntnisses eine Verurteilung aussprechen (§ 307); 2. Urteile, welche den Eintritt der in einem bedingten Endurteile auSgedrückten Folgen aussprechen; 3. Versäumnisurteile des Revisionsgerichts sowie ein zweites oder ;erneres in derselben Instanz gegen dieselbe Partei zur Hauptsache erlassenes Verfäuinnisurteil; 4. Urteile, welche im Urkunden- oder Wechselprozesse erlassen werden; 5. Urteile, durch welche Arreste oder einstweilige Verfügungen aufgehoben werden;

ZPO

47

6. Urteile, welche die Verpflichtung zur Entrichtung von Alimenten oder zur Entrichtung einer nach den 88 843, 844 des Bürgerlichen Gesetzbuchs geschuldeten Geldrente aussprechen, soweit die Entrichtung sür die Zeit nach der Erhebung der Klage und für das der Erhebung der Klage vorausgehende letzte Vierteljahr zu erfolgen hat. 7. Urteile der OberlandeSgerichte in vermögensrechtlichen Streitigkeiten mit Ausnahme der Versäumnisurteile.

K 709. Urteile sind erklären, wenn sie betreffen:

auf Antrag

für vorlüusig vollstreckbar zu

1. Streitigkeiten zwischen dem Vermieter und dem Mieter oder Unter­ mieter von Wohnrüumen oder anderen Räumen oder zwischen dem Mieter und dem Untermieter solcher Räume wegen Ueberlassung, Benutzung oder Räumung, sowie wegen Zurückhaltung der von dem Mieter oder dem Untermieter in die Mieträume erngebrachten Sachen; 2. Streitigkeiten zwischen Dienstherrschaft und Gesinde, zwischen Arbeit­ gebern und Arbeitern hinsichtlich des Dienst- oder Arbeitsverhältniffes, sowie die im § 3 Abs. 1 des Gesetzes, betreffend die Gewerbegerichtc, vom 29. Juli 1890 (ReichS-Gesetzbl. S. 141) bezeichneten Streitig­ keiten, insofern dieselben während der Dauer des Dienst-, Arbeits­ oder Lehrverhältniffes entstehen; 3. Streitigkeiten zwischen Reisenden und Wirten, Fuhrleuten, Schiffern, Flößern oder Auswanderungsexpedienten in den Einschiffungshäfen, welche über Wirtszechen, Fuhrlohn, Ueberfahrtsgelder, Beförderung der Reisenden und ihrer Habe und über Verlust und Beschädigung der letzteren, sowie Streitigkeiten zwischen Reisenden und Handwerkern, welche aus Anlaß der Reise entstanden find; 4. andere vermögensrechtliche Ansprüche, sofern der Gegenstand der Ver­ urteilung an Geld oder Geldeswert die Summe von dreihundert Mark nicht übersteigt; in Betreff des Wertes des Gegenstandes kommen die Vorschriften der §§ 3—9 zur Anwendung.

s 710. Urteile sind auf Antrag für vorläufig vollstreckbar zu er­ klären, wenn glaubhaft geniacht wird, daß die Aussetzung der Vollstreckung dem Gläubiger einen schwer zu ersetzenden oder einen schwer zu ermittelnden Nachteil bringen würde, oder wenn sich der Gläubiger erbietet, vor der Vollstreckung Sicherheit zu leisten.

§ 711. § 712.

Gestrichen.

Wird glaubhaft gemacht, daß die Vollstreckung des Ur­ teils dem Schuldner einen nicht zu ersetzenden Nachteil bringen würde, so ist in den Fällen deS § 708 aus Antrag des Schuldners auszusprechen, daß dasselbe nicht vorläufig vollstreckbar sei; in den Fällen der 88 709, 710 ist der Antrag des Gläubigers zurückzuweisen. Die Vorschrift des Abs. 1 Halbsatz 1 findet auf die im 8 708 Nr. 7 bezeichneten Urteile keine Anwendung, wenn die Voraussetzungen der 88 546, 547 für die Zulässigkeit der Revision nach dem Ermessen deS Gerichts unzweifelhaft nicht vorliegen.

ZPO.

Achtes Buch.

Zwangsvollstreckung.

47

§ 713. DaS Gericht kann auf Antrag die vorläufige Vollstreck­ barkeit von einer vorgängigen Sicherheitsleistung abhängig machen. Diese Vorschrift findet auf die im § 708 Nr. 7 bezeichneten Urteile keine An­ wendung. Das Gericht hat auf Antrag dem Schuldner nachzulafien, durch Sicherheitsleistung oder durch Hinterlegung die Vollstreckung abzuwenden, wenn nicht der Gläubiger sich erbietet, vor der Vollstreckung Sicherheit zu leisten.

§ 714. Die in den §§ 709—713 erwähnten Anträge find vor dem Schluffe der mündlichen Verhandlung zu stellen, auf welche das Ur­ teil ergeht.

§ 715. In den Fällen der §§ 710, 713 kann das Gericht, welches die Sicherheitsleistung angeordnet oder zngelaffen hat, auf Antrag die Rückgabe der von dem Gläubiger geleisteten Sicherheit anordnen, wenn ein Zeugnis über die Rechtskraft des für vorläufig vollstreckbar erklärten Urteils vorgelegt wird. Die Vorschriften des § 109 Abs. 3 finden ent­ sprechende Anwendung. § 716. Ist der Antrag, das Urteil für vorläufig vollstreckbar zu erklären, übergangen oder ist in Fällen, in welchen ein Urteil ohne An­ trag für vorläufig vollstreckbar zu erklären ist, eine Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit nicht erfolgt, so kommen wegen Ergänzung des Urteils die Vorschriften des § 321 zur Anwendung. § 717. Die vorläufige Vollstreckbarkeit tritt mit der Verkündung eines Urteils, welches die Entscheidung in der Hauptsache oder die Voll­ streckbarkeitserklärung aufhebt oder abändert, insoweit außer Kraft, als die Aufhebung oder Abänderung erfolgt. Wird ein für vorläufig vollstreckbar erklärtes Urteil aufgehoben oder abgeändert, so ist der Kläger zum Ersätze des Schadens verpflichtet, der dem Beklagten durch die Vollstreckung deS Urteils oder durch eine zur Abwendung der Vollstreckung gemachte Leistung entstanden ist. Der Beklagte kann den Anspruch auf Schadensersatz in dem anhängigen Rechts­ streite geltend machen; wird der Anspruch geltend gemacht, so ist er als zur Zeit der Zahlung oder Leistung rechtshängig geworden anzusehen. Die Vorschriften des Abs. 2 finden auf die im § 708 Nr. 7 be­ zeichneten Urteile der Oberlandesgerichte keine Anwendung. Soweit ein solches Urteil aufgehoben oder abgeändert wird, ist der Kläger auf Antrag deS Beklagten zur Erstattung deS von diesem auf Grund des Urteils Ge­ zahlten oder Geteisteten zu verurteilen. Die Vorschriften des § 541 Abs. 2 Satz 2, 3 finden Anwendung. § 718. In der Berufungsinstanz ist über die vorläufige Vollstreck­ barkeit auf Antrag vorab zu verhandeln und zu entscheiden. Die Bestimmung des § 524 über die Vertagung der mündlichen Verhandlung findet in diesem Falle keine Anwendung. Eine Anfechtung der in der Berufungsinstanz über die vorläufige Vollstreckbarkeit erlassenen Entscheidung findet nicht statt.

47

ZPO.

§ 719. Wird gegen ein für vorläufig vollstreckbar erklärtes Urteil der Einspruch oder die Berufung eingelegt, so finden die Vorschriften des 8 707 entsprechende Anwendung. Wird Revision gegen ein für vorläufig vollstreckbar erklärtes Urteil eingelegt, so hat das Revisionsgericht auf Antrag anzuordnen, daß die Zwangsvollstreckung einstweilen eingestellt werde, wenn glaubhaft gemacht wird, daß die Vollstreckung einen nicht zu ersetzenden Nachteil bringen würde. Die Entscheidung kann ohne mündliche Verhandlung erfolgen. § 720. Ist in Gemäßheit des § 713 Abs. 2 dem Schuldner nach­ gelassen, durch Sicherheitsleistung oder durch Hinterlegung die Vollstreckung abzuwenden, so ist gepsündetes Geld oder der Erlös gepfändeter Gegenstände zu hinterlegen. § 721. Wird aus Räumung einer Wohnung erkannt, so kann das Gericht auf Antrag dem Schuldner eine den Umständen nach angemessene Frist zur Räumung gewähren. Aus den Antrag finden die Vorschriften der §§ 714, 716 entsprechende Anwendung.

§ 722. Aus dem Urteil eines ausländischen Gerichts findet die Zwangsvollstreckung nur statt, wenn ihre Zulässigkeit durch ein Vollstreckungs­ urteil ausgesprochen ist. Für die Klage aus Erlafiung desselben ist das Amtsgericht oder Landgericht, bei welchem der Schuldner seinen allgemeinen Gerichtsstand hat, und in Ermangelung eines solchen das Amtsgericht oder Landgericht zuständig, bei welchem in Gemäßheit des § 23 gegen den Schuldner Klage erhoben werden kann. § 723. Das Vollstreckungsurteil ist ohne Prüfung der Gesetz­ mäßigkeit der Enlscheidung zu erlassen. Das Vollstreckungsurteil ist erst zu erlassen, wenn das Urteil des ausländischen Gerichts nach dem für dieses Gericht geltenden Rechte die Rechlskrast erlangt hat. Es ist nicht zu erlassen, wenn die Anerkennung des Urteils nach § 328 ausgeschlossen ist. § 724. Die Zwangsvollstreckung erfolgt aus Grund einer mit der Vollstreckungsklausel versehenen Ausfertigung des Urteils (vollstreckbare Ausfertigung). Die vollstreckbare Ausfertigung wird von dem Gerichtsschreiber des Gerichts erster Instanz und, wenn der Rechtsstreit bei einem höheren Gericht anhängig ist, von dem Genchtsschreiber dieses Gerichts erteilt. § 725.

Die Vollstreckungcklausel: „Vorstehende Ausscrtigung wird dem usw. (Bezeichnung der Partei) zum Zwecke der Zwangsvollstreckung erteilt." ist der AuSiertigung des Urteils am Schlüsse beizusügen, von dem Gerichts­ schreiber zu unterschreiben und mit dem Gerichtssiegel zu versehen.

§ 726. Von Urteilen, deren Vollstreckung nach ihrem Inhalte von dem durch den Gläubiger zu beweisenden Eintritt einer anderen Tat­ sache als einer dem Gläubiger obliegenden Sicherheitsleistung abhängt, darf

ZPO.

Achtes Buch.

Zwangsvollstreckung.

47

eine vollstreckbare Ausfertigung nur erteilt werden, wenn der Beweis durch öffentliche oder öffentlich beglaubigte Urkunden geführt wird. Hängt die Vollstreckung von einer Zug um Zug zu bewirkendm Leistung des Gläubigers an den Schuldner ab, so ist der Beweis, daß der Schuldner befriedigt oder im Verzüge der Annahme ist, nur dann erfor­ derlich, wenn die dem Schuldner obliegende Leistung in der Abgabe einer Willenserklärung besteht.

§ 727. Eine vollstreckbare Ausfertigung kann für den Rechtsnach­ folger des in dem Urteile bezeichneten Gläubigers sowie gegen denjenigen Rechtsnachfolger des in dem Ui teile bezeichneten Schuldners und denjenigen Besitzer der in Streit befangenen Sache, gegen welche daS Urteil nach § 325 wirksam ist, erteilt werden, sofern die Rechtsnachfolge oder das Besitzverhältnis bei dem Gericht offenkundig ist oder durch öffentliche oder öffentlich beglaubigte Urkunden nachgewiesen wird. Ist die Rechtsnachfolge oder das Besitzverhältnis bei dem Gericht offenkundig, so ist dies in der Vollstreckungsklausel zu erwähnen. § 728. Ist gegenüber dem Vorerben ein nach § 326 dem Nach­ erben gegenüber wirksames Urteil ergangen, so finden aus die Erteilung einer vollstreckbaren Ausfertigung für und gegen den Nacherben die Vor­ schriften des § 727 entsprechende Anwendung. DaS gleiche gilt, wenn gegenüber einem Testamentsvollstrecker ein nach 8 327 dem Erben gegenüber wirksames Urteil ergangen ist, für die Erteilung einer vollstreckbaren Ausfertigung für und gegen den Erben. Eine vollstreckbare Ausfertignng kann gegen den Erben erteilt werden, auch wenn die Verwaltung des Testamentsvollstreckers noch besteht. § 729. Hat jemand das Vermögen eines anderen durch Vertrag mit diesem nach der rechtskräftigen Feststellung einer Schuld deS anderen übernommen, so finden auf die Erteilung einer vollstreckbaren Ausfertigung des Urteils gegen den Uebernehmer die Vorschriften deS 8 727 entsprechende Anwendung. DaS gleiche gilt für die Erteilung einer vollstreckbaren Ausfertigung gegen denjenigen, welcher ein unter Lebenden erworbenes Handelsgeschäft unter der bisherigen Firma fortführt, in Ansehung der Verbindlichkeiten, für welche er nach 8 25 Abs. 1 Sah 1, Abs. 2 des Handelsgesetzbuchs hastet, sofern sie vor dem Erwerbe deS Geschäftes gegen den früheren In­ haber rechtskräftig festgestellt worden sind.

§ 730. In den Fällen des 8 726 Abs. 1 und der 88 727 -729 darf die vollstreckbare Ausfertigung nur auf Anordnung des Vorsitzenden erteilt werden. Dor der Entscheidung kann der Schuldner gehört werden. Die Anordnung ist in der Vollstreckungsklausel zu erwähnen. § 731. Kann der nach dem 8 726 Abs. 1 und den 88 727—729 erforderliche Nachweis durch öffentliche oder öffentlich beglaubigte Urkunden nicht geführt werden, so hat der Gläubiger bei dem Prozeßgericht erster Instanz aus dem Urteil auf Erteilung der Vollstreckungsklausel Klage zu erheben.

47

ZPO.

§ 732. Ueber Einwendungen des Schuldners, welche die Zulässigkeit der Vollstreckungsklausel betreffen, entscheidet das Gericht, von deffen Ge­ richtsschreiber die Vollstreckungsklausel erteilt ist. Die Entscheidung kann ohne vorgängige mündliche Verhandlung ersolgen. Das Gericht kann vor der Entscheidung eine einstweilige Anordnung erlaffen; eS kann insbesondere anordnen, daß die Zwangsvollstreckung gegen oder ohne Sicherheitsleistung einstweilen einzustellen oder nur gegen Sicherheitsleistung fortzusetzen sei. 8 733. Eine weitere vollstreckbare Ausfertigung darf derselben Partei, sofern nicht die zuerst erteilte Ausfertigung zurückgegeben wird, nur auf Anordnung des Vorsitzenden erteilt werden. Vor der Entscheidung kann der Schuldner gehört werden. Der Gerichtsschreiber hat von der Erteilung der weiteren Aus­ fertigung, wenn die Entscheidung, durch welche dieselbe angeordnet wird, nicht verkündet ist, den Gegner in Kenntnis zu setzen. Die weitere Ausfertigung ist als solche unter Erwähnung der Ent­ scheidung ausdrücklich zu bezeichnen. 8 734. Vor der Aushändigung einer vollstreckbaren Ausfertigung ist auf der Urschrift des Urteils zu bemerken, für welche Partei und zu welcher Zeit die Ausfertigung erteilt ist. 8 735. Zur Zwangsvollstreckung in das Vermögen eines nicht rechtssähigen Vereins genügt ein gegen den Verein ergangenes Urteil. 8 736. Zur Zwangsvollstreckung in das Gesellschastsvermögen emer nach § 705 des Bürgerlichen Gesetzbuchs eingegangenen Gesellschaft ist ein gegen alle Gesellschafter ergangenes Urteil erforderlich. 8 737. Bei dem Nießbrauch an einem Vermögen ist wegen der vor der Bestellung des Nießbrauchs entstandenen Verbindlichkeiten der Bestellers die Zwangsvollstreckung in die dem Nießbrauch unterliegenden Gegenstände ohne Rücksickt auf den Nießbrauch zulässig, wenn der Besteller zu der Leistung und der Nießbraucher zur Duldung der Zwangsvollstreckung verurteilt ist. Das gleiche gilt bei dem Nießbrauch an einer Erbschaft für die Nachlaßverbindlichkeiten. 8 738. Ist die Bestellung des Nießbrauchs an einem Vermögen nach der rechtskräftigen Feststellung einer Schuld des Bestellers erfolgt, so finden auf die Erteilung einer in Ansehung der dem Nießbrauch unter­ liegenden Gegenstände vollstreckbaren Ausfertigung des Urteils gegen den Nießbraucher die Vorschriften der §§ 727, 730 bis 732 entsprechende Anwendung. Das gleiche gilt bei dem Nießbrauch an einer Erbschaft für die Erteilung einer vollstreckbaren Ausfertigung des gegen den Erblasser er­ gangenen Urteils. 8 739. Bei dem Güterstande der Verwaltung und Nutznießung, der ErrungenschastSgemeinschast oder der Fahrnisgemeinschaft ist die Zwangsvollstreckung in das eingebrachte Gut der Ehefrau nur zulässig,

ZPO.

Achtes Buch.

Zwangsvollstreckung.

47

wenn die Ehefrau zu der Leistung und der Ehemann zur Duldung der Zwangsvollstreckung in daS eingebrachte Gut verurteilt ist.

8 740. Bei dem Güterstande der allgemeinen Gütergemeinschaft, der Errungenschastsgemeinschajt oder der FahrniSgemeinschaft ist zur Zwangsvollstreckung in das Gesamtgut ein gegen den Ehemann ergangenes Urteil erforderlich und genügend. 8 741. Betreibt die Ehefrau selbständig ein Erwerbsgeschäft, so ist zur Zwangsvollstreckung in das eingebrachte Gut und in das Gesamt­ gut ein gegen die Ehefrau ergangenes Urteil genügend, es sei denn, daß zur Zeit des Eintritts der Rechtshängigkeit der Einspruch des Ehemanns gegen den Betrieb des Erwerbsgeschästs oder der Widerruf seiner Ein­ willigung zu dem Betrieb im Güterrechtsregister eingetragen war.

8 742. Ist der Güterstand der Verwaltung und Nutznießung, der Errungenschaftsgemeinschaft oder der Fahrnisgemeinschaft erst einge­ treten, nachdem ein von der Ehefrau oder gegen sie geführter Rechtsstreit rechtshängig geworden ist, so finden aus die Erteilung einer in Ansehung des eingebrachten Gutes der Ehefrau vollstreckbaren Ausfertigung deS Urteils für oder gegen den Ehemann die Vorschriften der §§ 727, 730 bis 732 entsprechende Anwendung. Das gleiche gilt für die Erteilung einer in Ansehung des Gesamtguts vollstreckbaren Ausfertigung, wenn die allgemeine Gütergemeinschaft oder die Fahrnisgemeinschaft erst eingetreten ist, nachdem ein von der Ehefrau ober gegen sie geführter Rechtsstreit rechtshängig geworden ist. 8 743. Nach der Beendigung der allgemeinen Gütergemeinschaft, der Errungenschaftsgemeinschast oder der FahrniSgemeinschaft ist vor der Auseinandersetzung die Zwangsvollstreckung in daS Gesamtgut nur zulässig, wenn beide Ehegatten zu der Leistung oder der eine Ebegatte zu der Leistung und der andere zur Duldung der Zwangsvollstreckung ver­ urteilt sind. 8 744. Ist die Beendigung der allgemeinen Gütergemeinschaft, der Errungenschaftsgemeinschast oder der FahrniSgemeinschaft nach der Beendigung eines Rechtsstreits des Ehemanns eingetreten, so finden auf die Erteilung einer in Ansehung deS Gesamtguts vollstreckbaren Aus­ fertigung des Urteils gegen die Ehefrau die Vorschriften der §§ 727, 730—732 entsprechende Anwendung. 8 745. Im Falle der fortgesetzten Gütergemeinschaft ist zur Zwangsvollstreckung in das Gesamtgut ein gegen den überlebenden Ehe­ gatten ergangenes Urteil erforderlich und genügend. Nach der Beendigung der fortgesetzten Gütergemeinschaft finden die Vorschriften der §§ 743, 744 mit der Maßgabe Anwendung, daß an die Stelle des Ehemanns der überlebende Ehegatte, an die Stelle der Ehefrau die anteilsberechtigten Abkömmlinge treten. 8 746. Zur Zwangsvollstreckung in das der elterlichen Nutz­ nießung unterliegende Vermögen des Kindes ist ein gegen das Kind er­ gangenes Urteil genügend.

47

ZPO.

§ 747. Zur Zwangsvollstreckung in einen Nachlaß ist, wenn mehrere Erben vorhanden sind, bi8 zur Teilung ein gegen alle Erben ergangenes Urteil erforderlich. § 748. Unterliegt ein Nachlaß der Verwaltung eines Testaments­ vollstreckers, so ist zur Zwangsvollstreckung in den Nachlaß ein gegen den Testamentsvollstrecker ergangenes Urteil erforderlich und genügend. Steht dem Testamentsvollstrecker nur die Verwaltung einzelner Nachlaßgegenstände zu, so ist die Zwangsvollstreckung in diese Gegenstände nur zulässig, wenn der Erbe zu der Leistung, der Testamentsvollstrecker zur Duldung der Zwangsvollstreckung verurteilt ist. Zur Zwangsvollstreckung wegen eines Pflichtteilsanspruchs ist im Falle des Abs 1 wie im Falle des Abs. 2 ein sowohl gegen den Erben als gegen den Testamentsvollstrecker ergangenes Urteil erforderlich.

§ 749. Aus die Erteilung einer vollstreckbaren Ausfertigung eines für oder gegen den Erblafler ergangenen Urteils für oder gegen den Testamentsvollstrecker finden die Vorschriften der §§ 727, 730—732 ent­ sprechende Anwendung. Auf Grund einer solchen Ausfertigung ist die Zwangsvollstreckung nur in die der Verwaltung des Testamentsvollstreckers unterliegenden Nachlaßgegenstände zulässig. § 750. Die Zwangsvollstreckung darf nur beginnen, wenn die Personen, für und gegen welche sie stattfinden soll, in dem Urteil oder in der demselben bcigesügten Vollstrcckungsklausel namentlich bezeichnet sind und daS Urteil bereits zugeüellt ist oder gleichzeitig zugestellt wird. Handelt es sich um die Vollstreckung eines Urteils, dessen vollstreck­ bare Ausfertigung nach § 726 Abs. 1 erteilt worden ist, oder soll ein Urteil, welches nach den 88 727-729, 738 742, 744, dem § 745 Abs. 2 und dem § 749 für oder gegen eine der dort bezeichneten Personen wirk­ sam ist, für oder gegen eine dieser Personen vollstreckt werden, so muß außer dem zu vollstreckenden Urteil auch die demselben bcigesügte Voll streckungsklausel und, sofern die VollstieckungSklausel auf Grund öffentlicher oder öffentlich beglaubigter Urkunden erteilt ist, auch eine Abschrift dieser Urkunden vor Beginn der Zwangsvollstreckung zugestellt sein oder gleich­ zeitig mit Beginn derselben zugestellt werden.

§ 751 Ist die Geltendmachung des Anspruchs von dem Eintritt eines Kalendertages abhängig, so darf die Zwangsvollstreckung nur beginnen, wenn der Kalendertag abgelaufen ist. Hängt die Vollstreckung von einer dem Gläubiger obliegenden Sicherheitsleistung ab, so dars der Beginn der Zwangsvollstreckung nur erfolgen, wenn tue Sicherheitsleistung durch eine öffentliche oder öffentlich beglaubigte Urkunde nachgewiesen und eine Abschrift dieser Urkunde bereits zugestellt ist oder gleichzeitig zugestellt wird. § 752. Gegen eine dem aktiven Heere oder der aktiven Marine angehörende Militäiperson darf die Zwangsvollstreckung erst beginnen, nachdem von derselben die vorgesetzte Militärbehörde Anzeige erhalten hat. Dem Gläubiger ist auf Verlaiigen der Empfang der Anzeige von der Militärbehörde zu bescheinigen.

ZPL

Achtes Buch.

Zwangsvollstreckung.

47

§ 753. Die Zwangsvollstreckung erfolgt, soweit sie nicht den Ge­ richten zugewiesen ist, durch Gerichtsvollzieher, welche dieselbe im Auftrage des Gläubigers zu bewirken haben. Ter Gläubiger kann wegen Erteilung des Auftrags zur Zwangs­ vollstreckung die Mitwirkung des Gerichtsschreibers in Anspruch nehmen. Der von dem Gerichtsfchreiber beauftragte Gerichtsvollzieher gilt als von dem Gläubiger beauftragt. § 754. In dem säriftlichen oder mündlichen Auftrage zur Zwangs­ vollstreckung in Verbindung mit der Uebergabe der vollstreckbaren Aus­ fei tigung liegt die Beauftragung des Gerichtsvollziehers, die Zahlungen oder sonstigen Leistungen in Empfang zu nehmen, über daS Empfangene wirksam zu quittieren und dem Schuldner, wenn dieser seiner Verbindlich­ keit genügt hat, die vollstreckbare Ausfertigung auszuliefern. § 755. Dem Schuldner und dem Dritten gegenüber wird der Gerichtsvollzieher zur Vornahme der Zwangsvollstreckung und der im § 754 bezeichneten Handlungen durch den Besitz der vollstreckbaren Aus­ fertigung ermächtigt. Der Mangel oder die Beschränkung des Auftrags kann diesen Personen gegenüber von dem Gläubiger nicht geltend gemacht werden. § 756. Hängt die Vollstreckung von einer Zug um Zug zu bewirkenden Leistung des Gläubigers an den Schuldner ab, so darf der Gerichtsvollzieher die Zwangsvollstreckung nicht beginnen, bevor er dem Schuldner die diesem gebührende Leistung in einer den Verzug der Annahme begründenden Weise angeboten hat, sofern nicht der Beweis, daß der Schuldner befiicbigt oder im Verzüge der Annahme ist, durch öffentliche oder öffentlich beglaubigte Urkunden geführt wird und eine Abschrift dieser Urkunden bereits zugestellt ist oder gleichzeitig zugestellt wird. § 757. Der Gerichtsvollzieher hat nach Empfang der Leistungen dem Schuldner die vollstreckbare Ausfertigung nebst einer Quittung aus­ zuliefern, bei teilweiser Leistung diese auf der vollstreckbaren Ausfertigung zu beinerken und dein Schuldner Quittung zu erteilen. Das Recht des Schuldners, nachträglich eine Quittung des Gläubigers selbst zu fordern, wird durch diese Bestimmungen nicht berührt.

§ 758. Der Gerichtsvollzieher ist befugt, die Wohnung und die Behältnisse des Schuldners zu durchsuchen, soweit der Zweck der Voll­ streckung dies erfordert Er ist befugt, die verschlossenen Haustüren, Zimmertüren und Be­ hältnisse öffnen zu lassen. Er ist, wenn er Widerstand findet, zur Anwendung von Gewalt befugt und kann zu diesem Zwecke die Unterstützung der polizeilichen Voll­ zugsorgane nachsuchen. Ist militärische Hilfe erforderlich, so hat er sich an das Vollstrcckungsgericht zu wenden. § 759. Wird bei einer Vollstreckungshandlung Widerstand geleistet oder ist bei einer in der Wohnung des Schuldners erfolgenden Voll­ streckungshandlung weder der Schuldner noch eine zur Familie desselben

47

ZPO.

gehörige oder in dieser Familie dienende erwachsene Person gegenwärtig, so hat der Gerichtsvollzieher zwei erwachsene Personen oder einen Gemeinde­ oder Polizeibeamten als Zeugen zuzuziehen.

§ 760. Jeder Person, welche bei dem Bollstreckungsverfahren beteiligt ist, must auf Begehren Einsicht der Akten des Gerichtsvollziehers gestattet und Abschrift einzelner Aktenstücke erteilt werden. § 761. Zur Nachtzeit (§ 188 Abs. 1), sowie an Sonntagen und allgemeinen Feiertagen darf eine Bollstreckungshandlung nur mit Erlaubnis des Amtsrichters erfolgen, in desien Bezirke die Handlung vorgenommen werden soll. Die Verfügung, durch welche die Erlaubnis erteilt wird, ist bei der Zwangsvollstreckung vorzuzeigen. § 762. Der Gerichtsvollzieher hat über jede Vollstreckungshandlung ein Protokoll aufzunehmen. Das Protokoll muß enthalten: 1. Ort und Zeit der Ausnahme; 2. den Gegenstand der Bollstreckungshandlung unter kurzer Erwähnung der wesentlichen Vorgänge; 3. die Namen der Personen, mit welchen verhandelt ist; 4. die Unterschrift dieser Personen und die Bemerkung, daß die Unter­ zeichnung nach vorgängiger Vorlesung oder Vorlegung zur Durchsicht und nach vorgängiger Genehmigung erfolgt sei; 5. die Unterschrift des Gerichtsvollziehers. Hat einem der unter Nr. 4 bezeichneten Erfordernisse nicht genügt werden können, so ist der Grund anzugeben. § 763. Die Aufforderungen und sonstigen Mitteilungen, welche zu den Dollstreckungshandlungen gehören, sind von dem Gerichtsvollzieher mündlich zu erlassen und vollständig in das Protokoll auszunehmen. Kann die mündliche Ausführung nicht erfolgen, so hat der Gerichts­ vollzieher eine Abschrift des Protokolls unter entsprechender Anwendung der 88 172, 181—186 zuzustcllen oder, wenn demjenigen, an welchen die Aufforderung oder Mitteilung zu richten ist, am Orte der Zwangs­ vollstreckung nicht zugestellt werden kann, durch die Post zu übersenden. Die Befolgung dieser Vorschrift muß zum Protokolle bemerkt werden. Eine öffentliche Zustellung findet nicht statt. § 764. Die den Gerichten zugewiesene Anordnung von Voll­ streckungshandlungen und Mitwirkung bei solchen gehört zur Zuständig­ keit der Amtsgerichte als Vollstreckungsgerichte. Als Vollstreckungsgericht ist, sofern nicht das Gesetz ein anderes Amtsgericht bezeichnet, dasjenige Amtsgericht anzusehen, in besten Bezirke das VollstreckungSversahren stattfinden soll oder stattgesunden hat. Die Entscheidungen des Vollstreckungsgerichts können ohne vorgängige mündliche Verhandlung erfolgen. § 765. Hängt die Vollstreckung von einer Zug um Zug zu be­ wirkenden Leistung des Gläubigers an den Schuldner ab, so darf das Voll­ streckungsgericht eine Vollstreckungsmaßregel nur anordnen, wenn der Be-

ZPO.

Achtes Buch.

47

Zwangsvollstreckung.

weis, .daß der Schuldner beftiedigt oder im Verzüge der Annahme ist, durch öffentliche oder öffentlich beglaubigte Urkunden geführt wird und eine Abschrift dieser Urkunden bereits zugestellt ist. Der Zustellung be­ darf es nicht, wenn bereits der Gerichtsvollzieher die Zwangsvollstreckung nach 8 756 begonnen hatte und der Beweis durch das Protokoll des Ge­ richtsvollziehers geführt wird.

§ 766, Ueber Anträge, Einwendungen und Erinnerungen, welche die Art und Weife der Zwangsvollstreckung oder das bei derselben vom Gerichtsvollzieher zu beobachtende Verfahren betreffen, entscheidet das Voll­ streckungsgericht. Dasselbe ist befugt, die im § 732 Abs. 2 bezeichneten Anordnungen zu erlaffen. Dem Vollstreckungsgerichte steht auch die Entscheidung zu, wenn ein Gerichtsvollzieher sich weigert, einen Vollsinckungsauftrag zu über­ nehmen oder eine Vollstreckungshandlung dem Auftrage gemäß auszuführen, oder wenn in Ansehung der von dem Gerichtsvollzieher in Ansatz gebrachten Kosten Erinnerungen erhoben werden. § 767. Einwendungen, welche den durch das Urteil festgestellten Anspruch selbst betreffen, sind von dem Schuldner im Wege der Klage bei dem Prozeßgericht erster Instanz geltend zu machen. Dieselben sind nur insoweit zulässig, als die Gründe, auf denen sie beruhen, erst nach dem Schluffe derjenigen mündlichen Verhandlung, in welcher Einwendungen in Gemäßheit der Bestimmungen dieses Gesetzes spätestens hätten geltend gemacht werden müssen, entstanden sind und durch Einspruch nicht mehr geltend gemacht werden können. Der Schuldner muß in der von ihm zu erhebenden Klage alle Ein­ wendungen geltend machen, welche er zur Zeit der Erhebung der Klage geltend zu machen imstande war.

§ 768. Die Bestimmungen des § 767 Abs. 1, 3 finden ent­ sprechende Anwendung, wenn in den Fällen deS § 726 Abs. 1, der 88 727—729, 738, 742, 744, deS 8 745 Abs. 2 und des 8 749 der Schuldner den bei der Erteilung der Vollstreckungsklausel als bewiesen angenommenen Ein­ tritt der Voraussetzung für die Erteilung der Vollstreckungsklausel bestreitet, unbeschadet der Befugnis des Schuldners, in diesen Fällen Einwendungen gegen die Zulässigkeit der Vollstreckungsklausel in Gemäßheit deS 8 732 zu erheben. sr 769. Das Prozeßgericht kann aus Antrag anordnen, daß bis zur Erlaffung des Urteils über die in den 88 767, 768 bezeichneten Ein­ wendungen die Zwangsvollstreckung gegen oder ohne Sicherheitsleistung eingestellt oder nur gegen Sicherheitsleistung fortgesetzt werde und daß die erfolgten Vollstreckungsmaßregeln gegen Sicherheitsleistung aufzuheben seien. Die tatsächlichen Behauptungen, welche den Antrag begründen, sind glaub­ haft zu machen. In dringenden Fällen kann das Dollstreckungsgericht eine solche An­ ordnung erlassen, unter Bestimmung einer Frist, innerhalb welcher die Entscheidung deS Prozeßgerichts beizubringen sei. Nach fruchtlosem Ab­ läufe der Frist wird die Zwangsvollstreckung fortgesetzt. 3acfltr, ReichlzlvNgesktzr. 3. Stuft.

77

47

ZPO.

Die Entscheidung über die Anträge kann ohne vorgängige münd­ liche Verhandlung erfolgen.

§ 770. Das Prozeßgericht kann in dem Urteile, durch welches über die Einwendungen entschieden wird, die in dem vorstehenden Para­ graphen bezeichneten Anordnungen erlassen oder die bereits erlastenen An­ ordnungen aufheben, abändern oder bestätigen. In betreff der Anfechtung einer solchen Entscheidung finden die Vorschriften des § 718 entspre^enoe Anwendung. § 771. Behauptet ein Dritter, daß ihm an dem Gegenstände der Zwangsvollstreckung ein die Veräußerung hinderndes Recht zustehe, so ist der Widerspruch gegen die Zwangsvollstreckung im Wege der Klage bei dem Gerichte geltend zu machen, in dessen Bezirke die Zwangsvoll­ streckung erfolgt. Wird die Klage gegen den Gläubiger und den Schuldner gerichtet, so find diese als Streitgenoffen anzusehen. Auf die Einstellung der Zwangsvollstreckung und die Aufhebung der bereits erfolgten Vollstreckungsmaßregeln finden die Vorschriften der §§ 769, 770 entsprechende Anwendung. Die Aushebung einer Vollstreckungsmaß­ regel ist auch ohne Sicherheitsleistung zulässig.

§ 772. Solange ein Veräußerungsverbot der in den §§ 135, 136 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs bezeichneten Art besteht, soll der Gegen­ stand, auf welchen es sich bezieht, wegen eines persönlichen Anspruchs oder aus Grund eines infolge des Verbots unwirksamen Rechts nicht im Wege der Zwangsvollstreckung veräußert oder überwiesen werden. Auf Grund deS VeräußerungSverbotS kann nach Maßgabe des § 771 Widerspruch erhoben werden. § 773. Ein Gegenstand, der zu einer Vorerbschaft gehört, soll nicht im Wege der Zwangsvollstreckung veräußert oder überwiesen werden, wenn die Veräußerung oder die Ueberweisung im Falle des Eintritts der Nacherbsolge nach § 2115 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs dem Nacherbe» gegenüber unwirksam ist. Der Nacherbe kann nach Maßgabe deS § 771 Widerspruch erheben. § 774. Findet nach § 741 die Zwangsvollstreckung in das ein­ gebrachte Gut der Ehefrau oder in das Gesamtgut statt, so kann der Ehemann nach Maßgabe des § 771 Widerspruch erheben, wenn das gegen die Ehefrau ergangene Urteil in Ansehung des eingrbrachten Gutes ober des Gesamtgutes ihm gegenüber unwirksam ist. 8 775. Die Zwangsvollstreckung ist einzustellen oder zu beschränken: 1. wenn die Allsfertigung einer vollstreckbaren Entscheidung vorgelegt wird, aus welcher sich ergibt, daß das zu vollstreckende Urteil oder besten vorläufige Vollstreckbarkeit aufgehoben, oder daß die Zwinge­ vollstreckung für unzulässig erklärt oder deren Einstellung angeorduet »st; 2. wenn die Ausfertigung einer gerichtlichen Entscheidung vorgelegt wird, auS welcher sich ergibt, daß die einstweilige Einstellung der Vollstreckung oder einer Vollstreckungsmaßregel angeordnet ist;

ZPO.

Achtes Buch.

Zwangsvollstreckung.

47

3. wenn eine öffentliche Urkunde vorgelegt wird, aus welcher sich ergibt, daß die zur Abwendung der Vollstreckung nachgelaffene SicherheitSleistung oder Hinterlegung erfolgt ist; 4. wenn eine öffentliche Urkunde oder eine von dem Gläubiger aus­ gestellte Privaturkunde vorgelegt wird, aus welcher sich ergibt, daß der Gläubiger nach Erlassung des zu vollstreckenden Urteils befriedigt ist oder Stundung bewilligt hat; 5. wenn ein Postschein vorgelegt wird, aus welchem sich ergibt, daß nach Erlassung des Urteils die zur Befriedigung des Gläubigers erforder­ liche Summe zur Auszahlung an den letzteren bei der Post einge­ zahlt ist.

§ 776. In den Fällen des § 775 Nr. 1, 3 sind zugleich bereits erfolgten Vollstreckungsmaßregeln aufzuheben. In den Fällen Nr. 4, 5 bleiben diese Maßrgeln einstweilen bestehen; dasselbe gilt in Fällen der Nr. 2, sofern nicht durch die betreffende Entscheidung auch Aufhebung der bisherigen Vollstreckungshandlungen angeordnet ist.

die der den die

§ 777. Hat der Gläubiger eine bewegliche Sache des Schuldners im Besitz, in Ansehung deren ihm ein Pfandrecht oder ein Zurückbehal­ tungsrecht für seine Forderung zusteht, so kann der Schuldner der Zwangs­ vollstreckung in sein übriges Vermögen nach § 766 widersprechen, soweit die Forderung durch den Wert der Sache gedeckt ist. Steht dem Gläu­ biger ein solches Recht in Ansehung der Sache auch für eine andere Forderung zu, so ist der Widerspruch nur zulässig, wenn auch diese For­ derung durch den Wert der Sache gedeckt ist. § 778. Solange der Erbe die Erbschaft nicht angenommen hat, ist eine Zwangsvollstreckung wegen eines Anspruchs, der sich gegen den Nachlaß richtet, nur in den Nachlaß zulässig. Wegen eigener Verbindlichkeiten des Erben ist eine Zwangsvollstreckung in den Nachlaß vor der Annahme der Erbschaft nicht zulässig. § 779. Eine Zwangsvollstreckung, welche zur Zeit des Todes des Schuldners gegen diesen bereits begonnen hatte, wird in den Nachlaß des­ selben fortgesetzt. Ist bei einer Vollstreckungshandlung die Zuziehung des Schuldners nötig, so hat, wenn die Erbschaft noch nicht angenommen oder wenn der Erbe unbekannt oder es ungewiß ist, ob er die Erbschaft angenommen hat. daS Vollstreckungsgericht auf Antrag des Gläubigers dem Erben einen einstweiligen besonderen Vertreter zu bestellen. Die Bestellung hat zu unterbleiben, wenn ein Nachlaßpsteger bestellt ist oder wenn die Verwaltung des Nachlasses einem Testainenlsvollstrecker zusteht. § 780. Der als Erbe des Schuldners verurteilte Beklagte kann die Beschränkung seiner Haftung nur geltend machen, wenn sie ihm im Urteile Vorbehalten ist. Der Vorbehalt ist nicht erforderlich, wenn der FiskuS als gesetzlicher Erbe verurteilt wird oder wenn das Urteil über eine Nachlaßverbindlichkeit gegen einen Nachlaßverwalter oder einen anderen Nachlaßpfleger oder gegen

47

ZPO.

einen Testamentsvollstrecker, dem die Verwaltung des Nachlasses zusteht, erlassen wird.

§ 781. Bei der Zwangsvollstreckung gegen den Erben des Schuld­ ners bleibt die Beschränkung der Haftung unberücksichtigt, bis auf Grund derselben gegen die Zwangsvollstreckung von dem Erben Einwendungen erhoben werden. § 782. Der Erbe kann auf Grund der ihm nach den 83 2014, 2015 des Bürgerlichen Gesetzbuchs zustehenden Einreden nur verlangen, daß die Zwangsvollstreckung für die Dauer der dort bestimmten Fristen auf solche Maßregeln beschränkt wird, die zur Dollziehung eines Arrestes zulässig sind. Wird vor dem Ablaufe der Frist die Eröffnung des Nach­ laßkonkurses beantragt, so ist auf Antrag die Beschränkung der Zwangs­ vollstreckung auch nach dem Ablaufe der Frist ausrechtzuerhalten, bis über die Eröffnung des Konkursverfahrens rechtskräftig entschieden ist. § 783. In Ansehung der Nachlaßgegenstände kann der Erbe die Beschränkung der Zwangsvollstreckung nach § 782 auch gegenüber den Gläubigern verlangen, die nicht Nachlaßgläubiger sind, es sei beim, daß er für die Nachlaßverbindlichkeiten unbeschränkt hastet. § 784. Ist eine Nachlaßverwaltung angeordnet oder der Nachlaß­ konkurs eröffnet, so kann der Erbe verlangen, daß Maßregeln der Zwangs­ vollstreckung, die zugunsten eines Nachlaßgläubigers in sein nicht zum Nachlasse gehörendes Vermögen erfolgt sind, ausgehoben werden, eS sei denn, daß er für die Nachlaßverbindlichkeiten unbeschränkt hastet. Im Falle der Nachlaßverwaltung steht dem Nachlaßverwalter daS gleiche Recht gegenüber Maßregeln der Zwangsvollstreckung zu, die zu­ gunsten eines anderen Gläubigers als eines Nachlaßgläubigers in den Nachlaß erfolgt sind.

§ 785. Die Erledigung der auf Grund der 88 781—784 er­ hobenen Einwendungen erfolgt nach den Bestimmungen der 88 767 769, 770. § 786. Die Bestimmungen des 8 780 Abs. 1 und der 88 781 bis 785 finden auf die nach 8 1489 des Bürgerlichen Gesetzbuchs ein­ tretende beschränkte Haftung, die Bestimmungen deS 8 780 Abs. 1 und der 88 781, 785 finden auf die nach den 88 419, 1480, 1504, 2187 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs eintretende beschränkte Haftung entsprechende Anwendung. § 787. Soll durch die Zwangsvollstreckung ein Recht an einem Grundstücke, daS von dem bisherigen Eigentümer nach 8 928 des Bürger­ lichen Gesetzbuchs aufgegeben und von dem Aneignungsberechtigten noch nicht erworben worden ist, geltend gemacht werden, so hat das Vollstreckungs­ gericht aus Antrag einen Vertreter zu bcstellen, dem bis zur Eintragung eines neuen Eigentümers die Wahrnehmung der sich aus dem Eigentum ergebenden Rechte und Verpflichtungen im ZwangSvollstreckungsversahren obliegt.

§ 788. Die Kosten der Zwangsvollstreckung fallen, soweit sie notwendig waren (8 91), dem Schuldner zur Last; sie find zugleich mit

ZPO.

Achtes Buch.

Zwangsvollstreckung.

47

dem zur Zwangsvollstreckung stehenden Ansprüche beizutreiben. MS Kosten der Zwangsvollstreckung gelten auch die Kosten der Ausfertigung und der Zustellung des Urteils. Die Kosten der Zwangsvollstreckung sind dem Schuldner zu erstatten, wenn das Urteil, aus welchem dieselbe erfolgt ist, aufgehoben wird.

§ 789. Wird zum Zwecke der Vollstreckung das Einschreiten einer Behörde erforderlich, so hat das Gericht die Behörde um ihr Einschreiten zu ersuchen. § 790. Soll die Zwangsvollstreckung gegen eine dem aktiven Heere oder der aktiven Marine angehörende Person des Soldatenstandes in Kasernen und anderen militärischen Dienstgebäuden oder auf KriegSfahrzeugen erfolgen, so hat auf Antrag des Gläubigers das Vollstreckungs­ gericht die zuständige Militärbehörde um die Zwangsvollstreckung zu ersuchen. Die gepfändeten Gegenstände find einem von dem Gläubiger zu beauftragenden Gerichtsvollzieher zu übergeben.

§ 791. Soll die Zwangsvollstreckung in einem ausländischen Staate erfolgen, besten Behörden im Wege der Rechtshilfe die Urteile deutscher Gerichte vollstrecken, so hat auf Antrag des Gläubigers das Prozeßgericht erster Instanz die zuständige Behörde des Auslandes um die Zwangsvoll­ streckung zu ersuchen. Kann die Vollstreckung durch einen Reichskonsul erfolgen, so ist das Ersuchen an diesen zu richten.

§ 792. Bedarf der Gläubiger zum Zwecke der Zwangsvollstreckung eines Erbscheins oder einer anderen Urkunde, die dem Schuldner auf Antrag von einer Behörde, einem Beamten oder einem Notar zu erteilen ist, so kann er die Erteilung an Stelle des Schuldners verlangen. § 793. Gegen Entscheidungen, welche im Zwangsvollstreckungs­ verfahren ohne vorgängige mündliche Verhandlung erfolgen können, findet sofortige Beschwerde statt. § 794. Die Zwangsvollstreckung findet ferner statt: 1. aus Vergleichen, welche nach Erhebung der Klage zwischen den Par­ teien oder zwischen einer Partei und einem Dritten zur Beilegung des Rechtsstreits seinem ganzen Umfange nach oder in betreff eines Teils des Streitgegenstandes vor einem deutschen Gericht abgeschloffen sind; 2. aus Vergleichen, welche im Falle des § 510 vor dem Amtsgericht abgeschlossen sind; 2a. aus KostenfestsetzungSbeschlüffen; 3. aus Entscheidungen, gegen welche das Rechtsmittel der Beschwerde stattfindet; 4. aus Vollstreckungsbefehlen; 5. aus Urkunden, welche von einem deutschen Gericht oder von einem deutschen Notar innerhalb der Grenzen seiner Amtsbefuqniffe in der vorgefchriebenen Form ausgenommen sind, sofern die Urkunde über einen Anspruch errichtet ist, welcher die Zahlung einer bestimmten Geldsumme oder die Leistung einer bestimmten Quantität anderer

47

ZPO. vertretbarer Sachen oder Wertpapiere zum Gegenstände hat, und der Schuldner sich in der Urkunde der sofortigen Zwangsvollstreckung unter­ worfen hat. Als ein Anspruch, welcher die Zahlung einer Geldsumme zum Gegenstände hat, gilt auch der Anspruch aus einer Hypothek, einer Grundschuld oder einer Rentenschuld.

Soweit nach den Vorschriften der §§ 737, 739, 743, des § 745 Abs. 2 und des § 748 Abs. 2 die Verurteilung eines Beteiligten zur Duldung der Zwangsvollstreckung erforderlich ist, wird sie dadurch ersetzt, daß der Beteiligte in einer nach Abs. 1 Nr. 5 ausgenommenen Urkunde die sofortige Zwangsvollstreckung in die seinem Rechte unterworfenen Gegen­ stände bewilligt.

§ 795. Auf die Zwangsvollstreckung aus den in dem vorstehenden Paragraphen erwähnten Schuldtiteln finden die Bestimmungen der §§ 724 bis 793 entsprechende Anwendung, soweit nicht in den §§ 795a bis 800 ab­ weichende Vorschriften enthalten find. § 795 a. Die Zwangsvollstreckung aus einem KostenfestsetzungSbeschluffe, der gemäß 8 105 auf das Urteil gesetzt ist, erfolgt auf Grund einer vollstreckbaren Ausfertigung deS Urteils; einer besonderen Vollstreckungsklausel für den Festsetzungsbeschluß bedarf es nicht. § 796. VollftreckungSbesehle bedürfen der Dollstreckungstlausel nur, wenn die Zwangsvollstreckung für einen anderen als den in dem Befehle bezeichneten Gläubiger oder gegen einen anderen als den in dem Befehle bezeichneten Schuldner erfolgen soll. Einwendungen, welche den Anspruch selbst betreffen, sind nur insoweit zulässig, als die Gründe, auf denen sie beruhen, nach Zustellung des Dollstreckungsbefehls entstanden sind. Für Klagen auf Erteilung der Vollstreckungsklausel, sowie für Klagen, durch welche die den Anspruch selbst betreffenden Einwendungen geltend gemacht werden oder der bei der Erteilung der Vollstreckungsklausel als bewiesen angenommene Eintritt der Voraussetzung für die Erteilung der Vollstreckungsklausel bestritten wird, ist das Amtsgericht zuständig, deffen Gerichtsschreiber den DollstreckungSbesehl erlassen hat. Gehört der Anspruch nicht vor die Amtsgerichte, so sind die Klagen bei dem zuständigen Land­ gerichte zu erheben.

§ 797. Die vollstreckbare Ausfertigung gerichtlicher Urkunden wird von dem Gerichtsschreiber des Gerichts erteilt, welches die Urkunde verwahrt. Die vollstreckbare Ausfertigung notarieller Urkunden wird von dem Notar erteilt, welcher die Urkunde verwahrt. Befindet sich die Urkunde in der Verwahrung einer Behörde, so hat diese die vollstreckbare Ausfertigung zu erteilen. Sie Entscheidung über Einwendungen, welche die Zulässigkeit der Vollstreckungsklausel betreffen, sowie die Entscheidung über Erteilung einer weiteren vollstreckbaren Ausfertigung erfolgt bei gerichtlichen Urkunden von dem im ersten Absätze bezeichneten Gerichte, bei notariellen Urkunden von dem Amtsgerichte, in deffen Bezirke der im zweiten Absätze bezeichnete Notar oder die daselbst bezeichnete Behörde den Amtssitz hat.

ZPO.

Achtes Buch.

Zwangsvollstreckung.

47

Auf die Geltendmachung von Einwendungen, welche den Anspruch selbst betreffen, findet die beschränkende Vorschrift des § 767 Abs. 2 keine Anwendung. Für Klagen auf Erteilung der Vollstreckungsklausel, sowie für Klagen, durch welche die den Anspruch selbst betreffenden Einwendungen geltend gemacht werden oder der bei der Erteilung der Vollstreckungsklausel als bewiesen angenommene Eintritt der Voraussetzung für die Erteilung der Bollstreckungsklausel bestritten wird, ist das Gericht, bei welchem der Schuldner im Deutschen Reiche seinen allgemeinen Gerichtsstand hat, und in Ermangelung eines solchen das Gericht zuständig, bei welchem in Gemäßheit deS § 23 «egen den Schuldner Klage erhoben werden kann.

§ 798. Aus einem Kostenfestsetzungsbeschlusse, der nicht auf das Urteil gesetzt ist, und den nach § 794 Nr. 5 aufgenommenen Urkunden darf die Zwangsvollstreckung nur beginnen, wenn der Schuldtitel mindestens drei Tage vorher zugestellt ist.

§ 799. Hat sich der Eigentümer eines mit einer Hypothek, einer Grundschuld oder einer Rentenschuld belasteten Grundstücks in einer nach § 794 Nr. 5 aufgenommenen Urkunde der sofortigen Zwangsvollstreckung unterworfen und ist dem Rechtsnachfolger des Gläubigers eine vollstreckbare Ausfertigung erteilt, so ist die Zustellung der die Rechtsnachfolge nach­ weisenden öffentlichen oder öffentlich beglaubigten Urkunde nicht erforderlich, wenn der Rechtsnachfolger als Gläubiger im Grundbuch eingetragen ist. § 800. Der Eigentümer kann sich in einer nach § 794 Nr. 5 ausgenommenen Urkunde in Ansehung einer Hypothek, einer Grundschuld oder einer Rentenschuld der sofortigen Zwangsvollstreckung in der Weise unterwersen, daß die Zwangsvollstreckung aus der Urkunde gegen den leweiligen Eigentümer des Grundstücks zulässig sein soll. Die Unterwerfung bedarf in diesem Falle der Eintragung in das Grundbuch. Bei der Zwangsvollstreckung gegen einen späteren Eigentümer, der im Grundbuch eingetragen ist, bedarf es nicht der Zustellung der den Er­ werb des Eigentums nachweisenden öffentlichen oder öffentlich beglaubigten Urkunde. Ist die sofortige Zwangsvollstreckung gegen den jeweiligen Eigentümer zulässig, so ist für die im § 797 Abs. 5 bezeichneten Klagen daS Gericht zuständig, in deffen Bezirke das Grundstück belegen ist.

§ 801. Die Landesgesetzgebung ist nicht gehindert, auf Grund anderer als der in den §§ 704, 794 bezeichneten Schuldtitel die gericht­ liche Zwangsvollstreckung zuzulassen und insoweit abweichende Vorschriften von den Bestimmungen dieses Gesetzes über die Zwangsvollstreckung zu treffen.

§ 802. ausschließliche.

Die in diesem Buche angeordnelen Gerichtsstände sind

47

ZPO

Zweiter Abschnitt.

Livangßbollstreckung wegen

Geldforderungen.

Erster Titel.

Zwangsvollstreckung in das bewegliche Verwögen. I. Allgemeine Bestimmungen.

8 803. Die Zwangsvollstreckung in das bewegliche Vermögen erfolgt durch Pfändung. Sie darf nicht weiter ausgedehnt werden, als zur Befriedigung des Gläubigers und zur Deckung der Kosten der Zwangs­ vollstreckung erforderlich ist. Die Pfändung hat zu unterbleiben, wenn sich von der Verwertung der zu pfändenden Gegenstände ein Ueberschuß über die Kosten der Zwangs­ vollstreckung nicht erwarten läßt. 8 804. Durch die Pfändung erwirbt der Gläubiger ein Pfand­ recht an dem gepfändeten Gegenstände. Das Pfandrecht gewährt dem Gläubiger im Verhältnis zu anderen Gläubigern dieselben Rechte wie ein durch Vertrag erworbenes Faust­ pfandrecht; e8 geht Pfand- und Vorzugsrechten vor, welche für den Fall eines Konkurses den Faustpfandrechten nicht gleichgestellt sind. DaS durch eine frühere Pfändung begründete Pfandrecht geht dem­ jenigen vor, welches durch eine spätere Pfändung begründet wird.

8 805. Der Pfändung einer Sache kann ein Dritter, welcher sich nicht im Besitze der Sache befindet, auf Grund eines Pfand- oder Vor­ zugsrechts nicht widersprechen; er kann jedoch seinen Anspruch aus vorzugs­ weise Befriedigung aus dem Erlöse im Wege der Klage geltend machen, ohne Rücksicht darauf, ob seine Forderung fällig ist oder nicht. Die Klage ist bei dem Vollstreckungsgericht und, wenn der Streit­ gegenstand zur Zuständigkeit der Amtsgerichte nicht gehört, bei dem Land gerichte zu erheben, in dessen Bezirke das Vollstreckungsgericht seinen Sitz hat. Wird die Klage gegen den Gläubiger und den Schuldner gerichtet, so sind diese als Streitgenossen anzusehen.

Wird der Anspruch glaubhaft gemacht, so hat das Gericht die Hinterlegung des Erlöses anzuordnen. Die Vorschriften der 83 769, 770 finden hierbei entsprechende Anwendung. 8 806. Wird ein Gegenstand auf Grund der Pfändung veräußert, so steht dem Erwerber wegen eines Mangels im Rechte oder wegen einerMangelS der veräußerten Sache ein Anspruch auf Gewährleistung nicht zu. 8 807. Hat die Pfändung zu einer vollständigen Befriedigung deS Gläubigers nicht gesührt oder inacht dieser glaubhaft, daß er durch Pfändung seine Befriedigung nicht vollständig erlangen könne, so ist der Schuldner auf Antrag verpflichtet, ein Verzeichnis seines Vermögens vor

ZPO.

Achtes Buch.

Zwangsvollstreckung.

47

zulegen, in betreff seiner Forderungen den Grund und die Beweismittel zu bezeichnen, sowie den Offenbarungseid dahin zu leisten: daß er nach bestem Wlsien sein Vermögen so vollständig angegeben habe, als er dazu imstande sei.

II. Zwangsvollstreckung in körperliche Sachen. § 808. Die Pfändung der im Gewahrsam des Schuldners be­ findlichen körperlichen Sachen wird dadurch bewirkt, daß der Gerichts­ vollzieher dieselben in Besitz nimmt. Andere Sachen als Geld, Kostbarkeiten und Wertpapiere find im Gewahrsam des Schuldners zu belaflen, sofern nicht hierdurch die Be­ friedigung des Gläubigers gefährdet wird. Werden die Sachen im Ge­ wahrsam des Schuldners belasten, so ist die Wirksamkeit der Pfändung dadurch bedingt, daß durch Anlegung von Siegeln oder auf sonstige Weise die Pfändung ersichtlich gemacht ist. Der Gerichtsvollzieher hat den Schuldner von der geschehenen Pfändung in Kenntnis zu setzen. § 809. Die vorstehenden Bestimmungen finden entsprechende An­ wendung auf die Pfändung von Sachen, welche sich im Gewahrsam des Gläubigers oder eines zur Herausgabe bereiten Dritten befinden. § 810. Früchte, die von dem Boden noch nicht getrennt find, können gepfändet werden, solange nicht ihre Beschlagnahme im Wege der Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen erfolgt ist. Die Pfändung darf nicht früher als einen Monat vor der gewöhnlichen Zeit der Reife erfolgen. Ein Gläubiger, der ein Recht auf Befriedigung aus dem Grund­ stücke hat, kann der Pfändung nach Maßgabe des § 771 widersprechen, sofern nicht die Pfändung für einen im Falle der Zwangsvollstreckung in das Grundstück vorgehenden Anspruch erfolgt ist. § 811.

Folgende Sachen sind der Pfändung nicht unterworfen:

1. die Kleidungsstücke, die Betten, die Wäsche, das Haus- und Küchen­ gerät, insbesondere die Heiz- und Kochöfen, soweit diese Gegenstände für den Bedarf des Schuldners oder zur Erhaltung eines angemestenen Hausstandes unentbehrlich sind; 2. die für den Schuldner, seine Familie und sein Gesinde aus vier Wochen erforderlichen NahrungS-, FeuerungS- und Beleuchtungsmittel oder, soweit solche Vorräte auf zwei Wochen nicht vorhanden und ihre Beschaffung für diesen Zeitraum auf anderem Wege nicht ge­ sichert ist, der zur Beschaffung erforderliche Geldbetrag; 3. eine Milchkuh oder nach der Wahl des Schuldners statt einer solchen zwei Ziegen oder zwei Schafe nebst den zum Unterhalt und zur Streu für dieselben auf vier Wochen erforderlichen Futter- und Streuvorräten oder, soweit solche Vorräte auf zwei Wochen nicht vorhanden, dem zur Beschaffung erforderlichen Geldbeträge, wenn die bezeichneten Tiere für die Ernährung des Schuldners, seiner Familie und seines Gesindes unentbehrlich sind;

47

ZPO.

4. bei Personen, welche Landwirtschaft betreiben, das zum WirtschaftSbetrieb erforderliche Gerät und Vieh nebst den nötigen Dünger, sowie die landwirtschaftlichen Erzeugnisse, soweit sie zur Fortführung der Wirtschaft bis zu der Zeit erforderlich find, zu welcher gleiche oder ähnliche Erzeugnisse voraussichtlich gewonnen werden; 5. bei Künstlern, Handwerkern, gewerblichen Arbeitern und anderen Personen welche aus Handarbeit oder sonstigen persönlichen Leistungen ihren Erwerb ziehen, die zur persönlichen Fortsetzung der Erwerbs­ tätigkeit unentbehrlichen Gegenstände; 6. bei den Witwen und den minderjährigen Erben der unter Nr. 5 bezeichneten Personen, wenn sie das Erwerbsgeschäft für ihre Rechnung durch einen Stellvertreter fortführen, die zur persönlichen Fortführung des Geschäfts durch den Stellvertreter unentbehrlichen Gegenstände; 7. bei Offizieren, Deckoffizieren, Beamten, Geistlichen, Lehrern an öffentlichen Unterrichtsanstalten, Rechtsanwälten, Notaren sowie Aerzten und Hebammen die zur Verwaltung des Dienstes oder Ausübung de8 Berufs erforderlichen Gegenstände, sowie anständige Kleidung; 8. bei Offizieren, Militärärzten, Deckosfizleren, Beamten, Geistlichen, bei Aerzten und Lehrern an öffentlichen Anstalten ein Geldbetrag, welcher dem der Pfändung nicht unterworfenen Teile des Dienst einkommenS oder der Pension für die Zeit von der Pfändung bis zum nächsten Termine der Gehalts- oder Pensionszahlung gleickkoinmt; 9. die zum Betriebe einer Apotheke unentbehrlichen Geräte, Gesäße und Waren; 10. die Bücher, welche zum Gebrauche des Schuldners und seiner Familie in der Kirche oder Schule oder einer sonstigen Unterrichtsanstalt oder bei der häuslichen Andacht bestimmt sind; 11. die in Gebrauch genommenen Haushaltungtz- und Geschäftsbücher, die Familienpapiere, sowie die Trauringe, Orden und Ehrenzeichen; 12. künstliche Gliedmaßen, Brillen und andere wegen körperlicher Ge­ brechen notwendige Hilfsmittel, soweit diese Gegenstände zum Gebrauche deS Schuldners und seiner Familie bestimmt sind; 13. die zur unmittelbaren Verwendung für die Bestattung bestimmten Gegenstände. ’) l) DaS Gesetz, betr. bit Unzulässigkeit der Pfändung von Gisendahnfahrbetriebsrnrtteln, vom 3. Mai 1886 (RGBl. S. 131, Verbürgung der Gegenseitigkeit mit Oesterreich RGBl. 1887 S. 153) bestimmt:

„Die Fahrbetriebsmittel der Eisenbahnen, welche Personen oder Güter im öffentlichen Verkehr befördern, sind von der ersten Einstellung in den Betrieb bis zur endgültigen Ausscheidung aus den Beständen der Pfändung nicht unterworfen Durch diese Bestimmung werden dieselben im Falle deü Konkursverfahrens von der KonkurSmaffe nicht ausgeschlossen Auf die Fahrbetriebsmittel ausländischer Eisenbahnen findet die Bestimmung deS ersten Absatzes nur insoweit Anwendung, alö die Gegenseitigkeit verbürgt ist. Dieses Gesetz tritt mit dem 1. Juni 1886 in Kraft." DaS Intern ationaleUeberein komm en uberdenEisenbahnf rächt»erkeh r vom 14. Oktober 1890 (RGBl. 1892 S. 793) bestimmt im Art. 23 Ads. 5 „In gleicher Weise kann daS rollende Material der Eisenbahnen mit Ein­ schluß sämtlicher beweglicher, der betreffenden Eisenbahn gehörigen Gegenstände, welche sich in diesem Material vorfinden, in dem Gebiete eines anderen Staates

ZPO.

Achtes Buch.

Zwangsvollstreckung.

47

§ 812. Gegenstände welche zum gewöhnlichen Hausrate gehören und im Haushalte des Schuldners gebraucht werden, sollen nicht gepfändet werdm, wenn ohne weiteres ersichtlich ist, daß durch deren Verwertung nur ein Erlös erzielt werden würde, welcher zu dem Werte außer allem Verhältnisse steht.

§ 813. Zur Pfändung von Früchten, die von dem Boden noch nicht getrennt sind, und zur Pfändung von Gegenständen der im § 811 Nr. 4 bezeichneten Art bei Personen, welche Landwirtschaft betreiben, soll em landwirtschaftlicher Sachverständiger zugezogen werden, sofern anzu­ nehmen ist, daß der Wert der zu pfändenden Gegenstände den Betrag von eintausend Mark übersteigt. Inwieweit bei einem geringeren Werte ein Sachverständiger zuge­ zogen werden soll, bestimmt die Landesjustizverwaltung. K 814. Die gepfändeten Sachen sind von dem Gerichtsvollzieher öffentlich zu versteigern, Kostbarkeiten sind vor der Versteigerung durch einen Sachverständigen abzuschätzen.

§ 815. Gepfändetes Geld ist dem Gläubiger abzuliefern. Wird dem Gerichtsvollzieher glaubhaft gemacht, daß an gepfändetem Gelde ein die Veräußerung hinderndes Recht eines Dritten bestehe, so ist das Geld zu hinterlegen. Die Zwangsvollstreckung ist fortzusetzen, wenn nicht binnen einer Frist von zwei Wochen seit dem Tage der Pfändung eine Entscheidung deS nach § 771 Abs. 1 zuständigen Gerichts über die Einstellung der Zwangsvollstreckung beigebracht wird. Die Wegnahme deS Geldes durch den Gerichtsvollzieher gilt als Zahlung von feiten des Schuldners, sofern nicht nach Abs. 2 oder nach S 720 die Hinterlegung zu erfolgen hat.

§ 816. Die Versteigerung der gepfändeten Sachen darf nicht vor Ablaus einer Woche seit dem Tage der Pfändung geschehen, sofern nicht der Gläubiger und der Schuldner über eine frühere Versteigerung sich einigen oder dieselbe erforderlich ist, um die Gefahr einer beträchtlichen Wertsverringerung der zu versteigernden Sache abzuwenden oder um unverhältnismäßige Kosten einer längeren Aufbewahrung zu vermeiden. Die Versteigerung erfolgt in der Gemeinde, in welcher die Pfändung geschehen ist, sofern nicht der Gläubiger und der Schuldner über einen anderen Ort sich einigen. Zeit und Ort der Versteigerung sind unter allgemeiner Bezeichnung der zu versteigernden Sachen öffentlich bekannt zu machen. Bei der Versteigerung finden die Vorschriften des § 1239 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs entsprechende Anwendung. § 817. Dem Zuschlag an den Meistbietenden soll ein dreimaliger Aufruf vorausgehen; die Vorschriften des § 156 deS Bürgerlichen Gesetz­ buchs finden Anwendung. als desjenigen, welchem die betreffende Eifenbadn angehdrt, weder mit Arrest belegt noch gepfändet werden, außer in dem Falle, wenn der Arrest oder die Pfändung aus Grund einer Entscheidung der Gerichte des Staates erfolgt, dem die betreffende Eisenbahn angehört/

47

ZPO.

Die Ablieferung einer zugeschlagenen Sache darf nur gegen bare Zahlung geschehen. Hat der Meistbietende nicht zu der in den Versteigerungsbedingungen bestimmten Zeit oder in Ermangelung einer solchen Bestimmung nicht vor dem Schlüsse des Versteigerungstermins die Ablieferung gegen Zahlung des Kaufgeldes verlangt, so wird die Sache anderweit versteigert. Der Meistbietende wird zu einem weiteren Gebote nicht zugelassen; er haftet für den Ausfall, auf den Mehrerlös hat er keinen Anspruch. Wird der Zuschlag dem Gläubiger erteilt, so ist dieser von der Verpflichtung zur baren Zahlung soweit befreit, als der Erlös nach Abzug der Kosten der Zwangsvollstreckung zu seiner Befriedigung zu verwenden ist, sofern nicht dem Schuldner nachgelasien ist, durch Sicherheitsleistung oder durch Hinterlegung die Vollstreckung abzuwenden. Soweit der Gläubiger von der Verpflichtung zur baren Zahlung befreit ist, gilt der Betrag als von dem Schuldner an den Gläubiger gezahlt.

8 81«. Die Versteigerung wird eingestellt, sobald der Erlös zur Befriedigung des Gläubigers und zur Deckung der Kosten der Zwangs­ vollstreckung hinreicht.

8 819. Die Empfangnahme des Erlöses durch den Gerichtsvoll­ zieher gilt als Zahlung von feiten des Schuldners, sofern nicht dem Schuldner nachgelassen ist, durch Sicherheitsleistung oder durch Hinter­ legung die Vollstreckung abzuwenden. 8 820. Gold- und Silbersachen dürfen nicht unter ihrem Gold­ ader Silberwerte zugeschlagen werden. Wird ein den Zuschlag gestattendes Gebot nicht abgegeben, so kann der Gerichtsvollzieher den Verkauf aus freier Hand zu dem Preise bewirken, fwelcher den Gold- oder Silberwert erreicht.

8 821. Gepfändete Wertpapiere find, wenn sie einen Börsen­ oder Marktpreis haben, von dem Gerichtsvollzieher aus freier Hand zum Tageskurse zu verkaufen, und wenn sie einen solchen Preis nicht haben, nach den allgemeinen Bestimmungen zu versteigern. 8 822. Lautet ein Wertpapier auf Namen, so kann der Gerichmvollzieher durch das Vollstnckungsgericht ermächtigt werden, die Um­ schreibung auf den Namen des Käufers zu erwirken und die hierzu er­ forderlichen Erklärungen an Stellendes Schuldners abzugeben. 8 823. Ist ein Jnhaberpapier durch Einschreibung auf den Namen oder in anderer Weise außer Kurs gesetzt, so kann der Gerichtsvollzieher durch das Vollstreckungsgericht ermächtigt werden, die WiedecinkurSsetzunq zu erwirken und die hierzu erforderlichen Erklärungen an Stelle des Schuldners abzugeben. 8 824. Die Versteigerung gepfändeter, von dem Boden noch nicht getrennter Früchte ist erst nach der Reife zulässig. Sie kann vor oder nach der Trennung der Früchte erfolgen; im letzteren Falle hat der Gerichtsvollzieher die Aberntung bewirken zu lasten.

ZPO.

Achtes Buch.

Zwangsvollstreckung.

47

§ 825. Auf Antrag deS Gläubigers oder des Schuldners kann das DollstreckungSgericht anordnen, daß die Verwertung einer gepfän­ deten Sache in anderer Weise oder an einen« anderen Orte, als in den vorstehenden Paragraphen bestimmt ist, stattzufinden habe oder daß die Versteigerung durch eine andere Person als den Gerichtsvollzieher vorzunehmen sei. K 826. Zur Pfändung bereits gepfändeter Sachen genügt die in das Protokoll aufzunehmende Erklärung des Gerichtsvollziehers, daß er die Sachen für seinen Auftraggeber pfände. Ist die erste Pfändung durch einen anderen Gerichtsvollzieher be­ wirkt, so ist diesem eine Abschrift des Protokolls zuzustellen. Der Schuldner ist von den weiteren Pfändungen in Kenntnis zu fetzen.

§ 827. Auf den Gerichtsvollzieher, von welchem die erste Pfän­ dung bewirkt ist, geht der Auftrag des zweiten Gläubigers kraft Gesetzes über, sofern nicht das Dollstreckungsgericht auf Antrag eines beteiligten Gläubigers oder des Schuldners anordnet, daß die Verrichtungen jenes Gerichtsvollziehers von einem anderen zu übernehmen seien. Die Ver­ steigerung erfolgt für alle beteiligten Gläubiger. Ist der Erlös zur Deckung der Forderungen nicht ausreichend und verlangt der Gläubiger, für welchen die zweite oder eine spätere Pfändung erfolgt ist, ohne Zustimmung der übrigen beteiligten Gläubiger eine andere Verteilung als nach der Reihenfolge der Psändungen, so hat der Gerichts­ vollzieher die Sachlage unter Hinterlegung des Erlöses dem Vollstreckungs­ gericht anzuzeigen. Dieser Anzeige sind die auf das Verfahren sich be­ ziehenden Schriftstücke beizufügen. In gleicher Weise ist zu verfahren, wenn die Pfändung für mehrere Gläubiger gleichzeitig bewirkt ist. III. Zwangsvollstreckung in Forderungen und andere

Vermögensrechte. § 828. Die gerichtlichen Handlungen, welche die Zwangsvoll­ vollstreckung in Forderungen und andere Vermögensrechte zum Gegenstände haben, erfolgen durch das Vollstreckungsgericht. Als Vollstreckungsgericht ist das Amtsgericht, bei welchem der Schuldner im Deutschen Reiche seinen allgemeinen Gerichtsstand hat, und in Ermangelung eines solchen das Amtsgericht zuständig, bei welchem in Gemäßheit des § 23 gegen den Schuldner Klage erhoben werden kann. § 829. Soll eine Geldforderung gepfändet werden, so hat das Gericht dem Drittschuldner zu verbieten, an den Schuldner zu zahlen. Zugleich hat das Gericht an den Schuldner das Gebot zu erlasien, sich jeder Verfügung über die Forderung, insbesondere der Einziehung der­ selben zu enthalten. Der Gläubiger hat den Beschluß dem Drittschuldner zustellen zu lasien. Der Gerichtsvollzieher hat den Beschluß mit einer Abschrift der

47

ZPO.

Zustellungsurkunde dem Schuldner sofort zuzustellen, sofern nicht eine öffentliche Zustellung erforderlich wird. Ist die Zustellung an den Dritt­ schuldner auf unmittelbares Ersuchen des Gerichtsjchreibers durch die Post erfolgt, so hat der Gerichtsschreiber für die Zustellung an den Schuldner in gleicher Weise Sorge zu tragen. An Stelle einer an den Schuldner im Auslande zu bewirkenden Zustellung erfolgt die Zustellung durch Auf­ gabe zur Post. Mit der Zustellung des BefchluffeS an den Drittschuldner ist die Pfändung als bewirkt anzusehen.

§ 830. Zur Pfändung einer Forderung, für welche eine Hypothek besteht, ist außer dem PfändungSdeschluffe die Uebergabe des Hypotheken­ briefs an den Gläubiger erforderlich. Wird die Uebergabe im Wege der Zwangsvollstreckung erwirkt, so gilt sie als erfolgt, wenn der Gerichtsvoll­ zieher den Brief zum Zwecke der Ablieferung an den Gläubiger weg­ nimmt. Ist die Erteilung des Hypothekenbriefs ausgeschloffen, so ist die Eintragung der Pfändung in das Grundbuch erforderlich: die Eintragung erfolgt auf Grund des Psändungsbeschluffes. Wird der Pfändungsbeschluß vor der Uebergabe des Hypothekenbriefs oder der Eintragung der Pfändung dem Drittschuldner zugestellt, so gilt die Pfändung diesem gegenüber mit der Zustellung als bewirkt. Diese Vorschriften finden keine Anwendung, soweit es sich um die Pfändung der Ansprüche auf die im § 1159 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bezeichneten Leistungen handelt. Das gleiche gilt bei einer Sicherungs­ hypothek im Falle des § 1187 des Bürgerlichen Gesetzbuchs von der Pfändung der Hauptforderung. § 831. Die Pfändung von Forderungen aus Wechseln und an­ deren Papieren, welche durch Indossament übertragen werden können, wird dadurch bewirkt, daß der Gerichtsvollzieher diese Papiere in Besitz nimmt. § 832. Das Pfandrecht, welches durch die Pfändung einer Gchaltsforderung oder einer ähnlichen in fortlaufenden Bezügen bestehenden Forderung erworben wird, erstreckt sich auf die nach der Pfändung fällig werdenden Beträge. § 833. Durch die Pfändung eines DiensteinkommenS wird auch dasjenige Einkommen betroffen, welches der Schuldner in Folge der Ver­ setzung in ein anderes Amt, der Uebertragung eines neuen Amts oder einer Gehaltserhöhung zu beziehen hat. Diese Bestimmung findet auf den Fall der Aenderung des Dienst­ herrn keine Anwendung.

§ 834. Dor der Pfändung ist der Schuldner über das Pfändungs­ gesuch nicht zu hören. § 835. Die gepfändete Geldforderung ist dem Gläubiger nach seiner Wahl zur Einziehung oder an Zahlungs Statt zum Nennwerte zu überweisen. Im letzteren Falle geht die Forderung auf den Gläubiger mit der Wirkung über, daß derselbe, soweit die Forderung besteht, wegen seiner Forderung an den Schuldner als befriedigt anzusehen ist.

ZPO.

Achtes Buch.

Zwangsvollstreckung.

47

Die Bestimmungen des § 829 Abs. 2, 3 finden auf die Ueberweisung entsprechende Anwendung.

§ 836. Die Ueberweisung ersetzt die förmlichen Erklärungen deS Schuldners, von welchen nach den Borschristen deS bürgerlichen Rechts die Berechtigung zur Einziehung der Forderung abhängig ist. Der UeberweisungSbeschluß gilt, auch wenn er mit Unrecht erlassen ist, zugunsten des Drittschuldners dem Schuldner gegenüber so lange als rechtsbeständig, bis er ausgehoben wird und die Aufhebung zur Kenntnis deS Drittschuldners gelangt. Der Schuldner ist verpflichtet, dem Gläubiger die zur Geltend­ machung der Forderung nötige Auskunft zu erteilen und ihm die über die Forderung vorhandenen Urkunden herauSzugeben. Die Herausgabe kann von dem Gläubiger im Wege der Zwangsvollstreckung erwirkt werden. § 837. Zur Ueberweisung einer gepfändeten Forderung, für welche eine Hypothek besteht, genügt die Aushändigung des UeberweisungSbeschlusses an den Gläubiger. Ist die Erteilung des Hypothekenbriefs ausgeschlossen, so ist zur Ueberweisung an Zahlungs Statt die Eintragung der Ueber­ weisung in daS Grundbuch erforderlich; die Eintragung erfolgt auf Grund des UeberweisungSbeschlusses. Diese Vorschriften finden keine Anwendung, soweit es sich um die Ueberweisung der Ansprüche auf die im § 1159 des Bürgerlichen Gesetz­ buchs bezeichneten Leistungen handelt. DaS gleiche gilt bei einer Sicherungs­ hypothek im Falle des § 1187 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs von der Ueberweisung der Hauptforderung. Bei einer Sicherungshypothek der im § 1190 des Bürgerlichen Ge­ setzbuchs bezeichneten Art kann die Hauptforderung nach den allgemeinen Vorschriften gepfändet und überwiesen werden, wenn der Gläubiger die Ueberweisung der Forderung ohne die Hypothek an Zahlung? Statt be­ antragt. § 838. Wird eine durch ein Pfandrecht an einer beweglichen Sache gesicherte Forderung überwiesen, so kann der Schuldner die Heraus­ gabe des Pfandes an den Gläubiger verweigern, bis ihm Sicherheit für die Haftung geleistet wird, die für ihn auS einer Verletzung der dem Gläubiger dem Verpfänder gegenüber obliegenden Verpflichtungen ent­ stehen kann. § 839. Ist in Gemäßheit des § 713 Abs. 2 dem Schuldner nachgelassen, durch Sicherheitsleistung oder durch Hinterlegung die Voll­ streckung abzuwenden, so findet die Ueberweisung gepfändeter Geldsorderungen nur zur Einziehung und nur mit der Wirkung statt, daß der Drittschuldner den Schuldbetrag hinterlege. § 840. Auf Verlangen des Gläubigers hat der Drittschuldner binnen zwei Wochen, von der Zustellung des Pfändungsbeschlusses an gerechnet, dem Gläubiger zu erklären: 1. ob und inwieweit er die Forderung als begründet anerkenne und Zahlung zu leisten bereit sei;

47

ZPO.

2. ob und welche Ansprüche andere Personen an die Forderung machen; 3. ob und wegen welcher Ansprüche die Forderung bereits für andere Gläubiger gepsändet sei. Die Aussorderung zur Abgabe dieser Erklärungen muß in die Iustellungsurkunde ausgenommen werden. Der Trittscduldner haktet dem Gläubiger für den auS der Nichterfüllung seiner Verpflichtung entstehenden Schaden. Die Erklärungen deS Drittschuldners können bei Zustellung des PfändungSbeschlusteS oder innerhalb der im ersten Absätze bestimmten Frist an den Gerichtsvollzieher erfolgen. Im ersteren Falle find dieselben in die Zustellungsurkunde aufzunehmen und von dem Drittschuldner zu unter­ schreiben.

§ 841. Der Gläubiger, welcher die Forderung einklagt, ist ver­ pflichtet, dem Schuldner gerichtlich den Streit zu verkünden, sofern nicht eine Zustellung im Ausland oder eine öffentliche Zustellung erforderlich wird.

§ 842 Der Gläubiger, welcher die Beitreibung einer ihm zur Einziehung überwiesenen Forderung verzögert, haftet dem Schuldner für den daraus entstehenden Schaden. § 843. Der Gläubiger kann auf die durch Pfändung und Ueberweisung zur Einziehung erworbenen Rechte unbeschadet seines Anspruchs verzichten. Die Berzichtleistung erfolgt durch eine dem Schuldner zu­ zustellende Erklärung. Die Erklärung ist auch dem Drittschuldner zu­ zustellen. 8 844. Ist die gepfändete Forderung eine bedingte oder eine betagte, oder ist ihre Einziehung wegen der Abhängigkeit von einer Gegen­ leistung oder aus anderen Gründen mit Schwierigkeiten verbunden, so kann das Gericht auf Antrag an Stelle der Ueberweisung eine andere Art der Verwertung anordnen. Vor dem Beschluffe, durch welchen dem Anträge stattgegeben wird, ist der Gegner zu hören, sofern nicht eine Zustellung im Ausland oder eine öffentliche Zustellung erforderlich wird.

8 845. Schon vor der Pfändung kann der Gläubiger auf Grund eines vollstreckbaren Schuldtitels durch den EerilbtSvollzieher dem Dritt­ schuldner und dem Schuldner die Benachrichtigung, daß die Pfändung be­ vorstehe, zustellen lasten, mit der Aufforderung an den Drittschuldner, nicht an den Schuldner zu zahlen, und mit der Aufforderung an den Schuldner, fich jeder Verfügung über die Forderung, inbesondere der Einziehung derselben zu enthalten. Der vorherigen Erteilung einer voll­ streckbaren Ausfertigung und der Zustellung des Schuldtitels bedarf es nicht. Die Benachrichtigung an den Drittschuldner hat die Wirkung eines Arrestes (§ 930), sofern die Pfändung der Forderung innerhalb drei Wochen bewirkt wird. Die Frist beginnt mit dem Tage, an welchem die Benachrichtigung zugestellt ist.

ZPO.

Achtes Buch.

47

Zwangsvollstreckung.

§ 846. Die Zwangsvollstreckung in Ansprüche, welche die Heraus­ gabe oder Leistung körperlicher Sachen zum Gegenstände haben, erfolgt nach den Vorschriften der 83 829—845 unter Berücksichtigung der nach­ folgenden Bestimmungen. 8 847. Bei der Pfändung eines Anspruchs, welcher eine beweg­ liche körperliche Sache betrifft, ist anzuordnen, daß die Sache an einen vom Gläubiger zu beauftragenden Gerichtsvollzieher herauszugeben fei. Auf die Verwertung der Sache finden die Vorschriften über die Verwertung gepfändeter Sachen Anwendung. 8 848. Bei Pfändung eines Anspruchs, welcher eine unbewegliche Sache betrifft, ist anzuordnen, daß die Sache an einen auf Antrag des Gläubigers vom Amtsgerichte der belegenen Sache zu bestellenden Se­ quester herauszugeben sei. Ist der Anspruch auf Uebertragung des Eigentums gerichtet, so hat die Auslastung an den Sequester als Vertreter des Schuldners zu erfolgen. Mit dem Uebergange des Eigentums auf den Schuldner erlangt der Gläubiger eine Sicherungshypothek für feine Forderung. Der Sequester hat die Eintragung der Sicherungshypothek zu bewilligen. Die Zwangsvollstreckung in die herausgegebene Sache wird nach den für die Zwangsvollstreckung in unbewegliche Sachen geltenden Vorschriften bewirkt.

8 849. Eine Ueberweisung der im § 846 bezeichneten Ansprüche an ZahlungS Statt ist unzulässig.

8 850. Der Pfändung find nicht unterworfen: 1. der Arbeits- oder Dienstlohn nach den Bestimmungen de8 Reichsgesetzes vom 21. Juni 1869 (BundeS-Gesetzbl. 1869 S. 242 und 1871 S. 63, Reichs-Gesetzbl. 1897 S. 159);') *)DasLohnbeschlagnahmegesetz(LohnBG.) lautet in seiner jetzigen, auf der Novelle vom 29. März 1897 (RGBl. 1897 S. 159) und auf Art. III deS EinsührungsgesetzeS vom 17. Mai 1898 (Eingangsnote zu 47) beruhenden Fassung: § 1. Die Vergütung (Lobn, Gehalt, Honorar usw.) für Arbeiten oder Dienste, welche auf Grund eine- ArbeitS- oder Dienstverhältnisses geleistet werden, darf, sofern dieses Verhältnis, die Erwerbstätigkeit des BergümngSberechtigten vollständig oder hauptsächlich in Anspruch nimmt, zum Zwecke der Sicherstellung oder Befriedigung eines Gläubigers erst dann mit Be­ schlag belegt werden, nachdem die Leistung der Arbeiten oder Dienste erfolgt und nachdem der Tag, an welchem die Vergütung gesetzlich, Vertrags- oder gewohnheitsmäßig zu entrichten war, abgelaufen ist, ohne daß der Bergütungsberechtigte dieselbe eingefordert hat. § 2. Die Bestimmungen des § 1 können nicht mit rechtlicher Wirkung durch Vertrag ausgeschlossen oder beschränkt werden. Soweit nach diesen Bestimmungen die Beschlagnahme unzulässig ist, ist auch jede Verfügung durch Zession, Anweisung, Verpfändung oder durch ein anderes Rechtsgeschäft ohne rechtliche Wirkung. § 3. Als Vergütung ist jeder dem Berechtigten gebührende Vermögens­ vorteil anzusehen. Auch macht es keinen Unterschied, ob dieselbe nach Zeit oder Stück berechnet wird. Ist die Vergütung mit dem Preise oder Wert für Material oder mit dem Ersatz anderer Auslagen in ungetrennter Summe bedungen, so gilt als Jaeger, ReichSzlvllgesetze. 3. Auflage.

78

47

ZPO.

2. die auf gesetzlicher Dorschrift beruhenden Alimentenforderungen imb die nach § 844 des Bürgerlichen Gesetzbuch) wegen der Entziehung einer solchen Forderung zu entrichtende Geldrente; 3. die fortlaufenden Einkünfte, welche ein Schuldner aus Stiftungen oder sonst auf Grund der Fürsorge und Freigebigkeit eines Dritten bezieht, insoweit der Schuldner zur Bestreitung des notdürftigen Unterhalts für sich, seinen Ehegatten und seine noch unversorgteii Kinder dieser Einkünfte bedarf; 4. die aus Kranken-, Hilfs- oder Sterbekassen, insbesondere aus Knapp­ schaftskassen und Kasten der Knappschaftsvereine zu beziehenden Hebungen; 5. der Sold und die Jnvalidenpension der Unteroffiziere und der Soldaten; 6. das Diensteinkommen der Militärpersonen, welche zu einem mobilen Truppenteil oder zur Besatzung eines in Dienst gestellten KriegsfahrzeugeS gehören; 7. die Pensionen der Witwen und Waisen und die denselben aus Witwenund Waisenkassen zukommenden Bezüge, die Erziehungsgelder und die Studienstipendien, sowie die Pensionen invalider Arbeiter; Vergütung im Sinne dieses Gesetzes der Betrag, welcher nach Abzug des Preises oder des Wertes der Materialien und nach Abzug der Auslagen übrig bleibt § 4 DaS gegenwärtige Gesetz findet keine Anwendung: 1. aus den Gehalt und die Diennbezüge der öffentlichen Beamten; 2. auf die Beitreibung der direkten persönlichen Staatssteuern und Kommunalabgaben (bic derartigen Abgaben an Kreis-, Kirchen-, Schul- und sonstige Kommunalverbände mit eingeschlossen), sofern diese Steuern und Abgaben nicht seit länger als drei Monaten fällig geworden find; 3. auf die Beitreibung der den Verwandten, dem Ehegatten und dem früheren Ehegatten für die Zeit nach Erhebung der Klage und für das diesem Zeitpunkte vorausgehende letzte Vierteljahr fräst Gesetzes zu entrichtenden Unierhaltsbeitrüge; 4. insoweit der Gesamtbetrag der Vergütung (§§ 1, 3) die Summe von fünfzehnhundert Mark für das Jahr übersteigt.

§ 4a. Auf die Beitreibung der zugunsten eine- unehelichen KindeS von dem Vater für den int § 4 Nr. 3 bezeichneten Zeitraum traft Gesetzes zu entrichtenden Unteihallsbeiträge findet dieses Gesetz nur insoweit An­ wendung, als der Schuldner zur Benreitung seines notdürftigen Unterhalts und zur Erfüllung der ihm seinen Verwandten, seiner Ehefrau ober seiner früheren Ehefrau gegenüber gesetzlich obliegenden Unterbalispflicht der Ver­ gütung (§§ 1, 3) bedarf. Hierbei werden ausicklietziich die Leistungen bcrücksichligt. welche vermöge einer solchen Unterhaltspflicht für den nämlichen Zeitraum oder, falls die Klage zugunsten des unehelichen Kindes nach der Klage eines Unterhaltsberechtigien erhoben ist, für die Zeit von dem Be­ ginne des der Klage dieses Berechtigten vorausgehenden letzten Vierteljahrs ab zu entrichten find.

§ 5.

Diese- Gesetz tritt am 1. August 1869 in Kraft.

Die bis dahin verfügten, mit den Vorschriften dieses Gesetzes nicht ver­ einbarten Beschlagnahmen sind auf Antrag des Schuldners aufzuheben oder einzuschränken. Dagegen finden die Bestimmungen des zweiten Absatzes des § 2 auf frühere Fälle keine Anwendung.

ZPO.

Achtes Buch.

Zwangsvollstreckung.

47

8. das Diensteinkommen der Offiziere. Militärärzte und Deckoffiziere, der Beamten, der Geistlichen, sowie der Aerzte und Lehrer an öffent­ lichen Anstalten; die Pension dieser Personen nach deren Versetzung in einstweiligen oder dauernden Ruhestand, sowie der nach ihrem Tode den Hinterbliebenen zu gewährende Sterbe- oder Gnadengehalt.

Uebersteigen in den Fällen Nr. 7 und 8 das Diensteinkommen, die Pension oder die sonstigen Bezüge die Summe von fünfzehnhundert Mark für das Jahr, so ist der dritte Teil des Mehrbetrags der Pfändung unter­ worfen. Die nach § 843 des Bürgerlichen Gesetzbuchs wegen einer Verletzung des Körpers oder der Gesundheit zu entrichtende Geldrente ist nur soweit der Pfändnl'g unterworfen, als der Gesamtbetrag die Summe von fünf­ zehnhundert Mark für das Jahr übersteigt. In den Fällen der beiden vorhergehenden Absätze ist die Pfändung ohne Rücksicht auf den Betrag zulässig, wenn sie wegen der den Verwandten, dem Ehegatten und dem früheren Ehegatten für die Zeit nach Erhebung der Klage und für das diesem Zeitpunkte vorausgehende letzte Vierteljahr krast Gesetzes zu entrichtenden Unterhaltsbeiträge beantragt wird. Das gleiche gilt in Ansehung der zugunsten eines unehelichen Kindes von dem Vater für den bezeichneten Zeitraum kraft Gesetzes zu entrichtenden Unter­ haltsbeiträge; diese Vorschrift findet jedoch insoweit keine Anwendung, als der Schuldner zur Bestreitung seines notdürftigen Unterhalts und zur Erfüllung der ihm seinen Verwandten, seiner Ehefrau oder seiner früheren Ehefrau gegenüber gesetzlich obliegenden Unterhaltspflicht der Bezüge bedarf. Hierbei werden ausschließlich die Leistungen berücksichtigt, welche vermöge einer solchen Unterhaltspflicht für den nämlichen Zeitraum oder, falls die Klage zugunsten des unehelichen Kindes nach der Klage eines Unterhalts­ berechtigten erhoben ist, für die Zeit von dem Beginne des der Klage dieses Berechtigten vorausgehenden letzten Vierteljahrs ab zu entrichten sind. Die Einkünfte, welche zur Bestreitung eines DienstaufwandeS bestimmt sind, und der Servis der Offiziere, Militärärzte und Militärbeamten sind weder der Pfändung unterworfen noch bei der Ermittelung, ob und zu welchem Betrage ein Diensteinkommen der Pfändung unterliege, zu berechnen.

§ 851. Eine Forderung ist in Ermangelung besonderer Vorschriften der Pfändung nur insoweit unterworfen, als sie übertragbar ist. Eine nach § 399 des Bürgerlichen Gesetzbuchs nicht übertragbare Forderung kann insoweit gepfändet und zur Einziehung überwiesen werden, als der geschuldete Gegenstand der Pfändung unterworfen ist. § 852. Der Pflichtteilsanspruch ist der Pfändung nur unterworfen, wenn er durch Vertrag anerkannt oder rechtshängig geworden ist. Das gleiche gilt für den nach § 528 des Bürgerlichen Gesetzbuchs dem Schenker zustehenden Anspruch aus Herausgabe des Geschenkes. § 853. Ist eine Geldforderung für inehrere Gläubiger gepfändet, so ist der Drittschuldner berechtigt und auf Verlangen eines Gläubigers, welchem die Forderung überwiesen wurde, verpflichtet, unter Anzeige der Sachlage und unter Aushändigung der ihm zugestellten Beschlüffe an das. 78*

47

ZPO.

Amtsgericht, besten Beschluß ihm zuerst zugestellt ist, den Schuldbetrag zu hinterlegen.

§ 854. Ist ein Anspruch, welcher eine bewegliche körperliche Sache betrifft, für mehrere Gläubiger gepsändet, so ist der Drittschuldner berech­ tigt und auf Verlangen eines Gläubigers, welchem der Anspruch überwiesen wurde, verpflichtet, die Sache unter Anzeige der Sachlage und unter Aus­ händigung der ihm zugestellten Beschlüste dem Gerichtsvollzieher heraus­ zugeben, welcher nach den» ihm zuerst zugestellten Beschlusse zur Empfang­ nahme der Sache ermächtigt ist. Hat der Gläubiger einen solchen Gerichts­ vollzieher nicht bezeichnet, so erfolgt besten Ernennung auf Antrag des Drittschuldners von dem Amtsgerichte des OrtS, wo die Sache heraus­ zugeben ist. Ist der Erlös zur Deckung der Forderungen nicht ausreichend und verlangt der Gläubiger, für welchen die zweite oder eine spätere Pfändung erfolgt ist, ohne Zustimmung der übrigen beteiligten Gläubiger eine andere Verteilung als nach der Reihenfolge der Pfändungen, so hat der Gerichts­ vollzieher die Sachlage unter Hinterlegung des Erlöses dem Amtsgericht anzuzeigen, besten Beschluß dem Drittschuldner zuerst zugestellt ist. Dieser Anzeige sind die auf das Verfahren sich beziehenden Schriftstücke beizusügen. In gleicher Weise ist zu verfahren, wenn die Pfändung für mehrere Gläubiger gleichzeitig bewirkt ist.

§ 855. Betrifft der Anspruch eine unbewegliche Sache, so ist der Drittschuldner berechtigt und auf Verlangen eines Gläubigers, welchem der Anspruch überwiesen wurde, verpflichtet, die Sache unter Anzeige der Sachlage und unter Aushändigung der ihm zugestellten Beschlüste an den von dem Amtsgerichte der belegenen Sache ernannten oder auf seinen Antrag zu ernennenden Sequester herauSzugeben. § 856. Jeder Gläubiger, welchem der Anspruch überwiesen wurde, ist berechtigt, gegen den Drittschuldner Klage auf Erfüllung der nach den Bestimmungen der 88 853—855 diesem obliegenden Verpflichtungen zu erheben. Jeder Gläubiger, für welchen der Anspruch gepfändet ist, kann sich dem Kläger in jeder Lage des Rechtsstreits als Streitgenoste anschließen. Der Drittschuldner hat die Gläubiger, welche die Klage nicht er­ hoben und dem Kläger sich nicht angeschtosten haben, zum Termine zur mündlichen Verhandlung zu laden. Die Entscheidung, welche in dem Rechtsstreite über den in der Klage erhobenen Anspruch ertasten wird, ist für und gegen sämtliche Gläubiger wirksam. Gegen einen Gläubiger, welcher nicht zum Termine zur mündlichen Verhandlung geladen ist, obgleich er von dem Drittschuldner Hütte geladen werden sollen, kann der Drittschuldner sich auf die ihm günstige Ent­ scheidung nicht berufen.

§ 857. Auf die Zwangsvollstreckung in andere Vermögensrechte, welche nicht Gegenstand der Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Ver­ mögen sind, finden die vorstehenden Bestimmungen entsprechende An­ wendung.

ZPO.

Achtes Buch.

Zwangsvollstreckung.

47

Ist ein Drittschuldner nicht vorhanden, so ist die Pfändung mit dem Zeitpunkte als bewirkt anzusehen, in welchem dem Schuldner das Gebot, sich jeder Verfügung über das Recht zu enthalten, zugestellt ist. Ein unveräußerliches Recht ist in Ermangelung besonderer Vor­ schriften der Piündung insoweit unterworfen, als die Ausübung einem anderen überlassen werden kann. Das Gericht kann bei der Zwangsvollstreckung in unveräußerliche Rechte, deren Ausübung einem andern überlasten werden kann, besondere Anordnungen erlasten. Es kann insbesondere bei der Zwangsvollstreckung in Nutzungsrechte eine Verwaltung anordnen; in diesem Falle wird die Pfändung durch Uebergabe der zu benutzenden Sache an den Verwalter bewirkt, sofern sie nicht durch Zustellung des Beschlußes bereits vorher bewirkt ist. Ist die Veräußerung deS Rechts selbst zulässig, so kann auch diese Veräußerung von dem Gericht angeordnet werden. Auf die Zwangsvollstreckung in eine Reallast, eine Grundschuld oder eine Rentenschuld finden die Vorschriften über die Zwangsvollstreckung in eine Forderung, für welche eine Hypothek besteht, entsprechende Anwendung.

§ 858. Auf die Zwangsvollstreckung in den Anteil an einem im Schiffsregister eingetragenen Schiffe (Schiffspart) finden die Bestim­ mungen des 8 857 mit folgenden Abweichungen Anwendung. Als Vollstreckungsgericht ist das Amtsgericht zuständig, in besten Bezirke sich der Heimatshasen oder der Heimatsort des Schiffes befindet. Dem Antrag auf Anordnung der Veräußerung der Part ist ein Auszug aus dem Schiffsregister beizufügen, der alle die Part betreffenden Eintragungen enthält; der Auszug darf nicht älter als eine Woche sein. Der PfändungSbeschluß soll dem Korrespondentreeder zugestellt werden; die Pfändung wird auch mit dieser Zustellung wirksam. Das Vollstreckungsgericht soll der Registerbehörde von der Erlaffung deS Pfändungsbeschluffes unverzüglich Mitteilung machen. Ergibt der Auszug aus dem Schiffsregister, daß die Part mit einem Pfandrechte belastet ist, welches einem anderen als dem betreibenden Gläubiger zusteht, so ist die Hinterlegung des Erlöses anzuordnen. Die Verteilung des Erlöses erfolgt in diesem Falle nach den Bestimmungen der 83 873—882; Forderungen, für die ein Pfandrecht an der Part eingetragen ist, sind nach dem Inhalte des Schiffsregisters in den TeilungSplan aufzunehmen.

§ 859. Der Anteil eines Gesellschafters an dem GrsellschastSvermögen einer nach 8 705 des Bürgerlichen Gesetzbuchs eingegangenen Gesell­ schaft ist der Pfändung unterworfen. Der Anteil eines Gesellschafters an den einzelnen zu dem Gesellschaftsvermögen gehörenden Gegenständen ist der Pfändung nicht unterworfen. Die gleichen Vorschriften gelten für den Anteil eines Miterben an dem Nachlaß und an den einzelnen Nachlaßgegenständen. § 860. Bei dem Güterstande der allgemeinen Gütergemeinschaft, der ErrungenschaftSgemeinschast oder der FahrniSgemeinschast ist der An­ teil eines der Ehegatten an dem Gesamtgut und an den einzelnen dazu

47

ZPO.

gehörenden Gegenständen der Pfändung nicht unterworfen. Das gleiche gilt bei der fortgesetzten Gütergemeinschaft von den Anteilen des über­ lebenden Ehegatten und der Abkömmlinge. Nach der Beendigung der Gemeinschaft ist der Anteil an dem Ge­ samtgute zugunsten der Gläubiger des Anteilsberechtigten der Pfändung unterworfen.

§ 861. DaS Recht, welches bei dem Güterstande der Verwaltung und Nutznießung dem Ehemann an dem eingebrachten Gute zusteht, ist der Pfändung nicht unterworfen. Die von dem Ehemann erworbenen Früchte des eingebrachten Gutes find der Pfändung nicht unterworfen, soweit sie zur Erfüllung der in den §§ 1384—1387 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bestimmten Verpflichtungen des Ehemanns, zur Erfüllung der ihm seiner Ehefrau, seiner früheren Ehefrau oder seinen Verwandten gegen­ über gesetzlich obliegenden Unterhaltspflicht und zur Bestreitung seines standesmäßigen Unterhalts erforderlich sind. Der Widerspruch kann auch von der Ehefrau nach § 766 geltend gemacht werden. K 862. DaS Recht, welches dem Vater oder der Mutter kraft der elterlichen Nutznießung an dem Vermögen des Kindes zusteht, ist der Pfändung nicht unterworfen. DaS gleiche gilt von den ihnen nach den 88 1655, 1656 des Bürgerlichen Gesetzbuchs zustehenden Ansprüchen, so­ lange die Ansprüche nicht fällig sind. Auf die Pfändung der von dem Vater oder der Mutter kraft der elterlichen Nutznießung erworbenen Früchte finden die Vorschriften des 8 861 Abs. 1 Satz 2 mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß die in den 83 1655, 1656 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bezeichneten An­ sprüche, wenn sie fällig sind, den erworbenen Früchten gleichstehen. Der Widerspruch kann auch von dem Kinde nach 8 766 gellend gemacht werden.

§ 863. Ist der Schuldner als Erbe nach 8 2338 des Bürger lichen Gesetzbuchs durch die Einsetzung eines Nacherbcn beschränkt, so sind die Nutzungen der Erbschaft der Pfändung nicht unterworfen, soweit sie zur Erfüllung der dem Schuldner seinem Ehegatten, seinem früheren Ehe­ gatten oder seinen Verwandten gegenüber gesetzlich obliegenden Unterhalts­ pflicht und zur Bestreitung seines standesmäßigen Unterhalts erforderlich sind. DaS gleiche gilt, wenn der Schuldner nach 8 2338 des Bürger­ lichen Gesetzbuchs durch die Ernennung eines TestainentSvollstreckerS be­ schränkt ist, für seinen Anspruch auf den jährlichen Reinertrag. Die Pfändung ist unbeschränkt zulässig, wenn der Anspruch eiueS Nachlaßglänbigers oder ein auch dem Nacherben oder dem Testaments­ vollstrecker gegenüber wirksames Recht geltend gemacht wird. Diese Vorschriften finden entsprechende Anwendung, wenn der An­ teil eines Abkömmlings an dem Gesamtgute der fortgesetzten Gütergemein schäft nach 8 1513 Abs. 2 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs einer Beschränkung der im Abs. 1 bezeichneten Art unterliegt.

ZPO.

Achtes Buch.

Zwangsvollstreckung.

47

Zweiter Titel. zwaugSvollstreckung in dar unbewegliche Vermögen.

§ 864. Der Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen unterliegen außer den Grundstücken die Berechtigungen, für welche die sich aus Grundstücke beziehenden Vorschriften gelten, und die im Schiffsregister eingetragenen Schiffe. Die Zwangsvollstreckung in den Bruchteil eines Grundstücks oder einer Berechtigung ist nur zulässig, wenn der Bruchteil in dem Anteil eines Miteigentümers besteht, oder wenn sich der Anspruch des Gläubigers auf ein Recht gründet, mit welchem der Bruchteil als solcher belastet ist. 8 865. Die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen umfaßt auch die Gegenstände, auf welche sich bei Grundstücken und Be­ rechtigungen die Hypothek, bei Schiffen das eingetragene Pfandrecht erstreckt. Diese Gegenstände können, soweit sie Zubehör sind, nicht gepfändet werden. Im übrigen unterliegen sie der Zwangsvollstreckung in das be­ wegliche Vermögen, solange nicht ihre Beschlagnahme im Wege der Zwangs­ vollstreckung in das unbewegliche Vermögen erfolgt ist.

8 866. Die Zwangsvollstreckung in ein Grundstück erfolgt durch Eintragung einer Sicherungshypothek für die Forderung, durch Zwangs­ versteigerung ünd durch Zwangsverwaltung. Der Gläubiger kann verlangen, daß eine dieser Maßregeln allein oder neben den übrigen auSgeführt werde. Auf Grund eines vollstreckbaren Schuldtitels darf eine Sicherungs­ hypothek nur für eine den Betrag von dreihundert Mark übersteigende Forderung eingetragen werden. Die Vorschriften der §§ 4 und 5 finden entsprechende Anwendung. 8 867. Die Sicherungshypothek wird auf Antrag des Gläubigers in das Grundbuch eingetragen; die Eintragung ist auf dem vollstreckbaren Titel zu vermerken. Mit der Eintragung entsteht die Hypothek. DaS Grundstück hastet auch für die dem Schuldner zur Last fallenden Kosten der Eintragung. Sollen mehrere Grundstücke des Schuldners mit der Hypothek be­ lastet werden, so ist der Betrag der Forderung auf die einzelnen Grund­ stücke zu verteilen; die Größe der Teile bestimmt der Gläubiger. 8 868. Wird durch eine vollstreckbare Entscheidung die zu voll­ streckende Entscheidung oder ihre vorläufige Vollstreckbarkeit aufgehoben oder die Zwangsvollstreckung für unzulässig erklärt oder deren Einstellung angeordnet, so erwirbt der Eigentümer des Grundstücks die Hypothek. Das gleiche gilt, wenn durch eine gerichtliche Entscheidung die einst­ weilige Einstellung der Vollstreckung und zugleich die Aufhebung der er­ folgten Vollstreckungsmaßregeln angeordnet wird oder wenn die zur Ab­ wendung der Vollstreckung nachgelaffene Sicherheitsleistung oder Hinter­ legung erfolgt. 8 869. Die Zwangsversteigerung und werden durch ein besonderes Gesetz geregelt.

die

Zwangsverwaltung

47

ZPO.

8 870. Auf die Zwangsvollstreckung in eine Berechtigung, für welche die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften gelten, finden die Vorschriften über die Zwangsvollstreckung in Grundstücke entsprechende An­ wendung. Die Zwangsvollstreckung in ein eingetragenes Schiff erfolgt nur durch Zwangsversteigerung. § 871. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen, wenn ein anderer als der Eigentümer einer Eisenbahn oder Klein­ bahn den Betrieb der Bahn kraft eigenen Nutzungsrechts ausübt, das Nutzungsrecht und gewisse dem Betriebe gewidmete Gegenstände in Ansehung der Zwangsvollstreckung zum unbeweglichen Vermögen gehören und die Zwangsvollstreckung abweichend von den Vorschriften der Reichsgesetze ge­ regelt ist. Dritter Titel.

Vcrlkilungsvttfahttu. 5 872. Das Verteilungsverfahren tritt ein, wenn bei der Zwangs­ vollstreckung in das bewegliche Vermögen ein Geldbetrag hinterlegt ist, welcher zur Befriedigung der beteiligten Gläubiger nicht hinreicht. 8 873. Das zuständige Amtsgericht (§§ 827, 853, 854) hat nach Eingang der Anzeige über die Sachlage an jeden der beteiligten Gläubiger die Aufforderung zu erlassen, binnen zwei Wochen eine Be­ rechnung der Forderung an Kapital, Zinsen, Kosten und sonstigen Neben­ forderungen einzureichen.

8 874. Nach Ablauf der zweiwöchigen Fristen wird von dem Gericht ein Teilungsplan angefertigt. Der Betrag der Kosten des Verfahrens ist von dem Bestände der Masse vorweg in Abzug zu bringen. Die Forderung eines Gläubigers, welcher bis zur Anfertigung des Teilungsplanes der an ihn gerichteten Aufforderung nicht nachgekommen ist, wird nach der Anzeige und deren Unterlagen berechnet. Eine nach­ trägliche Ergänzung der Forderung findet nicht statt. 8 875. Das Gericht hat zur Erklärung über den Teilungsplan sowie zur Ausführung der Verteilung einen Termin zu bestimmen. Der Teilungsplan muß spätestens drei Tage vor dem Termine auf der GerichtSschreiberei zur Einsicht der Beteiligten niedergelegt werden. Die Ladung des Schuldners zu dem Termin ist nicht erforderlich, wenn sie durch Zustellung im Ausland oder durch öffentliche Zustellung er­ folgen müßte.

8 876. Wird in dem Termin ein Widerspruch gegen den Plan nicht erhoben, so ist dieser zur Ausführung zu bringen. Erfolgt ein Wider­ spruch, so hat sich jeder bei demselben beteiligte Gläubiger sofort zu erklären. Wird der Widerspruch von den Beteiligten als begründet anerkannt oder kommt anderweit eine Einigung zustande, so ist der Plan demgemäß zu berichtigen. Wenn ein Widerspruch sich nicht erledigt, so erfolgt die Ausführung des Plans insoweit, als der Plan durch den Widerspruch nicht betroffen wird.

ZPO.

Achtes Buch.

Zwangsvollstreckung.

47

8 877. Gegen einen Gläubiger, welcher in dem Termine weder erschienen ist, noch vor dem Termine bei dem Gerichte Widerspruch erhoben hat, wird angenommen, daß er mit der Ausführung des Plans einverstanden sei. Ist ein in dem Termine nicht erschienener Gläubiger bei dem Wider­ sprüche beteiligt, welchen ein anderer Gläubiger erhoben hat, so wird an­ genommen, daß er diesen Widerspruch nicht als begründet anerkenne. § 878. Der widersprechende Gläubiger muß ohne vorherige Aufsorderung binnen einer Frist von einem Monate, welche mit dem Termins­ tage beginnt, dem Gerichte nachweisen, daß er gegen die beteiligten Gläu­ biger Klage erhoben habe. Nach fruchtlosem Ablaufe dieser Frist wird die Ausführung des Plans ohne Rücksicht auf den Widerspruch angeordnet. Die Befugnis des Gläubigers, welcher dem Plane widersprochen hat, ein besieres Recht gegen den Gläubiger, welcher einen Geldbetrag nach dem Plane erhalten hat, im Wege der Klage geltend zu machen, wird durch die Versäumung der Frist und durch die Ausführung des Plans nicht ausgeschlosien. § 879. Die Klage ist bei dem VerteilungSgcricht und, wenn der Streitgegenstand zur Zuständigkeit der Amtsgerichte nicht gehört, bei dem Landgerichte zu erheben, in dessen Bezirke das Verteilungsgericht seinen Sih hat. DaS Landgericht ist für sämtliche Klagen zuständig, wenn seine Zu­ ständigkeit nach dem Inhalte der erhobenen und in dem Termine nicht zur Erledigung gelangten Widersprüche auch nur in Betreff einer Klage begründet ist, sofern nicht die sämtlichen beteiligten Gläubiger vereinbaren, daß das Verteilungsgericht über alle Widersprüche entscheiden solle.

8 889. In dem Urteile, durch welches über einen erhobenen Widerspruch entschieden wird, ist zugleich zu bestimmen, an welche Gläubiger und in welchen Beträgen der streitige Teil der Masse auszu­ zahlen sei. Wird dies nicht für angemessen erachtet, so ist die Anfertigung eines neuen Plans und ein anderweites Verteilungsverfahren in dem Urteile anzuordnen. 8 881. DaS VersäumniSurteil gegen einen widersprechenden Gläubiger ist dahin zu erlassen, daß der Widerspruch als zurückgenommen anzusehen sei. 8 882. Auf Grund des erlassenen Urteils wird die Auszahlung oder das anderweite Verteilungsverfahren von dem Verteilungsgericht angeordnet. Dritter Abschnitt.

TwangDollstreckung zur Erwirkung der tzeraußgave von Suchen und zur Erwirkung von Hand­ lungen oder Unterlassungen. 8 883. Hat der Schuldner eine bewegliche Sache oder von be­ stimmten beweglichen Sachen eine Quantität herauszugeben, so sind die-

47

ZPO.

selben von dem Gerichtsvollzieher ihm wegzunehmen und dem Gläubiger zu übergeben. Wird die herauSzugebende Sache nicht vorgefunden, so ist der Schuldner verpflichtet, aus Antrag des Gläubigers den Offenbarungseid dahin zu leisten: daß er die Sache nicht besitze, auch nicht wisse, wo die Sache sich befinde. Das Gericht kann eine der Lage entsprechende Aenderung der vor­ stehenden EideSnorm beschließen.

§ 884. Hat der Schuldner eine bestimmte Quantität vertretbarer Sachen oder Wertpapiere zu leisten, so findet die Vorschrift des 3 883 Abs. 1 entsprechende Anwendung. § 885. Hat der Schuldner eine unbewegliche Sache oder ein be­ wohntes Schiff herauSzugeben, zu überlaffen oder zu räumen, so hat der Gerichtsvollzieher den Schuldner aus dem Besitze zu setzen und den Gläubiger in den Besitz einzuweisen. Bewegliche Sachen, welche nicht Gegenstand der Zwangsvollstreckung find, werden von dem Gerichtsvollzieher weggeschafft und dem Schuldneroder, wenn dieser abwesend ist, einem Bevollmächtigten desselben oder einer zur Familie des Schuldners gehörigen oder in dieser Familie dienenden erwachsenen Person übergeben oder zur Verfügung gestellt. Ist weder der Schuldner noch eine der bezeichneten Personen an­ wesend, so hat der Gerichtsvollzieher die Sachen auf Kosten des Schuldners in das Pfandlokal zu schaffen oder anderweit in Verwahrung zu bringen. Verzögert der Schuldner die Abforderung, so kann das Vollstreckungs­ gericht den Verkauf der Sachen und die Hinterlegung des Erlöses anordnen.

§ 886. Befindet sich eine herauSzugebende Sache im Gewahrsam eines Dritten, so ist dem Gläubiger aus dessen Antrag der Anspruch des Schuldners auf Herausgabe der Sache nach den Vorschriften zu überweisen, welche die Pfändung und Ueberweisung einer Geldforderung betreffen.

§ 887. Erfüllt der Schuldner die Verpflichtung nicht, eine Hand­ lung vorzunehmen, deren Vornahine durch einen Dritten erfolgen kann, so ist der Gläubiger von dem Prozeßgericht erster Instanz auf Antrag zu ermächtigen, aus Kosten de-^ Schuldners die Handlung vornehmen zu lasten. Der Gläubiger kann zugleich beantragen, den Schuldner zur Voraus­ zahlung der Kosten zu verurteilen, welche durch die Vornahme der Hand­ lung entstehen werden, unbeschadet des Rechts auf eine Nachsorderung, wenn die Vornahme der Handlung einen größeren Kostenaufwand verursacht. Auf die Zwangsvollstreckung zur Erwirkung der Herausgabe oder Leistung von Sachen finden die vorstehenden Bestimmungen keine Anwendung. § 888. Kann eine Handlung durch einen Dritten nicht vorge­ nommen werden, so ist, wenn sie ausschließlich von dem Willen des Schuldners abhängt, auf Antrag von dem Prozeßgericht erster Instanz zu erkennen, daß der Schuldner zur Vornahme der Handlung durch Geld­ strafen bis zum Gesamtbeträge von fünfzehnhundert Mark oder durch Haft anzuhalten sei.

ZP!d

Achtes Buch.

Zwangsvollstreckung.

47

Diese Bestimmung kommt im Falle der Verurteilung zur Eingehung einer Ehe, im Falle der Verurteilung zur Herstellung des ehelichen Lebens und im Falle der Verurteilung zur Leistung von Diensten aus einem Dienstverträge nicht zur Anwendung.

§ 888a. Ist im Falle des § 510b der Beklagte zur Zahlung einer Entschädigung verurteilt, so ist die Zwangsvollstreckung auf Grund der Vorschriften der 83 887, 888 ausgeschlossen. § 889. Ist der Schuldner auf Grund der Vorschriften des bürger­ lichen Rechts zur Leistung eines Offenbarungseides verurteilt, so erfolgt die Eidesleistung vor dem Prozeßgericht erster Instanz. Auf die Abnahme des Eides finden die Vorschriften der §§ 478—484 Anwendung. Erscheint der Schuldner in dem zur Eidesleistung bestimmten Termine nicht oder verweigert er die Eidesleistung, so ist nach § 888 zu verfahren. Ist der Schuldner zur Erzwingung der Eidesleistung in Haft genommen, so finden die Vorschriften deS § 902 Anwendung. § 890. Handelt der Schuldner der Verpflichtung zuwider, eine Handlung zu unterlassen oder die Vornahme einer Handlang zu dulden, so ist er wegen einer jeden Zuwiderhandlung auf Antrag des Gläubigers von dem Prozeßgericht erster Instanz zu einer Geldstrafe bis zu fünfzehn­ hundert Mark oder zur Strafe der Haft bis zu sechs Monaten zu ver­ urteilen. Das Maß der Gesamtstrafe darf zwei Jahre Haft nicht übersteigen. Der Verurteilung muß eine Strafandrohung vorausgehen, welche, wenn sie in dem die Verpflichtung auSsprechenden Urteile nicht enthalten ist, auf Antrag von dem Prozeßqerichte erster Instanz erlassen wird. Auch kann der Schuldner auf Antrag des Gläubigers zur Bestellung einer Sicherheit für den durch fernere Zuwiderhandlung entstehenden Schaden auf bestimmte Zeit verurteilt werden.

§ 891. Die in Gemäßheit der 83 887—890 zu erlassenden Ent­ scheidungen können ohne vorgängige mündliche Verhandlung erfolgen. Vor der Entscheidung ist der Schuldner zu hören. 8 892. Leistet der Schuldner Widerstand gegen die Vornahme einer Handlung, welche er nach den Bestimmungen der 83 887, 890 zu dulden hat, so kann der Gläubiger zur Beseitigung des Widerstandes einen Gerichtsvollzieher zuziehen, welcher nach den Bestimmungen des § 758 Abi. 3 und des 8 759 zu verfahren hat.

§ 893. Durch die Bestimmungen dieses Abschnitts wird daö Recht des Gläubigers nicht berührt, die Leistung des Interesses zu verlangen. Den Anspruch auf Leistung des Interesses hat der Gläubiger im Wege der Klage bei dem Prozeßgericht erster Instanz geltend zu machen. § 894. Ist der Schuldner zur Abgabe einer Willenserklärung verurteilt, so gilt die Erklärung als abgegeben, sobald das Urteil die Rechtskraft erlangt hat. Ist die Willenserklärung von einer Gegenleistung abhängig gemacht, so tritt diese Wirkung ein, sobald nach den Bestimniungen der 83 726, 730 eine vollstreckbare Ausfertigung deS rechtskräf­ tigen Urteils erteilt ist.

47

ZPO.

Die Vorschrift des ersten Absatzes kommt im Falle der Verurteilung zur Eingehung einer Ehe nicht zur Anwendung.

§ 895. Ist durch ein vorläufig vollstreckbares Urteil der Schuldner zur Abgabe einer Willenserklärung verurteilt, auf Grund deren eine Ein­ tragung in da» Grundbuch oder das Schiffsregister erfolgen soll, so gilt die Eintragung einer Vormerkung oder eines Widerspruchs als bewilligt.

§ 896. Soll auf Grund eines Urteils, das eine Willenserklärung deS Schuldners ersetzt, eine Eintragung in ein öffentliches Buch oder Register vorgenommen werden, so kann der Gläubiger an Stelle des Schuldners die Erteilung der im § 792 bezeichneten Urkunden verlangen, soweit er dieser Urkunden zur Herbeiführung der Eintragung bedarf.

§ 897. Ist der Schuldner zur Uebertragung des Eigentums oder zur Bestellung eines Rechts an einer beweglichen Sache verurteilt, so gilt die Uebergabe der Sache als erfolgt, wenn der Gerichtsvollzieher die Sache zum Zwecke der Ablieferung an den Gläubiger wegnimmt. Das gleiche gilt, wenn der Schuldner zur Bestellung einer Hypothek, Grundschuld oder Rentenschuld oder zur Abtretung oder Belastung einer Hypothekenforderung, Grundschuld oder Rentenschuld verurteilt ist, für die Uebergabe des Hypotheken-, Grundschuld- oder Rentenschuldbriefs. § 898. Auf einen Erwerb, der sich nach den §§ 894, 897 voll­ zieht, finden die Vorschriften des bürgerlichen Rechts zugunsten der­ jenigen, welche Rechte von einem Nichtberechtigten herleiten, Anwendung, vierter Abschnitt.

OffenbarungFeid und Haft. § 899. Für die Abnahme des Offenbarungseides in den Fällen der 83 807, 883 ist das Amtsgericht, in dessen Bezirke der Schuldner im Deutschen Reiche seinen Wohnsitz oder in Ermangelung eines solchen seinen Aufenthaltsort hat, als Vollstreckungsgerrcht zuständig.

§ 900. Das Verfahren beginnt mit dem Anträge des Gläubigers auf Bestimmung eines Termins zur Leistung des Offenbarungseides. Dem Anträge sind der Vollstreckungstitel und die sonstigen Urkunden, aus denen sich die Verpflichtung deS Schuldners zur Leistung des Eides ergibt, beizufügen. Die Anwesenheit deS Gläubigers in dem Termin ist nicht erforderlich. Bestreitet der Schuldner die Verpflichtung zur Leistung des Eides, so ist von dem Gerichte durch Beschluß über den Widerspruch zu ent­ scheiden. Die Eidesleistung erfolgt erst nach Eintritt der Rechtskraft der Entscheidung; das Vollstreckungsgericht kann jedoch die Eidesleistung vor Eintritt der Rechtskraft anordnen, wenn bereits ein früherer Widerspruch rechtskräftig verworfm ist. § 901. Gegen den Schuldner, welcher in dem zur Leistung deS OffenbarungSeideS bestimmten Termine nicht erscheint oder die Leistung

ZPO.

Achtes Buch.

Zwangsvollstreckung.

47

des Eides ohne Grund verweigert, hat das Gericht zur Erzwingung der Eidesleistung auf Antrag die Hast anzuordnen.

§ 902. Der verhaftete Schuldner kann zu jeder Zeit bei dem Amtsgerichte des Hastsorts beantragen, ihm den Eid abzunehmen. Dem Antrag ist ohne Verzug stattzugeben. Nach Leistung des Eides wird der Schuldner aus der Hast entlasten und der Gläubiger hiervon in Kenntnis gesetzt. 8 903. Ein Schuldner, welcher den im § 807 erwähnten Offen­ barungseid geleistet hat, ist zur nochmaligen Leistung des Eides auch einem anderen Gläubiger gegenüber nur verpflichtet, wenn glaubhaft ge­ macht wird, daß er später Vermögen erworben habe. Diese Vorschrift findet keine Anwendung, wenn seit der Eidesleistung fünf Jahre verstrichen sind. § 904.

Die Hast ist unstatthaft:

1. gegen Mitglieder einer deutschen gesetzgebenden Versammlung während der Sitzungsperiode, sofern nicht die Versammluug die Vollstreckung genehmigt; 2. gegen Militärpersonen, welche zu einem mobilen Truppenteil oder zur Besatzung eines in Dienst gestellten Kriegsfahrzeuges gehören; 3. gegen den Schiffer, die Schiffsmannschaft und alle übrigen auf einem Seeschiff angestellten Personen, wenn das Schiff zum Abgehen fertig (segelfertig) ist.

§ 905.

Die Haft wird unterbrochen:

1. gegen Mitglieder einer deutschen gesetzgebenden Versammlung für die Dauer der Sitzungsperiode, wenn die Versammlung die Freilassung verlangt; 2. gegen Militärpersonen, welche zu einem mobilen Truppenteil oder auf ein in Dienst gestelltes Kriegsfahrzeug einberufen werden, für die Dauer dieser Verhältnisse.

8 906. Gegen einen Schuldner, besten Gesundheit durch die Voll­ streckung der Haft einer nahen und erheblichen Gefahr ausgesetzt wird, darf, solange dieser Zustand dauert, die Haft nicht vollstreckt werden.

8 907. Die Haft wird in einem Raume vollstreckt, in welchem nicht zugleich Untersuchungs- oder Strafgefangene sich befinden. 8 908. DaS Gericht hat bei Anordnung der Haft einen Haft­ befehl zu erlasten, in welchem der Gläubiger, der Schuldner und der Grund der Verhaftung zu bezeichnen sind. 8 909. Die Verhaftung des Schuldners erfolgt durch einen Ge­ richtsvollzieher. Der Haftbefehl muß bei der Verhaftung dem Schuldner vorgezeigt und auf Begehren abschriftlich mitgeteilt werden. 8 910. Vor der Verhaftung eines Beamten, eines Geistlichen oder eines Lehrers an öffentlichen Unterrichtsanstalten ist der vorgesetzten Dienst­ behörde von dem Gerichtsvollzieher Anzeige zu machen. Die Verhaftung darf erst erfolgen, nachdem die vorgesetzte Behörde für die dienstliche Ver-

47

ZPO.

tretung des Schuldners gesorgt hat. Die Behörde ist verpflichtet, ohne Verzug die erforderlichen Anordnungen zu treffen und den Gerichtsvollzieher hiervon in Kenntnis zu setzen.

§ 911. Der Gläubiger hat die Kosten, welche durch die Haft enb stehen, einschließlich der Verpflegungskosten von Monat zu Monat vorautzzuzahlen. Die Aufnahme des Schuldners in das Gefängnis ist unstatt haft, wenn nicht mindestens für einen Monat die Zahlung geleistet ist. Wird die Zahlung nicht spätestens bis zum Mittage des letzten Tages erneuert, für welchen sie geleistet ist, so wird der Schuldner von Amts wegen aus der Haft entlasten. Gegen den Schuldner, welcher aus diesem Grunde oder ohne sein Zutun auf Antrag des Gläubigers entlasten ist, findet auf Antrag desselben Gläubigers eine Erneuerung der Hast nicht statt. § 912. Soll die Hast gegen eine dem aktiven Heere oder der aktiven Marine angehörende Militärperson vollstreckt werden, so hat daS Gericht die vorgesetzte Militärbehörde um die Vollstreckung zu ersuchen. 8 913. Die Haft darf die Dauer von sechs Monaten nicht über­ steigen. Nach Ablauf der sechs Monate wird der Schuldner von Amts wegen auS der Haft entlasten. 8 914. Ein Schuldner, gegen welchen wegen Verweigerung des im § 807 erwähnten Offenbarungseides eine Haft von sechs Monaten voll­ streckt ist, kann auf Antrag eines anderen Gläubigers von neuem zur Leistung dieses Eides durch Hast nur angehalten werden, wenn glaubhaft gemacht wird, daß der Schuldner später Vermögen erworben habe. Diese Vorschrift findet keine Anwendung, wenn seit der Beendigung der Hast fünf Jahre verstrichen sind. 8 915. DaS Vollstreckungsgericht hat ein Verzeichnis derjenigen Personen zu führen, welche vor ihm den im § 807 erwähnten Offenbarungseid geleistet haben oder gegen welche wegen Verweigerung des Eides die Haft angeordnet ist. Die Vollstreckung einer Haft ist in dem Verzeichniste jn vermerken, wenn sie sechs Monate gedauert hat. Sind seit dem Schluffe des Jahres, in welchem die Eintragung in das Verzeichnis bewirkt ist, fünf Jahre verstrichen, so ist die Eintragung dadurch zu löschen, daß der Name unkenntlich gemacht oder das Verzeichnis vernichtet wird. Die Einsicht des VerzeichniffeS ist jedem gestattet, auch hat der Ge­ richtsschreiber auf Antrag über das Bestehen oder Nichtbestehen einer Ein­ tragung Auskunft zu erteilen. fünfter Abschnitt.

Arrest und etnsttucilige Verfügungen. 8 916. Der Arrest findet zur Sicherung der Zwangsvollstreckung in daS bewegliche oder unbewegliche Vermögen wegen einer Geldforderung oder wegen eines Anspruchs statt, welcher in eine Geldsorderung über­ gehen kann.

ZPO.

Achtes Buch.

Zwangsvollstreckung.

47

Die Zulässigkeit des Arrestes wird nicht dadurch auSgeschlosien, daß der Anspruch ein betagter oder ein bedingter ist, eS sei denn, daß der be­ dingte Anspruch wegen der entfernten Möglichkeit deS Eintritts der Be­ dingung einen gegenwärtigen Vermögenswert nicht hat.

§ 917. Der dingliche Arrest findet statt, wenn zu besorgen ist, daß ohne defien Verhängung die Vollstreckung des Urteils vereitelt oder wesentlich erschwert werden würde. Ats ein zureichender Arrestgrund ist eS anzusehen, wenn das Urteil im Auslande vollstreckt werden müßte. § 918. Der persönliche Sicherheitsarrest findet nur statt, wenn er erforderlich ist, um die gefährdete Zwangsvollstreckung in daS Vermögen des Schuldners zu sichern. § 919. Für die Anordnung des Arrestes ist sowohl das Gericht der Hauptsache als das Amtsgericht zuständig, in dessen Bezirke der mit Arrest zu belegende Gegenstand oder die in ihrer persönlichen Freiheit zu beschränkende Person sich befindet. § 920. Das Gesuch soll die Bezeichnung des Anspruchs unter Angabe des Geldbetrags oder deS Geldwerts sowie die Bezeichnung deS Arrestgrundes enthalten. Der Anspruch und der Arrestgrund sind glaubhaft zu machen. Das Gesuch kann vor dem Gerichtsschreiber zu Protokoll erklärt werden.

§ 921. Die Entscheidung kann ohne vorgängige mündliche Ver­ handlung erfolgen. Das Gericht kann, auch wenn der Anspruch oder der Arrestgrund nicht glaubhaft gemacht ist, den Arrest anordnen, sofern wegen der dem Gegner drohenden Nachteile eine nach freiein Ermessen zu bestimmende Sicherheit geleistet wird. Es kann die Anordnung des Arrestes von einer solchen Sicherheitsleistung abhängig machen, selbst wenn der Anspruch und der Arrestgrund glaubhaft gemacht sind. § 922. Die Entscheidung über das Gesuch erfolgt im Falle einer vorgängigen mündlichen Verhandlung durch Endurteil, anderenfalls durch Beschluß. Den Beschluß, durch welchen ein Arrest angeordnet wird, hat die Partei, welche den Arrest erwirkt hat, zustellen zu lassen. Der Beschluß, durch welchen das Arrestgesuch zurückgewiesen oder vorgängige Sicherheitsleistung sür erforderlich erklärt wird, ist dem Gegner nicht mitzuterlen.

§ 923. In dem Arrestbefehl ist ein Geldbetrag festzustellen, durch dessen Hinterlegung die Vollziehung deS Arrestes gehemmt und der Schuldner zu dem Antrag auf Aufhebung des vollzogenen Arrestes berechtigt wird.

§ 924. Gegen den Beschluß, durch welchen ein Arrest angeordnet wird, findet Widerspruch statt. Die widersprechende Partei hat dem Gegner unter Mitteilung der Gründe, welche sie für die Aushebung des Arrestes geltend machen will, zur mündlichen Verhandlung zu laden. Ist das Arrestgericht ein Amts-

47

ZPO.

grricht, so ist der Widerspruch unter Angabe der Gründe, welche für die Aushebung deS Arrestes geltend gemacht werden sollen, schriftlich oder zum Protokolle des Gerichtsschreibers zu erheben; das Gericht hat Termin zur mündlichen Verhandlung von Amts wegen zu bestimmen. Durch Erhebung des Widerspruchs wird die Vollziehung des Arrestes nicht gehemmt.

8 925. Wird Widerspruch erhoben, so ist über die Rechtmäßigkeit deS Arrestes durch Endurteil zu entscheiden. Das Gericht kann den Arrest ganz oder teilweise bestätigen, ab­ ändern oder ausheben, auch die Bestätigung, Abänderung oder Aushebimg von einer nach freiem Ermessen zu bestimmenden Sicherheitsleistung ab­ hängig machen.

§ 926. Ist die Hauptsache nicht anhängig, so hat das Arrest­ gericht auf Antrag ohne vorgängige mündliche Verhandlung anzuordnen, daß die Partei, welche den Arrestbefehl erwirkt hat, binnen einer zu be­ stimmenden Frist Klage zu erheben habe. Wird dieser Anordnung nicht Folge geleistet, so ist auf Antrag die Aufhebung des Arrestes durch Endurteil auszusprechen. 8 927. Auch nach der Bestätigung deS Arrestes kann wegen ver­ änderter Umstände, insbesondere wegen Erledigung des Arrestgrundes oder aus Grund deS Erbietens zu einer nach freiem Ermeßen zu bestimmenden Sicherheitsleistung die Aufhebung des Arrestes beantragt werden. Die Entscheidung ist durch Endurteil zu erlassen; sie erfolgt durch daS Gericht, welches den Arrest angeordnet hat, und, wenn die Haupt­ sache anhängig ist, durch das Gericht der Hauptsache. 8 928. Auf die Vollziehung deS Arrestes finden die Vorschriften über die Zwangsvollstreckung entsprechende Anwendung soweit nicht die nachfolgenden Paragraphen abweichende Bestimmungen enthalten. 8 929. Arrestbefehle bedürfen der Dollstreckungsklausel nur, wenn die Vollziehung für einen anderen als den in dem Befehle bezeichneten Gläubiger oder gegen einen anderen als den in dem Befehle bezeichneten Schuldner erfolgen soll. Die Vollziehung des Arrestbefehls ist unstatthaft, wenn seit dem Tage, an welchem der Befehl verkündet oder der Partei, auf deren Ge­ such derselbe erging, zugestellt ist, ein Monat verstrichen ist. Die Vollziehung rst vor der Zustellung deS ArrrstbefehlS an den Schuldner zulässig. Sie ist jedoch ohne Wirkung, wenn die Zustellung nicht innerhalb einer Woche nach der Vollziehung und vor Ablauf der für diese im vorhergehenden Absätze bestimmten Frist erfolgt. § 930. Die Vollziehung des Arrestes in bewegliches Vermögen wird durch Pfändung bewirkt. Die Pfändung erfolgt nach denselben Grundsätzen wie jede andere Pfändung und begründet em Pfandrecht mit den im 8 K04 bestimmten Wirkungen. Für die Pfändung einer For­ derung ist daS Arrestgericht als Vollstrcckungsgericht zuständig. Gepfändetes Geld und ein im Verteilungsverfahren aus den Gläu­ biger fallender Betrag deS Erlöses werden hinterlegt.

ZPO.

Achtes Buch.

Zwangsvollstreckung.

47

Das Vollstreckungsgericht kann auf Antrag anordnen, daß eine be­ wegliche körperliche Sache, wenn sie der Gefahr einer beträchtlichen WertSverrlngerung ausgesetzt ist oder wenn ihre Aufbewahrung unverhältnis» mäßige Kosten verursachen würde, versteigert und der Erlös hinterlegt werde.

§ 931. Die Vorschriften des § 930 gelten auch für die Voll­ ziehung deS Arrestes in ein Schiff, das im Schiffsregister eingetragen ist. Ist zur Zeit der Arrestvollziehung die Zwangsversteigerung deS Schiffes eingeleitet, so gilt die in diesem Verfahren erfolgte Beschlagnahme deS Schiffes als erste Pfändung im Sinne des § 826; die Abschrift des PsändungsprotokollS ist dem Vollstreckungsgericht einzureichen. Das Arrestpsandrecht wird auf Antrag des Gläubigers in daS Schiffs­ register eingetragen; der nach § 923 festgestellte Geldbetrag ist als der Höchstbetrag zu bezeichnen, für welchen das Schiff hastet. Im übrigen finden die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über daS durch Rechts­ geschäft bestellte Pfandrecht an einem Schiffe Anwendung.

§ 932. Die Vollziehung des Arrestes in ein Grundstück oder in eine Berechtigung, für welche die fich auf Grundstücke beziehenden Vor­ schriften gelten, erfolgt durch Eintragung einer Sicherungshypothek für die Forderung; der nach § 923 festgestellte Geldbetrag ist als der Höchst­ betrag zu bezeichnen, für welchen das Grundstück oder die Berechtigung hastet. Im übrigen finden die Vorschriften der 88 867, 868 Anwendung, Der Antrag auf Eintragung der Hypothek gilt im Sinne des 8 929 Abf. 2, 3 als Vollziehung des Arrestbefehls. § 933. Die Vollziehung des persönlichen Sicherheitsarrestes richtet fich, wenn sie durch Haft erfolgt, nach den Vorschriften der §§ 904—913 und, wenn sie durch sonstige Beschränkung der persönlichen Freiheit erfolgt, nach den vom Arrestgerichte zu treffenden besonderen Anordnungen, für welche die Beschränkungen der Haft maßgebend sind. In den Haftbefehl ist der nach 8 923 festgestellte Geldbetrag auszunehmen. § 934. Die Aushebung eines vollzogenen Arrestes gegen Hinter­ legung des in dem Arrestbefehle festgestellten Geldbetrages erfolgt von dem Vollstreckungsgerichte. Das VollstreckungSgericht kann die Aufhebung des Arrestes auch anordnen, wenn die Fortdauer besondere Aufwendungen erfordert und die Partei, auf deren Gesuch der Arrest verhängt wurde, den nötigen Geld­ betrag nicht vorschießt. Die in diesem Paragraphen erwähnten Entscheidungen können ohne vorgängige mündliche Verhandlung erfolgen. Gegen den Beschluß, durch welchen der Arrest aufgehoben wird, findet sofortige Beschwerde statt. § 935. Einstweilige Verfügungen in Beziehung auf den Streit­ gegenstand sind zulässig, wenn zu besorgen ist, daß durch eine Veränderung des bestehenden Zustandes die Verwirklichung des Rechts einer Partei ver­ eitelt oder wesentlich erschwert werden könnte. Jaeger, RelchSzwilgeseye.

3. Aufl.

47

ZPO.

§ 936. Auf die Anordnung einstweiliger Verfügungen und das weitere Verfahren finden die Vorschriften über die Anordnung von Arresten und über das Arrestverfahren entsprechende Anwendung, soweit nicht die nachfolgenden Paragraphen abweichende Vorschriften enthalten.

§ 937. Für die Erlassung einstweiliger Verfügungen ist das Ge­ richt der Hauptsache zuständig. Die Entscheidung kann in dringenden Fällen ohne vorgängige münd­ liche Verhandlung erfolgen. § 938. Das Gericht bestimmt nach freiem Ermefien, welche An­ ordnungen zur Erreichung des Zweckes erforderlich sind. Die einstweilige Verfügung kann auch in einer Sequestration sowie darin bestehen, daß dem Gegner eine Handlung geboten oder verboten, insbesondere die Veräußerung, Belastung oder Verpfändung eines Grund­ stücks untersagt wird. § 939. Nur unter besonderen Umständen kann die Aufhebung einer einstweiligen Verfügung gegen Sicherheitsleistung gestattet werden.

§ 940. Einstweilige Verfügungen sind auch zum Zwecke der Regelung eines einstweiligen Zustandes in Bezug auf ein streitiges Rechts­ verhältnis zulässig, sofern diese Regelung, insbesondere bei dauernden Rechtsverhältnissen zur Abwendung wesentlicher Nachteile oder zur Ver­ hinderung drohender Gewalt oder aus anderen Gründen nötig erscheint. § 941. Hat auf Grund der einstweiligen Verfügung eine Ein­ tragung in das Grundbuch oder das Schiffsregister zu erfolgen, so ist das Gericht befugt, das Grundbuchamt oder die Registerbehörde um die Ein­ tragung zu ersuchen. § 942. In dringenden Fällen kann das Amtsgericht, in dessen Bezirke sich der Streitgegenstand befindet, eine einstweilige Verfügung erlaffen, unter Bestimmung einer Frist, innerhalb welcher der Gegner zur mündlichen Verhandlung über die Rechtmäßigkeit der einstweiligen Ver­ fügung vor das Gericht der Hauptsache zu laden ist. Die einstweilige Verfügung, auf Grund deren eine Vormerkung oder ein Widerspruch gegen die Richtigkeit des Grundbuchs oder des Schiffs­ registers eingetragen werden soll, kann von dem Amtsgericht, in dessen Bezirke das Grundstück belegen ist oder der Heimatshasen oder der HermatSort deS Schiffes sich befindet, erlaffen werden, auch wenn der Fall für dringlich nicht kracktet wird. Die Bestimmung der im Abs. 1 bezeichneten Frist hat nur auf Antrag des Gegners zu erfolgen. Nach fruchtlosem Ablaufe der Frist hat das Amtsgericht auf Antrag die erlassene Verfügung aufzuheben. Die in diesem Paragraphen erwähnten Entscheidungen des Amtsgerichts können ohne vorgängige mündliche Verhandlung erfolgen.

8 943. Als Gericht der Hauptsache im Sinne der Bestimmungen dieses Abschnitts ist das Gericht erster Instanz und, wenn die Hauptsache in der Berufungsinstanz anhängig ist, das Berufungsgericht anzusehen. DaS Gericht der Hauptsache ist für die nach § 109 zu treffenden

ZPO. Neuntes Buch.

Aufgebotsversahren.

47

Anordnungen ausschließlich zuständig, wenn die Hauptsache anhängig ist oder anhängig gewesen ist.

§ 944. In dringenden Fällen kann der Vorsitzende über die in diesem Abschnitt erwähnten Gesuche, sofern deren Erledigung eine vor­ gängige mündliche Verhandlung nicht erfordert, anstatt des Gerichts entscheiden.

§ 945. Erweist sich die Anordnung eines Arrestes oder einer einstweiligen Verfügung als von Anfang an ungerechtfertigt oder wird die angeordnete Maßregel auf Grund des § 926 Abf. 2 oder deS § 942 Abf. 3 aufgehoben, so ist die Partei, welche die Anordnung erwirkt hat, verpflichtet, dem Gegner den Schaden zu ersetzen, der ihm auS der Voll­ ziehung der angeoi d ieten Maßregel oder dadurch entsteht? daß er Sicherheit leistet, um die Vollziehung abzuwenden oder die Aufhebung der Maßregel zu erwirken. Neuntes Buch.

Hufgebokvettabren. § 946. Eine öffentliche gerichtliche Aufforderung zur Anmeldung von Ansprüchen oder Rechten findet mit der Wirkung, daß die Unter« lassung der Anmeldung einen Rechtsnachteil zur Folge hat, nur in den durch das Gesetz bestimmten Fällen statt. Für daS Aufgebotsverfahren ist das durch das Gesetz bestimmte Gericht zuständig. § 947. Der Antrag kann schriftlich oder zum Protokolle deS GerichtSschrelbers gestellt werden. Die Entscheidung kann ohne vorgängige mündliche Verhandlung erfolgen. Ist der Antrag zulässig, so hat daS Gericht daS Aufgebot zu er­ lassen. In dasselbe ist insbesondere auszunehmen: 1. die Bezeichnung des AntragSstellerS; 2. die Aufforderung, die Ansprüche und Rechte spätestens im Aufgebots­ termine anzumelden; 3. die Bezeichnung der Rechtsnachteile, welche eintreten, wenn die An­ meldung unterbleibt; 4. die Bestimmung eines Aufgebotstermins.

§ 948. Die öffentliche Bekanntmachung deS Aufgebots erfolgt durch Anheftung an die Gerichtstafel und durch Einrückung in den „Deutschen Reichsanzeiger", außerdem aber, sofern nicht das Gesetz für den betreffenden Fall eine abweichende Anordnung getroffen hat, nach den im 8 204 für Ladungen gegebenen Vorschrift:»».

§ 949. Auf die Gültigkeit der öffentlichen Bekanntmachung hat eS keinen Einfluß, wenn daS anzuheftende Schriftstück von dem Orte der Anheftung zu früh entfernt ist oder wenn im Falle wiederholter Bekannt­ machung die vorgeschriebenen Zwischenfristen nicht eingehalten sind. 79*

ZPO.

47

§ 950. Zwischen dem Tage, an welchem die Einrückung oder die erste Einrückung deS Aufgebots in den „Deutschen Reichsanzeiger" erfolgt ist. und dem Aufgebotstermine muß, sofern das Gesetz nicht eine ab­ weichende Anordnung enthält, ein Zeitraum lAufgebotsfrift) von mindestens sechs Wochen liegen. § 951. Eine Anmeldung, welche nach dem Schluffe des AufgebotStermins, jedoch vor Erlaffung deS Ausschlußurteils erfolgt, ist als eine rechtzeitige anzusehen.

5 952. DaS Ausschlußurteil ist in öffentlicher Sitzung auf Antrag zu erfassen. Einem in der Sitzung gestellten Anträge wird ein Antrag gleich­ geachtet. welcher vor dem Aufgebotstermine schriftlich gestellt oder zum Protokolle deS Gerichtsschreibers erklärt worden ist. Vor Erlaffung des Urteils kann eine nähere Ermittelung, insbe­ sondere die Versicherung der Wahrheit einer Behauptung des Antragstellers an EideS Statt, angeordnet werden. Gegen den Beschluß, durch welchen der Antrag auf Erlassung deS Ausschlußurteils zurückgewiesen wird, sowie gegen Beschränkungen und Vorbehalte, welche dem Ausschlußurteile beigesagt sind, findet sofortige Beschwerde statt. § 953. Erfolgt eine Anmeldung, durch welche das von dem An­ tragsteller zur Begründung des Antrags behauptete Recht bestritten wird, so ist nach Beschaffenheit deS Falles entweder das Aufgebotsverfahren bis zur endgültigen Entscheidung über das angemeldete Recht auszusetzen, oder in dem Ausschlußurteile das angemeldete Recht vorzubehalten. § 954. Wenn der Antragsteller weder in dem Ausgebotstermin erschienen ist noch vor dem Termine den Antrag auf Erlaffung deS AuSfchlußurteils gestellt hat, so ist auf seinen Antrag ein neuer Termin zu bestimmen. Der Antrag ist nur binnen einer vom Tage des Aufgebots­ termins laufenden Frist von sechs Monaten zulässig.

§ 955. Wird zur Erledigung des Aufgebotsverfahrens ein neuer Termin bestimmt, so ist eine öffentliche Bekanntmachung deS Termins nicht erforderlich. § 956. Das Gericht kann die öffentliche Bekanntmachung des wesentlichen Inhalts des Ausschlußurteils durch einmalige Einrückung in den „Deutschen Reichsanzeiger" anordnen. § 957.

Gegen das Ausschlußurteil findet ein Rechtsmittel nicht

statt. DaS Ausschlußurteil kann bei dem Landgerichte, in dessen Bezirke das Aufgebotsgericht seinen Sitz hat, mittels einer gegen den Antragsteller zu erhebenden Klage angefochten werden: 1. wenn ein Fall nicht vorlag, in welchem das Gesetz das Aufgebots­ verfahren zulüßt; 2. wenn die öffentliche Bekanntmachung deS Aufgebots oder eine in dem Gesetze vorgeschriebene Art der Bekanntmachung unterblieben ist;

ZPO.

Neuntes Buch.

Aufgebotsverfahren.

47

3. wenn die vorgeschriebene Ausgebotsfrist nicht gewahrt ist; 4. wenn der erkennende Richter von der Ausübung des Richteramts frost Gesetzes ausgeschlossen war; 5. wenn ein Anspruch oder ein Recht ungeachtet der erfolgten Anmeldung nicht dem Gesetze gemäß in dem Urteile berücksichtigt ist; 6. wenn die Voraussetzungen vorliegen, unter welchen die NestitutionSklage wegen einer strafbaren Handlung stattfindet.

§ 958, Die Anfechtungsklage ist binnen der Notfrist eines Monats zu erheben. Die Frist beginnt mit dem Tage, an welchem der Kläger Kenntnis von dem Ausschlußurteile erhalten hat, in dem Falle jedoch, wenn die Klage auf einem der im § 957 Nr. 4, 6 bezeichneten Anfechtungs­ gründe beruht und dieser Grund an jenem Tage noch nicht zur Kenntnis deS Klägers gelangt war, erst mit dem Tage, an welchem der AnfechtungSgrund dem Kläger bekannt geworden ist. Nach Ablauf von zehn Jahren, von dem Tage der Verkündung des Ausschlußurteils an gerechnet, ist die Klage unstatthaft. § 959. Das Gericht kann die Verbindung mehrerer Aufgebote anordnen, auch wenn die Voraussetzungen des § 147 nicht vorliegen. § 960. Für das Aufgebotsverfahren zum Zwecke der Todeserllärung gelten die nachfolgenden besonderen Bestimmungen.

§ 961. Zuständig ist das Gericht, in dessen Bezirke der Verschollene den letzten inländischen Wohnsitz hatte. In Ermangelung eines solchen Wohnsitzes wird das zuständige Gericht für Angehörige eines Bundesstaates von der Landesjustizverwaltung durch allgemeine Anordnung, für andere Verschollene von dem Reichskanzler durch allgemeine Anordnung bestimmt. *) § 962. Antragsberechtigt ist der gesetzliche Vertreter des Ver­ schollenen sowie jeder, der an der Todeserklärung ein rechtliches Interesse hat. Der gesetzliche Vertreter bedarf zu dem Anträge der Genehmigung deS Vormundschaft-gerichts. § 963. Der Antragsteller hat die zur Begründung des Antrags erforderlichen Tatsachen vor der Einleitung deS Verfahrens glaubhaft zu machen.

§ 964. In das Aufgebot ist aufzunehmen: 1. die Aufforderung an den Verschollenen, sich spätestens im Aufgebots­ termine zu melden, widrigenfalls die Todeserklärung erfolgen werde; 2. die Aufforderung an alle, welche Auskunft über Leben oder Tod deS Verschollenen zu erteilen vermögen, spätestens im Aufgebotstermine dein Gericht Anzeige zu machen. *) Eine Bekanntmachung deS Reichskanzlers, betr. die Zuständigkeit für Todeserklärungen, vom 8. März 1900 fRGBl. S 128) bestimmt: „91 uf Grund deS § 961 der Zivilprozeßordnung bestimme ich: Für daS AufgebotSverfahren zum Zwecke der Todeserklärung eines Berschollenen, der weder einen inländische» Wohnsitz gehabt hat noch einem Bundesstaat augehvrt, ist daS Königlich preußische Amtsgericht I in Berlin zuständig "

s 965.

Die Aufgebotsfrist muß mindestens sechs Monate betragen.

8 966. In den Füllen der §§ 15—17 des Bürgerlichen Gesetz­ buchs kann die Bekanntmachung des Aufgebots durch öffentliche Blätter unterbleiben. Das gleiche gilt, wenn feit der Geburt des Verschollenen hundert Jahre verstrichen find. Unterbleibt die Bekanntmachung durch öffentliche Blätter, so muß die Aufgebotsfrist mindestens sechs Wochen betragen; fie beginnt in diesem Falle mit der Anheftung des Aufgebots an die Gerichtstafel. 8 967. Heber Antragsberechtigte kann neben dem Antragsteller oder statt deS Antragstellers in das Verfahren eintreten. Durch den Ein­ tritt erlangt er die rechtliche Stellung eines Antragstellers. 8 968. Das Gericht hat unter Benutzung der in dem Antrag angegebenen Tatsachen und Beweismittel von Amts wegen die zur Fest­ stellung des Sachverhalts erforderlichen Ermittelungen zu veranstalten und die geeignet erscheinenden Beweise aufzunehmen.

8 969. Wird derjenige, welcher sich als der angeblich Verschollene meldet, als solcher von dem Antragsteller nicht anerkannt, so ist das Ver­ fahren auszusetzen. 8 970. Das Gericht hat die Tode Erklärung nur auszusprechen, wenn die zur Begründung derselben erforderlichen Tatsachen für erwiesen erachtet werden. In dem Urteil ist der Zeitpuntt deS Todes nach Maßgabe deS 8 18 Abf. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuches festzustellen. 8 971. Die dem Antragsteller erwachsenen Kosten, welche zur zweckentsprechenden Durchführung deS Verfahrens notwendig waren, fallen, wenn die Todeserklärung erfolgt, dem Nachlasse zur Last.

8 972. Die Erledigung der Aufgebotsanträge kann von der Landesjustizverwaltung für mehrere Amtsgerichtsbezirke einem Amtsgericht übertragen werden. Auf Verlangen des Antragstellers erfolgt die Er­ ledigung durch das nach § 961 zuständige Gericht. Wird das Aufgebot durch ein anderes als das nach § 961 zuständige Gericht erlassen, so ist das Aufgebot auch durch Anheftung an die Gerichts­ tafel deS letzteren Gerichts öffentlich bekannt zu machen. 8 973. Die Anfechtungsklage findet außer den Fällen des § 957 Abf. 2 auch dann statt, wenn die Todeserklärung mit Unrecht erfolgt oder der Zeitpunkt des Todes des Verschollenen unrichtig festgestellt ist. 8 974. Zur Erhebung der Anfechtungsklage ist jeder berechtigt, der an der Aufhebung der Todeserklärung oder an der Berichtigung des Zeit­ punktes des Todes ein rechtliches Jntereffe hat. Die Anfechtungsklage ist gegen denjenigen zu richten, welcher die Todeserklärung erwirk bat, falls aber dieser die Klage erhebt oder falls er verstorben oder sein Aufenthalt unbekannt oder im Ausland ist, gegen den Staatsanwalt.

ZPO.

Neuntes Buch.

Aufgebotsverfahren.

47

§ 975. Auf das Verfahren über die Anfechtungsklage finden die Vorschriften der 33 667, 669, 670, deS § 673 Abs. 1 und deS § 956 ' entsprechende Anwendung. § 976. Die Anfechtungsklage ist, sofern sie nicht auf einen der im § 957 Abs. 2 bezeichneten Gründe gestützt wird, nur innerhalb der Frist von einem Monate zulässig. Die Frist beginnt mit der Erlassung des die Todeserklärung aussprechenden Urteils. Die mündliche Verhand­ lung erfolgt nicht vor Ablauf dieser Frist. Mehrere Anfechtungsprozesse find zum Zwecke gleichzeitiger Verhand­ lung und Entscheidung zu verbinden. Die Vorschrift deS § 62 findet I Anwendung. Wird infolge einer Anfechtungsklage die Todeserklärung aufgehoben oder eine andere Todeszeit festgestellt, so wirkt das Urteil für und gegen alle. § 977. Für daS Aufgebotsverfahren zum Zwecke der Ausschließung des Eigentümers eines Grundstücks nach § 927 deS Bürgerlichen Gesetz­ buchs gelten die nachfolgenden besonderen Bestimmungen. § 978.

Zuständig ist das Gericht, in dessen Bezirke daS Grund­

stück belegen ist.

§ 979. Antragsberechtigt ist derjenige, welcher daS Grundstück seit der im 8 927 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bestimmten Zeit im Eigen­ besitze hat. § 980. Der Antragsteller hat die zur Begründung deS Antrags erforderlichen Tatsachen vor der Einleitung des Verfahrens glaubhaft zu machen. § 981. In dem Aufgebot ist der bisherige Eigentümer aufzu­ fordern, fein Recht spätestens im Aufgebotstermin anzumelden, widrigen­ falls seine Ausschließung erfolgen werde.

§ 982. Für daS Aufgebotsverfahren zum Zwecke der Ausschließung eines Hypotheken-, Grundschuld- oder RentenschuIdglSubigerS auf Grund der §3 1170, 1171 des Bürgerlichen Gesetzbuchs gelten die nachfolgenden besonderen Bestimmungen.

§ 983. Zuständig ist das Gericht, in dessen Bezirke das belastete Grundstück belegen ist. § 984. Antragsberechtigt ist der Eigentümer deS belasteten Grundstücks. Im Falle deS 3 1170 des Bürgerlichen Gesetzbuchs ist auch ein im Range gleich- oder nachstehender Gläubiger, zu dessen Gunsten eine Vormerkung nach 3 H79 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs eingetragen ist, und bei einer Gesamthypothek, Gesamtgrundschuld oder Gesamtrentenschuld außerdem derjenige antragsberechtigt, welcher auf Grund eines im Range gleich oder nachstehenden Rechts Befriedigung aus einem der belasteten Grundstücke verlangen kann, sofern der Gläubiger oder der sonstige Be­ rechtigte für seinen Anspruch einen vollstreckbaren Schuldtitel erlangt hat. § 985. Der Antragsteller hat vor der Einleitung deS Verfahrens glaubhaft zu machen, daß der Gläubiger unbekannt ist.

47

ZPO.

§ 986. Im Falle des § 1170 des Bürgerlichen Gesetzbuchs hat der Antragsteller vor der Einleitung des Verfahrens auch glaubhaft zu machen, daß nicht eine das Aufgebot ausschließende Anerkennung des Rechts des Gläubigers erfolgt ist. Ist die Hypothek für die Forderung aus einer Schuldverschreibung auf den Inhaber bestellt oder der Grundschuld- oder Rentenschuldbrief auf den Inhaber ausgestellt, so hat der Antragsteller glaubhaft zu machen, daß die Schuldverschreibung oder der Brief bis zum Ablaufe der im § t01 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bezeichneten Frist nicht vorgelcgt und der Anspruch nicht gerichtlich geltend gemacht worden ist. Ist die Vorlegung oder die gerichtliche Geltendmachung erfolgt, so ist die im Abs. 1 vor­ geschriebene Glaubhastmachung erforderlich. Zur Glaubhaftmachung genügt in den Fällen der Abs. 1, 2 die Versicherung des Antragstellers an Eides Statt, unbeschadet der Befugnis des Gerichts, anderweitige Ermittelungen anzuordnen. In dem Aufgebot ist als Rechtsnachteil anzudrohen, daß die AuSschließung des Gläubigers mit seinem Rechte erfolgen werde. Wird das Aufgebot auf Antrag eines nach § 984 Abs. 2 Antrags­ berechtigten erlassen, so ist es dem Eigentümer des Grundstücks von Amts wegen mitzuteilen.

§ 987. Im Falle des § 1171 des Bürgerlichen Gesetzbuchs hat der Antragsteller sich vor der Einleitung des Verfahrens zur Hinterlegung des dem Gläubiger gebührenden Betrags zu erbieten. In dem Aufgebot ist als Rechtsnachteil anzudrohen, daß der Gläu­ biger nach der Hinterlegung des ihm gebührenden Betrags seine Befrie­ digung statt auS dem Grundstücke nur noch aus dem hinterlegten Betrage verlangen könne und sein Recht auf diesen erlösche, wenn er sich nicht vor dem Ablaufe von dreißig Jahren nach der Erlassung des Ausschlußurteils bei der Hinterlegungsstelle melde. Hängt die Fälligkeit der Forderung von einer Kündigung ab, so erweitert sich die AufgebotSsrist um die Kündigungsfrist. DaS Ausschlußurteil darf erst dann erfassen werden, wenn die Hinterlegung erfolgt ist. § 988. Die Vorschriften des § 983, des § 984 Abs. 1, des § 985, deS 8 986 Abs. 1 —4 und des § 987 finden auf das Aufgebots­ verfahren zum Zwecke der in den §§ 887, 1104, 1112, 1269 des Bürger­ lichen Gesetzbuchs, für die Vormerkung, das Vorkaufsrecht, die Reallast und für das Pfandrecht an Schiffen bestimmten Ausschließung des Be­ rechtigten entsprechende Anwendung. In den Fällen der 88 887, 1104. 1112 des Bürgerlichen Gesetz­ buchs ist auch derjenige antragsberechtigt, welcher auf Grund eines im Range gleich- oder nachstehenden Rechts Befriedigung aus dem Grund­ stücke verfangen kann, sofern er für seinen Anspruch einen vollstreckbarcn Schuldtitel erlangt hat. DaS Aufgebot ist dem Eigentümer deS Grund stücks von Amts wegen mitzuteilen.

§ 989. Für das Aufgebotsverfahren zum Zwecke der Ausschließung von Nachlaßgläubigern auf Grund deS § 1970 deS Bürgerlichen Gesetz buchs gelten die nachfolgenden besonderen Bestimmungen.

ZPO.

Neuntes Buch.

Aufgebotsverfahren.

47

§ 990. Zuständig ist daS Amtsgericht, dem die Verrichtungen deS Nachlaßgerichts obliegen. Sind diese Verrichtungen einer anderen Behörde als einem Amtsgericht übertragen, so ist daS Amtsgericht zu­ ständig, in dessen Bezirke die Nachlaßbehörde ihren Sitz hat. § 991. Antragsberechtigt ist jeder Erbe, sofern er nicht für die Nachlaßverbindlichkeiten unbeschränkt haftet. Zn dem Anträge sind auch ein Nachlaßpfleger und ein Testaments­ vollstrecker berechtigt, wenn ihnen die Verwaltung des Nachlasses zusteht. Der Erbe und der Testamentsvollstrecker können den Antrag erst nach der Annahme der Erbschaft stellen. § 992. Dem Antrag ist ein Verzeichnis der bekannten Nachlaß­ gläubiger mit Angabe ihres Wohnortes beizufügen. § 993. Das Aufgebot soll nicht erlassen werden, wenn die Er­ öffnung des Nachlaßkonkurses beantragt ist. Durch die Eröffnung des Nachlaßkonkurses wird das Aufgebotsver­ fahren beendigt. § 994. Die Aufgebotsfrist soll höchstens sechs Monate betragen. Das Aufgebot soll den Nachlaßgläubi,ern, welche dem Nachlaß­ gericht angezeigt sind und deren Wohnort bekannt ist, von Amts wegen zugestellt werden. Die Zustellung kann durch Aufgabe zur Post erfolgen.

§ 995. In dem Aufgebot ist den Nachlaßgläubigern, welche sich nicht melden, als Rechtsnachteil anzudrohen, daß sie, unbeschadet deS Rechts, vor den Verbindlichkeiten aus Pflichtteilsrechten, Vermächtnissen und Auflagen berücksichtigt zu werden, von dem Erben nur insoweit Be­ friedigung verlangen können, als sich nach Befriedigung der nicht ausge­ schlossenen Gläubiger noch ein Ueberschuß ergibt. § 996. Die Anmeldung einer Forderung hat die Angabe deS Gegenstandes und deS Grundes der Forderung zu enthalten. Urkundliche Beweisstücke sind in Urschrift ibtr in Abschrift beizufügen. Das Gericht hat die Einsicht der Anmeldungen jedem zu gestatten, der ein rechtliches Interesse glaubhaft macht. § 997. Sind mehrere Erben vorhanden, so kommen der von einem Erben gestellte Antrag und daS von ihm erwirkte AuSschlußurteil, unbeschadet der Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über die unbe­ schränkte Haftung auch den anderen Erben zustatten. Als Rechtsnachteil ist den Nachlaßgläubigern, welche sich nicht melden, auch anzudrohen, daß jeder Erbe nach der Teilung des Nachlasses nur für den seinem Erbteil entsprechenden Teil der Verbindlichkeiten hastet. Die Erlassung dcS Aufgebots mit Androhung deS im Abs. 1 Satz 2 bestimmten Rechtsnachteils kann von jedem Erben auch dann beantragt werden, wenn er für die Nachlaßverbindlichkeiten unbeschränkt hastet. § 998. Im Falle der Nacherbfolge findet die Vorschrift der § 997 Abs. 1 Satz 1 auf den Vorerben und den Nacherben entsprechende Anwendung.

47

ZPO.

§ 999. Ist eine Ehefrau die Erbin und gehört der Nachlaß zum eingebrachten Gute oder zum Gesamtgute, so kann sowohl die Ehefrau als der Ehemann das Aufgebot beantragen, ohne daß die Zustimmung des anderen Teiles erforderlich ist. Das gleiche gilt, wenn der Nachlaß zum Gesamtgute gehört, auch nach der Beendigung der Gemeinschaft. Der von dem einen Ehegatten gestellte Antrag und das von ihm erwirkte Ausscklußurteil kommen auch dem anderen Ehegatten zustatten. § 1000. Hat der Erbe die Erbschaft verkauft, so kann sowohl der Käufer als der Erbe das Aufgebot beantragen. Der von dem einen Teile gestellte Antrag und das von ihm erwirkte Ausschlußurteil kommen, unbeschadet der Borschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über die unbeschränkte Haftung, auch dem anderen Teile zu statten. Diese Bestimmungen finden entsprechende Anwendung, wenn jemand eine durch Vertrag erworbene Erbschaft verkauft oder sich zur Veräußerung einer ihm angefallenen oder anderweit von ihm erworbenen Erbschaft in sonstiger Weise verpflichtet hat.

§ 1001. Die Bestimmungen der §§ 990—996, 999, 1000 finden im Falle der fortgesetzten Gütergemeinschaft auf das Aufgebotsverfahren zum Zwecke der nach dem § 1489 Abs. 2 und dem § 1970 des Bürger­ lichen Gesetzbuchs zulässigen Ausschließung von Gesamtgutsgläubigern ent­ sprechende Anwendung. § 1002. Für das Aufgebotsverfahren zum Zwecke der Aus­ schließung von Schiffsgläubigern auf Grund des § 765 deS Handelsgesetz­ buchs und des 3 110 des Gesetzes, betreffend die privatrechtlichen Verhältniffe der Binnenschiffahrt, gelten die nachfolgenden besonderen Be­ stimmungen. Zuständig ist daS Gericht, in deffen Bezirke sich der Heimatshafen oder der Heimatsort des Schiffes befindet. Unterliegt daS Schiff der Eintragung in das Schiffsregister, so kann der Antrag erst nach der Eintragung der Veräußerung des Schiffes ge­ stellt werden. Der Antragsteller hat die ihm bekannten Forderungen von Schiffs­ gläubigern anzugeben. Die Aufgebotsfrist muß mindestens drei Monate betragen. In dem Aufgebot ist den Schiffsgläubigern, welche sich nicht melden, als RechtSnachteil anzudrohen, daß ihre Pfandrechte erlöschen, sofern nicht ihre Forderungen dem Antragsteller bekannt sind.

$ 1003. Für daS Aufgebotsverfahren zum Zwecke der KraftloSerklärung einer Urkunde gelten die nachfolgenden besonderen Bestimmungen?) *) Die 88 16—22 der Reichsschuldenordnung vom 19. März 1900 (RGBl. S. 129) bestimmen: § 16. Wird der Reichsschuldenverwaltung der Verlust einer Schuldver­ schreibung oder Schatzanweisung von dem bisherigen Inhaber mit der Be­ hauptung angezeigt, daß die Schuldurkunde vernichtet sei, so hat ihm auf seinen Antrag die ReichSschnldenverwaltung eine neue Schuldverschreibung oder Schatzanweisung zu erteilen, falls sie die Vernichtung der Urkunde für

ZPO.

Neuntes Buch.

Aufgebotsverfahren.

47

§ 1004. Bei Papieren, welche auf den Inhaber lauten oder welche durch Indossament übertragen werden können und mit einem Blankoindossament versehen find, ist der bisherige Inhaber des abhanden gekommenen oder vernichteten Papiers berechtigt, das Aufgebotsverfahren zu beantragen. Bei anderen Urkunden ist derjenige zu dem Anträge berechtigt, welcher das Recht aus der Urkunde geltend machen kann. § 1005. Für das Aufgebotsverfahren ist das Gericht des Orts zuständig, welchen die Urkunde als den Erfüllungsort bezeichnet. Enthält die Urkunde eine solche Bezeichnung nicht, so ist das Gericht zuständig, bei welchem der Aussteller seinen allgemeinen Gerichtsstand hat, und in Er­ mangelung eines solchen Gerichts dasjenige, bei welchem der Aussteller zur Zeit der Ausstellung seinen allgemeinen Gerichtsstand gehabt hat. nachgewiesen erachtet. Die Kosten hat der bisherige Inhaber zu tragen und vorzuschießen Ist ein ZinSschein abhanden gekommen oder vernichtet, so ist der im § 804 Abs. 1 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs bestimmte Anspruch ausgeschlossen, ohne daß es der Ausschließung in dem Scheine bedarf. Behauptet der bisherige Inhaber eines ZinSscheins, daß der Schein ver­ nichtet sei, so finden die Vorschriften deS Abs. 1 Anwendung.

§ 17. Für das Aufgeboisverfahren zum Zwecke der KraftloSertlärung einer auf den Inhaber lautenden Schuldverschreibung oder Schatzanweisung ist dasjenige Amtsgericht ausschließlich zuständig, in dessen Bezirke die ReichSschuldenverwaltung ihren Sitz hat. Durch Anordnung des Reichskanzlers kann die Anwendung der Vor­ schrift des Abs. 1 für einzelne Teile der Anleihe im voraus ausgeschlossen werden. Ueber die Ausführung einer solchen Anordnung hat der Reichs­ kanzler dem Reichstage, wenn dieser versammelt ist, sofort, andernfalls bei dessen nächster Zusammenkunft Rechenschaft abzulegen. § 18. Soll eine Schuldverschreibung oder Schatzanweisung für kraftlos erklärt werden, so muß die öffentliche Bekanntmachung deS Aufgebots und des Ausschlußurleils, unbeschadet der Vorschriften der §§ 1009, 1017 der Zivilprozeßordnung, auch durch einmalige Einrückung in eine in Hamburg, eine in Leipzig, eine in Frankfurt a. M. und eine in München erscheinende Zeitung erfolgen; die Bestimmung und die Veröffentlichung dieser Zeitungen im Deutschen Reichsanzeiger find jährlich durch den Reichskanzler zu veran­ lassen. § 19. Die Reichsschuldenverwaltung hat jährlich amtliche Listen der im abgelaufenen Rechnungsjahre für kraftlos erklärten Schuldverschreibungen und Schatzanweisungen durch den deutschen Reichsanzeiger und die im § 18 bezeichneten Blätter sowie durch Aushang auf der Börse in Berlin und den Börsen der im § 18 bezeichneten Orte zu veröffentlichen. Die Reichsschuldenverwaltung kann noch andere Veröffentlichungen ver­ anlassen. § 20.

Dieses Gesetz tritt mit dem Tage der Verkündigung in Kraft (usw.)

§ 21. Von dem Inkrafttreten dieses Gesetzes an gellen für die vorher ausgestellten, auf den Inhaber lautenden Schuldverschreibungen, Zinsscheine und Schatzanweisungen die Vorschriften der 88 798 bis 802, 805 und des 8 806 Satz 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs, die Vorschriften der Zivilprozeß­ ordnung über das Aufgebotsverfahren zum Zwecke der Kraftloserklärung einer abhanden gekommenen oder vernichteten Urkunde sowie die Vorschriften der 88 17 bis 19 dieses Gesetzes. Den vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes ausgestellten Schuldverschrei­ bungen, Zinsscheinen und Schatzanweisungen stehen diejenigen Schuldver-

47

ZPO

Ist die Urkunde über ein im Grundbuch eingetragenes Recht aus­ gestellt, so ist das Gericht der belegenen Sache ausschließlich zuständig.

§ 1006. Die Erledigung der Anträge auf Erlassung des AufgebotS zum Zwecke der KraftloSerklärung eines auf den Inhaber lautenden PapierS kann von der Landesjustizverwaltung für mehrere Amtsgerichts­ bezirke einem Amtsgericht übertragen werden. Auf Verlangen des An­ tragstellers erfolgt bte Erledigung durch das nach § 1005 zuständige Gericht. Wird das Aufgebot durch ein anderes als das nach § 1005 zuständige Gericht erlassen, so ist das Aufgebot auch durch Anheftung an die Gerichts­ tafel des letzteren Gerichts öffentlich bekannt zu machen. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, durch welche für daS Aufgebotsversahren zum Zwecke der Kraftloserklärung von Schuld­ verschreibungen auf den Inhaber, die ein Bundesstaat oder eine ihm an­ gehörende Körperschaft, Stiftung oder Anstalt des öffentlichen Rechts ausschreibungen, Zinsscheine und Schatzanweisungen gleich, welche nach dieser Zeit auf Grund einer früheren gesetzlichen Ermächtigung auSgegeben werden. § 22. Ein vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes anhängiges gericht­ liches Aufgebotsversahren aum Zwecke der KraftloSerklärung einer der im § 21 Abs. 1 bezeichneten Schuldverschreibungen und Schatzanweisungen ist nach den bisherigen Gesetzen zu erledigen. Nach diesen Gesetzen bestimmen sich auch die Wirkungen des Verfahrens und der Entscheidung

DaS Statut der Reichs bank (RGBl. 1875 S. 203, 1900 S stimmt in den §§ 8, 9:

793) be­

§ 8. Verlorene oder vernichtete Anteilsscheine können tm int Wege deS Aufgebotsverfahrens für kraftlos erklärt werden. Hierbei finden die Vor­ schriften des § 799 Abs. 2 und § 800 des Bürgerlichen Gesetzbuchs sowie die Vorschriften der Zivilprozeßordnung über das Aufgebotsverfahren zum Zwecke der KraftloSerklärung einer Urkunde mit folgenden Maßgaben An­ wendung Ausschließlich zuständig für das Aufgebotsversahren ist dasjenige Amtsgericht, in dessen Bezirke daS Reichsbank-Direktorium seinen Sitz hat. Die öffentliche Bekanntmachung des Aufgebots und des Anss.blußurteilS muß unbeschadet der Vorschriften der §§ 1009 und 1017 der Zivilprozeß­ ordnung auch durch einmalige Einrückung in diejenigen Zeitungen erfolgen, welche vom Reichskanzler für die öffentliche Bekanntmachung des Aufgebots und desAuSschlußurteils bei KraftloSerklärung von Reichsschuldverschreibungen bestimmt sind. DaS Reichsbank-Direktorium hat jährlich amtliche Listen der im abgelausenen Jahre für kraftlos erklärten Bankanteilsscheine durch die vorstehend bezeichneten Blätter sowie durch Aushang ans den Börsen zu Berlin, Ham­ burg, Leipzig, Frankfurt a. M. und München zu veröffentlichen. Ein vor dem 1. Januar 1901 anhängiges gerichtliches Ausgebotöverfahren zum Zwecke der KraftloSerklärung eines Antetlsscheins ist nach den bisherigen Vorschriften zu erledigen.

§ 9. Wegen der abhanden gekommenen oder vernichteten Dividenden­ scheine und Talons ist ein Mortifikationsverfahren nicht zulässig, un? eben­ sowenig ist die Reichsbank verpflichtet, bei Nachweis des Verlustes neue Divi­ dendenscheine und TalonS auSzugeben oder den entsprechenden Geldbetrag zu zahlen. Ist jedoch der Verlust eines Dividendenscheines dem ReichSdankDirektorium innerhalb der Verjährungsfrist (§ 24 deS Bankgesetzes) angezeigt, so ist dasselbe befugt, den Betrag nach Ablauf jener Frist dem Anzeigeuden zahlen zu lasten, wenn der Dtvidendenschein nicht inzwischen präsentiert und eingelöst ist. Ist von dem Verluste eineS TalonS Anzeige gemacht, so vertritt die Vorlegung deS Anteilsscheines die Einlieferung des TalonS.

ZPO.

Neuntes Buch.

Aufgebotsverfahren.

47

gestellt oder für deren Bezahlung ein Bundesstaat die Haftung übernommen hat. ein bestimmtes Amtsgericht für ausschließlich zuständig erklärt wird.

§ 1007. Der Antragsteller hat zur Begründung des Antrags: 1. entweder eine Abschrift der Urkunde beizubringen, oder den wesent­ lichen Inhalt der Urkunde und alles anzugeben, waS zur vollständigen Erkennbarkeit derselben erforderlich ist; 2. den Verlust der Urkunde sowie diejenigen Tatsachen glaubhaft zu machen, von welchen seine Berechtigung abhängt, das AufgebotSverfahren zu beantragen; 3. sich zur Versicherung der Wahrheit seiner Angaben an EideS Statt zu erbieten. § 1008. In dem Aufgebot ist der Inhaber der Urkunden auf­ zufordern, spätestens im Aufgebotstermine seine Rechte bei dem Gericht anzumelden und die Urkunde vorzulegen. AlS Rechtsnachteil ist anzu­ drohen, daß die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen werde. § 1009. Die öffentliche Bekanntmachung des Aufgebots erfolgt durch Anheftung an die Gerichtstafel und in dem Lokale der Börse, wenn eine solche am Sitze deS Aufgebotsgerichts besteht, sowie durch dreimalige Einrückung in die im § 204 Abs. 2 bezeichneten Blätter. Das Gericht kann anordnen, daß die Einrückung noch in andere Blätter und zu mehreren Malen erfolge. Betrifft das Aufgebot ein auf den Inhaber lautendes Papier und ist in der Urkunde vermerkt oder in den Bestimmungen, unter denen die erforderliche staatliche Genehmigung erteilt worden ist, vorgeschrieben, daß die öffentliche Bekanntmachung durch bestimmte andere Blätter zu er­ folgen habe, so muß die Bekanntmachung auch durch Einrückung in diese Blätter erfolgen. Das gleiche gilt bei Schuldverschreibungen, die von einem Bundesstaat ausgegeben find, wenn die öffentliche Bekanntmachung durch bestimmte Blätter landesgesetzlich vorgeschrieben ist.

8 1010. Bei Wertpapieren, für welche von Zeit zu Zeit Zins-, Renten- oder Gewinnanteilscheine ausgegeben werden, ist der Aufgebots­ termin so zu bestimmen, daß bis zu demselben der erste einer seit der Zeit des glaubhaft gemachten Verlustes ausgegebenen Reihe von Zins-, Renten­ oder Gewinnanteilscheinen fällig geworden ist und seit der Fälligkeit des­ selben sechs Monate abgelaufen sind. Vor der Erlaffung des Ausschlußurteils hat der Antragsteller ein nach Ablauf dieser sechsmonatigen Frist ausgestelltes Zeugnis der betreffenden Behörde, Kaffe oder Anstalt beizubringen, daß die Urkunde seit der Zeit des glaubhaft gemachten Verlustes ihr zur Ausgabe neuer Scheine nicht vorgelegt sei und daß die neuen Scheine an einen anderen als den Antrag­ steller nicht ausgegeben seien. 8 1011. Bei Wertpapieren, für welche Zins-, Renten oder Ge­ winnanteilscheine zuletzt für einen längeren Zeitraum als vier Jahre ausgegeben sind, genügt eS, wenn der Aufgebotstermin so bestimmt wird, daß bis zu demselben seit der Zeit des glaubhaft gemachten Verlustes von den zuletzt ausgegebenen Scheinen solche für vier Jahre fällig geworden und

47

ZPO.

seit der Fälligkeit des letzten derselben sechs Monate abgelaufen sind. Scheine für Zeitabschnitte, für welche keine Zinsen, Renten oder Gewinnanteile ge­ zahlt werden, kommen nicht in Betracht. Vor Erlaffung des Ausschlußurteils hat der Antragsteller ein nach Ablauf dieser sechsmonatigen Frist ausgestelltes Zeugnis der betreffenden Behörde, Kaffe oder Anstalt beizubringen, daß die für die bezeichneten vier Jahre und später etwa fällig gewordenen Scheine ihr von einem anderen als dem Antragsteller nicht vorgelegt seien. Hat in der Zeit seit dem Erlaffe des Aufgebots eine Ausgabe neuer Scheine stattgefunden, so muß daS Zeugnis auch die im § 1010 Abs. 2 bezeichneten Angaben enthalten.

§ 1012. Die Vorschriften der §§ 1010, 1011 finden insoweit keine Anwendung, als die Zins-, Renten oder Gewinnanteilscheine, deren Fälligkeit nach diesen Vorschriften eingetreten sein muß, von dem Antrag­ steller vorgelegt werden. Der Vorlegung der Scheine steht es gleich, wenn das Zeugnis der betreffenden Behörde, Kasse oder Anstalt beige­ bracht wird, daß die fällig gewordenen Scheine ihr von dem Antragsteller vorgelegt worden seien. § 1013. Bei Wertpapieren, für welche Zins-, Renten oder Ge­ winnanteilscheine ausgegeben sind, aber nicht mehr ausgegeben werden, ist, wenn nicht die Voraussetzungen der §§ 1010, 1011 vorhanden sind, der Aufgebotstermin so zu bestimmen, daß bis zu demselben seit der Fälligkeit des letzten ausgegebenen Scheines sechs Monate abgelaufen sind. § 1014. Ist in einer Schuldurkunde eine Verfallzeit angegeben, welche zur Zeit der ersten Einrückung des Aufgebots in den Deutschen Reichs­ anzeiger noch nicht eingetreten ist, und sind die Voraussetzungen der 83 1010—1013 nicht vorhanden, so ist der Aufgebotstermin so zu be­ stimmen, daß seit dem Verfalltage sechs Monate abgelaufen sind. § 1015. Die Aufgebotsfrist muß mindestens sechs Monate betragen. Der Aufgebotstermin darf nicht über ein Jahr hinaus bestimmt werden; solange ein so naher Termin nicht bestimmt werden kann, ist das Aufgebot nicht zulässig. § 1016. Meldet der Inhaber der Urkunde vor dem Aufgebotstermme seine Rechte unter Vorlegung der Urkunde an, so hat das Gericht den Antragsteller hiervon zu benachrichtigen und ihm die Einsicht der Urkunde innerhalb einer zu bestimmenden Frist zu gestatten. Auf Antrag des In­ habers der Urkunde ist zur Vorlegung derselben ein Termin zu bestimmen. § 1017. In dem Ausschlußurteil ist die Urkunde für kraftlos zu erUären. Das Ausschlußurteil ist seinem wesentlichen Inhalte nach durch den Deutschen Reichsanzeiger bekannt zu machen. Die Vorschriften deL § 1009 Abs. 3 finden entsprechende Anwendung. In gleicher Weise hat nach eingetretener Rechtskraft die Bekannt­ machung des auf die Anfechtungsklage ergangenen Urteils, soweit dadurch die Krastloserklärung aufgehoben wird, zu erfolgen.

ZPO.

Neuntes Buch.

Aufgebotsverfahren.

47

§ 1018. Derjenige, welcher das Ausschlußurteil erwirkt hat, ist dem durch die Urkunde Verpflichteten gegenüber berechtigt, die Rechte aus der Urkunde geltend zu machen. Wird das Ausschlußurteil infolge einer Anfechtungsklage aufgehoben, so bleiben die auf Grund des Urteils von dem Verpflichteten bewirkten Leistungen auch Dritten, insbesondere dem Anfechtungskläger, gegenüber wirksam, eS sei denn, daß der Verpflichtete zur Zeit der Leistung die Auf­ hebung deS Ausschlußurteils gekannt hat. § 1019. Bezweckt das Ausgebotsverfahren die Krastloserklärung eines auf den Inhaber lautenden Papiers, so hat das Gericht auf Antrag an den Aussteller sowie an die in dem Papier und die von dem Antrag­ steller bezeichneten Zahlstellen das Verbot zu erlassen, an ben Inhaber des Papiers eine Leistung zu bewirken, insbesondere neue Zins-, Renten- oder Gcwinnanteilscheine oder einen Erneuerungsschein auszugeben (Zahlungssperref; mit dem Verbot ist die Benachrichtigung von der Einleitung des Aufgebotsverfahrens zu verbinden. Das Verbot ist in gleicher Weise wie das Aufgebot öffentlich bekannt zu machen. Das an den Aussteller erlassene Verbot ist auch den Zahlstellen gegen­ über wirksam, welche nicht in dem Papiere bezeichnet sind. Tie Einlösung der vor dem Verbot ausgegebenen Zins-, Renten­ oder Gewinnanteilscheine wird von dem Verbote nicht betroffen. § 1020. Ist die sofortige Einleitung deS Ausgebotsverfahrens nach 8 1015 Satz 2 unzulässig, so hat das Gericht die Zahlungsjperre auf Antrag schon vor der Einleitung des Verfahrens zu verfügen, sofern die übrigen Erfordernisse für die Einleitung vorhanden sind. Auf den Alltrag finden die Vorschriften des § 947 Abs. 1 Anwendung. Das Verbot ist nach Maßgabe des § 948 öffentlich bekannt zu machen.

§ 1021. Wird die Zahlungssperre augeordnet, bevor seit der Zeit des glaubhaft gemachten Verlustes Zins-, Renten- oder Gewinnanteilscheine ausgegeben worden sind, so ist die Beibringung des im § 1010 Abs. 2 vorgeschriebenen Zeugnisses nicht erforderlich. 8 1022. Wird das in Verlust gekommene Papier dem Gerichte vorgelegt oder wird das Ausgebotsverfahren in anderer Weise ohne Erlaffung eines Äusschlußurteils erledigt, so ist die Zahlungssperre von Amts wegen aufzuheben. Das gleiche gilt, wenn die Zahlungssperre vor der Einleitung deS Ausgebotsverfahrens angeordnet worden ist und die Einleitung nicht binnen sechs Monaten nach der Beseitigung deS ihr entgegenstehenden hinderniffes beantragt wird. Ist das Aufgebot oder die Zahlungssperre öffentlich bekannt gemacht worden, so ist die Erledigung des Verfahrens oder die Aushebung der Zahlungssperre von Amts wegen durch den Deutschen Reichsanzeiger bekannt zu machen Im Falle der Vorlegung deS Papiers ist die Zahlungssperre erst aufzuheben, nachdem dem Antragsteller die Einsicht nach Maßgabe des § 1016 gestattet worden ist. Gegen den Beschluß, durch welchen die Zahlungssperre aufgehoben wird, findet sofortige Beschwerde statt.

47

ZPO.

§ 1023. Bezweckt das Aufgebotsverfahren die Kraftloserklärung einer Urkunde der im 8 808 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs bezeichneten Art, so finden die Vorschriften des § 1006, deS § 1009 Abs. 3, deS § 1017 Abs 2 Satz 2 und der §§ 1019 — 1022 entsprechende Anwendung. Die Landesgesetze können über die Veröffentlichung des Aufgebots und der im § 1017 Abs. 2, 3 und in den 88 1019, 1020, 1022 vorgeschriebenen Bekanntmachungen^ sowie über die Aufgebotsfrist abweichende Vorschriften erlaffen.

§ 1024. Bei Aufgeboten, welche auf Grund der 88 887, 927, 1104,1112, 1162, 1170, 1171, 1269 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs sowie auf Grund deS § 765 des Handelsgesetzbuchs und deS §110 des Gesetzes, betreffend die privatrechtlichen Verhältnisse der Binnenschiffahrt, ergehen, können die Landesgesetze die Art der Veröffentlichung deS Aufgebots und deS AuSschlußurteilS sowie die Aufgebotssrist anders bestimmen, als in den 88 948, 950, 956 vorgeschrieben ist. Bei Aufgeboten, welche auf Grund des § 1162 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs ergehen, können die Landesgesetze die Art der Veröffentlichung des Aufgebots, des Ausschlußurteils und des im § 1017 Abs. 3 bezeich­ neten Urteils sowie die Aufgebotsfrist auch anders bestimmen, als in den §8 1009. 1014, 1015, 1017 vorgeschrieben ist.

Zehntes Buch.

Schiedsrichterlich« «erfahren. § 1025. Die Vereinbarung, daß die Entscheidung einer RechtSstreitigkeit durch einen oder mehrere Schiedsrichter erfolgen solle, hat in­ soweit rechtliche Wirkung, als die Parteien berechtigt sind, über den Gegen­ stand des Streits einen Vergleich zu schließen. § 1026. Ein Schiedsvertrag über künftige Rechtsstreitigkeiten hat keine rechtliche Wirkung, wenn er nicht auf ein bestimmtes Rechtsverhältnis und die aus demselben entspringenden Rechtsstreitigkeiten sich bezieht.

8 1027. Ist nach den Bestimmungen des bürgerlichen Rechts ein mündlich geschloffener Schiedsvertrag gültig, so kann jede Partei die Er­ richtung einer schriftlichen Urkunde über den Vertrag verlangen. 8 1028. Ist in dem Schiedsvertrag eine Bestimmung über die Ernennung der Schiedsrichter nicht enthalten, so wird von jeder Partei ein Schiedsrichter ernannt. 8 1029. Steht beiden Parteien die Ernennung von Schiedsrichtern zu, so hat die betreibende Partei dem Gegner den Schiedsrichter schriftlich mit der Aufforderung zu bezeichnen, binnen einer einwöchigen Frist seiner­ seits ein Gleiches zu tun. Rach fruchtlosem Ablaufe der Frist wird auf Antrag der betreibenden Partei der Schiedsrichter von dem zuständigen Gericht ernannt.

47

ZPO. Zehntes Buch. Schiedsrichterliches Verfahren.

§ 1030. Eine Partei ist an die durch sie erfolgte Ernennung eines Schiedsrichters dem Gegner gegenüber gebunden, sobald derselbe die Anzeige von der Ernennung erhalten hat. § 1031. Wenn ein nicht in dem Schiedsvertrag ernannter Schieds­ richter stirbt oder aus einem anderen Grunde wegfällt oder die Uebernahme oder die Ausführung des Schiedsrichteramts verweigert, so hat die Partei, welche ihn ernannt hat, auf Aufforderung des Gegners binnen einer ein­ wöchigen Frist einen anderen Schiedsrichter zu bestellen. Nach fruchtlosem Ablaufe der Frist wird auf Antrag der betreibenden Partei der Schieds­ richter von dem zuständigen Gericht ernannt. § 1032. Ein Schiedsrichter kann aus denselben Gründen und unter denselben Voraussetzungen abgelehnt werden, welche zur Ablehnung eines Richters berechtigen. Die Ablehnung kann außerdem erfolgen, wenn ein nicht in dem Schiedsvertrag ernannter Schiedsrichter die Erfüllung seiner Pflichten un­ gebührlich verzögert. Frauen, Minderjährige, Taube, Stumme und Personen, welchen die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt find, können abgrlehnt werden. § 1033. Der Schiedsvertrag tritt außer Kraft, sofern nicht für den betreffenden Fall durch eine Vereinbarung der Parteien Vorsorge ge­ troffen ist: 1. wenn bestimmte Personen in dem Vertrage zu Schiedsrichtern ernannt sind und ein Schiedsrichter stirbt oder aus einem anderen Grunde wegfällt oder die Uebernahme des SchiedSrichteramtS verweigert oder von dem mit ihm geschloffenen Vertrage zurücktritt oder die Erfüllung seiner Pflichten ungebührlich verzögert; 2. wenn die Schiedsrichter den Parteien anzeigen, daß unter ihnen Stimmengleichheit sich ergeben habe.

§ 1034. Die Schiedsrichter haben vor Erlaffung des Schieds­ spruchs die Parteien zu hören und das dem Streite zugrunde liegende Sachverhältnis zu ermitteln, soweit sie die Ermittelung für erforderlich erachten. In Ermangelung einer Vereinbarung der Parteien über das Verlahren wird dasselbe von den Schiedsrichtern nach freiem Ermessen bestimmt.

§ 1035. Die Schiedsrichter können Zeugen und Sachverständige vernehmen, welche freiwillig vor ihnen erscheinen. Zur Beeidigung eines Zeugen oder eines Sachverständigen und zur Abnahme eines Parteieides sind die Schiedsrichter nicht befugt. § 1036. Eine von den Schiedsrichtern für erforderlich erachtete richterliche Handlung, zu deren Vornahme dieselben nicht befugt sind, ist aus Antrag einer Partei, sofern der Antrag für zulässig erachtet wird, von dem zuständigen Gerichte vorzunehmen. Dem Gerichte, welches die Vernehmung oder Beeidigung eines Zeugen oder eines Sachverständigen angeordnet hat, stehen auch die EntIarger, ReichLzivllgesetze. 3. Stuft.

80

47

ZPO.

scheidungen zu, welche im Falle der Verweigerung deS Zeugnisses tobet des Gutachtens erforderlich werden.

8 1037. Die Schiedsrichter können daS Verfahren fortsetzen und den Schiedsspruch erlassen, auch wenn die Unzulässigkeit deS schiedsrichter­ lichen Verfahrens behauptet, insbesondere wenn geltend gemacht wird, daß ein rechtsgültiger Schiedsvertrag nicht bestehe, daß der Schiedsvertrag sich aus den zu entscheidenden Streit nicht beziehe oder daß ein Schiedsrichter zu den schiedsrichterlichen Verrichtungen nicht befugt sei. 8 1038. Ist der Schiedsspruch von mehreren Schiedsrichtern zu erlassen, so ist die absolute Mehrheit der Stimmen entscheidend, sofern nicht der Schiedsvertrag ein anderes bestimmt. 8 1039. Der Schiedsspruch ist unter Angabe des Tages der Ab­ fassung von den Schiedsrichtern zu unterschreiben, den Parteien in einer von den Schiedsrichtern unterschriebenen Ausfertigung zuzustellen und unter Beifügung der Beurkundung der Zustellung auf der Gerichtsschreiberei des zuständigen Gerichts niederzulegen.

§ 1040. Der Schiedsspruch hat unter den Parteien die Wirkungen eines rechtskräftigen gerichtlichen Urteils. 8 1041. Die Aufhebung des Schiedsspruchs kann beantragt werden: 1. wenn daS Verfahren unzulässig war; 2. wenn der Schiedsspruch eine Partei zu einer Handlung verurteilt, deren Vornahme verboten ist; 3. wenn die Partei in dem Verfahren nicht nach Vorschrift der Gesetze vertreten war, sofern sie nicht die Prozeßführung ausdrücklich oder stillschweigend genehmigt hat; 4. wenn der Partei in dem Verfahren chas rechtliche Gehör nicht ge­ währt war; 5. wenn der Schiedsspruch nicht mit Gründen versehen ist; 6. wenn die Voraussetzungen vorliegen, unter welchen in den Fällen der Nr. 1—6 deS § 580 die Restitutionsklage stattfindet. Die Aufhebung des Schiedsspruchs findet aus den unter Nr. 4, 5 erwähnten Gründen nicht statt, wenn die Parteien ein anderes ver­ einbart haben.

8 1042. Aus dem Schiedssprüche findet die Zwangsvollstreckung nur statt, wenn ihre Zulässigkeit durch ein Vollstreckungsurteil ausge­ sprochen ist. Das Vollstreckungsurteil ist nicht zu erlassen, wenn ein Grund vorliegt, aus welchem die Aufhebung des Schiedsspruchs beantragt werden kann. 8 1043. Nach Erlassung des Vollstreckungsurteils kann die Auf­ hebung des Schiedsspruchs nur aus den im § 1041 Nr. 6 bezeichneten Gründen und nur dann beantragt werden, wenn glaubhaft gemacht wird, daß die Partei ohne ihr Verschulden außerstande gewesen sei, den Auf­ hebungsgrund in dem früheren Verfahren geltend zu machen.

ZPO. Zehntes Buch. Schiedsrichterliches Berfahren.

47

K 1044. Die Klage auf Aufhebung des Schiedsspruchs ist im Falle des vorstehenden Paragraphen binnen der Notfrist eines Monats zu erheben. Die Frist beginnt mit dem Tage, an welchem die Partei von dem Aufhcbungsgrunde Kenntnis erhalten hat, jedoch nicht vor eingetretener Rechtskraft des Vollstreckungsurteils. Nach Ablauf von 10 Jahren, von dem Tage der Rechtskraft deS Urteils an gerechnet, ist die Klage unstatthaft. Wird der Schiedsspruch aufgehoben, so ist zugleich die Aufhebung deS Vollstreckungsurteils auszusprechen. § 1045. Für die gerichtlichen Entscheidungen über die Ernennung oder die Ablehnung eines Schiedsrichters oder über das Erlöschen eines Schiedsvertrags oder über die Anordnung der von den Schiedsrichtern für erforderlich erachteten richterlichen Handlungen ist das Amtsgericht oder das Landgericht zuständig, welches in einem schriftlichen Schiedsvertrag als solches bezeichnet ist, und in Ermangelung einer derartigen Bezeichnung das Amtsgericht oder das Landgericht, welches für die gerichtliche Geltend­ machung des Anspruchs zuständig sein würde. Die Entscheidung kann ohne vorgängige mündliche Verhandlung er­ folgen. Dor der Entscheidung ist der Gegner zu hören. Gegen die Entscheidung findet sofortige Beschwerde statt.

§ 1046. Das im 8 1045 Abs. 1 bezeichnete Gericht ist auch für die Klagen zuständig, welche die Unzulässigkeit des schiedsrichterlichen Ver­ fahrens, die Aufhebung eines Schiedsspruchs oder die Erlasiung des Voll­ streckungsurteils zum Gegenstände haben. § 1047. Unter mehreren nach den §§ 1045, 1046 zuständigen Gerichten ist und bleibt dasjenige Gericht zuständig, an welches sich zuerst eine Partei oder das Schiedsgericht (§ 1039) gewendet hat. § 1048. Auf Schiedsgerichte, welche in gesetzlich statthafter Weise durch letztwillige oder andere nicht auf Vereinbarung beruhende Ver­ fügungen angeordnet werden, finden die Bestimmungen dieses Buchs ent­ sprechende Anwendung.

§8. Einfiibrungsgesetz zur Zivilprozessordnung vom 30. Januar 1877.

lReichigesetzblalt 1877 S. 244—250).')

§ 1. Die Zivilprozeßordnung tritt im ganzen Umfange des Reichs gleichzeitig mit dem Gerichtsverfassungsgesetz in Kraft.

§ 2. DaS Kastenwesen in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten wird für den ganzen Umsang des Reichs durch eine Gebührenordnung geregelt. § 3. Die Zivilprozeßordnung findet auf alle bürgerlichen Rechts­ streitigkeiten Anwendung, welche vor die ordentlichen Gerichte gehören. Insoweit die Gerichtsbarkeit in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, für welche besondere Gerichte zugelassen sind, durch die Landesgesetzgebung den ordentlichen Gerichten übertragen wird, kann dieselbe ein abweichendes Ver­ fahren gestatten.

§ 4. Für bürgerliche Rechtsstreitigkeiten, für welche nach dem Gegenstand oder der Art des Anspruchs der Rechtsweg zulässig ist, darf aus dem Grunde, weil als Partei der Fiskus, eine Gemeinde oder eine andere öffentliche Korporation beteiligt ist, der Rechtsweg durch die Landes­ gesetzgebung nicht ausgeschlvsten werden. § 5. In Ansehung der Landesherren und der Mitglieder der landesherrlichen Familien sowie der Mitglieder der Fürstlichen Familie Hohenzollern finden die Bestimmungen der Zivilprozeßordnung nur insoweit Anwendung, als nicht besondere Vorschriften der Hausverfassungen oder der Landesgesetze abweichende Bestiinmungen enthalten. Für vermögens­ rechtliche Ansprüche Dritter darf jedoch die Zulässigkeit des Rechtswegs nicht von der Einwilligung des Landesherrn abhängig gemacht werden. Das Gleiche gilt in Ansehung der Mitglieder des vormaligen Hannoverischen Königshauses, des vormaligen Kurhessischen und des vor­ maligen Herzoglich Nassauischen Fürstenhauses.*) § 6. Mit Zustimmung Verordnung bestimmt werden:

des Bundesrats

kann Hurch Kaiserliche

*) Abgeünderi durch Art II bei EG. zu dem Gesetze, betr Aenderungen der ZPO., vom 17. Mai 1M98 (e eröffneten Konkursver­ fahren bleiben, soweit für ein Rechtsverhäl'niß die Vorschriften des bisherigen burqerlichen Rechts maßgebend sind, für das Rechisveidältniß auch die Vorschriften des bisherigen KonkurSrechtS maßgebend Dies gilt insbesondere in Anehnnq eines Nachlaßes, wenn der Erblasser vor dem be;.vlnteien ß-Tpunfic gestorben ist Die LandeSgefetzgebung kann fedoch auf em Rechtsverhältnis, für welhe) nach ren UebergangSvonchitften des Eilifügrungsgefepes zum Burgeilichen Geiehbuche die Lialidesgefeve maßgevend find, die Vorschriften des neuen K'onkursrechls jur an­ wendbar eiflären. Arr. VII cnlvalt Aenderungen des AnfechiuNtiSgescveL-, eingeliellk in 53.

Art VIII. Die Vorschriften oeS Art. VII finden auf die vor dem Inkraft­ treten btefes Gefeyes vorgenommen n Rechtshandlungen keine Anwendung. Art. IX In bürgerlichen Rechtsftieitigkerten, ui welchen durch Klage obei Widerklage ein Anspruch auf (Mrunb des butten Titels des ersten Buches der Konku sordnuug oder auf Gutnd des Äefep.'s, betreffend die Anfechtung von Rechtshandlungen eine.' Schuidueis außerhalb des Konkursverfahrens, geltend ge­ macht ist, wirb die Berhandlung und Entscheidung lepter Instanz im Sinne des § 8 des Einsührungsgeseyes zuui Gertchtsverfaffungsgefetze dem Reichsgerichte zugewtefen

KO. Erstes Buch. Konkursrecht. Die verfahren.

abgesonderte Befriedigung

51

erfolgt unabhängig vom Konkurs­

§ 5.

Ausländische Gläubiger stehen den inländischen gleich. Unter Zustimmung des Bundesraths kann durch Anordnung des Reichskanzlers bestimmt werden, daß gegen einen ausländischen Staat, iotoit dessen Angehörige und ihre Rechtsnachfolger ein BergeltungSrecht zur Anwendung gebracht wird.

§ 6. Mit der Eröffnung des Verfahrens verliert der Gemeinschuldner die Befugniß, sein zur Konkursmasse gehöriges Vermögen zu verwalten imb über dasselbe zu verfügen. Das Verwaltungs- und Verfügungsrecht wird durch einen Konkurs­ verwalter ausgeübt. § 7. Rechtshandlungen, welche der Gemeinschuldner nach der Er­ öffnung deS Verfahrens vorgenommen hat, sind den Konkursgläubigern gegenüber unwirksam; die Vorschriften der §§ 892, 893 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs bleiben unberührt. Dem anderen Theile ist die Gegenleistung aus der Masse zurück­ zugewähren, soweit letztere durch dieselbe bereichert ist. Hat der Gemeinschuldner Rechtshandlungen am Tage der Eröffnung bt8 Verfahrens vorgenommen, so wird vermuthet, daß sie nach der Er­ öffnung vorgenommen worden sind.

§ 8. Eine Leistung, welche auf eine zur Konkursmasse zu erfüllende Verbindlichkeit nach der Eröffnung des Verfahrens an den Gemeinschuldner erfolgt ist, befreit den Erfüllenden den Konkursgläubigern gegenüber nur insoweit, als daS Geleistete in die Konkursmasse gekommen ist. War die Leistung vor der öffentlichen Bekanntmachung der Eröffnung erfolgt, so ist der Erfüllende befreit, wenn nicht bewiesen wird, daß ihm zur Zeit der Leistung die Eröffnung des Verfahrens bekannt war.

War die Leistung nach der öffentlichen Bekanntmachung erfolgt, so wird der Erfüllende befreit, wenn er beweist, daß ihm zur Zeit der Leistung die Eröffnung des Verfahrens nicht bekannt war.

§ 9. Die Annahme oder Ausschlagung einer vor der Eröffnung des Verfahrens dem Gemeinschuldner angefallenen Erbschaft, sowie eines vor diesem Zeitpunkte dem Gemeinschuldner angefallenen Vermächtnisses steht nur dem Gemeinschuldner zu. Das Gleiche gilt von der Ablehnung der fortgesetzten Gütergemeinschaft. § 10. Rechtsstreitigkeiten über das zur Konkursmasse gehörige Vermögen, welche zur Zeit der Eröffnung des Verfahrens für den Ecmeinichuldner anhängig sind, können in der Lage, in welcher sie sich befinden, von dem Konkursverwalter ausgenommen werden. Wird die Aufnahme verzögert, so kominen die Bestimmungen des § 239 der Civilprozeßordnung zur entsprechenden Anwendung. Lehnt der Verwalter die Aufnahme des Rechtsstreits ab, so kann sowohl der Gemeinschuldner als der Gegner denselben aufnehmen.

51

KO.

8 11. Rechtsstreitigkeiten, welche gegen den Gemeinschuldner anhängig und auf Aussonderung eines Gegenstandes aus der Konkursmasse oder auf abgesonderte Befriedigung geruhtet find oder einen Anspruch betreffen, welcher als Masieschuld zu erachten ist, können sowohl von dem Konkurs­ verwalter als von dem Gegner ausgenommen werden. Erkennt der Verwalter den Anspruch sofort an, so fallen ihm die Prozcßkosten nicht zur Last.

§ 12. Konkursgläubiger können chre Forderungen auf Sicher­ stellung oder Befriedigung aus der Konkursmasse nur nach Maßgabe der Vorschriften für das Konkursverfahren verfolgen.

§ 13. Ein gegen den Gemeinschuldner bestehendes Veräußerungs­ verbot der in den 83 135, 136 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bezeichneten Art ist den Konkursgläubigern gegenüber unwirksam; wirksam bleibt jedoch eine bei der Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen erfolgte Beschlagnahme. § 14. Während der Dauer des Konkursverfahrens finden Arreste und Zwangsvollstreckungen zu Gunsten einzelner Konkursgläubiger weder in das zur Konkursmasse gehörige, noch in das sonstige Vermögen des Gemeinschuldners statt. In Ansehung der zur Konkursmasse gehörigen Grundstücke, sowie der für den Gemeinschuldner eingetragenen Rechte an Grundstücken oder an eingetragenen Rechten kann während der Dauer des Konkursverfahrens eine Vormerkung auf Grund einer einstweiligen Verfügung zu Gunsten einzelner Konkursgläubiger nicht eingetragen werden. Das Gleiche gilt von der Eintragung einer Vormerkung in Ansehung eines Schiffspfandrechts. § 15. Rechte an den zur Konkursmasse gehörigen Gegenständen, sowie Vorzugsrechte und Zurückbehaltungsrechte in Ansehung solcher Gegen­ stände können nach der Eröffnung des Verfahrens nicht mit Wirksamkeit gegenüber den Konkursgläubigern erworben werden, auch wenn der Erwerb nicht auf einer Rechtshandlung des Gemeinschuldners beruht. Die Vor­ schriften der 88 878, 892, 893 und des 8 1260 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bleiben unberührt.

§ 16. Befindet sich der Genieinschuldner mit Dritten in einem Miteigenthume, in einer Gesellschaft oder in einer anderen Gemein­ schaft, so erfolgt die Thellung oder sonstige Auseinandersetzung außerhalb des Konkursverfahrens. Eine Vereinbarung, durch welche bei einer Gemeinschaft nach Bruch­ theilen das Recht, die Aufhebung der Gemeinschaft zu verlangen, für immer oder auf Zeit ausgeschlossen oder eine Kündigungsfrist bestimmt worden ist, wirkt nicht gegen die Konkursmasse. Das Gleiche gilt von einer Anordnung dieses Inhalts, die ein Erblasser für die Gemeinschaft seiner Erben getroffen hat.

51

SO. Erstes Buch. Konkursrecht.

Zweiter Titel.

krföllllug der AechtZgeschSfte. 8 17. Wenn ein zweiseitiger Vertrag zur Zeit der Eröffnung deS Konkursverfahrens von dem Gemeinschuldner und von dem anderen Theile nicht oder nicht vollständig erfüllt ist, so kann der Konkursverwalter an Stelle deS Gemeinschuldners den Vertrag erfüllen und die Erfüllung von dem anderen Theile verlangen. Der Verwalter muß auf Erfordern des anderen Theils, auch wenn die Erfüllungszeit noch nicht eingetreten ist, demselben ohne Verzug erklären, ob er die Erfüllung verlangen will. Unterläßt er dies, so kann er auf

der Erfüllung nicht bestehen. 8 18. War die Lieferung von Waaren, welche einen Markt- oder Börsenpreis haben, genau zu einer festbestimmten Zeit oder binnen einer festbestimmten Frist bedungen, und tritt die Zeit oder der Ablauf der Frist erst nach der Eröffnung des Verfahrens ein, so kann nicht die Erfüllung verlangt, sondern nur eine Forderung wegen Nichterfüllung geltend gemacht werden. Der Betrag dieser Forderung bestimmt sich durch den Unterschied zwischen dem Kaufpreise und demjenigen Markt- oder Börsenpreise, welcher an dem Orte der Erfüllung oder an bem für denselben maßgebenden Handelsplätze sich für die am zweiten Werktage nach der Eröffnung deS Verfahrens mit der bedungenen Erfüllungszeit geschloffenen Geschäfte ergiebt. Ist ein solcher Markt- oder Börsenpreis nicht zu ermitteln, so findet die Bestimmung des ersten Absatzes keine Anwendung. 8 19. War dem Gemeinschuldner ein von ihm gemietheter oder gepachteter Gegenstand vor der Eröffnung deS Verfahrens überlasten, so kann sowohl der andere Theil als der Verwalter das Mieth- oder Pacht­ verhältniß kündigen. Die Kündigungsfrist ist, falls nicht eine kürzere Frist bedungen war, die gesetzliche. Kündigt der Verwalter, so ist der andere Theil berechtigt, Ersatz des ihm durch die Aufhebung des Vertrags ent­ stehenden Schadens zu verlangen. 8 29. War dem Gemeinschuldner ein von ihm gemietheter oder gepachteter Gegenstand zur Zeit der Eröffnung des Verfahrens noch nicht überlassen, so kann der andere Theil von dem Vertrage zurücktreten. Auf Erfordern des Verwalters muß der andere Theil demselben ohne Verzug erklären, ob er von dem Vertrage zurücktreten will. Unter­ läßt er dies, so kommen die Bestimmungen des § 17 zur Anwendung. 8 21. Hatte der Gemeinschuldncr einen von ihm vermietheten oder verpachteten Gegenstand dem Miether oder dem Pächter vor der Eröffnung des Verfahrens überlaffen, so ist der Mieth- oder Pachtvertrag auch der Konkursmasse gegenüber wirksam. Im Falle der Vermiethung oder der Verpachtung eines Grundstücks, sowie im Falle dec Vermiethung von Wohnräumen oder anderen Räumen ist jedoch eine Verfügung, die der Gemeinschuldner vor der Eröffnung des Jaeger;, ÄeichSzivilgesetze.

8. Ausl.

83

51

ZKO.

VcrsahrenS über den auf die spätere Zeit entfallenden Mieth- oder Pacht­ zins getroffen hat, insbesondere die Einziehung des Mieth- oder Pacht­ zinses, der Konkursmasse gegenüber nur insoweit wirksam, als sich die Verfügung auf den Mieth- oder Pachtzins für das zur Zeit der Eröffnung des Verfahrens laufende und das folgende Kalendervieäeljahr bezieht. Soweit die Entrichtung des Mieth- oder Pachtzinses der Konkursmaffe gegenüber wirksam ist, kann der Miether oder der Pächter gegen die Mieth- oder Pachtzinsforderung der KonkurSmaffe eine ihm gegen den Gemeinschuldner zustehende Forderung aufrechnen. Eine von dem Konkursverwalter vorgenommene freiwillige Ver­ äußerung deS von dem Gemeinschuldner vermietheten oder verpachteten Grundstücks wirkt, sofern das Grundstück dem Miether oder dem Pächter vor der Eröffnung des Verfahrens überlasten war, auf daS Mieth- oder Pachtverhältniß wie eine Zwangsversteigerung.

§ 22. Ein in dem Haushalte, Wirthschaftsbetriebe oder Erwerdsgeschäste deS GemeinfchuldnerS angetretenes Dienstverhältniß kann von jedem Theile gekündigt werden. Die Kündigungsfrist ist, falls nicht eine kürzere Frist bedungen war, die gesetzliche. Kündigt der Verwalter, so ist der andere Theil berechtigt, Ersatz deS ihm durch die Aufhebung des Dienstverhältnisses entstehenden Schadenzu verlangen.

§ 23. Ein von dem Gemeinschuldner ertheilter Auftrag erlischt durch die Eröffnung deS Verfahrens, es sei denn, daß der Auftrag sich nicht auf das zur Konkursmasse gehörige Vermögen bezieht. Erlischt der Auftrag, so finden die Vorschriften des § 672 Satz 2 und des § 674 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs entsprechende Anwendung. Das Gleiche gilt, wenn sich Jemand durch einen Dienstvertrag oder einen Werkvertrag verpflichtet hat, ein ihm von dem Gemeinschuldner über­ tragenes Geschäft für diesen zu besorgen. § 24. Ist zur Sicherung eines Anspruchs aus Einräumung oder Aufhebung eines Rechts an einem Grundstücke des Gemeinschuldners oder an einem für den Gemeinschuldner eingetragenen Rechte oder zur Sicherung eines Anspruchs auf Aenderung des Inhalts oder des Ranges eines solchen Rechts eine Vormerkung im Grundbuch eingetragen, so kann der Gläubiger von dem Konkursverwalter die Befriedigung seines Anspruchs verlangen. DaS Gleiche gilt, wenn in Ansehung eines Schiffspfandrechts eine Vor­ merkung im Schiffsregister eingetragen ist. 5 25. Soweit rücksichtlich einzelner, durch die §§ 18—24 nicht betroffener Rechtsverhältniste das bürgerliche Recht besondere Bestimmungen über die Wirkung der Eröffnung des Konkursverfahrens enthält, kommen diese Bestimmungen zur Anwendung. K 26. Wenn in Folge der Eröffnung des Konkursverfahrens die Nichterfüllung einer Verbindlichkeit oder die Aushebung eines Rechts­ verhältnisses deS Genieinschuldners einiritt, so ist der andere Theil nicht berechtigt, die Rückgabe seiner in das Eigenthum des Gemeinschuldners übergegangenen Leistung aus der Konkursmasse zu verlangen. Er kann

KO. Erstes Buch. Konkursrecht.

51

eine Forderung wegen der Nichterfüllung oder der Aufhebung nur als Konkursgläubiger geltend machen, soweit ihm nicht ein Anspruch auf ab­ gesonderte Befriedigung zusteht.

§ 27. Erlischt ein von dem Gemeinschuldner ertheilter Auftrag oder ein Dienst- oder Werkvertrag der im § 23 Abs. 2 bezeichneten Art in Folge der Eröffnung des Verfahrens, so ist der andere Thell in An­ sehung der nach der Eröffnung des Verfahrens entstandenen Ersatzansprüche im Falle deS § 672 Satz 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs Maffegläubiger, im Falle des § 674 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs Konkursgläubiger. § 28. Wird eine nach § 705 des Bürgerlichen Gesetzbuchs ein­ gegangene Gesellschaft durch die Eröffnung des Konkursverfahrens über das Vermögen eines Gesellschafters aufgelöst, so ist der geschäftsführende Gesellschafter in Ansehung der Ansprüche, welche ihm aus der einstweiligen Fortführung der Geschäfte nach § 728 Satz 2 des Bürgerlichen Gesetz­ buchs zustehen, Maffegläubiger, in Ansehung der ihm nach § 729 des Bürgerlichen Gesetzbuchs zustehenden Ansprüche, unbeschadet der Bestimmung deS § 51, Konkursgläubiger. Dritter Titel.

N f e ch t U II st.

§ 29. Rechtshandlungen, welche vor der Eröffnung des Konkurs­ verfahrens vorgenommen sind, können als den Konkursgläubigern gegen­ über unwirksam nach Maßgabe der folgenden Bestimmungen angefochten werden. § 80.

Anfechtbar sind:

1. die nach der Zahlungseinstellung oder dem Anträge auf Eröffnung des Verfahrens von dem Gemeinschuldner eingegangenen Rechtsgeschäfte, durch deren Eingehung die Konkursgläubiger benachtheiligt werden, wenn dem anderen Theile zu der Zeit, als er das Geschäft einging, die Zahlungseinstellung oder der Eröffnungsantrag bekannt war; sowie die nach der Zahlungseinstellung oder dem Eröffnungsantrage erfolgten Rechtshandlungen, welche einem Konkursgläubiger Sicherung oder Befriedigung gewähren, wenn dem Gläubiger zu der Zeit, als die Handlung erfolgte, die Zahlungseinstellung oder der Eröffnungs­ antrag bekannt war; 2. die nach der Zahlungseinstellung oder dem Anträge auf Eröffnung des Verfahrens oder in den letzten zehn Tagen vor der Zahlungselnftellung oder dem Eröffnungsantrage erfolgten Rechtshandlungen, welche einem Konkursgläubiger eine C ich rung oder Befriedigung ge­ währen, die er nicht oder nicht in der Art oder nicht zu der Zeit zu beanspruchen hatte, sofern er nicht beweist, daß ihm zur Zeit der Handlung weder die Zahlungseinstellung und der Eröffnungsantrag, noch eine Absicht des Gemeinschuldners, ihn vor den übrigen Gläubigern zu begünstigen, bekannt war.

51

KO.

§ 31.

Anfechtbar find:

1. Rechtshandlungen, welche der Gemeinschuldner in der dem anderen Theile bekannten Absicht, feine Gläubiger zu benachthciligen, vor­ genommen hat; 2. die in dem letzten Jahre vor der Eröffnung des Verfahrens ge­ schlossenen, entgeltlichen Verträge des Gemeinschuldners mit seinem Ehegatten, vor oder während der Ehe, mit seinen oder seines Ehegatten Verwandten in auf- und ab­ steigender Linie, mit seinen oder seines Ehegatten voll- und halbbürtigen Geschwistern, oder mit dem Ehegatten einer dieser Personen, ofern durch den Abschluß deS Vertrages die Gläubiger des Gemeinchuldners benachtheiligt werden und der andere Theil nicht beweist, >aß ihm zur Zeit des Vertragsabschlusses eine Absicht des Gemeinchuldners, die Gläubiger zu benachtheiligen, nicht bekannt war.

§ 32.

Anfechtbar sind:

1. die in dem letzten Jahre vor der Eröffnung deS Verfahrens von den» Gemeinschuldner vorgenommenen unentgeltlichen Vcrsugunqen, sofern nicht dieselben gebräuchliche Gelegenheitsgeschenke zum Gegenstände hatten; 2. die in den letzten zwei Jahren vor der Eröffnung deS Konkurses von dem Gcmeinschuldner vorgenommenen unentgeltlichen Verfügungen zu Gunsten seines Ehegatten.

§ 33. Rechtshandlungen, welche früher als sechs Monate vor der Eröffnung deS Verfahrens erfolgt sind, können aus dem Grunde einer Kenntniß der Zahlungseinstellung nicht angefochten werden.

§ 34. Wechselzahlungen des Gemeinschuldners können auf Grund deS 8 30 Nr. 1 von dem Empfänger nicht zurückgesordert werden, wenn nach Wechselrecht der Empfänger bei Verlust des Wechselanspruchs gegen andere Wechselverpflichtete zur Annahme der Zahlung verbunden war. Die gezahlte Wechselsumme muß von dem letzten Wechselregrcßschrildner oder, falls derselbe den Wechsel für Rechnung eines Dritten begeben hatte, von diesem erstattet werden, wenn dem letzten Wcchselregreßschuldner oder dem Dritten zu der Zeit, als er den Wechsel begab oder begeben liefe, einer der im § 30 Nr. 1 erwähnten Umstände bekannt war.

§ 35. Die Anfechtung wird dadurch nicht ausgeschlossen, daß für die anzufechtende Rechtshandlung ein vollstreckbarer Schuldtitel erlangt, oder daß dieselbe durch Zwangsvollstreckung oder durch Vollziehung eines Arrestes erwirkt worden ist. § 36.

Das Anfechtungsrecht wird von dem Verwalter ausgeübt

s 37. Was durch die anfechtbare Handlung aus dem Vermögen des Gcmeinschuldners veräußert, weggegcben oder aufgegeben ist, muß zur Konkursmasse zurückgewährt werden. Der gutgläubige Empfänger einer unentgeltlichen Leistung hat dieselbe nur soweit zurückzugewähren, als er durch sie bereichert ist.

KO. Erstes Buch. Konkursrecht.

51

§ 38. Die Gegenleistung ist aus der Konkursmasse zn erstatten, soweit sie sich in derselben befindet, oder soweit die Masse um ihren Werth bereichert ist. Darüber hinaus kann ein Anspruch nur als Konkursforderung geltend gemacht werden.

§ 39. Wenn der Empfänger einer anfechtbaren Leistung daS Empfangene zurückgcwührt, so tritt seine Forderung wieder in Kraft. § 40. Die gegen den Erblasser begründete Anfechtung findet gegen den Erben statt. Gegen einen anderen Rechtsnachfolger desjenigen, welchem gegenüber die anfechtbare Handlung vorgenommen ist, findet die gegen den letzteren begründete Anfechtung statt: 1.

wenn ihm zur Zeit seines Erwerbes die Umstände, welche die Anfecht­ barkeit des Erwerbes seines Rechtsvorgängers begründen, bekannt waren; 2. wenn er zu den im § 31 Nr. 2 genannten Personen gehört, es sei denn, daß ihm zur Zeit seines Erwerbes die Umstände, welche die Anfechtbarkeit des Erwerbes seines Rechtsvorgängers begründen, unbe­ kannt waren; 8. wenn ihm das Erlangte unentgeltlich zugewendet worden ist. Im Falle des Abs. 2 Nr. 3 findet auf die Haftung deS Rechts­ nachfolgers die Bestimmung des § 37 Abs. 2 Anwendung.

§ 41. Die Anfechtung kann nur binnen Jahresfrist seit der Eröffnung deS Verfahrens erfolgen. Auf den Lauf der Frist finden die für die Verjährung geltenden Vorschriften des § 203 Abs. 2 und deS § 207 des Bürgerlichen Gesetzbuchs entsprechende Anwendung. Die Anfechtung nach 8 31 Nr. 1 ist ausgeschlossen, wenn seit der Vornahme der Handlung dreißig Jahre verstrichen sind. Ist durch die anfechtbare Handlung eine Verpflichtung deS Gemein­ schuldners zu einer Leistung begründet, so kann der Konkursverwalter die Leistung verweigern, auch wenn die Anfechtung nach Abs. 1 ausgeschlossen ist.

§ 42. Die Vorschriften über die Anfechtung der vor der Eröffnung deS Verfahrens vorgenommenen Rechtshandlungen gelten auch für die Anfechtung von Rechtshandlungen, die nach der Eröffnung des Verfahrens vorgenommen worden sind, sofern diese nach den §§ 892, 893 des Bürger­ lichen Gesetzbuchs den Konkursgläubigern gegenüber wirksam sind. Die Frist für die Ausübung des Anfechtungsrechts beginnt mit der Vornahme der Rechtshandl'"ig.

vierter Titel. Aussonderung. 5 43. Die Ansprüche aus Aussonderung eines dem Geineinschuldner nicht gehörigen Gegenstandes aus der Konkursmasse auf Grund eine­ dinglichen oder persönlichen Rechts bestiinmen sich nach den außerhalb

des

Konkursverfahrens geltenden Gesetzen.

51

KO.

S 44.

Der Verkäufer oder Einkaufskommifsionär kann Waaren, welche von einem anderen Orte an den Gemeinschuldner abgesendet und von dem Gemeinschuldner noch nicht vollständig bezahlt sind, zurückfordern, sofern nicht dieselben schon vor der Eröffnung des Verfahrens an dem Orte der Ablieferung angekommen und in den Gewahrsam des GemeinschuldnerS oder einer anderen Person für ihn gelangt sind. Die Bestimmungen beS § 17 finden Anwendung.

§ 45.

Die Ehefrau des Gemeinschuldners kann Gegenstände, welche sie während der Ehe erworben hat, nur in Anspruch nehmen, wenn sie beweist, daß dieselben nicht mit Mitteln des Gemeinschuldners erworben sind.

§46.

Sind Gegenstände, deren Aussonderung aus der Konkursmaffe hätte beansprucht werden können, vor der Eröffnung des Verfahrens von dein Gemeinschuldner oder nach der Eröffnung des Verfahrens von dem Verwalter veräußert worden, so ist der Aussonderungsberechtigte befugt, die Abtretung des Rechts auf die Gegenleistung, soweit diese noch aussteht, zu verlangen. Er kann die Gegenleistung aus der Masse beanspruchen, soweit sie nach der Eröffnung des Verfahrens zu derselben eingezogen worden ist.

Lünster Titel.

Absonderung, tz 47.

Zur abgesonderten Befriedigung dienen die Gegenstände, welche der Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen unterliegen, für diejenigen, welchen ein Recht auf Befriedigung aus denselben zustcht.

§ 48.

Gläubiger, welche an einem zur Konkursmasse gehörigen Gegenstand ein durch Rechtsgeschäft bestelltes Pfandrecht haben, können aus den ihnen verpfändeten Gegenständen abgesonderte Befriedigung wegen ihrer Pfandforderung verlangen, zunächst wegen der Kosten, dann wegen her Zinsen, zuletzt wegen des Kapitals.

§ 49.

Den im 8 48 bezeichneten Pfandgläubigern stehen gleich: 1. die Reichskasse, die Staatskassen und die Gemeinden, sowie die Anit-:>-, Kreis- und Provinzialverbände wegen öffentlicher Abgaben, in An­ sehung der zurückgehaltenen oder in Beschlag genommenen zollund steuerpflichtigen Sachen; 2. diejenigen, welche an gewissen Gegenständen ein gesetzliches oder ein durch Pfändung erlangtes Pfandrecht haben; das dem Vermiether und dem Verpächter nach den §§ 559, 581, 585 des Bürgerlichen Gesetzbuchs zustehende Pfandrecht kann in Ansehung des Miethoder Pachtzinses für eine frühere Zeit als das letzte Jahr vor der Eröffnung des Verfahrens, sowie in Ansehung des dem Vermiether oder dem Verpächter in Folge der Kündigung des Verwalters ent­ stehenden Entschädigungsanspruchs nicht geltend gemacht werden; das Pfandrecht des Verpächters eines landwirthschaftlichen Grundstücks unterliegt in Ansehung des Pachtzinses der Beschränkung nicht;

KO. Erstes Buch. Konkursrecht.

3.

4.

51

diejenigen, welche etwas zum Nutzen einer Sache verwendet haben, wegen des den noch vorhandenen Vortheil nicht übersteigenden Betrags ihrer Forderung aus der Verwendung, in Ansehung der zurückbehaltenen

Sache; diejenigen, welchen nach dem Handelsgesetzbuche in Ansehung gewisier Gegenstände ein Zurückbehaltungsrecht zusteht.

Die im Abs. 1 Nr. 1 bezeichneten Rechte gehen den im Abs. 3h. 2—4 und den im § 48 bezeichneten Rechten vor.

1

§ 50. Wer nach der Eröffnung des Konkursverfahrens oder mit Kenntniß des Eröffnungsantrages oder der Zahlungseinstellung eine Konkurs­ forderung dem im Auslande wohnenden Inhaber eines zur Konkursmaffe gehörigen Gegenstandes oder in der Absicht, daß dieser die Forderung erwerbe, einer Mittelsperson abtritt, ist verpflichtet, zur Konkursmaffe den Betrag zu ersetzen, welcher derselben dadurch entgeht, daß der Inhaber für die Forderung nach dem Rechte des Auslandes entgegen den Be­ stimmungen dieses Gesetzes ein Absonderungsrecht an dem Gegenstände auSübt. Die Vorschrift des § 33 findet entsprechende Anwendung. § 51. Wer sich mit dem Gemeinschuldner in einem Miteigenthume, in einer Gesellschaft oder in einer anderen Gemeinschaft befindet, kann wegen der auf ein solches Verhältniß sich gründenden Forderungen abgesonderte Befriedigung aus dem bei der Theilung oder sonstigen Aus­ einandersetzung ermittelten Antheile des Gemeinschuldners verlangen. § 52. Die Befriedigung der Lehen-, Stammguts- oder Familienfideikommiß-GlSubiger erfolgt abgesondert aus dem Lehen, Stammgute oder Familienfideikommisse nach den Vorschriften der Landesgesetze.

Sechster Titel.

Aufrechnung. § 53. Soweit ein Gläubiger zu einer Aufrechnung befugt ist, braucht er seine Forderung im Konkursverfahren nicht geltend zu machen.

§ 54. Die Aufrechnung wird nicht dadurch ausgeschloffen, daß zur Zeit der Eröffnung des Verfahrens die aufzurechnenden Forderungen oder die eine von ihnen noch betagt oder noch bedingt war, oder die Forderung des Gläubigers nicht auf einen Geldbetrag gerichtet war. Eine betagte Forderung des Gläubigers ist zum Zwecke der Auf­ rechnung nach der Vorschrift des § 65 zu berechnen. Zum Zwecke der Aufrechnung einer aufschiebend bedingten Forderung bei dem Eintritte der Bedingung kann der Gläubiger Sicherstellung insoweit verlangen, als die Forderung der von ihm einznzahlenden Schuld gleichkommt. Eine nicht auf Geld gerichtete Forderung des Gläubigers ist zum Zwecke der Aufrechnung nach den Vorschriften der §§ 69, 70 zu berechnen.

51

KO. § 55.

Eine Aufrechnung im Konkursverfahren ist unzulässig:

1. wenn Jemand vor oder nach der Eröffnung des Verfahrens eine Forderung an den Gemcinschuldner erworben hat und nach der Eröffnung etwas zur Masse schuldig geworden ist; 2. wenn Jemand dem Gemeinschuldner vor der Eröffnung des Ver­ fahrens etwas schuldig war und nach derselben eine Forderung an den Gemeinschuldner erworben hat, auch wenn diese Forderung vor der Eröffnung für einen anderen Gläubiger entstanden war; 3. wenn Jemand vor der Eröffnung des Verfahrens dem Gemeinchuldner etwas schuldig war und eine Forderung an den Gemeinchuldner durch ein Rechtsgeschäft mit demselben oder durch Rechtsabtretung oder Befriedigung eines Gläubigers erworben hat, älls ihm zur Zeit des Erwerbes bekannt war, daß der Gemeinchuldner seine Zahlungen eingestellt hatte, oder daß die Eröffnung >es Verfahrens beantragt war. Die Vorschrift deS § 33 findet entsprechende Anwendung.

Die Aufrechnung ist zulässig, wenn der Erwerber zur Ueber­ nahme der Fordenmg oder zur Befriedigung des Gläubigers ver­ pflichtet war und zu der Zeit, als er die Verpflichtung einging, weder von der Zahlungseinstellung noch von dem Eröffnungsantrage Kenntniß hatte.

§ 56. Die Bestimmung des § 50 findet entsprechende Anwendung auf den Fall, daß ein im Auslande wohnender Schuldner nach dem Rechte des Auslandes eine nach § 55 unzulässige Aufrechnung mit der »hm abgetretenen Konkursforderung vornimint.

Siebenter Titel.

Massegliillbiger. § 57. Aus der Konkursinasse sind die Massekosten nnd Mafseschulden vorweg zu berichtigen. § 58.

Massekosten sind:

1. die gerichtlichen Kosten für das gemeinschaftliche Verfahren; 2. die Ausgaben für die Verwaltung, Verwerthung und Verthellung der Masse; 8. die dem Eeineinschuldner und dessen Familie bewilligte Unterstützung.

§ 59. Masseschulden sind: 1. die Ansprüche, welche aus Geschäften oder Handlungen deS Konkurs­ verwalters entstehen; die Ansprüche aus zweiseitigen Vertrügen, bereit Erfüllung zur Konkursmasse verlangt wird oder für die Zeit nach der Eröffnung des Verfahrens erfolgen muß; 3. die Ansprüche aus einer rechtlosen Bereicherung der Maffe.

KO. Erstes Buch. Konkursrecht.

61

§ 60. Sobald sich herausstellt, daß die Konkursmasse zur voll­ ständigen Befriedigung aller Massegläubiger nicht ausreicht, tritt eine verhältnißmäßige Befriedigung derselben in der Weise ein, daß zunächst die Masseschulden, dann die Massekosten, von diesen zuerst die baaren Auslagen und zuletzt die dem Gemeinschuldner und dessen Familie bewilligte Unterstützung zu berichtigen sind. Achter Titel.

SonkurSglaubiger.

§ 61. Die Konkursforderungen werden nach folgender Rangordnung, bei gleichem Range nach Verhältniß ihrer Beträge, berichtigt: 1. die für das letzte Jahr vor der Eröffnung des Verfahrens oder dem Ableben des Gcmeinschuldners rückständigen Forderungen an Lohn, Kostgeld oder anderen Dicnstbezügen der Personen, welche sich dem Gemeinschuldner für dessen Haushalt, Wirthschaftsbetrieb oder Erwerbsgeschäst zur Leistung von Diensten verdungen hatten; 2. die Forderungen der Reichskasse, der Staatskassen und der Gemein­ den, sowie der Amts-, Kreis- und Provinzialverbände wegen öffentlicher Abgaben, welche im letzten Jahre vor der Eröffnung des Verfahrens fällig geworden sind oder nach § 65 als fällig gelten; es macht hierbei keinen Unterschied, ob der Steuererheber die Abgabe bereits vorschußweise zur Kasse entrichtet hat; 3. die Forderungen der Kirchen und Schulen, der öffentlichen Verbände und der öffentlichen, zur Annahme der Versicherung verpflichteten Feuerversicherungsanstaltcn wegen der nach Gesetz oder Verfassung zu entrichtenden Abgaben und Leistungen aus dem letzten Jahre vor­ der Eröffnung des Verfahrens; 4. die Forderungen der Aerzte, Wundärzte, Thierärzte, Apotheker, Hebammen und Krankenpfleger wegen Kur- und Pflegekosten aus dein letzten Jahre vor der Eröffnung des Verfahrens, insoweit der Betrag der Forderungen den Betrag der taxmäßigen Gebührnifle nicht übersteigt; 5. die Forderungen der Kinder, der Mündel und der Pflegebefohlenen des Gemeinschuldncrs in Ansehung ihres gesetzlich der Verwaltung desselben unterworfenen Vermögens; das Vorrecht steht ihnen nicht iu, wenn die Forderung nicht binnen zwei Jahren nach Beendigung der Vermögensverwaltung gerichtlich geltend gemacht und bis zur Eröffnung des Verfahrens verfolgt worden ist; 6. alle übrigen Konkursforderungen.

§ 62. Mit der Kapitalsfordcrung werden an derselben Stelle angesetzt: 1. die Kosten, welche dem Gläubiger vor der Eröffnung des Verfahrens erwachsen sind; 2. die Vertragsstrafen; 3. die bis zur Eröffnung des Verfahrens ausgelaufenen Zinsen.

51

KO.

S 63. Im Konkursverfahren können nicht geltend gemacht werden: 1. die seit der Eröffnung des Verfahrens laufenden Zinsen; 2. die Kosten, welche den einzelnen Gläubigern durch ihre Theilnahme an dem Verfahren erwachsen; 3. Geldstrafen; 4. Forderungen aus einer Freigebigkeit des Gemeinschuldners unter Lebenden oder von Todeswegen. § 64. Ein Gläubiger, welcher abgesonderte Befriedigung beanprucht, kann die Forderung, wenn der Gemeinschuldncr auch persönlich Ür sie haftet, zur Konkursmaffe geltend machen, aus derselben aber nur Ür den Betrag verhältnißmäßige Befriedigung verlangen, zu welchem er auf abgesonderte Befriedigung verzichtet, oder mit welchem er bei der letzteren ausgefallen ist.

§ 65.

Betagte Forderungen gelten als fällig. Eine betagte unverzinsliche Forderung vermindert sich auf den Be­ trag, welcher mit Hinzurechnung der gesetzlichen Zinsen desselben für die Zeit von der Eröffnung der Verfahrens' bis zur Fälligkeit dem vollen

Betrage der Forderung gleichkommt.

§ 66. Forderungen unbedingte geltend gemacht.

unter

auflösender

§ 67. Forderungen nur zu einer Sicherung.

unter

aufschiebender Bedingung

Bedingung

werden

wie

berechtigen

§ 68. Wird über das Vermögen mehrerer oder einer von mehreren Personen, welche neben einander für dieselbe Leistung auf das Ganze haften, das Konkursverfahren eröffnet, so kann der Gläubiger bis zu seiner vollen Besriedigung in jedem Verfahren den Betrag geltend machen, den er zur Zeit der Eröffnung des Verfahrens zu fordern hatte.

§ 69. Forderungen, welche nicht auf einen Geldbetrag gerichtet find, oder deren Geldbetrag unbestimmt oder ungewiß oder nicht in Reichswährung festgesetzt ist, sind nach ihrem Schätzungswerthe in Reichs­ währung geltend zu machen. § 70. Wiederkehrende Hebungen zu einem bestimmten Betrage und von einer bestimmten Zeitdauer werden unter Abrechnung der Zwischen­ zinsen (§ 65) durch Zusammenzählung der einzelnen Hebungen kapitalisirt. Der Gesammtbetrag darf den zum gesetzlichen Zinssätze kapitalisirten Betrag derselben nuht übersteigen.

KO. Zweites Buch. Konkursverfahren.

51

Zweites Buch.

Konkursverfahren. Erster Eitel

Allgemeine Bestimmungen. § 71. Für das Konkursverfahren ist das Amtsgericht ausschließlich zuständig, bei welchem der Gemeinschuldner seine gewerbliche Niederlassung oder in Ermangelung einer solchen seinen allgemeinen Gerichtsstand hat. Sind mehrere Gerichte zuständig, so schließt dasjenige, bei welchem zuerst die Eröffnung des Verfahrens beantragt worden ist, die übrigen auS. § 72. Die Vorschriften der Civilprozeßordnung finden, soweit nicht aus den Bestimmungen dieses Gesetzes sich Abweichungen ergeben, auf das Konkursverfahren entsprechende Anwendung.

8 73. Die Entscheidungen im Konkursverfahren können ohne vor­ gängige mündliche Verhandlung erfolgen. Die Zustellung geschieht von Amtswegen. Gegen die Entscheidungen im Konkursverfahren findet, soweit dieses Gesetz nicht ein Anderes bestimmt, die sofortige Beschwerde statt. § 74. Die Entscheidung des Beschwerdegerichts wird erst mit der Rechtskraft wirksam. Das Beschwerdegericht kann jedoch die sofortige Wirksamkeit der Entscheidung anordnen.

8 75. Das Konkursgericht kann zur Aufklärung aller daS Ver­ fahren betreffenden Verhältniffe die erforderlichen Ermittelungen, ins­ besondere die Vernehmung von Zeugen und Sachverständigen anordnen. § 76. Die öffentlichen Bekanntmachungen erfolgen durch mindestens einmalige Einrückung in daS zur Veröffentlichung amtlicher Bekannt­ machungen des Gerichts bestimmte Blatt; die Einrückung kann auszugs­ weise geschehen. Die Bekanntmachung gilt als bewirkt mit dem Ablaufe des zweiten Tages nach der Ausgabe des die Einrückung oder die erste Einrückung enthaltenden Blattes. Das Gericht kann weitere Bekanntmachungen anordnen. Die öffentliche Bekanntmachung gilt als Zustellung an alle Betheiligtcn, auch wenn dieses Gesetz neben ihr eine besondere Zustellung vorschreibt. 8 77. Wenn neben der öffentlichen Bekanntmachung eine besondere Zustellung vorgeschrieben ist, so kann dieselbe durch Aufgabe zur Post bewirkt werden. Einer Beglaubigung der Abschrift des zuzustellenden Schriftstücks bedarf es nicht. Die dem Verwalter obliegenden Mittheilungen können unmittelbar und ohne besondere Form geschehen.

51

KO. § 78.

Der Konkursverwalter wird von dem Gerichte ernannt. Das Gericht kann demselben die Leistung einer Sicherheit auserlesen.

§ 79. Wenn die Verwaltung verschiedene Geschäftszweige umfaßt, so können mehrere Konkursverwalter ernannt werden, Jeder von ihnen ist in feiner Geschäftsführung selbständig. § 80. In der auf die Ernennung eines Verwalters folgenden Gläubigerversammlung können die Konkursgläubiger statt des Ernannten eine andere Perlon wählen. Das Gericht kann die Ernennung des Gewühlten versagen. § 81.

Der Name des Verwalters ist öffentlich bekannt zu machen. Dem Verwalter ist eine urkundliche Bescheinigung seiner Ernennung zu ertheilen. Er hat dieselbe bei der Beendigung seines Amts dem Gerichte zurückzureichen.

§ 82. Der Verwalter ist für die Erfüllung der ihm obliegenden Pflichten allen Bctheiligten verantworlich.

§ 83.

Der Verwalter steht unter der Aussicht des Konkursgerichts.

§ 84. Das Gericht kann gegen den Verwalter Ordnungsstrafen bis zu zweihundert Mark festsetzen. Es kann denselben vor der auf seine Ernennung folgenden Gläubigerversammlung von Amtswegen, später nur auf Antrag der Gläubigerversammlung oder des Gläubigerausschusses seines Amts entlassen. Vor der Entscheidung ist der Verwalter zu hören. § 85. Der Verwalter hat Anspruch auf Erstattung angemessener baarer Auslagen und auf Vergütung für seine Geschäftsführung. Die Festsetzung der Auslagen und der Vergütung erfolgt durch das Konkurs­ gericht. Die Landesjustizverwaltung kann für die dem Verwalter zu gewährende Vergütung allgemeine Anordnungen treffen. § 86. Der Verwalter hat bei der Beendigung seines Amts einer Gläubigerversammlung Schlußrechnung zu legen. Die Rechnung muß mit den Belegen und, wenn ein Gläubigerausschuß bestellt ist, mit dessen Bemerkungen spätestens drei Tage vor dem Termine aus der Gerichts­ chreiberei zur Einsicht der Betheiligten niedergelegt werden. Der Gemeinchuldncr, jeder Konkursgläubiger und der nachfolgende Verwalter sind ierechtigt, Einwendungen gegen die Rechnung zu erheben. Soweit in )em Termine Einwendungen nicht erhoben werden, gilt die Rechnung als anerkannt. § 87. Dor der ersten Gläubigerversammlung kann das Gericht aus der Zahl der Gläubiger oder der Vertreter von Gläubigern einen Gläubigerausjchuß bestellen. Die Gläubigerversammlung hat über die Bestellung eines Gläubigevansschusses zu beschließen. Die Mitglieder des GlänbigcrausschnsseS sind von der Gläubigerversammlung zu wählen. Zu Atitgliedern können Gläubeg^r »der andere Personen gewühlt werden.

KO. Zweites Buch. Konkursverfahren.

51

§ 88. Die Mitglieder des GläubigerauSschusfcs haben den Verwalter bei seiner Geschäftsführung zu unterstützen und zu überwachen. Dieselben können sich von dem Gange der Geschäfte unterrichten, die Bücher und Schriften des Verwalters einsehen und den Bestand seiner Kasse unter­ suchen. Der Gläubigerausschuß ist berechtigt, von dem Verwalter Bericht­ erstattung über die Lage der Sache und die Geschäftsführung zu verlangen. Er ist verpflichtet, die Untersuchung der Kaste des Verwalters wenigstens ein Mal in jedem Monate durch ein Mitglied vornehmen zu lasten.

§ 89. Die Mitglieder des GläubigerausschusteS sind für die Erfüllung der ihnen obliegenden Pflichten allen Betheiligten verantwortlich. § 90. Ein Beschluß des GläubigerausschusteS ist gültig, wenn die Mehrheit der Mitglieder an der Beschlußfassung Theil genommen hat, und der Beschluß mit absoluter Mehrheit der abgegebenen Stimmen gefaßt ist.

§ 91. Die Mitglieder des GläubigerausschusteS haben Anspruch auf Erstattung angemessener baarer Auslagen und auf Vergütung für ihre Geschäftsführung. Die Festsetzung der Auslagen und der Vergütung erfolgt nach Anhörung der Gläubigerversammlung durch daS Konkurs­ gericht. Die Landesjustizverwaltung kann für die den Mitgliedern des GläubigerausschusteS zu gewährende Vergütung allgemeine Anordnungen treffen. § 92. Die durch daS Gericht erfolgte Bestellung zum Mitgliede deS GläubigerausschusteS kann von dem Gerichte, die durch die Gläubiger­ versammlung erfolgte Bestellung zum Mitgliede deS GläubigerausschusteS durch Beschluß der Gläubigerversammlung widerrufen werden. § 93. Ueber die Berufung der Gläubigerversammlung beschließt daS Gericht. Die Berufung muß erfolgen, wenn sie von dem Verwalter, dem Gläubigerausschufle oder von mindestens fünf Konkursgläubigem, deren Fordemngen nach der Schätzung des Gerichts den fünften Theil der Schuldenmaste erreichen, beantragt wird. Die Berufung muß öffentlich bekannt gemacht werden. Der öffent­ lichen Bekanntmachung bedarf es nicht, wenn in einer Gläubigerversammlung eine Vertagung der Verhandlung angcordnet wird. § 94. Die Gläubigerversammlung findet unter der Leitung deGerichts statt. Die Beschlüste der Gläubigerversammlung werden mit absoluter Mehrheit der Stimmen gefaßt. Für die Wahl der Mitglieder des Gläubiger­ ausschusses genügt relative Mehrheit der Stimmen. Die Stimmenmehrheit ist nach den Fordemngsbeträgen zu berechnen. Bei Gleichheit der Summen entscheidet die Zahl der Gläubiger. § 95. Zur Theilnahme an den Abstimmungen berechtigen die sestgestellten Konkursforderungen. In Ansehung einer streitig gebliebenen Forderung wird bei der Prüfung mit den Paäeien erörtert, ob und zu

51

KO.

welchem Betrage ein bleibendes Stimmrecht für dieselbe zu gewähren ist. In Ermangelung einer Einigung entscheidet das Konkursgericht. Das Gericht kann die Entscheidung auf den weiteren Antrag einer Partei abändern. Ob und zu welchem Betrage nicht geprüfte Konkursforderungen zum Stimmen in einer Gläubigerversammlung berechtigen, entscheidet auf den Widerspruch eines Konkursgläubigers oder des Verwalters das Gericht. Eine Anfechtung der Entscheidungen findet nicht statt.

§ 96. Ob und zu welchem Betrage Forderungen, für welche abgesonderte Befriedigung beansprucht wird, in Ansehung ihres muthmaßlichen Ausfalls, sowie Konkursforderungen unter aufschiebender Be­ dingung zum Stimmen in einer Gläubigerversammlung berechtigen, ent­ scheidet auf den Widerspruch eines Konkursgläubigers oder des Verwalters das Gericht. Eine Anfechtung der Entscheidung findet nicht statt. 8 97. Gezählt werden nur die Stimmen der in der Gläubiger­ versammlung erschienenen Gläubiger. Die nicht erschienenen Gläubiger find an die Beschlüsse gebunden.

8 98. Der Gegenstand, über welchen in der Gläubigerversammlung ein Beschluß gefaßt werden soll, muß bei der Berufung derselben öffentlich bekannt gemacht werden. 8 99. Das Gericht hat die Ausführung eines von der Gläubiger­ versammlung gefaßten Beschlusses auf den in der Gläubigerversammlung gestellten Antrag des Verwalters oder eines überstimmten Gläubigers zu untersagen, wenn der Beschluß dem gemeinsamen Interesse der Konkurs­ gläubiger widerspricht. 8 100. Der Gemeinschuldner ist verpflichtet, dem Verwalter, dem Gläubigerausschusse und aus Anordnung des Gerichts der Gläubiger­ versammlung über alle das Verfahren betreffenden Verhältnisse Auskunft zu geben.

§ 101. Der Gemeinschuldner darf sich von seinem Wohnorte nur mit Erlaubniß des Gerichts entfernen. Das Gericht kann die zwangsweise Vorführung und nach Anhörung des Gemeinschuldners die Haft desselben anordnen, wenn er die ihm von dem Gesetze auferlegten Pflichten nicht erfüllt, oder wenn es zur Sicherung der Masse nothwendig erscheint. Zweiter Titel.

Kröfsuungsversahren. 8 102. Die Eröffnung des Konkursverfahrens setzt die Zahlungs­ unfähigkeit deS Gemeinschuldners voraus. Zahlungsunfähigkeit ist insbesondere anzunehmen, wenn Zahlungs­ einstellung erfolgt ist.

KO. Zweites Buch. Konkursverfahren.

51

8 103. DaS Verfahren kann nur auf Antrag eröffnet werden. Zu dem Anträge ist der Gemeinschuldner und jeder Konkursgläubiger berechtigt.

§ 104. Beantragt der Gemeinschuldner die Eröffnung des Ver­ fahrens, so hat er ein Verzeichniß der Gläubiger und Schuldner, sowie eine Uebersicht der Vermögensmaffe bei Stellung deS Antrags einzureichen oder, wenn dies nicht thunlich ist, ohne Verzug nachzuliefern. § 105. Der Antrag eines Gläubigers auf Eröffnung des Ver­ fahrens ist zuzulassen, wenn die Forderung des Gläubigers und die Zahlungsunfähigkeit deS Gemeinschuldners glaubhaft gemacht werden. Wird der Antrag zugelassen, so hat das Gericht den Schuldner zu hören und, sofern dieser nicht seine Zahlungsunfähigkeit oder Zahlungs­ einstellung einräumt, die erforderlichen Ermittelungen anzuordnen. Die Anhörung des Schuldners kann unterbleiben, wenn sie eine öffentliche Zustellung oder eine Zustellung im Auslande erfordert; in diesem Falle ist, soweit thunlich, ein Vertreter oder Angehöriger de» Schuldners zu hören.

§ 106. Das Gericht kann die zwangsweise Vorführung und die Hast deS Schuldners anordnen. Dasselbe kann alle zur Sicherung der Masse dienenden einstweiligen Anordnungen treffen. Es kann insbesondere ein allgemeines Veräußerungsverbot an den Schuldner erlassen. Bei der Abweisung des Eröffnungsantrags sind die angeordneten Sicherheitsmaßregeln aufzuheben. 5 107. Die Abweisung des Eröffnungsantrags kann erfolgen, wenn nach dem Ermessen des Gerichts eine den Kosten des Verfahrens ent­ sprechende Konkursmasse nicht vorhanden ist. Die Abweisung unter­ bleibt, wenn ein zur Deckung der im 8 58 Nr. 1, 2 bezeichneten Masse­ kosten ausreichender Geldbetrag vorgeschossen wird. Das Gericht hat ein Verzeichniß derjenigen Schuldner zu führen, bezüglich deren der Eröffnungsantrag auf Grund der Vorschrift deS Abs. 1 Satz 1 abgewiesen worden ist. Die Einsicht des Verzeichnisses ist Jedem gestattet. Nach dem Ablaufe von fünf Jahren seit der Abweisung de» Eröffnungsantrags ist die Eintragung in dem Verzeichnisse dadurch zu löschen, daß der Name unkenntlich gemacht wird. § 108. Der Eröffnungsbeschluß hat die Stunde der Eröffnung anzugeben. Ist dies versäumt worden, so gilt als Zeitpunkt der Eröffnung die Mittagsstunde des Tages, an welchem der Beschluß erlassen ist. § 109. Die sofortige Beschwerde steht gegen den Eröffnungs­ beschluß nur dem Gemeinschuldner, gegen den abweisenden Beschluß nur demjenigen zu, welcher den Eröffnungsantrag gestellt hat. 8 lio. Bei der Eröffnung des Konkursverfahrens ernennt da» Gericht den Konkursverwalter, verordnet einen nicht über einen Monat hinauszusetzenden Termin zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen

51

KO.

Verwalters, sowie über die Bestellung eines GläubigerauSschusseS, erläßt den offenen Arrest und bestimmt die Anmeldcsrist und den allgemeinen Prüfungstermin. DaS Gericht kann die Termine verbinden, wenn die Konkursmasse von geringerem Betrage oder der Kreis der Konkursgläubiger von geringerem Umfange ist, oder wenn der Gemelnschuldner einen ZwangsverglcichSvorschlag eingereicht hat.

§ Hl. Der Gcrichtsschreiber hat die Forinel des Eröffnungs­ beschlusses, den offenen Arrest, die Anmeldefrist uitb die Termine sofort öffentlich bekannt zu machen. Die Bekanntmachung ist, unbeschadet der Vorschriften des § 76 Abs. 1, auszugsweise in den Deutschen Reichsanzeiger einzurücken. An die ihrem Wohnorte nach bekannten Gläubiger und Schuldner des Gemeinschuldners erfolgt besondere Zustellung.

§ 112. Der Gerichtsschreiber hat unter Bezeichnung des Konkurs­ verwalters beglaubigte Abschriften der Fornrel des Eröffnungsbeschlusses den Behörden für die Führung des Handels- oder Genossenschaftsregisters oder ähnlicher Register und der Dienstbehörde des Gemeinschuldners mitzutheilen. § 113. Ein von dem Konkursgericht in Gemäßheit des § 106 erlassenes allgemeines Veräußerungsverbot, sowie die Eröffnung des Konkurs­ verfahrens ist in das Grundbuch einzutragen: 1. bei denjenigen Grundstücken, als deren Eigenthümer der Gemein­ schuldner im Grundbuch eingetragen ist;

2. bei den für den Gemeinschuldner eingetragenen Rechten an Grundstücken oder an eingetragenen Rechten, wenn nach der Art des Rechts und den obwaltenden Umständen bei Unterlaffung der Eintragung eine Beeinträchtigung der Konkursgläubiger zu besorgen ist. Das Konkursgcricht hat, soweit ihm solche Grundstücke oder Rechte bekannt sind, das Grundbuchamt von Amtswegen um die Eintragung zu ersuchen. Die Eintragung kann auch von dem Konkursverwalter bei dem Grundbuchamte beantragt werden.

§ 114. Werden Grundstücke oder Rechte, bei denen eine Ein­ tragung nach Maßgabe des § 113 Abs. 1, 2 bewirkt worden ist, von dem Verwalter sreigegeben oder veräußert, so kann daS Konkursgericht auf Antrag das Gruudbuchamt um Löschung der Eintragung ersuchen. § 115. Die Eintragung und Löschung von Vermerken auf Grund der 88 113, 114 geschieht gebührenfrei. § 116. Sobald eine den Eröffnungsbeschlnß aufhcbende Entscheidung die Rechtskraft erlangt hat, ist die Aushebung des Verfahrens öffentlich bekannt zu machen. Die Vorschriften der 88 Ul Abs. 2, 112, 113, 191 finden entsprechende Anwendung.

51

KO. Zweites Buch. Konkursverfahren.

Dritter Titel.

LheiluugSmasse. § 117. Nach der Eröffnung des Verfahrens hat der Verwalter das gejammte zur Konkursmasse gehörige Vermögen sofort in Besitz und Verwaltung zu nehmen und dasselbe zu verwerthen. Die Geschäftsbücher des Gemeinschuldners dürfen nur mit dem Geschäft im Ganzen und nur insoweit veräußert werden, als sie zur Fort­ führung deS Geschäftsbetriebs unentbehrlich sind.

§ 118. Durch den offenen Arrest wird allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmaffe etwas schuldig sind, aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter innerhalb einer bestimmten Frist Anzeige zu machen.

§ 119. Wer die Anzeige über den Besitz von Sachen des Gemein­ schuldners innerhalb der bestimmten Frist zu machen unterläßt, haftet für allen aus der Unterlaffung oder Verzögerung der Anzeige entstehenden Schaden.

§ 120. Gläubiger, welche abgesonderte Befriedigung aus einer in ihrem Besitze befindlichen Sache beanspruchen, haben dem Verwalter auf dessen Verlangen die Sache zur Ansicht vorzuzeigen und die Abschätzung derselben zu gestatten. § 121. Die Post- und Telegraphenanstalten sind verpflichtet, auf Anordnung des Konkursgerichts alle für den Gemeinschuldner eingehenden Sendungen, Briefe und Depeschen dem Verwalter auszuhündigen. Dieser ist zur Eröffnung derselben berechtigt. Der Gemeinschuldner kann die Einsicht und, wenn ihr Inhalt die Maffe nicht betrifft, die Herausgabe derselben verlangen. Das Gericht kann die Anordnung auf Antrag des Gemeinschuldners nach Anhörung des Verwalters aufhcben oder beschränken. § 122. Der Verwalter kann zur Sicherung der zur Konkursmaffe gehörigen Sachen durch eine zur Vornahme solcher Handlungen gesetzlich ermächtigte Person siegeln lassen. Die Geschäftsbücher des Gemeinschuldners sind durch den Gerichts­ schreiber zu schließen. § 123. Der Verwalter hat die einzelnen zur Konkursmaffe ge­ hörigen Gegenstände unter Angabe ihres Werths aufzuzeichnen. Der Werth ist erforderlichen Falls durch Sachverständige zu ermitteln. Bei der Aufzeichnung ist eine obrigkeitliche oder eine Urkundsperson zuzuziehen. Der Gemeinschuldner ist zuzuziehen, wenn er ohne Aufschub zu erlangen ist. Auf Antrag des Verwalters und, wenn ein Gläubigerausschuß bestellt ist, des letzteren, kann das Gericht gestatten, daß die Auszeichnung unterbleibe Jacgcr, ReichrzwügescLe. 8. Lull.

84

51 oder ohne Zuziehung einer genommen werde.

KO. obrigkeitlichen oder einer Urkundsperson vor­

8 124. Dem Verwalter liegt die Anfertigung eines Inventars und einer Bilanz ob. Derselbe hat eine von ihm gezeichnete Abschrift des Inventars und der Bilanz und, wenn eine Siegelung und Entsiegelung stattgefunden hat, die Protokolle über dieselben auf der Gerichtsschreiberei zur Einsicht der Betheiligten niederzulegen. 8 125. Nach der Anfertigung des Inventars kann der Verwalter oder ein Konkursgläubiger den Gemeinschuldner in eine Sitzung des Amts­ gerichts, bei welchem das Konkursverfahren anhängig ist, zur Leistung des OffenbarungSeideS laden. 8 126. Die Zwangsverwaltung und die Zwangsversteigerung der zur Maste gehörigen unbeweglichen Gegenstände kann bei der zuständigen Behörde durch den Konkursverwalter betrieben werden.

8 127. Der Verwalter ist berechtigt, die Verwerthung eines zur Maste gehörigen beweglichen Gegenstandes, an welchem ein Gläubiger ein durch Rechtsgeschäft bestelltes Pfandrecht oder ein diesem gleichstehendes Recht beansprucht, nach Maßgabe der Vorschriften über die Zwangs­ vollstreckung oder über den Pfandverkauf zu betreiben. Der Gläubiger kann einer solchen Verwerthung nicht widersprechen, vielmehr seine Rechte nur auf den Erlös geltend machen. Ist der Gläubiger befugt, sich aus dem Gegenstände ohne gerichtliches Verfahren zu befriedigen, so kann auf Antrag des Verwalters das Konkurs­ gericht dem Gläubiger nach besten Anhörung eine Frist bestimmen, innerhalb welcher er den Gegenstand zu verwerthen hat. Nach dem Ablaufe der Frist findet die Vorschrift des ersten Absatzes Anwendung. 8 128. Ist der Gemeinschuldner Vorerbe, so darf der Verwalter die zur Erbschaft gehörigen Gegenstände nicht veräußern, wenn die Ver­ äußerung im Falle deS Eintritts der Nacherbfolge nach § 2115 des Bürgerlichen Gesetzbuchs dem Nacherben gegenüber unwirksam ist.

8 129. Bis zur Beschlußfassung durch eine Gläubigerversammlung kann der Verwalter mit Genehmigung des Gerichts oder, wenn von dem Gerichte ein Gläubigerausschuß bestellt ist, mit besten Genehmigung dem Gemeinschuldner und der Familie desselben nothdürftigen Unterhalt aus der Konkursmaffe gewahren. Bis zur Beschlußfassung durch eine Gläubigerverjammlung Hot der Verwalter nach seinem Ermessen das Geschäft des Gemeinschuldners zu schließen oder fortzuführen und die Gelder, Werthpapiere und Kostbarkeiten nach Anordnung des Gerichts zu hinterlegen. Ist von dem Gerichte ein Gläubigerausschuß bestellt, so beschließt dieser über die Schließung oder die Fortführung des Geschäfts und über die Hinterlegung der Gelder, Werth­ papiere und Kostbarkeiten. 8 130. Soll nach § 129 das Geschäft des Gemeinschuldners geschlossen werden, so hat der Verwalter vor der Beschlußfassung des Gläubigerausschuffes oder, wenn ein Gläubigerausschuß nicht bestellt ist.

KO. Zweites Buch. Konkursverfahren.

51

vor der Schließung des Geschäfts dem Gcmeinschuldner, sofern derselbe ohne Auffchub zu erlangen ist, von der beabsichtigten Maßregel Mittheilung zu machen. Das Gericht kann auf Antrag des Gemeinschuldners die Schließung des Geschäfts untersagen, wenn der Gemeinschuldner einen Zwangsvergleichs­ vorschlag eingereicht hat.

§ 131. In der ersten Gläubigerversammlung hat der Verwalter über die Entstehung der Zahlungsunfähigkeit des Gemeinschuldners, über die Lage der Sache und über die bisher ergriffenen Maßregeln zu berichten. § 132. Die Gläubigerversammlung beschließt über eine dem Gemeinschuldner und deffen Familie zu bewilligende Unterstützung, über die Schließung oder die Fortführung des Geschäfts und über die Stelle, bei welcher, sowie über die Bedingungen, unter welchen die Gelder, Werth­ papiere und Kostbarkeiten hinterlegt oder angelegt werden sollen. Die Gläubigerversammlung beschließt, in welcher Weise und in welchen Zeiträumen der Verwalter ihr oder einem Gläubigerausschuffe über die Verwaltung und Verwerthung der Maffe Bericht erstatten und Rechnung legen soll.

ist,

8 133. Der Verwalter hat, falls ein Gläubigerausschuß bestellt dessen Genehmigung einzuholen: 1. wenn Gegenstände, deren Verkauf ohne offenbaren Nachtheil für die Masse ausgesetzt werden kann und nicht durch die Fort­ führung des Geschäfts veranlaßt wird, verkauft werden sollen, bevor der allgemeine Prüfungstermin abgehalten oder ein vor dem Schluffe desselben eingereichter Zwangsvergleichsvorschlag erledigt ist; 2. wenn die Erfüllung von Rechtsgeschäften des Gemeinschuldners verlangt, Prozeffe anhängig gemacht, deren Aufnahme abgelehnt, Vergleiche oder Schiedsverträge geschloffen, Aussonderungs-, Absonderungs- oder Maffeansprüche anerkannt, Pfandstacke eingelöst, oder Forderungen veräußert werden sollen, und es sich in diesen Fällen um einen Werthgegenstand von mehr als dreihundert Mark handelt.

8 134. Der Verwalter hat die Genehmigung des Gläubigerausschuffes oder, wenn ein solcher nicht bestellt ist, die Genehmigung einer Gläubigerversammlung einzuholen: 1. wenn ein unbeweglicher Gegenstand aus freier Hand, oder das Geschäft oder das Waarenlager des Gemeinschuldners im Ganzen, oder das Recht auf den Bezug wiederkehrender Einkünfte ver­ äußert werden soll; 2. wenn Darlehen ausgenommen, fremde Verbindlichkeiten über­ nommen, zur Maffe gehörige Gegenstände verpfändet, oder Grundstücke erstanden werden sollen. 8 135. Der Verwalter hat in den Fällen der §§ 133, 134 vor der Beschlußfassung des Gläubigerausschufses oder der Glaubigerversammlung, und in den Fällen des § 133, wenn ein Gläubiger84*

51

KO.

ausschuß nicht bestellt ist, vor der Vornahme der Rechtshandlung dem Gcineinschuldncr, sofern derselbe ohne Ausschub zu erlangen ist, von der beabsichtigten Maßregel Mittheilung zu machen. Das Gericht kann auf Antrag des GemeinschuldnerS, sofern nicht die Gläubigerversammlung die Genehmigung ertheilt hat, die Vornahme der Rechtshandlung vorläufig untersagen und zur Beschlußfassung über die Vornahme eine Gläubigerversammlung berufen.

§ 136. Durch die Vorschriften der §§ 133—135 wird die Gültigkeit einer Rechtshandlung des Verwalters dritten Personen gegen­ über nicht berührt. 8 137. Wenn ein Glänbigerausschuß bestellt ist, und die Gläubigerversammlung nicht ein Anderes beschließt, bedürfen Quittungen deS Verwalters über den Empfang von Geldern, Werthpapieren oder Kostbarkeiten von der Hinterlegungsstelle und Anweisungen des Verwalter­ auf die Hinterlegungsstelle zu ihrer Gültigkeit der Mitzeichnung eines Mitgliedes des Gläubigerausschusses. vierter Titel.

Slhuldenmasse.

8 138. Die Frist zur Anmeldung der Konkursforderungen beträgt zwei Wochen bis drei Monate. Der Zeitraum zwischen dem Ablaufe der Anmeldefrist und dem allgemeinen Prüfungstermine soll mindestens eine Woche und höchstens zwei Monate betragen. 8 139. Die Anmeldung hat die Angabe des Betrages und des Grundes der Forderung sowie des beanspruchten Vorrechts zu enthalten. Sie kann bei dem Gerichte schriftlich eingereicht oder zum Protokolle deS Gerichtsschreibers angebracht werden. Die urkundlichen Beweisstücke oder eine Abschrift derselben sind beizufügen. 8 140. Die Anmeldungen sind in

der Gerichtsschreiberei zur Einsicht der Betheiligten niederzulegen. Der Gerichtsschreiber hat jede Forderung sofort nach der Anmeldung derselben in der Rangordnung des beanspruchten Vorrechts in eine Tabelle einzutragen, welche innerhalb des ersten Drittheils des zwischen dem Ab­ laufe der Anmeldefrist und dem Prüfungstermine liegenden Zeitraums auf der Gcrichtsschreibcrei zur Einsicht der Betheiligten niederzulegen und abschriftlich dem Verwalter mitzuthcilen ist.

8 141. In dem Prüfungstermine werden die angemeldeten Forderungen ihrem Betrage und ihrem Vorrechte nach einzeln erörtert. Der Gcmeinschuldner hat sich über die Forderungen zu erklären. 8 142. In dem Prüfungstermine sind auch diejenigen Forderungen, welche nach dem Abläufe der Anmeldefrist angemeldct sind, zu prüfen, wenn weder der Verwalter noch ein Konkursgläubiger hiergecen Wider­ spruch erhebt; anderenfalls ist aus Kosten des Säumigen ein besonderer Prüfungstermin zu bestimmen.

KO. Zweites Buch. Konkursverfahren.

61

Auf nachträglich beanspruchte Vorrechte und sonstige Aenderungen der Anmeldung findet die vorstehende Bestimmung entsprechende Anwendung. Gläubiger, welche Forderungen nach dem Prüfungstermine anmelden, tragen die Kosten des besonderen Prüfungstermins.

§ 143. Die Prüfung einer angemeldeten Fordemng findet statt, wenngleich der anmeldende Gläubiger im Prüfungstermine ausbleibt. § 144. Eine Forderung gilt als festgestellt, soweit gegen sie im Prüfungstermine ein Widerspruch weder von dem Verwalter noch von einem Konkursgläubiger erhoben wird, oder soweit ein erhobener Wider­ spruch beseitigt ist. Ist die Forderung vom Gemeinschuldner im Prüfungstermine be­ stritten, so kann ein Rechtsstreit, welcher über dieselbe zur Zeit der Er­ öffnung des Konkursverfahrens anhängig war, gegen den Gemeinschuldner ausgenommen werden.

§ 145. Das Gericht hat nach der Erörterung einer jeden Fordemng daS Ergebniß in die Tabelle einzutragen. Auf Wechseln und sonstigen Schuldurkunden ist von dem Gerichtsschreiber die Feststellung zu ver­ merken. Die Eintragung in die Tabelle gilt rücksichtlich der festgestellten Fordemngen ihrem Betrage und ihrem Vorrechte nach wie ein rechts­ kräftiges Urtheil gegenüber allen Konkursgläubigem. § 146. Den Gläubigem streitig gebliebener Fordemngen bleibt überlassen, die Feststellung derselben gegen die Bestreitenden zu betreiben. Zu diesem Behufe hat das Gericht den Gläubigem einen Auszug aus der Tabelle in beglaubigter Form zu ertheilen. Auf die Feststellung ist im ordentlichen Verfahren Klage zu erheben. Für die Klage ist daS Amtsgericht, bei welchem das Konkursverfahren anhängig ist und, wenn der Streitgegenstand zur Zuständigkeit der Amts­ gerichte nicht gehört, das Landgericht ausschließlich zuständig, zu deffen Bezirke der Bezirk deS Konkursgerichts gehört. War zur Zeit der Eröffnung des Konkursverfahrens ein Rechtsstreit über die Forderung anhängig, so ist die Feststellung derselben durch Auf­ nahme des Rechtsstreits zu verfolgen. Die Feststellung kann nur auf den Grund gestützt und nur auf den Betrag gerichtet werden, welcher in der Anmeldung oder dem Prüfungs­ termine angegeben ist. Die Bestimmungen des ersten, dritten und vierten Absatzes finden auf Forderungen, für deren Feststellung ein besonderes Gericht, eine Ver­ waltungsbehörde oder ein Verwaltungsgericht zuständig ist, entsprechende Anwendung. Der Widerspmch gegen eine Fordemng, für welche ein mit der Dollstreckungsklausel versehener Schuldtitel, ein Endurtheil oder ein VollstreckungSbefchl vorliegt, ist von dem Widersprechenden zu verfolgen. Die obsiegende Partei hat die Berichtigung der Tabelle zu erwirken. § 147. Soweit durch ein Urtheil rechtskräftig eine Fordemng festgestellt oder ein Widerspruch für begründet erklärt ist, wirkt dasselbe

51

KO.

gegenüber allen Konkursgläubigem. War der Prozeß nur gegen einzelne Gläubiger geführt, so können diese den Ersatz ihrer Prozeßkosten aus der Konkursmasse insoweit verlangen, als der letzteren durch das Urtheil ein Dorthell erwachsen ist.

§ 148. Der Werth des Streitgegenstandes eines Prozesses über die Richtigkeit oder das Vorrecht einer Forderung ist mit Rücksicht auf das Verhältniß der Theilungs- zur Schuldenmaste von dem Prozeßgerichte nach freiem Ermessen festzusetzen.

Muster Titel.

8 e r t h e i l u n g. § 149. Nach der Abhaltung des allgemeinen PrüfungStermins soll, so oft hinreichende baare Maste vorhanden ist, eine Vertheilung an die Konkursgläubiger erfolgen.

§ 150. Zur Vornahme einer Vertheilung hat der Verwalter, wenn ein Gläubigerausschuß bestellt ist, dessen Genehmigung einzuholen. 8 151. Vor der Vornahme einer Vertheilung hat der Verwalter ein Verzeichniß der bei derselben zu berücksichtigenden Forderungen auf der Gerichtsschreiberei zur Einsicht der Betheiligten niederzulegen und die Summe der Forderungen sowie den zur Vertheilung versügbaren Mastebestand öffentlich bekannt zu machen. 8 152. Konkursgläubiger, deren Forderungen nicht festgestellt sind und für deren Forderungen ein mit der Vollstreckungsklausel versehener Schuldtitel, ein Endurtheil oder ein Vollstreckungsbefehl nicht vorliegt, haben bis zum Ablaufe einer Ausschlußfrist von zwei Wochen nach der öffentlichen Bekanntmachung dem Verwalter den Nachweis zu führen, daß und für welchen Betrag die Feststellungsklage erhoben oder das Verfahren in dem früher anhängigen Prozeste ausgenommen ist. Wird der Nach' weis nicht rechtzeitig geführt, so werden die Forderungen bei der vorzu­ nehmenden Vertheilung nicht berücksichtigt. 8 153. Gläubiger, von welchen abgesonderte Befriedigung bean­ sprucht wird, haben bis zum Ablaufe der Ausschlußfrist dem Verwalter den Nachweis ihres Verzichts oder ihres Ausfalls nach Maßgabe des § 64 zu führen. Wird der Nachweis nicht rechtzeitig geführt, so werden die Fordemngen bei der vorzunehmenden Vertheilung nicht berücksichtigt. Zur Berücksichtigung bei einer Abschlagsvertheilung genügt es, wenn bis zum Ablaufe der Ausschlußsrist dem Verwalter der Nachweis, daß die Veräußerung des zur abgesonderten Befriedigung dienenden Gegenstandes betrieben ist, geführt und der Betrag des mutmaßlichen Ausfalls glaubhaft gemacht wird.

8 154. Forderungen unter auffchiebender Bedingung werden bei einer Abschlagsvertheilung zu dem Betrage berücksichtigt, welcher auf die unbedingte Forderung fallen würde.

KO. Zweites Buch. Konkursverfahren.

51

Bei der Schlußvertheilung ist die Berücksichtigung ausgeschloffen, wenn die Möglichkeit des Eintritts der Bedingung eine so entfernte ist, daß die bedingte Forderung einen gegenwärtigen BermögenSwerth nicht hat.

8 155. Gläubiger, welche bei einer Abschlagsvertheilung nicht berücksichtigt worden sind, können nachträglich, sobald sie die Vorschriften der 88 152, 153 erfüllt haben, die bisher festgesetzten Prozentsätze aus der Restmaffe verlangen, soweit diese reicht und nicht in Folge des Ablaufs einer Ansschlußftist für eine neue Vertheilung zu verwenden ist. 8 156. Die Antheile, mit welchen Gläubiger bei Abschlagszahlungen nach Maßgabe des § 153 Abs. 2 oder des § 154 Abs. 1 berücksichtigt worden sind, werden für die Schlußvertheilung frei, wenn bei dieser die Voraussetzungen des § 153 Abs. 1 nicht erfüllt sind oder nach Maßgabe des 8 154 Abs. 2 die Berücksichtigung der bedingten Forderung auSgeichloffen ist.

§ 157. Binnen drei Tagen nach dem Ablaufe der Ausschlußfrist hat der Verwalter die auf Grund der vorstehenden Bestimmungen erfor­ derlichen Aenderungen des Verzeichniffes zu bewirken. 8 158. Bei einer Abschlagsvertheilung sind Einwendungen gegen das Verzeichniß bis zum Ablaufe einer Woche nach dem Ende der Aus­ schlußfrist bei dem Konkursgerichte zu erheben. Das Gericht entscheidet über die Einwendungen. Die Entscheidung, durch welche eine Berichtigung des Verzeichnisses angeordnet wird, ist auf der Gerichtsschreiberei niederzulegen. Die Beschwerdefrist beginnt mit dem Tage, an welchem die Niederlegung der Entscheidung erfolgt ist. 8 159. Für eine Abschlagsvertheilung bestimmt der Verwalter und, wenn ein Gläubigerausschuß bestellt ist, dieser auf Antrag des Ver­ walters den zu zahlenden Prozentsatz. Der Verwalter hat den Prozentsatz den berücksichtigten Gläubigern mitzutheilen.

8 160. Das Gericht kann auf Antrag des Gemeinschuldners, wenn derselbe einen Zwangövergleich vorgefchlagen hat, die Aussetzung einer Abschlagsvertheilung anordnen, sofern nicht schon die Ausschlußfrist abgelaufen ist. 8 161. Die Schlußvertheilung erfolgt, sobald die Verwerthung der Masse beendigt ist. Die Vornahme der Schlußvertheilung unterliegt der Genehmigung des Gerichts. 8 162. Zur Abnahme der Schlußrechnung, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Vermögensstücke bestimmt das Gericht einen Schlußtermin, welcher nicht unter drei Wochen und nicht über einen Monat hinaus anzuberaumen ist. Die Bestimmungen deL 8 158 Abs. 2 finden auf die Schlußvertheilung Anwendung.

51

KO.

§ 176. Auf Antrag des Verwalters und, wenn ein Gläubiger­ ausschuß bestellt ist, des letzteren kann das Gericht den Bergleichsvorschlag zurilckweisen, wenn bereits in dem Konkursverfahren ein Vergleichsvorschlag von den Gläubigern abgelehnt oder von dem Gerichte verworfen oder von dem Gemeinschuldner nach der öffentlichen Bekanntmachung des Vergleichs­ termins zurückgezogen worden ist.

S 177. Wird der Vergleichsvorschlag nicht zurückgewiesen, so hat der Gläubigerausschuß sich über die Annehmbarkeit des Vorschlags zu erklären. Erllärt der Gläubigerausschuß den Vorschlag nicht für annehmbar, so ist ein Widerspruch des Gemeinschuldners gegen die Verwerthung der Maffe nicht zu berücksichtigen. § 178. Der Vorschlag und die Erklärung des GläubigerausschuffeS stnd auf der Gerichtsschreiberei zur Einsicht der Betheiligten niederzulegen. § 179. Der Vergleichstermin soll nicht über einen Monat hinaus anberaumt werden. Der Termin ist öffentlich bekannt zu machen. Zu demselben sind der Gemeinschuldner, der Verwalter, sowie unter Mittheilung des Vergleichsvorschlags und des Ergebnisses der Erklärung des Gläubigerausschuffes die nicht bevorrechtigten Konkursgläubiger, welche Forderungen angemeldet haben, besonders zu laden. In der Bekanntmachung ist zu bemerken, daß der Dergleichsvorschlag und die Erklärung des Gläubigerausschusses auf der Gcrichtsschreiberei deS Konkursgerichts zur Einsicht der Bethelligten niedergelegt seien.

§ 180. Auf Antrag des Gemeinschuldners und, wenn ein Gläubiger­ ausschuß bestellt ist, des letzteren kann das Gericht den Vergleichsterinin mit dem allgemeinen Prüfnngstermine verbinden. § 181. Der Vergleich muß allen nicht bevorrechtigten Konkurs­ gläubigern gleiche Rechte gewähren. Eine ungleiche Bestimmung der Rechte ist nur mit ausdrücklicher Einwilligung der zurückgesetzten Gläubiger zulässig. Jedes andere Abkommen des Gemeinschuldners oder anderer Personen mit einzelnen Gläubigern, durch welches diese bevorzugt werden sollen, ist nichtig. § 182. Zur Annahme des Vergleichs ist erforderlich, daß 1. die Mehrzahl der in dem Termine anwesenden stimmberechtigten Gläubiger dem Vergleiche ausdrücklich zustimmt, und 2. die Gesammtsumme der Forderungen der zustimmenden Gläubiger wenigstens drei Viertheile der Gesammtsumme aller zum Stimmen berechtigenden Forderungen beträgt. Wird nur eine der Mehrheiten erreicht, so kann der Gemeinschuldner bis zum Schluffe des Termins die einmalige Wiederholung der Abstimmung in einem neuen Termine verlangen. Das Gericht hat denselben zu bestimmen und im Termine zu verkünden. 8 183. Bei der Berechnung der nach § 182 Abs. 1 Nr. 1, 2 erforderlichen Mehrheiten bleibt der Ehegatte des Gemeinschuldners cußer Betracht, wenn er dem Vergleiche zugestimmt hat. Das Gleiche gilt von demjenigen» welchem der Ehegatte des GeneinschuldnerS während des Konkursverfahrens oder in dem letzten Jahre vor

KO. Zweites Buch. Konkursverfahren.

51

der Eröffnung des Verfahrens eine Forderung gegen den Gemeinschuldner abgetreten hat, soweit das Stimmrecht auf der abgetretenen Forderung beruht. Diese Vorschrift findet keine Anwendung, wenn der Ehegatte zu der Abtretung durch das Gesetz oder durch einen Vertrag verpflichtet war, welcher früher als ein Jahr vor der Eröffnung deS Konkursverfahrens geschloffen wurde. § 184. Der angenommene Zwangsvergleich bedarf der Bestätigung des Konkursgerichts. Das Gericht entscheidet, nachdem es die Gläubiger, den Verwalter und den Gläubigerausschuß in dem Vergleichstermine oder einem zu ver­ kündenden Termine gehört hat.

§ 185. Der Beschluß, durch welchen der Zwangsvergleich bestätigt oder verworfen wird, ist zu verkünden. 8 186.

Der Vergleich ist zu verwerfen:

1. wenn die für das Verfahren und den Abschluß des Vergleichs gegebenen Vorschriften nicht beobachtet sind, und das Fehlende nicht ergänzt werden kann;

2. wenn ein Fall der Unzulässigkeit eines Zwangsvergleichs nachträglich eingetreten ist. 8.187. Der Vergleich ist zu verwerfen, wenn er dm Gläubigem nicht mindestens den fünften Theil ihrer Fordemngen gewährt und dieses Ergebniß auf ein unredliches Verhalten des Gemeinschuldners, insbesondere darauf zurückzuführen ist, daß der Gemeinschuldner durch ein solches Ver­ halten die Eröffnung des Konkursverfahrens verzögert hat. Der Vergleich kann verworfen werden, wenn das gleiche Ergebniß auf ein leichtsinniges Verhalten des Gemeinschuldners zurückzuführen ist. § 188. Der Vergleich ist auf Antrag eines nicht bevorrechtigten Konkursgläubigers, welcher stimmberechtigt war oder seine Fordemng glaubhaft macht, zu verwerfen:

1. wenn der Vergleich durch Begünstigung eines Gläubigers oder sonst in unlauterer Weise zu Stande gebracht ist; 2. wenn der Vergleich dem gemeinsamen Jntereffe der nicht bevorrechtigten Konkursgläubiger widerspricht.

Der Antrag ist nur zuzulaffen, wenn die Thatsachen, auf welche derselbe gegründet wird, glaubhaft gemacht werden.

8 189. Die sofortige Beschwerde gegen den Beschluß, durch welchm der Vergleich bestätigt oder verworfen ist, steht dem Gemeinschuldner und jedem nicht bevorrechtigten Konkursgläubiger zu, welcher stimmberechtigt war oder seine Fordemng glaubhaft macht. Die Frist zur Einlegung der Beschwerde beginnt mit der DeMndung deS Beschlusses. Eine Anfechtung der Entscheidung deS Beschwerdegerichts findet nicht statt.

51

KO.

§ 190. Sobald der Vergleich rechtskräftig bestätigt ist, beschließt das Gericht die Aushebung des Konkursverfahrens. Eine Anfechtung des Beschlusses findet nicht statt. Der Beschluß und der Grund der Aufhebung sind öffentlich bekannt zu machen. Die Vorschriften der §§ 111 Abs. 2, 112, 113 finden entsprechende Anwendung.

§ 191. Der Verwalter hat auS der Konkursmasse die Masseansprüche zu berichtigen. Die bestrittenen Maffeansprüche find sicher zu stellen. Die bevorrechtigten Konkursforderungen find, insoweit sie festgestellt find, zu berichtigen, insoweit sie glaubhaft ge.nacht sind, sicher zu stellen. 8 192. Soweit der Zwangsvergleich nicht ein Anderes bestimmt, erhält der Gemeinschuldner das Recht zurück, über die Konkursmasse frei zu verfügen. § 193. Der rechtskräftig bestätigte Zwangsvergleich ist wirksam für und gegen alle nicht bevorrechtigten Konkursgläubiger, auch wenn dieselben an dem Konkursverfahren oder an der Beschlußfassung über den Vergleich nicht Theil genommen oder gegen den Vergleich gestimmt haben. Die Rechte der Gläubiger gegen Mitschuldner und Bürgen des Gemeinschuldners, sowie die Rechte aus einem für die Forderung bestehenden Pjandrecht, aus einer für sie bestehenden Hypothek, Grundschuld oder Rentcnschuld oder aus einer zu ihrer Sicherung eingetragenen Vormerkung werden durch den Zwangsvergleich nicht berührt. 8 194. Aus dem rechtskräftig bestätigten Zwangsvergleiche findet !ür die Konkursgläubiger, deren Forderungen festgestellt und nicht von >em Gemeinschuldner in dem Prüfungstermine ausdrücklich bestritten worden sind, gegen den Gemeinschuldner und diejenigen, welche in dem Vergleiche für dessen Erfüllung neben dem Gemeinschuldner ohne Vorbehalt der Einrede der Vorausklage Verpflichtungen übernommen haben, die Zwangsvollstreckung unter entsprechender Anwendung der §§ 724—793 der Civilprozeßordnung und des § 164 Abs. 3 dieses Gesetzes statt.

8 195. Eine Klage auf Aufhebung des Zwangsvergleichs dem Grunde der Nichterfüllung desselben findet nicht statt.

aus

8 196. Wenn der Zwangsvergleich durch Betrug zu Stande gebracht ist, so kann jeder Gläubiger den vergleichsmüßigcn Erlaß seiner Forderung anfechten, unbeschadet der ihm durch den Vergleich gewährten Rechte. Die Anfechtung ist nur zulässig, wenn der Gläubiger ohne Ver­ schulden außer Stande war, den Ansechtungsgrund in dem Bestätigungs­ verfahren geltend zu machen. 8 197. Die rechtskräftige Derurtheilung des Gemeinschulduers wegen betrüglichen Bankcrutts hebt für alle Gläubiger den durch den Zwangsvergleich begründeten Erlaß auf, unbeschadet der ihnen durch den Vergleich gewährten Rechte.

KO. Zweites Buch. Konkursverfahren.

51

Auf Antrag eines Gläubigers kann das Konkursgericht Sicherheits­ maßregeln gegen den Gemeinschuldner schon vor der rechtskräftigen Aerurtheilung desselben anordnen.

§ 198. Im Falle der rechtskräftigen Verurtheilung wird, wenn genügende Maße vorhanden ist oder ein zur Deckung der im § 58 Nr. 1, 2 bezeichneten Massekosten ausreichender Geldbetrag vorgeschossen wird, das Konkursverfahren auf Antrag eines Konkursgläubigers wieder ausgenommen. Die Wiederaufnahme erfolgt durch Beschluß des Gerichts. Auf den Zeitpunkt der Wiederaufnahme und die Bekanntmachung derselben finden die Vorschriften der §§ 108, 111—113 entsprechende Anwendung. § 199. Für die Anfechtung von Rechtshandlungen, welche in der Zeit von der Aushebung bis zur Wiederaufnahme des Konkursverfahrens vorgenonlmen sind, sowie für die in diesem Zeitraume entstandenen Aufrechnungsbefugnisse gilt, wenn nicht inzwischen eine Zahlungseinstellung erfolgt ist, als Tag der Zahlungseinstellung der Tag des ersten die Verurtheilung des Gemeinschuldners aussprechenden Urtheils.

§ 200. An dem aufgenommenen Verfahren nehmen die Gläubiger, für und gegen welche der Vergleich wirksam war, mit dem noch nicht getilgten Betrage ihrer ursprünglichen Forderungen Theil. Die neuen Gläubiger des Gemeinschuldners sind zur Theilnahme an dem Verfahren berechtigt. Dieselben haben keinen Anspruch auf Be­ friedigung aus einer für die Erfüllung des Zwangsvergleichs bestellten Sicherheit. § 201. Das Verfahren ist so weit als nöthig zu wiederholen. Früher geprüfte Forderungen werden nur hinsichtlich einer inzwischen «tngetretenen Tilgung von neuem geprüft. Siebenter Titel.

Einstellung des Verfahrens. 202. Das Konkursverfahren ist auf Antrag des Gemeinschuldners einzustrllen, wenn er nach dem Ablaufe der Anmeldefrist die Zustimmung aller Konkursgläubiger, welche Forderungen angemeldet haben, beibringt. Inwieweit es der Zustimmung oder der Sicherstellung von Gläubigern bedarf, deren Forderungen angemeldet aber nicht festgestellt sind, entscheidet das Konkursgericht nach freiem Ermessen. Das Verfahren kann auf Antrag deS Gemeinschuldners vor dem Ablaufe der Anmeldefrist eingestellt werden, wenn außer den Gläubigern, deren Zustimmung der Gcmeinschuldner beibringt, andere Gläubiger nicht bekannt sind.

§ 203. Der Antrag ist öffentlich bekannt zu machen und mit den zustimnlenden Erklärungen auf der Gerichtsschreiberei zur Einsicht der Konkursgläubiger niederzulegen. Die Konkursgläubiger können binnen einer mit der öffentlichen Bekanntmachung bcQimicnben Frist von einer

51

KO.

Woche Widerspruch gegen den Antrag erheben. Im Falle de8 § 202 Abs. 1 steht der Widerspruch jedem Gläubiger zu, welcher bis zum Ab­ laufe der Frist eine Forderung angemeldet hat. Das Gericht beschließt über die Einstellung nach Anhörung deS Gemeinschuldners und des Verwalters. Im Falle eines Widerspruchs ist auch der widersprechende Gläubiger zu hören.

8 204. DaS Gericht kann das Konkursverfahren einstellen, sobald sich ergiebt. daß eine den Kosten deS Verfahrens entsprechende Konkurs­ maste nicht vorhanden ist. Die Einstellung unterbleibt, wenn ein zur Deckung der im 8 58 Nr. 1, 2 bezeichneten Mastekosten ausreichender Geldbetrag vorgeschosten wird. Bor der Einstellung soll die Gläubigerversammlung gehört werden.

8 205. Der Einstellungsbeschluß und der Grund der Einstellung find öffentlich bekannt zu machen. Die Vorschriften der 83 Hl Abs. 2, 112, 113. 191 finden ent­ sprechende Anwendung. 8 206. Der Gemeinschuldner erhält das Recht zurück, über die Konkursmafle frei zu verfügen. Die Vorschriften des 8 164 finden entsprechende Anwendung.

Achter Titel.

Besondere Bestimmungen. 8 207. I. Ueber das Verinögen einer Aktiengesellschaft findet da« Konkursverfahren außer dem Falle der Zahlungsunfähigkeit in dem Falle der Ueberschuldung statt. Nach Auflösung einer Aktiengesellschaft ist die Eröffnung des Ver­ fahrens so lange zulässig, als die Vertheilung des Vermögens nicht vollzogen ist. 8 208. Zu dem Anträge auf Eröffnung des Verfahrens ist außer den Konkursgläubigern jedes Mitglied des Vorstandes und jeder Liquidator berechtigt. Wird der Antrag nicht von allen Mitgliedern des Vorstandes oder allen Liquidatoren gestellt, so ist derselbe zuzulassen, wenn die Zahlungs­ unfähigkeit oder Ueberschuldung glaubhaft gemacht wird. Das Gericht hat die übrigen Mitglieder oder Liquidatoren nach Maßgabe des 8 103 Abs. 2, 3 zu hören.

8 209. Im Falle der Zahlungsunfähigkeit einer offenen Handels­ gesellschaft, einer Kommanditgesellschast oder einer Kommanditgesellschaft auf Aktien findet über das Gesellschaftsvcrmögen ein selbständiges Konkurs verfahren statt. Ueber das Verinögen einer Kommanditgesellschast auf Aktien findet das Konkursverfahren auch iin Falle der Ueberschuldung statt. Die Vorschrift deS 8 207 Abs. 2 findet entsprechende Anwendung

KO. Zweites Buch. Konkursverjahren.

51

§ 210. Zu dem Anträge auf Eröffnung de8 Verfahrens ist außer dm Konkursgläubigern jeder persönlich haftende Gesellschafter und jeder Liquidator berechtigt. Wird der Antrag nicht von allen persönlich haftenden Gesellschaftern oder allen Liquidatoren gestellt, so ist berfelbc zuzulassen, wenn bei der offenen Handelsgesellschaft oder der Kommanditgesellschaft die Zahlungsunfähigkeit, bei der Kommanditgesellschaft auf Aktien die Zahlungsunfähigkeit oder die Ueberschuldung glaubhaft gemacht wird. Das Gericht hat die übrigen persönlich hastenden Gesellschafter oder die Liquidatoren nach Maßgabe des 8 105 Abs. 2, 3 zu hören.

8 211. Ein Zwangsvergleich kann nur auf Vorschlag aller persön­ lich haftenden Gesellschafter geschloffen werden. Der Zwangsvergleich begrenzt, soweit er nicht ein Anderes festfetzt, zugleich den Umfang der persönlichen Haftung der Gesellschafter. 8 212. In dem Konkursverfahren über das Privatvermögen eines persönlich hastenden Gesellschafters können die Gesellschaftsgläubiger, wenn daS Konkursverfahren über das Gesellschaftsvermögen eröffnet ist, Befriedigung nur wegen desjenigen Betrags suchen, für welchen sie in dem letzteren Verfahren keine Besinedigung erhalten. Bei den Vertheilungen sind die Antheile auf den vollen Betrag der Gesellschaftsfordemngen zurückzubehalten, bis der Ausfall bei dem Gesellschaftsvermögen feststeht. Im Uebrigen finden auf die bezeichneten Forderungen die Vor­ schriften der 83 64, 96 entsprechende Anwendung.

8 213. Auf daS Konkursverfahren über daS Vermögen einer juristischen Person, sowie eines Vereins, der als solcher verklagt werden kann, finden die Vorschriften der 88 207, 208 entsprechende Anwendung. 8 214. II. Für das Konkursverfahren über einen Nachlaß ist das Amtsgericht ausschließlich zuständig, bei welchem der Erblaffer zur Zeit seines Todes den allgemeinen Gerichtsstand gehabt hat.

8 215. Die Eröffnung des Verfahrens setzt die Ueberschuldung deS NachlaffeS voraus. 8 216. Die Eröffnung des Verfahrens wird nicht dadurch gehindert, daß der Erbe die Erbschaft noch nicht angenommen hat, oder daß er für die Nachlaßverbindlichkeiten unbeschränkt haftet. Bei dem Vorhandensein mehrerer Erben ist die Eröffnung des Verfahrens auch nach der Thellung des Nachlaffes zulässig. 8 217. Zu dem Antrag auf Eröffnung deS Verfahrens ist jeder Erbe, der Nachlaßverwalter, sowie ein anderer Nachlaßpfleger, ein Testamentsvollstrecker, dem die Verwaltung des Nachlaffes zusteht, und jeder Nachlaßgläubiger berechtigt. Wird der Antrag nicht von allen Erben gestellt, so ist er zuzulaffen, wenn die Ueberschuldung glaubhaft gemacht wird. DaS Gericht hat die übrigen Erben, soweit thunlich, zu hören.

KO.

51

Steht die Verwaltung des Nachlasses einem Testamentsvollstrecker zu, so ist, wenn der Erbe die Eröffnung des Verfahrens beantragt, der Testamentsvollstrecker, wenn der Testamentsvollstrecker den Antrag stellt, der Erbe zu hören.

§ 218. Ist eine Ehefrau die Erbin und gehört der Nachlaß zum eingebrachten Gute oder zum Gesammtgute, so kann sowohl die Ehefrau als der Ehemann die Eröffnung des Verfahrens beantragen, ohne daß die Zustimmung des anderen Theiles erforderlich ist. Das Gleiche gilt, wenn der Nachlaß zum Gesammtgute gehört, auch nach Beendigung der Gemeinschaft. Wird der Antrag nicht von beiden Ehegatten gestellt, so ist er zuzulaffen, wenn die Uebcrschuldung glaubhaft gemacht wird. Das Gericht hat den anderen Ehegatten, wenn thunlich, zu hören.

§ 219. Ein Nachlaßgläubigcr, der int Aufgebotsverfahren aus­ geschlossen ist oder nach § 1974 des Bürgerlichen Gesetzbuchs einem aus­ geschlossenen Gläubiger gleichstcht, kann die Eröffnung des Verfahrens nur beantragen, wenn über das Vermögen des Erben das Konkursverfahren eröffnet ist. Das Gleiche gilt von einem Vcrmächtnißnchmcr, sowie von demjenigen, welcher berechtigt ist, die Vollziehung einer Auflage zu fordern. Ist eine Ehefrau die Erbin und gehört der Nachlaß zum Gesammtgute, so können die im Abs. 1 bezeichneten Gläubiger den Antrag nur stellen, wenn über das Vermögen des Ehemanns das Konkursverfahren eröffnet ist. § 220. Die Eröffnung des Verfahrens kann von einem Nachlaß­ gläubiger nicht mehr beantragt werden, wenn seit der Annahme der Erb­ schaft zwei Jahre verstrichen sind. § 221. Auf Grund einer nach dem Eintritte des Erbfalls gegen den Nachlaß erfolgten Maßregel der Zwangsvollstreckung oder der Arrest­ vollziehung kann abgesonderte Befriedigung nicht verlangt werden. Eine nach dem Eintritte deS Erbfalls im Wege der einstweiligen Verfügung erlangte Vormerkung ist unwirffam. § 222. Hat der Erbe vor der Eröffnung des Verfahrens aus dem Nachlasse Pflichtthcilsansprüche, Vermächtnisse oder Auslagen erfüllt, so ist tue Leistung in gleicher Weise ansechtbar wie eine unentgeltliche Verfügung des Erben.

§ 223. Dem Erben steht wegen der ihm nach den 83 1978, 1979 des Bürgerlichen Gesetzbuchs aus dem Nachlasse zu ersetzenden Auf­ wendungen ein Zurückbehaltungsrecht nicht zu.

§ 224. Masseschulden sind außer den im § 59 bezeichneten Ver­ bindlichkeiten : 1. die dem Erben nach den §§ 1978, 1979 des Bürgerlichen Gesetz­ buchs auS dem Nachlasse zu ersetzenden Aufwendungen; 2. die Kosten der standesmäßigen Beerdigung des Erblassers; 3. die im Falle der Todeserklärung des Erblassers dem Nachlasse zur Last fallenden Kosten des Verfahrens;

KO. Zweites Buch. Konkursverfahren.

51

4. die Kosten der Eröffnung einer Verfügung des ErblafferS von TodeSwegen, der gerichtlichen Sicherung des Nachlasses, einer Nachlaß­ pflegschaft, des Aufgebots der Nachlaßgläubiger und der Inventar­ errichtung;

5. die Verbindlichkeiten aus den von einem Nachlaßpfleger oder einem Testamentsvollstrecker vorgenommcnen Rechtsgeschäften;

6. die Verbindlichkeiten, welche für den Erben gegenüber einem Nachlaß­ pfleger, einem Testamentsvollstrecker oder einem Erben, der die Erbschaft auSgeschlagen hat, aus der Geschäftsführung dieser Personen entstanden sind, soweit die Nachlaßgläubiger verpflichtet sein wurden, wenn die bezeichneten Personen die Geschäfte für sie zu besorgen ge­ habt hätten.

8 225. Der Erbe kann die ihm gegen bett Erblasser zustehenden Ansprüche geltend machen. Hat der Erbe eine Nachlaßverbindlichkeit berichtigt, so tritt er, soweit nicht die Berichtigung nach § 1979 des Bürgerlichen Gesetzbuchs als für Rechnung des Nachlasses erfolgt gilt, an die Stelle dcS Gläubigers, es sei denn, daß er für die Nachlaßverbindlichkeiten unbeschränkt haftet. Haftet der Erbe einem einzelnen Gläubiger gegenüber unbeschränkt, so kann er dessen Forderung für den Fall geltend machen, daß der Gläubiger sie nicht geltend macht. 8 226. In dem Verfahren kann jede Nachlaßverbindlichkeit geltend gemacht werden. Nachstehende Verbindlichkeiten werden erst nach allen übrigen Ver­ bindlichkeiten und in folgender Rangordnung, bei gleichem Range nach Verhältniß ihrer Beträge, berichtigt: 1. die seit der Eröffnung des Verfahrens laufenden Zinsen der im § 61 bezeichneten Forderungen;

2. die gegen den Erblasser erkannten Geldstrafen; L. die Verbindlichkeiten aus Lebenden;

einer Freigebigkeit des Erblassers unter

4. die Verbindlichkeiten gegenüber Pflichttheilsbercchtigtcn; 5. die Verbindlichkeiten aus den vom Erblasser angeordneten Vermächt­ nissen und Auflagen.

Ein Verniächtniß, durch welches das Recht des Bedachten auf den Pflichttheil nach § 2307 des Bürgerlichen Gesetzbuchs ausgeschlossen wird, steht, soweit es den Pflichttheil nicht übersteigt, im Range den PflichttheilSrechten gleich. Hat der Erblasser durch Verfügung von Todeswegen angeordnet, daß ein Vermächtniß oder eine Auflage vor einem anderen Vermächtniß oder einer anderen Auflage erfüllt werden soll, so hat das Vermächtniß oder die Auflage den Vorrang. Die Verbindlichkeiten, in Ansehung deren der Gläubiger im Wege deS Aufgebotsverfahrens ausgeschlossen ist oder nach § 1974 des Bürger­ lichen Gesetzbuchs einem ausgeschlossenen Gläubiger gleichsteht, werden erst nach den im Abs. 2 Nr. 1—3 bezeichneten Verbindlichkeiten und, soweit

Jaeger, Reichszivilgesetze. 3. Ausl.

51

KO.

sie zu den im Abs. 2 Nr. 4, 5 bezeichneten Verbindlichkeiten gehören, erst nach den Verbindlichkeiten berichtigt, mit denen sie ohne die Beschränkung gleichen Rang haben würden. Im klebrigen wird durch die Beschränkungen an der Rangordnung nichts geändert.

§ 227. Mit den im § 226 Abs. 2 Nr. 2—5, Abs. 4 bezeichneten Forderungen werden die bis zur Eröffnung des Verfahrens ausgelaufenen und die seit der Eröffnung laufenden Zinsen an derselben Stelle angcsetzt.

§ 228. Was in Folge der Anfechtung einer von dem Erblasser oder ihm gegenüber vorgenommenen Rechtshandlung zur Konkursmasse zurückgewährt wird, darf nicht zur Berichtigung der im § 226 Abs. 2 Nr. 4, 5 bezeichneten Verbindlichkeiten verwendet werden. Auf dasjenige, was der Erbe auf Grund der Vorschriften der 88 1978—1980 des Bürgerlichen Gesetzbuchs zu der Maffe zu ersehen hat, haben die Gläubiger, die im Wege des Aufgebotsverfahrens aus­ geschlossen sind oder nach 8 1974 des Bürgerlichen Gesetzbuchs einem aus­ geschlossenen Gläubiger gleichstehen, nur insoweit Anspruch, als der Erbe auch nach den Vorschriften über die Herausaabe einer ungerechtfertigten Bereicherung ersatzpflichtig sein toürbe.'

§ 229. Die in dem Aufgebotsverfahren zum Zwecke der Aus­ schließung von Nachlaßgläubigern angemeldeten und nicht ausgeschloffenen Forderungen gelten als auch im Nachlaßkonkurs angemeldet, sofern das Aufgebot von dem Gerichte, bei welchem der Konkurs anhängig wird, erlassen und das Verfahren nicht vor der Eröffnung des Konkursverfahrens ohne Erlassung des Ausschlußurtheils erledigt ist. § 230. Ein Zwangsvergleich kann nur auf den Vorschlag aller Erben geschloffen werden. Die Gläubiger, welchen die im 8 226 Abs. 2 Nr. 2—5, Abs. 4 bezeichneten Forderungen zustehen, nehmen an dem Zwangsvcrgleiche nicht Theil, sie sind jedoch vor der Bestätigung zu hören. Macht einer von ihnen glaubhaft, daß der Zwangsverglcich sein berechtigtes Interesse verletzt, so ist auf seinen Antrag der Zwangsvergleich zu verwerfen; gegen die Bestätigung steht ihm die sofortige Beschwerde nach 8 189 zu. § 231. Die Vorschriften deS § 223, des § 224 Nr. 1 und deS 8 225 Abs. 2, 3 gelten für den Vorerben auch nach dem Eintritte der Nacherbfolge. § 232. Hat der Erbe die Erbschaft verkauft, so tritt der Käufer in Ansehung deS Verfahrens an seine Stelle. Der Erbe ist wegen einer Nachlaßvcrbindlichkeit, die im Verhältnisse zwischen ihm und dem Käufer diesem zur Last fällt, in derselben Weise wie ein Nachlaßgläubigcr zu dem Antrag auf Eröffnung des Verfahrens berechtigt. Das gleiche Recht steht ihm auch wegen einer anderen Nachlaß­ verbindlichkeit zu, es sei denn, daß er unbeschränkt hastet oder daß eine Nachlaßverwaltung angcordnet ist. Die Vorschriften des § 223, des 8 224 Nr. 1 und des § 225 gelten für den Erben auch nach dem Verkaufe der Erbschaft.

KO. Zweites Buch. Konkursverfahren

51

§ 233. Die Vorschriften des § 232 finden entsprechende An­ wendung, wenn Jemand eine durch Vertrag erworbene Erbschaft verkauft oder sich zur Veräußerung einer ihm angcfallencn oder anderweit von ihm erworbenen Erbschaft in sonstiger Weise verpflichtet hat.

§ 234. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Erben finden, wenn auch über den Nachlaß das Konkursverfahren eröffnet, oder wenn eine Nachlaßverwaltung angcordnet ist, auf Nachlaßgläubiger, denen gegenüber der Erbe unbeschränkt haftet, die Vorschriften der §§ 64, 96, 153, 155, 156, des § 168 Nr. 3 und deS § 169 entsprechende An­ wendung. Das Gleiche gilt, wenn eine Ehesrau die Erbin ist und der Nach­ laß zum Gcsammtgute gehört, auch in dem Konkursverfahren über das Vermögen des Ehemanns. 1 § 235.

Ueber

einen

Erbtheil

findet

ein

Konkursverfahren

nicht statt.

§ 236. Die Vorschriften der §§ 214—234 finden im Falle der fortgesetzten Gütergemeinschaft auf das Konkursverfahren über das Gesammtgut entsprechende Anwendung. Konkursgläubiger sind nur die Gesammtgutsglüubiger, deren Forderungen schon zur Zeit des Eintritts der fort­ gesetzten Gütergemeinschaft bestanden. Zu dem Antrag auf Eröffnung deS Verfahrens ist ein Gläubiger nicht berechtigt, dem gegenüber der über­ lebende Ehegatte zu dieser Zeit persönlich hastete. Die antheilöbercchtigten Abkömmlinge sind zu dem Anträge nicht berechtigt; das Gericht hat sie, soweit thunlich, zu hören. § 237. III. Besitzt ein Schuldner, über besten Vermögen im Auslande ein Konkursverfahren eröffnet worden ist, VermögenSgegenstände im Jnlande, so ist die Zwangsvollstreckung in das inländische Vermögen zulässig. Ausnahmen von dieser Bestimmung können unter Zustimmung des BundeSrathS durch Anordnung deS Reichskanzlers getroffen werden. § 238. Das Konkursverfahren umfaßt nur das im Jnlande befindliche Vermögen, wenn der Schuldner im Deutschen Reiche eine gewerbliche Niederlassung, aber keinen allgemeinen Gerichtsstand hat. Hat ein Schuldner im Deutschen Reiche weder eine gewerbliche Niederlassung noch einen allgemeinen Gerichtsstand, so findet ein Konkurs­ verfahren über das int Jnlande befindliche Vermögen des Schuldners statt, wenn er im Jnlande ein mit Wohn- und Wirthschastsgebüuden versehenes Gut als Eigenthümer, Nutznießer oder Pächter bewirthschaftet. Für das Verfahren ist das Amtsgericht ausschließlich zuständig, in dessen Bezirke das Gut sich befindet. Ist im Auslande ein Konkursverfahren eröffnet, so bedarf es nicht des Nachweises der Zahlungsunfähigkeit zur Eröffnung des inländischen Verfahrens.

51

Drittes Buch.

Strafbestimmungen. § 239. Schuldner, welche ihre Zahlungen eingestellt haben, oder über deren Vermögen das Konkursverfahren eröffnet worden ist, werden wegen betrüglichen Bankerutts mit Zuchthaus bestraft, wenn sie in der Absicht, ihre Gläubiger zu benachtheiligen, 1. Vermögensstücke verheimlicht ober bei Seite geschafft haben, 2. Schulden oder Rechtsgeschäfte anerkannt oder ausgestellt haben, welche ganz oder theilweise erdichtet sind, 3. Handelsbücher zu führen unterlassen haben, deren Führung ihnen gesetzlich oblag, oder 4. ihre Handelsbücher vernichtet oder verheimlicht oder so geführt oder verändert haben, daß dieselben keine Uebersicht des Vermögenszustandes gewähren. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefüngnißstrafe nicht unter drei Monaten ein.

§ 240. Schuldner, welche ihre Zahlungen eingestellt haben, oder Über deren Vermögen das Konkursverfahren eröffnet worden ist, werden wegen einfachen Bankerutts mit Gefängniß bestraft, wen» sie 1. durch Aufwand, Spiel oder Wette oder durch Differenzhandel mit Waaren oder Börsenpapieren übermäßige Summen verbraucht haben oder schuldig geworden sind; 2. in der Absicht, die Eröffnung des Konkursverfahrens hinauszuschieben, Waaren oder Werthpapiere auf Kredit entnommen und diese Gegen­ stände erheblich unter dem Werthe in einer den Anforderungen einer ordnungsmäßigen Wirthschaft widersprechenden Weise veräußert oder sonst weggegeben haben; 3. Handelsbücher zu führen unterlassen haben, deren Führung ihnen gesetzlich oblag, oder dieselben verheimlicht, vernichtet oder so un­ ordentlich geführt haben, daß sie keine Uebersicht ihres Vermögens­ zustandes gewähren, oder 4. es gegen die Bestimmung des Handelsgesetzbuchs unterlassen haben, die Bilanz ihres Vermögens in der vorgcschriebenen Zeit zu ziehen. Neben der Gefängnißstrafe kann in den Fällen der Nr. 1, 2 auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. Sind mildernde Umstände vorhanden, so kaun aus Geldstrafe bis zu sechstausend Mark erkannt werden.

§ 241. Schuldner, welche ihre Zahlungen eingestellt haben, oder über deren Vermögen das Konkursverfahren eröffnet worden ist, werden mit Gefängniß bis zil zwei Jahren bestraft, toemi sie, obwohl sie ihre

KO. Drittes Buch. Strafbestimmungen

51

Zahlungsunfähigkeit kannten, einem Gläubiger in der Absicht, ihn vor den übrigen Gläubigern zu begünstigen, eine Sicherung oder Befriedigung gewährt haben, welche derselbe nicht oder nicht in der Art oder nicht zu der Zeit zu beanspruchen hatte. Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann auf Geldstrafe bis zu sechstausend Mark erkannt werden.

§ 242. Mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren wird bestraft, wer 1. im Jnteresie eines Schuldners, welcher seine Zahlungen eingestellt hat, oder über dessen Vermögen das Konkursverfahren eröffnet worden ist, Vermögensstücke desselben verheimlicht oder bei Seite geschafft hat, oder 2. im Interesse eines solchen Schuldners, oder, um sich oder einem Anderen Vermögensvortheil zu verschaffen, in dem Verfahren erdichtete Forderungen im eigenen Namen oder durch vorgeschobene Personen geltend gemacht hat. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnißstrafe oder Geldstrafe bis zu sechstausend Mark ein. § 243. Ein Gläubiger, welcher sich von dem Gemeinschuldner oder anderen Personen besondere Vortheile dafür hat gewähren oder ver­ sprechen lassen, daß er bei den Abstimmungen der Konkursgläubiger in einem gewissen Sinne stimme, wird mit Geldstrafe bis zu dreitausend Mark oder mit Gefängniß bis zu einem Jahre bestraft.

§ 244. Die Strafvorschriften der §§ 239—241 finden gegen die Mitglieder des Vorstandes einer Aktiengesellschaft oder eingetragenen Ge­ nossenschaft und gegen die Liquidatoren einer Handelsgesellschaft oder ein­ getragenen Genoffenschaft, welche ihre Zahlungen eingestellt hat, oder über deren Vermögen das Konkursverfahren eröffnet worden ist, Anwendung, wenn sie in dieser Eigenschaft die mit Strafe bedrohten Handlungen begangen haben.

52. Einfübrungsgcselz zur Konkursordnung vom 10. Februar 1S77.

lRe,ch«ges,tzbIatt 1877 S. 390—394).*)

§ 1. Die Konkursordnung tritt im ganzen Umfange deS Reichs gleichzeitig mit dem GerichtSversassungSgesetze in Kraft.

§ 2. Gesetz im Sinne der Konkursordnung und dieses Gesetzes ist jede Rechtsnorm. § 3. Tie den Konkurs betreffenden Vorschriften der Reichsgesetze werden durch die Konkursordnung nicht berührt. Au'gehoben werden: 1. die Vorschriften des 8 51 des Gesetzes, betreffend die privatrechtliche Stellung der Erwerbs- und Wirtschastsgenosscnschasten, vom 4. Juli 1868, sowie die im § 48 desselben Gesetzes bestimmte Zuständigkeit des Handelsgerichts; 2. die Vorschriften der 88 13—18 des Gesetzes, betreffend die Gewährung der Rechtehülfe, vom 21. Juni 1869; 3. die Vorschriften der 88 281—283 deS Strafgesetzbuchs. Der Ait/k'd 80 der Wechsdmtng uird dtthin abgeändeit, dass die Verjährung auch nach Massgabe 'des § 13 der Konkursordnung unterbrochen wird.*)

§ 4. Aufgehoben werden die Vorschriften der LandeSgesctze über Konkurs-, Falliments-, Gant-, Debit-Verfahren, über gerichtliche, zur Ab­ wendung oder Einleitung eines solchen Verfahrens dienende Stundungs­ und Rochlaßverhandlungen, konkursmäßige Einleitungen, Vermögensuntersuchungen, über die Rechtswohltat der Eütcrabtrctung und die landes­ herrliche oder gerichtliche Bewilligung einer allgemeinen ZahlungSstundung. sowie über das Konkurereckt, insoweit riicht rn der Konkursordnung auf dieselben verwiesen oder bestimmt ist, daß sie nicht berührt werden. Aufgehoben werden die Strafvorschristen, welche rücksichtlich t>#S Konkurses in den Landesgcsctzen enthalten sind. § 5. Unberührt bleiben die landcsgcsetzlichcn Vorschriften, welche die Lehen, Stammgüter oder Familienfideikommisse betreffen. *) Abgeändert durch Art. II des in der EmgangSnote zu 51 genannten Gesetzes vom 17 Mal 1898 *) Abs 3 ist gegenstandslos, nachdem Art. 80 WO. durch Art. 8 Nr. 2 EG. HEB. vom 10 Mai 1827 ou'gehoben worden ist Ein vierter Absatz war bereits durch § 153 Abs 1 oeS GenossemchastSgesetzeS vom 1 Mar 1889 aufgehoben worden

EG. KO.

SS

§ 6. Die Bestimmungen her §§ 193,194,214*) bei Konkursordnung finden aus registrierte Gesellschaften, welche auf Grund dcS bayerischen Gesetzes vom 29. April 1869, betreffend die privatrechtliche Stellung der Erwerbs­ und WirtschastSgesellschasten, bestehen, entsprechende Anwendung. Die Gesellschaft wird in dem Konkursverfahren durch den Borstand oder die Liquidatoren vertreten. Ein Zwangsvergleich findet nicht statt.

§ 7. In Ansehung der Landesherren und der Mitglieder der landesherrlichen Familien sowie der Mitglieder der Fürstlichen Familie Hohenzollern finden die Bestimmungen der Konkursordnung nur insoweit Anwendung, als nicht besondere Borschristen der Hausverfastungen oder der Landesgesetze abweichende Bestimmungen enthalten. Das gleiche gilt in Ansehung der Mitglieder deS vormaligen Hannoverschen Königshauses, des vormaligen Kurhessischen und des vor­ maligen Herzoglich Nassauischen Fürstenhauses?) § 8. Ein vor dem Tage des Inkrafttretens der Konkursordnung eröstnetes KonkurSversahren ist nach den bisherigen Gesetzen zu erledigen. Der Landcsgesetzgebung bleibt Vorbehalten, die Konkursordnung auf die Erledigung der vor dem Jnkrajttretcn der Konkursordnung anhängig gewordenen Konkurssachen für anwendbar zu erklären und zu dem Zwecke Uebergangsbestnnmungen zu erlasien. § 9. In einem am Tage deS Inkrafttretens der Konkursordnung oder nach diesem Tage eröffneten Konkursverfahren finden die Bestim­ mungen der Konkursordnung über die Anfechtung von Rechtshandlungen auf eine vor dem bezeichneten Tage vorgenommene Rechtshandlung An­ wendung, sofern nicht dieselbe nach den Vorschriften der bisherigen Gesetze der Anfechtung entzogen oder in geringerem Umfange unterworfen ist. § 10, In einem am Tage des Inkrafttretens der Konkursordnung oder nach diesem Tage eröffneten Konkursverfahren finden die Bestim­ mungen der §§ 42, 48 Nr. 3, 49') der Konkursordnung auf eine vor dem bezeichneten Tage abgetretene oder erworbene Forderung Anwendung, sofern nicht die bisherigen Gesetze eine Ausrechnung zulassen oder eine Verpflichtung zum Schadensersätze nicht oder in geringerem Umfange begründen.

§ 11, In einem am Tage des Inkrafttretens der Konkursordnung oder nach diesem Tage eröffneten Konkursverfahren finden die Bestim­ mungen der Konkursordnung und dieses Gesetzes über abgesonderte Be­ friedigung auf Pfand- und Vorzugsrechte Anwendung, wenngleich dieselben oder die Forderungen vor dem bezeichneten Tage erworben sind. . § 12. Insoweit Pfand- und Vorzugsrechte, welche vor dem Tage des Inkrafttretens der Konkursordnung auf Grund eines Vertrages, einer letztwilligen Anordnung oder einer richterlichen Verfügung erworben oder in Bankstatuten den Banknoteninhabern rechtsgültig zugesichrrt find, zufolge der Bestimmungen der Konkursordnung und dieses Gesetzes ihre Wirksam*) I'ht §§ 207, 208, 244. s) Siche die Note zu 2 Art 57. ') Jetzt §§ 50, 55 Nr. 3, 56.

52

EG. KQ

feit verlieren, kann die Landesgesetzgebung für die Forderung des Berech­ tigten ein Vorrecht vor allen oder einzelnen der im § 541) der Konkurs­ ordnung bezeichneten Forderung»n gewähren. Ist das Pfand- oder Vorzugsrecht auf einzelne bewegliche Gegen­ stände des Schuldners beschränkt, zo kann das Vorrecht nur in Höhe des Erlöses derselben gewährt werden. Das durch die vorstehenden Bestimmungen vorbehaltene Vorrecht kann nicht gewährt werden für ein zwei Jahre nach dem Inkrafttreten der Konkursordnung eröffnetes Konkursverfahren, wenn nicht das Vorrecht dadurch erhallen wird, daß dasselbe bis zum Ablaufe der zwei Jahre zur Eintragung in ein öffentliches Register vorschriftsmäßig angemeldet ist. Der Erlaß von Vorschriften über die Einrichtung solcher Register, sowie über die Anmeldung und Eintragung der Forderungen bleibt der Landes­ gesetzgebung Vorbehalten.

8 13. Die Landesgesetzgebung kann der Ehefrau, den Kindern und den Pflegebefohlenen des Eemeiiifchuldners für Forderungen, welche vor dem Tage des Inkrafttretens der Konkursordnung entstanden sind, ein Vorrecht nach Maßgabe des § 12 Ads. 1, 2 insoweit gewähren, als ein gesetzliches Pfand- oder Vorzugsrecht der Ehefrau, der Kinder oder der Pflegebefohlenen nach den bisherigen Gesetzen bestanden hat. Auf daS Vorrecht der Ehefrau findet die Bestimmung des § 12 Abf. 3 entsprechende Anwendung. Den Kindern und den Pflegebefohlenen kann das Vorrecht für ein fünf Jahre nach dem Inkrafttreten de: Konkursordnung eröffnetes Konkurs­ verfahren nicht gewährt w.rden. Die §§ 14 bis 16 sind durch Art■ II Nr. 4 des Einführungs­ gesetzes zu dem Gesioiiiidieii Fürsten Hauses gehören. Steht demjenigen, welcher nach Abs. 1 von der Verpflichtung zur Eintraenng besreit ist, das Eigenthum an einem Grundstücke zu, über das t.u Blatt gesührt wird, oder erwirbt er ein solches Grundstück, so ist auf seinen Antrag das Grundstück ans dem Grundbuch auszuscheiden wenn eine Eintragung, von welcher das Recht des Eigenthümers behoster wird, nicht vorhanden ist § 91. Das Verfahren 311111 Zwecke der Eintragung von Grund­ stücken, die bei der Anlegung des Grundbuchs ein Blatt nicht erhalten haben, wird durch landesherrliche Verordnung bestimmt § 92. Tas Verfahren zum Zwecke der Wiederherstellung eines ganz oder theilweife zerstörten oder abhanden gekommenen Grundbuchs wird durch landesherrliche Verordnung bestimmt. Die Verordnung kann auch darüber Bestimmung treffen, in welcher Weise bis zur Wiederher­ stellung des Grundbuchs die zu einer Rechtsänderung erforderliche Eintragung ersetzt werden soll.

§ 93. Tie Lundesjustizverwaltuiig iann anordnen, daß die Einüchl des Grundbuchs und der im § 11 Abs. 1 Satz 2 bezeichneten Schriftstücke in weiterem Umfange gestattet und die Erteilung von Abschriften in weiterem Umfange zulässig sein soll, als es im § 11 vorgeschrieben ist

§ 94. Die Landesjustizverwaltung kann anordnen, daß Grund­ akten gehalten werden, und, unbeschadet der Varschristen des § 11, auch

GBO. Fünfter Abschnitt. Schlußbestimmungen.

58

Anordnungen überdie Einsicht der Grundakten und über die Ertheilung von Abschriften treffen.

§ 95. Die Landesjustizverwaltung kann anordnen, daß, wenn eine der im § 9 Abs. 1 bezeichneten Urkunden in anderen Akten der das Grund­ buch führenden Behörde enthalten ist, statt einer beglaubigten Abschrift der Urkunde eine Verweisung auf die anderen Akten genügt. § 96. Durch die Landesjustizvcrwaltung kann darüber Bestimmung getroffen werden, inwieweit für die Fälle, in denen ein Theil eines Grund­ stücks von diesem abgeschrieben oder ohne Abschreibung mit einer Dienst­ barkeit oder einer Reallast belastet werden soll, die Eintragung von einer Aenderung des amtlichen Verzeichnisses der Grundstücke oder von der Bei­ bringung einer die Lage iinb die Grenzen des Grundstückstheils darstellenden Karte abhängig sein soll. § 97. Durch die Landesjuftizverwaltung kann angeordnet werden, daß der im § 57 bezeichnete Auszug aus dem Grundbuche noch andere als die dort vorgeschriebenen Angaben über das Grundstück enthalten und daß. wenn sich der Betrag der Hypothek, Gmndschuld oder Rentenschuld mindert, aus dem Briefe durch einen Vermerk ersichtlich gemacht »erben soll, für welchen Betrag das Recht noch besteht. § 98. Durch Landesgesetz kann bestimmt werden, daß das Grund­ buchamt die Erklärung der Auslassung nur entgcgennehmen soll, wenn die nach 8 313 des Bürgerlichen Gesetzbuchs erforderliche Urkunde vorgelegt wird.

§ 99. Durch Landesgejetz taun bestimmt werden, daß die Vor­ schriften der 83 37, 38 entsprechende Anwendung finden, wenn bei einem zum Nachlaß oder zu dem Gesammtgut einer ehelichen Gütergemeinschaft oder einer fortgesetzten Gütergemeinschaft gehörenden Grundstück oder Erb» banrecht einer von den Betheiligten als Eigenthümer oder Erbbauberechtigter eingetragen werden soll. § 100. Durch die Gesetzgebung eines Bundesstaats, in welchem öle Amtsgerichte nicht zugleich Grundbuchämter sind, kann bestimmt werden, daß die Abänderung einer Entscheidung deS Grundbuchamts bei dem Amts­ gerichte nachznsuchen ist, in dessen Bezirke das Grundbuchamt seinen Sitz hat. In diesem Falle finden auf das Verfahren die Vorschriften de8 71 Abs. 2 und der 83 73 las 77 entsprechende Anwendung. Die Beschwerde findet gegen die Entscheidung des Amtsgerichts statt.

§ 101. Durch Landesgesetz kann dem im § 100 bezeichneten Amts­ gerichte die Befugniß ertheilt werden, von Amtswegen das Grundbuchamt Zu einer nach 8 54 zulässigen Eintragung anzuhalten. Gegen die Anordnung des Amtsgerichts findet Beschwerde nach Maß­ gabe der Vorschriften des vierten Abschnitts statt. § 102. Durch die mehrere Oberlandesgerichte Rechtsmittel der weiteren gerichte oder an Stelle eines gerichte zugewiesen werden.

Gesetzgebung eines Bundesstaats, in welchem errichtet sind, kann die Entscheidung über daS Beschwerde einem der mehreren Oberlandes­ solchen Oberlandesgerichts dem obersten Landes­

59. Gesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Som 17. wai 18W

nach der Bekanntmachung der Reichskanzlers vom 20. Mai itos. (Reichlgtsktzblatt 1898 6. 189—229, 771-809.)*)

Erster Abschnitt.

Allgemeine Vorschriften. § 1. Für diejenigen Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit, welche durch Reichsgesetz den Gerichten übertragen sind, gelten, soweit nicht ein Anderes bestimmt ist, die nachstehenden allgemeinen Vorschriften.

§ 2. Die Gerichte haben sich Rechtshülfe zu leisten. bis 169 deS Gerichtsverfassungsgesetzes finden Anwendung.

Die §§ 158

K 3. Soweit für die örtliche Zuständigkeit der Gerichte der Wohnsitz eines Betheiligten maßgebend ist, bestimmt sich für Deutsche, die das Recht der Exterritorialität genießen, sowie für Beamte des Reichs oder eines Bundesstaats, die im Ausland angestellt sind, der Wohnsitz nach den Vor­ schriften des § 15 der Civilprozeßordnung. Ist der für den Wohnsitz einer Militärperson maßgebende Garnison­ ort in mehrere Gerichtsbezirke geteilt, so wird der als Wohnsitz geltende Bezirk von der Landesjustizverwaltung durch allgemeine Anordnung bestimmt. § 4. Unter mehreren zuständigen Gerichten gebührt demjenigen der Vorzug, welches zuerst in der Sache thätig geworden ist.

§ 5.*) Besteht Streit oder Ungewißheit darüber, welches von mehreren Gerichten örtlich zuständig ist, so wird das zuständige Gericht durch das gemeinschaftliche obere Gericht und, falls dieses das Reichsgericht ist. durch dasjenige Oberlandesgericht bestimmt, zu dessen Bezirke das zuerst mit der Sache befaßte Gericht gehört. Ist das zuständige Gericht in einem einzelnen Falle an der Ausübung deS Richteramts rechtlich ober tatsächlich verhindert, so erfolgt die Bestimmung durch das ihm im Jnstanzenzuge vorgeordnete GerichtEine Anfechtung der Entscheidung findet nicht statt. § 6. Ein Richter ist von der Ausübung des Richteramts kraft Gesetzes ausgeschlossen: 1. in Sachen, in denen er selbst betheiligt ist oder in denen er zu einem Betheiligten in dem Verhältniß eines Mitberechtigten oder Mitverpflichteten steht; 2. in Sachen seiner Ehefrau, auch wenn die Ehe nicht mehr besteht;

') Die jetzige Saffunq deS § 5 Abs- 1 Satz 1 und des § 46 Abs. 2 Sah 1 beruht auf Art VI deS Gesetzes vom 22. Mai 1910, betr die Zuständigkeit deS ReichsgerichtS (siehe Eingangsnote zu 43) Der Abs. 2 deS § 3 ist emgesügt durch RG vom 5. März 1906 (RGBl S. 3K7) ’) Siehe dazu Art VII de«r Gesetzes vom 22 Mai 1910, ElngangSnote zu 43

FGG. Erster Abschnitt. Allgemeine Vorschriften.

SS

3. in Sachen einer Person, mit der er in gerader Linie oder im zweiten Grade der Seitenlinie verwandt oder verschwägert ist;

4. in Sachen, in denen er als Vertreter eines Betheiligten bestellt oder als gesetzlicher Vertreter eines solchen aufzutreten berechtigt ist. Ein Richter kann sich der Ausübung seines Amtes wegen Befangenheit enthalten. Die Ablehnung eines Richters ist ausgeschlosien.

§ 7. Gerichtliche Handlungen sind nicht aus dem Grunde un­ wirksam, weil sie von einem örtlich unzuständigen Gericht oder von einem Richter vorgenommen sind, der von der Ausübung des Richteramts kraft Gesetzes ausgeschlossen ist. § 8. Auf das gerichtliche Verfahren finden die Vorschriften deS Gerichtsverfasiungsgesetzes über die Gerichtssprache, über die Sitzungspolizei und über die Berathung und Abstimmung entsprechende Anwendung, die Vorschriften über die Gerichtssprache mit den sich aus dem § 9 ergebenden Abweichungen.

§ 9. Der Zuziehung eines Dolmetschers bedarf es nicht, wenn der Richter der Sprache, in der sich die betheiligten Personen erklären, mächtig ist; die Beeidigung des Dolmetschers ist nicht erforderlich, wenn die betheiligten Personen darauf verzichten. Auf den Dolmetscher finden die Vorschriften des § 6 entsprechende Anwendung.

§ 10. Aus das gerichtliche Verfahren sind die Gerichtsferien ohne Einfluß. Die Bearbeitung der Vormundschaftssachen und der Nachlaßsachen kann während der Ferien unterbleiben, soweit das Bedürfniß einer Be­ schleunigung nicht vorhanden ist. § 11. Anträge und Erklärungen können zum Protokolle des Gerichts­ schreibers des zuständigen Gerichts oder des Gerichtsschreibers eines Amts­ gerichts erfolgen. § 12. Das Gericht hat von Amtswegen die zur Feststellung der Thatsachen erforderlicheil Ermittelungen zu veranstalten und die geeignet erscheinenden Beweise aufzunehiilen. § 13. Die Betheiligten können mit Beiständen erscheinen. Sie können sich, soweit nicht das Gericht das persönliche Erscheinen anordnet, auch durch Bevollmächtigte vertreten lassen. Die Bevollmächtigten haben auf Anordnung des Gerichts oder auf Verlangen eines Betheiligten die Bevollmächtigung durch eine öffentlich beglaubigte Vollmacht nachzuweisen.

§ 14. Die Vorschriften der Civilprozeßordnung über das Armen­ recht sowie die Vorschriften der §§ 34 bis 36 der Rechtsanwaltsordnung finden entsprechende Anwendung. § 15. Die Vorschriften der Civilprozeßordnung über den Zeugen­ beweis, über den Beweis durch Sachverständige und über das Verfahren bei der Abnahme von Eiden finden entsprechende Anwendung. Ueber die Beeidigung eines Zeugen oder Sachverständigen entscheidet jedoch, unbeschadet der §§ 393, 402 der Civilprozeßordnung, das Ermessen des Gerichts. Behufs der Glaubhaftmachung einer thatsächlichen Behauptung kann ein Betheiligter zur Versicherung an Eidesstatt zugelassen werden.

59

FGG.

§ 16. Gerichtliche Verfügungen werden mit der Bekanntmachung an denjenigen, für welchen sie ihrem Inhalte nach bestimmt sind, wirksam. Die Bekanntmachung erfolgt, wenn mit ihr der Lauf einer Frist beginnt, durch Zustellung nach den für die Zustellung von Amtswrgen geltenden Vorschriften der Civilprozeßordnung; durch die Landcsjustizverwaltung kann jedoch für Zustellungen im Ausland eine einfachere Art der Zustellung angeordnet werden. In denjenigen Fällen, in welchen mit der Bekanntmachung nicht der Lauf einer Frist beginnt, soll in den Akten vermerkt werden, in welcher Weise, an welchem Orte und an welchem Tage die Bekanntmachung zur Ausführung gebracht ist; durch die Landes­ justizverwaltung kann näher bestimmt werden, in welcher Weise in diesen Fällen die Bekanntmachung zur Ausführung gebracht werden soll. Einem Anwesenden kann die Verfügung zu Protokoll bekannt genmcht werden. Auf Verlangen ist ihm eine Abschrift der Verfügung zu ertheilen.

§ 17. Für die Berechnung der Fristen gelten die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Fällt das Ende der Frist auf einen Sonntag oder allgemeinen Feiertag, so endigt die Frist mit dem Ablaufe des nächstfolgenden Werktags. § 18. Erachtet das Gericht eine von ihm erlasiene Verfügung nachträglich für ungerechtfertigt, so ist es berechtigt, sie 31t ändern; soweit eine Verfügung nur auf Antrag erlassen werden kann inib der Antrag zurückgewiesen worden ist, darf die Aenderung nur auf Antrag erfolgen. Zu der Aenderung einer Verfügung, die der sofortigen Beschwerde unterliegt, ist das Gericht nicht befugt.

§ 19. Gegen die Verfügungen des Gerichts erster Instanz findet das Rechtsmittel der Beschwerde statt. Ueber die Beschwerde entscheidet das Landgericht. § 20. Die Beschwerde steht Jedem zu, dessen Recht durch die Verfügung beeinträchtigt ist. Soweit eine Verfügung nur auf Antrag erlassen werden kann und der Antrag zurückgewicsen worden ist, steht die Beschwerde nur dem Antragsteller zll. § 21. Die Beschwerde kann bei dem Gerichte, dessen Verfügung angefochten wird, oder bei dem Beschwerdcgericht eingelegt werden. Die Einlegung erfolgt durch Einreichung einer Bigchwerdeschrift oder durch Erklärung zliin Protokolle des Gerichtsschreibers desjenigen Gerichts, dessen Verfügung angefochten wird, oder des Gerichtsschreibers des Beschwerdegerichts. § 22. Die sofortige Beschwerde ist binnen einer Frist von zwei Wochen einzulegen. Die Frist beginnt mit dem Zeitpunkt, in welchem die Verfügung dem Beschwerdeführer bekannt gemacht worden ist. Einem Beschwerdeführer, der ohne sein Verschulden verhindert var, die Frist cinzuhalten, ist auf Antrag von dem Beschwerdegerichte die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu ertheilen, wenn er die Beschnmde binnen zwei Wochen nach der Beseitigung des Hindernisses einlegt und die Thatsachen, welche die Wiedereinsetzung begründen, glaubhaft macht. Eine

59

FGG Erster Abschnitt. Allgemeine Vorschriften.

Versäumung der Frist, die in dem Verschulden eines Vertreters ihrm Grund hat, wird als eine unverschuldete nicht angesehen. Gegen die Entscheidung über den Antrag findet die sofortige weitere Beschwerde statt. Nach dein Ablauf eines Jahres, von dem Ende der versäumten Frist an gerechnet, kann die Wiedereinsetzung nicht mehr beantragt werden. § 23. Die Beschwerde kann auf neue Thatsachen und Beweise gestützt werden. § 24. Die Beschwerde hat nur dann aufschiebende Wirkung, wenn sie gegen eine Verfügung gerichtet ist, durch die eine Strafe festgesetzt wird. Das Gericht, dessen Verfügung angefochten wird, kann anordnen, daß die Vollziehung auszusetzen ist. Das Beschwerdegericht kann vor der Entscheidung eine einstweilige Anordnung erlassen; es kann insbesondere anordnen, daß die Vollziehung der angefochtenen Verfügung auszusetzen ist. § 25. zu versehen.

Die Entscheidung des Beschwerdegerichts ist mit Gründen

§ 26. Die Entscheidung des Beschwerdegerichts wird in den Fallen, in welchen die sofortige weitere Beschwerde stattfindet, erst mit der Rechtskraft wirksam. DaS Beschwerdegericht kann jedoch die sofortige Wirksamkeit der Entscheidung anordnen. § 27. Gegen die Entscheidung des Beschwerdegerichts ist da» Rechtsmittel der weiteren Beschwerde zulässig, wenn die Entscheidung auf einer Verletzung deS Gesetzes beruht. Die Vorschriften der 88 550, 551, 561, 563 der Civilprozeßordnung finden entsprechende Anwendung.

K 28. Ueber die weitere Beschwerde entscheidet das OberlandeSgericht. Will das Oberlandesgericht bei der Auslegung einer reichsgesetzlichen Vorschrift, welche eine der int § 1 bezeichneten Angelegenheiten betrifft, von der auf weitere Beschwerde ergangenen Entscheidung eines anderen Oberlandesgerichts, falls aber über die Rechtsfrage bereits eine Entscheidung des Reichsgerichts ergangen ist, von dieser abweichen, so hat eS die weitere Beschwerde unter Begründung seiner Rechtsauffassung dem Reichsgerichte vorzulegen. Der Beschluß über die Vorlegung ist dem Beschwerdeführer bekannt zu machcit. In den Fällen des Abs. 2 entscheidet über die weitere Beschwerde das Reichsgericht. K 29. Die weitere Beschwerde kann bei dem Gericht erster Instanz, bei dem Landgericht oder bei dem OberlandeSgericht eingelegt werden. Erfolgt die Einlegung durch Einreichung einer Beschwerdeschrift, so muß diese von einem Rechtsanwalt unterzeichnet sein. Der Zuziehung eines Rechtsanwalts bedarf es nicht, wenn die Beschwerde von einer Behörde oder von einem Notar eingelegt wird, der in der Angelegenheit für den Beschwerdeführer einen Antrag bei dem Gericht erster Instanz gestellt hat. Soweit eine Verfügung der sofortigen Beschwerde unterliegt, findet auch gegen die Entscheidung des Beschwerdegerichts die sofortige weitere Beschwerde statt. Jaeger, Reichszivilgese-e. 8. Ausl.

R9

59

FGG.

Das Gericht erster Instanz und das Landgericht sind nicht befugt, der weiteren Beschwerde abzuhelfen. Im Uebrigen finden die Vorschriften über die Beschwerde entsprechende Anwendung.

§ 30. Die Entscheidungen über Beschwerden erfolgen bei den Landgerichten durch eine Civilkammer, bei den Oberlandesgerichten und bei dem Reichsgerichte durch einen Civilsenat. Ist bei einem Landgericht eine Kammer für Handelssachen gebildet, so tritt für Handelssachen diese Kammer an die Stelle der Eivilkammcr. Die Vorschriften des § 137 des Gcrickitsverfasiungsgesctzes finden entsprechende Anwendung. § 31. Zeugnisse über die Rechtskraft einer Verfügung sind von dem Gerichtsschreiber erster Instanz zu ertheilen. § 32. Ist eine Verfügung, durch die Jemand die Fähigkeit oder die Befugniß zur Vomahme eines Rechtsgeschäfts oder zur Entgegennahme einer Willenserklärung erlangt, ungerechtfertigt, so hat, sofern nicht die Verfügung wegen Mangels der sachlichen Zuständigkeit des Gerichts un­ wirksam ist, die Aufhebung der Verfügung auf die Wirksamkeit der in­ zwischen von ihm oder ihm gegenüber vorgcnoinmenen Rechtsgeschäfte keinen Einfluß. 8 33. Soll in den gesetzlich zugelassenen Fällen Jemand durch Ordnungsstrafen zur Befolgung einer gerichtlichen Anordnung angehalten werden, so mnß der Festsetzung der Strafe eine Androhung vorausgehen. Die einzelne Strafe darr den Betrag von dreihrurdert Mark nicht übersteigen. 8 34. Die Einsicht der Gerichtsakten kamr Jedem insoweit gestattet werden, als er ein berechtigtes Interesse glaubhaft macht. Tas Gleiche gilt von der Ertheilung einer Abschrift; die Abschrift ist auf Verlange» zu beglaubigen. Zweiter Abschnitt.

Vormundschaftßsachen. 8 35. Für die dem Vormundschaftsgericht obliegenden Verrichtungen sind die Amtsgerichte zuständig. 8 36. Für die Vormundschaft ist das Gericht zuständig, in dessen Bezirke der Mündel zu der Zeit, zu welcher die Anordnung der Vor­ mundschaft erforderlich wird, seinen Wohnsitz oder in Ermangelung eines inländischen Wohnsitzes seinen Aufenthalt hat. Wird die Anordnung einer Vormundschaft über Geschwister erforderlich, die in den Bezirken verschiedener Vormundschaftsgerichte ihren Wohnsitz oder ihren Aufenthalt haben, so ist, wenn für einen der Mündel schon eine Vormundschaft anhängig ist, das für diese zuständige Gericht, anderenfalls dasjenige Gericht, in dessen Bezirke der jüngste Mündel seinen Wohnsitz oder seinen Aufenthalt hat, für alle Geschwister maßgebend.

FGG. Zweiter Abschnitt. Vormundschaftssachen.

SS

Ist der Mündel ein Deutscher und hat er im Inlands weder Wohnsitz noch Aufenthalt, so ist daS Gericht zuständig, in dessen Bezirke der Mündel seinen letzten inländischen Wohnsitz hatte. In Ermangelung eines solchen Wohnsitzes wird das zuständige Gericht, falls der Mündel einem Bundes­ staat angehört, von der Landesjustizverwaltung, anderenfalls von dem Reichskanzler bestimmt. Für die Vormundschaft über einen Minderjährigen, dessen Familien­ stand nicht zu ermitteln ist, ist das Gericht zuständig, in dessen Bezirke der Minderjährige aufgefunden wurde.

8 37. Soll Jemand nach § 1909 des Bürgerlichen Gesetzbuchs einen Pfleger erhalten, so ist, wenn bei einem inländischen Gericht eine Vormundschaft über ihn anhängig ist, für die Pflegschaft dieses Gericht zuständig. Im Uebrigen finden auf die Pflegschaft die Vorschriften des § 36 Anwendung. Für die Wegschast über einen Ausländer, für den bei einem inländischen Gericht eine Vormundschaft nicht anhängig ist und der im Jnlande weder Wohnsitz noch Aufenthalt hat, ist daS Gericht zuständig, in dessen Bezirke das Bedürfniß der Fürsorge hervortritt.

K 38. Auf die Zuständigkeit für die Wegschaft über einen Gebrech­ lichen finden die Vorschriften des § 36 Abs. 1, 2 und deS § 37 Abs. 2 entsprechende Anwendung.

8 39. Für die Pflegschaft über einen Abwesenden ist daS Gericht zuständig, in dessen Bezirke der Abwesende seinen Wohnsitz hat. Hat der Abwesende im Jnlande keinen Wohnsitz, so finden die Vorschriften deS § 36 Abs. 2 und des § 37 Abs. 2 entsprechende An­ wendung. § 40. Für die Pflegschaft über eine Leibesfrucht ist das Gericht zuständig, welches für die Vormundschaft zuständig sein würde, falls das Kind zu der Zeit, zu welcher das Bedürfniß der Fürsorge hervortritt, geboren wäre.

8 41. Wird im Falle deS § 1913 des Bürgerlichen Gesetzbuchs die Anordnung einer Pflegschaft für den bei einer Angelegenheit Betheiligten erforderlich, so ist das Gericht zuständig, in dessen Bezirke daS Bedürfniß der Fürsorge hervortritt.

8 42. Für die Pflegschaft zum Zwecke der Verwaltung und Ver­ wendung eines durch öffentliche Sammlung zusammengebrachten Vermögens ist daS Gericht des OrteS zuständig, an welchem bisher die Verwaltung geführt wurde. 8 43. Die Zuständigkeit für eine Verrichtung des Vormundschafts­ gerichts, die nicht eine Vormundschaft oder eine Pflegschaft betrifft, bestimmt sich, soweit sich nicht aus dem Gesetz ein Anderes ergiebt, nach den Vor­ schriften des § 36 Abs. 1, 2; maßgebend ist für jede einzelne Angelegenheit der Zeitpunkt, in welchem daS Gericht mit ihr befaßt wird. Ist für die Person, in Ansehung deren die Verrichtung deS Vor­ mundschaftsgerichts erforderlich wird, eine Vormundschaft oder eine Wegschast

59

FGG.

anhängig oder ist der Mutter, unter deren elterlicher Gewalt sie steht, ein Beistand bestellt, so ist das Gericht zuständig, bei welchem die Bormund­ schaft, Pflegschaft oder Beistandschaft anhängig ist.

§ 44. Für die in den 88 1665, 1846 des Bürgerlichen Gesetzbuchs und im Artikel 23 Abs. 2 deS Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetz­ buche bezeichneten Maßregeln ist auch das Gericht zuständig, in dessen Bezirke das Bedürfniß der Fürsorge hervortritt. DaS Gericht soll, wenn eine Vormundschaft, Pflegschaft oder Beistandschaft anhängig ist, von den angeordneten Maßregeln dem nach § 43 Abs. 2 zuständigen Gerichte Mit­ theilung machen. § 45. Wird in einer Angelegenheit, welche die persönlichen Rechtsbeziehungen der Ehegatten zu einander oder das eheliche Güterrecht betrifft, eine Verrichtung des VormundschastSgerichts erforderlich, so ist daS Gericht zuständig, in dessen Bezirke der Mann seinen Wohnsitz oder in Ermangelung eines inländischen Wohnsitzes seinen Aufenthalt hat. Ist der Mann ein Deutscher und hat er im Jnlande weder Wohnsitz noch Aufenthalt, so finden die Vorschriften deS § 36 Abs. 2 entsprechende Anwendung. Hat der Mann die Reichsangehörigkeit verloren, die Frau sie aber behalten, so ist, wenn der Mann im Jnlande weder Wohnsitz noch Aus­ enthalt hat, daS Gericht zuständig, in dessen Bezirke die Frau ihren Wohnsitz oder in Ermangelung eines inländischen Wohnsitzes ihren Aufenthalt hat; hat sie im Jnlande weder Wohnsitz noch Aufenthalt, so finden die Vor­ schriften deS 8 36 Abs. 2 entsprechende Anwendung. Für die Zuständigkeit ist in Ansehung jeder einzelnen Angelegenheit der Zeitpunkt maßgebend, in welchem das Gericht mit ihr befaßt wird. § 46. ) Das Vormundschaftsgericht kann die Vormundschaft aus wichtigen Gründen an ein anderes Vormundschastsgericht abgeben, wenn sich dieses zur Uebernahme der Vormundschaft bereit erklärt; nach der Bestellung des Vormundes ist jedoch dessen Zustimmung erforderlich. Einigen sich die Gerichte nicht oder verweigert der Vormund oder, wenn mehrere Vormünder die Vormundschaft gemeinschaftlich führen, einer von ihnen seine Zustimmung, so entscheidet das gemeinschaftliche obere Gericht und, falls dieses das Reichsgericht ist, dasjenige Oberlandesgericht, zu dessen Bezirke daS Gericht gehört, an welches die Vormundschast ab­ gegeben werden soll. Eine Anfechtung der Entscheidung findet nicht statt. Diese Vorschriften finden aus die Pflegschaft und die im § 43 be­ zeichneten Angelegenheiten entsprechende Anwendung. § 47. Ist über einen Deutschen, der im Auslande seinen Wohnsitz oder Aufenthalt hat, die nach den Vorschrifteir deS Bürgerlichen Gesetzbuchs erforderliche Vormundschast im Ausland angcordnet, so kann die Anordnung der Vormundschaft im Inland unterbleiben, wenn dies int Interesse des Mündels liegt. Hat ein Deutscher, über den im Inland eine Vormundschast an­ geordnet ist, im Auslande seinen Wohnsitz oder Aufenthalt, so kann das

') Sirh« dazu flit. VII des Gesetzes vom 22. Mai 1910, Eingangsnote zu 43.

FGG.

Zweiter Abschnitt. Vormundschaftssachen.

SS

Gericht, bei welchem die Vormundschaft anhängig ist, sie an den aus­ ländischen Staat abgeben, wenn dies im Interesse deS Mündels liegt, der Vormund feine Zustimmung ertheilt und der ausländische Staat sich zur Uebernahme bereit erklärt. Verweigert der Vormund oder, wenn mehrere Vormünder die Vormundschaft gemeinschaftlich führen, einer von ihnen seine Zustimmung, so entscheidet an Stelle des Gerichts, bei welchem die Vormundschaft anhängig ist, das im Jnstanzenzuge vorgeordnete Gericht. Eine Anfechtung der Entscheidung findet nicht statt. Diese Vorschriften gelten auch für die Pflegschaft.

§ 48. Wird bei einem Standesbeamten der Tod einer Person, die ein minderjähriges Kind hinterlaflen hat, oder die Geburt eines ehelichen Kindes nach dem Tode des Vaters oder die Geburt eines unehelichen Kindes oder die Auffindung eines Minderjährigen, deflen Familienstand nicht zu ermitteln ist, angezeigt oder wird vor einem Standesbeamten von einer Frau, die ein minderjähriges eheliches Kind hat, eine Ehe gefchloflen, so hat der Standesbeamte hiervon dem Vormundschaftsgericht Anzeige zu machen. § 49. Erlangt der Gemeindewaisenrath von einem Falle Kenntniß, in welchem ein Vormund, ein Gegenvormund oder ein Pfleger zu bestellen ist, so hat er dem Vormundschastsgericht Anzeige zu machen. Zugleich soll er die Person Vorschlägen, die fich zum Vornrunde, Gegenvormund oder Pfleger eignet. § 50. Wird die Anordnung einer Vormundschaft oder einer Pfleg­ schaft in Folge eines gerichtlichen Verfahrens erforderlich, so hat das Gericht das zuständige Vormundschastsgericht hiervon zu benachrichtigen. 8 51. Eine Verfügung» durch die von dem VormundschastSgerichte sestgestellt wird, daß der Vater oder die Mutter auf längere Zeit an der Ausübung der elterlichen Gewalt thatsächlich verhindert ist, tritt mit der Bestellung deS Vormundes in Wirksamkeit; hat jedoch während der Ver­ hinderung des Vaters die Mutter die elterliche Gewalt auSzuüben, so wird die Verfügung mit der Bekanntmachung an die Mutter wirksam. Eine Verfügung, durch die von dem VormundschastSgerichte festgestellt wird, daß der Grund für das Ruhen der elterlichen Gewalt des Vaters oder der Mutter nicht mehr besteht, wird mit der Bekanntmachung an den Vater oder an die Mutter wirksam.

8 52. Eine Verfügung, durch die ein Volljähriger unter vorläufige Vormundschaft gestellt wird, tritt, wenn die Entmündigung wegen Geistes­ krankheit beantragt ist, mit der Bestellung des Vormundes, wenn die Ent­ mündigung wegen Geistesschwäche, wegen Verschwendung oder wegen Trunk­ sucht beantragt ist, mit der Bekanntmachung an den zu Entmündigenden, eine Verfügung, durch die eine vorläufige Vormundschaft aufgehoben wird, tritt mit der Bekanntmachung an den Mündel in Wirksamkeit. 8 53. Eine Verfügung, durch die auf Antrag die Ermächtigung oder die Zustimmung eines Anderen zu einem Rechtsgeschäft ersetzt oder dem Manne die im § 1358 Abs. 1 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs vor­ gesehene Ermächtigung zur Kündigung ertheilt oder durch welche die

59

FfGG.

Beschränkung oder die Ausschließung der nach § 1357 des Bürgerlichen Gesetzbuchs der Frau zustehenden Rechte aufgehoben wird, tritt erst mit der Rechtskraft in Wirksamkeit. Das Gleiche gilt von einer Verfügung, durch die auf Antrag des Kindes die Zustimmung der Mutter zur Ehelichkeitserklärung ihres Kindes ersetzt wird. Bei Gefahr im Verzüge kann das Gericht die sofortige Wirksamkeit der Verfügung anordnen. Die Verfügung tritt mit der Bekanntmachung an den Antragsteller in Wirksamkeit.

§ 54. Liegen nach dem Ermessen deS Vormundschastsgerichts die Voraussetzungen vor, unter denen der Vormund, der Pfleger oder der Beistand zur Sicherheitsleistung angehalten werden kann, so ist das Gericht befugt, das Grundbuchamt um die Eintragung einer Sicherungshypothek an Grundstücken des Vormundes, des Pflegers oder des Beistandes zu ersuchen. Der Vormund, der Pfleger oder der Beistand soll soweit thunlich vorher gehört werden. Die Hypothek entsteht mit der Eintragung. Diese Vorschriften finden auf die Eintragung eines Pfandrechts an einem im Schiffsregister eingetragenen Schiffe entsprechende Anrvendung.

§ 55. Eine Verfügung, durch welche die Genehmigung zu einen« Rechtsgeschäft ertheilt oder verweigert wird, kann von dem Vormundschaftsgericht insoweit nicht mehr geändert werden, als die Genehmigung oder deren Verweigerung einem Dritten gegenüber wirksam geworden ist. Eine Verfügung, durch welche die Zustimmung zu einer Ehelichkeitserklärur.g ersetzt wird, kann nicht mehr geändert werden, wenn die Ehe­ lichkeitserklärung erfolgt ist. § 56. Die Volljährigkeitserklärung soll nur auf Antrag des Minderjährigen oder desjenigen gesetzlichen Vertreters des Minderjährige«« erfolgen, weichern die Sorge für die Person zustcht. Di: Verfügung, durch welche der Minderjährige für volljährig erklärt wird, tritt erst mit der Rechtskraft in Wirksamkeit. 8 57. Die Beschwerde steht, unbeschadet der Vorschriften des § 20, zu: 1. gegen eine Beringung, durch welche die Anordnung einer Vormundschaft abgelchnt oder eine Vormundschaft aufgehoben wird, Jcdein, der ein rechtliches Interesse an der Aenderung der Verfügung hat, sowie den« Ehegatten, den Verwandten und Verschwägerten des Mündels, es se« denn, daß die Verfügung eine vorläufige Vorinundschaft betrifft; 2. gegen eine Verfügung, durch welche die Anordnung einer vorläufigen Vorinundschaft abgelchnt oder eine solche Vormundschaft aufgehoben wird, denjenigen, welche den Antrag auf Entmündigung zu stellen berechtigt sind; 3. gegen eine Versitgung, durch welche die Anordnung einer Pflegschaft abgelchnt oder eine Pflegschaft aufgehoben wird, Jedem, der ein rechtliches Interesse an der Aenderung der Verfügung hat, in den Fällen der §§ 1909, 1910 des Bürgerlichen Gesetzbuchs auch dem Ehegatten sowie den Verwandten und Verschwägerten des Pflege­ befohlenen; diese Vorschrift gilt jedoch itn Falle des § 1910 nur dann, wenn eine Verständigung mit dem Pflegebefohlenen nicht möglich ist;

FGG. Zweiter Abschnitt. Vormundschaftssachen.

59

4. gegen eine Verfügung, durch welche die Einsetzung eines Familien­ raths abgelehnt ober der Familicnrath aufgehoben wird, dem Ehe­ gatten sowie den Verwandten und Verschwägerten des Mündels;

5. gegen eine Verfügung, durch die in den Fällen des § 1687 Nr. 1, 3 des Bürgerlichen Gesetzbuchs die Bestellung eines Beistandes der Mutter abgelehnt oder die Bestellung aufgehoben wird, dem Ehegatten sowie den Verwandten und Verschwägerten des Kindes; 6. gegen eine Verfügung, durch die ein Antrag des GegenvormundeS oder des Beistandes zurückgewiesen wird, gegen den gesetzlichen Ver­ treter wegen pflichtwidrigen Verhaltens einzuschreiten oder den Vormund oder den Pfleger aus einem der im § 1886 des Bürgerlichen Gesetz­ buchs bezeichneten Gründe zu entlassen, dem Antragsteller;

7. gegen eine Verfügung, durch die dem Vormund oder dem Pfleger eine Vergütung bewilligt wird, dem Gcgenvormunde; 8. gegen eine Verfügung, durch welche die Anordnung einer der in den §§ 1665 bis 1667 des Bürgerlichen Gesetzbuchs vorgesehenen Maß­ regeln abgelehnt oder eine solche Maßregel aufgehoben wird, den Verwandten und Verschwägerten des Kindes; 9. gegen eine Verfügung, die eine Entscheidung über eine die Sorge für die Person des Kindes oder des Mündels betreffende Angelegenheit enthält, Jedem, der ein berechtigtes Interesse hat, diese Angelegenheit wahrzunehmen. Die Vorschrift des Abs. 1 Nr. 9 findet auf die sofortige Beschwerde keine Anwendung.

§ 58. Führen mehrere Vormünder oder Pfleger die Vormundschaft oder die Pflegschaft genieinschaftlich, so kann jeder von ihnen für den Mündel das Beschwerderecht selbständig ausüben. Diese Vorschrift findet in den Fällen der §§ 1629,1798 des Bürger­ lichen Gesetzbuchs entsprechende Anwendung.

§ 59. Ein unter elterlicher Gewalt stehendes Kind oder ein unter Vormundschaft stehender Mündel kann in allen seine Person betreffenden Angelegenheiten ohne Mitwirkung seines gesetzlichen Vertreters das Beschwerde­ recht ausüben. Das Gleiche gilt in Angelegenheiten, in denen der Mündel vor einer Entscheidung des Vormundschastsgerichts gehört werden soll. Diese Vorschriften finden auf Personen, die geschäftsunfähig sind oder nicht das vierzehnte Lebensjahr vollendet haben, keine Anwendung. § 60. Die sofortige Beschwerde findet statt: 1. gegen eine Verfügung, durch die ein als Vormund, Pfleger, Gegen­ vormund, Beistand oder Mitglied des Familienraths Berufener über­ gangen wird; 2. gegen eine Verfügung, durch welche die Weigerung, eine Vormundschaft, Pflegschaft, Gegenvormundschaft oder Beistandschaft zu übernehmen, zurückgewiesen wird;

3. gegen eine Verfügung, durch die ein Vormund, Pfleger, Gegenvormund oder Beistand gegen seinen Willen entlassen wird;

s

SS

FGG

4. gegen eine Verfügung, durch die der Familieurath aufgehoben oder ein Mitglied des Familienraths gegen seinen Willen entlassen wird;

5. gegen eine Verfügung, durch die ein Volljähriger unter vorläufige Vormundschaft gestellt wird; 6. gegen Verfügungen, die erst mit der Rechtskraft wirksam werden. Die Frist beginnt in den Fällen des Abs. 1 Nr. 1 mit dem Zeit­ punkt, in welchem der Beschwerdeführer von seiner Uebergehung Kenntnis; erlangt, im Falle der Aushebung des Familienraths mit dem Zeitpunkt, in welchem das Vormundschaftsgericht die bisherigen Mitglieder von Orr Aufhebung in Kenntniß setzt.

§ 61. Wird eine Verfügung, durch die ein Volljähriger unter vorläufige Vormundschaft gestellt ist, von dem Beschwerdegericht aufgehoben, so kann die Wirksamkeit der von oder gegenüber dem Volljährigen vor­ genommenen Rechtsgeschäfte nicht auf Grund der ausgehobenen Ver­ fügung in Frage gestellt werden. § 62. Soweit eine Verfügung nach 3 55 von dem Vormund­ schaftsgerichte nicht mehr geändert werden kann, ist auch das Beschwer degericht nicht berechtigt, sie zu ändern. § 63. Auf die weitere Beschwerde finden die Vorschriften der 83 57 bis 62 entsprechende Anwendung.

§ 64. Gegen eine Verfügung, durch die über die Entlassung eines Mitglieds des Familienraths von dem Gerichte, welches dem Vormundschafts­ gericht im Jnstanzenzuge vorgevrdnet ist, entschieden wird, findet die Beschwerde an das Oberlandesgericht statt. Die weitere Beschwerde ist ausgeschlossen. Dritter Abschnitt.

Annahme an LtindeSstatt. § 65. Die Bestätigung des Vertrags, durch welchen Jemand au Kindesstatt angenommen oder das durch die Annahme an Kindesstatt begründete Rechtsverhältniß wieder aufgehoben wird, gehört zur Zuständigkeit der Amtsgerichte. § 66. Für die Bestätigung ist daS Gericht zuständig, in dessen Bezirke der Annehmende zu der Zeit, zu welcher der Antrag auf Be­ stätigung eingereicht oder nach Maßgabe deS § 1753 Abs. 2 des Bürger­ lichen Gesetzbuchs das Gericht oder der Notar mit der Einreichung betraut wird, seinen Wohnsitz oder in Ermangelung eines inländischen Wohnsitzes seinen Aufenthalt hat. Ist der Annehmende ein Deutscher und hat er int Jnlande weder Wohnsitz noch Aufenthalt, so ist das Gericht zuständig, in dessen Bezirke der Annehmende seinen letzten inländischen Wohnsitz hatte. In Er­ mangelung eines solcheit Wohnsitzes wird das zitständige Gericht, falls der Annehmende einem Bundesstaat angehört, von der Landesjustizverwaltung, anderenfalls von dem Reichskanzler bestinnnt.

FGG. Fünfter Abschnitt. Nachlaß- und Teilungssachen.

59

§ 67. Der Beschluß, durch bett die Bestätigung ertheilt wird, tritt mit der Bekanntmachung an den Annehmenden in Wirksamkeit. Ist die Bestätigung noch nach dem Tode des Annehmenden zulässig, so tritt der Beschluß, unbeschadet der Vorschriften des § 1753 Abs. 3 und des 8 1770 des Bürgerlichen Gesetzbuchs, mit der Bekanntmachung an das Kind in Wirksamkeit; wird nach dem Tode des Kindes das zwischen den übrigen Betheiligten bestehende Nechtsverhältniß durch Vertrag auf­ gehoben, so tritt der Beschluß, durch welchen die Aushebung nach dem Tode deS Annehmenden bestätigt wird, mit der Bekanntmachung an die übrigen Betheiligten in Wirksamkeit. Das Gericht ist zu einer Aenderung deS Beschlusses nicht befugt. § 68. Gegen den Beschluß, durch welchen die Bestätigung ertheilt wird, findet kein Rechtsmittel statt. Gegen den Beschluß, durch welchen die Bestätigung versagt wird, findet die sofortige Beschwerde statt. Die Beschwerde steht jedem der Vertragschließenden zu, auch wenn der Antrag auf Bestätigung von ihm nicht gestellt war. Die Vorschriften des § 22 Abs. 2, des § 24 Abs. 3 und des 8 26 Satz 2 finden keine Anwendung. Vierter Abschnitt.

Personenstand. 8 69. Für die nach dem Gesetz über die Beurkundung des Personen­ standes und die Eheschließung vom 6. Februar 1875 (Reichs-Gesetzbl. S. 23) dem Gericht erster Instanz obliegenden Verrichtungen sind die Amtsgerichte zuständig.

§ 70. Gegen eine Verfügung, durch die angeordnet wird, daß eine Eintragung in dem Standesregister zu berichtigen ist, findet die sofortige Be­ schwerde statt. Die Verfügung tritt erst mit der Rechtskraft in Wirksamkeit. 8 71. Sind Vorgänge, die auf Antrag eines Betheiligten in dem Standesregister am Rande einer Eintragung zu vermerken sind, von einem Notar beurkundet, so gilt dieser als ermächtigt, im Namen des Betheiligten, dessen Erklärung beurkundet ist, die Eintragung des Vermerkes in das Standesregister zu beantragen. Fünfter Abschnitt.

Oachlasz- und ThcilungFsachen. 8 72. Für die dem Nachlaßgericht obliegenden Verrichtungen die Amtsgerichte zuständig.

find

8 73. Die örtliche Zuständigkeit bestimmt sich nach dem Wohnsitze, de« der Erblafier zur Zeit des Erbfalls hatte; in Ermangelung eines inländischen Wohnsitzes ist das Gericht zuständig, in dessen Bezirke der Erblaffer zur Zeit des Erbfalls seinen Aufenthalt hatte.

59

FGG.

Oft der Erblasser ein Deutscher und hatte er zur Zeit des Erbfalls im Jnlande weder Wohnsitz noch Ausenthalt, so ist das Gericht zuständig, in dessen Bezirke der Erblasser seinen letzten inländischen Wohnsitz hatte. In Ermangelung eines solchen Wohnsitzes wird das zuständige Amtsgericht, falls der Erblasser zur Zeit des Erbfalls einem Bundesstaat angehörte, von der Landesjustizverwaltung, anderenfalls von dein Reichskanzler bcstiinmt. Ist der Erblasser ein Ausländer und hatte er zur Zeit des Erbfalls im Jnlande weder Wohnsitz noch Aufeirthalt, so ist jedes Gericht, in dessen Bezirke sich Nachlaßgegenstünde befinden, in Ansehung aller im Jnlande befindlichen Nachlaßgegenstände zuständig. Die Vorschriften des § 2369 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs finden Anwendung.

§ 74. Für die Sicherung des Nachlasses ist jedes Amtsgericht zuständig, in dessen Bezirke das Bedürfniß der Fürsorge hervortritt. Das Gericht soll von den angeordneten Maßregeln dem nach § 73 zuständigen Nachlaßgerichte Mittheilung machen

§ 75. Auf die Nachlaßpflegschaft finden die für Dormundschafts­ sachen geltenden Vorschriften dieses Gesetzes Anwendung. Unberührt bleiben die Vorschriften über die Zuständigkeit des Nachlaßgerichts; das Nachlaß­ gericht kann jedoch die Pflegschaft nach Maßgabe des § 46 an ein anderes Nachlaßgericht abgeben. § 76. Gegen eine Verfügung, durch die dem Anträge des Erben, die Nachlaßverwaltung anznvrdnen, stattgegeben ivird, ist die Beschwerde unzulässig. Gegen eine Verfügung, durch die dem Antrag eines Nachlaßgläubigers, die Nachlaßverwaltung anzuordnen, stattgegeben wird, findet die sofortige Beschwerde statt. Tie Beschwerde steht nur dem Erben, bei Miterben jedem Erben, sowie dem Testamentsvollstrecker zu, welcher zur Verwaltung des Nachlasses berechtigt ist.

§ 77. Gegen eine Verfügung, durch die dem Erben eine Jnventarfrist bestimmt wird, findet die sofortige Beschwerde statt. Das Gleiche gilt von einer Verfügung, durch die über die Bestimmung einer neuen Jnventarfrist oder über den Antrag des Erben, die Inventarfrist zu verlängern, entschieden wird. In den Fällen der Abs. 1, 2 beginnt die Frist zur Emlegung der Beschwerde für jeden Nachlaßgläubigcr mit dem Zeitpunkt, in welchem die Verfügung demjenigen Nachlaßgläubiger bekannt gemacht wird, welcher den Antrag auf die Bestimmung der Jnventarfrist gestellt hat. § 78. Hat das Nachlaßgericht nach § 1964 des Bürgerlichen GeseKbuchs festgestellt, daß ein anderer Erbe als der Fiskus nicht vorhanden ist, so steht die Einsicht der dieser Feststellung vorausgegangenen Er­ mittelungen Jedem zu, der ein berechtigtes Interesse glaubhaft macht. Das Gleiche gilt von der Einsicht einer Verfügung, welche die Bestiinniung einer Jnventarfrist oder die Ernennung oder die Entlassung eines Testamentsvollstreckers betrifft, eines Protokolls über die Leistung des im 8 79 bezeichneten Eides sowie von der Einsicht eines Erbscheins und eines

FGG. Fünfter Abschnitt. Nachlaß- und Teilungssachen.

59

der in den §§ 1507, 2368 des Bürgerlichen Gesetzbuchs und den 88 37, 38 der Grundbuchordnung vorgesehenen gerichtlichen Zeugnisse.

Von den Schriftstücken, deren Einsicht gestattet ist, kann eine Abschrift gefordert werden; die Abschrift ist auf Verlangen zu beglaubigen.

§ 79. Verlangt ein Nachlaßglüubiger von dem Erben die Leistung des im 8 2006 des Bürgerlichen Gesetzbuchs vorgesehenen Offenbarungseids, so kann die Bestimmung des Termins zur Leistung des Eides sowohl von dem Nachlaßgläubiger als von dem Erben beantragt werden. Zu dem Termine sind beide Theile zu laden. Die Anwesenheit des Gläubigers ist nicht erforderlich.

§ 80. Gegen eine Verfügung, durch die nach den §§ 2151, 2153 bis 2155, 2192, 2193 und dem § 2198 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs dem Beschwerten oder einem Dritten eine Frist zur Erklärung bestimmt wird, sindet die sofortige Beschwerde statt. § 81. Gegen eine Verfügung, durch die von dem Nachlaßgericht ein Testamentsvollstrecker ernannt oder einein zum Testamentsvollstrecker Ernannten eine Frist zur Erklärung über die Annahme des Amtes bestimmt wird, findet die sofortige Beschwerde statt. Das Gleiche gilt von einer Verfügung, durch die ein Testaments­ vollstrecker gegen seinen Willen entlassen wird. § 82. Führen mehrere Testamentsvollstrecker das Amt gemein­ schaftlich, so steht gegen eine Verfügung, durch die das Nachlaßgericht Anordnungen des Erblassers für die Verwaltung des Nachlasses außer Kraft setzt oder bei einer Meinungsverschiedenheit zwischen den Testaments­ vollstreckern entscheidet, jedem Testamentsvollstrecker die Beschwerde selb­ ständig zu. Auf eine Verfügung, durch die bet einer Meinungsverschiedenheit zwischen den Testamentsvollstreckern über die Vornahme eines Rechtsgeschäfts das Nachlaßgericht entscheidet, finden die Vorschriften des § 53 und des 8 60 Abs. 1 Nr. 6 entsprechende Anwendung. § 83. Das Nachlaßgericht kann im Falle des § 2259 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs den Besitzer des Testaments durch Ordnungsstrafen zur Ablieferung des Testaments anhalten. Besteht Grund zu der Annahme, daß Jemand ein Testament im Besitze hat, zu dessen Ablieferung er nach § 2259 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs verpflichtet ist, so kann er von dem Nachlaßgerichte zur Leistung des Offenbarungseids angehalten werden; die Vorschriften des § 883 Abs. 2, 3, des 8 900 Abs. 1 und der 88 901, 902, 904 bis 910, 912, 913 der Civilprozeßordnung finden entsprechende Anwendung.

§ 84. Gegen einen Beschluß, durch den ein Erbschein für kraftlos erklärt wird, findet die Beschwerde nicht statt. Das Gleiche gilt von einem Beschlusse, durch den eines der in den 88 1507, 2368 des Bürgerlichen Gesetzbuchs und den 88 37, 38 der Grundbuchordnung vorgesehenen gericht­ lichen Zeugnisse für kraftlos erklärt wird.

59

FGG.

8 85. Wer ein rechtliches Interesse glaubhaft macht, kann ver­ langen, daß ihm von dem Gericht eine Ausfertigung des Erbscheins ertheilt werde. Das Gleiche gilt in Ansehung der im § 84 Satz 2 bezeichneten Zeugnisse sowie in Ansehung der gerichtlichen Verfügungen, die sich auf die Ernennung oder die Entlassung eines Testamentsvollstreckers beziehen. 8 86. Hinterläßt ein Erblasser mehrere Erben, so hat das Nachlaß­ gericht auf Antrag die Auseinandersetzung in Ansehung des Nachlasses zwischen den Betheiligten zu vermitteln, sofern nicht ein zur Bewirkung der Auseinandersetzung berechtigter Testamentsvollstrecker vorhanden ist. Antragsberechtigt ist jeder Miterbe, der Erwerber eines Erbtheils sowie derjenige, welchem ein Pfandrecht oder ein Nießbrauch an einem Erbtheile zusteht.

8 87. In dem Anträge sollen die Betheiligten und die Theilungsmasse bezeichnet werden. Hält das Gericht vor bei Verhandlung mit den Betheiligten eine weitere Aufklärung für angemessen, so hat es den Antragsteller zur Er­ gänzung des Antrags, insbesondere zur Angabe der den einzelnen Be­ theiligten in Ansehung des Nachlasses zustehenden Ansprüche, zu veranlassen. Es kann dem Antragsteller auch die Beschaffung der Unterlagen aufgeben. 8 88. Einem abwesenden Betheiligten kann, wenn die Voraus­ setzungen der Abwesenheitspflegschaft vorliegen und eine Pflegschaft über ihn nicht bereits anhängig ist, für das Auseinanderseüungsverfahren von dem Nachlaßgericht ein Pfleger bestellt werden. Für die Pflegschaft tritt an die Stelle des Vvrmundschaftsgerichts das Nachlaßgericht.

8 89. Das Gericht hat den Antragsteller und die übrigen Be­ theiligten, diese unter Mittheilung des Antrags, zu einem Verhandlungs­ termine zu laden. Die Ladung durch öffentliche Zustellung ist unzulässig. Die Ladung soll den Hinweis darauf enthalten, daß ungeachtet des Aus­ bleibens eines Betheiligten über die Auseinandersetzung verhandelt werden würde und daß, falls der Termin vertagt oder ein neuer Termin zur Fortsetzung der Verhandlung anberaumt werden sollte, die Ladung zu dein neuen Termin unterbleiben könne. Sind Unterlagen für die Auseinander­ setzung vorhanden, so ist in der Ladung zu bemerken, daß die Unterlagen auf der Gerichtsschreiberei eingesehen werden können. 8 90. Die Frist zwischen der Ladung und dem Termine muß mindestens zwei Wochen betragen. Diese Vorschrift findet auf eine Vertagung sowie auf einen Termin zur Fortsetzung der Verhandlung keine Anwendung. In diesen Füllen kann die Ladung der zu dem früheren Termine geladenen Betheiligten durch die Verkündung des neuen Termins ersetzt werden. 8 91. Treffen die erschienenen Betheiligten vor der Auseinander­ setzung eine Vereinbarung über vorbereitende Maßregeln, insbesondere über die Art der Theilung, so hat das Gericht die Vereinbarung zu beurkunden. Das Gleiche gilt, wenn nur ein Betheiligter erschienen ist, in Ansehung der von diesem gemachten Vorschläge.

FGG. Fünfter Wschnitt. Nachlaß« und TeilungSsachen.

59

Sind die Betheiligten sämmtlich erschienen, so hat das Gericht die von ihnen getroffene Vereinbarung zu bestätigen. Dasselbe gilt, wenn die nicht erschienenen Betheiligten ihre Zustimmung zu gerichtlichem Protokoll oder in einer öffentlich beglaubigten Urkunde ertheilen. Ist ein Betheiligter nicht erschienen, so hat das Gericht, sofern er nicht nach Abs. 2 Satz 2 zugestimmt hat, ihm den Inhalt der Urkunde, soweit dieser ihn betrifft, bekannt zu machen und ihn gleichzeitig zu benach­ richtigen, daß er die Urkunde auf der Gerichtsschreiberei einsehen und eine Abschrift der Urkunde fordem könne. Die Bekanntmachung muß den Hinweis darauf enthalten, daß, wenn der Betheiligte nicht innerhalb einer von dem Gerichte zu bestimmenden Frist die Anberaumung eines neuen Termins beantrage oder wenn er in dem neuen Termine nicht erscheine, sein Einverständniß mit dem Inhalte der Urkunde angmommen werden würde. Beantragt der Betheiligte rechtzeitig die Anberaumung eines neuen Termins und erscheint er in diesem Termine, so ist die Verhandlung sortzusehen. Anderenfalls hat daS Gericht die Vereinbarung zu bestätigen.

§ 92. War im Falle des § 91 der Betheiligte ohne fein Ver­ schulden verhindert, die Anberaumung eines neuen Termins rechtzeitig zu beantragen oder in dem neuen Termine zu erscheinen, so ist ihm auf Antrag von dem Gerichte die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu ertheilen, wenn er binnen zwei Wochen nach der Beseitigung des Hindernisses die Anberaumung eines neuen Termins beantragt und die Thatsachen, welche die Wiedereinsetzung begründen, glaubhaft macht. Eine Versäumung, die in dem Verschulden eines Vertreters ihren Grund hat, wird als eine unverschuldete nicht angesehen. Nach dem Ablauf eines Jahres, von dem Ende der versäumten Frist an gerechnet, kann die Wiedereinsetzung nicht mehr beantragt werden.

§ 93. Sobald nach Lage der Sache die Auseinandersetzung stattsinden kann, hat das Gericht einen Auseinandersetzungsplan anzufertigen. Sind die erschienenen Betheiligten mit dein Inhalte des Planes ein­ verstanden, so hat das Gericht die Auseinandersetzung zu beurkunden. Sind die Betheiligten sämmtlich erschienen, so hat das Gericht die Aus­ einandersetzung zu bestätigen; dasselbe gilt, wenn die nicht erschienenen Betheiligten ihre Zustimmung zu gerichtlichem Protokoll oder in einer öffentlich beglaubigten Urkunde ertheilen. Ist ein Betheiligter nicht erschienen, so hat das Gericht nach § 91 Abs. 3 zu verfahren. Die Vorschriften des § 92 finden entsprechende Anwendung. § 94. Ist vereinbart, daß eine Vertheilung durch das LooS geschehen soll, so wird das Loos, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist, für die nicht erschienenen Betheiligten von einem durch daS Gericht zu be­ stellenden Vertreter gezogen. ein der die §§

§ 95. Ergeben sich bei den Verhandlungen Streitpunkte, so ist Protokoll darüber aufzunehmen und das Verfahren bis zur Erledigung Streitpunkte auszusetzen. Soweit bezüglich der unstreitigen Punkte Aufnahme einer Urkunde ausführbar ist, hat das Gericht nach den 91, 93 zu verfahren.

59

FGG

§ 96. Gegen den Beschluß, durch welchen eine vorgängige Bereinbarung oder eine Auseinandersetzung bestätigt, sowie gegen den Beschluß, durch welchen über den Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand entschieden wird, findet die sofortige Beschwerde statt. Die Beschwerde gegen den Bestätigungsbeschluß kann nur darauf gegründet werden, daß die Vorschriften über das Verfahren nicht beobachtet seien.

8 97. Eine vorgängige Vereinbarung sowie eine Auseinander­ setzung ist nach dem Eintritte der Rechtskraft des Bestütigungsbeschlusses für alle Betheiligten in gleicher Weise verbindlich wie eine vertragsmäßige Vereinbarung oder Auseinandersetzung. Bedarf ein Betheiligter zur Vereinbarung oder zur Auseinander­ setzung der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts, so ist, wenn er im Jnlande keinen Vormund, Pfleger oder Beistand hat, für die Ertheiluug oder die Verweigerung der Genehmigung an Stelle des Vormundschafts­ gerichts das Nachlaßgericht zuständig. 8 98. Aus einer vorgängigen Vereinbarung sowie aus einer Aus­ einandersetzung findet nach dem Eintritte der Rechtskraft deS Bestätigungs­ beschlusses die Zwangsvollstreckung statt. Die Vorschriften der §§ 795, 797 der Civilprozeßordnung finden Anwendung.

8 99. Nach der Beendigung einer ehelicheir Gütergemeinschaft oder einer fortgesetzten Gütergeineinschaft finden auf die Auseinandersetzung in Ansehung des Gesammtguts die Vorschriften der §§ 86 bis 98 ent­ sprechende Anwendung. Für die Auseinandersetzung ist, falls ein Antheil an dem Eesammtgute zu einem Nachlaffe gehört, das Amtsgericht zuständig, welches für die Auseinandersetzung in Ansehung des Nachlasses zuständig ist. Jin Uebrigen ist daS Amtsgericht zuständig, in dessen Bezirke der Ehemann oder bei fortgesetzter Gütergemeinschaft der überlebende Ehegatte zur Zeit der Beendigung der Gütergemeinschaft seinen Wohnsitz oder in Ermangelung eines inländischen Wohnsitzes seinen Aufenthalt hatte. Hatte der Ehemann oder der Ehegatte zu der bezeichneten Zeit im Jnlande weder Wohnsitz noch Aufenthalt, so finden die Vorschriften deS § 73 Abs. 2 entsprechende Anwendung. Sechster Abschnitt.

SchtMfandrecht. 8 100. In Ansehung eines Pfandrechts an einem im Schiffs­ register eingetragenen Schiffe soll, soweit nicht das Gesetz ein Anderes vorschreibt, eine Eintragung nur auf Antrag erfolgen. Der Zeitpunkt, in welchem der Antrag bei der Registerbehörde eingeht, soll auf dem Anträge genau vermerkt werden. Antragsberechtigt ist Jeder, deffen Recht von der Eintragung be­ troffen wird oder zu dessen Gunsten die Eintragung erfolgen soll. Die Vorschriften der §§ 14 bis 18 der Grundbuchordnung finden entsprechende Anwendung.

AGG. Sechster Abschnitt

Schisfspfandrecht.

59

K 101. Eine Eintragung erfolgt. wenn derjenige sie bewilligt, dessen Recht von ihr betroffen wird.

§ 102. Zur Berichtigung des Schiffsregisters bedarf eS der Be­ willigung desjenigen, dessen Recht von der Berichtigung betroffen wird, nicht, wenn die Unrichtigkeit nachgewiesen wird. Mes gilt insbesondere für die Eintragung oder Löschung einer Verfügungsbeschränkung.

§ 103. Ist eine Vormerkung oder ein Widerspruch auf Grund einer einstweiligen Verfügung eingetragen, so bedarf es zur Löschung nicht der Bewilligung des Berechtigten, wenn die einstweilige Verfügung durch eine vollstreckbare Entscheidung aufgehoben ist. Diese Vorschrift findet entsprechende Anwendung, wenn auf Grund eines vorläufig vollstreckbaren Urtheils nach den Vorschriften der Civilprozeßordnung eine Vormerkung oder ein Widerspruch eingetragen ist. 8 104. Soll die Uebertragnng einer Forderung, für die ein Pfandrecht am Schiffe eingetragen ist oder für die ein solches Pfandrecht als Pfand hastet, eingetragen werden, so genügt es, wenn an Stelle der Eintragungsbewilligung die Abtretungserklärung des bisherigen Gläubigers vorgelegt wird. Diese Vorschrift findet entsprechende Anwendung, wenn eine Belastung der Forderung eingetragen werden soll. § 105. Ein Pfandrecht am Schiffe darf nur mit Zustimmung des eingetragenen Eigenthümers, ein das Pfandrecht belastendes Recht nur mit Zustimmung des eingetragenen Pfandgläubigers gelöscht werden. Für eine Löschung, die zur Berichtigung des Schiffsregisters erfolgen soll, ist die Zustimmung nicht erforderlich, wenn die Unrichtigkeit des Registers nachgewiesen wird. 8 106. In der Eintragungsbewilligung oder, wenn eine solche nicht erforderlich ist, in dem Eintragungsantrage sind der Name und die Ordnungsnummer, unter welcher das Schiff im Schiffsregister eingetragen ist, sowie die einzutragenden Geldbeträge in Reichswährung anzugeben. 8 107. Eine Eintragung soll nur erfolgen, wenn die Eintragungs­ bewilligung oder die sonstigen zu der Eintragung erforderlichen Erklärungen vor der Registerbehörde zu Protokoll gegeben oder durch öffentliche oder öffentlich beglaubigte Urkunden nachgewiesen werden. Andere Voraussetzungen der Eintragung bedürfen, soweit sie nicht bei der Registerbehörde offenkundig sind, des Nachweises durch öffentliche Urkunden. Die Vorschriften der 83 33 bis 38 der Grundbuchordnung finden entsprechende Anwendung. 8 108. Für den Eintragungsantrag sowie für die Vollmacht zur Stellung eines solchen gelten die Vorschriften des § 107 Abs. 1 nur, wenn durch den Antrag zugleich eine zu der Eintragung erforderliche Erklärung ersetzt werden soll. 8 109. Erklärungen, durch die ein Eintragungsantrag zurück­ genommen oder eine zur Stellung des Eintragungsantrags ertheilte Voll­ macht widerrufen wird, bedürfen der im § 107 Abs. 1 vorgeschriebenen Form.

59

FGG»

§ 110. In den Fällen, in denen nach gesetzlicher Vorschrift eine Behörde befugt ist, die Registerbehörde um eine Eintragung zu ersuchen, erfolgt die Eintragung auf Grund des Ersuchens der Behörde. § 111. Eine Eintragung soll nur erfolgen, wenn derjenige, dessen Recht durch sie betroffen wird, als der Berechtigte eingetragen ist. Ist derjenige, dessen Recht durch eine Eintragung betroffen wird, Erbe des eingetragenen Berechtigten, so findet die Vorschrift des Abs. 1 keine Anwendung, wenn die Uebertragung oder die Aufhebung des Rechtes eingetragen werden soll oder wenn der Eintragungsantrag durch die Be­ willigung des Erblaffers oder eines Nachlaßpflegers oder durch einen gegen den Erblasser oder den Nachlaßpfleger vollstreckbaren Titel begründet wird. Das Gleiche gilt für eine Eintragung auf Grund der Bewilligung eines Testamentsvollstreckers ober auf Grund eines gegen diesen vollstreckbaren Titels, sofern die Bewilligung oder der Titel gegen den Erben wirksam ist. § 112. Bei einem Pfandrechte für die Forderung auS einer Schuldverschreibung auf den Inhaber, aus einem Wechsel ober einem anderen Papiere, das durch Indossament übertragen werden kann, soll eine Ein­ tragung nur erfolgen, wenn die Urkunde vorgelegt wird. Diese Vorschrift findet keine Anwendung, wenn eine Eintragung au? Grund der Bewilligung eines nach den §§ 1189, 1270 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bestellten Vertreters oder auf Grund einer gegen diesen erlassenen gerichtlichen Entscheidung bewirkt werden soll.

§ 113. Jede Eintragung soll den Tag, an welchem sie erfolgt ist, angeben und mit der Unterschrift des zuständigen Beamten versehen werden. 8 114. Die Eintragungen erhalten diejenige Reihenfolge, welche der Zcitfolge der Anträge entspricht; sind die Anträge gleichzeitig gestellt, so ist, wenn unter den Eintragungen ein Rangverhältniß besteht, im Schiffsregister zu vermerken, daß die Eintragungen gleichen Rang haben. Diese Vorschriften finden insoweit keine Anwendung, als das Rang­ verhältniß von den Antragstellern abweichend bestimmt ist. 8 115. Die Löschung eines Rechtes oder einer VersügungSbeschränkung erfolgt durch Eintragung eines Löschnngsverinerkes. 8 116. Werden mehrere Schiffe mit einem Pfandrechte belastet, so ist auf dem Blatte jedes Schiffes die Mitbelastung der übrigen von Amts­ wegen erkennbar zu machen. Das Gleiche gilt, wenn mit einem an einem Schiffe bestehenden Pfandrechte nachträglich noch ein anderes Schiff belastet wird. Soweit eine Mitbelastung erlischt, ist dies von Amtswegen zu vermerken. 8 117. Bei der Eintragung eines Pfandrechts für Theilschuld­ verschreibungen auf den Inhaber genügt es, wenn der Gesammtbetrag der Forderungen unter Angabe der Anzahl, des Betrags und der Bezeichnung der Thefle eingetragen wird.

8 118. Ist ein Testamentsvollstrecker ernannt, so ist dies bei der Eintragung des Erben des Gläubigers von Amtswegen miteinzutragen, es sei denn, daß das eingetragene Recht der Verwaltung des Testaments­ vollstreckers nicht unterliegt.

59

FGG. Siebenter Abschnitt. Handelssachen.

§ 119. Ergiebt sich, daß die Registcrbehörde unter Verletzung gesetzlicher Vorschriften eine Eintragung vorgenommen hat, durch die das Schiffsregister unrichtig geworden ist, so ist von Amtswegen ein Widerspruch einzutragen. Erweist sich eine Eintragung nach ihrem Inhalt als unzulässig, so ist sie von Amtswegen zu löschen.

§ 129. Jede Eintragung ist baldthunlichst auf dem Schiffscertifikat oder dem Schiffsbriefe zu vermerken. Wird eine Urkunde über die Psandforderung vorgelegt, so ist die Eintragung auch auf dieser Urkunde unter kurzer Bezeichnung des Inhalts der Eintragungen, welche dem Pfandrecht im Range Vorgehen oder gleich­ stehen, zu vermerken. Der Vermerk ist mit Unterschrift und Siegel zu versehen.

§ 121. Jede Eintragung soll dem Antragsteller und dem eingetragenen Eigenthümer sowie im Uebrigen allen aus dem Schiffsregister ersichtlichen Personen bekannt gemacht werden, zu deren Gunsten die Eintragung erfolgt ist oder deren Recht durch sie betroffen wird. Auf die Bekanntmachung kann verzichtet werden. § 122. Die Beschwerde gegen eine Eintragung ist unzulässig. Im Wege der Beschwerde kann jedoch verlangt werden, daß die Registerbehörde angewiesen wird, nach § 119 einen Widerspruch einzutragen oder eine Löschung vorzunehmen. § 123. Das Beschwerdegericht kann vor der Entscheidung durch eine einstweilige Anordnung der Registerbehörde aufgeben, eine Vormerkung oder einen Widerspruch einzutragen. Die Vormerkung oder der Widerspruch wird von Amtswegen gelöscht, wenn die Beschwerde zurückgenommen oder znrückgewiesen wird.

§ 124. Bei der Einlegung der weiteren Beschwerde durch Einreichung einer Beschwerdeschrift bedarf es der Zuziehung eines Rechtsanwalts nicht, wenn die Beschwerde von dem Notar eingelegt wird, der die zu der Eintragung erforderliche Erklärung beurkundet oder beglaubigt und im Namen eines Antragsberechtigten den Eintragungsantrag gestellt hat. Die Vorschrift des § 29 Abs. 1 Satz 3 bleibt unberührt. Siebenter Abschnitt. Handelssachen.

§ 125. Für die Führung des Handelsregisters sind die Amts­ gerichte zuständig. Durch Anordnung der Landesjustizverwaltung kann die Führung der Registers für mehrere Amtsgerichtsbezirke einem Amtsgericht übertragen werden. § 126. Die Organe des Handelsstandes sind verpflichtet, die Registergcrichte behufs der Verhütung unrichtiger Eintragungen sowie behufs der Berichtigung und Vervollständigung des Handelsregisters zu unterstützen; sie sind berechtigt, Anträge zu diesem Zwecke bei den RegisterJaeger, ReichSrivilgesetze. 3. Aull

90

59

FGG.

geeichten zu stellen und gegen Verfügungen, durch die über solche Anträge entschieden wird, das Rechtsmittel der Beschwerde zu erheben. Die näheren Bestimmungen werden von den Landesregierungen getroffen.

§ 127. Das Registergericht kann, wenn eine von ihm zu erlassende Verfügung von der Beurthellung eines streitigen Rechtsverhältnisses ab­ hängig ist, die Verfügung aussetzen, bis über daS Verhältniß im Wege des Rechtsstreits entschieden ist. Es kann, wenn der Rechtsstreit nicht anhängig ist. einem der Bethciligten eine Frist zur Erhebung der Klage bestimmen. 8128. Die Anmeldungen zur Eintragung in das Handelsregister sowie die zur Aufbewahrung bei dem Gerichte bestimmten Zeichnungen von Unterschriften können zum Protokolle des Gerichtsschreibers des Registergerichts erfolgen.

§ 129. Ist die zu einer Eintragung erforderliche Erllärung von einem Notar beurkundet oder beglaubigt, so gilt dieser als ermächtigt, im Namen des zur Anmeldung Verpflichteten die Eintragung zu bean­ tragen. Die Vorschriften des § 124 finden entsprechende Anwendung. 8 130. Jede Eintragung soll den Tag, an welchem sie erfolgt ist, angeben und mit der Unterschrift des zuständigen Beamten versehen werden. Jede Eintragung soll demjenigen, welcher sie beantragt hat, bekannt gemacht werden. Auf die Bekanntmachung kann verzichtet werden. 8131- Die Eintragung einer Zweigniederlassung ist von Amtswegm dem Registergerichte der Hauptniederlassung mitzutheilen und in dessen Register zu vermerken. Das Gleiche gilt, wenn die Zweignieder­ lassung aufgehoben wird.

8 132. Sobald das Registergericht von einem sein Einschreiten nach dm 88 14. 319 und dem § 325 Nr. 9 des Handelsgesetzbuchs rechtfertigenden Sachverhalte glaubhafte Kenntniß erhält, hat es dem Bethelligtm unter Androhung einer Ordnungsstrafe aufzugeben, innerhalb einer bestimmten Frist seiner gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen oder die Unterlasiung mittelst Einspruchs gegen die Verfügung zu rechtfertigen. Die Beschwerde gegen diese Verfügung ist unzulässig. 8 133. Wird innerhalb der bestimmten Frist weder der gesetzlichen Verpflichtung genügt noch Einspruch erhoben, so ist die angedrohte Strafe festzusetzen und zugleich die frühere Verfügung unter Androhung einer erneuten Ordnungsstrafe zu wiederholen. In gleicher Weise ist fortzufahren, bis der gesetzlichen Verpflichtung genügt oder Einspruch erhoben wird.

8 134. Wird rechtzeitig Einspruch erhoben, so hat das Gericht, wenn sich der Einspruch nicht ohne Weiteres als begründet ergiebt, zur Erörterung der Sache den Bethciligten zu einem Termine zu laden. Das Gericht kann, auch wenn der Betheiligte nicht erscheint, nach Lage der Sache entscheiden. 8 135. Wird der Einspruch für begründet erachtet, so ist die erlaffene Verfügung aufzuheben.

59

FGG. Siebenter Mschnitt. Handelssachen.

Anderenfalls hat das Gericht den Einspruch zu verwerfen und die angedrohte Strafe festzusetzen. Das Gericht kann, wenn die Umstände es rechtfertigen, von der Festsetzung einer Strafe absehen oder eine geringere als die angedrohte Strafe festsetzen. Im Falle der Verwerfung des Einspruchs hat das Gericht zugleich eine erneute Verfügung nach § 132 zu erlassen. Die in dieser Verfügung bestimmte Frist beginnt mit dem Eintritte der Rechtskraft der Verwerfung des Einspmchs.

§ 136. Wird im Falle des § 133 gegen die wiederholte Ver­ fügung Einspruch erhoben und dieser für begründet erachtet, so kann das Gericht, wenn die Umstünde eS rechtfertigen, zugleich die früher festgesetzte Strafe aufheben oder an deren Stelle eine geringere Strafe festsetzen.

§ 137. Gegen die Versäumung der Einspruchsfrist ist auf Antrag nach Maßgabe des § 22 Abs. 2 die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu ertheilen. § 138. Bei der Festsetzung der Ordnungsstrafe ist der Betheiligte zugleich in die Kosten de8 Verfahrens zu verurtheilen. § 139. Gegen den Beschluß, durch welchen die Ordnungsstrafe fest­ gesetzt oder der Einspruch verworfen wird, findet die sofortige Beschwerde statt. Ist die Strafe nach Maßgabe des § 133 festgesetzt, so kann die Beschwerde nicht darauf gestützt werden, daß die Verfügung, durch welche die Strafe angedroht worden ist, nicht gerechtfertigt gewesen sei.

§ 140. Soll nach 8 37 Abs. 1 des Handelsgesetzbuchs gegen eine Person eingeschritten werden, die eine ihr nicht zustehende Firma gebraucht, so finden die Vorschriften der §§ 132 bis 139 mit der Maßgabe An­ wendung, daß 1. in der nach § 132 zu erlassenden Verfügung dem Bethelligten aufgegeben wird, fich des Gebrauchs der Firma zu enthalten oder binnen bestimmter Frist den Gebrauch der Firma mittelst Einspruchs gegen die Verfügung zu rechtfertigen; 2. die Ordnungsstrafe festgesetzt wird, falls kein Einspruch erhoben oder der erhobene Einspruch rechtskräftig verworfen ist und der Betheiligte nach der Bekanntmachung der Verfügung dieser zuwidergehandelt hat.

§ 141. Soll nach § 31 Abs. 2 des Handelsgesetzbuchs das Erlöschen einer Firma von Amtswegen in das Handelsregister eingetragen werden, so hat das Registergericht den eingetragenen Inhaber der Firma oder dessen Rechtsnachfolger von der beabsichtigten Löschung zu benachrichtigen und ihm zugleich eine angemessene Frist zur Geltendmachung eines Wider­ spruchs zu bestimmen. Die Frist darf nicht weniger als drei Monate betragen. Sind die bezeichneten Personen oder deren Aufenthalt nicht bekannt, so erfolgt die Benachrichtigung und die Bestimmung der Frist durch Ein­ rückung in diejenigen Blätter, welche für die Bekanntmachungen der Eintragungen in das Handelsregister bestimmt find. Es kann angeordnet werden, daß die Bekanntmachung noch in andere Blätter eingerückt wird. 90*

59

FGG»

Wird Widerspruch erhoben, so entscheidet über ihn das Gericht. Gegen die den Widerspruch zurückweisende Verfügung findet die sofortige Beschwerde statt. Die Löschung darf nur erfolgen, wenn Widerspruch nicht erhoben oder wenn die den Widerspruch zurückweisende Verfügung rechtskräftig geworden ist.

§ 142. Ist eine Eintragung in das Handelsregister bewirkt, obgleich fie wegen Mangels einer wesentlichen Voraussetzung unzulässig war, so kann das Registergericht sie von Amtswegen löschen. Die Löschung geschieht durch Eintragung eines Vermerkes. Das Gericht hat den Betheiligten von der beabsichtigten Löschung zu benachrichtigen und ihm zugleich eine angemessene Frist zur Geltend­ machung eines Widerspruchs zu bestimmen. Auf das weitere Verfahren finden die Vorschriften deS § 141 Abs. 3, 4 Anwendung.

§ 143. Die Löschung einer Eintragung kann gemäß den Vorschriften des 8 142 auch von dem Landgerichte verfügt werden, welches dem Register­ gericht im Jnstanzenzuge vorgeordnet ist. Die Vorschrift des § 30 Abs. 1 Satz 2 findet Anwendung. Gegen die einen Widerspruch zurückweisende Verfügung des Land­ gerichts findet die sofortige Beschwerde an da^ Oberlandesgericht mit der Maßgabe statt, daß die Vorschriften des 8 28 Abs. 2, 3 zur entsprechenden Anwendung kommen. Die weitere Beschwerde ist ausgeschlossen.

§ 144. Eine in das Handelsregister eingetragene Aktiengesellschaft oder Kommanditgesellschaft auf Aktien kann gemäß den Vorschriften der 88 142, 143 als nichtig gelöscht werden, wenn die Voraussetzungen vvrliegcn, unter denen nach den §8 309, 310 des Handelsgesetzbuchs die Nichtigkeits­ klage erhoben werden kann. Das Gleiche gilt für eine in das Handelsregister eingetragene Gesellschaft mit beschränkter Haftung, wenn die Voraussetzungen vorliegen, unter denen nach den §§ 75, 76 des Gesetzes, betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung, die Nichtigkeitsklage erhoben werden kann. Ein in das Handelsregister eingetragener Beschluß der Generalver­ sammlung oder Versammlung der Gesellschafter einer der im Abs. 1 bezeichneten Gesellschaften kann gemäß den Vorschriften der §§ 142, 143 als nichtig gelöscht werden, wenn er durch seinen Inhalt zwingende Vor­ schriften des Gesetzes verletzt und seine Beseitigung im öffentlichen Interesse erforderlich erscheint. In den Füllen der Abs. 1, 2 soll die nach § 142 Abs. 2 zu bestimmende Frist mindestens drei Monate betragen. § 145. Die Amtsgerichte sind zuständig für die nach 8 146 Abs. 2, 8 147, § 157 Abs. 2, § 166 Abs. 3, § 192 Abs. 3, § 254 Abs. 3, §266 Abs. 2, § 268 Abs. 2, § 295 Abs. 2, 3, § 302 Abs. 2 bis 4, § 338 Abs. 3, § 524 Abs. 1, 2, § 530 Abs. 1, §§ 590, 685, § 729 Abs. 1, § 884 Nr. 4 des Handelsgesetzbuchs von dem Gerichte zu erledigenden Angelegenheiten. Ist die Führung des Handelsregisters für mehrere Amtsgerichtsbezirke einem Amtsgericht übertragen worden, so gehören zur Zuständigkeit dieses

FGG. Siebenter Abschnitt. Handelssachen.

59

Amtsgerichts auch die im Ms. 1 bezeichneten Angelegenheiten, mit Aus­ nahme derjenigen Geschäfte, welche den Gerichten nach § 524 Abs. 1, 2, S 530 Abs. 1, 83 590, 685, § 729 Abs. 1, § 884 Nr. 4 de« Handels­ gesetzbuchs obliegen.

8 146. Soweit in den im § 145 bezeichneten Angelegenheiten ein Gegner des Antragstellers vorhanden ist, hat ihn das Gericht wenn thunlich zu hören. Gegen die Verfügung, durch welche über den Antrag entschieden wird, findet die sofortige Beschwerde statt. Eine Anfechtung der Verfügung, durch welche einem nach § 524 Abs. 1, 2, 8 530 Abs. 1, 8 685, 8 729 Abs. 1, 8 884 Nr. 4 des Handels­ gesetzbuchs gestellten Anträge stattgegeben wird, ist ausgeschlossen.

§ 147. Die Vorschriften der 88 127 bis 131, 142, 143 finden auf die Eintragungen in das Genossenschaftsregister entsprechende Anwendung. Eine in das Genossenschaftsregister eingetragene Genosienschaft kann gemäß den Vorschriften der 83 142, 143 als nichtig gelöscht werden, wenn die Voraussetzungen vorliegen, unter denen nach den 83 94, 95 des Gesetzes, betreffend die Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften, die Nichtigkeits­ klage erhoben werden kann. Ein in das Genossenschastsregister eingetragener Beschluß der General­ versammlung einer Genossenschaft kann gemäß den Vorschriften der 88 142, 143 als nichtig gelöscht werden, wenn er durch feinen Inhalt zwingende Vorschriften des Gesetzes verletzt und seine Beseitigung im öffentlichen Interesse erforderlich uju^iu. In den Fällen der Abs. 2, 3 soll die nach 8 142 Abs. 2 zu be­ stimmende Frist mindestens drei Monate betragen. § 148. Die Vorschriften des 8 146 Abs. 1, 2 finden auf die nach 8 45 Abs. 3, 8 61, 8 83 Abs. 3, 4, 8 93 des Gesetzes, betreffend die Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften, und nach 8 66 Abs. 2, 3, 8 74 des Gesetzes, betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung, von dem Registergerichte zu erledigenden Angelegenheiten Anwendung. Gegen die Verfügung, durch welche der im 8 H des Gesetzes, be­ treffend die privatrechtlichen Verhältniffe der Binnenschiffahrt, oder der im 8 8 des Gesetzes, betreffend die privatrechtlichen Verhältniffe der Flößerei, bezeichnete Antrag auf Beweisaufnahme oder der im 8 87 Abs. 2 des ersteren Gesetzes bezeichnete Antrag auf Bestellung eines Dispacheurs zurück­ gewiesen wird, findet die sofortige Beschwerde statt. Eine Anfechtung der Verfügung, durch welche einem solchen Anträge stattgegeben wird, ist aus­ geschlossen. § 149. Für die Verrichtungen, welche den Gerichten in Ansehung der nach dem Handelsgesetzbuch oder nach dem Gesetze, betreffend die privat­ rechtlichen Verhältnisse der Binnenschiffahrt, aufzumachenden Dispache ob­ liegen, ist das Amtsgericht des Ortes zuständig, an welchem die Vertheilung der Havereischäden zu erfolgen hat.

§ 150. Lehnt der Dispacheur den Auftrag eines Betheiligten zur Aufmachung der Dispache aus dem Grunde ab, well ein Fall der großen

SS

FGG.

Haverei nicht vorliege, so entscheidet über die Verpflichtung des Dispacheurs auf Antrag des Betheiligten das Gericht. Gegen die Verfügung findet die sofortige Beschwerde statt.

§ 151. Auf Antrag des Dispacheurs kann das Gericht einem Betheiligten unter Androhung von OrdnungSstrafm aufgeben, dem Dis­ pacheur die in seinem Besitze befindlichen Schriftstücke, zu beien Mittheilung er gesetzlich verpflichtet ist, auSzuhändigen. Die einzelne Strafe darf den Betrag von dreihundert Mark nicht übersteigen.

K 152. Der Dispacheur ist verpflichtet, jedem Betheiligten Einsicht in die Dispache zu gewähren und ihm auf Verlangen eine Abschrift gegen Erstattung der Kosten nt ertheilen. Das Gleiche gilt, wenn die Dispache nach dem Gesetze, betreffend die privatrechtlichen Verhältnifle der Binnen­ schiffahrt, von dem Schiffer aufgemacht worden ist, für diesen. § 153. Jeder Betheiligte ist befugt, bei dem Gericht eine Ver­ handlung über die von dem Dispacheur aufgemachte Dispache zu beantragen. In dem Anträge sind diejenigen Betheiligten zu bezeichnen, welche zu dem Verfahren zugezogen werden sollen. Wird ein Antrag auf gerichtliche Verhandlung gestellt, so hat das Gericht die Dispache und deren Unterlagen von dem Dispacheur einzu­ ziehen und, wenn nicht offensichtlich die Voraussetzungen der großen Haverei fehlen, den Antragsteller sowie die von ihm bezeichneten Betheiligten zu einem Termine zu laden. Mehrere Anträge können von dem Gerichte zum Zwecke der gleichzeitigen Verhandlung verbunden werden. Die Ladung muß den Hinweis darauf enthalten, daß, wenn der Geladene weder in dem Termin erscheine noch vorher Widerspruch gegen die Dispache bei dem Gericht anmelde, sein Einverständniß mit der Dispache angenommen werden würde. In der Ladung ist zu bemerken, daß die Dispache und deren Unterlagen auf der Gerichtsschreiberei eingesehen werden können. Die Frist zwischen der Ladung und dem Termine muß wenigstens zwei Wochen betragen.

§ 154. Erachtet das Gericht eine Vervollständigung der Unter­ lagen der Dispache für nothwendig, so hat es die Beibringung der erforder­ lichen Belege anzuordnen. Die Vorschriften des 8 151 finden entsprechende Anwendung. § 155. In den» Termin ist mit bett Erschienenen über die Dispache zn verhandeln. Wird ein Widerspruch gegen die Dispache nicht erhoben lind ist ein solcher arich vorher nicht angemeldet, so hat das Gericht die Dispache gegenüber den an dem Verfahren Betheiligtcn zu bestätigen. Liegt ein Widerspruch vor, so haben sich die Betheiligten, deren Rechte durch ihn betroffen werden, zu erklären. Wird der Widerspruch als begründet anerkannt oder kommt anderweit eine Einigung zu Stande, so ist die Dispache demgemäß zu berichtigen. Erledigt sich der Widerspruch nicht, so ist die Dispache insoweit zu bestätigen, als sie durch den Wider­ spruch nicht berührt wird.

FGG- Achter Abschnitt. Bereinssachen. Güterrechtsregister.

LS

Werden durch den Widerspruch die Rechte eines im Termine nicht erschienenen Betheiligten Betroffen, so wird angenommen, daß dieser den Widerspruch nicht als begründet anerkenne.

§ 156. Soweit ein Widerspruch nicht gemäß § 155 Abs. 3 erledigt wird, hat ihn der Widersprechende durch Erhebung der Klage gegen die­ jenigen an dem Verfahren Betheiligten, deren Rechte durch den Wider­ spruch betroffen werden, zu verfolgen. Die daS BertheilungSverfahren be­ treffenden Vorschriften der §§ 878, 879 der Civilprozeßordnung finden mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß das Gericht einem Betheiligten aus feinen Antrag, wenn erhebliche Gründe glaubhaft gemacht werden, die Frist zur Erhebung der Klage verlängern kann und daß an die Stelle der Ausführung des Vertheilungsplans die Bestätigung der Dispache tritt. Ist der Widerspruch durch rechtskrästtges Urtheil oder in anderer Weise erledigt, so wird die Dispache bestätigt, nachdem sie erforderlichen Falles von dem Amtsgerichte nach Maßgabe der Erledigung der Ein­ wendungen berichfigt ist.

K 157. Gegen die Verfügung, durch welche ein nach § 153 ge­ stellter Antrag auf gerichlliche Verhandlung zurückgewiefen oder über die Bestätigung der Dispache entschieden wird, findet die sofortige Beschwerde statt. Einwendungen gegen die Dispache, welche mittelst Widerspruchs geltend zu machen sind, können nicht im Wege der Beschwerde geltend gemacht werdm.

§ 158. Die Bestätigung der Dispache ist nur für das gegenseitige Verhältniß der an dem Verfahren Betheiligten wirksam. Aus der rechtskräftig bestätigten Dispache findet die Zwangsvoll­ streckung nach den Vorschriften der Civilprozeßordnung statt. Für Klagen auf Ertheilung der Vollstreckungsklausel sowie für Klagen, durch welche Einwendungen gegen die in der Dispache sestgestellten Ansprüche geltend gemacht werden oder die bei der Ertheilung der Vollstreckungsklausel als eingetreten angenommene Rechtsnachfolge bestritten wird, ist das Amtsgericht zuständig, welches die Dispache bestätigt Hal. Gehört der Anspruch nicht vor die Amtsgerichte, so sind die Klagen bei dem zuständigen Landgerichte zu erheben.

Achter Abschnitt.

Vereinfachen.

Güterrechtfegtster.

§ 159. Auf die Eintragungen in das Vereinsregister findm die Vorschriften der §§ 127 bis 130, 142, 143, auf das Verfahren bei der Verhängung von Ordnungsstrafen gegen Mitglieder des Vorstandes oder Liquidatoren eines eingetragenen Vereins finden die Vorschriften der 88 127,132 bis 139 entsprechende Anwendung.

§ 160. Im Falle deS § 37 des Bürgerlichen Gesetzbuchs soll das Gericht vor der Verfügung, durch welche über das Verlangen, eine Mitglieder-

59

FGG.

Versammlung zu berufen, entschieden wird, soweit thunlich den Vor­ stand des Vereins hören. Gegen die Verfügung findet die sofortige Beschwerde statt.

§ 161» Auf die Eintragungen in das Güterrcchtsregister finden die Vorschriften der § 127 bis 130, 142, 143 entsprechende Anwendung. Don einer Eintragung sollen in allen Fällen beide Ehegatten benachrichtigt werden. § 162. Das Amtsgericht hat auf Verlangen eine Bescheinigung darüber zu ertheilen, daß bezüglich des Gegenstandes einer Eintragung weitere Eintragungen in das Vereins- oder Güterrechtsregister nicht vor­ handen sind oder daß eine bestimmte Eintragung in das Register nicht erfolgt ist. Neunter Abschnitt.

Offenvarung^etd. Untersuchung und Verwahrung von Sachen. Vfandverkauf. § 163. Ist in den Fällen der §§ 259, 260, 2028, 2057 des Bürgerlichen Gesetzbuchs der Offenbarungseid nicht vor dem Prozeßgerichte zu leisten, so finden die Vorschriften des § 79 entsprechende Anwendung. § 164. In den Fällen, in denen nach den Vorschriften des bürgerlichen Rechtes Jemand den Zustand oder den Werth einer Sache durch Sachverständige feststellen lassen kann, ist für die Ernennung, Beeidigung und Vernehmung der Sachverständigen das Amtsgericht zuständig, in dessen Bezirke sich die Sache befindet. Durch eine ausdrückliche Vereinbarung der Betheiligten kann die Zuständigkeit eines anderen Amtsgerichts be­ gründet werden. Eine Anfechtung der Verfügung, durch welche dem Anträge statt­ gegeben wird, ist ausgeschlofien. Bei dem Verfahren ist der Gegner soweit thunlich zu hören. § 165. In den Fällen der §§ 432, 1217, 1281, 2039 des Bürgerlichen Gesetzbuchs ist für die Bestellung des Verwahrers das Amts­ gericht zuständig, in dessen Bezirke sich die Sache befindet. Ueber eine von dem Verwahrer beanspruchte Vergütung entscheidet das Amtsgericht. Vor der Bestellung des Verwahrers und vor der Entscheidung über die Vergütung sind die Betheiligten soweit thunlich zu hören.

§ 166. Im Falle des § 1246 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetz­ buchs ist für die Entscheidung des Gerichts das Amtsgericht des OrteS zuständig, an welchem das Pfand aufbewahrt wird. Vor der Entscheidung sind die Bethciligten svivcit thunlich zu hören.

FGG

Zehnter Mschnitt. Gerichtliche und notarielle Urkunden.

59

Zehnter Abschnitt.

Gerichtliche und notarielle Urkunden. § 167. Für die gerichtliche Beurkundung eines Rechtsgeschäfts wwie für die gerichtliche Beglaubigung eines Handzeichens find die Amts­ gerichte zuständig. Für die öffentliche Beglaubigung einer Unterschrift sind außer den Notaren die Amtsgerichte zuständig. Das Gleiche gilt für die Aufnahme der im § 1718 nnd im § 1720 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs vorgesehenen öffentlichen Urkunden über die Anerkennung der Vaterschaft; für die Aufnahme dieser Urfitnben ist, wenn die Anerkennung der Vater­ schaft bei der Anzeige der Geburt des Kindes oder bei der Eheschließung '.niet Eltern erfolgt, auch der Standesbeamte zuständig, welcher die Geburt oder die Eheschließung beurkundet. § 168. Für die gerichtliche und die notarielle Beurkundung eines Rechtsgeschäfts gelten, unbeschadet der Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzvuchs über die Errichtung von Testamenten und Erbverträgen, die §§ 169 bis 182. Als Betheiligter im Sinne der §§ 169 bis 182 ist derjenige anzusehen, dessen Erklärung beurkundet werden soll.

§ 169. Ist ein Betheiligter nach der Ueberzeugung des Richters oder des Notars taub, blind, stumm oder sonst am Sprechen verhindert, so inuß der Richter einen Gerichtsschreiber oder zwei Zeugen, der Notar einen zweiten Notar oder zwei Zeugen zuziehen. § 170. Als Richter, Notar, Gerichtsschreiber oder Zeuge kann bei der Beurkundung nicht mitwirken:

1.

wer selbst Betheiligter ist sowie derjenige, für welchen ein Betheiligter als Vertreter handelt;

2. der Ehegatte eines Betheiligten, auch wenn die Ehe nicht mehr besteht; 3. wer mit einem Betheiligten in gerader Linie oder im zweiten Grade der Seitenlinie verwandt oder verschwägert ist;

4.

wer zu demjenigen, für welchen ein Betheiligter als Vertreter handelt, in einem Verhältnisse der unter Nr. 2, 3 bezeichneten Art steht.

§ 171. Als Richter, Notar, Gerichtsschreiber oder Zeuge kann bei der Beurkundung nicht mitwirken: 1. derjenige, zu deffen Gunsten in der Urkunde eine Verfügung ge­ troffen wird;

2.

wer zu demjenigen, zu dessen Gunsten in der Urkunde eine Ver­ fügung getroffen wird, in einem Verhältniffe der im § 170 Nr. 2, 3 bezeichneten Art steht.

Die Mitwirkung einer hiernach ausgeschloffenen Person hat zur Folge, daß die Beurkundung insoweit nichtig ist, als sie eine Verfügung zu Gunsten einer der im Abs. 1 Nr. 1, 2 bezeichneten Personen zum Gegenllande hat.

59

FGG

§ 172. Ms Gerichtsschreiber oder zweiter Notar oder Zeuge kann bei der Beurkundung nicht mitwirken, wer zu dem Richter oder dem beurkundenden Notar in einem Verhältnisse der im § 170 Nr. 2, 3 bezeichneten Art steht.

§ 173.

Als Zeuge soll bei der Beurkundung nicht mitwirken:

1. ein Minderjähriger;

2. wer der bürgerlichen Ehrenrechte sür verlustig erklärt ist, während der Zeit, für welche die Aberkennung der Ehrenrechte erfolgt ist; 3. wer nach den Vorschriften der Strafgesetze unfähig ist, als Zeuge eidlich vernommen zu werden;

4. wer als Gesinde oder Gehülfe im Dienste des Richters oder des beurkundenden Notars steht.

§ 174. Die bei der Beurkundung mitwirkenden Personen müssen bei der Vorlesung, Genehmigung und Unterzeichnung der Urkunde zugegen sein.

§ 175. Ueber die Verhandlung muß ein Protokoll in deutscher Sprache ausgenommen werden. § 176. Das Protokoll muß enthalten: 1. Ort und Tag der Verhandlung; 2. die Bezeichnung der Betheiligtcn und der bei der Verhandlung mit­ wirkenden Personen; 3. die Erklärung der Betheiligten. Wird in der Erklärung auf eine Schrift Bezug genommen und diese den: Protokoll als Anlage beigefügt, so bildet sie einen Theil des Protokolls. Das Protokoll soll eine Angabe darüber enthalten, ob der Richter oder der Notar die Betheiligten kennt oder, sofern dies nicht der Fall ist, in welcher Weise er sich Gewißheit über ihre Persönlichkeit verschafft hat. Kann er sich diese Gewißheit nicht verschaffen, wird aber gleichwohl die Aufnahme der Verhandlung verlangt, so sollen der Sachverhalt und das­ jenige, was zur Feststellung der Persönlichkeit beigebracht ist, in das Protokoll ausgenommen werden.

8 177. Das Protokoll muß vorgelesen, von den Bethätigten genehmigt und von ihnen eigenhändig unterschrieben werden. Im Proto­ kolle muß festgestellt werden, daß dies geschehen ist. Das Protokoll soll den Betherligten auf Verlangen auch zur Durchsicht vorgelegt werden. Erllärt ein Betheiligter, daß er nicht schreiben könne, so muß diese Erklärung im Protokolle festgestellt werden. Bei der Borlesung und der Genehmigung muß der Richter oder der Notar einen Zeugen zuziehen. In den Fällen des § 169 bedarf es dieser Zuziehung nicht; das Gleiche gilt, wenn in anderen Fällen ein Gerichtsschreiber oder ein zweiter Notar zugezogen wird. Das Protokoll muß von den mitwirkenden Personen unterschrieben werden.

FGG. Zehnter Abschnitt. Gerichtliche und notarielle Urkunden.

59

§ 178. Ist nach der Ueberzeugung des Richters oder des Notars ein Betheiligter stumm oder sonst am Sprechen verhindert und eine schrift­ liche Verständigung mit ihm nicht möglich, so muß bei der Beurkundung ein vereideter Dolmetscher zugezogen werben. Im Protokolle muß festgestellt werden, daß der Richter oder der Notar die Ueberzeugung gewonnen hat, daß der Betheiligte am Sprechen ver­ hindert und eine schriftliche Verständigung mit ihm nicht möglich ist. Das Protokoll muß von dem Dolmetscher genehmigt und unterschrieben werden. Der Zuziehung eines Zeugen, eines Gerichtsschreibers oder eines zweiten Notars bedarf es in diesem Falle nicht. § 179. Erklärt ein BetheUigter, daß er der deutschen Sprache nicht mächtig sei, so muß bei der Beurkundung ein vereideter Dolmetscher zugezogen werden. Der Zuziehung des Dolmetschers bedarf es nicht, wenn der Richter oder der Notar der Sprache,' in der sich der Betheiligte erllärt, mächtig ist; die Beeidigung des Dolmetschers ist nicht erforderlich, wenn der Betheiligte darauf verzichtet. Das Protokoll muß dem der deutschen Sprache nicht mächtigen Betheiligten durch den Dolmetscher oder, wenn ein Dolmetscher nicht zugezogen worden ist, durch den Richter oder den Notar in der ftemden Sprache vorgetragen werden und die Feststellung enthalten, daß dies geschehen ist. Im Protokolle muß sestgestellt Werden, daß der Betheiligte der deutschen Sprache nicht mächtig ist. Der Dolmetscher muß das Protokoll unterschreiben. Eine Beurkundung ist nicht aus dem Grunde unwirksam, weil den Vorschriften des Abs. 1 zuwider die Zuziehung eines Dolmetschers unter­ blieben ist.

§ 180. Auf den Dolmetscher finden die nach den 88 170 bis 173 für einen Zeugen geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung. § 181. Bei der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung von Ver­ steigerungen gelten Bieter nicht als Bethelligte; ausgenommen sind solche Bieter, die an ihr Gebot gebunden bleiben. Entfernt fich ein solcher Bieter vor dem Schlufie der Verhandlung, so genügt an Stelle seiner Unterschrift die Angabe des Grundes, aus welchem sie unterblieben ist. § 182. Die Ausfertigung der Protokolle über die gerichtliche Beurkundung eines Rechtsgeschäfts ist von dem Gerichtsschreiber zu unter­ schreiben und mit dem Gerichtssiegel zu versehen. Auf Antrag können die Protokolle auch auszugsweise ausgefertigt werden. §183. Die gerichtliche oder notarielle Beglaubigung einer Unter­ schrift darf nur erfolgen, wenn die Unterschrift in Gegenwart des Richters oder des Notars vollzogen oder anerkannt wird. Die Beglaubigung geschieht durch einen unter die Unterschrift zu setzenden Vermerk. Der Vermerk muß die Bezeichnung desjenigen, welcher die Unterschrift vollzogen oder anerkannt hat, enthalten und den Ort und den Tag der Ausstellung angeben sowie mit Unterschrift und Siegel oder Stempel versehen sein.

SS

FGG.

Diese Borschristen finden auf die gerichtliche oder notarielle Be­ glaubigung eines Handzeichens entsprechende Anwendung.

§ 184. Für die nach § 167 den Amtsgerichten obliegenden Verrichtungen sind in Ansehung solcher Personen, die zur Besatzung eines in'Dienst gestellten Schiffes der Kaiserlichen Marine gehören oder die in anderer Eigenschaft an Bord eines solchen Schiffes sind, auch die Geschwaderauditeure zuständig, solange das Schiff sich außerhalb eines inländischen Hafens befindet. Den Schiffen stehen die sonstigen Fahrzeuge der Kaiserlichen Marine gleich. Die Ausfertigung der Protokolle über die Beurkundung eines Rechts­ geschäfts ist von dem Auditeur zu unterschreiben und mit dem Gerichts­ fiegel zu versehen. Die Vorschriften des Artikel 44 des Einsührungsgejetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuchs bleiben unberührt. (Elfter Abschnitt.

Schluszbestimmungen. § 185. Dieses Gesetz tritt gleichzeitig mit dem Bürgerlichen Gesetz­ buch in Kraft. Die Artikel 2 bis 5, 32 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuchs finden entsprechende Anwendung. § 186. Die Vorschriften der §§ 11, 66 des Gesetzes über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung vom 6. Februar 1875 (Reichs-Gesetzbl. S. 23) werden insoweit ausgehoben, als sie der Landesgesetz­ gebung die Befugniß gewähren, das gerichtliche Verfahren abweichend zu regeln.

§ 187. Der § 150 de8 Gesetzes, betreffend die Erwerbs- urtb Wirthschaftsgenossenschaften, vom 1. Mai 1889 (Reichs-Gesetzbl. S. 55) wird aufgehoben. § 188. Der § 11 Abs. 2 des Gesetzes, betreffend das Reichsschuld­ buch, vom 31. Mai 1891 (Reichs-Gesetzbl. S. 321) wird dahin geändert: Zur Ausstellung dieser Bescheinigungen ist daS Nachlaß­ gericht und, falls der Erblasser zur Zeit des Erbfalls im Inlands weder Wohnsitz noch Aufenthalt hatte, auch derjenige Konsul des Reichs zuständig, in dessen Amtsbezirke der Erblasser zur Zeit des Erbsalls seinen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt hatte, sofern dem Konsul von dem Reichskanzler die Ermächtigung zur Ausstellung solcher Bescheinigungen ertheilt ist.

§ 180. Soweit im Einführungsgesetze zum Bürgerlichen Gesetz­ buche zu Gunsten der Landesgesetze Vorbehalte gemacht sind, gelten sie auch für die Vorschriften der Landesgesetze über diejenigen Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit, welche Gegenstand dieses Gesetzes sind; den Landesgesetzen stehen nach Maßgabe der Artikel 57, 58 des Ein­ führungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuche die HauSversassungen gleich.

FGG- Elfter Wschnitt. Schlußbestimmungen.

59

§ 190. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, welche für den Fall, daß nach Artikel 147 des Einführungsgesetzes zum Bürger­ lichen Gesetzbuche die dem Bormundschaftsgericht obliegenden Verrichtungen durch Landesgesetz anderen Behörden als den Amtsgerichten übertragen sind, über den Vorsitz im Familienrathe Bestimmung treffen.

§ 191. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen für die Aufnahme der nach dem § 1718 und dem § 1720 Abs- 2 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs erforderlichen öffentlichen Urkunden sowie für die öffentliche Beglaubigung einer Unterschrift außer den Amtsgerichten und Notaren auch andere Behörden oder Beamte zuständig sind. Durch Landesgesetz kann die Zuständigkeit der Amtsgerichte für die öffentliche Beglaubigung einer Unterschrift oder eines Handzeichens aus­ geschlossen werden. § 192. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen, wenn die Auseinandersetzung in Ansehung eines Nachlasses nicht binnen einer bestimmten Frist bewirkt ist, das Nachlaßgericht die Aus­ einandersetzung von Amtswegen zu vermitteln hat; auf die Auseinander­ setzung finden die Vorschriften der §§ 88 bis 98 Anwendung. § 193. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen für die gemäß § 99 den Amtsrichtern obliegenden Verrichtungen andere als gerichtliche Behörden zuständig sind, sowie die landesgesetzlichen Vor­ schriften, nach welchen in den Fällen der §§ 86, 99 an Stelle der Gerichte oder neben diesen die Notare die Auseinandersetzung zu vermitteln haben.

§ 194. Sind für die int § 1 bezeichneten Angelegenheiten nach Landesgesetz andere als gerichtliche Behörden zuständig, so gelten die in dem ersten Abschnitte für die Gerichte gegebenen Vorschriften auch für die anderen Behörden. Als gemeinschaftliches oberes Gericht im Sinne der §§ 5, 46 gilt dasjenige Gericht, welches daS gemeinschaftliche obere Gericht für die Amts­ gerichte ist, in deren Bezirke die Behörden ihren Sitz haben. Durch Landesgesetz kann jedoch bestimmt werden, daß, wenn die Behörden in dem Bezirke desselben Amtsgerichts ihren Sitz haben, dieses als gemeinschaftliches oberes Gericht zuständig ist. Die Vorschriften des § 8 über die Sitzungspolizei und über die Berathung und Abstimmung sowie die Vorschriften der §§ 6, 10, 11, des 8 16 Abs. 2 und des § 31 finden keine Anwendung. Durch die Vorschrift des Abs. 1 wird die Verpflichtung der gericht­ lichen Behörden, gemäß § 2 Rechtshülfe zu leisten, nicht berührt. § 195. Durch die Gesetzgebung eines Bundesstaats, in dem für die dem Vormundschaftsgericht oder dem Nachlaßgericht obliegenden Ver­ richtungen andere Behörden als die Aintsgerichte zuständig sind, kann bestimmt werden, daß die Abänderung einer Entscheidung einer solchen Behörde bei dem Amtsgerichte nachzusuchen ist, in dessen Bezirke die Behörde ihren Sitz hat. In diesem Falle finden auf das Verfahren die Vorschriften der §§ 20 bis 25 entsprechende Anwendung. Die Beschwerde findet gegen die Entscheidung des Amtsgerichts statt.

L9

FGG.

§ 196» Ist für die Volljährigkertserklärung nach Landesgesetz die Zentralstelle des Bundesstaats zuständig, so finden die in dem ersten Ab­ schnitte für die Gerichte gegebenen Vorschriften keine Anwendung. Die Verfügung, durch welche der Minderjährige für volljährig erklärt wird, tritt mit der Bekanntmachung an den Minderjährigen in Wirksamkeit. § 197. Durch die Landesjustizverwaltung kann angeordnet werden, daß die im § 14 des Gesetzes über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung vom 6. Februar 1875 vorgesehene Aufbewahrung deS Nebenregisters bei den Landgerichten erfolgen soll.

§ 198. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, welchen bei der Beurkundung einer Erklärung in den Fällen des 8 der Richter an Stelle des Gerichtsschreibers oder der zwei Zeugen besonders dazu bestellte Urkundsperson zuziehen kann. Auf dir Urkundsperson finden die Vorschriften der §§ 170 bis Anwendung.

nach 169 eine 172

§ 199. Durch die Gesetzgebung eines Bundesstaats, in dem mehrere Oberlandesgerichte errichtet sind, kann die Entscheidung über das Rechtsmittel der weiteren Beschwerde einem der mehreren Oberlandesgerichte oder an Stelle eines solchen Oberlandesgerichts dem obersten Landesgerichte zugewiesen werden. Das Gericht, dem nach Absatz 1 die Entscheidung zugewiesen wird, tritt zugleich für die Beschwerde gegen eine Verfügung des Landgerichts an die Stelle des nach § 64 und § 143 Abs. 2 zuständigen Oberlandes­ gerichts. Auch gilt es im Sinne der 88 5, 46 als gemeinschaftliches oberes Gericht für alle Gerichte des Bundesstaats. 8 200. Durch Landesgesetz können Vorschriften zur Ergänzung und Ausführung dieses Gesetzes, mit Einschluß der erforderlichen UebergangSvorschriften, auch insoweit erlassen werden, als dieses Gesetz Vorbehalte für die Landesgesetzgebung nicht enthält. Soweit durch Landesgesetz allgemeine Vorschriften über die Errichtung gerichtlicher oder notarieller Urkunden erlafien werden, ist ein Verstoß gegen eine solche Vorschrift, unbeschadet der Vorschriften über die Folgen des Mangels der sachlichen Zuständigkeit, ohne Einfluß auf die Gültigkeit der Beurkundung.

60. Gesetz, bett, die freiwillige Gerichts­ barkeit und andere Recbtsangelegenbeiten in Reer und Marine. Vom 28. Mai 1901.

tReichSgesttzblatt 1901 S. 185—188).

§ 1. Im Felde (Einführungsgesetz für Militärstrafgerichtsordnung 8 5) sind beim Heere hinsichtlich der ttn § 1 Nr. 1, 6, 7, 8 der MilitärstrasgerichtSordnung vom 1. Dezember 1898 bezeichneten Personen auch die Kriegsgerichtsräte und die OberkriegSgerichtSräte zuständig: 1. für die nach § 167 des Gesetzes über die Angelegenheiten der frei­ willigen Gerichtsbarkeit vom 17. Mai 1898 den Amtsgerichten zu­ stehenden Verrichtungen, 2. für die Entgegennahme von Versicherungen, an Eidesstatt sowie für die Aufnahme von Urkunden über Tatsachen, auch soweit diese nicht unter Nr. 1 fallen, 3. für die Erledigung von Ersuchen von Rechtshilfe, jedoch unbeschadet der Vorschriften des § 13 des Einführungsgesetzes zur Militärstraf­ gerichtsordnung.

§ 2. In den Fällen des 8 1 Nr. 1 finden die Vorschriften der 88 168 bis 183 des Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit und, sofern ein Testament oder ein Erbvertrag den Gegen­ stand der Beurkundung bildet, die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetz­ buchs über die Errichtung von Testamenten und Erbverträgen Anwendung; die Geschäfte eines Gerichtsschreibers versieht der MilitärgerichtSschreiber. Die Vorschriften dcS 8 173 N. 1 des Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit und des 8 2237 Nr. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bleiben außer Anwendung bei Zeugen, die dem aktiven Heere angehören. Die Vorschriften des 8 44 des Reichsmilitärgesetzes bleiben unberührt. § 3.

In den Fällen deS 8 1 Nr. 2 finden folgende Vorschriften

Anwendung: 1. Die Urkunde muß den Ort und den Tag der Verhandlung oder, falls sie nicht in der Form eines Protokolls ausgenommen wird, den Ort und bett Tag der Ausstellung angeben und mit der Unterschrift deS Kriegsgerichtsrats oder deS OberkriegSgerichtSratS versehen sein. Wird die Urkunde den Beteiligten in Urschrift auSgehändigt, so muß sie auch mit Siegel oder Stempel versehen sein. 2. Die Beurkundung soll, sofern nicht ein anderes bestimmt ist, in der Form eines Protokolls erfolgen. Außer dem Kriegsgerichtsrat oder

60

HM. FGG.

dem Oberkriegsgerichtsrate sollen auch die übrigen bei der Verhand­ lung mitwirkenden Personen das Protokoll unterzeichnen. DaS Protokoll ist den Beteiligten behufs der Genehmigung vor­ zulesen oder ihnen zur Durchsicht vorzulegen und von ihnen zu unter­ schreiben. Kann ein Beteiligter das Protokoll nicht unterschreiben, so ist dies unter dem Protokoll anzugcben. 3. Bei Zustellungen, bei der Beglaubigung von Abschriften, bei der Sicherstellung der Zeit, zu welcher eine Privaturkunde ausgestellt ist, bei Lebensbescheinigungen und bei sonstigen einfachen Zeugnissen bedarf es nicht der Aufnahme eines Protokolls. 4. Die Beglaubigung einer Abschrift geschieht durch einen unter die Ab­ schrift zu setzenden Vermerk, der die Uebereinstimmung mit der Haupt­ schrift bezeugt. In dem Vermerke soll ersichtlich gemacht werden, ob die Hauptschrist eine Urschrift eine einfache oder beglaubigte Abschrift oder eine Ausfertigung ist; ist sie eine beglaubigte Abschrift oder eine Ausfertigung, so ist der Beglaubigungsvermerk oder der Ausfertigungs­ vermerk in die beglaubigte Abschrift mitaufzunehmen. Durchstreichungen, Aenderungen, Einschaltungen, Radierungen oder andere Mängel einer von den Beteiligten vorgelegten Schrift sollen in dem Vernierk angegeben werden. Soll ein Auszug aus einer Urkunde beglaubigt werden, so find in den Auszug außer solchen Teilen der Urkunde, welche die Be­ obachtung der Förmlichkeiten Nachweisen, diejenigen Teile aufzunehmen, welche den Gegenstand betreffen, aus den sich der Auszug beziehen soll. In dem Beglaubigungsvermerk ist der Gegenstand anzugeben und zu bezeugen, daß weitere den Gegenstand betreffende Bestim­ mungen in der Urkunde nicht enthalten sind. 5. die Sicherstellung der Zeit, zu welcher eine Privaturkundc ausgestellt ist, geschieht durch einen unter die Urkunde zu setzenden Vermerk, in welchem der Kriegsgerichtsrat oder der Oberkriegsgerichtsrat bezeugt, wann ihm die Urkunde vorgelegt worden ist.' Die Vorschriften der Nr. 4 Abs. 2 finden Anwendung.

§ 4. In den Fällen des § 1 werden Beschwerden im Aufsichts­ wege erledigt. Dies gilt auch bei Ersuchen um Rechtshilfe in Strafsachen (8 13 des Einsührungsgesetzes zur Militärstrafgcrichtsordnung).

§ 5. In Ansehung solcher Personen, die zur Besatzung eines in Dienst gestellten Schiffes der Kaiserlichen Marine gehören oder die in anderer Eigenschaft an Bord eines solchen Schiffes sind, finden die Vor­ schriften des § 1 Nr. 2 und der §8 3, 4 Anwendung, solange hc8 Schiff sich außerhalb eines inländischen Hafens befindet. Den Schiffen stehen die sonstigen Fahrzeuge der Kaiserlichen Marine gleich. § 6. Im Felde liegt beim Heere nach dem Tode enter der im 8 1 bezeichneten Personen die vorläufige Sicherung 'des NachlaffeS dem zunächst vorgesetzten Offizier oder Beamten ob. § 7. Nach dem Tode eines Angehörigen deS aktiven Heeres (ReichSmilitärgesetz vom 2. Mai 1874 8 38) hat, unbeschadet der Zuständgkeit

HM. FGG.

60

des Nachlaßgerichts, die Mllitärbehörde, welcher der Verstorbene angehörte, für die Sichemng der amtlichen Akten oder der sonstigen Sachen, deren Herausgabe auf Grund des Dienstverhältnisses verlangt werden kann, zu sorgen, soweit hierfür ein Bedürfnis besteht. Werden bei der Ausführung einer Maßregel, die das Gericht zur Sicherung des Nachlasses angeordnet hat, Sachen der im Abs. 1 bezeichneten Art vorgefunden, so hat das Gericht die Militärbehörde, welcher der Ver­ storbene angehörte, hiervon zu benachrichtigen und ihr zugleich von den Sicherungsmaßregeln, die in Ansehung dieser Sachen vorgenommen worden sind, Mitteilung zu machen. Der Militärbehörde liegt es ob, das Weitere zu veranlassen. War der Verstorbene der einzige Beamte der Behörde, so tritt an die Stelle der Militärbehörde daS am Standorte befindliche Garnison­ kommando. 8 8. Der § 39 Abs. 3 des Reichsmilitärgesetzes wird aufgehoben. Für Militärpersonen, deren Truppenteil fich im Ausland aufhält und im Inland einen Garnisonort weder hat noch gehabt hat, kann für Angelegenheiten der streitigen Gerichtsbarkeit ein im im Jnlande belegenrr Ort als Garnisonort durch Kaiserliche Verordnung bestimmt werden.

§»icner, Reich-zlvilflesetze. 3. Slufl.

61. Besetz über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschliessung vom 6. Februar 1875

In der Tastung nad) § ir AB$. 2 Nr. - £6. ZPO., Art. 46 £8. BOB., tz 186 J66. und 8et«tr vom 14. April 1005. («eichSgrsetzblatt 1875 S. 23—39; 1877 S. 246; 1896 S. 618—619; 1898 S. 807; 1906 S. 251).

(Erster Abschnitt.

Allgemeine Bestimmungen. § 1. Die Beurkundung der Geburten, Heirathcu und Sterbefülle erfolgt ausschließlich durch die vom Staate bestellten Standesbeamten mittels Eintragung in die dazu bestimmten Register. § 2. Die Bildung der Standesamtsbezirke erfolgt durch die höhere Verwaltungsbehörde. Die Standesamtsbezirke können aus einer oder mehreren Gemeinden gebildet, größere Gemeinden in mehrere Standesamtsbezirke getheilt werden. § 3. Für jeden Standesamtsbezirk ist ein Standesbeamter und mindestens ein Stellvertreter zu bestellen. Für den Fall vorübergehender Behinderung oder gleichzeitiger Erledigung des Amtes des Standesbeamten und der Stellvertreter ist die nächste Aufsichtsbehörde ermächtigt, die einst­ weilige Beurkundung des Personenstandes einem benachbarten Standes­ beamten oder Stellvertreter zu übertragen. Die Bestellung erfolgt, soweit nicht im § 4 ein Anderes bestimmt ist, durch die höhere Verwaltungsbehörde. Geistlichen und anderen Religionsdienern darf das Amt eines Standes­ beamten oder die Stellvertretung eines solchen nicht übertragen werden. § 4. In den Standesamtsbezirken, welche den Bezirk einer Gemeinde nicht überschreiten, hat der Vorsteher der Gemeinde (Bürgermeister, Schult­ heiß, Ortsvorsteher oder deren gesetzlicher Stellvertreter) die Geschäfte des Standesbeamten wahrzunehmen, sofern durch die höhere Verwaltungsbehörde nicht ein besonderer Beamter für dieselben bestellt ist. Der Vorsteher ist

PStG. Erster Abschnitt. Allgemeine Bestimmungen.

61

jedoch befugt, diese Geschäfte mit Genehmigung der höheren Verwaltungs­ behörde anderen Gemeindebeamten widerruflich zu übertragen. Die Gemeindebehörde kann die Anstellung besonderer StandeSbeamtm beschließen. Die Ernennung der Standesbeamten erfolgt in diesem Falle durch den Gemeindevorstand unter Genehmigung der höheren Verwaltungs­ behörde. In der gleichen Weise erfolgt die Bestellung der Stellvertreter. Die durch den Gemeindevorstand ernannten besonderen Standesbeamten und deren Stellvertreter sind Gemeindebeamte. § 5. Die durch die höhere Verwaltungsbehörde erfolgte Bestellung und Genehmigung zur Bestellung ist jederzeit widerruflioh. § 6. Ist ein Standesamtsbezirk aus mehreren Gemeinden gebildet, so werden der Standesbeamte und dessen Stellvertreter stets von der höheren Berwaltungsbehörde bestellt. Ein jeder Vorsteher oder andere Beamte einer dieser Gemeinden ist verpflichtet, das Amt des Standesbeamten oder des Stellvertreters zu übernehmen. Die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen den Vorstehern der aus mehreren Gemeinden gebildeten Verbände die gleiche Verpflichtung obliegt, werden hierdurch nicht berührt.

§ 7. Die etwa erforderliche Entschädigung der nach § 4 von den Gemeinden bestellten Standesbeamten fällt der Gemeinde zur Last. Die in 8 6 Absatz 2 und 3 bezeichneten Beamten find berechtigt, für Wahrnehmung der Geschäfte des Standesbeamten von den zum Bezirk ihres Hauptamtes nicht gehörigen Gemeinden eine in allen Fällen als Pauschquantum festzusetzende Entschädigung zu beanspruchen. Die Festsetzung erfolgt durch die untere Verwaltungsbehörde; über Beschwerden entscheidet endgültig die höhere Verwaltungsbehörde. Bestellt die höhere Berwaltungsbehörde andere Personen zu Standes­ beamten oder zu Stellvertretern, so fällt die etwa zu gewährende Ent­ schädigung der Staatskasse zur Last. § 8. Die sächlichen Kosten werden in allen Fällen von den Ge­ meinden getragen; die Register und Formulare zu allen Registerauszügen werden jedoch den Gemeinden von der Zentralbehörde des Bundesstaats kostenfrei geliefert. § 9. In Standesamtsbezirken, welche aus mehreren Gemeinden gebildet sind, wird die den Standesbeamten oder den Stellvertretern zu gewährende Entschädigung und der Betrag der sächlichen Kosten auf die einzelnen beteiligten Gemeinden nach dem Maßstabe der Seelenzahl vertheilt.

§ 10. Den Gemeinden im Sinne dieses Gesetzes werden die außer­ halb der Gemeinden stehenden Gutsbezirke, den Gemeindevorstehern die Vorsteher dieser Bezirke gleich geachtet. § 11. Die Aufsicht über die Amtsführung der Standesbeamten wird von der unteren Verwaltungsbehörde, in höherer Instanz von der

61

PStG.

höheren Verwaltungsbehörde geübt, insoweit die Landesgesetze nicht andere Aufsichtsbehörden bestimmen. Die Aufsichtsbehörde ist befugt, gegen den Standesbeamten Warnungen. Verweise und Geldstrafen zu verhängen. Letztere dürfen für jeden einzelnen Fall den Betrag von einhundert Mark nicht übersteigen. Lehnt der Standesbeamte die Vornahme einer Amtshandlung ab so kann er dazu auf Antrag der Betheiligten durch das Gericht angewiesen werden. Zuständig ist das Gericht erster Instanz, in besten Bezirk der Standesbeamte seinen Amtssitz hat. Das Verfahren und die Beschwerde­ führung regelt sich nach den Vorschriften, welche in Sachen der nichtstreitigen Gerichtsbarkeit gelten?)

§ 12. Von jedem Standesbeamten find drei Standesregister unter der Bezeichnung: Geburtsregister, Heirathsregister, Sterberegister zu führens

§ 13. Die Eintragungen in die Standesregister erfolgen unter fortlaufenden Nummern und ohne Abkürzungen. Unvermeidliche Zwischen­ räume sind durch Striche auszufüllen, die wesentlichen Zahlenangaben mit Buchstaben zu schreiben. Die auf mündliche Anzeige oder Erklärung erfolgenden Eintragungen sollen enthalten: 1. den Ort und Tag der Eintragung; die Bezeichnung der Erschienenen; 3. den Vermerk des Standesbeamten, daß und auf welche Weise er sich die Ueberzeugung von dev Persönlichkeit der Erschienenen verschafft hat; 4. den Vermerk, daß die Eintragung den Erschienenen vorgelesen und von denselben genehmigt ist; 5. die Unterschrift der Erschienenen und, falls sie schreibensunkundig oder zu schreiben verhindert sind, ihr Handzeichen oder die Angabe deGrundes, aus welchem sie dieses nicht beifügen konnten; 6. die Unterschrift des Standesbeamten. Die auf schriftliche Anzeige erfolgenden Eintragungen sind unter Angabe von Ort und Tag der Eintragung zu bewirken und durch die Unterschrift des Standesbeamten zu vollziehen. Zusätze, Löschungen oder Abänderungen sind am Rande zu vermerken und gleich der Eintragung selbst besonders zu vollziehen.

2.

§ 14. Von jeder Eintragung in das Register ist von dem Standes­ beamten an demselben Tage eine von ihm zu beglaubigende Abschrift in ein Nebenregister einzutragen. Nach Ablauf des Kalenderjahres hat der Standesbeamte jedes Hauptund jedes Nebenregister unter Vermerkung der Zahl der darin enthaltenen ’) Fassung nach § 186 beS Gesetze» über die Angelegenheiten der sreuvilligen Gerichtsbarkeit (abgedruckt unter 59). ZuständigkeitSbestimmung daselbst § 69. *) Siehe die Note zu § 83.

PStG.

Zweiter Abschnut.

Beurkundung der Geburten.

61

Eintragungen abzuschließen und das Nebenregister der Aufsichtsbehörde ein­ zureichen; die letztere hat dasselbe nach erfolgter Prüfung dem Gerichte erster Instanz zur Aufbewahrung zuzustellen.') Eintragungen, welche nach Einreichung des Nebenregisters in dem Hauptregister gemacht werden, sind gleichzeitig der Aufsichtsbehörde in beglaubigter Abschrift mitzutheileu. Die Letztere hat zu veranlassen, daß diese Eintragungen dem Nebenregister beigeschrieben werden.

8 15. Die ordnungsmäßig geführten Standesregister (§§ 12 bis 14) beweisen diejenigen Thatsachen, zu deren Beurkundung sie bestimmt und welche in ihnen eingetragen find, bis der Nachweis der Fälschung, der unrichtigen Eintragung oder der Unrichtigkeit der Anzeigen und Fest­ stellungen, auf Grund deren die Eintragung stattgefunden hat, erbracht ist. Dieselbe Beweiskraft haben die Auszüge, welche als gleichlautend mit dem Haupt- oder Nebenregister bestätigt und mit der Unterschrift und dem Dienstsiegel des Standesbeamten oder des zuständigen Gerichtsbeamten versehen sind. Inwiefern durch Verstöße gegen die Vorschriften dieses Gesetzes über Art und Form der Eintragungen die Beweiskraft aufgehoben oder geschwächt wird, ist nach freiem richterlichen Ermessen zu beurtheilen. 8 16. Die Führung der Standesregister und die darauf bezüglichen Derhandlungen erfolgen kosten- und stempelfrei. Gegen Zahlung der nach dem angehängten Tarife zulässigen Gebühren müssen die Standesregister jedermann zur Einsicht vorgelegt, sowie beglaubigte Auszüge (§ 15) aus denselben ertheilt werden. In amtlichem Interesse und bei Unvermögen der Bethelligten ist die Einsicht der Register und die Ertheilung der Auszüge gebührenfrei zu gewähren. Jeder Auszug einer Eintragung muß auch die zu derselben gehörigen Ergänzungen und Berichtigungen enthalten. Zweiter Abschnitt.

Beurkundung der Geburten. 8 17. Jede Geburt eines KindeS ist innerhalb einer Woche dem Standesbeamten des Bezirks, in welchem die Niederkunst stattgefunden hat, «nzuzeigen. 8 16. Zur Anzeige sind verpflichtet: 1. der eheliche Vater; 2. die bei der Niederkunft zugegen gewesene Hebamme; t. der dabei zugegen gewesene Arzt; 4. jede andere dabei zugegen gewesene Person; 5. die Mutter, sobald sie dazu im Stande ist. Jedoch tritt die Verpflichtung der in der vorstehenden Reihenfolge später genannten Personen nur dann ein, wenn ein früher genannter *) Ergänzend greifen jetzt die 88 69, 197 bet Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit ein (abgedruekt unter 59).

61

PStG.

Verpflichteter nicht vorhanden oder derselbe an der Erstattung der Anzeige verhindert ist.

§ 19. Die Anzeige ist mündlich von dem Verpflichteten selbst oder durch eine andere aus eigener Wissenschaft unterrichtete Person zu machen. 8 20. Bei Geburten, welche sich in öffentlichen EntbindungS-, Hebammen-, Kranken-, Gefangen- und ähnlichen Anstalten, sowie in Kasernen ereignen, trifft die Verpflichtung zur Anzeige ausschließlich den Vorsteher der Anstalt oder den von der zuständigen Behörde ermächtigten Beamten. Es genügt eine schriftliche Anzeige in amtlicher Form. 8 21. Der Standesbeamte ist verpflichtet, sich von der Richtigkeit der Anzeige (88 17 bis 20), wenn er dieselbe zu bezweifeln Anlaß hat,

in geeigneter

Weise Ueberzeugung zu verschaffen.

8 22. Die Eintragung des Geburtsfalles soll enthalten: 1. Vor- und Familiennamen, Stand oder Gewerbe und Wohnort des Anzeigenden; 2. Ort, Tag und Stunde der Geburt; 3. Geschlecht des KindeS; 4. Vornamen deS Kindes; 5. Vor- und Familiennamen, Religion, Stand oder Gewerbe und Wohn­ ort der Eltern. Bei Zwillings- oder Mehrgeburten ist die Eintragung für jedes Kind besonders und so genau zu bewirken, daß die Zeitfolge der ver­ schiedenen Geburten ersichtlich ist. Standen die Vornamen des Kindes zur Zeit der Anzeige noch nicht fest, so sind dieselben nachträglich und längstens binnen zwei Monaten nach der Geburt anzuzeigen. Ihre Eintragung erfolgt am Rande der ersten Eintragung. 8 23. Wenn ein Kind todtgeboren oder in der Geburt verstorben ist, so muß die Anzeige spätestens am nächstfolgenden Wochentages geschehen. Die Eintragung ist alsdann mit dem im § 22 unter Nr. 1 bis 3 und 5 angegebenen Inhalte nur im Sterberegister zu machen.

8 24. Wer ein neugebornes Kind findet, ist verpflichtet, hiervon spätestens am nächstfolgenden Tage Anzeige bei der Ortspolizeibehörde zu machen. Die Letztere hat die erforderlichen Ermittelungen vorzunehmen und dem Standesbeamten des Bezirks von deren Ergebniß behufs Ein­ tragung in das Geburtsregister Anzeige zu machen. Die Eintragung soll enthalten die Zeit, den Ort und die Umstände des Ausfindens, die Beschaffenheit und die Kennzeichen der bei dem Kinde vorgefundenen Kleider und sonstigen Gegenstände, die körperlichen Merkmale des Kindes, sein vermuthliches Alter, sein Geschlecht, die Behörde, Anstalt oder Person, bei welcher das Kind untergebracht worden, und die Namen, welche ihm beigelegt werden. 8 25. Die Anerkennung eines unehelichen KindeS darf in das Geburtsregister nur dann eingetragen werden, wenn dieselbe vor dem >) Da« Gesetz vom 14. April 1905 (RGBl. S 251) hat da« Wort .Tagt' der ursprünglichen Fassung ersetzt durch .Wochentage'.

PStG

Vierter Abschnitt. Form und Beurkundung der Eheschließung.

61

Standesbeamten oder in einer gerichtlich oder notariell aufgenommenen Urkunde erklärt ist. § 26. Wenn die Feststellung der Abstammung eines Kindes erst nach Eintragung des Geburtsfalles erfolgt oder die Standesrechte durch Legitimation, Annahme an Kindesstatt oder in anderer Weise eine Ver­ änderung erleiden, so ist dieser Vorgang, sofern er durch öffentliche Urkunden nachgewiesen wird, auf Antrag eines Betheiligten am Rande der über den Geburtsfall vorgenommenen Eintragung zu vermerken.

§ 27. Wenn die Anzeige eines Geburtsfalles über drei Monate verzögert wird, so darf die Eintragung nur mit Genehmigung der Auf­ sichtsbehörde nach Ermittelung des Sachverhalts erfolgen. Die Kosten dieser Ermittelung sind von demjenigen einzuziehen, welcher die rechtzeitige Anzeige versäumt hat. Dritter Abschnitt.

Erfordernisse der Eheschließung. §§ 28—40 sind aufgehoben durch Art. 461 E.G-. z. B.G.B. vierter Abschnitt.

Form und Beurkundung der Eheschließung.

§ 41. Für die Eheschließung find die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs maßgebend?) §§ 42, 43 sind aufgehoben durch Art. 46 I E.G. z. B.G.B. § 44. Für die Anordnung des vor der Ehcichließnng zu erlassenden Aufgebots ist jeder Standesbeamte zuständig, vor dem nach § 1320 des Bürgerlichen Gesetzbuchs die Ehe geschloßen werden darf?)

§ 45. Vor Anordnung des Aufgebots sind dem StandeSbeamtm (§ 44) die zur Eheschließung gesetzlich nothwendigen Erfordnifie als vor­ handen nachzuweisen. Insbesondere haben die Verlobten in beglaubigter Form beizubringen: 1. ihre Geburtsurkunden, 2. die zustimmende Erklärung derjenigen, deren Einwilligung nach dein Gesetze erforderlich ist. Der Beamte kann die Beibringung dieser Urkunden erfassen, wenn ihm die Thatsachen, welche durch dieselben festgestellt werden sollen, persönlich be­ kannt oder sonst glaubhaft nachgewiesen sind. Auch kann er von unbedeutenden Abweichungen in den Urkunden, beispielsweise von einer verschiedenen Schreibart der Namen oder einer Verschiedenheit der Vornamen absehen, wenn in anderer Weise die Persönlichkeit der Betheiligten festgestellt wird. ') Fassung nach Art. 46 H E.G. z. B.G B.

PStG.

61

Der Beamte ist berechtigt, den Verlobten die eidesstattliche Versicherung über die Richtigkeit der Thatsachen abzunehmen, welche durch die vorliegenden Urkunden oder die sonst beigebrachten Beweismittel ihm nicht als hinreichend festgestellt erscheinen.

§ 46. Das Aufgebot ist bekannt zu machen: 1. in der Gemeinde oder in den Gemeinden, woselbst die Verlobten ihren Wohnsitz haben; 2. wenn einer der Verlobten seinen gewöhnlichen Aufenthalt außerhalb seines gegenwärtigen Wohnsitzes hat, auch in der Gemeinde seines jetzigen Aufenthalts; 8. wenn einer der Verlobten seinen Wohnsitz innerhalb der letzten sechs Monate gewechselt hat, auch in der Gemeinde seines früheren Wohnsitzes. Die Bekanntmachung hat die Vor- und Familiennamen, den Stand oder das Gewerbe und den Wohnort der Verlobten und ihrer Eltern zu enthalten. Sie ist während zweier Wochen an dem Raths- oder Gemeindehause, oder an der sonstigen, zu Bekanntmachungen der Gemeindebehörde bestimmten Stelle auözuhängen.

§ 47. Ist einer der Orte, an welchem nach § 46 das Aufgebot bekannt zu machen ist, im Auslande belegen, so ist an Stelle des an diesenl Orte zu bewirkenden AuShangeS die Bekanntmachung auf Kosten des Antragstellers einmal in ein Blatt einzurückcn, welches an dem aus­ ländischen Orte erscheint oder verbreitet ist. Die Eheschließung ist nicht vor Ablauf zweier Wochen nach dem Tage der Ausgabe der betreffenden Nummer des Blattes zulässig. Es bedarf dieser Einrückung nicht, wenn eine Bescheinigung der betreffenden ausländischen Ortsbehörde dahin beigebracht wird, daß ihr von dem Bestehen eines EhehinderniffeS nichts bekannt sei. so

§ 48. Kommen Ehehinderniffe zur Kenntniß des Standesbeamten, hat er die Eheschließung abzulehnen.

8 49. Soll die Ehe vor einem anderen Standesbeamten als dem­ jenigen geschloffen werden, welcher das Aufgebot angeordnet hat, so hat der letztere eine Bescheinigung dahin auszustellen, daß und wann das Aufgebot vorschriftsmäßig erfolgt ist und daß Ehehinderniffe nicht zu seiner Kenntniß gekommen sind. 8 50. Der Standesbeamte soll ohne Aufgebot die Eheschließung nur vornehmen, wenn ihm ärztlich bescheinigt wird, daß die lebensgefährliche Erkrankung eines der Verlobten den Aufschub der Eheschließung nicht gestattet. *)

88 51—53

sind aufgehoben durch Art. 46 I E.G. z. B.G.B.

8 54.

1. 8.

Die Eintragung in das Heirathsregister soll enthalten: Vor- und Familiennamen, Religion, Alter, Stand oder Gewerbe, Geburts- und Wohnort der Eheschließenden; Vor- und Familiennamen, Stand oder Gewerbe und Wohnort ihrer Eltem; *) Fassung nach Art. 46 ll E.G. ,. B.G.B.

PStG.

Fünfter Abschnitt.

Beurkundung der Sterbefälle.

61

*. Bor- und Familiennamen, Alter, Stand oder Gewerbe und Wohnort der zugezogenen Zeugen; 4. die Erklärung der Eheschließenden; 5. den Ausspruch des Standesbeamten. Ueber die erfolgte Eheschließung ist den Eheleuten sofort eine Be­ scheinigung auszustellen.

§ 55. Ist eine Ehe für nichtig erklärt, ist in einem Rechtsstreite, der die Feststellung des Bestehens oder des Nichtbestehens einer Ehe zwischen den Parteien zum Gegenstände hat, das Nichtbestehen der Ehe sestgestellt, ist eine Ehe vor dem Tode eines der Ehegatten aufgelöst oder ist nach 8 1575 des Bürgerlichen Gesetzbuchs die eheliche Gemeinschaft aufgehoben, so ist dies a,n Rande der über die Eheschließung bewirkten Eintragung zu vermerken. Wird die eheliche Gemeinschaft nach der Aufhebung wiederhergestellt, so ist dies auf Antrag am Rande zu vermerken?) Fünfter Abschnitt.

Beurkundung der Sterbefälle. § 56. Jeder Sterbefall ist spätestens am nächstfolgenden Wochen­ tage dem Standesbeamten des Bezirks, in welchem der Tod erfolgt ist, anzuzeigen. § 57. Zu der Anzeige verpflichtet ist das Familienhaupt, und wenn ein solches nicht vorhanden oder an der Anzeige behindert ist, der­ jenige, in besten Wohnung oder Behausung der Sterbefall sich ereignet hat.

8 58. Die §§ 19 bis 21 kommen auch in Beziehung auf die Anzeige der Sterbefälle zur Anwendung. Findet eine amtliche Ermittelung über den Todesfall statt, so erfolgt die Eintragung auf Grund der schriftlichen Mittheilung der zuständigen Behörde.

§ 59* Die Eintragung des Sterbefalles soll enthalten: 1. Bor- und Familiennamen, Stand oder Gewerbe und Wohnort des Anzeigenden; 2. Ort, Tag und Stunde des erfolgten TodeS; *) Fassung nach Art. 46 II E.G. z. B.G.B. Die auf Grund be8 § 83 erlassene« Ausführung-vorschriften deS BundeSrathS (stehe die Note zu § 83) bestimmen im § 25: »In den im § 55 Abf. 1 des Gesetze- bezeichneten Fällen hat die Staatsanwaltschaft dem Standesbeamten, vor welchem die Ehe gefchlosteu worden ist, eine mit dem Zeugnisse der Rechtskraft und mit der Angabe des Tage- der Rechtskraft versehene Ausfertigung de- Urtheil- behufs Bei­ schreibung deS Randvermerkes zu übersenden. Hat ein Ehegatte, nachdem der andere für todt erklärt worden ist, eine neue Ehe geschlossen (§ 1348 Abf. 2 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs), so hat der Standesbeamte, vor welchem diese Ehe geschlossen worden ist, dem Standesbeamten, in dessen Heiratsregister die ftühere Ehe eingetragen ist. einen Auszug au- dem Herrathsregister behufs Beischreibung deS Rand­ vermerke- kostenfrei zu übersenden/

61

PStG.

3. Dor- und Familiennamen, Religion, Alter, Stand oder Gewerbe, Wohnort und Geburtsort des Berstorbenen; 4. Vor- und Familiennamen feines Ehegatten, oder Vermerk, daß der Verstorbene ledig gewesen sei; 5. Dor- und Familiennamen, Stand oder Gewerbe und Wohirort der Eltem des Verstorbenen. Soweit diese Verhältnisse unbekannt sind, ist dies bei der Eintragung zu vermerken.

§ 66. Ohne Genehmigung der Ortspolizeibehörde darf keine Beerdigung vor der Eintragung des Sterbefalles in das Sterberegister stattfinden. Ist die Beerdigung dieser Vorschrift entgegen geschehen, so darf die Eintragung des Sterbefalles nur mit Genehmigung der Auffichtsbehörde nach Ermittelung des Sachverhaltes erfolgen.

Sechster Abschnitt.

VcurKundung deS Personenstandes der auf See befindlichen Personen. 8 61. Geburten und Sterbcfälle, welche sich auf Seeschiffen während der Reise ereignen, sind nach den Vorschriften dieses Gesetzes spätestens am nächstfolgenden Tage nach der Geburt oder dem Todesfall von dem Schiffer, unter Zuziehung von zwei Schiffsoffizieren oder anderen glaubhaften Personen, in dem Tagebuch zu beurkunden. Bei Sterbefällen ist zugleich die muthmaßliche Ursache des Todes zu vermerken. § 62. Der Schiffer hat zwei von ihm beglaubigte Abschriften der Urkunden demjenigen Seemannsamte, bei dem es zuerst geschehen kann, zu übergeben. Eine dieser Abschriften ist bei dem Seemannsamte aufzu­ bewahren, die andere ist demjenigen Standesbeamten, in deffen Bezirk die Eltern des Kindes, beziehungsweise der Verstorbene ihren Wohnsitz haben oder zuletzt gehabt haben, behufs der Eintragung in das Register zuzufertigen. 8 63. Ist der Schiffer verstorben oder verhindert, so hat der Steuermann die in den 88 61 und 62 dem Schiffer auferlegten Ver­ pflichtungen zu erfüllen.

8 64. Sobald das Schiff in den inländischen Hafen eingelausrn ist, in welchem es seine Fahrt beendet, ist das Tagebuch der für den Standesbeamten des Hafenorts zuständigen Aufsichtsbehörde vorzulegen. Diese hat beglaubigte Abschrift der in das Tagebuch eingetragenen Standesurkunde dem Standesbeamten, in deffen Register der Fall gehört (§ 62), behufs Kontrolirung der Eintragungen zuzustellen.

PStG.

Achter Abschnitt.

Schlußbestimmungen.

61

Siebenter Abschnitt.

Berichtigung der Stsndezsregtster. § 65. Die Berichtigung einer Eintragung in dem Standesregister kann nur auf Grund gerichtlicher Anordnung erfolgen. Sie geschieht durch Beischreibung eines Vermerks am Rande der zu berichtigenden Ein­ tragung.

§ 66. Für das Berichtigungsverfahren gelten, insoweit die LandeSgesetze nicht ein Anderes bestimmen,) die nachstehenden Vorschriften. Die Aufsichtsbehörde hat, wenn ein Antrag auf Berichtigung gestellt wird, oder wenn sie eine solche von Amtswegen für erforderlich erachtet, die Betheiligten zu hören und geeignetenfalls eine Aufforderung durch ein öffentliches Blatt zu erlassen. Die abgeschlossenen Verhandlungen hat sie demnächst dem Gerichte erster Instanz vorzulegen. Dieses kann noch weitere thatsächliche Aufllärungen veranlaffen und geeignetenfalls den Antragsteller auf den Prozeßweg verweisen. Im Uebrigen finden die für Sachen der nichtstreittgen Gerichts­ barkeit geltenden Vorschriften Anwendung.

Achter Abschnitt.

Schluszbestlmmunyen. § 67. Ein Geistlicher oder anderer Religionsdiener, welcher zu den religiösen Feierlichkeiten einer Eheschließung schreitet, bevor ihm nachgewiesen worden ist, daß die Ehe vor dem Standesbeamten geschloffen sei, wird mit Geldstrafe bis zu dreihundert Mark oder mit Gefängniß bis zu drei Monaten bestraft. Eine strafbare Handlung ist nicht vorhanden, wenn der Geistliche oder der Religionsdiener im Falle einer lebensgefährlichen, einen Aufschub nicht gestattenden Erkrankung eines der Verlobten zu den religiösen Feier­ lichkeiten der Eheschließung schreitet?)' § 68. Wer den in den §§ 17 bis 20, 22 bis 24, 56 bis 58 vor­ geschriebenen Anzeigepflichten nicht nachkommt, wird mit Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Mark oder mit Haft bestraft. Die Strafverfolgung tritt nicht ein, wenn die Anzeige, obwohl nicht von den zunächst Verpflichteten, doch rechtzeitig gemacht worden ist. Die bezeichnete Strafe trifft auch den Schiffer oder Steuermann, welcher den Vorschriften der 88 61 bis 64 zuwiderhandelt. Die Standesbeamten sind außerdem befugt, die zu Anzeigen oder zu sonstigen Handlungen auf Grund dieses Gesetzes Verpflichteten hierzu *) Die Befugniß der LandeSgesehgebung zu abweichender Regelung der ge­ richtlichen Verfahrens ist durch § 186 der Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit aufgehoben worden. •) Abf. 2 ist durch Art. 46 m E.G. z. B.E.B. neu hinzugefügt wordm.

61

PStG.

durch Geldstrafen anzuhalten, welche für jeden einzelnen Fall den Betrag von fünfzehn Mark nicht übersteigen dürfen.

§ 69. Ein Standesbeamter, welcher unter Außerachtlassung der in diesem Gesetze und in dem Bürgerlichen Gesetzbuches gegebenen Vor­ schriften eine Eheschließung vollzieht, wird mit Geldstrafe hundert Mark bestraft.

bis zu sechs­

8 70. Gebühren und Geldstrafen, welche in Gemäßheit dieses Gesetzes zur Erhebung gelangen, fließen, insoweit die Landesgesetze nicht ein Anderes bestimmen, den Gemeinden zu, welche die sächlichen Kosten der Standesämter (§§ 8, 9) zu tragen hab>ni.

§ 71. In welcher Weise die Verrichtungen der Standesbeamten in Bezug auf solche Militärpersonen wahrzunehmen sind, welche ihr Stand­ quartier nicht innerhalb des Deutschen Reichs, oder dasselbe nach ein­ getretener Mobilmachung verlasien haben, oder welche sich auf den in Dienst gestellten Schiffen oder anderen Fahrzeugen der Marine befinden, wird durch Kaiserliche Verordnung bestimmt. 8 72. Für die Landesherren und die Mitglieder der landes­ herrlichen Familien, sowie der Fürstlichen Familie Hohenzollern erfolgt die Ernennung des Standesbeamten und die Bestimmung über die Art der Führung und Aufbewahrung der Standesregister durch Anordnung des Landesherrn. In Betreff der Stellvertretnng der Verlobten und in Betreff des Aufgebots entscheidet die Observanz. Im klebrigen werden in Ansehung der Mitglieder dieser Häuser die aus Hausgesetzen oder Observanz beruhenden Bestimmungen über die Erfordernisse der Eheschließung um) über die Gerichtsbarkeit in Ehesachen nicht berührt. §73. Den mit der Führung der Standesregister oder Kirchen­ bücher bisher betraut gewesenen Behörden und Beamten verbleibt die Berechtigung und Verpflichtung, über die bis zur Wirksamkeit dieses Gesetzes eingetragenen Geburten, Heiratheu und Sterbefälle Zeugnisse zu ertheilen.

8 74.

Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, welche

1 Geistlichen und Kirchendienern aus Anlaß der Einführung der bürger­ lichen Standesregister und der bürgerlichen Form der Eheschließung einen Anspruch auf Entschädigung gewähren; 2. bestimmten Personen die Pflicht zu Anzeigen von Geburt?- und Todes­ fällen auferlegen.

Wo die Zulässigkeit der Ehe nach den bestehenden Landesgesetzen von einem Aufgebote abhängig ist, welches durch andere bürgerliche Beamte als die Standesbeamten vollzogen wird, vertritt dieses die Stelle de» von den Standesbeamten anzuordnenden Aufgebots.

8 75. Innerhalb solcher Grenzpfarreien, deren Bezirk sich in da» Ausland erstreckt, bleibt das bestehende Recht für die Beurkundung der*) Fassung nach Art. 46 IV E G. z. B.G.Ä.

PStG.

Achter Abschnitt. Schlußbestimmungen.

61

jenigen Geburten und Sterbefälle, sowie für die Form und Beurkundung derjenigen Eheschließungen maßgebend, für welche ein Standesbeamter nach den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs**) nicht zuständig, dagegen nach dem bestehenden Recht die Zuständigkeit des Geistlichen begründet ist. Im Geltungsgebiet des preußischen Gesetzes vom 9. März 1874 ist unter deni bestehenden Recht dasjenige Recht zu verstehen, welches vor dem Inkrafttreten jenes Gesetzes maßgebend war.

§ 76. In streitigen Ehe- und Verlöbnißsachen sind die bürger­ lichen Gerichte ausschließlich zuständig. Eine geistliche oder eilte durch die Zugehörigkeit zu einem Glaubensbekenntniß bedingte Gerichtsbarkeit findet nicht Pntt. § 77. Wenn nach dem bisherigen Rechte auf beständige Trennung der Ehegatten von Tisch und Bett zu erkennen sein würde, ist fortan die Auflösung des Bandes der Ehe auszusprechen. Ist vor dem Tage, an welchem dieses Gesetz in Kraft tritt, auf be­ ständige Trennung von Tisch und Bett erkannt worden, so kann, wenn eine Wiedervereinigung der getrennten Ehegatten nicht stattgefunden hat, jeder derselben auf Grund des ergangenen Urtheils die Auflösung des Bandes der Ehe im ordentlichen Prozeßverfahren beantragen. § 78. Ehestreifigkeiten, welche in Bayern vor dem Tage, an welchem dieses Gesetz daselbst in Kraft tritt, durch Zustellung des Beschlusses über Zulässigkeit der Klage anhängig geworden sind, werden von dem mit der Sache befaßten Gericht bis zur rechtskräftigen Entscheidung nach Maß­ gabe der bisher geltenden Gesetze durchgeführt. Daselbst kann die Auflösung der Ehe auf Grund eines die beständige Trennung von Tisch und Bett verfügenden Urtheils geltend gemacht werden, nachdem das Gericht auf Anrufen eines Ehegatten in dem nach Artikel 675 Absatz 1 und 2 der Prozeßordnung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten vom 29. April 1869 vorgesehenen Verfahren die Auflösung des Bandes der Ehe ausgesprochen hat?)

§ 79. Dieses Gesetz tritt mit dem 1. Januar 1876 in Kraft. Es bleibt den Landesregierungen überlassen, das ganze Gesetz oder auch den dritten Abschnitt und 8 77 im Verordnungswege früher einzuführen. § 80. Die vor dem Tage, an welchem dieses Gesetz in Kraft tritt, nach den Vorschriften des bisherigen Rechts ergangenen Aufgebote behalten i()ic Wirksamkeit.

§ 81. Auf Geburts- und Sterbefälle, welche sich vor dem Tage, an welchem dieses Gesetz in Kraft tritt, ereignet haben, an diesem Tage aber noch nicht eingetragen sind, findet das gegenwärtige Gesetz mit der Maßgabe Anwendung, daß der Lauf der vorgeschriebenen Anzeigefristen mit dem Tage beginnt, an welchem dieses Gesetz in Kraft tritt. Ein Gleiches gilt für den Fall, daß auch nur die Vornamen eines Kindes an diesem Tage noch nicht eingetragen sind. ’) Fassung nach Art. 46 V E.G. z. B.G.B. •) Der ursprüngliche Abs. 3 ist ausgehoben durch § 13 Abs. 2 Nr. 6 E.G. z. L.P.O.

61

PStG.

H 82. Die kirchlichen Verpflichtungen in Beziehung auf Taufe und Trauung werden durch dieses Gesetz nicht berührt.

§ 83. Die zur Ausführung dieses Gesetzes erforderlichen Be­ stimmungen werden, soweit dieselben nicht durch eine vom BundeSrathe erlaflene Ausführungsverordnung getroffen werdens, von den einzelnen Landesregierungen erlaffen.

§ 84. Welche Behörden in jedem Bundesstaate unter der Bezeichnung : höhere Verwaltungsbehörde, untere Verwaltungsbehörde, Gemeindebehörde, Gemeindevorstand, Gericht erster Instanz zu verstehen sind, wird von der Zentralbehörde des Bundesstaates bekannt gemacht. § 85. Durch dieses Gesetz werden die Bestimmungen des Gesetzes vom 4. Mai 1870, betreffend die Eheschließung und die Beurkundung des Personenstandes von Reichsangehörigen im Auslande, nicht berührt.l) Der Reichskanzler kann einem diplomatischen Vertreter oder einem Konsul des Deutschen Reichs die allgemeine Ermüchtigung zur.Vornahm von Eheschließungen und zur Beurkundung der Geburten, Heirathen und Sterbesälle, wie für Reichsangehörige, so auch für Schutzgenoffen ertheilen. Diese Vorschrift tritt mit dem 1. März 1875 in Kraft. *) Die vom Reichskanzler unter dem 25. März 1899 bekannt gemachten „Vor­ schriften des Bundesraths zur Ausführung des Gesetzes über die Beurkundung deS Personenstandes und die Eheschließung" (R G.Bl. 1899 S. 225 ff) enthalten Formulare mit näherer Anweisung für die Führung der Standesregister Diese sind in deutscher Sprache zu führen (§ 11 Abs. 1). Die Einsicht der Register ist Geistlichen und anderen Religionsdienern kostenfrel zu gestatten (§ 21). *) Abgedruckt unter 62.

62. Gesetz, betr. die Eheschliessung und die Beurkundung des Personenstandes von Bun­ desangehörigen im Auslande. Vom 4. Mai 1870.')

In der Fassung nach Art 4» €6. BGB. (Bundesgesetzblatt 1870 6. 599-602).

L Allgemeine Bestimmungen.

§ 1. Der Bundeskanzler kann einem diplomatischen Vertreter des Bundes für das ganze Gebiet des Staates, bei dessen Hofe oder Regierung derselbe beglaubigt ist, und einem Bundeskonsul für dessen Amtsbezirk die allgemeine Ermächtigung erteilen, bürgerlich gültige Eheschließungen von Bundesangehörigen vorzunehmen, und die Geburten, Heiraten und Sterbefülle von Bundesangehörigen zu beurkunden. 8 2. Die zur Eheschließung und zur Beurkundung des Personen­ standes ermächtigten Beamten (§ 1) haben über die Beurkundung der Geburten, Heiraten und Sterbesälle getrennte Register zu führen. Die vorkommenden Fülle find in protokollarischer Form unter fortlaufender Nummer in die Register einzutragen. Jedes Register wird in zwei gleichlautenden Originalen nach einem Formulare geführt, welches von dem Bundeskanzler vorgeschrieben wird. Das Formular soll für alle Beamten ein übereinstimmendes sein. Am Jahresschlüsse hat der Beamte die Register abzuschließen und das eine Exemplar derselben dem Bundeskanzler einzusenden. Gleichzeitig hat er den Regierungen der einzelnen Bundesstaaten aus den Registern einen Auszug der Fälle mitzuteilen, welche Angehörige derselben betreffen. Wenn im Laufe des Jahres in ein Register eine Eintragung nicht erfolgt ist, so hat der Beamte eine amtliche Bescheinigung hierüber am Jahresschlüsse dem Bundeskanzler einzusenden. n. Eheschließung und Beurkundung derselben.

§ 3. Der Schließung der Ehe soll**) das Aufgebot vorangehen. Vor Beginn desselben find dem Beamten die zur Eingehung einer Ehe nach den Gesetzen der Heimat der Verlobten notwendigen Erfordernisse als vorhanden nachzuweisen. Insbesondere haben die Verlobten in be­ glaubigter Form beizubringen: 1. ihre Geburtsurkunden; 2. die zustimmende Erklärung derjenigen Personen, deren Einwilligung nach den Gesetzen der Heimat der Verlobten erforderlich ist. Der Beamte kann die Beibringung dieser Urkunden erlassen, wenn ihm die Tatsachen, welche durch dieselben festgestellt werden sollen, persönlich bekannt oder auf andere Weise glaubhaft nachgewiesen find. ') Reichsgesetz zufolge Ges. v. 16. April 1871 § 2, eingeführt in Bayern durch Ges. v. 22 April 1871 (BGBl. S. 87) § 2. *) Fassung de, EG. ,. BGB. Art. 40 Zisf. L

62

AEPStG.

Auch kann er von unbedeutenden Abweichungen in den Urkunden, beispielsweise von einer verschiedenen Schreibart der Namen, oder einer Verschiedenheit der Vornamen absehen, wenn in anderer Weise die Identität der Beteiligten festgestellt wird. Der Beamte ist berechtigt, den Verlobten die eidesstattliche Verficherung über die Richtigkeit der Tatsachen abzunehmen, welche durch die vorliegenden Urkunden oder die sonst beigebrachten Beweismittel ihm nicht als hinreichend fefigestellt erschienen.

§ 4. Das Aufgebot geschieht durch eine Bekanntmachung det Beamten, welche die Vornamen, die Familiennamen, das Alter, den Stand oder das Gewerbe und den Wohnort der Verlobten und ihrer Eltern enthalten muß. Diese Bekanntmachung muß an der Türe oder an einer in die Augen fallenden Stelle vor oder in der Kanzlei des Beamten eine Woche hindurch ausgehängt bleiben. Erscheint an dem Amtssitze der Beamten eine Zeitung, so ist die Bekanntmachung außerdem einmal darin einzurücken, und die Eheschließung nicht vor Ablauf deS dritten Tages von dem Tage an zulässig, an welchem das die Bekanntmachung enthaltende Blatt ausgegeben ist. Unter mehreren an dem bezeichneten Orte erschei­ nenden Zeitungen hat der Beamte die Wahl. § 5. Wenn eine der aufzubietenden Personen innerhalb der letzten sechs Monate ihren Wohnsitz außerhalb des Amtsbereichs (§ 1) des Be­ amten gehabt hat, so muß die Bekanntmachung des Aufgebots auch an dem früheren Wohnsitze nach den dort geltenden Vorschriften erfolgen, oder ein gehörig beglaubigtes Zeugnis der Obrigkeit des früheren Wohn­ ortes darüber beigebracht werden, daß daselbst Ehehindernisie in Betreff der einzugehenden Ehe nicht bekannt seien.

8 6. Der Beamte kann aus besonders dringenden Gründen von dem Aufgebote (§§ 4 und 5) ganz dispensieren. 8 7.') Die Ehe wird dadurch geschloffen, daß die Verlobten vor dem Beamten persönlich und bei gleichzeitiger Anwesenheit erklären, die Ehe mit einander eingehen zu wollen. Der Beamte muß zur Entgegen­ nahme der Erklärungen bereit sein. Die Erklärungen können nicht unter einer Bedingung oder einer Zeitbestimmung abgegeben werden.

8 7a.’) Der Beamte soll bei der Eheschließung in Gegenwart von zwei Zeugen an die Verlobten einzeln und nacheinander die Frage richten, ob sie die Ehe mit einander eingehen wollen, und, nachdem die Verlobten die Frage bejaht haben, aussprechen, daß sie kraft dieses Gesetzes nunmehr rechtmäßig verbundene Eheleute seien. Als Zeugen sollen Personen, die der bürgerlichen Ehrenrechte für verlustig erklärt sind, während der Zeit, für welche die Aberkennung der Ehrenrechte erfolgt ist, sowie Minderjährige nicht zugezogen werden. Per­ sonen, die mit einem der Verlobten, mit dem Beamten oder mit einander verwandt oder verschwägert sind, dürfen als Zeugen zugezogen werden. *) Raffung deS EG. z. BGB. Art. 40 Zisf. II. *) Eingefügt durch EG. z. BGB. Art. 40 Ziff. ll.

62

AuSlPStG.

§ 8.1) Als zur Eheschließung ermächtigter Beamter (§ 1) gilt auch derjenige, welcher, ohne ein solcher Beamter zu sein, das Amt eines solchen öffentlich ausübt, es sei denn, daß die Verlobten den Mangel der amtlichen BesugniS bei der Eheschließung kennen.

§ 8a?) Eine Ehe, die vor einem zur Eheschließung ermächtigten Beamten (§ 1) oder vor einer int § 8 einem solchen Beamten gleich­ gestellten Person geschloffen wird, ist wegen Formmangels nur dann nichtig, wenn bei der Eheschließung die int § 7 vorgeschriebene Form nicht be­ obachtet worden ist. Ist die Ehe in das Heiratsregister eingetragen worden und haben die Ehegatten nach der Eheschließung zehn Jahre oder, falls einer von ihnen vorher gestorben ist, bis zu deffen Tode, jedoch mindestens drei Jahre, als Ehegatten mit einander gelebt, so ist die Ehe als von Anfang an gültig anzusehen. Diese Vorschrift findet keine Anwendung, wenn bei dem Ablaufe der zehn Jahre oder zur Zeit des Todes des einen Ehegatten die Nichtigkeitsklage erhoben ist. § 9. Die über die geschloffene Ehe in die Register einzutragende Urkunde (HeiratS-Urkunde) soll'» enthalten: 1. Dor- und Familiennamen, Staatsangehörigkeit, Mter, Stand oder Gewerbe, Geburts- und Wohnort der die Ehe eingehenden Personen; 2. Vor- und Familiennamen, Alter, Stand oder Gewerbe und Wohn­ ort ihrer Eltern; 3. Dor- und Familiennamen, Alter, Stand oder Gewerbe und Wohn­ ort der zugezogenen Zeugen; 4. die aus Befragen des Beamten abgegebene Erklärung der Verlobten, sowie die erfolgte Verkündigung ihrer Verbindung; 5. die Unterschrift der anwesenden Personen.

§ 10. Die vorstehenden Bestimmungen über die Eheschließung (§§ 3—9) finden auch Anwendung, wenn nicht beide Verlobte, sondern nur einer derselben ein Bundesangehöriger ist. 111 Geburtsurkunden.

8 11. Die Eintragung der Geburt eines Kindes in die Register kann von dem Beamten nur vorgenommen werden, nachdem sich derselbe durch Vernehmung des Vaters des Kindes oder anderer Personen die Ueberzeugung von der Richtigkeit der einzutragenden Tatsachen verschafft hat. Die Eintragung soll') enthalten: 1. den Ort, den Tag und die Stunde der Geburt; das Geschlecht des Kindes; 3. die ihm beigelegten Vornamen; 4. Vor- und Familiennamen, Staatsangehörigkeit, Stand oder Gewerbe, sowie den Wohnort der Eltern und zweier bei der Eintragung ztizuziehender Zeugen; 5. die Unterschrift des Vaters, wenn er anwesend ist, und der vor­ gedachten Zeugen. ') Fassung de« EG. j. BGB. Art. 40 Ziff. n a) Emqefügt durch EG. z BGB. Art. 40 Ziff EL •) Fassung des EG. z. BGB. Art. 40 Ziff. I

3 fl e n e r, Reichsiiviluesehe

3. Hust.

92

62

AuslPStG.

IV. Urkunden über SterbesLlle.

§ 12. Die Eintragung eines Todesfalles in die Register erfolgt auf Grund der Erklärung zweier Zeugen. Sie soff1) enthalten: 1. Bor- und Familiennamen des Verstorbenen, dessen Staatsangehörig­ keit, Alter, Stand oder Gewerbe, Wohn- und Geburtsort; 2. Vor- und Familiennamen feines Ehegatten; 3. Vor- und Familiennamen, Staatsangehörigkeit, Stand oder Gewerbe und Wohnort der Eltern des Verstorbenen; 4. Ort, Tag und Stunde des erfolgten Todes, soweit diese Verhältnisse bekannt sind; 5. Vor- und Familiennamen, Alter, Stand oder Gewerbe und Wohn­ ort der Zeugen, welche die Erklärung abgeben, und, wenn es Ver­ wandte des Verstorbenen sind, den Grad ihrer Verwandtschaft. 6. Unterschrift der Zeugen. V. Schluhbestimmungen

§ 13. Insoweit durch die Gesetze eines Bundesstaates den diplo­ matischen Vertretern und Konsuln in Ansehung der Eheschließungen, sowie der Beurkundung der Geburten, Heiraten und Sterbesälle der Angehörigen dieses Staates von einer besonderen Ermächtigung nicht abhängige oder ausgedehntere Befugnisse, als die im gegenwärtigen Gesetze bestimmten, beigelegt sind oder künftig beigelegt werden, stehen diese Befugnisse für die bezeichneten Angehörigen auch den diplomatischen Vertretern des Bundes und den Bundeskonsuln zu. § 14. Auf die Gebühren, welche für die durch das gegenwärtige Gesetz den Beamten des Bundes überwiesenen Geschäfte und insbesondere für die Ausfertigungen und Abschriften aus den Personenstands-Registern zu erheben sind, findet der § 38 des Bundesgesetzes, betreffend die Or­ ganisation der Bundeskonsulate, sowie die Amtsrechte und Pflichten der Bundeskonsuln, vom 8. November 1867 (Bundesgesetzbl. S. 137) An­ wendung. *) Fassung des 6®. z. BGB Art. 40 Zlsf. I.

IV. Abschnitt. Konsular- und Schutzgebietsgerichtsbarkeit. 65. Gesetz über die KonsularGerichtsbarkeit vom 7. Jäpril 1900. (Reichrgchtzblalt 1900 S. 213 -228.)

«Erster Abschnitt.

Umfang der Konsulargerichtsbarkett. § 1» Die Konsulargerichtsbarkeit wird in den Ländern ausgeübt, in denen ihre Ausübung durch Herkommen oder durch Staatsverträae gestattet ist. Sie kann durch Kaiserliche Verordnung mit Zustimmung des Bundesniths für bestimmte Gebiete und in Ansehung bestimmter Rechtsverhält­ nisse auster Nebung gesetzt werden

§ 2.

Der Koniulargenchtsbarkeit sind unterworfen:

1. Deutsche, soweit sie nicht in dem Lande, in dem die KonsulargerichtSbarkeit ausgeübt wird, nach allgemeinen völkerrechtlichen Grundsätzen das Recht der Exterritorialität genießen; 2. Ausländer, soweit sie für ihre Rechtsverhältnisse durch Anordnung des Reichskanzlers oder auf Grund einer solchen dem deutschen Schutze unterstellt sind (Schutzgenossen).

Den Deutschen (Abs. 1 Nr. 1) werden gleichgeachtet Handelsgesell­ schaften, eingetragene Genosienschasten und juristische Personen, wenn sie im Reichsgebiet oder in einem deutschen Schutzgebiet ihren Sitz haben, juristische Personen auch dann, wenn ihnen durch den Bundesrath oder nach den bisherigen Vorschriften durch einen Bundesstaat die Rechtsfähigkeit verliehen worden ist. Das Gleiche gilt von offenen Handelsgesellschaften und Kommanditgesellschaften, die in einem Konsulargerichtsbezirk ihren Sitz haben, wenn die persönlich haftenden Gesellschafter sämmtlich Deutsche sind. Andere als die bezeichneten Handelsgesellschaften, eingetragenen Ge­ nossenschaften und juristischen Personen werden den Ausländern (Abs. 1 Nr. 2) gleichgeachtet. *) Siehe die Note unten zu § 78.

63

KonsGG.

Durch Anordnung des Reichskanzlers oder aus Grund einer solchen kann bestimmt werden, daß die im Abk. 2 Satz 1 bezeichneten Handels­ gesellschaften , eingetragenen Genossenschaften und juristischen Personen, wenn Ausländer daran betheiligt sind, der Konsulargcrichtsbarkeit nicht unterstehen.

§ 3. berührt.

Die Militärgerichtsbarkeit

wird

durch

dieses Gesetz

iiidji

Zweiter Abschnitt.

Gerichtsverfassung. § 4.

Die Konsulargerichtsbezirke werden von dem Reichskanzler

nach Vernehmung Verkehr bestimmt.

des

Ausschusses

und

des Bundesraths für Handel

§ 5. Die Konsulargerichtsbarkeit wird durch den Konsul (§ 2 des Gesetzes, betreffend die Organisation der Bundeskonsulate, voin 8. November 1867), durch das Konsulargericht und durch das Reichs­ gericht ausgeübt 8 6. kcr Konsul ist zur Ausübung der Gerichtsbarkeit befugt, wenn er dazu von dem Reichskanzler ermächtigt wird. Der Reichskanzler kann neben dein Konsul sowie an deffen Stelle einem anderen Beamten die dem Konsul bei der Ausübung der Gerichts­ barkeit obliegenden Verrichtungen übertrageil.

§ 7.

Der Konsul ist zuständig:

1. sür die durch das Gerichtsverfassungsgesetz, die Prozeßordnungen und die Konkursordnung den Amtsgerichten zugewiesenen Sachen;

2. für die durch Reichsgesetze oder in Preußen geltende allgemeine Landesgesetze den Amtsgerichten übertragenen Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkei'

8«. Das stonsuiargericht sitzendem und zwei Beisitzern.

besteht

aus

dem Konsul als

Vor­

In Strafsachen sind in der Hauptverhandlung vier Beisitzer zuziehen, wenn der Beschluß über die Eröffnung des Hauptversahrens Verbrechen oder ein Vergehen zum Gegenstände hat, das weder zur ständigkeit der Schöffengerichte noch zu den in den 74, 75 des richtsverfassiinqsgeietzes bezeichneten Handlungen gehört.

zuein Zu­ Ge-

8 i). 3lt ui bürgerlichen Rechtsstrcitigteiten die Zuziehung von zwei Beisitzern nicht ausführbar, so tritt an die Stelle des Konsular­ gerichts der Konsul. Ist in Strafsachen die vorgeschnebene Zuziehung von vier Beisitzern nicht aussührbar, so genügt die Zuziehung von zwei Beisitzern. Die Gründe, aus denen die Zuziehung voll Beisitzern nicht ausführbar war, müssen in dem Sitznngsprotokoll angegeben werden.

KonsGG. Zweiter Mschnitt. Gerichtsverfassung.

63

§ 10. DaS Konsulargericht ist zuständig: 1. für die durch das Gerichtsverfassungsgesetz und die Prozeßordnung den Landgerichten in erster Instanz sowie den Schöffengerichten zu­ gewiesenen Sachen; 2. für die Verhandlung und Entscheidung über das Rechtsmittel der Beschwerde gegen die Entscheidungen des Konsuls in Strafsachen.

§„H. In den vor das Konsulargericht gehörenden Sachen steht den Beisitzern ein unbeschränttes Stimmrecht zu. In den im § 10 Nr. 1 bezeichneten Sachen nehmen die Beisitzer nur an der mündlichen Verhandlung und an den im Laufe oder auf Grund dieser Verhandlung ergehenden Entscheidungen Theil; die sonst erforderlichen Entscheidungen werden von dem Konsul erlassen.

§ 12. Der Konsul ernennt für die Däner eines jeden Geschäfts­ jahrs aus den achtbaren Gerichtseingesessenen oder in Erinangelung solcher aus sonstigen achtbaren Einwohnern seines Bezirkes vier Beisitzer und mindestens zwei Hülfsbeisitzcr. Die Gerichtseingesessenen haben der an sie ergehenden Berufung Folge zu leisten; die §§ 53, 55, 56 des Gerichtsverfassungsgesetzes finden entsprechende Anwendung. § 13. Die Beeidigung der Beisitzer erfolgt bei ihrer ersten Dienst­ leistung in öffentlicher Sitzung. Sie gilt für die Dauer des Geschäftsjahrs. Der Vorsitzende richtet an die zu Beeidigenden die Worte: „Sie schwören bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, die Pflichten eines Beisitzers des deutschen Konsulargerichts getreulich zu erfüllen und Ihre Stimme nach bestem Wiffen und Gewiffen abzugeben." Die Beisitzer leisten den Eid, indem jeder einzeln, unter Erhebung der rechten Hand, die Worte spricht: „Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe." Ist ein Beisitzer Mitglied einer Religionsgesellschaft, der das Gesetz den Gebrauch gewisser Betheuerungsformelu an Stelle des Eides gestattet, so wird die Abgabe einer Erklärung unter der BetheuerungSformel dieser Religionsgesellschaft der Eidesleistung gleichgeachtet. Ueber die Beeidigung ist ein Protokoll aufzunehmen. § 14. Das Reichsgericht ist zuständig für die Verhandlung und endgültige Entscheidung über die Rechtsmittel 1. der Beschwerde und der Berufung in den vor dem Konsul oder dem Konsulargerichte verhandelten bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten und in Konkurssachen; 2. der Beschwerde und der Berufung gegen die Entscheidungen deS Konsulargerichts in Strafsachen; 3. der Beschwerde gegen die Entscheidungen des Konsuls in den An­ gelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit. § 15. Eine Mitwirkung der Staatsanwaltschaft findet, soweit nicht in diesem Gesetz ein Anderes vorgeschrieben ist, in den vor den Konsul oder das Konsulargericht gehörenden Sachen nicht statt.

§ 16. Die Personen, welche die Verrichtungen der Gerichtsschreiber und der Gerichtsvollzieher sowie die Verrichtungen der Gerichtsdiener al»

63

KovfGG

Zustellungsbeamten auszuüben haben, werden von dem Konsul bestimmt. Sofern diese Personen nicht bereits den Diensteid als Konsularbeamte geleistet haben, sind sie vor ihrem Amtsantritt auf die Erfüllung der Obliegenheiten des ihnen übertragenen Amtes eidlich zu verpflichten. Das Berzeichniß der Gerichtsvollzieher ist in der für konsularische Bekanntmachungen ortsüblichen Weise, jedenfalls durch Anheftung an die Gerichtstafel bekannt zu machen.

§ 17.

Die Personen, die zur Ausübung der Rechtsanwaltschaft zuzulassen sind, werden von dem Konsul bestimmt. Die Zulassung ist widerruflich. Gegen eine Verfügung des Konsuls, durch die der Antrag einer Person auf Zulassung zur Ausübung der Rechtsanwaltschaft abgelehnt oder die Zulassung zurückgenommen wird, findet Beschwerde an den Reichskanzler statt. Das Berzeichniß der zur Ausübung der Rechtsanwaltschaft zu­ gelassenen Personen ist in der für konsularische Bekanntmachungen orts­ üblichen Weise, jedenfalls durch Anheftung an die Gerichtstafcl bekannt zu machen

§ 18.

Die Vorschriften der 88 157 bis 169 des GerichtsversafsungSgesetzes und des § 2 des Reichsgesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen GerichtSbaäeit finden auf die Leistung der Rechtshülfe unter den bei der Ausübung der Konsulargerichtsbarkeit mitwirkenden Behörden sowie unter diesen Behörden und den Behörden im Reichsgebiet oder in den deutschen Schutzgebieten mit der Maßgabe entsprechende An­ wendung, daß für die im § 160 Abs. 1 des Gerichtsverfassungsgesetzrs vorgesehene Entscheidung, sofern die Rechtshülfe von dem Konsul versagt oder gewährt wird, das Reichsgericht in erster und letzter Instanz zu­ ständig ist. Dritter Abschnitt.

^Allgemeine Vorschriften über dos aiynwenden-e Recht, tz 19. In den Konsulargerichtsbezirken gelten für die der KonsulargerichtSbarkeit unterworfenen Personen, soweit nicht in diesem Gesetz ein Anderes vorgeschrieben ist: 1. die dem bürgerlichen Rechte angehörenden Vorschriften der Reichs­ gesetze und der daneben innerhalb Preußens im bisherigen Geltungs­ bereiche des preußischen Allgemeinen Landrechts in Kraft stehenden allgemeinen Gesetze sowie die Vorschriften der bezeichneten Gesetze über das Verfahren und die Kosten in bürgerlichen Rechtsstreitig­ keiten, in Konkurssachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit;

2. die dem Strafrecht angehörenden Vorschriften der Reichsgesetze sowie die Vorschriften dieser Gesetze über das Verfahren und die Kosten in Straffachen.

KonsGG.

Dritter Abschnitt.

Allgemeine Vorschriften rc.

63

8 20. Die in § 19 erwähnten Vorschriften finden keine An­ wendung, soweit sie Einrichtungen und Verhältnisse voraussetzen, an denen es für den Konsulargerichtsbezirk fehlt. Durch Kaiserliche Verordnung können die hiernach außer Anwendung bleibenden Vorschriften, soweit sie zu den im § 19 Nr. 1 erwähnten ge­ hören, näher bezeichnet, auch andere Vorschriften an deren Stelle ge­ troffen werden. 8 21. Durch Kaiserliche Verordnung können die Rechte an Grund­ stücken, das Bergwerkseigenthum sowie die sonstigen Berechtigungen, für welche die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften gelten, abweichend von den nach § 19 maßgebenden Vorschriften geregelt werden.

8 22. Durch Kaiserliche Verordnung kann bestimmt werden, in­ wieweit die Vorschriften der Gesetze über den Schutz von Werken der Literatur und Kunst, von Photographien, von Erfindungen, von Mustem und Modellen, von Gebrauchsmustern und von Waarenbezeichnungen in den Konsulargerichtsbezirken Anwendung finden oder außer Anwendung bleiben. 8 23. Soweit die im § 19 bezeichneten Gesetze landesherrliche Verordnungen oder landesherrliche Genehmigung vorsehen, treten an deren Stelle in den Konsulargerichtsbezirken Kaiserliche Verordnungen oder die Genehmigung des Kaisers. Die nach diesen Gesetzen im Verwaltungsstreitverfahren zu treffenden Entscheidungen werden für die Konsulargerichtsbezirke in erster und letzter Instanz von dem Bundesrath erlassen. Soweit in diesen Gesetzen auf Anordnungen oder Verfügungen einer Landes-Zentralbehörde oder einer höheren Verwaltungsbehörde verwiesen wird, treten an deren Stelle in den Konsulargerichtsbezirken Anordnungen oder Verfügungen des Reichskanzlers oder der von diesem bezeichneten Behörde. Die nach diesen Gesetzen den Polizeibehörden zustehenden Befugnisse werden in den Konsulargerichtsbezirken von dem Konsul auSgeübt. Bis zum Erlasse der im Abs. 1 vorgesehenen Kaiserlichen Ver­ ordnungen sowie der im Abs. 3 vorgesehenen Anordnungen oder Ver­ fügungen des Reichskanzlers finden die innerhalb Preußens im bisherigen Geltungsbereiche des preußischen Allgemeinen Landrechts geltenden landes­ herrlichen Verordnungen sowie die dort geltenden Anordnungen oder Verfiigungen der Landes-Zentralbehörden entsprechende Anwendung.

8 24. Soweit nach den im § 19 bezeichneten Gesetzen dem Landesfiskus Rechte zustehen oder Verpflichtungen obliegen, tritt in den Konsulargerichtsbezirken an dessen Stelle der Reichsfiskus. Diese Vor­ schrift findet keine Anwendung auf die Rechte und Verpflichtungen, die für den Landesfiskus mit Rücksicht auf die Staatsangehörigkeit eines Be­ theiligten begründet sind. Geldstrafen fließen zur Reichskasse. Durch Kaiserliche Verordnung kann bestimmt werden, daß die wegen Zuwiderhandlung gegen einzelne Gesetze oder Verordnungen verhängten Geldstrafen einem anderen Be­ rechtigten zufallen.

63

KonsGG.

§ 25. Die Rechtsverhältnisse der Lchutzgeuoffcn, die keinem Staab angehören, werden, soweit dafür die Staatsangehörigkeit in Betracht kommt, nach den Borschriften beurtheilt, die für die keinem Bundesstaat angehörenden Deutschen gelten. Die Rechtsverhältnisse der Schutzgenossen, die einem fremden Staate angehören, werden, soweit dafür die Staatsangehörigkeit in Betracht kommt, nach den für Ausländer geltenden Vorschriften beurttzeckt.

§ 26. Durch Kaiserliche Verordnung kann bestiiilint werden, inivieweit die Konsulargerichtsbczirke im Sinne der in den §§ 19, 22 be­ zeichneten Gesetze als deutsches Gebiet oder Inland oder als Ausland an­ zusehen sind. § 27. Soweit die nach § 19 zur Anwendung kommenden Gesetze auf die an einem ausländischen Orte geltenden Vorschriften Bezug nehmen, sind hierunter, falls es sich um einen Ort innerhalb eines KonsulargerichtsbezirkeS und um die Rechtsverhältnisse einer der Konsulargerichtsbarkeit unterworfenen Person handelt, die deutschen Gesetze zu verstehen. Durch Kaiserliche Verordnung kann bestimmt werden, inwieweit in einem Konsulargerichtsbezirke die von der dortigen Staatsgewalt erlassenen Vorschriften neben den deutschen Gesetzen als Gesetze des Ortes anzusehen sind.

§ 28. Zustellungen an die der Konsulargcrichtsbarkeit unterworfenen Personen erfolgen im Konsulargerichtsbezirke, sofern sie entweder in einer in diesem Bezirke vor den Konsul oder das Konsulargcricht gehörenden Sache oder in nicht gerichtlichen Rechtsangclegenheiten auf Betreiben einer in dem Bezirke befindlichen Person zu geschehen haben, nach den Vor­ schriften über Zustellungen im Jnlande. Falls die Befolgung dieser Vor­ schriften mit Schwierigkeiten verbunden ist, kann die Zustellung durch den Konsul nach den Vorschriften über Zustellungen im Auslande mit der Maßgabe bewirkt werden, daß an die Stelle des Ersuchens bei Zustellungen auf Betreiben der Betheiligten deren Antrag und bei Zustellungen von Amtswegen die Anzeige des Gerichtsschreibers tritt. Im klebrigen erfolgen Zustellungen im Konsulargerichtsbezirk an die der Konsulargerichtsbarkeit unterworfenen Personen nach den Vorschriften über Zustellungen im Ausland, und zwar in gerichtlichen Angelegenheiten mittelst Ersuchens des Konsuls und in nicht gerichtlichen Rechtsangelegen­ heiten auf einen von den Betheiliqten an ihn zu richtenden Antrag. § 2t). Die Einrückung einer öffentlichen Bekanntmachung in den Deutschen Reichsanzeiger ist nicht erforderlich, sofern daneben eine andere Art der Veröffentlichung vorgeschrieben ist. Der Reichskanzler kann Aus­ nahmen von dieser Vorschrift anordnen. Der Reichskanzler kann bestimmen, daß an die Stelle der Einrückung einer öffentlichen Bekanntmachung in den Deutschen Reichsanzeiger eine andere Art der Veröffentlichung tritt.

§ 30. Neue Gesetze erlangen in den Konsulargerichtsbezirken, die in Europa, in Egypten oder an der asiatischen Küste des Schwarzen oder des Mittelländischen Meeres liegen, mit dem Ablaufe von zwei Monaten, in den übrigen Konsulargerichtsbezirken mit dem Ablaufe von vier Monaten

nonsGG

Vierter Abschnitt.

Besondere Vorschriften,c.

63

»ach dem Tage, an dem das betreffende Stück des Reichs-Gesetzblatts oder der Preußischen Gesetz-Sammlung in Berlin ausgegeben worden ist, ver­ bindliche Kraft, soweit nicht für das Inkrafttreten ein späterer Zeitpunkt festgesetzt ist oder für die Konfulargerichtsbezirke reichsgesetzlich ein Anderes vorgeschrieben wird.

Vierter Abschnitt,

besondere Vorschriften über das bürgerliche Recht. 8 31. Auf Vereine, die ihren Sih in einem Konsulargerichts­ bezirke haben, finden die Vorschriften der 88 21, 22, des § 44 Abs. 1 und der §§ 55 bis 79 des Bürgerlichen Gesetzbuchs keine Anwendung. § 32. Die in den §§ 8 bis 10 des Gesetzes, betreffend die Rechtsverhältniffe der deutschen Schutzgebiete (Reichs-Gesetzbl. 1888 S. 75, ReichsGesetzbl. 1899 S. 365), für die Errichtung deutscher Kolonialgesellschaften erlassenen Vorschriften finden entsprechende Anwendung auf deutsche Gesell­ schaften, die den Betrieb eines Unternehmens der im § 8 Abs. 1 des Ge­ setzes bezeichneten Art in einem Konsulargerichtsbezirke zum Gegenstand und ihren Sitz entweder im Reichsgebiet oder in einem deutschen Schutz­ gebiet oder in einem Konsulargerichtsbezirke haben.

8 33. Durch Kaiserliche Verordnung kann für einen Konsular­ gerichtsbezirk oder für einen Theil eines solchen angeordnet werden, daß statt der in den 88 246, 247, 288 des Bürgerlichen Gesetzbuchs und im 8 852 des Handelsgesetzbuchs aufgestellten Zinssätze ein höherer Zins­ satz gilt.

§ 34. Jnhaberpapiere der im 8 795 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bezeichneten Art, die in einem Konsulargerichtsbezirke von einer der Konsulargerichtsbarkeit unterworfenen Person ausgestellt worden sind, dürfen nur mit Genehmigung des Reichskanzlers in den Verkehr gebracht werden. 8 35. Durch Anordnung des Reichskanzlers kann bestimmt werden, wer in den Konsulargerichtsbezirken an die Stelle der Gemeinde des Fund­ orts in den Füllen der 88 976, 977 und an die Stelle der öffentlichen Armenkaffe einer Gemeinde im Falle des 8 2072 des Bürgerlichen Gesetz­ buchs zu treten hat. 8 36. Die Form einer Ehe, die in einem Konsulargerichtsbezirke von einem Deutschen oder von einem Schutzgenoffen, der keinem Staate angehört, geschloffen wird, bestimmt sich ausschließlich nach den Vorschriften des Gesetzes, betreffend die Eheschließung und die Beurkundung des Personen­ standes von Reichsangehörigen im Auslande, vom 4. Mai 1870 (BundesGesetzbl. S. 599, Reichs-Gesetzbl. 1896 S. 614). Ein Schutzgenosse, der einem fremden Staate angehört, kann die Ehe in dieser oder in einer anderen, nach den Gesetzen seines Staates zulässigen Form schließen. Durch Kaiserliche Verordnung kann bestimmt werden, inwieweit in einem Konsulargerichtsbezirke die Beachtung der Vorschriften genügt, die von der dortigen Staatsgewalt über die Form der Eheschließung erlaffen sind.

63 § 37. Durch Kaiserliche Verordnung können für die innerhalb der Konsulargerichtsbezirke belegenen Grundstücke die Grundsätze bestimmt werden, nach denen die Sicherheit einer Hypothek, einer Grundschuld oder einer Rentenschuld im Sinne des § 1807 des Bürgerlichen Gesetzbuchs festzustellen ist.

8 38. Im Falle des § 2249 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs kann das Testament durch mündliche Erklärung vor drei Zeugen nach 8 2250 errichtet werden; der § 2249 Abs. 2 findet entsprechende Anwendung. § 39. Durch Kaiserliche Verordnung können für die Konsularaerichtsbezirke die der Landesgesetzgebung vorbehaltenen Bestimmungen über die Hinterlegung und die Hinterlegungsstellen getroffen werden. § 40. In Handelssachen finden die Vorschriften der im § 19 bezeichneten Gesetze nur soweit Anwendung, als nicht das im Konsular­ gerichtsbezirke geltende Handelsgewohnheitsrecht ein Anderes bestimmt. Handelssachen im Sinne des Abs. 1 sind die von einem Kaufmanne vorgenommenen Rechtsgeschäfte der im § 1 Abs. 2 des Handelsgesetzbuchs bezeichneten Art sowie die Angelegenheiten, die eines der im § 101 Nr. 3a, d, e, f des Gerichtsverfassungsgesehes anfgeführten Rechtsverhältniffe zum Gegenstände haben. fünfter Abschnitt.

Vefondere Vorschriften über das Verfahren in bürgerlichen vcchtslireitigkeiten, in Konkurssachen und in den Angelegenheiten der freiwillige» Gerichtsbarkeit. § 41. In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten richtet sich das Verfahren vor dem Konsul sowie vor dem Konsulargerichte nach den Vorschriften über das Verfahre» vor den Amtsgerichten mit der Maßgabe, daß auch die Vorschriften der 88 348 bis 354 der Civilprozeßordnung Anwendung finden. 8 42. In Rechtsstreitigkciten, die die Nichtigkeit einer Ehe zum Gegenstände haben, werden die Verrichtungen der Staatsanwaltschaft von dem Konsul einer der zur Allsübung der Rechtsanwaltschaft zugelassenen Personen, einem anderen achtbaren Gerichtscingesessenen oder sonst im Konsulargerichtsbezirke befindlichen Deutschen oder Schutzgenossen übertragen. Das Gleiche gilt in Entmündigungssachen sowie im Ausgebotsverfahren zum Zwecke der Todeserklärung.

8 43. In den imd) § 7 Nr. 1 zur Zuständigkeit des Konsuls gehörenden bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten findet, sofern der Werth des Streitgegenstandes die Stimme von dreihundert Mark nicht übersteigt, ein Rechtsmittel nicht statt. 8 44. Der Konsul ist zur Abänderung seiner duich sofortige Be­ schwerde angefochtenen Entscheidung auch außer den im § 577 Abs. 3 der Civilprozeßordnung bezeichneten Fällen befugt. 8 45. gelegt.

Das Rechtsmittel der Berufung wird bei dem Konsul ein­ Die Einlegung erfolgt durch Einreichung der Berufungsschrist

KonsGG.

Sechster Mschnitt.

Besondere Vorschriften rc.

63

Auf die Einlegung findet die Borschrift des § 78 Abs. 1 der Civilprozeßordnung keine Anwendung. Die Berufungsschrift ist der Gegenpartei unter Beachtung der Borschriften bc3 § 179 der Civilprozeßordnung von Amts­ wegen zuzustellen. Der Konsul hat die Prozeßakten mit dem Nachweise der Zustellung dem Reichsgerichte zu übersenden. Das Reichsgericht hat den Termin zur mündlichen Verhandlung von Amtswegen zu bestimmen und den Parteien bekannt zu machen. Die Bekanntmachung des Termins erfolgt an den für die Berufungs­ instanz bestellten und dem Reichsgerichte durch Bermittelung des Konsuls oder durch die Partei selbst rechtzeitig benannten Prozeßbevollmächtigten oder Zustellungsbevollmächtigten, in Ermangelung eines solchen an die Partei selbst. Die im 8 520 der Civilprozeßordnung vorgesehene Frist beginnt mit dem Zeitpunkt, in dem der Termin dem Berufungsbeklagten bekannt gemacht worden ist.

§ 46. Die Zwangsvollstreckung im Konsulargerichtsbezirk aus den bei der Ausübung der Konsulargerichtsbarkeit für diesen Bezirk entstandenen vollstreckbaren Schuldtiteln erfolgt gegen die der Konsulargerichtsbarkeit unterworfenen Personen nach den Vorschriften über die Zwangsvollstreckung im Jnlande. Im Uebrigen wird die Vollstreckung im Konsulargerichts­ bezirke gegen solche Personen durch den Konsul auf ein an ihn gemäß 8 791 der Civilprozeßordnung gerichtetes Ersuchen veranlaßt. § 47. In den Fällen der §§ 110, 179 der Konkursordnung soll der Termin zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Ver­ walters und über die Bestellung eines Gläubigerausschusses sowie der Ver­ gleichstermin nicht über zwei Monate hinaus anberaumt werden. Diese Termine können bis auf drei Monate hinausgeschoben werden, wenn der Bezirk des Konsulargerichts, vor dem das Verfahren schwebt, nicht in Europa, in Egypten oder an der asiatischen Küste des Schwarzen oder des Mittelländischen Meeres liegt. Der Zeitraum, der nach 8 138 der Konkursordnung zwischen dem Ablaufe der Anmeldefrist und dem allgemeinen Prüfungstermine liegen muß, soll mindestens zwei Wochen und höchstens drei Monate betragen. An die Stelle der in den §8 152, 203 der Konkursordnung vor­ gesehenen Fristen tritt eine Frist von einem Monat, im Falle des Abs. 2 eine Frist von zwei Monaten.

§ 48. Die Vorschrift des 8 18 Abs. 2 des Reichsgesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit findet aus eine durch Beschwerde angefochtene Verfügung des Konsuls keine Anwendung. Sechster Abschnitt,

besondere Vorschriften über das Strafrecht. § 49. In den Konsulargerichtsbezirken finden die von der dortigen Staatsgewalt erlafienen Strafgesetze soweit Anwendung, als dies durch Herkommen oder durch Staatsverträge bestimmt ist.

KonMG

63

§ 50. Durch Kaiserliche Verordnung kann bestimmt werden, in­ wieweit in den Konsulargerichtsbezirken die strafrechtlichen Vorschriften der allgemeinen Gesetze Anwendung finden, die innerhalb Preußens im bis­ herigen Geltungsbereiche des preußischen Allgemeinen Landrechts in Kraft stehen.

9 51. Der Konsul ist befugt, für seinen Gerichtsbezirk oder einen Theil des Bezirkes polizeiliche Vorschriften mit verbindlicher Kraft für die seiner Gerichtsbarkeit unterworfenen Personen zu erlasien und deren Nicht­ befolgung mit Haft, Geldstrafe bis zum Betrage von eintausend Mark und Einziehung einzelner Gegenstände zu bedrohen. Diese Vorschriften find sofort in Abschrift dem Reichskanzler mitzutheilen. Der Reichskanzler ist befugt, die von dem Konsul erlasienen polizeilichen Vorschriften aufzuheben. Die Verkündung der polizeilichen Vorschriften sowie die Verkündung ihrer Aufhebung erfolgt in der für konsularische Bekanntmachungen orts­ üblichen Weise, jedenfalls durch Anheftung an die Gerichtstafel.

siebenter Abschnitt.

Besondere Vorschriften über das Verfahren in Strafsachen. § 52. Der Konsul übt in Strafsachen die Verrichtungen des Amtsrichters und des Vorsitzenden der Strafkammer aus.

§ 53. Die Zustellungen, die Ladungen, die Vollstreckung von Beschlüssen und Verfügungen sowie die Strafvollstreckung werden durch den Konsul veranlaßt. § 54. Im vorbereitenden Verfahren ist die Beeidigung eines Zeugen oder Sachverständigen auch in den im § 65 Abs. 2 der Straf­ prozeßordnung bezeichneten Fällen zulässig. Die Vorschriften des 8 126 der Strafprozeßordnung finden keine Anwendung.

tz 55. Erhält der Konsul von dem Verdacht eines zur Zu­ ständigkeit des Reichsgerichts oder der Schwurgerichte gehörenden Ver­ brechens Kenntniß, so hat er die zur Strafverfolgung erforderlichen Sicher­ heitsmaßregeln zu treffen sowie die Untersuchungshandlungen, in Ansehung deren Gefahr im Verzug obwaltet oder die Voraussetzungen des § 65 Abs. 2 der Strafprozeßordnung zutreffen, vorzunehmen und demnächst die Akten der Staatsanwaltschaft bei dem zuständigen deutschen Gericht, in Ermangelung eines solchen dem Ober-Reichsanwalte zu übersenden. Im letzteren Falle wird das zuständige Gericht von dem Reichsgerichte bestimmt.

§ 56. Gehört die strafbare Handlung zur Zuständigkeit des Kon­ sulargerichts oder des Konsuls, so ist an Stelle der Staatsanwaltschaft der Konsul zum Einschreiten berufen. Er stellt insbesondere die der Staatsanwaltschaft im vorbereitenden Verfahren obliegenden Ermitte­ lungen an. § $>?♦

Gine Voruntersuchung findet nicht statt.

Monf®W.

Siebenter Abschnitt.

Besondere Vorschriften ic

63

§ 58. An die Stelle der öffentlichen Klage tritt in den Fällen, in denen nicht sofort das Hauptverfahren eröffnet wird, die Verfügung des Konsuls über die Einleitung des Strafverfahrens gegen den Be­ schuldigten. Diese Verfügung hat die dem Angeschuldigten zur Last ge­ legte That unter Hervorhebung ihrer gesetzlichen Merkmale und des anzuwendenden Strafgesetzes zu bezeichnen. Der Beschluß, durch den das Hauptverfahren eröffnet wird, hat auch die Beweismittel anzugeben. § 59. Die Vorschrift des § 232 der Strafprozeßordnung findet auch dann Anwendung, wenn nach dem Ermeffen des Gerichts die zu er­ wartende Freiheitsstrafe nicht mehr als sechs Monate beträgt.

§ 60. Den Umfang der Beweisaufnahme bestimmt daS Gericht, ohne hierbei durch Anträge, Verzichte oder frühere Beschlüffe gebunden zu sein S Ul. In das Protokoll über die Hauptverhandlung sind die wesentlichen Ergebnisse der Vernehmungen aufzunehmen.

§ 62. In den Fällen der §§ 45, 449 der Strafprozeßordnung beträgt die Frist zwei Wochen.

§ 63. Gegen die wegen Uebertretungen erlassenen Entscheidungen ist, sofern eine Verurthciliing auf Grund des § 361 Nr. 3 bis 8 des Strafgesetzbuchs erfolgt oder nur auf Geldstrafe oder auf Geldstrafe und Einziehung erkannt wird, ein Rechtsmittel nicht zulässig. Im Uebrigen findet in Strafsachen gegen die Urtheile des Konsular­ gerichts das Rechtsmittel der Berufung statt. § 64. Auf Beschwerden gegen Entscheidungen des Konsuls findet die Vorschrift des § 23 Abs. 1 der Strafprozeßordnung keine Anwendung. In de» Fällen des § 353 der Strafprozeßordnung ist der Konsul zur Abänderung seiner durch Beschwerde angefochtenen Entscheidung befugt.

§ 65. Die der Staatsanwaltschaft zustehenden Rechtsmittel können gegen die Entscheidungen des Konsnlargerichts von dem Konsul eingelegt werden. § 66. In den Fällen der 88 353, 355, 358, 360 der Straf­ prozeßordnung beträgt die Frist zwei Wochen. § 67. Die Frist znr Anfechtung einer Entscheidung beginnt für den Nebenkläger im Falle des 8 439 der Strafprozeßordnung mit der Bekanntmachung der Entscheidung an den Beschuldigten.

§ 68. Der Konsul kann Zeugen und Sachverständige, die zur Rechtfertigung der Berufung benannt sind, vernehmen und beeidigen, wenn die Voraussetzungen des 8 65 Abs. 2 der Strafprozeßordnung vorliegen. Die Protokolle über diese Vernehmungen sind dem Ober-Reichsanwalte zu übersenden. Die Vorschriften des 8 223 und des 8 250 Abs. 2 der Strafprozeßordnung finden entsprechende Anwendung. § 69. Der Angeklagte kann in der Hauptverhandlung vor dem Berufungsgericht erscheinen oder sich durch einen mit schriftlicher Vollmacht verseheiren Vertheidiger vertreten lassen.

KonfGG

63

Der nicht auf freiem Fuße befindliche Angeklagte hat keinen An­ spruch auf Anwesenheit. Soweit der Angeklagte die Berufung eingelegt hat, ist über diese auch dann zu verhandeln, wenn weder der Angeklagte noch ein Vertreter für ihn erschienen ist

K 70.

Die Wiederaufnahme eines durch rechtskräftiges Urtheil geschlossenen Verfahrens kann von Amtswegen erfolgen.

tz 71.

Das Gesetz, betreffend die Entschädigung der im Wieder­ aufnahmeverfahren freigesprochenen Personen, vom 20. Mai 1898 (ReichsGesetzbl. S. 345) findet mit folgenden Maßgaben Anwendung. An die Stelle der Staatsanwaltschaft des Landgerichts tritt der Konsul. Die im § 5 Abs. 3 vorgesehene Ausschlußfrist beträgt sechs Monate. Für die Ansprüche auf Entschädigung ist das Reichsgericht in erster und letzter Instanz zuständig.

§ 72.

In Strafsachen, in denen der Konsul oder das Konsular­ gericht in erster Instanz erkannt hat, steht daö Begnadigungsrecht dem Kaiser zu. Achter Abschnitt,

besondere Vorschriften über die Kosten. § 73. Die Gebühren der Gerichte und der Gerichtsvollzieher

in den Konsulargerichtsbezirken werden im doppelten Betrage der Sätze er­ hoben, die in den nach § 19 maßgebenden Vorschriften bestimmt sind. Die Gebühr für eine Zustellung in den Konsulargerichtsbezirken nach den Vorschriften über Zustellungen im Auslande beträgt drei Mark. Die den Gerichtsbeamten und Gerichtsvollziehern zustehenden Tage­ gelder und Reisekosten werden, soweit es sich um Konsularbeainte handelt, nach Maßgabe der für diese geltenden Vorschriften erhoben. § 74. -Lie Erhebung und Beitreibung der Kosten wird durch den Konsul veranlaßt. Die Regelung des Beitreibungsversahrens erfolgt im Anschluß an die Vorschriften der Civilprozeßordnung durch Anordnung des Reichskanzlers.

§ 75.

Die bei der Ausübung der Konsulargerichtsbarkeit mit­ wirkenden Behörden haben einander zum Zwecke der Erhebung und Bei­ treibung der Kosten Beistand zu leisten. Das Gleiche gilt für die Beistandsleistung unter diesen Behörden und den Behörden im Reichsgebiet oder in den deutschen Schutzgebieten. Dabei finden die gemäß § 99 des Gerichtskostengesehes (Reichs-Gesctzbl. 1898 S. 659) erlassenen Vorschriften über den zum Zwecke der Einziehung von Gerichtskosten unter den Bundesstaaten zu leistenden Beistand ent­ sprechende Anwendung.

§ 76.

Soweit die Gebühren der Rechtsanwälte durch OrtSgebranch geregelt sind, kommt dieser zunächst zur Anwendung.

ÜonsGG.

Neunter Mschnitt.

Schlußbestimmungen.

63

Neunter Abschnitt.

Schlußbekimmnngen. § 77. Die im § 2 bezeichneten Personen können nach den in Gemäßheit dieses Gesetzes in den Konsulargerichtsbezirken Anwendung findenden strafrechtlichen Vorschriften wegen eines Verbrechens oder Ver­ gehens auch dann verfolgt werden, wenn ste die Handlung in einem Ge­ biete begangen haben, das keiner Staatsgewalt unterworfen ist. Im Uebrigen können durch Kaiserliche Verordnung die in Gemäßheit dieses Gesetzes in den Konsnlargerichtsbezirken geltenden Vorschriften in Gebieten der im Abs. 1 bezeichneten Art ganz oder theilweise für anwend­ bar erklärt werden. Soweit hiernach die Vorschriften über die Ausübung der Gerichtsbarkeit Geltung erlangen, ist der Reichskanzler befugt, an Stelle des Konsuls einen anderen Beamten zur Wahrnehmung der Gerichts­ barkeit zu ermächtigen; auch können als Gerichtsbeisitzer Personen zugezogen werden, die nicht Eingesessene oder Einwohner des Gerichtsbezirkes sind.

§ 78. Dieses Gesetz tritt an einem durch Kaiserliche Verordnung festzusetzenden Tage in Kraftn tz Soweit in Reichsgesetzen oder in Landesgesetzen aus Vor­ schriften deS Gesetzes über die Konsulargerichtsbarkeit vom 10. Juli 1879 verwiesen ist, treten die entsprechenden Vorschriften dieses Gesetzes an deren Stelle.

8 80. Der Reichskanzler hat die zur Ausführung des Gesetzes erforderlichen Anordnungen zu erlassen. *) Die Verordnung vom 25. Oktober 1900 zur Einführung bei Gesetzes über die Konsulargerichtsbarkeit (RGBl. ©. 999) bestimmt: Art. 1 Das Gesetz über die Konsulargerichtsbarkeit vom 7. April 1900 tritt am 1. Januar 1901 in Kraft. Art. 2. Für die Uebertragung des Eigenthum! an Grundstücken in den Konsulargerichtsbezirken genügt, soweit nicht für diese Grundstücke ein Grundbuch im Sinne der Reichsgefetze angelegt ist, die Beobachtung der Form, die den von der dortigen Staatsgewalt erlastenrn Vorschriften entspricht. Innerhalb RuinänienS, Serbiens und Bulgariens gilt das Gleiche auch für die Form eines anderen Rechtsgeschäfts, das dort vorgenommen, sowie für die Form einer Ehe. die dort geschlossen wird Art 3. Statt der in den 246, 247, 288 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs und im § 352 des Handelsgesetzbuchs ausgestellten Zinssätze gilt in den Konsulargerichtsbezirken ein den landesüblichen VertragSzinsen entsprechender Zinssatz, jedoch höchstens ein solcher von zehn vom Hundert für daS Jahr Art. 4. Diese Verordnung tritt gleichzeitig mit dem Gesetz über die Konsular» gerichtsbaikeit in Kraft.

64. Scbuizgediekgesetz nach der BeKanntmacbung des Reichskanzlers vom io. September i-oo. (Reichsgesetzblatt 1900 S. 813-«17. ')

§ 1. Die Schuhgewalt in den deutschen Schutzgebieten übt der Kaiser im Namen des Reichs aus.

§ 2. Aus die Gerichtsverfassung in den Schutzgebieten finden die Vorschriften der §§ 5, 7 bis 15, 17, 18 des Gesetzes über die Konsulargerichtsbarkeit vom 7. April 1900 (Reichs-Gesetzbl. S. 213) mit der Maß­ gabe entsprechende Anwendung, daß an die Stelle des Konsuls der von dem Reichskanzler zur Ausübung der Gerichtsbarkeit ermächtigte Beamte und an die Stelle des Konsulargerichts das in Gemäßheit der Vorschristen über das letztere zusammengesetzte Gericht des Schutzgebietes tritt?» *) Die jetzige Fassung des Gesetzes beruht aus Art 1 des Gesetzes, beti Aenderungen des Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der deut­ schen Schutzgebiete (RGBl. 1888 S. 75, 1899 S. 36a), vom 25 Juli 1900 (RGBl. S. 809). Die Artikel 2 und 3 dieses Gesetzes bestimmen: Art. 2. Der Reichskanzler tvird ermächtigt, den Tert des Schutzgebietsgesetzes, wie er sich aus den Aenderungen ergiebt, die im Art 1 sowie in dem Gesetze, betreffend Abänderung und Ergänzung des Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der deutschen Schutzgebiete, vom 2. Juli 1899 (Reichs-Gesetzbl S 365) vorgesehen find, unter fortlaufender Reihenfolge der Paragraphenzahlen und Nummern durch das Reichs-Gesetzblatt bekannt zu macken Hierbei sind die in dem bisherigen Gesetz enthaltenen Verweisungen auf die Vorschriften von Gesetzen, die durch neuere Gesetze ausgehoben oder geändert worden finb, durch Verwesungen auf die an die Stelle jener Vorschriften getretenen neuen Vorschriften zu ersetzen Soweit in Reichsgesetzen oder Landesgesetzen aus Vorschriften des Gesetze-, betreffend die Rechtsverhältnisse der deutschen Schutzgebiete, verwiesen ist, treten die entsprechenden Vorschristen des von dem Reichskanzler bekannt gemachten Textes an die Stelle. Art. 3. Die Vorschriften des Artikel 2 Abi. 1 treten nut dem Tage der Verkündung in Kraft. Im Uebrigen tritt dieses Gesetz an einem durch Kaiserliche Verordnung festzusetzenden Tage in Kraft. (Am 1. Januar 1901 laut §1 der Verordnung vom 9. November 1900, RGBl. S. 1005). ') Die 48—51 des Kol'onialbcam ten gesetzes vom 8. Juni 1910 (RGBl. S. 881) enthalten als „Besondere Vorschriften für richterliche Beamte" folgende Bestimmungen: § 48. Soweit die Kolomalbeamten zur Ausübung der Geiichtsbarkeit nach § 2 des Schutzgebietsgesetzes (RGBl 1900 S 813) berufen sind, üben sie ihr Amt als unabhängige, nur dem Gesetz unterworfene Richter aus. Gegen richterliche Beamte sönnen Ordnungsstrafen nm vom Reichskanzler verhängt werden 8 49. Als etatsmäßiger Richter sann in einem Schutzgebiete nur angestellt werden, wer die Fähigkeit zum Richteramt in einem Bundesstaat erlangt hat 8 5(L Die eiaismäßigen Richter haben einen Rechtsanspruch auf die Ge­ haltszulagen und die anderen etwa im Etat bereitgestellten Zulagen Ihr Anspruch ruht, solange gegen sie ein Disziplinarverfahren oder wegen

«4

SchutzgebG.

§ 3. In den Schutzgebieten gelten die im § 19 be8 Gesetzes über die Konsulargerichtsbarkeit bezeichneten Borschriften der Reichsgesetze und preußischen Gesetze. Die Vorschriften der 83 20 bis 22, des § 23 Abs. 1 biö 3 und 5, der 88 26, 29 bis 31, 33 bis 35, 37 bis 45, 47, 48, 52 bis 75 des Gesetzes über die Konsulargerichtsbarkeit finden entsprechende Anwendung.') eines Verbrechens oder Vergehens ein Hauptverfahren oder eine Voruntersuchung schwebt. Führt daS Verfahren zum Verluste deS Amtes, so findet eine Nachzahlung der zurückgehaltenen Beträge nicht statt.

8 51. Auf die etatmäßigen Richter finden die Vorschriften deS § 11 keine Anwendung, die des § 12 nur dann, wenn das von ihnen verwaltete Amt infolge einer Umbildung der Kolonialbehörden aushört. Die im § 51 angezogenen Vorschriften lauten: 8 11. Kolonialbeamte müssen sich, wenn daS dienstliche Bedürfnis eS erfordert, die Versetzung in ein Amt desselben oder eines anderen Schutz­ gebiets oder in ein Reichsamt gefallen lasten, falls das neue Amt mit einem nicht geringeren Range und pensionsfähigen Diensteinkommen verbunden ist und die vorschriftsmäßigen Umzugskosten vergütet werden. 8 12. Kolonialbeamte können, wenn sie eine Kaiserliche Bestallung erhalten haben, durch Verfügung deS Kaisers, andernfalls durch Verfügung des Reichskanzlers jederzeit mit Gewährung deS gesetzlichen Wartegelder einstweilig bis zu 3 Jahren in den Ruhestand versetzt werden. Gouver­ neure, erste Referenten und Referenten beim Gouvernement können durch Verfügung deS Kaisers einstweilig in den Ruhestand versetzt werden. x) Auf Grund der §§ 21, 22 bestimmt die Verordnung, betr. die Rechts­ verhältnisse in den deutschen Schutzgebieten, vom 9. November 1900 (RGBl. S 1005): ,8 3. Die im 8 19 des Gesetzes über die Konsulargerichisbarkeit vom 7 April 1900 (RGBl. S. 213) bezeichneten, dem bürgerlichen Rechte angehörenden Vorschriften bleiben außer Anwendung, soweit sie die Rechte an Grundstücken, daS Bergwertseigentum sowie die sonstigen Berechtigungen betreffen, für welche die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften gelten. Soweit diese Verhältniffe noch nicht durch Kaiserliche Verordnung geregelt find, ist der Reichskanzler und mit dessen Genehmiguna der Gouverneur (Landeshauptmann) biS auf weiteres befugt, die erforderlichen Bestimmungen zu treffen. 8 4. Die Vorschriften der Gesetze überden Schutz von Werken der Literatur und Kunst, von Photographien, von Erfindungen, von Mustern und Modellen, von Gebrauchsmustern und von Warenbezeichnungen finden Anwendung." Ferner find zu vergleichen: Kais. VO., betr. die Rechte an Grundstücken in den deutschen Schutzgebieten, vom 21. November 1902 (RGBl. S. 283). Kais VO. über die Enteignung von Grundeigentum in den Schutzgebieten Afrikas und der Südsee, vom 14. Februar 1903 (RGBl. S. 27). Kais. Berg-VO. für Deutsch-Südwest-Afrika vom 8. August 1905 (RGBl. S. 727). Kais. Berg-BO. für die aftikanischen und Südsee-Schutzgebiete mit Aus­ nahme von Deutsch-Südwest-Afrika vom 27. Februar 1906 (RGBl. S. 363). Kais. VO. über das Telegraphenwesen in den deutschen Schutzgebieten aus­ schließlich Kiautschou, vom 15. Juni 1905 (RGBl. S. 843). Kais. VO., betr. das Gericht 2. Instanz für das Schutzgebiet Kiautschou, vom 28. September 1907 (RGBl. S. 735). Kais. VO., betr den Handel mit südwestafrikanischen Diamanten, vom 16 Januar 1909 (RGBl S. 270) Kais. VO., betr. die ausschließliche Berechtigung der LandeSfiSci der Schutz­ gebiete Afrikas und der Südsee zur Aufsuchung und Gewinnung von Mineralien im Meeresboden, vom 13. Oktober 1910 (RGBl. S. 1095). Jaeger, RetchSztvllgesetze. 3. Aufl.

93

64

SchntzgebG.

8 4. Die Eingeborenen unterliegen der tm § 2 geregelten Gerichts­ barkeit und den im § 3 bezeichneten Vorschriften nur insoweit, als dies durch Kaiserliche Verordnung bestimmt wird. Den Eingeborenen können durch Kaiserliche Verordnung bestimmte andere Teile der Bevölkerung gleichgestellt werden?)

§ 5. 8 6.

Die Militärgerichtsbarkeit wird durch dieses Gesetz nicht berührt.

Durch Kaiserliche Verordnung kann: 1. in Vorschriften über Materien, welche nicht Gegenstand des Straf­ gesetzbuchs für das Deutsche Reich sind, Gefängnis bis zu einem Jahre, Haft, Geldstrafe und Einziehung einzelner Gegenstände an­ gedroht werden; 2. vorgeschrieben werden, daß in Strafsachen a) die Mitwirkung einer Staatsanwaltschaft mit der Maßgabe ein­ tritt, daß, soweit die Staatsanwaltschaft zuständig ist, die Vor­ schriften der 83 56, 65 und des 8 71 Abs. 2 Satz 1 des Gesetzes über die Konsulargerichtsbarkeit außer Anwendung bleiben, b) eine Voruntersuchung stattfindet, deren Regelung der Verordnung vorbehalten bleibt, c) der 8 9 Abs. 2 des Gesetzes über die Konsulargerichtsbarkeit keine Anwendung findet; 3. angeordnet werden, daß in Strafsachen, wenn der Beschluß über die Eröffnung des Hauptverfahrens eine Handlung zum Gegenstände hat, welche zur Zuständigkeit der Schöffengerichte oder zu den in den 88 74, 75 des Gerichtsverfassungsgesetzes bezeichneten Vergehen gehört, in der Hauptverhandlung eine Zuziehung von Beisitzern nicht er­ forderlich ist; 4. die Gerichtsbarkeit in den zur Zuständigkeit der Schwurgerichte ge­ hörenden Sachen den Gerichten der Schutzgebiete in der Weise über­ tragen werden, daß für diese Sachen, soweit nicht auf Grund der Nr. 2 etwas Anderes bestimmt wird, die Vorschriften Anwendung finden, welche für die im 8 8 Abs. 2 des Gesetzes über die Konsulargerichtsbarkeit bezeichneten Strafsachen gelten; 5. an Stelle der Enthauptung eine andere, eine Schärfung nicht ent­ haltende Art der Vollstreckung der Todesstrafe angeordnet werden; 6. die nach dem Gesetz über die Konsulargerichtsbarkeit begründete Zu­ ständigkeit des Reichsgerichts einem Konsulargericht oder einem Ge­ richtshof in einem Schutzgebiet übertragen und über die Zusammensetzung des letztereil Gerichtshofs sowie über das Verfahren in Berufungs­ und Beschwerdesachen, die vor einem dieser Gerichte zu verhandeln l) § 2 der Verordnung vom 9. November 1900 bestimmt: Den Eingeborenen werden im Sinne des § 4 und des § 7 Abs. 3 des Schutzgebietsgesetzes die Angehörigen fremder farbiger Stämme gleichgestellt, soweit nicht der Gouverneur (Landeshauptmann) mit Genehmigung des Reichskanzlers Ausnahmen bestimmt Japaner gelten nicht als Angehörige farbiger Stämme Vgl ferner Kais VO., betr. die Einrichtung der Verwaltung und die Eingebornenrechtspflege in den afrikanischen und Südsee-Echutzgebieten, vom 3. Juni 1908 (RGBl. S 397).

SchutzgebG.

64

find, mit der Maßgabe Anordnung getroffen werden, daß das Gericht ans einem Vorsitzenden und mindestens vier Beisitzern bestehen mufj;1) 7. für die Zustellungen, die Zwangsvollstreckung und das Kastenwesen die Anwendung einfacherer Bestimmungen vorgeschrieben werden;') 8. für die gerichtliche und notarielle Beurkundung von Rechtsgeschäften mit Ausschluß der Beifügungen von Todes wegen ein einfacheres Ver­ fahren vorgeschrieben sowie die Zuständigkeit der Notare eingeschränkt werden;3) 9. die Verlängerung aller zur Geltendmachung von Rechten und zur Erfüllung von Pflichten gesetzlich festgestellten Fristen angeordnet werden.

§ 7. Aus die Eheschließung und die Beurkundung des Personen­ standes in den Schutzgebieten finden die §§ 2 bis 9, 1L 12 und 14 des Gesetzes vom 4. Mai 1870 (BundeS-Gesetzbl. S. 599, RychS-Gesetzbl. 1896 S. 614) entsprechende Anwendung. Die Ermächtigung zur Eheschließung und zur Beurkundung des Personenstandes wird durch den Reichskanzler erteilt. Die Form einer Ehe, die in einem Schutzgebiete geschloffen wird, bestimmt sich ausschließlich nach den Vorschriften des bezeichneten Gesetzes. Die Eingeborenen unterliegen den Vorschriften der Abs. 1, 2 nur insoweit, als dies durch Kaiserliche Verordnung bestimmt wird. Den Eingeborenen können durch Kaiserliche Verordnung bestimmte andere Teile der Bevölkerung gleichgestellt werdend)

§ 8. Die Befugnisse, welche den deutschen Konsuln im Auslande nach anderen als den beiden in den §§ 2 und 7 bezeichneten Gesetzen zustehen, können durch den Reichskanzler Beamten in den Schutzgebieten übertragen werden. § 9. Ausländern, welche in den Schutzgebieten sich niederlaffen, sowie Eingeborenen kann durch Naturalisation die Reichsangehörigkeit von dem Reichskanzler verliehen werden. Der Reichskanzler ist ermächtigt, diese Befugnis einem anderen Kaiserlichen Beamten zu übertragen. Auf die Naturalisation und das durch dieselbe begründete Verhältnis der Reichsangehörigkeit finden die Bestimmungen des Gesetzes über die Erwerbung und den Verlust der Bundes- und Staatsangehörigkeit vom 1. Juni 1870 (BundeS-Gesetzbl. S. 355, ReichS-Gesetzbl. 1896 S. 615) sowie Artikel 3 der Reichsverfaffung und § 4 des Wahlgesetzes für den Deutschen Reichstag vom 81. Mai 1869 (BundeS-Gesetzbl. S. 145) ent­ sprechende Anwendung. *) Vgl. § 8 der Verordnung vom 9. November 1900. ’) § 10 der Verordnung vom 9. November 1900 bestimmt: Für die Zustellungen, die Zwangsvollstreckungen und das Kostenwesen können einfachere Bestimmungen zur Anwendung kommen. Der Reichskanzler und mit dessen Genehmigung der Gouverneur (Landes­ hauptmann) sind befugt, die erforderlichen Anordnungen zu treffen. •) § 11 der Verordnung vom 9. November 1900 bestimmt: Der Reichskanzler ist befugt, Notare zu ernennen Die Zuständigkeit der Notare wird aus die Beurkundung von Rechtsgeschäften unter Lebenden beschränkt. *) Siehe die Note zu § 4.

64

SchutzgebG.

Im Sinne des § 21 des bezeichneten Gesetzes sowie bei Anwendung des Gesetzes wegen Beseitigung der Doppelbesteuerung vom 13. Mai 1870 (Bundes-Gesetzbl. S. 119) gelten die Schutzgebiete als Inland.

§ 10. Durch Kaiserliche Verordnung können Eingeborene der Schutzgebiete in Beziehung auf das Recht zur Führung der Reichsflagge (Gesetz, betreffend das Flaggenrecht der Kauffahrteischiffe, vom 22. Juni 1899, Reichs-Gesetzbl. S. 319) den Reichsangehörigen gleichgestellt werden. Die Führung der Reichsflagge in Folge der Verleihung dieses Rechtes hat nicht die Wirkung, daß das betreffende Schiff als deutsches Seefahrzeug im Sinne des § 1 Abs. 1 Nr. 1 und § 3 Abs. 1 des SeeUnfallversicherungsgesetzes vom 30 Juni 1900 (Reichs-Gesetzbl. S. 716) gilt. § 11. Deutschen Kolonialgesellschaften, welche die Kolonisation der deutschen Schutzgebiete, insbesondere den Erwerb und die Verwertung von Grundbesitz, den Betrieb von Land- oder Plantagenwirtschaft, den Betrieb von Bergbau, gewerblichen Unternehmungen und Handelsgeschäften in den­ selben zum ausschließlichen Gegenstand ihres Unternehmens und ihren Sitz entweder im Reichsgebiet oder in einem Schutzgebiet oder in einem KonsulargerichtSbezirke haben oder denen durch Kaiserliche Schutzbriefe die Ausübung von Hoheitsrechten in den deutschen Schutzgebieten übertragen ist, kann auf Grund eines vom Reichskanzler genehmigten Gesellschafts­ vertrags (Statuts) durch Beschluß de8 BundeSratS die Fähigkeit beigelegt werden, unter ihrem Namen Rechte, insbesondere Eigentum und andere dingliche Rechte an Grundstücken zu erwerben, Verbindlichkeiten einzugehen, vor Gericht zu klagen und verklagt zu werden. In solchem Falle haftet den Gläubigern für alle Verbindlichkeiten der Kolonialgesellschaft nur das Vermögen derselben. DaS. Gleiche gilt für deutsche Gesellschaften, welche den Betrieb eines Unternehmens der im Abs. 1 bezeichneten Art in dem Hinterland eines deutschen Schutzgebiets oder in sonstigen dem Schutzgebiete benachbarten Bezirken zum Gegenstand und ihren Sitz entweder im Reichsgebiet oder in einem Schutzgebiet oder in einem Konsulargerichtsbezirke haben. Der Beschluß des Bundesrats und im Auszuge der Gesellschafts­ vertrag sind durch den Reichsanzeiger zu veröffentlichen. § 12. Der Gesellschaftsvertrag hat rnsbesondere Bestimmungen zu enthalten: 1. über den Erwerb und den Verlust der Mitgliedschaft; 2. über die Vertretung der Gesellschaft Dritten gegenüber; 3. über die Befugnisse der die Gesellschaft leitenden und der die Leitung beaufsichtigenden Organe derselben; 4. über die Rechte und Pflichten der einzelnen Mitglieder; 5. über die Jahresrechnung und Verteilung des Gewinns; 6. über die Auflösung der Gesellschaft und die nach derselben eintretende Vermögensverteilung. § 13. Die Gesellschaften, welche die im § 11 erwähnte Fähigkeit durch Beschluß deS Bundesrats erhalten haben, unterstehen der Aussicht des Reichskanzlers. Die einzelnen Besugniffe desselben sind in den Gesellschastsvertrag auszunehmen.

-SUutzgebG.

64

§ 14. Den Angehörigen der im Deutschen Reiche anerkannten Religionsgemeinschaften werden in den Schutzgebieten Gewissensfreiheit und religiöse Duldung gewährleistet. Die freie und öffentliche Ausübung dieser Kulte, das Recht der Erbauung gottesdienstlicher Gebäude und der Ein­ richtung von Missionen der bezeichneten Religionsgemeinschaften unterliegm keinerlei gesetzlicher Beschränkung noch Hinderung. § 15. Der Reichskanzler hat die szur Ausführung des Gesetzes erforderlichen Anordnungen zu erlassen. Der Reichskanzler ist befugt, für die Schutzgebiete oder für einzelne Teile derselben polizeiliche und sonstige die Verwaltung betreffende Vor­ schriften zu erlaflen und gegen die Nichtbefolgung derselben Gefängnis bis zu drei Monaten, Haft, Geldstrafe und Einziehung einzelner Gegenstände anzudrohen. Die Ausübung der Befugnis zum Erlaffe von AusführungSbestiminungen (Abs. 1) und von Verordnungen der im Abs. 2 bezeichneten Art kann vom Reichskanzler der mit einem Kaiserlichen Schutzbriefe für das betreffende Schutzgebiet versehenen Kolonialgesellschaft sowie den Be­ amten des Schutzgebiets übertragen werden. § 16. Für Schutzgebiete, in denen das Gesetz über die Konsular­ gerichtsbarkeit vom 10. Juli 1879 (Reichs-Gesetzbl. S. 197) und das Gesetz, betreffend die Eheschließung und Beurkundung des Personenstandes von Reichsangehörigen im Auslande, vom 4. Mai 1870 noch nicht in Kraft gesetzt sind, wird der Zeitpunkt, in welchem die 83 2 bis 7 dieses Gesetzes in Kraft treten, durch Kaiserliche Verordnung bestimmt.

V. Abschnitt. Kosten- und Gelnihremvesen. 65. Rerichtslttstengesetz >

vom 18. Juni 1875

nach der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom ro. Mal im. e8 § 13 Nr. 4 die Vertretung auf die weitere mündliche Verhandlung erstreckt, erhöht sich die dem Rechts­ anwälte zustehende Verhandlungsgebühr um sünf Zehnteile und, wenn die weitere mündliche Verhandlung eine nicht kontradiktorische ist, um die Hälfte dieses Betrages.?

8 18. 8 19.

(Gestrichen).

Für die Vertretung im Urkunden- oder Wechselprozefle (Zivilprozeßordnung §§ 592 bis 605) erhält der zum Prozeßbevollmäch tigten bestellte Rechtsanwalt nur sechs Zehnteile der Prozeßgebühr, wenn eine kontradiktorische Verhandlung nicht stattfindet. Auch steht ihm die im 8 16 Abs. 1 Satz 1 bestimmte Gebühr nur zu sechs Zehnteilen zu.

8 20. Fünf Zehnteile der in den §§ 13 bis 17 bestimmten Ge­ bühren erhält der Rechtsanwalt, soweit die durch die Gebühr zu vergütende Tätigkeit ausschließlich die im Gerichtskostengesetze § 26 Nr. 1 bis 8, 10 bezeichneten Gegenstände betrifft. 8 21. Der Rechtsanwalt erhält neben den ihm sonst zustehenden Gebühren die Prozeßgebühr nur zu fünf Zehnteilen, wenn seine Tätigkeit ausschließlich die Erledigung eines bedingten Urteiles betrifft. 8 22. Der Rechtsanwalt erhält die Prozeßgebühr und die Ver­ handlungsgebühr nur zu sünf Zehnteilen, wenn seine Tätigkeit Anträge auf Sicherung deS Beweises (Zivilprozeßordnung §§ 485 bis 494) oder

RAGO.

II. Gebühren in bürgerlichen Rechts streitigleiten.

68

eine gerichtliche Entscheidung über die Ernennung oder Ablehnung eines Schiedsrichters, das Erlöschen eines Schiedsvertrags oder die Anordnung der von Schiedsrichtern für erforderlich erachteten richterlichen Handlungen (Zivilprozeßordnung § 1045) betrifft. Für die Vertretung bei der Be­ weisaufnahme erhält der Rechtsanwalt die Beweisgebühr (§ 13 Nr. 4).

§ 23. Drei Zehnteile der in den §§ 13 bis 17 bestimmten Ge­ bühren erhält der Rechtsanwalt, wenn feine Tätigkeit betrifft: 1. die im Gerichtskostengesetze § 27 Nr- 1, § 35 Nr. 1, § 38 Nr. 1, 2, § 47 Nr. 1 bis 12 bezeichneten Angelegenheiten; 2. die Zwangsvollstreckung. § 24. Zwei Zehnteile der in den §§ 13 bis 17 bestimmten Ge­ bühren erhält der Rechtsanwalt, wenn seine Tätigkeit die im Gerichtskosten­ gesetze § 38 Nr. 3, 8 47 Nr. 15, 16 bezeichneten Anträge oder Gesuche betrifft. § 25. Jede der im 8 13 benannten Gebühren kann der Rechts­ anwalt in jeder Instanz rücksichtlich eines jeden Teils des Streitgegenstandes nur einmal beanspruchen. § 26. Für die Bestimmung des Umfanges einer Instanz im Sinne des 8 25 finden die Vorschriften des 8 30 des Gerichtskostengesetzes ent­ sprechende Anwendung. § 27. Im Falle der Zurückverweisung einer Sache an das Gericht unterer Instanz (Zivilprozeßordnung 8§ 538, 539, 565) gilt das weitere Verfahren vor diesem Gerichte für die Gebühren der Rechtsanwälte, mit Ausnahme der Prozeßgebühr, als neue Instanz. Das gleiche gilt im Falle der Zurücknahme oder Verwerfung des gegen ein Dersäumnisurteil ein­ gelegten Einspruchs für das Verfahren über den Einspruch. Im Falle der Zulaffung des Einspruchs steht dem Rechtsanwälte des Gegners der den Einspruch einlegenden Partei die Gebühr für die mündliche Verhandlung, auf welche das Versäumnisurteil erlassen ist, be­ sonders zu.

§ 28. DaS Verfahren über einen Antrag auf Anordnung, Ab­ änderung oder Aushebung eines Arrestes oder einer einstweiligen Verfügung gilt, auch wenn es mit dem Verfahren Über die Hauptsache verbunden ist, für die Berechnung der Gebühren des Rechtsanwalts als besonderer Rechts­ streit. Das gleiche gilt für das ordentliche Verfahren, welches nach der Abstandnahme vom Urkunden- oder Wechfelprozeffe sowie nach dem mit Vorbehalt in demselben erlassenen Urteil anhängig bleibt (Zivilprozeßordnung 88 596, 600). Der Rechtsanwalt muß sich jedoch die in dem Verfahren über einen Arrest oder eine einstweilige Verfügung erwachsenen Gebühren in Höhe von fünf Zehnteilen auf die ihm in dem Verfahren über die Hauptsache zustehenden entsprechenden Gebühren und die Prozeßgebühr deS Urkunden- oder WechselprozeffeS aus die gleiche Gebühr deS ordentlichen Verfahrens anrechnen. Das Verfahren über einen Antrag auf Abänderung oder Aushebung eines Arrestes oder einer einstweiligen Verfügung bildet mit dem Verfahren

68

RAGO.

über den Antrag auf Anordnung des Arrestes oder der einstweiligen Ver­ fügung Eine Instanz.

§ 29. Die im § 13 benannten Gebühren umfassen die gesamte Tätigkeit des Rechtsanwalts von dem Auftrage bis zur Beendigung der Instanz. Zu der Instanz gehören insbesondere: 1. daS Verfahren behufs Festsetzung deS Wertes des Streitgegenstandes; 2. Zwischenstreite mit Nebenintervenienten, sowie mit Zeugen oder Sach­ verständigen ; 3. das Verfahren zur Sicherung des Beweises (Zivilprozeßordnung 88 485 bis 494), wenn die Hauptsache anhängig ist; 4. das Verfahren über einen Antrag auf vorläufige Einstellung, Be schränkung ob'T Aufhebung einer Zwangsvollstreckung (Zivilprozeß­ ordnung 88 707, 719, 769, 771 Abs. 3, 88 785, 786, 805 Abs. 4, 8 810 Abs. 2), soweit das Verfahren mit dem Verfahren über die Hauptsache verbunden ist; 5. das Verfahren über einen Antrag auf Aenderung einer Entscheidung des beauftragten oder ersuchten Richters oder des Gerichtsschreibers (Zivilprozeßordnung 8 576); 6. daS Verfahren über die im Gerichtskostengesetze 8 47 Nr. 1 bis 12 bezeichneten Streitpunkte und Anträge; 7. die Zustellung und Empfangnahme der Entscheidungen und die Mit­ teilung derselben an den Auftraggeber; 8. die Uebersendung der Handakten an den Bevollmächtigten einer anderen Instanz. § 30. Die Gebühren werden besonders erhoben für die Tätigkeit bei Streitigkeiten und Anträgen, welche betreffen: 1. die Sicherung des Beweises (Zivilprozeßordnung 88 485 bis 494), wenn die Hauptsache noch nicht anhängig ist; 2. daS Verfahren über einen Antrag auf vorläufige Einstellung, Be­ schränkung oder Aufhebung einer Zwangsvollstreckung (Zivilprozeßoidnung 83 769, 771 Abs. 3, 88 785, 786, 805 Abs. 4, 8 SW Abs. 2), sofern das Verfahren von dem Verfahren über die Hanplsache getrennt ist; 3. die im Gerichtskostengesehe 8 38 Nr. 1,2 bezeichneten Angelegenheiten. Wird die vorläufige Einstellung, Beschränkung oder Aufhebung der Zwangsvollstreckung bei dem Vollstreckungsgericht und bei dem Prozeß­ gericht beantragt, so wird die Prozeßgebühr nur einmal erhoben. Die Festsetzung der Kosten und die Abänderung der Kostenfestsetzung (GerichlSkostengesetz 8 38 Nr. 1) bilden Eine Instanz. Das gleiche gilt von dem Verfahren über die im Gerichtskostengesetze 8 38 Nr. 2 bezeich­ neten Anträge.

§ 31. In der Zwangsvollstreckung bildet eine jede Vollstreckungs­ maßregel zusammen mit den durch dieselbe vorbereiteten weiteren DollstreckungShandlungen bis zu der durch die Maßregel zu erlangenden Be­ friedigung deS Gläubigers Eine Instanz.

RAGO.

II. Gebühren in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten.

68

Die landesgesetztichen Bestliuinungen m betreff der Gebühren für eine den Vorschriften der Zivilprozeßordnung nicht unterliegende Zwangs­ vollstreckung bleiben unberührt.

§ 32. Das Verfahren über einen Antrag auf Erteilung einer weiteren vollstreckbaren Ausfertigung (Zivilprozeßordnung § 733), das Ver­ fahren zur Abnahme des OffenbarungscideS «Zivilprozeßordnung 88 900, 901) und die Ausführung der Zwangsvollstreckung in ein gepfändetes Ver­ mögensrecht durch Verwaltung (Zivilprozeßordnung § 857 Abs. 4) bilden besondere Instanzen der Zwangsvollstreckung. § 33. Die Vollstreckung der Entscheidung, durch welche der Schuldner nach Maßgabe des § 887 Abs. 2 der Zivilprozeßordnung zur Voraus­ zahlung der Kosten verurteilt wird, scheidet aus der Zwangsvollstreckung zur Erwirkung der Handlung als besonderes Verfahren aus. Soll die Zwangsvollstreckung auf Unterlassung oder Duldung einer Handlung durch Strafen ausgeführt werden (Zivilprozeßordnung § 890 Abs. 1), so bildet eine jede Verurteilung zu einer Strafe nach Maßgabe der Vorschriften des § 29 den Schluß der Instanz. Die Erwirkung der einer Verurteilung vorausgehenden Strafandrohung (Zivilprozeßordnung § 890 Abs. 2) gehört zur Instanz der Hauptsache; dem Rechtsanwälte, welcher diese Instanz nicht geführt hat, steht die im § 23 bestimmte Gebühr zu. § 34. Bei Ausführung der Zwangsvollstreckung auf Vornahme einer Handlung durch Geldstrafen oder Hast (Zivilprozeßordnung § 888) bildet das gesamte Verfahren eine Instanz.

§ 35. Für die einmalige Erwirkung des Zeugnisses der Rechtskraft (Zivilprozeßordnung § 706) oder der Vollstreckungsklausel (Zivilprozeß­ ordnung §8 724 bis 730, 738, 742, 744, 745 Abs. 2, §§ 749, 795, 796 Abs. 1, 8 797 Abs. 1, 2, 8 929) steht weder dem Rechtsanwälte der Instanz, in welcher dieselben zu erteilen, noch dem Rechtsanwälte, welcher mit dem Betriebe der Zwangsvollstreckung beauftragt ist, und für die Aushebung einer Vollstreckungsmaßregel weder dem Rechtsanwälte, welcher deren Vornahme veranlaßt hat, noch dem Rechtsanwälte, welcher mit dem Betriebe der weiteren Zwangsvollstreckung beauftragt ist, eine Gebühr zu.

K 36. Die Vorschriften der 88 31 bis 35 finden bei Vollziehung eines Arrestbefehls oder einer einstweiligen Verfügung (Zivilprozeßordnung 88 928 bis 934, 936) entsprechende Anwendung. Die Instanz dauert bis zur Aushebung des Arrestes oder der einst­ weiligen Verfügung oder bis zum Anfänge der Zwangsvollstreckung aus dem in der Hauptsache erlassenen Urteile. § 37. Für die Mitwirkung bei einem der Klage vorausgehenden Sühneverfahren (Zivilprozeßordnung 88 510c, 609, 610) erhält der Rechtsanwalt drei Zehnteile der Sätze des 8 9. Diese Gebühr wird im Falle der Verhandlung des Rechtsstreits vor dem Amtsgericht auf die Prozeßgebühr angerechnet.

68

RAGQ

Ist in dem Falle des § 510c der Zivilprozeßordnung unter der Mitwirkung des Rechtsanwalts ein Vergleich geschloffen, so erhält er die vollen Sätze des § 9.

§ 38. Im Mahnverfahren erhält der Rechtsanwalt: 1. die Sätze deS § 9 für die Vertretung des Gläubigers, 2. zwei Zehnteile der Sätze des § 9 für die Erhebung des Widerspruchs. Aus die in dem nachfolgenden Rechtsstreite zustehende Prozeßgebühr wird die Gebühr in Nr. 1 zu sieben Zehnteilen, die Gebühr in Nr. 2 voll angerechnet.

§ 39. Für die Vertretung im Verteilungsversahren (Zivilprozeßordnung § 858 Abs. 6, §§ 872 bis 877, 882) stehen dem Rechtsanwälte fünf und, falls der Auftrag vor dem Termine zur Ausführung der Ver­ teilung erledigt wird, drei Zehnteile der Sätze des § 9 zu. Der Wert des Streitgegenstandes wird durch den Betrag der For­ derung und, wenn der zu verteilende Geldbetrag geringer ist, durch diesen Betrag bestimmt. § 40. Im Aufgebotsverfahren (Zivilprozeßordnung 88 946 bis 956, 959 bis 972, 977 bis 1024) stehen dem Rechtsanwalt, als Vertreter des Antragstellers (Zivilprozeßordnung 8 947), drei Zehnteile der Sätze des 8 9 zu: 1. für den Betrieb deS Verfahrens, einschließlich der Information; 2. für den Antrag auf Erlaß des Aufgebots; 3. für den Antrag auf Anordnung der Zahlungssperre, sofern derselbe vor dem Antrag auf Erlaß des Ausgebots gestellt wird; 4. für die Wahrnehmung des Aufgebotstermins. Als Vertreter einer anderen Person erhält der Rechtsanwalt diese Gebühr nur einmal.

§ 41. Drei Zehnteile der in den 88 13 bis 17 bestimmten Ge­ bühren erhält der Rechtsanwalt: 1. in der Beschwerdeinstanz; 2. wenn seiner Tätigkeit sich auf ein Verfahren beschränkt, welches die Aenderung einer Entscheidung deS beauftragten oder ersuchten Richters oder des Gerichtschreibers (Zivilprozeßordnung § 576) betrifft. In der Instanz der an eine Notfrist nicht gebundenen Beschwerde steht dem Rechtsanwälte die Prozeßgebühr nicht zu, wenn ihm dieselbe oder eine der in den 88 37 bls 40 bezeichneten Gebühren in der Instanz instand, in welcher die angefochtene Entscheidung ergangen ist. § 42. Derzum Prozeßbevollmächtigten bestellte Rechtsanwalt, welcher aus Verlangen der Partei die Vertretung in der mündlichen Verhandlung einem anderen Rechtsanwalt übertragen hat, erhält neben den ihm zu­ stehenden Gebühren fünf Zehnteile der Verhandlungsgebühr. Diese Gebühr wird auf eine ihm zustehende Verhandlungsgebühr angerechnet.

§ 43. Dem Rechtsanwälte, welchem von der Partei oder aus deren Verlangen von dem Prozeßbevollmächtigten nur die Vertretung tn der mündlichen Verhandlung oder die Ausführung der Parteircchte in der-

RAGO.

H Gebühren in bürgerlichen RechtSstreitigkeiLen.

68

selben übertragen ist, steht neben der DerhandlungSgebühr die Prozeßgebühr zu fünf Zehnteilen zu. Letztere Gebühr steht ihm auch dann zu, wenn der Auftrag vor der mündlichen Verhandlung erledigt wird. Erstreckt sich die Vertretung auf eine mit der mündlichen Verhandlung verbundene Be­ weisaufnahme (8 13 Nr. 4), so erhält der Rechtsanwalt außerdem die Beweisgebühr.

8 44. Dem Rechtsanwälte, welcher lediglich den Verkehr der Partei mit dem Prozeßbevollmächtigten führt, steht eine Gebühr in Höhe der Prozeßgebühr zu. Er erhält nur fünf Zehnteile, wenn ihm in unterer Instanz die vorbezeichnete Gebühr oder die Prozeßgebühr zustand. Die mit der Uebersendung der Akten an den Rechtsanwalt der höheren Instanz verbundenen gutachtlichen Aeußerungen dienen nicht zur Begründung dieser Gebühr, wenn nicht zu denselben Auftrag erteilt war.

8 45. Der Rechtsanwalt, dessen Tätigkeit sich auf die Vertretung in einem nur zur Leistung deS durch ein Urteil auferlegten Eides oder nur zur Beweisaufnahme bestimmten Termine beschränkt, erhält neben der dem Prozeßbevollmächtigten im gleichen Falle zustehenden Beweisgebühr eine Gebühr in Höhe von fünf Zehnteilen der Prozeßgebühr. Letztere Gebühr steht ihm auch dann zu, wenn der Auftrag vor dem Termin er­ ledigt wird. Die Wahrnehmung eines weiteren Termins zur Fortsetzung der Ver­ handlung begründet nicht eine Erhöhung der Gebühr. 8 46. Beschränkt sich die Tätigkeit eines Rechtsanwalts auf die Anfertigung eines Schriftsatzes, so erhält er eine Gebühr in Höhe von fünf Zehnteilen der Prozeßgebühr. 8 47. Für einen erteilten Rat erhält der nicht zum Prozeßbe­ vollmächtigten bestellte Rechtsanwalt eine Gebühr in Höhe von drei Zehn­ teilen der Prozeßgebühr. Eine Gebühr in Höhe von fünf Zehnteilen der Prozeßgebühr steht dem mit Einlegung der Berufung oder der Revision beauftragten Rechts­ anwälte zu, wenn derselbe von der Einlegung abrät und der Auftraggeber seinen Auftrag zurücknimmt.

8 48. Der nicht zum Prozeßbevollmächtigten bestellte Rechtsanwalt erhält höchstens die für den Prozeßbevollmächtigen bestimmte Gebühr, falls die ihm aufgetragenen Handlungen in den Kreis derjenigen Tätigkeit fallen, für welche die dem Prozeßbevollmächtigten zustehende Gebühr bestimmt ist. 8 49. Wird der Rechtsanwalt, nachdem er in einer Rechtssache tätig gewesen, zum Prozeßbevollmächtigten bestellt, so erhält er für die ihm vorher aufgetragenen Handlungen, soweit für dieselben die dem Pro­ zeßbevollmächtigten zustehende Gebühr bestimmt ist, und als Prozeßbevoll­ mächtigter zusammen nicht mehr an Gebühren, als ihm zustehen würde, wenn er vorder mm Vroreßbevollmächtiaten bestellt worden wäre. 8r.5O. Wird der einem Rechtsanwalt erteilte Auftrag vor Be­ endigung der Instanz aufgehoben, so stehen dem Rechtsanwälte die Ge­ bühren in gleicher Weise zu, als wenn die Instanz zur Zeit der Aushebung

68

RAGO.

des Auftrags durch Zurücknahme der gestellten Anträge erledigt wäre, un­ beschadet der aus einem Verschulden sich ergebenden zivilrechtlichen Folgen.

8 51. Bei Vertretung mehrerer Streitgenoffen, einschließlich der Nebenintervenienten, stehen dem Rechtsanwälte die Gebühren nur einmal zu. Bei nachträglichem Beitritte von Streitgenossen erhöht sich durch jeden Beitritt die Prozeßgcbühr um zwei Zehnteile. Die Erhöhung wird nach dem Betrage berechnet, bei welchem die Vollmachtgeber gemeinschaftlich beteiligt find, mehrere Erhöhungen dürfen den einfachen Betrag der Prozeßgebühr nicht übersteigen. 8 52. Die Gebührensätze erhöhen sich in der Berufungsinstanz um drei Zehnteile und in der Revisionsinstanz um fünf Zehnteile. Dritter Abschnitt.

Gebühren im Konkursverfahren. 8 53. Auf die Gebühren im Konkursverfahren finden die Vor­ schriften der 88 9, 11, 12 entsprechende Anwendung. 8 54. Im Verfahren über einen Antrag auf Eröffnung bcS Kon­ kursverfahrens (Konkursordnung 8§ 104 bis 106) erhält der Rechtsanwalt zwei Zehnteile, oder, wenn er einen Gläubiger vertritt, fünf Zehnteile der Sätze des 8 9. 8 55. Für die Vertretung im Konkursverfahren erhält der Rechts­ anwalt sechs Zehnteile, wenn jedoch die Vertretung vor dem allgemeinen Prüfungstermine (Konkursordnung 8 138) sich erledigt oder erst nach dem­ selben beginnt, vier Zehnteile der Sätze des 8 9. 8 56. Der Rechtsanwalt erhält die Sätze des § 9 besonders: 1. für die Tätigkeit bei Prüfung der Forderungen; 2. für die Tätigkeit in dem ZwangSvergleichsversahren; 3. für die Tätigkeit in dem Verteilungsverfahrcn.

8 57. Beschränkt sich die Tätigkeit des Rechtsanwalts auf die An­ meldung einer Konkurssorderung, so erhält derselbe zwei Zehnteile der Sätze deS 8 9. 8 58. Für die Vertretung:^ 1. in der Beschwerdeinstanz, 2. in dem Verfahren über Anträge auf Anordnung von Sicherheits­ maßregeln im Falle des § 197 Abs. 2 der Konkursordnung erhält der Rechtsanwalt besonders die im zweiten Abschnitte (88 23, 41) bestimmten Gebühren. 8 59. Die Gebühren der 88 54 bis 56 sowie des 8 58 im Falle der Beschwerde gegen den Beschluß über Eröffnung deS Konkursverfahrens (Konkursordnung § 109) oder den Beschluß über Bestätigung eines ZwangSvergleichS (Konkursordnung 88 189, 230 Abs. 2, 8 236) werden, wenn der Auftrag von dem Gemeinschuldner erteilt ist, nach dem Betrage der Aktivmaffe (Gerichtskostengesetz 8 52) berechnet.

RAGO.

IV. Gebühren in Strafsachen.

68

Ist der Auftrag von einem Konkursgläubiger erteilt, so werden die Gebühren der §§ 54, 55, 57 und die Gebühr im Falle der Beschwerde grg n den Beschluß über Eröffnung des Konkursverfahrens nach dem Nenn­ werte der Forderung, die Gebühren des § 56 und die Gebühr im Falle brr Beschwerde gegen den Beschluß über die Bestätigung eines Zwangswrgleichs nach dem Werte der Forderung deS Gläubigers unter ent­ sprechender Anwendung des § 148 der Konkursordnung berechnet.

§ 60. In einem wieder aufgenommenen Konkursverfahren erhält der Rechtsanwalt die Gebühren nach den Bestimmungen der 88 55 bis 59 besonders. § 61. Insoweit dem Rechtsanwälte Gebühren für die Vornahme ernzelner Handlungen im Konkursverfahren zustehen, darf der Gesamtbe­ trag derselben die im § 55 bestimmte Gebühr nicht übersteigen. Wird der Rechtsanwalt, nachdem er einzelne Handlungen im Konkurs­ verfahren vorgenommen hat, mit der Vertretung im Konkursverfahren beauftragt, so erhält er zusammen nicht mehr an Gebühren, als ihm zu­ stehen wurde, wenn er vorher mit der Vertretung im Konkursverfahren beauftragt worden wäre. § 62. Die Gebühren werden für jeden Auftrag gesondert, ohne Rücksicht auf andere Aufträge, berechnet. Vierter Abschnitt.

Gebühre» in Strafsachen. § 63. In Strafsachen erhält der Rechtsanwalt als Verteidiger in der Hauptverhandlung erster Instanz 1. vor dem Schöffengerichte 12 Mark 2. vor der Strafkammer..............................................20 „ 3. vor dem Schwurgerichte oder dem Reichsgerichte 40 , § 64. Erstreckt sich die Verhandlung auf mehrere Tage, so erhöhen sich die im § 63 bestimmten Gebühren für jeden weiteren Tag der Ver­ teidigung um fünf Zehnteile. Im Verfahren auf erhobene Privatklage findet diese Bestimmung nicht Anwendung. § 65. Findet in den auf Privatklage verhandelten Sachen eine Beweisaufnahme statt, so erhöht sich die im 8 63 bestimmte Gebühr um 6 Mark. § 66. In der Berufungsinstanz sowie in der RevifionSinstanz stehen dem RechlSanwalte die in den §§ 63 bis 65 bestimmten Sätze zu. Die Stufe bestimmt sich nach der Ordnung des Gerichts, welches in erster Instanz erkannt hat.

§ 67. Für die Verteidigung im Vorverfahren erhält der Rechts­ anwalt : 1. in den zur Zuständigkeit der Schöffengerichte (gehörigen Sachen 6 Mark

68

RAGO

2. in den zur Zuständigkeit der Strastammer gehörigen Sachen 10 Mark 3. in den zur Zuständigkeit der Schwurgerichte oder des Reichsgerichts gehörigen Sachen.........................................20

§ 68. Fünf Zehnteile der im § 63 bestimmten Sätze stehen dem Rechtsanwalts zu für Anfertigung: 1. einer Schrift zur Rechtfertigung einer Berufung; 2. einer Schrift zur Begründung einer Revision; 3. eines Antrags auf Wiederaufnahme des Verfahrens; 4. eines Gnadengesuchs. Die Stufe bestimmt sich nach der Ordnung des Gerichts, welches in erster Instanz erkannt hat. § 69. Für Einlegung eines Rechtsmittels sowie für Anfertigung anderer, als der im § 68 bezeichneten Anträge, Gesuche und Erklärungen erhält der Rechtsanwalt je 2 Mark. § 70. Die in den 88 63 bis 66 sowie die im § 67 bestimmten Gebühren umsassen die Anfertigung der zu derselben Instanz oder zu dem Vorversahren gehörigen Anträge, Gesuche und Erklärungen, sowie die Ein­ legung von Rechtsmitteln gegen Entscheidungen oder Verfügungen derselben Instanz oder des Borverfahrens.

§ 71. Auf die Gebühr für Rechtfertigung der Berufung (§ 68 Nr. 1) und auf die Gebühr für Begründung der Revision (§ 68 Nr. 2) wird die Gebühr für Einlegung des Rechtsmittels (§ 69) angerechnet. § 72. Im Falle der Verteidigung mehrerer Beschuldigter durch einen gemeinschaftlichen Verteidiger erhöhen sich die Gebühren um .fünf Zehnteile.

§ 73. In Ansehung der Gebühren für Vertretung eines PrivatklägerS, eines Nebenklägers oder einer Verwaltungsbehörde (Strafprozeß­ ordnung 8 464) kommen die Bestimmungen über die Gebühren für die Verteidigung zur entsprechenden Anwendung. Die Anfertigung einer Privatklage begründet für den Rechtsanwalt die im 8 67 Nr. 1 bestimmte Gebühr. § 74. Für Anfertigung eines Antrags auf gerichtliche Entscheidung im Falle deS 8 170 der Strafprozeßordnung erhält der Rechtsanwalt die im 8 67 bestimmten Sätze. § 75. Nach Maßgabe der Vorschriften des zweiten Abschnitts (8 23) stehen dem Rechtsanwälte Gebühren besonders zu für die Vertretung: 1. in dem Verfahren behusS Festsetzung der zu erstattenden Kosten (Strafprozeßordnung 8 496 Absatz 2); 2. in der Zwangsvollstreckung aus Entscheidungen, welche über eine Buße oder über Erstattung von Kosten ergangen sind (Strasprozeßordnung 88 495, 496).

RAGO.

V. Auslagen.

68

Fünfter Abschnitt.

Auslagen. § 76. Für die Herstellung des Schreibwerkes sowie zum Ersätze der Postgebühren seiner Sendungen erhält der Rechtsanwalt Pauschsätze, soweit Schreibwerk und Postsendung innerhalb des Rahmens einer gebühren­ pflichtigen Tätigkeit vorkommen. Der einzelne Pauschsay beträgt zwanzig vom Hundert der zum An­ sätze gelangenden Gebühr, jedoch höchstens dreißig Mark und mindestens fünfzig Pfennig, in der Zwangsvollstreckungsinstanz mindestens zwei Mark. Die Borschrift des § 7 Abs. 2 deS GerichtSkostengesetzes findet Anwendung. Steht dem als Prozeßbevollmächtigten bestellten Rechtsanwälte nach 8 13 Nr. 1, §§ 19, 52 die Prozeßgebühr zu, so beträgt die Summe der in einer Instanz anzusetzenden Pauschsätze mindestens vier Mark und höchstens fünfzig Mark und, wenn dem Rechtsanwalt auch nach 8 13 Nr. 4, §§ 19, 52 die Beweisgebühr oder nach 8 13 Nr. 3, 88 19, 52 die Bergleichsgebühr zusteht, mindestens sechs Mark und höchstens sechzig Mark; die Vorschriften deS 8 27 Abs. 1, des 8 28 und des 8 30 Abs 1 Nr. 3 finden keine Anwendung. In den Fällen der 88 43 und 45 der Gebührenordnung für Rechts­ anwälte werden die dem Prozeßbevollmächtigten und dem anderen Rechts­ anwälte zustehenden Pauschsätze nach der Summe der beiden Anwälten zustehenden Gebühren berechnet. Von dem Betrage dieser Pauschsätze er­ hält der Prozeßbevollmächtigte zwei Dritteile, der andere Rechtsanwalt ein Dritteil. Steht dem als Verteidiger oder als Vertreter eines Privatklägers, eines Nebenklägers oder einer Verwaltungsbehörde bestellten Rechtsanwälte die im 8 63 bestimmte Gebühr zu, so beträgt der Pauschsatz mindestens vier Mark. Neben den Pauschsähen stehen dem Rechtsanwälte Schreibgebühren zu: 1. für die auf besonderes Verlangen gefertigten Abschriften; 2. für eine von ihm gefertigte beglaubigte Abschrift der Klageschrift, falls diese zur Herstellung einer Ausfertigung des Urteils (8 317 Abs. 3 der Zivilprozeßordnung) benutzt wird; 3. für ein Schreibwerk, soweit eS außerhalb des Rahmens einer gebühren­ pflichtigen Tätigkeit entsteht. Für die Höhe der im Abs. 5 erwähnten Schreibgebühren sind die Vorschriften deS 8 80 des Gerichtskostengesetzes maßgebend. Der Ansatz der im 8 79 Nr. 2 des GerichtSkostengesetzes bezeich­ neten Gebühren wird durch den Pauschsatz nicht ausgeschlossen.

§ 77. Für Verpackung von Briefen und Akten dürfen Auslagen nickt berechnet werden. § 78. Bei Geschäftsreisen erhält der Rechtsanwalt, vorbehaltlich der Bestimmungen in den 88 18, 37, 39 Abs. 2 der Rechtsanwalts­ ordnung: I. an Tagegeldern 12 Mark — Pf. II. für ein Nachtquartier 5 „ — „

68

RAGO

Hl. an Fuhrkosten einschließlich der Kosten der Gepäckbesörderung: 1. wenn die Reise auf Eisenbahnen oder Dampf­ schiffen gemacht werden kann, sür daS Kilometer — Mark 13 Pf. und für jeden Zu- und Abgang 2. andernfalls für das Kilometer der nächsten fahrbaren Straßenverbindung. Haben höhere Fuhrkosten ausgewendet werden müffen, so werden diese erstattet.

§ 79. Die Fuhrkosten werden für die Hin- und Rückreise ^be­ sonders berechnet. Hat ein Rechtsanwalt Geschäfte an verschiedenen Orten unmittelbar nacheinander auSgerichtet, so ist der von Ort zu Ort zurückgelegte Weg ungeteilt der Berechnung der Fuhrkosten zugrunde zu legen. Bei einer Reise zur Aussührung der Aufträge mehrerer Auftrag­ geber findet die Borschrist des § 3 entsprechende Anwendung. § 80. Für Geschäfte am Wohnorte stehen dem Rechtsanwälte weder Tagegelder noch Fuhrkosten zu; dasselbe gilt von Geschäften außer­ halb des Wohnortes in geringerer Entfernung als zwei Kilometer von demselben. War der Rechtsanwalt durch außergewöhnliche Umstände genötigt, sich eines Fuhrwerks zu bedienen, oder waren sonstige notwendige Unkosten, wie Brücken- oder Fährgeld aufzuwendcn, so sind die Auslagen zu erstatten. Für einzelne Ortschasten kann durch die Landesjustizverwallung be­ stimmt werden, daß den Rechtsanwälten bei den nicht an der Gerichtsstelle vorzunehmenden Geschäften die verauslagten Fuhrkosten zu erstatten sind.

§ 81. Bei Berechnung der Entfernungen wird jedes angesangene Kilometer für ein volles Kilometer gerechnet. § 82. Der Rechtsanwalt, welcher seinen Wohnsitz verlegt, kann bei Fortführung eines ihm vorher erteilten Auftrags Tagegelder und Reisekosten nur insoweit verlangen, als sie ihm auch bei Beibehaltung seines Wohnsitzes zugestanden haben würden. § 83. Hat ein Rechtsanwalt seinen Wohnsitz an einem Orte, an welchem sich kein Gericht bfsinket, so kann die Landesjustizverwaltung be­ stimmen, daß ihm Tagegelder und Reisekosten nur insoweit zustehen, als er solche auch verlangen könnte, wenn er seinen Wohnsitz an dem Orte des Amtsgerichts, tn dessen Bezirk er wohnt, genommen hätte. Sechster Abschnitt.

Einforderung von Gebühre» und Auslagen. § 84. Der Rechtsanwalt kann von seinem Auftraggeber angemeffenen Borschuß fordern.

§ 85. Dem Auftraggeber gegenüber werden die Gebühren deS Rechtsanwalts sällig, sobald über die Verpflichtung, dieselben zu tragen,

RAGO.

VII. Schlußbestimmungen.

eine Entscheidung ergangen ist, sowie bei Beendigung der Instanz bei Erledigung des Auftrags.

68 oder

§ 86. Die Einforderung der Gebühren und Auslagen ist nur Slässig, wenn vorher oder gleichzeitig eine von dem Rechtsanwalt unter­ riebene Berechnung derselben mit Angabe des Wertes des Streitgegen­ standes, sofern der Wert maßgebend, und unter Bezeichnung der zur An­ wendung kommenden Bestimmungen dieses Gesetzes mitgeteilt wird. Die Mitteilung dieser Berechnung kann auch nach erfolgter Zahlung verlangt werden, solange nicht die Handakten zurückgenommen sind oder die Verpflichtung des Rechtsanwalts zur Aufbewahrung derselben erloschen ist sRechtsanwaltSordnung § 32). Siebenter Abschnitt.

Schlußbrstimmungen. § 87. Für Erhebung und Ablieferung von Geldern erhält der Rechtsanwalt eine Gebühr: von 1 Mark für jedes angefangene Hundert des Betrags bis 1000 Mark; von 50 Pfennig für jedes angesangene Hundert des weiteren Betrags bis 10000 Mark; von 25 Pfg. für jedes angefangene Hundert deS Mehrbetrags. Für Erhebung und Ablieferung von Wertpapieren erhält der Rechts­ anwalt nach Maßgabe des Wertes die Hälfte der vorstehenden Gebühren. Die Gebühr für Erhebung und Ablieferung von Geldern kann von diesen bei der Ablieferung entnommen werden. K 88. Für die Ausarbeitung eines Gutachtens mit juristischer Begründung hat der Rechtsanwalt angemesiene Vergütung zu beanspruchen. Ueber die Höhe der Vergütung wird im Prozeßwege, nach eingeholtem Gutachten deS Vorstandes der Anwaltskammer, entschieden.

§ 89. Ist für das dem Rechtsanwalt übertragene Geschäft der Betrag der Gebühr in diesem Gesetze nicht bestimmt, so erhält er eine unter entsprechender Anwendung der Bestimmungen dieses Gesetzes zu be­ messende Gebühr.? § 90. Insofern in diesem Gesetze für die begonnene oder vor­ bereitete Ausführung eines vor der vollständigen Ausführung erledigten Auftrags eine Gebühr nicht vorgesehen ist, erhält der Rechtsanwalt eine nach Maßgabe des § 89 zu bemessende Gebühr.

§ 91. Die Vorschriften dieses Gesetzes finden entsprechende An­ wendung : 1. im schiedsrichterlichen Verfahren; 2. im Verfahren wegen Nichtigkeitserklärung oder Zurücknahme einePatents; 3.

im Disziplinarverfahren nach Maßgabe deS Gesetzes, betreffend die Rechtsverhältnisse der Reichsbeamten, vom 31. März 1873 (ReichSgefetzbl. S. 61);

Jaeger, RetchSzivilgesetze. 3. Aufl.

68

RAGQ

4. im ehrengerichtlichen Verfahren gegen Rechtsanwälte; 5. bei der Untersuchung von Seeunfällen. Für die Berechnung der Gebühren des im schiedsrichterlichen Ver­ fahren als Prozeßbevollmächtigten bestellten Rechtsanwalts gilt das gericht­ liche Verfahren im Falle des § 1036 der Zivilprozeßordnung als zum schiedsrichterlichen Verfahren gehörig. Das Verfahren vor der Disziplinarkammer, vor dem Ehrengericht und vor dem Seeamte steht im Sinne des § 63 dem Verfahren vor der Strafkammer gleich.

§ 82. Fällt eine dem Rechtsanwalt aufgetragene Tätigkeit, für welche ihm nach Vorschrift dieses Gesetzes eine Vergütung zusteht, zugleich in den Kreis derjenigen Angelegenheiten, in welchen die den Rechtsan­ wälten zustehende Vergütung durch landesgesetzliche Vorschrift geregelt ist, so kommt, soweit die Anwendung beider Vorschriften zu einer zweifache» Vergütung derselben Tätigkeit führen würde, nur eine derselben, und zwar die dem Rechtsanwälte günstigere zur Anwendung. § 93. Sofern der Rechtsanwalt nicht einer Partei zur Wahr­ nehmung ihrer Rechte beigeordnet oder als Verteidiger bestellt ist, kann der Betrag der Vergütung durch Vertrag abweichend von den Vorschriften dieses Gesetzes festgesetzt werden. Die Festsetzung durch Bezugnahme auf das Ermessen eines Dritten ist ausgeschlossen. Der Auftraggeber ist an den Vertrag nur gebunden, soweit er den­ selben schriftlich abgeschlossen hat. Der Auftraggeber kann eine Berechnung der gesetzlichen Vergütung nach Maßgabe des § 86 verlangen. Hat der Rechtsanwalt durch den Vertragsschluß die Grenze der Mäßigung überschritten, so kann die durch Vertrag festgesetzte Vergütung im Prozeßwege, nach eingeholtem Gutachten des Vorstandes der Anwalts­ kammer, bis auf den in dieiem Gesetz bestimmten Betrag herabgesetzt werden. 8 94. Für das Verhältnis des Auftraggebers oder des Rechts­ anwalts zu dem EcstattungSpflichtigen kommt bte vertragsmäßige Fest­ setzung der Vergütung (§ 93) nicht in Betracht.

69. Husfiibrungsgesetz zum Deutschen ßericbtsvertassungsgesetze vom 24. Äpril 1878

(Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten 1878 S. 230 ff.)**

in der Jassung nach Artikel 130 des preussischen Gesetzes über die freiwillige Gerichtsbarkeit vom 21. September ttool) ’) (Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten 1899 S. 249 ff.).

Erster (Eitel.

Richteramt. §. 1. Die Prüfungen, durch deren Ablegung die Fähigkeit zum Richteramt erlangt wird, und der Vorbereitungsdienst der Referendare erfolgen nach den Vorschriften des Gesetzes vom 6. Mai 1869. An die Stelle der Appellationsgerichte treten die Oberlandesgerichte. Die Dauer des Vorbereitungsdienstes bleibt eine vierjährige. §♦ 2. Referendare, welche im Vorbereitungsdienste seit mindestens zivei Jahren beschäftigt sind, können im Falle des Bedürfnisses durch die Justizverwaltung mit der zeitweiligen Wahrnehmung richterlicher Geschäfte bei den Amtsgerichten beauftragt werden. Denselben kann nach näherer Anordnung der Justizverwaltung durch den Amtsrichter, welchem fie zur Ausbildung überwiesen sind, die Er­ ledigung einzelner richterlicher Geschäfte übertragen werden. Zur Urtheilsfällung, zur Beurkundung einer Verfügung von TodeSwegen, zur Beurkundung eines EhevertragS, zur Entscheidung über Durch­ suchungen, Beschlagnahmen und Verhaftungen, sowie zu den Geschäften des Amtsrichters bei Bildung der Schöffengerichte und Schwurgerichte stnd Referendare nicht befähigt.

§♦ 3. Die Gerichtsassessoren werden nach ihrer Ernennung einem Amtsgericht oder Landgericht oder mit ihrer Zustimmung einer Staats­ anwaltschaft zur unentgeltlichen Beschäftigung überwiesen. Die Bezeichnung des Gerichts oder der Staatsanwaltschaft erfolgt durch den Justizminister. *) Abgedruckt unter 75« *) Eingesührt in Helgoland durch Kgl. BO. vom 22. März 1891 (®S. 6. 39) und Gesetz vom 8. April 1894 (GS. S. 81); in den Fürstentümern Waldeck und Pyrmont durch Gesetz vom 1. September 1879 (GS. S. 619).

69

AG. GBG.

Die Versetzung der Gerichtsassessoren von dem Orte, an welchem sie einem Gericht oder einer Staatsanwaltschast zur unentgeltlichen Be­ schäftigung überwiesen sind, ist, vorbehaltlich der Vorschriften in §. 4, nur mit ihrer Zustimmung zulässig

K. 4. Die Gerichtsassessoren sind verpflichtet, aus Anordnung des Iustizministers die Verwaltung einer Amtsrichterstelle, die Stellung eines Hülfsrichters oder eines Hülfsarbeiters bei der Staatsanwaltschast zu über­ nehmen. In diesen Fällen ist ihnen eine Entschädigung nach allgemein fcstzustellenden Grundsätzen sowie Ersatz der Reisekosten nach Maßgabe der Verordnung vom 15. April 1876 *) (G.-S. S. 107) zu gewähren. Nach Beendigung des ihnen ertheilten Auftrags treten sie bei dem­ jenigen Gerichte oder derjenigen Staatsanwaltschaft wieder ein, wohin sie vor dem erhaltenen Auftrage überwiesen waren. §♦ 5. Bei den Landgerichten und bei den Strafkammem an den Sitzen der Amtsgerichte sind die Gerichtsassessoren zur Wahrnehmung richterlicher Geschäfte nur befugt, wenn sie als Hülfsrichter bestellt sind.

§. 6. Die Befugniß der Gerichtsassessoren, sich als Rechtsanwälte niederznlassen oder bei Rechtsanwälten zu beschäftigen, wird, soweit die Anwaltsordnung Bestimmungen nicht trifft, gesetzlich geregelt. §. 7. Die Richter, einschließlich der Handelsrichter, werden vom Könige ernannt. §. 8. Die Mitglieder der Landgerichte führen den Amtstitel Landrichter. Die bei den Amtsgerichten angestellten Richter führen den Amtstitel Amtsrichter. §. 9 ist aufgehoben durch §. 8 des Gesetzes, betr. die Regelung der Richtei gehälter, vom 31. Aldrz 1897 (GS. S. 157). §. 10. Die Gehälter der Landrichter und der Amtsrichter find nach gleichen Grundsätzen zu bemessen?)

§. 11. Andere Vergütungen, als die auf Gesetz beruhenden Ge­ hälter und Entschädigungen oder auf Stiftungen beruhende Bezüge, dürfen den Richtern für richterliche Geschäfte nicht gewährt werden. Unterstützungen in Füllen eines außerordentlichen Bedürfnisses werden von dieser Vorschrift nicht betroffen. Iweiter Titel.

Gerichtsbarkeit. §. 12.

Die nachstehend bezeichneten Gerichte werden aufgehoben:

1) das Obertribunal; 2) in dem Geltungsbereiche der Verordnung vom 2. Januar 1849 die Appellationsgerichte, die Stadtgerichte und Kreisgerichte,

l) Jetzt Ges., betr die Reisekosten der Staatsbeamten, vom^26^Juli 1910 (GS. S. 150). Ausf.-Bestimmungen vom 24. September 1910 (GS. S. 269). -) Richter-BesoldungS-Gesetz vom 29. Mai 1907 (GS. S. 111).

69

AG. GVG.

sowie die Kommerz- und Admiralitätskollegien, einschließlich der Deputationen, Kommissionen und Grundbuchämter, die Fabriken­ gerichtsdeputationen in Westfalen und die Grundbuchämter in Bergen a. R., Greifswald, Grimmen und Stralsund;

3) in dem Bezirke des Appellationsgerichtshofes zu Cöln: der Appellationsgerichtshof, die Landgerichte, Handelsgerichte und Friedensgerichte; 4) in dem Bezirke des Appellationsgerichts zu Celle: das Appellationsgericht, die Obergerichte und Amtsgerichte ein­ schließlich der Grundbuchämter; 5) in den Bezirken der Appellationsgerichte zu Kiel, Kassel und

Wiesbaden: die Appellationsgerichte, die Krusgerichte einschließlich der Grundbuchämter;

und

Amtsgerichte

6) in dem Bezirke des Appellationsgerichts zu Frankfurt a. M.: das Appellationsgericht, das Stadtgericht, das Stadtamt, das Landjustizamt, das Rügegericht, das Fiskalat und die Transikriptions- und Hypothekenbehörde.

§. 13. Die den Universitätsgerichten und den Kirchspielsgerichten im Lande Hadeln zustehende Gerichtsbarkeit in nicht streitigen Rechtsannclegenheiten wird aufgehoben. Abs II ist aufgehoben durch § 1 Ahs IV des Gesetzes, betr. die Rechtsin hält/risse der Studierenden, vom 29. Mai 1879 {GS S 389)

8.14. Die Schöffengerichte in dem Bezirke des Justizsenats zu Ehrenbreitstein sollen, sobald das Fortschreiten der Grundbuchregulirung dieses gestattet, aufgehoben werden. Der Justizminister ist ermächtigt, für die Zwischenzeit die erforderlichen Aenderungen der Instruktion vom 15. Dezember 1853 zu treffen, den Zeitpunkt der Aufhebung der Schöffen­ gerichte zu bestimmen und die Zuständigkeit der Schultheißen und Schöffen, im Auftrage der Gerichte Siegelungen, Inventuren, Taxen und Mobiliar­ versteigerungen vorzunehmen, anderweit zu regeln?)

§. 15. Die Zuständigkeit der Verwaltungsbehörden in der Provinz Hannover für die auf die Führung des Schiffsregisters bezüglichen Ge­ schäfte wird aufgehoben/) §. 16. Die Gerichtsbarkeit der in dem §. 12 Nr. 2—6 und in den §§. 13, 14 bezeichneten Gerichte in den Angelegenheiten, welche zu der ordentlichen streitigen Gerichtsbarkeit nicht gehören, geht in dem Umfange, in welchem sie in den einzelnen Landcstheilen bisher bestanden hat, auf die in Gemäßheit des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes zu bildenden ordentlichen Gerichte nach näherer Bestimmung des gegenwärtigen Gesetzes über. Dasselbe gilt hinsichtlich der im §. 15 bezeichneten Angelegenheiten. *) Die Schöffengerichte sind aufgehoben und durch OrtSgerichte ersetzt: Kgl. x'C. vom 20. Dezember 1899 sGS. S 640). *) Jetzt § 4 NW., betr. das Flaggenrecht der Kauffahrteischiffe, vom 22 Juni 1>99. abgedruckt unter 19.

69

AG. GBG

§. 17. Die Zuständigkeit der ordentlichen Gerichte für das Hinter­ legungswesen wird durch ein besonderes Gesetzt bestimmt. Die Gerichtsbarkeit erster und zweiter Instanz in den durch die Gesetze für das Herzogthum Lauenburg vom 14. August 1872 und 7. Dezember 1874 dem .Kreisgericht in Ratzeburg zugewiesenen Recht zstreitigkeiten wird durch Königliche Verordnung geregelt.

§. 18. Der Geheime Znstizrath wird unter entsprechender Airwendung des Artikel 111 des Gesetzes vom 26. April 1851 bei dem Oberlandcsgerichte zu Berlin gebildet. Die Gerichtsbarkeit letzter Instanz in den zur Zuständigkeit des Geheimen Iustizraths gehörenden Rechts­ streitigkeiten wird durch ein besonderes Gesetz bestimmt, insofern dieselbe nicht in Gemäststeit des §. 3 des Einführungsgesctzes zum Deutschen C?r'chtSverfassungsgesetze dem Reichsgericht übertragen wird? §. 19.

Die bisher bcm

Cbcrtri6iinal zustehende Gerichtsbart, et

letzter Instanz 1) in den Rechtsslreitigteiten, welche in erster Instanz zur Zuständigkeit der Generalkommissionen oder der die Stelle derselben vertretenden Spruchkollegien gehören, 2) in den Nechtsstreitigkeiten, ans welche dns Gesetz vom 19. Mai 1851, betreffend das Verfahren in den nach der GemeinheitstheilungsDrdnung zu behandelnden Theilungen nnd Ablösungen in den Landestheilen des linken Rheinnsers, Anwendung findet, 3) !N den durch die Gesetze für das Herzogthum Laueuburg vom 14. August 1872 uud vom 7. Dezember 1874 bezeichneten Nechts-streitigieinm nird durch ein besoiideres Gesetz geregelt, fofein diew Gerichtsbarkeit nicht i" Gemäßheit des >. 3 des Elusuhrungsgeietzes zum Deutschen Gericht veisassungsgesetze bcm lieichi'leucht übertragen lüiib.3)

§♦ 20» In den durch Landesgesetz den ordentlichen Gerichten über­ tragenen Angelegenheiten erfolgt die Bestimmung des örtlich zuständigen (Berichts, sowmt nicht die Vorschriften der Deutschen Prozeßordnungen An­ wendung siiiden, durch das gemeinschaitl'che obere Gericht, wenn Streit oder Ungewißheit darüber besteht, welche) von mehreren Gerichten örtlich zuständig ist oder wenn ein gemeinschaftlicher Gerichtsstand zu bestellen rt In Ermangelung eines gemelnschailuchen oberen Gerichts erwägt die Bestinimung durch den IustizminiNer. Ist das zuständige Gericht ui einem einzelnen Ialle an der Aus­ übung des Nichleramts rechtlich oder thatsächlich verhindert, so erjolgt die Bestimmung des örtlich zuständigen Gerichts durch das zunächst höhere Gericht, in Ermangelung eines solchen durch den Iustizminister. Eine Anfechtung der Entscheidung findet nicht statt.

Im Sinne der Vorschriften der Abs. 1, 2 gilt als das dem Land geeicht im Jnstanzenzuge vorgeordnete Gericht das ^berlandesgericht, zu dessen Bezirke das Landgericht gehört. *) Hinterlegunasordnunq vom 14 März 1879; abgedructt unter 71. *) Iü übertragen durch Q^nif VO vom 26 September 1879 tNWBl. S 2871 •) Ist zu 1. 2. übertragen durch Kais VO. v. 26. Seprember 1879 S 28

AG. GVG.

69

Dritter Titel.

Amtsgerichte. 21. Die Sitze und Bezirke der Amtsgerichte werden durch Königliche Verordnung bestimmt?) Dieselben können nach dem 1. Oktober 1882 nur durch Gesetz ver«iidert werden.

Veränderungen solcher Gemeinde- oder Gutsbezirksgrenzen, welche zugleich die Grenzen von Amtsgcrichtsbezirken bilden, ziehen von selbst die Veränderung der letzteren Grenzen nach sich.

22. Die Abhaltung von Gerichtstagen außerhalb des Gerichtssttzes kann durch den Justizminister angeordnet werden.

§. 23. Bei den mit mehreren Richtern besetzten Amtsgerichten werden die Geschäste nach örtlich abgegrenzten Bezirken oder, wenn das Interesse der Rechtspflege dies erfordert, nach Gattungen oder nach Gattungen und Bezirken »ertheilt. Die Dertheilung erfolgt durch das Präsidium des Landgerichts im Voraus auf die Dauer eines Geschäftsjahres nach den von dem Justizminister festgestellten Grundsätzen. Die Gültigkeit der Handlung eines Amtsrichters wird dadurch nicht öerahrt, daß die Handlung nach der Geschüftsvertheilung von einem der anderen Aintsrichter vorzunehmen gewesen wäre.

§. 24. Mehrere Richter desselben Amtsgerichts vertreten sich wechselseitig in der durch das Präsidium des Landgerichts im Voraus be­ stimmten Reihenfolge. Die Vertretung der Amtsrichter durch Richter benachbarter Amts­ gerichte kann von der Justizverwaltung im Voraus angeordnet werden. Eine solche Anordnung muß erfolgen bei Amtsgerichten, welche nur mit einem Richter besetzt sind. Diese Vertretung erstreckt sich nicht auf den Fall der rechtlichen Verhinderung eines Richters in Angelegenheiten, auf welche der §. 36 der Deutschen Civilprozeßordnung oder der §. 15 der Deutschen Strafprozeßordnung Anwendung findet.

Angelegenheiten, auf welche die bezeichneten Vorschriften der Deutschen Prozeßordnungen keine Anwendung finden, können, wenn die Vertretung nicht durch Richter desselben Amtsgerichts erfolgen kann, von dem Land­ gericht einem anderen Amtsgerichte zugewiesen werden.

§. 25 ist aufgehoben durch Art 1'10 I PGFG [unter 75/

§. 26. Die Amtsgerichte sind zuständig für die Angelegenheiten, welche bisher durch Einzelrichter zu erledigen waren. Folgende Angelegenheiten gehören zur Zuständigkeit der Amtsgerichte auck) insoweit, als sie bisher durch die Kollegialgerichte erster Instanz zu erleöigen waren: *) Verordnung, betr die Giticfjhmg der Amtsgerichte, vom -6. Juli 1878 (®S S 275) mit mehrfachen Ergänzungen

AG. GBG

69

1) das VerlaffenschaftSwesen, einschließlich der Ausstellung gerichtlicher Erbbescheinigungen; 2) die Vollziehung, Beurkundung und Bestätigung von Handlungen der nicht streitigen Gerichtsbarkeit, einschließlich der Dispensation von Veräußerungsverboten.

§. 27. Der den Häuptern und Mitgliedern der früher reichs­ ständischen Familien eingeräumte Gerichtsstand in Angelegenheiten der nicht streitigen Gerichtsbarkeit wird durch die vorstehenden Bestimmungen (§. 26) nicht berührt. §. 28 ist ausgehoben durch Art. 130 I PGFG. [unter 75J. §. 29. Die den Gerichten zustehende Verwaltung oder Beauf­ sichtigung von Stiftungen liegt den Amtsgerichten ob. Durch den Justiz­ minister kann das Landgericht oder das Oberlandesgericht mit der Verwaltung oder Beaufsichtigung beauftragt werden.

§§♦ 30—32 sind aufgehoben du>Ji Art. 130 I PGFG. [unter 75J vierter Tirel.

§. 33. Zu dem Amte eines Schöffen sollen außer den im §. 34 deS Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes bezeichneten Beamten nicht be­ rufen werden: 1) die Vortragenden Räthe der Ministerien, einschließlich des General­ inspektors des Katasters; 2) die Provinzial-Steuer-Direktoren ’) 3) der Dirigent der Direktion für die Verwaltung der direkten Steuern in Berlin; 4) die Mitglieder des Oberverwaltungsgerichts, sowie die ständigen Mitglieder der Bezirksverwaltungsgerichte und des Verwaltungs­ gerichts für die Stadt Berlin.

§. 34. Der als Beisitzer des Ausschusses für die Auswahl der Schöffen eintretende Staatsverwaltungsbeamte wird von dem Regierungs­ präsidenten (Landdrosten) bestellt. Zugleich ist ein Stellvertreter zu bestellen.

§. 35. Die Vertrauensmänner des AusschuffeS werden durch die Kreisvertretungen, in den Hohenzollernschen Landen durch die Amts­ vertretungen, in der Provinz Hannover durch die Amtsvertretungen2) und durch die zu einem Kollegium vereinigten Magistrate und Bürgervorsteher der einem Amtsverbande') nicht angehörigen Städte gewählt. Erstreckt sich der Bezirk des Amtsgerichts über mehrere wahlberechtigte Verbände, so ist die von jedein einzelnen Verbände zu wählende Anzahl der Vertrauensmänner unter Berücksichtigung der Einwohnerzahl durch den Amtsrichter zu bestimmen. ’) ') 8) GS. S.

Jetzt Oberzolldirektions-Präsidenten. Jetzt $ r c i 3 Vertretungen Jetzt Kreis verband (Kreisoi dnung für Hannover vom 6. Mai 1884, 181).

AG. GBG.

69

Die Vorschriften der §§. 32—35 deS Deutschen Gerichtsverfassungs­ gesetzes über die Berufung zum Schöffen- und Geschworenenamte finden auf die zu wählenden Vertrauensmänner entsprechende Anwendung. Die Wahl erfolgt nach der absoluten Mehrheit der Stimmen.

§. 36. Den Vertrauensmännern und den Schöffen werden, sofern fie außerhalb ihres Aufenthaltsorts einen Weg bis zur Entfemung von mehr als zwei Kilometern zurückzulegen haben, an Reisekosten gewährt: 1) bei Reisen, welche auf Eisenbahnen oder Dampfschiffen gemacht werden können, für jedes angefangene Kilometer des Hinweges und des Rückweges zehn Pfennige; 2) bei Reisen, welche nicht auf Eisenbahnen oder Dampfschiffen zurückgelegt werden können, für jedes angefangene Kilometer des Hinweges und des Rückweges zwanzig Pfennige; im Ganzen jedoch mindestens 3 Mark. Mußte der Vertrauensmann oder Schöffe innerhalb seines Auf­ enthaltsorts einen Weg bis zur Entfernung von mehr als zwei Kilometern zurücklegen, so sind ihm als Reiseentschädigung für jedes angefangene Kilo­ meter des Hinweges und des Rückweges zwanzig Pfennige zu gewähren. Fünfter Titel.

Landgerichte. §. 37. Die Sitze und Bezirke der Landgerichte werden durch Gesetz bestimmt?) Werden bei der ersten Bildung oder bei einer späteren Veränderung der Amtsgerichtsbezirke die Grenzen der Landgerichtsbezirke überschritten, so zieht eine solche Ueberschreitung von selbst die Veränderung der betheiligten Landgerichtsbezirke nach sich.

§. 38. Die Amtsrichter sind verpflichtet, bei dem Landgerichte, in beffen Bezirk sie angestellt sind, die Vertretung eines Richters für ein­ zelne Sitzungen oder Geschäfte zu übernehmen. Die Einberufung der Vertreter erfolgt durch den Präsidenten des Landgerichts nach einer jährlich vor Beginn des Geschäftsjahres durch das Präsidium des Landgerichts festzusetzenden Reihenfolge. Für Einberufungen, welche während der Gerichtsferien erfolgen, ist die für das Geschäftsjahr festgestellte Reihenfolge nicht maßgebend. Die Einberufung ist nur dann statthaft, wenn die Vertretung deS verhinderten Mitgliedes durch ein Mitglied des Landgerichts nicht möglich ist. *) Gesetz, betr. die Errichtung der OberlandeSgerichte und der Landgerichte vom 4 März 1878 (®S. S. 109), abgeändert durch Gesetze vom 2. Januar 1905 (GS. S. 5) und 9 Juli 1910 (GS. S 109). Gesetz, betr. die Gerichts-Organisation für Berlin und Umgebung, vom 16. September 1899 (GS. S. 190). Gesetze, betr. die Errichtung von Landgerichten in Memel: vom 12. Februar 1884 (GS. S. 63); in Bochum: vom 3 April 1888 (GS S 104); in Creseld: vom 23. April 1906 (GS S. 173); in München-Gladbach: vom 23. April 1906 .o Bürgerlichen Gesetzbuchs entsprechende Anwendung. §. 12. Auf das Verfahren bei den nach der Gemeinheitstheilungsordnung zu behandelnden Theilungen und Ablösungen in den Landestheilen des linken Rheinufers finden die Vorschriften der Civilprozeßordnung iiber Zustellungen, über den Umfang der Verpflichtung dritter Personen zur Vorlegung von Urkunden, über die Berechtigung zur Verweigerung eines Zeugnisses, über die Verpflichtung zur Erstattung eines Gutachtens, über die Vernehmung und Beeidigung von Zeugen und Sachverständigen, über die zur Erzwingung eines Zeugnisses oder Gutachtens zulässigen Maß­ regeln und über das Verfahren bei der Abnahme von Eiden entsprechende Anwendung. Im Uebrigen verbleibt es bei den bestehenden Vorschriften des Gesetzes vom 19. Mai 1851 (Eesetz-Samml. S. 383). Eine Mit­ wirkung der Staatsanwaltschaft findet nicht statt. Bei der Verhandlung und Entscheidung der nach dem Zntrafttreten der Civilprozeßordnung anhängig werdenden Klagen auf Theilung oder Ablösung finden die Vorschriften der §§. 280, 445 bis 477 der Civil­ prozeßordnung und des §. 14 Abs. 2 Nr. 1 bis 3 t - Einsührungsgcsetzes zu derselben Anwendung.

74- flusfübrungsgesetz zum Bflrgerllcben Beretzbucbe vom 20. September 1899. (Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten 1899 Nr. 31

S. 176—249).

Stiftungen.

Art. 1.

8 1. ö'ür die Genehmigung einer Stiftung, die nach der Stiftungsurkundc ausschließlich dem Interesse der Mitglieder einer bestimmten Familie oder mehrerer bestimmter Familien dient (Familienstistung), ist das Amtsgericht zuständig, in dessen Bezirke die Stiftung ihren Sitz haben soll. Wird in Ansehung einer Familienstiftung, deren Verwaltung oder Beaufsichtigung nach der Stiftungsurkunde von dem Gericht geführt werden soll, das Landgericht oder das Oberlandesgericht durch den Justizminister mit der Verwaltung oder der Beaufsichtigung beauftragt, so ist das be­ auftragte Gericht auch für die Genehmigung der Stiftung zuständig. §. 2. Das Gericht hat zu prüfen, ob die Stiftungsurkundc deutlich und bestimmt gefaßt ist und ob sie ausreichende Bestimmungen über die Bestellung eines Vorstandes enthält. Stehen der Genehmigung der Stiftung Bedenken entgegen, so ist die Genehmigung zu versagen oder eine angemessene Frist zur Beseitigung der Bedenken zu bestimmen. Im letzteren Falle ist die Genehmigung nach dem Ablaufe der Frist zu versagen, wenn nicht inzwischen die Be­ denken beseitigt sind. Gegen die Verfügung, durch welche die Genehmigung ertheilt oder versagt wird, findet die sofortige Beschwerde statt. Besteht das Stiftungsgeschäft in einer Verfügung von Todeswegen, so hat das Gericht vor der Entscheidung über die Genehmigung die Mit­ glieder der berufenen Familie öffentlich aufzufordern, sich in einem hierfür bestimmten Termine zu erklären, widrigenfalls ihnen gegen die Entscheidung die Beschwerde nicht zustehe. Die Beschwerde steht jedem Erben, dem

74

AG. BGB

Testamentsvollstrecker und den in dem Termin erschienenen Mitgliedern der berufenen Familie zu.

Art. 2. Für die Berfasiung einer Familienstiftung gelten folgende Borschriften: §. 1. Die Aenderung der Berfasiung sowie die Aufhebung der Stiftung kann durch Familienschluß erfolgen. Dies gilt auch dann, wenn die Aenderung der Berfasiung oder die Aufhebung der Stiftung durch die Stiftungsurkunde oder durch Familienschluß verboten ist. §. 2. Der Familienschluß muß einstimmig gefaßt werden. Die Errichtung des Familienschlusies wird nicht dadurch ausgeschlossen, daß nur ein berechtigtes Familienmitglied vorhanden ist. §. 3. Der Familienschluß bedarf der Aufnahme und der Ge­ nehmigung durch das Gericht, dem die Verwaltung oder Beaufsichtigung der Stiftung zusteht. §. 4. Zu der Errichtung des Familienschlusies müsien alle Familien­ mitglieder zugezogen werden, die entweder ihren Wohnsitz innerhalb des Deutschen Reichs haben oder zur Wahrnehmung ihrer Rechte in den Stiftungsangelegenheiten einen innerhalb des Deutschen Reichs wohnhaften Bevollmächtigten best.llt und die Bevollmächtigung durch eine öffentliche oder öffenüich beglaubigte Urkunde dem Vorstande oder dem Gerichte nach­ gewiesen haben. §. 5. Für ein geschäftsunfähiges oder in der Geschäftsfähigkeit beschränktes Familienmitglied ist sein gesetzlicher Vertreter zuzuziehen. Dies gilt auch von solchen Familienmitgliedern, welche vor dem Ablaufe des dreihundertundzwciten Tages nach dem Tage geboren werden, an welchem ihr Vater und, wenn die Mutter bei der Familienstiftung für ihre Person betheiligt ist, auch diese die Zustimmung zu dem Familienschluß erklärt haben. Die zustimmende Erklärung des gesetzlichen Vertreters bedarf der Genehmigung des Vormundschastsgerichts. §. 6. Steht die Vertretung geschäftsunfähiger oder in der Geschäfts­ fähigkeit beschränkter Familienmitglieder Vormündern oder Pflegern zu, welche der Aufsicht verschiedener Bormundschastsgerichte unterworfen sind, oder würde die Bestellung von Vertretern solcher Familienmitglieder ver­ schiedenen Vormundschaftsgerichten obliegen, so kann aus Antrag des Vor­ standes der Stiftung der Justizminister einem Bormundschastsgerichte die Bestellung eines gemeinsamen Vertreters und die Genehmigung der Er­ klärung des Vertreters übertragen, soweit die Jnteresien der betheiligtcn Familienmitglieder nicht im Gegensatze zu einander stehen. Die Vorschrift des Abs. 1 findet auf die Genehmigung von Er­ klärungen der kraft elterlicher Gewalt berufenen gesetzlichen Vertreter ent­ sprechende Anwendung. §. 7. Der Vorstand der Stiftung hat mit dem Gesuch um Auf­ nahme des Familienschlusies einen Entwurf des letzteren sowie ein Derzeichniß der zuzuziehenden Familienmitglieder einzureichen. Bestehen gegen den Entwurf keine Bedenken oder sind die erhobcnm Bedenken erledigt, so hat das Gericht einen Termin zur Aufnahme des FamllienschlusseS zu bestimmen.

74

AG. BGB.

8- 8. Zur Theilnahme an der Errichtung des Familienschlusses ist berechtigt: 1. wer seine Zugehörigkeit zu der berufenen Familie durch öffentliche Urkunden nachweist; 2. wer von den Berechtigten, die in dem Termine zur Aufnahme des Familienschlusses erschienen sind, und von dem Borstande der Stiftung als berechtigt anerkannt wird. §. 9. Wer außer den Fällen des §. 8 die Berechtigung zur Theil­ nahme in Anspruch nimmt, ist von dem Gericht aufzufordern, binnen drei Monaten seine Berechtigung oder die Erhebung der Klage gegen diejenigen, welche die Berechtigung bestreiten, nachzuweisen, widrigenfalls der ohne seine Zuziehung errichtete Familienschluß für ihn verbindlich sein werde. Die Frist beginnt mit der Zustellung der Aufforderung. Die Genehmigung des Familienschlusses darf erst erfolgen, wenn die Frist abqelaufen und im Falle rechtzeitiger Klageerhebung über die Berechtigung rechtskräftig entschieden ist.

§. 10. Besteht kein Grund zu der Annahme, daß außer den an­ gezeigten noch andere nach §. 4 zuzuziehende Familienmitglieder vorhanden sind, so genügt die eidesstattliche Versicherung des Vorstandes der Stiftung, daß ihm solche Mitglieder nicht bekannt sind. Anderenfalls darf der Familienschluß nicht genehmigt werden, bevor die Familienmitglieder, deren Leben oder Aufenthalt unbekannt ist, im Wege des Aufgebotsverfahrens mit ihrem Widerspruchsrecht ausgeschlossen sind. §. 11. Für das Aufgebotsverfahren ist das Amtsgericht zuständig, in dessen Bezirke die Stiftung ihren Sitz hat. Antragsberechtigt ist der Vorstand der Stiftung. In dem Aufgebote sind die Familienmitglieder, deren Leben oder Aufenthalt unbekannt ist, unter Bezeichnung des Gegenstandes des Familien­ schlusses aufzufordern, spätestens im Aufgebotstermine gegen den Familien­ schluß Widerspruch zu erheben, widrigenfalls sie mit ihrem Widerspruch ailsgeschlossen werden würden.

8. 12. Die Zustimniung zu dem Familienschluß ist in dem zur Aufnahme bestimmten Termin oder in einer öffentlichen oder öffentlich beglaubigten Urkunde zu erklären. Erklärt sich ein nach den §§. 4, 5 zuzuziehendes Familienmitglied oder sein Vertreter auf die Aufforderung des Vorstandes nicht, so ist er auf Antrag des Vorstandes von dem Gericht unter Mittheilung des Entwurfes des Familienschlusses zu dem im §. 7 Abs. 2 bezeichneten oder einem besonderen Terinine mit dem Hinweise zu laden, daß er als dem Familienschlusse zustimmend angesehen werden würde, wenn er nicht spätestens im Termine dem Gerichte gegenüber seinen Widerspruch erkläre. §. 13. Die Genehmigung des Familienschlusses erfolgt, wenn den Vorschriften der §§. 4 bis 12 genügt, insbesondere auch die im §. 5 Abs. 1 vorgesehene Frist abgelaufen ist.

§. 14. Die Vorschriften der §§. 2 bis 13 finden keine Anwendung, soweit durch die Stiftungsurknnde oder durch Familienschluß ein Anderes l stimmt ist. Jaeger, ReichS-ivttgesetze.

3. Aufl.

(Preußen)

99

74

AG. BGB.

Art. 3. Auf eine Familienstiftung, die zur Zeit des Inkraft­ tretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs im bisherigen Geltungsbereiche deS Allgemeinen Landrechts besteht, finden die Borschristen über rechtsfähige Stiftungen sowie die Borschriften dieses Gesetzes über Familienstiftungen Anwendung. Ist über die Bestätigung einer Familienstiftung vor der bezeichneten Zeit noch nicht endgültig entschieden, so gelten für die Ent­ scheidung die Vorschriften des Artikel 1 §. 2. Ist bei der vom König ertheilten Bestätigung der Familienstiftung die Aenderung der Verfassung oder die Aufhebung der Stiftung ausgeschlossen worden, so bedarf ein die Derfastung ändernder oder die Stiftung aufhebender Familienschluß der Genehmigung des Königs. Art. 4. Die Aenderung der Verfassung einer rechtsfähigen Stiftung, die nicht eine Familienstiftung ist, sowie die Aufhebung einer solchen Stiftung kann durch Beschluß des Vorstandes mit staatlicher Ge­ nehmigung ersolgen. Anfall deS BermögenS eines Vereins oder einer Stiftung. Art. 5. §. 1. Das Anfallrecht in Ansehung des Vermögens eines Vereins bestimmt sich ausschließlich nach den Vorschriften des Bürger­ lichen Gesetzbuchs. §. 2. Das Vermögen einer rechtsfähigen Stiftung fällt mit dem Erlöschen der Stiftung, wenn sie von einer Gemeinde oder einer sonstigen Körperschaft des öffentlichen Rechtes errichtet oder verwaltet war, an die Körperschaft, in den übrigen Fällen an den Fiskus. Das Vermögen ist thunlichst in einet dem Zwecke der Stiftung entsprechenden Weise zu verwenden. Die Vorschriften des Abs. 1 finden keine Anwendung, wenn bind) die Verfassung der Stiftung ein anderer Anfallberechtigter bestimmt ist.

ErwerbSbeschräuknngeu für juristische Personen. §. 1. Schenkungen oder Zuwendungen von Todeswegen an juristische Personen bedürfen zu ihrer Wirksamkeit ihrem vollen Betrage nach der Genehmigung des Königs oder der durch Königliche Verordnung bestimmten Behörde, wenn sie Gegenstände im Werthe von mehr als sünstausend Mark betreffen. Wiederkehrende Leistungen werden mit vier vom Hundert zu Kapital gerechnet.

Art. 6.

§. 2. Die Genehmigung kann auf einen Theil der Schenkung oder der Zuwendung von Todeswegen beschränkt werden. §. 3. Mit Geldstrafe bis zu neunhundert Mark wird bestraft: 1. wer für eine juristische Person, die in Preußen ihren Sitz hat, a!s deren Vorsteher eine Schenkung oder eine Zuwendung von Todes­ wegen in Empfang nimmt und nicht binnen vier Wochen die er­ forderliche Genehmigung nachsucht; 2. wer einer juristischen Person, die nicht in Preußen ihren Sitz hat, eine Schenkung oder Zuwendung von Todeswegen verabfolgt, bevcr die erforderliche Genehmigung ertheilt ist.

§. 4. stistungen.

Die Vorschriften der §§. 1 bis 3 gelten nicht für Familier-

Art. 7. §. 1. Juristische Personen, die in Preußen ihren Sitz haben, bedürfen zum Erwerbe von Grundstücken im Werthe von mehr als fiinftausend Mart der Genehmigung der staatlichen Aufsichtsbehörde. Dies gilt nicht für Familienstiftungen, für juristische Personen, deren Rechtsfähigkeit auf einem neben dem Bürgerlichen Gesetzbuche bestehenden Reichsgesetze beruht, sowie für solche juristische Personen des öffentlichen Rechtes, welche nach den für sie geltenden Gesetzen ohne die im Abs. 1 bezeichnete Genehmigung Grundeigenthum erwerben können. Sparkassen, die durch staatliche Verleihung Rechtsfähigkeit erlangt haben, können ein von ihnen beliehenes Grundstück im Zwangsversteigerungs­ verfahren ohne die Genehmigung erwerben. §. 2. Juristische Personen, die in einem anderen Bundesstaat ihren Sitz haben, bedürfen zum Erwerbe von Grundstücken im Werthe von mehr als fünftausend Mark der Genehmigung des Königs oder der durch König­ liche Verordnung bestimmten Behörde. Der gleichen Genehmigung bedürfen allsländische puristische Personen zum Erwerbe von Grundstücken ohne Rücksicht aut den Werth. §. 3. Die in den §§. 1, 2 vorgeschriebene Genehmigung ist nicht erforderlich zu einem Erwerbe, der auf Grund einer nach Maßgabe des Artikel 6 genehmigten Schenkung oder Zuwendung von Todeswegen erfolgt. Verjährung gewiffer Ansprüche.

Art. 8. 1 2.

3.

4. 5.

8- 1-

In vier Jahren verjähren:

die Ansprüche der Kirchen, der Geistlichen und der sonstigen Kirchen­ beamten wegen der Gebühren für kirchliche Handlungen; die Ansprüche auf Zahlung der von einer Verwaltungsbehörde, einem Verwaltungsgericht oder einer Auseinandersetzungsbehörde nicht oder zu wenig eingezogenen Kosten; die Ansprüche der Ortsbehörden wegen der Gebühren für Handlungen der freiwilligen Gerichtsbarkeit oder für ihre Thätigkeit als gerichtliche Hülfsbcamte; die Ansprüche auf Rückerstattung von Kosten, die von einer öffentlichen Behörde mit Unrecht erhoben sind; die Ansprüche auf Rückstände von Verkehrsabgaben, die in Folge einer besonderen Berechtigung an Privatpersonen zu entrichten sind.

§. 2. Auf die Verjährung finden die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs und des Artikel 169 Abs. 1 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuche mit folgenden Maßgaben Anwendung: 1. Die Verjährung beginnt, unbeschadet der Vorschrift des §. 201 Satz 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs, für die im §. 1 Nr. 1 bis 3 bezeichneten Ansprüche mit dem Schluffe des Jahres, in welchem die Gebühren oder Kosten füllig werden, für die int §. 1 Nr. 4, 5 bezeichneten An­ sprüche mit dem Schluffe des Jahres, in welchem der Anspruch entsteht. 2. Soweit die im §. 1 Nr. 1, 2 bezeichneten Gebühren und Kosten der Beitreibung im Verwalttmgszwangsverfahren unterliegen, wird die Verjährung auch durch eine an den Zahlnngspflichtigen erlassene Aufforderung zur Zahlung und durch die Bewilligung einer von ihm nachgesuchten Stundung unterbrochen. Wird dir Verjährung unter-

74

AG. BGB. brachen, so beginnt eine neue Verjährung nicht vor dem Schlüsse des Jahres, in welchem der für die Beendigung der Unterbrechung maß­ gebende Zeitpunkt eintritt, und im Falle der Bewilligung einer Stundung nicht vor dem Schluffe des Jahres, in welchem die be­ willigte Frist abläuft.

Art. 9. Die Borschristen des Gesetzes über die Verjährungsfristen bei öffentlichen Abgaben vom 18. Juni 1840 (Gesetz-Somml. S. 140) werden, soweit sie sich auf öffentliche, zu den Staatskassen fließende Ver­ kehrsabgaben der int §. 2 des Gesetzes bezeichneten Art beziehen, unbeschadet abweichender reichsgesetzlicher Vorschriften, auf den ganzen Umfang der Monarchie ausgedehnt. Die im Abs. 1 bezeichneten Vorschriften finden auf sonstige öffentliche Gebühren entsprechende Anwendung, sofern nicht abweichende besondere Bestimmungen bestehen. . '

a

Gesetzliche Zinsen.

Art. 10. Soweit in Gesetzen, die neben dem Bürgerlichen Gesetz­ buch in Kraft bleiben, die Verzinsung einer Schuld mit mehr als vier vom Hundert für das Jahr vorgeschrieben ist, tritt an die Stelle dieser Verzinsung die Verzinsung mit vier vom Hundert. Dies gilt für die Zeit nach dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs auch dann, wenn die Verzinsung schon vorher begonnen hat. Zahlungen ans öffentlichen Kaffen.

Art. 11.

Zahlungen aus öffentlichen Kassen sind, wenn nicht ein Anderes bestimmt ist. an der Kasse in Empfang zu nehmen.

Beurkundung von GrundftückSveränsrernngen.

Art. 12.

§. 1. Für einen Vertrag, durch den sich der eine Theil verpflichtet das Eigenthum an einem Grundstücke gegen Uebernahme einer festen Gcldrcnte zu übertragen (Rcntcngutsvertrag), genügt bei den durch Vermittelung der Generalkommission begründeten und bei den vom Staate ausgegebenen Ncntcngutern die schriftliche Form. Das Gleiche gilt für den in den §§. 16, 17 des Gesetzes über die Ent­ eignung von Grundeigenthum vom 11. Juni 1874 (Gesetz-Samml. S. 221) bezeichneten Vertrag über die freiwillige Abtretung von Grundeigenthum. §. 2. Wird bei einem Vertrage, durch den sich der eine Theil ver­ pflichtet, das Eigenthum an einem in Preußen liegenden Grundstücke ;u übertragen, einer der Vertragschließenden durch eine öffentliche Behörde vertreten, so ist für die Beurkundung des Vertrags außer den Gerichten und Notaren auch der Beanite zuständig, welcher von dem Vorstande d'r zur Vertretung berufenen Behörde oder von der vorgesetzten Bchvlde bestimmt ist. §. 3. In dem vormaligen Herzogthume Nassau sind an Lrten die nicht Sitz eines Amtsgerichts sind,, auch die Bürgermeister zuständig, Kauf- und Tauschverträge über Grundstücke ihres Amtsbezirkes ;u beurkunden, wenn der Kaufpreis oder der Werth der eingetauschten Gegen­ stände nicht mehr als fünfhundert Mark betragt. §. 4. Auf die Beurkundung, die ein nach den §§. 2, 3 zuständiger Beamter vornimmt, finden die Vorschriften des §. 168 Satz 2 und der

AG. BGB.

74

§§. 169 bis 180 des Relchsgesetzes über bte Angelegenheiten der frei­ willigen Gerichtsbarkeit, des 8 191 des Gerlchtsverfassungsgesehes und des Artikel 41 des Preußischen Gesetzes über die freiwillige Gerichtsbarkeit entsprechende Anwendung. Ist nach diesen Borschriften ein Dolmetscher znzuziebcn, so kann die erforderliche Beeidigung des Dolmetschers durch den beurkundenden Beamten erfolgen.

Ermächtigung tum Handelsmäkleruzu Kausgeschästeu.

Art. 13.

Die öffentliche Ermächtigung, deren Handelsmäkler zu Derkäufen oder Käufen bedürfen, wird für Orte innerhalb des Bezirkes einer Handelskammer oder einer kaufmännischen Körperschaft durch diese vorbehaltlich der Bestätigung des Regierungspräsidenten, für andere Orte durch den Regierungspräsidenten ertheilt. Die Ermächtigung wird erst wirksam, wenn der Handelsmäkler den Eid leistet, daß er die ihm obliegenden Pflichten getreu erfüllen werde. Für die Abnahme des Eides ist das Amtsgericht zuständig, in dessen Bezirke der Handelsmäkler seine Geschäftsräume oder in Ermangelung solcher seine Wohnung hat. Die Beeidigung kann auch von der Handels­ kammer oder der kaufmännischen Korporation vorgcnommen werden, welche die Ermächtigung ertheilt hat. Auf die Rücknahme der Ermächtigung findet die Vorschrift des 8. 120 Nr. 3 des Gesetzes über die Zuständigkeit der Verwaltungs- und Berwaltungsgerichtsbehörden vom 1. August 1883 (Gesetz-Samml. S. 237) Anwendung.

Gefinderecht.

Art. 14. §. 1.

Die Vorschrift des §. 616 des Bürgerlichen Gesetrbuchs findet auf das Gesindeverhältniß Anwendung. Die Vorschriften der Gefindeordnungen, nach welchen der Dienst­ berechtigte für den von dein Gesinde einem Dritten widerrechtlich zugefügten Schaden in weiterem Umfang als nach den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs verantwortlich ist, treten außer Kraft. Der Dienstberechtigte kann seine Entschädigungsansprüche wegen Derletznng der dem Gesinde aus dem Dienstverhältniß obliegenden Ver­ pflichtungen gegen dessen Lohnforderung aufrechnen. Ein Wohnsitz wird durch das Gesindeverhältniß nicht begründet.

§. 2. Im Geltungsbereiche der Dänischen Gesindeordnung vom 10. Mai 1854 werden an Stelle der bisherigen Vorschriften über das Gesinde­ recht die Schleswig-Holsteimsche Gesindeordnung vom 25. Februar 1840 (Chronol. Sammt. S. 35) sowie die für ihr Geltungsgebiet erlassenen sonstigen Vorschriften des Gesinderechts, soweit sic noch in Kraft sind, mit den sich aus §. 1 ergebenden Aenderungen eingeführt. Ein zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs be­ stehendes Gesindeverhältniß bestimmt sich, wenn nicht die Kündigung nach dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs zu dem ersten Termin erfolgt, für den sie nach den bisherigen Gesetzen zulässig ist, von diesem Termin an nach den neuen Vorschriften. §. 3. In denjenigen Theilen des Okcrlandcsgerichtsbezirkes Caffel, in welchen besondere Vorschriften über das Gefinderecht nicht bestehen,

AG. BGB.

74

werden die Vorschriften des §. 7 der Kurhessischen Verordnung, daS Gesinde­ wesen in den Landstädten und auf dem Lande betreffend, Dom 18. Mai 1801 (Neue Sammt der Landesordnungen Band IV S. 368) insoweit eingeführt, als sie privatrechtliche Nachtheile an den Vertragsbruch knüpfen. Unter den, zurückstehenden Lohne int Sinne des §. 7 Abs. 5 der Verordnung vom 18 Mai 1801 ist der laufende Dienstlohn, jedoch höchstens der Lohn für ein Vierteljahr zu verstehen. LeibgedingSvertrag.

Art. 15.

Steht mit der Ueberlaffung eines Grundstücks ein Leibgedingsvertrog (Leibzuchts-, Altentheils-. Auszugs-, Ausgedingevertrag) in Verbindung, so gelten für das sich aus dem Vertrag ergebende Schuld­ verhältniß, soweit nicht abweichende Vereinbarungen getroffen sind, folgende Vorschriften: §. 1. Der Erwerber des Grundstücks ist verpflichtet, dem Berechtigten an dem Grundstück eine den übernommenen wiederkehrenden Leistungen entsprechende Reallast nnd, wenn dem Berechtigten das Recht eingeräumt ist, ein auf dem Grundstücke befindliches Gebäude oder einen Theil eines solchen Gebäudes zu bewohnen oder mitzubewohnen oder einen Theil des Grundstücks in sonstiger Weise zu benutzen, eine entsprechende persönliche Dienstbarkeit mit dem Range unmittelbar hinter den zur Zeit der Ueber* lassung bestehenden Belastungen zu bestellen.

§. 2. Auf das Schuldverhältniß finden die Vorschriften der 88- 759, 760 des Bürgerlichen Gesetzbuchs über die Leibrente Anwendung. 8. 3. Hat der Verpflichtete dem Berechtigten Erzeugnisse solcher Gattung zu leisten, wie sie auf dem überlassenen Grundstücke gewonnen werden, so kann der Berechtigte nur Erzeugniffe von der mittleren Art und Güte derjenigen verlangen, welche auf dem Grundstücke bei ordnungs­ mäßiger Bewitthschaftung gewonnen werden. 8- 4. Lasten, die auf einen dem Berechtigten zur Benutzung über­ lassenen Theil des Grundstücks entfallen, hat der Verpflichtete zu tragen.

8. 5. Ist dem Berechtigten eine abgesonderte Wohnung zu gewähren, so hat der Verpflichtete sie ihm in einem zu dem vettragsmäßigen Ge­ brauche geeigneten Zustande zu überlaffen und während der Dauer seiner Verpflichtung in diesem Zustande zu erhalten. Wird das Gebäude durch Zufall zerstört, so hat der Verpflichtete die Wohnung in einer nach den Umständen der Billigkeit entsprechenden Zeit und Weise wiederherzustellen und bis zur Wiederherstellung dem Be­ rechtigten eine angemessene andere Wohnung zu beschaffen. 8- 6. Ist dem Berechtigten eine abgesonderte Wohnung zu gewähren, so ist er befugt, seine Familie sowie die zur standesgemäßen Bedienung und zur Pflege erforderlichen Personen in die Wohnung aufzunehmen. Hat der Verpflichtete dem Berechtigten die Mitbenutzung seinrr Wohnung zu gestatten, so erstreckt sich die Befugniß des Berechtigten zur Ausnahme seiner Familie nicht auf Personen, die erst nach der Schließung des Leibgedtngsvertrags durch Eheschließung, Ehelichkeitserklärung oder An­ nahme an Kmdesstatt Familienangehörige geworden sind, und nicht auf Kinder, die aus dem Hausstande des Berechtigten ausgeschieden waren.

AG. BGB.

74

8- 7. Unterläßt der Verpflichtete die Bewirkung einer vertrags­ mäßigen Leistung, so steht dem Berechtigten nicht das Recht zu, wegen der Nichterfüllung oder des Verzugs nach §. 325 Abs. 2 oder §. 326 des Bürgerlichen Gesetzbuchs von dem Vertrage zurückzutreten oder nach §. 527 des Bürgerlichen Gesetzbuchs die Herausgabe deS Grundstücks zu fordern.

§. 8. Veranlaßt der Verpflichtete durch sein Verhalten eine solche Störung der persönlichen Beziehungen zu dem Berechtigten, daß diesem nicht zugemuthet werden kann, die Wohnung aus dem Grundstücke zu behalten, so hat er dem Berechtigten, falls dieser die Wohnung aufgiebt, den für die Beschaffung einer anderen angemessenen Wohnung erforder­ lichen Aufwand sowie den Schaden zu ersetzen, der daraus entsteht, daß dieser andere ihm gebührende Leistungen nicht auf dem Grundstück in Empfang nehmen kann; statt der Leistungen kann der Berechtigte Ent­ schädigung in Geld verlangen. §. 9. Veranlaßt der Berechtigte durch sein Verhalten eine solche Störung der persönlichen Beziehungen zu dem Verpflichteten, daß diesem nicht zugemuthet werden kann, ihm das fernere Wohnen auf dem Grund­ stücke zu gestatten, so kann ihm der Verpflichtete die Wohnung unter Ge­ währung einer angemessenen Räumungsfrist kündigen. Macht der Verpflichtete von dieser Befugniß Gebrauch, so hat er dem Berechtigten eine Geldrente zu gewähren, die nach billigem Ermessen dem Werthe der Vortheile entspricht, welche er durch die Befreiung von der Pflicht zur Gewährung der Wohnung und zu Dienstleistungen erlangt. Die Vorschrift des Abs. 2 findet auch Anwendung, wenn der Be­ rechtigte durch andere Umstände als durch das Verhalten des Verpflichteten ohne eigenes Verschulden genöthigt ist, das Grundstück dauernd zu verlassen.

§. 10. Ist ein Leibgedinge für mehrere Berechtigte, insbesondere für Ehegatten, vereinbart, so wird der Verpflichtete durch den Tod eines der Berechtigten zu dem Kopftheile des Verstorbenen von seiner Ver­ pflichtung frei, soweit die geschuldeten Leistungen zum Zwecke des Gebrauchs oder Verbrauchs unter den Berechtigten getheilt werden mußten. Staattschuldbuch. Das Gesetz, betreffend das Staatsschuldbuch, vom 20. Juli 1883 (Gesetz-Samml. S. 120) wird dahin geändert:

Art. 16.

I. Der §. 9 erhält folgende Fassung: Eine Ehefrau wird, unbeschadet der Vorschriften des Artikel 97 Abs. 2 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuche, zu Anträgen ohne Zustimmung des Ehemannes zugelassen. II. Der §. 12 Abs. 2 erhält folgende Fassung: Zur Ausstellung dieser Bescheinigungen ist das Nachlaß­ gericht und, falls der Erblasser zur Zeit des Erbfalls im Jnlande weder Wohnsitz noch Aufenthalt hatte, auch derjenige Konsul des Reichs zuständig, in dessen Amtsbezirke der Erblasser zur Zeit des Erbfalls seinen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt hatte, sofern dem Konsul von dem Reichskanzler die Ermächtigung zur Ausstellung solcher Bescheinigungen ertheilt ist. III Der §. 24 wird gestrichen.

74

AG. BGB

Schulddertchreibunge» aus den Inhaber. §. 1. Bei den von dem Staate oder einem Kommunal­ verband ausgestellten Schuldverschreibungen aus den Inhaber hängt die Gültigkeit der Unterzeichnung davon ab, daß die Schuldverschreibung vor­ schriftsmäßig auSgcscrtrgt ist. Der Aufnahme dieser Bestimmung in die Urkunde bedarf es nicht. Die Ausfertigung erfolgt bei den über das Kapital lautenden Schuld­ verschreibungen durch eigenhändige Unterzeichnung des Vermerkes „Ausgesertigt" seitens des damit beauftragten Beamten, bei Zins- und Er­ neuerungsscheinen durch den Aufdruck eines Trockenstempels, der bei den Schuldverschreibungen des Staates den Königlich Preußischen Adler, bei den Schuldverschreibungen cuuS Kommunolverbandes das diesem zustehende Siegel enthalten muß.

Art. 17.

§. 2. Bei Zlnsscheincn, die für Schuldverschreibungen der im §. 1 bezeichneten Art oder für Rentenbriese der zur Vermittelung der Ablösung von Renten in Preußen bestehenden Rentenbanken ausgegeben sind, ut der im §. 804 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bestimmte Anspruch ausgeschlossen, ohne daß es der Ausschließung m dem Scheine bedarf. Das Gleiche gilt für Zinsscheine von Pfandbriefen einer öffentlichen landschaftlichen (ritterschastlichen) Kreditanstalt oder einer provinzial(kommunal-) ständischen öffentlichen Grundkreditanstalt.

Art. 18. §. 1. Bei Schuldverschreibungen auf den Inhaber, die von einer Preußischen Körperschaft, Stiftung oder Anstalt des öffentlichen Rechtes ausgestellt sind, kann der Inhaber von dem Aussteller verlangen, daß die Schuldverschreibung aus seinen Namen oder aus den Namen eines von ihm bezeichneten Dritten umgeschrieben wird, es sei denn, daß er zur Beifügung über die Urkunde nicht berechtigt ist. Zu Gunsten des Aus­ stellers gilt der Inhaber als zur Verfügung über die Urkunde berechtigt. Die Vorschriften des Abs. 1 finden auf Zins-. Rentew und Gewinn­ antheilscheine sowie auf die auf Sicht zahlbaren Schuldverschreibungen keine Anwendung. §. 2. Die Umschreibung auf den Namen einer lunstischen Person, die ihren Sitz außerhalb deS Deutschen Reichs hat kann nicht verlangt werden. §. 3. In den Füllen des § 1667 Abs 2, des 8 1315 und des §. 2117 des Bürgerlichen Gesetzbuchs kann die Umichreibung mit der gesetzlich vorgeschriebenen Bestimmung verlangt werden. §. 4. Eine Ehefrau bedarf zu einer Verfügung über die umgeschriebcne Schuldverschreibung dem Aussteller gegenüber nicht der Zustimmung des Ehemanns. §. 5. Wer zur Verfügung über die umgeschriebene Schuldverschreibung berechtigt ist, kann, solange die Schuldverschreibung nicht gekündigt ist, von dem Aussteller die Umschreibung auf seinen Namen oder den Namen eincs Dritten, die Rückvcrwandlung in eine Schuldverschreibung aus den In­ haber und gegen Aushändigung der Urkunde die Ertheilung einer neuen Schuldverschreibung auf den Inhaber verlangen.

AG. BGB.

74

§. 6. Dre Kosten der Umschreibung, der Rückverwandlung in eine Schuldverschreibung aus den Inhaber und der Ertheilung einer neuen Schuldverschreibung auf den Inhaber hat der Antragsteller zu tragen und vorzuschießen. §. 7. Die zuständigen Minister erlaßen die erforderlichen Aussührungsvorschriften. Sie können insbesondere Bestimmungen treffen

1. über die Form der an den Aussteller zu richtenden Anträge und der Vollmacht zur Stellung solcher Anträge, 2 über die Form des Nachweises, daß der Antragsteller oder der Empfänger der Zahlung der in der Schuldverschreibung genannte Gläubiger oder sonst zur Verfügung über die Schuldverschreibung berechtigt oder zur Vertretung des Berechtigten befugt ist, 3. über die Form der Umschreibung und der Rückverwandlung in eine Schuldverschreibung auf den Inhaber, 4. über die Sätze, nach denen die im §. 6 bezeichneten Kosten zu bemessen sind. §. 8. Ist den nach Maßgabe des §. 7 Nr. 1, 2 bestimmten Erfordernissen genügt, so gilt der Antragsteller oder der Empfänger der Zahlung zu Gunsten des Ausstellers als zur Verfügung über die Schuld­ verschreibung berechtigt oder zur Vertretung des Berechtigten befugt. §. 9. Eine abhanden gekommene oder vernichtete Schuldverschreibung, die auf den Namen umgeschrieben ist, kann, wenn nicht in der Urkunde das Gegentheil bestimmt ist, im Wege des Aufgebotsverfahrens für kraftlos erklärt werden. Die Vorschriften des §. 799 Abs. 2 und der §§. 800, 805 des Bürgerlichen Gesetzbuchs finden entsprechende Anwendung. 8. 10. Die Vorschriften der §§. 1 bis 9 gelten auch für Schuld­ verschreibungen, die vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs ausgestellt oder auf den Namen umgcschricben worden sind. §. 11. Für die Umschreibung einer auf den Inhaber lautenden Schuldverschreibung auf den Namen eines bestimmten Berechtigten ist eine Stempelabgabe nicht zu entrichten. Unschädlichkeit-zeugniß.

Art. 19.

Die bestehenden Vorschriften über die Ertheilung von Unschädlichkeitszcugnissen zum Zwecke der Befreiung eines Theiles eines Grundstücks von dessen Belastungen bleiben mit folgenden Maßgaben in Kraft:

1. Bei der Entscheidung, ob der Grundstückstheil im Verhältnisse zum Hauptgrundstucke von geringem Werthe und Umfang ist, wird, wenn die Belastungen, von denen der Theil befreit werden soll, noch auf anderen Grundstücken desselben Eigenthümers haften, die Gesammtheit der belasteten Grundstücke als Hauptgrundstück behandelt. 2. Das Unschädlichkeitszeugniß kann auf einzelne Belastungen beschränkt werden.

Art. 29. Im Gebiete des vormaligen Herzogthums Nassau und auf der Insel Helgoland treten die Vorschriften des Gesetzes, betreffend

74

AG. BGB.

die Erleichterung der Abveräußerung einzelner Theile von Gmndstücken in der Provinz Hannover, vom 25. März 1889 (Gesetz-Samml. S. 65) mit den im Artikel 19 bestimmten Aenderungen in Kraft; auf das Verfahren und das Kastenwesen finden ergänzend die allgemeinen Vorschriften, die für Gemeinheitstheilungen im Gebiete des vormaligen Herzogthums Nassau und in der Provinz Schleswig-Holstein gelten, entsprechende Anwendung. Die Unschädlichkeitszeugnisse, die bezüglich der im §. 1 Nr. 3 des Gesetzes vom 25. März 1889 bezeichneten Geschäfte ausgestellt werden, find ftawl. und 8«to6rm[„i. 8„w!n,

Art. 21. Das Gesetz, betreffend die Errichtung von LandeskulturRentenbanken, vom 13. Mai 1879 (Gesetz-Samml. S. 367) wird dahin geändert: I. Im §. 14 Abs. 1 werden die Worte „Der Darlehnssucher hat durch Eintragung eines Vermerks in das Grund- oder Hypothekenbuch das Vorrecht der Rente vor allen späteren Eintragungen oder gesetzlichen Hypotheken zu sichern" ersetzt durch die Worte: „Der Darlehnssucher hat eine Vormerkung zur Sicherung des Anspruchs auf (Einräumung der Rente in das Grundbuch emtragen zu lassen". II. Der 8 24 erhält folgenden Abs. 3: Bei der Eintragung der Rente ist zugleich auf Grund des Beschluss der Auselnanderschungsbehörde (§. 22) eine Vormerkung zur Sicherung des Anspruchs auf Einräumung des Vorzugsrechts für die Rente einzutragen. III. An die Stelle des §. 25 Abs. 1 tritt folgende Vorschrift: Die Eintragung des Vorzugsrechts der Rente im Grundbuch erfolgt auf Grund einer Bescheinigung der Auseinandersetzungs­ behörde, daß die zweckmäßige Ausführung der Drainirungsanlage geschehen ist. IV. An die Stelle des §. 27 Abs. 1 tritt folgende Vorschrift: Die Eintragung der im §. 24 Abs. 3 bezeichneten Vor­ merkung und des Vorzugsrechts der Rente erfolgt ohne Vorlegung der über die vorhandenen Realrechte ausgefertigten Urkunden. Wird eine solche Urkunde nachträglich vorgelegt, so hat das Grundbuchamt die Eintragung auf ihr zu vermerken. Der Eintragung nicht bedürfende Rechte. Art. 22. Zur Erhaltung der Wirksamkeit gegenüber dem öffentlichen Glauben des Grundbuchs bedürfen der Eintragung nicht: 1. das in den Fällen der Enteignung oder der Grundabtretung zu Zwecken des Bergbaubetriebs bestehende gesetzliche Vorkaufsrecht; 2. die Gebrauchs- und Nutzungsrechte, welche nach den §8- 8, 142 des Allgemeinen Berggesetzes vom 24. Juni 1865 (Gesetz-Samml. S. 705) im Wege des Zwangsverfahrens erworben werden können; 3. die den Rentenbanken überwiesenen Renten und die DomänenAmortisationsrenten; die für die Provinz Hannover bisher geltenden entgegenstehenden Vorschriften werden aufgehoben.

AG. BGB.

74

Rachtarrrchtliche Beschränkullgea deS Eigenthum» §. 1. Werden im bisherigen Geltungsbereiche des Rheinischen Rechtes zwei Grundstücke durch eine Mauer geschieden, zu deren Benutzung die Eigenthümer der Grundstücke gemeinschaftlich berechtigt sind, so kann der Eigenthümer des einen Grundstücks dem Eigenthümer des anderen Grundstücks nicht verbieten, die Mauer ihrer ganzen Dicke nach zu erhöhen, wenn »hm nachgewiesen wird, daß durch die Erhöhung die Mauer nicht gefährdet wird. Der sich aus der Vorschrift des Abs. 1 ergebende Anspruch unterliegt nicht der Verjährung. § 2. Der Eigenthümer des Grundstücks, von dem auS die Erhöhung erfolgt ist. kann dem Eigenthümer des anderen Grundstücks die Benutzung des Ausbaues verbieten, bis ihm für die Hälfte oder, wenn nur ein Theil des Ausbaues benutzt werden soll, für den entsprechenden Thell der Baukosten Ersatz geleistet wird. Solange das Verbietungsrecht besteht, hat der Berechtigte den Mehraufwand zu tragen, den die Unterhaltung der Mauer in Folge der Erhöhung verursacht. Das Verbietungsrecht erlischt durch Einigung der Eigenthüiner. §. 3. Wird die Mauer zum Zwecke der Erhöhung verstärkt, so ist die Verstärkung auf dem Grundstück anzubringen, dessen Eigenthümer die Erhöhung unternimmt. Der von dem Eigenthümer des anderen Grundstücks nach §. 2 zu ersetzende Betrag der gesammten Baukosten erhöht fich um den entsprechenden Theil des Werthes der zu der Verstärkung verwendeten Grundfläche. Verlangt der Eigenthümer des Grundstücks, ruf dem die Verstärkung angebracht worden ist, die Ersatzleistung, so ist er verpflichtet, dein Eigenthümer des anderen Grundstücks das Eigenthum an der zu der Mauer verwendeten Grundfläche seines Grundstücks soweit zu übertragen, daß die neue Grenzlinie durch die Mitte der verstärkten Mauer geht; die Vorschriften über den Kauf finden Anwendung.

Slrt. 23.

Art. 24. Hat im bisherigen Geltungsbereiche des Rheinischen Rechtes der Eigenthümer eines Grundstücks vor dem Inkrafttreten deS Bürgerlichen Gesetzbuchs auf Grund des Artikel 663 des Rheinischen Bürgerlichen Gesetzbuchs von seinem Nachbar verlangt, daß er zur Errichtung einer Scheidemauer beitrage, so bleiben für das Recht und die Pflicht zur Errichtung der Mauer die bisherigen Vorschriften maßgebend. Widerrufliches Eigenthum au Grundstücken. Steht im bisherigen Geltungsbereiche des Rheinischen Rechtes dem frühere»» Eigenthümer eines Grundstücks auf Grund eines Rechtsgeschäfts, durch welches das Gnindstück veräußert worden ist, ein Recht zu, vermöge dessen bei dem Eintritt eines bestimmten Umstandes das Eigenthum an dem Grundstücke mit rückwirkender Kraft an ihn zurückfällt, so verwandelt sich das Rücksallsrecht zu der Zeit, zu welcher das Grundbuch als angelegt anzusehen ist, in einen Anspruch auf Rückübertragung des Eigenthums und Befreiung des Grundstücks von der» dem Rückfallsberechtigten gegenüber nicht wirksamen Belastungen. Die­ jenigen, gegen welche sich der Anspruch richtet, sind verpflichtet, die Ein­ tragung einer Vormerkung zur Sicherung des Anspruchs zu bewilligen.

Art. 25.

74

,AG. BGB

Die vor der im Abs. 1 bezeichneten Zeit erfolgte Eintragung des Rückfallsrechts gilt als Eintragung einer Vormerkung. Form der Auflaffnnq. Art. 26. Für Grundstücke, die im bisherigen Geltungsbereiche des Rheinischen Rechtes belegen sind, gelten folgende Vorschriften:

8- 1. Die Auflassung sowie die zur Bestellung oder Uebertragung eines Erbbaurechts erforderliche Einigung kann außer vor denr Grundbuchamt auch vor einem anderen Preußischen Amtsgericht oder vor einem Preußischen Notar erklärt werden. Durch Königliche Verordnung kann bestimmt werden, daß auch die Amtsgerichte oder die Notare anderer Bundesstaaten zuständig sind.') Jeder Theil ist berechtigt, zu verlangen, daß die Auflaffung vor dem Grundbuchamt erfolgt.

§. 2. Bei der Austastung bedarf es der gleichzeitigen Anwesenheit beider Theile Nicht, wenn das Grundstück durch ein Amtsgericht oder einen Notar versteigert worden ist und die Auflassung noch in dem Versteigerungs­ termine stattfindet. Uebertragung dcS EigeuthnmS au vutfjangsftcicii Erilodstücken. Art. 27. Zur Uebertragung des Eigenthums an einem Grund­ stücke, das int Erundbuche nicht eingetragen ist und auch nach der Uebertragung nicht eingetragen zu werden braucht, ist die Einigung des Ver­ äußerers und des Erwerbers über den Eintritt der Uebertragung erforderlich. Die Einigung bedarf der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung; wird einer der Betheiligten durch eine öffentliche Behörde vertreten, so genügt die Beurkundung durch einen nach Artikel 12 §. 2 für die Beurkundung des Veraußerungsvertrags zuständigen Beamten. Die Uebertragung des Eigenthums kann nicht unter einer Bedinguiig oder einer Zeitbestimmung erfolgen. Besiifichuh bei Grunddienstbarkeiten.

Art. 28. Für den Schutz der Ausübung einer Grunddienstbarkeit gelten, auch bevor das Grundbuch für das Grundstück als angelegt an­ zusehen ist, wenn die Grunddienstbarkeit in einem über das Grundstück geführten gerichtlichen Buche eingetragen ist, die Vorschriften des 8- 102') des Bürgerlichen Gesetzbuchs, anderenfalls die Vorschriften des Artikel 1)1 Abs. 2 des Einsilhrungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbnchc. Wiederkausorecht bei Rentengüteru.

Art. 29. §. 1. Ein Grundstück, welches gegen Uebernahme einer festen Geldrente zu Eigenthum übertragen ist (Rentengut), kann zu Gunsten des Veräußerers in der Weise belastet werden, daß dieser dem Eigen­ thümer gegenüber zum Wiederkaufe berechtigt ist. Das Wicdcrkaufsrecht kann auch zu Gunsten des jeweiligen Eigcnthümers eines Grundstücks des Veräußerers bestellt werden. §. 2. Ein Bruchtheil eines Reutenguts kann mit dem Wiederkaufsrechte nur belastet werden, wenn er in dem Antheil eines Miteigenthünur-? besteht. §. 3. Das Wiederkaufsrecht beschränkt sich auf die Fälle, daß der *) Kgl. BO., bett, die Zuständigkeit Birkenseldischer Gerichte zur Entgegen­ nahme der Auslastung, vom 27 Dezember 1905 (GS 1906 S. 1.)

Eigenthümer das Rentengut verkauft oder sich durch einen fonstigen Ver­ trag zur Uebertragung des Eigenthums verpflichtet oder daß das Rentengut im Wege der Zwangsversteigerung veräußert wird; eS kann auch für die Fälle bestellt werden, daß der Eigenthümer stirbt oder eine im Rentengutsvertrage festgesetzte Verpflichtung nicht erfüllt.

§. 4. Das Wiederkaufsrecht erstreckt sich aus das zur Zeit der Ausübung vorhandene Zubehör. §. 5. Das Rechtsverhältniß zwischen dem Berechtigten und dem Ver­ pflichteten bestimmt sich nach den Vorschriften des §. 497 Abs. 1 und der §§. 498 bis 502 des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Dritten gegenüber hat das Wiederkaufsrecht die Wirkung einer Vor­ merkung zur Sicherung des durch die Ausübung des Rechtes entstehenden Anspruchs auf Uebertragung des Eigenthums. §. 6. Das Wiederkaufsrecht kann nur bis zum Ablaufe von drei Monaten nach dem Zeitpunkt ausgeübt werden, in welchem der Berechtigte von dem Eintritte des zum Wiederkaufe berechtigenden Falles Kenntniß erhält. Ist für die Ausübung eine Frist bestimmt, so tritt diese an die Stelle der gesetzlichen Frist. §. 7. Gelangt das Rentengut in das Eigenthum eines Dritten, so kann dieser die Zustiinmung zur Eintragung des Berechtigten als Eigen­ thümer und die Herausgabe des Rentenguts verweigern, bis ihm der Wiederkausspreis soweit ausgezahlt wird, als er oder sein Rechtsvorgänger Tür den Erwerb des Rentengnts Aufwendungen gemacht hat. Erlangt der Berechtigte die Eintragung als Eigenthümer, so kann der bisherige Eigen­ thümer von ihm die Erstattung der für den Erwerb des Rentenguts ge­ machten Aufwendungen bis zur Höhe des Wiederkaufspreises gegen Heraus­ gabe des Rentenguts fordern. §. 8. Soweit der Berechtigte nach §. 7 den Dritten zu entschädigen hat, wird er von der Verpflichtung zur Zahlung des aus dem Wiederkaufe geschuldeten Kaufpreises frei. 8. 9. Verliert der neue Eigenthümer in Folge der Geltendmachung des Wiederkaussrechts das Eigenthum, so wird er, soweit die für bett Erwerb des Rcntenguts von ihm geschuldete Gegenleistung noch nicht berichtigt ist, von feiner Verpflichtung frei; die für den Erwerb bereits gemachten Auf­ wendungen kann er soweit zttrückfordern, als sie durch den an ihn ge­ zahlten Wiederkatifspreis nicht gedeckt sind. §. 10. Ein zu Gunsten des jeweiligen Eigenthümers eines Grundstücks bestehendes Wiederkaufsrecht kann nicht von dem Eigenthttm an diesem Grundstücke getrennt werden. Ein zu Gunsten einer bestimmten Person bestehendes Wiederkaufs­ recht kann nicht mit deitt Eigenthuin an einem Grundstücke verbunden werden. 8. 11. Ist der Berechtigte unbekannt, so kann er im Wege des Aufgebotsverfahrens mit seinem Rechte ausgeschlossen werden, wenn die tut §. 1170 des Bürgerlichen Gesetzbuchs für die Ausschließung eines Hqpothekengläubigers bestimmten Voraussetzungen vorliegen. Mit der Er­ lassung des Ausschlußurtheils erlischt das Wiederkaufsrecht.

74

AG. »GB.

Auf ein Wiederkaussrecht, das zu Gunsten des jeweiligen Eigeuthümers eines Grundstücks besteht, finden diese Vorschriften keine Anwendung. Beschränkung der Reallastcu.

Art. 30. Im linksrheinischen Theile der Rheinprovinz, im Kreise Herzvgthum Lauenburg und auf der Insel Helgoland treten folgende Vor­ schriften in Kraft: Mit Ausnahme fester Geldrenten können beständige Abgaben und Leistungen einem Grundstück als Reallasten nicht auferlegt werden. Eine neu auferlegte Geldrente ist der Eigenthümer nach vorgängiger sechsmonatiger Kündigung mit dem zwanzigfachen Betrag abzulösen berechtigt, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist. Es kann jedoch vertragsmäßig die Kündigung nur während eines bestimmten Zeit­ raums, welcher dreißig Jahre nicht übersteigen darf, ausgeschlossen und ein höherer Ablösungsbetrag als der fünfundzwanzigfache Betrag der Rente nicht festgesetzt werden. Vertragsmäßige Bestimmungen, welche diesen Vorschriften zuwider­ lausen, sind unwirksam, unbeschadet der Rechtsverbindlichkeit des sonstigen Inhalts eines solchen Vertrags. Die Vorschriften über Rentengüter bleiben unberührt.

Bertheilnng von Rcallaste«.

Art. 31.

Die Vorschriften, nach welchen im Falle der Theilung eines mit einer Reallast belasteten Grundstücks die Reallast auf die einzelnen Theile des Grundstücks verthellt wird, bleiben in Kraft. Die Dertheilung ist bei der Auseinandersetzungsbehörde zu beantragen. KündignugSrecht bei Hypotheken «ob Grnudschnlden.

Art. 32. §. 1. Bei Hypothekenforderungen, Grundschulden und Rentenschulden kann das Kündigungsrecht des Eigenthümers nur soweit ausgeschlossen werden, daß der Eigenthümer nach zwanzig Jahren unter Einhaltung einer sechsmonatigen Frist kündigen kann. §. 2. Kapitalien, die zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs auf einem Grundstück oder einer Gerechtigkeit angelegt sind und bisher seitens des Schuldners unkündbar oder erst nach einer längeren als einer zwanzigjährigen Frist kündbar waren, können nach dem Ablause von zwanzig Jahren seit dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs unter Einhaltung einer sechsmonatigen Frist gekündigt werden, sofern nicht nach den bisherigen Gesetzen die Kündbarkeit schon vorher eintritt. Bestehende Hypotheken. Art. 33. §. 1. Eine zu der Zeit, zu welcher das Grundbuch als angelegt anzusehen ist, bestehende Hypothek gilt von dieser Zeit an als eine Hypothek, für welche die Ertheilung des Hypothekenbriefs nicht ausgeschlossen ist, wenn über sie nach den geltenden Vorschriften ein Hypotheken­ brief gebildet oder zu bilden ist. Ein vor der bezeichneten Zeit gebildeter Hypothekenbrief gilt als Hypothekenbrief im Sinne der Reichsgesetze. Die Vorschriften des Abs. 1 finden auf Kautionshypotheken feine Anwendung. §. 2. Im ursprünglichen Geltungsbereiche der Grundbuchordnung vom 5. Mai 1872 sowie in Ostfriesland und Harlingerland, in der

Niedergrafschaft Lingen und in den ehemals Münsterschen Ortschaften der Provinz Hannover steht ein vor dem Inkrafttreten der Grundbuchordnung gebildetes Hypotheken-Instrument einem später gebildeten Hypotheken­ briefe gleich. In den übrigen Landestheilen erfolgt die nach den geltenden Vor­ schriften zulässige Ertheilung eines Hypothekenbriefs kostenfrei, wenn sie vor der Zeit, zu welcher daS Grundbuch als angelegt anzusehen ist, be­ antragt wird. Ist wegen Unterlassung des Antrags die Ertheilung eines Briefes ausgeschlosien, so werden im Falle nachträglicher Aufhebung der Ausschließung für die Eintragung der Aufhebung sowie für die gerichtliche Beurkundung oder Beglaubigung der Eintragungsbewilligung und für die Ertheilung des Briefes Kosten nicht erhoben, wenn die Eintragung inner­ halb eines Jahres nach dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs beantragt wird. §. 3. Im bisherigen Geltungsbereiche des Gesetzes über das Grund­ buchwesen in dem Bezirke des Appellationsgerichts zu Casiel rc. vom 29. Mai 1873 (Gesetz-Samml. S. 273) gelten für die vor dem 1. Juli 1874 errichteten und nicht in Hypotheken des Preußischen Rechtes um­ gewandelten Hypotheken folgende Vorschriften: 1. Bis zu der Zeit, zu welcher das Grundbuch als angelegt anzusehen ist, wird bei der Hypothek auf Antrag eines Gläubigers, dem eine ihr gleich- oder nachstehende Hypothek oder Grundschuld zusteht, ein Widerspruch gegen das Bestehen der Hypothek kostenfrei eingetragen. Zur Eintragung genügt der Antrag des Gläubigers. 2. Soweit zu der unter Nr. 1 bezeichneten Zeit die Hypothek noch besteht, gilt sie von dieser Zeit an als Sicherungshypothek, auch wenn der Betrag der gesicherten Forderung bestimmt ist. 3. Auf die Hypothek finden in Ansehung der Ausschließung des un­ bekannten Gläubigers im Wege des Aufgebotsverfahrens die Vorschriften des §. 1170 des Bürgerlichen Gesetzbuchs auch insoweit Anwendung, als die Hypothek zu der unter Nr. 1 bezeichneten Zeit nicht mehr besteht. Ein Gläubiger, dem zu dieser Zeit eine der Hypothek gleich­ öder nachstehende Hypothek oder Grundschuld zusteht, kann nach der Erlassung des Ausschlußurtheils die Löschung der Hypothek in gleicher Weise verlangen, wie wenn zur Sicherung des Rechtes auf Löschung eine Vormerkung im Grundbuch eingetragen wäre. Wird das Aufgebotsverfahren vor dem Ablaufe von zwei Jahren nach der bezeichneten Zeit beantragt, so werden für das Verfahren und für die Löschung der Hypothek Gebühren nicht erhoben. 4. Soll die Hypothek nach §. 1186 des Bürgerlichen Gesetzbuchs in eine gewöhnliche Hypothek umgewandelt werden, so werden für die Eintragung der Umwandlung sowie für die gerichtliche Beurkundung oder Be­ glaubigung der Eintragungsbewilligung und für die Ertheilung eines Hypothekenbriefs Gebühren nicht erhoben, wenn die Umwandlung innerhalb eines Jahres nach der unter Nr. 1 bezeichneten Zeit beantragt wird. §. 4 Die nach den Vorschriften de8 Rheinischen Bürgerlichen Gesetzbuchs begründeten Privilegien und Hypotheken, die zu der Zeit, zu

74

AG. BGB

welcher das Grundbuch als angelegt anzusehen ist, nicht durch Einschreibung im Hypothekenregister oder durch Eintragung im Grundbuche wirksam geworden sind, verwandeln sich in Ansprüche auf Bestellung einer Sicherungs­ hypothek, soweit nicht im Artikel 56 §. 9 ein Anderes bestimmt ist. Gerichtliche Hypotheken dieser Art erlöschen, unbeschadet der dem Gläubiger auf Grund eines vollstreckbaren Titels nach den reichsgejetzlichen Vorschriften zustehenden Befugnisse. Privilegien und Hypotheken an Nießbrauchsrechten verwandeln sich, wenn sie zu der im Abs. 1 bezeichneten Zeit wirksam geworden sind, in Pfandrechte an dem Nießbrauch, anderenfalls in Ansprüche auf Bestellung eines Pfandrechts; die Vorschriften des Abs. 1 finden entsprechende Anwendung.

Bestehende Gruudschulden. Wird im Falle der Blankoabtretung einer Grundschuld die durch einen Namen ausgefüllte Abtretungserklämng vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs behufs Sicherstellung der Zeit der Ausfüllung einem Amtsgerichte vorgelegt, so hat das Gericht die Bescheinigung auf der Urkunde gebühren- und stempelfrei zu ertheilen. Nebertragung von Vorschriften ans Rentenschuldc».

Art. 34.

Art. 35. Die neben dem Bürgerlichen Gesetzbuch in Kraft bleibenden Vorschriften, die sich auf Hypotheken und Grundschulden beziehen, finden auf Rentenschulden entsprechende Anwendung. Auseinandersetzungen.

Art. 36. In dem vormaligen Herzogthume Nassau tritt das Gesetz, betreffend die Berichtigung des Grundsteuerkatasters und der Grund­ bücher bei Auseinandersetzungen vor Bestätigung des Rezesses, vom 26. Juni 1875 (Gesetz-Samml. S. 325) mit dem Zeitpunkt, in welchem das Grundbuch für einen Bezirk als angelegt anzusehen ist, für den Bezirk in Kraft. Vei Güterkonsolidationen und Auseinandersetzungen finden die Vor­ schriften des §. 25 Abs. 2 der Verordnung, betreffend die Ablösung der Servituten rc. für das vormalige Kurfürstenthum Hessen, vom 13. Mai 1867 (Gesetz-Samml. S. 716) entsprechende Anwendung. Bergrecht. Art. 37. Das Allgemeine Berggesetz vom 24. Juni 1865 (GesetzSamml. S. 705) wird dahin geändert: 1. An die Stelle des §. 50 tritt folgende Vorschrift: Das Bergwerkseigenthum wird durch die Verleihung begründet sowie durch Konsolidation, Theilung von Grubenfeldern oder Austausch von Feldestheilen erworben. Für das Bergwerkseigenthum gelten die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs, soweit nicht aus diesem Gesetze sich ein Anderes ergiebt. Mit der gleichen Beschränkung finden die für den Erwerb des Eigenthums und die Ansprüche aus dem Eigenthum au Grundstücken geltenden Vorschriften auf das Bergwerkseigent!>um entsprechende Anwendung. IL Die §§. 52, 53 werden gestrichen.

III Der §. 60 Abs. 3 erhält folgende Fassung: Der HülfSbau gilt als Bestandtheil des berechtigten Bergwerkes oder, wenn die Eigenthümer mehrerer Bergwerke fich zur gemein­ schaftlichen Anlage eines HülfsbaueS vereinigt und keine ander­ weitige Vereinbarung getroffen haben, als Bestandtheil der berechtigten Bergwerke. Er bedarf, wenn der HülfSbauberechtigte den Besitz erlangt hat, zur Wirssamkeit gegenüber dem öffentlichen Glauben des Grundbuchs nicht der Eintragung in das Grundbuch. IV. Im §. 85 a Abs. 4 werden 1. im Satz 1 die Worte: „der Vater oder Vormund" ersetzt durch die Worte: „der gesetzliche Vertreter", 2. im Satz 2 die Worte: „des VaterS oder Vormundes" ersetzt durch die Worte: „des gesetzlichen Vertreters".

V. Im §. 85b werden: 1. im Satz 4 die Worte: „an den Vater oder Vormund, sofern diese es verlangen" ersetzt durch die Worte: „an den gesetzlichen Vertreter, sofern dieser es verlangt", 2. im Satz 5 die Worte: „an die Mutter" ersetzt durch die Worte: „an die zur gesetzlichen Vertretung nicht berechtigte Mutter". VI. Im 8- 85 o treten an die Stelle des Satz 2 folgende Vorschriften: Die Ausstellung erfolgt auf Antrag oder mit Zustimmung deS gesetzlichen Vertreters; ist die Erllärung des gesetzlichen Vertreters nicht zu beschaffen oder verweigert er die Zustimmung ohne genügenden Grund und zum Nachtheile des Arbeiters, so kann die Gemeindebehörde die Zustimmung ergänzen. VII. Im §. 85 e Abs. 1 werden die Worte: „seines Vaters oder Vor­ mundes" ersetzt durch die Worte: „seines gesetzlichen Vertreters". VHI. Im §. 85h werden die Worte: „des Minderjährigen, seines Vaters oder Vormundes" ersetzt durch die Worte: „des Minderjährigen oder seines gesetzlichen Vertreters".

IX. Der §. 101 Abs. 3 erhält folgende Fassung: Dic Kuxe find untheilbar. Sie gehören zum beweglichen Vermögen. X. Der §.128 erhält folgende Fassung:

Soweit der gegenwärtige Titel nichts Anderes bestimmt, sind die durch die Bestellung eines Repräsentanten oder Gruben­ vorstandes entstehenden Rechtsverhältnisse nach den allgemeinen Vorschriften über die Vollmacht und den Auftrag zu beurthellen.

XI. Der §. 148 erhält folgenden neuen Absatz:

Den Hypotheken-, Grundschuld- und Rentenschuldgläubigern wird eine besondere Entschädigung nicht gewährt. Jaeger, Reich»,wilgesede. 3, SufL (Preußea.)

100

74

AG. BGB

XII. Der §. 228 Ms. 2 wird gestrichen XIII. An die Stelle des §. 231 treten folgende Borschristen: Für die Kuxe gelten die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs, soweit nicht ein Anderes bestimmt ist. Die für den Erwerb des Eigenthums und die Ansprüche aus dem Eigenthum an Grundstücken geltenden Vorschriften finden auf die Kuxe entsprechende Anwendung. XIV. Im §. 235 a Abs. 1 werden die Worte: „die Eigenschaft der beweglichen Sachen haben" ersetzt durch die Worte: „zum beweglichen Vermögen gehören". XV Der §. 240 Abs. 3 erhält folgende Fassung: Der Beschluß ist gerichtüch oder notariell auszunehmen.

Art. 38. In dem Gesetze, betreffend die RechtSverhältniffe des Stein- und Braunkohlen-Bergbaues in den Landestheilen, in welchen das Kurfürstlich Sächsische Mandat vom 19. August 1743 Gesetzeskraft hat, vom 22. Februar 1869 (Gesetz-Samml. S. 401) treten an die Stelle der §§. 2 bis 8 folgende Vorschriften: §. 2. Das Recht zum Stein- oder Braunkohlen-Bergbau kann von dem Eigenthum an dem Grundstück, in welchem die Stein- oder Braunkohlen anstehen, abgetrennt und als selbständige Gerechtigkeit für den Grundeigenthümer oder für einen Dritten bestellt werden. §. 3. Zur Bestellung einer selbständigen Kohlenabbau-Ge­ rechtigkeit für den Grundeigenthümer ist dessen Erklärung gegenüber dem Grundbuchamte, daß die Gerechtigkeit für ihn in das Grundbuch eingetragen werden soll, und die Eintragung erforderlich; die Vor­ schrift des §. 878 des Bürgerlichen Gesetzbuchs findet Anwendung. Zur Bestellung der selbständigen Kohlenabbau-Gerechtigkeit für einen Dritten ist die Einigung des Grundeigenthümers und des Erwerbers über die Bestellung der Gerechtigkeit und die Eintragung im Grundbuch erforderlich; die Einigung muß bei gleichzeitiger Anwesenheit beider Theile vor dem Grundbuchamt erklärt werde». §. 4. Die Eintragung der selbständigen Gerechtigkeit in das Grundbuch soll nur erfolgen, wenn dem Grundbuchamt ein Situationsriß vorgelegt wird; auf den Situationsriß finden die Vorschriften des §. 17 des Allgemeinen Berggesetzes vom 24. Juni 1865, mit Ausschluß der Bestimmung über die Angabe des Fundpunktes, Anwendung.

§. 5. Für die nach §. 1 bestehenden und die später vom Grundeigenthum abgetrennten Kohlenabbau-Gerechtigkeiten gelten die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Die für den Erwerb des Eigenthums und die Ansprüche aus dem Eigenthum an Grundstücken geltenden Vorschriften finden entsprechende Anwendung. tz. 6. Die Vorschriften über die Ertheilung von Unschädlichkeitszeugniffen finden mit der Maßgabe Anwendung, daß das Zeugniß auch dann erthellt werden darf, wenn die vorhandenen Eintragungen

im Grundbuche nach Abtrennung der Kohlenabbau-Gerechtigkeit noch innerhalb der ersten zwei Drittel des Werthes ländlicher oder der ersten Hälfte des Werthes städtischer Grundstücke versichert find.

§. 7. Eine Kohlenabbau-Gerechtigkeit kann nur dann einer anderen als Bestandtheil zugeschrieben oder mit ihr vereinigt werden, wenn die Gerechtigkeiten mit ihren Feldern an einander grenzen und zu einem einheitlichen Baue zusammengefaßt sind und wenn außerdem die auf den einzelnen Gerechtigkeiten hastenden Belastungen aus Grund einer die Rangordnung regelnden Einigung mit den Berechtigten auf das aus den Gerechtigkeiten gebildete Ganze übertragen werden.

§. 8. Ist ein Kohlenfeld vollständig abgebaut, so kann die Kohlenabbau-Gerechtigkeit auf Antrag eines betheiligten Grundeigenthümers oder desjenigen, welchem ein Recht an dem Grundstücke zusteht, im Grundbuche gelöscht werden. Zur Begründung des Antrags ist ein Zeugniß der Bergbehörde darüber beizubringen, daß das Kohlenseld gänzlich abgebaut ist und daß auf dem Felde Gebäude oder sonstige zur Grube gehörende un­ bewegliche Bestandtheile nicht mehr vorhanden sind. Vor der Ertheilung des Zeugnisses sind diejenigen, welchen ein Recht an der Gerechtigkeit zusteht, zu hören. Auf Grund des Zeugnisies schließt das Grundbuchamt das für die Gerechtigkeit angelegte Blatt und löscht die auf diesem eingetragenen Rechte. Zur Löschung einer Hypothek, Grundschuld oder Renten­ schuld ist die Vorlegung des Briefes nicht erforderlich; das Grundbuch­ amt hat den Besitzer des Briefes zur Vorlegung anzuhalten, um nachträglich die Löschung auf dem Briefe zu vermerken.

Art. 39. Ist in dem Herzogthume Schlesien und der Grafschaft Glatz in Ansehung einer im Grundbuch eingetragenen Berechtigung zur Gewinnung von Eisenerzen der Berechtigte unbekannt, so kann er im Wege des Ausgebotsverfahrens mit seinem Rechte ausgeschlossen werden, wenn die im Z. 1170 des Bürgerlichen Gesetzbuchs für die Ausschließung eines Hypothekengläubigers bestimmten Voraussetzungen vorliegen. Mit der Erlassung des Ausschlußurtheils erlischt das Recht. Selbständige Gerechtigkeiten. Für Gerechtigkeiten, die nach den bisherigen Gesetzen in Ansehung der Eintragung in die gerichtlichen Bücher und der Ver­ pfändung den Grundstücken gleichstehen (selbständige Gerechtigkeiten), gelten die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften des Bürgerlichen Gesetz­ buchs, wenn die Gerechtigkeit ein Grundbuchblatt erhalten hat.

Art. 40.

Unter der gleichen Voraussetzung finden die für den Erwerb des Eigenthums und die Ansprüche aus dem Eigenthum an Grundstücken geltenden Vorschriften auf eine solche Gerechtigkeit entsprechende Anwendung.

Die besonderen Vorschriften über die selbständigen KohlenabbauGerechtigkeiten in den vormals Königlich Sächsischen Landestheilen werden durch die Bestimmungen dieses Artikels nicht berührt.

74

AG. BGB.

Psuudleihgewerbe. DaS Gesetz, betreffend das Pfandleihgewerbe, vom 17. Marz 1881 (Gesetz-Samml. S. 265) wird dahin geändert: I. Der §. 3 Abs. 2, 3 und der §. 9 Abs. 2 werden gestrichen. II. An die Stelle des §. 10 treten folgende Vorschriften: §. 10. Der Verkauf des Pfandes ist im Wege öffentlicher Versteigerung zu bewirken. Der Pfandleiher kann bei der Versteigerung mitbieten. Erhält er den Zuschlag, so ist der Kaufpreis als von ihm empfangen anzusehen.

Art. 41»

§. 10 a. Hat das Pfand einen Börsen- oder Marktpreis, so kann der Pfandleiher den Verkauf auS freier Hand durch einen zu solchen Verkäufen öffentlich ermächtigten Handelsmäller oder durch eine zur öffentlichen Versteigerung befugte Person zum laufenden Preise bewirken. §. 10 b. Gold- und Silbersachen dürfen nicht unter dem Gold- oder Silberwerthe zugeschlagen werden. Wird ein genügendes Gebot nicht abgegeben, so kann der Verkauf durch eine zur öffentlichen Versteigerung befugte Person aus freier Hand zu einem den Gold- oder Silberwerth erreichenden Preise erfolgen. Eheschl»b««g. Aki. 42. Die Vorschriften, nach welchen für Staatsbeamte und Geistliche zur Eingehung einer Ehe eine besondere Erlaubniß erforderlich ist, werden aufgehoben.

Art. 43. §. 1. Wollen Ausländer oder Ausländerinnen m Preußen eine Ehe eingehen, so haben sie ein Zeugniß der zuständigen Behörde des Staates, dem sie angehören, darüber beizubringen, daß der Behörde ein nach den Gesetzen dieses Staates bestehendes Ehehinderniß nicht bekannt geworden ist. §. 2. Ausländer haben außerdem ein Zeugniß der zuständigen Be­ hörde des Staates, dem sie angehören, darüber beizubringen, daß sie nach den Gesetzen dieses Staates ihre Staatsangehörigkeit nicht durch die Ehe­ schließung verlieren, sondern auf ihre Ehefrau und ihre ehelichen oder durch die nachfolgende Ehe legitimirten Kinder übertragen.

§. 3. Die nach den §§. 1, 2 erforderlichen Zeugnisse müssen von einem Konsul oder Gesandten des Reichs mit der Bescheinigung versehen sein, daß die das Zeugniß ausstellende Behörde filr die Ausstellung zu­ ständig ist. Diese Vorschrift findet auf solche Zcugniffe keine Anwendung, welche nach den Bestimmungen der Staatsverträge über die Beglaubigung der von öffentlichen Behörden ausgestellten Urkunden keiner Beglaubigung bedürfen. §. 4. Von der Vorschrift des §. 1 kann der Justizminister im einzelnen Falle, von der Vorschrift des §. 2 kann der Minister des Jnmrn im einzelnen Falle oder für die Angehörigen eines ausländischen Staates im Allgemeinen Befreiung bewilligen.

AG. BGB.

74

§. 5. Die für die Eheschließung von Ausländern bisher geltenden landesgesetzlichen Vorschriften werden aufgehoben.

§. 6. Will ein Angehöriger der rechtsrheinischen Gebietstheile deS Königreichs Bayern in Preußen eine Ehe eingehen, so hat er das nach den Vorschriften der bayerischen Gesetze erforderliche Derehelichungszeugniß beizubringen. Güterstaub ßesteheuber «Heu.

Art. 44.

Für den Güterstand der zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs bestehenden Ehen treten, wenn die Ehegatten zu der bezeichneten Zeit in Preußen ihren Wohnsitz haben, von dieser Zeit an nach Maßgabe der Artikel 45 bis 64 an die Stelle der bis­ herigen Gesetze die Vorschriften deS Bürgerlichen Gesetzbuchs.

Art. 45. §. 1. Besteht für eine Ehe der gesetzliche Güterstand nach dem Allgemeinen Landrechte Theil II Titel 1 Abschnitt 5, so treten an die Stelle der bisherigen Gesetze die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über das gesetzliche Güterrecht. Ist für eine Ehe die Verwaltung und der Meßbrauch des Mannes nach den Bestimmungen des Allgemeinen Landrechts Thell II Titel 1 §§. 980 bis 983, 999 ausgeschlossen, so treten an die Stelle der bisherigen Gesetze die für die Gütertrennung geltenden Vorschriften der §§. 1427 bis 1430 des Bürgerlichen Gesetzbuchs. §. 2. Die Vorschriften über die Befugniß des überlebenden Ehe­ gatten zur Uebernahme eines in die Landgüterrolle eingetragenen Land­ guts bleiben unberührt. Das Gleiche gilt von den besonderen Vorschriften des Ostpreußischen Provinzialrechts über die erbrechtlichen Wirkungen des Güterstandes.

Art. 46. §. 1. Besteht für eine Ehe der gesetzliche Güterstand nach Märkischem Provinzialrechte, so treten an die Stelle der bisherigen Gesetze die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über das gesetzliche Güterrecht. Die Vorschrift des Artikel 45 §. 1 Abs. 2 findet Anwendung. §. 2. Die nach den bisherigen Gesetzen dem überlebenden Ehegatten an dem Vermögen des verstorbenen Ehegatten zustehenden Rechte sind erbrechtliche Wirkungen des Güterstandes. Die bisherigen Gesetze bleiben für sie mit den in den §§. 3 bis 5 bestimmten Aenderungen maßgebend. §. 3. Bei der gesetzlichen Erbfolge kann der überlebende Ehegatte bis zum Ablaufe der im Bürgerlichen Gesetzbuche vorgeschriebenen Aus­ schlagungsfrist statt der Rechte, die ihm nach den bisherigen Gesetzen zu­ stehen, die Erbfolge nach dem Bürgerlichen Gesetzbuche wählen. Die Wahl erfolgt durch Erklärung gegenüber dem Nachlaßgerichte; die Erklärung ist in öffentlich beglaubigter Form abzugeben. §. 4. Das Nachlaßgericht hat dem überlebenden Ehegatten auf Antrag eines Miterben eine Frist zur Erllärung darüber zu bestimmen, ob er die statutarische Portion oder die Rücknahme des eigenen Ver­ mögens wähle.

74

AG. BGB

Die Frist soll mindestens einen Monat, höchstens drei Monate be­ tragen. Sie beginnt mit der Zustellung des Beschlusses, durch den sie bestimmt wird. Sie endigt nicht vor dem Ablaufe der Ausschlagungsfrist. Die Wahl ist nach Maßgabe des §. 3 Abs. 2 zu erklären. Erklärt sich der Ehegatte nicht vor dem Ablaufe der Arist, so geht das Wahl­ recht auf die Miterben über. Der Ehegatte ist auf diese Folge in dem Beschlüße hinzuweisen. Die Fristbestimmung ist unwirksam, wenn der Ehegatte die im §. 3 bezeichnete Erklärung rechtzeitig abgiebt. §. 5. Soweit der überlebende Ehegatte die ihm nach den bisherigen Gesetzen zustehenden Rechte auch gegenüber einer von dem verstorbenen Ehegatten getroffenen Verfügung von Todeswegen geltend machen kann, finden die Vorschriften des §. 4 Abs. 1 bis 3 entsprechende Anwendung.

Art. 47. 8- 1- Besteht für eine Ehe der gesetzliche Güterstand der allgemeinen Gütergemeinschaft nach dem Allgemeinen Landrechte, so treten an die Stelle der bisherigen Gesetze die Vorschriften des Bürger­ lichen Gesetzbuchs über die allgemeine Gütergemeinschaft. Tritt für die Ehe nach den Bestimmungen des Allgemeinen Land­ rechts Theil II Titel 18 88- 782 ff. der bezeichnete Güterstand erst zu einer späteren Zeit ein, so gilt die Vorschrift des Abs. 1 von dieser Zeit an. 8- 2. Die Vorschriften deS Allgemeinen Landrechts Theil II Titel 1 88- 379, 386, 392 bis 395, 420 bleiben mit folgenden Maßgaben in Kraft: 1. Auf die im 8- 379 bezeichneten Verfügungen finden die Vorschriften Anwendung, welche für die in den 88- 1444, 1445 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bezeichneten Rechtsgeschäfte gelten. 2. Wird die Gütergemeinschaft auf Grund des 8- 420 aufgehoben, so gilt für die Zukunft Gütertrennung. 8- 3. Die Vorschriften über die Befugniß deS überlebenden Ehe­ gatten zur Uebernahme eines in die Landgüterrolle eingetragenen Land­ guts oder eines Anerbenguts bleiben unberührt.

8- 4. Fortgesetzte Gütergemeinschaft tritt nur ein, wenn sie durch Ehevertrag vereinbart ist.

Art. 48. 8- 1- Für eine Ehe, für welche der gesetzliche Güter­ stand der allgemeinen Gütergemeinschaft nach dein Gesetze, betreffend das eheliche Güterrecht in der Provinz Westfalen und in den Kreisen Rees, Essen und Duisburg, vom 16. April 1860 (Gesetz-Samml. S. 165) be­ steht, bleiben die Vorschriften des genannten Gesetzes mit den in kn 88- 2 bis 7 bestimmten Aenderungen in Kraft. 8- 2. Soweit für die Ehe bisher die Vorschriften des Allgemeinen Landrechts über die allgemeine Gütergemeinschaft gelten, treten an deren Stelle nach Maßgabe des Artikel 47 88- 1 bis 3 die Vorschriften deö Bürgerlichen Gesetzbuchs. Die Bestimmungen, welche für die im 8- 1446 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bezeichneten Rechtsgeschäfte gelten, finden auf Verfügungen Anwendung, zu welchen der Mann der Zustimmung der Frau bedarf.

§. 3. An die Stelle des §. 4 des Gesetzes vom 16. April 1860 treten folgende Vorschriften: Das Verwaltungs- und Derfügungsrecht des Mannes ruht und wird durch die Frau ausgeübt: 1. wenn der Mann entmündigt ist; die Befugniß kann der Frau von dem Vormundschaftsgerichte schon vor dem Eintritte der Wirksamkeit der Entmündigung übertragen werden; 2. wenn die Voraussetzungen vorliegen, unter welchen der Mann nach 1910 des Bürgerlichen Gesetzbuchs zur Besorgung seiner Vermögens­ angelegenheiten einen Pfleger erhalten kann oder für den Mann ein Abwesenheitspfleger zu bestellen ist. Die Befugniß der Frau beginnt erst, wenn sie ihr von dem Vormundschaftsgericht auf ihren Antrag ertheilt wird.

§. 4. An die Stelle des §. 7 Abs. 5 des Gesetzes vom 16. April 1860 tritt folgende Vorschrift: Bei der Auseinandersetzung zwischen dem überlebenden Ehe­ gatten und den Erben des Verstorbenen finden die die Schichtung betreffenden Bestimmungen des §. 17 mit Ausnahme der den Kindern in dm Fällen des §. 14 Nr. 2 bis 8 beigelegten Befugniß gleich­ falls Anwendung.

§. 5. An die Stelle des §. 12 Abs. 1 des Gesetzes vom 16. April 1860 tritt folgende Vorschrift: Auf die Haftung der überlebenden Ehefrau gegenüber denjenigen Gläubigern der bisherigen Gemeinschaft, welchen sie nicht aus be­ sonderen Gründen persönlich haftet, finden die für die Haftung des Erben für die Nachlaßverbindlichkeiten geltenden Vorschriften deS Bürgerlichen Gesetzbuchs entsprechende Anwendung; an die Stelle des Nachlaffes tritt das bei dem Tode des Mannes vorhanden gewesene gemeinschaftliche Vermögen.

§. 6. An die Stelle der §§. 14, 15 des Gesetzes vom 16. April 1860 treten folgende Vorschriften: §. 14. Ein antheilsberechtigter Abkömmling kann gegen den überlebenden Ehegatten auf Schichtung klagen:

1. wenn der überlebende Ehegatte eine neue Ehe eingeht; 2 wenn der überlebende Ehegatte entmündigt ist; 3 wenn für den überlebenden Ehegatten ein Abwesenheitspfleger be­ stellt ist; 4 wenn der überlebende Ehegatte die elterliche Gewalt über den Ab­ kömmling verwirkt hat oder, falls sie ihm zugestanden hätte, verwirkt haben würde; 5 wenn der überlebende Ehegatte ein Rechtsgeschäft, welches der Zu­ stimmung der übrigen Antheilsberechtigten bedarf, ohne Zustimmung des Abkömmlinges vorgenommen hat und für die Zukunft eine er­ hebliche Gefährdung des Abkömmlinges zu besorgen ist; 6. wenn der überlebende Ehegatte das gemeinschaftliche Vermögen in der Absicht, den Abkömmling zu benachtheiligen, vermindert hat;

74

AG. BSD

7. wenn der überlebende Ehegatte seine Verpflichtung, dem Abkömmling Unterhalt zu gewähren, verletzt hat und für die Zukunft eine erhebliche Gefährdung des Unterhalts zu besorgen ist; 8. wenn der überlebende Ehegatte daS gemeinschaftliche Vermögen durch Verschwendung erheblich gefährdet; 9. wenn der verstorbene Ehegatte die Schichtung letztwillig angeordnet hat. In den Fällen des Abs. 1 Nr. 1 bis 3, 5, 6, 8, 9 steht das Klagerecht auch dem hinterlassenen Ehegatten eines antheilsberechtigten AbkömmlingeS zu, wenn er nach 8.16 an die Stelle des AbkömmlingeS tritt. §. 15. Bei der Schichtung wird der den Antheilsberechtigten gemäß §. 7 gebührende Antheil an dem in die fortgesetzte Gütergemeinschaft gefallenen Vermögen festgesetzt: 1. im Falle des §. 14 Nr. 1 nach dem Vermögensstande zur Zeit der Wiederverheirathung, sofern nicht die Schichtung vorher stattfindet; 2. im Falle des §. 14 Nr. 2 nach dem Vermögensstande bei dem Eintritte der Wirksamkeit der Entmündigung; 3. im Falle des §. 14 Nr. 9 nach dem Vermögensstande bei dem Tade des verstorbenen Ehegatten; 4. in den übrigen Fällen nach dem Vermögensstande zur Zeit der Schichtung. Wird jedoch die Verpflichtung zur Schichtung durch Urtheil aus­ gesprochen, so erfolgt die Schichtung auf Verlangen der Antheilsberechtigten nach dem Vermögensstande zur Zeit der Erhebung der Klage auf Schichtung. Jedes Kind muß bei der Schichtung sowohl dem überlebenden Ehe­ gatten als auch den Geschwistern gegenüber das Vorempfangene nach den fitr die Ausgleichung unter Abkömmlingen geltenden Vorschriften zur Ausgleichung bringen. §. 7. An die Stelle des §. 17 Abs. 2 des Gesetzes vom 16. April 1860 tritt folgende Vorschrift: In den Fällen des §. 14 Abs. 1 Nr. 2 bis 8 geht die dem überlebenden Ehegatten beigelegte Befugniß auf die Kinder der aufgelösten Ehe über. §. 8. Der §. 10 Abs. 4 Satz 2 und der §. 17 Abs. 4 des Gesetzes vom 16. April 1860 werden gestrichen.

Art. 49. §. 1. Besteht für eine Ehe der gesetzliche Güterstand des gemeinen Dotalrechts, so treten an die Stelle der bisherigen Gesetze die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über das gesetzliche Güterreyt. §. 2. DaS Vermögen, welches als Heirathsgut bestellt oder wn der Frau der Verwaltung des Mannes ohne Vorbehalt überlasten ist, wird eingebrachtes Gut, das sonstige Vermögen der Frau wird D°rbehaltsgut der Frau. Die Ansprüche Dritter auf Herausgabe des Heirathsguts bleiben unberührt.

§. 3. Bestimmt sich der Güterstand einer Ehe bisher nach dem .m Lande Wursten geltenden Rechte, so tritt mit der Gebutt eines Kindes allgemeine Gütergemeinschaft nach den Vorschriften des Bürgerlichm Gesetzbuchs ein.

AG. BGB.

74

Die Vorschriften des Artikel 51 §. 2 Abs. 2 und des Artikel 52 §. 2 finden Anwendung.

Art. 50. §. 1. Besteht für eine Ehe der gesetzliche Güterstand nach dem in der Provinz Schleswig-Holstein geltenden Sächsischen oder Lübischen, nach dem im vormals Schauenburgischen Antheile Holsteins geltenden Rechte, nach den in Otterndorf, in Stade mit Brunshausen oder in Buxtehude geltenden Vorschriften oder nach der Schaumburgischen Polizeiordnung von 1615, so treten an die Stelle der bisherigen Gesetze die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über das gesetzliche Güterrecht. 8. 2. Die Vorschriften des Artikel 46 §§. 2, 3 finden entsprechende Anwendung. Das Gleiche gilt, wenn bisher das im vormals Schauen­ burgischen Antheile Holsteins geltende Recht maßgebend ist, von den Vor­ schriften des Artikel 46 §§. 4, 5. §. 3. Die Vorschrift des Artikel 46 §. 3 findet auch Anwendung, wenn eine Ehe mit dem gesetzlichen Güterstande der Neumünsterfchen Kirchspielgebräuche vor dem Ablaufe der für den Eintritt der Güter­ gemeinschaft maßgebenden Frist durch den Tod eines der Ehegatten aufgelöst wird.

Art. 51. §. 1. Für eine Ehe mit dem gesetzlichen Güterstande des in der Provinz Pommern geltenden Lübischen Rechtes treten an die Stelle der bisherigen Gesetze, wenn nach diesen zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs keine Gütergemeinschaft besteht, die Vor­ schriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über das gesetzliche Güterrecht, anderenfalls die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über die allgemeine Gütergemeinschaft. §. 2. Gilt für die Ehe nach §. 1 das gesetzliche Güterrecht des Bürgerlichen Gesetzbuchs, so tritt mit der Geburt eines Kindes, sofern nach den bisherigen Gesetzen Gütergemeinschaft eingetreten sein würde, allgemeine Gütergemeinschaft nach den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs ein. Inwieweit das Vermögen der Frau Vorbehaltsgut wird und inwieweit die Verbindlichkeiten der Frau Gesammtgutsverbindlichkeiten werden, bestimmt sich nach den Vorschriften, welche gelten würden, wenn die allgemeine Gütergemeinschaft schon mit dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs eingetreten wäre. §. 3. Die Vorschriften der Statuten der Stadt Stolp über die Rechte, welche der Frau im Falle der Unzulänglichkeit des Vermögens der Ehegatten zustehen (§. 58 des Statutarrechts der Städte des Herzogthums Alt-Vor- und Hinterpommern), bleiben in Kraft.

§. 4. Wird eine Ehe, für die nach §. 1 das gesetzliche Güterrecht des Bürgerlichen Gesetzbuchs gilt, durch den Tod eines der Ehegatten auf­ gelöst, so finden die Vorschriften deS Artikel 46 §§. 2, 3 Anwendung. Sind für den Güterstand der Ehe bisher die für die Städte Anllam und Treptow an der Tollense geltenden Vorschriften maßgebend, so finden, wenn bei dem Tode eines Ehegatten ein gemeinschaftlicher Abkömmling vorhanden ist, auch die Vorschriften des Artikel 46 §§. 4, 5 entsprechende Anwendung.

74

AG. BGB.

Die Vorschriften des Artikel 46 §§. 2, 3 finden auch in den Fällen deS 8- 1483 Abs. 2, des §. 1484 Abs. 3 und des §. 1510 des Bürger­ lichen Gesetzbuchs Anwendung.

Art. 53. 8- 1- Besteht für eine Ehe der gesetzliche Güterstand der Errungenschastsgemeinschaft nach einem der Rechte, welche in dem zum Oberlandesgerichtsbezirke Frankfurt a. M. gehörenden Theile der Rhein­ provinz oder in den Provinzen Schleswig-Holstein und Heffen-Nassau gelten, so treten, unbeschadet der Vorschriften des Artikel 54, an die Stelle der bisherigen Gesetze die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über die Errungenschastsgemeinschaft. 8- 2. Das errungenschastliche Vermögen der Ehegatten wird Gesammtgut, auch soweit es nach den bisherigen Gesetzen nicht gemeinschanliches Vermögen der Ehegatten ist. 8. 3. Ist für den Güterstand bisher ein in der Provinz SchleswigHolstein geltendes Recht maßgebend, so bestimmt sich die Befugniß des Mannes zur Verfügung über ein zum Gesammtgute gehörendes Grundstück, das er während der Ehe erworben hat, nach den bisherigen Gesetzen.

8- 4. Bestimmt sich der Güterstand bisher nach dem Würzburgischen Rechte, so tritt mit der Geburt eines Kindes allgemeine Gütergemeinschast nach den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs ein. Die Vorschriften des Artikel 51 8- 2 Abs. 2 und des Artikel 52 §. 2 finden Anwendung. Das Gleiche gilt für eine Ehe, deren Güterstand fich bisher nach dem Nordstrander Landrechte bestimmt. In diesem Falle findet auch die Vorschrift des Artikel 52 §. 3 Anwendung.

§. 5. Die Vorschriften des Mainzer Landrechts, nach welchen bei der Auseinandersetzung der Mann zu zwei Dritteln, die Frau zu einem Drittel an dem Ueberschusse des Gesammtguts Theil nimmt, bleiben in Kraft. Das Gleiche gilt, soweit im Geltungsbereiche der Nassau-Katzenrlnbogenschen Landesordnung eine Theilung nach diesem Maßstabe ge­ wohnheitsrechtlich hergebracht ist. 8. 6.

Die Vorschriften des Artikel 46 88- 2, 3 finden Anwendung.

Art. 54. 8- 1 Besteht für eine Ehe der gesetzliche Güterstand der Errungenschaftsgemeinschaft nach Althessischem oder dem in den vormals Kurhessischen Gebietstheilen des Oberlandesgerichtsbezirkes Cassel geltenden Solmser oder Mainzer Rechte, so treten an die Stelle der bisherigen Gesetze die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über das gesetzliche Güterrecht. 8. 2. Das Vermögen, welches die Eheftau vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs während der Ehe erworben hat, wird ein­ gebrachtes Gut. 8- 3. Endigt die Verwaltung und Nutznießung des Mannes auf andere Weise als durch Vertrag, so kann jeder Ehegatte von dem anderen nach Maßgabe der bisherigen Gesetze Ausgleichung des Ehegewinns ver­ langen, wie wenn die im §. 1 bestimmte Aenderung des Güterstandes nicht eingetteten wäre. Der Anspruch ist nicht übertragbar. Er verjähtt in

einem Jahre; die Vorschrift des §. 204 Satz 1 buchs findet keine Anwendung.

des Bürgerlichen Gesetz­

§. 4. Bestimmt sich der Güterstand bisher nach dem Solmser oder dem Mainzer Rechte, so finden die Vorschriften -bcä Artikel 46 §§. 2, 3 Anwendung.

Art. 55. §. 1. Besteht für eine Ehe der gesetzliche Güterstand der Gemeinschaft des

beweglichen Vermögens und der 'Errungenschaft nach

einem der Rechte, welche in den zum Oberlandesgerichtsbezirke Frank­ furt a. M. gehörenden Theilen der Rheinprovinz oder in der Provinz Schleswig-Holstein gelten, so treten an die Stelle der bisherigen Gesetze die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über die Fahrnißgemeinschast. Tritt für eine Ehe, für welche die Vorschriften des Jütischen Low maßgebend find, der bezeichnete Güterstand erst zu einer späteren Zeit ein, so gilt die Vorschrift des Abs. 1 von dieser Zeit an.

§. 2. Bei dem Güterstande der Kur-Cölnischen Rechtsordnung oder des Kur-Trierschen Landrechts bleiben statt des §. 1551 Abs. 2, bei dem Güterstande des Jütischen Low bleiben statt der §§. 1551, 1554 des Bürgerlichen Gesetzbuchs die bisherigen Gesetze für den Umfang des ein­ gebrachten Gutes maßgebend. §. 3. Die Vorschriften des Artikel 46 §§. 2, 3 und des Artikel 53 8. 3 finden Anwendung.

Art. 56. Für Ehen, deren Güterstand fich nach dem Rheinischen Bürgerlichen Gesetzbuche bestimmt, gelten folgende Vorschriften: §. 1. Bei der gesetzlichen Gütergemeinschaft treten an die Stelle der bisherigen Gesetze die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über die Fahrnißgemeinschast.

§. 2. Bei der Errungenschaftsgemeinschaft treten an die Stelle der bisherigen Gesetze die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über die Errungenschaftsgemeinschaft. §. 3. Bei der allgemeinen Gütergemeinschaft treten an die Stelle der bisherigen Gesetze die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über die allgemeine Gütergemeinschaft. Fortgesetzte Gütergemeinschaft tritt nur ein, wenn sie durch Ehe­ vertrag vereinbart ist. §. 4. In den Fällen der §§. 1 bis 3 bestimmt sich die Befugniß des Mannes zur Verfügung über ein zum Gesammtgute gehörendes Grundstück nach den bisherigen Gesetzen. Die Frau kann bis zu dem Ablauf eines Jahres nach dem Inkraft­ treten des Bürgerlichen Gesetzbuchs auch auf Grund von Thatsachen, welche nur nach den bisherigen Gesetzen die Gütertrennungsklage rechtferfigen, auf Aufhebung der Gütergemeinschaft klagen, wenn die Thatsachen vor dem Jnkafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs eingetreten sind.

§. 5. Ist bei einem der in den §§. 1 bis 3 bezeichneten Güter­ stände nach Artikel 1514 des Rheinischen Bürgerlichen Gesetzbuchs ver­ einbart, daß die Frau im Falle des Verzichts auf die Gütergemeinschaft

74

AG.DGV.

ihr eingebrachtes Vermögen schuldenfrei zurücknehmen kann, so bleiben für die Ausübung des Verzichts die bisherigen Gesetze maßgebend.

§. 6. Ist für eine Ehe Ausschließung der Gütergemeinschaft nach Maßgabe der Artikel 1530 bis 1535 des Rheinischen Bürgerlichen Gesetz­ buchs vereinbart, so treten an die Stelle der bisherigen Gesetze die Vor­ schriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über das gesetzliche Güterrecht. Die Vorschrift des §. 4 findet entsprechende Anwendung. §. 7. Ist in den Füllen der §§. 1 bis 3, 6 der Frau vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs eine Erbschaft oder ein Vermüchtniß angefallen, so find für die Befugniß der Frau zur Annahme oder Ausschlagung die bisherigen Vorschriften maßgebend. §. 8. Bei dem Güterstande der Gütertrennung treten an die Stelle der bisherigen Gesetze die für die Gütertrennung geltenden Vorschriften der §§. 1427 bis 1430 des Bürgerlichen Gesetzbuchs. §. 9. Die gesetzliche Hypothek der Frau besteht von dem Eintritte der in den §§. 1 bis 3, 6, 8 bestimmten Aenderung des Güterstandes an nur noch zur Sicherung der vorher entstandenen Ansprüche; ist fie nicht vor dem Ablauf eines Jahres nach dem Eintritte der Aenderung durch Einschreibung im Hypothekenregister oder durch Eintragung im Grund­ buche wirksam geworden, so erlischt sie. §. 10. Ist für eine Ehe Dotalrecht vereinbart, so fällt die Be­ schränkung der Frau in der Geschäftsfähigkeit weg. Dies gilt jedoch nicht in Ansehung des Heirathsguts. Im Uebrigen bleiben die bisherigen Gesetze maßgebend.

Art. 57. Besteht für eine Ehe der gesetzliche Güterstand nach dem Allgemeinen Landrechte Theil II Titel 1 Abschnitt 5, dem gemeinen Dotalrechte, dem gemeinen Sachsenrechte, der Schaumburgischen Polizei­ ordnung von 1615, dem Fuldischen, dem Würzburgischen Rechte, dem Landrechte der oberen Grafschaft Katzenelnbogen oder dem Französischen Civilgesetzbuche, so finden die für diese Güterstände maßgebenden Vor­ schriften der Artikel 45, 49, 50, 52, 53, 56 auch Anwendung, wenn die Ehegatten den ersten ehelichen Wohnsitz nicht in Preußen gehabt haben. Dem Französischen Civilgesetzbuche wird das Badische Landrecht gleich geachtet.

Art. 58. Auf eine Ehe, für die einer der in den Artikeln 45 bis 57 bezeichneten Güterstünde kraft Ehcvertrags gilt, finden die Vor­ schriften dieser Artikel ohne Rücksicht auf den ersten ehelichen Wohnsitz der Ehegatten Anwendung. Besteht für eine Ehe kraft Ehevertrags der Güterstand des gemeinen Dotalrechts, so treten an die Stelle der bisherigen Gesetze die für die Gütertrennung geltenden Vorschriften der §§. 1427 bis 1430 des Bürger­ lichen Gesetzbuchs. Art. 59. Für die nach den Artikeln 45 bis 58 eintretende Aenderung des Güterstandes gelten folgende Vorschriften: §. 1. Das zur Zeit der Aenderung des Güterstandes vorhandene Vermögen der Ehegatten wird, unbeschadet der Vorschriften des Artikel 49

«s. BG».

74

§. 2, des Artikel 53 §. 2 und des Artikel 54 §. 2, eingebrachtes Gut, Vorbehaltsgut oder Gesammtgut, soweit es nach den bisherigen Gesetzen zu einer dem eingebrachten Gute, dem VorbehaltSgut oder dem Gesammt­ gut entsprechenden Vermögensmasse gehört. Bei der allgemeinen Gütergemeinschaft findet auf Gegenstände, die nur der Nutzung nach zum gemeinschaftlichen Vermögen gehören, die Vor­ schrift des §. 1439 Satz 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs Anwendung.

§. 2. Wird in Folge der Aenderung des Güterstandes das Grundbuch unrichtig, so werden für die Berichtigung des Grundbuchs Gerichtsgebühren und Stempel nicht erhoben. §. 3. In Ansehung der vor der Aenderung des Güterstandes entstandenen Verbindlichkeiten der Ehegatten bestimmen sich die Haftung des eingebrachten Gutes, des Vorbehaltsguts und des Gesammtguts sowie die persönliche Haftung der Ehegatten nach den bisherigen Gesetzen. Dies gilt auch für das Verhältniß der Ehegatten unter einander. Soweit sich bei der allgemeinen Gütergemeinschaft die Frau nach den bisherigen Gesetzen durch die Ausschlagung ihres Antheils von der persönlichen Haftung befreien kann, erlischt die Haftung mit der Beendigung der Gemeinschaft.

§. 4. Die Geltendmachung der Ersatzansprüche, welche den Ehegatten auf Grund des Güterstandes gegen einander zustehen, bestimmt sich nach den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs. §. 5. Vereinbarungen, welche die Ehegatten in Abänderung oder Ergänzung einzelner Vorschriften des gesetzlichen Güterrechts getroffen haben, werden von der Aenderung des Güterstandes nicht berührt. Das Gleiche gilt von einer seitens eines Dritten getroffenen Anord­ nung der im Abs. 1 bezeichneten Art. §. 6. Auf einen zur Zeit der Aenderung des Güterstandes anhängigen Rechtsstreit und auf die Wirkung der Entscheidung ist die Aenderung des Güterstandes ohne Einfluß. Das Gleiche gilt von der Vermögensauseinandersetzung der Ehe­ gatten, wenn die Ehe auf Grund einer vor der Aenderung des Güter­ standes erhobenen Klage geschieden wird.

§. 7. Auf die dem überlebenden Ehegatten nach den bisherigen Gesetzen zustehenden Rechte, die durch dieses Gesetz aufrecht erhalten werden, finden die Vorschriften des §. 1933 und der §§. 2335 bis 2337 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs entsprechende Anwendung. §. 8. Soweit nach diesem Gesetze für den Güterstand die Vor­ schriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs maßgebend sind, finden auch die 'ür den Güterstand geltenden Vorschriften der Civilprozeßordnung und der Konkursordnung Anwendung.

§. 9. Die Wirksamkeit des nach diesem Gesetz eintretenden Güter­ standes gegenüber Dritten bestimmt sich nach den für die Wirksamkeit deS bisherigen Güterstandes geltenden Vorschriften. Die Bestimmungen des Allgemeinen Landrechts Theil 11 Titel 1 §§. 352, 353, 425 treten jedoch lußer Kraft.

74

AG. BGB

Eine spätere Aenderung des Güterstandes ist Dritten gegenüber nur nach Maßgabe des §. 1435 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs wirksam. DaS Gleiche gilt von einem nach dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs erhobenen Einsprüche deS Mannes gegen den selbständigen Betrieb eines Erwerbsgeschäfts durch die Frau und von einem nach der bezeichneten Zeit erklärten Widerrufe der Einwilligung des Mannes zu dem Betriebe.

Akt. 60. Für einen Ehevertrag, durch den an die Stelle deS nach diesem Gesetz eintretenden Güterstandes eine andere nach den Vor­ schriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs zulässige Regelung des Güterstandes gesetzt oder der bezeichnete Güterstand in einzelnen Beziehungen geändert wird, für die Eintragung des EhevertragS in das Güterrechtsregister und für den Antrag auf die Eintragung werden Gerichtsgebühren und StempA nicht erhoben, wenn der Vertrag vor dem Ablauf eines Jahres nach der Aenderung des Güterstandes geschlossen wird. Das Gleiche gilt für die Aufnahme von Vermögensverzeichnisien und Auseinandersetzungsurkunden, wenn sie wegen der Aenderung des bisherigen Güterstandes von den Ehegatten vor dem im Abs. 1 be­ zeichneten Zeitpunkte beantragt wird.

Art. 61. §. 1. Bestimmt sich der Güterstand einer Ehe nach dem Bürgerlichen Gesetzbuche für das Königreich Sachsen, so treten an die Stelle der bisherigen Vorschriften: 1. wenn die Ehegatten nach dem gesetzlichen Güterrechte leben, die Vor­ schriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über das gesetzliche Güterrecht; 2. wenn der Frau die freie Verfügung über ihr Vermögen durch Ehe­ vertrag vorbehalten ist, die für die Gütertrennung geltenden Vor­ schriften der §§. 1427 bis 1430 des Bürgerlichen Gesetzbuchs; 3. wenn zwischen den Ehegatten allgemeine Gütergemeinschaft vereinbart ist, die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über die allgemeine Gütergemeinschaft; fortgesetzte Gütergemeinschaft tritt nur ein, wenn sie durch Ehevertrag vereinbart wird. §. 2. Für Ehen, deren Güterstand sich außer den Fällen des §. 1 kraft Gesetzes oder Ehevertrags nach einem in einem anderen Bundesstaate geltenden Güterrechte bestimmt, kann, wenn nach den Gesetzen des anderen Bundesstaats an die Stelle des bisherigen Güterrechts ein im Bürgerlichen Gesetzbuche geregelter Güterstand tritt, dieser Güterstand, unbeschadet der Vorschriften der AMel 57, 58, von dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Geschbuchs oder einem späteren Zeitpunkt an durch Königliche Verordnung eingeführt werden.')

8- 3. Auf die nach Maßgabe der §§. 1, 2 eintretende Aenderung des Güterstandes finden die Vorschriften der Artikel 59, 60 entsprechende Anwendung.

Art. 62. Ein Gütcrstand, für den die bisherigen Gesetze in Kraft bleiben, kann durch Ehevertrag nur nach Maßgabe der Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs aufgehoben oder geändert werden. *) Kgl. VO. vom 20 Dezember 1899 (unter 83).

Auf einen solchen Ehevertrag findet die Vorschrift des Artikel 60 Abs. 1 Anwendung, wenn er vor dem Ablauf eines JahreS nach dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs geschloffen wird.

Art. 63. Wird der Wohnsitz des Mannes nach dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs verlegt, so finden die Vorschriften des §. 1435 des Bürgerlichen Gesetzbuchs entsprechende Anwendung; ein von dem gesetz­ lichen Güterrechte des Bürgerlichen Gesetzbuchs abweichender Güterstand steht einem vertragsmäßigen gleich.

Art. 64. Für die nach diesem Gesetz erforderlichen Eintragungen in das Güterrechtsregister gelten die Vorschriften der §§. 1558 bis 1563 des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Art. 65. Begründen Ehegatten nach dem Inkrafttreten des Bürger­ lichen Gesetzbuchs in Preußen einen Wohnsitz, so gelten die Vorschriften der Artikel 45 bis 60, 62 bis 64 von der Zeit der Begründung des Wohnsitzes an; diese Zeit tritt an die Stelle der Zeit des Inkrafttretens des Bürger­ lichen Gesetzbuchs. Ist jedoch der Güterstand der Ehe schon durch die Gesetze eines anderen Bundesstaats geändert worden, so finden nur die Vorschriften der Artikel 63, 64 Anwendung.

Art. 66. Bei einer fortgesetzten Gütergemeinschaft, für welche die bisherigen Gesetze maßgebend bleiben, finden auf die Ertheilung eines Zeugnisses über die Fortsetzung der Gütergemeinschaft die Vorschriften deS §. 1507 des Bürgerlichen Gesetzbuchs Anwendung. Art. 67. 8-1. Ist eine Ehe, für welche allgemeine Gütergemein­ schaft nach Fuldischem Rechte bestanden hat, vor dem Inkrafttreten deS Bürgerlichen Gesetzbuchs durch den Tod eines der Ehegatten aufgelöst, so tritt im Falle der Wiederverheirathung deS überlebenden Ehegatten Ein­ kindschaft nicht ein. Der Ehegatte ist zur Abschichtung seiner Abkömmlinge aus früheren Ehen verpflichtet. Den Abkömmlingen gebührt die Hälfte des Werthes deS Gesammtguts zur Zeit der Wiederverheirathung; die Forderung wird zur Hälfte sofort, bei minderjährigen Abkömmlingen mit dem Eintritte der Groß­ jährigkeit, zur Hälfte mit dem Tode des überlebenden Ehegatten fällig. Die Abkömmlinge können für ihre Forderung die Bestellung einer Sicherungs­ hypothek verlangen. Auf oas Verhältniß der Abkömmlinge unter einander finden die Vorschriften des §. 1503 des Bürgerlichen Gesetzbuchs ent­ sprechende Anwendung. Eine Vereinbarung, durch welche die Abschichtung abweichend von den Vorschriften des Abs. 2 geregelt wird, bedarf, wenn ein Abkömmling unter elterlicher Gewalt oder Vormundschaft steht, der Genehmigung des Vormundschastsgerichts. §. 2. Ist eine Ehe mit dem Güterstande der allgemeinen Güter­ gemeinschaft nach Derdener Rechte vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs durch den Tod der Frau aufgelöst, so ist der Mann im Falle der Wiederverheirathung zur Abschichtung seiner Abkömmlinge aus früheren Ehen nach Maßgabe der Vorschriften des bisherigen Rechtes verpflichtet. 3 den er, RelchSztvllaese-e. 3. CufL (Preußen.)

101

74

AG. BGB

8- 3. In den Fällen der 88- 1, 2 finden die Vorschriften des 8- 1314 Abs. 2 und des 8- 1493 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs entsprechende Anwendung. SrNänmgnr über de« FamUieuuamtu.

Art. 68.

8- 1 Für die Entgegennahme und die öffenlliche Be­ glaubigung der im 8- 1577 Abs. 2, 3 des Bürgerlichen Gesetzbuchs be­ zeichneten Erklärungen über den Namen einer geschiedenen Frau ist, wenn die geschiedene Ehe vor einem Preußischen Standesbeamten geschloffen war, dieser zuständig. Anderenfalls ist für die Entgegennahme das Amtsgericht zuständig, in deffen Bezirke der Erklärende seinen WohnsiK oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat; das Gericht soll die Erllärung dem Standes­ beamten, vor welchem die Ehe geschloffen war, mittheilen. Die Erklärung ist am Rande der über die Eheschließung bewirkten Eintragung zu vermerken.

8. 2. Für die Entgegennahme und die öffentliche Beglaubigung der Erllärung, durch welche der Ehemann der Mutter eines unehelichen Kindes diesem seinen Namen ertheilt, sowie der Einwilligungserllärungen des Kindes und der Mutter ist, wenn die Geburt des Kindes im Geburts­ register eines Preußischen Standesbeamten eingetragen ist oder wenn die Erllärung bei der Eheschließung vor einem Preußischen Standesbeamten erfolgt, der Standesbeamte zuständig. Anderenfalls ist für die Entgegen­ nahme das Amtsgericht zuständig, in dessen Bezirke der Ehemann seinen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat. Erfolgt die Erklärung über die Ertheilung des Namens nicht gegen­ über dem Standesbeamten, in dessen Geburtsregister der Geburtsfall ein­ getragen ist, so soll die zuständige Behörde sie dem Standesbeamten mittheilen. Die Erklärung ist am Rande der über den Geburtsfall bewirkten Eintragung zu vermerken8- 3- Die Befugniß des Standesbeamten erstreckt sich nicht auf die Beglaubigung eines Handzeichens. Elterliche Gewalt.

Art. 69. 8- 1- Soweit in privatrechtlichen Vorschriften, die neben dem Bürgerlichen Gesetzbuch in Kraft bleiben, auf die väterliche Gewalt oder den väterlichen Nießbrauch Bezug genommen ist, tritt an die Stelle der väterlichen Gewalt die elterliche Gewalt, an die Stelle des väterlichen Nießbrauchs die elterliche Nutznießung. Ist in privatrechtlichen Angelegenheiten eines Minderjährigen die Zustimmung des Vaters oder des Vormundes oder die Vertretung durch den Vater oder den Vormund vorgeschrieben, so steht die Zustimmung oder die Vertretung der Mutter zu, wenn sie kraft elterlicher Gewalt die Vertretung des Minderjährigen hat. 8. 2. Der Mutter steht die Nutznießung an dem Fideikommißvermögen des Kindes kraft der elterlichen Gewalt nur insoweit zu, als ihr nach dem bisherigen Rechte der Nießbrauch zustehen würde. Die im 8- 1693 des Bürgerlichen Gesetzbuchs vorgesehene Uebertragung der Ver­ mögensverwaltung auf einen der Mutter bestellten Beistand kann auch

ohne Antrag der Mutter erfolgen; sie hat zu erfolgen, wenn sie vom Vater nach Maßgabe des §. 1777 des Bürgerlichen Gesetzbuchs augeordnet worden ist. 8- 3. Hat die Mutter eines Minderjährigen dessen Vermögen bis »um Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs als Vormünderin, von dieser Zeit an kraft elterlicher Gewalt zu verwalten, so findet die Legung einer Schlußrechnung nach §.67 der Vormundschaftsordnung vom 5. Juli 1875 nicht statt. Die Mutter hat erst nach dem Aufhören ihrer Vermögens­ verwaltung auch für die Zeit der vormundfchafllichen Verwaltung dem Kinde Rechenschaft abzulegen. §. 4. Soweit in öffentlichrechtlichen Vorschriften der bestehenden Landesgesetze auf die väterliche Gewalt Bezug genommen ist, tritt an die Stelle der väterlichen Gewalt die ellerliche Gewalt des Vaters. Steht die elterliche Gewalt nach dem Bürgerlichen Gesetzbuche der Mutter zu oder wird sie von ihr auSgeübt, so liegt der Mutter auch die Vertretung deS Minderjährigen in öffenllichrechllichen Angelegenheiten insoweit ob, als sie nach dem bisherigen Rechte dem Vater, Vormund oder Pfleger oblag. Ist in einer Angelegenheit die Mitwirkung weiblicher Personen ausgeschloffen, so kann sich die Mutter nach den für die Ver­ tretung solcher Personen geltenden Vorschriften vertreten lasten. Anerkemmug btt Vaterschaft. Für die Aufnahme der im §. 1718 und im §. 1720 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs vorgesehenen öffentlichen Urkunden über die Anerkennung der Vaterschaft ist der Standesbeamte, welcher die Geburt des Kindes oder die Eheschließung seiner Eltern beurkundet hat, auch dann zuständig, wenn die Anerkennung der Vaterschaft nicht bei der Anzeige der Geburt oder bei der Eheschließung erfolgt. Beantragt bei einer vor dem Gericht oder einem Notar erfolgenden Anerkennung der Erllärende die Beischreibung eines Vermerkes im GeburtSregrster, so hat das Gericht oder der Notar die Erllärung und den Antrag dem zuständigen Standesbeamten mitzutheilen.

Art. 70.

Art. 71. §. 1. Sind für die persönlichen Verhältniste eines unehelichen Kindes die Vorschriften des Rheinischen Rechtes maßgebend, so erlangt das Kind die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes, wenn der Vater die Mutter geheirathet und das Kind vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs in einer öffenüichen Urkunde anerkannt hat. Dies gilt für ein Kind, das zur Zeit der Anerkennung volljährig ist, nur dann, wenn das Kind vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs in einer öffentlichen Urkunde seine Zustimmung zu der Anerkennung erllärt. §. 2. Eine nach §. 1 erfolgte Anerkennung gilt als von der Zeit der Eheschließung an wirksam. Erworbene Rechte Dritter bleiben unberührt. Beamte anb Geistliche al» Verwändet. Art. 72. Wer ein Staatsamt oder ein besoldetes Amt in der Kommunal- oder Kirchenverwaltung belleidet, bedarf zur Uebernahme einer Vormundschaft oder zur Fortführung einer vor dem Eintritt in das Amt übernommenen Vormundschaft der Alaubniß der zunächst vorgesetzten

74

AG. BGB.

Behörde. Das Gleiche gilt für die Uebernahme oder die Fortführung des Amtes eines Gegenvormundes, Pflegers oder Beistandes. Die Erlaubniß kann zurückgenommen werden. Notare bedürfen der Erlaubniß nicht. Anlegung drn Mündelgeld. Art. 73. §. 1. Eine Hypothek, eine Grundschuld oder eine Rentenschuld an einem in Preußen belegenen Grundstück ist für die Anlegung von Mündelgeld als sicher anzusehen, wenn sie innerhalb des Fünfzehnfachen oder, sofern ihr kein anderes der Eintragung bedürfendes Recht im Range vorgeht oder gleichsteht, innerhalb des Zwanzigfachen des staatlich ermittelten Gmndsteuerreinertrags oder bei einem ländlichen Grundstück innerhalb der ersten zwei Drittel, bei einem städtischen Grundstück innerhalb der ersten Hälfte des Werthes zu stehen kommt. Der Werth ist bei ländlichen Grundstücken durch Taxe einer Preußischen öffentlichen Kreditanstalt, die durch Vereinigung von Gmndbesitzem gebildet ist und durch staatliche Verleihung Rechtsfähigkeit erlangt hat, oder durch Taxe einer Preußischen provinzial-(kommunal-)ständischen öffentlichen Grundkreditanstalt oder durch gerichtliche Taxe, bei städtischen Grundstücken in gleicher Weise oder durch Taxe einer öffentlichen Feuer­ versicherungsanstalt festzustellen. §. 2. Statt des Zwanzigfachen des Grundsteuerreinertrags ist bei Grundstücken, die von einer Kreditanstalt der im §. 1 Abs. 2 bezeichneten Art satzungsgemäß ohne besondere Ermittelungen bis zu einem größeren Vielfachen beliehen werden können, das größere Vielfache, sofern es jedoch den dreißigfachen Betrag übersteigt, dieser Betrag maßgebend. Für einzelne Bezirke kann durch Königliche Verordnung statt des Zwanzigfachen des Gmndsteuerreinertrags ein das Dierzigfache nicht über­ steigendes größeres Vielfaches bestimmt werden.

Art. 74. Zur Anlegung von Mündelgeld sind außer den im §. 1807 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bezeichneten Fordemngen und Werth­ papieren geeignet: 1. die Rentenbriefe der zur Vermittelung der Ablösung von Renten in Preußen bestehenden Rentenbanken; 2. die Schuldverschreibungen, welche von einer Deutschen kommunalen Körperschaft oder von der Kreditanstalt einer solchen Körperschaft oder mit Genehmigung der staatlichen Aufsichtsbehörde von einer Kirchengemeinde oder von einem kirchlichen Verband ausgestellt und entweder von Seiten der Inhaber kündbar sind oder einer regel­ mäßigen Tilgung unterliegen; 3. die mit staatlicher Genehmigung ausgegebenen Pfandbriefe und gleich­ artigen Schuldverschreibungen einer Kreditanstalt der im Artikel 73 §. 1 Abs. 2 bezeichneten Art; 4. die auf den Inhaber lautenden Schuldverschreibungen, welche von einer Preußischen Hypotheken-Aktien-Bank auf Grund von Darlehen an Preußische Körperschaften des öffentlichen Rechtes oder von Dar­ lehen, für welche eine solche Körperschaft die Gewährleistung über­ nommen hat, ausgegeben sind.

Art. 75. §. 1. Eine in Preußen bestehende öffmlliche Sparkasse kann durch den Regierungspräsidenten tut Einvernehmen mit dem Land­ gerichtspräsidenten zur Anlegung von Mündelgeld für geeignet erNärt werden. Die Erklärung kann zurückgenommen werden. Die Erklärung und die Rücknahme sind durch das Amtsblatt be­ kannt zu machen. §. 2. Ist vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs ein Sparkassenbuch außer Kurs gesetzt, so ist zur Erhebung des Geldes die Genehmigung des Gegenvormundes oder des Vormundschaftsgerichts er­ forderlich.

Art. 76. Im Falle des §. 1808 des Bürgerlichen Gesetzbuchs kann die Anlegung von Mündelgeld bei der Preußischen Central-Genossenschufts-Kasse oder einer sonstigen Preußischen öffentlichen Bankanstalt, (Landesbank, landschaftlichen, ritterschastlichen Darlehnskafse u. s. w.) und, wenn die von einer Preußischen Privatbank ausgestellten Werthpapiere durch den Bundesrath zur Anlegung von Mündelgäd für geeignet erklärt sind oder eine Preußische Privatbank nach Maßgabe des Artikel 85 für die Hinterlegung von Werthpapieren als Hinterlegungsstelle bestimmt ist, bei einer soühen Privatbank erfolgen.

Die Anlegung bei den ordentlichen Hinterlegungsstellen (Hinterlegungs­ ordnung vom 14. März 1879, Gesetz-Samml. S. 249) findet nicht statt. Gememdewaiseurath. §. 1. Für jede Gemeinde oder für örtlich abzugrenzende Gemeindetheile sind ein oder mehrere Gemeindeglieder als Gemeinde­ waisenrath zu bestellen. Für benachbarte Gemeindebezirke können dieselben Personen bestellt werden. Das Amt eines Waisenraths ist ein unentgeltliches Gemeindeamt. Durch Beschluß der Gemeindebehörde können die dem Gemeinde­ waisenrath obliegenden Verrichtungen besonderen Abtheilungen oder schon bestehenden Organen der Gemeindeverwaltung übertragen werden. Auf selbständige Gutsbezirke finden diese Vorschriften mit der Maß­ gabe entsprechende Anwendung, daß der Waisenrath von dem Guts­ vorsteher ernannt wird. Die bisherigen Waisenräthe bleiben im Amte.

Art. 77.

§. 2. Zur Unterstützung des Gemeindewaisenraths können Frauen, die hierzu bereit find, als Waisenpflegerinnen widerruflich bestellt werden. Die Zuständigkeit für die Bestellung bestimmt sich nach den für die Be­ stellung der Waisenräthe maßgebenden Vorschriften. Die Waisenpflegerinnen haben unter der Leitung des Gemeinde­ waisenraths bei der Beaufsichtigung der im Kindesalter stehenden Mündel und bei der Ueberwachung weiblicher Mündel mitzuwirken. Brdormuuduug durch rinnt AustaltSvorstaud »der durch Beamte der Armeuverwaltuug. Art. 78. §. 1. Der Vorstand einer unter der Verwaltung des Staates oder einer Gemeindebehörde stehenden Erziehungs- oder Ver­ pflegungsanstalt hat für die in der Anstalt untergebrachten Minderjährigen die Rechte und Pflichten eines Vormundes.

AG. BGB.

74

Die Rechte und Pflichten des Anstaltsvorstandes bestehen nur, solange das Dormundjchaftsgericht nicht einen anderen Vormund bestellt hat. Der Vorstand behält die Rechte und Pflichten des Vormundes auch nach der Beendigung der Erziehung oder Verpflegung bis zur Volljährigkeit des Mündels. §. 2. Die Aufnahme des Minderjährigen in die Anstalt ist von dem Vorstande dem Vormundschastsgericht und dem Gemeindewaisenrathe deS Bezirkes, in dem die Anstalt liegt, anzuzeigen. Mit der Aufnahme in die Anstalt endigt das Amt des bisherigen Vormundes.

§. 3. Neben dem Vorstand ist ein Gegenvormund nicht zu bestellen. Dem Vorstände stehen die nach §. 1852 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs zulässigen Befreiungen zu. §. 4. Auf Grund ortsstatutarischer Bestimmung können Beamten der Gemeindearmenverwaltung alle oder einzelne Rechte und Pflichten eines Vormundes für diejenigen Minderjährigen übertragen werden, welche im Wege der öffentlichen Armenpflege unterstützt und unter Aufsicht der Beamten entweder in einer von diesen ausgewählten Familie oder Anstalt oder, sofern es sich um uneheliche Minderjährige handelt, in der mütter­ lichen Familie erzogen oder verpflegt werden. Wird von dieser Befugniß Gebrauch gemacht, so finden die Vor­ schriften des 8-1 Abs. 2, des §. 2 Abs. 1 und, wenn dem Beamten alle Rechte und Pflichten eines Vormundes übertragen werden, auch die Vor­ schriften des §. 2 Abs. 2 und des §. 3 entsprechende Anwendung. Fürsorge deS RachlaßgerichtS.

Art. 79.

Die Vorschriften, nach welchen das Nachlaßgericht auch unter anderen als den im §. 1960 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bezeichneten Voraussetzungen die Anfertigung eines Nachlaßverzeichnisses sowie bis zu dessen Vollendung die erforderlichen Sichcrungsmaßregetn, insbesondere die Anlegung von Siegeln, von Amtsivegen anordnen kann oder soll, treten außer Kraft. Nothtestament.

Art. 80. Für die Errichtung eines Testaments in der durch den §. 2249 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bestimmten Form stehen die selbständigen Gutsbezirke den Gemeinden gleich. An Stelle des Vorstehers oder neben dem Vorsteher einer Gemeinde lontt voll dem Justizminister eine andere Person bestellt werden, vor welcher die Errichtung des Testainents zu erfolgen hat. In diesem Falle werden die Gebühren für die Errichtung des Testaments durch den Justiz­ minister bestilnmt. Ist ein Dolmetscher zuzuziehen, so kann die Beeidigung des Dol­ metschers durch die Person, vor welcher die Errichtung des Testaments stattfindet, erfolgen. Amtliche Verwahrung von Testamente« und Erbverträgen.

Art. 81. §. 1. Die besondere amtliche Verwahrung der Testa­ mente und der Erbverträge erfolgt bei den Amtsgerichten.

§. 2.

Zuständig ist bei Testamenten:

1. wenn das Testament vor einem Amtsgericht errichtet ist, dieses Gericht; 2. wenn das Testament vor einem Notar errichtet ist, das Gericht, in besten Bezirke der Notar seinen Amtssitz hat;

3. wenn das Testament vor dem Vorsteher einer Gemeinde oder eines Gutsbezirkes errichtet ist, das Gericht, zu besten Bezirke die Gemeinde oder der Gutsbezirk gehört;

4.

wenn das Testament nach §. 2231 Nr. 2 buchs errichtet ist, jedes Gericht.

des Bürgerlichen Gesetz­

Der Erblaster kann jederzeit die Verwahrung bei einem anderen Gerichte verlangen. DaS Gericht, welches das Testament in Verwahrung nimmt, hat, wenn der Erblasser seinen Wohnsitz in dem Bezirk eines anderen Gerichts hat, diesem von der Verwahrung Nachricht zu geben. Die Vorschriften des Abs. 1 Nr. 1, 2 und der Abs. 2, 3 finden auch auf die Verwahrung eines Erbvertrags Anwendung. §. 3. Die Annahme zur Verwahrung sowie die Herausgabe ist von dem Amtsgericht anzuordnen und von dem Amtsrichter und dem Gerichts­ schreiber gemeinschaftlich zu bewirken. Bei der Buchführung sind die Vermerke über die Annahme und die Herausgabe von dem Amtsrichter und dem Gerichtsschreiber zu unter­ schreiben. Die Verwahrung erfolgt unter gemeinschaftlichem Verschlüsse des Amtsrichters und des Gerichtsschreibers. Der Hinterlegungsschein ist von ihnen zu unterschreiben und mit dem Gerichtssiegel zu versehen. Eröffnung von Testamenten und Erbverträge«. Art. 82. Befindet sich ein Testament oder ein Erbvertrag seit mehr als vierundfünfzig Jahren in amtlicher Verwahrung, so ist mit der Eröffnung vorzugehen, sofern nicht bekannt ist, daß der Erblaster noch lebt. Die Vorschriften der §§. 2260 bis 2262 des Bürgerlichen Gesetzbuchs studen entsprechende Anwendung.

Feststellung deS SrtragswerthS eise» Landgut». Soweit in Fällen der Erbfolge oder der Aufhebung einer fortgesetzten Gütergemeinschaft der ErtragSwerth eines Landguts zu ermitteln ist, gilt als solcher der fünfundzwanzigfache Betrag deS jährlichen Reinertrags. Durch Königliche Verordnung kann eine andere Verhältnißzahl bestimmt werden. Die Grundsätze, nach welchen der Reinertrag festzustellen ist, können durch allgemeine Anordnung des Justizministers und des Ministers für Landwirthschast, Domänen und Forsten bestimmt werden. Hinterlegung. Art. 84. Die Hinterlegungsordnung vom 14. März 1879 (Gesetz-Samml. S. 249) wird dahin geändert:')

Art. 83.

I. Der §. 4 erhält folgende Fassung: Die nach den §§. 1, 2 bestimmten Hinterlegungsstellen sind dem Finanzminister untergeordnet. *) Abgedruckt unter Berücksichtigung dieser Aenderungen oben unter

71.

74

AG. BGB fL An die Stelle der §§. 18, 19 treten folgende Vorschriften: §. 18. Bei der Hinterlegung, welche der Schuldner eines Geldbetrags zum Zwecke der Befreiung von seiner Ver­ bindlichkeit bewirkt, ist in der nach §. 14 erforderlichen Er­ klärung der Gläubiger, für welchen die Hinterlegung erfolgt, zu bezeichnen oder anzugeben, in Folge welcher Umstände der Schuldner seine Verbindlichkeit nicht oder nicht mit Sicherheit erfüllen kann. Macht der Schuldner das Recht des Gläubigers zum Empfange des hinterlegten Geldes von der Bewirkung einer Gegenleistung abhängig, so ist dies unter Bezeichnung der Gegenleistung in der Erklärung anzugeben. Die Hinterlegungsstelle hat den Schuldner unter Bezug­ nahme auf die Vorschrift des §. 382 des Bürgerlichen Gesetz­ buchs zu dem Nachweis aufzufordern, daß und wann der Gläubiger die im §. 374 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs vorgeschriebene Anzeige von der Hinterlegung empfangen hat. Wird der Nachweis nicht vor dem Ablaufe von drei Monaten nach der Aufforderung geführt, so ist die Hinterlegungsstelle ermächtigt, im Namen und auf Kosten des Schuldners dem Gläubiger die Anzeige zu machen; die Aufforderung muß einen Hinweis auf diese Rechtsfolge enthalten. §. 19. In den Fällen des §. 1171 uitb des §. 1269 des Bürgerlichen Gesetzbuchs ist der nach §. 14 erforderlichen Erklärung der Nachweis beizufügen, daß das Aufgebotsversahren eingeleitet ist. in. Der §. 30 erhält folgenden Abs. 2: Geht in den Fällen des Abs. 1 Nr. 1, 2 die Anordnung oder die Anweisung von einem Gericht oder einer Auseinander­ setzungsbehörde aus, so ist die Zuständigkeit von der Hinter­ legungsstelle nicht zu prüfen. IV. Der §. 31 Abs. 1 erhält als Satz 2 folgenden Zusatz: Die Vorschrift des §. 30 Abs. 2 findet entsprechende Anwendung. V. Im §. 33 Abs. 2 wird die Nr. 2 a dahin geändert: a) wenn die hinterlegte Maffe nicht mehr als dreihundert Mark beträgt oder der Gegenvormund die Empfangnahme genehmigt. VI. Der §. 37 wird gestrichen. VII. Der 8- 39 erhält folgende Fassung: Auf das Verfahren finden die Vorschriften der §§. 12 bis 18, 20 bis 33, 35 entsprechende Anwendung, soweit nicht Abweichungen aus den Bestimmungen dieses Titels sich ergeben. VIII. Der §. 46 Satz 1 wird dahin geändert: Die Vorschriften des §. 33 Abs. 1, 2 finden auf die Herausgabe von Kostbarkeiten an einen Vormund (Pfleger) keine Anwendung. IX. An die Stelle der §§. 47, 48 treten folgende Vorschriften: §. 47. Für die Hinterlegung von Werthpapieren ober

«S.BG».

74

Kostbarkeiten des Mündels durch den Vormund (Pfleger) gelten die besonderen Vorschriften der §§. 47 a bis 51. §. 47 a. Zur Hinterlegung von Jnhaberpapieren, mit Ausnahme von Zins-, Renten- und Gewinnantheilscheinen, sowie von Orderpapieren, die mit Blankoindoflament versehen sind, bedarf es keiner Mitwirkung des Vormundschaftsgerichts, sofern sich nicht aus der vorgelegten Bestallung ergiebt, daß der Vormund zur Hinterlegung nicht verpflichtet ist. ES genügt die Beobachtung der §§. 14, 15 und 40. Mit einem Jnhaberpapiere kann der Erneuerungsschein hinterlegt werden. 8.48. Die Hinterlegung von Werthpapieren, die nicht nach §. 47 a hinterlegt werden können, sowie von Kostbarkeiten geschieht auf Grund einer dem Vormunde (Pfleger) von dem Vormundschaftsgerichte zu ertheilenden Anweisung. X. An die Stelle des §. 52 tritt folgende Vorschrift: Auf die Hinterlegung von Werthpapieren oder Kostbar­ keiten eines unter elterlicher Gewalt stehenden KindeS durch den Vater oder die Slutter finden die Vorschriften der §§. 48 bis 51 entsprechende Anwendung. XI. Hinter §. 58 werden folgende Vorschriften eingestellt: §. 58 a. In den Fällen deS §. 382, des §. 1171 Abf. 3 und des §. 1269 Satz 3 des Bürgerlichen Gesetzbuchs kann der Erlaß des Aufgebots nicht vor dem Ablaufe von einunddreißig Jahren beantragt werden. Die einunddreißigjährige Frist beginnt: 1. im Falle des §. 382 mit dem Ende des Monats, in welchem der Gläubiger die Anzeige des Schuldners von der HinterIcQuna enwfanacn Bat: 2. in den Fällen des 8- U71 Abs. 3 und des 8-1269 Satz 3 mit der Erlaflung des Urtheils, durch welches der Gläubiger mit seinem Rechte ausgeschlossen ist; das Gericht hat das Ausschlußurtheil der Hinterlegungsstelle mitzutheilen. 8. 58 b. Ist die Hinterlegung auf Grund des 8- H7 Abs. 2 oder der 88- 120, 121, 124, 126 deS Gesetzes über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung vom 24. März 1897 (ReichS-Gesetzbl. S. 97) erfolgt, so ist der Aufgebotsantrag nicht vor dem Ablaufe von einunddreißig Jahren zulässig. Die einunddreißigjährige Frist beginnt: 1 in den Fällen der 88- 120, 121 mit dem Eintritte der Bedingung, unter welcher die Hinterlegung erfolgt ist; die Hinterlegungsstelle hat den Eintritt der Bedingung soweit thunlich zu ermitteln; ist der Eintritt der Bedingung nicht ermittelt, so beginnt die Frist mit der Einstellung oder der letzten Einstellung der Verzinsung; 2. in den übrigen Fällen mit dem Ende deS Monats, in welchem die Hinterlegung erfolgt ist.

74

AG. «GB XL Der §. 61 erhält folgenden Zusatz: 4. im Falle des §. 58 a Abs. 2 Nr. 1 ein Zeugniß der Behörde über den Tag, an welchem der Gläubiger die Anzeige von der Hinterlegung empfangen hat, in den Fällen des §. 58 a Abs. 2 Nr. 2 das der Hinter­ legungsstelle mitgetheilte Ausschlußurtheil, in den Fällen des §. 58 b Abs. 2 Nr. 1 ein Zeugniß der Behörde über den Tag, an welchem die Bedingung eingetreten ist, oder darüber, daß der Eintritt der Bedingung nicht hat ermittelt werden können.

Xin. Der §. 64 wird dahin geändert: Der Erlaß des Aufgebots kann, unbeschadet der Bor­ schriften der 83- 58 a, 58 b nach dem Abläufe von dreißig Jahren seit dem Ende der Monats beantragt werden, in welchem die Hinterlegung erfolgt ist. XIV. Der §. 67 erhält folgende Fassung: Die Vorschriften der §§. 64 bis 66 finden keine An­ wendung, wenn die Hinterlegung erfolgt ist: 1. nach Inhalt der bei derselben vorgelegten Erklärung oder Anweisung auf Grund des §. 1667 Abs. 2 Satz 4, des §. 1814 oder des §. 1818 des Bürgerlichen Gesetzbuchs; 2. auf Ersuchen der Aufsichtsbehörde in einer Familienfideikommiß-, Lebns- oder Stiftungssache. Der Erlaß des Aufgebots kann in diesen Fällen beantragt werden nach dem Ablaufe von zwanzig Jahren seit dem Ende deS Monats, in welchem die elterliche Gewalt, die Vormund­ schaft oder die Pflegschaft oder die Eigenschaft des Gegen­ standes als Vermögensstück des Familienfideikommisses, des Lehens oder der Stiftung aufgehört hat. XV. Der §. 72 erhält folgende Fassung: Die vorläufige Verwahrung bei den Amtsgerichten gilt in dem Verhältnifie zwischen den Betheiligten als Hinterlegung. XVI. Im §. 74 wird die Nr. 2 dahin geändert: * 2. wenn eine Hinterlegung in Gemäßheit deS §. 1667 Abs. 2 Satz 4, des §. 1814 oder des §. 1818 des Bürgerlichen Gesetzbuchs erfolgt und der Vater, die Mutter oder der Vormund die vorläufige Verwahrung verlangt;

XVII. Im §. 77 tritt an die Stelle des letzten Satzes folgender Abs. 2: Wird die Verwahrung von dem Schuldner zum Zwecke der Befreiung von seiner Verbindlichkeit nachgesucht, so finden die Vorschriften des §. 18 Abs. 1, 2 entsprechende Anwendung. XVIII. Im §. 82 Abs. 2 werden die Worte „binnen sechs Wochen" er­ setzt durch die Worte: „binnen sechs Monaten".

XIX. Der §. 86 wird aufgehoben.

XX. Der dritte Abschnitt erhält folgende Fassung:

AG. BSB.

74

Dritter Abschnitt. Hinterleg»»« «»derer «18 der im erste» Atschnitte bqeich»ett» Seche». §. 87. Für die Hinterlegung anderer als der im §. 1 bezeichneten Werthpapiere sowie sonstiger Urkunden find die Amtsgerichte als Hinterlegungsstellen zuständig. §. 87 a. Die Vorschriften der §§. 12, 14 bis 18, 20 biS 33, 35, 40, 43 bis 52, 63 bis 69 finden mit folgenden Maßgaben entsprechende Anwendung: 1. DaS Gesuch um Annahme oder um Herausgabe der Urkundm kann zum Protokoll des Gerichtsschreibers an­ gebracht werden. 2. Bei Urkunden, die nicht Werthpapiere find, findet ein Aufgebotsverfahren zum Zwecke der Ausschließung der Betheiligten nicht statt. DaS Recht auf Rückgabe erlischt mit dem Zeitpunkt, in welchem bei Werthpapieren der Ausgebotsantrag zuläsfig werden würde; die Urkunden find zu vernichten. §. 88. Das Amtsgericht kann die Gerichtsschreiberei mit der Derwahrung der Urkunden beauftragen. §. 89. Andere Sachen als Geld, Werthpapiere, sonstige Urkunden und Kostbarkeiten find zur Hinterlegung nicht geeignet. XXI. Die 88- 90, 91 werden aufgehoben.

Art. 85. Für die Hinterlegung von Werthpapieren in den Fällen der 88- 1082, 1392, 1667, 1814, 1818, 2116 deS Bürgerlichen Gesetz­ buchs können durch Anordnung der zuständigen Minister auch die See­ handlung, die Preußische Central-GenoffenschaftS-Kaffe oder eine sonstige Preußische öffentliche Bankanstalt (Landesbank, landschaftliche, ritterschastliche DarlehnSkasse u. s. w.) sowie die von Kreditanstalten der im Artikel 17 8. 2 Abs. 2 bezeichneten Art eingerichteten Derwahrungs- oder Verwaltungs­ stellen und im Falle des Bedürfnisses geeignete Preußische Privatbanken als HmterlegungSstellen bestimmt werden. GerichtSkosteu.

Art. 86. 8- 1- Das Preußische Gerichtskostengesetz vom 25. Juni 1895 (Gesetz-Samml. S. 203) wird dahin geändert: Dieser Gesetz ist durch Gesetz vom 25. Juli 1910 wiederum geändert und durch BO. vom 6. August 1910 unter der Bezeichnung Preußischer Gerichtrkostengesetz vom 25. Juli 1910 in neuer Fassung veröffentlicht worden (GS. S. 150).

Schlußbestimmuugr«. Soweit in Gesetzen auf Vorschriften verwiesen ist, welche durch dieses Gesetz außer Kraft gesetzt werden, treten an deren Stelle die entsprechenden neuen Vorschriften.

Art. 87.

Art. 88. Die in den Artikeln 57, 58 des EinführungSgesetzeS zum Bürgerlichen Gesetzbuche gemachten Vorbehalte gelten auch gegenüber den Vorschriften dieses Gesetzes. Art. 89. Die nachstehenden Vorschriften werden, soweit fie nicht schon in Folge Reichsgesetzes außer Kraft treten, unbeschadet der UebergangSvorschriften, aufgehoben:

74

AG. BGB

1. folgende Vorschriften deS Allgemeinen Landrechts, soweit sie sich nicht auf öffentliches Recht beziehen: a) die Einleitung mit Ausnahme der §§. 74, 75; b) der erste Theil mit Ausnahme deS 8- 24 deS 1. Titels, der §§. 29 bis 69, 71 bis 82, 96 bis 117, 125 bis 131, 133, 137 biS 140, 142 bis 144, 146 bis 148, 152, 153, 155, 156, 162 biS 167, 169 bis 174, 185, 186 des 8. Titels, der §§. 94 bis 96, 111 biS 120, 126, 128, 129, 139, 140, 152, 153, 155 bis 157, 170 bis 208, 210 bis 219, 223 bis 258, 261 bis 274, 348, 655 bis 659 deS 9. Titels sowie der sonstigen Vorschriften deS neunten Ab­ schnitts dieses Titels, soweit sie auf Grund der im Einführungsgesetze zum Bürgerlichen Gesetzbuche gemachten Vorbehalte in Kraft bleiben, der 88- 4 bis 11, 651, 652, 676, 677, 996 bis 1019, 1021 biS 1023 des 11. Titels, der 88- 176, 475, 476 des 12. Titels, der 88- 41 biS 45 des 13. Titels, der 88- 362 bis 371 des 17. Titels, der 88- 1 bis 679 des 18. Titels, der 8§. 458 bis 465 des 20. Titels, der 88- 45, 46 des 21. Titels und der 88- 55 bis 242 des 22. Titels; c) aus dem zweiten Theile: der 1. Titel mit Ausnahme der 88- 34, 35, des AnhangS-8- 65, der 88- 193, 738 bis 740 und deS neunten Abschnitts, soweit dieser auf Grund einer nach den Artikeln 57, 58 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch in Kraft bleibenden Vorschrift der HauSverfaffung gilt; der 2. Titel mit Ausnahme der 88- 17, 18, 59, 77, 78, 81 biS 84, 150, 603, 641, 642, 683 bis 685; der 3. Titel; die 88- 1 bis 22, 27 bis 47, 227 bis 250 des 4. Titels, soweit sie nicht für Familienfideikommiffe gelten; der 5. Titel; der 6. Titel, soweit er sich aus die Verfassung rechtsfähiger Vereine bezieht, für Vereine, die nach dem Inkrafttreten deS Bürgerlichen Gesetzbuchs Rechtsfähigkeit erlangen; die 88- 80 bis 85 des 7. Titels; die 88- 444 bis 455 des 8. Titels; die 88- 1199 biS 1209 des 11. Titels; die 88- 1 bis 4, 7 bis 18, 21, 23 bis 29 deS 16. TitelS; die 88- 48 bis 52, 54, 56 bis 60 des 17. Titels; der 18. Titel mit Ausnahme der 88- 344, 810, 996 bis 1002; die 88- 45 bis 48 des 19. Titels; die 88- 1271, 1272 des 20. Titels;

2. das Rheinische Bürgerliche Gesetzbuch mit Ausnahme der Artikel 538, 556 bis 563, 640 bis 643, 645, des Artikel 648, soweit er sich auf das Weiderecht innerhalb der Gemeinde bezieht, des Artikel 671, des Artikel 672 Abs. 1 und der Artikel 674 bis 681, 714 und des Artikel 1384, soweit er auf die Haftung des Staates, der Ge­ meinden und anderer Kommunalverbände für den von ihren Beamten in Ausübung der diesen anvertrauten öffentlichen Gewalt zugefügten Schaden Anwendung findet; 3. die Borschristen des gemeinen Rechtes über die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand und über die Privatpfändung; 4. die Borschrift des revidirten Statuts der Stadt Lübeck Buch 2 Titel 2 Artikel 10; 5. die Vorschriften der bisherigen Gesetze über das Schuldverhältniß aus einem mit der Ueberlaffung eines Grundstücks verbundenen Leibgedingsvertrag und die Fuldische Verordnung vom Auszug oder der Leibzucht rc. vom 16. Februar 1773; 6. das Rheinische Gesetz über die Führung der Namen und Bornamen vom 23. August 1794 (6. Fructidor Ü); 7. die Verordnung wider die Veräußerung unbeweglicher Güter in die todte Hand vom 17. Mai 1799 (Chronologische Sammlung der Verordnungen rc. für die Herzogthümer Schleswig und Holstein S. 27); 8. das Ausschreiben, die Auf- und Annahme von Testamenten auf den Inseln der Provinz Ostfriesland betreffend, vom 24. November 1817 (Samml. der Hannoverschen Landesverordnungen rc. des Jahres 1817 II S. 521); 9. das Gesetz wegen Einführung kürzerer Berjährungssristen vom 31. März 1838 (Gesetz-Samml. S. 249); 10. das Gesetz über Familienschlüffe bei Familien-Fideikommiffen, Familien­ stiftungen und Lehnen vom 15. Februar 1840 (Gesetz-Samml. S. 20), soweit es sich auf Familienstistungen bezieht; 11. das Gesetz, betreffend die Familien-Fideikommiffe, fideikommiffarischen Substitutionen und Familienstistungen im Herzogthum Schlesien und in der Grafschaft Glatz, vom 15. Februar 1840 (Gesetz-Samml. 1840 S. 25), soweit eS sich auf Familienstiftungen bezieht; 12. die Verordnung wegen Einführung kürzerer Verjährungsfristen für die Landestheile, in welchen noch gemeines Recht gilt, vom 6. Juli 1845 (Gesetz-Samml. S. 483); 13. das Gesetz über die Erwerbung von Grundeigenthum für Korpo­ rationen und andere juristische Personen des Auslandes vom 4. Mai 1846 (Gesetz-Samml. S. 235); 14. das Nassauische Gesetz, betreffend die Abkürzung der Verjährungs­ fristen für gewisse Arten von Forderungen, vom 5. April 1849 (Nass. DerordnungS-Blatt S. 75); 15. der §. 92 des Gesetzes, betreffend die Ablösung der Reallasten und die Regulirung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhiältnffe, vom 2. März 1850 (Gesetz-Samml. S. 77); 16. das Hannoversche Gesetz, die Verjährung persönlicher Klagen und die Einführung kurzer Verjährungsfristen für dieselben betreffend, vom 22. September 1850 (Hannov. Gesetz-Samml. Abth. I S. 187);

74

AG. BGB.

17. das Großherzoglich Hessische Gesetz, betreffend die Verjährung der persönlichen Klagen in den Provinzen Starkenburg und Oberheffen, vom 19. März 1853 (Großherzogl. Hess. Reg.-Bl. S. 117); 18. das Kurhesfische Gesetz wegen Einführung kürzerer Verjährungs­ fristen bei Klagen aus Schuldverhältniffen vom 14. Juli 1853 (Kurheff. Gesetz-Samml. S. 99); 19. das Landgräflich Hessische Gesetz, die Verjährung der persönlichen Klagen betreffend, vom 15. August 1854 (Reg.-Blatt f. d. ehemal. Landgrafschaft Heffen-Homburg S. 748); 20. das Gesetz, betreffend die Abschätzung der Landgüter zum Behufe der Pflichttheilsberechnung in der Provinz Westfalen, vom 4. Juni 1856 (Gesetz Samml. S. 550); 21. das Bayerische Gesetz, betreffend die Verjährungsfristen, vom 26. März 1859 (Bayer. Gesetzbl. S. 26); 22. der §. 19 des Gesetzes, betreffend die Ablösung der Reallasten in den Hohenzollernschen Landen, vom 28. Mai 1860 (Gesetz-Samml. S. 221); 23. der im §. 3 des Frankfurter Gesetzes, die Erwerbung von Grund­ eigenthum und Jnsätzen durch Nichtverbürgerte betreffend, vom 29. Sep­ tember 1863 (Franks. Gesetz- und Statutensammlung Bd. XVI. S. 55); 24. daS Gesetz, betreffend die den gemeinnützigen Aktiengesellschaften bewilligte Sportel- und Stempelfreiheit, vom 2. März 1867 (GesetzSamml. S. 385); 25. das Gesetz wegen Einführung kürzerer Verjährungsfristen für die Provinz Schleswig-Holstein vom 9. Februar 1869 (Gesetz-Samml. S. 341); 26. das Gesetz, betreffend die Genehmigung zu Schenkungen und letzt­ willigen Zuwendungen, sowie zur Uebertragung von unbeweglichen Gegenständen an Korporationen und andere juristische Personen, vom 23. Februar 1870 (Gesetz-Samml. S. 118); 27. der §. 14 des Gesetzes, betreffend die Ablösung der Reallasten im Gebiete des Regierungsbezirks Wiesbaden und in den zum Regierungs­ bezirk Caffel gehörigen vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen, vom 15. Februar 1872 (Gesetz Samml. S. 165); 28. daS Gesetz über den EigenthumSerwerb und die dingliche Belastung der Grundstücke, Bergwerke und selbständigen Gerechtigkeiten, vom 5. Mai 1872 (Gesetz-Samml. S. 433); 29. der §. 55 des Gesetzes, betreffend die Ablösung der Reallasten in der Provinz Schleswig-Holstein, vom 3. Januar 1873 (Gesetz-Samml. S. 3); 30. dieVormundschastSordnung vom 5. Juli 1875 (Gesetz Samml. S. 431); 31. der §. 26 des Gesetzes, betreffend die Ablösung der Reallasten im Gebiete des Regierungsbezirks Caffel ausschließlich der zu demselben gehörigen vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheile, vom 23. Juli 1876 (Gesetz-Samml. S. 357).

Art. 90. Dieses Gesetz tritt gleichzeitig mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch in Kraft. Die Vorschriften des Artikel 33 §. 2 Abs. 2, §. 3 Nr. 1, der Artikel 34, 71. 73, 74 und deS Artikel 86 §. 2 treten mit der Verkündung in Kraft.

75. Preussisches Gesetz Ober die freiwillige Gerichtsbarkeit vom 2L September 1899.

(Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten 1899 Nr. 31 S. 249—284).

Erster Abschnitt.

Allgemeine Vorschriften. Art. 1. Die §§. 3, 4, 6, 7, 14, der 8-16 Abs. 2, 3 sowie die §§. 31 bis 33 des Reichsgesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17. Mai 1898 finden, unbeschadet der Vorschriften des Grundbuchrechts über die Ausschließung und Ablehnung der Gerichts­ personen in der Beschwerdeinstanz, Anwendung auf diejenigen Angelegen­ heiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit, welche durch Landesgesetz den ordent­ lichen Gerichten übertragen sind. Das Gleiche gilt von den Vorschriften der §§. 8, 9 über die Gerichtssprache und die Dolmetscher und, soweit nicht entgegenstehende Vorschriften gegeben sind, von den Vorschriften der 8Z. 13, 15, des 8- 16 Abs. 1 und der 83- 17, 34. Art. 2. Wirkt in einer Angelegenheit der freiwilligen Gerichts­ barkeit, die nicht in der Beurkundung eines Rechtsgeschäfts besteht, ein Gerichtsschreiber mit, so finden auf ihn die Vorschriften der 83- 6, 7 des Reichsgesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit entsprechende Anweitdung, Die Zuziehung eines Gerichtsschreibers kann in den Fällen, in welchen das Gesetz sie nicht vorschreibt, erfolgen, wenn sie zur sachgemäßen Er­ ledigung des Geschäfts zweckmäßig ist. Art. 3. Für die Anfechtung gerichtlicher Verfügungen in den­ jenigen Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit, welche durch Landes­ gesetz den Gerichten übertragen sind, gelten die Vorschriften der Artikel 4 bis 7. Die Vorschriften des Grundbuchrechts und des Gesetzes, betreffend das Pfandrecht an Privateisenbahnen und Kleinbahnen ec., vom 19. August 1895 (Gesetz-Samml. S. 499) bleiben unberührt.

Art. 4. Die gerichtlichen Verfügungen erster Instanz können im Wege der Beschwerde angefochten werden. Die Beschwerde findet nicht

75

PGFG.

statt, soweit sie durch besondere gesetzliche Vorschrift ausgeschlossen ist. Rechte Dritter, die auf Grund der angefochtenen Verfügung erworben find, werden durch die Abänderung der Verfügung nicht beeinträchtigt.

Art. 5. Soweit nach besonderen gesetzlichen Vorschriften die Ein­ legung des Rechtsmittels gegen die Entscheidung erster Instanz an eine Aist gebunden ist, findet die sofortige Beschwerde statt.

Art. 6. Die Vorschriften der §§. 20 bis 27, 29 des Reichs­ gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit finden entsprechende Anwendung. Ueber die Beschwerde gegen eine Verfügung, die das Amtsgericht erlassen hat, entscheidet das Landgericht, über die Beschwerde gegen eine Verfügung, die das Landgericht in erster Instanz erlassen hat, entscheidet das Oberlandesgericht, über die Beschwerde gegen eine Verfügung, die das Oberlandesgericht in erster Instanz erlassen hat, der Justizminister. Die Entscheidungen über Beschwerden erfolgen bei den Landgerichten durch eine Civilkammer, bei den Oberlandesgerichten durch einen Civilsenat. Eine weitere Beschwerde findet nur statt, wenn das Amtsgericht die erste Instanz bildet. Art. 7. Für die Entscheidung über das Rechtsmittel der weiteren Beschwerde ist das Kammergericht zuständig. Hängt die Entscheidung nach der Auffassung des Kammergerichts von der Auslegung eines in seinem Bezirke nicht geltenden Gesetzes ab. so kann es die weitere Be­ schwerde demjenigen Oberlandesgerichte zur Entscheidung überweisen, zu dessen Bezirke das Landgericht gehört, welches die angefochtene Entscheidung erlassen hat. Der Ueberweisungsbeschluß ist dem Beschwerdeführer bekannt zu machen.

Art. 8. Die Vorschriften des Artikel 7 gelten, unbeschadet der Zuständigkeit des Reichsgerichts, auch für Grundbuchsachen sowie für die­ jenigen Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit, welche durch Reichs­ gesetz den Gerichten übertragen sind. Art. 9. Sind an einer Angelegenheit der freiwilligen Gerichts­ barkeit mehrere Personen betheiligt, so kann das Gericht bei der von ihm zu treffenden Entscheidung auf Antrag einen Betheiligten verurtheilen, diejenigen Kosten des Verfahrens ganz oder theilweise zu tragen, welche er durch ein unbegründetes Gesuch, einen unbegründeten Widerspruch oder eine unbegründete Beschwerde, durch vorzeitiges Anrufen des Gerichts, durch eine Versäumung oder durch grobes Verschulden veranlaßt hat. Zu den nach Abs. 1 zu erstattenden Kosten des Verfahrens gehören die Gebühren und Auslagen, welche durch die Zuziehung eines Rechts­ anwalts entstanden sind, nur insoweit, als die Zuziehung nach dem Er­ messen des Gerichts zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung oder Rechts­ vertheidigung nothwendig war.

Art. 10. Wird eine gerichtliche Festsetzung des Betrags der Kosten erforderlich, zu deren Erstattung ein Bethciligter auf Grund der Artikel 9,16 verurtheilt worden ist, so erfolgt sie durch das Gericht erster Instanz. Im

Falle des §. 1875 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs erfolgt die Fest­ setzung durch den Vorsitzenden des Familienraths. Zur Berücksichtigung eines Ansatzes genügt, daß er glaubhaft ge­ macht wird.

Art. 11. Findet gegen die Entscheidung in der Hauptsache die sofortige Beschwerde statt, so kann auch die Entscheidung über die Ver­ pflichtung zur Tragung der Kosten sowie die Kostenfestsetzung nur mit der sofortigen Beschwerde angefochten werden. Die Kostenfestsetzung kann selbständig mit der weiteren Beschwerde nur angefochten werden, wenn die Beschwerdesumme den Betrag von fünfzig Mark übersteigt. Art. 12. Ergeht nach der Kostenfestsetzung eine Entscheidung, die den Werth des Gegenstandes des Verfahrens festsetzt, so ist, falls diese Entscheidung von der Werthberechnung abweicht, welche der Kostenfestsetzung zu Grunde liegt, auf Antrag die Kostenfestsetzung entsprechend abzuändern. Ueber den Antrag entscheidet das Gericht elfter Instanz.

Art. 13. Wird eine in Betreff der Kosten ergangene Entscheidung abgeändert, so ist der Betheiligte auf Antrag zur Erstattung der ihm auf Grund der Entscheidung zuviel gezahlten Kosten zu verurtheilen.

Art. 14. Aus der gerichtlichen Kostensestsetzung sowie aus der Entscheidung, durch die ein Betheiligter zur Erstattung der ihm zu viel gezahlten Kosten vcrurtheilt wird, findet die Zwangsvollstreckung nach den Vorschriften der Civilprozeßordnung statt. Art. 15. Ist Jemandem durch eine Verfügung die Verpflichtung auferlegt, eine Handlung vorzunehmen, die ausschließlich von seinem Willen abhängt, oder eine Handlung zu unterlassen oder die Vornahme einer Handlung zu dulden, so kann ihn das Gericht, soweit sich nicht aus dem Gesetz ein Anderes ergiebt, zur Befolgung seiner Anordnung durch Ord­ nungsstrafen anhalten; die Ordnungsstrafen dürfen nur in Geld bestehen. Art. 16. Bei der Festsetzung einer Ordnungsstrafe ist der Be­ theiligte zugleich in die Kosten des Verfahrens zu verurtheilen. Die zwangsweise Einziehung einer Ordnungsstrafe erfolgt im Wege des Verwaltungszwangsverfahrens. Eine Ordnungsstrafe kann nicht in den Nachlaß des Vemrtheilten vollstreckt werden.

Art. 17. Soll eine Sache oder eine Person herausgegeben oder eine Sache vorgelegt werden oder ist eine Anordnung ohne Gewalt nicht durchzuführen, so kann auf Grund einer besonderen Verfügung des Gerichts auch Gewalt gebraucht werden; der Verfügung hat in der Regel eine Androhung vorauszugehen. Der Vollstreckungsbeamte ist befugt, erforder­ lichenfalls die Unterstützung der polizeilichen Vollzugsorgane nachzusuchen. Die Kosten fallen dem Verpflichteten zur Last. Die Vorschriften des §. 752 und des §. 790 Abs. 1 der Civilprozeßordnung finden entsprechende An­ wendung. Jaeger, ReIIvilgese»e. 3. Aukl. (Preuße«.)

102

75

PGFG.

Wird die Sache oder die Person nicht vorgefunden, so kann bei Verpflichtete von dem Gerichte zur Leistung des Offenbarungseids an­ gehalten werden; die Vorschriften des §. 883 Abs. 2, 3, des §. 900 Abs. 1 und der §§. 901, 902, 904 bis 910, 912, 913 der Civilprozeßordnung finden entsprechende Anwendung.

Art. 18. Die Ausfertigungen gerichtlicher Verfügungen sind von dem Gerichtsschreiber zu unterschreiben und mit dem Gerichtssiegel zu versehen. Zweiter Abschnitt.

Nachlaß- und Theilungssachen. Art. 19. Erhalten die Ortspolizeibehörden von einem Todesfälle Kenntniß, bei welchem gerichtliche Maßregeln zur Sicherung des Nachlafles angezeigt erscheinen können, so sollen sie dem Amtsgericht, in dessen Bezirke der Todesfall eingetreten ist, Mittheilung machen. Der Justiz­ minister und der Minister des Innern können diese Verpflichtung auf die Gemeindebehörden übertragen. Art. 20. Nach dem Tode eines Beamten hat, unbeschadet der Zuständigkeit des Nachlaßgerichts, die Behörde, welcher der Verstorbene angehörte, oder die Aufsichtsbehörde für die Sicherung der amtlichen Akten und der sonstigen Sachen, deren Herausgabe aus Grund des Dienstverhältnisses verlangt werden kann, zu sorgen, soweit hierfür ein Bedürfniß besteht. Werden bei der Ausführung einer Maßregel, die daS Gericht zur Sicherung eines Nachlasies angeordnet hat, Sachen der im Abs. 1 be­ zeichneten Art vorgefunden, so hat das Gericht die Behörde, welcher der Verstorbene angehörte, oder die Aufsichtsbehörde hiervon zu benachrichtigen und ihr zugleich von den Sicherungsmaßregeln, die in Ansehung dieser Sachen vorgenommen worden sind, Mittheilung zu machen. Der Be­ hörde liegt es ob, das Weitere zu veranlassen.

Art. 21. Wird auf Grund der §§. 86, 99 des Reichsgesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit die Vermittelung der Auseinandersetzung nachgesucht, so kann das Amtsgericht auf Antrag eines Betheiligten die Vermittelung der Auseinandersetzung einem Notar überweisen, der seinen Amtssitz in dem Bezirke des vorgeordneten Land­ gerichts hat. Wird der Antrag vor dem ersten Verhandlungstermine von allen Betheiligten oder in diesem Termine von allen erschienenen Betheiligten gestellt, so hat ihm das Gericht stattzugeben. Einigen sich vor dem Termin alle Betheiligten oder in dem Termin alle erschienenen Betheiligten über einen bestimmten Notar, so hat das Gericht die Vermittelung der Auseinandersetzung diesem Notar zu überweisen, es sei denn, daß er an der Vermittelung rechtlich oder thatsächlich verhindert ist. Gegen den Beschluß, durch welchen über die Üeberweisung entschieden wird, steht den Betheiligten die sofortige Beschwerde zu.

PGFG.

75

Ist der Ueberweisungsbeschluß rechtskräftig geworden, so hat ihn das Gericht mit den Akten unter Angabe des Tages, an welchem die Rechtskraft eingetreten ist, dem Notar zu übersenden.

Art. 22. Ist der von dem Gericht ernannte Notar an der Ver­ mittelung der Auseinandersetzung rechtlich oder thatsächlich verhindert, so finden auf die Ueberweisung an einen anderen Notar die Vorschriften des Artikel 21 mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß die Ueber­ weisung auch ohne Antrag erfolgen kann und daß als erster Derhandlungstermin der erste von dem Gerichte zur Fortsetzung der Verhandlung bestimmte Termin gilt. Lehnt der Notar die Vermittelung der Auseinandersetzung ab, weil der ihm zustehende Vorschuß nicht gezahlt wird, so ist die Ueberweisung erledigt; die Ueberweisung an einen anderen Notar ist unzulässig.

Art. 23. Durch den Ueberweisungsbeschluß gehen auf den Notar die Verrichtungen über, die nach dem §. 87 Abs. 2, den §§. 89 bis 91, dem §. 93 Abs. 1, Abs. 2 Satz 1 sowie nach den 88- 94, 95 deS Reichs­ gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit dem Amtsgerichte zustehen. Die Bestätigung der Auseinandersetzung oder einer vorgängigen Vereinbarung erfolgt durch das Gericht. Die Vernehmung eines Zeugen oder eines Sachverständigen kann von dem Notar nur dann angeordnet werden, wenn die erschienenen Betheiligten über seine Vernehmung ein­ verstanden sind. Auch ist nur das Gericht zuständig, über die Recht­ mäßigkeit der Weigerung eines Zeugnisses oder der Abgabe eines Gut­ achtens und über die Entbindung von der Abgabe eines Gutachtens zu entscheiden; das Gleiche gilt von der Verurtheilung eines Zeugen oder eines Sachverständigen in Strafe oder Kosten, von der Anordnung der zwangsweisen Vorführung eines Zeugen sowie von der Aufhebung der gegen einen Zeugen oder Sachverständigen getroffenen Anordnungen.

Art. 24. Soweit nach Artikel 23 an Stelle deS Gerichts der Notar zuständig ist, tritt der Notar auch an die Stelle des Gerichts­ schreibers; an die Stelle der Gerichtsschreiberei treten die Geschäftsräume des Notars. Art. 25. Der Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand kann bei dem Gericht oder dem Notar gestellt werden.

Art. 26. Auf die Bekanntmachung notarieller Verfügungen findet der §. 16 Abs. 2 des Reichsgesetzes über die freiwillige Gerichtsbarkeit entsprechende Anwendung. Soweit nach Abs. 1 die für die Zustellung von Amtswegen geltenden Vorschriften der Civilprozeßordnung maßgebend sind, tritt an die Stelle des Gerichtsschreibers der Notar, an die Stelle des Gerichtsdieners der Gerichtsvollzieher. Der §. 174 Abs. 1 der Civilprozeßordnung bleibt außer Anwendung. Bei einer Zustellung durch Aufgabe zur Post hat sich der Notar, wenn er nicht selbst das zuzustellende Schriftstück der Post übergiebt, der Vermittelung eines Gerichtsvollziehers zu bedienen. Die Be-

76

PGFG

willigung einer öffentlichen Zustellung kann nur durch das Gericht erfolgen; die Zustellung wird von dem Gerichtsschreiber besorgt.

Akt. 27. Ist daS Verfahren vor dem Notar erledigt, so hat dieser die in dem Verfahren entstandenen Schriftstücke zu den Gerichtsakten abzugeben.

Art. 28. Die Kosten deS Verfahrens vor dem Gericht und deS Verfahrens vor dem Notar fallen der Masse zur Last. Die Gebühren und Auslagen eines Bevollmächtigten trägt der Machtgeber, die Kosten einer für das Auseinandersetzungsverfahren angeordneten Abwesenheitspflegschast der abwesende BetheÜigte, die durch eine Versäumung verursachten Kosten der Säumige. Diese Vorschriften finden keine Anwendung, soweit in der Aus­ einandersetzungsurkunde ein Anderes bestimmt ist. Wer die Kosten der Beschwerdeinstanz zu tragen hat, bestimmt fich nach dem Inhalte der darüber ergangenen gerichtlichen Entscheidung. Die Vorschriften der Artikel 9 bis 14 finden keine Anwendung.

Dritter Abschnitt.

Vereins- und Güterrechtsregister. Schiffsregister nnd Handelssachen. Art. 29. Die näheren Bestimmungen über die Einrichtung und bte Führung deS Vereins- und deS Güterrechtsregisters sowie des Handels­ und des Schiffsregisters werden vom Justizminister getroffen. Die Eintragungen in das Schiffsregister sollen von dem Richter mit Angabe des Wortlauts verfügt, von dem Gerichtsschreiber ausgeführt und von beiden unterschrieben werden. Die beglaubigten Abschriften aus dem Schiffsregister find von dem Richter und dem Gerichtsschreiber zu unterschreiben.

Art. 80. Ueber die Verpflichtung zur Tragung der Kosten die durch eine gerichtliche Verhandlung über die Bestätigung der Dispache entstehen, entscheidet das Gericht, vor dem die Verhandlung stattfindet; die Enffcheidung erfolgt nur auf Antrag eines der an dem Verfahren Betheiligten. Die Kosten find, unbeschadet der Vorschrift des Artikel 9, von den an dem Verfahren Betheiligten in dem Verhältnisse zu tragen, in welchem fie zu dem Havereischaden beizutragen haben. Die den einzelnen Be­ theiligten entstandenen Kosten können, wenn die Umstände es rechtfertigen, gegen einander aufgehoben werden. Soweit die Betheiligten eine abweichende Vereinbarung treffen, ist diese maßgebend. Die Vorschriften der Artikel 10 bis 14 dieses Gesetzes und des §. 158 Abs. 3 des Reichsgesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit finden entsprechende Anwendung.

PGFG.

75

Diertec Abschnitt.

Gerichtliche und notarielle Urkunden. Erster Titel.

Zuständigkeit. Art. 31. Für die Aufnahme von Urkunden der freiwilligen Gerichtsbarkeit find die Amtsgerichte und die Notare zuständrg. Die Zuständigkeit umfaßt die Befugniß zur öffentlichen Beurkundung von Rechtsgeschäften und von sonstigen Thatsachen. Sie erstreckt sich insbe­ sondere auch auf die Vornahme freiwilliger Versteigerungen, auf die Mit­ wirkung bei Abmarkungen sowie auf die Aufnahme von Vermögensverzeichniffen. Die Notare sind auch zuständig, Zustellungen vorzunehmen und zu beurkunden. Die Zustellungsurkunden der Notare sind stempelfrei. Der Justizminister kann die Amtsgerichte anweisen, Versteigerungen nur unter bestimmten Voraussetzungen vorzunehmen.

Art. 32. Unberührt bleiben die Vorschriften, wonach die im Artikel 31 bezeichneten Handlungen der freiwilligen Gerichtsbarkeit auch von anderen Behörden oder mit öffentlichem Glauben versehenen Personen als den Amtsgerichten oder Notaren oder nur von solchen anderen Be­ hörden oder Personen oder nur von dem örtlich zuständigen Amtsgerichte vorgenommen werden können. Beglaubigte Abschriften oder Bescheinigungen aus den bei Gericht geführten oder verwahrten Akten und öffentlichen Büchern sollen die Notare in der Regel nicht ertheilen. Art. 33. Die Amtsgerichte und die Notare sollen die freiwillige Versteigerung eines Grundstücks nur vornehmen, wenn das Grundstück in ihrem Amtsbezirke belegen ist. Liegt das Grundstück in verschiedenen Amtsbezirken oder sollen mehrere Grundstücke, die in verschiedenen Amts­ bezirken liegen, zusammen versteigert werden, so ist jedes Amtsgericht sowie jeder Notar, in dessen Amtsbezirk ein Theil des Grundstücks oder eines der Grundstücke liegt, zu der Versteigerung befugt. Gehört das Grundstück zu einem Nachlaß oder zu einer ehelichen Gütergemeinschaft oder zu einer fortgesetzten Gütergemeinschaft, so darf die Versteigerung auch von dem Gerichte vorgenommen werden, welches auf Grund der §§. 86, 99 des Reichsgesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit mit der Vermittelung der Auseinander­ setzung befaßt ist; hat das Gericht die Vermittelung der Auseinander­ setzung einem Notar übertragen, so ist an Stelle des Gerichts der Notar zuständig.

Art. 34. Ist zur Wahrnehmung von Rechten im Auslande die Leistung eines Eides oder eine Versicherung an Eidesstatt erforderlich, so ist zur Abnahme des Eides oder der Versicherung an Eidesstatt sowohl das Amtsgericht als auch der Notar befugt.

75

PGFG.

Das Amtsgericht kann für eine einzelne Angelegenheit einen Sach­ verständigen auch dann beeidigen, wenn alle bei dieser Angelegenheit betheiligten Personen darauf antragen und die Beeidigung nach dem Ermessen des Gerichts angemessen erscheint.

Art. 35. Zur Beglaubigung von Abschriften sind auch die Gerichts­ schreiber befugt. Die Vorschriften über die Beglaubigung von Abschristen aus dem Grundbuch und dem Schiffsregister bleiben unberührt.

Art. 36. Die Gerichtsschreiber bei den Amtsgerichten find zu­ ständig für Beurkundungen behufs Sicherstellung der Zeit, zu welcher eine Privaturkunde ausgestellt ist. Art. 37. Eine Beurkundung, für die das Landgericht oder das Oberlandesgericht zuständig ist, kann durch einen beauftragten oder ersuchten Richter erfolgen. Der Auftrag kann auch von dem Vorsitzenden der Kammer oder des Senats ertheilt werden. Der beauftragte ober ersuchte Richter soll sich in der Urkunde als solcher bezeichnen.

Art. 38. Soweit die Gerichtsschreiber oder die Gerichtsvollzieher auf Antrag der Betheiligten oder im Auftrage des Gerichts die tnt Artikel 31 Abs. 1 bezeichneten Geschäfte vornehmen können, ist das Amts­ gericht befugt, die Ausführung eines Geschäfts, um dessen Vornahme es ersucht wird, dem Gerichtsschreiber oder einem Gerichtsvollzieher zu über­ tragen. In gleicher Weise kann, soweit für die Aufnahme von Vermögensverzeichnissen, die öffentliche Versteigerung beweglicher Sachen sowie die öffenlliche Verpachtung an den Meistbietenden die im siebenten Ab­ schnitte bezeichneten Behörden oder Beamten zuständig sind, diesen die Ausführung eines Geschäfts, um dessen Vornahme das Amtsgericht ersucht wird, übertragen werden. Die Aufnahme eines Vermögensverzeichnisses kann auch einem Notar übertragen werden. Der Justizminister kann für solche Bezirke, in denen dazu ein Be­ dürfniß besteht, die Amtsgerichte ermächtigen, in den ihnen geeignet scheinenden Fällen mit der Vornahme und der Beurkundung einer frei­ willigen Grundstücksversteigerung, die außerhalb der Gerichtsstelle erfolgen soll, einen Gerichtsschreiber zu beauftragen; der Gerichtsschreiber soll nur mit Zustimmung der Betheiligten beauftragt werden.

Art. 39. Eine Beurkundung ist nicht deshalb ungültig, weil der beurkundende Beamte sie außerhalb der Grenzen seines Bezirkes vor­ genommen hat. Zweiter Titel.

Munden über NechtSgeschafle. Art. 40. Werden bei der Beurkundung eines Rechtsgeschäfts vor. dem Richter oder dem Notar Wahrnehmungen gemacht, welche Zwerfel darüber begründen, ob ein Betheiligter die zu dem Rechtsgeschäft erforder­ liche Geschäftsfähigkeit oder Einsicht besitzt, oder bestehen sonstige Zweifel

PGFS.

75

an der Gültigkeit des Geschäfts, so sollen die Zweifel den Detheiligten mitgetheilt und der Inhalt der Mittheilung sowie die von den Betheiligten darauf abgegebenen Erklärungen in dem Protokolle festgestellt werden. Verstößt der Inhalt eines Geschäfts gegen ein Strafgesetz oder ist das Geschäft offenbar ungültig, so hat der Richter sowie der Notar die Beurkundung abzulehnen.

Art. 41. Das Protokoll soll, falls ein Bethelligter taub ist, ihm rur Durchsicht vorgelegt werden, auch wenn er dies nicht verlangt. In dem Protokolle soll festgestellt werden, daß dies geschehen ist. Ist ein tauber Betheiligter nicht im Stande, Geschriebenes zu lesen, so soll eine Vertrauensperson zugezogen werden, die sich mit ihm zu ver­ ständigen vermag. In dem Protokolle soll festgestellt werden, daß der Bethelligte nach der Ueberzeugung des Richters oder des Notars die Vertrauensperson verstanden hat. Das Protokoll soll auch von der Ver­ trauensperson genehmigt und unterschrieben werden. Die Vertrauensperson kann auch der Gerichtsschreiber, der zugezogene zweite Notar oder ein zu­ gezogener Zeuge oder einer der Betheiligten sein.

Art. 42. Die Urschrift des gerichtlichen und des notariellen Protokolls über die Beurkundung eines Rechtsgeschäfts bleibt in der Ver­ wahrung des Gerichts oder des Notars.

Art. 43. Eine Ausfertigung des Protokolls kann nur von dem Gericht oder dem Notar erthellt werden, in besten Verwahrung sich die Urschrift befindet. Hat das Gericht oder der Notar, in besten Verwahrung sich die Urschrift befindet, das Protokoll nicht ausgenommen, so soll in der Aus­ fertigung angegeben werden, weshalb sie von dem ausfertigenden Gericht oder Notar erthellt worden ist. Art. 44. Wird glaubhaft gemacht, daß die Urkunde im Aus­ lande gebraucht werden soll, so darf mit Zustimmung derjenigen, welche nach Artikel 49 Abs. 1 eine Ausfertigung fordern können, die Urschrift ausgehändigt werden. Geschieht dies, so soll eine Ausfertigung zurück­ behalten und auf dieser vermerkt werden, wem und an welchem Tage die Urschrift auSgehändigt worden ist. Die zurückbehaltene Ausfertigung ver­ tritt die Stelle der Urschrift.

Art. 45. Die Vorschriften des §. 182 des Reichsgesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit finden auch auf die gericht­ liche Ausfertigung notarieller Protokolle Anwendung. Notarielle Ausfertigungen sind von dem Notar zu unterschreiben und mit dem Dienstsiegel zu versehen. Auf Antrag können die Protokolle vom Notar auch auszugsweise ausgefertigt werden. Art. 46. Die theilung angeben und ertheilt wird. Auf der Urschrift Ausfertigungen erthellt

Ausfertigung soll den Ort und den Tag der Erdie Bezeichnung der Person enthalten, der sie soll vermerkt werden, wem und an welchem Tage worden find.

75

PGFG.

Art. 47. Soll ein Protokoll auszugsweise ausgefertigt werden, so sind in die Ausfertigung außer solchen Theilen deS Protokolls, welche die Beobachtung der Förmlichkeiten nachweisen, diejenigen Theile auszu­ nehmen, welche den Gegenstand betreffen, auf den sich der Auszug beziehen soll. In dem Ausfertigungsvermerk ist der Gegenstand anzugeben und zu bezeugen, daß weitere den Gegenstand betreffende Bestimmungen in dem Protokolle nicht enthalten sind. Bei gerichtlichen Ausfertigungen hat der Richter den Umfang des Auszugs und den Inhalt des Ausfertigungs­ vermerkes anzuordnen und der Gerichtsschreiber in dem Ausfertigungs­ vermerke die Anordnung des Richters zu erwähnen. Art. 48. Anlagen des Protokolls sind, soweit sie nicht nach §. 176 des Reichsgesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichts­ barkeit einen Theil des Protokolls selbst bilden, der Ausfertigung oder dem Auszug in beglaubigter Abschrift beizufügen; die Beifügung erfolgt nur auf Antrag.

Art. 49. Bon den Protokollen können, sofern nicht in der Ur­ kunde oder durch eine besondere Erklärung gegenüber dem Gericht oder dem Notar eine abweichende Bestimmung getroffen ist, eine Ausfertigung fordern: 1. diejenigen, welche das Rechtsgeschäft im eigenen Namen vorgenommen haben oder in deren Namen das beurkundete Rechtsgeschäft von Anderen vorgenommen worden ist; 2. die Rechtsnachfolger der in Nr. 1 bezeichneten Personen. Die im Abs. 1 bezeichneten Personen sind auch berechtigt, eine ein­ fache oder beglaubigte Abschrift zu verlangen und die Urschrift einzusehen. Hat derjenige, welcher eine Ausfertigung fordert, fein Rechtsvor­ gänger oder sein Rechtsnachfolger schon eine Ausfertigung erhalten, so ist die Ertheilnng einer weiteren Ausfertigung zu verweigern, wenn ihr recht­ liche Bedenken entgegenstehen.

Art. 50. Die Einsicht der notariellen Protokolle kann denjenigen gestattet werden, in deren Interesse die Urkunde errichtet worden ist, sowie den Rechtsnachfolgern dieser Personen. Das Gleiche gilt von der Ertheilung einer einfachen oder beglaubigten Abschrift.

Art. 51. Der Gerichtsschreiber soll Ausfertigungen oder Abschriften nur auf Anordnung des Gerichts ertheilen. Weigert sich ein Notar, eine Ausfertigung oder Abschrift zu ertheilen oder die Einsicht der Urschrift zu gestatten, so entscheidet auf Antrag des Betheiligten eine Civilkammer des Landgerichts, in dessen Bezirke der Notar seinen Amtssitz hat. Art. 52. Die Rechte, welche Behörden oder Beamten sowie anderen als den in den Artikeln 49, 50 bezeichneten Personen in Bezug aus die Aushändigung oder Einsicht gerichtlicher oder notarieller Urkunden oder in Bezug auf die Mittheilung ihres Inhalts zustehen, werden durch die Vorschriften dieses Titels nicht berührt.

PGFG.

75

Dritter Titel.

Sonstige Munden. Art. 53. Für notarielle Urkunden über andere Gegenstände als Rechtsgeschäfte gelten die Vorschriften der Artikel 54 bis 62. Dre gleichen Vorschriften finden auf gerichtliche Urkunden der bezeichneten Art An­ wendung, soweit nicht die Beurkundung einen Theil eines anderen Ver­ fahrens bildet. Art. 54. Die Urkunde muß den Ort und den Tag der Ver­ handlung oder, falls sie nicht in der Form eines Protokolls ausgenommen wird, den Ort und den Tag der Ausstellung angeben und mit der Unter­ schrift des Richters oder des Notars versehen sein. Wird die Urkunde den Betheiligten in Urschrift ausgehändlgt, so muß sie auch mit Siegel oder Stempel versehen sein. Art. 55. Die Beurkundung soll, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist, in der Form eines Protokolls erfolgen. Außer dem Richter oder dem Notar sollen auch die übrigen bei der Verhandlung mitwirkenden Personen das Protokoll unterzeichnen. Inwieweit das Protokoll den Bethelligten behufs der Genehmigung vorzulesen oder ihnen zur Durchsicht vorzulegen und von ihnen zu unter­ schreiben ist, bleibt dem Ermessen des Richters oder des Notars überlasten.

Art. 56. Bei Zustellungen, bei der Beglaubigung von Abschriften, bei der Sicherstellung der Zeit, zu welcher eine Privaturkunde ausgestellt ist. bei Lebensbeschemigungen und bei sonstigen einfachen Zeugniffen bedarf es nicht der Aufnahme eines Protokolls.

Art. 57. Die Beglaubigung einer Abschrift geschieht durch einen unter die Abschrift zu setzenden Vermerk, der die Uebereinstimmung mit der Hauptschrift bezeugt. In dem Vermerke soll ersichtlich gemacht werden, ob die Hauptschrift eine Urschrift, eine einfache oder beglaubigte Abschrift oder eine Ausfertigung ist; ist sie eine beglaubigte Abschrift oder eine Ausfertigung, so ist der Beglaubigungsvermerk oder der Ausfertigungs­ vermerk in die beglaubigte Abschrift mitaufzunehmen. Durchstreichungen, Aenderungen, Einschaltungen, Radirungen oder andere Mängel einer von den Betheiligten vorgelegten Schrift sollen in dem Vermerk angegeben werden. Soll ein Auszug aus einer Urkunde beglaubigt werden, so finden die Vorschriften des Artikel 47 Satz 1, 2 entsprechende Anwendung. Art. 58. Die Sicherstellung der Zeit, zu welcher eine Privat­ urkunde ausgestellt ist, geschieht durch einen unter die Urkunde zu setzenden Vermerk, in welchem der Richter oder der Notar bezeugt, wann ihm die Urkunde vorgelegt worden ist. Die Vorschriften des Artikel 57 Abs. 2 finden Anwendung.

Art. 59. Wird von dem Gerichtsschreiber eine Abschrift oder die Zeit, zu welcher eine Privaturkunde ihm vorgelegt worden ist, beglaubigt.

75

PGFG

so finden die Vorschriften der Artikel 54, 57, 58 und bei der Be­ glaubigung eines Auszugs auch die Vorschrift des Artikel 47 Satz 3 entsprechende Anwendung.

Art. 60. Bei der Beglaubigung einer Unterschrift oder eines Handzeichens ist der Richter oder der Notar ohne Zustimmung der Betheiligten nicht befugt, von dem Inhalte der Urkunde Kenntniß zu nehmen. Wenn der Notar den Entwurf einer Urkunde anfertigt und nach ihrer Vollziehung durch die Betheiligten die Unterschriften oder Hand­ zeichen beglaubigt, so hat er eine beglaubigte Abschrift der Urkunde zu seinen Aften zurückzubehalten; diese Abschrift ist stempelfrei. Werden von dem Richter oder dem Notar Wahrnehmungen gemacht, die geeignet find, Zweifel an der unbeschränkten Geschäftsfähigkeit der Person zu begründen, deren Unterschrift oder Handzeichen beglaubigt werden soll, so soll dies in dem Beglaubigungsvermerke festgestellt werden.

Art. 61. Die Urschriften der im Artikel 53 bezeichneten Urkunden find, falls die Beurkundung in der Form eines Protokolls erfolgt ist, in der Verwahrung des Gerichts oder des Notars zu belasten. Die Vor­ schriften des §. 182 des Reichsgesetzes über die Angelegenheiten der frei­ willigen Gerichtsbarkeit und der Artikel 43 bis 48 dieses Gesetzes finden entsprechende Anwendung. Eine Ausfertigung können, sofern nicht in der Urkunde oder durch eine besondere Erklärung gegenüber dem Gericht oder dem Notar eine abweichende Bestimmung getroffen ist, diejenigen Personen fordern, aus deren Antrag die Urkunde ausgenommen worden ist. Wer eine Aus­ fertigung fordern kann, ist auch berechtigt, eine einfache oder beglaubigte Abschrift zu verlangen und die Urschrift einzusehen. Inwieweit anderen Personen eine einfache oder beglaubigte Abschrift zu ertheilen oder die Einsicht der Urschrift zu gestatten ist, bestimmt sich auch für notarielle Urkunden nach den Vorschriften des §. 34 des Reichsgesetzes über die An­ gelegenheiten der fteiwilligen Gerichtsbarkeit. Die Vorschrift des Artikel 52 findet entsprechende Anwendung. Art. 62. Wechselproteste werden den Auftraggebern in Urschrift ausgehändigt. Die beglaubigten Abschriften der Wechselproteste für das Protestrcglster sind stempelfrei. vierter Titel.

Reußere Form und Vernichtung der Munden. Art. 63. Umfaßt die Urschrift einer von einem Notar auf­ genommenen Urkunde allein oder mit den Anlagen mehrere Bogen, sc sollen diese entweder mit fortlaufenden Zahlen versehen und von dem Notar einzeln unterschrieben oder durch Schnur und Siegel verbunden werden. Umfaßt die Ausfertigung, die beglaubigte Abschrift oder die den Betheiligten auszuhändigende Urschrift einer unter die Vorschriften des

zweiten oder dritten Titels fallenden gerichtlichen oder notariellen Urkunde allein oder mit ihren Anlagen mehrere Bogen, so sollen diese durch Schnur und Siegel verbunden werden.

Art. 64. Die von den Notaren ausgestellten Urkunden und die Eintragungen in die Register der Notare sowie die gerichtlichen Urkunden, auf welche die Vorschriften des zweiten oder dritten Titels Anwendung stnden, sollen deutlich und ohne Abkürzungen geschrieben, es soll in ihnen nichts radirt oder sonst unleserlich gemacht werden. Zusätze sollen am Schluffe oder am Rande beigefügt und im letzteren Falle von den mitwirkenden Personen besonders unterzeichnet werden. In entsprechender Weise sollen auch andere Aenderungen beurkundet werden. Auf Aenderungen geringfügiger Art finden diese Vorschriften keine An­ wendung. Wird eine Schrift nach 8-176 Abs 2 des Reichsgesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit dem Protokoll als Anlage beigefügt, so bedarf es einer Unterzeichnung der in der eingereichten Schrift sich findenden Aenderungen nicht, wenn aus dem Protokolle hervorgeht, daß die Aenderungen genehmigt worden sind. Art. 65. Gerichtliche und notarielle Urkunden können nach Maß­ gabe der Anordnungen des Justizministers vernichtet werden. fünfter Abschnitt.

Verfahren bei der freiwilligen gerichtlichen Ver­ steigerung von Grundstücken. Art. 66. Wer die freiwillige gerichtliche Versteigerung eines Grund­ stücks beantragt, hat seine Befugmß zur Verfügung über das Grundstück dem Gerichte nachzuweisen. Der Richter soll, soweit die Betheiligten nicht ein Anderes bestimmen, bei der Versteigerung nach den Vorschriften der Artikel 67 bis 74 ver­ fahren.

Art. 67. Der Versteigerungstermin soll erst bestimmt werden, nachdem ein das Grundstück betreffender neuester Auszug aus der Grund­ stellermutterrolle und der Gebäudesteuerrolle beigebracht worden ist. In den Hohenzollernschen Landen tritt an die Stelle des Auszugs aus den Steuerrollen ein Auszug aus dem Besitz- und Steuerhefte des Schuldners. Wird das Grundbuch nicht bei dem Gerichte geführt, welches die Ver­ steigerung vornimmt, so soll auch eine beglaubigte Abschrift des Grundbuch­ blatts beigebracht werden. Der Zeitraum zwischen der Anberaumung des Termins und dem Termine soll, wenn nicht besondere Gründe vorliegen, nicht mehr als sechs Monate betragen. Zwischen der Bekanntmachung der Termins­ bestimmung und dem Termine soll in der Regel ein Zeitraum von mindestens sechs Wochen liegen.

PGFG.

76 Art. 68.

Die Terminsbestimmung soll enthalten:

die Bezeichnung des Grundstücks; Zeit und Ort des Versteigerungstermins; die Angabe, daß die Versteigerung eine freiwillige ist; die Bezeichnung des eingetragenen Eigenthümers sowie die Anaabe des Grundbuchblatts und der Größe des Grundstücks. Sind vor der Bekanntmachung der Terminsbestimmung Versteigerungs­ bedingungen festgestellt, so soll in der Terminsbestimmung der Ort an­ gegeben werden, wo die Versteigerungsbedingungen eingesehen werden können.

1. 2. 3. 4.

Art. 69. Die Terminsbestimmung ist durch einmalige Einrückung in ein vom Gerichte zu bestimmendes Blatt öffentlich bekannt zu machen. Die Vorschriften des §. 39 Abs. 2 und §. 40 des Gesetzes über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung finden entsprechende An­ wendung.

Art. 70.

Die Terminsbestimmung ist

dem Antragsteller

mit-

zutheilen.

Art. 71. Die Einsicht der Abschrift des Grundbuchblatts sowie der Auszüge aus den Steuerbüchern ist Jedem gestattet. Das Gleiche gilt von anderen das Gmndstück betreffenden Nach­ weisungen, welche ein Betheiligter einreicht, insbesondere von Abschätzungen. Art. 72. In dem Versteigerungstermine werden nach dem Auf­ rufe der Sache die Versteigerungsbedingungen, sofern ihre Feststellung nicht schor: vorher erfolgt ist, festgestellt und diese sowie die das Grund­ stück betreffenden Nachweisungen bekannt gemacht. Hierauf fordert das Gericht zur Abgabe von Geboten auf. Art. 73. Hat ein Bieter durch Hinterlegung von Geld oder Werthpapieren Sicherheit zu leisten, so gilt in dem Verhältniffe zwischen den Betheiligten die Uebergabe an das Gericht als Hinterlegung.

Art. 74. Zwischen der Aufforderung zur Abgabe von Geboten und dem Zeiftmnkt, in welchem bezüglich sämmtlicher zu versteigernder Grundstücke die Versteigerung geschlossen wird, soll mindestens eine Stunde liegen. Die Versteigerung soll so lange fortgesetzt werden, bis der Auf­ forderung des Gerichts ungeachtet ein Gebot nicht mehr abgegeben wird. DaS Gericht hat das letzte Gebot mittelst dreimaligen Aufrufs zu verkünden und den Antragsteller über den Zuschlag zu hören. Art. 75. Unberührt bleiben die besonderen Vorschriften, welche bei der Versteigerung der Grundstücke gewisser juristischer Personen zu beobachten sind.

Art. 76. Aus die freiwillige gerichtliche Versteigerung eines BergwerkseigenthumS, eines unbeweglichen Bergwerksantheils sowie einer selb­ ständigen Kohlenabbau-Gerechtigkeit finden außer den AMeln 33, 66 bis 75 dieses Gesetzes die Artikel 18. 20 des Ausführungsgesetzes zu dem Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung entsprechende Anwendung.

PGFG.

75

Sechster Abschnitt.

Amtssteüung -er Notare. Art. 77. wer in einem erlangt hat.

Zur Bekleidung des Amtes eines Notars ist befähigt, Deutschen Bundesstaate die Fähigkeit zum Richteramt

Art. 78. Die Notare werden von dem Justizminister auf Lebens­ zeit ernannt. Die Ernennung eines Rechtsanwalts zum Notar kann für die Zeit erfolgen, während welcher er bei einem bestimmten Gerichte zur Rechts­ anwaltschaft zugelassen ist. Art. 79. Jedem Notar wird bei seiner Ernennung ein Amtssitz angewiesen. Innerhalb des Amtssitzes hat er seine Geschäftsräume zu halten; mehrere Geschäftsstellen darf er nicht halten. In Orten, die in mehrere Amtsgerichtsbezirke getheilt find, wird dem Notar innerhalb des Ortes einer dieser Bezirke als Amtssitz an­ gewiesen. Erfolgt die Theilung erst nach der Ernennung des Notars, so gilt innerhalb des Ortes derjenige Amtsgerichtsbezirk, in welchem der Notar seine Geschäftsräume hält, als Amtssitz; in diesem Falle ist der Notar befugt, innerhalb des Ortes den Amtssitz zu wechseln. In Städten von mehr als hunderttausend Einwohnem kann dem Notar eine bestimmt begrenzte Gegend der Stadt als Amtssitz angewiesen werden. Art. 80. Der Amtsbezirk eines Notars umfaßt den ganzen Ober­ landesgerichtsbezirk, in welchem ihm der Amtssitz angewiesen ist.

Art. 81. Der Notar hat, sofern er nicht schon bei seiner Er­ nennung Preußischer Staatsbeamter ist, vor dem Präsidenten des Land­ gerichts, in dessen Bezirk ihm der Amtssitz angewiesen ist, oder vor einem von diesem beauftragten Richter den Diensteid zu leisten. Dor der Er­ füllung dieser Verpflichtung soll er keine Amtshandlungen vornehmen. Der Notar hat seine bei Amtshandlungen anzuwendende Unterschrift dem Landgerichtspräsidenten einzureichen. Art. 82. Der Notar bedarf zur Uebernahme eines unbesoldeten Amtes in der Gemeindeverwaltung oder der Gemeindevertretung nicht der Genehmigung seiner Aufsichtsbehörde. Das Gleiche gilt von der Uebernahme der Mitgliedschaft in dem Vorstand oder in dem Auffichtsrath einer Versicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit oder einer eingetragenen Genossenschaft oder in dem Auf­ fichtsrath einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung.

Art. 83. Der Notar darf seine Dienste nicht ohne triftigen Grund verweigem. Nimmt er einen Auftrag nicht an, so ist er verpflichtet, die Ablehnung dem Auftraggeber unverzüglich anzuzeigen. Hat Jemand nach §. 14 des Reichsgesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit oder nach Artikel 1 Satz 1 dieses Gesetzes

75

PGFG.

Anspruch auf Bewilligung des Armenrechts, so hat ihm der Notar seine Dienste gebührenfrei zu gewähren.

Art. 84. Auf Amtshandlungen des Notars, die nicht die Be­ urkundung eines Rechtsgeschäfts zum Gegenstände haben, finden die Vor­ schriften, die in den §§. 6 bis 9 des Reichsgesetzes über die Angelegen­ heiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit in Bezug auf die Ausschließung des Richters, in Bezug auf seine Befugniß, sich wegen Befangenheit der Aus­ übung seines Amtes zu enthalten, sowie in Bezug auf die Gerichtssprache und die Dolmetscher getroffen find, entsprechende Anwendung. Art. 85. In einer Sache, in der mehrere Personen bethelligt sind, soll der Notar, der in dieser Sache für einen der Betheiligten als Prozeßbevollmächtigter thätig ist oder gewesen ist, keine Amtshandlungen vornehmen, wenn einer der Betheiligten widerspricht. Der Notar soll den Bethelligten von einem solchen Widerspruchsgrund unverzüglich Mittheilung machen; der Widerspruch ist nur zulässig, wenn er unverzüglich nach der Mittheilung erfolgt. Art. 86. Wird bei einer Amtshandlung des Notars die Be­ eidigung eines Dolmetschers erforderlich, so erfolgt sie durch das Amts­ gericht, in dessen Bezirke der Notar seinen Amtssitz hat oder die Thätig­ keit des Dolmetschers stattfinden soll. In dringenden Fällen kann die Beeidigung auch durch den Notar erfolgen; die Beeidigung ist nicht des­ halb unwirksam, weil der Fall nicht dringlich war.

Akt. 87. Die Notare sind zuständig, Siegelungen und Ent­ siegelungen im Auftrage des Gerichts oder des Konkursverwalters vor­ zunehmen.

Art. 88. Die Vorschriften, nach denen die Notare noch zu anderen als den in diesem und in dem zweiten und vierten Abschnitte bezeichneten Geschäften zuständig sind, bleiben unberührt. Art. 89. Der Notar soll in Ansehung von Geschäften, die er beurkundet, keine Gewährleistung übernehmen. Notare, die ihren Amtssitz in Ostfriesland und Harlingerland sowie im Regierungsbezirk Osnabrück haben, dürfen die Gewähr für die von ihnen auf Grund einer Versteigerung zu erhebenden Kauf- oder Pacht­ gelder übernehmen, falls es sich um Gegenstände handelt, die sich in diesen Landestheilen befinden. Art. 96. Der Notar hat, soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt, über die Verhandlungen, bei denen er mitgewirkt hat, Ver­ schwiegenheit zu beobachten, es sei denn, daß die in der Sache Bethelligten ihn von dieser Verpflichtung entbinden. Art. 91. Das Recht der Aufsicht steht zu: 1. dem Justizminister hinsichtlich aller Notare; 2. dem Präsidenten des Oberlandesgerichts hinsichtlich der Notare des Oberlandesgerichtsbezirkes; 3. dem Präsidenten des Landgerichts hinsichtlich der Notare, welche ihren Amtssitz in dem Landgerichtsbezirke haben.

Art. 92. Die Notare sind verpflichtet, den Beamten, welchen das Recht der Aussicht zusteht, sowie den von diesen beauftragten richter­ lichen Beamten auf Verlangen die Urkunden und Register zur Einsicht vorzulegen.

Art. 93. Die Vorschriften des §.21 des Gesetzes, betreffend die Abänderung von Bestimmungen der Disziplinargesetze, vom 9. April 1879 (Gesetz-Samml. S. 345) werden auf den ganzen Umfang der Monarchie ausgedehnt. Die Vorschriften des §. 13 des Gesetzes, betreffend die Dienstvergehen der Richter rc., vom 7. Mai 1851 (Gesetz-Samml. S. 218) und der §§. 23, 24 des Gesetzes, betreffend die Abänderung von Bestimmungen der Disziplinargesehe, finden bei der Aufsicht über die Notare entsprechende Anwendung.

Art. 94. Die Strafen, auf die das Disziplinargericht zu erkennen befugt ist, sind: 1. Warnung; 2. Verweis; 3. Geldstrafe bis zu dreitausend Mark, allein oder in Verbindung mit einem Verweise; 4. Verlust des Amtes oder Dienstentlassung; auf den Verlust des Amtes ist zu erkennen, wenn das Gericht den Verurthellten nicht für unwürdig erachtet, an einem anderen Orte wiederangestellt zu werden. Art. 95. Der Notar hat ein Register zu führen, in welches die aufgenommenen Verhandlungen, die angesertigten und beglaubigten Ent­ würfe und die Beglaubigungen von Unterschriften oder Handzeichen sowie die sonstigen Zeugniffe mit Ausnahme der Beglaubigung von Abschriften in ununterbrochener Reihenfolge unter fortlaufenden Nummern einzutragen sind. Das Register ist mit fortlaufenden Seitenzahlen zu versehen und die Zahl der Seiten von dem Amtsgericht, in dessen Bezirke der Notar seinen Amtssitz hat, zu beglaubigen. Die Eintragungen sollen in ver­ schiedenen Spalten den Tag der Ausstellung und den Gegenstand der Urkunde sowie eine Bezeichnung der Betheiligten enthalten. Auf der Urschrift jeder Urkunde sowie auf jeder Ausfertigung oder Abschrift soll der Notar die Nummer angeben, unter der die Urschrift im Register ein­ getragen ist. Die Vorschriften des Abs. 1 finden aus Wechselproteste keine An­ wendung.

Art. 96. Die Notare haben nach Maßgabe der Anordnungen deS Justizministers ein besonderes Verwahrungsbuch über die bei ihnen eingehenden fremden Gelder, geldwerthen Papiere und Kostbarkeiten zu führen. Art. 97. Für die Zeit, während welcher ein Notar beurlaubt oder durch Krankheit oder sonst verhindert ist, seine Geschäfte wahrzu­ nehmen, kann er die sein Amt betreffenden Akten (Urschriften, Register rc.) einem anderen Notar im Bezirke deSielben oder eines benachbarten Amts­ gerichts in Verwahrung geben. Hiervon hat er dem Amtsgerichte feines

75

PGFS.

Amtssitzes Mittheilung zu machen. die Verwahrung überlasten.

Er kann diesem Amtsgericht auch

Art. 98. Hat ein Notar für die Zeit, während welcher er beur­ laubt oder verhindert ist, feine Geschäfte wahrzunehmen, die Verwahrung seiner Akten in der im Artikel 97 bezeichneten Art nicht veranlaßt, so hat, falls ein Antrag auf Ertheilung einer Ausfertigung aus den Akten des Notars oder auf Ertheilung einer Abschrift oder auf Gewährung der Einsicht gestellt wird, das Amtsgericht, in besten Bezirke der Notar seinen Amtssitz hat, die Dienstakten in Verwahrung zu nehmen, bis der Notar die Geschäfte wieder übernimmt. Art. 99. Der Justizminister kann einem Notar auf besten Antrag für die Dauer einer Krankheit sowie für die Dauer einer durch erhebliche Gründe gerechtfertigten Abwesenheit oder anderweitigen Verhinderung einen Vertreter bestellen. Zum Vertreter darf nur bestellt werden, wer von dem Notar vorgeschlagen und zur Uebernahme der Vertretung bereit ist. Ist der Notar durch die Krankheit verhindert, den Antrag zu stellen oder einen Vertreter vorzuschlagen, so kann ein nach §. 1910 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bestellter Pfleger diese Handlungen für ihn vornehmen. Der Vertreter muß zum Richteramte befähigt sein. Er hat vor dem Beginne der Vertretung seine bei den Notariatsverhandlungen anzu­ wendende Unterschrift dem Landgerichtspräsidenten einzureichen und, sofern er nicht schon Preußischer Staatsbeamter ist, vor dem Landgerichtsprüsidenten oder einem beauftragten Richter den Diensteid zu leisten. Dor der Erfüllung dieser Verpflichtung soll er keine Amtshandlungen vornehmen. Ist er schon einmal als Vertreter eines Notars beeidigt worden, so genügt es, wenn er auf den früher geleisteten Eid verwiesen wird. Die Bestellung des Vertreters kann jederzeit widerrufen werden. Art. 100. Der Anfang sowie die Beendigung der Vertretung ist im Notariatsregister von dem Notar oder dessen Vertreter zu vermerken; die Beendigung der Vertretung ist dem Landgerichtspräsidenten anzuzeigen.

Art. 101. Der Vertreter versieht das Amt des Vertretenen unter besten und seiner eigenen Verantwortlichkeit und auf dessen Kosten Er hat seiner Unterschrift einen ihn als Vertreter kennzeichnenden Zusatz bei­ zufügen und das Dienstsiegel des Vertretenen zu gebrauchen. Der Vertreter soll, unbeschadet der auS seiner Person sich ergebenden Hinderungsgründe, auch insoweit keine Amtshandlungen vornehmen, als der von ihm vertretene Notar ausgeschlosten sein würde. Die Amtshandlungen des Vertreters sind nicht deshalb ungültig, weil die für seine Bestellung nach Artikel 99 Abs. 1 erforderlichen Vor­ aussetzungen zur Zeit der Bestellung nicht vorhanden waren oder später weggefallen sind. Der Vertretene soll während der Dauer der Vertretung keine Amtshandlungen vornehmen. Art. 102. Bei dem Ausscheiden oder dem Tode sowie bei der Versetzung eines Notars in einen anderen Amtsgerichtsbezirk hat das Amtsgericht, in dessen Bezirke der Notar seinen Amtssitz hatte, die das

Amt deS Notars betreffenden Papiere (Urschriften, Register rc.) in Ver­ wahrung zu nehmen. Dem Präsidenten deS Landgerichts, in besten Bezirke der Notar seinen Amtssitz hatte, ist hiervon Anzeige zu machen. Bei dem Ausscheiden oder dem Tode eines Notars hat das im Abs. 1 bezeichnete Amtsgericht das Dienstsiegel deS Notars zum Zwecke der Vernichtung an sich zu nehmen; dasselbe gilt von Dienstsiegeln, die in Folge einer Versetzung des Notars unbrauchbar geworden find.

Art. 103. Wird ein Notar vom Amte vorläufig enthoben, so hat der Präsident des Landgerichts zu bestimmen, ob während der Dauer der Enthebung alle Papiere an das Amtsgericht abgegeben oder diesem nur das Register nebst dem Dienstsiegel ausgeliefert und die Urschriften, deren Einsichtnahme verlangt oder von denen eine Ausfertigung oder eine Abschrift gefordert wird, behufs der Gewährung der Einsicht oder behufs der Ertheilung der Ausfertigung oder der Abschrift vorgelegt werden sollen. Siebenter Abschnitt.

Besondere Gerichte. Mitwirkung der Gemeindebeamten in Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Art. 104. Im Geltungsbereiche des Allgemeinen Landrechts ist für die im §. 1960 des Bürgerlichen Gesetzbuchs vorgesehene Sicherung des Nachlasses außer den Amtsgerichten das Dorfgericht zuständig, in dessen Bezirke das Bedürfniß der Fürsorge hervortritt, es sei denn, daß sich am Sitze des Dorfgerichts ein Amtsgericht befindet. Zum Zwecke der Sicherung kann das Dorfgericht insbesondere Siegel anlegen, Geld, Werthpapiere und Kostbarkeiten an sich nehmen und ein Nachlaßverzeichniß aufnehmen. Ein auf Grund dieser Vorschrift auf­ genommenes Verzeichniß kann nicht nach §. 2004 des Bürgerlichen Gesetzbuchs als Nachlaßinventar benutzt werden. Zur Bestellunq eines Nachlaßpflegers ist das Dorfgericht nicht befugt. Art. 105. Das Dorfgericht soll von den Maßregeln, tue eS zur Sicherung des Nachlaffes ergriffen hat, dem Amtsgericht, in deffen Bezirk es seinen Sitz hat, Mittheilung machen. Verfügungen von Todeswegen, die sich im Nachlasse befinden, sowie Geld, Werthpapiere oder Kostbarkeiten, die das Dorfgericht an sich genommen hat, hat es unverzüglich an das Amtsgericht abzuliefern. In zweifelhaften Fällen hat das Dorfgericht, wenn es keine Sicherungs­ maßregeln trifft, dem Amtsgerichte den Sachverhalt anzuzeigen

Art. 106. Die Abänderung einer Anordnung des Dorfgerichts ist bei dem im Artikel 105 bezeichneten Amtsgerichte nachzusuchen. Das Amtsgericht ist auch berechtigt, eine Anordnung des Dorfgerichts, die es für ungerechtfertigt erachtet, von Amtswegen zu ändern. Hat das Dorfgericht Siegel angelegt, so soll die Abnahme der Siegel in der Regel nur auf Anordnung des Amtsgerichts erfolgen. Jaeger, ReichSzlvllgesetze. 3. Ausl. (Preußen.)

103

75

PGFG

Art. 107. Die Dorfgerichte tonnen von den Amtsgerichten mit der Ausführung der auf Grund des § 1960 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs angeordneten Maßregeln beauftragt werden.

Art. 108. Die Dorfgerichte sind zuständig, im Auftrage der Amtsgerichts Vermögensverzeichniffe, insbesondere Nachlaßinventare, auf­ zunehmen. Die Dorfgerichte sind zuständig, im Falle des §. 20 deS Gesetzes, betreffend das Anerbenrecht bei Renten- und Ansiedelungsgütern, vom 8. Juni 1896 (Gesetz-Samml. S. 124) im Auftrage der Generalkommission Nachlaßinventare aufzunehmen. Art. 109. Die Dorfgerichte sind zuständig, freiwillige öffentliche Versteigerungen beweglicher Sachen sowie öffentliche Verpachtungen an den Meistbietenden vorzunehmen und zu beurkunden. Sie sollen diese Geschäfte nur im Auftrage des Amtsgerichts vornehmen; eines besonderen Auftrags für jedes einzelne Geschäft bedarf es nicht. Art. 110. Die Dorfgerichte sind gehöng besetzt, wenn neben dem Schulzen zwei Schöffen oder ein Schöffe und ein vereidigter Gerichtsschreiber mitwirken. Für die Aufnahme von Taxen bewendet es bei den bisherigen Vorschriften. Den Amtsgerichten steht in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit hinsichtlich der Dorfgerichte ihres Bezirkes das Recht der Aufsicht zu.

Art. 111. Die Vorschriften der Artikel 104 bis 109 finden entsprechende Anwendung auf die Ortsvorsteher in den Hohenzollernschen Landen, auf die Bürgermeister in dem vormals Landgräflich Hessischen Amtsbezirke Homburg und in den Gebieten des vormaligen Herzogthums Naffau sowie der vormals freien Stadt Frankfurt mit Ausnahme des Gebiets der jetzigen Stadtgemeinde Frankfurt und auf die Ortsgerichts­ vorsteher in den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen. Art. 112. Die im Artikel 111 bezeichneten Beamten sind zuständig, im Auftrage des Gerichts freiwillige öffentliche Versteigerungen von Grundstücken vorzunehmen und zu beurkunden. Sie sollen hiermit nur auf Antrag der Betheiligten beauftragt werden.

Art. 113. Die im Artikel 111 bezeichneten Beamten sind zu­ ständig, auf Antrag eines Betheiligten die Theilung eines gemeinschaftlichen Vermögens, Verträge, durch welche Eltern ihr Vermögen den Kindern übergeben, sowie Eheverträge und Erbverträge vorzubereiten. Sie haben insbesondere, falls ein Betheiligter die Vermittelung einer Auseinander­ setzung nach den §§. 86 bis 99 des Reichsgesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit beantragen will, den Antrag aufzunehmen und dem zuständigen Amtsgerichte zu übersenden. Art. 114. Die im Artikel 111 bezeichneten Beamten find zu­ ständig, Gesindedienstverträge zu beurkunden sowie auf Antrag eines Betheiligten einseitige Willenserklärungen an Personen, die m ihrem

PGFG.

75

Amtsbezirk ihren Wohnsitz haben, bekannt zu machen und die Bekannt­ machung zu beurkunden.

Art. 115. Die im Artikel 111 bezeichneten Beamten find zu­ ständig, Unterschriften zu beglaubigen. Die Unterschrift einer Person, die in ihrem Amtsbezirke weder einen Wohnsitz noch dm gewöhnlichen Auf­ enthalt hat, sollen sie nicht beglaubigen. Die Beglaubigung darf nur erfolgen, wenn die Unterschrift in Gegenwart des beglaubigenden Beamten vollzogen ober anerkannt wird. Die Beglaubigung geschieht durch einen unter die Unterschrift zu setzenden Vermerk. Der Vermerk muß die Bezeichnung desjenigm, welcher die Unterschrift vollzogen oder anerkannt hat, enthalten und den Ort und den Tag der Ausstellung angeben sowie mit Unterschrift und Siegel oder Stempel versehen sein. Er soll außerdem die Angabe enthalten, daß die Vollziehung oder Anerkennung der Unterschrift in Gegenwart des be­ glaubigenden Beamten erfolgt ist. Art. 116. Die im Artikel 111 bezeichneten Beamten sind ver­ pflichtet, die Gerichte bei der Beurkundung einer Theilung oder eines Uebergabevertrags sowie bei der Vermittelung einer Auseinandersetzung auf Ersuchen zu unterstützen. Auch in anderen Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit können sich die Gerichte ihrer Beihülfe bedienen, insbesondere die Ertheilung von Auskunft oder Zeugnissen über persönliche Verhültniffe und über Besitzverhältnisie sowie die Abgabe von Gutachten verlangen. Art. 117. Die Vorschriften der Artikel 111 bis 116 gelten nicht für Orte, die Sitz eines Amtsgerichts sind.

Art. 118. Die Vorschriften der Artikel 104 bis 106 finden ent­ sprechende Anwendung auf die Gemeindevorstände (Bürgermeister, Dorsschastsvorsteher, Bauerschaftsvorsteher, Gutsvorsteher) in Schleswig-Holstein.

Art. 119. Die Vorschriften des bisherigen Rechtes, nach denen >ie Dorfgerichte im Geltungsbereiche des Allgemeinen Landrechts zu Gechästen der freiwilligen Gerichtsbarkeit befugt sind, sowie die Vorschriften >es Allerhöchsten Erlafles vom 14. Dezember 1868 über die Zuständigkeit >er Rathmänner in der Landschaft Eiderstedt werden aufgehoben. Das Gleiche gilt von den Vorschriften des bisherigen Rechtes, nach welchen in den Hohenzollernschen Landen, in dem vormaligen Herzogthume Naffau, in den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen, in dem vormals Landgräflich Hessischen Amtsbezirke Homburg und in dem Gebiete der vormals freien Stadt Frankfurt Ortsbehörden (Ortsgerichte, Feldgerichte, Bürgermeister, Schultheißen, Schöffen rc.) befugt sind, selbständig oder als gerichtliche Hülssbeamte Geschäfte der freiwilligen Gerichtsbarkeit vor­ zunehmen. Unberührt bleiben die Vorschriften über die Aufnahme von Taxen sowie die Vorschriften derjenigen Gesetze, deren Geltungsbereich sich nicht auf die im Abs. 1 Satz 2 bezeichneten Gebietstheile beschränkt, sondern sich über diese Gebietstheile hinaus erstreckt.

75

PGFG.

Art. 120. Der Justizminister ist befugt, über die Aufsicht, welcher die im Artikel 111 und int Artikel 119 Abs. 1 Satz 2 bezeichneten Behörden und Beamten in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichts­ barkeit unterliegen, Bestimmung zu treffen.

Art. 121. In dem Gebiete des vormaligen KurfürstenthumS Heffen find nur die Amtsgerichte zuständig, auf Grund des §. 1960 des Bürgerlichen Gesetzbuchs für die Sicherung des Nachlaffes zu sorgen. Art. 122. Durch Königliche Verordnung können in den im Artikel 119 Abs. 1 Satz 2 bezeichneten Gebietstheilen sowie in den vor­ mals Kurhessischen TheUen des Oberlandesgerichtsbezirkes Frankfurt OrtSgerichte errichtet werden. Die Ortegerichte siitd für die in den Artikeln 104 bis 109, 112 bis 116 bezeichneten Angelegenheiten zuständig; die im Artikel 111 genannten Beamten verlieren mit der Errichtung der OrtSgerichte ihre Zuständigkeit für diese Angelegenheiten. Im vormaligen Herzogthume Nassau gehen auf die Ortsgerichte auch die im Artikel 12 8 3 des AuSführungSgefetzeS zum Bürgerlichen Gesetzbuche bezeichneten Verrichtungen über. Die Einrichtung sowie die dienstliche Stellting der OrtSgerichte wird durch Königliche Verordnung geregelt.') Für Orte, in deren Nähe sich ein Amtsgericht befindet, kann die Zuständigkeit der im Artikel 111 ge­ nannten Beamten aufgehoben werden, ohne daß diese Orte in die Bezirke der neuen OrtSgerichte einbezogen werden.

Art. 123. Durch Königliche Verordnung können für den Bezirk deS vormaligen Justizsenats zu Ehrenbreitstein Ortsgerichte errichtet werden. Die Ortsgerichte sind für die in den Artikeln 104 bis 109, 112 bis 116 bezeichneten Angelegenheiten zuständig. Mit der Errichtung der Ortsgerichte hören die Befugnisse auf, welche zu dieser Zeit in dem Be­ zirke des vormaligen Justizsenats zu Ehrenbreitstein den Feldgerichten, den Schultheißen, den Schöffen, den Bürgermeistern und den OrtSvorstehern in Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit zustehen. Für Orte, an denen oder in deren Nähe sich ein Amtsgericht befindet, kann die Zuständigkeit dieser Beamten aufgehoben werden, ohne daß diese Orte in die Bezirke der neuen OrtSgerichte einbezogen werden. Die Vorschriften des Artikel 119 Abs. 2 finden entsprechende Anwendung.') Art. 124. Den Ortsgerichten (Artikel 122, 123) können durch Königliche Verordnung unter Aufhebung der geltenden Bestimmungen solche durch die Vorschriften dieses Abschnitts nicht betroffene Angelegenheiten übertragen werden, welche in dem einzelnen Rechtsgebiete den jetzt be­ stehenden Ortsbehörden obliegen. Für Orte, die in dem Bezirke der neuen OrtSgerichte nicht ein­ bezogen werden, können die im Abs. 1 bezeichneten Angelegenheiten durch Königliche Verordnung in anderer Weise als im Wege der Uebertragung auf OrtSgerichte neu geregelt werden. Mit dem Ortsgerichte kann unter Zustimmung deS Kommunal­ landtags, im Bezirke des vormaligen Justizsenats zu Ehrenbreitstein unter Zustimmung des Provinziallandtags, durch Königliche Verordnung *) Kgl. VO. vom 20. Dezember 1899 (GS. 6.640 Berichtigung XXXX, S 3) S. auch Gesetz vom 13. April 1909, betr. die Errichtung von OrtSgerichten in einem Teile deS Kreises Altenkirchen (GS S. 30) und IM. vom 1. September 1910 (GS. S. 259).

PGFT.

75

das Amt des Gemeindewaisenraths sowie das Amt des SchiedSmannS verbunden werden.

Art. 125. In OstfrieSland und Harlingerland sowie im Regierungsbezirk Osnabrück können zur Bornahme und Beurkundung freiwilliger öffentlicher Versteigerungen besondere Beamte (beeidigte Auktionatoren) angestellt werden.,

Art. 126. Der Justizminister kann über das Verfahren, welches die in diesem Abschnitte bezeichneten Behörden und Beamten in den An­ gelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit zu beobachten haben, allgemeine Bestimmungen treffen. Die Vorschriften über die dienstliche Stellung der im Artikel 125 bezeichneten beeidigten Auktionatoren, über das von ihnen zu beobachtende Verfahren sowie über die Höhe ihrer Gebühren werden von dem Justiz­ minister und dem Minister für Handel und Gewerbe getroffen. Art. 127. Für die Landestheile, in welchen die Vorschriften der Allgemeinen Gerichtsordnung über die Aufnahme gerichtlicher Taxen nicht gelten, kann durch Königliche Verordnung die Aufnahme von Taxen einer Behörde übertragen, für die Abschätzung von Grundstücken auch bestimmt werden, daß sie durch staatlich anzustellende Sachverständige zu erfolgen hat. Das Verfahren sowie die Höhe der Gebühren ist von den zuständigen Ministern zu regeln. Eine in Gemäßheit der Vorschriften des Abs. 1 aufgenommene Taxe steht einer gerichtlichen Taxe gleich?)") Achter Abschnitt.

Schlußbestimmungen. Art. 128. Der Justizminister kann über das Verfahren bei der Aufnahme eines Vermögensverzeichnisses, insbesondere eines Nachlaß­ inventars, über daS Verfahren bei der Sicherung eines NachlaffeS sowie über das Verfahren bei einer aus einem anderen Anlaß erfolgenden Siegelung oder Entfiegelung allgemeine Bestimmungen treffen. Art. 129. In dem Gesetze, betreffend die Befugnis der Auditeure zur Aufnahme von Akten der freiwilligen Gerichtsbarkeit rc., vom 8. Juni 1860 (Gesetz Sammt. S. 240) werden der §. 3 Abs. 2 und der §.11 Satz 2 gestrichen. Art. 130. Das Ausfahrungsgesetz zum Deutschen GerichtSverfaffungSgesetze s) vom 24. April 1878 (Gesetz-Samml. S. 230) wird dahin geändert: I. Die §§. 25, 28, 30 bis 32, 40, 51 bis 56, 69, der §. 70 Abs. 2, der §. 74 Abs. 2 und die §§. 75, 106 bis 109 fallen weg. n. Der §. 2 Abs. 3 erhält folgende Fassung: Zur Urtheilsfällung, zur Beurkundung einer Verfügung von Todeswegen, zur Beurkundung eines Ehevertrags, zur *) Kgl. VO. vom 8. April 1903, betr. die Aufnahme von Taxen durch die OrtSgerichte (GZ. 119). ’) Kgl. VO. vom 10 Juni 1907 über die SchStzungsämter in den OberlandesgerichtS-Bezirken Frankfurt und Cassel (GZ. 145). •) Siehe die jetzige Fassung unter 69.

PGFG

75

Entscheidung über Durchsuchungen, Beschlagnahmen und Ver­ haftungen, sowie zu den Geschäften des Amtsrichters bei Bildung der Schöffengerichte und Schwurgerichte find Referendare nicht befähigt. UL Der §. 20 erhält folgende Fassung: In den durch Landesgeseh den ordentlichen Gerichten übertragenen Angelegenheiten erfolgt die Bestimmung des örtlich zuständigen Gerichts, soweit nicht die Vorschriften der Deutschen Prozeßordnungen Anwendung finden, durch das gemeinschaftliche obere Gericht, wenn Streit oder Ungewißheit darüber besteht, welches von mehreren Gerichten öülich zu­

IV.

V.

VI.

VII.

VIII. IX.

ständig ist oder wenn ein gemeinschaftlicher Gerichtsstand zu bestellen ist. In Ermangelung eines gemeinschaftlichen oberen Gerichts erfolgt die Bestimmung durch den Justizminister. Ist das zuständige Gericht in einem einzelnen Falle an der Ausübung des Richteramts rechtlich oder thatsächlich verhindert, so erfolgt die Bestimmung des örtlich zuständigen Gerichts durch das zunächst höhere Gericht, in Ermangelung eines solchen durch den Justizminister. Eine Anfechtung der Entscheidung findet nicht statt. Im Sinne der Vorschriften der Abs. 1, 2 gilt als das dem Landgericht im Jnstanzenzuge vorgeordnete Gericht das Oberlandesgericht, zu dessen Bezirke das Landgericht gehört. Der §. 24 Abs. 3 erhält folgende Fassung: Angelegenheiten, auf welche die bezeichneten Vorschriften der Deutschen Prozeßordnungen keine Anwendung finden, können, wenn die Vertretung nicht durch Richter desselben Amtsgerichts erfolgen kann, von dem Landgericht einem anderen Amtsgerichte zugewiesen werden. Im §. 39 Abs. 1 erhält die Nr. 4 folgende Fassung: 4. für die Ansprüche gegen den Landesfiskus in Betreff der Verpflichtung zur Entrichtung einer Erbschaftssteuer oder einer Steinpelabgabe. Der §. 43 erhält folgende Fassung-. Die gerichtliche Beglaubigung amtlicher Unterschriften zum Zwecke der Legalisation im diplomatischen Wege erfolgt durch den Präsidenten des Landgerichts; sie kann von de n Justizminister auch dem zur Führung der Aufsicht bei einein Amtsgerichte berufenen Richter übertragen werden. Der §. 49 Nr. 2 erhält folgende Fassung: 2. die bisher zur Zuständigkeit des Kreisgerichts in Rahe­ burg gehörigen Familienftdeikommißsachen und die LehnSsachen in Schleswig; Im §. 57 füllt der Hinweis auf die §§. 24, 32, 51 weg. Im §. 74 erhält der Abs. 1 folgenden Zusatz: 4. das thatsächliche Angebot einer Leistung zu beurkunden; 5. öffentliche Verpachtungen an den Meistbietenden im Auftrage des Gerichts vorzunehmen.

PGFG.

75

X. Als 8- 86 werden folgende Vorschriften eingestellt: Sachverständige für gerichtliche Angelegenheiten im All­ gemeinen zu beeidigen, ist Sache der Justizverwaltung. Das Gleiche gilt für die Ausstellung von Zeugnissen über das in Preußen geltende Recht. XI. Der §. 87 erhält folgenden Abf. 2: Ueber Beschwerden anderer als gerichtlicher Behörden wegen einer vom Gerichte verweigerten Beistandsleistung ent­ scheiden die Oberlandesgerichte; eine Anfechtung dieser Ent­ scheidungen finden nicht statt.

Art. 131. Der §. 5 deS Gesetzes, betreffend die Dienstverhältnisse der Gerichtsschreiber, vom 3. März 1879 (Gesetz-Samml. S. 99) erhält folgende Fassung: Die Gerichtsschreibergehülfen sind zur Wahrnehmung der Gerichtsschreibergeschäfte befähigt. Zur Ertheilung von vollstreckbaren Ausfertigungen und von Zeugnissen, welche sich auf die Rechtskraft der Urtheile beziehen, zur Aufnahme eines Protokolls über Revisionsanträge und ihre Begründung in Strafsachen, sowie über weitere Be­ schwerden in Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit, zur Ausnahme von Wechselprotesten und Vermögensverzeichnissen, zur Vornahme von Siegelungen und Entsiegelungen, sowie zu den Geschäften, welche dem Gerichtsschreiber bei der Führung de8 Grundbuchs und des Schiffsregisters obliegen, sollen jedoch außer in den Fällen einer nothwendigen AuShülfe oder Ver­ tretung nur solche Gerichtsschreibergehülfen verwendet werden, welche, abgesehen von der Erledigung der aktiven Dienstpflicht, die Vorbedingungen für die Anstellung als Gerichtsschreiber erfüllt haben. DaS Gleiche gilt für die Entgegennahme von Anmeldungen zu dem Vereinsregister, Güterrechtsregister, Handelsregister, Genossenschastsregister, Musterregister und Börsenregister. Art. 132. Der §. 154 Abs. 2 des Gesetzes über die Zuständig­ keit der Verwaltungs- und Verwaltungsgerichtsbehörden vom 1. August 1883 (Gesetz-Samml. S. 237) wird aufgehoben. Art. 133. In dem bisherigen Geltungsbereiche des Rheinischen Rechtes bleiben für die Geschäfte, die den Gerichten in Ansehung der bis zum 1. Januar 1876 geführten Standesregister obliegen, die Landgerichte zuständig. Der Justizminister kann jedoch anordnen, daß diese Geschäfte auf bte Amtsgerichte übergehen.

Art. 134. Die Gebührenordnung für Notare vom 25. Juni 1895 (Gesetz-Samml. S. 256) wird dahin geändert: *)

Art. 135. Der Jufiizminister wird ermächtigt, den Text der Gebührenordnung für Notare, wie er sich aus den im Artikel 134 be­ stimmten Aenderungen ergiebt, unter fortlausender Nummernfolge der ’) Inzwischen neu gefaßt durch Gesetz v. 25. Juli 1910 (GS. S. 233).

75

PGFS.

Paragraphen und unter Herstellung einer einheiüichen Schreibweise durch die Gesetz-Sammlung in der Weise bekannt zu machen, daß die Berweisungen auf die Dorschristen der Civilprozeßordnung und des Preußischen Gerichtskosten­ gesetzes durch Berweisunqen auf die entsprechenden Vorschriften der durch den Reichskanzler und den Justizminister bekannt gemachten Texte ersetzt werden.

Art. 136. Die in den Artikeln 57, 58 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuche gemachten Vorbehalte gelten auch gegenüber den Vorschriften dieses Gesetzes. Art. 137. Für die Geschäfte, die in Vormundschafts-, Nachlaßund TheilungSsachen der Mitglieder des vormaligen Hannoverschen Königs­ hauses, des vormaligen Kurhessischen und des vormaligen Herzoglich Nassauischen Fürstenhauses den Gerichten obliegen, sind die Civilsenate der Oberlandesgerichte zuständig; die örtliche Zuständigkeit bestimmt sich nach den Vorschriften des Reichsgesetzes über die Angelegenheiten der frei­ willigen Gerichtsbarkeit.

Art. 138. Soweit in Gesetzen auf Vorschriften verwiesen ist, welche durch dieses Gesetz außer Kraft gesetzt werden, treten an deren Stelle die entsprechenden neuen Vorschriften.

Art. 139. Soweit nach den Uebergangsvorschriften anderer Gesetze die bisherigen Vorschriften noch künftig maßgebend sind, gilt das Gleiche auch für die durch dieses Gesetz aufgehobenen oder abgeänderten Vorschriften. Bis zu dem Zeitpunkt, in welchem das Grundbuch als angelegt anzusehen ist, bleiben in den im Artikel 119 Abs. 1 Satz 2 bezeichneten Gebietstheilen die Vorschriften unberührt, welche die Mitwirkung der Ortsbehörden bei der Führung der öffentlichen Bücher über die Rechtsverhältniffe an Grundstücken, insbesondere die Zuständigkeit zur Beurkundung der darauf bezüglichen Rechtsgeschäfte, betreffen. Die neuen Vorschriften über das Verfahren bei der Ausnahme gerichtlicher oder notarieller Urkunden kommen auch dann zur Anwendung, wenn für das beurkundete Rechtsverhältniß daS bisherige Recht maßgebend bleibt. Das Gleiche gilt von der Vorschrift, wonach die Amtsgerichte und die Notare in Bezug auf die Zuständigkeit zur Aufnahme von Urkunden einander gleichstehen. Soweit nach den Uebergangsvorschriften die Zuständigkeit von Orts­ behörden begründet bleibt, kann der Justizminister die Zuständigkeit auf andere Behörden oder Beamte übertragen. In diesem Falle findet die Vorschrift deS Artikel 126 Abs. 1 entsprechende Anwendung; der Justiz­ minister kann über die zu erhebenden Kosten Bestimmungen treffen. Art. 140. Für die Anfechtung einer Entscheidung, die vor dem Inkrafttreten deS Bürgerlichen Gesetzbuchs erlaffen ist, bleiben die bis­ herigen Vorschriften maßgebend; dies gilt auch dann, wenn nur die Entscheidung erster Instanz vor dem bezeichneten Zeitpunkt erfolgt ist. Art. 141. Auf ein zur Zeit deS Inkrafttretens deS Bürgerlichen Gesetzbuchs anhängiges Verfahren nach den Artikeln 5, 6 des Einführungs­ gesetzes zum Handelsgesetzbuche vom 24. Juni 1861 (Gesetz-Samml.

PSFG.

75

S. 449) finden die Vorschriften des §. 135 Ms. 2 Satz 2 und des §. 136 des Reichsgesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichts­ barkeit Anwendung. Im Uebrigen bleiben die bisherigen Vorschriften maßgebend.

Art. 142. Die Berichtigung einer Eintragung in dem Standes­ register erfolgt auch dann nach den Vorschriften des neuen Rechtes, wenn die Eintragung aus der Zeit vor dem 1. Januar 1876 herrührt.. Art. 143. In dem Oberlandesgerichtsbezirke Cöln gelten für die bei dem Inkrafttreten dieses Gesetzes im Amte befindlichen Notare die Vorschriften des Artikel 102 Abs. 1 mit folgender Maßgabe: Der aus dem Amte ausscheidende oder in einen anderen Amts­ gerichtsbezirk versetzte Notar kann bis zum Ablaufe von drei Monaten nach dem Tage des Ausscheidens oder der Versetzung dem Amtsgerichte seines bisherigen Amtssitzes zur weiteren Aufbewahrung der Papiere einen Notar bezeichnen, der in dem Bezirke dieses Gerichts seinen Amtssitz hat. Die gleiche Bcfugniß steht im Falle des Todes eines Notars den Erben zu. DaS Amtsgericht hat die Papiere dem ihm bezeichneten Notar zu übergeben. Auf Grund der Vorschriften des vorigen Absatzes kann die Üebergabe der Papiere an einen anderen Notar nur einmal verlangt werden. Im Falle des Ausscheidens, der Versetzung oder des Todes des anderen Notars findet die Abgabe der diesem auf Grund der Vorschriften des vorigen Absatzes übergebenen Papiere^an einen anderen Notar nicht statt.

Art. 144. Die nachstehenden Vorschriften werden, soweit sie nicht schon in Folge Reichsgesetzes außer Kraft treten, unbeschadet der UebergangSvorschriften aufgehoben: 1. Theil 1 Titel 44 bis 46, 52, Theil 2 Titel 1 bis 5, Theil 3 Titel 7 der Allgemeinen Gerichtsordnung für die Preußischen Staaten, Theil 1 Titel 46 jedoch nur insoweit, als er sich nicht auf die Auseinandersetzung zwischen einem LehnS- oder Fideikommißfolger und den Allodialerben seines Borbesitzers bezieht; 2. die Artikel 203, 812 bis 818, 839 bis 853, 855 bis 864. 907 bis 944, 986 bis 1002, 1040 des code de procSdore civile, die Artikel 844, 845, 1040 jedoch nur für das Gebiet der freiwilligen Gerichtsbarkeit; 3. die Artikel 16 bis 19, 37 bis 46 deS Französischen Dekrets über die Erhaltung und Verwaltung der Güter der Geistlichkeit vom 6. November 1813; 4. die Vorschriften des gemeinen Rechtes über die Exemplifikation oder Innovation von Urkunden; 5. die 83- 1 bis 8, 10 bis 31 der Hannoverschen Verordnung über das Verbot aller Privateide rc. vom 28. Dezember 1821 (Hannov. Gesetz-Samml. 1822 Abth. I S. 43), die §§. 17 bis 20 und die §§. 28 bis 31 jedoch nur insoweit, als sie sich nicht auf Lehen ober Fideikommisse beziehen; 6. die Verordnung und Taxordnung für die Notarien in den Niederrheinischen Provinzen vom 25. April 1822 (Gesetz-Samml. S. 109)

75

7. 8.

9.

10.

11.

12.

13.

14. 15.

16.

17. 18.

PGFG. sowie der §. 67 des Gesetzes, betreffend die Dienstvergehen der nicht richterlichen Beamten rc. vom 21. Juli 1852 (Gesetz Samml. S. 465); die Vorschriften des Rheinischen Rechtes über die Einregistrirung von Urkunden; für das Gebiet der vormals freien Stadt Frankfurt die sich auf die Rechtsmittel in Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit beziehenden Vorschriften der Gerichtsordnung für das gemeinsame Oberappellationsgericht der vier freien Städte Deutschlands (Bekannt­ machung vom 23. August 1831; Franks. Gesetz- und Statuten-Samml. Bd. 4 S. 229, 231) und des Gesetzes über das Verfahren in bürgerlichm Rechtssachen vom 7. November 1848 (Gesetz- und Statuten-Samml. Bd. 8 S. 282) sowie der §. 11 des Gesetzes über das Fiskalat vom 3. Dezember 1861 (Gesetz- und Statuten-Samml. Bd. 15 S. 79); die KabinetSorder über die Bidimation der Urkunden und die Ab­ zweigung der Schulddokumente vom 6. November 1834 (Gesetz-Samml. S. 180); die Versteigerungsordnung für Ostfriesland und Harlingerland vom 16. Dezember 1834 (Hannov. Gesetz-Samml. Abth. 111 S. 245) sowie die ergänzenden und abändernden Gesetze vom 10. Januar 1840 (Hannov. Gesetz-Samml. Abth. 111 S. 51), vom 26. Juli 1841 (Hannov. Gesetz Samml. Abth. III S. 79), vom 27. Dezember 1842 (Hannov. Gesetz-Samml. Abth. 111 S. 115) und vom 24. März 1897 (Gesetz-Samml. S. 103); die Versteigerungsordnung für den Landdrosteibezirk Osnabrück vom 14. Juli 1838 (Hannov. Gesetz-Samml. Abth. 111 S. 149) mit ApSnahme des Artikel 3 Abs. 3, soweit er sich auf die Befugniß der Magistrate bezieht, Sachen der Stadt oder des Fleckens an den Meistbietenden zu verkaufen oder zu verpachten; die Verordnung, betreffend das Verfahren bei freiwilligen Subhastationen, vom 6. April 1839 (Gesetz-Samml. S. 125); die KabinetSorder, betreffend Siegelanlage bei dem Ableben eines Beamten im Bezirke des Appellationsgerichts zu Cöln, vom 14. Juli 1843 (Gesetz-Samml. S. 321); für das Jadegebiet die Oldenburgische Auktionator- und Vergantungs­ ordnung vom 14 Mai 1844 (Oldenb. Gesetz-Samml. 1845 S. 278); das Gesetz über das Verfahren bei Aufnahme von Notariatsinstrumenten vom 11. Juli 1845 ^Gesetz-Samml. S. 487); die §§. 457, 458 der Hannoverschen Bürgerlichen Prozeßordnung vom 8. November 1*50 (Hannov. Gesetz-Samml. Abth. 1 S. 341); die Hannoversche Notariatsordnung vom 18. September 1853 (Hannov. Gesetz Samml. Abth. 1 S. 345) ; die 83- 6 bis 8 und der §. 11 Nr. 4 des Gesetzes, betreffend die GeschüftSsprache der Behörden, Beamten und politischen Körperschaften deS Staates, vom 28. August 1876 (Gesetz Samml. S. 389), die 88- 6 bis 8 jedoch nur insoweit, als es sich um ihre Anwendung auf die ordentlichen Gerichte handelt;

PGFG.

75

19. das Gesetz, enthaltend Bestimmungen über das Notariat, vom 8. März 1880 (Gesetz-Samml. S. 177); 20. das Gesetz, betreffend das Theilungsverfahren und den gerichtlichen Verkauf von Immobilien im Geltungsbereiche des Rheinischen Rechtes, vom 22. Mai 1887 (Gesetz-Samml. S. 136) sowie der §. 16 des AuSsührungSgesetzeS zur Deutschen Konkursordnung vom 6. März 1879 (Gesetz-Samml. S. 109); 21. das Gesetz, betreffend die Bereinigung der Rechtsanwaltschaft und des Notariats im Geltungsbereiche des Rheinischen Rechtes, vom 13. April 1888 (Gesetz-Samml. S. 72); 22. das Gesetz, enthaltend Bestimmungen über das Notariat und über die gerichtliche oder notarielle Beglaubigung von Unterschriften oder Handzeichen, vom 15. Juli 1890 (Gesetz-Samml. S. 229).

Art. 145. Dieses Gesetz tritt gleichzeitig mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch in Kraft. Die Vorschrift des Artikel 135 tritt mit der Verkündung in Kraft.

76. flusführungsgesetz zum Reitbsgesetze vom 17. Mai » 17 .nr, 17 24

Acker im Mittel­ felde

*) Die punktierten Linien bedeuten rote Striche.

1

34'15

13 90

83

MO. GBO.

Grundstücke.

Bestand und Zuschreibungen

Abschreibungen Zur lausenden Nummer der Grund­ stücke

Zur laufenden Nummer der Grund­ stücke 12

ii

13

. Bei Anlegung des Grundbuchs einge­ tragen am 3 August 1901. Fischer Neumann i 1., 2., 3.1 Nr 2 nach Abschreibung von Band I ' Blatt Nr 20 der Nr. 1 als Bestand­ teil zugeschrieben und Nr 1 mit Nr. 2 unter Nr. 3 neu eingetragen am 24. Februar 1903. Fischer Neumann 1.

4.

Von Band I Blatt Nr. 17 hierher über­ tragen am 4. August 1904. Fischer Neumann

5.

Von Band IV Blatt Nr 29 des Grund­ buchs von Brühl hierher übertragen am 12. Juni 1908. Fischer

Neumann

6,7,8 | Nr. 7 von Band II Blatt Nr. her übertragen und infolge gung mit Nr. 6 unter 8 Grundstück eingetragen am 1910.

Fischer

32 hier­ Vereini­ als ein 3. Mai

Neumann

14

4.

Von Nr 4 die Parzelle Vö° übertragen nach Band II Blatt Nr. 60 am 18. Oktober 1908. Rest: laufende Nr. 6. Fischer Neumann

5.

Übertragen nach Band IDE Blatt Nr. 117 des Grundbuchs von Brühl am 3. Mai 1910. Fischer Neumann

ABO. GBO.

83

2. Verzeichnis der mit dem Eigentume verbundenen Rechte.

Laufende Nummer der Ein­ tragung

i

1.

Laufende Nummer des be­ teiligten Grund­ stücks

Bezeichnung des Rechtes

2

3

1.

Die auf dem Grundstücke Buchhain Kartenblatt 10 Parzelle 5 (Band I Blatt Nr. 15) in Abteilung II Nr 3 eingetragene jähr­ liche Rente von 200 Mark hier vermerkt am 10. Sep­ tember 1901.

2.

Löschungen

4

Neumann

Fischer

2

Ver­

änderungen

Das auf dem Grundstücke 2

Buchhain Kartenblatt

Parzelle

114

I

(Band

Blatt Nr 37) in Abtei­ lung II Nr. 1 eingetra­

gene Wegerecht

bei

der

Zuschreibung von Nr. 2

hier vermerkt am 14. Fe­ bruar 1903. Fischer

Neumann

5

Nr 2 gelöscht am 15. Oktober 1904. Fischer Neumann

83

WO. GBO.

Erste Abteilung. E ts E3

Eigentümer

Grund des Erwerbes, - 2

Verzicht

iS

1 Landwirt

Friedrich

1.

hain.

Bei der Anlegung des Grundbuchs Zu Nr. 1: 51500MarkKauspreiS auf Grund des Kaufvertrags vom vom 20. September 20. September *89ö eingetragen 1895 eingetragen am 3. August 1901. am 3. August 1901. Fischer

2.

4

3

2

Gerber in Buch­

Erwerbspreis, Wert, Feuerversicherungs­ summe

Neumann

Fischer

Neumann

Aufgelassen und Band I Blatt Nr. 20 eingetragen am 30 Januar 1902,

hierher übertragen am 24 Februar 1903...........

Fis cher Bauer Heinrich Schmidt xn Buch­ hain

.Die Ehefrau des Heinrich Schmidt, Sophie geb.Busse, als Miteigentüme­ rin traft ehelicher Gütergemeinschast.

Neumann

am Zu Nr. 3: WobnbauS und Wirt­ schaftsgebäude am 30. Fischer Neumann April 1904 versichert mit 8400 Mark. 4. Ausgelassen und eingetragen am Eingetragen am 5. 4. August 1904. Mai 1904. Fischer Neumann Fischer Neumann 3., 4. Auf Gründ des Zeugnisses deS LlönigUchenAmtsgerichts zuLobau vom 7. November eingetragen am 23 November 1907.

3.

Aufgelassen und eingetragen 5. April 1904.

Fischer 5.

Neumann

Die Ehefrau Schmidt auf Grund deS Erbscheins vom 5. Februar 1908, der Ehemann kraft ehelicher Gütergemeinschaft eingetragen am 12. Juni 1908'

Fischer 7.

Neumann

Aufgelasien am 2 und eingetragen am 3. Mai 1910.

Fischer

Neumann

SS

ABO. GBO

Zweite

Laufende Nummer der Ein­ tragung

Laufende Nummer der belasteten Grund­ stücke

Lasten und Beschränkungen

Zur laufenden Nummer der Emtragung

i

2

3

4

1.

1.

Ein Altenteil für Slnton Siegert in Buchhain nach

r

Maßgabe deS Kaufvertrags vom 20. September 1895 bei der Anlegung des Grundbuchs eingetragen am 3. August 1901. Fischer

Neumann

2.

3.

Ein lebenslängliches WohnungSrecht für den Landwirt Friedrich Gerber in Buchhain nach Maßgabe der Bewilligung von 30 März 1904 Der Höchstbetrag des Ersatzes für den Fall deS Erlöschens durch den Zuschlag ist auf eintausend Mark festgesetzt. Zur Löschung des Rechtes soll der Nachweis des Todes des Berechtigten genügen Vorbehalten ist der Vor­ rang für eine später einzutragende Hypothek von dreitausend Mark nebst fünf vom Hundert Zinsen Eingetragen am 5. April 1904. Fischer Neumann

3.

4.

Ein Vorkaufsrecht für den Gastwirt Wilhelm Schröder

in Seefeld unter Bezugnahme auf die Bewilligung vom 3. März 1906 eingetragen am 4. April 1906

Fischer 4.

5.

Neumann

Widerspruch gegen die Eintragung des Eigentums des

Bauers Heinrich Schmidt und seiner Ehefrau zu­

gunsten des Kaufmanns Felix Busse in Grün­ busch auf Grund der einstweiligen Verfügung des

Königlichen Landgerichts zu N. vom 25. September eingetragen am 3. Oktober 1908. Fischer

5.

8.

Neumann

Ein Erbbaurecht nach Maßgabe der Bewilligung vom 15. August 1910 für den Gastwirt Wilhelm Schrö­ der in Seefeld eingetragen am 17. August 1910. Fischer Neuman n

83

ABO. GBO.

Abteilung. Veränderungen

Löschungen I

Eintragung

' Löschung !

5

Der »orbehaltene Vorrang vor diesem Rechte ist der in Abteilung in Nr. 4 eingetragenen Hypothek eingeräumt. Eingetragen am 16. Oktober 1905. Fischer Neumann Für das Erbbaurecht ist daS Blatt 86 in Band III diese- Grundbuchs angelegt. Eingetragen am 5. Februar 1912. Fischer Neumann

I

6

Zur laufenden, Nummer der Ein­ tragung | 8

7

1.

Gelöscht am 5. April 1904. Fischer Neumann

4.

Gelöscht am 5. Juli 1909. Fischer Neumann

3.

Gelöscht am 17. August 1910. | Fischer Neumann

,

I

83

ABO. GBO

belasteten Grundstücke

Laufende Nummer der

Laufende Nummer der Eintragung

Dritte

1

2

1.

1.

2.

3.

Betra g

Betrag

JC 14

1-4 5

4

8

Neuntausend Mark Darlehen mit fünf v Hundert jährlieh feit 1. April 1896 verzinslich und sechs Monate nach Kündigung rückzahlbar für den Schankwirt Wilhelm P e t e r s in Schwarzbach bei der Anlegung — 2000 L des Grundbuchs eingetragen am 3 August 1901. düiA« Fischer Neumann 9000

6

2.

2800

1.

5000



1. 2.

5000 2800



1 2. 4.

5000 2800 3000

— — —

— 4000

3300 _ — 500

2öUU

3.

Hypotheken, Grundschulden, Rentenschulden

8,4.

Sicherungshypothek für eine am 1. April 1904 zahlbare Kausgeidfo'derung von dreitausenddreihundert Mark für den Maschinensadrikanten Karl Frank in Lobau eingetragen am 12. Juni 1903. Fischer Neumann

600 — Vormerkung zur Sicher­ ung des Anspruchs aus

Einräumung einer Hy­

Umgeschrieben

eine

in

Hypothek für eine Kaufgeldforuerung von fünf

pothek tm Betrage von

hundert

fünfhundert Mark für

vier vomHundert jähr­

den

lichen Zinsen seit dem

Kaufmann

Karl

Mark

nebst

Müller in Seefeld

1. Mai 1905 für den

unter Bezugnahme auf | die einstweilige Ver­

Kammann Karl Mül-

fügung

deS

König­

ler in Seefeld unter

Bezugnahme auf das

lichen Landgerichts zu

rechtskräftige Urteil des

N. vom 1., eingetragen

Königlichen

am 3. Februar 1905.

richts zu N. vom 6

Fischer

Neumann

Landge­

Juni 1905 eingetragen am 12 Juli 1905. Fischer

4.

3.

3000

Neumann

Dreitausend Mark Darlehen, mit fünf vom Hundert jährlich seit dem 1. Oktober 1905 verzinslich, für die Landwirtschaftliche Kreditbank, Aktiengesellschäft in Hannover. Die Eigentümer haben sich der sofortigen Zwangsvollstreckung in der Weise unterworfen, dah sie gegen den jeweiligen Eigentümer zulässig sein soll. Unter Bezugnahme auf die Bewilligung vom 24 September 1905 einge­ tragen mit dem Vorrange vor dem in Abteilung II Nr. 2 eingetragenen WohnungSrecht am 16 Oktobet 19o5. Neumann Fischer

83

MO. GBO.

Abteilung.

Berün derungen

Der Restbetrag von zweitausendacht­ hundert Mart umgewandelt in eine gewöhnliche Hypothek für ein mit fünf vom Hundert jährlich seit dem 1. April 1904 verzinsliches Dar­ lehen für den Fabrikbesitzer Karl Frank in Lobau eingetragen am 4 April 1904.

Fischer

Neumann

Mmgeschrieben für die Landwirtschast' liche Kreditbank, Aktiengesellschaft, in Hannover mit der Maßgabe, daß an die Stelle der bisherigen Forderungen eine mit fünf vom Hundert jährlich seit dem 1. Okto­ ber 1905 verzinsliche Darlehens­ forderung gesetzt ist Die Eigen­ tümer haben sich der sofortigen Zwangsvollstreckung in der Weife unterworfen, daß sie gegen den jeweiligen Eigentümer zulässig sein soll. Unter Bezugnahme auf die Bewilligung vom 24. Septem­ ber eingetragen am 16. Oktober 1905.

Fischer

2.

500

N eumann

lUeder diese Hypotheken ist der Gläu| bigerin ein gemeinschaftlicher Brief erteilt. Eingetragen am 20. Ok­ tober 1905. Fischer Neumann

FünshundertMarkgelö'cht am 4. April 1904. Fischer Neumann

1.

4000

Neumann

Fünftausend Mark mit dem Borrange vor dem Reste nebst den Zinsen seit dem 1. Oktober 1904 abgetreten an den Schmid Heinrich Stark in Hannover. Eingetragen am 24. Oftober 1904. Fischer

Löschungen

Viertausend Mark Resthypothek deS Wilhelm Peier­ gelöscht am 6. Ja­ nuar 1905. Fischer Neumann

3.

500

Gelöscht am 16. Ok­ tober 1905. Fischer Neumann

1.

2000

Zweitausend Mark gelöscht am 10 De­ zember 1907. Fischer Neumann

6.

1000

Gelöscht am 4. April 1912.

Fischer Neumann 7.

2500

Zweitausendsünfhun dert Mart Ablö­ sungssumme und einhundertzehn Mark jährliche Rentenschuld gelöscht am 16. Oktober 1916. Fischer Neumann

83

ABO. GBO

2

Eintragung

14

3

Nummer der

u#

Hypotheken, Grundschulden, Rentenschulden

Zur laufenden

Betrag

ü'

belasteten Grundstücke

Laufende Num m er der

Laufende Num m er der Eintragung

Dritte

4

5.

3.

500; — Sicherungshypothek zum Höchstbetrage von fünf­ hundert Mark für den Zimmermeister Hermann Zanderin Seefeld eingetragen am 4. März 1908. ! Fischer Neumann

6.

3.

1000 — Eintausend Mark Grundschuld mit sechs vom Hun-

Betrag

Heinrich Schmidt in Buchhain, und seine Ehestau Sophie, geborene | Busse, unbeschrieben am 7. Januar , 1910

Fischer

Neumann

Bor dieser Grundschuld ist der unter I Nr 7 eingetragenen Rentenschuld der Borrang eingeräumt. Einge- ’ tragen nm 4. April 1912. i

Fischer

Neumann

Jaeger, ReichSzivUgesetze.

3. Aufl.

(Preußen.)

108

83

ABO. GBO

Avlaae B. (Adler.)

Preußischer Hypothekenbrief über

die in dem Grundbuche von Buchhain (Kreis Seefeld) Band I Blatt Nr. 12 Abteilung HI Nr. 1 eingetragenen 9000 Mark.

Noch gültig auf 4000 Start Lobau, den 24. Oktober 1904. (Unterschriften.)

Inhalt der Eintragung:

Nr. 1: 9000 (neuntausend) Mark Darlehen, mit fünf vom Hundert jährlich seit dem 1. April 1896 verzinslich und sechs Monate nach Kündigung rückzahlbar, für den Schankwirt Wilhelm Peters in Schwarzbach eingetragen am 3. August 1901.

Belastetes Grundstück: Der im Bestandsverzeichnis unter Nr. 1 verzeichnete, in der Ge­ markung Buchhain belegene Bauerhof Nr. 8 »on 41 ha 67 a 09 qm mit 373,29 Tlr. Grundsteuerreinertrag und 136 Mark GebäudesteuernutzungSwert; Grundsteuermutterrolle Art. 3, Gebäudesteuerrolle Nr. 27. Kaufpreis im Jahre 1895: 51 500 Mark.

Eigentümer: Landwirt Friedrich Gerber in Buchhain.

Vorgehende oder gleichstehende Eintragungen: Abteilung II: Nr. 1 ein Altenteil mit gleichem Range; Abteilung III: keine. Lobau, den 6. August 1901. Königliches Amtsgericht. (Siegel).

(Unterschriften)

Dem jeweiligen Eigentümer des im Bestandsverzeichnis unter Nr. 1 bezeichneten Grundstücks steht die auf dem Grundstücke Buchhain Karten­ blatt 10 Parzelle 5 (Ld. I Blatt Nr. 15) in Abteilung II Nr. 3 ein­ getragene jährliche Rente von 200 Mark zu. Diese Rente ist auf dem Blatte des erstgenannten Grundstücks am 10. September 1901 vermerkt worden. Dem im Bestandsverzeichnis unter Nr. 1 verzeichneten belasteten Grundstück ist am 24. Februar 1903 der ebenda unter Nr. 2 verzeichnete, im Dorfe Buchhain belegene Garten Kartenblatt 2 Parzelle 110 von 34 a 86 qm mit 7,68 Tlr. Grundsteuerreinertrag als Bestandteil zuge­ schrieben und vermerkt worden, daß dem jeweiligen Eigentümer des Gar­ tens das auf dem Grundstücke Buchhain Kartenblatt 2 Parzelle 114 (Bd. I Blatt Nr. 37) in Abteilung II Nr. 1 eingetragene Wegerecht zu-

MO. GBO.

83

steht. Infolge der Zuschreibung ist das belastete Grundstück unter Nr. 3 de» Bestandsverzeichnisses, wie folgt, neu eingetragen worden: Der in der Gemarkung Buchhain belegene Bauerhof Nr. 8 von 42 ha 01 a 95 qm mit 380,97 Tlr. Grundsteuerreinertrag und 136 Mark Gebäudesteuernutzungswert; Grundsteuermutterrolle Art. 3, Gebäudesteuerrolle Nr. 27. Lobau, den 3. März 1904.

Königliches Amtsgericht. (Siegel.)

(Unterschriften)

FeuerverficherungSsumme für das Wohnhaus und die Wirtschafts­ gebäude im Jahre 1904: 8400 Mark. Lobau, den 5. Mai 1904.

Königliches Amtsgericht. (Siegel.)

(Unterschriften.)

Don den vorstehenden 9000 Mark sind 5000 mit dem Borrange vor dem Reste nebst den Zinsen 1904 abgetreten an den Schmied Heinrich Stark Abtretung ist im Grundbuch eingetragen. Für den ist ein Teilhypothekenbrief hergestellt worden.

Lobau, den 24. Oktober 1904.

Königliches Amtsgericht. (Siegel.)

(Unterschriften.)

(fünftausend) Mark seit dem 1. Oktober in Hannover. Die abgetretenen Betrag

ABO. GBO

SS Anlage C.

(Ubier.)

Preußischer Teilhypothekenbrief über 5000 Mark Teilbetrag der in dem Gmndbuche von Buchhain (Kreis Seefeld) Bd. I Nr. 12 Mteilung HI Nr. 1 eingetragenen 9000 Mark.

Der bisherige Brief über die Hypothek von 9000 Mark lautet, wie folgt: (folgt Abschrift des bisherigen Briefes und der auf diesem befiMichen Vermerke mit Ausschluß des Vermerkes über die Teil­ abtretung). Die vorstehende Abschrift stimmt mit der Urschrift überein. Von den 9000 Mark sind dem Schmied Heinrich Stark in Hannover 5000 (fünftausend) Mark nebst den Zinsen seit dem 1. Oktober 1904 mit dem Vorrange vor dem Reste abgetreten- Die Abtretung ist im Gmndbuche eingetragen. Ueber die 5000 (fünftausend) Mark ist dieser Teilhypothekenbrief her­ gestellt worden. Die Herstellung ist auf dem bisherigen Briefe vermerkt. Lob au, den 26. Oktober 1904.

Königliches Amtsgericht.

(Siegel.)

(Unterschriften.)

83

MO. GBO.

Anlage D. (Adln)

Preußischer Hypothekenbrief über die in dem Grundbuche von Buchhain (Kreis Seefeld) Bd. 1 Blatt Nr. 17

Abteilung in Nr. 1 und ebenda Blatt Nr. 26 Abteilung Hl Nr. 3 sowie

in dem Grundbuche von Seefeld (Kreis Seefeld) Band VI Blatt Nr. 35 Abteilung III Nr. 6 eingetragene Gesamthypothek von 7000 Mark.

Inhalt der Eintragung: 7000 (siebentausend) Mark Kaufpreis mit viereinhalb vom Hundert jährlichen, am 1. April und 1. Oktober zu entrichtenden Zinsen seit dem 1. April 1908, zahlbar sechs Monate nach Kündigung, die nur zum 1. April und 1. Oktober, dem Gläubiger im Falle pünktlicher Zinszahlung frühestens bis zum 1. April 1913 gestattet ist, für den Landwirt Karl Friedrich in Buchhain eingetragen am 5. April 1908.

Belastete Grundstücke: 1. Buchhain Band I Blatt Nr. 17: a) Das im Bestandsverzeichnis unter Nr. 1 verzeichnete, im Dorfe Buchhain belegene Wohnhaus mit Hofraum Kartenblatt 2 Parzelle W von 6 a 17 qm mit 36 Mark Gebäudesteuer­ nutzungswert; Grundsteuermutterrolle Art. 63, Gebäudesteuer­ rolle Nr. 61; Feuerversicherungssumme im Jahre 1902: 4200 Mark. b) Der im Bestandsverzeichnis unter Nr. 3 verzeichnete, in der Gemarkung Buchhain in der großen Huben belegene Acker Kartenblatt 1 Parzelle 46 von 22 ha 18 a 40 qm mit 89,94 Tlr. Grundsteuerreinertrag; Grundsteuermutterrolle Art. 63. 2. Buchhain Band I Blatt Nr. 26: Das im Bestandsverzeichnis unter Nr. 7 verzeichnete, im Oberfelde der Gemarkung Buchhain belegene Stück Acker, Wiese, und Weide, Kartenblatt 2 Parzellen Vt , y87, 29 von 3 ha 08 a 91 qm mit 16,13 Tlr. Grund­ steuerreinertrag, Grundsteuermutterrolle Art. 63. 3. Seefeld Band VI Blatt Nr. 35: Der im Bestandsverzeichnis unter Nr. 4 verzeichnete, in der Gemarkung Seefeld an der Feldmark Greben belegene Acker Kartenblatt 5 Parzelle 76 von 3 ha 12 a 10 qm mit 10,15 Tlr. Grundsteuerreinertrag, Grundsteuermutter­ rolle Art. 32.

ADO. GBO.

83

Eigentümer: Zu Nr. 1, 2: Schankwirt Karl Zimmermann in Buchhain. Zu Nr. 3: derselbe und seine Ehefrau Marie Luise Zimmer­ mann, geborene Schulze, in Buchhain, je zur Hälfte.

Vorgehende oder gleichstehmde Eintragungen: Auf Nr. la: Abteilung II: Nr. 1 ein Mtenteil mit gleichem Range. Auf Nr. Id: keine. Auf Nr. 2: Abteilung II: Nr. 2 ein Wegerecht, \ im Range Abteilung HI: Nr. 2 500 (fünfhundert) Mark j vorgehend. Aus Nr. 3: keine.

Lobau, den 7. April 1908. Königliches Amtsgericht. (Siegel.)

(Unterschriften.)

1000 (eintausend) Mark sind gelöscht worden. Der Rest von 6001 (sechstausend) Mark ist mit den Zinsen seit dem 1. Januar 1913 dem Kaufmann Emil Kuntze in Seefeld abgetreten. Die Abtretung ist im Grundbuch eingetragen. Lobau, den 25. März 1913.

Königliches Amtsgericht. (Siegel.)

(Unterschriften.)

Die Hypothek ist auf dem oben unter Nr. 2 ausgeführten Grundstück in dem Grundbuche von Buchhain Band I Nr. 26 gelöscht, nachträglich aber auch im Grundbuche von Seefeld Band VII Blatt Nr. 42 Abteilung Hl Nr. 1 eingetragen worden. Dieses neubelastete Grundstück ist die im Bestandsverzeichnis unter Nr. 3 verzeichnete in der Gemarkung Seefeld an der Feldmark Greben belegene Holzung Kartenblatt 5 Parzelle 77 von 2 ha 71 a 30 qm mit 6,33 Tlr. Grundsteuerreinertrag, Grundsteuer­ mutterrolle Art 67. Eigentümer des neu belasteten Grundstücks: Schankwirt Karl Zimmermann und seine Ehefrau Marie Luise Zimmermann, geborene Schulze, in Buchhain je zur Hälfte. Borgehende oder gleichstehende Eintragungen sind auf dem neu be­ lasteten Grundstücke nicht vorhanden. Lobau, den 10. Oktober 1916.

Königliches Amtsgericht. (Siegel.)

(Unterschriften.)

83

ABO. GBO.

Arrlaae E. «Adler.)

Preußischer Hypothekenbrief über

die jn dem

Gmndbuche von Buchhain (Kreis Seefeld) Band I Blatt

Nr. 12 Abteilung IN, Nr. 1, 2, 4 eingetragenen 5000, 2800 und 3000,

zusammen 10800 Mark.

tJuhalt der Eintragungen: Nr. 1: 5000 (fünftausend) Mark Restbetrag der am 3. August 1901 eingetragenen 9000 Mark.

Nr. 2: 2800 (zweitausendachthundert) 12. Juni 1903 eingetragenen 3300 Mark.

Mark Restbetrag der

am

Die Hypotheken Nr. 1, 2 sind am 16. Oktober 1905 für die land­ wirtschaftliche Kreditbank, Aktiengesellschaft, in Hannover mit der Maßgabe umgeschrieben, daß an die Stelle der bisherigen Forderungen eine Darlehnsforderung von gleichem Betrage gesetzt ist. Nr. 4: 3000 (dreitausend) Mark Darlehen für die landwirtschaftliche Kreditbank, Aktiengesellschaft, in Hannover eingetragen am 16. Oktober 1905.

Die Darlehen (Nr. 1, 2, 4) sind mit fünf vom Hundett jährlich seit dem 1. Oktober 1905 in halbjährigen, am 1. April und 1. Oktober zahlbaren Beträgen verzinslich und sechs Monate nach Kündigung rück­ zahlbar. Die Kündigung ist nur zum 1. April und 1. Oktober gestattet. Werden die Zinsen pünktlich, d. h. spätestens am 10. April und 10. Oktober gezahlt, so kann die Gläubigerin nicht früher als zum 1. Oktober 1910 kündigen. Erfolgt die Zinszahlung nicht pünktlich, so find die Darlehen sofort fällig; für diesen Fall haben sich die Eigentümer der sofortigen Zwangsvollstreckung in der Weise unterworfen, daß sie gegen den jeweiligen Eigentümer zulässig sein soll.

Belastetes Grundstück: Der im Bestandsverzeichnis unter Nr. 3 verzeichnete, in der Gemar­ kung Buchhain belegene Bauerhof Nr. 8 von 42 ha 01 a 95 qm mit 380,97 Tlr. Grundsteuerreinertrag und 136 Mark Gebäudesteuernutzungs­ wert; Grundsteuermutterrolle Art. 3, Gebäudesteuerrolle Nr. 27. Kaufpreis für den Bauerhof ohne den ihm zugeschriebenen, im Bestandsverzeichnis unter Nr. 2 verzeichneten Garten im Jahre 1895: 51500 Mark.

Feuerversicherungssumme im Jahre 1904; 8400 Mark.

83

ABO. GBO Eigentümer:

Bauer Heinrich Schmidt und seine Ehefrau Sophie Schnndl. geborene Busse, in Buchhain in ehelicher Gütergemeinschaft.

Borgehende oder -leichstehen-e Eiütraga-gen: Keine. Dieser Hypothekenbrief tritt für die in Abteilung III Nr. 1 eingetragene Resthypothek von 5000 Mark an die Stelle des bisherigen Briefes. Lobau, den 20. Oktober 1905. Königliches Amtsgericht. (Siegel.)

(Unterschriften)

Bon den in Abteilung III Nr. 1 noch eingetragenen 5000 Mar! find 2000 (zweitausend) Mark gelöscht worden. Lobau, 10. Dezember 1907. Königliches Amtsgericht. (Siegel.)

(Unterschriften)

83

ABO. GBO.

«Ula« F. (Adler.)

Preußischer Grundschuldbrief über die in dem Grundbuche von Seefeld (Kreis Seefeld) Band VI Blatt

Nr. 25 Abteilung HI Nr. 7 eingetragenen 2000 Mark.

Inhalt der Eintragung: Nr. 7: 2000 (zweitausend) Mark Grundschuld, mit fünf vom Hun­ dert jährlich seit dem 1. Oktober 1903 in halbjährigen, am 1. April und I. Oktober zahlbaren Beträgen verzinslich, drei Monate nach Kündigung, die jedem Teil nur zu dem Schluffe eines Kalendervierteljahrs zusteht, zahlbar, für den Rentier Wilhelm Korn in Grünbusch eingetragen am II. Oktober 1903. Das Kapital und die Zinsen sind am jeweiligen Wohnsitze deS Gläubigers zu zahlen.

Belastetes GrundstückDas im Bestandsverzeichnis unter Nr. 5 verzeichnete, im Dorfe Seefeld belegene Wohnhaus mit Hofraum und Garten Kartenblatt 2 Parzelle Vr°. W von 28 a 79 qm mit 1,11 Tlr. Grundsteuerreintrag und 90 Mark Gebäudesteuernutzungswert; Grundsteuermutterrolle Art. 4, Gebäudesteuerrolle Nr. 65.

EigentümerSchlächtermeister Heinrich Krause in Seefeld.

Vorgeheude oder gleichstehende EintragungenAbteilung II: Nr. 2 ein lebenslängliches Wohnungsrecht Abteilung III: Nr. 5 500 (fünfhundert) Mark, Nr. 6 1000 (eintausend) Mark

im Range vorgehend.

Lobau, den 13. Oktober 1903.

Königliches Amtsgericht. (Siegel.)

(Unterschriften)

Die Grundschuld von 2000 Mark ist mit den Zinsen seit dem 1. April 1906 abgetreten an den Kaufmann Hermann Funke in Hannover und umgewandelt in eine Hypothek für eine vom 1. April 1906 an jährlich mit fünfeinhalb vom Hundert verzinsliche, sechs Wochen nach Kündigung rückzahlbare Darlehnsforderung von 2000 Mark; die Kündigung ist nur zu dem ersten Tage eines Kalendervierteljahrs gestattet. Die Abtretung und die Umwandlung sind im Grundbuch eingetragen. Lobau, den 6. April 1906. Königliches Amtsgericht. (Siegel.)

(Unterschriften.)

83

ABO. GBO.

Aula«« G. (Adln)

Preußischer Nentenschuldbrief über i7»Ä

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze, HäuSlerrecht 2 63. Häusliche Gemeinschaft beim Dienstver­ trag 1 617, 618 Ms. 2. Hausverfassungen, Giltigkeit 2 57,58, 61. Haverei 8 700—739; bei Bodmerei 8 690; Voraussetzung der Havereiver­ teilung 8 703—705. — besondere, Begriff 8 701; Fülle 8 707; Veräußerung der Ladung 8 732, 733; Verbodmung der Ladung 8 732, 733; Verpflichtungen des Ver­ sicherers bei Seeversicherung 8 845— 847. — große, Mschützung des Schadens 8 709; Begriff 8 700; Beitragser­ mittlung 8 717—724; Bestimmung der zu leistenden Vergütung 8 710 —715; dingliche Haftung der bei­ tragspflichtigen Güter 8 726; Dis­ pache, Dispacheure 8 706, 728, 729; Fälle 8 706; Ort der Schadensfest­ stellung u. -Verteilung 8 727; Pflich­ ten des Schiffers 8 728, 731; Rechte der Vergütungsberechtigten 8 725; Schadenberechnung 8 706, 708, 709; Verhältnis zur besonderen Haverei 8 704, 705; Verpflichtungen des Ver­ sicherers bei Seeversicherung 8 834 —838; Verschulden Dritter oder Be­ teiligter 8 702; Verteilung des ge­ samten Schadens auf Schiff, Fracht 11. Ladung 8 716—724; Wirkung brgl. der Schiffsglänbiger 8 777. Haverei bei der Binnenschiff­ fahrt 17 78—91. — besondere 17 78, 80, 81. große, Begriff 17 78; Dispache 17 84—88; Havereiverteilung 17 78 Ms. 2, 82 Zisf. 3, 86; Pfandrecht der Vergütungsberechtigten 17 89; Umfang 17 82, 84; Heer, aktives 2 44 Fußnote 4 (§38); freiw. Gerichtsbarkeit in dems. 60. Heimarbeiter, Begriff 54 5. Heimatlose 2 29 Heiraten, Beurkundung 61 1 Heiratsregister 1 1318, 1324; 61 1, 12, 54; 62 2, 9 Heiratsurkunde 62 9. Heiratsvermittler 1 656. Herausgabe des Ersatzes 1 281; eines Sachinbegrisfs 1 260 hereditatis petitio s. Erbschaftsan­ spruch. Herrenloses Gut siehe Aneignung. Herstellung des ehel. Lebens 1 1353, 1567; Klage hierauf 47 606, 608, 612, 615, 617, 621, 888; Verurtei­ lung hiezu 47 888

Hessische Gutcrrechte (Ueberlettung, s4 ' Art. 7—9. Heuer, Berechnung von Bruchteilen ders 15 80; Bezüge des erkrank­ ten ob. verletzten Schiffsmannes 15 61—64; bei Entlassung des Schiffs­ mannes 15 71, 72; Erhöhung ders. 15 52; Fälligkeit der Forderungen bei Verschollenheit des Schiffes 15 53; Herabsetzung ders. 15 43; Höhe ders. 15 29; Zahlung ders. 15 44 -48. Heuerbuch 15 49. Heuerschein 15 27. Heuervertrag 15 27 ff.; Dauer 15 28; Endigung 15 69; Form 15 27; Rück­ tritt 15 32. Hilfsleistung in Seenot 8 740—753 s. Bergung. Hilfsgeschworene 43 89. Hilfslohn s. Bergelohn. Hilfsrichter 43 10, 122; für das Reichs­ gericht 43 Eingangsnote Ziff. 8 Art. XII, 43 134. Hilfsschöffen 43 42. Hinterlegung von Geld- u. Wertpa­ pieren zur Erfüllung von Leistun­ gen 1 372—386; durch einen Ge­ samtschuldner 1 422; zur Sicherheits­ leistung 1 232-235. — Prenßcn: amtl Hinterlegung von Schuldverschreibungen bei der Hinter­ legungsstelle Berlin 72 20 Hinterlegungsordnung 69 17; 71 Hinterlegungswesen 2 144—146; 6339. — Preu ß e n: Hinter! von Geld 71 7—35; von Wertpapieren und Kostbarkeiten 71 36—69; Vorläufige Verwahrung bei den Amtsger. 71 70—85; Hinterlegung anderer Sachen 71 87—89, 74 84 XX; Hinterlegungsstellen 71 1—6. Höchstbetragshypothek 1 1190. Hohenzollernsche Lande, Zuständigkeit der Ortsvorsteher in Angel, der freiw. Ge­ richtsbark. 75 111—117 Holsteinisches Fürstenhaus, Reichsaesetz betr. die Rechtsstellung dess. 2 57 Anm. 1. Holsteinisches Gütcrrccht Zleberleitung) 74 50. Homburg, Zuständigkeit der Bürgermeister in Angel, der freiw Gerichtsbark. 75 111—117. Honorant, Honorat 12 56 -65. Hypothek 1 1113—1190; Eintragung der H. bzw. H.-Uebertragung 58 26, 42, 44, 51, 54; Eintragung der H.Pfändung 47 830, 837; Löschung 58 27; Reichsges. betr. die Ueberleitung von Hypotheken des früheren Rechtes

Die anderen auf Paragraphen und Artikel. 229, 230; Nichtigkeit 8 209; Ueber» 2 192 Fußnote 1; UebergangSvorschriften 2 192—194; siehe auch Bau-, tragung 8 224; Unterzeichnung 8181. Baugeld-, Eigentümer-, Gesamt-, Ma­ Internationales Privatrecht 2 7—31; Haager Konvention 56; Wechselrecht ximal-, Revenuen-, Sicherungshypo­ 12 84—86. thek, Hypothekenbanken. — Preußen: Kündigungsrecht 74 32; interusurium s. Zwischenzins. Uebergangsvorschristen 74 33. Intervention bei Wechseln 12 56—65. Hypothekenbanken, Aussicht, staatliche JnvaliditätSversicherung 31 6. 21 3, 4; Begriff 21 1; Geschäfte ! invecta et illata s. Eingebrachte Sachen. Inventar des Kaufmanns 8 39—41; ders. 21 5; Grundstücksbeleihungen Nachlaßinventar 1 1993, 2001—2010; 21 11 ff-; Jahresbilanz 21 24-28; Konkurs 21 35; Kündigung der Hy­ der Strandämter 16 15. pothek 21 18, 19; Uebergangsrecht Jnventarerrichtung 1 1993 ff. 21 45—53; Unternehmer 21 2; Ver­ Jnventarsrift 1 1994-2000, 2011, 2012; öffentlichungen 21 23. 59 77, 78. Inventurausverkauf 42 9. Hypothekenbankgesetz 21. JnzidentfeststettungSktage 47 280. Hypothekenbrief 1 1116, 58 56-70, Irrtum Dei der Eheschließung 1 1332, 97; Teilhypothekenbrief 1 1152, 58 1333, 1337, 1346; bei der Erbschafts­ 61. annahme 1 1949; bei letztwilliger — Preußen: Form u. Inhalt 83 38— 40; Unbrauchbarmachung 83 42. Verfügung 1 2078, 2080; bei Selbst­ hilfe 1 231; bei Willenserklärungen Hypothekendeckung 21 6, 10—12, 37. Hypothekenpfandbriefe, Ausgabe 21 5, 1 119 ff. judex ne eat ultra petita partium 47 7-9; Deckung für dies. 21 6, 10 —12; Kündigung 21 8; Vorrecht im 308. Konkurs 52 17. Juristische Personen 1 21—89; Be­ schränkung der Zulässigkeit des Kon­ Hypothekenregister 21 22, 30—32, 53. kurses 51 EingangSnote Art. IV; Ein­ tragung ins Handelsregister 8 33— 36; Erwerbsbeschränkungen 2 86; Gerichtsstand 47 17; UebergangsvorJagdrecht 2 69. schriften 2 163ff.; als Urheber 33 3, Jahr, Berechnung 1 189, 191. 32, 36 5, 25; spez. Vereine 1 21— 79, Stiftungen 1 80—88, jur. Pers, JahreSliste der Schöffen 43 36; der Geschworenen 43 90. des öffentl. Rechtes 1 89. Japaner in Schutzgebieten 64 4 Fuß« — Preußen: Erwerbsbeschränkungen 74 note 2. 6, 7. Immission 1 906. Justizverwaltung 69 77—86. JmmobiliarfeuerversicherungSwesen, Reservatrecht Bayerns 31 125. K. impedimenta matrimonii s. Ehehindernisse. Kammergericht in Berlin 69 50 mit Fuß­ Indossament 12 9—17. note. Jnhabergrundschuld 1 1195. Kammern für Handelssachen 43 67, Jnhaberhypothek 1 1187 ff. 100—118; Abstimmung 43 199; Be­ Jnhaberpapiere 1 793—808, 63 34; setzung 43 109; Verweisung der Klage Erwerb abhanden gekommener 1 935 an die Zivilkammer 43 102—108a; 1006, 8 367; Nießbrauch 1 1081— Zuständigkeit 43 70, 71, 101. 1084; Pfandrecht 1 1293 ff. — Preußen: 69 46. — mit Prämien, Gesetz 27. I Kapitän (im Sinne der SeemO.), Be­ — Preußen: Bekanntmachung des Ver­ griff 15 2; Beurkundung seines To­ lustes 78 6. des 15 65; dienstliche Stellung 15 3; Inkassogeschäft der Reichsbank 20 13 Disziplinargewalt 15 84ff.; Durch' suchungs- u. Festnahmerecht 15 127; Ziff. 5. JnnungSeinigungsamt 54 74. Fürsorge für dessen Nachlaß 15 65; JnnungSschiedSgerichte 54 84, 86. , Klagen gegen dens. 15 129—131; Jnterimsscheine, Amortisation 8 227; | Pflichten 15 12; Sicherung deS Be­ Begriff 8 179; Betrag 8 180, 209; weises durch dens. bei strafbaren Kraftloserklärung verlorener ob. ver­ 'Handlungen v. Schiffsleuten 15 126; nichteter 8 228; Neuausstellung 8 Strafvorschriften 15 111- 115.

I

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze, Kauf, allgemeine Vorschriften 1 433— 468; auf Probe 1495, 496; nach Probe 1 494, 496, 8 96; Vorkauf 1 504 —514; Wiederkauf 1 497-503. Lauf bricht nicht Miete 1 571, 579. Kauffahrteischiffe, Begriff 19 1; Flag­ genrecht 19. Laufmann, Begriff 8 1; ft. minderen Rechts 8 4; Pflichten bei Aufbewah­ rung fremder Wertpapiere 23 1 ff. Laufmännische Verpflichtungsscheine, Stempelpflichtigkeit 13 27. LaufmannSgerichte, Anträge ders. 55 18; Ausschüsse 55 18; Beisitzer 55 9, 10, 12; Besetzung 55 9; Eint* gungSamt 55 17; Errichtung 55 1, 2; gemeinsame 55 1 Abs. 3; Gut­ achten 55 18; Kammern 55 9; Ko­ sten der Einrichtung 55 8; Voraus­ setzungen der Mitgliedschaft 55 10; Vorsitzender 55 9, 11; Wahl der Mit­ glieder 55 11—13; Zuständigkeit 55 1, 3-5. LaufmannsgerichtSgesetz 55. „Lennen müssen" 1 122 Abs 2. Linder, Annahme an Kindes Statt 1 1741—1772 s. a. Annahme; elter­ liche Gewalt des Vaters 1 1627— 1683; Legitimation unehelicher Kin­ der 1 1719—1740; keine Pfändung deS elterl. Nutznießungsrechts am Vermögen des ft. 47 862; rechtliche Stellung der ehelichen ft. 1 1616 —1698; rechtliche Stellung der Kin­ der aus nichtigen Ehen 1 1699— 1704, Uebergangsvorschrist 2 207; rechtliche Stellung der unehelichen ft. 1 1705—1718, Uebergangsvorschrift 2 208; Rechtsstreitigkeiten betr. die Feststellung des Rechtsver­ hältnisses zwischen Eltern u. ft 47 640—644, 704; Rechtsverhältnis zwi­ schen den Eltern und dem (ehel.) Kinde im allg. 1 1616—1625, internat. Privatrecht 2 19,20, UebergangSvorschriften 2 203—205; Zwangsvoll­ str. in das KindSvermögen 47 746. Linematographische Wiedergabe von Werken der Literatur rc. 33 12 Z. 6, 14 Z. 5, 34 14, 18 Fußnote 1 $ 1 Ziff. 6, 35 2, 36 15 a, 31, 32. Lirchenbaulast 2 132. Lirchenstühle 2 133. Kirchliche Verpflichtungen in Ansehung der Ehe 1 1588, 61 62. Klage, Erhebung 47 253, 263, 498; Un­ terbrechung der Verjährung durch Kl. 1 209-212; Zurücknahme 47 271. — auf künftige Leistung, Zahlung, Räumung 47 257—259.

I KlageLnderung 47 264, 268—270, 527. Klagegrund 47 146, 253. ! Klageschrift 47 253. Kleinbahn, Güter- bzw. Personenbesör, derung 8 473. I Kleingewerbe 8 4. — Preußen: 78 1 . Kohlenabbau-Gerechtigkeiten 74 40; AuI legung eines Grundbuchblattes 79 27; Eintragung im Grundbuch 83 22—26, I freiw. gerichtl. Versteigerung 75 76; Zwangsversteigerung u. Zwangsverwal­ tung 77 15—21. Kollation s. Ausgleichung. Kolonialbeamte als Richter 64 2 Fuß­ note 2 §§ 48—51. Kolonialbeamtengesetz 64 2 Fußnote 2. Kolonialgesellschaften, deutsche, Beauf­ sichtigung 64 13; Befugnisse 64 11, 15 Abs. 3; Gesellschaftsvertrag 64 11, 12. Kommanditgesellschaft 8 161 -177; An­ meldung 8 162; Ausscheiden eines Kommanditisten 8 162; Begriff 8 161; Eintritt eines Kommanditisten 8 162, 173, 176; Firmc: 8 19; Ge­ schäftsbeginn vor Eintragung 8 176; Geschäftsführung 8 164; Gewinn­ anteile 8 168; Haftung der Komman­ ditisten 8 171, 173, 176; Haftung der Komplementäre 8 161; Herab­ setzung der Einlage 8 174; Konkurs 51 209—212; Kontrollrecht der Kom­ manditisten 8 166; Rechtsverhältnis der Gesellschafter unter einander 8 163—169; Tod eines Kommanditisten 8 177; Vertretung 8 170, 58 33; Zweck 8 161. — Preußen: Auflösung 78 4. Kommanditgesellschaft auf Aktien 8 320 - 334; Auflösung 8 330; Aufsichts­ rat 8 328; Begriff 8 320; Bilanz bei Umwandlung in eine Aktienges. 8 333, 334; Firma 8 19, 20; Gene­ ralversammlung 8 326, 327; Gesell­ schaftsvertrag 8 321, 322; Gewinn­ anteile 8 329; Gründer 8 321; Haf­ tung der Vorstands- u. Aufsichtsrats­ mitglieder 8 331; Kommanditist 8 320; Konkurrenzverbot für persönl. haftende Mitglieder 8 326; Konkurs 8 320, 51 209—212; Kündigung 8 330; Liquidation 8 331; Löschung im Handelsregister 59 144; Persönlich haftender Gesellschafter (Komplemen­ tärs 8 320, Obliegenheiten dess. 325; Strmmrecht 8 327; Umwandlung in eine Aktiengesellschaft 8 332-334; Zeichnungsschein 8 323; Uebergangsrecht 9 23.

die anderen auf Paragraphen und Artikel.

Kommissare, staatliche, bei den Börsen 25 2, 11; bei den Hypothekenbanken 21 4 Abs. 3, 51, 53; bei den Privat­ versicherungsunternehmungen 31 71. Kommissionär, Anzeige der Kommissionsaussührung 8 405; Begriff 8 383; Delkredereprovision 8 394; Haf­ tung 8 390; Haftung für Dritte 8 394; Handelsgewerbe 8 1; Pfand­ recht 8 397, 443; Pflichten 8 384 ff., 401; Provision 8396,403,236; Rechte 8389, 393 Ws. 2, 396; Schadensersatz­ pflicht 8 385, 388, 23 4; Selbstein­ tritt 8 400—404; Übersendung des Stückeverzeichnisses 23 3—7; Wech­ selankauf 8 395. Kommissionsgeschäft 8 383—406; Ein­ kaufskommission 8 391; Forderungs­ abtretung 8 392; Handelsgewerbe 8 1; Kreditierung 8 393, 394; Stun­ dung des Kaufpreises 8 393; Ver­ kauf unter dem festgesetzten Preis 8 386; Vorschußgewährmng 8 393; Wi­ derruf 8 405. Kommunalbeamte, Haftung des Kommunal­ verbandes für Amtspslichtverletzungen ders. 86. Kommunalschuldverschreibungen 2 100. Kompensation s. Aufrechnung Kompetenzkonflikte 43 17, 44 17. Konkurrenzklausel des Handelsrechts 8 74, 75; für gewerbl Angestellte 9 9II. Konkurrierendes Verschulden 1 254; bei Automobilunfällen 4 9; bei Körper­ verletzungen u. Tötungen 1 846; bei Schiffszusammenstößen 8 735, 736. Konkurs, Einfluß auf das Prozeßver­ fahren 47 240; Eintragung ins Han­ delsregister 8 32; Unterbrechung der Verjährung durch Anmeldung im K. 1 209, 214. Konkursforderungen, Feststellung 51 141—148. Konkursgläubiger 51 3, 61—70; aus­ ländische 51 5; Rangordnung 51 61, 226; Stimmrecht 51 95, 96, 230 Konkursmasse, Begriff u. Umfang 51 1, 2; Zweck 51 3. Konkursmasseausverkauf 42 6. Konkursordnung 51; Einführungsges. 52; Einf.-Ges. zur Novelle 51 Eingangsnote; Inkrafttreten 2 1, 52 1. — Ausf. Gesetz 70. Konkursrecht, allgem. Bestimmungen 51 1—70. Konkurstabelle, Eintragungen 51 140, 145, 165; Vollstreckungstitel 51 164. Konkursverfahren, Aufhebung 51 163, 164, 190; Einstellung 51 202-206;

Eröffnung 51 102—116; Feriensache 43 204; Umfang 51 1, 4, 238; Wir­ kungen der Eröffnung 51 6, 7; K. im Konsulargerichtsbezirk 63 19, 47. — Preußen: 70 12. Konkursverwalter, Entlassung 51 82; Ernennung 51 78—81; Haftung 51 82; Rechnungslegung 51 86; Pflich­ ten bei der Verwaltung der Masse 51 117—137; Pflichten bei der Ver­ teilung der Masse 51 150—159, 166 -172; Rechte 51 6, 10, 11, 17, 19 -22, 83, 93, 95, 96, 99, 113. Konnossement 8 642—662; Ausstellung 8 642; Inhalt 8 643; K. an Order 8 644; rechtl. Bedeutung 8 651; Rück­ gabe 8 650; Uebertragbarkeit 8 363 —365; Wirkung der Uebergabe 8 647, 648. Konsulargerichte 63 5; Beisitzer 63 8, 9, 11—3; Besetzung 63 8; Verfahren 63 41; Zuständigkeit 63 10. Konsulargerichtsbarkeit, Ausübung 63 1, 5; Umfang 63 2, 3. KonsulargerichtsbarkeitSgesetz 63; VO. zur Einführung des KonsGG. 63 78 Fußnote 1. KonsulargerichtSbezirke 63 4; Fiskus 63 24; geltendes Recht 63 19—30; Inkrafttreten neuer Gesetze 63 30; Verordnungsrecht 63 23. Konsulatsgesetz, Aenderungen 2 38. Konsuln, Polizeigewalt 63 23, 51; richterl. Tätigkeit 63 5—7, 9; standesamtl. Tätigkeit 61 85, 62 Iff.; un­ terliegen der inländischen Gerichts­ barkeit 43 21; Verfahren vor dens. in bürgerl. Rechtsstreitigkeiten 63 41. Konsumverein, Begriff 11 1. Kontokurrent 8 355—357. Konventionalstrafe s. Vertragsstrafe. Konvertierung von Staatsschulden 298. Körperschaften des öffentl. Rechtes 189. Korrespondentreeder s. Reederei. Kostbarkeiten, Hinterlegung 71 36—52. Kosten in Zivilprozessen 47 91—107; in Konsulargerichtssachen 63 73—76. — Preußen: in Angelegenh. der freiw. Gerichtsbark. 75 11—14; im Verw.ZwVerf. 81 54, 55. Kostenfestsetzungsbeschluh 47 103—107; Vollstreckungstitel 47 794, 795 a, 798. Kostenvorschub u. Kostenzahlung 65 81 -97a; bei Zeugenladungen 47 379. Kraftfahrzeuge, Begriff 4 1; Haftpflicht beim Betrieb ders. 4 7—20; Straf­ vorschriften 4 21—26; Verkehrsvor­ schriften für dies 4 1—6; Zulassung 4 1, 23.

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze,

KraftloSerklärung von Urkunden, Aufgebotsverfahren 47 1003—1023; abhanden gekommener Wechsel 12 73. Kreditauftrag 1 778; handelsrechtlicher 8 349, 351. Kreditversicherung 32 187. Kreditwucher 2 47 Anm. 1 (§ 302 a) Kriegsverschollenheit 1 15. Kupfermünzen 26 2, 6; Gesamtbetrag 26 8; Grenze der Annahmepflicht 26 9, 10. SunfturheberrechtSgesetz 36; Uebergangsvorschriften 36 53, 54. Kunstwerke s. Urheberrechte, Werke Kursmakler 25 30—35. Kursverluste, Versicherung hiegegen: befreite Vers. 31 187; keiner Zulas­ sung bedürftig 31 116. Kurszettel 25 42, 43, 51, 90. Kuxe, Formular für Eintragung im Grund­ buch 83 25.

L. Ladenpreis eines Werkes 35 21. Ladeschein 8 444—450; Ablieferung des Gutes nur gegen Rückgabe 8 448; Ausstellung 8 444; Inhalt 8 445; Legitimation zum Empfang des Frachtgutes 8 447; rechtl. Bedeutung 8 446; Uebertragbarkeit 8 363—365; Uebertraguug durch Indossament 8 447; Wirkung der Uebertragung 8 450; L. bei der Binnenschiff. 17 72. Ladungen im Zivilprozeß 47 214—218: spez. im amtsgerichtl. Verfahren 47 497; im Verf. vor den Gewerbege­ richten 54 35. Ladungsfrist 47 217; im Wechselprozeß 47 604. Lagergeschäft 8 416—424: Lagergeld 8 420; Lagerkosten 8 420; Lagerschein 8 424; Lagerzeit H 422; Lagerung vertretbarer Sachen 8 419; Ver­ mischung vertretbarer Sachen 8 419; Zurücknahme des Gutes 8 420, 422. Lagerhalter, Begriff 8 416; Benachrichtigungspslicht 8 417; Einlagerer 8 417, 418; Handelsgewerbe 8 1: Pfandrecht 8 421; Pflichten 8 417, 418; Rechte 8 417; 420; Verjährung der Ansprüche 8 423. Lagerschein 8 424; Uebertragbarkeit 8 363-365. Landdrosten 69 34, 63. Landesherren, Anwendung des GVG. 44 5; der KO. 52 7; der ZPO. 48 5; Befreiung landesherrlicher Grundstücke vom Buchungszwang 58 90; Eidesleistung 47 479, 482; stan-

desamtl. Tätigkeit bei dens. 61 72; Vernehmung als Zeugen 47 375; keine Verpflichtung an der Gerichts­ stelle zu erscheinen 47 219. — Preußen: gesetzt. Vertreter ders. im Sinne der ZPO. 73 2; persönliche Gdesleistung 73 2. Landesherrliche Familien 2 57. Landeskulturrentcn 74 21. Landgerichte 43 58—78; Besetzung 43 58; Besetzung der Kammern 43 77; exponierte L. 43 78; Geschäftsver­ teilung 43 62, 68; Präsidium 43 61 —64; Verfahren vor dens. 47 253 —494; Zuständigkeit der Strafkam­ mern 43 72—76; Zuständigkeit der Zivilkammern 43 70, 71, 47 606. — Preußen: 69 37—43. Landgut, Feststellung desErtragswerts7483. Landrichter, Amtstitel 69 8; Gehalt 6910 Laufende Rechnung 8 355-357. Laufende Versicherung 32 187. Lebensversicherung 1 330, 32 159-178; Anzeige des Versicherungssalles 32 171; Arten 32 159; Aerztliche Unter­ suchung 32 160; Gefahrerhöhung 32 164; Kapitalversicherung 32 165— 168; Kündigung 32 165, 175; Pflich­ ten des Versicherers u. Versicherungsnehmers 32 1; prämienfreie Versicherung 32 173-178, 189; Rück­ kauf der Versicherung 32 176, 177 (Verbot 31 69); Rücktritt 32 163; Selbstmord 32 169; Tötung 32 170; Unrichtige Angabe des Lebensalters 32 162. Lebensversicherungsunternehmung 316; Geschäftsplan 31 11; Herabsetzung der Verpflichtung 31 69; Konkurs 31 61—63; Prämienreserve 31 56—63; Versicherungsbedingungen 31 9. Leckage 8 456, 616, 657 Legalisation von Urkunden 43 438 — Preuße u 69 43. Legitimation unehelicher Kinder durch Ehelichkeitserklärung 1 1723—1740; durch nachfolgende Ehe 1 1719— 1722; internationales Privatrecht 2 22; Uebergangsvorschrist 2 209; L. des gesetzt. Vertreters im Prozeß 47 51, 56; des Wechselinhabers 12 36, 74. Legitimationspapier 1 808, 2 102, 177. Lehen 2 59. — Preii sieii: Eintragung von L -Gütern 79 15, 19. Leibesfrucht als Erbe 1 1923, 1963, 2101, 2105; als Vermächtnisnehmer 1 2178; Pflegschaft 1 1912, 1918

die anderen auf Paragraphen und Artikel.

LeibgedingS-(Leib-uchtS-)Vertrag 2 96, Marktwechsel 12 4 Ziff. 4; Fälligkeit 50 9. 12 35; Protest mangels Annahme — Preußen: 74 15. 12 18. Leibrente 1 330, 759—761. Maschinenwache auf Seeschiffen 15 36. Leichterfahrzeug 8 706, 824, 825, 851. ; Massegläubiger 51 27, 28, 57—60; im Leihe 1 598—606. Nachlaßkonkurs 51 224. Leistung, Begriff 1 241; an Erfüllungs Maximalhypothek 1 1190. Statt 1 364 ff., 422; Teilleistung Mehrheit von Erben 1 2032—2062; 1 266; Unmöglichkeit 1 265, 275, von Gerichtsständen 43 35; von 280 ff.; Verpflichtung des Schuldners Schuldnern und Gläubigern 1 420 zur L. 1 241—292; Versprechen der —432; von Testamentsvollstreckern 1 L. an einen Dritten 1 328—335; L. 2219, 2224; von Wohnsitzen 1 7. Zug um Zug 1 274, 322; s. auch Meiergütcr, Eintragung 79 15. Wiederkehrende Leistungen Meistgebot bei der Zwangsversteigerung Leistungsfrist 1 283 von Grundstücken 49 49, 61, 63, 73, Leistungsort 1 269, 270; s. auch Er­ 81, 85, 97; von Schiffen 49* 169, füllungsort 171. Leistungszeit 1 271. Meliorationsdarlehen 2 118. Letztwillige Verfügung, Begriff 1 1937. Mentalreservation 1 116. lex commissoria s. Verwirkungsklausel. Meß- u. Marktsachen, Einlassungsfrist Liquidation juristischer Personen 1 47 262, 499; Gerichtsstand 47 30. 47 ff., 76, 88 Meßwechsel 12 4 Ziff. 4; Fälligkeit Literatururheberrechtsgesep 33; Ueber* 12 35; Protest mangels Annahme gangsvorschriften 33 60—63 a. ' 12 18. litis denuntiatio f. Streitverkündung. Metallbestand, Begriff 20 8 Ziff. 2. Litispendenz f. Rechtshängigkeit, Miete 1 535—580; Einfluß der Kon­ locus regit actum 2 11, 13 Äbs. 3 ; 12 kurseröffnung auf dies. 51 19—21; 86. Uebergangsvorschriften 2 171, 172: Lohnbeschlagnahmegesetz 47 850 Fuß­ Wertberechnung bei Streitigkeiten 6a note. 9a; Zuständigkeit für Mietstreitig­ Lombardverkehr der Reichsbank 20 13 keiten 43 23. Ziff. 3, 9. Mietpfandrecht 1 559—563, 581, 585, Lotterievertrag 1 763. 51 49. Lübisches OHitcrrcrfjt (Ueber(eitinm) 74 50, Mietzins 1 551 ff., 573ff.; Streitwert 51; *4 Art 16 47 8. Lustjachten, Flaggenrecht 19 26. Militärdienstversicherung 31 6. Militärgerichtsbarkeit 44 7. Militärpersonen, Gerichtsbarkeit u. Ge­ M. richtsstand 2 44 Anm. 4 (§ 39), 47 Magazinverein, Begriff 11 1. 14, 20; Haft zur Erzwingung des Mahnverfahren 47 688—703; Ferien­ Offenbarungseides 47 904, 905, 912; sache 43 204. Ladung als Zeugen 47 378, 380; Maklerkammer 25 30. Wohnsitz 1 9; Zustellung 47 172, Mäklervertrag 1 652—656. 201; Zwangsvollstreckung ge^.en dies. Maklerwesen (bei der Börse) 25 30—35. 2 44 Anm. 4 (§ 45), 47 752, 790. Mandat s. Auftrag, — Preu ß e n: Verwalt ungszwan gsvermandatum qualificatum f. Kreditaufsahren gegen M. 81 8. trag. Mititärrelikten - Fürsorgegesetz, Aende­ Mängel im Rechte, Gewährleistung rung 2 49. beim Kauf 1 433—443; beim Erb­ Militärtestament 2 44 Anm. 4 (§ 44). schaftskauf 1 2376. Minderjährige 1 2; Geschäftsfähigkeit: — der Sache, Gewährleistung beim beschränkte 1 106-111, unbeschränkte Kauf 1 459—493; Sicherung des Be­ 1 112, 113; Haftung aus unerlaub­ weises 47 488. ten Handlungen 1 828; Straflosig­ Marine, freiwillige Gerichtsbarkeit bei keit 2 34II; Volljährigkeirserklärung berf. 60. 1 3—5; Vormundschaft 1 1773—1895; Marinetestament 2 44. Zwangserziehung 2 135. Märkisches Provinzialrccht Oleberleitung'' — Preußen: Fürsorgeerziehung: Gesetz 85: des Güterrechts) 74 46. Ausführung 85 9, 17 : Endigung 85 13: Marktpreis als Kaufpreis 1 453.

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze,

Kosten 8515, 16; Oberaufsicht 85 20; vor­ ! Nacherbe, Nacherbfolge, Einfluß im läufige Unterbringung 85 5. Konkurs 51 128; im Prozeß 47 242, 246; Einsetzung eines N. 1 2100— Minderung beim Kauf 1 462ff.; keine 2146; Pflegschaft 1 1913. M. beim Viehkauf 1 487; M. beim Werkvertrag 1 634 ff. Nachlaß, Auseinandersetzung 1 2033 2041, 59 86—98; Vertrag über den Miteigentum 1 1008-1011. N. eines noch lebenden Dritten 1 Miterbe 1 2032—2063; Pfändung des 312; Zwangsvollstr, in den N 47 Anteils am Nachlaß 47 859. 747, 748, 778—785. Mitglieder 8 489 ff. — Preußen: Verfahren 75 19—2s Mitreeder 8 489 ff. Nachlaßaericht 59 72; Fürsorge 1 Mittelbarer Besitz 1 868-871, 930, 1960 ff.; Vorbehalte zugunsten der 934, 936, 986, 991, 1006, 1205. Mitteleuropäische Zeit 47 222 Fußnote. Landesgesetzgebung 2 147, 148; Zu­ ständigkeit und Verfahren 59 72—99. Modelle s. Gebrauchsmuster; Muster u. — Preußen: Fürsorge 74 79. Modelle. modufc s. Auslage. Nachlaßgläubiger, Aufgebot 1 1970 1974, 47 989—1000; Befriedigung Motorräder s. Kraftfahrzeuge. bei der Zwangsversteigerung 49 175, Mühlenrecht 2 65. 179. Mündelgeld, Anlegung 1 1806 ff. — Preußen: 74 73—76. Nachlaßkonkurs 1 1975 ff., 51 214—234, 47 243, 782, 784, 993. Mündliche Verhandlung (im Zivilprozeß) 47 128—165; ausklärende Anord­ Nachlaßpflegschaft 1 1960-1962, 5975. nungen des A.-G. vor ders. 47 501; Nachlaßverbindlichkeiten, Begriff u. Um­ Aussetzung 47 148—155; Einheitlich­ fang 1 1967—1969. keit ders. 47 278; Eröffnung 47 136, Nachlaßverwaltung 1 1975 ff.; Anord­ 137; Leitung ders. 47 136; Rechte nung ders. während eines Prozesses u. Pflichten der Parteien 47 137, 47 241, 246; Beschwerde gegen die Anordnung ders. 59 76. 138; Vorbereitung 47 129—135; vor dem Gewerbegericht 54 42. NachlaßverzeichniS 1 1960, 2 140 Münzen, Ausprägung 26 2ff.; Außer­ Nachschieben von Waren 42 8. kurssetzung 26 14; Einziehung 26 Nachsichtwechsel 12 4 Ziff. 4; Präsen­ 11, 12; Umrechnung in Reichswäh­ tationspflicht bei solchen 12 19, 20; Verfallzeit 12 32. rung 26 15. Name, Adoptierter 1 1758, 1772; ehe­ Münzaesetz 26. licher Kinder 1 1616; der Fran 1 Münzsorten bei Geldschulden 1 245. 1355; der geschiedenen Frau 1 1577; Musterregister (für Muster u. Modelle) eines Vereins 1 57, 65; Schutz gegen 37 7—13; Gebühren für Eintragung re. 37 12. unlauteren Wettbewerb 42 16. — Preußen: Erklärungen über den Musterrolle 15 14; Ablieferung an das Familiennamen 74 68 Seemannsamt 15 24; Auszug 15 23. Namenrecht 1 12 Mutterschutzgesetz 37. Muster u. Modelle, Begriff 37 1; Nach­ nasciturus |. Leibesfrucht Nassau, Zuständigkeit der Bürgermetstet ui bildung 37 5—8; Urheber 37 1, 2, den Gebieten des vormal Herzogtums in 13. Angel, der frein) Gerichtsbark 75 H1 Musterung der Schiffsmannschaft 15 12 -117 —26. Nebenintervention 47 66—71, 74; Ko­ sten 47 101. N. negotiorum gestio 1 677 -687. Nachbarrecht 1 906—924; Vorbehalt 1 nemo subrogat contra se 1 268 Abs 3 Satz 2; 1 774 Abs. 1 Satz 2; 1 zugunsten der Landesgesetzgebung 2 i 124; bei Waldgrundstücken 2 183. 1 1143, 1176, 1249. — Preußen: 74 23. Neumünsterschc Kirchspielgcbräuche (Hebei leitung des Güterrechts) 74 50 § 3 Nachbauen 36 18. Nachdruck, verbotener, Entschädigung ichtiakeit der Ehe 1 1323-1329, 1343ff.; der Patente 38 10, 28—31; und Strafen 37 14 Fußnote 1 §§ 18 —25; Verfahren 37 14 Fußnote 1 der Rechtsgeschäfte 1 125 (Form­ §§ 26—32; Verjährung 37 14 Fuß­ mangel), 134 (gesetzt Verbot), 138 (Unsittlichkeit), 139 ff. (Wirkungen); note 1 88 33—38; Vollendung des Delikts 37 22. von Willenserklärungen 1 105 (Ge-

die anderen auf Paragraphen und Artikel.

schäftsunfähigkeit), 116 —118, 122 (Scheingeschäft usw.). Nichtigkeitsklage in Ehesachen 1 1329, 47 606, 617, 622, 625, 627, 631— 637; gegen rechtskräftige Endurteile 47 578, 579, 583 ff. Nickelmünzen 26 2, 6; Gesamtbetrag 26 8; Grenze der Annahmepflicht 26 9, 10. Niederlassung, Gerichtsstand 47 21. Nießbrauch an Grundstücken bei der Zwangsversteigerung 49 92, 121; an Rechten 1 1068—1084; an Sachen 1 1030—1067; an einem Vermögen 1 1085-1089; 47 737, 738. oominatio auctoris 47 76, 77. nondum conceptus 1 844, 1923, 1963, 2043, 2141. Notadresse auf einem Wechsel 12 56ff. Notare, Mitwirkung bei: Aktienüber­ nahme 8 188; Annahme an Kindes Statt 1 1750; Antrag auf Eintra­ gung in das Grundbuch 58 15; Auf­ nahme öffentlicher Urkunden 59 191; Auseinandersetzung eines Nachlasses, einer Gütergemeinschaft 59 193; Be­ glaubigung (öffentl.) 59 191; Be­ schwerde gegen die Eintragung ins Grundbuch 58 80; Bestellung des ersten Aufsichtsrats (einer A.-G.) 8 190; Beurkundung eines Rechtsge­ schäfts 59 169—182; Ehevertrag 1 1434; eidesstattl. Versicherung 1 2356; Erbvertrag 1 2276; Errich­ tung des Gesellschaftsvertrags einer Aktiengesellschaft 8 182; einer G. m. b. H 10 2; Jnventarerrichtung 1 1035, 1372, 1528, 2002, 2003, 2121, 2215, 2314; Testamentserrichtung 1 2231 ff.; Vernichtung eingezogener Banknoten 20 53. — Preußen: Amtsstellung 75 77—103; Aufnahme von Urkunden der sreiw. Ge­ richtsbark. 75 31 ff.: Beurkundung von Rechtsgeschäften 75 40—52; von anderen Gegenständen als Rechtsgesch. 75 53—61; Mitwirkung bei Auflassung 74 26; Ueber» gangsvorschr. für die N. im Oberlandesger.-Bez. Cöln 75 143; Vermittlung bei Auseinandersetzungen 75 21—28 Notariatsregister 75 95. Noten s. Banknoten. Notenbanken, Beschränkungen ders. 20 7; Einlösungspflicht ihrer Noten 20 4; Veröffentlichungen ders. 20 8; s. a. Privatnotenbanken. Notendeckung 20 17, 44 Ziff. 3, 47 aNotenprivileg 20 1, 16; Entziehung 20 50, 51, 20 Eingangsnote Novelle A

Art. 7 § 3; Kündigung deSs. 20 44 Ziff. 7 u. Abs. 2, 46; Verlust 2049. — bayerisches 20 47. Notensteuer 20 9, 10. Nothilfe 1 904. Notstand 1 228. Nottestament s. Dorstestament. Notweg 1 917, 918; landesgesetzl. Vor­ behalt 2 123. Notwehr 1 227. Novellen (in Zeitungen), Abdruck 33 18, 34 9. Nutznießung des Mannes am einge­ brachten Gute 1 1383—1409; Be­ endigung der N. 11418—1425; N. deS Vaters am Vermögen des Kindes 1 1649—1664. Nutzpfand 1 1213, 1214. Nutzungen, Begriff 1 100.

O.

! 1

I '

Obereigentum 79 15. Oberfläche eines Grundstücks, Umfang des Eigentums 1 906. Oberlandesgerichte 43 119—124; Be­ setzung 43 119, 124; Zuständigkeit 43 123, 160, 183, 58 79, 59 28. - Preußen: 69 47-57, 87. Ober-ReichSanwalt 43 128, 129, 131, 137, 143, 149, 150. Oberstes LandeSgericht 44 8—10; Ein­ legung der Revision 48 7; Zulassung von Rechtsanwälten 46 104, 105. Obertribunal, Aufhebung dess. 69 12, 19. Offenbarungseid 47 899-903, 914, 915; des Erben 1 2006, 59 79; deS Erbschaftsbesitzers 1 2028, 59 163; bei Herausgabe von Sachen 47 883; des Miterben 1 2057, 59 163; bei Pfändung 47 807; des Rechnungs­ pflichtigen 1 259, 261, 59 163. — Preußen: im Verw.Zw.Verf. 81 21, 40. Offene Handelsgesellschaft 8 105—160: Anmeldung von Aenderungen 8 107, 125; Anmeldung der Auflösung 8 143; Anmeldung des Erlöschen- der Firma 8 157; Anmeldung der Er­ richtung 8 106; Anmeldung der Fort­ setzung 8 144; Auflösungsgründe 8 131; Auflösung, gerichtliche 8 133; Aufwendungen eines Gesellschafters 8 110; Ausschließung eines Gesell­ schafters 8 140; Begriff 8 105; Be­ schlußfassung 8 119; Bilanz 8 120, 154; Einsicht in die Bücher 8 118, 157; Einwendungen der Gesellschaf­ ter 8 129; Errichtung 8 105—108;

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze,

Firma 8 19, 107, 153; Form der Anmeldung 8 108; Fortbestehen bei Ausscheiden eines Gesellschafters 8 138; Fortsetzung bei Aufhebung bzw. Einstellung des Konkurses 8 144; Fortsetzung der Gesellschaft mit dem Erben 8 139; Fortsetzung bei Kündi­ gung eines Privatgläubigers 8 141; Gelderhebungen der Gesellschafter 8 122; Gesamtvertretung 8 125; Geschäftsbeginn vor Eintragung 8 123; Geschäftsführung 8 114—J18 (Befug­ nis hiezu. Umfang, Entziehung); Geschaftsübernahme ohne Liquidation 8 142; Gesellschaftsvertrag 8 109; Ge­ winnanteil der Gesellschafter 8 120 —122; Gewinnzuschreibung 8 120; Haftung der Gesellschafter 8 128; Haftung neu eintre ender Gesellschaf­ ter 8 130; Juristische Persönlichkeit 8 124; Kapitalanteil der Gesellschaf­ ter 8 120—122; Kleingewerbe 8 4; Konkurrenzverbot 8 112, 113; Kon­ kurs eines Gesellschafters 8 131 Z. 5, 137, 138, 141; Konkurs der Gesell­ schaft 51 209—212; Kontrollrecht der Gesellschafter 8 118; Kündigung 8 131 Z. 6, 132; Kündigung durch einen Privatgläubiger 8 135; Liqui­ dation 8 145—158 (Abberufung van Liquidatoren 147, Anmeldung ders. 148, Beendigung der L. 157, Bilanz­ aufstellung 154, Ernennung der Li­ quidatoren 146, Fortdauer der Gesell­ schaft 156, Geschäftsführung der Li­ quidatoren 149—152, Unterschrift ders. 153, Verteilung des Gesell­ schaftsvermögens 155, Voraussetzung der Liquidation 145, Zeichnung der Liquidatoren 148, Zusammensetzung ders. 146); Pflichten der Gesell­ schafter 8 111—114; Pflichtver­ letzungen eines Gesellschafters 8 113; Prokuraerteilung 8 116; Rech e der Gesellschafter 8 110, 114-122; Rechtsverhältnis der Gesellschafter unter einander 8 109—122; Rechts­ verhältnis der Gesellschafter zu Drit­ ten 8 123—130; Tod eines Gesell­ schafters 8 131 Z. 4, 137, 138; Ver­ jährung der Ansprüche gegen einen Gesellschafter 8 113, 159, 160; Ver­ lustabschreibung 8 120; Vertretung 8 125—127 (Ermächtigung, Umfang, Entziehung), 58 33 (Nachweis);Wirk­ samkeit gegenüber Dritten 8 123; Zeichnung der Gesellschafter 8 108; Zwangsvollstreckung gegen die Gesell­ schaft 8 124, gegen die Gesellschafter 8 129; Zweck 8 105.

: Offener Arrest 51 110, 111, 118. Offenkundige Tatsachen im Prozeß 47 291. Oeffentliche Armenunterstützung. Ersatz 2 103. Oeffentliche Beglaubigung einer Er­ klärung 1 129; 59 167. Öffentlicher Glaube des Grundbuchs 1 892 ff.; des Handelsregisters 8 15; des Erbscheins 1 2366, 2367. Oeffentliche Sparkassen 2 99. — Preu ßen: Grundstückserwerb 74 7§ 1 Öffentliches Testament 1 2231—2246. Oeffentliche Urkunden, Begriff 47 415. formelle Beweiskraft 47 415, 417, 418. Oeffentliche Versicherungsanstalten 31 119, 120. I Öffentlichkeit der Gerichtsverhandi lungen u. der Urteilsverkündung 43 . 170, 174, 176, (Ausschluß 171—176t i — Preußen: 69 88. Oesterreichisches Güterrecht (Ueberleitung des gesetzt. GR.) 84 1, 2. , Okkupation s. Aneignung. , Oldenburgische Güterrechte lUeberleituug' 84 Art. 10. 1 Oper, Aufführung 33 27, 28. OrdenSmitalieder, Erwerbsbeschränkun­ gen 2 87. Orderpapiere, Nießbrauch 11081—1084; handelsrechtliche 8 363—365. : Ordnungsstrafen, Androhungspflicht 59 33; gegen Familienratsmitgüeder 1 1875; gegen Genossenschaftsmitglie! der 11 160; gegen den Konkursver­ walter 51 84; gegen Parteien, Be­ schuldigte, Zeugen 43 179—184; gegen Schöffen und Geschworene 43 56, 96; gegen den Testamentsbesitzer 59 83; gegen Vereinsvorstände 1 78, 59 159; gegen Vormünder 1 1837; wegen unbefugter Firmenführung 8 i 37, 59 140; wegen Unterlassung von Anträgen zum Handelsregister 59 132 -139. — Preußen: OStr zur Erzwingung von Amtsgeschästen 69 80, 81; von Hand­ lungen oder Unterlassungen 75 15, 16. bei Grundbuchberichtigung 79 14 Ortsgerichte 75 122—124. Otterndorfer Güterrecht illeberleituug) 74 i 50.

Pacht 1 581-597; Einfluß der Kon­ kurseröffnung 51 19 —21; Ueberl gangsvorschriften 2 171, 172; Wert­ berechnung 65 9 a. Pächter, Pfandrecht 1 590.

die anderen auf Paragraphen und Artikel. Pachtzins 1 584, 585, 597; Streitwert 51 48, 49; an Rechten 1 1273—1296; 47 8. an Schiffen 1 1259—1272, 59 100 Pantomimische Werke, Schutz ders. 33 —124; bei Sicherheitsleistung 1 233; 1; 34 2, 18 Fußnote 1 § 1 Ziff. 2. Erlöschen bei Schuldübernahme 1418. Parteien 47 50-127. Pfändung 47 803—807; AnschlußpfänParteifähigkeit 47 50, 51, 56; Einrede dung 47 826, 827; von Geldforde­ der mangelnden P. 47 274. rungen 48 829—834 (für mehrere Passiergewicht der Münzen 26 11. Gläubiger 853—856); von körper­ Patent, Dauer 38 7; Einspruch gegen lichen Sachen 47 808 ff. die Erteilung 38 4; Erlöschen 38 9; — Preußen: Pf. auf Grund Anordnung Erteilung dess. 38 1; Gebühren 38 der Verwaltungsbehörde 73 5; im Verw.8, 24, 26, 28; Nichtigkeitserklärung Zw.Verf. 81 17 ff., 22 ff., 36 ff. 38 10, 28—31; Strafen u. Ent­ Pfändungspfandrecht 47 804, 930. schädigung wegen Rechtsverletzungen Pfandverkauf 1 1233 ff., 59 166; han­ 38 35—40; Verfahren in Patent­ delsrechtlicher 8 368; im Zwangs­ sachen 38 20; Wirkung 38 4, 5; Zu­ vollstreckungsverfahren 47 814—825. rücknahme 38 11. Pflegschaft 1 1909—1921; beim Kon­ - VO. betr. das Berufungsverfahren kurs einer Lebensversicherungsgesell­ beim Reichsgericht in Patenrsachen schaft 31 62; Nachlaßpflegschaft 1 1960—1962; Uebergangsvorschrift 2 38 33 Fußnote. 210; Verfahren 59 37—46, 49, 50, Patentamt 38 13—19; Wteilungen 38 ! 54 57_ 6o. 14; Berufung gegen dessen Entschei­ dung 38 33; Führung der Anwalts­ Pflichtteil 1 2303—2338; Rang im liste 39 1; Zuständigkeit u. Zusam­ Nachlaßkonkurs 51 226. Pflichtteilsanspruch 1 2317; Pfändung mensetzung 38 13. - Ges. betr. die Beschäftigung von dess. 47 852. Hilfsmitgliedern im kaiserl. P. 38 13 Pfründerecht 2 80. Fußnote. Photographie 34 3, 7; 36 26—30; s. Patentanspruch, Begriff 38 20; In­ i a. Urheberrecht. haber 38 3; Uebertragbarkeit 38 6; Platzanweisunaen, Stempelpslicht 13 27. Vererblichkeit 38 6. Police, Beleihung 31 9 Ziff. 8, 57, Patentanwälte, Befähigung 39 3, 4; 59 (Verbot 69); s. auch Versiche­ Eintragung in die Anwaltsliste 39 rungsschein. 1, 2, 15; Ehrengericht!. Verfahren Polizeibeamte 43 153 (Hilfsbeamte der gegen P. 39 8—13; Löschung der Staatsanwaltschaft). Eintragung 39 6, 7, 13, 15; Pflich­ ; Post, Besondere Vorrechte 28 16—26; ten 39 5; Vertreter 39 16, 17, 21. Garantie 28 6—15, 48; Grundsätzliche Rechte und Pflichten 28 1—5; Güter­ Patentanwaltsgesetz 39. beförderung zu Lande 8 452, zur See Patentgesetz 38. 8 663: keine Legitimationsprüfung Patentrecht 38 1—12; Uebertragbarkeit des Empfängers 28 48, 49; Zu­ 38 6; Vererblichkeit 38 6. stellungen 47 193—197. Patentrolle 38 19, 23 Abs. 5. Postbeamte, Erhebung von Wechsel- u. Patenturkunde 38 27. Personalhaft 47 901, 904 ff., 918, 933; Scheckprotesten, Bekanntmachung des Reichskanzlers 12 Fußnote 1 § 3. 56 24. Postdiensträume, Beschaffung u. Unter­ Personen, natürliche 1 1—20; juri­ haltung durch die Eisenbahnverwal­ stische 1 21—89. tung 28 4 Art. 7. Personenstand 61 I ff.; der auf See be­ findlichen Personen 61 61—64; Zu­ Postgesetz 28. Postordnungen 28 50; für Bayern u. ständigkeit 59 69. Württemberg 28 50 Abs. 4. Personenstandsgesetz 61, 2 46; für die Postsperre im Konkurs 51 121. Bundesangehörigen im Ausland 62, 2 40. Poststrafrecht 28 27 ff. Post- u. Porto-Defraudationen, Straf­ Pfandbriefgläubiger, Konkursvorrecht bestimmungen 28 27—33; Strafver­ 21 35. fahren 28 34—46. Pfandleihanstalten 2 94. Postverwaltungen keine Kaufleute im — Preußen 74 41. Sinne des HGB. 8 452. Pfandrecht an beweglichen Sachen 1 Postwagen, Beförderungspflicht der 1204—1272; an Forderungen 1 1279 Eisenbahnen 28 4 Art. 2—6. —1290; Geltendmachung im Konkurs

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze,

Post-wang 28 1. Prägung, Recht der freien Pr. 26 7. Prämie (bei Versicherung) 32 35—42; Erhöhung 32 41; Haftung für dies, bei Veräußerung der versicherten Sache 32 69; Kündigung wegen nicht rechtzeitiger Zahlung 32 38; LeistungSort 32 36; bei Rücktritt, Kün­ digung u. Konkurs 32 40. Prämienfreie Versicherung 32 173— 178, 189. Prämienreserve(-fondS) bei der Lebens­ versicherung 31 11, 56—63. Präsentation des Wechsels zur An­ nahme 12 18—20, 24: zur Zahlung 12 31, 41; Beweis ders. 12 42; Srift 12 19, 20, 31; Ort 12 91; Zeit 12 92. praesumtio facti 48 14 Abs. 2 Ziff. 3. praesumtio iuris 47 292; Beispiele einer praesumptio iuris (widerlegbare Rechtsvermutung) 1 18—20, 891, 1006, 1362, 1527, 1540, 1591, 1720, 2009, 2365; 47 167; 51 8, 45; Bei­ spiel einer praesumptio iuris et de iure (unwiderlegbare Rechtsvermu­ tung) 47 39. praesumtio Muciana 1 1362; 2 16; 51 45. Preisbewerbung 1 661. Preßdelikte, Zuständigkeit der Schwur­ gerichte 44 6. pretium succedit in locum rei s. Suvrogation. Preußische Bank, Abtretung an das Reich 20 61. Primage 8 543. Primawechsel 12 66—69. Private Versicherungsunternehmungen 311; Allg. Versicherungsbedingungen 31 9, 41; ausländische 31 85—91; Beaufsichtigung 31 2, 3, 64—84; Er­ werb von Grundstücken 31 54; mit Geschäftsbetrieb in mehreren Bun­ desstaaten 31 2, 93, 96, 115; Geschäftsplan 31 4, 7, 11, 13, 64; Kon­ kurs 31 68, 32 13; Konzessions­ pflicht 31 4; Rechnungslegung 31 55; Strafvorschriften 31 105—113; Zulassung zum Geschäftsbetrieb 31 4—14. Privatnotenbanken 21 42—54; Abände­ rung der Grundgesetze 20 47; Auf­ sicht des Reichskanzlers 20 49; Ein­ lösungsstellen 20 44 Ziff. 4, 45; gegenseitige Noteneinlösungspflicht 20 44 Ziff. 5; Normativbestimmungen für dies. 20 Eingangsnote Novelle A Art. 7 § 2, 20 44, 45; Noten­ deckung 20 47 a; territoriale Be­

' i I !

*

i

I , , '

.

schränkung ihres Geschäftsbetriebs 20 42, 58, ihres Notenumlaufs 20 43, 66. Privaturkunden 47 416, 439. Privilegien zum Schuhe des Urheber­ rechts 33 64 Fußnote 1. Probe, Kauf nach Probe 1 494, 496, auf Probe 1 495, 496. Probefahrten der Automobilführer 43. Produktivgenossenschaften, Begriff 11 1. Prokura 8 48—53; Anmeldung zum Handelsregister 8 53; Beschränkungen 8 50; Erteilung 8 48, 53; Gesamt­ prokura 8 48; Inhalt 8 49; beim Kleingewerbe 8 4; Unabhängigkeit vom Tode des Geschäftsinhabers 8 52; Unübertragbarkeit 8 52; Wider­ ruflichkeit 8 52; Zeichnung 8 51. Prokura-Indossament 12 17. Prospektzwang für die an der Börse zuzulassenden Wertpapiere 25 38ff.; Ausnahme 20 23 (Reichsbankanteile). Protest s. Scheckprotest, Wechselprotest. Protokoll über Beurkundung von Rechtsgeschäften 59 175—182, 184; über die mündl. Verhandlung vor dem Gewerbegericht 54 47, 54; im Zivilprozeß 47 159-164, (Inhalt 47 510 a); über die Zwangsversteigerung 49 78, 80, 127; über die Zwangs­ vollstreckung 47 762, 763. — Preußen: Pr. über Beurkundung eines Rechtsgeschäftes 75 40 ff.; über andere Gegenstände als Rechtsgeschäfte 75 55. Provision bei Handelsgeschäften 8 354 bei Wechselregreß 12 50, 51. Prozeßbevollmächtigte 47 78 -89; Mehrheit von Pr. 47 84. Prozeßfähiakeit 47 51-58; in Ehe­ sachen 47 612; Verlust während des Prozesses 47 241, 246. Prozeßgebühr des Rechtsanwalts 68 13, 14, 19-26, 29, 43-52. Prozeßhindernde Einreden 47 274277, 504, 528. Prozeßkosten 47 91-107; 54 52. Prozeßleitung 47 141-158. Prozeßvollmacht, Umfang 47 78 ff., 81, 82, 86. Prozeßvoraussetzungen 47 274. Prozeßzinsen 1 291. Prüfung der Kraftfahrzeuge 4 6; ihrer Führer 4 2. Prüfungstermin im Konkurse 51 140— 146, 164, 165, 180. Pseudonyme Werke, Dauer ihres Schutzes 33 31, 34 7; Urheberrecht 33 7, 34 15, 36 9, 37 14 Fußnote 1 8 28.

die anderen auf Paragraphen und Artikel.

publica fides f. Oessentlicher Glaubt. Punktation 1 154. Putativehe 1 1344 ff., 1699 ff.

O. QuantitLtsverschteierung 42 11. Quarantänegelder 8 621. quasi usus fructus 1 1067. Quellenangabe bei Abdruck von Zei­ tungsartikeln 33 18, 34 9; bei Ent­ lehnungen aus Lit.- u. Kunstwerken 33 25, 36 19; Strafbarkeit der Unter­ lassung 33 44, 34 Eingangsnote Art. IV § 1, 36 40, 37 14 Fuß­ note 1 § 24. Quittung 1 368—371; Beweiskraft 48 17; des Konkursverwalters 51 137.

R. Rangordnung eingetragener Rechte 1 879 ff., 58 46, 66; im Konkurs: 51 49 (Absonderungsrechte), 60 (Masse­ gläubiger), 61, 62 (Konkursforderungen), 226 (Nachlaßverbindlichkeiten); von Pfandrechten 1 1209, 1261; der Pfandrechte am Frachtgut 8 443; der Schiffsgläubiger 8 766—770, 777; von Teilhypotheken 1 1151; bei der Zwangsversteigerung u. Zwangsver­ waltung 49 10—12, 110, 155. — Preußen: der Bergarbeiterlöhne 77 17; der in das Grundbuch aufzu­ nehmenden Rechte 80 30. Rangvorbehalt 1 881. Rat 1 676. Räumungsklage 47 257. Rayongeseh, Aenderung 2 54. Realgemeinden 2 164. Realgewerbeberechtigungen 2 74. Reallasten 1 1105—1112; Eintragung in das Grundbuch 58 6, 50; Vorbe­ halte zugunsten der Landesgesetze 2 113—115, 120, 121; Wertersatz bei Zwangsversteigerung 49 92, 121; Zwangsvollstreckung in R. 47 857. — Preußen: Beschränkung der R. 74 30; Verteilung von R. 74 31; ZwVollstr. im Verw.Zw.Verf. 81 49. Rechenschaftspflicht, Rechnungslegung, Inhalt 1 259; Klage auf R. 47 254; R. des Beauftragten 1 666; des Ehe­ manns 1 1421; des Geschäftsführers ohne Auftrag 1 681; des Konkurs­ verwalters 51 86, 132, 162; des Te­ stamentsvollstreckers 1 2218; des Va­ ters 1 1681; des Vorerben 1 2130; des Vormundes 1 1690ff., 1840ff.; des Zwangsverwalters 49 154. Zaeger, Reichszlvilgcsetze (Preußen). 3. Aust.

Rechnungssachen, vorbereitendes Ver. fahren 47 348—354. I Rechte, Ausübung der Rechte 1 226— 231; Gemeinschaft an R. 1 741— 758; R. an Grundstücken 1 873—902; Nießbrauch an R. 1 1068—1084; Pfandrecht an R. 1 1273—1296. — Preußen: Der Eintragung nicht be­ dürftige R. 74 22, 82 9. Rechtsanwälte, Beeidigung 46 17, 107; Ehrengerichtliches Verfahren 46 62— 97; bei den Konsulargerichten 63 17; Kostenpflichtigkeit 47 102; Liste 46 20, 24; Rechte u. Pflichten 46 26 —40; Tod während eines Prozesse47 244; keine Zulassung vor dem Gewerbegericht 54 31. Rechtsanwaltschaft, Ausschließung 46 63, 96; beim Reichsgericht 46 98— 102; Zulassung zur R. 46 1—25. Rechtsanwaltsgebührenordnung 68; all aem. Bestimmungen 68 1—8; Ge­ bühren in bürgerlichen Rechtsstreitig­ keiten 68 9—52; im Konkursver­ fahren 68 53—62; in Strafsachen 68 63—75; Auslagen 68 76—83; Ein­ forderung von Gebühren u. Auslagen 68 84—86; Schlußbestimmungen 68 87-94. RechtSanwaltSordnung 46; Uebergangsbestimmungen 46 106—116. Rechtsfähigkeit natürlicher Personen 1 1, juristischer Pers. 1 21 ff. (Erwerb), 42 ff., 73 (Verlust). — Preußen: Verleihung bzw. Entziehung der R. v. Vereinen 82 1, 2. Rechtsgeschäfte 1 104-185; Anfecht­ barkeit 1 142ff.; Form 1 125—129; Nichtigkeit 1 125, 134, 138, 139 ff. — des Gemeinschuldners (im Konkurs): Anfechtung 51 29—42; Erfüllung 51 17—28; relative Nichtigkeit 51 7. — Preußen: Urkunden über R. 75 40 —52. Rechtshängigkeit 2 152, 47 267; eines erst im Laufe des Prozesses erhobenen Anspruchs 47 281; Einrede der R. 47 274; prozeßrechtl. Wirkungen 47 263—266, 505, 506, 693. Rechtshilfe 43 157-169; 54 61; 59 2; 63 18. — Preußen: 69 87. Rechtskraft, formelle 47 705; materielle 47 322; objektiver Umfang 47 322; subjektive Grenzen 47 325—327; des Schiedsspruchs 47 1040; Zeugnis 47 706, 59 31. Rechtsmittel im Gewerbegerichtsver­ fahren 45 55; in Konsulargerichts­ sachen 63 43—45, 63—67; im Zivil113

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze,

Reichsbankkuratorium 20 25. Prozeß 47 511—577: Berufung 47 Reichsbanknoten, Einlösung 20 18; sind 511—544, Beschwerde 47 567-577, gesetzt. Zahlungsmittel 20 EingangSRevision 47 545—566; Kosten 47 note Novelle B Art. 3. 96, 97. — Gesetz beir. die Ausgabe von solchen Rechtsnormen, Beweis ders. im Prozeß 20 3 Fußnote 1. 47 293. Reichsbankstatut 20 40; 47 1003 Fuß­ Rechtsstreit s. Zivilprozeß. note. Rede, Urheberschutz 33 1; Vervielfälti­ gung 33 17. Reichsbankstellen 20 37, 38. ReeSsches Güterrecht (Ueberleitung) 7448. Reichsbeamte 7 1 Fußnote 1; Neben­ Refaktie 8 380. beschäftigung 38 13 Fußnote Referendare, amtsanwaltschastl. Gesch. 69 Reichsbeamtengesetz, Aenderung 2 43 63; Vorbereitungsdienst 69 1: Wahr­ Reichsbehörden mit Sitz in Berlin, Ge­ nehmung richterl. Geschäfte 69 2. richtsstand 47 19 Fußnote 2. Regatten 2 73. Reichsflagge, Führung auf 'Binnen­ Registrierungsgebühren 65 100. schiffen 19 26 a; auf den Kauf­ reformatio in peius, Verbot ders. 47 fahrteischiffen 19 1—4, 16, 18, 19, 536. 64 10. Regreß mangels Annahme 12 25—28; gegen den Indossanten 12 14, 15: Reichsgericht 43 125—141; Akten u Geschäftsbücher 45 24; Ausfertigun­ Regreßrecht beim Scheck 14 15—22; R. auf Sicherstellung 12 25—29, 61, gen 45 20; Beeidigung 45 28; Be­ 69; wegen Unsicherheit des Akzep­ ratung u. Abstimmung 45 15; Be­ tanten 12 29; mangels Zahlung 12 richterstatter 45 7—13; Berufungs­ gericht in Patentsachen 38 33; Be­ 41—55. schlüsse 45 19; Besetzung 43 126, rei vindicatio 1 985 ff. Reich, Haftung für seine Beamten, Ge­ 140; Beurlaubung der Mitgl. 45 27; Dienstalter 45 29; Entscheidungs­ setz 7. Reichsbank 20 12—41; Annahme von gründe 45 18; Ferien 45 26; Form Privatbanknoten 20 19: Aufgaben 20 der Erlasse 45 16; Gebührenfreiheil 12; Aufhebung 20 41; Aussicht u. 65 98 Fußnote; Geschäftsjahr 45 Leitung des Reichs 20 12, 25, 26; 25; Geschäftsordnung 43 141, 45; Einlösungspslicht 20 18; Geschäfte Hilfsrichter 43 Eingangsnote Ziff. 8 mit den Finanzverwaltungen des Art. XII, 43 134; Hilfssenate 44 16; Konsnlargerichtsbarieit 63 5, 14; Ko­ Reichs u. der Bundesstaaten 20 35; Geschäftsumfang 20 13; Geminnver- • sten 45 22; Mitglieder (Ernennung, Leitung 20 24; Grundkapital 20 23; Enthebung, Pensionierung) 43 127 Hauptsitz 20 12; juristische Persön­ — 131; Plenarentscheidung 43 137 lichkeit 20 12; Notenausgabe 20 16; 139, 45 3: Präjudizienbücher 45 23; Pfandprivtlegien 20 20—20 b: Rech­ Präsident 43 126, 127, 45 4; Rechts­ nungsrevision 20 29; Steuerfreiheit anwaltschaft 46 98—102; Schieds­ 20 21; Umtausch von Barrengold sprüche 45 2, 14; Senate 43 132, 20 14; Veröffentlichung der Zins­ 45 1; Siegel 45 21; Sitzungen 43 sätze 20 Fußnote, Novelle A Art. 7 6; Urteile 45 17; vereinigte Senate § 1, 20 15; Verstaatlichung 20 41; 43 137—139, 45 2; Vorsitz 45 5, Zweiganstalten 20 12, 36—38 Zuständigkeit 2 6, 43 135, 136. — Gesetz betr. den Sitz dess 43 125 Reichsbankanteile, -anteilscheine 20 23, 40; Aufgebot zwecks Krastloserklärung mit Fußnote, 44 8 Fußnote; Gesetz 47 1003 Fußnote; Begebung 20 Einbetr. die Zuständigkeit dess. 43 Ein­ gangsnote Novelle A Art 8, 20 62. gangsnote Ziff. 8; Verordnung betr Reichsbankanteilseigner, Deputierte des die Gebührenfreiheit im Verfahren Zentralausschusses 20 34; General­ vor dems. 65 98 Fußnote. versammlung 20 30; Haftung 20 23; Reichshauptkasse, Besorgung ihrer Ge­ Vertretung 20 30—34; Zentralausschäfte durch die Reichsbank 20 22 schuß 20 31—33. Reichskanzler, Aufsicht über die Privat­ Reichsbankbeamte 20 28. notenbanken 20 48; Leiter der Reichsbankdirektorium 20 27, 28, 38. 1 Reichsbank 20 26. Reichsbankhauptstellen 20 36; Bezirks­ Reichsmilitärgesetz 2 44 f. mit Fuß­ note 4. ausschüsse an dens 20 36; bes Ge­ richtsstand 20 38; Vertretung 2038. Reichsmünzen 26 2 s. a. Münzen

die anderen auf Paragraphen und Artikel. ReichS-OberhaudelSgericht 44 8, 14; Mitglieder 44 19. Reichsschuldbuch, Antragsberech'.igung zu Eintragungen u. Löschungen 24 4, 7, 9, 14; Auskunft über den In­ halt 24 3; Eintragung einer Buch­ schuld 24 1; einzutragende Gläubiger 24 6; Form der Anträge auf Ein­ tragung 24 15; Form der Voll­ machten u. Genehmigungserklärungen 24 18; Gebühren 24 25; Löschung, amtl., eingetragener Forderungen 24 20; Reihenfolge der Eintragungen 24 13; Verfügungen über einge­ tragene Forderungen 24 11; Wirkung der Eintragung 24 6. Reichsschuldbuchgesetz 24; Aenderung 2 50. Reichsschuldenordnung 47 1003 Fuß­ note. Reichswährung 26 3; Umrechnung in R. 26 15. Reiseentschädigung des Gerichtsvollzie­ hers 66 17; der Rechtsanwälte 68 78—83; der Zeugen u. Sachver­ ständigen 67 6, 7, 9—12. — Preußen: der Geschworenen 69 45; der Vertrauensmänner und Schöffen 69 36.

Reklame, unlautere 42 3, 4. ReligionSgesellschaften, Rechtsfähigkeit 2 84. Religiöse Kindererziehung 2 134. RembourSregreh 12 51. Rentenbankrenten, Eintragung 79 12. Rentengüter 2 62. — Preußen: Begriff 74 29 § 1; Wieder­ kaufsrecht bei R. 74 29. Rentengutsvertrag 74 12 § 1. Rentenscheine 1 799, 801, 804 f.; Uebergangsvorschrift 2 175. Rentenschuld 1 1199-1203, 2 117, 118; Eintragung in das Grundbuch 58 26, 43, 51, 54, 65; Eintragung neuer Gläubiger 58 37, 38; Löschung 58 27; bei Zwangsversteigerung 49 50, 53, 54, 64, 67, 126, 127, 131, 136, 158; Zwangsvollstreckung in R. 47 857. — Preußen: Kündigungsrecht 74 32; Uebertragung der auf Hypoth. u. Grundsch. bezgl. Vorschriften auf R. 74 35; Form und Inhalt der R.-Briefe 83 38—40; Unbrauchbarmachung ders. 83 42. Respekttage 12 33. Restitutionsklage gegen rechtskräftige Endurteile 47 578, 580 ff. Reugeld 1 336, 359. Revenuenhypothek 2 60.

Revisibles bzw. JrrevisibleS Recht 47 549 Fußnote. Revision im Zivilprozeß 47 546—566; Anschließung 47 656; Begründung 47 554, 654a; Einlegung 47 553; RFrist 47 552; R.-Gründe 47 649— 551, 554; Kosten 47 97; materielle Voraussetzungen 47 549—551; RSchrift 47 553, 553 a; R.-Summe 47 546; Verhandlung 47 554 a—566; Verordnung, betr. die Begründung der Revision in bürgerlichen Rechts­ streitigkeiten 47 549 Fußnote; Zu­ lässigkeit 47 545—547. Rheder 8 484-488; Begriff 8 484: Fürsorgepflicht für erkrankte Schiffs­ leute 15 19, beim Tode ders. 15 64; Gerichtsstand 8 488; Haftung 8 485 -487; Strafvorschristen 15 117— 120. Rhederei 8 489—510; Abandonrecht der Mitrheder 8 501; Aenderung in den Personen der Mitrheder 8 505; Auf­ lösung 8 506; Begriff 8 489; Bei­ tragspflicht der Mitrheder zu den Ausgaben 8 600; Berechnung des Ge­ winns u. Verlustes 8 602; Beschluß®ung 8 491; bes. Gerichtsstand der trheder 8 508; Haftung der Mit­ rheder gegenüber Dritten 8 507; Korrespondentrheder, 8 492—499 (Be­ stellung 492-509, Pflichten 496— 499, Rechte 493—495); Rechtsver­ hältnis nach innen 8 490ff.; SchiffSdirektor, Schiffsdisponent 8 492; Veräußerung der Schiffspart 8 603, 604; Verteilung deS Gewinns u. Ver­ lustes 8 502. > Rheinisches Bürgerliches Gesetzbuch (Ueberleitung des Güterrechts) 74 56. ; RheinschiffahrtSgerichte 43 14. Richter, Ausschließung u. Ablehnung 47 41—48, 59 6; Ernennung 43 6; im Konsulargerichtsbezirken 63 6, 64 2 mit Fußnote 2; Versetzung bzw Enthebung 43 Eingangsnote Ziff. 7 Art. VIII, 43 8, 44 13, 21. — Preußen: Ernennung 69 7; Ver­ gütungen 69 11. Richteramt 43 1—11; Befähigung hiezu 43 2—5, 10. — Preußen: 69 1—11. Richterlicher Eid 47 475-477. . Rimesse 12 51. Ristorno (Ristornogebühr) 8 894—897. Rücktritt vom Erbvertrag 1 2293ff.; vom Verlöbnis 1 1298ff.; vom Ver­ trage 1 280 (bei teilweiser Unmög­ lichkeit), 286 (bei Verzug des Schuld­ ners), 325—327 (bei gegenseitigen

113*

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze, Verträgen), 346—361 (vertragsmäßi­ ger R). Rückversicherung 8 779, 31 8, 58, 116; Bekanntmachung betr. die Beaufsichti­ gung der inländischen privaten Ver­ sicherungsunternehmungen 31 116 Fußnote 1. Rückwechsel 12 53. Ruhegehalt, Abtretung 1 411. Ruhen der elterl. Gewalt 1 1676 fs., 1696; des Prozeßverfahrens 47 251, 603, 54 39.

S. Sache, Begriff und allgemeine Vor­ schriften 1 90-103; Bestandteile 1 93 —96; Einbringung bei Gastwirten 1 701—704; Erwerb von Erzeugnissen u. sonstigen Bestandteilen 1 953— 957; Nießbrauch 1 1030—1067; Pfändung 47 808—813; unpfändbare S. 47 811; Untersuchung u. Ver­ wahrung 1 432, 1217, 1281, 2039, 59 165; verbrauchbare S. 1 92; ver­ tretbare S. 1 91; Vorlegung von S. 1 809—811; Zwangsvollstreckung in körperliche S. 47 808—827; Zwangs­ vollstreckung zur Erwirkung der Herausgabe von Sachen 47 883— 886. — Preußen: Verw.Zw.Vollstr. in körperl. S. 81 22—35. Sachenrecht 1 854—1296. Sachsen-Coburgische Güterrechte (Ueberleitung) 84 Art. 14. Sachsen Meiningische Güterrechte (lieber* leuung) 84 Art. 11—13. ^5(^5^ GKterreiht (Ueberleitung) 74

Sachverständige, Ablehnung 47 406; Auswahl 47 404, 405; Beeidigung 47 410, 54 44; Beweis durch S. 47 402-414, 59 15; Gebühren 67 1 ff.; S. bei Schadensversicherung 32 64; Verweigerung des Gutachtens 47408, 409; Zwang zur Begutachtung 47 407. Sachverständigen - Kammern, -Vereine [für Urheberrechtsfälle) 33 49, 36 46, 37 14 mit Fußnote 1 § 31. Sachwucher 2 47 Anm. 1 (§ 302 e). Sachzusammenhang, Gerichtsstand 4734. Saisonausverkauf 42 9. Sammelwerk 35 3, 4, 18, 19, 25, 41 -47; Urheber 33 4, 36 6. Sammlung, öffentliche, Pflegschaft 1 1914. Schaden durch Zusammenstoß von Schiffen 8 734—739.

SchadenSersatzpflicht (Inhalt und Um­ fang) 1 249—255; bei Automobil­ unfällen 4 7ff.; des Gläubigers bei Arrest ob. einstweil. Verfügung 47 945; wegen Gebrauchsmusterrechts­ verletzungen 40 9; des Klägers 47 302, 717; bei Körperverletzungen u Tötungen 1 843, 844, 3; wegen Patentrechtsverletzunger 38 35, 37; des Rechtsanwalts 46 30, 32 a; wegen unerlaubter Handlungen 1 823 ff.; wegen unlauteren Wettbewerbs 42 1, 13; bei Urheberrechtsverletzungen 33 36ff.; bei Versicherung 32 49, 8 821 Z. 3 u. 4, 822; bei Waren­ zeichenverletzungen 41 14, 15. Schadensversicherung 32 49—158; In­ halt des Vertrags 32 49—68; Pflich­ ten des Versicherers u. Versicherungs­ nehmers 32 1; Sachverständige 32 64; Uebergang des Ersatzanspruchs 32 67; Umsang 32 53-55; Ver­ äußerung der versicherten Sache 32 69—73. Schatzanweisungen 20 62—65; Aufge­ bot zwecks Kraftloserklärung 47 1003 Fußnote 1 88 16 ff. Schatzfund 1 984. SchähungSeid 47 287. Schaumburgische Polizeiordnung (Ueberleitung des Güterrechts) 74 50, 57. Scheck, Bezogener 14 2, 25; Einliefe­ rung in eine Abrechnungsstelle 14 12; Einlösung durch Verrechnung 14 14; Erfordernisse 14 1; falsche Sch. 14 23; Haftung für die Einlösung 14 15; Indossierung 14 8; Kraft­ loserklärung 14 27; Stempelpflicht 13 27, 14 29; Verjährung der Regreß­ ansprüche 14 20—22; Vorlegungs­ frist 14 11 mit Fußnote; Zahlungs­ empfänger 12 4; Zahlungszeit 14 7; Zuständigkeit in Rechtsstreitigkeiten 14 28. Scheckgesetz 14 14. Scheckklauseln 14 4, 8, 9, 14, 15. Scheckprotest 14 16; Bekanntmachung des Reichskanzlers betr. die Er­ hebung von Sch. durch Postbeamte 12 Eingangsnote § 3. Scheidung der Ehe s. Ehescheidung. Scheingeschäft 1 117, 405. Schenkung 1 516—534; Anrechnung auf den Pflichtteil 1 2325-2330; von Todes wegen 1 2301. Scherz 1 118, 122. Schiedsgericht für Streitigkeiten aus dem Versicherungsvertrag 31 9 Ziff. 6. Schiedsmannsordnung, Abändernug 76 3.

die anderen auf Paragraphen und Artikel.

Schiedsrichterliches Verfahren 47 1025 —1048; Einrede des SchiedsvertragS 47 274. Schiedsspruch 47 1038-1044; des Einigungsamtes 54 71, 72. Schiedsverträge über Arbeitsstreitig­ keiten 54 6. Schiffe, Arrest 47 931; Heimatshafen 8 480; Namensänderung 19 13; Nameusührung registrierter Sch. 19 17, 21; Pfandrecht an eingekr. Sch. 1 1259—1272; Seeuntüchtigkeit 8 479; Segelfertigkeit 8 482; Unzulässigkeit der Zwangsvollstreckung u. des Ar­ rests 8 482; Zwangsversteigerung 49 162—171; Zwangsvollstreckung in Sch. 47 864, 865, 870; Zwangsvollstr, zur Herausgabe von Sch. 47 885. Schiffer (Schiffskapitän) 8 511—555, 16 42; Aenderung der Reise 8 536; Anmeldung der Verklarung 8 524; Antritt der Reise 8 516; Anwesen­ heit auf dem Schiffe 8 517; Be­ teiligung mit Schisfspart 8 552; Dienstdauer 8 551; Entlassung 8 545—549; Entschädigungen 8 543; Erkrankung 8 553; große Haverei 8 639; Hauung 8 511, 512; Heuer 8 549, 550, 553 a, 553 b, 654, 555; Kaplaken 8 543; Kreditgeschäfte 8 529, 537; Pflichten 8 511—625, 535, 543, 544, 555; Primage 8 543; Rechte 8 552—554; Rechtsgeschäfte für den Rheder 8 526-534; Rück­ beförderung 8 547, 550, 653 Abs. 6; Schiffsrat 8 518; Sorge für das Schiff 8 513, 514; Tagebuchführung 8 519, 620; Tod 8 554; Ueberführung eines erkrank en Schiffers nach einem deutschen Hafen 8 553 Abs. 4; Verbodmung der Ladung 8 535 Abs. 3, 538, 540, 541; Verfügung über die Ladung 8 538—542; Ver­ kauf des Schiffes 8 530; Verklarung 8 522-525, 555; Verlassen des Schiffes 8 517; Verpflegung bei Er­ krankung 8 553; Verwundung 8553; Vorschüsse 8 532; Wechselverbindlichkeiten 8 529. -- bei der Binnenschiffahrt 17 7— 20; Befähigungsnachweis 17 132; Beweisaufnahme bei Schiffsunfällen 17 11—14; Dienstverhältnis 17 20; Gesetzt. Befugnisse 17 15—19; Haf­ tung 17 7, 9; Pflichten ders. 17 8— 11. Schiffsbaupfandrecht, Vorbehalt Zu­ gunsten der Landesgesetzgebung 9 20. Schiffsbesatzung 8 481; bei der Bin­ nenschiffahrt 17 3.

Schifssbrief 17 32, 125, 126; 59 120. , Schiffsdisponent 8 492. Schiffseigner 17 1-6; Begriff 17 1, 2; Gerichtsstand 17 6; Haftung mit Fracht und Ladung 17 4; Haftung, persönl. 17 5, 112—115; Haftung für Verschulden der Schiffsbesatzung 17 3; Pfandrecht 17 74. Schiffsfrachtgeschäft s. unter Fracht-, geschäft. Schiffsgttubiger 8 754-777; Befried!, gung 8 761; Haftung des Reeders 8 762, 771—775; Pfandrecht an Schiff u. Fracht 8 755—765, 771, 772; Rangfolge 8 766—770, 777; Wer ist Schiffsgläubiger 8 754. — bei der Binnenschiffahrt 17 89, 102—116; Pfandrecht 17 103ff.; Rangordnung der Forderungen 17 . 106—108. Schiffsjournal s. Schiffstagebuch. Schiffskapitän 8 501, 16 42; s. auch Schiffer, Kapitän. Schiffsleute (im Sinne der SeemO.), Alter der Zulassung 15 7; Arbeits­ zeit 15 35, 37-39; Begriff 15 2 Abs. 3; Beköstigung 15 64, 56, 57; Dienstantritt 15 32, 33; Dienstpflicht 15 32, 66—68; Dienstzwang 15 33; Disziplinarvorschriften 15 84 — 92; Entlassung 15 70—77; Ergänzung der Mannschaft 15 50; Erkrankung 15 59—63; Fürsorge für deren Nach­ laß 15 65; Fürsorgepslicht des Needers bei Erkrankungen 15 59, bei To­ desfällen 64; Führungszeugnis 1519, 21; Gehorsamspflicht 15 34, 41, 85; Handgeld 15 47, 72; Logisräume für dies. 15 55; minderjährige 15 7, 8; Mitwirkung bei der Verkla­ rung 15 42; Pflichten bei Gefahr ! 15 41; Strafvorschriften 15 93-127, I insbes.: 93—95 (bei Entweichung), 96—98 (bei Verletzung der DienstI pflicht), 100—102, 106 (bei Gehöre I samsverweigerung), 103—105 (bei Nö­ tigung u. Widerstand), 107, 108 (bei Täuschungen), 109 (bei Sachbeschä­ digung); Tod 15 64, Beurkundung dess. 65; Untauglichkeit 15 43; Ver­ lassen des Schiffes 15 34; Macht­ dienst 15 36, 37; Zurückbeförderung freie 15 69, 60, 66, 69, 72, 78, 79; Zurücklassung von solchen 15 83. — bei der Binnenschiffahrt 17 21—25; Auflösung des Dienstverhält­ nisses 17 25; Dienstantritt 17 22; Dienstpflicht 17 25 Abs. 2; Entlas­ sung 17 25; Gehorsamspflicht 17 23; Lohnzahlung 17 24.

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze,

Geschäftsanteils der G. m.b.H. 1017 ; Schiffsmannschaft im Sinne der des Genossenschaftsstatuts 11 5; der SeemO. 15 2 Abs. 3; bei der Bin­ Hypothekenabtretung 1 1154; deS nenschiffahrt 17 21-25. Mietvertrags 1 566; des Leibrenten­ SchiffSoffiziere (im Sinne der SeemO.), versprechens 1 761; für Schuldver­ Begriff 15 2; dienstliche Stellung sprechen u. Schuldanerkenntnis 1 15 3; Disziplinargewalt 15 84; 780, 781; für das StiftungSgeschäst Strafvorschriften 15 111, 116. 1 81; der Zustimmung des Treu­ SchiffSpart, Abandonnierung 8 501; Pfandrecht 1 1272; Veräußerung 8 händers zur Hypothekenlöschung 21 30. 174 — 477; Zwangsvollstreckung in — Preußen: bei Eintragungen in das dies. 47 858. Staatsschuldbuch 72 15, 18; des Renten Schiffsrat 8 518. gutsvertrags 74 12 § 1. Schiffsregister bei der Binnenschisfahrt 17 119—129; für die zur Führung Schriftvergleichung 47 441, 442. der Reichsflagge befugten Kauf­ Schriftwerke, Urheberschutz 33 1; Ver­ fahrteischiffe 19 4-10, 13-17, 59 vielfältigung, zulässige 33 19, 20, 102—122. 24; Bortragsrecht 33 11. — Preußen: 75 29. Schulbaulast 2 132. Schiffstagebuch, Eintragungen 15 13, SchuldanerkenntniS 1 781, 782; han­ 43, 57, 58, 70, 89, 92, 98, 124; delsrechtliches 8 350, 351. Eintragung der Geburten u. Sterbe­ Schuldenmasse im Konkurse 51 138— fälle 61 61. 148. Schiffsversicherung (bei der Binnen­ i Schuldner, Verpflichtung zur Leistung 1 241—292. schiffahrt): Anzeige von Unfällen 32 146; Dauer 32 138, 139; Haftung j Schuldschein, Beweiskraft 48 17; Eigen­ des Versicherers 32 129, 130, 132, tum an dems. 1 952; Rückgabe 1 144; Versicherungswert des Schiffes 371. 32 141. Schuldverhältnisse 1 241-853; Erlö­ schen der Sch. 1 362—397; Inhalt Schiffs-Zertifikat 19 10, 11, 13, 15, 16, 21, 25 1 241—304; Sch. aus Vertrügen 1 305—361. Schiffszubehör 8 478. Schlagschatz 26 7. Schuldverschreibungen, Vorrecht im Schleswig-Holstein, Zuständigkeit der Ge­ Konkurs 52 17; Zulassung zum Bör­ meindevorstände in Angel, der freiw senhandel 25 39, 40. Gerichtsbark. 75 118. -- auf den Inhaber 1 793—808, Schlüsselgewalt der Frau 1 1357. Aufgebotsverfahren zwecks Kraftlos­ erklärung 47 1003 ff. mit Fußnote, Schlußnoten bei Handelsverträgen 8 94, 95. ausländische 20 11; Außerkurssetzung 2 176; Hypothek für die Forderung Schmerzensgeld 1 847 aus einer Sch. 1 1187—1189; Straf­ Schmiergelder 42 12. bestimmung 2 34IV; UebergangsvorSchöffen, Abstimmung 43 199, 200; schriften 2 174 ff.; Umschreibung aus Auswahl u. Auslosung 43 36—49; Namen 2 101; s. a. Jnhaberpapiere Beeidigung 43 61; Ordnungsstrafen — Pre ußen: Genehmigung 82 8; Um gegen dies. 43 56; Richtertätigkeit schreibung auf Namen 74 18 1—11 43 30. — Preußen: 69 33, 36. Unterzeichnung 74 17. gemeinsame Rechte "der Be­ Schöffenamt, Ablehnung 43 35, 53; ein Ehrenamt 43 31; Fähigkeit 43 sitzer von Sch. 22 1—26; Auf31—34. gaoe od. Beschränkung von Rechten Schöffengerichte 43 25—57; Besetzung der Gläubiger 22 11; Aufsichtsbe­ hörde 22 5, 13; Begünstigung ein­ 43 26; Zuständigkeit 43 27—29, 75. — Preußen: 69 33—36. zelner Gläubiger 22 12; Gläubiger­ versammlung 22 1—14, 18—20 (Be­ Schreibgebühren, gerichtliche 65 79— 80b; der Gerichtsvollzieher 66 13, rufung 3—7, Beschlußfassung 9—14, 14; der Rechtsanwälte 68 76. Protokollierung der Bschlsse. 9, Ver­ zeichnis der erschienenen Gläubiger Schriftliche Form 1 126, 127; der Anweisung 1 783, 784 (An­ 8, Voraussetzungen 1, 2); Konkurs nahme), 792 (Uebertragung); der des Schuldners 22 18, 19; Straf­ Bürgschaft 1 766; der Genehmigung bestimmungen 22 21—23; Vertreter zur Veräußerung von Teilen eines der Gläubiger 22 1, 2, 14—17, 20.

die anderen auf Paragraphen und Artikel. der Reichsanleihen, Umwand­ lung in Buchschulden 24 1. - der preußischen konsolidierten Anleihen Umwandlung in Buchschulden 72 1, 2. Schuldverschreibungsgesetz 22. Schuldübernahme 1 414—419. Schuldversprechen 1 780, 782; handels­ rechtliches 8 350, 351. Schulschiffe, Flaggenrecht 19 26. Schutzgebiete, anzuwendendes Recht 64 3 mit Fußnote 1; Ausübung der Schutzgewalt 64 1; Freiheit der öffentl. Ausübung religiöser Kulte 64 14; gelten als Inland 15 6, 64 9. Schutzglbiets?esetz 64; Abänderungsge­ setz 64 Eingangsnote. Schutzgenossen 63 2; Rechtsverhältnisse ders. 63 25; standesamtliche Tätig­ keit für dies. 61 85. Schwägerschaft, Ehehindernis 1 1310, Nichtigkeit der Ehe 1 1327. Schwarzburg-Nudolstädtische Gütcrrechtc (Ueberleitung) 84 Art. 15. Schwurgerichte 43 79—99; Besetzung 43 81; Vorsitzender 43 83; Zustän­ digkeit 43 80. — Preußen: 69 44, 45. Seeauswurf 16 20, 22—25, 35. Seefahrtsbücher 15 7—11; Eintragun­ gen 15 16, 19, 22, 43. Seehandel 8 474-905. Seemannsami 15 5; Güteversuche durch dass, bei Streitigkeiten 15 128; Un­ tersuchung u. Entscheidung in Straf­ sachen 15 122—125. Seemannsordnung 15; Anwendungs­ gebiet 15 1, 134, 135. Seepaß 15 16. Seeraub 15 69. Seetestament 1 2251, 2252. Seetriftige Gegenstände 16 21-25, 35. Seeversicherung 8 778-900; Abandon 8 850, 861—871; Allgemeines 8778; Anfechtung des Vertrags 8 811 b; Anzeigen beim Abschlüsse des Ver­ trages 8 806—811 b; Anzeigen von Unfällen 8 818; Aushebung der Ver­ sicherung 8 894—900; Beginn u. En­ digung der Gefahr 8 823—830; Be­ zahlung des Schadens 8 882—893; Bodmereigelder als Gegenstand der Vers. 8 779, 803, 826, 857, 880; Doppelversicherung 8 787, 788; Ein­ tritt des Versicherers in die Rechte des Versicherten 8 804, 805; für eigene Rechnung 8 781, 806, 808 —811; für fremde Rechnung 8 781, 783, 806—811; Gegenstand der Vers. 8 778, 796; Gültigkeit des Vers.-

Vertrags 8 785; Haftung deS Ver­ sicherers 8 787, 792, 814, 816, 817, 820 ff.; Havereigelder als Gegenstand der Versicherung 8 779, 826, 857, 880; Imaginärer Gewinn als Ge­ genstand der Vers. 8 779, 801, 802, 821 Z. 5, 824, 856, 860, 879; Klau­ seln: „frei von Kriegsmolest" 8 848, „frei von Beschädigung außer im Strandungsfall" 8 851, „frei von Bruch äußer im Strandungsfall" 8 852, „für behaltene Ankunft" 8 850, „für Rechnung wen es angeht" 8 781, „nur für Seegefahr" 8 849, „vorläufig taxiert" 8 793; Kriegs­ gefahr u. Kriegsbelästigung 8 820 Z. 2, 848, 849; offene Polize 8 793; Polize 8 784; Prämienzahlung 8 812; Provision als Gegenstand der Versicherung 8 779, 801, 802, 824, 825, 879; Ristorno (Ristornogebühr) 8 894—897; Rücktrittsrecht des Ver­ sicherers 8 808—811; Rückversiche­ rung als Gegenst. d. Vers. 8 779; Rückzahlung der Prämie 8 894- 900; Schadenersatzpflicht des Versicherers 8 821 Z. 3 u. 4, 822; Schadens­ berechnung 8 882, 892; Schiffsver­ schollenheit 8 862, 863; Taxierte Polize 8 793, 794; Totalverlust deS Schiffes, der Fracht re. 8 854—860; Überversicherung 8 786, 787; Um­ fang der Gefahr 8 820—853; Um­ fang des Schadens 8 854 -881; Ver­ änderung der Gefahr 8 814; Ver­ änderung der Reise 8 813; Verkauf von Gütern 8 877; Verkauf des Schiffes 8 873; Verlängerung der Versicherung 8 831; Verpflichtungen des Versicherers bei besonderer Ha^ verei 8 845—847; Verpflichtungen des Versicherers bei großer Haverei 8 834—838; Verpflichtungen des Versicherten 8 812—819; Versiche­ rungswert 8 786 (im allg.), 795 ides Schiffes), 797 (der Fracht), 799 (der Güter); Zahlung der Versiche­ rungssumme 8 841, 842. Sekundawechsel 12 66. Selbständige Gerechtigkeiten s. Gerechtig­ keiten, selbst. Selbsthilfe 1 229, 230; gegen verbo­ tene Eigenmacht 1 859 f. Selbstmord bei Lebensversicherung 32 169. Selbstschuldnerbürge 1 773. Selbstverteidigung 1 227, 228; gegen verbotene Eigenmacht 1 859 f. Sicherheitsarrest, dinglicher 47 917; persönlicher 47 918, 933.

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze, — Preußen: Ges. über die Haftung des Sicherheitsleistung, Art und Weise 1 St. u. anderer Verbände für Amts232—240; für Bausorderungen 6 41 pflichtverleyungen von Beamten bei Aus­ -49; Klage auf S. 3 7, 47 324; übung der öffentl. Gewalt S6. bei Protest mangels Annahme (des Wechsels) 12 25—28; im Prozesse Staatsangehörigkei:sgesetz. Aenderun­ 47 108-113: Art 47 108, Höhe 47 gen 2 41. 112, Rückgabe 47 109, wegen der Staatsanwaltschaft 43 142—153; Auf­ Prozeßkosten 47 110 ff., im Internat. sicht und Leitung 43 148; Ausschluß der Mitwirkung in Konsulargerichts­ Verkehr 56 17—19, 57 5—9; S. unterbricht Verjährung 1 208; S. bei sachen 63 15; Mitwirkung in Ehe­ der Zwangsversteigerung von Grund­ sachen 47 607, 632 ff.; Mitwirkung in Entmündigungssachen 47 652; Un­ stücken 49 67—70, 50 10. Sicherung des Beweises 15 126 (bei abhängigkeit vom Gerichte 43 151. strafbaren Handlungen der Schiffs­ I 152; Zuständigkeit 43 144. — Preußen: 69 58—67. leute), 17 11—14 (bei Schiffsunfällen), 18 8—11 (bei FloßunfLllen); Staatsschuldbuch 2 97. des Nachlasses 1 1960, 60 6. — P re ußen: Eintragung von Forde­ rungen und Verfahren hierbei 72 3 ff Sicherungshypothek 1 1184—1190; Art der Zwangsvollstreckung in Grund­ i Staatsschuldbuchqesetz 72; Aenderung7416. stücke 47 866—868; des Baumeisters Staatsschuldverschreibungen 2 100. 1 648; bei Einziehung einer Forde­ Staatsverträge der Bundesstaaten 2 56. rung auf Uebertragung des Eigen­ Stadesches Güterrecht (Ueberleitung) 74 50 tums 1 1287; des Fiskus 2 91; für Stämme, Erbfolge nach St. 1 1924, die Forderung gegen den Ersteher im 1927. Zw-Verst.-Verfahren 49 128, 129; Stammgüter 2 59. an Grundstücken des Vormunds, Standesamtsbezirke 61 2, 3. Pflegers od. Beistands 59 54; bei Standesbeamter, Anzeigepflicht gegen­ Vollziehung des Arrestes in ein über dem Vormundschaftsgericht 59 Grundstück 47 932. 48; Bestellung 61 1, 3-11; Mit­ wirkung bei der Eheschließung 1 Sichtwechsel 12 4 Ziff. 4; Präsentation 1317ff., 61 44ff., 62 3-10; Strafe zur Zahlung 12 31. bei Pflichtverletzung 61 69; Zustän­ Sielrecht 2 66 digkeit zur Erlassung des Aufgebots Silbermünzen 26 2 -6; Gesamtbetrag vor der Eheschließung 61 44—50 26 8; Grenze der Annahmepflicht 26 Standesmäsziger Unterhalt, Begriff 1 9, 10; Sollgewicht 26 3, 4. 1610. Sitzungspolizei 43 177 -185; 59 8 Standesregister 61 12—16, 83 Fuß­ — Preugen: 69 88. note 1 (Inhalt, Führung, Beweis­ Sitzungsprotokoll 47 159 -164 kraft), 61 65, 66 (Berichtigung), 62 Sofortige Beschwerde 47 577. 2, 59 70, 71. Solawechsel 12 66. — Preußen: Berichtigung (UebergangsSoldatenrel.kten-Fürsorgegesetz, Aende­ vorschr.) 75 142: Zuständigkeit der Landrung 2 51. geichte 75 133. Sparkassen siehe öffentl. Sparkassen. Steinbruch 3 2. Spediteur, Begriff 8 407; Gefahrüber­ Stempelabgabe aus Schecks 13 27, 14 gang bei Uebergabe an den Spedi­ 14, 29; aus Wechsel s. Wechselstempel teur 1 447; Haftung 8 408; Han­ Sterbefälle, Beurkundung 61 1, 23, delsgewerbe 8 1; Pfandrecht 8 410; 56—60, 61-64, 62 12 Pflichten 8 407, 408: Provision 8 Sterbeaeldversicherung 32 189. 409, 412, 413; Rechte 8 107, 409, Sterberegister 61 1, 12, 59, 62 2. 410, 412; Selbsteintritt 8 412; Zwi­ Steuer vom ungedeckten Notenumlauf schenspediteur 8 411. 20 9, 10 Speditionsgeschäft 8 407 — 415; be­ Steuerfreies Notenkontingent der stimmter Satz der Beförderungskosten Reichsbank 20 Eingangsnole Novelle 8 413; Verjährung der Ansprüche B Art. 2. 8 414. Steuerfreiheit der Reichsbank 20 21 Spiel 1 762 -764 Stiftungen 1 80-88, des öffentlichen Sprnchliste der Geschworenen 43 92 Rechtes 1 89; Gerichtsstand 47 17. Staat, Haftung für seine Beamten 2 — Preußen: 74 1—4; Anfall des Ver­ 77, 58 12. mögens einer St. 74 5 § 2; Genehmi-

die anderen auf Paragraphen und Artikel.

gung 82 4, 5; Verwaltung und Beauf­ sichtigung (>9 29. Stille Gesellschaft 8 335—342; Aus­ einandersetzung 8 340; Firma 8 18; Gewinnanteil des stillen Gesellschaf­ ters 8336, 337; Konkurs 8341, 342; Kontrollrecht des stillen Gesellschaf­ ters 8 338; Kündigung 8 339; recht­ liche Stellung des Geschäftsinhabers 8 335; Tod des stillen Gesellschaf­ ters 8 339. StockwerkSeigentum 2 182. Strafgesetzbuch, Aenderungen 2 34. Strafprozeßordnung Aenderungen 235. Strafrecht in den Konsulargerichtsbe­ zirken (>3 19, 49—51. Strafsachen, bes. Vorschriften für Konsulargerichtsbezirke 63 52; für Schutz­ gebiete 64 6. Strandämter 16 1, 2; Anmeldung der Bergungs- u. Hilfskosten 16 36 ff.; Aufbewahrung der geborgenen Ge­ genstände 16 14, 19, 23; Aufgebots­ verfahren durch dies. 16 26—35; Jnventarerrichtung über die geborgenen Gegenstände 16 15. Strandbehörden 16 1—3; Beseitigung gestrandeter ob. gesunkener Gegen­ stände 16 25. StrandtriftigeGegenständel620,22-25,30. Strandungsordnung 16. Strandvögte 16 1, 2; Leitung des Bergungs- u. Hilfeverfahrens 16 6, 8, 9, 11, 12, 14. Streitgegenstand, Wert 47 2—9. Streitgenossenschaft 47 59—63,69; not­ wendige Str. 47 62; Eideszuschie­ bung bei notto. Str. 47 472. Streitverkündung 47 72—77; Unter­ brechung der Verjährung durch Str. 1 209, 215. Streitwert, Berechnung 47 2—9; 65 9-17; 68 10, 11. Stumme, Pflegschaft 1 1910; Testa­ ment 1 2243. Sühneversuch im Prozeß 47 296, 510c, 608—611, 54 41, 54. Surrogation, einzelne Fälle: 1 281 lbeim Schadensersatz); 1 718 Abs. 2 (beim Gesellschaftsvermögen); 1 818 (Herausgabe w. ungerechtfertigter Be­ reicherung); 1 1381 f. (beim einge­ brachten Gut); 1 1473 (beim Ge­ samtgut der allg. Gütergemeinsch.); 1 1638 (beim Vermögen des Kindes); 1 1524 (beim eingebr. Gut der Errungenschaftsgemeinsch.); 1 2019, 2041 (beim Nachlaß); 1 2111 (bei der Erbschaft d. Vorerben); 1 2374 (beim Erbschaftskauf).

i

T.

Tabularersitzung 1 900. Tagebuch s. Schiffstagebuch. Taube, Pflegschaft 1 1910. Tauben, Aneignung 2 130. Taubstumme, Schadenshaftung 1 828. Tausch 1 515. Täuschung, arglistige, bei der Ehe­ schließung 1 1334, 1337; bei der Te­ stamentserrichtung 1 2339; bei Wil­ lenserklärungen 1 123, 124. Teilhypothekenbrief 1 1152; 58 61. Teilungsmasse im Konkurse 51 117— 137; bei der Zwangsversteigerung 49 107. TeilungSplan 47 874—877; bei der Zwangsversteigerung 49 106, 113— 132, 137—141; bei der ZwangSverwaltung 49 157—159. Teitungssachen, Verfahren 75 21—28. Teilurteil 47 301, 353. Telegraphenanlagen, Anschluß an daS Lokalnetz 29 6; Errichtung u. Betrieb 29 1—4, 11; Gebührenerhöhung 29 7; Prozessuales 29 13; Recht der Benützung 29 5. Telegraphengeheimnis 29 8. I Telegraphengesetz 29; Geltung für i Bayern u. Württemberg 29 15. Telegraphenlinien, Benutzung der Ver­ kehrswege für dies. 30 Iff.; Aufstel­ lung eines Planes hiefür 30 7—9; T. durch den Luftraum über andere Grundstücke 30 12. Telegraphenordnung 29 Fußnote 1. Telegraphen-Wegegesetz 30. Termine, Ausle mngSvorschriften 1 186 —193; im Zivilprozeß 47 218—220, 227—229; Kosten der Versäumung 47 95. Testament, Ablieferung 1 2259, 59 83; allgem. Vorschriften 1 2064—2086; Begriff 1 1937; Eröffnung 1 2260 —2262, 2273; Errichtung und Auf­ hebung 1 2229—2264; Gemeinschaft­ liches T. 1 2265, 2273. — Preußen: amtl. Verwahrung 74 81; Eröffnung 74 82. Testamentsvollstrecker 1 2197 — 2228, 59 81, 82; Zeugnis über die Ernen­ nung 1 2368. Testierfähigkeit 1 2229, 2230; Uebergangsvorschrift 2 215. Tierhalter, Schadenshaftung 1 833. Tod, Zeitpunkt 1 18, 20; einer Partei während des Prozesses 47 239, 243, 246. | ! I I I i 1

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze, Todeserklärung von Verschollenen 1 13 —"20; Aufgebotsverfahren 47 960— 976; internationales Privatrecht 2 9; Uebergangsvorschriften 2 158— 162; Wiederverheiratung im Falle der T. 1 1348-1352, 2 159; Zu­ ständigkeit für T. (Bekanntmachung deS Reichskanzlers) 47 961 Fußnote. Lodesvermutung 1 18, 20. TodeS wegen, Erwerb von Todes wegen, Begriff 1 1369. Tonwerke, Aufführungsrecht 33 11, 27, 28, 34 11, 18 Fußnote 1 § 1 Ziff.5; Auszüge 33 12, 14; mechanische Wie­ dergabe 33 2, 12, 14, 22—22 c, 63 a, 34 13, 34 Eingangsnote Art. IV § 2, 35 2; Rechte der Urheber in den Berbandsländern 34 4 ff., 13; Ur­ heberschutz .33 1 (in den Berbands­ ländern 34 2); Vervielfältigung, zu­ lässige 33 21, 24; Vorbehalt des Auf­ führungsrechtes 33 61. Der Tote erbt den Lebendigen (le mort eaisit le vif) 1 1922. Tote Hand, Erwerb 2 86, 87 Tradition s. Uebergabe. Transport, Gefahr: 1 447 (Kauf), 1 644 (Werkvertrag); Kosten: 1 448 (Kauf). LranSportgeschäfte, ein Handelsgewerbe 8 1. Transportversicherung 32 129 —148; befreite Vers. 31 187; keiner Zu­ lassung bedürftig 31 116; im ein­ zelnen s. Güter-, Schiffsversicherung. TranSportversicherungSpolizen, Uebertragbarkeit 8 363—365. Trassiert ---- eigener Wechsel 12 6. Tratte s. Wechsel, gezogener. Trennung von Justiz u. Verwaltung 44 4. Trennung von Tisch und Bett 2 202, 206; 61 77. Treuhänder für Baugeldzahlungen 6 35, 36; bei Hypotheken aus Orderund Jnhaberschulden 1 1189, 58 44; bei den Hypothekenbanken 21 29— 38, 51, 53. Treu und Glauben, bei Auslegung von Verträgen 1 157; bei Bedingungen 1 162; bei Leistungen 242, 320; Ver­ hinderung des Erfolgs wider Tr. u. Gl. 1 815. Trunksüchtige, beschränkte Geschäfts­ fähigkeit 1 114; Entmündigung 1 6. - Preußen: Antragsrecht des Armen­ verbandes auf Entmündigung 78 3; 76 1 III.

u. i Ueberbau 1 912—916. Ueberfahrtsvertrag 8 666—677. Uebergabe von bewegl. Sachen zu Ei­ gentum 1 929 ff.; der verkauften | Sache 1 446—451. Uebergebot beider Zwangsversteigerung 49 72. Ueberschuldung als Voraussetzung des Konkurses 51 207, 210, 214. Übersetzung, Befugnis hiezu 33 12 Ziff. 1, 34 8, 18 Fußnote 1 § 1 Zifs. 3, 35 2; Schutz ders. 33 2; 34 2. Uebertragung des Eigentums an be­ wegl. Sachen 1 929—936; des Ei­ gentums an Grundstücken 1 313, 873, 925; der Forderungen 1 398—413; Uebertragbarkeit Voraussetzung der Pfändung 47 851. Neberversicherung 32 51. UebungSfahrten der Automobilfübrer 4 3. Unbewegliches Vermögen, Arrestvollziehnng in das unb. V 47 932; Be­ griff bei der Fahrnisgemeinschaft 1 1551, im Vollstreckungsrecht 47 864; Zwangsvollstreckung in daS unb V 47 810, 864—871. Uneheliche Kinder s. Kinder. Unerlaubte Handlungen 1 823—853; im Ausland begangene 2 12; Ge­ richtsstand 47 32. Unfallversicherung 32 179—185; An­ zeige des Versicherungsfalls 32 182; Arten 32 179; Pflichten des Ver­ sicherers u. Versicherungsnehmers 32 1; Verwirkung der Leistung 32 181. Ungedeckter Notenumlauf, besteuerter 20 9, 10. Ungerechtfertigte Bereicherung 1 812 822. Unlauterer Wettbewerb, Gesetz 42. Unmöglichkeit der Leistung 1 265, 275, 279—282, 285, 287, 291, 306 ff., 323 —325, 338, 347, 351 1 Unpfändbare Forderungen 47 850; Unpfändbarkeit steht entgegen der Abtretung 1 400, der Aufrechnung 1 394, der Einziehung zur KonkurSmasse 51 1, dem gesetzt. Pfandrecht an eingebrachten Sachen 1 559 (Miete), 581 ?Pacht) — Ausnahme 585 Satz 2 (Pacht eines landwirt1 schaftl. Grundstückes) —, 1 704 (Ein­ bringung von Sachen bei Gastwirten); Unpfändbare Sachen 47 811 — Preußen: unpfändb. Forderungen 81 46, Sachen 81 25.

die anderen auf Paragraphen und Artikel.

Unschädlichkeit der Veräußerung von Grundstücksteilen 21 17. UnschädlichkeitSzeugniS 2 120 (Vorbe­ halt zugunsten der Landesgesetzgebung). - Preußen: 74 19, 20; 79 20. Unterbrechung der Ersitzung 1 940— 942; des Prozeß-Verfahrens 47 239 - 245, 249, 250; der Verjährung 1 208-217, 477. Unterhalt des Gemeinschuldners 51 58, 60, 129, 132. Unterhaltsansprüche Geltendmachung im Konkurs 51 3; Wertberechnung 65 9 a. Unterhaltspflicht des Adoptanten 1 1766; der Ehegatten 1 1360 ff., 65 9a; der geschiedenen Ehegatten 1 1578—1585; des Erben 1 1969; des Gemeinschuldners 51 3; des Vaters gegenüber dem unehelichen Kinde 1 1708-1714, 1716, 2 21; der Ver­ wandten 1 1601—1615. Unterlassungen, Zwangsvollstreckung zur Erwirkung von U. 47 890—892. Untermiete 1 549. Unterpacht 1 581, 596. Untersuchungsrichter 43 60. Unterversicherung 32 56, 57, 63. Unveräußerliches Recht, Pfändung 47 857. Unvermögen des Schuldners zur Lei­ stung 1 275, 279. „Unverzüglich" 1 121. Unzulässigkeit der Bedingung u. Zeit­ bestimmung 1 388, 925, 1317, 1598, 1724, 1742, 1768, 1947, 2180, 2202. Urheber (von Werken der Literatur tc.): Befugnisse 33 11—28, 36 11, 15 —24; Begriff 33 2; Legitimation 33 2—7, 34 15, 36 5—9; Rechte in den Berbandsländern 34 4—14. Urheberrecht an Werken der bil­ denden Künste u. der Photo­ graphie: Dauer des Schutzes 36 25—30; Objekte des Schutzes 36 61; Rechtsverletzungen 36 31—50; Uebertragbarkeit 36 9; Vererblichkeit 36 10; Verjährung von Schadensersatzanspr. u. Strafverfolgung 36 47— 50; Voraussetzungen des Schutzes 36 1—14; Zuständigkeit in letzter In­ stanz 36 52; Zwangsvollstreckung 36 14. an Werken der Literatur und Tonkunst: Dauer des Schutzes 33 29—35 (nach der Bern. Konv. 34 7); Inhalt 33 11—14; Objekte des Schutzes 33 54, 55; Privilegien zum Schutze dess. 33 64 Fußnote 1;

Rechtsverletzungen 33 36—53; Uebertragbarkeit 33 8, 9; Vererblichkeit i 33 8; Verjährung vonSchadensersatzI anspr. u. Strafverfolgung 33 50— 53; Voraussetzungen des Schutzes 33 1—10; Zuständigkeit in Rechtsstreitigkeiten 33 59; Zwangsvollstreckung 33 10. — an Mustern und Modellen: Anwendung des LitUG. v. 1870 auf dass. 37 14; Dauer des Schutzes 37 8; Objekt des Schutzes 37 16; Strei­ tigkeiten sind Handelssachen 37 15; Uebertragbarkeit 37 3; Vererblichkeit 37 3. Urheberbenennung im Prozesse 47 76, 77. Urkunden, Beweis durch U. 47 415— 444; Editionsantrag 44 420—436; formelle Beweiskraft 47 415—419; gerichtliche u. notarielle 2 151, 59 167—184, 191, 200; Mitteilung ge­ richtlicher u. außergerichtlicher inner­ halb der Vertragsstaaten des Haa­ ger Prozeßabkommens 56 1—7; Stempelpflichtigkeit 65 2; Vollstrekkungstitel 47 794, 797-800. — Preußen: Gerichtl. und notarielle ! Urkunden 75 31—65; Zuständigkeit 75 31—39; Urk. über Rechtsgeschäfte 75 40 —52; sonstige Urk. 75 53—62; äußere Form und Vernichtung 75 63—65. ttrkundenprozeß 47 592—601. Urliste der Schöffen 43 36, 85. Ursprungsland von Werken der Lite­ ratur u. Kunst 34 4 Abs. 3. Urteil 47 300—329; Berichtigung 47 319, 320; Ergänzung 47 321, 540; Fällung 47 309; in abgekürzter Form 47 313, 317, 696; Inhalt 47 313, 54 49; Rechtskraft 47 322, 705; Tatbestand 47 313, 314; Verfahren bis znm U. 47 253—299; Verkün­ dung 47 310-312, 54 48. usus fructus s. Nießbrauch.

B. I Vater, elterliche Gewalt 1 1627—1683; Nutznießung 1 1656; Verpflichtungen gegenüber dem unehel. Kinde 1 1708 ff. Vaterschaft, Anerkennung 11718,1720; Beweis 1 1717; Feststellung 1 1707, j 1710. ; — Preußen: Anerkennung 74 70, 71. ! Verarbeitung von Sachen 1 950, 951. VeräußerungSverbot 1 135—137, 888, 1136; im Konkurse 51 106, 113,115

Die fetten Ziffern verweisen aus die Nummern der Gesetze, Verbindung mehrerer Ansprüche in einer Klage 47 260; von Klagen 47 147; von Sachen 1 946, 947, 949, 951. Verbotene Eigenmacht 1 858—865. Berehelichungszeuguis 74 43 § 6. Vereine, allg. Vorschriften 1 21—54; eingetragene 1 55 ff-; Haftung für den Vorstand 1 31; in Konsularaerichtsbezirken 63 31; konzessionierte 2 82; Liquidation 1 47ff., 76; rechtsfähige 1 21; nicht rechtsfähige 1 54, 47 735; Rechtsfähigkeit aus­ ländischer V. 2 10. — Preußen: Anfall des Vermögens eines 93. 74 5 § 1; Zuständigkeitsnormen S2 1—3. v 7 Bereinsregister 1 21, 55, 56, 59, 63, 64, 67, 71, 74ff.; 59 159, 162. — Preußen: 75 29. Verfahren im Zivilprozeß s. Zivilprozeß. Verfasser, Pflichten gegenüber dem Verleger 35 1, 2, 10; Rechte 12 2, 3, 12, 20, 33, 35, 42; Tod dess. vor Vollendung des Werkes 35 34; Vergütung 35 22—24; Verzug dess. 35 30, 31. Verfügungsbeschränkungen der Ehefrau 1 1395ff.; bzgl. einge.ragener Rechte 1 892-894, 899; des Erben 1 1984 (bei Nachlaßverwaltung), 2211 ff. (bei Vorhandensein eines Testamentsvoll­ streckers); des Gemeinschuldners 51 6, 192, 206; gesetzliche u. vertrags­ mäßige 1 135, 136; Uebergangsvorschrift 2 168. Vergeltungsrecht s. Ausländer. Vergleich 1 779; Kosten 47 98; im Prozeß 47 510 c, 54 41; Vollstrekkungstitel 47 794. Vergleichsgebühr des Rechtsanwalts 68 13, 20, 23—25, 29. Vcrhandlungsgebühr 65 18 -21, 25, 26, 27, 29, 49; des Rechtsanwalts 68 13, 15-17, 19, 20, 22-25, 29, 42, 43. Verhandlungstermine 47 261, 262. 54 35—37. Verjährung, Beginn 1 198—291; Fri­ sten 1 194—197, 218ff.; Hemmung 1 202—207; Uebergangsvorschrift 2 169; Unterbrechung i 208 — 217; Wirkung 1 222-224; im einzelnen: Verj. der Ansprüche aus einer An­ weisung 1 786; auf die Aussteuer 1 1623; der Anspr. der außerehe­ lichen Mutter 1 1715; der Anspr. bei der Binnenschiffahrt 17 117,118; aus eingetragenen Rechten 1 902;

für u. gegen die Eisenbahn aus Gü­ terbeförderungen 8 470; der Anspr. aus der Flößerei 18 30; gegen den Frachtführer 8 439; gegen den frühe­ ren Geschäftsinhaber 8 26; bei Ge­ nossenschaften 11 41, 74, 99, 123; bei der G. m. b. H. 10 9, 31, 43 Abs. IV; von Gründungsansprüchen bei Aktien-Ges. 8 206; des Heraus­ gabeanspruchs des Vertragserben 1 2287; der Anspr. gegen den Lager­ halter 8 423; bei der offenen Han­ delsgesellschaft 8 113, 159, 160, des Pflichtteilsanspruchs 1 2323; der Anspr. gegen die Postverwaltung aus Wechsel- u. Scheckprotesten 12 Ein­ gangsnote § 4; des Prinzipals ge­ gen den Handlungsgehilfen 8 61; deS Anspr. aus einer Schuldverschreibung auf den Inhaber 1 801; der Anspr. gegen den Spediteur 8 414; auf Grund des UWG. 42 21; aus einem Verlöbnis 1 1302; aus dem Ver­ sicherungsvertrag 32 12; des Wandelungs- bzw. Minderungsanspruchs beim Kauf 1 477, beim Viehkauf 490; des Anspr. auf Entrichtung des Wech­ selstempels 13 16; beim Werkvertrag 1 638, 639; der Anspr. auf wieder­ kehrende Leistungen 1 197, 218, 223, 902; Verj. von Dividenden­ rückständen bei der Reichsbank 20 24; der Ersatzanspr üche bei Automobilunfällen 4 14; bei Haftpslichtfällen 3 8; bei der Leihe 1 606; bei der Miete 1 558; beim Nießbrauch 1 1057; beim Pfand 1 1226; gegen einen Rechtsanwalt 46 32 a; deS Reichs gegen seine Beamte 7 2; aus dem TelWG. 30 13; aus unerlaub­ ten Handlungen 1 852; Verj. der Klagen wegen Gebrauchsmuster­ schutzrechtsverletzungen 40 9; wegen Patentrechtsverletzungen 38 39; der Schatzanweisungen 20 65; Scheckverjährung 14 20—22; Verj. von seehandelsrechtlichen Forderungen8‘JO 1—905; ^Straf­ verfolgung von Wechselstempel­ hinterziehungen 13 23; in Urhe­ berrechtssachen 33 50- 53, 36 47-49, 37 14 Fußnote 1 §§ 33— 38; der Vorstands Haftung (bei Aktien-Ges.) 8 236, 241; Wechsel­ verjährung 12 77—79, 100. — Preußen: V. der Ansprüche aus kirchl Handlungen, aus zu wenig eingezogenen Kosten, aus .Handlungen der freiw Ge­ richtsb., auf Rückerstattung zu Unrecht erhobener Kosten, auf Rückstände von

die anderen auf Paragraphen und Artikel.

Verkehrsabgaben 74 8, 9; der Ersatzan­ sprüche des Staates gegen Beamte 86 3. VerkehrShypothet 1 1113—1183. VerkehrSunteruehmungen 2 125. DerkehrSvorschriften für Kraftfahrzeuge 4 1—6. Verkehrswege, Benutzung für Telegra­ phenlinien 30 Iss.; Aufstellung einePlanes hiefür 30 7—9. Verklarung 8 522—525, 555. VerlagsgeschLfte, Handelsgewerbe 8 1. Verlagsrecht, Beginn u. Endigung 35 9; Begriff 35 8; Inhalt 35 1; Uebertragbarkeit 35 28; Vorbehalt zu­ gunsten der Landesgesetze 2 76. VerlagsrechtSgesetz 35. VcrlagSvertrag 35 1; Ablieferung des Werkes 35 11;' Endigung des Ver­ lagsverhältnisses 35 29; Haftung für Erfüllung 35 28, 36, 37; Kündi­ gung des Vertragsverhältnisses 35 18, 45; Rücktritt 35 17, 30, 31, 35 —38; Untergang des Werkes 35 33; Zuständigkeit in letzt. Instanz 35 49. — Pre ußen: 78 5. Verleger, Konkurs 35 36; Pflichten 35 1, 13-16, 20, 22, 25-27; Rechte 35 1, 5, 42; Verzug 35 32, 33. Verlöbnis 1 1297 -1302; 61 76. Vermächtnis 1 2147—2191; alternati­ ves V. 1 2152; V.-Anfall 1 2176 -2179; V.-Anspruch 1 2174; Begriff 1 1939; Behandlung im Nachlaß­ konkurs 51 222, 226, 227, 230; Gattungs-V. 1 2155, 2182 f.; Nachver­ mächtnis 1 2191; Verschaffungsver­ mächtnis 1 2169; Voraus-V. 1 2150 Wahl-V. 1 2154. Vermischung von Sachen 1 948, 949, 951. Vermögen, Gerichtsstand 47 23; Nieß­ brauch 1 1085—1089; Uebernahme 1 330, 419; Vertrag über das gegen­ wärtige V. 1 311; Vertrag über d. künftige V. 1 310; Zwangsvollstrek­ kung in das bewegliche V. 47 803— 863, in das unbewegl. V. 47 864— 871, in Vermögensrechte 47 828— 863. — Preußen: Verw.Zw.Vollstreckung in das bewegl. V. 81 17—50 a (allg. Best. 8117—21; Zw.Vollstr. in körperl. Sachen 81 22—35; in Forderungen u. andere Vermögensrechte 81 36—50 a); Zwangsvollstr. in das unbewegl. B. 81 51, 52. Vermögensverwaltung 47 31; des Va­ ters 1 1638 ff.; des Vormunds 1 1802 ff., 1840 ff. Vermutung, Gegenbeweis 47 292.

i

; ! 1

I

i i |

, i

!

Verpflichtungsscheine, kaufmännische 8 363. versäumuisurteil 47 330-347, 642, 54 39, 54; Einspruch 47 338-346, 43 Eingangsnote Ziff. 7 Art. IX, 54 40; Form 47 313; Verkündung 47 311; Versagung dess. 47 335— 337; Zustellung 47 339, 508. Versäumung von Prozeßhandlungen, Folgen 47 230—232. Verschollenheit 1 13—20; internationa­ les Privatrecht 2 9; eines Schiffes 8 862, 863, 15 53; s. a. Todeser­ klärung. Verschuldungsgrenze 2 117. Verschwender, Entmündigung 1 6, be­ schränkte Geschäftsfähigkeit 1 114. — Preußen: Antragsrecht des ArmenVerbandes auf Entmündigung 73 3 ; 76 1 III. Versicherung für fremde Rechnung 32 74—80; gegen die Gefahren der See­ schiffahrt 8 778 — 900 s. Seever­ sicherung. Versicherungsagent 31 65, 85; 32 43 -48. Versicherungsaufsichtsgesetz 31; In­ krafttreten 31 125; UebergangSvorschriften 31 92—104. Versicherungsbeirat 31 72. VersicherungSgenossenschasten 31 102. Versicherungsperiode 32 9. Versicherungsprämie s. Prämie. Versicherungsrecht, reichsgesetzl. Rege­ lung s. Private Versicherungsunter­ nehmungen, Versicherungsvertrag; Vorbehalt zugunsten der LandeSgesetzgebung 2 75 mit Note. Versicherungsschein 32 3—5; Aushändi­ gung 32 35. Versicherungsunternehmungen s. Pri­ vate Vers. Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit 31 6, 9, 15—53; Anmeldung u. Ein­ tragung in das Handelsregister 31 30-33, 40, 45; Auflösung 31 42— 45; Aufsichtsrat 31 35; Bekannt­ machungen 31 28; Deckung der Aus­ gaben 31 24—27; GründungssondS 31 22, 23; jurist. Persönlichkeit 81 15; kleinere V. 31 53, 73; Konkurs 31 49, 68, 32 13; Liquidation 31 46—48; Organe 31 29ff.; Reserve­ fonds 31 37, 38; Satzung 31 17ft; Untersagung des Geschäftsbetriebs 31 67; Verfassung 31 17; Vorstand 31 34. Versicherungsverhältnis, Beginn 32 7; Konkurs des Versicherers bzw. Vers.nehmers 32 13, 14, 40; Kündigung

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze, 32 24—30, 40, 41 (weg. Gefahr­ erhöhung), 32 70 (bei Veräußerung der versicherten Sache); Vorbehalte zugunsten der Landesgesetze 32 191 —193; Zuständigkeit des Reichsge­ richts 32 194. Versicherungsvertrag, allg. Versiche­ rungsbedingungen 31 9, 10; An­ zeigepflicht 32 16—34, 142; Gefahr­ erhöhung, nachträgliche, 32 23—29, 142; Pflichten des Versicherers und Versicherungsnehmers 32 1; Rücktritt des Versicherers 32 6; Rücktritt wegen Verletzung der Anzeigepslicht 32 16—21, 30, 40, 79. — Preußen: 78 5. Bersicherungsvertragsgesetz 32. Versicherungswert 32 51 ff., 86. Versprechen der Leistung an einen Drit­ ten 1 328-335. Versteigerung 1 156; Beurkundung 59 181; gepfändeter Sachen 47 814, 816—820, 824, 827; von Grund­ stücken (int Zwangsverst.-Verf.) 49 66—78; hinterlegter Sachen 1 383— 386. — Preußen: freiw. gerichtl. von Grund­ stücken 75 66—76. Versteigerungstermin bei der Zwangs­ versteigerung 49 36—38 (Termins­ bestimmung), 39—41 (Bekannt­ machung), 83, 85 (neue Ansetzung). Versunkene Gegenstände 16 21—25, 35. Verteilungsverfahren im Konkurse 51 149—172; Abschlagsverteilung 51 158—160; Schlußverteilung 51161 ff. — bei der Zwangsversteigerung 49 105—145; außergerichtl. Vertei­ lung 49 143—145; Verteilung des Erlöses 49 117—126; Vert.-Termin 49 105—107. — Preußen: 77 36—43. Vertrag 1 145—157 (Zustandekommen des V.); 1 305-319 (Inhalt des V.); 1 320-327 (gegenseitiger V.); I 2302 (über eine Verfügung von Todes wegen). BertragSerbe 1 1941. Vertragsstrafe 1 339—345; bei Ab­ zahlungsgeschäften 5 4; eines Kauf­ manns 8 348, 351; bei der Kon­ kurrenzklausel 8 75. Vertrauensmänner als Beisitzer am Einigungsamt 54 67. — Preußen: 69 35. Vertretung nicht prozeßsähiger Per­ sonen 47 51 ff.; bei Rechtsgeschäften 1 164—181. Vertretungsmacht 1 164 ff., 171 ff., 180.

! 1 1

i ;

I ' I

. I I

Vervielfältigung (von Lit.- u. Kunst­ werken), Befugnis 33 11, 34 18 Fuß­ note 1 § 1 Zisf. 1, 35 2, 36 15; Pflicht des Verlegers hiezu 35 1, 14; Schadensersatz^ wegen widerrechtl. v. 33 36, 36 31; Strafe hiefür 33 38, 36 32; Zulässigkeit 33 15—25, 36 17—21. Benvahrungsbuch der Notare 75 96. Verwahrungsvertrag 1 688—700; un­ regelmäßiger 1 700. Verwaltung des eingebrachten Gutes 1 1373—1382, 1389 ff.; Beendigung 1 1418-1425. Verwaltung u. Nutznießung, gesetzl. ehelicher Güterstand 1 1363—1425. Lerwaltungszwangsverfahren, VO. betr. das V. wegen Beitreibung v. Geldbeträgen 81; s. unter Zwangsvollstreckung. Verwandtschaft 1 1589-1772; Ehe­ hindernis 1 1310; Nichtigkeit der Ehe 1 1327. Verwendungen des Besitzers 1 994 ff., 999 ff.; des Erbschaftsbesitzers 12022; deS Erbschaftsverkäufers 1 2381; des Mieters 1 547; des Nießbrauchers 1 1049; des Pfandgläubigcrs 1 1210, 1216; bei unerl. Handl. 1 850; des Vorerben 1 2125, 2138; beim Wie­ derkauf 1 500; Zurückbehaltungs­ recht wegen V 1 273; f. auch Auf­ wendungen. Verwirkungsklausel bei Abzahlungsgeschäften 5 4; beim Pfand 1 1149, 1229, 1277. Verzicht, gerichtlicher 47 306; aus Man­ gelrügen im Prozeß 47 295. Verzug desGläubigers 1 293—304, gegenüber einem Gesamtschuldner 1 424; des Schuldners 1 284-292; Verzug bei gegenseitigen Verträgen 1 322, 324, 326, 327 Viehgewährschaft 1 481-492. Viehversicherung 32 116 -128; Anzeige des Versicherungsfalls 32 121; Haf­ tung des Versicherers 32 116, 119, 127; Nottötung 32 126; Umfang 32 116, 117. Volksversicherung 32 189. Volljährigkeit 1 2, 187 (Beginn): 1 1303 (Voraussetzung z. Eheschließung); 2 7 (eines Ausländers); 2 153, 154 (Uebergangsvor'schriften). Volljährigkeitserklärung 1 3—5; 59 56, 196. Vollmacht 1 166—176; zum Antrag auf Eintragung in das Grundbuch 58 30—32; Nachweis ders in Angelegenheiten der freiw. Gerichtsbarkeit 59 13; Nachweis ders. im Pro-

die anderen auf Paragraphen und Artikel.

zeß 47 78; Zulassung zur Prozeß­ führung ohne V. 47 56, 89. Vollstreckbare Ausfertigung 47 724— 750, 754-757, 797, 799, 800, 894. Vollstreckungsbeamte. Bestellung u. Zu­ ständigkeit 43 155, 156. -Preußen: im Verwaltungszwangs­ verfahren 81 4. Vollstreckungsbefehl 47 699-702; Voll­ streckungstitel 47 794, 796. Vollstreckungsgegenklage 47 767. Vollstreckungsgericht 47 764, 765, 828, 858, 49 1. Vollstreckungshandlungen, Unterbre­ chung der Verjährung durch B. 1 209, 216. Vollstreckungsklausel 47 724, 725, 732, 929 Vollstreckungstitel 47 704, 794, 801; 54 57, 78. Vollstreckungsurteil 47 722, 723, 1042; 56 19. Vollziehung einer Auflage im öffent­ lichen Interesse 1 525, 2194. Voraus des Ehegatten 1 1932 (Erb­ recht). Vorausklage, Einrede der V. 1 202, 239, 771 ff.; 8 349, 351; 51 194. VorausvermächtniS 1 2150. Vorbehalt, geheimer 1 116; B. des Eigentums 1 455; Rangvorbehalt 1 881. Vorbehaltsgut bei der allgemeinen Gütergemeinschaft 1 1440, 1441; bei der Errungenschafts-G. 1 1526; bei der Fahrnis-G. 1 1555; bei der fort­ gesetzten G.-G. 1 1486; beim gesetzl. Güterstand 1 1365—1371; Nachweis 58 34. Vorbehaltsurteil 47 302, 305, 540, 599, 780 953. Vorbereitende Schriftsätze 47 129—133, 253, 272. Vorentscheidung gegen Beamte 44 11. Vorerbe 1 2105 ff.; Eintragung 58 52. Vorkaufsrecht 1 504—514; an Grund­ stücken 1 1094—1104; der Miterben 1 2034, 2035. Vorläufige Vollstreckbarkeitserklärung 47 708-719; 54 57, 77. Vorläufige Vormundschaft 1 1906— 1908; 47 426, 473. Vorlegung von Sachen 1 809—811. Vormerkung im Grundbuch 1 883— 888; zur Sicherung des Anspruchs auf Löschung einer Hypothek 1 1179; im Konkursverfahren 51 14, 24, 193, 221. - Preußen: zur Sicherung des An­ spruchs auf Einräumung der Landes­

kulturrente 74 21; Spalte der Eintragung 83 14, 15. Vormundschaft überMinderjährige 1 1773-1895; Anordnung 1 1773 -1792; Führung 1 1793-1836; Führung u. Aufsicht des Vormund­ schaftsgerichts 1 1837—1848; Mit­ wirkung des GemeindewaisenratS 1 1849—1851; befreite V. 1 1852— 1857; Familienrat 1 1858-1881, Beendigung 1 1882—1895; Uebergangsvorschrift 2 210; über Voll­ jährige 1 1896—1908; vorläufige B. 1 1906, 59 52. Vormundschaftsgericht, Fürsorge und Aufsicht 1 1837—1848; Zuständiges 59 35-45. Vormundschaftssachen, Verfahren u. Zuständigkeit 59 35—64, 190, 195. Dorpfändung 47 845. Vorsatz 1 276 (Haftung im allge­ meinen); 1 300 (bei Verzug des Gläubigers); 1 521, 529 (Schen­ kung); 1 599 (Leihe); 1 680 (Ge­ schäftsführung ohne Auftrag); 1 839 ^Ueberbau^ 1 968 (Fund). Dorschieben von Waren 42 8. Vorschlagsliste der Geschworenen 4388. Vorschuß beim Auftrag 1 669. Vorträge, Urheberschutz 33 1; Verviel­ fältigung 33 17; Vortragsrecht 3311. Vulgarsubstitution s. Ersatzerbe.

W. Wahlschuld 1 262—264. WahlvermächtniS 1 2154. Wahrscheinlichkeitstafel bei Versicherung 31 11, 12. Währung bei Geldschulden 1 244; »1 69; 58 28. Waisenversicherung 31 6. Waldgenossenschaften 2 83. Wandelung beim Kauf 1 462ff.; beim Viehhandel 1 487 ff.; beim Werkver­ trag 1 634 ff. Warenzeichen, Anmeldung 41 2; Ein­ tragung 31 3—6; Löschung 41 8, 9; Vererbung u. Ueberrragung deS durch die Eintragung begründeten Rechts 41 7; Wirkung her Eintra­ gung 41 12, 13. Warenzeichengesetz 41. Wartegeld, Wtretung 1 411. Wartezeit der Witwe 1 1313. — Preußen: Zuständigkeit zur Befreiung vom Ehehindernis 81 11. Wasserrecht 2 65.

Die fetten Ziffern verweisen auf die Nummern der Gesetze,

Wechsel, Anwendung des Börseges. 25 96; Hypothek für die Forderung aus einem W. 1 1187—1189; Pfändung 47 831; Streitwert 47 4. — eigener (trockener) 12 96—100; Eigene domizilierte W. 12 99; Er­ fordernisse 12 96; Stempelpflicht 13 Ist — gezogener, abhanden gekommene W. 12 73, 74; Akzeptant 12 18 ff., 29, 73, 81, 83; Allonge 12 11; an eigene Order 12 6; Annahme (Ak­ zeptation) 12 21—24; ausländische Gesetzgebung 12 84—86; Bezogener 12 4 Ziff. 8; Blanko-Indossament 12 12,13; domizilierter W. 12 24,43; Ehrenannahme 12 56—61; Ehren­ zahlung 12 62—65; Einreden 12 82; Erfordernisse 12 4—7; Erfüllung der Wechselverbindlichkeit 12 30—40; Fäl­ ligkeit 12 30—35; falsche W. 12 75, 76; Indossament 12 9—17; Inter­ vention 12 56—65; Kassiertage 12 93; Klagerecht des Wechselgläubigers 12 81—83; Mangelhaf e Unterschrif­ ten 12 94, 95; Präsentation s. Prä­ sentation; Regreßrechte s. Regreß; Remittent 12 4 Ziff. 3; Stempel­ pflicht 13 Ist; Trassant 12 4 Ziff. 5; Trassat 12 4 Ziff. 7; trassiert-eigener W. 12 6; Verpflichtungen des Aus­ stellers 12 8; Vervielfältigung 12 66-72; Zahlung 12 36-40; Zahlungstag 12 30—35, 92, 93. Wech lelduplikate 12 66—69. Dech selfähigkeit 12 1, 3, 84. Wech elgläubiger. Klagerecht 12 81—88. Dech stlttauseln 12 9, 14, 17, 37, 42,70. Dech elkopien 12 70-72. Wech elordnung 12; Vorbehalt zugunsten der Landesgesetzgebung setzaebuna 9 21. Wechselprotest, Bekanntmachung deS Reichskanzlers, betr. die Erhebung von Wechsel- u. Scheckprotesten durch Postbeamte 12 Eingangsnote § 3; Gesetz betr. die Erleichterung dess. 12 Eingangsnote; Ort u. Zeit 12 91—93; Protest mangels Annahme 12 18, 20; mangels Zahlung 12 41; Verfahren 12 87—90. — Preußen: 75 62; Zuständigkeit 69 70. 74. Wechselprozeh 47 602—605. Wechselstempel. Art der Entrichtung 13 14, 15; Befreiungen 13 1; Betrag 13 3; Ertrag 13 29; Haftung f. Ent­ richtung 13 5, 12, 13; Strafe bei Nichtentrichtung 13 8ff.; Umfang der Stempelpslicht 13 1, 2; Verjährung deS Anspruchs auf Entrichtung 13

I | j

i : I | I

I

; I j 1

|

j

16; Verjährung der Strafverfolgung von Hinterziehungen 13 23; Zeit der Entrichtung 13 7. Dechselverjährung 12 77-79, 100. Wegnahme einer Einrichtung 1 258; einer Sache: durch den Besitzer 1 997; bei der Leihe 1 606; bei der Miete 547, 558; bei der Nacherbschaft 1 2125; beim Nießbrauch 1 1049; beim Pfand 1 1216; zur Selbsthilfe 1 229—231; beim Wiederkauf 1 500 Werke der bildenden Künste und derPhotographie, Aenderungen, zulässige, bei der Vervielfältigung 36 21; Begriff 36 2; freie Benutzung 36 16; kinematographische Wiedergabe 36 15 a, 30, 31. — der Literatur u. Kunst (Schuy durch die Bern. Konv.), Auszüge 34 10; Begriff 34 2; Begriff der Ver­ öffentlichung 34 4 Abs. 4; Beschlag­ nahme nachgedruckter u. nachgebilde­ ter 34 13 Abs. 4, 16; kinematograph. Wiedergabe 34 14; Uebersetzungen 34 2, 8; unerlaubte WieVergabe 34 9—12. — der Literatur u. Tonkunst (LitUG), Aenderungen, zulässige, bei der Vervielfältigung 33 24; Recht der Vervielfältigung u. Verbreitung 33 11; Uebersetzungsrecht 33 12, 14; Urheberrecht s. Urheberrecht; Ver­ breitung 33 26; Vervielfältigung 33 15—25; Zulässige Benutzung 33 13 Wertlieferungsvertrag 1 651 Werkvertrag 1 631-651. Wertpapiere. Aufbewahrung fremder 23; Sicherheitsleistung durch W. 1 232, 234, 235; Übereignung kom­ missionsweise eingekaufter W. durch Uebersendung des Stückeverzeichnisses 23 7; 23. mit Zins-, Renten- und Gewinnanteilscheinen, Kraf'loserklärung 47 1010—1013; Zulassung zum Börsenhandel 25 36—49. — Preußen: Hinterlegung von W. 71 36—52. Westfälisches Güterrecht (Ueberleitung) 74

] Wette 1 762. i Widerklage. Geltendmachung 47 278; I Gerichtsstand 47 33; Zulässigkeit 47 | 33. I Widerspruch gegen die Richtigkeit des Grundbuchs 1 899, 927, 1140, 58 54; des Schiffsregisters 1 1263, 59 119, 113, 115. j WiderspruchSklage gegen die Zwangs­ vollstreckung 47 771-774.

die anderen auf Paragraphen und Artikel. Zahlungsunfähigkeit, Voraussetzung des Wiederaufnahme des Verfahrens 47 Konkurses 51 102, 210. 578-691. Zeichenrolle 41 1—4. Wiedereinsetzung in den vorigen Stand Zeitbestimmung 1 158—163. gegen Versäumung des Auseinander­ setzungstermins (in Nachlaßsachen) 59 Zeltbürgschaft 1 777. Zeitschriften s. Zeitungen. 92, 96; gegen Versäumung von Not­ Zeitungen, Abdruck von Artikeln 33 fristen 47 233-238, 59 22, 137; 18, 34 9; Annahme von Beiträgen gegen Versäumung des Prüfungs­ für dies. 35 41—46; Postzwang 281. termins (im Konkurs) 51 165. ZentralauSschutz der ReichSbankanteilSWiederkauf 1 497-503. — Preußen: bei Rentengütern 74 29. eigner 20 31—33. Zeuge, Beeidigung 47 391—393, 54 44; Wiedertehrende Leistungen, AbändeBeweis durch Z. 47 373—401, 59 rungsllage 47 323; Klage auf künf­ 15; Erscheinungspflicht 47 380, 381; tige Entrichtung 47 258; Reallast Ladung 47 377—379, 54 44; Ver­ 1 1105ff; Streitwert 47 9, 65 9a; nehmung 47 394—398; Verweige­ Verjährung 1 197, 218, 223, 902. rung des Zeugnisses 47 383—390; Wiederverheiratung im Falle der To­ Zeugnispflicht 47 380—390. deserklärung 1 1348—1352, 1637, Zeugengebühren 47 401; 66 15; 67 I sf. 61 55 Fußnote 1; Uebergangsvorschrift 2 159. Zeuaniszvangshaft 47 390. Zinsen beim Darlehen 1 608, 609; Wilde Tiere, Aneignung 1 960. handelsgesetzliche 8 352, 353; Höhe Wildschaden 1 835; landesgesetzl. Vor­ behalt 2 69-72. der gesetzlichen 1 246; Höhe der ver­ tragsmäßigen 1 247; im KonsularWillenserklärung bei Rechtsgeschäften 1 116—144; Verurteilung zur Abgabe I gerichtsbezirken 63 33, 78 Fußnote 1 Art. 3; Prozeß-Z. 1 291; der in einer W. (Ersatz rechtsgeschäftlicher) das Reichsschuldbuch eingetragenen 47 894-898. Forderungen 24 22, 23; Verjährung Witwenversicherung 31 6. der Zinsrückstände 1 197; VerzugSWochenbettskosten 1 1715. Z. 1 288—290, 301; Zinszahlung Wohnräume, Miete v. W. 1 580. unterbricht Verjährung 1 208; f. a. Wohnsitz 1 7-11, 2 35; im Ausland 2 24; Gerichtsstand des W. 4713ff.; Zwischenzins. Uebcrgangsvorschrift 2 157. — Preußen: Einstellung der Verzinsung hinterlegten Geldes 71 53—57; gesetzt. Wohnungsrecht (beschr. pers. Dienst­ barkeit) 1 1093. Z. 74 10; Z. bei Hinterlegung von Geld Wuchergesetz 2 47 mit Note. 71 9, 10; Z.-Zahlung bei den in das Würzburgisches Güterrecht (Ueberleitung) Staatsschuldbuch eingetragenen Forde­ 74 52 § 4, 57. rungen 75 22—24. Zinseszinsen 1 248; bei Handelsge­ Ä. schäften 8 355. Zahlung einer Geldschuld 1 244, 245; — Preußen: keine Z. bei Hinter!, von Geld 71 10. des Wechsels 12 36—40. — Preußen: Zahlungen aus öffentl. ZlnSgesetz, Aufhebung 2 39. ZinSscheine 1 799, 801, 803 ff., 8 367; Kassen 74 11. Zahlungsbefehl 47 688—693; Unter­ abhanden gekommene 47 1003 Fuß­ brechung der Verjährung 1 209,213; note 1 § 16; üebergangsvorschrift 2175. Vollstreckbarkeitserklärung 47 699— — Preußen: 74 17 § 2. 701; Widerspruch 47 694-697. Zivilprezetz, Einfluß der Konkurseröff­ Zahlungsfristen 48 14 Ziff. 4; 49 60. nung 51 10, 11; Kostenseparation Zahlungösperre beim Ausgebotsverfah­ 47 95, 96, 97, 100; Parteien 47 ren 47 1019—1022; bei Schuldver­ 50-127; Prozeßkosten 47 91-107; schreibungen auf den Inhaber 1802,2102. Sicherheitsleistung 47 108—113; ZahlungS Statt, Anspruch deS Pfand­ Verfahren 47 128—252; Verfahren gläubigers auf Abtretung an Z. 1 in 1. Instanz 47 253—510; Ver­ 1282; Annahme der Fracht an Z. fahren bis zum Urteil 47 253—299; durch den Verfrachter 8 616; Lei­ Verweisung des Rechtsstreits an da­ stung an Z. 1 364, 365, 422, 429; zuständige Gericht 47 276, 505, 506. Zivilprozeßordnung 47; Abänderungen Ueberweisung an Z. 47 835. ZahlungStag bei Wechselverbindlichkei­ 47 Eingangsnote; Einführungsgesetz ten 12 30—35. 48; Inkrafttreten 2 1, 48 1.

Die fetten Ziffern verweisen aus die Nummern der Gesche, — Preußen: Ausf.Ges. von 1898 76. Zollbehörden, Befugnisse ders. bei Ber­ gung und Hilfeleistung in Seenot 16 6, 14, 15, 23, 28. Zubehör 1 97, 314; eines Schisses 8 478. Zug UM Zug 1 274, 322, 348; 5 3; 47 726, 756, 765. ZulassungSstellen an den Börsen 25 36—38. Zurückbehaltungsrecht 1 273, 274, 23 8; kaufmännisches 8 369—372. Zusammenlegung von Grundstücken 2 113. Zusammenstob von Schiffen 8 734— 739; 17 92. Zusatzpatent 38 7, 8. Zuschlag bei der Versteigerung 1 156; bei der Zwangsversteigerung 47 817, 49 79-94. Zuschutzexemplare eines Werkes 35 6. Zustellungen an die der Konsular­ gerichtsbarkeit unterworfenen Personen 63 28, 29. — im Zivilprozeß 47 166—213; von Amts wegen 47 208—213; von Anwalt zu Anwalt 47 198; durch Aufgabe zur Post 47 175, 192,210 a, 213; im Ausland 47 199—202, 262, 499; Beurkundung 47 19Q—192, 195, 212; durch Gemeindebeüwte 54 25; durch Gerichtsvollzieher 47166—192; Oeffentliche 47 203—207; auf Par­ teibetrieb 47 166—213; durch die Post 47 193-197; der Urteile 47 317; im Verfahren vor den Amts­ gerichten 47 496; im Verfahren vor den Gewerbegerichten 54 25, 32—35; unter Vermittlung des Gerichtsschrei­ bers 47 166, 168, 169, 196; inner­ halb der Vertragsstaaten des Haager Prozeßabkommens 56 1—7, 57 1, 2. — im Zwangsversteigerungs­ verfahren 49 3—8. — Preußen: imVerwaltunAszwangsversahren 81 9—12. u|, Zustellungsbeamte, Bestellung u. Zu­ ständigkeit 43 155, 156. ZustellungSempfünger 47 171—178. ZuftelluugSort 47 180—187. ZuftellungSurkunde 47 190—192, 195, 212, 213; 54 34. ZuftellungSzeit 47 188. ZvaugSenteignung 47 15 Ziff. 2. Zwangserziehung 1 1666, 1838; 2 3411, 135; 2 135 (öffentl. Zw.). Zwangsrechte 2 74. Zwangsvergleich im Konkurs 51 173 -201; im Gesellschaftskonkurse 51 211; im Nachlaßkonkurs 51 230. Zwangsversteigerung von Grund­ stücken 47 866, 869, 49 15-145;

i

I !

;

.

! * !

Anordnung der Versteigerung 49 15 —27; Aufhebung u. einstweilige Ein­ stellung des Verfahrens 49 28—34, 75—77, 86; Versteigerung 49 66— 78; Bersteigerungsbedingungen 49 44 —62, 66, 82, 83 Nr. 1, 100; Ver­ teilung des Erlöses 49 105—145; — von Schiffen 49 162—171; Vor­ behalt zugunsten der Landesgesetzgebung 9 20. — in besonderen Fällen: aus An­ trag des Konkursverwalters 49 172 —174; zwecks Gemeinschaftsauf­ hebung 49 180—184; eines Nachlaßgrundstücks 49 175—179. — Preußen: vonGrundstücken 771—14 . in bes. Fällen 77 22—32. Zwangsversteigerungsgesetz 49; Einführungsgesetz 50; Inkrafttreten 2 1. -- Preußen: Ausf.Ges. 77. Zwangsverwaltung von Grundstücken 47 866, 869; 49 1—14, 146—161; auf Antrag des Konkursverwalters 49 172—174. — Preußen: Zwangsverwaltung von Grundst. 77 1—14; in bes. Fällen 77 22—32. Zwangsvollstreckung 47 704—945; Allgem. Bestimmungen 47 704—802; Einstellung 47 707, 769, 775, 776; Einwendungen gegen die Art u. Weise der Zw. 47 766; Einwendungen, materielle, gegen die Zw. 47 767, 768; Zw. wegen Geldforderungen 47 803—882 (u. zw. in das bewegt. Ver mögen 803—863, in das unbewegt Verm. 864—871); zur Erwirkung der Herausgabe von Sachen u. zur ErWirkung von Handlungen oder Unter­ lassungen 47 883—898; im Kon­ sulargerichtsbezirk 63 46; Kosten 47 788; Voraussetzungen des Beginns 47 750—752; Verteilungsverfahren 47 872—882. — Preußen: Abänderung des Ges. betr. die Zw. aus Forderungen landschastl (ritterschastl.) Kreditanstalten 76 5. Zw. im Verwaltungszwangsverfahren. Zwangsvollstr. in das bewegl. Vermögen 81 17—50 a; in das unbewegt. B. 81 51, 52; Arrest S1 53; Kosten 81 54—56 Zwischenurteil 47 304, 54 50 (über den Grund des Anspruchs); 47 71 (bei Nebenintervention); 47 135 (gegen Rechtsanwälte); 47 303, 304 (über selbst. Angriffs- ob. Verteid.-Mittel); 47 387 (über die Zeugnisverweige­ rung). ZwischenzinS, Ausschluß bei vorzeitiger Leistung 1 271.

Schweitzers (blaue) Textausgaben RS. über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. M« 1909 nebst den Bollzugr-Dorfchriftm de» Bundesrat», von Preuhen und Bayern sowie dem internst. Abkommen. Don Recht-anwalt Philipp Ceuffert, Eyndilu« btil ft. Bayer. Automobilklub« in München. 248 6. Geb. Ml. 8.—.

iH-UWUlV "llfl" f M)*

Dtmforderrmgsgefetz

einschlägigen Bestimmungen der GewO, und de« ZwDS. enthaltend. Von Recht-anwalt Dr. Herbert Jacobi in München. 178 6. Seb. Mk. 2.40.

Branntweinsteuergefetz (In DorbereUung.) Geuoffenfchaftsgefetz 1897. Don Fr. Bo^schab^Direktor der Bayers 2. umgearb. Auflage. 314 S. Geb. Mk. 3.—. (GvG. mit EG. z. GDG. und einem Anhang h über die KonsGbk.) mit Anmerkungen von Privat­ dozent Amtsrichter Dr. Doerr in München. 129 S. Geb. Mk. 1.80. ulit Nebengefehen und Ausführungsbestimmungen für das Reich, für Preußen und Bayern. Textausgabe mit Anmerkungen u. ausführl. Sachreg. von Bezirksamtsassestor Dr. F. Steinbach. 1052 S. Geb. Mk. 4.50. Landwirtschaftsbank.

U UU|J*

fÄirtittwIitMwhiiiiiirt WeweroeororNANU

Gruudeutlaftuugsgesetz, Bayerisches. VollzugSvorschr. von Rentamtmann L. Udlagger. 2. neub. Aust. Geb. ca. Mk. 2.—.

Güterzertrümmerungsgesetz ",,SÄ1”ä5 von Fr. Edler von Brau», Kgl. Oberregierungsrat im Staatsministerium des Innern. J69 S. Geb. Mk. 2.—.

Kolonialbeamteugesetz Gesetzen insbesondere dem Reichsbeamtengesetz und dem Beamtenhinterdliebenengesetz herausgegeben von Dr. Fr. Doerr, Amtsrichter, Privatdozent in München. 130 S. Geb. Mk. 2.60.

öom 1& März isiv mit den Ausführung-bestimmungen, Formularen und einem auSführl. alphab. Sachregister. 12°. 245 S. Geb. Mk. 2.—. mit Ausführungsbestimmungen und Nebengesehen. Textausgabe mit Anmerkungen von Oberpostassessor M. Hotz in'München. 145 S. Geb. Mk. 3.—. RG. Dom 30. Mai 1908 mit allen einschlägigen Ge. setzen und Verordnungen. Erläutert von Dr. R. Heiudl in München. 12°. VII, 42 S. Geb. Mk. 1-. RG. vom 7. April 1909 mit den Ausführungsbestimmungen und der Weinzollordnung. Erläutert von O. Aoeller, II. Staats­ anwalt in Landau (Pfalz). 12°. XII, 257 S. Geb. Mk. 3.—.

ZFilllgllllf f UJtU'UlJvf vq

fllrtrt