Preussische Gewerbepolitik in Berlin 1806 – 1844: Staatshilfe und Privatinitiative zwischen Merkantilismus und Liberalismus 9783110830699, 9783110004632


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Table of contents :
EINFÜHRUNG
VORWORT des Verfassers
EINLEITUNG: Vom Merkantilismus zum Liberalismus
Die Krise des merkantilistischen Systems
Erste Schritte auf neuen Wegen
Die liberale Wirtschaftsordnung und ihre Konsequenzen
Die Aussöhnung der Gegensätze durch Beuth
ERSTER TEIL: Die staatlich gelenkte Gewerbeförderung
1. KAPITEL: Die Organe der Gewerbeförderung
Die Ministerial-Instanz
Die Technische Deputation für Gewerbe
Der Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes
Das gewerbliche Schulwesen
2. KAPITEL: Die praktischen Aufgaben und die Hemmnisse der Gewerbeförderung
Die Mechanisierung des Arbeitsprozesses
Die Situation auf dem Berliner Kapitalmarkt
Die Zünfte
3. KAPITEL: Die Mittel der Gewerbeförderung
Die Wirksamkeit der Technischen Deputation für Gewerbe
Der Dampfmaschinenbau
Weitere Anregungen aus der Zeit bis 1818
Tätigkeit und Einrichtung der Technischen Deputation unter Beuth
Prämien und Preise
Das Patentwesen
Auslandsreisen
Die Beschaffung von Informationen
Die Beschaffung von Maschinen
Werbung ausländischer Fachleute
Zoll-Begünstigung bei Maschinen-Einfuhr
Finanzielle Unterstützungen
Gewerbe-Ausstellungen
4. KAPITEL: Die Sonderstellung der königlichen Betriebe
ZWEITER TEIL: Die Wirtschaftsförderung durch die Königliche Seehandlung und die Opposition von Handel und Gewerbe gegen die staatliche Wirtschaftspolitik
EINLEITUNG: Staatliche und private Gewerbeförderung
1. KAPITEL: Die Förderung der Dampfschiffahrt durch die Königliche See handlung
2. KAPITEL: Ziele, Mittel und Objekte der Gewerbeförderung durch die Königliche Seehandlung im Berliner Wirtschaftsraum
Finanzielle Unterstützungen (Bronzewaren-Fabrik Werner & Neffen)
Geschäftlich-finanzielle Beteiligungen (Patentpapier-Fabrik)
Eigene Betriebe der Seehandlung
Das Wollgeschäft
Die Chemische Fabrik in Oranienburg
Die Maschinenbau-Anstalt Moabit
Die Dampfmühle in Potsdam
3. KAPITEL: Das Ende der Wirtschaftsförderung durch die Königliche Seehandlung
4. KAPITEL: Die Opposition von Handel und Gewerbe gegen die staatliche Wirtschaftspolitik
Der Kampf gegen die Gewerbefreiheit
Die Opposition gegen die Handelsfreiheit
ERGEBNISSE
Zum Stand der Industrialisierung der Berliner Wirtschaft um 1845
Die Gewerbe-Ausstellung von 1844
Die Beurteilung der preußischen Gewerbepolitik in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
ANLAGEN
A: Prämien des Gewerbe Vereins
B, C, D: Auszeichnungen anläßlich der Gewerbe-Ausstellungen von 1822, 1827, 1844
E: Dampfmaschinen-Statistik Berlins von 1830
QUELLEN UND LITERATUR
PERSONEN- UND FIRMENREGISTER
SACH- UND ORTSNAMENREGISTER
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Preussische Gewerbepolitik in Berlin 1806 – 1844: Staatshilfe und Privatinitiative zwischen Merkantilismus und Liberalismus
 9783110830699, 9783110004632

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VERÖFFENTLICHUNGEN

DER

HISTORISCHEN KOMMISSION ZU BERLIN BEIM F R I E D R I C H - M E I N E C K E - I N S T I T U T DER FREIEN UNIVERSITÄT BERLIN

B A N D 20 PUBLIKATIONEN GESCHICHTE

DER

ZUR

INDUSTRIALISIERUNG

BAND 1

Walter de Gruyter & Co. vormals G. J. Göschen'sche J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung

Verlagshandlung

• Georg Reimer • Karl ]. Trübner • Veit & Comp.

Berlin 1965

ILJA

PREUSSISCHE

MIECK

GEWERBEPOLITIK

IN B E R L I N 1 8 0 6 — 1 8 4 4

Staatshilfe und Privatinitiative zwischen Merkantilismus und Liberalismus

Mit einer Einführung von WOLFRAM FISCHER und OTTO BÜSCH

Walter de Gruyter & Co. vormals G. J. Göschen'sdje J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung

Verlagshandlung

• Georg Reimer • Karl j.Trübner

Berlin 1965

• Veit & Comp.

Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Klassenlotterie Berlin

© A r A i v - N r . 47 59 65/6 Copyright 1965 by Walter de Gruyter & Co. • vormals G. J . Göschen'sehe Verlagshandlung • J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer • K a r l J . Trübner • Veit & C o m p . P r i n t e d in Germany — Alle Kedite des Nachdrucks, der photomechanisdien Wiedergabe und der Anfertigung von Mikrofilmen — auch auszugsweise — vorbehalten. Satz und Druck: T h o r m a n n & Goetsch, Berlin 44

EINFÜHRUNG Die Historische Kommission zu Berlin legt die Studie von Ilja Mieck über die preußische Gewerbepolicik der Reformzeit zu Beginn einer Phase der Erweiterung ihres Forsdiungs- und Publikationsprogramms vor, die sie soeben mit der Aufnahme der Arbeiten zum Schwerpunktprojekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft über die Frühgeschichte der Industrialisierung in Deutschland für den Wirtschaftsraum Berlin eingeleitet hat. Es entspricht der Zielsetzung dieses größeren Forschungsvorhabens, der an diesem Themenkreis anteilnehmenden Fachwelt eine Abhandlung zu übergeben, die einem zentralen Problem der Anfangsperiode des Industrialisierungsprozesses gewidmet ist: dem Verhältnis von Staat und Wirtschaft beim Aufbau einer Industrie, die von staatlicher Gewerbeförderung noch ebenso abhängig wie auf die unternehmerische Privatinitiative der Kräfte des beginnenden Wirtschaftsliberalismus angewiesen war. Die vorliegende Untersuchung über Konzeption und Durchführung der behördlichen Gewerbepolitik für den Bereich der preußischen Hauptstadt Berlin in jenen entscheidenden ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts bietet einen Beitrag zu dem Bemühen heutiger Geschichtswissenschaft, Ursachen, Verlauf und Folgen der frühen Industrialisierung so zu erfassen, daß nicht nur der Revolutionierungsprozeß in der technischen und wirtschaftlichen Produktionsweise dargestellt, sondern auch die sich daraus ergebenden Strukturwandlungen im sozialökonomisch-rechtlichen, geistig-kulturellen und gesellschaftlich-politischen Bereich sichtbar gemacht werden. Die Herausgeber sind sich bewußt, daß mit jeder Betrachtung der staatlichen Wirtschaftspolitik die Analyse der sie auslösenden sozialen und wirtschaftlidien Verhältnisse einhergdien muß, weil die Einzelfaktoren industrieller Entwicklung und ihre Folgeerscheinungen nach Stellenwert und Bedeutung erst richtig eingeschätzt werden können, wenn sie in die komplexen Zusammenhänge der allgemeingeschichtlichen Entwicklung zur modernen industriellen Welt hineingestellt werden. Hierzu gehören die wirtschaftlichen und sozialen Bewegungen innerhalb und außerhalb des neuen Fabrikwesens und die entsprechend angepaßten Formen städtischer Verfassung, Verwaltung und Rechtspflege, des Städtebaus, des Verkehrswesens und

VI

Einführung

der Ausbildung von Industrlelandsdiaften. Ebenso müssen aber auch die vielfältigen Beziehungen des Industrialisierungsprozesses zu Kirdie und Sdiule, zur Gestaltung des kulturellen Lebens, zum "Wandel gesellschaftlicher Zielbilder und Verhaltensweisen, sowie nicht zuletzt die Reaktionen der geistigen Welt und die neuen Kräfte in der Politik berücksichtigt werden. Der hier vorgelegte Band liefert jenseits faktenreicher Schilderung der wachsenden industriellen Basis im Wirtschaftsraum Berlin den Nachweis, daß der altpreußisdie Merkantilismus unter dem Druck wirtschaftsliberaler Konzeptionen der Reformära einen Prozeß allmählicher Wesensverwandlung und schließlidier Eliminierung durdilief, und beschreibt den Übergang von der absolutistisch-expansionistischen zur staatspädagogisch-progressiven Wirtschaftsgesinnung der führenden preußischen Beamtenschaft, die in der Wirksamkeit eines Beuth ihre ideale Ausprägung fand. Die Veröffentlichung fügt sicii so in die weitergehenden Forschungen des Arbeitskreises für Industrialisierungsgeschichte der Historischen Kommission zu Berlin ein, mit denen sich der Berliner Arbeitskreis den verwandten Bemühungen anderer sozialhistorisdier Vereinigungen, wie des .Arbeitskreises für moderne Sozialgescliidate' mit seiner Schriftenreihe „Industrielle Welt", verbunden fühlt. Die historische Forschung zur frühen Industrialisierung berührt sich darüber hinaus mit den Arbeiten verwandter Disziplinen, vor allem der Nationalökonomie und der Soziologie. Indem beide der Geschiditswissenschaft einerseits vorformulierte Theorien und Problemansätze zur Verfügung stellen, anderseits aber um eine empirische Fundierung ihrer eigenen Thesen bemüht sind, können sie aus einer Untersuchung wie der vorliegenden selber Gewinn scliöpfen. Die Studie hat schon mit ihrer kürzeren masdiinenschriftlichen Fassung, die als Dissertation am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin entstanden ist, nützliche Anregungen bei der Behandlung selbst so aktueller Probleme wie der optimalen Wirtsdiaftsverfassung oder zweckentsprediender Industrieförderung in heutigen Entwicklungsländern gegeben, die wie die europäischen Staaten in ihrer Periode der Frühindustrialisierung vor der Aufgabe der ersten Errichtung und Entwicklung einer tragenden Industrie Wirtschaft stehen. Der Historiker wird die ständige Zusammenarbeit mit den Nachbardisziplinen wünschen und pflegen, weil die „industrielle Welt" in ihrer Mannigfaltigkeit nicht mit einer Methode allein zureichend erfaßt werden kann. Die Historische Kommission zu Berlin hofft, mit ihrem eben anlaufenden Forschungsprogramm die Ge-

VII

Einführung

sdiidite dieser industriellen Welt seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert auch zum Nutzen anderer Fachriditungen erschließen zu helfen. Aus den angegebenen Gründen hat sich die Historisdie Kommission zu Berlin entschlossen, die vorliegende Studie an den Anfang der Sonderreihe der Kommission zum Generalthema ihres Arbeitskreises für Industrialisierungsgeschichte zu setzen. Mit der Schilderung der Wirtschaftsentwicklung am Ort Berlin, wo staatlidier Anstoß und Regierungshilfe im Verhältnis zur privaten Unternehmerinitiative eine weit größere Rolle als in den westlichen Provinzen der preußischen Monarchie oder gar in manchen westeuropäischen Staaten gespielt haben, bildet die Arbeit aber audi einen wichtigen Baustein im Rahmen historisch-landeskundlicher Forschung, deren Förderung der allgemeinen Aufgabenstellung der Historischen Kommission entspricht. Durch die Veröffentlichung der gegenüber ihrer Dissertationsfassung wesentlich erweiterten Schrift soll nidit zuletzt ein Zeichen des Dankes an den Mentor der Arbeit, Carl Hinrichs ( f ) , der als Ordinarius des FriedrichMeinecke-Instituts zugleich Vorstandsmitglied der Historisdien Kommission gewesen ist, gegeben und die von ihm mitgetragene Tradition historischer Forschung am Friedrich-Meinedte-Institut fortgesetzt und vertieft werden. Die Historische Kommission zu Berlin und ihr Arbeitskreis für Industrialisierungsgeschichte danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft für (die gewährte großzügige Unterstützung ihrer weitergehenden Arbeiten zur Frühgeschichte der Industrialisierung in Deutschland und der Deutschen Klassenlotterie Berlin für die finanzielle Hilfe zur Herausgabe dieses ersten Beitrages zu dem neuen langfristigen Forschungsprogramm. Berlin-Lichter felde, im April 1965 Im Auftrage der Historischen Kommission zu Berlin

Prof. Dr. Dr. Wolfram Fischer

Wiss. Rat Dr. Otto Büsch

VORWORT Mit dem beginnenden 19. Jahrhundert traten Wirtschaft und Gesellschaft der europäischen Staaten vollends in jene Phase der Industrialisierung ein, deren Auswirkungen auf wirtsdiaftlidiem, politischem und sozialem Gebiet so tiefgreifend und nachhaltig waren, daß zur Umschreibung dieses Vorganges ein Begriff dient, der vorher fast ausschließlich der Charakterisierung politischer Ereignisse vorbehalten war: Der von England ausgehende und sich allmählich nach Mittel- und Osteuropa ausbreitende Prozeß der frühen Industrialisierung erhielt die Bezeichnung „Industrielle Revolution". Die bis in die Gegenwart sichtbaren und wesentlich das 20. Jahrhundert bestimmenden Konsequenzen dieser Umwälzungen hätten es verdient, daß sich die historische Forschung mit besonderem Eifer der Untersuchung jener Epoche angenommen hätte. Aber noch 1937 sah sidi Wilhelm Treue zu der Feststellung veranlaßt, daß wir über die Wirtschaftsgeschichte der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts „noch wenig und nur ungenau unterrichtet" seien.' Zwar sind seitdem in einer ganzen Reihe von Untersuchungen zu nationalökonomischen und sozialpolitischen Fragestellungen neue Aufschlüsse über Einzelheiten der Entwicklung in verschiedenen deutschen Ländern erzielt worden, doch darf die Feststellung Wilhelm Treues für Preußen im allgemeinen und Berlin im besonderen mit geringen Einschränkungen noch heute Gültigkeit beanspruchen, obwohl für die Zeit des preußischen Merkantilismus etwa die Acta Borussica vorliegen, die auch der Erforschung der Wirtschaftsgeschichte Preußens ein tragfähiges Fundament verleihen. Die Mitarbeit daran kam Hugo Rachel zugute, als er sein Buch über die wirtschaftliche Entwicklung Berlins im 17. und 18. Jahrhundert schrieb,^ das zu den Standardwerken der Berlin-Literatur gehört. Zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gibt es für Preußen und Berlin keine ähnlichen Veröffentlichungen. Auch sind nur wenige Ver1 Wilhelm Treue, Wirtschafiszustände und Wirtschaftspolitik in Preußen 1815 bis 1825 (= Vierteljahrssdirifl für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beiheft 31), Stuttgart 1937, S. 1. ' Hugo Rachel, Das Berliner Wirtschaftsleben im Zeitalter des Frühkapitalismus (= Berlinische Bücher, Bd. 3), Berlin 1931.

Vorwort

IX

suche unternommen worden, die Entwicklung von Technik und Industrie, die Entfaltung kapitalistischen Denkens, die Entstehung einer neuen Unternehmersdiidit und alle anderen Begleiterscheinungen der einsetzenden „Industriellen Revolution" im Berliner Wirtschaftsraum einer genaueren Analyse zu unterziehen.' Die zurücksetzende Behandlung der Berliner Wirtschaftsgeschichte hatte die Folge, daß moderne Betrachtungen der Verhältnisse Berlins in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im wesentlichen kultur-und geistesgeschichtliche, allgemeinpolitische und kommunale Themen sehr stark, die wirtschaftshistorische Seite aber meist nur unzulänglich beachteten. Sie vermitteln so den Eindruck, als habe dieses Zeitalter selbst von seiner industriellen Betätigung keine Notiz nehmen wollen und Maschinen nur als kurioses Zubehör einer im übrigen ausschließlich geistig und kulturell bestimmten Gesellschaftsordnung angesehen. Aus der Vernachlässigung wirtschaftsgeschichtlicher Detailforschung im Rahmen von Stadt und Territorium ergab sich zwangsläufig, daß die größeren wirtschaftshistorischen Gesamtdarstellungen nicht immer auf gesicherte Ergebnisse zurückgreifen konnten, weil das Fundament für eine solche synoptische Arbeit fehlte — werden doch über die preußische Gewerbepolitik zum Teil völlig entgegengesetzte Ansichten vertreten, und auch über die Stellung des Staates zum Phänomen der Industrialisierung sind die Meinungen keineswegs einheitlich.'' Die vorliegende Arbeit verfolgt im wesentlichen zwei Absichten: Sie erstrebt eine Analyse der Ziele und Methoden der preußischen Gewerbepolitik und die Beschreibung der Erfolge und Mißerfolge dieser Politik im Bereich des Berliner Wirtschaftsraumes. Die Auswertung von ' Im -wesentlidien lassen sich nur zwei Ansatzpunkte fixieren: die von Conrad Matsdioß ausgehenden Studien über die staatlidie Mithilfe bei der Entwidtlung der preußisdien Industrie, die von seinem Schüler Hans-Joachim Straube und dem Engländer William Otto Henderson weitergeführt wurden, sowie die Arbeit von Hugo Rachel über Berliner Großkaufleute und Kapitalisten. Für die einzelnen Titel vgl. das Literatur-Verzeichnis am Ende dieses Bandes. * Man vergleiche etwa die Auffassungen bei Kurt Hinze, Die Arbeiterfrage zu Beginn des modernen Kapitalismus in Brandenburg-Preußen 168S—1806 (= Veröffentlidjungen der Historischen Kommission zu Berlin beim Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin, Bd. 9, Neudrucke Bd. 1), 2. Aufl., Berlin 1963, S. 3 f.; Hans Joachim Straube, Die Gewerbeförderung Preußens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit besonderer Berücksichtigung der Regierungsmaßnahmen, Diss. T. H. Berlin 1933, S. 6; William Otto Henderson, Britain and Industrial Europe 1750—1870. Studies in British Influence on the Industrial Revolution in Western Europe, Liverpool 1954, S. 164. Darüber siehe audi S. 235 ff. dieser Arbeit.

X

Vorwort

Quellen zur Entwicklung einzelner Industriezweige und Fabriken, von Unternehmerbiographien, statistisdien Angaben und anderen grundlegenden Quellengattungen zum Thema bildet dafür die Basis. Diese Studie möchte so als ein Beitrag zur Geschichte der wirtsdiaftlidien Entwicklung Berlins in der Übergangszeit zwischen Früh- und Hochkapitalismus angesehen werden, für jene Jahre also, in denen für die spätere industrielle und kapitalistische Expansion großen Stils die Basis geschaffen wurde. Der Vorgang der Industrialisierung war in Preußen wie überall mit einschneidenden sozialen Strukturveränderungen verbunden. „Ob die sozialen Zustände, welchen w i r . . . entgegengehen, besser sein werden als die früheren, und ob nicht . . . manche sehr beachtenswerten Übelstände sich damit vergesellschaften",® fragten sich schon die Zeitgenossen im Hinblick auf das Maß der Umwälzungen im wirtsdiafllichen Bereich, und das Entstehen jener Probleme, die wir heute als „Soziale Frage" zusammenzufassen gewöhnt sind, ist vielleicht das typischste Merkmal dieser Epoche. Unter strengem sozialgesciichtlicJiem Aspekt beanspruchen diese Vorgänge eine eigene Darstellung; der Verfasser hofft jedoch, daß manche der vorgelegten Quellen sowie einige seiner Ausführungen deutlich genug die sozialgeschichtliche Problematik erkennen lassen und damit auch Hinweise zur Erforschung des damaligen Gesellschaflsbildes vermitteln können. In thematischer und zeitlicher Hinsicht ergibt sich folgende Abgrenzung: Die Untersuchung konzentriert sich auf den Berliner Wirtschaflsraum, berücksichtigt also auch außerhalb des eigentlichen Stadtgebietes gelegene Unternehmen sowie Fabriken in der weiteren Umgebung Berlins, die aus geographischen oder ökonomischen Gründen zum hauptstädtischen Wirtschaftsbereich zu zählen sind; am Beispiel von Stadt und Wirtschaftsraum Berlin läßt sich infolge des Auftretens unterschiedlichster Gewerbe- und Industriezweige an einem Ort die Differenziertheit der Entwicklung besonders deutlich darstellen. Die Möglichkeit einer detaillierten Beschreibung einzelner Sachverhalte weist der Studie vorab mitunter die Aufgabe einer Materialsammlung zu, die mit den angeführten Quellen, Statistiken, Firmengeschichten, biographischen Angaben und anderen Materialien vielleicht auch als eine Summe von Anregungen und Hinweisen für eine allgemeine preußische und deutsche Wirtschaftsgeschichte jener Zeit nützlich sein mag. Der zeitliche Rahmen ' So der Seehandlungs-Präsident v. Rother in seiner bekannten Denkschrift von 1845, in: Rep. 109, D 1, 1 (5153), fol. 68. Vgl. S. 168, Anm. 27.

Vorwort

XI

läßt sich leicht abstecken: Die Zäsur der preußischen Katastrophe von 1806/07 steht am Anfang; den Abschluß bildet die Gewerbe-Ausstellung des Jahres 1844 in Berlin. Im darauffolgenden Jahr wurde eine neue Gewerbeordnung erlassen, die in die bestehenden Verhältnisse erheblich eingriff und die Zeit des gesetzlich verankerten wirtschaftlidien Liberalismus beendete. Mit Genugtuung darf festgestellt werden, daß die Erforsdiung der preußischen Wirtschaftsgeschichte mit Interesse von der modernen Nationalökonomie verfolgt wird, die in der Auseinandersetzung der staatlichen Behörden mit dem Phänomen der Industrialisierung und den dabei entwickelten Lösungsversuchen Ansätze zu erkennen glaubt, die teilweise noch heute, anderthalb Jahrhunderte später, eine gewisse Aktualität bewahrt haben.' In diese Diskussionen eingreifen zu wollen, wird sich der Historiker versagen müssen; er kann seiner Arbeit nur den Wunsch mit auf den Weg geben, daß sie als eine Analyse und Darstellung wirtschaftshistorisdier Abläufe vielleicht auch der Volkswirtschaftslehre durch Bereitstellung neuen Materials Handreichungen für ihre spezifischen Forschungsanliegen geben kann.

Widitigste Grundlage der vorliegenden Untersuchung bilden die Akten des Preußischen Ministeriums für Handel und Gewerbe, des Berliner Polizei-Präsidiums, der Seehandlung und der Gewerbe-Deputation des Berliner Magistrats, deren Auswertung in Merseburg, Potsdam und beiden Teilen Berlins möglich war. Zur Ergänzung wurden vor allem zeitgenössische gedruckte Quellen herangezogen. Alle Zitate aus diesen Quellen erscheinen der Einfachheit halber in moderner Orthographie. Die fast unübersehbare Menge der aus dieser Zeit stammenden Memoiren, Tagebuchaufzeichnungen, Autobiographien und anderer Quellen dieser Art durdizusehen, war zwar oft reizvoll, lohnte aber kaum die Mühe. Eine ansprechende Auswahl zeitgenössischer Texte ist vor einigen Jahren erschienen.' Audi hier sind jedoch die Ergebnisse für den wirtschaftlichen Sektor spärlich: Weniger als ein Dutzend Seiten von rund 400 sind diesem Bereich gewidmet. An Sekundärliteratur gibt es eine ' Vgl. dazu Ulrich Peter Ritter, Die Rolle des Staates in den Frühstadien der Industrialisierung. Die preußische Industrieförderung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (= Volkswirtschaftliche Schriften, Heft 60), Berlin 1961, und das Vorwort von Kurt Hinze, Die Arbeiterfrage . . S . X I I I f. ' Berliner Leben 1806—1847, Erinnerungen und Berichte, hrsg. von Köhler, R. und Richter, W., Berlin [Ost] 1954.

XII

Vorwort

Reihe von meist älteren Spezialuntersuchungen über die Gewerbefreiheit, statistische Fragen, den Zollverein, bestimmte Handwerkszweige und ähnliche Themen. Einige Innungsgesdiichten erweisen sich durch den Abdruck von Quellen aus den Innungsardiiven als brauchbar. Ertragreicher war auch die Durchsicht der neuerdings häufiger in wissenschaftlich einwandfreier Form erscheinenden Festschriften, wenn auch nicht viele Betriebe Berlins mit ihren Anfängen in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückreichen. Ein Teil dieser Arbeit wurde 1957 von der Philosophisdien Fakultät der Freien Universität Berlin unter dem Titel „Merkantilismus und Liberalismus in der preußischen Gewerbepolitik von 1815 bis 1844 unter besonderer Berücksichtigung Berlins" als Dissertation angenommen. Einer Anregung der Historisdien Kommission zu Berlin folgend, ist die ursprüngliche Fassung in vielen Teilen ergänzt und überarbeitet worden und berücksichtigt die inzwischen erschienene Literatur, so daß sie nun in erheblich erweitertem Umfang vorgelegt werden kann. Es ist mir eine besondere Freude und Ehre zugleich, daß sich gerade die Historische Kommission zu Berlin, der mein verehrter verstorbener Lehrer, Professor D. Dr. Carl Hinrichs, als Vorstandsmitglied angehörte, zur Herausgabe dieser Arbeit entschlossen hat. Für die Veröffentlidiung Im Rahmen ihrer Schriftenreihe bin ich dem Vorsitzenden und den Mitgliedern der Historischen Kommission zu Berlin sehr zu Dank verpflichtet, insbesondere Herrn Wiss.Rat Dr. Otto Büsch, dem die verantwortliche Leitung der Edition anvertraut war, sowie Herrn Klaus Ehrler, M. A., der die redaktionelle Betreuung übernommen hatte. Dieser Dank gilt gleichermaßen all den Archiven und Bibliotheken im Osten und Westen Deutschlands, durch deren bereitwilliges Entgegenkommen bei der Beschaffung des verstreuten Materials die Entstehung der Arbeit erst ermöglicht wurde.

Berlin-Charlottenburg, im Dezember 1964

Dr. phil.

Ilja

Mieck

INHALT

EINFÜHRUNG

VORWORT

von Wolfram Fischer und Otto Büsch

des Verfassers

V VIII

EINLEITUNG

Vom Merkantilismus zum Liberalismus Die Krise des merkantilistisdien Systems

2

Erste Schritte auf neuen Wegen

7

Die liberale Wirtsdiaflsordnung und ihre Konsequenzen

14

Die Aussöhnung der Gegensätze durch Beuth

21

ERSTER TEIL

Die staatlich gelenkte Gewerbeförderung 1. KAPITEL: Die Organe der Gewerbeförderung Die Ministerial-Instanz

29 30

Die Tedinische Deputation für Gewerbe

32

Der Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes

35

Das gewerbliche Schulwesen

37

Das Gewerbe-Institut

38

Die Gewerbe-Schule

40

2. KAPITEL: Die praktischen Aufgaben und die Hemmnisse der Gewerbeförderung

43

Die Mechanisierung des Arbeitsprozesses

45

Die Situation auf dem Berliner Kapitalmarkt

48

Die Zünfle

54

3. KAPITEL: Die Mittel der Gewerbeförderung Die Wirksamkeit der Technischen Deputation für Gewerbe

61 62

Der Dampfmaschinenbau

63

Weitere Anregungen aus der Zeit bis 1818

67

XIV

Inhalt Tätigkeit und Einrichtung der Technischen Deputation unter Beuth

69

Prämien und Preise

75

Das Patentwesen

78

Auslandsreisen

87

Die Beschaffung von Informationen

89

Die Beschaffung von Maschinen

95

Werbung ausländischer Fachleute

99

Zoll-Begünstigung bei Maschinen-Einfuhr

4.

120

Finanzielle Unterstützungen

124

Gewerbe-Ausstellungen

141

KAPITEL: Die Sonderstellung der königlichen Betriebe

150

ZWEITER

TEIL

Die Wirtsdiaftsförderung durch die Königliche Seehandlung und die Opposition von Handel und Gewerbe gegen die staatlidie Wirtschaftspolitik EINLEITUNG: Staatlidie und private Gewerbeförderung 1. KAPITEL: D i e Förderung der Dampfsdiiffahrt handlung 2.

161

durch die Königliche

See164

KAPITEL: Ziele, Mittel und Objekte der Gewerbeförderung durdi die Königliche Seehandlung im Berliner Wirtschaftsraum

170

Finanzielle Unterstützungen (Bronzewaren-Fabrik Werner & Neffen)

171

Geschäftlidi-finanzielle Beteiligungen (Patentpapier-Fabrik)

174

Eigene Betriebe der Seehandlung

179

Das WollgescJiäft

180

Die Chemische Fabrik in Oranienburg

182

Die Maschinenbau-Anstalt Moabit

186

Die Dampfmühle in Potsdam

194

3. KAPITEL: Das handlung

Ende

der

Wirtschaflsförderung

durch

die

Königliche

See201

4. KAPITEL: Die Opposition von Handel und Gewerbe gegen die staatliche W i r t schaftspolitik

207

Der K a m p f gegen die Gewerbefreiheit

207

Die Opposition gegen die Handelsfreiheit

211

Inhalt

XV

ERGEBNISSE

Zum Stand der Industrialisierung der Berliner Wirtsdiaft um 1845

225

Die Gewerbe-Ausstellung von 1844

231

Die Beurteilung der preußischen Gewerbepolitik in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

235

ANLAGEN:

A: Prämien des Gewerbevereins

241

B, C, D: Auszeichnungen anläßlich der Gewerbe-Ausstellungen von 1822, 1827, 1844 241 E: Dampfmaschinen-Statistik Berlins von 1830

245

Q U E L L E N UND LITERATUR

247

P E R S O N E N - UND FIRMENREGISTER

255

SACH- UND ORTSNAMENREGISTER

264

EINLEITUNG

Vom Merkantilismus zum Liberalismus Für das Regime des höfisdien und des aufgeklärten Absolutismus im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts stellte der Merkantilismus die Wirtschaftspolitik dar, die seinen Vereinheitlidiungstendenzen entspradi. Erkannte die politische Theorie dem Herrscher die alleinige Souveränität zu, so erhob die gleichzeitige ökonomische Lehre den Staat zum ausschließlichen Träger aller wirtschaftlichen Interessen. Sie gab ihm die Möglichkeit, durch die straffe Handhabung merkantilistisdier Methoden eine staatliche Machtsteigerung durch Wirtschaftsexpansion zu erreidien. „Despotisme eclaire" und „economic dirigee" sind zwei nicht zu trennende Begriffe; wie verschiedene Zweige desselben Baumes wirkten sie zusammen am Aufbau des Staatsganzen. Die wichtigsten Mittel dazu waren die Zurückhaltung aller Rohstoffe und deren Verarbeitung im Lande selbst. Das geschah durch staatliche Begünstigung der Industrien, durch Monopole, Privilegien, Prämien und Zuschüsse oder sogar durch staatliche Fabrikgründungen. Die fremden Erzeugnisse wurden durch Einfuhrverbote oder hohe Importzölle daran gehindert, der eigenen Industrie Konkurrenz zu machen. Da die aktive Handelsbilanz im Mittelpunkt des merkantilistischen Denkens stand, gewährte man dagegen auf die Ausfuhr von Fertigwaren Exportprämien und „Bonifikationen". So hoffte man, einen Exportüberschuß und damit eine aktive Handelsbilanz zu erzielen. In Brandenburg-Preußen^ war es der Große Kurfürst, der seine Länder durch die Einführung der absolutistischen Regierungsform zu einem Staat zusammensdiweißte und durch die Anwendung merkantilistischer Methoden die Grundlagen für einen wirtsdiaftlichen Aufsdiwung legte. Nach planmäßigem Ausbau durch Friedrich Wilhelm I. erfuhr das absolutistisch-merkantilistische System unter Friedrich d. Gr. seine sdiärfste Ausprägung in der staatlich gehandhabten Zusammenfassung im Innern und dem sdiroffen Absdiluß nach außen. Als Ergebnis dieser staatlichen ' Vgl. Hugo Rachel, Der Merkantilismus (1927), S. 221—266. 1

Miedt

in Brandenburg-Preußen,

in:

FBPG40

2

Einleitung: Vom Merkantilismus

mm

Liberalismus

Intervention entstand in Preußen eine nidit unbedeutende Industrie, die sich zweifellos nicht entwickelt hätte, wenn man ihre Begründung allein der privaten Initiative überlassen haben würde. Die Krise des merkantilistischen

Systems

Mit dem Tode Friedrichs II. offenbarte sidi in aller Deutlichkeit die schwache Stelle in seinem absolutistischen System: Der König hatte keinem seiner Minister, sondern nur den subalternen Kabinettssekretären vollen Einblick in die Regierungsgeschäfle gewährt. Die Einheit des Ganzen lag nirgendwo anders als in der Person des Königs, bei ihm liefen sämtliche Fäden zusammen, er allein übersah die Gesamtheit der Geschäfte. Die natürliche Begleiterscheinung eines solchen Selbstherrschertums war der Mangel einer organischen Einheit der Ministerialinstanz,^ der sich verhängnisvoll auswirkte, als infolge der Schwäche der Nachfolger Friedrichs an der Staatsspitze ein Vakuum entstand. Gleichzeitig ergab sich, daß die formell subalternen und jeder Verantwortlichkeit entrückten Kabinettsräte die Funktion von Vortragenden Räten übernahmen und den preußischen Staat damit zu jenenr entarteten System der Kabinettsregierung führten, das einige Jahre später von Stein und Hardenberg als Wurzel allen Übels so energisch bekämpft wurde. Mit Friedrich II. war einer der letzten großen Monarchen des aufgeklärten Absolutismus dahingegangen. Schon zu seinen Lebzeiten war er wiederholt auf Widerstand gestoßen, auch wenn er das absolutistische Prinzip durch die Größe seiner Persönlichkeit immer wieder zu behaupten verstand. Längst war man zu einer Zeit, in der die Große Revolution in der Luft lag, der autokratischen, oft despotischen Regierung, der Staats- und Wirtschaftspolitik und selbst der Person des Königs müde geworden — „fatigue jusqu'ä la haine", wie es Mirabeau nannte. Nadi dem Tode Friedrichs II. begann für den preußischen Absolutismus eine Zeit der Krise. Dem eng mit diesem verknüpften Merkantilsystem wurde damit der stärkste Rückhalt genommen. Auch von anderer Seite erfolgten Angriffe gegen die herrschende Wirtschaftsform. Seit einigen Jahren wurde erst vereinzelt, dann — seit den Physiokraten — immer massiver an der merkantilistischen Theorie und ® Otto Hintze, Das preußische Staatsministerium im 19. Jahrhundert, In: Geist und Epochen der preußischen Geschichte ( = Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3), Leipzig 1943, S. 568.

Einleitung: Vom Merkantilismus

zum Liberalismus

3

Praxis Kritik geübt. Alle diese Gedanken wurden in ihrer Gesamtheit von Adam Smith aufgenommen und unter das einheitliche Grundprinzip der von ihm entwickelten neuen Freihandelslehre gestellt, daß nämlidi im freien Wettbewerb aller wirtschaftlichen Kräfte die gesellsdiaflliche Harmonie und das soziale Gleichgewicht sich ganz von selbst herstellen: „Räumt man also alle Begünstigungs- oder Beschränkungssysteme völlig aus dem Wege, so stellt sich das klare und einfache System der natürlichen Freiheit von selbst her.'" Aus dieser Lehre, die die Weltwirtschaft als eine „Summe von Privatwirtschaften" ansah,^ ergab sich in letzter Konsequenz in der Volkswirtsdiaft die Gewerbefreiheit, in der Weltwirtschaft der Freihandel. Die neue liberale Wirtschaftstheorie der freien Konkurrenz wurde in kurzer Zeit von den meisten führenden Staatsreditlern in England und auf dem Kontinent anerkannt. Auch auf den preußisdien Universitäten pries man die Freihandelslehre bald als der Weisheit letzten Schluß. Das war besonders das Verdienst des Professors Kraus, der führenden Erscheinung an der Königsberger Universität neben Kant. Außer ihm sind Gelehrte wie Schlözer, Pütter, Feder in Göttingen und Ludwig Heinrich v. Jakob in Halle 'zu nennen, die ihren Studenten die umwälzende Theorie des schottischen Nationalökonomen vorführten. Diese junge Generation, aus der das künftige preußische Beamtentum hervorging, machte den Smithianismus zu ihrer eigenen Überzeugung® und wartete nur auf die Gelegenheit, als Staatsdiener die Theorie in die Praxis umsetzen zu können. Die Ablösung des nicht mehr vor einem kraftvollen Absolutismus gestützten Merkantilismus durch die neue Lehre schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Der 1786 unternommene Versuch Mirabeaus, durch eine dem Nachfolger Friedrichs d. Gr. überreichte Denksdirift physiokratische Reformideen bei der preußischen Verwaltung durchzusetzen,' mußte freilich scheitern, denn nodi saßen die Beamten der friderizianischen Schule an maßgebender Stelle. ' Adam Smith, Eine Untersuchung über Natur und Wesen des Volkswohlstandes, in: Sammlung sozialwissensdiafllicher Meister, Bd. 11/12, 2. Auflage, Jena 1920, Bd. 2, S. 555. * Franz Sdinabel, Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert, Bd. 3, 2. Auflage, Freiburg 1950, S. 341 f. ' Das ging z. B. so -weit, daß Vincke 1796 schrieb, er beginne seinen Tageslauf regelmäßig mit der Lektüre eines Kapitels von Smith; zitiert bei Pierre Benaerts, Les Origines de la Grande Industrie Allemande, Paris 1933, S. 334. • Hermann Freymark, Die Reform der preußischen Handels- und Zollpolitik von 1800 bis 1821 und ihre Bedeutung, Jena 1897, S.21.

4

Einleitung: Vom Merkantilismus

zum

Liberalismus

Was das Beamtentum neben einer festen Überzeugung von der Richtigkeit der Smithschen Lehre und dem Willen zu ihrer Realisierung dabei keinesfalls entbehren konnte, war eine machtpolitische Stellung im Staate, die ihm erlaubte, das Vorhaben mit allen Mitteln gegen den zu erwartenden Widerstand durchzusetzen. Unter der Herrschaft Friedriclis II. hatten selbst die leitenden Beamten allzu häufig die Ohnmacht ihrer Stellung zu spüren bekommen: im monarchischen Absolutismus war kein Platz für andere Entsclieidungen als die des Königs. Ganz anders zeigten sidi die Verhältnisse unter dem Nadifolger Friedridis: ein schwacher Herrsdier, umgeben von Günstlingen, abhängig von seinen Beratern und unfähig, klare Entscheidungen zu treffen — das war die ideale Ausgangssituation für die junge Generation des preußisdien Beamtenstandes, die in den Traditionen des vom absoluten Königtum gesciiaffenen Beamtentums, seiner Disziplin, seines Berufsethos der Loyalität und Redlichkeit wurzelte und durdiaus fähige Köpfe besaß, um an entscheidender Stelle der Verwaltung ein gewichtiges Wort mitsprechen zu können. Diese günstige Position wurde nodi verstärkt durch die besondere Stellung, die das Beamtentum als tragende geistige Schicht innerhalb des Staates erlangt hatte. Dem Bürgertum, das in Westeuropa in jahrhundertelanger Geschichte herangewachsen war und jetzt im Zeitalter der Französischen Revolution eine hervorragende Rolle zu spielen begann, fehlten in Preußen die historischen Grundlagen. Erst auf dem Boden der sich entwickelnden Erfahrungswissensdiaften, die durch exakte Naturforschung und durch die Technik eine breite wirtschaftliche Grundlage schufen, erwuchs hier „als ein echtes Erzeugnis des 19. Jahrhunderts" das liberale Bürgertum.' Da demnach am Ende des 18. Jahrhunderts in Preußen nodi kein selbstbewußtes Bürgertum existierte, wie es etwa das vorrevolutionäre Frankreich aufzuweisen hatte, wurde hier das gebildete Beamtentum zum Träger der neuen Gedanken.® In diesem Stand lebten die humanen und bürgerlichen Ideen der Revolution, hier erwachte das auf alten deutschen Traditionen und den Ideen der Klassik beruhende neue Persönlichkeitsbewußtsein, und hier war die deutsche Aufklärung lebendig. Kants Vertiefung der Wertbegriffe von Freiheit, Persönlichkeit und Humanität, sein Gedanke des Ewigen Friedens fanden in diesem Kreise ihr Echo. Die Abwendung von dem medianischen Rationalismus des Polizeistaates, die Herder immer wieder seine Stimme zum ' Schnabel, Deutsche Geschichte ..., Bd. 2, Freiburg 1933, S. 8. 8 A.a.O., Bd. 1, 4. Auflage, Freiburg 1948, S. 332.

Einleitung: Vom Merkantilismus

zum Liberalismus

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Protest gegen den „absolutistischen Maschinenstaat" Preußen erheben ließ, fand den Beifall des liberalen Beamtentums.' Bei dieser geistigen Grundsituation nimmt es nicht wunder, daß die Saat der liberalen Wirtschaftstheorie in Preußen auf fruchtbaren Boden fiel. Drittens gewann die Entwicklung der gewerblichen Verhältnisse Preußens nicht geringen Anteil an der zunehmenden Verbreitung der neuen Lehre. Zwar hatten die Angriffe von seiten der modernen Nationalökonomen und der Ausfall der gewohnten Stütze des Absolutismus die Basis des Merkantilismus bereits schwer erschüttert; solange aber die Blüte der friderizianisdien Industrie anhielt, schien der Erfolg der staatlich gelenkten Wirtschaftspolitik jeder Kritik zu widersprechen und sie durch ihre Ergebnisse zu rechtfertigen. Nur zu bald zeigten sich aber Rückschläge. Nicht so sehr die staatliche Intervention an sich als vielmehr die Art ihrer Anwendung erwies sich auf längere Sicht als falsch." Ohne Rücksicht auf die natürliche Preisbildung und die Entwicklung von Angebot und Nachfrage hatte man durch scharfe Reglementierung und bedeutende Subventionen eine beträchtliche Industrie aus dem Boden geStampfl:. Hierbei handelte es sich allerdings in erster Linie um Luxus-Industrien, wenn man von den wenigen Massenbedarfs-Industrien, wie Woll- und Baumwoll-Verarbeitung, absieht. Für diese gerade in Berlin sehr gut vertretenen Gewerbezweige treffen natürlich die folgenden Argumente nur in beschränktem Umfange zu, sie beziehen sich hauptsächlich auf Porzellan-, Seiden-, Uhren- und ähnliche Fabriken. Bei diesen Luxus-Industrien versäumte man nach der ziemlich rasch erfolgten Sättigung des inneren Marktes die notwendige Umstellung der Produktion und sah sich bald veranlaßt, zu Zwangsmaßnahmen zu greifen, um den Absatz einigermaßen zu sichern, da an einen Export wegen der fortgeschritteneren Technik in Westeuropa und der dortigen Einfuhrverbote kaum zu denken war. Der Lebensstandard weiter Bevölkerungskreise des Inlandes war zu niedrig, als daß sich hier genügend Käufer für derartige Luxuswaren hätten finden können. So führte der strenge, absolutistische Merkantilismus geradewegs in eine Wirtschaftskrise infolge Überproduktion hinein. Die Lösung des Problems hätte darin gelegen, die sozial schwachen unteren Volksschichten zu einer vollwertigen Konsumentenschicht heran' Heinrich Heffter, Die deutsche Selbstverwaltung 1950, S. 65.

im 19. Jahrhundert,

Stuttgart

Vgl. hierzu besonders Henri Brunschwig, La Crise de l'Etat Prussien ä la fin du XVIII' Siede et la Genese de la Mentalite romantique, Paris 1949, S. 124.

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Einleitung: Vom Merkantilismus zum Liberalismus

zubilden — das konnte aber nur durch eine soziale Umwälzung größten Ausmaßes geschehen, die zweifellos auf Kosten der Aristokratie hätte stattfinden müssen. Nodi aber war der eigenartigen sozialen Struktur des preußischen Militärstaates die Herrenstellung des Adels als Rüddialt eines ehrbewußten Offizierkorps ebenso unentbehrlidi wie die Erhaltung untertäniger bäuerlicher Wirtschaften als Rekrutierungsgebiet der Zwangswerbungen. Die Heeresreform, die Umwandlung der friderizianischen Armee in ein Volksheer mit Hilfe der Allgemeinen Wehrpflicht mußte der Sozialreform vorangehen." Dazu war die Zeit noch nicht reif, und dazu war auch die reformwillige Schicht im Staate, das sich zum Großteil aus dem Adel rekrutierende höhere Beamtentum, nicht geneigt. Nach wie vor war man von der Vortrefflichkeit der Grundlagen, auf denen das Regierungssystem seit Friedridi II. ruhte, völlig überzeugt." Daß in einzelnen Verwaltungszweigen zeitbedingte Modifikationen unvermeidlich waren, gab man indessen vorbehaltlos zu und erwartete so eine Klärung der verfahrenen wirtschaftlichen Situation allein vom wirtschaftlichen Liberalismus. So hatte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Perspektive seit den letzteji zwei Jahrzehnten bedeutend verschoben. Die teilweise aufgetretenen Mißerfolge des merkantilistischen Systems wurden verallgemeinert und ließen den Ruf nach der neuen Wirtschaftsform immer lauter erschallen. Den Rückhalt, den der absolute Herrscher des 18. Jahrhunderts dem Merkantilismus gegeben hatte, sollte der wirtschaftliche Liberalismus im Beamtentum finden. Durch die fehlende starke Zentralgewalt hatte diese Schicht die tatsächliche Macht im Staate erringen können. An die Stelle des monarchischen Absolutismus trat jetzt ein Beamten-Absolutismus, der im Geist des alten Polizeistaates alle Dinge kontrollierte und leitete und den Staat wieder zum „Meister aller Dinge" machte" oder, wie es Otto Hintze formulierte: die monarchisch-autokratische Regierungsverfassung hatte sich zu einer monarchisch-bürokratischen umgewandelt." Deren Vertreter zählten die Einführung der neuen Wirtschaftsordnung zu ihren vornehmsten Aufgaben.

" Otto Büsch, Militärsystem und Soziallehen im alten Preußen 1713—1807, Berlin 1962, passim; Gerhard Ritter, Stein. Eine politische Biographie, Bd. 1, Stuttgart-Berlin 1931, S. 196. " A.a.O., S. 191. " Schnabel, Deutsche GesMchte ..., Bd. 2, S. 304. " Zitiert bei Heffter, Die deutsche Selbstverwaltung . . . , S. 86.

Einleitung: Vom Merkantilismus zum Liberalismus

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Erste Schritte auf neuen Wegen In der Praxis waren seit 1786 bereits einige Reformen auf wirtschaftlichem Gebiet durchgeführt worden, ohne allerdings den Rahmen des Merkantilismus zu sprengen. Als aber die neue Beamtengeneration die Lehre Smiths in immer stärkerem Maße in die Verwaltung mitbradite, häuften sich die Anzeichen, die einen baldigen generellen Kurswedisel ankündigten." Seit 1791 stand an der Spitze des Fabriken-Departements der Minister Karl Gustav v. Struensee (1735—1804), ein Repräsentant des alten friderizianischen Systems in einer Zeit, die nach neuen Lebensformen suchte." Bei aller Einsicht in die Unhaltbarkeit der bestehenden Zustände fehlten diesem kühlen, mathematischen Kopf die entsdieidenden Eigenschaften des Reformers. So spradb er sidi zwar gegen die bis 1791 übliche staatliche Subventionspolitik und für die weitere Aufhebung von Monopolen aus" und meinte er, daß „Fabriken, weldie 50 Jahre vom Staat genährt und gepflegt wären, endlich anfangen könnten, selbständige Wesen zu werden", aber Skepsis und mangelndes Selbstvertrauen vermochten nicht, Struensee, „bei dem Praxis und Theorie sich nicht immer deckten"," vom Herkömmlichen zu lösen. Wohl erkannte sein „Kassandrablick" (Hintze) die Zeichen des Verfalls, nicht aber die neuen Ansätze, und so geschah es, daß 1799 durch das Importverbot für die von der Frankfurter Messe kommenden Manufakturwaren das friderizianische System auf die Spitze getrieben wurde. Nur vereinzelt bemühte man sich, die Übertreibungen der alten Merkantilpolitik auszugleichen; in Berlin ging man bei der Baumwollfabrikation zu einer nur nodi wenig eingesdiränkten Gewerbefreiheit über" und versuchte auch in anderen Gewerbezweigen, das Zunftsystem durch die Zulassung Unzünftiger zum Gewerbebetrieb aufzulockern. Es wurde " Hierüber orientiert ausführlich Kurt von Rohrsdieidt, Vom Zunftzwang zur Gewerbefreiheit, Berlin 1898. " Otto Hintze, PreußisSe Reformbestrebungen vor 1806, in: Geist und Epochen der preußischen GeschiAte ( = Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3), Leibzig 1943, S. 551. " Immediatberidite Struensees von 1795 und 1800; mitgeteilt von Horst Krüger, Zur Gesdtidtte der Manufakturen und der Manufakturarbeiter in Preußen (= Schriftenreihe des Instituts für allgemeine Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin, Bd. 3), Berlin [Ost] 1958, S. 85 f. und S. 151. Otto Hintze, Die Hohenzollem und ihr Werk, 3. Aufl., Berlin 1915, S. 428. Hugo Rachel, Das Berliner Wirtschaftsleben im Zeitalter des Frühkapitalismus { = Berlinische Bücher, Bd. 3), Berlin 1931, S. 149.

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allgemein üblich, die staatliche Konzession zur Errichtung einer Manufaktur mit der Genehmigung zu verbinden, zünftige und unzünftige Arbeiter nebeneinander zu beschäftigen,®" um dadurdi den Weg von der Zunft in die kapitalistische Unternehmung freizumachen. Zu einer grundsätzlichen Neuorientierung der Gewerbepolitik kam es jedoch nicht. Nach dem Tode Struensees wurde ein Mann zum Chef des FabrikenDepartements berufen, dessen Name untrennbar mit den großen Reformen in Preußen verbunden ist, der Freiherr vom Stein (1757—1831), Mit ihm kam ein Vertreter der jungen Generation an die Spitze der staatlichen Handels- und Gewerbe-Instanz — ein Vertreter allerdings, der sich in ganz wesentlichen Punkten seiner Wirtschaftskonzeption von der herkömmlichen Meinung seiner liberalen Kollegen deutlich distanzierte. Wilhelm Treue hat als erster auf die Tatsache hingewiesen, daß die Wirtschaftslehre Smiths in ihrem tieferen Gehalt in Preußen eigentlidi mißverstanden worden ist.^' Smith hat nämlich den Freihandel keineswegs mit der im allgemeinen angenommenen Ausschließlichkeit empfohlen, sondern betonte, daß sich das System der liberalen Wirtschaftspolitik überhaupt in seiner strengen Konsequenz nur für wirtschaftlidi voll entwidselte Staaten eigne," und daß Industrien mit einer großen Zahl von Arbeitern, die lange künstlich geschützt worden seien, „dem scharfen Wind der Freiheit" nicht auf einen Schlag ausgesetzt werden dürften." Den preußischen Staatsrechtlern blieb es vorbehalten, dieses eminent wichtige Axiom zu übersehen und die neue Theorie in ein starres dogmatisches System zu pressen,^^ das vorgab, auf die natürlichen ökonomischen Gegebenheiten eines Staates keine Rücksicht nehmen zu müssen " Kurt Hinze, Die Arbeiterfrage zu Beginn des modernen Kapitalismus in Brandenburg-Preußen 168i—1806 (= Veröffentlidrungen der Historisdien Kommission zu Berlin beim Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin, Bd. 9, Neudrucke Bd. 1), 2. Aufl., Berlin 1963, S. 136 f. Wilhelm Treue, Wirtsd)aflszustände und Wirtschaftspolitik in Preußen 181}—2} (= Vierteljahrsschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte,Beiheft 31), Stuttgart 1937, S. 146. Ritter, Stein, Bd. 2, S. 104. Vgl. audi Eridi Botzenhart, Die Bibliothek des Freiherrn vom Stein, in: Vierteljahrsschrift für Sozial- und Wirtsdtaftsgeschidjte 22 (1929), S. 352 ff. Hans Haussherr, Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit vom Ende des 14. bis zur Höhe des 19. Jahrhunderts, 3. Aufl., Köln-Graz 1960, S. 284. Sdion Benaerts, Les Origines . .., deutete das an (S. 334): „Les autorit& prussiennes 61everent la connaissance de A. Smith ^ la hauteur d'un dogme."

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und dessen Schema der Smithsdien Lehre nur noch wenig entsprach. „Man kann fast behaupten: Der in Preußen gelehrte und gelebte Smithianismus war mehr preußischer als schottisdier Herkunft."^' Der Radikalismus, den die preußischen Professoren in die Freihandelslehre hineintrugen, wurde für den Staat dadurch recht gefährlich, daß durch die Systematisierungssucht der Gelehrten die zukünftigen Verwaltungsbeamten auf den Universitäten mit einer Lehre bekannt gemacht wurden, die sich in ihren hier gezogenen Konsequenzen kaum noch mit den Vorstellungen Adam Smiths deckte. Durch den 1804 erfolgten Tod Struensees war eine einflußreiche Position in der Verwaltung vakant geworden. Würde ein Beamter der jungen Generation die Nachfolge Struensees antreten, woran kaum zu zweifeln war, rückte die Möglichkeit einer Realisierung der liberalen Wirtschaftsverfassung in unmittelbare Nähe. Das hätte für die im Treibhausklima des Merkantilismus gewachsene preußische Industrie voraussichtlich den Zusammenbruch bedeutet. Daß es zu dieser Revolution der gesamten Volkswirtschaft damals noch nicht kam, ist dem Umstände zu danken, daß man mit dem Freiherrn vom Stein gerade den Vertreter der neuen Generation zum Minister ernannte, der sich als einziger unter all diesen preußischen Staatsmännern nicht zu dem wirtschaftsliberalen Dogmatismus der Universitätsprofessoren bekannte, sondern das Freihandelssystem Smiths in seiner ursprünglichen „ganzen Elastizität und Großzügigkeit"®' erfaßt hatte. Die Nassauer Denkschrift des Freiherrn vom Stein, in der er seine geniale Skizze eines völlig neuen Staatsaufbaus vorlegte, zeigt uns die Berührungspunkte in den Ansichten des preußischen Staatsmannes und des schottischen Nationalökonomen. Bei den Reformen Steins stand das persönlichkeitsbildende Moment im Vordergrund; er wollte durch Heranziehung des Bürgertums zur Mitarbeit im Staate und zur Mitverantwortung aufrufen. An die Stelle des absolutistisch bedingten Gehorsams setzte er die innere Freiheit mit der moralischen Verpflichtung der Verantwortung vor dem eigenen Gewissen und vor der Allgemeinheit. Dazu bedurfte es der Befreiung der Persönlichkeit aus den Fesseln staatlicher Bevormundung. Steins Verwaltungspraxis hatte ihm gezeigt, daß „Menschen aus dem Gewirre des praktischen Lebens"" oft mehr von den Din25 Treue, Wirtsdiaflszustände..S. 146. A.a.O., S. 126. '' Freiherr vom Stein, Briefe und amtli55 Rep. 120 A I I I , 10; Vol. 1. Ebda., Vol. 2; Votum Beuths vom 26. Juni 1817. Ebda. Durch die planmäßige Ergänzung während Beuths Amtszeit besaß das Gewerbe-Institut bald „eine der besten Sammlungen von Maschinenmodellen in Europa." (William Otto Henderson, England und die Industrialisierung Deutschlands, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschafl 108 [1952], S. 293.)

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land herausschmuggeln mußte, zusammengesetzt wurden."® Nach einiger Zeit wurden die ausprobierten und genau studierten Maschinen an verdiente Gewerbetreibende versdienkt und der Platz für neue frei gemacht. Audi auf Anforderung einzelner Fabrikanten wurden Zeichnungen von vorhandenen Maschinen angefertigt und diesen übergeben."* Beuth fand einmal Gelegenheit, diese so außerordentlich widitige Seite seiner Gewerbeförderung zusammenzufassen: Der Professor der Maschinenlehre am Wiener Polytedinischen Institut, Adam Burg, hatte dem Grafen Mittrovsky, dem Obersten Kanzler der österreichisdien Monardiie,'" über die preußische Gewerbeförderungs-Politik und ihre Organe berichtet. Im Dezember 1839 erkundigte sich Mittrovsky beim preußischen Ministerium und bat um Mitteilung von Einzelheiten. Beuth entwarf in seinem selbstverfaßten Antwortsdireiben ein eindrucksvolles Bild seines Systems."' „Die Ansdiaffung neuer, widitiger Maschinen", sdirieb Beuth nadi Wien, „geschieht durch die meiner Leitung anvertraute Abteilung für Handel, Gewerbe- und Bauwesen, ebenso die Verteilung derselben im Lande. Die Versuche über ihre Braudibarkeit und ihre . . . Vorzüge werden durdi diese Behörde angeordnet und von der ihr untergeordneten Technischen Deputation für Gewerbe ausgeführt. Von den bewährten Masdiinen werden entweder genaue Werkzeichnungen aufgenommen oder die genauesten Modelle, meist in einem Drittel der natürlichen Größe, ausgeführt und in den Sammlungen der Tedmischen Deputation niedergelegt. Hier werden sie von dem Gewerbe-Institut für den Unterricht oder von Fabrikanten durch Ansicht benutzt . . . Haben einzelne Maschinen oder ganze Masdiinen-Assortimente sich bei den Versuchen bewährt, so werden zunächst vollständige Werkzeichnungen davon aufgenommen, und sie werden außerdem, wo es nötig erachtet wird, von den Lehrern und Werkmeistern in der Werkstatt des Gewerbe-Institutes für die Modellsammlung der Tedinisdien Deputation modelliert." Darüber siehe Seite 96 ff. Freund erhielt z. B. 1835 die Kopien einer englischen Kreis-Fournier-Säge. Dies und andere Beispiele in Rep. 120 D III 1,5. Graf Mittrovsky war seit 1830 Oberster Kanzler österreidis, was etwa der Stellung eines Ministers des Inneren, des Kultus und des öffentlichen Unterridits entsprach. Vgl. C. V. Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich, Band 18, Wien 1868, S. 384—86. Über Adam Burg, seit 1836/37 Professor der Mechanik und Maschinenkunde, a.a.O., Band 2, Wien 1857, S. 212—14. Rep. 120 D 11, 30; fol. 27 f.: Schreiben Beuths vom 21. Dezember 1839.

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Dann kommt Beuth zum wichtigsten Moment seiner ganzen Gewerbeförderungs-Mittel: „Die Originalmasdiinen werden sodann hiesigen oder auswärtigen tüchtigen "Werkmeistern übergeben, um davon auf Kosten des Staates Kopien in der angemessen scheinenden Zahl und mit den etwa bei den Versuchen gefundenen Verbesserungen zu fertigen. Das Original und die Kopien werden dann nach einzelnen Punkten der Monarchie verteilt, wo der betreffende Fabrikationszweig blüht.""" Diese Gelegenheit benutzte Beuth jetzt zu einer grundsätzlichen Erklärung: „Die Bewilligung an einen Fabrikanten ist eine Auszeichnung für seine Leistungen. Diese allein sind Motiv für die Bewilligung, und Herr Burg irrt, wenn er schreibt, sie erfolge als Unterstützung an weniger Bemittelte. Dies wäre ein fehlerhaftes Prinzip, was in früheren Jahren viel Geld ohne Nutzen gekostet hat.""' „Sind solche Maschinen von großem Wert", berichtete Beuth weiter, „z.B. ganze Maschinen-Spinn-Assortimente, so wird an das Geschenk die Bedingung geknüpft, daß dasselbe erst durdi einen fortgesetzten sechsjährigen Betrieb"^ Eigentum des Empfängers wird. Immer aber hat der Empfänger die Verpfliditung, Fabrikanten des Inlandes, welche die Behörde ihm zuweist, von den Maschinen, ihrem Betrieb und ihren Leistungen Kenntnis nehmen zu lassen."' Anmeldungen hierzu erfolgen sehr bald, da die Auszeichnung, welche einem Fabrikanten durch Maschinenbewilligung widerfährt, in dem Amtsblatt des betreffenden Regierungsbezirks zur öffentlichen Kenntnis gebracht wird. Da nun die Kopien der Masdiinen durch die ersten Bestellungen des Staates in einer oder Als Beispiel aus dem Berliner Wirtsdiaftsraum sei stellvertretend für viele andere der Appreteur Krüdimann genannt, der 1820 eine von Weber konstruierte Rauhmaschine und eine Bürstmaschine von Biram erhielt. 1821 ging der Regierungsauftrag an Hummel, Krückmann als „Anerkenntnis der Sorgfalt, welche Sie auf die Appretur der Tuche wenden und Ihres Strebens, sie zu verbessern", eine Walzen-Sdiermaschine zu liefern (Rep. 120 D IV 6b, 10; fol. 37, 41 und 65). Fast der gleidie Wortlaut findet sidi sdion dreizehn Jahre früher, als man die Bitte des Tuchscherers Ulrich auf Überlassung zweier Maschinen strikt ablehnte, weil das Ministerium „neue Masdiinen nicht wegen des Unvermögens des Empfängers verteilt, sondern nur als Auszeichnung und um den Gewerbestand damit bekannt zu madien." (Ebda., fol. 55 f.) 1829 bewilligte man für die Fabrik von Bauke & Schlösser „für die gelungene Anlage einer Appretur-Anstalt" eine in Verviers gebaute Dampfbürstmasdiine, die nach vier Jahren ständiger Benutzung ins Eigentum der Fabrikanten übergehen sollte (Ebda., fol. 66). Ähnliche Bedingungen wurden sdion beim Geschenk der Dampfmaschine an Tappert gestellt (siehe Seite 64).

Die Mittel der Gewerbeförderung

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mehreren Maschinenbau-Werkstätten gut und billig zu haben sind, so verbreiten sie sich sdinell, wozu kommt, daß der Betrieb der als Auszeichnung bewilligten Mustermaschinen, wenn er Schwierigkeiten hat, dadurdi gesichert wird, daß der Staat sie auf seine Kosten durch sadiverständige Leute in Gang setzen läßt." Aus den Akten über den Berliner Tuchappreteur Engel geht hervor, daß solche als Auszeichnung bewilligten Maschinen mit einer Inschrift versehen wurden, die den Grund der Schenkung angab."' Im Jahre 1839, als Beuth diesen Brief schrieb, konnte die von ihm geleitete preußische Gewerbeförderung auf stolze Erfolge zurückblicken, und Beuth durfte mit vollem Recht seinen Brief an den Grafen Mittrovsky mit den Worten sdiließen: Diese „Maßregel hat die wichtigsten Fabrikations-Verbesserungen, die sonst von Einzelnen als Geheimnis ausgebeutet worden wären, schnell verbreitet und eingebürgert. Sie wird von dem Gewerbestande dankbar anerkannt und erweckt ein großes Vertrauen zu der Regierung, das sich auch darin zeigt, daß sie sich bei ihr Rat einholen, statt sich französisdien und englisdien oder amerikanischen Projektenmachern in die Arme zu werfen." Daß diese Art der Gewerbeförderung mit erheblichen Kosten verknüpft sein mußte, geht z. B. daraus hervor, daß die gesamte Maschinenspinnerei in Schlesien „fast ganz ein Produkt der staatlichen Hilfe" war. 1833 erhielt eine dortige Flachsspinnerei kostenlos acht Maschinen, und für die Zeit von 1818 bis 1837 wurden insgesamt llOOOORtlr. an Staatszuschüssen für die niederschlesische Maschinenspinnerei gewährt,"' und auch noch in den vierziger Jahren wird von solchen MaschinenSchenkungen berichtet. Zur Finanzierung dieser Aktion konnte Beuth auf die lOOOOORtlr. des „Fonds für gewerbliche Zwecke" zurückgreifen, und „es hat Jahre gegeben, wo ich für 30 000 Rtlr. und mehr Modelle aus England und Amerika habe kommen lassen", berichtete Beuth."' Zu den Einrichtungen der Technischen Deputation im Gewerbehause gehörte auch die Produkten- und Fabrikaten-Sammlung. Sie umfaßte alle während der Gewerbe-Ausstellung von 1822 ausgezeichneten GeRep. 120 D IV 6b, 10; fol. 47. Georg Keil, Das niederschlesische Industriegebiet, Notlage, Berlin 1935, S. 103 und S. 36. Siehe Anmerkung 161.

seine Entwidmung und seine

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genstände, wurde anläßlich der zweiten Ausstellung 1827 erweitert und 1849 der eigenen Sammlung des Gewerbe-Institutes einverleibt."' Für Experimente standen der Deputation und den Sdiülern des Gewerbe-Institutes mehrere physikalische und chemische Laboratorien zur Verfügung. Zur Anfertigung von Modellen gab es eine eigene Modellwerkstatt, die eine Schmiede, eine Tischlerei, eine Tiegelgießerei, eine Dreherei und eine Schlosserei umfaßte. Ein Ölgas-Apparat, eine kleine Dampfmaschine und vier Drehbänke vervollständigten die Einrichtung der Werkstatt. Neben diesen praktischen Demonstrationen moderner Technologie lag Beuth besonders die theoretisch-wissenschaftliche Ausbildung der Gewerbetreibenden durch eine literarisdie Tätigkeit der Deputation am Herzen. Man gab zunädist unter Mitwirkung Schinkels und ohne Rücksicht auf die Kosten im Jahre 1821 die „Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker" heraus, die überall viel Aufsehen erregten und selbst Goethe zu einer anerkennenden Bemerkung veranlaßten."" Das Werk wurde nur als Auszeichnung an würdige Gewerbetreibende verschenkt. Die vorzüglichen Kupferstidie waren in der eigenen Kupferstecherei der Deputation angefertigt worden. Der Plan Beuths, der Öffentlichkeit einen jährlichen Rechenschaftsbericht über die Arbeit der Deputation vorzulegen, ließ sidi nidit verwirklichen."' Fabrikenkommissar Severin hatte sich zwar bereit erklärt, einen Aufsatz über Dampfmasdiinen zu verfassen, machte das aber so gründlidi, daß darüber Jahre vergingen. Von den anderen Mitgliedern der Deputation fielen mehrere durdi Privatsdiriflstellerei aus (Weber) oder lieferten nur einen „wenig bedeutenden Beitrag" (Frank). Hermbstaedt war „anderweitig beschäftigt, versprach viel, lieferte aber nidits". So blieb endlich nur Severin, der aber dafür eine Arbeit zustande bradite, „wie sie keine Nation über Dampfmasdiinen aufzuweisen hat".'" Schon 1812 hatte die Technische Deputation darauf hingewiesen, daß man den Fabrikanten oft über Dampfmaschinen keine Auskunft geben könne, weil es an einer entsprechenden Darstellung fehle."' Die nun endlich erscheinende Severinsche Arbeit machte den Hauptanteil der 1826 herausgegebenen „Abhandlungen der Königlichen Technischen Deputation für '«« Rep. 120 A l l 1 , 1 0 ; Vol. 2. Abgedruckt in Verhandlungen

...40

(1861), S. 180.

Rep. 120 D III 1 , 9 . Ebda., Sdireiben Beuths an v. Bülow vom 18. November 1825. Rep. 120 A IV 2 , 1 ; fol. 4.

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Gewerbe, I.Teil" aus, andere Beiträge stammten von Beuth, Frank und May. Severin erhielt 500 Rtlr. Honorar, und die Buchhandlung Duncker &Humblot übernahm den Vertrieb der 250 Exemplare. Der Verteilungsplan für die zu verschenkenden Bände sah als einzige Berliner Freund und Egells, den Lehrer Borsigs, vor; auf eigenen Wunsch erhielt der Postrat Pistor ebenfalls das Werk. Ein rascher Absatz und die Nachfrage aus allen Teilen Deutschlands bewiesen die Qualität der „Abhandlungen". Seit 1838 wurden keine Exemplare mehr bei Dundser &Humblot in Kommission gegeben; die restlichen Bestände wurden nach und nach von der Tedinisdien Deputation verschenkt. Prämien und Preise Bei der Reorganisation der Tedinischen Deputation wurde anerkannt,"^ „daß Prämien und die öffentliche Bewerbung darum besonders geeignet sind, Talente zu wedien, das Verdienst zu belohnen und Gegenstände zur Ausführung zu bringen, welche ein großes Interesse für die Fabrikation haben". Man machte deshalb im Januar 1820 den Vorsdilag, einen 20 OOO-Rtlr.-Preis zur Herstellung eines Maschinen-Sortiments zum Kämmen der Schafwolle und zum Spinnen der gekämmten Wolle auszusetzen. Das gelieferte Gespinst sollte in seiner Beschaffenheit dem Kammgarn gleichen und billiger als das Handgespinst sein. Bülow genehmigte diesen Plan am 17. Februar. Einen Erfolg zeitigte das Unternehmen jedoch nicht, und sdiwerlich wird der ausgesetzte Preis einen ernsthaften Anreiz ausgeübt haben, denn so lockend auch die Belohnung erschien — welche ungeheuren Mittel hätten die Versuche und Experimente zur Aufstellung solcher Maschinen erfordert! Das Ministerium war vernünftig genug, das einzusehen und nahm von weiteren Preisaufgaben dieser Art, die notgedrungen doch ohne Resonanz bleiben mußten. Abstand. Die ursprünglich der Tedinischen Deputation zugedachte Aussdireibung von Preisaufgaben wurde jetzt von einer anderen Instanz des Beuthsdien Gewerbeförderungs-Systems, dem Gewerbeverein, übernommen, der die Aufgaben in seinen „Verhandlungen" veröffentlichte. Man setzte für die Lösungen goldene und silberne Denkmünzen aus, dazu eine bestimmte Geldsumme."' In den ersten 16 Jahren seines Bestehens hatte Rep. 120 D i l , 9; Vol. 1. Die goldene Denkmünze hatte einen Wert von 100, die silberne von 20 Rtlr. U m imbemittelten Preisgewinnern einigen Ersatz für ihre Kosten zu gewähren, wurden auf Wunsch für die Goldmünze 100, für die silberne 50 Rtlr. ausgezahlt.

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der Verein 16 goldene und 40 silberne Denkmünzen, außerdem 11 529 Rtlr. als Prämien, zu ehrenden Anerkenntnissen oder zum Bau von Maschinen ausgegeben. Von dieser Summe entfielen auf Berlin 5 174 Rtlr."' Das Gewerbe-Departement ging dazu über, die vom Verein ausgeschriebenen Preise durch Zuwendungen aus dem Fonds für gewerbliche Zwecke aufzubessern."' So wurden 1822 die Belohnungen auf 100 bzw. 200 Rtlr. erhöht, je nachdem der Verein für die Lösung die silberne oder goldene Denkmünze ausgesetzt hatte. Mit der zunehmenden Zahl von Preisaufgaben wählte Beuth die ihm am wichtigsten erscheinenden aus und dotierte diese sehr ansehnlich, bisweilen mit 500 Rtlr. Sein Regulator für den Seidenstuhl brachte dem Uhrmacher Haussig neben den 150 Rtlr. des Vereins für die gelöste Preisaufgabe weitere 100 Rtlr. als ministeriellen Zuschuß ein. Seit 1826 unterblieben diese Erhöhungen. Nur 1838 stellte Beuth noch einmal für die Darstellung alten venetianischen Glases 300 Rtlr. zur Verfügung. Zu seiner besonderen Freude konnte der Glashüttenbesitzer Pohl aus Schreiberhau, ein ehemaliger Zögling des Gewerbe-Institutes, diesen Preis im Dezember 1842 in Empfang nehmen."® Auch als dem Berliner Seidenspezialisten Queva 1838 zum zweiten Mal die goldene Denkmünze des Vereins in Verbindung mit einem 400-Rtlr.-Preis zuerkannt wurde, war Beuth darüber so erfreut, daß er die Summe auf 500 Rtlr. erhöhte. Daß Beuth auch außerhalb des Rahmens des Gewerbevereins zu Auszeichnungen für besondere Leistungen bereit war, zeigt das Beispiel des Berliner Wollzeug-Fabrikanten Schwendy. Im März 1822 berichtete Weber,"' daß es Schwendy gelungen sei, die schwierige Geschäftslage (Konkurrenz durch die Baumwolle!) zu überwinden, indem er sich auf einige besonders gefragte Artikel spezialisierte und als erster in Berlin die sogenannten „Spanischen Merinos" herstelle. Außerdem scheue er „weder Mühe noch Kosten", die Kammgarnspinnerei in der Umgebung Berlins zu vermehren und zu verbessern. 1822 hatte er etwa 100 Stühle in Gang und konnte auf einen nicht unbeträchtlichen Absatz ins Ausland, besonders nach Rußland, hinweisen.'®" Was Weber jedoch für besonders bemerkenswert hielt, war die Tatsadie, daß Schwendy das Eine Zusammenstellung befindet sidi in: Verhandlungen

...17

(1838), S. 215 f.

Rep. 1 2 0 D I I , 9 ; V o l . 1. Außerdem erhielt Pohl die Goldmünze und die 500 Rtlr. des Gewerbevereins. f » Rep. 120 A IV 5; Vol. 1. 'S« Rep. 120 A V 2 , 5; Vol. 1, fol. 172.

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alles „ohne unmittelbare Hilfe und Unterstützung des Staates getan" und „nur eigene Mittel und Kräfte" dazu aufgewendet habe — Grund genug, für diesen herausragenden Gewerbetreibenden'" eine Anerkennung vorzuschlagen. Minister v. Bülow war der gleichen Meinung: so viel erfreuliche private Initiative sollte belohnt werden. Im Mai 1822 wurde Schwendy der Titel eines Kommerzien-Rates verliehen."^ Bei der bald darauf folgenden Gewerbe-Ausstellung bestätigte die silberne Denkmünze für Schwendy die Qualität seiner Erzeugnisse.'" Die bisher geschilderten Mittel der Gewerbeförderung, die vorwiegend aus der Tätigkeit der Technischen Deputation resultieren, trugen unverkennbar das spezifisch merkantilistisch-liberale Gepräge der preußischen Gewerbepolitik jener Zeit. Nach den ersten, noch unbeholfenen Schritten auf dem neuen Wege wurde seit dem Amtsantritt Beuths in zunehmendem Maße die einheitliche Konzeption sichtbar. Die Sammlungen und Werkstätten im Gewerbehause, der großzügige Verteilungsplan bewährter Maschinen an verdiente Gewerbetreibende, die Edition technologischer Werke und Zeitschriften, die Aussetzung von Prämien für die Lösung gestellter Preisaufgaben — alle diese Mittel dienten letztlich dem großen Zweck der „Aufmunterung", der Weckung der PrivatInitiative. Um dieses hohe Ziel zu erreichen, war die von Stein empfohlene und von Beuth verwirklichte Gewerbeförderung durdi die Verbindung merkantilistischer und liberaler Ideen und Methoden die einzige für die preußische Industrie einen Erfolg versprechende Möglichkeit. Freilich war man sich darüber im klaren, daß diese Gewerbepolitik einen Übergangs-Charakter trug, und man bemühte sich, wenn es nur irgendwie angängig war, die merkantilistischen Züge zu überwinden und zu einer klaren, liberalen Einstellung durchzudringen. Dieser „Wille zum wirtschaftlichen Liberalismus", wie man formelhaft sagen könnte, diese ausgesprochen liberale Tendenz zeigt sich besonders ausgeprägt in der Stellung der preußischen Verwaltung zu einem wichtigen Faktor jeder staatlichen Gewerbeförderung, dem Patentwesen, das ebenfalls zu dem Aufgabenbereich der Tedinischen Deputation für Gewerbe gehörte. Man vergleiche die lauten Klagen der anderen Textilfabrikanten zu dieser Zeit in Teil II dieser Arbeit (Seite 218 ff.). Über weitere Verleihung von Titeln und audi Orden siehe die Anlagen B, C und D. 183 Siehe Anlage B.

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Das Patentwesen Im 18. Jahrhundert beruhte die Bewilligung eines Patents als eine seltene Ausnahme auf der königlichen Genehmigung, und eine Entsdieidung erfolgte von Fall zu Fall.'®^ Eine Denkschrift Kunths zu der Frage einer generellen Neuregelung des Patentwesens blieb „infolge Quertreibereien" des Staatsrates Hoffmann fruchtlos. Die Erkenntnis der Notwendigkeit eines allgemein verbindlidien Patentgesetzes gewann aber doch allmählich an Boden. Der Berliner Tischlergeselle Ernst Francke hatte 1812 eine Fournierschneidemaschine, „die er in Paris abgesehen", im kleinen nachgebaut und eine weitere bereits in größerer Ausführung begonnen, als er das Ministerium um Realisierung einer Seehandlungs-Obligation von 500 Rtlr. bat und gleichzeitig um ein Patent auf seine Maschine nadisuchte.'®® Die von der Technischen Deputation vorgenommene Prüfung fiel positiv aus: „Die auf der kleinen Maschine geschnittenen Fourniere haben bewiesen, daß dieselbe vollkommenere Fourniere als durch Handarbeit möglich ist, liefert, und der Kommissarius bezeugt, daß der p. Frandke die Kenntnisse und Eigenschaften besitzt, das beabsiditigte Geschäft mit Erfolg zu betreiben, wozu noch kommt, daß es um so wünschenswerter ist, die Fourniere im Lande geschnitten zu erhalten, da die englischen jetzt im Handel fast ganz fehlen, auch dadurch die Anwendung der inländischen Holzarten sich immer mehr verbreiten dürfte." Man bewilligte Francke daraufhin ohne weiteres die Freigabe der 500 Rtlr. für seine Obligation; ein Patent auf seine Maschine erhielt er jedoch nicht. Das Votum Kunths zu dieser Frage"' enthielt bereits die Grundgedanken des preußischen Patentgesetzes von 1815, die typisch liberale Betonung des allgemeinen Interesses und die Beschränkung der Patenterteilung auf wenige, hervorragende Fälle: „Ein Patent würde nichts mehr leisten", führte Kunth aus, „als jede andere öffentliche Empfehlung, die zu seiner (!) Zeit auch auf andere Art erfolgen kann. Der Nachbar ist unter den jetzigen, neuen Unternehmungen so wenig günstigen Umständen nicht leicht zu fürchten; auch Vgl. H. Rectanus, Die preußische Patentgesetzgebung von 1796 bis zur Reichsgesetzgebung, in: leitschrifl des Vereins deutscher Ingenieure 78 (1934), S. 657 ff. Rep. 120 A IV 2 , 1 ; fol. 40 ff. Die von der Seehandlung ausgegebenen Obligationen waren, nachdem das Institut am 20. Oktober 1806 seine Zahlungen eingestellt hatte, im Kurs stark gefallen. Durch das Gesetz vom 27. Oktober 1810 mußten die Seehandlungs-Obligationen in Staatsschuldscheine umgetauscht werden, die im Januar 1813 mit nur 32®/o ihres Nominalwertes an der Börse gehandelt wurden (Georg Büß, Die Berliner Börse von 168S bis 1913, Berlin 1913, S. 93). "8 Rep. 120 A IV 2 , 1 ; fol. 47 f.

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kann der Besitzer seinerseits dagegen Vorkehrungen treffen; endlich würde er auch durch das Patent nicht gegen die Konkurrenz anderer Fournier-Säge-Maschinen überhaupt, sondern nur solcher, die in allen wesentlichen Teilen genau mit der seinigen übereinstimmen, geschützt sein. Außerdem wünsche ich, die Belohnung durch ein Patent nur Gegenständen von allgemeiner, vorzüglicher Widitigkeit vorzubehalten." Als V. Schudcmann 1814 Innenminister wurde, griff Kunth die gesetzliche Regelung der Patent-Angelegenheiten wieder auf, ließ einen früheren Entwurf von Regierungsrat Semler noch einmal überarbeiten und legte ihn dem neuen Finanzminister v. Bülow vor, der ihn unbeanstandet genehmigte."' „Patent ist eine auf einen bestimmten Zeitraum erteilte Berechtigung, eine neue, selbst erfundene und beträchtlich verbesserte oder vom Ausland zuerst eingeführte und zur Anwendung gebrachte Sache aussdiließlich zu benutzen", hieß es in der Verordnung vom 14. Oktober 1815. Die wesentlichste Bestimmung des Patentgesetzes lag in dem Grundsatz der Vorprüfung: Das Patentgesuch wurde vom Minister der Tedinischen Deputation zur Begutachtung vorgelegt, ob die vorgegebene Neuheit oder Eigentümlichkeit der Erfindung berechtigt sei. Die endgültige Entscheidung blieb jedoch in jedem Falle dem Minister vorbehalten.'®® Eine solche Vorprüfung kannten die englisdien und die französisdien Patentgesetze nidit; dort nahm man diese Erörterungen erst im Laufe eines Prozesses vor, falls die Gültigkeit eines Patents angefochten worden war."" Außer den 15 Sgr. an Stempelgeldern"" brauchte der Antragsteller bei Bewilligung des Patents keine Gebühren zu entriditen, er mußte lediglich die vorgeschriebene Publikation in allen Amts- und Intelligenzblättern auf seine Kosten durchführen lassen — das war allerdings eine „nidit unbeträchtlidie Ausgabe, die leicht gegen 100 Rtlr. betragen kann"."' Im Gegensatz zu anderen Ländern kannte das preußische Patentgesetz also neben den eigentlichen Erfindungs- auch die Einführungs-Patente zum Sdiutz einer im Ausland bereits bekannten Sache oder Methode bei ihrer Einführung im Inland. Das ist eine typische Maßnahme technisdi rückständiger Länder, die den Fortschritt der anderen zu übernehmen Rectanus, Die preußische Patentgesetzgebung . . S . 657. 188 Vgl. Peter Chr. Wilh. Beuth, Über die Erteilung der Patente im Preußen, in: Verhandlungen ...1 (1822), S. 108 ff. >8» A.a.O., S. 108. Matschoß, Preußens Gewerbeförderung ..., S. 54. Zeitblatt... 4 {1S31), S. 19.

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gewillt sind und daher dem „Verpflanzer der Technik denselben Vorzug gewähren wie dem Erfinder"."^ Die Wirtschaftstheoretiker des In- und Auslandes hatten lange die Frage diskutiert, ob ein Patentschutz im Zeitalter des wirtschaftlidien Liberalismus überhaupt berechtigt sei oder ob er nicht vielmehr eine verwerfliche Einschränkung der Gewerbefreiheit und der freien Initiative darstelle."' Mit dem preußischen Patentgesetz vom 14. Oktober 1815 hatte sich in diesem Staat eine Kompromißlösung durchgesetzt: Dem Erfinder gewährte man „zur Ermunterung und Belohnung des Kunstfleißes" zwar einen staatlidien Patentsdiutz, befristete ihn aber zum Besten der Allgemeinheit meist auf fünf, seltener auf zehn Jahre, nur in Ausnahmefällen erfolgte eine Verlängerung.'" Der streng durchgeführte Grundsatz der Vorprüfung"® besdiränkte die Zahl der unter den staatlichen Patentschutz fallenden Erfindungen auf die wenigen wirklich bedeutsamen, so daß die Zahl der Patentbewilligungen recht bescheiden blieb. Von 1815 bis 1821 waren es 61, seitdem schwankte die Zahl zwisdien 10 und 40 im Jahr."® Allerdings war die Zahl der in anderen deutschen Ländern in diesem Zeitraum gewährten Patente nicht viel größer; in Baden wurden z. B. bis 1835 nur 15 Patente erteilt."' Der Grund mag wohl vor allem audi darin zu sehen sein, daß Erfindungen meist erst im Laufe des Industrialisierungsprozesses auf der Grundlage einer größeren technisdien Schulung und einer wachsenden Vertrautheit mit den Möglichkeiten und Erfordernissen von Technik und Produktion entstehen."' Diese Ansicht wird durch eine Vergleichszahl bestätigt: In England wurden vom 20. 9. bis zum 20. 12. 1832, also in einem Vierteljahr, 42 Patente registriert."' In Preußen waren es dagegen 1838 nur 46, im folgenden Jahr erstmals über 50.^°° Bis 1876 läßt sich dann eine allmähliche Zunahme beobachten. 1844 ließ sidi in Berlin der erste berufsmäßige Patentagent nieder.^"' Fischer, Der Staat..S. 84. Sdinabel, Deutsche Geschichte ..Band 3, 2. Aufl., Freiburg 1950, S. 312. Vgl. Ilja Mieck, Die erste Berliner Mineralwasser-Fabrik, in: Berliner Gesundheitsblatt 6 (1955), S. 557 ff. Vgl. Rectanus, Die preußisdre Patentgesetzgebung . . S . 658. Zusammengestellt nadi den einzelnen Jahrgängen der Verhandlungen ... " " Vgl. Fisdier, Der Staat..S. 84. Vgl. Ritter, Die Rolle . . S . 96. Zeitblatt... 6 (1833), S. 1—5. Siehe Anmerkung 196. ä»! Franz M. Feldhaus, Zeittafel des Berliner Handels und der Industrie seit 1800, in: Berlins Aufstieg zur Weltstadt, Berlin 1929, S. 327.

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Beuth hatte 1835 von den „Schattenseiten unseres Patentwesens" gesprochen.^"^ Er stand dieser ganzen Einrichtung ablehnend gegenüber, denn die Bestimmungen, die eine Geheimhaltung der Erfindung im Interesse des Patentierten vorschrieben, paßten nicht in sein System, das klare Verhältnisse in der Wirtschaft herbeiführen wollte und keinen Raum für Patente ließ, die schließlich kaum eine andere Bedeutung hatten als früher die Exklusiv-Privilegien. Beuth hielt zwar an der in Preußen gefundenen gesetzlichen Regelung unter der Voraussetzung, daß „man Patente überhaupt noch für nützlich erachtet",^"^ ausdrücklich fest, erklärte aber in einem Schreiben an den Branntweinbrenner Pistorius mit aller Bestimmtheit:^"^ „Der Staat kann indes außer dem allgemeinen gesetzlichen Schutz keine besondere Strafe für "diejenigen bestimmen, welche diese Methode ohne Ihre Einwilligung anwenden, so wie auch das Versprechen, Ihr Verfahren, nachdem das Patent erteilt ist, geheim zu halten, nicht gegeben werden kann." Damit wurde der allgemeine Nutzen durcJi die Belehrung aller Gewerbetreibenden dem privaten Interesse des Erfinders deutlich vorangestellt. Auch der Staatsrat Hoffmann hielt 1841 die Patente für „wirkliche Hindernisse des gewerblichen FortsAritts" und meinte, „daß es nicht Geheimniskrämerei und Monopole sind, was gewerbliche Anstalten erweitert" er hatte seine Einstellung also seit den „Quertreibereien" nicht geändert. Im Jahre 1838 schrieb der Frankfurter Gewerbeverein nach Berlin, um eine nationale Lösung der Patentfrage anzuregen. Da Patente doch nur Hemmnisse der Industrie seien, wäre es wünschenswert, daß sich alle deutschen Gewerbevereine bereit erklärten, den Erfindern namhafte Entschädigungen für von ihnen mitgeteilte Erfindungen anzubieten.^"' Beuth ging darauf nicht ein, weil die Patentgesetzgebung Sache der einzelnen Regierungen sei und eine Einmischung die Befugnisse des Vereins überschreite. Außerdem erschiene es zweifelhaft, daß die Erfinder auf diesem Wege eine hinreichende Entschädigung erhielten. So blieb alles beim alten. Daß die Patentbewilligung durch das Ministerium nicht unwiderRectanus, Die preußische Patentgesetzgebung..S. 657. Beuth, Über die Erteilung . . S . III. Rep. 120 D X V I 1 , 4 ; Schreiben vom 31. Oktober 1816. Joh.Gottfr.Hoffmann, Die Befugnis zum Gewerbebetriebe, Berlinl841, S.461ff. 206 Vgl. Verhandlungen... 17 (1838), S. 95 f. Ober die damaligen Versuche, zu einer gemeinsamen Patentgesetzgebung des Zollvereins zu gelangen vgl. Fischer, Der Staat..S. 87 ff. 6

MieA

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ruflidi war, zeigt folgender Vorgang:^"' Für Verbesserungen am Jacquardschen Seiden Webstuhl hatte Ferdinand Queva am 13. Februar 1821 ein Patent auf fünf Jahre erhalten. Wenige Tage später lief beim Ministerium eine Eingabe des Uhrmachers Haussig ein, der behauptete, die patentierten Vorrichtungen schon vor Queva entwidselt und für den Seidenfabrikanten Barez gebaut zu haben, so daß es sich um ein „erschlichenes Patent" Quevas handele. Noch während die Technische Deputation ein Gutachten dazu fertigstellte, besdiwerte sich Queva über eine Beeinträchtigung seines Patents durdi Haussig. Nach Ansidit der Deputation befand sich aber Haussig im Recht, und man stellte dem Minister anheim, „ob der Queva in dem Besitz des Patents zu belassen sein wird". Bülow teilte der Kurmärkischen Regierung am 5. April mit, daß Queva sein Patent sofort zurückgeben müsse, da dem Haussig „jene Verbesserungen bereits vor der Erteilung des Patents bekannt gewesen" seien. Am 21. Juli 1821 wurde das Patent endgültig aufgehoben. Bei Haussig bestellte das Handels-Ministerium auf Staatskosten drei Modelle seiner „Vorrichtung eines regelmäßigen Zurücklegens der Musterpappen am Jacquardstuhl", die 18 Rtlr. kosteten und für drei Fabrikanten bestimmt waren.^°® Eine äußerst heftige Patentfehde entbrannte um die damals aufkommenden neuartigen Brennapparate für Branntwein. Am 18. Oktober 1816 bat J. H . Leberecht Pistorius um ein Patent auf seinen neuen Branntwein-Brennapparat.^"® Er erklärte sich bereit, gegen eine Zahlung von 100 Rtlr. jedem Interessenten die Konstruktion zu erklären. Die von ihm geforderte Strafe von 300 Rtlr. bei einer Unterlassung dieser Abfindungs-Zahlung lehnte Beuth strikt ab. Pistorius erhielt das Patent am 31. Oktober 1816. Im März 1817 berichtete Pistorius, daß er seinen Apparat nodi bedeutend verbessert habe, so daß er jetzt bei nur einmaligem Übertreiben der Maische einen völlig fuselfreien Spiritus von 80 ®/o liefere. Nadi der Prüfung der Technischen Deputation erhielt Pistorius daraufhin ein neues Patent am 17. März mit dem diesmal auf zehn Jahre befristeten Recht, „die erfundene Methode auszuüben und die dazugehörigen Gerätschaften zu fertigen". Nadi einem Jahr, am 13. April 1818, beschwerte sich Pistorius über eine Umgehung seines Patentes durdi die Gebr. Henninger, Jerusalemer Rep. 120 D VII 2 , 1 3 ; Vol. 1. Hier spielt sogleich wieder ein anderes Mittel der Gewerbeförderung mit hinein; siehe auch Seite 71 ff. Rep. 120 D X V I 1 , 4; dort auA die unten erwähnten Gutachten.

Die Mittel

der Gewerbeförderung

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Straße 11, die für den Fabrikenkommissar Dorn einen Brennapparat gebaut hätten, der in allen wesentlichen Teilen seinem patentierten Gerät entspräche. „Da man aber nicht geradezu dieselbe Form wählen konnte, so ist diese geändert und das Ganze etwas verkrüppelt worden." Kurz vor der Beschwerde des Pistorius hatten die Gebr. Henninger um Erteilung eines Patentes für ihren Brennapparat nadigesudit.^"* Beuth schickte das Gesudi mit dem Hinweis auf Pistorius' Patent an die Technisdie Deputation zur Prüfung, die am 10. Mai den Antrag der Gebr. Henninger abzulehnen empfahl: Pistorius habe bei seinem Apparat die gleichen Vorriditungen, sogar vollkommener und billiger, angewandt, und die Veränderungen der Gebr. Henninger seien nur unwesentlich. Bülow lehnte demzufolge das Patentgesuch ab. Ein Einspruch der Gebr. Henninger wurde am 15. August zurückgewiesen, da ihr Apparat „sich nur durdi veränderte . . . Form" von dem des Pistorius unterscheide. Auf dessen besonderen Antrag wurde den Gebr. Henninger der weitere Verkauf der Brenner „bei strenger Ahndung" von der Regierung untersagt. Einige Leute, die Henningers Gerät gekauft hatten, waren nachträglidb bereit, an Pistorius die verlangten 100 Rtlr. Abfindung zu zahlen; bis zum Sommer 1819 hatte er auf diese Weise 800 Rtlr. erhalten. Damit war der Streit aber keineswegs aus der Welt geschafft; immer neue Anträge, Beschwerden und Einsprüche verschleppten die Angelegenheit bis ins Jahr 1826. Als Ergebnis bleiben lediglich folgende Tatsachen festzuhalten: Die Gutachten der Technischen Deputation (z. B. vom Dezember 1821 und vom Juli 1823) bezeugen deutlich, daß die Gebr. Henninger weiterhin Brennapparate nadibauten und daß ihre Ausführung das Patent des Pistorius beeinträchtigte. Deshalb lehnte man es ab, den Gebr. Henninger ein Patent zu erteilen, was diese jedoch nicht daran hinderte, immer neue Apparate zu bauen. Diesbezügliche Klagen von Pistorius wurden abgewiesen. Die Regierung spielte in dieser ganzen Auseinandersetzung eine merkwürdige Rolle. Sie beschäftigte die Tedinische Deputation zwar häufig mit der Anfertigung neuer Gutachten, unterließ es aber, die deutliche Bevorzugung des Patentierten durch sein alleiniges Recht zur Auswertung der Erfindung durchzusetzen. Die Erklärung hierfür muß wohl in der Auffassung Beuths vom Patentwesen gesucht werden, der ja an "0 Rep. 120 D XVI1,9.

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maßgebender Stelle saß. In seinem Bericht über die Masdiinen-Sdhienkungen hatte Beuth ausgesprochen, daß es ihm darauf ankam, die wichtigsten Fabrikations-Verbesserungen, „die sonst von einzelnen als Geheimnis ausgebeutet worden wären", schnell zu verbreiten und einzubürgern. Hier offenbart sich wiederum die liberale Grundeinstellung der preußisdien Gewerbepolitik, die unbedingt liberale Tendenz. Ihr Ziel war doch letzten Endes, durch die staatlidi gelenkte und organisierte Gewerbeförderung die Volkswirtschaft in sich zu stabilisieren und reif zu machen für das System der freien Wirtschaft. Den schöpferischen Unternehmungsgeist, den inneren Trieb zur eigenen, selbständigen Arbeit galt es bei den Gewerbetreibenden zu wecken — wo aber war dieser mehr vorhanden als bei den Erfindern? Hier blieb für den Staat nichts zu tun übrig, als dem verdienstvollen Manne ein Patent — mehr als Belohnung denn als echten Schutz — zu bewilligen und sich im übrigen durdi passive Haltung bei Patentstreitigkeiten davor zu hüten, die Erfolge der so erfreulich aktiven Privat-Initiative der Erfinder durch strenge, monopolistisdie Schutzmaßnahmen wieder einzukapseln und auf das Bedürfnis eines einzelnen zu beschränken, anstatt sie der Allgemeinheit nutzbar zu machen. Nun hatte allerdings der § 10 des Patentgesetzes bestimmt, daß Patentverletzungen nach einer ersten Verwarnung durch „Konfiskation der vorgefundenen Werkzeuge, Materialien und Fabrikate" zugunsten des geschädigten Patentinhabers zu ahnden seien.^" Davon ist aber in dem oben dargestellten Streit nirgends die Rede gewesen, und mit Recht kann man fragen, welchen Sinn ein Patentgesetz hat, wenn der staatliche Schutz nicht gewährt wird, kam dodi die Haltung des Ministeriums im vorliegenden Fall einer Rechtsverweigerung gleich."^ Die Vermutung Ritters, daß mit der Patent-Erteilung doch ein direkter wirtschaftlidimaterieller Vorteil verknüpft war,"' ist nicht von der Hand zu weisen, läßt sich aber aus den für diese Arbeit benutzten gedruckten und ungedruckten Quellen nidit belegen. Vielmehr hat es wohl der Staat den Patentierten selbst überlassen, wirtschaftlichen Gewinn aus dem Patentschutz zu ziehen. Wie sich Pistorius von Interessenten für seinen Brennapparat 100 Rtlr. Abfindung zahlen ließ,"^ überließ auch Dr. Runge Das Publikandum ist abgedruckt in den Verhandlungen in die Gesetz-Sammlung

wurde es nidit aufgenommen.

Ritter, Die Rolle . . S . 96. A.a.O.,

S.95.

Siehe Seite 83.

...1

(1822), S. 112 f.;

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seine patentierte Methode, „aus Krapp einen schönen Lack zu bereiten und daraus eine Farbe herzustellen, die zum Tafeldruck in der Kattundruckerei dienen kann", gegen ein bestimmtes Honorar den Druckereibesitzern.^" Ähnlidi machte es Hossauer nach seiner Erfindung eines verbesserten Verfahrens der galvanischen Vergoldung und Versilberung: Gegen eine Belohnung versprach er, selbständigen Gewerbetreibenden, vorzugsweise unbemittelten, ab März 1843 praktischen Unterricht zu erteilen. Der Gewerbeverein sicherte ihm die goldene Denkmünze zu und garantierte, das neue Verfahren nicht vor sechs bis acht Monaten zu veröffentlichen.^" Tatsächlich erschien dann ein entsprechender Aufsatz Hossauers erst im folgenden Jahrgang."' Die genannten Beispiele sollen zunächst nur Hinweise darauf sein, welche Möglichkeiten den Gewerbetreibenden als Erfindern unter den durch die preußische Patentgesetzgebung geschaffenen Verhältnissen offenstanden. Um in dieser Frage zu einem endgültigen Urteil gelangen zu können, bedarf es einer eingehenden Untersuchung der Patentstreitigkeiten auf Grund der Akten der Technisdien Deputation."' Daß sich jedoch die im Fall Pistorius-Henninger beobachtete Zurückhaltung der Behörde auch noch später mit den Ansichten Beuths deckte, kann man daraus ersehen, daß preußische Regierungskreise seit 1835 für eine strengere „Prüfung der Neuheit" bei Patent-Gesudaen eintraten, um nur „wirklidie Fortschritte der Technik" zu schützen.^'® Insgesamt ist man für die Beuthsche Periode wohl zu der Annahme berechtigt, daß die Meinung des Chefs der Gewerbeverwaltung, der dem Patentwesen gleichgültig, ja sogar mißtrauisch gegenüberstand,"" in der staatlichen Handhabung der Patentgesetzgebung wiederzufinden ist. Das Patent war als Anerkennung gedacht; je mehr Personen sich um seine Ausnutzung bemühten, desto besser für die Gesamtheit der Wirtschaft. Die bei Beuth nicht selten beobachteten merkantilistischen Tendenzen hätten hier jeder Grundlage entbehrt. Bei der preußischen Auffassung vom Patentwesen überwog die liberale Komponente bei weitem. Vgl. Beiträge ...1 Vgl. Verhandlungen

(1825), S. 332 f. ...21

(1842), S. 175 f.

George Hossauer, Über die galvanische handlungen

Vergoldung

und Versilberung,

in: Ver-

. . . 22 (1843), S. 133 ff.

Diese Akten — Rep. 120 T D — befinden sidi z. Z. im Deutschen Zentralardiiv I, Abteilung Merseburg. Zitiert bei Fischer, Der Staat..S.

84.

Rectanus, Die preußische Patentgesetzgebung

. . S . 657.

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Das von der Wirksamkeit der Tedinisdien Deputation für Gewerbe entworfene Bild zeigt die vielseitige Tätigkeit dieser Behörde. Ihre Aufgaben lagen in der Anregung und Unterstützung von Industrie und Gewerbe durch die Anwendung merkantilistischer und liberaler Methoden, die durdi den ihnen gemeinsamen pädagogischen Endzweck einem einheitlichen Prinzip untergeordnet wurden. In dem ersten Jahrzehnt ihres Bestehens hatte die Deputation eine unendliche Arbeit geleistet. Beuth konnte zufrieden sein. Viele Regierungs-Assessoren hatten an den Sitzungen der Deputation teilgenommen, um auch mit der praktischen Seite ihres späteren Verwaltungsdienstes vertraut zu werden.®^' Die Arbeit der Deputation begann, ihre Früchte zu tragen; man konnte dazu übergehen, dem erwadienden Wirtschaftsgeist und der gewedcten Konkurrenz das Weitere zu überlassen. Das Arbeitsfeld der Technischen Deputation verlegte sidi seit den 30er Jahren auf einen engeren Raum. Sie beschränkte sich darauf, dem Handelsministerium als technische Beraterin zu dienen. Zum gleidien Zweck stand sie natürlich auch den übrigen Staatsbehörden zur Verfügung. Die Geschäfte des Fabriken-Kommissions-Rates Weber, der im Juli 1831 starb, wurden von den anderen Mitgliedern der Deputation übernommen, das Gehalt auf May, Frank, Wedding und Prof. Schubarth verteilt.^^ Nur Hermbstaedt, der ein Gehalt von 1650 Rtlr. bezog „und dabei Zeit hat, mehrere einträgliche Nebenämter und Beschäftigungen zu treiben", blieb unberücksichtigt. Das Schwergewicht der Betätigung der Deputation verlagerte sidi seit dieser Zeit von den eigentlich gewerbefördernden Maßnahmen auf die Bearbeitung der Patent-Angelegenheiten, die in steigendem Maße die Mitglieder beanspruchten. Auch rein äußerlidi kommt auf diese Weise die Entwicklung der Tätigkeit dieser Behörde zum Ausdruck, die nach den Erfolgen durch merkantilistisch gefärbte Maßnahmen der Gewerbeförderung in den ersten Jahren ihres Bestehens nun in dem streng liberal aufgefaßten Patentwesen ihr eigentliches Betätigungsgebiet fand. Der Gewerbeförderung durch die Technische Deputation für Gewerbe waren infolge ihrer abhängigen Stellung vom Ministerium bewußt gewisse Grenzen gesetzt worden. Ihre Arbeit mußte sidi auf das Inland konzentrieren; ihre Aufgabe war die Erziehung der einheimischen GeRep. 120 A l l 5 b, 9. Rep. 120 A II 1 , 1 ; Vol. 2. May und Frank hatten bisher je 1000 Rtlr., Schubarth 900 Rtlr. und Wedding („ist am meisten besdiäftigt"!) 700 Rtlr. erhalten. Jetzt bekamen May, Frank und Sdiubarth je 200, Wedding 400 Rtlr. Zulage.

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•werbetreibenden in Richtung auf das liberale System, das heißt die Förderung ihrer inneren Bereitschaft, die neuen Produktions- und Organisations-Formen zu akzeptieren, und ihre praktische Ausbildung, um sidi der mechanisdien Arbeitsweise in den Fabriken erfolgreich bedienen zu können. Dazu gehörte zwar auch das Studium technologischer Journale aus England und Frankreich, den direkten Kontakt mit dem Ausland herzustellen, war aber eine ausschließliche Angelegenheit des Ministeriums selbst.

Auslandsreisen

Die Überlegenheit der westeuropäischen Industrie machte es für Preußen unerläßlich, mit diesen Staaten Verbindungen aufzunehmen, um wenigstens zu versudien, den Anschluß an die dortige Industrie herzustellen. Sachverständige aus der Verwaltung und aus der wirtschaftlichen Praxis mußten diese Länder bereisen, um die Ursachen ihres Vorsprungs zu ergründen. So gehörten die Auslandsreisen zu den wichtigen Mitteln der von der Ministerial-Instanz abhängigen Gewerbeförderung. Die schon vom Freiherrn vom Stein geltend gemachte Forderung der Ermöglichung von Reisen ins Ausland für Gewerbetreibende und Verwaltungsfachleute erhielt im System Reuths ihre Verwirklichung. Die meisten Auslandsreisen preußischer Beamter und Fabrikanten fielen in das zweite Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts. Den Anstoß gaben vor allem die politischen Verhältnisse seit 1813/14, die gestatteten, „sich manche Kenntnis des Auslandes leichter als sonst zu e r w e r b e n " . D i e Behörden wurden angewiesen, den Reisenden „in jeder Art zur Erreichung des ZwecJtes ihrer Sendung" behilflicäi zu sein und sie in allem Erforderlidien zu unterstützen.^^^ Das Jahr 1814 war wohl in dieser Beziehung das Ertragreichste: Frank war mit Tappert, Liepe und Busse in den Niederlanden und Frankreich,^^' "Weber und Krigar besuchten England,^^* und May begleitete den Staatskanzler Hardenberg auf seiner Englandreise, die ihn bis an die Grenzen Schottlands führte.^^® Ob auch der Berliner Kattundrucker Sparkäse seine 1814 beabsichtigte Reise Rep. 120 D 11, 9; Schreiben Kunths vom 19. 4.1814. Ebda., Mitteilung Hardenbergs am 6. 4.1814. 225 Ebda. Eine erste derartige Reise hatte schon zur Zeit Steins stattgefunden (siehe Seite 101). 22« Zeitblatt ...4 (1831), S. 286. 22«aRep. 120 D I 1,10.

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machte,"' ist nicht bekannt. Beuth selbst, der 1818, 1820 und 1821 die preußischen Provinzen bereist hatte, kam 1823 erstmals nach England, nicht ohne auf der Reise dorthin einige wichtige französische Industriestädte (Metz, Chalons, Paris) besucht zu haben.^^® Drei Jahre später fuhr er zusammen mit Sdiinkel „zur Beobachtung der weiteren Fortschritte" ein zweites Mal nach England und Frankreich und machte auf der Rüdkreise Station bei Cockerill in Seraing."" 1829 verband Beuth eine Reise durch Westfalen und das Rheinland mit einem erneuten Besuch bei Codierill."" Audi seine Beamten waren häufig unterwegs: Edcardt und Krigar fuhren auf Staatskosten 1815,'" 1819, 1825 und 1826 nach England.®'' Der Bau-Kondukteur Hofmann studierte im Auftrage Beuths 1828 in England die Tuch- und Kammgarn-Fabrikation,^'® während sich Wedding 1824 besonders um die neuen Maschinen zur Flachsspinnerei kümmern sollte.''^ Beuth selbst wurde durch seine vielseitige Tätigkeit in zunehmendem Maße in Berlin festgehalten; nur 1833 fuhr er noch einmal nadi Schlesien.^' Das bedeutet jedoch nicht, daß man sidi seit etwa 1830 bei der preußischen Gewerbeverwaltung nur noch auf Berichte auswärtiger Korrespondenten verließ. Die Mitglieder der Technischen Deputation, die ja ganz eng mit der Ministerialinstanz zusammenarbeiteten, wurden jetzt noch mehr mit solchen Reisen betraut. So besuchte der FabrikenKommissions-Rat Wedding 1832 England und 1834 das Königreich Sadisen.'" 1836 war May in Schlesien, und Professor Schubarth madite 1835 und 1836 Reisen nach Belgien und Frankreich, wobei er 1836 von dem Schüler des Gewerbe-Institutes Gotthold Reich begleitet wurde. Mit diesen Auslandsreisen verfolgte man einen dreifachen Zweck: Man wollte durdi Fachleute aus Verwaltung und Wirtsdiaft auf staatlich Rep. 120 D I 1.9. 228 Rep. 120 D I 1,13. Matsdioß, Preußens Gewerbeförderung . . S . 126 ff., druckt einige Briefe Beuths von dieser Reise ab. Ebda. Einige Auszüge aus Schinkels Briefen über die Reise ebenfalls bei Matsdioß, Preußens Gewerbeförderung . . S. 132 ff. Henderson, The State . . S . 101. Siehe Seite 89. 2'2 Benaerts, Les Origines . . S . 357. 233 A.a.O., S. 361. Benaerts nennt zwar das Jahr 1818, aber hier wird es sich um einen Druckfehler handeln; vgl. auch Matschoß, Preußens Gewerbeförderung..., S. 150 ff. 2»! A.a.O., S. 360. 235 Henderson, The State ...,S. 101. 2»« Die folgenden Angaben nadi Rep. 120 D 11, 11; Vol. 1 und 2.

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finanzierten Reisen die neuesten Modelle und Maschinen besichtigen lassen und hoffte, daß die preußischen Medianici genügend Anregungen erhielten, um ähnliche Apparate nachbauen zu können. Einfacher, aber auch kostspieliger war der Kauf von Maschinen im Ausland und ihre mehr oder weniger riskante Überführung nadi Preußen. Als dritte Möglichkeit bot sich an, in freilich ganz und gar altmerkantilistischem Geiste fremde Facharbeiter zu gewinnen und zur Niederlassung in Preußen zu veranlassen. Die Beschaffung von Informationen Zum Studium der Dampfkraft in ihrer Anwendung auf den Verkehr reisten Oberbergrat Eckardt und Hütteninspektor Krigar 1815 nach England und berichteten von dort:^'„Nichts ist für einen Reisenden auf den ersten Blick überraschender, als auf dem Feld jenen langen Wagenzügen zu begegnen, welche sich von selbst ohne die Hilfe eines menschlichen Wesens bewegen." Sogleich nach der Rückkehr nahm Krigar zusammen mit dem Hüttenfaktor Schmahel den Bau eines Dampfwagens in der Königlichen Eisengießerei zu Berlin in Angriff. Am 9. Juli 1816 war die erste Lokomotive des Kontinents fertiggestellt und wurde dem staunenden Publikum wochenlang gegen 4 Sgr. Eintritt vorgeführt. Sie besaß ein durch äußere Schubstangen getriebenes Zahnrad, da man annahm, bei glatten Rädern würde sich der Wagen infolge der fehlenden Reibung gar nicht in Bewegung setzen. Die Maschine verbrauchte 2,5 Zentner Kohlen am Tag, zog 50 Zentner und erreichte eine Geschwindigkeit von 50 Schritten in der Minute. Ende Juli wurde der Dampfwagen nach Gleiwitz transportiert. Dort stellte sich jedoch heraus, daß seine Radspur 380 mm schmaler als die Schienenspur war, und bald machten sidi nodi andere Mängel bemerkbar: Kessel und Zylinder wurden undiciht. Nach den ersten Probefahrten, die endlich 1817 stattfanden, fürchtete sich „jeder, damit zu manövrieren". So fand die erste preußische Dampflokomotive ein klägliches Ende. Nicht viel besser erging es einer zweiten, ebenfalls in der Berliner Eisengießerei erbauten Lokomotive.^" Sie war etwas größer, zog Hierzu vgl. Matsdioß, Preußens Gewerbeförderung..S. 65, und Matsdioß, Die Entwicklung ..Band 1, S. 177 ff. Neben Matsdioß, Die Entwidtlung ..Bd. 1, S. 178 ff., orientiert über die zweite Maschine ausführlidier F. Dopp, Der Dampfwagen der Kgl. Eisengießerei, in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 28 (1911), S. 1—4.

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I. Die staatlich gelenkte

Gewerbeförderung

80 Zentner (die englisdien Maschinen bewältigten zu dieser Zeit bereits 1500 Zentner!) und war für die Zeche Bauernwald an der Saar bestimmt. In acht Kisten verließ sie Berlin im September 1818, um per Schiff über Hamburg und Amsterdam im Februar 1819 an ihrem Ziel anzukommen. Schon bei der ersten Probefahrt war der ebenfalls mit Zahnradantrieb ausgerüstete Wagen nidit zu bewegen, mehr als „20 bis 30 Fuß vorund rückwärts zu rücken, wobei sehr oft durch Schieben und Stoßen hat Hilfe geleistet werden müssen". Für jahrelange Versuche und zahllose Reparaturen wurden nochmals über 1500 Rtlr. ausgegeben, bis man es endlich aufgab; 1836 wurde die Lokomotive als altes Eisen für 334 Rtlr. an einen Landwirt verkauft, der nocJi in den 70er Jahren Einzelteile als Erinnerungsstücke zeigte. Anders als auf dem Gebiet des Dampfmaschinenbaus unterblieben nach diesem Fiasko der beiden Lokomotiven weitere Versuche von staatlicher oder privater Seite, den Lokomotivbau in Deutschland oder gar in Preußen einzuführen. Nachdem Schubert 1838 die „Saxonia" für die Leipzig-Dresdener Eisenbahn in Ubigau bei Dresden konstruiert hatte,^' baute der Berliner Privatdozent Dr. Leopold Kufahl im Jahre 1840 die erste brauchbare Dampflokomotive in Preußen.^" Diese Entwicklung zeigt deutlich, daß die auf den Reisen erworbenen Kenntnisse allein nicht ausreicJiten, um das Fehlen technischer Erfahrung auf dem Gebiet des Lokomotivbaus auszugleichen; der Unterschied zwischen der einheimischen und der westeuropäischen Industrie und ihren Möglichkeiten war nur noch deutlicher geworden. Dennoch wurden auch weiterhin Auslandsreisen zur Erlangung von Informationen von der Regierung gefördert; allerdings hielt man es für sinnvoller, die interessierten Gewerbetreibenden selbst auf Reisen gehen zu lassen und sie dabei finanziell zu unterstützen. An erster Stelle ist hier der Mechaniker Egells zu nennen.^" Beuth Vgl. Buditerkirdien, Entwicklung liche Einzelvorträge 8 (1914), S. 113.

des deutschen Lokomotivhaus,

in:

Gewerb-

Rep. 120 B II 1, 5; Vol. 6. Über die Niederlassung von Franz Anton Egells liegen recht widersprudisvolle Angaben vor, vor allem, was die Chronologie angeht. Auch der jüngste Beitrag von Oskar Gromodka, Egells, in: Neue Deutsche Biographie, Band 5, München 1959, S.323, bringt hier keine Klärung, sondern bedeutet eher einen Schritt zurüdc, da z. B. die Ergebnisse von Rachel-Wallidi, Berliner Großkauf leute ..., Bd. 3, S. 182, nicht aufgenommen worden sind. Die folgende Darstellung stützt sidi vorwiegend auf Benaerts, Les Origines ..., der die einschlägigen Akten im Ehem. Preußischen Geheimen Staatsardiiv benutzte, luid auf die zeitgenössisdien gedruckten Quellen.

Die Mittel der Gewerbeförderung

91

suchte für die heikle Aufgabe, die ausländisdie Industrie zu studieren, einen tüchtigen Mann, und Oberpräsident Vincke empfahl ihm Egells, der bei Versuchen, in Gravenhorst/Westfalen eine Dampfmaschine zu errichten, aufgefallen war. 1819 erhielt der 31jährige Egells für eine einjährige Studienreise nach England 1000 Rtlr. Diese Summe erwies sich aber bald als nicht ausreichend, da sich Egells anscheinend nur durdi hohe Bestechungsgelder Eingang in manche Fabriken verschaffen konnte.^^^ Über Vincke bekam er daraufhin vom Handelsministerium weitere Unterstützung in unbekannter Höhe. Der preußische Konsul in London half ihm, wo es ging, und so konnte Egells z. B. die Fabrik von Boulton & Watt besichtigen, die sonst als unzugänglich galt. Im ganzen besuchte er Manchester, Leeds, Sheffield, Birmingham und London, und der Konsul konnte nach Berlin berichten, daß sich Egells keine Einzelheit entgehen lasse und die in ihn gesetzten Erwartungen weit übertreffe. Jedenfalls sdiien sein Aufenthalt in England länger zu dauern als ursprünglidi vorgesehen. Erst im Januar 1821 läßt er sich wieder in Berlin nachweisen: Er erhielt ein Patent auf eine Verbesserung an der Dampfmaschine. Matschoß meint,^" daß er im gleichen Jahr eine Maschinenbau-Anstalt und eine Eisengießerei gründete und noch einmal für kurze Zeit nach England fuhr, um sein Patent zu verkaufen. Tatsächlich wurde seine Erfindung audi in England am 9. 11. 1821 patentiert, aber weder die Maschinenbau-Anstalt noch die Eisengießerei sind vor der zweiten Englandreise errichtet worden, die durchaus als ein erneuter, längerer Studienaufenthalt angesehen werden muß, denn das Gründungsjahr der Maschinenbau-Anstalt wird wiederholt mit 1822 angegeben,^" und die Eisengießerei — die erste private Berlins überhaupt — entstand erst 1826.'" Erst im Herbst 1822 ist Egells endgültig nach Berlin zurückgekommen, denn Dannenberger berichtet, daß er selbst Egells bei Peel & Williams in Mandiester im September 1822 „losmachte" und nach Berlin mitbrachte.'" Die Beteiligung von Egells an der ^^^ Vgl. Benaerts, Les

Origines...,

S. 347 f. Benaerts übersetzte den ihm vor-

liegenden Aktentext mit „moyens couteux". Matschoß, Preußens Zeitblatt...

Gewerbeförderung

..

S. 48.

2 (1829), S. 550 und Zeitblatt...

5 (1832), S. 211. Diese Zeitschrift

wurde bis 1831 vom Fabriken-Kommissions-Rat Weber herausgegeben, einem der besten Kenner der gewerblichen und industriellen Situation Berlins. Audi seine anderen Publikationen (siehe Literatur-Verzeichnis) sind äußerst zuverlässig. Zeitblatt ...2 sations-Handbud}

(1829), S. 550 ff., und Freiherr von Zedlitz, Neuestes

Conver-

für Berlin und Potsdam, Berlin 1834, Bd. 1, S. 169.

" " Vgl. Walther Stephan, Johann

Friedrich

Dannenberger.

Ein Bahnbrecher

der

92

I. Die staatlich gelenkte

Gewerbeförderung

im September in Berlin stattfindenden Gewerbe-Ausstellung spricht nicht dagegen, da der Ausstellungskatalog von ihm und anderen Fabrikanten nur „mehrere im Laufe des verflossenen und laufenden Jahres gefertigte Modelle" aufführt.^^' Ein herausragendes Ausstellungsstück, das nach einem dreijährigen England-Aufenthalt zu erwarten gewesen wäre, fehlte, sonst wäre Egells bei der Medaillen-Verteilung nicht leer ausgegangen.^" So müssen wir die Niederlassung Egells' für Ende 1822 annehmen, wobei ungeklärt bleibt, wie lange er 1821 in Berlin war und ob er vielleicht bei dieser Gelegenheit (oder schon vor seiner ersten Reise?) in der Königlichen Eisengießerei als Schlosser gearbeitet hat.^" Zur Einrichtung seiner Werkstatt in der Mühlenstraße bekam Egells, der übrigens eine Menge Zeichnungen mitgebradit hatte,"" vom Staat einige englische Maschinen, man gab ihm auch die ersten Aufträge und „half, wo immer es not t a t " " ' — auch mit Geld. Nach anfänglichen Schwierigkeiten trug die lange Auslandserfahrung ihre Früchte, besonders seit dem erfolgreichen Bau von drei Dampfmaschinen: für die Gebr. Alberti in Waldenburg, für die eigene Werkstatt und für den Schokoladenfabrikanten Groß in Berlin."^ Die Erweiterung des Betriebes durch die Gründung der „Neuen Berliner Eisengießerei" (Oranienburger Tor Nr. 3), die neue Werkstatt in der Chausseestraße 3 und sicher auch die Tätigkeit von August Borsig als Faktor der Eisengießerei überwanden schließlidi die Anfangshindernisse, und bald wurde die Fabrik von Egells eine der ersten ihrer Art in Deutschland und eine Lehrwerkstätte für den gesamten deutsdien Maschinenbau, wenn audi die Zahl von 500 Arbeitern für das Jahr 1830"® viel zu hoch gegriffen ist. Berliner

Großindustrie,

in: Der Bär von Berlin (=

Jahrbuch

des Vereins

für die Ge-

schichte Berlins) 7 (1957/58), S. 31, Anm. 20. Nach dem „Verzeichnis kate vom Jahre

der 2ur öffentlichen

1822 eingesandten

Ausstellung

vaterländischer

Fabri-

Gegenstände",

S. 33, in actis Rep. 120 E X V I 2 , 2 ;

Großkaufleute

..Bd.

Vol. 1. Siehe Anlage B. Vgl. Rachel-Wallich, Berliner 25» Beiträge...!

Vgl. Conrad Matschoß, Die Berliner Berliner

3, S. 182.

(1825), S. 225.

Industriegeschichte,

Industrie

in: Zeitschrifl des Vereins

einst und jetzt. Eine Studie deutscher Ingenieure

zur

51 (1907),

S. 734. Ein Verzeichnis aller von Egells von 1822 bis 1829 gelieferten Gegenstände in Zeitblatt...

2 (1829), S. 5 5 4 — 5 6 .

253 So bei Henderson, The State ...,

S. 113. E r bezieht sich dabei vermutlich auf

Wiedfeldt, Statistische Studien . . . , S. 257, der aber 500 Arbeiter für die drei größten bestehenden Maschinenfabriken nennt (also Hummel, Freund und Egells). Immerhin

Die Mittel der Gewerbeförderung

93

Neben dem staatlidi finanzierten Auslandsaufenthalt von Egells lassen sich einige andere Beispiele nachweisen. 1820 und 1825^" wurden von Beuth einige eben ausgebildete Schüler des Gewerbe-Institutes"' als Maschinenzeidiner und Mechaniker nadi Westeuropa und Amerika geschickt, um dort besonders die Mühlenindustrie zu studieren. Die Ergebnisse der Reise der beiden Instituts-Zöglinge Wulff und Ganzel wurden 1832 auf Anordnung der Regierung unter dem Titel „Beiträge zur Kenntnis des Amerikanisdien Mühlwesens und der Mehlfabrikation, mit 18 Kupfertafeln" veröffentlicht. Ganzel übernahm 1834 die Leitung der von der Königlichen Seehandlung betriebenen Dampfmühle zu Thiergarten bei Ohlau."" Obwohl direkte Hinweise fehlen, liegt es nahe, diese Reisen audi in Zusammenhang zu bringen mit der Errichtung der ersten „Amerikanischen Mahlmühle" in Berlin um 1825 durch Schumann & C o . " ' Sie arbeitete mit einer Dampfmasdiine von Freund und besaß alle modernen Errungenschaften der großen amerikanischen Mühlen;^®' vom Ausladen des Getreides bis zum Einsacken des Mehles verlief alles mechanisdi.^" Etwa zur gleidien Zeit wurde von Beuth der Schlosser August H a mann nach England gesdiidtt, wo er fünf Jahre arbeitete.^'" Nadi seiner Rückkehr gründete er 1829 die erste preußische Fabrik für Werkzeugmaschinen und Drehbänke, in der er englische Modelle erfolgreidi nachbaute.^" Von 1830 bis 1840 soll er 233 Drehbänke fabriziert haben, von denen viele vom Gewerbeverein oder von der Verwaltung an interessierte Fabrikanten verteilt wurden.®'^ Obwohl seine Fabrik bald einen bedeutenden Umfang annahm, sind Hamann noch 1845 und 1848 zur zeigt diese Zahl den außergewöhnlichen Umfang dieser drei Fabriken, denn nodi 1846 betrug die durdischnittlidie Betriebsgröße der preußisdien Maschinenbau-Anstalten nur 58,3 Arbeiter (Vgl. Alfred Schröter, Die Entstehung Industrie

in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts,

Vgl. Matschoß, Preußens träge zur Kenntnis Monardiie,

Gewerbeförderung..

des gewerblichen

der deutschen

., S. 52, und C. W . Ferber, Bei-

und kommerziellen

Zustandes

Berlin 1829, S. 48.

255 Für die Reise von 1820 trifft diese Angabe natürlich nicht zu. 25« Amtlicher

Bericht..Bd.

III/3, S. 48 f.

Erst Sdiumann & Goldhammer, später Schumann & Krauske. 258 Vgl. Beiträge . . . 2 (1826), S. 105—110. 259 Zeitblatt...

i (1832), S . 2 1 2 f .

2»» Henderson, The State . . . , S. 112. 2 " Benaerts, Les Origines . . S . 349. Ebda, und Henderson, The State . . . , S. 112.

Maschinenbau-

Berlin [Ost] 1962, S. 83). der

preußischen

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I. Die staatlich gelenkte

Gewerbeförderung

Herstellung von Spezial-Masdiinen 300 bzw. 1580 Rtlr. aus dem Gewerbefonds überwiesen worden.^" Auch die private Initiative einzelner Gewerbetreibender, sich auf Reisen ins Ausland neue Informationen zu holen, wurde von der Gewerbe-Verwaltung unterstützt. Queva erhielt im Juni 1823 zur Erstattung der Reisekosten nach Lyon 100 Rtlr.^" Dem Seidenfabrikanten Gropius, der 1839 die Gewerbe-Ausstellung in Paris und einige Seidenfabriken in Lyon besuchte und dabei für 324 Rtlr. „Fabrikgerätschaften" und für 156 Rtlr. eine der ersten Cameras von Daguerre kaufte, wollte Beuth 300 Rtlr. als Reisekostenzuschuß überweisen. Gropius lehnte jedoch ab: er sei zufrieden, wenn er durch seine Einkäufe „der Gewerbsamkeit von einigem Nutzen" sein könne.^'® Diese großzügige Haltung von Gropius ist charakteristisch für die inzwischen teilweise erfolgte Wandlung des wirtschaftlichen Denkens. Man hatte in den Kreisen der fortschrittlichen Unternehmer eingesehen, daß es besser sei, sich um die Gründe des Vorsprungs der ausländischen Technik zu kümmern, als vom Staat immer wieder Sdiutzzölle und andere protektionistische Maßnahmen zu verlangen. Doch auch sdion viel früher hatten die Leiter von mehreren führenden Industriebetrieben Reisen ins Ausland, vor allem nach England, unternommen, ohne daß — nach den bisher überprüften Akten — staatliche Zuschüsse in Anspruch genommen worden wären. Zum Abschluß dieses Themas sollen ein paar solcher Beispiele genannt werden. Von Christian Heinrich Stobwasser, dem Inhaber der berühmten Berliner Lackierfabrik, sind mehrere längere Aufenthalte in England und Frankreidi bekannt.^'® 1827 besuchte er die Gewerbe-Ausstellung im Louvre.^®' Die Besitzer der Militär-Effekten-Fabrik Hensel & Schumann reisten um 1816 nach England,"' und 1828 besuchte der Sohn des führenden Fabrikanten für feine Eisengußwaren, Moritz Geiß, die Londoner Gewerbe-Ausstellung."" Der Aufenthalt Dannenbergers in England 1822 wurde schon erwähnt,"" 1826 reiste er ein zweites Mal dortRep. 120 A VII 2,14; Vol. 2. Rep. 120 D VII 2,13; Vol. 1. Rep. 120 D I 1,11; Vol. 2 und 3. 2«« Zedlitz, Neuestes Conversations-Handbuch . . ., Bd. 3, S. 747 ff. Zeitblatt... 2 (1829), S. 53. 268 Weber, Der Vaterländische Gewerbsfreund.. .112, S. 291, und Ein Besudj bei Hensel & Schumann, S. 3. 2«» Zeitblatt... 2 (1829), S. 53. Siehe Seite 91.

Die Mittel der Gewerbeförderung

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hin."' Der neben Dannenberger bedeutendste Kattundruckerei-Besitzer Berlins, Rüben Goldsdimidt, schickte seinen jüngeren Sohn zum Studium der neuesten Fabrikationsmethoden ebenfalls nach England/'^ und der als Mechaniker bei der Königlichen Münze beschäftigte C. Kleinstüber studierte die modernen Masdiinen in Paris und Kopenhagen und führte nach seiner Rückkehr 1817 viele wertvolle Verbesserungen ein."' Georg Hossauer besuchte 1839 die Pariser Austellungf'^ 1842 zeigte er im Gewerbeverein einige Gegenstände, die er von seiner letzten Englandreise und audi aus Frankreich mitgebracht hatte.^" Von dem technischen Leiter der Maschinenbau-Anstalt der Seehandlung nadi dem Ausscheiden Vonpiers,"' Petzholdt, wird berichtet, daß er mehrere Jahre in England gewesen sei,"' und auch die bekannte Parfümerie-Fabrik von Treu &Nugliscli teilte bei ihrer Eröffnung 1823 mit, daß ihr Werkmeister mehrere Jahre in den besten Pariser Parfümerie-Fabriken gearbeitet habe."« Alle diese zunächst zur Beschaffung von Informationen unternommenen Auslandsreisen hatten zweifellos eine erhebliche Bedeutung, wenn auch die Versuche, modernere Maschinen nadi einer kurzen Besichtigung oder selbst nach Zeichnungen nachzubauen, nidit immer glücklich endeten. Deshalb verknüpfte man den ursprünglichen Zweck dieser Reisen mehr und mehr mit einer zweiten Aufgabe, wodurch die technisch-handwerklich bedingten Probleme einer NacJikonstruktion vermieden werden sollten: Man versuchte, die Maschinen selbst einzuführen. Die BesdiafFung von Maschinen Als erstes Beispiel sollen die beiden England-Reisen des Chefs der preußischen Gewerbe-Verwaltung genannt werden: Schon 1823 hatte Stephan, J. F. Dannenberger..S. 32 ff. Der spätere tedinisdie Leiter der Fabrik, Adolph Stephan, wurde von Dannenberger ebenfalls auf mehrere Auslandsreisen geschickt (a.a.O., S. 36). Goldsdimidt, Das Leben . . S . 90. Weber, Der Vaterländische Gewerbsfreund.. . 1/2, S. 81 ff. Beiträge zur Gesd>ichte des Berliner Handels und Gewerbefleißes (= Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Korporation der Berliner Kaufmannschaft, März 1870X. Berlin 1870, S. 75. Verhandlungen ...21 Siehe Seite 190 ff.

(1842), S. 51.

Rep. 109 D 9, 12 (379 a), fol. 5. Vossische Zeitung vom 15. Mai 1823, 2. Beilage, S. 7.

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Die staatlich gelenkte

Gewerbeförderung

Beuth für 135 Rtlr. Einkäufe getätigt;"' 1826 brachte er eine „reichhaltige Ernte an vortrefflichen Maschinerien und nützlichen Werkzeugen" aus England mit:^" die neuesten Apparate zur Spinnerei von Kammwolle und zur Appretur der ungewalkten Wollzeuge, eine amerikanische Spinnmaschine für Streichwolle, eine amerikanische Tuchschermasdiine und eine englische Bürstmaschine. Aber audi die Gewerbetreibenden, die England privat besuchten, unternahmen Versuche in dieser Richtung. Derartige Bemühungen mußten aber zwangsläufig zu Schwierigkeiten führen, sobald es sich dabei um Dinge handelte, die entweder in die Sphäre der Fabrikgeheimnisse hineinreichten oder sogar wie die Ausfuhr bestimmter Maschinen von Staats wegen verboten waren.^®°® Darüber ist in unserem Zusammenhang ein Wort zu sagen. Schon lange bradite man den nur vorübergehend in England befindlichen Ausländern naturgemäß ein besonderes Mißtrauen auf diesem Gebiet gegenüber. Bereits während der Reise Steins 1787 erinnerten sich die Engländer an einige Fälle preußischer Industriespionage^' und bemühten sich. Stein von sämtlichen Bergwerken und Maschinen in Cornwall fernzuhalten, die er besuchen wollte „with the patriotic intention to kidnap away what useful knowledge and men he may find in his way".^®^ Während seiner Tätigkeit im Fabriken-Departement war es dann Kunth, der dafür sorgte, daß in London (1801) und Paris (1804) preußische Agenten angestellt wurden, „um über die Entwicklung der Industrie zu berichten und sowohl Muster als Modelle einzuschicken". Die Korrespondenz wurde in Chiffren geführt und die Sendungen über Deckadressen geleitet.®®' Die anfallenden Informationen wurden seit 1806 durdi eine technologische Beilage des Intelligenz-Blattes, den „Gemeinnützigen Anzeiger", den interessierten Gewerbetreibenden zugänglidi gemacht.^^ Auf die hierbei gemachten Erfahrungen griff Beuth zurück und beaufRep. 120 D 1 1 , 1 3 . 280 Beiträge ...3 (1827), S. 45. 2811a Dazu gehörten z. B. alle Spinnmasdiinen, bei denen audi keine Ausnahme, etrwa durch die Erteilung einzelner Exportlizenzen, geduldet wurde. Das generelle Verbot der Maschinen-Ausfuhr wurde erst 1843 aufgehoben. Vgl. Henderson, England..., S. 265 f. 281 Vgl. die entspredienden Quellen bei Stein, Briefe..., Bd. 1, S. 249—252. 282 A.a.O., S. 257. 28ä Vgl. Goldschmidt, Das Lehen ..., S. 32 f. 284 Rep. 120 A V 2 , 5; Vol. 1, fol. 337 und fol. 487a.

Die Mittel der Gewerbefördemng

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tragte den preußischen Konsul in London sowie den dortigen Vertreter der Seehandlung mit der Wahrnehmung seiner Interessen.^® Außerdem entschloß sich die Regierung, zwei in England ansässige Personen namens Steinhäuser und Eisenwein für sidi arbeiten zu lassen.^®' Das von Straube für die Kontaktaufnahme angegebene Jahr 1823 kann im Falle Steinhäusers nidit stimmen, da bereits ein Jahr vorher Dannenberger aufgrund einer Empfehlung Beuths mit Steinhäuser in London zusammengetroffen war, der sich als „Kommissionär" für den Berliner Besucher als „sehr nützlich" erwies.^" Diese Agenten wurden neben legalen Vermittlungen von Aufträgen des Ministeriums nachweislich auch mit widerrechtlidien Besorgungen gegen entsprechende Provisionen beauftragt. Besonders die Tätigkeit Steinhäusers war sehr ertragreich. Straube kommt zu der Formulierung, daß man „die Anfänge der staatlidien Förderung dieser Art von Industriestudium . . . schlechthin als Industriespionage bezeichnen darf".^®^ 1832 wird als weiterer Agent Croock in Liverpool genannt. Die Reise Dannenbergers illustriert ausgezeidinet die Schwierigkeiten, mit denen ausländische Besucher zu rechnen hatten:^®" In London konnte trotz des strengen Verbots eine Petinet-Fabrik besichtigt werden, aber in Manchester wurde ihm geraten abzureisen, wenn er „nidit Unannehmlichkeiten ausgesetzt" sein wollte. Wieder in London, erfuhr er jedoch von einer anderen Chance und fuhr — 16 Stunden mit der Postkutsche! — zurück nach Manchester, wo er nun doch mitten in der Nacht zum Sonntag „auf ein paar Minuten" Einlaß in eine Gravieranstalt erhielt. Einige Maschinen wurden von Dannenberger gekauft und mußten unter vielen Schwierigkeiten herausgesdimuggelt werden.^'" Hier lag wohl eine der wichtigsten Aufgaben der preußischen Agenten. Wie man das bis 1843 in England geltende Verbot der Masdiinen-Ausfuhr^' umHenderson, The State . . S . 110. 286 p g j „Entdecker" dieser Agenten ist Straube. Er berichtet darüber ausführlich in: Die Gewerbeförderung Preußens..S. 48 ff. Vgl. Stephan, ]. F. Dannenberger . . S . 31. 288 Straube, Die Gewerbeförderung Preußens ..., S. 48. Auch Wilhelm Treue, Eine preußische „technologische" Reise in die besetzten Gebiete im Jahre 1814, in: Vierteljahrsschrifl für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 28 (1935), S. 39, spricht in Zusammenhang mit den Besuchen preußischer Reisender in ausländischen Fabriken von „•werkspionageähnlicher" Tätigkeit. 289 Vgl. Stephan, J. F. Dannenberger . . S . 30 f. 280 ging Wasserpresse durfte frei ausgeführt werden. Vgl. auch Henderson, Britain . . . , S. 139 ff. 7 Mieck

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Die staatlich gelenkte

Gewerbeförderung

ging, zeigt folgendes Schreiben Steinhäusers „ . . . ebenso sind . . . zum Sdbeine die Lödier und Fugen mit Holz ausgefüttert; ferner sind die daran weiß gemalten Budistaben zu der Zusammensetzung schwarz übermalt, die aber bei Abnehmen des schwarzen Papiers wieder zum Vorschein kommen werden." Auch der Merkantilismus hatte soldie preußischen Agenten im Ausland gekannt; erinnert sei an den Handelsagenten Friedrichs d. Gr. in Amsterdam, Faesdi.^" Der wirtsdiaftliche Liberalismus konnte eine derartige Methode der Gewerbeförderung natürlidi nidit billigen; dennoch behauptete sie auch unter Beuth ihren Platz in seinem System der Industrieförderung. Wie alle anderen vom merkantilistischen Wirtsdiaftsdenken übernommenen Mittel der staatlich gelenkten Gewerbeförderung entsprang die Beschäftigung von Agenten im Ausland dem für Preußen lebensnotwendigen Zwang, unbedingt den Anschluß an die westeuropäischen Industrien zu gewinnen. Offenbar weniger schwierig waren die Bemühungen um Maschinen aus den Vereinigten Staaten von Amerika, die besonders in der BaumwollVerarbeitung neben den englischen rangierten. B e u t y ^ ließ sich durch den preußischen Geschäftsträger in den U.S.A. Niederstetter und den Handelsattadie v. Roenne laufend unterrichten und veranlaßte den Kauf neuer Maschinen. Sogar mit Gilbert Brewster, dem Erfinder neuartiger Spinnmaschinen, war er seit 1825 direkt in Verbindung getreten. 1826 wurden eine Schermasdiine, eine neuartige Spinnmaschine von Brewster,^'® mehrere Webstühle u. a. bestellt. Den Transport überwachte der amerikanische Mechaniker Bannister, der später zusammen mit Hofmann durch die preußischen Povinzen reiste, um den Stand der Textilindustrie zu beobachten.^"' Noch 1835 drängte Beuth, ihm jede technische Verbesserung der Textil- und Dampfmaschinen mitzuteilen, und bis 1841 ließ V. Roenne immer wieder Modelle neuer Textilmaschinen nadi Berlin schicken. Zitiert bei Straube, Die Gewerbejörderung Preußens ..., S. 51. Vgl. Hugo Radiel, Die Handels-, Zoll- und Akzisepolitik Preußens 1740—86 (= Acta Borussica, Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert), Bd. I I I / l , Berlin 1928, S. 361 f. Nach Benaerts, Les Origines . . S . 365 f. 295 Diese Masdiine mit 300 Spindeln, die von zwei 16jährigen Mäddien bedient werden konnte, wurde in der Tuchfabrik von Busse & Sohn aufgestellt {Beiträge . . . 3 [1827], S. 186), w o 1828 auch eine englische Appreturmaschine und 1829 nicht weniger als 24 Schermaschinen von Brewster in Betrieb waren {Zeitblatt... 2 [1829], S. 175). Vgl. Matschoß, Preußens Gewerbeförderung . . . , S. 150 ff.

Die Mittel der Gewerbeförderung

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Mit der Besdiaffung von Informationen und dem Import von Maschinen konnte jedoch eine Schwierigkeit nicht überwunden werden, die in der „Personalgebundenheit der neuen Technik""' ihre Ursadbe hatte. Es fehlte ganz einfach an Fachleuten, die — es sei an das Beispiel der ersten Dampfmaschinen erinnert — in der Lage waren, die neuen Maschinen erfolgreich nachzubauen und sie auch sicher bedienen zu können. Neben die bisher geschilderten Versuche, die Technik nach Preußen zu verpflanzen, mußten also die Bemühungen treten, auch die erforderlichen qualifizierten Maschinisten, Techniker und Konstrukteure zu gewinnen. In merkantilistischer Zeit war das durch die Verpflichtung ausländischer Spezialisten geschehen. Beuth hatte in seinem Gewerbeförderungs-Programm und mit der Gründung des Gewerbe-Instituts neue Wege gewiesen. Dennoch muß untersucht werden, ob die preußische Regierung auch noch im 19. Jahrhundert zu diesem typisch merkantilistischen Mittel der Industrieförderung bereit war. Darüber soll der folgende Abschnitt berichten.

Werbung ausländischer Fachleute Der wohl bedachten und großzügig gehandhabten Einwanderungspolitik der Hohenzollern im 17. und 18. Jahrhundert verdankte die Berliner Wirtschaft durch die Zufuhr frischen Blutes, besonders aus Westeuropa, einen starken Aufschwung. Damals waren die Ausländer in vielen Gewerbezweigen führend geworden; Friedrich d. Gr. ließ häufig unternehmungsfreudige Leute nach Berlin kommen, die hier mit staatlichen Zuschüssen Fabriken anlegten, was freilich nicht selten mit einem großen Krach und dem Verlust des investierten Kapitals endete.^" Auch noch unter Struensee hielt man an diesem Prinzip fest und konnte z.B. Johann Heinrich Stobwasser „unter Zugeständnis mehrerer Vorteile" aus Braunschweig nach Berlin holen,'" womit der eigentliche Aufstieg des später so berühmten Etablissements begann. Aus der Zeit der Ministertätigkeit des Freiherrn vom Stein lassen sich ebenfalls solche Bemühungen nachweisen: Nach langen Verhandlungen gelang es 1805, die Gebr. Bernhardt aus Chemnitz zur Übernahme der ehemaligen Königlichen Garn-Manufaktur zu gewinnen.'"" Hinze, Die Arbeiterfrage ..., S. 47. Vgl. allgemein Rachel, Berliner Wirtschaftsleben ... 2»» Weber, Der Vaterländische Gewerbsfreund ... 1/2, S. 224. '»» Vgl. Stein, Briefe .. Bd. I I / l , S. 30 ff.

100

I- Die staatlich gelenkte

Gewerbeförderung

Wie sehr die merkantilistisdien Gepflogenheiten der preußischen Verwaltung des vergangenen Jahrhunderts in aller Welt bekannt geworden waren und im Gedächtnis der Leute hafteten, zeigt das Angebot eines Textilfabrikanten aus Rouen, nach Berlin zu kommen, weil er gehört habe, „daß Künstler aller Art noch immer in den preußischen Staaten aufgenommen werden". Nach wie vor liefen beim Ministerium zahlreiche Anträge und Angebote ein, in denen Fabrikgründungen in Aussicht gestellt wurden, wenn der Staat nur bereit sei, die erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen.'" Man unterzog diese Gesuche jetzt ernsthaften Prüfungen durch die Technische Deputation oder durch die Oberbau-Deputation, deren Kritik sie meist nidit standhalten konnten. Obgleich hier also ein deutliches Abrüdsen von der früheren friderizianischen Form des Merkantilismus erkennbar wird, lassen sich gerade aus dem Sektor der Einwanderungspolitik einige Fälle nadiweisen, die ganz eindeutig das Weiterbestehen eines — allerdings modifizierten — merkantilistisdien Wirtschaftsdenkens bezeugen. Diese Anwendung eigentlich überwundener Maximen hatte ihre Ursache in der besonderen ökonomischen Situation Preußens. In dem industriell ohnehin unterentwidcelten Land hatte die Wirtschaft durch die Kriegsjahre fast ein Jahrzehnt stagniert und den Ansdiluß an die rasch voranschreitende Industrialisierung Westeuropas völlig verloren. Es fehlten die elementaren Voraussetzungen, auf denen sich eine staatliche Gewerbeförderung aufbauen mußte. Die handwerklich-technischen Fähigkeiten lagen, von einigen Ausnahmen abgesehen (Freund), auf einem erschredtend niedrigen Niveau. Die Experimente mit den staatlichen Dampfmaschinen und den beiden Lokomotiven hatten das bewiesen. Man mußte zunächst Mittel und Wege finden, um den einheimischen Gewerbetreibenden bestimmte Fabrikanten und deren Werkstätten als Vorbilder präsentieren zu können. Bei einigen Gewerbezweigen waren solche fortschrittlich denkenden und arbeitenden Unternehmer bereits aus der Masse der Fabrikanten hervorgetreten: Ferdinand Dannenberger bei der Kattundrudcerei, Wilhelm Tappert bei der Baumwollspinnerei und Ferdinand Queva bei der Seidenfabrikation, um nur die widitigsten zu nennen. Das Fehlen solcher beispielhafter Etablissements machte sich in den restlichen Industriezweigen, unter anderem in den Branchen der Wollfabrikation und der Lampenindustrie, sehr bemerkbar. An diesen Stellen setzte die preußische Gewerbepolitik " " Der erwähnte Brief (mit Stoffproben!) und viele andere dieser Art in Rep. 120 D U , 18.

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an; um hier endlich Abhilfe zu schaffen, verknüpfte sie die Auslandsreisen mit einer stark merkantilistischen Art der Facharbeiter-Werbung, die den Interessenten gewisse Begünstigungen und Unterstützungen versprach, wenn sie sich bereit erklärten, nach Berlin überzusiedeln. Das hervorragende Beispiel bietet die Geschichte der Niederlassung der Gebr. Codcerill in Berlin. Sdion der Freiherr vom Stein hatte 1805/06 einige Sachverständige zum Etablissement Cockerills nach Verviers geschickt, um den dortigen Betrieb zu studieren. FabrikenKommissar "Weber, Architekt Frank und Assessor Krüger ( = Krigar) waren damals nach den Niederlanden gefahren.''"^ Der Krieg unterbrach die Reise; immerhin hatte man schon einige Eindrücke gewonnen und machte die inländischen Fabrikanten auf bessere Herstellungsmethoden aufmerksam. Noch 1809 war bei Kunth die Erinnerung an dieses berühmte Unternehmen lebendig,™' mit dessen Namen er unwillkürlich die Forderung auf Mechanisierung der inländischen Industrie in Verbindung brachte. 1810 besuchte Weber nochmals die Niederlande und insbesondere das Etablissement Cockerills, um die abgebrochene Verbindung wieder anzuknüpfen. Zu seiner Freude fand er die dortigen „Erbauer der vortrefflichen Maschinen" bereit, „ihre Industrie ins Preußische zu verpflanzen . . . unter dem Versprechen angemessener Vergünstigungen".'"^ Der Plan scheiterte jedoch an der strengen Aufsidit Napoleons, und Berlin blieb weiterhin ohne eine gute Maschinenspinnerei für Sdiafwolle. Freudig begrüßten es daher die verantwortlichen Stellen, als sidi der Mechanikus Zerrahn, anscheinend ohne jedes Zutun der Regierung, in Berlin niederließ. Er hatte in den niederländischen Maschinen-Werkstätten gearbeitet und bereits für eine Fabrik in Schwerin neuartige Maschinen geliefert.""® Einen „Apparat Spinnmaschinen nach niederländischer Art" baute Zerrahn 1812 für den Tuchfabrikanten Guiremand, für Sehlmacher 1813 eine Rauh- und Schermasdiine. Bald darauf erschien auch bei Tappert ein holländischer Arbeiter, nach dessen Angaben einige Schrobbel- und Streichmaschinen moderner Bauart angefertigt wurden. Damit war ein Anfang gemacht, und wenn das Erreichte audi noch nicht dem neuesten Stand des Maschinenbaus entsprach und längst nicht alle Ansprüche befriedigen konnte, „so war dadurch schon unendlich viel gewonnen". (1825), S. 170 f. Goldschmidt, Das Lehen . . S . 71; siehe audi Seite 23.

Beiträge ...1

304 Weber, Der Vaterländische Gewerbsfreund ... I/l, S. 4. ••'"5 A.a.O., S.40f.

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Im Februar 1814 kam man, angeregt durdi die günstige politische Lage, auf das frühere Vorhaben zurück und wollte einige Sadiverständige nach Westeuropa schicken, um an „Maschinen, Kunstgriffen und Fabrikgeheimnissen" das zu erlangen, was den preußischen Fabrikanten bisher unbekannt geblieben war.'"' Der Architekt und Fabriken-Kommissions-Rat Frank, der Berliner Fabrikant Tappert und zwei Tuchfabrikanten aus Luckenwalde, Gottlieb Busse und Wilhelm Liepe, traten die Reise am 19. Juni an. Die Fahrtkosten trug das Gewerbe-Departement, Frank bekam drei Taler Spesen pro Tag, da er die Reise als Mitglied der Technischen Deputation unternahm; die drei Fabrikanten mußten für sich selbst aufkommen. Sieben Wochen, bis zum 6. August, waren die vier Männer unterwegs und besiditigten etwa 60 Fabriken in den 20 größten Industriestädten Westeuropas.'"' Besonderen Eindruck machte auf die Reisenden die in den Niederlanden und Frankreich weit fortgeschrittenere Mechanisierung der Fabriken. Die Qualität der maschinell hergestellten Tuche war über jede Kritik erhaben. Der Beridit Franks enthielt eine Menge Anregungen und Hinweise für die inländische Industrie, auch die Beteiligten selbst konnten mit dem Ergebnis ihrer Reise zufrieden sein, besonders war die „Besiditigung mehrerer Baumwollspinnereien dem Tappert sehr nützlich". Das wichtigste Resultat erbrachte aber der Besuch der preußischen Reisenden bei Cockerill in Verviers. Die Maschinenbau-Anstalt Cockerills war der zentrale Punkt der gesamten niederländisdien Textilindustrie, die von hier aus mit den modernsten Maschinen versorgt wurde.""® William Codterill hatte als erster in Holland eine tadellose Masdiinenspinnerei für Schafwolle in Betrieb genommen, und aus seinem Betrieb gingen fast alle damals in Gebraudi befindlidien Kraft- und Arbeitsmaschinen hervor. In London nahm man es diesem Sohn Albions allerdings übel, daß er die Spinnmaschinen auf dem Kontinent eingeführt und damit das englische Monopol gebrochen hatte; er wurde dafür bürgerlich tot erklärt und ein Preis auf seinen Kopf gesetzt.""' 3»« Rep. 1 2 0 D I 1 , 9 . 307 Ygj "Treue, Eine preußische „technologische" Reise ..., passim. Auf den in unserem Zusammenhang wichtigen Besuch bei Cockerill geht Treue nicht näher ein. Über die Bedeutung Cockerills vgl. Henderson, Britain ..., und Ed. Morren, Cockerill, in: Biographie Nationale, hrsg. von der Kgl. Akademie von Belgien, Bd. 4, Brüssel 1873, S . 2 2 9 ff. 3»» Josef Kulisdier, Allgemeine Wirtschaflsgesdiichte des Mittelalters und der Neuzeit, 2. Aufl., München 1958, Bd. 2, S.479. Durch Gesetze von 1718, 1750, 1782 und

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Die Bekanntsdiaft mit diesem verdienstvollen Manne, den er bereits 1805/06 kennengelernt hatte, konnte Frank nun auf seiner zweiten Reise erneuern.'" Cockerill wohnte in Spa, um dort, wie Frank berichtete, „sein bei dem Maschinenbau erworbenes beträchtlidies Vermögen in Ruhe zu verzehren. Nicht leicht hat ein Medianikus mehr Vorteil für die Gewerbe gestiftet als Cockerill; er gehört aber auch zu den wenigen, welche durch den Maschinenbau reich geworden sind.'"" Wenige Tage später folgten dann der Besuch und die eingehende Besichtigung des Codcerillschen Unternehmens in Verviers bei Lüttich. Unabhängig von der Reise Franks hatte das Gewerbe-Departement fast gleichzeitig zwei Assortimente Spinnmaschinen bei Codkerill in Auftrag gegeben, und als die preußischen Besucher die Rede auf die unmodernen Einrichtungen der preußischen Fabriken braditen, zeigten sidi die Gebr. Cockerill bereit, in Berlin „eine Lohnspinnerei für eigene Rechnung zu erriditen, weil sie gehört hatten, daß hier ein großer Mangel an Gespinst herrsdien solle". Frank fügte hinzu: „Ich habe sie (!) nicht abgeraten, dieses Vorhaben auszuführen, weil ich glaube, daß es für unsere Tuchfabrikation von großem Nutzen sein würde." Die Bereitwilligkeit der Cockerills, nach Preußen zu kommen, verdankte man dem glücklidien Umstände, daß sich die preußischen Bemühungen mit den persönlichen, gesdiäfllichen Interessen der Gebr. Cockerill trafen. Die Zeit des großen Geschäfts in den Niederlanden war vorüber; es gab nicht mehr so viel zu verdienen, wie man es in dem rückständigen Preußen mit seinen veralteten Fabrikeinrichtungen erwarten konnte. „Die Zeitumstände 'sind jetzt für die CocJterills nicht mehr so günstig wie ehedem, da mehrere Mechaniker sich auf den Bau ihrer Maschinen gelegt haben und da die meisten Fabriken besonders für die jetzigen Verhältnisse®"® überflüssig mit Maschinen versehen sind. Um sidi einen neuen Absatz von Maschinen zu verschaffen, haben sie jetzt einen Kommis auf Reisen geschickt, welches bewirkt hat, daß sie bereits aus Sadisen und österreidi Aufträge bekommen haben; auch 1785 war die Auswanderung gelernter Arbeiter verboten worden. Erst 1824 erfolgte die Aufhebung dieser Bestimmung (Henderson, England..S. 266). "" Das Folgende nadi dem Beridit Franks vom 19. September 1814 in Rep. 120 D I l , 9 ; f o l . 40—82. William Cockerill hatte sich zu dieser Zeit gerade vom Geschäft zurückgezogen und die Leitung des Betriebes seinen Söhnen William jun., Charles-James und John überlassen. Vgl. Henderson, The State..S. 112 f. D i e Aufhebung der Kontinentalsperre brachte also audi für die niederländisdie Industrie beträditlidie Absatzsorgen mit sidi. Für Preußen siehe S. 138 und S. 212 f.

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hatte man bereits Nadiricht, daß das Gewerbe-Departement hierselbst eine Bestellung von zwei Sortimenten gemacht habe." Bei dieser nidit gerade übermäßig günstigen Auftragslage mußte ein Filial-Unternehmen in der preußischen Monarchie den Gebr. Cockerill verlockend erscheinen, und es erstaunt nicht, daß die Unternehmer auf die preußischen Anspielungen sofort eingingen, obwohl ihnen der Staat keine außergewöhnlichen Zuwendungen versprach. Ihnen lag daran, mit der preußischen Wirtschaft ins Geschäft zu kommen; wenn der Staat an ihrer Niederlassung besonders interessiert war und ihnen gewisse Vorteile zusagte, konnte es ihnen nur recht sein. Den Gewinn hatten in jedem Fall die Gebr. Cockerill und die preußische Wirtschaft. Tatsächlich kamen die Brüder John und Charles-James Cockerill im Frühjahr 1815 nadi Berlin, um eine moderne Wollspinnerei ins Leben zu rufen und in Verbindung damit eine Maschinenbau-Anstalt. Der Fiskus stellte ihnen die ehemaligen Kunheimschen Kasernengebäude in der Neuen Friedrichstraße 26—28 zur Verfügung, die die Cockerills auf eigene Kosten ausbauten und als Fabrik einrichteten. Sie verpflichteten sich, zehn Jahre hindurch nidit nur alle Arten von Maschinen und Werkzeugen zur Wollfabrikation anzufertigen, sondern auch deren praktische Anwendung zu demonstrieren. Erst nach Ablauf dieser Frist sollten die Grundstücke in ihr Eigentum übergehen.®'^ Die Erwartungen, die die Verwaltung in das Berliner Unternehmen der Gebr. Cockerill gesetzt hatte, wurden voll und ganz erfüllt. 1817, zu einer 2eit, da die Berliner Textilfabriken schwer unter der britischen Konkurrenz zu leiden hatten, könnte bei Cockerill eine neue 30-PSDampfmaschine aufgestellt werden; die vorhandene reichte nidit mehr aus und wurde an den Berliner Tuchfabrikanten Becker verkauft,'^' der übrigens den einen Satz der 1814 bei Cockerill in Verviers bestellten Spinnmaschinen erhalten hatte. Cockerills Unternehmen stand am Beginn einer neuen Entwicklung der Berliner Tuchmanufakturen. 1819 existierten in der preußischen Hauptstadt ähnliche Spinnereien für Schafwolle in den Fabriken von Sehlmacher (240 Spindeln), Becker (300 Spindeln), Guiremand (140 Spindeln), Kaapcke (660 Spindeln) und Tappert (680 Spindeln). Bei Tappert waren daneben noch 642 Spindeln für Baumwolle in Gang.'" Alle diese Etablissements waren mit den neuesten Maschinen versehen. Weber, Der Vaterländische Gewerbsfreund . . . I/l, S. 43 ff. Abhandlungen ... I (1826), S. 301. Pr. Br. Rep. 30 B, Tit. 72, Nr. 6 (330); fol. 69—71 und fol. 113.

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1825 gingen die Grundstücke endgültig in das Eigentum der Gebr. Cockerill über;'" sie waren ihren zehnjährigen Verpflichtungen zur vollsten Zufriedenheit der Regierung nachgekommen. Ihre Wollspinnerei enthielt zu dieser Zeit zehn Assortimente Spinnmasdiinen; es war eine vollständige Tuch-Appretur-Einriditung vorhanden, und die Dampfmaschine war noch immer die größte Berlins.®" Etwa 150—180 Arbeiter waren hier beschäftigt. Weitere Fabriken dieser Art hatten die Gebr. Cockerill auf Veranlassung der Verwaltung in Kottbus, Guben und Grünberg errichtet. Beuth konnte mit Recht auf die Berufung der Gebr. Cockerill stolz sein — hatte doch diese Angelegenheit von ihm ganz entscheidende Impulse erhalten: Nachdem er im Frühjahr 1814 als Soldat bei Cockerill in Quartier gelegen hatte und bei dieser Gelegenheit von der Bedeutung dieses Mannes und seiner Schöpfung einen Begriff bekommen hatte, trat er gerade zu dem Zeitpunkt seinen neuen Dienst beim Gewerbe-Departement an, als Frank und seine Begleiter von ihrer Reise und dem Besudi bei Cockerill zurückkehrten.®'" Als Beuth von Cockerills Bereitwilligkeit hörte, nach Berlin zu kommen, ruhte er nicht, bis er beim Minister v. Bülow die Berufung durchgesetzt hatte."® Die der Cockerillschen Fabrik von der Regierung zugedadite Aufgabe bestand darin, den Gewerbetreibenden durch die hier aufgestellten und von hier gelieferten Maschinen Vorbild und Musterbetrieb zu sein, sie zu belehren und zur selbständigen Aneignung der neuen Methoden zu erziehen. Nach einer 15jährigen Tätigkeit konnte man ohne Übertreibung feststellen, daß dieses Ziel erreicht worden war. Auch die Gebr. Cockerill waren mit den in diesem Zeitraum erzielten Ergebnissen zufrieden. Von 26 in Berlin arbeitenden Dampfmaschinen (1830) stammten neun von Freund und zwei von Egells; die übrigen 15 waren von den Gebr. Cockerill bezogen worden.'" Für die Herstellung der Zeitblatt... 3 (1830), S. 166 f. Vgl. Anlage E. Ein englischer Besudier hane das Unternehmen 1824 „a very large manufactury" genannt (Henderson, England..S. 270). Also im August 1814. Matsdioß, Preußens Gewerbeförderung . . S . 30. Vgl. Anlage E. Obwohl sich nur für einige Berliner Betriebe die Aufstellung Cotkerillscher Dampfmaschinen quellenmäßig nachweisen läßt, ist sehr wahrscheinlich, daß auch alle anderen Fabrikanten Berlins, die nidit von Freund oder Egells beliefert wurden, bei den Gebr. Cockerill bestellten. Dafür sprechen die vor dem Kauf mögliche Besichtigung an Ort und Stelle, die guten Leistungen der bereits in Berlin arbeitenden Maschinen, die kulanten Lieferungs- und Zahlungsbedingungen und vor allem die Sicherheit, bei etwa auftretenden Reklamationen oder späteren Schäden die mit der Maschine vertrauten Fachleute in unmittelbarer Nähe zu haben.

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verschiedenen Textilmaschinen trifft diese Vorrangstellung des CocJierillschen Unternehmens in noch größerem Maße zu, wobei noch zu berücksichtigen ist, daß sich die Maschinenlieferungen nicht auf das Berliner Wirtschaftsgebiet beschränkten.'^" Bereits 1819 konnten die Preise infolge des guten Absatzes für Dampf- und Spinnmaschinen herabgesetzt werden.®^' Der Umsatz in Preußen und besonders im Berliner Wirtschaftsgebiet hatte gehalten, was man sich versprochen hatte. Allmählich trat jedodi, ähnlich wie um 1815 in den Niederlanden, auch in Berlin eine langsame Sättigung des Absatzmarktes ein. Die von fortschrittlich denkenden Unternehmern geleiteten Betriebe waren mit modernen Maschinen ausgerüstet, und der „beispielgebende E f f e k t " ' " dieser vorbildlich eingerichteten Fabriken blieb abzuwarten. Das frühe Stadium der Industrialisierung kennt nämlich nodi keineswegs eine sehr steil ansteigende Kurve der Mechanisierung; die Vielzahl der kleinen, durchsdinittlichen Unternehmer ist erst nach und nadi zur gründlidien Reorganisation des gesamten Produktionsprozesses bereit — die Hinführung zu dieser Bereitschaft war ja letztes und höchstes Ziel der großen, vorwiegend wirtschafts-pädagogisch orientierten Gewerbeförderungs-Idee Beuths. Eine solche Erziehung, die nicht zuletzt eine Frage des Heranbildens einer neuen Unternehmer-Generation ist, braudit aber 2 e i t . Nach etwa zwei bis drei Jahrzehnten wird eine Wirtschaft dieses vorbereitende Stadium der Industrialisierung durchsdiritten haben; dann erst beginnt die Periode des „take-off", des großen Absprunges, in dem das Wachstum mehr oder weniger „automatisch" w i r d ' " und sich natürlich auch auf dem Absatzmarkt neue, in ihrer Dimension vorher kaum geahnte Verkaufsmöglichkeiten ergeben. So weit war man 1830 in Berlin noch längst nicht. D a ß aber die Tätigkeit der Gebr. Codcerill bei der Vorbereitung des späteren „take-off" außerordentlich wichtig war, geht aus der vorstehenden Darstellung eindeutig hervor. Die Sättigung des Absatzmarktes für die Gebr. Cockerill in Berlin muß als Ergänzung zu den eben genannten Gründen noch unter einem zweiten Aspekt betraditet werden. Dem Unternehmen entstand in der einheimischen Maschinenbau-Industrie, die ihren Kinderschuhen zu entwachsen begann, eine ernst zu nehmende Konkurrenz. Es sei nur an Z. B. arbeiteten fünf Dampfmaschinen von Cockerill in Kohlengruben. Vgl. darüber Abhandlungen ... I (1826), S. 319 ff. Weber, Der Vaterländische

Gewerbsfreund

Ritter, Die Rolle . . S . 103. A.a.O.,

S. 12, Anm. 5.

... 1/2, S. 308 f.

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die Maschinenbau-Anstalten von Freund und Egells erinnert. Das einstmals führende Etablissement des Berliner Masdiinenbaus sdiien, nachdem es die Erwartungen der Regierung und der Unternehmer nicht enttäuscht hatte, zu einem der üblidien, durchschnittlichen Betriebe herabzusinken. So war niemand mehr als gewöhnlich bei solchen Unglücksfällen erschüttert, als die Fabrik Ende 1831 in Flammen aufging. Damit war wohl auch für die Gebr. Cockerill die Berliner Episode endgültig erledigt; zwar wurden die Gebäude wieder hergestellt, aber „über ihre Verwendung und fernere Einrichtung" war bis 1834 nichts bekannt.'" Um diese Zeit verkaufte Codcerill ein im Tiergarten gelegenes und von ihm 1825 erworbenes Grundstüdc an den Kaufmann Wimmel.'^' Die preußische Regierung sah keine Ursadie, Cockerill auch weiterhin an Berlin zu binden; die mit der Berufung beabsichtigte Belebung der Wirtschaft in den Zweigen der Wollfabrikation und des Masdiinenbaus war in der Tat eingetreten, und mehr hatte man nidit erreidien wollen. Die Abwendung von jeder weiteren merkantilistisch gefärbten Unterstützung war eine notwendige Konsequenz des gestiegenen wirtschaftlidien Niveaus der inländischen Industrie. Es ist nicht erstaunlidi, daß die Regierung nach der erfolgten Verpflichtung der Cockerills einen weiteren Versuch ähnlidier Art unternahm. Am 15. Februar 1816 wurde der Berliner Mechaniker Neubauer'^' nach England, Schottland und Irland gesdiickt mit dem Auftrag, alle möglichen Erkundigungen über Flachsspinnmaschinen einzuziehen und zu versuchen, einen englisdien Fachmann zu finden, der bereit sei, sich in Berlin niederzulassen und hier eine Maschinenspinnerei für Fladis einzurichten.'" Es ging wohl vor allem darum, die 1815 von Lee erfundene neue Flachsbereitungsmethode kennenzulernen. Von dieser Mission Neubauers ist jedodi niemals wieder die Rede gewesen; allerdings sind die fraglichen Masdiinen dem Ministerium bald durch Corty bekannt geworden, und Hummel versuchte den Nadibau, aber mit wenig Erfolg.'^® Überdies wäre Berlin in jedem Falle für eine Maschinenspinnerei für Fladis nicht der rechte Platz gewesen, da die Leinenherstellung Zedlitz, Neuestes Conversations-Handhudj ..., Bd. 1, S. 135. Wilhelm Gundlach, Geschichte der Stadt Charlottenburg, Berlin 1905, Bd. 1, S. 322. Im Frühjahr 1834 hielt sich John Cockerill in Berlin auf, wie aus der Datierung seines Testaments hervorgeht: Berlin, den 6. April 1834 (Morren, Cockerill, S. 237). Über Neubauer ist sonst nidits bekannt. Mitgeteilt von Benaerts, Les Origines ..., S. 360. 'M Weber, Der Vaterländische Gewerbsfreund... I / l , S. 289, und Beiträge (1825), S. 338—51.

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hier niemals eine große Rolle gespielt hatte. So ließ wohl auch Beuth dieses Projekt fallen — ein englischer Interessent hatte sidi ja auch nicht eingefunden — und konzentrierte seine Bemühungen um die maschinelle Flachsspinnerei auf Schlesien, wo die Gebr. Alberti in Waldenburg, vom Staat kräftig unterstützt, das erste derartige Etablissement in Preußen aufbauten. Ebenfalls ohne Einfluß auf die Berliner Wirtschaft blieb die auf einen Hinweis von Egells erfolgte Berufung des englischen Tuchmachers Charles Aldridge, dem die Aufgabe der Einführung englischer Webstühle in die preußische Tuchfabrikation gestellt wurde.'^° Als zweiter Berliner Gewerbezweig erhielt die Lampen-Industrie infolge der Verpflichtung eines Fachmannes aus dem Ausland durch die preußische Regierung einen bedeutenden Auftrieb. Die Erzeugnisse dieser Branche, die von zünftigen Klempnern und einigen wenigen Blechwarenfabrikanten hergestellt wurden, waren veraltet, unpraktisch und nicht entfernt mit den fortgeschritteneren englisdien und französisdien Produkten vergleichbar. Als sich nun im Jahre 1814 die Gelegenheit bot, einen ausländisch geschulten Fachmann für die so kümmerlidie Berliner Lampenindustrie zu gewinnen, griff man zu und zögerte nicht lange, die eben noch stolz verkündeten liberalen Thesen fallen zu lassen und an ihre Stelle die bewährte merkantilistische Praxis zu setzen. Auf seiner Reise durch Westeuropa im Sommer 1814 traf der Fabriken-Kommissar May in der Lampenfabrik von Bordier-Marces vorm. Argent in Paris einen deutschen Werkmeister namens Karl Joseph Sdiweighofer.'®" Mit großer Zuvorkommenheit führte dieser den preußisdien Besucher durdi das ganze Etablissement und erwähnte dabei, daß er, ein gebürtiger Breslauer, gern nach Preußen zurückkehren wolle, aber keine Mittel besitze, um ein eigenes Geschäft eröffnen zu können. May, der die traurige Situation der Berliner Lampenindustrie durdi seine Tätigkeit in der Technisdien Deputation sehr wohl kannte, ließ sich diesen Sachverhalt von Schweighofer bestätigen und befürwortete nach seiner Rückkehr beim Departements-Chef Kunth den auf sein Anraten gestellten Antrag Schweighofers auf Bewilligung von 800 Franken zu freier Disposition. May charakterisierte Schweighofer als „sehr sachverständigen und für sein Fadi wissenschaftlich gebildeten Mann", der für die Berliner Lampenfabrikation sicher von großem Nutzen sein würde. Er erwähnte, daß Schweighofer Spezialist für die ganz moderne Benaerts, Les Origines . . S . 361. Rep. 120 D I 1,10.

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„lampe astrale" sei, die man in Berlin überhaupt nodi nicht herstelle. Kunth leitete das Gesudi Schweighofers zusammen mit der Empfehlung Mays an den Minister weiter, schlug aber vor, man solle dem Schweighofer erst einen Teil des Geldes geben und den Rest, „wenn er seine Geschicklichkeit durch Anfertigung einer Tisch- und anderen Lampen . . . dargetan hat". Mehr geht aus den vorliegenden Akten nicht hervor. Man hat aber vermutlich den von Kunth vorgeschlagenen Weg beschritten — schon um nicht zu auffällig in merkantilistischen Geleisen zu fahren. Das Berliner Adreßbuch von 1818 verzeichnet Schweighofer als „Klempner, Schustergasse Später hieß es einmal von seinem Betrieb, daß ihm zu dessen Einriditung „Unterstützungen aus Königlicher Kasse gewährt worden sind";®'^ nähere Angaben fehlen. Die Tätigkeit Schweighofers erwies sich binnen kurzer Zeit als äußerst segensreich für die Berliner Lampenindustrie. Bereits 1818 wurde sein Unternehmen wiederholt als „Fabrik" bezeichnet. Für seine Arbeiter hatte er schon zu dieser Zeit eine Krankenkasse eingerichtet. In seinem Jahresbericht pro 1823 konnte Kunth mit einigem Stolz mitteilen:™ Was in der Berliner Lampenfabrikation jetzt geleistet wird, „ist man vorzüglich den Parisern Mustern schuldig", und er vergaß nicht, auf die bahnbrechende Leistung Schweighofers hinzuweisen, der während Kunths Amtstätigkeit für Preußen gewonnen worden war. Neben der Ausführung der in Industrie und Haushalt am meisten verwendeten Lampen wandte sich Schweighofer audi anderer Klempnerarbeit, „die besondere Genauigkeit fordert", zu. Sein eigentliches Spezialgebiet wurde jedodi in zunehmendem Maße die Straßenbeleuchtung. Schon Kunth erwähnte 1823, daß Schweighofer Straßenlaternen für Berlin und andere Städte gebaut habe. Dieses Arbeitsgebiet nahm ihn immer mehr in Anspruch, und 1827 hören wir von Schweighofer selbst,®®^ „daß mein Geschäftsbetrieb außer der Fabrikation guter Lampen sich hauptsädilich auf Ausführung von städtischen Straßenbeleuditungen bezieht und (ich) bereits außer in Berlin neun Städte, teils teilweise und teils ganz beleuchtet habe". Zeugnisse der Behörden in Frankfurt a. d. Oder, Brieg und Bunzlau bestätigten das. 1831 wird er als „Laternen-Fabrikant" erwähnt.'®^ C. F. W. Weber, Wohnungsanzeiger 1818, Teil 4, S. 33. Rep. 120 B V 1, 8; fol. 37. Nach diesen Akten audi das Folgende. 333 Rep. 120 A VI 2, 5; Vol. 1, fol. 387. 334 Rep. 120 E XVI 2, 2 a ; Vol. 1, fol. 161. 335 Zeitblatt.. .4 S.205.

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Als Anerkennung seiner besonderen Verdienste auf dem Gebiet der Lampenfabrikation erhielt Sdiweighofer anläßlich der Gewerbe-Ausstellung von 1827 die silberne Denkmünze.'" Für die Regierung war jedodi der wertvollste Lohn, daß sie auch in diesem Falle einen schönen Erfolg ihrer Gewerbepolitik verbuchen konnte. Schweighofers Aufstieg zum führenden Vertreter der Berliner Lampenindustrie bewies, daß man mit seiner Berufung unter eigentlich nicht zeitgemäßen Mitteln keinen Fehlgriff getan hatte. Der Rückfall in die merkantilistische Praxis wurde audi hier durch die besonders schlechte Lage des betreffenden Gewerbezweiges bedingt und durch das überaus glänzende Resultat vollkommen gereditfertigt. Waren es bei der Niederlassung Codieriiis die Maschinen und beim Etablissement Schweighofers die bessere Technik der Lampenfabrikation, an denen sich die Verwaltungsbehörden besonders interessiert zeigten, so stammt ein drittes Beispiel staatlicher Fadiarbeiter-Werbung im Ausland aus der Sphäre des Handwerks. Alle zeitgenössisdien Berichte bezeugen übereinstimmend die Mangelhaftigkeit der Berliner Straßenpflasterung in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts.'" Feld- und Kieselsteine bildeten den Belag der wenigen überhaupt gepflasterten Straßen, und die zünftigen Steinsetzer taten wenig zur Besserung der Verhältnisse. Erst seit 1823 wurde das Problem einer generellen Behebung dieser teilweise katastrophalen Zustände von den Lokalbehörden energischer in Angriff genommen. Der eigentliche Schöpfer des neuen Berliner Straßenpflasters, auf das viele zeitgenössische Berichte lobend hinwiesen,''® stammte jedoch nidit etwa aus den Kreisen der zünftigen Steinsetzer Berlins, sondern war aus dem Ausland in die preußische Hauptstadt gekommen. Es war der Belgier Yvedonne Ernotte. Er selbst berichtete im Jahre 1826 über seine Niederlassung in Berlin:'" „Infolge sehr ehrenhafter und schmeidielhafter Aufforderung verließ ich vor etwa neun Jahren die Stadt Lüttich, wo ich als Steinsetzer ein reichliches Auskommen hatte und kam hierher, um zu versuchen, ob 33« Vgl. Anlage C. Vgl. die Auswahl in dem von Ruth Köhler und Wolfgang Riditer herausgegebenen Buch Berliner Leben 1806—1847, Erinnerungen und Berichte, Berlin [Ost] 1954, S. 125 ff. 2 . B. Beiträge . . . 2 (1826), S. 160. A. Knoll, Geschichte der deutschen Steinsetzer-Bewegung, Bd. 2 f = Die Berliner Steinsetzer-Gesellenschafi 1732—1893), Berlin 1913, S. 294, Anlage 12.

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die dortige Art des Straßenpflasters hier Beifall und Eingang finden würde. Es gesdiah mit den besten Erwartungen und diese sind nidit getäuscht worden; vielmehr fand meine Arbeit die größte Billigung nicht nur von Seiten des Publikums, sondern audi von Seiten der betreffenden Behörden, weldie midi alsbald mit Aufträgen in Beziehung auf die königlichen und städtisdien Bauten beehrten." Die von Emotte erwähnte „sehr ehrenhafte und schmeichelhafte Aufforderung" wird wahrsdieinlich wie im Falle Schweighofers ebenfalls vom Fabriken-Kommissar May ausgesprochen worden sein, der sich einige Zeit vor dem Umsiedlungstermin Ernottes („vor etwa neun Jahren") auf seiner großen Reise durdi Westeuropa befunden hatte.'" Es bleibt nach den Worten Ernottes kaum ein Zweifel, daß er von sich aus nidit nach Berlin gekommen wäre, da er in Lüttich gut verdiente und keinen Grund zur Umsiedlung gehabt hätte, wenn ihm nidit von der preußisdien Regierung gewisse Vergünstigungen zugesagt worden wären, die ihm dann audi nach einer Zeit der Bewährung in Form staatlicher oder kommunaler Aufträge zuteil wurden. Obwohl die Meister der Berliner Steinsetzer-Zunft dem zugewanderten Ernotte immer neue Sdiwierigkeiten in den Weg legten, die Gesellen gegen ihn aufhetzten und ihm sogar das Recht bestritten, Meister zu werden,'" setzte sich die moderne Pflastermethode Ernottes und damit auch die Gewerbefreiheit gegen alle zünftlerischen Vorurteile durch. Die von Ernotte eingeführte Pflasterung „nach Lütticher Art" mit viereckig behauenen Granitsteinen bestimmte bereits 1829 weitgehend das Straßenbild Berlins.'" Für das Steinsetzer-Handwerk gab die Einführung des „Lütticher Pflasters", wie es bald allgemein genannt wurde, den Anlaß zu einem beträchtlichen Aufsdiwung. Die Zahl der in diesem Gewerbe Beschäftigten stieg von 48 im Jahre 1801 auf 85 im Jahre 1830,'^' weil, wie beriditet wird,'" „für die Verbesserung des Straßenpflasters in Berlin so unendlich viel gesdiieht". 1846 betrug die Zahl der selbständigen und abhängigen Stein- und Dammsetzer in Berlin 133. Die größeren Betriebe lagen zwar noch in der Hand der adit Zunftmeister; neben dieRep. 120 D I 1,10. Vgl. die Schilderung bei Knoll, Geschichte ..., Bd. 2, S. 294 f. W. Mila, Berlin oder Geschichte des Ursprungs, der allmählichen Entwicklung und des jetzigen Zustandes dieser Hauptstadt..., Berlin-Stettin 1829, S. 499. Wiedfeldt, Statistische Studien . . S . 280. ä " Zeitblatt... 4 (1831), S. 210.

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sen gab es aber mit 19 Selbständigen eine erheblidi größere Zahl an Steinsetzern, die nicht der Zunft angehörten.®" So waren recht eigentlich durch das Erscheinen des Belgiers Ernotte in Berlin die alte Zunftexklusive und der technische Traditionalismus bei dem SteinsetzerHandwerk überwunden worden. Ein anderer Berliner Handwerkszweig, in dem noch Methoden vorherrschten, wie sie hundert Jahre vorher üblich gewesen waren, war die Goldschmiedekunst mit allen dazugehörigen Fertigkeiten der Verarbeitung und Behandlung von Edelmetallen.'" Schon 1816 hatte die Königliche Eisengießerei den Bronzegießer Lequine und den Ziseleur Cou^ aus Frankreich nach Berlin gerufen, wo sie neben ihrer praktischen Tätigkeit vorzugsweise mit der Heranbildung von Berliner Bronzegießern und Ziseleuren betraut wurden,'" so daß sich auch hier die merkantilistische Tradition, ausländische Facharbeiter gleichzeitig als Fachlehrer wirken zu lassen,'" fortsetzte. Aber erst durch die Anwerbung eines besonders tüchtigen Vertreters seines Faches wurde auf diesem Gebiet ein genereller Wandel erreicht. Der 1794 in Berlin geborene Johann Georg Hossauer, Sohn eines Nagelschmiedes, erlernte zunächst die Klempnerei und kam dann als Soldat nach Paris. Sein Wunsch, sich dort weiterzubilden, wurde zugunsten einer vorherigen praktischen Tätigkeit in der Bronzewaren-Fabrik von Werner & Miethe zurückgestellt; aber 1818 fuhr er mit 40 Rtlr. aus der Staatskasse nach Paris, um in der Fabrik von Tourot d. Ä. die Arbeitsmethoden für leichte Metallwaren kennenzulernen.'" Seit Dezember 1818 war er hier als contremaitre ( = Vorarbeiter) tätig. Ähnlich wie im Falle Schweighofers ging der Wunsch nach einer Niederlassung in Preußen von ihm selbst aus: Beim Besuch Friedrich Wilhelms III. in Paris erschien er mit einigen seiner Arbeiten im Vorzimmer des Königs und fand damit den allerhöchsten Beifall. Sein Immediatgesuch wurde sofort genehmigt und das Ministerium angewiesen, Hossauer 500 Rtlr. zur Etablierung in Berlin auszuzahlen. Im Juni 1819 richtete er seine erste Werkstatt in der Kaiserstraße ein. Ein kleines Wiedfeldt, Statistische

Studien . . S . 280, und Saß, Berlin, S. 255.

Vgl. C. Brecht, Johann Georg Hossauer, i n : Vermischte Schriften im Anschluß an die Berlinische Chronik und an das Urkundenbuch 1 (1888), hrsg. von dem Verein f ü r die Geschichte Berlins, Teil B/1, S. 1—8. Vgl. Schmitz, Berliner Eisenkunstguß, Hinze, Die Arbeiterfrage

...,

S. 40 f.

S. 187.

Das Folgende nach Brecht, G. Hossauer,

S. 2.

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Walzwerk hatte er aus Paris mitgebracht, für die übrigen Maschinen und Werkzeuge zur Fabrikation edler und unedler Metallwaren bewilligte ihm das Ministerium 2 739Rtlr.^°° Die Geräte sollten nach 18 Monaten in sein Eigentum übergehen. Die Gesdiiclite Hossauers in den nächsten Jahren ist die Geschichte eines glänzenden Aufstiegs.'" Er begann seine Arbeit 1819 mit der Herstellung silberplattierter Waren, unterstützt von nur einem Gehilfen. Bald durfte er gegen Erstattung der Betriebskosten das große Walzwerk bei Neustadt-Eberswalde benutzen, dehnte seine Arbeiten dann auf Platin, Gold, Silber und Bronze aus, erfand neue Legierungen, brachte Verbesserungen an seinen Maschinen an, lieferte die gold- und silberplattierten Kupferbleche für die Knopffabrikation und gilt als Begründer der Metalldrückerei in Berlin. Goldene Denkmünzen bei den Gewerbe-Ausstellungen von 1822 und 1827, das Prädikat „Goldsdimied des Königs" und andere Ehrungen geben einen Hinweis auf die Bedeutung Hossauers, der manchmal von Beuth sein „cheval de bataille" genannt wurde, wenn es galt, in Regierungskreisen Angriffe gegen die Gewerbefreiheit abzuwehren.'®^ Solch ein ideales Aushängeschild für die liberale Wirtschaft war aber Hossauer nun doch nicht. Neben seiner vom Staat finanzierten Niederlassung und Werkstatteinrichtung ist noch eine sehr merkwürdige Art staatlicher Unterstützung zu erwähnen: Hossauer hatte den Auftrag bekommen, parabolisdie Hohlspiegel für vier Leuchttürme an der Ostsee zu liefern. Bis 1827 ergab sich dabei für den Staat eine Ersparnis von 12 800 Rtlr. gegenüber den englisdhen Preisen. Diese beträchtliche Summe wurde — sozusagen als Belohnung — an Hossauer überwiesen,'®' und das zu einer Zeit, in der für diesen Betrieb wahrhaftig keine Unterstützung im Sinne einer Pionierinvestition'" wie etwa 1819 mehr nötig Am Beispiel Hossauers zeigt sich eine enge Verknüpfung von FacharbeiterWerbung und finanzieller Unterstützung. Obwohl dem letzten Komplex ein eigenes Kapitel gewidmet ist, empfiehlt es sidi, die Geschichte der Niederlassung Hossauers und der gewährten Unterstützungen im 2usammenhang darzustellen. Die folgende Übersicht beruht auf Brecht, G. Hossauer, S. 1 ff., Zedlitz, Neuestes Conversations-Handbuch ..Bd. 2, S. 316 ff., und Zeitblau ...5 (1832), S. 71 f. Vgl. auch den kleinen Aufsatz von Wolfgang Scheffler, Ein Porzellantablett für George Hossauer, in: Jahrbuch für Brandenburgische Landesgeschichte 11 (1960), S. 47 ff. =52 Zitiert bei Brecht, G. Hossauer, S. 6. » A.a.O., S. 3. Pionierinvestitionen sind solche Investitionen, „die auf neuen Ideen beruhen und der Herstellung neuer Produkte oder der billigeren und (oder) besseren Herstellung 8

Mieck

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I. Die staatlich gelenkte

Gewerbeförderung

war. Vielleicht spielte in diesem Falle eine besondere Sympathie des Königshauses mit, die ihm auch erstmals in Preußen die Ehre zuteil werden ließ, das große königliche Wappen bei seiner Firma anzubringen. In dem Beuthsdien Programm der Gewerbeförderung hatte eine solche Form der Unterstützung nichts zu suchen, und ein besonderes Wohlwollen Beuths gegenüber Hossauer, der auch Gründungsmitglied des Gewerbevereins war, muß als Grund für diese Zuwendung ausgeschlossen werden. Dagegen spricht Beuths ganze Persönlichkeit mit ihrem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, Fairneß und Gleichheit der Chancen für jeden; z.B. wurde eine Klage Hossauers wegen zu hoher Gewerbesteuer-Veranlagung 1830 von Beuth sehr sadilidi und bestimmt zurückgewiesen.'" Daß der rasche Aufstieg Hossauers nicht ohne Rückwirkung auf die gesamte Berliner Edelmetall-Verarbeitung bleiben konnte, ist selbstverständlich. Die zeitgenössischen Berichte heben diese Tatsache immer wieder hervor. Ältere Fabriken wie die von Förster & Hagemeister erhielten neue Anregungen,'^' andere Gewerbetreibende wie Müller und Eisenstein wandten sich erst jetzt der Edelmetall-Bearbeitung zu.'" Ein von Egells 1823 nach Hossauers Angaben gebautes Prägewerk wurde von ihm selbst, da es „nur mit Lebensgefahr und unter großer Vorsicht gebraucht" werden konnte, wesentlich verbessert, und der Maschinenbauer Manori fertigte soldie Apparate dann für Müller (Plattierer), Friedländer (Juwelier), Vollgold (Ziseleur in der Königlichen Eisengießerei) und andere an.'°® Um 1830 gab es in Berlin schon 33 Plattierer, Metalldrechsler und M e t a l l d r ü c k e r D i e Anzahl der im Handwerksbereich der „Gürtler und Bronzeure" beschäftigten Personen war von 157 (1806) auf 248 (1830) gestiegen,"" und 1830 existierten bereits, nimmt man die gesamte Verarbeitung der Edelmetalle einschließlidi der Doublefabrikation zusammen, 27 größere Fabriken für Gold-, Silber- und Bijouteriewaren.'" Schließlich sei erwähnt, daß Hossauer Beuth auf den jungen Juwelier bereits bekannter Produkte dienen." Vgl. Ritter, Die Rolle . . S . 65. Dort audi ausführlidie Erläuterung des Begriffs. Rep. 120 C V, 8. Zeitblatt... 5 (1832), S . 7 0 f . »57 A.a.O., S. 71 f. 358 Brecht, G. Hossauer, S. 3. 35» Zeitblatt... 4 (1831), S.238. 3«» A.a.O., S. 205. Zedlitz, Neuestes Conversations-Handbuch . . . . Bd. 1, S. 286.

Die Mittel der Gewerbefördermg

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Carl Wagner hinwies, der dann um 1825"^ mit dem Niellieren'"' einen neuen Zweig der Goldsdimiedekunst begründete, später nadi Paris ging und dort Teilhaber des berühmten Geschäftes Mention & Wagner wurde.'" Die von der preußisdien Regierung mit den Auslandsreisen ihrer Beamten verknüpfte Werbung von Fachleuten ist durch die Beispiele Cockerill, Schweighofer und Ernotte nachgewiesen. Obwohl die Niederlassung Hossauers nicht auf eine solche Reise, sondern auf den Besuch des Königs in Paris zurückzuführen ist, kann man diesen Fall ohne weiteres neben den drei ersten nennen und feststellen, daß die maschinelle Wollspinnerei, der Maschinenbau, die Lampen- und Laternenfabrikation, die Steinsetzerei und endlich die gesamte Verarbeitung von echten und plattierten Edelmetallen entscheidende Impulse durch die vom Staat nadi Berlin gerufenen Spezialisten erhielten. Alle diese Fälle haben etwas Gemeinsames: Sie stammen aus dem zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts, der Zeit also, in der die Verwaltung mit allen Mitteln bemüht war, den Anschluß an die weit vorausgeeilte europäische Industrie herzustellen. Dabei war man sich einig in der doktrinären Verurteilung des Merkantilismus, gelangte aber notgedrungen mehr und mehr zu der Einsicht, daß die eigene Industrie, so wie sie jetzt existierte, nicht die Voraussetzungen mitbrachte, um den Existenzkampf in der freien Konkurrenz bestehen zu können. Die maßgebenden Beamten (Kunth!) hatten zwar einige Ideen, wie man eine erfolgreiche Gewerbeförderung unter den neuen Gegebenheiten anpacken müsse; es fehlte aber an einem klaren Programm, an einem System, wie es dann von Beuth verwirklicht wurde. Nöda war die Vorstellung einer neuen Art der staatlich gelenkten Gewerbeförderung dunkel und hatte keinerlei feste Gestalt gewonnen. Als sich die wirtschaftliche Situation in einigen Berliner Gewerbezweigen weiter verschlechterte, anstatt den durch die liberale Gesetzgebung erhofften Aufschwung zu nehmen, scheute man sich daher nicht, in diesen Fällen auf die typisch m.erkantilistische Maßnahme der Spezialisten-Werbung in den ausländischen Staaten zurückzugreifen, als sich die Gelegenheit dazu bot. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, daß es sich hier um ein echVgl. den Aufsatz von Beuth über das Nieliieren in Verhandlungen . . . 4 (1825), S. 113—20. Unter Nieliieren versteht man das Hervorbringen schwärzlicher Verzierungen auf hellem Grund. Amtlicher Bericht über die Allgemeine Deutsche Gewerbe-Ausstellung in Berlin im Jahre 1844, Bd. 1, Berlin 1845, S. 329. 8»

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I- Die staatlich gelenkte

Gewerheförderung

tes Weiterleben merkantilistisdier Einwanderungspolitik handelt — zwar in bescheidenem Ausmaß, aber von hervorragender Bedeutung für die Berliner Wirtsdiaft. Als Ergänzung zu der vom Staat geförderten Niederlassung ausländisdier Spezialisten muß an dieser Stelle etwas über die privaten Bemühungen einzelner Gewerbetreibender um ausländische Fachkräfte gesagt werden. Zwar bot der sich in Berlin ausbildende Arbeitsmarkt bald ein beträchtlidies Reservoir an Arbeitern in rein quantitativer Hinsicht, die vielleicht auch geeignet waren, nadi kurzer Anlernung in den modernen Produktionsstätten nützliche Arbeit zu leisten, aber qualifizierte Arbeitskräfte blieben selten — wo sollten sie bei der rückständigen Technik Preußens auch herkommen? Der von Beuth bestrittene Weg der Ausbildung einheimischer Gewerbetreibender konnte erst später seine Früchte tragen; bis dahin blieb man in vielen Gewerbezweigen weitgehend auf ausländische Fachleute angewiesen. Unabhängig vom Staat zogen mehrere Unternehmer daraus die Konsequenz und besorgten sich selbst die benötigten Spezialisten. Dazu einige Beispiele: Hossauer, der mit nur einem Gehilfen in Berlin 1819 seine Arbeit begann, war gezwungen, einen „Monteur" und einen „Estampeur sur tour" ( = Dreher) aus Paris zu holen. Weil die Verbindung von Klempner- und Kupferschmiede-Handwerk hier infolge der zünfllerisdien Zersplitterung'" nicht existierte, mußte er diese Arbeiten selbst madien, bis er seit 1822 zwei Berliner, den Goldschmied Jacob und den Klempner Boke, zu tüchtigen „Planeurs sur tat" ausbildete."® Besonders beim Maschinenbau lassen sich ausländische Fachkräfte nachweisen. Vom Niederländer Zerrahn ist schon die Rede gewesen.'" Der erwähnenswerte Fall, daß ein Engländer einen zweiten mitbrachte, trifft für Humphreys, den Erbauer der ersten preußischen Dampfschiffe, und seinen Mechaniker Biram zu.'" Auch für die „Englisdie Kattunfabrik" von Abeking wurde ein Engländer, der Masdiinenbauer Foster, angeworben.'®' Biram und Foster arbeiteten später u. a. viel für Dannenberger, der damals die größte Kattundruckerei Berlins betrieb. D a f ü r bietet gerade die Metallgießerei ein gutes Beispiel. E s gab die streng v o n einander getrennten Zünfte der Rotgießer ( K u p f e r ) , Gelbgießer (Messing),

Gürtler

(Gürtelbeschläge), Bronzegießer, Zinn- und Kannengießer, Knopfgießer und Glodiengießer. Vgl. Rachel, Berliner 3«« Brecht, G. Hossauer, Siehe Seite 101. 368 Siehe Seite 164. 39« Siehe Seite 130.

Wirtschaßsieben

S. 2 .

. .

S. 1 9 2 ff.

Die Mittel der Gewerbefördermg

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Bei seiner Englandreise 1822, von der er auch Egells mitbrachte, gelang es Dannenberger, „den anerkannt besten Stahlgraveur von Manchester" namens Ferguson gegen freie Reise und 14 Pfund die Woche auf drei Jahre für sein Berliner Unternehmen zu verpflichten. Der Vertrag wurde 1825 auf drei weitere Jahre, diesmal nur für 10 Pfund Wodienlohn, verlängert. Während seiner zweiten Englandreise 1826 engagierte Dannenberger die beiden Werkmeister Beavers und Gibbons, ebenfalls aus Manchester."" Daß die Aufstellung der Cockerillschen Dampfmaschine bei Tappert durch einen aus England herbeigerufenen Mechaniker erfolgte,'" wurde bereits erwähnt. Schließlich mögen noch die Gebr. Freund genannt werden, die 1814 aus Kopenhagen nach Berlin gekommen waren, nachdem der ältere Bruder dort bereits vier Jahre die Werkstatt seines Onkels geleitet hatte.'" Über die Gründe der Übersiedlung wissen wir nichts, wenn es auch feststeht, daß ihnen keinerlei staatliche Unterstützung zuteil geworden ist. Vielleicht hatte der preußische General-Münz-Direktor Goedeking bei seinem Besuch in Kopenhagen die Brüder auf den rüdeständigen Berliner Maschinenbau und damit auf die guten geschäftlichen Möglichkeiten eines tüchtigen Mechanikers aufmerksam gemacht. Daß die Freundsche Maschinenbau-Anstalt bald zu den ersten Berlins gehörte, ist schon an anderer Stelle dargestellt worden. Das vorstehende, den Auslandsreisen und ihren Ergebnissen gewidmete Kapitel hat am Beispiel Berlins zu zeigen versucht, in welch starkem Maße die preußische Industrie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Informationen, Maschinen und Fachleuten aus dem Ausland abhängig war. Wenn Pierre Benaerts in einem ganzen Abschnitt seines Budies über die Ursprünge der deutsdien Groß-Industrie den Einfluß und die aktive Teilnahme des Auslandes untersucht,"" so muß man dem für die preußische und besonders die Berliner Wirtschaftssituation zustimmen. Ohne diese Verpflanzung ausländisdier Tedinik und sogar ausländischer Techniker hätte die Berliner Industrie um die Mitte des Jahrhunderts kaum das von den für das Wirtschaftsleben Verantwortlichen gestedkte Ziel erreichen können: eine konsolidierte Position, von der aus mit großer Aussicht auf Erfolg der Schritt in den internationalen FreiStephan, / . F. Dannenberger..., s" Abhandhngen

S. 30 ff.

. . . 1 (1826), S.237.

Weber, Der Vaterländisdte Benaerts, Les Origines..Kap. l'etranger", S. 333—368.

Gewerbsfreund.

.. 1/2, S. 65 ff.

I X : „L'influence et la participation active de

118

I- Die staatlich gelenkte

Gewerbeförderung

Handel gewagt werden konnte. Der Weg dorthin konnte nur beschritten werden, wenn man auch im Zeltalter des ökonomischen Liberalismus auf gewisse merkantilistische Methoden und Mittel der Gewerbeförderung nidit verzichtete. Um dieses Kapitel abzuschließen und dabei die Thematik der Auslandsreisen unter einem anderen Aspekt zu betrachten, soll jetzt über eine Auslandsreise beriditet werden, die nidit stattfand. Im Oktober 1816 wurde in der Fabrik von Hensel & Schümann die erste Gasbeleuchtungs-Anlage Berlins in Betrieb genommen; 400 Fuß Leitungsrohre führten das Gas aus dem Gasometer, der auf dem H o f stand, zu den 40 Brennstellen."^ Der Erbauer war der 23jährige Georg Christian Freund. Die neue Art der Beleuchtung erregte in Berlin großes Aufsehen, und sogar der König fand sidi mit großer Hofgesellschaft zur Besichtigung ein. Friedrich Wilhelm I I L selbst soll es gewesen sein, der den Unternehmern vorschlug, die Beleuchtung der Straßen Berlins mit Gas zu übernehmen.'" Hensel & Schumann lehnten jedoch ab. Vielleidit hätte man sidi mit diesem Angebot besser an Freund wenden sollen: dieser richtete noch im gleichen Jahr eine Gasbeleuchtung für die Weinhandlung von Hippel, Jägerstraße 37, ein, und 1818 folgte eine ähnliche Anlage für das Warenlager der „Patenthut-Fabrik" von Ehrich in der Unterwasserstraße 5."° Freund, der dabei wertvolle Erfahrungen sammeln konnte und sicher auch von der königlichen Anfrage bei Hensel 8c Schumann gehört hatte, trat nun von sich aus mit dem Projekt einer öfFentlidien Gasbeleuditung hervor. Auf diesem Gebiet hatte die Haupt- und Residenzstadt noch ganz die provinzielle Beschaulichkeit früherer Jahrhunderte bewahrt. In den größeren Straßen verbreiteten einige wenige primitive Öllampen ihr spärliches Licht; vom I . M a i bis zum 31. August und außerdem in allen Mondscheinnäditen blieben die Straßen nachts ganz ohne Beleuchtung.'" Um hier eine erste Abhilfe zu schaffen, hatte sich Freund mit dem Leiter der Straßenbeleuchtungs-Anstalt, dem Bauinspektor Mandel, zusamWeber, Der Vaterländische Gewerbsfreund ... 1/2, S. 297. Ein Besuch bei Hensel & Schumann, S. 4. Pr. Br. Rep. 30 B, Tit. 72, Nr. 6 (330), fol. 37. Vgl. audi Weber, Der Vaterländische Gewerbsfreund ... 1/2, S. 74. Über die Versuche, das Stadtbild zu modernisieren vgl. Ilja M i e d , Die werdende Groß-Stadt, in: Der Bär von Berlin (= Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins) 9 (1960), S . 5 1 ff.

Die Mittel der Gewerbeförderung

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mengetan und unterbreitete der Regierung seinen Vorsdilag, der zunächst die nähere Umgebung des Schlosses für die Gasbeleuchtung vorsah."® Ein von dem Londoner Gas-Fachmann Prof. Accum erbetenes Gutachten war jedoch recht skeptisch gehalten, und Humboldt sprach sich gegen das Projekt aus. Aber der Polizeiminister Wittgenstein war anderer Meinung: „Wenn sich die Kosten für den Staat nicht zu hoch belaufen", wollte er Freund, „der viele Anlagen verspricht", zum Studium der englischen Gasbeleuchtungs-Anlagen nach London schicken. Aus dieser Reise ist nichts geworden — warum, wissen wir nicht. Wir können hingegen mit ziemlicher Sicherheit behaupten, daß sich die preußische Regierung damit eine große Chance entgehen ließ, denn bei der Qualität Freunds kann kaum daran gezweifelt werden, daß seine Reise von erheblichem Nutzen gewesen wäre: für ihn, und vielleicht auch für die Berliner Straßenbeleuchtung. Man war aber in Regierungskreisen noch recht mißtrauisch gegenüber den Fähigkeiten der einheimischen Mechaniker und setzte mehr auf die ausländischen Fachleute, vielleicht in diesem Falle durch die Sorge um die öffentliche Sicherheit noch verstärkt. Dennoch könnte man sagen — freilich mit allem Vorbehalt, da der quellenmäßig gesicherte Boden hier verlassen werden muß — daß nicht zuletzt infolge der Ablehnung einer Reise Freunds nach England für die Berliner Straßenbeleuchtung die notwendige Modernisierung zunächst unterblieb. Die Folgen dieser Unterlassung fielen einige Jahre später auf die Verwaltung selbst zurück, als man nämlich 1825 mit einer englischen Gesellschaft einen Vertrag zwecks Einführung der Gasbeleuchtung in Berlin abschloß und dabei ein 21 jähriges Exklusiv-Privileg zugestehen mußte.'" Dieses Monopol machte es den Behörden in den folgenden Jahren unmöglich, irgendwie gegen die hohen Kosten und die willkürliche Arbeitsweise der Gesellschaft vorzugehen,'®" und schon 1842 lehnte man die für 1847 erbetene Verlängerung der Alleinkonzession ab: Am 1. Januar 1847 begann der „Gaskrieg" zwischen der englischen und der inzwischen gegründeten städtischen Gesellschaft, der dazu führte, daß ä'® Mitgeteilt von Günther Hintze, Das Gaswerk auf dem Lustgarten, in: Berlinische Blätter für Geschichte und Heimatkunde 2 (1935), S. 83 f. Vgl. Paul Clauswitz, Die Städteordnung von 1808 und die Stadt Berlin. Festschrifl zur 100jährigen Gedenkfeier der Einführung der Städteordnung, Berlin 1908, S. 170 f. 380 So sah sidi das Polizei-Präsidium 1843 veranlaßt, eine Kommission „zur Remedur des im Kgl. Opernhauses durdi die Gasbeleuchtung entstandenen üblen GerudiS" einzusetzen (Pr. Br. Rep. 30 C 94, D, Nr. 41 (12 049).

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Gewerbeförderung

in keiner anderen Stadt des Kontinents das Gas so billig wurde wie in Berlin.^' Es bleibt die Frage, warum man 1825 den Vertrag mit der englischen Gesellschaft abgeschlossen hat, obwohl sechs Jahre früher Freund ein ähnliches Angebot gemacht hatte. Es ist nicht bekannt, ob das Innenministerium vor dem Vertragsabschluß noch einmal mit Freund Fühlung aufgenommen hatte; wir können nur die Gründe angeben, die zu dieser Zeit gegen eine Übernahme der Straßenbeleuchtung durch Freund sprachen: Georg Christian Freund, geboren 1793, der Initiator des Planes von 1818, war im Jahre 1819 plötzlich gestorben. Sein Bruder Julius Conrad führte die Werkstatt allein weiter und konzentrierte sich in den folgenden Jahren auf den Maschinenbau. Von weiteren Einrichtungen zur Gasbeleuchtung wird nichts mehr berichtet. Stattdessen verließen bis 1826 nicht weniger als elf Dampfmaschinen die Fabrik,"^ außerdem eine lange Reihe von Arbeitsmasdiinen, z. B. Hebewerke, hydraulische Pressen, Dampfkessel, Mühlenwerke, Fourniersägen, Walzwerke.^®' Das Geschäft hatte sich also spezialisiert, man konnte an Beleuchtungseinrichtungen nicht mehr denken. So mußte die Regierung, die es 1818 in der Hand gehabt hätte, durch die Bewilligung von Freunds Reise für die Berliner Straßenbeleuchtung Entscheidendes zu tun, jetzt die Konsequenzen auf sich nehmen und mit einer englischen Gesellschaft einen Monopolvertrag abschließen, der nach seiner ganzen Art viel mehr in die hohe Zeit merkantilistischen Wirtschaftsdenkens gehört hätte als in die Epoche des gesetzlich festgelegten und in der Praxis angestrebten wirtschaftlichen Liberalismus. Die große Bedeutung der Auslandsreisen wird durch das Beispiel dieser Reise, die nicht zustande kam, nur noch unterstrichen. Zoll-Begünstigung

bei

Maschinen-Einfuhr

Die oft sehr schwierige Ausfuhr der neuesten Maschinen aus den Industriestaaten Westeuropas'®^ und die dringend notwendige Umstellung der preußischen Wirtschaft auf maschinelle Produktion war verantwortVgl. Clausewitz, Die Städteordnung . . S . 171, und Berlins Aufstieg . . S . 39 f. Zusammenstellung in den Abhandlungen... 1 (1826), S. 323. Nach Weber, Der Vaterländisdie Gewerbsfreund... 1/2, S. 65—80, und Zedlitz, Neuestes Conversations-Handhuth..., Bd. 1, S. 214. Siehe Seite 97 f.

Die Mittel der Gewerbeförderung

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lieh für ein Mittel der staatlichen Gewerbeförderung, das in engem Zusammenhang mit den Auslandsreisen steht. Es handelt sich hierbei um die Gewährung von Zoll-Begünstigungen bei der Einfuhr neuer und widitiger Maschinen, wobei sowohl Kraft- als auch Arbeitsmaschinen Berücksichtigung fanden. Eine ganze Reihe von Beispielen aus der Zeit von 1815 bis 1844 läßt sich nachweisen. Nach dem Fehlschlag mit den beiden staatlichen Dampfmaschinen bemühten sich die Staatsbehörden, den Berliner Fabrikanten wenigstens die Anschaffungskosten ausländischer Dampfmaschinen zu erleiditern, soweit es in ihren Kräften stand. Ferdinand Dannenberger bat am 19. Mai 1820 den Handelsminister v. Bülow, eine bei den Gebr. Cockerill gekaufte 16-PS-Dampfmaschine zollfrei einführen zu dürfen.'®* Die Bewilligung dieses Gesuches lag außerhalb der Kompetenz des Handelsministers; er schickte den Antrag deshalb an den Finanzminister Klewiz mit der Befürwortung, „daß die ausgezeichnete Tätigkeit und Industrie des Bittstellers diese billige Aufmunterung wohl verdiene". Ohne weitere Rückfragen genehmigte Klewiz das Gesuch. Auch für das Berliner Unternehmen der Gebr. Codserill wurde 1820 die zollfreie Einbringung einer Dampfmaschine gestattet.'" Zweiundzwanzig Jahre später zeigte man sich nicht mehr so großzügig. Die Gebr. Oppenfeld hatten eine Dampfmaschine von 160 Pferdekräften aus England bezogen und baten nun um Ermäßigung des Einfuhrzolles.'" Mit dem Hinweis auf den inländischen Maschinenbau, der solche Erzeugnisse ebenso gut liefern könne, wurde das Gesuch abgelehnt. Erst als die Gebr. Oppenfeld nachweisen konnten, daß eine derartige Maschine „in den Zollvereins-Staaten gar nicht oder nur von dem hiesigen Mechanikus Borsig in sehr langer Zeit zu erhalten sein würde", gab das Ministerium nach und ermäßigte die Einfuhrabgabe auf 15 Silbergroschen pro Zentner. Wie bei den Dampfmaschinen waren die Staatsbehörden auch bei den Arbeitsmaschinen nicht abgeneigt, die Einfuhr weniger hoch zu besteuern. So wurden die für die Einrichtung der Patentpapier-Fabrik, der dritten des Kontinents, erforderlichen Maschinen 1819 von der Zollentrichtung befreit; zwei Jahre später durften die Gebr. Cockerill Geräte und Maschinen im Gewicht von 1000 Zentnern aus Seraing zum eigenen Bedarf Rep. 120 C VII 2, 75.

»«• Treue, Wirtschaflszustände ..., S. 21i. Rep. 120 C VII 2, 75.

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zollfrei nach Berlin bringen.^®® 1834 sah der Kommerzienrat Carl, tedinisdier Leiter der Berliner Tudifabrik von Busse, auf einer Englandreise neuartige Schermaschinen, die das Aufrichten der Wollhaare vor dem Scheren selbst bewirkten — eine Arbeit, die auf dem Kontinent nur mit der Hand verrichtet werden konnte und den Arbeitsgang jedesmal unterbrach. Es gelang Carl, drei dieser wertvollen Maschinen „mit vielen Kosten, da deren Ausfuhr aus Großbritannien verboten ist", nadi Berlin zu bringen. Gern genehmigte das Finanzministerium die zollfreie Einführung dieser Apparate, die Carl in seiner Fabrik aufstellen wollte.'®' Audi mehrere von Sehlmadier 1837 aus Verviers bezogene moderne Spinn- und Streidimaschinen durften nach einer Begutachtung durch die Technische Deputation abgabenfrei eingebracht werden."" Dagegen lehnte man ein Gesuch um Zoll-Ermäßigung für die Einfuhr französischer Apparate zur Fabrikation von Rübenzucker ab, da nach einem Gutaditen Schubarths Borsig, Egells und Hummel ebenso gute Masdiinen bauen würden.'" Damit wurde ein Grundsatz ausgesprochen, der allgemein für den seit 1834 bestehenden Zollverein galt und festlegte, daß Zollermäßigung oder -erlaß für Maschinen nur gewährt werden dürfe, wenn diese in dem betreffenden Lande gar nidit oder nicht in gleicher Güte und zum gleichen Preise zu haben seien."^ Preußen besaß zu dieser Zeit — und Berlin insbesondere — bereits eine beträchtlich entwickelte MaschinenIndustrie, und es ist verständlich, daß man 1838 beim Zollverein einen Vorstoß unternahm, um die zollfreie Einfuhr von Maschinen in das Vereinsgebiet ganz zu unterbinden'®' — zweifellos mit dem Hintergedanken, den Erzeugnissen der preußisdien Maschinenbau-Industrie in den übrigen Vereinsländern eine günstigere Absatzsituation zu verschaffen. Die weniger industrialisierten Staaten ließen sich jedodi darauf nidit ein. Der Vorschlag Preußens entsprang aber nidit nur rein merkantilen Absiditen, sondern war gleichzeitig ein Versudi, die anderen deutschen Länder zur Abkehr vom protektionistischen System zu bewegen. Diese Meinung ist für Zollerleiditerungen im preußischen Raum vor allem 388 Treue, Wirtschaflszustände . . S . 215. 38» Rep. 120 C VII 2, 65; Vol. 1. 390 Ebda. D i e erlassenen Abgaben betrugen in diesem Fall 253 Rtlr. Rep. 120 C V I I 2 , 4 9 ; Vorgang vom Mai 1838. 392 Vgl. Fisdier, Der Staat.... S. 117. 3»3 A.a.O., S. 119.

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maßgebend gewesen. Als 1836 die Berliner Kattundruckerei-Unternehmer Nauen, Löwe 8c Co"'^ die zollfreie Einfuhr von nidit weniger als 200 Baumwoll-Webstühlen erbaten, wies man das Gesuch zurück, fügte aber hinzu, daß man allenfalls bereit sei, für einige Musterstühle diese Befreiung zu gewähren."® Dieses Beispiel zeigt deutlich die endgültige Abwendung von der merkantilistischen Form der Gewerbeförderung in Gestalt von allgemeinen Zollerleiditerungen. Nur was geeignet war, als Vorbild oder Muster 2u wirken und dadurch der eigenen Wirtsdiafl: neue Anregungen oder Impulse zu geben, sollte in den Genuß dieser Begünstigung gelangen. Während noch in den Jahren 1819/20 jede Maschine in Preußen willkommen gewesen war und man ihre Einfuhr in keiner Weise behindern wollte, untersuchte jetzt die Technische Deputation sehr genau, ob die betreffenden Maschinen tatsächlich neu und eigentümlich seien oder ob man sie nicht vielmehr bei der eigenen Industrie hätte in Auftrag geben können. Bei der zunehmenden Perfektion der preußischen Wirtschaft stand der damit an Boden gewinnende wirtschaftliche Liberalismus solchen staatlichen Subventionen immer mehr entgegen. Schon bei der Bewilligung der Zollfreiheit für die Dampfmaschine Dannenbergers 1820 kam der von Beuth eingeführte Grundsatz der neuen preußischen Gewerbepolitik zum Ausdruck; als „Aufmunterung" und Belohnung für seine bedeutenden Verdienste gestand man Dannenberger die Zollfreiheit zu, wobei man den Anschein erweckte, es handele sidi hierbei um eine nur ausnahmsweise bewilligte Unterstützung, die keineswegs zur Regel erhoben werden dürfte — im geheimen war natürlich die Regierung mehr als zufrieden, daß überhaupt ein Privatmann den Mut und die Mittel aufbrachte, in seinem Betrieb eine Dampfmaschine aufzustellen; schließlich waren noch keine drei Jahre vergangen, seit man für die Tappertsche Maschine 8000 Rtlr. aus dem Staatssäckel bezahlen mußte. Dieses Prinzip der Belohnung und das Prinzip der Belehrung der Gewerbetreibenden durch das Aufstellen von Vorbildern und Mustern lösten unter Beuth die rein merkantilistisdie Begründung der Zoll-Begünstigung früherer Epodien ab. Schließlich kam es dahin, daß man diese Art der staatlichen Gewerbeförderung auf wenige Ausnahmefälle beschränkte, wenn es nämlich galt, einen IndustrieD i e Kattunhändler Nauen und Löwe waren Teilhaber Dannenbergers, der seine Fabrik 1838 an sie verkaufte. Vgl. Radiel-Wallich, Berliner Großkaufleute .. ., Bd. 3, S. 178. Rep. 120 C VII 2, 63; Vol. 1.

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/. Die staatlich gelenkte

Gewerbeförderung

zweig zu unterstützen, in welchem Preußen noch nicht das wirtschaftliche Niveau seiner Nadibarstaaten erreicht hatte. Im Jahre 1845 bestand im Bereich der preußischen Textilindustrie nur noch für kupferne Druckwalzen und in einzelnen Fällen für Druckmasdiinen die Möglidikeit einer begünstigten Einfuhr.'" Alle anderen Maschinen konnten von der preußischen Industrie geliefert werden. Finanzielle

Unterstützungen

Wenn bei den bisher geschilderten Mitteln der Gewerbeförderung durch staatlidie Initiative merkantilistische Methoden auch noch im Zeitalter des wirtsdiaftlichen Liberalismus keine unbedeutende Rolle gespielt haben, hörte dodi das Weiterleben dieser eigentlidi überwunden geglaubten Wirtschaftsmaximen an einem bestimmten Punkte auf — wenigstens schien es so — wenn es nämlich darum ging, den Fabrikanten direkte finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen. Diese wohl unkomplizierteste und bequemste Art einer staatlichen Subventionspolitik war im 18. Jahrhundert zu einem der wichtigsten Faktoren der Gewerbeförderung entwickelt worden.'" Beträchtliche Summen staatlicher Gelder investierte man in private Unternehmungen; oft ohne jede Sicherung gegen etwaige Verluste oder Fehlschläge und meist ohne eine berechtigte Hoffnung auf Erfolg. Die vereinbarte Rückzahlung unterblieb fast immer. Eine solche Gewerbepolitik war im Preußen des 19. Jahrhunderts unmöglich geworden. Die unmittelbare finanzielle Unterstützung von Gewerbetreibenden hätte die Preisgabe des liberalen Prinzips bedeutet, das durch die Gesetze der Jahre 1810 und 1811 seine erste Verwirklidiung erfahren hatte. Grundsätzlich hatte schon die Regierungs-Instruktion vom 26. Dezember 1808 dieses liberale Prinzip gesetzlich festgelegt.'"' Dennoch liefen beim Ministerium nicht selten Anträge auf Zuwendung staatlicher Geldmittel ein, die aber fast ausnahmslos'" abFisdier, Der Staat..., S. 122. Vgl. Rachel, Berliner Wirtschaftslehen ..passim. Gesetz-Sammlung 1806—10, S. 481 ff. Der berühmte § 50 dieser Instruktion empfahl sdion möglichste Gewerbefreiheit und enthielt folgenden Passus: „Es ist dem Staate und seinen einzelnen Gliedern immer am zuträglichsten, die Gewerbe jedesmal ihrem natürlichen Gang zu überlassen, d. h. keine derselben vorzugsweise durch Unterstützungen zu begünstigen und zu heben . . Eine Ausnahme z. B. in Rep. 120 D i l , 30, als der Färber Kottmann aus Bielefeld um Unterstützung bei der Anlage einer Appretur-Anstalt bat. Die Bewilligung

Die Mittel der Gewerbefördemng

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gewiesen wurden. Unbeirrbar hielt man an dem Grundsatz fest, „niemals Mangel an Kapital bei gewerblichen Anlagen zu ergänzen". Man lehnte es strikt ab, „gewerbliche Unternehmungen . . . durch bare Vorsdiüsse . . . hervorzurufen und zu befördern und somit dem Mangel an Betriebskapital der Unternehmer abzuhelfen"""" und war der Meinung: „Es muß jedem Fabrikanten überlassen bleiben, sich das erforderliche Kapital zur Anlage, Erweiterung und zum Betriebe seines Gewerbes, wenn er es nidit besitzt, durch Privatkredit zu beschaffen.""' Und als 1829 der in Berlin geborene Leipziger Sdiriflgießerei-Besitzer Matthes um einen Zuschuß zur Verlegung seines Betriebes nach Berlin bat, konnte selbst die Tatsache, daß er in Holland und England die Typographie erlernt hatte, die preußischen Behörden nicht wohlwollend stimmen; es gab keinerlei Unterstützung, „um namentlich die Verlagerung eines Etablissements nach Preußen zu erleichtern, welches Sie, obgleich ein Berliner, im Auslande begründet haben". Das ganze Programm der preußischen Gewerbepolitik war in manchen dieser Absagen enthalten. So schrieb man z. B. am 29. Mai 1838:"' „Bei dem gegenwärtigen raschen und mäditigen Fortschreiten der Industrie kann die Verwaltung sich nur darauf besdiränken, dem Gewerbestande die Mittel zu versdiaffen, um von den Verbesserungen der Fabrikation in allen Ländern genaue Kenntnis zu erlangen und an versdiiedenen Produkten des Staates soldie Verbesserung einzuführen; die auf Darlehen zur Erweiterung einzelner Fabrikanlagen geriditeten Anträge auch nur einigermaßen zu berücksichtigen, würde nur durch wesentliche Erhöhung der Abgaben und Verschwendung der Einnahmen zum Besten einiger Begünstigter ausführbar sein." Deutlidier ließ sich der Standpunkt der Verwaltung kaum formulieren. Bei einer anderen Gelegenheit bemerkte das Ministerium, daß „keine gegründete Veranlassung vorhanden ist, von dem bisherigen, erprobten System abzugehen und Kapitalien zu Fabrik-Unternehmungen herzugeben". Man würde damit nur die Vorstellung nähren, „daß es der Staat sei, der Geld hererfolgte, weil der bisherige Mangel „einer ganzen Klasse v o n Gewerbetreibenden fühlbar" war. Ebda. Sdireiben vom 17. Juni 1834 und vom 31. Dezember 1835. Rep. 1 2 0 D I V 6 b , 13: Schreiben Beuths vom 26. N o v e m b e r 1830 an den Berliner Tuchweber König, der um 10 000 Rtlr. gebeten hatte, weil seine Wechsel, da er nur zur „Mittelklasse der Fabrikanten" gehöre, nicht diskontiert würden und er also auf übliche Weise keinen Kredit erhalten könne. Rep. 120 D I 1 , 1 8 ; Vorgang v o m November 1829. Rep. 120 D 1 1 , 30.

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1. Die staatlich gelenkte

Gewerheförderung

geben müsse, wenn er Fabriken haben wolle"/"'' Diese falsche, merkantilistisdi bestimmte Vorstellung bei den Gewerbetreibenden zu überwinden, war die primäre Aufgabe der preußischen Gewerbepolitik. Man wollte die Träger des wirtschaftlichen Lebens zu dem Bewußtsein erziehen, daß die private Initiative die staatliche jetzt abzulösen habe. Die zitierten programmatischen Äußerungen lassen es von vornherein zweifelhaft ersdieinen, daß es möglich wäre, Zeugnisse für eine staatliche finanzielle Unterstützung von Gewerbetreibenden in dieser Zeit aufzufinden. Und doch gibt es für den Berliner Wirtschaflsraum einige interessante Beispiele, die eine mehr oder weniger modifizierte Form des Weiterlebens der merkantilistischen Geldzuwendungen durch den Fiskus erweisen. Der sdieinbare Widersprudi zu den erwähnten grundsätzlichen Erklärungen, die von der Regierung abgegeben wurden, wird durch die Tatsache erheblich gemildert, daß die genannten Beispiele sämtlich aus dem vierten Jahrzehnt stammen, während die vorliegenden Fälle einer finanziellen Unterstützung aus dem zweiten und dritten Jahrzehnt belegt sind. Auch hier also wieder der schon mehrmals beobaditete Gang der Entwicklung: Maßnahmen unzweifelhaft merkantilistischer Färbung wurden durdi die besondere Situation einzelner Gewerbezweige bedingt, erhielten aber durch die spezifisch preußische Konzeption der Gewerbeförderung einen neuen Inhalt; hatten sidi die Maßnahmen als erfolgreich erwiesen, ging man sofort zu der liberalen Praxis über und nahm von weiterer Hilfe Abstand. Die vier Beispiele betreffen die Textilindustrie und haben die Mechanisierung der Produktion zum Gegenstand, ein weiteres wird erst weiter unten erwähnt werden, da es zum Komplex der Gewerbeförderung durch die Königliche Seehandlung gehprt."® Der Tudi-Appreteur Samuel Engel, Fisdierbrüdie Nr. 18, war einer der besten Vertreter seines Faches in Berlin. 1814 waren in seiner Werkstatt 12 bis 15 Schertische in Gang, und er beschäftigte 28 Gesellen."' Als ihm der Fabrikenkommissar Weber empfahl, „die Maschinenarbeit in seine Werkstatt einzuführen", zeigte sich Engel dazu bereit, und Weber befürwortete beim Ministerium, „daß man ihm die Kosten für ein paar Schermasdiinen" bewillige. Auch regte er an, „demselben eine kleine Dampfmaschine zu versprechen, im Falle sich deren Brauchbarkeit Ebda. Schreiben vom 10. Juli 1834. Siehe Seite 171 flF. Rep. 120 D IV 6 b, 10. Danadi die folgende Darstellung.

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bewährt^"' und er sie verwenden wollte . . . Ein kleiner Aufwand seitens des Staates, um gute Musteranstalten zu schaffen, wird sidi gewiß reditfertigen lassen." Kunth lehnte es jedoch ab, „die Kosten für ein paar Zerrahnsche Maschinen'"'® zu bewilligen, „da wir Hoffnung haben, selbst nodi bessere Maschinen dieser Art aus den Niederlanden zu erhalten". Am 11. November 1814 wurde Engel wiederum beim Ministerium vorstellig. Zum Ankauf von Maschinen und zur Errichtung eines Fabrikgebäudes erbat er einen zinsfreien Vorschuß von 10 000 Rtlr. auf zehn Jahre. Kunth gab diesen Antrag zur Begutachtung an Weber weiter, bemerkte aber, „daß der Bittsteller in jedem Falle seine Forderungen sehr viel niedriger stellen muß, weil der Staat so großen Geldaufwand nicht machen kann und der Zwedc, ein Beispiel der niederländisdien Appretur aufzustellen, bekanntlich auch auf anderen Wegen erreicht wird"."*"® Weber bemängelte in seinem Gutachten zunächst die bisherige Arbeitsweise bei der Tuchappretur in Berlin und gab als Grund an, „daß dieser Teil der Tuchfabrikation im allgemeinen noch durch zünflige Arbeiter . . . verrichtet wird und daß dabei diejenige Teilung der Geschäfte nicht eingeführt ist, die stattfinden könnte und überall sehr erfolgreicii ist". Der Unternehmer könne dagegen nur schwer Abhilfe schaffen, „denn er läuft Gefahr, von allen seinen Gesellen verlassen zu werden, die er, bei der bestehenden Art zu arbeiten, durch unzünftige Gehilfen nicht zu ersetzen vermag!" Es müsse also die gesamte Technik des Arbeitsprozesses geändert werden; „das einzig wirksame Mittel besteht in der Anwendung guter Appretur-Maschinen, welche geeignet sind, an die Stelle der zünftigen Arbeiter zu treten." Für die Einrichtung einer solchen Musteranstalt war Engel nach Ansicht Webers der qualifizierteste Appreteur in Berlin, er wisse um die Mängel seines Gewerbes und sei sehr eifrig bemüht, diese abzustellen. Auf Grund dieser Stellungnahme Webers war das Ministerium bereit, dem Engel einen Betrag zur Maschinenbeschaffung in Höhe von 2000 Rtlr. zu bewilligen. Nach wenigen Monaten reichte Engel eine Rechnung der Gebr. Cockerill ein, bei denen er für 3452 Rtlr. Scher- und Rauhmaschinen gekauft hatte. Beuth überwies ihm zunächst nur 1000 Rtlr. und wartete einen Bericht Webers über die Fortschritte der Engeischen Zu dieser Zeit fanden die Versuche mit den beiden staatlidhen Dampfmasdiinen statt. Siehe Seite 64. Über Zerrahn vgl. Seite 101. D i e Andeutung in diesem Satz bezieht sich ohne Zweifel auf die Gebr. Codterill. ^^ D a m i t ist die Einrichtung einer Walke bei Tappert gemeint. Vgl. S. 64.

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Fabrikationsweise ab, der indessen so positiv ausfiel, daß Beuth nicht zögerte, auch die zweiten 1000 Rtlr. anzuweisen. In diesem Bericht^" schlug Weber vor, bei Engel vielleicht eine Dampfmaschine aufzustellen, „weil die Bewegung durch Pferde bei den Schermaschinen keinen hinreichend regelmäßigen Gang hervorbringt und die Arbeiten hierbei unvollkommen ausfallen dürften". Engel selbst sei aber finanziell „durch das schon Geleistete ganz erschöpft" und hoffe auf weitere ministerielle Unterstützung. Weber bemerkte hierzu: „Die Verbreitung der Dampfmaschinen in unseren Fabriken ist sehr zu wünschen, ohne Ew. Exellenz gnädigen Zutritt wird sie aber nur langsam vor sidi gehen." Beuth schrieb daraufhin an Weber, er sei nicht abgeneigt, dem Engel „für den Fall, daß er sidi eine kleine Dampfmaschine von der neuesten, zwedsmäßigsten Konstruktion ansdiafft, die Summe von 1000 Rtlr. (zu) bewilligen, die aber erst zahlbar sein soll, wenn die Dampfmaschine hier aufgestellt ist". Die für die Beuthsche Art der Gewerbeförderung charakteristische Bemerkung fehlte auch hier nicht: „Die Verpflichtung, einem jedem, welchen ihm die Behörde zuweist, Kenntnis von dieser Maschine nehmen zu lassen, muß der Engel übrigens gleichfalls übernehmen." Anscheinend unterrichtete man Engel nicht von dieser wohlwollenden Haltung der Regierung, oder dieser war durch das Fiasko mit den beiden Dampfmaschinen für Tappert und Hummel mißtrauisch geworden. Vielleicht hätte auch der Kauf einer Dampfmaschine seine finanziellen Möglidikeiten überschritten, denn die kleinste bei den Gebr. Codserill erhältlidie Dampfmaschine von 2 PS kostete immerhin 3000 Rtlr.,^" und Weber, der für eine etwas größere Maschine für rund 5000 Rtlr. plädierte, schätzte die Gesamtkosten der Dampfmaschinen-Errichtung bis zur Inbetriebnahme (Grundstück, Maschinenhaus, Aufstellung der Maschine) auf etwa 17 000 Rtlr. Man kam jedenfalls auf dieses Dampfmaschinen-Projekt für die Engeische Fabrik nicht mehr zurück, und erst 1826 beschaffte sich Engel bei dem Berliner Maschinenbauer d'Heureuse ein Roß werk für 1200 Rtlr., mit dem er aber sdiledite Erfahrungen machte.^'^ Im Dezember 1817 bat Engel beim Ministerium um einen neuen Zuschuß von 2000 Rtlr., weil er seinen Trockenboden „in einen heizbaren Zustand" versetzen lassen wollte. Er beschäftigte zu jener Zeit 40 Arbeiter und lieferte, wenigstens nadi seinen Angaben, eine der Rep. 120 D IV 6 b, 10; fol. 29—32: Beridit vom 5. 10.1816. Weber, Der Vaterländisdie Gewerbsfreund ... 1/2, S. 22. Rep. 120 D IV 6 b, 13; fol. 68.

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niederländischen gleichwertige Appretur. Seine Fabrik stände an erster Stelle in der Kurmark. Da Beuth ihm schon früher eine Anerkennung für seine Tätigkeit zugedacht hatte, genehmigte er eine finanzielle Unterstützung von 1500 Rtlr., den restlichen Betrag sollte sich Engel durch Privatkredite besorgen. Damit hatte Engel im ganzen 3500 Rtlr. in bar von der Regierung erhalten. Diese auf den ersten Blick rein merkantilistisch ersdieinende Unterstützungspolitik besaß dennoch ihren eigenen Charakter. Sie wurde veranlaßt durch die rückständige Technik der Tuch-Appretur in Berlin und durch die Bemühungen der Verwaltung, die Mechanisierung in diesem Gewerbezweige durchzusetzen. Das Ziel war nidit so sehr die Unterstützung dieses einen Gewerbetreibenden um seiner selbst willen, sondern die Sdiaffung eines Musterbetriebes, wie sie für andere Fabrikationszweige bereits existierten, um die Gesamtheit der in dieser Branche arbeitenden Gewerbetreibenden anzusprechen, sie zu belehren und mit den fortschrittlichsten und modernsten Produktionsmethoden sowie der Arbeit mit Maschinen bekannt zu madien. Für dieses hohe und allgemein nützliche Ziel ließ sich ein Rückgriff auf merkantilistische Methoden rechtfertigen. Die beaditliche Stellung, die Engels Unternehmen in den nächsten Jahren in der Berliner Wirtsdiaft einnahm,"" bewies der Regierung, daß man die staatlichen Mittel zwar nicht ganz zeitgemäß, aber im ganzen gesehen doch richtig verwendet hatte. Wie die Tuch-Appretur wurde auch die Baumwoll-Weberei in Berlin zu Beginn des 19. Jahrhunderts fast ausschließlich handwerksmäßig betrieben. Der Appreteur Baer hatte zwar eine Webmaschine konstruiert, zur praktischen Anwendung war sie aber nicht gekommen. Der Baumwollweber Werk richtete seinen Webstuhl so ein, daß er mit einer Kurbel in Gang gesetzt werden konnte und arbeitete mit einigen dieser Stühle in Nowawes.^" Die Masdiinenweberei für Baumwolle in größerem Umfange in Berlin einzuführen, war das Ziel des aus England in seine Vaterstadt Berlin heimkehrenden Louis Abeking. Zusammen mit Ferdinand Werckmeister aus Rügenwalde wollte er hier eine Masdiinenweberei in Verbindung Über die Fabrik von Engel vgl. Weber, Der Vaterländische Gewerbsfreund... I / l , S. 87 ff. Bei der Gewerbe-Ausstellung 1827 erhielt Engel die silberne Denkmünze. Als Engel infolge mißglückter Tudispekulationen 1833 zahlungsunfähig wurde, baten 47 seiner Arbeiter das Ministerium, „sich huldreidist unseres . . . Brotherrn anzunehmen", was natürlich mit Bestimmtheit abgelehnt wurde. Weber, Der Vaterländische 9

Miede

Gewerbsfreund

. . . I / l , S. 242.

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mit einer Kattundruckerei errichten."® Die Maschinenweberei sollte in Berlin, die Druckerei in Potsdam betrieben werden. Am 12. August 1817 erhielt Abeking ein Patent „auf versdiiedene, bisher im Lande nidit bekannte Vorrichtungen, bei einer Webmaschine anzubringen". Zum Bau dieser erforderlichen Maschinen traf Abeking eine Maßnahme, die bei den Behörden großen Eindruck hinterließ und sie von Anfang an wohlwollend gegen seine Pläne stimmte: Er holte nämlich direkt aus England einen erstklassigen Fachmann nach Berlin, den Maschinenbauer und Inhaber einer Walzendruckerei in Manchester J. Foster, dessen Unternehmen während der Kontinentalsperre zurückgegangen war.'"® Diese Verpflichtung eines Engländers für den einheimischen Maschinenbau mag für die Regierung mitbestimmend gewesen sein, den von Abeking gestellten Antrag auf ein zinsloses Darlehen von 8000 Rtlr. zu genehmigen. Abeking erhielt diese Summe aus dem Fonds für gewerbliche Zwecke; als Sicherheit verpfändete er dem Staat seine Maschinen. Da Abeking seine Selbstinvestitionen mit 16 000 Rtlr. angab, arbeitete die Fabrik, die im Herbst 1818 ihren Betrieb aufnahm, mit rund einem Drittel staatlichen Betriebskapitals. Großen Erfolg scheint das neue Etablissement nicht gehabt zu haben. Die sechs Webmaschinen wurden bald nach Brandenburg an der Havel gebracht, da sie in Berlin kaum beschäftigt waren. Auch die Maschinendruckerei war nur wenige Tage in der Woche in Gang. Im April 1819 mußten die Webmaschinen wieder nach Berlin zurückgebracht werden: Das Ministerium hatte gegen die Verlagerung der ihm verpfändeten Apparate Einspruch erhoben. Der mit regelmäßiger Beriditerstattung über den Fortgang der Fabrik beauftragte Fabriken-Kommissar May konnte dem Gewerbe-Departement immer weniger Positives mitteilen. Ein Antrag Abekings auf nochmalige Gewährung eines BOOO-Rtlr.-Darlehens wurde selbstverständlich zurüdigewiesen. Im Oktober 1819 meinte May, „wenn dieses Fabriken-Etablissement nicht bald reiche und fachkundige Teilnahme findet, so dürfte es wohl schwerlich noch lange Fortgang haben." Zwei Monate später schied Werckmeister aus der Fabrik aus, und das Etablissement wurde ab 1. Januar 1820 von einer Aktien-Gesellschaft unter dem Namen „Englische Kattunfabrik" übernommen. Abeking verkaufte die dem Staat verpfändete Einrichtung für 34 000 Rtlr. an die Gesellschaft! Auf eine eindringliche Ermahnung seitens der Behörde reagierte Abeking mit einem frechen Rep. 120 D VI 2, 2; Vol. 1. Dort audi das Folgende. «« Weber, Der Vaterländische Gewerbsfreund ... 1/2, S. 34 f.

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Brief, es täte ihm leid, nidit früher eingesehen zu haben, „daß große Unternehmen und Fleiß in diesem Boden hier einmal nicht fortkommen, da nur ausländische Produkte gelten sollen und die inländischen töten müssen"."' Das war ein Vorwurf, den man der preußischen Gewerbepolitik mit Beuth an der Spitze am wenigsten madien konnte, und die Verwaltung war genötigt, sich mit Abeking nur noch „auf streng rechtliche Verhältnisse einzulassen". Man stellte ihm am 1. Juli 1820 ein Ultimatum, binnen 14 Tagen entweder die 8000 Rtlr. zurückzuzahlen oder das Pfandrecht des Staates wieder herzustellen, indem die Gesellschaft aller Ansprüche auf die Maschinen entsage. Als nichts dergleichen geschah, reidite die Behörde am 9. August die Klage ein, worauf Abeking „mit Vorwürfen überhäuft und aus Furcht, zur Rechensdiaft gezogen zu werden", die Flucht ergriff, nicht ohne nodi eine „namhafte Summe" mitzunehmen. Die Aktien-Gesellschaft flog auf, das Lokal in der Mühlenstraße 21 mußte geräumt werden. Im Juni 1821 wurden die Maschinen durch drei Arbeiter des Mechanikus Hummel zerlegt und die numerierten Einzelteile zu einer Remise in der Mühlenstraße transportiert. Dannenberger interessierte sidi für die Drudcmaschinen Abekings und erwarb sie für 1000 Rtlr. Im November 1822 kehrte Abeking „voll Reue über seinen Fehltritt" nach Berlin zurüdc und versprach Bezahlung der Sdiulden. Als sein früherer Kompagnon Werckmeister, der einen Teil der Forderungen beglichen hatte, von neuem von Abeking hintergangen wurde, ließ er das Gerichtsverfahren wieder aufnehmen. Der verurteilte Abeking flüchtete abermals aus Berlin. Die Schuld war inzwischen vom Ministerium auf 4000 Rtlr. reduziert worden, und die ganze Angelegenheit, die zwei dicke Aktenbündel füllt,"' wurde endlich im September 1831 niedergeschlagen. Abeking war zu der Zeit als Teilhaber in die Firma der Gebr. Henninger, Jerusalemer Straße 11, eingetreten, die ihren Kupferschmiede-Betrieb zu einer gutgehenden Neusilberfabrik ausgebaut hatten. Dort erhielt er für die „Besorgung

der merkantilischen Geschäfte"

etwa

1000 Rtlr. im Jahr. Später muß sich Abeking in dieser Branche selbständig gemacht haben, denn bei der Gewerbeausstellung von 1844 wird Zu dieser Zeit war durch das neue Zoll-Gesetz die Konkurrenz der ausländisdien Waren wohl besonders drückend, aber andere Fabriken (Cockerill, Dannenberger, Schwendy u. a.) hatten guten Fortgang. " 8 Rep. 120 D V I 2,2; Vol. 2 und 3.

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neben dem Betrieb der Gebr. Henninger audi die Neusilberfabrik von Louis Abeking Sc Co genannt."*'" Der Versudi der Gewerbeverwaltung, durch die direkte finanzielle Unterstützung eines Fabrikanten zur Belebung der Maschinenweberei für Baumwolle in Berlin beizutragen, hatte für den Staat mit dem völligen Verlust des Kapitals geendet. Auch die Frage, ob man mit dem Unternehmen wenigstens einen teilweisen Erfolg erzielen konnte, muß verneint werden. Die Hauptsdiuld an diesem Mißerfolg trugen allerdings tiefer liegende Ursachen, die von der Regierung damals noch nicht übersehen werden konnten. Die Zeit der Abekingschen Fabrikgründung fiel nämlich in eine Periode der starken Abwanderung der Baumwollweberei aus Berlin in die benachbarten Provinzstädte. Die Residenzstadt mit ihren hohen Kosten für Nahrung und Wohnung war nidit der riditige Ort für die armen Weber. Nowawes, Luckenwalde, Köpenick, Bernau und andere Städte in der Mark nahmen die Abwandernden auf."" Nach Bernau kamen 1819 30 bis 40 und im folgenden Jahr über 40 Weber. Die Bevölkerung in diesen Kleinstädten nahm unverhältnismäßig rasch zu: Aus den hundert Weberfamilien mit 200 Webstühlen in Bernau 1820 waren fünf Jahre später 211 Familien geworden, die an 380 Stühlen arbeiteten.^^' Durch diese allgemeine Abwanderung der Baumwollweber wurde einer ausgedehnten, fabrikmäßig und maschinell beschriebenen Produktion von Baumwollstoffen der Boden entzogen. Es blieb den wenigen, in Berlin bleibenden, handwerksmäßig arbeitenden Baumwollwebern vorbehalten, die fortschreitende Mechanisierung in dem kleinen Rahmen ihrer Werkstätten einzuführen. Zur Gründung einer großen Masciiinenspinnerei in Berlin kam es nicht mehr. Der einzige Gewinn aus der Tätigkeit Abekings 1817/20 blieb letzten Endes die Niederlassung des Maschinenbauers Foster in Berlin. Dessen Spezialgebiet waren die Druckmaschinen, besonders die Walzendruckmasciiinen, die in Berlin einstweilen nur in der Fabrik Dannenbergers liefen. Eine ebenfalls dort arbeitende Walzenstechmaschine wurde von Foster wesentlidi verbessert und funktionierte seitdem „mit einem weit bestimmteren Erfolge"."^ Im übrigen führte Foster Amandus Ferd. Neukrantz, Ausführlicher Bericht über die große allgemeine deutsche Gewerbe-Ausstellung in Berlin im Jahre 1844, Berlin 1845, S. 152 und S.242f. R. Heiligenthal, Entwicklungslinien der Berliner Industrie-Siedlung, in: Berliner Wirtschafisberichte 2 (1925), S . 4 9 f f . Treue, Wirtschaßszustände ...,S.2\7. Weber, Der Vaterländische Gewerbsfreund. . . 1/2, S. 37.

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auch alle Bestellungen auf „Maschinerien englischer Art" aus. 1819 stellte er eine „ganz ausgezeichnet schöne und ungemein wirksame Webemaschine nach englischer Art" her, die ein absolut fehlerfreies Gewebe lieferte und von Dannenberger bestellt worden war/^® Ein anderer von Foster gebauter „Kunststuhl neuerer Art", der gut arbeitete, aber zu teuer war, wurde vom Staat für die Maschinen-Sammlung der Technischen Deputation erworben."^^ Wenigstens für den Berliner Maschinenbau brachte die Abekingsdie Episode somit ein erfreuliches Resultat. Das Unternehmen als solches war trotz der staatlichen Geldhilfe völlig gescheitert. Ein anderer Zweig der Textil-Industrie, der hier erwähnt werden soll, ist die Leinenweberei. Sie hatte in Berlin nie eine große Rolle gespielt, und die rückläufige Entwicklung hielt auch im 19. Jahrhundert an.^^' Für die Leinenwaren bildeten besonders die aufkommenden Baumwollstoffe eine ernste Konkurrenz, und die wenigen Leinenweber, die noch in Berlin waren, mußten sich in ihren Arbeitsmethoden modernisieren und sich darüber hinaus auf besonders gefragte Fabrikate spezialisieren, wobei aber auch hierbei die reinen Leinengewebe durch Mischung mit feinerem Material veredelt werden mußten, um einen gewissen Absatz zu garantieren."" Zu den wenigen, die diese Initiative aufbrachten, gehörte der DamastWebermeister Johann Friedrich Hohenwald."® Er fertigte auf seinen Stühlen vorwiegend Damast-Tafeltücher und die dazu gehörigen Servietten an und bat das Ministerium im Juli 1818, für ihn eine der neuen Maschinen von Queva"^' zu beschaffen, die er dann in Raten bezahlen wollte. Man prüfte wohlwollend und zahlte Hohenwald 350 Rtlr. für die Errichtung eines Jacquardschen Webstuhles aus. Die Hälfte dieser Summe sollte er in zwei Jahren zurückerstatten. Im März 1820 berichA.a.O., S. 313. Beiträge ...1 (1825), S. 284. Vgl. Rachel, Berliner Wirtschaflsleben .. S. 128 f. Seit 1813 blieb die Zahl der in Berlin arbeitenden Leinenwebstühle dauernd unter 100. Wiedfeldt, Statistische Studien .. S. 175, nennt folgende Zahlen: 1810: 180, 1813: 160, 1816: 68, 1822: 53, 1828: 35. Dann folgt nach einem kurzen Aufstieg (1834: 79) der endgültige Zusammenbruch: 1849: 36 und 1861: 2. So stellte man sich z. B. auf die Anfertigung von Halbleinen- und Halbbaumwoll-Fabrikaten um. Vgl. Weber, Der Vaterländische Gewerhsfreund... I/l, S. 285. Es findet sich auch die Schreibweise Hoenwald oder Honwaldt. Das Folgende nachRep. 1 2 0 D V 2 b , 6. Vgl. Seite 135 ff.

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tete Weber: Trotz einiger Anfangsschwierigkeiten habe Hohenwald jetzt gute Erfolge erzielt; aber die Maschine mit ihren 1400 Hebeln eigne sidi nur für große Tafeltücher, und er befürworte deshalb den Antrag Hohenwalds auf Gewährung eines weiteren Stuhles mit nur 600 Hebeln für die Serviettenherstellung. Außerdem empfahl Weber, auf die Rüdszahlung der 175 Rtlr. zu verzichten. Beuth war einverstanden und bewilligte 130 Rtlr. für einen kleineren Stuhl, „damit . . . eine Werkstatt in Leinendamast hier vollständig auf Jacquardsche Art eingerichtet sei". Zu den insgesamt 480 Rtlr. kamen 1826 noch einmal 100 Rtlr. auf Antrag der Technischen Deputation als Auszeichnung „für seine Bereitwilligkeit, auswärtige Weber in dem Gebraudi der Jacquardsdhen Vorrichtung und des Schnellschützen bei der Leinenweberei zu unterrichten". Die 580 Rtlr. staatlicher Zuschüsse erwiesen sich bei Hohenwald nicht als Fehlinvestition. Seine Tafeltücher, bis zu vier Ellen breit und mit geschmackvollen Mustern nach Zeichnungen von Sdiinkel, wurden oft gelobt,"" und auf den Gewerbe-Ausstellungen von 1822 und 1827 erhielt Hohenwald silberne Denkmünzen."*" Den Rüdsgang der Leineweberei konnte man durch die Unterstützung dieses Betriebes natürlich nicht aufhalten, und sicher ist sidi Beuth darüber völlig im klaren gewesen. Eben deshalb ist dieses Beispiel von besonderer Bedeutung: Es zeigt uns, daß die Verwaltung gelegentlich auch einzelne, kleine Unternehmungen, die für die Berliner Wirtschaft nur am Rande ihre Bedeutung hatten, durch finanzielle Hilfe förderte, wenn — und das war die unabdingbare Vorausetzung — die private Initiative sicii schon geregt hatte und wenn die Notwendigkeit eingesehen war, moderne Produktionsmethoden aucii in den zünftlerischen Handwerksbetrieb einzuführen. Fortschrittliches WirtscJiaftsdenken, verbunden mit einer guten Portion Unternehmungsfreude und der Aufgeschlossenheit gegenüber allen neuen Teciiniken konnte damit rechnen, daß die Regierung half, den Sprung ins Ungewisse zu erleichtern und das Risiko etwas zu vermindern — bisweilen sogar durch finanzielle Unterstützungen. Anders als bei der Baumwollweberei hatten die mit staatlichem Kapital großzügig unterstützten Bemühungen zur Modernisierung der Berliner Seidenindustrie einen bedeutenden Erfolg zu verzeichnen. In diesem Gewerbezweig standen der Einführung einer mechanisierten Arbeitsweise durch die Eigenart des zu verarbeitenden Rohstoffes von vornherein schwerer zu überwindende Hindernisse entgegen. Sdion "0 Weber, Der Vaterländische Gewerhsfreund Vgl. Anlagen B und C.

... I / l , S. 286.

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lange war man bemüht, die herkömmlichen Methoden der Seidenfabrikation zu verbessern. Einem Seidenwirker aus Lyon, dem französischen Seidenzentrum, namens Joseph Marie Jacquard (1752—1834) bUeb es vorbehalten, die für diesen Industriezweig bahnbrechendste Erfindung der Neuzeit zu madien: Die von ihm entwickelte Vorriditung am Webstuhl vereinfadite die Herstellung von Seidenstoffen ganz beträditlich; außerdem war jetzt nur nodi ein Weber zur Bedienung nötig; vorher mußte ein „Ziehbursche" zum „abwechselnden Erheben und Niederlassen der Fäden des Aufzugs, wodurch das Muster entsteht", zusätzlich beschäftigt werden."^ Zur Ehrung dieses Wegbereiters der modernen Seidenfabrikation überwies der Gewerbeverein beim Tode Jacquards als Zuschuß zu einem Denkmal 1000 Franken an die Handwerkskammer zu Lyon."' In Berlin hatte der Seidenwirker Triller kleinere Verbesserungen an den Seidenstühlen durchgeführt. Nach seinem Tode um 1809 wurde diese Erfindung von dem bekannten Johann Adolf Heese übernommen und fand bald in den meisten Werkstätten Eingang.^" Zum führenden Vertreter der Berliner Seidenweberei wurde aber binnen weniger Jahre der Seidenwirkermeister Ferdinand Queva. Anfang 1816 teilte Queva dem Ministerium mit, daß er mit dem Nachbau der in Frankreich seit einigen Jahren existierenden neuen Seidenstühle von „Jacah" beschäftigt sei."® Ein Gespräch mit dem in Lyon gewesenen Seidenweber Neuhaus hätte ihn dazu veranlaßt. Die nach dessen Angaben konstruierte Maschine sei zwar noch etwas mangelhaft, man könne aber doch auf ihr arbeiten. Einige vom Ministerium befragte Sachverständige gaben ein günstiges Urteil ab. Queva besaß aber keine weiteren Mittel, um neue Versuche vorzunehmen, und „da es noch zu dem Gebrechen unserer Gewerbsamkeit gehört, daß die vermögenden Manufaktur-Inhaber immer wenig Neigung zeigen, etwas auf Versuche dieser Art zu wenden", drohte die Angelegenheit im Sande zu verlaufen. Im Ministerium war man jedoch über die sich regende Privat-Initiative so erfreut, daß man Queva zum Bau einer verbesserten Maschine 500 Rtlr. bewilligte. Schon hier zeigte sich der Unterschied zwischen den finanziellen Unterstützungen, die man Engel und Queva Weber, Der Vaterländische Gewerbsfreund Beschreibung des Jacquardstuhls. Verhandlungen ...13 (1834), S. 209. Weber, Der Vaterländische Gewerbsfreund "ä Rep. 1 2 0 D V I I 2 , 1 3 ; V o I . 1.

. .. I / l , S. 151—63 bringt eine genaue

. . . I / l , S. 162.

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auf der einen, Abeking auf der anderen Seite zubilligte. Während man bei Engel und Queva ausdrücklich die Zwedtgebundenheit der baren Unterstützungen festlegte und sie so für die Errichtung von Vorbildern und Mustern im Rahmen der preußischen Gewerbeförderung hielt, unterließ man bei Abeking, obwohl man ihm eine ungleich größere Summe bewilligt hatte, eine solche Einsdiränkung der Verwendungsmöglichkeit und glaubte, allein durch das Pfandrecht auf die Einrichtung der Fabrik genügend gesidiert zu sein — eine Aussicht, die bereits während der Blütezeit des Merkantilismus allzu häufig enttäusdit worden war und sich auch diesmal als irrig erwies. Gleichzeitig war die Bewilligung der 500 Rtlr. für Queva noch in anderer Hinsicht typisch für den neuen Geist in der preußisdien Gewerbeförderung. Man faßte sie nämlich, ähnlich wie bei Engel die Bewilligung der 1500 Rtlr., als eine Anerkennung des bisher aus eigenem Antrieb und mit eigenen Mitteln Geleisteten auf. Von den 500 Rtlr. erhielt Queva selbst nur 300 Rtlr. Je 100 Rtlr. bekamen die beiden zu dieser Zeit zufällig aus Lyon in ihre Heimatstadt Berlin zurückgekehrten Seidenwirker-Gesellen Wolff und Kannengießer. Mit ihrer Hilfe bastelte Queva nun einen „ganz vollständigen Webstuhl nach Jacquardscher Art mit allen dabei angebrachten Verbesserungen". Ein Bericht der Technischen Deputation zeigte sich mit der Maschine sehr zufrieden, und Queva erhielt daraufhin zum Bau weiterer Apparate einen neuen ministeriellen Vorschuß in unbekannter Höhe. Am 15. April 1817 wurde Queva auf eine von ihm konstruierte Maschine zum Ausschlagen von Musterpappen ein Patent erteilt. Dieser Apparat stanzte täglich 600—700 Stück Pappkarten aus; pro Stüdk berechnete man 6—10 Pfennige. Dabei machte durch die Einfachheit des Jacquardsdien Webvorganges diese Ausgabe den Hauptteil der Kosten der Seiden-Fabrikation aus! 1819 lieferte Queva bereits Maschinen mit 1400 bis 1600 Hebeln, die französischen hatten es 1816 erst auf 600 Hebel gebracht.^^' Der Minister v. Bülow bewilligte Queva im April 1819 1000 Rtlr. für ein neues Schlagwerk von Musterpappen und sagte ihm die für 1819 bereits gewährte Mietbeihilfe für die ganze folgende Dekade zu. Auf die dringenden Bitten Quevas stellte ihm das Ministerium nochmals 1000 Rtlr. in Aussicht, da allein die Aufstellung eines Roß Werkes 800 Rtlr. kostete. Die Gewerbe-Verwaltung übernahm jetzt sogar die Weber, Der Vaterländische Gewerbsfreund gaben nadi Rep. 120 D VII 2,13.

... III, S. 150 ff. Alle übrigen An-

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Die Mittel der Gewerbeförderung

Zahlung der gesamten Miete Quevas an den Hauseigentümer Gabain, einen bekannten Berliner Seidenfabrikanten,"' was immerhin eine jährliche Summe von 260 Rtlr. ausmadite. Im November 1820 war die neue Werkstatt Quevas in der Dresdener Straße 26 fertiggestellt worden: Zu ihrer Einrichtung hatte die Regierung 1300 Rtlr. beigesteuert. In einem Vertrag vom 14. November 1820 wurde vereinbart, daß die Behörde auf eine Rückzahlung der geleisteten Vorsdiüsse verzichten wolle, wenn Queva seine Werkstatt fünf Jahre lang zur Zufriedenheit der Behörde in Gang halte. Bis dahin sollte ein formelles Pfandrecht des Staates bestehen bleiben. Zunächst sdiien Queva die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Bis zum Mai 1820 hatte er 51 Jacquardsche Apparate gebaut. Das Ministerium, durdi den Patentstreit zwischen Queva und Haussig ohnehin verstimmt,*'® fand aber im folgenden Jahr mehrmals Anlaß zu Beschwerden, und Beuth riditete am 16. Juni 1821 ein energisches Schreiben an Queva: „Ihre völlig unzuverlässigen Leistungen, wodurch der Zweck der ihnen bewilligten Begünstigungen vereitelt wird, veranlaßt (sie!) midi zu der Erklärung, daß sie mich nötigen, die Ihnen bewilligte Mietsbegünstigung

zurückzunehmen

und auf

einen

zuverlässigeren

Mann zu übertragen, wenn idi darin nicht bald eine dauernde Veränderung bemerke." Dieser sdiroffe Ton blieb nicht ohne Wirkung, und man fand im Ministerium in Zukunft keine Ursache mehr zur Beschwerde. Anläßlich der im folgenden Jahr stattfindenden Gewerbeaussteilung wurde Queva mit der goldenen Denkmünze ausgezeidinet.*®' 1823 reiste Queva nach Lyon, um sich an Ort und Stelle über den neuesten Stand der französischen Seidenindustrie zu informieren. Bülow bewilligte ihm als Reisekosten-Zuschuß 100 Rtlr. Von dieser Reise brachte Queva eine Pappausschlag-Maschine modernster Bauart mit, die die Herstellungskosten für eine Karte auf 3—6 Pfennige herabsetzte."" Ein Patent vom 11. September 1823 sicherte ihm das alleinige Recht auf Anfertigung von Lyoner SeidenwicJselmaschinen für sedis Jahre zu; ein anderes Patent erhielt Queva am 15. Oktober 1823 auf eine verbesserte Hebel-Einrichtung an der Jacquardsdien Mustermaschine. Diese Die unter der technischen Leitung von Carl Gropius stehende SeidenwarenManufaktur wurde 1822 und 1827 mit der goldenen Denkmünze ausgezeichnet. Siehe Anlagen B und C. " 8 Siehe Seite 82. Siehe Anlage B. Beiträge...!

(1825), S. 257.

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/. Die Staatlid) gelenkte

Gewerbeförderung

Erfolge veranlaßten den Minister, ihm am 22. September 1824 die bereits 1819 versprodienen 1000 Rtlr, auszahlen zu lassen. Bis zum Jahre 1825 hatte Queva demnach vom Staat nachweislich 2400 Rtlr. in bar erhalten; dazu kamen die ebenfalls von der Regierung getragenen Einrichtungskosten seiner Werkstatt und die laufenden Mietzahlungen in Höhe von zusammen fast 3000 Rtlr., so daß sich die fiskalisdien Gesamt-Investitionen in Quevas Unternehmen in der Zeit bis 1825 auf etwa 5400 Rtlr. stellen dürften. Da Queva zur Zufriedenheit der Behörde arbeitete, brauchte er von dieser Summe nichts zurückzuzahlen. Besondere Gründe mögen die Verwaltung zu dieser Unterstützung Quevas veranlaßt haben, die in ganz typischer Weise die Ergänzung merkantilistisdier und liberaler Ideen der Gewerbeförderung unter Beuth veranschaulicht. Zunächst waren es Quevas Fachkenntnisse und die ehrliche Bemühung, trotz fehlender Mittel an der Verbesserung der herkömmlichen Fabrikationsmethoden und -einrichtungen zu arbeiten. Da er aus eigener Kraft schon eine Masdiine zustande gebracht hatte, bevor er zum ersten Male ans Ministerium schrieb, wird man die erste finanzielle Hilfe in Höhe von 500 Rtlr. als eine eciite Belohnung im Geiste der neuen Konzeption der preußischen Gewerbeförderung auffassen müssen. Der Umstand, daß es gerade die Seidenindustrie war, für die Quevas Arbeit so wichtig wurde, wird ebenfalls für die großzügige Haltung der Behörden verantwortlich zu machen sein. Die Merkantil-Politik Friedrichs d. Gr. hatte die preußisdie Seidenindustrie zu einer der ersten des Landes gemacht. Die Besetzung durch die Franzosen und das damit verbundene ungehinderte Einströmen französischer Seidenwaren in die einheimisdien Lande"^ führte zu einer schweren Erschütterung dieses Gewerbezweiges. Schon im November 1806 sollen von 1900 Seiden- und Halbseidenstühlen Berlins rund 1100 leer gestanden haben,"' und das Jahr 1815 brachte mit 979 tätigen Stühlen den Tiefpunkt."' Sicher hat der Wiederaufbau dieses einstmals so blühenden und auf Friedrich d. Gr. zurückgehenden preußischen Industriezweiges der Verwaltung besonders am Herzen gelegen. Das erklärt vielleicht auch die in den Jahren nach 1825 weiterhin gewährten Unterstützungen, die sidi Siehe Seite 212. Vgl. audi Otto Hintze, Die preußische Seidenindustrie 18. Jahrhundert, Bd. 3, Berlin 1892, S. 325 ff. Goldschmidt, Das Leben . . S . 48. "3 Weber, Der Vaterländische Gewerbsfreund ... I / l , S. 137.

im

Die Mittel

der Gewerbeförderung

139

aber nun immer mehr in das System der Beuthsdien Gewerbeförderung eingliederten. Als krasse Ausnahme davon blieb nur noch die Mietszahlung für Queva durch das Ministerium bestehen. Der 1829 ablaufende Mietskontrakt wurde um drei Jahre verlängert. Allerdings mußte Queva von jetzt an jährlidi Rechenschaft über die geleistete Arbeit ablegen und nadiweisen, wieviel Maschinen und für wen er sie erbaut hatte. Unter der gleichen Bedingung erfolgte im Juli 1833 eine nochmalige Verlängerung. Die letzte Mietsanweisung trägt das Datum vom 7. Dezember 1835 und war für das Jahr 1836 bestimmt. Damit fand diese eigenartige, nodi immer sehr merkantilistische Art der Unterstützung Quevas ihr Ende. Ganz in den Rahmen der von Beuth propagierten staatlichen Gewerbeförderung gehört dagegen ein anderer Komplex der Unterstützung Quevas. Im Oktober 1827 schenkte das Ministerium Queva eine Dampfmaschine von 1,5 Pferdekräflen, die bisher unbenutzt in der "Werkstatt der Tedmischen Deputation gestanden hatte, weil Queva der erste gewesen sei, der „die Seiden Wirkerei auf Maschinenstühlen hier mit einem steigenden Erfolg eingeführt hat, die Bewegung dieser Stühle aber mit der Hand oder durdi ein Roß werk . . . mit der Fertigung guter Waren unvereinbar ist". Queva sollte sich verpflichten, die Dampfmaschine vier Jahre hindurch zum Betrieb der Maschinenstühle einzusetzen, dann sollte sie ihm endgültig gehören.''" Nadidem der Berliner Mechaniker Egells angeblich „ihren Mängeln abgeholfen" hatte, erhielt Queva die Dampfmasdiine. Aber schon nach wenigen Tagen teilte er mit, daß er auf die gestellte Bedingung unmöglidi eingehen könne, „denn von allen Fehlern der Maschine ist der der größte, daß sie kaum ein Viertel der angegebenen Krafl hat." Die Stärke der Maschine war so unbedeutend, „daß selbige in vollem Gange von drei Menschen festgehalten werden kann". Beuth genehmigte daraufhin 200 Rtlr. für die notwendigen Reparaturen. Egells wollte aber mit der alten Maschine nichts mehr zu tun haben und bot stattdessen eine neue für 1700 Rtlr. an. Schließlich nahm Freund die alte Maschine für 500 Rtlr. in Zahlung und lieferte Anfang August 1829 eine neue von zwei Pferdestärken. Noch einmal mußte der Fiskus, da sich die von ihm zur Verfügung gestellte Maschine als unbrauchbar erwiesen hatte, ähnlich wie im Falle Tapperts vor zehn Jahren, seine Zuflucht zu der merkantilistischen Methode nehmen und auf Staatskosten für einen privaten Unternehmer eine Rep. 120 D V I I 2 , 1 3 ; Vol. 2.

140

1- Die staatlich gelenkte

Gewerbeförderung

Dampfmasdiine erwerben und sie diesem schenken. Anders als damals war die Regierung jedoch im Falle Quevas bedeutend großzügiger. Sogar seine Ausgaben für Fundament und Mauerwerk bei der Dampfmaschinen-Anlage in Höhe von 40 Rtlr. bekam Queva ersetzt. Eine beträchtliche Geldsumme in Form von Prämien und Preisen erhielt Queva vom Verein für die Beförderung des Gewerbfleißes. Nach den 1826 für die Verbesserung des Seidenhaspels ausgesetzten 100 Rtlr. erhielt er 1830 die goldene Denkmünze und 400 Rtlr. für die Erfindung eines Trockenrahmens."" 1838 trat der einmalige Fall ein, daß einem Gewerbetreibenden zum zweiten Male die goldene Denkmünze des Vereins zuerkannt wurde: Für bedeutende Verbesserungen am Jacquardstuhl wurde Queva wiederum damit belohnt. Beuth war darüber so erfreut, daß er die mit der Ehrung verbundene 400 Rtlr.-Prämie aus dem Fonds für gewerbliche Zwecke auf 500 Rtlr. erhöhte. Für Beuth waren die Erfolge Quevas die beste Rechtfertigung seiner Gewerbepolitik. In wohl einmaliger Weise spiegelt sich in den Queva zugebilligten Unterstützungen die eigentümliche innere Entwidilung der preußisdien Gewerbepolitik in den Jahren 1815 bis 1844: Zuerst, unter dem Zwang der schwierigen ökonomischen Situation der Industrie, die Aufnahme merkantilistischer Methoden mit leicht liberaler Verbrämung; dann der Übergang zu einer stärker werdenden Betonung der liberalen Komponente und schließlich die Loslösung von allen merkantilistischen Gepflogenheiten in dem Augenblick, als durch die bisherigen Maßnahmen die innere Stabilität der Wirtschaft erreicht und diese in die Lage versetzt war, selbständig in den freien Wettbewerb des wirtschaftlidien Liberalismus einzutreten. Daß dem Gewerbestand in zunehmendem Maße dieser Standpunkt der Regierung bekannt wurde, läßt sich an einer Äußerlichkeit ablesen. Das Aktenbündel „betr. die nicht bewilligten Unterstützungsgesuche von Tuch- und Wollenzeug-Fabrikanten und Webern in Berlin""' enthält 105 Folioblätter für den Zeitraum von 1824 bis 1861. Während jedoch die Korrespondenz in den ersten zehn Jahren von 1824—34 nicht weniger als 97 Seiten ausmacht, umfaßt sie für die 27 Jahre von 1834—61 nur noch ganze 10 Seiten — ein deutliches Zeichen dafür, daß die Gewerbetreibenden begriffen hatten, daß mit einer finanziellen Unterstützung von Seiten des Staates nicht mehr zu rechnen war. Verhandlungen

...17

Rep. 1 2 0 D I V 6 b , 13.

(1838), S. 22 und S. 215 f. Vgl. auch Anlage A.

Die Mittel der Gewerbeförderung

141

Gewerbe-Ausstellungen Das umfassende Programm der Gewerbeförderung, das Beuth vorschwebte, sollte seine Krönung durch periodisch stattfindende und auf staatliche Initiative zurückgehende allgemeine preußische GewerbeAusstellungen erfahren/"' Diese sollten den Konsumenten einen besseren Überblidc über die vorhandenen Fabrikate ermöglichen und den Produzenten einen erweiterten Marktbereich verschaffen. Auf Antrag Beuths hatte eine K.O. vom 3. Mai 1819 bestimmt, daß eine „Ausstellung der Erzeugnisse vaterländischen Gewerbefleißes" in den oberen Räumen des Hauses Unter den Linden Nr. 76 durchgeführt werden sollte."® Da die Kosten eines entsprechenden Ausbaus dieses Gebäudes 51 000 Rtlr. betragen hätten, bewilligte der König am 16. Februar 1821 den Ankauf des Hauses Klosterstraße 36 für 32 000 Rtlr."' Nadidem damit das Ausstellungslokal gefunden war, brachte eine K.O. vom 7. Juni 1821 dem Publikum Einzelheiten zur Kenntnis:"" Die Ausstellung sollte am 1. September 1822 beginnen und sechs Wochen dauern. Zugelassen war jedes Fabrikat, „auch das gröbste, wenn dessen Verbrauch allgemein verbreitet und es im Verhältnis zum Preise gut gearbeitet ist". Goldene, silberne und eherne Denkmünzen für die besten Fabrikanten wurden in Aussicht gestellt. Für alle ausgezeichneten oder ehrenvoll erwähnten Ausstellungs-Gegenstände sollten die Transportkosten vom Ministerium ersetzt werden. Am 25. Februar 1822 erinnerte Beuth nochmals sämtliche ProvinzialRegierungen und bat um rege Teilnahme."" Das Ergebnis war jedoch äußerst dürftig. So schickten z. B. aus dem Bezirk Königsberg drei Fabrikanten ein Stück Tuch, eine Lampe und verschiedene Strumpfwaren; der Regierungsbezirk Potsdam war auf der Ausstellung durch zwei Stücke Tuch aus der Fabrik von Liepe & Busse in Luckenwalde vertreten; aus Köslin kam die Nachricht, kein Fabrikant in Stadt und Land habe sich gemeldet. Beuth, der seine Erwartungen empfindlich getäuscht sah, forderte im Juli erneut zu aktiver Mitarbeit und möglichst zahlreicher Teilnahme an der Aussteilung auf — freilidi mit nicht viel mehr Erfolg als bisher, obwohl sich das Handelsministerium in großzügiger Solche Gewerbe-Ausstellungen hatte es z.B. in Frankreich bereits 1802 und 1806 gegeben (Henderson, The State . . S . 115). Vgl. Nottebohm, Chronik . . S . 2. Rep. 120 A l l 1,2; Vol. 1. «« Rep. 77, Tit. 88, Nr. 17. Auch in Gesetz-Sammlung 1821, S. 97 f. Rep. 120 E XVI 2, 2; Vol. 1.

142

I- Dte staatlich gelenkte

Gewerbeförderung

Weise bereit erklärt hatte, die entstehenden Transportkosten für alle Ausstellungsgegenstände und nicht nur für die ausgezeichneten zu übernehmen. Audi dieses Entgegenkommen der Verwaltung ist wieder ein Beweis dafür, daß die liberale Tendenz durch die Passivität eines großen Teiles der Bevölkerung notgedrungen in merkantilistische Bahnen einsdiwenken mußte. Die große Masse der wirtschaftlich tätigen Einwohner Preußens war noch nicht reif für die Ideen und noch weniger für die Praxis des wirtschaftlichen Liberalismus. Die Ausstellungen sollten zugleich der Erziehung der Gewerbetreibenden auf dieses Ziel hin dienen und gleichzeitig Rechensdiaft über die bereits erzielten Erfolge durch die anderen Mittel der Gewerbeförderung ablegen. Die mangelnde Beteiligung charakterisierte die innere Einstellung der meisten Fabrikanten deutlich: Sie scheuten sich, der Konkurrenz Formen und Muster ihrer Produkte zu zeigen, geschweige denn die Preise zu nennen, was Beuth als einzige Möglichkeit einer gerechten Beurteilung verlangt hatte und blieben der Ausstellung fern. Das liberale Wirtschaftsdenken war nodi lange nicht Allgemeingut der Gewerbetreibenden geworden. Man hielt nicht viel von Gewerbefreiheit und freier Konkurrenz, sondern stand noch zu sehr im Bann der zünfllerisdien Vergangenheit. Die Feststellung „l'esprit d'entreprise allemand se tenait encore sur la reserve""^ galt auch voll und ganz für Preußen. Trotz dieser wenig günstigen Ausgangssituation wurde die erste preußisciie Gewerbe-Ausstellung pünktlich am 1. September 1822 eröffnet. Fabriken-Kommissar Severin, dem die Organisation übertragen worden war, löste seine Aufgabe gut und erhielt von Beuth 200 Rtlr. Remuneration bewilligt. Im ganzen waren von 176 Ausstellern 998 Artikel eingegangen."' Von diesen stammten 42 aus den verschiedenen Sammlungen des Gewerbehauses, so daß sich die Zahl eigentlidi nur auf 956 belief. Der preußisdien Hauptstadt kam mit über 70 Fabrikanten, die sich an der Ausstellung beteiligten, der überragende Anteil zu. So ist es nidit erstaunlich, daß die fünfzehnköpfige Kommission zur Verteilung der Preise für die besten Produkte sich veranlaßt fand, von 89 Medaillen allein 36 den Berliner Ausstellern zuzuerkennen."^ Auch einige Staatsbetriebe hatten sich mit gutem Erfolg an der AusBenaens, Les Origines . . S . 363. Nach dem „Verzeichnis der zur öffentlichen Ausstellung vaterländischer Fabrikate vom Jahre 1822 eingesandten Gegenstände", in actis Rep. 120 E XVI 2, 2; Vol. 1. «« Vgl. Anlage B.

143

Die Mittel der Gewerbeförderung

Stellung beteiligt. Aus Berlin waren die Kgl. Eisengießerei, die Kgl. Porzellan-Manufaktur und die Gesundheitsgeschirr-Manufaktur vertreten. Von einer Berüdksiditigung dieser Unternehmen bei der Preisverteilung nahm man Abstand und bewegte sich plötzlidi wieder ganz eindeutig in den Bahnen des wirtschaftlichen Liberalismus, wenn man annahm, „daß es die Absicht des Staates nur gewesen sein könne, den Gewerbestand durch die Ausstellung aufzumuntern, daß es aber dessen Absicht nicht gewesen sein könne, bei der Preisbewerbung mit Privatleuten in Konkurrenz zu treten". Alles in allem war die erste preußisdie Gewerbe-Ausstellung eine Enttäuschung."' In seinem Schlußbericht vom 27. Oktober zog Beuth das Fazit:"' „ I m allgemeinen lieferte die Ausstellung kein vollständiges Bild der Fabrikation des Preußisdien Staates weder ihrem Umfange oder ihrer Vollkommenheit nach, wenngleich . . . die Ausstellung einen Raum von 13 Sälen und Zimmern füllte." A m erfreulidisten war das gute Abschneiden Berlins hinsichtlich Quantität und noch mehr Qualität der gezeigten Produkte. Das war nicht nur der Wahl Berlins als Ausstellungs-Stadt zu verdanken, sondern zweifellos der gerade hier gute Früdite treibenden Beuthschen Gewerbepolitik. Die Zusammenfassung von merkantilistischen Maßnahmen und ihre möglichste Ausrichtung nadi liberalen Grundsätzen, zusammen mit der bevorzugten Lage durch die unmittelbare Nähe der wichtigsten

Gewerbeförderungs-Organe

brachten hier — das ging aus der Ausstellung einwandfrei hervor — einige nicht unwesentliche Erfolge. Der Rüdigriff auf merkantilistisdie Prinzipien wurde dabei glänzend gerechtfertigt durch die Auszeichnungen, die Unternehmern wie Cockerill, Queva und Dannenberger zuteil wurden. Fünf Jahre später wagte Beuth einen zweiten Versuch. Dieser Zeitraum war von ihm von vornherein zwischen zwei Ausstellungen vorgesehen, um nicht durch eine zu rasche Folge den Erfolg der ganzen Maßnahme in Frage zu stellen. Seit Januar 1826 war man mit den Vorbereitungen beschäftigt."" Im Mittelpunkt stand die Raumfrage, da das Gewerbehaus in der Klosterstraße keinen ausreichenden Platz mehr bot. Weil für das Jahr 1827 keine Kunstausstellung vorgesehen war, bot der Minister v. Altenstein die Räume der Akademie für die Gewerbe455 £)je gleidien Erfahrungen machte man zu dieser Zeit auch in Baden, w o seit 1821 Gewerbe-Ausstellungen stattfanden. Vgl. Fischer, Der Staat.. « « Rep. 120 E X V I 2 , 2 ; Vol. 1, fol. 161-85. Rep. 120 E X V I 2, 2 a; Vol. 1.

., S. 184 ff.

144

I- Die staatlich gelenkte

Gewerbeförderung

Ausstellung an. Beuth erwirkte eine K.O. vom 10. Februar 1826, die eine Ausstellung nach den Vorschriften vom 7. Juni 1821 für 1827 anordnete. Nadi der endgültigen Zusage Altensteins, daß die oberen Räume des Akademie-Gebäudes für die Ausstellung zur Verfügung stehen würden, erfolgte am 29. September 1826 die öffentliche Bekanntmachung. Wie 1822 wurde eine Preiskommission eingesetzt, und eine zweite Kommission unter dem Vorsitz Webers traf eine Auswahl aus den von Berliner Fabrikanten eingesandten Produkten. Wegen des begrenzten Raumes^'® war man gezwungen, die aus Berlin eingehenden zahlreichen Meldungen zuvor zu begutachten und nur die wirklich würdigen Fabrikate zur Ausstellung zuzulassen. Die zweite preußische Gewerbe-Ausstellung war vom 2. September bis zum 14. Oktober 1827 geöffnet. 13 611 Eintrittskarten wurden verkauft — gegen die knapp 10 000 Besucher der ersten Ausstellung nur ein geringer Fortschritt, wenn man die gestiegene Einwohnerzahl berücksichtigt. Der Ausstellungskatalog zählte 208 Aussteller und 1 659 Artikel auf; nicht weniger als 127 Preismedaillen wurden verteilt;"" von 22 Goldmünzen entfielen 11 auf Berliner Unternehmer. Besonders gelungene oder interessante Stücke behielt man wie schon 1822 gegen Entschädigung für die Mustersammlung der Technischen Deputation für Gewerbe zurück. So zahlte man an Stobwasser für eine Teemaschine mit vergoldeten Handgriffen aus lackiertem Granit 73 Rtlr."" In seinem großen Schlußberidit urteilte Beuth über diese zweite Gewerbe-Ausstellung in Berlin, daß sie ebenfalls „nur ein sdiwaches Bild der Leistungen des preußisdien Gewerbfleißes" liefere.'*" „Eine Menge schiefer Ansichten" hielte zahlreiche Gewerbetreibende von einer Teilnahme ab. Charakteristisch dafür ist der Handschuhfabrikant Landre, der bekanntgab, er sei der Ausstellung fern geblieben, „da meine . . . Kundschaft seit vielen Jahren mein Fabrikat dem ausländischen an Eleganz vollkommen gleichstellt und da die Vorzüge desselben in Eigenschaften liegen, die nicht auf einer Ausstellung, sondern beim Verbrauche wahrzunehmen sind"."^ Andere Erzeugnisse fehlten, „weil deren Verfertiger von ihren Abnehmern mit dem Verlust der Kundschaft waren bedroht Die Räumlichkeiten des obersten Gesdiosses der Akademie umfaßten nur acht große Säle. « » Vgl. Anlage C. Rep. 120 E X V I 2 , 2 a; Vol. 3. Ebda., Vol. 2, fol. 3 — 3 1 . Haude

& Spenersche

Zeitung

vom 9. Oktober 1827.

Die Mittel der Gewerbefärderung

145

•worden, wenn sie etwas zur Ausstellung liefern würden". Wie kümmerlich erschien dem Berliner Fabrikbesitzer Stobwasser diese Ausstellung, als er sie mit einer fast gleichzeitig in Paris stattfindenden verglich;*" dort hatten etwa 1 800 Fabrikanten 20 000 Gegenstände ausgestellt. Stobwasser erkannte als tiefere Ursache dieses gewaltigen Unterschiedes deutlich die grundsätzlich aufgeschlossenere Einstellung der französischen Unternehmer zu der neuen Wirtschaflsform: „Unsere Ausstellungen sehen noch zu sehr, wenn ich mich so ausdrücken darf, befohlen aus, während es in Paris den Anschein hat, als habe sie das gewerbetreibende Publikum selbst angeordnet." Auch Beuth war sich über diese Tatsache völlig im klaren, er sah jedoch weiter: Gewerbe-Ausstellungen, die von selbst nur aus privater Initiative veranstaltet würden, konnte man zu dieser Zeit noch nicJit erwarten. Noch war es Sache der Regierung, solche Ausstellungen als ein Mittel der staatlich gelenkten Gewerbeförderung anzuregen und ihre Verwirklichung tatkräftig zu unterstützen, immer in der Hoffnung, dadurch möglichst viele Gewerbetreibende für die neuen Ideen der Volkswirtschaft zu gewinnen. Zwar ließ sich bereits 1827 ein geringer Erfolg nicht verleugnen, aber die von Beuth erhoffte Resonanz weitester Bevölkerungskreise war auch jetzt ausgeblieben. Der Grund hierfür liegt darin, daß die Zeit seit 1818/19, dem eigentlichen Beginn einer planmäßig organisierten Gewerbeförderung, nicht ausgereicht hatte, die Gedanken des wirtschaftlichen Liberalismus mit Hilfe der Beuthschen Gewerbepolitik der Mehrzahl der Einwohner nahe zu bringen. Die preußische Gewerbeförderung hatte sich im wesentlichen auf die fortschrittlich denkenden und handelnden Fabrikanten und Handwerker beschränkt — diese waren auch auf beiden Ausstellungen mit gutem Erfolg vertreten. Die von der preußischen Gewerbeverwaltung in bester Absicht durchgeführten Ausstellungen der Jahre 1822 und 1827 hatten demnach ihren Zweck nur unvollkommen erreicht. Fünfzehn Jahre später faßte Beuth sein Urteil darüber wie folgt zusammen:"' „Bei den früher in Berlin stattgefundenen beiden . . . Ausstellungen wurden die sämtlichen Kosten des Hin- und Hertransportes der eingesandten Gegenstände seitens des Staates getragen, auch nicht, wie in Frankreich, den Einsendern die Aufsicht über ihre Waren überlassen, sondern diese hier übernommen. Zeitblatt ...1 (1828), S. 308. Rep. 120 E X V I 2 , 1 3 ; Vol. 1: Schreiben vom 9. Juli 1842. Dort audi das Zitat im folgenden Absatz.

10 Miedt

146

/• Die staatlich gelenkte

Gewerheförderung

Dennoch ist . . . hauptsächlich nur die Fabrikation Berlins repräsentiert gewesen und die der Provinzen entweder gar nicht oder nur zu einem sehr geringen Teile." Für die Berliner Industrie gilt also eine Ausnahme: hier waren es nicht nur einige Exponenten des Wirtschaftslebens, die mit ihren Fabrikaten an der Ausstellung beteiligt waren, sondern auch eine ansehnliche Zahl kleiner und kleinster Gewerbetreibender. Sie hatten sich, begünstigt durch die ohnehin gelockerten genossensdiaftlichen Bindungen in der Großstadt, von den zünftlerischen Vorurteilen freigemadit und waren dem Beispiel der großen Unternehmer, die von Regierung und Gewerbeverein immer wieder als Vorbilder hingestellt wurden, gefolgt, so daß sich anläßlich der beiden Ausstellungen ein beachtlicher Querschnitt durch das Berliner Wirtschaftsleben bot. Durdi den engen, sowohl ökonomisch als auch lokal bedingten Kontakt der Gewerbetreibenden untereinander und durch die hier vereint liegenden Organe der Gewerbeförderung des Staates ging die von Beuth erhoffte Entwicklung des Wirtschaftsdenkens vom Merkantilismus zum Liberalismus hier, in der preußischen Hauptstadt, sdineller voran als anderswo. Nach den ersten beiden Ausstellungen unternahm die Regierung nichts, um nach einigen Jahren Ähnliches zu wiederholen.^®' Beuth äußerte sidi dazu: „Die damals benutzten Räume waren teilweise ungeeignet, weil es an einem Erdgeschoß für schwere Gegenstände fehlte, teils zu beschränkt, und (es) ist namentlich der gänzliche Mangel eines geeigneten Lokals einer der Gründe, wegen derer die Ausstellung in Berlin nicht wiederholt ist." Schwerwiegender als die Raumfrage wird jedoch die Tatsache gewesen sein, daß es der Verwaltung trotz ehrlicher Bemühungen nicht gelungen war, bei der Masse des gewerbetreibenden Publikums Resonanz zu finden. Fast alle Fabrikanten in den preußischen Provinzen — Berlin stellt hierbei eine rühmliche Ausnahme dar — braditen kein Interesse für Gewerbe-Ausstellungen auf, die dem Verbraucher infolge Einige Darstellungen, z. B. neuerdings die Heimatdoronik Berlin (= Heimatchroniken der Städte und Kreise des Bundesgebietes, Bd. 25), Köln 1962, S. 705, erwähnen eine dritte Gewerbe-Ausstellung im Jahre 1840. Diese hing aber mit den beiden von 1822 und 1827 in keiner Weise zusammen, da sie nicht auf Regierungsinitiative zurüdkging. Im Anschluß an die Huldigung für Friedrich Wilhelm IV. improvisierte man in einem Saalbau auf dem Opernplatz „eine Art Gewefbe-Ausstellung", bei der audi die Fahnen, Insignien und Embleme der Gewerke und Innungen gezeigt wurden. Prüfung oder Preisvergleich der ausgestellten Artikel war nicht möglich. Eine soldie Sdiau widersprach der Auffassung der Gewerbeverwaltung entschieden. Vgl.

dazu u. a. Berlins Aufstieg . . S . 92, Paul Goldschmidt, Berlin Gegenwart, Berlin 1910, S. 218.

in Geschichte

und

Die Mittel der Gewerbeförderung

147

der Konzentration gewerblicher Erzeugnisse aus der gesamten Monarchie die Möglichkeit zu Vergleichen hätten geben können. Bei dem noch sehr mangelhaften Kontakt der preußischen Provinzen untereinander besaßen die Fabrikanten innerhalb ihres wirtschaftlichen Wirkungskreises eine Art Monopol für den lokalen Absatz. Die den Konsumenten durch allgemein-preußische Gewerbe-Ausstellungen gebotene Vergleichsmöglichkeit würde, so befürchteten die Fabrikanten nicht mit Unrecht, eine Belebung des interlokalen Absatzes zur Folge haben, für den es sonst keine Publizität geben konnte, und das war gleichbedeutend mit einem verschärften Konkurrenzkampf, der den sicheren, risikolosen Lokalabsatz sehr gefährdete und von den Gewerbetreibenden mehr an eigener Arbeit und an eigenen Mitteln verlangte, als sie zu geben bereit waren. Bei einer soldien Einstellung der Mehrzahl der Fabrikanten nimmt es nicht wunder, daß die Gewerbe-Ausstellungen nur geringe Teilnahme erwecken konnten. Daß übrigens auch im fortsdirittlichen England solche Mißerfolge vorkamen, erlebte der Sohn des Berliner Unternehmers Moritz Geiß anläßlich einer Englandreise. Von der 1828 in London stattgefundenen Ausstellung der „National-Erzeugnisse des Kunst- und Gewerbefleißes" beriditete er, daß nur 295 Gegenstände ausgestellt waren; es fehle auch hier das Vertrauen der Fabrikanten und sie wären voller „Besorgnis, ihre Erfindungen und Verbesserungen den Augen aller Rivalen preiszugeben'"" — wahrscheinlich wird auch hier der ausschlaggebende Grund darin gelegen haben, eine Vergleichsmöglichkeit durch die Konsumenten zu vermeiden, denn es stand ja den Konkurrenterr frei, sich durch Ankauf eines neuen Produktes von den „Erfindungen und Verbesserungen" ihrer Rivalen zu überzeugen. Beuth, der wohl trotz aller Widerwärtigkeiten einen etwas größeren und allgemeineren Erfolg der beiden Gewerbe-Ausstellungen erwartet hatte, zeigte sich späterhin recht passiv, als seit 1842 neue Pläne einer solchen Ausstellung, diesmal vom Zollverein ausgehend, in Berlin diskutiert wurden.^®' Ohne jeden Kommentar legte man eine von Bayern ausgehende Anregung einer allgemeinen Gewerbe-Ausstellung der Zollvereins-Länder „in Erwartung etwaiger weiterer Anregung" zu den Akten, und ein halbes Jahr später gab Beuth zu bedenken, „daß eine Gewerbe-Ausstellung für sämtliche Länder des Zollvereins erhebliche Schwierigkeiten, besonders in Beschaffung der Räume darbietet, während die dadurch zu erzielenden praktisdien Erfolge nach den gemachten Zeitblatt...

2 (1829), S. 53.

Rep. 120 E X V I 2 , 1 3 c; Vol. 1. 10*

148

I- Die staatlich gelenkte

Gewerbeförderung

Erfahrungen wenigstens problematisch sind". Immerhin bevollmäditigte er doch den preußischen Vertreter bei der nächsten Zollvereins-Sitzung, den Geh. Finanzrat v. Viebahn, dem Antrag im allgemeinen zuzustimmen und eine Frist von fünf Jahren zwischen zwei Ausstellungen zu fordern. Der Vorschlag, das Jahr 1844 zur ersten Ausstellung zu wählen, geht ebenfalls auf Beuth zurück. Nachdem die ersten Beratungen einige Klarheit in die Angelegenheit gebracht hatten, ließ Beuth sein anfängliches Mißtrauen fallen und begann ganz in altem Elan für die gute Sadie einer Gewerbe-Ausstellung seine ganze Kraft einzusetzen. Ein Sdireiben des Ministers für auswärtige Angelegenheiten v. Bülow an V.Bodelschwingh, den Finanzminister, vom 23.November 1843 beweist noch einmal in eindeutigen Worten, die ebensogut von Beuth stammen könnten, wie ernst es der preußischen Regierung mit der Aufgabe der Gewerbeförderung war: „Es ist der Beruf und die Pflicht der Preußischen Regierung, weiteren und dringenden Anträgen der Gewerbetreibenden um vermehrten Zollschutz kräftig entgegen zu treten, und es wird uns deshalb oft der gewiß sehr ungerechte Vorwurf gemacht, daß wir die gewerblichen Interessen des Landes hintenansetzen oder daß uns dieselben wenigstens nicht in dem Maße, wie ihre Wichtigkeit erheische, am Herzen liege. Umso weniger darf die Preußische Regierung eine Gelegenheit ungenutzt lassen, um darzutun, daß sie große Mühe und Kosten (daran wird es freilich nicht fehlen) nicht scheut, um auf angemessene Weise die Gewerbetreibenden anzuregen und ihnen einen Beweis lebhafter Teilnahme an ihrem Gedeihen zu geben." Unter diesem Aspekt begannen die ernsthaften Vorbereitungen für die große Gewerbe-Ausstellung des Zollvereins in Berlin im Sommer 1844. An Umfang und Zielsetzung übertraf sie ihre bescheidenen Vorgänger von 1822 und 1827 bei weitem und kann daher als eine spezifisch staatliche Maßnahme zur Gewerbeförderung im Sinne der beiden vorangegangenen Ausstellungen nidit angesprochen werden. In großartiger Weise bot sie aber einen Überblick, was die Berliner Industrie leisten konnte, weldie rapide Entwicklung die Mechanisierung der Wirtschaft genommen hatte und war damit zugleich ein Symbol der erfolgreichen Tätigkeit der staatlichen Gewerbeförderung unter Beuth in den letzten Jahrzehnten. Die Ausstellung stand recht eigentlich am Schluß einer Periode und gab reichen Aufschluß über das in dieser Zeit Erreichte. Das folgende Jahr 1845 bradite mit der Allgemeinen Gewerbeordnung eine Neuregelung der gesetzlichen Grundlagen des Wirt-

Die Mittel

der Gewerbeförderung

149

sdiaftslebens und den Rücktritt Beuths aus allen staatlichen Ämtern; nur den Vorsitz des Gewerbevereins hatte Beuth nodi einige Jahre inne. So war das Jahr 1844 in mehr als einer Hinsidit ein Schlußstein in der Entwicklung der preußischen Gewerbepolitik in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

VIERTES

KAPITEL

Die Sonderstellung der königlichen Betriebe Zu den bevorzugten Methoden der merkantilistischen Wirtschaftspraxis hatten Gründungen von Industriebetrieben durch den Staat gehört. Eine ganze Anzahl solcher königlicher Unternehmen war auch in Berlin im Laufe des 18. Jahrhunderts ins Leben gerufen worden, und ein letztes derartiges Etablissement wurde sogar noch zu Beginn des folgenden Säkulums gegründet. Mit aller Sdhärfe wandte sich der von England kommende Wirtschaftsliberalismus gegen diese staatlichen Industriebetriebe, die ja ein klassisdies Beispiel einer fiskalischen Wirtschaftsbeteiligung darstellten und von denen einige auch in der preußischen Hauptstadt als Vermächtnis der friderizianischen Merkantilpolitik das 18. Jahrhundert überdauert hatten. Mehrere Staatsbetriebe waren im Laufe der Zeit bereits an Privatpersonen übergegangen: Die Königliche Gold- und Silber-Manufaktur wurde 1763 an den Hofjuden Veitel Ephraim verpachtet; 1821 kam sie endgültig in den Besitz dieser Familie, die sich christianisiert Ebers nannte.^®' 1834 wurde das Unternehmen verkauft,'"" nachdem der Absatz seit langer Zeit infolge der Gewerbefreiheit und durch die Konkurrenz der plattierten Waren sehr zurückgegangen war. Seit 1809 sdion konnte die Padit nicht mehr bezahlt werden,"" und im Jahre 1812 reichte der Ertrag kaum zur Besoldung des zahlreichen Personals."' Von einem Weiterblühen des Unternehmens"^ konnte nidit die Rede sein. Das Königlidie Lagerhaus, Preußens erstes staatliches IndustrieUnternehmen und die „größte deutsche Tuchmanufaktur des 18. Jahrhunderts""' wurde 1764 dem Kaufmann Heinridi Schmits in Erbpadit Radiel, Berliner Wirtschaflsleben . . S . 139 ff. Zedlitz, Neuestes Conversations-Handbuch ..., Bd. 1, S. 284. " " Heinridi Sdinee, Die Hoffinanz und der moderne Staat, Bd. 1: Die Institution des Hoffaktorentums in Brandenburg-Preußen, Berlin 1953, S. 149. Rep. 120 A V 4, 2: Polizei-Beridit vom 1 2 . 1 0 . 1 8 1 2 . Rachel, Berliner Wirtschaflsleben . . . , S. 141, deutet das an. «ä C a r l Hinrichs, Das Königliche Lagerhaus, in: FBPG44 (1932), S. 46.

Die Sonderstellung

der königlichen Betriebe

151

überlassen. Unter der späteren Leitung seines Schwagers WolfF verfiel die ehemals so blühende Fabrik immer mehr. Nicht so sehr die Konkurrenz, sondern „mangelhafte Verwaltung" und „zwecklose Führung" waren der Anlaß dazu."'^ 1812 waren noch 36 Weber „kärglich beschäftigt" — das Lagerhaus war nicht mehr die berühmte Anstalt, „die es sonst durch monopolische Vorzüge war"."' Reduzierung der Armee, Handelsstockungen infolge des Krieges, gesunkener Wohlstand und nicht zuletzt die Gewerbefreiheit führten das Unternehmen an den Abgrund. Die hohen Unkosten konnten nicht mehr gedeckt werden, und der Betrieb wurde bald gänzlich eingestellt. In einem Vergleichsprozeß verzichteten die Wolffschen Erben auf alle Ansprüche aus der Erbpacht."" Die Räume des Lagerhauses wurden verschiedenen Verwendungen zugeführt, in einem Teil des Gebäudes stellte Christian Rauch 1842 sein berühmtes Reiterstandbild Friedrichs d. Gr. fertig."" Thomas Hotho richtete 1775 eine Manchester-Fabrik für königliche Rechnung ein, die er selbst 1782 vom Fiskus kaufte und mit seinem eigenen Etablissement vereinigte."™ Mit königlicher Unterstützung richtete Wilhelm Tappert 1791 eine Baumwoll-Maschinenspinnerei ein, die unter der technischen Direktion Tapperts im Jahre 1800 als Kgl. Garn-Manufaktur übernommen wurde. Unter dem Minister vom Stein verkaufte der Fiskus das Unternehmen im August 1805 an die Gebr. Bernhardt aus Harthau bei Chemnitz."" Nach wechselnden Konjunkturen wurde die Anstalt 1816 geschlossen, „weil es den Unternehmern an Mitteln fehlte, sie zu unterhalten"."®" Vier Staatsbetriebe waren also nach und nach an Privatpersonen verkauft oder verpachtet worden. Drei andere blieben auch im 19. Jahrhundert im Besitz des Staates, und zwei von ihnen bildeten sogar gewichtige Schwerpunkte des Berliner Wirtschaftslebens, die PorzellanManufaktur und die Eisengießerei. Derartige staatliche Unternehmungen forderten natürlich die AnWeber, Der Vaterländische Gewerbsfreund... I / l , S. 11. Rep. 120 A V 4 , 2 . Vgl. Rachel-Wallidi, Berliner Großkaufleute . . B d . 2: Die Zeit des lismus 1648—1806, als Handsdirift gedruckt Berlin 1939, S. 184. Hertzog-Agenda 1914, S. 32. Vgl. Rachel, Berliner Wirtschaftslehen ..., S. 148, und Weber, Der dische Gewerhsfreund . . . I / l , S. 200. Vgl. den Nekrolog Tapperts von Frank in den Verhandlungen ...10 S. 281 ff., und Stein, Briefe ..., Bd. II/l, S. 30 ff. Pr. Br. Rep. 30 B, Tit. 72, Nr. 6 (330); fol. 33.

Merkanti-

Vaterlän(1831),

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I- Die Staatlid} gelenkte

Gewerbeförderung

hänger des wirtschaftlichen Liberalismus zur Kritik heraus; besonders der Fabriken-Kommissar Weber brachte die Problematik solcher Betriebe gern zur S p r a c h e „ D i e Frage, ob es den jetzt angenommenen liberalen Grundsätzen der preußisdien Staatsverwaltung überhaupt angemessen ist, daß ein Königliches Institut sich mit der Fabrikation von Waren besdiäftigt, die für das allgemeine Bedürfnis geeignet sind und ihrer Beschaffenheit nach wohl nur dem freien, bürgerlichen Gewerbe gehören, möchte wohl nicht unbedingt bejaht werden können. . . . In einen eigentlichen gewerblichen Wettlauf mit der Industrie der Bürger sich einzulassen, entspricht dem Wesen des Staates ebenso wenig, wie es seiner Würde ansteht." Weber dachte hierbei in erster Linie an die Kgl. Porzellan-Manufaktur, deren Monopolstellung trotz der Gewerbefreiheit infolge der fehlenden privaten Konkurrenz unangetastet geblieben war. Wiederholt beklagte er das Fehlen jeglicher Konkurrenzunternehmen für diese Fabrik:'"^ „Möchten doch im Lande Privat-Anstalten zur PorzellanFabrikation entstehen!" rief er aus, fügte aber resignierend hinzu, daß man ihre Vermehrung nur der Zeit überlassen könne. 1827 forderte in den Berliner Zeitungen ein „Sachkundiger" zur Gründung einer Porzellan-Fabrik auf Aktien auf;^®' praktische Resultate ergaben sich daraus nicht. Es dauerte nodi acht Jahre, bis der staatlichen Porzellan-Manufaktur eine private zur Seite gestellt wurde. Nur unter bestimmten Voraussetzungen ließ der wirtschaftliche Liberalismus den staatlichen Betrieb von Industrie-Unternehmen gelten: Diese Fabriken müßten so beschaffen sein, daß sie nicht von Privatleuten geführt werden könnten, weil sie der Staat wegen seiner Sicherheit den Bürgern niciit überlassen könne oder weil sie größere Ausgaben erfordern, als man durch den Verkauf der hergestellten Erzeugnisse einzubringen vermochte, wobei es sich natürlich nur um ausgesprochen künstlerische Produkte handeln konnte. In dieses Schema ließ sich die Kgl. Porzellan-Manufaktur nicht einordnen; sie war ein Etablissement wie jedes andere, nur mit dem Unterschied, daß es auf königliche Rechnung geführt wurde. Merkantilistische Funktionen gab es für dieses Institut auch nicht mehr, so daß eine Einbeziehung in das Beuthsche System der Gewerbeförderung unter Benutzung etwa vorhandener merkantilistischer Erfahrungen nicht in Frage konunen konnte. Diese nach beiWeber, Der Vaterländische Gewerbsfreund..1/2, Beiträge...! (1826), S. 310 f. Beiträge ...3 (1827), S. 42 f.

S. 176 f.

Die Sonderstellung der königlichen Betriebe

153

den Seiten streng isolierte Position der KPM erklärt die gerade gegen diese Fabrik häufiger als üblich gerichteten Angriffe aus den liberalen Kreisen. Die Existenz der Kgl. Pulverfabrik ziemlidi weit vor den Toren der Stadt bot weniger Anlaß zur Kritik: Nach Möglichkeit wollte man mit diesen gefährlichen Dingen recht wenig in Berührung kommen. Dagegen sah man die Kgl. Eisengießerei sogar als ein sehr nützlidies Institut an. Man erblickte in ihr einen Musterbetrieb, der den interessierten Masdiinenbauern Anregungen geben und sie obendrein mit gutem Gußeisen versorgen konnte, da die Lieferungen aus Oberschlesien unregelmäßig eintrafen und ofl minderwertiges Material enthielten.^®' Als einzige Eisengießerei Berlins während der Zeit des aufkommenden Maschinenwesens und des beginnenden Aufstiegs der Metall-Industrie hatte sie wirklich eine echte Aufgabe der staatlichen Gewerbeförderung zu erfüllen. Dieses Eta:blissement war 1803 unter dem Minister v. Reden gegründet worden mit dem Zweck, den noch rückständigen Metallgewerben Berlins Vorbild zu werden und die Gewerbetreibenden zu einer selbständigen Bewältigung der Probleme des wirtschafllidien Lebens zu erziehen. Wirklidi erwies sidi die Tätigkeit des Instituts als sehr fruchtbar,''®' wenn auch die technischen Möglichkeiten trotz staatlicher Mittel zu ihrer Vervollkommnung beschränkt blieben.*®" Solange noch keine privaten Unternehmen dieser Art in Berlin existierten, blieb die Kgl. Eisengießerei die „Vorarbeiterin für alle Gewerbe zur Darstellung mechanischer Werkzeuge und Triebwerke für die Fabriken und Manufakturen Berlins"."' Im Gegensatz zu der von der Königlidien Seehandlung finanzierten Patentpapier-Fabrik,"® die zwar vorbildlich eingerichtet war, ihre Fabrikationsmethoden aber ängstlich vor den Augen eventueller Konkurrenten hütete, war die Eisengießerei in den ersten drei Jahrzehnten ihres Bestehens ein Musterbetrieb im besten Sinne. Es empfiehlt sicli, wegen der notwendigen Differenzierung solcher staatlichen oder halbstaatlichen 1824 beriditete Egells von einer Lieferung Eisenblech aus einem niederschlesischen Privat-Hüttenwerk: „Es war dasselbe so unglaublidi schlecht, daß es unserem Vaterlande zur großen Sdiande gereicht." (Verhandlungen ...3 [1824], S. 19). Zur Geschichte der Kgl. Eisengießerei vgl. Schmitz, Berliner Eisenkunstguß, passim. Es sei an die Versuche mit den staatlichen Dampfmaschinen und Lokomotiven erinnert; siehe Seite 64 und 89 f. Weber, Der Vaterländisdie Gewerbsfreund... 1/2, S. 3. »» Vgl. Seite 40. N a d i Rep. 120 D X I V 1 , 2 1 ; Vol. 1, mitgeteilt von Schröter, Die Entstehung.. S. 91. Die wiederholt bei Schröter auftretende Schreibweise Voupier muß auf einem Lesefehler beruhen. Damit hatte er nicht unrecht (siehe auch Seite 168). Aber die Seehandlung hatte ihre guten Gründe für dieses Verhalten, wie das Folgende beweist.

Ziele, Mittel und Objekte der Gewerbefördcrung

189

Benehmen des Vonpier unerhört ist". Man zählte darin sämtliche von der Maschinenbau-Anstalt mangelhaft ausgeführten Bestellungen auf und hielt sie Vonpier als die eigentlichen Ursachen der Krise vor. Daß die Arbeit der Werkstatt oft wenig zufriedenstellend war, bezeugt folgendes Beispiel:'"' Die Direktion der Patentpapier-Fabrik ließ 1840 bei Borsig für zwei eiserne Trockenzylinder nebst Zubehör einen Kostenanschlag madien. Borsig nannte 568 Rtlr. als Preis, und die Direktion fragte bei der Werkstatt Vonpiers an, „ob sie bereit sei, diese Arbeit zu dem gestellten Preise oder billiger zu übernehmen und bis Ende Februar 1840 zu liefern". Nach der Zusage Vonpiers erging der förmliche Auftrag an die Maschinenbau-Anstalt. Am 8. Mai 1840, also drei Monate nach der vereinbarten Lieferfrist,- erlaubte sich Wentzel eine Erinnerung; man vertröstete ihn um drei Wochen und erbat dann nochmals eine Verlängerung des Termins um eine Wodie. Als am 14. Juli endlich die Lieferung erfolgte, mußte „bei einer so geraumen Zeit" der Herstellung auf etwas Verständiges und Gutes gerechnet werden. Es kam allerdings anders: Die Zylinder erwiesen sich als undicht, die Trockenwalzen waren sehr ungleichmäßig gearbeitet, das ganze Material war zu weich. Auf eine Rüdkfrage antwortete Vonpier, „es sei zum Schleifen der Zylinder nicht hinlänglich Zeit gewesen". Immerhin erklärte er sich bereit, die gefundenen Mängel — auf Kosten der Patentpapier-Fabrik! — abzustellen. So wurden die Gegenstände im August 1840 an Vonpier zurückgesdhickt und Ende Oktober wiederum geliefert, diesmal in scheinbar einwandfreiem Zustand, denn es erfolgte keine Beschwerde. Dafür war auch der Preis um 107 Rtlr. überschritten worden: Die Rechnung lautete auf 675 Rtlr. Noch ein halbes Jahr später gab der Faktor der PatentpapierFabrik Leinhaas seiner Unzufriedenheit Ausdruck und betonte, daß die „Ausführung dieser Arbeit die Patentpapier-Fabrik nicht veranlassen könne, der Maschinenbau-Anstalt Moabit ausgedehntere Arbeit zu übertragen". Die Seehandlung zog die gleichen Konsequenzen: So wurde z. B. der Plan, durdi Vonpier eine Kammwoll-Spinnerei anlegen zu lassen, aufgegeben."^ Aus den Akten geht eindeutig hervor, daß der gesdiilderte Vorgang kein Einzelfall war, sondern daß auch viele andere Arbeiten der Werkstatt erheblidie Mängel aufwiesen, so daß die Seehandlung mit ihrer Argumentation durchaus das Richtige getroffen hatte. Rep. 109 D 9 , 2 (345). '«* Rep. 109 D 9 , 2 (344); fol. 200.

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II. Wirtschaflsfördcrung

d. Seehandlung

u. Opposition

d.

Gewerbe

Die Geschichte der Maschinenbau-Anstalt Moabit bis zum Jahre 1841 bietet also ein eigenartiges Bild. Die Ausstattung Vonpiers mit den notwendigen Werkzeugen und die Errichtung eines eigenen Etablissements mit einem Kapital von 100 000 Rtlr. standen ganz in der Linie der alten Merkantilpolitik. Man vertraute dem neuen Mechaniker, der bisher noch nicht selbständig gearbeitet hatte, die Leitung des Betriebes an, ohne einen technisdien Sachverständigen der Seehandlung zu bestellen und glaubte, mit einem Kontrakt auf zehn Jahre genug für die Sicherung des Geschäftes getan zu haben. Im übrigen überließ man es Vonpier, nachdem man ihm einige Aufträge zum Start des Unternehmens vermittelt hatte, sich mit seiner Werkstatt einen Platz unter den anderen Maschinenbau-Anstalten Berlins zu erkämpfen. Daß Vonpier bisher recht häufig unbefriedigende Arbeiten geliefert hatte, fiel nun sehr schnell auf ihn selbst zurück: Die staatlichen Aufträge hörten fast völlig auf. Damit vollzog man in der Einstellung gegen diesen Betrieb einen Umschwung vom Merkantilismus zum Liberalismus, der für den wohl kaum durdisdinittlidi begabten Vonpier nicht zu bewältigen war. E r besaß nicht die Fähigkeit, auch ohne staatliche Aufträge die MaschinenbauAnstalt zu erhalten, gesdiweige denn sie zu einer Blüte zu bringen. So ging das Unternehmen mehr und mehr zurück, die Besdiwerden häuften sich, und die Seehandlung mußte mit Bestürzung konstatieren, daß der Vertrag mit Vonpier weniger für diesen als für die Seehandlung selbst eine ausgesprochene Belastung darstellte. Schon im November 1840 hatte Rother eine Auflösung des Kontraktverhältnisses erwogen,"® aber ohne rechtlidie Handhabe ließ sich das nur schwer durchführen. Es war jedoch ein deutliches Mißtrauensvotum für Vonpier, daß ihm die Seehandlung im Februar 1841 den Assessor Homann als technischen Inspizienten an die Seite stellte. Im August 1841 lehnte Vonpier einen Reparatur-Auftrag für ein Dampfschiff der Seehandlung ab. Damit war der Kontraktbruch erwiesen, die Seehandlung bestellte zwei juristische Sachverständige, den Notar Hepperl und den Justizrat Bode, und kündigte den Vertrag mit Vonpier am 7. März 1842. Das Angebot, die Maschinenbau-Anstalt auf eigene Rechnung weiterzuführen, lehnte Vonpier ab, so daß die Seehandlung das Unternehmen mit dem Ziel des späteren Verkaufs am 9. April 1842 selbst erwarb. Fabriken-Kommissions-Rat Frank übernahm noch die Begutachtung einer inzwischen für die Potsdamer DampfEbda., fol. 185.

Ziele, Mittel und Objekte der Gewerbeförderung

191

mühle fertiggestellten Dampfmasdiine, dann wurde das Etablissement geschlossen."" Wegen des geplanten Verkaufs der Maschinenbau-Anstalt Moabit schrieb am 11. März 1842 August Borsig an die Seehandlung."" Der Geh. Oberfinanzrat Kayser habe ihm als Kaufpreis 110 000 Rtlr. genannt, aber „nadi allen Berechnungen, welche ich über die in den Gebäuden befindlichen Gegenstände wiederholt anstellte, bleibe idi beim Vergleich der Summe bedeutend hinter der von . . . Kayser angenommenen zurüdiL." Trotz großzügigster Kalkulation kam Borsig auf weniger als 90 000 Rtlr. und bat um Mitteilung der genauen Preise, „um prüfen zu können, inwiefern ich mich eines Irrtums beschuldigen könnte". In den nun folgenden Verhandlungen bot Borsig der Seehandlung 90 000 Rtlr. an, die er in jährlichen Raten von 10 000 Rtlr. zahlen wollte. Zugleidi bat er aber um einen Kapitalvorsdiuß von 20 000 Rtlr. auf vier Jahre zu 4 "/o, „da ich zum Betrieb jener Anstalt die in meinem Geschäft steckenden Mittel nicht schwächen möchte". Dazu konnte sich die Seehandlung nicht entsdiließen, und Borsig schrieb am 20. Mai, daß er aus den Unterhandlungen über einen Verkauf der Anstalt den Eindruck gewonnen habe, „als wäre die Zeit noch nicht gekommen, wo dieselbe verkauft werden soll". Die Seehandlung entgegnete am gleichen Tage: „Die Anerbietungen, welche . . . ( S i e ) . . . gemacht haben, sind von dem Preise, welche uns dieselbe gekostet hat, zu weit entfernt, um darauf eingehen zu können, und wir müssen daher die Unterhandlungen über den Kauf dieses Etablissements als nunmehr abgebrochen ansehen." Inzwischen hatte die Maschinenbau-Anstalt unter Homann und dem neuen Redinungsführer Schlittgen"® den Betrieb wieder aufgenommen. Ein unerfreulicher Briefwedisel mit Vonpier, der sein investiertes Kapital von der Seehandlung zurückforderte, endete damit, daß Vonpier die vier Maschinen erhielt, die ihm ursprünglich zu seinem Fortkommen 11» Das bei Sdiröter, Die Entstehung..S.

116 f., abgedruckte „Verzeichnis der in

der Masdiinenbau-Anstalt Moabit bei deren Auflösung vorgefundenen Apparate und Werkzeuge" stammt also aus dem Jahre 1842. In dem von Schröter, a.a.O., S. 92, genannten Jahr 1844 war die Maschinenbau-Anstalt längst wieder von der Seehandlung in Betrieb genommen worden, und von einer Auflösung war nicht die Rede. " " Rep. 109 D 9 , 4 (346). "'S Die Behauptung, daß Sdilittgen schon in den 30er Jahren Direktor der Maschinenbau-Anstalt Moabit gewesen sei (so Schröter, Die Entstehung.

. ., S. 96), ist

nidit richtig und widerspräche audi völlig dem vertraglich geregelten Verhältnis zwischen der Fabrik und der Seehandlung, mindestens bis zum Februar 1841.

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II. Wirtsdiaflsförderung

d. Seehandlung

«. Opposition

d.

Gewerbe

vom Staat übereignet worden waren."" Zusammen mit dem Verlustanteil Vonpiers, der ebenfalls abgesdirieben werden mußte, gingen damit 2883 Rtlr. zu Lasten der Seehandlung. Das Schreiben Vonpiers vom 11. September 1842, daß er nun keine Forderungen mehr an die Gesellschaft habe, zog endlidi den Schlußstrich unter diese leidige Affäre."" Mit der endgültigen Übernahme der Maschinenbau-Anstalt Moabit durch die Seehandlung begann ein neuer Abschnitt in der Gesdiichte des Unternehmens. Ein erfolgreicher Wettbewerb mit Borsig und den übrigen Besitzern der Berliner Maschinenbau-Werkstätten war die einzige Möglichkeit, zu einer Amortisation der bisher angelegten Kapitalien zu gelangen. Um aber mit diesen Unternehmen in eine aussichtsreidie Konkurrenz treten zu können, bedurfte es erheblicher Mittel zum Ausbau und zur Modernisierung des Etablissements. Diese Mittel stellte nun die Seehandlung in reichlichem Maße zur Verfügung, indem sie wiederum die Methoden des Merkantilismus aufnahm und in krassem Widersprudi zu den Ideen des wirtschaftlidien Liberalismus ihren Betrieb zu einem Konkurrenz-Unternehmen für die bürgerlidien Gewerbetreibenden ausbaute. Dabei ging es hier weder um die Förderung oder Belebung eines in Berlin noch unentwickelten Industriezweiges, denn das war der Maschinenbau schon lange nicht mehr, noch handelte es sich um Schaffung eines Musterbetriebes wie etwa bei der PatentpapierFabrik. Der Seehandlung war in diesem Fall einzig und allein daran gelegen, aus dem in ihren Besitz gelangten Betrieb den größtmöglichen Gewinn herauszuwirtschaften, um so zur allmählichen Amortisation des Anlagekapitals zu kommen. Rein privatwirtschaftliche und kapitalistische Gründe eines staatlichen Instituts waren demnach für die Unterstützung der Maschinenbau-Anstalt verantwortlich. Zunächst bemühte man sich, das Etablissement durdi die Anlage einer Eisengießerei im Jahre 1843 zu vervollkommnen.'" Damit fielen natürlich die Guß-Aufträge, die bisher meist an den Gelbgießermeister Moll gegangen waren, fort, und Moll sah sich niciit nur eines guten Kunden beraubt, sondern hatte jetzt einen neuen Konkurrenten. In einer Rep. 109 D 9 , 2 (344). "" Vonpier kehrte 1843 nach Aadien zurück und gründete dort zusammen mit «einem Bruder Josef eine Masdiinenbau-Fabrik, die recht bald zu hohem Ansehen gelangte (vgl. Ahn, Die Entwicklung..., S. 83 f.). Sidier hatten ihn vor allem die Berliner Erfahrungen davon überzeugt, auf die Qualität seiner Erzeugnisse mehr Wert legen zu müssen. Rep. 109 D 1,1 (5153); fol. 125.

Ziele, Mittel und Objekte der Gewerbeförderung

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Beschwerde an den König"^ hielt er es für unangemessen, daß die Eisengießerei „auch für Privatleute Bestellungen annimmt" — womit er ganz im Sinne des wirtsdiaftlidien Liberalismus spradi. In den folgenden Jahren stand die Fabrik unter der technischen Leitung eines in den besten englischen Werkstätten ausgebildeten Fadimannes namens Petzholdt. Im Juli 1844 bat dieser das SeehandlungsDirektorium um Bewilligung der Anschaffung einiger Spezialmaschinen, die insbesondere für die Anfertigung von Lokomotiven, „zu deren Bau uns die Umstände endlich dringend zu veranlassen scheinen", wichtig seien. Das Gesuch auf den Bau einer Probe-Lokomotive wurde im November genehmigt."' Bis zu diesem Zeitpunkt beliefen sich die Investitionen der Seehandlung in das Unternehmen auf zusammen 382 116 Rtlr.; das meiste davon — 327 405 Rtlr. — war für den eigentlidien Betrieb und nur 54 710 Rtlr. waren für die Grundstücke ausgegeben worden."^ Bei diesen enormen Zusdiüssen war es nicht erstaunlich, daß die Fabrik wirklidi in die Lage gesetzt wurde, ein Wort unter den großen Berliner MasdiinenbauAnstalten mitzureden. Im Dezember 1844 waren 21 Aufträge in Arbeit, darunter befanden sich drei Dampfmaschinen; im April des folgenden Jahres lagen 73 Bestellungen vor. Im Januar 1846 genehmigte die Direktion die Aufstellung eines „Dampfhammers in der Größe des bei Herrn Borsig aufgestellten". Man verknüpfte damit die Bemerkung, daß „bei dem sich mehr und mehr ausbreitenden Geschäftsverkehr der Anstalt" die Aussichten auf baldige Amortisation recht gut wären,"' und darin erblickte man schließlich das eigentliche Ziel der Förderung dieses Unternehmens — nur daß diesem privatkapitalistischen Standpunkt für ein staatlich finanziertes Unternehmen im Zeitalter des wirtschaftlichen Liberalismus die prinzipielle Berechtigung fehlte. Und als der Stadtrat Risch der Seehandlung vorwarf,"' sie entziehe durch dieses Etablissement dem privaten Maschinenbau „durch vorteilhaftere Engagements" die tüchtigsten Kräfte und habe obendrein zur Vervollkommnung des Maschinenbaus und des Eisengusses „wenig oder nidits" beigetragen, mußte Rother die Antwort schuldig bleiben.

Rep. "ä Rep. Rep. Rep.

109 109 109 109

D D D D

9 , 2 (344); fol. 79. 9 , 1 2 ; Vol. 1 (379a). 1,1 (5153); Beilage 31. 9 , 1 2 ; Vol. 1 (379a).

Vgl. Risdi, Das Kgl. Preußische Seehandlungs-Institut..., 13

Miede

S. 83 f.

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II. Wirtschaftsförderung

d. Seehandlung

u. Opposition

d.

Gewerbe

Die Dampfmühle in Potsdam Die besondere Geschichte dieses Seehandlungs-Unternehmens rechtfertigt eine genauere Darstellung."' Ferdinand Crudelius, Besitzer einer Windmühle in der Brandenburgischen Vorstadt von Potsdam, hatte auf seinen Antrag, ihm eine Konzession für die Anlage einer Dampfmühle zu gewähren, eine Ablehnung erhalten, weil nach einer Kabinettsordre vom 23. Oktober 1826 die Anlage einer neuen Mühle „von dem wirklichen Vorhandensein eines örtlichen Bedürfnisses" abhing, welches aber nach Meinung der Potsdamer Regierung nicht gegeben war. Crudelius konnte aber unter Hinweis auf die von auswärts nach Potsdam eingeführten Mehlquantitäten die Behörde schließlicJi überzeugen, daß doch ein Bedarf an Mehl, besonders aber an dem hodiwertigen „Dauermehl" bestand. Außerdem würde durdi die bessere Qualität ein leichter Transport in entferntere Gegenden möglidi sein, so daß die übrigen Potsdamer Müller keine Einbußen zu befürchten hätten. Daraufhin erteilte man Crudelius am 14. August 1837 die Konzession zur Umwandlung seiner Wind- in eine Dampfmühle. Zur Finanzierung dieses Projektes brachte er eine Aktiengesellschaft zustande, deren Mitglieder sdion im Juli 1837 das voraussiditliche Startkapital von 76 000 Rtlr. gezeichnet hatten. Zu den Aktionären gehörten u. a. F. G. v. Halle, Mendelssohn & Co., Carl Berend, J. H . Beer, J. D. Riedel, Wallach & Nauen und J. A. Krauske, früherer Mitbesitzer der ersten Dampfmühle Berlins, der auch den Kostenanschlag und die tedinisdien Einzelheiten des Planes"® ausgearbeitet hatte. Bei dem Antrag auf Erlangung der Korporationsrechte gab man eine recht bescheidene Schätzung für den errechneten Jahresgewinn an: 3000 Rtlr. Mehr hätte die nach der „Gemeinnützigkeit" urteilende Verwaltung vielleicht übelgenommen."' Am 23. Oktober wurden dem „AktienVerein der Potsdamer Dampfmühle" die Rechte einer juristischen Person verliehen. Für diese Genehmigung hatte sidi das Ministerium acht Monate Zeit gelassen, was die Aktionäre bewog — so beriditete Crudelius später — sich von dem Gesdiäft zurückzuziehen. Sicher haben audi andere Gründe dabei mitgespielt; ohne Zweifel hatten die zuerst gutwilligen Geldgeber bald gemerkt, daß Crudelius, ein verschuldeter ehemaliger SpirituosenDas Folgende nadi Rep. 109 D 4 , 1 (525). Die Mühle sollte vier Mahlgänge erhalten und eine Jahreskapazität von 4500 Wispel Getreide erreichen. Siehe oben Seite 51 f.

Ziele, Mittel und Objekte der Gewerbeförderung

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fabrikant, der sidi dann der Müllerei zugewandt hatte, für die Leitung eines so großen Unternehmens kein Vertrauen verdiene. Man hatte ihm sogar angeblidi vorgeschlagen, sein Grundstück mit allen Immobilien für 31 OOORtlr. abzukaufen — vielleidit als eine Art Abfindung. Diese Behauptung des Crudelius ist stark anzuzweifeln, zumindest was die Summe angeht, denn bei seiner permanenten Geldknappheit hätte er sich ein soldies Angebot kaum entgehen lassen. In jedem Falle war ihm eine leitende und entsprechend gutbezahlte Stellung in der Mühlendirektion lieber. Aus den unzähligen Petitionen der folgenden Jahre wird deutlidi, daß er — abgesehen von der guten Idee mit der Dampfmühle — nichts anderes im Kopf hatte, als sich auf irgendeine Weise mit Geld versorgen zu lassen. Nadidem also die Aktiengesellschaft sehr schnell wieder geplatzt war, hatte Crudelius — immer nodi im Besitz der Konzession — einen neuen Gedanken. Da er das wichtigste Zubehör für eine Dampfmühle, die Dampfmaschine, unmöglich aus eigenen Mitteln anschaffen konnte, schrieb er an Rother und bat, ihm eine Dampfmaschine aus der Maschinenbau-Anstalt Moabit leihweise zu beschaffen; er wolle dafür die „Dampfmühle", d. h. also sein Grundstück und die Gebäude, der Königlichen Seehandlung verpfänden. Zu dieser Zeit, im Spätherbst 1840, war die Mühlenfrage jedocih sdion von ganz anderer Seite angeschnitten worden. Zu den ersten Plänen des seit Juni regierenden Königs Friedrich Wilhelm IV. gehörte eine Vergrößerung und Verschönerung der Bauten und Parkanlagen um das Schloß Sanssouci. Dabei störten einige der Potsdamer Windmühlen, und die Regierung wurde angewiesen, nach einer befriedigenden Lösung zu suchen. Da die „Fortschaffung der Windmühlen von der Insel Potsdam" nur aus Gründen Allerhöchster Gartenbauprojekte eine Zwangsenteignung nach dem Allgemeinen Landrecht nicht rechtfertigte,''"' mußte man die Müller zum freiwilligen Verkauf gegen Entschädigung zu bewegen versuchen. Um sich vor übertriebenen Forderungen zu schützen und gleichzeitig den Mehlbedarf Potsdams weiterhin zu sichern, schlug Oberpräsident Bassewitz die Errichtung einer Dampfmühle vor und setzte Rother von diesem Plan in Kenntnis, da die Seehandlung über Erfahrungen auf diesem Gebiet verfügte.'^' Ein detaillierter Bericht für Rother hielt die Beseitigung Vgl. Allgemeines

Landrecht..Teil

aller

I, Titel 11, §§ 3 ff.

Die Seehandlung betrieb bereits Dampfmühlen bei Ohlau und Beuthen. 1842 übernahm sie auch die Schicklerschen Mühlen in Bromberg. 13»

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II. Wirtschaflsförderung

d. Seehandlung

u. Opposition

d.

Gewerbe

36 Windmühlen'^^ für sicher nicht erforderlich; „kommt es aber nur darauf an, einige wenige Mühlen fortzuschaffen, so möchte sich das vielleicht... durch vorsichtige Einleitung und geschickte Behandlung auch ohne die Anlage einer Dampfmahlmühle . . . ausführen lassen." Immerhin erfuhr Rother, daß für alle 36 Windmühlen etwa 96 800 Rtlr. als Kaufpreis zu veranschlagen seien und daß eine Dampfmühle in dieser Gegend einen Jahresgewinn von etwa 11 500 Rtlr. abwerfen werde. Man müsse nur verhindern, daß Crudelius plötzlich doch noch eine solche Mühle einrichte und ihm am besten seine Konzession abkaufen. Rother sah sofort, daß längst nicht alle Mühlen den königlichen Verschönerungswünschen im Wege standen; umso geringer würden sich die Entschädigungskosten stellen. Der Gewinn von 11 500 Rtlr. war bei einer guten Einrichtung und einer größeren Kapazität der Mühle ohne weiteres zu erhöhen. Die Verbreitung der maschinellen Fabrikation hielt Rother ohnehin für unbedingt erforderlich,'^ und daß für die noch kaum industrialisierte Stadt Potsdam ein modernes Etablissement wie eine Dampfmühle äußerst wünschenswert sei, war ein weiterer Grund für ihn, sich der Sache anzunehmen. Einsicht in die wirtschaftlich-technischen Forderungen der Zeit und die Aussicht auf Rentabilität waren also ausschlaggebend. Der König hatte Rother inzwischen ermächtigt, die in Frage kommenden Mühlen anzukaufen „und das dazu zu verwendende Kapital durch den Ertrag einer Dampfmahlmühle . . . zu verzinsen und zu amortisieren". Rother, der zunächst die Konzession von Crudelius ungefährlich machen mußte, war über dessen Bitte um eine Dampfmaschine sehr befriedigt: ein solcher Mann konnte kaum ein ernsthafter Konkurrent werden. Mit dem Auftrage, ohne Benachrichtigung des Crudelius den Wert seines Grundstückes auszukundschaften, schickte Rother am 21. Dezember den Seehandlungs-Assessor Homann nach Potsdam. Dieser überquerte einen zugefrorenen Graben, der die Grenze der Besitzung bildete und konnte seine Schätzungen an Ort und Stelle ohne Wissen des Eigentümers vornehmen — für ein königliches Institut eine etwas seltsame Methode. Homann fand Größe und Verkehrslage des Grundstückes sehr günstig; nur die Gebäude waren fast ausnahmslos in einem sehr schlechten Zustand. Bis auf das Wohnhaus war alles andere abbruchreif. Einen Kaufpreis von 16 000 Rtlr. hielt er für angemessen. Diese 36 Windmühlen befanden sich auf der Insel Potsdam; dazu kamen noch drei auf dem linken Havelufer. Siehe oben Seite 59.

Ziele, Mittel und Objekte der Cewerheförderung

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Mit diesen Informationen versehen, bestellte Rother Crudelius zu sich, eröffnete ihm, daß er „nicht ein Pfund Eisen", geschweige denn eine Dampfmaschine bewilligen könne und sdilug ihm vor, das Grundstück mit allen Immobilien unter einer angemessenen Berücksichtigung der Konzession für 20 000 Rtlr. an die Seehandlung zu verkaufen. Obwohl Crudelius den "Wert auf über 31 000 Rtlr. bezifferte, kam der Vertrag im Februar 1841 zustande. Eine Kabinettsordre vom 6. März stimmte den ersten Mühlenkäufen und der Anlage einer Dampfmühle „ohne Beschränkung der Mahlgänge" zu, wies aber Rother nochmals darauf hin, daß „mehrere der zu erwerbenden Mühlengrundstücke namentlich in der Umgebung von Sanssouci und auf den Pfingstbergen sich zu den . . . beabsichtigten Verschönerungs-Anlagen eignen dürften". Rother habe sich deshalb mit dem Gartendirektor Lenne in Verbindung zu setzen und Größe und Preis der geeigneten Besitzungen mitzuteilen. Am 13. März erfolgte die Übergabe des Grundstücks von Crudelius an die Seehandlung. Um sämtliche auf dem Besitz ruhenden Lasten ablösen zu können, erhielt Crudelius noch ein Darlehen von 500 Rtlr. Außerdem wurde ihm eine Jahresrente von 300 Rtlr. auf Lebenszeit gewährt, die nadi seinem Tode in Höhe von 150 Rtlr. (seit 1874: 200 Rtlr.) an seine Witwe gezahlt wurde. Die Summe von 300 Rtlr. entsprach etwa dem Jahresgewinn einer holländischen Windmühle mit vier Mahlgängen, wie sie Crudelius betrieben hatte.'^^ Crudelius, der sich übervorteilt fühlte, ließ in den nächsten Jahren eine Flut von Bittschriften los: an Rother, dessen Frau und den König. Er verlangte vor allem Geld, aber auch eine leitende Stellung bei der neuen Mühle, was ihm jedoch nie versprochen worden war. Rother stellte ihn schließlich als Bauschreiber ein, mußte ihn aber nach kurzer Zeit wegen Unfähigkeit wieder entlassen. Crudelius ging später nadi Berlin, eröffnete dort eine Milchhandlung und ist 1872 gestorben. Fast gleichzeitig mit der Mühle von Crudelius waren bereits zwei andere Mühlen gekauft worden, und fünf weitere folgten in den kommenden Jahren, so daß im ganzen acht Windmühlen mit zusammen 14 Mahlgängen kassiert wurden.'" Die übrigen 28, dazu die drei auf dem linken Havel-Ufer, blieben unangetastet. Von einer Beseitigung aller Windmühlen war also nicht mehr die Rede; von dem durch v.BasseDer Jahresgewinn einer holländischen Windmühle wurde wie folgt geschätzt: 142 Rtlr. (2 Mahlgänge), 225 Rtlr. (3 Mahlgänge), 235 Rtlr. (4 Mahlgänge). Bodkwindmühlen erbrachten 78 Rtlr. (1 Mahlgang) bzw. 105 Rtlr. (2 Mahlgänge). Rep. 109 D 1, 1 (5153); fol. 149.

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IL Wirtschaftsförderung

d. Seehandlung

u. Opposition

d.

Gewerbe

witz für diesen Fall anheimgestellten Verzicht auf eine Dampfmühle hat Rother aber nichts wissen wollen. Ein Zusammentreffen mehrerer Umstände hatte die Seehandlung in dieses Projekt hineingezogen: der Wunsch des Königs, die Vorschläge der Potsdamer Regierung und die Unfähigkeit des Crudelius zur Ausnutzung seiner Konzession bewogen Rother, dieses sichere Geschäft zu übernehmen. Ein Gesuch der Potsdamer Müller, nur ihnen selbst die Anlage einer Dampfmühle zu gestatten, wurde abgewiesen, stand doch zu erwarten, daß die konservativen Müller die Konzession bewußt nicht auswerteten, um weiterhin das sichere und relativ konkurrenzgeschützte Gewerbe der "Windmüllerei zu treiben. So ist die Anlage der Potsdamer Dampfmühle durch die Seehandlung als eine echte Pionierinvestition anzusehen: Ohne Rothers Initiative hätte ein solches Unternehmen noch lange auf sich warten lassen. D a ß der Betrieb nach den ersten Jahren der Amortisation einen Gewinn abzuwerfen versprach, konnte dabei nur recht sein. Die neue Dampfmühle begann im Juli 1843 mit acht Mahlgängen ihre Arbeit.'^" Die noch von Vonpier in Moabit gebaute Dampfmaschine erreichte zwar in ihrer Leistung fast 50 Pferdestärken, „dem Verbraudi an Brennmaterial nach müßte sie aber viel stärker sein".'" Die anderen Potsdamer Mühlen waren — nach Auskunft Rothers — weiterhin ausreichend beschäftigt, obgleich die Dampfmühle jährlich etwa 8000 Wispel Getreide vermahlte, also fast das Doppelte der früher von Crudelius vorgesehenen Menge. Dieser von Rother nicht belegten Behauptung muß allerdings entgegengehalten werden, daß sämtlidie Potsdamer Mühlen im Jahre 1839 nur 2650 Wispel gemahlen hatten. Selbst wenn wir annehmen, daß die Müller die Mahlsteuer, die als Grundlage der Berechnung diente, gelegentlich zu umgehen suchten und eine gewisse Einfuhr bestand,'^® muß die Dampfmühle doch einen erheblichen Teil des anfallenden Getreides an sich gezogen haben. Sie bedeutete demnach eine ernste Konkurrenz für die alten Windmühlen,'^' allerdings konnte Rother darauf hinweisen, daß er dem technischen Fortschritt hier gewaltig nachgeholfen habe. Tatsächlich wurde die ganze Angelegenheit für die Durch die Verdoppelung der Mahlgänge gegenüber dem Projekt des Crudelius erhöhte sich natürlich auch der zu erwartende Gewinn beträchtlich. Neukrantz, Ausführlicher Bericht..S. 354 f. In den 30er Jahren wurde im Jahresdurchschnitt der Mehlertrag von 1700 Wispel Getreide nach Potsdam eingeführt. Der Gesamtbedarf der Stadt an Getreide für die Mehlherstellung betrug 4700 Wispel Roggen und 2300 Wispel Weizen. Vgl. Risch, Das Königliche

Preußische Seehandlungs-Institut..S.

59 ff.

Ziele, Mittel und Objekte der Gewerbeförderung

199

Seehandlung sehr viel teurer als erwartet, denn Rother gibt als investiertes Kapital die enorme Summe von 515 000 Rtlr. an; das ist die höchste Summe aller Berliner Seehandlungs-Betriebe."" Der Erwerb der verschiedenen Grundstücke hatte außerdem fast 40 000 Rtlr. gekostet. In seinem Bericht für den König rechtfertigte Rother den großen finanziellen Aufwand mit der „Gemeinnützigkeit dieser Anlage", die nicht nur für ein lokales Bedürfnis arbeite, sondern auf den Verkehr „der . . . ziemlich Industrielosen Stadt Potsdam einen von den Behörden anerkannten wohltätigen Einfluß" ausübe."' Darin lag zweifellos etwas Richtiges, aber selbst Rother mußte zugeben, daß ein so bedeutendes Etablissement „um Absatz bemüht sein muß und daß, wenn es bestehen soll, ihm der Inländische Markt nicht versdilossen werden darf", denn, „auf Gewinn angewiesen, berechnet es die Höhe seiner Preise nach gleichen Grundsätzen wie der Privatmann, vor welchem es in keiner Beziehung einen Vorzug g e n i e ß t . . . " Der Ordnung halber soll hier angemerkt werden, daß Rother bereits 1841 um „Erleichterungen hinsichtlich der Mahl-Steuer-Kontrolle" gebeten hatte; ob seiner Anfrage vom Finanzminister v. Alvensleben entsprodien wurde, ist nicht bekannt. Um die ohne Zweifel starke Konkurrenz gegenüber den Potsdamer Müllern In etwas milderem Lidite ersdieinen zu lassen, erwähnte Rother, daß man „aber der Konkurrenz mit den inländischen Gewerbetreibenden möglichst aus dem Wege gehen und erhebliche Mengen nach Sachsen, Bayern und Hamburg" absetze. Auch den großen Mühlen Berlins''^ schade die Potsdamer Gründung nicht; diese seien vollauf beschäftigt, und eben erst habe man die Adlermühle auf das Doppelte der bisherigen Kapazität erweitert. Die Geschichte der Potsdamer Dampfmühle bietet eine interessante Ergänzung zu den anderen Seehandlungs-Betrieben im Berliner Bereich. Es handelt sich dabei um eine Pionierinvestition, die auch außerhalb der Hauptstadt die Vorzüge der maschinellen Arbelt unter den noch vielfach rückständigen Müllern propagieren sollte. Auch ein solches Unternehmen muß — nach heutiger Auffassung — eine Rentabilität nach privatwirtschafllichen Grundsätzen erstreben und darf SubventloRep. 109 D l , 1(5153), Beilage 31. Die übrigen Investitionen beliefen sich auf 382 116 Rtlr. für die Maschinenbau-Anstalt Moabit, 309 728 Rtlr. für die Chemisdie Fabrik Oranienburg, 147 694 Rtlr. für das Wollgeschäfl und 119 910 Rtlr. für die Dampfschiffahrt. Rep. 109 D 1,1 (5153); fol. 150 ff. Das waren die Adlermühle, die Aktienmühle und das Unternehmen von Schumann & Krauske, aus dem Krauske allerdings inzwischen ausgeschieden war.

200

IL Wirtschaflsförderung d. Seehandlung u. Opposition d. Gewerbe

rien nur unter gewissen Voraussetzungen und nur für eine absehbare Anlaufzeit erhalten."' Genau das war Rothers Absicht — nur war er mit dieser Meinung dem wirtsdiafllichen Liberalismus weit voraus, der eine privatwirtschaftliche Betätigung des Staates oder halbstaatlicher Institute aus prinzipiellen Gründen nidit zulassen konnte.

Vgl. Ritter, Die Rolle . . S . III.

DRITTES

KAPITEL

Das Ende der Wirtschaftsförderung durch die Königliche Seehandlung Eine Kritik an den gewerblidien Unternehmungen der Seehandlung ließ natürlich im Zeitalter des wirtschaftlichen Liberalismus nicht lange auf sich warten. Die zahlreichen Einzelbeschwerden, die entweder bei der Seehandlung selbst eingelaufen oder in der Vossischen Zeitung erschienen waren, wurden während des 8. Provinziallandtages der Mark Brandenburg 1843 erörtert und schließlich vom Berliner Stadtrat Risch zusammengefaßt und veröffentlicht,"^ wobei sich das Kuriosum ergab, daß ausgerechnet ein Angehöriger des Magistrats es sein sollte, der sich zum begeisterten Fürsprecher des liberalen Wirtsdiaflssystems machte und Gewerbe- und Handelsfreiheit in den hödisten Tönen lobte."' In einer solchen Zeit aber, in der die Regierungen „nur die störenden Hemmungen der Freiheit hinwegzuräumen" haben,"' sei die Aktivität der Seehandlung hinsichtlich ihrer Gewerbebetriebe unangemessen und verwerflidi. Risdi beschuldigte das Institut in aller Ausführlichkeit, seiner Bestimmung nicht entsprechende Industrie-Unternehmen gegründet zu haben, was „notwendigerweise zu Eingriffen und Beeinträchtigungen bürgerlicher Gewerbe führen" mußte. Tatsächlich war die Seehandlung, deren Berliner Unternehmen nur einen Teil ihrer gewerblichen Tätigkeit ausmachten, in den Jahren von 1820 bis 1845 mit einem Umsatz von 86,5 Millionen Rtlr. jährlich zum größten Gewerbetreibenden des preußischen Staates geworden.'" Gegen die von Risch und anderen erhobenen Vorwürfe verfaßte der Seehandlungs-Präsident Rother seine schon erwähnte Denkschrift vom Herbst 1844, die den Beschwerdeführern zeigen sollte, daß „die wirklichen oder eingebildeten Übel und Hindernisse, mit denen sie zu kämpRisch, Das Königliche Preußische Seehandlungs-Institut..., vgl. Seite 177, Anm. 53. A.a.O., S. 5 ff. Vgl. hierzu Seite 207 f. A.a.O., S. 6. Vgl. Arthur Nußbaum, Die Preußische Seehandlung, in: Annalen des Deutschen Reiches für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschafl 38 (1905), S. 45.

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II. Wirtschafisförderung

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fen haben, nicht in der Konkurrenz der Seehandlung, sondern in ganz anderen, teils in ihnen selbst, teils in der fortsdireitenden industriellen Entwicklung liegenden Ursadien zu finden sind."'®' Als Rother 1820 die Seehandlung übernahm, hatte er die Aufgabe, die staatlichen Geldoperationen so zu führen, daß sie „mancher unvermeidlichen Aufopferungen ungeachtet, doch zugleich lukrativ wurden". Die vorhandenen Mittel mußte er „in den merkantilischen Wegen, worauf das Institut angewiesen ist, für . . . Belehrung der allgemeinen Industrie" nutzbar machen. 1820 besaß die Seehandlung ein Betriebskapital von 1 035 110 Rtlr."° Wenn Rother diesen Fonds nur zu erhalten gesucht hätte, ohne sich „auf Erwerb einzulassen", wäre er zwar manchen Anfechtungen aus dem Wege gegangen; indem er sidi aber nicht darauf beschränkte, widerlegte er seiner Meinung nach die Redensart, daß ein Staatsmann industrielle Unternehmen nidit ebenso erfolgreich wie ein Privatmann leiten könne. „Kein Jahr ist vergangen, in weldiem trotz mancher Verluste bei einzelnen Unternehmungen im ganzen ein bedeutender Gewinn sich herausgestellt hat.""" Deutlicher konnte es Rother kaum aussprechen, daß die Seehandlung ihre zahlreichen gewerblidien Unternehmungen nicht nur zum Besten der preußischen Wirtschaft unterhielt, sondern auch ganz materielle Ziele zum Besten des Institutes verfolgte. Das vorhandene Stammkapital sollte durch die zu erwartenden Gewinne dieser Betriebe erhöht werden. Damit stellte sich das Königliche Seehandlungs-Institut auf einen Standpunkt, der jedem Privatmann in der Privatwirtschaft eine Selbstverständlidikeit war. Diese Erwartung von Kapitalzuwachs als Folge von Investitionen in gewerbliche Unternehmungen ist typisch für das kapitalistische Denken, und die Seehandlung stellte mit ihrer Gewerbeförderung aus privatwirtschaftlidiem Interesse keine Ausnahme dar — nur daß ihre egoistischen Absichten hinter den Beteuerungen einer, teilweise allerdings wirklich vorhandenen, uneigennützigen Betätigung der Gesellsdiaft nicht so offenkundig zutage treten konnten wie bei den privaten Gewerbetreibenden. Die umfangreidie Denkschrift Rothers muß nodi unter einem zweiten Gesichtspunkt betrachtet werden, denn ihr Inhalt täuscht zu einem erheblichen Teil über die reale Lage der Seehandlung hinweg. Diese Verschleierung hat ihre Ursache darin, daß die Denkschrift mit dem Ziel Rep. 1 0 9 D 1 , 1 (5153), fol. 7 ff. Vgl. Seite 168, Anm. 27. Ebda., fol. 33. Ebda., fol. 171 f.

Das Ende der Wirtschaflsförderung

203

verfaßt wurde, die Handlungsweise des Staatsministers und Seehandlungspräsidenten V. Rother seit 1820 zu rechtfertigen. Der Vorsdilag Rothers, im Falle der königlichen Mißbilligung seiner Politik das Seeliandlungs-Institut ganz aufheben zu lassen,"' war wohl kaum ernst gemeint. Außerdem war dieser Gedanke mit der Bemerkung verknüpft, daß dann natürlich auch die von der Seehandlung betriebenen Finanzgeschäfte für den Staat aufhören würden. Dieser als versteckte Warnung aufzufassende Hinweis verschaffte Rother die Hoffnung, die Auseinandersetzung zu seinen Gunsten zu entscheiden. Seine Argumentation ging jedoch am Kern der Sache vorbei, denn die Vorwürfe von Risch u. a. waren keineswegs gegen die Seehandlung als staatliches Bankgeschäft gerichtet, sondern ausschließlich gegen deren industrielle Betätigung. Rother selbst wußte das genau, und er hatte auch erkannt, wohin eine fortdauernde Aktivität auf diesem Gebiet führen würde: „Eine noch weitere Ausdehnung in dieser Richtung würde das Institut in Gefahr setzen, seinen anderweitigen Bestimmungen nicht genügen zu können." Damit ist in vorsichtiger Formulierung, aber doch deutlich ausgesprochen, daß sich die Seehandlung mit ihrer industriellen Betätigung übernommen hatte. Dieser Satz ist im Konzept gestrichen worden; der König sollte auf die Folgen der einseitigen Belastung der Seehandlung nicht besonders hingewiesen werden. Umso großzügiger erscheint jetzt der Vorschlag Rothers, daß die Seehandlung in Zukunft keine neuen industriellen Projekte in Angriff nehmen, sondern sich auf die Weiterführung der bereits bestehenden Betriebe beschränken wolle. Zur Begründung führt Rother an, daß die Fonds „völlig erschöpft" s e i e n , d i e „zu solchen merkantilisch industriellen Zwecken für jetzt bestimmt werden können", was ohne Zweifel eine schlichte Untertreibung darstellt. Gleichzeitig bat er um öffentliche Bekanntmachung der künftigen Selbstbescheidung der Seehandlung zur Beruhigung der Gewerbetreibenden. So erscheint Rother als der große Seehandlungs-Präsident, der zwar alle Vorwürfe glänzend widerlegen kann, der als Staatsmann in jedem Jahr Gewinne aus den Seehandlungs-Betrieben herauswirtsdiaften konnte und der nun den Gegnern den Wind aus den Segeln nimmt, indem er verspricht, keine neuen Seehandlungs-Unternehmen als Konkurrenz der erbosten Privatwirtschaft zu erricJiten. Die Denkschrift Rothers hatte natürlicJi die Folge, daß ihm der König Ebda., fol. 179 ff. Der Zusatz „völlig" ist im Konzept gestrichen.

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11. Wirtschaflsförderung

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sein volles Vertrauen aussprach. Die tatsächliche Situation der Seehandlung ließ sich aber auch durch geschickte Verschleierung nicht aus der Welt schaffen. Durch die ungeheuer weit gespannten Unternehmungen Rothers wurden die zur Verfügung stehenden Kapitalien übermäßig festgelegt und zersplittert. Bereits 1843 mußte die Seehandlung beim Staat ein Darlehen von 1 Mill. Rtlr. aufnehmen,"' was der Rothersche Bericht wohlweislich verschwieg. Die Fabriken arbeiteten fast alle schwerfällig und unrentabel; ihr Betrieb war zu kostspielig und auf die Dauer — trotz der gegenteiligen Behauptung Rothers — nur verlustbringend, ähnlich wie bei den wenigen Staatsbetrieben in Berlin. Ende des Jahres 1847 waren 9,5 und im Juli 1848 10,5 Millionen Rtlr. des Vermögens der Seehandlung in Immobilien angelegt. Durch dieses festliegende Kapital wurde die Liquidität der Seehandlung immer geringer. Die von Rother in bester Absicht begonnene und fraglos verdienstvolle Förderung der inländischen Industrie führte das Institut einer bösen Krise entgegen. „Wenn Rother erweisen wollte, daß eine Behörde ebensogut, wenn nicht besser, Unternehmer spielen könne als Private, so war das gründlich mißlungen und gerade das Gegenteil zutage getreten.'"" Im April 1848 schied Rother aus dem Staatsdienst aus, die Seehandlung verlor ihre seit 1820 unabhängige Stellung und wurde dem FinanzMinisterium unterstellt. Damit fand auch die Gewerbeförderung durch dieses staatliche Institut ihr Ende. Der neue Präsident Bloch ging den einzig möglichen Weg der Konsolidierung des Instituts: Verkauf und Abstoßung der Immobilien um jeden Preis, wenn auch mit Verlust. Dieser neuen Richtung fielen auch die Berliner Seehandlungs-Betriebe zum Opfer. Die Chemische Produktenfabrik Oranienburg wurde 1850 an den bisherigen Geschäftsführer Cochius für 80 000 Rtlr. verkauft,'" obwohl der geschätzte Wert ohne Betriebsfonds 97 000 Rtlr. betrug."' 1855 endete Cochius durch Selbstmord wegen wirtsdaaftlicher Schwierigkeiten, seine Witwe verkaufte die Fabrik 1857 an den Apotheker Röhr, von dem sie 1871 eine Aktiengesellschaft erwarb. Die Maschinenbau-Anstalt Moabit und die Eisengießerei, die 1850 einen Buchwert von 276 000 Rtlr. hatten, brachten der Seehandlung Vgl. Schräder, Geschichte . . S . 16 f. Rachel-Wallich, Berliner Großkaufleute . .Bd. 3, S. 271. Vgl. Rehberg, F. F. Runge ..., S. 72 f. Rachel-Wallich, Berliner Großkaufleute . . Bd. 3, S.271.

Das Ende der Wirtschafisförderung

205

trotz aller Anstrengungen in den Jahren 1840—47 etwa 120 000 Rtlr. Verlust. So war man zufrieden, als Borsig das ganze Etablissement für 140 000 Rtlr. in sechs Jahresraten kaufte."' Zwei Verfügungen vom 27. November und 12. Dezember 1850 erklärten die beiden Anstalten für aufgelöst. Mit dem gesamten Inventar übernahm Borsig audi den bisherigen Seehandlungs-Disponenten Hänel, der seinen Vorgänger Schlittgen 1846 abgelöst hatte. Über die Aufgabe des Wollgeschäftes ist wenig zu berichten. Das große Magazin, über dessen Verkauf seit 1850 verhandelt wurde, kam endlidi für 4300 Rtlr. an Westphal, der Rest des Grundstücks wurde 1854 vom Tabakwaren-Fabrikanten Brunzlow für 6500 Rtlr. erworben."® 1848/49 war bereits die Dampfschiffahrt der Seehandlung mit einem Verlust von 700 000 Rtlr. eingestellt worden."' Was blieb, war zunächst die Potsdamer Dampfmühle. In diesem Unternehmen steckten so außerordentlich hohe Investitionen,'®" daß ein sofortiger Verkauf um jeden Preis unzweckmäßig erscheinen mußte, besonders, weil nach den ersten Jahren der Anlaufzeit gerade jetzt eine fühlbare Verzinsung und Amortisierung des Kapitals erfolgte. Auch erfüllte das Unternehmen noch seinen „beispielgebenden Effekt","' den in den 50er Jahren wurde die erste private Dampfmühle in der Teltower Vorstadt Potsdams errichtet.'®^ Ein Rückgang der Getreidehandels-Konjunktur im folgenden Jahrzehnt, vielleicht auch die Konkurrenz der neuen, moderner eingerichteten Mühle, führte schließlich auch zur Aufgabe dieses letzten seehandlungseigenen Betriebes im Berliner Wirtschaftsbereidi. 1869 wird die Dampfmühle nidit mehr unter den Seehandlungs-Unternehmen genannt.'" Sie blieb zwar in staatlichen Händen, wurde aber zur Garnisonbäckerei umgestaltet.'" Das in Immobilien festgelegte Kapital der Seehandlung hatte sich beim Ausscheiden Blochs 1854 auf 3,8 Million Rtlr. reduziert. Bis auf die Potsdamer Dampfmühle waren zu diesem Zeitpunkt alle seehandlungseigenen Betriebe in und um Berlin abgestoßen worden. Das Institut besaß wieder genügend flüssiges Kapital zur Durchführung der Rep. 1 0 9 D 9 , 1 2 ; V o l . 4 (379d).

Rep. 109 B 5,18 (705). Poschinger, Bankwesen

. .., Bd. 2, S. 67.

Siehe oben Seite 199. Vgl. Ritter, Die Rolle . . S . 103. Julius Haeckel, Geschichte der Stadt Potsdam, Potsdam 1912, S. 136. Sdirader, Geschichte . . S . 37. Haeckel, Geschichte . . S . 204.

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II. Wirtschafisförderung

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ihm zugewiesenen Aufgabe, Verkehr und Gewerbe durch Darlehen und Vermittlung von Anleihen zu unterstützen, ohne dabei selbst in Konkurrenz mit den bürgerlichen Gewerben zu treten. Damit hatte man, wenn auch verspätet, der Forderung des wirtschaftlichen Liberalismus entsprochen, der eine direkte Einmischung des Staates in Gewerbeangelegenheiten ablehnte. Die von Rother durdi die Seehandlung betriebene Gewerbeförderungs-Politik war an den neuen "Wirtschaftstheorien vorübergegangen. Sie nahm bewußt merkantilistische Gepflogenheiten wieder auf — zunächst zum Besten der Industrie. Dann aber verknüpfte sie ihre eigenen, wirtschaftlichen Interessen damit und nahm dadurch kapitalistische Züge an, die in erster Linie dem Institut selbst zum Besten gereichen sollten. Merkantilismus und privatkapitalistisches Gebaren zeigten sich bei den Unternehmungen der Seehandlung in enger Berührung. Die Konzeption einer erfolgreichen Gewerbeförderung, wie sie von Beuth und dem Gewerbe-Departement ausging, war in ihrem Wesen von der Rotherschen sehr verschieden. Die Methoden der Seehandlung fügten sich nicht in das System der preußischen Gewerbepolitik ein, sondern bildeten außerhalb des von Beuth geschaffenen großen Rahmens einen eigenständigen Faktor der staatlichen Bemühungen um Förderung und Belebung der einheimischen Industrie. Die merkantilistischen Maßnahmen griffen zu sehr auf überwunden geglaubte Maximen zurück, als daß ein Zusammenwirken mit Beuth möglich gewesen wäre. Zudem war der letzte Zweck bei den beiden Initiatoren ein anderer: Bei Beuth war die Erziehung der Gewerbetreibenden zum wirtschaftlichen Liberalismus die Entwicklung, die der Staat durch seine Gewerbepolitik vorzeichnete; dagegen standen die privatwirtschaftlich-kapitalistischen Absichten Rothers der Seehandlung als einem staatlichen, obgleich unabhängigen Institut nicht wohl an.

VIERTES

KAPITEL

Die Opposition von Handel und Gewerbe gegen die staatliche "Wirtschaftspolitik Gewerbefreiheit und Freihandel waren die beiden Pfeiler, die das liberale Wirtschaftssystem Preußens tragen sollten. Dem höheren preußischen Beamtentum blieb es vorbehalten, in Opposition zu der überwiegenden Mehrzahl der Gewerbetreibenden diese zwei grundlegenden Faktoren durch die Verordnungen der Jahre 1810 und 1818 gesetzlich festzulegen, wobei sich das Kuriosum ergab, daß eine reaktionäre Staatspolitik bei weithin liberal gesinnter Bevölkerung und eine liberale Wirtschaftspolitik bei reaktionärer Einstellung des davon betroffenen Bevölkerungsteiles nebeneinander liefen.'" Es ist daher begreiflich, daß immer wieder aus den Kreisen der Träger des Wirtschaftslebens Stimmen gegen die liberale Wirtsdiaftspolitik des Staates laut wurden. Der Kampf

gegen die

Gewerbefreiheit

Zunächst beschränkte sidi diese Opposition auf den innerwirtschaftlichen Bereich. Die 1810 eingeführte Gewerbefreiheit und deren vermeintliche Folgen wurden ihr Objekt. Dabei fand die fast ausschließlich in den Zünften wurzelnde Kritik an der neuen Gewerbegesetzgebung, eine recht kräftige Unterstützung beim Berliner Magistrat. Wie ein roter Faden zieht sidi die Auseinandersetzung um die Bevorzugung des einen der beiden Systeme durch die ganze Zeit: Auf der einen Seite stehen das Ministerium und das Polizei-Präsidium, getragen von der an Smith orientierten Beamtenschaft, auf der anderen der Berliner Magistrat und die Stadtverordneten-Versammlung, die sich aus gewählten Bürgern, meist Gewerbetreibenden, zusammensetzten und die immer wieder die liberale Gesetzgebung durch Festhalten an den Traditionen des 18. Jahrhunderts zu umgehen versuchten — sehr zum Mißvergnügen der Ministerial-Instanz, die einmal von der „von dem Magistrat oft bewiesenen Widersetzlichkeit gegen die Regierung" sprach und von „dem unsdiickVgl. Treue, Wirtschaftszustände ..

S. 5.

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liehen Tone, welchen derselbe sidi bei vielen anderen Gelegenheiten gegen dieselbe erlaubt hat".'^' Noch umschloß das traditionsreiche Zunftinstitut die meisten aller wirtschaftlich Tätigen, und von dort erfolgte nun mit Billigung und Unterstützung von Seiten des Magistrats ein wahrer „Sturmlauf gegen Hardenbergs Gewerbegesetze"/" Da mit der Gewerbefreiheit auch fast alle Qualifikationsprüfungen weggefallen waren, protestierten die (allerdings nidit zünftig organisierten) Berliner Destillateure:"' Eine Prüfung müsse in ihrer Brandie unbedingt beibehalten werden, „weil sonst leicht aus Unwissenheit schädliche Ingredienzen" benutzt würden, was sidi auf die Gesundheit der Konsumenten nachteilig auswirken würde. Nach der Ansicht des Ministeriums bezog sidi dieser Antrag jedoch nidit so sehr auf die allgemeine Gesundheit, „für welche der Liqueur-Fabrikant überhaupt nicht arbeitet", sondern auf die Erschwerung neuer Etablissements, so daß am 16. März 1812 die Ablehnung des Antrages erfolgte. Das kombinierte Bäckergewerk glaubte 1814, die Gewerbefreiheit sei nur „dem Drange der Zeit" entsprungen und würde nach hergestelltem Frieden wieder aufgegeben werden."' 1816 richteten die Berliner Stadtverordneten eine Eingabe an Hardenberg wegen „einer Reihe betrübender Folgen der Gewerbefreiheit" und baten um Wiederherstellung der alten Zunftverfassung.'^'® Im gleichen Jahr schlug der Obermeister der Tischler-Innung vor, „daß keiner mehr in ihr Metier eintreten darf, der nicht beim Gewerk Proben seiner Kenntnisse abgelegt hat","" was praktisch auf eine Wiederherstellung des Zunftzwanges hinauslief. Nachdem ein weiterer Vorstoß des Magistrats bei Hardenberg 1817 ergebnislos verlaufen war, indem dieser alle Vorwürfe höflich aber bestimmt zurückwies, kam man bald zu der Überzeugung, daß Interventionen beim Staatskanzler zwecklos waren. Daher versuchte es der Berliner Stadtrat Dracke im April 1818 direkt beim König. Wirklich gab Friedrich Wilhelm III. die Denkschrift Drakkes „Über den Vorzug einer geregelten Gewerbeverfassung und über die Rep. 1 2 0 B V l , 8 ; f o l . 9 1 . Hugo Roehl, Beiträge zur preußischen Handwerkerpolitik

. . S . 167 ff.

Rep. 120 B II 1, 9. Roehl, Beiträge zur preußischen Handwerkerpolitik

. . S . 167.

1593 ygi_ (jje ausführliche Darstellung bei Klein, Von der Reform ..., tere Klagen des Magistrats aus dieser Zeit a.a.O., S. 118 f. I«» Rep. 77, Tit. 306, Nr. 1; fol. 37.

S. 117. Wei-

Der Kampf gegen die Gewerbefreiheit

209

Nachteile einer allgemeinen Gewerbefreiheit"'" an das Ministerium weiter und meinte, daß er es für notwendig halte, „angemessene Modifikationen der allgemeinen Gewerbefreiheit anzuordnen"."^ Der Inhalt des Drackeschen Memorandums faßte im wesentlidien alle Beschwerden zusammen, die damals gegen die neue Gewerbeordnung erhoben wurden und gipfelte in der Forderung auf Abschaffung der Gewerbefreiheit. Hardenberg schob jedoch ein schnelles Eingreifen in die bestehenden Verhältnisse hinaus und erwartete „die Ausgleidiung der Übelstände und Mißverhältnisse von der Zeit"."® Erst nach seinem Tode

1822

konnte der Gedanke einer Revision der Gewerbegesetzgebung an Boden gewinnen. Obgleich der § 37 des neuen Gewerbesteuer-Gesetzes

von

1 8 2 0 eine Neuregelung der gewerblichen Verhältnisse in Aussicht gestellt hatte, kamen die endlich eingeleiteten Beratungen, bei denen auch die Denkschrift Drackes erörtert wurde, nur äußerst langsam voran. Dafür machte es sich die Regierung seit Mitte der zwanziger J a h r e bei allen einlaufenden Besdiwerden sehr bequem: sie vertröstete die Supplikanten auf die in Arbeit befindliche und „in nächster Z e i t " fertiggestellte Gewerbe-Ordnung. So geschah es z. B. mit einem A n t r a g der Berliner Tischler,"* nach dem kein Geselle künftig in die Zunfl aufgenommen werden solle, der nicht ordnungsmäßig gelernt habe und das bei einer Prüfung nachweise. Audi alle von außerhalb zuziehenden Tischlermeister sollten sidi dieser Prüfung vor dem Gewerk unterwerfen, bevor ihnen die Niederlassung erlaubt sei; nur so könne der durch die Gewerbefreiheit weit verbreiteten A r m u t unter den Handwerkern begegnet werden. Das Polizei-Präsidium bemerkte dazu: „Die Tüchtigkeit der Arbeit ist nidit bloß bei den Tischlern wünschenswert; auch sind es nidit bloß die Tischler, die darum, weil sie ohne gehörige Geschicklichkeit anfangen, selbständig zu arbeiten, nicht bestehen, sondern auch andere Gewerbetreibende", und empfahl, die in Vorbereitung befindliche neue Gewerbeordnung abzuwarten. Ein A n t r a g der Berliner Seifensieder auf eine Revidierung ihres alten Statuts gelangte gar nicht erst bis zum Ministerium."' Der erste P a r a Publiziert von Ernst Berner, Die Denksdjrifl des Berliner Stadtrats Drucke über die Nachteile der Gewerbefreiheit aus dem Jahre 1818, in: Sdiriflen des Vereins für die Geschichte Berlins 31 (1894), S. 165 ff. Rohrscheidt, Vom Zunftzwang . . S . 564 f. A.a.O., S. 565. Audi ein zweites Memorandum Dradies, das 1819 v. Humboldt vorgelegt wurde, blieb erfolglos. Vgl. Klein, Von der Reform ..., S. 122. Pr. Br. Rep. 30 C, Tit. 49, Nr. 5 (2164); Vorgang September 1830 bis 1831. Magistrats-Akten, Seifensieder Nr. I r (4194); Vorgang 1832. 14

Miede

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graph des neu entworfenen Statuts verlangte nidits anderes, als daß alle in Berlin arbeitenden Seifensieder dem Gewerk beitreten sollten! Der Stadtrat Rehfeldt meinte dazu, daß dieser Beitrittszwang höheren Orts keinesfalls gebilligt werden wird, „obgleich ich für meine Person ganz damit einverstanden bin". Deutlich zeigt sidi hier wieder die noch in den früheren Ansichten befangene Auffassung des Magistrats; der Entwurf des neuen Seifensieder-Statuts stammte von dem Stadtrat Haase, der als überzeugter Gegner der Gewerbefreiheit galt. Da aber auch nicht die geringste Hoffnung vorhanden war, bei den Staatsbehörden mit diesem Antrag durdizukommen, empfahl Rehfeldt, die Sadie auf sich beruhen zu lassen, und Haase gab nach. Im Juli 1832 richtete der Berliner Magistrat eine ausführliche Denkschrift an das Ministerium und bat um möglichste Beschleunigung der schon wiederholt zugesagten neuen Gewerbeordnung, „da besonders die Residenz Berlin unter den Folgen der bisherigen Gewerbefreiheit, vorzugsweise durch Vermehrung verarmter Gewerbetreibender, leidet, weil sie als soldie den meisten Reiz gewährt, hier entweder in Leichtsinn oder als letztes Zufluchtsmittel in schon drohender und bevorstehender Verarmung sein Glück zu versuchen".'" Ein Jahr später, am 3. Juli 1833, forderte der Magistrat wiederum die Wiedereinführung von Gesellen- und Meisterprüfungen vor der Zulassung zum Gewerbebetrieb.'" Der Hilferuf, die „Gewerbefreiheit artet in Gewerbefrechheit aus", war allerdings nicht unberechtigt, denn es hatte sich eingebürgert — so berichtet es wenigstens der Magistrat — daß säumige Schuldner rasch einen Gewerbschein für irgendeine Profession lösten, da Professionisten und Künstler berechtigt seien, in Schuldsachen Terminzahlungen zu verlangen, ehe sie zum Arrest gebracht würden. Die Gläubiger mußten sich damit zufrieden geben, „wenn dadurch die Schuld während der mutmaßlichen Lebensdauer des Sdiuldners zu tilgen ist". Zwei Monate darauf fragte der Magistrat bescheiden an, „ob unsere Anträge . . . bei der neuen Gewerbegesetzgebung berüdcsichtigt werden dürften". Minister v. Sdiuckmann verbat sich diese Anfrage, da er nicht im voraus erklären könne, „mit welchen Ansiditen ich mich einverstanden erkläre und weldie ich bekämpfen werde"."® Der eingetretene Wandel der AnscJiauungen wird hier offenbar. Selbst in den höchsten Regierungskreisen war man nicht mehr gewillt, das ProR e p . 120 B i n 1 , 6 ; V o l . 1. Ebda. Ebda., Schreiben Schuckmanns v o m 14. September 1833.

Die Opposition gegen die Handelsfreiheit

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gramm Adam Smiths bedingungslos zu unterschreiben, sondern behielt sich anderweitige Maßnahmen vor, über deren Details man sich allerdings noch nicht im klaren war. Der Magistrat, der mit dem Ministerium selten einer Meinung war, hatte sidi bereits 1832 einen Verweis zugezogen, als er seinen Antrag direkt an das Innenministerium richtete, in der optimistischen Vermutung, „daß die Abfassung und Publikation der neuen Gewerbeordnung vielleicht zu nahe bevorstehen könnte, um unsere Wünsche auf dem weiteren "Wege durch die Königliche Regierung noch zeitig genug eintreffen zu sehen"."" Soweit war es aber noch lange nicht, denn erst am 17. Januar 1845 trat die Allgemeine Gewerbeordnung in Krafl."° Dieses Gesetz, das nichts anderes als einen Kompromiß darstellte, befriedigte letztlich auf keiner Seite. Die Freunde der liberalen Gesetze von 1810/11 sahen darin einen bedenklichen Rückschritt, und den zünftig gesinnten Handwerkern bot es zu wenig, obwohl man ihren Wünschen sehr weit entgegen gekommen war. Immerhin konnten die Gegner der liberalen Wirtschaftsform wenigstens einen Teilerfolg buchen, wenn auch die Gewerbefreiheit prinzipiell unangetastet blieb. Die Opposition der Zünfte und des Magistrats hatte es nicht vermocht, die Verwaltung davon abzubringen.

Die Opposition gegen die

Handelsfreiheit

Wesentlich energischer und auch erfolgreicher war der K a m p f gegen den zweiten Pfeiler des liberalen Wirtschaftssystems, den Freihandel. Hier bestand die sich geschädigt fühlende Bevölkerungsschicht fast ausschließlidi aus Fabrikanten und Unternehmern — dem Stand also, der in Preußen infolge der merkantilistischen Schutzpolitik des 18. Jahrhunderts noch immer glaubte, selbständiges Handeln und erfolgreidie eigene Geschäftsmethoden entbehren zu können und die Sorge für den Umsatz und für die Erhaltung der Fabriken überhaupt gern auf den Staat absdiieben wollte. Härter als auf dem Gebiet der Gewerbefreiheit trafen hier die Meinungen aufeinander und verdeutlidien so den krassen Zwiespalt zwisdien dem wirtschaftlichen Liberalismus, wie er der Regierung vorschwebte und dem Merkantilismus, wie ihn die Fabrikanten für das einzig Mögliche hielten. Schon vor Erlaß des Zollgesetzes von 1818 waren für einzelne InduEbda.

Gesetz-Sammlung 14»

184S, S. 41 ff.

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d.

Gewerbe

strieprodukte die Importbeschränkungen aufgehoben oder gelockert worden. Eine erste Bresche in das System der merkantilistischen Einfuhrverbote schlug eine Maßnahme, die freilich alles andere als freihändlerische Ursachen hatte: Die französische Besatzungsmacht verschaffte ihrer heimisdaen Industrie in dem besetzten Preußen einen neuen Absatzmarkt, indem sie die Einfuhr französischer Manufakturwaren gestattete. Generaltresorier Esteve fand sidi auf Drängen der preußischen Behörden (Kunth) wenigstens dazu bereit, die französischen Waren einem gewissen Eingangszoll zu unterwerfen. Der von Kunth ausgearbeitete Tarif wurde von Esteve in allen Sätzen um die Hälfle reduziert, so daß sich die Einfuhrabgabe auf durchschnittlich 8,7 "/o des Wertes der Waren belief.'" Es kam daraufhin zu der schon erwähnten Krise der Berliner SeidenIndustrie,'" wobei allerdings auch andere Gründe eine Rolle gespielt haben. Im Dezember 1811 baten die „Entrepreneurs" der Berliner Samtund Seidenfabriken um das Verbot weiterer Einfuhren oder wenigstens um Gewährung eines Sdiutzzolls, um den „unvermeidlichen Untergang mehrerer tausend getreuer und fleißiger Untertanen" zu verhindern.'" Es erwies sich, daß man im Ministerium noch längst nidit einer Meinung war. Der Staatsrat Beguelin meinte, daß sidi das Prohibitiv-System bisher überall bewährt habe und wetterte, daß die „Neuerer zu einer Zeit, wo alle benachbarten Staaten das Prohibitiv-System annehmen", in Preußen jetzt das „von den Theoretikern"'" so gepriesene System einführen wollten. Er mußte sich jedoch eine Belehrung von Kunth gefallen lassen, und Minister v. Schuckmann stimmte zu, weil nach seiner Meinung „unsere Fabriken . . . keineswegs auf einer so niedrigen Stufe stehen, um die Konkurrenz des Ausländers . . . nicht bestehen zu können". Zunächst sah es aber keinesfalls danach aus, und ob es später in weniger bewegten Zeiten so werden würde, mußte man der Zukunft; überlassen. Aber die liberalen Freihandels-Ideen gewannen bei den preußischen Behörden durch Hardenberg und seine Anhänger mittlerweile Goldsdimidt, Das Leben . . S . 149 f. Zu diesem Komplex vgl. Hans Saring, Die Wirkung

der Kontinentalsperre

niger, Die Kontinentalsperre

auf Preußen,

Diss. Berlin 1930, S. 47 flf., u. H o e -

und ihre Einwirkungen

auf Deutschland,

Berlin 1905.

Siehe Seite 138. Mitgeteilt bei Jürgen Kuczynski, Die Deutschland,

Teil 1, Band 1 (=Darstellung

Geschichte

der

Lage

der Lage der Arbeiter

1789 bis 1849), verbesserte Auflage, Berlin [Ost] 1961, S. 80 f. Damit bezeichnete er kurz alle Anhänger von Adam Smith.

der

Arbeiter

in Deutschland

in von

Die Opposition

gegen die Handelsfreiheit

213

an Boden, und man ging dazu über, die Gewerbetreibenden nach und nadi an die neuen Lehren zu gewöhnen, indem man ihnen allmählich den alten merkantilistischen Schutz entzog. Als z. B. die Inhaber der Bronzewaren-Fabrik von Werner & Miethe 1810 baten, die Einfuhr fremder Bronzewaren zu sperren,"^ lehnte Kunth dieses Ansinnen freundlidi aber bestimmt ab: Warum sollten Männer von solcher Kunstkenntnis die Konkurrenz fürditen? Werner & Miethe waren jedodi nicht dieser Ansicht, und sie wiederholten ihren Antrag im April des gleidien Jahres, der ebenfalls, jetzt aber weniger höflich, abgelehnt wurde. Am 13. Februar 1810 hatte die Kurmärkische Regierung die Erlaubnis zur „Importation des fremden raffinierten Zuckers" erteilt."' Zwar war das im Augenblick wegen der Kontinentalsperre illusorisch, aber ein weiteres Edikt vom 28. Oktober 1810 setzte als Einfuhrabgabe 13 Rtlr. pro Zentner fest. Kunth wollte die Sache auf sidi beruhen lassen, „bis allgemeine Bestimmungen über den Manufakturhandel erlassen werden", aber Hardenberg autorisierte Heydebreck, den fremden Zucker in der gesamten Monarchie zu den 1810 vorgeschriebenen Sätzen ab I.April 1814 einzulassen. Die Proteste der inländischen Zudtersiedereien blieben natürlich nicht aus,'" und im August 1815 schrieben Jordan & Co. aus Berlin, „daß durch die gestattete Einfuhr der fremden raffinierten Zukker der Untergang der jetzt schon bestehenden 16 Zuckersiedereien im Lande unausbleiblich wäre". Das Ministerium ging darauf nidit ein, verwies auf die in Vorbereitung befindliche neue Steuer- und Zollordnung und ließ alles, wie es war. Die massivsten Angriffe gegen die beabsichtigte Aufhebung der Importbeschränkungen kamen jedoch aus den Kreisen der Textil-Industrie. Im Juli 1813 richteten einige der führenden Berliner Baumwoll-Fabrikanten eine Petition an das Gewerbe-Departement:"' Man habe gehört, „daß die fremden Manufaktur-Waren gegen eine zu bestimmende Konsumtionsabgabe" eingelassen werden sollen und wolle nun ganz energisch dagegen protestieren „weil der Ruin der Fabriken unvermeidlich ist". Tatsädilidi waren schon seit einigen Monaten ausländisdie Waren auf zu beantragende Ministerial-Pässe eingeführt worden; man beschränkte sich dabei zunädist auf solche Artikel, die schon früher aus Rep. 120 D X I I I 2 , 1 . Rep. 120 C VII 2 , 2 2 ; Vol. 1. Erschwerend wirkte sidi jetzt aus, daß die Kontinentalsperre seit März 1813 aufgehoben war. Rep. 120 C VII 1, 12; Vol. 1. Dort auch das Folgende.

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II. Wirtschafisförderung

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Frankreich importiert werden durften. Diese Regelung war als ein Provisorium gedacht bis zur festen Bestimmung von Konsumtionsabgaben, und Kunth wies die vorliegende und alle weiteren Beschwerden der Berliner Baumwoll-Fabrikanten zurück. Die Unternehmer gaben sich damit jedoch nicht zufrieden. Im Dezember 1814 wandten sich 58 Berliner Fabrikanten aus der Textilbranche an den Minister mit der Klage über mangelnden Absatz. An einen Export sei nicht zu denken, weil in fast allen Nachbarstaaten strikte Einfuhrverbote beständen, während auf dem inneren Markt die englische Konkurrenz der einheimischen Produktion den Rang abliefe. Man erhob bewegte Klagen über den umfangreichen Schmuggel und bat schließlich, „daß diejenigen ausländischen Fabrikate, welche im Inlande verfertigt werden . . . , gänzlich verboten werden". Die Antwort Kunths auf diese Eingabe"" deutet die ganze künftige preußische Wirtschaftspolitik an und bezeichnet das eigentliche Problem, dem sich der wirtschaftliche Liberalismus gegenüber sah: Bisher hätten die politischen Ereignisse eine allgemeine Festsetzung von Konsumtionsabgaben verhindert; bis das geschehe, komme der Paß-Erteilung eine besondere Bedeutung zu, denn ihr Zweck sei kein anderer — und damit kommt Kunth zum zentralen Problem — „daß die inländische Fabrikation endlidi in sich selbst stark genug würde, um die fremde Konkurrenz ertragen zu können". Wenn die Berliner Unternehmer dazu nicht in der Lage seien, läge es an dem mangelhaften Betrieb, den zu verbessern ihnen ganz allein überlassen bleiben müsse. Ganz eindeutig stellte sich Kunth damit auf einen liberalen Standpunkt, der anscheinend die allgemeine Ansicht der Regierungsstellen verkörperte. Es zeigte sidi jedoch wieder, daß innerhalb des Gewerbe-Departements keineswegs diese Übereinstimmung existierte, sondern daß es hier eine durchaus fruditbare und die Dinge klar sehende Opposition gab. Der Regierungsrat Semler gab in einem Votum zu dem eben erwähnten Antwortkonzept Kunths zu bedenken, daß es schon recht fragwürdig wäre, das liberale System „auch dann durchzuführen, wenn es von anderen Staaten nicht anerkannt, ja, ihm überhaupt von denselben geradezu entgegen gehandelt wird . . . Was in der Theorie ganz unumstößlich erscheint, wird in der Praxis erst wesentlich modifiziert."'®" Damit hatte Semler an die wunde Stelle des ganzen preußischen Wirtschaftsliberalismus gerührt, der docii glaubte, auf die natürlichen Gegebenheiten von Ebda., fol.20—23. Ebda., Votum Semlers vom 18. Dezember 1814.

Die Opposition

gegen die Handelsfreiheit

215

Handel und Gewerbe keine Rücksicht nehmen zu müssen. Die Antwort an die Berliner Fabrikanten wurde daraufhin zurückgestellt und erst ein Gutachten von der Technischen Deputation für Gewerbe angefordert. Dieses Gutachten vom 21. Dezember 1814, unterzeichnet von dem Fabriken-Kommissar Weber und dem Deputationsmitglied für Handelsfragen, Liebermann Schlesinger, stellte sich nun grundsätzlich hinter Kunth, konnte aber nicht umhin einzuräumen, daß zur Zeit infolge einer Reihe ungünstiger Umstände Vorsicht geboten sei: Der Krieg mit Amerika und die neuerlichen Sperrmaßnahmen Spaniens zwängen England, seine während der Kontinentalsperre gestapelten Waren fast nur in Europa abzusetzen. Da sich aber die meisten europäischen Staaten jetzt „strenger denn je" einer Einfuhr verschlossen hätten, würde Preußen die Hauptlast tragen müssen, und es sei zu befürchten, „daß unsere Fabriken nicht im Stande sein werden, den Stoß auszuhalten, den sie dadurch erhalten können". Dem müsse man vorbeugen, vornehmlidi „zur Beruhigung der öffentlichen Meinung..., die sich gegen die Einlassung fremder Waren erklärt..., wenn nicht andere Staaten mit eben derselben Liberalität handeln, und man glaubt, die Verbote Englands, Rußlands, Frankreichs und Österreichs ebenfalls annehmen und Repressalien ausüben zu müssen". Die Technisdhe Deputation empfahl dementsprechend, keine Pässe mehr auf die Einfuhr fremder Baumwollwaren zu erteilen und die bereits ausgegebenen höchstens bis zum 31. März 1815 zu verlängern. Diese momentane Aufrechterhaltung merkantilistischer Importbeschränkungen erklärte man zum Schluß des Gutachtens nochmals als reine Übergangslösung: „Wenn wir nun . . . dafür stimmen müssen, den Handel mit den fremden Manufakturwaren für den Augenblick noch beschränkt sein zu lassen, so halten wir dieses doch nur für vorübergehend notwendig." Kunth erkannte die von der Technischen Deputation geltend gemachten Argumente an, bestimmte aber, daß die Beschränkung der Paß-Ausgabe nicht an die Öffentlichkeit gelangen solle. So erhielt der Antwortbrief an die Berliner Fabrikanten nun doch den von Kunth bereits in seinem ersten Konzept formulierten Wortlaut. Die Supplikanten erfuhren demnach von dem Teilerfolg ihrer Eingabe nichts. Daß man sich im Ministerium nach dem Vorschlag der Technischen Deputation richtete, beweist eine Äußerung vom Mai 1815: „Wegen der außerordentlichen Verhältnisse hat man . . . die Paß-Erteilung schon seit geraumer Zeit immer mehr eingeschränkt, so daß die inländischen Baumwoll-Fabrikanten keine Ursache haben, sich zu beschweren, sondern es ganz arideren

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II. Wirtschaflsförderung

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Gründen zuschreiben müssen, wenn ihr Gewerbe nidit so geht, wie sie es wünschen." In Unkenntnis der nadigiebigen Haltung der Behörden richteten nur drei Monate darauf, im April 1815» nicht weniger als 65 BaumwollFabrikanten Berlins eine Petition an die Regierung, in der man den Untergang sämtlicher Fabriken des Landes prophezeite, „wenn das neue System nun wirklich in volle Kraft treten soll". Den Kern der Argumentation bildete wieder die nicht unrichtige Behauptung, daß Preußen als einziger Staat mit Freihandelsgrundsätzen in Europa mit ausländischen Waren überschwemmt werde. Im Ministerium ließ man sich jetzt auf nichts mehr ein, lehnte alle Forderungen ab und sammelte im übrigen die zahlreich einlaufenden Gesuche, um sie bei den Beratungen über das Zollgesetz zu berücksichtigen. Während dieser Beratungen, in die der Staatsrat 1817 eintrat, entbrannte in der Kommission zur Begutachtung der vom Minister v. Bülow entworfenen Gesetze „ein wilder Streit der Meinungen"; besonders lebhaft ging es zu bei der Debatte über das Kardinalproblem, ob nämlich das frühere Prohibitiv-System wieder aufgenommen werden solle oder nicht."^ Die Gegner des neuen Freihandels-Systems konnten mit einiger Berechtigung auf die vielen Eingaben und Petitionen hinweisen, die beim Ministerium eingelaufen waren und die man meist damit erledigt hatte, daß man die Supplikanten darauf verwies, „zu der Landesverwaltung das Vertrauen zu hegen, daß sie die Mittel kenne und mit steter RücJcsicht auf den Wechsel der Zeit anwenden werde, welche geeignet sind, das Interesse einzelner Glieder mit der Wohlfahrt des Ganzen in Übereinstimmung zu b r i n g e n S c h l i e ß l i c h wurde zur Klärung dieses Problems eine Spezial-Kommission eingesetzt, die sich eingehend mit den Klagen der Fabrikanten auseinandersetzen sollte."* Diese unter Heydebreck stehende Kommission befragte zunächst die Fabriken-Kommissare nach ihrer Meinung. Es ergab sich, daß „wiederhergestellte Verbote . . . allemal Tätigkeit und Emporkommen der inländischen Fabrikation zur Folge gehabt hätten". Wie schon die Technische Deputation empfohlen hatte, hielten auch die Fabriken-Kommissare angesichts der augenblicklich besonders drückenden Überlegenheit •8' Ebda., fol. 35. Vgl. hierzu Oncken-Saemisch, Vorgeschichte ..Bd. 'M Rep. 120 C VII 1 , 1 2 ; Vol. 1, fol. 42.

1, S. 4 ff.

Hierüber orientiert ausführlich C. F. W. Dieterici, Der Preußischen Staate, Berlin 1846, S. 70 ff.

Volkswohlstand

im

Die Opposition

gegen die Handelsfreiheit

217

Englands die Einführung des Freihandels „nur successive und nadb erfolgter Wiederherstellung des natürlidien Zustandes im Welthandel" für ratsam. Die Spezial-Kommission entschied sich daraufhin mit 5 : 2 Stimmen für die Wiederherstellung des früheren Verbotssystems. Kunth reichte ein umfangreiches Gegenvotum ein, dem sidi als zweiter Maaßen vorbehaltlos anschloß."' Aufgrund dieses Kunthschen Gutachtens entsdiied man sich trotz der gegenteiligen Ansicht der Spezial-Kommission im Plenum des Staatsrates mit 5 3 : 3 Stimmen für die Einführung des Freihandels-Systems. Damit war man über die Opposition der Fabrikanten hinweggesdiritten und stellte lediglidi einen staatlichen Unterstützungsfonds bereit „für die etwa außer Brot kommenden Fabrik-Arbeiter", der aber natürlich nidit in Anspruch genommen wurde"' — denn wer wollte es wagen, für den Ruin seiner Fabrik das neue preußische Handelsgesetz verantwortlidi zu machen? Ganz andere Ursachen hatte der Verfall einzelner Unternehmen nadi Meinung der zuständigen Behörden, z. B. „weil die Maschinerie nichts taugt und der Walzendruck so selten" oder „weil sie so schlecht eingeriditet sind"."^ Das traf zwar ebenfalls zu, aber daß das neue Gesetz an der schwierigen Situation der preußischen Industrie nicht unschuldig war, bewiesen die in den folgenden Jahren eingehenden Proteste aus den verschiedensten Gewerbezweigen."® Einige Inhaber von chemischen Fabriken befanden sich unter den ersten, die gegen die neuen Bestimmungen beim Ministerium Beschwerde führten. Dr. Hempel aus Oranienburg suchte um höhere Besteuerung der fremden Schwefelsäure nach; den gleichen Antrag stellte C. F. Krüger aus der Münzstraße 78."' Beide Fabrikanten wurden abgewiesen, und man meinte im Falle Krügers, daß es ihm doch „bei der anerkannt guten Eigenschaft Ihres Fabrikats" und den Vorteilen der Lage in der Stadt selbst, die einen langen Transport ausschlösse, nicht schwer fallen könne, die Konkurrenz zu bestehen. Im Juni 1821 unternahmen beide Fabrikanten — vielleicht auf gemeinsame Verabredung — einen neuen VerDas Gutachten Kunths ist vollständig abgedrudst bei Goldsdimidt, Das Leben.. S. 271 ff. »8« Ferber, Beiträge . . S . 13 f. Pr. Br. Rep. 30 B, Tit. 72, Nr. 6 (330); fol. 112 f. Wilhelm Treue, Wirtschaflszustände..., passim, hat diese Frage eindeutig geklärt. Nadifolgend wird die Opposition gegen das liberale Handelssystem an Beispielen aus dem Berliner "Wirtschaftsraum erläutert, wobei auch der zeitliche Rahmen weiter gespannt ist als bei Treue. '8» Rep. 120 C VII 2, 5.

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IL Wirtschaßsfördemng

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such: Krüger bat dringend um die Erhöhung des Zollsatzes um einen Groschen auf das Pfund Sdiwefelsäure und Hempel war der Meinung, daß die ausländlsdien Schwefelsäuren „auf das sdileunigste" mit wenigstens adit Grosdien zu besteuern seien. Seine Behauptung, daß inzwischen „die befürditete unglückliche Katastrophe für unsere Fabrik herbeigeführt" worden sei, entbehrte wohl jeder vernünftigen Grundlage."" Der einzige Erfolg war, daß Ferber, obwohl er den Antrag „für ein unsinniges Begehren" hielt, diesen doch „wegen Abänderung des Tarifs" zu den Akten legte. Man versprach Hempel, der am 18. Juli 1821 bereits eine neue, umfangreiche Supplik eingereicht hatte, die Berücksichtigung seiner Bitten ab I.Januar 1822. Wie schwer es für die Staatsbehörden war, jedermann zufriedenzustellen, zeigt ein Schreiben des Berliner Kaufmanns Barez, worin dieser 1822 bat, die eben erhöhte Eingangsabgabe für fremde Schwefelsäure herabzusetzen, da die inländische Produktion der fremden bedeutend nachstehe."' Noch vor dem Erlaß des neuen Zollgesetzes waren es die Textilfabrikanten gewesen, die ihre Proteste beim Ministerium geltend gemacht hatten, und auch jetzt erfolgten von dieser Seite die stärksten Angriffe. Am 6. Januar 1823 schrieben die „Wollen-, Seiden- und Baumwollwaren-Fabrikanten" Berlins an die Behörde, die gegenwärtigen Verhältnisse drohten nicht bloß mit nachteiliger Störung und vorübergehender Hemmung, sondern „mit gänzlichem Verfall und unvermeidlicher Vernichtung"."^ Man erkenne zwar Gewerbeschulen und Ausstellungen dankbar als gewerbefördernd an — aber was nütze das? „Gegen das gewaltige Übergewicht der Manufakturen Englands und Frankreichs ist diesseits nicht mehr anzutreten und wird es in der Zukunft noch weniger sein." Es folgten die bekannten Klagen über die Konkurrenz, mangelnden Absatz durdi die ausländischen Importbeschränkungen und endlich die Forderung auf Ausschluß derjenigen Länder vom preußischen Markt, die ihrerseits keine preußischen Erzeugnisse einlassen — damit war das Vielleicht war Hempel in Schwierigkeiten, weil sein Teilhaber und Mitbegründer der Fabrik, der Apotheker Staberoh, 1821 ausschied und sich seinen Kapitalanteil auszahlen ließ (Rep. 1 0 9 D 1 , 1 [5153], fol. I I I ) . Hempel zog aus der steigenden Konkurrenz eine recht vernünftige Konsequenz: er stellte sich auf die Kupfer- und Zinkvitriol-Herstellung um und fertigte auch chemisches Geschirr zur Aufbewahrung von Schwefelsäure an. Seine Besdiäftigtenzahl stieg von 35 (1821) auf 49 (1822). 1823 erhielt er den Kommerzienrat-Titel (vgl. Beilage B). Rep. 120 C V I I 2 , 5. Rep. 1 2 0 C V I I 1 , 1 2 ; Vol. 1.

Die Opposition

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Wort vom „Reziprozitäts-System" in die Debatte geworfen, das sdion einmal, in dem Gutachten der Tedinisdien Deputation von 1814, angeklungen vyrar."'' Diese Forderung der „Reziprozität" spielte von nun an in allen Eingaben eine wichtige R o l l e , d a man eingesehen hatte, daß die Regierung von der prinzipiellen Annahme des FreihandelsSystems nicht mehr abzubringen sein würde. Bereits im Dezember 1822 hatte Kunth dazu Stellung genommen: „Es ist mir bekannt geworden, daß hiesige Fabrikanten sich anschicken, ihre Angriffe auf das jetzige Handels- und Steuersystem zu erneuern und daß die Bewegung wiederum hauptsächlich von den Baumwollfabrikanten ausgehe. Hoffentlich werden die Forderungen sich nodi leichter zurückweisen lassen als 1817, da jetzt eine Erfahrung von vier Jahren vor Augen liegt." Aus seinem in Vorbereitung befindlichen „Bericht über die preußisdie Gewerbsamkeit" gab Kunth dann einige Auszüge, die die Behauptungen der Fabrikanten widerlegten. Daraufhin erging ein vorläufiger, ablehnender Bescheid. Um die Fabrikanten von dem guten Willen der Verwaltung zu überzeugen, wollte Minister v. Bülow nach Fertigstellung der Ein- und AusfuhrTabellen für die Monarchie mit einigen der Supplikanten eine Konferenz abhalten, um ihnen die Haltlosigkeit ihrer Argumente „durch arithmetische Beweise" darzutun. Beuth war jedoch anderer Meinung: „Ich halte die Sache nicht zu einer Konferenz, sondern lediglich zu einem schriftlichen Bescheide angetan; vox scripta manet; nach einer Konferenz glaubt jeder, das Beste vorgebracht zu haben und vergißt die triftigsten Gegengründe oder hat sie mißverstanden." Während des ganzen Jahres 1823 liefen weitere Eingaben und Beschwerden ganz ähnlichen Inhalts beim Ministerium ein. Bülow versprach jedesmal die Prüfung der Vorschläge, fand sich aber einmal sogar veranlaßt, energisch zu betonen,"® „daß ich nicht willens bin, mich mit Ihnen in eine förmlidi Kontestation über bestehende Staatseinrichtungen einzulassen und noch weniger dulden werde, daß sich jemand in einem frechen Tone anmaßenden und unehrbietigen Tadel der Landesgesetze und Anordnungen . . . erlaubt". Irgendeinen Erfolg hatten die zahlreichen Anträge der Fabrikanten nicht. Im folgenden Jahr — 1824 — versuchten die gleichen Kreise, das Siehe Seite 215. Ganz ähnlidie Forderungen auf Reziprozitätszölle gab es damals audi in anderen deutschen Ländern. In Baden wurde ihnen mitunter entsprochen (vgl. Fisdier, Der Staat..

S. 112 f.).

Rep. 120 C VII 1 , 1 2 ; Vol. 1.

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Ministerium auf dem Wege über die Berliner Korporation der Kaufmannschaft umzustimmen.'" Man bradite abermals die gleidien Beschwerden vor, die man im Ministerium schon zur Genüge kannte; immerhin fügten die Ältesten der Korporation von sich aus hinzu, „daß hier von einem Gegenstand die Rede sei, dessen Ergründung so tiefe und vielseitige Einsichten und Kenntnisse voraussetzt, daß die Erörterung desselben außer unserem Wirkungskreise um so mehr liegt, als es auf allgemeine Ansichten ankomme, welche nicht anders als mit Berücksichtigung der verschiedenen Provinzen des Staates gefaßt werden können". Man teilte also nicht die unbedingte Ablehnung des neuen Systems, in der sich viele der betreffenden Fabrikanten gefielen und bat abschließend, vor der Ausarbeitung des neuen Tarifs einige Deputierte des Fabriken- und Handelsstandes anzuhören. Das Ministerium erklärte sich zwar bereit, die Vorschläge zur Kenntnis zu nehmen, aber „zu einer Erörterung der . . . Grundsätze der Steuergesetzgebung mit Deputierten der hiesigen Kaufmannschaft ist keine Veranlassung". Erst das Jahr 1827 sah wieder eine gemeinsame Intervention der Berliner Textilfabrikanten. Viele Unternehmer aus den drei Hauptzweigen der Textilindustrie wurden am 7. September beim Ministerium vorstellig, erinnerten an das seinerzeit von Bülow gegebene Versprechen, eine Konferenz mit ihnen abzuhalten"' und baten um Erhöhung der Steuer aller vom Ausland eingehenden Waren auf das Doppelte. Wie die bisherigen Beschwerden wurde auch eine Eingabe der Berliner Baumwollfabrikanten vom September 1830 von Schuckmann zurückgewiesen. Wenig später unternahmen die Seidenwaren-Fabrikanten einen neuen Vorstoß."® Man wandte sich diesmal besonders gegen den Mißbrauch des Meß-Rabatts, der den Zoll für fremde Waren, die auf Messen verkauft werden sollten, um 33,3 ®/o herabsetzte. Der Innenminister versprach die Prüfung dieser Angelegenheit und forderte vom Finanzminister zunächst die Aufstellung einer genauen Tabelle der über Naumburg und Frankfurt a. d. Oder, die beiden Messestädte, eingeführten Waren zu den ermäßigten Sätzen. Die für die Jahre 1828/29 angefertigte Zusammenstellung ergab, daß nur V9 der insgesamt eingeführten Seiden waren dem ermäßigten Zoll'»« Ebda., fol. 155 ff. Beuth war mit seiner Meinung, keine Konferenz abzuhalten, anscheinend durdigedrungen, denn audi an anderer Stelle beklagte man sidi über das Niditeinhalten des Bülowsdien Versprechens. Für das Folgende Rep. 120 C VII 1 , 1 2 ; Vol. 1, fol. 201 ff., und Vol. 2, fol. 2-42.

Die Opposition gegen die Handelsfreiheit

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satz unterworfen waren. Dagegen erwies sich der Anteil an den Wollund Baumwollfabrikaten mit 'V2i bzw. Vn als bedeutend höher. Gerade als man noch bei den Beratungen über diesen Gegenstand war, lief eine Beschwerde der Berliner Baumwollfabrikanten ein, die ebenfalls Angriffe gegen den Meß-Rabatt richtete. Das größte Übel sah man in der freien Zurückbringung der auf den Messen nicht verkauften Waren und forderte entweder die Aufhebung des Rabatts oder eine generelle Zoll-Erhöhung. Außerdem baten die Fabrikanten „um jedesmalige Zuziehung einiger Sachkundiger aus unserer Mitte bei den in unserem Fach zu treffenden Anordnungen". Diesen letzten Punkt lehnte man wie schon so ofl ganz entschieden ab, „da die Staatsregierung in dieser Hinsicht keine Verpflichtung übernehmen, sondern sidi die Wahl der Mittel, wie sie sidi die ihr nötig erscheinende Auskunft verschaffen will, vorbehalten muß". Dagegen einigten sich die Minister Sdiudtmann und Maaßen, durch die doch recht eindrucksvollen Zahlen der Zusammenstellung bewogen, „die Herabsetzung des Meß-Rabatts successive zu bewirken". In diesem Sinne machte man den Supplikanten am 26. April bzw. am 6. Mai 1831 „eine vorläufige beruhigende Eröffnung", daß ihre Anträge Berücksichtigung finden sollten und über den Meß-Rabatt bereits Beratungen im Gange wären, „deren Ergebnis sie abzuwarten haben werden". Im übrigen äußerte sich der Minister bei dieser Gelegenheit nodi einmal grundsätzlich zu der immer wieder geforderten „Reziprozität": „Allgemein auf Reziprozität gegründete Handelsfreiheit hat Ihnen niciit versprochen werden können. Preußen hat sich erboten, sie bei sicii gelten zu lassen; sie von anderen erzwingen zu wollen, ist niemals als Grundsatz ausgesprochen worden." Damit war der außergewöhnlich doktrinäre Charakter der preußischen liberalen Wirtschaftspolitik einmal mehr bewiesen. Das Hauptargument dafür bringt der folgende Satz: „Daß Sie billigere Preise geben würden, wenn Sie von der fremden Konkurrenz befreit wären, ist ein durdi die täglidie Erfahrung widerlegtes Vorgeben. Wer heutzutage die Monopolien empfiehlt als Mittel zur Wohlfeilheit und zur Verbreitung des Wohlstandes, dem wird von niemand geglaubt." Die Regierung hat anscheinend nur teilweise ihre Zusage gehalten. In den Akten des Ministeriums finden sich keine Bemerkungen über Änderungen oder Aufhebung des besonderen Zoll-Tarifs bei MesseWaren. Dagegen berichtet Dieterici einige Jahre später,"' daß in FrankC. F. W. Dieterici, Statistische Übersicht der wichtigsten Gegenstände des Verkehrs und Verbrauchs im Preußischen Staat und im Deutschen Zollverband, Berlin 1838, Bd. 1, S.452.

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furt a. d. Oder noch ein Steuer-Rabatt bestehe, wogegen die Naumburger Messe infolge der Zugehörigkeit Leipzigs zum Zollverband ihre Bedeutung verloren habe und nur noch vereinsländisdie Waren in geringen Mengen umsetze. Allerdings gingen auch von den Berliner Fabrikanten keine weiteren Beschwerden über diesen Gegenstand ein. Erst 1840 machte sich wieder eine verstärkte Opposition gegen die Gewerbe- und Handelspolitik der Regierung bemerkbar. Nadidem 1839 „eines der günstigsten Jahre" für das Baumwollwaren-Geschäft gewesen war, sei seit Mitte 1840 eine flaue Periode eingetreten, die sich sehr störend auswirke, meldet ein Bericht der Berliner Kaufmannschaft.^"" Der Zollverband mit Sadisen sei dafür der Hauptgrund; Leipzig habe Berlin den Rang, den es ehemals durch seine Lage zwischen zwei Messestädten gehabt hätte, abgelaufen. Noch besorgniserregender zeigte sich die Situation bei der Seidenindustrie: Der Export sei sehr zurückgegangen, und der Absatz im Inland sei durch fremde Fabrikate, „weldie durch Sdiwärme ausländischer Reisenden den Abnehmern aufgeschwatzt und aufgedrungen werden", ersdiwert. Allein 1841 verließen fast 900 Seidenwirkergesellen aus Arbeitsmangel Berlin. Daß die Traditionen des Zunftinstituts noch immer lebendig waren, zeigt der Wunsch nach der baldigen Emanierung der neuen Gewerbe-Ordnung, „wodurch Bestimmungen zu erwarten stehen, daß nur solche Individuen zur Meisterschaft gelangen können, welche den Nachweis liefern, in ihrem Fach die nötige Vorbildung erlangt zu haben, da hierin allein die Bürgschaft liegt, daß dieselben in ihrem Gewerbe einen sicheren Broterwerb finden". Wiederum stellte man auch die Forderung nach Reziprozität, da z. B. Rußland, Polen und Frankreich streng an den Verboten der Einfuhr preußischer Seidenwaren festhielten und auch Amerika vor kurzer Zeit die Einfuhrzölle beträchtlich heraufgesetzt habe. „Reziprozität ist überhaupt eine nicht genug zu beachtende Bedingung des Gedeihens des Handels und der Gewerbe." Ähnliche Klagen kamen zu dieser Zeit auch von den Berliner Tabakwaren-Fabrikanten. Am 4. August 1841 bat eine Reihe von ihnen beim Ministerium um Erhöhung des Eingangszolles für ausländische Zigarren, der zur Zeit 11 Rtlr. betrug.^"' Dieser Satz sei nicht ausreichend, um gegen die überlegene Konkurrenz Hamburgs und Bremens bestehen zu können: 1000 Zigarren kosteten 24 Sgr. Eingangssteuer — das war die gleiche Summe, die ein hiesiger Tabakwaren-Fabrikant für 16 Pfund 2«« Magistrats-Akten, Kaufmannschaft Nr. 25, Vol. 1 (10 632). Rep. 1 2 0 C V I I 2 , 1 8 .

Die Opposition

gegen die Handelsfreiheit

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Tabakblätter zahlen mußte, aus denen etwa 1000 Zigarren hergestellt werden können, wobei man aber die nicht erstklassigen Blätter auslesen mußte, so daß der Ertrag darunter blieb. Erschwerend kam hinzu, daß es in Berlin keine geschickten Zigarrenmacher gab, so daß man diese aus Hamburg hierher bringen mußte. Es lag also in diesem Falle ein gewisser Notstand vor, der eine noch im Aufbau begriffene Industrie betraf. Die Regierung war einsichtig genug, das anzuerkennen und den Tabakwaren-Fabrikanten einen erhöhten Schutz zuzubilligen. Bei der Ausarbeitung des neuen Zolltarifs erfüllte man den geäußerten Wunsdi und setzte die Eingangsabgabe für Zigarren auf 22Rtlr., also um 100 ®/o herauf. Diese Maßnahme, die einen eindeutig merkantilistischen Charakter trug, hatte den erwarteten Erfolg: Die Konkurrenz wurde zum größten Teil ausgeschaltet, und die einheimische Industrie fand Gelegenheit zu einer relativ ungestörten Entwidclung. Die im Inland bestehende Gewerbefreiheit sorgte dafür, daß der gewährte Schutz durdi die Industrie nicht übertrieben ausgenutzt werden konnte und zu einem Wiederaufleben des Monopol-Geistes führen würde. An diesen Wettbewerb der inländisdien Fabriken untereinander hatte man sich seit über drei Jahrzehnten gewöhnt und sich damit abgefunden. Als nun die Regierung die ausländische Konkurrenz durdi die erhöhte Eingangsabgabe fernhielt, zeigten sich die Tabakwaren-Fabrikanten mit dem Erreichten zufrieden: 1843 wurde berichtet,^"^ daß Tabakhandel und -fabrikation unter den jetzigen Verhältnissen gut gediehen, „besonders hat die Zigarren-Fabrikation zugenommen, die Beteiligten haben keine Beschwerden anzubringen". Die Opposition der Gewerbetreibenden gegen die zu liberalen Zollsätze der Verwaltung konnte in diesem Falle einen Erfolg verzeichnen. Das letztgenannte Beispiel ist zugleich typisch für das Verhältnis zwischen Regierung und Gewerbetreibenden während der ganzen Zeit von 1815 bis 1844. Das Aufeinandertreffen liberaler und merkantilistischer Prinzipien zieht sich durch die ganze Epoche. Gegen das von den Behörden durch Gesetze und Verordnungen fixierte liberale Wirtschaftssystem erhob eine auf merkantilistischen Ideen beruhende Opposition aus den Kreisen der Träger des Wirtsdiaftslebens ihre Stimme. Einen prinzipiellen Erfolg konnte diese Opposition in keinem Falle erzielen, doch blieben ihr einige Teilergebnisse nicht versagt. Es war weniger die Gewerbefreiheit, gegen die sich so gut wie nichts ausrichten ließ, als vielmehr der Freihandel, der sich durch Änderung Magistrats-Akten, Kaufmannsdiaft Nr. 25, Vol. 1 (10 632), fol. 294.

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it. Opposition

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der Zollsätze ohne große Schwierigkeiten modifizieren ließ, ohne dabei seinen liberalen Grunddiarakter zu verlieren. Wenn sich bei genauer Untersuchung einzelner Beschwerden die Klagen der Fabrikanten als berechtigt herausstellten, wenn also für einen inländischen Gewerbezweig tatsäciilidi eine Gefährdung durch die ausländische Konkurrenz bestand, war die Regierung bereit, durch Erhöhung der Einfuhrabgaben einen gewissen Schutz zu gewähren — jedoch nur bis zu dem Zeitpunkt, an dem der betreffende Industriezweig in sich genügend gefestigt war, um den Wettbewerb mit den ausländischen Produkten auf liberaler, freihändlerischer Basis aufnehmen zu können. Jede einzelne schutzzöllnerische Maßnahme der preußischen Verwaltung war demnach situationsbedingt und nur als eine vorübergehende Lösung gedacht. Hinter den teilweise angewandten merkantilistisdien Methoden der Gewerbeförderung, die, soweit es sich um Importerschwerungen handelte, nur auf die Initiative der oppositionellen Kreise des Fabrikantenstandes zurücJszuführen sind, stand ganz eindeutig die Erziehung zum wirtschaftlichen Liberalismus, die grundsätzlich liberale Tendenz, die für die gesamte preußische Gewerbe- und Handelspolitik dieser Jahre kennzeichnend ist.

ERGEBNISSE

Eine Beantwortung der Frage nach Erfolg oder Mißerfolg der preußischen Gewerbepolitik von 1806 bis 1844 muß durdi gegenseitiges Abwägen der ihr gestellten Aufgaben und der erzielten Ergebnisse zu geben versucht werden. Infolge der liberalen Gesetze von 1810/1811, die das noch in stark merkantilistischen Bahnen verharrende Wirtschaftsleben fast unvorbereitet getroffen hatten, wurde die Gewerbeförderung notgedrungen das Hauptanliegen der Gewerbepolitik. Als dringendste Aufgabe erschien dieser Gewerbeförderung die Medianisierung und Motorisierung des Produktionsprozesses; nur dadurch war ein Anschluß an die vorausgeeilte westeuropäische Industrie zu erhoffen. Man griff dabei auf merkantilistisdie Maßnahmen zurücJi und stellte wiederholt Maschinen auf Staatskosten bei Gewerbetreibenden auf. Dadurch sollten sich die anderen Fabrikanten von ihrer Nützlichkeit überzeugen können und so veranlaßt werden, ihre Betriebe ebenfalls mit derartigen Maschinen auszustatten.

Zum Stand der Industrialisierung

der Berliner Wirtschaft

um 1845

Es interessiert zunächst das praktische Ergebnis der vom Staat so lebhafl propagierten und auch unterstützten Forderung auf Einführung der Maschinen. Hierbei geht es in erster Linie um die Klärung des Problems, inwieweit die Dampfmaschinen in die Berliner Fabriken Eingang gefunden hatten, denn im Gefolge der Dampfmaschine, dem Gradmesser des wirtschaftlichen Standards im 19. Jahrhundert, erschienen in jedem Fall die verbesserten und modernisierten Arbeitsmaschinen. Zu ihrem Betrieb wurde die Dampfkraft je länger je mehr unentbehrlich, so daß auf die allgemeine Mechanisierung der Berliner Industrie im wesentlichen aus der fortschreitenden Zahl der verwendeten Dampfmaschinen zu schließen ist.' ' Diese Methode ist allgemein anerkannt: „Als bester Maßstab für den Stand der Industrie eines Landes wird nodi heute der Energieverbrauch, für das 19. Jahrhundert also die Zahl der Dampfmaschinen und ihre Leistungsstärke angesehen." (Fisdier, 13

Mieck

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Ergebnisse

Der Dampfmaschinenbau in Berlin hatte wegen des gescheiterten Experiments mit den beiden staatlichen Masdiinen und infolge der Persönlidikeit Freunds eine andere Richtung genommen, als ursprünglich von der Regierung vorgesehen war. Dennodi hatte die Gewerbe-Verwaltung einen nicht geringen Anteil an der zunehmenden Verbreitung der Dampfmaschine. Die Verpflichtung Cockerills, die den Fabrikanten geschenkten Masdiinen, die gewährten Einfuhrbegünstigungen — alle diese merkantilistischen Methoden mit ihrem gemeinsamen pädagogischen Endzweck trugen dazu bei, das bei den Gewerbetreibenden vorhandene Mißtrauen zu zerstreuen. 1820 waren in Berlin acht Dampfmaschinen in Betrieb.^ Die größte stand bei Cockerill, die übrigen liefen in den Fabriken von Tappert, Hummel, Hensel & Schumann, Becker, Dannenberger und in der Patentpapier-Fabrik. Die älteste Maschine arbeitete seit 1793 in der Königlichen Porzellan-Manufaktur und wurde erst 1824 durch eine neue von Freund ersetzt.® Von diesen acht Dampfmaschinen waren nicht weniger als drei (Tappert, Hummel, KPM) vom Staat erworben worden, zwei (Cockerill, Becker) gingen auf die Niederlassung Cockerills zurück, und zwei weiteren hatte der Staat Einfuhrbegünstigungen bewilligt (Dannenberger, Patentpapier-Fabrik). Nur die Maschine bei Hensel & Schumann war als einzige ohne jede staatliche Hilfe aufgestellt worden. Zehn Jahre später bot sidi ein anderes Bild. Eine Aufstellung vom April 1830 weist für Berlin 25 Dampfmaschinen mit zusammen 225 Pferdekräften nach.'' Dazu kommt noch die in der Königlichen Eisengießerei arbeitende lO-PS-Dampfmaschine," so daß sich die Gesamtzahl auf 26 Maschinen mit 235 PS erhöht. Das entspricht einer Steigerung um 225 ®/o binnen eines Jahrzehnts; der Anteil Berlins am gesamten preußischen Dampfmaschinenbestand betrug etwas über 10®/o. Zwar konnten z. B. Aachen und Düsseldorf mit größeren Zahlen aufwarten, aber Berlin rangierte als einziger Bezirk nur in der Rubrik „zu anderen Gegenständen der Fabrikation", d. h. weder Bergbau- noch Hüttenwesen u. ä. kamen hier in Frage. Der Staat.. S. 305.) Vgl. auch Jantke, Der Vierte Stand, S. 160. Beuth selbst spradi von den Dampfmasdiinen als dem „großen Hebel aller F a b r i k e n . . o h n e dessen allgemeine Einführung und Benutzung an keine siegreiche Konkurrenz mit England zu denken ist". (Zitiert bei Fritz Toussaint, Gedanken eines Ingenieurs zu einem alten Industriebild, in: Tradition 4 (1959), S. 219 f.) 2 Zusammengestellt nach Weber, Der Vaterländische Gewerbsfreund ... ' Abhandlungen . . . I (1826), S. 323. * Rep. 120 A V 5, 12. Vgl. Anlage E. " Abhandlungen ... I (1826), S. 321.

Ergebnisse

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In der Tat hatte die Dampfkraft 1830 in alle Industriezweige von Bedeutung Eingang gefunden, zuerst natürlich in die ausgesprochenen Fabrikbetriebe.' Das waren in hervorragendem Maße die Textilunternehmen: Hier standen im Berlin des Jahres 1830 die meisten Dampfmaschinen. Neben der 30 PS starken Maschine bei Codcerill, der damit eine Wollspinnerei betrieb, arbeiteten acht weitere mit zusammen 66 PS in Baumwoll-, Woll- und Seidenwarenfabriken. Die übrigen Dampfmaschinen standen in Druckereien, Maschinenbau-Anstalten, Mühlenbetrieben und anderen Etablissements. Auch andere Tätigkeitsbereidie hatte sich die Dampfmaschine schon zu erobern gewußt: 1822 fand Heinrich Heine eine solche beim Bau der Schloßbrücke in Gang.' 1830 benutzte man die gleiche Maschine, die von Freund stammte, zum Schleifen und Polieren der heute vor der National-Galerie aufgestellten Granitschale. Eine andere Masdiine, die in der Aufstellung der Berliner Dampfmaschinen von 1830 nicht enthalten, aber dodi erwähnenswert ist, war 1825 auf der Pfaueninsel errichtet worden, um durch ein Pumpsystem die für die mannigfachen Anpflanzungen erforderliche Wasserversorgung zu ermöglichen.® Der Bewässerungsplan stammte von Humphreys, erster Masdiinenmeister wurde Friedrich, der sieben Jahre bei den Gebr. Cockerill gearbeitet hatte. Von den seit 1820 neu hinzugekommenen 18 Dampfmaschinen waren vier aus Staatsmitteln angekauft worden, aber nur eine wurde unter besonderen Umständen an Queva verschenkt, während die drei anderen zur Verfügung des Staates blieben (Kgl. Eisengießerei, GewerbeInstitut, Bautätigkeit). Die restlichen 14 Dampfmaschinen wurden ausnahmslos von Privatunternehmern ohne staatliche Zuschüsse oder anderweitige Unterstützungen erworben. In den folgenden Jahren überließ man die Aufstellung von Dampfmasdiinen vollends der privaten Initiative, und es zeigte sich, daß audi ohne jede staatliche Förderung der Siegeslauf der Dampfmaschinen nicht aufzuhalten war. 1837 arbeiteten in Berlin 30 Dampfmasdiinen mit zusammen 390 PS.' • Vgl. Anlage E. ' H. Gilow, Mit Heinrich Heine Unter den Linden 1822, in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 2} (1908), S. 168. ® Vgl. dazu Caesar v. d. A h 4 Das Maschinenbaus auf der Pfaueninsel und seine Bewohner, in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 50 (1933), S. 8 ff., und August Braß, Chronik von Berlin, Potsdam und Charlottenburg, Berlin 1843, S. 427 f. » Wiedfeldt, Statistische Studien . . S . 78. 15»

228

Ergebnisse

Das waren zwar nur fünf mehr als sieben J a h r e zuvor, aber mit dem Ende des vierten Jahrzehnts ging die Entwicklung in immer sdhinellerem Tempo v o r sich. 1 8 4 0 w a r die Zahl der Dampfmaschinen (ohne L o k o motiven) auf 54 gestiegen, ihre Gesamt-Pferdestärke betrug 6 8 7 / ° Diese Maschinen verteilten sich auf die Berliner Industrie wie folgt: zum Maschinenbau und zur Metallfabrikation für Wasserleitungen, Brunnen, Spritzen" in Getreidemühlen zum Holzsdhneiden zur Papier- und Pappenfabrikation in Zuckerraffinerien zum Betrieb der Wollwarenfabrikation in der Leinen- und Baumwollwaren-Fabrikation für sonstige Arbeiten

9 3 3 3 4 5 7 12 8

mit 98 PS mit 35 PS mit 66 PS mit 80 PS mit 68 PS mit 20 PS mit 60 PS mit 191 PS mit 39 PS

Drei J a h r e später, 1 8 4 3 , ergab sich nachstehendes Bild:'^ zum Maschinenbau und zur Metallfabrikation Getreide-, ö l - , Holzsdineide-und Papiermühlen für Gespinst- und Zeugfabrikation aller Art für andere Zwecke

11 11 17 23

mit mit mit mit

116 249 272 180

PS PS PS PS

Es gab also in Berlin 1 8 4 3 im ganzen 6 2 Dampfmaschinen. U n t e r Berücksichtigung des natürlichen Bevölkerungswachstums der Stadt ist neben der absoluten auch eine relative Zunahme nachzuweisen:

1830

entfielen auf rund 2 4 8 0 0 0 E i n w o h n e r " 2 3 5 P S ; das ergibt 1 P S / 1 0 5 0 Einwohner. 1 8 4 3 betrug dieses Verhältnis" bereits 1 / 4 3 2 , wenn nur die 6 2 stationären Dampfmaschinen zugrunde gelegt werden. Neben diesen stand aber inzwischen schon eine neue Kategorie der Kraftmaschinen, die 1 8 3 7 in Berlin nicht vorhanden gewesen w a r : Nicht weniger als 61 Lokomotiven mit zusammen 3 3 6 6 P S versahen 1 8 4 3 ihren Dienst in Berlin.'® N i m m t man alle 123 dampfgetriebenen Maschinen zusam1» Dieterici, Statistische Übersicht..Bd. 3, Berlin 1844, S. 622—25. " Dazu gehörte die 1832 von der Regierung gekaufte englische Dampffeuerspritze (vgl. Verhandlungen... 19 [1840], S. 38—47). Über die von Borsig 1842 gebaute Dampfmaschine für die Fontäne in Sanssouci vgl. Fr. Schildberger, Die Fontänenanlage in Sanssouci, in: Borsig-Zeitung 7 (1930), Nr. 3/4, S. 6—9. Nach C. F. W. Dieterici, Die statistischen Tabellen des Preußischen Staates nach den amtlichen Aufnahmen des Jahres 1843, Berlin 1845, S. 159. " Wiedfeldt, Statistische Studien . . S. 81, nennt diese Zahl zwar für 1831, doch bleibt die sidi ergebende Differenz für den Zweck unserer Berechnung unerheblich. " Berechnet nach Dieterici, Die statistischen Tabellen..., S. 17, der für 1843: 353 149 Einwohner angibt. >5 A.a.O., S. 159.

Ergebnisse

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men, ergibt sich ein Energiequotient von 1 PS/85 Einwohner, d.h.: in 13 Jahren eine Steigerung um llSS^/o auf fast das Zwölfeinhalbfadie der Zahl von 1830. Innerhalb von 30 Jahren hatte also die Mechanisierung der Berliner Industrie gewaltige Fortschritte gemacht. Die Dampfmaschine, noch 1814 nur in der Königlichen Porzellan-Manufaktur benutzt, war für alle größeren gewerblichen Unternehmen Berlins und Preußens überhaupt unentbehrlich geworden. Hand in Hand mit der zunehmenden Verwendung von Kraft- und Arbeitsmaschinen ging die endgültige Ausbildung des kapitalistischen Fabriksystems. Das sdion in der merkantilistischen Manufaktur vorgebildete System der Arbeitszerlegung und Massenproduktion wurde mit der Einführung der masdiinellen Arbeitsweise zur Vollendung gebracht: „Die Maschine hat die Ausbreitung des Fabriksystems gewaltig gefördert, aber sie hat dieses System nicht geschaffen." " Anfang der vierziger Jahre existierte eine ganze Reihe Fabriken in Berlin, die viele hundert Arbeiter beschäftigten. Allen voran stand das erst 1837 gegründete Unternehmen A. Borsigs mit 1 100 Personen; daneben sind ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu nennen:" die Kattundrukkereien von Rüben Goldschmidt Söhne (850 Besdiäftigte), Dannenberger (über 500) und C. F. Oppen (200), das Kupfer- und Messingwerk von Carl Heckmann (etwa 200), die Maschinenbau-Anstalt Moabit (etwa 300). Auch die erste private Porzellan-Fabrik Berlins von Adolph Schumann gab 1844, neun Jahre nach ihrer Gründung, 443 Personen Arbeit. Die beiden Komponenten, auf denen die Überlegenheit der westeuropäischen Industrie über die preußische zu Beginn des 19. Jahrhunderts beruht hatte, waren die fabrikmäßige Produktion und das Maschinenwesen. Um die Mitte des Jahrhunderts bestimmten diese zwei Faktoren in ganz wesentlichem Maße audi das Gesicht der Berliner Wirtschaft. Sie war damit innerhalb eines Menschenalters fähig geworden, auf der liberalen Basis des Freihandels und der Gewerbefreiheit den Wettbewerb mit den ausländisdien Produkten aufzunehmen. Nidit nur auf dem inneren Markt, sondern auch im Ausland und sogar in Übersee wurden die Erzeugnisse der Berliner Industrie abgesetzt. Einige Beispiele dieses weltweiten Berliner Exports seien hier mitgeteilt. Die 1826 gegründete Seidenwaren-Fabrik von A. F. Meubrinck, die " Karl Bücher, Gewerbe, in: Handwörterbuch 1927, S. 992. " Zusammengestellt nadh dem Amtlichen Gewerbe-Ausstellung. ..

der Staatswissenschaflen, Bd. 4, Jena

Bericht über die allgemeine

Deutsche

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Ergebnisse

1844 mit 130 Jacquard-Maschinen arbeitete, exportierte ihre Erzeugnisse bis nach Mexiko und Brasilien." Durdi die rationelle Ausbildung und die wissenschaftlidie Pflege der Färberei in Berlin" wurde die Produktion gefärbter Kammgarne ganz an diese Stadt gezogen; es gelang, die ehemals führende britische Konkurrenz völlig aus dem Felde zu sdilagen, und für die sogenannten „Berliner Garne" trafen „direkte Aufträge von Australien und vom Fuß des Himalaya" ein.^° Auch die Baumwollwaren-Fabrikanten Sußmann & Wiesenthal berichteten 1844 von einem Absatz ihrer Waren nach dem Orient sowie nach Nord- und Süd-Amerika.^' Für die Kattundrudcerei war Berlin in den vierziger Jahren „der wichtigste Fabrikort Deutschlands", die führenden Unternehmen (z. B. Rüben Goldschmidt Söhne, Dannenberger, Gebr. Sparkäse) exportierten nach Italien, Belgien, Holland und auch — was besonders schwer wog — nach England. Diese Erweiterung des Absatzmarktes bescJiränkte sich nicht auf die Textil-Industrie. Der Maschinenbauer und Besitzer einer Eisengießerei F. A. Egells stellte 1844 einen reich verzierten gußeisernen Kamin zum Preise von 150 Rtlr. aus; von diesem Modell sollen in den Jahren 1834 bis 1839 1 100 Stück nach Amerika verkauf): worden sein.^® Die sehr starke französisdie Konkurrenz auf dem deutschen Markt „für kleine Silberwaren" konnte durch die Fabrikate des Berliner Kaufmanns und Unternehmers W. F. Ehrenberg zurückgedrängt werden; außerdem meldete der Fabrikant einen steigenden Absatz „nach den entferntesten Ländern Europas".^^ Der Neffe des auf der Gewerbe-Ausstellung von 1827 mit der silbernen Denkmünze ausgezeichneten Klavier-Saiten-Fabrikanten Liese verkaufte seine Erzeugnisse hauptsächlich nach den osteuropäischen Ländern,^^ während die 1822 und 1827 ebenfalls mit der Silbermünze ausgezeichnete Fabrik für Blas-Instrumente von Grießling & Schlott ihren Absatz bis nach Chile, Peru, Mexiko, West-Indien und Nord-Amerika ausdehnen konnte.^^ Die bekannte Parfümerie-Fabrik 18 A.a.O., B d . l , S.97. " Besonders die Tätigkeit Hermbstaedts erwies sich auf diesem Gebiet als sehr segensreidi. Eine biographisdie Studie, die den tedinologisdi-gewerblidien Wirkungskreis Hermbstaedts mehr als bisher würdigen soll, ist in Vorbereitung. Vgl. vorläufig den Nekrolog Hermbstaedts in den Verhandlungen . . . 12 (1833), S. 277 f. Amtlicher Bericht. .., Bd. 1, S. 192. A.a.O., Bd. 1, S. 318. A.a.O., Bd. 2/1, S. 129. A.a.O., Bd. 2/1, S. 339. " A.a.O., Bd. 2/1, S. 286. Zedlitz, Neuestes Conversations-Handbuch . . ., Bd. 2, S. 289.

Ergebnisse

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von Treu & Nuglisdi, gegründet 1823, eröffnete 1832 ein Filialgeschäft in Wien und belieferte mit ihren beliebten Artikeln Länder wie Ungarn, Italien und die Türkei.^ Die Neusilberfabrik von Henniger & Co. unterhielt zu dieser Zeit Zweiggeschäfte in Warschau, Breslau, Danzig, Posen, Moskau, Petersburg und Köln.^'

Die Gewerbe-Ausstellung

von 1844

Die praktisdie Aufgabe, die der preußischen Gewerbepolitik durch die besondere wirtschaftliche Situation dieses Staates gestellt war, konnte am Ende der Periode, wie die wenigen erwähnten Beispiele zeigen, als zufriedenstellend gelöst bezeichnet werden: Preußen hatte den Anschluß an die anderen Industrie-Nationen erreicht. Die Gewerbe-Ausstellung von 1844 dokumentierte überzeugend die Leistungsfähigkeit der einheimischen Industrie und war gleichsam ein Symbol der erfolgreichen Arbeit der verantwortlidien Beamten des Gewerbe-Departements in den vergangenen Jahrzehnten. Zugleich beweist die Geschidite dieser Ausstellung, daß auch das tiefere Ziel der Beuthschen Gewerbeförderungs-Politik erreicht worden war: die Erziehung der Gewerbetreibenden zu eigener, schöpferischer Tätigkeit, zu selbständiger Arbeit und damit zum wirtsdiaftlichen Liberalismus. Die Masse der Träger des Wirtschaftslebens hatte sich von dem erstarrten Traditionalismus der Zunftverfassung gelöst, der ökonomisdie Liberalismus war zum geistigen Allgemeingut der überwiegenden Zahl der in Handel und Gewerbe Tätigen geworden. Noch 1827 war die Beteiligung an der Gewerbe-Ausstellung so gering gewesen, daß der enttäusdite Beuth auf weitere Experimente dieser Art verzichtete. Wie grundlegend anders war die Situation 17 Jahre später: N a d i den ministeriellen Verhandlungen erfolgte am 10. Februar 1844 die offizielle Ankündigung der Allgemeinen Deutschen Gewerbe-Ausstellung,^® die am 15. August eröffnet werden sollte.^" Auf Vorschlag des Außenministeriums wurden auch die nicht dem Zollverein angehörenden Samuel Heinridi Spiker, Berlin und seine Umgebungen im 19. Berlin 1833, S. 54 f. " Wolfgang Sdieffler, Ein Porzellantablett..S. 52.

Jahrhundert,

Rep.l20EXVI2,13c;Vol.I. Als Ausstellungsgebäude dadite man zuerst an die Akademie der Künste, aber Akademiedirektor Sdiadow regte an, das Zeughaus zu benutzen, wofür schließlich Kriegsminister Boyen und auch der König gewonnen werden konnten.

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Ergehnisse

Länder eingeladen.'" Jetzt mußte sich zeigen, ob in den letzten Jahren ein grundsätzlicher Wandel in der wirtsdiaftlidien Auffassung weiter Bevölkerungskreise eingetreten war. Die zur Ausstellung eingehenden Meldungen übertrafen selbst die kühnsten Erwartungen. Die eingesetzte, fast achtzigköpfige Kommission zur Begutachtung und Auswahl der eingeschickten Gegenstände arbeitete mit Hochdruck." Die vorher erbetenen Anmeldungen stellten sich bald als unzureichend heraus; so kamen statt der avisierten 30-35 Fortepianos nicht weniger als 68 Stüdi an! Ähnlich war es mit vielen anderen Ausstellungs-Gegenständen. Die bis zum 22. Juli befristete Einsendezeit mußte bis zum 12. August verlängert werden, und nodi während der Ausstellung trafen weitere Gegenstände ein, deren Unterbringung der Kommission keine geringen Schwierigkeiten bereitete. Was Beuth bei den früheren Ausstellungen der Jahre 1822 und 1827 vorgeschwebt hatte, war jetzt eingetreten: Eine möglichst zahlreidie, freiwillige Beteiligung von Gewerbetreibenden aller Bevölkerungskreise. Damals war die Zeitspanne zu kurz gewesen, die der organisierten Gewerbepolitik zur Verfügung gestanden hatte, um die Gewerbetreibenden in wirtschaflsliberalem Sinne erziehen zu können, und die beiden ersten Versuche dieser Art mußten deshalb mit einem Mißerfolg enden. Dagegen konnte die preußische Gewerbepolitik im Jahre 1844 auf fast drei Jahrzehnte organisierter Gewerbeförderung zurückblicken, und die starke Beteiligung an der Ausstellung zeigt, daß es während dieser Zeit gelungen war, auch die große Masse der Gewerbetreibenden nidit nur von dem Vorteil der Gewerbe-Ausstellungen, sondern damit von den liberalen Wirtschaflsideen überhaupt zu überzeugen. Wie schon 1822 und 1827 stellte die Industrie der Hauptstadt Berlin audi diesmal den Hauptanteil; das war zu einem Teil der Wahl Berlins als Ausstellungsstadt'^ zu verdanken, zum anderen, größeren aber der gerade hier sehr intensiv wirkenden Gewerbeförderung durch die in der Stadt konzentrierten Organe der Gewerbeförderung, und so war gerade die erfolgreiche Beteiligung Berlins an dieser Ausstellung ein Beweis für Rep. 120 E X V I 2,13

c ; Vol. 1: Vorgang vom März 1844.

Vgl. hierzu auch Amtlicher

Bericht..

., Bd. 1, S. 15 ff.

32 Bei der im März 1842 stattfindenden Gewerbe-Ausstellung in Mainz hatte der österreichische Besucher Professor Reuter für Wien als nächsten Ausstellungs-Ort plädiert, gab aber zu, „daß Preußen als erster Staat des Zollvereins den Vorzug verdiene". Heinrich v. Bülow, seit 1842 Außenminister, erschien es wünschenswert, „daß nicht eine andere Vereins-Regierung, wie z. B. Bayern, Preußen zuvorkomme". (Schreiben Bülows vom 23. November 1843 in Rep. 120 E X V I 2, 13c; Vol. 1.)

Ergebnisse

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die wirklich fruchtbare Tätigkeit der preußischen Gewerbe-Verwaltung in den letzten Jahren. Einige Zahlen seien dazu mitgeteilt: Nicht weniger als 685 Berliner Fabrikanten stellten "Waren im Gesamtgewicht von 4 770 Zentnern und im Wert von 520 989 Rtlr. aus. Damit übertraf die preußisdie Hauptstadt die süd- und mitteldeutschen Vereinsstaaten mit ihren 392 bzw. 467 Ausstellern und die Summe der 249 nidit dem Zollverein angehörenden Aussteller. Besonders der Wert der ausgestellten Fabrikate bestätigte die hervorragende Rolle, die die Berliner Industrie in der preußischen und deutsdien Wirtschaft spielte:'' Gesamt-Beteiligung aus dem Zollverein aus Preußen aus B e r l i n

3040 2791 1932 685

Aussteller; Aussteller; Aussteller; Aussteller;

7800 7413 6516 4770

Ztr.; Ztr.; Ztr.; Ztr.;

1 016 969 767 520

080 747 344 989

Rtlr. Rtlr. Rtlr. Rtlr.

Auch die Resonanz der Ausstellung war eine andere als vor zwanzig Jahren, als 9 000 bzw. 13 000 Besudier gezählt wurden. Nachdem die Ausstellung bis zum 24. Oktober verlängert worden war, ergab sich folgendes Bild:'^ Während der zehn wöchigen Ausstellungsdauer wurden 236 997 Eintrittskarten verkaufl; dazu kamen zahlreiche Abonnementskarten und Freibillets für die Zöglinge des Gewerbe-Instituts und für die übrigen Fadischüler, so daß die Zahl der Besucher auf rund 260 000 geschätzt werden kann. Die Einwohnerzahl Berlins betrug damals noch nicht 400 000; selbst unter Berücksichtigung der nicht wenigen auswärtigen Besucher wird mehr als die Hälfte der Bevölkerung von dieser eindrucksvollen Leistungssdiau Kenntnis genommen haben. Diese Zahlen unterstreichen die bereits getroffene Feststellung, daß die Ideen des wirtschaftlichen Liberalismus mit ihrer Offenheit, ihrer Aufrichtigkeit und ihrer Forderung der freien Konkurrenz den zünftlerischen Monopolgeist und seine Geheimniskrämerei überwunden hatten. Bereits 1815 hatte Beuth es einmal ausgesprochen:'® „Es ist keinem Zweifel unterworfen, daß man durch Monopole die miserabelste Anstalt (wie z. B. das Lagerhaus) erhalten und blühen lassen kann mit ungefähr so viel Vorteil für den Staat als wenn die Kunstgärtner Caffe in den Treibhäusern zögen." Diese Ansicht war inzwischen von der Masse der Gewerbetreibenden akzeptiert worden, und Beuths Wunsch nadi klaren Verhältnissen in der Wirtsdiaft fand seine schönste Erfüllung in der Ausstellung des Jahres 1844, die recht eigentlidi am Ende des Beuthsdien »3 Amtlicher

Bericht....

Bd. 1, S. 47—50.

A. a. O., Bd. 3, S. 217 ff. R e p . 1 2 0 A V 4 , 2; fol. 135.

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Lebenswerkes stand,'" denn im folgenden Jahr trat Beuth von allen Staatsämtern zurück. Nicht anders als 1822 und 1827 erhielten viele Fabrikanten Berlins anläßlich der Ausstellung von 1844 Ehren-Medaillen. Diese Auszeichnungen bedeuteten jetzt allerdings weit mehr als vorher zwanzig Jahre, da ja nach den Worten Beuths damals „nur die Fabrikation Berlins repräsentiert" gewesen war," während 1844 die gesamte Produktion des Zollvereins und darüber hinaus ganz Deutsdilands vertreten war. Dennoch konnten die Berliner Aussteller von 69 Goldmedaillen 21 erringen; viele von den ausgezeidmeten Unternehmern waren groß geworden während der Zeit der Beuthschen Gewerbeförderung und standen immer noch in engem Kontakt mit den Beamten der Gewerbe-Verwaltung: Borsig war ehemaliger Schüler des Gewerbe-Instituts, Hossauer gehörte zur „Leibgarde" Beuths, wie der König scherzhaft; die privaten Unternehmer genannt hatte, die Beuth oft um sich versammelte und mit denen ihn eine herzliche Freundschaft verband." Ebenfalls ausgezeidinet wurde die Fabrik von Hensel & Schumann — am Anfang der Periode der Beuthsdien Tätigkeit wohl das beste Beispiel einer modernen, ohne jede Staatsunterstützung arbeitenden Fabrik. Unter den 47 Trägern der Silbermedaille (von 232) finden sich noch mehr bekannte Namen: Seidenwaren-Fabrikant Heese, Tuchhersteller Schwendy, Teppichfabrikant Becker; dann die Vertreter der Metallindustrie Geiß, Freund (der Bruder des früh verstorbenen Erbauers der ersten guten Dampfmasdiine in Berlin), Egells, Spatzier (der Schwiegersohn des bekannten Wilhelm Tappert), Zoller & Pflug (zwei ehemalige Schüler des Gewerbe-Institutes) und andere. Von den 630 verteilten ehernen Preismedaillen kamen 136 an Berliner Fabrikanten, darunter befand sich auch die Firma von Louis Abeking & Co. Das große Ziel der Gewerbeförderung, das Beuth vorschwebte, war zu allererst, der privaten Wirtschaft Anregungen zu geben und sie auf die Möglichkeiten hinzuweisen, durch eigene Einsicht und selbständige Überwindung des „alten Schlendrians", wie er sich oft ausdrückte, zu einer Basis des gesamten Wirtschaftslebens zu gelangen, die sich im scharfen Wind der Konkurrenz zu behaupten verstand und nicht bei den leisesten " Henderson, Britain . . S. 166, nennt die Ausstellung von 1844 „a Atting climax to a career devoted to his country's industrial expansion". " Siehe oben Seite 146. " Vgl. Beiträge zur Geschichte . . S . 74, und Matsdioss, Preußens Gewerheförderung..., S. 33 f. und 70 f. Zu der „Leibgarde" gehörten Dannenberger, Feilner, Pistor, Hummel, Gropius u. a.

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Konjunktur-Sdiwankungen zusammenzubredien drohte. Dieses Ziel hatte Beuth erreichen können — den schönsten und zugleich eindrucksvollsten Beweis lieferte die Gewerbe-Ausstellung des Jahres 1844; sie erbradite die Gewißheit, daß der Weg, den Beuth eingeschlagen hatte, riditig gewesen ist. Diese Ausstellung bildete aber nicht nur den krönenden Abschluß der Tätigkeit Beuths; sie steht gleichzeitig am Anfang einer neuen Phase der industriellen Entwicklung, die in der modernen Nationalökonomie als die Periode des „take-off" bezeichnet wird. Dieser Zeitraum umsdiließt das Stadium der industriellen Entwicklung, in welchem alle wachstumshemmenden Blockierungen überwunden werden, in der eine fortschrittlich denkende Unternehmerschicht auf breitester Grundlage heranwächst und in der sich der Kapitalmarkt auch für industrielle Projekte mehr und mehr öffnet, in der also das Wachstum der Wirtschaft sozusagen „automatisch" wird.®' Handel und Gewerbe waren bereit, im Zeichen des liberalen Wirtschaftsdenkens den weiteren Weg selbständig zu beschreiten. Diese Periode des „take-off", die für Preußen etwa die Jahre 1846—1860 umfaßte, ist nicht zu denken ohne die materielle und vor allem die geistige und ideelle Vorbereitung durdi das von Beuth ausgehende System der Gewerbeförderung. Die Beurteilung der preußischen Gewerbepolitik in der ersten Hälfle des 19. Jahrhunderts Die zuerst von dem Freiherrn vom Stein empfohlenen Methoden der Gewerbeförderung sollten helfen, die Träger des Wirtsdiaftslebens auf den Existenzkampf unter den neuen Aspekten des liberalen ökonomischen Systems vorzubereiten. Über die Person des Verwaltungsbeamten und Fadimannes für das Gewerbewesen Kunth kamen diese Ideen zu dem jungen Beuth gerade zu der Zeit, als die radikale Einführung des wirtsdiaftlidien Liberalismus erfolgte und die bisher relativ gut geschützte preußisdie Industrie schwer traf. Beuth wurde jetzt zum Vollstrecker des von Stein umrissenen Programms, indem er für Preußen ein System der Gewerbeförderung entwarf, das merkantilistische und liberale Maßnahmen zusammenfaßte und wohlberedinet dosierte und überdies die staatliche Gewerbeförderung in großartiger Weise mit der privaten verknüpfte. Als erstklassiger Organisator vermodite Beuth die verschiedenen Mittel der Gewerbeförderung diesen beiden Prinzipien Ritter, Die Rolle . . . , S. 12, Anm. 5.

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unterzuordnen und sie dabei dennodi auf das letzte 2iel seiner Gewerbepolitik auszurichten: auf die Einführung der rein liberalen Wirtsdiaflsverfassung zu dem Zeitpunkt, an dem die preußische Volkswirtschaft durch seine Gewerbeförderung dafür reif geworden sei. Nur unter diesem Gesichtspunkt ist die preußische Gewerbepolitik in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit ihrer ganz eigenständigen Verbindung merkantilistischer und liberaler Methoden und dem gemeinsamen ethischen Ziel der Erziehung der Gewerbetreibenden zu selbständiger Tätigkeit zu verstehen. Es ist nicht tragbar und nach den vorliegenden Dokumenten unmöglich, dieses komplizierte Ineinandergreifen der verschiedenen Mittel der Gewerbeförderung durch verallgemeinernde Schlußfolgerungen aus einzelnen Maßnahmen der Gewerbepolitik gewaltsam einem schematischen Oberbegriff unterordnen zu wollen. So muß der Ansicht Straubes entschieden widersprochen werden, daß „der Grundzug d e s . . . Systems der Regierungsmaßnahmen jener Z e i t . . . noch typisch merkantilistisch ist"." Die vorliegende Arbeit hat zu zeigen versucht, daß von einer typisch merkantilistischen Auffassung der Gewerbepolitik in keiner Weise die Rede sein kann, nur ein wesentlich modifizierter und auf ganz neue geistige Grundlagen gestellter Merkantilismus läßt sich neben der die wirtschaftliche Situation beherrsdienden liberalen Strömung nachweisen. Immer aber war der Rückgriff auf merkantilistisdie Unterstützungsmethoden bedingt durch die schwierige Lage des betreffenden Industriezweiges. Aus allen Anweisungen, Prämien, Anerkennungen und anderen Quellen von eigentlich merkantilistischer Natur schimmert unverkennbar die absolute liberale Tendenz hervor, der feste Wille, auf diesem Wege zum wirtschaftlichen Liberalismus zu gelangen. Auch Henderson unterschätzt diese — sogar gesetzlich festgelegte — Liberalität des Wirtschaftslebens in Preußen, wenn er schreibt:" „The Germans never accepted the view . . . that industrialists and merchants should as far as possible be left to their own devices. Far from embracing laissez-faire doctrines the Germans held that the State should give the füllest Support to manufacturers and traders." Henderson bezieht bei dieser Behauptung Preußen mit ein, ohne dabei die komplexe Gewerbeförderungs-Idee Beuths und ihre Realisierung in ihrer Problematik richtig zu erkennen, denn an anderer Stelle^^ zitiert er als Beweis für Straube, Die Gewerheförderung " Henderson, Britain . . . , S. 164. Henderson, England . . . , S. 292.

Preußens . . . , S. 6.

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seine Meinung den bekannten Satz Rothers, daß er die alte Redensart, ein Staatsmann könne industrielle Unternehmungen nicht mit so viel Erfolg leiten wie ein Privatmann, widerlegt habe." Henderson übersieht dabei zwei Dinge: Erstens den subjektiven Charakter der Denksdirift Rothers, dessen stolze Feststellung bei einer nüchternen und sachlichen Beurteilung nicht für die Gesamtheit der Seehandlungs-Betriebe aufrecht erhalten werden kann, obwohl sie für einige Unternehmen (z. B. Chemische Fabrik Oranienburg) stimmen mag. Zweitens — und das ist schwerwiegender — trägt Henderson nicht der Tatsache Rechnung, daß die von Rother praktizierte Form der Gewerbeförderung durch die Königliche Seehandlung keineswegs mit der von Beuth ausgehenden allgemein-preußischen in Einklang stand, sondern sich von dieser prinzipiell unterschied."^ Gerade das, was Henderson bemängelt, die fehlende Überlassung der Fabrikanten „to their own devices", trat in Preußen immer dann ein, wenn ein Gewerbebetrieb infolge einer ersten staatlichen Starthilfe" eine gewisse Selbständigkeit im Wirtschaftsleben erreicht hatte. Sobald das eingetreten war, zog sich Beuth von weiteren Unterstützungen zurück und überließ es der geweckten Privat-Initiative, im freien Konkurrenzkampf mit den in- und ausländischen Produkten zu bestehen. So verlagerte sich das Schwergewicht in der von Beuth entwicicelten Synthese zwischen Merkantilismus und Liberalismus mit der inneren Kräftigung der einheimischen Industrie in zunehmendem Maße auf die liberale Komponente. Bei dieser auf den ersten BlicJc richtungslos und inkonsequent erscheinenden preußischen Gewerbepolitik der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist es erklärlich, daß neben der Überschätzung des merkantilistischen Elements auch genau das Gegenteil in der Literatur zu finden ist. Diese, z. B. von Hinze geäußerte Ansicht, daß nämlich „mit der preußischen Staatskatastrophe von 1806/07... die merkantilistische Politik ihren endgültigen Abschluß" fand,"" erweist sich nach den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit ebenfalls als nicht haltbar, da die isolierte Betrachtung der liberalen Gesetzgebung bei weitem nicht ausreicht, um die Vielseitigkeit und Beweglichkeit der preußischen Gewerbepolitik zu erfassen. Die Frage, ob diese Politik als merkantilistisch oder als liberal " Siehe oben Seite 202. " Siehe oben Seite 206. Oder audi ohne jede staatliche Hilfe, wie die Beispiele von Freund oder Hensel & Schumann zeigen, die keinerlei Unterstützung vom Staat erhielten. Hinze, Die Arbeiterfrage.

. . , S. 3 f.

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Ergebnisse

zu bezeichnen ist, läßt sich eben nicht mit nur einem der beiden Begriffe beantworten. Riditiger umreißt Beutin die Problematik, wenn er sagt, „daß der preußische Staat seine merkantilistischen Traditionen audi im liberalen Jahrhundert nicht verleugnete"." Schließlich soll der Franzose Benaerts genannt werden, der aufgrund seiner auch in deutschen Archiven betriebenen Studien zu dem Schluß kommt:" „La Prusse etait libre^changiste par doctrine; tout en tenant compte des VCEUX de certaines branches de sa fabrication industrielle", womit er die Situation am treffendsten kennzeichnete. In seiner Eröffnungsrede anläßlich der Gründung des Gewerbevereins im Jahre 1822 hatte Beuth die wirtschaftliche Situation Preußens, die der Übergang von der Zunflverfassung zu dem neuen, liberalen Wirtschaflsdenken heraufbesdiworen hatte, folgendermaßen charakterisiert „Die Zeit der Bequemlichkeit, wo man Preise und Güte nach Gefallen machen konnte, ist dahin; die Zeit der Not ist eingetreten und zwingt, jene verlorenen Vorteile sich auf natur- und zeitgemäße Weise zu ersetzen. Es lebt sich nicht mehr so leidit, aber gleich sicher; es ist die Zeit der Anstrengung." Der Aufgabe, diese Forderung bei der einheimischen Industrie durdizusetzen, die Unhaltbarkeit der früheren Zustände zu demonstrieren und die Fabrikanten zur „Anstrengung" zu veranlassen, widmete Beuth sein Lebenswerk. Der klassisch-liberalen Idee einer industriellen Entwicklung im freien Spiel der wirtschaftlichen Kräfte mußte im Falle Preußens eine darauf vorbereitende Periode vorangehen. Diese Vorstufe wurde von Beuth unter das „Leitbild der gärtnerischen Pflege eines Wachstums""' gestellt, das ihm während seiner langen Wirksamkeit gestattete, ohne Rücksicht auf Doktrinen und Systeme die Mittel der preußischen Gewerbeförderung mit souveräner Flexibilität zu handhaben, bis aus den nur schüchtern sprießenden Pflänzchen der ersten Jahre des 19. Jahrhunderts in einigen Jahrzehnten ein stattlicher Garten geworden war, der nun auch ohne die Hilfe des Gärtners gelegentliche Unbilden der Witterung ertragen konnte. Ritter vergleicht die Beuthsche Gewerbepolitik sehr anschaulich mit " Ludwig Beutin, Besprechung des Buches von Henderson, Britain . . . , in: iuhrsschrifl für Sozial- und Wirtschafisgeschichte 44 (1957), S. 167. ^ Benaerts, Les Origines. . ., S. 229. Vgl. Verhandlungen

. . . 7 (1822), S. 15.

So Erich Egner im Geleitwort zu Ritter, Die Rolle . . . , S. 6.

Viertel-

Ergehnisse

239

der Tätigkeit eines Schwimmlehrers:" Grundsätzlich hält er selbständiges Schwimmen für erforderlidi ( = freie Wettbewerbswirtschaft), und er wird seine Schüler nicht von dieser Notwendigkeit durch Ablassen des Wassers aus dem Schwimmbecken ( = Ausschalten der Konkurrenz) entbinden. Andererseits genügt es aber nicht, die Schüler einfach ins Wasser zu stoßen, sondern er muß sie im Schwimmen dadurch unterrichten, daß er ihnen diese Tätigkeit an Beispielen zeigt und erläutert und sie mit den ihm zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln bei den ersten Schwimmversuchen unterstützt. In seiner Schlüsselstellung innerhalb der preußischen Gewerbe-Verwaltung entfaltete Beuth eine umfassende, geräuschlose Tätigkeit und wurde ein „wahrer Pfadfinder in den damals noch spärlich kultivierten Regionen der Industrie Preußens".'^ Sein Nachfolger als Chef der Gewerbe-Abteilung im Ministerium und auch als Vorsitzender des Gewerbevereins, Adolph V. Pommer-Esche, konnte am Grabe seines Vorgängers die Worte sprechen:'' „Denn was ein Mann für die Förderung und Hebung des vaterländischen Gewerbefleißes zu tun und zu wirken vermochte — unser Beuth hat es getan und gewirkt wie kein anderer zu irgendeiner Zeit oder in irgendeinem Lande . . . Mit der vollsten Überzeugung spreche ich es aus: Mit Stolz durfte Preußen hinblicken auf seinen Beuth, dessen gleidien kein Land und keine Zeit aufzuweisen vermag." Die Gewerbe-Ausstellung von 1844, zugleich Höhepunkt, Rechtfertigung und eigentlidier Absciiluß der Lebensarbeit Beuths für die preußische Industrie, brachte für ihn eine außergewöhnlicJie Ehrung. Der bedeutendste Unternehmer Berlins, der ehemalige Schüler des GewerbeInstituts August Borsig nannte die auf der Ausstellung im Mittelpunkt des Interesses stehende Lokomotive aus seiner Fabrik nach seinem früheren Lehrer „Beuth" — das war keine konventionelle Verbeugung vor dem amtierenden Leiter der für das Gewerbewesen zuständigen Behörde, sondern eine echte Anerkennung des Wirkens Beuths und seiner Verdienste um die preußische und insbesondere die Berliner Wirtschaft in den Jahren, da die gesamte Volkswirtschaft darum rang, den Anschluß an die weit vorausgeeilte westeuropäische Industrie zu gewinnen.

Ritter, Die Rolle . . . . S. 161. Nottebohm, Chronik . . . , S. 1. Nekrolog Beuths von v. Pommer-Esche in den Verhandlungen ... 32 (1853), S. 191 ff.

ANLAGEN Anlage A Der Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen hatte bis zum Jahre 1838 folgende finanzielle Prämien für Berliner Gewerbetreibende bewilligt:' 1824 1825

Haussig Hummel Möllinger Tappert Queva Rietz Frank Sdiropp & Co Queva Schwartz

1826 1829 1830 1831 1833 1833 1834 1835 1837 1838

VProf. Runge

J

Spatzier Dorn Queva Geiß jun.

Regulator am Seidenstuhl Gußwalzen Verbesserung des Regulators am Seidenstuhl Fachmasdiinenbau Verbesserter Seidenhaspel Hutflechten aus inländischem Gras „zum Bau einer Maschine, Brotteig zu kneten" Karte von Deutschland Troclfenrahmen-Erfindung Kartonnage-Arbeiten

150 142 100 445 100 100

Rtlr. Rtlr. Rtlr. Rtlr. Rtlr. Rtlr.

186 Rtlr. 1013 Rtlr. 400 Rtlr. 200 Rtlr.

Prämien und Kostenersatz

538 Rtlr.

Sparsam Arbeitende Dampfmaschine Neue Bedachung von Häusern Verbesserungen an d. Jacquardsdien Seidenstuhl Neue Möglichkeiten der Zink-Verwendung

500 500 400 400

Rtlr. Rtlr. Rtlr. Rtlr.

Neben diesen finanziellen Prämien wurden noch viele goldene, silberne oder eherne Denkmünzen verteilt, die nicht immer in Verbindung mit einem Geldpreis standen. U m jedoch einen Hinweis auf die Großzügigkeit des Vereins zu geben, sei bemerkt, daß z. B. im Jahre 1828 für 25 Seidenzüditer neben neun Silbermedaillen zusammen 920 Rtl. bewilligt wurden; 1829 waren es 900 Rtl. für 28 Seidenzüditer."

Anlage B Anläßlich der Gewerbe-Ausstellung von 1822 wurden folgende Berliner Gewerbetreibende ausgezeichnet:' 1 Nach einer Zusammenstellung in den Verhandlungen .. .17 (1838), S. 215 t. Die Angaben ermöglichen jedodi keine klare Trennung zwisdien wirklichen Prämien und Kostenersatz (Frank, Runge).

2 Vgl. Zeithlatt... 3 (1830), S. 403. ä Rep. 120 E XVI 2, 2; Vol. 1, fol. 161—85. 16

MieA

242

Anlagen

Mit der goldenen Denkmünze: Cockerill, Busse (dessen Hauptfabrik lag in Luckenwalde, sein Berliner Etablissement stand unter der Leitung des späteren Kommerzienrats Carl), Hotho, Dannenberger, Gabain, Werner & Neffen, Hossauer, Förster, Stobwasser, Feilner, Mencke, Pistor, Queva. Mit der silbernen Denkmünze: Krüdkmann, Sdiwendy, Hohenwald, Burckhardt, Kunhardt, Sieburg & Sdiultze, W. Sadise, Ermisch, Geiß, Grießling & Sdilott, Krackau, Haussig, Hummel, Gropius. Mit der ehernen Denkmünze: Lieber, Poppe, Vollmer, Pretre, Streccius und vier andere. Ferner wurde eine Anzahl „ehrenvoller Erwähnungen" ausgesprochen. Bereits im März 1822 hatte der Oberpräsident Bassewitz den Besitzer der Chemischen Fabrik Oranienburg, Dr. Hempel, zur Verleihung des Titels eines Kommerzienrates empfohlen.^ Der König war damit einverstanden; die Ehrung sollte aber erst bei Gelegenheit der Ausstellung vorgenommen werden, weil sie dann „um so ehrenvoller sein" würde. Bei der Begutachtung der von Hempel ausgestellten Fabrikate kam die eingesetzte Kommission zu dem Urteil, daß Hempel ohne Zweifel „zu den ausgezeichnetsten Kompetenten um den ersten Preis gehört. In Betracht aber, daß der Herr Besitzer sein Verdienst durch die Angabe noch geringerer Preise zu vergrößern suchte, um welche in Quantitäten bar zu verkaufen er sich geweigert hat", billigte die Kommission ihm nur eine „ehrenvolle Erwähnung" zu. Zur Entschädigung für die entgangene goldene Denkmünze erhielt Hempel am 1. März 1823 seine Ernennung zum Kommerzienrat. Er verlangte aber außerdem die Einsetzung einer Kommission zwecks genauer Prüfung der ihm gemachten Vorwürfe. Nach vielen Beratungen konnte diese Kommission am 13. September 1823 Hempel benachrichtigen, daß das Urteil der Prüfungskommission irrtümlich begründet gewesen und er vollkommen rehabilitiert sei. Diese „Justifikation" wurde im folgenden Band der Verhandlungen des Gewerbevereins der Öffentlichkeit zur Kenntnis gebracht. John Cockerill soll anläßlich der Ausstellung den Roten Adler-Orden Dritter Klasse erhalten haben.® * Rep. 120 AIV, 5; Vol. 1. ' Henderson, Enzland . . . , S. 271.

Anlagen

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Anlage C Anläßlich der Gewerbe-Ausstellung von 1827 wurden folgende Berliner Gewerbetreibende ausgezeichnet:" Mit der goldenen Denkmünze: Busse, Hotho, Bolzani, Gabain, Hossauer, Förster, Werner & Neffen, Hensel & Schumann, Stobwasser, Cantian, Mencke. Mit der silbernen Denkmünze: Engel, Krückmann, Hohenwald, Sieburg & Schultie, Baudouin & Co., Blanc & Co., Hildebrandt, Lütcke, Liese, Geiß, Devaranne, Seybel, Wagenmann & Co., Gebr. Müller, Schweighofer, Wimmel, Hempel, Frick, Jungnick, Gropius, Arnold, Griessling & Schlott, Hummel, Ostermann, Neander. Mit der ehernen Denkmünze: Voigt, C. F. Wimmel, Leonhardt, Treu & Nuglisch und fünf andere. Wegen verspäteter Einsendung der Waren konnten die 1822 ausgezeichneten Aussteller Feilner, Queva und Ermisch nidit berücksichtigt werden, ebenso erging es den Fabrikaten von Mylius, Rüben Goldschmidt Söhne, Claudius und fünf anderen. Die Auswahlkommission für die Berliner Interessenten bestand aus: Weber, Carl Gropius, Sdiwendy, Böhm, Schümann, Hummel. Die Preiskommission setzte sich zusammen aus: Knoblauch, Bleudorn, Bergemann, Tappert, Carl, Baucke, Herz, Kleinstüber, Schlicht, Cubelius, Fischer, Haacke, Behrnauer, Bernstein. Das völlige Fehlen einiger bekannter Fabrikanten Berlins erklärt sich daher, daß man Preisträgern von 1822, die diesmal mit weniger Erfolg vertreten waren, nicht eine gegenüber der ersten geringere Ehrung zuteil werden lassen wollte und sie deshalb „mit Stillschweigen" überging. Neben diesen Ehrungen durch die Denkmünzen wurden für verdiente Gewerbetreibende auch andere Auszeichnungen verteilt:' Der Direktor der Busseschen Fabrik in Berlin, Carl, erhielt den Kommerzienrat-Titel; das Allgemeine Ehrenzeichen Erster Klasse verlieh man Bolzani, Hossauer, Mencke und Schumann. Als Graf v. Lottum im Oktober 1827 für den Kommerzienrat Hempel wegen dessen besonderer Verdienste um das Münzscheide-Geschäfl: den « Rep. 120 E X V I 2, 2 a; Vol. 2, fol. 3—31. Die bereits 1822 ausgezeidineten Fabrikanten erscheinen in Kursivdruck. ' Rep. 120 A IV, 5; Vol. 1, K.O. vom 20. November 1827. 16*

244

Anlagen

Titel eines Geheimen Kommerzienrates vorschlug, war Beuth anderer Meinung: Er wollte zwar audi eine Ehrung vornehmen, zu der die Ausstellung die beste Gelegenheit biete, aber „der Titel kann ihm als Gewerbsmann wenig helfen, sein etwas exzentrisches Betragen dürfte auch nach mehreren davon gehabten Proben . . . einem Geheimen Rat mitunter nicht wohl anstehen." So erhielt Hempel den Roten Adler-Orden Dritter Klasse.® Anlage D Anläßlich der Gewerbe-Ausstellung von 1844 erhielten u. a. folgende, im Rahmen der vorliegenden Arbeit erwähnte Berliner Gewerbetreibende Auszeidinungen (in Klammer steht die Gesamtzahl der entsprechenden Ehrungen und der Anteil der Berliner Fabrikanten daran):® Goldene Preismedaille (69/21): Hensel & Schumann, A. Hamann, Borsig, Hossauer, Feilner, Adolph Sdiumann, Treu & Nuglisch u. a. Silberne Preismedaille (232/47): Schwendy, Becker, Moritz Geiss, Freund, Spatzier, Egells, Gebr. Müller, Kunheim, Maquet & Oehmichen, Motard, Adlermühle, Rüben Goldsdimidt Söhne u. a. Eherne Preismedaille (630/136): Sehlmacher & Rethwisch, Möllinger, Hagemeister, Abeking & Co., Henninger & Co. u. a. öffentlidie Belobigungen (359/72): G. V. Edcardsteins Erben u. a. Ernennung zum Geheimen Kommerzienrat (2/1): Kommerzienrat Carl. Ernennung zum Kommerzienrat (20/3): Löwe (ehem. Teilhaber und jetziger Besitzer der Fabrik Dannenbergers). Verleihung des Roten Adler-Ordens Dritter Klasse mit Sdileife (8/7): Stobwasser, Hummel, Dannenberger, Schubarth u. a. Verleihung des Roten Adler-Ordens Vierter Klasse (19/10): Devaranne, Krückmann, Mohl u. a. ® Ebda., Vorgang vom Oktober 1827. ' Zusammengestellt nadi dem Amtlichen

Bericht. . . , Bd. 3, Anhang.

245

Anlagen

Anlage E In Berlin im Jahre 1830 arbeitende Dampfmaschinen:"

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17.

Eigentümer: Gewerbe-Institut Baudce & Sdilösser James Cockerill Königlich Ebersbirger Haude&Spener Haude&Spener Hensel & Schumann Dannenberger Dannenberger Ferdinand Queva Englisdie Gas-Ges. Kgl. Porzellan-Manuf. Groß Bergemann & Co. Joseph Sala Caspar Hummel

18. Gebr. Bernhardt 19. Bedier 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26.

Schumann & Krauske Gebr.Haadte Patentpapier-Fabrik Patentpapier-Fabrik Tappert Egells Kgl. Eisengießerei"

Stärke in PS: Gebrauchszweck: 4 Eisendrehen u. a. 8 Tuchappretur 30 Wollspinnerei Schleifen u. Polieren 10 der Granitteile" 2 Tuchscheren 2 Zeitungsdruckerei 2 Zeitungsdruckerei 6 zum „Drahtziehen" 16 Kattundruckerei „zur weißen Bleiche" 8 2 Seidenweberei 8 Wasserheben u. a. 16 Diverse Arbeiten Sdiokoladenfabrikat. , 2 4 Fournierschneiden 10 Holzschneiden Drehen und Walzen414 schneiden Fabrikation 2 von Schnupftabak Wollspinnerei, Walke 10/12 20/22'5 Getreidemühle Tuchappretur 2,5 24 Papierfabrikation Papierfabrikation 6 16 Wollspinnerei 8 Maschinenbau etc. Diverse Arbeiten 10

Drudi: niedrig niedrig niedrig

Erbauer CodiLerill?'^

mittel niedrig mittel mittel mittel niedrig niedrig niedrig hoch niedrig niedrig mittel hoch/niedr.

Freund Cockerill? Freund Freund Freund Codcerill Cocierill Freund Codcerill? Freund Egells Cockerill? Codserill?

niedrig

Freund

niedrig

Codterill?

hodi niedrig niedrig hoch hoch niedrig niedrig niedrig

Cockerill Freund Codserill? Cockerill? Codierill? Cockerill Egells Freund

Codterill? Codierill

"> Nadi einer Aufstellung in Rep. 120 A V 5, 12. " Die Angaben über den jeweiligen Erbauer sind, da sie in der Aufstellung fehlen, den zeitgenössisdien Quellen entnommen. Die nidit mit völliger Sicherheit nadizuweisenden Masdiinenhersteller sind mit ? versehen. Vgl. dazu Teil I, Seite 105, Anm. 319. Die Berliner Filiale der Gebr. Cockerill besorgte nur die Lieferung und Aufstellung der im Stammwerk Seraing gebauten Dampfmaschinen. " Hier handelt es sich um die gleiche Maschine, die 1822 beim Bau der Schloßbrücke

246

Anlagen

zum Wassersdiöpfen benutzt worden war (siehe Seite 227). " Nach Weber, Der Vaterländische Gewerhsfreund ... 1/2, S. 74, und den Abhandlungen .. . I (1826), S. 323, hatte diese Maschine eine Stärke von 6 PS. " Nadi Abhandlungen

...

I (1826), S. 323, war diese Maschine 26 PS stark.

In der benutzten Aufstellung (siehe Anm. 10) wird diese Dampfmasdiine nicht genannt. Die Angaben nach Weber, Der Vaterländische Gewerbsfreund... 1/2, S. 74, und den Abhandlungen ... I (1826), S. 323.

QUELLEN UND

LITERATUR

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II. Gedruckte Quellen und Literatur Abhandlungen der Königlichen Technischen Deputation für Gewerbe, Bd. I (mehr nicht erschienen), Berlin 1826. Acta Borussica — Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert, hrsg. von der Preußischen Akademie der Wissenschaften: Die preußische Seidenindustrie im 18. Jahrhundert und ihre Begründung durch Friedrich den Großen, Bd. 3 (Darstellung von Otto Hintze), Berlin 1892. Die Handels-, Zoll- und Akzisepolitik Preußens (bearbeitet von Hugo Rachel), Bd. 3, I.Hälfte, Berlin 1928. Ah^, C. V. d.. Das Maschinenhaus auf der Pfaueninsel und seine Bewohner, in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins ßO (1933). Ahn, C., Die Entwicklung der Aachener Maschinenindustrie von ihrer Entstehung in der Napoleonischen Zeit bis zum Jahre 1871, (masdi. sehr.) Diss. Köln 1922. Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten (Ausgabe 1794 und 1796). Amtlicher Bericht über die allgemeine Deutsche Gewerbe-Ausstellung zu Berlin im Jahre 1844, 3 Bde., Berlin 1845/46. Babbage, C., Über Maschinen- und Fabrikenwesen, aus dem Englischen übersetzt von Dr. G. Friedenberg, Berlin 1833. Bechtel, H., Wirtschaftsgeschichte Deutschlands im 19. und 20. Jahrhundert, München 1956.

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PERSONEN- UND FIRMENREGISTER seit 1812 Geh. Staatsrat und Mitglied Abeking, Louis, Besitzer einer BaumwollMaschinenweberei 51, 116, 129 ff., 133, des Finanzkollegiums 212 136, 173 Behrendt, F. W., Großhändler, Kommerzienrat und Stadtverordneter 50 Abeking & Co., Neusilberfabrik 131 f., 234, 244 Behrnauer, Geh. Oberregierungsrat 243 Accum, Professor in London 119 Benecke, Gebr., Bankgeschäft (auch Alberti, Gebr., Textilfabrikanten in WalBenecke, Gustav und Benecke v. denburg/Schlesien 63, 92, 108 Gröditzberg, Wilhelm Christian Aldridge, Charles, Tuchmacher aus Eng[gest. 1866]) 48,165, 174, 177 land 108 Berend, Carl, Bankier 194 Altenstein, Karl Frhr. vom Stein zum Berend, Gebr., Bankgeschäft 48 (1770—1840), 1808—10 FinanzminiBergemann, G. W., Medizinalrat 243 ster, 1817—40 Kultusminister 13 f., Bergemann & Co., Fournierfabrik 245 143 f. Bernhardt, Gebr., Besitzer einer BaumAlvensleben, Albredit Graf von (1794 woll-Spinnerei 63, 99,151 bis 1858), 1835—42 Finanzminister Bernhardt, Gebr., Tabakwarenfabrikan31, 199 ten 245 Anker, L. F., Agentur der Seehandlung Bernstein, Kaufmann und Lederhändler 167 243 Arnold, Papiertapeten-Fabrikant 243 Berzelius, Frhr. von (1779—1848), schwedischer Chemiker 183 Baer, Tuchappreteur 129 Beuth, Peter Christian Wilhelm (1781 bis Bärensprung, Friedrich Wilhelm Leopold 1853), 1810 Geh. Obersteuerrat im von (gest. 1841), seit 1814 BürgermeiFinanzministerium, 1814 Geh. Oberfinanzrat, seit 1818 Leiter (1828: Dister, 1832—34 Oberbürgermeister von rektor) der Abteilung für Handel und Berlin 40 f. Gewerbe, 1845 pensioniert 21—25,. Bannister, Mechaniker aus den USA 98 29 ff., 33—43, 59, 61, 65 f., 69—77, Barez, David, Seidenwirkermeister 82 81—88, 90, 93, 95—99, 105, 108, Barez, Kaufmann 218 113 ff., 123, 127 ff., 131, 134, 137, Bassewitz, Magnus Friedrich von (1773 139 f., 141—49, 152, 156 ff., 161 f., bis 1858), seit 1824 Oberpräsident der 172, 174, 176, 179, 181, 185, 187 f., . Provinz Brandenburg 195, 197 f., 242 206, 219 f., 225, 231—239, 244 Baudouin Sc Co., Seidenwarenfabrik 243 Beyme, Karl Friedrich von (1765—1838), Bauke, C. G., Tuchhändler (auch Bauke & Schlösser, Tuchfabrik) 72, 243, 245 Beavers, Werkmeister aus Manchester 117 Becker, Heinrich Ferdinand, Tuch- und Teppichfabrikant 104, 226, 234, 244 f. Beer, Jacob Herz, Bankier 48, 194 Beguelin, Heinrich von (1765—1818),

1808—10 Justizminister 36 Biram, Benjamin, Maschinenbauer aus Huddersfield 7 2 , 1 1 6 , 1 6 4 Blanc & Co., Seidenwarenfabrik 243 Blesson, Geschäftsführer der Dampfschiff ahrts-A.G. 166 Bleudorn, Wollwarenfabrikant 243

256

Personen- und

Blodi, 1848—54 Präsident der Seehandlung 155, 204 f. Bode, Justizrat 190 Bodelschwingh, Ernst von (1794—1854), 1842—44 Finanzminister 31, 148 Böhm, G. H., Kattunfabrikant 243 Boke, Klempner 116 Bolzani, Seidenraupenzüditer 243 Bordier-Marces, Lampenfabrik in Paris 108 Borsig, August (1804—54), Masdiinenbau-Unternehmer 40, 42, 75, 92, 121 f., 154,189, 191 ff., 205, 228 f., 234, 239, 244 Borstel, Buchhalter der Seehandlung 172 Beulten & Watt, Maschinenfabrik in London 91 Bourcard, preußischer Konsul in London 96 f. Boyen, Hermann von (1771—1848), 1841—47 Kriegsminister 231 Braithwaith, Maschinenfabrik in London 187 Brenn, G. A. Frhr. von, 1830—37 Innenminister 31 Brewster, Gilbert, Maschinenbauer in den USA 98

Firmenregister Leiter der Tuchfabrik von Busse 53, 122, 242 ff. Claudius, Wachstuchfabrikant 243 Cochius, Ernst (gest. 1855), Direktor der Chemischen Fabrik in Oranienburg 182 f., 203 Cockerill, Maschinenbau-UnternehmerFamilie aus England in den Niederlanden: William C. sen. (1759—1832), William C. jun., John C. (1790 bis 1840), Charles-James C. (gest. 1837) 23, 46, 65, 67, 88, 101—07, 110, 115, 117, 121, 127 f., 131, 143, 179, 187, 226 f., 242, 245 f. Corty, Joseph, Kaufmann 107,174 f. Coue, Ziseleur aus Paris 112 Crelinger, Jakob, Bankier 165 Grelle, Oberbaurat 34 Croock, preußischer Agent in Liverpool 97 Crudelius, Ferdinand, Mühlenbesitzer in Potsdam 194 ff. Crull, Direktor der Seehandlung 175 Cubelius, „Kammermusikus" 243

Buvry & Co., „Oelraffinadeurs" 69

Daguerre, Louis Jacques (1789—1851), französischer Erfinder 94 Dannenberger, Ferdinand (1786—1873), Besitzer einer Kattundruckerei 35, 46, 91, 94 f., 97, 100, 116 f., 121, 123, 131 ff., 143, 226, 229 f., 234, 242, 244 f. Detter, Hofbuchdrucker 165 Devaranne, Goldarbeiter 156, 243 f. Dickson, Mechaniker aus England 65, 117 Dieterici, C. F. W., Statistiker 221 Dohna-Sdilobitten, Friedrich Ferd. Alex. Burggraf von (1771—1832), 1808—10 Innenminister 13, 30, 54 Dorn, Fabrikenkommissar 83, 241 Dracke, Stadtrat 208 f. Duncker & Humblot, Verlagsbuchhandlung 75

Cantian, Steinmetz-Unternehmer und Bauinspektor 243 Carl, Kommerzienrat und Technischer

Ebart, Papierfabrikant in Spechthausen 178 Ebers, Unternehmerfamilie 150

Brunzlow, Tabakwarenfabrikant 205 Bühring, Bleiweiß-Fabrikant 68 Bülow, Hans Graf von (1774—1825), 1813—17 Finanz-, 1817—25 Handelsminister 30 f., 34 ff., 38, 74 f., 77, 79, 82 f., 105, 121, 136 ff., 156, 166, 215, 219 f. Bülow, Heinridi Frhr. von (1791—1846), 1842—45 Außenminister 148,232 Burckhardt, Kattundruckerei-Unternehmer 242 Burg, Adam, Professor in Wien 71 f. Busse, Gottlieb, Tuchfabrikant aus Luckenwalde 87, 98, 102, 122, 141, 242 f.

Personen- und Firmenregister

257

Foster, J., Maschinenbauer aus Manchester 116,130, 132 f. Francke, Tisdilergeselle 78 Frank, Fabrikenkommissions-Rat und Masdünenbauer 33 f., 58, 64, 68,74 f., 86 f., 101 f., 103, 105, 151, 155, 190, 226, 241 Freund, Georg Christian (1793—1819), Maschinenbau-Unternehmer 65 ff., 100, 117 ff. Freund, Julius Conrad (1801—1871), Masdiinenbau-Unternehmer 71,75, 92 f., 105,107, 117, 120,139, 154, 166, 226 f., 234, 244 f. Fridc, Glasmaler 243 Friedländer, Juwelier 114 Friedrich, Maschinenmeister 227 Friedricäi II., König von Preußen 1 ff., 4, 6, 46, 98 f., 138, 150 f., 174 Friedridi Wilhelm I., König in Preußen 1 Friedridi Wilhelm II., König von Preußen 2 ff. Friedrich Wilhelm III., König von Preußen 42, 112, 118, 141, 164, 166, 171, 208, 242 Friedrich Wilhelm IV., König von PreuFaesdi, Geh. Finanzrat 98 ßen 193, 195, 199, 231,234 Fairbairn, Dampfsdiiffkonstrukteur in Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, Mandlester 168 Kurfürst von Brandenburg 1 Falkmann, Kaufmann 36 Fulton, Dampfsdiiffkonstrukteur in den Feilner, Tobias Christoph (1773—1839), USA 164 Besitzer einer keramisdien und Ofenfabrik 35, 234, 242 ff. Gabain, Georg, Seidenwarenfabrikant Ferguson, Stahlgraveur aus Manchester 137, 242 f. 117 Ganzel, Schüler des Gewerbe-Institutes Ferber, C. W., Geh. Oberfinanzrat 36, 93 218 Geiß, Moritz, Fabrikant feiner MetallFisdier, Dr. C. G., Professor am Gymwaren 94, 147, 156 f., 234, 241 ff., 244 nasium zum Grauen Kloster 40 Gibbons, Werkmeister aus Mandiester Fischer, Seidenfärber 243 117 Flottwell, Heinrich Eduard (1786—1865), Gilbert, Medianiker 186 f. 1844—46 Finanzminister 31 Förster, Johann Wilhelm, Fabrikant von Gneisenau, August Graf Neithardt von (1749—1831) 36 Edelmetallwaren (auch Förster & Co., Förster & Hagemeister) 114, 242 ff. Goedeking, Generalmünzdirektor 117 Fontane, Theodor (1819—1898), Dichter Goethe, Johann Wolfgang von (1749 bis und Schriftsteller 41 1832) 74

Ebersbirger, Besitzer einer Appreturanstalt 245 Eckardstein, v., Besitzer der Berliner Steingut-Fabrik 68, 244 Edtardt, Oberbergrat 88 f. Egells, Franz Anton (1788—1854), Masdiinenbau-Unternehmer 75, 90 ff., 105, 107 f., 114, 117, 122, 139, 153 f., 230, 234, 244 f. Ehrenberg, W. F., Silberwaren-Fabrikant 230 Ehridi, Hutfabrikant 118 Eicfamann, Geh. Oberfinanzrat 33 f. Eisenstein, Metallwaren-Fabrikant 114 Eisenwein, preußisdier Agent in England 97 Engel, Samuel, Tudiappreteur 73, 126—29, 135 f., 243 Ephraim, Veitel (gest. 1755), Hofjude 150 Ermisdi, Bronzewaren-Fabrikant 242 f. Ernotte, Yvedonne, Steinsetzer aus Lüttidi 110 ff., 115 Esteve, franz. Generaltresorier in Berlin 1806 212 Eytelwein, Oberbaurat 30

17

Miede

258

Personen- und

Firmenregister

Hensel & Schumann, Militär-EffektenFabrik 46, 65 ff., 94, 118, 226,234, 243 f., 245 Hepperl, Notar 190 Herder, Johann Gottfried (1744—1803), Dichter und Philosoph 4 Hermbstaedt, Sigismund Friedrich (1760 bis 1833), Professor für Chemie und Technologie 33 f., 36, 38, 44, 68, 74, 86, 230 Herz, Wollfärber 243 d'Heureuse, Maschinenbauer und Strohhut-Fabrikant 128 Heydebreck, Georg Christian Friedrich von (1765—1828), Geh. Staatsrat HaaAe, C. L., „Postwagenunternehmer' 213, 216 243 Haacke, Gebr., Tuchappreteure 245 Heydt, August Frhr. von der (1801 bis Haase, Stadtrat 210 1874), 1848 Minister für Handel Hänel, Beamter der Seehandlung 205 und Gewerbe 31 Hagemeister, s. Förster & Hagemeister Hildebrandt, Strumpffabrikant 63, 243 Halle, Friedrich Gottlieb von (1780 bis Hippel, Weinhandlung 118 1841), Bankier 53, 165, 194 Hoffmann, Johann Gottfried (1765 bis Hamann, August, Maschinenbau-Unter1847), Professor für Kameralwissennehmer 93, 244 schaften, 1808 Staatsrat in der GeHansemann, David (1790—1864), werbe-Sektion 32, 78, 81 Bankler und 1848 Finanzminister 49 Hofmann, Baukondukteur 88, 98 Hardenberg, Karl August Fürst von Hohenwald, Johann Friedrich, Leine(1750—1822), seit 1810 Staatskanzler weber 133 f., 242 f. 2, 13 fr., 22, 30, 54, 87, 166, 208 f., Hohenzollern 99 (s. auch einzelne 212 Herrschernamen) Haude & Spener, Druckerei 245 Holzhausen, Maschinenbauer in Gleiwitz Haussig, Uhrmacher und Mechaniker 64 76, 82, 137, 241 f. Homann, Seehandlungs-Assessor 190 f., Heckmann, Carl (1786—1878), Besitzer 196 eines Kupfer- und Messingwerkes Hoppe, Mechaniker 47 229 Hossauer, Georg Johann (1794—1874), Heese, Johann Adolph (1783—1862), Metallwarenfabrikant und GoldSeidenwarenfabrikant 135, 234 schmied 85,95, 112—15, 116, 184, Heine, Heinrich (1797—1856), Dichter 234, 242 ff. und Schriftsteller 227 Hotho, Wollwaren- und TeppichfabriHempel, Dr. Georg Friedrich Albrecht kant 151, 242 f. (gest. 1836), Kommerzienrat und Hufeland, Gottlieb (1760—1817), Besitzer der Chemischen Fabrik in Goldsdimidt, Rüben, Besitzer einer Kattundruckerei 95, 229 f., 243 f. Grießling & Schlott, Fabrik für Blasinstrumente 230, 242 f. Gropius, Carl, Seidenwarenfabrikant 35,94, 137, 234, 243 Gropius, Wilhelm, Fabrikant von Masken und Papparbeiten 242 f. Groß, Sdiokoladenfabrikant 92, 245 Grüsen, J. P., Professor für Mathematik 36 Guiremand, Friedrich Wilhelm, Tuchfabrikant 63, 101, 104

Oranienburg 182 ff., 217 f., 242 f. Henninger, Gebr., Kupferschmiede und Neusilber-Fabrikanten (auch Henninger & Co.) 82 f., 131 f., 231, 244 Hansel, s. Hensel & Schumann

Professor für Staatswirtschaft 47 Humboldt, Wilhelm Frhr. von (1767 bis 1835), 1817—18 preußischer Gesandter in London (auch Humboldt, Gebr.) 22, 36,119

Personen- und Hummel, Johann Caspar (1776—1850), Maschinenbau-Unternehmer 63 ff., 72, 92, 107, 122, 128, 131, 226, 234, 241 ff., 244 f. Humphreys, John Barnett, Dampfsdiiffkonstrukteur aus England 49, 116, 164 ff., 227

Firmenregister

259

Krüger, C. F., Besitzer einer chemischen Produktenfabrik 101, 184 f., 217 f. Kühn, Carl, Buchbinder und Papierfabrikant 178 Kufahl, Dr. Leopold, Privatdozent und

Lokomotivkonstrukteur 90 Kunhardt, Fabrikant 242 Kunheim, Samuel Heinrich (1781—1848), Besitzer einer chemischen Fabrik 48, Jacob, Goldschmied 116 184, 244 Jacobi, Schlosser 70 Kunth, Gottlieb Johann Christian (1757 Jacquard, Joseph Marie (1752—1834), bis 1829), 1801 Direktor des ManuSeidenweber in Lyon 134 f. faktur- und Komraerzienkollegiums, Jakob, Ludwig Heinrich von (1758 bis 1808 Chef der Gewerbe-Sektion, 1815 1827), Professor für Staatswirtsdiaft3 Direktor der Generalverwaltung für Jordan & Co., Zuckersiederei 213 Handel und Gewerbe 22 f., 30, 32 f., Jungnick, Uhrmacher und Mechaniker 36, 38, 40 f., 46, 57, 64, 78 f., 96, 101, 243 108 f., 115, 127, 175, 177, 212—17, 219, 235 Kaapcke, Johann Friedrich, Tuchfabrikant 104 Landre, Handschuhfabrikant 144 Kannengießer, Seidenwirkergeselle 136 Lebrun, Sekretär des Gewerbevereins 36 Kant, Immanuel (1724—1804), Philosoph LeCoq, Paul Ludwig (1773—1824), 1809 3 f. Staatsrat, später Polizeipräsident und Kayser, Direktor der Seehandlung 186, 1815 auch Regierungspräsident von 191 Berlin 165 Keferstein, L. O., Papierfabrikant in Leinhaas, Faktor der PatentpapierKöpenick 178 Fabrik 189 Kleinstüber, C., Mechaniker 46, 95, 243 Lembert, Bäcker in Paris 67 K W i z , Wilhelm Anton (1760—1829), Lenne, Peter Joseph (1789—1866), 1817—25 Finanzminister 30,121 Kgl. Gartendirektor 197 Klöden, Karl Friedrich von (1786 bis Leonhardt, C. L. 243 1856), 1824—55 Direktor der Lequine, Bronzegießer aus Paris 112 Berlinischen Gewerbeschule 41, 161 Lieber, Ofenfabrikant (auch F. W. Lieber Knoblauch, C., Seifenfabrikant und & Co.) 242 Stadtrat 243 Liepe, Tuchfabrikant in Luckenwalde 87, Koch, Schiffer 168 102, 141 König, Tuchweber 125 Liese, Klaviersaiten-Fabrikant 230,243 Kottmann, Färber in Bielefeld 124 Löwe, Kattunhändler 123, 244 Krackau, Tapetenfabrikant 242 Lomax, Besitzer einer chemischen Fabrik Kraus, Christian Jakob (1753—1807), in Köpenick 184 Professor für Kameralwissenschaft 3 Lottum, Karl Friedrich Heinrich Graf Krauske, J. A., Besitzer einer Dampfvon Wylich und (1767—1841), 1808 mühle 194, 199 Staatsrat, 1818 Schatzminister, (s. a. Schumann & Goldammer) 1823 Kabinettsminister 243 Krigar, Heinrich Friedridi (1755—1852, Lütcke, Hutfabrikant 36, 243 Hüttenfaktor der Kgl. Eisengießerei 87 ff. Maassen, Karl Georg (1769—1834), Krückmann, Appreteur 72, 242 ff. 1816 Direktor des Gewerbe-Departe17»

260

Personen- und

ments, 1818 Generalsteuerdirektor, 1830 Finanzminister 30, 217, 221 Mandel, Bauinspektor 118 Manori, Maschinenbauer 114 Maquet & Oemidien, Kerzenfabrik 244 Martins, Bergrat 172 f. Matthes, Schriftgießer in Leipzig 125 May, Fabrikenkommissar (gest. 1849), 33 f., 38, 67, 8611., 108 f., 130 Meinhoff, Stadtrat 68 Mencke, Carl August, Fabrikant von „Gegenständen aus einer bildsamen Holzmasse" 242 f. Mendelssohn & Co., Bankgeschäft 194 Mention & Wagner, Goldschmiede in Paris 115 Meubrinck, A. F., Seidenwarenfabrikant 229 Miethe, s. Werner & Miethe Mirabeau, Graf (1749—1791), 1786—87 französischer Beobachter am preußischen Hof 2 f. Mittrovsky, Anton Friedrich Graf (1770 bis 1842), seit 1830 Oberster Kanzler Österreichs 71 ff. Möllinger, Uhrmacher und Mechaniker

Firmenregister Niebuhr, Barthold Georg (1776—1831), 1808 Geh. Staatsrat und Chef der Sektion für das Staatsschuldenwesen 14 Niederstetter, preußischer Geschäftsträger in den USA 98 Nitsche, Papierfabrikant in Wolfswinkel 178 Oehmichen, Kaufmann und Kerzenfabrikant (s. auch Maquet & Oehmichen) 185 Oftermann, Mechaniker 52 Oppen, C. F., KattundruckereiBesitzer 229 Oppenfeld, Gebr., Bergwerks-Unternehmer in Schlesien 121 Oppert, Ferdinand, Bankier 49, 166 Ostermann, Schlosser 243 Osti, Maschinenbauer 167

Peel, Robert sen. (1750—1830), Besitzer einer Baumwollspinnerei in England (auch: Peel & Williams, Maschinenfabrik in Manchester) 91 Petzholdt, Leiter der MaschinenbauAnstalt der Seehandlung seit 1844 70, 241, 244 95, 193 Mohl, Friedrich, Maschinenbauer 244 Pickering, John, englischer Werkmeister Moll, Gelbgießer 192 Motard, Adolphe, Stearinkerzender Patentpapier-Fabrik 177 f. Pistor, J. H. Leberedit, Postrat und Fabrikant aus Paris 185, 244 Müller, Gebr., Goldschmiede und MetallInhaber einer mathematisch-physiwaren-Fabrikanten 243 f. kalisch-technischen Werkstatt 35, Müller, Plattierer 114 65 f., 75, 234, 242 Müller, Lehrer am Gewerbe-Institut 42 Pistorius, Branntweinbrenner 81 ff. Mündt & Co., Schwefelsäurefabrik in Pohl, Glashüttenbesitzer in Schreiberhau 76 Köpenick 184 Mylius, Posamentierer 243 Pommer-Esche, Adolph von (1804 bis 1871), seit 1845 Chef der Abteilung Napoleon L, Kaiser der Franzosen 29, für Handel und Gewerbe 31, 239 43, 101 Poppe, W., Schlosser 242 Nauen, Kattunhändler 123 Pretre, Kupferdrucker 242 Nauen, Löwe & Co., Kattundruckerei Pütter, Johann Stephan (1725—1807), 123 Professor für Staatsrecht 3 Neander, Besitzer einer Lackierfabrik für Lederwaren 243 Queva, Ferdinand, Seidenwirker und Neubauer, Mechaniker 107 Mechaniker 76, 82, 94, 100, 133, Neuhaus, Seidenweber 135 135—40, 143, 227, 241 ff., 245

Personen- und

Firmenregister

261

Schinkel, Karl Friedrich ( 1 7 8 1 - 1 8 4 1 ) , Baumeister 34 ff., 74, 88, 134, 171 Schlesinger, Liebermann, Kaufmann 33 f., 215 Schlicht, Kaufmann 243 Schlittgen, Rechnungsführer der Maschinenbau-Anstalt der Seehandlung 191, 205 Schlözer, August Ludwig (1735—1809), Institutes 88 Professor für Staatswissenschaft 3 Reuter, Professor in Wien 232 Sdimahel, Hüttenfaktor der Kgl. EisenRiedel, Johann Daniel (1786—1843), gießerei 64, 89 Apotheker und Besitzer einer Schmits, Heinrich, Kaufmann 150 chemischen Fabrik 194 Schön, Theodor von (1773—1856), Rietz, Hutfabrikant 241 1807 Mitglied der ImmedlatkomlsRisch, O. Th., Stadtrat 193, 201, 203 sion, 1808 Geh. Staatsrat und Chef Röhr, Apotheker 203 der Gewerbe-Sektion 30, 63 Roenne, Friedrich Ludwig von (1798 Schropp & Co., kartographisches bis 1865), 1834—43 preußischer Institut 241 Ministerresident in den USA 98 Schubarth, Professor für Chemie und Roesch, Bergrat 155 Mitglied der Technischen Deputation Rother, Christian von (1778—1849), für Gewerbe 86, 88, 122, 244 1820—48 Präsident der Seehandlung Schubert, Johann Andreas (1808—70), und der Staatsschuldenverwaltung Lokomotivkonstrukteur in Ueblg31, 48, 51, 53, 59, 163, 168, 170 f., au 90 173 ff., 177, 179 f., 182, 184 f., 190, Schuckmann, Friedrich Frhr. von (1755 193, 195 fl., 201 ff., 206, 237 bis 1834), 1810—12 Chef des GeRothgeb, Bäcker in München 58 f. Rumford, Benjamin Thompson Graf werbe-Departements, 1814 Innen-, von (1753—1814), amerikanischer 1830—34 Handelsminister 30 f., 55, Physiker 69 79, 210, 212, 220 f. Runge, Dr. Friedlieb Ferdinand (1794 Schulze, Bootsbauer in Spandau 166 bis 1867), Chemiker 84, 183,241 Schumann, s. Hensel & Schumann Schumann, Adolph, Porzellanfabrikant 154 f., 229, 244 Sachse, W., Bortenfabrik 242 Schumann & Goldammer, Dampfmühle Sack, Johann August (1764—1831), (audi: Schumann & Krauske, Geh. Staatsrat und 1809—13 OberSchumann & Co.) 93,199,243, 245 präsident der Kurmark, Neumark und Pommern 30, 33, 165 Schwartz, Buchbinder 241 Sala, Joseph, Fournierfabrikant 245 Schwelghofer, Karl Joseph, LampenSaling, L., Bankier 49, 166 und Laternenfabrikant 108 ff., 112, Schade, Faktor der Kgl. Eisengießerei 156 115, 243 Schadow, Johann Gottfried (1764 bis Schwendy, Carl, Wollzeugfabrikant und 1850), Bildhauer und Direktor der Kpmmerzlenrat 76 f., 131, 234, 242 ff. Akademie der Künste 231 Sehlmacher, Tuchfabrikant (auch: SehlSdiaffrinsky, Oberbergrat 34 macher & Rethwisch) 101, 104,122, Schickler, Gebr., Bankgeschäft 48 f., 165, 244 195 Semler, Reglerungsrat 79, 214 Rauch, Christian Daniel (1777—1857), Bildhauer 39, 151 Raven^ Söhne, Eisenhandlung 172,186 Reden, Friedrich Wilhelm Graf von (1752—1815), Chef des Bergwerksund Hüttendepartements, 1804—07 Staatsminister 153 Rehfeldt, Stadtrat 210 Reich, Gotthold, Schüler des Gewerbe-

262

Personen- und

Severin, Fabrikenkommissions-Rat 34, 74 f., 142 Seybel, Wagenmann & Co., Lackierund Feuerzeugfabrik 243 Sieburg, Fabrikant für Baumwollwaren (auch: Sieburg & Sdiultze), 63, 242 f. Smith, Adam (1723—1790), englisdier Nationalökonom 3, 7 f., 11, 22, 207,

Firmenregister Triller, Seidenwirker 135 Ulrich, Tuchsdierer 72

Viebahn, G. von, Geh. Finanzrat 148 Vincke, Friedrich Ludwig von (1774 bis 1844), seit 1816 Oberpräsident von Westfalen 3, 36, 91 Voigt, L., Fabrikant 243 210 fr. Vollgold, Ziseleur 114 Sparkäse, Kattundrudcer 87, 230 Vollmer, Hersteller von MusikinstruSpatzier, Maschinenbau-Unternehmer menten 242 234, 241,244 Vonpier, Karl Theodor (1809—70), Staberoh, Apotheker und Teilhaber der 1837—41 Leiter der MaschinenbauChemischen Fabrik Oranienburg 218 Anstalt der Seehandlung 40, 95, Stein, Karl Frhr. vom und zum (1757 186 ff., 198 bis 1831), 1804—06 Minister für Akzise, Zoll, Fabriken und Handel, 1807—08 Chef der Zivilverwaltung Wagenmann, Dr. Carl Christian (geb. 2, SIT., 15 f., 20 ff., 36, 54 f., 61,77, 1787), Chemiker und Besitzer einer 87, 96, 99,101, 151,235 Lackierfabrik (s. auch Seybel, WagenSteinhäuser, preußisdier Agent in Engmann & Co.) 35 land 97 f. Wagner, Carl, Juwelier 114 f. Stephan, Adolf, Technisdier Leiter einer Kattundruckerei 95 Stobwasser, Christian Heinrich (gest. 1849), Besitzer einer Ladilerfabrik 94, 242 ff. Stobwasser, Johann Heinridi (gest. 1829), Besitzer einer Lackierfabrik 99, 144 f. Strasburger, Klempner 69 Streccius, Färber 242 Struensee, Karl Gustav von (1735 bis 1804), 1791—1804 Minister für Gewerbe- und Handelsangelegenheiten 7, 22, 99 Sußmann & Wiesenthal, Baumwollwaren-Fabrik 230

Wallach, Kattunhändler (auch: Wallach & Nauen) 194 Weber, Heinridi (1771—1831), Fabrikenkommissions-Rat 33 f., 46 f., 58, 72, 74, 76, 86 f., 91, 101, 126 fr., 133 f., 144,152, 161, 177, 215, 243 Wedding, Fabrikenkommissar 86, 88 Wentzel, L., Direktor der Seehandlung 175, 189 Werckmeister, Ferdinand, Teilhaber einer Masdiinenweberei 129 fr. Werk, Baumwollweber 129 Werner, Carl Friedrich, Bronzewarenfabrikant (s. audi Werner & Miethe) 171 ff. Werner & Miethe, Bronzewarenfabrik (audi: Werner & Neffen) 112,171 ff., 179, 213, 242 f. Tappert, Wilhelm (1766—1831), Besitzer Westphal, Christian Carl, Wollhändler einer Maschinenspinnerei und Maschinenbau-Anstalt 35, 46 f., 63 ff., 180 f., 205 72, 87, 100 ff., 104, 117, 123, 127, 139, Wimmel, Kaufmann 107 Wimmel, Philipp Heinrich (gest. 1831), 151,226, 234, 241,243,245 Steinmetz-Unternehmer (audi: W., Tourot, Metallwarenfabrikant in Paris Adolf Heinridi [gest. 1859]) 243 112 Treu & Nuglisch, Parfümeriefabrik 95, Wimmel, C. F., Seidenband-Fabrikant 243 230 f., 243 f.

Personen- und Wittgenstein, Wilhelm Ludwig Georg Fürst Sayn zu (1770—1851), 1814 Polizeiminister, 1819 Minister des Kgl. Hauses 119, 165 Woderb, C., Teilhaber der „Neuen Berliner Eisengießerei" 154 Wolff, Pächter des Lagerhauses 151

Firmenregister

263

WolfF, F., Professor am Joachimsthalsdien Gymnasium 33 Wolff, Seidenwirkergeselle 136 Wulff, Schüler des Gewerbe-Institutes 93 Wuttig, Fabrikenkommissar 34 Zerrahn, Mechaniker 101, 116, 127 Zoller & Pflug, Maschinenbau-Anstalt 234

SACH- U N D O R T S N A M E N R E G I S T E R Aachen 187, 192, 226 „Abhandlungen der Kgl. Technischen Deputation für Gewerbe" 74 f. Absatzgebiete(-markt) 19, 44, 76, 106, 122, 141, 171, 176, 199, 214, 229 f. — Schwierigkeiten 5, 103, 106, 156, 171, 182, 214,218, 222 (s. a. Wirtschaftskrisen) Absolutismus 1—6, 9, 25 Abteilung für Handel und Gewerbe (auch Sektion für Handel und Gewerbe, Gewerbe-Departement) 13, 22, 29—34, 69, 71, 76, 103, 105, 130, 187, 206, 213, 231, 239 Abwanderung von Gewerben 132, 222 Adlermühlen-Aktiengesellschaft 52, 199, 244 Ärzte 15 Affinierung von Silber 185 Agenten im Ausland s. Industriespionage Akademie der Künste 143 f., 231 Aktiengesellschaften (-gesetzgebung, -Politik) 49 ff., 59, 130 f., 152, 161 ff., 164 f., 174 ff., 187, 194 f., 204 (s. a. Industrie-, Verkehrs-, VersicherungsAktiengesellsthaften) Aktienmühle 52, 199 „Aktien-Verein zur Einführung der Dampfschiffahrt auf den vaterländischen Strömen" 166 f. „Aktien-Verein für die Potsdamer Dampfmühle" 194 f. Akzisetarife 19 Alaunherstellung 185 Allgemeine Gewerbeordnung s. Gewerbeordnung Allgemeines Landrecht 18, 44, 195 Amsterdam 90, 98 Amtsblatt 72, 79 Anleihen s. Kredite

(s. a. Einwanderungspolitik, Facharbeitermangel) — aus Belgien und den Niederlanden 101 ff. — aus Braunschweig 99 — aus England 107 f., 116 f., 130, 164 — aus Frankreich 108, 112, 116 — aus anderen Ländern 99 Apotheker 15, 203, 218 Appreteure, Appreturanstalten 45, 72 f., 96, 105, 126 ff., 129,135, 245 Arbeiter, Arbeitnehmer, Arbeitskräfte — , ausländische 42, 99,101, 112,116 f. (s. a. Anwerbung, Einwanderungspolitik) — , jugendliche s. Kinderarbeit — , unzünftige s. Unzünftige — , zünftige s. Gesellen — abwanderung s. Abwanderung — bedarf s. Arbeltsmarkt — beschaffung s. Einwanderungspolitik, Stellenvermittlung — freizügigkeit 17 f. — mangel 18 (s. a. Facharbeitermangel) — zahlen einzelner Fabriken s. Beschäftigtenzahlen — Zuwanderung 17 f., 99 Arbeitgeber s. Unternehmer Arbeitsbeschaffung s. Kundenwerbung, Staatsaufträge — haus 68 — losigkeit 54 — markt 18 f., 44, 116 — teilung, -Zerlegung 44 f., 127, 229 — Vermittlung 18 f. (s. a. Stellenvermittlung) Architekten verein 162 Aristokratie 5 Assekuranz-Kammer 49 f.

— Wesen s. Versicherungswesen Anwerbung von Ausländern 89, 99—117 Aufklärung 4

Sach- und

Ortsnamenregister

Aufträge s. Staatsaufträge Ausbildung s. Schulwesen, Belehrung von Gewerbetreibenden Ausfuhr s. Export Ausland, Ausländer s. die einzelnen Länder Auslandsabhängigkeit von Industrie und Gewerbe 64, 67, 87, 99, 117 — erfahrung von Gewerbetreibenden 65, 90—95,101, 108 ff., 116 f., 135 f. — reisen 12, 87—120, 121 — nadi Belgien und den Niederlanden 87 f., 101 ff., 110 ff. — nadi England 67, 87 f., 91, 93 ff., 96, 117,119, 121,187 — nach Frankreich 87 f., 94, 137 — nach anderen Ländern 93 (s. a. Reisen) Außenministerium 231 f. Ausstellungen s. Gewerbe-Ausstellungen, Kunst-Ausstellungen Australien 230 Auswanderungsverbote 102 f. Auszeidinungen für Gewerbetreibende s. Verleihung von Orden und Titeln, Maschinen-Schenkungen, Prämien, Preise, Denkmünzen, Finanzhilfe Baden 80, 143,219 Bäcker (-zunft, maschinelle Bäckerei) 13, 55, 57 ff., 67, 208 Bank, Kgl. 48 Banken, Bankoperationen, Bankwesen 48, 163, 165, 180,194, 202 f. (s. a. Seehandlung) Bankgerechtigkeiten 55 Bau-Akademie 29, 40, 162 Bauernbefreiung 13, 17 Bauernwald (Zeche an der Saar) 90 Baugewerbe 15 (s. a. Maurer, Zimmerleute) Bauholz-Vergünstigungen 164 Baumeister 162

265

— Spinnerei 63 f., 100, 102, 104, 151 — Weberei 45 f., 51,129 ff., 173 Baupolizei 18 Bayern 147, 199, 232 Bayreuth 22 Beamte, Beamtentum 3 ff., 6 f., 9 f., 14 ff., 35, 37, 86 f., 115, 161, 207, 231, 234 — , gewerbetreibende 156 f. Befreiungen von bürgerlichen Lasten s. Steuerbefreiung, Zollerlaß Belehrung von Gewerbetreibenden durch Gewerbetreibende 64, 72, 85, 104, 112, 123, 128 f. Belgien 43, 88, 110, 230 Belohnungen s. Auszeichnungen Berg (Großherzogtum) 15 Berliner Elbschiffahrts- und Assekuranzgesellschaft 50, 167 .Berliner Garn" 230 Berliner Kreditgesellschaft 49 Berliner Land- und Wasser-TransportVersicherungs-Gesellschaft 50 Berliner Zuciersiederei-Compagnie 49 Berlinische Feuer-Versicherungs-Anstalt 50 Berlinische Gewerbeschule 40 ff., 161, 218 Berlinische Hagel-AssekuranzCompagnie 50 Berlinische LebensversicherungsAktiengesellschaft 50 Berlinische Renten- und Kapitalsversicherungs-Bank 50 Bernau 132, 195 Beschäftigtenzahlen einzelner Betriebe 92 f., 105, 126, 128, 154, 178, 183, 188, 218, 229 f. Beschaffung von Informationen, Maschinen s. Informationsbeschaffung, Masdiinenbeschaffung Betriebe, königliche s. Königliche Betriebe

Bevölkerungsentwicklung s. EinwohnerBaumwoll-Industrie 5, 7, 37, 45, 76, 98, zahlen 132, 213, 215 f., 219 ff., 222, 227 f., Bibliothek, Kgl. 67 Bielefeld 124 230 (s. a. Kattundruckerei) Bildungsstand 37 — Appretur 45

266

Sach- und

Binnenmarkt 5, 19 f., 44, 229 (s. a. Absatzgebiete) Binnenschiffahrt s. Dampfsdiiffahrt Binnenzoll 19 (s. a. Zollgesetzgebung) Birmingham 91 Blankenese bei Hamburg 168 Blas-Instrumenten-Bau 230 Blaufarbenfabrikation 48 Blechwarenherstellung 108 Bleiweißfabrikation 68 Böhmen 155 „Bonifikationen" 1 Brandenburg a. d. Havel 130 Branntweinherstellung, Brennapparate 82 f. Brasilien 230 Braunsdiweig 99 Bremen 222 Breslau 108, 231 Brieg 109 Bromberg 195 Bronzeguß (-waren, Bronzeure, Gürtler) 39,112 ff., 157,171fr., 213 Brotfabrik-Aktiengesellsdiaft 59 Brotqualität 58 (s. a. Bäcker) Brückenbau-Aktiengesellsdiaften 49 Brunnen 228 Buchbinder 178 Bürger (-tum, -recht) 4, 9 ff., 152, 156 Bürstenbinder 57 Bürstmaschinen 72, 96 Bunzlau 109 Carlswerk (Stahlhammer bei Eberswalde) 113,157, 173 Chalons-sur-Marne 88 Charite 68 Charlottenburg 164 Chemische Fabriken 48, 182 ff. — in Oranienburg 173, 182—86, 199, 204, 217 f., 237, 242 — von Kunheim 48, 184 — von Krüger 184 f., 217 f. Chemnitz 99, 151 Chile 230 Chirurgische Instrumente (Herstellung) 15 Cleve 21

Ortsnamenregister Conservatoire des Arts et des Metiers zu Paris 70 Cornwall 96 Damastherstellung 133 f. Dampfbürstmaschinen 72 — feuerspritze 228 — kessel 120 — maschinen 47, 74 f., 91 f., 98,117, 195, 225 f. Anzahl in Berlin 105, 226—29, 245 Bau in Berlin 63—67, 92, 100, 105, 120 f., 153, 186, 190, 193, 198, 226—229, 234, 241, 245 Einfuhr 121, 123, 226 Preise 64 f., 106, 128, 139 Sdienkungen 63 ff., 126, 128, 139 f., 197, 226 Verwendung 63,93,104, 175, 178, 190, 198, 226—229, 245 — mühlen 93, 194 ff. in Berlin 52, 93,194, 199,245 in Potsdam 173, 190 f., 194—200, 205 in anderen Orten 93, 195 — Schiffahrt 49, 116, 163—69, 170, 173, 186, 199, 205 (s. a. Schiffbau) — wagen 89 f. (s. a. Lokomotivbau) Danzig 59, 231 Darlehen s. Kredite Denkmünzen des Gewerbevereins 75 ff., 85, 92, 110, 113, 129, 137, 140ff., 144, 230, 233, 241 ff. Denkschrift, Nassauer 9 f., 13 Denkschrift, Rigaer 14 Deutsches Museum in München 65 Destillateure 208 (s. a. Branntweinherstellung) Domänenpäditer, -bauern 13, 180 Doublefabrikation s. Edelmetall-Verarbeitung „Drahtziehen" 245 Drechsler 57 Drehbank-Fabrikation 93 Dresden 90 Druckerei 178, 227,245 Druckmaschinen, -walzen aus Kupfer 124, 130 ff.

Sad)- und

Ortsnamenregister

Düsseldorf 226 Eberswalde 113, 157, 172, 178 Edelmetall-Verarbeitung 112 ff., 150, 156, 184 f., 230 Edinburgh 22 Einfuhr s. Import Einwanderungspolitik 99 f., 115 f. (s. a. Anwerbung) Einwohnerzahlen Berlins 17 f., 55, 1 3 2 , 1 4 4 , 1 8 3 , 2 2 8 f., 233 Eisenbahnen, -finanzierung 49, 9 0 Eisenblech 1 5 3 , 1 8 6 Eisengießerei, -guß 1 5 3 , 1 9 3 — , Kgl. 64 f., 89, 92, 112, 1 1 4 , 1 4 3 , 151, 153 f., 156 fr., 177, 226 f. — , „Neue Berliner E . " von Egells-Woderb 91 f., 154, 230 — von Borsig 154 — von Freund 154 — in der Maschinenbau-Anstalt Moabit 192 f., 204 f. Eisenindustrie s. Metallindustrie, Maschinenbau Eisenkunstguß 154, 156 Elbe 165 f. Energieverbraudi 225—29 England 20, 43, 51, 63 ff., 66 ff., 70, 73, 78 ff., 87 ff., 91 ff., 96 ff., 102, 107 ff., 116, 121, 125, 129, 147, 150, 166, 172, 177 f., 183 f., 187 f., 193, 214 f., 216 ff., 226, 2 2 8 , 2 3 0

l(y7

— Überschuß 1 — verböte 96 ff., 122 Fabrik (-system, -wesen) 18, 43 ff., 58, 229 — besiditigungen 97, 101, 103, 108, 176 f. — einrichtungen 104, 175, 178, 191 — geheimnisse 96 f., 177 (s. a. Industriespionage) — gründungen, staatliche 1 , 1 5 0 ff. Fabriken-Departement 7, 1 0 , 1 2 , 96 Fabriken-Verbesserungs-Fonds s. Fonds für gewerbliche Zwedce Facharbeitermangel 18, 98, 116, 166, 223 (s. a. Anwerbung) Färber, Färberei 230 Finanzhilfe, finanzielle Zuschüsse ohne Rückzahlungsverpfliditung 42, 63 f., 73, 91, 94, 99 f., 108 f., 112 f., 126—29, 134—38 (s. a. Kredite, Seehandlung) Finanzministerium s. Ministerial-Instanz für Gewerbeangelegenheiten Finanzreform (-Situation) 14 f., 163 Fladisbereitung 107 —

Spinnerei 7 3 , 1 0 7 f.

— Verarbeitungsmaschinen 88, 107 Fleisdier, Schlächter 13, 55, 57 Fonds für gewerbliche Zwecke 32, 70, 73, 76, 82, 94, 95 f., 130

(-sägen, -schneide„Englische Kattunfabrik" 51, 116, 130 f. m a s d i i n e n ) 7 1 , 7 8 f., 120, 245 Erbuntertänigkeit 17 Frankfurt am Main 81 Erfindersdiutz s. Patentgesetzgebung Frankfurt an der Oder, Frankfurter Erziehungsprinzip der Gewerbepolitik Messe 7, 109, 220 fr. 9 f., 12, 25, 37, 42, 53, 77, 86 f., 106, Frankreich 4, 43, 73, 79, 87 f., 94 f., 102, 123, 126, 142, 153, 206, 231, 238 108, 112, 122, 135 fr., 141, 145, 155, (s. a. Musterbetriebe, Belehrung von 183, 2 1 2 , 2 1 4 r., 218, 222, 230 Gewerbetreibenden) Französische Revolution 2, 4, 14 Etat der Gewerbeverwaltung 32, 33 f. E x p o r t 214, 229 — förderung, -prämien 1 — gebiete s. Absatzgebiete — lizenzen 96 — Schwierigkeiten s. Absatzschwierigkeiten

Fournierherstellung

Freihandel, Handelsfreiheit, Smithianismus 3—25, 46, 155 f., 201, 207, 211 f., 216 f., 219, 223 f., 229, 236, 238 (s. a. Liberalismus, wirtschaftlicher) — , Opposition dagegen 2 1 1 — 1 4 Freimeister s. Patentmeister Freizügigkeit 17

268

Sach- und

Ortsnamenregister

Garnisonbädierei in Potsdam 205 Garn-Manufaktur, Kgl. 99, 151 Gasbeleuditung (-Versorgung) 67, 118 ß. Geburtenübersdiuß 17 Gefäße, chemisch-physikalische 155 Geschirr, chemisdi-pharmazeutisches und Haushaltsgeschirr 218 (s. a. Gesundheitsgeschirr-Manufaktur) Gesellen, Zunftarbeiter 45, 54 ff., 127, 209 Gesindezwangsdienst 13 Gesundheitsgeschirr-Manufaktur, Kgl. 143, 155 f. Getreideverarbeitung s. Mühlenindustrie Gewehrfabriken 48 f. Gewerbe-Akademie 40 — Ausstellungen 141—49, 218 in Berlin 1822 42, 73, 77, 92, 113, 134, 137, 141 ff., 145, 148, 230, 232 ff., 241 ff. in Berlin 1827 74, 110, 113, 129, 134, 137, 143 ff., 148, 230 ff., 234, 243 in Berlin 1840 146 in Berlin 1844 X I , 131, 147 f., 169, 231—35, 239, 244 in London 94, 147 in Paris 94 f., 141,145 in anderen Städten 143, 232 — Departement s. Abteilung für Handel und Gewerbe — Förderung 29, 41 ff., 48, 57, 75, 77, 86, 97 ff., 114 f., 118, 121, 123 f., 136, 138, 141 ff., 145 f., 152, 158, 161, 173 f., 185, 206, 224, 231 f., 235 ff. , Grundsätze 24 f., 59 f., 71 ff., 84, 100, 115, 125 f., 138, 148, 225, 234 f. (s. a. Erziehungsprinzip) , private 12, 35,161 ff., 174, 235 der Kgl. Seehandlung s. Seehandlung , Mittel der 61—149 (s. a. Seehandlung) , Organe der 29—42

80, I I I , 124, 142, 150 ff., 156, 158, 201, 207 ff., 211,223, 229 , Opposition dagegen 54, 57, I I I , 142, 207—11 — Haus 39, 42, 70, 73, 76,141 S . — Institut, Kgl. 29, 32, 38 ff., 42, 70 f., 74, 76, 88, 93, 98, 187, 227, 233 f., 239, 245 — Ordnung von 1845, Allgemeine X I , 148, 209 f., 211, 222 — Polizeigesetz vom 7. 9.1811 16,54, 115, 124, 211, 225 — Schein 15, 55 — Schulen s. Schulwesen, gewerbliches — Steuer 14, 114, 154,156 — Steuergesetze von 1810 und 1820 15 f., 54, 115, 124, 207, 209, 211, 223, 225 — Vereine 24, 81, 162 — — in Preußen s. Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes — — in Frankfurt am Main 81 in Paris 37 Gewerke s. Zunftsystem Glasherstellung 76 Glaubersalz-Fabrikation 185 Gleiwitz 64, 89 Göttingen 3 Goldschmiedekunst, Goldarbeiten I I I ff., 156 (s. a. Edelmetall-Verarbeitung) Gold- und Silber-Manufaktur, Kgl. 150 Gold- und Silberwarenfabrik von Hensel & Schumann 65, 245 Granitschale vor der Nationalgalerie 227, 245 Gravenhorst in Westfalen 91 Gravieranstalt 97 Großunternehmungen 44 f., 59, 117 (s. a. Beschäftigtenzahlen) Grünberg in Schlesien 105 Guben 105, 175 Gürtler s. Bronzeguß Güterbeförderung 166 ff. Gußeisen s. Eisengießerei

Halle an der Saale 3, 21 — Förderungsprogramm Steins 11 f., 22 fF., 61, 87, 235 Hamburg 90,165,167 ff., 199, 222 f. — Freiheit 3, 7, 13 ff., 21, 23, 55, 68, Handelsbilanz 1

Such- und

Ortsnamenregister

— freiheit s. Freihandel — ministerium s. Ministerialinstanz für Gewerbeangelegenheiten Handwerkerpolitik s. Zunftsystem, Zunftgesetzgebung Harthau bei Chemnitz 151 Havel 168, 196 f. Hebewerke 120 Heeresreform 6 Helgoland 168 Hermsdorf in Schlesien 15 Hessen 15 Himalaya 230 Hohenofen bei Wusterhausen 176 Holländer ( = Papiermaschine) 175, 178 Holzschenkungen, staatlidie 164

269

Investitionsneigung 48 ff., 135, 162 f., 174 (s. a. Kreditsituation, Kapitalmarkt) Irland 107 Italien 230, 231 Jacquard-Seidenwebstuhl 82, 133, 135—40, 230, 241

Kabinettsregierung 2 Kaliumverbindungen, Produktion von 184 f. Kaminherstellung 230 Kammgarnfabrikation 75 f., 88, 96, 189, 230 Kapitalhilfe s. Finanzhilfe Kapitalismus 8, 18, 43 ff., 162 f., 174, 181, 185, 192, 202, 206, 229 — Schneidemühlen 2 2 8 , 2 4 5 Kapitalmarkt 47—54, 170, 235 (s. a. — Verarbeitung 78 (s. a. FournierherstelKreditsituation) lung, Tischler) Kattundrucierei 35, 46, 85, 87, 95, 100, Huddersfield 164 116, 123, 130, 229 f., 245 (s. a. BaumHüttenwerke, Kgl. 172 f. woll-Industrie) Hutmacherei 46, 118, 241 Kattunfabrik, s. „Englische KattunHydraulische Pressen 120 fabrik" Keramische Industrie 35 Kerzenherstellung 184 f. Imperial Continental Gas Association Kinderarbeit 98 119 f., 245 Importbeschränkungen, -verböte 1, 5, 7, 20, 24, 155, 211 £E., 215, 218, 222 ff. (s. a. Paß-Erteilung) — förderung s. Zollermäßigung Industrialisierung 45, 80, 100, 106, 196, 202, 225—31, 235 (s. a. Mechanisierung) Industrie-Aktiengesellschaften 51 ff., 59, 130 f., 152, 174—77, 187, 194 f., 204 — Finanzierung s. Investitionsneigung, Kreditsituation — Förderung s. Gewerbeförderung — Spionage 96 ff. „Industrie-Verein" 53 Informationsbesdiaffung 12, 89—95, 96, 98, 117 Innenministerium s. Ministerial-Instanz für Gewerbeangelegenheiten Innungen s. Zunftsystem Insel-Aktiengesellschaft 49 f. Intelligenzblatt 79, 96, 167

Klaviere, Klaviersaitenherstellung 230, 232 Klempner 57, 69, 108,112, 116 Knopffabrikation 113 Köln 231 Königliche Betriebe 143, 150—58,204, s. im einzelnen — Eisengießerei — Garn-Manufaktur — Gesundheitsgeschirr-Manufaktur — Gold- und Silber-Manufaktur — Lagerhaus — Leihamt — Manchesterfabrik — Militärbädierei — Münze — Porzellan-Manufaktur — Pulverfabrik — Seehandlungs-Institut — Stahl- und Kupferhammer Königsberg 3, 141 Köpenick 132,178, 184

Sach- und

270

Ortsnamenregister

Köslin 141

Lackbereitung, Lackierfabriken 84 f., 94

Kommission für R e f o r m des Steuer-

Lagerhaus, KgL 150 f., 233 Lampen- und Laternenfabrikation 69,

und Gewerbewesens 22 Konkurrenzprinzip

3,

8, 17 f., 24,

86,

115, 140, 142, 152, 154, 156, 174, 179,

100, 108 ff., 115 Landflucht 17

188, 202, 217, 221, 229, 232 ff., 237 Lebensstandard 5 — sdieu 1, 142, 144 ff., 153, 177, 179, Leeds 91 Lehrbriefe 56 198, 208

— des Auslandes 21, 43, 46, 155, 214 ff., Lehrlinge 56, 209 „Leibgarde" Beuths 234 221, 223 f., 229 f. — des Inlandes

18, 21, 151, 156,

167, 178, 184 f., 2 2 3

158, Leihamt, Kgl. 173 Leinenindustrie (-weber) 107 f., 133 f.,

— des Staates 1 5 1 — 5 8 , 187, 192, 198 f., 201 ff., 2 0 6 (s. a. Seehandlung) Kontinentalsperre 20, 43, 103, 130, 212 f., 215 Konzessionen, königliche 8, 18 — für Aktiengesellschaften 49 — für Dampfmühlen 194, 196 f., 198 — für Fabrikanlagen 8, 18 Kopenhagen 95, 117 Korporation der Berliner K a u f m a n n schaft 49, 220, 222 Korporationsredite

s. Aktiengesellsdiaf-

ten Kottbus 105 Krankenkassen 109 Kredite, Darlehen, staatliche 48, 61, 99,

228 Leipzig 125, 222 Leuchtturmspiegel-Herstellung 113 Liberalismus, wirtschafflicher X I , 3 ff., 49, 61 f., 77 f., 80, 84 ff., 98, 108,

113,

115, 118, 120, 123 f., 126, 138, 140, 142 f., 145, 152 ff., 157 f., 167, 171, 179,

181,

206 f,.

185,

211,

214,

190, 221,

192 f.,

200 f.,

223 f.,

229,

231 f., 235 ff, Liverpool 97 Lohgerber 57 L o k o m o t i v b a u (auch Anzahl der L o k o motiven) 89 f., 100, 153, 193, 228 f., 239 London 91, 94, 96 f., 102, 119, 147, 168,

172, 182, 187 124 f., 130 f., 133 f., 171 ff., 180, 182, Lossprechung 56 191, 197, 204 Louvre 94

— , private 48, 53, 125, 129, 170 (s. a. Luckenwalde 102, 1 3 2 , 1 4 1 , 242 Kapitalmarkt) Lüttich 103, 110 f. Kreditsituation 48, 125, 170

„Lütticher Pflaster" I I I

Kreissägen 71, 164

Lumpenverarbeitung zu Papier 175

Kriegsfolgen, allgemein 13, 19, 47

Luxus-Industrien 5

— , wirtsdiaftlich 78, 100, 138, 151, 155, L y o n 94, 135 ff.

212 Kriegs- und D o m ä n e n k a m m e r 22 KüdiengescJiirr s. GesundheitsgeschirrManufaktur Kundenwerbung 103, 168, 188, 222

Magdeburg 40, 165 Magistrat der Stadt Berlin 40, 185, 201 207 f., 210 Mahlsteuer 198 f.

Kunheimsche Kaserne 104

Mainz 232

Kunstausstellung 143

Makler 15

Kupferbleche 113

Manchester 91, 97, 117, 130, 168

— hammer, Kgl. s. Carlswerk

Manchesterfabrik, Kgl. 151

— schmiede,-gießer 116, 131, 229

Manufakturen, Manufakturwesen

— vitriol-Produktion 1 8 5 , 2 1 8

44 f., 229 (s. a. Fabrik)

8,

Sach- und Ortsnamenregister

271

Manufaktur- und Kommerzien-

Messen, Meß-Rabatt 7, 220 ff.

Kollegium 22 Maschinenarbeit, Vorteile der 45 f., 59, 64, 78, 127 f.

Messing 172, 229 Metalldrechsler 114 — drücker 113 f.

— ausfuhr 96 f. — bau-Anstalten 73, 92 f., 99, 188, 190, 192, 227 von Borsig 229 von C o A e r i l l 104, 226 von Egells 91 f., 230 von Freund 65 f., 92, 105, 106 f., 1 1 7 , 1 2 0 , 226 von Hummel 63 f., 226 von der Seehandlung 4 0 , 9 5 , 169, 173, 186—93, 195, 198 f., 204 f., 229 , sonstige 130, 132, 137 f., 167 — bau-Industrie 106 f., 121 f., 192 f., 228, 245 — einfuhr 12, 89, 95—99, 120—24, 137, 187, 226 — industrie 92, 106 f., 115 f., 117, 121 f., 133 — monopol Englands 96 f., 122 — Schenkungen 40, 64 f., 71 ff., 77, 82, 92 f., 113, 128, 139 f., 187 f., 191 f., 225 f. — Spinnereien 73, 75 (s. a. Zweige der Textilindustrie) — Webereien 51, 173 (s. a. Zweige der Textilindustrie) — wesen 43 f., 45 ff., 54, 58, 153, 199, 225 ff. (s. a. Mechanisierung) — Zeichnungen 70, 92 f., 95 Massenproduktion 5, 45, 4 8 , 2 2 9 Maurer 57 Mechanisierung des Arbeitsprozesses 45 ff., 53, 59, 67 f., 101 f., 104, 106, 108, 126 f., 129, 134, 148, 176, 196, 225—29 Mehlfabrikation s. Mühlenindustrie

— gießerei 116 (s. a. Eisen-, Bronze-, Zinkgießerei) — industrie 48, 153, 228 f., 234 — Warenfabrikation 113 ff. Metz 88 Mexiko 230 Militärbäckerei, Kgl. 58 Mineralwasserfabrikation 80 Ministerial-Instanz für Gewerbeangelegenheiten (je nach Kompetenz Finanz-, Innen- oder Handelsministerium) 8, 13, 22, 30—32, 35, 37, 41 f.,. 52, 64 f., 70, 75, 79, 81 ff., 86 ff., 91, 97, 107, 120 ff., 124, 130, 135 ff., 141, 161, 165 f., 173, 199, 204, 207 ff., 211, 219 ff. Moabit s. Maschinenbauanstalt der Seehandlung in Moabit Monopole 1, 7, 11, 54, 81, 84, 102, 119 f., 147, 151 f., 221, 223, 233 Moskau 231 Mühlenbetriebe,-industrie 52, 93, 194 ff., 205, 227 f., 245 (s. a. Dampfmühlen) Mühlenwerke, Herstellung der 120 München 66 Münze, Kgl. 95, 185 Münzmaschinen 46 Musterbetriebe 12, 46, 105, 127, 129, 136, 153 f., 157 f., 176 f., 179, 181, 192,. 225 Nassau 13 Nassauer Denkschrift 9 f., 13 Nationalgalerie 227 Naumburg, Naumburger Messe 220 ff. Neusilber-Fabrikation 131 f., 231 (s. a. Edelmetall-Verarbeitung)

Merkantilismus (Merkantilsystem, Protek- Neustadt-Eberswalde 1 5 7 , 1 7 8 tionismus) V I I I , 1 ff., 43 f., 61 f., 65, Niederlande 43, 87, 101 ff., 106, 116, 125,_ 77, 85 f., 89, 98 ff., 107 ff., 112, 115, 127, 129, 230 118, 120, 123 f., 126, 136, 138 ff., Niello, Niellieren 115 142 f., 145 f., 150, 152, 158, 177, 179, Nord-Amerika 230 (s. a. Vereinigte 184 ff., 190, 192, 206, 211 f., 215 f., Staaten) 223 ff., 226, 229, 235 ff. Nowawes (heute Babelsberg) 129, 132

272

Sadi- und

Ortsnamenregister

Pichelsdorf 164 Oberbau-Deputation, Kgl. 100, 162 Pionierinvestitionen 113 f., 198 f. Oberbergamt, Kgl. 65 Plattierer s. Edelmetall-Verarbeitung Ölgas-Apparat 74 Polen 163, 222 — lampen 118 Polizei-Beridite 55 — raffinerie 69, 184, 228 — Präsident 56, 119, 165 — säure-Fabrikation 185 Osterreich 71, 103, 215, 232 — Präsidium der Stadt Berlin 207, 209 Ofenbau s. Kaminherstellung Polytechnische Gesellschaft 162 Ohlau 93, 195 Porzellanfabrikation 5, 152, 154 ff. (s. a. Oktober-Edikt 17 Gesundheitsgeschirr-Manufaktur) — Manufaktur, Kgl. 63, 143, 151 ff., Oktroi 49 (s. a. Aktiengesellschaften) 154 ff., 158, 226, 229, 245 Olein-Herstellung 184 Opernhaus, Kgl. 119 — Manufaktur, private 152, 154 f., 156, Oranienburg 182 ff. 229 Orden-Verleihung s. Verleihung von Posen 231 Potsdam 22, 41, 48, 130, 141, 164 f., 190, Titeln Orient 230 194 ff., 198 f., 205 Osteuropa 230 Prägewerke 115 Ostpreußen 13, 23 Prämien 24, 35, 39, 75—77, 134, 136, Ostsee 113 138, 140, 241 Preisaufgaben, Preise 35, 39, 75—77, 140 Preisbildung 5, 199, 238 Palmöl-Produkte 184 Palmwadislidite 185 (s. a. Kerzenherstel- Pressen, hydraulische 120 Privatinitiative 47, 65 ff., 77, 80, 84, 94, lung) 123, 126, 133, 135, 138, 145, 152, 161, Pankow 178 164, 170, 205, 226 f., 230, 234, 237 Papierfabrikation 174 ff., 228, 245 (s. a. Prohibitivsystem s. Merkantilismus Patentpapier-Fabrik) Protektionismus s. Merkantilismus — masdiinen 174 f., 178 Provinzial-Gewerbesdiulen 32 Pappaussdilage-Masdiine 136 f. Pulverfabrik, Kgl. 153 Parfümeriefabriken 95, 230 f. Pumpsystem 227 Paß-Erteilung 213 ff. Paris 70, 88, 94 fr., 108 f., 112, 115, 145, 185 Patentagent 80 — gesetzgebung (auch einzelne Patente) 35, 37, 61, 78—86, 91, 130, 136 f., 164 f., 174, 178 f., 184 — meister, Freimeister 54 ff., 68 Patentpapier-Fabrik 51, 121, 153, 173 f., 189, 192, 226, 245 Personenbeförderung 167 f. Peru 230 Petersburg 231 Petinetfabrikation 70, 97 Pfaueninsel 227 Pfeifenköpfe aus Porzellan 155 f. Pferdegöpel s. Roßwerke Physiokraten 2 f., 21

Qualifikationsprüfungen 15, 208 ff., 222 Räderschneidemaschine 188 Ränderschneidemasdiine 46 Rauhmaschinen 72,101, 127 Reformen von Stein-Hardenberg 9 f. Reihefahrt 167 Reisen ins Ausland s. Auslandsreisen — innerhalb Deutschlands 88, 178, 187 — innerhalb Preußens 88, 98 — , Kosten und Spesen 91, 94, 102, 137 Revolution, Französisdie 2, 4,14 — , Industrielle VIII f. Reziprozitätszölle 215 (s. a. Zollgesetzgebung) Rheinland 88, 178

Sach- und

Ortsnamenregister

273

finanzieller Art 153, 166, 174 ff., Rigaer Denkschrift 14 182 (s. a. Patentpapier-Fabrik) Roßwerke 64, 128, 136, 139 — , Betriebsfonds, Vermögen 182, Rouen 100 202 ff., 205 Rübenzuckerfabrikation s. Zuckersiede— , Binnenschiffahrt s. Dampfschiffahrt reien — , Dampfschiffahrt s. Dampfschiffahrt Rügenwalde 129 — , Darlehen, Kredite 49, 182, 191, 197, Rußland 76, 215, 222 204, 206 — , Eigene Betriebe 93, 179—200, 202. Saar 90 Siehe im einzelnen Sadisen 88, 103, 155, 177, 199, 222 Chemische Fabrik in Oranienburg Salmiak-Herstellung 184 f. Dampfmühle in Potsdam Salzimport 163 Maschinenbau-Anstalt Moabit Sanssouci 194, 196, 228 Wollgeschäft Sattler 57 Sonstige 93, 195 „Scharren" 55 Schermasdiinen 72, 96, 98, 101, 122, — , Finanzielle Unterstützungen 171 ff., (s. a. Patentpapier-Fabrik) 126 f. — , Gewerbeförderung, IndustriefördeSdiiffahrt s. Dampfsdiiffahrt rung 163, 170 f., 174, 176 f., 179 f., — bau und -reparatur 164 ff., 168 f., 186, 181, 185, 190, 192, 196, 198 f., 202 f., 188, 190 204, 206, 237 Sdilächter s. Fleischer — , Investitionen 174 f., 183,192 f., Schlesien 15, 63, 73, 88,108, 153, 155 198 f., 202 Schloßbrücke 227, 246 — , Konkurrenz mit den bürgerlichen Schlosser 55, 57, 92 f. Gewerben 177, 181, 184 f., 186, 193, Schneider 55, 57 198 f., 201, 206 Schokoladenfabrikation 92, 245 — , Kritik an der Gewerbeförderung Schornsteinfeger 15 172 f., 177, 181, 193, 201 ff. Schottland 9, 87, 107 — , Liquiditätskrise 163, 203 f. Schreiberhau 76 — , Obligationen 78, 163 Schrobbelmaschinen 47, 101 — , Pionierinvestitionen 198 f. Schuhmacher 55, 57 Schulwesen, gewerbliches 11 f., 37—42, — , Reorganisation 169, 204 — , Seehandel 163 116,161, 218. Siehe im einzelnen — , Staatsaufträge 175,188, 190i Berlinische Gewerbeschule — , Verkauf bzw. Aufgabe der seeGewerbe-Institut, Kgl. handlungseigenen Betriebe 169, 173, Provinzial-Gewerbeschulen 191, 204 f. Vorlesungen für Gewerbetreibende — , Vertretungen, Agenturen 97,167 Schutzzoll s. Zollgesetzgebung Seiden-Industrie (-wirker) 5, 35, 100, Schwefelsäure-Herstellung (-Einfuhr) 134—40, 212, 220, 222, 227, 229, 184 f., 217 f. 234, 245 Schwerin 101 Seehandlungs-Institut, Kgl. Preußisches — raupenzucht 241 — Webstuhl 70, 76, 241 (s. a. Jacquard51,126, 155 Webstuhl) — , Aufgaben und Ziele 49, 163, 202, — Wickelmaschinen 1 3 7 , 1 4 0 , 2 4 1 206 — , Bank- und Finanzoperationen 163, Seifensieder (-herstellung) 184 f., 209 f. Sektion für Handel und Gewerbe s. Ab202 f., 206 teilung für Handel und Gewerbe — , Beteiligungen geschäftlich18

Miei

274

Sach- und

Ortsnamenregister

Selbstverwaltung 10 Seraing 88, 121, 246 Sheffield 91 Silberwaren s. Edelmetall-Verarbeitung Smithianismus s. Freihandel, Liberalismus, wirtschaftlidier Sodaherstellung 184 — seife s. Seifensieder Sozialreform 5 f. Spa 103 Spandau 48, 165 f. Spanien 215 „Spanische Merinos" 76 Spedithausen bei Eberswalde 178 Speidier-Aktiengesellsdiaft 50 Spezialisten s. Anwerbung, Fadiarbeitermangel Spinnmaschinen 45, 96, 98, 101, 103 ff., 122 Staatliche Betriebe s. Königliche Betriebe, Seehandlung Staatsaufträge I I I , 188, 190 (s. a. Seehandlung) — kredite s. Finanzhilfe, Kreditsituation — Schuldscheine 78 Stadtverordnete, Stadtverordnetenversammlung 207 f. Städteordnung von 1808 13 Stärkeherstellung 68 f. Stahlhammer s. Carlswerk Stearinkerzen s; Kerzenherstellung Stedimaschine 46 Steingutfabrikation 68 Steinsetzer 110 ff., 115 Stellenvermittlung 18 f., 39 f., 42 Stempelgelder 79 Stettin 166 Steuerbefreiung (-ermäßigung) 114,154 Straßenbeleuchtung 109, 118 ff. Straßenpflasterung 110 f. (s. a. Lütticher Pflaster) Streidimasdiinen 47, 101,122 Strumpffabrikation 63 Studienreisen s. Auslandsreisen, Reisen Südamerika 171, 230 Tabakwaren-Herstellung 222 f., 245 — pfeifen-Herstellung 155

take-off-Periode 106, 235 Tedinik, Stand der 4, 47, 64 ff., 89 f., 94, 99 f., 116, 129, 139, 153, 176, 186 f., 214, 217 Technische Deputation für Gewerbe 13, 23, 29, 32—35, 42, 58, 62—87, 88, 100, 102,108, 122 f., 134, 136, 215 f., 219 — , Aufgaben 13, 62 f., 69 — , Bibliothek 70 — , Etat 33 f. — , Gründung 32 f. — , Laboratorien 36, 74 — , Literarische Tätigkeit 33, 74 — , Masdiinensammlung 70 f., 133, 142 — , Modellsammlung 70 f., 142 — , Modellwerkstatt 36, 74 — , Produkten- und Fabrikatensammlung 73 f., 142,144 — , Reorganisation 34, 69 f., 75 — , Werkstätten 74, 139 Tedinische Gewerbe- und HandelsDeputation s. Technische Deputation für Gewerbe Technische Hodisdiule Berlin 40 Teigknetmaschinen 58 f., 67 f., 241 Teppichfabrikation 234 Textil-Industrie 20, 45, 48, 98, 104, 124, 126, 133, 184, 213 f., 218, 220, 227 f.. 230 (s. a. Baumwoll-, Leinen-, Seiden-, Woll-Industrie) Textilmaschinen 98, 106 (s. a. Bürst-, Dampfbürst-, Flachsverarbeitungs-, Pappaussdilage-, Rauh-, Scher-, Schrobbel-, Seidenwickel-, Spinn- und StreichmascJiinen) Thiergarten bei Ohlau 93 Tiergarten bei Berlin 107,155 Tischler 55, 57, 78, 208 f. Titel-Verleihung s. Verleihung von Titeln Töpfer 57 Trockenvorrichtungen 128, 140, 241 —

Zylinder 1 8 9

Tuchfabrikation s. Woll-Industrie — scherer 56 f., 72, 245 Türkei 231 Typographie 125

Sach- und

Ortsnamenregister

Überproduktion 5 Übersee 229 Uebigau bei Dresden 90 Uhrenfabriken 5 Uhrmacher 70, 76 U n g a r n 231 U n t e r n e h m e r , -gesinnung 2, 19, 21, 24, 45, 48, 54, 66, 84, 94, 106, 134, 142, 144 f., 156, 162, 172, 178 f., 211, 214, 231, 234 f. Unterstützungsfonds 217 — gesuAe 124 ff., 140 (s. a. Finanzhilfe) Unterweisung von Gewerbetreibenden s. Belehrung, Schulwesen, gewerblidies Unzünftige, U n z ü n f t i g k e i t 54 ff. — Arbeiter 7 f., 45, 127 — Gewerbetreibende 54 f., 68 f., I I I f. — Meister s. Patentmeister

275

„Vorbilder f ü r Fabrikanten u n d H a n d w e r k e r " 74 Vorbilder f ü r die Gewerbetreibenden 63, 72 f., 100, 105, 123, 153 (s. a. Musterbetriebe) Vorlesungen f ü r Gewerbetreibende 12, 38, 161, 230

Waldenburg in Schlesien 63, 92, 108 Walkmühlen 64, 245 Walzendruckmaschinen 46,132 — stechmaschinen 46, 132 Walzwerk bei Eberswalde s. Carlswerk Walzwerke, Herstellung von 120 Wasserleitungen 228 — mühlen-Aktiengesellschaft 52, 199 — presse 97 — p u m p e n 175, 227 — Versorgung 227 Wedding bei Berlin 177 Verbrauchssteuer 16, 213 f., 218, 220 (s. Wehrpflicht, Allgemeine 6 Werkspionage s. Industriespionage a. Zollgesetzgebung) Verein z u r Beförderung des Gewerb- Werkzeugmaschinen-Fabrikation 93 fleißes in Preußen 24, 29, 35—37, 42, Wertpapiere 48, 163 58 f., 75, 93, 95, 114, 135, 140, 149, Westeuropa 4 f., 11 f., 20, 43, 45, 63, 87, 161 f., 178, 185, 238 f., 214 90, 93, 98 ff., 102, 108, 120, 225, 229, Vereinigte Staaten von Amerika 73, 93, 239 (s. a. die einzelnen Länder) Westfalen 15, 88, 91 98, 164,215,222, 230 Westindien 230 Vergoldung, galvanische 85 Vergünstigungen bei Einwanderung s. Westorientierung der Gewerbepolitik 43 Westpreußen 13 Anwerbung, Einwanderungspolitik „Verhandlungen des Vereins zur Beför- Wettbewerb s. Freihandel, Gewerbefreiderung des Gewerbfleißes in Preußen" heit, K o n k u r r e n z 36, 75, 242 Wien 71, 231 f. Verkaufswerbung s. Kundenwerbung Windmühlen 194 ff. (s. a. MühlenVerkehrs-Aktiengesellsdiaften 49 f., industrie, D a m p f m ü h l e n ) Wirtschaftskrisen 5, 20, 138, 151, 180, 164 ff. 235 (s. a. Absatzschwierigkeiten) Verlagssystem 45 Verleihung v o n Titeln u n d O r d e n 77, — lehren 1 f., 3 ff., 6 ff., 11, 14, 16, 22 (s. a. Liberalismus, wirtschaftlicher; 218, 242 ff. Merkantilismus) Verpflichtungen bei Maschinensdaenkungen s. Maschinenschenkungen — niveau 43, 107, 124, 146, 212, 229, 231 — anderer A r t 104 f., 154 — politik s. Freihandel, Liberalismus, Versicherungswesen, -Aktiengesellschafwirtschaftlicher u n d Merkantilismus ten 50, 167 — Situation 5, 100,140, 213 ff. Versilberung, galvanische 85 Wolfswinkel bei Eberswalde 178 Verviers 72, 101 ff., 122 Woll-Industrie, Tuchfabrikation 5, 63, Vitriolherstellung 185 70, 76 f., 88, 100, 103 f., 107 f., 150, 18»

276

— — — — —

Such- und

Ortsnamenregister

184, 227 f., 234 (s. a. Kammgarnfabrikation) appretur 72, 96, 105, 126 ff., 245 garnausfuhr 23 gesdiäft der Seehandlung 173, 180 f., 199, 205 handel 23 reinigungsmaschine 46

— Spinnerei

63,

189, 227, 245 Wusterhausen 176

75,

100,

102 ff., 115,

— ermäßigung, -erlaß 120—24, 212, 220, 226 (s. a. Meß-Rabatt) — gesetz von 1818 16, 19 ff., 211 f., 216 ff., 223 — gesetzgebung, -politik 1, 11, 16, 19, 23, 30, 61, 94, 131, 148, 165, 207, 211 f., 223 f. — v e r e i n 20, 81, 121 f., 147 f., 222, 231 ff.

Zuckersiedereien, -raffinereien 48 f., 51 f., 122, 213, 228 Zunftsystem (-wesen, Z ü n f t e , Gewerke, „Zeitschrift f ü r Bauwesen" 162 Innungen, Handwerkerpolitik) 7 f., Zeitsdiriften, technische u n d technolo18 f., 54—60, 116, 134, 161, 207—11, gisdie 12, 32, 36 f., 62, 76, 87, 96 222, 231, 238 Zementstahl-Erzeugung 173 — gesellen s. Gesellen Zeughaus 231 — gesetzgebung 15 f., 54, 207—11 Zigarrenherstellung s. Tabakwaren-Her- — statistische Angaben 13, 55 ff., 68, Stellung 110 ff. Zimmerleute 57 — traditionalismus 54, 56, 58 f., 67 ff., Zinkgießerei, -arbeiten 157,172, 241 110 f., 142, 146, 198,207—11, 231 Zinkvitriol-Produktion 218 — zwang 11,15 f., 18, 54, 208, 210 Zinn 172 Zuzug nadi Berlin 17 f. Zollerhebung nach Reziprozitätsprinzip Zwangsabsatz 5 215, 218 f., 221 f., — enteignung 195 — erhöhung s. Importbeschränkungen — Werbung 6

HISTORISCHE KOMMISSION ZU

BERLIN

BEIM FRIEDRICH-MEINECKE-INSTITUT DER FREIEN UNIVERSITÄT BERLIN Berlin

(Lichterfelde)

• Tietzenweg 79

Vorstand: HANS HERZFELD / WILHELM BERGES OTTO BÜSCH / WALTER BUSSMANN REINHARD ELZE / WOLFRAM FISCHER GEORG KOTOWSKI / HEINZ QUIRIN JOHANNES SCHULTZE / HENRYK SKRZYPCZAK

Das periodische

Publikationsorgan

der Historischen Kommission zu Berlin ist das J A H R B U C H FÜR DIE

GESCHICHTE

M I T T E L - UND O S T D E U T S C H L A N D S Herausgegeben von WILHELM BERGES und HANS HERZFELD Redaktion: HENRYK

SKRZYPCZAK

VERÖFFENTLICHUNGEN DER HISTORISCHEN KOMMISSION ZU BERLIN

Band 1

Otto Büsch, Geschidjte der Berliner Kommunalwirtschaft in der "Weimarer Epoche. Mit einem Vorwort von Hans Herzfeld. Geleitwort zur Publikationsreihe von Willy Brandt. Groß-Oktav. XII, 230 Seiten. Ganzleinen DM 24,—.

Band 2

J. A. Sdimoll gen. Eisenwerth, Das Kloster Chorin und die askanische Architektur in der Mark Brandenburg 1260—1320. Groß-Oktav. Mit 48 Abbildungen auf 24 Tafeln, 32 Textabbildungen und 1 Karte. IX, 254 Seiten. 1961. Ganzleinen DM 28,—.

Band 3

Hans-Heinz Krill, Die Rankerenaissance — Max Lenz und Erich Mareks. Ein Beitrag zum historisch-politischen Denken in Deutschland 1880 bis 1935. Mit einem Vorwort von Hans Herzfeld. Groß-Oktav. XIV, 271 Seiten. 1962. Ganzleinen DM 38,—.

Band 4

Jacob Jacobson, Die Judenhürgerhiicber der Stadt Berlin 1809—1851. Mit Ergänzungen für die Jahre 1791—1809. Groß-Oktav. Mit 29 Tafeln. IX, 725 Seiten. 1962. Ganzleinen DM 58,—.

Band 5

Rudolf Lehmann, Geschichte der Niederlausitz. Groß-Oktav. Mit 26 Tafeln und 2 mehrfarbigen Kartenbeilagen. XII, 813 Seiten. 1963. Ganzleinen DM 68,—.

Band 6

Die Brandenburgischen Kirchenvisitations-Abschiede und -Register des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Zweiter Band: Das Land Ruppin. Inspektionen Neuruppin, Wusterhausen, Gransee und Zehdenick. Aus dem Nachlaß von Victor Herold, herausgegeben von Gerhard Zimmermann. Bearbeitet von Gerd Heinrich. Groß-Oktav. XII, 489 Seiten und eine Kartenbeilage. 1963. Ganzleinen DM 81,—.

Band 7

Otto Büsch, Militärsystem und Soziallehen im alten Preußen 1713—1807. Die Anfänge der sozialen Militarisierung der preußisch-deutschen Gesellschaft. Mit einer Einführung von Hans Herzfgld. Groß-Oktav. XV, 203 Seiten. 1962. Ganzleinen DM 28,—.

Band 8

Günther Gieraths, Die Kampfhandlungen der Brandenburgisch-Preußischen Armee 1626—1807. Ein Quellenhandbuch. Groß-Oktav. XX, 630 Seiten. 1964. Ganzleinen DM 160,—.

WALTER DE GRUYTER & C O • BERLIN 30

VERÖFFENTLICHUNGEN DER HISTORISCHEN KOMMISSION ZU BERLIN

Band 9

Kurt Hinze, Die Arbeiterfrage zu Beginn des modernen Kapitalismus in Brandenburg-Preußen 168}—1806. Bibliographisch vermehrte und verbesserte, mit drei Registern versehene zweite Auflage. Mit einer Einführung von Otto Büsch. Groß-Oktav. X X , 296 Seiten. 1963. Ganzleinen DM 36,—.

Band 10

Carl Hinrichs, Preußen als historisches Problem. Gesammelte Abhandlungen. Herausgegeben von Gerhard Oestreidi. Groß-Oktav. VI, 430 Seiten. 1964. Ganzleinen DM 28,—.

Band 11

Friedrich Zipfel, Kirchenkampf in Deutschland 1933—1945. Religionsverfolgung und Selbstbehauptung der Kirchen in der nationalsozialistischen Zeit. Mit einer Einleitung von Hans Herzfeld. Groß-Oktav. XVI, 571 Seiten. 1965. Ganzleinen DM 38,—.

Band 12

Bernhard Hinz, Die Schöppenbücher der Mark Brandenburg, besonders des Kreises Züllichau-Sdiwiebus. Bearbeitet und eingeleitet von Gerd Heinridi. Groß-Oktav. Mit 10 Tafeln. XII, 269 Seiten und 1 Kartenbeilage. 1964. Ganzleinen DM 42,—.

Band 13

Johannes Schultze, Forschungen zur brandenburgischen und preußisdien Geschichte. Ausgewählte Aufsätze. Mit einem Vorwort von Wilhelm Berges. Groß-Oktav. VIII, 312 Seiten. 1964. Ganzleinen DM 40,—.

Band 14

Ernst Kaeber, Beiträge zur Berliner Geschichte. Ausgewählte Aufsätze. Mit einem Vorwort von Johannes Sdiultze. Bearbeitet und mit einer biographisdien Darstellung versehen von Werner Vogel. Groß-Oktav. VIII, 392 Seiten. 1964. Ganzleinen DM 36,—.

Band 15

Berlin-Bibliographie (bis 1960). In der Senatsbibliothek Berlin bearbeitet von Hans Zopf und Gerd Heinridi, Unter Verwendung des von Waldemar Kuhn gesammelten Materials. Mit einem Vorwort von Hans Herzfeld und Rainald Stromeyer. Geleitwort von Willy Brandt. GroßOktav. X X X I , 1012 Seiten. 1965. Ganzleinen DM 98,—.

Band 16

Ernst Klein, Von der Reform zur Restauration. Finanzpolitik und Reformgesetzgebung des preußischen Staatskanzlers Karl August von Hardenberg. Groß-Oktav. X, 352 Seiten. 1965. Ganzleinen DM 48,—.

WALTER DE GRUYTER & C O • BERLIN 30

V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N DER H I S T O R I S C H E N KOMMISSION ZU BERLIN

Band 17

Hans-Joadiim "Winkler, Preußen als Unternehmer

1923—1932. Staatlidie

Erwerbsunternehmen im Spannungsfeld der Politik am Beispiel derPreussag, Hibernia und Veba. Mit einem Vorwort von Gert von Eynern und einem Geleitwort von Georg Kotowski. Groß-Oktav. XVI, 223 Seiten. 1965. Ganzleinen DM 28,—. Band 18

Manfred Stürzbedier, Beiträge zur Berliner Medizingeschichte.

Quellen

und Studien zur Entwicklung des Gesundheitswesens vom 17. bis 19. Jahrhundert. Groß-Oktav. Etwa 300 Seiten. 1965. Ganzleinen etwa DM 40,—. Band 19

Eckart Kehr, Der Primat der Innenpolitik.

Gesammelte Aufsätze zur

preußisch-deutschen Sozialgeschidite im 19. und 20. Jahrhundert. Herausgegeben und eingeleitet von Hans-Ulrich Wehler. Mit einem Vorwort von Hans Herzfeld. Groß-Oktav. VIII, 292 Seiten. Ganzleinen DM 28,—.

Außerhalb

der Historischen Kommission

erschienen:

Preußen. Epochen und Probleme seiner Geschichte. Herausgegeben von Ridiard Dietrich. Oktav. VIII, 200 Seiten. 1964. Kartoniert DM 12,—. Berlin. Neun

Kapitel

seiner Geschichte. Oktav. XII, 297 Seiten mit

20 Tafeln, darunter 3 Ausfalttafeln, zahlreichen Textabbildungen. 1960. Mehrfarbig bedruckter Ganzleinenband DM 14,—. Historische

Theorie

und Geschichtsforschung

der Gegenwart.

Heraus-

gegeben von Richard Dietrich. Oktav. VIII, 149 Seiten. 1964. Kartoniert DM 9,80.

WALTER DE GRUYTER & CO • BERLIN 30