Redetechnik: Einführung in die Rhetorik [2., erweiterte Auflage, Reprint 2020] 9783112315538, 9783112304341


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German Pages 175 [176] Year 1961

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Table of contents :
INHALT
Vorwort zur 2. Auflage
I. Voraussetzungen
II. Ausführungen
III. Auswirkungen
Benutzte Literatur
Redner-Register
Inhaltsübersicht
Geisteswissenschaften
Naturwissenschaften
Sammlung Göschen / Bandnummernfolge
Autorenregister
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Redetechnik: Einführung in die Rhetorik [2., erweiterte Auflage, Reprint 2020]
 9783112315538, 9783112304341

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SAMMLUNG

GÖSCHEN

BAND

61

REDETECHNIK E I N F Ü H R U N G

IN

DIE

R H E T O R I K

von DR.

H E R B E R T

B I E H L E

2., erweiterte Auflage

WALTER DE GRUYTER & CO. vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung • J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer • Karl J. T r ü b n e r • Veit & Comp. B E R L I N

1961

Copyright 1961 by Walter de Gruyter & Co., Berlin W 30. - Alle Rechte, einschl. der Rechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, von der Verlagsbuchhandlung vorbehalten. - Archiv-Nr. 1100 61. - Satz und Druck : Paul Funk, Berlin W 30. - Printed in Germany.

INHALT Vorwart I. Voraussetzungen 1. Rede oder Schreibe? Publizistische Grenzen zwischen Wort und Schrift 2. Rednerschulung 3. Die Angst und ihre Überwindung 4. Vorbereitung und Aufzeichnungen des Redners 5. Sammlung von Material 6. Disposition einer Rede 7. Ausdruck und Stil 8. Stimmliche Voraussetzungen 9. Das Gedächtnis des Redners

Seite

4

5 10 16 27 35 38 52 58 63

II. Ausführungen Das Äußere des Redners 65 Das Rednerpult 68 Vortrag und Modulation der Stimme 71 Berufsrhetorik 76 a) Monarchen b) Politiker c) Wirtschaftler d) Geistliche e) Ärzte f) Architekten g) Dichter und Schriftsteller h) Dozenten 14. Gelegenheitsrhetorik 104 a) Feierreden b) Gerichtsreden c) Rundfunkreden 15. Rednerinnen 114

10. 11. 12. 13.

III. Auswirkungen 16. Diskussion 17. Massenrhetorik 18. Zuhörer und Raum 19. Raum und Hörsamkeit 20. Nachwirkungen Benutzte Literatur

119 123 128 131 135 139

Redner-Register

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Vorwort zur 2. Auflage Dieser Band, entstanden nach vieljähriger, fast täglicher Schulung von Redeinteressenten aller Kreise zu den verschiedensten Zwecken, vermittelt die hauptsächlich vor einer Zuhörerschaft anzuwendende Redetechnik, nicht zu verwechseln mit Sprechtechnik, Gesprächsführung, Verhandlungstaktik und Vortragskunst. Da die Erfahrungen und Erlebnisse von Rednern instruktives Anschauungsmaterial bieten, wurde eine umfangreiche Memoiren-Literatur ausgewertet, um durch lebendige, aus Raummangel allerdings auf das Wesentlichste konzentrierte Beispiele, teilweise wenigstens durch Literaturhinweise im Text, auch der Fachwelt kulturgeschichtliche Quellen der Rhetorik zugänglich zu machen. Eine ergänzende Darstellung der stimmlichen Aufgaben des Redners liegt in der „Stimmkunde" der Sammlung Göschen Band 60 auf Grund jahrzehntelanger Unterrichtspraxis des gleichen Verfassers vor.

I. Voraussetzungen 1. Rede oder Schreibe? Publizistische Grenzen zwischen Wort und Schrift Wer seinen Mitmenschen ein Geistesprodukt übermitteln will, hat dazu das Medium des gedruckten und des geschriebenen Wortes, wobei folgende Varianten bestehen: Erstens bedienen sich unzählige Geistesarbeiter beider Formen, vor allem Forscher und Hochschullehrer in Aufsätzen und Büchern, in Vorlesungen und Vorträgen. Zweitens kann eine Beschränkung auf das Gedruckte verschiedene Anlässe haben: Angst und Schüchternheit vor Zuhörern, mangelndes Stimmorgan, ungeschicktes oder behindertes äußeres Auftreten. Dritte Variante ist der Nur-Redner: wenn Hemmungen fehlen, kann er u. U. eine Beredsamkeit entfalten, die gar keiner schriftlichen Vorbereitung und Fixierung bedarf, ja, er fühlt sich durch Aufzeichnungen eher gehindert, — übrigens ein gefährlicher Typ von Redner, weil er durch Improvisationen vom Thema abschweift und sich hinterher an das Gesagte nicht mehr erinnern kann. Um die publizistischen Grenzen zwischen Wort und Schrift aufzuzeigen, wird im folgenden, wohl erstmalig, der Versuch einer übersichtlichen Konfrontierung gemacht, ausgehend von F. T h . V i s c h e r s bekanntem Ausspruch „Eine Rede ist keine Schreibe" sowie der von R. B e n z mit prominenten Beispielen (T h o d e und G ö r r e s) belegten Feststellung:: „Der geborene Redner ist nicht unbedingt ein guter Schriftsteller". 1. Der Autor eines Druckwerkes schreibt für ihm unbekannte, an Zahl unbegrenzte Leser, ohne zu wissen, wie diese reagieren werden. Der Redner dagegen sieht an den Gesichtern und dem Verhalten der Zuhörer, wie seine Rede wirkt, so daß ihn

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Voraussetzungen

u n e r w a r t e t e R e a k t i o n e n zu A b ä n d e r u n g e n v e r a n l a s s e n oder zwingen k ö n n e n . 2. D e r A u t o r h a t drucktechnische Möglichkeiten, im S c h r i f t b i l d deutlich zu machen, w a s wichtig ist, wo ein Abschnitt b e g i n n t oder e n d e t u s w . D e r R e d n e r m u ß A u f b a u u n d G l i e d e r u n g m i t allen rhetorischen Mitteln e r k e n n b a r zu m a c h e n in d e r Lage sein, u m seinen Z u h ö r e r n die Übersicht zu erleichtern. 3. B e i m G e d r u c k t e n ist n u r der Kopf des A u t o r s m a ß gebend, seine G e d a n k e n w e r d e n durch die D r u c k e r schwärze v e r m i t t e l t . Bei d e r Rede k o m m t z u m Kopf noch der K e h l k o p f , d. h. S t i m m e u n d V o r t r a g k ö n n e n die G e d a n k e n w i r kungsvoll machen, a b e r auch einen schwachen I n h a l t verdecken. Kopf u n d Kehlkopf sollten d e s h a l b gleicherm a ß e n beteiligt sein. Beispiele h i e r f ü r : B i s m a r c k u r t e i l t e ü b e r von Radowitz, einen g l ä n z e n den R e d n e r , a b e r schlechten P o l i t i k e r : „Ich h a b e selten einen so ü b e r w ä l t i g e n d e n E i n d r u c k eines R e d n e r s auf eine V e r s a m m l u n g gesehen, w i e von einzelnen R e d e n des H e r r n von R a d o w i t z die Z u h ö r e r a u f s mächtigste e r griffen w a r e n . Als ein n e b e n m i r sitzender Kollege T r ä n e n d a r ü b e r vergoß, b e a n t w o r t e t e er m e i n e e t w a s k ü h l e F r a g e , w a r u m er d e n n weine, mit E n t r ü s t u n g damit, d a ß e r mich der Herzlosigkeit beschuldigte. Ich h a b e d e n selben H e r r n a m nächsten Tage, wo die R e d e gedruckt vorlag, g e f r a g t , w a s es d e n n gewesen sei, w o r ü b e r ich h ä t t e w e i n e n müssen, d a r a u f a n t w o r t e t e e r : ,Wenn ich die R e d e gedruckt lese, m a c h t sie nicht d e n E i n d r u c k ' ; er k o n n t e nicht e i n m a l w i e d e r g e b e n , w a s u n g e f ä h r d a r i n stand, a b e r der A u s d r u c k des Gesichts, die Stimme, die Persönlichkeit h a t t e n ihn h i n g e r i s s e n " (nach Wunderlich). Sir A u s t e n C h a m b e r l a i n glaubt, d a ß es n i e m a n d e m , d e r Gladstones R e d e n h e u t e liest, möglich ist, die W i r k u n g zu e r m e s s e n oder zu v e r s t e h e n , die sie d a m a l s auf i h r e Z u h ö r e r a u s ü b t e n : „Die langen, v e r s c h l u n g e n e n S a t z g e f ü g e m a c h e n alle D r u c k e r k u n s t z u s c h a n d e n u n d erschöpfen die G e d u l d des Forschers, da sie f ü r d e n Leser n u n e i n m a l von der Persönlichkeit des R e d n e r s g e schieden sind, gelöst auch v o n der sittlichen Leidenschaft, die von G l a d s t o n e ausging. U n d doch: w i e diese W o r t e

Rede oder Schreibe?

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von seinen Lippen strömten, da hatte jeder Haupt- und jeder Nebensatz, jeder Eigenschafts- und jeder Bedingungssatz wie selbstverständlich seine richtige Stellung. Und die Zuhörer fühlten nicht nur, daß sie dem reinen Strom echter Rede lauschten, sondern waren auch überzeugt, sie verstanden zu haben". Bebels Reden wirkten durch seinen zornigen und temperamentvollen Vortrag, machen aber auf den Leser einen wesentlich geringeren Eindruck; wie schon Naumann prophezeit hatte, daß „sie sich in der Literatur nicht halten werden." Gedruckte Predigten verhalten sich zu einer gehörten Predigt bestenfalls wie Konserven zur Frischkost, deshalb würde wohl, so meint J . Günther, kaum ein Nichtgläubiger durch die Lektüre bekehrt werden, was beim Anhören durchaus möglich ist. 4. Der Schriftsteller kann in Ruhe schreiben, ändern und feilen. Bei der Augenblicksproduktion einer Rede muß mit kleinen Unebenheiten, speziell syntaktischer und grammatikalischer Art, gerechnet werden, und es ist für den darüber verärgerten Redner beruhigend, daß diese den meisten Zuhörern nicht bewußt werden. Als Beispiel dienen die Erfahrungen Gustav Freytags im Reichstag: „Bei einem erfolglosen Versuch auf der Tribüne machte ich die Beobachtung, daß ich noch nicht das Zeug zu einem Parlamentsredner besaß und dafür längerer Übung bedurft hätte, die Stimme . war zu schwach, den Raum zu füllen, ich vermochte bei dem ersten Auftreten die unvermeidliche Befangenheit nicht zu überwinden, auch war ich durch langjährige Beschäftigung in der stillen Schreibstube wohl zu sehr an das langsame und ruhige Ausspinnen der Gedanken gewöhnt, welches dem Schriftsteller zuteil wird. Diese Erkenntnis tat mir im geheimen doch weh, obwohl ich sie weltmännisch zu bergen suchte." 5. Vom Autor einer größeren gedruckten Arbeit (Buch, Broschüre) wird man erwarten, daß er seinen Stoff systematisch durchführt, dadurch legitimiert er sich als Fachmann und Kenner der Materie. Dagegen steht kaum jemals so viel Zeit zur Verfügung, um in einer einzigen Rede den Stoff systematisch aufzurollen. Der Redner wird deshalb an typischen Beispielen

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Voraussetzungen

das Wesentliche exemplifizieren und dabei die Systematik seines Themas andeuten. 6. Das Gedruckte enthält die Gedanken und Gefühle des Autors, bevor sein Geistesprodukt an die Leser gelangt. Der Redner dagegen muß fähig sein, Gedanken und Gefühlen, die er noch kurz vor und vor allem während. der Rede hat, Ausdruck zu geben. Beispiele: Prinz Max von Baden über seine Rede im Badischen Landtag, 14. Dezember 1917: „Je näher ich an das Ende kam, desto fester wurde ich in der Hoffnung, daß ich nicht für mich allein sprach, sondern . . . " Prof. Ludwig Curtius über eine politische Versammlung im Rathaussaal eines Schwarzwaldstädtchens im Winter 1918: „Dieses andächtig lauschende Häuflein Menschen wirkte so stark auf mich in dem betsaalähnlichen Raum mit den altarähnlichen Kerzen (das elektrische Licht war ausgeblieben), daß ich meinen Vortrag in seinem ganzen Plan gänzlich änderte und statt von Parteipolitik von Wesen und Aufgabe des deutschen Geistes sprach, wobei ich mich selbst in eine solche Ergriffenheit hineinredete, daß ich mir am Schluß statt Beifall Orgelklang und Choral wünschte." Die Genannten haben also während ihrer Rede noch neue Gedanken und Gefühle gehabt, die den Redeablauf beeinflußten. 7. Im Schutze der eigenen vier Wände läßt sich am Schreibtisch mutig publizieren und kühn streiten, solange niemand widerspricht; denn Druckpapier ist geduldiger als lebende Menschen. Der Redner aber, seinen Hörern preisgegeben, wird sich, wie schon die Bibel vielfach mahnt, vor falschem Zungenschlag hüten müssen, der sich auch durch äußere Unsicherheit verraten könnte. 8. Gedrucktes läßt sich wiederholt lesen, namentlich um Nichtverstandenes zu klären; durch späteres Wiederlesen kann der frühere Eindruck noch vertieft werden. Die Rede dagegen ist ein einmaliger Vorgang, der sich voraussichtlich in gleicher Form nicht wiederholen wird. Hieraus erwächst dem Redner die Verpflichtung zu höchster Deutlichkeit und Klarheit, damit nicht er Schuld hat, wenn Mißverständnisse entstehen, und den Zuhörern die Verpflichtung zu größter Aufmerksamkeit, damit nicht durch Versäumen eines wichtigen Satzes oder auch nur

Rede oder Schreibe?

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eines Wortes das Verständnis für alles Folgende verlorengeht. 9. Der Leser eines Druckwerkes urteilt als Einzelperson nach seiner augenblicklichen, individuellen, für das Verständnis des Gelesenen günstigen oder auch abträglichen Stimmung. Somit kann die Lektüre sehr verschiedenartig wirken. Die Zuhörer einer Rede dagegen bilden eine Gemeinschaft, deren Urteil entscheidend ist, nicht das des Einzelnen; deshalb wird der Redner durch Kenntnis und Anwendung der Massenpsychologie Nutzen für seinen Erfolg ziehen. 10. Mit der Drucklegung bleibt das Geistesprodukt in der gleichen Form der Nachwelt erhalten, wie sie vom Autor festgelegt worden ist. Zur Konservierung einer Rede dagegen genügt ihre Drucklegung nicht, sondern es wäre zum mindesten ihre Erhaltung auf Schallplatte oder Tonband nötig, die es ermöglicht, auch zu hören, wie der Inhalt dargeboten wurde, noch besser im Tonfilm, der zusätzlich die Persönlichkeit des Redners sehen läßt. An Hand dieser Übersicht kann sich der Publizist selbst klar werden, welche Art der Übermittlung seiner Gedanken die ihm gemäße ist, welche Anforderung sie jeweils stellt und welche Grenzen sie ihm zieht; er wird dadurch vermeiden, eine Rede zu halten, die „wie gedruckt" wirkt, und nicht so sprechen, wie man schreibt, vor allem keinen „papiernen Stil". Umgekehrt ist dem Schreibstil die Lebendigkeit der Rede zu wünschen. Die Vorschrift „Schreibe, wie Du sprichst" nennt C.A.Werner eine Irrlehre: „Das gesprochene Wort vergeht, das geschriebene Wort besteht. Schreiben und Sprechen haben zweierlei Wirkung und Nachwirkung". Werden die spezifischen Unterschiede zwischen Geschriebenem (Gedrucktem) und Gesprochenem mehr als bisher beachtet, dürften beide Formen in ihren Wirkungsmöglichkeiten gewinnen; denn schon Goethe, in seiner Leipziger Studentenzeit, „schienen Reden und Schreiben ein für allemal zweierlei Dinge, von denen jedes wohl seine eigenen Rechte behaupten möchte". Während das Gedruckte in Bibliotheken vereinigt ist, fehlt uns noch ein entsprechendes Redner-Archiv, das für Studien- und Lehrzwecke wünschenswert wäre.

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Voraussetzungen 2. Rednerschulung

Schon seit der Antike kennen wir Rednerschulen; damals handelte es sich vorwiegend um einen Meister, der einen Schülerkreis um sich scharte, wie z. B. Isokrates, von dem wir noch mehr hören werden. Es gab auch den Beruf des Logographen, den Demosthenes 10 Jahre ausgeübt hatte, ehe er Redner wurde: Ein Rede- und Rechtskundiger arbeitete für einen Auftraggeber dessen vor Gericht zu haltende Anklage- oder Verteidigungsrede aus. Im Lehrplan der mittelalterlichen Schulen finden wir das Fach der Rhetorik unter den 7 freien Künsten. Besonders die Schulen der Jesuiten haben bis in die Neuzeit hinein Rhetorik als das Wichtigste betrachtet. Die Jesuiten wollten die Welt für ihren Glauben und ihren Orden erobern, dazu brauchten sie redegewandte Angehörige. Trotz straffer Schulung nach den klassisch°n Vorbildern Ciceros und Quintilians führte barocke Wortfechterei auch zu mancher dialektischen Schärfe. Daß die katholische Kirche für die rhetorische Ausbildung ihrer Geistlichen traditionsgemäß viel getan hat, beleuchtet eine Äußerung Goethes, der in Frankfurt die Rede eines Freundes mit Ton und Gebärden eines Kaouziners vorgetragen fand und darüber sagt: „da er katholisch war, so mochte er genügsame Gelegenheit gehabt haben, die Redekunst dieser Väter zu studieren". Für die den evangelischen Gottesdienst beherrschende Predigt, durch die räumliche Stellung der Kanzel unterstrichen, erwächst den theologischen Ausbildungsstätten die Aufgabe entsprechender Schulung für rednerische und stimmliche Leistungen. Eine vorwiegend taktische Ausrichtung für den politischen Kampf in Redeschlachten bieten die Parteien und Gewerkschaften ihren Mitgliedern; wird doch die Partei mit den besten, im Wahlkampf an den wichtigsten Punkten eingesetzten Rednern das Rennen machen. Während die Volkshochschulen unter Teilnahme weiter Kreise der Bevölkerung Rede- und Diskussionsübungen durchführen, ist dieses Fach an den Universitäten noch keineswegs seiner allgemeinen Bedeutung entsprechend vertreten.

Rednerschulung

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Mehrfach haben sich Studenten außerhalb ihrer A l m a mater zu Redeübungen vereinigt, so G r a f E. DürckheimMontmartin in einem S t r a ß b u r g e r Abendkränzchen und Duff Cooper in einem Etoner Debattierklub. Wir entsinnen uns der Schulzeit, in der erste Versuche von Vorträgen und R e f e r a t e n stattfanden. Diese Schülerreden, von denen F. B r a u n , F ü r s t Bülow, Feuchtwanger, Heuss, H. A. Krüger, A. Martin, L. Schemann, F . Schumacher und R. Wright zu berichten wissen, bestanden in Wirklichkeit im Vorlesen eines Aufsatzes, das uns allerdings vor L e h r e r und Mitschüler aufs K a t h e d e r brachte, oder es wurde ein auswendig gelernter Aufsatz vorgetragen: eine gewagte Sache, weil m a n dabei s t e k ken bleiben kann. B e i d e Wege, bei denen gerade das rhetorisch Wesentlichste unberücksichtigt blieb, führten nicht zur freien Rede. Wer sich entschlossen hat oder beruflich gezwungen ist, als R e d n e r zu wirken, wird sich als erstes bemühen, überall R e d n e r anzuhören und ihre Eigenarten zu studieren, dabei Auffallendes festzustellen: etwa: so schnell darf man nicht sprechen, oder: die Gedanken w a r e n ungeordnet, oder: das w a r viel zu laut für den kleinen S a a l gesprochen, oder: der Schlußteil w a r endlos, es dauerte überhaupt viel zu lange. Wir beachten aber auch das Nachahmenswerte: die R u h e eines Politikers, der sein T e m p e r a m e n t zügelte, die zu Herzen gehenden Worte eines Kanzelredners, die a n schauliche, lebendige A r t eines Dozenten. Indem wir a n dere R e d n e r kritisieren, werden wir auch gegen uns selbst kritisch und stellen fest, worin wir anderen gegenüber bestehen zu können glauben und was uns dagegen noch fehlt. Es dürfen dabei keinerlei Minderwertigkeitskomplexe aufkommen, etwa unter der Devise: ich als H a n d w e r k s meister, ich als Dienstanwärter, ich als Hausfrau bin viel zu unbedeutend, um als R e d n e r Interesse bei anderen zu finden. Das w ä r e eine ganz falsche Auffassung, die den Weg zum R e d n e r verbaut. Wissen w i r doch von vielen Menschen, daß sie gerade erst durch i h r e Reden, vielleicht schon durch eine einzige, Bedeutung erlangt haben, eine Bedeutung, die sie sonst niemals erzielt hätten. Und

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Voraussetzungen

das k a n n sich f ü r das berufliche V o r w ä r t s k o m m e n , f ü r das Geschäft, f ü r d e n L e b e n s e r f o l g s e h r günstig a u s wirken. W i r g r e i f e n hierzu ein b e k a n n t e s Beispiel h e r a u s : Clemenceau, u r s p r ü n g l i c h Arzt, w a r als D e p u t i e r t e r durch g l ä n z e n d e R e d n e r g a b e a u f g e f a l l e n , die i h m eine große staatspolitische K a r r i e r e ermöglichte. Sein I n t e r essse f ü r die R e d e k u n s t h a t sogar in e i n e r Biographie ü b e r D e m o s t h e n e s A u s d r u c k g e f u n d e n , w u r d e er doch selbst ein m o d e r n e r Demosthenes. N e h m e n wir an, in X - S t a d t gibt es 50 V e r t r e t e r einer b e s t i m m t e n B e r u f s g r u p p e , mögen es B e a m t e oder B ä c k e r m e i s t e r oder B a u i n g e n i e u r e sein. Diese b r a u c h e n einen Kollegen, der i h r e B e r u f s i n t e r e s s e n in d e r Öffentlichkeit v e r t r i t t . 49 von i h n e n t r a u e n es sich nicht zu, weil sie auf d e m — falschen — S t a n d p u n k t s t e h e n : ich als B e a m ter, ich als Bäcker, ich als B a u i n g e n i e u r b r a u c h e k e i n e R e d e n zu halten, k a n n u n d will es gar nicht, d e n n ich h a b e n u r mit A k t e n , m e i n e r Backstube, m e i n e n B a u zeichnungen zu t u n . A b e r einer von den 50 ü b e r n i m m t diese A u f g a b e , er t r i t t jetzt aus der Kollegenschaft h e r v o r , v e r t r i t t i h r e B e r u f s i n t e r e s s e n sogar auf einer M a s s e n v e r s a m m l u n g ü b e r die „Beamtengesetze" oder ü b e r „Brot u n d Politik" oder ü b e r den „ W i e d e r a u f b a u u n s e r e r Stadt". N u n steht er m i t t e n in der D e b a t t e u m diese P r o b l e m e , m a n k a n n i h n nicht m e h r u m g e h e n o d e r ü b e r s e h e n , sein N a m e w i r d in der P r e s s e g e n a n n t . Von seinen M i t b ü r g e r n vielbeachtet u n d geachtet, macht er eine K a r r i e r e , die o h n e R e d n e r t ä t i g k e i t nicht zu e r w a r t e n gewesen w a r . E i n e n solchen Fall h a t S. L e w i s mit seinem R o m a n helden, d e m L ä n d e r e i a g e n t e n B a b b i t t gezeigt. Diese Aussichten d ü r f t e n A n s p o r n , z u m m i n d e s t e n eine ganz n e u e E i n s t e l l u n g z u m R e d e n h a l t e n geben. A b e r vielleicht k o m m e n d e m Z a g h a f t e n u n d Unentschlossenen doch noch Z w e i f e l : ob d e n n R e d e n h a l t e n ü b e r h a u p t lernbar und lehrbar sei? Selbstverständlich, l a u t e t die A n t wort, w e n n auch m i t unterschiedlichen R e s u l t a t e n , u n d nicht j e d e r w i r d ein D e m o s t h e n e s . N u r durch l e b e n digen U n t e r r i c h t i m geistigen K l i m a e i n e r G e m e i n s c h a f t s a r b e i t k a n n R e d e n h a l t e n gelernt w e r d e n , nicht d u r c h häusliche S c h r e i b ü b u n g e n sich selbst ü b e r l a s s e n .

Rednerschulung

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I n e i n e m Rednerkursus finden w i r Gleichgesinnte, j a L e i d e n s g e n o s s e n m i t gleichen o d e r ä h n l i c h e n R e d e s c h w i e r i g k e i t e n w i e w i r sie h a b e n . D a s ist schon tröstlich u n d b e r u h i g e n d : es g e h t u n s nicht allein so. D e s h a l b k o m m t es als e r s t e s d a r a u f an, m i t d e n a n d e r e n T e i l n e h m e r n p e r s ö n l i c h e F ü h l u n g zu n e h m e n , m i t N a c h b a r n z u m m i n d e s t e n sich b e k a n n t zu m a c h e n , vielleicht auf d e m N a c h h a u s e w e g e U n t e r h a l t u n g zu pflegen. D a n n m i n d e r n sich die H e m m u n g e n v o r d e n a n d e r e n , w o m i t schon viel g e w o n n e n ist. P e r s ö n l i c h e n K o n t a k t v o n Mensch zu M e n s c h zu g e w i n n e n , h e i ß t die H a u p t a u f g a b e des Kursusleiters, d e r sich n i e m a l s als L e h r e r v o r S c h ü l e r n f ü h l e n d a r f , s o n d e r n v o r a l l e m m e n s c h l i c h e B e z i e h u n g e n zu d e n T e i l n e h m e r n g e w i n n e n u n d f e s t i g e n sollte. E r d a r f schon n a c h d e m e r s t e n A b e n d k e i n f r e m d e r D o z e n t m e h r sein, s o n d e r n ein f r e u n d l i c h e r H e l f e r , v o r d e m H e m m u n g e n zu h a b e n kein Anlaß besteht. P a r a l l e l m i t d e r t h e o r e t i s c h e n A n l e i t u n g g e h t die A k t i v i e r u n g d e r H ö r e r (s. B i e h l e : Z u r M e t h o d i k d e r R e d n e r s c h u l u n g ) . D e r e r s t e S c h r i t t h i e r z u sind Leseübungen: a m P l a t z e s t e h e n d liest j e d e r T e i l n e h m e r a u s h i e r z u g e e i g n e t e r L i t e r a t u r v o r . Schon diese u n g e w o h n t e A u f g a b e k o s t e t m a n c h e m U b e r w i n d u n g . Die a n d e r e n werden durch das Anhören verschiedener Stimmen u n d M e n s c h e n a n g e r e g t , sich zu ä u ß e r n , w a s i h n e n d a b e i a u f fällt. Anschließend wird jeder gefragt, was ihn v e r a n l a ß t h a t , e i n e n solchen K u r s u s zu b e s u c h e n , ob er E r f a h r u n g e n o d e r W ü n s c h e h a t . Was h i e r b e i g e s a g t u n d wie es g e s a g t w i r d , ist schon s e h r a u f s c h l u ß r e i c h : es e r m ö g l i c h t Einblicke in die v e r s c h i e d e n s t e n S i t u a t i o n e n , E r l e b n i s s e u n d A b s i c h t e n . Auch T e i l n e h m e r o h n e e i n e n b e s o n d e r e n Zweck, n u r z u r A l l g e m e i n b i l d u n g , sind s e l b s t v e r s t ä n d l i c h ebenso w i l l k o m m e n . Mit d i e s e m e r s t e n S c h r i t t r e d n e r i s c h e r A k t i v i e r u n g ist das Eis gebrochen. Wichtige S t a t i o n e n auf d e m W e g e z u m Redeziel sind Diskussionsübungen u n d z w a r in v e r s c h i e d e n e n N u a n c e n : E r s t e n s in h a r m l o s e r F o r m , v e r g l e i c h b a r d e m S c h i e ß e n mit Platzpatronen, wobei von den Plätzen aus stehend g e s p r o c h e n w i r d , n a c h d e m d e r D o z e n t in e i n e m K u r z r e f e r a t einige G r u n d g e d a n k e n z u r A n k u r b e l u n g d e r D i s k u s s i o n vorausgeschickt h a t .

14

Voraussetzungen

Zweitens in anspruchsvollerer Form über ein vorher verabredetes Thema, zu dem möglichst zwei Teilnehmer ein Referat resp. Korreferat halten (ohne deshalb immer gegensätzliche Auffassungen zu vertreten), wonach jeder Diskussionsredner ans Pult kommen muß. Drittens das Gleiche in Form einer Versammlung, wobei ein Teilnehmer die Versammlungsleitung, ein weiterer das Protokollieren übt. Nur ganz Schüchternen wäre als Ausnahme zu erlauben, auch dann noch vom Platze aus zu sprechen, was aber nicht zu einem Durcheinanderreden mehrerer führen darf. Auch ein an der ersten Diskussion noch nicht aktiv Teilnehmender hat nun eine solche aus nächster Nähe erlebt; er wird wahrscheinlich inzwischen Lust und Mut bekommen haben, bei nächster Gelegenheit zu einem für ihn geeigneteren Thema das Wort zu ergreifen. Die höchste Stufe der Schulung bildet eine eigene Rede, vielleicht nicht vor dem vierten Abend, bis sich die Teilnehmer heimisch fühlen und eine homogene Masse bilden. Auch wird den Teilnehmern ausreichend Zeit gelassen, sich ein Thema auszusuchen, zu dem sie eine innere Einstellung haben, bei dem sie mit dem Herzen dabei sind oder über das zu sprechen ihnen Wissen und E r f a h rung erlaubt. Denn die Rednerschulung soll keineswegs dazu führen, über jedes Thema zu reden, sondern zunächst einmal über das Naheliegendste: aus dem beruflichen oder privaten Leben. Das ist doch sicherlich erstrebenswert und wichtig: über seine Arbeit, sein Fachgebiet so sprechen zu können, daß dieser Beruf anderen Menschen erst zu einem richtigen Begriff wird. Hier soll niemand sagen: mein Beruf ist nicht interessant genug. Nein, es hängt ganz vom Redner ab, diesen B e r u f interessant darzustellen! E r darf dabei von der Arbeitshypothese ausgehen: niemand ist anwesend, der über den gleichen Beruf so reden kann wie ich, also bin ich augenblicklich hier im Hörsaal der einzige kompetente Mann für mein Thema. Aber auch Themen aus der privaten Atmosphäre sind dankbarer Gegenstand einer Übungsrede: Sportbetätigung, Liebhabereien (Bücher, Musik, Theater, Film, B r i e f marken), Reisen, Ausstellungsbesuche usw. Hier muß man freilich das persönlich Erlebte unter höheren

Rednerschulung

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Gesichtspunkten darzustellen bemüht sein. In einem Referat über die Industrie-Ausstellung beispielsweise wird es nicht schülerhaft heißen: „Wir kamen nun von Halle 1 in Halle 2", sondern es wäre zu schildern, seit wann, warum und mit welchem Erfolge eine solche Ausstellung geboten wird, dazu liefert neben persönlicher Inaugenscheinnahme und Prospekten eine Auskunft bei der Ausstellungsleitung genügend Material. Nach jeder Übungsrede wird ein Teilnehmer aufgefordert, sich über das. Gehörte zu äußern: wie es auf ihn gewirkt hat und warum. Bei dieser kleinen Redeübung, einer Art Stegreifrede, können die Teilnehmer ganz frei sagen, was sie empfinden. Schwieriger dagegen ist die Kritik für den Kursusleiter: Er muß das Gelungene betonen, das Mißlungene dagegenhalten, im ganzen aber so vorgehen, daß niemand sich verletzt oder abgeschreckt fühlt; denn erstes Gebot ist hier, den Anfängern unbedingt Mut zu machen und ihnen nichts zu erschweren. Dabei hat der Kursusleiter zu erforschen, wer Kritik verträgt oder gar scharfe Kritik, die viele ausdrücklich wünschen. Diese ist besonders am Platze, wenn es sich um Routiniers oder Schwätzer handelt, die eine Rede „jederzeit aus den Ärmeln schütteln", dabei aber wesentliche rhetorische Forderungen übersehen; ihnen möchte ein kleiner Dämpfer aufgesetzt werden. War auch die erste Übungsrede mit Angst und Bangen vonstatten gegangen, so ist doch ein unschätzbarer Gewinn erzielt worden: Mit Ablegung dieser geistigen Mutprobe wurde ein neuer Mensch geboren: ein Mensch als Redner. Bei einer zweiten Rede, vielleicht über ein aufgegebenes Thema, darf erwaret werden, daß der Redeschüler mit wesentlich größerer Ruhe und Sicherheit auftritt und in die gerügten Fehler nicht mehr verfällt. So war ein Teilnehmer im Anschluß an seine Ubungsrede auf eine schlechte Angewohnheit aufmerksam gemacht worden, bei einer zweiten an anderer Stelle ein halbes J a h r später war dieser Fehler nicht mehr zu hören, die Kritik hatte ihn bewußt gemacht und seine Beseitigung erreicht. Eine wertvolle Hilfe zur Selbstkontrolle leisten auch Bandaufnahmen der Kursusteilnehmer; bietet doch das Tonband ein unbestechliches akustisches Spiegelbild, für

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den Sprecher höchst aufschlußreich, wenn auch nicht immer angenehm. So bedeutet ein Rednerkursus die Probebühne f ü r den Redeinteressenten, auf der die Ungeübten überhaupt erst einmal zum Reden kommen, die Geübten aber Kritik erhalten. Da das Ganze sich fern von der eigentlichen Öffentlichkeit abspielt, braucht man diese nicht zu fürchten. Wie der Dozent beim Versagen eines Redeaspiranten mit psychologischem Feingefühl vorgehen kann, hat Hielscher im Seminar von Dr. Theodor Heuss auf der Hochschule f ü r Politik erlebt, Bruno Doehring beim Steckenbleiben eines jungen Theologen auf dem Predigerseminar gezeigt. Wer aber nach der Übernahme eines Redethemas fehlt und nichts mehr von sich hören läßt, handelt ausgesprochen unklug; denn auf halbem Wege kehrt er um und hinterläßt den Eindruck, aus Angst weggeblieben zu sein, solange ein anderer Grund nicht bekannt wird. Redetalent wird bei mangelnder Anleitung zu einer verführerischen, zweifelhaften Gabe, wie es schon Wilhelm Karl Grimm angedeutet hat: „Rhetorische Gaben können f ü r eine Zeit lang blenden, aber sie fesseln nicht". 3. Die Angst und ihre Uberwindung Da auf dem Wege zur rednerischen Entfaltung Angst und Hemmungen als Haupthindernis auftreten, ist dieses aus weitem Gesichtswinkel zu betrachten. Schon dem Kinde wird Angst regelrecht eingeflößt: Angst vor dem schwarzen Mann, vor dem Polizisten, vor dem Beißen des Hundes. Viktor Mann erzählt, daß ihm vor der Sintflut Angst gemacht wurde. Wohl alle Angst war jedoch unnötig gewesen: kein Schupo tat uns etwas, kein Hund biß uns. Angst befiel uns auch beim Alleinsein, vor allem im Dunkeln, was als Strafe angedroht wurde. Einige J a h r e später mußten wir in der Schulaula ein Gedicht aufsagen und blieben dabei stecken, wir waren blamiert vor Lehrern, Eltern und Mitschülern, wie es B. v. Deimling erlebt hat. Dieses Versagen haftete f ü r s Leben, war ein seelisches Trauma: Nie wieder vor Menschen sprechen!

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In Prüfungen lernten wir eine neue Art von Angst kennen: die E x a m e n s a n g s t . Wieder w a r niemand da, uns zu helfen, wie schon beim kindlichen Alleinsein. So leben die Angstzustände der Prüfungen noch in unseren T r ä u m e n peinigend weiter. Angst begleitete unseren privaten wie beruflichen L e bensweg. In der Mitte des 20. J a h r h u n d e r t s ist Angst, die Grundsituation und das Wesen des modernen Menschen schlechthin, zur beherrschenden K r a n k h e i t geworden; denn die Lebensangst des heutigen Menschen, der Kriege. Zusammenbruch auch von E x i s t e n z und Vermögen, ü b e r lebt hat, f ü h r t zur Neurose. Angstneurose, die in k e i nem Verhältnis zur wirklichen G e f a h r steht, zeigt sich in den verschiedensten F o r m e n der Platzangst. K ü n s t l e r leiden an Lampenfieber, von dessen Intensität sich der Außenstehende k a u m eine Vorstellung macht. S o gar in die moderne Philosophie ist der Angstbegriff eingedrungen. Auch die Literatur, ebenso T h e a t e r und Film, beschäftigen sich mit dem Angstthema, wovon viele Titel zeugen. Während w i r überall das Wort Angst lesen und hören, ist es nicht zu verwundern, ihr auch beim Redenhalten zu begegnen. Wir sehen tlie Redeangst heute als I n f a n tilismus, d. h. als einen kindlichen, nicht ausgereiften Zustand. E r versetzt uns zurück in das Alleinsein des K i n des, in die Peinlichkeit des Gedichtaufsagens und der Prüfungen. Als R e d n e r stehen wir wieder ohne Hilfe da, sind schutzlos preisgegeben nicht n u r den Blicken unser e r Zuhörer, sondern vor allem ihrer K r i t i k . A b e r als Redner haben w i r ganz andere Funktionen als Gedichtaufsagen und Antworten auf P r ü f u n g s f r a g e n : wir stehen nun im Leben, um eine bestimmte, selbstgewählte A u f gabe zu erfüllen. Angst bedeutet dabei: Leistungsminderung, E i n b u ß e an K r a f t , Sicherheit und Gesundheit. Hätte der V e r f a s s e r das schon vor J a h r z e h n t e n gewußt, wären ihm seine damaligen R e f e r a t e und V o r träge im I n - und Ausland, auch in fremden Sprachen, sowie im Rundfunk, nicht zur Quälerei geworden, e n t standen durch Unkenntnis der eigentlichen rednerischen Erfordernisse. Aber die Überwindung der Rednerangst an sich selbst bedeutet einen sehr großen F o r t s c h r i t t : die Beseitigung eines infantilen Zustandes, damit eine Höher Differenzierung gegenüber den Menschen, die sich das 2 Biehle, Redetechnik

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Reden aus Angst nicht zutrauen. Normalerweise sollte uns doch jede Redegelegenheit mit Freude erfüllen; denn sie bedeutet zugleich eine Entfaltung der eigenen Persönlichkeit, wie sie auf andere Weise nicht möglich, nicht schöner denkbar ist. Zweifellos spielt beim Zustandekommen der Rednerangst neben Unsicherheit und Nervosität die Verkrampfung, eine wesentliche Rolle, wodurch innere Gelöstheit fehlt; ist doch die hierzu notwendige Entspannung — wie Furtwängler sagt — ein dem modernen Menschen schwerer zu erreichender Zustand. Untersuchen wir das Wesen der Rednerangst näher, so zeigt sich diese vor allem in der Angst vor dem Steckenbleiben. Wenn auch dies vorgekommen ist, wie es Bülow von einem Gesandten, Carl Hagemann von seinem Oberbürgermeister und Warschauer von einem Oberlandesgerichtspräsidenten berichten, so erweist sich doch die Angst vor vollständigem Versagen in fast 99 °/» als unnötig. Vorübergehend einmal den Faden zu verlieren, ist schon eher denkbar und durch verschiedene Einwirkungen möglich: durch Überanstrengung oder Übermüdung des Redners, der schon die Arbeit eines ganzen Tages hinter sich hat und keine Ruhepause fand, dann durch E i n schleichen fremder Gedanken, die den Gedankenablauf der Rede stören und verdrängen, schließlich durch verbrauchte Luft im überfüllten, schlecht gelüfteten Raum, was auf den Redner, der den stärksten Sauerstoffbedarf und höchsten Atem verbrauch hat, nachteilig wirkt: es kann zu Blutleere kommen, zu kurzer Störung im Kreislauf, also mangelnder Gehirndurchblutung. Sollte dieser gefürchtete Augenblick wirklich eintreten, so gilt als Hauptregel, weiter zu reden, bis der Faden wieder gefunden ist. Der Gewinn von einigen Sekunden Zeit ermöglicht dies fast immer. Es sind dazu einige Flickworte, ein Übergangssatz nötig als Verbindungsstück. Am besten wiederholt man das zuletzt Gesagte, natürlich mit anderen Worten, oder man gibt einen Rückblick in einem zusammenfassenden Satz. Es besteht hohe Wahrscheinlichkeit, inzwischen den Faden wiederzufinden. Nur nicht aufhören z« reden! Muß aber tatsächlich ein Abschnitt übersprungen werden, so braucht uns auch das nicht mit Vorschußangst zu erfüllen; denn die Zu-

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hörer wissen j a nicht, was sich der Redner vorgenommen hatte und wieviel er davon wegließ. Weiter ergibt unsere Betrachtung der Rednerangst, daß es sich dabei im wesentlichen um Angst vor der ersten Rede handelt. Man nennt sie auch Jungfernrede, ein Wort, das im Lexikon steht und bedeutet: mit dieser Erstlingsrede ist der Weg zur weiteren Rednerbetätigung freigelegt worden. Der Jungfernredner — dieses Wort darf logischerweise geprägt werden — wird eine sehr wichtige Erfahrung machen: Sowie der erste Satz heraus ist, vergißt er die Angst, sie erledigt sich von selbst. Dadurch wird ein unangenehmes Hemmnis ausgeschaltet, der Redner gelöster, freier, j a er wird sogar erstaunt sein, was ihm nun, nach Beseitigung der Angst, am Rednerpult zuströmt an Gedanken, Einfällen, Witzen, auf die er gar nicht gerechnet hatte, wie es Kohlrausch ausdrückt: Nicht ich, sondern Es redete aus mir. Unter dem Gesichtspunkt, Rednerangst überhaupt auszuschalten, soll das nächste Kapital zeigen, wie richtige Aufzeichnungen ein Steckenbleiben oder ein Abirren von der Gedankenfolge nahezu unmöglich machen. Gelegentlich waren die Jungfernreden ein Versager. Die rhetorische Fachwelt vertritt die Auffassung, daß gerade ein solcher Mißerfolg zum Wendepunkt werden und zu einem erfolgreichen Redner führen kann. Auch diese Tatsache, die wir noch durch berühmte Beispiele belegen werden, dürfte Mut machen. Wer im Leben erfolgreich ein Fachgebiet vertritt, wird doch so viel Selbstvertrauen haben, darüber zu reden. I m Alltag geht das überhaupt ohne Schwierigkeiten, warum nicht auch, wenn sich einige Menschen zusammenfinden? Bismarcks bekanntes Wort von der Zivilcourage besagt, daß Mut wie beim Waffengange so auch in Redekämpfen mit geistigen Waffen gezeigt werden soll. Und schließlich eine Warnung: Es gibt im Leben Zustände, die durch Alkohol erträglich werden. Auch die Rednerangst läßt sich damit herunterspülen; aber diese Eselsbrücke erwähnen wir nur, um von ihrem Gebrauch abzuraten. Also sich nicht von Narkotika abhängig machen! (Hierzu s. Forel und Graf Luckner.) Gute und schlechte Beispiele sollen das rednerische Verhalten namentlich von Anfängern illustrieren. 2«

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Vor auss etzungen

S i e b e n M ä n n e r , eine V e r e i n i g u n g v o n H a n d w e r k e r n u n d Gastwirten, suchten einen Festredner z u m F a h n e n a u f z u g b e i m n ä c h s t e n S c h ü t z e n f e s t in k n a p p 14 T a g e n . K e i n e r d e r S i e b e n w o l l t e diese A u f g a b e ü b e r n e h m e n , k e i n e r h a t t e E r f a h r u n g i m öffentlichen R e d e n . E r s t d a s Los entschied f ü r F., d e r n u n s c h w e r e n H e r z e n s m i t d e n V o r b e r e i t u n g e n z u r R e d e b e g a n n . O b w o h l sich d i e r e c h t e n G e d a n k e n nicht einstellten, schrieb e r zwei S e i t e n voll, k o n n t e a b e r k e i n e n S c h l u ß finden. Da dieses E l a b o r a t nicht d e n B e i f a l l s e i n e r T o c h t e r f a n d , v e r n i c h t e t e e r es w i e d e r . E r w o l l t e n u n die R e d e i m p r o v i s i e r e n u n d k u r z v o r h e r die G e d a n k e n d a z u f a s s e n . A b e r a m F e s t o r t s a h d i e Sache schon s c h w i e r i g e r aus, u n d e r l e h n t e schließlich die R e d e s t r i k t e ab. D e r S o h n eines dieser M ä n n e r b e w a h r t e sie v o r e i n e r ü b e r e i l t e n , p r o g r a m m w i d r i g e n H e i m r e i s e u n d e r b o t sich, die F e s t r e d e zu ü b e r n e h m e n t r o t z d e r V o r h a l t e d e r A l t e n , d a ß es i h m , d e m G r ü n schnabel, an d e r n ö t i g e n E r f a h r u n g f e h l e . A b e r d e r j u n g e M a n n m a c h t e s e i n e Sache ausgezeichnet. Die A l t e n b e n ü t z t e n freilich i h r e A n e r k e n n u n g , u m sie m i t g u t e n R a t s c h l ä g e n zu v e r b i n d e n , d i e sie selbst a n z u w e n d e n nicht f ä h i g g e w e s e n w a r e n . D a s ist eine B e g e b e n h e i t a u s G o t t f r i e d K e l l e r s b e r ü h m t e r Novelle „ D a s F ä h n l e i n d e r s i e b e n A u f r e c h t e n", d e r die r e d n e r i s c h e n D e t a i l s so t r e f f e n d c h a r a k t e r i s i e r t h a t , w e i l sie a u s d e r m e i s t e r h a f t e n B e o b a c h t u n g t a t s ä c h l i c h e r V o r g ä n g e w i e d e r g e g e b e n sind. Wir e r l e b e n h i e r e i n e n a u s g e s p r o c h e n e n Rednerstreik, in d e m M ä n n e r , die sonst im L e b e n k e i n e s w e g s ängstlich o d e r z a g h a f t sind, d u r c h H e m m u n g e n u n d falsche A r t d e r V o r b e r e i t u n g eine F e s t r e d e nicht z u s t a n d e b r i n g e n , o b w o h l sie t h e o r e t i s c h h i n t e r h e r d e m R e d n e r k l u g e Worte widmen. S e l b s t ein D e m o s t h e n e s m u ß t e b i t t e r e E r f a h r u n gen m a c h e n , als L ä r m u n d G e l ä c h t e r i h n bei seiner e r s t e n R e d e z u m A u f h ö r e n z w a n g e n , w e i l er in Stil u n d A u s s p r a c h e v e r s a g t e . D a s v e r a n l a ß t e i h n zu h e r o i s c h e n D e k l a m a t i o n s ü b u n g e n a m M e e r e s s t r a n d , w o b e i er k l e i n e S t e i n e i m M u n d e g e h a b t h a b e n soll. Nach Ü b e r w i n d u n g dieser M ä n g e l a b e r k o n n t e sein g e n i a l e s R e d n e r t a l e n t z u m D u r c h b r u c h k o m m e n . So ist u n s D e m o s t h e n e s ein Beispiel, w i e m i t E n e r g i e u n d G e d u l d U n m ö g l i c h e s e r -

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reicht werden kann und ein Mißerfolg niemals entmutigen darf. Sein Landsmann I s o k r a t e s hatte sich wegen Schüchternheit und schwacher Stimme der Lehrtätigkeit zugewandt und war dadurch zum „Vater der Beredsamkeit" geworden. Ein Sprung in die neuere Zeit führt uns zu einem deutschen Isokrates, G e l i e r t , durch seine Gesanghuchlieder heute noch allgemein bekannt. Als angehender Theologe war er bei der ersten Predigt aus Ängstlichkeit steckengeblieben, trotzdem brachte er es später zum Professor der Beredsamkeit in Leipzig. Goethe konnte sich lebhaft an die „weinerlich angenehme" Stimme Gellerts und seine weiche, entnervende Vortragsmanier erinnern. In das Kapitel Rednerstreik gehört auch der Fall von J . J . R o u s s e a u , als er 1765 eine Vorladung vor das Konsistorium erhalten hatte: „Ich arbeitete eine glänzende Rede aus, die ich an dem bestimmten Tage vor der Versammlung zu halten gedachte und die ich sorgfältig auswendig lernte. Noch am Abend vorher hatte ich meine Rede völlig im Kopf und sagte sie ohne anzustoßen her. Die ganze Nacht hindurch übte ich mich, sie meinem Hirne vollends einzuprägen; am Morgen konnte ich sie nicht mehr, bei jedem Wort stockte ich, ich glaubte mich schon vor der hochansehnlichen Versammlung stehen, wurde verwirrt, stammelte, verlor den Kopf; als endlich der Augenblick zum Gehen herankam, entfiel mir der Mut ganz und gar. Ich blieb also zuhause und ergriff den Ausweg, an das Konsistorium zu schreiben und meine Gründe demselben kurz vorzulegen. Ursache: Unpäßlichkeit." Schon als Schüler war F e r d i n a n d L a s s a l l e ein Redner ohne Hemmung und immer mit dem Munde vornweg. Von seinen Mitschülern ausersehen, einem scheidenden Lehrer im Namen der Klasse einige Worte des Dankes und Abschiedes zu sagen, sprach der I5V2jährige Leipziger Handelsschüler aus dem Stegreif und machte auf Klasse wie Lehrer einen tiefen Eindruck. Das war seine Jungfernrede am 19. Dezember 1840. „Ich hatte nicht einmal 10 Minuten Zeit, mich vorzubereiten. Was ich sprach, das weiß ich kaum noch, denn da ich ganz ex

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tempore sprechen mußte, so waren es nur Eingebungen des Augenblicks" schreibt er in sein Tagebuch. Nicht weniger couragiert zeigte sich B i s m a r c k als Deichhauptmann und stellvertretender Abgeordneter des Vereinigten Landtags in Berlin bei seiner ersten längeren Rede am 17. Mai 1847, wobei er mit der Opposition in Konflikt geriet: „Meine Ausführung rief einen Sturm hervor. Ich blieb auf der Tribüne, blätterte in einer dort liegenden Zeitung und brachte, nachdem der Lärm sich ausgetobt hatte, meine Rede zu Ende." Im folgenden Jahre konnte er durch innere Bewegung nicht mehr weiter sprechen und verfiel in einen Weinkrampf, der ihn zwang, die Tribüne zu verlassen. Bismarcks Gegenspieler B e b e l begann seine rednerische Laufbahn in Leipzig 1864 mit einem ausgesprochenen Mißerfolg: „Ich blieb mitten in der Eröffnungsrede elend stecken. Ich hätte vor Scham in den Boden sinken mögen. Das Ende war, daß nicht ich, sondern Dolge zum Vorsitzenden gewählt wurde. Ich gelobte mir, nie mehr eine Rede einzustudieren, und bin gut damit gefahren." Geloben auch wir uns, keine auswendig gelernte Rede zu halten! E r n s t H a e c k e l beschreibt seinen ersten Vortrag im Physiologischen Kränzchen 1854 in einem Briefe an die Eltern: „Die ungeheure peinliche Angst, mit der ich mich fast zwei Monate täglich vor dieser Stunde fürchtete, war allerdings ziemlich überflüssig gewesen. Anfangs schien es zwar, als wollte mir die Stimme in der Kehle ersterben; nachdem aber erst die ersten auswendig gelernten Sätze heraus waren, ging der andere Teil ganz fließend und leicht ab; und zwar hielt ich den Vortrag ganz frei. Ich hatte mir bloß vorher das Gerippe allgemein aufgeschrieben." Ein anderer Forscher, S v e n H e d i n , machte als Student ähnliche Erfahrungen bei seinem ersten Vortrag im Geogr. Institut der Berliner Universität: „Ich hatte starkes Lampenfieber, nicht des Themas, meiner Kameraden oder der deutschen Sprache wegen, sondern nur wegen Professor v. Richthofen. Das Manuskript (68 Seiten lang) lag zwar vor mir, aber ich sprach frei, fast zwei volle Stunden lang." Parlamentarier haben oft Lehrgeld zahlen müssen, ehe sie sichere und gewandte Redner wurden. So berichtet

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der linksliberale Parteiführer E u g e n R i c h t e r von seiner ersten Berliner Parlamentsrede 1869, die ihm nicht geringe Aufregung bereitet hatte: „Allzu stolz vermag ich auf diese Rede nicht zu sein; sie war zu schön, und dies war ihr Verderben. Der stenographische Bericht verzeichnet 4mal Heiterkeit und 4mal Unruhe oder Oho!" Daß Reden mitunter in einem tranceähnlichen Zustand gehalten werden, erlebte C a r l S c h u r z bei einer Studentenversammlung: „Ich stand mitten unter der Menge; da hörte ich einen Redner etwas sagen, das meiner Ansicht stark entgegen war. Einem plötzlichen Impulse folgend verlangte ich das Wort und fand mich im nächsten Augenblick zur Versammlung sprechend. Ich habe mir später nie wieder genau das zurückrufen können, was ich sagte. Ich erinnere mich nur, daß ich am ganzen Leibe gebebt, daß mir Gedanken und Worte in einem ununterbrochenen Strome zuflössen, daß ich mit ungestümer Schnelligkeit gesprochen und daß der darauf folgende Beifall mich wie aus einem Traum aufgeweckt hatte. Das war meine erste öffentliche Rede." Die psychologischen Meisterstücke seelischer Massenbeeinflussung von L l o y d G e o r g e , dem starken Mann Englands im ersten Weltkrieg, lassen nicht ahnen, wie klein er einmal angefangen hatte: „Bei meiner ersten Rede befand ich mich in höchst elender Verfassung. Die Zunge klebte mir am Gaumen, ich konnte nicht ein einziges Wort herausbekommen." Einer der letzten der alten Rednergarde, Sir W i n s t o n C h u r c h i l l , liefert in seinem Erinnerungsbuch als junger Kriegsberichterstatter einen besonders vergnüglichen Beitrag: „Als Kadett wollte ich eine Rede in einer neuen ,Liga zum Schutze von Vergnügungsstätten' halten. Ich sah mit Spannung und auch einiger Unruhe dem großen Augenblick entgegen. Aber die Rede fand nicht statt, da keine Zuhörer gekommen waren. Ich wanderte durch die Straßen mit einer prächtigen Rede ungeboren in meiner Brust. Als an einem Sonnabend im EmpireTheater die Vorhänge der Theaterbar niedergerissen worden waren, ließ ich in dieser gewiß nicht ganz jungfräulichen Umgebung meine Jungfernrede vom Stapel. Ich stieg auf die Trümmer und sprach zu der lärmenden Menge. Ich ließ die verfassungsmäßigen Argumente ganz beiseite und wandte mich unmittelbar an Gefühl und

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G e m ü t . Z u m Schluß sagte ich: ,Ihr h a b t gesehen, wie w i r h e u t e A b e n d diese B a r r i k a d e n niedergerissen h a b e n ; seht I h r n u n zu, d a ß auch die, die sie errichtet haben, bei den k o m m e n d e n W a h l e n in G r u n d u n d Boden g e s t a m p f t w e r d e n ' . S t ü r m i s c h e r Beifall b e e n d e t e diese Szene, die a n den Tod J u l i u s Casars e r i n n e r t e . " (Churchill m e i n t hier die b e r ü h m t e Rede M a r c Antons.) „Als a n g e h e n d e r P a r l a m e n t a r i e r hielt ich bei einem W o h l t ä t i g k e i t s f e s t m e i n e offizielle J u n g f e r n r e d e . Viele S t u n d e n v e r b r a c h t e ich damit, m e i n e R e d e v o r z u b e r e i t e n u n d sie so gründlich a u s w e n d i g zu lernen, daß ich sie im Schlaf n a h e z u von r ü c k w ä r t s h ä t t e h e r s a g e n k ö n n e n . Ich sollte e t w a eine V i e r t e l s t u n d e sprechen, b e s c h r ä n k t e mich s t r e n g auf 25 M i n u t e n , durch w i e d e r h o l t e P r o b e n mit der S t o p p u h r stellte ich fest, d a ß ich die R e d e sicher in 20 M i n u t e n a b s c h n u r r e n k o n n t e . Die R e d n e r t r i b ü n e b e s t a n d aus vier ü b e r F ä s s e r gelegten B r e t t e r n . Es ging g r o ß artig, die Z u h ö r e r , die sich ständig v e r m e h r t e n , schienen begeistert, also ich k o n n t e r e d e n ! " Besonders lehrreich ist die Schilderung von L i 1 y B r a u n : „Mit s t e i g e n d e m E i f e r a r b e i t e t e ich an m e i n e m V o r t r a g . Ich l e r n t e i h n Satz f ü r Satz auswendig. A m A b e n d vor der V e r s a m m l u n g w a r .Generalprobe' vor m e i n e m M a n n als einzigem Z u h ö r e r . ,Wenn ich mich schon vor Dir so f ü r c h t e , w i e soll das bloß m o r g e n w e r d e n ! ' sagte ich, u n d das P a p i e r z i t t e r t e in m e i n e n H ä n d e n . I m dicht g e f ü l l t e n Saal des L a n g e n b e c k - H a u s e s schien einen Augenblick l a n g die E r d e zu schwanken, die Licht e r t a n z t e n einen w a h n s i n n i g e n Ringelreihen, u n d m i r w a r , als m ü ß t e n die vielen Menschen auf d e n a m p h i t h e a tralisch a n s t e i g e n d e n B ä n k e n wie eine L a w i n e auf mich n i e d e r s t ü r z e n . Da fiel m e i n Blick auf m e i n e n M a n n : seine s t r a h l e n d e n A u g e n r u h t e n f e s t auf mir, u n d ein G e f ü h l sicherer R u h e ü b e r k a m mich. Ich sprach z u e r s t n u r f ü r ihn. Allmählich a b e r s t r ö m t e m i r e t w a s entgegen w i e ein lebendig g e w o r d e n e s V e r s t e h e n — ich f ü h l t e die M e n schen, die u n t e r m e i n e n W o r t e n ein Mensch g e w o r d e n w a r e n , m i t einem k l o p f e n d e n Herzen, einem h o r c h e n d e n Verstand. Ein A u f s e u f z e n ging d u r c h den S a a l wie eine schwere Woge, die mich t r u g — mich e m p o r h o b — hoch — i m m e r höher, so d a ß m e i n e S t i m m e ü b e r alle h i n w e g in die F e r n e d r a n g . . . J e t z t w a r es der S t u r m , der von d r ü b e n

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mir entgegenschlug — der S t u r m der Empörung, und mein war die Macht, ihn zu lenken. B r a u s e n d e r B e i f a l l unterbrach mich. E r n e u t e r dröhnender B e i f a l l — aber von irgendwoher mischte sich ein giftiger, zischender Laut hinein. Ich hatte geendet — m i r war, als versänke ich in einem vom Orkan gepeitschten Ozean. Es dunkelte mir vor den Augen — ich fühlte Händedrücke — sah in h u n dert u n b e k a n n t e Gesichter —, vor all diesen Menschen hatte ich eben gesprochen? Wie war das nur möglich gewesen?!" D e r Chirurg F e r d i n a n d S a u e r b r u c h hielt als 28jähriger B r e s l a u e r Assistent seine erste Rede, und zwar beim B e r l i n e r Chirurgenkongreß am 1. April 1904: „Ich habe völlig die E r i n n e r u n g daran verloren, wie ich eigentlich in den S a a l kam. Präzise a b e r weiß ich, wie es war, als ich auf dem Podium stand. F ü r den R a u m hatte ich kein Gefühl, ich sah nur Gesichter. Meine Bewegungen und Blicke deutete (mein L e h r e r ) von Mikulicz wohl falsch, er n a h m sie als Verlegenheitspause. Ich sprach nach einem Manuskript." G r a f L u c k n e r hatte im L e b e n noch vor keiner G e f a h r Angst gehabt, doch wurde es ihm „blümerant zumute", als er einer B i t t e , über seine F a h r t e n eine öffentliche Rede in Halle 1919 zu halten, nach ursprünglicher Ablehnung doch entsprach, was e r aber bereute. Am Abend machte er sich wieder mit Alkohol künstlichen Mut. Mit der Begrüßung „Goden T a g ! " und der T a b a k s pfeife im Munde gewann er die Fühlung mit dem zunächst etwas verblüfften Publikum. B e i seinen weiteren Vorträgen brachte ihn schon der Anblick der freudig gespannten Gesichter in R e d e s t i m mung. Alkohol verdarb ihm dabei n u r die Stimmung. Als L u c k n e r 1926 in A m e r i k a seinen ersten Vortrag in englischer Sprache hielt, n a h m ihn der Anblick von 2000 Studenten den Mut. D e r vorbereitete Redeanfang e r schien ihm wirkungslos. A b e r mit dem Wunsche an die Studenten f ü r ein gutes B e s t e h e n ihrer bevorstehenden Abschlußprüfung und der B i t t e , ihn sein A u f n a h m e e x a m e n in die Herzen der A m e r i k a n e r wenigstens mit genügend bestehen zu lassen, hatte er einen vollen R e d e erfolg.

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Voraussetzungen

D a l e C a r n e g i e , „urspünglich als Redner ein totaler Versager", wurde dann durch seine Rednerschulung von Geschäftsleuten bekannt. Zur Beherzigung und Aufmunterung diene noch die Erfahrung, die der Chefdolmetscher Dr. P a u l S c h m i d t bei seiner ersten Ubersetzung im Haag 1923 machte: „Ich holte erst einmal tief Luft. Unter dem Zwang, nun ganz auf mich selbst gestellt, vor aller Augen und Ohren zeigen zu müssen, was ich leisten kann, waren erstaunlicherweise mit einem Schlage Beklommenheit und Angst von mir gewichen. Und als ich nach den ersten Minuten merkte, daß die Wiedergabe der deutschen Plaidoyers gar nicht so schwer war, wie ich geglaubt hatte, fühlte ich mich am Rednerpult fast wie zu Hause und verlor dem Präsidenten des Gerichts gegenüber jede Scheu." Schließlich seien hier noch einige Erfahrungen von P f a r r e r n mitgeteilt, die anläßlich einer westdeutschen Rüstzeit zur Sprache kamen: Pfarrer A.: „Auffallend war, daß ich lange Zeit hindurch vor der Predigt nichts oder nur wenig essen konnte, keinen Appetit hatte. Auch heute noch liebe ich keine größeren Mahlzeiten vor einer Predigt trotz Appetit." Die Erregung kann sich also beispielsweise auf den Magen legen und appetitlos machen, weshalb Zurückhaltung im Essen vor rednerischen Leistungen zu empfehlen ist. Man fühlt sich dadurch frischer und freier, da bekanntlich die Verdauungsarbeit Säfte und Kräfte erfordert, außerdem müde macht. Pfarrer B. empfindet eine gewisse innere Unruhe auch jetzt noch, wenn er vor fremdem Publikum eine feierliche Rede zu halten. Das aber nur vor dem ersten Satz und nur bei besonderen Feiern, nicht bei improvisierten Reden. Seine Hemmungen sind also auf bestimmte Fälle und den Redebeginn begrenzt. Gegenüber den Rednern mit Angst und Hemmungen kennen wir aber auch solche mit Geistesgegenwart und Schlagfertigkeit, wie sie Bismarck, Churchill u. a. zeigten. Ein typisches Beispiel hat Dessoir geliefert: „In einer Rundfunkrede begegnete mir etwas Sonderbares: ich verlor mich ins Nachsinnen und hörte auf zu reden. Erst die eigentümliche Stille machte mich auf meine Torheit aufmerksam. Da hatte ich wenigstens die Geistesgegenwart, mitten in einem Satz wieder anzufangen, so daß

Vorbereitung und Aufzeichnungen des Redners die Hörer mußten."

eine kurze

technische

Störung

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vermuten

4. Vorbereitung und Aufzeichnungen des Redners Um eine Rede frei gestalten zu können, soll der Redner lernen, sich nicht von einem bestimmten Wortlaut abhängig zu machen, sondern seinen Gedanken auch andere Formulierungen zu geben, ohne dabei ihren Sinn zu ändern. Deshalb ist eine wörtliche Ausarbeitung im allgemeinen abzulehnen. Ausnahmefälle sind folgende: Dem Anfänger, der erstmalig vor Zuhörer tritt, wäre der Vortrag einer wörtlich ausgearbeiteten Rede zu erlauben, als „Rede" ist das dann freilich nicht zu bezeichnen. Die Gebundenheit an das Manuskript macht unfrei, nimmt die Möglichkeit, die Zuhörer anzusehen, mit ihnen Zwiesprache zu halten, sofern nicht gerade eine ausgesprochene Begabung zum Ablesen vorliegt, wie sie vom Grafen Mirabeau gerühmt wird. Doch das darf nicht Vorbild f ü r uns sein! Bei der zweiten Übungsrede könnte noch einmal wörtliche Ausarbeitung zugelassen werden, jedoch mit der zusätzlichen Aufgabe, hiervon ein Stichwortgerippe a n zufertigen, das beim Redeakt als Vorlage dient. Wörtliche Ausarbeitung ist jedoch geboten bei offiziellen Reden: auf Empfängen, Begrüßungen, Feierlichkeiten. Staatsakten und bei Rundfunkreden, überhaupt A n lässen, die eine präzise Zeiteinteilung gebieten. Hier müßte der genaue Wortlaut festliegen, um sich vor I m provisationen, Entgleisungen und Mißverständnissen zu bewahren, mit denen zu rechnen ist. Mißverständnissen gegenüber b e r u f t man sich dann auf sein Manuskript, das zum mindesten zeigt, welcher Wortlaut beabsichtigt gewesen war. Eine Ministerrede hatte 1951 Anstoß erregt, der Redner bezeichnete sie als „entstellt wiedergegeben". Er habe frei und nicht nach einem Manuskript gesprochen, habe sich aber durch zahlreiche Zeugen seine Rede rekonstruiert. So soll es freilich nicht sein, wir erwarten von einem Minister, daß er seine Rede selbst zu rekonstruieren in der Lage ist, wenn schon jegliche Aufzeichnungen fehlen. Mag nun eine Rede aus dem einen oder anderen Grunde wörtlich ausgearbeitet und ebenso vorgetragen

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Voraussetzungen

sein, stets ist in bezug auf Stil und gutes Deutsch ein strengerer Maßstab anzulegen als an eine frei gehaltene Rede, deren Lebendigkeit einen Lapsus in der Wortprägung überhören läßt. Die Vorbereitung einer Rede soll selbstverständlich sorgfältig sein und nicht in der Form, wie wir als Schüler an einen Aufsatz herangingen: Kurz vor dem Ablieferungstermin begannen wir damit, suchten am ersten Satz herum, fanden ihn nicht, so daß wir nur mit Unlustgefühlen die gestellte Aufgabe schlecht und recht erfüllten, namentlich wenn uns der Stoff nicht lag. Bei der Vorbereitung auf eine Rede wird uns das Thema tage- oder wochenlang begleiten, es beschäftigt uns ständig, ohne daß wir direkt daran „arbeiten" müssen, d. h. viele Stunden oder gar Nächte am Schreibtisch damit verbringen; denn durch Eindrücke des täglichen Lebens auf der Straße, in Bahnen, Ämtern, Geschäften und Lokalen, durch Zeitungs- und Rundfunkmeldungen, Bilder in Zeitschriften werden wir zu Gedanken angeregt. die wir eigentlich nur zu sammeln und zu ordnen brauchen. Man soll ruhig auch einmal mit einem F a m i lienangehörigen, einem Kollegen, i a der Reinemachefrau ganz unauffällig das Thema zur Sprache bringen, selbst eine sogenannte dumme Antwort kann noch ein Körnchen Wahrheit" enthalten oder die Stimme des Volkes widerspiegeln. Über zehn solcher Antworten zu referieren, würde schon einen Redeteil füllen. So empfiehlt Heinrich von Kleist in seinem berühmten Aufsatz „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden" u. a.: „Wenn du etwas wissen willst, und es durch Meditation nicht finden kannst, so rate ich, mit dem nächsten Bekannten darüber zu sprechen. Wenn ich mit meiner Schwester rede, so erfahre ich, was ich durch ein vielleicht stundenlanges Brüten nicht herausgebracht haben würde. Ich mische unartikulierte Töne ein, ziehe die Verbindungswörter in die Länge und bediene mich die Rede ausdehnender Kunstgriffe zur Fabrikation meiner Idee. Ich glaube, daß mancher große Redner in dem Augenblicke, da er den Mund aufmachte, noch nicht wußte, was er sagen würde. Aber die Überzeugung, daß er die ihm nötige Gedankenfülle schon aus den Umständen und der

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d a r a u s r e s u l t i e r e n d e n Erregung seines Gemüts s c h ö p f e n w ü r d e , m a c h t e i h n d r e i s t genug, d e n A n f a n g auf g u t Glück h i n zu setzen." G e d a n k e n k o m m e n u n s auch noch k u r z v o r d e r R e d e u n d — h i e r sei es n o c h m a l s b e t o n t — g e r a d e auch während der Rede. D a s e r l e b t e L i l y B r a u n bei i h r e m z w e i t e n V o r t r a g : „Vor d e m R e d n e r p u l t fielen m i r k r ä f t i g e r e W o r t e u n d s t ä r k e r e B e w e i s f ü h r u n g e n ein als a m S c h r e i b tisch." D a s gleiche b e z e u g t P a s t o r H a h n : „Eine G a b e h a b e ich v o n G o t t b e k o m m e n : i m R e d e n s c h ä r f e r u n d k l a r e r zu d e n k e n als a m S t u d i e r t i s c h . So g e s t a l t e t sich m i r die P r e digt o f t w ä h r e n d des R e d e n s e r s t g a n z plastisch, u n d i m Anblick d e r G e m e i n d e s t r ö m e n m i r d i e p r a k t i s c h e n A n w e n d u n g e n zu, o h n e d a ß ich a m S t u d i e r t i s c h e j e d a r a u f gekommen wäre." W o h i n eine f a l s c h e A r t d e r V o r b e r e i t u n g f ü h r t , zeigt d e r Z e i t u n g s b e r i c h t ü b e r e i n e n D i s k u s s i o n s a b e n d in B e r lin. „ L e i d e r w a r e n e i n i g e R e d n e r z« sorgfältig v o r b e r e i t e t , u m die S t i m m u n g i m S a a l b e m e r k e n zu k ö n n e n . " Diese h a t t e n v o r h e r R e d e n a u s g e a r b e i t e t o h n e Rücksicht auf das, w a s d e r D i s k u s s i o n s a b e n d tatsächlich e r g a b : D a s V o r b e r e i t e t e e n t s p r a c h nicht d e r i n z w i s c h e n e n t s t a n d e n e n Lage. E i n a n d e r e s Beispiel h a t K a r l Scheffler g e b o t e n : Zu e i n e r F e s t l i c h k e i t i m W e i m a r e r N i e t z s c h e - A r c h i v 1913 h a t t e er in B e r l i n eine R e d e a u s g e a r b e i t e t . B e i m E i n t r e f f e n stellte sich h e r a u s , d a ß — a u s G r ü n d e n , die nicht m i t i h m z u s a m m e n h i n g e n — eine M i ß s t i m m u n g , e i n e g e l a d e n e A t m o s p h ä r e e n t s t a n d e n w a r , zu d e r seine R e d e nicht m e h r r e c h t p a ß t e : „sie w a r u m einige T ö n e zu hoch gegriffen." F o l g e n d e G e s i c h t s p u n k t e sind also bei d e r V o r b e r e i t u n g e i n e r R e d e zu b e r ü c k s i c h t i g e n : A n g s t v o r S t e c k e n b l e i b e n beseitigen, d e n G e d a n k e n g a n g einhalten, Spielraum f ü r s i t u a t i o n s b e d i n g t e A b w e i c h u n g e n u n d spontane Einfälle haben. Deshalb wird der Redner arbeitstechnisch u n g e f ä h r folgendermaßen vorgehen; E r v e r s c h a f f t sich e i n z e l n e B l ä t t e r , vielleicht 10 S t ü c k i m F o r m a t D I N A 5, möglichst nicht g r ö ß e r . Dieses F o r m a t k a n n , e i n m a l z u s a m m e n g e f a l t e t , in j e d e r J a k e t t -

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Voraussetzungen

Tasche Platz finden. Von den Blättern wird je eins beschriftet mit Einleitung Teil I eventl. auch Unterteil 1, Unterteil 2 usw. Teil II Teil III u.s.f. Schluß. Beschrieben werden nur die Vorderseiten, damit beim Redeakt nicht umgeblättert zu werden braucht. Reicht ein Blatt für einen Teil nicht aus, wird ein weiteres eingefügt. Hat der Redner schon am Anfang seiner Vorbereitung gute Gedanken f ü r den Schluß, notiert er sich diese auf dem diesbezüglichen Blatt. So kann jeder Gedanke gleich am richtigen Platz untergebracht werden. Manche arbeiten dabei tatsächlich mehr von hinten nach vorn, ja, die Einleitung zuletzt, — was gute Gründe hat. Weiter werden alle optischen Mittel benützt, die dem Redner erleichtern, das Notierte wiederzufinden. Dazu gehört nicht nur Übersichtlichkeit, die durch genügendes Platzlassen gewonnen wird, sondern auch die Benützung von Buntstiften: man unterstreicht ein Wort rot oder umrandet es blau usw. Das erleichtert das Wiederfinden; denn in der Hitze des Redegefechtes -geht es nicht immer so gemütlich zu wie daheim am Schreibtisch. Deshalb erklären Redner öfters: „Ich fand mich in meinen eigenen Aufzeichnungen nicht mehr zurecht!" Das wird erklärlich nicht nur durch die Erregung des Redners, dem alles vor den Augen verschwimmt, sondern auch durch die ungewohnte Position, am Rednerpult zu stehen. Zwei Beispiele sollen die Auswirkungen ungeordneter Aufzeichnungen zeigen: Uexküll erzählt von seinem Generalsuperintendenten, daß er sich erst am Sonnabend schnell die Notizen f ü r die Predigt machte. „Da er eine abscheuliche, für ihn selbst nicht leserliche Handschrift hatte, verwirrten sich seine Gedankengänge während der Predigt, so daß er meist vorzeitig abbrechen mußte. Ich habe es nie erlebt, daß er von den drei am Anfang verkündeten Predigtteilen den dritten wirklich zur Ausführung brachte. Dazu kam, daß er sich nicht nur verlas, sondern auch häufig versprach."

Vorbereitung und Aufzeichnungen des Redners

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Hellpach erlebte am Reichsgründungstag 1925 die Rede des Freiburger Rektors, des Juristen Frh. Marschall von Bieberstein, in welcher er den Reichspräsidenten als Hochverräter anprangerte und zwar in Versen: „Der Aufforderung, das Manuskript seiner Rede uns auszuhändigen (um ihm möglicherweise noch aus der Patsche zu helfen), setzte er seine Weigerung entgegen. Als die Niederschrift bei ihm beschlagnahmt werden sollte, hatte er sie in Sicherheit gebracht. Als lahme Entschuldigung machte er geltend, er habe die beanstandete Stelle zu Hause bereits mit Bleistift durchstrichen gehabt, um sie im Vortrag zu überspringen. Diese Durchstreichung habe er im Zuge der mündlichen Rede übersehen, das Pult sei schlecht beleuchtet und er überdies fieberkrank gewesen." Oft finden wir in Versammlungsräumen und Hörsälen (Klassenzimmern) ausreichende Beleuchtung für die Zuhörer, die sie weniger brauchen, während der Redner relativ schlecht beleuchtet ist. Seine Aufzeichnungen sind dann schwer zu erkennen. Vielleicht fehlt aus Einsparungsgründen gerade die Lampe über dem Rednerpult (Katheder), wie schon vorgekommen. Man lege Einleitung und Schluß vorläufig mit j e 3 bis 6 Sätzen wörtlich fest, wodurch die Sorge, den Anfang und einen guten Abschluß zu finden, überflüssig wird. Denn das hat der Redner nun schriftlich vor sich, im schlimmsten Falle liest er es ab. Werden die Unterlagen nicht gebraucht, um so besser, dann gestaltet er auch diese Umrahmung der Hauptteile frei. Die eigentliche Rede wird in Stichworten notiert, und zwar von jedem Satz oder Abschnitt das wichtigste Wort. Dieses Gedankengerüst ermöglicht dem Redner, ohne Abschweifung seinen Plan durchzuführen, indem er an Hand jedes Stichwortes die einzelnen Sätze formt. Zuhause hat er das schon mehrmals stehend, laut sprechend, geübt. Bei der eigentlichen Rede wird er sich darauf besinnen und den vorbereiteten Wortlaut benützen, er kann diesen aber auch variieren, aus den Stichworten ganz neue Sätze gestalten. E r hat dazu freie Hand, aber stets eine Richtschnur vor sich. Der Hörer spürt dann, wie der Redner schöpferisch arbeitet, wie er nach den geeignetsten Worten sucht, den besten Ausdruck abwägt, den weniger gelungenen korrigiert. Da er nicht an das Konzept gebunden ist, kann sein Blick

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Voraussetzungen

die Zuhörer erfassen. Es entsteht dadurch ein Stromkreis vom Redner zum Zuhörer und zurück. Eine frei nach Stichworten gestaltete Rede wird auch stärkere Gefühlswirkungen erzielen als eine abgelesene. Wie bedeutende Redner ihre Aufzeichnungen machen und dann anhand dieser ihre Rede gestalten, zeigt die Verteidigungsrede von F e r d i n a n d L a s s a l l e in Düsseldorf, 27. Juni 1864. Daß außer dem Text seiner Rede auch die Aufzeichnungen dazu vorhanden sind, verdanken wir Paul Lindau als bemerkenswertes Kuriosum. Lindau hatte die Rede nachgeschrieben und veröffentlicht, außerdem diktierte sie ihm Lassalle vom 28. bis 30. Juni 1864, wobei sich zeigte, daß Diktat und tatsächlich gehaltener Wortlaut völlig übereinstimmten. Diese berühmte Rede hatte 4 Stunden, also 240 Minuten gedauert. Die Skizze dazu enthält auf 21 Oktavblättchen alle wichtigen Worte und Gedanken. Ihre Verlesung hätte 25 Minuten gedauert, also etwa den zehnten Teil der vollen Rede, Lassalle hielt diese Blättchen in der rechten Hand, mehrfach entfielen sie ihm und flatterten in langsamen Schwingungen zu Boden, ein Effekt, der nach Absicht aussah. Lindau bezeichnet diese Skizzen als meisterhaft. Seine auszugsweise Gegenüberstellung von Ausführung (rechts) und Stichworten (links) zeigt diese auf den ersten Seiten am eingehendsten, zum Schluß knapper: Z.B. im Anfangsteil: Richter nicht der polit. LeiDie politische Leidendenschaft. Schwer, in polit. schaft soll diesen Räumen angeregter Zeit. Immer nicht nahen, der Richter Mensch. Wenn ich also auch soll — diese Forderung stellt milde u. menschlich genug, das Gesetz an Ihr Amt, an um es wenigstens entschuld- Sie — keinen Raum geben bar zu finden, wenn der in seiner Brust der politiRichter der polit. Stimmg. sehen Stimmung. Es ist dies & Leidschaft 1 gew. Raum schwer in einer politisch in seiner Brust nicht ent- angeregten Zeit, denn der ziehen kann, so gibt es doch Richter bleibt immer ein hierfür Grenzen. Mensch. Wenn ich also auch milde und menschlich genug bin, um es wenigstens entschuldbar zu finden, wenn der Richter der politischen Stimmung und Leidenschaft

V o r b e r e i t u n g u n d A u f z e i c h n u n g e n des R e d n e r s

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in seiner B r u s t einen gewissen R a u m nicht e n t z i e h e n k a n n , so gibt es doch h i e r f ü r Grenzen. A n s p ä t e r e r Stelle: Der M i n i s t e r Graf zu Eulenburg (Buchdrucker) E u l e n b u r g h a t vor k u r z e m einer Buchdruckerdeputa„tritt diese wichtige F r a g e tion, die u m das Koalitionsan u n s h e r a n " . recht p e t i t i o n i e r e n d bei i h m war, gesagt: „Von allen Seit e n t r i t t die so wichtige A r beiterfrage an uns heran", u n d es w e r d e nichts ü b r i g bleiben, als durch Gesetzesvorschläge a n den gesetzgebenden Körper ihre Lös u n g zu versuchen. S e h r i n s t r u k t i v ist ein solcher Vergleich zwischen S t i c h w o r t e n u n d R e d e t e x t ; aus n e u e r e r Zeit sind R e d e e n t w ü r f e von Heuss, a b g e s e h e n von Goebbels, sogar f a k similiert e r h a l t e n . Bismarck b e k a n n t e in einer R e d e : „Ich h a b e nicht die Zeit, m e i n e R e d e n v o r z u b e r e i t e n ; dazu h a b e ich nicht die A r b e i t s k r a f t u n d bin, w e n n ich vor I h n e n spreche u n d selbst in l a n g e n R e d e n in e i n e r gewissen Sorge, d a ß das Wort, d a s m i r ü b e r die L i p p e n fällt, vielleicht nicht das richtig g e w ä h l t e sein w e r d e . " D e r Chef der Reichskanzlei von T i e d e m a n n bestätigt, d a ß Bismarck sich f ü r seine P a r l a m e n t s r e d e n n u r w e n i g schriftliche Notizen machte, selten m e h r als ein Q u a r t b l a t t benötigte. Mit einzelnen W e n d u n g e n u n d S c h l a g w o r t e n a b e r b e s c h ä f tigte er sich oft t a g e - u n d wochenlang v o r h e r . Die m a n g e l n d e V o r b e r e i t u n g w u r d e a u f g e w o g e n durch die sehr persönliche A r t Bismarcks, sich d e r G e s p r ä c h s f o r m zu b e d i e n e n u n d durch seine „Zivilcourage". F r i e d r i c h N a u m a n n m a c h t e sich, wie sein M i t a r b e i t e r Theodor Heuss schildert, ein G e r i p p e seiner R e d e n auf k l e i n e n P a p i e r z e t t e l n m i t A b s ä t z e n u n d U n terstreichungen. A d o l f D a m a s c h k e h a t t e u r s p r ü n g l i c h die e r s t e n V o r t r ä g e a u s w e n d i g gelernt, k a m a b e r b a l d d a v o n ab. M e h r m a l i g e s H a l t e n des gleichen V o r t r a g e s b e f r e i t e i h n 3 Biehle, Redetechnik

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Voraussetzungen

von seinem Irrtum. Beim ersten wörtlichen Hersagen glücklich, das Ende erreicht zu haben, wurde er schon beim nächsten Male viel sicherer, ließ aus, setzte zu, so daß er beim dritten und vierten Male schon ziemlich frei mit dem Stoff umging. Später fertigte er Vortragszettel mit der Gliederung des Stoffes an. „Die Ausführung im einzelnen kann ja nicht vorbereitet werden, das kann stets wirklich wirksam erst geschehen, wenn man die Menschen vor sich hat und empfindet." Damaschke erinnert auch an H e r m a n n W a g e n e r , der nach gründlicher Information und Beherrschung des Gegenstandes die ausgearbeitete Rede entsprechend dem Stadium der Debatte in modifizierter Weise hielt. Uber die Aufzeichnungen B r i a n d s hat Paul Schmidt genaue Beobachtungen zu machen Gelegenheit gehabt: „Seine oft 2—3stündigen Kammerreden schrieb er vorher eigenhändig auf. In der Kammer konnte er sie dann auswendig, ohne einen einzigen Blick auf das Manuskript werfen zu müssen. Er blätterte ohne hinzusehen die Seiten richtig um, so genau hatte er optisch alles im Gedächtnis." Während C r o m w e 11 seine Reden nie schriftlich vorbereitete und nachher selbst kaum noch etwas vom Gesagten wußte, bei F o x die am sorgfältigsten vorbereiteten die schlechtesten Reden wurden, war Churchills Vater, L o r d R a n d o l p h C h u r c h i l l , immer von seinen Aufzeichnungen abhängig und kannte sich oft in seinen eigenen Notizen nicht aus. Gewöhnlich lernte er seine Reden auswendig, und auch dann war er bei der Reihenfolge der Themen und bei besonderen Wendungen an seine Aufzeichnungen gebunden. Obwohl ein schlechter Redner, soll er die große Anziehungskraft im Unterhaus gewesen sein. (Nach Frank Harris.) S i r W i n s t o n C h u r c h i l l hatte sich nach seiner Wahl ins Unterhaus „mit Sorgfalt auf die erste Rede vorbereitet und viel Mühe gegeben, die Spuren der Vorbereitung wieder zu verwischen. Damals und noch Jahre darauf war ich nicht imstande, etwas vorzutragen — außer bei kurzen Erwiderungen — was ich nicht vorher schriftlich ausgearbeitet und meinem Gedächtnis einverleibt hatte. Ich mußte manchmal mehrere Varianten bereithalten gegen alle Möglichkeiten. Das allgemeine Urteil war nicht ungünstig, viele vermuteten, daß die

Sammlung von Material

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Rede a u s w e n d i g g e l e r n t sei. Ich saß in einer a n g e n e h m e n B e t ä u b u n g , bis ich so w e i t g e k r ä f t i g t w a r , nach H a u s e zu gehen." Seine d r i t t e U n t e r h a u s r e d e h a t t e er 6 Wochen v o r b e r e i t e t u n d a u s w e n d i g gelernt. So l a u t e t die A u f g a b e : Was gesagt w e r d e n soll, g e n a u festlegen! Wie es gesagt wird, d e m Augenblick ü b e r l a s s e n ! K ö n n t e n w i r doch dabei das treffliche Wort b e f o l g e n : „Ich lebte die Woche ü b e r m i t m e i n e r Rede" u n d dazu l e r n e n : „Der R e d n e r sei selbst der erste Hörer seiner Rede." Freilich möchten w i r auch ein r u h i g e s Fleckchen Anden, a n d e m das S a m m e l n u n d O r d n e n der G e d a n k e n u n g e s t ö r t möglich ist. I m W a r t e s a a l des B a h n h o f s von G ü s t r o w zeigte E r n s t Barlach seinem Verleger R e i n h a r d P i p e r den d o r t sitzenden P a s t o r : „ D r ü b e n m a c h t er F r e i tags seine P r e d i g t . Z u h a u s e k o m m t er nicht dazu vor l a u t e r t e l e f o n i e r e n u n d Besuchen." 5. Sammlung von Material Solange ein R e d e t h e m a d e m eigenen B e r u f s - u n d Arbeitsgebiet e n t n o m m e n ist oder eigene G e d a n k e n u n d Erlebnisse z u m G e g e n s t a n d hat, w i r d die Beschaffung von Material, s o f e r n ü b e r h a u p t nötig, k e i n e Schwierigkeiten machen. A n d e r s dagegen, w e n n die Rede ein T h e m a b e h a n d e l t , d e m m a n f e r n e r steht, w e n n e t w a der S t a d t r a t f ü r F i n a n z e n v e r t r e t u n g s w e i s e eine E r ö f f n u n g s r e d e zu Festspielen oder zu einer K u n s t a u s s t e l l u n g h a l t e n m u ß . I n einem A m t gibt es M i t a r b e i t e r , R e f e r e n t e n oder S a c h b e a r b e i t e r g e n a n n t , die i h r e m Vorgesetzten Redematerial liefern können. M i r ä b e a u , dessen hauptsächlicher M i t a r b e i t e r f ü r seine R e d e n ein P a s t o r gewesen sein soll, n a n n t e i h n sein „Atelier". Friedrich E b e r t b e d i e n t e sich bei der F o r m u lierung seiner R e d e n oft der H i l f e des Pressechefs Ulrich Rauscher (nach Schwerin v o n Krosigk). P a p e n h a t t e d e n f r ü h e r e n M ü n c h e n e r R e c h t s a n w a l t Dr. E d g a r J u n g als M i t a r b e i t e r f ü r seine Reden. Dieser e n t w a r f eine Skizze zu den v e r a b r e d e t e n T h e m e n , a n der lange gefeilt w u r d e , a n d e r b e r ü h m t g e w o r d e n e n M a r b u r g e r R e d e sogar wochenlang. A n d e r e R e d n e r dagegen verzichteten auf M i t a r b e i t . So l e h n t e der F i n a n z m i n i s t e r Reinhold, von d e m Schwerin von Krosigk sagt, d a ß er seine R e d n e r b e g a b u n g d u r c h Ü b u n g zur Vollendung gebracht habe, 3*

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Voraussetzungen

ab, Entwürfe vorgelegt zu erhalten, das habe er nicht nötig, er setze seine Reden selber auf. Wie kommt man zu Material? Erste Auskunft gibt ein Konversationslexikon. Ein solches neuesten Datums sollte immer zur Hand sein. Aber auch Lexika aus der Zeit von vor 30 oder 40 Jahren behalten für viele Themen ihren Wert; wenn auch der Standpunkt überholt ist, dürften sie in ihrem Umfang bis zu 20 Bänden und ihrer Ausführlichkeit vorläufig durch zeitgemäße kaum zu ersetzen sein. Bei einem Lexikon aus der NS-Zeit muß bedacht werden, daß es die damalige Ideologie widerspiegelt. Am Schluß eines größeren Lexikon-Artikels finden sich Literatur angaben: von wem bereits Bücher erschienen sind und welche Zeitschriften existieren. Es gibt nun wohl kaum ein Fachgebiet, über das nicht ein sog. Handbuch vorhanden ist, teilweise auch Handwörterbuch genannt. Ein solches bietet eine umfassende Ubersicht über das ganze Gebiet aus der Feder erster Fachleute. Ferner haben Fachzeitschriften am Schluß jedes Jahrganges ein Register, nach Sachen, Personen oder Orten angelegt, das mitunter auch eine sonst verborgen gebliebene Arbeit aufzufinden hilft. Weiter begeben wir uns in eine Bibliothek, um den Katalog einzusehen. Im Autorenkatalog finden wir unter dem Namen eines uns bekannten Verfassers die Titel seiner Bücher, welche davon greifbar sind und welche fehlen, dazu die für die Bestellung eines Buches notwendige Signatur. Kennt man dagegen keinen Autorennamen, so erteilt der Sachkatalog Auskunft über die vorhandenen Bücher des gesuchten Fachgebietes. Schließlich gibt es über die auf einem Gebiet hervorgetretenen Männer Biographien oder Lebensbeschreibungen, meist verfaßt von einem Fachkollegen oder Freunde. Eine Quelle, aus der auch die vorliegende Schrift reichen Nutzen ziehen konnte, sind die Lebenserinnerungen, Autobiographien oder Memoiren; in ihnen wird aus erster Hand Fachliches und persönlich Erlebtes geboten. Außer dieser literarischen Orientierung, wie sie Brather vorschlägt, wird man sich für viele Themen das Material weniger aus Büchern, sondern aus der Praxis, am besten aus beiden Quellen, verschaffen. Für das Thema „Sozial-

S a m m l u n g von M a t e r i a l

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w e s e n " z. B. empfiehlt sich zur I n f o r m a t i o n ein Besuch auf d e m n ä c h s t e n Sozialamt. H i e r w i r d in der P e r s o n a l stelle, Pressestelle, Bibliothek oder im Archiv ein B e a m t e r ü b e r die n e u e s t e F a c h l i t e r a t u r Bescheid wissen, d e r e n K e n n t n i s n o t w e n d i g ist, u m ü b e r das Sozialwesen zu sprechen, wahrscheinlich k a n n sie d o r t gleich e i n gesehen w e r d e n . A u ß e r d e m gibt die B e o b a c h t u n g des Publikums, das w a r t e t oder a b g e f e r t i g t wird, ein u n g e f ä h r e s Bild, u m w a s es sich b e i m Sozialwesen handelt, auch gew ä h r t B e f r a g u n g von A n g e s t e l l t e n u n d P u b l i k u m E i n blick in die Wünsche u n d Nöte. Vom e r s t e n Tage der Ü b e r n a h m e des R e d e t h e m a s a n w i r d alles hierauf Bezügliche aus Zeitungen, Zeitschriften, P r o s p e k t e n , W e r b e s c h r i f t e n g e s a m m e l t . I m Archiv e i n e r großen Z e i t u n g sind nicht n u r die J a h r g ä n g e vieler Zeit u n g e n v o r h a n d e n , s o n d e r n auch M a p p e n nach einzelnen T h e m e n angelegt. A k t u e l l e s M a t e r i a l besorgt g e g e b e n e n falls ein Z e i t u n g s a u s s c h n i t t b ü r o . Z u r U n t e r b r i n g u n g des G e f u n d e n e n d i e n t eine Kartei (Kartothek), vor allem, w e n n das T h e m a auch w e i t e r h i n v e r f o l g t u n d das M a t e r i a l ergänzt w e r d e n soll, u m es zu Reden u n d S c h r i f t e n zu v e r a r b e i t e n . Solche K a r t e i e n , in P a p i e r - u n d B ü r o g e s c h ä f t e n zu k a u f e n , lassen sich auch nach eigenen Wünschen herstellen o d e r bestellen. I m Wesentlichen besteht die K a r t e i a u s einem K a s t e n m i t Zetteln von möglichst f e s t e m Papier, f ü r dessen W a h l entscheidend ist, ob es m i t Schreibmaschine oder h a n d schriftlich beschrieben w e r d e n soll. D a s F o r m a t richtet sich nach d e m U m f a n g der E i n t r a g u n g e n . Die E i n t e i l u n g k a n n nach Sachworten, P e r s o n e n , O r t e n oder J a h r e s z a h len erfolgen. Die U n t e r t e i l u n g w i r d erleichtert durch L e i t k a r t e n m i t einem V o r s p r u n g o d e r K a r t e i k a r t e n m i t e i n e m „Reiter" in verschiedenen F a r b e n . Auch A u s schnitte finden Platz. E i n e solche K a r t e i ermöglicht, jederzeit n e u e s M a t e r i a l a m richtigen O r t e i n z u t r a g e n u n d es d o r t w i e d e r z u f i n d e n . Wie die A r b e i t d e r richtigen Materialverwertung und Sichtung p r o d u k t i v gestaltet u n d Leerlauf v e r m i e d e n w i r d , b e h a n d e l n Spezialbücher u. a. von K u n t z e , K l i e m a n n u n d Kröber. Somit d ü r f t e k a u m bei einem T h e m a S o r g e u m M a t e r i a l b e s c h a f f u n g bestehen, i m m e r w i r d es Möglichkeiten hierzu getoen. M a t e r i a l aus e r s t e r H a n d ist zu b e v o r -

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Voraussetzungen

zugen, solches aus zweiter oder dritter Hand mit Vorsicht zu verwenden. Authentische Quellen gewährleisten die Richtigkeit und W a h r h e i t der Angaben. Spricht der Redner vor allem an einem ihm fremden Ort und über dortige V e r hältnisse, so müssen seine Zahlen und Daten absolut stimmen, damit nicht die besser informierten E i n h e i m i schen ihn korrigieren und Zweifel an der W a h r h e i t des übrigen Redeinhaltes aufkommen. 6. Disposition einer Rede Die Konzeption einer R e d e setzt K l a r h e i t über die zur Verfügung stehende Zeit voraus. In den meisten F ä l l e n wird dem R e d n e r vorher eine bestimmte Zeitdauer eingeräumt, deren unbedingte Einhaltung eine S e l b s t v e r ständlichkeit sein sollte. Mit der M i n u t e zu rechnen ist z. B . beim Rundfunk unerläßlich, auch bei offiziellen A n lässen notwendig. Schon aus diesem Grunde wird man zu Hause Redeproben halten und dabei die Zeitdauer mit der U h r vor sich kontrollieren. Lehrreich ist ein V e r gleich zwischen der Zeitdauer der Probe(n) mit der t a t sächlich gehaltenen Rede. Vielleicht geriet diese kürzer: Es wurde von dem Vorbereiteten etwas vergessen oder mit Absicht weggelassen, was dem R e d n e r nun doch nicht m e h r so mitteilenswert erschien. Auch das U m gekehrte k a n n eintreten: angesichts seiner Hörer w a r dem R e d n e r noch einiges eingefallen. B e i gänzlich frei gehaltenen Reden ist die G e f a h r , m i t der Zeit nicht auszukommen besonders groß. S o berichtet Dessoir von seinen Rundfunkreden, die er ohne Unterlagen halten durfte, daß er manchmal in Zeitbedrängnis geriet, „aber mit der U h r vor den Augen vermochte ich es immer noch einzurichten". W e r zu einer R e d e aufgefordert und nach der dazu e r forderlichen Zeit gefragt wird, muß fähig sein, zu a n t w o r t e n : „Ich brauche f ü r dieses T h e m a , um es so durchzuführen, wie ich es mir denke, soundsoviel Minuten." Diese selbst geforderte Redezeit ist dann auch einzuhalten. I m allgemeinen gilt als R e g e l : nicht zu lange reden! Deshalb f r a g e sich der R e d n e r stets: mit wie wenig Zeitaufwand und Worten läßt sich mein T h e m a durchführen? Das ist schwer, wenn man viel zu sagen hat oder viel

Disposition einer Rede

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sagen zu müssen glaubt. Unter Verzicht auf Einzelheiten sind vorwiegend Kostproben zu bieten, so daß die Zuhörer nicht übersättigt und mit geistigen Verdauungsbeschwerden nach Hause gehen, vielmehr Appetit bekommen haben, bei nächster Gelegenheit von diesem Redner mehr zu hören. Kein Zuhörer, der für einen Vortragsbesuch vielleicht eine halbe Mark oder mehr bezahlt hat, dürfte sich benachteiligt fühlen, wenn es nach einer guten Stunde zu Ende ist. Bringt der Vortrag Demonstrationen mit Lichtbildern, Film oder Schallplatten, so kann er ausgedehnt werden. An Universitäten und Hochschulen wird 45 Minuten gelehrt, dann sind 15 Minuten Pause, um das Gehörte verarbeiten zu können. Vor allem soll der Redner niemals klagen, daß ihm so wenig Zeit zur Verfügung steht. Das ist unklug, weil man mit einer kurzen Rede wahrscheinlich mehr erreichen wird als mit einer endlosen; die kurze Rede wird zum mindesten nie Langeweile aufkommen lassen. Es liegt am Redner, mit der Zeit ökonomisch umzugehen! Öfters wurde beobachtet, daß Redner nicht einmal ihre Zeit ausgenützt hatten: statt der ihnen gegebenen 15 Minuten waren nur 10 oder 12 gebraucht worden. Ist die dem Redner eingeräumte Zeit erreicht worden, so muß ihm dies durch ein Zeichen mitgeteilt werden, etwa durch zweimaliges Klopfen. Moderne Anlagen ermöglichen das Aufleuchten einer Lampe mit der Zahl 5, wenn noch 5 Minuten Zeit sind, desgleichen bei der Zahl 1, schließlich das Wort „Schluß". Leichter kann es dem Redner nicht gemacht werden. Bei dem Klopf- oder Lichtzeichen wird er selbstverständlich den begonnenen Satz zu Ende bringen und in einem Schlußsatz hinweisen, über was er noch gesprochen hätte, wenn dazu Zeit gewesen wäre. Sind das wichtige Dinge, für die Interesse besteht, wäre die Redefrist noch um 5 Minuten zu verlängern. Ergeht sich dagegen der Redner nur in Wiederholungen und findet den Schluß nicht, so wird keine Verlängerung gewährt, sondern die Zeit für wichtigeres ausgenützt. Zuweilen kommt es vor, wie es der Verfasser einmal selbst erlebte, daß die ursprünglich eingeräumte Redezeit beim Eintreffen am Redeort vom Veranstalter wesentlich reduziert wird. Auch das darf einen elastisch eingestellten Redner nicht erschüttern, sondern

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Voraussetzungen

n u r zu einer U m g r u p p i e r u n g seiner A u f z e i c h n u n g e n v e r anlassen. Die A u t o r e n Doehring, H a c h e n b u r g u n d v. Velsen b i e t e n Beispiele von Z e i t ü b e r s c h r e i t u n g e n bei Reden. G r u n d e r f o r d e r n i s f ü r die W i r k u n g einer R e d e ist der richtige Titel. Ein geeigneter Titel w i r d den R e d n e r in die richtige B a h n lenken, das Disponieren günstig b e e i n flussen, vor allem a b e r Z u h ö r e r w e r b e n . Es l o h n t sich deshalb, der G e s t a l t u n g des Titels B e a c h t u n g zu schenk e n u n d d a r i n eine gewisse F e r t i g k e i t zu e r l a n g e n . Der Titel w i r d in Z e i t u n g e n u n d auf P l a k a t e n gelesen, er m u ß d e s h a l b Werbekraft e n t f a l t e n u n d darf nicht zu l a n g sein; die w e n i g e n W o r t e b r a u c h e n richtige P l a c i e r u n g . E r darf a b e r auch nicht e t w a s versprechen, w a s nicht g e h a l t e n w i r d : W e n n e t w a ein V o r t r a g ü b e r Sport a n g e k ü n d i g t wird, d e r R e d n e r a b e r n u r ü b e r Leichtathletik spricht, so h a t der Titel infolge m a n g e l n d e r B e g r e n z u n g auf das eigentliche T h e m a bei den L e s e r n der A n k ü n d i g u n g falsche E r w a r t u n g e n geweckt u n d e n t t ä u s c h t die H ö r e r . Ein Beispiel d e m o n s t r i e r e , w i e m a n leicht zu einem w i r k s a m e n Titel gelangen k a n n . L a u t A n k ü n d i g u n g sei Die A n g s t vor d e m R e d e n der I n h a l t eines Vortrages. Das klingt sachlich, ruhig, n ü c h t e r n , doch o h n e b e s o n d e r e werbepsychologische W i r k u n g . Dagegen w ü r d e die A n k ü n d i g u n g K e i n e A n g s t vor d e m R e d e n ! schon m e h r ins A u g e f a l l e n : d e n n es ist ein A u s r u f , der den Leser anspricht, sich a n i h n persönlich w e n d e t . Diese T e n d e n z w i r d noch e r h ö h t m i t d e m Titel W a r u m A n g s t vor d e m Reden? Das ist eine F r a g e s t e l l u n g , die den Leser einlädt, sich d a m i t zu beschäftigen u n d die A n t w o r t des R e d n e r s a n z u h ö r e n ; dieser m u ß d a n n freilich auch eine solche geben. W i r d die zu b e v o r z u g e n d e F o r m des A u s r u f e s oder der F r a g e s t e l l u n g gewählt, so darf das A u s r u f u n g s resp. Fragezeichen bei der Drucklegung nicht vergessen w e r d e n , w i e es o f t geschieht. D a m i t der Leser ein G e f ü h l f ü r diese S t e i g e r u n g s m ö g lichkeiten im Titel b e k o m m t , seien w e i t e r e Beispiele h e r angezogen, teilweise a u s d e m B e r l i n e r W a h l k a m p f , — da in Wahlzeiten stets alle Register gezogen w e r d e n . M e h r fach w u r d e dabei die F r a g e s t e l l u n g v e r w e n d e t :

Disposition einer Rede

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Warum X-Partei? Was will die Y-Partei? Daneben wurden Parolen von eindringlicher Formulierung verwendet: Die X-Partei ruft Berlin. Kampfbereite Y-Partei. Berlin vor der Entscheidung. Eine Wahlrede Charlottenburg — heute und morgen sollte die Situation vor und nach der Wahl konfrontieren, oder der Titel Wir wählen Z-Partei die Wahl erleichtern durch Verkündung einer Tatsache. Wirksame Titel zu finden, verlangt einige Bemühungen. Als Ergebnisse gemeinschaftlicher Arbeit in Rednerkursen unter Anleitung des Dozenten seien gehaltene Ubungsreden hervorgehoben, deren Titel ursprünglich keineswegs diese lebendige Form aufwiesen: ein Jurist: Was jeder vom B G B wissen muß. ein Optiker: Erhalte dein Augenlicht! ein Vertreter: Ist Handelsvertreter ein lohnender Beruf? ein Bierbrauer: Wie der Biertrinker der Wirtschaft hilft. ein zweiter Bierbrauer: Wir trinken Prozente. ein Schlesier: Was uns Schlesien war. ein Spandauer: Vom alten und neuen Spandau. Aus Dalldorf wurde Wittenau. ein Wittenauer: Einheitsschule oder Oberschule? ein Schüler: Wohin rollt der Wagen der ein Lehrer: Kultur? ein Kaufmann: Nützt Werbung dem Verbraucher? ein Fotograf: Knipsen —• aber mit Verstand. ein Musikfreund: Was sagt uns Bach heute? ein Elektro}achmann: Elektrizität — Herr oder Sklave? ein Bautechniker: Utopie oder Wirklichkeit im Wohnungsbau? Musik richtig hören! eine Musikstudentin: Vor und hinter dem Fahrkarteneine Fahrkartenschalter. verkäuferin ein Abiturient: Todesstrafe — ja oder nein? ein Feuerwehrmann: Was man von der Berliner Feuerwehr nicht weiß.

42 ein Ingenieur: eine DRK-Helferin: ein Student: ein Bankbeamter: ein stud, ing.: ein Schachspieler:

Voraussetzungen Mensch und Maschine. Rotes K r e u z — in K r i e g u n d Frieden. Chemie im Alltag. W a s ist ein W e r t p a p i e r ? Wie man Bauingenieur wird. Schach — ein königliches Spiel.

Z u r A n k ü n d i g u n g des T i t e l s w ü n s c h e n w i r a u c h g e naue B e n e n n u n g des Redners und möglichst eine A n g a b e s e i n e r S t e l l u n g o d e r s e i n e s A m t e s b z w . o b e r als F r e i s c h a f f e n d e r o d e r a l s A n g e s t e l l t e r spricht. W i c h t i g ist, v o n d e m noch u n b e k a n n t e n R e d n e r z u w i s s e n , in w e l c h e r E i g e n s c h a f t er a u f t r i t t o d e r w e l c h e I n t e r e s s e n g r u p p e n er vertritt. Hierdurch w i r d sein N a m e zu einem deutlicherem Begriff, man erfährt, aus welchem Lager, welcher Position er k o m m t u n d w i e er einzurangieren ist: E r rückt dadurch seinen potentiellen Hörern näher; und das d ü r f t e i h m erwünscht sein! Einige Ü b e r l e g u n g erfordert auch die F o r m u l i e r u n g d e r Anrede. S i e m u ß e n t s p r e c h e n d e r Z u s a m m e n s e t z u n g d e r H ö r e r s c h a f t u n d d e m V e r h ä l t n i s , in d e m d e r R e d n e r z u s e i n e m P u b l i k u m steht. S i n d es f r e m d e o d e r R e s p e k t s p e r s o n e n , so g e z i e m t sich e i n e f o r m e l l e r e A n r e d e , sind es K o l l e g e n o d e r j u n g e L e u t e , so w i r d m a n s i e a l s N ä h e r s t e h e n d e a n s p r e c h e n . I m G a n z e n g i l t als R e g e l : N i c h t z u viel Gebrauch machen von Ä u ß e r u n g e n der V e r e h r u n g u n d L i e b e , sie w i r k e n e h e r a u f d r i n g l i c h u n d e t w a s u n wahr, namentlich bei häufiger stereotyper Wiederholung. I m L a u f e e i n e r l ä n g e r e n R e d e s o l l e n sich R e d n e r u n d H ö r e r e i n a n d e r n ä h e r k o m m e n , u n d dies w i r d a u c h in d e r A n r e d e A u s d r u c k finden, d i e a l l m ä h l i c h e i n e n G r a d v e r t r a u t e r sein d a r f . A l l e r d i n g s soll d e r R e d n e r nicht b e ginnen mit „Sehr verehrte Damen und Herren!" und dann nach einigen M i n u t e n Redezeit ü b e r g e h e n zu „ M e i n e l i e b e n F r e u n d e ! " , w i e es e i n m a l g e s c h a h . S o v i e l F i n g e r s p i t z e n g e f ü h l sollte der R e d n e r auch f ü r die G e staltung der A n r e d e besitzen. E s ist d i e A n s i c h t g e ä u ß e r t w o r d e n , d a ß m a n f r e m d e n D a m e n u n d H e r r e n nicht „ V e r e h r u n g " e n t g e g e n b r i n g e n k a n n , u n d dies n i c h t noch s t e i g e r n s o l l t e z u „ S e h r v e r e h r t e " . E m p f e h l e n s w e r t e r ist d e s h a l b d i e A n r e d e : „ S e h r geehrte D a m e n u n d H e r r e n ! "

Disposition einer Rede

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Problematisch wird die Situation, wenn eine Zuhörerschaft aus Herren und einer einzigen Dame besteht, was oft vorkommt. Wie ist ein solches Auditorium anzureden? Die Hervorhebung „Meine D a m e und meine Herren!" dürfte dieser wahrscheinlich gar nicht besonders erwünscht sein. Wird dagegen der Plural „Meine D a m e n und Herren!" für eine einzelne Dame gebraucht, suchen die Zuhörer unwillkürlich eine zweite Dame. Dieses Dilemma wird gelöst durch Umgehung mit „Meine Herrschaften!" oder „Geehrte Anwesende!" Naumann hat allerdings die Anrede auf bloße Anwesenheit hin beanstandet und dies auch begründet, er schlägt deshalb als weitere Möglichkeit vor: „Geehrte Versammlung!" Überhaupt soll man ruhig einmal von den bekannten Anredeformeln abweichen und eine neue prägen; so wurde jüngst in Anlehnung an römische Rhetoriker die Anrede „Mitbürger!" gebraucht, wie bei uns schon im 18. Jahrhundert laut Kerners Erwähnung. Befindet sich in der Zuhörerschaft eine Persönlichkeit, deren Stellung und Name aus dem Rahmen herausfällt, so wird diese besonders angesprochen: „Herr Minister! Meine Damen und Herren!" oder „Euer Excellenz! Geehrte Festversammlung!" Rednerinnen können die übliche Formel „Meine Damen und Herren!" variieren zu „Meine Herren und Damen!", namentlich wenn letztere in der Minderzahl sind. Dieser Wortlaut wirkte bei seiner ersten Verwendung in der Deutschen Nationalversammlung 1920 erheiternd. Um einen Überblick zu geben, wie Parlamentsredner von Anreden Gebrauch machen, seien diese aus der 125. Sitzung des Bundestages vom 9. März 1951 zusammengestellt: Adenauer: Meine Damen und meine Herren! Später: Meine Damen und Herren! Schumacher: Meine Damen und Herren! von Merkatz: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Loritz: Meine sehr verehrten Damen und Herren! Später ebenso. Fisch: Meine Damen und Herren! Tichi: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Später nur: Meine Damen und Herren!

44 Seelos:

l'rau Wessel:

Voraussetzungen Herr Präsident! Meine Damen und Herren! H e r r P r ä s i d e n t ! Meine Herren

und Damen!

Später zweimal: Meine Damen und Herren! Präs. Ehlers: Meine Damen und Herren! Die Einleitung, der erste taktisch wichtige Teil der Rede, beginnt mit der Begrüßung der Anwesenden. Hierbei ist das Wetter ein beliebter Anknüpfungspunkt, der sich tatsächlich in jeder Wetterlage anwenden läßt, etwa so: „Ich begrüße die Anwesenden, die trotz des Platzregens (oder: prachtvollen Sommer abends) so zahlreich erschienen sind!" Vielleicht hat der Redner einen besseren Einfall als diese etwas abgenutzte Begrüßungsformel. Manche Redner beginnen auch mit der Versicherung: „Es freut mich, heute zu Ihnen sprechen zu dürfen." Damit das nicht als unwahre Phrase wirkt, möchte auch äußerlich ein entsprechend freundlicher und erfreuter Gesichtsausdruck die Freude bekunden. Üblich ist es, gleich bei Beginn den Dank an die Veranstalter oder für die Einladung auszusprechen, z. B. Sauerbruch in London 1937: „Lassen Sie mich zunächst Ihnen herzlich danken für die freundliche Aufforderung, in Ihrem Kreise heute Abend über die Herzchirurgie zu sprechen." ' Es seien nun die Fehler aufgezeigt, die einen wertmindernden Eindruck aufkommen lassen. Die Versicherung „Ich bin kein Redner" hat zwar antike Vorbilder (Marc Anton); doch ist sie vor allem kein geeigneter Redebeginn; auch kommt es darauf an, wer dies von sich behauptet. Als Bismarck 1866 sagte: „Ich bin kein Redner, ein Vorzug, den ich dem Herrn Vorredner bereitwillig einräume", stellte ihm der „Widerspruch von allen Seiten" (laut Sitzungsbericht) das gegenteilige Zeugnis aus. Anders dagegen der unbekannte Redner: er verliert gleich durch die falsche Taktik, sich Rednerfähigkeit abzusprechen. Mit einem schlechten Start begann ein Redner: „Ich spreche heute zum ersten Mal", ein anderer: „Ich habe noch niemals eine Rede gehalten." Dadurch entsteht beim Zuhörer das bange Gefühl: Er wird doch nicht etwa dabei verunglücken? oder: Da haben wir wohl nicht viel Bedeutendes zu erwarten! Eher könnte am Schluß einer gelungenen Jungfernrede das Eingeständnis mangelnder Rednererfahrung erfolgen. Ebenso taktisch falsch ist eine

Disposition einer Rede

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Äußerung wie: „Ich weiß nicht, ob ich überhaupt der richtige Mann bin, zu diesem Thema Stellung zu nehmen", oder: „Trotz vieler Bedenken habe ich mich entschlossen, das Wort zu ergreifen." Durch solche Wendungen verkleinert der Redner seine ganze Persönlichkeit statt sie zu entfalten und seiner Sache zu dienen. Deshalb wird man'Negatives zu sagen vermeiden, vor allem bei Beginn. Da die Versicherung: „Ich bin nicht vorbereitet" öfters mehr als Verlegenheitsphrase und Ausrede gebraucht wird, ist das bekannte Witzwort entstanden: „Unvorbereitet wie ich mich habe." War wirklich „keine Zeit" zur notwendigen Vorbereitung, so sei eine andere F o r mulierung vorgeschlagen, etwa „Ich spreche improvisiert (oder: aus dem Stegreif) und bitte, dies zu entschuldigen." Sind nur wenige Zuhörer erschienen, viel weniger als erwartet wurde, so wäre es ein schwerer Fehler, wenn der Redner aus Enttäuschung hierüber diese an den Zuhörern vorwurfsvoll auslassen würde, etwa mit den Worten: „Was ist eigentlich in dieser Stadt los, kein Mensch kommt" usw. Statt dessen sollte er die wenig Erschienenen mit besonderer Herzlichkeit begrüßen und sie auffordern, vorn auf den besten Plätzen, „die im Theater und Konzert die teuersten sind", zusammenzurücken; denn bei verstreut im dreiviertel leeren Saal Sitzenden kann keine Stimmung, kein Gemeinschaftsgefühl, keine Resonanz aufkommen. Der Redner wird sich an diese wenigen Menschen persönlich und eindringlich wenden und damit bei ihnen vielleicht eine nachhaltigere Wirkung erzielen, als wenn der Saal überfüllt gewesen wäre und diese Zuhörer sich mehr als zusammengepferchte Masse gefühlt hätten. Wir erinnern hier noch einmal an Prof. L. Curtius, auf den gerade „das andächtig lauschende Häuflein Menschen so stark wirkte." Sachlicher Ausgangspunkt soll möglichst ein aktuelles Ereignis auf dem Gebiete des Redethemas sein. Was aktuell ist, erfahren wir täglich und stündlich durch Presse und Rundfunk. Aktuelle Dinge bewegen oder beschäftigen die meisten Menschen mehr oder weniger. An ein solches Ereignis möchte der Redner anknüpfen, um dadurch das Interesse für sein Thema zu gewinnen oder zu erhöhen: Der Sportler wird von einem Sport-

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Voraussetzungen

ereignis, m e i s t e n s des l e t z t e n S o n n t a g s , a u s g e h e n , ein Redner ü b e r Musik von dem neuesten Orchesterwerk, das i m l e t z t e n S i n f o n i e k o n z e r t b e g e i s t e r t e Z u s t i m m u n g o d e r s c h a r f e A b l e h n u n g f a n d . E b e n s o sind a k t u e l l e A u s stellungen, Kongresse, Bucherscheinungen, Todesfälle auf d e m G e b i e t e des R e d e t h e m a s g e e i g n e t e A u s g ä n g s punkte. F e h l t ein solcher a k t u e l l e r A n l a ß , so g e h t d e r R e d n e r v o m Allgemeinen aus, u m v o n da auf d a s eigentliche T h e m a zu k o m m e n : also v o n d e r M u s i k auf die m o d e r n e Musik, v o m S p o r t auf d a s S c h w i m m e n , v o m K r i e g auf die Kriegsbeschädigten usw. H a u p t a u f g a b e d e r E i n l e i t u n g ist die Ankündigung des in d e r f o l g e n d e n R e d e zu E r w a r t e n d e n , w o b e i m a n g e s p a n n t , j a e t w a s n e u g i e r i g m a c h e n d a r f , w a s a b e r verpflichtet, d a s A n g e k ü n d i g t e auch a u s z u f ü h r e n . H i e r z u g e h ö r t die B e k a n n t g a b e e i n e r e v e n t u e l l e n B e g r e n z u n g des T h e m a s : w a s nicht b e h a n d e l t w e r d e n k a n n , w e i l es zu w e i t f ü h r e n würde. Von h ö h e r e r W a r t e a u s g e s e h e n , h a t die E i n l e i t u n g e i n e w i c h t i g e F u n k t i o n : Kontakt zwischen R e d n e r u n d Z u h ö r e r s c h a f t h e r z u s t e l l e n u n d d e r e n Aufmerksamkeit zu g e w i n n e n , w o b e i zu b e r ü c k s i c h t i g e n ist, d a ß w ä h r e n d d e r E i n l e i t u n g ä u ß e r l i c h noch U n r u h e h e r r s c h t d u r c h Z u s p ä t k o m m e n d e u n d P l a t z s u c h e n d e , d a ß d e r R e d n e r noch nicht g a n z f r e i v o n E r r e g u n g spricht, d e n n noch w e i ß er nicht, w e n e r v o r sich h a t , ob sein P u b l i k u m richtig r e a g i e r e n w i r d . Ist d a s e r w a r t u n g s g e m ä ß e i n g e t r e t e n , so k a n n er b e r u h i g t a n die eigentliche R e d e g e h e n . A u c h h a t e r inzwischen d i e A k u s t i k des R a u m e s k e n n e n g e l e r n t u n d sich auf diese e i n z u s t e l l e n b e m ü h t . U m ein O r c h e s t e r w e r k zu spielen, m ü s s e n die M u s i k e r i h r e I n s t r u m e n t e e i n s t i m m e n , u n d z w a r auf e i n e n g e m e i n s a m e n Ton. W e n n es d e m R e d n e r gelingt, seine Z u h ö r e r einzustimmen, h a t e r m i t d e r E i n l e i t u n g schon eine erste Erfolgschance gewonnen. U n e r l ä ß l i c h e V o r b e d i n g u n g f ü r e i n e R e d e ist O r d n u n g d e r G e d a n k e n u n d i h r e r Folge, m a n n e n n t d a s die Disposition o d e r G l i e d e r u n g . O h n e eine solche ist d a s G a n z e m e h r ein H e r u m s c h w i m m e n o h n e Ziel, ein K ö r p e r o h n e R ü c k g r a t , also o h n e H a l t . Von e i n e m A m t s b r u d e r e r z ä h l t Pastor Hahn, er h a b e ohne Dispositionen u n d deshalb

Disposition einer Rede

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bis zu 2V2 Stunden gepredigt, währenddessen die Zuhörer kamen und gingen oder wiederkamen. Die Frage, ob und wieweit die Zuhörer von der Disposition Kenntnis erhalten sollen, ist zu bejahen, wenn auch die frühere pflichtmäßige Ankündigung der Predigtdisposition von Pfarrer Geyer als Zopf bezeichnet wird. Man muß sich aber folgendes vor Augen halten: Die Ankündigung einer Disposition beweist zunächst einmal, daß der Redner eine solche angefertigt und seiner Rede zugrunde gelegt hat. Das sichert den Zuhörer vor größeren unvorbereiteten Abschweifungen des Redners, und er kann auf konzentrierte Durchführung rechnen. Die Dispositions-Ankündigung hat aber auch den Vorteil, daß der Hörer jederzeit weiß, in welchem Teil der Rede er sich befindet und was er noch zu erwarten hat. Das müßte ihm willkommen sein, zumal wenn er einmal etwas geistesabwesend oder gar eingeschlafen war, was sowohl in Predigten wie in Vorträgen vorkommt. Es empfiehlt sich also für den Redner, bei Beginn anzukündigen: „Ich werde mein Thema in drei Teilen durchführen, nämlich 1., 2., 3." Der Besucher weiß nun, unter welchen verschiedenen Gesichtspunkten das Thema behandelt wird, ein trennender Schleier löst sich von dem ihm bisher noch unklaren Begriff, ein Gedankengebäude lädt ihn zum Eintreten ein wie beim Aufschlagen eines Buches, das schon durch seine Gliederung und Gestaltung Einblick in das zu Erwartende gibt. Ist der erste Teil beendet, so würde der Redner weiter ankündigen: „Ich komme zum nächsten (zweiten) Teil" oder ungezwungen hinübergleiten: „Wie sieht aber die heutige Lage aus?" oder: „Was erwarten wir von der Zukunft?" oder: „Was lehren uns diese Betrachtungen?" oder: „Hören wir nach diesen Gründen auch die Gegengründe an." Damit ist er am nächsten Redeteil oder dem Schlußteil angelangt. Eine kurze Pause, entsprechend dem Absatz im Gedruckten, wird den Ubergang verdeutlichen. Eine klare Disposition zu finden, sollte eigentlich keinem Redner schwer fallen, haben wir doch schon unsere Schulaufsätze aufbauen und gliedern müssen, freilich waren es oft genug Themen, die mit dem Leben und unseren Interessen wenig Berührung hatten.

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Voraussetzungen

Zunächst gibt es Themen, bei denen die Disposition von selbst gegeben ist und keinerlei Nachdenken erfordert. Z. B. bei dem Thema „Für und wider d a s P r e i s a m t "

wird der Redner erst die für das Preisamt sprechenden Gründe aufzählen, dann die gegen das Preisamt bestehenden, schließlich wird er Gründe und Gegengrün.de abwägen: welche die gewichtigeren sind. Unter der Voraussetzung, daß vielleicht manche Zuhörer von diesem Amt überhaupt zum ersten Male Kenntnis erhalten, hätte er darzulegen, seit wann, warum und mit welchem Ergebnis (Nutzen) dieses Amt arbeitet. Das Für und Wider wären die Kernstücke der Rede, wie angekündigt. Ebenso leicht entsteht eine Disposition aus zeitlicher Betrachtung etwa unter dem Titel X-Stadt \ . , • „, Y-Werk / e l n s t u n d 1 Hier würde aufgezeigt die Entwicklung dieser Stadt oder dieses Unternehmens aus kleinsten Anfängen zu späterer unerwarteter Ausdehnung und wie es dort heute nach den kriegsbedingten Schicksalsschlägen aussieht. Es ergäbe sich also eine Betrachtung 1. der Vergangenheit, 2. der Gegenwart, 3. der Zukunft; denn der Redner wird dabei auch einen Ausblick bieten mit zukünftigen Forderungen, einer Nutzanwendung des Gehörten und praktischen Vorschlägen. Hauptstück ist naturgemäß meistens der Teil über das „heute", die Gegenwart. Bei dem Thema „Alkohol und Tabak — Gift oder Genußmittel?" wird der primitive Redner 1. den Alkohol, 2. den Tabak besprechen, außerdem hätte er die Begriffe Gift und Genußmittel zu erklären, Der gewandtere Redner würde das Thema einleitend als ein Charakteristikum unserer Zeit darstellen, dann im 1. Teil die Rolle schildern, die Alkohol und Tabak im täglichen Leben als Genußmittel spielen, im 2. Teil aber die Schäden durch den Mißbrauch aufzählen, wodurch diese Genußmitel zu Giften werden, er würde fragen, was namentlich im Hinblick auf die gefährdete Jugend geschieht, er könnte schließlich in einem 3. Teil die volkswirtschaftliche Seite darstellen: wieviel Arbeitsplätze Alkohol- und Tabakkonsum schafft

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Disposition einer Rede

und wieviel Steuern er dem Staate einbringt, dies mit ein paar Zahlen illustriert. Das Thema „Warum Gewerkschaften?" ließe sich folgendermaßen disponieren: Einleit.: Erklärung des Wortes Gewerkschaften. 1. Teil: Wie war es ohne Gewerkschaften und Was führte zur Gründung von Gewerkschaften? 2. Teil: Wie wirkt sich die Einrichtung von Gewerkschaften aus? 3. Teil: Welches sind die Gegner von Gewerkschaften und aus welchen Gründen? Schluß: Klare Antwort auf die Frage des Titels. Die Teile 1 bis 3 bilden sozusagen das Material für die Antwort. Ein Untertitel vom 2. Teil oder — falls umfangreicher — ein selbständiger 4. Teil könnte einer vergleichenden Betrachtung anderer Länder gewidmet sein. Erleichtert wird die Gliederung durch die Frage: Wer und was ist dabei beteiligt? Z. B. soll ein Vortrag über das Theater gehalten werden, würden sich drei Hauptteile ergeben: 1. Die Baulichkeiten und technischen Einrichtungen (Bühne), 2. Das Personal, vor allem das künstlerische, 3. Die Stücke, also der Spielplan. Bei 1. kann der Redner bis zu den antiken Freilichtbühnen zurückgreifen, bei 2. auch berühmte Künstler der Theatergeschichte erwähnen, bei 3. Wünsche und Richtlinien für die Spielplangestaltung vortragen. In welcher Reihenfolge der Redner aufbaut und auf welchen Teil er den Hauptwert legt, bleibt ihm überlassen. Bei einer Rede über das Buchwesen etwa unter dem Titel „Meine Bücher"

o d e r „Was ich gern

lese"

wäre der darzustellende Personenkreis von Beteiligten, 1. Autoren, 2. Verleger, 3. Buchhändler, 4. Leser, zu denen auch der Redner gehört. Ist der Redner Kopfarbeiter, so wird er sich auch mit dem Anteil der Handarbeiter an seinem Thema befassen, ebenso der Werkarbeiter sich in die Lage des Geistesarbeiters versetzen müssen. Bei dem schon schwierigeren Thema „Die Gleichberechtigung der Frau" lautet eine naheliegende Einteilung: Gleichberechtigung 1. in der Ehe, 2. im Beruf. Ein ande4 Biehle, Redetechnik

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Voraussetzungen

rer Redner gliedert das Thema in eine Gegenüberstellung der Auffassungen von der Gleichberechtigung verschiedener Völker und Zeiten. Für weitere Gesichtspunkte würde folgender Rahmen erforderlich sein: Einleit.: wo und wann der Begriff der Gleichberechtigung entstand, 1. Teil: wie kam es zur Gleichberechtigung? 2. Teil: um was ging resp. geht es bei der Gleichberechtigung? 3. Teil: wie die heutige Gleichberechtigung aussieht, Schluß: persönliche Meinung und Wünsche. Schließlich noch ein Dispositionsvorschlag für eine Rede über den Schuman-Plan, auf dem die Montanunion fußt: Einleit.: nach wem genannt, Persönlichkeit Schumans, 1. Teil: Organisation, Satzungen, davon die Hauptpunkte, 2. Teil: Gegenstand und regionale Ausdehnung des Schuman-Planes, 3. Teil: Auswirkung für Deutschland, 4. Teil: welche Länder nicht daran beteiligt, Standpunkt der Gegner. Schluß: persönliche Auffassung, evtl. als Fachmann, und Ausblick. Es existieren zum Schuman-Plan verschiedene Flugschriften, auch Werbebroschüren genannt, in denen alles Wichtige in Zeichnungen und Diagrammen veranschaulicht ist. Man erhält dadurch nicht nur Material zur Rede, sondern prägt sich diese bildlichen Darstellungen so ein, daß sie aus dem Kopfe wiedergegeben werden können. Ein Fehler wird im ersten Teil oft dadurch gemacht, daß dieser als geschichtlicher Teil zu umfangreich und ermüdend gerät. Wir haben wohl alle einige Kenntnisse der geschichtlichen Entwicklung unseres Berufsgebietes, so daß es uns nicht schwerfällt, darüber zu sprechen. Sofern es sich nicht um ein rein geschichtliches Thema handelt, möchte dieser Teil zeitlich nicht zu weit zurückgreifen. Schon die letzten 40 Jahre haben wohl auf jedem Gebiet solche Veränderungen gebracht, daß deren Schilderung bereits als geschichtlicher Rückblick genügt, natürlich wird man gelegentlich auch auf 100 oder mehr Jahre zurückgreifen müssen. Aber dann in großen Zügen! Sonst geht wertvolle Zeit für die immerhin wich-

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tigere Betrachtung der Gegenwart verloren. Es kann auch von dem Kunstgriff Gebrauch gemacht werden, erst von der Gegenwart zu reden; sind die Zuhörer aufmerksam gespannt, dann einmal in die Geschichte zurückgreifen, etwa so: „Nicht immer war unser X-Werk ein so großes Unternehmen; wenn wir einmal um 50 J a h r e zurückgehen, werden wir in die Zeit der ersten Entwicklung aus primitiven Anfängen versetzt. Damals . . . " In dieser Form würde eine Exkursion in vergangene Zeiten mehr Interesse finden, als wenn die Rede mit einem langatmigen geschichtlichen Teil beginnt. Die vorstehenden Dispositionsentwürfe sind nur als Hilfen und Anregungen gedacht, sie lassen sich aber auf die meisten Themen irgendwie anwenden. Vom Fachvertreter eines Gebietes wird erwartet, daß er aus langjähriger täglicher Erfahrung mit der Materie eine allen Anforderungen entsprechende Disposition anzufertigen in der Lage ist. Im Laufe einer längeren Rede möchten alle Mittel aufgeboten werden, Steigerung und Spannung zu erzielen, um das Interesse wachzuhalten und keine Langeweile aufkommen zu lassen. Auch das kann auf einfache Weise geschehen: Entweder man wiederholt etwas schon früher Gesagtes, nun aber mit kräftigeren Worten, mit erhobener Stimme und reicheren Gesten oder bietet hierzu aufgehobenes Material: Belege durch Aussagen, Dokumente, Zahlen, Äußerungen von Fachautoritäten. Die Meinung des Redners ist dadurch gestützt und getragen von nicht zu widerlegenden Beweisen oder den Ansichten maßgeblicher Persönlichkeiten. Der Zuhörer, ursprünglich vielleicht noch nicht ganz überzeugt, wird nunmehr zustimmen. Von entscheidender Bedeutung ist die Gestaltung des Schlusses einer Rede; er wird zum mindesten eine Zusammenfassung der Dispositionsteile und Hauptgedanken bringen, und zwar in besonders eindringlichen Worten. Hier wäre Gelegenheit, in wirksamer Art Vorschläge zu machen, auch wenn diese im Augenblick noch nicht realisierbar erscheinen. Nach einer Ankündigung „Mein Vortrag ergibt somit folgende Schlußfolgerungen . . . " könnte der Redner diese in drei bis fünf Sätzen bringen. Vorteilhaft wäre auch ein einprägsames Schlagwort oder ein 4*

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Voraussetzungen

k r a f t v o l l e r K e r n s a t z wie „ J e d e r ein K ä m p f e r ! " o d e r „Alles f ü r die G e s u n d h e i t ! " ö f t e r s h e i ß t es in Z e i t u n g s b e r i c h t e n : „ A m Schluß richtete der R e d n e r einen d r i n g e n d e n Appell a n die A n w e s e n d e n . " Das w ä r e die b e s t e Lösung des Schlusses, i h n zu e i n e m Appell zu gestalten, e t w a so: „Ich f o r d e r e Sie n u n auf, . . . " oder „Ich a p p e l l i e r e a n I h r e O p f e r b e r e i t s c h a f t " . D a m i t e r h a l t e n die Z u h ö r e r eine k l a r e .Weisung, w a s sie in Z u k u n f t t u n oder d e n k e n sollen. F o l g e n d e Fehler w e r d e n im Schluß teil meistens gemacht: U n v e r m i t t e l t u n d plötzlich ist die R e d e zu Ende, ein Schlußteil fehlt. „Er k o n n t e d e n Schluß nicht f i n d e n " hieß es schon bei G o t t f r i e d Keller. Die übliche A n k ü n d i g u n g : „Ich k o m m e n u n z u m Schluß" verpflichtet, mit a b schließenden G e d a n k e n die R e d e zu b e e n d e n , u n d v e r bietet, diese noch fortzusetzen. Ist d e m R e d n e r geglückt, einen S c h l u ß h ö h e p u n k t zu finden, so m u ß die R e d e d a m i t u n b e d i n g t enden, also niemals diesen z e r r e d e n ! Churchill h a t angeregt, gelegentlich m e h r e r e V a r i a n t e n des Schlußteils v o r z u b e r e i t e n . W i r d auf einer Tagung, auf einem K o n g r e ß , i m P a r l a m e n t l a n g e d e b a t t i e r t m i t u n b e k a n n t e m A u s g a n g d e r Sache, so e m p f i e h l t sich, m e h r e r e Schlüsse b e r e i t z u h a l t e n , u m d e m jeweiligen E r gebnis R e c h n u n g zu t r a g e n . Z u m V e r s t ä n d n i s eines schwierigen V o r t r a g e s w i r k t es s e h r erleichternd, w e n n a m S a a l e i n g a n g Programme v e r teilt oder v e r k a u f t w e r d e n , e n t h a l t e n d ein Exposé des V o r t r a g e s m i t allen v o r k o m m e n d e n wichtigen N a m e n u n d Z a h l e n ; sie k ö n n e n d a n n nicht m i ß v e r s t a n d e n w e r den. E i n e m a n g e f ü g t e n L i t e r a t u r v e r z e i c h n i s e n t n i m m t der i n t e r e s s i e r t e Hörer, w a s auf diesem Gebiete an m a ß g e b e n d e n B ü c h e r n existiert. 7. Ausdruck und Stil D e r Begriff A u s d r u c k u n d Stil ist s e h r weit zu fassen, d e n n die A n w e n d u n g der s p r a c h l i c h - g e s t a l t e n d e n A u s d r u c k s m i t t e l e r s t r e c k t sich sowohl auf die geistige G r u n d h a l t u n g des R e d n e r s als auch auf die Einzelheiten seiner Ausdrucksweise. Als erstes ist Klarheit d e r G e d a n k e n u n d der A u s drucksweise zu f o r d e r n , d a m i t k e i n e U n k l a r h e i t a u f k o m m t . Sonst k a n n passieren, w a s U e x k ü l l nach e i n e m V o r t r a g des D o r p a t e r P r o f . A. von Oettingen ü b e r P a n -

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tophysik erlebte: Der eigene Bruder des Redners, der geistvolle und sarkastische Oberbürgermeister von Riga, G. von Oettingen, erhob sich und sagte: „Ich bitte den Herrn Redner, seinen Vortrag noch einmal zu wiederholen, weil mir nicht alles unklar geworden ist." Zweitens soll der Redestil dem Inhalt angepaßt werden. So sagt Theodor Heuss von Friedrich Naumann, daß er über Sachliches nüchtern referierte, leichte Dinge plaudernd vorzutragen verstand. Als drittes soll der Redner lernen, seine eigene Person hinter die Sache, der er dient, zurückzustellen. Etwas anderes ist es, diese Sache durch ein persönliches Erlebnis zu illustrieren und zu verdeutlichen: „Ich habe damals teilgenommen und will Ihnen meine Eindrücke schildern." Hier erhält die Darstellung eine gewisse private Note, die erwünscht ist und die Persönlichkeit des Redners interessanter macht. Zu einem der wichtigsten Ausdrucksmittel kann der Humor werden, mit dem sich gerade Unangenehmes leichter sagen und gute Aufnahmebereitschaft erzielen läßt. Es ist bei längerer Rede ratsam, den Zuhörern einige Male Anlaß zum herzhaften Lachen zu geben. Sitzt man einige Zeit zusammengedrängt, ohne sich rühren zu können, so versetzt das Lachen in innere und äußere Bewegung. Das Lachen kommt durch Zwerchfellstöße zustande, daher auch der Ausdruck „zwerchfellerschütterndes Lachen". Von hier gehen körperlich-seelische Wechselwirkungen aus: eine Belebung des ganzen Menschen. Diese sollen aber niemals erzielt werden durch Witzeleien des Redners, sondern nur durch Humorvolles, das sich aus dem Stoff selbst ergibt. Fast auf jedem Gebiet, auch dem ernstesten, sind dem Fachmann heitere Ereignisse oder gar eigene Erlebnisse bekannt, von denen er Gebrauch machen darf. Sogar der Kanzelredner kann Humorvolles bringen, wie z. B. Geyer sagt: „Es ist mir lieber, sie lachen als sie schlafen. Hier in der Kirche verwandelt sich das Lachen in ein Lächeln, das Lächeln der Lippen in ein Lächeln der Seele." Redner aber, die alles nur von der witzigen Seite auffassen, sollen sich einschränken, wenn sie ernst genommen werden wollen. Noch einmal sei auf die wünschenswerte Fähigkeit hingewiesen, den während der Rede aufkommenden Gedanken und Gefühlen, auch der Begeisterung, im Augenblick

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richtigen Ausdruck zu geben: das ist wohl die eigentliche rednerische Kunst. Wenden wir uns den stilistischen Einzelheiten zu, so erfordert zunächst die Satzgestaltung besondere Beachtung. Schachtelsätze, auch Bandwurmsätze oder Treppensätze genannt, sind zu vermeiden, da infolge des Ineinanderschachteins von Nebensätzen der Redner am Satzende nicht mehr weiß, wie er angefangen hat, der Satz also in der Luft hängen bleibt. Solche Sätze lassen sich gedruckt noch entziffern und verstehen, in der Rede sind sie aber ein Unding. Als einen Ausnahmefall erwähnt Heinrich Seidel den Prof. der Kunstgeschichte Friedrich Eggers: „Seine Vortragskunst war außerordentlich. Der Stil seiner Vorträge konnte nicht gerade vorzüglich genannt werden; denn in dem Bestreben, möglichst viel zu sagen, hatte er eine Vorliebe für lange Perioden mit Einschachtelungen. In seinem Munde aber nahmen diese überladenen Sätze eine wunderbare Klarheit an. Indem er bald scharf betonte, bald schnell dahineilte, bald durch eingefügte Schachtelsätze blitzartige Seitenlichter auf den dargestellten Gegenstand warf, merkte man gar nicht, welch ein Bandwurm sich da eigentlich vor einem entrollte." Um diesen Fehler zu vermeiden, wenden wir die b e kannte Schulregel an: Neuer Gedanke — neuer Satz! Also kurze Sätze bilden! Auch läßt sich die Bildung von Nebensätzen vermeiden durch ein Hauptwort. Unser weiteres Bemühen gilt der Wahl des einzelnen Ausdruckes. Nach Zeitungsberichten bediente sich ein Redner der metaphorischen Ausdrucksweise: Das ist die Anwendung der Bildersprache (Metapher). Durch übertragene Ausdrucksweise entsteht eine bildhafte Redewendung, etwa im Herbst des Lebens trockener Humor. Hier soll man sich hüten, zu verbrauchte Bilder zu benützen, wozu Der rote Faden / Der Zahn der Zeit gehören. Mit der Wahl falscher Bilder haben insbesondere Parlamentsredner, auch berühmte, unbeabsichtigte Heiterkeitserfolge gehabt, wofür als Beispiel diene:

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Der -Wagen der Revolution rollt einher und fletscht die Zähne. Gepflegte Ausdrucksweise läßt die Anwendung von Kraftausdrücken nicht zu. Man wird z. B . den Ausdruck Besoffenheit vermeiden und dafür Trunkenheit oder Alkoholrausch wählen, statt Quatsch das Wort Unsinn. Ebenso ist Vorsicht geboten mit Übertreibungen und Superlativen. J e d e Zeit hat gewisse Modeworte, gegenwärtig sind es die Ausdrücke prima, phantastisch, ganz groß; sie gehören nicht in die seriöse Rednersprache. Andere Redner wollen durch viele Zitate ihre Bildung unter Beweis stellen. Aus Schriftwerken zitieren sie Stellen, die zu geflügelten Worten geworden sind. Hierbei empfiehlt es sich, das Zitat auf seinen Sinn zu prüfen. In dem Zitatenschatz des deutschen Volkes von Georg Büchmann „Geflügelte Worte" können Zitate in deutscher und anderen Sprachen auf Quelle und Ursprungssinn nachgeschlagen werden. Wer in einer fremden Sprache etwas zitiert, ohne diese zu beherrschen, entschuldige seine Aussprache und vergesse nicht die deutsche Ubersetzung, damit alle Zuhörer den Sinn verstehen. Ein ständig falsch interpretiertes Wort ist das vom Amtsschimmel, er kann nicht geritten werden, weil es ein Schimmelüberzug ist, der sich — wie auf altem Brot — an unbearbeitet liegengebliebenen Akten von Ämtern festsetzt. Bemühen wir uns auch, auf Fremdworte zu verzichten, wenn ein deutsches Wort dasselbe besagt. Das wird nicht immer der Fall sein, womit fanatische Fremdwortgegner, die man zuweilen antrifft, rechnen mögen. Manche Worte verlangen ganz besondere Vorsicht wegen ihres Doppelsinnes. So wurde im Bundestag das Wort „rechtsgebunden" mißverstanden. Meinte der Redner „an das Recht gebunden" oder „an eine Rechtspartei gebunden"? Ebenso zweideutig sind Worte wie pikant, beschränkt, unter anderen Umständen. Das Wort „Führer" hat einmal einen bestimmten Sinn bekommen, so daß es heute kaum noch angewendet werden kann. Auch andere Worte haben neue Bedeutung er-

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halten, wie z. B. Sektor, Zone, oder es sind neue Wörter entstanden, wie z. B. Theateroffizier. Was wir nicht hören wollen ist die den Sätzen angehängte stereotype Frage: Nicht wahr?, Nich?, Ja? Energisch muß auch die Verballhornung der Partikel „eben" zu „ämbd" bekämpft werden, durch die mancher Redner an Niveau viel verliert. Ein Kollege des Klinikers von Strümpell häufte das „also" in jedem Satz, so daß er z. B. die Demonstration einer Neubildung (Krebs) in der Vorlesung mit den Worten schloß: „So haben wir es also hier zu tun mit einem also Karzi-also-nom." Die Anwendung von „brauchen" ohne „zu", etwa „Sie brauchen nicht denken", ist ein Zeichen von Unbildung oder Nachlässigkeit. Fehlerhafte Umstellung der Wortfolge (Inversion) bieten merkwürdig oft die Reden Kaiser Wilhelms II. (und danke ich Ihnen, — und spreche ich . . . aus, — und können Sie, — und kann ich nun, —• und bin ich es . . . schuldig), die durch gehäufte Superlative und Bevorzugung des schon phonetisch unschönen Wortes „Jetztzeit" (statt Gegenwart) geradezu falsches Deutsch bieten (schöner wie, — zu dem Zeitpunkt, wo, — am heutigen Tage, wo). Schließlich beschäftigen uns noch spezifische Kunstmittel der Rede. Zunächst die Form des Ausrufes, etwa So geht es nicht weiter! Vergessen Sie dies niemals! Noch lebendiger wirken Fragen an die Hörer: Was sagen nun unsere Gegner dazu? Jetzt frage ich Sie: . . . Ein besonderes Kunstmittel sind die rhetorischen Fragen, auf die keine Antwort erwartet wird, die nur anregen sollen, etwa: Wozu war das eigentlich alles nötig? Rednerische Wirkungen bietet die absichtliche Wiederholung eines Wortes oder Satzes, wie z. B. schon Cato seine Senatsreden während der letzten 10 J a h r e jedesmal schloß: Ceterum censeo Carthaginem esse delendam. (Im übrigen bin ich der Meinung, daß Carthago zerstört werden muß!) Ein Beispiel aus neuer Zeit enthält die Rede Clemen-

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ceaus vom 10. März 1918 in der Übersetzung von Schwertf eger: „ . . . Meine auswärtige und meine innere Politik sind ganz dasselbe: Innere Politik: ich f ü h r e Krieg Auswärtige Politik: ich führe Krieg Ich f ü h r e immer Krieg Rußland verrät uns: ich führe weiter Krieg. Das unglückliche Rumänien ist gezwungen, zu kapitulieren; und ich führe weiter Krieg. Und ich werde weiter Krieg führen bis zur letzten Viertelstunde, denn uns wird die letzte Viertelstunde gehören." Damit man nicht an Lieblingswendungen hängenbleibt, sondern Wortschatz und Ausdrucksfähigkeit erweitert, empfiehlt Rittelmeyer sehr genaue Vorbereitung in diesen Dingen. Freilich bevorzugt jeder seine Lieblingsausdrücke, z. B. die Nazis das Wort „Garant". Eine immer wiederkehrende, abgenutzte Phrase ist auch: e g rü e {( bschließe Versammlung. h , £ ich die meinen Vortrag. Wie der Mensch, so sein Stil. Das hat Bismarck in einer Rede richtig charakterisiert: „Der Herr Vorredner ist viel geschulter in der Rhetorik, und ich habe mich etwas geschämt, in meinem hausbackenen Deutsch nach seiner wohlgeschulten Rede sprechen zu müssen. Ich kann es aber nicht anders geben, als es mir gewachsen ist." Dagegen ließ Bismarck bei allen Schriftsätzen ein oder mehrere Konzepte anfertigen, bis die Reinschrift ein stilistisches Optimum erreichte, so daß ein geradezu klassisches Deutsch entstand bei einfacher und natürlicher Ausdrucksweise unter Beseitigung aller Superlative, ohne je in Kanzleistil zu verfallen, was sein Chef der Reichskanzlei Chr. v. Tiedemann rühmt. So sollte jeder am Stil arbeiten. Nach der Schulzeit kann das noch im Elternhaus ein wenig kontrolliert und angeregt werden. Fürs ganze Leben gilt: Nur gute Bücher lesen und bei allen Schriftlichkeiten erst einen Entwurf, notwendigenfalls auch zwei oder drei Entwürfe anfertigen.

In diesem Sinne

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Das Bemühen um Verbesserung des Schreibstiles wird auch dem Redestil zugute kommen, den wir uns frei von Papierdeutsch und billigen Phrasen wünschen. 8. Stimmliche Voraussetzungen Wer eine rednerische Tätigkeit auszuüben beabsichtigt, soll sich vorher fragen, ob er auch die Stimme dazu besitzt und evtl. das Urteil eines Stimmfachmannes einholen. Statt dessen verlassen sich die Redner auf ihre Naturstimme, deren Mängel die oratorische Wirkung einschränken und behindern. Bekannte Beispiele waren Bismarck und Stresemann; von letzterem sagt Schwerin von Krosigk: „Der blecherne Ton seiner Stimme beeinträchtigte zwar etwas die Wirkung seiner Rede. Allmählich wurden seine Reden immer geschliffener und tiefer. Bei der Fülle der Gedanken vergaß man das klirrende Organ." Redner mit auffallenden Stimmanlagen gehören zu den Seltenheiten: Von Mirabeau wird berichtet, daß er eine unsagbar einschmeichelnde Stimme von Fülle und Wärme gehabt habe. Briands Stimme nahm, nach der Schilderung Paul Schmidts, immer mehr jenen volltönenden Klang an, der seine Zuhörer oft veranlaßte, sie mit einem Cello zu vergleichen, so daß er in einer Genfer Revue als ,Mann mit dem Cello' dargestellt wurde. Zweifellos ermöglicht gerade die französische Sprache eine klangvolle Entfaltung der Stimme. Selbstverständlich hat auch Deutschland stimmbegabte Redner aufzuweisen. Es geht bei der Rednerstimme um viel mehr als nur um das schön klingende Organ: Modulationsfähigkeit, Durchhalten und ökonomische Stimmbehandlung, also quantitative Erfordernisse kommen zu den qualitativen hinzu. Ob der zukünftige Redner diesen Anforderungen gewachsen sein wird, läßt sich auf verschiedene Weise feststellen. Wenn die Stimme schon im täglichen Berufsleben und privaten Umgang mangelhaft klingt, vielleicht sogar versagt, fehlen die notwendigen Voraussetzungen zum Redenhalten. Leseproben mit lauter Stimme ermöglichen, zu ermitteln, ob und wie lange das Organ durchhält. Es müßte eine stundenlange Belastungsprobe bestehen, reicht es aber nur zu 20 Minuten oder weniger,

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so ist die Stimme für eine Rednertätigkeit unzureichend. Warum genügen Naturstimme und angeborene Klangfarbe nicht, weshalb ist mit Schwierigkeiten zu rechnen, während andere Organe des Körpers ein Leben lang ihren Dienst glatt leisten? Hierauf ist zu antworten, daß bekanntermaßen jedes Handwerk mehrere Jahre Zeit braucht, um es als Meister zu beherrschen. Wer nun das Handwerk der Rhetorik erlernen will, müßte doch wenigstens ein Jahr der stimmlichen Vorbereitung widmen. Da aber das Reden eine Kunst sein soll, so wären längere Stimmstudien eine verständliche Forderung; denn es wird oft mit sehr geringen Voraussetzungen begonnen. Eine Stimme entwickelt sich keineswegs so gradlinig und normal, wie es der Laie annimmt und erhofft, sondern die Entwicklung kann so gehemmt oder steckengeblieben sein, daß überhaupt keine gesunde, brauchbare Erwachsenenstimme zustande kommt*). Auch hinterläßt Diphtherie im Kindesalter eine belegte, heisere Stimme. Damaschke hatte im 11. Lebensjahr durch diphtheritische Infektion das Sprachvermögen für längere Zeit fast verloren, er konnte nur noch stammeln und stottern. Nicht geringer sind die Schäden durch unvollkommen gebliebene Mutation: der für den jungen Mann so markante Stimmwechsel zur Zeit der Geschlechtsreife ist nicht glatt vonstatten gegangen, sondern hat einen peinlichen Rest unmutierter Stimme hinterlassen, hörbar in flstulierendem Uberschnappen eines sehr hoch liegenden Organes, das am Telefon leicht für eine Frauenstimme gehalten wird. Nach den neuesten Erfahrungen lassen sich solche Fälle von stimmlichem Infantilismus auch später noch klanglich ausgleichen und normalisieren. Die Rednerin ist stimmlich ihren Kollegen unterlegen; denn mit tiefem Brustton wirkt sie wie eine vermännlichte Frau, mit zarter, hoher Falsettstimme kann sie nicht durchdringen, diese läßt sich in der Erregung nicht steigern, sondern überschlägt sich. Burggel berichtet von einer Rednerin mit auffallend piepsiger Stimme, die trotz größter Bemühungen, sie zum Reden kommen zu lassen, von der Versammlung durch Lachen zum Abtre*) Ausführlicher dargestellt in Biehle: Stimmkunde, Sammlung Göschen Band 60.

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ten gezwungen wurde. Und die taubblinde, ursprünglich auch stumme Helen Keller hat selbst geschildert, wie sie ihre Mittellage für Vorträge erst erwerben mußte: „Gerade beim Üben für ein öffentliches Auftreten versagte die Stimme plötzlich ganz, sie schlug von tiefster Tiefe um zu einer Fistel, die uns alle entsetzte . . . Die Mittellage der Stimme war mir versagt, ich sprach entweder zu hoch oder zu tief. Ich erwarb nie Leichtigkeit des Ausdrucks oder eine angenehme Stimme." Nun aber das Haupthindernis in der richtigen Stimmbildung: die Katarrhe. Wir Menschen leiden, in sehr unterschiedlichen F o r men, an Katarrhen, einem vorwiegend durch unsere falsche Lebensweise entstandenen Zivilisationsübel: K a tarrhen von Nase, Rachen, Kehlkopf, Luftröhre, B r o n chien, Lunge sowohl akut als auch chronisch, nicht zu vergessen den Raucherkatarrh. Es gibt drei Signale für katarrhalische Zustände: das Bedürfnis zum Räuspern, Husten und zur Expektoration. Diese niemals zu unterdrückenden Funktionen machen sich besonders bemerkbar nach stärkerer Beanspruchung der Stimme; sie will sozusagen ihren Sitz vertiefen, stößt aber dabei auf V e r schmutzung und Verschleimung in den Luftwegen. Die Auswirkungen der K a t a r r h e für die Rednerstimme wie überhaupt für jede Stimme, auch die des Sängers und Schauspielers, dürfen nicht unterschätzt werden. F. Th. Vischer, selbst ein „Zauberer der Beredsamkeit", wurde durch eigene Erfahrungen zu seiner parodistischen Pfahldorfgeschichte „Auch einer" veranlaßt: „Wenn mich mitten in warmer Rede ein Hustenreiz überkommt, daß ich in seltsamen Fisteltönen steckenbleibe, so ist an sich nichts da als ein Mensch mit seinem Wollen und Tun und ein Stück grobe Natur, die sich um jenes nicht kümmert, sondern blind dazwischenfährt." Für die wahrhaft komische Darstellung in obengenanntem Roman war „der Katarrh der Magnet". Ein Musterbeispiel für katarrhalische Stimmbehinderung bot Bismarck als Redner: sein zartes, schwaches, hohes Stimmorgan wurde unterbrochen und gestört durch ein gewohnheitsmäßiges starkes Räuspern, anscheinend nur teilweise aus physischem Bedürfnis entstanden. Nach dem Bericht eines Stenographen in Schmidts Bismarck-Anekdoten sprach aus diesem kolos-

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salen Mann eine fast frauenhafte, nicht gerade sehr sympathische Stimme, die namentlich bei seinen nervösen Affektionen in jedem Satz ein bis zweimal von einem donnernden Räuspern unterbrochen wurde. Der Stenograph fragt, ob dieses nachdrückliche Räuspern eine oratorische List war und eine rhetorische Bedeutung hatte, da hierbei Bismarck vielleicht neue Gedanken kamen. „Wenn der Fürst einen Satz in schroffster Form begann und man notwendig eine großartige Grobheit erwartete, kam mit einem Male ein Räuspern und damit eine Änderung seiner Redeweise, an die kein Mensch gedacht hatte. Diese Art zu sprechen konnte vom Stenographen nicht wiedergegeben werden." Auch Dozentenstimmen leiden oft an katarrhalischen Störungen. So bedauert Pantenius, daß Kieperts Kollegien über die alte Geographie leider durch ein Räuspern des Vortragenden, das fast nach jedem Wort erfolgte, entstellt wurden. Durch das Räuspern treten unerwünschte Pausen ein, andererseits werden Pausen benützt, um sie mit Räuspern auszufüllen. Die ungewohnten Redestrapazen können sich verheerend auswirken. So hatte D a m a s c h k e nach einer Rede im heißen Saal auf dem Heimwege in kalter Winternacht weitergesprochen und sich ein lästiges Halsleiden zugezogen. Von seinem „miserablen Organ" spricht Karl Scheffler. Sven Hedin mußte während der langen Autofahrten auf Vortragsreisen schweigend neben dem Fahrer sitzen, um seine Stimme zu schonen (!), von namhaften Theologen berichten u. a. Keller, Ragaz und Johannes Naumann, der Bruder des Politikers, über schlechte stimmliche Erfahrungen. Schlimmes hatte L i l y B r a u n , die Verfasserin der Memoiren einer Sozialistin, in stimmlicher Hinsicht durchmachen müssen: „Von einer meiner Versammlungen war ich fast stimmlos zurückgekehrt. ,Sie dürfen weder in Rauch noch in Staub sprechen', sagte der Arzt, wie schon einmal vor Jahren. Ich ließ mir den Hals ein paarmal einpinseln und fuhr nach Schlesien. Mit äußerster Anstrengung gelang es mir, noch zwei Reden zu halten. Dann versagte die Stimme ganz. Jetzt erklärte der Arzt, daß ich sobald

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als möglich fort müsse, in gute, reine Luft, am besten ins Gebirge . . . " Später: „Den Husten, der mir des Nachts den Körper erschütterte, suchte ich zu ersticken, meine Stimme, die versagen wollte, zwang ich unter meinen Willen. Sobald ich sprach, erschrak ich vor der Stimme, die nicht mehr die meine war. Im letzten Wahlkampf hatte sie ihren Klang verloren, war heiser und rauh geworden. Und ich hatte sie geliebt, weil sie meine Worte so leicht und willig bis in jeden Winkel trug . . . Mitten in einer Vortragsreise versagte meine Stimme völlig. Was die Ärzte schon lange vorausgesagt hatten, geschah: von einer Tätigkeit wie der bisherigen konnte keine Rede mehr sein." Dieser Fall zeigt, daß weder vorher rechtzeitig noch im Stadium des Versagens etwas Richtiges für die Stimme getan worden war; denn die überanstrengte und entgleiste Stimme muß pädagogischer Behandlung zugeführt werden zwecks Umwandlung der falschen Funktionen in richtige, ein Vorgang, der das geschulte Ohr des Stimmpädagogen voraussetzt. Der Vergleich mit dessen Stimme und klingendem Beispiel macht dem Stimmkatarrhaliker die Mängel seines eigenen Organes deutlich, mit welchem Klang sein Sprechen verbunden ist, ob er kehlig, gaumig, näselnd, belegt, heiser, kratzig oder zu schwach, zu tonlös ist. Dann hilft auch phonetisch geschultes Sprechen nichts, es klingt überhaupt nicht und dringt auch niemals zum Herzen der Hörer. Die letzten 50 J a h r e haben uns ganz neue Erkenntnisse vom Wesen der menschlichen Stimme, ihren Bildungsund Heilungsmöglichkeiten gebracht, die G. Armin zu verdanken sind. Seitdem wissen wir, daß die sog. Ansatzfehler immer mit Katarrhen verbunden sind, deren Beseitigung auf stimmlichem Wege, d. h. durch stimmtherapeutische Ü¿Mwgsmaßnahmen, am natürlichsten und sichersten gelingt — was leider der Allgemeinheit noch nicht genügend bekannt ist. J e d e r Stimmunterricht muß davon ausgehen, daß die Stimme durch Katarrhe weitgehende Behinderung erfährt, aber auch vice versa durch falsche Stimmgehung Katarrhe erzeugt werden. Unter diesem Gesichtswinkel heißt die pädagogische Aufgabe: zunächst Kräftigung der an der Stimmbildung beteiligten Muskeln, die meist schwach, spröde, unelastisch sind. Zweitens Reinigung: es ist ein Groß-

D a s G e d ä c h t n i s des R e d n e r s

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r e i n e m a c h e n d e r L u f t w e g e nötig, sitzen doch die s t i m m lichen H i n d e r n i s s e unterhalb d e r K e h l e ; diese R e i n i g u n g b r i n g t zugleich e i n e e r w ü n s c h t e M a s s a g e u n d d a m i t R e g e n e r i e r u n g d e r S c h l e i m h ä u t e , v o n d e r e n Z u s t a n d die S t i m m e a b h ä n g i g ist. D r i t t e n s Weitung d e r O r g a n e , weil in e i n e r e n g g e b a u t e n K e h l e d i e K l a n g e n t f a l t u n g b e h i n dert wird. N u r eine w i r k l i c h e S t i m m b i l d u n g s a r b e i t , nicht zu v e r wechseln mit A t e m - u n d Sprechübungen, gibt dem Organ eine S t a b i l i t ä t , d a ß es s o w o h l den A n f o r d e r u n g e n l ä n g e r e r R e d e als auch T e m p e r a t u r e i n f l ü s s e n u n d seelischen E r r e g u n g e n g e w a c h s e n ist. In einigermaßen normal gelagerten Fällen konnte und k a n n schon in 20 bis 25 E i n z e l l e k t i o n e n s e h r viel v o n diesen F o r d e r u n g e n e r r e i c h t w e r d e n l a u t z a h l r e i c h e n E r f o l g s b e r i c h t e n b e s o n d e r s v o n L e h r e r n u n d Geistlichen. A u c h bei g e n ü g e n d e n A n l a g e n f ü r R e d n e r z w e c k e b e darf die S t i m m e t r o t z d e m d e r U n t e r w e i s u n g : W i e m a n m i t i h r u m z u g e h e n h a t , n ä m l i c h k e i n e n Mißbrauch zu t r e i b e n d u r c h r ü c k s i c h t s - u n d schonungslosen E i n s a t z . E s ist auch bei g u t e n S t i m m a n l a g e n ein v i r t u o s e s S p i e l e n zu b e o b a c h t e n , w i e z. B. P a u l L i n d a u bei L a s s a l l e s b e r ü h m t e r R e d e v o n 1864 f e s t s t e l l t : „Das H e r u m s p r i n g e n seines m o d u l a t i o n s f ä h i g e n O r g a n e s in allen S t i m m l a g e n zeigte sich a u c h h i e r in noch v e r s t ä r k t e m Maße, sein V o r t r a g w a r i m h ö c h s t e n G r a d e w i r k s a m , w e n n auch nicht f r e i v o m T h e a t r a l i s c h e n . " So m u ß d e r R e d n e r in seine S c h r a n k e n v e r w i e s e n w e r den, w e n n e r auf s t i m m l i c h e B ü h n e n e f f e k t e a u s g e h t .

9. Das Gedächtnis des Redners I n u n s e r e r Schulzeit s p i e l t e d a s A u s w e n d i g l e r n e n eine w e s e n t l i c h e Rolle. S t a t t d a s u n v e r b r a u c h t e G e d ä c h t n i s d e r Schüler so zu pflegen, d a ß es möglichst l a n g e e r h a l t e n bleibt, w u r d e es m e c h a n i s c h b e a n s p r u c h t , w u r d e ü b e r h a u p t viel zu viel a u s w e n d i g u n d zu w e n i g i n w e n d i g g e l e r n t , w o d u r c h eine Ü b e r f o r d e r u n g des G e d ä c h t n i s s e s e n t s t a n d , die v i e l e P e r s ö n l i c h k e i t e n b e d a u e r t h a b e n , u n t e r i h n e n A. Forel, K . A. v. M ü l l e r , K . S. S t a n i s l a w s k i , O. Walzel u n d F. v. W e i n g a r t n e r . S p ä t e r l i e ß e n die G e d ä c h t n i s l e i s t u n g e n allmählich nach, w a s sich i m A l t e r deutlich b e m e r k b a r m a c h t e , auch vorzeitig d u r c h K r i e g , E n t b e h r u n g e n u n d Ü b e r a n s t r e n -

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Voraussetzungen

gungen eintrat. Dem kann entgegengearbeitet werden durch ständig geübte Gedächtnisaufgaben, wie sie besonders der Schauspieler sein Leben lang zu erfüllen hat. Um dem Redner, bei dem es sich nicht um das Behalten von wörtlich auswendig Gelerntem, sondern nur von Gedanken und ihrer Folge handeln sollte, Gedächtnishilfen zu ermöglichen, seien einige Ratschläge namentlich der Autoren dieses Spezialgebietes Jünemann, Müller-Freienfels, Offner und Specht wiedergegeben. Danach gibt es drei Gedächtnistypen: 1. Bei dem visuellen Typ ist der Gesichtssinn besonders entwickelt. Wie Dirigenten bei der Aufführung ohne Partitur die einzelnen Notenseiten mit allen Einzelheiten aus dem Gedächtnis ablesen, so sieht der Redner den Text seiner Aufzeichnungen plastisch vor sich. Hierzu eignet sich vorwiegend die Wiedergabe von bildhaften Darstellungen, wie sie die Geographie in Karten und Atlanten anwendet, auch die Statistik in Diagrammen, d. h. Schaubildern. 2. Bei dem akustischen Typ bietet der Stimmklang Gedächtnishilfe: Nachdem man sich den Text durch lautes Lesen eingeprägt hat, läuft er dann aus dem Wortklang heraus ab. 3. Bei dem motorischen Typ ist das Gedächtnis in die ausübenden Organe verlegt, wie wir es vom Fingergedächtnis der Pianisten, Geiger usw. wissen. Beim Redner ist es das Gedächtnis f ü r die Bewegungen der Sprechwerkzeuge. Bei Typ 1 hilft also die Erinnerung an das Bild des Gedruckten oder Geschriebenen oder Gemalten, bei Typ 2 die Erinnerung an den gesprochenen Wortklang, bei Typ 3 die Erinnerung an den motorischen Ablauf. Specht empfiehlt eine Kombination der Typen 2 und 3. Jeder Redner möchte sich daraufhin beobachten, welchen Typ er bevorzugt, was sich schon im täglichen Leben, z.B. beim Merken von Telefonnummern, leicht feststellen läßt. Zur weiteren Gedächtnisförderung sei das von Pfarrer Wensky angewendete Verfahren mitgeteilt: jeder hat bestimmte Dinge im Gedächtnis, deren Folge kaum jemals verwechselt oder vergessen werden kann, wie etwa die Lage der Länder Mitteleuropas zu- und nebeneinander, oder die Hauptgebäude auf dem Wege vom Bahnhof in

Das Äußere des Redners

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die Stadt, z.B. 1. Hotel, 2. Bank, 3. Schule, 4. Kino, 5. Rathaus, 6. Kirche usw. Jedes dieser Gebäude verbindet der Redner mit einem seiner Stichworte oder Redeteile, er braucht nur im Geiste den Weg abzulaufen, um sich an diese zu erinnern. Für sein Skelett an Stichworten hat er nun ein geistiges Rückgrat. Voraussetzung für Gedächtnis ist Konzentration, die zweifellos den meisten Menschen fehlt; denn durch viel zu viel Ablenkung entsteht Zerstreutheit, das Gegenteil von Konzentration. II. Ausführungen 10. Das Äußere des Redners Das Äußere des Redners ist keineswegs von untergeordneter Bedeutung, sondern redetechnisch und psychologisch von Wichtigkeit. Es beginnt mit der Kleidung, auf die schon bei den antiken Rednern Wert gelegt wurde: ihre Toga mußte einen bestimmten Faltenwurf aufweisen. — Der früher unvermeidliche Cutaway dient heute nicht mehr als Redner-Requisit, ist aber für den Präsidenten und die Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages vorgeschrieben. Die Kleidung des Redners soll nach keiner Richtung hin auffallend sein, jedoch etwas sorgfältiger als die der Hörer, die von der Arbeit kommen, während der Redner bei seiner Arbeit vor die Öffentlichkeit tritt. Dazu gehört, äußerlich möglichst als ein erfolgreich im Leben stehender Mensch aufzutreten; das gibt dem Redner Ansehen, ja rhetorischen Kredit. Die Zuhörer achten merkwürdigerweise auf Äußerlichkeiten, so daß ein Fehler am Anzug, z. B. ein Fleck, oft mehr beachtet wird als der schönste Aufbau einer Rede. Deshalb überprüfe der Redner vor Beginn sein Aussehen. Das Äußere überträgt sich auf die geistige Haltung und den Redestil: im Frack wird man sich gewählter ausdrücken als in Hemdsärmeln. Wer in Dienstkleidung spricht, ist als Vertreter einer bestimmten Berufskategorie gekennzeichnet, seine Rede erhält dadurch größeres Gewicht, denn es stehen unsichtbar hinter ihm alle die vielen Menschen, die mit ihm uni formis, d. h. der gleichen Art, sind. Hat der sonst Uniform Tragende Zivil für seine Rede gewählt, so entfällt dieses Moment. 5 Biehle, Redetechnik

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Ausführungen

Die Beobachtung des äußeren Verhaltens zeigt die Schwierigkeit: wohin mit den Händen? Schon auf Abbildungen in Zeitschriften sehen wir den Ausweg, Hände in Taschen zu stecken oder sich an etwas festzuhalten. Der Redner braucht aber eine Hand, um damit seine Notizzettel zu bedienen, die andere, um Bewegungen zu machen. Gesten sollen das Gesagte unterstützen, ja untermalen. Es müssen ganz natürliche Gebärden sein, nicht einstudierte oder Nachahmungen anderer Redner oder gar von Schauspielern. Bei der Steigerung der Rede, inhaltlich und stimmlich durchgeführt, wird auch die Gebärdensprache eindringlicher werden, hier können beide Hände zu breit ausladenden Gesten an Höhepunkten eingesetzt werden, w i e wir es bei Volksrednern sehen. Wer sehr lebhaft und temperamentvoll ist, sollte lernen, wenigstens äußerlich Ruhe zu zeigen; ein Hilfsmittel dazu bietet gelegentliches Übereinanderlegen der Hände, wie auch das Falten der Hände beim Gebet die Andacht unterstützt. Beim Zusammenlegen tritt jedenfalls eine äußere Beruhigung ein, die auf den inneren Menschen übergreifen und seine Konzentration erhöhen wird. Zum mindesten läßt sich die innere Unruhe des Redners äußerlich verdecken. Seine Erregung oder Nervosität darf nicht dazu führen, im Haar herumzuwühlen oder mit den Schlüsseln in der Hosentasche zu klappern. Viele pflegen während der ganzen Rede mit einem Bleistift zu spielen, obwohl dieser dabei nicht gebraucht wird. Auch seine Uhr soll man ruhig liegen lassen. Ist Kreide gebraucht worden, so legt man diese sofort wieder aus der Hand. Meistens wissen Redner hinterher überhaupt nicht, w a s sie während ihrer Rede äußerlich getan haben; sie sind deshalb auf Fehler aufmerksam zu machen. Das gilt auch f ü r die Benützung der Brille, und zwar, wenn sie zum Nachlesen in den Notizen aufgesetzt oder abgenommen wird, ö f t e r e Wiederholung dieses Vorganges w i r k t störend und ist deshalb möglichst zu vermeiden, indem die Notizen entsprechend leserlich geschrieben werden. Jedenfalls ist die Brille nicht als Spielzeug des Redners zu verwenden. Beim gelegentlichen Vorlesen von Zeitungsnotizen in Kleindruck läßt sich ein V e r größerungsglas gebrauchen, das den Blick auf die Z u hörer nicht beeinträchtigt, übrigens auch nicht anlaufen

Das Außere des Redners

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kann, wenn der Redner in Schweiß gerät, der unauffällig zu entfernen ist. Wie das Wort „Sprache der Augen" besagt, können auch diese mitsprechen und sind ein wichtiges Hilfsmittel des Redners, um seine Hörerschaft zu beeinflussen. Deshalb darf der Blick nicht festliegen, an die Decke, zum Fenster hinaus oder auf einen toten Punkt gerichtet sein, sondern muß durch den Raum gleiten, wodurch jeder Zuhörer sich angesehen fühlt. Um mit einem fremden Publikum leichter in Kontakt zu kommen, empfiehlt Hilty, in die erste Reihe Bekannte oder einen Freund zu setzen. Von hier aus gewinnt der Redner schneller Sicherheit, die ganze Zuhörerschaft anzusprechen (s. auch den Bericht von Lily Braun). Starke Kurzsichtigkeit gilt als ein Nachteil, weil vor allem Fernsitzende nicht mit dem Blick erfaßt werden. Wie aus den Augen soll auch aus Mienenspiel und Gesichtsausdruck Begeisterung und Freude an der rednerischen Betätigung sprechen. Zum mindesten wird ein freundlicher Gesichtsausdruck bei den Hörern Erwiderung finden. F ü r die B l ä t t e r mit den Aufzeichnungen gelten folgende Verhaltungsmaßregeln: man legt diese möglichst unauffällig aufs Rednerpult, so daß die Zuhörer in deren U m fang keinen Einblick haben; denn ein kompendiöses Manuskript könnte auf sie abschreckend wirken. Das Papier darf nicht knistern, deshalb kräftigere Sorte und nur halbe Bogen wählen. Bei Beendigung einer Seite wird diese auf die leere Pultfläche neben das Manuskript geschoben, also ohne umzuwenden, zumal die Rückseiten möglichst unbeschrieben sein sollen. Dadurch sieht der Zuhörer kaum etwas von der Bedienung der Unterlagen. Das Ablegen der Blätter weit weg von sich neben die Pultfläche wirkt störend; im übrigen läßt man die Aufzeichnungen ruhig liegen, ohne daran nervös zu spielen. Manche Redner sind mehr durch ihre Äußerlichkeiten aufgefallen. Pitt der Ältere soll sogar seine Krücken als Requisit beim Reden benutzt haben, er wurde wegen seines theatralischen Benehmens getadelt, gehörte doch der Schauspieler Garrick zu seinen Vorbildern. Schon Cicero hatte durch Theaterbesuche bei dem berühmten Roscius Auftreten und Äußeres studiert. Der eitle Fürst Lichnowsky, den Haym ah Meister der Stegreifrede bezeich5»

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Ausführungen

net, w i r k t e m e h r als ein Schauspieler auf d e m L a n d tage; bei i h m w u r d e das R e d n e r p o d i u m z u r B ü h n e . Wie ein R e d n e r äußerlich nicht a u f t r e t e n soll, zeigt die Schilderung K a r l Schefflers von d e m Publizisten M a x i m i l i a n H a r d e n , einem f r ü h e r e n Schauspieler: „Am selbstgefälligsten w a r H a r d e n bei seinen V o r t r ä g e n in dicht g e f ü l l t e n Riesensälen, zu d e n e n er im Frack, eine B l u m e im Knopfloch, m i t w e i ß e n H a n d s c h u h e n u n d diskret geschminkt erschien, jede Bewegung, jedes W o r t sichtbar a b w ä g e n d . U m i h n w a r stets T h e a t e r l u f t . " S e h r auf W i r k u n g w a r auch d e r Reichskanzler von B ü l o w bedacht, den M a r i e von B u n s e n als w e l t m ä n nischen, m e i s t e r h a f t e n R e d n e r r ü h m t , von d e m a b e r S c h w e r i n von K r o s i g k zu b e r i c h t e n weiß, daß er j e d e R e d e bis ins K l e i n s t e vor d e m Spiegel vorbereitete, w o bei sein Pressechef das P u b l i k u m spielen u n d Z w i s c h e n r u f e m a c h e n m u ß t e , auf die B ü l o w „schlagfertig" e r widerte. D e s h a l b ist es f ü r den R e d n e r nicht e m p f e h l e n s w e r t , sich bei Schauspielern b ü h n e n m ä ß i g e W i r k u n g e n anzueignen. S p a r s a m e Gesten w i r k e n als ein Zeichen von B e h e r r s c h u n g des Redners, auch w e r d e n die Z u h ö r e r w e n i g e r abgelenkt. So gehört die richtige A n w e n d u n g d e r „ B e r e d s a m k e i t des K ö r p e r s " z u r r e d n e r i s c h e n Schulung. E r f a h r u n g e n i m ä u ß e r e n V e r h a l t e n von R e d n e r n b i e t e n W . H e n k e l s (über Bundestag), Erich M ü h s a m , Poschinger III. Bd. (über K a i s e r W i l h e l m I.), E. Rosenberg, R u s sell-Vogt (über Reichstag) u n d W. T ü r k . 11. Das Rednerpult D e r R e d n e r spricht meistens von einem ein bis drei S t u f e n h o h e n P o d i u m aus, auf das er sich w e d e r s t ü r m e n d noch schleichend begibt. Dort findet er ein R e d n e r p u l t (Katheder) oder einen P u l t a u f s a t z oder eine R e d n e r kanzel. Eine Rednerkanzel, ein e t w a s u n f ö r m i g e s Gebilde, ä h n lich der Kirchenkanzel, also ein P u l t auf U n t e r s a t z m i t Geländer, umschließt den R e d n e r f a s t ganz. E i n e solche m e i s t n u r s t a t i o n ä r zu g e b r a u c h e n d e R e d n e r k a n z e l h a t e r s t e n s d e n Nachteil, d a ß sie eine u n e r w ü n s c h t e S c h r a n k e zwischen R e d n e r u n d Z u h ö r e r n aufrichtet, zweitens a b e r d u r c h i h r e K o m p a k t h e i t d e n R e d n e r einlädt, t u r n a r t i g e

Das Rednerpult

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B e w e g u n g e n z u m a c h e n , i n s b e s o n d e r e auf P u l t f l ä c h e u n d U m r a n d u n g den O b e r k ö r p e r zu legen, w a s u n z u l ä s s i g ist. E i n Pultaufsatz, d i e p r i m i t i v s t e F o r m , ist auf j e d e n Tisch zu stellen und b e q u e m transportabel. Meistens w i r d er z u n i e d r i g k o n s t r u i e r t , so d a ß d i e P u l t f l ä c h e in u n g ü n s t i g e m W i n k e l z u m A u g e des R e d n e r s steht. E i n v o r b i l d l i c h e s Rednerpult, ä h n l i c h d e n D i r i g e n t e n p u l t e n i n K o n z e r t s ä l e n , doch s t a b i l e r , h ä t t e f o l g e n d e n G r u n d v o r a u s s e t z u n g e n R e c h n u n g z u t r a g e n : E s sei i n d e r Höhe verstellbar, u m den verschiedenen Körpergrößen von Rednern angepaßt zu werden. Das w i r d erreicht entweder durch eine K u r b e l oder ganz einfach durch eine V e r l ä n g e r u n g s e i n r i c h t u n g : e i n e S t e l l s c h r a u b e e r möglicht verschiedene Höhen. Wenn Verstellbarkeit fehlt, s o l l t e ein p r a k t i k a b l e r P o d e s t v o r h a n d e n sein, d e n R e d ner von geringerer Körpergröße benutzen. Lampe Pultfläche Fangleiste Fach Boden

Kabel

Steckdose A n d e r Pultfläche ist v o n g r ö ß t e r W i c h t i g k e i t d i e L e i s t e („Fangleiste"), die ein H e r u n t e r g l e i t e n des auf der P u l t fläche l i e g e n d e n M a t e r i a l e s v e r h i n d e r t u n d d a m i t d e n — nicht selten v o r k o m m e n d e n — komischen Anblick, daß die A u f z e i c h n u n g e n d e m R e d n e r zu F ü ß e n fallen. Die Pultfläche wird an drei den Hörern zugewandten Seiten

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Ausführungen

mit einer U m r a n d u n g versehen, so daß sie dem Blick nicht zugänglich ist. Ein F a c h dient zur A b l a g e von Aktentasche, Büchern usw. F ü r die Beleuchtung des Rednerpultes ist vorbildlich die Einrichtung an den Notenpulten der Theaterorchester: der Lampenschein f ä l l t nur auf die Pultfläche. G e n a u so ist die Rednerlampe anzubringen, abgeschirmt gegen die Zuhörer, so daß der ganze Lichtschein die A u f z e i c h n u n gen des Redners beleuchtet. Diese L a m p e soll u n a b hängig v o m Stromkreis der Saalbeleuchtung und nur von einem Schalter direkt am Rednerpult zu bedienen sein. Das Z u f ü h r u n g s k a b e l geht direkt in eine Steckdose im F ü ß b o d e n oder am Pultinnern. Wird ein Rednerpult neu gebaut, so sei es nicht dem G u t d ü n k e n eines Tischlers, der selber nie eine Rede gehalten hat, überlassen, sondern ein erfahrener R e d ner w ü r d e v o r h e r die M a ß e angeben oder ein Mustere x e m p l a r zugänglich machen. Ein Rednerpult hat m ö g lichst vielen Wünschen zu entsprechen; f ü h l t m a n sich an einem solchen wohl, so trägt das wesentlich zum G e l i n gen der Rede bei. Ist ein Rednerpult vorhanden, so soll der Redner nicht seitlich, sondern dahinter stehen und es als festen S t a n d ort benutzen, nicht als A u s g a n g s p u n k t z u m H e r u m w a n deln im Stile der alten Peripatetiker. Ein Redner m u ß aber auch g e w ä r t i g sein, kein R e d n e r pult vorzufinden und in diesem Falle versuchen, einen Ersatz zu schaffen: ein viereckiger P a p i e r k o r b k a n n q u e r gestellt ein P u l t vortäuschen, ebenso der Deckel einer großen Schreibmaschine. Ist nichts vorhanden, w i r d der Redner seine A u f zeichungen in eine Hand nehmen mit einer P a p p e (Aktendeckel) gleicher G r ö ß e darunter als Ersatz f ü r die fehlende Pultfläche. W e r nicht ganz frei im R a u m stehen w i l l oder kann, m a g einen Stuhl mit hoher L e h n e v o r sich stellen, die ihm Halt bietet, w e n n nötig. B e i Reden im Freien und ohne P u l t w i r d m a n f ü r die A u f z e i c h n u n g e n am besten P o s t k a r t e n f o r m a t w ä h l e n und schweres P a p i e r v e r w e n d e n , damit es nicht plötzlich „ v o m Winde v e r w e h t " entgleitet. Z w e i E r f a h r u n g e n von Rednern sollen noch die P u l t f r a g e illustrieren: Helen K e l l e r bereitete „das Sprechen von einem P u l t aus eine der sonderbarsten E r f a h r u n -

Vortrag u n d Modulation der Stimme

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gen. Ich k a m m i r so abgetrennt v o r u n d schien w i e ü b e r eine M a u e r zu s p r e c h e n . " C h u r c h i l l w i e s auf d e n U n t e r s c h i e d h i n , als Minister die Notizen auf den t r a d i t i o n e l l e n A k t e n s t a n d zu l e g e n u n d d a b e i d e n E i n d r u c k zu e r w e c k e n , als s p r ä c h e er f r e i , d a g e g e n als Abgeordneter die Notizen in d e r H a n d zu halten. A m R e d n e r p u l t w i r d auch ein Mikrofon angebracht sein, d a s m e h r f a c h e n Z w e c k e n d i e n e n k a n n : z u r V e r s t ä r kung im Raum, zur Übertragung in andere Räume, zur A u f n a h m e f ü r d a s R u n d f u n k a r c h i v o d e r z u r S e n d u n g im R u n d f u n k . Das Mikrofon verlangt vom Redner, einen gleichbleibenden Abstand einzuhalten; deshalb verbietet sich j e d e s U m h e r l a u f e n v o n selbst. Z u m Z w e c k e d e r G e w ö h n u n g a n s M i k r o f o n u n d bei d e r Ü b e r w i n d u n g v o n M i k r o f o n a n g s t d i e n e n a u c h B a n d a u f n a h m e n bei d e r Rednerschulung. D e r R e d n e r darf sich nicht auf d a s M i k r o f o n v e r l a s sen u n d auf ein solches r e c h n e n , es k ö n n t e auch e i n m a l f e h l e n o d e r nicht f u n k t i o n i e r e n . L a u t s p r e c h e r k ö n n e n a l l e r d i n g s auch empfindlich s t ö r e n , w i e z. B. die E r f a h r u n g e n P a u l S c h m i d t s auf d e r L o n d o n e r K o n f e r e n z 1933 zeigen: „ M e h r als ein R e d n e r verwünschte die an den Pfeilern aufgehängten L a u t s p r e c h e r , d e n n sie b r a c h t e n ein m e t a l l e n e s Echo in die schönsten r h e t o r i s c h e n S t e l l e n h i n e i n , d a s j e d e r e d nerische W i r k u n g zerstörte." E i n e solche o f f e n b a r falsch i n s t a l l i e r t e L a u t s p r e c h e r a n l a g e sollte a l l e r d i n g s k o n s e q u e n t e r w e i s e a b g e s c h a l t e t werden.

12. Vortrag und Modulation der Stimme „Allein d e r V o r t r a g m a c h t des R e d n e r s Glück." Dieses W o r t des F a m u l u s i m „ F a u s t " besagt, d a ß e r s t d u r c h d e n g u t e n V o r t r a g eine R e d e w i r k u n g s v o l l w i r d . W i r setzen h i e r z u v o r a u s , d a ß d i e s t i m m l i c h e n E r f o r d e r n i s s e des K a p i t e l s 8 g e p r ü f t o d e r e r r e i c h t w o r d e n sind. D a n a c h d ü r f t e es d e m R e d n e r nicht s c h w e r f a l l e n , e i n e n Normalton a u f z u f i n d e n , d e n G r u n d t o n eines j e d e n M e n s c h e n , d e r s e i n e r N a t u r a m b e q u e m s t e n liegt u n d o h n e f a l s c h e M u s k e l a n s p a n n u n g e n e n t s t e h t . D a s d a r f nicht m i t K r a f t losigkeit v e r w e c h s e l t w e r d e n ! I m G e g e n t e i l : D e r R e d n e r wird über große stimmliche Kraftreserven verfügen

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Ausführungen

müssen, um von ihnen im B e d a r f s f a l l e Gebrauch zu machen. Diese K r a f t r e s e r v e steht ihm fast unbegrenzt zur V e r fügung, wenn er den Brusston besitzt, der dadurch zustande kommt, daß die S t i m m k r ä f t e unterhalb der Kehle, also in der B r u s t , mobilisiert werden und dem Ton das F u n d a m e n t geben. Diesen in den B r u s t k r ä f t e n v e r a n k e r ten Ton zu haben, ist das eigentliche Geheimnis der Stimme, auch der Rednerstimme. Treitschke sagt von diesem Brustton, daß er erst die Überzeugung des R e d ners ausdrückt, also seiner R e d e Nachdruck verleiht. Das ist sowohl im wörtlichen wie im übertragenen Sinne zu verstehen. Wie soll nun der R e d n e r seine S t i m m e im L a u f e einer Rede einsetzen? Zunächst wird er die Anrede, deren Gestaltung das K a p i t e l 6 zeigte, energisch und betont herausbringen. Die Zuhörer sollen dabei sofort den E i n druck h a b e n : S t i m m e hat der R e d n e r j e d e n f a l l s ! Wenn bei den einleitenden Worten des Redners noch Unruhe durch K o m m e n und Platznehmen herrscht, muß sie ü b e r tönt werden. Ist während der Einleitung R u h e eingetreten, auch die Erregung des Redners gewichen, geht er auf einen in der Mittellage liegenden Ton. I m V e r l a u f e der R e d e wird er bei einzelnen Sätzen oder auch nur Worten die S t i m m e erheben und bei einer Steigerung zu größerer Höhe und T o n s t ä r k e gelangen. Tonmodulation bringt aber auch G e f a h r e n mit sich: Der Redner hat schon zu hoch begonnen, kommt sehr schnell an die Höhengrenze und bleibt dort hängen, findet auf den Normalton nicht wieder zurück. Dadurch sind aber w e i t e r e Steigerungsmöglichkeiten verbaut, seine Modulation ist also mißbraucht worden. Anders dagegen der Redner, der vom Normalton aus startet und im wesentlichen in der Nähe der Mittellage bleibt. E r kann nun gegebenenfalls auch einmal bis zur Höhengrenze gehen, wird aber i m m e r wieder zum Normalton zurückfinden. Man muß bedenken, daß bei dem Naturzustand der Rednerstimme Höhe identisch ist mit Stärke, T i e f e dagegen mit schwächerer Tongebung. I n der K u n s t allerdings wird verlangt, daß der Schauspieler oder S ä n g e r auch in der Höhe zu zarter Tongebung fähig ist, dagegen

Vortrag und Modulation der Stimme

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in der Tiefe noch eine gewisse Stärke aufweist. Bei der ungeschulten Rednerstimme ist Tonhöhe mit Stärkegrad gekoppelt, so daß der zu hoch Sprechende meist auch zu laut wird. Ziehen wir noch einmal in quantitativer Hinsicht die Grenzen der Modulation, so liegt auf der einen Seite die nur an einen Partner gerichtete Umgangssprache. Auf der anderen Seite ist die Modulationsmöglichkeit des Schauspielers die Grenze, dem in der stilisierten Welt der Bühne alle stimmlich möglichen Wirkungen zur V e i fügung stehen. Schematisch noch einmal verdeutlicht: Grenze: Grenze: Stimme in Gespräch8) I I : 1 í or i zo II t a I a u fn a h in en u ri d e b e n e R ee h n u n ge n. 8., völlig neuhearheitete Auflage von W. Grossmann. 133 Seiten. 97 Figuren. 1959. (469) I I I : T r i g o n o m e t r i s c I i e und b a r o m e t r i s c h e I I ö h e n t n e s s u n g . T a c h y m e t r i e und A b s t e c k u n g e n . 7., völlig neubcarbeilete Auflage von W. Grossmann. 130 Seiten, 97 Figuren. 1960. (862) Photogrammetrie vonG. Lehmann.

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189 Seiten, 132 Abbildungen. 1959. (1188/1188«)

Sammlung Göschen / Bandnummernfolge 1 Langosch, Der Nibelunge Not 3/3a v . Ende, Maschincnelcmente 10 J i r i c z e k - W i s n i e w s k i , K u d r u n - u n d Dietrich-Epen 13 Lotze, Geologie 18 Maurer, H a r t m a n n von Aue. Der a r m e Heinrich 19 Altheim, Römische Geschichte I 20 Hofstaetter, Dt. Sprachlehre 22 Maurer, Gottfried von Sirassburg 29 Brauns-Chudoba, Allg. Mincralog. 31/31 a Brauns-Chudoba, Spcz. Mineralogie 35 Treue, Dt. Geschichte von 1648 bis 1740 37 K l e m m , Anorganische Chemie 38/38a Schlenk, Organische Chemie 39 Treue, Dt. Geschichte von 1713 bis 1806 4 2 Behn, Vorgeschichte Europas 44 Kresze, Physikalische Methoden der organischen Chemie 47 Fischer-Rohrbach, A r i t h m e t i k 51/51a R i n g l e b , Mathem. Formelsig. 52 Bieler, R ö m . Litereturgesch. I 59 Krähe, Indog. S p r a c h w i s » . I 60 Biehle, S t i m m k u n d e 61 Biehle, Redetechnik 64 Krähe, Indog. Spraohwiss. II 65/65 a Grotemeyer, A n a l v i . Gcoinet. 66 Berneker-Vasmer, Russische Grammatik 70 Nestle-Liebich, Gesch. d. gricch. Literatur I 71 Schulze, Allgemeine und physikalische Chemie I 76 Döring, Einf. i. d. th. P h y s i k I 77 Döring, Einf. i . d. th. Physik II 78 Döring, Einf. i . d. th. Physik III 79 Hempel, Got. Elementarbuch 80 Weigert, S t i l k u n d e I 81 Sehubert-Haussner-Erlehach, Vierstell. Logarithmentafeln 86 B a r n e r , Differential- u. In» tegralrechn. I 96 H a r t m a n n , Einf. i n die allgcrn. Biologie 99 Hessenberg-Knescr, Ebene und sphär. Trigonometrie 101 v. Wiese, Soziologie 103 Dahrendorf, Industrie» u n d B e triebssoziologie

104/104 a Hofstätter, Sozialpsycholog. 111 IIoffniann-Dehrunner, Gesch. der griechischen Sprache I 114 Dcbrunnor, Gcsch. der griechisch. S p r a c h e II 117 Drandenstrin, Griechische Sprachwissenschaft I 118/118a Brandenstein, Griechische Sprachwissenschaft II 119 Tcichrnann, S t a t i k der B a u k o n struktionen I 120 Tcichrnann, S t a t i k der B a u k o n struklionen II 122 Tcichrnann, S t a t i k der B a u k o n struktionen III 125 Vossler-Noycr-Weidner, I t a l . Li tera t u rgese h i chte 128/128 a Lausberg, Romanische Sprachwissenschaft I 136 Mahler, P h y s i k a ! . Formelsig. 141 Geitler, Morphologie der Pflanzen 142 H a a c k . Darstellende Geometrie I 143 H a a c k , Darstellende Geometrie II 144 H a a c k , Darstellende Geometrie I I I 145 W e i m e r , Gesch. der P ä d a g o g i k 148 Kolins, Finanzwissenschaft I 156/156a L a n d m a n n , Philosophische Anthropologie 170 Oehlmann, Musik des 19. J h a . 171/1 7 I ii Oehlmann, Musik des 20. J h s . 173 Bruhns-Kaindolir, Petrographie 180 Böhm. Versicherungsmathem. I 184 Dlüincke, Textilindustrie I 196/196« Mohr, Grundlagen der Elektrotechnik 200/200 a Gottschald, Dt. R e c h t schrei bungswörterbuch 210 Üruhns-Ramdohr, Kristallogr. 220/220 a Moser, Allg. Musiklehre 221/221 a J a n d e r - J a h r , M a ß a n a l y s e 222 H a s s a k - B e u t e l - K u t z e l n i g g , Warrtikunde I 223 Hassuk-IWuU'l-Kutzelnigg, W a r e n k u n d e II 226 l l o f i n a n n , Gesch. d. Malhern. I 228 Vogel, L a n d w . Tierzucht ' 231/231 a Ehrlich, Geschichte Israels 238 Krähe, German. Sprachwiss. I 243 Mahler, P h y s i k a l . Aufgahenslg. 247/247 a H o f m a n n - J ander, Qualita* t i v e Analyse

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BANDNUMMERNFOLGE 250 Lausberg, Romanische Sprachwissenschaft I I 253 Dassler, Elektrochemie I I 257 Humburg, Gleichstrommaschine I 264 Lockemann, Gesch. d. Chemie I 265/265 a Lockemann, Geschichte der Chemie I I 270 Kirn, Einführung in die Geschichtswissenschaft 274 Zietemann, Dampfturbinen I 279 Jacob-Hohenleutner, Quellenkde. der deutschen Geschichte I 280 Jacob-Hohenleutner, Quellenkde. der deutschen Geschichte I I 281 Leisegang, Einführung in die Philosophie 282 Haltenorth, Säugetiere 284 Jacob-Weden, Quellenkunde der deutschen Geschichte I I I 318/318 a Schmidt-Beckers, Industrielle K r a f t - u. Wärmewirtschaft 319 Krug, Australien und Ozeanien 329 Scharrer, Agrikulturchemie I 330/330 a Scharrer, Agrikulturchem. I I 335 K l u g , Fette und Öle 336 Braun-Klug, Seifenfabrikati on 342 Körting, Heizung und Lüftung I 343 Körting, Heizung und Lüftung I I 344 Moser, Musikästhetik 354/354 a Valentiner-König, Vektoren und Matrizen 355 Neger-Münch, Nadelhölzer 356 Lüdemann, Fische 374 Döring, Einführung in die theoret. Physik IV 375 Prcller, Geschichte Englands I 389/389 a Diels-Mattick, Pflanzengeographie 391 Kolms, Finanzwissenschaft I I 394/394 a Schilling, Von der Renaissance bis K a n t 414/414a Tafel, Hebezeuge 422 Gottschald, Dt. Personennamen 423 Adler, Fünfstellige Logarithmen 432 Borchers, Metallkunde I 433/433 a Borchers, Metallkunde I I 435 Burau, Algebr. Kurven u. Flächen 439 Jaeckel, Würmer 440 Jaeckel, Weichtiere 441 Jaeckel, Stachelhäuter 442 H an ne mann, Schwämme und Hohltiere

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443 Gruner-Deckert, Krebse 444 Reichenow, Einzeller 445 Asmus, Physikal.-chem. Rechen» aufgaben 447/447 a Herter, Kriechtiere 452 Bahrdt-Scheer, Stöchiometrische Aufgabensammlung 468 Werkmeister-Grossmann, Vermessungskunde I 469 Werkmeister-Grossmann; Vermessungskunde I I 476 Thum-Meysenbug, Die "Werkstoffe des Maschinenbaues I 483 Henglein, Lötrohrprobierkunde 499 Niese-Küchler, Autogenes Schweißen 500 Simmel, Hauptprobleme der Philosophie 536 Lehmann, K a n t ' 538 Rumpf, Archäologie I 539 Rumpf, Archäologie I I 561 Matthes, Werkzeugmaschinen 1 562 Matthes, Werkzeugmaschinen I I 564 Behn, Kultur der Urzeit I 565 Behn, Kultur der Urzeit I I 566 Behn, Kultur der Urzeit I I I 571 Lehmann, Philosophie d. 19. J h . I 576/576 a Moser, Gesangskunst 579 Müller-Schulze, Techn. Tabellen 580/580 a Sedlaczek-Fischer-Buch, Walzwerke 583/583 a Engel, Maschinen der Eisen« hüttenwerke 585 Dehnert, Verkehrswasserbau I 587 Kalitsunakis-Steinmetz, Neugriech.-dt. Gesprächsbuch 589 Tochtermann, Maschinenzeichnen I 590 Tochtermann, Maschinenzeichnen I I 594 v. Lengerken, Insekten 597 Dehnert, Verkehrswasserbau I I 601 Mutschmann, Engl. Phonetik 619 Buchwald, Kristalloptik 665 Ludin-Borkenstein, Wasserkraftanlagen I 666/666 a Ludin-Borkenstein, Wasserkraftanlagen I I 668 Knopp, Funktionentheorie I 677 Altheim, Röm. Geschichte I I 679 Altheim, R ö m . Geschichte I I I

BANDNUMMERNFOLGE 681 Altheim, Rom. Geschichte IV 691 Fauser, Kulturtechn. BodenVerbesserungen I 692 Fauser, Kulturtechn. Bodenverbesserungen II 698/698 a Schulze, Allgemeine und physikalische Chemie II 703 Knopp, Funktionentheorie II 709 Lehmann, Philosophie d. 19. J h . I I 711 Kesselring, Berechnung der Schaltgeräte 714/714a zur Megede, Technik selbsttätiger Regelungen 715 Zietemann, Dampfturbinen I I 716 Zietemann, Dampfturbinen III 718 Neger-Münch, Laubhölzer 728/728 a Pirani-Fischer, Graph. Darstellung in Wissensch, u. Technik 735 Ekwall, Historische neuengl. Laut- und Formenlehre 746/746 a Pfanzagl, Allg. Methodenlehre der Statistik I 747/747a Pfanzagl, Allg. Methodenlehre der Statistik II 756/756 a Kalitsunakis, Grammatik der Neugriechischen Volkssprache 763/763 a Beer-Meyer, Hebräische Grammatik I 764/764 a Beer-Meyer, Hebräische Grammatik I I 768/768 a Bieberbach, Einführung in die konforme Abbildung 769/769 a Beer-Meyer, Hebr. Textbuch 776 Kolms, Finanzwissenschaft III 780 Krähe, German. Sprachwiss. II 781 Weigert, Stilkunde II 782 Kolms, Finanzwissenschaft IV 786 Schulze, Molekülbau 807 Kropp, Erkenntnistheorie 809 Moser, Harmonielehre I 826 Koch, Philosophie des Mittelalters 827 Schwaiger, Elektromotorische Antriebe 831 Erismann, Allg. Psychologie I 832/832-a Erismann, Allg. Psychologie II 833 Erismann, Allg. Psychologie III 837 Baumgartner, Gruppentheorie 845 Lehmann, Philosophie im ersten Dritte] des 20. Jahrhunderts 1 847 Herter, Lurche

850 Lehmann, Philosophie i m ersten Drittel des 20. Jahrhunderts II 851/85 l a Moede, Psychologie des Berufs- und Wirtschaftslebens 857 Capelle, Griech. Philosophie I 858 Capelle, Griech. Philosophie II 859 Capelle, Griech. Philosophie III 862 Werkmeister-Gross mann, Vermessungskunde III 863 Capelle, Griech. Philosophie IV 866 Bieler, Rom. Literaturgesch. I I 869 Freye, Vögel 875 Hofmann, Geschichte der Mathematik II 877 Knopp, Aufgabensammlung zur Funktionentheorie I 878 Knopp, Aufgabensammlung zur Funktionentheorie II 881 Humburg, Gleichstrommasch. I I 882 Hofmann, Gesch. d. Mathematik III 893 Treue, Dt. Geschichte von 1807 bis 1890 894 Treue, Dt. Geschichte von 1890 bis zur Gegenwart 902 Müller, Dynamik I 903 Müller, Dynamik II 910 J a e g e r , Afrika I 911 J a e g e r , Afrika I I 915 Sperber-Fleischhauer, Geschichte der Deutschen Sprache 917/917a Böhm, Versicherungsmathematik I I 920 Hoheisel, Gewöhnliche Differentialgleichungen 921 Jantzen-Kolb, W . v. Eschenbach. Parzival 929 Schirmer-Mitzka, Dt. Wortkunde 930 Krull, Elementare und klassische Algebra I 931 Hasse, Höhere Algebra I 932 Hasse, Höhere Algebra I I 933 Krull, Elementare und klassische Algebra II 936 Thum-Mevsenbug, Werkstoffe des Maschinenbaues II 952 Schäfer, Transformatoren 953 Zipperer, Techn. Schwingungsl. I 961/961 a Zipperer, Techn. Schwingungslehre I I 965 Dehnert, Wehr- und Stauanlagen

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BANDNUMMERNFOLGE 970 Baldus-Löbell, Nichteuklidische Geometrie 978 Kleinlogel, B a u s t o f f v e r a r b e i t u n g u n d B a u Stellenprüfung d . B e t o n s 984 Graf, B a u s t o f f e des H o c h - u n d Tiefbaues 999/999 a K a m k e , Mengenlehre 1000 J a s p e r s , Geistige S i t u a t . der Zeit 1003 Hoheisel, Partieile Differentialgl. 1008/1008a Mellerowicz, • Allgemeine Betriebswirtschaftslehre I 1009 B e c h e r t - G e r t h s e n • F l a m m e r s f e l d , Atomphysik I 1014 H u t t e n l o c h e r , Mineral- u n d Erzlagerstättenkunde I 1015/1015 a H u t t e n l o c h e r , Mineral- u . Erzlagerstättenkunde II 1017 Döring, E i n f ü h r u n g in die t h e o rct. Physik V 1020 Nieec-Dienst, Elektrische Schweißverfahren 1031/1031a Apel-Ludz, Philosophisches W ö r t e r b u c h 1033 Bechert-Gerthsen, A t o m p h y s . I I 1034 K r a n e f c l d t - J u n g , T h e r a p e u tische Psychologie 1035 A l t h e i m , R o m . Religionsgeschichte I 1039 D o v i f a t , Zeitungslehre I 1040 D o v i f a t , Zeitungslehre I I 1044 T ö l k e , Talsperren 1045 S c h u b e r t , T e c h n i k des Klavier« spiels 1051/1051 a Stolberg-Wernigerode, Gesch. d . Verein. S t a a t e n von Amerika 1052 A l t h e i m , R o m . Reltgionsgesch. I I 1057 R o t h , T h e r m o c h e m i e 1059 Hoheisel, Aufgabenslg. z. d. gew. u . p a r t . Differentialgl. 1061 Grodzinski-Lechner, Getriebel. I 1065 H a l l e r - D a n n e n b a u e r , V o n den K a r o l i n g e r n zu den S t a u f e r n 1070 S a u t e r , Differentialgleichungen der P h y s i k 1074 K o s c h m i e d e r , Variationsrechnung I 1076/1076 a E n d r e s , V e r b r e n n u n g s motoren I 1077 H a l l e r - D a n n e n b a u e r , V o n den S t a u f e r n zu den H a b s b u r g e r n 1078 T r o c h e , S t a h l b e t o n b a u

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1082 Hasse-KIobe, A u f g a b e n s a m m l u n g zur höheren Algebra 1085 L i e t z m a n n - A l a n d , Z e i t r e c h n u n g 1086 Müller, D t . D i c h t e n u . D e n k e n 1088 Preller, Gesch. E n g l a n d s I I 1092 W i c k o p , F e n s t e r , T ü r e n , T o r e 1094 H e r n r i e d , S y s t e m . Modulation 1096 Vietor, D t . D i c h t e n u n d Denken 1099 Hoheisel, Integralgleichungen 1105 H ä r t u n g , D t . Geschichte im Zeita l t e r der R e f o r m a t i o n 1108 de Boor-Wisniewski, Mittelhochdeutsche Grammatik 1109 K n o p p , E l e m e n t e d e r F u n k tionentheorie 1113/1113a S t r u b e c k e r , Differentialgeometrie I 1114 Schubel, Engl. Literaturgesch. I 1115 R a n k e , A l t n o r d . E l e m e n t a r b . 1116 Schübe!, Engl. Literaturgesch. I I 1117 H a l l e r - D a n n e n b a u e r , E i n t r i t t der G e r m a n e n in die Geschichte 1121 N a u m a n n , D t . D i c h t e n u . D e n k e n 1122 F e i s t , Sprechen u . Sprachpflege 1123/1123a B e c h e r t - G e r t h s e n , A t o m physik I I I 1124 Schubel, E n g l . L i t e r a t u r g e s c h . I I I 1125 L e h n e r t , Alteng!. E l e m e n t a r b u c h 1127 H a r t m a n n , Geschlecht u n d Ges c h l e c h t s b e s t i m m u n g i m Tieru n d Pflanzenreich 1128 B u c h n e r , Symbiose d e r Tiere m i t pflanzl. Mikroorganismen 1130 D i b e l i u s - K ü m m e l , J e s u s 1131 Scholz-Schöneberg, E i n f ü h r u n g in die Zahlentheorie 1132 F r ü h a u f , Ü b e r s p a n n u n g e n und* Überspannungsschutz 1134 K u c k u c k , P f l a n z e n z ü c h t u n g I 1135 L e h n e r t , Beowulf 1137 Heil, Entwicklungsgeschichte des Pflanzenreiches 1138 H ä m m e r l i n g , F o r t p f l a n z u n g i m Tier- u n d Pflanzenreich 1140 Unger, I n d u k t i o n s m a s c h i n e n 1141 Koller, H o r m o n e 1142 Meissner-Lehnert, S h a k e s p e a r e 1144 Gehler-Herberg.Festigkeitslehrel 1145/1145 a H e r b e r g - D i m i t r o v , Festigkeitslehre I I 1146 H u m b u r g , S y n c h r o n e Maschine

BANDNUMMERNFOLGE 1147 v. Waltershausen, Kunst des Dirigierens 1148 Pepping, Der polyphone Satz I 1152 Dehnert, Verkehrswasserbau III llS3/1153a Mellerowicz, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre II 1154/1154a Mellerowicz, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre III 1155 Schwartz, Mikrobiologie I 1156/1156 a Meinke, Komplexe Berechn. v. Wechselstromschalt. 1157 Schwartz, Mikrobiologie II 1158 Mayrhofer, Sanskrit-Grammatik 1159 Jungbluth, Gießereitechnik I 1160 Dibelius-Kümmel, Paulus 1161 Kaestner, Spinnentiere 1162 Seidel, Entwicklungsphysiologie der Tiere I 1163 Seidel, Entwicklangsphysiologie der Tiere II 1164/1164a Pepping, Der polyphone Satz II 1165/1165a Bechert-Gerthsen, Atomphysik IV 1169 Paulsen, Allgemeine Volkswirtschaftslehre I 1170 Paulsen, Allgemeine Volkswirt» schaftslehre II 1171 Paulsen, Allgemeine Volkswirtschaftslehre III

1172 Paulsen, Allgemeine Volkswirtschaftslehre IV 1173 Hamann-Funke-Hermann, Chemie der Kunststoffe 1176/1176a Lorenzen, Formale Logik 1178/1178a Kuckuck, Pflanzenzüchtung II 1179/1179a Strubecker, Differentialgeometrie II 1180/1180a Strubecker, Differentialgeometrie III 1181 Franz, Topologie I 1183/1183 a Nicolas, Finanzmathematik 1184 Endres, Verbrennungsmot. II 1185 Endres, Verbrennungsmot. III 1186/1186a Mellerowicz, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre IV 1187 Lau, Luther 1188/1188a Lehmann, Photogrammetrie 1189/1189a Päsler, Mechanik deformierbarer Körper 1190 Stupperich, Melanchthon 1191 Brauer, Slav. Sprachwiss. I 1193 Fürstenberg, Wirtschaftssoziologie 1194 Wendt, Gesch. d. Volkswirtschaftslehre

Autorenregister Adler 10 Aland 5 Altheim 4, 6 Apel 3 Asmus 12 Bahrdt 13 Baldus 11 Barner 11 Baumgartner 11 Bechert 12 Beckers 18 Beer 8 Behn 5 Berneker 8 Beutel 13

Bieberbach 11 Biehle 6 Bieler 8 Blümcke 13 Böhm 11 de Boor 7 Borchers 16 Borkenstein 17 Bräuer 8 Brandenstein 8 Braun 13 Brauns 15 Bruhns 15 Buch 17 Buchner 13

Buchwald 15 Burau 10 Capelle 3 Chudoba 15 Dahrendorf 4, 9 Dannenhauer 5 Dassler 13 Debrunner 8 Deckert 14 Dehner t 17 Dibelius 4 Diels 14 Dienst 17 Dimitrov 18 Döring 12

Dovifat 9 Ehrlich 4 Ekwall 7 Ende, vom 16 Endres 17 Engel 17 Erismann 4 Erlebach 10 Fauser 15 Feist 6 Fischer, F 17 Fischer, J . 15 Fischer, P. B. 10 Flammersfeld 12 Fleischhauer 6

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AUTOHENREGISTER F r a n z 10 F r e y e 14 F r ü h a u f 16 Fürstenberg 9 F u n k e 13 G e h l e r 18 G e i t l e r 14 G e r t h s e n 12 G o t t s c h a l d 6, 7 G r a f 18 G r o d z i n s k i 17 G r o s s m a n n 18 G r o t e m e y e r 11 G r u n e r 14 H a a c k 11 H ä m m e r l i n g 13 Haller 5 H a l t e n o r t h 14 H a m a n n 13 H a n n e m a n n 14 H a r t m a n n 13 Härtung 5 H a s s a k 13 H a s s e 10 H a u s s n e r 10 H e i l 14 Hempel 7 H e n g l e i n 15 H e r b e r g 18 H e r m a n n 13 Hernried 4 H e r t e r 14 H e s s e n b e r g 11 Hoernes 5 Hoffmann 8 H o f m a n n 10, 12 Hofstätter 4 Hofstaetter 6 H o h e i s e l 11 Hohenleutner 6 H u b e r 14 H u m b u r g 15 H u t t e n l o c h e r 15 Jacob 6 J a e c k e l 14 Jaeger 8 J a h r 12 J a n d e r 12

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Jantzen 7 Jaspers 3 Jiriczek 7 Jung 3 J u n g b l u t h 17 K a e s t n e r 14 Kalitsunakia 8 K a m k e 11 K e s s e l r i n g 16 Kirn 5 Kleinlogel 18 K l e m m 12 K l o b e 10 K l u g 13 K n e s e r 11 K n o p p 10 Koch 3 K ö n i g 11 K ö r t i n g 18 Kolb 7 K o l l e r 13 Kolms 9 K o s c h m i e d e r 11 Krähe 7 Kranefeld t 3 K r e s z e 12 Kropp 3 Krug 8 K r u l l 10 K u c k u c k 14 K ü c h l e r 17 Kümmel 4 K u t z e l n i g g 13 Landmann 3 Langosch 7 Lau 4 Lausberg 8 L e c h n e r 17 L e h m a n n , G. 3 L e h m a n n , G. 18 L e h n e r t 7, 8 Leisegang 3 L e n g e r k e n , v o n 14 Liebich 8 Lietzmann 5 L o c k e m a n n 12 L o b e l l 11 L o r e n z e n 3, 10

L o t z e 15 L u d i n 17 Ludz 3 L ü d e m a n n 14 M a h l e r 12 M a t t h e s 16 M a t t i c k 14 Maurer 7 Mayrhofer 8 Megede, zur 16 M e i n k e 16 Meissner 8 Mellerowicz 9 Meyer 8 M e y s e n b u g 16 Mitzka 6 Moede 4, 9 M o h r 15 Moser 4 M ü l l er, G. 6 M ü l l er, W . 15, 16 M ü n c h 14 Mutschmann 7 Naumann 6 N e g e r 14 Nestle 8 Nicolas 9, 11 N i e s e 17 Noyer-Weidner 8 Oehlmann 4 P ä s l e r 12 Paulsen 9 Pepping 4 Pfanzagl 9 P i r a n i 15 Preller 6 R a m d o h r 15 Ranke 7 R e i c h e n o w 14 R i n g l e b 10 R o h r b a c h 10 R o t h 13 Rumpf 5 R u n g e 15 S a u t e r 12 S c h ä f e r 16 S c h a r r e r 15 Scheer 13

Schilling 3 Schirmer 6 S c h l e n k 12 S c h m i d t 18 S c h o e n e b e r g 10 Scholz 10 Schubel 7 S c h u b e r t , H . 10 Schubert, K . 5 S c h u l z e , E , 15 S c h u l z e , W . 12 S c h w a r t z 13 S c h w a i g e r 16 S e d l a c z e k 17 Seidel 14 Simmel 3 Sperber 6 Steinmetz 8 Stolberg-Wernig e r o d e , zu 6 S t r u b e c k e r 11 Stupperich 4 T a f e l 17 T e i c h m a n n 18 T h u m 16 T o c h t e r m a n n 16 T ö l k e 17 T r e u e 5, 6 T r o c h e 18 U n g e r 15 V a l e n t i n e r 11 Vasmer 8 Viëtor 6 Vogel 14 Vossler 8 Waltershausen,v.5 Weden 6 Weigert 5 Weimer 3 Wendt 9 W e r k m e i s t e r 18 W i c k o p 18 Wiese, von 4 Wisniewski 7 W i t t x n g 11 Z i e t e m a n n 17 Z i p p e r e r 16