Reallexikon für Antike und Christentum 16 : Hofzeremoniell – Ianus 3777250066, 3777294039

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Reallexikon für Antike und Christentum 16 : Hofzeremoniell – Ianus
 3777250066, 3777294039

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REALLEXIKON FÜR ANTIKE UND CHRISTENTUM SACHWÖRTERBUCH ZUR AUSEINANDERSETZUNG DES CHRISTENTUMS MIT DER ANTIKEN WELT

HERAUSGEGEBEN VON

ERNST

DASSMANN

CARSTEN COLPE, ALBRECHT DIHLE, JOSEF ENGEMANN WOLFGANG SPEYER, KLAUS THRAEDE

Band XVI

Hofzeremoniell — Ianus

1994 ANTON HIERSEMANN

STUTTGART

BEGRÜNDET VON

ERANZ JOSEPH DÖLGER, THEODOR KRAUSER, HELMUT KRUSE HANS LIETZMANN, JAN HENDRIK WASZINK

REDAKTION F. J. Dölger-Institut, Lennestraße 41, D-53113 Bonn

Wissenschaftliche Mitarbeiter: H. Brakmann, J. Hammerstaedt, K. Hoheisel, U. Koenen, D. Korol

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Reallexikon für Antike und Christentum : Sach­ wörterbuch zur Auseinandersetzung des Christen­ tums mit der antiken Welt / [im Auftr. d. NordrheinWestfälischen Akademie der Wissenschaften bearb. im Franz-Joseph-Dölger-Institut der Universität Bonn). Hrsg, von Ernst Dassmann ... [Begr. von Franz Joseph Dölger ...]. - Stuttgart: Hiersemann. Bis Bd. 13 hrsg. von Theodor Kiauser ... Bis Bd. 15 fortgef. von der Rheinisch-Westfälischen Akade­ mie der Wissenschaften ISBN 3-7772-5006-6 NE: Dassmann, Ernst [Hrsg.]; Dölger, Franz Joseph [Begr.]; Kiauser, Theodor [Hrsg.]; FranzJoseph-Dölger-Institut zur Erforschung der Spätan­ tike (Bonn); Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften (Düsseldorf)

Bd. 16. Hofzeremoniell - Ianus. - 1994 Abschlußaufnahme von Bd. 16 ISBN 3-7772-9403-9

© 1994 ANTON HIERSEMANN, STUTTGART Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die des Nachdrucks und der Übersetzung. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses urheberrechtlich geschützte Werk oder Teile daraus in einem photomechanischen, audiovisuellen oder sonstigen Verfahren zu verviel­ fältigen und zu verbreiten. Diese Genehmigungspflicht gilt ausdrücklich auch für die Verarbeitung, Vervielfältigung oder Verbreitung mittels Datenverarbeitungsanlagen und elektronischer Kommu­ nikationssysteme. Satz und Druck: Allgäuer Zeitungsverlag, Kempten Prinled in Germany

RE Al.l.EXIKON F( R ANTIKE l NI) CHRIS TEN/1'1 M

B\NI) XVI

Mitteilung an die Bezieher des „Reallexikons für Antike und Christen­ tum“ (RAC) Mit dieser Lieferung 128 wird Band 16 des RAC abgeschlossen. Der Titel­ bogen zu Band 16 ist dieser Lieferung beigeheftet. Band 16 des RAC setzt sich zusammen aus dem Titelbogen und den 1991 bis 1994 erschienenen Lieferungen 121-128 (Hofzeremoniell-Ianus, nebst Register zu Band 16). Die Halbleder-Einbanddecke zu Band 16 wird zusammen mit dieser Liefe­ rung berechnet an die Bezieher ausgeliefert, es sei denn, daß jene die Ein­ banddecke ausdrücklich abbestellt hätten. Wir weisen darauf hin, daß die Rückeneinlagen-Breite der mitgelieferten Halblederdecke für Fadenheftung (nichtfür Klebebindung) ausgelegt ist.

Anton Hiersemann, Verlag · Postfach 14 0155 · D-70071 Stuttgart

IM AUFTRAG DER NORDRHEIN-WESTFÄLISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN BEARBEITET IM FRANZ JOSEPH DÖLGER-INSTITUT DER UNIVERSITÄT BONN

INHALT Hofzeremoniell........................................ Hoherpriester........................................ Hoheslied................................................ Holz ....................................................... Homer ................................................... Homilie.................................................... Homonoia................................................ Homosexualität .................................... Homousios (öpoouoio«;)........................ Honig....................................................... Honorar.................................................... Horaz....................................................... Horn I .................................................... Horos....................................................... Horoskop................................................ Humanität................................................ Humanitas ( / / ' ( ; r , V ERSCHEINUNGSWEISE

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Die Ausgabe erfolgt in Lieferungen von je 5 Bogen = 80 Seifen (160 Spalten). Es erschei\ nen jährlich 3-bis 4 Lieferungen. S Uieferungen bilden einen Band. Mit. der Schlußlieferung Jedes Bandes wird des^en Halblede^-Einbahddecke geliefert. > z > v

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Das Inhaltsverzeichnis d£r Lieferung steht auf Seite 4 des Umschlags. v .

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Alle Rechte Vorbehalten. © 1992 Anton Hiersemaim, Stuttgart - Prmted in Germany

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Satz, Druck u. Broschur: Allgäuer Zeftüngsverlag GmbH, Kempten/Allgäu

ISBN 3 -777?-5OO6-E (Werk), ISBN3-7772-9231-1 (Lieferung 125) i- ' '

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Horoskop

(vgl. Amand 362/7) Zusammenhängen, zu­ mal er 6,10 ausführlich die .Gesetze der Län­ der' des Bardesanes (s. o. Sp. 634f) u. 6, 11 Ausführungen des Origenes (s. o. Sp. 637/40) übernommen hat. 8. PsClemens Romanus. In den PsClementinen ("Clemens Romanus II), diesem frühchristl.,Roman', bildet ein H. u. die Diskus­ sion um die Horoskopie einen Kerngedan­ ken. Der angebliche Autor Clemens erzählt von den harten Schicksalen seiner Angehöri­ gen, ihrer Trennung u. glücklichen Wieder­ vereinigung. Die antiastrologische Tendenz liegt darin, daß er den auf eine einmal erfolg­ te H.deutung gegründeten absoluten Glau­ ben an die Macht der .Genesis' widerlegt. Der sterngläubige Vater des Clemens sah das Schicksal seiner Frau Mattidia durch ihr H. bestimmt: Mars u. Venus in Konjunktion im Kentron, der Mond im Westpunkt im Haus des Mars u. im Bezirk des Saturn; eine Konstellation, die unter ihr geborene Frau­ en zu Ehebrecherinnen u. Geliebten ihrer eigenen Sklaven macht, sie in die Fremde treibt u. im Meer umkommen läßt. Und das sei so geschehen, meint der Greis (recogn. 9, 32, 4/6), der völlig überzeugt ist, daß durch conpaginatione stellarum Mörder u. Ehe­ brecher entstehen (ebd. 9, 16, 4), was er durch Anführung dreier Konstellationen er­ läutert (9, 17, 1/4, griechisch erhalten bei PsCaes. Naz. dial. 2, 109 [PG 38, 977/80; GCS PsKlem. 2, 267 f; R. Riedinger, Die Parallelen des Pseudo-Kaisarios zu den pseudoklementinischen Rekognitionen: ByzZs 62 (1969) 251]): 1) Wenn der Planet Mars im Zentrum seines Hauses (Skorpion oder Wid­ der) steht in Quadratur zu Saturn, mit Mer­ kur beim Aszendenten in einem günstigen Aspekt stehend, wird der schlechte Einfluß abgeschwächt. - 2) Wenn wiederum Mars in Quadratur zur Venus steht, in Richtung auf die Himmelstiefe, u. keiner von den gu­ ten Planeten dabeisteht, dann bewirkt er Ehebruch u. Inzest. - 3) Venus mit dem Mond in den Bezirken u. Häusern des Sa­ turn (Steinbock bzw. Wassermann), in Kon­ junktion mit Saturn u. im Aspekt mit Mars, bewirkt männliche Weiber, die für Acker­ bau, Bauhandwerk u. jegliche andere Män­ nerarbeit bereit sind u. überhaupt nach Männerart leben. Die ungünstige Venus be­ wirkt Männer, die sich wie Frauen auffüh­ ren, wenn sie mit Mars im Widder steht; steht sie im Steinbock oder Wassermann, be­ RAC XVI

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wirkt sie das umgekehrte bei Frauen (zSt. vgl. H. J. Schoeps, Astrologisches im pseudoklementinischen Roman: VigChr 5 [1951] 91 f). - In der folgenden ausführlichen Wi­ derlegung (recogn. 9, 19/29), die sich auf die .Gesetze der Länder' stützt (die parallelen Rezensionen aus Bardesanes [s. o. Sp. 634f], Eusebius [s. o. Sp. 640f] u. PsKaisarios sind nebeneinandergestellt GCS PsKlem. 2, 270/ 317), wird noch mehrfach auf H.konstellationen angespielt, die angeblich bestimmte Verhaltensweisen oder Berufe bestimmter Menschen zur Folge haben, aber mit den tatsächlichen Verhältnissen in Widerspruch stehen, oder zu einer bestimmten Todesart führen, die mit den Landessitten nicht über­ einstimmt (9, 21, 3; 22, 3; 23, 3. 5; 24, 4; 25, 1. 3/5). In 9, 26, 1/4 werden die von je einem Planeten beherrschten sieben Klimata u. die Dekane der Tierkreiszeichen erwähnt. - In einem späteren Zusammenhang werden dann nochmals zahlreiche Detailangaben aus dem Gebiete der Horoskopie gebracht. So finden sich 10, 9, 2/5 verschiedene H., die zT. gekennzeichnet sind durch die Aspekte von Planeten mit unterschiedlicher Natur wie feucht, heiß oder gemäßigt. In 10,11, 3/6 werden dann noch mehrere ungünstige H.konstellationen, bes. von Mars oder Sa­ turn, angeführt, vor allem, wenn es sich um eine apocatastasis handelt, d. h. um eine Wiederholung ihrer Stellung im Geburts-H. In Kenntnis all dieser Möglichkeiten kommt Clemens 10, 11, 7f zu dem Ergebnis, daß es für die H.steiler eigentlich bei jeder Konstel­ lation möglich ist, günstige u. ungünstige Sterne zu finden, so daß sie herauslesen kön­ nen, was immer sie wollen. - So zeigt sich der Vf. mit Einzelheiten der damaligen Ho­ roskopie recht vertraut, betont aber in sei­ ner Ablehnung, daß der Mensch von sich aus eine richtige Deutung nicht finden könne. Der Christ wende vielmehr drohende Ver­ hängnisse durch seinen Glauben u. seine in­ nere Reinheit ab, wie gerade die Prognosen des H. im Vergleich mit den wirklichen Schicksalen der Mattidia erweisen. Schoeps aO. 88/100; W./H. G. Gundel, Astrologumena 328f; E. Junod: SC 226, 25/ 33. b. Zeugnisse ab dem 4. Jh. 1. Hephaistion v. Theben. In den 3 Büchern seiner Apotelesmatika hat "Hephaistion die Horoskopie ausführlich behandelt. Entgegen früheren Annahmen erweist sich der Autor dieses 21

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Handbuches als Nichtchrist (A. Kehl: o. Bd. 14, 545/50). 2. Basilius v. Caesarea. In hex. hom. 6, 5/7 hat * Basilius bei der Exegese von Gen. 1, 14 einen umfangreichen Exkurs gegen Astrolo­ gie u. Genethlialogie eingelegt, wobei der Ansatzpunkt seiner Kritik das H. ist. Ohne .Eigenes' vorbringen zu wollen, vielmehr gestützt auf die Forderungen der Astrolo­ gen selbst: 1) genaue Feststellung der Zeit der Geburt; 2) präzise Bestimmung des Ge­ stirnstandes zu diesem Zeitpunkt, u. zwar für jeden Planeten, u. nicht nur in bezug auf seine Stellung im Grad des Tierkreiszei­ chens, sondern auch in der Minute u. Se­ kunde, weil schon bei Abweichung von einer Sekunde ein anderes Lebenslos bewirkt werden kann, schließt Basilius: da die ge­ forderte Präzision der Zeitbestimmung un­ möglich ist u. eine geringe Differenz schon die ganze Berechnung hinfällig werden läßt, ist die ganze Sache lächerlich. - Ebd. 6, 6 erweist er als ebenso lächerlich die Sonnenstandshoroskopie am Beispiel der Tierkreis­ zeichen des Widders, des Stiers, des Skor­ pions u. der Waage: Die Astrologen be­ haupten zwar, daß die Sterne in den jeweiligen 30° des Himmelskreises den Cha­ rakter des unter ihnen Geborenen bestimm­ ten, in Wirklichkeit läsen sie dies jedoch an der Eigenart des Tieres, das diesem Him­ melsabschnitt den Namen gibt. - In 6, 7 kommt Basilius auf die Aspekte der Plane­ ten zu sprechen, die je nach ihrer Stellung zueinander einen günstigen oder ungünsti­ gen Einfluß ausüben. Da die Planeten in dauernder, aber unterschiedlich schneller Bewegung sind, genügt schon eine kleine Ungenauigkeit in der Berechnung des Ge­ stirnstandes, daß ein Planet aus einer gün­ stigen in eine ungünstige Position gerät. Hom. in Chr. gener. 6 (PG 31, 1469 CD) warnt Basilius (?) davor, die Astrologie her­ anzuziehen, um den Aufgang des Sternes der Magier zu erklären; denn er gehöre sei­ ner Eigenart nach weder zu den Planeten noch zu den Fixsternen u. auch nicht zu den Kometen (1472B). So paßt er nicht in das Schema eines H. Diese Warnung läßt vermuten, daß man tatsächlich im Zusam­ menhang mit diesem Stern die Horoskopie bemüht hat, wenn wir auch in den erhalte­ nen Quellen keine Einzelheiten dazu mehr finden können. - Amand 393/400; Riedinger 47/9; Schröder 595 f.

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3. Gregor v. Naz. In seinem Gedicht .Über die Vorsehung* (carm. 1, 1, 5, 15f. 45f [PG 37, 424/9]) spielt *Gregor (II) deutlich auf die Grundlagen der Horoskopie an, wenn er seinem Gegner das dauernde Gerede über , Grade u. Minuten, über den Zodiakos u. H. den Weg der Planeten vorhält. - Amand 401/4; Riedinger 42/5. lf. Gregor v. Nyssa. Ihm (*Gregor III) ver­ danken wir eine ausführliche Schrift Contra fatum, die in der Form eines Berichtes über einen Dialog mit einem sternkundigen nichtchristl. Philosophen niedergeschrieben ist (GregNyssOp 3, 2, 29/63; PG 45,145/73). Es ist fast merkwürdig, daß Gregor das Wort H. nicht gebraucht, obwohl er den .Philosophen* recht genau die dem Sternen­ stand in der Geburtsstunde entnommenen Grundlagen der Horoskopie umreißen läßt. Besonders hervorzuheben sind die Ausfüh­ rungen über Lebenszeit, Charakter, Lebens­ ende, Körperkonstitution, Beruf, Besitz; über die Bewegung des Tierkreises, seine Einteilung in 12 Abschnitte, über die Plane­ ten u. ihre Wirkung, ihren Umlauf, ihre ge­ genseitigen Stellungen u. vor allem ihre Aspekte auf der Grundlage der Lehre von der Mischung bzw. der Sympathie; über Sternstandbeobachtung, Wertung der jewei­ ligen Kraft der Gestirne, Bedeutung des Ge­ burtsmoments, des entsprechenden .Ein­ flusses* u. seine das Leben prägende Wir­ kung; über die Bedeutung von Zodiakos u. Planeten, wobei Widder, Stier, Krebs u. Mars besonders genannt werden; es wird hingewiesen auf die Gebiete, auf die sich die Voraussagen des H. beziehen, u. zwar in of­ fensichtlicher Anlehnung an die Lehre von den Zwölf Orten (s. o. Sp. 602/5), aber auch auf das Schicksal eines Schiffes, einer Stadt oder eines jeden Volkes. - Der Dialog ist eine Ablehnung der damaligen Horoskopie. Gregor bedient sich in seiner Argumenta­ tion fast nur der philosophischen Einwände, aber am Schluß des Werkes stellt er neben all den anderen Arten der Divination auch die Horoskopierkunst als Werk der Dämo­ nen hin. - Amand 423/31. 436/9; Riedinger 39/42; Schröder 596f; weitere Lit.: Μ. Al­ tenburger/F. Mann, Bibliographie zu Gre­ gor v. Nyssa (Leiden 1988) 263. 5. Nemesios v. Emesa. In seinen Ausfüh­ rungen über die Heimarmene (nat. hom. 35/7 [PG 40, 741B/55 A]) wendet sich Neme­ sios gegen die, ,die dem Umschwung der Ge-

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stirne die Ursache aller Geschehnisse zu­ schreiben' u. von ihm nicht nur die Körper­ teile, sondern auch die Regungen der Seele abhängig sein lassen (ebd. 35 [741B]). Es sind dies die Genethlialogoi, die behaupten, die Wirkungen der Konstellationen seien of­ fenkundig u. könnten von den Kundigen er­ kannt werden (36 [748A]). Trotz durchge­ hender sachlicher Nähe finden sich bei ihm keine direkten Anspielungen auf das H. Amand 563/9; Schröder 602 f. 6. Diodor v. Tarsos. In seiner 8 Bücher u. 53 Kapitel umfassenden Streitschrift .Gegen die Heimarmene', die uns nur in dem Auszug Phot. bibl. cod. 223 (4, 8/48 Henry) erhalten ist, war Diodor sehr eingehend auf die Genethlialogie (208 b, 21) eingegangen. Zahlreich sind die von ihm berücksichtigten Einzelhei­ ten der Horoskopie. So lehnt er die Auffas­ sung einer durch den Tierkreis bestimmten astrologischen Geographie ab (210 b, 16/41), geht auf die Vorstellung vom xaipeiv, d. h. dem Bevorzugen bestimmter Teile der Erde von Seiten einzelner Tierkreisabschnitte u. Planeten (211a, lf. 6. 28) ebenso ein wie auf die Schädlichkeit oder Wohltätigkeit eines Sternes (211 a, 9/25), beschäftigt sich mit der Häuserlehre der Planeten, die er natürlich widerlegt (211 a, 37/b, 25), aber auch mit den Bahnelementen u. Größenverhältnissen der Planeten (211 b, 26/32) u. beurteilt alle ent­ sprechenden Zukunftsdeutungen als lügen­ haft u. fingiert (211b, 34 f). Für offensichtli­ che Unterschiede auf der bewohnten Erde macht er die Physis der Sonne, nicht aber den Lauf der Planeten u. die Zusammenset­ zung der Tierkreiszeichen verantwortlich (212 a, 5/19, bes. 16 f; ähnlich 212 b, 16 f; 215 b, 20f). Der Begriff Paranatellon (mit einem Tierkreiszeichen zugleich aufgehende außerzodiakale Konstellation) ist ihm be­ kannt (212b, 1; 215b, 27; vgl. W. Gundel, Paranatellonta aO. [o. Sp. 610]), u. er unter­ scheidet zwischen universalem u. lokalem H. (212 b, 3f). Sogar noch aus der Kurzfassung des Photios wird seine Kenntnis der Klassi­ fizierung der Zodia deutlich (zB. .feuchte': 212 a, 36; 212 b, 5). Er wirft die Frage nach der Stunde der Genitur von Pflanzen u. an­ deren Lebewesen auf (212b, 39/213a, 2) u. weiß natürlich, daß nach den Anhängern der Heimarmene das ganze menschliche Leben bis zum Tod vom H. bestimmt wird (213 b, 31/5). Ausführlich spricht er über die Abhän­ gigkeit des H. der Söhne von dem der Väter

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(214 a, 23/b, 20), der Sklaven von dem ihres Herren (214 b, 21/31), der Diener u. Soldaten von dem ihres Herrn oder Königs (214 b, 31/215 a, 1), der Stadtbewohner von dem der Stadt (215a, 1/12) u. führt diese Auffassun­ gen ad absurdum. Er fragt, warum das H. für andere Lebewesen außer dem Menschen nicht gelten solle (215a, 25/216a, 38) u. kommt schließlich zu dem Ergebnis: Es gibt überhaupt keine Genesis, kein das Schicksal bestimmendes H. (216 a, 38). Er befaßt sich auch mit der Annahme eines Zusammen­ hangs des H. mit der Intelligenz (216a, 41/b, 32), kennt die Lehre von den klimakteri­ schen Jahren (den .Stufenjahren' im mensch­ lichen Leben; F. Boll, Art. KXtnaxTfjeei;: PW 11,1 [1921] 843 f; Bouche-Leclercq 526/32) u. ist vertraut mit weiteren Fachausdrücken u. Figuren, da ja durch Sternenlauf, Gestirnstel­ lung u. Gestirnkonstellation alle Lebewesen gelenkt seien, was jedoch mit der Wirklich­ keit in der Natur nicht übereinstimme (216 b, 33/217 a, 1). Auch eine Untersuchung der Ein­ wirkung des .Laufes der Genesis' auf die Kul­ turentwicklung, besonders die der .Künste', kann selbstverständlich zu keinem positiven Ergebnis führen (217 b, 1/31). Es folgt ein breiter Abschnitt über die Unterschiede der Völker (217b, 32/218b, 5), die vermeintlichen Einwirkungen des H. auf Frömmigkeit, Bil­ dung, Schlechtigkeit (218 b, 5/219a, 26), u. die Frage, ob man der Heimarmene entgehen könne, wenn man die Vorhersagen des H. ken­ ne (219a, 27/b, 2). Auch in den weiteren Aus­ führungen werden die auf ein H. gegründeten Auffassungen der Genethlialogie abgelehnt. Gewisse astronomische Grunderkenntnisse jedoch, wie Kugelgestalt des Himmels, An­ ordnung des Tierkreises, Planetenbewegun­ gen, kann er mit der hellenist. Philosophie an­ erkennen u. lehnt mit dieser den Gedanken vom .Zwang' u. .Bewirken' der Gestirne ab, im Unterschied zu ihr aber auch die Auffas­ sung, daß sie .anzeigen' (220 a, 30/b, 3; vgl. Schröder 533. 538; Pfeiffer aO. [o. Sp. 629] 44/76). - Amand 469/79; Riedinger 52f; Schröder 599 f; Ch. Schäublin, Zu Diodors v. Tarsos Schrift Gegen die Astrologie: RhMus 123(1980)51/67. 7. Severianos v. Gabala. Creat. 3, 3 (PG 56, 450) macht Severianos (dessen Werke sich zT. im Schriftencorpus des Joh. Chrysosto­ mos erhalten haben) Front gegen die ,Unsinn schwatzenden' Astrologen. In der Auslegung von Gen. 1, 14 merkt er an, daß

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die Sterne keine .Zeichen* geben bezüglich des Lebens der Menschen, sondern für Kli­ ma u. Witterung zum Nutzen der Schiffer u. Bauern; interessanterweise läßt er sie aber auch Zeichen sein für Krieg u. Frieden. Hom. in nat. Dom. (PG 61, 766; Riedinger 206) weist er es ab, den Stern der Magier im Sinne der griech. Astrologie als Geburts­ stern Christi anzusehen. Hom. de sacr. Caini (ed. ebd. 209) führt er die Horoskopierkunst ad absurdum u. a. durch die Frage: Wenn die Sterne alles bestimmen, wo sind dann vor dem Erscheinen Christi die Sterne, die Christen machen, u. wo sind jetzt die Sterne, die Heidentum machen? - Ebd. 57f; Schrö­ der 602. 8. Zeno v. Verona. In einer Predigt an die Ungetauften .Über die Zwölf Zeichen* (Zeno 1, 38 [2, 43] [CCL 22,105f]) erweist Zeno in­ direkt, wie verbreitet es im 4. Jh. war, sich ein H. erstellen zu lassen. Er sagt den Neu­ getauften: ,Ich kenne eure Wißbegierde wohl. Vielleicht wollt ihr, die alte Lebens­ weise mißbräuchlich wieder aufgreifend, was euch freilich künftig nicht mehr erlaubt sein wird, von uns wissen, zu welcher Geburts­ stunde (genitura) u. unter welchem Tier­ kreiszeichen euch, die ihr so verschieden, so vielfältig, so ungleich seid, eure gemeinsame Mutter in einer einzigen Niederkunft gebo­ ren hat. Wie kleinen Kindern will ich euch den Gefallen tun u. alle Geheimnisse des heili­ gen H. in Kürze aufdecken* (2; Übers. W. Hübner). Dann besteht die ganze Predigt darin, daß er im Sinne der landläufigen un­ komplizierten Sonnenstandsprognosen, d. h. der einfachen Tierkreishoroskopie, in allego­ rischer Weise nicht nur das eine Zeichen, in dessen Bereich die Taufe an Ostern fällt, den Widder, sondern alle zwölf Zeichen als .Pro­ gnose* für das Leben des Christen deutet: Für den Widder steht das Lamm, für den Stier das Kälbchen, beide Christus bezeich­ nend, für die Zwillinge stehen die beiden Te­ stamente, usw. Diese Predigt ist das umfas­ sendste Zeugnis aus dem Altertum für eine Christianisierung des Tierkreises u. hat bis über das MA hinaus nachgewirkt. - Übers, u. ausführliche Behandlung: W. Hübner, Das H. der Christen (Zeno 1, 38 L.): VigChr 29 (1975) 120/37; vgl. ders., Zodiacus 11. 63 f; Schröder 613. 9. Ambrosius. In seiner Exegese von Gen. 1,14 (hex. 4,4,12/9) polemisiert *Ambrosius in einer dem Basilius (s. o. Sp. 643) eng ver­

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wandten Weise gegen die Astrologie u. dabei vor allem gegen die, die versucht haben, aus dem H. die Zukunft des Neugeborenen fest­ zustellen (13); es sind für ihn die .Chaldäer* (14. 18) in der üblichen, abgeschliffenen Ausdrucksweise, die nichts über die Her­ kunft aussagen will. Der Astrolog stellt beim Geburtsakt das H., wobei jedoch be­ reits die genaue Bestimmung der Geburts­ zeit unmöglich ist, so daß das ganze Verfah­ ren voller Trug ist (14). Neben oroscopus (14) verwendet Ambrosius zur Bezeichnung des H. genitura (14. 18), necessitas nativita­ tis (13. 14), stellarum cursus, nativitatis hora (13), nativitas (13. 14. 17. 18. 19), sors genitalis, necessitas genitalis (19). Zur Wi­ derlegung bedient er sich der Auffassungen der Astrologen (14. 5, 20), bis hin zu der ab­ surden Einteilung des einzelnen Grades des Tierkreises in 60 Minuten u. jeder Minute wieder in 60 Sekunden (4, 14). Natürlich fehlt auch bei ihm nicht die Ablehnung der einfachen Sonnenstandsprognosen (15; Zodiakalkinder, angefangen vom Widder). Be­ züglich der Planeten findet er es unglaub­ lich, daß sie mit ihrer raschen Bewegung für uns Menschen einen unabänderlichen Le­ bensinhalt u. ein festes Geschick bestimmen (16). Die Klassifizierung der Gestirne in günstige u. ungünstige bzw. schädliche u. die Lehre von den positiven oder negativen Ein­ flüssen der Aspekte wird aus 17 deutlich u. als unvernünftig kritisiert. Dann streift er das Problem der Königskinder (18) u. stellt schließlich fest, daß sich die Allgemeinheit im öffentlichen (zB. Gesetzgebung u. Recht­ sprechung) u. wirtschaftlichen (zB. Land­ wirtschaft u. Schiffahrt) Leben um den be­ haupteten Einfluß der Sterne nicht küm­ mert (19). - Schröder 613. 10. Ambrosiaster. Der mit **Ambrosiaster bezeichnete Anonymus erweist beispielhaft, wie unterschiedlich die Auseinandersetzun­ gen mit der Astrologie im einzelnen gewesen sind. Quaest. test. 115 (CSEL 50, 318/49) geht der Vf. aus von der Feststellung, daß nichts so unvereinbar mit dem Christsein sei wie die Hingabe an die Astrologie (1). Sie ist zu vermeiden u. auf jede Weise zu fliehen (3. 83). In der Widerlegung zitiert der Vf. frei­ lich nicht, wie andere christl. Schriftsteller, die Auffassungen der stellarum speculatores (9), um sie ad absurdum zu führen, sondern bedient sich der herkömmlichen antiastrolo­ gischen Argumente, angereichert durch bi­

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Horoskop

blische Belege. Dabei werden zahlreiche Zu­ sammenhänge gestreift, die auch in der Horoskopie wichtig sind, aber das H. speziell wird nicht behandelt. Doch kann gelegent­ lich das durchweg verwendete Wort fatum die Bedeutung H. haben, zB. 70. Im Tadel für Christen, die Joh. 2, 4: .Meine Stunde ist noch nicht gekommen', im astrologischen Sinn verstehen, könnte der Gedanke an das H. zugrunde liegen (79). - A. Stuiber, Art. Ambrosiaster: RAC Suppi. 1, 306; Schröder 613 f. 11. Augustinus. Vor seiner Bekehrung war "Augustinus ein überzeugter Anhänger der Astrologie gewesen. Er befragte die mathe­ matici, beschäftigte sich mit ihrer Literatur, stellte selbst H., verfolgte seine eigenen Vor­ aussagen u. diskutierte über einschlägige Lehren. Als ihm ein befreundeter früherer Astrologe Vindicianus (s. W. Ensslin/K. Deichgräber, Art. Vindicianus nr. 2: PW 9A, 1 [1961] 29/36) von solchen Betrugsmanövern abriet, fragte er ihn, wodurch es denn käme, daß so viel Richtiges damit vor­ hergesagt werde (L. C. P. J. de Vreese, Augu­ stinus en de astrologie, Diss. Amsterdam [Maastricht 1933] 100/8; zu H.treffern als wahre Prophezeiungen teuflicher Mächte s. W. Gundel, Astrologie 828); als Antwort er­ hielt er den Hinweis auf die Kraft des Zu­ falls (vim sortis), die überall in der Welt vor­ handen sei, modern gesprochen: auf die Wahrscheinlichkeitsrechnung. War damit auch Augustinus’ Zweifel geweckt, so war es ihm doch noch nicht Beweis genug zu der si­ cheren Einsicht, daß die H.treffer forte vel sorte, non arte der Astrologen zustande kä­ men (conf. 4, 3, 5f). Die Entscheidung brachte erst ein Erlebnis mit seinem Freund Firminus, der ihn in einer wichtigen berufli­ chen Angelegenheit um eine Beurteilung aufgrund seines H. bat. Augustinus äußerte mit starken Vorbehalten gewisse Vermutun­ gen. Als ihm Firminus dann erzählte, daß bis auf die Minute gleichzeitig mit ihm ein Sklavenkind zur Welt gekommen sei, be­ nutzte er den offensichtlich völlig verschie­ denen Lebensweg der beiden dazu, dem Freund zu beweisen, daß Prognosen aus dem Sternstande, wenn sie sich als richtig er­ weisen, non arte, sed sorte geschähen (conf. 7, 6, 8/10; de Vreese aO. 13/22). Die nähere Beschäftigung mit dem Zwillingsproblem führte ihn dann zur völligen Ablehnung des Horoskopierens (conf. 7, 6, 10; weitere Bele­

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ge besprochen bei de Vreese aO. 23/47; die Behandlung des Zwillingsproblems in der Astrologiekritik hat eine lange Tradition bis in die Renaissance hinein: Cic. div. 2, 90 mit Komm, von A. S. Pease zSt. s. v. gemino­ rum, wird aber von Augustinus besonders nachdrücklich entwickelt). Schließlich wird ihm der Lauf der Gestirne gleichgültig (conf. 10, 35, 56). In späteren Jahren setzte sich Augustinus ähnlich argumentierend noch­ mals eingehend mit der Horoskopie ausein­ ander, vor allem civ. D. 5,1/7, wo wieder das Zwillingsproblem den Kern der Argumenta­ tion abgibt (s. de Vreese aO. 31/47). Auch hier kommt Augustinus zu dem Ergebnis, daß nicht die Kunst der H.deutung es ist, die die erstaunlich häufigen richtigen Voraussa­ gen der Astrologen begründet, sie vielmehr beruhen auf der geheimen Eingebung böser Geister (civ. D. 5, 7 aE.). Bezüglich des Sterns der Magier (Mt. 2,1/12) weist Augu­ stinus, vor allem gegenüber den Manichä­ ern, nach, daß er kein Stern sei, der eine astrologische Deutung zuließe (de Vreese aO. 71/4). - Unter den übrigen Stellen, die astrologischen Deutungen offenstanden u. von Augustinus behandelt worden sind (s. Schröder 619), ist hier besonders zu erwäh­ nen Joh. 2, 4: .Meine Stunde ist noch nicht gekommen'. Die von astrologiegläubiger Sei­ te naheliegende Folgerung, daß Christus un­ ter einer vom Schicksal bestimmten Stunde (sub hora fatali) gelebt habe, wird von Aug. in Joh. tract. 8, 10/2 verworfen mit dem Hinweis, daß hora hier kein astrologischer Terminus sei, sondern dem allgemeinen Sprachgebrauch nach bedeute: Wenn es ange­ messen, nützlich ist (de Vreese aO. 60/2). Doctr. Christ. 2, 21, 32. 22, 33 (vgl. 29, 46) betont Augustinus, es sei ein völliger Irrtum, aus der Geburtskonstellation Sitten, Hand­ lungen oder deren Ausgang, sowie die Schicksale des Neugeborenen vorherzusa­ gen, wobei er dann wieder auf das von ihm in der Argumentierung bevorzugte Zwil­ lingsproblem hinweist. - Ep. 55, 7, 13 er­ klärt Augustinus, daß die Christen auf den Ausgang ihrer Handlungen nicht aus der Sonne, dem Mond, den Jahres- u. Monats­ zeiten schließen; in den weiteren Ausführun­ gen lehnt er dann nicht nur die landesübli­ chen Formen der Tagewählerei ab, sondern auch die aus der Katarchenhoroskopie über­ nommenen Gedankengänge, etwas zu unter­ nehmen oder zu unterlassen wegen eines be-

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stimmten Gestirnstandes. Bei aller Aner­ kennung der Notwendigkeit u. Nützlichkeit einer Gestirnbeobachtung zur Erforschung meteorologischer, klimatischer u. chronolo­ gischer Gegebenheiten u. Prognosen oder auch zu ihrer symbolischen Deutung lehnt er doch wieder alle Bemühungen ab, einen Gestirnstand zu erfassen, um die angeblich darin niedergeschriebenen Schicksalsläufe zu finden (ebd. 8, 15; vgl. de Vreese aO. 75/ 86). - Schröder 616/21; W./H. G. Gundel, Astrologumena 337 f; Bouche-Leclercq 618/ 23; E. Hendrikx, Astrologie, waarzeggerij en Parapsychologie bij Augustinus: Augustiniana 4 (1954) 325/52; F. van der Meer, Au­ gustinus der Seelsorger3 (1958) 81/8. 12. Der Hiobkommentar des Arianers Ju­ lian. Zu Job 38, 7 bietet der Kommentar des Arianers Julian (zum Vf. s. D. Hagedorn: PTS 14, XXXIV/VII) einen kleinen anti­ astrologischen Traktat (Textedition: ebd. 252/62; H. Usener, Aus Julian v. Halikarnass: RhMus 55 [1900] 326/35 bzw. ders., Kl. Schriften 4 [1913] 321/9), in dem die Horoskopie natürlich abgelehnt wird: Die Sterne seien nicht geschaffen mit Rücksicht auf Entwicklung u. Handeln (εις γενέσεις καί πράξεις), denn gut oder schlecht zu leben, liege in der Verantwortung des Menschen, nicht der Sterne (PTS 14, 254, 2f). Der Vf. weist erstaunliche Einzelkenntnisse auf, zB. Aspekte (255, 3/9); Übergänge (μεταβάσεις) der Planeten von einem Tierkreiszeichen zum anderen (257,11/258,2); die Klassifizie­ rung der einzelnen Tierkreisabschnitte in tier- bzw. menschengestaltige (258, 3/5); die Lehre von den .Häusern' der Planeten (258, 5/14), von den .Erniedrigungen' u. .Erhö­ hungen' der Planeten (258,15); die Bahnele­ mente der Planeten, d. h. ihre Stillstände, Recht- u. Rückläufigkeiten (258, 15f); die .Zodiakalkinder' (259,16/9). Die Argumente der Ablehnung der Horoskopie sind der an­ tiastrologischen Tradition entnommen. Amand 537/48; Riedinger 62/4. 206 f; Schrö­ der 598 f. 13. Zeugnisse geringeren Umfangs. Neben den bisher genannten ausführlicheren Stel­ lungnahmen zur Horoskopie wird in der christl. Literatur auch sonst oft auf das H. angespielt, hauptsächlich im Zusammen­ hang mit der Bekämpfung des stellaren De­ terminismus. Einige Stellen seien genannt: a. Epiphanios v. Salamis. Haer. 5,3,1 sind es die Sterne, die nach den Stoikern (vgl. 5,

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1, 5) das Schicksal bestimmen. Ebd. 16, 2, 1/5 spricht *Epiphanios den Pharisäern die Kenntnis der Astrologie zu; sie hätten die Namen der Planeten u. Tierkreiszeichen aus dem Griechischen ins Hebräische übertra­ gen. Der Bibelübersetzer Aquila soll aus der christl. Gemeinde ausgeschlossen worden sein, weil er es auch als Christ nicht unter­ lassen konnte, sich täglich das H. zu stellen u. zu beachten (mens. 15 [PG 43, 261C]). Haer. 16, 3, 2 (vgl. 5, 3, 2) verweist Epipha­ nios darauf, daß er an anderer Stelle vieles zur Widerlegung der H.gläubigen gesagt habe. - Amand 455/8; Riedinger 59/62; Schröder 600. ß. Joh. Chrysostomos. Daß Chrysostomos die Astrologie so häufig u. vehement be­ kämpft, läßt auf die weite Verbreitung der H.gläubigkeit auch unter den Christen sei­ ner Zeit schließen, was Chrysostomos selbst bestätigt (in 1 Cor. hom. 4, 6; in Gal. hom. 1, 7 [PG 61, 38. 623]). Dabei bleibt er freilich bei einer allgemeinen Polemik, die sich der herkömmlichen Argumente bedient u. keine nähere Kenntnis der Horoskopie erkennen läßt. Was den Stern der Magier betrifft, macht er darauf aufmerksam, daß durch ihn die Astrologie nicht gerechtfertigt würde, weil diese aus dem Gestirnstand zur Stunde der Geburt auf das weitere Leben schließe, nicht aber durch einen lange vor der Geburt aufgehenden Stern auf die Geburt selbst, wie es dieser Stern getan habe, der nicht zu den gewöhnlichen Sternen gehöre (in Mt. hom. 6, lf; 7, 3 [PG 57, 61/5. 76f]). - Amand 499/ 508; Riedinger 53/7; Schröder 600/2. y. Kyrillos v. Jerus. In seinen Taufkatechesen sieht Kyrillos sich veranlaßt, auf die grassierende Horoskopiesucht hinzuweisen, wenn auch in allgemeiner Form: Unser Le­ ben u. seine Dauer hängen nicht vom H. ab (catech. 2, 15 [PG 33, 404A]); auch ist das H. nicht verantwortlich dafür, wenn man sündigt (ebd. 4,18 [480 A]). - Riedinger 36f; Schröder 594. 8. Filastrius. Haer. 113, 2 (CCL 9, 279) verweist Filastrius darauf, daß nach den Griechen der Mensch von den Planeten abhängig sei; ebd. 123, 1 (286) verwirft er die Abhängigkeit von den 12 Tierkreiszei­ chen (zodia), womit er sich gegen die landes­ übliche Sonnenstandshoroskopie wendet. c. Nicetas v. Remesiana. Nach Gennad. vir. ill. 22 (70 Bernoulli) hat Nicetas in seinem sechs Bücher umfassenden Werk für die

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Taufbewerber das vierte ganz der Bekämp­ fung der Genethlialogie gewidmet. Davon ist nichts erhalten. £. Leo d. Gr. Serm. 7 (27), 3 (SC 22, 156) wendet sich Leo gegen die Auffassung der Astrologen, alles hänge von den Sternen ab, was dem Willen Gottes u. auch was unserem Willen unterstehe, doch könnten diese Fata geändert werden, wenn man zu den widrigen Sternen bete. Ep. 15 (Echtheit umstritten; ClavisPL2 1656) praef.: PL 54, 679 AB wirft Leo den Priszillianisten vor, astrologische Lehren anzuerkennen, u. nennt speziell die zodiakale Melothesie, d. h. den Einfluß eines jeden der zwölf Tierkreiszeichen auf je einen bestimmten Körperteil (Bouche-Leclercq 319f). Ep. 15, 12 (686A) referiert er kurz ihre Auffassung, daß es Kräfte gebe, die die Teile der Seele bestimmen u. die sie mit den Namen der zwölf Patriarchen bezeichnen, u. Kräfte, denen die Teile des Körpers zuge­ ordnet seien, die zwölf Tierkreiszeichen (dazu Hübner, Zodiacus 18/21). - Schröder 622; Laistner 264. rj. Joh. Malalas. Seit Joh. Malalas (6. Jh.), der chronogr. 1 (PG 97, 81BC) Nimrod als Lehrer der Astronomie u. Astrologie, ein­ schließlich der Genethlialogie, für die Perser anführt, von denen dann die Griechen sie übernommen hätten, blieb Nimrod für das MA der große Astronom u. Astrolog, dessen angebliche Schrift an seinen Schüler Joathon noch tradiert wurde (s. Haskins aO. [o. Sp. 623]). 14· Zeugnisse in der syr. u. armen, christl. Literatur, a. Ephram der Syrer. In den Hymni c. haereses polemisiert *Ephraem Syrus ausführlich gegen den astrologischen Fata­ lismus der ,Chaldäer' (4/13 [CSCO 170/Syr. 77, 15/49]) u. wirft ebd. 51, 13 (176f; vgl. 1, 18; 53, 4 [6. 182]) dem Bardaisan (s. o. Sp. 634f) vor, die Horoskopie zu pflegen u. zu lehren. Er widerlegt vor allem den behaup­ teten Einfluß des H. mit zahlreichen Bei­ spielen aus Natur u. Geschichte. Dabei zeigt er eine sehr oberflächliche Kenntnis einiger weniger Elemente der Horoskopie: Von den sieben Planeten nennt er namentlich oder in Umschreibung Merkur (Hermes; 9, 1; 13, 9 [36. 49]), Mars u. Saturn (8, 15 [35]), Venus (6, 21; 7, 4; 8, 10. 12. 14; 9, 8; 41, 4 [29 f. 34 f. 37. 146]). Oft erwähnt er die Tierkreiszei­ chen, freilich keines namentlich (8, 1. 11; 9, 3; 10, 2. 8; 12, 9; 26, 3 [32. 34. 36. 38. 40. 46. 96]). Er kennt die Auffassung von günstigen

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u. ungünstigen Sternen (6, 2 |24J), ferner das Problem, ob das H. der Geburt oder der Empfängnis Geltung habe (6, 3/5 [24 fj), u. verweist verschiedentlich auf die Lose u. Bü­ cher, mit denen die Astrologen arbeiten (5, 14; 8, 2; 11, 12 [22. 32. 44]). Zum Stern der Magier bemerkt er: .Nicht jene Irrlehre vom Schicksal u. H. sahen sie (die Magier) in der Bahn jenes freien Sternes', denn seine Bahn lief gegen seine Natur (5, 17f [23]). - Schrö­ der 608 f. ß. Eznik v. Kolb. In seinem herkömmli­ cherweise .Wider die Sekten' betitelten, neuerlich unter der Aufschrift ,De Deo' edierten Werk (PO 28, 3/4; vgl. V. Inglisian: o. Bd. 7, 119f) polemisiert *Eznik auch gegen den Sternfatalismus (§§ 213/ 30). Dabei erwähnt er speziell eine sehr primitive Form des Tierkreis-H. (ebd. 219) u. zwar in einer so singulären Formulie­ rung, daß der Text unverständlich ist: .Wenn jemand geboren wird, solange der Löwe im Sternbild ist, sagen sie, der ist bestimmt, König zu werden' (Übers. S. Weber). In gleicher Formulierung werden die Wirkungen des Stieres (stark u. glück­ lich), des Widders (reich, wie dieser dicht­ haarig u. wollig), des Skorpion (schlecht u. schädlich) angegeben. Dann: ,So stirbt, wenn Kronos (Saturn) in das Sternbild eintritt, ein König', hier also die übliche Formulierung, aber keine Angaben des Sternbildes. Zu diesem Textproblem s. PO 28, 4, 735522; C. J. F. Dowsett, On Eznik’s refutation of the Chaldaean astrologers: RevEtArm NS 6 (1969) 45/65, zSt. 52 f. Schröder 609. /. Jakob v. Sarug. In seinem Gedicht .Über den Fall der Götzenbilder' (hom. 101 Bedjan) läßt *Jakob Satan sogar in Chaldäa se­ hen, ,wie man sich bereits lustig macht über die Nichtigkeit des H. u. spottet über das Los, weil es ganz u. gar unzuverlässig sei' (Übers. S. Landersdorfer: BKV2 6, 422). 15. Späte Zeugnisse. Christliche Stellung­ nahmen gegen die Horoskopie scheinen wei­ terhin nötig gewesen zu sein, einerseits, weil astrologische Literatur erhalten blieb, ande­ rerseits, weil die Horoskopie immer noch be­ trieben wurde, sogar von Christen. Sie be­ hielt eine gewisse Anziehungskraft, weil sie wegen ihrer astronomischen Grundlage, die man nicht leugnen konnte, sondern berück­ sichtigen mußte, den Nimbus der Wissen­ schaftlichkeit besaß.

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a. Im Osten: Joh. v. Damaskus. Haer. 94 (PTS 22, 58) spricht Johannes von Ethnophrones, Christen, die weiterhin heidnischen Sitten u. Auffassungen verhaftet blieben, u. a. auch der Astrologie u. der Horoskopie. Wenn er diese auch ablehnt, scheut er sich doch nicht, die astronomischen Grundlagen der Horoskopie fid. orth. 21 bzw. 2, 7 (PTS 12, 54/62 mit Angabe der Parallelstellen bei anderen Autoren) ausführlich darzulegen: die sieben Planeten, die Tag- u. Nachtglei­ chen u. die Sonnenwenden mit ihrer Wir­ kung auf die vier Temperamente, die zwölf Tierkreiszeichen mit dem Datum des Son­ neneintritts, sogar solche Details, die nur im H. von Bedeutung sind: die Einteilung der Tierkreiszeichen in drei Dekane sowie in 30 Grade zu je 60 Minuten, die Tierkreiszei­ chen, in denen die Planeten ihre .Häuser* (Bouche-Leclercq 182/92) u. ihre .Erhöhun­ gen* (ebd. 192/9) haben. Johannes verwirft die astrologische Auffassung von der ursäch­ lichen Wirkung der Gestirne auf die mensch­ lichen Angelegenheiten, läßt sie aber gelten als Anzeichen für meteorologische Phäno­ mene wie Regen, Warme u. Kälte, Feuchtig­ keit u. Trockenheit, Winde u. dgl., nicht je­ doch unseres Handelns (PTS 12, 59,117/23), möglicherweise auch Zeichen, nicht Ursache, für Kriege (ebd. 135f). - Riedinger 94/7. ß. Im Westen. Im Westen dürften die allge­ meinen Verhältnisse schon früher zu einem Rückgang der Horoskopie geführt haben. Sidon. Apoll, ep. 8, 11, 9/13 berichtet im J. 477/78 von der Ermordung des Redners Lampridius (Schanz, Gesch. 4, 2, 55 f), der afrikanische Astrologen bezüglich des Endes seines Lebens konsultiert hatte. Sidonius teilt das H. ebd. 9 mit (dazu A. Loyen, Sidoine Apollinaire 3 [Paris 1970] 20147f), das auf ein blutiges Ende schließen ließ. Obwohl Lampridius versuchte, seinem vorhergesag­ ten Schicksal auszuweichen, erfüllte es sich, wie vorausgesagt: Er wurde von seinen Skla­ ven in seinem Haus ermordet. Sidonius läßt die zwiespältige Haltung mancher Christen gegenüber der Horoskopie erkennen: Einer­ seits ist er beeindruckt von der Treffsicher­ heit der Voraussage, andererseits muß er sie ablehnen als dem christl. Glauben zuwider. Dann versiegen die Quellen zur praktischen Horoskopie, u. spätere Schriftsteller gehen gar nicht mehr näher auf das H. ein. Ihnen genügen vielmehr allgemein ablehnende Äu­ ßerungen (vgl. Laistner 266/9), zB. Cassio-

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dor, der inst. 2, 7 über die Astronomie han­ delt, die Schicksalsbestimmung aus den Ge­ stirnen aber als im Gegensatz zum christl. Glauben stehend absolut ablehnt (ebd. 2, 7, 4), wie ja auch die bedeutendsten Philoso­ phen sie schon abgelehnt hätten (in Ps. 70 concl. [CCL 97, 640, 515/7]). - Gregor v. Tours schreibt sein Werk De cursu stellarum ratio nicht, um die Zukunft zu erforschen, sondern um eine Hilfe zu bieten, an den Sternen die Zeit für das nächtliche Gebet festzustellen (stell. 16 [MG Scr. rer. Mer. 1, 22, 413, 12/5]). - Isidor v. Sevilla kennzeich­ net orig. 3, 27 den Unterschied zwischen Astronomie u. Astrologie; letztere unterteilt er in naturalis, die er gelten läßt, u. superstitiosa, abergläubische, die die Astrologen verwenden, um aus den Sternen Voraussa­ gen zu machen in bezug auf den Charakter der Menschen. Dabei erwähnt er ausdrück­ lich die Melothesie, den angeblichen Einfluß der zwölf Tierkreiszeichen auf ,die einzelnen Glieder der Seele u. des Leibes*. Die astrono­ mischen Gegebenheiten führt er ebd. 3, 24/ 71, 41 detailliert an (vgl. 13, 5, 1/6, 7). Spe­ ziell über die Horoskopie handelt er 8, 9, 22/ 7, indem er sie kurz charakterisiert, die für die H.steller gebräuchlichen Bezeichnungen erklärt u. anmerkt, daß die Horoskopierkunst mit der Ankunft Christi illegitim ge­ worden sei (seit Tert. idol. 9, 3/5 bezeugt; s. o. Sp. 632f). In De natura rerum behandelt Isidor ausführlich die astronomischen u. me­ teorologischen Phänomene, die Astrologie erwähnt er nur in einer kurzen Bemerkung im Zusammenhang mit den Kometen, die Wechsel der Herrschaft, Kriege u. Seuchen anzeigen würden; die Astrologen (genethliatici) seien der Auffassung, daß alle Plane­ ten zu bestimmten Zeiten Kometen werden würden (vgl. Sen. nat. quaest. 7, 4, 1; Schol. in Lucan. 1, 529 [30, 19/24 Endt]; BoucheLeclercq 357/62) u. je nach ihrem Lauf Gu­ tes oder Schlechtes ankündigten (Isid. nat. 26, 13). - Im J. 725 führt Beda noch ein­ mal die subtile Unterteilung der Grade der Tierkreiszeichen durch die Astrologen an, die glaubten, dadurch das Schicksal des H.eigners fast sicher erfassen zu können; doch ist für ihn trotz seines Interesses an der Natur einschließlich der Himmelsphä­ nomene die Horoskopie kein Thema mehr, weil sie eine unsinnige u. dem christl. Glau­ ben fremde Beschäftigung sei (temp. rat. 3 [CCL 123B, 277, 34/278, 42]). Die Tren­

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nung von Astronomie u. Astrologie war (vorerst) vollzogen. IV. Staatliche u. kirchliche Gesetzgebung, a. Staatliche Gesetzgebung. Eigentlich brauchte die Horoskopie nicht gesondert erwähnt zu werden, da sie ein Wesenselement der Astro­ logie darstellte u. so mit ihr be- u. verurteilt wurde. In der staatlichen Gesetzgebung wurde sie gewöhnlich zusammen mit der *Divinatio überhaupt verboten, verständ­ lich bei der Gefahr, die den Herrschenden drohte, wenn sich jemand daran machte, ihr Geschick in der Zukunft u. sogar ihren Tod im voraus zu erkennen u. diese Erkenntnis unters Volk zu bringen. Die Herrscher selbst dagegen hielten sich ihre Astrologen u. ver­ trauten ihnen mehr oder weniger (Cramer 81/231; zur genesis imperatoria Gagé, Basiléia 222/37). So berichtet Tac. ann. 6, 21 von Tiberius, daß er die Voraussagen seines Hof­ astrologen Thrasyllus wie Aussagen eines Orakels annahm, freilich nachdem er erst einmal seine Fähigkeit auf eine harte Probe gestellt hatte. Besonders detailliert läßt sich aus den Quellen der Einfluß der Horoskopie auf Hadrian erkennen (Cramer 162/78). Trotzdem wurden die Astrologen schon im heidn. Rom aus der Stadt oder auch aus Ita­ lien mehrfach aufgrund von Gesetzen ver­ trieben (ebd. 233/48) oder auch im ganzen Imperium verfolgt (ebd. 248/81) mit ver­ schiedenem Strafmaß, von Ausweisung aus dem jeweiligen Stadtgebiet, Verbannung, leichtere oder schwerere körperliche Strafen bis zur Todesstrafe, sowohl für den, der kon­ sultierte, wie für den, der die Voraussagen machte, wobei freilich die soziale Stellung des Delinquenten für die Strafe u. deren Maß mitentscheidend war. Als Motiv für die Strafverfolgung der Horoskopie wird ange­ geben: Untergrabung der Moral, Gefähr­ dung des öffentlichen Friedens u. der Herr­ schaft des röm. Volkes. Dabei stellten die Ju­ risten sich die Frage, ob schon die bloße Kenntnis strafwürdig sei oder nur die (evtl, berufliche) Ausübung; in älteren Zeiten sei nur die letztere verboten gewesen, doch habe sich im Laufe der Zeit die Bewertung zur ri­ goroseren Beurteilung hin geändert (Paul, sent. 5, 21; Ulp. off. procons. 7: Coll. Mos. 15, 2,1/3 [Riccobono, Fontes2 2, 406f. 579f]; vgl. Cod. Theod. 9, 16, 8; Cramer 278; Mommsen, StrR 861/5). Die christl. Kaiser behielten diese Gesetzgebung bei. Das gene­ relle Verbot der Horoskopie (ars mathemati-

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ca) durch Diokletian vJ. 294 wurde durch Gesetze des Constantius vJ. 357 u. 358 be­ stätigt u. in den Codex Iustinianus aufge­ nommen (9, 18, 2. 5. 7). Nach dem Gesetz der Kaiser Honorius u. Theodosius vJ. 409 sollen die ertappten mathematici nicht nur aus Rom, sondern aus allen Städten vertrie­ ben werden, wenn sie nicht bereit sind, ihre astrologischen Bücher in Anwesenheit des Bischofs zu verbrennen, sich zum katholi­ schen Glauben zu bekennen u. nicht mehr die alten Praktiken aufzunehmen; widerset­ zen sie sich dem, trifft sie die Strafe der Ver­ bannung (Cod. Theod. 9,16,12; Cod. Iust. 1, 4, 10). Firm. Mat. math. 2, 30, 3/5 wird der Astrologe gewarnt, Schicksal des Staates u. des Kaisers zu erforschen u. entsprechende Anfragen zu beantworten; der Kaiser unter­ liege dem Einfluß der Sterne nicht (dazu Schröder 570/2). Trotzdem wurden Horo­ skopie u. Divination überhaupt, soweit ihre Aussagen den Kaiser direkt oder einen mög­ lichen Thronprätendenten betrafen, als Ma­ jestätsverbrechen betrachtet u. entspre­ chend geahndet. Das wurde nicht anders ge­ halten von christlichen Kaisern u. Beamten ihrer Verwaltung. So wird Amm. Marc. 29, 2, 27 von einem Mann berichtet, bei dem man das H. eines Valens fand, den man für den Kaiser Valens hielt; obwohl der Mann angab, daß es sich um seinen längst verstor­ benen Bruder handele u. er dies glaubwürdig beweisen wolle, wartete man den Beweis nicht ab, sondern vollzog seine grausame Hinrichtung. (Weitere Beispiele W. Gundel, Astrologie 829 f.) Zur Rechtslage u. Un­ rechtspraxis im 4. Jh. s. H. Funke, Majestäts- u. Magieprozesse bei Ammianus Marcellinus: JbAC 10 (1967) 145/75. - W./H. G. Gundel, Astrologumena 301/3; *Heidenverfolgung; K.-L. Noethlichs, Die gesetzgeberi­ schen Maßnahmen der christl. Kaiser des 4. Jh. gegen Häretiker, Heiden u. Juden, Diss. Köln (1971), bes. 66/8.97. b. Kirchliche Gesetzgebung. Daß die Ge­ setzgebung im kirchlichen Bereich nicht so häufig die Horoskopie betraf wie man ver­ muten könnte, mag darin begründet sein, daß ihre Ablehnung u. Verwerfung als heid­ nische Praxis selbstverständlich war. Trotz­ dem gibt es einige Konzilien, die sich mit ihr beschäftigen; Toledo I (400 bzw. 447) cn. 15 (27 Vives); Braga I (561) cn. 9f (69 Vives), wo durch cn. 10 ausdrücklich der Glaube an den Einfluß der Tierkreiszeichen auf die

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Teile der Seele oder des Körpers, also die Melothesie, verurteilt wird (beide Konzilien wollen damit eine Lehre der Priszillianisten treffen); Braga II (572) cn. 72 (103 Vives); Cone. Trull. Cpol. a. 692 cn. 61 (Pitra, Iur. eccl. 2, 54), wo die Horoskopie ausdrücklich genannt ist (yeve[9Xi]aXoyia ist dem Kontext nach zu lesen; s. o. Sp. 632). - Schröder 634; W./H. G. Gundel, Astrologumena 338 f; Boll/Bezold/Gundel 183/7.

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Horoskop

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663

Humanität

Horsiese s. Aegypten II: RAC Suppl. 1, 83;

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φιλανθρωπία lag (Gell. noct. 13, 17; vgl. Hiltbrunner 734). Philanthropia wie humanitas konnten auch einfach .Gastfreundschaft* Hosea s. die Nachträge. meinen (ebd. 728). - Die Neigung, sich allen Mitgliedern des Menschengeschlechts ge­ Hosianna s. Akklamationen: o. Bd. 1, 218. genüber wohlwollend zu verhalten, hat ihren 230. Ursprung in etwas sehr Begrenztem, der in­ stinktiven Liebe der *Eltern ihren Nach­ Hospital s. Herberge: o. Bd. 14, 617/21; kommen gegenüber (vgl. A. Lumpe: o. Bd. Krankenhaus. 4, 1191f. 1194/6). Auch zunächst nicht ge­ wünschte Kinder können, wenn sie einmal da sind, sich Liebe u. Fürsorge erzwingen Humanität. (Aug. conf. 4, 2, 2). ,Die Freundschaft von Mann u. Frau ist natürlich; denn der I. Allgemeines 663. Mensch ist von Natur aus mehr auf die Ge­ Π. Menschen- u. Tieropfer, a. Alter Orient 667. meinsamkeit von zweien als auf die Polis b. Griechen 668. ΠΙ. Humanität in Judentum u. Christentum eingestellt“ (Aristot. eth. Nie. 8, 12, 1162a 16f). Trotzdem ist es kein großer Schritt von 669. IV. Philosophische Reflexion, a. Plato. 1. der *Familie, dem seminarium rei publicae Macht u. Recht 671. 2. Gut u. Böse 672. 3. Er­ (Cic. off. 1, 7; Aug. civ. D. 15, 16, 3), zur ziehung 672. 4. Arm u. Reich 673. 5. Stellung Loyalität gegenüber einer größeren Gemein­ der Frau 673. 6. Konzept der Humanität 674. schaft, einer Stadt, einem Königreich oder 7. Auseinandersetzung mit Sophisten 674. 8. gar dem *Imperium Romanum, das mit dem Vergeltung u. Strafe 675. 9. Herrschaft u. De­ ’Bürgerrecht auch Pflichten überträgt (ebd. mokratie 676. b. Aristoteles 677. c. Seneca 680. 5,17,1; ’Homonoia). ,Der Mensch ist ein so­ V. Humanität u. römische Weltherrschaft, a. ziales Wesen u. dazu geboren, mit anderen Rechtfertigung Roms 681. b. Kritik an Rom zu leben* (Aristot. eth. Nie. 9, 9, 1169b 17f; 682. W. Popkes, Art. Gemeinschaft: o. Bd. 9, VI. Humanität u. Sklaverei, a. Heidnisch. 1. Philosophische Reflexion, a. Plato 683. ß. Stoa 1109f). Bürger zu sein heißt, sich am Leben der Gemeinschaft, an ihrer Regierung, ih­ 683. γ. Freundschaft mit Sklaven 684. 2. Aspekte des Sklavenlebens, a. Rechtlosigkeit rem Rechtssystem u. ihren Steuern für Ver­ u. sexuelle Unterdrückung 684. ß. Freilassung teidigung, Straßen, Ämter u. andere soziale 685. γ. Körperliche Züchtigung 686. 3. Heidni­ Bedürfnisse sowie an gemeinsamen Zielen zu sche Gesetzgebung 686. b. Christlich. 1. Ge­ beteiligen (Aristot. pol. 3, 1, 1275a 32). Die setzgebung 686. 2. Bischöfliche Freilassung Gemeinschaft gewährt ihren Mitgliedern 687. 3. Haltung der Christen im 4. bis 6. Jh. a. Augustinus 687. ß. Joh. Chrysostomus 689. γ. nicht nur Anteil an ihrem sozialen u. wirt­ schaftlichen Leben, sondern auch an ge­ Gregor d. Gr. 690. VII. Armut, Reichtum u. Wohltätigkeit, a. meinsamen Werten. Darüber hinaus verbin­ Arm u. Reich 692. b. Wohlfahrtseinrichtungen det sie das allen Menschen gemeinsame ele­ 695. mentare Band universaler H.; vgl. Dihle VIII. Würde der Handarbeit 695. 272/4. - Der Mensch, vernunftbegabt u. IX. Rechtswesen 696. a. Bestrafung 696. b. Be­ sterblich, gehört als Spezies zur Gattung Le­ stechung 697. c. Humanisierungstendenzen bewesen. Bildung, Musikalität u. Hautfarbe 698. d. Bischöfliche Fürsprache 699. e. Haltung sind nur Akzidenzien, nicht Kennzeichen zu Folter u. Todesstrafe 699. f. Zwangs­ maßnahmen gegen Häretiker, Schismatiker, einer bestimmten Spezies (Porph. introd.: Comm. in Aristot. Gr. 4,1, 2,20/4; Boeth. in Heiden 701. g. Vergleich mit dem mosaischen Porph. comm. 1 [50 Brandt]). Die Sterblich­ Gesetz 702. keit hat der Mensch mit den vernunftlosen X. Spectacula 703. XI. Sexualethik 705. Lebewesen gemeinsam; von der Tierwelt un­ XII. Ergebnis 707. terscheidet er sich durch Rationalität, Spra­ che, die Fähigkeit zur Überlegung, zur Ab­ I. Allgemeines. Der neuzeitliche Begriff H. schätzung der Folgen u. zum moralischen ist nicht in vollem Umfang identisch mit Urteil über Gut u. Böse. Laktanz behauptet, dem antiken Terminus *humanitas, dessen allein die Verehrung Gottes erhebe den Men­ Bedeutung häufig näher bei παιδεία als bei schen über die Tiere (inst. 3,10), u. weist da­

Horos: o. Sp. 595 f.

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Humanität

mit die epikureische Religionskritik zurück (*Epikur). Trotzdem kann er anerkennnen, daß *Lukrez Kluges über die universale Brüderlichkeit der Menschen schrieb (inst. 6, 10 zu Lucr. 2, 991). Er widerspricht der Vorstellung, daß die Bande gegenseitiger Hilfe ihren Ursprung in der Zusammenar­ beit hätten, mit der primitive Wilde ihr Überleben gegen feindliche Tiere hätten si­ chern müssen, u. zieht die konkurrierende Auffassung vor, daß der Mensch von Natur aus Einsamkeit vermeidet u. die Gemein­ schaft sucht (inst. 6, 10, 18). Gegenseitige Hilfe muß ohne Erwartung von Vergeltung oder Lohn geleistet werden; Laktanz kriti­ siert *Cicero, der großzügige Freigebigkeit nur als Mittel zum Zweck verstehe (Cic. off. 2, 15, 52/5). Der Christ glaube vielmehr, hu­ manitas sei iustitia (Lact. inst. 6,12,1; Dihle 335f). Ambrosius begründet die Überlegen­ heit des Menschen über die anderen Lebewe­ sen folgendermaßen: Wilde Tiere u. Vögel füttern nur ihre eigenen Jungen; .allein dem Menschen ist es gegeben, alle zu ernähren, als wären sie seine eigenen' (off. 3, 3, 31). Die primäre Bedeutung des Begriffs H. zielt demnach auf die Unterscheidung zwischen der Menschheit als ganzer u. der Tierwelt. Die beiden Bedeutungen von humanitas, .Menschengeschlecht' u. .gütige Milde', sind somit nicht so weit voneinander entfernt, wie Hieronymus behauptet (ep. 55, 3). Über den Unterschied von Mensch u. Tier wurde unter antiken Philosophen heftig dis­ kutiert. Die Pythagoreer sahen in der Liebe für die eigene *Familie die Wurzel der Achtung aller menschlichen Wesen: die Gemeinsamkeit aller Kräfte, die die mensch­ lichen Wesen über die Tiere erheben, sowie die moralische Pflicht, den anderen Gliedern derselben Spezies keinen Schaden u. keine Ungerechtigkeit zuzufügen (Porph. abst. 3, 22). Gleichermaßen glaubten die Pythago­ reer an die Metempsychose. Sie waren Vege­ tarier, die religiöse Tieropfer u. den Verzehr des Opferfleisches (vgl. 1 Cor. 8) ablehnten, weil sie keinen Unterschied zwischen Tieru. Menschenseele sahen; bei der Tötung eines Tieres bestehe die Gefahr, einen engen Verwandten zu töten. Diese Haltung setzt voraus, daß sich die Verwandtschaft (oixEicooi