Reallexikon für Antike und Christentum 26 : Nymphen – Pegasus 9783777215099

Reallexikon für Antike und Christentum : Sachwörterbuch zur Auseinandersetzung des Christentums mit der antiken Welt D

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Reallexikon für Antike und Christentum 26 : Nymphen – Pegasus
 9783777215099

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REALLEXIKON FÜR ANTIKE UND CHRISTENTUM SACH WÖRTERBUCH ZUR AUSEINANDERSETZUNG

DES CHRISTENTUMS MIT DER ANTIKEN WELT

IIERAUSGEGEBEN VON GEORG SCHÖLLGEN HE1NZGERI) BRAKMANN, SIBLE DE BLAAUW

THERESE FÜHRER. HARTMUT LEPPIN

WINRICH LÖHR

Band XXVI:

Nymphen - Pegasus

ANTON HIERSEMANN · STUTTGART

REALLEXIKON FÜR ANTIKE UND CHRISTENTUM

BAND XXVI

BEGRÜNDET VON

FRANZ JOSEPH DÖLGER, THEODOR KLAUSER. HELMUT KRUSE

HANS LIETZMANN, JAN HENDRIK WASZINK FORTGEFÜHRT UNTER MITWIRKUNG VON

CARSTEN COLPE, ERNST DASSMANN, ALBRECHT DIHLE JOSEF ENGEMANN, KARL HOHEISEL, BERNHARD KÖTTING WOLFGANG SPEYER, KLAUS THRAEDE, LEOPOLD WENGER

IM AUFTRAG DER NORDRHEIN-WESTFÄLISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UND DER KÜNSTE

BEARBEITET IM

FRANZ JOSEPH DÖLGER-INSTITUT DER UNIVERSITÄT BONN

DIE HERAUSGABE DES REALLEXIKONS FÜR

ANTIKE UND CHRISTENTUM WIRD ALS VORHABEN DER

NORDRHEIN-WESTFÄLISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UND

DER KÜNSTE IM RAHMEN DES AKADEMIENPROGRAMMS VON DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND UND DEM LAND

NORDRHEIN-WESTFALEN GEFÖRDERT REDAKTION F. J. Dölger-Institut, Oxfordstr. 15, D-53111 Bonn

www.antike-und-christentum.de

Wissenschaftliche Mitarbeiter: A. Busch, E. Enß, S. Heydasch-Lehmann, Ch. Hornung, Ch. Mühlenkamp, Th. Nesselrath, Μ. Siede, F. Zanella

Ein Abkürzungs- und Stichwortverzeichnis sind unter www.antike-und-christentum.de eingestellt,

www.hiersemann.de

ISBN 978-3-7772-1509-9 © 2015 ANTON HIERSEMANN KG, VERLAG, STUTTGART

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die des Nachdrucks und der Übersetzung. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses urheberrechtlich geschützte Werk oder Teile daraus in einem photomechanischen, audiovisuellen oder sonstigen Verfahren zu vervielfältigen und zu verbreiten. Diese Genehmigungspflicht gilt ausdrücklich auch für die Speicherung, Verarbeitung, Vervielfältigung oder Verbreitung mittels Datenverarbeitungsanlagen und elektronischer Kommuni­ kationssysteme. Diese Buch ist auf holzfreiem, säurefreiem und alterungsbeständigem Papier gedruckt. Satz: pagina GmbH, Tübingen Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten Buchbinderische Verarbeitung: Lachenmaier GmbH, Reutlingen Printed in Germany

INHALT Nymphen Oblation I (Personen) Oblation II (Sachen) Odysseus öl (Ölbaum, Ölzweig) Olympias Omphalos Opfer Orakel Orans Ordal (Gottesurteil) Ordines minores Origenes Orosius Orpheus (Orphik) Oryx (Antilope, Gazelle) Ostanes Ovidius Oxyrhynchos Palast Palindrom Pallium Palme Palmyra Pamphylien (Lykien, Pisidien) Panther (Leopard)

1 31 47 75 92 125 131 143 206 351 365 398 460 567 576 613 626 634 685 699 785 803 831 848 872 899

Papagei Parabalani Parabel Paradoxon Paraphrase Parmenides von Elea Parrhesia Pascha Pate Patriarch Patronage (Patronus, Patronat) Paula Paulinus von Nola Paulus I Paulus II Paulus III (in den ntl. Apokryphen) Paulus IV (Ikonographie u. Kult) Paulus von Samosata

916 924 932 968 986 999 1014 1033 1077 1091 1109 1138 1147 1166 1194 1215 1229 1250

Register zu Band XXVI Erscheinungsdaten Stichwörter Mitarbeiter N achtragsartikel

1265 1269 1271 1275 1277

Nymphen. A. Griechisch. I. Name u. Begriff 1. II. Antike Quellen u. Reflexion 2. III. Charakter 4. IV. Nymphenarten, a. Wasser-Nymphen 7. b. Baum-Nymphen 9. c. Berg-Nymphen u. die übrigen Nymphenarten 10. V. Wirkungen u. Aufgaben 11. VI. Kult 15. B. Römisch. I. Frührömisch 16. II. Übernahme der griech. Nymphen-Vorstel­ lung 16. III. Kult 18. C. Keltisch / Germanisch 20.

D. Christlich. I. Mitteilungen aus der antiken Nymphen­ überlieferung 20. II. Kritik 22. III. Maria als mögliche Kultnachfolgerin 25. IV. Hagiographisches 25. V. Kirchliche Verbote der Nymphen Verehrung u. Gewaltakte 26. E. Nymphäen 27.

A. Griechisch. I. Name u. Begriff. Der Glaube an die N. reicht in vorhomerische Zeit zurück. Bereits II. 24, 614/6 beruft sich für die N. am phrygischen Berg Sipylos u. ihren Tanz auf mündliche Überlieferung. Die Vorstellung von den N., wie sie dann bis ans Ende der Antike begegnet, ist in Ilias u. Odyssee grundgelegt (ebd. 6,419f; 20,8f; Od. 6, 102/6: Artemis u. die N.; ebd. 13, 102/12: N.grotte; ebd. 14, 434f; 17, 204/11: Kult [s. u. Sp. 15]). - Die Etymologie ist nicht klar (P. Chantraine, Dict. étymologique de la langue grecque2 [Paris 1999] 759; J. Pokorny, Indogerman. etymolog. Wb. I4 [2002] 977f s. v. sneubh; semitischen Ursprung nimmt F. Aspesi, Archeonimi del labirinto e della ninfa [Roma 2011] an). Das Wort νύμφη bezeich­ net die Jungfrau, die Braut u. die junge Frau RAC XXVI

(Pollux 3, 32. 35; E. Fehrle, Die kultische Keuschheit im Altertum [1910] 162/9: jung­ fräuliche Göttinnen; 201/3: Hera; Andö); dazu entsprechend νυμφίος, Bräutigam (S. Eitrem, Art. Nymphios: PW 17, 2 [1937] 1607). Deshalb heißen die N. oft auch κόρας ,Mäd­ chen' (Hesiod, theog. 346/8; dazu Μ. L. West, Hesiod. Theogony [Oxford 1966] 263f; ders., Hesiod. Works and days [ebd. 1978] 372f; Hesiod, frg. 304, 5 [158 Merkelbach / West]; Petersmann 193). Auf die Quell-N. weist der seit *Homer belegte Name Najade hin, ναιάς oder ναίς bzw. νηάς oder νηίς (IL 6, 21f; 14, 444; Od. 13, 104. 356; Herter, Nymphai 1533/6; zu den verschiedenen Arten der N. s. u. Sp. 7/11). II. Antike Quellen u. Reflexion. N. u. Na­ men einzelner N. begegnen in antiken In­ schriften (R. Merkelbach / J. Stäuber, Stein­ epigramme aus dem griech. Osten 5 [2004] Reg. 266. 277), auf *Münzen (Larson, Reg. s. v. coins; O. Picard, Les nymphes, images de l’eau sur les monnaies des cités grecques: J. Jouanna / P. Toubert / Μ. Zink [Hrsg.l, L’eau en méditerranée de l’antiquité au MA [Paris 2012] 55/73) u. vor allem in der epi­ schen, hymnischen, bukolischen, panegyri­ schen u. epigrammatischen Dichtung von Homer bis *Nonnos (W. Peek, Lex. zu den Dionysiaka des Nonnos 3 [1974] 1109f), bei Geschichtsschreibern, Geographen u. Gram­ matikern. Überaus oft sind sie in der bilden­ den Kunst, besonders auf Vasen, Weihereli­ efs u. ’Mosaiken (Halm-Tisserant / Siebert) dargestellt. Dazu kommen die literarisch u. archäologisch bezeugten N.-Heiligtümer (s. u. Sp. 19.27). - Über die N. haben in der An­ tike folgende Autoren geschrieben, deren Werke aber verloren sind: Kallimachos (frg. 413. 777 Pfeiffer), u. a. über die arkadischen N., Herodotos Olophyxios (Steph. Byz. s. v. Όλόφυξος [490 Meineke]), ein unbekannter Dionysios angeblich 33 Bücher (Phot. lex. s. v. Νύμφαι [3, 34 Theodoridis]; Suda s. v. Νύμφαι [3, 487 Adler]; G. Wentzel, Hesychiana: Hermes 33 [1898] 275/312, bes. 287/90) 1

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u. Mnesimachos aus Phaselis (4./3. Jh. vC.; FGrHist 841). Vom Inhalt dieser Werke ist nur sehr wenig bekannt. So zählt Mnesima­ chos in seinem verlorenen Werk Διάκοσμοι folgende N.arten auf: die himmlischen, die ir­ dischen, die der Flüsse, der Seen, des Mee­ res sowie die Baum-N. (ebd. 841 F 2f; von einer ähnlichen griech. Vorlage hängt die de­ taillierte Aufzählung bei Serv. auct. Verg. ecl. 10, 62 [3, 1,125f Thilo] ab). - Porphyrios deutet in seiner Schrift De antro Nympha­ rum die Verse der Odyssee über die N.grotte (Od. 13,102/12) allegorisch als einen Offenbarungstext über die Seele (P. Crome, Symbol u. Unzulänglichkeit der Sprache. Iamblichos, Plotin, Porphyrios, Proklos [1970] 142/58; L. Simonini, Porfirio. L’antro delle ninfe [Milano 1986]; W. Speyer, Por­ phyrios als religiöse Persönlichkeit u. als re­ ligiöser Denker: ders., Frühes Christentum im antiken Strahlungsfeld 3 [2007] 227/30); vgl. Sallust. Philos. de diis 4, 9. - Mindestens seit Theophrast ist auch ein profanwissen­ schaftlicher Umgang mit dem Thema der Quell-N. zu belegen. Dies zeigt das Kapitel über die Quellen bei Vitruv, der naturwis­ senschaftlich über warme, schwefel-, alaun-, ölhaltige, tödliche u. a. besondere Quellen im Anschluss an die von ihm genannten Auto­ ren, Theophrast, Timaios, Poseidonios, He­ gesias, Herodot (wohl Olophyxios, s. oben), Aristeides u. Metrodoros, schreibt (8, 3, 27; vgl. 8, 3, 1/26; vgl. Plin. n. h. 31, 1/61; Vib. Sequ. geogr. 163/81 [29/32 Gelsomino]). Für die Wasserversorgung u. das Badewesen in den Städten mussten die Quellen in tech­ nisch anspruchsvollen Aquädukten u. Lei­ tungen gefasst werden (Frontin. aq.). Aber trotz dieser profanen Verwendung des Was­ sers wurden die N. bis weit ins 4. Jh. nC. verehrt. In Antiochien feierte man zZt. Kai­ ser Valens’, der oft dort war, ganz öffentlich heidnische Kulte, wie die Dionysien u. die mit diesem Gott oft verbundenen N. (Theodrt. h. e. 4,24,2/4; Liban, or. 11,202 [1,506 Foerster]; R. Martin, Commentaire archéo­ logique: A. J. Festugière, Antioche païenne et chrétienne [Paris 1959] 43; G. Downey, Ancient Antioch [Princeton 1963] 100. 234; D. P. Crouch, Watermanagement in ancient Greek cities [New York 1993] Reg. s. v. N., nymphaeum; s. u. Sp. 19.27). - Für sich steht die Notiz über Damokles, den Höfling von Dionysios II, der die N. ironisiert hat (Timae. Hist.: FGrHist 566 F 32).

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III. Charakter. Die N. gehören zu den Elementar- u. Vegetationsgeistern (Plut. def. orac. 11, 415D spricht von ihnen als δαίμονες; J. ter Vrugt-Lentz, Art. Geister [Dämonen]: o. Bd. 9, 599. 602) u. sind so Aus­ druck einer vitalistisch-animistischen Auf­ fassung bestimmter Erscheinungen der Wirklichkeit, vornehmlich der Quellen u. der Bäume. Ursprünglich wird die konkrete Quelle oder der konkrete Baum die N. un­ mittelbar verkörpert haben. Eine Ver­ menschlichung hat wohl erst später stattge­ funden (zur Anthropomorphisierung der N. Artemid. onir. 2, 44). Die N. sind als weibli­ che dämonisch-göttliche Wesen eng mit dem religionsgeschichtl. Typos der Mutter Erde verwandt u. können geradezu als Töchter dieser Urmutter verstanden werden (vgl. *Demeter u. Kore u. die N. als Korai; Petersmann 183/6. 190/5). Apollonios v. Rhodos spricht einmal von den libyschen N. als den chthonischen (2, 504; Schol. Apollon. Rhod. 1322 [314 Wendel] mit Zitat von Callim. frg. 602 [1, 412 Pfeiffer]). Wie die *Erde als Mut­ ter u. als Stiefmutter, als mater / noverca, ambivalent erlebt wurde, so haben auch die N. teil an dieser Ambivalenz von Erde u. Himmel (Apollon. Rhod. 4,1411/4) u. von Le­ ben u. Tod. Überhaupt sind die N. eng mit Brautschaft, Zeugung u. Geburt verknüpft (Schol. Pind. Pyth. 4, 106 [2, 113 Drachmann]; Schol. Apollon. Rhod. 1217/9 [311 W.]; Artemid. onir. 2, 38; G. Binder, Art. Geburt II: o. Bd. 9,81; E. Simon, Griech. Muttergott­ heiten: Matronen 157/69, bes. 162f mit Taf. 22; zu ihrer erotischen Kraft Alciphr. frg. 6 [95/7 Hercher]). Als weibliche Wald-, Flur- u. Berggeister erscheinen die N. meist betont jungfräulich u. bilden so den Gegensatz zu den männlichen Flur- u. Waldgeistern, dem Pan, den Satyrn u. den Silenen. In dieser Weise begegnet Priapos u. bisweilen auch *Hermes. Als Mutter des Priapos wird ne­ ben anderen die N. Chione oder Dione oder Percota genannt (Schol. Theocr. id. 1, 21 [36f Wendel]; Schol. Lucian. Iupp. trag. 6 [59 Rabe]; H. Heiter, De Priapo [1932] 41. 62). Diese männlichen Waldgötter versuchen, die N. zu fangen u. sich in deren Grotten mit ih­ nen zu vereinen (Hymn. Hom. Ven. 262f; Hör. carm. 1,1,30f; Ovid. met. 9,347; Longus 2, 39, 2f; zu Pans vergeblichem Werben um die N. Pitys, Echo u. Syrinx Merkelbach 32/5). Einzelne N. entziehen sich ihnen, weil sie ihre ’Jungfräulichkeit unbedingt bewah­

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ren wollen. Der Mythos von Artemis u. ihren N. thematisiert dies (Od. 6, 102/8; D. Detschew, Art. Artemis: o. Bd. 1, 716). Am be­ kanntesten unter ihnen ist Kallisto: Zeus verführte sie, Artemis verbannte sie aus ih­ rem Kreis u. *Hera bestrafte sie (Hesiod, frg. 163 [79 Merkelbach / West]; Ovid. met. 2, 425/65; fast. 2,155/74; Andö 72). - Die N. sind oft mit anderen Gottheiten u. Heroen ver­ bunden: mit Acheloos u. anderen Flussgöt­ tern, Aphrodite, *Apollon, dem Nymphagetes (Inschrift aus Thasos: Wächter 83. 89; J. E. Fontenrose, Didyma. Apollo’s oracle, cult, and companions [Berkeley 1988] 217f u. Reg. s. v. N.), mit *Artemis, ’Asklepios, *Athena, Chariten, Demeter, Dionysos (*Liber), *Eros, Hera, *Herakles, ’Hermes, Horen, Pan, der auf Weihereliefs oft den Tanz der N. mit seiner Syrinx begleitet, Perseus, Po­ seidon (der bei Cornut. nat. deor. 22 [44, 4 Lang] einmal Nymphagetes heißt), Priapos, Satyrn u. Silenen, Zeus u. a. (Herter, Nymphai 1572/5). Vor allem ist ihre Nähe zu Di­ onysos u. den Mänaden zu beachten (E. Si­ mon, Art. Efeu: o. Bd. 4, 614; West, Works aO. 373/5). Ihre ’Genealogie verknüpft sie mit dem Himmelsgott, der Mutter Erde, dem Okeanos u. dem Meeresgott sowie den Flussgöttern (ferner vgl. Hesiod, frg. 123 [60 Μ. / W.]). - Wie Quelle u. Grotte zusammen­ gehören (s. u. Sp. 8), so deren aufregende u. andererseits belebende u. bergende Kraft. Die N. heißen zwar wie die ’Musen bis in die Spätantike »Töchter des Zeus' (II. 6, 420; Od. 6, 105; Hesiod, frg. 304, 5 [158 Μ. / W.]; Epigr. Bob. 62, 5; Herter, Nymphai 1528/30), vergegenwärtigen aber neben dem olympi­ schen auch den chthonischen Aspekt; denn ihre Herkunft u. Wirkkraft liegen in der al­ les Lebendige gebärenden u. wieder zurück­ nehmenden Erde. Auf den chthonischen As­ pekt weisen auch Überlieferungen, die von ihnen als Töchter eines Flussgottes sprechen (Paus. 9, 29, 5; Martial. 10, 7, 1). Sie teilen mit der Erdgöttin Gaia / Hera / Demeter, mit ’Kybele / Mater Magna u. Aphrodite den weiblich-mütterlichen u. mit Artemis den jungfräulichen Aspekt (Binder aO. 76). Adjectiva der Quellen betonen ihre Reinheit, Unberührtheit u. Heiligkeit (Ovid. met. 5, 573: Arethusa, sacer fons; F. Vollmer, Art. fons: ThesLL 6, 1 [1912/26] 1027, 23/5. 33f). Bei den Wasser-N. u ihren Quellen gab es einerseits die Thermal- u. Heilquellen, an­ dererseits Quellen mit giftigen Ausdünstun­

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gen oder, wie die Quelle Salmacis in ’Karien, mit verweichlichender Wirkung (Fest. s. v. Salmacis [439 Lindsay]; Vib. Sequ. geogr. 179 [31 Gelsomino]). Bei dieser Ambivalenz nahm man aber mehr ihre Lichtseite wahr. Deshalb konnten sie als hilfreiche Numina (’Numen) auch weiß vorgestellt werden (A. Hermann, Art. Farbe: o. Bd. 7, 392). Zu­ gleich galten sie als Inbilder des Weiblichen, wie die ihnen entsprechenden göttlichen Liebhaber u. Verfolger als Inbilder des Männlichen (Kenner; Petersmann 171/99; s. o. Sp. 4). - Als individuelle Gestalten begeg­ nen sie an einem geographisch bestimmten hl. Ort, an dem sie wirken u. an den sie meist auch gebunden sind (Gruppe 826 u. Reg. 1829 s. v. N.). Daher erklärt sich die große Anzahl individueller N.namen (ebd. 1830 s. v. N.; Larson 359/64) u. ihrer jeweiligen Kult­ orte in der gesamten griech. u. später der röm. Welt (Bloch 529/40. 544/52; Herter, Nymphai 1558/72). Seit Homer nennen Dich­ ter u. Geographen N. von Landschaften, Ländern u. Städten (ebd. 1543/5). Seit früher Zeit finden sich bei den Nereiden u. Okeaniden viele Individualnamen (vgl. die Kata­ loge II. 18,37/50 u. Hesiod, theog. 240/64; fer­ ner Hyg. fab. praef. 8 [3 Rose]: Nereides; 182 [127 R.]: Oceani filiae; Verg. georg. 4, 334/45; G. Herzog-Hauser, Art. Nereiden: PW 17, 1 [1936] 1/23; Herter, Okeaniden; Μ. Durst, Art. Meer. o. Bd. 24, 522f). Nicht wenige die­ ser ’Namen spielen auf die Reisebegleitung, auf das Fahrgeleit der Nereiden, also der Töchter des Nereus, an u. weisen auf deren Helferfunktion hin. Entsprechendes trifft auch auf Wasser-N. zu. - Auf vielen Weihe­ reliefs erscheinen die N. im Dreiverein, halb­ bekleidet u. mit großer ’Muschel in den Händen (Bloch Abb. 7; Larson 258/67). Eine derartige Dreiergruppe ist auch literarisch bezeugt (Theocr. id. 13,44f; Apollon. Rhod. 4, 1427f nennt die drei Hesperiden Hespere [Pappel], Erytheis [Ulme] u. Aigle [Weide]; Claud. carm. min. 45, lf; R. Mehrlein, Art. Drei: o. Bd. 4, 272/4; Halm-Tisserant / Sie­ bert). Aber auch Gruppen von zwei, vier, fünf u. neun N. drückten das N.-Kollektiv aus (Kenner 104/6). - Volkstümliche, gera­ dezu märchenhafte Überlieferungen spre­ chen von einer geschlechtlichen Vereinigung von N. u. Menschen, wobei diese Verbindung oft unglücklich geendet haben soll (Hesiod, theog. 965/8; Charon v. Lampsakos: FGrHist 262 F 12; Schol. Theocr. id. 3,13c [120f Wen­

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del]; F. Panzer, Art. Wassergeister: Bächtold-St. 9 [1938/41] 145/7; Andö 75). Anderer­ seits führten einzelne Geschlechter sich auf eine N. als Stammmutter zurück (s. u. Sp. 14). IV. Nymphenarten, a. Wasser-Nymphen. Die kultgeographisch am häufigsten zu be­ legende N.art ist die der Wasser-N. Diese sind Ausdruck der dämonisch-göttlich erleb­ ten Mächte des Wassers, zunächst des reinen Quellwassers, das aus dem Dunkel der Erde hervorbricht u. so zugleich auch einen un­ mittelbaren Zugang zum Reich der Toten zu besitzen scheint (Hopfner, OZ 2, 2 § 241. 243). Die Quellen wirken auf ’Pflanzen u. Tiere u. besonders auf den Menschen, dessen fünf Sinne sie ansprechen. Da es mehr Leben erhaltende als Tod bringende Quellen gibt, erfuhren die Menschen sie mehr als Erhal­ terinnen des Lebens u. als Spenderinnen pflanzlicher Fruchtbarkeit denn als Todes­ mächte. Positiv wirken sie, indem sie die Le­ bewesen vor dem Verdorren u. Verdursten bewahren (Apollon. Rhod. 4, 1393/460). So­ dann gewähren sie die Möglichkeiten profa­ ner u. kultischer Reinigung: das erste Bad nach der Geburt (Paus. 8, 41, 2), das Hoch­ zeitsbad (Callim. lav. Pall.), das kultische Reinigungsbad (S. Eitrem, Opferritus u. Voropfer der Griechen u. Römer [Kristiania 1915] Reg. s. v. Baden) u. das Baden von Götterbildern (H. Funke, Art. Götterbild: o. Bd. 11, 718f). Nach antikem Glauben wirken die N. aber auch auf die Seele Einzelner im Guten wie im Bösen ein (s. u. Sp. 11). - Sie können bald als Einzelne, bald im Kollektiv erscheinen (zur Vision einer N. Fest. s. v. Lymphae [107 Lindsay]). Die Mittagsstunde war ihre bevorzugte Zeit (Auson. Mos. 178/81 [132 Green]; W. Speyer, Mittag u. Mitternacht als hl. Zeiten in Antike u. Chris­ tentum: ders., Frühes Christentum im anti­ ken Strahlungsfeld 1 [1989] 344f. 346^). In ihnen, die als anmutige Mädchen mit schönen Haaren vorgestellt wurden (Od. 6, 108: xaXai; 1,86; 5,30.58; 12,132; Hesiod, frg. 304,5 [158 Μ. / WJ: eönkoxcqiog), erscheint gestalthaft die in sich bewegte Lebenskraft, die vor allem im lebendigen Wasser erkenn­ bar ist, aber ebenso in Pflanzen u. Bäumen. Die Menschen auf dem Lande, Hirten, Jäger, Fischer, Bauern u. Wanderer, erlebten das Rauschen u. Schäumen des Wassers, das Spiel, den Tanz u. das Springen der Quellen sowie das Rauschen, Ächzen u. Knarren der Bäume als ein Sprechen lebendiger Wesen

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(Hör. carm. 3, 13, 15f: loquaces Lymphae desiliunt; A. Luisi, Art. Lymphae: Orazio. Encicl. oraziana 2 [Roma 1997] 419): zur arka­ dischen Berg-N. A. Hermann, Art. Echo: o. Bd. 4, 501f. Das Phänomen des Echos spie­ gelte sich in der Berg-N. Echo (Ovid. met. 3, 339/510; F. Börner, P. Ovidius Naso. Meta­ morphosen 1/3 [1969] 536/70; Longus 3. 23, 1/5). - Ursprünglich wurde das Wasser wie die ’Erde als eine doppelgeschlechtige Macht erlebt (H. Baumann, Das doppelte Ge­ schlecht [1955] 351f). Erst auf einer späteren Bewusstseinsstufe erfolgte eine Trennung: Der Okeanos u. die Flüsse erschienen dann als geheimnisvolle männliche Kräfte, die Quellen als weibliche u. damit oft als deren Töchter (Apollon. Rhod. 4,1414/21; Anth. Gr. 9,329,1; Martial. 10,7,1: der Rhein als Nympharum pater). Mit diesen ’Genealogien kon­ kurriert jene, welche die N. zu Töchtern des Zeus macht (s. o. Sp. 5). Im ’Mythos, im Kult u. in der Dichtung begegnen die N. des Meeres, der Quellen, der Flüsse u. Seen (Ovid. met. 9, 334/48; zu den Meer-N. P. Weizsäcker, Art. Nereiden: Roscher, Lex. 3, 1, 207/40, bes. zu den Namenskatalogen; Herzog-Hauser aO.; Herter, Okeaniden 2303/8; J. Μ. Barringer, Divine escorts. Nereids in archaic and classical Greek art [Ann Arbor 1995]; Durst aO. 522f). Die N. galten bald als halbgöttliche sterbliche, bald als göttliche Wesen (II. 24, 615f; Ovid. met. 1, 192f; Serv. Verg. ecl. 6, 24 [3, 1, 68 Thilo]; Herter, Nymphai 1530; zu ihren Epiklesen, wie Göttinnen, Herrinnen, Heiligen ebd. 1554). Ihre Natur ist durch die als lebendig erlebte Kraft der Quelle bestimmt, die eng mit der Vorstellung des ’Anfangs u. des Ur­ sprungs verbunden ist; so begegnet noch bei lateinischen Kirchenvätern die Formel: fons et origo (A. Souter / J. H. Baxter, The expressions of Jons et origo‘: ClassRev 36 [1922] 115). Epische Landschaftsbeschrei­ bungen verbinden die N. oft mit einer Quelle, die aus einer Grotte fließt (Od. 5, 55/74: die Grotte der N. Kalypso; 13, 104/12. 347/50; dazu P. Dräger, Art. Kalypso: NPauly 6 [1999] 214/6; Longus 1, 4, 1/3; Quint. Smyrn. 6, 469/83; Verg. Aen. 1,166/8; Propert. 1, 20, 33/8; Merkelbach 63/6. 142; Andö 78). Die Grotte mit Quelle galt den frü­ hen Griechen als heiliger Ort der Zeugung u. der Geburt, aber auch des Todes u. damit der Begegnung von Diesseits u. Jenseits (W. Speyer, Die Vision der wunderbaren Höhle:

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ders., Christentum 1 aO. 322/31). Deshalb waren auch viele Grotten den N. geweiht (Bloch 509/12; Larson 226/58). Dieser von N. bewohnte hl. Ort war die Vorbedingung für das Entstehen der späteren literarischen Vorstellung vom *Locus amoenus. Zugleich deuteten Quellen u. Grotten auf die geheim­ nisvolle Tiefe der Erde hin; denn sie galten als Eingänge in das Reich der Toten. Des­ halb besteht auch ein Zusammenhang mit Orakelstätten u. der Mantik (Herter, Nymphai 1552f; Larson 11/20). Auf Letzteres wei­ sen die an den vermuteten Eingängen zum Jenseits geübte Nekromantie u. die Hydromantie, für die Wasser aus einer Quelle ge­ holt wurde (F. Boehm, Art. Hydromanteia: PW 9, 1 [1914] 79/86). Diesen Zusammen­ hang mit der Mantik bezeugen u. a. die Kastalia-Quelle in Delphi (zur N. Kastalia Panyasis bei Paus. 10, 8, 9; zur Kastalia-Quelle bei Antiochia Hopfner, OZ 2, 2 § 229; ferner G. Daverio Rocchi, Art. Kastalia: NPauly 6 [1999] 322f) u. die Kyane-Quelle in Syrakus bei der Erdspalte, durch die Pluton Kore in die Unterwelt entführt haben soll (Paus. 9, 39, 2f zur N. Herkyne u. dem TrophoniosOrakel; R. Ganschinietz, Art. Katabasis: PW 10, 2 [1919] 2359/449, bes. 2379f; G. Radke, Art. Trophonios: ebd. 7A, 1 [1939] 678/95, bes. 685 zu den gegensätzlichen Quellen Le­ the u. Mnemosyne, die noch Isid. Hisp. orig. 13, 13, 3 kennt; Μ. P. Nilsson, Opuscula selecta 3 [Lund 1960] 85/92; zu zwei anderen gegensätzlichen Quellen Paus. 8, 19, 2f; Claud. epithal. Hon. 69/71). Berühmt waren auch das *Orakel der Kithaironischen N. in Böotien (Paus. 9, 3, 9; E. Pieske, Art. Kithairon nr. 1: PW Suppl. 4 [1924] 906f) u. der Tilphusa (E. Wüst, Art. Tilphusa: ebd. 6A, 1 [1936] 1045/8). Auch das Orakel v. Dodona war nach einer N. benannt (A. S. Pease zu Cic. div. 1, 3; zum Murmeln der Quelle Serv. auct. Verg. Aen. 3,466 [1,423 Thilo]). Ferner vgl. K. Latte, Art. Orakel: PW 18, 1 (1939) 829/66, bes. 837. b. Baum-Nymphen. Der altgriech. Volks­ glaube kennt ferner die Baum-N., die Dry­ aden (*Eiche) u. Hamadryaden (Homer nennt sie nicht; II. 6, 419f pflanzen Berg.-N. Ulmen am Grab Eetions) sowie die Melischen N. (Hesiod, theog. 187; West, Theogony aO. [o. Sp. 2] 221; Hesiod, op. 145f; West, Works aO. [o. Sp. 2] 187; Hymn. Hom. Ven. 264/6; Pind. frg. 165 [131 Maehler]; Apollon. Rhod. 4, 1427f [s. o. Sp. 6];

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Callim. hymn. in Del. 79/85 [2, 21 Pfeiffer]; W. H. Mineur, Callimachus. Hymn to Delos [Leiden 1984] 114/9; Paus. 10, 32, 9; Schol. Apollon. Rhod. 2, 477 [166 Wendel]; Ovid. met. 14, 527/67; Süss; Herter, Nymphai 1540/3; W. Speyer, Art. Holz: o. Bd. 16, 93). Der hl. *Baum gehört wie die Quelle zu den ältesten Trägern eines Numen (Plin. n. h. 12, 3; Malten 195/201; H. v. Petrikovits, Matro­ nen u. verwandte Gottheiten: Matronen 245^). Im Saft u. in der Lebens- u. Wachs­ tumskraft der Bäume, aber vor allem auch in deren geheimnisvollem Rauschen, das als dä­ monisch-göttliche Stimme erlebt wurde, er­ fuhren die Menschen auf dem Hintergrund der ländlichen Stille u. der Einsamkeit wie bei den Quellen eine Offenbarungsform weiblicher dämonisch-göttlicher Wesen. Möglicherweise empfand man den Baum des­ halb als weiblich, weil er Früchte bringt (Fehrle aO. [o. Sp. 2] 1663). Während eine Quelle in der Regel nicht zu versiegen schien (ein häufiges Beiwort war perennis: Cic. nat. deor. 2, 98; Herter, Nymphai 1535; G. Par­ ker, Art. perennis: ThesLL 10,1,1 [1982/97] 1319f), war das Leben der Bäume zeitlich be­ grenzt. Deshalb galten die Baum-N. als sterblich, wenn auch erst nach langer Zeit (Hesiod, frg. 304 [158 Μ. / W.]; Pind. frg. 165 [131 Maehler]; Hymn. Hom. Ven. 264/72; Paus. 10, 31, 10; für die Spätantike Auson. ecl. 22, 8 [116 Green] = Anth. Lat. 647 Riese2; Epigr. Bob. 62). - Zunächst dürfte man jedes Fällen eines Baumes als einen fluchwürdigen Frevel angesehen haben. Die Heiligkeit der Bäume bezog sich in späterer Zeit vor allem auf den hl. Hain, wie dies die Überlieferung vom Frevel Erysichthons ge­ gen die hl. Eiche im Hain der Demeter na­ helegt (Ovid. met. 8, 741/79; ein anderes Bei­ spiel nennt Apollon. Rhod. 2, 474/86; P. Green, The Argonautika [Berkeley 1997] 240; Speyer, Holz aO.). Eine Trennung von Baum u. N. dürfte erst im Laufe der Zeit er­ folgt sein (Charon v. Lampsakos: FGrHist 262 F 12). - Quell- u. Baum-N. zeigen auf­ grund des geheimnisvollen Murmelns u. Rauschens auch ihre Verbindung zur *Musik u. zum Tanz (s. u. Sp. 13). c. Berg-Nymphen u. die übrigen Nym­ phenarten. Eine andere Art sind die Berg-N., die Oreaden (Hesiod, theog. 129f; frg. 123, 1 [60 Μ. / W.]; Herter, Nymphai 1539f; ders., Oreaden). Der Bezug zur Quelle dürfte aber auch auf diese zutreffen; denn

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die Gebirgs- oder Schleierwasserfälle ver­ mitteln gesteigert das Erleben einer Quelle u. ihrer Macht. Bereits Od. 17, 209/11 be­ merkt: ,Von oben, vom Felsen fiel das kühle Wasser herab u. ein Altar war oberhalb für die N. errichtet, auf dem alle Wanderer op­ ferten* (nach dem Etym. Μ. 604, 2f hießen die Najaden auch Berg-N.; Anth. Gr. 9, 328, lf). - Nach altgriechischem Volksglauben be­ wohnen N. nicht nur Quellen u. Grotten, Flüsse u. Seen, Haine, Wälder u. Berge, son­ dern auch Täler (die Napeae), Wiesen u. Gär­ ten (II. 20, 8f; Hesych. lex. s. v. Xequovuxç [2, 580 Latte]; Herter, Nymphai 1538/40; A. Motte, Prairies et jardins de la Grèce anti­ que [Bruxelles 1973] Reg. s. v. N.). - Eine weitere Art bilden die Nymphai Epimelides, die einen Bezug zu den Hirten mit ihren Schafen aufweisen u. diese schützen (Schol. Apollon. Rhod. 4, 1322f [314 W.]; Paus. 8, 4, 2; Ser. auct. Verg. ecl. 10,62 [3,1,127 Thilo]; O. Jessen, Art Epimelides: PW 6, 1 [1907] 172; Hesiod, theog. 354; West, Theogony aO. 266). - Schließlich kannte man auch himmli­ sche N., wobei hier wohl an Verwandlungen, u. zwar an Verstimungen einzelner oder von Gruppen von N. gedacht war (Schol. Apollon. Rhod. 4, 1412/4 [317 W.]; zu den sieben bzw. fünf N. der Hyaden Hesiod, frg. 291 [149 Μ. / W.]; Pherecyd.: FGrHist 3 F 90). V. Wirkungen u. Aufgaben. Wie bereits angedeutet, prägen die N. auf ihre Weise den für die Erscheinungen der Wirklichkeit so grundlegenden Gegensatz von Heil u. Un­ heil bringenden Kräften aus (s. o. Sp. 5). Auf diese Ambivalenz weisen auch mythi­ sche Quellen, wie die der Mnemosyne u. der Lethe, der Lebens- u. der Todesquelle, hin (R. G. Edmonds III [Hrsg.], The ,Orphie* gold tablets and Greek religion [Cambridge 2011] Reg. s. v.; vgl. Claud. epithal. Hon. 69/74; zum Trophonios-Orakel s. o. Sp. 9). Die N. von Thermalquellen treten oft als Heilgöttinnen auf (Bloch 512f; Herter, Nym­ phai 1551f; sie fehlen bei J. H. Croon, Art. Heilgötter: o. Bd. 13,1199/219). Nach antiker Auffassung vermögen die Quell-N. einerseits seherische Kraft, Mantik, sowie dichterische *Inspiration, Enthusiasmos, zu schenken (Bloch 513/5; Hopfner, OZ 2, 2 § 280) u. an­ dererseits den Menschen mit Wahnsinn zu schlagen. Diese Ambivalenz drückt der Be­ griff w|i