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German Pages 494 [496] Year 2017
Hermann Junghans
Entwicklungen und Konvergenzen in der Münzprägung der deutschen Staaten zwischen 1806 und 1873 unter besonderer Berücksichtigung der Kleinmünzen
Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte – Band 131 In Kommission bei Franz Steiner Verlag Stuttgart
Hermann Junghans Entwicklungen und Konvergenzen in der Münzprägung der deutschen Staaten zwischen 1806 und 1873 unter besonderer Berücksichtigung der Kleinmünzen
BWSG beiträge zur wirtschaftsund sozialgeschichte nr. 131 Herausgegeben von Markus A. Denzel, Jürgen Schneider, Andrea Leonardi, Jürgen Nautz, Philipp R. Rössner, Margarete Wagner-Braun Schriftleitung: Prof. Dr. Markus A. Denzel Historisches Seminar Universität Leipzig Postfach 100920 04009 Leipzig Redaktion: Mechthild Isenmann Andrea Bonoldi Werner Scheltjens Sabine Todt
Hermann Junghans
Entwicklungen und Konvergenzen in der Münzprägung der deutschen Staaten zwischen 1806 und 1873 unter besonderer Berücksichtigung der Kleinmünzen
In Kommission bei:
Franz Steiner Verlag
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. © Hermann Junghans In Kommission bei Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2017 Druck: DIFO-Druck GmbH, Bamberg Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Printed in Germany ISBN 978-3-515-11837-8
Für Wiebke und ihre Eltern Gabi und Jochen
„Die rechte Freude am Sammeln und den rechten Genuss an seinen Münzen wird erst haben, wer es vermag, sie in den geschichtlichen Zusammenhang zu stellen und sie als Zeugen und echte Reste einer ehemaligen geschichtlichen Wirklichkeit anzusehen.“ Walter Haupt in: Kleine sächsische Münzkunde, S. 6.
VORWORT Vor über zwanzig Jahren hielt ich auf einem Flohmarkt das erste Mal deutsche Münzen des 19. Jahrhunderts in der Hand, die vor der Gründung des Deutschen Reiches 1871 geprägt worden waren. Mit dem Erwerb einiger Kleinmünzen und der Beschäftigung mit der entsprechenden Katalogliteratur begann für mich die schrittweise Erschließung eines Gebietes, das ich immer mehr nicht nur als reine Freizeitbeschäftigung empfand. Eine wachsende Zahl von kleinen und großen Fragestellungen verdichtete sich schließlich zu dem Wunsch, die Entwicklungen der deutschen Kleinmünzen dieser Zeit im Zusammenhang zu schildern und ihre Hintergründe zu durchleuchten. Für die Begleitung und Unterstützung dieser Untersuchung bin ich folgenden Personen und Institutionen zu herzlichem Dank verpflichtet: Ich bedanke mich bei Herrn Professor Dr. Markus A. Denzel, der die Entwicklung der Arbeit durch kritisches Hinterfragen, seinen Rat, wertvolle Anregungen und die gründliche Durchsicht der endgültigen Fassung sehr gefördert hat. Herrn Dr. Manfred Mehl verdanke ich nicht nur äußerst hilfreiche Literaturhinweise. Seine detaillierten Nachfragen haben mich auch vor Fehlern bewahrt. Für sehr hilfreiche Literaturhinweise danke ich Professor Dr. Niklot Klüßendorf, Herrn Professor Dr. Paul Arnold, Herrn Dr. Torsten Fried und Herrn Privatdozenten Dr. Philipp Roessner. Sehr hilfreich waren für mich auch die Bibliothek der Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte (GIG), die Bestände des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin, des Sächsischen Staatsarchivs in Dresden, des Bayrischen Hauptstaatsarchivs in München, des Landeshauptarchivs in Schwerin und der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin nutzen zu können. Insbesondere die Mitarbeiterinnen der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern und der Stadtbibliothek Lübeck haben in ganz besonderer Weise geholfen meinen umfangreichen Literaturbedarf über Fernleihe zu decken. Ich danke außerdem dem Bibliothekar der GIG, Herrn Litzenberger, Herrn Volker Janke M.A. vom Volkskundemuseum Schwerin-Mueß für die Beschaffung weiterer notwendiger Literatur und Quellen. Ich danke weiterhin Frau Hannelore Geswein, die viel von ihrer freien Zeit opferte, um mich bei der technischen Umsetzung bei schwierigen EDV-Fragen zu unterstützen. Schließlich danke ich Herrn Stefan Lehm M.Ed., der das Layout mit großem Engagement auch für Detailfragen gestaltet hat. Einige Ungenauigkeiten in den Anmerkungen und Tabellen konnten auf Grund seiner Hinweise noch verbessert werden. Die vorliegende Arbeit ist die überarbeitete Fassung meiner Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades doctor philosophiae an der Fa-
kultät für Geschichte, Kunst- und Orientwissenschaften der Universität Leipzig. Das Promotionsverfahren wurde am 29.04.2014 eröffnet. Die Dissertation wurde von Professor Dr. Markus A. Denzel und Herrn Professor Dr. Enno Bünz begutachtet. Die Verteidigung erfolgte am 13.10.2015. Lübeck, im Herbst 2016
Hermann Junghans
INHALTSVERZEICHNIS 1. Einleitung 1.1
15
Deutsche Münzprägungen des 19. Jahrhunderts als Ausdruck ihrer Zeit Forschungsstand und Diskussion der vorhandenen Quellen Quellenlage Stand der Forschung Fragestellungen und Methodik Fragestellungen Methodik Definitionen und Abgrenzungen Deutsche Staaten 1806 bis 1873 Münzen Die Abgrenzung zwischen Klein- und Großmünzen
23 25 26 31 38 38 42 46 46 47 47 49
2. Rahmenbedingungen der deutschen Münzprägungen des 19. Jahrhunderts im Vergleich zu der Europas am Ende des 20. Jahrhunderts
55
1.2 1.2.1 1.2.2 1.3 1.3.1 1.3.2 1.4 1.4.1 1.4.2 1.4.3 1.4.4
2.1 2.2 2.3 2.3.1 2.3.2 2.3.3 2.4 2.4.1 2.4.2 2.5
Politische Rahmenbedingungen im 19. Jahrhundert in Deutschland und am Ende des 20. Jahrhunderts in Europa Ausgangslage und Entwicklungsstränge der deutschen Münzpolitik im 19. Jahrhundert Aufgaben und Funktionen von Münzen im 19. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der Kleinmünzen Bedeutung des Münzgeldes und insbesondere der Kleinmünzen im 19. Jahrhundert Geldwert der Kleinmünzen im 19. Jahrhundert Politische Bedeutung und gesellschaftliche Impulse der Kleinmünzen Münztechnische Entwicklungen im 19. Jahrhundert Technische Innovationen in der Münzproduktion Die verwendeten Münzmetalle im 19. Jahrhundert Kulturell-künstlerische Rahmenbedingungen, Gestaltungen der Münzen
55 61 75 75 80 85 86 86 90 99
10
Inhaltsverzeichnis
3. Die deutschen Münzverträge des 19. Jahrhunderts 3.1 3.1.1 3.1.2 3.1.3 3.1.4 3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.2.4 3.3 3.3.1 3.3.2 3.3.3 3.3.4 3.4 3.4.1 3.4.2 3.4.3 3.4.4 3.5 3.5.1 3.5.2 3.5.3 3.5.4 3.6 3.6.1 3.6.2 3.6.3 3.6.4 3.7
Münchner Münzvertrag von 1837 Historischer Hintergrund/Anlass Vertragsstaaten Wesentlicher Vertragsinhalt, insbesondere in Bezug auf Kleinmünzen Folgen Dresdner Münzvertrag von 1838 Historicher Hintergrund/Anlass Vertragsstaaten Wesentlicher Vertragsinhalt, insbesondere in Bezug auf Kleinmünzen Folgen Süddeutsche Münz-Convention von 1845 Historischer Hintergrund/Anlass Vertragsstaaten Wesentlicher Vertragsinhalt, insbesondere in Bezug auf Kleinmünzen Folgen Wiener-Münzvertrag von 1857 Historischer Hintergrund/Anlass Vertragsstaaten Wesentlicher Vertragsinhalt, insbesondere in Bezug auf Kleinmünzen Folgen Süddeutscher Münzvertrag von 1858 Historischer Hintergrund/Anlass Vertragsstaaten Wesentlicher Vertragsinhalt, insbesondere in Bezug auf Kleinmünzen Folgen Staatsvertrag von 1867 Historischer Hintergrund/Anlass Vertragsstaaten Wesentlicher Vertragsinhalt, insbesondere in Bezug auf Kleinmünzen Folgen Der Beitrag der deutschen Münzverträge zur Vorbereitung der Einführung einer Reichswährung
103 107 107 109 110 112 114 115 115 116 120 122 122 122 122 123 123 123 124 125 131 134 134 135 135 136 137 137 137 138 138 139
Inhaltsverzeichnis
4. Die Entwicklung der Münzprägungen in den deutschen Währungsgebieten unter besonderer Berücksichtigung der Kleinmünzen 4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.3 4.1.4 4.1.5 4.1.6 4.1.7 4.1.8 4.1.9 4.1.10 4.1.11 4.1.12 4.1.13 4.1.14 4.1.15 4.1.16 4.1.17 4.1.18 4.1.19 4.1.20 4.1.21 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.4 4.2.5 4.3 4.3.1 4.3.2 4.3.3 4.3.4 4.3.5 4.4
Das Taler-, Silbergroschen- und Pfenniggebiet nach preußischem Vorbild Preußen Die preußischen Provinzialprägungen vor 1821 Die preußische Münzreform von 1821 Sachsen, Großherzogtum (Sachen-Weimar-Eisenach) Reuß Reuß, jüngere Linie Reuß, jüngere Linie zu Lobenstein-Ebersdorf (bis 1848) Reuß, ältere Linie Schwarzburg Schwarzburg-Rudolstadt Schwarzburg-Sondershausen Waldeck und Pyrmont Lippe Oldenburg Anhalt Anhalt-Bernburg Anhalt-Köthen (bis 1853) Anhalt-Dessau (bis 1863) Anhaltiner-Gemeinschaftsprägungen (1839-1862) Schaumburg-Lippe Hessen, Kurfürstentum (inoffiziell: Hessen-Kassel; bis 1866) Das Taler-, (Neu)Groschen- und Pfenniggebiet nach sächsischem Vorbild Sachsen, Königreich Sachsen-Altenburg Sachsen-Coburg und Gotha Braunschweig Hannover (bis 1866) Das mecklenburgische Talergebiet mit der Schilling- und Pfennigwährung Mecklenburg Mecklenburg-Schwerin Hansestadt Rostock Hansestadt Wismar Mecklenburg-Strelitz Die hamburgische-lübsche Kurantwährung im Schilling-
11
141 142 143 150 154 158 161 162 164 166 167 168 170 171 178 182 189 192 194 194 195 199 201 209 209 221 223 228 233 240 241 241 247 248 250
12
4.4.1 4.4.2 4.5 4.5.1 4.5.2 4.5.3 4.5.4 4.5.5 4.5.6 4.5.7 4.5.8 4.5.9 4.5.10 4.5.11 4.6 4.7 4.7.1 4.7.2 4.7.3 4.7.4 4.7.5 4.7.6 4.7.7 4.7.8 4.7.9 4.7.10 4.7.11 4.7.12 4.7.13 4.7.14 4.7.15
Inhaltsverzeichnis
system Hamburg Lübeck Das süddeutsche Gulden- und Kreuzergebiet Bayern Württemberg Baden Hessen, Großherzogtum (inoffiziell: Hessen-Darmstadt) Nassau (bis 1866) Frankfurt, Stadt (1815-1866) Sachsen-Meiningen Hohenzollern-Hechingen Hohenzollern-Sigmaringen Hessen, Landgrafschaft (inoffiziell: Hessen-Homburg; bis 1866) Schwarzburg-Rudolstadt (für die Oberherrschaft Rudolstadt) Die sogenannte Taler-Gold-Währung Bremens Die weiteren Staaten und Münzstände Westphalen Berg (bis 1815) Danzig (1807-1814) Frankfurt, Großherzogtum (1810-1813) Fürstprimatische Staaten (1806-1810) Isenburg (bis 1815) Würzburg, Großherzogtum (bis 1815) Reuß, jüngere Linie zu Lobstein-Selbitz (bis 1824) Sachsen-Coburg-Saalfeld Sachsen-Hildburghausen (bis 1826) Kniphausen und Varel (bis 1854) Schleswig-Holstein (bis 1866) Lauenburg Stolberg-Wernigerode Würzburg, Stadt
5. Die Entwicklung zur Reichswährung 5.1 5.2 5.3 5.4
Die verschiedenen Münzsysteme zum Zeitpunkt der Reichs-gründung Das Münzgesetz vom 4. Dezember 1871 Die Mecklenburger Pfennigprägungen von 1872 Das Münzgesetz vom 9. Juli 1873
253 253 261 263 264 268 272 279 283 287 293 299 301 302 303 305 309 310 314 316 318 318 319 320 321 322 324 326 327 331 333 333 335 335 347 355 359
Inhaltsverzeichnis
5.5
Außerkurssetzung alter Münzen
6. Ergebnisse 6.1 6.1.1 6.1.2 6.1.3 6.1.4 6.1.5 6.2 6.3
6.4 6.4.1 6.4.2 6.4.3 6.4.4 6.4.5 6.4.6 6.4.7
Zusammenfassung der wesentlichen Konvergenzschritte in der Kleinmünzenprägung innerhalb der Währungsgebiete Das Gebiet der Groschen- bzw. Silbergroschenwährung Das Gebiet der sächsischen Neugroschenwährung Das Gebiet der Kreuzerwährung Das Gebiet der hamburgisch-mecklenburgischen Schillingwährung Die weiteren Währungsgebiete Gewichtung der Konvergenzimpulse durch und außerhalb der Münzverträge Die Einflüsse der Münzprägeentwicklungen in den deutschen Staaten auf die Reichsmünzgesetze von 1871 und 1873 Resümee Nationale Einigung und Industrialisierung Feste Wertverhältnisse der Nominale und Buchgeld Der Beitrag der einzelnen Währungsgebiete Wahrnehmbare Konvergenzen und Konvergenztendenzen Die Gründe für Konvergenzen und Konvergenztendenzen Vergleich mit den Entwicklungen in Italien Schlussbetrachtungen
7. Quellenverzeichnis 7.1 7.2
Archivquellen Rechtsquellen
13 366 371 371 371 379 382 389 391 392
402 403 403 405 410 415 417 419 421 431 431 433
8. Literaturverzeichnis
439
Abkürzungsverzeichnis
453
Erläuterungen
455
14
Inhaltsverzeichnis
Anlagen
461 Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 5a Anlage 5b Anlage 6 Fototafeln
461 462 464 471 473 475 481 483 484
1. EINLEITUNG Unter Geldhistorikern gelten die großen deutschen Münzverträge von Dresden 18381 und Wien 1857 als wegweisend für das Zusammenwachsen der wichtigsten deutschen Währungsgebiete zur Vorbereitung einer Reichswährung.2 In diesen Verträgen wurden die Hauptmünzen der Vertragsstaaten rechtlich verbindlich aufeinander fixiert und ihre Gestaltung in wesentlichen Punkten vereinheitlicht. Die amerikanischen Geldtheoretiker Sargent und Velde nennen den Dresdner Vertrag 2002 die „German Monetary Union“.3 Rittmann sieht, deutlich zurückhaltender, im Dresdner Vertrag „den ersten Schritt zur deutschen Münzeinheit“.4 Die ZEIT schreibt 1997 über den Dresdner Vertrag: „Bis zur Verständigung auf den Münzvertrag herrschte in den deutschen Landen ein völliges Währungschaos.“ und in der Bedeutung für die damaligen Händler und Manufakturisten: „Vor allem für sie bedeutete der Münzvertrag von 1838 schon eine große Erleichterung“.5 Auch Trapp betont die Bedeutung des Dresdner Vertrages besonders und sieht in ihm „eine Neuordnung des Münzwesens aller Zollvereinsstaaten“ mit der „die Harmonisierung des deutschen Geldwesens wesentlich vorangekommen“ sei.6 Als Zeitgenosse hat Helfferich 1850 den Münchner und 1
Für das süddeutsche Gulden- und Kreuzergebiet war zunächst der Münchner Münzvertrag von 1837 maßgeblich, der den Beitritt dieses Währungsgebietes für den Dresdner Vertrag 1838 vorbereitete. Damit hatte der Münchner Vertrag zwar eine erhebliche Bedeutung für die weitere Entwicklung, er war aber nur ein regionaler Vertrag für das Gulden- und Kreuzergebiet.
2
SCHWARZER stellt fest: „Vereinheitlichungen fanden durch die Gründung des süddeutschen Münzvereins 1837, sowie die Münzverträge von Dresden 1838 und 1857 in Wien statt.“, um aber zu Recht später einzuschränken, dass diese Vereinheitlichungen „de jure über die Münzverträge von München, Dresden und Wien“ vollzogen wurden, Oscar SCHWARZER, Einleitung, in: Jürgen SCHNEIDER / Oscar SCHWARZER (Hrsg.), Statistik der Geld- und Wechselkurse in Deutschland (1815 bis 1913), Sankt Katharinen 1990, S. 21-52, hier: S. 26f.
3
Thomas J. SARGENT / Francois R. VELDE, The Big Problem of Small Change, Princeton / Oxford (USA) 2002, S. 306; auf S. 307 führen sie aus: „The Dresden Treaty established a currency union among sovereign states“.
4
Herbert RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit bis 1914, Solingen 2003, S. 138.
5
Wolfgang ZANK, Die deutsche Währungsunion im vorigen Jahrhundert, in: ZEIT Online, http://www.zeit.de/1997/43/gulden.txt.19971017.xml, 17.10.1997 (letzter Zugriff: 24.04.2016).
6
Wolfgang TRAPP / Torsten FRIED, Kleines Handbuch der Münzkunde und des Geldwesens in Deutschland, Stuttgart 22006, S. 99.
16
1. Einleitung
den Dresdner Vertrag als „glänzende Erfolge“ bezeichnet, ihre Reichweite aber auch zugleich begrenzt als „Vorläufer einer rechten Einheit, wie sie die Zukunft uns bringen möge; aber den Namen einer echten Einheit verdienen sie nicht“.7 Zur Begründung verweist er insbesondere darauf, dass der Zollverein „ganz abgesehen von einer Vereinbarung mit Oesterreich, nicht einmal die Nordseestaaten gewinnen könne“ und weitere Reformen des Zollvereins „seit geraumer Zeit … ganz stille steht“.8 1874 resümiert Soetbeer über den Dresdner Vertrag: „Durch diese Konvention wurde für die Gleichmäßigkeit und Solidität des Münzwesens in Deutschland ein außerordentlicher Fortschritt gemacht und eine sichere Grundlage gewonnen.“ Zwar räumt er ein, dass die Bestimmungen des Dresdner Vertrages im Vergleich zu den Reichsmünzgesetzen „mangelhaft und untergeordnet erscheinen“, er weist aber auch darauf hin, dass bei Berücksichtigung der damaligen Umstände die Bedeutung des Vertrages „kaum hoch genug schätzen läßt.“9 Zum Münchner Vertrag vertritt Helfferich sogar die Ansicht die Konvention kann „nimmermehr als ein Fortschritt zu einer einheitlichen Münzverfassung Deutschlands bezeichnet werden. Im Gegentheil, gerade weil dieselbe eine besondere Münzverfassung in einem Theile von Deutschland neu aufrichtete und befestigte, hat sie den Uebergang zu einer ganz Deutschland umfassenden wirklich einheitlichen Münzverfassung nicht begünstigt, sondern nur erschwert“ und „mehr die Verschiedenheit zwischen Nord- und Süddeutschland constantirt als zu heben versucht“.10 Ähnlich meint Schneider 2005, allerdings auf den Dresdner Vertrag bezogen, er habe „die monetäre Teilung des Zollvereinsgebietes zunächst festgeschrieben“ und es sei „kein Fortschritt in Richtung auf eine einheitliche deutsche Währung erzielt worden“.11 Dem Bericht der zweiten Deputation der zweiten Kammer des Sächsischen Landtages im April 1840 ist eine vermittelnde Position zum in der sächsischen Hauptstadt verhandelten Dresdner Vertrag zu entnehmen: der Vertrag wird zunächst gelobt, aber der Bericht stellt auch fest: „kann man sich auch nicht darüber täuschen, daß Vollkommendes auf dem Weg noch nicht erreicht worden ist, daß das , was bis jetzt … noch manchen Wunsch, ja manches Bedürfniß übrig läßt, so muß man … andererseits doch eben ins Auge fassen was alles im Wege war, wie … gewichtig sich Wünsche und Interessen doch durchkreuzten und wird dann geneigt seyn, das was erreicht worden ist, für einen großen Vorschritt … anzuer7
Johann HELFERICH, Die Einheit im deutschen Münzwesen, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 6, 1850, S. 385-437, hier: S. 386.
8
Ebd.
9
Adolf SOETBEER, Deutsche Münzverfassung, Erlangen 1874, S. 3.
10 HELFERICH, Einheit Münzwesen, S. 387f. 11 Konrad SCHNEIDER, Das Münzwesen im Herzogtum Nassau, Höhr-Grenzhausen 2005, S. 84.
1. Einleitung
17
kennen.12 Helfferich kritisierte auch den dritten großen Vertrag, den Wiener Münzvertrag, der „drei scharf abgegrenzte Münzgebiete mit verschiedenen Münzsystemen“ hinterließ, „welche nicht einmal ihre Kurantmünzen gegenseitig zulassen“,13 und betont wie sehr auch dieser Vertrag hinter der Lateinischen Münzunion zu dieser Zeit zurückblieb, der „eine völlige Münzeinheit“ geschaffen hatte.14 Jahrzehnte später urteilte er etwas milder: „Alles was sich erreichen ließ, waren Münzverträge zwischen den Staaten des Zollvereins, die gewisse einheitliche Grundsätze für die Münzprägung enthielten.“15 Die Kleinmünzen waren von diesen Vereinheitlichungsregelungen der Münzverträge nur teilweise umfasst. Für Süddeutschland wird festgestellt, dass der Münchner Vertrag das bis dahin bestehende „Kleinmünzenelend“ beendete und die Verhältnisse der Kleinmünzen von zumindest 3 Kreuzer Wert, nicht aber der kleineren Nominale, regelte.16 Dem Dresdner Vertrag wird, trotz der großen Bedeutung, die ihm für die Hauptmünzen zugesprochen wird, nur geringe oder sogar keine Bedeutung für die Kleinmünzen zugebilligt.17 In Sachsen, das sich mit seinen Vorschlägen zu einer gemeinsamen Neuordnung der Kleinmünzen bei den Verhandlungen zum Dresdner Vertrag nicht durchsetzen konnte, bedauerte die zweite Kammer des Landtages in ihrem o.g. Bericht „daß über die wichtige Frage der Eintheilung des Thalers und Groschens eine allgemeine Vereinbarung nicht zu erzielen gewesen ist“ und nennt dies einen Mangel des Vertrages.18 Auch die erste Kammer des Sächsischen Landtags lobt die Fortschritte des Dresdner Vertrages bei der Einführung eines gemeinsamen Münzgrundgewichtes und Münzfußes, auch wenn der Vorschlag das „1/3 Thalerstück im 14 Thalermünzfuß zur Hauptmünzeinheit zu machen, folglich in 100 Pfennige zu untertheilen noch nicht erfolgreich war“.19 Dagegen wird der Wiener Vertrag im 20. Jahrhundert von Rittmann gelobt, als Vertrag, mit dem „das Münzwesen des Gebiets des späteren Deutschen Reiches von 1871 die Ge-
12 SächsHStA 10692: Ständeversammlung des Königreichs Sachsen, Nr. 1507: Acta der ersten Kammer. Die Gesetzentwürfe zu Einführung des 14 Thalerfußes in hiesigen Landen betrf., BlattNr. 216. 13 Karl HELFFERICH, Die Folgen des Deutsch-Österreichischen Münz-Vereins von 1857, Straßburg 1894, S. 20. 14 Ebd., S. 122. 15 Karl HELFFERICH, Das Geld, Leipzig 31916, S. 154. 16 RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit, S. 131 und S. 136f. 17 Ebd., S. 139: Der Dresdner Vertrag vereinbarte „über die Scheidemünze nichts“. 18 SächsHStA 10692, Nr. 1507, BlattNr. 217. 19 Ebd., BlattNr. 1.
18
1. Einleitung
stalt“ erhielt „die bis zur Einführung der Reichswährung andauerte,“20 und mit dem „auch die Scheidemünzen eingehend“ geregelt wurden.21 Damit bestand bisher der Eindruck, der Dresdner Vertrag habe zwar keine Regelungen zu den Kleinmünzen getroffen, aber die wichtigste Konvergenzgrundlage bei den Hauptmünzen realisiert. Der Münchner Vertrag galt bei den meisten, mit Ausnahme von Helfferich, hingegen als ein vorbereitender Vertrag, der die Verhältnisse allein der süddeutschen Staaten regelte, um sie für den Dresdner Vertrag überhaupt erst beitrittsfähig werden zu lassen. Als Vertrag, dem eine, außerhalb seiner Vorbereitungsfunktion, nur regionale Bedeutung beigemessen wurde, sei die Harmonisierung der Silberscheidemünzen bei ihm auch richtig angesiedelt, wenn er auch die Verhältnisse der Kupferscheidemünzen nicht geregelt habe. Der Wiener Vertrag wird von den meisten als Abschluss dieser drei Verträge gesehen, der für die Vertragsstaaten nun auch die Kleinmünzenverhältnisse von seinen Bestimmungen umfasst habe. Soetbeer, der den Dresdner Vertrag so sehr gelobt hatte, bewertet den Wiener Vertrag dagegen nur in technischer Hinsicht als Fortschritt.22 Dass es auch außerhalb der Münzverträge Vereinheitlichungsimpulse gab, ist vielen gar nicht bewusst.23 Allenfalls ist noch bekannt, dass sich die Kleinmünzen einiger mittel- und norddeutscher Staaten mit denen Preußens ab ca. der Mitte des 19. Jahrhunderts auffallend ähneln. Es fehlte bislang eine Untersuchung der Entwicklung und Konvergenzen aller deutschen Kleinmünzensysteme. Insbesondere ist bisher nicht im großen Zusammenhang untersucht worden, welche Entwicklungs- und Konvergenzimpulse auch außerhalb der genannten Münzverträge vorlagen. Einige Impulse durch die Münzverträge, aber auch außerhalb der Verträge entstehende Anstöße, sollten dabei auch Einfluss auf die Einführung der Reichswährung, dem Punkt, in dem die Münzkonvergenzen schließlich erfolgreich zusammenflossen, bekommen. Die Aufgabe dieser Untersuchung ist es, die großen Entwicklungsstränge und Konvergenzen dieser Münzsysteme zu schildern und ihre Hintergründe zu erläutern. Die Gewichtung der drei großen Münzverträge zueinander und gegenüber den außerhalb dieser Verträge liegenden Impulse soll 20 RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit, S. 155. 21 Ebd., S. 158. 22 Ansonsten führt er als Begründung, warum er sich mit dem Wiener Vertrag nicht tiefer befasse wie folgt aus: „… da derselbe die Sache der deutschen Münzeinigung im Wesentlichen nicht weiter geführt hat und auch für die Anbahnung der Goldwährung und des Dezimalsystems ohne erheblichen praktischen Einfluß geblieben ist.“, SOETBEER, Deutsche Münzverfassung, S. 6. 23 SCHWARZER, Einleitung, S. 27, formuliert dass sich „die Vereinheitlichung des deutschen Geldwesens bis zur Einführung der Reichswährung de jure“ über die Münzverträge von München, Dresden und Wien vollzogen hätten und deutet damit zumindest an, dass es de facto auch andere Einflüsse gab.
1. Einleitung
19
dabei kritisch hinterfragt werden. Dabei sollen insbesondere die Entwicklungen und Konvergenzen der Kleinmünzensysteme beleuchtet werden. Der Kern dieser Untersuchung zielt dabei auf die Beantwortung der folgenden Frage: Gab es neben den großen Münzverträgen des 19. Jahrhunderts weitere gewichtige Konvergenzimpulse für die Kleinmünzenprägungen der deutschen Staaten mit Einfluss auf die Reichswährung? Als am Ende des 20. Jahrhunderts sich eine Reihe von Staaten der Europäischen Union im Rahmen des erklärten Ziels „die Stärkung und Konvergenz ihrer Volkswirtschaften herbeizuführen und eine Wirtschafts- und Währungsunion zu errichten“24 für die Einführung einer gemeinsamen Währung entschieden25, war die Situation mit der der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert in einigen Bereichen nicht, in anderen aber schon vergleichbar. Der erste Präsident der Europäischen Zentralbank, Wim Duisenberg betonte in seiner Dankesrede bei der Entgegennahme des Karlspreises am 9. Mai 2002 über den Euro: „Er ist die erste Währung, die nicht nur ihre Bindung an Gold,26 sondern auch ihre Bindung an den Nationalstaat gelöst hat. Hinter ihm steht weder die Wertbeständigkeit des Metalls noch das Gewicht des Staates.“27 Die Währungen der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert waren Kurantwährungen28 und somit mit der nahezu stoffwertlosen Kreditwährung 24 Präambel des Vertrages über die Europäische Union, zitiert nach: Vertrag über die Europäische Union, vom 7. Februar 1992, (Inkrafttreten: BGBl. II S. 1947), in: Claus Dieter CLASSEN, Europa-Recht, München 242011, S. 1-32, hier: S. 3; Vergleiche auch Art. 3 Absatz 4 des EU-Vertrages: „Die Union errichtet eine Wirtschafts- und Währungsunion, deren Währung der Euro ist“. 25 Bereits im Juni 1989 war „die Einführung einer gemeinsamen Währung im Grundsatz beschlossen“ und durch das 1979 in Kraft getretene Europäische Währungssystem, das die Schwankungsbreite der dort eingebundenen nationalen Währungen begrenzte, mit der Rechnungseinheit „Ecu“ vorbereitet worden. Die Bevölkerungen der teilnehmenden Staaten hielten die neuen Euro-Geldscheine und Münzen ab dem 1. Januar 2002 in den Händen, Dietmar HERZ / Christian JETZELSPERGER, Die Europäische Union, München 22008, S. 97ff. 26 Präziser wäre es gewesen nicht nur von Gold, sondern von Edelmetall zu sprechen. Bis zur Einführung der Reichswährung beruhten die deutschen Währungen fast ausschließlich auf Silber. 27 Wim DUISENBERG, Rede bei der Entgegennahme des Karlspreises, Aachen 9. Mai 2002, zitiert nach: David MARSH, Der Euro. Die geheime Geschichte der neuen Weltwährung, Hamburg 2009, S. 13 sowie S. 353. 28 Währungen mit Münzen, deren Wert allein auf dem ihnen enthaltenen Edelmetallgehalt beruht. Von gelegentlich auftretenden geringen Differenzen abgesehen, entsprach der nominale Wert damit dem Edelmetallwert der Kurantmünzen. Bei den Scheidemünzen, zu denen auch alle Kleinmünzen gehören, gab es grundsätzlich eine Differenz zwischen Metallwert und dem offiziellen nominalen Wert. Diese Untersuchung
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1. Einleitung
des Euro schon aus diesem Grunde nur begrenzt vergleichbar. Zentrale Streitpunkte, die die Münzpolitik des 19. Jahrhunderts, wie schon in den Jahrhunderten zuvor, stark beschäftigt hatten, welches Münzgrundgewicht und welcher Münzfuß zugrunde gelegt werden sollte, stellten sich bei der Kreditwährung des Euro, wie schon seiner direkten Vorläuferwährungen, nicht. Auch die Entscheidung für ein dezimales Teilungssystem für das Münzwesen und andere Gewichts- und Maßeinheiten war im 19. Jahrhundert abschließend getroffen worden und konnte seitdem auch nicht mehr ernsthaft in Frage gestellt werden. Dennoch gab es Aspekte, für deren Klärung es lohnte das Vorbild der deutschen Münzpolitik im 19. Jahrhundert zu Rate zu ziehen.29 Sowohl bei der Einführung des Euro, als auch in der gemeinsamen Münzpolitik der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert ging es um den freiwilligen Verzicht von Rechtssetzungskompetenzen zugunsten einer einheitlichen oder einheitlicheren Währungspolitik. Damals wie heute „gilt im Normalfall, dass ein einheitliches Zahlungsmittel das Kennzeichen politischer Homogenität ist“,30 so wie umgekehrt bei der Loslösung von meist nach großen Umbrüchen neu entstandenen Staaten voneinander die getrennten Währungsreformen oft von sehr konstitutiver Bedeutung sind.31 Einer der Berater des französischen Präsidenten Charles de Gaulle, das ehemalige Mitglied der Leitung der französischen Banque de France, Jacques Rueff, hielt eine gemeinsame Währung für eine zwingend notwendige Bedingung für die Entwicklung eines vereinten Europa: „L´Europe se fera par la monnaie ou ne se fera pas.“ 32 Der frühere Vizepräsident und spätere Präsident der Deutschen Bundesbank Helmut Schlesinger33 sah zwar wird sich auch mit den Schwierigkeiten beschäftigen die sich für die Wertbeständigkeit der Kleinmünzen aus dieser Differenz ergaben. 29 HOLTFRERICH betont „ein paar erhellende Parallelen zwischen der Einführung des Euro und, ausgerechnet, der Einführung der Markwährung nach der Reichsgründung 1871.“, Carl-Ludwig HOLTFRERICH, Eine Frage der Identität, in: Zwanzig Jahre Einheit, Beilage der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, 3.10.2010, S. 11f., hier: S. 12. 30 MARSH, Der Euro, S. 26. 31 So waren z.B. die getrennten Währungsreformen in dem von den Westalliierten besetzten Teil Deutschlands auf der einen und dem von den Sowjets besetzten Teil Deutschland im Jahr 1948 grundlegend für die Entstehung der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik, Ulrich M ÄHLERT, Kleine Geschichte der DDR, München 62009, S. 36; Hermann WEBER, Kleine Geschichte der DDR, Köln 21980, S. 40; Manfred GÖRTEMAKER, Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Von der Gründung bis zur Gegenwart, Frankfurt/a.M. 2004, S. 40-42; ein weiteres Beispiel sind die Einführung jeweils eigener Währungen nach der Teilung der Tschechoslowakei 1992. 32 Zitiert nach: MARSH, Der Euro, S. 27. 33 Schlesinger war von 1980-1991 Vizepräsident und von 1991-1993 Präsident der Deutschen Bundesbank, ebd., S. 418.
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Grenzen der Vergleichbarkeit zwischen der Einführung der Reichswährung und der des Euro, betonte in einer Rede im Jahr 1997 aber auch Parallelen: „Die finanziellen Mittel des Reiches waren sehr begrenzt. (…) Die Situation war nicht sehr viel anders als die gegenwärtige Lage der Europäischen Gemeinschaften.“34 Zumindest in der Frage der Nominalbezeichnungen und der äußeren Gestaltung für die gemeinsamen Münzen tauchten Probleme auf, die nicht zu den zentralen Fragen der Währungspolitik gehören, die aber die Empfindlichkeiten der Bevölkerungen berührten.35 Um der in großen Teilen der Bevölkerungen damals vorhandenen und in finanziellen Krisenzeiten immer wieder auftauchende Skepsis an einer europäischen Währung entgegen zu wirken, war es klug, Belastungen durch insgesamt gesehen nachrangige Fragen36 zu vermeiden und historische Beispiele zu prüfen.37 Dies galt erst recht für die Sorge gerade der deutschen Bevölkerung, dass die Ersparnisse durch eine „Währungsreform“ wie nach den Weltkriegen abgewertet werden würden.38 Tatsächlich handelte es sich bei der Einführung des Euro um eine „Währungsumstellung“ wie in Deutschland 1871/76, bei der keine Abwertung vorgenommen wurde,39 auch wenn Gerhard Zweifel äußert die Ereignisse von 1871 bis 1876 als „Währungsunion“ zu bezeichnen, da „die Einzelstaaten in einem Umfang Rechte an das Reich 34 Helmut SCHLESINGER, Rede vor der Universität Amsterdam am 2. April 1997, zitiert nach: MARSH, Der Euro, S. 391, Fußnote 27. 35 Nachdem vor der Ausprägung der Euromünzen die Rechnungseinheit „ECU“ (European Currency Unit) als Nominalbezeichnung auch für die auszuprägenden Münzen diskutiert wurde, kam auch der „Franken“ als Vorschlag ins Gespräch. Man einigte sich schließlich auf das Kunstwort „Euro“ zu dem es, anders als bei den Vorschlägen „Ecu“, der als Nominalbezeichnung auch ein historisches französisches Vorbild hatte, und „Franken“ bzw. „Francs“ keine besondere Nähe oder Ferne von Mitgliedstaaten gab. Um den „Cent“ als Unterteilung gab es kaum ähnlich engagierte Diskussionen. Der als eigenständiges Zahlungsmittel aufgrund jahrhundertelanger Inflation kaum noch werthaltige „Pfennig“ hatte für die Deutschen, trotz seiner erheblich weiter zurückreichenden Geschichte als ausgeprägte Münze, längst nicht die gleiche emotionale Bedeutung wie die „Mark“ als Symbol des wirtschaftlichen Wiederaufbaus nach dem Krieg. 36 Die politische Erfahrung zeigt, dass auch inhaltlich nachrangige Fragen die Emotionen der Bevölkerung berühren können und dann gelegentlich zu einem größeren Politikum werden als gewichtigere inhaltliche Fragen, die aufgrund ihrer Komplexität nicht oftmals nicht der breiten Öffentlichkeit vermittelbar sind. 37 Auch für die Einführung der Reichswährung 1871 achtete man darauf, einen Währungsnahmen zu wählen, der „keinen Unmut in den bisherigen Geltungsbereichen des Talers bzw. des Guldens“ erregte, MARSH, Der Euro, S. 355, RdNr. 21, mit weiteren Nachweisen: Christian ERB / Dieter LINDENLAUB, Währungen im Übergang. Die Einführung der Mark 1871-1876 in aktueller Perspektive, Frankfurt/a.M. 2001, S. 12. 38 Bernd SPRENGER, Das Geld der Deutschen, Paderborn 32002, S. 260. 39 Ebd.
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abtraten“, dass besser von einer „Währungsreform“ gesprochen werden sollte.40 Unabhängig davon, ob für die Einführung der Reichswährung und des Euro eher der Begriff „Währungsunion“, „Währungsumstellung“ oder „Währungsreform“ zu Grunde gelegt werden sollte, da zum einen eine Abwertung in beiden Fällen nicht vorlag und zum anderen die wesentlichen Kompetenzen an das Reich bzw. an die Europäische Zentralbank übertragen wurden, ist eine Vergleichbarkeit schon in diesen Punkten gegeben. Es ist denkbar, dass die oben genannten Aspekte auch zukünftig wieder streitig diskutiert werden könnten. Dies gilt im Fall eines Auseinanderbrechens des Euroraumes41 mit der Fortführung einer gemeinsamen Währung durch ein „Kerneuropa“ genauso, wie für den Beitritt weiterer, in Relation zu den bisherigen Eurostaaten mittelgroßer und vielleicht sogar großer Staaten.42 Auch für sich in anderen Kontinenten zukünftig bildende Währungszusammenschlüsse könnte das Beispiel der Euromünzen und der Münzprägung der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert hilfreiches Anschauungsmaterial sein. Ebenso wenig ist auszuschließen, dass sich noch in diesem Jahrhundert Währungszusammenschlüsse zwischen dem Euroraum und anderen bis dahin gebildeten Währungsräumen vollziehen. Solange die Geldpolitik der Staaten und Währungsräume auf Münzen bei der Abwicklung des kleinen, alltäglichen Zahlungsverkehrs nicht verzichtet, trägt die Beschäftigung mit der historischen Entwicklung von Konvergenzen in der Münzprägung das Potential zur Fehlervermeidung in sich.
40 Hans-Jürgen GERHARD, Vom Leipziger Fuss zur Reichsgoldwährung. Der lange Weg zur deutschen Währungsunion von 1871/76, in: Numismatische Studien 15, 2002, S. 249-290, hier: S. 286. 41 Die stark wachsenden Haushaltsdefizite einiger Euroländer seit 2009 haben zu einer zunehmend kritischeren Beurteilung des Euros geführt, die nach Jahren zunehmender Akzeptanz wieder der skeptischen Einstellung zur Zeit seiner Einführung ähnelte. Der Journalist Philip PLICKERT schreibt am 21. Juni 2011 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), dass nach Umfragen 80 Prozent der Deutschen die Stabilität des Euros durch die Schuldenkrisen, insbesondere Griechenlands, für gefährdet halten, Philip PLICKERT, Die Vor- und Nachteile des Euro, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung Online, 22. Juni 2011, http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/eurokrise/waehrungsuniondie-vor-und-die-nachteile-des-euro-1653839.html, letzter Zugriff: 24.04.2016. 42 Es ist denkbar, dass Großbritannien irgendwann der Eurozone beitritt. In noch fernerer Zukunft ist auch ein Beitritt z.B. der Ukraine, der Türkei und sogar Russlands zumindest nicht auszuschließen. In diesen Fällen ist denkbar, dass diese bevölkerungsreichen und teilweise auch wirtschaftlich bedeutenden Staaten auch Einfluss auf die Grundzüge einer gemeinsamen Währung nehmen wollen. Dies kann sich auch auf Punkte, denen vergleichsweise eher symbolische Bedeutung zugesprochen wird, wie die Nominalbezeichnung oder die äußere Gestaltung, beziehen.
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1.1 Deutsche Münzprägungen des 19. Jahrhunderts als Ausdruck ihrer Zeit Das 19. Jahrhundert kann mit guten Gründen als „Achsenzeit“ der Weltgeschichte angesehen werden. Mit vielleicht ebenso guten Argumenten verdienen es auch andere Epochen, ihnen eine besondere Bedeutung für die Menschheitsgeschichte zuzugestehen. Dies gilt zum Beispiel für das 6. vorchristliche Jahrhundert in Bezug auf die Entwicklung der Demokratie in einigen griechischen Stadtrepubliken genauso wie die Zeit um 1500, als nach der Entdeckung Amerikas das Mittelalter endete und die Neuzeit begann. Das 19. Jahrhundert hat jedoch unter allen besonderen Epochen dennoch eine herausragende Bedeutung. Im 19. Jahrhundert begann der Schritt in die Moderne. Tiefgreifende gesellschaftliche, politische, technische und ökonomische Umgestaltungsprozesse geschahen in einer vorher nicht gekannten Geschwindigkeit. Große Fortschritte in der landwirtschaftlichen Produktion und der medizinischen Entwicklung ließen die Bevölkerung stark wachsen.43 Die Industrielle Revolution mit einer stärkeren Mechanisierung und Arbeitsteilung war eng verbunden mit der Verkehrsrevolution. Die Eisenbahn, Dampfschiffe, Chausseen und Kanäle ermöglichten landwirtschaftliche Überschüsse und Industrieprodukte preiswerter und über erheblich größere Distanzen als bisher auszutauschen. Während bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts „kein anderes Höchstmaß irdischer Fortbewegung gegolten als der Lauf des Pferdes, das rollende Rad, das geruderte oder segelnde Schiff“ veränderte „das neunzehnte Jahrhundert fundamental … Maß und Rhythmus der irdischen Geschwindigkeit“.44 Die Kommunikationsrevolution durch die erhebliche Steigerung der Alphabetisierung mit der Folge, dass Zeitungen, Broschüren und Bücher mehr gelesen wurden und die Erfindung der Telegrafie und der ersten Telefone erlaubten einen vorher nie da gewesenen Informationsaustausch. Mit dem großen Schub in der Entwicklung des Bildungswesens, von der Elementarbildung der Volksschulen bis zu den Reformen der Universitäten nach den Plänen von Humboldt, wurde eine breite Grundlage für die Entwicklung von Wissenschaft
43 In den Staaten die 1871 das Reichsgebiet bilden sollten, wuchs die Bevölkerung von 1816 mit 28,4 Millionen auf 40,8 Millionen im Jahr 1870, Josef E HMER, Bevölkerungsgeschichte und Historische Demographie 1800-2000. Enzyklopädie Deutscher Geschichte 71, München 2004, S. 17, Tabelle 1. Auch wenn man berücksichtigt, dass der Anstieg von 1816 bis 1840 auf eine „effizientere Erfassung“ statt auf einen realen Anstieg zurückzuführen ist, bleibt von 1840 mit ca. 32,8 Millionen ein Anstieg innerhalb von 30 Jahren um 8 Millionen (ebd., S. 7 und S. 17, Tabelle 1). Zuwanderung spielte dabei „keine Rolle“; die Bevölkerung wuchs trotz erheblicher Auswanderung, ebd., S. 9. 44 Stefan ZWEIG, Das erste Wort über den Ozean, Wiesbaden 2013 [Erstauflage von 1943], S. 138.
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und Forschung gelegt. Die wirtschaftlich-technischen und wissenschaftlichen Entwicklungen befruchteten und beschleunigten sich gegenseitig. Die sozialen und gesellschaftlichen Umbrüche beruhten aber nicht nur auf den ökonomisch-technischen Impulsen. Das 19. Jahrhundert war auch geprägt durch die Kriege und Reformen Napoleons und die damit verbundenen sozialen gesellschaftlichen Umbrüche, zu denen auch die Entstehung der politischen Grundströmungen Liberalismus, Sozialismus und Nationalismus gehören. Auch wenn im 19. Jahrhundert nicht der Ursprung für diese Entwicklungen lag – demokratische Ansätze kannte bereits die Antike –, so brachte doch das 19. Jahrhundert den Durchbruch zu einem allgemeinen Wahlrecht, zumindest für die Männer. Auch zu einer Verwirklichung des Grundsatzes der Gewaltenteilung kam es in Westeuropa erst im 19. Jahrhundert. Das Bürgertum gewann an gesellschaftlicher und politischer Bedeutung. Ein neuer Stand, die Arbeiter, begann sich als gesellschaftlichökonomischer Faktor zu entwickeln und forderte entsprechende Partizipation. Die Städte, als Zentren der Industrialisierung, wuchsen erheblich. Staatliche und kommunale Einrichtungen versorgten die Städte mit Gas, Elektrizität und Trinkwasser und kümmerten sich um die Abwasser- und Abfallentsorgung. Die seit dem Mittelalter nur in Ansätzen vorhandenen sozialen Sicherungssysteme wurden zu den ersten gesetzlich veranlassten Sozialversicherungen moderner Prägung. Trotz einer Entwicklung vom Nationalismus zum Imperialismus, trotz öfter wiederkehrender protektionistischer Widerstände gegen einen sich verstärkenden Welt- und Freihandel wurden im 19. Jahrhundert wirtschaftliche und gesellschaftliche Grundlagen für eine Entwicklung gelegt, die sich im 20. Jahrhundert fortsetzte und die man zu Beginn des 21. Jahrhunderts als Globalisierung bezeichnete.45 Seit ihrer Erfindung vor über 2.600 Jahren ist die Münze eine Quelle, die historische Entwicklung in besonderem Maße und sehr kompakt dokumentiert.46 Sie war schon immer im besonderen Maße Spiegel politischer und wirtschaftlicher Entwicklungen. Die Numismatik gilt nicht als zum Kern der Historischen Hilfswissenschaften zugehörig.47 Die Numismatik als wichtiges Teilgebiet der Geldgeschichte behandelt aber einen Gegenstand, 45 Auch NORTH betont, dass nach den Napoleonischen Kriegen die europäische Wirtschaft in die weltwirtschaftliche Integration mit einer Vereinheitlichung der Währung im Goldstandard, der endgültigen Etablierung der Banknoten, der Ausbildung des modernen Bankwesens und einer gewaltigen Ausweitung des Kredits in eine neue Epoche eintrat, Michael NORTH, Das Geld und seine Geschichte. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, München 1994, S. 143. 46 Hermann JUNGHANS, Das Erbe der Geschichte, Berlin / Milow / Straßburg, 2004, S. 27f. 47 Niklot KLÜßENDORF, Münzkunde Basis Wissen, Hannover 2009, S. 13.
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der in seiner Gegenwärtigkeit im Alltag von keinem anderen historischen Zeugnis, höchstens mit Ausnahme der Zeitung und im 20. Jahrhundert noch von dem Plakat, übertroffen wird. Diese Arbeit untersucht Entwicklungs- und Konvergenztendenzen in der deutschen Münzprägung innerhalb und außerhalb der im 19. Jahrhundert geschlossenen deutschen Münzverträge. Zwar gab es in Deutschland insbesondere mit den Reichsmünzordnungen im 16.48 und den Münzverträgen des 17.49 und 18.50 Jahrhunderts schon vor dem 19. Jahrhundert Vereinheitlichungsbemühungen, sie waren aber erst im 19. Jahrhundert wieder von einem umfassenden Erfolg gekrönt. Bis zur Reichseinigung spiegeln die deutschen Münzen des 19. Jahrhunderts die Zerrissenheit des Geldwesens im besonderen Maße wider.51
1.2 Forschungsstand und Diskussion der vorhandenen Quellen Im Gegensatz zu den so genannten Hauptmünzen sind die Kleinmünzen relativ selten Gegenstand historischer Untersuchungen. Hauptmünzen, wie zum Beispiel Goldmünzen oder Taler aus Silber, sind auf Grund ihres Metallwertes schon zur Zeit ihrer Herstellung mit mehr Aufwand und künstlerischen Fertigkeiten kreiert worden und haben deshalb auch später mehr Beachtung gefunden. Gerade die Großmünzen konnten mit ihrer grundsätzlich größeren Fläche auch mehr schriftliche und bildliche Informationen enthalten und repräsentativer gestaltet werden. Auf Grund ihres zum Teil beträchtlichen Edelmetallwertes waren sie grundsätzlich geeignet, auch außerhalb der Staaten, in denen sie kursgültig waren, in Zahlung genommen zu werden. Es war daher sowohl für Kaufleute als auch für mit Geldverkehr befassten Administrationen erforderlich, die Großmünzen anderer Staaten und ihren Wert zu kennen. Die so genannten Kaufmannsbücher haben sich daher hauptsächlich mit den Großmünzen aller, nicht nur der deutschen, Staaten auseinandergesetzt und Gewicht, Feingewicht und das Verhältnis der Nominale zueinander aufgeführt.52
48 Reichsmünzordnungen von 1524, von 1551 und 1559. 49 Insbesondere der Münzvertrag von Zinna 1667. 50 Vor allem die Bayrisch-österreichische Münzkonvention von 1753. 51 Günter SCHÖN / Jean-Francois CARTIER, Weltmünzkatalog 19. Jahrhundert, Augsburg 11 1992, S. 199 und SCHWARZER, Einleitung, S. 26. 52 Johann Christian NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch der Maaß=, Gewichts= und Münzkunde, der Wechsel=Geld= und Fondscourse usw. für Banquiers und Kaufleute, Berlin 191871; Friedrich NOBACK, Noback`s Münz-, Maass und Gewichtsbuch. Das Geld-, Maass und Gewichtswesen, die Wechsel- und Geldkurse, das Wechselrecht und die Usanzen, Leipzig 21877.
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Die meist offiziell nur in ihrem Herstellungsstaat kursgültigen Kleinmünzen waren dagegen für den staatenübergreifenden Handel von nachrangiger Bedeutung. Im alltäglichen lokalen Geldverkehr überwog dagegen die Bedeutung der Kleinmünzen. Ihr Wert war vor Ort, mit gewissen Einschränkungen, geläufig oder man ließ eine kurze Einschätzung des Wertes bei fremden Münzen häufig genügen. Es bestand daher nicht das zwingende Bedürfnis, sich mit fremden Kleinmünzen in der gleichen Intensität zu beschäftigen wie mit den Großmünzen. Das Erfordernis der Kenntnis und der Wertvergleichbarkeit der Großmünzen und ihr im Verhältnis zu den Kleinmünzen höherer künstlerischer Wert sind der Grund dafür, dass sie frühzeitig nicht nur ein höheres politisches und wirtschaftliches Interesse fanden, sondern auch eine intensive wissenschaftliche Untersuchung nach sich gezogen haben. Im Vergleich zu den Großmünzen sind die Kleinmünzen zwar von geringerer politischer und handelspolitischer Bedeutung; sie sind jedoch auf Grund ihrer Dominanz im lokalen Zahlungsverkehr im Alltag nicht gänzlich ohne politische und wirtschaftliche Relevanz. 1.2.1 Quellenlage Die Numismatik als Teil der Geldgeschichte stützt sich im Wesentlichen auf drei Hauptquellengruppen: Münzen53, Münzfunde und Schriftquellen.54 Zu den Schriftquellen zählen in erster Linie die Münzakten, die sich vor allem mit den rechtlichen Grundlagen, der Abwicklung des Münzbetriebes und der Überwachung des Geldumlaufs befassen.55 Auch wenn die Ergiebigkeit der Münzakten im Laufe der Jahrhunderte zugenommen hat 56, ist das Archivmaterial noch im 19. Jahrhundert zum Teil zufällig zustande ge53 Hierzu werden außer den Münzen auch andere münzkundliche Sachquellen gerechnet, wie zum Beispiel Münzstempel, Niklot K LÜßENDORF, Münzakten. Zur Quellenkunde der Numismatik und Geldgeschichte der Neuzeit, in: Hamburger Beiträge zur Numismatik 33/35, 1988, S. 153-167, hier: S. 153. 54 KLÜßENDORF, Münzkunde, S. 14. 55 KLÜßENDORF gliedert Münzakten wie folgt: I. Akten zur Münzprägung A) Rechtliche Grundlagen (mit weiteren Untergliederungen) B) Abwicklung des Münzbetriebs (mit weiteren Untergliederungen) II. Akten zur Überwachung des Geldumlaufs (mit weiteren Untergliederungen) III. Akten zur Beschäftigung mit Münzen außerhalb ihrer Eigenschaft als Zahlungsmittel (mit weiteren Untergliederungen); KLÜßENDORF, Münzakten, S. 160-163. Diese Gliederung bezieht sich auf numismatische Untersuchungen der frühen Neuzeit. Für die hier vorliegenden Untersuchungen waren nur die Münzverträge von wesentlicher Bedeutung. 56 KLÜßENDORF, Münzakten, S. 154ff.
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kommen und zumindest als lückenhaft zu bezeichnen.57 Dies gilt zumindest für die Münzentwicklung in vielen der kleineren deutschen Staaten. In den größeren und mittelgroßen deutschen Staaten (vor allem Preußen, Bayern, Sachsen) ist die Aktenlage dagegen sehr viel umfangreicher. Insbesondere die Münzverträge von München, Dresden und Wien sind dort auch mit ihrer Vor- und Nachgeschichte relativ umfangreich durch Archivalien dokumentiert. Der Wiener Vertrag hat gegenüber den beiden früheren dabei den Vorzug, dass seine Verhandlungsgeschichte durch umfangreich geführte und sogar gedruckt vorliegende Protokolle besser nachvollzogen werden kann. Die Gesetze der Staaten bzw. des Norddeutschen Bundes sind in den Gesetzessammlungen und die großen Münzverträge nicht nur vollständig erhalten, sondern letztere auch gebrauchsfreundlich in einem Band nachgedruckt worden.58 Die Münzvertragstexte beschäftigen sich allerdings, wie die Kaufmannsbücher, in erster Linie mit den Hauptmünzen und nur ansatzweise mit den Kleinmünzen. Für das Verständnis der Währungssysteme in den Staaten und ihrer Verhältnisse zueinander sind die so genannten Kaufmannsbücher hilfreich. Sie erläutern die weltweiten Geldsysteme ihrer Zeit, insbesondere soweit es 57 Zum Beispiel zitiert J AEGER bezüglich der sächsisch-hildburghausischen Münzen Otto F. MÜLLER: „Die Akten seien sehr lückenhaft und nur sehr wenig vorhanden“, Kurt JAEGER / W. GRASSER, Die Münzprägungen der deutschen Staaten vor Einführung der Reichswährung, Band 11: Die Sächsischen Herzogtümer: Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Coburg und Gotha, Sachsen-Hildburghausen, SachsenCoburg-Meiningen, Sachsen-Meiningen (-Hildburghausen), Sachsen-Weimar und Eisenach, Basel 1970, S. 72; und auch HECKL stellen für Anhalt-Bernburg fest, dass der Bestand an Münzakten große Lücken aufweist, Jens HECKL, Das Geldwesen Anhalts unter Berücksichtigung der Staatsschulden 1690 bis 1875, Hamburg 1999, S. 19; teilweise sind Akten, wie zum Beispiel von Hessen-Darmstadt, dem 2. Weltkrieg völlig zum Opfer gefallen und nur noch indirekt und zu kleinen Teilen über die Münzakten anderer Staaten nachvollziehbar, Kurt JAEGER, Die Münzprägungen der deutschen Staaten vor Einführung der Reichswährung, Band 2: Baden, Frankfurt, Kurhessen, Hessen-Darmstadt, Hessen-Homburg, Basel 21969, S. 3; auch SCHNEIDER stellt für Nassau zwar zunächst eine „recht gute Quellenlage im Hessischen Hauptstaatsarchiv“ fest, nennt dann aber doch eine Reihe von Lücken (z.B. S. 21, Fußnote 26; S. 25 Fußnote 34; S. 28, Fußnote 46; S. 37, Fußnote 89; S. 79, Fußnote 239): S CHNEIDER, Das Münzwesen im Herzogtum Nassau. KLÜßENDORF bedauert ebenfalls den Verlust der waldeckischen Münzakten, die sich aber teilweise durch den Rückgriff auf andere Akten ausgleichen ließen, Niklot KLÜßENDORF, Papiergeld und Staatsschulden im Fürstentum Waldeck (1848-1890), Marburg 1984, S. 4. 58 Karl Dieter SEIDEL (Hrsg.), Die deutsche Geldgesetzgebung seit 1871. Münzen, Papiergeld und Notenbanken mit den Münzverträgen der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert, München 1973. Trotz des Titels enthält der Band von SEIDEL auch die Münzverträge ab 1837. Er enthält allerdings nicht alle Verordnungen, weshalb zusätzlich auf das Werk von GRASSER zurückgegriffen wird, der diesen Mangel ausgleicht, Walter GRASSER (Hrsg.), Deutsche Münzgesetze 1871-1971, München 1971.
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die Gold- und Silbermünzen betrifft. In den Tabellen der geläufigsten Kaufmannsbücher sind bei den Silbermünzen zumeist auch die Billonscheidemünzen mit berücksichtigt. Die Kupferscheidemünzen finden hingegen nur beiläufig Erwähnung.59 Die Edelmetallsorten werden in den Tabellen dieser Kaufmannsbücher in Bezug auf ihre Stückzahl zum üblichen Münzgrundgewicht und zu den zu der Zeit häufigsten Münzfüßen gesetzt. Das bedeutendste Kaufmannsbuch des 19. Jahrhunderts in Deutschland war der „Nelkenbrecher“, der schon im 18. Jahrhundert in mehreren Auflagen erschienen und von verschiedenen Autoren im 19. Jahrhundert fortgeführt worden war. In ihm werden im Regelfall nicht nach Staaten 60, sondern nach wichtigen Handelsplätzen gegliederte Informationen über das Geldwesen, ausgeprägte und fremde umlaufende Münzen, das Geldrechnungssystem und allgemeine Informationen über die jeweilige Stadt und ihre Maße, Gewichte und Handelsgewohnheiten gegeben. Nelkenbrecher unterscheidet in seinen Tabellen zwischen Nominal- und Realwert der Münzen. Der wesentlichere Wertbezug im Vergleich der Währungen zueinander, war jedoch der Edelmetallgehalt, also der Realwert der Münzsorten.61 Der Nominalwert konnte ggf. in anderen Staaten durch Valvationstabellen herabgesetzt werden, wenn er nicht sogar im eigenen Land mit Abschlag gehandelt wurde.62 Während Nelkenbrecher in seinen Auflagen die Nominale zur Kölner Feinen Mark und zum 13 1/2 Taler-63, 14 Taler- und 24 1/2 Guldenfuß in Beziehung setzt und die Ergebnisse des Dresdner Vertrages von 1838 berücksichtigen kann, zielt Noback in seiner 1877 erschienenen 2. Auflage darauf ab, die Nominale in ihrem Wert zur neuen Reichswährung in Beziehung zu setzen. Darüber hinaus kann er die seit dem Wiener Vertrag von 1857 geprägten Nominale berücksichtigen. Sowohl Nelkenbrecher als auch Noback 59 So wird z.B. bei NELKENBRECHER noch 1871 zum Münzsystem Altenburgs etwas lapidar ausgeführt „Das Herzogthum rechnet seit 1841nach Thalern zu 30 Neugroschen à 10 Pfennigen im 14 Thalerfuße, jetzt nach dem 30 Thalerfuße (siehe Berlin).“, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 15. Der Hinweis auf Berlin statt auf Dresden oder Leipzig ist dabei wegen des anderen Teilungssystems der Groschen in Pfennige etwas irreführend. 60 Zu den Ausnahmen zählt z.B. der Staat Lippe. Andererseits wird unter der Überschrift eines Staates auch auf die Angaben einer Stadt/eines Handelsplatzes verwiesen, z.B. für Mecklenburg-Schwerin auf Rostock, Johann Christian NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch der Maaß=, Gewichts= und Münzkunde, der Wechsel=Geld= und Fondscourse usw. für Banquiers und Kaufleute, Berlin 141828, S. 198 und S. 142 (Druckfehler! Es handelt sich tatsächlich um S. 242). 61 Allerdings war auch der Edelmetallpreis Schwankungen unterworfen, S CHWARZER, Einleitung, S. 22. 62 Andererseits konnte auch eine höhere Wertschätzung des Publikums zu Zuschlägen oder zum Beispiel bei einer Abnutzung und dem entsprechenden Metallverlust die Münze auch unter ihrem rechnerischen Metallwert gehandelt werden, ebd., S. 23. 63 Zugleich 20 Guldenfuß.
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bleiben jedoch stark hauptmünzenlastig. Die Silberscheidemünzen inklusive der Billonmünzen sind zwar ganz überwiegend aufgeführt64, aber mit deutlich weniger Sorgfalt als bei den Hauptmünzen. Unsicherheiten bestehen bei Nelkenbrecher hinsichtlich der Nominalbezeichnungen, bei denen 1/24 Taler in den Tabellen als „1 Sgr“ für Silbergroschen bezeichnet werden oder umgekehrt als „1 Groschen“ geprägte Münzen als „Gute Groschen, 1/24 Thlr.“65 bis hin zu Angaben, die zwar nicht falsch, aber irreführend sein können.66 Als auf Noback aufbauendendes und ihn ergänzendes Werk sieht sich das Kaufmannsbuch von Bleibtreu, das, in seiner 2. Auflage nur ein Jahr nach Nobacks 2. Auflage erschienen, aber nur wenig mehr an Informationen liefert.67 Hilfreich zum Verständnis der Entwicklungen der Hauptmünzen sind darüber hinaus auch Statistiken über Geld- und Wechselkurse, die für verschiedene deutsche Börsenplätze für die Zeit von 1815 bis kurz vor den Beginn des Ersten Weltkrieges von Schneider und Schwarzer68 zusammengetragen wurden. Sie geben u.a. Aufschluss darüber wie Gold- und Silbermünzen, nicht nur deutscher Herkunft, und Edelmetallbarren zueinander gehandelt wurden. Für das Verständnis der Entwicklungen der Kleinmünzen können die Statistiken jedoch kaum Beiträge leisten, da letztere grundsätzlich nicht an den Börsen gehandelt wurden. Die Kaufmannsbücher und Kursstatistiken waren in erster Linie eine Bewertungshilfe für Großkaufleute, die heimatfernen oder zumindest grenzüberschreitenden Handel betrieben. Für den kleinen, nur vor Ort tätigen Krämer waren diese Kaufmannsbücher nicht wichtig. Bei ihm war es wahrscheinlich in seinem direkten örtlichen Umfeld bekannt, welche Münzen er zu welchem Wert annahm. Im Zweifel konnte er von Fall zu Fall Münzen zurückweisen oder bei sehr kleinen Restsummen auch fremde 64 Bei Johann Christian NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch der Maaß=, Gewichts= und Münzkunde, der Wechsel=Geld= und Fondscourse usw. für Banquiers und Kaufleute, Berlin 161842 werden zum Beispiel der 1/48 Taler Anhalts (AKS Nr. 6) und der Braunschweiger 1 Mariengroschen (AKS Nr. 35) nicht genannt. 65 Zum Beispiel Anhalt: NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (16. Auflage), S. 42f., Silbermünzentabellen. 66 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (16. Auflage) nennt zum Beispiel bei Hessen-Darmstadt ein 6 Kreuzernominal, von dem 240 auf eine Feine Mark Silber gehen sollen (ebd., Silbermünzentabelle, S. 88f.). Bei dieser Münze handelt es sich jedoch nominal um ein 5 Kreuzerstück, auch wenn es 6 Kreuzer galt, siehe Anlage 3. 67 BLEIBTREU will „Lücken“ bei NOBACK füllen und „vieles Neue“ nachtragen, Leopold Carl BLEIBTREU, Handbuch der Münz-, Mass-, Gewichts- und Usanzen- Kunde und des Wechsel- und Bankwesens europäischer Länder und Städte für Banquiers, Kaufleute, Fabrikanten, Handelsschulen, Beamte etc., Stuttgart 21878, S. 1. 68 Jürgen SCHNEIDER / Oscar SCHWARZER, Statistik der Geld- und Wechselkurse in Deutschland (1815 bis 1913), Sankt Katharinen 1990.
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Münzen aus Kulanz akzeptieren. Bei größeren Summen, die z.B. für örtlich tätige Handwerksbetriebe für höher- und hochpreisige Leistungen zu zahlen waren, konnte die Währung und ggf. auch die Stückelung zuvor vereinbart werden. Einer überörtlichen bekanntgegebenen Wertfixierung von Kleinmünzen bedurfte es für diese ortsgebundenen Zahlungsgeschäfte daher nicht. Diese mündliche oder sogar nur stillschweigend zustande gekommene Akzeptanz von einzelnen kleinen Scheidemünzen fremder Herkunft ist daher kaum durch Quellen erfasst worden. Grundsätzlich besitzen Münzfunde einen hohen Quellenwert, da sie den Informationswert der Münze mit weiteren Informationen zu Fundort, -zusammenhang und -umständen verknüpfen können.69 Dies gilt insbesondere für die Zeiten, für die kein oder nur sehr wenig schriftliches Quellenmaterial vorhanden ist. Für die hier vorliegende Untersuchung spielen Münzfunde jedoch eine untergeordnete Bedeutung mit der folgenden Ausnahme: Münzfunde können Einblicke in den erheblichen Umlauf von kleinen, auch fremden, Scheidemünzen geben, der aus den o.g. Gründen sonst kaum schriftlich dokumentiert ist.70 Münzfunde können damit auch Indizien liefern, ob die Markteilnehmer mit den im Umlauf befindlichen fremden Kleinmünzen anders als mit den einheimischen Kleinmünzen umgegangen sind. Sie veranschaulichen darüber hinaus mit ihrer Mischung die von den Zeitgenossen als lästig empfundene Schwierigkeit, die aus verschiedenen Systemen stammenden Münzen in ein verlässliches und übersichtliches Verhältnis zu setzen. Für die hier untersuchten Münzprägungen der deutschen Staaten waren die Münzfunde nicht von wesentlicher Aussagekraft, auch wenn fremde Münzen den Geldumlauf zum Teil ganz wesentlich mitbestimmt haben. Die seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert entstehenden Sparkassen, die ihre Einlagen auch von ärmeren Bevölkerungsschichten erhielten, machten das Vergraben von Geld überflüssig.71 Münzfunde werden für die Zeit nach der Napoleonischen Besatzung „immer seltener und verlieren an Aussagekraft“.72 Die lange Friedenszeit seit 1815 ließ auch die unmittelbaren 69 KLÜßENDORF, Münzkunde, S. 26. 70 So konnte z.B. anhand eines Münzfundes in einer Apotheke zu Celle der Kleingeldumlauf der Jahre 1849 bis 1853 ungefähr widergespiegelt werden. Danach bestand das kleinere Silbergeld im Wesentlichen aus hannoveranischen, braunschweigischen und preußischen Prägungen. Andere Länder waren kaum, Länder südlich des Mains gar nicht vertreten. Bei den Werten zwischen 1 Groschen und 4 Pfennig waren wenige auswärtige Stücke vertreten, so dass angenommen werden kann, dass diese Kleinmünzen grundsätzlich nicht über die Grenzen wanderten und mehr im eigenen Land für den täglichen Bedarf ausgegeben wurden, Klaus MUHL, Der Geldumlauf in einer Stadt des Königreichs Hannover in der Zeit um 1850, dargestellt an einem Münzfund in einer Apotheke zu Celle, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 84, Juli 1981, S. 190-191, hier: S. 190. 71 NORTH, Das Geld, S. 141f. 72 Ebd., S. 142.
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Anlässe für das Verstecken von Geld entfallen. Selbst die Einigungskriege 1864, 1866 und 1870/71 fanden kaum auf deutschen Boden statt und boten daher keinen Anlass Barschaften vor fremden Besatzungstruppen zu verbergen.73 Münzfunde sind in dieser Untersuchung deshalb nur vereinzelt und ausdrücklich nicht mit dem Anspruch in ihrer quantitativen Zusammensetzung als repräsentativ gelten zu können berücksichtigt worden.74 Im Gegensatz zu den zum Teil unvollkommenen schriftlichen Hinterlassenschaften sind die Typen der für den allgemeinen Zahlungsverkehr ausgeprägten deutschen Münzen des 19. Jahrhunderts nahezu ausnahmslos überliefert.75 Das vorhandene Münzmaterial spiegelt somit die tatsächliche Entwicklung der Münzprägungen der deutschen Staaten dieser Zeit lückenlos wider. Die geprägten Münzen bleiben deshalb für die hier vorliegenden Fragestellungen, neben den Münzverträgen und den Münzgesetzen die wichtigste Quelle.76 1.2.2 Stand der Forschung Das zum Teil sehr lückenhafte Archivmaterial hat erheblich dazu beigetragen, dass viele geldgeschichtliche Fragen bislang nicht abschließend erforscht wurden und in vielen Bereichen wohl auch nie abschließend erforscht werden können. Zum Teil wird sogar die Meinung vertreten, die 73 Hinzu treten technische Schwierigkeiten. Zwar ist eine Münzfunddatenbank für Deutschland im Aufbau, für die Funderfassung galt aber lange das Schlussjahr 1815, Niklot KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen in Mittelalter und Neuzeit, Marburg 2012, S. 121. 74 Das Münzfunde für diese Zeit nur beschränkt repräsentativ sind, zeigen die Berechnungen von Markus AGTHE, der anhand der Fundmünzen in der Dorfkirche zu Beesdau für die Zeit von 1800 bis 1880, im Abgleich mit den Aufzeichnungen der Kollekteneinnahmen, eine jährliche Verlustrate von 0,98 bis 0,08 Prozent errechnet. Die Berechnungsgrundlage ist dabei auf nur ca. 3 verlorene Münzen im Wert von durchschnittlich 3,6 Pfennig pro Jahr gestützt. Die insgesamt 373 Fundmünzen, die dieser Zeit zuzurechnen sind, stehen als winziger Bruchteil für sehr grob geschätzte 207000 gespendete Münzen in diesem Zeitraum, Markus A GTHE, Mittelalterliches und neuzeitliches Fundgut auf Kirchenfussböden in der Niederlausitz (Brandenburg), in: Anne GEHRMANN / Dirk SCHUHMANN (Hrsg.), Religiosität in Mittelalter und Neuzeit, Berlin 2011, S. 35-42, hier: S. 39; anders als bei dem o.g. Celler Apothekenfund, der ausnahmsweise einen repräsentativen Einblick in den Geldumlauf dieser Stadt geben könnte, sind die häufigeren Kirchenfunde dennoch nicht repräsentativ, da sie häufig den Teil des Kleingeldumlaufs zeigen, der von den Spendern für den sonstigen Zahlungsverkehr als weniger geeignet eingeschätzt wurde. 75 KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 121. 76 So auch KLÜßENDORF, der für die Geldgeschichte betont, dass Geldscheine und Münzen die wichtigste historische Quelle vor den weiteren Hauptquellengruppen Münzfunde und schriftliche Quellen sind, KLÜßENDORF, Papiergeld und Staatsschulden, S. 1.
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deutsche Geldgeschichte des 19. Jahrhunderts sei weniger erforscht als die der vorangegangenen Jahrhunderte.77 Worauf eine vergleichsweise sogar geringere Erforschung der deutschen Geldgeschichte des 19. Jahrhunderts zurückzuführen sein soll, bleibt offen. Der These, dass es hier aber noch erhebliche Wissenslücken gibt, die insbesondere die Kleinmünzen betreffen, ist zuzustimmen. Dass viele Probleme noch nicht erörtert wurden, liegt jedoch nicht allein an den Lücken in unseren Schriftquellen, sondern auch an ihrem im Vergleich zu den Hauptmünzen niedrigeren Geldwert und ihrer geringeren politischen Bedeutung als Repräsentationsmittel. Bereits die so genannten Kaufmannsbücher des 19. Jahrhunderts hatten sich zwar mit den Kleinmünzen beschäftigt,78 der Schwerpunkt ihrer Betrachtungen lag jedoch bei den Hauptmünzen. Diese nachrangigere Betrachtung der Kleinmünzen des 19. Jahrhunderts setzte sich in der numismatischen Forschung bis heute fort. Systematische Untersuchungen der Kleinmünzen beschränkten sich grundsätzlich auf die Bedeutung in ihrem jeweiligen Geltungsgebiet und wurden nur punktuell in ihren Beziehungen mit anderen Währungsgebieten dargestellt. So hat z.B. auch Helfferich, der zur Geld- und Münzpolitik in erheblichen Umfang publizierte, in seinem Hauptwerk „Das Geld“ zu den Kleinmünzen kaum Stellung genommen und sich auf Begriffsdefinitionen für Scheidemünzen beschränkt.79 Es ist erstaunlich, dass die deutschen Kleinmünzen des 19. Jahrhunderts sowohl von den Zeitgenossen als auch von der numismatischen Forschung nie eine wirklich fundierte tiefgehende zusammenhängende und vor allem die verschiedenen Entwicklungen vergleichende Betrachtung erfahren haben. Denn trotz der o.g. Gründe waren die damaligen Kleinmünzen, im Gegensatz zu heute, durchaus eigenständige Zahlungsmittel und nicht nur zum Ausgleich minimaler Wertdifferenzen bestimmt. Die Gründe für diese nachrangige Betrachtung liegen vor allem darin, dass im Hauptblickfeld der 77 Andreas KAISER, Die gescheiterte Banknotenkonferenz des Deutschen Zollvereins (1857-1861, in: Reiner CUNZ (Hrsg.), Fundamenta Historiae. Geschichte im Spiegel der Numismatik und ihrer Nachbarwissenschaften. Festschrift für Niklot Klüßendorf zum 60. Geburtstag am 10. Februar 2004, Hannover 2004, S. 353-366, hier: S. 353. 78 Eine Vielzahl von Werken versuchte im 19. Jahrhundert, wie schon in den Jahrhunderten zuvor, Maße, Gewichte und Münzverhältnisse zu einander in Beziehung zu setzen: z.B. Johann Friedrich HAUSCHILD, Vorschlag zu einem allgemeinen deutschen Maß-, Gewicht- und Münz-System, Frankfurt/a.M. 1849; Moses MENDELSSOHN, M. Mendelssohn’s Handbuch der Münz-, Maaß- und Gewichtskunde, Potsdam 1885 [Nachdruck Neustrelitz 1994]; NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (mehrere Auflagen); D. Fried. Alb. NIEMANN, Vollständiges Handbuch der Münzen, Maße und Gewichte aller Länder der Erde, Quedlinburg / Leipzig 1830; NOBACK, Noback’s Münz-, Maass und Gewichtsbuch. 79 HELFFERICH, Das Geld, S. 69 und S. 309.
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münzpolitischen Betrachtungen der Zeitgenossen die Hauptmünzen standen. Der grenzüberschreitende Handel, mit Ausnahme des grenznahen Handels, war in der Regel kein Kleinhandel mit wesentlichem Kleingeldbedarf. Von größerem handelspolitischem Interesse waren daher nur der mittelgroße und der Großhandel. Dem entsprechend standen die Hauptmünzen im Mittelpunkt, insbesondere der grenzüberschreitenden Münzpolitik. Daher betrafen die wesentlichen Festlegungen der großen Münzverträge das Münzgrundgewicht, die Münzfüße und in geringeren Maße, die Münzteilungssysteme. Kleinmünzen als Scheidemünzen mussten dagegen die Frage des Münzgrundgewichts und des Münzfußes nicht zwingend berühren. Sie wurden zum Teil auch nicht in den Hauptmünzverträgen, sondern als Annex zu den eigentlichen Verträgen in Zusatzvereinbarungen und selbst dort auch nicht abschließend geregelt. Obwohl die Kleinmünzen im Regelfall nur zum Umlauf im eigenen Land und einige zum Teil sogar nur in Landesteilen bestimmt waren, liefen sie in erheblichen Umfang auch in anderen Staaten, teilweise sogar in anderen Währungsgebieten um. Es erstaunt daher auf den ersten Blick, dass die Kaufmannsbücher vor der Einführung der Reichswährung nicht auch die Wertverhältnisse der Kupferscheidemünzen aufführten. Trotz der Lücken gibt es eine Reihe von Überblicks- und detaillierterer Literatur zur deutschen Geld- und speziell auch Münzgeschichte des 19. Jahrhunderts: Eine Reihe Werke in handlichem Umfang vermitteln einen guten Überblick über die deutsche Geldgeschichte des 19. Jahrhunderts: Kahl80 wurde 1972 gedruckt, ist sehr übersichtlich, aber zum Teil ungenau und enthält darüber hinaus in einigen Punkten sogar Fehler.81 Lesenswerter ist dagegen ein Werk von Rittmann82, das die deutsche Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit bis zum Jahr 1914 beleuchtet. Einen sehr guten Überblick liefern auch die neueren Werke von North83 und Sprenger84. Allen vier Überblickswerken ist jedoch gemeinsam, dass sie vergleichsweise wenig über Kleinmünzen aussagen.85 80 Hans-Dietrich KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1878, Frankfurt/a.M. 1972. 81 Siehe z.B. im Kapitel zu den Münzen Mecklenburgs K AHLs These, die Münzen Rostocks und Wismars seien im Rahmen des Münzsystems Mecklenburg-Schwerins geprägt und im Kapitel zu Hamburg K AHLs Annahme, die Kleinmünzenprägung sei 1855 eingestellt worden. 82 RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit. 83 NORTH, Das Geld. 84 SPRENGER, Das Geld der Deutschen. 85 KAHL gibt selbst an, auf die Kleinmünzen nicht im Detail einzugehen, KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 10; gleiches gilt für RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit, S. 8.
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Einige kleinere Werke zeigen allerdings auch nur im groben Überblick die Geldgeschichte einzelner Staaten, wie zum Beispiel Pfeiffer86 für Schleswig-Holstein, Rittmann87 für Sachsen und Schneider für Nassau88. Ausführlicher, aber immer noch handlich, ist ein Buch über die Hamburger Münz- und Geldgeschichte im 19. Jahrhundert von Schneider,89 das auch die Zusammenhänge der hamburgischen mit der Lübecker, schleswig-holsteinischen und mecklenburgischen Münzgeschichte dieser Zeit aufzeigt. Mehr als ein Überblick, aber immer noch im handlichen Umfang, ist Schneiders gleichnamiges Buch über die Münzgeschichte Nassaus, das teilweise auch Bezüge zur Münzgeschichte anderer Staaten enthält und sich darüber hinaus mit den Münzverträgen des 19. Jahrhunderts beschäftigt. 90 Erst 2012 erschien von Klüßendorf ein Buch über die Münz- und Geldgeschichte Hessens, das mit Hintergründen und Erklärungen ebenfalls mehr als einen Überblick der reinen Geschehnisse im hessischen Raum vermittelt.91 Daneben gibt es eine Reihe kleinerer Aufsätze, die ganz überwiegend vom Ende der 1960er Jahre bis Anfang der 1980er Jahre über die Münzund Geldgeschichte einzelner deutscher Staaten, Städte und Regionen geschrieben wurden: Rittmann gibt in einer Reihe von Aufsätzen in den Geldgeschichtlichen Nachrichten einen kurzen Überblick über die Münzgeschichte einiger norddeutscher Staaten (Hamburg92, Bremen93, Kniphausen94, Oldenburg95, Lübeck96). Weitere Überblicke geben: Rüggeberg (Han86 Werner PFEIFFER, Geschichte des Geldes in Schleswig-Holstein, Heide in Holstein 1977. 87 Herbert RITTMANN, Sächsische Geldgeschichte 1763 bis 1857. Das Geld im Kurfürstentum und späteren Königreich Sachsen vom Ende des Siebenjährigen Krieges bis zum Wiener Münzvertrag, Frankfurt 1972. 88 SCHNEIDER, Das Münzwesen im Herzogtum Nassau. 89 Konrad SCHNEIDER, Hamburgs Münz- und Geldgeschichte im 19. Jahrhundert bis zur Einführung der Reichswährung, Koblenz 1983. 90 SCHNEIDER, Das Münzwesen im Herzogtum Nassau. 91 KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen. 92 Herbert RITTMANN, Anmerkungen über die Entwicklung des Geldwesens der Stadt Hamburg (1), in: Geldgeschichtliche Nachrichten 20, November 1970, S. 230-244 sowie Herbert RITTMANN, Anmerkungen über die Entwicklung des Geldwesens der Stadt Hamburg (2), in: Geldgeschichtliche Nachrichten 21, Januar 1971, S. 11-13. 93 Herbert RITTMANN, Über die Entwicklung des Geldwesens der Stadt Bremen, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 22, März 1971, S. 61-66. 94 Herbert RITTMANN, Anmerkungen zur Geschichte der Herrschaft Kniphausen unter besonderer Berücksichtigung münz- und währungsgeschichtlicher Aspekte, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 24, Juli 1971, S. 230-232. 95 Herbert RITTMANN, Kurzgefasste Münzgeschichte Oldenburgs mit allgemeingeschichtlicher Einleitung, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 25, September 1971, S. 297-299.
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nover97), Fuchs (Frankfurt98), Härter (Hessen99), Haupt (Sachsen100), Klüßendorf (Hessen101) und Wedell (Anhalt-Bernburg102). Eine gute Einführung in die Geschichte des Wiener Münzvertrages bietet der Aufsatz von Hahn und Zich.103 Sehr ausführlich ist dagegen die von Hahn betreute Dissertation Zichs über den Wiener Münzvertrag.104 Die Reichsmünzgesetze von 1871 und 1873 aus der Sicht der Hansestädte beleuchtet die Dissertation von Spörer.105 Einen kurzen Überblick über die Entwicklung der Münztechnik geben die Aufsätze von Fengler106 und Caspar107. Ein umfassenderes Handbuch der Münztechnik und seiner Geschichte auf aktuellem Stand liefert das Handbuch von Meding.108 Trotz der geringen Ergiebigkeit des statistischen Materials von Schneider und Schwarzer im direkten Bezug auf die Kleinmünzen geben die einführenden Erläuterungen einige beiläufige interessante indirekte Hinweise zur Bedeutung der Kleinmünzen.109 Wenn auch die Erklärungen zu den Entwicklungen der deutschen Kleinmünzen große Lücken aufweist, so sind die tatsächlich ausgeprägten 96 Herbert RITTMANN, Über die historische Entwicklung der Stadt Lübeck und ihre Geldgeschichtliche Bedeutung, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 26, November 1971, S. 358-360. 97 Helmut RÜGGENBERG, Das Geld- und Münzwesen im Königreich Hannover von 1813 bis 1866. Zur Ausstellung vom 12. bis 23. Juni 1978 bei Volksbank Celle. 98 Willy FUCHS, Aus der Münzgeschichte der Stadt Frankfurt/a.M., in: Geldgeschichtliche Nachrichten 23, Mai 1971, S. 130-136. 99 Hans-Ludwig HÄRTER, Die Münzen von Hessen, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 23, Mai 1971, S. 172-188. 100 Walter HAUPT, Kleine Sächsische Münzkunde, Berlin (Ost) 1968. 101 Niklot KLÜßENDORF, Probleme des Umlaufs von Kupfermünzen im Fürstentum Hessen, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 32, 1982, S. 227-270. 102 Karl-Heinz WEDELL, Anhalt-Bernburgs Kleinmünzenserie von 1839/40, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 138, Juli 1990, S. 205-208. 103 Wolfgang HAHN / Wilhelm ZICH, Vor 150 Jahren. Der Wiener Münzvertrag bringt die große deutsche Münzeinigung, Wien 2007. 104 Wilhelm ZICH, Der Wiener Münzvertrag vom 24. Januar 1857 und Carl Ludwig von Bruck, Diss., Wien 2009. 105 Sebastian SPÖRER, Politische und wirtschaftliche Gestaltung der deutschen Münzreform 1871-1875 der Hansestädte Bremen, Lübeck und Hamburg, Diss., Frankfurt/a.M. 2010. 106 Heinz FENGLER, Entwicklung der Münztechnik, Berlin (Ost) 1982. 107 Helmut CASPAR, Von der Hammerprägung zum Münzautomaten, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 160, März 1994, S. 69-72. 108 Henner R. MEDING, Die Herstellung von Münzen. Von der Handarbeit im Mittelalter zu den modernen Fertigungsverfahren, Frankfurt/a.M. 2006. 109 SCHNEIDER / SCHWARZER, Statistik der Geld- und Wechselkurse.
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Kleinmünzen sehr gut erfasst. Die gängigen Kataloge haben nicht nur alle bekannten Münztypen aufgeführt, sondern zum Teil auch nach Jahrgängen und Varianten gegliedert. Die Gliederung dieser Kataloge leidet aber daran, dass sich ihr Aufbau nur unzureichend an münzgeschichtlichen Zusammenhängen orientiert. Bei den Katalogen dominierte über lange Zeit die zwölfbändige Reihe von Jaeger aus den 1960er und Anfang der 1970er Jahre110, bis diese vom „Großen Deutschen Münzkatalog von 1800 bis heute“ von Arnold, Küthmann und Steinhilber (kurz: AKS) abgelöst wurde, der bis heute regelmäßig neu aufgelegt wird.111 Neben dem AKS als Standardkatalog gibt es zwei Kataloge: den von Wedell112, der die beschriebenen Münztypen jedoch leider nicht abbildet, und den von Stutzmann113, die sich beide auch detailliert mit Varianten beschäftigen. Diese Kataloge sind aber grundsätzlich nach Sammlergesichtspunkten aufgebaut. Nur die Reihe von Jaeger bietet darüber hinaus auch eine umfassende Auswertung des Archivmaterials und darauf aufbauend einzelne münzgeschichtliche Hinweise, die jedoch teilweise überholt sind. Der AKS hat andererseits den Vorteil über ausführliches Tabellenmaterial, zum Beispiel zu Gewichts-, Feingewichts- und Feingehaltsangaben, zu verfügen und trotz seiner Kompaktheit und Fülle übersichtlicher aufgebaut zu sein, als die Reihe von Jaeger. Direkte Hinweise auf konvergenziale Entwicklungen in der Kleinmünzenpolitik außerhalb der Münzverträge sind dem AKS jedoch nicht zu entnehmen. Während die Reihe von Jaeger sich noch bemüht, die Münzen „nach Erscheinungszeit in Serien“114 zusammenzustellen, teilt der AKS die Prägeperioden ohne Rücksicht auf technische oder Gestaltungsgesichtspunkte danach ein, unter welchem Landesherren, als welches Nominal und erst dann zu oder mit welchem Jahr sie erstmals erschienen sind.115 Eine Prägeperiodeneinteilung unter Berücksichtigung der gestalterischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge leistet der AKS deshalb nicht. Neben diesen Katalogwerken für alle deutschen Staaten gibt es daneben Corpuswerke für einige deutsche Länder, die neben einem deskriptiven und 110 Kurt JAEGER, Die Münzprägung der deutschen Staaten vor Einführung der Reichswährung, Münzen und Medaillen, Band 1-12, Basel 1966-1972. 111 Gewarnt wird aber vor der kritiklosen Übernahme der von JAEGER übernommenen Prägezahlen, die zumindest teilweise nicht durch die Akten gestützt werden, KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 122. 112 Karl-Heinz WEDELL, Die deutschen Kleinmünzen von 1803 bis 1873, Oschersleben 1994. 113 Bernd STUTZMANN, Die Münzen des 19. Jahrhunderts bis zur Reichsgründung, Wien 2004. 114 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 2, S. 3. 115 Paul ARNOLD / Harald KÜTHMANN / Dirk STEINHILBER (Hrsg.), Großer Deutscher Münzkatalog von 1800 bis heute (AKS), Augsburg 162000, S. V.
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mit Abbildungen versehenen Teil der einzelnen Münztypen auch allgemeine Erläuterungen zur Münzgeschichte enthalten. Neben einigen älteren, zum Teil aus dem 19. Jahrhundert stammenden Werken, sind für die neueren Corpuswerke insbesondere die für Mecklenburg und für Wismar ganz herausragenden Werke von Kunzel116 sowie das für Oldenburg maßgebliche Werk von Kalvelage und Trippler117 zu erwähnen. Von großer Bedeutung für die Darstellung der preußischen Münzgeschichte sind immer noch die Aufsätze des im Jahr 1944 verstorbenen Friedrich von Schrötter.118 Neben den oben genannten Corpuswerken für Mecklenburg, Wismar und Oldenburg gibt es ein sehr umfassendes Werk für das Münzwesen Anhalts: Heckls119 sehr umfangreiche Dissertation über die Geldgeschichte Anhalts und seiner Staatsschulden vom 17. bis in das 19. Jahrhundert berücksichtigt auch die Münz- und sogar die Kleinmünzengeschichte Anhalts im 19. Jahrhundert sehr ausführlich. Mit Ausnahme der Münzverhältnisse zu Preußen und zum Teil zu Sachsen werden hier aber kaum Vergleiche zu der münzgeschichtlichen Entwicklung in den anderen deutschen Staaten gesetzt. Den besten Einblick in die Zwänge, die die Spielräume der Geldpolitik, vor allem bei den Hauptmünzen, begrenzten, gibt ein 1850 erschienener Beitrag in der „Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft“ von Helfferich.120 In ihm werden die damaligen Vorschläge zur Harmonisierung der verschiedenen deutschen Münzsysteme unter Einschluss Österreichs inklusive des dafür zu betreibenden Aufwandes untersucht.121 Die Änderung des Münzgrundgewichtes, der Münzfüße, der Münzunterteilung und der Legierung werden auch in ihren Bezügen zur französischen Francswährung dargestellt. Der zu dieser Zeit in der Realisierung befindlichen Reform des Schweizer Geldwesens mit seinen Bezügen zum Zahlungsverkehr mit Frankreich und Deutschland widmet sich dieser Beitrag sehr ausführlich. Zusammengefasst ist für den Stand der Forschung somit folgendes festzustellen: Die Kleinmünzen sind in der Katalogliteratur zum Teil sogar in 116 Michael KUNZEL, Das Münzwesen Mecklenburgs von 1492 bis 1872, Berlin 1994; Michael KUNZEL, Die Münzen der Hansestadt Wismar 1359 bis 1854, Wismar / Berlin 1998. 117 Heinrich KALVELAGE / Hartmut TRIPPLER, Münzen der Grafen, Herzöge und Großherzöge von Oldenburg, Osnabrück 1996. 118 Friedrich VON SCHRÖTTER, Die preußische Münzpolitik im 19. Jahrhundert – 1806 bis 1873, in: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte 39, 1927, S. 117-123; Neuauflage in: Bernd KLUGE (Hrsg.), Aufsätze zur deutschen Münz- und Geldgeschichte des 16. bis 19. Jahrhunderts, Leipzig 1991. 119 HECKL, Das Geldwesen Anhalts. 120 HELFERICH, Die Einheit im deutschen Münzwesen. 121 „Es ist gewiss von Werth sich einmal die Opfer klar zu machen, die sich Deutschland durch Annahme eines einheitlichen Münzsystems auferlegen würde …“, ebd., S. 388.
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ihren verschiedenen Varianten verzeichnet. Die deutschen Münzen des 19. Jahrhunderts sind damit wohl abschließend in ihren Typen und möglicherweise auch allen Varianten katalogisiert. Die auf die Kaufmannsbücher zurückgreifenden Kataloge haben auch das Wertverhältnis der Haupt- und der größeren Silberscheidemünzen zueinander relativ ausführlich beschrieben. Die Grundlinien der deutschen Geld- und Münzgeschichte sind in den genannten Überblickswerken ebenfalls aufgezeigt worden. Insgesamt haben die Kleinmünzen aber bisher nur am Rande Beachtung gefunden. Eine zusammenfassende Untersuchung der Entwicklungen speziell der Kleinmünzensysteme der deutschen Staaten liegt bislang nicht vor. Es fehlte insbesondere an einer Abhandlung, bei der mit der Auswertung aller katalogisierten Kleinmünzentypen die Entwicklungen der deutschen Kleinmünzenprägungen des 19. Jahrhunderts systematisch auf ihre Konvergenztendenzen und ihre Einflüsse auf die Reichswährung hin ausgewertet worden sind. Auch sind bislang keine Versuche dokumentiert, die Wertverhältnisse der Kupferscheidemünzen der verschiedenen Währungssysteme zueinander in ein rechnerisches Verhältnis zu setzten bzw. die dabei auftretenden Probleme zu beschreiben.
1.3 Fragestellungen und Methodik 1.3.1 Fragestellungen Die vorliegende Untersuchung ist keine alle Aspekte umfassende Untersuchung des deutschen Geldwesens des 19. Jahrhunderts. Sie beschäftigt sich allerdings mit einem sehr wesentlichen Bereich des Geldwesens dieser Zeit: der Entwicklung der Münzprägung. Innerhalb dieses Teilbereiches liegt der klare Untersuchungsschwerpunkt bei der Schließung der Wissenslücken in der Entwicklung der Kleinmünzen und dort insbesondere in den Konvergenzen, die schließlich in der Einführung der Reichswährung endeten. Mit dieser Untersuchung sollen zunächst die Entwicklungen der Kleinmünzenprägungen in den deutschen Staaten in ihren jeweiligen Währungsgebieten betrachtet werden, um dann die Entwicklungen zwischen den Währungsgebieten vergleichen zu können. Diese sind zum Teil nur unter Bezugnahme auf die Entwicklungen der Hauptmünzen verständlich. Die Darstellung der allgemeinen Entwicklungen der deutschen Kleinmünzen im 19. Jahrhundert mit ihren Bezügen zu den Hauptmünzen sind Voraussetzung dafür, um sich mit dem eigentlichen Kern der Untersuchung beschäftigen zu können: mit der Frage, inwieweit und auf welche Weise die unterschiedlichen Kleinmünzensysteme aneinander angenähert werden konnten, um schließlich in der neuen Reichswährung aufzugehen. In den bisherigen Abhandlungen über die Entwicklungen der deutschen Münzprägungen standen vor allem die Konvergenzen der Hauptmün-
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zen im Fokus der Darlegungen. Kleinmünzen wurden dabei nur am Rande behandelt. Es galt der Grundsatz: je geringwertiger das Nominal, desto kürzer wird die Entwicklung dieser Münzen abgehandelt. Die Entwicklungen dieser Münzen vollzogen sich nicht nur anhand eines großen Münzvertrages oder eines großen Reichsmünzgesetzes, sondern prozesshaft. Hierzu gehörten den Münzverträgen voraus-, mit ihnen einherund nachgehende innerstaatliche Reformen, die teilweise mit neuen technischen Möglichkeiten verbunden waren. Zwischenschritte vollzogen sich durch kleinere Verträge und manche Annäherung an das Münzsystem eines anderen Staates oder Währungsgebietes auch ohne staatsrechtlichen Vertrag. Neben den Verträgen blieben, gerade für die Kleinmünzen, Ermessensspielräume, die unterschiedlich stark ausgefüllt wurden. Besonders die neben den staatsrechtlichen Verträgen und innerstaatlichen Gesetzen wirkenden Entwicklungs- und Konvergenzimpulse sind bislang nicht umfassend untersucht worden. Daher gab es bislang noch keine Gegenüberstellung ihrer Wirkungen im Vergleich zu den vorgenannten Rechtsakten. Die großen Münzverträge mit ihren jeweiligen Nebenabreden sind hier deshalb nur der eine Untersuchungsbereich. Darüber hinaus wird untersucht, welche weiteren politischen, technischen, fiskalischen und ästhetischen Einflüsse zu einer Konvergenz der Münz- und vor allem der Kleinmünzensysteme führten. Aus diesen Ansätzen ergeben sich zunächst folgende weitergehende Fragestellungen: - Welche Regelungsintensität hatten diese Verträge zum einen im Vergleich Hauptmünzen zu Kleinmünzen? - Hatte der nur regionale Münchner Münzvertrag eine höhere Regelungsdichte als die folgenden Münzverträge, die die Verbindung zwischen dem süddeutschen und dem norddeutschen Münzsystem herstellen bzw. intensivieren sollten? - Gab es Besonderheiten oder Reservatrechte, die den einzelnen Mitgliedstaaten oder Währungsgebieten eingeräumt wurden? - Hatten diese Regelungen auch über das Vereinbarte hinaus indirekte Wirkung für in den Verträgen nicht geregelte Fragen? - Welchen handels- oder münzpolitischen oder auch allgemeinpolitischen Zwängen waren diese übernehmenden Staaten ausgesetzt? - Gab es Versuche, Reste von Eigenständigkeit zu wahren, und welche Motive lagen hierfür vor? - Warum haben sich einzelne Staaten diesen Verträgen entzogen oder wurden bewusst nicht beteiligt? - Wollten und konnten kleinere oder mittelgroße Staaten die Entwicklungen zugunsten einer stärkeren Konvergenz auch der Kleinmünzen beeinflussen und auf welche Weise ist ihnen dies gegebenenfalls gelungen?
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Den Kleinmünzen war zwar nur eine regionale Funktion zugedacht, tatsächlich liefen sie aber in erheblichen Umfang wie die Hauptmünzen, deren Bestimmung auch im grenzüberschreitenden Handel lag, um. Diese Untersuchung soll auch zeigen, wie die tatsächlichen Umlaufverhältnisse dazu zwangen, von derart regional fokussierten Betrachtungen abzuweichen. Es soll deshalb in dieser Untersuchung erörtert werden, inwieweit die Staaten zunächst innerhalb ihres Geltungsbereiches und dann im Verkehr mit anderen Staaten versuchten, ihre Kleinmünzensysteme auch außerhalb der Münzverträge zu harmonisieren. Anders als beim Süddeutschen Münzverein geschah diese regionale Harmonisierung grundsätzlich nicht durch Münzverträge, sondern durch Gesetz oder faktisches Handeln. Dies soll insbesondere am Beispiel Preußens tiefer erörtert werden, das im Zuge seiner 1806 begonnenen Reformen schließlich auch 1821 sein Münzwesen grundsätzlich reformierte und dabei Besonderheiten für die einzelnen Provinzen bei den Kleinmünzen abschaffte. Die Harmonisierung der Kleinmünzensysteme innerhalb eines Staates oder auch eines Währungsgebietes war Voraussetzung dafür, um die Harmonisierung mit den (Klein)Münzensystemen anderer Staaten oder sogar Währungsgebieten in Angriff nehmen zu können. Inwieweit und aus welchen Gründen das neue preußische Vorbild von anderen Staaten übernommen wurde, wird ebenfalls untersucht. Auf Grund der Bestimmung der Kleinmünzen als reine Landeswährung ohne Bestimmung für den Außenhandel fehlte den Kleinmünzen grundsätzlich die repräsentative politische Bedeutung. Repräsentativfunktionen sollten in erster Linie die auch als Handelsmünzen geeigneten Hauptmünzen haben, denen ohnehin auch die größere ästhetische Bedeutung und auch deshalb die größere Wertschätzung zugesprochen wurde. Inwieweit Kleinmünzen dennoch ausnahmsweise Repräsentativfunktion oder Bedeutung als Dokumentation des Rechtes zur Münzprägung hatten, soll ebenfalls dargelegt werden. Schließlich wird erläutert, wie sich die Selbstdarstellung der deutschen Staaten und vor allem ihrer Fürsten nach der Einführung der Reichswährung von der Kleinmünzenebene auf kleinere Gestaltungsfreiräume bei den Hauptmünzen der Reichswährung verlagerten. Die nachrangige Beachtung der Kleinmünzen lag auch in ihrem im Verhältnis zu den Hauptmünzen lange Zeit nicht verlässlichen Wertverhältnis. Gerade die Kleinmünzen standen in „Verruf“ und diese Gefahr der Herabsetzung des Wertes oder sogar der Einziehung führte oftmals dazu, dass sie nur gegen Aufpreis angenommen wurden. Die preußische Münzreform von 1821 setzte die Kleinmünzen zu den Hauptmünzen erstmals in ein fest fixiertes Verhältnis und bildete die Grundlage fremde Kleinmünzen aus dem preußischen Geldumlauf zu vertreiben, da „die arbeitende und untere
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Volksklasse besonders drückende Agiotrage Veranlassung geben“.122 Die verschiedenen Ansätze und Argumente für die Stabilisierung der Kleinmünzensysteme, die in einem dauerhaften festen Verhältnis zu den Hauptmünzen endete, wird deshalb ebenfalls untersucht. Die Entwicklung der deutschen Münzprägung im 19. Jahrhundert erfolgte nicht losgelöst von Impulsen durch andere Staaten. In der Napoleonischen Zeit zwischen 1806 und 1815 waren die französischen Impulse bei den Rheinbundstaaten sehr stark. Diese Einflüsse sollen darauf untersucht werden, inwieweit sie Nachhaltigkeit für die Entwicklungen nach 1815 entfalten konnten. Zudem spielten allgemeine internationale Entwicklungen eine erhebliche Rolle. Dies bezieht sich vor allem auf die Entscheidung für eine Gold- oder Silberwährung oder das Münzsystem nach dezimalen Grundsätzen zu ordnen. Letzteres sollte für die Kleinmünzen von entscheidender Bedeutung werden. Die großen politischen Ereignisse, die auch an den so genannten Einigungskriegen (1864 Deutsch-Dänischer Krieg, 1866 Preußisch-Österreichischer Krieg und 1870/71 Deutsch-Französischer Krieg) festgemacht werden können, waren von erheblichem Einfluss auf die weitere Münzpolitik der deutschen Staaten. Bis zum Preußisch-Österreichischen Krieg 1866 war nicht entschieden, ob und wie Österreich, vielleicht sogar als Führungsmacht, an der deutschen Einigung beteiligt wird. Es wird untersucht, inwieweit Österreich auf die Münzpolitik der deutschen Staaten, die 1871 im Deutschen Reich vereinigt wurden, Einfluss nehmen konnte und warum dieser Einfluss begrenzt blieb. Von zentraler Bedeutung in dieser Untersuchung ist, in welchen Schritten nach der Reichsgründung im Jahr 1871 eine Reichsmünzpolitik verwirklicht wurde und inwieweit die vorherigen Entwicklungen darauf Einfluss hatten. Zusammengefasst steht die Beantwortung der folgenden Fragen im Mittelpunkt der Untersuchungen der Münzprägung der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert: - Welche Konvergenzen sind innerhalb der jeweiligen Währungsgebiete feststellbar? - Welche Einflüsse hatten diese Konvergenzen auf die Reichsmünzgesetzgebung von 1871 und 1873? - Auf welche Gründe sind diese Konvergenzen zurückzuführen? - Inwieweit schlagen sich die zwei großen Entwicklungsstränge des 19. Jahrhunderts, nationale Einigung und Industrialisierung, in der Kleinmünzenprägung nieder? 122 „Allerhöchste Kabinettsorder wegen wirksamerer Verbreitung der durch das Gesetz vom 30sten September 1821 eingeführten neuen Scheidemünze in die Westlichen Provinzen der Monarchie.“ Vom 25. November 1826, in: GStA I. HA Rep. 77 Ministerium des Innern, Tit. 32, Nr. 22: Acta betr. das Gesetz über die Münzverfassung in den Preußischen Staaten vom 30. September 1821, ohne Blattnummer.
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- Unter welchen internationalen Rahmenbedingungen fanden diese Entwicklungen statt? Diese Fragestellungen können wiederum unter der einen folgenden Fragestellung zusammengefasst werden: Gab es neben den großen Münzverträgen des 19. Jahrhunderts weitere gewichtige Konvergenzimpulse für die Kleinmünzenprägungen der deutschen Staaten mit Einfluss auf die Reichswährung? Das Zusammenwachsen und der weitere nachhaltige Bestand von Währungsgebieten ist Thema bis in unsere heutige Zeit. Diese Untersuchung soll, wo dies möglich ist, auch hier Parallelen ziehen bzw. zumindest für Problemstellungen sensibilisieren. Es ist Ziel dieser Arbeit, alle wesentlichen Konvergenzimpulse, die sich in der Kleinmünzenprägung niedergeschlagen haben, aufzuzeigen und ihre Impulse für die Reichswährung auszuwerten. Darüber hinaus sollen allgemeine münzpolitische Lehren gezogen werden, die auch heute noch für vergleichbare Währungs- und Münzprägekonvergenzen von Nutzen sein könnten. Mit dieser Untersuchung wird beabsichtigt, dem historischen Dokumentationswert und der Impulskraft der deutschen Kleinmünzen des 19. Jahrhunderts eine höhere Beachtung zu verschaffen. Diese Untersuchung soll zeigen, wie sich die grundsätzlichen politischen und technisch-ökonomischen Entwicklungen in der Münzprägung, insbesondere der Kleinmünzenprägung, der deutschen Staaten des 19. Jahrhunderts sowohl im Bezug auf die Schritte zur nationalen Einigung als auch auf die Industrialisierung widerspiegeln. 1.3.2 Methodik Als notwendige Vorarbeit zur Klärung der oben genannten Fragen sind hier zunächst die erforderlichen Abgrenzungen und Definitionen vorgenommen worden. Dies gilt insbesondere für die Frage, wann eine Münze als Kleinmünze anzusehen ist. Die Abgrenzung ist nämlich zumindest in Grenzfällen nicht offensichtlich. Dargelegt werden des Weiteren die politischen und technischen Rahmenbedingungen für die deutsche Münzprägung im 19 Jahrhundert, ihre wesentlichen Entwicklungsstränge und die Bedeutung des Münzgeldes, insbesondere der Kleinmünzen, zu dieser Zeit. Die Konvergenzerfordernisse, die sich aus den politischen Rahmenbedingungen für die Münzpolitik der deutschen Staaten ergaben,werden in den zwischenstaatlichen Münzverträgen dieser Zeit genannt oder zumindest angedeutet. Es ist hier von Bedeutung darzulegen, welche Motive und sogar
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Zwänge die Staaten veranlassten Münzverträgen beizutreten und welche Verpflichtungen, insbesondere in Bezug auf die Kleinmünzen, sie dabei eingingen, um die münzpolitische Entwicklung innerhalb der einzelnen deutschen Staaten nachvollziehen zu können. Die in den Münzverträgen genannten Verpflichtungen waren dabei ein wesentlicher Faktor, um die Münzprägung der deutschen Staaten in Prägeperioden einteilen zu können. Dabei musste das bisherige Prinzip der gängigen Münzkataloge (mit Ausnahme der Reihe Jaegers123), die Prägeperioden in erster Linie nach den Landesherren zu gliedern, durchbrochen werden, um die Einteilung nach der Gestaltung der Münzen vornehmen zu können. Erst dann konnten die innerhalb eines Landes in den verschiedenen Prägeperioden hergestellten Münzen und schließlich die Münzen der Länder innerhalb eines Währungsgebietes und einer Prägeperiode miteinander verglichen werden, um Konvergenztendenzen zu abstrahieren. Die Entwicklungen und Konvergenzen in der deutschen Kleinmünzenprägung des 19. Jahrhunderts können jedoch nicht abschließend den Inhalten der Münzverträge der deutschen Staaten entnommen werden. Manche Entwicklungen und Konvergenzen beruhten nicht auf zwischenstaatlichen Abkommen, sondern auf technischen, ökonomischen oder auch kulturellen Bedingungen, die sich nicht alle in zwischenstaatlichen Verträgen oder anderen schriftlichen Quellen niedergeschlagen haben.124 Die Gesetze, Verordnungen und Erlasse der einzelnen Staaten und weiteres Archivgut haben zur Lösung der Aufgabenstellung nur teilweise beitragen können. Dafür ist, mit Ausnahme der zusätzlich ausgewerteten Archivbestände des Geheimen Preußischen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin, des Sächsischen Hauptstaatsarchivs in Dresden, des Bayerischen Hauptstaatsarchivs in München und des Landeshauptarchivs in Schwerin, auch auf die Auswertung des Archivgutes durch die bisherigen Abhandlungen der Münzgeschichte der einzelnen Staaten zurückgegriffen worden. Mit der Auswertung der Archivalien in München und Dresden ist nicht nur die Geldpolitik Bayerns und Sachsens als wichtiger Akteure deut123 Der ebenfalls betont, dass die Einteilung der Münztypen nach rein dynastischen Gesichtspunkten unbefriedigend ist, Kurt JAEGER / Jens-Uwe RIXEN, Die Münzprägungen der deutschen Staaten vor Einführung der Reichswährung, Band 6: Nordwestdeutschland: Ostfriesland, Oldenburg, Jever, Kniphausen, Bremen, Hamburg, Lübeck, Schleswig-Holstein, Lauenburg, Basel 1971, S. 8. 124 NAU betont, die Aussagekraft der Münzen verblasse je weiter die Neuzeit voranschreite, Elisabeth NAU, Was und wie viel trägt die Numismatik zur Geldgeschichte bei? In: Reiner CUNZ (Hrsg.), Fundamenta Historiae. Geschichte im Spiegel der Numismatik und ihrer Nachbarwissenschaften. Festschrift für Niklot Klüßendorf zum 60. Geburtstag am 10. Februar 2004, Hannover 2004, S. 53-56, hier: S. 54; dies mag im Grundsatz stimmen. Diese Untersuchung wird an verschiedenen Punkten zeigen, dass manche Erkenntnis allerdings nur durch die Auswertung der Münzen selbst gewonnen werden kann.
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scher Geldpolitik im 19. Jahrhundert berücksichtigt worden, als Verhandlungssitze für die Verträge von 1837 und 1838 lagen hier auch die ergiebigsten Aktenbestände für diese Verträge vor. Der Bestand des Geheimen Preußischen Staatsarchivs wurde wegen der besonderen Bedeutung der preußischen Münzreform von 1821, auch für andere Staaten, und der von keinem anderen Staat übertroffenen Rolle Preußens für eine gemeinsame Geldpolitik in Deutschland ausgewertet. Der mecklenburgische Archivalienbestand wurde gesondert ausgewertet, da die beiden Mecklenburg als erste deutsche Staaten Kleinmünzen nach den Vorschriften des Reichsmünzgesetzes von 1871 ausprägten. Dagegen ist auf Grund der bereits oben genannten Dissertation von Zich über den Wiener Münzvertrag auf eine erneute Sichtung der österreichischen Archivalien über diesen Vertrag verzichtet worden. Neben der Auswertung der Münzverträge und des Tabellenmaterials des AKS lag daher ein weiterer Schwerpunkt in der Untersuchung der Münzen selbst. Der Vergleich der ausgeprägten Münzen wurde nicht nur anhand der Katalogliteratur vorgenommen, sondern zu einem großen Teil anhand der ausgeprägten Münzen selbst. Dies machte den Vergleich über die reine Abbildung in der Katalogliteratur hinaus möglich. Maße, Gewicht, Randgestaltung und der sich daraus ergebende Gesamteindruck sind nur durch die Beschäftigung mit der Münze selbst „erfassbar“.125 Dies gilt insbesondere für die Kleinmünzen, bei denen die Variationsbreite größer und die Beschreibungsintensität der Kataloge geringer ist als bei den Hauptmünzen. Die Münzfunde waren für die Klärung der Aufgabenstellung von vergleichsweise untergeordnetem Gewicht. Sie haben allerdings für die Bewertung der Umlaufbedeutung von Münzen beitragen können. Neben den überwiegend sehr genau überlieferten Prägevolumina sind sie einer der beiden quantitativen Faktoren, um die Umlaufbedeutung von Münzen zu erfassen. Dies gilt insbesondere hinsichtlich des Umlaufanteils an „fremder“ Münze. Mit der Zusammenschau der Entwicklung der wesentlichen Konvergenzen konnte ein Vergleich der Währungsgebiete vorgenommen werden. Damit wurde deutlich, welche Impulse die einzelnen Währungsgebiete zur Entwicklung der Reichsmünzgesetze geleistet haben. Dafür wurde die münzpolitische Entwicklung aller deutschen Staaten zwischen 1806 und 1873 untersucht. Die Einflüsse der jeweiligen Staaten waren dabei sehr unterschiedlich. Die Münzgeschichte der in dieser Zeit kaum oder gar nicht ausprägenden deutschen Staaten (Berg, Danzig, Großherzogtum Frankfurt, Fürstprimatische Staaten, Isenburg, Kniphausen und Varel, Lauenburg, Lübeck, Stolberg-Wernigerode, Großherzogtum Würzburg, Stadt Würzburg) sind dem entsprechend kurz dargestellt. Münzpoli125 Vgl. auch KLÜßENDORF, Münzkunde, S. 22f., der betont, dass manche Eigenschaften von Münzen „nur durch Originale zu erfassen“ sind.
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tisch tonangebend waren die großen Staaten, allen voran Preußen,126 die führenden Staaten des süddeutschen Münzvereins (Baden, Bayern, Württemberg) und das Königreich Sachsen. Insbesondere Baden hat, trotz seiner an der Bevölkerungszahl gemessen nur mittleren Größe,127 erhebliche eigene Impulse zum Zustandekommen der Münzverträge, auch gegen anfängliche Widerstände der größeren Staaten, gesetzt. Zu einer erfolgreichen Konvergenz der Münzpolitik der deutschen Staaten kam es aber nicht nur durch die Impulse der meinungsführenden Staaten, sondern auch dadurch, dass mittelgroße und kleinere Staaten diese Impulse aufnahmen. Aus diesem Grunde ist auch den Staaten, die hauptsächlich die Münzimpulse der großen Staaten rezeptierten, zumindest in ihrer Summe, vergleichsweise viel Raum in der Darstellung gegeben worden. Dies gilt insbesondere für Anhalt, dessen Geldgeschichte auf Grund der Arbeiten von Heckl von allen mittelgroßen Staaten am besten erforscht ist. Am Beispiel Anhalts konnte damit besonders beispielhaft dargestellt werden, auf Grund welcher Zwänge sich ein mittelgroßer Staat schrittweise an preußische Parameter in der Münzprägung anlehnte. Auch für die Staaten, die versuchten, sich bis zur Reichsgründung einer gemeinsamen Münzpolitik zu entziehen (beide Mecklenburg, Bremen, Hamburg, Lübeck), war die Untersuchung der jeweiligen Motive und Umstände lohnenswert. Zur Verbesserung der Übersichtlichkeit sind die einzelnen Münzen grundsätzlich nach dem Großen Deutschen Münzkatalog, dem „AKS“, zitiert, der die deutschen Münzen des 19. Jahrhunderts fast ausnahmslos beschreibt und abbildet.128 Der AKS ist der gebräuchlichste Münzkatalog für die deutschen Münzen des 19. Jahrhunderts vor der Reichsgründung.129 Deshalb habe ich ihn den zum Teil in der Beschreibung von Varianten präziseren Katalogen von Stutzmann130 und Wedell131 vorgezogen, soweit nicht die wenigen Lücken im AKS zu einem Rückgriff auf die beiden vorgenannten Kataloge oder auf die Katalogreihe von Jaeger zwangen.
126 Österreich hatte zum Zustandekommen des Wiener Münzvertrages von 1857 wesentlich mit beigetragen, schied auf Grund der Ereignisse des Jahres 1866 aber im Folgejahr wieder aus dem Wiener Münzvertrag aus. 127 Baden hatte 1843 nur wenig mehr als 1,3 Millionen Einwohner, ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 11. 128 Ebd. 129 Die Bände von JAEGER wurden vor der Herausgabe des AKS am häufigsten zitiert. Der AKS hat sich jedoch auf Grund seiner besseren Übersichtlichkeit durchgesetzt. 130 STUTZMANN, Die Münzen des 19. Jahrhunderts. 131 WEDELL, Die deutschen Kleinmünzen.
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1.4 Definitionen und Abgrenzungen Der Schwerpunkt der vorliegenden Untersuchung liegt bei der Kleinmünzenprägung der deutschen Staaten zwischen 1806 und 1873. Sie klammert grundsätzlich die Prägungen aus der Zeit vor 1806 aus, obwohl diese im 19. Jahrhundert noch in erheblichen Umfang umliefen. Bei den Großmünzen sind grundsätzlich nur die allgemeinen Entwicklungen beschrieben. Bei den Kleinmünzen ist die Untersuchung aller katalogisierten Münzen vorgenommen worden. Bezüge zur Münzprägung früherer Zeiten sind hier nur erwähnt, soweit dies für das Verständnis des Untersuchungsthemas hilfreich ist. Der Themenbereich dieser Untersuchungen der Kleinmünzenprägungen der deutschen Staaten zwischen 1806 und 1873 ist nach den folgenden Kriterien abgegrenzt: 1.4.1 Deutsche Staaten Trotz der Bezüge zu Österreich,132 das mit seinem Guldensystem und seinem Beitritt zum Wiener Münzvertrag (1857) stark mit dem süddeutschen Münzsystem verwoben war, sind hier nur die Gebiete untersucht worden, die ab 1871 zum Reichsgebiet gehörten. Damit sind auch die Gebiete umfasst, die bereits vor 1871 ihren Status als selbstständiger Staat verloren hatten, wie zum Beispiel das Königreich Hannover und das Herzogtum Nassau nach dem Ende des Preußisch-Österreichischen Krieges. Auch die zwischen 1808 und 1812 geprägten Münzen der Freien Stadt Danzig werden aus diesem Grund berücksichtigt.133 1871 und auch 1873 bestanden auch noch keine sogenannten Nebengebiete, wie die deutschen Kolonien Deutsch-Neuguinea und Deutsch-Ostafrika134, in denen in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts zunächst auf privater Basis und für DeutschOstafrika dann im 20. Jahrhundert für das Auswärtige Amt geprägt wurde.135
132 Neben Österreich war auch Lichtenstein dem Wiener Münzvertrag beigetreten und nahm bis 1867 an einer gemeinsamen Münzpolitik der deutschen Staaten teil. 133 Die Danziger Münzen dieser Zeit werden auch traditionell sowohl von JAEGER (Band 9) als auch vom AKS dem deutschen Münzwesen zugerechnet. 134 Für das Pachtgebiet Kiautschou in China wurden erst 1909 Münzen geprägt (10 und 5 Centmünzen), die sich auf den dort in Umlauf befindlichen mexikanischen Dollar bezogen und der in 100 Cent unterteilt wurde, ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 589. 135 Ebd., S. 582-588.
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1.4.2 1806 bis 1873 Die untersuchte Zeitspanne konzentriert sich auf die ab dem Ende des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation im Jahr 1806 bis zum Jahr 1873 ausgeprägten Münzen. Zwar prägten im Jahr 1806 auch noch Pommern (DMK Nr. 30 und 31) und Nürnberg136 (DMK Nr. 109, 111-113, 116 und 117) sogar noch im Jahr 1807 ihre letzten Münzen, diese wurden allerdings nicht berücksichtigt, da sie „die letzten Ausläufer der Münzreihen vorhergehender Jahrhunderte sind“137 und auf die weiteren Entwicklungen der deutschen Münzsysteme keinen Einfluss hatten. Der Zeitraum greift damit zwei Jahre über die Reichsgründung hinaus, da erst ab 1873 die Ausprägung der Kleinmünzen der Einzelstaaten endete und durch Reichsmünzen auch bei den Kleinmünzen ersetzt wurde. Dessen ungeachtet blieben manche Kleinmünzenprägungen der deutschen Staaten noch über 1873 einige Zeit gültig. 1.4.3 Münzen Untersucht worden sind weiterhin nur Münzen im engeren Sinne. Die Münze ist danach, zumindest für den Untersuchungszeitraum, ein „mit einem Gepräge versehenes, zum Umlauf als Tauschmittel (Geld) bestimmtes Stück Metall von gesetzlich festgesetztem Gewicht und Feinheit.“138 Die Aufgabe des Gepräges soll dabei „die Garantie eines bestimmten Gehaltes an edlem Metall ausdrücken und den Nennwerth bezeichnen“.139 Die Münze ist damit staatlich anerkanntes, für den Zahlungsverkehr geeignetes Metallgeld. 140 Dabei galten Hauptmünzen grundsätzlich als „obligatorisches Geld“ und Klein- und Scheidemünzen bis heute als „bedingt obligatorisches Geld“.141
136 Die Prägungen von Augsburg endeten bereits 1805 (DMK Nr. 77 und 78), die von Regensburg 1802 (DMK Nr. 139) und von Löwenstein-Wertheim (DMK Nr. 33) 1803. 137 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. V. 138 Louis SCHMIDT, Die Münzen, Maße, Gewichte, die Usanzen im Waaren-, Wechsel-, Staatspapier- und Actienhandel sämmtlicher Staaten und Handelsplätze der Erde, Stuttgart 21873, S. 27. 139 Ebd., S. 67. 140 Münzen aus anderen Materialen als Metall (zum Beispiel Porzellan in den 1920er Jahren in Sachsen) wurden zumindest von den deutschen Staaten zwischen 1806 und 1873 nicht geprägt. 141 Manfred O. HENNIES, Allgemeine Volkswirtschaft für Betriebswirte, Band 3: Geld, Konjunktur, Außenwirtschaft, Wirtschaftswachstum, Berlin 1989, S. 25; hier wurde von HENNIES nicht zwischen Klein- und Scheidemünzen unterschieden. Bei Drucklegung seines Buchs gab es in Deutschland nur noch Scheidemünzen. Heute herrscht Annahmezwang in der Höhe des Nominalwerts der Kleinmünzen, aber nicht unbegrenzt in der Höhe der zu zahlenden Gesamtsumme, da es eine unzumutbare Belas-
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Münzen grenzen sich damit durch ihr Material von den ebenfalls staatlich anerkannten Geldscheinen ab. Von Medaillen und münzartigen Marken (zum Beispiel Automatenmünzen, Biermarken, Telefonmarken u.a.)142, Plaketten, Jetons und Rechenpfennigen unterscheiden sie sich dadurch, dass sie für den allgemeinen Zahlungsverkehr staatlich anerkannt sind.143 Unabhängig davon können münzartige Marken teilweise auch indirekt dem Zahlungsverkehr dienen. So kann eine Automaten„münze“ oder besser Automaten„marke“ übergeben werden, um eine Ware oder Dienstleistung zu erhalten. Dem liegt aber meist zugrunde, dass vor Erhalt der Automatenmarke der Kunde eine Geldleistung erbracht hat. Die Marke ist somit im Regelfall nur als Beleg für eine vorher erbrachte Geldleistung anzusehen. Zumindest ist die Automatenmarke auf ein bestimmtes Schuldverhältnis in Bezug auf ganz konkrete Dienst- oder Warenleistungen beschränkt und dient grundsätzlich nicht dem allgemeinen Zahlungsverkehr. Marken sind keine Erfindungen des 20. Jahrhunderts. Sie waren bereits vor dem 19. Jahrhundert bekannt.144 Im 19. Jahrhundert hatten die sogenannten „Judenpfennige“ der Stadt Frankfurt eine gewisse Zeit Kleingeldfunktion, obwohl sie rechtlich gesehen Marken blieben. Ähnliches gilt für das „Fabrikgeld“ mit denen Arbeiter teilweise im sogenannten „Trucksystem“ entlohnt wurden und mit dem sie nur in Läden und Kantinen des Werkbesitzers einkaufen konnten.145 Dies gilt z.B. für die sogenannten „Veilsdorfer Kupfermarken“ von 1822 aus der gleichnamigen Porzellanfabrik in Sachsen-Hildburghausen, auch wenn sie mit einer scheinbaren Nominalbezeichnung („3 Kreutzer“) den Eindruck regulären Kleingelds erwecken können. Zunächst nur für den innerbetrieblichen Zahlungsverkehr bestimmt, sollen sie auch in der Umgebung von Veilsdorf wie Kleingeld umgelaufen sein.146 Dabei sollen sie auf größere Akzeptanz im Zahlungsverkehr dieser Region, und sogar über die Landesgrenzen hinaus, gestoßen sein, als Nominale weit entfernter Münzstände.147 Diese Art von „Fabrikgeld“ hat es auch in anderen
tung für den Gläubiger wäre, auch große Summen in kleinster Münze annehmen zu müssen. 142 RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit, S. 10. 143 TRAPP / FRIED, Kleines Handbuch der Münzkunde, S. 20f. 144 Z.B. nennt HOLLMANN Kupfermarken einer Porzellanfabrik in Sachsen-Hildburghausen schon für das Jahr 1766, Jenny-E. HOLLMANN, Münzgeschichte des Herzogtums Sachsen-Hildburghausen 1680-1828, Hildburghausen 1994, S. 81f. 145 Peter KRESS, Die Aequivalente von Closter Veilsdorf und weiterer thüringischer Porzellanfabriken und Manufakturen. 100 Jahre Fabrikgeld von 1759-1855, in: Jahrbuch der Gesellschaft für Thüringer Münz- und Medaillenkunde 14, 2003, S. 188-215, hier: S. 193. 146 HOLLMANN, Münzgeschichte, S. 116. 147 KRESS, Die Aequivalente von Closter Veilsdorf, S. 195.
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deutschen Staaten gegeben.148 Als privaten, nichtstaatlichen Erzeugnissen fehlt Marken jedoch die hoheitliche Garantiefunktion. Sie sind, auch wenn sie vorübergehend wie Münzen umlaufen, daher kein Geld im Rechtssinn. Auch Münzproben bleiben grundsätzlich unberücksichtigt. Bei den Münzproben handelt es sich um Muster, die versuchsweise hergestellt wurden um zu prüfen, ob sie für die Ausprägung als Münzen geeignet sind (zum Beispiel Preußen, AKS Nr. 54-59). Ebenfalls außer Betracht blieben die Gedenkmünzen, die grundsätzlich als Hauptmünzen, vereinzelt aber auch im Kleinmünzenbereich ausgeprägt worden sind (zum Beispiel Baden AKS Nr. 139). Bei Gedenk- oder Schaumünzen kann es sich zwar um gesetzliche Zahlungsmittel handeln, die bisweilen auch im Umlauf vorkommen,149 die aber nicht primär für den Geldumlauf bestimmt sind. 1.4.4 Die Abgrenzung zwischen Klein- und Großmünzen Bei den Großmünzen handelt es sich um die Hauptmünzen, die ein Münzsystem in seinen wesentlichen Wertgrundlagen prägen. Für die deutschen Staaten des 19. Jahrhunderts waren die Hauptmünzen die großen Silbermünzen, die den Währungssystemen ihren Namen gaben, zum Beispiel Taler und Gulden. Zu diesen Großmünzen gehören auch die vielfachen Nominale dieser Hauptmünzen, zum Beispiel Doppeltaler und gegebenenfalls auch ihre Teilstücke, zum Beispiel 1/2 Taler, 1/3 Taler und 1/6 Taler. Die Goldmünzen gehören unabhängig von ihrem zum Teil geringen Durchmesser ebenfalls zu den Großmünzen. Der Begriff der Kleinmünze ist nicht klar umrissen. Entgegen dem Wortlaut ist nicht jede kleine Münze eine Kleinmünze. So können zum Beispiel die 2 1/2 Talerstücke Mecklenburg-Schwerins (AKS Nr. 3 und 31) mit 16 bzw. 17 mm Durchmesser kleiner sein als das Mecklenburg-Schweriner 2 Pfenningstück von 1831 (AKS Nr. 27) mit rund 19 mm Durchmesser. Auch das für Tirol geprägte bayerische 1 Kreuzerstück (AKS Nr. 54) ist auf Grund seines geringen Wertes trotz seines Durchmessers von rund 26 mm als Kleinmünze anzusehen. Nachstehend wird auch erläutert, warum zum Beispiel die Anhaltiner 3 Pfennigmünzen mit ca. 22 mm Durchmesser (zum Beispiel AKS Nr. 26) zu den Kleinmünzen gehören, der 1/6 Taler mit ca. 21 mm Durchmesser (zum Beispiel AKS Nr. 18) aber nicht mehr. Auch das Nominal, die Wertbezeichnung der Münze, erlaubt für sich allein keinen sicheren Hinweis. So war im Mittelalter der Pfennig als guthaltige Silbermünze noch eine Hauptmünze. Erst mit der stetigen Inflation
148 Z.B. in Porzellanmanufakturen von Sachsen-Coburg-Saalfeld und Sachsen-Meinigen, Ebd., S. 197. 149 KLÜßENDORF, Münzkunde, S. 19.
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seit dem Mittelalter ist der Pfennig zur Kleinmünze herabgesunken. 150 Ob ein Nominal zu den Kleinmünzen gehört, kann also nur im historischen Kontext und im Vergleich zu den anderen Münzen des Münzsystems bestimmt werden. Unstreitig keine Kleinmünzen, zumindest in den deutschen Staaten im 19. Jahrhundert, waren die Kurantmünzen. Kurantmünzen sind Münzen, deren Wert sich allein aus ihrem Metallwert ergibt.151 Hingegen haben die sogenannten Scheidemünzen eine Differenz zwischen Metallwert und dem Nennwert.152 Es ist jedoch falsch anzunehmen, dass Scheidemünzen ausnahmslos auch Kleinmünzen wären. So prägte die Freie Hansestadt Bremen streng genommen nur Scheidemünzen. Als einziger deutscher Staat hatte Bremen die „sogenannte Goldwährung“, aber im 19. Jahrhundert keine einzige Goldmünze ausgeprägt. Selbst die Gedenkmünzen mit der Aufschrift „EIN THALER GOLD“ (AKS Nr. 14, 16 und 17) waren in Silber geprägt, deren Metallwert hinter dem Nominalwert, der an den Goldwert gekoppelt war, zurückblieb. Zum Teil sind in der zeitgenössischen Literatur mit „Scheidemünzen“ auch nur die unterwertigen silberhaltigen Münzen gemeint, während die Kleinmünzen aus Kupfer nur als „Kupfermünzen“ bezeichnet werden.153 Umgekehrt waren Kleinmünzen, selbst bei kleineren Kleinmünzennominalen, nicht zwingend Scheidemünzen.154 Unter „Kleinmünzen“ wurden schon für das 17. Jahrhundert grundsätzlich alle Geldstücke unterhalb der Talerteilstücke verstanden, das heißt die mittleren Nominale wie Groschen, Batzen und Schilling sowie die Kleinstmünzen Pfennig und Heller, also die Münzen des täglichen Bedarfs.155 Ich halte die Definition dennoch auch für das 19. Jahrhundert für geeignet. Die Talerteilstücke bis hinunter zum 1/6 Taler haben einen stärkeren Bezug zur Großmünze Taler als zu den kleineren Nominalen. Die im 19. Jahrhundert
150 Gleiches gilt für den Schilling, der ein Vielfaches des Pfennigs galt, der aber spätestens im 19. Jahrhundert ebenfalls als Kleinmünze angesehen wurde. 151 Auch „Währungsmünze” genannt, KLÜßENDORF, Münzkunde, S. 17. 152 TRAPP / FRIED, Kleines Handbuch der Münzkunde, S. 13. 153 Kritische Blätter der Börsen=Halle, Hamburg, 21. Oktober 1833 Nr. 173 in: GStA III. HA Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, II Nr. 1714: Allgemeine Bestimmungen über das Münzwesen. Ein- und Ausfuhr preußischer und ausländischer Münzen. Kurs der preußischen Münzen im Ausland und umgekehrt, Beiheftung ohne Blattnummer. 154 Zu den seltenen vollwertigen Kleinmünzen gehören z.B. die zwischen 1808 und 1813 für Sachsen-Meiningen geprägten 3 und 6 Kreuzermünzen, JAEGER / GRASSER, Die Münzprägungen, Band 11, S. 82; und die sächsischen 1/24 Taler, Kurt JAEGER, Die Münzprägungen der deutschen Staaten vor Einführung der Reichswährung, Band 10: Königreich Sachsen 1806 bis 1873 und Herzogtum Warschau 1810 bis 1815, Basel 1969, S. 31. 155 TRAPP / FRIED, Kleines Handbuch der Münzkunde, S. 221.
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geprägten 1/6 Taler enthalten auch alle mehr als 500 Promille Feinsilber.156 Damit ist ihr Silbergehalt zwar geringer als beim Taler; sie sind jedoch immer noch als Silbermünzen anzusehen. Im Guldengebiet war das kleinste Nominal mit einem Feingehalt von mindestens 500 Promille die 10 Kreuzermünze, die 1/6 Gulden entspricht. Legt man das Kriterium Feingehalt von unter 500 Promille zugrunde, können somit die Nominale 1/6 Taler und 10 Kreuzer und erst recht größere Nominale grundsätzlich nicht als Kleinmünzen angesehen werden.157 Das Kriterium Feingehalt unter 500 Promille genügt für eine sichere Definition allein jedoch nicht. Das Bremer 6 Grotestück im Wert 1/12 Talers wurde 1840 (AKS Nr. 5) mit einem Feingehalt von fast 740 Promille, in den Jahren 1857 (AKS Nr. 6) und 1861 (AKS Nr. 7) jedoch mit einem Feingehalt von knapp unter 500 Promille, ausgeprägt. Mecklenburg-Schwerin prägte das 4 Schillingstück im Wert von 1/12 Taler in den Jahren zwischen 1828 bis 1848 mit einem Feingehalt von 500 Promille (AKS Nr. 15, 33 und 41), in den Jahren 1809 und 1826 aber mit einem Feingehalt von 562,5 Promille (AKS Nr. 13 und 14). Hingegen prägte Mecklenburg-Strelitz das 4 Schillingstück, ebenfalls im Wert von 1/12 Taler, zwischen 1846 und 1849 mit einem Feingehalt von nur 375 Promille (AKS Nr. 64). Es müssen daher weitere Kriterien hinzutreten, um eine Kleinmünze als solche sicher zu definieren. Die Mecklenburg-Strelitzer 4 Schillingmünzen sind zum Teil auf der Wertseite als „LANDESMÜNZE“ definiert (AKS Nr. 14 und 15) und enthalten damit den Hinweis, dass der Gebrauch nur innerhalb der Landesgrenzen vorgesehen war.158 Münzen mit dieser Bezeichnung waren offen unterwertig ausgebracht und nach staatlicher Anordnung in ihrem Prägegebiet im Nennwert anzunehmen.159 Das Reich hatte die Regelung der Einzelheiten des Scheidemünzfußes den Regierungen als Landesangelegenheit überlassen.160 Die Bestimmung dieser Münze für den kleinen Zahlungsverkehr und zum Ausgleich von Differenzbeträgen stand daher im Vordergrund. Diese Münze ist somit als Kleinmünze anzusehen. Da beide Groß156 Gewichte und Feingewichte der in dieser Untersuchung genannten Münzen sind, soweit nicht anders angegeben, den Tabellen im AKS entnommen. 157 Auch der AKS definiert die württembergischen 10 Kreuzermünzen als „Konventionsmünzen“ und damit als vollwertige Kurant- und nicht als Scheidemünzen, Kurt JAEGER, Die Münzprägungen der deutschen Staaten vor Einführung der Reichswährung, Band 1: Königreich Württemberg, Fürstentümer Hohenzollern, Basel 21966, S. 14. 158 KLÜBER schreibt 1828 „Eine Art von Scheidemünzen sind die sogenannten Landmünzen“ die „bloß zu inländischem Umlauf … bestimmt“ sind, Johann Ludwig KLÜBER, Das Münzwesen in Teutschland nach seinem jetzigen Zustande. Mit Grundzügen zu einem Münzverein teutscher Bundesstaaten, Stuttgart / Tübingen 1828, S. 84. 159 RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit, S. 81. 160 Walther SCHWINKOWSKI, Das Geld- und Münzwesen Sachsens, Halle 1918, S. 32.
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herzogtümer das gleiche Münzsystem zugrunde gelegt haben, müssen folgerichtig auch die Mecklenburg-Schweriner 4 Schillingstücke als Kleinmünzen angesehen werden. Das schleswig-holsteinische 16 Schillingstück im Wert von 1/12 Speciestaler (AKS Nr. 9) liegt mit einem Feingewicht von 2,107 Gramm (bei einem Feingehalt von 500 Promille) deutlich näher am preußischen 1/6 Taler mit ca. 2,78 Gramm, als am 2 1/2 Silbergroschen mit ca. 1,2 Gramm.161 Das ca. 21 mm Durchmesser fassende Stück könnte daher nicht mehr als Kleinmünze angesehen werden, obwohl sein Wert entsprechend 1/12 Speciestaler sich nicht wesentlich von den 4 Schillingstücken Mecklenburger Art im Wert 1/12 Talers nach dem 14 Talerfuß mit einem Feingewicht von ca. 1,53 bis 1,72 Gramm162 unterscheidet. Darüber hinaus ergeben sich Definitionen als „Scheidemünzen“ oder „Ausgleichsmünzen“ zum Teil auch aus Münzverträgen: Der Münchner Münzvertrag von 1837 beschäftigte sich in seinem Hauptvertrag zwar nicht mit den Kleinmünzen, verweist in Artikel IX aber auf die am gleichen Tage abgeschlossene „Besondere Uebereinkunft, die Scheidemünze betreffend“: Danach sind Scheidemünzen alle Sechs-, Dreiund Ein-Kreuzer-Münzen und Teilstücke des Kreuzers (Artikel I der Besonderen Uebereinkunft). Der Dresdner Münzvertrag von 1838 definierte Kleinmünzen in Artikel 12 nur indirekt als Münzen für „Zahlungen im kleinen Verkehre und zur Ausgleichung“, die kleiner sind und nach einem leichteren Münzfuß geprägt werden als die Münzen, über deren Gleichsetzung man sich in dem Dresdner Vertrag geeinigt hatte. Da die Einigung des Dresdner Vertrages den Taler und den Gulden und deren Teilstücke umfasste, soweit sie in ihrem Feingehalt vollwertig zur Hauptmünze standen, sind erst die Münzen unterhalb dieser Teilstücke als Scheide- bzw. Kleinmünzen anzusehen.163 Artikel 14 des Dresdner Vertrages nahm ausdrücklich auf die besondere Übereinkunft des Münchner Vertrages über die Scheidemünze Bezug und erklärte damit die Münzen im Werte von 6 Kreuzern und darunter zu Scheidemünzen. In Artikel 2 des Dresdner Münzvertrages wurde zwischen der „Thaler- und Groschen-“ und der „Gulden- und Kreuzerrechnung“ unterschieden. Für die in diesem Vertrag genannten Nominale gilt in Verbindung 161 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, Tabelle S. 262. 162 Ebd., Tabelle S. 219. 163 Der preußische 1/6 Taler hatte seit 1806 mit einem Feingehalt von theoretisch 2,784 Gramm genau 1/6 des Feingewichtes des Talers von 16,704 Gramm. Der Silbergroschen, der zwischen 1821 und 1856 geprägt wurde und im Wert 1/30 des Talers darstellte, hatte statt des 1/30 des Feingewichtes des Talers in Höhe von 0,5568 Gramm jedoch nur ein Feingewicht in Höhe von 0,487 Gramm und war damit Scheidemünze genauso wie der 2 1/2 Silbergroschen zwischen 1842 und 1856, der statt eines Feingewichtes in Höhe von 1,389 Gramm um Kurantmünze zu sein, nur ein Feingewicht in Höhe von 1,218 Gramm hatte.
1. Einleitung
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mit dem o.g. somit, dass alle Nominale, die als Nominalbezeichnung ihren Bruchwert zum Taler tragen, Kurantmünzen sind. Alle Nominale, die sich auf den Groschen (und erst recht darunter) beziehen, sind Scheidemünzen. Der Wiener Münzvertrag von 1857 definierte in Artikel 14 Kleinmünzen als Münzen, die „nach einem leichtern Münzfuß als dem Landesmünzfuß“ (die Münzfüße für die Hauptmünzen Taler und Gulden) ausgebracht wurden und in Artikel 5 als kleinste Teilstücke der Hauptmünzen den 1/6 Taler in 30 Talerfuß und den 1/4 Gulden in 45 bzw. 52 1/2 Guldenfuß. Zusammengefasst handelt es sich, zumindest für den Untersuchungszeitraum 1806 bis 1873, um Kleinmünzen, wenn die folgenden Kriterien erfüllt sind: - Kleinmünzen sind fast immer Scheidemünzen, also Münzen in einem leichteren Münzfuß als die Haupt- oder Kurantmünzen - es handelt sich grundsätzlich um Münzen mit einem Feingehalt von unter 500 Promille - der Wert für die ab 1837 geprägten Münzen beträgt weniger als 1/6 Taler bzw. 1/4 Gulden;164 der Silberfeingehalt beträgt weniger als 2,35 Gramm165 - ausdrücklich auf den Münzen oder in den Münzgesetzen166 oder zwischenstaatlichen Münzverträgen als „Landmünze,“ „Ausgleichsmünze“ oder „Scheidemünze“ benannte Münzen sind immer Kleinmünzen.
164 Damit ist auch die Stückzahl eines Nominals auf die Feine Kölner Markfür die Abgrenzung zwischen Haupt- und Kleinmünzen nutzbar. Die Stückzahl auf die Feine Kölner Mark beträgt bei den 1/6 Talern des 14- Talerfußes nach dem Dresdner Münzvertrag 84 Stück und bei den (mit einer Probe als Ausnahme nicht ausgeprägten) 1/4 Guldenstücken nach den Bestimmungen des Dresdner Vertrages 98 Stück. 165 Mit dieser Wertgrenze liegt man unter dem Feingewicht für die 1/6 Taler (2,784 Gramm) und die 1/4 Gulden (2,387 Gramm), nach den Bestimmungen des Dresdner Vertrages von 1837. Das o.g. 16 Schillingestück mit einem Feingewicht von ca. 2,1 Gramm wäre nach dieser absoluten Wertgrenze, im Gegensatz zu den anderen Erwägungen, als Kleinmünze anzusehen. 166 So definierte zum Beispiel die Mecklenburg-Schweriner Verordnung zur Einführung des Vierzehntalerfußes von 1848 in § 14: „Unter Scheidemünzen sind alle Münzen zu verstehen, welche nicht mindestens 1/6 Thaler betragen.“, Gesetzsammlung für die Mecklenburg-Schwerinschen Lande. Zweite Folge, umfassend den Zeitraum vom Anfange dieses Jahrhunderts bis zum Jahre 1848, III. Band 1848, Nr. 2834.
2. RAHMENBEDINGUNGEN DER DEUTSCHEN MÜNZPRÄGUNGEN DES 19. JAHRHUNDERTS IM VERGLEICH ZU DER EUROPAS AM ENDE DES 20. JAHRHUNDERTS „Nur die Kenntnis der politischen Geschichte in einer Münzepoche und das Wissen um die zeitgenössischen Wirtschaftsverhältnisse können einer Geldgeschichte Sinn und Farbe geben“, Herbert Rittmann1
2.1 Politische Rahmenbedingungen im 19. Jahrhundert in Deutschland und am Ende des 20. Jahrhunderts in Europa Nach den militärischen Erfolgen Napoleons erzwang dieser die Umgestaltung Deutschlands. 1803 fasste der Reichstag den so genannten Reichsdeputationshauptschluss, mit dem fast alle kleineren Territorien zugunsten der Staatsgebiete größerer Fürsten wie Baden, Württemberg oder Bayern mediatisiert wurden2 und damit als Münzstände entfielen. Diese mittelgroßen Staaten bildeten damit ein Gegengewicht gegen die beiden deutschen Großmächte Preußen und Österreich.3 Nach diesem formalen Ende des Alten Reichs traten 1806 16 süd- und westdeutsche Fürsten formell aus dem Reich aus und schlossen sich in Paris zum Rheinbund zusammen. Daraufhin legte der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, der sich 1804 schon vorsorglich auch zum Kaiser von Österreich hatte krönen lassen, die Kaiserkrone für das Alte Reich nieder und besiegelte damit auch formal sein Ende.4 Eine Körperschaft, die Träger einer deutschlandweiten Münzpolitik hätte sein können, bestand damit nicht mehr. Die Niederlage gegen Napoleon 1806 hatte insbesondere Preußen die Notwendigkeit von Reformen verdeutlicht. Mit den preußischen Ministerial- und Kommunalverwaltungsreformen, der Aufhebung der Erbuntertänigkeit, der Einführung der Gewerbeordnung und der Heeresreform modernisierte Preußen sein Staats- und Wirtschaftssystem in den Folgejahren tief-
1
RITTMANN, Sächsische Geldgeschichte, S. 15.
2
Thomas NIPPERDEY, Deutsche Geschichte 1800-1866. Bürgerwelt und starker Staat, München 1983, S. 11.
3
Andreas GESTRICH, Vom Westfälischen Frieden bis zum Wiener Kongress (16481814), in: Ulf DIRLMEIER u.a. (Hrsg.), Kleine deutsche Geschichte, Stuttgart 2006, S. 187-264, hier: S. 257.
4
Ebd., S. 258.
56
2. Rahmenbedingungen der deutschen Münzprägungen
greifend.5 Hierzu gehört auch, wenn auch mit einigen Jahren Abstand, die preußische Münzreform von 1821, die das Nebeneinander verschiedener Provinzialprägungen in Preußen zugunsten einer einheitlichen Währung auch für die Kleinmünzen beendete. Ähnliche Reformerfordernisse sahen auch die Rheinbundstaaten für sich, wenn auch aus einem anderen Anlass. Während Preußens Reformimpulse maßgeblich aus seiner mit erheblichen Gebietsverlusten einhergehenden Niederlage von 1806 gespeist wurde, waren es in den Rheinbundstaaten „der unmittelbare Einfluß“ Napoleons und z.T. erhebliche Gebietsgewinne dieser Staaten, die eine umfangreiche staatliche Neuordnung erforderten.6 Ähnlich wie in Preußen wurde in einer späten Reformphase auch das Münzwesen modernisiert und mit der Gründung des Süddeutschen Münzvereins im Münchner Vertrag von 1837 weitgehend vereinheitlicht. Nach dem gescheiterten Versuch Napoleons 1812/13, Russland zu erobern, erhob sich Preußen und besiegte mit Österreich und Russland, schließlich auch England und Schweden, die französischen Truppen. Württembergische und sächsische Regimenter liefen während der entscheidenden Völkerschlacht bei Leipzig 1813 zu den Koalitionstruppen über.7 Ab 1814 tagte in Wien ein Kongress zur Neuordnung Europas und vor allem auch Deutschlands. Nach einer kurzen Rückkehr Napoleons an die Macht („Herrschaft der 100 Tage“) und seiner endgültigen Niederlage 1815 bei Waterloo wurde das europäische Gleichgewicht der Kräfte wieder hergestellt. Die deutschen Staaten, die seit 1806 auch staatsrechtlich unabhängig waren, kehrten nicht mehr unter das Dach des Reiches zurück und wurden nur durch ein föderatives Band vereint, dem Deutschen Bund. 8 Die Bundesakte vom 8. Juni 1815 enthielt mit Ausnahme weniger unverbindlicher Absichtserklärungen in Artikel 19 für die Beratungen über Handel und Verkehr keine Regelungen für eine gemeinsame Handelspolitik.9 Die deutschen Staaten waren damit auch münzrechtlich völlig autark. Theoretische Bindungen, wie sie durch die Reichsmünzordnungen der frühen Neuzeit noch bestanden hatten, waren nun rechtlich völlig ohne Belang. Da die Eigenstaatlichkeit der 1803 mediatisierten Gebiete fast ausnahmslos nicht wiederhergestellt wurde, blieb es bei einer dauerhaften Bereinigung der Zahl der Münzstände. Durch die Aufteilung des von Napoleon geschaffenen Königreichs Westphalen hatten auch die Versuche der Einführung des Dezimalsystems nach französischem Vorbild (1 Franc = 100 Centimes) ihre vorläufiges Ende gefunden. 5
Eine ausführliche Darstellung dieser preußischen Reformen gibt NIPPERDEY, Deutsche Geschichte, S. 33-69.
6
Ebd., S. 69.
7
GESTRICH, Vom Westfälischen Frieden, S. 261.
8
NIPPERDEY, Deutsche Geschichte, S. 355.
9
ZICH, Der Wiener Münzvertrag, S. 7.
2. Rahmenbedingungen der deutschen Münzprägung
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Der Deutsche Bund war in erster Linie ein Bündnis der Fürsten. Die vier freien Städte Frankfurt, Bremen, Hamburg ung Lübeck, mit ihren Ansätzen einer republikanischen Verfassung, hatten in ihm nur wenig Einfluss. Artkel 2 der Bundesakte betonte: „Der Zweck desselben ist Erhaltung der äußeren und inneren Sicherheit Deutschlands und der Unabhängigkeit und der Unverletzbarkeit der einzelnen Staaten.“10 Das deutsche Volk, das mit großem von nationalem Pathos ergriffenem Engagement gegen Napoleon kämpfte, fand sich in diesem Deutschen Bund nicht hinreichend wieder. Die bürgerlichen Kreise in Deutschland wollten die deutsche Einheit in einem Verfassungsstaat. Bereits 1817 kam es zum Wartburgfest der deutschen Burschenschaft in Eisenach, in dem diesen Forderungen nachdrücklich Ausdruck verliehen wurde. Nach der Ermordung des Dichters Kotzebue durch einen Studenten wurden diese demokratischen Bestrebungen durch die „Karlsbader Beschlüsse“ erfolgreich eingedämmt. Das enttäuschte Bürgertum zog sich ins Private zurück („Biedermeierzeit“). Der Elan der Befreiungskriege war verflogen.11 Die weitere staatliche Entwicklung Deutschlands geschah weitgehend unter Ausschluss der Demokraten. Die preußischen Reformen waren auch nach 1815 fortgesetzt worden. Die innerhalb Preußens noch bestehenden Zollschranken fielen 1818. Beratungen der Bundesversammlung des deutschen Bundes im Mai 1821 über den Vorschlag zu prüfen, dass „von Bundeswegen ein allgemeiner teutscher Münzfuß eingeführt werden möge“, blieb zwar ergebnislos.12 Aber nach mehreren Teileinigungen13 wurde 1833 der Vertrag zur Gründung des Deutschen Zollvereins geschlossen, der am 01. Januar 1834 in Kraft trat. Artikel 14 des Zollvereinsvertrages verpflichtete die Regierungen darauf hinzuwirken, dass „in ihren Landen ein gleiches Münz-, Maaß- und Gewichtssystem in Anwendung komme, hierüber sofort Unterhandlungen einleiten zu lassen, und die nächste Sorge auf die Annahme eines gemeinschaftlichen Zollgewichtes zu richten“.14 Damit war eine Vorstufe der politischen Einigung und Industrialisierung Deutschlands erreicht, die unter anderem mit dem Ausbau des Eisenbahnwesens nach den Plänen von Friedrich List seit 1837 sowie mit weiteren Anschlüssen an den Deutschen Zollverein15, aber auch mit bedeutenden Münzverträgen fortgesetzt wurden. Das Ziel war die Schaffung 10 Zitiert nach: SPÖRER, Politische und wirtschaftliche Gestaltung, S. 24. 11 Manfred GÖRTEMAKER, Deutschland im 19. Jahrhundert. Entwicklungslinien, Opladen 31989, S. 79. 12 Zitiert nach: ZICH, Der Wiener Münzvertrag, S. 9, mit weiteren Nachweisen bei KLÜBER, Das Münzwesen in Teutschland. 13 Neben einer zunehmenden Anlehnung der Anrhainerstaaten Preußens an dieses wurden 1828 die Süddeutsche Zollvereinigung und der Mitteldeutsche Handelsverein gegründet, RITTMANN, Sächsische Geldgeschichte, S. 14f. 14 Zitiert nach: ZICH, Der Wiener Münzvertrag, S. 12. 15 RITTMANN, Sächsische Geldgeschichte, S. 15.
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2. Rahmenbedingungen der deutschen Münzprägungen
eines einheitlichen Binnenmarktes durch die Abschaffung der Zölle innerhalb der Zollvereinsstaaten, die Verbesserung der Verkehrswege und der Vereinheitlichung von Maßen, Gewichten und Münzen.16 Zur Intensivierung des Handels zwischen den deutschen Staaten war die Vereinheitlichung der Maße, Gewichte und Münzen besonders hilfreich, um Missverständnisse und zeitraubenden Umrechnungsaufwand zu vermeiden. Das Maß- und Gewichtswesen war ein regional gewachsenes, kein reichseinheitlich gesetztes,17 auch wenn als Ausnahme für das Münzgrundgewicht „Kölner Mark“ über Jahrhunderte eine relativ einheitliche Verwendung festgestellt werden kann.18 So war z.B. Pfund bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht überall gleich Pfund. 100 Pfund des sogenannten „neuen preußischen Pfundes“, das dem Zollpfund mit 500 Gramm entsprach, verhielten sich zu den vor der Einführung eines gemeinsamen Zollpfundes für die entsprechenden Vertragsstaaten zu den früheren Pfundgewichten wie folgt:19 89,286 100,000 100,301 102,781 103,204 103,254 106,881 106,899 106,903 106,904 106,904 106,923
bayrische Pfund badische Pfund Bremer Pfund Lübecker Pfund Hamburger Pfund Kasseler schwere Pfund Kasseler leichte Pfund Württemberger Pfund Braunschweiger Pfund hannoversche Pfund alte preußische Pfund Leipziger Pfund
16 Die Vertragsstaaten Preußen, die beiden Hessen, Bayern, Württemberg, Sachsen und die thüringischen Staaten wollten „dahin wirken, dass in ihren Ländern ein gleiches Münz-, Maß- und Gewichtssystem in Anwendung komme, hier über sofort besondere Verhandlungen einleiten lassen und die nächste Sorge auf die Annahme eines einheitlichen gemeinschaftlichen Zollgewichts richten“ (Artikel 14). Als Einheit für das Zollgewicht wird der großherzögliche hessische Zentner zu 100 Pfund angenommen, „welcher dem großherzöglich badischen Zentner gleich kommt“, „ein solches Pfund ist dem französischen genauen halben Kilogramm gleich“, zitiert nach: Harald WITTHÖFT, Handbuch der Historischen Metrologie, Band 2: Deutsche Masse und Gewichte des 19. Jahrhunderts, Sankt Katharinen 1993, S. 593f. 17 Ebd., S. 591. 18 Wolfgang ZEUGE, Das Geld in Hamburg vom Anfang des 18. Jahrhunderts bis zur Einführung der Reichswährung 1872, in: Manfred Mehl (Hrsg.), Delectat et docet. Festschrift zum 100jährigen Bestehen des Vereins der Münzfreunde in Hamburg, Hamburg 2004, S. 247-258, hier: S. 247f. 19 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 78.
2. Rahmenbedingungen der deutschen Münzprägung
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Der Ordnungsgedanke in Richtung einheitlicher Maße, Gewichte und Münzen wurde der zentrale Punkt der Zollvereinspolitik. Es war naheliegend das Zollpfund nicht nur als allgemeines Gewicht, sondern auch als Münzgrundgewicht einzuführen. Auch wenn mit der Einführung des Zollpfundes von 500 Gramm ein Gewicht nach dem metrischen dezimalen System zu Grunde gelegt wurde20, waren die weiteren Reformen des Münz-, Maß- und Gewichtswesens kein gerader, stetiger und selbstverständlicher Weg.21 Erst mit der Französischen Revolution hatte man versucht, mit dem Meter als 40millionstel des Äquators eine Naturkonstante den Maßen und Gewichten zu Grunde zu legen, und ihm Gesetzeskraft zugesprochen.22 Von diesem Ausgangspunkt brauchte das metrische System mit dezimaler Teilung fast das ganze 19. Jahrhundert, um sich in Deutschland23 durchzusetzen.24 Für die Harmonisierung der verschiedenen Münzsysteme gelten die folgenden Verträge als grundlegend: der Münchner Münzvertrag von 1837, in dem sich die süddeutschen Staaten des Gulden- und Kreuzergebiets auf ein gemeinsames Münzsystem einigten, der Dresdner Münzvertrag von 183825, in dem der Gulden der Vertragsstaaten des Süddeutschen Münzvereins in ein festes Verhältnis zum preußischen Talersystem gesetzt wurde, und der Wiener Münzvertrag von 1857, in dem Österreich und Liechtenstein dem Vertragssystem beitraten und Schritte zur Entwicklung eines dezimalen Münzsystems vereinbarten. In der Zeit zwischen 1830 und dem März 1848, dem „Vormärz“, wurde durch die Julirevolution in Frankreich die Epoche der bürgerlichen Rechte 20 Mit 500 Gramm ist das Zollpfund im strengen Sinne als ein Halbes des Kilogramms keine selbstständige metrische Einheit. Es wurde als Grundgewicht gewählt, weil es den bisherigen Pfunddefinitionen näher war als das Kilogramm. 21 WITTHÖFT, der unterstreicht, dass eine Gesamtdarstellung der Geschichte des Maßund Gewichtswesens in Deutschland erst noch geschrieben werden muss, nennt anhand einiger ausgewählter Rechtsquellen die Entwicklung des Maß- und Gewichtswesens und die Rezeption des metrischen Gedankens, WITTHÖFT, Handbuch der Historischen Metrologie, Bd. 2, S. 591-597. 22 Ebd., S. 3. 23 Davon ausgenommen ist immer noch das Zeitmessungssystem, bei dem auf Grund von astronomischen Begebenheiten aber auch niemand ernsthaft die Abkehr der noch aus babylonischer Zeit stammenden Teilung des Jahres in 12 Monate, in 7 Tagewochen und 24 Stundentage mit je 60 Minuten zu je 60 Sekunden fordert. Entsprechende Versuche nach der Französischen Revolution wurden von Napoleon beendet. Nur unterhalb der Sekunde hat mit der Teilung in Hundertstel und Millisekunden das metrische System Einzug gehalten. 24 Selbst in den USA, in einem der führenden Industriestaaten der Erde, rechnet man z.B. noch nach miles und gallons und hat das metrische System noch nicht voll verwirklicht. 25 Die Gründungsstaaten des Dresdner Münzvertrages waren daher zuvor auch alle dem Deutschen Zollverein beigetreten.
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2. Rahmenbedingungen der deutschen Münzprägungen
und Partizipation in den konstitutionellen Monarchien eröffnet.26 Im Gegensatz dazu setzten sich diese Tendenzen in Deutschland und anderen mittelund südeuropäischen Staaten nicht durch. Die „Heilige Allianz“, das Bündnis zwischen den reaktionären Mächten Russland, Preußen und ÖsterreichUngarn, das sich 1815 gegründet hatte, wurde erneuert. Nach der Französischen Julirevolution 1830 kam es 1832 erneut zu einer eindrucksvollen Demonstration des demokratisch gesinnten Bürgertums, dem Hambacher Fest. Dennoch waren es die Repräsentanten der alten Ordnung, die über die politischen Grundzüge des wirtschaftlichen und politischen Zusammenrückens der deutschen Staaten entschieden. Die Gründung des Deutschen Zollvereins und die Münzverträge wurden von den demokratischen Kräften begrüßt; an den Entscheidungen darüber hatten sie jedoch keinen Anteil. Erst die Revolution von 1848, die in Frankreich zur Zweiten Republik führte, sprang stärker auch auf die mittel- und südeuropäischen Staaten über. Im März 1848 kam es auch in Österreich und Preußen zu demokratisch und national gesinnten Unruhen.27 Der ab Mai 1848 in Frankfurt tagenden Nationalversammlung gelang die Einigung und Demokratisierung Deutschlands jedoch nicht. Die Krone für ein konstitutionelles deutsches Kaisertum, das die Nationalversammlung Friedrich Wilhelm IV. angetragen hatte, lehnte dieser ab („Ludergeruch der Revolution“). Unter militärischem Druck wurde die Nationalversammlung 1849 dann endgültig aufgelöst. Sie scheiterte vor allem an dem Widerstand der Fürsten und an der Frage, ob die nationale Einigung mit Einschluss Österreichs („großdeutsche Lösung“) oder ohne Österreich und dann mit klarer Dominanz Preußens („kleindeutsche Lösung“) realisiert werden sollte.28 Unter den gegebenen Rahmenbedingungen konnte eine weitere Vereinheitlichung des Münzwesens in Deutschland unter Berücksichtigung Österreichs nur schwer erreicht werden. Die Münzvereinheitlichung zwischen den Zollvereinsstaaten und Österreich durch den Wiener Münzvertrag 1857 beschränkte sich daher im Wesentlichen darauf, die Hauptmünzen und ihre Teilstücke in ein festes Verhältnis zu setzen. Die von der Nationalversammlung unterstützte Erhebung SchleswigHolsteins gegen die dänische Vorherrschaft scheiterte trotz preußischer Siege nach russischer und französischer Intervention.29 Nach der Annexion Schleswigs und der Trennung von Holstein durch die dänische Verfassungsgesetzgebung 1863 begann 1864 der Deutsch-Dänische Krieg, in dem 26 NIPPERDEY, Deutsche Geschichte, S. 366f. 27 Ebd., S. 595ff. 28 Ebd., S. 646 sowie S. 656ff. 29 Hans SCHULTZ HANSEN, Demokratie oder Nationalismus. Politische Geschichte Schleswig-Holsteins 1830-1918, in: Ulrich LANGE (Hrsg.), Geschichte SchleswigHolsteins. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Neumünster 1996, S. 427-486, hier: S. 448.
2. Rahmenbedingungen der deutschen Münzprägung
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Preußen und Österreich die Abtretung beider Landesteile an sich erzwangen. Damit konnte nun auch die Loslösung des schleswig-holsteinischen Münzsystems von dänischen Einflüssen erfolgen. Die gemeinsame Verwaltung verschärfte jedoch den preußisch-österreichischen Gegensatz, der zunächst 1865 zu einem Kompromiss, dann aber 1866 zum Deutschen Krieg führte. Preußen siegte über Österreich und die verbündeten süddeutschen Staaten. Der Deutsche Bund wurde aufgelöst; Preußen annektierte alle gegnerischen Staaten nördlich der Mainlinie außer Sachsen und Hessen-Darmstadt (Hannover, Nassau, Kurhessen, Stadt Frankfurt) und ließ sich die Landgrafschaft Hessen-Homburg abtreten. Mit der Bildung des Norddeutschen Bundes 1866/67 unter klarer preußischer Führung war Österreich aus der deutschen Frage hinausgedrängt. In den von Preußen annektierten Staaten wurde das preußische Münzsystem eingeführt. Österreich schied aus dem Wiener Münzvertrag aus. Der Norddeutsche Bund erließ eine „Maaß- und Gewichtsordnung“, mit der für Längen-, Flächen-, Körpermaße und Gewichte das metrische System zu Grunde gelegt wurde.30 Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 unter Führung Preußens mit Beteiligung der süddeutschen Staaten wurde 1871 das Deutsche Reich gegründet. Der preußische König Wilhelm I. wurde zusätzlich Deutscher Kaiser. Es begann die Reichsgesetzgebung, die auch durch die beiden Reichsmünzgesetze von 1871 und 1873 zu einem einheitlichen deutschen Münzsystem inklusive der Kleinmünzen führte.
2.2 Ausgangslage und Entwicklungsstränge der deutschen Münzpolitik im 19. Jahrhundert Das stark zersplitterte Münzwesen31 des deutschen Frühmittelalters wurde von den Karolingern zentralisiert32, bis im 11. Jahrhundert die erneute Zersplitterung des Münzwesens begann und sich in den folgenden Jahrhunderten noch verschärfte. Es wurde nicht nur der gemeinsame Münzfuß der karolingischen Zeit verlassen, es bildeten sich auch weitere, zum Teil regional 30 Gesetz zur „Maaß- und Gewichtsordnung für den Norddeutschen Bund. Vom 17. August 1868.“, Bundes=Gesetzblatt des Norddeutschen Bundes. Nr. 28, Nr. 156, in: Moses MENDELSSOHN, M. Mendelsohn`s Handbuch der Münz-, Maaß- und Gewichtskunde, Neustrelitz 1994 (= ND der Ausgabe: Potsdam 1855), S. 103-104; diese hatte auf das Münzsystem aber keinen direkten Einfluss, das Münzgrundgewicht „Zollpfund“ mit 500 Gramm galt bereits durch den Wiener Vertrag. 31 Im 7. Jahrhundert gab es über 800 Prägeorte, SPRENGER, Das Geld der Deutschen, S. 42. 32 Ebd., S. 47.
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sehr verschiedene Nominale. Die Versuche der Reichsmünzordnungen im 16. Jahrhundert das Münzwesen zu ordnen, blieben ohne wesentlichen faktischen Erfolg. Die Münzstände prägten kaum die vorgesehenen Reichsmünzen, sondern stattdessen hauptsächlich ihre unterwertigen Landesmünzen. Insbesondere manche Kleinstaaten zogen aus dem im 19. Jahrhundert noch stärker werdenden chronischen Münzgeldmangel und dem daraus resultierenden faktischen Annahmezwang auch für Münzen fremder Herkunft33 fiskalische Vorteile durch die Ausprägung unterwertiger Scheidemünzen.34 Die Wiederherstellung des „guten Geldes“ blieb daher zentrales Thema der Versuche einer reichseinheitlichen Münzpolitik.35 Die Zunahme von Münzen unterschiedlichen Münzfußes, die nicht auf ihr Ursprungsland beschränkt blieben, sondern in den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr gelangten, zwangen den Kaufmann zu schwierigen Umrechnungen. Dies galt nicht nur, aber vor allem für die Handelszentren, von denen offenbar verlangt wurde, Lieferanten aus Erzeugerländern vornehmlich in deren Währung zu bezahlen.36 Diese mangelnde Übersichtlichkeit des Münzwesens erleichterte die Einbringung gefälschter Münzen und die Begehung anderer Betrugsdelikte37 bis in das 19. Jahrhundert hinein. Das Unvermögen des Reiches, diese Missstände zu beheben, veranlasste verschiedene Staaten zu bilateralen Übereinkünften38 oder zu eigenständigen Reformen ihres Münzwesens. 1738 war der Leipziger 12 Taler- oder 18 Guldenfuß eingeführt worden.39 1753 hatten Österreich und Bayern eine Münzkonvention geschlossen, die einen leichteren Münzfuß, nämlich den 20 Guldenfuß (im Wert von 13 1/3 Taler) aus der Feinen Mark Silber zugrunde legte.40 Sachsen trat der Wiener Münzkonvention 1763 bei mit dem Ziel, mit den anderen Vertragsstaaten eine durchgängige Gleichheit des Münzfußes zu erzielen und mit der Einführung der neuen Münze die alten völlig zu verdrängen und Abwer-
33 SCHWARZER, Einleitung, S. 24. 34 Ebd., S. 26. 35 Harald WITTHÖFT, Die Münzordnungen und das Grundgewicht im Deutschen Reich vom 16. Jahrhundert bis 1871/72 in: Eckart S CHREMMER (Hrsg.), Geld und Währung vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Stuttgart 1993, S. 45-68, hier: S. 45. 36 Für Hamburg, SCHWARZER, Einleitung, S. 33; und für Frankfurt am Main, ebd., S. 34. 37 Wilhelm JESSE, Münz- und Geldgeschichte Niedersachsens, Braunschweig 1952, S. 99. 38 Zum Beispiel der Zinnaer Münzverein von 1667 zwischen Kurbrandenburg und Kursachsen, dem Braunschweig 1668 beitrat, SPRENGER, Das Geld der Deutschen, S. 120f. 39 RÜGGENBERG, Das Geld- und Münzwesen, S. 2; TRAPP / FRIED, Kleines Handbuch der Münzkunde, S. 88. 40 RÜGGENBERG, Das Geld- und Münzwesen, S. 2.
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63
tungen und Verrechnungen gänzlich abzuschaffen.41 Ein Manko der Münzkonvention von 1753 war, dass das Kleingeld in Süddeutschland – anders als in Österreich – nicht dem Konventionsfuß unterworfen war, so dass die Regelung nicht lange Bestand hatte. Bayern schied aus dem Vertrag schließlich aus, behielt für die Großmünzenprägung den Konventionsfuß allerdings mit einer Umwertung auf einen 24 Guldenfuß bei, der seit dem 1760er Jahren von den süd- und westdeutschen Staaten als Grundlage ihrer Münzprägung übernommen wurde.42 Im Leipziger Fuß wurde teilweise bis in das 19. Jahrhundert hinein geprägt.43 Während die Münzpolitik der Territorien innerhalb des Reiches, insbesondere bei den Kleinmünzen, immer mehr auseinander driftete, waren die Bestrebungen des fürstlichen Absolutismus innerhalb der Territorien erfolgreicher. Immer mehr Landstädte44 verloren ihr Münzrecht. Die einzigen nach 1806 noch ausmünzenden, nicht reichsfreien Städte waren Rostock und Wismar, da es die Großherzöge45 beider Mecklenburg es nicht vermochten, das aus dem Mittelalter stammende Feudalsystem wesentlich zu reformieren.46 Obwohl sich der Widerstand gegen die überkommende ständische Verfassung nach dem Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich von 175547 vor allem in den Städten entwickelte, verteidigten diese ihre Privilegien als Münzstand bis in das 19. Jahrhundert hinein erfolgreich. Preußen prägte seit 1750, der Graumanschen Münzreform, in einem eigenen Münzfuß48, der noch etwas leichter als der Leipziger Münzfuß war,49 da aus einer „Feinen Mark Silber“ 14 Taler (im Wert von 21 Gulden) geprägt wurden. Die vorausgegangene Geldentwertung der Kleinmünzen war von Friedrich II. zum Anlass für die Neuordnung des gesamten Geldwesens 41 HAUPT, Kleine Sächsische Münzkunde, S. 151. 42 NORTH, Das Geld, S. 126, mit weiteren Nachweisen. 43 Reiner CUNZ, Vom Taler zur Mark. Einführung in die Münz- und Geldgeschichte Nordwestdeutschlands von 1500 bis 1900, Hannover 51998, S. 21. 44 JESSE, Münz- und Geldgeschichte, S. 88. 45 Beide Herzöge waren nach dem Wiener Kongress 1815 zu Großherzögen erhoben worden, Wolf KARGE / Ernst MÜNCH / Hartmut SCHMIED, Die Geschichte Mecklenburgs, Rostock 21996, S. 118. 46 Ebd., S. 120 sowie S. 127. 47 Eine Einführung zum Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich mit seiner im Kern feudalständischen Konstitution: ebd., S. 91-94. 48 Die preußische Münzpolitik versuchte, die österreichischen Maßnahmen zu konterkarieren, um dem politisch-ökonomischen Einfluss Österreichs im Reich entgegen zu wirken, NORTH, Das Geld, S. 126f. 49 Der neue nach dem 14-Talerfuß geprägte Taler trug die Aufschrift „Reichsthaler“, war aber streng genommen eine „Landmünze“, da er kein durch das Reich legitimiertes Feingewicht besaß, siehe: KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 108f.
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geworden, die auch zur Herabsetzung des Talerfußes führte.50 Dieses Geld wurde als „preußisch Kurant“ bezeichnet,51 führte aber auch die offizielle Bezeichnung „Reichsthaler“, obwohl der neue Münfuß deutlich von dem 9Talerfuß des alten Reichstalers abwich.52 Der Unterschied zwischen Talerstück und Rechnungstaler war mit dieser Reform weggefallen, was den Barzahlungsverkehr deutlich erleichterte. Da die preußischen Taler geringwertiger waren als die Konventionstaler, konnten sie zunächst nicht erfolgreich exportiert werden und blieben im Land.53 Der 14 Talerfuß der Graumanschen Münzreform wurde 1838 dem Dresdner Münzvertrag zugrunde gelegt,54 auch wenn Preußen zwischenzeitlich durch Münzmanipulationen versuchte, die Kosten des Siebenjährigen Krieges zu finanzieren und deshalb von den Grundsätzen der Graumanschen Reformen vorübergehend abgewichen war.55 Die Tendenz zu immer leichteren Münzfüßen setzte sich fort. Da Münzen mit höherem Gesamt- und Feingewicht56 von ihren Besitzern eher zurückgehalten wurden (Greshamsches Gesetz) und die somit stärker umlaufenden leichteren Münzen abriebbedingt vergleichsweise noch mehr Substanz und damit auch Realwert verloren, wurde der tatsächliche Silbergeldumlauf von immer geringhaltigeren Münzen geprägt. Die Silbermünzenemittenten verzichteten aus Kostengründen darauf, den Münzfuß durch den Umtausch in normgerechte Stücke zu stabilisieren, sondern neigten wegen der kurzfristigen fiskalischen Vorteile eher dazu, noch geringhaltigere Stücke im gleichen Nominalwert herauszugeben. Dies blieb wegen der Unterteilung der Hauptmünzen nach einem bestimmten, aber nicht immer dauerhaft verlässlichen Verhältnis nicht ohne Auswirkung auf die Kleinmünzen. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts waren immer mehr Staaten vom Leipziger Fuß abgewichen.57 So folgte zum Beispiel Hamburg dem Leipziger 12 Talerfuß nicht und führte 1725 den 11 1/3 Talerfuß für die Großmünzen und für die Kleinmünzen einen 36 bis 38 Markfuß ein.58 Für den Schei-
50 CUNZ, Vom Taler, S. 23. 51 RÜGGENBERG, Das Geld- und Münzwesen, S. 2. 52 CUNZ, Vom Taler, S. 23; der außerdem darauf hinweist, dass das Motiv für diese Bezeichnung als „Reichstaler“ in dem über Preußen hinausgehenden poltischen Anspruch des Königs lag. 53 HAUPT, Kleine Sächsische Münzkunde, S. 158. 54 JESSE, Münz- und Geldgeschichte, S. 86. 55 NORTH, Das Geld, S. 127f.; HELFERICH, Die Einheit im deutschen Münzwesen, S. 399. 56 Gewichtstoleranzen ergaben sich bereits während der Herstellung. 57 TRAPP / FRIED, Kleines Handbuch der Münzkunde, S. 90. 58 JESSE, Münz- und Geldgeschichte, S. 85.
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demünzenanteil am Geldumlauf begann die Loslösung vom Realwertprinzip des Geldes. Der Begriff Scheidemünze begann sich durchzusetzen.59 Mit der Graumanschen Münzreform in Preußen 1750 und der Münzkonvention von 1753 unter Führung Österreichs waren nun auch geldpolitisch auf deutschem Boden zwei große Rivalen entstanden.60 Nach mehreren Jahrhunderten, die sowohl von partikularen Tendenzen als auch dem Versuch über Reichsmünzordnung oder zwischenstaatliche Verträge eine Vergleichbarkeit der Münzverhältnisse herzustellen geprägt waren, bestanden in Deutschland zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit der norddeutschen Talerwährung-, der süddeutschen Gulden-, der lübschen Schilling-, der hamburgischen Bankowährung und der sogenannten TalerGold-Währung Bremens fünf verschiedene Hauptmünzsysteme.61 Innerhalb dieser Gebiete galten z.T. weitere Hauptmünzen mit unterschiedlichen Teilungssystemen und darüber hinaus teilweise auch noch von den geprägten Münzen abweichende Rechnungsarten. Noch wenige Jahre zuvor, um 1790, bestanden im Deutschen Reich sogar 311 verschiedene Rechnungsmünzen und 166 deutsche Gold- und Silbermünzen.62 Obwohl 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluss viele Münzstände verschwunden waren, markierte erst das Ende des Alten Reiches 1806 den Endpunkt einer Zentrifugaltendenz, die keine Reste deutscher Zentralstaatlichkeit mehr übrig ließ. Es gab keine Institution wie den Reichstag mehr, die versuchen konnte, zentralstaatlich Ordnung in das entstandene Münzchaos zu bringen. Die staatliche Zersplitterung Deutschlands schlug sich in der Münzvielfalt der noch verbliebenen deutschen Staaten nieder: Von den rund 11.700 verschiedenen Münztypen, die der Weltmünzkatalog 19. Jahrhundert63 nennt, wurden ca. 2.300 in deutschen Ländern geprägt. Dieser Vergleich ist zwar nicht ganz präzise, weil man sich darüber streiten kann, wann eine Variante und wann ein eigener Münztyp vorliegt. 59 Ebd., S. 85. 60 Hans-Dietrich KAHL, Notizen zur Hessischen Münzgeschichte (II), in: Geldgeschichtliche Nachrichten 26, November 1971, S. 361-368, hier: S. 366. 61 SPRENGER sieht dies positiver und betont, dass es zumindest bei den Kurantmünzen „bereits vor dem 19. Jahrhundert erfolgreiche Harmonisierungsbestrebungen“ gegeben habe, Bernd SPRENGER, Harmonisierungsbestrebungen im Geldwesen der deutschen Staaten zwischen Wiener Kongreß und Reichsgründung, in: Eckhard SCHREMMER (Hrsg.), Geld und Währung vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Stuttgart 1993, S. 121-142, hier: S. 123; das ist isoliert betrachtet zwar richtig, in der Gesamtbetrachtung muss aber festgestellt werden, dass sich vom 16. bis in das 19. Jahrhundert hinein mehrere parallele Hauptmünzensysteme gebildet hatten, auch wenn ihre weitere Zerfaserung durch die von SPRENGER genannten Maßnahmen, wie der Konventionstaler von 1753, gestoppt werden konnte. 62 GERHARD, Vom Leipziger Fuss zur Reichsgoldwährung, S. 269. 63 SCHÖN / CARTIER, Weltmünzkatalog.
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Weiterhin sind teilweise auch Münztypen berücksichtigt, die noch nach 1800, aber nicht mehr nach 1806 geprägt wurden. Andererseits sind österreichische Münzen und die Münzen des Deutschen Reiches ab dem Jahr 1871 dabei noch nicht berücksichtigt. Deshalb kann man behaupten, dass ca. jeder fünfte im 19. Jahrhundert weltweit geprägte Münztyp zu den deutschen Münzprägungen zählte. Die deutschen Staaten zählten damit zu der Region mit der größten Münzvielfalt des 19. Jahrhunderts. Die Staaten mit den nächsthohen Typenzahlen sind die, bei denen ihre kolonialen Prägungen hinzugezählt werden. Die Vielzahl der Münzsysteme und erst recht der Münztypen war Folge des Zerfalls der letzten Rechte deutscher Zentralstaatlichkeit, der seit Jahrhunderten andauernden Inflation durch die Verschlechterung des Münzfußes und den vergeblichen Versuchen, durch zwischenstaatliche Vereinbarungen stabile Auffanglinien zur Verhinderung einer weiteren Münzfußverschlechterung zu schaffen. Die unterschiedlichen Talerteilungssysteme, die hauptsächlich im 16. Jahrhundert entstanden waren64 und die höhere Manipulierbarkeit von Billonscheidemünzen im Verhältnis zu den Kurantmünzen führten bei den Kleinmünzen zu einer besonderen Vielfalt der Systeme. 65 Erst mit den Münzverträgen des 19. Jahrhunderts, und weiteren hier noch zu erläuternden Faktoren, sollten diese stabilen Auffanglinien geschaffen werden, auf denen dann eine einheitliche Reichswährung aufbauen konnte. Bis dahin befanden sich die deutschen Staaten in der Situation, nicht nur das Ziel zu verfolgen, zu solchen verlässlichen Vereinbarungen zu gelangen, sondern auch den Abfluss des eigenen guthaltigen Geldes66 und den Zustrom geringhaltigen fremden Geldes zu verhindern, um die Einflussmöglichkeiten auf die tatsächlichen Währungsverhältnisse im eigenen Land zu wahren. Trotz der vielen verschiedenen Münzsysteme und Münztypen in den deutschen Staaten waren die tatsächlichen Verhältnisse stark miteinander verwoben. Neben dem Umlauf heimischen Geldes war der Umlauf fremder Münzsorten der Regelfall.67 In vielen Staaten liefen Kleinmünzen aus ande64 CUNZ, Vom Taler, S. 13. 65 CUNZ hebt hervor, dass in den Jahrhunderten nach dem 16. Jahrhundert zwar „Rechnungsmünze und geprägte Münze wieder in Einklang“ gebracht wurden, dass aber „das Grundübel der Zeit, die Kleingeldverschlechterung nicht beseitigt wurde.“ ebd., S. 13; er sieht bereits im Kleingeldbedarf und der Notwendigkeit einer kostendeckenden Herstellung der Münzen die Faktoren, die zur Einführung der Scheidemünzen im 16. Jahrhundert führten, ohne die größeren Schlagschatzpotentiale bei Scheidemünzen als Grund anzuführen, ebd., S. 14. 66 Auch diese Gefahr minderte die Bereitschaft der Staaten den Münzfuß durch den Umtausch von Stücken mit Abriebverlust in bessere Stücke zu subventionieren. 67 SCHWARZER stellt dies zumindest für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland fest. Im Folgenden wird dargelegt, dass sich daran bis zur Reichsgründung auch nichts änderte, SCHWARZER, Einleitung, S. 22.
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ren deutschen Staaten oft in erheblichem Umfang um.68 Dies erforderte, neben dem Prägesystem auch ein Rechnungssystem zu führen69, was die Verhältnisse weiter komplizierte. Zur Erleichterung des Zahlungsverkehrs waren Münzumrechnungstabellen im Umlauf. Sofern diese Umrechnungstabellen als Anlage von Rechtsgrundlagen für öffentliche Gebührenerhebungen dienten, waren sie teilweise von dem Bestreben beeinflusst, nicht gewollte Währungen zu benachteiligen oder ganz zu verbieten.70 Sie sind deshalb nicht geeignet die tatsächlichen Wertverhältnisse der Kleinmünzen zueinander verlässlich widerzuspiegeln. Das Ende des Alten Reiches, und zuvor bereits der Reichsdeputationshauptschluss jeweils mit der drastischen Reduzierung der Zahl münzberechtigter Stände,71 bedeutete für den Geldumlauf jedoch keine wesentliche Verbesserung, da das bisherige Münzgeld im wesentlichen fortkursierte.72 Nach dem endgültigen Sieg über Napoleon bei Waterloo 1815 konnte auch ein Mindestmaß an deutscher Zentralgewalt nicht wieder hergestellt werden. 35 deutsche Fürstenstaaten und 4 Reichsstädte hatten nun die volle Souveränität in Finanz-, Währungs- und Geldangelegenheiten. Eine Währungs- oder Wirtschaftsunion erschien utopisch.73 Nun gab es überhaupt keine Basis für eine Bundeswährung, sondern nur Landeswährungen, die in größeren regionalen Gruppen zusammengeschlossen waren.74 Zwar meint Schwarzer 1815 als Jahr der Konstituierung des Deutschen Bundes hätte „für das Währungs- und Münzwesen nichts Neues“ gebracht,75 immerhin war die Zahl der Münzstände aber geringer als zum Ende des Alten Reiches.76 Man konnte man es als Fortschritt werten, dass statt hunderten von
68 Siehe zum Beispiel Anhalt, Bremen, Hannover, Lübeck und Mecklenburg sowie vertragliche Regelungen zu Scheidemünzen aus Nichtvertragsstaaten (besondere Übereinkunft die Scheidemünzen betreffend zum Münchner Münzvertrag, Artikel VI). 69 KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 7. 70 Die „Elb-Schiffahrts-Akte von 1821/1822“, die eine einheitliche Abgabe, den Elbzoll, einführte, enthielt eine solche Münzvalvationstabelle, die manche Währungen stärker als im allgemeinen Verkehr abwertete oder gar nicht erst aufnahm, RITTMANN, Sächsische Geldgeschichte, S. 30-33. 71 Die Zahl der münzberechtigten Stände hatte sich durch beide Ereignisse von über 100 ungefähr gedrittelt, vgl. NORTH, Das Geld, S. 144. 72 KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 11. 73 Eckhard SCHREMMER, Über „stabiles Geld“. Eine wirtschaftshistorische Sicht, in: DERS. (Hrsg.), Geld und Währung vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Stuttgart 1993, S. 9-44, hier: S. 21. 74 SCHWARZER, Einleitung, S. 26. 75 Ebd. 76 Bereits in der zweiten Hälfte hatten einige kleinere Staaten, insbesondere die ohne eigene Silbervorkommen, die Silberausprägung eingeschränkt oder ganz aufgegeben, weil sich diese Herstellung unterwertiger Münzen nach der grundsätzlichen Wieder-
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Münzständen unter dem Dach eines währungspolitisch nicht mehr handlungsfähigen Reiches nun vergleichsweise weniger Münzstände bestanden, auch wenn über ihnen keine zentralstaatliche Instanz mit ohnehin nur theoretischer währungspolitischer Befugnis mehr vorhanden war. Denn nun bestand die Chance, dass über Münzverträge die schrittweise Vereinheitlichung des Münzwesens in Angriff genommen werden konnte. Dies war eine Option, die für hunderte von Münzständen auf dem Vertragswege nicht denkbar gewesen wäre. In Südwestdeutschland war die „Münzverwirrung“77 durch die Trennung zwischen Währungssystem und dem Wertsystem der geprägten Münzen besonders groß. Die häufig stark unterwertig ausgeprägten Scheidemünzen, die mangels Kurantgeld häufig das einzig verfügbar Umlaufmittel waren, bewirkten Marktreaktionen, nach denen diese Scheidemünzen nur dem jeweiligen Metallwert nach angenommen wurden.78 Dadurch entstand eine Differenz zwischen dem nominalen und dem Marktwert der Scheidemünzen. In Folge dieser Wertreduzierung der Kleinmünzen durch den Markt wurde später auch von Staats wegen der Rechenwert dieser Münzen nach unten tarifiert.79 1828 schrieb der süddeutsche Münztheoretiker Klüber über den Zustand des deutschen Münzwesens: „Seit der Kipper= und Wipperzeit, befand sich Teutschland in Ansehung des Münzwesens nie in so bedenklicher Lage, wie jetzt“ weil es der „Oberaufsicht und … Einheit beraubt.“80 Ein ähnliches „Floaten“ zwischen der Kurantmünzen- und der Scheidemünzenwährung war während der Napoleonischen Kriege in Preußen entstanden. Erst 1821 konnten die Haupt- und die Kleinmünzen dort wieder in ein dauerhaft stabiles Verhältnis zueinander gesetzt werden. Die große preußische Münzreform von 1821 mit der Einführung eines einheitlichen Kleinmünzensystems für alle preußischen Provinzen war die erste große preußische Münzreform seit der Graumanschen Münzreform von 1750. Der preußische Taler zu 30 Silbergroschen und der Silbergroschen zu 12 Pfenningen entfalteten mit einigen Jahren Verzögerung, in deherstellung geordneter Geldverhältnisse nach dem Siebenjährigen Krieg für sie nicht mehr lohnte, SCHNEIDER, Hamburgs Münz- und Geldgeschichte, S. 15. 77 Der königlich-württembergische Gesandte in der Bundesversammlung sprach am 24. Mai 1821 von der „Verwirrung, in welcher sich das Münzwesen in unserem Vaterlande befinde“, zitiert nach: KLÜBER, Das Münzwesen in Teutschland, S. 11. 78 SCHWARZER, Einleitung, S. 27. 79 Ebd., S. 27. 80 KLÜBER, Das Münzwesen in Teutschland, S. 1; auf mehreren Seiten begründet er die Nachteile des Münzwesens seiner Zeit anschaulich, u.a. mit: „Denke man sich hinzu die Münzplackerei der Reisenden.“ sowie „Wie oft wird man ihm sagen: Dieses Geld gilt hier nicht, wir können es nicht brauchen, haben Sie kein anderes?“ und beklagt, dass das fremde Geld dann nur „zu Agio“ genommen wird, ebd., S. 3f.; insbesondere Goldmünzen würden oft „nach Willkür taxirt“, ebd., S. 6.
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nen auch der neue preußische Silbergroschen kritisch gesehen wurde, auch für andere nord- und mitteldeutsche Staaten eine zunehmende Attraktivität. Der preußische Taler nach dem Graumanschen Fuß setzte sich nach und nach in Deutschland durch und musste sich nur einige Umbenennungen und die spätere Umrechnung nach dem Dezimalsystem gefallen lassen. 81 Wenn eine Vereinheitlichung der Kleinmünzensysteme innerhalb des vergleichsweise großen Preußens möglich war, konnte dies auch im Verhältnis zu anderen Staaten denkbar werden. Eine solche Vereinheitlichung der Münzsysteme wurde auch als deutlich wichtiger empfunden als die Frage der Geldwertstabilität.82 Mit dem Münchner Münzvertrag von 1837 schlossen sich die süddeutschen Staaten zum Süddeutschen Münzverein zusammen und einigten sich auf die Ausprägung des Guldens zu 60 Kreuzern im 24 1/2 Guldenfuß, bezogen auf die Kölner Mark zu 233,855 Gramm.83 Auch die größeren Silberscheidemünzen zu 6 und 3 Kreuzer wurden vereinheitlicht. Dieses süddeutsche Münzsystem wurde ein Jahr danach im Dresdner Münzvertrag von 1838 in ein verbindliches Verhältnis zum norddeutschen 14 Talerfuß gesetzt. 3 1/2 Gulden Süddeutscher Währung standen nun in einem festen Verhältnis zu 2 norddeutschen Talern, der Vereinsmünze.84 Trotz dieser starken überregionalen Vereinheitlichungstendenz liefen im tatsächlichen Zahlungsverkehr noch viele ältere Gepräge um, die zum Teil in die Zeit vor 1750 zurückreichten.85 Trotz der Fortschritte durch den Münchner Vertrag blieb der tatsächliche Münzumlauf immer noch sehr heterogen. Den erheblichen Umlauf von fremden Münzen dokumentiert der Kassenbestand eines süddeutschen Fabrikgeschäftes zum Stichtag 31.12.1864: - Goldmünzen nordamerikanischer und europäischer, aber nichtdeutscher Herkunft, umgerechnet: 4649,34 Gulden - Papiergeld umgerechnet: 1058,32 Gulden
81 HAUPT, Kleine sächsische Münzkunde, S. 158; das einige Zeit nach der Reichsgründung geprägte 3 Markstück entsprach in seinen Abmessungen und seinem Gewicht dem vorherigen preußischen Taler. 82 SCHWARZER, Einleitung, S. 26; unter Bezugnahme auf Adolph SOETBEER und seiner „Denkschrift über Hamburgs Münzverhältnisse“ 1846 (es handelt sich um den selben Adolf SOETBEER, der später die Schreibweise seines Vornamens änderte). 83 Die genaue Festlegung auf 233,855 Gramm erfolgte erst 1838 mit dem Dresdner Münzvertrag, SCHWINKOWSKI, Das Geld- und Münzwesen Sachsens, S. 42 sowie Rudolf LORENZ u.a., Die Münzen des Königreichs Sachsen 1806 bis 1871 und des Großherzogtums Warschau 1807 bis 1815, Berlin (Ost) 1968, S. 20. 84 Diese Münze wurde als „Vereinsmünze“, wenn auch selten, mit beiden Nominalbezeichnungen ausgeprägt (z.B. Preußen, ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 69). 85 KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 13.
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- Silber- und Kupfermünzen in Doppel-, Laub-, Kronen-, Konvent-, preußischen Talern, französischen 5 Frankenstücken, österreichischen und süddeutschen 2 Gulden- und Guldenstücke und ihre jeweiligen Teilstücke, sowie diverse Kleinmünzen deutscher, europäischer und sogar amerikanischer Kleinmünzen, umgerechnet: 1465,10 Gulden Von diesen 1465,10 Gulden besteht die größte Position aus 251 preußischen Talern in 439,15 Gulden, dann folgen 262 österreichische Gulden, die umgerechnet mit 305,40 (süddeutschen) Gulden bewertet werden.86 Trotz der erheblichen Bedeutung von Goldmünzen als Großhandelsmünzen waren die Goldmünzen nicht von den Münzverträgen umfasst. Goldmünzen waren meist kein gesetzliches Zahlungsmittel im Vollsinn des Wortes und liefen neben dem eigentlichen Währungsgeld, den Silbermünzen, um.87 Der Grund für die bis zu den Reichsmünzgesetzen vorherschende Fixierung auf Silbermünzen in Deutschland war der „reichhaltige Silberbergbau“, und die vergleichsweise geringe Goldgewinnung.88 Die ab Mai 1848 in Frankfurt tagende Nationalversammlung glaubte nach den Vorbereitungen für ein einheitliches deutsches Münzsystem durch den Dresdner Münzvertrag zehn Jahr zuvor den nächsten Schritt gehen zu können: Die sogenannte „Paulskirchenverfassung“ 1849 sah in Artikel IX § 45 vor: „Die Reichsgewalt ausschließlich hat die Gesetzgebung und die Oberaufsicht über das Münzwesen. Es liegt ihr ob, für ganz Deutschland dasselbe Münzsystem einzuführen. Sie hat das Recht, Reichsmünzen zu prägen.“89
86 SCHMIDT, Die Münzen, S. 60-62. 87 KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 21. 88 Bernd SPRENGER, Währungswesen und Währungspolitik in Deutschland von 1834 bis 1875, Köln 1981, S. 16; der Wert der zwischen 1831 und 1855 in Preußen ausgeprägten Goldmünzen betrug 20,998 Millionen Taler, der Wert der in der gleichen Zeit ausgeprägten Silbermünzen dagegen 62,294 Millionen Taler, ebd., S. 21 mit Bezugnahme auf Friedrich VON SCHRÖTTER, Das Preußische Münzwesen 1806 bis 1873, Frankfurt/a.M. 1926, S. 552 ff.; noch 1871 betrug der Wert der Goldmünzen im deutschen Geldumlauf 245 Millionen Mark (überwiegend davon mit 150 Millionen durch Goldmünzen ausländischer Herkunft), der Wert der Silberkurantmünzen aber 1556 Millionen Mark (davon 100 Millionen Mark ausländischer Herkunft), sowie 80 Millionen Mark in Silberscheidemünzen und 3,6 Millionen Mark in Kupferscheidemünzen (Münzen ausländischer Herkunft sind dabei nicht erfasst, obwohl diese im Umlauf eine Rolle spielten), SPRENGER, Währungswesen, S. 57 mit Verweis auf Karl HELFFERICH, Die Reform des deutschen Geldwesens nach der Gründung des Reiches, Bd. 2, Leipzig 1898, S. 136. 89 Verfassung des Deutschen Reiches vom 28. März 1849 (sogenannte „Paulskirchenverfassung“), Artikel IX § 45, in: Rudolf SCHUSTER (Hrsg.), Deutsche Verfassungen, München 1992, S. 93.
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Mecklenburg, Hamburg und Lübeck übernahmen in den Folgejahren den 14 Talerfuß nach preußischen Vorbild ohne dem Dresdner Münzvertrag beizutreten. Der 14 Talerfuß hatte sich damit in ganz Norddeutschland durchgesetzt. Zur Jahrhundertmitte hatte die Prägung von Talern in einem anderen Fuß als dem 14 Talerfuß aufgehört.90 Eine Vereinheitlichung der Silberscheidemünzen fand jedoch nicht die „gleiche wünschenswerthe Uebereinstimmung“.91 Dies gilt erst recht für die Kupfermünzen. Mit dem Wiener Münzvertrag von 1857 wurde statt des mittelalterlichen Münzgewichtes Kölner Mark nun das Zollpfund mit 500 Gramm Münzgrundgewicht. Vereinsmünze wurde nun neben dem 2 Taler- und 3 1/2 Guldenstück auch die 1 Talermünze, die gleichzeitig 1 3/4 Gulden süddeutscher Währung bzw. 1 1/2 Gulden österreichischer Währung galt.92 Nun wurden auch die Goldmünzen zu einheitlichen Vereinskronen bzw. Vereinshalbkronen (je 50 bzw. 100 auf 1 Pfund Feingold) harmonisiert. Einige Talerländer nahmen den Vertrag zum Anlass, über ihre eigene Landesgesetzgebung auch ihr Kleingeldsystem zu modernisieren, ohne durch den Wiener Münzvertrag hierzu verpflichtet zu sein.93 Mit dem Wiener Vertrag waren erste zaghafte Schritte in Richtung Dezimalsystem mit der Einführung des Zollpfundes als Münzgrundgewicht und der Ausmünzung von Vereinskronen bzw. Vereinshalbkronen nach dem metrischen System vorgenommen worden.94 Die Aufteilung der Nominale erfolgte grundsätzlich immer noch nach einfachen Verdoppelungen oder Halbteilungen der Ausgangsmengen,95 sowie dem Duodezimalsystem mit der 12 als Teiler oder Vervielfacher.96 Das vormetrische System war in mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Zeit überschaubarer als das metrische System. Für kleine Summen war die Verdoppelung, die Halbierung, Dritte-
90 HELFERICH, Die Einheit im deutschen Münzwesen, S. 403, mit weiteren Nachweisen. 91 Ebd., S. 405. 92 KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 22. 93 Ebd., S. 23. 94 Zu den vorherigen Versuchen in Westphalen und Baden siehe dort. 95 So wurde schon seit Jahrhunderten gerechnet. Zeitgenössisch wurde von „Duplieren“ und „Medieren“ gesprochen, Wolfgang HASE, Zur regionalen Kulturgeschichte des Rechnens, in: Helmut OTTENJANN (Hrsg.), Damit mußten sie rechnen ... Auch auf dem Lande. Zur Alltagsgeschichte des Rechnens mit Münze, Maß und Gewicht, Cloppenburg 1994, S. 10-95, hier: S. 49. 96 Das Duodezimalsystem beruht auf der von den Babyloniern eingeführten Zeiteinteilung von 12 Monaten, 24 Tagesstunden, Jörg SACHSE, Nachwort, in: Moses MENDELSOHN, M. Mendelssohn`s Handbuch der Münz-, Maaß- und Gewichtskunde, Potsdam 1855 (ND = Neustrelitz 1994), S. 100-110, hier: S. 101; bereits im Mittelalter galt der Schilling, der zusätzlich zum Pfennig eingeführt wurde, das 12 fache des Pfennigs. Bei diesem System blieb es bis tief in das 19. Jahrhundert.
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lung oder Sechstelung der Hauptmünze durchaus das einfachste. 97 Zahlungen, bei denen es beispielsweise um das 1/30, 1/70, 1/100 oder 1/130 gegangen wäre, gab es kaum und hätten von vielen auch nicht nachvollzogen werden können.98 Kompliziert wurde dieses System erst durch die Inflation, die die Rechnungen mit höheren nominalen Werten mit sich brachte und durch die Umrechnungen, die durch verschiedene Münzfüße erforderlich wurden. Diese Faktoren führten zu einer kaum noch durchschaubaren Unübersichtlichkeit, ohne die der Übergang zu einem metrischen Münzsystem vielleicht nie erfolgt wäre. Mit zunehmender Inflation und Ausdifferenzierung des Zahlungsverkehrs wurden immer weitere Vervielfachungen und Teilungen erforderlich.99 So kam es zur Ausprägung von 1/24, 1/48 und 1/96 Talern. Lübeck prägte im 17. und 18. Jahrhundert schließlich sogar das Nominal 1 /192 Taler (DMK Nr. 1).100 Mit jeder weiteren Teilung oder Vervielfachungen der Hauptmünze wurde das metrische System wettbewerbsfähiger. Statt des Rechnens mit 1/96 Talern konnte besser in 1/100 Taler (bzw. dann erst durch Verwirklichung der Mark als Nominal mit 1/100 Mark, dem Pfennig) gerechnet werden. In der Übergangszeit wägte Helferich zwischen beiden Systemen wie folgt ab: „Ebenso ist gewiss, dass sämmtliche Rechnungen, die Addition, Subtraktion und Multiplication und namentlich auch die Zinsrechnung durch Theilung der Rechnungseinheit in Hundert ausserordentlich erleichtert werden. Andererseits gewährt die die Theilung der Einheit in sechzig, dreissig, vierundzwanzig den Vorzug, dass sich mehr einfache Zahlen ohne Bruch theilen lassen als hundert oder zehn, ein Vorzug, der allerdings für diejenigen, denen die Rechenkunst geläufig ist, nicht als solcher besteht, wohl aber für die große Masse des Volks, der das Rechnen schwer fällt.“101 Da „der gemeine Mann nicht gerne mit Zahlen rechnet“ würde in Süd97 So wurde zum Beispiel im Mittelalter die Hauptmünze sowohl halbiert, als auch später als Dutzendstück, Schilling, geprägt. 98 Das heißt nicht, dass das Rechnen im dezimalen System völlig unüblich war. Das Prozentrechnen war zwar nicht für den Normalbürger üblich, gehörte aber neben dem Rechnen in Brüchen, zum kaufmännischen Verkehr. So gibt z.B. NELKENBRECHER das Agio das zwischen Währungen ggf. zu zahlen ist in Prozent an (z. B. für Berlin: „Holländische und Kaiserlich=Oesterreichische Ducaten kommen besonders im größern Verkehr vor, ihr fester Werth ist 2 3/4 Thaler in Ducaten; gegenwärtig gewinnen sie 20 1/2 p.Ct. Agio gegen Cour.“ NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 54. 99 Wobei eine fortschreitende Inflation die kleinsten Teilungen auf längere Zeit obsolet werden lassen. 100 Der Wert war allerdings nicht ungewöhnlich. Er entsprach nämlich 3 Pfennigen, weshalb er als „Dreiling“ bezeichnet wurde und manchmal auch mit dieser Nominalbezeichnung ausgeprägt wurde, Heinrich BEHRENS, Münzen und Medaillen der Stadt und des Bisthums Lübeck, Berlin 1905, S. 181, Nr. 526. 101 HELFERICH, Die Einheit im deutschen Münzwesen, S. 416f.
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deutschland mancherorts „für Grössen zwischen dreissig und sechzig Kreuzern der Ausdruck Groschen oder Batzen gebraucht … anstatt in Kreuzern.“102 Die Verwurzelung des Verdoppelungs- und Halbierungssystems in der Bevölkerung war so stark, dass sogar die Fürsprecher für Reformen des gesamten Maß-, Gewicht- und Münzwesens forderten: bei den „Eintheilungen der Maße soll das Decimalsystem möglichst berücksichtigt werden; doch sind die nöthigen Verdoppelungen und Halbirungen in allen den Fällen beizubehalten oder einzuschalten, wo die zehntheiligen Stufen für die Bedürfnisse des täglichen Verkehrs nicht brauchbar sind.“103 Dazu kam, dass das Dezimalsystem Maße einführte, für die kaum Körpermaßvergleiche vorlagen (z.B. Elle, Fuß). Dass in Frankreich mehr als ein halbes Jahrhundert nach Einführung des metrischen Systems sich große Teile der Bevölkerung der traditionellen Maße und Münzbezeichnungen bedienten,104 ließ auch Reformer zögerlich sein.105 Das metrische System mit dezimaler Teilung setzte sich deshalb auch in Deutschland nur sukzessive durch. Erstmals rückte eine umfassende Einführung des metrischen Systems in Realisierungsnähe, als eine Kommission des Bundesrates 1861 dies vorschlug und eine neue Kommission 1865 wiederholte. Durch den Ausbruch des Preußisch-Österreichischen Krieges kam es dann jedoch nicht zu einer Annahme.106 Allerdings führte der Norddeutsche Bund 1868 das metrische System zumindest für die Maße und Gewichte ein.107 Diesem Beispiel folgten 1870 Baden, Württemberg und die südlich des Mains gelegenen Teile Hessens.108 In den jeweiligen Münzsystemen schlug sich das metrische System bis dahin noch nicht grundlegend nieder. Mit der Annexion Hannovers, Kurhessens, Nassaus und SchleswigHolsteins nach dem Sieg Preußens über Österreich und seine süddeutschen Verbündeten wurde am 1. Januar 1867 die preußische Währung dort einge102 Ebd., S. 417. 103 HAUSCHILD, Vorschlag zu einem allgemeinen deutschen Maß-, Gewicht- und MünzSystem, S. 11. 104 Ebd., S. 10. 105 Wobei auch heute noch ein Besuch auf dem Wochenmarkt davon überzeugt, dass auch das mittlerweile überholte und offiziell nicht mehr existente „Pfund“ mit 500 Gramm als Erbe des Deutschen Zollvereins im Rechtsverkehr der älteren Bevölkerung noch fortlebt. 106 August BLIND, Maß-, Münz- und Gewichtswesen, Berlin / Leipzig 21923, S. 45. 107 „Maaß= und Gewichtsordnung für den Norddeutschen Bund. Vom 17. August 1868.“, Bundes=Gesetzblatt des Norddeutschen Bundes No 28, als Faksimile abgedruckt bei MENDELSSOHN, M. Mendelssohn’s Handbuch der Münz-, Maß- und Gewichtskunde (Reprint von 1994), S. 103f. 108 BLIND, Maß-, Münz- und Gewichtswesen, S. 46.
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führt. Der von Preußen dominierte 1866 gegründete Norddeutsche Bund hatte das Gesetzgebungsrecht in Bezug auf das Münzwesen von den Mitgliedstaaten auf den Norddeutschen Bund verlagert. Der Norddeutsche Bund machte jedoch von dieser Gesetzgebungskompetenz keinen Gebrauch.109 Zwar hatte er bei Maßen und Gewichten eine Vereinheitlichung erreicht, nicht aber in der Münzfrage, die ungleich stärker mit finanziellen und Prestigefragen verbunden war.110 Der Reichtstag des Norddeutschen Bundes hatte 1869 einen Vorschlag seiner Finanzkommission die Regierungen aufzufordern ein dezimales Münzsystem zu schaffen noch angenommen, konnte sich über die weitere Ausgestaltung aber nicht einigen. 111 Ohnehin hatte sich die preußische Währung oftmals schon faktisch durchgesetzt und immer mehr norddeutsche Staaten dazu gezwungen, ihr Münzsystem dem preußischen Vorbild anzupassen. Die Akzeptanz des preußischen Münzsystems beruhte nicht nur auf der Größe und der wirtschaftlichen Bedeutung Preußens, sondern vor allem auf der Stabilität seines Münzsystems. Von Sondersituationen, wie der Finanzierung des Siebenjährigen Krieges und der Entschuldung danach abgesehen, hatten sich die preußischen Könige im 18. Jahrhundert um konstante Geldwerterhaltung und maßvolle Ausprägung von Kleinmünzen bemüht.112 So blieb es im Grundsatz bei einem norddeutschen Taler- und einem süddeutschen Guldengebiet mit in ihrer grundsätzlichen Unterteilung in Groschen und Pfennige bzw. Gulden und Kreuzer. Diese Münzen standen jedoch nun, bezogen auf die Vereinsmünzen, in einem festen Verhältnis zueinander. Auch wenn nicht alle deutschen Staaten diesen Münzvereinen beitraten, wurde mit ihnen eine wichtige Grundlage für die Einführung der Reichswährung nach der Reichseinigung 1871 geschaffen. Mit der Gründung des Deutschen Reiches am 18. Januar 1871 wurde auch die Einführung einer Reichswährung ein kurzfristig umzusetzendes Ziel. Mit den beiden Reichsmünzgesetzen gingen zumindest die wichtigsten währungs- und münzpolitischen Gesetzgebungskompetenzen grundsätzlich auf das Reich über.113 Zwischenstaatlicher Münzverträge der Einzelstaaten bedurfte es nun nicht mehr. 109 RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit, S. 171. 110 SPÖRER, Politische und wirtschaftliche Gestaltung, S. 36, mit weiteren Nachweisen. 111 Ebd., mit weiteren Nachweisen. 112 Herbert DRAEGER, Die Geld- und Wirtschaftspolitik der preußischen Könige im 18. Jahrhundert, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 92, November 1982, S. 285-288, hier: S. 285 sowie S. 288. 113 Die Reichsverfassung vom 16. April 1871 (RGBl.S. 63) regelte in Artikel 4: „Der Beaufsichtigung seitens des Reichs und der Gesetzgebung desselben unterliegen die nachstehenden Angelegenheiten: ... 3. die Ordnung des Maß-, Münz- und Gewichtssystems, nebst Feststellung der Grundsätze über die Emission von fundiertem und unfundiertem Papiergelde; ...“, Reichsverfassung vom 16. April 1871(sogenannte „Bis-
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Die Zoll- und Handelsverträge zwischen den deutschen Staaten und vor allem die Münzverträge von 1837, 1838 und 1857 mit dem Ausgleich zwischen dem norddeutschen Taler- und dem süddeutschen Guldensystem bildeten die Grundlage für die einheitliche, auf dezimaler Teilung und Vervielfachung beruhender Reichswährung, der Mark.
2.3 Aufgaben und Funktionen von Münzen im 19. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der Kleinmünzen 2.3.1 Bedeutung des Münzgeldes und insbesondere der Kleinmünzen im 19. Jahrhundert Die Anforderungen an das deutsche Geldwesen entsprangen nicht nur politischen, sondern in mindestens gleichem Maße auch wirtschaftlichen Interessen und Entwicklungen. Hatte die zur Verfügung stehende Liquidität im 18. Jahrhundert noch genügt den zwischenstädtischen Fernhandel zu bewältigen, standen die Geldsysteme mit nach 1815 stark wachsender Produktion und Handel vor enormen Herausforderungen, die erst den notwendigen Reformdruck für das Geldwesen erzeugten.114 Das erste Papiergeld wurde in Deutschland Anfang des 18. Jahrhunderts herausgegeben.115 Sein Umlauf blieb aber im gesamten 18. Jahrhundert noch sehr bescheiden und erreichte zum Beispiel in Preußen nur etwa 1 bis 2 Prozent des Münzgeldumlaufes.116 Auch im 19. Jahrhundert setzte sich das Papiergeld nur langsam und zum Teil gegen erhebliche Widerstände und Rückschläge durch.117 Der „katastrophale Wertverfall der französischen Assignaten, der in weiten Teilen Westeuropas großen Schaden angerichtet hatte, verstärkte in Deutschland das tiefe Misstrauen gegenüber Papierscheinen jeglicher Form, die schließlich nicht dem Realwertprinzip folgten.“ 118 Die Anteile des Münz- und Papiergeldes an der gesamten Geldmenge der deutschen Staaten sind nur unzureichend erfasst oder errechenbar.119 Für das Jahr 1875 schätzt North einen Münzgeldanteil von 42,4 Prozent, einen marcksche Reichsverfassung“; RGBl. S. 63ff.), Artikel 4, in: SCHUSTER (Hrsg.), Deutsche Verfassungen, S. 139. 114 SCHWARZER, Einleitung, S. 25, mit weiterem Nachweis. 115 SPRENGER, Das Geld der Deutschen, S. 143; KLÜßENDORF, Papiergeld und Staatsschulden, S. 9. 116 SPRENGER, Das Geld der Deutschen, S. 145. 117 Ebd., S. 163ff. 118 KAISER, Die gescheiterte Banknotenkonferenz, S. 353; unter Bezugnahme auf KLÜßENDORF. 119 NORTH, Das Geld, S. 167.
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Papiergeldanteil von 23,4 Prozent und einen Einlagenanteil von 34,2 Prozent an der Gesamtgeldmenge. Für Großbritannien und Frankreich kommt er zu den folgenden Hochrechnungen:120 Tabelle 1: Großbritannien
Jahr 1850 1875
Anteil Münzgeld 23,9 % 16,5 %
Anteil Banknoten 12,9 % 6,8 %
Einlagen 63,6 % 76,7 %
Quelle: SPRENGER, Das Geld der Deutschen, S. 164 (Tabelle 23).
Tabelle 2: Frankreich
Jahr 1850/54 1875
Anteil Münzgeld Anteil Banknoten 77,2 % 12,6 % 53,1 % 28,8 %
Einlagen 10,2 % 18,1 %
Quelle: SPRENGER, Das Geld der Deutschen, S. 164 (Tabelle 23).
Die britischen und französischen Geldmengenanteile zeigen beide eine signifikante Abnahme des Münzgeldanteils. Sie zeigen mit ihren deutlich divergierenden Anteilen aber auch, dass die Mengenanteile des zu dieser Zeit erheblich industrialisierteren Großbritanniens und der hauptsächlich landwirtschaftlich geprägten Wirtschaft Frankreichs nicht einfach auf die Verhältnisse der deutschen Staaten übertragen werden können. Für die Verhältnisse in den deutschen Staaten liegen allerdings Schätzungen ohne die Bankeinlagen vor. Danach entwickelte sich das Verhältnis zwischen Papiergeldmenge und Metallgeldmenge in den deutschen Staaten121 zwischen 1840 und 1870 (alle Summen inklusive der Bestände der Banken, ohne die Bestände der Notenbanken an eigenen Banknoten) umgerechnet auf Millionen Taler wie folgt: Tabelle 3: Verhältnis zwischen Papiergeld- und Metallgeldmenge in den deutschen Staaten zwischen 1840 und 1870
Jahr 1840 1850 1860 1870
Papiergeld in Mio. Taler Metallgeld in Mio. Taler 32 321 85 403 161 510 368 625
Quelle: SPRENGER, Das Geld der Deutschen, S. 164 (Tabelle 23). 120 NORTH errechnet diese Zahlen aus verschiedenen Quellen und betont dass „Aussagen zur Geldmenge … auf schwankenden Boden“ stehen, NORTH, Das Geld, S. 168. 121 MORINEAU stellt nicht allein für Deutschland, sondern allgemein für das 19. Jahrhundert fest: „… the amount of paper money rose more rapidly than the amount of bullion.“, Michel MORINEAU, The Changing Nature of Money, in: Eddy H. G. VAN CAUWENBERGHE (Hrsg.), Money, Coins and Commerce. Essays in the Monetary History of Asia and Europe, Leuven 1991, S. 197-207, hier: S. 206.
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Bis zur Reichsgründung überstieg damit der Münzgeldumlauf den Papiergeldumlauf erheblich.122 Geldgeschichte blieb somit, zumindest bis zur Reichsgründung, in erster Linie Münzgeschichte.123 Diese große Bedeutung des Münzgeldes im 19. Jahrhundert bezog sich damit nicht allein auf die Haupt- bzw. Großmünzen, sondern umfasste auch die Kleinmünzen. Erst im 20. Jahrhundert wurde Papiergeld das „eigentliche“ Geld124 und das Münzgeld erhielt eine dem Papiergeld untergeordnete Funktion.125 Damit wurde das gesamte Münzgeld im 20. Jahrhundert in etwa vergleichbar mit der Funktion, die die Scheidemünzen gegenüber den Kurantmünzen bis in das 19. Jahrhundert und teilweise in den Beginn des 20. Jahrhunderts hinein hatten. Zumindest in einigen Staaten wird der Gesamtwert der sich im Umlauf befunden habenden Scheidemünzen den Gesamtwert der umlaufenden groben Kurantmünzen überstiegen haben.126 Andere Staaten waren, zumindest zeitweise, zurückhaltender. Nassau bezifferte 1830, mit dem Beginn einer deutlich reduzierten Kleinmünzenausprägung seinen Bedarf an Kupfer- und Silberkreuzern bei einer Einwohnerzahl von etwa 350.000 Einwohnern auf 800.000 Kreuzer.127 Preußen hielt zu dieser Zeit einen Betrag von 1 1/4 Gulden Kleingeld pro Kopf für ausreichend.128 Diese Auffassung von einer untergeordneten Bedeutung der Kleinmünzen für den Gesamtmünzumlauf setzte sich nach der Gründung des Deutschen Reiches, wenn auch aus ande-
122 Auch KAISER betont, dass sich in den damals wirtschaftlich fortschrittlicheren Staaten England und Frankreich das Papiergeld schneller durchsetzte, K AISER, Die gescheiterte Banknotenkonferenz, S 354; die Zahlen von NORTH zeigen, dass der Banknotenanteil in Großbritannien zu Gunsten eines hohen Einlagenanteils 1875 schon wieder abgenommen hatte. Ein hoher Banknotenanteil ist deshalb schon im 19. Jahrhundert als Zwischenstation für ein sich entwickelndes Buchgeldsystem anzusehen. 123 Baden ließ das erste Papiergeld erst 1849 drucken, Friedrich W IELANDT, Badische Münz- und Geldgeschichte, Karlsruhe 31979, S. 319; Preußen hatte 1806 so genannte Tresorscheine ausgegeben, SPRENGER, Das Geld der Deutschen, S. 163; die 1825 durch so genannte Cassen-Anweisungen ersetzt wurden, ebd.; Bayern und Sachsen folgten in geringem Umfang 1834 und 1838, ebd., S. 164; bis zum 1. Weltkrieg wurde Papiergeld nicht als Bargeld angesehen, sondern als Geldsurrogat, als Bargeldersatz, das auf Verlangen des Besitzers von den Notenbanken jederzeit in Münzen eingetauscht werden musste, ebd., S. 167. 124 Vgl. MORINEAU: „… paper money has become in fact the real money, every day money.“, MORINEAU, The Changing Nature of Money, S. 206. 125 Genauer müsste man von Banknoten als dem eigentlichen „Bargeld“ sprechen, da bereits zum Ende des 20. Jahrhunderts auch das Gewicht der Banknoten zugunsten der Sichtguthaben der Zentralnotenbank und der Kreditbanken abgenommen hatte. Zu Geldbegriff siehe HENNIES, Allgemeine Volkswirtschaft, S. 23ff. 126 JAEGER / RIXEN, Die Münzprägungen, Bd. 6, S. 140. 127 SCHNEIDER, Das Münzwesen im Herzogtum Nassau, S. 69, mit weiteren Nachweisen. 128 Ebd., S. 70.
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ren Gründen,129 durch. 1871 betrug der Scheidemünzenanteil am deutschen Münzumlauf 83,6 Millionen Mark von insgesamt 1884,6 Millionen Mark,130 was noch einem Anteil von rund 4,436 Prozent entspricht.131 Von 1871 bis Ende 1909 wurden, abzüglich der wieder eingezogenen Beträge, an Silbermünzen für ca. 989, 86 Mio Mark und an Nickel- und Kupfermünzen für ca. 110,4 Mio Mark ausgemünzt.132 Die Bedeutung der Kleinmünzen im täglichen Zahlungsverkehr erklärt auch, warum die in den Sammlungen befindlichen Kleinmünzen grundsätzlich stärker abgenutzt sind als bei Großmünzen. Verstärkt wurde die Abnutzung der Kleinmünzen auch durch die zum Teil sehr langen Umlaufzeiten. Wie in den nachstehenden Kapiteln erläutert, waren manche Kleinmünzen mehr als 70 Jahre im Gebrauch. Zwar waren auch die Pfennige der Bundesrepublik Deutschland und der vorher durch die Bank deutscher Länder geprägten Münzen immerhin zum Teil schon 40 Jahre im Umlauf; bei ihnen war die Abnutzung wegen des Stahlkerns der Schrötlinge und der geringeren Bedeutung im alltäglichen Geldverkehr aber weniger stark. Im 16. Jahrhundert hatte in Deutschland erstmals seit der römischen Zeit, zunächst in Westphalen, die Prägung von Kupfermünzen wieder eingesetzt. Nach Günter Schön war das Besondere an ihnen, dass sie „stoffwertloses Geld“ darstellten und sie somit „Kreditmünzen“ waren.133 Es handelt sich hierbei zwar um Scheidemünzen, da Kurantwert und Nominalwert auseinander fielen; stoffwertlos waren sie aber nicht.134 Der Restwert konnte nämlich noch beachtlich sein. Es handelt sich daher bei den sogenannten Scheidemünzen oft eher um Münzen mit einem Restkurantwert. Das gilt zumindest für die Scheidemünzen bis in das 19. Jahrhundert hinein, bei denen der Silbergehalt der Billonmünzen, aber auch die Kupfermünzen 135, 129 Die geringe Kleinmünzenausprägung, insbesondere durch Preußen, geschah zunächst aus der Sorge der Wert dieser Münzen müsse auf Grund des unter dem Nominalwert liegenden Metallwertes sinken, wenn man den Umlauf daran nicht „knapp“ hielte. Nach der Reichsgründung gab man diese Theorie auf und prägte die Nominale nach dem Bedarf des Zahlungsverkehrs ohne künstliche Verknappung der Scheidemünzen. 130 SPRENGER, Währungswesen, S. 57; mit Verweis auf HELFFERICH, Die Reform des deutschen Geldwesens, Bd. 2, S. 136. 131 Von diesen 83,6 Millionen Mark entfielen 80 Millionen Mark auf Silber- und nur 3,6 Millionen Mark auf Kupferscheidemünzen, SPRENGER, Währungswesen, S. 57. 132 HELFFERICH, Das Geld, S. 179f. 133 Günter SCHÖN, Katalog der Kupfermünzen des römisch-deutschen Reiches, Graz 1978, S. IX. 134 Das gilt auch für die reinen Kupfermünzen ohne jeglichen Silberzusatz. Der Grundsatz, dass selbst die kleinsten Nominale noch einen Silberanteil enthalten sollten, wurde von vielen deutschen Staaten schon Ende des 17. Jahrhunderts aufgegeben, KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 106. 135 Sowohl im 18. als auch im 19. Jahrhundert wurde zwischen auf Grund ihres Metallgewichtes vollwertigen oder geringer wertigen Kupfermünzen unterschieden, Konrad
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über einen nicht unwesentlichen Restmetallwert verfügten. In Zeiten, als die Herstellung auch unedler Metalle noch mit erheblichem Aufwand verbunden war, war dieser Restkurantwert nicht völlig bedeutungslos.136 Trotz des zum Teil noch beachtlichen Metallwertes der Billon- und sogar der Kupfermünzen blieb eine Differenz zwischen Nominalwert und Metallwert, aus dem meistens ein höherer Schlagschatz bei der Herstellung der Kupfermünzen resultierte. So wurde z.B. 1830 in Nassau für die Herstellung der Billonkreuzer ein Gewinn von 10 Prozent und bei den Kupferkreuzern von 33 Prozent errechnet.137 Der Gewinn aus der Ausgabe zu einem höheren Nennwert durch den Staat schmolz in dem Maße, wie er selbst diese Münzen zum Nennwert durch die öffentlichen Kassen wieder zurücknahm. Es kam daher vor, dass der Staat sich mit einer Abwertung dieser Münzen vor dieser nachträglichen Verringerung seines vorherigen Gewinns zu schützen versuchte. Dies führte spätestens dann auch zu einem Wertverlust im allgemeinen Geldumlauf, wenn dort nicht bereits in Erwartung einer offiziellen Abwertung diese Münzen mit Abschlag angenommen wurden. Trotz der großen Bedeutung von Scheidemünzen bestand ihnen gegenüber in breiten Kreisen der Bevölkerung eine gewisse Grundskepsis. Sie galten als minderwertiger Notbehelf, dem man misstrauisch gegenüberstand.138 In „gutes Geld“, also in Kurantmünzen, waren sie deshalb oft nur gegen Aufpreis (Agio) einzuwechseln.139 Selbst die Fürsten, die oft genug von der Ausbringung minderwertiger Scheidemünzen profitierten, misstrauten diesen Kleinmünzen.140 Dieses Misstrauen blieb sogar noch eine gewisse Zeit erhalten, als jeder Zollvereinsstaat sich verpflichtet hatte, die eigenen kleineren Scheidemünzen jederzeit und ohne Verlust für den Besitzer in Währungsgeld umzusetzen, was zuvor nicht selbstverständlich gewesen
SCHNEIDER, Pfennige – Heller – Kupfergeld. Kleingeld im Rheinland vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert, Speyer 2003, S. 146, 149, 152; für den Beginn des 19. Jahrhunderts führt SCHNEIDER den Nachweis, dass der Wert der Kupfermünzen auch von ihrem Metallwert abhing, SCHNEIDER, Das Münzwesen im Herzogtum Nassau, S. 38. 136 In den Kriegszeiten des 20. Jahrhunderts wurden daher auch Kupfermünzen als kriegswichtiges und daher teures Metall staatlicherseits dem Zahlungsverkehr entnommen und durch Eisen-, Zink- und Aluminiummünzen ersetzt, vgl. zum Beispiel ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 488-505: Nr. 13, 14, 22, 43, 47, 51, 59. 137 SCHNEIDER, Das Münzwesen im Herzogtum Nassau, S. 69. 138 Vor den Verträgen von München und Dresden fühlten sich nur wenige Staaten verpflichtet, die von ihnen ausgegebenen Scheidemünzen vollwertig wie Kurantmünzen in Zahlung zu nehmen, SPRENGER, Währungswesen, S. 43. 139 KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 7. 140 DRAEGER, Die Geld- und Wirtschaftspolitik, S. 285.
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war.141 Die in den Münzverträgen festgesetzten Feingewichte für die Billonmünzen garantierten einen Restkurantwert (beim preußischen Silbergroschen immerhin ca. 87 % des Kurswertes), der die Skepsis milderte. Wesentlich war jedoch, dass eine Verrufung oder Abminderung dieser gültigen Kleinmünzen im 19. Jahrhundert nicht mehr vorgenommen und die Annahme zum vollen Wert durch die öffentlichen Kassen für verbindlich erklärt wurde. Erst darauf konnte das Vertrauen in die Werthaltigkeit auch kleinerer Münzen wachsen, das für unsere heutige Zeit selbstverständlich ist. Soweit in unserer Zeit Kleinmünzen nicht mehr gern angenommen werden, beruht dies nicht auf mangelndem Vertrauen in die Werthaltigkeit dieser Münzen, sondern auf zum Wert vergleichsweise hohem Gewicht und Platzbedarf sowie dem Aufwand und ggf. den Gebühren der Geldinstitute, die das Umwechseln dieser Münzen in größere Nominale oder in Geldscheine mit sich bringt. 2.3.2 Geldwert der Kleinmünzen im 19. Jahrhundert Die Aufgaben und Funktionen der Münzen des 19. Jahrhunderts, insbesondere der Kleinmünzen, sind mit den Kleinmünzen unserer Zeit kaum noch vergleichbar. Unsere heutigen Kleinmünzen dienen fast ausnahmslos noch zum Ausgleich von Minimaldifferenzbeträgen.142 Im Gegensatz dazu waren die Kleinmünzen des 19. Jahrhunderts nicht nur Ausgleichsmünzen für kleinere Beträge, sondern sie hatten einen Wert, mit dem sie auch als eigenständige Zahlungsmittel in Funktion waren, 143 auch wenn die Verpflichtung zur Annahme von Kleinmünzen auch durch Rechtsvorschrift auf bestimmte Höchstbeträge begrenzt werden konnte.144 Dem entsprechend formuliert Artikel 12 des Dresdner Münzvertrages, dass kleinere Münzen „zu Zahlungen im kleinen Verkehre und zur Ausglei-
141 KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 12. 142 Es ist deshalb schon vor der Einführung der Eurowährung darüber diskutiert worden, ob die Prägung, zumindest von 1 und 2 Pfennigstücken, nicht eingestellt werden sollte, da ihre Herstellungskosten höher als ihr Nennbetrag waren. Da jedoch ein, wenn auch bescheidener, Beitrag zur Inflation befürchtet wurde, wurde auch das 1 Pfennigstück bis zum Ende der Markwährung weiter geprägt. Nach Einführung der Eurowährung hat sich Finnland entschieden, die 1 und 2 Centstücke nur noch in geringen Auflagen für Sammlerzwecke zu prägen. Im Zahlungsverkehr sind sie kaum noch anzutreffen, siehe auch: „Die Lobby gegen die Centmünze wächst“, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 220, November 2004, S. 238f. 143 Die erste „Vereinsmünze“ (siehe hierzu weiter unten) mit einem Wert von 2 Talern = 3 1/2 Gulden „war für den täglichen Verkehr zu schwer und zu hochwertig“, KLÜßENDORF, Papiergeld und Staatsschulden, S. 15, Fußnote 41. 144 Siehe zum Beispiel Baden 1807 und 1826, WIELANDT, Badische Münz- und Geldgeschichte, S. 270.
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chung“145 dienen sollen. Hinzu kam die Funktion der Armenfürsorge.146 Allerdings gibt es auch einen Hinweis, dass spätestens 1871 in Bremen sogar 36 Grotestücke, und erst recht die kleineren Nominale, „nicht als Zahlmittel“ sondern nur als „Ausgleichungs=“ mittel angesehen werden.147 Verschiedene Quellen nennen für den Untersuchungszeitraum Tagesund Stundenlöhne sowie Warenpreise in für den Endverbraucher üblichen Mengen, die sich nach Groschen, Kreuzern und Pfennigen bemessen.148 Auch wenn diese Preisangaben nur mit Zurückhaltung bewertet werden können149, so geben sie zumindest Anhaltspunkte für die Bedeutung der Kleinmünzen im alltäglichen Zahlungsverkehr. Als grober Anhaltspunkt für den Geldwert der Kleinmünzen können die folgenden Angaben gelten: Die Stundenlöhne gelernter Industriearbeiter stiegen von durchschnittlich 12,5 Pfennigen150 in den Jahren 1830/39 auf 26,8 Pfennige in den Jahren 1871 bzw. 1872 (jeweils ohne Bergarbeiter).151 Der Preis für 1 kg Schwarzbrot stieg in der gleichen Zeit von 6 auf 14 Pfennige, für 1/2 kg Schweinefleisch von 33 auf 68 Pfennige und für einen Liter Vollmilch von 10 auf 14 Pfennige.152
145 Dresdner Münzvertrag. Allgemeine Münzkonvention der zum Zoll- und Handelsvereine verbundenen Staaten vom 30. Juli 1838, in: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten, Jg. 1839, S. 18, in: SEIDEL (Hrsg.), Die deutsche Geldgesetzgebung, S. 418-420, hier: S. 419. 146 MADER stellt fest, dass die Stadt Lüneburg, die 1691 die Prägung von Kleinsilbermünzen eingestellt hatte, im 18. Jahrhundert noch unregelmäßig Kupfermünzen „in erster Linie für die Armenfürsorge“ im Stadtgebiet ausprägen ließ, Herbert MADER, Die Münzen der Stadt Lüneburg 1293-1777, Bd. 2, Bremen 2012, S. 1164; das Ende der städtischen Münzprägung 1777 war nicht das Ende der Armenfürsorge mit dem Mittel kleiner Münze, sondern diese wurde im 19. Jahrhundert mit fremder Kleinmünze geleistet. 147 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 101. 148 Z.B.: Heinz VOIGTLAENDER, Löhne und Preise in 4 Jahrtausenden, Speyer 1994, S. 94-97, mit weiteren Beispielen. 149 KLÜßENDORF, Münzkunde, S. 51f. 150 Es bleibt dabei offen, welche Pfennige gemeint sind. In der weiteren Untersuchung wird dargelegt, dass sich die Pfennige der verschiedenen Währungsgebiete zum Teil nicht unbeträchtlich im Wert unterschieden. 151 Elisabeth NAU, Seit Jahrtausenden begehrt. Die Geschichte des Geldes, Stuttgart 1959, S. 44. 152 Ebd., S. 45, mit weiteren Beispielen.
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Sprenger nennt für Dresden in der Zeit von 1825- 1831 folgende Preise und Löhne: Tabelle 4: Tagelöhne dreier Berufsgruppen im Jahr 1825 Tagelöhner Zimmermann Maurer Handarbeiter
Lohn 10 Gr 8 Gr 6 Gr
Quelle: SPRENGER, Das Geld der Deutschen, S. 153 mit Bezugnahme auf Paul ARNOLD, Führer durch die ständige Ausstellung des Münzkabinetts. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Dresden 61990.
Tabelle 5: Kosten für verschiedene Nahrungsmittel im Jahr 1831 Nahrungsmittel 2 Tauben 1 Kanne Butter (1 kg) 1 Metze Erbsen (6,4 l) 1 Metze Graupen 1 Schock Eier (60 Stück) 1 Scheffel Kartoffeln (ca. 104 l) 1 Scheffel Gerste 1 Scheffel Roggen 1 Scheffel Weizen
Preis 4 Gr 11 Gr 12 Gr 18 Gr 25 Gr 1 Taler, 10 Gr 2 Taler, 6 Gr 3 Taler, 4 Gr 4 Taler, 12 Gr
Quelle: SPRENGER, Das Geld der Deutschen, S. 153 mit Bezugnahme auf Paul ARNOLD, Führer durch die ständige Ausstellung des Münzkabinetts. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Dresden 61990.
Für die Zeit um 1850 gibt Rittmann folgende Vergleichseinkommen und preise an: Tabelle 6: Löhne um 1850 Einkommensgruppe Tagelohn für eine Stickerin in Berlin Wochenlohn eines Webers Jahreseinkommen eines Fabrikanten in Großstädten
Lohn 4 Silbergroschen (= 48 Pfennige) 2 preußische Taler, 3 Sgr 20`- 40‘000 Taler
Quelle: RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte, S. 154.
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Die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten eines Fünfpersonenhaushaltes betrugen pro Woche etwa 3 1/2 preußische Taler. Darin waren folgende ungefähre153 Preise enthalten: Tabelle 7: Ausgaben eines Fünfpersonenhaushaltes Ausgaben für... Wohnungsmiete 3 1/2 Pfund154 Fleisch 3 Schwarzbrote 6 Becher Kartoffeln 1 1/2 Pfund Butter 3 /4 Pfund Kaffee 3 Pfund Mehl Heizmaterial 2 Einkäufe Gemüse Fett Reis Milch Bier Seife Schulgeld
Preise 21 Sgr, 8 Pf 12 Sgr, 3 Pf 10 1/2 Sgr 11 Sgr 9 Sgr 5 Sgr 3 1/2 Sgr 5 Sgr 3 Sgr 3 Sgr 1 1 /2 Sgr 2 1/2 Sgr 1 1/2 Sgr 2 Sgr 4 Sgr
Quelle: RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte, S. 154.
Für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts nennt Rittmann folgende Löhne und Preise: Tabelle 8: Landwirtschaftliche Tagelöhner bei 10-11 stündiger Arbeit neben Beköstigung Jahreszeit Sommermonate Wintermonate
Tagelohn für Männer 6-8 Sgr 4-6 Sgr
Tagelohn für Frauen 4-5 Sgr 3-4 Sgr
Quelle: RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte, S. 179.
153 Inwieweit z.B. die höheren Ausgaben für Seife im Verhältnis zu Bier repräsentativ ist, muss hier offen bleiben. Diese Angaben sind nicht als eine durchschnittliche Erhebung für einen „Warenkorb“, sondern eher als Beispiele zu sehen. 154 Bis zur Einführung des „Zollpfundes“ von 500 Gramm zum 1. Juli 1858 galt das preußische Pfund 467,71 Gramm, RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte, S. 154.
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Tabelle 9: Jahreslöhne verschiedener Gruppen Gesinde und andere Berufsgruppen Knechte bei freier Kost und Wohnung Jungen bei freier Kost und Wohnung Mägde bei freier Kost und Wohnung Handwerksgesellen bei freier Kost und Wohnung
Lohn 40-50 Taler 15-18 Taler 18-30 Taler 30-40 Taler
Quelle: RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte, S. 179.
Tabelle 10: Tagelöhne verschiedener Gruppen Berufsgruppe Handwerker bei freier Kost Bergwerksarbeiter im Akkord Fabrikarbeiter je nach Tätigkeit
Lohn 6-8 Sgr 12-14 Sgr 12-20 Sgr
Quelle: RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte, S. 179.
Den Geldbedarf einer Arbeiterfamilie gibt Rittmann mit 150-190 Talern jährlich an, wobei er die Ausgaben wie folgt beziffert: Tabelle 11: Jährliche Ausgaben einer Arbeiterfamilie Ausgaben für... Lebensmittel Wohnung Brennmaterial Kleidung und Wäsche Hausrat Sonstiges (inkl. Schulgeld)
Kosten 100-200 Taler 15-20 Taler 10-15 Taler 20-25 Taler 3-5 Taler 3-5 Taler
Quelle: RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte, S. 179.
Hamburg hatte zwar im 19. völlig auf die Prägungen von 1 oder 2 Pfennigmünzen verzichtet,155 dieser Verzicht wurde aber auch kritisch kommentiert. Die Neuen Hamburgischen Blätter schrieben 1845: „Warum es in Hamburg keine Pfenninge mehr giebt, ist schwer zu sagen … Man kann zwar jetzt für 1 oder 2 Pfenninge nichts mehr kaufen, aber ganz unstreitig blos deshalb, weil es keine giebt. Im Hannoverschen z.B. werden Semmel zu 1 Pfenning gebacken …“.156
155 Das kleinste Nominal war im 19. und schon im 18. Jahrhundert das 3 Pfennigstück aus Billon (der „Dreiling“). 156 Zitiert in: Adolph SOETBEER, Denkschrift über Hamburgs Münzverhältnisse, Hamburg 1846, S. 60.
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2.3.3 Politische Bedeutung und gesellschaftliche Impulse der Kleinmünzen Die Prägung von Münzen hatte neben der Sicherung ihrer Zahlungsmittelfunktion auch eine gewichtige politische Bedeutung. Münzprägung war schon immer Ausdruck von Staatsgewalt. In neu erworbenen Landesteilen konnten Münzen die Bevölkerung mit der neuen Landesherrschaft bekanntmachen und zur Bildung eines Gesamtbewusstseins beitragen.157 Kleinen Staaten, denen die Ausprägung von Großmünzen aus wirtschaftlichen und/oder technischen Gründen verschlossen blieb, konnten mit der vergleichsweise kostengünstigeren Ausprägung von Kleinmünzen die Fähigkeit dokumentieren, Staatsgewalt ausüben zu können. Deshalb waren nicht nur Großmünzen mit ihrer größeren Gestaltungsfläche, auf der politische Botschaften leichter platziert werden konnten 158, sondern auch die Kleinmünzen nicht ohne politische Funktion. Das zeigen zum Beispiel die reinen Repräsentativprägungen Isenburgs, die auch ein 6 Kreuzerstück (AKS Nr. 4) ohne Umlaufbedeutung umfassten.159 Auch ein Weiterbestehen des Münzrechts konnte durch die Prägungen von Kleinmünzen dokumentiert und ein Zeichen gegen die Verwirkung dieses Rechtes gesetzt werden. Andererseits ließ sich bei Kleinmünzen eine gemeinsame Münzpolitik leichter durchsetzen als bei den mit stärkerer Repräsentationswirkung versehenen Großmünzen. Dies zeigen zum Beispiel die Prägungen, die Anhalt-Bernburg für ganz Anhalt ausprägen ließ und dass bei Einführung der Reichswährung auf Gestaltungsrechte der Mitgliedstaaten bei Münzen von 1 Mark und darunter zwar verzichtet wurde, nicht aber bei größeren Nominalen. Die Industrialisierung erhöhte nicht nur die Bedeutung der Geldwirtschaft in den Städten. Sie hatte auch Rückwirkungen auf die gesellschaftlichen Verhältnisse auf dem Lande. Die Tagelöhner in der Landwirtschaft verglichen ihre Einkommensmöglichkeiten nun mit denen der Industriearbeiter. Nicht nur die Tagelöhner, auch das Gesinde, das bislang neben Naturalleistungen nur mit einem geringen Jahreslohn entlohnt worden war,160 forderte nun erfolgreich die Umrechnung seiner Arbeitsleistung in Geldwert. Damit brach das patriarchische Verhältnis zwischen Bauern und
157 SCHNEIDER, Das Münzwesen im Herzogtum Nassau, S. 13. 158 Wolfgang HEß, Taler als Träger politischer Ideen, in: Rainer ALBERT (Hrgs.), Politische Ideen auf Münzen. Festschrift zum 16. deutschen Numismatikertag Mainz 1991, Speyer 1991, S. 93-103. 159 Auch SPRENGER sieht in den Prägungen kleiner Staaten häufig „Prestigegründe“ statt „volkswirtschaftliche Notwendigkeit“, SPRENGER, Harmonisierungsbestrebungen, S. 123. 160 Horst LÖBERT, Arbeiter auf dem Lande. Ein Beitrag zur Sozialgeschichte des ländlichen Gesinde, der Häuslinge und Tagelöhner in der Lüneburger Heide vom 17. bis 20. Jahrhundert, Uelzen 21996, S. 2.
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Gesinde gegen Ende des 19. Jahrhunderts auseinander.161 Die verbesserte Vergleichbarkeit von Arbeitszeit und Geld hatte somit auch auf dem Land eine bedeutende emanzipatorische Wirkung. Gerade die Verlagerung von langen Entlohnungszeiten auf kürzere Entlohnungszeiten unterstreicht die Bedeutung des Kleingeldes und damit der Kleinmünzen.
2.4 Münztechnische Entwicklungen im 19. Jahrhundert 2.4.1 Technische Innovationen in der Münzproduktion162 Die Technisierung und Rationalisierung, die die Industrielle Revolution besonders im 19. Jahrhundert prägte, fand auch in der Münzproduktion ihren Niederschlag. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die maschinengestützte Münzherstellung zu einer fast vollautomatisierten Münzproduktion. Die Fertigungsfolge163 der maschinengestützten164 Münzherstellung mit dem Spindelwerk bestand in folgenden Schritten: Schmelzen und Probieren (des Feingehaltes bei Silber- oder Goldmünzen), Gießen der Zaine (flacher Stab, als Vormaterial für die Münzrohlinge165), Bearbeitung der Zaine durch Walzen und Ziehen zur Herstellung eines gleichmäßig dicken Blechs 166 mit der fast die Dicke der zukünftigen Münzen erreicht wird, Ausschneiden oder Durchstoßen der Rohlinge aus den Zainen, Glätten der Ränder der Rohlinge, Glühen (nach der Kaltumformung durch das Hämmern, Walzen und Ziehen wird das Metall zu spröde für ein weiteres Umformen, mit dem Glühen bildet sich das innere Materialgefüge wieder zurück, so dass ein erneutes Umformen möglich wird167), ggf. Weißsieden (erneutes Glühen unter Luftabschluss und Ablösung der Oxide durch eine Lösung aus Kochsalz und Weinstein, um eine helle, silbrige Oberfläche zu erhalten; ohne das Weißsieden oxidierte die Silbermünze und wurde zum „Schwarzpfennig“168), 161 Ebd., S. 7. 162 Einen kurzen Überblick über die Entwicklung der Münztechnik gibt FENGLER, Entwicklung der Münztechnik, S. 21-25. 163 Eine zusammenfassende Skizze zum Fertigungsprozess gibt MEDING, Die Herstellung von Münzen, S. 67. 164 Die ältesten Formen der Münzherstellung waren das Gießen (z.B. die großen Bronzegussmünzen der Römischen Republik) und das Schlagen mit dem Hammer. In der frühen Neuzeit war das Prägen mit dem Fallwerk, später mit dem Walzenprägewerk und der Spindelpresse dazu gekommen, ebd., S. 87f. sowie S. 115f. 165 Ebd., S. 27. 166 Früher durch Hämmern, ebd., S. 30f. 167 Ebd., S. 31. 168 Ebd., S. 39.
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Justieren (insbesondere bei Silber- und Goldmünzen um Gewichtsüberschreitungen zu vermeiden), ggf. Rändeln der Rohlinge, Prägen mit dem Schlagwerk169, Fallwerk170 oder im 19. Jahrhundert zunächst vor allem mit der Spindelpresse.171 Im 19. Jahrhundert bestanden die wichtigsten Innovationen der Münzproduktionstechnik in der Herstellung völlig gleicher Münzbilder auf dem Stempel von einer Patrize172, in der Erfindung der Kniehebelpresse und der Ringprägung. Eine Patrize ist ein Werkzeug zum Einsenken des Münzbildes in den Stempel.173 Waren zuvor die Münzbilder nach Augenmaß direkt in den Stempel graviert worden, wobei die Stempel entsprechend unterschiedlich ausfielen, konnten mit der Patrize wiederholt mehrere völlig gleich erscheinende Stempel hergestellt werden.174 Die Kniehebelpresse wurde 1818 das erste Mal der Öffentlichkeit vorgestellt.175 Bei der Kniehebelpresse handelte es sich um ein neuartiges Prinzip der Kraftübertragung von einem rotierenden Schwungrad über einen Kniehebel, auf den sich auf- und ab bewegenden Stempel.176 Die Kniehebelpresse hatte wesentliche Vorteile gegenüber den bisherigen vorindustriellen Prägetechniken: a) der Antrieb konnte kontinuierlich durch eine Maschine erfolgen b) die Baugröße der Maschine konnte gering gehalten werden c) mit der Hebelwirkung und dem kontinuierlichen Antrieb konnten große Kräfte auf die Rohlinge wirken d) durch die gleichzeitige Begrenzung des Hubes, bei der die Kraft am Ende des Hubes Null ist, konnten bei korrekter Einstellung Stempelbrüche vermieden werden e) die Zuführung der Ronden und die Abnahme der geprägten Münzen wurden automatisiert
169 Ober- und Unterstempel werden dabei in einer Buchse geführt, ebd., S. 113; dies erhöht die richtige Zentrierung des Schlags auf den Rohling beträchtlich. 170 Hierbei fällt ein in einer Führung hochgezogenes Gewicht aus einer festgelegten Höhe und damit mit immer annähernd gleicher Kraft auf den Schrötling, siehe auch: ebd., S. 115. 171 Die Spindelpresse überträgt den Prägedruck mit einer in einem festen Gewinde steckenden Schraube auf den Rohling. Die Schraube wird durch eine mit an ihren Enden mit Gewichten versehenden Stange durch das Gewinde getrieben. Siehe auch: ebd., S. 67 mit Abbildungen auf S. 117-119. 172 JESSE, Münz- und Geldgeschichte, S. 102. 173 MEDING, Die Herstellung von Münzen, S. 145. 174 Siehe auch: ebd., S. 145. 175 Ebd., S. 138. 176 CASPAR, Von der Hammerprägung, S. 71.
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f) die Schärfe des Münzbildes wurde wesentlich verbessert.177 Waren im Mittelalter pro Minute noch etwa 6 Münzen und später mit der Spindelpresse bis zum 30 Münzen pro Minute produziert worden, so lagen die Produktionszahlen mit dem Kniehebelwerk gegen Ende des 19. Jahrhunderts bei etwa 100 pro Minute.178 Die Erfindung und Einführung der Kniehebelpresse waren der entscheidende Schritt in die moderne Münzproduktion.179 Die Prägungen waren so präzise und ihre Herstellung so ökonomisch, dass man im Jahr 1870 schon mehr als 170 Maschinen in 38 Münzstätten verschiedener Länder arbeiten ließ.180 Die deutschen Münzstätten waren bereits 1859 alle mit Kniehebelpressen ausgestattet.181 Daneben setzten die deutschen Münzstätten aber zumindest im Jahr 1854 auch noch die Spindelpresse zur Münzherstellung ein.182 Die Kniehebelpresse ermöglichte darüber hinaus, die Münzprägung im Ring durchzuführen.183 Bei der Ringprägung wird gleichzeitig mit dem Prägevorgang von Vorder- und Rückseite das Münzmetall nach außen gegen die Wand des Ringes gepresst.184 Damit konnte zum einen der Rand entsprechend der Gestaltung der Ringinnenfläche geformt werden.185 Zum anderen wurde der Münzrand nun erstmals schon beim Prägen genormt. Ein Rändeln des Randes nach der Münzprägung, um einen gleichmäßigen Durchmesser zu erhalten, war nun nicht mehr erforderlich. Deshalb begannen immer mehr Staaten im Laufe des 19. Jahrhunderts auch die Prägung von Kleinmünzen auf Ringprägungen umzustellen. Seit den 1830er Jahren hatte sich die Kniehebelpresse für die Großsilberprägung aller deutschen Staaten durchgesetzt. In den 1840er Jahren wurde ihr Einsatz endgültig auch auf die Kleinmünzenproduktion ausgedehnt. 186 Nach Kahl erforderte die Kniehebelpresse ein Investitionsvolumen, das sich nicht jeder Kleinstaat leisten konnte.187 Präziser ist die Schlussfolgerung, dass sich für viele Kleinstaaten und ihren begrenzten Kleingeldbedarf die Investition in eine für die Massenproduktion gedachte Kniehebelpresse 177 MEDING, Die Herstellung von Münzen, S. 140. 178 CASPAR, Von der Hammerprägung, S. 72. 179 Ebd. 180 Ebd. 181 MEDING, Die Herstellung von Münzen, S. 138. 182 Ebd., S. 142-144. 183 CASPAR, Von der Hammerprägung, S. 72. 184 MEDING, Die Herstellung von Münzen, S. 136. 185 Ebd. 186 KAHL, Die Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 33. 187 Ebd.
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nicht lohnte. Für diese Staaten lag es daher nahe, die Prägung von Münzen bei leistungsfähigen und entsprechend preisgünstigen Münzstätten größerer Staaten in Auftrag zu geben. Die Vergabe der Münzprägung in andere Staaten wurde erleichtert durch die gleichzeitige Entwicklung des Verkehrswesens, die den Transport auch von Münzgeld mit erheblichem Gewicht über größere Entfernungen erleichterte und beschleunigte. Auch dadurch wurde das Münzwesen in die allgemeinen Industrialisierungsentwicklungen eingebunden.188 In der Folge reduzierte sich die Zahl der Münzprägestätten in den deutschen Staaten erheblich (zum Überblick über den allgemeinen Münzstättenschwund auch vor Erfindung der Kniehebelpresse siehe Kahl189). Diese Konzentration von Münzstätten bedeutete gleichzeitig, dass immer mehr Münzen verschiedener Staaten auch durch dieselbe Maschine hergestellt wurden. Auch hieraus ergab sich oft eine staatenübergreifende Normierung der Münzen. Wobei anzumerken ist, dass vor der Erfindung der Kniehebelpresse 1817 bereits kleinere Territorien auftragsweise in Münzstätten anderer Staaten prägen ließen.190 Die Herstellung völlig gleicher Stempel von einer Patrize und die Kniehebelpresse mit der Ringprägung auch für Kleinmünzen hat das Produkt Münze erheblich standardisiert. 1873 wurde beschrieben: „man hat seit etwa 40 Jahren in allen guten Münzstätten, um eine Gleichförmigkeit der Gepräge zu erlangen, die Herstellung der Prägestempel durch Senken, d.h. durch Abdrucken und Wiederabdrucken von einem gemeinschaftlichen Original eingeführt.“191 Hatten Münzen vor diesen beiden münztechnischen Innovationen des 19. Jahrhunderts auch innerhalb eines Münztyps oftmals ein recht individuelles Erscheinungsbild, waren die nach dem Vorbild einer Patrize hergestellten Stempel und mit der Kniehebelpresse im Ring hergestellten Münzen eines Typs kaum noch voneinander unterscheidbar.192 Die Münze war zu einem normierten Massenprodukt der Industrie geworden.
188 Ebd., S. 34. 189 Ebd., S. 35-45 und Karte IV. 190 Ebd., S. 35. 191 SCHMIDT, Die Münzen, S. 69. 192 Zu den Fehlern bei der Münzprägung bei den verschiedenen Fertigungsmethoden und ihrer teilweisen Vermeidung durch Kniehebelpressenfertigung im Ring, siehe: MEDING, Die Herstellung von Münzen, S. 163-166.
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2.4.2 Die verwendeten Münzmetalle im 19. Jahrhundert Lange Zeit nahm die westliche Welt den Wert von Edelmetall als absoluten Massstab.193 Auch wenn Inflationen und Preisrevolutionen ab dem 16. Jahrhundert den Glauben an einen absoluten Wert beeinträchtigten,194 wurde dieses Postulat erst im 20. Jahrhundert, und selbst dann nicht völlig, aufgegeben. Bis dahin galt Gold und/oder Silber als „Geldbasis“,195 aber nicht mehr mit einem absoluten Anspruch. Soetbeer teilte zwar die Bedeutung von Gold und Silber für das Geld, stellte aber 1846 fest: „Je geeigneter eine Münzsorte für den Verkehr ist, und je mehr Nachfrage darnach entsteht, desto größer wird ihr Wert.“196 Das 19. Jahrhundert war mit seiner Grundeinteilung in Gold-, Silberund Billon- sowie Kupfermünzen grundsätzlich zu dem System der römischen Antike zurückgekehrt.197 Bronzemünzen wurden jedoch nicht geprägt. Die Verwendung von Platin als Münzmetall durch Russland zwischen 1828-1845198 blieb zumindest im 19. Jahrhundert singulär. Während Goldmünzen auf Grund ihres Wertes naturgemäß dem Groß- und Außenhandel dienten und in keinem festen Verhältnis zu den Silbermünzen standen, wurde der tägliche Zahlungsverkehr in Silber-, Billon- und Kupfermünzen bestritten. Da Gold- und Silbermünzen in ihrem Wert zueinander schwankten, lag keine „Doppelwährung“, sondern eine „Parallelwährung“ vor.199 Damit konnten sich, bei Zugrundelegung des Kurantprinzips, nur Münzen des gleichen Metalls vertreten.200 Der Edelmetallgehalt der Münzen, der sich aus dem Münzgrundgewicht in Verbindung mit dem Münzfuß ergab, war der entscheidende Maßstab für 193 MORINEAU, The Changing Nature of Money, S. 197: „… philosophers thought that an absolute value resided in these precious metals that were believed to be a standard measure for everything.“ 194 Ebd., S. 198. 195 SCHWARZER, Einleitung, S. 22. 196 SOETBEER, Denkschrift, S. 45. 197 Während z.B. die byzantinische Währung des Mittelalters hauptsächlich eine Goldwährung war, bestand das deutsche Münzwesen des Hochmittelalters fast ausnahmslos aus Silbermünzen und differenzierte sich erst später weiter aus. 198 BLEIBTREU, Handbuch, S. 4. 199 Karl HELFFERICH, Die geschichtliche Entwicklung der Münzsysteme, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik 9, Dritte Folge, 1895, S. 801-828, hier: S. 803f. 200 Ebd., S. 805, mit weiterem Nachweis bei LEXIS: Parallelwährung nennt man das Geldsystem, bei welchem Gold- und Silbermünzen gleichberechtigt nebeneinander im Umlauf sind, ohne daʃs wie bei der Doppelwährung ein festes Verhältnis zwischen ihnen besteht. Es muʃs nun für alle Arten von privaten Zahlungsverpflichtungen vertragsmäfsig oder herkömmlich festgesetzt sein, in welchem Metall sie zu erfüllen sind etc.“ Wilhelm LEXIS, Art. Parallelwährung, in: Johannes CONRAD (Hrsg.), Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. V, Jena 1893, S. 117f.
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den Wert einer Münze.201 Es wird zum Teil mit beachtlichen Argumenten vertreten, dass sich bereits vor dem 19. Jahrhundert in Deutschland, statt einer Edelmetallschuldverpflichtung, bei der es gleich gewesen wäre, mit welchen Nominalen eine Schuld beglichen wird, solange der geschuldete Gesamtedelmetallwert gezahlt wird,202 eine Sortenschuldverpflichtung entwickelt hätte.203 Für die Sortenschuldverpflichtungstheorie spricht, dass der Preis für den Barren Feinsilber (1000 g) an der Hamburger Börse von 1815 bis 1873204 und auch an der Frankfurter Börse von 1827 bis 1871205 fast gleich blieb, und auch Nelkenbrecher zumindest in seinen Tabellen den Wert von Münzen nach ihrem Edelmetallgehalt festsetzt. Dies spricht zunächst für eine Edelmetallschuldverpflichtung im Sinne von Schwarzers Formulierung „Geldsorten als Komplementärform des Edelmetalltausches“.206 Andererseits schwankte an der Frankfurter Börse der Preis für den Preußischen Taler im Verhältnis zum Wert der Silberbarren etwas stärker.207 Entsprechend schwankte der Marktwert des Talers in den süddeutschen Staaten von 102 bis 108 Kreuzern.208 Auch für die Stadt Braunschweig wird 1848 festgestellt, dass Münzen nach dem früheren Leipziger Fuß „mit 10 p.Ct. mehr oder weniger Agio Gewinn gegen Conv. Courant umgesetzt“209 werden und die Bewertung somit schwankte, obwohl das Silbergehaltver201 SCHWARZER spricht daher auch von „Geldsorten als Komplementärform des Edelmetalltausches“, SCHWARZER, Einleitung, S. 23, Fußnote 9. 202 Die Theorie des „inneren Wertes“, also des Nettoedelmetallgehaltes, losgelöst vom nominalen Wert der Münzen, vertritt z.B. HASE: HASE, Damit mussten sie rechnen, S. 45. 203 HELFFERICH, Die geschichtliche Entwicklung der Münzsysteme, S. 809ff. 204 Von 1815 bis 1826 lag der Barrenpreis bei exakt 118,13 Mark Banko und stieg nur auf 118,67 Mark Banko, ein Wert bei dem es zwischen 1847 bis 1873 blieb. Zwischen 1827 und 1846 gab es leichte Schwankungen, deren Jahresmittelwerte aber zwischen den Werten vor 1826 und nach 1847 lagen; Werte aus: SCHNEIDER / SCHWARZER, Statistik der Geld- und Wechselkurse, S. 130-132. 205 Für Frankfurt sind die Feinsilberbarrenpreise (1000 g) von 1827 bis 1871 bekannt. Die Jahresmittelwerte schwankten nur zwischen 103,35 (1828) und 105,00 (1865) süddeutschen Gulden je Barren. Legt man die monatlichen Mittelwerte zu Grunde, ergeben sich noch höhere Differenzen; Werte aus: ebd., S. 232f. 206 SCHWARZER, Einleitung, S. 23, Fußnote 9. 207 Für 100 preußische Taler schwankte der Preis (Jahresmittelwert) in süddeutschen Gulden von 172,23 (1824) bis 177,17 (1854); Werte aus: SCHNEIDER / SCHWARZER, Statistik der Geld- und Wechselkurse, S. 203f.; das kumulierte Feingewicht dieser 100 Taler betrug 1670,40 Gramm (100 x 16,704 g), während das kumulierte Gesamtgewicht der dafür gehandelten Gulden zwischen 1644,80 und 1670,40 Gramm schwankte. Lässt man die jeweiligen Abriebverluste unberücksichtigt ergeben sich Differenzen von ca. 21 bis 47 Gramm Feinsilber. 208 KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 132. 209 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 76.
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hältnis210 beider Währungen gleich blieb. Selbst zwischen 1865 und 1870 schwankte der preußische Taler zur Hamburger Mark Banco noch um mehrere Prozent.211 Damit kann festgestellt werden212, dass es nicht allein auf den Gesamtedelmetallgehalt einer Zahlung ankam, sondern die Stückelung, also die Währung oder sogar die Nominale Einfluss auf die Preisbildung hatten.213 Trotz dieses, allerdings überschaubaren, Einflusses der Sorte kam es im Wesentlichen aber auf den Edelmetallgehalt an.214 Nur deshalb konnten sich fremde Münzen im Geldumlauf anderer Staaten behaupten, 215 auch wenn ggf. ein Agio gezahlt werden musste oder sogar ein Disagio erzielt werden konnte.216 Dies machte die fremde Münze allerdings zur Ware,217 auch wenn sie Geldfunktion ausüben konnte,218 sofern sie nicht ausnahmsweise als fremde Münzen zur legalen Währung erklärt wurden.219
210 Abgesehen vom abriebbedingten Verlust. 211 SPÖRER, Politische und wirtschaftliche Gestaltung, S. 51. 212 Auch CUNZ schreibt: „Die Edelmetallpreise waren nicht stabil, sondern unterlagen Kursschwankungen.“, CUNZ, Vom Taler, S. 4; er hebt weiter hervor, dass deshalb ein absolutes „Realwertprinzip eigentlich undurchführbar war“, ebd., S. 5. 213 Kurioserweise war es HELFFERICH, der 1895 die These der Sortenschuldverpflichtung entwickelte, HELFFERICH, Die geschichtliche Entwicklung der Münzsysteme, S. 805; und dennoch an anderer Stelle 1857 vertreten hatte, der Taler sei absolut wertbeständig zum Silber weil Geldwert und Stoffwert zusammenfielen, HELFFERICH, Die Folgen des deutsch-österreichischen Münzvereins, S. 34 sowie S. 36. 214 Ein Artikel der Hamburger Zeitschrift „Börsen-Halle“ zitiert am 20.12.1871 einen Hamburger Baumeister aus dem 18. Jahrhundert: „Was doch die Chinesen für kluge Leute sind! Die kehren sich an kein Gepräge, sondern nehmen alles Silber nach Gehalt und Gewicht“, zitiert nach: SPÖRER, Politische und wirtschaftliche Gestaltung, S. 50, mit weiterem Nachweis. 215 So auch CUNZ, Vom Taler, S. 5. 216 Der Feinsilberbarren wurde im Verhältnis zu den Kurantmünzen sowohl mit Agio als auch mit Disagio gehandelt. Dies ergibt sich aus den o.g. Feinsilberpreisen an der Frankfurter Börse in Gulden. Der kumulierte Feinsilbergehalt von 103,35 Gulden (ohne Abriebverlust), der im Jahresmittel 1828 für einen 1000g –Barren gezahlt werden musste, betrug 986,99 Gramm. Das heißt die Feinsilberbarren hatten gegenüber den ausgeprägten Gulden ca. 13 Gramm (1,3 Prozent) mehr Feinsilber. Der kumulierte Feinsilbergehalt von 105,00 Gulden (Jahresmittelwert für 1865) liegt allerdings mit 1002,75 Gramm über dem Feinsilbergehalt des Barrens. 217 SCHWARZER, Einleitung, S. 22. 218 Ebd., S. 23, formulieren über fremde Münzen widersprüchlich oder zumindest ungenau: „Sie waren aber auch Geld“; Geld waren diese Münzen nur wo sie zur Währung gehörten; anderenorts waren sie nur ein Gut das Geldfunktion ausüben konnte. 219 Siehe z.B. die sogenannte Goldwährung Bremens, die nur auf fremder Kurantmünze gründete und deshalb nur bedingt als eigenständige Währung angesehen werden kann.
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Vergleichbarkeiten ergeben sich zum Teil für die Tendenz zu immer leichteren Münzfüßen.220 Den Regierungen gelang es in Krisenzeiten durch die Herabsetzung des inneren Wertes der Kurantmünzen221 nominal mehr Geld zu emittieren und damit kurzfristig mehr Güter und Leistungen zu erhalten ohne mehr Edelmetall dafür zur Verfügung zu stellen. 222 Käme es nur auf den Gesamtfeingehalt bei Zahlungen in verschiedenen Münzen an, hätte sich keine Entwicklung zu immer leichteren Münzfüßen ergeben. Da aber viele weniger erfahrene Marktteilnehmer die Differenzen im Feingehalt nicht genau berechnen konnten, sie aber nach einigen Erfahrungen schließlich doch wussten, dass Unterschiede bestehen, behielten sie im Zweifel die höherwertigeren Stücke und gaben die geringerwertigen Münzen weiter (Greshamsches Gesetz223). Aufgrund dieser Unsicherheiten mancher Markteilnehmer spielten die geringerwertigeren Münzfüße eine immer stärker werdende Rolle im Geldumlauf.224 Da die letzteren stärker umliefen und somit auch durch Abrieb noch mehr Substanz verloren, wurde die Differenz zu den besseren Stücken im Lauf der Zeit immer größer.225 Soetbeer hatte deshalb 1846 zur Stabilisierung des Münzfußes gefordert „daß die Regierung fortwährend diejenigen Münzstücke, welche merklich abgenutzt sind einzieht und mit Verlust zu vollhaltigen Münzen wieder ausprägt“.226 Während das Münzrecht bislang eine bedeutende Möglichkeit der Staatsfinanzierung war, lag in der Forderung Soetbeers nach einer Staatsaufgabe 220 CUNZ hält die Schwankungen der Edelmetallpreise, den Schlagschatz, die Prägekosten und den Abrieb durch den Geldumlauf für zwingende Ursachen die zu einer „permanenten Geldentwertung“ führten, CUNZ, Vom Taler, S. 4f. 221 Bis sich die Marktteilnehmer auf den herabgesetzten Edelmetallgehalt einstellen, befinden sich diese Münzen zwischenzeitlich in einem Schwebezustand zwischen Kurant- und Scheidemünze. 222 MORINEAU, The Changing Nature of Money, S. 201: „… the same weigth of metal permitted to obtain more units of money“. 223 Ein einprägsames Bild des Gresham`schen Gesetzes hinterließ der Münzpolitiker Bamberger: „Das leichtere schwimmt nach oben“, zitiert nach: SPÖRER, Politische und wirtschaftlich Gestaltung, S. 66. 224 SOETBEER erklärt die Tendenz zu immer leichteren Münzfüßen darüber hinaus mit den Gewichtstoleranzen bei den neugeprägten Münzen, die dazu führen, dass „nach und nach nur die leichteren Münzen im Verkehr bleiben“ und somit „entstand in Wirklichkeit ein erheblich leichterer Münzfuß als der gesetzlich vorgeschriebene“, SOETBEER, Denkschrift, S. 46; den Abrieb durch Zirkulation nennt er dagegen erst danach, ebd., S. 47. 225 Siehe auch: HELFERICH, Die Einheit im deutschen Münzwesen, S. 394. 226 SOETBEER, Denkschrift, S. 48; die preußische Regierung veranschlagte in ihrem Etat in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts jährlich 400.000 Taler Kosten für diese Aufgabe, ebd., S. 43 sowie S. 48; da die Regierungen anderer Staaten diesen Aufwand zur Stabilisierung des Münzfußes nicht leisten konnten oder wollten, kam es außerhalb der Münzvertragsstaaten zu einer weiteren Verschlechterung des Münzfußes, wie z.B. in Hamburg.
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Stabilisierung des Geldsystems durch die Gewährleistung des Münzfußes eine Subvention durch den Staat. Helferich hatte anders als Soetbeer bei Einführung eines schwereren Münzfußes die gegenteilige Furcht „es möchten die schweren Gulden und Kreuzer einfach an die Stelle der ältern leichtern treten ohne entsprechende durchgängige Verminderung der Waarenpreise, wodurch das Leben nothwendig theurer würde.“227 Mit dieser abweichenden Einschätzung der Wirkungen im tatsächlichen Zahlungsverkehr kam er aber zum gleichen Ergebnis und schlug zur Angleichung verschiedener Münzfüße den Übergang zu einem leichteren Münzfuß vor.228 Es war zwar vereinzelt vorgekommen, dass bei einem Münzsystemwechsel alte Münzen auf Kosten der Staatskasse gewechselt wurden,229 der Regelfall war aber, dass Umwechslungen zur Staatsfinanzierung genutzt wurden. Insofern war ein regelmäßiger Aufwand des Staates zur Gewährleistung des festgelegten Münzfußes, statt einer fortwährenden Abwertung, etwas grundsätzlich Neues. Eine derartige Geldstabilitätspolitik konnte jedoch nur erfolgreich sein, wenn sich alle am Geldumlauf beteiligte Staaten daran hielten. Für die Münzpolitik der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert blieb die Festsetzung des Edelmetallgehaltes, also des Münzgrundgewichtes und des Münzfußes deshalb der wichtigste Punkt.230 Münzpolitik war damit in erster Linie „Kurantmünzenpolitik“. Die „Scheidemünzenpolitik“ war im Verhältnis dazu nachrangig. Nur die Billonmünzen, also die größeren Kleinmünzen, konnten auf Grund ihres teilweisen Silbergehaltes etwas mehr Aufmerksamkeit als die reinen Kupfermünzen beanspruchen. Bis zur Fixierung der Feingehalte der Kurantmünzen der verschiedenen an den großen Münzverträgen teilhabenden Währungsgebiete, und für dort nicht geregelte Münzen darüber hinaus, mussten sich die Marktteilnehmer bei der Einschätzung ihnen fremder Münzen behelfen. Zum einen gab es die allerdings recht aufwändige Möglichkeit ihnen fremde Münzsorten in den Münzstätten auf eigene Rechnung untersuchen zu lassen.231 Diese Prüfung wird sich, wenn überhaupt, nur für eine gewisse Menge Goldmünzen gelohnt haben. Die schnellere Methode war die „Hörprobe“ beim Wurf auf eine stabile Holzplatte: ein heller Klang sprach für einen hohen, ein dunkler
227 HELFERICH, Die Einheit im deutschen Münzwesen, S. 421. 228 Ebd.; der Wiener Münzvertrag sollte diesem Ansatz bei der Einführung des 30 Talerfußes und des 52 1/2 Guldenfußes folgen. 229 Nach 1841 sollen die Schaumburger Guten Pfennige „auf Kosten der Staatskasse eingezogen“ sein, KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 137; dabei handelt es sich aber um einen atypischen Fall. 230 Bezogen auf den Münzfuß; so auch SCHWARZER, Einleitung, S. 22. 231 Gunter HAHN / Alfred KERND’L, Friedrich der Große im Münzbildnis seiner Zeit, Frankfurt/a.M. 1986, S. 243.
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Klang für einen niedrigen Feingehalt.232 Etwas zuverlässiger war die „Strichprobe“, bei der ein mit der Goldmünze geriebener Strich auf einem glatten Probierstein mit Strichen eines Satzes von bis zu 30 Probiernadeln verglichen wurde. Dieses Verfahren wurde auch für Silbermünzen angewandt, wobei die Genauigkeit etwa 60 Promille betragen haben soll. Das einfache Volk hat sich mit der Hörprobe beschieden.233 Die „Silbermünzen“ waren meist Legierungen. Es war zwar technisch möglich fast reine Edelmetallmünzen herzustellen,234 diese waren jedoch sehr weich. Durch den Zusatz von Kupfer sollten diese Münzen härter und verschleißfester werden.235 Diese höhere Verschleißfestigkeit von Legierungen war aber zu dieser Zeit noch umstritten. Eine Untersuchung der Karlsruher Münze zur Mitte des 19. Jahrhunderts kam zu dem Ergebnis, dass z.B. 12 löthige Münzen innerhalb von 10 Jahren 0,434 Prozent Substanz im Umlauf verlieren, 14 2/5 löthige Münzen aber nur 0,219 Prozent,236 was der These nach einer höheren Verschleißfestigkeit der Legierungen widersprach. Erst später wurde die These von der höheren Widerstandsfestigkeit der Legierungen allgemeine Überzeugung und nicht mehr in Frage gestellt.237 Es war deshalb volkswirtschaftlich sinnvoll, die Hauptmünzen zu legieren. Für Gulden und Taler wurde ein Silberfeingehalt von 900 Promille, seltener 750 Promille, üblich.238 Nur Teilstücke wurden, wenn sie nicht „vollwertig“, also mit gleichem Feingehalt wie die Hauptmünze geprägt wurden,239 gelegentlich noch geringhaltiger ausgeprägt.240 Gelegentlich werden auch die unterwertigen Billonscheidemünzen241 unscharf als „Silber232 Ebd. 233 Ebd. 234 Bereits in der Antike wurde ein Feingehalt von mehr als 97 % erreicht und nur zu Fälschungszwecken geringer gehalten, BLIND, Maß-, Münz- und Gewichtswesen, S. 80. 235 Ebd. 236 Mitteilung des badischen Münzpolitikers und Vorstandes der Karlsruher Münze, Kachelmann, an HELFERICH; zitiert nach: HELFERICH, Die Einheit im deutschen Münzwesen, S. 429. 237 Die vorgenannte Quelle von BLIND (S. 80) wurde 1923 publiziert. 238 HELFERICH plädierte für die 900 Promille Legierung, da sie der Frankreichs, Belgien und Sardiniens entsprach und etwas geringere Prägekosten und Transportkosten nach sich zog als stärker legiertes, HELFERICH, Die Einheit im deutschen Münzwesen, S. 428. 239 Waren sie vollwertig ausgeprägt, galten auch Teilstücke als „Kurantmünzen“ und nicht als „Scheidemünzen“. 240 Siehe z.B. die Tabelle für die preußischen Taler und Teilstücke von 520 bis 902,78 Promille, ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 262; und für die bayrischen Taler, Gulden und ihre Teilstücke von 583,3 bis 900 Promille, ebd., S. 42. 241 Den Billonmünzen wurde noch 1828 ein großer Nachteil zugesprochen: „Dem größeren FabicationsAufwand muß ein bedeutender Theil ihres inneren Werthes geopfert
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2. Rahmenbedingungen der deutschen Münzprägungen
münzen“ bezeichnet, im strengeren Sprachgebrauch sind nur Münzen mit einem Feingehalt von mindestens 500 Promille „Silbermünzen“. Für die Kupfermünzen wurde 1828 behauptet „In manchen Kupfermünzen ist Eisen beigemischt, in anderen Blei“.242 Da dies für das 19. Jahrhundert aber nicht weiter belegt ist und der erheblich höhere Schmelzpunkt für Eisen in Relation zu Kupfer die Münzproduktion erheblich aufwendiger gestaltet hätte, kann davon ausgegangen werden, dass es sich bei der bewussten Legierung von Kupfermünzen, falls es sie überhaupt gegeben hat, um Ausnahmefälle handelte. Derselbe Autor forderte auch: „Nur zu Scheidemünzen von geringsten Werth sollte man Kupfer wählen, weil größere Kupfermünzen im Verhältniß zu ihrem Geldwerth auch im kleinen Handverkehr zu lästig sind“.243 Und selbst in diesen Fällen sollten Kupfermünzen „ohne merkliche Erhöhung des äussern Werths über den innern“ geschlagen.244 Man kann in dieser These die Forderung nach „Kupferkurantmünzen“ sehen.245 Auch Klüßendorf stellt fest, dass der Übergang von Billon- auf Kupfermünzen zu schwereren Münzen führte „weil man die Metallmenge am Wert ausrichtete“.246 Erst mit der Einführung bewusster Legierungen, die mehr als nur den nicht vermeidbaren Zusatz von unedlen Metallen enthielten, war es erforderlich den Münzfuß genauer zu definieren. Hatte bisher die Kenntnis des Münzfußes der ordnungsgemäß hergestellten rauen Münze genügt, kam es jetzt auf die „Feinheit“ an.247 Die „Feine Mark Silber“ bzw. Gold war nun allein entscheidend. Das Raugewicht der Münzen allein war ohne Belang, solange kein den Feingehalt mindernder Abrieb vorlag. Bei Münzen mit stärkerem Abrieb hatte mit dem Raugewicht aber auch der Realwert abgenommen, auch wenn der relative Feingehalt zuverlässig geblieben war. Die Münzverträge des 19. Jahrhunderts regelten deshalb auch den Einzug stärker abgeriebener Münzen. Wäre es nicht mehr auf den Realwert, sondern nur auf den Nominalwert angekommen, hätte man den Einzug von Münzen nur bei Unleserlichkeit des Gepräges, aber nicht schon werden“ und sei deshalb nur bei 3 Pfennigstücken und darunter „nicht wohl zu entbehren“, KLÜBER, Das Münzwesen in Teutschland, S. 78. 242 Ebd., S. 76. 243 Ebd., S. 77. 244 Ebd. 245 Darauf deuten auch Angaben in der zeitgenössischen Literatur. Z. B. nennt SOETBEER für die hannoverschen Kleinmünzen: „Kupfermünze 1= und 2 Pfenningstücke; 96 Pfenninge eine Mark wiegend“, SOETBEER, Denkschrift, S. 43; sowohl dieser Hinweis auf das Metallgewicht, als auch der Umstand dass das 2 Pfennigstück genau das doppelte des Pfennigs wog, sind Indizien, dass es auch auf den Metallwert des Kupfergeldes ankam. 246 KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 107f. 247 BLIND, Maß-, Münz- und Gewichtswesen, S. 80f.
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allein bei einem bestimmten relativen Abriebverlust regeln müssen. So regelte der Dresdner Münzvertrag von 1838 in Artikel 11: „Nicht minder macht jeder Staat sich verbindlich, die Eingangs gedachten Münzen, … wenn dieselben in Folge längerer Circulation und Abnutzung eine erhebliche Verminderung des ihnen ursprünglich zukommenden Metallwerths erlitten haben, allmählig zum Einschmelzen einzuziehen …“.248 Ähnlich formulierte noch der Wiener Vertrag von 1857 in Artikel 13 für die groben Silbermünzen. Für die Silber- und Kupferscheidemünzen sah der Wiener Vertrag in Artikel 15 eine Einziehung nur auf Grund des Raugewicht- und damit auch des Realwertverlustes nicht mehr vor. Eine Einziehungsverpflichtung gab es hier nur noch für die „Abnutzung des Gepräges“.249 Darin lag, allerdings nur für die Kleinmünzen eine Abkehr vom Realwertprinzip zu Gunsten eines reinen Nominalwertprinzips, wenn man davon absah, dass für die Neuherstellung der Silberscheidemünzen ein Feingehalt vereinbart war. Auch wenn nicht alle deutschen Staaten im 19. Jahrhundert Goldmünzen ausprägten, hatten doch zumindest die größeren Staaten die grundsätzliche Teilung in Gold-, Silber250- und Billon-, sowie Kupfermünzen vorgenommen. Die Großmünzen (zum Beispiel Taler und Gulden und ihre Teilstücke) wurden aus Silber geprägt; die Kleinmünzen von 2 1/2 Silbergroschen abwärts in Billon oder Kupfer. Während die Groschen fast ausnahmslos251 durchgehend bis zur Reichsgründung in Billon geprägt wurden, galt das für die süddeutschen Staaten mit Kreuzerprägung nicht zwingend. So münzte zum Beispiel Bayern noch 1871 das ein Kreuzerstück in Billon (AKS Nr. 183), während Baden schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts seine Kreuzerstücke in Kupfer (AKS Nr. 21) prägte. Mit Ausnahme einer SachsenCoburg-Saalfelder Pfennigprägung (AKS Nr. 140) in Billon im Jahr 1808 waren die Münzstände für dieses Nominal schon zu Beginn des 19. Jahrhundert bereits alle auf die Verwendung von Kupfer als Münzmetall übergegangen. Gleiches gilt erst recht für die kleineren Nominale, wie den Heller. In den Vorverhandlungen zum Wiener Münzvertrag in den Jahren 1854/55 war die Einführung des erstmalig 1827 rein hergestellten Alumini-
248 Dresdner Münzvertrag, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 419. 249 Wiener Münzvertrag vom 24. Januar 1857 (Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten S. 312), in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 425431, hier: S. 429. 250 Siehe Erläuterung: Silbergehalt mindestens 50 Prozent. 251 Die Ausnahmen waren die Provinzialprägungen vor 1821 für die preußischen Provinzen Ost- und Westpreußen, ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 42; und Posen, ebd., S. 53.
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2. Rahmenbedingungen der deutschen Münzprägungen
ums diskutiert aber nicht beschlossen worden.252 1855 war das Aluminium noch so teuer in der Herstellung, dass es so teuer war wie Gold. 253 Andere Metalle oder Metalllegierungen außer Gold, Silber, Billon und Kupfer setzten sich deshalb erst nach der Reichsgründung durch. Hierzu gehörten die 5, 10 und 20 Pfennigstücke mit einer Kupfernickellegierung (AKS Nr. 16, 15, 12, 11, 10, 9 und 7).254 Erst der Metallbedarf während der Weltkriege des 20. Jahrhunderts brachte erste Versuche die bisher für die Münzprägung verwendeten Metalle durch Münzen aus Zink, Eisen und dem nun erheblich preiswerter gewordenen Aluminium (zum Beispiel AKS Nr. 13, 14, 17 und 22) zu ersetzen. Messing war zwar schon im antiken Rom für die „Kleingeld“prägungen255 verwendet worden, wurde für die Kleinmünzenprägung erst in der Weimarer Republik wieder für die Münzprägung verwandt (Renten- und Reichspfennige, AKS Nr. 38, 39, 44, 45, 48 und 49). Die Bank deutscher Länder hat in den Jahren 1948 und 1949 angefangen, Stahlmünzen mit sogenannter Kupferplattierung bzw. in messingfarbener Tombakplattierung herzustellen (AKS Nr. 100-102). Diese Herstellungsart blieb wegweisend bis in die Euro-/Centprägung unserer Zeit hinein. Mit Ausnahme der Zink-, Eisen- und Aluminiumprägungen während und nach den Weltkriegen waren erst diese Prägungen (nahezu) stoffwertlos. 256 Dennoch sind die heutigen Prägungen nicht preisgünstiger, da der technische Aufwand zur Erhöhung der Sicherheit zugenommen hat.257
252 ZICH, Der Wiener Münzvertrag, S. 69 mit Verweis auf August LOEHR, Die deutschösterreichische Münzkonvention von 1857. Vortrag gehalten am 18.IX. 1930 in der Hauptversammlung der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 64, 1931, S. 154-183. 253 ZICH, Der Wiener Münzvertrag, S. 69. 254 Obwohl man Nickelmünzen als „unschön“ und von „fettiger Farbe“ empfand, Friedrich H. SCHLÖSSING, Handbuch der Münz-, Mass- und Gewichtskunde, Stuttgart 1885, S. 5. 255 Die Sesterzen aus Messing waren die größten geprägten Münzen der römischen Kaiserzeit, sie galten jedoch nur 1/4 des Silberdenars, der Hauptmünze bis zum Beginn des 3. nachchristlichen Jahrhunderts, Ursula KAMPMANN, Die Münzen der Römischen Kaiserzeit, Regenstauf 2004, S. 20. 256 Ab 1924 wurde die Silberprägung für 1 Mark- und größere Münzen wieder aufgenommen, ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 30 sowie S. 34; und, mit Unterbrechungen, bis 1974 für die Kursmünzen fortgesetzt, ebd., S. 103. 257 Bimetallprägungen für die 2- und 1 Euromünzen, ebd., S. 301f.; Kupferplattierung auf Stahlkern für geringwertige 5-, 2- und 1 Centmünzen, ebd., S. 306-308.
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2.5 Kulturell-künstlerische Rahmenbedingungen, Gestaltungen der Münzen Die neuen technischen Möglichkeiten haben auch das Aussehen der Münzen beeinflusst.258 Dies gilt nicht nur für die Ringprägung und den Randstab259, die das Erscheinungsbild der Münzen erheblich vereinheitlichten.260 Auch die künstlerischen Gestaltungsgrundsätze folgten dem Geschmack der Zeit. Im 17. Jahrhundert waren die Münzbilder, auch bei kleinen Nominalen, dem barocken Geschmack entsprechend mit einer Fülle von dekorativem Beiwerk ausgestattet.261 In der Rokkokozeit folgen reizvolle Kartuschen und Umrahmungen sowie kunstvoll verschlungene und oft schwer deutbare Monogramme der Landesherren.262 Es gab kaum freie Münzfelder, da eine Vielzahl von Informationen, meist mit Abkürzungen, auf der Münze untergebracht wurden. Die Hauptursache für die Vielzahl an Abkürzungen lag in dem Wunsch, auch der kleineren Fürsten, sämtliche Titel zumindest in ihren Anfangsbuchstaben zu nennen.263 Bereits im 18. Jahrhundert begann eine Entschlackung in der Gestaltung, die sich im 19. Jahrhundert fortsetzte. Insbesondere die Braunschweiger Kleinmünzen des frühen 19. Jahrhunderts orientierten sich in der Gestaltung aber noch stark an den Vorbildern des 17. Jahrhunderts. Die Umschrift der Wappenseite enthielt eine Reihe nicht leicht aufzulösender Abkürzungen und die Wertseite bis zu drei Reihen Schrift plus Wertzeichen und Jahreszahl. Aber auch in Braunschweig wurde die Gestaltung selbst der kleinsten Nominale im 19. Jahrhundert radikal modernisiert. Die Prägungen der 50er Jahre (AKS Nr. 89, 94 und 95) enthielten auf der Wappenseite gar keine Umschrift mehr und die Wertseite enthielt nebst Wertzeichen und Jahreszahl nur noch eine Reihe Schrift, nämlich das Wort Pfennig bzw. Pfennige. Allerdings schlug auch in Braunschweig ab dem Jahr 1857 das Pendel wieder etwas zurück, und auf die Wappenseite wurde die Umschrift „HERZOGTH. BRAUNSCHWEIG“ und auf der Wertseite das Wort „SCHEIDEMÜNZE“ und das Verhältnis zum Taler oder zum Groschen ergänzt (AKS Nr. 86, 87, 90 und 96). 258 KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 34. 259 Ebd. 260 Rändeln und Ringprägung brachten nicht nur ökonomisch-technische Fortschritte; sie ermöglichten auch, dass der Rand durch Kerben oder Riffelung dekorativer wurde. Auch ein Perlkreis konnte nun am Rand berücksichtigt werden (vgl. Preußen, siehe: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 35 und S. 92 mit ebd., S. 108), siehe hierzu: Hermann JUNGHANS, Der Rand der Münze, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 235, November 2007, S. 245-247, hier: S. 247. 261 JESSE, Münz- und Geldgeschichte, S. 99. 262 Ebd. 263 John PORTEOUS, Münzen. Geschichte und Bedeutung in Wirtschaft, Politik und Kultur Frankfurt/a.M. [= Deutsche Ausgabe der englischen Originalausgabe], London 1969, S. 223.
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2. Rahmenbedingungen der deutschen Münzprägungen
Andere Länder waren minimalistischen Gestaltungsgrundsätzen schon früher, zum Teil sogar schon im 18. Jahrhundert, gefolgt. Die bayerischen Pfennige und Heller des frühen 19. Jahrhunderts enthielten eine schlichte Wappenseite ohne weitere Beschriftung und eine noch nüchterner gestaltete Wertseite (AKS Nr. 26, 28 und 29 vgl. mit z.B. DMK Nr. 140 und 109). Erst in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts werden die Pfennige (nach Einführung der Ringprägung!) aufwändiger gestaltet. Die Wertseite bleibt zwar nüchtern, die Wappenseite enthält nun einen Eichenkranz (AKS Nr. 91 und 94, gilt auch für den Heller AKS Nr. 97). Die Beispiele Braunschweig und Bayern zeigen, dass die Tendenzen zeitlich zum Teil gegenläufig waren. Auf Grund der technischen Entwicklung und der Gestaltungsvorschriften der Münzverträge setzten sich jedoch schließlich relativ vergleichbare Gestaltungsgrundsätze durch. Dabei ging die Vereinheitlichung der Gestaltung sogar über das vertraglich Vereinbarte gelegentlich hinaus. So war zum Beispiel für die Gestaltung der 6 und 3 Kreuzermünzen des Süddeutschen Münzvereins für die Wertseite vorgesehen, dass die Wertzahl nebst Jahreszahl von einem Kranz von Eichenlaub umgeben ist.264 Nicht vorgeschrieben war die genaue Gestaltung. Dennoch haben alle Vertragsstaaten des Süddeutschen Münzvereins diesen Eichenkranz im realistischen Stil auf sehr ähnliche Weise, zum Teil sogar mit gleicher Anordnung der einzelnen Blätter des Eichenlaubs, geprägt.265 Kahl meint, dass mit der abnehmenden Bedeutung der Münzprägung für die fürstliche Repräsentation die Münzherren weniger Wert auf sorgfältige und künstlerische Gestaltung und mehr auf kostensenkende Rationalisierung legten.266 Kahl ist insoweit zuzustimmen, dass die kostensenkende Rationalisierung einen erheblichen Vereinheitlichungsimpuls setzte. Von einer grundsätzlichen Abnahme der Sorgfalt und der künstlerischen Gestaltung der Münzen ist jedoch nicht auszugehen. Die o.g. Beispiele zeigen, dass zumindest bei den Kleinmünzen der künstlerische Aufwand für die Stempelherstellung nicht abnahm, sondern teilweise sich sogar verbesserte. Durch die geringere Abnutzung des Stempels im Kniehebelpressverfahren war der Stempel länger nutzbar und der Aufwand für eine entsprechende Stempelgestaltung lohnte sogar mehr als vorher. Durch die Standardisierung nahm allerdings der Variantenreichtum deutlich ab. Das Erscheinungsbild wurde damit auch einförmiger. Gerade auf diese Standardisierung kam es einigen auch ausdrücklich an und forderten deshalb: eine „genaue Uebereinstimmung der aus verschiedenen Münzstätten eines Staats und in verschiedenen Jahren in Umlauf gesetzten Gepräge, sowie möglichst seltene
264 Siehe Artikel 13 des Süddeutschen Münzvertrages von 1858. 265 Vgl. z.B. Baden 3 Kreuzer, ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 130; mit Bayern 3 Kreuzer, ebd., S. 182. 266 KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 34.
2. Rahmenbedingungen der deutschen Münzprägung
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Veränderungen im Gepräge.“267 Auch Heckl nimmt an, dass das einheitliche Erscheinungsbild der Münzen eines Typs mehr den ästhetischen Gesichtspunkten der Zeit entsprach.268 Zum Teil wurde kurz nach der Reichsgründung sogar vertreten, dass „namentlich die deutsche Münzkunst bis vor etwa 70 Jahren auf sehr niederer Stufe“ stand und die seitdem erreichten Fortschritte, insbesondere durch die seit 1821 in Preußen geprägten Münzen, ausdrücklich gelobt.269 Insofern muss man den nun moderneren Münzen zumindest zugestehen, dass sie technisch perfekter waren als ihre Vorgänger und darüber hinaus der Zeitgeist sie ästhetisch ansprechender fand. Nur aus heutiger Sicht, in der die Standardisierung das Gewöhnliche geworden ist, sind die verschieden erscheinenden Münzen eines Typs reizvoll. Damals war der Standard das Neue und das Ideal. Es ging dem Zeitgeist aber nicht nur um das Moderne. Die sich im 19. Jahrhundert einpendelnde Ausgewogenheit zwischen Minimalismus und Überladenheit war ausdrücklich gefordert als „reichhaltige, mit vielen Details versehene Zeichnung, die ohne gegen den guten Geschmack zu verstoßen sich von großer Einfachheit aber auch von Ueberfüllung entfernt hält.“270 Unstreitig und beabsichtigt erschwerte die Standardisierung auch das Herstellen von Falschgeld. In der Verordnung Badens vom 28. Oktober 1828271 wird in Nummer 6 geregelt: „Um das Falschmünzen zu erschweren und die in Umlauf kommenden falschen Münzen selbst dem ungeübten Auge kenntlich zu machen, soll dem Gepräge der möglichste Grad der Vollkommenheit gegeben werden.“ Die Standardisierung der Stempel durch die Patrize machten es, zumindest für die, des 19. Jahrhundert, für Fälschungen unmöglich, bei genauer Prüfung nicht erkannt zu werden. Bleibtreu erklärte 1878: „Für die Münzen der jetzigen Zeit gibt in Betreff der geprägten Falschmünzen die Gravirung ein untrügliches Kennzeichen … weil alle Stempel … insgesammt Vervielfältigungen eines einzigen Stempels … sind. Die Gravirung aller dieser Stempel ist daher vollkommen gleich … Nachschnitte kann aber der geschickteste Künstler dem Vorbilde nie ganz gleich machen …“.272 Insbesondere die im Umgang mit Gold- und Silbermünzen unerfahrene Landbevölkerung galt als Opfer für die Annahme von Fälschungen als ge-
267 SCHMIDT, Die Münzen, S. 69. 268 HECKEL, Das Geldwesen Anhalts, S. 466. 269 SCHMIDT, Die Münzen S. 68. 270 Ebd., S. 69. 271 Im Wortlaut abgedruckt bei WIELAND, Badische Münz- und Geldgeschichte, S. 292294. 272 BLEIBTREU, Handbuch, S. 8.
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2. Rahmenbedingungen der deutschen Münzprägungen
fährdet.273 Aber auch Fälschungen der Billonmünzen und sogar der Kupfermünzen sind aus dieser Zeit bekannt274 und heute noch gelegentlich im Handel. Die Sprache der Umschriften blieb bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts überwiegend lateinisch, wobei die deutsche Sprache bereits im 18. Jahrhundert mehr und mehr Eingang fand.275 Mit zunehmender Lesefähigkeit, bezogen auf die deutsche Sprache, in der Bevölkerung und mit dem Schub der napoleonischen Zeit für das nationale Bewusstsein wurde im 19. Jahrhundert die deutsche Beschriftung zum Regelfall.276 Nur vereinzelt wurden noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts lateinische Zahlen (zum Beispiel Hannover AKS Nr. 114 und 115) oder lateinische Wahlsprüche (zum Beispiel Hannover AKS Nr. 120, 148 und 150) verwendet.
273 Gerd STEINWASCHER, Münzfälschungen im Herzogtum Oldenburg in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in: Reiner CUNZ (Hrsg.), Fundamenta Historiae. Geschichte im Spiegel der Numismatik und ihrer Nachbarwissenschaften. Festschrift für Niklot Klüßendorf zum 60. Geburtstag am 10. Februar 2004, Hannover 2004, S. 321-329, hier: S. 324. 274 Da es sich hier um Scheidemünzen handelte, deren Metallwert unter dem Nominalwert lag, konnte die Herstellung von Fälschungen lohnen. 275 JESSE, Münz- und Geldgeschichte, S. 99f. 276 So schlug zum Beispiel 1807 die Münzkommission Badens vor, auf die Dukaten statt EX SABULIS RHENI die Worte „AUS RHEINSAND“ zu setzen und auf lateinische Titel für den Großherzog mit der Begründung zu verzichten. „Es schien uns angemessen, auf deutschen Münzen die deutsche Sprache zu lesen“, WIELANDT, Badische Münz- und Geldgeschichte, S. 263.
3. DIE DEUTSCHEN MÜNZVERTRÄGE DES 19. JAHRHUNDERTS Die Münzverträge zwischen den deutschen Staaten im 19. Jahrhundert knüpften an Vorbilder früherer Jahrhunderte an. So hatte sich zum Beispiel nach der Schwächung der kaiserlichen Zentralgewalt bereits im 14. Jahrhundert der Wendische Münzverein gebildet.1 Im 17. Jahrhundert waren die Münzverträge von Zinna 1667 und von Leipzig 1690 zwischen Kurbrandenburg, Kursachsen und dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg von besonderer Bedeutung.2 Mitte des 18. Jahrhunderts waren außer Preußen auch die meisten anderen deutschen Territorien vom Leipziger 12 Talerfuß abgewichen.3 Daraufhin wurde 1753 zwischen Österreich und Bayern die Wiener Münzkonvention geschlossen, mit der als Hauptmünze der Konventionstaler (10 Stück aus 1 Feinen Kölner Mark) geprägt wurde. Dieser Taler wurde in 120 Kreuzer (im 24 Guldenfuß in 144 Kreuzer), der Kreuzer in 4 Pfennig und der Pfennig in 2 Heller unterteilt.4 Trotz dieser Münzverträge gab es in Deutschland Anfang des 19. Jahrhunderts fünf verschiedene Münzsysteme: - die Talerwährung in den meisten nord- und mitteldeutschen Staaten, - die Guldenwährung der süddeutschen und einiger mitteldeutscher Staaten, - die lübische Währung in den Freien Hansestädten Hamburg und Lübeck, - die auf Feinsilber beruhende Bankowährung für den hamburgischen Großhandel und - die sogenannte Taler-Gold-Währung in Bremen. Dabei unterfiel die Talerwährung in die folgenden Untergebiete: - Preußen teilte in der Provinz Brandenburg den Taler in 24 Stück Groschen zu 12 Pfennigen und ab 1821 in 30 Silbergroschen zu weiterhin je 12 Pfenningen - Sachsen und einige mitteldeutsche Staaten unterteilten den Taler zunächst in 24 (Gute)Groschen je 12 Pfennige (= 288 Pfennige), ab Mitte des 19. Jahrhunderts aber in 30 Silbergroschen zu je 10 Pfennigen5 1
Bernd KLUGE, Münze und Geld im Mittelalter, Frankfurt/a.M. 2004, S. 14; SPRENGER, Das Geld der Deutschen, S. 81f.
2
Ebd., S. 120.
3
TRAPP / FRIED, Kleines Handbuch der Münzkunde, S. 90.
4
Ebd., S. 91.
5
TRAPP / FRIED geben fälschlicherweise an, dass Sachsen und einige mitteldeutsche Staaten die Teilung des Talers in 30 Silbergroschen zu 10 Pfennigen bereits zu Beginn
104
3. Die deutschen Münzverträge
- in Mecklenburg galt der Taler 48 Schillinge zu je 12 Pfennig Auch innerhalb eines Staates konnten verschiedene Währungen Gültigkeit haben. Selbst in einem so kleinen Fürstentum wie Schwarzburg-Rudolstadt galt in dem einen Landesteil das Groschen- und Pfennigsystem und in dem anderen das Gulden- und Kreuzersystem. Vor der preußischen Münzreform von 1821 gab es unterhalb des 1/6 Talers innerhalb Preußens für die Provinzen unterschiedliche Kleinmünzensysteme (AKS Nr. 36-53). So wurde zum Beispiel in Brandenburg mit Silbergroschen und Pfennigen gerechnet, in Schlesien aber im Kreuzersystem. Die preußische Münzreform von 1821 war ein abschließender Schritt der erfolgreichen Bemühungen Preußens, innerhalb seines Staates ein einheitliches Wirtschaftsgebiet zu schaffen. Erst 1818 waren die innerhalb Preußens noch bestehenden Zollschranken beseitigt worden. Danach trug Preußen dazu bei, dass auch zwischen den deutschen Staaten nach verschiedenen Teileinigungen6 1833 der Vertrag zur Gründung des Deutschen Zollvereins geschlossen wurde, der am 01. Januar 1834 in Kraft trat. 7 Der Zollvereinsvertrag hatte zwar noch keine Regelungen, aber zumindest Verhandlungen über die Münzfrage vorgesehen. Der Zollvereinsvertrag war damit eine wichtige Basis für die gemeinsame Währungspolitik im Deutschen Bund und somit auch Fundament für die dann folgenden Münzverträge.8 Mit Wirksamwerden des Zollvereinsvertrages am 1.1.1834 bestanden in den verschiedenen Währungsgebieten folgende Münzfüße in den verschiedenen Münzsystemen:
des 19. Jahrhunderts gehabt hätten, ebd., S. 94; statt dessen folgte Sachsen bis 1840 dem so genannten „Altsächsischen System“ und teilte den Taler erst ab dieser Münzreform in 30 Silbergroschen zu je 10 Pfennigen, K AHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 13 und S. 15). 6
Preußen hat ab 1819 Zollvereinbarungen mit seinen Nachbarstaaten abgeschlossen, ab 1828 hat sich als Gegenstück ein Süddeutscher Zollverein gegründet, H AHN / ZICH, Vor 150 Jahren, S. 146-153.
7
RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit, S. 134.
8
SCHWARZER, Einleitung, S. 27.
105
3. Die deutschen Münzverträge
Tabelle 12: Münzfuß in verschiedenen Münzsystemen Münzfuß Währungseinheit Münzsystem (Gramm Feinsilber) 12 Talerfuß Taler (19,5 g) 1 Taler = 48 Schilling = 576 Pfennige 13 1/3 Talerfuß (auch 20 Guldenfuß)
14 Talerfuß (auch 21 Guldenfuß)
18 1/2 Talerfuß
Taler (17,5 g)
Taler (16,7 g)
Rigsbankdaler (12,6 g)
Länder MecklenburgSchwerin
1 Taler = 24 Groschen = 288 Pfennig
Anhalt, Braunschweig, Hannover, Sachsen u.a.
1 Taler = 36 Mariengroschen = 288 Pfennig
Lippe, Schaumburg-Lippe, Waldeck-Pyrmont
1 Taler = 48 Schilling = 576 Pfennig
MecklenburgStrelitz
1 Taler = 72 Grote = 360 Schwaren
Oldenburg
1 Taler = 30 Silbergroschen = 360 Pfennig
Preußen
1 Taler = 24 Groschen = 384 Heller
Kurhessen (Hessen-Kassel)
1 Taler = 54 Stüber
Ostfriesland
1 Rigsbankdaler = 96 Rigsbankskilling = 30 Schilling Kurant = 1/2 Speciestaler
SchleswigHolstein
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3. Die deutschen Münzverträge
24 1/2 Guldenfuß9
Gulden (9,5 g)
34 Markfuß
Mark Kurant (6,9 1 Mark = 16 g) Schilling = 192 Pfennig
Hamburg, Lübeck
Pistolenfuß
1 Taler Gold (1,2 Pistole, Friedg Gold) richsdor usw. = 5 Taler Gold
Braunschweig, Hannover, beide Mecklenburg, Oldenburg, Preußen
1 Gulden = 60 Kreuzer
1 Taler Gold = 72 Grote = 360 Schwaren
Baden, Bayern, Frankfurt, HessenDarmstadt, Nassau, Württemberg u.a.
Bremen
Quelle: Bernd SPRENGER, Das Geld der Deutschen, Paderborn 32002, S. 152.
Sprenger vermerkt in seiner Tabelle die folgenden Länder als Länder mit Bimetallwährung: Mecklenburg-Schwerin, Braunschweig, Hannover, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Preußen. Den Münzverträgen waren verschiedene Reformvorschläge vorausgegangen, die sich aber überwiegend zunächst nicht durchsetzten. Schmidt nennt 1873 folgende Vorschläge, die den Münzverträgen vorausgingen: „1) Allgemeine Einführung der Goldwährung in Deutschland. 2) Annahme des französischen Systems mit Beibehaltung der Silberwährung 3) Beibehaltung des Kronenthalerfußes im Süden, des preußischen Thalers im Norden. Dieser letzte Vorschlag ist darum bemerkenswerth, weil er wirklich durch die gedachten Conventionen in zwei großen Gebieten zur Ausführung kam, die beiden anderen schon deshalb, weil sie mit den Bestrebungen unserer Tage zusammentreffen.“10
9
Der 24 1/2 Guldenfuß löste rechtlich erst 1837 den 24 Guldenfuß ab. SPRENGER meint, dass der Münchner Vertrag den bis dahin faktisch sich schon entwickelt habenden 24 1 /2 Guldenfuß nur offiziell festgeschrieben habe, SPRENGER, Das Geld der Deutschen, S. 155.
10 SCHMIDT, Die Münzen, S 57.
3. Die deutschen Münzverträge
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Mit dem Münchner Münzvertrag von 1837, dem Dresdner Vertrag von 1838 und dem Wiener Münzvertrag von 1857 wurden wesentliche, aber nicht die alleinigen, Grundlagen geschaffen, die ein einheitliches deutsches Münzsystem vorbereiten sollten.
3.1 Münchner Münzvertrag von 1837 („Münz-Convention vom 25. August 1837“) und Ergänzung („besondere Uebereinkunft, die Scheidemünze betreffend, vom 25. August 1837“)11 3.1.1 Historischer Hintergrund/Anlass Bereits 1826 hatte Baden eine Münzkonvention der süddeutschen Staaten mit Einschluss Frankfurts angeregt, die, trotz der Zustimmung Bayerns, das auch die thüringischen Staaten und Sachsen beteiligen wollte, nicht zu Verhandlungen führte.12 Der dann 1833 mit Wirkung zum Beginn des Jahres 1834 geschlossene Deutsche Zollvereinsvertrag sah Verhandlungen für ein einheitliches Münzwesen in Deutschland vor. Dem entsprechend nahm die Präambel des Münchner Vertrages auch auf die Bestimmungen des Artikels 14 des Zollvereinsvertrages Bezug. Auch Artikel I des Vertrages formulierte: „Das für alle süd- und norddeutschen Staaten des Zollvereins beabsichtigte Uebereinkommen soll durch die gegenwärtige Convention ... die jetzige Münz-Vereinbarung der süddeutschen Staaten so sehr als möglich annähernd an das Münz-System der norddeutschen Staaten gebracht werden.“ Dazu war es sinnvoll, zunächst die süddeutschen Münzsysteme miteinander zu harmonisieren. Die süddeutschen Staaten waren aufgrund des stetig zunehmenden Umlaufs preußischer Taler, der den zuvor im Zahlungsverkehr dominanten höherwertigen Speciestaler und seine Teilstücke immer mehr verdrängte, 13 dazu gezwungen hiermit einen Umgang zu finden. Dabei wurde ein Weg
11 Münchner Münzvertrag, Münz-Convention vom 25. August 1837 (Regierungs-Blatt für das Königreich Bayern, Spalte 745-759), in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 415-417; besondere Uebereinkunft, die Scheidemünzen betreffend, vom 25. August 1837 Regierungs-Blatt für das Königreich Bayern, Spalte 755), in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 417f. 12 Bruno SCHULTZ, Kleine deutsche Geldgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Berlin 1976, S. 15. 13 SCHMIDT, Die Münzen, S. 35.
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gesucht, das eigene Münzsystem im Grundsatz zu erhalten,14 aber eine leichtere Umrechenbarkeit zum Taler im 14 Talerfuß zu realisieren. Darüber hinaus gab es Differenzen zwischen der ausgeprägten Münze und dem Rechensystem. Die bisherigen Gulden des 24 Guldenfußes15 galten zwar nominal einen 24 Gulden-, im tatsächlichen Zahlungsverkehr aber einem 24 1/2 Guldenfuß.16 Da solche Abweichungen von ausgeprägter zur gerechneten Münze den Handel behinderten, galt es auch hier Erleichterungen zu verschaffen. Noch dringlicher war eine gemeinsame Reform wegen der, wie Sprenger schreibt, „miserablen Kleinmünzenverhältnisse“, bei denen die Münzfuße sehr voneinander abwichen.17 Verwirrung stifteten vor allem die noch im Konventionsfuß geprägten 20 Kreuzerstücke, die mit 20 Prozent Aufschlag, also als 24 Kreuzer gerechnet wurden.18 Selbst die bisher in Süddeutschland geprägten Taler unterschieden sich zumindest leicht voneinander, da in den süddeutschen Staaten unterschiedliche Definitionen der Kölner Mark als Münzgrundgewicht galten.19 Der unmittelbare Anlass für die Harmonisierung war durch die Abwertung der halben und viertel Kronentaler des österreich-niederländischen Gepräges20 auf etwas weniger als ihren inneren Wert im April 1837 durch das Großherzogtum Baden gegeben.21 Dies zwang die anderen süddeutschen Staaten (und auch manche Kantone der Schweiz) ebenso zu verfahren, um zu verhindern, dass diese Münzen in ihr Land strömten.22 Dieser Anlass 14 Im Jahr 1830 soll der bayrische Finanzminister Graf Armannsperg zwar geäußert haben, Bayern sei bereit den preußischen Münzfuß anzunehmen, dies blieb aber zunächst folgenlos, SCHULTZ, Kleine deutsche Geldgeschichte, S. 16. 15 Ursprünglich galt in Süddeutschland ein 20 Guldenfuß, der sich nach dem Scheitern der Konvention von 1753 zu einem 24 Guldenfuß entwickelte, KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 109f. 16 Johann Christian NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch der Maaß=, Gewichts= und Münzkunde, der Wechsel=Geld= und Fondscourse usw. für Banquiers und Kaufleute, Berlin 171848, S. 307; auch in den Akten des preußischen Ministeriums der äußeren Angelegenheiten findet sich bereits 1821 der Hinweis, dass in Langenschwalbach mit Bekanntmachung vom 14. August 1821 „der preußsische Thaler um 2 1/12 Procent über den 24 Guldenfuß hinaus, nach einem 24 1/2 Guldenfußs tarifirt worden; denn 14 Thaler Preußsisch; welche bei der oben bemerkten bestmöglichen Ausmünzung eine Mark fein Silber enthalten, betragen, zu 1 Gulden 45 Kreuzer gerechnet, netto 24 1/2 Gulden.“ GStA, III. HA Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten II Nr. 1713 (ohne Blattnummer). 17 SPRENGER, Währungswesen, S. 43, mit weiterem Verweis auf RITTMANN. 18 KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 109. 19 RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte, S. 135f. 20 Diese Münzen waren seit fast vierzig Jahren nicht mehr geprägt worden und hatten durch ihren starken Umlauf erheblich an Gewicht und damit an Silbermetallwert verloren, SPRENGER, Währungswesen, S. 43. 21 WIELANDT, Badische Münz- und Geldgeschichte, S. 308. 22 RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte, S. 135.
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wurde auch in Artikel VII des Vertrages genannt („um die Lücken zu ersetzen, welche im Geldverkehr durch die Devalvation und Außerkurssetzung der 1/2 und 1/4 Kronentaler entstanden sind, sollen so schleunig wie möglich, ganze und halbe Stücke von allen Staaten dieses Vereines geprägt werden“). 3.1.2 Vertragsstaaten Der Süddeutsche Münzverein, der durch den Münchner Münzvertrag am 25. August 1837 gegründet wurde, hatte folgende Gründungsmitglieder: Bayern, Württemberg, Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau und die Freie Stadt Frankfurt. 1838/39 traten Sachsen-Meinungen, Hohenzollern-Sigmaringen und Hohenzollern-Hechingen, Hessen-Homburg und Schwarzburg-Rudolstadt dem Münzvertrag bei, der bis 1871 bestand.23 Die Verhandlungen begannen am 1. Juni 1837 zunächst nur mit Bevollmächtigten der Staaten Bayern, Württemberg, Baden, Großherzogtum Hessen und der Stadt Frankfurt.24 Bereits die am Folgetag stattfindende zweite Sitzung nahm einen in Artikel gegliederten Vertragsentwurf zu Protokoll.25 Mit der dritten Sitzung am 5. Juni 1837 nahm auch ein Bevollmächtigter Nassaus teil.26 Bei dieser Zusammensetzung blieb es bis zur letzten Sitzung der Konferenz,27 und der Ratifizierung des Vertrages,28 d.h. die anderen Beitrittsstaaten waren an der Aushandlung der Bedingungen nicht beteiligt. Mit Schreiben vom Oktober 1837 wurden die Ergebnisse HessenKassel, Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha, beiden Schwarzburg und den drei reußer Linien zugesandt,29 die sich überwiegend aber für die Übernahme des preußischen Systems entschieden. Parallel zu den Verhandlungen wurde zumindest der bayrischen Staatsregierung eine preußische Denkschrift vom 15. Juni 1837 mit dem Titel „Promemoria über die Annahme eines gleichen Münzsystems im Zollverei23 RITTMANN, Sächsische Geldgeschichte, S. 35. 24 BayHStA Nr. 25606, Vorgang 21 und 31, Protokoll der I. Sitzung der Konferenz vom 1. Juni 1837. 25 BayHStA Nr. 25606, Vorgang 22 und 31, Protokoll der II. Sitzung der Konferenz vom 2. Juni 1837. 26 BayHStA Nr. 25606, Vorgang 26 und 31, Protokoll der III. Sitzung der Konferenz vom 5. Juni 1837. 27 BayHStA Nr. 25606, Vorgang 75, Schlussprotokoll vom 25. August 1837, die Konventionsurkunde wurde zunächst auch nur von den Bevollmächtigten dieser Staaten unterschrieben und gesiegelt. 28 BayHStA 25607, Vorgang 2; gleiches gilt für die Besondere Uebereinkunft Die Scheidemünze betreffend, ebd., Vorgang 4. 29 BayHStA Nr. 25607, Vorgang 23.
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ne“ zugesandt,30 über die die in München verhandelnden Staaten am 22. August, also kurz vor Abschluss ihrer verhandlungen, berieten und ein gesondertes Protokoll verfassten.31 Die Staaten des Guldengebietes hatten die größeren Staaten fern gehalten, weil sie deren Sonderwünsche fürchteten.32 Österreich hatte die Währungsschwierigkeiten der napoleonischen Zeit nicht überwunden und litt an seiner Papiergeldwirtschaft, so dass es am Münchner Münzvertrag nicht beteiligt wurde.33 Die Schwierigkeiten bezogen sich auch auf die Kleinmünzen, so dass noch um 1850 die bayrische Regierung vor der Annahme der österreichischen „Sechser“, also der 6 Kreuzermünzen, aufgrund ihrer Unterwertigkeit warnte.34 3.1.3 Wesentlicher Vertragsinhalt, insbesondere in Bezug auf Kleinmünzen In Artikel X einigte man sich zunächst auf die Kölner Mark zu 233,855 Gramm als Münzgrundgewicht. Bis dahin waren nämlich die süddeutschen Nachahmungen des Kronentalers mit, wenn auch geringfügigen, Unterschieden im Gewicht ausgeprägt worden, weil die Münzgrundgewichte der Münzstätten nicht gleichmäßig waren.35 Auf die Kölner Mark hatte man sich geeinigt, da das Urgrundgewicht sich bereits im Besitz der Berliner Münze befand und entsprechende Absprachen mit Preußen bereits absehbar waren.36 Als Münzfuß wurde in Artikel II der Kronentalerfuß unter genauer Einhaltung des 24 1/2 Gulden-Fußes angenommen. Gemäß Artikel III sollte der Gulden zu 60 Kreuzern gerechnet werden und als Guldenstück sowie als Halbguldenstück auch ausgeprägt werden.37 Dieser Gulden mit einem Feingewicht von 9,545 Gramm war erstmalig von Baden bereits im Jahr 1821 ausgeprägt worden. Dem Beispiel Badens folgte jedoch zunächst nur Württemberg ab 1824 mit einem Gulden von 9,55 Gramm Feingewicht.38 Der 30 BayHStA Nr. 25610, Vorgang 1. 31 BayHStA Nr. 25610, Vorgang 3. 32 RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte, S. 135. 33 HELFERICH spricht beim österreichischen Münzwesen noch 1850 von einem „abnormen, oder besser gesagt überhaupt keinen Zustande“ , bei dem Silbergeld kaum noch anzutreffen ist, da „große Summen Silbers in`s Ausland abgewandert sind, trotz des Geldausführungsverbots“ und der Geldumlauf hauptsächlich aus Papiergeld besteht, das zu etwa 13 % abgewertet ist, HELFERICH, Die Einheit im deutschen Münzwesen, S. 393. 34 Ebd., S. 398, Fußnote 1). 35 RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte, S. 135. 36 Ebd., S. 135. 37 Anders als beim 24 Guldenfuß, bei dem weder der Gulden noch sein Halbstück je ausgeprägt wurden, SCHMIDT, Die Münzen, S. 35. 38 WIELANDT, Badische Münz- und Geldgeschichte, S. 285.
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Vorschlag zur Vereinheitlichung der Rückseiten ging ebenfalls auf einen Vorschlag Badens zurück.39 Mit Ausnahme der Unterteilung des Guldens in 60 Kreuzer40 enthielt der Münchner Münzvertrag direkt keine Ausführungen über das Scheidemünzwesen. Artikel IX des Vertrages verwies vielmehr auf eine Ergänzung zum Vertrag. In dieser Übereinkunft bezüglich der Scheidemünzen41 wurde Folgendes geregelt: - An Scheidemünzen sind Sechs-Kreuzerstücke und Drei-Kreuzerstücke zu prägen. Diese Vereinsscheidemünzen sind in Silber auszuprägen. (Artikel I der besonderen Übereinkunft) - Die Ausprägung von Ein-Kreuzerstücken in Silber oder Kupfer und ggf. von Teilstücken blieb dem Ermessen der einzelnen Staaten überlassen. (Artikel I) - Für die Ausprägung der Sechs- und Drei-Kreuzerstücke wurde der 27 Guldenfuß (also anders als für die Hauptmünzen, für den nach Artikel II des Vertrages der 24 1/2 Guldenfuß galt) zugrunde gelegt. (Artikel II)42 - In Artikel III wurde der Silbergehalt der Vereinsscheidemünzen auf „ein Drittel- oder fünf und ein drittel Loth in der Mark“ festgesetzt, das heißt der Feingehalt betrug 333,3 Promille Silber.43 - Artikel III regelte darüber hinaus die Festsetzung des Durchmessers der Sechs-Kreuzerstücke auf 20 und der Drei-Kreuzerstücke auf 17,5 mm.44 Für die Aversseite wurde das Wappen des ausmünzenden Staates und für die Reversseite die Wertangabe nebst Jahreszahl in einem Kranz von Eichenlaub vorgeschrieben, die Fehlergrenze wurde für das Feingewicht auf 7 Promille und für das Gewicht auf 15 Promille, nicht jedoch für die einzelne Münze, sondern nur in der ganzen Mark vorgeschrieben. - Artikel IV regelte die gegenseitige Kontrolle der Münzprägungen.45 39 Ebd., S. 309. 40 Die Zahl 60 war ein aus der babylonischen Zeit stammendes Zahlmaß, das der Bevölkerung gut vertraut war. 41 Ergänzung zum Münchner Münzvertrag: Besondere Uebereinkunft die Scheidemünze betreffend, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 417f. 42 In einem Vermerk, der einem Schreiben des bayrischen Ministerialrates Weigand an den bayrischen König vom 9. Juni 1837 beigefügt ist, war für Bayern noch beabsichtigt gewesen, die 6 und 3 Kreuzermünzen im 26 Gulden- und die 1 Kreuzermünzen im 27 Guldenfuß auszumünzen, BayHStA 25606, Vorgang 31. 43 Die Vereinsstaaten folgten damit einem Gutachten „technischer Commissarien“, die in einem 39seitigen Gutachten nebst Beilagen vom 20. Juni 1837 die in der III. Sitzung aufgeworfenen Fragen beantwortete, BayHStA 25606, Vorgang 40, S. 18. 44 Auch hier folgte man dem Gutachten der vorgenannten Kommission, ebd. 45 Gerade in diesem Punkt sieht SCHULTZ mit Berufung auf VEIT (Otto VEIT, Grundriß der Währungspolitik, Frankfurt/a.M. 21961, S. 437) eine Zäsur „zwischen mittelalter-
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- In Artikel V wurde festgelegt, den bisher ausgeprägten Sechs- und Drei-Kreuzerstücken den gleichen Wert zuzugestehen, wie den neu zu prägenden. Die Vertragsstaaten wurden verpflichtet, sowohl die bisher geprägten Sechs- und Drei-Kreuzerstücke als auch die neu zu prägenden auf Verlangen in den öffentlichen Kassen gegen „grobe“ Münze umzuwechseln, soweit es sich um eine Wechselsumme unter hundert Gulden handelte. - Artikel VI gab vor, dass vom 01.01.1838 alle Scheidemünzen der Nichtvertragsstaaten entweder außer Kurs gesetzt oder auf ihren Silberwert herabgewertet werden sollten. Soweit es „örtliche Verhältnisse erfordern“ konnten diese Scheidemünzen aber auch nach dem Termin geduldet werden. 3.1.4 Folgen Das Ziel des Süddeutschen Münzvereins „dem durch die angezeigte Verrufung entstandenen Mangel an Münzgeld durch geeignete Maßnahmen baldigst abzuhelfen, wobei nach gemeinschaftlich festgelegten Prinzipien verfahren und darüber hinaus eine möglichst enge Annäherung an das Münzsystem der norddeutschen Staaten erstrebt werden sollte“,46 war damit erreicht worden. Zum ersten Mal seit dem Ende des Alten Reichs „gaben die einzelnen Staaten ihre separate Münzpolitik auf … die sie als Teil ihrer ersehnten Souveränität gesehen hatten, die sich aber als undurchführbar erwies“.47 Mit dem Münchner Münzvertrag hat zwar keine vollständige, aber eine wesentliche Harmonisierung des süddeutschen Münzraumes stattgefunden.48 Zum einen konnten nun die in den süddeutschen Staaten umlaufenden preußischen Taler in ein festes Verhältnis zu der eigenen Währung gesetzt werden. Dies hat ganz wesentlich dazu beigetragen, dass der Dresdner Münzvertrag zwischen den nord- und süddeutschen Staaten bereits 1838 geschlossen werden konnte. Sargent und Velde meinen, abgesehen von ihrer zu weit gehenden Einschätzung der Bedeutung des im nachfolgenden Jahr lichem und modernen Münzwesen in Deutschland“ (Zitat VEIT), da nun eine verläßlichere Ausbringung der Münzsorten gewährleistet war, SCHULTZ, Kleine deutsche Geldgeschichte, S. 17. 46 WIELANDT, Badische Münz- und Geldgeschichte, S. 30f. 47 SCHNEIDER, Das Münzwesen im Herzogtum Nassau, S. 81f. 48 SCHULTZ geht so weit zu behaupten, der Münchner Vertrag habe keine einheitliche Währung für die süddeutschen Staaten gebracht, führt dies aber nicht weiter aus, SCHULTZ, Kleine deutsche Geldgeschichte, S. 17; soweit er dabei auch die Kleinmünzen unter 3 Kreuzer Wert im Auge hatte, wird ihm zuzustimmen sein. Bei den Werten darüber kann nach meinem Ermessen aus den nachfolgend genannten Gründen von einer einheitlichen Währung gesprochen werden.
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vereinbarten Dresdner Vertrages, zu recht: „The first step toward monetary union was taken when the states in southern and western Germany formally defined their common standard in August 1837, the silver gulden of 60 Kreutzer.“49 Zum anderen wurde ein Auseinanderfallen von Rechnungsmünze und tatsächlich ausgeprägter Münze nun endlich beendet. Der gesetzlich und vertraglich festgelegte 24 1/2 Guldenfuß war der, in dem die Hauptmünzen jetzt auch ausgeprägt wurden.50 Trotz des Lobes des neuen süddeutschen Münzsystems als „tadellos“51 bestand der Münzumlauf im Süddeutschen Münzverein über zehn Jahre später nur zu etwa 2/5tel „aus gesetzmässiger neuer Münze und auch von dieser gehört ein beträchtlicher Theil, nämlich die Vereinsthaler, eben so sehr oder eigentlich mehr dem 14 Rthlr.Fussgebiet an als dem des 24 1/2 Guldenfusses“.52 Hierzu hat vor allem die im Verhältnis zu Preußen geringere Bevölkerungszahl53 und Wirtschaftskraft geführt. Die Ausmünzungskosten von etwa 1 Prozent des Prägevolumens waren zwar ein Faktor, 54 nicht aber der entscheidende. Der Münchner Vertrag hatte auch auf die Staaten Wirkung, die sich schließlich für die Übernahme des preußischen Taler- und Groschensystems entschieden. Es muss angenommen werden, dass die Zusendung der Münchner Verhandlungsergebnisse im Oktober 1837 an Hessen-Kassel, die thüringischen Kleinstaaten, beide Schwarzburg und die reußer Linien den Anstoss für diese Staaten gaben sich für das eine oder das andere System zu entscheiden. Diese Staaten folgten dann aber ganz überwiegend ab 1840 dem preußischen Vorbild. 49 SARGENT / VELDE, The Big Problem, S. 307. 50 SCHMIDT, Die Münzen, S. 36. 51 HELFERICH, Die Einheit im deutschen Münzwesen, S. 406. 52 HELFERICH schränkt jedoch wie folgt ein: „Der Vereinsthaler, obwohl derselbe für den Umlauf im ganzen Zollverein bestimmt ist und von allen Zollvereinsregierungen geprägt wird, läuft doch thatsächlich im Süden so gut wie gar nicht um, so dass die Prägung desselben in den Staaten des 24 1/2 Guldenfusses, von ihrem Standort aus betrachtet, als etwas völlig Nutzloses und Ueberflüssiges bezeichnet werden muss …“, ebd., S. 407; damit ist der Umlauf von Münzen des 14 Talerfußes vor 1850 unklar. Unstreitig nahm er bis zur Einführung der Reichsführung aber noch erheblich zu. 53 In einer preußischen Denkschrift „über die Annahme eines gleichen Münzsystems im Zollvereine“ vom 15. Juni 1837 wurde für Preußen eine Bevölkerungszahl von ca. 13,69 Mio., für Bayern 4,25 Mio., Sachsen 1,595, Württemberg 1,6 Mio., Baden 1, 2 Mio., Hessen-Kassel 640.000, Hessen-Darmstadt 770.000, Nassau 373.000, für die thüringischen Staaten 908.000 und die Stadt Frankfurt mit 60.000 Menschen angenommen, BayHStA 25610, Vorgang 1. 54 Die “technischen Commissarien” schätzten die Prägekosten für 400.000 Gulden, gestückelt in 400 feine Mark Vereinstaler und 400 Mark 1 Guldenstücke, 100 feine Mark halbe Gulden, 80 feine Mark 6 Kreuzer- und 20 feine Mark 3 Kreuzermünzen auf zusammen 392 Gulden und 20 Kreuzer Kosten für die Münzstätte in Stuttgart, BayHStA 25606, Vorgang 40, Beilage III.
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Der süddeutsche Münzverein ging nicht in den Bestimmungen des Dresdner Münzvertrages auf, sondern blieb als selbstständige Rechtsgrundlage bis zur Einführung der Reichswährung bestehen. Dennoch hat der Münchner Münzvertrag nicht alle Angelegenheiten innerhalb der Vertragsstaaten geregelt. Insbesondere die Übereinkunft über die Scheidemünzen war weniger stringent als der Grundvertrag. Das in Artikel I der besonderen Übereinkunft eingeräumte Ermessen über die Einkreuzermünzen und ihre Teilstücke55 wurde von den Vertragsstaaten auch ausgefüllt. Das führte dazu, dass die Viertelkreuzer in Frankfurt und Nassau die Bezeichnung „Heller“, in anderen Mitgliedstaaten die Bezeichnung „Pfennig“ trugen.56 Bayern prägte darüber hinaus den Heller im Wert eines halben Pfennigs. Da der Kreuzer in Bayern in 4 Pfennige unterteilt wurde57, galt der Heller somit 1/8 Kreuzer. Als Nominale wurden 1/4 und 1/8 Kreuzer in Bayern jedoch nicht geprägt (anders als in Schwarzburg-Rudolstadt, siehe AKS Nr. 29 und 30). Der Münchner Münzvertrag hat allerdings auch bei den Scheidemünzen das Auseinanderfallen zwischen Rechnungswert und Marktwert der geprägten Münzen beendet.58
3.2 Dresdner Münzvertrag von 1838 („allgemeine Münz-Convention der zum Zoll- und Handelsvereine verbundenen Staaten vom 30. Juli 1838, Besondere protokollarische Uebereinkunft zu der allgemeinen Münzconvention vom 30. Juli 1838 und Uebereinkunft der bei der Münz-Conferenz in Dresden anwesenden Bevollmächtigten der Staaten des Süddeutschen Münzvereins vom 18. Juni 1838“), Separatartikel zu der allgemeinen Münzkonvention der zum Zoll- und Handelsvereine verbundenen Staaten vom 30. Juli 183859 55 „Coins of 1 Kreutzer and smaller left unregulated“, SARGENT / VELDE, The Big Problem, S. 307. 56 TRAPP / FRIED, Kleines Handbuch der Münzkunde, S. 99. 57 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 40. 58 SCHWARZER, Einleitung, S. 27. 59 Dresdner Münzvertrag, SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 418-420; Separatartikel zu der allgemeinen Münzconvention der zum Zoll- und Handelsvereine verbundenen Staaten vom 30. Juli 1838 (Verhandlungen der allgemeinen Münzconferenz unter den Staaten des Zoll- und Handels-Vereins, S. 150), in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 420-423; besondere protokollarische Uebereinkunft zu der allgemeinen Münzconvention vom 30. Juli 1838 (Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, Jahrg. 1839 S.10), in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 423-424; Uebereinkunft der bei der Münz-Converenz in Dresden anwesenden Bevollmächtigten der Staaten des süddeutschen Münzvereins vom 18. Juni 1838 (Verhandlungen der allgemeinen Münzconferenz unter den Staaten des Zoll- und Handels-Vereins im Jahre 1838, Anlage S. 7) und Separat-Artikel zur
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3.2.1 Historischer Hintergrund/Anlass Mit dem Münchner Münzvertrag war 1837 ein großer Teil der süddeutschen Münzsysteme miteinander harmonisiert worden. Zeitgleich hatten sich einige norddeutsche Staaten auch ohne staatsvertragliche Verpflichtungen teilweise dem preußischen 14 Talerfuß genähert.60 Mit dem Dresdner Münzvertrag sollte der Gulden im 24 1/2 Guldenfuß mit dem 14 Talerfuß Preußens und weiterer norddeutscher Staaten in Beziehung gesetzt werden. Damit konnte ein wichtiges Zwischenziel des deutschen Zollvereins zur Schaffung eines gemeinsamen Wirtschaftsgebietes in Deutschland für große Teile Deutschlands verwirklicht werden. 3.2.2 Vertragsstaaten Dem Dresdner Münzvertrag traten gemäß der Präambel des Vertrages alle Regierungen bei, die bereits dem deutschen Zollverein beigetreten waren. Gründungsmitglieder waren somit: Für das Talergebiet im 14 Talerfuß: Preußen, Sachsen, Kurfürstentum Hessen (Hessen-Kassel), Großherzogtum Sachsen (Sachsen-Weimar-Eisenach), Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha, Schwarzburg-Rudolstadt (nur für die Unterherrschaft), Schwarzburg-Sondershausen, Reuss ältere und jüngere Linie. Für das Guldengebiet im 24 1/2 Guldenfuß: Bayern, Württemberg, Baden, Großherzogtum Hessen (Hessen-Darmstadt), Sachsen-Meiningen, Sachsen-Coburg-Gotha (nur das Fürstentum Coburg, sonst im 14 Talerfuß, siehe oben), Nassau, Schwarzburg-Rudolstadt (nur für die Oberherrschaft), Frankfurt. Nachträglich traten dem Verein noch Oldenburg (für den Landesteil Birkenfeld), die Linien von Anhalt und Waldeck, alle für das Talergebiet, dem Vertrag bei.61 Braunschweig, Bremen, Hamburg, Hannover, Lübeck, beide Mecklenburg, Oldenburg für das Stammland, Schleswig und Holstein, Lauenburg und Österreich traten dem Dresdner Münzvertrag nicht bei. Der 14 Talerfuß oder der 24 1/2 Guldenfuß war Voraussetzung, um in das System des Dresdner Münzvertrages integriert werden zu können. Deshalb hatte auch Sachsen seinen Münzfuß auf den 14 Talerfuß umgestellt. Hamburg, Lübeck und Bremen hatten jedoch ganz anders geartete Geldverhältnisse62, die mit dem 14 Taler- oder 24 1/2 Guldenfuß nicht kompatibel waren. Die beiden MeckUebereinkunft vom heutigen, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 424-425. 60 KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 136. 61 RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit, S. 140. 62 RITTMANN, Sächsische Geldgeschichte, S. 39f.
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lenburg nahmen zwar den 14 Talerfuß an, traten der Münzkonvention zu Dresden aber nicht bei, um den Taler weiterhin in 48 Schillinge teilen zu können.63 Die dem Dresdner Vertrag nicht beitretenden Staaten waren auch nicht Mitglied des Deutschen Zollvereins. 3.2.3 Wesentlicher Vertragsinhalt, insbesondere in Bezug auf Kleinmünzen Sachsen hatte bereits zu Beginn der Verhandlungen am 23. Mai 1838 ein in sich schlüssiges und weitgehendes Gesamtkonzept für eine Neuorganisation des gesamten deutschen Münzwesen vorgeschlagen: das Münzgrundgewicht sollte auf 250 Gramm fixiert, der preußische 1/3 Taler Vorbild für eine gemeinsame Münze mit dem Namen „As“, „Einer“, „Deutsche Mark“ oder „Neugulden“ werden, die in 100 „Neupfennige“ oder „Cent“ unterteilt werden sollte.64 Diese den dezimalen Grundsätzen näherkommende Aufrundung der Kölner Mark wäre für sich allein noch keine tiefgreifende Veränderung, sondern eher nur eine Modifikation für die bis dahin bestehenden Münzsysteme gewesen. Zwar war der Vorschlag vor allem von Kurhessen unterstützt worden,65 aber für die Staaten des Süddeutschen Münzvereins hätten allerdings die weiteren sächsischen Vorschläge, auch alle anderen Festlegungen des erst im Vorjahr geschlossenen Münchner Vertrages obsolet werden lassen. Auch Preußen66 und die von seinen Münzen durchsetzten Staaten hätten das in den Jahren nach der preußischen Münzreform von 1821 erfolgreich eingeführte Münzwesen erneut umstellen müssen, auch wenn man für die neue Währung die Parameter des preußischen 1/3 Talers zu Grunde gelegt hätte. Dies gilt vor allem für das von Sachsen vorgeschlagene völlig neuartige Kleinmünzensystem, dessen vorherige dezimale Teilungsversuche auf deutschem Boden im Königreich Westphalen bis 1815 und Ende der zwanziger Jahre in Baden nicht nachhaltig gewesen waren und wieder aufgegeben wurden. Für eine so weitgehende Reform des gesamten Münzwesens mit ungewisser Akzeptanz der am Geldverkehr Teilnehmenden, wollte weder 63 Ebd., S. 40. 64 ZICH, Der Wiener Münzvertrag, S. 15. 65 Kurhessen hatte erklärt, nachdem es schon den 14 Talerfuß übernommen hatte, auch zur Einteilung des Talers in „30 Groschen überzugehen, weil es diese Eintheilung für wesentlich vorzüglicher halte, namentlich in Anbetracht der dadurch offenen … Möglichkeit, das Decimalsystem vollkommen herzustellen“, zitiert nach einem Bericht, der 1840 einer Kammer des Sächsischen Landtags vorlag, SächsHStA 10692, Nr. 1507, BlattNr. 219. 66 Der vorgenannte Bericht führt aus dass der von Kurhessen unterstützte sächsische Vorschlag „an dem von mehreren anderen Vertragsstaaten, namentlich Preußen, erhobenen Widerspruche gescheitert war“, ebd.
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Preußen sein seit einigen Jahren etabliertes Münzwesen, und vor allem Kleinmünzenwesen, noch der Süddeutsche Münzverein seine gerade erworbene Einigkeit innerhalb des Münchner Vertrages aufgeben. Offenbar ging es für die süddeutschen Staaten nicht nur um eine Verständigung mit dem Talergebiet, sondern zunächst erst mal um die Festigung einer gemeinsamen süddeutschen Münzpolitik. Es mussten deshalb Vereinbarungen gefunden werden, die auf dem bisher Erreichten aufbauten, ohne es grundsätzlich in Frage zu stellen. Dies schloss nicht aus, zu einem späteren Zeitpunkt weitergehende Vereinbarungen zu treffen. Die Festlegungen des Dresdner Vertrages befanden sich daher in dem relativ engen Rahmen der Regelungen des Münchner Vertrages und den tatsächlichen Verhältnissen des preußischen Münzsystems in der durch das preußische Münzgesetz von 1821 festgesetzten Form. Mit dem Dresdner Vertrag wurde die Guldenwährung des süddeutschen Münzvereins in ein verbindliches Verhältnis zur norddeutschen Talerwährung gesetzt. Danach entsprachen 3 1/2 Gulden 2 Taler. Der Taler konnte damit halbwegs komfortabel mit 1,75 Gulden gerechnet werden.67 Umgekehrt galt der Gulden jedoch etwas mehr als 0,571 Taler, was den Gulden beim Umrechnen benachteiligte. Zu den Eckpunkten des Dresdner Münzvertrages gehörten: - die Einigung auf die Kölner Mark als Münzgrundgewicht in Artikel 1 und ihre genaue Festlegung auf 233,855 Gramm.68 - gemäß Artikel 2 für die Taler- und Groschenwährung der 14 Talerfuß (das heißt aus der Feinen Mark Silber werden 14 Taler geprägt) bzw. den 24 1/2 Guldenfuß (bei der aus der Feinen Mark Silber 24 1/2 Gulden geprägt werden). Damit konnte der Norddeutsche Taler zu 30 Silbergroschen mit einem Gulden und 45 Kreuzern des Süddeutschen Münzvereins gleichgesetzt werden (30 Silbergroschen = 105 Kreuzer).69 - Artikel 8 setzte das Mischungsverhältnis der Vereinsmünzen auf 900 Promille Silber und 100 Promille Kupfer fest. Danach wogen 63 Vereinsmünzen 10 Mark. Die Fehlertoleranz wurde auf 3 Promille nicht
67 Nach dem alten 24 Guldenfuß entsprach der Taler 1,714 Gulden. SPÖRER sieht darin „eine deutlich leichtere Umrechnung“, SPÖRER, Politische und wirtschaftliche Gestaltung, S. 33; gewichtiger war, wie im Folgenden noch dargestellt wird, das zunehmende quantitative Übergewicht des preußischen Talers auch im süddeutschen Geldumlauf, das keine Entsprechung im norddeutschen Zahlungsverkehr hatte. 68 Die Kölner Mark entsprach genau der Hälfte des Preußischen Pfund im allgemeinen Gewichtswesen, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 60 und NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 68 (Preußisches Pfund: 467,711012733 Gramm); sie wurde auch „Preußisch-Kölnische Mark“ bezeichnet, ebd., S. VI. 69 Diesen Vorschlag hatte Baden bereits in den Verhandlungen zum Münchner Münzvertrag unterbreitet, WIELANDT, Badische Münz- und Geldgeschichte, S. 307.
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nur in Bezug auf das Münzgewicht, sondern auch auf die Einzelmünze festgelegt. - Die Vereinsmünze sollte einen Durchmesser von 41 mm in Ringprägung mit glattem, mit vertiefter Schrift oder Verzierung versehenem Rande betragen. (Artikel 8) - Das Revers sollte die Angabe des Teilverhältnisses zur Mark Silber und des Wertes in Talern und Gulden sowie die ausdrückliche Bezeichnung als Vereinsmünze enthalten. (Artikel 8) Mit diesen Regelungen blieb es bei zwei Währungsgebieten, die nun aber zumindest in einem festen Verhältnis zueinander standen.70 Anders als im Münchener Vertrag wurde in Dresden kein lückenloses gegenseitiges Kontrollsystem geschaffen.71 In Bezug auf die Kleinmünzen wurde in Anbetracht der sehr unterschiedlichen Verhältnisse in Nord- und Süddeutschland nur wenig geregelt. In Artikel 2 wurde nur festgestellt, dass der Taler in Groschen und der Gulden in die Kreuzerrechnung unterteilt wird. Artikel 12 räumte den Vertragsstaaten ein, „zu Zahlungen im kleinen Verkehre und zur Ausgleichung, kleinere Münzen nach einem leichtern Münzfuße, als dem Landesmünzfuße (Artikel 2 und 3) ... als Scheidemünze prägen zu lassen.“ Artikel 12 erhielt allerdings auch die Verpflichtung, nicht mehr Scheidemünzen in Umlauf zu setzen als für den kleinen Münzverkehr und zur Ausgleichung für das Bedürfnis des eigenen Landes erforderlich sei. Außerdem war die „gegenwärtig im Umlaufe befindliche Scheidemünze“ auf ein entsprechendes Maß zurückzuführen.72 Außerdem durfte niemand verpflichtet werden, eine Zahlung „welche den Werth der kleinsten groben Münze (Art. 5) erreicht, in Scheidemünze anzunehmen“. Artikel 5 enthielt die Verpflichtung, nur für die Hauptmünzen und deren Teilstücke den Landesmünzfuß nach Artikel 2 genau einzuhalten. Artikel 13 verpflichtete die Vertragsstaaten, ihre Silberscheidemünzen aller Art (das heißt nicht die Kupfermünzen!) auf Verlangen gegen grobe (das heißt Hauptmünzen oder deren Teilstücke) über einer Summe von 100 Talern bzw. 100 Gulden umzuwechseln. Die Bestimmungen des Münzvertrages und die Übereinkunft über die Scheidemünzen sollten von diesem Vertrag unberührt bleiben (Artikel 14). Ausdrücklich erklärte Artikel 17 für den Beitritt weiterer deutscher Staaten zu diesem Vertrag 70 RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte, S. 138. 71 SCHNEIDER, Das Münzwesen im Herzogtum Nassau, S. 84; Artikel 10 enthielt nur verhältnismäßig unverbindliche Regelungen zur gegenseitigen Kontrolle des Gewichtes und Feingewichtes. 72 Dies zielte insbesondere auf die süddeutschen Staaten ab. In ihnen soll ein Scheidemünzenvolumen von etwa 3 bis 4 Gulden Wert pro Kopf der Bevölkerung umgelaufen sein, davon zum Teil auch noch sehr minderwertige, SCHULTZ, Kleine deutsche Geldgeschichte, S. 23; dagegen hatte Preußen zu der Zeit schon seit einigen Jahren stringent die Politik eines sehr knappen Scheidemünzenvolumens verfolgt.
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offen zu sein. Hiervon machten Oldenburg für den Landesteil Birkenfeld, die Linien von Anhalt und Waldeck auch Gebrauch. In einem Separatartikel73 wurde in Artikel II geregelt, dass kleinere Gebietsteile, die sich dem Münzsystem eines Nachbarstaates anschließen, keine besonderen vom Hauptgebiet abweichenden Ausmünzungen vornehmen durften. Bei Übernahme eines neuen Landesmünzfußes musste gleichzeitig die Abschaffung des bisherigen Landesmünzfußes erfolgen. Insbesondere wurde geregelt, dass im Königreich Sachsen und in einigen thüringischen Vereinsstaaten der noch bestehende Konventionsfuß bis 1841 außer Kraft treten musste. Für das Königreich Sachsen, das Kurfürstentum Hessen und die thüringischen Vereinsstaaten im 14 Talerfuß blieb eine Aufteilung „eines dem Vierzehnthalerfuße entsprechenden Decimalsystems vorbehalten“. Artikel VII des Separatartikels ließ es jedem Staat offen, die Scheidemünzen anderer Vertragsstaaten in ihrem Zahlungsverkehr zuzulassen oder nicht. In einer zusätzlichen Übereinkunft74 wurde darüber hinaus festgelegt, dass die künftig auszuprägenden Scheidemünzen in einem Münzfuß zu 16 Talern aus der Mark Feinen Silbers ausgeprägt werden sollten. Parallel zu den Verhandlungen zum Dresdner Münzvertrag trafen die Mitgliedstaaten des Süddeutschen Münzvereins eine auf den Bestimmungen des Münchner Vertrages aufbauende Übereinkunft,75 nach der neben dem Guldenstück zu 60 Kreuzern und dem Halbguldenstück zu 30 Kreuzern im Artikel 1 auch das Viertelguldenstück zu 15 Kreuzern als Hauptmünze vorgesehen wurde.76 Artikel VI setzte den Durchmesser der Dreikreuzerstücke „zur Erzielung des richtigen Verhältnisses in der Größe der einzelnen Münzsorten“ von 17,5 auf 17 mm herab. In einem Separatartikel dieser Übereinkunft wurde in Artikel III festgelegt, dass „diejenigen Scheidemünzen, welche vor Auflösung des deutschen Reichs für ihre dermaligen Landestheile geprägt worden sind, baldmöglichst außer Umlauf gesetzt und eingeschmolzen werden.“77
73 Separatartikel zu der allgemeinen Münzconvention, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 420-423. 74 Besondere protokollarische Uebereinkunft, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 423f. 75 Uebereinkunft der bei der Münz-Converenz in Dresden anwesenden Bevollmächtigten, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 424f. 76 Der Viertelgulden wurde auf Grund technischer Schwierigkeiten jedoch von keinem Staat des Süddeutschen Münzvereins ausgeprägt, WIELANDT, Badische Münz- und Geldgeschichte, S. 311. 77 Auch diese Initiative ging auf den Vorschlag des badischen Bevollmächtigten zurück, ebd.
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3.2.4 Folgen Mit den Bestimmungen des Dresdner Vertrages konnte Preußen sein Gesetz über die Münzverfassung in den Preußischen Staaten vom 30. September 1821 weiter anwenden,78 während Sachsen für den Beitritt sein Geldsystem ganz grundsätzlich reformieren musste.79 Sachsen trat für den 14 Talerfuß dem Dresdner Vertrag bei und übernahm damit das preußische Hauptmünzensystem. Für die Kleinmünzen nutzte Sachsen die Freiräume, die der Dresdner Vertrag in diesem Bereich gelassen hatte und führte ein vom preußischen System abweichendes Teilungssystem ein, das der dezimalen Teilung zumindest mehr als das preußische System entgegenkam. Mit dem Dresdner Münzvertrag blieb es bei zwei Währungssystemen zwischen den Beitrittsstaaten, die aber durch die Vereinsmünze in einem festen Wechselkurssystem miteinander verbunden waren.80 Auch waren die Verhältnisse der Kleinmünzen kaum geregelt worden. Aber es war mit einem gemeinsamen Münzgrundgewicht und einem stabilen Verhältnis der Großmünzen zueinander ein Fundament für die weitere Entwicklung gesetzt worden. Der erste Schritt in Richtung metrisches System erfolgte eher unscheinbar: zwar war das Münzgrundgewicht mit 233,855 Gramm „krumm“, die Angabe dieses Münzgewichtes erfolgte aber in „französischen Grammen“ wie im Nelkenbrecher 1848 angegeben wurde81, während das Gewichtssystem Berlins in der Ausgabe von 1828 die allgemeinen Gewichte noch nach Zentnern, Pfunden, Lothen und Quentchen berechnete und das Gramm noch nicht kannte.82 Demzufolge stellt die Auflage von 1848 fest, dass „das französische System“ sich immer mehr Geltung verschaffe.83 Wenn der Begriff „Währungsunion“ in Anbetracht verschiedener Münzsysteme auch zu weit führt, so wurde mit dem Dresdner Vertrag doch eine Währungsvergleichbarkeit für Nord- und Süddeutschland geschaffen, auch wenn dieser Vereinbarung nicht alle deutschen Staaten beigetreten waren.84 Aber auch in den Nichtbeitrittsstaaten nahm der Umlauf der Ver78 SCHNEIDER sagt zu recht: „Dieser Vertrag war zweifellos ein Sieg des preußischen Systems“, SCHNEIDER, Das Münzwesen im Herzogtum Nassau, S. 84. 79 RITTMANN, Sächsische Geldgeschichte, S. 40. 80 SCHULTZ bewertet 1976 richtig: „Auf jeden Fall lösten jetzt zwei große, nach einheitlichen und vertraglich festgelegten Grundsätzen geordnete Münzsysteme die verschiedenen, zum Teil sehr verwahrlosten Münzfüße ab“, SCHULTZ, Kleine deutsche Geldgeschichte, S. 20f. 81 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. VI. 82 Zentner = 110 Pfund zu 32 Lothen von 4 Quentchen, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 60; später ein Zentner = 100 Pfund (neue oder Zollpfund) à 30 Loth à 10 Quent à 10 Zent à 10 Korn, BLEIBTREU, Handbuch, S. 80. 83 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. IV. 84 Immerhin stellen SARGENT und VELDE fest: „The currency union of Dresden covered 85 % of the German population“, SARGENT / VELDE, The Big Problem, S. 308.
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einsmünze im Zahlungsverkehr erheblich zu. Der Dresdner Münzvertrag war somit ein großer Schritt, der eine gemeinsame Reichswährung vorbereitete.85 Bis dahin war die Vereinsmünze ein tragfähiger Kompromiss, bei dem weder der Süden die Talerwährung des Nordens, noch der Norden die Guldenwährung des Südens übernehmen musste. Manch eine Regierung wird die Festlegungen auch als hinreichend empfunden haben. So betonte Bayern schon frühzeitig, dass nicht eine Gleichheit aller Münzeinheiten erforderlich sei, sondern es genüge, wenn ein neues Nominal, das überall zum vollen Wert angenommen wird, eingeführt werde.86 Trotz des festen Verhältnisses zwischen Gulden und Talern soll der neue Gulden, der selbst in seinen Ursprungsländern bis 1850 noch nicht die Hälfte des Umlaufvolumens erreicht haben soll, in Norddeutschland zu dieser Zeit nicht umgelaufen sein, „weil es unmöglich ist, ihren Werth in dem norddeutschen Gelde ohne einen in Geld gar nicht darstellbaren Bruchteil auszudrücken.“87 Helfferich kritisiert weiter die Feststellung „es bestehe im Zollverein bereits Einheit im Münzwesen, denn vierzehn Thaler seien gleich vierundzwanzig und einen halben Gulden … Denn, was nütze es, zu wissen, dass in einer gewissen Anzahl Münzen verschiedener Art die gleiche Silbermenge enthalten ist, wenn es doch nicht möglich ist, die einzelnen Münzen selbst ohne Schaden in den beiderseitigen Gebieten anzubringen.“88 Helfferich stellt später fest, dass von 1838-1857 „nur wenig mehr als 50 Millionen Taler in Vereinsmünzen (Doppeltalerstücken) ausgeprägt, während gleichzeitig allein an Kurantmünzen süddeutscher Währung eine Summe von etwa 80 Millionen Taler zu Ausmünzung gelangte.“89 Man kann dieses Verhältnis sowohl als ungenügend, als auch als Fortschritt betrachten. Auf dieser Basis sollte der spätere Wiener Vertrag jedenfalls aufbauen und das Verhältnis erheblich zu Gunsten der Vereinsmünzen verschieben. Für die weitergehenden Vorschläge Sachsens, vor allem das Drittel des Talers zur deutschen Münze zu machen und hierfür die Nominalbezeichnung „Mark“ zu verwenden, war die Zeit daher noch nicht reif. 90 Diese Vorschläge sollten aber teilweise bei der Einführung der Reichswährung (Dezimalteilung), zu anderen Teilen auch erst nach dem Ende des 2. Weltkrieges (Deutsche Mark) und sogar zur Einführung der Eurowährung zur Jahrtausendwende (Cent als Unterteilung), wieder aufgenommen werden.
85 KLÜBER hatte noch 1828 das Zustandekommen eines Münzvertrages „aus mancherlei Ursachen“ für „nicht sehr wahrscheinlich, doch auch gerade nicht gegen alle Wahrscheinlichkeit“ gehalten, KLÜBER, Das Münzwesen in Teutschland, S. 14. 86 HELFERICH, Die Einheit im deutschen Münzwesen, S. 406f. 87 Ebd., S. 407. 88 Ebd. 89 HELFFERICH, Das Geld, S. 156. 90 RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit, S. 139.
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3.3 Süddeutsche Münz-Convention von 1845 („Convention zur weiteren Ausbildung und Vervollständigung des Süddeutschen Münzwesens vom 27. März 1845“)91 3.3.1 Historischer Hintergrund/Anlass Der Münchner Münzvertrag von 1837 hatte insbesondere die Verhältnisse der kleineren Scheidemünzen unter dem Wert von 3 Kreuzern nicht geregelt. Außerdem war nun, nach sieben Jahren Übergangszeit, durch die zwischenzeitlich nach den Vorschriften des Münchner Vertrages geprägten 3 und 6 Kreuzermünzen, genügend Kleingeld im Umlauf, um die noch geduldeten älteren, zum Teil vor 1806 geprägten Münzen einzuziehen. 3.3.2 Vertragsstaaten Der Konvention traten die Staaten Bayern, Württemberg, Baden, Hessen (Großherzogtum), Sachsen-Meiningen, Nassau, Schwarzburg-Rudolstadt (nur für die Oberherrschaft) und die Freie Stadt Frankfurt bei. Damit waren alle Gründungsmitglieder des Münchner Vertrages auch Vertragspartner der süddeutschen Münzkonvention von 1845. Trotz des Beitritts zum Dresdner Münzvertrag schlossen sich jedoch Sachsen-Coburg und Gotha dem Vertrag nicht an. Sachsen-Coburg und Gotha war dem Dresdner Münzvertrag nämlich grundsätzlich für das Talergebiet und nur für das Herzogtum Coburg dem Guldengebiet beigetreten. Die Herzogtümer Coburg und Gotha waren nicht vereinigt, sondern lediglich durch Personalunion miteinander verbunden.92 Die auf dem Guldensystem beruhende Ausprägung von Kreuzern endete jedoch 1838 (AKS Nr. 85 und 82). Da Sachsen-Coburg und Gotha nur die Groschen- und Pfennigprägung fortführte, war ein Beitritt zur süddeutschen Münzkonvention daher nicht erforderlich. 3.3.3 Wesentlicher Vertragsinhalt, insbesondere in Bezug auf Kleinmünzen Die Konvention verpflichtete die teilnehmenden Staaten, den Kronentaler, der neben der Vereinsmünze noch parallel bislang geduldet worden war, aus dem Verkehr zu ziehen und durch ein 2 Guldenstück zu ersetzen (Artikel 1 und 5 der Konvention). Bezüglich der Kleinmünzen wurde nur geregelt, dass die vor Auflösung des Alten Reiches (also vor 1806) geprägten Kleinmünzen und die abgenutzten eigenen Kleinmünzen allmählich einzuziehen 91 Convention zur weitern Ausbildung und Vervollständigung des süddeutschen Münzwesens vom 27. März 1845 (Regierungs-Blatt für das Königreich Bayern, Spalte 417), in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 425f. 92 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 368.
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seien und den Vertragspartnern darüber Mitteilung zu machen sei (Artikel 12). Die Bestimmung ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich noch viele Kleinmünzen des 18. Jahrhunderts im Umlauf befunden haben müssen. Dafür spricht auch der zum Teil sehr schlechte Erhaltungszustand der sich heute noch im Münzhandel befindlichen Kleinmünzen dieser Zeit. 3.3.4 Folgen Der Nichtbeitritt von Sachsen-Coburg und Gotha zeigt trotz seiner Mitgliedschaft zum Dresdner Münzvertrag und die Einstellung seiner Kreuzerprägungen, dass Vereinheitlichungen auch ohne zwischenstaatliche Verträge vorgenommen wurden. Die Vertragspartner der Konvention von 1845 leisteten einen wesentlichen Beitrag dazu, dass zumindest die vor 1806 geprägten Kleinmünzen aus dem Verkehr gezogen wurden. Andererseits wurde mit der Konvention von 1845 bestätigt, dass der Süddeutsche Münzverein unterhalb der Verpflichtungen des Dresdner Münzvertrages von 1838 weiterhin eine eigenständige Münzpolitik betreiben wollte. Dafür wurde aber auch innerhalb der süddeutschen Staaten ein weiterer Integrationsschritt für eine gemeinsame Münzpolitik vollzogen.93
3.4 Wiener Münzvertrag von 1857 Wiener Münzvertrag vom 24. Januar 1857 und Separatartikel zum Wiener Münzvertrag vom 24. Januar 185794 3.4.1 Historischer Hintergrund/Anlass 1853 hatten Österreich und Liechtenstein mit dem unter Preußens Führung stehenden Zollverein einen Handels- und Zollvertrag geschlossen, u.a. mit der Absicht, eine Verständigung über das Münzwesen herbeizuführen (Artikel 19 des Handels- und Zollvertrages).95 In den 1854 begonnenen Vorverhandlungen zum Wiener Vertrag wurde die Schaffung einer Hauptmünze 93 SCHWARZER betont, dass dieses „Münzkartell“ mit seinen Kontroll- und Strafmechanismen mindestens ebenso wichtig für den „Standardisierungsprozeß“ war wie die vorangegangenen Verträge, SCHWARZER, Einleitung, S. 27. 94 Wiener Münzvertrag, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 425431; Separatartikel zum Wiener Münzvertrag vom 24. Januar 1857 (Preußischer Landtag, Anlage Nr. 32 zu den Verhandlungen des Herrenhauses), in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 431-437. 95 Eine kurze Einführung in die Vorgeschichte und Bedingungen des Wiener Münzvertrages geben HAHN und ZICH, HAHN / ZICH, Vor 150 Jahren, S. 146-153.
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mit „Weltgeltung“ zum hauptsächlichen Ziel der Vertragsstaaten erklärt. 96 Daneben sollten Verständigungen über die weitere Harmonisierung des Münzwesens der Dresdner Vertragsstaaten und die Einbeziehung Österreichs in dieses Vertragssystem vorbereitet werden. 1855 forderte die österreichische „Austria. Zeitung für Handel und Gewerbe, öffentliche Bauten und Verkehrsmittel“ vom 12. November 1855 u.a. die „Annahme eines Münzfußes, welcher im möglichst bequemen Verhältniß zu den beiden deutschen Hauptmünzensystemen steht“.97 Mit dem Wiener Vertrag wurden diese Schritte fortgeführt und zugleich auch die Vereinbarungen zwischen den Dresdner Vertragsstaaten vertieft,98 der nach Meinung der Zeitung „Austria“ „früher oder später die deutsche Kredit= und Bankeinigung folgen“ müsse.99 Ab Oktober 1856 fanden zunächst direkte Verhandlungen zwischen Österreich, Preußen, Bayern, Hannover, Sachsen und der Stadt Frankfurt, also den wirtschaftlich stärksten Partnern statt.100 Weitere 22 Staaten wurden erst ab Dezember des Jahres 1856 zu den Verhandlungen hinzugezogen.101 3.4.2 Vertragsstaaten Dem Vertrag traten folgende Staaten bei: - für den 30 Talerfuß: Preußen (ohne Hohenzollern), Sachsen, Hannover, Kurfürstentum Hessen (Hessen-Kassel), Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Gotha, Braunschweig, Oldenburg mit Birkenfeld, Anhalt-Dessau-Köthen und Anhalt-Bernburg, SchwarzburgSondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt (für die Unterherrschaft), Waldeck und Pyrmont, Reuss ältere Linie und jüngere Linie, Schaumburg-Lippe und Lippe. - im 45 Guldenfuß: Österreich und Liechtenstein. - für den 52 1/2 Guldenfuß: Bayern, Württemberg, Baden, Großherzogtum Hessen (Hessen-Darmstadt), Sachsen-Meiningen, Sachsen-Coburg, Hohenzollern, Nassau, Schwarzburg-Rudolstadt (für die Oberherrschaft), Hessen-Homburg, Stadt Frankfurt.
96 ZICH, Der Wiener Münzvertrag, S. 66f. 97 In: GStA III.HA Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten II Nr. 1753 beigeheftet (ohne Blattnummer). 98 Der zu dieser Zeit amtierende österreichische Finanzminister Carl Ludwig von Bruck sah in diesen Verhandlungen einen Schritt in Richtung „Währungsunion“, die wiederum eine Etappe zur „Wirtschaftsunion“ wäre, ZICH, Der Wiener Münzvertrag, Vorwort. 99 Ebd. 100 GERHARD, Vom Leipziger Fuss zur Reichsgoldwährung, S. 278. 101 Ebd.
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Mit Ausnahme der Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck, beider Mecklenburg und Holsteins waren damit sämtliche deutsche Bundesstaaten dem Wiener Vertrag beigetreten.102 Die norditalienischen Staaten Parma und Modena nahmen zwar an den Verhandlungen zum Wiener Vertrag teil, hatten aber vor dem Abschluss der Verhandlungen erklärt, dem Vertrag nicht beitreten zu wollen.103 3.4.3 Wesentlicher Vertragsinhalt, insbesondere in Bezug auf Kleinmünzen Im Vorfeld war auch der Übergang von der Silber- auf die Goldwährung diskutiert worden, u.a. um den steigenden Zahlungsmittelbedarf auf Grund des wirtschaftlichen Aufschwungs der 50er Jahre zu bewältigen.104 Zu diesem Übergang kam es aber, insbesondere wegen des Widerstandes Preußens in dieser Frage, nicht.105 Statt des Münzgewichtes Kölner Mark wurde in Artikel 1 des Vertrages das Zollpfund mit 500 Gramm zugrunde gelegt. Vor Beginn der Verhandlungen war zunächst die Fixierung der Kölner Mark auf 233,855 Gramm vorgeschlagen worden.106 Österreich schlug dagegen zu Beginn der Vorverhandlungen das Zollpfund von 500 Gramm als Münzgrundgewicht vor. 107 Insbesondere Preußen hatte Bedenken gegen die Einführung des Zollpfundes als Münzgrundgewicht auf Grund der damit verbundenen Verringerung des Münzfußes,108 während die anderen Staaten für das Zollpfund warben.109 Preußen erklärte daraufhin seine Bedenken zurück zu stellen, wenn die bisherigen 14 Talermünzen den neuen Vereinsmünzen gleichgestellt würden.110 Zuvor hatte es erklärt, dass bei einer Einigung auf das Zollpfund als Münzgrundgewicht der 30 Talerfuß den 14 Talerfuß ablösen müsse.111
102 JESSE, Münz- und Geldgeschichte, S. 106. 103 ZICH, Der Wiener Münzvertrag S. 72; unter Bezugnahme auf das Protokoll 31 der Vorverhandlungen vom 29. September 1856. 104 LOEHR, Die deutsch-österreichische Münzkonvention, S. 164. 105 Ebd., S. 161. 106 ZICH, Der Wiener Münzvertrag, S. 66. 107 Ebd., S. 72; unter Bezugnahme auf das Protokoll 1 der Vorverhandlungen vom 9. Januar 1856. 108 Die von HELFERICH aber schon 1850 als zu gering und unbedeutend bezeichnet wurde, dass sie überhaupt bemerkbar sei, geschweige denn „im Verkehr schädliche Wirkung haben“ könnte, HELFERICH, Die Einheit im deutschen Münzwesen, S. 415. 109 ZICH, Der Wiener Münzvertrag, S. 83; unter Bezugnahme auf das Protokoll 13 der Vorverhandlungen vom 5. März 1856. 110 Ebd., S. 84; unter Bezugnahme auf das Protokoll 13 der Vorverhandlungen. 111 Ebd., S. 74; unter Bezugnahme auf das Protokoll 3 der Vorverhandlungen vom 14. Januar 1856.
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Gemäß Artikel 2 des Vertrages wurden aus dem Zollpfund: 30 Taler der Talerwährung112 oder 45 Gulden „Österreichischer Währung“ oder 52 1/2 Gulden „Süddeutscher Währung“ geprägt. Frankfurt hatte vorgeschlagen, dass Österreich und die süddeutschen Staaten einen 60 Guldenfuß zu Grunde legen sollten, damit der Gulden in einem einfachen Wertverhältnis von 2 zu 1 zum Taler stünde, konnte sich mit diesem Vorschlag aber nicht durchsetzen.113 Zusätzlich zum Doppeltaler und dem 3 1/2 Guldenstück als Vereinsmünze nach dem Dresdner Vertrag von 1838 wurde nun auch das 1-TalerStück Vereinsmünze und galt 1 3/4 Gulden „Süddeutscher Währung“ sowie 1 1/2 Gulden “Österreichischer Währung“. Artikel 10 setzte das Mischungsverhältnis auf 900 Promille Silber und 100 Promille Kupfer fest. Dies entsprach den Bestimmungen des Dresdner Münzvertrages von 1838. Ausdrücklich „Zur weitern Erleichterung des gegenseitigen Verkehrs und zur Förderung des Handels mit dem Auslande …“ sollten auch Vereinsgoldmünzen als „Kronen“ und „halbe Kronen“ geprägt werden, die aber in keinem festen Wertverhältnis zu den Silbermünzen stehen sollten.114 Diesen „ersten Schritt zu einer … Goldwährung“ wurde noch vor der Reichsgründung als unzureichend kritisiert und die Nichteinpassung in vorhandene Münzsysteme und die Unterlassung einer festen Unterteilung in kleinere Nominale als Fehler bezeichnet.115 Während der Vorverhandlungen war der Übergang zu einer Goldwährung mit Silbermünzen als Scheidemünzen, ggf. mit einem fixen Wertverhältnis von 1 zu 15 1/2 von Gold zu Silber strittig diskutiert worden.116 Vor allem Preußen wehrte sich gegen ein fixiertes 112 Bereits 1848 war vorgeschlagen worden mit der Zugrundelegung des Zollpfundes als Münzgrundgewicht 30 Taler aus ihm zu schlagen: „Man kann diesen Münzfuß den 30 Thalerfuß nennen …“, HAUSCHILD, Vorschlag zu einem allgemeinen deutschen Maß-, Gewicht- und Münz-System, Seite 17. 113 ZICH, Der Wiener Münzvertrag, S. 92; unter Bezugnahme auf das Protokoll 23 vom 16. bis 27. April 1856. 114 Artikel 18, Wiener Münzvertrag, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 429. 115 Philipp BOPP, Das metrische Münz=, Maß= und Gewichts=System, Stuttgart 1869, S. 66. 116 ZICH merkt zu recht an, dass ein fixes Wertverhältnis keine reine Gold-, sondern eine Bimetallwährung wäre, ZICH, Der Wiener Münzvertrag, S. 67; in den bayrischen Akten über die Einführung neuer Goldmünzen im Zollverein findet sich z.B aus dem Jahr 1839 ein Vermerk der auf die schwankende Gold-Silberrelation hinweist: danach betrug das Verhältnis im Jahr 1786 in einem Edikt Josephs (von Österreich) 1 zu 15,28, im Jahr 1803 nach einem französischen Münzgesetz 1 zu 15,50 und nach einer aktuellen Verordnung für die Annahme bei öffentlichen Kassen 1 zu 15,692, BayHStA 25611, zu Vorgang 1.
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Wertverhältnis von Gold- zu Silbermünzen und verwies auf das Beispiel Frankreich, wo aufgrund des aktuellen Wertverhältnisses von 1 zu 15 1/3 die silbernen 5 Francsstücke aus dem Umlauf verschwanden.117 Ein festes Wertverhältnis sei deshalb nur möglich, wenn die Silbermünzen Scheidemünzen würden, was von den Zollvereinsstaaten abgelehnt würde, da sich die Silberwährung bewährt habe.118 Allerdings würde eine gemeinsame Handelsgoldmünze für notwendig erachtet.119 Unterhalb der Vereinsmünze wurden als Teilstücke der Hauptmünze der 1/6 Taler bzw. für den 45 und den 52 1/2 Guldenfuß der 1/4 Gulden anerkannt (Artikel 5). Bei den Abmessungen für das 2 Taler- bzw. 3 1/2 Guldenstück verblieb es bei einem Durchmesser von 41 mm und den Gestaltungsvorschriften, wie sie bereits der Dresdner Vertrag beinhaltete. Der Durchmesser für das „EIN-VEREINSTHALER-STÜCK“ wurde auf 33 mm festgesetzt. Die Verwendung des Begriffes „THALER“ für die Vereinsmünze lässt auf eine gewisse Dominanz des Talers gegenüber dem Gulden schließen.120 Damit war der ursprüngliche preußische Taler, den Wien seit 1750 erbittert bekämpft hatte, nun auch von Österreich als Vereinsmünze anerkannt worden. Für Süddeutschland bedeutete die Einführung des Vereinstalers als Zahlgröße zu 1 3/4 Gulden einen Kontinuitätsbruch.121 Trotz der Regelungen für die Kurantmünzen waren nicht alle Kurantmünzen auch Vereinsmünzen. Die Annahme von fremden „Landeskurantmünzen“ die keine „Vereinsmünzen“ waren, war deshalb für niemanden obligatorisch.122 Helfferich hielt deshalb die Bestimmungen über die Nichtvereinsmünzen, z.B. zur zulässigen Fehlergrenze, für „überflüssig“. 123 Nichtsdestotrotz wurden fremde Kurantmünzen im Regelfall innerhalb der Vertragsstaaten, einschließlich der öffentlichen Kassen, angenommen, wie Helfferich selbst einräumt.124 Rechtlich bestand aber auch für die Vertragsstaaten weiter eine Währungsvielfalt auch für die Kurantmünzen der Ver-
117 ZICH, Der Wiener Münzvertrag, S. 68. 118 Ebd. 119 Ebd., S. 70. 120 Der Doppeltaler und der Taler „gelten sowohl als Vereinsmünze, als auch als Landesmünze“, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 58. 121 KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 22. 122 HELFFERICH, Die Folgen des Deutsch-Österreichischen Münz-Vereins, S. 16 sowie S. 18f. 123 Ebd., S. 16. 124 Ebd., S. 25; wobei das Ausscheiden Österreichs später zu einer Annahmeverweigerung seiner Landesmünzen bei den öffentlichen Kassen, zumindest in Preußen, führte, Ebd., S. 26.
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tragsstaaten.125 Auch wenn es nun in erheblichem Maße eine Deckungsgleichheit gab, war diese nicht vollkommen. Bereits im 3. Protokoll der Vorverhandlungen war angedacht worden, bei einer Einführung des Zollpfundes auch die dezimale Teilung folgen zu lassen.126 Während dies bei der Festlegung der Legierungen problemlos gelang, gab es über die dezimale Teilung der Hauptmünzen intensive Diskussionen. Sachsen warb, unterstützt von Hessen-Kassel,127 für den 1/3 Taler als Grundlage für die dezimale Teilung128 und Frankfurt hatte seinen Vorschlag für die Einführung eines 60 Guldenfußes mit der Teilung des Guldens in 100 Kreuzer verbunden.129 Preußen hatte sich schließlich nach langen Ausführungen gegen die Ausprägung des sächsischen 1/3 Talers mit dessen Ausprägung einverstanden erklärt.130 Das Königreich Sachsen, das Kurfürstentum Hessen und die dem Talerfuße beigetretenen thüringischen Vereinsstaaten, die sich im Dresdner Münzvertrag noch vorbehalten hatten, den 14 Talerfuß im Dezimalsystem zu teilen, erklärten deshalb später im Artikel III der separaten Vereinbarung Nr. 3 diesen Vorbehalt für erledigt. Im Gegenzug zu diesem Verzicht wurde zumindest dem Königreich Sachsen zugestanden, als Kurantmünzen unterhalb des Talers nicht nur wie die anderen Staaten des 30 Talerfußes den 1/6 Taler, sondern auch den 1/3 Taler zu prägen (Artikel III Nr. 4 des Separatartikels). Mit dieser Möglichkeit konnte Sachsen doch noch einen Schritt in Richtung des Dezimalsystems unternehmen, da auf Grund der sächsischen Teilung des Talers in 300 Pfennige der 1/3 Taler 100 Pfennigen entsprach. Die aus heutiger Sicht naheliegendste Lösung, den Taler in 100 Pfennige o.a. Nominalbezeichnungen zu teilen, kam schon wegen des hohen Wertes eines 1/100tel Talers nicht in Betracht.131 125 ZELLFELDER stellt fest, dass zwar Zahlungsverpflichtungen, die auf Landeskurantgeld lauteten in Vereinsmünzen gezahlt werden konnten, aber nicht umgekehrt, „da die einzelnen Staaten die Anerkennung fremder Landesmünzen ausdrücklich abgelehnt hatten“, Friedrich ZELLFELDER, Die Einführung der Reichsmark, in: Jürgen SCHNEIDER u.a. (Hrsg.), Währungen der Welt I: Europäische und Nordamerikanische Devisenkurse 1777-1914. Teilband I, Stuttgart 1991, S. 136-145, hier: S. 137; vgl. Artikel 8 des Vertrages, Wiener Münzvertrag SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 427f. 126 ZICH, Der Wiener Münzvertrag, S. 74; unter Bezugnahme auf das Protokoll 3 der Vorverhandlungen vom 14. Januar 1856. 127 Ebd., S. 97; unter Bezugnahme auf das Protokoll 33 der Vorverhandlungen vom 9. Dezember 1856. 128 Ebd., S. 79; unter Bezugnahme auf das Protokoll 8 der Vorverhandlungen vom 8. und 11. Februar 1856. 129 Ebd., S. 92; unter Bezugnahme auf das Protokoll 23 der Vorverhandlungen vom 16. bis 27. April 1856. 130 Ebd., S. 93f.; unter Bezugnahme auf das Protokoll 27 der Vorverhandlungen vom 30. Juli 1856. 131 KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 128.
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Ein solcher 1/100 Taler hätte den 3,6fachen Wert eines preußischen, den dreifachen Wert eines sächsischen oder sogar den mehr als 4,6fachen Wert eines bayrischen Pfennig (den ca. 9,29fachen Wert eines bayrischen Hellers) gehabt. Für die Kleinmünzen enthielt der Wiener Vertrag weiterhin nur eine geringe, aber über die Vorschriften des Dresdner Vertrages hinausgehende Regelungsdichte. Dabei war die Scheidemünzenproblematik ein wesentlicher, regelmäßiger und zum Teil strittiger Diskussionspunkt der Vorverhandlungen gewesen. Recht früh war die Forderung gestellt worden, dass gemeinschaftliche Bestimmungen zur Ausprägung und Geltung zu treffen seien, wenn die Scheidemünzen Gegenstand des Vertrages werden sollten,132 während Österreich sich damit einverstanden erklärte, dass jedes Land über seine Scheidemünzen selbst entscheiden solle.133 Insbesondere Preußen befürchtete dass die Ausgabe von zu vielen Scheidemünzen die Landeswährung gefährden könne.134 Es wies darauf hin, zwischen 1821 und 1855 in Scheidemünzen ungefähr 1/2 Taler pro Kopf der Bevölkerung in Umlauf gebracht zu haben.135 Österreich, das die grundsätzlichen Bedenken Preußens teilte, schlug vor, den Umlauf an Scheidemünzen auf maximal 2/3 Taler bzw. 1 Gulden süddeutsch oder 1 1/6 Gulden österreichisch zu begrenzen.136 Hannover hatte zuvor darauf hingewiesen, dass es sogar den 1/12 Taler vollwertig präge und deshalb wesentlich weniger Scheidemünzen benötige als andere Länder.137 Es wurde befürchtet, dass die Scheidemünzen schädlichen Einfluss auf den Kurantmünzenumlauf hätten.138 Einen ganz anderen Ansatz vertrat Sachsen, das davon ausging, dass die Menge an Scheidemünzen wirkungsvoller durch bessere Umwechslungsmöglichkeiten als durch eine Mengenbegrenzung pro Kopf der Bevölkerung in Grenzen
132 ZICH, Der Wiener Münzvertrag, S. 76; unter Bezugnahme auf Protokoll 5 der Vorverhandlungen vom 23. und 25. Januar 1856. 133 Ebd., S. 78; unter Bezugnahme auf Protokoll 6 der Vorverhandlungen vom 30. Januar 1856. 134 Ebd., S. 85; unter Bezugnahme auf Protokoll 15 der Vorverhandlungen vom 26. März 1856. 135 Ebd., S. 77; unter Bezugnahme auf Protokoll 5 der Vorverhandlungen vom 23. und 25. Januar 1856. 136 Ebd., S. 78; unter Bezugnahme auf Protokoll 6 der Vorverhandlungen vom 30. Januar 1856. 137 Ebd., S. 76; unter Bezugnahme auf Protokoll 5 der Vorverhandlungen vom 23. und 25. Januar 1856. 138 SOETBEER hatte in seiner Denkschrift von 1846 über Hamburgs Münzverhältnisse vertreten: „… wenn in einem Lande eine für den Bedarf zu große Masse geringhaltiger Scheidemünze cirkulirt, wo dann die Scheidemünze zum Aufkaufe des vollhaltigen Geldes, um es einzuschmelzen, benutzt wird“, SOETBEER, Denkschrift, S. 47.
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gehalten werden könne.139 Dieser Meinung schloss sich Bayern schließlich an.140 Es kam schließlich nicht zur Verständigung auf diese innovative Scheidemünzenphilosophie, da die meisten Regierungen aufgrund früherer Erfahrungen den von ihnen selbst herausgegebenen Scheidemünzen, und erst recht denen der anderen Staaten, nicht trauten. Es kam daher im Hauptvertrag zu der noch etwas unbestimmten Festlegung, dass nicht mehr Silberund Kupfer-Scheidemünzen in Umlauf gesetzt werden durften, als „für das Bedürfniß des eigenen Landes zu Zahlungen im kleinen Verkehre und zur Ausgleichung erforderlich ist“. Darüber hinaus „gegenwärtig im Umlauf befindliche“ Kleinmünzen sollten auf ein entsprechendes Maß zurückgeführt werden. Im Separatartikel zum Wiener Münzvertrag wurde im Artikel VIII (zu Artikel 14 und 15 des Wiener Münzvertrages) vereinbart, dass „der gesammte Umlauf der Scheidemünze eines jeden dieser Staaten auf den Betrag von 5/6 Thalern bezüglich ein 1/4 Fl. pro Kopf der Bevölkerung zu beschränken ist“. Als Kleinmünzen galten kleinere Münzen als die nach dem „leichtern Münzfuß als dem Landesmünzfuß“ (Artikel 14). Als Münzen im Landesmünzfuß galten die Hauptmünzen und ihre Teilstücke, auf die man sich im Artikel 2, 3 und 5 des Wiener Vertrages geeinigt hatte. Artikel 14 ermöglichte es den Mitgliedstaaten, die Scheidemünzen sowohl in Silber als auch in Kupfer auszuprägen. Es war jedoch die ausdrückliche Bezeichnung als „Scheidemünze“ auf der Münze vorgeschrieben. Das kleinste in Silber geprägte Kleinmünzennominal durfte sich nicht über die Hälfte des kleinsten Kurantkleinstückes erheben. So konnte nur ein Wert von 1/12 Taler bzw. 1/8 Gulden erreicht werden. Für die Kupfermünzen betrug der Höchstwert 6 bzw. 5 Pfenning/Pfennig141 bzw. 2 Kreuzer.142 Für die Silberscheidemünzen durfte der Münzfuß nicht leichter sein als 34 1/2 Taler bzw. 60 3/8 Gulden. Für die Kupferscheidemünzen durfte das Nennwertverhältnis von 112 Taler bzw. 196 Gulden für 1 Zoll- Zentner Kupfer nicht überschritten werden. In Artikel 15 wurde vereinbart, dass die Vertragsstaaten ihre Silber- und Kupfer-Scheidemünzen niemals gegen den ihr beigelegten Wert herabgesetzt werden durften.
139 ZICH, Der Wiener Münzvertrag, S. 80; unter Bezugnahme auf Protokoll 9 der Vorverhandlungen vom 15. Februar 1856. 140 Ebd., S. 81; unter Bezugnahme auf Protokoll 10 der Vorverhandlungen vom 18. Februar 1856. 141 Der Höchstwert von 6 Pfenningen galt für das preußische System, nachdem der Silbergroschen in 12 Pfenninge, und der Höchstwert von 5 Pfennigen für das sächsische System mit der Teilung des Neugroschens in 10 Pfennige. 142 Die Nominale mussten auch so, und nicht mehr als Bruch einer höheren Münzstufe, bezeichnet werden.
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3.4.4 Folgen Das Zustandekommen des Wiener Vertrages war nicht selbstverständlich gewesen. Die unterschiedlichen Auffassungen über die Entscheidung für die Gold- oder die Silberwährung, das Münzgrundgewicht, den Münzfuß, die Frage der dezimalen Teilung der Hauptmünzen und vor allem über die Bedeutung der Scheidemünzen waren beträchtlich. Sachsen hatte noch kurz vor Ende der wesentlichen Vorverhandlungen mit der Kündigung des Dresdner Vertrages gedroht, wenn die Wiener Verhandlungen nicht zu einem erfolgreichen Abschluss kämen.143 Der Wiener Münzvertrag war die letzte als bedeutend geltende Übereinkunft auf dem Gebiet der Währungen vor Gründung des Deutschen Reiches und vor der Einführung der Reichswährung.144 Für ein Gebiet mit 70 Millionen Menschen,145 war keine abschließende, aber tragfähige Münzverfassung vereinbart worden. Die norddeutsche Talerwährung, die Währung des Süddeutschen Münzvereins und die Österreichs standen nun mit einem erstmals dezimalen Münzgrundgewicht und einem festen Verhältnis zueinander auf einer festen Grundlage. Mit der Anerkennung des preußischen Talers als Vereinsmünze und der Hinnahme des Kontinuitätsbruchs für das süddeutsche Münzsystem war eine wichtige Vorentscheidung für die spätere Reichsmünzreform gefallen. Alle wesentlichen Elemente fußten nun auf mittel- und norddeutschen Traditionen, während süddeutsche Einflüsse sich nur noch im 900 Promille Feingehalt für die Hauptmünzen146 und in äußeren Gestaltungsmerkmalen bemerkbar machten.147 Trotz dieser Verbesserungen brachte der Wiener Vertrag jedoch keine wesentlichen Fortschritte zu den vorangegangenen Verträgen.148 1873 stellt deshalb Schmidt zu recht auch rückblickend fest: „Durch den Wiener Münzvertrag zwischen Oesterreich und den Staaten, welche früher den bei143 ZICH, Der Wiener Münzvertrag, S. 98; unter Bezugnahme auf Protokoll 38 der Vorverhandlungen vom 7. Januar 1857. 144 TRAPP / FRIED, Kleines Handbuch der Münzkunde, S. 100. 145 SCHULTZ, Kleine deutsche Geldgeschichte, S. 25; unter Bezugnahme auf: Albert SCHÄFFLE, Die deutsche Münzkonvention vom 24. Januar 1857, volkswirtschaftlich und politisch betrachtet, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 13, 1857, S. 264-327, hier: S. 275f. 146 HAHN / ZICH, Vor 150 Jahren, S. 152; siehe auch Artikel V des Münchner Münzvertrages. 147 KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 23. 148 Trotz seiner Kritik an dem nicht vollzogenen Übergang zur Goldwährung und der nur kurzen Zeit die der Wiener Vertrag auch Österreich umfasste, lobt LOEHR, dass die Konvention „wesentliche technische Verbesserungen im Münzwesen schuf und jedenfalls eine anerkennenswerte Vorarbeit für die folgende Münzreform von 1871-1873 geleistet hat“, LOEHR, Die deutsch-österreichische Münzkonvention, S. 166; worin diese „wesentlichen“ technischen Verbesserungen liegen sollten, nennt er jedoch nicht.
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den Conventionen von München und Dresden beigetreten waren, trat in Beziehung auf diese letzteren keine wesentliche Veränderung ein, nur daß einige Mittelstaaten, wie z.B. Sachsen-Meiningen von der Gulden= zur Thalerwährung übergingen.“149 Mit dem Wiener Münzvertrag von 1857 wurden die grundlegenden Festlegungen des Dresdner Münzvertrages von 1838 erstmals auch auf Österreich ausgedehnt. Schmidt betont diese im Verhältnis zu den für die bisherigen Vertragsstaaten weitgehenden Auswirkungen: „Dagegen verließ Oesterreich seinen 20 Guldenfuß und schloß sich in der Art genau an den Thalerfuß an, daß gerade 6 österreichische Gulden = 4 Thaler waren, was auf die Mark bewertet einen Uebergang zum 21 Guldenfuß bildet.“150 Österreich gelang so der währungstechnische Anschluss an die Zollvereinsstaaten.151 Diese Einbeziehung Österreichs war jedoch nicht nachhaltig. Mit dem Staatsvertrag von 1867 wurde Österreich gezwungen, aus einer gemeinsamen deutschen Münzpolitik wieder auszuscheiden. Auch wenn immer noch nicht alle deutschen Staaten den Verträgen beigetreten waren, war die Einführung einer Reichswährung damit zumindest mental auch in der Bevölkerung vorbereitet. Das galt auch für die nicht teilnehmenden Staaten, da ihr Geldumlauf faktisch von dem Münzsystem der Vertragsstaaten zum Teil ganz wesentlich mit beeinflusst wurde. Neben den qualitativen Festlegungen sollten nämlich auch die quantitativen Folgen, die des Dresdner Vertrages deutlich übertreffen. Hatte die Ausmünzung von Vereinsmünzen zwischen 1838-1857 noch deutlich unter der von Landeskurantmünzen der Vereinsstaaten gelegen, „wurde von 1857-1871 in den Zollvereinsstaaten an Vereinsmünzen (Ein- und Zweitalerstücken) eine Summe von 229 Millionen Talern ausgeprägt, während die gleichzeitigen Ausmünzungen von Landeskurantgeld der Taler- und der süddeutschen Guldenwährung nur 6 1/3 Millionen Taler betrugen.“152 Zu dieser deutlichen Zunahme hatte beigetragen, dass nun auch der Taler, und nicht nur der Doppeltaler, als Vereinsmünze anerkannt waren. Dass zwischenzeitlich auch Mecklenburg, wenn auch in bescheidenem Umfang und ohne Beitritt zu den Verträgen, die Parameter der Vereinsstaaten für seine Hauptmünzenprägung übernahm, unterstreicht den Erfolg der Verträge. Dennoch blieb es bei dem Grundsatz, dass nicht alle Kurantmünzen, sondern nur die im Vertrag als „Vereinsmünzen“ bezeichneten unbegrenzt
149 SCHMIDT, Die Münzen, S. 37. 150 Ebd. 151 SCHWARZER, Einleitung, S. 27f. 152 Von der letzteren Summe entfielen ca. 2 Mio Taler auf 1/3 und 1/6 Taler der Talerwährung und 4 1/3 Mio Talersumme auf die Guldenwährung, HELFFERICH, Das Geld, S. 156f.
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in den Vertragsstaaten gültig waren. Die Landeskurantmünzen hingegen konnten, mussten aber nicht in den anderen Staaten angenommen werden.153 Den Durchbruch zur Goldwährung, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in immer mehr Staaten der Standard werden und auch eine Grundentscheidung für die Reichswährung werden sollte, brachte der Wiener Vertrag allerdings nicht. Selbst Befürworter einer Goldwährung räumten ein, dass der Zeitpunkt für die Einführung vielleicht noch nicht reif war, bemängelten aber die „Verbarrikadierung“ die der Wiener Vertrag gegen die Goldwährung aufgebaut habe und sogar „die einzelnen Vereinsstaaten zwingt, aus ihrer Landeswährung alle Ansätze zu einer Goldwährung zu entfernen“.154 Mit der Einführung des Zollpfundes statt des noch aus dem Mittelalter stammenden Münzgewichtes „Kölner Mark“ war nun auch eine wesentliche Grundlage für die Einführung des metrischen Systems geschaffen worden. Mit der gleichzeitigen etwas mehr als Verdoppelung des Münzgrundgewichtes und des Münzfußes änderte sich an den ausgeprägten Talern damit allerdings nur wenig: Zwar reduzierte sich das Gesamtgewicht von 22,272 auf 18,519 Gramm, das relevantere Feingewicht blieb aber annähernd gleich und fiel nur von theoretischen 16,704 auf 16,667 Gramm.155 Mit dem Hinweis auf die zwischenzeitlich durch die Zirkulation eingetretene Abnutzung der bisherigen 14 Talerfußmünzen konnten die 14 und 30 Talerfußmünzen gleichgestellt werden.156 Gleiches galt für die Guldenwährung; Nelkenbrecher schreibt 1871: „233,855 : 500 geben nur 52,382; da man nun dafür 52 1/2 angenommen, so ist der neue Münzfuß um 0,225%, also ziemlich 1/4 % geringer als die seitherige süddeutsche Währung. Es sollten aber die neuen Münzen den alten gleich geachtet werden.“157 Mit dem Zollpfund als Münzgrundgewicht nach dem metrischen System war deutlich darauf hingewiesen worden, dass man für die nächste Reform auch die Ausmünzung der Dezimalteilung zu unterwerfen zu wollen für eine logische Folge hielt. Während dies für die Gründungsstaaten des Deutschen Reiches erst nach der Reichsgründung erfolgte, führte Österreich
153 SCHULTZ, Kleine deutsche Geldgeschichte, S. 23. 154 LOEHR nennt in seinem Vortrag von 1930 Zeitgenossen, LOEHR, Die deutschösterreichische Münzkonvention, S. 160. 155 Tabellenwerte aus: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 262. 156 „Da aber nach dem Verhältnis von 233,8555 zu 500 nur 29,93307 Thaler geschlagen werden sollen, so ist der neue, mit dem 1.Mai 1857 in Kraft getretene Münzfuß um ziemlich 1/4 % geringer, als der 14 Thlr.=Fuß. Dieser Unterschied wird aber faktisch durch die Abgenutztheit der in Cirkulation befindlichen seitherigen Münzen aufgehoben, …“, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 57. 157 Ebd., S. 160f.; für Frankfurt am Main.
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konsequenterweise ein neues Kleinmünzensystem mit der Teilung des Guldens in 100 Kreuzer schon ab 1857 ein.158 Bei den Kleinmünzen hatte sich zwar die dezimale Teilung und ein neuer Scheidemünzenbegriff, der auf Mengenbegrenzungen verzichtete, noch nicht durchsetzen können, aber der sächsische Vorschlag war in der Welt und sollte seine Wirkung mit einer zeitlichen Verzögerung später noch entfalten. Nur Österreich nutzte die Reform, um seine Gulden zukünftig in 100 Kreuzer zu unterteilen und musste daher ein erhebliches Volumen an Kleinmünzen prägen.159 Auch Oldenburg, das den Taler statt in 72 Grote à 5 Schwaren nun, nach, abgesehen von den Nominalbezeichnungen, preußischen Vorbild, in 30 Groschen à 12 Schwaren prägte, musste seinen gesamten Kleinmünzenumlauf auswechseln.160 Gleiches gilt für Schaumburg-Lippe, das den Taler nun nach dem preußischen Vorbild in 30 Silbergroschen à 12 Pfennige, statt wie zuvor in 24 Groschen à 12 oder 36 Mariengroschen à 8 Pfennige unterteilte.161
3.5 Süddeutscher Münzvertrag von 1858 (Vertrag über das Münzwesen des Süddeutschen Münzvereins vom 7. August 1858)162 Der Süddeutsche Münzvertrag von 1858 sollte die Bestimmungen der früheren Verträge des Süddeutschen Münzvereins und des Wiener Münzvertrags von 1857 ergänzen.163 3.5.1 Historischer Hintergrund/Anlass Die Regelungen des Dresdner Münzvertrages von 1838 hatten denen des Münchner Münzvertrages von 1837 nicht widersprochen. Der Wiener Vertrag von 1857 hatte jedoch mit dem Zollpfund ein anderes Münzgrundgewicht und darauf aufbauend andere Münzfüße zugrunde gelegt als dies der Süddeutsche Münzverein in seinem Münchner Vertrag von 1837 bestimmt 158 Peter JAECKEL, Die Münzprägungen des Hauses Habsburg 1780-1918 und der Republik Österreich seit 1918, Basel 41970, S. 12; RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit, S. 156. 159 ZICH, Der Wiener Münzvertrag, S. 117. 160 Ebd. 161 Ebd. 162 Vertrag über das Münzwesen des süddeutschen Münzvereins vom 7. August 1858 (Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten, Jahrg. 1859 S. 281), in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 438-440. 163 Siehe Vorbemerkung des Vertrages vor Artikel 1, ebd., S. 438.
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hatte. Sollte der Süddeutsche Münzverein als solcher bestehen bleiben, musste der Vertrag von 1837 den Bestimmungen des Wiener Münzvertrages von 1857 also angepasst werden. Es bot sich an, bei dieser Gelegenheit auch die geringe Regelungsdichte des Münchner Vertrages von 1837 und der Konvention von 1845 bezüglich der Kleinmünzen unterhalb von 3 Kreuzern soweit wie möglich mit zu klären. 3.5.2 Vertragsstaaten Folgende Staaten traten dem Vertrag bei: Preußen (nur für Hohenzollern), Bayern, Württemberg, Baden, Großherzogtum Hessen (Hessen-Darmstadt), Sachsen-Meiningen, Nassau, Schwarzburg-Rudolstadt, Hessen-Homburg und die Freie Stadt Frankfurt. Schwarzburg-Rudolstadt trat gemäß Artikel 1 des Vertrages nur für die Oberherrschaft dem Vertrag bei.164 3.5.3 Wesentlicher Vertragsinhalt, insbesondere in Bezug auf Kleinmünzen Als Münzgrundgewicht wurde nunmehr, gemäß dem Wiener Vertrag, das Zollpfund von 500 Gramm in Artikel 1 des Vertrages festgesetzt. Dem entsprechend musste auch der Münzfuß angepasst werden. Statt 24 1/2 Gulden aus der Kölner Mark wurden nun 52 1/2 Gulden aus dem Zollpfund ausgemünzt. Das Mischungsverhältnis der 2 Gulden-, Gulden- und Halbguldenstücke wurde entsprechend dem Wiener Vertrag auf 900 Promille Feinsilber festgesetzt (Artikel 5). Für den 1/4 Gulden war zwar nur ein Mischungsverhältnis von 520 Promille Silber zu 480 Promille Kupfer vorgeschrieben (mit Ausnahme einer Probe des Staates Baden (AKS Nr. 129) wurde der 1/4 Gulden jedoch nicht ausgeprägt). Für die Silberkleinmünzen wurden gemäß Artikel 11 des Vertrages nicht 52 1/2 Gulden wie bei den Kurantmünzen, sondern 58 Gulden aus einem Pfund feinem Silber ausgemünzt. Diese Bestimmung bezog sich, wie in der besonderen Übereinkunft zum Münchner Münzvertrag, nur auf die 6 und 3 Kreuzerstücke. Wie in Artikel 1 der besonderen Übereinkunft von 1837 blieb die Ausprägung von 1 Kreuzerstücken aus Silber oder Kupfer und Teilstücken des 1 Kreuzers dem Ermessen der einzelnen Staaten überlassen. Artikel 12 des Vertrages stellte die gegenseitige Annahme von 1 Kreuzer oder Teilstücken des Kreuzers ins Ermessen der einzelnen Staaten. Da diese Formulierung keine Verpflichtung enthielt, kann sie als Anregung verstanden werden, eine solche gegenseitige Annahme zu erklären. Für den Fall, dass aber 1 Kreuzerstücke in Silber ausgeprägt werden sollten, durften sie in keinem leichteren Münzfuß als zu 60 3/8 Gulden aus einem Pfund fei164 Vgl. Convention zur weitern Ausbildung und Vervollständigung des süddeutschen Münzwesens, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 425f.
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nem Silber ausgeprägt werden. Bei der Ausprägung von 1 Kreuzerstücken oder Teilstücken des Kreuzers aus Kupfer sollten aus einem Zollzentner Kupfer nicht mehr als der Wert von 196 Gulden geprägt werden. Artikel 13 setzte den Silbergehalt der 6 und 3 Kreuzerstücke auf 350 Promille fest. Der Durchmesser der 6 Kreuzerstücke sollte 20 und der 3 Kreuzerstücke 17 mm betragen. Artikel 13 setzte auch fest, dass das Avers das Wappen des ausmünzenden Staates mit einer die Münze als Scheidemünze bezeichnenden Umschrift, das Revers die Wertangabe nebst Jahreszahl in einem Kranz von Eichenlaub aufwies. Bayern hatte für die Rückseite die Ausprägung des jeweiligen Landeswappens gefordert, während Baden, wiederum erfolgreich, den Eichenkranz durchsetzte. Mit dem einheitlich gestalteten Eichenkranz sollte nicht nur die Nachahmung von Fälschern erschwert werden, sondern auch ein „sichtbares Zeichen“ „deutscher Einigkeit“ und „echt föderativen Wirkens der Souveräne“ gesetzt werden.165 Die maximale Fehlergrenze im Feingehalt wurde auf 7 Promille, bezogen auf das Münzgrundgewicht und für die Einzelmünze auf 1 Prozent festgesetzt. Die Herabsetzung der Scheidemünzen im Wert war nach Artikel 14 verboten. Die Außerkurssetzung durfte nur nach einer Einlösefrist zulässig sein. Münzen mit undeutlich gewordenem Gepräge sollten eingezogen werden. Artikel 16 schrieb vor, die 6 und 3 Kreuzerstücke von vor 1807 ebenfalls einzuziehen. Um den Umlauf an Scheidemünzen zu begrenzen, regelte Artikel 17, dass in den Jahren zwischen 1859 und 1864 grundsätzlich keine neuen 6 und 3 Kreuzerstücke geprägt werden sollten. 3.5.4 Folgen Mit dem Süddeutschen Münzvertrag von 1858 konnte der Süddeutsche Münzverein weiter bestehen, ohne die Verpflichtungen aus dem Wiener Vertrag von 1857 zu verletzen. Wesentliche inhaltliche Impulse gingen von dem Münzvertrag von 1858 nicht aus. Bis zur Einführung der Reichswährung konnte eine Harmonisierung der kleineren Scheidemünzen von 1 Kreuzer und darunter nicht für alle Mitgliedstaaten erreicht werden.
165 WIELANDT, Badische Münz- und Geldgeschichte, S. 315.
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3.6 Staatsvertrag von 1867166 Staatsvertrag zum Ausscheiden Österreichs und Liechtensteins aus dem Wiener Münzvertrag von 1857 3.6.1 Historischer Hintergrund/Anlass Der Staatsvertrag von 1867 war Folge des Preußisch-Österreichischen Krieges von 1866: Mit dem Sieg Preußens war Österreich aus dem Deutschen Bund heraus gedrängt worden. Preußen beabsichtigte, auch in den münzpolitischen Fragestellungen keine österreichische Konkurrenz für den preußischen Führungsanspruch zuzulassen. Artikel 13 des Prager Friedensvertrages vom 23. August 1866 hatte eine entsprechende Aufhebung des Münzvertrages von 1857 bereits vorbehalten. 3.6.2 Vertragsstaaten Die Vertragsstaaten entsprachen denen des Wiener Vertrages von 1857. Der preußische Führungsanspruch wird jedoch schon in der Formulierung des Artikels 1 deutlich. Genannt wird zuerst das Königreich Preußen mit „den übrigen durch die Münzkonvention vom 30. Juli 1838 verbundenen Staaten“.167 Der Titel des Vertrages lautete daher: „Staatsvertrag zwischen Preußen für Sich sowie im Namen und in Vertretung von Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen, Sachsen-WeimarEisenach, Oldenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Koburg-Gotha, Sachsen-Altenburg, Braunschweig, Anhalt, Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Waldeck und Pyrmont, Reuss älterer Linie, Reuss jüngerer Linie, Schaumburg-Lippe und Lippe einerseits, und Oesterreich für Sich, sowie im Namen und in Vertretung von Liechtenstein, andererseits,
166 Staatsvertrag zwischen Preußen für Sich, sowie im Namen und in Vertretung von Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen, Sachsen-Weimar-Eisenach, Oldenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Koburg-Gotha, Sachsen-Altenburg, Braunschweig, Anhalt, Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Waldeck und Pyrmont, Reuß älterer Linie, Reuß jüngerer Linie, Schaumburg-Lippe und Lippe, einerseits, und Oesterreich für Sich, sowie im Namen und in Vertretung von Liechtenstein, andererseits, betreffend das Ausscheiden des Kaiserthums Oesterreich und des Fürstenthums Liechtensteins aus dem Deutschen Münzverein vom 13. Juni 1867 (Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten S. 1801), in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 440f. 167 Staatsvertrag zwischen Preußen für Sich, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 441.
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betreffend das Ausscheiden des Kaiserthums Oesterreich und des Fürstenthums Liechtenstein aus dem deutschen Münzverein vom 13. Juni 1867“.168 Die Staaten, die dem Dresdner und Wiener Vertrag nicht beigetreten waren, waren daher auch nicht Vertragspartner des Staatsvertrages von 1867. 3.6.3 Wesentlicher Vertragsinhalt, insbesondere in Bezug auf Kleinmünzen Dass der Titel des Vertrages (siehe oben) nicht die Formulierung „Wiener Münzvertrag“, sondern „Deutscher Münzverein“ nutzt, zeigt, dass man die Paradoxie, dass Österreich mit der Hauptstadt Wien aus dem Wiener Münzvertrag ausschied, auflösen wollte. Mit dem Staatsvertrag von 1867 schieden Österreich und Liechtenstein aus dem Wiener Münzvertrag aus. Entsprechend war die zentrale Regelung in Artikel 1, dass die Verpflichtungen aus dem Dresdner Münzvertrag „in Bezug auf das Kaiserthum Oesterreich und das Fürstenthum Liechtenstein mit Ablauf des Jahres 1867 ... außer Wirksamkeit“ treten. Die weitere münzpolitische Entwicklung konnte nun auch „kleindeutsch“ gelöst werden. Direkte Entwicklungs- oder gar Konvergenzimpulse sind dem Vertrag nicht zu entnehmen. Ein indirekter Entwicklungs- und Konvergenzimpuls ergab sich daraus, dass Preußen nach der Überwindung des deutschen Dualismus die Entscheidung dominieren konnte. Dazu gehörten auch die weiteren Entwicklungen in der deutschen Münzprägung ab 1871. Mit dem Staatsvertrag von 1867 war jedoch bezüglich des Münzwesens eine gesamt-, aber kleindeutsche Lösung geschaffen worden. 3.6.4 Folgen Auch wenn sich direkte inhaltliche Folgen aus dem Staatsvertrag von 1867 nicht ergaben, hat er die Einführung einer späteren Reichswährung vorbereitet. Ohne die Herausdrängung Österreichs aus der „deutschen Frage“ wäre es mehr als fraglich gewesen, ob es zur Reichsgründung gekommen wäre. Ohne die Reichsgründung mit klarer preußischer Dominanz wäre es ebenso fraglich gewesen, ob es zu den Regelungen der bisherigen Münzverträge weitere Schritte bis hin zu einer Vollintegration auf eine Reichswährung gegeben hätte.
168 Ebd.
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3.7 Der Beitrag der deutschen Münzverträge zur Vorbereitung der Einführung einer Reichswährung Nach dem Ende des Alten Reiches als staatliches Gebilde konnten keine Rechtsakte wie Reichsmünzordnungen für Deutschland als Ganzes erlassen werden. Dennoch gab es das Bedürfnis, die Münzverhältnisse zwischen den nunmehr staatsrechtlich völlig souveränen deutschen Staaten zu ordnen. Dafür war es jedoch teilweise auch erforderlich, dass innerhalb der Staaten das (Klein)Münzensystem harmonisiert wurde. Insbesondere die preußische Münzreform von 1821, die das gesamte Münzsystem für alle preußischen Provinzen vereinheitlichte, hat erst die Grundlage dafür geschaffen, dass Preußen seinerseits Verträge zur Vereinheitlichung des Münzwesens mit anderen Staaten treffen konnte. Mit dem Münchner Münzvertrag von 1837 hatten sich zunächst die süddeutschen Staaten auf ein gemeinsames Münzgrundgewicht und einen gemeinsamen Münzfuß geeinigt, der in Voraussicht auf eine Einigung mit Preußen mit dem 14 Talerfuß kompatibel war. Mit dem Dresdner Münzvertrag von 1838 einigten sich die beiden großen Währungsgebiete auf das gemeinsame Münzgrundgewicht und setzten ihre Münzfüße in ein festes Verhältnis. Mit dem Wiener Münzvertrag wurde nun mit dem Zollpfund ein metrisches Münzgrundgewicht geschaffen. Da mit Ausnahme von Bremen, Hamburg, Lübeck, der beiden Mecklenburg und Holstein169 sämtliche deutsche Staaten dem Wiener Münzvertrag beigetreten waren, galt nun wie in fast allen deutschen Staaten der 30 Talerfuß aus dem 500 Gramm Zollpfund als Münzgrundgewicht, das fast dem ursprünglichen 14 Talerfuß aus der Kölner Mark von rund 234 Gramm entsprach.170 Anders als bei den Hauptmünzen waren dagegen die Verhältnisse bei den Kleinmünzen nur in Ansätzen vereinheitlicht worden: Die Besondere Übereinkunft, die Scheidemünzen betreffend, zum Münchner Münzvertrag hat zunächst nur für die größeren Kleinmünzen Regelungen gefunden. Der Dresdener Münzvertrag regelte hauptsächlich das Verhältnis zwischen Gulden und Talerwährung. In Bezug auf die Kleinmünzen beschränkte sich der Dresdener Vertrag darauf, das Umlaufvolumen für Kleinmünzen zu beschränken und eine Herabsetzung der Silberkleinmünzen durch einen Umwechslungszwang zu verhindern. Auch der letzte große Münzvertrag des 19. Jahrhunderts, der Wiener Münzvertrag, fand keine abschließenden Regelungen zu den Kleinmünzen. Dies gilt ebenfalls für den Süddeutschen
169 Der dänische König war als Landesherr von Holstein und Schleswig nur für Holstein, nicht aber für Schleswig Mitglied des Deutschen Bundes. 170 Auch die nicht beigetretenden Staaten übernahmen zum Teil die in den Verträgen vereinbarten Münzgrundgewichte und Münzfüße durch Gesetz, aber ohne den Verträgen nachträglich beizutreten.
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3. Die deutschen Münzverträge
Münzvertrag von 1858, der nur die Verhältnisse des süddeutschen Münzvereins regelte. Mit der grundsätzlichen Verlagerung der Münzgesetzgebung auf das Reich ab 1871 waren Münzverträge zwischen den deutschen Staaten nun nicht mehr erforderlich. Die Landesmünzgesetzgebungen beschränkten sich grundsätzlich darauf, die Reichswährung vorzeitig einzuführen und alte Münzen außer Kurs zu setzen. Bis zur Reichsgründung hatten die Münzverträge somit zwar die Verhältnisse der Silberkleinmünzen zu einem Teil geordnet, aber kaum Regelungen für die noch kleineren Nominale gefunden. Während des 19. Jahrhunderts zeigten sich aber weitere Entwicklungs- und Konvergenzimpulse, die außerhalb von staatsrechtlichen Münzverträgen lagen. Es bleibt dennoch festzuhalten, dass die Münzverträge der deutschen Staaten vor der Reichsgründung eine einheitliche Reichswährung ganz wesentlich mit vorbereitet haben.171
171 So auch KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 11.
4. DIE ENTWICKLUNG DER MÜNZPRÄGUNG IN DEN DEUTSCHEN WÄHRUNGSGEBIETEN UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER KLEINMÜNZEN Dieses Kapitel beschreibt für alle eigenständigen deutschen Staaten in der Zeit zwischen 1806 bis 1873 die Entwicklung der Kleinmünzenprägung. Mit Ausnahme von Lübeck haben in dieser Zeit alle deutschen Staaten Münzen hergestellt. Nicht alle münzprägenden Staaten haben jedoch in dieser Zeit Kleinmünzen ausgeprägt (Stolberg-Wernigerode und Würzburg, Stadt). Neben den selbstständigen Staaten münzten auch zwei abhängige Gebiete noch Kleinmünzen, nämlich die Hansestädte Rostock und Wismar, die zum Staatsgebiet Mecklenburg-Schwerin gehörten. Nicht in allen Staaten, die Kleinmünzen ausprägten, geschah dies stetig. Teilweise wurde nur sehr kurzzeitig geprägt, wie zum Beispiel in den nur wenige Jahre bestehenden selbstständigen Gebieten Berg, Danzig, Großherzogtum Frankfurt und den Fürstprimatischen Staaten. Der Vollständigkeit halber sind jedoch auch die münzgeschichtlichen Situationen dieser Staaten in gebotener Kürze aufgeführt, auch wenn von ihnen keine oder kaum Impulse für die weitere Entwicklung des deutschen Münzwesens ausgingen. Zum anderen haben nicht alle bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein bestehenden Staaten stetig Kleinmünzen geprägt. Während große Staaten, wie zum Beispiel Preußen, oft jährlich, zumindest aber regelmäßig Kleinmünzen herstellten, gab es zum Beispiel in Bremen eine Prägepause zwischen 1820 (AKS Nr. 11) und 1841 (AKS Nr. 12) und einige Staaten des süddeutschen Münzvereins stellten die Prägung ab 1857 sogar ganz ein. Bei verschiedenen, nicht allen, Staaten ist die Münzprägung in bis zu sieben Prägeperioden eingeteilt worden. Die Zuordnung der Münzen zu einer einzelnen Prägeperiode kann nicht immer trennscharf abgegrenzt werden. Dennoch ist im Folgenden, wo es sich anbot, dieser Versuch unternommen worden, um mit der Abgrenzung einzelner Prägeperioden voneinander grundsätzliche Entwicklungstendenzen aufzuzeigen. Nur unwesentliche Veränderungen, zum Beispiel die Veränderung des Feingehaltes nach den Vorschriften des Wiener statt des Münchner Münzvertrages oder veränderte Monogramme nach Herrscherwechseln haben allein nicht zu einer Unterteilung in Prägeperioden der Mitgliedstaaten geführt. Teilweise gab es bei den Prägeperioden auch zeitliche Überlappungen. Diese sind in erster Linie darauf zurückzuführen, dass Änderungen in der Gestaltung gelegentlich nicht zeitgleich für alle Nominale vorgenommen werden konnten. Insbesondere bei kleineren Staaten ist festzustellen, dass zunächst nur einzelne Nominale in der Gestaltung geändert wurden, während bei anderen Nominalen die Gestaltung, ggf. mit Umschneidung der Jahreszahl im Stempel,
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zunächst beibehalten wurde. Damit konnten nicht nur die Stempel, sondern ggf. auch noch verfügbare Rohlinge weiter verwendet werden. Varianten innerhalb eines und zwischen den Münztypen blieben dabei grundsätzlich unberücksichtigt, da sie für die Darstellung der wesentlichen Entwicklungslinien nicht von Bedeutung sind. Von Interesse ist nur, dass die Zahl der Varianten innerhalb eines Münztyps und zwischen den Münztypen im Laufe des 19. Jahrhunderts deutlich abnimmt und die Normierung der Münzen entsprechend zunimmt.
4.1 Das Taler-, Silbergroschen- und Pfenninggebiet nach preußischem Vorbild Die Staaten dieses Währungsgebietes prägten im Regelfall schon seit langem nach den alt hergebrachten Talersystemen mit der Teilung des Talers in 24 Groschen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts legten sie für die Hauptmünzen den 14 Talerfuß zugrunde, der später wegweisend für die Silbermünzen der Reichswährung werden sollte. Der Taler wurde schließlich in 30 Silbergroschen, dieser, wie bisher, in 12 Pfenninge geteilt. Dem 14 Talerfuß und der neuen Teilung des Silbergroschens hatten sich manche Staaten zunächst nur zögerlich angeschlossen. Aufgrund der hohen Prägevolumina dominierten die preußischen Münzen den Geldumlauf der anderen norddeutschen Staaten in immer stärkerem Maße. Hinzu kam dass der neue preußische Silbergroschen einen geringeren Silberanteil als der vorherige hatte und diesen gemäß dem Gresham`schen Gesetz leichter verdrängen konnte. Gleiches galt auch für den neuen Pfenning, der als 1 /12 des neuen Silbergroschens nun auch entsprechend weniger wert war als zuvor als Pfennig mit einem Wert als 1/12 des alten „schwereren“ Groschens. In diesem Kapitel werden zunächst die Entwicklungen innerhalb Preußens dargestellt, das mit seiner Münzreform von 1821 die Entwicklung dieses Währungsgebietes maßgeblich prägte und auch die Grundlage für das Währungsgebiet nach sächsischen Vorbild schuf, das dann seinerseits auf dem sich dann kaum noch weiterentwickelnden preußischen System aufbaute. Nach der Darstellung der preußischen Entwicklungen folgen dann die Länder, die das preußische System übernahmen, in chronologischer Reihenfolge. Soweit eine enge staatsrechtliche Verbindung dies nahelegte, wurde von einer strengen zeitlichen Reihenfolge abgewichen (Reuß, Schwarzburg, Oldenburg). Ein Sonderfall, zumindest für die Kleinmünzen, ist Hessen-Kassel, das das preußische Silbergroschensystem nur in Teilen übernahm. Obwohl diese teilweise Übernahme schon sehr früh, nämlich schon 1841 erfolgte, ist es
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wegen seiner Abweichungen zum preußischen System hier am Ende dieses Kapitels aufgeführt. 4.1.1 Preußen Geschichte Die Niederlage Preußens gegen Napoleon 1806 bei Jena und Auerstedt brachte zunächst deutliche Gebietsverluste, die durch die Ergebnisse des Wiener Kongresses 1815 jedoch rückgängig gemacht oder durch andere Gebietsentschädigungen per Saldo sogar überkompensiert wurden. Insbesondere durch den Zugewinn des Ruhrgebietes wurde Preußen neben seiner traditionellen Rolle als Agrarstaat nun auch Industriestaat. Preußen blieb auch im 19. Jahrhundert janusköpfig: Neben der Durchführung großer Reformen (besonders 1807 bis 1813) folgte Preußen auch stark restaurativen Tendenzen (zum Beispiel in der „Heiligen Allianz“ zwischen Russland, Österreich und Preußen). Innerhalb des 1815 von den deutschen Fürsten gegründeten Deutschen Bundes musste sich Preußen zunächst mit einer Österreich nachgeordneten Stellung begnügen. Die 1849 von der Deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche angebotene Krone des „Kaisers der Deutschen“ lehnte König Friedrich Wilhelm IV. ab. Durch die Gründung des Deutschen Zollvereins 1834 begann Preußen das rivalisierende Österreich aus der deutschen Politik heraus zu drängen. Der Deutsch-Dänische Krieg um Schleswig-Holstein fand 1864 noch unter gemeinsamer preußisch-österreichischer Beteiligung statt. Mit dem preußischen Sieg über Österreich im so genannten Deutschen Krieg 1866 wurde der Ausschluss Österreichs aus der deutschen Politik vollendet. Einige mittelgroße Staaten, die auf Österreichs Seite standen (Hannover, Nassau, Kurhessen) und die Freie Stadt Frankfurt wurden annektiert und die Landgrafschaft Hessen-Homburg wurde an Preußen abgetreten.1 Preußen war nun die klare Führungsmacht des Norddeutschen Bundes und dominierte auch zusehends mehr die gesamtdeutsche Politik. Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71, der zur Gründung des Deutschen Reiches mit dem preußischen König Wilhelm I. als deutschen Kaiser führte, fand ohne österreichische Beteiligung statt. Münzsystem Während die preußische Münzpolitik des 18. Jahrhunderts sich mit Erfolg von dem versagenden Reichsmünzwesen emanzipierte, trug die preußische
1
Kurt JAEGER, Die Münzprägungen der deutschen Staaten vor Einführung der Reichswährung, Band 9: Königreich Preußen 1786 bis 1873, Basel 21970, S. 18.
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Münzpolitik des 19. Jahrhunderts wesentlich dazu bei, die deutsche Münzeinheit wieder zu gewinnen.2 Seit 1750 galt der von Philipp Grauman eingeführte 14 Talerfuß, der auch 21 Gulden galt. Danach wurden seit 1763 aus der Feinen Mark (233,856 Gramm Silber) 14 Taler geprägt: 14 Taler = 42 Dritteltaler = 84 Sechsteltaler = 168 Zwölfteltaler Der Taler galt = 24 Groschen = 288 Pfennige. Der Groschen galt damit 12 Pfennige.3 Dieses System galt jedoch nicht in allen Provinzen. So hatte zum Beispiel Schlesien statt der Pfennige und Groschen Kreuzer und Gröschel im Umlauf.4 In Schlesien wurde der (preußische) Reichstaler in 90 Kreuzer oder 120 Gröschel zu 3 Pfennige geteilt.5 In Ost- und Westpreußen teilte sich dieser Taler in 30 Düttchen (= Dreigröscher6), also in 90 Groschen zu 3 Schillingen. Der Taler unterteilte sich somit in 270 Schillinge.7 In Westfalen teilte sich der Taler in 36 Mariengroschen zu 8 Guten Pfennigen, der Taler somit in 288 Pfennige.8 In Posen teilte sich der Taler in 180 (kupferne) Groschen. 9 Der Posener Kupfergroschen entsprach damit im Wert dem preußischen halben Groschen,10 bzw. dem Wert von 6 brandenburgischen Pfennigen. Damit verhielten sich die Wertverhältnisse der Kleinmünzen der preußischen Provinzen zu den alten preußischen/brandenburgischen Pfennigen wie folgt:11
2
VON SCHRÖTTER,
3
ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 261.
4
Zur Einteilung des Talers (Reichsthaler) in den preußischen Provinzen siehe: JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 9, S. 27.
5
Ebd., S. 27; HAHN / KERND‘L, Friedrich der Große, S. 242.
6
Diese Münze entstammte ursprünglich der süddeutschen Gulden- und Kreuzerwährung. Es handelte sich eigentlich um ein Dreikreuzerstück, das in Ostpreußen „Dreigröscher“ oder „Düttchen“ genannt wurde, ebd., S. 68; diese mit einem Feingehalt von 222,22 Promille im 18. Jahrhundert in großen Stückzahlen geprägten Münzen wurden in Münzakten auch „Silbergroschen“ genannt, ebd., S. 232; die zwischen 1806 und 1811 hergestellten Goschen und Schillinge bestanden allerdings nur noch aus Kupfer, ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 42-45.
7
HAHN / KERND‘L, Friedrich der Große, S. 242; JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 9, S. 27.
8
Ebd.; HAHN / KERND‘L, Friedrich der Große, S. 242.
9
Siehe Umschrift auf ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 53; JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 9, S. 27.
10 Ebd.
Die preußische Münzpolitik, S. 117 (S. 575 des Reprint-Bandes).
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Tabelle 13: Wertverhältnisse zwischen den Kleinmünzen der preußischen Provinzen zu den alten preußischen/brandenburgischen Pfennigen Kleinmünzen der preußischen alte preußische/brandenburgische Provinzen Pfennige 1 Schlesischer Kreuzer 3,2 brandenburgische Pfennige 1 Schlesischer Pfennig 0,8 brandenburgische Pfennige 1 Ost-/Westpreußischer Groschen 3,2 brandenburgische Pfennige 1 Ost-/Westpreußischer Schilling 1,0667 brandenburgische Pfennige 1 Westfälischer Pfennig 1 Brandenburgischer Pfennig 1 Posener Groschen 6 brandenburgische Pfennige Quelle: Errechnet aus den jeweiligen Wertverhältnissen zum Taler, vgl. H AHN / KERND’L, Friedrich der Große, S. 241f.
Trotz dieser unterschiedlichen Kleinmünzensysteme der preußischen Provinzen war das Verhältnis dieser Kleinmünzen zu den Hauptmünzen lange Zeit relativ stabil, bis vor allem die kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem republikanischen und später dem napoleonischen Frankreich sich auch im preußischen Münzwesen auswirkten12: Über die Kleinmünzen schrieb Nelkenbrecher 1828: „Bis zum Jahre 1807 war dieselbe im kleinen Verkehr ganz unbedenklich zum vollen Nennwerth angenommen worden: auch in größeren Summen war sie mit einem geringen Verlust sehr häufig im Umlaufe. Nach dem Frieden zu Tilsit sank sie aber schnell, … daß von den alten Groschenstücken 36 für ein Thalerstück oder überhaupt für ein Thaler Courant gegeben wurden.“13 Mit Edikt vom 12. Dezember 1811 wurden die alten Scheidemünzen auf 4/7 ihres ursprünglichen Wertes herabgesetzt.14 Für einen Kurantthaler sollten nun 42 alte Groschen gezahlt werden. Der neu ausgebrochene Krieg verhinderte jedoch einen schnellen Umtausch. In der Provinzhauptstadt Königsberg wurde daher noch einige Jahre der Gulden (nicht der Taler!) zu 30 Groschen zu je 18 Pfennigen gerechnet. 15 Die Reduzierung der Umlaufmenge des alten Groschens wurde jedoch sukzessive fortgesetzt und eine umfassende Reform des preußischen Kleinmünzenwe-
11 HAHN / KERND‘L nennen auch die Wertverhältnisse für das Rheinland und Ostfriesland, die hier aber unberücksichtigt blieben, da für diese Provinzen seit 1806 nicht mehr ausgeprägt wurde. 12 Zwischen 1786 und 1806 waren in Preußen über 400 Mio. Groschen ( 1/24 Taler) hergestellt worden und damit „weit mehr, als der Verkehr bedurfte“, was eine „übermäßige Schwemme schlechter Scheidemünzen“ im Geldverkehr mit einer Abwertung dieser Münzen nach sich zog, SPRENGER, Harmonisierungsbestrebungen, S. 124, mit weiterem Nachweis bei VON SCHRÖTTER. 13 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 53f. 14 Mit der Herabsetzung der Billonscheidemünzen auf ihren Silbergehaltwert bekamen diese Münzen nach SCHWARZER „den Charakter von Kurantgeld“, SCHWARZER, Einleitung, S. 36. 15 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 182.
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sens vorbereitet.16 Das Edikt regelte darüber hinaus, dass niemand eine Summe, die in Kurantgeld bezahlt werden konnte, in Ausgleichsmünzen annehmen musste.17 Mit der preußischen Münzreform vom 30.09.182118 wurde das System modifiziert. Erklärtes Ziel war es, nach der Präambel „ein fest bestimmtes und leicht übersichtliches Verhältniß zu setzen“. Aus der Feinen Mark wurden gemäß Nr. 1. weiter 14 Taler19 bzw. die Billonscheidemünzen gemäß Nr. 8. im 16 Talerfuß20 ausgebracht. Der Taler galt nun gemäß Nr. 7. 30 Silbergroschen, die gemäß Nr. 11 weiter in 12 Pfennige geteilt wurden. Auf den Taler entfielen somit 360 Pfennige. Diese Unterteilung des Talers in 360 Pfennige hatte es zuvor schon in der Freien Stadt Danzig gegeben.21 Um die neuen Pfenninge (1 Taler = 360 Pfenninge) von den alten Pfennigen (1 Taler = 288 Pfennige) zu unterscheiden, wurde das Nominal auf den Münzen leicht umbenannt.22 Im kaufmännischen Verkehr wurde diese Unterscheidung, ebenso wenig wie im Gesetzestext, nicht gemacht, sondern die Bezeichnung „Pfennige“ selbst in dem damals führenden Kaufmannsbuch beibehalten. 23 Mit der Teilung in 30 neue Groschen statt in 24 Groschen nach dem mittelalterlichen Duodezimalsystem hatte man sich dem Dezimalsystem zumindest genähert, auch wenn es bei der Unterteilung des neuen Groschens in die für uns heute als unpraktisch empfundene 12er Teilung zu16 Ebd., S. 53f. 17 KLÜBER hebt zugleich die Abkehr der bisherigen preußischen Scheidemünzenpolitik hervor: „Damit war die seltsame Vorschrift des preussischen allgemeinen Landrechts (I.16.77.) unwirksam gemacht: daß ‚Zahlungen unter 10 Thalern, im Mangel anderer Bestimmungen, ganz in Scheidemünze, und unter 30 Thalern halb in Courant, halb in Scheidemünze angenommen werden müssen.‘“, KLÜBER, Das Münzwesen in Teutschland, S. 24f. 18 Gesetz über die Münzverfassung in den preußischen Staaten vom 30. September 1821, in: Gesetzsammlung für die Königlich Preußischen Staaten Nr. 673, S. 159-162; ebenso in: GRASSER, Deutsche Münzgesetze, S. 384-389. 19 „In sämmtlichen Silbergelde, nämlich ganzen, halben, Drittel, Sechstel und Zwölftel Thalern, ist die Mark feines Silber zu 14 Thalern ausgebracht, und sie bilden zusammen das umlaufende Courant.“, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 53f.; wobei anzumerken ist, dass der 1/12 Taler seit 1821 zunächst nicht mehr ausgeprägt wurde und der, dem 1/12 Taler im Wert entsprechende, ab 1842 eingeführte 2 1/2 Silbergroschen als Scheidemünze geprägt wurde, ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 82. 20 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 53. 21 Ein Reichstaler wurde in 4 Gulden zu je 30 Groschen unterteilt, der Groschen zu je 3 Pfennigen, womit auf den Taler 360 Pfennige entfallen, ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 105. 22 Erich NEUMANN, Die Münzen des Königreichs Preußen unter der Herrschaft der Hohenzollern 1701 bis 1918, 2. Bd., Köln 1998, S. 441. 23 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 51.
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nächst blieb. Der große Vorteil der Talerteilung in 30 Groschen war aber, dass der kaufmännische Verkehr den Taler nun zu 3 Gulden à 10 Pfennige rechnen konnte, was teilweise auch geschah.24 Die neuen Groschen im 34 1/2 Talerfuß25 waren bei gleichgebliebenem Münzfuß nur noch 4/5 der alten Groschen wert und wurden amtlich als Neugroschen bezeichnet,26 auch wenn (anders als im Königreich Sachsen) diese Nominalbezeichnung nicht aufgeprägt wurde. Das Gesetz regelte in Nummer 5, dass an Kurantmünzen nur noch Taler und 1/6 Taler, also keine halben, drittel und viertel Taler mehr geprägt werden sollten. Nummer 11 bestimmte als Kleinmünzennominale: „Silbergroschen, Sechspfennig=Stücke in Billon … Vier=, Drei=, Zwei= und Ein= Pfennig=Stücke in Kupfer“ wobei diese „soweit dies zur Ausgleichung im kleinen Verkehr nöthig seyn sollte, mehr aber nicht, in Umlauf gesetzt werden.“ Die Befürchtung dass ein über dem notwendigen Bedarf liegender Scheidemünzenumlauf zu einer Entwertung dieser Nominale im Verhältnis zu den Kurantmünzen führen würde, ist dieser Formulierung noch sehr deutlich zu entnehmen. Mit einer „Allerhöchsten Kabinettsordre“ vom 22. Juni 1823 wurde u.a. bestimmt: „Gewerbetreibende, so wie alle diejenigen, welche ihre Waaren öffentlich ausbieten, sollen von jetzt an allgemein gehalten seyn, die Preise in Preußischem Gelde, nach der neuen Eintheilung von 30 Silbergroschen auf den Thaler und 12 Pfennige zu stellen.“27 Trotz einer weiteren „Allerhöchsten Kabinettsordre“ vom 25. Oktober 1825, mit der nun alle Rechnungen im System 1Taler= 30 Silbergroschen geführt werden sollten,28 waren in diesem Jahr in der Rheinprovinz noch Kupfermünzen des 18. Jahrhunderts aus Jülich-Berg, dem Bistum Münster, Aachen und dem Kurfürstentums Trier im Umlauf.29 In Vorpommern dauerte die Beseitigung der alten Rechnungsarten bis 1832, in der Rheinprovinz bis 1850.30 In Berlin waren aber die vor 1821 hergestellten Scheidemünzen bereits 1828 beseitigt.31 Dazu hat eine weitere Kabinettsorder vom 25. November 1826 beigetragen. § 14 Satz 2 des Gesetzes über die Münzverfassung vom 30. September hatte geregelt „Im Privatverkehr bleibt jede der bisher erlaubten Be24 Z.B. in Danzig, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 132. 25 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 58. 26 HAUPT, Kleine sächsische Münzkunde, S. 158. 27 GStA I. HA Rep. 77 Ministerium des Innern Tit. 32 Nr. 22 (ohne Blattnummer). 28 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 51; GStA I. HA Rep. 77 Ministerium des Innern Tit. 32 Nr. 22 (ohne Blattnummer). 29 SCHNEIDER, Pfennige – Heller – Kupfergeld, S. 154. 30 VON SCHRÖTTER, Die preußische Münzpolitik, S. 120 (S. 578 des Reprint-Bandes). 31 „Die alte Scheidemünze ist sämmtlich außer Umlauf gesetzt und eingeschmolzen worden, so daß davon gar nichts mehr im Verkehr zum Vorschein kommt.“, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 53f.
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rechnungsart auch ferner gestattet“. Diese Ausnahme entfiel nun durch die neue Kabinettsorder, die zugleich „jede dagegen entdeckte Kontravention polizeilich“ unter Strafe stellte.32 Diese Bestimmung wurde in einer weiteren Kabinettsorder vom 30. November 1829 „wegen Verbreitung der neuen Scheidemünze in die westlichen Provinzen der Monarchie, auf die östlichen Provinzen“ zum Teil wortgleich wiederholt.33 Preußen führte weiterhin eine, zu der Zeit als vorbildlich angesehene Scheidemünzenpolitik, die dem Hauptgrundsatz folgte „die Nachfrage nach Kleingeld immer etwas den Bestand daran überschreiten zu lassen“.34 Selbst für die immerhin im 16 Talerfuß geprägten Silbergroschen und halben Silbergroschen wurde festgestellt: „man sieht davon nur soviel, als die Auseinandersetzung im kleinen Verkehr erfordert“.35 Zur Annahme von Kleinmünzen war man nur bis zur notwendigen Mindestsumme von 1/6 Taler verpflichtet.36 Dass dieses neue preußische Münzsystem gut funktionierte sah man darin, dass fremde Münzsorten nur in Gold umliefen und für andere fremde Sorten festgestellt wurde: „Silbermünzen kommen nur im kleinen Verkehr vor, und es wird kein Cours davon öffentlich bekannt gemacht.“37 Auch bei der späteren Einführung des 2 1/2 Silbergroschennominals, einer Scheidemünze, die den alten als Kurantmünze geprägten 1/12 Taler ersetzte, war man darauf bedacht, nicht den Eindruck zu erwecken, das Geld würde „schlechter“. Die Ausprägung wurde mit dem Bedarf an „kleiner Münze“ gerechtfertigt und betont, dass „die bisher nur zum Betrage von 3.325.000 Rthlr. in ganzen und in halben Silbergroschen ausgeprägte Scheidemünze für das Bedürfniß des Verkehrs nicht ausreicht“, deshalb wurde zugleich festgelegt „Mit der Einziehung der zum Betrage von 15 Millionen Thaler in Umlauf gewesenen alten Einzwölftel=Thalerstücke soll fortgefahren, und der eingezogene Betrag, soweit es das Bedürfniß erfordert, in neue zwei und einen halben Silbergroschenstücke, der übrige Betrag aber in Kourantgeld umgeprägt werden“.38 Da diese Verordnung erst am 1. Juli 1843 veröffentlicht wurde, die Prägung aber bereits im Jahr zuvor eingesetzt hatte (AKS Nr. 83), spricht viel dafür, dass diese Verordnung die am Zahlungsverkehr Teilnehmenden beruhigen sollte, anstatt in erster Linie die Maßgaben für die Ausprägung zu regeln.
32 GStA I. HA Rep. 77 Ministerium des Inneren Tit. 32 Nr. 22 (ohne Blattnummer). 33 Ebd. 34 VON SCHRÖTTER, Die preußische Münzpolitik, S. 119 (S. 577 des Reprint-Bandes). 35 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 53f. 36 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 53. 37 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 54. 38 Verordnung, betreffend die Ausgabe von zwei und einen halben Silbergroschen=Stücken Scheidemünze. Vom 28. Juni 1843, Gesetzsammlung für die Königlichen Preußischen Staaten, Nr. 21, Nr. 2357.
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Das preußische Zollsystem von 1818 zwang die Kleinstaaten, die als Anrainer zu Preußen von diesem abhängig waren, sich schrittweise dem preußischen Zoll- und Verbrauchssteuergebiet anzuschließen. 1823 gliederte sich Anhalt-Bernburg, 1828 Anhalt-Köthen, Anhalt-Dessau und HessenDarmstadt wirtschaftlich an Preußen an. Diese Zusammenschlüsse haben den Zusammenschluss zu Zollvereinen, insbesondere dem Deutschen Zollverein, erheblich befördert.39 Im Anschluss daran wurde auch das preußische Silbergroschensystem für viele Staaten vorbildlich. Immer mehr Staaten des Taler- und Silbergroschengebietes stellten ihre eigene Münzprägetätigkeit ein und ließen von preußischen Münzstätten, insbesondere von Berlin, prägen. Bis sich die neuen Münzen auch im Rechnungssystem durchsetzten, dauerte es jedoch einige Jahre. Für 1848 wird festgehalten: Im kleinen Verkehr ist jedoch die vormals gewöhnliche Rechnung in Thalern zu 24 gute Groschen oder Courantgroschen von 12 Pfennigen noch nicht außer Gebrauch gekommen.“40 In einigen, insbesondere in den nach 1866 hinzugekommenen Gebieten, wurde noch 1871 nicht in den sonst in Preußen mittlerweile üblichen Talern zu 30 Silbergroschen à 12 Pfennige gerechnet.41 Die Bestimmungen des Wiener Vertrages wurden bereits mit Gesetz vom 4. Mai 1857 in Preußen umgesetzt.42 In § 1 wurde das „Preußisch Pfund in der Schwere von 500 Grammen … an Stelle der seitherigen Münzmark von 233,855 … Grammen“ „der Ausmünzung ausschließlich zu Grunde gelegt“. § 3 legte vertragsgemäß den 30 Talerfuß zugrunde. Die vom Wiener Vertrag nicht umfasste Unterteilung in 30 Silbergroschen à 12 Pfennige regelte § 7 in dem auch die Nominale (2 1/2, 2, 1/2, Sgr, 4,3,2,1 Pfennig) festgelegt wurden.43 Ein Annahmezwang wurde nur bis zur Summe von 1/6 Taler festgesetzt. Für die Silberscheidemünzen legte § 8 den 34 1/2 Talerfuß zu Grunde. Für die Kupfermünzen regelte § 9, dass „100 Pfund (§. 1.) höchstens zu 112 Thalern ausgebracht werden“. § 10 stellte die bisherigen Münzen des 14 Talerfußes denen des 30 Talerfußes gleich. § 20 regelte, dass die sich auf das Talersystem beziehenden §§ auf die „Hohenzollernschen Landen“, in denen ja das Guldensystem galt, keine Anwendung fanden. Die genaue Beschriftung und Gestaltung der Münzen regelte dann die „Verordnung, betreffend die Form und das Gepräge der Münzsorten, welche in Gemäßheit des Gesetzes vom 4. Mai 1857. über das Münzwesen ausgeprägt werden. Vom 21. Juni 1858.“44 39 RITTMANN, Sächsische Geldgeschichte, S. 14. 40 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 51. 41 So in der Exklave Hohenzollern, der Stadt Frankfurt und Nassau, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 57. 42 Gesetzsammlung für die Königlichen Preußischen Staaten Nr. 24. 43 Der Gesetzestext spricht von „Pfennig“ nicht von „Pfenning“. 44 Gesetzsammlung für die Königlichen Preußischen Staaten Nr. 33.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Obwohl mit Gesetz vom 17. August 1868 mit Wirkung zum 1. Januar 1872 das metrische System für Maße und Gewichte in allen Staaten des von Preußen massiv dominierten Norddeutschen Bundes in Kraft trat,45 gab es für das preußische Münzsystem keine weiteren Entwicklungsimpulse in Richtung Dezimalsystem. Mit Ausnahme der leichten Modifikation des durch den Wiener Vertrag eingeführten Zollpfundes als Münzgrundgewicht und dem damit zusammenhängenden Übergang vom 14 auf den 30 Talerfuß, blieb es bis zur Einführung der Reichswährung bei dem durch die Münzreform von 1821 begründeten Münzwesen, das seinerseits in den Reformen von 1750 wurzelte. Tabelle 14: Talerfuß vor und nach der Münzreform von 1821 Prägezeitraum Bis 182146 Ab 1821
Wertverhältnis 1 T = 24 Gr = 288 Pf 1 Gr = 12 Pf 1 T = 30 Sgr = 360 Pf 1 Sgr = 12 Pf
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 261.
Prägeperioden Die erste Prägeperiode im 19. Jahrhundert endete mit der preußischen Münzreform vom 30.09.1821. Bis dahin waren Kleinmünzen nicht für Gesamtpreußen, sondern für die einzelnen Provinzen geprägt worden. Die Nominale von 1/6 Taler aufwärts, also oberhalb der Kleinmünzen, wurden nicht als Provinzialprägungen, sondern für ganz Preußen geprägt (AKS Nr. 23-25). In den verschiedenen Provinzen galten unterschiedliche Systeme: 4.1.2 Die preußischen Provinzialprägungen vor 1821 Brandenburg Für Brandenburg wurden bis 1808 bereits Silbergroschen aus Billon geprägt (AKS Nr. 36), die aber nicht das Nominal „Silbergroschen“ oder auch nur „Groschen“ nannten, sondern auf der Wertseite unter dem gekrönten fliegenden Adler mit Zepter nur die Wertziffer III zeigten.47 Dieser Silbergroschen war auch in Schlesien und in Ostpreußen im Wert zu 3 Kreuzern bzw. 45 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 73. 46 Hierbei handelt es sich um ein rein theoretisch-nominales Verhältnis. Das Rechnungsverhältnis war, wie dargestellt, für den Groschen zum Taler, aber auch für den Pfennig zum Groschen oftmals deutlich schlechter. 47 Die III bedeutet drei preußische Kupfergroschen, von denen neunzig einen Reichstaler ergaben und deren Wert gleich dem Silbergroschen sein sollten und somit 30 Silbergroschen somit einen Reichstaler ergaben, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 9, S. 20.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
3 Gröschel im Umlauf.48 Mit der Umschrift „MON.ARGENT.“ auf der Wertseite und dem Portrait des Königs, Friedrich Wilhelm III., mit Zopf und der Umschrift „FRID.WILHELM.III BORUSS.REX“ folgte die Gestaltung noch den Gestaltungsgrundsätzen des 18. Jahrhunderts. Daneben wurden für Brandenburg 1806 noch 3 und 1 Pfennige in Billon (AKS Nr. 37 und 39) mit dem gekrönten Monogramm auf der Vorderseite geprägt. Ab 1810 bis 1816 wurden 2 und 1 Pfennige aus Kupfer (AKS Nr. 38 und 40) geprägt, die statt des Monogramms das gekrönte Wappenschild mit Zepter, umgeben von zwei gekreuzten Eichenzweigen, zeigten. Die Wertverhältnisse zum Taler zeigten diese Prägungen nicht. Tabelle 15: Prägungen in Brandenburg Nominal III (= 1 Silbergroschen, Nominalbezeichnung nicht aufgeprägt, sondern statt dessen nur die Wertziffer III) 3 PFENNIG I PFENNIG 2 PFENNIGE 1 PFENNIG
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 36
Prägejahr 1806-1808
Billon Billon Kupfer Kupfer
AKS 37 AKS 39 AKS 38 AKS 40
1806 1806 1810, 1814, 1816 1810, 1811, 1814, 1816
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Westfalen Für Westfalen wurden 1806 1 Pfennigmünzen mit dem gekrönten Monogramm aus Kupfer geprägt (AKS Nr. 41). Auch diese Prägung zeigte das Verhältnis zum Taler nicht. Gerechnet wurde bis zur Einführung eines einheitlichen Münzsystems in Preußen „nach Reichsthalern zu 28 Schillingen à 12 Pfennigen im 20 Fl. Fuß“.49 Tabelle 16: Prägungen in Westfalen Nominal I PFENN
Material Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 41
Prägejahr 1806
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog. 48 Siehe Anmerkungen zu ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 36; der Wert sank auf Grund des recht geringen Gehalts an Silber aber bald auf 2 Kupfergroschen ab, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 9, S. 20. 49 Für die Hauptstadt der preußischen Provinz Westphalen, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 311.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Ost- und Westpreußen Für Ost- und Westpreußen wurden in den Jahren 1806 bis 1811 Groschen, 1 /2 Groschen und Schillinge aus Kupfer und ohne Ring geprägt (AKS Nr. 42-45). Diese Prägungen zeigten auf der Vorderseite den gekrönten Wappenschild mit Adler bzw. das gekrönte Monogramm. Die Groschen- und 1/2 Groschenprägungen zeigten ab 1810 auf der Wertseite bereits die Umschrift „NEUNZIG EINEN REICHS THALER“ bzw. „180 EINEN REICHS THALER“. Auf diesem Vorbild sollten die späteren Prägungen teilweise aufbauen. 1828 befanden sich noch „Timpfe à 6 und Sechser à 2 Silbergroschen“ im Umlauf.50 Die Provinzhauptstadt Königsberg rechnete spätestens ab 1848 überwiegend nach dem neuen System von 30 Silbergroschen auf den Taler, auch wenn „im gemeinen Leben“ die früheren Rechnungsweisen noch Verwendung fanden.51 Selbst 1871 wurde für die ostpreußische Hauptstadt Königsberg noch angegeben: „Münzen sind im Allgemeinen die preußischen, s. Berlin. Doch ist die ältere Rechnung nach Gulden à 10 Silbergroschen à 12 Pfennige, oder nach Gulden à 30 kleine oder preußische Groschen à 3 Kupferschillinge, nicht ganz außer Anwendung gekommen. Ein solcher Gulden ist = 10 Silbergroschen oder 1/3 Thaler.“52 Tabelle 17: Prägungen in Ost- und Westpreußen Nominal 1 GROSCHEN 1 /2 GROSCHEN I SCHILLING 1 SCHILLING
Material Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 42 AKS 43 AKS 44 AKS 45
Prägejahr 1810, 1811 1811 1806 1810
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Schlesien Für Schlesien wurden neben 18 Kreuzermünzen (mit 3,341 Gramm Feingewicht über dem 1/6 Taler von 2,784 Gramm und damit keine Kleinmünze) und 9 Kreuzermünzen aus Silber bzw. Billon (AKS Nr. 46 und 47) 1 Kreuzermünzen aus Billon (AKS Nr. 48) mit dem Portrait des Königs, 1 Kreuzermünzen aus Kupfer (AKS Nr. 49 ), 1 Gröschelmünzen aus Billon (AKS Nr. 50) und 1/2 Kreuzermünzen aus Kupfer (AKS Nr. 51) mit dem gekrönten umkränzten Wappenschild bzw. dem gekrönten Monogramm geprägt.53 50 Für Königsberg, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 182. 51 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 209. 52 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 242. 53 Nach der preußischen Münzreform 1821 gingen die Bezeichnungen „Kreuzer“ und „Gröschel“ teilweise in den allgemeinen Sprachgebrauch auf die neuen 4 bzw. 3
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Die schlesischen Prägungen hatten das Verhältnis zum Taler nicht aufgeprägt. Die Schreibweisen der Nominalbezeichnungen waren noch nicht vereinheitlicht (vgl. AKS Nr. 47 und 51 mit AKS Nr. 49). Bis zur Einführung der Reichswährung wurde der Silbergroschen umgangssprachlich auch „Böhm“ genannt.54 Der Gröschel soll 2 2/5 Pfennig entsprochen haben.55 Tabelle 18: Prägungen in Schlesien Nominal 9 KREUZER 1 KR. 1 KREUTZER 1 GRÖSCHEL 1 /2 KREUZER
Material Billon Billon Kupfer Billon Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 47 AKS 48 AKS 49 AKS 50 AKS 51
Prägejahr 1808 1806, 1808 1810 1806, 1808, 1809 180
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Posen Für Posen wurden 3 Groschen- und 1 Groschenprägungen aus Kupfer vorgenommen (AKS Nr. 52 und 53), die in der Gestaltung den ost- und westpreußischen Prägungen (AKS Nr. 42 und 43) glichen. Die Vorderseiten mit dem gekrönten Wappenschild mit Adler waren identisch. Die Wertseiten trugen die Umschrift „60 EINEN THALER“ bzw. „180 EINEN THALER“ sowie die Wertzahl und die Nominalzahl und das Jahr. Unterschiede ergaben sich auf der Wertseite nur insoweit, dass bei den ost- und westpreußischen Prägungen unter der Nominalbezeichnung das Wort „PREUSS:“ und das Münzzeichen A stand, während die Prägungen für Posen den Zusatz „GR.HERZ./POSEN“ zeigten. Das neue gesamtpreußische Silbergroschensystem hatte sich um 1848 soweit durchgesetzt, dass Rechnungen im früheren System im Kaufmannsbuch von Nelkenbrecher nicht mehr in genannt wurden.56
Pfenningemünzen über, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 90. 54 Für Breslau, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 108. 55 Fritz VERDENHALVEN, Alte Maße, Münzen und Gewichte aus dem deutschen Sprachgebiet, Neustadt an der Aisch 1968, S. 26. 56 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 364; in der 14. Auflage (1828) war Posen noch nicht aufgeführt.
154
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 19: Prägungen in Posen Nominal 3 GROSCHEN 1 GROSCHEN
Material Kupfer Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 52 AKS 53
Prägejahr 1806, 1817 1816, 1817
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Mit Ausnahme der brandenburgischen Prägungen, mit dem in Pfennige unterteilten Silbergroschen, blieben diese Provinzialprägungen ohne weiteren Einfluss auf die weitere Entwicklung. 4.1.3 Die preußische Münzreform von 1821 1812 wurden das erste Mal Kleinmünzenproben geprägt, mit denen dem metrischen System zumindest teilweise nähergekommen werden sollte. Danach sollte der Taler in 30 10 Pfennige unterteilt werden. Dem entsprechend trug die Wertseite die Umschrift „30 EIN THALER“ und „10 PFENNINGE“ (AKS Nr. 54). Die Nominalbezeichnung war „1 ZEHNER“. Die weiteren Nominale waren 5, 2 und 1 Pfenning (AKS Nr. 55-59). Die Vorderseite zeigte die Personifizierung Preußens, die Borussia. Die Münzreform von 1821 folgte diesem System aber nicht. Die Münzreform vom 30.09.1821 war die bedeutendste preußische Münzreform seit der Graumanschen Reform von 1750. Sie ging zwar nicht soweit, das metrische System zugrunde zu legen, wie es für die Proben von 1812 zumindest schon als Teilschritt angedacht war. Die Reform von 1821 war dennoch von tiefgreifender Bedeutung: Zum einen galt sie bis zur Einführung der Reichswährung 1871 bzw. 1873. Zum zweiten beendete sie innerhalb Preußens das Nebeneinander von verschiedenen Kleinmünzensystemen in den Provinzen.57 Schließlich wirkte die Einführung des Silbergroschens auch beispielhaft für andere nord- und mitteldeutsche Staaten. Dennoch war die Einführung des Silbergroschens kein von allen Zeitgenossen für sicher gehaltener Siegeszug: In der Frankfurter Oberpostamtszeitung vom 1. April 1822 wurde aus einem Artikel der „Achner Zeitung Nro. 70“ vom 16. März 1822 zitiert, der den neuen Silbergroschen aufgrund seines schon im März 1822 angeblich „in großem Ueberfluß“ in Preußen gesetzten Umlaufs kritisch sah, und obwohl ihm noch ein „hübsches Aeußeres“ zugebilligt wurde, ihm auch prophezeit wurde, er werde „doch bald das Aussehen der Silbermünze verlieren, und vielmehr einer Kupfermünze ähnlich werden.“58 Auch Klüber ging noch 1828, fälschlicherweise, 57 „Nach der Aktenlage macht die Versorgung der neuen preußischen Provinzen mit Kleingeld einen professionellen Eindruck, auch wenn die Anfangsmenge von 9 1/2 Kupferpfennigen pro Kopf nicht ausreichte.“, SCHNEIDER, Pfennige – Heller - Kupfergeld, S. 153. 58 GStA I HA Rep. 77 Ministerium des Inneren Tit. 32, Nr. 22 (ohne Blattnummer).
4. Die Entwicklung der Münzprägung
155
davon aus, der neue Silbergroschen enthielte „3 1/2 mal mehr Kupfer als Silber sich darin befindet“.59 Dieser Silbergroschen wurde im 16 Talerfuß geprägt.60 Damit betrug sein Silbergehalt immerhin ca. 87 Prozent in der Relation seines Wertes zum Taler. Er war damit zwar Scheidemünze, aber dennoch von noch beträchtlichem inneren Wert. In einer Zeit, in der man Scheidemünzen immer noch sehr kritisch sah, war dies ein Qualitätsmerkmal, das schließlich die Kritik verstummen ließ und sogar erheblich zum Erfolg dieses Silbergroschens beitrug. In den neu zu Preußen gekommenen Gebieten wurde teilweise noch bis einige Jahre nach der preußischen Münzreform von 1821 in Systemen des 18. Jahrhunderts gerechnet, für die dem entsprechende Münzen im 19. Jahrhundert kaum mehr ausgeprägt wurden. So rechnete z.B. Elberfeld bis 1824 in der früheren bergischen Währung „welche in Thalern à 60 Stübern à 4 Pfennigen bestand.“61 Trotz dieser für andere Staaten vorbildlichen Harmonisierung des Münzwesens62 wurden in manchen Provinzen bis zur Reichsgründung nicht nur traditionelle Bezeichnungen der früheren Provinzialprägungen auf die nun schon seit einen halben Jahrhundert umlaufenden gesamtpreußischen Silbergroschen verwendet. In Danzig wurden sogar Hauptmünzen, nämlich die Dritteltaler, noch 1871 „mit dem Namen Gulden belegt und in 10 Silbergroschen oder 30 danziger Groschen getheilt“, obwohl die früher von Danzig geprägten Münzen „fast gänzlich aus dem Umlauf verschwunden“ waren.63 So rechnete auch Elbing und Königsberg noch 1871.64 Die früheren preußischen Münzen zu 1/2, 1/3, 1/4 und 1/12 Taler sollen auch 1871 noch vereinzelt in Berlin umgelaufen sein und wurden weiter eingezogen.65 59 KLÜBER, Das Münzwesen in Teutschland, S. 28; damit hätte der neue Silbergroschen aber viel schwerer sein müssen, da er, wie KLÜBER richtig bemerkt nur „um 12 1/2 pro Cent unter dem Courantgeld“ steht, was für ihn schon eine zu große Differenz bedeutet, die die Gefahr nach sich zieht dass „Münzbetrüger und das Ausland“ die Silbergroschen nachprägen „und mit ihrem Fabrikat den preussischen Staat zu überfüllen“, Ebd., S. 29. 60 HELFERICH spricht etwas ungenau von einem Schlagschatz von ca. 12 1/2 Prozent spricht und lässt die Prägekosten dabei unberücksichtigt, HELFERICH, Die Einheit im deutschen Münzwesen, S. 405. 61 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 156. 62 Diese Vorbildwirkung erwuchs erst mit der Zeit. KLÜBER schrieb noch 1828: Man würde sich sehr irren, wenn man sich der Meinung überlassen wollte, die jetzige auffallende Anhäufung des preussischen Geldes in den an preussisches Gebiet grenzenden Ländern … zeuge von besonderer Werthschätzung dieser Münzsorte“ sondern nur „die Noth mit anderen Geldsorten nicht versehener preussischer Käufer oder Schuldner … schleppt es dahin“, KLÜBER, Das Münzwesen in Teutschland, S. 37. 63 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 137. 64 Ebd., S. 155. 65 Ebd., S. 59.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Der o.g. Artikel der „Achner Zeitung Nro. 70“ vom 16. März 1822, den die Frankfurter Oberpostsamtszeitung vom 1. April 1822 zitierte, meinte damals zwar: „Das Decimalsystem der Münzen hat in den Rheinprovinzen nie recht Fuß gefaßt, sondern seine Anwendung nur gezwungener Weise bei öffentlichen Kassen und öffentlichen Urkunden gefunden.“66 Tatsächlich waren, zumindest einige Jahre später, einige rheinische Städte, wie Köln 67, Düsseldorf68 und Elberfeld69 im Großhandel auf eine neue dem Dezimalsystem zugewandte Rechnungsweise, nach der Taler auch in „100 Cents“ geteilt wurde, übergegangen. Unterhalb des 1/6 Talers (AKS Nr. 26) wurden seit 1821 der Silbergroschen (AKS Nr. 27) und der 1/2 Silbergroschen70 (AKS Nr. 30) in Billon sowie 4, 3, 2 und 1 Pfenningmünzen aus Kupfer geprägt (AKS Nr. 32-35). Die Vorderseite des Silbergroschens und des Halbsilbergroschens trugen das Portrait des Landesherrn mit der Umschrift „FRIEDR. WILH. III KOENIG V. PREUSSEN“. Ihre Wertseiten trugen oben die Umschrift „30 EINEN THALER“ bzw. „60 EINEN THALER“ und unten „SCHEIDEMÜNZE“. Über der Nominalbezeichnung „SILBERGROSCHEN“ stand die Wertzahl, unter der Nominalbezeichnung das Jahr mit dem Münzzeichen. Der Silbergroschen und sein 1/2 Stück wurden im Ring, die Kupferpfenninge noch nicht im Ring geprägt. Mit der Bezeichnung Pfenninge sollte der neue Pfennig (= 1/360 Taler) vom alten Pfennig (= 1/288 Taler) unterschieden werden können.71 Nach dem Herrscherwechsel von Friedrich Wilhelm III. auf Friedrich Wilhelm IV. wurden die Prägungen fortgeführt (AKS Nr. 85-92). Es änderte sich nur der Titel in der Umschrift der Vorderseite. Zusätzlich wurde ab 1842 der 2 1/2 Silbergroschen als Ersatz für den 1/12 Taler geprägt (AKS Nr. 83 und 84).72 Der 2 1/2 Silbergroschen trug seinen Wert entsprechend als obere Umschrift auf der Wertseite „12 EINEN THALER“. Ab 1846 wurden die Kupfermünzen im Wert von 4, 3, 2 und 1 Pfenning (AKS Nr. 89, 90,
66 GStA III. HA Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten II Nr. 1713 beigeheftet, (ohne Blattnummer). 67 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 154. 68 Ebd., S. 154: „Münzen s. Berlin. Der Thaler wird auch in 100 Cents getheilt.“ 69 Ebd., S. 156: „Man rechnet, wie in ganz Preußen, nach Thalern à 30 Silbergroschen à 12 Pfennigen im 30 Thlr.=Fuße (s. Berlin), im Großhandel theilt man jedoch den Thaler auch in 100 Cents.“ 70 Der Gesetzestext bezeichnete dieses Nominal allerdings nicht als „1/2 Silbergroschen“, sondern als „Sechspfennig=Stück“. 71 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 9, S. 22. 72 Gemäß der ein Jahr nach Prägebeginn erlassenen Verordnung, betreffend die Ausgabe von zwei und einem halben Silbergroschen=Stücken Scheidemünze. Vom 1. Juli 1843.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
102-108) im Ring geprägt.73 Neben kaum wahrnehmbaren Veränderungen des Schriftbildes und den Änderungen der Frisur in den Portraits eines Herrschers (vgl. z.B. AKS Nr. 83 und AKS Nr. 84), gab es nur ab 1857 eine leichte Veränderung des Gewichtes und Feingewichtes im Silbergroschensystem. Diese Änderungen waren so minimal, dass sie mit bloßem Auge nicht erkennbar sind.74 Sowohl der AKS als auch Jaeger unterscheiden den Silbergroschen vor und nach 1857 nicht (AKS Nr. 86, Jaeger Nr. 77). Tabelle 20: Preußische Prägungen seit 1821 Nominal 2 /2 SILBERGROSCHEN 1 SILBERGROSCHEN 1 /2 SILBERGROSCHEN 4 PFENNINGE 3 PFENNINGE 2 PFENNINGE 1 PFENNING 1
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 83, 84, 102
Billon
AKS 27, 85, 86, 103 AKS 30, 87, 88, 104 AKS 32, 89, 105 AKS 33, 90, 106 AKS 34, 91, 107 AKS 35, 92, 108
Billon Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer
Prägejahr erst ab 18421844, 1848-1873 1821-1873 1821-1872 1821-1871 1821-1873 1821-1873 1821-1873
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
1850 wurde irrtümlich der Wertseitenstempel der 3 Pfennigemünze verwendet, während die Rückseite mit dem preußischen Stempel geprägt wurde. Während für die preußischen Münzen die Nominalbezeichnung 3 Pfenninge Verwendung fand, war für die Prägung von Reuß, jüngerer Linie, die Nominalbezeichnung Pfennige in Anwendung gekommen.75 Konvergenzen Mit der preußischen Münzreform von 1821 wurde die Prägung von Kleinmünzen nach verschiedenen Systemen für die Provinzen beendet und für ganz Preußen vereinheitlicht. Die Einführung des Silbergroschens, der aber weiterhin in 12 Pfenninge aus Kupfer unterteilt war, wurde auch im Gewicht und Feingewicht beispielhaft für andere nord- und mitteldeutsche Staaten. Mit Ausnahme einer leichten Veränderung des Gewichtes und des Feingewichtes gemäß den Bestimmungen des Wiener Vertrages ab 1857 im 73 STUTZMANN, Die Münzen des 19. Jahrhunderts, S. 180-183; NEUMANN, Die Münzen des Königreichs, S. 486. 74 Diese Änderungen im 100stel Grammbereich waren rein theoretischer Natur und ohne praktische Relevanz, siehe Anlage 2. 75 Siehe Randbemerkung zu ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 282, Nr. 90 sowie NEUMANN, Die Münzen des Königreichs, S. 487.
158
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Silbergroschensystem, blieben die Münzen von 1821 bis 1873 nahezu unverändert. Der Silbergroschen wurde besonders in den 40er und 50er Jahren nicht nur als Nominalbezeichnung, sondern auch mit dem preußischen Gewicht und Feingewicht von weiteren Staaten übernommen. Die Kapazität der preußischen Münzstätten Berlin und später Hannover war so groß, dass auch andere Staaten, überwiegend dann auch nach dem preußischen System, dort prägen ließen. Dabei kam es oft zur Verwendung stempelgleicher Wertseiten. Ab 1846 wurde auch das kleinste Nominal, der 1 Pfenning, im Ring geprägt. Preußen hatte damit ein (Klein)Münzensystem geschaffen, das mit seiner Konstanz und seiner Beispielhaftigkeit für andere Staaten gezeigt hatte, dass ein staatenübergreifendes solides Kleinmünzensystem möglich war. Das preußische Münzgesetz von 1821 hat mit seinen Folgewirkungen mitgeholfen, eine mentale Grundlage für die Einführung einer gemeinsamen Reichswährung zu schaffen. 4.1.4 Sachsen, Großherzogtum (Sachsen - Weimar - Eisenach) Geschichte Sachsen-Weimar-Eisenach war im 17. Jahrhundert durch Erbvertrag entstanden und 1815 zum Großherzogtum erhoben worden. Sachsen-WeimarEisenach unterstützte 1866 Preußen und trat dem Norddeutschen Bund bei. 1871 wurde es Mitgliedstaat des Deutschen Reiches.76 Münzsystem Wie das Königreich Sachsen prägte Sachsen-Weimar-Eisenach zunächst im Konventionsfuß, also 10 Speciestaler aus der Feinen Mark Silber. Der Speciestaler wurde aber, anders als im Königreich Sachsen, in 32 Groschen bzw. 384 Pfennige unterteilt. 1 Groschen galt damit aber, wie im Königreich Sachsen, 12 Pfennige. Gerechnet wurde allerdings – wie im Königreich Sachsen – im Konventionskurant, also 1 Reichstaler = 24 Groschen = 288 Pfennige = 576 Heller.77 Auch Sachsen-Weimar-Eisenach trat der Dresdener Münzkonvention für das Talergebiet bei und prägte 14 Taler aus 1 Feinen Mark. Anders als im Königreich Sachsen wurde der Taler jedoch in Silbergroschen zu 360 Pfennige (nach preußischem Vorbild) geteilt. Nach dem Beitritt zum Wiener Münzvertrag wurden die Taler im 30 Talerfuß aus dem Zollpfund ausgeprägt.78
76 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog S. 354f. 77 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 11, S. 107. 78 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 355.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
159
Tabelle 21: Taler im 30-Talerfuß Prägezeitraum Bis 1838 Ab 1838
Wertverhältnis 1 RT = 24 Gr = 288 Pf = 476 H 1 Gr = 12 Pf = 24 H 1 VT = 30 Sgr = 360 Pf 1 Sgr = 12 Pf
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 355.
Prägeperioden Zwischen 1808 und 1830 wurden 1/24 (AKS Nr. 4-6 sowie Nr. 22) und 1/48 Taler (AKS Nr. 7, 8 und 23)79 aus Billon geprägt. Die weiteren Nominale wurden aus Kupfer geprägt: 4 Pfennig (AKS Nr. 9 und 10), 3 Pfennig (AKS Nr. 11, 12 und 26), 2 Pfennige (AKS Nr. 13, 14 und 28), 1 1/2 Pfennig (AKS Nr. 15, 16 und 29), 1 Pfennig (AKS Nr. 17, 18 und 30) und 1 Heller (AKS Nr. 19).80 Alle Prägungen waren in der Gestaltung stark aufeinander abgestimmt. Die Vorderseite zeigte das ungekrönte Wappen mit der oberen Umschrift „S.W.u.E.“ bzw. „G.H.S.W.E.“, die aber einheitlich für alle Nominale ab 1821 in „S.W.E.“ geändert wurde.81 Ungewöhnlich war, dass die Nominalbezeichnungen und bei den 1/24 und 1/48 Talern auch die Abkürzung „S.M.“ gekrümmt gestaltet waren. Tabelle 22: Prägeperiode 1808 bis 1830 Nominal 24 EINEN THALER
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 4-6, 22
48 EINEN THALER
Billon
AKS 7, 8, 23
4 PFENNIGE
Kupfer
AKS 9, 10
3 PFENNIGE 2 PFENNIGE
Kupfer Kupfer
AKS 11, 12, 26 AKS 13, 14, 28
Prägejahr 1808, 1810, 18131815, 1821, 1824, 1826, 1830 1808, 1810, 1813, 1814, 1821, 1824, 1826, 1831 1810, 1812, 1813, 1821, 1826 1807, 1824, 1830 1807, 1813, 1821, 1826, 1830
79 Die 1/24 und die 1/48 Taler wurden teilweise mit Stempeln geprägt, die frühere Jahreszahlen aufwiesen, da neue Stempel zu dieser Zeit häufig erst geschnitten wurden, wenn die alten nicht mehr brauchbar oder nicht mehr vorhanden waren, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 11, S. 108. 80 Im Jahr 1812 und 1813 geprägte Kupfermünzen wurden aus österreichischen Kupfermünzen zu 1,3 und 6 Kreuzern überprägt; Stempel mit der Jahreszahl 1813 wurden auch noch 1817 und 1818 verwendet, ebd. 81 Diese Änderungen führten in der Bevölkerung zunächst zu Irritationen, da diese Münzen für Fälschungen gehalten wurden, ebd.
160
4. Die Entwicklung der Münzprägung
1 1/2 PFENNIG 1 PFENNIG
Kupfer Kupfer
AKS 15, 16, 29 AKS 17, 18, 30
1 HELLER
Kupfer
AKS 19
1807, 1824, 1830 1807, 1810, 1813, 1821, 1824, 1826, 1830 1813
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Ab 1840 wurden 1 und 1/2 Silbergroschen nach preußischem Vorbild in Berlin geprägt (AKS Nr. 24, 34, 25, 35). Während die Wertseiten mit dem preußischen Vorbild stempelgleich war, trug die Vorderseite statt des Portraits des Landesherrn das gekrönte Wappen mit der Umschrift „GROSS HERZOGTH. SACHSEN W.E.“. Auch die 3 Pfennige (AKS Nr. 27 und 1 Pfennig (AKS Nr. 31) wurden (noch nicht im Ring) ebenfalls in Berlin geprägt. Das 3 Pfennigstück war nur 1840 geprägt worden. An seine Stelle trat 1858 das, das erste Mal nach preußischem Vorbild geprägte, 2 Pfennigestück (AKS Nr. 36). Das 2 Pfennigestück wurde – wie das 1 Pfennigstück (AKS Nr. 37) – nun im Ring geprägt. In der Nominalbezeichnung der Pfennige folgte Sachsen-Weimar-Eisenach nicht dem preußischen Vorbild (Pfenninge). Diese minimalen Abweichungen zum preußischen Vorbild waren ohne Bedeutung für den Zahlungsverkehr. Nelkenbrecher stellt lapidar fest „die Ausprägungen in Silber und Kupfer sind ganz wie die preußischen“.82 Tabelle 23: Prägeperiode 1840 bis 1865 Nominal
Material
1 SILBERGROSCHEN 1 /2 SILBERGROSCHEN 3 PFENNIGE
Billon
AKSKatalognr. AKS 24, 34
Prägejahr
Billon
AKS 25, 35
1840, 1858
Kupfer
AKS 27
1840
1 PFENNIG
Kupfer
AKS 31
2 PFENNIGE 1 PFENNIG
Kupfer Kupfer
AKS 36 AKS 37
1840, 1841, 1845, 1851 1858, 1865 1858, 1865
1840, 1858
Bemerkung
Ohne Ringprägung Ohne Ringprägung Mit Ringprägung Mit Ringprägung
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Mit der Übernahme des preußischen Silbergroschensystems und der Vergabe der Prägungen an die Münzstätte Berlin hat sich Sachsen-Weimar82 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 447.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
161
Eisenach fast vollständig an das preußische Kleinmünzensystem angepasst. Damit entfiel auch die Prägung des „krummen“ Nominals von 1 1/2 Pfennig. Auf der Wertseite bestand im Verhältnis zum preußischen Vorbild nur bei den Pfennigen eine geringe Differenz in der Nominalbezeichnung. 4.1.5 Reuß Geschichte Seit Jahrhunderten bestand bei den reußischen Fürstentümern eine ältere und eine jüngere Linie. Beide wurden 1673 in den Reichsgrafenstand erhoben. Nach außen traten die reußischen Lande gemäß ihrer Senioratsordnung stets als Einheit auf.83 Die reußischen Fürsten traten 1834 dem Deutschen Zollverein, 1838 dem Dresdner Münzvertrag und 1866 dem Norddeutschen Bund bei. Beide Fürstentümer wurden 1871 Mitgliedstaat des Deutschen Reiches.84 Münzsystem Seit 1763 galt der Konventionsfuß, nach dem aus der Feinen Mark Silber 10 Speciestaler = 20 Gulden (2/3 Taler) = 40 Halbgulden (1/3 Taler) = 80 Sechsteltaler geprägt wurden. Gerechnet wurde in Konventionskurant (1 Konventionstaler = 1 1/3 Reichstaler), nach der ein Reichstaler = 24 Groschen = 288 Pfennige galt. 85 Ein Groschen galt gleich 12 Pfennige = 24 Heller. Nach dem Beitritt zum Dresdner Münzvertrag von 1838 wurde laut Münzgesetz vom 01.01.1841 aus dem 14 Talerfuß ein Vereinstaler = 30 Silbergroschen = 360 Pfennige geprägt. 1857 wurde gemäß dem Wiener Münzvertrag der 30 Talerfuß eingeführt. Aus einem Zollpfund wurden 30 Taler geprägt.86
83 Kurt JAEGER, Die Münzprägungen der deutschen Staaten vor Einführung der Reichswährung, Band 12: Mitteldeutsche Kleinstaaten. Anhalt, Mansfeld, Stolberg, Mühlhausen, Erfurt, Schwarzburg, Reuß, Basel 1972, S. 130. 84 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 296f. sowie S. 303. 85 Im Konventionsfuß somit 1 Konventionstaler = 32 Groschen. Wegen des übermäßigen Umlaufs von Scheidemünzen wurde nach 1820 der Konventionstaler für einige Zeit zu 36 statt zu 32 Groschen gerechnet, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 12, S. 130f. 86 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 296.
162
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 24: Münzsystem Prägezeitraum Bis 1841
Ab 1851
Wertverhältnis 1 T = 24 Gr = 288 Pf d 1 Gr = 12 Pf = 24 H 1 Pf = 2 H 1 T = 30 Sgr = 360 Pf 1 Sgr = 12 Pf
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 296.
4.1.6 Reuß, jüngere Linie Geschichte Die jüngere Linie des Hauses Reuß zerfiel in 3 Unterlinien: Gera, Schleiz und Lobenstein. Nach dem Tod des Herrschers von Gera 1802 wurde der Geraer Anteil von Schleiz und von Lobenstein gemeinsam verwaltet. Nach dem Verzicht des Lobenstein-Ebersdorfer Herrschers 1848 erfolgte die Vereinigung zum Fürstentum Reuß jüngerer Linie. Im Deutschen Krieg 1866 unterstützte Reuß jüngerer Linie Preußen und trat dem Norddeutschen Bund bei. 1871 wurde Reuß jüngerer Linie Mitgliedstaat des Deutschen Reiches.87 Münzsystem Bereits vor dem Münzgesetz vom 01.01.1841 hat Reuß, jüngere Linie nach dem Groschen- und Pfennigsystem ausgeprägt. Nachdem in der reußischen Hauptstadt Gera bis 1841 „der preußische Thaler zu 26-27 guten Groschen in der Landesscheidemünze angenommen worden war“, wurde mit der Ausprägung nach dem neuen preußischen System88 auch die Rechnung auf einen Taler à 30 Silbergroschen à 12 Pfennige umgestellt.89 Prägeperioden In der ersten Prägeperiode bestand das Fürstentum nur aus der jüngeren Linie zu Schleiz. Für diese Linie wurde in den Jahren 1815 und 1816 1 Groschen aus Billon (AKS Nr. 24) und eine 3 Pfennigmünze aus Kupfer geprägt (AKS Nr. 25). Innerhalb des Wappens hatten beide Typen zwar Unterschiede, ansonsten folgten beide Nominale jedoch den gleichen Gestal87 Ebd., S. 303. 88 NELKENBRECHER schreibt 1871 irreführend: „Die Ausprägungen in Silber und Kupfer sind vertragsmäßig wie die preußischen“, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 181; obwohl die Festlegungen der Münzverträge für die Scheidemünzen nicht so weitgehend waren. 89 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 171.
163
4. Die Entwicklung der Münzprägung
tungsgrundsätzen. Allerdings gab es zu beiden Nominalen jeweils kleinere Varianten.90 Tabelle 25: Prägeperiode 1815 bis 1816 Nominal I GROSCHEN 3 PFENNIG
Material Billon Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 24 AKS 25
Prägejahr 1815, 1816 1815, 1816
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
1841 bis 1846 erfolgten Prägungen nach preußischem Vorbild in der Münzstätte Berlin. Es wurde 1 Silbergroschen (AKS Nr. 28) aus Billon sowie aus Kupfer 3 Pfennige (AKS Nr. 30), 1 Pfennig- (AKS Nr. 32) und 1/2 Pfennigstücke im Wert von 1 Heller (AKS Nr. 34) geprägt. Die Wertseiten des Silbergroschens waren exakt und die der 3 Pfennig- und 1 Pfennigstücks, wegen der leicht abweichenden Nominalbezeichnung, fast stempelgleich mit dem preußischen Vorbild. Die Kupfermünzen waren im Gegensatz zu den Billonprägungen, wie für Preußen, noch ohne Ring geprägt. In der Wappenseite des Silbergroschens folgte man jedoch nicht dem preußischen Vorbild mit der Aufprägung des Portraits, sondern prägte das gekrönte rechteckige Wappenschild mit der Umschrift „FÜRSTENTHUM REUSS-SCHLEIZ“. Das 1/2 Pfennigsstück erstaunt, da es kein preußisches Vorbild hat.91 Beide Stempelseiten und die Schrötlinge für diese 1/2 Pfennig- oder Hellerprägung sind daher extra angefertigt worden. Tabelle 26: Prägeperiode 1841 bis 1847 Nominal 1 SILBERGROSCHEN 3 PFENNIGE 1 PFENNIG 1 /2 PFENNIG
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 28
Prägejahr 1841, 1844, 1846
Kupfer Kupfer Kupfer
AKS 30 AKS 32 AKS 34
1841, 1847 1841, 1847 1841
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Mit der Fusion der jüngeren Linien zu Reuß (1848) änderte sich in der dritten Prägeperiode ab 1850 auch die Umschrift in „FÜRSTENTHUM REUSS IÜNGERER LINIE“. Nicht nur der Silbergroschen (AKS Nr. 29), sondern auch die 3 und 1 Pfennigstücke wurden nun im Ring geprägt (AKS Nr. 31, 33, 39, 40, 42 und 43). Auf die Ausprägung des 1/2 Pfennigstückes wurde 90 Der AKS nennt für beide Nominale Varianten; STUTZMANN zeigt nur für AKS Nr. 24 drei Varianten, STUTZMANN, Die Münzen des 19. Jahrhunderts, S. 203. 91 KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 14: „Es ist der einzige Heller dieser Wertstufe auf dem Boden des 14 Talerfußes (nicht zu verwechseln mit den Kurhessischen Hellern, die den preußischen Pfenningen = 1/360 Taler gleich stehen!)“.
164
4. Die Entwicklung der Münzprägung
nunmehr verzichtet. Statt eines 2 1/2 Silbergroschens wie in Preußen wurde für Reuß jüngerer Linie ein 2 Silbergroschen geprägt (AKS Nr. 27, 37). Auf die Ausprägung eines 1/2 Silbergroschen wurde weiter verzichtet. Die Prägungen dieser Prägeperiode erfolgten in Berlin und nur mit den Jahreszahlen 1850, 1855 und 1868. Tabelle 27: Prägeperiode 1850 bis 1868 Nominal 2 SILBERGROSCHEN 1 SILBERGROSCHEN 3 PFENNIGE
Material Billon
AKS-Katalognr. Prägejahr AKS 27, 37 1850, 1855
Billon
AKS 29
1850
Kupfer
AKS 31, 39, 42
1 PFENNIG
Kupfer
AKS 33, 40, 43
1850, 1855, 1858, 1862, 1864, 1868 1850, 1855, 1858, 1862, 1864, 1868
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Mit der Vergabe der Prägungen an die Münzstätte Berlin wurden die bereits vorher bestehenden Groschen- und Pfennigprägungen an das preußische Vorbild angepasst. Auf die Ausprägung des zunächst extra für Reuß, jüngerer Linie angefertigten 1/2 Pfennigstückes wurde nach der zweiten Prägeperiode verzichtet. Es blieb jedoch auch in der dritten Prägeperiode noch bei der Ausprägung eines 2 Silbergroschennominals, obwohl hierfür kein preußisches Vorbild gegeben war. 4.1.7 Reuß, jüngere Linie zu Lobenstein-Ebersdorf (bis 1848)92 Geschichte und Münzsystem 1806 wurde Heinrich LI. zum Fürsten erhoben. 1815 trat er dem Deutschen Bund bei. Sein Sohn Heinrich LXXII. konnte nach dem Tod seines Onkels die Herrschaft Lobenstein-Selbitz mit Lobenstein-Ebersdorf vereinigen. Heinrich LXXII. verzichtete 1848 zugunsten Heinrich LXII., des regieren92 Zur Linie Lobenstein-Selbitz mit der die Linie Lobenstein-Ebersdorf 1824 vereinigt wurde, siehe unten bei den weiteren Währungsgebieten. Zwar prägten die Linien nach dem gleichen Münzsystem, ein faktischer Beitritt zum System nach dem neuen preußischen Vorbild (1Taler = 30 Silbergroschen) erfolgte jedoch erst 1841 als eine eigenständige Linie Lobenstein-Selbitz nicht mehr bestand. Sie konnte daher nicht diesen hier dargestellten neuen Währungsgebieten nach preußischen bzw. sächsischen Vorbild zugeordnet werden.
165
4. Die Entwicklung der Münzprägung
den Fürsten des Hauses Reuß, jüngere Linie.93 Das Münzsystem entsprach dem der anderen Linien zu jener Zeit. Prägeperioden 1812 bis 1814 prägte die Linie I Groschen (AKS Nr. 49) sowie 8, 6, 4, 3, 2 und 1 Pfennigstücke (AKS Nr. 50-55) nach den gleichen Gestaltungsgrundsätzen. Nur die 8 und 6 Pfennigstücke waren wie das Groschenstück in Billon geprägt, die anderen Nominale waren aus Kupfer. Tabelle 28: Prägeperiode 1812 bis 1814 Nominal 1 GROSCHEN 8 PFENNIG 6 PFENNIG 4 PFENNIG 3 PFENNIG 2 PFENNIG 1 PFENNIG
Material Billon Billon Billon Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 49 AKS 50 AKS 51 AKS 52 AKS 53 AKS 54 AKS 55
Prägejahr 1812, 1814 1812 1812 1812 1812 1812 1812
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
In den Jahren 1841 und 1844 wurden nach preußischem Vorbild in Berlin 1 Silbergroschen (AKS Nr. 57), 1/2 Silbergroschen (AKS Nr. 58, nur 1841) aus Billon und im Ring sowie 3 und 1 Pfennigstücke aus Kupfer (AKS Nr. 59 und Nr. 60) ohne Ring geprägt. Die Wertseiten aller drei Nominale waren mit den preußischen Vorbildern stempelgleich. Alle Nominale zeigten auf der Wappenseite nicht den Landesherren, sondern das Wappen und trugen die Umschrift „FÜRSTENTH. REUSS LOBENST. EBERSD.“. Tabelle 29: Prägeperiode 1841 bis 1844 Nominal 1 SILBERGROSCHEN 1 /2 SILBERGROSCHEN 3 PFENNIGE 1 PFENNIG
Material Billon
AKS-Katalognr. Prägejahr AKS 57 1841, 1844
Billon
AKS 58
1841
Kupfer Kupfer
AKS 59 AKS 60
1841, 1844 1841, 1844
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Zu weiteren Ausprägungen kam es erst wieder nach der Zusammenführung aller jüngeren Linien.
93 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 308.
166
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Konvergenzen Ab 1841 wurde nicht nur das preußische Münzsystem übernommen, sondern die Prägungen für Reuß-Lobenstein-Ebersdorf auch durch die preußische Münzstätte Berlin vorgenommen. Dabei fanden die gleichen Wertseitenstempel wie für die preußischen Münzen Verwendung. In der Gestaltung der Wappenseite der Silbergroschen folgte ReußLobenstein-Ebersdorf nicht dem preußischen Vorbild, sondern dem von Waldeck und Pyrmont (vgl. Reuß AKS Nr. 57 mit Waldeck und Pyrmont AKS Nr. 47 und Preußen AKS Nr. 86). Statt nach preußischem Vorbild den Kopf des Herrschers mit entsprechendem Namen und Titel als Umschrift aufzuprägen, zeigten die Reuß-Lobensteiner-Ebersdorfer Prägungen das Landeswappen mit dem Namen des Fürstentums in der Umschrift. Bei den Prägungen der Kupfermünzen folgte Reuß-Lobenstein-Ebersdorf auf der Wappenseite dem Vorbild seines eigenen Silbergroschens.94 4.1.8 Reuß, ältere Linie Prägeperioden Zwischen 1806 und 1833 wurden 3 Pfennige (AKS Nr. 7 und 10), 1 Pfennige (AKS Nr. 8 und 11) und 1 Heller (AKS Nr. 9 und 12) geprägt. Die Gestaltung dieser Nominale folgte einheitlichen Grundsätzen. Die Wappenseite enthielt keine Umschriften, die Wertseite gliederte sich in Wertzahl, Nominalangabe, der Abkürzung F.R.P., GREIZER, L.M. (für Landmünze), und der Jahreszahl. Das 3 Pfennigstück und das 1 Pfennigstück bis 1816 hatten einen spatenblattförmigen Wappenschild, die Pfennige ab 1817 und die Hellerprägungen einen ovalen Wappenschild. Von dieser Differenz abgesehen war die Gestaltung der verschiedenen Nominale für die Zeit ungewöhnlich weit aufeinander abgestimmt. Tabelle 30: Prägeperiode 1806 bis 1833 Nominal 3 PFENNIG
Material Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 7, 10
I PFENNIG
Kupfer
AKS 8, 11
I HELLER
Kupfer
AKS 9, 12
Prägejahr 1808, 1810, 1813 bis 1816, 1817, 1819-1833 1806, 1808, 1810, 1812 bis 1816, 1817, 1819-1832 1812, 1815, 1819
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
94 Waldeck und Pyrmont hatten nach preußischem Vorbild auf der Wappenseite hingegen in der Umschrift das Verhältnis zum Taler aufgeprägt (vgl. Waldeck und Pyrmont AKS Nr. 48 mit Preußen AKS Nr. 90; anders hingegen Reuß AKS Nr. 59).
167
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Nach 1833 begann eine über 30jährige Prägepause. Bei der Wiederaufnahme der Münzprägung wurde nach preußischem Vorbild verfahren und durch die Münzprägestätte Berlin geprägt. Es wurden 1 Silbergroschen, 3 Pfennige und 1 Pfennig geprägt (AKS Nr. 16-18). Die Gestaltung der Wertseiten erfolgte exakt (damit anders als Waldeck und Pyrmont) dem preußischen Vorbild. Es konnten somit die gleichen Stempel der Wertseite wie bei den preußischen Prägungen verwendet werden. Die Wappenseite folgte allerdings in der Gestaltung weitgehend dem waldecker, statt dem preußischen Vorbild. Auf Abkürzungen in der Umschrift wurde verzichtet. Tabelle 31: Prägeperiode 1864 bis 1868 Nominal 1 SILBERGROSCHEN 3 PFENNIGE 1 PFENNIG
Material Billon
AKS-Katalognr. Prägejahr AKS 16 1868
Kupfer Kupfer
AKS 17 AKS 18
1864, 1868 1864, 1868
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Konvergenzen ergaben sich aus der Vergabe der Münzprägung an die Münzprägestätte Berlin mit der Folge, dass auch die Gestaltung der Wertseiten exakt dem preußischen Vorbild glichen. 4.1.9 Schwarzburg Geschichte Die Grafen zu Sondershausen wurden 1697 und die zu Rudolstadt 1710 zu Reichsfürsten erhoben. Reichsunmittelbar war nur die Oberherrschaft Rudolstadt, während die Unterherrschaft unter der Lehnsherrschaft des Kurfürsten von Sachsen stand.95 Beide traten 1807 als souveräne Fürsten dem Rheinbund bei. 1815 wurden sie Mitglieder des Deutschen Bundes, 1828 erfolgte der Beitritt zum Mitteldeutschen Handelsverein und 1834 zum Deutschen Zollverein. Beide Fürstentümer unterstützten im Deutschen Krieg 1866 Preußen und traten dem Norddeutschen Bund bei. Sie wurden beide 1871 Mitgliedstaaten des Deutschen Reiches.96
95 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 12, S. 93. 96 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 414 sowie S. 421.
168
4. Die Entwicklung der Münzprägung
4.1.10 Schwarzburg-Rudolstadt Münzsystem Seit 1768 münzte Schwarzburg-Rudolstadt nach dem Konventionsfuß aus der Feinen Mark Silber 10 Speciestaler, die 20 Zweidritteltaler bzw. Gulden entsprachen. Der Speciestaler entsprach 32 Groschen, die je 12 Pfennige galten. Gerechnet wurde jedoch grundsätzlich im Konventionskurant, nach dem 1 Speciestaler 1 1/3 Reichstaler galt.97 Der Reichstaler teilte sich in 24 Groschen zu je 12 Pfennigen.98 Mit dem Beitritt zur süddeutschen Münzkonvention 1837 und zum Dresdner Münzvertrag 1838 wurde für die Unterherrschaft der 14 Talerfuß und für die Oberherrschaft der 24 1/2 Guldenfuß eingeführt. Für die Oberherrschaft Rudolstadt war Schwarzburg-Rudolstadt dem Süddeutschen Münzverein beigetreten. Danach galt für die Unterherrschaft ein Vereinstaler = 30 Silbergroschen zu je 12 Pfennigen, und für die Oberherrschaft 1 Gulden = 60 Kreuzer.99 Gemäß den Bestimmungen des Wiener Münzvertrages wurden ab 1857 die Taler im 30 Talerfuß geprägt. Prägeperioden Zwischen 1808 und 1813 wurden Groschen und 6 Pfennige aus Billon geprägt (AKS Nr. 2-5). Die Vorderseite trug die Aufschrift „SCHWARZB. RUD. L. M.“ mit und ohne zusätzliche Verzierungen. Die Wertseite trug die Wertzahl als römische Ziffer bei den Groschen, die Nominalbezeichnung und das Jahr, zum Teil mit weiteren Verzierungen. Die 6 Pfennige waren auf der Wertseite anders gestaltet: Sie trugen eine arabische 6 und „PF“ für die Nominalbezeichnung in Schreibschrift mit der Jahreszahl im unteren Abschnitt. Seit 1812 wurden auch 4 und 2 Pfennige in Kupfer geprägt (AKS Nr. 6 und 9), die auf der Vorderseite das von Palmenzweigen umkränzte Monogramm des Fürsten Friedrich Günter trugen. Die Vorderseite trug als obere Umschrift „F.S.R.S.M.“ für „Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt Scheidemünze“ sowie die Wertzahl zwischen zwei Rosetten, die Nominalbezeichnung und darunter eine Leiste mit Blattverzierung, die die Jahreszahl teilte.
97 Wie in Reuß konnte die Rechnung im allgemeinen Verkehr abweichen und der Konventionstaler auf bis zu 36 Groschen steigen, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 12, S. 94. 98 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 414f.; JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 12, S. 94. 99 Für die Oberherrschaft Rudolstadt nach dem Beitritt zum Dresdner Vertrag siehe daher die Ausführungen zum süddeutschen Gulden- und Kreuzergebiet.
169
4. Die Entwicklung der Münzprägung
1825 wurden 3 und 1 Pfennige aus Kupfer und auch weiterhin noch ohne Ring geprägt (AKS Nr. 8 und 10), die nun das gekrönte Monogramm umgeben von Lorbeerzweigen zeigten. Die Wertseite war stark entschlackt und enthielt nur noch Wertzahl, Nominalbezeichnung und das Jahr auf einer Leiste. Tabelle 32: Prägeperiode 1808 bis 1825 Nominal I GROSCHEN 6 Pf. 4 PFENNIGE 3 PFENNIGE 2 PFENNIGE 1 PFENNIG
Material Billon Billon Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 2 AKS 4, 5 AKS 6 AKS 7 AKS 9 AKS 10
Prägejahr 1808 1808, 1812, 1813 1812, 1813 1813, 1825 1812 1825
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
In einer zweiten Prägeperiode, nach den Beitritten zum Süddeutschen und Dresdner Münzvertrag, wurden für die Unterherrschaft und die Oberherrschaft nach unterschiedlichen Währungssystemen geprägt. Für die Unterherrschaft Frankenhausen nach dem Beitritt zum Dresdner Münzvertrag 1841 wurden durch die Münzstätte Berlin (Münzzeichen A) 1 und 1/2 Silbergroschen aus Billon (AKS Nr. 14 und 15) im Ring und 1842 3, 2 und 1 Pfenninge Münzen aus Kupfer noch ohne Ring geprägt (AKS Nr. 16-18). Während die Vorderseite nicht dem preußischen Vorbild folgte, das Portrait des Landesherrn zu zeigen, sondern das von der Fürstenkrone gekrönte Schild des kleinen Staatswappens, entsprachen die Wertseiten aller fünf Nominale exakt dem preußischen Vorbild. Das heißt, auch die Nominalbezeichnungen der Kupfermünzen war „Pfenninge“. Für diese Prägungen konnten somit die preußischen Wertseitenstempel Verwendung finden. Tabelle 33: Prägeperiode 1841 bis 1842 Nominal 1 SILBERGROSCHEN 1 /2 SILBERGROSCHEN 3 PFENNINGE 2 PFENNINGE 1 PFENNING
Material Billon
AKS-Katalognr. Prägejahr AKS 14 1841
Billon
AKS 15
1841
Kupfer Kupfer Kupfer
AKS 16 AKS 17 AKS 17
1842 1842 1842
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
170
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Konvergenzen Diese nur 1841 und 1842 geprägten Münzen standen, von dem Wappenmotiv auf den Billonmünzen abgesehen, fest auf dem Fundament des preußischen Vorbildes, einschließlich der Nominalbezeichnung „Pfenninge“. 4.1.11 Schwarzburg-Sondershausen Münzsystem Schwarzburg-Sondershausen hat zwischen 1765 bis 1840 keine eigenen Münzen geprägt. Seit 1841 ließ es erstmals nach den Vorschriften des Dresdner Münzvertrages im 14 Talerfuß, den Taler zu 30 Silbergroschen, den Silbergroschen zu 12 Pfennigen prägen. Seit 1857 ließ es im 30 Talerfuß (30 Taler aus dem Zollpfund zu 500 Gramm) prägen. Die Prägungen für Schwarzburg-Sondershausen erfolgten ausnahmslos in Berlin (Münzzeichen A).100 Seit 1841 wurde in Sondershausen auch nach dem neuen Münzsystem gerechnet.101 Prägeperioden Die Münzprägungen für Schwarzburg-Sondershausen im 19. Jahrhundert können nicht in Prägeperioden unterteilt werden. In den Jahren 1846 bis 1870 wurden nach preußischem Vorbild in der Münzstätte Berlin sporadisch Silbergroschen und Halbsilbergroschen in Billon (AKS Nr. 39 und 40) sowie 3 und 1 Pfennige (AKS Nr. 41 und 42) aus Kupfer geprägt. Während der Silbergroschen und der Halbsilbergroschen auf der Wertseite stempelgleich mit den preußischen Vorbildern waren, unterschieden sich die Wertseiten der 3 und 1 Pfennige in der Nominalbezeichnung (Pfennige statt wie in Preußen Pfenninge). Die Vorderseite aller vier Nominale zeigte das mit der Fürstenkrone gekrönte Schild des kleinen Staatswappens und die Umschrift „FÜRSTENTH.SCHWARZB.SOND.“. Damit unterschied sich auch die Vorderseite deutlich vom preußischen Vorbild, da die Billonmünzen nicht das Portrait und Namen und Titel des Landesherrn zeigten und die Kupfermünzen auf die Angabe des Verhältnisses zum Taler auf der Wappenseite verzichteten.
100 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 442. 101 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 393.
171
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 34: Prägeperiode 1846 bis 1870 Nominal 1 SILBERGROSCHEN 1 /2 SILBERGROSCHEN 3 PFENNIGE 1 PFENNIG
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 39
Billon
AKS 40
Prägejahr 1846, 1851, 1858, 1870 1846, 1851, 1858
Kupfer Kupfer
AKS 41 AKS 42
1846, 1858, 1870 1846, 1858
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Schwarzburg-Sondershausen folgte nicht nur dem preußischen Kleinmünzensystem, sondern vergab seine Prägungen auch an die preußische Münzstätte Berlin. Da die Wertseitengestaltungen exakt dem preußischen Vorbild folgten, war die Verwendung derselben Wertseitenstempel möglich. Es blieb aber bei einer abweichenden Gestaltung der Vorderseiten der Kupfermünzen. 4.1.12 Waldeck und Pyrmont Geschichte Das seit 1712 zum Fürstentum erhobene Waldeck und Pyrmont trat 1807 dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund, 1834 dem Deutschen Zollverein102 und 1867 dem Norddeutschen Bund bei. 1868 erfolgte auf Grund einer erheblichen Überschuldung des Fürstentums die Übergabe der Verwaltung an Preußen,103 wobei der Fürst formal souverän blieb.104 Münzsystem Das Land prägte nach dem Konventionsfuß von 1753 zehn Taler aus einer Feinen Mark (siehe Aufschrift AKS Nr. 1). Der Taler galt 36 Mariengroschen oder aber 288 Pfennige; der Mariengroschen entsprach theoretisch somit 8 Pfennigen.105 Das Land trat dem Dresdner Münzvertrag von 1838
102 Der AKS nennt als Beitritt zum Deutschen Zollverein das Jahr 1832. Hierbei handelt es sich offensichtlich um einen Druckfehler, da der Deutsche Zollverein erst am 22. März 1833 mit Wirkung zum 1. Januar 1834 gegründet wurde. 103 KLÜßENDORF, Papiergeld und Staatsschulden, S. 2f. 104 Ebd.; ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 426. 105 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 426; der Mariengroschen wird aber zumindest teilweise auch nur mit 7 Pfennigen gerechnet worden sein, KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 131.
172
4. Die Entwicklung der Münzprägung
bei und ordnete sein Münzwesen analog dem preußischen Vorbild. 106 Seit dem Münzgesetz vom 25. Oktober 1842 herrschte in Waldeck sogar ein „Währungszwang“, der „eine Vereinbarung außerhalb des 14 Taler-Fußes innerhalb des Landes unmöglich machte“ und damit die Vertragsfreiheit zwischen Zahlungsverpflichteten und –empfänger, anders als zum Beispiel in Kurhessen, einschränkte.107 1857 trat das Land dem Wiener Münzvertrag bei und setzte ein entsprechendes Gesetz vom 29. Juni 1857 mit Wirkung zum 1. Mai des Jahres in Kraft.108 109 Die Prägungen erfolgten bis 1840 in Arolsen, zwischen 1842 bis 1867 in Berlin und im Jahr 1867 in der dann ebenfalls preußischen Münzstätte Hannover (Münzzeichen B).110 Tabelle 35: Münzsystem Prägezeitraum Bis 1838 Ab 1838
Wertverhältnis 1 T = 36 MarienGr = 288 Pf 1 MarienGr = 8 Pf Vgl. Preußen
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 426.
Vor 1843 wurde in drei verschiedenen Systemen gerechnet: „nach Thalern à 36 Mariengroschen à 7 Pfennigen, und zwar in dreierlei Münzfüßen: im Waldeckschen 20 Guldenfuße, den Carolin zu 6 Thlr. 8 Mgr.; b) im Waldeckschen 22 Guldenfuße, den Carolin zu 6 Thlr. 22 Mgr.; c) in edictmäßiger Währung, bestehend aus 2/3 des 20 und 1/3 des 22 Guldenfußes.“111 Die Landesteile haben damit den Pfennig nicht zwingend in seinem theoretischen Wertverhältnis zum Mariengroschen gerechnet: Nach Klüßendorf sollen im Fürstentum Waldeck der Mariengroschen zu 7 Pfennigen, im Fürstentum Pyrmont „wie in den meisten anderen nach Ma106 Das Fürstentum war der erste Staat, der 1834 die Übernahme des Silbergroschennominals nach preußischen Vorbild vorbereitet und 1836 auch realisiert hatte, KLÜßENDORF, Papiergeld und Staatsschulden, S. 15; KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 131. 107 KLÜßENDORF, Papiergeld und Staatsschulden, S. 14; KLÜßENDORF weist aber auch darauf hin, dass dieser Währungszwang für den 14 Taler- Fuß nicht für den Zahlungsverkehr mit dem Ausland galt. 108 Fürstlich Waldecksches Regierungs=Blatt Nro. 14 vom Dinstag, den 14. Juli 1857, in: GStA III. HA Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten II Nr. 1756. 109 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 426; Kurt JAEGER, Die Münzprägungen der deutschen Staaten vor Einführung der Reichswährung, Band 7: Herzogtum Nassau 1808 bis 1866, Königreich Westphalen 1807 bis 1815, Fürstentümer Waldeck und Pyrmont 1806 bis 1867 sowie Lippe-Detmold und Schaumburg-Lippe mit Wallmoden-Gimborn 1802 bis 1866, Basel 21969, S. 50. 110 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 426. 111 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 531.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
173
riengroschen und Pfennigen rechnenden Staaten“ 8 Pfennige und im Fürstentum Lippe zu 6 Pfennigen gerechnet worden sein.112 Seit 1853 wurde nach Talern à 30 Silbergroschen à 12 Pfennige gerechnet. 113 Seitdem entsprachen sich das nominale Teilungsverhältnis und die tatsächliche Rechnung von Pfennigen und Silbergroschen zueinander. Prägeperioden Die Prägeperioden der Waldeck-Pyrmonter Münzprägungen sind nicht immer klar von einander abgrenzbar. In den Jahren 1809 und 1810 wurden 1/2 Groschenmünzen (AKS Nr. 5) aus Kupfer (!), drei verschiedene Typen von 3 Pfennigmünzen (AKS Nr. 68) und zwei Typen 1 Pfennigmünzen (AKS Nr. 9 und 10), alle aus Kupfer, geprägt. Billonkleinmünzen wurden in dieser Zeit nicht geprägt. Die 1/2 Groschenmünze trug auf der Wappenseite das mit dem Fürstenhut besetzte Wappenschild mit der Umschrift „FÜRST.WALDECK.LAND MÜNZE“. Die Wertseite trug das Wertzeichen, die Nominalbezeichnung GROSCHEN, das Jahr und darunter das Münzzeichen des Münzmeisters. Nach diesem Stil war auch das 3 Pfennigstück AKS Nr. 7 und das 1 Pfennigstück AKS Nr. 10 geprägt worden mit dem Unterschied, dass das 3 Pfennigstück die Umschrift „FÜRSTL.WALDECK SCH.MÜNZ.“ und das 1 Pfennigstück die Umschrift „FÜRST.WALDECK SCHEIDE MÜNZ“ trug. Die zeitgleich geprägten 3 und 1 Pfennigmünzen AKS Nr. 6 und AKS Nr. 9 trugen statt des Wappens das gekrönte Monogramm unter dem Fürstenhut. Die Umschrift von AKS Nr. 6 entsprach der Umschrift von AKS Nr. 7, während AKS Nr. 9 nur das gekrönte Monogramm ohne Umschrift trug. Die 3 Pfennigmünze AKS Nr. 8 ähnelte dem 3 Pfennigtyp AKS Nr. 7, trug statt einer Umschrift jedoch einen dicken Perlkreis. Tabelle 36: Prägeperiode 1809 bis 1810 Nominal /2 GROSCHEN III PFENNIGE III PFENNIGE III PFENNIGE I PFENNIG I PFENNING / I PFENNIG 1
Material Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 5 AKS 6 AKS 7 AKS 8 AKS 9 AKS 10
Prägejahr 1809 1809, 1810 1809 1810 1809, 1810 1809: „PFENNING“ 1810: „PFENNIG“
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
112 KLÜßENDORF, Papiergeld und Staatsschulden, S. 16. 113 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 531.
174
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Zwischen 1816 und 1821 wurden 1/24 Talerstücke (AKS Nr. 28), 1 Mariengroschen (AKS Nr. 29) mit dem ausdrücklichen Hinweis als „SCHEID MÜNZ“, III Pfennige (AKS Nr. 33-35114) und 3 sehr unterschiedliche Typen von I Pfennigstücken geprägt (AKS Nr. 38-40), die zwischen 1816 und 1825 nacheinander und nicht zeitlich überlappend geprägt wurden. Die Gestaltung der Nominale war dabei kaum aufeinander abgestimmt. Während AKS Nr. 39 das gekrönte Monogramm zeigte und AKS Nr. 39 die Gestaltungsgrundsätze von AKS Nr. 10 aus der 1. Prägeperiode wieder aufnahm, kennzeichnete AKS Nr. 40 das geteilte gekrönte Wappenschild ohne Umschrift, aber mit Perlkreis. Während das 1/24 Talerstück im Wert von 1 Groschen sowie der Mariengroschen in Billon geprägt wurden, wurden die 3 und 1 Pfennigstücke in Kupfer hergestellt. Tabelle 37: Prägeperiode 1814 bis 1821 Nominal
Material
AKSKatalognr. AKS 28 AKS 29
Prägejahr
24 EINEN THALER I MARIENGROSCH. III PFENNIGE / PFENNIG
Billon Kupfer Kupfer
AKS 33 bis 1819 35
I PFENNIG I PFENNIG
Kupfer Kupfer
AKS 38 AKS 39
1816, 1817 1816, 1817
I PFENNIG
Kupfer
AKS 40
1821
Bemerkung
1818, 1819 1814, 1820 AKS 33, 34: PFENNIGE AKS 35: PFENNIG Monogramm Wappen mit Umschrift Wappen ohne Umschrift
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Zwischen 1820 und 1828 wurde das Erscheinungsbild der Nominale stärker aufeinander abgestimmt. Die 2. und 3. Prägeperiode überlappten sich leicht, da das 1 Pfennigstück (AKS Nr. 40) erst 1821 geprägt wurde, in seiner Gestaltung aber nicht zu den nachfolgend beschriebenen Typen passte: Ab 1820 bis 1828 wurden 2 Mariengroschen (AKS Nr. 26 und 27) und 1 Mariengroschen (AKS Nr. 31) aus Billon, 1/2 Mariengroschen (AKS Nr. 32) und 3 und 1 Pfennig aus Kupfer gefertigt (AKS Nr. 36 und 41). Der 1/2 Mariengroschen entsprach nicht wie der 1/2 Silbergroschen Preußens 6, sondern nur 4 Pfennigen. Es war deshalb eine kleine Anpassung an die preußischen Währungsverhältnisse, diesen Wert nicht wie im 18. Jahrhundert (DMK
114 Hierbei handelt es sich um Umprägungen von Münzen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 7, S. 56.
175
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Waldeck Nr. 4 und 17) in Silber bzw. Billon, sondern in Kupfer auszumünzen (vgl. Preußen AKS Nr. 32 seit 1821). Das Erscheinungsbild dieser Münzen war viel stärker als in der 2. Prägeperiode aufeinander abgestimmt. Allerdings war der Übergang zu arabischen Wertziffern nicht absolut (Wertziffer I, bei AKS Nr. 31 und 41). Bei allen Nominalen dieser Prägeperiode war das zweifeldige Wappenschild auf einem gekrönten Hermelinmantel aufgebracht. Eine Umschrift fand sich jedoch nur auf dem 1/2 Mariengroschen („FÜRSTL. WALDECK.LAND MÜNZE“). Auf dem 1 Pfennigstück trug die Wappenseite die Abkürzung „F.W.S.M.“ für „Fürstlich Waldecker Scheidemünze“ Die Kleinmünzenprägungen dieser Periode waren ganz auf das Mariengroschensystem abgestellt. Der halbe Groschen im Wert von 4 Pfennigen war beibehalten worden und nicht nach dem preußischen Vorbild (4 Pfenningeprägungen in Preußen seit 1821) in der Nominalbezeichnung umgestellt worden. Tabelle 38: Prägeperiode 1820 bis 1828 Nominal
Material
2 MARIENGROSCH.
Billon
AKSKatalognr. AKS 26, 27
I MARIENGROSCH. 1 /2 MARIENGROSCHEN 3 PFENNIGE I PFENNIG
Billon Kupfer Kupfer Kupfer
AKS 31 AKS 32 AKS 36 AKS 41
Prägejahr 1820, 18221825, 1827, 1828 1820, 1823 1825 1824, 1825 1825
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
1836 und 1839 erfolgte eine Zwischenprägung von 1 Silbergroschen mit der Umschrift „30 EINEN THALER“ auf der Wertseite (AKS Nr. 24). Auch wenn der Aufbau der Wertseite dem preußischen Vorbild folgt, weicht die Schriftgestaltung jedoch sichtbar von dem preußischen Silbergroschen ab. Im Gegensatz zum preußischen Vorbild ist die Waldeck-Pyrmonter Prägung auch noch nicht im Ring gemünzt. Bei dieser Prägung ist jedoch erkennbar, dass sie sich deutlich am preußischen Vorbild orientieren sollte. Mit der technischen Ausstattung der Waldecker Münzprägestätte in Arolsen waren Prägungen in „preußischer Qualität“ jedoch nicht möglich, worauf der Münzmeister Welle auch hinwies.115 Diese selbst geprägten Waldecker Silbergroschen wurden später beanstandet116, so dass zu vermuten ist, dass auf
115 Heinrich HOCHGREBE, Beiträge zum Münzbetrieb in der Grafschaft und späteren Fürstentum Waldeck von 1622 bis 1929, in: Geschichtsblätter für Waldeck 77, 1989, S. 5-43, hier: S. 35. 116 Ebd.
176
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Grund dieser Erfahrung die Münzprägung für Waldeck und Pyrmont ab 1842 nach Berlin vergeben wurde. Das Land leitete damit einen Kurswechsel, weg von den beiden parallel bestehenden Systemen 1/24 Taler (= 1 Groschen = 12 Pfennige, nach rein nominaler Rechnung) und dem Mariengroschen (= 8 Pfennige, nach rein nominaler Rechnung) ein, und entschied sich für ein System nach dem Vorbild des preußischen Silbergroschens mit einem festen nominalen und rechnerischen Verhältnis mit 12 Pfennigen. Da in den beiden Prägejahren zusammen etwas mehr als 210.000 Stück des Silbergroschens für die etwa 58.000 Einwohner geprägt wurden, kann man davon ausgehen, dass sie zumindest eine Zeitlang den tatsächlichen Münzumlauf des Landes mit beeinflusst haben, bevor sie über die Grenzen hinaus fluktuierten. Tabelle 39: Prägeperiode 1836 bis 1839 Nominal 1 SILBERGROSCHEN
Material Billon
AKS-Katalognr. Prägejahr AKS 24 1836, 1839
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Zwischen 1842 und 1845 erfolgte die Prägung von 1 Silbergroschen (AKS Nr. 25) sowie von 3 und 1 Pfennigstücken (AKS Nr. 37 und 42) nach preußischem Vorbild in Berlin. Die 3 und 1 Pfennigstücken waren, wie die preußischen, zu dieser Zeit noch nicht in Ring geprägt. Die Umschriften variierten allerdings zum preußischen Vorbild. Die Wertseite enthielt zwar die Umschrift „30 EINEN THALER“ nicht aber, wie in Preußen, den Zusatz „SCHEIDEMÜNZE“, obwohl die Zwischenprägung des Silbergroschens 1836 und 1839 bereits diesen Zusatz hatte. Auch die Wappenseite variierte. Die Preußen prägten auf den Silbergroschen das Portrait und die Umschrift FRIEDR. WILH. IV KOENIG V. PREUSSEN., während die Waldecker Prägung die Umschrift „FÜRSTENTHUM WALDECK U. PYRMONT“ enthielt. Auch die Gestaltung der 3 und 1 Pfennigmünzen variierte zum preußischen Vorbild. Beide Umschriften der Wappenseite enthielten zwar gemäß dem preußischen Vorbild die Umschrift „120 EINEN THALER“ bzw. „360 EINEN THALER“, die Wertseite enthielt jedoch nicht die Umschrift „SCHEIDEMÜNZE“. Tabelle 40: Prägeperiode 1842 bis 1845 Nominal 1 SILBERGROSCHEN 3 PFENNIGE 1 PFENNIG
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 25
Prägejahr 1842, 1843, 1845
Kupfer Kupfer
AKS 37 AKS 42
1842, 1843, 1845 1842, 1843, 1845
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
177
Bei den 1855, wieder in Berlin, hergestellten 1 Silbergroschen (AKS Nr. 46), 3 Pfennige (AKS Nr. 48) und 1 Pfennig (AKS Nr. 50) blieb es bei den Gestaltungsgrundsätzen der Prägeperiode von 1842 bis 1845. Die Münzen waren jetzt allerdings im Ring geprägt. Tabelle 41: Prägeperiode 1855 Nominal 1 SILBERGROSCHEN 3 PFENNIGE 1 PFENNIG
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 46
Prägejahr 1855
Kupfer
AKS 48
1855
Kupfer
AKS 50
1855
Bemerkung Münzzeichen A Münzzeichen A Münzzeichen A
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Bei den im Jahr 1867 getätigten Prägungen blieb es bei der Nominalaufteilung der Prägeperioden von 1842 bis 1845 bzw. 1855. Erneut wurden 1 Silbergroschen, 3 Pfennige und 1 Pfennig gemünzt (AKS Nr. 47, 49 und 51). Auch die Gestaltungsgrundsätze waren beibehalten worden. Allerdings hätten diese Prägungen gemäß Artikel 14 des Wiener Vertrages den Zusatz „Scheidemünze“ tragen müssen, was sie aber nicht taten. Die Prägungen erfolgten auch im Ring, aber nicht mehr durch die Münzstätte Berlin, sondern durch die Münzstätte Hannover. Statt des Münzzeichens A war nun das Münzzeichen B aufgeprägt. Da Hannover jedoch seit 1866 zu Preußen gehörte, hatte der Wechsel der Münzprägestätte keine erkennbaren politischen Hintergründe. Tabelle 42: Prägeperiode 1867 Nominal 1 SILBERGROSCHEN 3 PFENNIGE
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 47
Prägejahr 1867
Kupfer
AKS 49
1867
1 PFENNIG
Kupfer
AKS 51
1867
Bemerkung Münzzeichen B Münzzeichen B Münzzeichen B
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Im Übergang von der zweiten zur dritten Prägeperiode wechselten die Wertzeichen grundsätzlich von römischen in arabische Wertziffern. Die Vereinheitlichung der Gestaltung zwischen den Nominalen nahm von der 2. auf die 3. Prägeperiode zu. In der 4. Prägeperiode wurde auf die Ausprägung des Mariengroschens zugunsten des sich auch in den anderen Staaten
178
4. Die Entwicklung der Münzprägung
durchsetzenden Silbergroschens nach preußischem Vorbild (30 EINEN THALER) verzichtet.117 Die Durchführung der Münzprägung wurde schließlich an preußische Münzstätten (zunächst Berlin, dann an die zwischenzeitlich preußisch gewordene Münzstätte Hannover) abgegeben. Trotz dieser Vergabe an preußische Münzstätten wich die Gestaltung der Wappen- und der Wertseiten von den preußischen Vorbildern ab. Wesentlich war jedoch die auf Grund gleichen Gewichtes und Feingewichtes unbegrenzte Fähigkeit der gegenseitigen Inzahlungnahme zwischen WaldeckPyrmonter und preußischer Münzen. 4.1.13 Lippe Geschichte Das seit 1720 in den Reichsfürstenstand erhobene Haus trat 1807 dem Rheinbund bei. Seit 1815 war Lippe Mitglied im Deutschen Bund, 1842 trat es dem Zollverein bei. Seit 1866 war es Mitglied im Norddeutschen Bund.118 Münzsystem Die Münzprägung erfolgte im Konventionsfuß von 1753, der Taler zu 36 Mariengroschen zu 8 Pfennigen, der Pfennig zu je 2 Heller. Lippe prägte vor 1843 nur Kupfermünzen und bediente sich sonst der Gepräge anderer Staaten.119 1838 trat das Land dem Dresdener Münzverein und 1857 dem Wiener Münzverein bei. Seit diesen Beitritten wurden nur noch (Doppel) Vereinstaler (AKS Nr. 5 und 16) sowie Silbergroschen und Pfenninge nach preußischem Vorbild geprägt.120 Die vor Übernahme des preußischen Systems geprägten lippischen Münzen wurden 1847 für unzulässig erklärt.121 In Lippe wurde zumindest bis 1828 auch im ausgeprägten System, als auch im alten preußischen System (1 Taler= 24 Groschen je 12 Pfennige) gerechnet.122 1871 verweist Nelkenbrecher bezüglich des Rechnungssystems auf Schaumburg-Lippe. Danach wird zumindest überwiegend gemäß dem Wiener Vertrag gerechnet worden sein, falls nicht ausnahmsweise noch der Taler zu 24 Groschen gerechnet wurde:123
117 Auch KLÜßENDORF betont, dass durch die Übernahme des Silbergroschens nach preußischem Vorbild ein wichtiger Schritt in Richtung Orientierung am preußischen Münzsystem gegangen wurde, KLÜßENDORF, Papiergeld und Staatsschulden, S. 15. 118 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 210. 119 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 7, S. 66. 120 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 210. 121 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 235. 122 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 198. 123 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 276.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
179
Tabelle 43: Münzsystem Prägezeitraum Bis 1838
Wertverhältnis 1 T = 36 MarienGr d 1 MarienGr = 8 Pf d 1 Pf = 2 H 1 T = 24 Gute Groschen d 1 Guter Groschen = 12 Pf d
Quelle: NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 198; ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 210.
Prägeperioden 1802 hatte es Prägungen von 2 und 1 Pfenningstücken sowie 1 Hellerstücken gegeben (AKS Nr. 1, 2 und 4). Nach diesem System wurde ab 1809 auch wieder der Heller (AKS Nr. 4) und im Jahr 1818 der Pfenning (AKS Nr. 3) geprägt. Im gleichen System folgten zwischen 1821 und 1840 gelegentliche Prägungen von 1 Hellermünzen (AKS Nr. 15) und 1 Pfenningmünzen (AKS Nr. 11 und 12) bzw. Pfennigmünzen (AKS Nr. 13) sowie dem ungewöhnlichen Nominal 1 1/2 Pfenning, das zwischen 1821 und 1825 (AKS Nr. 10) geprägt wurde. Diese Prägungen zeigten alle die heraldische Rose ohne weiteren Zusatz auf der Wappenseite. Auf der Wertseite gab es außer der Nominalbezeichnung und dem Münzzeichen keine weiteren schriftlichen Zusätze. Die Gestaltung und Herstellung der Münzen dieser Prägeperiode stammen aus einem veralteten System des 18. Jahrhunderts, die auch technisch nicht auf der Höhe der Zeit war.124 Die „Plumpheit“ und mangelnde Standardisierung der lippischen Münzen könnte der Grund dafür gewesen sein, dass die lippischen Kupfermünzen im Lande verblieben, „ein Erfolg, der von anderen Staaten im Anfang des 19. Jahrhunderts vergebens versucht wurde“.125 Am Ende dieser Prägeperiode hat Lippe mit der Verordnung vom 04.04.1834 sein Staatsgebiet für das preußische Kurantgeld, also den preußischen Taler, geöffnet, auch wenn es noch mit einem Aufgeld angenommen wurde.126 Mit dieser Öffnung wurde die folgende Prägeperiode, die sich stark an das preußische Vorbild anlehnen sollte, vorbereitet.
124 Peter BERGHAUS, Aus der Lippischen Münzgeschichte. Städtische Sparkasse Detmold, Ausstellung zur Münz- und Geldgeschichte, 1965, S. 10. 125 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 7, S. 66, zitiert nach: Joseph WEINGÄRTNER, Beschreibung der Kupfermünzen Westphalens, Paderborn 1872-1881. 126 Fritz VERDENHALVEN, Die Lippischen Währungs- und Geldverhältnisse. Zur Geschichte der Landeswährung und des Geldtransfers seit dem 17. Jahrhundert, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 56, 1987, S. 51-73, hier: S. 64, mit weiteren Nachweisen.
180
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 44: Prägeperiode 1802 bis 1840 Nominal I HELLER
Material Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 4
I 1/2 PFENNING I PFENNING I PFENNING I PFENNIG
Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer
AKS 10 AKS 3 AKS 12 AKS 13
I HELLER
Kupfer
AKS 15
Prägejahr 1802, 1809, 1812, 1814, 1816 1821, 1823-1825 1818 1821, 1824 1828, 1829, 1830, 1836, 1840 1821, 1822, 1825, 1826, 1828, 1835, 1836, 1840
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Mit dem Beitritt zum Dresdner Münzvertrag 1838 trat Lippe in ein völlig neues Währungssystem ein.127 Für den Zahlungsverkehr wirksam wurde die Einführung des Silbergroschens aber erst zum 01.01.1847.128 Im Jahr 1847 ließ Lippe in Berlin nach mehrjähriger Pause wieder Münzen prägen. Es wurden 2 1/2 Silbergroschen, 1 Silbergroschen, 1/2 Silbergroschen, 3 Pfenning- und 1 Pfenningstücke geprägt (AKS Nr. 6-9 und 14). Das 2 1/2 Silbergroschenstück entsprach im Gewicht und Feingewicht exakt dem preußischen Vorbild.129 Beim Silbergroschen hingegen differierte das Gewicht (Lippe 1,559 Gramm; Preußen 2,192 Gramm), während das Feingewicht bei den lippischen wie bei preußischen Silbergroschen 0,487 Gramm betrug. Der halbe Silbergroschen differierte leicht (Lippe: 0,974 Gramm Gewicht und 0,244 Gramm Feingewicht; Preußen 1,096 Gramm Gewicht und 0,244 Gramm Feingewicht). Die Gestaltung der Wertseite entsprach jedoch bei allen Kleinmünzennominalen exakt dem preußischen Vorbild. Dies gilt auch für den Strich zwischen der Jahreszahl und dem Buchstaben A. Anders als das preußische Vorbild haben AKS Nr. 9 und 14 auf der Wappenseite nicht das Verhältnis zum Taler, sondern zum Silbergroschen angegeben (so auch in der folgenden Prägeperiode). Die 3 und 1 Pfenningemünzen waren ebenfalls im Ring geprägt worden (AKS Nr. 9, 14 und 20 für das Jahr 1851). Preußen hatte erst im Jahr zuvor, 1846, begonnen, seine eigenen Pfenninge im Ring zu prägen.
127 BERGHAUS, Aus der Lippischen Münzgeschichte, S. 11. 128 VERDENHALVEN, Die Lippischen Währungs- und Geldverhältnisse, S. 66. 129 Zur praktischen Relevanz dieser theoretischen Gewichtsangaben siehe Anlage 2.
181
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 45: Prägeperiode 1847 bis 1851 Nominal 1
2 /2 SILBERGRO-
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 6
Prägejahr 1847
Billon Billon
AKS 7 AKS 8
1847 1847
Kupfer Kupfer
AKS 9 AKS 14, 20
1847 1847, 1851
SCHEN 1 SILBERGROSCHEN 1 /2 SILBERGRO-
SCHEN 3 PFENNINGE 1 PFENNING
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
1858 bis 1860 wurden die Nominale dieser Prägeperiode mit Ausnahme des halben Silbergroschens erneut in Berlin geprägt (AKS Nr. 17-20). Wie in der zweiten Prägeperiode (1847 bis 1851) entsprachen die Wertseiten exakt dem preußischen Vorbild. Während in der zweiten Prägeperiode im Gewicht jedoch noch ein Unterschied zum preußischen Vorbild feststellbar war, waren für die dritte Prägeperiode 1860 die exakt gleichen Rohlinge verwendet worden. Auch für den Silbergroschen betrug das Gewicht deshalb nun theoretische 2,196 und das Feingewicht 0,483 Gramm, wie es in Preußen seit 1857 Verwendung fand. Nur in der Gestaltung der Kopf- bzw. Wappenseite waren noch Unterschiede feststellbar. Die Groschen und 2 1/2 Groschenprägungen zeigten nach preußischem Vorbild auf der Vorderseite das Herrscherportrait mit dem Namen und Titel in der Umschrift. Hierbei wurden keine Abkürzungen verwendet. Während sich die preußischen Pfenninge noch auf den Taler bezogen (z.B. bei 1 Pfenning, AKS Nr. 108, „360 EINEN THALER“), war bei den lippischen Pfenningen das Verhältnis zum Silbergroschen aufgeprägt (z.B. beim 1 Pfenning, AKS Nr. 20 „12 EINEN SILB.GROSCHEN). Die Prägungen der 3 und 1 Pfenninge (AKS Nr. 19 und 20) blieben im Verhältnis zur 2. Prägeperiode unverändert. Diese 3 und 1 Pfenningeprägungen hatten jedoch einen etwas geringeren, wenn auch mit bloßem Auge kaum wahrnehmbaren, Durchmesser als die preußischen Münzen. Darüber hinaus war das lippische 3 Pfenningestück spürbar dünner als das preußische Vorbild. Obwohl die Prägungen in Berlin erfolgten (Münzzeichen A), können hier somit nicht, anders als bei den Billonmünzen, die gleichen Schrötlinge verwendet worden sein. Es kann nur gemutmaßt werden, ob die preußische Münzstätte Berlin bei den Prägungen für einen anderen Staat bewusst Material und Kosten gespart hat. Dagegen spricht die preußische Politik, das Münzwesen nach preußischem Vorbild zu vereinheitlichen.
182
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 46: Prägeperiode 1858 bis 1860 Nominal 1
2 /2 SILBERGRO-
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 17
Prägejahr 1860
Billon Kupfer Kupfer
AKS 18 AKS 19 AKS 20
1860 1858 1858
SCHEN 1 SILBERGROSCHEN 3 PFENNINGE 1 PFENNING
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Neben der Übernahme der Verpflichtungen aus dem Dresdner und Wiener Münzvertrag ergaben sich für Lippe darüber hinausgehende Konvergenzen durch die Vergabe der Prägungen an die preußische Münzstätte Berlin. Die Angleichung an das preußische Münzsystem wurde dadurch sukzessive gefördert, wobei es bis zur Reichsgründung weiterhin bei Unterschieden zwischen lippischen und preußischen Münzen über die Vorderseitengestaltung hinaus blieb. In der zweiten Prägeperiode (1847, 1851) wurden die gleichen Wertseitenstempel wie für die preußischen Münzen verwandt, während es beim Gewicht noch deutlich wahrnehmbare Unterschiede gab. In der dritten Prägeperiode (1858, 1860) wurden für die Billonmünzen die exakt gleichen Rohlinge und Wertseitenstempel wie für die preußischen Münzen verwendet, während für die Kupferprägungen es auch in den Abmessungen bis zuletzt Unterschiede zu den preußischen Vorbildern gab. 4.1.14 Oldenburg Geschichte 1808 trat Oldenburg dem Rheinbund bei. 1810 bis 1813 war es Teil des französischen Kaiserreiches, bis es 1815 wieder vom Herzog (Peter Friedrich Wilhelm) in Besitz genommen wurde und dieser dem Deutschen Bund beitrat. Durch den Wiener Kongress 1814 hatte der Herzog von Oldenburg das Recht erhalten, den Titel Großherzog zu führen. 1819 wurde das Herzogtum Birkenfeld erworben.130 1854 erfolgte der Beitritt zum Deutschen Zollverein, dem Jahr, in dem Oldenburg auch die Herrschaften Kniphausen und Varel durch Kauf erwarb. 1866 wurde Oldenburg Mitglied des Norddeutschen Bundes.131
130 RITTMANN, Kurzgefasste Münzgeschichte Oldenburgs, S. 297. 131 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 251.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
183
Münzsystem Für den Landesteil Oldenburg erfolgten Prägungen im Reichs- und auch im Konventionsfuß von 1753, wobei der Taler in 72 Grote zu je 5 Schwaren 132 geteilt wurde.133 Im Stammland Oldenburg wurde ab 1846 der preußische 14 Talerfuß verbindlich.134 Die Scheidemünzen wurden in einem 16 Talerfuß geprägt. Sie waren nur zur Ausgleichung bei Zahlungen bestimmt und niemand war verpflichtet, einen Betrag anzunehmen, der mit einer Kurantmünze bezahlt werden konnte.135 Ab 1858 prägte Oldenburg nach den Bestimmungen des Wiener Vertrages und teilte den Taler in 30 Groschen.136 Der Groschen wurde zu je 12 Schwaren geteilt.137 Die Bezeichnungen Silbergroschen und Pfennig wurden weiterhin vermieden.138 Die Münzen in Grotenwährung wurden eingezogen und für ungültig erklärt.139 Gerechnet wurde im Stammland grundsätzlich in Übereinstimmung mit den ausgeprägten Münzen „gewöhnlich nach Reichsthalern zu 72 Groot à 5 Schwaar; bei Kleinigkeiten aber nach Reichsthalern zu 48 Schilling oder 54 Stüver, jene zu 4 1/2, diese zu 4 Ortjes“.140 Die Hannoverschen Guten Groschen, die in Oldenburg in großer Zahl umgelaufen sen dürften, entsprachen rechnerisch 3 Oldenburger Groten.141 Die Hannoverschen Mariengroschen wurden zu 2 Groten und Hamburger Schillinge zu 1 1/2 Groten genommen.142 Ein Sonderfall ist das zu Oldenburg gehörende Fürstentum Lübeck, bei dem sich zumindest nach 1867 zunehmend preußisches Geld durchgesetzt haben wird.143
132 Die Nominalbezeichnung „Schwaren“ stammt vom niederdeutschen „Swaren Pennig“ (= schwerer Pfennig), JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 6, S. 22. 133 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 280. 134 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 331. 135 KALVELAGE / TRIPPLER, Münzen und Grafen, S. 96. 136 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 251. 137 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 384f. 138 RITTMANN, Kurzgefasste Münzgeschichte Oldenburgs, S. 299. 139 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 6, S. 23. 140 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 280. 141 HASE, Damit mussten sie rechnen, S. 53. 142 Ebd. 143 KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 28.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 47: Münzsystem im Stammland Prägezeitraum Bis 1858 Ab 1858
Wertverhältnis 1 T = 72 Grote d 1 Grote = 5 Schwaren 1 T = 30 Gr = 360 Pf 1 Gr = 12 Pf
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 251.
Für das Fürstentum Birkenfeld galt ein abweichendes System. Hier wurde der Gulden zu 60 Kreuzern gerechnet. In der Katalogliteratur wird zum Teil vertreten, dass nach dem Beitritt zum Dresdner Münzvertrag von 1838 für das Gebiet Birkenfeld mit der Übernahme des 14 Talerfußes die entsprechende Rechnungsumstellung erfolgte.144 Für 1848 nennt Nelkenbrecher aber immer noch nur die Rechnung nach dem 24 1/2 Guldenfuß.145 In der Auflage für 1871 wird dagegen sowohl die Rechnung nach dem 52 1/2 Guldenfuß, als auch die nach dem 30 Talerfuß genannt.146 Prägeperioden Für das Stammland Oldenburg In den Jahren 1815 bis 1818 wurden in einer ersten Prägeperiode die Nominale 4, 2 und 1 Grote aus Billon geprägt (AKS Nr. 4-6). Darüber hinaus wurden 1/2 Grotemünzen aus Kupfer geprägt (AKS Nr. 7). Alle Kleinmünzennominale waren noch nicht im Ring geprägt. Die Gestaltung erfolgte nach fast den gleichen Grundsätzen. Unter der Nominalbezeichnung verwiesen die Buchstaben O.L.M. für „Oldenburger Landes Münze“ auf die Funktion als regionales Zahlungsmittel. Hingegen wird das 6 Grotestück (AKS Nr. 3) mit dem Zusatz OLD.COUR. MÜNZE als Kurantmünze ausgewiesen. Es entspricht damit mehr dem 12 Grotestück. Anhand der Gestaltung dürfte das 6 Grotestück im Wert von 1/12 Taler zunächst nicht mehr als Kleinmünze anzusehen sein. Andererseits befindet sich das Gewicht der 6 Grotemünze mit 3,579 Gramm und das Feingewicht mit 1,216 Gramm sehr in der Nähe des preußischen 2 1/2 Silbergroschens ab 1842. Das 6 Grotestück kann deshalb per saldo aufgrund seines Wertes und seiner Funktion noch als Kleinmünze angesehen werden.
144 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 251. 145 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 72. 146 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 86f.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 48: Prägeperiode 1816 bis 1818 Nominal 6 GROTE (= 1/12 Taler) 4 GROTE (= 1/18 Taler) 2 GROTE (= 1/36 Taler) I GROTE 1 /2 GROTE
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 3
Prägejahr 1816, 1818
Billon
AKS 4
1816, 1818
Billon
AKS 5
1815
Billon Kupfer
AKS 6 AKS 7
1817 1816
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Nach einer über zehnjährigen Prägepause prägte Oldenburg zwischen 1831 und 1840 4, 3 und 1 Grotestücke (AKS Nr. 11-13) weiter aus Billon und die 1 /2 Grotemünze weiter aus Kupfer (AKS Nr. 15). Nur die Münzen dieser Prägeperiode wurden in der eigenen Münzstätte in Oldenburg geprägt.147 Auch diese Münzen waren noch nicht im Ring geprägt. Das 4, 3 und 1 Grotestück enthielt in der Umschrift den Hinweis „SCHEIDE-M.“, während das 1/2 Grotestück weiterhin den Hinweis „O.L.M.“ enthielt. Nur das 4 und das 3 Grotestück enthielten auch den Hinweis „18“ bzw. „24 EINEN THALER“. Tabelle 49: Prägeperiode 1831 bis 1840 Nominal 4 GROTE (= 1/18 Taler) 3 GROTE (= 1/24 Taler) 1 GROTE 1 /2 GROTE
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 11
Prägejahr 1840
Billon
AKS 12
1840
Billon Kupfer
AKS 13 AKS 15
1836 1831, 1835, 1840
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Zwischen 1846 und 1857 wurden in einer dritten Prägeperiode 3 (AKS Nr. 27) und 1 Grote (AKS Nr. 14 und 31) in Billon geprägt. Die Prägungen für die 1/2 Grotemünzen (AKS Nr. 16) erfolgte wie für das nun ausgeprägte 1/4 Grotestück (AKS Nr. 17) sowie für die 1 Schwarenmünze (AKS Nr. 18) in Kupfer und im Ring.148 Die Gestaltung der Nominale war nicht gänzlich aufeinander abgestimmt. Das 3 und 1 Grotestück enthielten die Umschrift 147 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 6, S. 26. 148 Weder WEDELL noch STUTZMANN geben an, ob die Prägungen im Ring erfolgten. Nach meinen Untersuchungen durch Augenschaunahme mehrerer Stücke ergibt sich mit Ausnahme für die 1/4 Grotemünze (AKS Nr. 17), bei der Restzweifel verbleiben, dass die Münzen im Ring geprägt worden sind.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
„GHZ.OLDENB.SCHEIDEM.“ für Großherzogtum, das 1/2 Grotestück allerdings die Umschrift „HERZOGTHUM OLDENBURG“, während das 1/4 Grotestück und die Schwarenprägungen statt des Wappens nur das Monogramm und gar keine Umschrift enthielten. 1852 erfolgte die Prägung des 1 Schwaren (AKS Nr. 19) durch die Münzstätte Hannover. Mit Ausnahme des Zusatzes des Münzzeichens B blieb die Gestaltung im Verhältnis zu AKS Nr. 18 unverändert. Ein Jahr danach wurde auch das 1/2 Grotestück nunmehr in Kupfer und wie der Schwaren mit Monogramm statt mit Wappen und Umschrift auf der Vorderseite in Hannover geprägt. Im Verhältnis zu AKS Nr. 19 war das Monogramm bei den 1/2 Grotestück (AKS Nr. 33) nur auf Grund des Herrschaftswechsels 1853, ebenso wie bei dem 1 Schwarenstück (AKS Nr. 34), verändert worden. Tabelle 50: Prägeperiode 1846 bis 1857 Nominal 3 GROTE (= 1/24 Taler) 1 GROTE (= 1/72 Taler) 1 /2 GROTE 1 /4 GROTE 1 SCHWAREN 1 SCHWAREN
Material Billon
AKSKatalognr. AKS 27
Billon
AKS 14, 31
Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer
AKS 16 AKS 17 AKS 18 AKS 19
Prägejahr
Bemerkung
1856 1849, 1850, 1853, 1856, 1857 1846 1846 1846 1852 Mit Münzzeichen B
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
In den Jahren ab 1858 bis 1869 wurden in einer vierten Prägeperiode die Nominalbezeichnungen von Grote in Groschen geändert. Es wurden nun 2 1 /2, 1 und 1/2 Groschen in Billon (AKS Nr. 26, 28, 29 und 30) geprägt. Die beiden Typen des Groschenstücks unterschieden sich nur leicht in der Umschrift und der Gestaltung des Wappens. Das erstmals geprägte 3 und das 1 Schwarenstück (AKS Nr. 32 und 35) wurden weiter aus Kupfer mit der von den Groschen abweichenden Umschrift „HRZGTH. OLDENB.“ auf der Vorderseite und auf der Wertseite nun mit dem Zusatz „SCHEIDEMÜNZE” geprägt. Die Herstellung aller drei Nominale erfolgte in Hannover und trugen daher das Münzzeichen B. Auch wenn der Groschen nach Oldenburgs Beitritt zum Wiener Münzvertrag nun dem preußischen Vorbild in Gewicht und Feingewicht folgte, galt dies für den Schwaren nicht. Zwar wurde auch der oldenburgische Groschen in 12 Schwaren unterteilt (der preußische Silbergroschen wurde ebenfalls in 12 Pfenninge geteilt), dennoch unterschieden sich oldenburgische Schwaren und preußische Pfenninge in den Abmessungen voneinander. Die 3 Schwa-
4. Die Entwicklung der Münzprägung
187
renmünze hatte einen Durchmesser von 19 1/2 mm statt der 22 mm der preußischen 3 Pfenningemünze. Die 1 Schwarenmünze maß 14 1/2 mm, während die preußische 1 Pfenningemünze etwas mehr als 15 1/2 mm umfasste. Die Abmessungen der 1 Schwarenmünze blieben die gleichen wie in der 3. Prägeperiode (AKS Nr. 18, 19, 34 und 35). Tabelle 51: Prägeperiode 1858 bis 1869 Nominal 2 1/2 GROSCHEN 1 GROSCHEN
Material Billon Billon
AKS-Katalognr. AKS 26 AKS 28, 29
1
Billon
AKS 30
/2 GROSCHEN
Prägejahr 1858 1858, 1864-1866, 1869 1858, 1864-1866, 1869
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Für den Landesteil Birkenfeld Die Münzen einer ersten Prägeperiode wurden nur im Jahr 1848 und durch die Münzstätte Hannover geprägt.149 Die Nominalreihe bestand aus: 2 1/2 Silbergroschen, 1 Silbergroschen, 3, 2 und 1 Pfennig (AKS Nr. 20-24). Sowohl die Groschenprägungen aus Billon als auch die Pfennigprägungen aus Kupfer waren im Ring hergestellt. Der Durchmesser der Prägungen war fast der gleiche wie bei den preußischen Prägungen.150 Die Kupfermünzen waren jedoch dünner als die preußischen Pfenninge, so dass die Prägungen für Birkenfeld das Gewicht der preußischen Prägungen nicht erreichten. Die Wertseitengestaltung ähnelte dem preußischen Vorbild, war aber nicht exakt gleich. Da nicht in Berlin, sondern in Hannover geprägt wurde, mussten auch extra Wertseitenstempel geschnitten werden, die das Münzzeichen A nicht enthielten. Ein Hinweis auf die Münzstätte Hannover durch ein Münzzeichen fehlt. Ansonsten entsprachen die Gestaltungsgrundsätze schon dem preußischen Vorbild, auch wenn das Schriftbild mit etwas dünneren Buchstaben leicht variierte. Auf der Vorderseite wurde jedoch auch bei den 2 1/2 und dem 1 Silbergroschen nicht der Landesherr, sondern ein Wappenschild gezeigt. Die Umschrift war abgekürzt: „GR HZL. OLDENB. FÜRSTENTH. BIRKENFELD“. Die Umschrift des Silbergroschen variiert leicht zum 2 1/2 Silbergroschen: „... FURSTENTH ...“. Die 3 bis 1 Pfennigprägungen zeigten das gekrönte Monogramm statt des Wappens wie bei den preußischen Münzen. 149 Ob die Prägungen im Ring erfolgten, war nach den mir vorliegenden Münzen nicht zweifelsfrei erkennbar. WEDELL, STUTZMANN, KALVELAGE und TRIPPLER sowie dem AKS sind diesbezüglich keine Angaben zu entnehmen. 150 Ich habe folgende Nominale mit den preußischen Münzen vergleichen können: Der Silbergroschen hatte mit 16,5 mm einen fast gleichen Durchmesser, das 2 Pfennigstück und das 3 Pfennigstück mit ca. 19 bzw. 22 mm ebenfalls.
188
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 52: Prägeperiode 1848 Nominal 2 /2 SILBERGROSCHEN 1 SILBERGROSCHEN 3 PFENNIGE 2 PFENNIGE 1 PFENNIG 1
Material Billon Billon Kupfer Kupfer Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 20 AKS 21 AKS 22 AKS 23 AKS 24
Prägejahr 1848 1848 1848 1848 1848
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
In einer zweiten Prägeperiode blieb es bei den Nominalen der 1. Prägeperiode, allerdings ergänzt um den 1/2 Silbergroschen (AKS Nr. 36-41). Diese im Jahr 1858 im Ring geprägte Münze war ebenfalls in Hannover hergestellt worden und trug nun, im Gegensatz zur 1. Prägeperiode, das Münzzeichen B. Die Umschrift der Wappenseite war nun für alle Nominale einheitlich „G.H.OLDENB. F. BIRKENF“. Nur bei der 1 Pfennigprägung (AKS Nr. 41) gab es eine leichte Variante, da der Punkt hinter dem G offensichtlich vergessen wurde oder dem geringeren Platz zum Opfer gefallen war. Im Verhältnis zur ersten Prägeperiode war das Gestaltungsbild der Nominale deutlich vereinheitlicht worden, obwohl sich das Schriftbild immer noch leicht vom preußischen Vorbild unterschied und eher dem hannoveranischen Groschen glich (vgl. Hannover AKS Nr. 149). Die Gestaltung der Kupfermünzen differierte mehr vom preußischen Vorbild als in der vorangegangenen Prägeperiode: Der breite Strich unter der Jahreszahl war verschwunden und statt nach preußischem Vorbild „SCHEIDE MÜNZE“ zu schreiben, stand „SCHEIDEMÜNZE“ nun in einem Wort (vgl. z.B. Oldenburg AKS Nr. 39 mit Oldenburg AKS Nr. 22 und Preußen AKS Nr. 106). Dennoch unterschieden sich diese birkenfelder Prägungen auch von den hannoveranischen Prägungen, die die Umschrift „SCHEIDEMÜNZE“ in der unteren, statt wie für die Birkenfelder Prägungen in der oberen Münzhälfte zeigten. Zumindest die Kupfermünzen unterschieden sich auch im Durchmesser deutlich von den entsprechenden preußischen Nominalen.151 Statt dessen entsprachen sich die Durchmesser der Prägungen für Birkenfeld und der hannoverschen Prägungen für das gleiche Nominal.152
151 So hatte das Birkenfelder 3 Pfennigstück nur noch ca. 20 mm Durchmesser im Verhältnis zum preußischen 3 Pfenningstück mit ca. 22 mm. 152 Oldenburg für Birkenfeld AKS Nr. 39 und Hannover AKS Nr. 153 haben beide rund 20 mm Durchmesser und kaum wahrnehmbare Unterschiede in der Dicke.
189
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 53: Prägeperiode 1858 bis 1859 Nominal 2 /2 SILBERGROSCHEN 1 SILBERGROSCHEN 1 /2 SILBERGROSCHEN 3 PFENNIGE 2 PFENNIGE 1 PFENNIG 1
Material Billon
AKS-Katalognr. Prägejahr AKS 36 1858
Billon
AKS 37
1858
Billon
AKS 38
1858
Kupfer Kupfer Kupfer
AKS 39 AKS 40 AKS 41
1858 1858 1859
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Durch den Ankauf von Kniphausen und Varel war ein weiterer Kleinststaat in ein größeres Territorium aufgegangen und hatte sein (ohnehin umstrittenes) Münzrecht verloren. Neben der Einführung der Ringprägung und der Vergabe an die Münzstätte Hannover kam es für den Landesteil Oldenburg erst nach dem Beitritt zum Wiener Münzvertrag zu einer Harmonisierung des Groschens gemäß dem preußischen Vorbild in Gewicht und Feingewicht. Die 1 Groteprägungen bis 1857 und die Schwarenprägung auch noch nach 1857 waren bis zur Einführung der Reichswährung mit keinem anderen Münzsystem in Übereinstimmung zu bringen. Für den Landesteil Birkenfeld war die Münzprägung ebenfalls schon in der ersten Prägeperiode (nur das Jahr 1848) an die Münzstätte Hannover vergeben worden und preußische Gestaltungsgrundsätze angewandt worden. 4.1.15 Anhalt Die anhaltinische Münzprägung im 19. Jahrhundert bestand aus den Prägungen der drei Linien: Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen und Anhalt-Dessau, sowie aus den Gemeinschaftsprägungen für Kleinmünzen (1 Pfennig bis 2 1/2 Silbergroschen) in den Jahren zwischen 1839 und 1862. Geschichte Die Anhaltischen Fürstentümer entstanden 1806, als die Söhne des Joachim Ernst das Land in vier Fürstentümer aufteilten, wobei beim Erlöschen einer Linie die anderen sukzedieren sollten. Von diesen fünf Linien bestanden 1806 nur noch die zu Dessau, Bernburg und Köthen. Sie traten als Herzogtümer 1807 dem Rheinbund und 1805 dem Deutschen Bund sowie 1834
190
4. Die Entwicklung der Münzprägung
dem Deutschen Zollverein bei. Nach dem Erlöschen der Köthener Linie 1853 wurden die Herzogtümer Köthen und Dessau vereinigt. 1863 erlosch auch die Bernburger Linie, so dass Anhalt nach 260jähriger Spaltung wieder vereinigt werden konnte. Nach der Beteiligung Anhalts auf preußischer Seite im Deutschen Krieg 1866 trat es im selben Jahr dem Norddeutschen Bund bei und wurde 1871 Bundesstaat des Deutschen Reiches.153 Münzsysteme Anhalt-Bernburg prägte seit 1793 nach dem Konventionsmünzfuß. Gerechnet wurde im Konventionskurant nach der ein Reichstaler = 24 Groschen = 288 Pfennige galt. Anhalt folgte damit dem altsächsischen System. Innerhalb des altsächsischen Systems gab es bei den kleineren Kleinmünzen unterschiedliche Traditionen. Anhalt prägte nach altobersächsischer Tradition 3 und 1 Pfennigstücke in Kupfer.154 Seit dem Jahr 1829 konnten Steuern und Abgaben auch in preußischem Kurantgelt bezahlt werden und Köthen gab das erste auf „preußisch courant“ lautendes Papiergeld heraus.155 Im Jahr 1840 traten die anhaltischen Fürsten zwar der Dresdener Münzkonvention bei156 und übernahmen nun auch offiziell den preußischen 14 Talerfuß für die Hauptmünzen. Für die Scheidemünzen galt zunächst allerdings weiterhin der alte Fuß.157 Erst am 01.07.1850 nahm Anhalt-Dessau den preußischen Scheidemünzfuß (1 Taler = 30 Silbergroschen = 360 Pfennige) an. 158 Diese Loslösung vom altsächsischen System hin zum preußischen geschah einseitig, also ohne entsprechenden staatsrechtlichen Vertrag.159 Für die Verhandlungen zum Wiener Münzvertrag ließen sich Anhalt-Bernburg und 153 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 1. 154 KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 13. 155 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 12, S. 10. 156 Die anhaltischen Herzogtümer hatten nicht an der Dresdner Konferenz teilgenommen, wurden von der preußischen Regierung wenige Monate nach der Ratifizierung aber aufgefordert, dieser Münzkonvention beizutreten. Diese Verfahrensweise zeigte, dass die Regierung der kleineren deutschen Bundesstaaten von Preußen oftmals nicht rechtzeitig einbezogen, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, HECKL, Das Geldwesen Anhalts, S. 570f. 157 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 26. 158 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 2; zur Einführung des preußischen Scheidemünzsystems siehe auch HECKL, Das Geldwesen Anhalts, S. 508-511. 159 Von Anhalt-Dessau waren zwischenzeitlich drei Wege erwogen worden: „entweder die Annahme der Sächsischen Eintheilung des Thalers in 30 Neugroschen und des Neugroschens in 10 Pfg., oder die Annahme der Preußischen Eintheilung des Thalers in 30 Silbergroschen und des Silbergroschens in 12 Pfg., oder die Beibehaltung der bisher in Anhalt üblichen Theilung des Thalers in 24 Groschen“. Schließlich entschied man sich jedoch zunächst in Anhalt-Dessau neben den anhalt-bernburgischen nur die preußischen Silbergroschen zu akzeptieren und alle anderen Scheidemünzen, auch die sächsischen, nicht mehr gelten zu lassen, HECKL, Das Geldwesen Anhalts, S. 572f.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
191
Anhalt-Köthen von Preußen vertreten160 und traten dem Wiener Vertrag auch bei. 1871 wird für das Anhalter Münzwesen nur noch festgestellt: „Münzen ganz wie Preußen“.161 Neben diesen eigenen Prägungen162 liefen in Anhalt in erheblichem Umfang fremde Münzen um. Dazu gehörten hauptsächlich hessische, braunschweigische, hannoverische, königlich-sächsische und preußische Münzen.163 Während bis 1828 „bei herrschaftlichen Abgaben nach dem 20 fl.=Fuß, sonst aber im gemeinen Leben nach Preuß. Courant“ 164 gerechnet wurde, konnten seit 1829 in Anhalt auch Steuern und Abgaben in preußischem Kurant (nach dem 14 Talerfuß) gezahlt werden.165 Damit war für die Kurantmünzen bereits eine offizielle staatliche Anerkennung gegeben, der dann konsequenterweise ab 1840 die Übernahme des preußischen 14 Talerfußes und ab 1850 auch die Reform des Scheidemünzensystems nach preußischem Vorbild folgte.166 Tabelle 54: Münzsystem Prägezeitraum Bis 1840 1840 bis 1850 Ab 1850
Wertverhältnis 1 RT = 24 Gr = 288 Pf 1 Gr = 12 PF 1 VT = 24 Gr = 288 Pf 1 Gr = 12 Pf 1 VT = 30 Sgr = 360 Pf 1 Sgr = 12 Pf
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 2.
160 Ebd., S. 546f. sowie S. 611. 161 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 27. 162 1851 liefen in Anhalt keine landeseigenen Scheidemünzen mehr um, die vor 1822 geprägt worden waren, HECKL, Das Geldwesen Anhalts, S. 522f. 163 Ebd., S. 451; WEDELL, Anhalt-Bernburgs Kleinmünzenserie, S. 205. 164 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 25f. 165 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 12, S. 10; schon 1823 wurde die Kriegssteuer nicht mehr im Konventionsfuß, sondern im preußischen Kurant erhoben, HECKL, Das Geldwesen Anhalts, S. 437, mit weiterem Nachweis. 166 In allen drei Anhalter Linien war 1850 (Anhalt-Dessau und Anhalt-Köthen) bzw. 1851 (Anhalt-Bernburg) preußische Silber- und Kupferscheidemünzen als offizielle Zahlungsmittel in Anhalt eingeführt worden und von Preußen dem entsprechend preußisches Kleingeld zur Verfügung gestellt worden, HECKL, Das Geldwesen Anhalts, S. 482-484.
192
4. Die Entwicklung der Münzprägung
4.1.16 Anhalt-Bernburg Prägeperioden Seit 1799 hat Anhalt-Bernburg erstmals wieder in den Jahren 1807 und 1808 Kleinmünzen geprägt.167 Neben einem 1/48 Talerstück (AKS Nr. 6) wurden zwei Typen von Pfennigen geprägt (AKS Nr. 9 und 10). Der 1/48 Taler, im Wert eines halben Groschens168, zeigt das gekrönte kleine Staatswappen; die Pfennige das gekrönte Monogramm des Landesherrn. Weitere Hinweise auf Anhalt enthalten die Prägungen nicht. Die Pfennige unterschieden sich insofern, dass AKS Nr. 10 auf der Wertseite den Zusatz „SCHEIDEMÜNTZ“ erhält. Tabelle 55: Prägeperiode 1807 bis 1808 Nominal 48 EINEN THALER I PFENNIG
Material Billon Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 6 AKS 9, 10
Prägejahr 1807 1807, 1808
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Zwischen 1822 und 1827169 wurden in Harzgerode drei Kleinmünzentypen geprägt: 1/24 Taler = 1 Groschen (AKS Nr. 4) aus Billon, 4 Pfennige (AKS Nr. 7) und 1 Pfennig (AKS Nr. 11) aus Kupfer. Diesen Prägungen ist gemeinsam, dass sie auf der Wertseite den Hinweis enthalten, dass es sich um Anhalt-Bernburger Landesmünzen bzw. Scheidemünzen handelt. Zumindest AKS Nr. 4 und 7 buchstabiert die Umschrift nun unter dem Wegfall des T „MUNZE“. Für diese Prägungen war die Übernahme des preußischen Scheidemünzfußes (1 Taler = 30 Silbergroschen zu je 12 Pfennigen) erwogen, aber verworfen worden, so dass es bei der Einteilung des Talers in 24 Groschen zu 12 Pfennigen blieb.170
167 Zu den letzten Kleinmünzenprägungen Anhalt-Bernburg im 18. Jahrhundert, siehe Gerhard SCHÖN, Deutscher Münzkatalog 18. Jahrhundert, Augsburg 32002, S. 26f., Nr. 70-73, 79-81. 168 Entspricht 6 Pfennig, deshalb auch „Sechser“ genannt, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 12, S. 35. 169 Die Wiederaufnahme der Prägungen in Anhalt-Bernburg geschah auf Initiative der Köthener und Dessauer Linien, um dem Mangel an Scheidemünzen in ihren Landen, der wahrscheinlich auf die preußische Münzreform von 1821 zurückzuführen sei, durch die Ausprägung neuer Landmünzen abzuhelfen, HECKL, Das Geldwesen Anhalts, S. 431. 170 Ebd., S. 432ff.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 56: Prägeperiode 1822 bis 1827 Nominal 24 EINEN THALER 4 PFENNIGE 1 PFENNIG
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 4
Prägejahr 1822, 1823, 1827
Kupfer Kupfer
AKS 7 AKS 11
1822, 1823 1822, 1823, 1827
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
1831 wird ebenfalls noch in Harzgerode ein 4 Pfenninge (AKS Nr. 8) und ein 1 Pfenning (AKS Nr. 12) geprägt. Außerdem wird 1/24 Taler (AKS Nr. 5) geprägt, während die Wappenseite (AKS Nr. 5) bzw. die Monogrammseite (AKS Nr. 8 und 12) bei allen drei Typen frei von Umschriften bleibt, ist der Aufbau auf der Wertseite aufeinander abgestimmt. Oberhalb des Zentrums befindet sich die Wertzahl, darunter das Nominal, hierunter die Jahreszahl, darunter der Prägebuchstabe Z. Die Umschriften der Wertseite differieren nur leicht voneinander. Diese Prägungen erfolgten nicht mit der ulhornschen Prägemaschine, die eine Ringprägung ermöglicht hätte, da sich der Herzog weder zu der Anschaffung einer solchen Maschine noch zur Vergabe der Prägung an moderne Münzstätten anderer Staaten entscheiden konnte. Dies führte dazu, dass das äußere Erscheinungsbild dieser Münzen nicht mehr den modernen Anforderungen des Geldverkehrs entsprach.171 Tabelle 57: Prägeperiode 1831 Nominal 24 EINEN THALER 4 PFENNINGE 1 PFENNING
Material Billon Kupfer Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 5 AKS 8 AKS 12
Prägejahr 1831 1831 1831
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Die Bezeichnung „Pfenninge“ [sic!] war dem preußischen Vorbild gleichgesetzt worden. Die Buchstabierung des Wortes „Münze“ war jetzt deutschlandweit vereinheitlicht. Seit 1831 war auch die Gestaltung der Münztypen stärker aufeinander abgestimmt worden. Diese größere Ordnung innerhalb des eigenen Münzsystems war eine Voraussetzung dafür, das eigene Münzsystem mit dem anderer Staaten in ein festes Verhältnis zu setzen.
171 Ebd., S. 436.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
4.1.17 Anhalt-Köthen (bis 1853) Prägeperioden und Konvergenzen Für Anhalt-Köthen wurden außer einem Doppeltaler von 1840 als Vereinsmünze keine weiteren Münzen geprägt. Wie Anhalt-Dessau hat auch Anhalt-Köthen sich regelmäßig der durch Anhalt-Bernburg selbst geprägten oder von dieser Linie in Auftrag gegebenen Scheidemünzen bedient.172 4.1.18 Anhalt-Dessau (bis 1863) Prägeperiode Anhalt-Dessau hat vor Beginn der Gemeinschaftsprägungen keine eigenen Münzen ausgeprägt. Wie Anhalt-Köthen hat auch Anhalt-Dessau die Linie Anhalt-Bernburg motiviert, Scheidemünzen prägen zu lassen, die gegen Zahlung von Kurantgeld dann teilweise der Dessauer Linie übersandt wurden.173 Mit der Wiedervereinigung aller Anhalter Linien 1863 wurden die ab 1864 produzierten Kleinmünzen auch ohne vorherige Absprachen der vorherigen Linien Prägungen für ganz Anhalt. Erneut gab es einen Disput mit Preußen über die Zulässigkeit der Herstellung von weiteren Scheidemünzen für Anhalt.174 Preußen lenkte schließlich ein, möglicherweise um zu verhindern, dass die Prägung in einer nicht preußischen Münzstätte erfolgte.175 Die 1864 von der Münzstätte Berlin und 1867 von der Münzstätte Hannover176 vorgenommenen Prägungen bestanden aus drei Typen: dem 2 1/2 Silbergroschenstück (AKS Nr. 32), dem 3 Pfennigestück (AKS Nr. 33) und dem 1 Pfennigstück (AKS Nr. 34). Die Gestaltung dieser Typen entsprach, mit Ausnahme der Änderung der Prägejahre, exakt dem Vorbild der Gemeinschaftsprägungen. Während die Gestaltung der Wertseite des 2 1/2 Groschenstückes exakt dem preußischen Vorbild entsprach, variierten das 3 und das 1 Pfennigstück auch auf den Wertseiten leicht zum preußischen Vorbild. Diese Pfennigprägungen unterschieden sich nicht nur in der Nominalbezeichnung (Preußen: Pfenning). Die Prägungen für Anhalt-Dessau enthielten außerdem einen Strich zwischen dem Jahr und dem Münzzeichen A bzw. B (anders Preußen, siehe AKS 106 und 108). Unterschiede gab es auch in den Umschriften: Anhalt nannte die Umschrift „SCHEIDEMÜNZE“ auf der Wertseite unten, Preußen dagegen auf der Wertseite oben. Das Wertverhältnis wurde 172 Ebd., S. 431. 173 Ebd., S. 431 sowie S. 442. 174 Ebd., S. 628. 175 Ebd. 176 Auf Grund der Überlastung der Berliner Münzstätte mit Vereinstalerprägungen erfolgte die Herstellung der Kupfermünzen im Jahr 1867 in der nun preußisch gewordenen Münzstätte Hannover unter Verwendung des Münzzeichens B, ebd., S. 628f.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
in Anhalt auf der Wertseite oben, bei den preußischen Prägungen hingegen auf der Wappenseite unten über mehr als 180 Grad geprägt. Tabelle 58: Prägeperiode 1864 bis 1867 Nominal 2 /2 SILBERGROSCHEN 3 PFENNIGE 1 PFENNIG 1
Material Billon
AKS-Katalognr. Prägejahr AKS 32 1864
Kupfer Kupfer
AKS 33 AKS 34
1864, 1867 1864, 1867
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Mit der Wiedervereinigung der Linien mussten nun nicht mehr Gemeinschaftsprägungen auf Grund von Übereinkommen geprägt werden, sondern es lag eine echte Linienfusion vor. Neben dieser inneranhaltinischen Konvergenz lag der zweite wesentliche Konvergenzschritt darin, die Prägungen an die preußische Münzstätte Berlin zu vergeben. Die Vergabe der Münzprägung an Preußen führte jedoch in der Gestaltung nur zu einer teilweisen Übernahme des preußischen Vorbildes. 4.1.19 Anhaltiner Gemeinschaftsprägungen (1839 bis 1862) Prägeperioden Bei den nachfolgenden Münzen handelt es sich streng genommen nicht um Gemeinschaftsprägungen im Rechtssinne, da allein die Anhalt-Bernburger Linie für die Prägung dieser Münzen verantwortlich war und lediglich auf Wunsch Beträge an die beiden anderen Anhalter Linien abführte. 177 Unabhängig von dieser alleinigen rechtlichen Verantwortung dieser Prägung durch Anhalt-Bernburg sind diese Prägungen hier in einem eigenen Kapitel als Gemeinschaftsprägungen aufgeführt, da sie faktisch für alle drei Linien geprägt wurden.178 Dies galt zwar auch für frühere Anhalt-Bernburger Prägungen, diese waren jedoch noch durch ihre Gestaltung als explizit AnhaltBernburger Prägungen erkennbar. Die „Gemeinschaftsprägungen“ waren jedoch bereits in ihrer Gestaltung darauf ausgerichtet, in ganz Anhalt Verwendung zu finden. Mit den Jahreszahlen 1839 und 1840 wurden 1 Groschen (AKS Nr. 22) sowie 6179, 3 und 1 Pfennigmünzen (AKS Nr. 24, 25, 177 Ebd., S. 385, mit weiterem Nachweis sowie S. 452; anders als in früheren Auflagen (111991, S. 15) werden diese Prägungen in den neueren Auflagen des AKS ( 162000, S. 6) nicht mehr unter dem Titel „Gemeinschaftsprägungen“ geführt. 178 Die Gestaltung dieser Münzen war zwischen den Kammern aller drei Linien abgestimmt worden. Die Umschrift der Münzen wies daher auf ganz Anhalt hin und unterschied nicht nach Linien, HECKL, Das Geldwesen Anhalts, S. 458. 179 Entsprach dem vorherigen 1/48 Talerstück, AKS Nr. 6.
196
4. Die Entwicklung der Münzprägung
27) geprägt.180 Die Durchführung dieses Prägeauftrags war an die Münzstätte Berlin vergeben worden181, nachdem die letzten durch Anhalt-Bernburg selbst durchgeführten Prägungen offenkundig nicht mehr dem Stand der Zeit entsprachen und eine Investition in zeitgemäße Münzprägetechnik nicht mehr vorgenommen werden sollte. Der Groschen zeigte auf der Wappenseite das gekrönte kleine Staatswappen und darunter die Jahreszahl sowie die Umschrift „HRZGTH. ANHALT“. Auf der Wertseite stand die arabische Wertzahl und die Nominalbezeichnung „GROSCHEN“ sowie in der oberen Umschrift das Wertverhältnis zum Taler („24 EINEN THALER“). In der unteren Umschrift der Wertseite stand der Hinweis „SCHEIDEMÜNZE“. Die kleineren Nominale folgten dem gleichen Gestaltungsprinzip und zeigten ebenfalls in der oberen Umschrift der Wertseite ihr Verhältnis zum Taler an. Da bis 1850 für die Scheidemünzen noch das altsächsische System galt, nach dem der Reichstaler in 288 Pfennige unterteilt wurde, enthielten die Wertseiten in der oberen Umschrift ein anderes Wertverhältnis zum Taler als die nach 1850 geprägten Münzen, bei denen der Taler zu 360 Pfennige gerechnet wurde. Tabelle 59: Prägeperiode 1839 bis 1840 Nominal 1 GROSCHEN 6 PFENNIGE 3 PFENNIGE 1 PFENNIG
Material Billon Billon Kupfer Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 22 AKS 24 AKS 25 AKS 27
Prägejahr 1839, 1840 1840 1839, 1840 1839, 1840
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Diese Prägungen erfolgten nicht auf Grund eines Mangels an Scheidemünzen, sondern gründeten darauf, dass vier Mal soviel fremde wie eigene, anhaltinische Scheidemünzen umliefen. Das erklärte Ziel war aber, fremde Münzen aus dem eigenen Herrschaftsbereich zu verdrängen. Obwohl bis dahin nur Groschen, Vierlinge und Pfenninge geprägt worden waren, hielt man es im Interesse des Verkehrs für wichtig, „auch noch Sechser und
180 Die Münzen mit dem Jahr 1839 sind erst 1840 ausgeprägt worden. Daneben wurden 1843 durch Berlin nochmals Münzen mit dem Stempel der Jahreszahl 1840 geprägt, WEDELL, Anhalt-Bernburgs Kleinmünzenserie, S. 207; HECKL, Das Geldwesen Anhalts, S. 458f. sowie S. 494; diese Praxis hat es auch noch in den frühen Jahren der Bundesrepublik Deutschland gegeben, als der Prägestempel des Jahres 1950 auch noch in den Folgejahren genutzt wurde, Herbert R ITTMANN, Deutsche Geldgeschichte seit 1914, München 1986, S. 379. 181 Ob bereits die Münzen dieser Prägeperiode in Berlin geprägt wurden, war lange Zeit umstritten, weil u.a. das Münzzeichen A auf diesen Münzen nicht enthalten war. Seit WEDELL ist geklärt, dass auch diese Prägungen bereits durch die Münzstätte Berlin erfolgten, WEDELL, Anhalt-Bernburgs Kleinmünzenserie, S. 205-208.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
197
Dreier auszumünzen“.182 Beabsichtigt war die Prägung im Ring, um Mängel der Ränder zu vermeiden. Als Vorbild sollten Münzen aus Sachsen-Gotha dienen.183 Bei den Beispielen aus Sachsen-Gotha handelte es sich wahrscheinlich um die Eingroschenmünze mit dem Jahr 1837 (AKS Nr. 89) sowie den 3 Pfennig-, 2 Pfennig- und 1 Pfennigmünzen aus dem Jahre 1833 bis 1837 (AKS Nr. 92, 93 und 96), die in der Gestaltung alle aufeinander abgestimmt sind und zu einer Prägeperiode gehören. Obwohl die Prägungen in Berlin erfolgten, unterschieden sich das Gewicht und die Größe gegenüber den preußischen Münzen, da Anhalt die Teilung des Talers in 24 Groschen und 288 Pfennige beibehalten hatte. 184 Die Dessauer und die Köthener Kammerräte hatten 1840 erwogen, gemäß dem am 20. Juli 1840 im Königreich Sachsen erlassenen Gesetz über die Teilung des Talers in 30 Neugroschen zu 300 Pfennigen zu verfahren 185, dies aber unter anderem verworfen, da keine gemeinsame Grenze mit Sachsen mehr bestand.186 Dass sich die Anhalter Linien aber trotz entsprechender Überlegungen auch nicht zur Übernahme des preußischen Teilungssystems entschieden, war ein Versäumnis, das in der nachfolgenden Prägeperiode behoben wurde. Die preußische Regierung sorgte dafür, dass Anhalt außerordentlich günstige Konditionen für die Ausführung des Auftrages erhielt. Preußen hatte ein offensichtliches Interesse daran, mit der Übernahme der Aufträge nicht nur die Kontrolle über die Einhaltung der Prägevorschriften für die Vereinsmünzen gemäß dem Dresdner Vertrag auszuüben, sondern darüber hinaus auch die Zahl der Münzstätten zu reduzieren. Der durch diese Politik geförderte Münzstättenschwund sollte später den Weg zur deutschen Münzeinheit erleichtern.187 Auch die Prägungen der nun folgenden Prägeperiode ab 1851 sind zumindest faktisch als Gemeinschaftsprägungen anzusehen. Für die im Jahr 1862 vorgenommenen Prägungen wurde zwischen der Linie AnhaltBernburg und der zwischenzeitlich fusionierten Linie Anhalt-DessauKöthen ein Vertrag über die Ausprägung gemeinschaftlicher Scheidemünzen geschlossen.188 Der auf Grund der unterschiedlichen Teilung des Talers 182 Ebd., S. 205. 183 Ebd., S. 206. 184 Ebd., S. 207. 185 HECKL, Das Geldwesen Anhalts, S. 389-394. 186 Ebd., S. 456f. 187 Ebd., S. 386 sowie S. 466. 188 Da der Wiener Münzvertrag den Umlauf der Scheidemünzen auf 5/6 Taler pro Einwohner beschränkt hatte, problematisierte die preußische Regierung die weitere Ausprägung von Scheidemünzen, da sie in Zweifel zog, dass Anhalt-Bernburgs Einwohnerzahl eine weitere Ausprägung von Scheidemünzen zuließ. Mit dem zwischen Anhalt-Bernburg und Anhalt-Dessau-Köthen geschlossenen Vertrag und der damit ver-
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
zwischen Anhalt und Preußen (Anhalt 1 Taler = 288 Pfennige, Preußen 1 Taler = 360 Pfenninge) entstandenen Schwierigkeiten im kleinen Zahlungsverkehr189 wurde nun durch die Übernahme des preußischen Teilungssystems entgegen gewirkt. Die oberen Umschriften dieser Prägeperiode auf den Wertseiten änderten sich entsprechend. Ab 1851 wurde die Nominalbezeichnung nach preußischem Vorbild in „SILBERGROSCHEN“ (AKS Nr. 23) geändert und entsprechend das Verhältnis zum Taler in der oberen Umschrift auf „30 EINEN THALER“ (bzw. in den anderen Kleinmünzennominalen entsprechend) geändert. Das Prägejahr stand nun unterhalb der Nominalbezeichnung auf der Wertseite. Darunter war nun das Münzzeichen A zugesetzt. Auf der Wappenseite wurde in der Umschrift „HERZOGTHUM ANHALT“ nun ungekürzt geschrieben. Seit 1856 wurde auch das 2 1/2 Silbergroschenstück (AKS Nr. 21) geprägt. Nach den gleichen Gestaltungsgrundsätzen erfolgten die Prägungen der 3 und 1 Pfennigmünzen (AKS Nr. 26 und 28). Auf die weitere Ausprägung von 6 Pfennigen, nach dem Vorbild der 1. Prägeperiode, oder eines halben Silbergroschens nach preußischem Vorbild, wurde auf Grund der hohen Fabrikationskosten verzichtet.190 Tabelle 60: Prägeperiode 1856 bis 1862 Nominal
Material
2 1/2 SILBERGROSCHEN 1 SILBERGROSCHEN
Billon
AKSKatalognr. AKS 21
Billon
AKS 23
3 PFENNIGE 1 PFENNIG
Kupfer Kupfer
AKS 26 AKS 28
Prägejahr 1856, 1859, 1861, 1862 1851, 1852, 1855, 1859, 1862 1861 1856, 1862
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Nach dem Vorbild dieser Gemeinschaftsprägungen der 2. Prägeperiode erfolgten ab 1864, also nach der Fusion der Anhaltiner Linien 1863, die Prägungen entsprechend weiter, auch wenn auf die Ausprägung des Silbergroschens verzichtet wurde. Konvergenzen Die wesentlichen Konvergenzen in der Anhaltiner Münzpolitik bestanden erstens in der Verständigung aller drei Linien, 1838 bis 1862, die durch bundenen Zugrundelegung der Einwohnerzahlen ganz Anhalts wurde dem preußischen Bedenken gegen eine weitere Produktion von Scheidemünzen die Grundlage entzogen, ebd., S. 557-562. 189 Ebd., S. 563. 190 Ebd., S. 522.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
199
Anhalt-Bernburg in Auftrag gegebenen Kleinmünzenprägungen gemeinsam zu nutzen und zweitens in der Übernahme des preußischen Kleinmünzensystems dem zuvor schon eine Vergabe der Prägungen an die preußische Münzstätte Berlin vorausgegangen war. Diese Entwicklungen gipfelten zum einen innerhalb Anhalts in der Fusion aller drei Linien und in Bezug auf Preußen in einer völligen Gleichstellung mit dem preußischen Kleinmünzensystem. Erleichtert wurde die Herausgabe von Prägungen, die zum Umlauf in ganz Anhalt bestimmt waren, dass Kleinmünzen nur eine geringe Repräsentativfunktion zugemessen wurde. Meist wurde der regierende Fürst auf den Großmünzen portraitiert. Dem entsprechend gaben alle drei Linien eigene Großmünzen aus (siehe zum Beispiel AKS Nr. 13, 20 und 29). Mit der Vergabe der Prägung an die preußische Münzstätte Berlin war es zunächst noch nicht zu einer Anpassung des Gewichtes und des Feingewichtes an die preußischen Vorbilder gekommen. Erst ab 1851 wurde auch für die Scheidemünzen der preußische Münzfuß übernommen, so dass die gleichen Schrötlinge wie für die preußischen Münzen Verwendung fanden. Auch wenn die Prägevergabe an Berlin damit nicht sofort zu einer Übernahme des preußischen Systems führte, war – neben weiteren noch schwerwiegenderen geldpolitischen Zwängen – mit der Vergabe an eine preußische Münzstätte ein Konvergenzimpuls gesetzt, der nach gut zehn Jahren Wirkung zeigte. Neben diesem Konvergenzimpuls auf Produktionsebene ermöglichte die Angleichung an das preußische Scheidemünzensystem, dass Anhaltiner und preußische Münzen auch im Umlauf völlig kompatibel wurden. Mit dem Verzicht auf ein eigenständiges, von Preußen losgelöstes Münzwesen, leistete Anhalt damit einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur deutschen Münzeinheit.191 Mit der Fusion der drei Anhaltiner Linien wurde eine Absprache für eine gemeinsame Kleinmünzenpolitik hinfällig. Da die gemeinsame Kleinmünzenpolitik vor der Linienfusion keinen Rückfall erlitten hatte, schlug sich die Linienfusion in der Ausprägung der Kleinmünzen nicht mehr nieder. 4.1.20 Schaumburg-Lippe Geschichte Die Grafschaft wurde mit dem Eintritt in den Rheinbund 1807 zum Fürstentum erhoben. 1866 erfolgte der Beitritt zum Norddeutschen Bund.192
191 Ebd., S. 587. 192 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 402.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Münzsystem Die Prägungen erfolgten im Konventionsfuß von 1837. Danach wurden die Taler zu 24 Guten Groschen zu je 12 Pfennig oder aber 36 Mariengroschen zu je 8 Groschen geprägt. Dem Dresdener Münzvertrag war SchaumburgLippe nicht beigetreten und übte sein Münzrecht in dieser Zeit auch nicht aus.193 Ab 1857 wurde gemäß dem Wiener Vertrag im Talersystem gemünzt und auch grundsätzlich gerechnet soweit nicht auf Grund der Nähe zu Hannover noch der Taler zu 24 Groschen à 12 Pfennige gerechnet wurde.194 Tabelle 61: Münzsystem Prägezeitraum
Wertverhältnis 1 T = 24 Gute Gr = 288 Pf 1 Guter Gr = 12 Pf 1 MarienGr = 8 Pf 1 VT = 30 Sgr = 360 Pf 1 Sgr = 12 Pf
Bis 1857
Ab 1857
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 402.
Prägeperioden Nach einer seit 1802 einsetzenden Prägepause wurde die Prägetätigkeit erst 1821 wieder aufgenommen. Es wurden in den Jahren 1821 und 1826 bzw. 1828 1/24 Talermünzen (AKS Nr. 8) und zeitgleich Mariengroschen (AKS Nr. 10) und 4 Pfennigstücke (AKS Nr. 12) geprägt. Alle drei Nominale waren aus Billon. In den Jahren 1824 und 1826 trat die Prägung eines „Guten Pfennigs“ aus Kupfer hinzu (AKS Nr. 17). Die Vorderseite zeigte nur das gekrönte Wappen; auf eine Umschrift wurde verzichtet. Die Gestaltung der Wertseite erfolgte noch nach den Vorbildern des 18. Jahrhunderts mit einer eng am Rand verlaufenden Umschrift, die auf Abkürzungen nicht verzichtete. Auch die Billonstücke wurden in der Umschrift als „Landmünze“ bezeichnet. Tabelle 62: Prägeperiode 1821 bis 1828 Nominal 24 EINEN THALER 1 MARIENGROSCH. 4 PFENNIG I GUTER PFENNIG
Material Billon Billon Billon Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 8 AKS 10 AKS 12 AKS 17
Prägejahr 1821, 1826 1821, 1828 1821, 1828 1824, 1826
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
193 Ebd., S. 402; JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 7, S. 72. 194 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 275.
201
4. Die Entwicklung der Münzprägung
In einer zweiten Prägeperiode wurde nur im Jahr 1858 nach preußischem Vorbild und durch die Münzstätte Berlin geprägt. Es wurden 1/12 Taler im Wert von 2 1/2 Silbergroschen (AKS Nr. 7), 1 Silbergroschen (AKS Nr. 9), 1 /2 Silbergroschen (AKS Nr. 11), 4 Pfennige, 3 Pfennige, 2 Pfennige und 1 Pfennig geprägt (AKS Nr. 13–16). Vom preußischen Vorbild wurde insofern abgewichen, dass die Nominalbezeichnung des 1/12 Talers nicht „2 1/2 SILBERGROSCHEN“ war, sondern die Angabe 2 1/2 Silbergroschen nur in der oberen Umschrift der Wertseite erschien. Auch die Kupfermünzen folgten in der Nominalbezeichnung nicht exakt dem preußischen Vorbild (Pfennige statt Pfenninge). Im Verhältnis zum preußischen Vorbild waren die Nominalbezeichnung und das Wertverhältnis zum Taler in der oberen Hälfte der Umschrift der Wertseite ausgetauscht. Tabelle 63: Prägeperiode 1858 Nominal 12 EINEN THALER 1 SILBERGROSCHEN 1 /2 SILBERGROSCHEN 4 PFENNIGE 3 PFENNIGE 2 PFENNIGE 1 PFENNIG
Material Billon Billon
AKS-Katalognr. Prägejahr AKS 7 1858 AKS 9 1858
Billon
AKS 11
1858
Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer
AKS 13 AKS 14 AKS 15 AKS 16
1858 1858 1858 1858
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Schaumburg-Lippe übernahm erst 1858 die Grundzüge des preußischen Münzsystems. Obwohl die Prägungen durch die preußische Münzstätte Berlin erfolgten, blieb es bei der Nominalbezeichnung „12 EINEN THALER“, der aber im Gewicht und Feingewicht exakt dem preußischen Vorbild entsprach. Da aber auch die Gestaltung der 1 und 1/2 Silbergroschenprägung nicht exakt dem preußischen Vorbild entsprach, konnten auch für diese Nominale nicht die gleichen Wertseitenstempel Verwendung finden. Die Prägung der Kupfermünzen folgte in der Nominalbezeichnung ebenfalls auch auf der Wertseite nicht exakt dem preußischen Vorbild. Von diesen gestalterischen Unterschieden abgesehen, fügte sich das schaumburglippische Münzsystem in das preußische Münzsystem ein. 4.1.21 Hessen, Kurfürstentum (inoffiziell: Hessen-Kassel; bis 1866) Hessen- Kassel ist innerhalb des preußischen Taler- und Silbergroschensystems ein Sonderfall. Es fügte sich zwar problemlos in das 14 Talerfußsys-
202
4. Die Entwicklung der Münzprägung
tem ein, für die Übernahme der Silbergroschen galt aber eine Abweichung: der Hessen- Kasseler Silbergroschen wog insgesamt nur 1,56 Gramm und war damit spürbar leichter als das preußische Vorbild mit ca. 2,2 Gramm. Auch bei den Kupfermünzen gab es offensichtliche Abweichungen zum preußischen System. Dies bezog sich nicht nur auf die Nominalbezeichnungen („Heller“ statt „Pfenning“) sondern auch auf das Gewicht. Geschichte 1803 wurde die vorherige Landgrafschaft Hessen-Kassel zum Kurfürstentum erhoben. Ab 1807 war das Gebiet von Hessen-Kassel Teil des Königreichs Westphalen, bis es 1813 wieder selbstständig wurde. Da es sich 1866 auf die Seite Österreichs gestellt hatte, wurde es nach dem Sieg Preußens annektiert.195 Münzsystem Vorbemerkung: Die gesamthessische Münzgeschichte des 19. Jahrhunderts ist wesentlich dadurch gekennzeichnet, dass die Währungsgrenzen zwischen Taler und Gulden die hessischen Lande teilten. Diese Währungsgrenze nahm auf die territorialen Abgrenzungen der Hoheitsgebiete zwischen den hessischen Staaten keinerlei Rücksicht. Maßgeblich war die Strahlungskraft wirtschaftlicher Zentren, vor allem im Umfeld der Stadt Frankfurt.196 Zwischen 1807 bis 1813 war Hessen-Kassel dem westphälischen Münzsystem angeschlossen, wobei man annehmen kann, dass die alten Münzen noch umliefen. Bereits 1819 war Kurhessen praktisch zum preußischen 14 Talerfuß übergegangen, der jedoch erst durch die Verordnung von 1834 legalisiert wurde.197 Bis 1834 blieb der (Hessen)Albus die offizielle Rechnungsmünze,198 die aber als Einfachwert nur bis 1777, als Doppelstück nur bis 1783, ausgeprägt wurde und noch bis in das 19. Jahrhundert hinein umlief. 199 Gerechnet wurde nach Thalern à 32 Albus à 16 Heller, der Taler „angeblich des 20, in Wahrheit aber des 22 Guldenfußes“,200 nach anderen Angaben wurde der Taler ebenfalls in 32 Albus, aber „à 9 Pfennige oder 12 Heller, 195 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 163. 196 Hans-Dietrich KAHL, Notizen zur Hessischen Münzgeschichte (I), in: Geldgeschichtliche Nachrichten 25, September 1971, S. 305-313, hier: S. 309. 197 HÄRTER, Die Münzen von Hessen, S. 181. 198 Die Stadt Kassel „rechnet gewöhnlich, wie Marburg in Oberhessen, nach Reichsthalern zu 32 Hessischen Albus à 9 Pfennig oder 12 Heller“, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 98. 199 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 2, S. 93. 200 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 115.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
203
später in 24 Gutegroschen à 16 Heller, theils im 13 1/3, theils im 14 2/3 Thlr.=Fuß.“201 Das Verhältnis des Talers zum Kreuzer schwankte in der Zeit von 1814 bis 1834 zwischen 102 und 108 Kreuzern und wurde erst 1834 und 1841 auf den Mittelwert von 105 Kreuzern festgelegt.202 In der Grafschaft Schaumburg wurde, wie im Kurfürstentum bzw. im Königreich Hannover, der Gute Groschen zu je 12 Guten Pfennigen geprägt. Daneben wurde der Mariengroschen zu 8 Guten Pfennigen in Umlauf gebraucht. Dieses System galt bis 1832.203 In Oberhessen, Hanau und Fulda rechnete man wie im Großherzogtum Hessen nach dem süddeutschem Münzsystem: 1 Gulden zu 60 Kreuzern, der Kreuzer zu 4 Heller bzw. Pfennigen gerechnet.204 Für diese Gebiete wurden in Kassel bis 1835 Kleinmünzen von 6 Kreuzern bis zum 1/4 Kreuzer geprägt,205 wobei letztere, je nach örtlicher Gewohnheit, als Heller oder als Pfennig bezeichnet wurden.206 Mit der Übernahme der Teilung des Talers in 30 Silbergroschen nach preußischen Vorbild, stand der Heller, von dem 12 auf den neuen Silbergroschen gingen, dem preußischem Pfenning im Wert gleich. Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurden die preußischen Münzen den hessischen Landesmünzen durch Verordnung vom 24.8.1867 gleichgestellt.207 Bis zur Einführung der Reichswährung wurde nun gemäß der zuletzt ausgeprägten Münzen „nach Thalern à 30 Silbergroschen à 12 Heller“ gerechnet.208 Nominales Teilungsverhältnis und Rechnung der Kleinmünzen waren nun verlässlich deckungsgleich. Die Silberscheidemünzen waren in einem 16 Talerfuß und die Heller bis dahin mit 130 Stück auf die Kölner Mark ausgeprägt worden.209 201 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 230, zu Kassel. 202 KLÜßENDORF, Probleme des Umlaufs von Kupfermünzen, S. 232. 203 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 163. 204 Anders als in Süddeutschland, wo der der Heller 1/2 Pfennig galt, war im hessischen Raum der „Heller“ ein Synonym für „Pfennig“. 205 Ebd. 206 KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 131. 207 Ebd., S. 140; ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 163; JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 2, S. 94. 208 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 230. 209 Ebd., S. 231; diese Angabe in Nelkenbrechers 19. Auflage (1871) erstaunt, da seit 1857 das Zollpfund das vereinbarte Münzgrundgewicht war und auch der 16 Talerfuß rechtlich nicht mehr bestand. Für die Hauptmünzen ist eine solche Angabe in einem nicht mehr gültigen Münzfuß und -grundgewicht nicht mehr erfolgt. Für die Kleinmünzen erfolgte eine Angabe des Münzgrundgewichtes aber in den Kaufmannsbüchern ohnehin nur gelegentlich und für die Kupferscheidemünzen sogar nur ausnahmsweise. Für Scheidemünzen kam es auf das Münzgrundgewicht auch ohnehin grundsätzlich nicht an.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Bis zur Einführung einheitlicher Scheidemünzen 1841 auf Basis des preußischen Systems hatte sich Kurhessen vergeblich darum bemüht, den Zufluss fremder und den Abfluss der eigenen Scheidemünzen zu verhindern.210 Diese Bemühungen waren nur bedingt erfolgreich.211 Tabelle 64: Münzsystem Prägezeitraum Bis 1838 Ab 1838 Für Schaumburg
Für Oberhessen, Hanau und Fulda
Wertverhältnis 1 T = 24 Gr = 288 Pf = 384 H d 1 Gr = 12 Pf oder 16 H 212 1 T = 30 Sgr = 360 H 1 Sgr = 12 H 1 T = 36 MarienGr = 384 alte Heller 1 Guter Gr = 12 Gute Pf d 1 MarienGr = 8 Gute Pf d 1 MarienGr = 10 neue Heller 1 Kr = 4 neue Heller = 4 4/15 alte Heller 1 Pf = 1 1/4 neue Heller = 1 1/3 alte Heller 1 neuer Heller = 1 1/15 alte Heller 1 G = 60 Kr d 1 Kr = 4 H (= 4 Pf)
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 163.
Prägeperioden Mit der Unterbrechung zwischen 1807 und 1813 wurde in einer ersten Prägeperiode seit 1803 der 1/24 Taler (entspricht einem Groschen) im Wert ei-
210 SCHNEIDER, Pfennige – Heller – Kupfergeld, S. 155f. 211 Einen kleinen Einblick in den Umlauf von Kleinmünzen gibt die Auswertung der Fundmünzen aus der Marktkirche zu Eschwege: Von den dort geborgenen 142 Münzen stammen 33 aus der Zeit zwischen 1807 und 1850. Davon entfielen 19 auf kurhessische Münzen (17 x 1 Heller und 2 x 1/4 Kreuzer), 3 auf das Königreich Westphalen (3 x 1 Centime), 1 Pfennig auf Anhalt-Bernburg, 1 Frankfurter „Judenpfennig“, 2 preußische Münzen (1 x 4 Pfenning, 1 x 1 Pfenning), 1 Pfenning aus Sachsen-CoburgSaalfeld, 1 Heller aus Sachsen-Hildburghausen, 1 1/2 Pfennig aus Sachsen-WeimarEisennach und 1 Pfennig aus Schwarzburg-Rudolstadt. Es handelt sich aber hierbei, wie auch KLÜßENDORF und BALDUS feststellen um Kleinstwerte, Niklot K LÜßENDORF / Roger BALDUS, Die Fundmünzen aus der Marktkirche zu Eschwege, WerraMeißner-Kreis, Numismatische Ergebnisse der Ausgrabungen von 1991/92, Wiesbaden 1994 (Broschüre ohne Seitenangabe); die geringe Menge der erfassten Münzen und der besondere Zweck als Opfermünzen lässt nicht zu diese Mengenverhältnisse auf den Kleingeldumlauf in Hessen hochzurechnen. Es ist sogar möglich, dass gerade die fremde Herkunft und geringere Akzeptanz dieser Münzen besonders dazu veranlasst hatte, sie anonym zu opfern. 212 NOBACK, Noback’s Münz-, Maass- und Gewichtsbuch, S. 441.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
nes Groschens aus Billon (AKS Nr. 9, 10 und 25) geprägt.213 Aus Kupfer wurden 4,214 2 und I Heller geprägt (AKS Nr. 11-15, 26-29). Die Gestaltung der Nominale war schlicht und enthielt auf der Vorderseite nur den gekrönten stehenden Löwen für die 1/24 Taler bzw. das gekrönte Monogramm. Die Wertseite zeigte nur die Jahreszahl, die Nominalbezeichnung mit der Wertzahl und das Jahr mit geringfügigem Zierrat (Kreuzrosetten). Tabelle 65: Prägeperiode 1803 bis 1833 Nominal 24 EINEN THALER 4 HELLER
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 9, 10, 25
Prägejahr 1803-1822
Kupfer
AKS 11, 26
2 HELLER
Kupfer
AKS 12, 13, 27
1815-1822, 1824, 1826-1831 1814, 1816, 1818, 1820, 1831, 1833
I HELLER
Kupfer
AKS 14, 28, 29
1803, 1805, 1806, 1814, 1822-1825, 1827-1829, 1831
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Für die Grafschaft Schaumburg: Für die Grafschaft Schaumburg wurden zwischen 1804 bis 1832 Gute Pfennige nach vergleichbaren Gestaltungsgrundsätzen in Kupfer geprägt (AKS Nr. 30-32). Die Vorderseite trug das mit dem Kurhut gekrönte zerschnittene Nesselblatt und die Initialen W.K. Die Wertzahl stand als römische Ziffer zwischen zwei Rosetten, darunter die Nominalbezeichnung und das Jahr. Tabelle 66: Prägeperiode 1804 bis 1832 Nominal I GUTER PFENNIG
Material Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 30-32
Prägejahr 1804-1807, 1814, 1816, 1818-1821, 1824, 1826-1830, 1832
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
213 Von ihnen soll es eine große Zahl von Fälschungen aus englischen Fabriken geben, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 2, S. 96, mit weiterem Nachweis. 214 Die 4 Hellermünze galt als „Ausgleichsmünze“ zwischen den noch aus dem 18. Jahrhundert umlaufenden Albus zu 12 Heller und dem Guten Groschen zu 16 Heller, KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 131.
206
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Für Oberhessen, Hanau und Fulda Für Oberhessen, Hanau und Fulda wurden 6 Kreuzer in Billon (AKS Nr. 33 und 34) geprägt, die auf der Wertseite das gekrönte Wappen mit dem hessischen Löwen und die obere Umschrift „KUR HESSEN“ trugen. Die Wertseite zeigte die Wertzahl in arabischen Ziffern, die Nominalbezeichnung und das Jahr, mit und ohne Verzierung durch Rosetten. Die 1 Kreuzer-, 1/2 Kreuzer- und 1/4 Kreuzermünzen waren in Kupfer nach den gleichen Gestaltungsgrundsätzen geprägt (AKS Nr. 35, 37 und 38). Diese Prägungen endeten 1835. Tabelle 67: Prägeperiode 1824 bis 1835 Nominal 6 KREUZER
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 33, 34
1 KREUZER
Kupfer
AKS 35
1
Kupfer Kupfer
AKS 37 AKS 38
1
/2 KREUZER /4 KREUZER
Prägejahr 1826-1828, 18311834 1825, 1828-1829, 1832, 1833, 1835 1824-1830, 1834 1824, 1825, 1827, 1829, 1830, 1834, 1835
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Ab 1841 prägte Hessen selbst, aber in der Gestaltung nach preußischem Vorbild, Silbergroschen (AKS Nr. 50) und 1/2 Silbergroschen (AKS Nr. 51). Statt des 2 1/2 Silbergroschens wie in Preußen wurde jedoch ein 2 Silbergroschen (AKS Nr. 49, vgl. auch Reuss jüngere Linie, AKS Nr. 27) im Wert 1 /15 Talers ausgeprägt. Statt in Pfenninge teilte Hessen-Kassel jedoch weiter in 3, 2 und 1 Hellermünzen (AKS Nr. 52-55). Trotz dieser anderen Nominalbezeichnung ähnelten die Hellerprägungen den preußischen Pfenningen, so dass ab 1866 eine Gleichstellung der bisherigen hessischen mit den preußischen Münzen erfolgen konnte. Die Hellerprägung, die 1842 noch das Verhältnis zum Taler auf der Wertseite zeigte und auf der Vorderseite nur die Umschrift „KUR HESSEN“ trug (AKS Nr. 54),215 wurde in der Gestaltung ab 1843 dem preußischen Vorbild angepasst und trug das Verhältnis zum Taler nun auf der Wappenseite (AKS Nr. 55). Anders als die preußischen Wertseiten trug der hessische Heller nun die obere Umschrift „KURHESSISCHE“ und als unte215 Die Ähnlichkeit dieses Hellers mit dem neuen Silbergroschen reizte Betrüger, den Heller weiß zu machen und als Silbergroschen in den Umlauf zu setzen. Durch die Neugestaltung (AKS Nr. 55) wurde diese Verwechslungsgefahr gemindert, KLÜßENDORF, Probleme des Umlaufs von Kupfermünzen, S. 239; dennoch kursierten diese Heller noch 1862, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 2, S. 110, mit weiterem Nachweis.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
207
re Umschrift den Zusatz „SCHEIDEMÜNZE“, die bei den preußischen Münzen in der oberen Umschrift stand. Dafür trugen die kurhessischen Heller aller Nominalstufen, anders als das preußische Vorbild, keine Münzzeichen. Sowohl die Schrötlinge dieser Kupferheller, als auch die der Silbergroschen waren in ihrer Stärke noch schwankend.216 Tabelle 68: Prägeperiode 1841 bis 1866 Nominal 2 SILBERGROSCHEN 1 SILBERGROSCHEN
Material Billon
AKS-Katalognr. Prägejahr AKS 49 1842
Billon
AKS 50, 66
1
/2 SILBERGROSCHEN 3 HELLER
Billon
AKS 51
Kupfer
AKS 52, 67
2 HELLER
Kupfer
AKS 53
1843-1846, 1848-1854, 1856, 18581866 1843
1 HELLER
Kupfer
AKS 54
1842
1 HELLER
Kupfer
AKS 55, 68
Bemerkung
1841, 1845, 1847, 18511866 1842
Wertverhältnis auf der Wertseite 1843, 1845, Wertverhält1847, 1849, nis auf der 1852, 1854, Wappenseite 1856, 18581866
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
In der nun beginnenden dritten Prägeperiode wurde ab 1852 die Ausprägung des 2 Silbergroschens zugunsten des 2 1/2 Silbergroschens (AKS Nr. 65) aufgegeben. Auch diese Münzen waren weiter in der eigenen Münzstätte Kassel geprägt worden und enthielten daher nicht wie die preußischen Münzen das Münzzeichen A. Mit Ausnahme minimaler Unterschiede des Schriftbildes (kleinere Buchstaben in der Umschrift) waren die hessischen Prägungen den preußischen sehr ähnlich. Dies gilt insbesondere für die 2 1/2 Silbergroschenprägung, die – mit Ausnahme des fehlenden Münzzeichens – auch keine mit bloßem Auge wahrnehmbaren Unterschiede in der Schriftgestaltung zum preußischen Vorbild hatten. Das 2 1/2 Silbergroschenstück hatte nämlich auch – wie das preußische – das Portrait des Landesherren auf 216 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 2, S. 111f.
208
4. Die Entwicklung der Münzprägung
der Vorderseite. Die 1 Silbergroschenmünze (AKS Nr. 66) zeigt dagegen – anders als das preußische Vorbild – das gekrönte Wappenschild mit der Umschrift „KURFÜRSTENTHUM HESSEN“. Die Gestaltung der 3 und 1 Hellerprägung (AKS Nr. 67-68) – 2 Heller wurden nicht mehr ausgeprägt – waren (mit Ausnahme der Jahreszahl) von den Prägungen der 2. Prägeperiode nicht unterscheidbar. Obwohl die hessischen 2 und 1 Hellermünzen dünner und leichter waren als die preußischen 3 und 1 Pfenninge, entsprachen sie im Durchmesser fast genau den preußischen Pfenningen. Dies hat die Gleichstellung mit den preußischen Münzen nach der Annexion Kurhessens erleichtert. Andererseits zeigt diese Gleichstellung von Münzen unterschiedlichen Gewichtes, dass die Bedeutung des Kupfergewichtes, anders als zu Beginn des 19. Jahrhunderts, deutlich abgenommen hatte. Tabelle 69: Prägeperiode 1848 bis 1866 Nominal 2 1/2 SILBERGROSCHEN 1 SILBERGROSCHEN 3 HELLER
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 65
Billon
AKS 66
Kupfer
AKS 67
1 HELLER
Kupfer
AKS 68
Prägejahr 1852, 1853, 1856, 1859-1862, 1865 1851-1866 1848-1854, 1856, 1858-1866 1849, 1852, 1854, 1856, 1858-1866
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Die wesentlichste Konvergenzmaßname vor der Einführung des preußischen Silbergroschensystems stand in der Einstellung der gesonderten Prägungen für einzelne Landesteile. Die Einführung des preußischen Silbergroschensystems geschah ohne die Vergabe der Prägungen an eine preußische Münzstätte und bei Beibehaltung der Unterteilung des Silbergroschens in Heller. Die vollständige Konvergenz wurde mit der Annexion HessenKassels 1866 eingeleitet, mit der die sukzessive Verdrängung der hessischen Landesmünzen begann.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
209
4.2 Das Taler-, (Neu)Groschen- und Pfenniggebiet nach sächsischem Vorbild Die Gemeinsamkeiten dieses Währungsgebietes lagen in der Übernahme des preußischen 14 Talerfußes mit der Teilung in 30 Groschen, die aber, in Abweichung zum preußischen System, das seinen Silbergroschen in 12 Pfenninge teilte, in 10 Pfennige unterteilte. Sachsen, im 18. Jahrhundert in der Verbindung mit anderen Staaten zeitweilig ein ernsthafter politischer Konkurrent zu Preußen, sah sich im 19. Jahrhundert aus seinen gewichtigen ökonomischen Beziehungen und der Grenzlage zu Preußen dazu gezwungen auch geldpolitisch mit diesem einen praktikablen Umgang zu finden. An der Dominanz des 14 Talerfußes konnte es nicht erfolgreich rütteln und musste sich diesem daher unterwerfen. Sachsen konnte dennoch auf dem Gebiet der Kleinmünzen interessante eigene Impulse setzen, die nicht nur auf einige andere Staaten ausstrahlen sollten, sondern auch in die spätere Reichswährung Eingang fanden. Der preußische Silbergroschen wurde zwar im Grundsatz übernommen, erhielt aber eine abweichende Nominalbezeichnung und wurde, mit erheblich gewichtigeren Folgen, in 10 Pfennige, statt 12 Pfennige unterteilt. SachsenAltenburg sowie Sachsen-Coburg und Gotha führten zeitgleich mit dem Königreich Sachsen ein Münzsystem ein, das sich den von Preußen ausgehenden münzpolitischen Zwängen beugte und dennoch eigene Akzente setzte. Dieser Weg war für die beiden norddeutschen Staaten Braunschweig und Hannover so überzeugend, dass sie dem sächsischen Vorbild später folgten. 4.2.1 Sachsen, Königreich Geschichte Das Kurfürstentum Sachsen wurde 1806 zum Königreich erhoben. 1815 wurde der sächsische König Mitglied des Deutschen Bundes. 1833 trat Sachsen dem Preußischen Zollverein und 1834 dem Deutschen Zollverein bei. 1866 trat es dem Norddeutschen Bund bei und wurde 1871 Mitgliedsstaat des Deutschen Reiches.217 Ähnlich wie in Preußen war die Zeit der großen sächsischen Münzreform im 19. Jahrhundert eingebettet in eine Reihe weiterer Reformvorhaben verschiedener Bereiche. Anders als die durch die Niederlage gegen Napoleon gestartete Reformzeit in Preußen, begann die sächsische Reformzeit nach den Unruhen von 1830.218 Nach der Verabschiedung der Verfassung am 4. September 1831219 und einer Verwaltungsreform mit der Schaffung 217 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 311. 218 Reiner GROSS, Geschichte Sachsens, Dresden / Leipzig 42007, S. 200-202. 219 Ebd., S. 203f.
210
4. Die Entwicklung der Münzprägung
von Fachministerien im selben Jahr,220 folgten Agrarreformgesetze,221 die Reform der kommunalen Selbstverwaltung (Allgemeine Städteordnung 1832, Landgemeindeordnung 1838),222 die Militärreform 1834223 und die Justiz- und die Schulreform 1835.224 Zu diesem Reformschub können auch die sächsischen Münzreformen gerechnet werden, die zu einer weiteren Vereinheitlichung des Talerfußes in Norddeutschland und zur Schaffung eines neuen, innovativen Kleinmünzensystems führten. Während ersteres die Übernahme des preußischen Talersystems bedeutete, lag in letzterem eine deutliche Modifikation zum preußischen Beispiel. Das sächsische Kleinmünzensystem blieb auch nach der Niederlage Österreichs und seines sächsischen Verbündeten 1866 und dem von Preußen erzwungenen Beitritt Sachsens zum Norddeutschen Bund bis zur Einführung der Reichswährung erhalten, obwohl Sachsen wesentliche Gesetzgebungskompetenzen an den Bund übertragen musste.225 Münzsystem Seit 1763 prägte Sachsen gemäß dem Konventionsfuß aus der Feinen Mark Silber 10 Konventionstaler = 20 2/3 Taler = 320 1/24 Taler (= Groschen). Gerechnet wurde jedoch in Konventionskurant226: Danach galt 1 Reichstaler = 24 Groschen = 288 Pfennige = 576 Heller; der Groschen somit = 12 Pfennige = 24 Heller.227 Neben den sächsischen Münzen lief in erheblichem Umfang auch ausländisches, insbesondere österreichisches und preußisches Geld um. Ab 1834 bzw. 1838 wurde das preußische Kurantgeld selbst für einen Teil der Staatsabgaben zum gesetzlichen Münzfuß erhoben.228 Das preußische Münzsystem nach dem Graumanschen 14 Talerfuß war in Norddeutschland übermächtig geworden. Die preußischen Münzen fanden auch dort immer mehr Eingang und veranlassten immer mehr Staaten auf die Ausprägung eigener Kurantmünzen zu verzichten.229 220 Ebd., S. 209. 221 Ebd., S. 205ff. 222 Ebd., S. 205. 223 Ebd., S. 211. 224 Ebd., S. 210-212. 225 Ebd., S. 233. 226 Der Konventionstaler (= Speciestaler) entsprach 1 1/3 Rechnungs- oder Reichstalern im 14 Talerfuß, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 10, S. 10. 227 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 312; RITTMANN, Sächsische Geldgeschichte, S. 34; NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 190. 228 RITTMANN, Sächsische Geldgeschichte, S. 34. 229 Ebd., S. 35.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
211
Klüber berichtet 1828 von den Diskussionen in Sachsen vom Konventionsfuss der „seit 1763 streng befolgt worden“ zum preußischen System mit dem 14 Talerfuss überzugehen und rät trotz der „Unbequemlichkeiten, die aus der Münzverschiedenheit unvermeidlich hervorgehen“ von einem solchen Übergang ab und schlägt stattdessen einen Münzverein vor.230 Genau dieser Übergang zum 14 Talerfuss sollte für Sachsen dann aber etwas mehr als zehn Jahre später in engem Zusammenhang mit dem Dresdner Vertrag kommen. Mit der Unterzeichnung des Dresdner Münzvertrages änderte sich für die süddeutschen Staaten nichts, da die Bedingungen des Münchner Vertrages in der Dresdner Konvention nur bestätigt wurden. Gleiches galt für Preußen und die anderen Länder des 14 Talerfußes. Für Sachsen bedeutete es hingegen, dass man den offiziellen Münzfuß des Landes nicht beibehielt.231 Der Konventionsfuß wurde damit aufgegeben und der 14 Talerfuß der Landeswährung zugrunde gelegt.232 Nach dem Dresdner Vertrag 1838 begann Sachsen den Vereinstaler im 14 Talerfuß im Geldverkehr zuzulassen.233 Die Ausprägung des bisherigen Konventionsgeldes wurde formal durch eine Verordnung vom 11 Januar 1839 beendet und der Beginn der Ausprägung des Talers im 14 Talerfuß verkündet.234 Der Annäherung an den 14 Talerfußes war eine intensive Beschäftigung mit verschiedenen Münzfüßen und –stückelungen235 und verschiedene Eingaben von Gewerbetreibenen und der Kramer-Innung vorausgegangen.236 Mit der Verordnung vom 11. Januar 1839 war entschieden worden sich auf die Ausprägung nach dem 14 Talerfuß (§2) mit der Kölner Mark mit 233,855 Gramm (§3) zu konzentrieren, da „das Bedürfniß eigener Landesmünzsorten des 14 Thalerfußes , nachdem die Werthberechnung in
230 KLÜBER, Das Münzwesen in Deutschland, S. 44. 231 RITTMANN, Sächsische Geldgeschichte, S. 35f. 232 Ebd., S. 38. 233 Das „Gesetz über Annahme und Ausgabe des Conventions= und Preussischen Geldes nach einem festen Course; vom 8ten Januar 1838“, berechtigte und verpflichtete in § 1 jeden „sowohl Königl. Sächsisches Conventionsgeld auf Preussisches Geld, als auch umgekehrt letzteres“ anzunehmen und zu verwenden. Der alte 20 Guldenkonventionsfuß nach dem Gesetz von 1762 galt damit neben dem preußischen 14 Talerfuß, wobei 1 Taler Konventionsgeld auf 1Taler und 8 Pfennige nach dem 14 Talerfuß taxiert wurde, Gesetz über Annahme und Ausgabe des Conventions= und Preussischen Geldes nach einem festen Course vom 8. Januar 1838, in: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, S. 19-21. 234 Verordnung wegen vorläufiger Einstellung der Silberausmünzung im 20 Guldenfuße und wegen Ausprägung von Zwei= und Einthalerstücken im 14 Thalerfuße vom 11. Januar 1839, in: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, S. 12f. 235 SächsHStA 10692 Nr. 1040 sowie Nr. 1041. 236 SächsHStA 10692 Nr. 1297.
212
4. Die Entwicklung der Münzprägung
selbigem bei mehrern Verwaltungszweigen, sowie im gemeinen Zahlungsverkehre bereits vorlängst eingeführt ist, immer dringlicher hervortritt“.237 Nach dem Dresdner Vertrag, bei dem sich Sachsen mit seinem Vorschlag, den 1/3 Taler238 im 14 Talerfuß zur Hauptmünze zu machen und in 100 Pfennige zu unterteilen nicht durchgesetzt hatte, stand Sachsen vor der Frage, ob und ggf. wie es sein Kleinmünzensystem reformieren sollte. Es hätte das preußische System übernehmen, seinen bei den Dresdner Vertragsverhandlungen vorgeschlagenes System weitgehend allein verwirklichen oder sein bisheriges System beibehalten können. Dem entsprechend forderte der sächsische König per Dekret eine Erklärung der Stände zu folgenden Vorschlägen ob der Taler: „entweder: in 30 Groschen zu 12 Pfennigen, folglich in 360 Pfennige, wie in Preußen, oder: in 30 Groschen zu 10 Pfennigen, folglich in 300 Pfennige, oder: in 24 Groschen zu 12 Pfennigen, folglich in 288 Pfennige“ unterteilt werden sollte.239 In den Deputationen beider Kammern wurde die preußische Teilung früh verworfen und die Argumente hauptsächlich für und wider des bisherigen Systems und der dezimalen Teilung des Groschens ausgetauscht. Für das traditionelle System wurde erklärt: „Es ist zwar der Uebergang zu einem neuen Münzfuße unumgänglich nöthig, nicht aber der zu einem neuen Münzsysteme, welches die Verkehrsverhältnisse keineswegs verlangen.“ 240 Stattdessen wurde die bessere Teilbarkeit des Duodezimalsystems (in 2,3,4,6) hervorgehoben, während die Zahl 10 nur in 5 und 2 teilbar sei.241 Die andere Ansicht meinte „Die Vortheile der duodezimalen Eintheilung … sind nicht groß genug die zahlreichen Nachtheile zu überwiegen,242 und „die Reformen in den Münzsystemen … schon seit langer Zeit nicht in der Richtung von decimaler Theilung zu duodecimaler Theilung, sondern umgekehrt zu decimaler Theilung hinbewegt“ und betont die Ersparnis an Zeit beim Rechnen.243 Die Fürsprecher des bisherigen Systems verwiesen auf die Kosten die, zusätzlich zur notwendigen Umprägung der Hauptmünzen, nun auch für die Scheidemünzen aufzubringen wären und warnten vor dem Nebeneinander 237 Verordnung wegen vorläufiger Einstellung der Silberausmünzung im 20 Guldenfuße und wegen Ausprägung von Zwey= und Einthalerstücken im Vierzehnthalerfuße vom 11ten Januar 1839, in: GStA I. HA Rep. 151 Finanzministerium I A Nr. 2103 Blattnummer 93. 238 Der 1/3 Taler hatte unabhängig von der angestrebten Teilung in 100 Pfennige in Sachsen Anhänger. Eine Deputation der II. Kammer beantragte auch für den Fall, dass es bei der Duodezimalteilung bleibe seine Prägung, „da er ein bequemes Münzstück“ sei, SächsHStA 10692 Nr. 1666, BlattNr. 117. 239 SächsHStA 10692 Nr. 1507, BlattNr. 2 sowie Nr. 1558, BlattNr. 17. 240 SächsHStA 10692 Nr. 1507, BlattNr. 221. 241 Ebd. 242 SächsHStA 10692 Nr. 1507, BlattNr. 218. 243 SächsHStA 10692 Nr. 1507, BlattNr. 223.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
213
der 10er und 12er Teilung und den „allerlei unseligen Folgen der Agiotage“ als Folge von parallelen Pfennigsystemen.244 Zumindest wollte diese Auffassung die Umstellung nicht zur Zeit: „Es scheint uns räthlich zu seyn die Erfahrungen abzuwarten welche man in anderen Ländern mit dem Decimalsysteme machen wird, wie dieß Preußen nach der oben angeführten Aeußerung seines Bevollmächtigten bei der Dresdner Münzconvention sehr weise zu thun beabsichtigt.“245 Dagegen betonen die Reformer die Gelegenheit, die sich auf Grund der ohnehin durch den Dresdner Vertrag erforderlichen Änderungen ergibt als einen „Impuls“ der so schnell nicht wiederkomme, um „Anhänglichkeit an das Alte … Bequemlichkeit und zu bringende Opfer zu überwinden, als die Einführung eines neuen Münzfußes“.246 Die neue Teilung des Groschens sollte dann auch ein Beispiel für andere Staaten sein: „… so würde zunächst, sofern die Erfahrung die practische Nützlichkeit dieser Theilung bewährte … eine solche Erfahrung am geeignesten seyn, eine … Ausdehnung dieser Maasregel auch über andere Länder vorzubereiten.“247 Die Entscheidung fiel schließlich zu Gunsten einer umfassenden Kleinmünzenreform mit der Teilung des Talers in 30 Groschen mit jeweils 10 Pfennigen.248 Für den neuen Groschen wurde die Bezeichnung „Neugroschen“ vorgeschlagen, obwohl in der zweiten Kammer auch geäußert wurde, den Begriff nur zu wählen, wenn andere dem Beispiel auch folgen: „Es beantragt jedoch die Deputation für den Fall, daß die Eintheilung des Thalers in 30 Groschen mit der Bezeichnung Neugroschen angenommen werden sollte … bei den Staaten des besonderen Münzvereins … zu gleichmäßiger Annahme der Bezeichnung Neugroschen für die Zehnpfennigstücke hinzuwirken, damit Sachsen mit dieser Bezeichnung für die Folge nicht isolirt dastehe.“249 Der Versuch Preußen ebenfalls von dieser Nominalbezeichnung zu überzeugen, wurde davon ausdrücklich ausgenommen, da „es zu nichts führen würde“.250 Tatsächlich sollte jedoch nur wenige Staaten der neuen Teilung des Groschens und noch weniger der neuen Nominalbezeichnung folgen. Mit dem Gesetz über die künftige Münzverfassung im Königreich Sachsen251 von 1840 wurde der bisherige Konventionsfuß gänzlich außer Kraft gesetzt und der 14 Talerfuß der alleinige und „der gesetzliche Münz= 244 SächsHStA 10692 Nr. 1507, BlattNr. 221. 245 SächsHStA 10692 Nr. 1507, BlattNr. 222. 246 Ebd. 247 SächsHStA 10692 Nr. 1507, BlattNr. 220. 248 SächsHStA 10692 Nr. 1507, BlattNr. 226; ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 312. 249 SächsHStA 10692 Nr. 1666, BlattNr. 117. 250 Ebd. 251 Gesetz, die künftige Münzverfassung im Königreiche Sachsen betr., Vom 20. Juli 1840.
214
4. Die Entwicklung der Münzprägung
und Rechnungsfuß“ (§ 1). § 2 regelte: „Der Thaler wird in 30 Zehnpfennigstücke oder Neugroschen eingetheilt und demnach der Wert eines Thalers auf 300 Pfennige festgestellt“. Damit war das Münzgesetz vom 14. Mai 1763 inhaltlich aufgehoben, was durch §15 des neuen Gesetzes noch mal ausdrücklich erklärt wurde. Nach der Übernahme des 14 Talerfußes und der Teilung des Neugroschens in 10 Pfennige waren die preußischen Pfennige um 1/6 geringer an Wert als die sächsischen. Sie wurden deshalb auf den Märkten in Sachsen nicht gerne angenommen.252 Hingegen liefen die Billonscheidemünzen nach preußischen Vorbild, „ungeachtet ausdrücklicher Verbote“ fremder Scheidemünzen, aber, zumindest in Leipzig, auch fremdes Kupfergeld, in erheblichen Umfang um.253 Bereits durch Verordnung vom 6. August 1833 war zur Ausprägung der Pfennige geregelt worden, dass aus einem Zentner Kupfer Münzen im Wert von 100 Talern geprägt werden sollten. Dies ergab eine Stückzahl von 28.800 Pfennigen vom Zentner Kupfer.254 Nach der Einführung der Dezimalteilung von einem Neugroschen zu 10 Pfennigen wurden aus einem Zentner Kupfer (50 kg) 30.000 Pfennige im Wert von 100 Talern ausgeprägt.255 Sachsen hatte es damit geschafft, nicht nur die Nominale zueinander, sondern auch ihr Verhältnis zum Gewicht in ein metrisches System zu bringen. Mit den Verpflichtungen des Wiener Vertrages von 1857 konnte dieser Dezimalbezug vom Zentner Kupfer bis zur ausgeprägten Münze allerdings nicht mehr beibehalten werden. Aus dem Zentner Kupfer wurden nun 33.600 Stück Pfennige im Wert von 112 Talern ausgeprägt.256 Zumindest in Sachsens wichtigster Handelsstadt Leipzig hatte sich die den neuen Münzen entsprechende Rechnung schon 1841 durchgesetzt.257 Zu der Entwicklung des Rechnungssystems macht Nelkenbrecher 1871 folgende Angaben: „Das Königreich Sachsen rechnet nach Thalern à 30 Neugroschen à 10 Pfennigen.“ „Bis 1841 rechnete Sachsen nach Thalern à 24 Groschen à 12 Pfennigen im Conventions= oder 20 Guldenfuße, dessen Umrechnung in den jetzigen Münzfuß gesetzlich mit 2 7/9 % Agio stattfindet.“258
252 HAUPT, Kleine sächsische Münzkunde, S. 158. 253 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 223. 254 LORENZ u.a., Die Münzen des Königreichs Sachsen, S. 21. 255 Ebd., S. 69. 256 Ebd., S. 92. 257 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 221f. 258 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 147.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
215
Tabelle 70: Münzsystem Prägezeitraum Bis 1838
Ab 1841
Wertverhältnis 1 RT = 24 Gr = 288 Pf = 576 H 1 Gr = 12 Pf = 24 H 1 Pf = 2 H 1 VT = 30 NGr = 300 Pf d 1 NGr = 10 Pf d
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 312.
Prägeperioden Zwischen 1807 und 1823 prägte Sachsen 1/12 (AKS Nr. 39 und 40), 1/24 (AKS Nr. 42 und 43), 1/48 Taler (AKS Nr. 46) und 8 Pfennige (AKS Nr. 45) aus Billon. Während der 1/12 und der 1/24 Taler, im Wert eines Doppelgroschen bzw. eines Groschens, in der Umschrift auf der Wertseite ihr Wertverhältnis zur Feinen Mark angaben, verzichteten die kleineren Nominale darauf. Bis 1818 trugen die Wappenseiten des 1/12 und des 1/24 Talers noch Umschriften, in denen der Titel des Königs latinisiert und der Wert zum Taler in römischen Ziffern angegeben war (AKS Nr. 39 und 42). Dies änderte sich mit den Prägungen ab 1819 (AKS Nr. 40 und 42). Unterhalb dieser Nominale wurden 8 Pfennige259 und 1/48 Taler (im Wert von 6 Pfennigen, also 1/2 Groschen) in Billon geprägt. Die 4 Pfennige (AKS Nr. 47) und 1 Heller (im Wert eines 1/2 Pfennigs, AKS Nr. 52) waren nach den gleichen Gestaltungsgrundsätzen wie das 8 Pfennig- und das 1/48 Talerstück gestaltet, aber in Kupfer geprägt.260 Das 8 Pfennig-, 1/48 Taler-, 4 Pfennig- und 1 Hellerstück trugen das gekrönte ovale Wappenschild zwischen zwei gekreuzten Palmenzweigen. Diese Gestaltung ähnelte der einiger Gold- und Talermünzen stark (vgl. AKS Nr. 1, 2, 8, 9 und 12). Diese Nominalgruppe trug außer der Nominalbezeichnung und des Münzzeichens keinerlei weitere Aufschrift. Das Münzfeld war zu einem großen Anteil frei geblieben. Mit Ausnahme der 1 Hellermünze war die Wertzahl in arabischen Buchstaben angegeben. Ähnlich waren, obwohl sie nicht ganz in diese Nominalgruppe passten, die Prägungen von III Pfennigen und I Pfennig (AKS Nr. 48 und 50), die in den Jahren zwischen 1807 und 1824 geprägt wurden. Im Gegensatz zur o.g. Nominalgruppe trugen diese beiden Typen, wie das 1 Hellerstück, römische Wertzahlen und einen aus sehr dicken Punkten bestehenden Perlkreis, der viel von dem sonst freien Münzfeld beanspruchte. Es fällt auf, dass der Hel259 Das ungewöhnliche Nominal wurde „auf Grund höchsteigener Entschließung S.M. des Königs“ als Ersatz für die massenhaft umlaufenden „fremden 2-Kreuzerstücke“ geprägt, zitiert nach: JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 10, S. 13. 260 1721 war erstmals eine kursächsische Landmünze in Kupfer geprägt worden. Ab 1772 setzte sich die Verwendung von Kupfer für die Pfennigprägungen in Kursachsen endgültig durch, HAUPT, Kleine sächsische Münzkunde, S. 154.
216
4. Die Entwicklung der Münzprägung
ler im Wert eines halben Pfennigs, der allerdings nur im Jahr 1813 geprägt worden ist,261 in seiner Gestaltung nicht den I und III Pfennigstücken folgte, sondern der einer höheren Nominalgruppe (8 Pfennige, 1/48 Taler, 4 Pfennige; AKS Nr. 45-47). Tabelle 71: Prägeperiode 1806 bis 1823 Nominal
Material
12 EINEN THALER
Billon
AKSKatalognr. AKS 39
Prägejahr
24 EINEN THALER
Billon
AKS 42
1816-1818
12 EINEN THALER
Billon
AKS 40
1819-1823
24 EINEN THALER
Billon
AKS 43
1819-1823
8 PFENNIGE 48 EINEN THALER 4 PFENNIGE III PFENNIGE
Billon Billon
AKS 45 AKS 46
Kupfer Kupfer
AKS 47 AKS 48
I PFENNIG
Kupfer
AKS 50
1 HELLER (= 1 /2 Pfennig)
Kupfer
AKS 52
1808, 1809 1806-1808, 1811-1816 1808-1810 1807-1809, 1811, 1812, 1814, 1815, 1822-1824 1807, 1808, 1811, 1815, 1816, 1822, 1823 1813
1806-1818
Bemerkung Lateinischer Titel und Wertverhältnis zum Thaler in römischen Ziffern Lateinischer Titel und Wertverhältnis zum Thaler in römischen Ziffern Titel in deutsch und Wertverhältnis zum Thaler in arabischen Ziffern Titel in deutsch und Wertverhältnis zur Thaler in arabischen Ziffern
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
261 Der Heller wurde nur in diesem Jahr und in geringer Stückzahl geprägt, da „massenhaft“ Heller der sächsischen Kleinstaaten umliefen, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 10, S. 11.
217
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Die zweite Prägeperiode (1824 bis 1832) ist zeitlich zu einem großen Teil deckungsgleich mit der ihr nachfolgenden Prägeperiode (1824 bis 1838). Zunächst wurden 1/12 und 1/24 Taler (AKS Nr. 41, 44) geprägt.262 Mit dem Amtsantritt eines neuen Königs (1827) wurden diese beiden Nominale in der Wappengestaltung leicht geändert (zwei gekreuzte Zweige der Mauerraute, vgl. AKS Nr. 58). Die Umschrift lautete nun „ANTON V.G.G. KOEN. V. SACHS.“ (AKS Nr. 75-77). Antons Vorgänger hatten „V.G.G.“ für „von Gottes Gnaden“ nicht in der Umschrift aufgeführt.263 Nach nur zwei Jahren verschwanden die Zweige der Mauerraute um das Wappen wieder (AKS Nr. 76). 1834 wurden dann auch 3 Pfennige nach den gleichen Gestaltungsgrundsätzen wie in der auch parallel verlaufenden 3. Prägeperiode, aber mit der zusätzlichen Umschrift „KOEN.SAECHS.SCHEIDE-M.“ (AKS Nr. 79) geprägt. Der nachfolgende König prägte ab 1836 den 1/12 Taler grundsätzlich zwar wie sein Vorgänger, verzichtete in der Umschrift aber auf das V.G.G.. Mit Ausnahme der Abkürzung des „V.“ für „VON“ verzichtete er in der Umschrift auch auf Abkürzungen (AKS Nr. 105). Auf das 3 Pfennigstück (AKS Nr., 109) folgte seinem Vorgänger mit Ausnahme, dass die Umschrift nun Umlaute enthielt (KÖNIGL. SÄCHS. SCHEIDE MÜNZE“). Ab 1832 wurden auch die 3 Pfennigemünzen im Ring geprägt.264 Tabelle 72: Prägeperiode 1824 bis 1832 Nominal 12 EINEN THALER 24 EINEN THALER 12 EINEN THALER 12 EINEN THALER 24 EINEN THALER
Material Billon Billon Billon Billon Billon
AKS-Katalognr. AKS 41 AKS 44 AKS 75 AKS 76 AKS 77
Prägejahr 1824-1827 1848-1827 1827, 1828 1829-1832 1827, 1828
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
In der dritten Prägeperiode (1824 bis 1838), die sich zeitlich mit der vorhergegangenen Prägeperiode teilweise überschnitt, war die Gestaltung der Nominale zum Teil extrem minimalistisch (vgl. Braunschweig zur gleichen 262 JAEGER führt den Doppelgroschen und den Groschen unter der Überschrift „Silberkurantmünzen“ und sah sie offenbar nicht als Scheidemünzen, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 10, S. 31. 263 Der Wegfall des „V.G.G.“ gerade im Revolutionsjahr 1848 ist oft damit begründet worden, dass der öffentliche Gebrauch des Hinweises auf das Gottesgnadentum und damit auf eine vom Volk unabhängige Souveränität weitergehende revolutionäre Aktionen nach sich ziehen könnte und deshalb auf den Zusatz bei Münzen verzichtet wurde, Rainer ALBERT, „Frisch auf mein Volk, mit Trommelschlag“. Das Revolutionsjahr 1848 in der deutschen Münzprägung, in: DERS. (Hrsg.), Politische Ideen auf Münzen, S. 107-132, hier: S. 109. 264 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 10, S. 30, Nr. 47a und 47b.
218
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Zeit). Diese Prägeperiode besteht nur aus 3 und 1 Pfennigmünzen mit einer völlig neuen Art der Gestaltung. Diese Kupfermünzen (3 Pfennige und 1 Pfennige) enthielten außer der Nominalbezeichnung und dem Münzzeichen keine Schrift. Ansonsten enthielten die Münzen nur das gekrönte Wappen und auf der Wertseite noch die Jahreszahl. Es wurden 3 Pfennige (AKS Nr. 49 und 78) und 1 Pfennigmünzen (AKS Nr. 51, 80 und 111) geprägt. Auf Grund des Zeitzusammenhangs könnte man auch das 1/12 Talerstück (AKS Nr. 105) zu dieser Prägeperiode rechnen. Die Gestaltung lässt es jedoch besser zur zweiten Prägeperiode passen. Tabelle 73: Prägeperiode 1824 bis 1838 Nominal 3 PFENNIGE 1 PFENNIG
Material Kupfer Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 49, 78 AKS 51, 80, 111
Prägejahr 1825, 1826, 1831-1833 1824-1826, 1831-1833, 1836-1838
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Parallel zur dritten Prägeperiode wurden als Zwischenprägungen 1/12 Taler und 3 Pfennigemünzen geprägt (1834 bis 1837). Die Gestaltung des 1/12 Talers aus Billon (AKS Nr. 105) folgte in der Gestaltung den Grundsätzen der zweiten Prägeperiode (vgl. zum Beispiel AKS Nr. 41). Auf der Wertseite wurde wie in der ersten und zweiten Prägeperiode in der Umschrift das Wertverhältnis zur Mark genannt. Die beiden nur wenig voneinander divergierenden 3 Pfennigetypen (AKS Nr. 79 und 109) aus Kupfer unterschieden sich von den 3 Pfennigeprägungen der 3. Prägeperiode dahingehend, dass sie eine Umschrift enthielten, die sie als Scheidemünzen auswiesen. Tabelle 74: Prägeperiode 1834 bis 1837 Nominal 12 EINEN THALER 3 PFENNIGE
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 105
Prägejahr 1836
Kupfer
AKS 79, 109
1834, 1836, 1837
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Ab 1841 wurde der Neugroschen eingeführt. Der Neugroschen teilte sich nun in 10 Pfennige.265 Mit der Teilung des Talers in 300 Pfennige betrug der Wert 1/3 Talers 100 Pfennige. Sachsen prägte diesen Dritteltaler auch in nicht unerheblichem Umfang aus (Sachsen AKS Nr. 103, 138-140). Es hat
265 RITTMANN, Sächsische Geldgeschichte, S. 41; nach JAEGER wurde Sachsen damit führend in der Einführung des Dezimalsystems, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 10, S. 41.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
219
damit als einziger Bundesstaat den Vorläufer der späteren Mark des Deutschen Reiches tatsächlich ausgeprägt.266 Damit setzte sich Sachsen, nach dem erfolglosen Versuch Badens, an die Spitze derer, die die deutsche Münzeinheit mit dem Dezimalsystem verbinden wollten. Auch wenn der Groschen als offizielle Nominalbezeichnung mit Einführung der Reichswährung verschwinden sollte, blieb er als Begriff in der Umgangssprache für das 10 Pfennigstück noch bis zur Zeit der Bundesrepublik Deutschland und auch der DDR, zumindest bei der älteren Generation, noch erhalten. Zwischen 1841 und 1854 wurden 2 Neugroschen (mit dem zusätzlichen Aufdruck „20 PFENNIGE“, AKS Nr. 106), 1 Neugroschen (mit der zusätzlichen Aufschrift „10 PFENNIGE“, AKS Nr. 107), 1/2 Neugroschen (mit der zusätzlichen Aufschrift „5 PFENNIGE“, AKS Nr. 108) in Billon und 2 Pfennige (AKS Nr. 110) und 1 Pfennige (AKS Nr. 112) in Kupfer geprägt. Während die 2, 1 und 1/2 Neugroschen die Umschrift „K.S. SCHEIDE=MÜNZE“ enthielten, trugen die 2 und 1 Pfennigprägungen nur die Abkürzung „K.S.S.M.“ für „Königlich Sächsische Scheidemünze“. Auf Grund der Einführung des Neugroschens und der bis dahin ungewöhnlichen Teilung in 10 Pfennige musste offensichtlich das Verhältnis Neugroschen in Pfennige auf der Wertseite ausgeschrieben aufgeprägt werden, um Irritationen in der Bevölkerung zu vermeiden. In den Jahren 1855 bis 1861 blieb es im Grundsatz bei diesem System (AKS Nr. 143, 146, 149, 152 und 154). Da aus dem Zentner Kupfer nun mehr Pfennige als zuvor ausgeprägt wurden, der Durchmesser der Münzen aber beibehalten wurde, waren die Schrötlinge dünner als zuvor.267 Tabelle 75: Prägeperiode 1841 bis 1861 Nominal 2 NEUGROSCHEN/20 PFENNIGE 1 NEUGROSCHEN/10 PFENNIGE 1 /2 NEUGROSCHEN/5 PFENN. 2 PFENNIGE
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 106, 143
Billon
AKS 107, 146
Billon
AKS 108, 149
Kupfer
AKS 110, 152
1 PFENNIG
Kupfer
AKS 112, 154
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
266 RITTMANN, Sächsische Geldgeschichte, S. 42. 267 LORENZ u.a., Die Münzen des Königreichs Sachsen, S. 94.
Prägejahr 1841, 1842, 1844, 1846-1856 1841, 1842, 18451856, 1861 1841-1844, 1848, 1849, 1851-1856 1841, 1843, 18461856, 1859, 1861 1841-1843, 18461856, 1859, 1861
220
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Das 1/2 Neugroschenstück war 1856 zuletzt geprägt worden. Im Jahr 1857 wurde erstmals die Probe eines 5 Pfennigstückes geprägt (AKS Nr. 150), das das 1/2 Neugroschenstück ablösen sollte und statt in Billon in Kupfer geprägt war. Ab 1862 wurde die Gestaltung der Münzen nochmals umgestellt, ohne dass das Neugroschen- Pfennigesystem noch einmal wesentlich geändert wurde. Die 2 und 1 Neugroschenstücke (AKS Nr. 144 und 147) waren weiterhin aus Billon geprägt und trugen auf der Wappenseite das Wappen nun in einer ornamentalen Kartusche und mit der Umschrift „KÖNIGREICH SACHSEN“. Der Hinweis „SCHEIDEMÜNZE“ war nun auf der Wertseite als Umschrift oben angegeben. Der Zusatz „20“ bzw. „10 PFENNIGE“ stand nun nicht mehr in der Mitte der Wertseite, sondern als untere Umschrift auf der Wertseite. Nach den grundsätzlich gleichen Kriterien, aber aus Kupfer, waren nun auch erstmals 5 Pfennige für den Zahlungsverkehr (AKS Nr. 151), 2 Pfennige (AKS Nr. 153) und 1 Pfennige (AKS Nr. 155), geprägt worden. Der Unterschied zu den Neugroschen bestand mit Ausnahme des Münzmetalls nur darin, dass man auf die Umschrift „Pfennige“ verzichten konnte, da sie bereits als Nominalbezeichnung in der Mitte auf der Wertseite enthalten war. Die Prägungen der 5, 2 und 1 Pfennigstücke wurden Vorbild für die mecklenburgischen Pfennige von 1872. Das 2 und das 1 Pfennigstück wurden bis 1873 weiter geprägt. Nur in den Jahren ab 1868 bzw. 1867 erfuhren das 2 und das 1 Neugroschenstück insofern eine Umgestaltung, dass statt des Wappens nunmehr das Portrait des Königs mit der Umschrift „IOHANN V.G.G.KOENIG V.SACHSEN“ aufgeprägt wurde. Die Gestaltung folgte damit dem preußischen Vorbild, wenn man davon absieht, dass das preußische Vorbild das Portrait nach rechts, statt nach links zeigte und dort der Zusatz „V.G.G.“ nicht enthalten war. Tabelle 76: Prägeperiode 1862 bis 1873 Nominal
Material
2 NEUGROSCHEN 2 NEUGROSCHEN 1 NEUGROSCHEN 1 NEUGROSCHEN
Billon
AKSKatalognr. AKS 144
Billon
AKS 145
Billon
AKS 147
Billon
AKS 148
5 PFENNIGE
Kupfer
AKS 151
Prägejahr 1863-1866 1868, 1869, 1871, 1873 1863, 1865, 1867 1867, 1868, 1870, 1871, 1873 1862-1864, 1866-1869
Bemerkung Wappen Portrait Wappen Portrait
4. Die Entwicklung der Münzprägung
2 PFENNIGE
Kupfer
AKS 153
1 PFENNIG
Kupfer
AKS 155
221
1862-1864, 1866, 1869, 1873 1862, 1863, 1865, 1866, 1868, 18711873
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Die Entwicklung des sächsischen Kleinmünzensystems hat erhebliche Beiträge für die Entwicklung der Reichswährung geleistet. Anders als die Staaten des süddeutschen Münzvereins und die norddeutschen Staaten mit dem 14 Talerfuß hat Sachsen mit dem Beitritt zum Dresdner Münzvertrag seinen bisherigen Münzfuß, den Konventionsfuß, aufgegeben. Auch mit der Ausprägung des 1/3 Talers hat Sachsen die Einführung der Mark wesentlich mit vorbereitet. Der sächsische 1/3 Taler unterteilte sich in 100 Pfennige, da Sachsen mit der Einführung des Neugroschens diesen in 10 statt wie bisher in 12 Pfennige teilte. Da sich, wie in Preußen, der Taler in 30 Groschen bzw. in Sachsen in 30 Neugroschen teilte, kam es in Sachsen so zu einer Unterteilung des 1/3 Talers in 100 Pfennige. Der sächsische 1/3 Taler wurde so zum Vorläufer der Mark. Neben diesen wesentlichen Impulsen zur Entwicklung der Reichswährung hat Sachsen auch weitere allgemeine Entwicklungstendenzen mit vollzogen: Es wurde auf lateinische Umschriften und römische Ziffern zugunsten deutscher Umschriften und arabischer Ziffern verzichtet. Auch Abkürzungen wurden in den Umschriften immer seltener verwendet. Die Unterteilung des Talers in Brüche als Nominalbezeichnung (z.B. „1/12 Taler“) wurde zumindest für den Kleinmünzenbereich beendet. Die Gestaltung der Münzen wurde nominalübergreifend vereinheitlicht. Die Pfennigprägungen der 60er Jahre (AKS Nr. 151, 153 und 155) wurden Vorbild für die Prägungen, die 1872 für Mecklenburg vorgenommen wurden und sich zunächst in die neue Reichswährung einfügen sollten. 4.2.2 Sachsen-Altenburg Geschichte Sachsen-Altenburg entstand erst im 19. Jahrhundert durch Erbteilungsvertrag im Jahr 1826. Sachsen-Altenburg beteiligte sich am Deutschen Krieg 1866 auf preußischer Seite und wurde Mitglied des Norddeutschen Bundes und 1871 Mitgliedstaat im Deutschen Reich.268 268 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 363.
222
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Münzsystem Die 1841 einsetzende Münzprägungen für Sachsen-Altenburg erfolgten nach den Vorschriften des Dresdner Münzvertrages für das Talergebiet im 14 Talerfuß. Der Taler galt 30 Neugroschen zu je 10 Pfennigen und folgte damit dem Vorbild des Königreichs Sachsen und nicht dem preußischen. Ab 1857 wurden nach den Vorschriften des Wiener Vertrages 30 Taler aus dem Zollpfund geprägt. Der Taler wurde weiterhin in 30 Neugroschen zu je 10 Pfennigen unterteilt. Bereits 1848 werden keine anderen Münzen mehr für den Umlauf in der Stadt Altenburg genannt.269 Prägeperioden Im Jahr 1841 wurden nach dem Vorbild des Königreichs Sachsen und durch die Münzstätte Dresden (Münzzeichen: G) 2, 1 und 1/2 Neugroschen aus Billon (AKS Nr. 51-53) sowie 2 und 1 Pfennigstücke aus Kupfer (AKS Nr. 54 und 56) geprägt. Die Wertseiten dieser Prägungen waren mit denen des Königreichs Sachsen stempelgleich.270 Auf der Wappenseite war die Umschrift etwas ausführlicher als die Abkürzungen des sächsischen Vorbilds (vgl. Königreich Sachsen AKS Nr. 110). Alle Münzen dieser Nominalreihe trugen die Umschrift: „H.S. ALTENB. SCHEIDE M.“ Tabelle 77: Prägeperiode 1841 bis 1842 Nominal 2 NEUGROSCHEN/20 PFENNIGE 1 NEUGROSCHEN/10 PFENNIGE 1 /2 NEUGROSCHEN/5 PFENN. 2 PFENNIGE 1 PFENNIG
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 51
Prägejahr 1841
Billon
Aks 52
1841, 1842
Billon
AKS 53
1841, 1842
Kupfer Kupfer
AKS 54 AKS 56
1841 1841
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
1843, 1852 und 1856 wurden II und I Pfennigstücke aus Kupfer geprägt (AKS Nr. 55, 57, 59, 60, 62 und 63). Im Gegensatz zum allgemeinen Trend 269 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 12 (hier wird das Jahr 1831 als Beginn der Rechnung im neuen System genannt, gemeint ist 1841, vgl. Leipzig, S. 221). 270 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 11, S. 14.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
223
in den anderen deutschen Staaten waren die arabischen Wertziffern in römische Wertziffern ausgetauscht worden. Damit unterschieden sich diese Pfennigprägungen nun vom königlich-sächsischen Vorbild. Die Wappenseite veränderte sich nur unwesentlich; statt eines nahezu rechteckigen Wappenschildes fand nun ein spatenblattförmiges Verwendung. Tabelle 78: Prägeperiode 1843 bis 1865 Nominal II PFENNIGE I PFENNIG
Material Kupfer Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 55, 59, 62 AKS 57, 60, 63
Prägejahr 1843, 1852, 1856 1843, 1852, 18561858, 1861, 1863, 1865
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Neben dem Beitritt zum Dresdner und Wiener Münzvertrag leistete Sachsen-Altenburg nach dem Vorbild des Königreich Sachsen einen wichtigen Schritt in Richtung Einführung eines Dezimalsystems, da es den Neugroschen in 10 Pfennige teilte. Trotz der Vergabe der Prägungen an die königlich-sächsische Münzstätte Dresden führte dies nur teilweise zu stempelgleichen Wertseiten. Bei den kleineren Nominalen wich die Gestaltung bewusst vom königlich-sächsischen Vorbild ab. 4.2.3 Sachsen-Coburg und Gotha Geschichte Sachsen-Coburg und Gotha entstand 1826 durch Erbteilungsvertrag, als das Herzogtum Gotha an den Herzog zu Coburg-Saalfeld fiel, der dafür Saalfeld an Sachsen-Meiningen abtreten musste. Die beiden Herzogtümer Coburg und Gotha wurden jedoch nicht vereinigt, sondern waren lediglich durch Personalunion miteinander verbunden. 1852 wurde für beide Herzogtümer ein gemeinschaftliches Staatsgrundgesetz erlassen und seit 1874 fanden auch gemeinsame Landtage statt. 1866 stellte sich Sachsen-Coburg und Gotha auf die preußische Seite und trat dem Norddeutschen Bund bei.271 Münzsystem Bis 1838 prägte Sachsen-Coburg und Gotha nach dem Konventionsfuß aus der Feinen Mark Silber 10 Speciestaler. Der Speciestaler galt 2 Gulden zu 60 Kreuzer je Gulden. Gerechnet wurde im Herzogtum Gotha im Konventionskurant der Reichstaler zu 24 Groschen = 288 Pfennigen (vergleiche Kö271 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 368.
224
4. Die Entwicklung der Münzprägung
nigreich Sachsen). Im Herzogtum Coburg wurde nach dem 24 Guldenfuß 1 Gulden = 60 Kreuzer = 240 Pfennige gerechnet. 1 Speciestaler galt in Gotha 1 1/3 Taler bzw. Reichstaler und in Coburg 2 Gulden 24 Kreuzer.272 Ab 1841 wurden Taler zu 30 Groschen je 10 Pfennige geprägt. Sachsen-Coburg und Gotha hatte gemäß eines Berichtes der ersten Kammer des Sächsischen Landtages bei den Verhandlungen zum Dresdner Vertrag erklärt, bei der Teilung des Talers in 24 Groschen bleiben, aber die Teilung in 30 Groschen übernehmen zu wollen, wenn das Königreich Sachsen und Sachsen-Weimar-Eisenach dies tue,273 und war diesen Beispiel dann auch gefolgt. Spätestens seit 1848 wurde in der Stadt Gotha auch in diesem neuen System nach sächsischem Vorbild gerechnet.274 Für das Herzogtum Coburg wurde gemäß der süddeutschen Münzkonvention im 24 1/2 Guldenfuß gerechnet. Münzen nach dem Gulden- und Kreuzersystem wurden in dieser Zeit aber nicht mehr ausgeprägt.275 Nelkenbrecher stellt 1871 fest: „Man rechnet nach Gulden à 60 Kreuzer à 4 Pfennige im 52 1/2 Fl.=Fuße, ohne selbst Münzen zu schlagen.“276 Zumindest in der Stadt Coburg, wahrscheinlich aber im ganzen Herzogtum Coburg, waren auch fremde Münzen im Umlauf: „Von fremden Münzen circuliren sämmtliche süddeutsche Gulden und Theile derselben, auch Kronenthaler, österr. Conventionsgeld und Münzen im 14 (30) Thalerfuße, den Thaler à 1 Fl. 45 Kr.“277 Tabelle 79: Münzsystem Prägezeitraum Bis 1837 für Gotha Für Coburg Ab 1841
Wertverhältnis 1 RT = 24 Gr = 288 Pf 1 G = 60 Kr = 240 Pf 1 Kr = 4 Pf 1 T = 30 Gr = 300 Pf 1 Gr = 10 Pf
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 368.
Prägeperioden Bis 1831 wurden 6, 3 und 1 Kreuzermünzen aus Billon ausgeprägt (AKS Nr. 81, 83, 84, 86). Diese Prägungen folgten einheitlichen Gestaltungs272 Ebd., S. 368; für die Stadt Coburg, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 103. 273 SächsHStA 10692 Nr. 1507, BlattNr. 219. 274 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 174. 275 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 368. 276 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 238. 277 Ebd.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
225
grundsätzen mit dem gekrönten Monogramm des Herzogs Ernst I. zwischen Palm- und Lorbeerzweig auf der Vorderseite und der Umschrift „H.S.C. G.LAND MÜNZE“ nebst Nominalbezeichnung und Jahr auf der Wertseite. Eine Variation ergab sich nur insofern, dass im Jahr 1827 das 3 Kreuzerstück die Nominalbezeichnung in Schreibschrift aufwies (AKS Nr. 83). Im Gegensatz zu den früheren Saalfelder und Hildburghausener Prägungen, die als die unterwertigsten Billonmünzen ihrer Zeit galten,278 korregierte Sachsen-Coburg und Gotha seine Münzpolitik nach der territorialen Neuordnung und prägte nun Billonmünzen die als „geradezu vorbildlich“ angesehen wurden.279 Diese Münzen wurden zu ihrer Zeit oftmals in Kupfer gefälscht.280 Tabelle 80: Prägeperiode 1827 bis 1830 Nominal 6 KREUZER 3 Kreuzer 3 KREUZER 1 KREUZER
Material Billon Billon Billon Billon
AKS-Katalognr. AKS 81 AKS 83 AKS 84 AKS 86
Prägejahr 1827, 1828, 1830 1827 1827-1831 1827-1830
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Ab 1831 wurden die Münzen nach einem einheitlichen System neu gestaltet. Die 6, 3 und 1 Kreuzer (AKS Nr. 82, 85, 87) aus Billon281 zeigten nun statt des Monogramms das gekrönte Landeswappen im gebundenen Lorbeerzweig und die Umschrift „HERZOGTHUM S. COBURG GOTHA“. Auf der Wertseite war die Wertzahl nun außergewöhnlich groß und die Nominalbezeichnung in der unteren Umschrift angebracht. Zusätzlich zu den Kreuzerprägungen aus Billon waren nun auch Pfennige aus Kupfer ausgeprägt worden. Die 3, 2, 1 1/2282 und 1 Pfennigstücke (AKS Nr. 92, 93, 278 SCHNEIDER zitiert den nassauischen Abgeordneten und Weinhändler Zollmann, der 1850 an „die Coburger Dreikreuzer- und Sechskreuzer- Bewegung“ erinnerte, „wo gewiss jeder … froh war, wenn er von solcher schlechten Waare Nichts in den Händen hatte“, SCHNEIDER, Das Münzwesen im Herzogtum Nassau, S. 83, mit weiterem Nachweis. 279 Ebd., S. 50, mit weiterem Nachweis. 280 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 11, S. 42. 281 Laut JAEGER hat sich der Silbergehalt dieser Gepräge vor allem um die 1830er Jahre außerordentlich verschlechtert, was zu einem weitgehenden Verruf dieser Münzen in anderen Staaten führte, ebd., S. 44 sowie S. 49; während der AKS zumindest für die 6 und 3 Kreuzerprägungen zwischen 1827 und 1838 keinen Hinweis auf die Verringerung des Feingehaltes gibt, ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 369 (Tabelle). 282 Dieses ungewöhnliche Nominal soll in Coburg-Gotha sehr beliebt gewesen sein, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 11, S. 49; sein Ursprung wird darin liegen, dass im Kleinverkehr der Kreuzer aufgerundet als 3 Pfennigstück galt, der 1 1/2 Pfennig ent-
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
95 und 96) waren in der oberen Umschrift nun ausdrücklich als „SCHEIDEMÜNZE“ gekennzeichnet. Die Gestaltung ähnelte auf der Wertseite stark dem preußischen Vorbild, auch wenn ein Münzzeichen fehlte. Auf der Vorderseite war – wie bei den Kreuzerprägungen – das gekrönte Landeswappen, aber ohne die umgebenden Palm- und Lorbeerzweige aufgeprägt. Die umlaufende Schrift der Wappenseite glich der der Kreuzerprägungen. Damit unterschied sich die Wappenseite von den preußischen Münzen, die dort das Wertverhältnis zum Taler nannten. Sämtliche Münzen dieser Ausgabe sind zum Schutz des Münzbildes mit einem erhabenen Rand versehen worden, der durch die Prägung im Ring hergestellt wurde.283 Tabelle 81: Prägeperiode 1831 bis 1838 Nominal 6 KREUZER 3 KREUZER 1 KREUZER
Material Billon Billon Billon
AKS-Katalognr. AKS 82 AKS 85 AKS 87
3 PFENNIGE 2 PFENNIGE 1 1/2 PFENNIGE 1 PFENNIG
Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer
AKS 92 AKS 93 AKS 95 AKS 96
Prägejahr 1831-1838 1831-1838 1831-1834, 1836, 1837 1834 1834, 1835 1834, 1835 1833-1837
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Ab 1837 wurden die Ausprägungen von Kreuzern zugunsten der Groschenwährung aufgegeben. Der erste Groschen (AKS Nr. 89) trug noch die Umschrift „24 EINEN THALER LANDMÜNZE“ auf der Wertseite. Tabelle 82: Prägeperiode 1837 Nominal 1 GROSCHEN
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 89
Prägejahr 1837
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Ab 1841 wurden 2, 1 und 1/2 Groschenstücke im Verhältnis 1 Taler 30 Groschen geprägt und die Umschriften entsprechend angepasst (AKS Nr. 88, 90 und 91). Die ebenfalls ab 1841 vorgenommenen 2 und 1 Pfennigprägungen aus Kupfer (AKS Nr. 94 und 97) nannten in der Umschrift der Wertseite ihr Verhältnis zum Groschen („5 EINEN GROSCHEN“ bzw. „10 EINEN GROSCHEN“).
sprach so gerundet 1/2 Kreuzer, KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 16f. 283 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 11, S. 49.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
227
Ab 1847 wurden diese Prägungen etwas variiert, und die 2, 1 und 1/2 Groschenprägungen verloren den das gekrönte Wappen umgebenden Palmund Lorbeerzweig (AKS Nr. 108, 110 und 112).284 Die 2 und 1 Pfennigprägungen (AKS Nr. 113 und 114) zeigten nun eine größere Wertzahl zulasten einer nach unten gebogenen Nominalbezeichnung. Die Jahreszahl war statt auf der Wertseite nun auf der Wappenseite geprägt.285 Innerhalb dieses Systems wurden ab 1865 die 2 und 1 Groschenprägungen (AKS Nr. 109 und 111) dahingehend leicht variiert, dass die Vorderseite nun das Portrait des Landesherren und eine auf ihn abgestellte Umschrift („ERNST HERZOG V. SACHS. COB. U. GOTHA“) trug und die Umschriften der Wertseite “SCHEIDE-MÜNZE” und „30 EINEN THALER“ von oben nach unten bzw. umgekehrt wechselten. Dieser Umschriftenwechsel galt auch für das 1/2 Groschenstück (AKS Nr. 112), das auf der Vorderseite aber weiter das Staatswappen zeigte. Tabelle 83: Prägeperiode 1841 bis 1870 Nominal
Material
2 GROSCHEN
Billon
AKSKatalognr. AKS 88
1 GROSCHEN
Billon
AKS 90
1841
/2 GROSCHEN Billon
AKS 91
1841, 1844 1841 1841 1847, 1851, 1855, 1858 1847, 1851, 1855, 1858 1851, 1855, 1858, 1868, 1870
1
2 PFENNIGE 1 PFENNIG 2 GROSCHEN
Kupfer Kupfer Billon
AKS 94 AKS 97 AKS 108
1 GROSCHEN
Billon
AKS 110
/2 GROSCHEN Billon
AKS 112
1
2 PFENNIGE
Kupfer
AKS 113
Prägejahr 1841, 1844
Bemerkung Mit Wappen im Kranz Mit Wappen im Kranz Mit Wappen im Kranz
Mit Wappen ohne Kranz Mit Wappen ohne Kranz Mit Wappen ohne Kranz
1847, 1851, 1868, 1870
284 JAEGER schreibt zu diesen Prägungen sie „entsprechen den königlich sächsischen Münzen“, ebd., S. 57; dabei meint er nicht die offensichtlich andere Gestaltung, sondern die gleichen Abmessungen und Gewichte, vgl. JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 10, S. 41f., entspricht AKS, Nr. 112, 110, 108, 107 und 106. 285 Die Gestaltung dieser Prägungen widersprach nicht dem Wiener Münzvertrag von 1857, sie wurden daher bis 1858 fortgeführt, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 11, S. 58.
228
4. Die Entwicklung der Münzprägung
1 PFENNIG
Kupfer
AKS 114
2 GROSCHEN 1 GROSCHEN
Billon Billon
AKS 109 AKS 111
1847, 1851, 1852, 1856, 1865, 1868, 1870 1865, 1868, 1870 1865, 1868, 1870
Mit Portrait Mit Portrait
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Aus diesen Prägungen sind verschiedene Konvergenzimpulse ersichtlich: Mit der Einführung der Pfennignominale ab 1834 nach preußischem Vorbild und dem Verzicht auf die Ausprägungen des Kreuzers für das Herzogtum Coburg (obwohl das süddeutsche Gulden-/Kreuzerrechnungssystem weiter bestand) war ein erster Schritt unternommen worden, um sich von der süddeutschen Kreuzerwährung und der reinen Ausprägung von Billonmünzen zu lösen. Obwohl ab 1838 im Herzogtum Coburg der süddeutsche 24 1/2 Guldenfuß und das Kreuzersystem galt, lag in dem Verzicht in diesem System auch auszuprägen, ein Konvergenzimpuls. Der entscheidende Schritt war die Einführung der Groschenwährung 1837, auch wenn diese Münze noch 1/24 Taler galt. Nach der Gewöhnung an den Groschen konnte dann nach preußischem Vorbild 1841 der Groschen eingeführt werden, von denen 30 auf 1 Taler gingen. Bei den Groschenprägungen folgte Sachsen-Coburg und Gotha ab 1841 allerdings dem sächsischen Vorbild, in dem es den Groschen in 10 Pfennige unterteilte. Obwohl die Prägungen durch die königlich-sächsische Münzstätte Dresden durchgeführt worden sind, wurde die Nominalbezeichnung „Neugroschen“ nicht übernommen. Es blieb bei der Nominalbezeichnung „Groschen“ und schon aus diesem Grund sind die Stempel auf der Wertseite unterschiedlich.286 Auch mit der Einführung des Portraits auf der Vorderseite ab 1865 konnte das Königreich Sachsen kein Vorbild sein, da seine Neugroschen erst ab 1867 (AKS Nr. 145 und 148) das Portrait des Landesherren aufwiesen. Dieses Gestaltungsmerkmal dürfte daher auf preußischem Vorbild beruhen. Die Ringprägung begann auch für die kleinsten Nominale schon in den 30er Jahren und damit deutlich früher als in Preußen (dort erst ab 1846). 4.2.4 Braunschweig Geschichte Die Braunschweiger Lande gehörten von 1807 bis 1813 zum Königreich Westphalen, bis sie anschließend als Herzogtum wiedererrichtet wurde. Braunschweig trat erst 1844 dem Deutschen Zollverein bei und schloss 286 Darüber hinaus ist auch der sonstige Aufbau der Wertseite völlig unterschiedlich, vgl. Sachsen (AKS Nr. 107) mit Sachsen-Coburg und Gotha (AKS Nr. 90).
229
4. Die Entwicklung der Münzprägung
1849 eine Militärkonvention mit Preußen. 1866 wurde es Mitglied des Norddeutschen Bundes und 1870 Bundesstaat des Deutschen Reiches.287 Münzsystem Die Braunschweiger Prägungen erfolgten sowohl im Konventionsfuß von 1753, nachdem aus der Mark Feinsilber 10 Taler geprägt wurden, als auch nach dem Leipziger Fuß, nach dem 12 Taler aus der Mark geprägt wurden. Durch Gesetz vom 18.12.1834 galt der preußische 14 Talerfuß ab 1837.288 Dem Dresdner Münzvertrag trat Braunschweig erst ab 1839 bei, dem Wiener Vertrag 1857 mit Wirkung zum 01.01.1858. Danach wurden aus 500 Gramm Feinsilber 30 Taler geprägt, die in jeweils 30 Groschen zu je 10 Pfennigen geteilt wurden.289 Auf den Taler entfielen somit jetzt 300 Pfennige (sächsisches Teilungssystem290). Der in Hannover bedeutende Mariengroschen zu 8 Pfennigen spielte in Braunschweig kaum eine Rolle. Er wurde nur 1819 in geringer Auflage ausgeprägt,291 obwohl nicht nur im 24 Groschensystem, sondern auch im Mariengroschensystem gerechnet worden sein soll.292 Im tatsächlichen Umlauf befanden sich darüber hinaus auch fremde Münzen nach dem Leipziger Fuß (12 Talerfuß), die „mit 10 p.Ct. mehr oder weniger Gewinn gegen Conv.Courant umgesetzt“ wurden.293 Tabelle 84: Münzsystem Prägezeitraum Bis 1857
Wertverhältnis 1 T = 24 Gr = 288 Pf
(Bis 1837 zusätzlich) Ab 1858
1 Gr = 12 Pf 1 MarienGr = 8 Pf 1 T = 30 Gr = 300 Pf 1 Gr = 10 Pf
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 84.
287 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 84. 288 Ebd.; Kurt JAEGER, Die Münzprägungen der deutschen Staaten vor Einführung der Reichswährung, Band 8: Hannover-Braunschweig seit 1813, Basel 1964, S. 69f. 289 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 84f. 290 KAHL, Hauplinien der deutschen Münzgeschichte, S. 26. 291 AKS Nr. 35: Auflage 57800 Stück. 292 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 76. 293 Ebd.
230
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Daneben liefen fremde Münzen, auch Kleinmünzen, in erheblichen Umfang um.294 Trotz der Einführung des preußischen 14 Talerfußes ab 1837 wurde jedoch noch einige Jahre der Taler zu 24 (guten) Groschen zu jeweils 12 Pfennigen295 à 2 Heller gerechnet.296 Der Taler entsprach somit 288 Pfennigen (altsächsisches System297). Daneben soll auch in Mariengulden à 20 Mariengroschen gerechnet worden sein „wovon 21 3/5 Stück auf die kölnische Mark gingen.“298 Erst ab 1858 wurde die Rechnung auf 30 Groschen auf den Taler, der Groschen zu je 10 Pfennig, umgestellt.299 Prägeperioden Gleich nach der Wiedererrichtung des Herzogtums 1813 wurde die Münzproduktion wieder aufgenommen: geprägt wurden 1/12 Taler (AKS Nr. 9 und 10), 1/24 Taler (AKS Nr. 11), 6 Pfenninge (AKS Nr. 13 und 14), 2 Pfenninge (AKS Nr. 16 und 17) und 1 Pfenning (AKS Nr. 18 und 19). 1819 wurde zusätzlich der Mariengroschen, allerdings in geringer Auflage und nur in diesem Jahr, geprägt (AKS Nr. 35). 1820 und 1823 wurden darüber hinaus auch IIII Pfenninge in Billon geprägt (AKS Nr. 38 und 39).300 Mit Ausnahme der 1814 und 1815 geprägten 2 Pfenningmünzen, die das Monogramm des Herzogs trugen (AKS Nr. 16 und 17), zeigen alle Kleinmünzen dieser Zeit das nach links springende Sachsenpferd. Das Erscheinungsbild dieser Münzen ist noch sehr barock. Das Münzbild ist überladen; die Umschriften oft noch latinisiert und mit vielen Abkürzungen versehen. Diese Münzprägungen entsprechen im Stil noch denen des 18. Jahrhunderts (siehe Braunschweig-Lüneburg-Celle DMK Nr. 1). Diese Prägungen enden 1823. Tabelle 85: Prägeperiode 1813 bis 1823 Nominal 12 EINEN THALER 24 EINEN THALER I MARIENGROSCH VI PFENN IIII PFENN
Material Billon Billon Billon Billon Billon
AKS-Katalognr. AKS 9, 10 AKS 11 AKS 35 AKS 13, 14 AKS 38, 39
Prägejahr 1813-1815 1814, 1815 1819 1814, 1815 1820, 1823
294 Siehe die Ausführungen in Kapitel 1.2. zu der Bedeutung von Münzfunden für diese Untersuchung. 295 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 83. 296 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 97. 297 KAHL, Hauplinien der deutschen Münzgeschichte, S. 13. 298 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 97. 299 Ebd. 300 Diese Münzen wurden auch „Matthier“ genannt, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 8, S. 69.
231
4. Die Entwicklung der Münzprägung
II PFENNING I PFENNING
Kupfer Kupfer
AKS 16, 17 AKS 18, 19
1814, 1815 1813-1815, 1818
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Ab 1824 enden die lateinischen Begriffe in den Umschriften mit Ausnahme des Mengenverhältnisses zur Feinen Mark (AKS Nr. 57 und 58), auch wenn die Landesteile Braunschweig und Lüneburg in der Umschrift noch abgekürzt werden. Insbesondere die 2 und die 1 Pfenninge (AKS Nr. 61 und 62) sind im Erscheinungsbild etwas moderner. Das Münzbild ist freier, und lateinische Umschriften werden auch in Teilen nicht mehr verwendet. Tabelle 86: Prägeperiode 1823 bis 1834 Nominal 12 EINEN THALER 24 EINEN THALER VI PFENN. II PFENNING
Material Billon Billon Billon Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 57, 58 AKS 59 AKS 60 AKS 61, 88
I PFENNING
Kupfer
AKS 62, 63, 91
Prägejahr 1824-1830 1825 1828 1824, 1826-1830, 1832-1834 1823-1834
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Nachdem zwischen 1835 und 1850 keine Kleinmünzen geprägt worden sind, setzt 1851 die Kleinmünzenprägung allerdings nur für die 2 Pfennigeund das 1 Pfennigstück wieder ein (AKS Nr. 89, 94 und 95). Außer dem Wort Pfennige bzw. Pfennig und dem Münzzeichen (AKS Nr. 95 enthält jedoch das Münzzeichen B nicht) enthalten diese Münzen keine Beschriftung. Nur durch das nach links springende Sachsenpferd wird – ohne weitere Zusätze wie ein Monogramm oder Wappen – auf Braunschweig hingewiesen. Nach den überladenen Münzbildern der ersten Prägeperiode zwischen 1813 bis 1823 waren die Münzen der dritten Prägeperiode in ihrer minimalistischen Gestaltung (vgl. Königreich Sachsen ab 1824) das andere Extrem. In der folgenden Prägeperiode sollte das Pendel dann etwas zurück schwingen, ohne aber an die frühere Überladenheit anzuknüpfen. Tabelle 87: Prägeperiode 1851 bis 1856 Nominal 1 PFENNIGE 1 PFENNIG
Material Kupfer Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 89 AKS 94, 95
Prägejahr 1851-1856 1851-1856
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Ab 1857 beginnen neue Prägungen eines in sich schlüssigen Systems. Der Groschen (AKS Nr. 86) wird mit der Aufschrift „30 EINEN THALER“ und dem Zusatz „SCHEIDEMÜNZE“ geprägt. Entsprechend trägt die 1/2 Groschenprägung (AKS Nr. 87) die Aufschrift „60 EINEN THALER“. Der
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Hinweis auf den Vereinstaler setzt sich auch bei den kleineren Nominalen fort. Das 2 Pfennigenominal (AKS Nr. 90) trägt ebenfalls den Hinweis „SCHEIDEMÜNZE“ und darunter „5 EIN.GROSCHEN“ bzw. bei dem 1 Pfennigstück (AKS Nr. 96) „10 EIN.GROSCHEN“. Die Prägungen dieser Periode enthalten um das Sachsenpferd herum die Umschrift „HERZOGTH. BRAUNSCHWEIG“. Erstmals wird das Wort Braunschweig auf den Kleinmünzen dieses Staates damit ausgeschrieben. Die Gestaltungsund Beschriftungsdichte hatte nach dem Extremwechsel zwischen den Prägeperioden 1823 und 1851 bis 1856 nun ein Mittelmaß erlangt. Tabelle 88: Prägeperiode 1857 bis 1860 Nominal Material 1 GROSCHEN Billon 1 /2 GROSCHEN Billon 2 PFENNIGE Kupfer 1 PFENNIG Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 86 AKS 87 AKS 90 AKS 96
Prägejahr 1857-1860 1858-1860 1859, 1860 1859, 1860
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Insbesondere die Braunschweiger Münzen wurden in ihrem Erscheinungsbild im Laufe des 19. Jahrhunderts sehr viel moderner. Der Variantenreichtum, insbesondere der der Umschriften, nahm deutlich ab, insbesondere auch durch den Verzicht auf lateinische Begriffe und Abkürzungen. Nach dem Beispiel anderer deutscher Staaten erschien auf den Münzen nun der Hinweis auf ihr Wertverhältnis zu größeren Nominalen. Grundsätzlich wurde das preußische Kleinmünzensystem übernommen, auch wenn es bei der Nominalbezeichnung „Groschen“ statt „Silbergroschen“ blieb und dieser nach sächsischem Vorbild in 10 statt wie in Preußen in 12 Pfennige geteilt wurde. Nach dem Extremwechseln der 1. und 3. Prägeperiode hatte sich die Gestaltungs- und Beschriftungsdichte auf ein Mittelmaß eingependelt, das sich bis auf das 20. Jahrhundert und den Beginn der Europrägung halten sollte. An keinem Beispiel ist diese Entwicklung der Gestaltungsstile besser ablesbar als an den Braunschweiger Kleinmünzen.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
233
4.2.5 Hannover (bis 1866) Geschichte Hannover war aus dem Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg-Calenberg, eine der beiden Hauptlinien des Welfenhauses, hervorgegangen.301 Mit dem britischen König Georg I. saß das Haus Hannover seit dem 1. August 1714 auf dem britischen Thron.302 Als Georg Ludwig war dieser seit 1698 Kurfürst der calenberg-hannoverschen Linie gewesen. Auch seine Nachfolger Georg II. und Georg III. regierten Großbritannien und BraunschweigLüneburg-Calenberg in Personalunion.303 Ab 1807 stand das Land unter französischer Militärverwaltung. Der südliche Teil des Landes wurde 1810 zum Königreich Westphalen geschlagen, während der nördliche dem französischen Kaiserreich einverleibt wurde. Ab 1814 konnte Georg III. die faktische Regierungsgewalt wieder ausüben, und das Kurfürstentum Hannover wurde zum Königreich erhoben, was durch den Wiener Kongress 1815 bestätigt wurde. Die Personalunion mit Großbritannien wurde 1837 auf Grund unterschiedlichen Erbfolgerechts gelöst und der 5. Sohn, König Georg III., Ernst August, bestieg den Thron in Hannover. Hannover trat 1840 dem Zollverein bei. Da Hannover im Preußisch-Österreichischen Krieg auf Seiten Österreichs stand, wurde Hannover 1866 annektiert und preußische Provinz.304 Münzsystem Hannover hatte bereits vor 1806 nach dem Leipziger oder 18 Guldenfuß gemünzt. Dem entsprechend trugen noch 1814 bis 1816 einige Münzen die Umschrift „NACH DEM REICHS FUSS“ (AKS Nr. 11, 15, 19 und 20). Daneben wurden auch Münzen nach dem Konventionsfuß von 1753 geprägt, der erst seit 1817 verbindlich war305, bei dem aber schon die Umschrift „KÖN. HANNOVERSCHE CONVENTIONSMÜNZE“ 1816 das erste Mal aufgeprägt wurde (AKS Nr. 12). Die kleinste im 18 Guldenfuß vollwertig ausgeprägte Silbermünze war der 1/12 Taler306 (AKS Nr. 11), der auch als 3 Mariengroschenmünze ausgeprägt wurde (AKS Nr. 12-14). Ver-
301 Klaus-Jürgen MATZ, Wer regierte wann? Regententabellen zur Weltgeschichte, München 21992, S. 321. 302 Ebd., S. 230 303 Ebd., S. 230 sowie S. 321. 304 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 136. 305 Mit der Übernahme des Konventionsfußes wollte Hannover das Nebeneinander von drei verschiedenen Währungen in den verschiedenen Gebietsteilen beseitigen, RÜGGENBERG, Das Geld- und Münzwesen, S. 3f. 306 Ebd., S. 2.
234
4. Die Entwicklung der Münzprägung
gleichbare Nominale der Talerländer waren zu dieser Zeit schon in einem Scheidemünzfuß ausgeprägt.307 In einzelnen Landesteilen wurde nach Mariengroschen in anderen nach Groschen und Guten Groschen gerechnet.308 1 Taler galt somit 36 Mariengroschen zu je 8 Pfennig oder 24 Gute Groschen zu je 12 Pfennig. 309 In Ostfriesland rechnete man den Reichstaler zu 54 Stübern à 10 Witten, sowie nach älteren ostfriesischen und holländischen Systemem.310 Mit Gesetz vom 08. April 1834 wurde in Hannover der preußische 14 Talerfuß eingeführt und die preußischen Kurantmünzen den hannoverschen gleichgestellt.311 Hannover übernahm jedoch nicht die neue preußische Teilung des Talers in 30 Groschen, sondern behielt die traditionelle Teilung in 24 Groschen zunächst bei. Hannover trat dem Deutschen Zollverein und gleichzeitig dem Dresdner Münzvertrag312 mit Wirkung zum 01.01.1854 und dem Wiener Vertrag mit Wirkung zum 01.10.1858 bei. Durch das hannoversche Münzgesetz von 1857 wurde der Taler nun nach sächsischem Vorbild in 30 Groschen zu je 10 Pfennig unterteilt.313 Die 1/12 Talermünze zählte jetzt nicht mehr als Kurant-, sondern als Scheidemünze.314 Die Bezeichnung „Mariengroschen“ blieb bei manchen Verkehrsteilnehmern noch bis zur Einführung der Reichswährung für den längst nicht mehr ausgeprägten Wert von 8 Pfennigen erhalten.315 Ungeachtet der rechtlichen Festlegungen liefen neben den Hannoveraner Kleinmünzen in erheblichem Umfang auch kleineres Silbergeld aus Braunschweig und Preußen um. Tabelle 89: Münzsystem Prägezeitraum Bis 1834 nach dem Reichsfuß Ab 1834
Wertverhältnis 1 KonvT = 24 Gute Gr = 288 Pf 1 Guter Gr = 12 Pf 1T= 24 Gute Gr = 288 Pf 1 T = 36 Mariengroschen = 288 Pf 1 Mariengroschen = 8 Pf
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 136f. 307 Nach preußischem Vorbild im 16 Talerfuß, HELFERICH, Die Einheit im deutschen Münzwesen, S. 405. 308 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 8, S. 14; NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 172. 309 RÜGGENBERG, Das Geld- und Münzwesen, S. 1; für die Stadt Hannover Rechnung im Groschensystem, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 195. 310 Für Emden: NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 143. 311 RÜGGENBERG, Das Geld- und Münzwesen, S. 8. 312 Ebd., S. 9. 313 Ebd., S. 10f. 314 Ebd., S. 11. 315 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 208.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
235
Anders als bei der ebenfalls nach 1866 annektierten Stadt Frankfurt wurde in Hannover die bisherige Rechnung zugunsten der preußischen Rechnungsweise verdrängt. Zumindest gibt Nelkenbrecher 1871 bezüglich der Münzen nur den Hinweis „s. Berlin“ und zur Rechnungsweise, dass „Früher, als selbstständiges Königreich“ nach „Thalern zu 30 Groschen à 10 Pfennigen im 30 Thlr.=Fuße, d.h. zu 30 Thaler auf ein Münzpfund, 500 Grammen schwer“ gerechnet habe.316 Damit hatte das gegenüber dem preußischen Teilungssystem fortschrittlichere neue sächsische Teilungssystem zunächst einen Rückschritt erlitten. Prägeperioden In einer ersten Prägeperiode wurden 1814 bis 1816 1/12 und 1/24 Taler nach dem Reichsfuß (AKS Nr. 11 und 15) und ab 1817 die 1/12 und 1/24 Taler nach dem Konventionsfuß geprägt (AKS Nr. 43, 16 und 44). Daneben wurden 3 Mariengroschen (AKS Nr. 12, 14 und 42) und 1 Mariengroschen (AKS Nr. 17 und 18) in den Jahren zwischen 1814 und 1821 geprägt. Diese Prägungen bestanden genau so wie die IIII Pfenninge (AKS Nr. 19-21 und 45) aus Billon. Darunter wurden noch II und I Pfenninge als Scheidemünzen hergestellt (AKS Nr. 22-25), während die 4 Pfenninge noch ausdrücklich die Umschrift „NACH DEM REICHS FUSS“ bzw. „CONVENT. MÜNZE“ trugen. Parallel dazu wurden für den Landesteil Ostfriesland 2, 1 und 1/2 Stüber mit der Aufschrift „OST FRIESISCH“ in den Jahren zwischen 1823 und 1825 geprägt (AKS Nr. 51-53). Tabelle 90: Prägeperiode 1814 bis 1832 Nominal Material AKSKatalognr. 12 EINEN THABillon AKS 11 LER 24 EINEN THABillon AKS 15 LER 12 EINEN THABillon AKS 43 LER 24 EINEN THABillon AKS 16 LER 24 EINEN THABillon AKS 44 LER 3 MARIENGROBillon AKS 12, SCHEN 14, 42 I MARIENGROS. Billon AKS 17, 18
316 Ebd.
Prägejahr 18141816 1814 18221824 1817, 1818 18261828 18161821 1814, 18161818
Bemerkung NACH DEM REICHS FUSS NACH DEM REICHS FUSS CONVENTION S-MÜNZE CONVENTION S-MÜNZE CONVENTION S-MÜNZE CONVENTION S-MÜNZE NACH DEM REICHS FUSS
236
4. Die Entwicklung der Münzprägung
IV PFENN.
Billon
AKS 19, 20
18141816 1816, 1817, 1822, 1826, 1828, 1830 1817, 1818 18141820
IV PFENN.
Billon
AKS 21, 45
II PFENNING
Kupfer
AKS 22
I PFENNING
Kupfer
AKS 23-25
2 STÜBER OSTFRIESISCH 1 STÜBER OSTFRIESISCH 1 /4 STÜBER OSTFRIESISCH
Billon
AKS 51
1832
Billon
AKS 52
1832
Kupfer
AKS 53
18231825
NACH DEM REICHS FUSS CONVENTMUNZE bzw. CONVENTMÜNZE
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Die erste und die zweite Prägeperiode sind zeitlich nicht klar voneinander zu trennen. In der zweiten Prägeperiode wurden allerdings für den Landesteil Ostfriesland keine eigenen Prägungen mehr hergestellt. Seit 1821 hatte die Bezeichnung Pfenninge in Pfennige gewechselt (AKS Nr. 47). Das 4 Pfennigestück wurde nun in Kupfer (AKS Nr. 46) geprägt, die Wertbezeichnungen der 2 und 1 Pfennige wurden jedoch weiter in römischen Wertziffern aufgebracht (AKS Nr. 47-50). Tabelle 91: Prägeperiode 1821 bis 1830 Nominal Material 4 PFENNIGE Kupfer II PFENNIGE Kupfer I PFENNIG Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 46 AKS 47, 48 AKS 49, 50
Prägejahr 1827 1821-1830 1821-1830
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Nach dem Herrscherwechsel von Georg IV. auf Wilhelm IV. änderte sich in den Prägungen ab 1831 nur das Monogramm auf der Wertseite und dass ab 1834 begonnen wurde, den Zusatz „SCHEIDEMÜNZE“ in die obere Umschrift der Wertseite zu setzen (AKS Nr. 77 und 82). Bei den anderen Prägungen, zum Teil bis 1835 hinein, blieb der Zusatz „Scheidemünze“ unter der Nominalbezeichnung bestehen (AKS Nr. 74, 76, 80 und 81).
237
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 92: Prägeperiode 1831 bis 1835 Nominal Material 4 PFENNIGE Kupfer II PFENNIGE Kupfer I PFENNIG Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 74 AKS 76 AKS 80, 81
Prägejahr 1831 1831, 1833, 1834 1831-1835
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Im Jahr 1834 wurden die II Pfennige und die I Pfennigmünze (AKS Nr. 77, 82) mit dem Zusatz „SCHEIDEMÜNZE“ nicht unter der Nominalbezeichnung, wie bisher, sondern in der oberen Umschrift der Wertseite geprägt. Unter dem Jahr stand das Münzzeichen A. Die Gestaltung dieser Wertseiten erinnert stark an die preußischen Vorbilder (Preußen, AKS Nr. 32-35) zu dieser Zeit. Trotz des Münzzeichens A sind diese Prägungen jedoch nicht in Berlin geprägt, sondern stehen für „Administration“.317 Dennoch hat sich die Gestaltung dieser Wertseite offensichtlich an den preußischen Vorbildern orientiert, die seit 1821 geprägt worden sind. Tabelle 93: Prägeperiode 1834 Nominal Material II PFENNIGE I PFENNIG
Kupfer Kupfer
AKSKatalognr. AKS 77 AKS 82
Prägejahr 1834 1834
Bemerkung Ohne Ring Ohne Ring
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Ab 1835 wurden die 4 Pfennige nun wieder in Billon und mit dem hannoverschen Wappen statt des Monogramms geprägt (AKS Nr. 75 und 121). Trotz der Rückkehr zur Münzlegierung Billon blieb es bei dem Zusatz „Scheidemünze“, der nun auf der Umschrift der Wappenseite erschien. Die 2 und 1 Pfennige trugen nun arabische Wertzeichen, während die Vorderseite weiterhin das gekrönte Monogramm zeigte (AKS Nr. 122, 123 und 126-128). Mit Ausnahme von AKS Nr. 127 mit dem Zusatz „SCHEIDEMÜNZE“ unter der Nominalbezeichnung trugen diese Münzen außer der Nominalbezeichnung und dem Münzzeichen keine weitere Aufschrift. Tabelle 94: Prägeperiode 1835 bis 1846 Nominal Material AKSKatalognr. 4 PFENN: Billon AKS 75, 121 2 PFENNIGE 1 PFENNIG
Kupfer Kupfer
AKS 122, 123 AKS 126-128
Prägejahr 1835-1838, 1840-1842 1837-1846 1837-1846
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog. 317 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 137.
Bemerkung Ohne Ring Ohne Ring Ohne Ring
238
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Seit 1834 wurden die 1/12 Taler nun im Ring und mit dem Portrait des Königs geprägt (AKS Nr. 71, 112 und 113). Ihr Verhältnis zur Feinen Mark war in römischen Zahlen angegeben. Zusätzlich trugen sie in der Umschrift der Wertseite den Zusatz „JUSTIRT“. Diese 1/12 Taler waren mit einem Feingehalt von 520,83 Promille Silber also keine Billonmünzen318, auch wenn sie noch als Kleinmünzen anzusehen sind. Es ist zu vermuten, dass neben dem Zusatz „JUSTIRT“ und neben dem aufgeprägten Verhältnis zur Feinen Mark, auch das Portrait des Landesherren unterstreichen sollte, dass es sich um eine Kurantmünze handelte. Die 1/24 Taler wurden dagegen weiter in Billon ausgeprägt (AKS Nr. 72, 73, 116 und 117). Sie trugen nun wie die darunter liegenden Nominale 2 und 1 Pfennige (AKS Nr. 78, 83 und 84) auf der Vorderseite das Wappen mit dem Pferd und die einheitliche Umschrift „KÖN. HANNOVER SCHEIDE-MÜNZE“. Diese Prägungen überlappten zeitlich noch mit Prägungen, in denen die Pfennige das gekrönte Monogramm und keine weitere Umschrift enthielten (z.B. AKS Nr. 122 von 1837-1846 geprägt). 1837 wurde erstmals ein kleineres Nominal, ein 2 Pfennigstück (AKS Nr. 79) im Ring geprägt. Da sich diese Münze in der Gestaltung nicht an andere Nominale anlehnt und kaum im Münzhandel auftaucht ist anzunehmen, dass es sich um eine Probe handelt. Tabelle 95: Prägeperiode 1834 bis 1846 Nominal Material AKSKatalognr. 12 EINEN Silber AKS 71, 112, THALER 113 24 EINEN Billon AKS 72, 73, THALER 116, 117 2 PFENNIGE Kupfer AKS 78 2 PFENNIG Kupfer AKS 79 1 PFENNIG
Kupfer
AKS 83, 84
Prägejahr
Bemerkung
1834-1844
Im Ring
1834-1836, 1838-46 1835-1837 1837
Ohne Ring
1835-1837
Ohne Ring Probe? Im Ring geprägt Ohne Ring
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
In einer dritten Prägeperiode seit 1844, die sich allerdings zeitlich auch etwas mit der zweiten Prägeperiode überlappt (vgl. AKS Nr. 117, von 18391846 geprägt), wurden weiterhin 1/12 und 1/24 Taler geprägt. Die Gestaltung der 1/12 Taler folgte weitgehend dem Vorbild der 2. Prägeperiode. Neu war jedoch die Gestaltung der 1/24 Taler, die nun auch erstmals im Ring geprägt
318 Sie waren sogar Kurantmünzen, da ihr Feingehalt einem Zwölftel des Talers entsprach.
239
4. Die Entwicklung der Münzprägung
wurden und die lateinische Umschrift „NEC ASPERA TERRENT“319 um das Sachsenpferd herum enthielten (AKS Nr. 118 und 148). Diese Prägungen waren aus Billon, während die 1/12 Taler dieser Prägeperiode (AKS Nr. 114, 115 und 146) mit einem Feingehalt von 520,83 Promille weiter als Silbermünzen anzusehen waren. Neu war auch die Ausprägung von 6 Pfennigestücken aus Billon, die zunächst auf der Vorderseite das Sachsenpferd auf dem gekrönten Wappen (AKS Nr. 119) und ab 1846 die Rückseite nach dem Vorbild der 1/24 Taler mit dem größeren Sachsenpferd ohne Wappen enthielt (AKS Nr. 120 und 150). Alle drei 6 Pfennigetypen enthielten auf der Wertseite zunächst im oberen Abschnitt, dann im unteren Abschnitt die Umschrift „48 EIN THAL“. Auch die 2 und 1 Pfennigestücke aus Kupfer wurden nun seit 1845 im Ring geprägt (AKS Nr. 124, 125, 152, 129, 130, 154 und 155). Außer dem Münzzeichen A bzw. B und dem Buchstaben V sowie der Nominalbezeichnung enthielten sie keine weitere Aufschrift. Tabelle 96: Prägeperiode 1843 bis 1856 Nominal Material AKSKatalognr. 12 EINEN Silber AKS 114, THALER 115, 146 24 EINEN Billon AKS 118, 148 THALER 6 PFENNIGE Billon AKS 119, 120, 150 2 PFENNIGE Kupfer AKS 124, 125, 152 1 PFENNIG Kupfer AKS 129, 130, 154, 155
Prägejahr
Bemerkung
1844-1853
Im Ring
1845, 1846, 1854-1856 1843-1855
Im Ring
1845-1856
Im Ring
1845-1856
Im Ring
Im Ring
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Ab 1858 prägte Hannover den 1/12 Taler nun aus Billon und mit der Umschrift „360 EIN PFUND FEIN“ und „SCHEIDEMÜNZE“ aus Billon (AKS Nr. 147). Statt des 1/24 Taler wurde nun der 1 Groschen mit der Umschrift „30 EINEN TALER“ geprägt (AKS Nr. 149). Die Vorderseite enthielt weiterhin das Sachsenpferd, aber nun mit der Umschrift „KÖNIGREICH HANNOVER“. Diese Gestaltungsgrundsätze galten auch für das 1/2 Groschenstück (AKS Nr. 151), das die 6 Pfennigemünze ablöste. Die 2 und 1 Pfennigestücke (AKS Nr. 153 und 156) folgten im Grundsatz zwar den
319 Lat. = auch raue Wege schrecken nicht, zitiert nach: JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 8, S. 98, Randnr. 6.
240
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Vorgängern der vorangegangenen Prägeperiode, enthielten aber den ausdrücklichen Zusatz „SCHEIDEMÜNZE“ (AKS Nr. 153 und 156). Tabelle 97: Prägeperiode 1858 bis 1866 Nominal Material 12 EINEN Billon THALER 1 GROSCHEN Billon 1 /2 GROSCHEN Billon 2 PFENNIGE 1 PFENNIG
Kupfer Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 147
Prägejahr 1859, 1860, 1862
AKS 149 AKS 151
1858-1866 1858, 1859, 18611865 1858-1864 1858-1864
AKS 153 AKS 156
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Bei den hannoverschen Prägungen sind folgende Konvergenztendenzen feststellbar: neben dem Verzicht auf eigene Prägungen für den Landesteil Ostfriesland, die Übernahme arabischer Wertziffern und deutscher Um- und Aufschriften ohne Abkürzungen, die Einführung der Ringprägung, das Zeigen des Herrscherportraits nach preußischem Vorbild auch auf dem 1/12 Taler und nach dem Beitritt zum Wiener Vertrag die Teilung des Talers in 30 Groschen. Zum letzten Punkt gehört auch die Aufgabe der 6 Pfennigeprägung zugunsten des 1/2 Groschens. Die absolute Konvergenz lag in der Einverleibung des Landes in den preußischen Staat und in der Übernahme der preußischen Währung. Die so erzwungene Einführung des preußischen Systems zu Lasten des fortschrittlicheren sächsischen Systems der Teilung des Talers in 300 Pfennige war somit auch ein Rückschritt.
4.3 Das mecklenburgische Talergebiet mit der Schilling- und Pfennigwährung Auch im mecklenburgischen Talergebiet wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts für den Taler der preußische 14 Talerfuß zugrunde gelegt. Die Abweichungen zum preußischen System bestanden auch hier, wie beim sächsischen System, bei den Kleinmünzen. Anders als das dem Dezimalsystem zugewandte, und damit im Vergleich zu Preußen fortschrittliche, sächsische System, blieb das mecklenburgische Kleinmünzensystem noch hinter dem preußischen System zurück. Während Preußen das Nebeneinander verschiedener Kleinmünzensysteme durch seine Reform 1821 überwunden hatte, waren die Kleinmünzen der Mecklenburger Münzstände nur begrenzt aufeinander abgestimmt. Der Taler galt 48 Schillinge, die in jeweils 12 Pfennige unterteilt wurden.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
241
4.3.1 Mecklenburg Geschichte Mecklenburg bestand aus den beiden Herzogtümern Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, die seit 1815 zu Großherzogtümern erhoben wurden. Durch den sogenannten „Hamburger Vergleich“ von 1701 und dem „Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich“ von 1755 waren beide Häuser miteinander verbunden. 1815 wurden beide Großherzogtümer Mitglieder des Deutschen Bundes. Dem Dresdner und dem Wiener Münzvertrag traten sie nicht bei. Nach dem Beitritt zum Norddeutschen Bund 1866 traten sie auch dem Deutschen Zollverein bei.320 4.3.2 Mecklenburg-Schwerin Geschichte Mecklenburg-Schwerin blieb, wie Mecklenburg-Strelitz durch den „Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich“ von 1755, der erst 1918 aufgehoben wurde, feudalistisch-ständestaatlich verfasst. Daraus resultierte, dass die Hansestädte Rostock und Wismar auch ihr seit dem Mittelalter bestehendes Münzrecht bis in das 19. Jahrhundert retten konnten. Münzsystem Aus 1 Mark Feinsilber (ca. 234 Gramm) wurden 18 Stück 2/3 Taler geprägt.321 Es galt somit: 1 Zweidritteltaler (= 1 Gulden) = 32 Schillinge = 64 Sechslinge = 128 Dreilinge = 384 Pfennige 1 Schilling = 2 Sechslinge = 4 Dreilinge = 12 Pfennige. Gerechnet wurde in dem System 1 Kuranttaler = 3 Mark = 48 Schillinge = 576 Pfennige.322
320 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 217. 321 Der Gulden im Wert eines 2/3 Talers (AKS Nr. 6) führt auf der Wertseite die Umschrift: „18: STUCK EINE MARK FEIN“ (so auch: KUNZEL, Das Münzwesen Mecklenburgs, S. 199); ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 218 nennt fälschlicherweise 17 aus einer Mark. Das Herzogtum hatte 1763 den lübschen Fuß übernommen, wandte sich aber 1829 wieder dem Leipziger Fuß zu, SCHNEIDER, Hamburgs Münz- und Geldgeschichte, S. 27. 322 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 218; Kurt JAEGER, Die Münzprägungen der deutschen Staaten vor Einführung der Reichswährung, Band 4: Mecklenburg-Schwerin 1763 bis 1872, Städte in Mecklenburg (Rostock und Wismar), Mecklenburg-Strelitz 1764 bis 1872, Schwedisch-Pommern und Stralsund 1863 bis 1808, Basel 31971, S. 11-13.
242
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Da die Schillinge bis 1829 im lübschen und ab diesem Jahr im Leipziger Fuß ausgeprägt worden sein sollen, waren seitdem zwei Kleinmünzenfüße im Umlauf.323 Soetbeer stellte deshalb 1846 fest, dass mehrere verschiedene Kurantwährungen in Mecklenburg nebeneinander bestehen, was „schon an sich und für sich ein Uebelstand“ sei.324 Der hohe Umlauf fremden, besonders preußischen Geldes325, zwang die Regierung dazu, in der Verordnung vom 12.01.1848 den 14 Talerfuß nach preußischem Vorbild festzulegen.326 Aus einer Feinen Mark wurden nun 14 Taler (entsprach 21 Gulden) gemünzt, die 672 Schillinge galten. Damit galt in Mecklenburg-Schwerin der gleiche Münzfuß wie in den Zollvereinsstaaten. Damit waren beide Mecklenburg als letzte Talerländer diesem Münzfuß beigetreten.327 Da der nun veränderte Taler wurde weiter in 48 Schillinge zu 12 Pfennigen geteilt. Damit waren in Mecklenburg-Schwerin nun einheimische Schillinge in drei verschiedenen Münzfüßen im Umlauf: nach dem Lübschen, dem Leipziger und dem 14 Talerfuß.328 Mit der Verordnung vom Februar 1858 galt in Mecklenburg-Schwerin der 30 Talerfuß (1 Zollpfund = 500 Gramm = 30 Taler) gemäß den Bestimmungen des Wiener Münzvertrages von 1857, obwohl MecklenburgSchwerin dem Wiener Vertrag nicht beigetreten war.329 Irreführend gibt 323 SCHNEIDER, Hamburgs Münz- und Geldgeschichte, S. 31. 324 SOETBEER, Denkschrift, S. 38. 325 1830 sollte das im Lande stark kursierende fremde Kleingeld eingezogen werden. Diese Wechselaktion stieß auf Widerstand in der Bevölkerung, da eigenes Kleingeld nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stand, Michael KUNZEL, Aus tausend Jahren Mecklenburgischer Münzgeschichte. Sonderausstellung im Franziskanerkloster Neubrandenburg, Neubrandenburg 1995, S. 41. 326 „§ 1 der 14-Thaler-oder 21-Guldenfuß wird von dem Tage an, dessen nähere Bestimmung und Bekanntmachung Wir Uns annoch vorbehalten, als alleiniger Landesmünzfuß für Silbermünzen in Unseren Landen angenommen“, Verordnung wegen Einführung des 14-Thalerfußes, 12. Jan. 1848, aus: Gesetzsammlung für die MecklenburgSchwerinschen Lande. Zweite Folge, umfassend den Zeitraum vom Anfange dieses Jahrhunderts bis zum Jahre 1848, III. Band 1848, Nr. 2834. 327 KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 12. 328 SCHNEIDER, Hamburgs Münz- und Geldgeschichte, S. 35; dies führte zum Abfluss der im lübschen Fuß geprägten Schillinge nach Hamburg und Lübeck, ebd., S. 40. 329 In der Präambel vor § 1 der Verordnung wurde festgestellt: „Da nach den ... zu Wien abgeschlossenen ... Münzvertrage und den in Folge dessen bevorstehenden Ausmünzungen mit Sicherheit zu erwarten steht, daß die Vereinsmünzen und die Münzen der neuen Thalerwährung in das hiesige Land eindringen und neben den Münzen des vierzehn-Thalerfußes umlaufen werden, so verordnen Wir ... wie folgt: § 1 Der dreißig-Thalerfuß auf Grundlage des Pfundes (Art. 1 und 2 des Münzvertrages) wird den auf die bisherige Mark gegründeten vierzehn-Thalerfuße in der Weise gleichgestellt, dass bei allen Zahlungen und Verbindlichkeiten zwischen beiderlei Münzfüßen, bzw. zwischen den gleichnamigen Münzen des bisherigen vierzehn-Thalerfußes und des
4. Die Entwicklung der Münzprägung
243
Nelkenbrecher in seiner in 1871 erschienenen Ausgabe an, man rechne in Mecklenburg immer noch nach dem 14 Talerfuß.330 Ungeachtet der Übernahme des 30 Talerfußes galt in Mecklenburg neben dem preußischen und dem (neu)sächsischen Teilungssystem des Talers immer noch ein eigenständiges mecklenburgisches Talerteilungssystem. 1872 ließ Mecklenburg-Schwerin 5, 2 und 1 Pfennigstücke prägen, die sich in die neue Reichswährung einfügen sollten, dann aber dem Reichsmünzgesetz von 1873 nicht mehr entsprachen. Tabelle 98: Prägeperiode 1858 bis 1866 Wertverhältnis /3 T = 32 Schillinge = 64 Sechslinge = 128 Dreilinge = 384 Pf 1 Schilling = 2 Sechslinge = 4 Dreilinge = 12 Pf
2
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 218.
Prägeperioden Das Erscheinungsbild der Münzen aus der ersten Prägeperiode stammt noch aus dem 18. Jahrhundert (vgl. AKS Nr. 16 mit DMK Nr. 46). Die 4 Schillingstücke (AKS Nr. 13 und 14) im Werte 1/12 Talers wurden in Silber, die Schillinge im Wert eines 1/48 Talers (AKS Nr. 16 und 17), die Sechslinge (= 6 Pfennige, AKS Nr. 19 und 20) und die Dreilinge (= 3 Pfennige, AKS Nr. 23 und 24) wurden in Billon geprägt. Die ersten 4 und 1 Schillingeprägungen (AKS Nr. 13 und 14) trugen unter der Nominalbezeichnung noch den Zusatz „COURANT“. Die späteren Prägungen (AKS Nr. 14 und 17) und die kleineren Nominale trugen diesen Hinweis nicht. Die 4 und 1 Schillingemünzen der 20er Jahre und die VI und III Pfennigeprägungen bis 1819 (AKS Nr. 14, 17, 19 und 23) trugen unter der Nominalbezeichnung statt dessen den Hinweis, dass es sich um Mecklenburg-Schweriner Landbzw. Scheidemünzen handelte.331 Die ab 1819 bzw. ab 1820 nun als Sechslinge bzw. Dreilinge bezeichneten Münzen (AKS Nr. 20 und 24) trugen außer der Nominalbezeichnung keine weitere Aufschrift. Auf der Vorderseite zeigten alle Prägungen das gekrönte Monogramm.
dreißig-Thalerfußes ein Unterschied nicht gemacht werden darf“, Verordnung, betreffend die Zulassung der nach dem neuen Vereinsmünzfuße ausgeprägten Münzen in Mecklenburg-Schwerin, vom 22. Januar 1858, Regierungs=Blatt für das Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin, Jahrgang 1858 No. 4., ausgegeben 5. Februar 1858 (Das Regierungs-Blatt enthält in dieser Passage keine sinnvolle Seitennummerierung, auf Seite 4 folgt Seite 18). 330 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 474. 331 Diese Prägungen erfolgten nicht im Ring, sodass die Jahreszahl gelegentlich nicht genau zu erkennen ist, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 4, S. 23.
244
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 99: Prägeperiode 1806 bis 1827 Nominal Material 4 SCHILLINGE ( = Silber 1 /12 Taler) I SCHILLING (= Billon 1 /48 Taler) VI PFEN. Billon I SECHSLING (= 6 Pfennige) III PFEN. (Dreiling = 3 Pfennige) I DREILING (= 3 Pfennige)
AKS-Katalognr. AKS 13, 14
Prägejahr 1809, 1826
AKS 16, 17
1806-1810, 1817, 1826, 1827 1809-1811, 1813, 1815-1817 1820-1824
AKS 19
Billon
AKS 20
Billon
AKS 23
Billon
AKS 24
1810, 1811, 18141819 1819-1822, 1824
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Ab 1828 wurde die Gestaltung der Münzen modernisiert. Die 4 Schillinge (AKS Nr. 15 und 33) wurden weiterhin in Silber, die Schillinge, Sechslinge und Dreilinge (AKS Nr. 18, 34, 42, 21 und 25) weiter in Billon geprägt.332 Auf der Wertseite wurde bei allen Nominalen in der oberen Umschrift das Verhältnis zum Taler und in der unteren Umschrift der Zusatz „LANDES MÜNZE“ genannt. Die 4 Schillinge trugen auf der Vorderseite zunächst das Portrait des Landesherrn, später das Landeswappen. Die kleineren Nominale trugen das gekrönte Monogramm mit der einheitlichen Umschrift „V.G.G.GR.HERZOG V. MECKLENBURG SCHW.“. Ab 1831 wurden die VI und III Pfenninge nicht mehr als Sechslinge bzw. Dreilinge bezeichnet333 (AKS Nr. 22, 26, 35 und 46). Auch die Umschriften waren auf beiden Seiten weggefallen. Stattdessen war unter der Nominalbezeichnung der Zusatz „M.S.L.M.“ für „Mecklenburg-Schweriner Landesmünze“ hinzugesetzt worden. Neu war außerdem die Ausprägung von 2 Pfenningen (AKS Nr. 27) und 1 Pfennig (AKS Nr. 28), die nur im
332 Diese Münzen enthielten weniger Silber, als die „Mecklenburger Valeur“ genannten Vorgänger, ebd., S. 12; das Feingewicht des Schillings sank von rechnerischen 0,406 auf 0,348 Gramm., ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 219. 333 Die Dreilinge wurden umgangssprachlich auch „Silber-Witten“ in Anlehnung an die spätmittelalterlichen Witten des Wendischen Münzvereins genannt, die allerdings damals 4 Pfennige galten. Bestimmungen wegen der kupfernen Dreipfennigstücke, 19. Sept. 1843 in: Gesetzsammlung für die Mecklenburg-Schwerinschen Lande. Zweite Folge, umfassend den Zeitraum vom Anfange dieses Jahrhunderts bis zum Jahr 1848, III. Band 1848 Nr. 2827.
245
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Jahr 1831 geprägt wurden und in der Gestaltung den 6 und 3 Pfenningen folgten, auch wenn sie den Zusatz „M.S.L.M.“ nicht trugen.334 Tabelle 100: Prägeperiode 1828 bis 1846 Nominal Material AKSKatalognr. 4 SCHILLINGE Silber AKS 15 (= 1/12 Taler 4 SCHILLINGE Silber AKS 33 (= 1/12 Taler) 1 SCHILLING (= Billon AKS 18, 34, 1 /48 Taler) 42 1 SECHSLING Billon AKS 21 (= 6 Pfennige) 1 DREILING (= 3 Billon AKS 25 Pfennige) VI PFENNINGE Billon AKS 22 III PFENNINGE
Billon
AKS 26, 35, 46
2 PFENNINGE 1 PFENNIG
Kupfer Kupfer
AKS 27 AKS 28
Prägejahr
Bemerkung
1828-1833
Portrait
1838, 1839
Wappen
1829-1846 1828, 1829 1828-1830 1831 1831-1833, 1836, 18381846 1831 1831
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Zwischenprägungen: Ab 1843 wurden statt der Dreilinge in Billon kupferne Dreipfenningemünzen geprägt (AKS Nr. 47), die in der folgenden Prägeperiode nur geringfügig geändert weiter geprägt wurden. Tabelle 101: Prägeperiode 1843 bis 1848 Nominal Material AKS-Katalognr. 3 PFENNINGE Kupfer AKS 47
Prägejahr 1843, 1845, 1846, 1848
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
In der dritten Prägeperiode ab 1848 wurden 1/12 Taler (AKS Nr. 41) in Silber, 1/48 Taler (AKS Nr. 43 und 44) in Billon sowie 3 Pfenninge (AKS Nr. 48) in Kupfer geprägt. Diese Prägungen folgten der Verordnung wegen Einführung des 14 Talerfußes vom 14. Januar 1848, nach der die Möglichkeit
334 Auch JAEGER merkt an, dass die Prägung der Dreilinge parallel in Kupfer und Billon erfolgte, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 4, S. 39.
246
4. Die Entwicklung der Münzprägung
der Prägung von Ein- und Zweipfennigstücken ermöglicht wurde.335 Von dieser Möglichkeit ist aber im Laufe der 3. Prägeperiode kein Gebrauch gemacht worden. Die Prägungen des 1/48 Talers und der 3 Pfenninge ab 1852 (AKS Nr. 44 und 48) erfolgten in Berlin336 und trugen deshalb das Münzzeichen A. Mit Ausnahme von etwas klareren Konturen der Prägung blieb die Vergabe der Prägungen an eine preußische Münzstätte ohne weiteren gestalterischen Einfluss.337 Tabelle 102: Prägeperiode 1848 bis 1866 Nominal Material AKS-Katalognr. 12 EINEN THALER Silber AKS 41 48 EINEN THALER Billon AKS 43, 44 (= 1 Schilling) 3 PFENNINGE
Kupfer
AKS 48
Prägejahr 1848 1848, 1852, 1853, 1855, 1858, 18601864, 1866 1852-1855, 18581864
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Von der ersten Prägeperiode (1806 bis 1824) bis zur zweiten Prägeperiode (1828 bis 1846) wurden die Mecklenburg-Schweriner Münzen nicht nur in der Gestaltung moderner, sie gaben nun auch das klare Wertverhältnis zum Taler an. Dies ist insofern erstaunlich, da sie gleichzeitig als „LANDESMÜNZE“ bezeichnet wurden und eine münzvertragliche Verpflichtung gegenüber anderen Staaten nicht vorlag. Die Nominalbezeichnung „Sechslinge“ und „Dreilinge“ wurde zugunsten der Nominalbezeichnungen „Pfenninge“ aufgegeben.338 Die teilweise Vergabe von Prägungen an die Berliner Münzstätte schlug sich in den Münzzeichen A und in klareren Konturen der Prägungen nieder.
335 „§ 10 ... Wenn sich zeigen sollte, dass Ein- und Zweipfennigstücke zur Ausgleichung erforderlich sind, so werden solche gleichfalls ausgeprägt“, Verordnung wegen der Einführung des 14- Talerfußes vom 14. Januar 1848, in: Gesetzsammlung für die Mecklenburg-Schwerinschen Lande. Zweite Folge, umfassend den Zeitraum vom Anfang dieses Jahrhunderts bis zum Jahre 1848. III. Band 1848. 336 Ab 1850 wurde der Münzbetrieb in Schwerin aus Rentabilitätsgründen eingestellt und die wenigen Prägeaufträge kostengünstig in Berlin realisiert, KUNZEL, Aus tausend Jahren Mecklenburgischer Münzgeschichte, S. 42. 337 Das Gewicht der 3 Pfennigmünzen wurde ab 1858 leicht reduziert (von rechnerisch 2,44 auf 2,40 Gramm), JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 4, S. 42 sowie S. 13. 338 Stattdessen hielt Hamburg an den Nominalbezeichnungen „Sechslinge“ und „Dreilinge“ weiterhin fest.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
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4.3.3 Hansestadt Rostock Geschichte Die Hansestadt Rostock war integraler Bestandteil des Großherzogtums und zuvor schon des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin. Als einzige abhängige Stadt, neben Wismar339, hat sie nach 1806 das Münzrecht noch für Kleinmünzen340 ausüben können.341 Münzsystem/Prägeperioden/Konvergenzen Rostock prägte in eigener Münzstätte nur 3 Pfenninge (AKS Nr. 86-90) und 1 Pfenninge (AKS Nr. 91 und 92). Diese Prägungen erfolgten nach Kahl im Rahmen des Mecklenburg-Schweriner Systems.342 Gerechnet wurde sowohl „nach Thaler zu 48 Schillingen à 12 Pfennige“ als auch „nach Mark zu 16 Schilling à 12 Pfennige. 1 Thaler hat 1 1/2 Gulden in 2/3 Stücken, 3 Mark oder auch 24 Groschen à 2 Schilling.343 Die als 2/3 Taler ausgeprägten und Gulden genannten Stücke galten damit 2 Mark. „Preußische Thalerstücke gelten 40 Schillinge Courant oder 42 in mecklenb. Scheidemünze“.344 Durch Rostocks Funktion als Ostseehafenstadt liefen auch „Schwedisch und Pommersches Kurant, welches zwar schlechter als 2/3 Stücken ist, jedoch im Detailhandel gewöhnlich für voll genommen wird“ um.345 Der Stil der Prägungen blieb im Wesentlichen gleich. Nur das 1 Pfennigstück von 1848 (AKS Nr. 92) wurde in der Nominalbezeichnung leicht verändert (1 Pfennig statt 1 Pfenning), statt der römischen Wertziffer trug
339 Frankfurt, Bremen, Hamburg und Lübeck besaßen ihr Münzrecht aus ihrer Eigenstaatlichkeit heraus, Helge BEI DER WIEDEN, Kurzer Abriss der mecklenburgischen Verfassungsgeschichte. Sechshundert Jahre mecklenburgische Verfassungen, Schwerin 1994, S. 112. 340 Nach NELKENBRECHER hatte Rostock „das Recht Ducaten und Kupfergeld“ zu schlagen, wobei nur letzteres auch genutzt wurde, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 457. 341 Die Rostocker und Wismarer Münzen sind die einzigen Münzen abhängiger Städte, die bei der Außerkurssetzung zur Einführung der Reichswährung noch ausdrücklich genannt wurden, Helge BEI DER WIEDEN, Wismar und Rostock. Die letzten städtischen Münzstätten im Deutschen Bund, in: Nordost-Archiv. Zeitschrift für Kulturgeschichte und Landeskunde 23/98, 1990, S. 111-126, hier: S. 121. 342 KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 13, siehe aber auch die Anmerkungen im folgenden Kapitel zur Hansestadt Wismar. 343 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 381. 344 Ebd., S. 382. 345 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 315.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
die Münze nun eine arabische und es wurde auf die Umschrift der Wappenseite „ROSTOCKER MÜNZE“ verzichtet.346 Tabelle 103: Prägeperiode 1815 bis 1864 Nominal Material AKS-Katalognr. 3 PFENNINGE Kupfer AKS 86 3 PFENNINGE Kupfer AKS 87 3 PFENNINGE Kupfer AKS 88 3 PFENNINGE Kupfer AKS 89 3 PFENNINGE Kupfer AKS 90 I PFENNING Kupfer AKS 91 1 PFENNIG Kupfer AKS 92
Prägejahr 1815, 1824 1843 1855 1859 1862, 1864 1815, 1824 1848
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Die Münze wurde 1864 geschlossen. Entwicklungs- oder sogar Konvergenzimpulse für andere deutsche Staaten sind kaum ersichtlich. Die Prägungen ab 1855 sind aber technisch besser als die vorherigen Jahrgänge ausgeprägt. 4.3.4 Hansestadt Wismar Geschichte Am 26.06.1803 wurde Wismar durch Vertrag von Schweden auf 100 Jahre pfandweise an Mecklenburg-Schwerin abgetreten. 1903 verzichtete Schweden auf die Rückgabe von Wismar.347 Münzsystem Die Stadt Wismar ließ im 19. Jahrhundert nur zwei verschiedene Typen von 3 Pfenningen (AKS Nr. 93 und 94), auch „Dreilinge“ genannt, prägen.348 Die Prägungen wurden durch Handwerksmeister in ihren Werkstätten 349, also vorindustriell, geprägt. Diese Münzen fügten sich, zumindest zeitweise, 346 JAEGER stellte auch bei gut erhaltenen Stücken beträchtliche Gewichtsschwankungen fest, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 4, S. 54; wie die Wismarer Prägungen waren auch die Rostocker kaum standardisiert, sondern handwerklich mit individuellerem Erscheinungsbild hergestellt. 347 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 234. 348 Anders als für Rostock, das auch das Recht zur Dukatenprägung gehabt, aber im 19. Jahrhundert nicht mehr ausgeübt hat, wird für Wismar nur das Recht, städtisches Kupfergeld zu schlagen genannt, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 573; Wismar hat allerdings, unter schwedischer Herrschaft, im 17. und 18. Jahrhundert Golddukaten ausgeprägt (SCHÖN, Deutscher Münzkatalog, S. 1053, Nr. 1). 349 BEI DER WIEDEN, Wismar und Rostock, S. 115.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
nicht in das Münzsystem Mecklenburg-Schwerins ein, da ein Kurswert im Verhältnis zur Landesmünze nicht festlegt werden konnte.350 Kahls These, die Wismarer Prägungen seien im Rahmen des Mecklenburg-Schweriner Münzsystems erfolgt351, sind damit widerlegt. Mit der Schließung der Wismarer Münze 1854 endet die Wismarer Münzprägung. Es erfolgte auch keine Vergabe der Münzprägung an andere Münzstätten (auch Mecklenburg-Schwerin hatte seine Schweriner Münzstätte bereits vier Jahre zuvor, im Jahr 1850, geschlossen und von da an gelegentlich in Berlin prägen lassen). Wismar rechnete wie Rostock.352 Prägeperioden Die beiden Dreilingprägungen353 müssen verschiedenen Prägeperioden zugeordnet werden: AKS Nr. 93 zeigte die Wertziffern noch in römischen Zahlen mit der latinisierten Umschrift „MONETA NOVA WISMARIENSIS“. Mit dieser Gestaltung, insbesondere der überladenen Randgestaltung, folgt diese Münze stilistisch noch den Grundsätzen des 18. Jahrhunderts. Tabelle 104: Prägeperiode 1824 bis 1845 Nominal Material AKS-Katalognr. III PFENNING Kupfer AKS 93
Prägejahr 1824, 1825, 1829, 1830, 1835, 1840, 1845
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Dagegen ist AKS Nr. 94 deutlich moderner: Die Wertzahl ist in Arabisch angegeben, das Münzfeld freier, auch wenn es bei der latinisierten Umschrift bleibt. Tabelle 105: Prägeperiode 1854 Nominal Material 3 PFENNINGE Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 94
Prägejahr 1854
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
350 KUNZEL, Die Münzen der Hansestadt Wismar, S. 138. 351 KAHL, Die Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 13. 352 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 405 und NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 464. 353 Diese Münzen wurden wie in Mecklenburg in Anlehnung an die mittelalterlichen 4 Pfennigmünzen „Witten“ genannt, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 4, S. 62.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Konvergenzen Auch wenn sich die Münzgestaltung von der 1. zur 2. Prägeperiode dem Gestaltungsgeschmack der Zeit anpasste, ist eine weitere verbindliche Konvergenztendenz nicht festzustellen. Bis zuletzt hat Wismar seine Münzprägung nicht an leistungsfähige nach industriellen Maßstäben arbeitende fremde Münzstätten vergeben, sondern die Münzprägung als gelegentliche Aufträge an ihre Handwerksmeister vergeben, für die die Rohlinge aus Lübeck bezogen wurden.354 4.3.5 Mecklenburg-Strelitz Münzsystem Bis 1848 galt in Mecklenburg-Strelitz der Zwanzigguldenfuß, das heißt, die Feine Mark Silber teilte sich in 10 Taler oder 20 Gulden. 1 Taler entsprach 24 Groschen oder 48 Schillinge. Der Schilling teilte sich in 4 Witten oder 12 Pfennige. Ab 1848 wurde der preußische 14 Talerfuß für die Hauptmünzen355 eingeführt ohne nachträglich dem Dresdner Vertrag beizutreten.356 Seit 1857 wurde im 30 Talerfuß bei gleichzeitiger Einführung des Zollpfundes ausgeprägt.357 Mit diesem Schritt folgte Mecklenburg-Strelitz Hannover, das sich auch auf Grund der Überschwemmung mit preußischen Scheidemünzen zur Annahme des preußischen Münzfußes gezwungen sah.358 Anders als Hannover übernahm Mecklenburg- Strelitz aber nicht den Groschen mit der Teilung in jeweils 10 Pfennige. Tabelle 106: Münzsystem Wertverhältnis 1 T = 24 Gr = 48 Schillinge = 576 Pf 1 Schilling = 12 Pf Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 229.
Es wurde vor der Einführung der Reichswährung der Taler sowohl zu 24 Groschen à 12 Pfennige, als auch zu 48 Schillingen gerechnet.359
354 KUNZEL, Die Münzen der Hansestadt Wismar, S. 135ff. 355 In diesem Münzfuß waren seit 1838 schon die 1 Schillingemünzen geprägt worden, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 4, S. 67; diese Münzen wurden mit der Einführung des 14 Talerfußes für die Hauptmünzen somit nachträglich zu Kurantmünzen. 356 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 369. 357 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 229. 358 KUNZEL, Das Münzwesen Mecklenburgs, S. 272f. 359 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 369.
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Prägeperioden 1813 wurden in Berlin für Mecklenburg-Strelitz 1/24 und 1/48 Taler (DMK Nr. 59 und 60) datiert mit dem Jahr 1766 geprägt, obwohl die Stempel im Herstellungsjahr geschnitten wurden.360 Damit sollte verhindert werden, dass das Publikum an dem Münzfuß der neuen Münzen zweifelte. 361 Auch die Prägung von III Guten Pfenningen aus Kupfer (DMK Nr. 64) erfolgte im Jahr 1826 noch mit einem Prägestempel, der die Jahreszahl 1793 führte362 und deshalb keine Entwicklungsbeiträge für die deutschen Münzen des 19. Jahrhunderts enthielt. In den Jahren 1832 bis 1838 ließ Mecklenburg-Strelitz 1/48 Talerstücke (AKS Nr. 65), III Pfennige (AKS Nr. 67), 1 1/2 Pfennig363 (AKS Nr. 69) und 1 Pfennig (AKS Nr. 70) in Schwerin prägen. Das 1/48 Talerstück und das III Pfennigestück enthielten die Umschrift „V.G.G.GR.H.Z.M.ST.“ für „von Gottes Gnaden Großherzog zu Mecklenburg-Strelitz“. Das Wappen bestand aus einem gekrönten Monogramm. Auch das 1 1/2 und das 1 Pfennigstück zeigten auf der Wappenseite das gekrönte Monogramm, allerdings unter völligem Verzicht auf Umschriften oder auch nur Abkürzungen. Tabelle 107: Prägeperiode 1832 bis 1847 Nominal Material 48 EINEN THALER III PFENNIGE 1 1/2 PFENNIG 1 PFENNIG
Billon Kupfer Kupfer Kupfer
AKSKatalognr. AKS 65 AKS 67 AKS 69 AKS 70
Prägejahr 1838, 1841, 1845, 1847 1832, 1843, 1845, 1847 1838 1838
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Ab 1846 ließ das Land 4 Schillinge im Wert von 1/12 Taler (AKS Nr. 64), 1 /48 Taler (AKS Nr. 66) und III Pfenninge (AKS Nr. 68) in Berlin prägen. Sowohl für die in Schwerin (vergleiche AKS Nr. 67 mit AKS Nr. 47) als auch für die in Berlin vorgenommenen Prägungen wurden die gleichen Schrötlinge verwendet. Allerdings gab es Gestaltungsunterschiede auch noch nach der Vergabe an die Berliner Münzstätte: Auf der Wertseite zeigte das Strelitzer III Pfenningestück ein von Rosetten umgebenes römisches Wertzeichen, während das schweriner Stück arabische Wertzeichen ohne 360 Zur Unterscheidung der Originalprägung von 1766 und der nachgeschnittenen Stempel, siehe: JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 3, S. 41 sowie JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 4, S. 71. 361 KUNZEL, Das Münzwesen Mecklenburgs, S. 270. 362 Ebd., S. 271. 363 Anders als für Sachsen-Coburg und Gotha (AKS Nr. 95) kann dieses Nominal mangels hinreichendem Bezug zur Kreuzerwährung nicht als gerundetes 1/2 Kreuzerstück gewertet werden.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Rosetten aufwies. Auf der Vorderseite trug das Strelitzer III Pfenningestück eine Umschrift, während bei der Schweriner 3 Pfennigemünze auf eine Umschrift verzichtet wurde. Bei den 1/48 Talern entsprach das Strelitzer Stück (AKS Nr. 65) in der Wertseitengestaltung noch nicht dem Schweriner 1/48 Taler, obwohl die Prägungen für beide Großherzogtümer in Schwerin erfolgten. Erst nach der Vergabe auch der Strelitzer Prägungen an die Münzstätte in Berlin entsprachen sich die Wertseiten der Strelitzer (AKS Nr. 66 und 72) und der Schweriner 1/48 Taler (AKS Nr. 44) auf der Wertseite, während die Rückseiten weiter die jeweiligen Herrschermonogramme und entsprechende Umschriften aufwiesen. Mit Ausnahme des Monogrammwechsels von Georg auf Friedrich Wilhelm änderte sich die Gestaltung dieses 1/48 Talers (AKS Nr. 72) und der III Pfenningemünze (AKS Nr. 74), die 1862 und 1864 in Berlin geprägt wurden, nicht. Trotz des Monogrammwechsels können diese Münzen daher einer Prägeperiode zugerechnet werden. Tabelle 108: Prägeperiode 1846 bis 1864 Nominal Material AKS-Katalognr. 4 SCHILLINGE Billon AKS 64 ( = 1/12 Thaler) 48 EINEN Billon AKS 66, 72 THALER III PFENNINGE Kupfer AKS 68, 74
Prägejahr 1846, 1847, 1849 1855, 1859, 1862, 1864 1855, 1859, 1862, 1864
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Für Mecklenburg-Strelitz ergaben sich Konvergenzbeiträge aus dem Verzicht auf die Ausprägung des 1 1/2 Pfennignominals, auf das auch andere deutsche Staaten im Laufe des 19. Jahrhunderts verzichteten und aus der Vergabe der Prägungen zunächst an die Schweriner und dann an die Berliner Münzstätte. Mit der Vergabe an die Schweriner Münzstätte wurden auch gleiche Schrötlinge wie für die Münzen Mecklenburg-Schwerins verwendet. Erst mit der aus Kostengründen364 erfolgten Vergabe an die Münzstätte Berlin wurde zumindest für den 1/48 Taler auf der Wertseite der gleiche Stempel wie für die Mecklenburg-Schweriner 1/48 Taler verwendet. Weitere Konvergenzen, insbesondere die Einbindung oder auch nur Harmonisierung mit anderen Wertungsgebieten ergaben sich bis zur Einführung der Reichswährung nicht.
364 KUNZEL, Das Münzwesen Mecklenburgs, S. 273.
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4.4 Die hamburgische-lübsche Kurantwährung im Schillingsystem Der Ursprung dieses Währungssystems liegt tief im Mittelalter verwurzelt. Das Grundnominal war der Schilling, der in 12 Pfennige unterteilt war. Ausgeprägt wurde der Pfennig im 19. Jahrhundert jedoch nicht mehr. Die kleinsten geprägten Nominale galten 6 Pfennige („Sechslinge“) und 3 Pfennige („Dreilinge“). Das Münzgrundgewicht, nach der die Schillingwährung geprägt wurde, war zwar auch die 1838 im Dresdner Vertrag vereinbarte Kölner Mark, dennoch hielt sich dieses Währungsgebiet von den Münzverträgen fern und bildete so bis zur Reichswährung ein eigenes Währungsgebiet.365 4.4.1 Hamburg Geschichte Der Reichsdeputationshauptschluss von 1803 lässt Hamburg als Freie Reichsstadt zunächst bestehen. 1810 wird Hamburg von Frankreich annektiert und erst 1815 wieder unabhängig.366 1815 trat Hamburg dem Deutschen Bund bei. Dem Norddeutschen Bund schloss sich Hamburg 1867 an; der Beitritt zum Deutschen Zollgebiet erfolgte jedoch, wie in Bremen, erst 1888, da sich die Stadt nicht auf Dauer von der Schutzzollpolitik des Reiches fernhalten konnte. Hamburg erhielt jedoch einen Freihafen.367 Münzsystem Die kurze Zeit der Zugehörigkeit Hamburgs zum Französischen Kaiserreichs führte zu einem Münztarif vom 20. August 1811 bei der die Sechslinge 9 Centimes und die Dreilinge, in der Relation etwas schlechter, 4 Centimes gleichgestellt wurden.368 Hamburg kannte neben einer nicht durch Münzgeld vertretenen Bankwährung, die vor allem auf Silberbarreneinlagen beruhte, auch eine als Münzen ausgeprägte Kurantwährung als Geld des täglichen Verkehrs.369 365 Dessen ungeachtet war der tatsächliche Hauptmünzenumlauf vor allem durch preußische Taler und seine Teilstücke bestimmt. 366 RITTMANN, Anmerkungen über die Entwicklung des Geldwesens der Stadt Hamburg (1), S. 231; Napoleons Dekret vom 18.12.1810 gliederte Hamburg mit Wirkung zum 1.1.1811 in Frankreich ein, SCHNEIDER, Hamburgs Münz- und Geldgeschichte, S. 20. 367 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 127. 368 SCHNEIDER, Hamburgs Münz- und Geldgeschichte, S. 20. 369 Die Nominale der Kurantwährung wurden an der Hamburger Börse in Relation zur Mark Banko notiert. Dabei ergaben sich leichte Schwankungen des Jahresmittelwertes der Mark Kurant zwischen 1816 bis 1857 von 80,73 (1832) bis 81,73 bei Ein- und Zweimarkstücke auf 100 Mark Banko, SCHNEIDER / SCHWARZER, Statistik der Geldund Wechselkurse, Tabelle S. 88-90; die Vier- und Achtschillingestücke schwankten
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Während der Großhandel die Bankwährung zu Grunde legte,370 wurde bei der Preisstellung einzelner Waren die Kurantwährung herangezogen. 371 Die Hamburger Bancowährung gab der Stadt eine Sonderrolle im Vergleich der deutschen Währungssysteme, von der sie lange Zeit so überzeugt war, dass sie Reformen ablehnend gegenüberstand.372 Die Kurantwährung gründete auf der Silbermark und war, wie in Lübeck, zu 16 Schilling die Mark ausgeprägt worden. Die Hauptmünze von 32 Schillingen wurde zunächst im 34 Mark oder 11 1/3 Talerfuß, bezogen auf die Kölner Mark,373 ausgeprägt.374 Im gleichen Fuß wurden die Nominale zwischen 16- und 2-Schillinge geprägt. Sie waren das „eigentliche Währungsgeld“.375 Die Schillinge, Sechslinge und Dreilinge wurden im 36- bzw. 38-Markfuß geprägt376 und waren damit Scheidemünzen. Noch 1828 gab es zwischen der Bank- und der Kurantwährung grundsätzlich keine rechnerischen Differenzen. Nelkenbrecher stellt fest, dass Hamburg „nach Mark zu 16 Schilling à 12 Pfennig Banco und Courant“ rechnet.377 Andererseits gibt er in der selben Auflage an, dass „die CourantValuta … welcher man sich bei den täglichen Ausgaben im gemeinen Leben bedient; sie schwankt, nach geringeren oder größern Bedarf geprägter Münzen, gewöhnlich zwischen 23 und 24 p.Ct, welches Courant schlechter als Banco ist.“378 Dieses Verhältnis hatte sich bis 1848 nur wenig, nämlich auf „mehr oder weniger“ 25 Prozent verschlechtert. Nur Summen unterhalb 400 Mark Banco wurden „in Courant oder anderen Münzsorten zum Tagescours“ gezahlt.379 Nach der Reichsgründung stellt Schmidt rückschauend fest, dass Unterschiede zwischen der Mark Banco und dem Kurantgeld durch ein Auseinanderdriften der mit hohem Feingehalt bei der Bank hinter-
stärker, nämlich von 79,11 (1856, nach Beginn einer neuen Ausmünzung von Kleinmünzen) bis 80,73 (1842, 1844), ebd., Tabelle S. 91f.; die Einschillingestücke erreichten ebenfalls 1856 mit 78,53 ihren niedrigsten und 1840 mit 80,84 ihren höchsten Wert, ebd., Tabelle S. 93-95. 370 SPÖRER, Politische und wirtschaftliche Gestaltung, S. 50f. 371 SCHWARZER, Einleitung, S. 32. 372 SCHNEIDER, Hamburgs Münz- und Geldgeschichte, S. 3. 373 Diese Hamburger Version einer Kölner Mark war nur um 0,00061 Gramm leichter als die Kölner Mark Zollvereinstaaten, was einer Abweichung von 1/400.000 entsprach, SOETBEER, Denkschrift, S. 63; diese extrem geringe Differenz war ohne praktische Relevanz. 374 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 164f. 375 ZEUGE, Das Geld in Hamburg, S. 248. 376 Wegen der etwas höheren Herstellungskosten, ebd., S. 248. 377 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 164. 378 Ebd., S. 164f. 379 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S.12f.
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legten Barren und dem schlechter werdenden Silbergeld entstand.380 „Kurantgeld“ war damit zu einem etwas irreführenden Begriff geworden, da es zwar nicht seinen Anteil an Feinsilber, aber auf Grund des langen Umlaufs von seinem absoluten Gehalt an Feinsilber durch Abrieb verloren hatte. Die um 1846 umlaufenden 32 Schillingemünzen sollen durchschnittlich 1 /3 Prozent, die kleineren Kurantmünzen etwa 5 3/8 Prozent verloren haben.381 Damit hatten sich die Münzfüße und damit das innere Wertverhältnis zwischen den größeren und den kleineren Kurantmünzen auseinanderentwickelt, was für die kleineren Nominale zu einer „faktischen Verringerung des amtlichen Münzfußes führte.“382 1848 wird konstatiert, dass Hamburg „im Begriff“ sei „zu einem 35 Markfuß überzugehen,383 um dem preuß. Courantfuß gleichzukommen. Bei der Annahme des preußi schen Thalers zu 40 ß Courant gehen nach dem zeitherigen Münzfuße mehr als 3 % für Hamburg verloren.“ 384 Dem folgte dann auch die Provisorische Münzordnung vom 30. Mai 1856, in der bestimmt wurde, dass der Taler im 14 Talerfuß gleich 2 1/2 Mark Courant gelten soll, „während er eigentlich, nach Ausbringung von 34 Courant auf die feine Mark, nur 6 6/7 Schilling gleich kam. Dadurch ging Hamburg vom 34 zum 35 Mark=Fuße über. Die genannte Verordnung bestimmt ferner, daß die alten Münzstücke zu 8 und 4 Schilling auch ferner als Scheidemünze gelten sollen.“385 Für diese Nominale galten aber abweichende Münzfüße: 8 Schillinge 45 Stück, 4 Schillinge 72 Stück und 1 Schillingstücke 160 Stück auf die feine Mark.386 Geprägt wurden diese Stücke dann aber nicht mehr. Auch die Regelung „kleinere Scheidemünze als Schilling=Stücke sollen künftig in Kupfer oder in einem geeigneten Mischmetall geprägt werden“ 387, ging aufgrund der nach dieser Münzordnung nicht wieder aufgenommenen Prägung neuer Münzen ins Leere.388 380 SCHMIDT, Die Münzen, S. 39. 381 SCHNEIDER, Hamburgs Münz- und Geldgeschichte, S. 33. 382 Ebd. 383 JAEGER stellt fest, dass mit dem durchschnittlichen Abrieb der 4 und 8 Schillingemünzen der 35 Markfuß „praktisch erreicht“ worden war, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 6, S. 82. 384 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 183. 385 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 194. 386 Ebd. 387 Ebd. 388 Die von SOETBEER in seiner Denkschrift über Hamburgs Münzverhältnisse aufgestellten Forderungen nach einem Übergang zum 35 Markfuß, der Ausmünzung eines 40 Schillingestücks als „Couranthaler“ (10 1/2 auf eine Kölner Mark) und nach Prägung von 2 Pfenningmünzen (72 dieser 2 Pfenningstücke sollten eine Kölner Mark wiegen), blieb damit mit Ausnahme des ersten Punktes unerfüllt, SOETBEER, Denkschrift, S. 63-66.
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Durch die weitgehende Einstellung der Prägetätigkeit kam Hamburg nach 1814 aber in immer stärkere Abhängigkeit von fremden Münzen im Barzahlungsverkehr.389 Anders als zum Beispiel Hannover versuchte Hamburg kaum durch gesetzliche Maßnahmen das fremde Geld zurückzudrängen oder zu valvieren, sondern überließ die Werttaxierung überwiegend dem Markt.390 Eine Ausnahme war das Verbot im Jahr 1855 mecklenburgische Schillinge an öffentlichen Kassen anzunehmen, die seit einer Münzfußänderung nach 1829 nicht mehr dem hamburgisch-lübschen Münzfuß entsprachen.391 Obwohl die als reich geltende Stadt Hamburg das schlechteste Kleingeld Europas gehabt haben soll,392 ließ Hamburg ab 1862 keine Kleinmünzen mehr prägen, da ein Bürgerschaftsausschuss hier einen Verlust von 6 bis 12 Prozent befürchtete.393 Stattdessen wollte man eine allgemeine Münzreform der norddeutschen Staaten abwarten,394 die nach der Einführung des 30 Talerfußes durch den Wiener Vertrag auch eine dezimale Teilung gemäß den Forderungen des Deutschen Handelstages hätte nach sich ziehen können, die vielleicht zu einer Teilung des Taler in drei Mark zu je 10 Groschen à 10 Pfennigen geführt hätte.395 Von 1 Schilling ausgehend waren die jeweils größeren Nominale eine Verdoppelung des nächst niederen Nominals. Es wurden daher 1, 2, 4, 8, 16 und 32 Schillinge ausgeprägt (vgl. so auch für das 18. Jahrhundert396). Die Teilstücke des Schilling (seit dem Mittelalter galt der Schilling 12 Pfennige) wurden als Sechsling, (ein halber Schilling = 6 Pfennige) und Dreiling (ein Viertel Schilling = 3 Pfennige) ausgeprägt.397 Das Gewicht und das Feingewicht der Dreiling-, Sechsling- und Schillingmünzen blieben während des gesamten 19. Jahrhunderts unverändert. Zu einer um 1848 angedachten Prägungen von 40 Schillingestücken und 6 Pfennigkupfermünzen,398 die
389 SCHNEIDER, Hamburgs Münz- und Geldgeschichte, S. 3. 390 Ebd., S. 26. 391 Ebd., S. 41f. 392 Ebd., S. 50; unter Bezugnahme auf SOETBEER, Denkschrift. 393 SCHNEIDER, Hamburgs Münz- und Geldgeschichte, S. 49. 394 Es gab innerhalb Hamburgs aber auch Stimmen, die die Währungsfrage früher entscheiden wollten. So sprach sich die Mehrheit der Kaufmannskommission 1865 vergeblich dafür aus, die preußische Talerwährung anzunehmen, SPÖRER, Politische und wirtschaftliche Gestaltung, S. 51. 395 SCHNEIDER, Hamburgs Münz- und Geldgeschichte, S. 49f. 396 SCHÖN, Deutscher Münzkatalog, S. 334-340. 397 KAHL, Die Hauplinien der deutschen Münzgeschichte, S. 20 und ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 127. 398 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 184.
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keine Übernahme, aber eine Anlehnung an das preußische Münzsystem bedeutet hätte, kam es jedoch nicht.399 Ein Beitritt zu den Münzverträgen insbesondere von Dresden (1838) und Wien (1857) erfolgte nicht.400 Kahl meint, nach 1855 sei die Kleinmünzenprägung in Hamburg eingestellt worden.401 Richtig ist jedoch, dass Schillinge, Sechslinge und Dreilinge bis 1862, allerdings weiter mit Stempeln der Jahreszahl 1855, geprägt wurden.402 Während des 19. Jahrhunderts hatten sich sukzessive die preußischen und andere Münzen des 14 Talerfußes durchgesetzt. Nachdem sich langsam der feste Kurs von 2 1/2 Mark oder 40 Schilling für den Taler gebildet hatte,403 wollte die provisorische Münzordnung vom 30. Mai 1856 die Prägung der Hamburger Schillingmünzen an den 14 Talerfuß anpassen.404 Zu diesen Prägungen ist es aber bis zur Einführung der Reichswährung nicht mehr gekommen.405 1868 legte Hamburg aber zumindest im Rechnungswesen das Zollpfund mit 500 Gramm Feinsilber zu Grunde, das auf den Wert von 59 1/3 Mark Banko festgesetzt wurde.406 Die nur sporadische Münzprägung Hamburgs führte 1854 zu folgenden Umlauf von Schillingen, die von verspäteten Börsenbesuchern gezahlt werden mussten: 1193 Stück oder 59,6 % mecklenburgische Schillinge (36, 42 und 54 Markfuß), 71 Stück oder 3,6 % lübsche Schillinge (36 Markfuß), 45 Stück oder 2,2 % dänische Schillinge (39 Markfuß),
399 Gleiches gilt für eine Denkschrift von SOETBEER, die zwar erfolgreich die Einführung des 35 Markfußes vorschlug, deren Forderung statt Dreilingen aus Billon zukünftig 2 Pfennigstücke aus Kupfer zu prägen erfolglos blieb, SCHNEIDER, Hamburgs Münzund Geldgeschichte, S. 33f. 400 RITTMANN, Anmerkungen über die Entwicklung des Geldwesens der Stadt Hamburg (2), S. 13. 401 KAHL, Die Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 28; hierzu siehe weiter unten unter Prägeperioden. 402 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 6, S. 107 und S. 111. 403 RITTMANN, Anmerkungen über die Entwicklung des Geldwesens der Stadt Hamburg (1), S. 233; KAHL, Die Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 20. 404 Ihr gingen drei verschiedene Vorschläge voraus: Der Währungsverbund mit Dänemark, die Übernahme des preußischen Systems und der schließlich in die Münzordnung mündende Vorschlag bei Übernahme des preußischen Talers das Schillingesystem, leicht verändert, beizubehalten, SCHNEIDER, Hamburgs Münz- und Geldgeschichte, S. 44. 405 RITTMANN, Anmerkungen über die Entwicklung des Geldwesens der Stadt Hamburg (2), S. 11. 406 SCHWARZER, Einleitung, S. 33.
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691 Stück oder 33,6 % hamburgische Schillinge (36 Markfuß).407 Dies ist ein Indiz, dass die Mehrzahl des Kleingeldumlaufs in Hamburg nicht mehr aus einheimischer Münze bestand.408 Wahrscheinlich bestand die Überzahl der Schillinge auch nicht mehr aus Münzen des gesetzlichen 36 Markfußes, wenn man den zum Teil jahrzehntelangen Abriebverlust der Stücke dieses ursprünglichen Münzfußes berücksichtigt. Andererseits liefen Hamburger Münzen auch in erheblichem Umfang in anderen Staaten, zum Beispiel in Lübeck um. Schmidt stellt 1873 fest: „Da aber sowohl Hamburg als Lübeck nie in hinreichender Menge eigene Münzen prägten und namentlich Hamburg durch seinen Handel eine Menge fremder Münzen zuströmten, welche außer der Bank als Zahlmittel dienten“ dienten auch Taler des 14 und 30 Talerfußes als Hauptzahlungsmittel und „circuliren zu dem gesetzlich bestätigten Cours von 40 Schillingen oder 2 1/2 Courantmark“.409 Dieser Umlauf von preußischen Talern nahm von Jahr zu Jahr zu.410 Daneben kursierten auch dänische und besonders hannoverische und mecklenburgische Gulden, also 2 /3 Taler.411 Wesentlichen Einfluss wird auch das Greshamsche Gesetz auf den Hamburger Geldumlauf gehabt haben. Das eigene Hamburger Geld war zu werthaltig um für seinen Nominalwert weitergegeben zu werden. Gemeinsam mit den Lübecker Schillingen hatten die Hamburger den höchsten inneren Wert im Vergleich zu anderen Schillingen und wurden deshalb gern zurückgehalten.412 Hamburger und Lübecker Schillinge waren deshalb eher Wertaufbewahrungs- als Zahlungsmittel. 1871 wurde noch überwiegend nach Mark je 16 Schillinge à 12 Pfennige gerechnet, „doch kommen auch Werthbestimmungen in Thalern à 40 Schillingen vor“.413 Der alte hamburgische Pfennig hatte seine Bedeutung als Rechnungsmünze da schon längst verloren. Teilwerte des Schillings wurden statt in Pfennigen in Schillingbrüchen ausgedrückt.414
407 SCHNEIDER, Hamburgs Münz- und Geldgeschichte, S. 40. 408 Auch ZEUGE nimmt an, dass das Hamburger Kurantgeld von seiner Einführung im Jahr 1727 bis zur Einführung der Reichswährung nie den Geldumlauf in der Stadt dominierte, auch wenn das Lübecker, Lauenburger und Mecklenburger Geld hinzurechnet wird. Dennoch diente es überall, auch im Kleinhandel, als Rechengröße, ZEUGE, Das Geld in Hamburg, S. 254. 409 SCHMIDT, Die Münzen, S. 39f. 410 SCHWARZER, Einleitung, S. 33. 411 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 164f. 412 ZEUGE, Das Geld in Hamburg, S. 254. 413 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 194. 414 SCHWARZER, Einleitung, S. 32.
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Tabelle 109: Münzsystem Wertverhältnis 3 Mark = 48 Schillinge d 2 Mark = 32 Schillinge d 1 Mark = 16 Schillinge d 1 Schilling = 12 Pfennige 1 Sechsling = 6 Pfennige 1 Dreiling = 3 Pfennige Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 127.
Prägeperioden Neben geringfügigen Aufschrift- und Zeichnungsveränderungen, zum Beispiel in der Schillingprägung (AKS Nr. 15, 16, 17, 18 und 19, siehe hierzu auch Junghans GN415), war nur die Einführung der Ringprägung für die Kleinmünzen im Jahr 1855 ein qualitativer Sprung. Schilling, Sechsling und Dreiling wurden jeweils in zwei Varianten in Altona (ohne Buchstabe A) bzw. in Berlin (mit Buchstabe A) mit dem Jahr 1855 geprägt (Schilling AKS Nr. 20 und 21, Sechsling AKS Nr. 28 und 29, Dreiling AKS Nr. 35 und 36).416 Darüber hinaus zeigt sich gerade am Beispiel der sich in ihrem Grundaufbau kaum verändernden Hamburger Münzen, dass die Stempelherstellungs- und Prägetechnik nun deutlich schärfere Konturen ermöglichte. Dies zeigt sich insbesondere beim Vergleich der Burg auf der Vorderseite und der Schrift auf der Wertseite, zum Beispiel im Vergleich des 1 Schilling (AKS Nr. 16, von 1823-1840 geprägt) und 1 Schilling (AKS Nr. 20, mit dem Jahr 1855 in Berlin! geprägt). Tabelle 110: Prägeperiode 1807 bis 1851 Nominal Material AKS-Katalognr. I SCHILLING Billon AKS 15 I SCHILLING Billon AKS 16 I SCHILLING I SCHILLING I SCHILLING I SECHSLING I SECHSLING
Billon Billon Billon Billon Billon
AKS 17 AKS 18 AKS 19 AKS 23 AKS 24
Prägejahr 1817-1819 1823, 1828, 1832, 1837, 1840 1841 1846 1851 1807, 1809, 1817 1823, 1832, 1833, 1836, 1839
415 Hermann JUNGHANS, Weitere Nachträge zum „Großen Deutschen Münzkatalog von 1800 bis heute“ (AKS), in: Geldgeschichtliche Nachrichten 225, November 2005, S. 251f., hier: S. 251. 416 Die mit der Jahreszahl 1855 versehenen Scheidemünzen sind teilweise noch 1856 bis 1862 geprägt worden, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 6, S. 81.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
I SECHSLING I SECHSLING I SECHSLING I DREILING
Billon Billon Billon Billon
AKS 25 AKS 26 AKS 27 AKS 31
I DREILING I DREILING I DREILING
Billon Billon Billon
AKS 32 AKS 33 AKS 34
1841 1846 1851 1807, 1809, 1823, 1832, 1833, 1836, 1839 1841 1846 1851
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Ab 1855 in Ringprägung: Tabelle 111: Prägeperiode 1855 Nominal Material I SCHILLING
Billon
AKSKatalognr. AKS 20
Prägejahr
I SCHILLING
Billon
AKS 21
1855
I SECHSLING
Billon
AKS 28
1855
I SECHSLING
Billon
AKS 29
1855
I DREILING
Billon
AKS 35
1855
I DREILING
Billon
AKS 36
1855
1855
Bemerkung Mit Münzzeichen A Ohne Münzzeichen A Mit Münzzeichen A Ohne Münzzeichen A Mit Münzzeichen A Ohne Münzzeichen A
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Die Einführung der Ringprägung 1855 nun auch für die Kleinmünzen war ein vergleichsweise später Konvergenzschritt. Die nur teilweise Vergabe von Kleinmünzenprägungen ab dem Jahr 1855 an Berlin war jedoch kein nachhaltiger Konvergenzschritt. Auch in diesem Jahr prägte Hamburg die gleichen Nominale in der Münzstätte Altona weiter. Die teilweise Vergabe der Münzprägungen an Berlin schlug sich mit Ausnahme der schärferen Konturen und der Hinzufügung des Münzzeichens A nicht im Gewicht, Feingewicht oder in der Gestaltung der Münzen nieder. Der einzige wesentliche Beitrag des hamburgisch-lübschen-mecklenburgischen Schillingsystems war die Übernahme des ehemaligen Münzgewichtes „Mark“ als Nominal und Währungsbezeichnung der neuen Reichsmünze seit 1871.
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4.4.2 Lübeck Geschichte Die seit 1226 reichsfreie Hansestadt Lübeck wurde 1806 von französischen Truppen besetzt und 1810 in das französische Kaiserreich eingegliedert. 1813 wurde die Stadt wieder frei und trat 1866 dem Norddeutschen Bund und 1868 dem Zollverein bei.417 Lübeck hatte sich über 30 Jahre vom Deutschen Zollverein ferngehalten, da es eine Beeinträchtigung seiner souveränen Handelspolitik befürchtete.418 Münzsystem/Prägeperioden Die Lübecker Geldgeschichte ist schon früh mit der Hamburger und der des Wendischen Münzvereins verknüpft gewesen. Auch wenn der Wendische Münzverein um 1575 endete, hielten Hamburg und Lübeck an der Rechnung nach Schilling und Mark fest. Als Hamburg im 17. Jahrhundert die Mark zu 16 Schilling als Kurantgeld wieder ausmünzte, schloss sich Lübeck an.419 Trotz oder gerade wegen der großen Bedeutung der hamburgischlübschen Schillingprägung im norddeutschen Raum420 fand dennoch zwischen 1801 und 1901 keine Münzprägung mehr in Lübeck statt,421 obwohl die Unruhen von 1848 in Lübeck hauptsächlich wirtschaftlichen Ursprungs waren. Dazu gehörten auch die Münzverhältnisse, da in Lübeck immer mehr minderwertiges Silbergeld umlief.422 Dennoch blieb die Kurant-Mark weiterhin die Währung, in der die Lübecker Staatsverwaltung rechnete.423 Die Lübsche Kurantwährung entsprach der Hamburger Kurantwährung,424 nach der eine Mark Lübisch Kurant zu 16 Schillingen, der Schilling zu 12 Pfennigen und der Reichstaler zu 48 Schillingen gerechnet wurden. 425 Das 417 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 215. 418 Antjekathrin GRAßMANN (Hrsg.), Lübeckische Geschichte, Lübeck 1988, S. 579. 419 RITTMANN, Über die historische Entwicklung der Stadt Lübeck, S. 360. 420 Da Lübeck dem Hamburger Münzsystem verbunden blieb und Münzen dieses Systems hinreichend umliefen, meint SPÖRER, dass Lübeck keine Geldprobleme gehabt habe, SPÖRER, Politische und wirtschaftliche Gestaltung, S. 56; präziser müsste formuliert werden, dass Lübeck sich zur Sicherstellung seines Münzgeldumlaufs auf noch vorhandene ältere Lübecker Münzen und gelegentlich geprägte Hamburger Münzen verließ. 421 Nach dem Tod des bisherigen Münzmeisters im Jahr 1808 wurde dessen Stelle nicht wieder besetzt und das Gebäude der Münze und die Produktionsmittel 1824 oder 1825 verkauft, SOETBEER, Denkschrift, S. 37. 422 GRAßMANN (Hrsg.), Lübeckische Geschichte, S. 612. 423 Ebd., S. 568-572 und S. 646f. 424 Das Hamburger Courantgeld war 1725 eingeführt worden; Lübeck folgte 1727, ZEUGE, Das Geld in Hamburg, S. 249. 425 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 220.
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System gründete auf dem 34 Markfuß (34 Mark zu 16 Schillingen), die aus der Mark = 233,855 Gramm Feinsilber geprägt wurden.426 Durch Gesetz vom 15. Dezember 1856 nahm die Freie Reichsstadt Lübeck den 14 Talerfuß an.427 Ein Beitritt zu den Münzverträgen von Dresden (1838) und Wien (1857) erfolgte nicht. Dennoch passte sich Lübeck zum Teil an den preußischen Taler an: der preußische Taler wurde auf 2 1/2 Mark bzw. 40 Schillinge festgesetzt, wodurch ein 35 Markfuß bezogen auf die Kölner Mark entstand.428 Ein 1/12 Taler entsprach damit 3 lübschen Schillingen.429 Mit der Einführung der Reichswährung (1873) bestand der Münzumlauf in Lübeck gemäß der Zusammenstellung der durch die Lübecker Stadtkasse eingezogenen Münzen zu ca. 35 Prozent aus Lübecker Münzen, die vor 1801 geprägt worden waren, zu 61 Prozent aus Hamburger und zu ca. 4 Prozent aus Mecklenburger Münzen.430 Der Münzumlauf bestand danach vollständig aus Münzen des hamburgisch-lübschen-mecklenburgischen Schillingsystems.431 Die Lübecker Münzen müssen nach mehr als 70 Jahren des Geldumlaufs schon sehr abgegriffen und immer schlechter bestimmbar gewesen sein. Die mecklenburgischen Münzen passten zwar ins Währungssystem, spielten aber vom Volumen her kaum eine Rolle, so dass die wesentliche Stütze des hiermit umfassten Münzgeldumlaufs aus hamburgischen Münzen bestand.432 Neben dem hiermit erfassten Münzumlauf in Lübeck werden darüber hinaus auch preußische Münzen in erheblichem Umfang im Umlauf gewesen sein.433 Der von der Lübecker Stadtkasse erfasste Münzumlauf sollte
426 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 6, S. 138. 427 Ebd. 428 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 310. 429 Ebd. 430 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 6, S. 140. 431 So ähnlich auch GRAßMANN, die betont, dass man sich seit dem Ende der eigenen Münzprägung „des hamburgischen und holsteinischen Kurantgeldes“ „bediente“, Antjekathrin GRAßMANN, Lübecks Münzgeschichte im Wandel der Zeit, in: Lübeckische Blätter 142/8, 1982, S. 125-127, hier: S. 127; differenzierter schreibt DUMMLER: „Das Courant-Geld blieb bis zur Einführung der Reichswährung 1873 in Umlauf. Zu dieser Zeit bestand neben dem hamburgischen, preußischen und mecklenburgischen Geld noch etwa ein Drittel aus einheimischer Prägung“, Dieter DUMMLER, Münzen der Freien und Hansestadt Lübeck, in: Der Wagen. Lübeckisches Jahrbuch, 1978, S. 14-34, hier: S. 33. 432 Bereits durch Bekanntmachung vom 15. Juni 1814 wurde bestimmt, dass die städtischen Kassen nur „gewöhnlich gangbare Courantmünzen“ annehmen sollen, worin auch SOETBEER ein „Aufgeben des eignenselbstständigen Münzwesens gewisserweise anerkannt“ sieht, SOETBEER, Denkschrift, S. 35. 433 RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit, S. 125.
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sich deshalb wohl nur auf die eingezogenen Münzen nach dem hamburgisch-lübschen-mecklenburgischen Schillingsystem beschränken. Konvergenzen Obwohl Lübeck im 19. Jahrhundert keine Münzen, geschweige denn Kleinmünzen ausprägte, zeigt das Lübecker Beispiel, dass auch ein Nichtprägen von Kleinmünzen mittelbar Impulse für die weitere Entwicklung zu einer einheitlichen Reichswährung setzte. Bei einer so offensichtlichen Abhängigkeit vom Münzgeld anderer Staaten musste gerade für eine Handelsstadt wie Lübeck ein großes Interesse an einer effektiven und verlässlichen Münzgeldversorgung bestehen.
4.5 Das süddeutsche Gulden- und Kreuzergebiet Das süddeutsche Gulden- und Kreuzergebiet prägte diese Nominale bereits Jahrhunderte zuvor. Im Gegensatz zum Kreuzer als der wichtigsten Kleinmünze Süddeutschlands wurde der Gulden zunächst nur selten ausgeprägt. Seine Bedeutung bestand bis 1837 in erster Linie in seiner Funktion als Rechnungseinheit.434 Als selbst geprägte Hauptmünzen liefen vor allem Kronentaler um, die aufgrund unterschiedlicher Münzgrundgewichte aber ein voneinander abweichendes Feingewicht hatten.435 Auch die Kreuzer der süddeutschen Staaten konnten vor 1837 nicht gleich gesetzt werden. Der Münzfuß der Billonkreuzerprägungen reichte von einem 26 Guldenfuß in Bayern bis zu einem 47 Guldenfuß in SachsenCoburg und Gotha.436 Zu einer echten Vereinheitlichung in diesem Gebiet kam es aber erst durch den Münchner Münzvertrag 1837, mit dem der Süddeutsche Münzverein gegründet wurde.437 Dieser wurde durch die Süddeutsche Münzkonvention von 1845 und den Süddeutschen Münzvertrag von 1858 fortgeschrieben. Die Gründungsstaaten blieben diesem Vertrag, mit Ausnahme von Sachsen-Coburg und Gotha, auch bis zur Reichsgründung treu. Übertritte zu einem anderen Währungsgebiet erfolgten nicht. Hingegen traten ihm weitere Staaten 1838 und 1839 bei.
434 SPRENGER, Das Geld der Deutschen, S. 154f. 435 RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit, S. 135. 436 SPRENGER, Das Geld der Deutschen, S. 154f. 437 Bis dahin wurde z.B. aus der Kölner Mark in Baden 280 Sechskreuzermünzen und in Bayern 260 Sechskreuzermünzen geprägt, siehe: NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (16. Auflage), S. 72-75; zitiert in Anlage 3.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Der tatsächliche Geldumlauf wurde aber auch in Süddeutschland immer mehr vom im 14 Talerfuß geprägten preußischen Taler bestimmt.438 Es wurde daher immer zwingender, auch bei Beibehaltung des Gulden- und Kreuzersystems im Grundsatz, dieses dem 14 Talerfuß zumindest leichter umrechenbar anzupassen. Dies wurde, neben der Vereinheitlichung des Münzgrundgewichtes und des Münzfußes innerhalb des Vertragsgebietes, zum Hauptmotiv der Festlegungen des Süddeutschen Münzvereins im Münchner Vertrag von 1837. 4.5.1 Bayern Geschichte 1806 nahm der bayerische Kurfürst Maximilian IV. Joseph die Königswürde als König Maximilian I. Joseph an. Nachdem Bayern während der Napoleonischen Kriege zunächst auf französischer Seite gestanden hatte und für den Verlust seiner linksrheinischen Gebiete mit dem Zuwachs zahlreicher geistlicher und weltlicher Herrschaften in Franken und Schwaben entschädigt wurde, sagte sich Bayern 1813 vom Rheinbund los und konnte im Frieden von Paris 1815 seinen Besitzstand wahren, verlor aber den Landesteil Tirol. 1834 trat es dem Deutschen Zollverein bei. Nachdem Bayern 1866 im Preußisch-Österreichischen Krieg auf österreichischer Seite stand, wurde es durch den Kriegsausgang zum Abschluss eines Bündnisses mit Preußen gezwungen. Mit dem Beitritt zum Reich (23.11.1870) blieben für Bayern verschiedene Reservatrechte bestehen.439 Münzsystem Seit 1753 münzte Bayern nach dem Konventionsfuß. Danach wurden, wie in Baden, 10 Konventionstaler zu je 2 Gulden hergestellt, der Gulden zu 60 Kreuzern gerechnet. Der Kreuzer galt 4 Pfennige; der Pfennig440 2 Heller.441 Der 20 Guldenfuß entwickelte sich zum 24 Guldenfuß442 und seit 1800 zum 24 1/2 Guldenfuß weiter, der 1837 gesetzlich festgelegt wurde. 1838 begann 438 SCHMIDT, Die Münzen, S. 35. 439 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 40; neben dem Vorbehalt der Branntwein- und Bierbesteuerung (Artikel 35 der Reichsverfassung) bestanden für Bayern und Württemberg vor allem noch eigene Gesetzgebungskompetenzen im Postund Telegrafenwesen (Artikel 48 bis 52 der Reichsverfassung). 440 Zum Wechsel der Bezeichnung Pfenning in Pfennig und dann wieder zu Pfenning siehe: Kurt JAEGER, Die Münzprägungen der deutschen Staaten vor Einführung der Reichswährung, Band 5: Königreich Bayern 1806 bis 1871 mit Berg 1801 bis 1807 und Würzburg 1806 bis 1815, Basel 21968, S. 10 und S. 38. 441 Ebd., S.10. 442 Im 24 Guldenfuß wurden tatsächlich jedoch nie Hauptmünzen geschlagen, SCHMIDT, Die Münzen, S. 35.
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die Ausprägung von Vereinsmünzen. Mit dem Beitritt zum Wiener Münzvertrag wurde an Stelle der Gewichtsmark das Zollpfund zu 500 Gramm und der Vereinstaler des 30 Talerfußes zugrunde gelegt. Hauptmünze blieb weiterhin der Gulden zu 60 Kreuzern.443 3 Kreuzer wurden mitunter auch „Groschen“ und 4 Kreuzer auch „Batzen“ genannt.444 Tabelle 112: Münzsystem Wertverhältnis 1 KonvT = 2 G = 120 Kr = 480 Pf = 960 H 1 G = 60 Kr = 240 Pf = 480 H 1 Kr = 4 Pf = 8 H 1 Pf = 2 H Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 40.
Bis zumindest 1837 (der Gründung des Süddeutschen Münzvereins) wurde in der für Bayern bedeutenden Handelsstadt Augsburg wie folgt gerechnet: Tabelle 113: Wertverhältnisse Reichstaler 1
„Reichs gulden“ 1 1/2 1
Batzen 22 1/2 15 1
Kaisergroschen 30 20 1 1/ 3 1
Kreuzer 90 60 4 3 1
Pfennige 360 240 16 12 4
Quelle: NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 35.
Die Rechnung in Gulden des 24 Guldenfußes zu 60 Kreuzern à 4 Pfennigen ist auch für München um 1828 belegt.445 Diese Rechnung wurde mit der kleinen Änderung des Münzfußes auf 24 1/2 Gulden auch die Grundlage für die Festlegungen des Münchner Münzvertrages. Trotz der Festlegungen des Münchner Münzvertrages im Jahr 1837 wurde noch 1848 in einigen bayrischen Städten nach dem früheren 20 Guldenfuß gerechnet.446 443 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 40. 444 Für Augsburg: NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 40; die 16. Auflage (1848) nennt diese Bezeichnungen noch nicht, S. 37ff.; allerdings nennt schon die 14. Auflage (1828) für München den Umlauf von „Groschen à 3 Kr; Kreuzer à 4 Pf; und Pfennige à 2 Heller“, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 252. 445 Ebd. 446 Z.B. Augsburg: NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 37; und Nürnberg bei Wechselgeschäften, ebd., S. 326.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Prägeperioden Zwischen 1806 und 1825 prägte Bayern seine 6 Kreuzermünzen zunächst aus Silber (AKS Nr. 51) und dann aus Billon (AKS Nr. 52). 1807 bis 1825 wurden 3 Kreuzer- (AKS Nr. 53) und 1 Kreuzermünzen 1806 bis 1825 (AKS Nr. 55) aus Billon sowie 2 Pfenning (AKS Nr. 56), 1 Pfenning (AKS Nr. 57) und 1 Hellermünzen (AKS Nr. 58) aus Kupfer geprägt. Während die 6, 3 und 1 Kreuzermünzen das Portrait des Landesherrn mit der Umschrift MAX. IOSEPH KÖNIG VON BAIERN zeigten, enthielt die Wertseite das zwischen Lorbeer- und Palmzweig stehende Wappen mit dem Zusatz „LAND MÜNZ.“. Die Wertzahl stand links, ein K für die Nominalbezeichnung „Kreuzer“ rechts des Wappens. Das Prägejahr stand unter dem Wappen. Die 2 und 1 Pfenningmünzen (AKS Nr. 56 und 57) waren in der Gestaltung sehr schlicht. Sie trugen auf der Wappenseite nur das gekrönte Wappen ohne weitere Aufschrift und auf der Wertseite die arabische Wertzahl, die Nominalbezeichnung und das Jahr. Die Hellerprägung (AKS Nr. 58) folgte den Gestaltungsgrundsätzen der Pfenninge, hatte aber auf Wert- und Wappenseite das Gepräge in einer Raute. Die 1 Kreuzermünze für Tirol aus Kupfer (AKS Nr. 54), die nur 1806 geprägt wurde, wich in der Gestaltung und den Abmessungen von diesem System allerdings ab.447 Tabelle 114: Prägeperiode 1806 bis 1825 Nominal Material AKS-Katalognr. 6 K (Kreuzer) Silber AKS 51 6 K (Kreuzer) Billon AKS 52 3 K (Kreuzer) Billon AKS 53 1 K (Kreuzer) Billon AKS 55 2 PFENNING Kupfer AKS 56
Prägejahr 1806 1806-1825 1807-1825 1806-1825 1806-1825
1 PFENNING
Kupfer
AKS 57
1806-1825
1 HELLER
Kupfer
AKS 58
1806-1825
Bemerkung Mit Portrait Mit Portrait Mit Portrait Mit Portrait Gekrönter Wappenschild Gekrönter Wappenschild Gekrönter Wappenschild
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Mit dem Amtsantritt eines neuen Königs (Ludwig I. seit 1825) änderten sich die 6 und 3 Kreuzerprägungen zunächst nur dahingehend, dass auf der Kopfseite das Portrait des neuen Königs und sein Name abgebildet wurden 447 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 5, S. 22 enthält für die Zeit von 1806 bis 1816 eine jährliche Tabelle mit ausgemünzten Wert, bei der die Kupfermünzen allerdings nicht nach Nominalen differenziert, sondern nur als Gesamtwert angegeben werden. Die Überlieferung von ausgemünzten Wertmengen ist bei anderen Staaten zu Beginn des 19. Jahrhunderts sehr lückenhaft.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
(AKS Nr. 80, 81, 83, 84, 86 und 87). Die Pfenninge und Heller blieben fast unverändert (AKS Nr. 89, 90, 92, 93, 95 und 96). Tabelle 115: Prägeperiode 1827 bis 1836 Nominal Material AKS-Katalognr. 6 K (Kreuzer) Billon AKS 80, 81 3 K (Kreuzer) Billon AKS 83, 84 1 K (Kreuzer) Billon AKS 86, 87 2 PFENNINGE Kupfer AKS 89, 90 1 PFENNING Kupfer AKS 92, 93 1 Heller Kupfer AKS 95, 96
Prägejahr 1827-1835 1827-1836 1827-1835 1828-1835 1828-1835 1828-1835
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Ab 1839 wurde gemäß den Vorschriften des Münchner Vertrages auf der Vorderseite der Kopf bei den 6 und 3 Kreuzermünzen sowie ohne vertragliche Verpflichtungen auch bei den 1 Kreuzermünzen durch ein Wappen ersetzt (AKS Nr. 82, 85 und 88). Auch die 2 und 1 Pfennigmünzen und die Hellermünzen (AKS Nr. 91, 94 und 97) wurden neu gestaltet. Die Nominalbezeichnung der Pfennige hatte sich leicht geändert. Die Pfennige trugen zwar wie die früheren Pfenninge weiter ein, wenn auch neu gestaltetes, Wappen, das jedoch nunmehr mit einem Kranz aus Eichenlaub im realistischen Stil umrandet war. Diese Prägungen wurden auch unter König Maximilian II. (1848 bis 1864) fortgeführt (AKS Nr. 153-155, 157, 158, 160 und 162), es trat jedoch die Ausprägung eines 1/2 Kreuzerstückes in Kupfer (AKS Nr. 158) hinzu. Tabelle 116: Prägeperiode 1839 bis 1856 Nominal Material AKS-Katalognr. 6 KREUZER Billon AKS 82, 153 3 KREUZER Billon AKS 85, 154 1 KREUZER Billon AKS 88, 155 2 PFENNIGE Kupfer AKS 91, 157 1 PFENNIG Kupfer AKS 94, 160 1 HELLER Kupfer AKS 97, 162 1 /2 KREUZER Kupfer AKS 158
Prägejahr 1839-1856 1839-1856 1839-1856 1839-1850 1839-1856 1839-1856 1851-1856
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Ab 1858 kam es zu einer weiteren Reform: Die Prägung von 6 und 3 Kreuzermünzen war seit 1856 zunächst ausgesetzt. Nach der Wiederaufnahme der Prägetätigkeit änderte sich die Umschrift des 1 Kreuzerstückes von zuvor KOENIGR. BAYERN (AKS Nr. 155) in K. BAYERISCHE SCHEIDEMÜNZE (AKS Nr. 156). Ab 1865 bzw. 1866 wurden auch die 3 und die 6 Kreuzermünzen (AKS Nr. 182 und 181) mit dieser neuen Umschrift geprägt. Aus den Pfennigprägungen waren seit 1858 wieder Pfenningprä-
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
gungen geworden (AKS Nr. 159, 161, 184, 185). Die Hellerprägung nahm an dieser Umgestaltung nicht teil, da sie zuletzt 1856 geprägt worden ist (AKS Nr. 162). Bei diesen Prägungen blieb es bis 1871. Tabelle 117: Prägeperiode 1858 bis 1871 Nominal Material AKS-Katalognr. 6 KREUZER Billon AKS 181 3 KREUZER Billon AKS 182 1 KREUZER Billon AKS 156, 183 2 PFENNING Kupfer AKS 159, 184 1 PFENNING Kupfer AKS 161, 185
Prägejahr 1866, 1867 1865-1868 1858-1871 1858-1871 1858-1871
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Mit dem Beitritt zum Münchner Münzvertrag vereinheitlichte Bayern nicht nur die 6 und 3 Kreuzermünzen mit den anderen süddeutschen Staaten, sondern passte, auch ohne vertragliche Verpflichtungen, die 1 Kreuzermünzen den Gestaltungsgrundsätzen der Besonderen Übereinkunft von 1837 schon seit 1839 an. Mit der Aufgabe der Hellerprägungen ab 1856 wurde auf eine weitere bayerische Besonderheit verzichtet. 4.5.2 Württemberg Geschichte 1806 zum Königreich erhoben, trat Württemberg später dem Zollverein mit Bayern und später dem Deutschen Zollverein bei. 1871 wurde es Bundesstaat des Deutschen Reiches.448 Münzsystem Das Münzsystem beruhte auf der Münzkonvention von 1753, nach der aus einer Mark Feinsilber 10 Konventionstaler, der Taler zu 2 Gulden, geprägt wurden. 1 Gulden galt zunächst (und nach 1837 wieder) 60 Kreuzer, 1 Kreuzer galt 4 Pfennig. Der Pfennig wurde in 2 Heller unterteilt. Dieser 20 Guldenfuß wurde jedoch später faktisch zu einem 24 Guldenfuß, bei dem der Konventionstaler höher bewertet wurde als er seinem Nominalwert entsprach, nämlich mit 2 Gulden 24 Kreuzer. Danach wurde der Gulden mit 72 Kreuzern bewertet.449 448 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 446; zu den Reservatrechten vgl. Anmerkungen zu Bayern. 449 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 446.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
269
Unterschiede zwischen der aufgeprägten Nominalbezeichnung und dem amtlich zugemessenen Wert gab es auch bei den „20,10 und 5 Kr Stücke, zu 24,12 und 6 Kreuzern“. Weiterhin wurden „Groschen zu 3 Kreuzern, und 1 Kreuzerstücke“ 450 und 1/2 Kreuzerstücke (Heller) geprägt. Ab 1842 trat die Ausprägung von 1/4 Kreuzermünzen hinzu. Wie in Bayern wurde zumindest noch 1828 der Gulden auch zu 15 Batzen und zusätzlich auch der Gulden zu 28 Schillingen451 gerechnet.452 Außer den Konventionsmünzen lief während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Kronentaler um, den Württemberg bis 1837 prägte. Württemberg trat dem Münchner Münzvertrag von 1837, dem Dresdner Vertrag von 1838 und dem Wiener Münzvertrag von 1857 bei. Tabelle 118: Münzsystem Prägezeitraum Bis 1839
Ab 1838
Wertverhältnis 1 KonvT = 2 G = 120 Kr = 480 Pf = 1920 H 1 G = 60 Kr = 240 Pf = 960 H 1 Kr = 4 Pf = 8H 1 Pf = 2H Der Konventionstaler wurde aber tatsächlich wie folgt gerechnet: 1 KonvT = 2 G = 24 Kr453 1 G = 72 Kr d 1 G = 60 Kr d
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 446.
Prägeperioden Zwischen 1806 und 1816 prägte Württemberg seine Kleinmünzen ausnahmslos aus Billon. Geprägt wurden VI Kreuzer (AKS Nr. 49-51), III Kreuzer (AKS Nr. 52 und 53), I Kreuzer (AKS Nr. 54) und 1/2 Kreuzer (AKS Nr. 55). Die VI und III Kreuzer zeigten auf der einen Seite das von Palmenzweigen umgebene gekrönte Wappen mit der Jahreszahl im unteren Abschnitt. Die Wertseite trug in der Mitte oben das Monogramm, darunter Wertzahl und ganz unten die Nominalbezeichnung und die Umschrift „KOENIGL. WURT. SCHEIDEMUNZ.“
450 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 406. 451 Während in Ulm zu dieser Zeit der Gulden zu 15 Batzen oder 35 Schillinge gerechnet wurde, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 381. 452 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 406. 453 Anders als der AKS gibt NELKENBRECHER an, der Konventionstaler würde 2 2/5 Gulden gerechnet, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 406.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 119: Prägeperiode 1806 bis 1821 Nominal Material AKS-Katalognr. VI KREUZER Billon AKS 49-51 III KREUZER Billon AKS 52, 53 I KREUZER Billon AKS 54 1 /2 KREUZER Billon AKS 55 VI KREUZER Billon AKS 94 III KREUZER Billon AKS 101 I KREUZER Billon AKS 107 1 /2 KREUZER Billon AKS 112 1 /2 KREUZER Billon AKS 113
Prägejahr 1806-1814 1806-1814 1807-1816 1812, 1813, 1816 1817-1819, 1821 1818 1818 Ohne Jahreszahl 1818
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Ab 1817 wurde die Gestaltung der VI, III und I Kreuzermünzen geändert. Die Vorderseite zeigte nun das gekrönte Monogramm, umgeben von einem Lorbeerkranz, die Wertseite trug in der Mitte die Nominalbezeichnung, darüber die Wertzahl in römischen Ziffern. Unter der Nominalbezeichnung war das Jahr; in der Umschrift stand KOENIGL: WÜRT: SCHEIDEMÜNZ. (AKS Nr. 94, 101 und 107). Daneben wurden 1/2 Kreuzer ohne Jahr (AKS Nr. 112) und im Jahr 1818 mit dem Jahr (AKS Nr. 113) nur mit dem gekrönten Monogramm König Wilhelms auf der Vorderseite und der reinen Wertzahl ohne weitere Zusätze auf der anderen Seite geprägt. Ab 1823 wurde die Wertzahl der 6, 3 und 1 Kreuzerstücke in arabischen Ziffern angegeben (AKS Nr. 95-98, 102-104 und 108). Die Vorderseite zeigte nun das Portrait des Landesherrn mit dem Namen und Titel sowie der Jahreszahl in der Umschrift. Die Wertseite trug das von Lorbeerkränzen umgebene gekrönte Wappen und darunter „6.K.“ bzw. „3.K.“ oder „1.K.“. Die Umschrift der Wertseite war „SCHEIDE MÜNZE“. Daneben wurde, wie für die anderen Nominale weiter in Billon, der 1/2 Kreuzer (AKS Nr. 114) mit vergleichsweise reduzierter Gestaltung, aber etwas aufwändiger als seine Nominalvorgänger geprägt. Tabelle 120: Prägeperiode 1823 bis 1837 Nominal Material AKS-Katalognr. 6 K (Kreuzer) Billon AKS 95-98 3 K (Kreuzer) Billon AKS 102-104 1 K (Kreuzer) Billon AKS 108 1 /2 (Kreuzer) Billon AKS 114
Prägejahr 1823, 1825-1837 1823-1837 1824-1838 1824, 1828, 1829, 1831, 1833-1837
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Ab 1838 wurden die 6 und 3 Kreuzerprägungen gemäß den Vorschriften des Dresdner Münzvertrages geprägt (AKS Nr. 99, 100, 105 und 106). Daneben wurden, auch ohne die Verpflichtungen des Dresdner Vertrages, 1
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Kreuzermünzen nach den gleichen Gestaltungsgrundsätzen und ebenfalls aus Billon hergestellt (AKS Nr. 109-111 und 128). Eine Modifizierung erfuhren diese Münzen nur dahingehend, dass sie – gemäß den Vorschriften des Wiener Münzvertrages – ab 1857 ausdrücklich als „Scheidemünze“ gekennzeichnet waren (AKS Nr. 111 und 128). Ab 1840 wurde der 1/2 Kreuzer (AKS Nr. 115) erstmals aus Kupfer gemünzt.454 Erstmals wurde nun auch das Nominal 1/4 Kreuzer (AKS Nr. 117) ebenfalls aus Kupfer geprägt. Die Wappenseite enthielt wie die 6, 3 und 1 Kreuzermünzen das gekrönte Wappen, im Gegensatz zu diesen aber mit einem umgebenen Eichenkranz. Auf- und Umschriften enthielten diese Prägungen, im Gegensatz zu den größeren Nominalen, jedoch nicht. Die Wertseite enthielt die Wertzahl oberhalb der Nominalbezeichnung und darunter die Jahreszahl (AKS Nr. 115 und 117). Ab 1858 enthielten auch diese 1/2 und 1/4 Kreuzer auf der Wertseite die obere Umschrift „SCHEIDEMÜNZE“ (AKS Nr. 116, 118, 129 und 130). Tabelle 121: Prägeperiode 1838 bis 1873 Nominal MateriAKSal Katalognr. 6 KREUZER Billon AKS 99
Prägejahr 1838-1842
Bemerkung KÖNIGR. WÜRTTEMBERG KÖNIGR. WÜRTTEMBERG KÖNIGR. WÜRTTEMBERG KÖNIGR. WÜRTTEMB. KÖNIGR. WÜRTTEMB. KÖNIGR. WÜRTTEMB.
3 KREUZER
Billon
AKS 105
1839-1842
1 KREUZER
Billon
AKS 109
1839-1842
6 KREUZER
Billon
AKS 100
1842-1856
3 KREUZER
Billon
AKS 106
1842-1856
1 KREUZER
Billon
AKS 110
1842-1857
1
Kupfer Kupfer
AKS 115 AKS 117
1 KREUZER
Billon
SCHEIDEMÜNZE
1
Kupfer
1858-1872
SCHEIDEMÜNZE
1
Kupfer
AKS 111, 128 AKS 116, 129 AKS 118, 130
1840-1856 1842, 1843, 1852-1856 1857-1873
1858-1869, 1871, 1872
SCHEIDEMÜNZE
/2 KREUZER /4 KREUZER
1
/2 KREUZER /4 KREUZER
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog. 454 Württemberg hatte seit 1687 die Ausprägung von Kupfermünzen vermieden, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 1, S. 34.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Konvergenzen Bereits vor der Umsetzung der Verpflichtungen aus den Münzverträgen leistete Württemberg Konvergenzbeiträge dadurch, dass die Wertzeichen von römischen auf arabische Ziffern wechselten. Ebenso wurde auf die zuvor gelegentlich vorkommenden Prägungen ohne Jahreszahl verzichtet. Mit dem Beitritt zum Münchner Münzvertrag übernahm Württemberg nicht nur die dort festgelegten Gestaltungsgrundsätze für die 6 und 3 Kreuzerprägungen, sondern folgte in der Gestaltung auch der 1 Kreuzerprägungen ohne eine entsprechende Rechtsverpflichtung den Gestaltungsvorschriften des Münchner Münzvertrages. Mit dem Beitritt zum Wiener Vertrag wurden entsprechend den Verpflichtungen alle Kleinmünzen als „Scheidemünzen“ gekennzeichnet. 4.5.3 Baden Geschichte Baden war 1803 zum Kurfürstentum, 1806, nach weiteren Gebietszuwächsen, zum Großherzogtum erhoben worden. Trotz der Teilnahme auf Seiten Österreichs im Preußisch-Österreichischen Krieg 1866 hatte die Niederlage für Baden, wie für andere süddeutsche Staaten, die Bismarck mittelfristig für Preußen gewinnen wollte, keine tiefgreifenden politischen Folgen. Der Beitritt zum Deutschen Reich (15.11.1870) ließ Baden sogar einige Reservatrechte.455 Münzsystem Baden münzte gemäß dem seit 1753 gültigen Konventionalfuß, nach dem aus der Gewichtsmark von fast 234 Gramm Feinsilber 10 Konventionstaler zu je 2 Gulden und der Gulden zu 60 Kreuzern ausgemünzt wurden. Später entwickelte sich hieraus über den 24 Guldenfuß der 24 1/4 Guldenfuß der Dresdener Münzkonvention. Mit der 1838 geschaffenen Vereinsmünze (2 Taler = 3 1/2 Gulden) wurde eine Verbindung zum norddeutschen 14 Talerfuß hergestellt. Mit dem Beitritt zum Wiener Münzvertrag von 1857 wurde statt der Gewichtsmark das Zollpfund von 500 Gramm für die Ausprägung von 30 Talern zugrunde gelegt. Neben den Konventionsmünzen wurden in Baden kurzfristig auch Kronentaler geprägt. Versuchsweise wurde der Kronentaler nach dem Dezimalsystem (in den Jahren 1829 und 1830) unterteilt.456 455 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 11; verglichen mit Württemberg oder erst recht Bayern verblieben Baden aber nur einige wenige Reservatrechte, die sich insbesondere auf die Branntwein- und Biersteuererhebung beschränkten (Artikel 35 der Reichsverfassung). 456 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 11.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
273
In den badischen Städten, wie z.B. Heidelberg, Karlsruhe, Mannheim u.a. wurde nach Reichsgulden zu 60 Kreuzern à 4 Pfennig und außerdem nach 1 Gulden gleich 15 Batzen, 20 Groschen oder 30 Albus gerechnet. Dabei galten 3 Gulden 2 Reichstaler.457 Spätestens ab 1848 hatten sich aber, anders als in Bayern, die Festlegungen des Münchner Vertrages als alleinige Methode im Rechnungswesen der badischen Städte festgesetzt.458 Zu Beginn des 19. Jahrhunderts liefen neben badischen Münzen in erheblichem Umfange österreichische und französische Münzen sowie schweizerisches, württembergisches, bayerisches, pfälzisches und hessisches Kleingeld sowie lokale Prägungen wie die Wertheimer Kreuzer und Pfennige um.459 Nach dem Scheitern zwischenstaatlicher Übereinkunft wurden 1826 und 1829 insbesondere die schweizerischen, nassauischen, sachsen-coburg-saalfeldischen Groschen und die so genannten „böhmischen“ Groschen Preußens durch Verrufung aus dem Verkehr gezogen.460 Noch nach 1852 war der Geldumlauf an 6 Kreuzermünzen zu fast 90 Prozent durch nicht-badische Münzen bestimmt.461 Tabelle 122: Münzsystem Prägezeitraum Im Konventionsfuß (24 Guldenfuß) Im Kronentalerfuß 1829, 1830 Im 24 1/2 Guldenfuß ab 1837
Wertverhältnis 1 KonvT = 2 G = 120 Kr 1 G = 60 Kr 1 KronT = 100 Kr 1 G = 60 Kr
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 11.
Prägeperioden In der Zeit zwischen 1807 und 1813 prägte Baden VI und III Kreuzermünzen aus Billon (AKS Nr. 17-19, 26, 27 und 30) und I und 1/2 Kreuzermünzen aus Kupfer (AKS Nr. 20-22 und 33). Der AKS verzeichnet für diese Zeit zwar auch ein 1/4 Kreuzerstück (AKS Nr. 23), die Existenz eines 1/4 457 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 176. 458 Z.B. in Karlsruhe und Konstanz, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 112 und S. 130. 459 WIELANDT, Badische Münz- und Geldgeschichte, S. 258. 460 Ebd., S. 301. 461 Unter 500.000 6 Kreuzermünzen, die an die Generalstaatskasse eingeliefert wurden, waren 42 % bayerische, 27 % württembergische, 11 % hessische, 4,4 % nassauische, 3,7 % meiningische, 1,13 % Frankfurter und nur 10,7 % badische Münzen. Der Rest bestand in hohenzollerischen, coburgischen, kurhessischen und schwarzburgischen Sechsern, ebd., S. 317.
274
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Kreuzerstückes für diese Zeit ist jedoch fraglich.462 Bei den 6 Kreuzer- und 3 Kreuzernominalen kam es dabei zu kleinen Varianten (AKS Nr. 17: Löwe nach links, AKS Nr. 18: Löwe nach rechts, sowie Beschriftungs- und Randvarianten).463 Tabelle 123: Prägeperiode 1807 bis 1813 Nominal Material AKS-Katalognr. VI KREUZER Billon AKS 17 VI KREUZER Billon AKS 18 VI KREUZER Billon AKS 26 VI KREUZER Billon AKS 27 III KREUZER Billon AKS 19 III KREUZER Billon AKS 30 I KREUZER Kupfer AKS 20, 21, 33 1 /2 KREUZER Kupfer AKS 22
Prägejahr 1807, 1808 1809 1812, 1813 1813 1808-1811 1812, 1813 1807-1810, 1812 1809, 1810
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Ab 1813/14 sind kleine Änderungen zu verzeichnen: Der Nominalwert wurde nunmehr mit Ausnahme einiger, nicht aller, Einkreuzermünzen (siehe Tabelle) statt mit römischen Ziffern in arabischen Ziffern angegeben. Auch die Umschrift kürzte den Status als Großherzogtum nicht mehr mit GH ab, sondern schreibt „GROSHERZOGTHUM BADEN“ aus (AKS Nr. 28, 29, 31, 32 und 34-37). Die Nominalbezeichnung „KREUTZER“ (AKS Nr. 28, 38 und 41) änderte sich wieder in „KREUZER“ (AKS Nr. 29, 39 und 43). Auch in dieser Prägeperiode sind innerhalb der einzelnen Nominale noch zahlreiche Varianten feststellbar.464 Tabelle 124: Prägeperiode 1812 bis 1818 Nominal Material AKS-Katalognr. 6 KREUTZER Billon AKS 28 3 KREUTZER Billon AKS 31 1 KREUTZER Kupfer AKS 36 1 KREUTZER Kupfer AKS 37 6 KREUZER Billon AKS 29 3 KREUZER Billon AKS 32 1 KREUZER Kupfer AKS 34 1 KREUZER Kupfer AKS 35
Prägejahr 1814-1817 1813-1816 1813 1813, 1814 1817, 1818 1817, 1818 1813 1813
462 WEDELL, Die deutschen Kleinmünzen, S. 61. 463 Siehe hierzu Beschreibungen: AKS Nr. 19 sowie Hermann JUNGHANS, Nachträge zum „Großen Deutschen Münzkatalog von 1800 bis heute“ (AKS), in: Geldgeschichtliche Nachrichten 189, Januar 1999, S. 14f., hier: S. 14; zu Baden: AKS Nr. 19. 464 Siehe zum Beispiel Beschreibungen: AKS Nr. 41-43 und JUNGHANS, Nachträge, S. 14; zu Baden: AKS Nr. 41.
275
4. Die Entwicklung der Münzprägung
I KREUTZER I KREUZER 1 /2 KREUZ 1 /2 KREUTZER 1 /2 KREUZER
Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer
AKS 38 AKS 39 AKS 40 AKS 41 AKS 43
1814-1817 1817 1812 1814-1817 1817
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Großherzog Ludwig ließ ab 1819 die Gestaltung der 6 Kreuzermünzen aus Billon erheblich ändern. Diese Münzen zeigten nun das Portrait des Landesherrn (AKS Nr. 58-60), seit 1820 auch mit einer Umschrift ohne Abkürzungen (AKS Nr. 59 und 60). Die 3 Kreuzermünzen, ebenfalls aus Billon, trugen dagegen nicht das Portrait des Landesherrn, sondern zunächst das Wappen auf einem Wappenmantel (AKS Nr. 61), danach das Wappen ohne den Wappenmantel (AKS Nr. 62). Während die 6 Kreuzermünzen mit dem Portrait des Landesherrn die Umschrift „LUDWIG GROSHERZ. V. BADEN“ trugen, waren die 3 Kreuzermünzen mit dem Wappen in der Umschrift nicht personalisiert, sondern trugen statt dessen die Umschrift „GROSHERZOGTHUM BADEN“. Großherzog Ludwig ließ die Nominale unterhalb von 3 Kreuzer zunächst nach dem gleichen Stil wie sein Vorgänger weiter prägen (AKS Nr. 64 und 67) und veränderte sie dann nur leicht: Die 1 Kreuzer- (AKS Nr. 65) und die 1/2 Kreuzermünze (AKS Nr. 68) zeigten auf der Wappenseite das Wappenschild ohne Wappenmantel. Genau so war das neue, aber nur im Jahr 1824 geprägte 1/4 Kreuzerstück (AKS Nr. 70) gestaltet. Der 1/4 Kreuzer wurde statt des 1 Pfennigs (siehe Probe AKS Nr. 71) geprägt, mit dem laut Wielandt der Übergang zur norddeutschen Pfennigwährung angedeutet, aber nicht vollzogen wurde.465 Tabelle 125: Prägeperiode 1819 bis 1826 Nominal Material AKS-Katalognr. 6 K (Kreuzer) Billon AKS 58 6 K (Kreuzer) Billon AKS 59 6 K (Kreuzer) Billon AKS 60 3 KREUZER Billon AKS 61 3 KREUZER Billon AKS 62 I KREUZER Kupfer AKS 64 I KREUZER Kupfer AKS 65 1 /2 KREUZER Kupfer AKS 67, 68 1 PFENNIG (Probe) Kupfer AKS 71 1 /4 KREUZER Kupfer AKS 70 Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
465 WIELANDT, Badische Münz- und Geldgeschichte, S. 286.
Prägejahr 1819 1820 1820, 1821 1819, 1820 1820, 1821, 1824, 1825 1820 1821-1826 1821-1826 1822 1824
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
1829 und 1830 wurde die Einführung des Dezimalsystems für die badischen Münzen versucht.466 Der Taler wurde zwar weiter im Kronentalerfuß geprägt (AKS Nr. 53) und zeigte dies auf der Wertseite auch an, die Unterteilung erfolgte nun aber, wie in der oberen Umschrift der Wertseite ersichtlich, in 100, statt wie bisher in 60 Kreuzer. Bei den Kleinmünzen schlug sich das Dezimalsystem hauptsächlich in der neuen 10 Kreuzermünze (AKS Nr. 57) aus Silber nieder. Nicht konsequent für das Dezimalsystem war die Ausprägung von 3 Kreuzermünzen (AKS Nr. 63) aus Billon. Weiterhin wurden 1 Kreuzer (AKS Nr. 66) und 1/2 Kreuzer (AKS Nr. 69) aus Kupfer geprägt. Auf die Ausprägung von 1/4 Kreuzerstücken wurde bewusst verzichtet. Um die Prägungen im neuen System deutlich von den vorherigen zu unterscheiden, wurde der Nominalwert, mit Ausnahme des 1/2 Kreuzerstückes, nicht mehr als Wertziffer, sondern als ausgeschriebenes Wort aufgebracht. Auf der Vorderseite wurde das Wappen sogar bei dem niedrigsten Nominal durch das Portrait des Landesherrn ersetzt. Die Umschrift war einheitlich „LUDWIG GROSHERZOG VON BADEN“. Die Verordnung über die Einführung des Talers mit dezimaler Teilung wurde 1830 wieder aufgehoben.467 Der badische Vorstoß zur Einführung des Dezimalsystems scheiterte zum einen, weil er auf den Kronentalerfuß beruhte, mit dem sich Baden bei den anderen süddeutschen Staaten, die weder das österreichische noch das preußische Münzsystem bei sich eingeführt hatten, nicht durchsetzen konnte.468 Zum anderen war Baden nicht in der Lage, die neuen Münzen in einem Volumen zu prägen und schnell genug in Umlauf zu bringen, um entsprechende Nachahmungsimpulse bei den anderen Staaten zu setzen.469 In Anbetracht des weit überwiegenden Anteils nicht-badischer Münzen konnten die neuen Münzen noch nicht einmal die Münzverhältnisse im eigenen Land dominieren, geschweige denn die Münzverhältnisse der Nachbarstaaten faktisch beeinflussen.
466 Bereits seit 1806 war in Baden die Unterteilung des Talers in 100 Kreuzer und der Übergang zur Frankenwährung diskutiert worden, ebd., S. 264 sowie S. 278f.; die Verordnung vom 28. Oktober 1828, mit der die Dezimalteilung des Talers eingeführt wurde, ist im Wortlaut bei W IELANDT abgedruckt, ebd., S. 292-294. 467 Ebd., S. 296; WEDELL, Die deutschen Kleinmünzen, S. 59. 468 Zu diesen Versuchen siehe: WIELANDT, Badische Münz- und Geldgeschichte, S. 289292. 469 Ebd., S. 302.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 126: Prägeperiode 1827 bis 1830 Nominal Material AKS-Katalognr. ZEHN KREUZER Silber AKS 57 DREI KREUZER Billon AKS 63 EIN KREUZER Kupfer AKS 66 1 /2 KREUZER Kupfer AKS 69
Prägejahr 1829, 1830 1829, 1830 1827-1830 1828-1830
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Der Nachfolger von Großherzog Ludwig, Großherzog Leopold, setzte die Einführung des Dezimalsystems nicht fort, beließ es aber zunächst dabei, auf der Vorderseite auch bei den kleinsten Nominalen sein Portrait zu zeigen. Die ab 1831 geprägten 6 und 3 Kreuzermünzen aus Billon (AKS Nr. 99, 100 und 102) zeigten auf der Wertseite die arabische Wertzahl, die Nominalbezeichnung und das Jahr, von einem Lorbeerkranz umgeben. Die Umschrift der Kopfseite wurde nach dem Vorbild seines Vorgängers mit Ausnahme der kleinen 3 Kreuzermünze (AKS Nr. 102) grundsätzlich ausgeschrieben. Bei diesen Nominalen lag zu dieser Zeit das Schwergewicht der Münzprägung, das durch die Anschaffung einer leistungsgesteigerten uhlhornschen Kniehebelpresse ermöglicht wurde.470 Tabelle 127: Prägeperiode 1831 bis 1837 Nominal Material AKS-Katalognr. 6 KREUZER Billon AKS 99 6 KREUZER Billon AKS 100 3 KREUZER Billon AKS 102
Prägejahr 1831-1836 1835, 1837 1832-1837
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Auch Großherzog Leopold ließ gemäß den münzvertraglichen Verpflichtungen die 6 und 3 Kreuzermünzen aus Billon (AKS Nr. 120 und 121) und auch ohne münzvertragliche Verpflichtungen die 1 Kreuzer aus Kupfer (AKS Nr. 122) im gleichen System wie sein Vorgänger weiter prägen. Seit 1839 bzw. 1841 änderte sich gemäß den Vorschriften des Münchner Münzvertrages von 1837 allerdings die Gestaltung der Vorderseite. Statt des Portraits des Landesherrn wurde nun das Wappen des ausmünzenden Staaten aufgeprägt (AKS Nr. 101 und 103). Die vom Münchner Vertrag nicht umfassten kleineren Nominale trugen weiter das Portrait des Landesherrn und waren aus Kupfer geprägt (1 und 1/2 Kreuzer, AKS Nr. 104-109). Die Standardisierung des Gewichtes war noch nicht gelungen und schwankte bei stempelfrischen Kreuzern zwischen 3,62 und 4,24 Gramm.471
470 Ebd. 471 Ebd., S. 306.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 128: Prägeperiode 1830 bis 1856 Nominal Material AKS-Katalognr. 6 KREUZER Billon AKS 101, 120 3 KREUZER 1 KREUZER 1 KREUZER 1 /2 KREUZER
Billon Kupfer Kupfer Kupfer
AKS 103, 121 AKS 122 AKS 104-107 AKS 108, 109
Prägejahr 1839-1850, 1855, 1856 1841-1846 1856 1831-1852 1830, 1834, 1835, 1842, 1844-1852
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Trotz der zunehmenden Standardisierung wurden insbesondere die 6 Kreuzermünzen, daneben aber auch die 3 Kreuzermünzen, noch in erheblichem Umfang gefälscht.472 Das badische Ausführungsgesetz zum Wiener Münzvertrag, datiert vom 14. April 1858, benennt als Landeshauptmünze den Gulden zu 60 Kreuzern und als Scheidemünzen die 6- und 3-Kreuzerstücke aus Silber und die 1 und 1 /2 Kreuzerstücke aus Kupfer.473 Entsprechend den Vorschriften des Wiener Münzvertrages änderte sich die Gestaltung der 3 Kreuzermünzen (6 Kreuzermünzen wurden seit 1856 nicht mehr ausgeprägt) dahingehend, dass die Wappenseite den Hinweis SCHEIDE-MÜNZE im unteren Abschnitt zeigte (AKS Nr. 130). Gleichzeitig war auch die Gestaltung des Wappens leicht geändert worden. Während 1856 die 1 und 1/2 Kreuzer nach dem Vorbild der Vorgänger noch mit dem Portrait des Landesherrn auf der Vorderseite geprägt wurden (AKS Nr. 131 und 133), wurden ab 1859 auch die 1 und 1/2 Kreuzerprägungen (AKS Nr. 132 und 134) den gleichen Gestaltungsgrundsätzen wie die 3 Kreuzermünzen unterworfen. Das heißt, sie enthielten im Abschnitt der Vorderseite nicht nur den Hinweis SCHEIDE-MÜNZE, sondern folgten auch ohne dahingehende vertragliche Verpflichtungen den Gestaltungsgrundsätzen des Wiener Vertrages und zeigten auch für diese Nominale das Staatswappen statt des Portraits des Landesherrn. Es muss spekuliert werden, ob es Großherzog Friedrich störte, dass sein Portrait bis 1856 auf den kleineren Nominalen erschien, während die größeren Scheidemünzen das Staatswappen zeigten oder ob die Anpassung der 1 und 1/2 Kreuzermünzen auf Grund eines Vereinheitlichungswunsches in der Gestaltung angepasst wurden. Zumindest hatte sein Vorgänger Leopold, der dem Land eine wegen ihres liberalen Status gerühmte Verfassung gab474, es zugelassen, dass das Staatswappen gemäß den Vorschriften des Münchner Vertrages auf höherwertigeren 472 Ebd. 473 Ebd., S. 225. 474 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 11.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
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Nominalen aufgebracht wurden, während die kleineren Nominale sein Portrait zeigten. Tabelle 129: Prägeperiode 1856 bis 1871 Nominal Material AKSKatalognr. 1 KREUZER Kupfer AKS 131 1 /2 KREUZER Kupfer AKS 133 3 KREUZER Billon AKS 130 1 KREUZER Kupfer AKS 132 1 /2 KREUZER Kupfer AKS 134
Prägejahr 1856 1856 1866-1871 1859-1871 1859-1871
Bemerkung Mit Portrait Mit Portrait Mit Wappen Mit Wappen Mit Wappen
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Auch in Baden setzt sich die Schreibweise „Kreuzer“ durch. Der Variantenreichtum innerhalb der einzelnen Typen nimmt im Verlauf der Prägeperioden deutlich ab. Mit den badischen Dezimalprägungen 1829/1830 wurde erstmals bei deutschen Münzprägungen das Dezimalsystem zugrunde gelegt. Auch wenn dieser „leider gescheiterte Versuch des fortschrittlichen Landes“475 abgebrochen und nach 1830 wieder im herkömmlichen System von 1 Gulden zu 60 Kreuzern geprägt wurde, konnte die Grundidee ab 1871 für die Reichsprägungen wieder aufgenommen werden. In den badischen Dezimalprägungen ist somit ein nicht unwesentlicher Anstoß für die deutsche Münzprägung ab 1871 zu sehen, auch wenn Baden die Dezimalprägung nicht erfunden, sondern entsprechende französische Impulse aufgenommen hatte. Die Umschriften werden auch in Baden nicht mehr abgekürzt. Darüber hinaus ist das Bestreben erkennbar, auch ohne münzvertragliche Verpflichtungen die Gestaltungsgrundsätze des Wiener Vertrages für die nicht vom Wiener Vertrag umfassten kleineren Nominale zu übernehmen. 4.5.4 Hessen, Großherzogtum (inoffiziell: Hessen-Darmstadt) Geschichte 1806 wurde Hessen-Darmstadt zum Großherzogtum erklärt und trat dem Rheinbund bei. 1828 schloss es sich dem Preußischen Zollverein an. Da es sich 1866 dennoch auf die Seite Österreichs gestellt hatte, wurde es zu Gebietsabtretungen an Preußen gezwungen. Für Oberhessen trat das Großherzogtum dann dem Norddeutschen Bund bei und wurde 1871 Bundesstaat des Deutschen Reiches.476 475 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 2, S. 19. 476 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 176.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Münzwesen Hessen-Darmstadt prägte seine Münzen gemäß der Münzkonvention von 1753 und somit aus der Feinen Mark Silber 10 Konventionstaler. Der Konventionstaler wurde zu 2 Gulden gerechnet, der Gulden teilte sich in 60 Kreuzer, der Kreuzer zu 4 Pfennigen bzw. Heller (die Bezeichnungen Pfennig bzw. Heller werden im Hessischen vielfach gleichbedeutend gebraucht).477 Aus dem 10 Taler oder 20 Guldenfuß entwickelte sich 1/24 und 24 1/2 Guldenfuß, nach dem der Konventionstaler dann 2 Gulden und 24 Kreuzer galt.478 In diesem System soll auch gerechnet worden sein.479 Zum Umlauf fremder Münzen wird 1871 auf die Stadt Frankfurt verwiesen. 480 Ansonsten hatten sich die Bestimmungen des Münchner Vertrages längst durchgesetzt: Zum Münzwesen verweist Nelkenbrecher 1871 nur: „Ausprägungen s. München und die Tabellen“.481 In der ersten Prägeperiode zwischen 1806 und 1815 wurden auch 5 Kreuzermünzen in Billon geprägt. Dieses Nominal ergab sich zum als Viertelstück des 20 Kreuzerstückes. Das 20 Kreuzerstück entsprach 1/3 des Guldens zu 60 Kreuzern. Die 5 Kreuzermünzen waren somit nicht in der Absicht sich in ein metrisches System einzufügen geprägt worden. Diese noch nach dem früheren Konventionsfuß (20 Guldenfuß) geprägten Münzen wurden nach der ersten Prägeperiode durch die 6 Kreuzermünzen des 24 Guldenfußes (nach dem Münchner Vertrag des 24 1/2 Guldenfußes) ersetzt. Tabelle 130: Münzsystem Wertverhältnis 1 KronT = 2 G = 42 Kr d 1 KonvT = 2 G und 24 Kr d 1 VT = 1 G und 45 Kr d 1 G = 60 Kr d 1 Kr = 4 H (= 4 Pf) Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 176.
Prägeperioden Zwischen 1806 und 1819 wurden 5 Kreuzer in Billon (AKS Nr. 80-82) geprägt. Diese Prägungen enthielten auf der Vorderseite das gekrönte Monogramm oder das Portrait, in allen Fällen aber bereits die ausgeschriebene Umschrift „GROSHERZOG VON HESSEN“. Die Wertseiten enthielten bei 477 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 2, S. 123. 478 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 176. 479 Für die Hauptstadt Darmstadt: NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 139. 480 Ebd. 481 Ebd.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
allen drei Typen die Umschrift „240 EINE FEINE MARK“, während die III Kreuzer (AKS Nr. 83) das gekrönte Landeswappen mit der Umschrift „G.H. L.M.“ zeigten. Die Wertseite war minimalistisch gestaltet und bestand nur aus dem Wertzeichen, der Nominalbezeichnung, dem Jahr und enthielt viel freie Fläche. Die I Kreuzermünzen dieser Prägeperiode waren ebenfalls alle aus Billon geprägt. Sie enthielten auf der Vorderseite entweder den gekrönten Löwen (AKS Nr. 85-89) oder das gekrönte Staatswappen (AKS Nr. 9095) nach den gleichen Gestaltungsgrundsätzen wie die III Kreuzermünze. Die kleineren Nominale folgten ebenfalls dieser Gestaltung der III Kreuzermünze, wenn auch mit leicht differierenden Gestaltungen und Umschriften (1/2 Kreuzer, AKS Nr. 91 und 92 sowie 1/4 Kreuzer, AKS Nr. 93 und 94). Diese Nominale unterhalb des I Kreuzers waren aus Kupfer geprägt. Tabelle 131: Prägeperiode 1806 bis 1819 Nominal Material AKSKatalognr. 5 KREUZER Billon AKS 80, 81 240 EINE Billon AKS 82 FEINE MARK (= 5 Kreuzer) III KREUZER Silber AKS 83 I KREUZER
Billon
AKS 85-89
I KREUZER
Billon
AKS 90
1
Kupfer
AKS 91, 92
1
Kupfer
AKS 93, 94
I PFENNIG
Kupfer
AKS 95
/2 KREUZER /4 KREUZER
Prägejahr
Bemerkung
1807 1808
Gekröntes L Mit Portrait
1808-1810, 1817 1806-1810
Gekröntes Wappen Gekrönter Löwe Gekröntes Wappen Gekröntes Wappen Gekröntes Wappen Gekröntes Wappen
1809, 1810, 1817, 1819 1809, 1817 1809, 1816, 1817 1810, 1811, 1819
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
In einer zweiten Prägeperiode wurden im Jahr 1819 die römischen Ziffern durch arabische Wertziffern ersetzt. Die Umschrift auf der Vorderseite war einheitlich „GR: GROSHERZOGTH. HESSEN“. Geprägt wurden 6 Kreuzer (AKS Nr. 78 und 79) und 3 Kreuzer (AKS Nr. 84, 110) aus Billon.
282
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 132: Prägeperiode 1819 bis 1833 Nominal Material AKS-Katalognr. 6 KREUZER Billon AKS 78, 79 3 KREUZER
Billon
AKS 84, 110
Prägejahr 1819-1821, 1824, 1826-1828, 1833 1819, 1822, 1833
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
In einer dritten Prägeperiode wurden ab 1833 bis 1847 3 Kreuzer aus Billon (AKS Nr. 111), 1 Kreuzer ebenfalls aus Billon (AKS Nr. 114) und 1 Hellermünzen aus Kupfer (AKS Nr. 117) geprägt. Diese Prägungen zeigten einheitlich auf der Vorderseite das gekrönte Wappen und die Umschrift „GROSHERZOGTHUM HESSEN“. Die Wertseiten trugen die Umschrift „SCHEIDEMÜNZE“, die arabische Wertziffer, die Nominalbezeichnung und das Jahr. Die Gestaltung der 1 Hellermünze (AKS Nr. 117) folgte diesen Gestaltungsgrundsätzen jedoch nicht, sondern hier eher der vorangegangenen Prägeperiode, bei der Heller als Teilstücke des Kreuzers jedoch nicht ausgeprägt worden waren. Tabelle 133: Prägeperiode 1824 bis 1847 Nominal Material AKS-Katalognr. 3 KREUZER Billon AKS 111 1 KREUZER Billon AKS 114 1 HELLER Kupfer AKS 117
Prägejahr 1833-1836 1834-1838 1824, 1837, 18401847
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
In der nun folgenden vierten Prägeperiode ab 1838 erfolgte die Herstellung der 6 und 3 Kreuzermünzen aus Billon nach den Vorschriften der besonderen Übereinkunft des Münchner Münzvertrages (AKS Nr. 108, 109 und 113). Die Münzen waren daher aus Billon geprägt und trugen auf der Vorderseite das Wappen und auf der Wertseite die von einem Eichenkranz umgebene Wertziffer, Nominalbezeichnung und das Jahr. Auch ohne vertragliche Verpflichtung folgte die Gestaltung der 1 Kreuzermünzen aus Billon (AKS Nr. 112, 115 und 116) diesen Gestaltungsgrundsätzen.482 Unterschiede innerhalb dieser Prägeperiode ergaben sich nur in der Gestaltung des Wappens von zuvor spatenförmig auf fast rechteckig. Unterhalb des 1 Kreuzernominals wurde weiterhin der Heller aus Kupfer ausgeprägt (AKS Nr. 118). Erstmals war auch dieses kleinste und nur innerhalb dieser Prägeperiode nur im Jahr 1847 geprägte Nominal auch im Ring geprägt worden.
482 Vgl. auch andere süddeutsche Staaten, wie zum Beispiel Baden und Bayern.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 134: Prägeperiode 1837 bis 1847 Nominal Material AKS-Katalognr. 6 KREUZER Billon AKS 108, 109 3 KREUZER Billon AKS 113 1 KREUZER Billon AKS 115, 116 1 HELLER Kupfer AKS 118
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Prägejahr 1838-1847 1843-1847 1837-1845, 1847 1847
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Bereits vor dem Beitritt zum Münchner Münzvertrag folgte HessenDarmstadt den allgemeinen Entwicklungstendenzen und löste die römischen durch arabische Wertziffern ab. Die Umschriften wurden für alle Nominale vereinheitlicht und schließlich auch ausgeschrieben. Mit den Beitritten zum Münchner und Dresdner Münzvertrag wurden die dort festgelegten Gestaltungsgrundsätze übernommen und die 6 und 3 Kreuzermünzen einheitlich mit den anderen Vertragsstaaten (mit Ausnahme der Wappenseite) gestaltet. Auch ohne so weit reichende vertragliche Verpflichtung wurden diese Gestaltungsgrundsätze auf die 1 Kreuzermünzen ausgedehnt. Hessen-Darmstadt folgte auch den technischen Entwicklungen der Zeit und ließ seit 1847 selbst das kleinste Nominal im Ring prägen. 4.5.5 Nassau (bis 1866) Geschichte Das Herzogtum Nassau entstand 1806 aus der Vereinigung der Linien Nassau-Usingen und Nassau-Weilburg. Für das vereinigte Nassau wurde der Titel Herzog zu Nassau 1816 angenommen. Nassau wurde 1828 Mitglied des Mitteldeutschen Handelsvereins und 1836 Mitglied des Deutschen Zollvereins. Da es 1866 auf Seiten Österreichs stand, wurde es durch Preußen mit Wirkung vom 06.10.1866 annektiert.483 Münzsystem In Nassau-Weilburg war seit 1752 das Münzrecht nicht mehr und in Nassau-Dillenburg seit 1766 kaum noch ausgeübt worden.484 Die bis dahin geprägten Münzen sollen Anfang des 19. Jahrhunderts nicht mehr im Umlauf gewesen sein.485 Zwischen 1808 bis 1815 prägte Nassau nach dem Konventionsfuß von 1753 (20 Guldenfuß), der Gulden zu 60 Kreuzer. Ab 1817 wurden auch 483 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 236. 484 SCHÖN, Deutscher Münzkatalog, S. 605f. 485 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 7, S. 7.
284
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Kronentaler ausgeprägt. Nassau trat dem Münchener, dem Dresdener und dem Wiener Münzvertrag bei.486 Ein Kreuzer galt 4 Pfennig bzw. Heller. Die für den Beginn des 19. Jahrhunderts für einen Staat dieser Größe sehr umfangreiche Münzproduktion ist in einem erheblichen Umfang zur Zeit der französischen Besetzung auf das linke Rheinufer und in die Niederlande abgeflossen.487 Nassau hat vor seinem Beitritt zum Münchner Münzvertrag mit seiner stark unterwertigen Kleinmünzenprägung erhebliche Gewinne erzielt.488 Dennoch lief in erheblichen Umfang, sowohl vor als auch nach dem Beitritt zum Münchner Vertrag, fremdes (Klein)Geld, süddeutsches, österreichisches und zunehmend preußisches, in erheblichen Umfang um.489 Der Anteil einheimischen Kleingeldes am Kleingeldumlauf soll um 1820 durchschnittlich unter 20 Prozent betragen haben.490 Prägeperioden Zwischen 1808 und 1826 prägte Nassau die folgenden Kleinmünzennominale: 5 Kreuzer aus Billon (nur 1808 und 1809; AKS Nr. 8 und 9) ohne die Nominalbezeichnung „KREUZER“, sondern „240 EINE FEINE MARK“, III Kreuzer aus Billon zwischen 1809 bis 1828 (AKS Nr. 10-15, 48 und 49), 1 Kreuzer aus Kupfer zwischen 1808 bis 1818 (AKS Nr. 16-18, 51) und aus Billon zwischen 1817 und 1828 (AKS Nr. 52). Das 1/2 Kreuzerstück aus Kupfer wurde nur 1813 geprägt (AKS Nr. 19), das 1/4 Kreuzerstück aus Kupfer von 1808 bis 1822 (AKS Nr. 20, 21, 55 und 56).491 Ab 1817 wurden auch 6 Kreuzermünzen im Wert von 2 Groschen aus Billon und wie die anderen Münzen dieser Prägeperiode noch ohne Ring geprägt (AKS Nr. 45 und 46). Der Feingehalt zumindest der in Limburg geprägten Billonmünzen soll sich von 1819 bis 1822 verschlechtert haben, z. B. von 28 auf 30 Gulden bei den 6 Kreuzermünzen; damit soll Nassau gegen seine eigenen Richtwerte verstoßen haben.492
486 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 136. 487 Julius ISENBECK, Das Nassauische Münzwesen, Wiesbaden 1890, S. 147. 488 SCHNEIDER, Das Münzwesen im Herzogtum Nassau, S. 35. 489 Ebd., S. 51-53, S. 57, S. 59 und S. 64. 490 Die Anteile sollen in den Ämtern des Landes stark geschwankt haben. Genannt werden, je nach Nominal unterschiedlich, Anteile von 80 bis 1 Prozent, ebd., S. 52. 491 JAEGER vermutet, dass dieses Nominal „1/4 Kreuzer“ genannt wurde, um eine Verwechslung wie bei den hessischen Hellern (im Wert eines Pfennigs, also 1/4 Kreuzer) mit süddeutschen Hellern (im Wert eines halben Pfennigs, also 1/8 Kreuzer) zu vermeiden, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 2, S. 60. 492 SCHNEIDER, Das Münzwesen im Herzogtum Nassau, S. 50, mit weiterem Nachweis.
285
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 135: Prägeperiode 1808 bis 1828 Nominal Material AKS-Katalognr. 240 EINE FEIBillon AKS 8, 9 NE MARK (= 5 Kreuzer) III KREUZER Billon AKS 10-15, 48, 49 I KREUZER Kupfer AKS 17 1 KREUZER Kupfer AKS 16, 18, 51 1 KREUZER
Billon
AKS 52
1
Kupfer Kupfer
AKS 19 AKS 20, 21, 55, 56 AKS 45, 46
/2 KREUZER /4 KREUZER
1
6 KREUZER
Billon
Prägejahr 1808, 1809
1809-1828 1808, 1809 1808-1810, 1813, 1817, 1818 1817, 1818, 1823, 1824, 1828 1813 1808-1814, 18171829, 1822 1817-1819, 18221828
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Die große Zahl von Varianten bei den Kleinmünzen bis 1816 resultiert aus der damals noch wenig entwickelten Härtetechnik, die erforderte, dass immer wieder neue Stempel angefertigt werden mussten.493 Mit diesen unterwertigen Prägungen hat der Staat Nassau nicht nur bei dem Inverkehrbringen im eigenen Land, sondern auch durch den Export in andere Länder, insbesondere in die Niederlande und deren ostindische Besitzungen, wirtschaftlich profitiert.494 Diese Prägungen wurden in einem so hohen Volumen hergestellt, dass gemäß dem in der Ständeversammlung 1819 von mehreren Deputierten vorgetragenen Wunsch nach einer vorläufigen Einstellung der Scheidemünzenprägung,495 zumindest die Kupferkleinmünzenproduktion bis 1830 mangels Bedarfs ruhte.496 In einer zweiten Prägeperiode zwischen 1831 bis 1839 wurden 6 Kreuzer (AKS Nr. 47) und 3 Kreuzer (AKS Nr. 50), beide aus Billon und das 1 Kreuzerstück sowohl in Kupfer (AKS Nr. 53) und Billon (AKS Nr. 54) ausgeprägt. Das kupferne 1 Kreuzerstück wurde zwischen 1830 und 1838, das aus Billon zwischen 1832 bis 1835, also parallel zueinander geprägt. Die Prägungen erfolgten nun im Ring und die Wertangaben beim 3 und beim 6 Kreuzerstück mit arabischen Ziffern. Die Gestaltung war bei allen vier Typen mit der Umschrift „HERZOGTUM NASSAU“, der Anordnung 493 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 7, S. 8. 494 SCHNEIDER, Das Münzwesen im Herzogtum Nassau, S. 152. 495 Ebd., S. 52. 496 Ebd., S. 58.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
der Umschrift, der Gestaltung des Wappens und des Lorbeerkreises auf der Wertseite aufeinander abgestimmt. Tabelle 136: Prägeperiode 1830 bis 1839 Nominal Material AKS-Katalognr. 6 KREUZER Billon AKS 47 3 KREUZER Billon AKS 50 EIN KREUZER Kupfer AKS 53 I KREUZER
Billon
AKS 54
Prägejahr 1831-1839 1831-1834, 1836 1830, 1832, 1834, 1836, 1838 1832, 1833, 1835
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Die Ringprägung auch für die Kleinmünzen war durch die Anschaffung einer uhlhorn’schen Prägemaschine ermöglicht worden. Die Größen und das genaue Gewicht konnten nun deutlich genauer eingehalten werden.497 Die in einer dritten Prägeperiode zwischen 1840 und 1846 geprägten 6 Kreuzer (AKS Nr. 69) und 3 Kreuzer (AKS Nr. 70), beide aus Billon, entsprachen bereits den Vorschriften der Besonderen Übereinkunft von 1837. Die „EIN KREUZER“-Münze aus Kupfer (AKS Nr. 71) entsprach AKS Nr. 53 der zweiten Prägeperiode. Neu hinzu gekommen war das 1 Hellerstück (AKS Nr. 74), ebenfalls aus Kupfer, das mit Ausnahme des weggelassenen Eichenzweiges den Gestaltungsgrundsätzen der anderen Nominale ähnelte. Tabelle 137: Prägeperiode 1839 bis 1856 Nominal Material AKS-Katalognr. 6 KREUZER Billon AKS 69 3 KREUZER
Billon
AKS 70
EIN KREUZER
Kupfer
AKS 71
1 HELLER
Kupfer
AKS 74
Prägejahr 1840, 1841, 1844, 1846-1848, 1855 1839, 1841, 1842, 1845-1848, 1853, 1855 1842, 1844, 1848, 1854-1856 1842
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Ab 1859 bis 1863 wurden in einer vierten Prägeperiode nur noch drei Typen von Kleinmünzen geprägt: das 1 Kreuzerstück in Kupfer (AKS Nr. 72) und in Billon (AKS Nr. 73) sowie erstmals das 1 Pfennigstück aus Kupfer (AKS Nr. 75). Gemäß den wenigen Bestimmungen für Kleinmünzen im Wiener Münzvertrag trugen sie den Aufdruck „SCHEIDEMÜNZE“ in der Um-
497 ISENBECK, Das Nassauische Münzwesen, S. 153.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
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schrift der Wappenseite (AKS Nr. 72 und 73) bzw. im Abschnitt der Wertseite (AKS Nr. 75). Tabelle 138: Prägeperiode 1859 bis 1863 Nominal Material AKS-Katalognr. 1 KREUZER Kupfer AKS 72 1 KREUZER Billon AKS 73 1 PFENNIG Kupfer AKS 75
Prägejahr 1859-1863 1861 1859, 1860, 1862
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Die Konvergenzen in der nassauischen Kleinmünzenprägung bestanden in der Reduzierung der Typenvielfalt eines Nominals, der Übernahme der arabischen statt der römischen Zahlen, der Harmonisierung der Gestaltung und der Einführung der Ringprägung in der Prägetechnik. Mit dem Beitritt zum Münchner Münzvertrag wurde zumindest die Gestaltung der 6 und 3 Kreuzermünzen nach den Gestaltungsvorschriften des Münchner Vertrages vorgenommen. Mit der Annexion durch Preußen nach 1866 endete diese Konvergenz innerhalb des süddeutschen Münzvereins, und in Nassau wurde das preußische Münzsystem eingeführt. 4.5.6 Frankfurt, Stadt (1815 bis 1866) Geschichte Die alte Reichsstadt Frankfurt hatte 1806 ihre Unabhängigkeit verloren und war in das Hoheitsgebiet des Fürstprimas der Rheinischen Konföderation, Carl Theodor von Dalberg, eingegliedert worden, das von 1810 bis 1813 als Großherzogtum Frankfurt bestand. Der Wiener Kongress erklärte Frankfurt 1815 zur Freien Stadt. Da das Reich seit 1806 nicht mehr bestand, war Frankfurt im staatsrechtlichen Sinne ein völlig selbstständiger Staat. Frankfurt wurde Mitglied des Deutschen Bundes und ab 1816 Sitz der Bundesversammlung des Deutschen Bundes. Da sich Frankfurt im PreußischÖsterreichischen Krieg 1866 auf die Seite Österreichs gestellt hatte, wurde es von Preußen annektiert und der preußischen Provinz Hessen-Nassau einverleibt.498 Münzsystem Seit 1762 prägte Frankfurt gemäß dem 1753 zwischen Österreich und Bayern vereinbarten Konventionsfuß, nach dem aus einer Mark Feinsilber zehn
498 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 110.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Taler geprägt wurden.499 Diese Münzen nannten dementsprechend die Umschrift AD NORMAM CONVENTIONIS.500 Nach diesem Fuß entsprach der Taler zwei Gulden, der Gulden zu 60 Kreuzer, der Kreuzer zu 4 Heller.501 Seit 1766 musste Frankfurt im Handel und Verkehr auch das Rechnen nach dem 24 Guldenfuß zulassen.502 Vor dem Beitritt zum Münchner Münzvertrag rechnete man in der Stadt Frankfurt „gewöhnlich nach Reichsgulden zu 60 oder nach Reichsthalern zu 90 Kreuzern à 4 Pfennig.“ und „Der Zahlwerth ist bei öffentlichen Abgaben und Capitalanlagen der Convent. Courant= oder 20=fl. Fuß, die Cölln. Mark fein Silber zu 13 1/2 Rthlr. Courant, im gemeinen Handel und bei Waarenzahlungen aber der 24 fl.= Fuß, die Cölln. Mark fein Silber zu 16 Rthlr., und bei gewissen Stadtabgaben auch bisweilen noch der 22 fl.= Fuß, die Cölln. Mark fein Silber zu 14 2/3 Rthlr.“503 Spätestens ab 1848 galt diese Art der Rechnung als veraltet. Die Rechnung entsprach nun dem gemäß dem Münchner Vertrag tatsächlich ausgeprägten Münzsystem im 24 1/2 Guldenfuß (1 Gulden à 60 Kreuzer à 4 Heller/Pfennige).504 Nach dem Beitritt zum Dresdner Münzvertrag hat die Stadt Frankfurt sowohl Gulden als auch parallel den Vereinstaler505 ausgeprägt. Kleinere Münzen als 1 Gulden wurden jedoch nur als Halbgulden (AKS Nr. 15-17) und als 6 Kreuzer-, 3 Kreuzer-, 1 Kreuzer- und 1 Hellerstücke ausgeprägt (AKS Nr. 18-35). Das Kleinmünzensystem fußte daher einzig und allein auf der Ausprägung des Guldens und nahm keine Rücksicht auf eine direkte Umrechnung zum Taler. Die Kleinmünzenprägung war daher offensichtlich nur auf den lokalen und maximal noch süddeutschen Zahlungsverkehr abgestellt. Auf allen Frankfurter Kleinmünzen des 19. Jahrhunderts fehlen auch Hinweise auf den Münzfuß. Komplizierte Umrechnungen, wie nach dem Hamburger System, entfielen in Frankfurt. Frankfurt musste weder zwischen Kurant- noch Bancosystem umrechnen, wie in Hamburg, noch bedurfte es der Umrechnung von Gulden und Vereinstalern, da beide als Großmünzen ausgeprägt waren. Während Trapp die Meinung vertritt, dass in Frankfurt, anders als in den anderen von Preußen annektierten Gebieten, nicht 1867 die preußische 499 FUCHS, Aus der Münzgeschichte, S. 134. 500 Siehe z.B.: SCHÖN, Deutscher Münzkatalog, S. 282f., Nr. 49-56, Nr. 59-71 und Nr. 77-80. 501 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 110; FUCHS, Aus der Münzgeschichte, S. 135. 502 Paul JOSEPH / Eduard FELLNER, Die Münzen von Frankfurt am Main, Band 1: Text, Frankfurt/a.M. 1896, S. 18. 503 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 127. 504 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 149. 505 Neben dem Gulden für den süddeutschen Münzverkehr diente der Vereinstaler den Geldzahlungen mit den norddeutschen Staaten, JOSEPH / FELLNER, Die Münzen, S. 43.
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Währung eingeführt worden sei, sondern Frankfurt seine Guldenwährung bis zur Einführung der Reichswährung behielt506, meint Kahl, dass auch Frankfurt 1867 die preußische Währung einführte.507 Der Dissens kann hier unaufgeklärt bleiben, da die Aufgabenstellung der vorliegenden Untersuchung vor allem auf die tatsächliche Ausprägung der Münzen abstellt. Die Ausprägung der Frankfurter Gulden, Kreuzer und Heller endete unstreitig 1866, dem Jahr, in dem die Münzstätte Frankfurt beginnt, für Preußen mit dem Münzzeichen C zu prägen.508 In Frankfurt liefen in erheblichen Umfang fremde Münzen um. Nelkenbrecher schreibt 1871: „Fremde Münzen. In Gold cirkuliren hier: deutsche Pistolen, holländ. 10 Guldenstücke, engl. Sovereigns, Ducaten (s. den Curszettel). In Silber: die Stücke zu 3 1/2, 2, 1 und 1/2 Fl. aller süddeutschen Länder, sowie 5 Francs=Stücke zu 2 Fl. 20 Kr, Kronenthaler zu 2 Fl. 42 Kr, preuß. Thaler zu 1 Fl. 45 Kr u.s.w.“509 Für die Kupfermünzen wurde die Annahme zum Wert von 1/4 Kreuzer, unabhängig von der Herkunft, der Nominalbezeichnung oder anderer Merkmale, die gängige Praxis.510 Der Bedarf an fremden Sorten war dabei stark saisonal beeinflusst: im Frühjahr benötige man vor allem preußisches Geld um Erzeugnisse aus norddeutschen Fabriken mit Münzen im 14 Talerfuß bezahlen zu können, während im Herbst für Wolle, Wein und Getreide süddeutsches Geld und für sächsische Wolle, vor der Übernahme des 14 Talerfußes in Sachsen, Konventionsmünzen benötigt wurden.511 Tabelle 139: Münzsystem Wertverhältnis 1 T = 2 G = 120 Kr = 480 H 1 G = 60 Kr = 240 H 1 Kr = 4 H Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 110.
Trotz der Annexion durch Preußen nach dem Krieg von 1866 wurde auch 1871 zumindest nicht hauptsächlich im Talersystem gerechnet. Nelkenbrecher nennt nur die Rechnungsumstellung vom 24 1/2 auf den 52 1/2 Guldenfuß auf Grund der Festlegungen des Wiener Vertrages. 512 Es ist dennoch nicht davon auszugehen, dass die Rechnung im Talersystem nicht zu506 TRAPP / FRIED, Kleines Handbuch der Münzkunde, S. 102. 507 KAHL, Hauplinien der deutschen Münzgeschichte, S. 24. 508 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 110. 509 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 161. 510 KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 132f. 511 SCHWARZER, Einleitung, S. 34. 512 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 161.
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mindest auch alternativ Verwendung fand. Dafür war zum einen der faktische Umlauf preußischer Münzen in Frankfurt schon vor 1866 zu groß und zum anderen war der 30 Talerfuß seit spätestens 1867 auch der gesetzliche Münzfuß. Prägeperioden Bis zum Beitritt zum Dresdner Münzvertrag prägte Frankfurt als Kleinmünzen nur 1 Hellerstücke (AKS Nr. 29-31) aus Kupfer.513 Die Wertseite enthielt die Wertzahl, die Nominalbezeichnung, das Jahr und zwei bis drei Rosetten bzw. die Initialen des Münzmeisters. Auf der Vorderseite wurde der Adler im vergleichsweise realistischen Stil ohne oder mit zwei verschiedenen Varianten von Abkürzungen unter dem Adler gezeigt. Tabelle 140: Prägeperiode 1814 bis 1837 Nominal Material AKS-Katalognr. I HELLER Kupfer AKS 29 I HELLER Kupfer AKS 30 I HELLER Kupfer AKS 31
Prägejahr 1814 1814-1825 1836, 1837
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Neben dem Heller wurden nach dem Beitritt zum Wiener Münzvertrag 1838 nun auch 6, 3 und 1 Kreuzerstücke in Billon ausgeprägt (AKS Nr. 1828). Darunter wurde weiterhin der Heller bis 1865 in Kupfer ausgeprägt (AKS Nr. 32-35). Die Wertseiten der 6 und 3 Kreuzerstücke entsprachen den Vorschriften des Dresdner Vertrages. Die Vorderseiten zeigten verschiedene Adlervarianten mit unterschiedlichen Umschriften. Ungewöhnlich ist der Typ AKS Nr. 20, der statt des Adlers die Frankfurter Stadtansicht zeigt. Da diese Gestaltung den münzvertraglichen Verpflichtungen widersprach, vertritt Jaeger die Ansicht, dass diese Münze keinen Kurswert besaß.514 Die Stadtansicht wird auch auf der Wertseite einer 1 Kreuzerprägung (AKS Nr. 26) ohne Jahreszahl gezeigt, die aber nach 1839 geprägt worden sein muss.515 Die anderen 1 Kreuzertypen folgten dem Vorbild der 6 und 3 Kreuzerprägungen in der Wertseite, obwohl eine münzvertragliche Verpflichtung diesbezüglich nicht vorlag.
513 Mit den zwischen 1815 und 1837 geprägten Kupferhellern soll Frankfurt laut JAEGER erhebliche Gewinne erzielt haben. In den Jahren 1814 und 1815 soll der Gewinn 59 % des Nennwerts betragen haben, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 2, S. 58. 514 Ebd., S. 67. 515 Ebd., S. 61.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 141: Prägeperiode 1838 bis 1866 Nominal Material AKSKatalognr. 6 KREUZER Billon AKS 18
Prägejahr 1838, 18411846 1846, 18481853, 1855, 1856 1852-1854, 1856
6 KREUZER
Billon
AKS 19
6 KREUZER
Billon
AKS 20
6 KREUZER
Billon
AKS 21
1866
3 KREUZER
Billon
AKS 22
3 KREUZER
Billon
AKS 23
3 KREUZER
Billon
AKS 24
1838, 18411843, 1846 1846, 18481856 1866
1 KREUZER
Billon
AKS 25
1 KREUZER
Billon
AKS 26
1838, 18411857 Ohne Jahreszahl
1 KREUZER
Billon
AKS 27
1859-1862
1 KREUZER
Billon
AKS 28
1862-1866
1 HELLER
Kupfer
AKS 32
1838
1 HELLER
Kupfer
AKS 33
1 HELLER
Kupfer
AKS 34
1841-1847, 1848-1852 1852-1858
1 HELLER
Kupfer
AKS 35
1859-1865
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
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Bemerkung Gekrönter Adler mit Umschrift Gekrönter Adler mit Umschrift Stadtansicht mit oberer Umschrift auf der Vorderseite Gekrönter Adler mit Umschrift Gekrönter Adler mit Umschrift Gekrönter Adler mit Umschrift Gekrönter Adler mit Umschrift Gekrönter Adler mit Umschrift Stadtansicht auf der Wertseite und „1.K.“ im Abschnitt, gekrönter Adler mit Umschrift auf der Vorderseite Gekrönter Adler mit Umschrift Gekrönter Adler mit Umschrift Gekrönter Adler mit Umschrift Gekrönter Adler mit Umschrift Gekrönter Adler mit Umschrift Gekrönter Adler mit Umschrift
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Während der Befreiungskriege und in den ersten Jahren danach fehlten insbesondere kleine kupferne Scheidemünzen. Da besonders in der Rheinprovinz und in Westphalen die sich langsam entwickelnde Industrie große Mengen auch kleinster Zahlungsmittel verlangte, gab es private Initiativen, um Abhilfe zu schaffen.516 Bei den so genannten „Judenpfennigen“517 handelt es sich um sogenanntes Behelfsgeld, das mit staatlicher Duldung solange umlief, bis sich Missbräuche bildeten. Es handelte sich nicht um Münzen im engeren Sinne, sondern eher um münzähnliche Marken. Es wurde angenommen, weil man damit rechnen konnte, es auch wieder ausgeben zu können.518 Parallelen gab es zu den sogenannten Token, die seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts als Notmünzzeichen in England umliefen519 und den kommunalen und privaten Notmünzzeichen am Ende und nach dem 1. Weltkrieg in Deutschland. Die Ausprägung der Tokenwirtschaft fand mit der Wiederaufnahme der Ausprägung von ein und zwei Pennystücken durch den Staat ein Ende.520 Konvergenzen Die Frankfurter Münzverhältnisse lieferten zwei indirekte Impulse für die Weiterentwicklung des Münzwesens. Die zwischenzeitliche Existenz der sogenannten „Judenpfennige“ war ein deutliches Indiz dafür, dass das staatliche Münzsystem bei den Kleinmünzen ein Vakuum hinterlassen hatte, das die Gefahr nach sich zog, dass private Initiativen diese Lücke zum eigenen Vorteil nutzen. Der Umlauf dieses privaten Behelfsgeldes betraf nicht nur die Stadt Frankfurt, sondern auch andere Staaten.521 Es gab somit ein staatenübergreifendes Interesse an der Ordnung des Kleinmünzensystems. Das Kapitel der „Judenpfennige“ hat dies deutlich unterstrichen. Nach der Wiederherstellung solider Münzverhältnisse auch im Kleinmünzenbereich waren die Frankfurter Münzen wegen ihres zuverlässigen Feingehaltes überall akzeptiert.522 Neben dem Greshamschen Gesetz konnte auch die dauerhafte Werthaltigkeit von Münzen zu einer Durchdringung auch des Geldverkehrs in anderen Staaten führen. 516 Richard OHLY, Ein Beitrag zur Geschichte der Judenpfennige, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 23, Mai 1971, S. 155-162, hier: S. 155 (= Nachdruck der Ersterscheinung: Richard OHLY, Ein Beitrag zur Geschichte der Judenpfennige, in: Frankfurter Münzzeitung 19/20, Juli-August 1931, S. 290-294). 517 Katalogisiert bei: JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 2, S. 80f. 518 OHLY, Ein Beitrag, S. 162. 519 Jindřich MARCO, Münzen sammeln lohnt sich, Gütersloh / Berlin / Wien, 1972, S. 51 und S. 106. 520 OHLY, Ein Beitrag, S. 161. 521 Ebd., S. 156-158 und S. 161. 522 FUCHS, Aus der Münzgeschichte, S. 135.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
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Als Mitgliedstaat im Münchner und Dresdner Münzvertrag nahm Frankfurt an der Vereinheitlichung der 6 und 3 Kreuzerstücke teil. Darüber hinaus wurde, auch ohne vertragliche Bindung, die Gestaltung der 1 Kreuzermünzen den vertraglichen Gestaltungsgrundsätzen angepasst. Ab 1866 (AKS Nr. 96) bzw. 1867 prägte die Frankfurter Münze als preußische Münzstätte mit dem Buchstaben C. Mit dem Prägezeichen C blieb eine, wenn auch geringe, Frankfurter Restidentität in der Münzprägung erhalten, die aber ansonsten völlig das preußische Münzsystem aufgegangen war. 4.5.7 Sachsen-Meiningen Geschichte Sachsen-Meiningen ist durch Erbteilung im 17. Jahrhundert entstanden. 1826 kamen das Herzogtum Hildburghausen, das Fürstentum Saalfeld und einige weitere kleine Gebiete hinzu. 1866 ergriff Sachsen-Meiningen für Österreich Partei. Preußen erzwang daher den Rücktritt Herzogs Bernhard II. zugunsten seines Sohnes Georg II., der daraufhin für Sachsen-Meiningen dem Norddeutschen Bund beitrat. 1871 wurde Sachsen-Meiningen Mitgliedstaat des Deutschen Reiches.523 Münzsystem Seit 1763 prägte Sachsen-Meiningen im Konventionsfuß, das heißt 10 Speciestaler aus der Feinen Mark Silber. 10 Speciestaler galten 20 Gulden, der Gulden je 60 Kreuzer. Gerechnet wurde im 24 Guldenfuß, das heißt 24 Gulden auf die Feine Mark Silber. 1 Gulden = 60 Kreuzer = 240 Pfennige, 1 Kreuzer somit 4 Pfennige. Zwischen 1830 und 1837 galt der 24 3/10 Guldenfuß. Mit dem Beitritt zur Süddeutschen Münzkonvention wurde dann der 24 1 /2 Guldenfuß eingeführt. Der Gulden galt weiter 60 Kreuzer = 240 Pfennige. 1857 trat Sachsen-Meiningen dem Wiener Münzvertrag bei und übernahm den 52 1/2 Gulden- bzw. 30 Talerfuß.524 Für die 1 Pfennig- und 2 Pfennigmünzen vertritt Jaeger die Ansicht, sie seien für den Verkehr mit den in der Talerwährung verrechnenden Nachbarn bestimmt gewesen.525
523 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 389. 524 Ebd., S. 389f. 525 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 11, S. 79; die These ist nicht verifizierbar. Für sie spricht, dass der 1/4 Kreuzer und der Pfennig parallel geprägt wurden. Dagegen spricht, dass z.B. Bayern im ganzen 19. Jahrhundert in Pfennige statt in 1/4 Kreuzer teilte, obwohl es als nicht an das Taler-/Pfennig-Gebiet angrenzte. Wie Bayern hätte auch Sachsen-Meiningen verfahren können.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Spätestens um 1848 hatte sich auch die Rechnung nach dem neuen System des Münchner Vertrages durchgesetzt, „die frühere Rechnung nach meißnischen Gulden zu 24 gute Groschen, nach Reichtsthalern zu 48 Batzen, fränkischen Gulden zu 45 Batzen, rheinischen Gulden zu 42 Batzen à 5 Kreuzer oder 46 Pfennige kommt kaum noch vor.“526 In der Ausgabe von 1871 ergänzt Nelkenbrecher, dass die Rechnung in Gulden zu je 15 Batzen=75 Kreuzer noch in Miet- und Dienstverträgen vorkomme.527 Scheidemünzen anderer Staaten „mit Ausnahme der coburgischen, ist in den meinigschen Cassen zugelassen.“528 Zumindest werden hier die Scheidemünzen der anderen Staaten des Süddeutschen Münzvereins gemeint sein. Ob darüber hinaus auch Kleinmünzen nach preußischen und sächsischen System angenommen wurden, bleibt offen. Prägeperioden Zwischen 1808 und 1818 wurden 6 und 3 Kreuzermünzen aus Feinsilber 529 und 1 Kreuzermünzen aus Billon geprägt. Während das 6 und das 3 Kreuzerstück aus dem Jahr 1808 (AKS Nr. 168 und 170) in der Umschrift noch das Verhältnis zur Feinen Mark angab, verzichteten die Prägungen des Jahres 1812 und 1813 (AKS Nr. 169 und 171) und kennzeichneten die Münzen ausdrücklich als „LAND MÜNZE“. Alle 4 Prägungen zeigten die Wertzahl in einem Eichenkranz und außerhalb dieses Kranzes die Umschrift. Bei den 1 Kreuzermünzen (AKS Nr. 172 und 173) war die Wertzahl nicht in der Mitte aufgebracht, sondern im oberen Abschnitt und auf den Eichenkranz ist verzichtet worden. Bei allen 6 Prägungen wurde das mit dem Herzogshut gekrönte spatenblattförmige herzöglich sächsische Wappenschild auf einem Hermelinmantel gezeigt. Die 1/2 und 1/4 Kreuzermünzen sind aus Kupfer geprägt (AKS Nr. 175 und 176). Das 1/2 Kreuzerstück ist als LANDMVNZE bzw. als LANDMUNZE bezeichnet. Die beiden Hellerprägungen (AKS Nr. 178 und 179) variieren im Wesentlichen nur leicht in der Umschrift. Diese Prägungen erfolgten noch nicht im Ring.
526 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 299. 527 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 347. 528 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 299. 529 Diese Münzen waren vollwertig und keine Scheidemünzen, wie sonst in diesen Wertstufen, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 11, S. 82.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 142: Prägeperiode 1808 bis 1823 Nominal Material AKSKatalognr. 6 KREUZER Billon AKS 168 3 KREUZER
Billon
AKS 170
6 KREUZER 3 KREUZER I KREUZER 1 /2 KREUZER
Billon Billon Billon Kupfer
AKS 169 AKS 171 AKS 172, 183 AKS 175
1
Kupfer
AKS 176, 209
/4 KREUZER
Prägejahr
Bemerkung
1808
240 EINE FEINE MARK 1808 480 EINE FEINE MARK 1812, 1813 LANDMÜNZE 1812, 1813 LANDMÜNZE 1808, 1812 LANDMÜNZE 1812, 1814, LANDMÜNZE 1818 1812, 1814, LANDMÜNZE 1818, 1823
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Zwischen 1814 und 1823 (diese Prägeperiode überschneidet sich zeitlich mit der vorangegangenen Prägeperiode) wurden nur drei Kleinmünzentypen und diese alle drei aus Kupfer und noch nicht im Ring geprägt. Das 1 Kreuzerstück (AKS Nr. 174) wurde nun erstmals aus Kupfer statt aus Billon geprägt. 1818 wurden 1 Pfennig (AKS Nr. 177) und 1823 1/4 Kreuzer (d.h. im gleichen Wert wie 1 Pfennig!) geprägt. Auf der Wappenseite wurde auf den Hermelinmantel unter dem spatenblattförmigen Wappenschild verzichtet. Alle drei Typen tragen die Umschrift „HERZ.S.C.MEININGEN“. Der Hinweis „Landmünze“ fehlt. Tabelle 143: Prägeperiode 1814 bis 1818 Nominal Material AKS-Katalognr. 1 KREUZER Kupfer AKS 174 1 PFENNIG Kupfer AKS 177 1 HELLER Kupfer AKS 178, 179
Prägejahr 1814, 1818 1818 1814
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
In einer dritten Prägeperiode, zwischen 1826 und 1832, wurden 6, 3 und 1 Kreuzermünzen aus Billon (AKS Nr. 193, 196 und 199) mit der oberen Umschrift „LANDMÜNZE“ geprägt.530 Auf der Wappenseite stehen die Buchstaben S. und M. rechts und links neben dem Wappen. Bei den kleineren Nominalen sind 1/2, 1/4 und 1/8 Kreuzer aus Kupfer (AKS Nr. 207, 210 und 212) geprägt worden. Hier steht die Jahreszahl nicht wie bei den größeren Kleinmünzen auf der Wappen-, sondern auf der Wertseite. Auch diese 530 Zumindest die 6 Kreuzermünze ist bereits im Ring geprägt worden. Die Nominale von 1 Kreuzer und darunter sind nicht im Ring geprägt worden. Inwieweit die 3 Kreuzermünzen im Ring geprägt wurden, war nicht zweifelsfrei klärbar.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Nominale sind ausdrücklich als „LANDMÜNZE“ gekennzeichnet. Auf der Wappenseite tragen die Kupfernominale, im Gegensatz zu den Billonmünzen, die Umschrift „HERZ:S.MEININGEN.“. Seit 1829 wurde die 1 Kreuzermünze auch im Ring geprägt.531 Tabelle 144: Prägeperiode 1826 bis 1832 Nominal Material AKSKatalognr. 6 KREUZER Billon AKS 93 3 KREUZER Billon AKS 196 1 KREUZER Billon AKS 199 1 /2 KREUZER Kupfer AKS 207 1 /4 KREUZER Kupfer AKS 210 1 /8 KREUZER Kupfer AKS 212
Prägejahr 1826-1830 1827-1830 1828-1830 1828-1832 1828-1832 1828
Bemerkung LANDMÜNZE LANDMÜNZE LANDMÜNZE LANDMÜNZE LANDMÜNZE LANDMÜNZE
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Zwischen 1831 und 1837 prägte Sachsen-Meiningen 6, 3 und 1 Kreuzermünzen aus Billon (AKS Nr. 194, 197 und 200). Auch diese Münzen waren ausdrücklich als „LANDMÜNZE“ auf der Wertseite bezeichnet. Die Jahreszahl stand, anders als bei dieser Nominalgruppe in der vorherigen Prägeperiode, auf der Wertseite. Eine Schleife unter der Jahreszahl war als zusätzliches Gestaltungselement hinzu gekommen. Dafür war die zuvor recht große Wertzahl deutlich kleiner gestaltet worden. Die Wappenseite wies um das Wappenschild nun zwei gebundene Eichenzweige auf; die Umschrift schrieb „SACHSEN MEININGEN“ ohne Abkürzungen aus. Neben der Billonprägung 1 Kreuzer (AKS Nr. 200) wurde zwischen 1828 und 1835 der Kreuzer auch in Kupfer (seit 1831 im Ring532) mit deutlichen Gestaltungsrückgriffen auf die 2. Prägeperiode ausgeprägt (AKS Nr. 203 und 204); vgl. mit AKS Nr. 174. Trotz des größeren Durchmessers des Kupferkreuzers im Verhältnis zum Billonkreuzer war hier die Gestaltung zurückhaltender und wies deutlich mehr freie Flächen aus. In der Gestaltung passte der Kupferkreuzer zu den ihm ähnlichen 2 Pfennig- und 1 Pfennigprägungen (AKS Nr. 213 und 216), die 1832 bis 1835 hergestellt wurden. Zumindest die Nominale oberhalb von 1 Pfennig waren im Ring geprägt worden.
531 Ebd., S. 87. 532 Ebd.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 145: Prägeperiode 1828 bis 1837 Nominal Material AKSKatalognr. 6 KREUZER Billon AKS 194 3 KREUZER Billon AKS 197 1 KREUZER Billon AKS 200 1 KREUZER Kupfer AKS 203, 204 2 PFENNIG Kupfer AKS 213 1 PFENNIG
Kupfer
AKS 216
297
Prägejahr
Bemerkung
1831-1837 1831-1837 1831-1837 1828-1835 1832, 1833, 1835 1832, 1833, 1835
LANDMÜNZE LANDMÜNZE LANDMÜNZE
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
In einer fünften Prägeperiode (1839 bis 1842) wurde der Kreuzer sowohl in Billon (AKS Nr. 201) als auch Kupfer (AKS Nr. 205) ausgeprägt. Der Billonkreuzer zeigte nun die breit aufgebrachten Eichenzweige auf der Wertseite, während auf dem Kupferkreuzer die Eichenzweige auf der Wappenseite aufgeprägt waren. Nach dem Gestaltungsvorbild des Kupferkreuzers wurden auch das 2 und das 1 Pfennigstück (AKS Nr. 214 und 217) geprägt. Von nun ab waren alle Nominale zweifelsfrei im Ring hergestellt. Tabelle 146: Prägeperiode 1839 bis 1842 Nominal Material AKSKatalognr. 1 KREUZER Billon AKS 201
Prägejahr 1839
1 KREUZER
Kupfer
AKS 205
1842
2 PFENNIGE
Kupfer
AKS 214
1839, 1842
1 PFENNIG
Kupfer
AKS 217
1839, 1842
Bemerkung Eichenkranz auf der Wertseite Eichenkranz auf der Wappenseite Eichenkranz auf der Wappenseite Eichenkranz auf der Wappenseite
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
In der nun folgenden sechsten Prägeperiode (1840 bis 1854) wurden das 6 Kreuzerstück (AKS Nr. 195) und das 3 Kreuzerstück (AKS Nr. 198) nach den Vorschriften des Münchner Vertrages und nur im Jahr 1840 geprägt. Die Umschrift der Wappenseite war HERZOGTHUM S. MEININGEN.
298
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Kleinere Nominale wurden nur im Jahr 1854 geprägt.533 Das 1 Kreuzer-, 1/2 Kreuzer- und 1/4 Kreuzerstück waren nach exakt gleichen Grundsätzen gestaltet worden (AKS Nr. 206, 208 und 211). Die Umschrift dieser drei kleineren Nominale war „HERZOGTHUM SACHSEN MEININGEN“. Tabelle 147: Prägeperiode 1840 bis 1854 Nominal Material AKSKatalognr. 6 KREUZER Billon AKS 195
Prägejahr 1840
3 KREUZER
Billon
AKS 198
1840
1 KREUZER
Kupfer
AKS 206
1854
1
/2 KREUZER
Kupfer
AKS 208
1854
1
/4 KREUZER
Kupfer
AKS 211
1854
Bemerkung Eichenkranz auf der Wertseite Eichenkranz auf der Wertseite Ohne Eichenkranz Ohne Eichenkranz Ohne Eichenkranz
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Gemäß den Bestimmungen des Artikels 17 des Süddeutschen Münzvertrages von 1858 wurden zwischen 1859 und 1864 keine 6 und 3 Kreuzerstücke ausgeprägt. Die einzige Billonprägung war das 1 Kreuzerstück (AKS Nr. 202), das in der Gestaltung den 6 und 3 Kreuzermünzen der 6. Prägeperiode angenähert war. Die Münze war ausdrücklich als „SCHEIDEMÜNZE“ gekennzeichnet. Im Gegensatz zur vorangegangenen Prägeperiode wurde der Kreuzer nun nicht mehr in Teilstücke, sondern in 2 und 1 Pfennigmünzen unterteilt (AKS Nr. 215, 220, 218 und 221). Diese Pfennigprägungen zeigten wie der Kupferkreuzer und seine Teilstücke der vorangegangen Prägeperiode die Umschrift „HERZOGTHUM SACHSEN MEININGEN“. Tabelle 148: Prägeperiode 1860 bis 1870 Nominal Material AKS-Katalognr. 1 KREUZER Billon AKS 202 2 PFENNIGE Kupfer AKS 215, 220 1 PFENNIG Kupfer AKS 218, 221
Prägejahr 1864, 1866 1860, 1862-1870 1860, 1862-1868
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
533 Die Prägung der Kupfermünzen des Jahres 1854 und alle späteren Münzen wurden durch die bayrische Münzstätte München hergestellt, da die eigene Münzprägeanstalt in Saalfeld wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit aufgegeben worden war, ebd., S. 97.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
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Konvergenzen Neben der Umsetzung der Verpflichtungen aus dem Münchner und Dresdner Münzvertrag wurden die Gestaltungsgrundsätze auch auf die 1 Billonkreuzermünzen ausgedehnt, ohne dass es hierzu eine vertragliche Verpflichtung gab. Die parallel vorgenommene Ausprägung von Kupferkreuzern endete 1854, während der Billonkreuzer bis 1866 weiter geprägt wurde. Sachsen-Meiningen passte sich damit den allgemeinen Entwicklungen des Süddeutschen Münzvertrages an. 1854 endete auch die Ausprägung von Teilstücken des Kreuzers. Stattdessen wurden als Unterteilung des Kreuzers ab 1860 nur noch 2 und 1 Pfennigmünzen ausgeprägt (zuvor war der Kreuzer sowohl in Kreuzerteilstücke als auch in 1 und 2 Pfennige unterteilt ausgeprägt worden). 4.5.8 Hohenzollern-Hechingen Geschichte Das Fürstentum Hohenzollern-Hechingen trat 1806 dem Rheinbund und 1815 dem Deutschen Bund bei. 1849 dankte der Fürst Friedrich Wilhelm Constantin zugunsten des Königs von Preußen ab.534 Münzsystem Das Münzsystem gründete auf dem Konventionsfuß bzw. auf dem süddeutschen 24 Guldenfuß. Danach wurden aus der Gewichtsmark Feinsilber 10 Konventionstaler geprägt, der Taler gerechnet zu 2 Gulden, der Gulden zu 60 Kreuzer, der Kreuzer zu 4 Pfennigen. Tatsächlich bewertet wurde der Konventionstaler jedoch mit 2 Gulden zu 24 Kreuzer, der Konventionsgulden mit 72 Kreuzer.535 Spätestens seit 1848 entsprach die Rechnung den ausgeprägten Münzen nach den Vorschriften des Münchner Vertrages. 536 Das Münzsystem wurde nach der Abdankung zugunsten des Königs von Preußen nicht geändert. Friedrich Wilhelm IV. ließ 1852 weiter im Gulden- und Kreuzersystem prägen (AKS Nr. 20-24). Diese Prägungen erfolgten sowohl für Hohenzollern-Hechingen als auch für HohenzollernSigmaringen. Trotz der Zugehörigkeit zu Preußen wird noch für das Jahr 1871 nur vermerkt: „Rechnet wie Baden“.537
534 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 195. 535 Ebd. 536 Vgl. NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 203. 537 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 220.
300
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Prägeperioden Im 19. Jahrhundert hat das Fürstentum vor der Abdankung zugunsten des Königs von Preußen Kleinmünzen nur zwischen 1840 und 1847 in den Nominalen 6 und 3 Kreuzer (AKS Nr. 6 und 7) ohne Veränderungen in München538 ausprägen lassen. Tabelle 149: Prägeperiode 1840 bis 1847 Nominal Material AKS-Katalognr. 6 KREUZER Billon AKS 6 3 KREUZER
Billon
AKS 7
Prägejahr 1840-1842, 18451847 1845-1847
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Die Prägungen für Friedrich Wilhelm IV. von Preußen ab 1852 in Berlin539 unterschieden sich nicht von denen, die für Hohenzollern-Sigmaringen geprägt wurden. Die Wertseite blieb mit Ausnahme der Hinzufügung des Münzzeichens A unverändert. Die Wappenseite zeigte statt des großen Hohenzollern-Wappens mit der Umschrift „KURFÜRSTENTH. HOHENZ: HECHING“ nunmehr den Hohenzollernadler der Preußen mit dem kleinen Hohenzollern-Wappen auf der Brust und oben die Umschrift „HOHENZOLLERN“. Tabelle 150: Prägeperiode 1852 Nominal Material 6 KREUZER Billon 3 KREUZER Billon EIN KREUZER Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 22 AKS 23 AKS 24
Prägejahr 1852 1852 1852
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Es fällt auf, dass Friedrich Wilhelm von Preußen das Fürstentum Hohenzollern-Hechingen nicht direkt in das Taler- und Groschensystem einbezogen hat. Andererseits war der beibehaltene süddeutsche 24 1/2 Guldenfuß gemäß den Vorschriften des Dresdner Münzvertrages leicht zum Taler umrechenbar, was auch für das Verhältnis der Kreuzer zum Groschen galt. Eine Konvergenztendenz über die Vorschriften der Münzverträge hinaus ist nur dahingehend feststellbar, dass die Münzen in Berlin geprägt wurden. Mit dem Zusatz des Münzzeichens A war der einzige Konvergenzpunkt zum preußischen Münzsystem gegeben, der über die in den Münzverträgen festgesetzten Verpflichtungen hinaus ging. 538 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 1, S. 44. 539 Ebd.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
301
4.5.9 Hohenzollern-Sigmaringen Geschichte Wie Hohenzollern-Hechingen trat auch Hohenzollern-Sigmaringen 1806 dem Rheinbund und 1815 dem Deutschen Bund bei. 1849 erfolgte, wie in Hohenzollern-Hechingen, ebenfalls die Abdankung des Fürsten Carl zugunsten des Königs von Preußen.540 Münzwesen Das Münzwesen entsprach dem von Hohenzollern-Hechingen. Allerdings ließ Hohenzollern-Sigmaringen seine Prägungen nicht durch die Münzprägestätte München, sondern durch Karlsruhe prägen.541 Prägeperioden Im 19. Jahrhundert erfolgten erstmals 1839 die Prägung von Kleinmünzen mit den Nominalen 6, 3 und 1 Kreuzer (AKS Nr. 14-17). Maße, Gewicht, Feingewicht und Gestaltung entsprach den Bestimmungen des Münchner Vertrages von 1837, dem Hohenzollern-Sigmaringen beigetreten war. Auch ohne rechtliche Verpflichtungen für das 1 Kreuzernominal wurde auch dieses in den Jahren 1842 und 1846 nach den Gestaltungsgrundsätzen des Münchner Vertrages ausgeprägt. Das 1 Kreuzerstück wurde sowohl in Billon (AKS Nr. 16) als auch in Kupfer (AKS Nr. 17) hergestellt. Tabelle 151: Prägeperiode 1839 bis 1847 Nominal Material AKS-Katalognr. 6 KREUZER Billon AKS 14 3 KREUZER
Billon
AKS 15
I KREUZER EIN KREUZER
Billon Kupfer
AKS 16 AKS 17
Prägejahr 1839-1842, 18441846 1839, 1841, 1842, 1844-1847 1842, 1846 1842, 1846
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Nach der Abdankung zugunsten Friedrich Wilhelm IV. von Preußen wurde nicht das preußische Taler-, Groschen- und Pfenningsystem eingeführt, sondern für Hohenzollern-Sigmaringen galten die Bestimmungen des Münchner Vertrages weiter. Die im Jahr 1852 getätigten Prägungen von 6,3 und 1 Kreuzerstücken (AKS Nr. 22-24) wurden in ihrer Gestaltung nur insoweit geändert, dass der preußische Adler mit dem Hohenzoller Brustschild und der Umschrift Hohenzollern statt des vorherigen Stammwappens 540 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 198. 541 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 1, S. 44.
302
4. Die Entwicklung der Münzprägung
mit der Umschrift „FÜRST: HOHENZ: SIGM:“ erschien. Statt zuvor in Wiesbaden wurde nun in Berlin geprägt. Deshalb erschien unter der Jahreszahl auf der Wertseite der Buchstabe A. Das 1 Kreuzernominal wurde nur noch in der Kupferversion ausgeprägt. Tabelle 152: Prägeperiode 1852 Nominal Material 6 KREUZER Billon 3 KREUZER Billon EIN KREUZER Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 22 AKS 23 AKS 24
Prägejahr 1852 1852 1852
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Wie für Hohenzollern-Hechingen erfolgten die Prägungen nach der Abdankung zugunsten des Königs von Preußen in Berlin. Neben der Übernahme der Bestimmungen aus dem Münchner Vertrag wurden auch ohne vertragliche Verpflichtungen die Gestaltungsgrundsätze dieses Vertrages auf das 1 Kreuzernominal angewandt. 4.5.10 Hessen, Landgrafschaft (inoffiziell: Hessen-Homburg; bis 1866) Geschichte Hessen-Homburg hatte seit 1806 dem Großherzogtum (Hessen-Darmstadt) unterstanden und erlangte 1815 seine Unabhängigkeit wieder. 1817 trat des dem Norddeutschen Bund und 1835 dem Preußisch-Hessischen Zollverein bei. Nach dem Aussterben der Linie des Regierenden Landgrafen fiel 1866 das Land zunächst an das Großherzogtum Hessen, das es jedoch in Folge des Preußisch-Österreichischen Krieges an Preußen abtreten musste.542 Münzsystem Das Währungssystem entsprach bis 1866 dem des Großherzogtums Hessen, bis dann die preußische Währung eingeführt wurde.543 Im Gegensatz zu den Hessen-Kasseler Münzen blieben die hessen-homburgischen Münzen nicht im Umlauf, sondern mussten, mit Ausnahme des Vereinstalers, innerhalb von vier Wochen gegen preußische Landesmünzen umgewechselt werden.544 Dem Münchner Münzvertrag konnte Hessen-Homburg erst beitreten, nachdem Hessen-Darmstadt sich bereiterklärt hatte, das Kontingent an Ver542 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 192. 543 Ebd.; für 1848 siehe: NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 202. 544 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 2, S. 147.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
einsmünzen auszuprägen, das gemäß seiner Bevölkerungszahl auf HessenHomburg entfiel. Ohne seinen Beitritt zum Münchner Münzvertrag wäre Hessen-Homburg in die Gefahr gekommen, dass das im Wert herabgesetzte Geld der Vertragsstaaten, von denen Hessen-Homburg umgeben war, hierhin geströmt wäre.545 Prägeperioden Für Hessen-Homburg hat die Münzstätte Darmstadt zwischen 1840 und 1856, neben den Großmünzen, 6, 3 und 1 Kreuzerstücke aus Billon geprägt (AKS Nr. 169-171). Die Gestaltung erfolgte nicht nur für die 6 und 3 Kreuzerstücke gemäß dem Münchner Vertrag, sondern auch für das 1 Kreuzerstück nach den gleichen Grundsätzen. Tabelle 153: Prägeperiode 1840 Nominal Material 6 KREUZER Billon 3 KREUZER Billon 1 KREUZER Billon
AKS-Katalognr. AKS 169 AKS 170 AKS 171
Prägejahr 1840 1840 1840
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Zu einer beabsichtigten erneuten Ausprägung von Scheidemünzen ab 1866 kam es auf Grund des Endes der Selbstständigkeit Hessen-Homburgs nicht mehr.546 Konvergenzen Wohl auf Grund der Vergabe der Münzprägung an Darmstadt, der Hauptstadt des Großherzogtum Hessen, entsprachen Gestaltung, Gewicht und Feingewicht dem Vorbild aus Hessen-Darmstadt. 4.5.11 Schwarzburg-Rudolstadt (für die Oberherrschaft Rudolstadt) 547 Für die Oberherrschaft Rudolstadt wurden ab 1840 in München548 6 und 3 Kreuzer (AKS Nr. 22-24) nach den Vorschriften des Münchner Vertrages geprägt. 1840 waren auch 1 Kreuzermünzen (AKS Nr. 26) aus Kupfer geprägt worden, die ebenfalls das gekrönte Staatswappen, aber in anderer 545 Richard OHLY, Hessen-Homburg und die Münzverträge des 19. Jahrhunderts, Bad Homburg vor d. Höhe 1958, S. 3. 546 Ebd., S. 9. 547 Zur Geschichte beider Schwarzburger Fürstentümer und zur gemeinsamen Vorgeschichte ihres Münzsystems, siehe Vorbemerkungen zu Schwarzburg beim norddeutschen Talergebiet nach preußischem Vorbild. 548 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 12, S. 94.
304
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Platzierung und von gebundenem Eichenlaub umgeben auf der Vorderseite zeigte. Die Wertseite enthielt nur Wertzahl, Nominalbezeichnung und Jahr. Nach dem gleichen Aufbau wurden zwischen 1840 und 1855 bzw. 1856 auch 1/4 und 1/8 Kreuzermünzen549 aus Kupfer geprägt (AKS Nr. 28-30). Anders als für die Unterherrschaft Frankenhausen, bei der die Pfenningeprägungen noch nicht im Ring erfolgten, wurden die Kreuzerprägungen für die Oberherrschaft Rudolstadt bis zum kleinsten Nominal im Ring hergestellt. Tabelle 154: Prägeperiode 1839 bis 1856 Nominal Material AKS-Katalognr. 6 KREUZER Billon AKS 22 3 KREUZER Billon AKS 24 1 KREUZER Kupfer AKS 26 1 /4 KREUZER Kupfer AKS 28 1 /8 KREUZER Kupfer AKS 30
Prägejahr 1840, 1842, 1846 1839-1842, 1846 1840 1840, 1852, 1853, 1856 1840, 1855
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Während für die Unterherrschaft Frankenhausen keine Prägungen mit einer Jahreszahl nach 1842 existieren, wurden für die Oberherrschaft Rudolstadt nach dem Beitritt zum Wiener Münzvertrag die Prägungen leicht verändert: Es wurden weiter 6 und 3 Kreuzer (AKS Nr. 23-25) ausgeprägt, die aber nun in der Umschrift der Vorderseite abkürzten: „F.SCHWARZB.R. SCHEIDEMÜNZE“. Die 1 Kreuzermünzen (AKS Nr. 27 und 33) blieben mit Ausnahme des Zusatzes „SCHEIDEMÜNZE“ als obere Umschrift der Wertseite unverändert. Nach den gleichen Gestaltungsgrundsätzen wurden darüber hinaus 1/4 Kreuzer (AKS Nr. 29 und 34) ausgemünzt. Tabelle 155: Prägeperiode 1857 bis 1868 Nominal Material AKS-Katalognr. 6 KREUZER Billon AKS 23 3 KREUZER Billon AKS 25 1 KREUZER Kupfer AKS 27, 33 1 /4 KREUZER Kupfer AKS 29, 34
Prägejahr 1866 1866 1864-1866, 1868 1857, 1859-1861, 1863, 1865, 1866, 1868
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
549 „Pfennige“ und „Heller“ genannt, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 393.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
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Konvergenzen Mit dem Beitritt zum Münchner Münzvertrag wurde die Oberherrschaft Rudolstadt für die 6 und 3 Kreuzerprägung in das süddeutsche Münzsystem einbezogen. Mit der Ausprägung der 1 Kreuzermünze aus Kupfer und der ungewöhnlichen Unterteilung sogar in 1/8 Kreuzer gingen die Konvergenzen des rudolstädtischen Münzsystems nicht über die vertraglichen Verpflichtungen des Münchner Vertrages hinaus. Für die Unterherrschaft Frankenhausen folgte das Kleinmünzensystem nicht nur den Grundsätzen des preußischen Systems, sondern wies auch für alle Kleinmünzennominale die exakt gleichen Wertseiten wie die preußischen Vorbilder auf. Da die Prägungen durch die Münzstätte Berlin erfolgten, bestand so die Möglichkeit, dieselben Wertseitenstempel zu nutzen. Die Schwarzburg-Rudolstädter Münzverhältnisse waren in ihrer Entwicklung paradox. Zum Einen erfolgte eine sehr weitgehende Einbindung in das preußische Kleinmünzensystem für die Unterherrschaft Frankenhausen, zum Anderen wurde für die Oberherrschaft Rudolstadt nur das Mindestmaß der vertraglichen Pflichten des Münchner Vertrages übernommen. Eine über die Verpflichtungen des Münchner Vertrages hinausgehende Vereinheitlichungstendenz durch die Verwendung von Billon als Münzmaterial für die 1 Kreuzerprägung erfolgte nicht. Die Unterteilung in 1/8 Kreuzermünzen war zu diesem Zeitpunkt durch keinen anderen deutschen Staat mehr praktiziert worden (Sachsen-Hildburghausener 1/8 Kreuzerprägungen endeten 1825). Dass dieses kleine Land nicht in der Lage war, sich für ein Währungssystem zu entscheiden, war trotz der Harmonisierung der beiden Währungsbereiche durch den Dresdner Münzvertrag eine Bekräftigung, dass weitere Konvergenzschritte erforderlich waren. Schwarzburg-Rudolstadt spiegelte so im Kleinen wider, was für ganz Deutschland im Großen noch zu bewerkstelligen war.
4.6 Die sogenannte Taler-Gold-Währung Bremens Geschichte Jahrhundertelang war die Hansestadt Bremen reichsfrei gewesen. Nach der kurzzeitigen Einverleibung in das französische Kaiserreich errang Bremen 1813 die Eigenstaatlichkeit zurück. Seine Bedeutung als Seehafen, auch für andere deutsche Staaten, baute Bremen schon vor der Reichsgründung deutlich aus. Der Beitritt zum Norddeutschen Bund erfolgte 1866, der Beitritt
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
zum Deutschen Zollverein, wie Hamburg, erst 1888.550 Der Dresdner und der Wiener Konvention trat Bremen nicht bei.551 Münzsystem Die Stadt Bremen hat den Groten erstmals 1423 geprägt. Sein Ursprung liegt im niederdeutschen Wort Groschen, der auf den gros tournois zurückgeht und in 5 sware penninge oder Schwaren unterteilt wurde.552 Seit 1719 war der Schwaren nur noch eine Kupferscheidemünze.553 Von dieser Änderung abgesehen hat das bremische Münzsystem in seinen Grundzügen so bis zu seinem Ende fortbestanden. Obwohl die Freie Hansestadt Bremen zwischen 1806 und 1873 keine einzige Goldmünze ausprägte, war sie der einzige deutsche Staat vor Einführung der Reichswährung mit einer sogenannten Goldwährung. 554 Der Goldstandard beruhte auf fremder, nicht auf selbst geprägter Münze. 555 Der Taler galt als „ideelles Fünftel seither des Louisd`or oder der Pistole, wie sie in Hannover, Braunschweig, Hessen, Dänemark geprägt wurden oder werden“.556 Wegen des Goldstandards wurden größere Mengen Silbermünzen nicht nominal gerechnet, sondern als Ware gehandelt.557 Ein Taler Gold wurde grundsätzlich nicht ausgeprägt558 (nur als Gedenktaler in Silber ausgeprägt, AKS Nr. 14, 16 und 17) und galt 72 Groten = 360 Schwaren.559 Ein
550 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 100; Artikel 34 der Reichsverfassung vom 16. April 1871 ermöglichte den Hansestädten Bremen und Hamburg „Freihäfen außerhalb der gemeinschaftlichen Zollgrenze, bis sie ihren Einschluss in dieselbe beantragen“ einzurichten, Reichsverfassung vom 16. April 1871(sogenannte „Bismarcksche Reichsverfassung“; RGBl. S. 63 ff.), Artikel 34, in: SCHUSTER (Hrsg.), Deutsche Verfassungen, S. 147. 551 RITTMANN, Über die Entwicklung des Geldwesens, S. 64. 552 Ebd., S. 62. 553 Ebd., S. 63. 554 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 100; DENZEL spricht deshalb von einem „so genannten Taler Gold“, dessen Zahlwert dem fünften Teil einer Pistole oder eines Louisd’ors entspricht, Markus A. DENZEL, Währungen der Welt, Band XI: Dänische und nordwestdeutsche Wechselkurse 1696-1914, Stuttgart 1999, S. 108. 555 KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 12. 556 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 101. 557 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 6, S. 64. 558 NELKENBRECHER unterschlägt die Gedenkprägung und gibt an „Dieser Thaler wird nicht geprägt, …“ und „Geprägt werden, jedoch nur als Ausgleichungs=, nicht als Zahlmittel, in Silber: Stücke zu 36, 12, 6 und 1 Groten (s. die Tabellen); in Kupfer: Stücke à 2 1/2 und 1 Schwaren“, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 101. 559 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 79.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
307
Grote galt somit 5 Schwaren. 1 1/2 Grote wurden dabei zeitweilig im allgemeinen Sprachgebrauch auch als „Schilling“ bezeichnet.560 Auch wenn der Taler in 360 Schwaren geteilt wurde, entsprach das System nicht dem preußischen, das den Taler ebenfalls in 360 Pfennige teilte, da der bremische Taler Gold 1 Taler 3/14 Silbergroschen norddeutscher Währung galt.561 Neben den bremischen Münzen wurde der Geldumlauf aber hauptsächlich von fremden Münzen beherrscht.562 Dies gilt auch für eine zunehmende Zahl europäischer Goldmünzen, die das Münzsystem entsprechend unübersichtlich werden ließ.563 Im Laufe des 19. Jahrhunderts setzten sich dabei preußische und hannoversche Münzen im Kleinverkehr immer mehr durch.564 Dabei wurde der preußische Taler zu 63-64 Groten gerechnet.565 Durch den Bezug auf, allerdings fremde und nicht selbst ausgeprägte, Goldmünzen, wurden alle ausgeprägten Silber- und erst recht die Billonund Kupfermünzen als Scheidemünzen angesehen.566 Mit dieser absoluten Abhängigkeit von fremden Hauptmünzen und einem zweifelhaften Status als „Goldwährung“ kann das nur aus Kleinmünzen bestehende bremische Münzsystem nur als rudimentär angesehen werden. Anders als zum Beispiel Mecklenburg stellte Bremen sein System noch nicht einmal in Ansätzen auf die Parameter der großen Münzverträge ab. Selbst das Münzgrundgewicht blieb bis zur Einführung der Reichswährung die alte Kölner Mark.567 Als erster Mitgliedstaat des Deutschen Reiches führte Bremen mit Gesetz vom 30.04.1872 mit Wirkung zum 01. Juli 1872 die Reichswährung ein und ließ die bisherige bremische Münzrechnung außer Kraft treten. Nur bis September 1872 tauschten die öffentlichen Kassen die Münzen der alten Währung gegen die der neuen um.568
560 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 85. 561 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 100. 562 RITTMANN, Über die Entwicklung des Geldwesens, S. 62 und Hermann JUNGK, Die Bremischen Münzen. Münzen und Medaillen des Erzbisthums und der Stadt Bremen mit geschichtlicher Einleitung, Bremen 1875, S. 101. 563 JESSE, Münz- und Geldgeschichte, S. 87. 564 RITTMANN, Über die Entwicklung des Geldwesens, S. 63. 565 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 101. 566 „das in Bremen geschlagene Silbergeld wird nur als Scheidemünze betrachtet; man ist nur so viel zu nehmen verpflichtet, als nicht in Golde abgemacht werden kann“, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 87. 567 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 105. 568 Gesetz, betreffend die Abschaffung des bremischen Münzensystems und die Einführung der Markrechnung. Vom 30. April 1872, in: JUNGK, Die bremischen Münzen, S. 181.
308
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 156: Münzsystem Wertverhältnis 1 Taler Gold = 72 Groten = 360 Schwaren 1 Grote = 5 Schwaren Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 100.
Prägeperioden Das bremische System blieb vom 18. bis zum 19. Jahrhundert in seinen Grundzügen unverändert. Neben den 36 Grotemünzen (AKS Nr. 1 und 2) im Wert 1/2 Talers und den 12 Grotemünzen im Wert 1/6 Talers (AKS Nr. 3 und 4) wurden folgende Kleinmünzen ausgeprägt: In Silber 6 Grote (AKS Nr. 5-7), in Billon 1 Groten (AKS Nr. 8), in Kupfer 1/2 Groten (AKS Nr. 9)569, 2 1/2 Schwaren (AKS Nr. 11 und 12) und 1 Schwaren (AKS Nr. 13). Nach den 2 1/2 Schwarenprägungen 1802 und 1820 (AKS Nr. 10 und 11) machte sich ab etwa 1835 ein Mangel an Kleinmünzen bemerkbar, auf Grund dessen 1840 beschlossen wurde, neue Ausprägungen vornehmen zu lassen.570 Bremen ließ bis 1859 von einer Bremer Silberwarenfabrik prägen571 und hat ab diesem Jahr die Prägungen an die Münzstätte Hannover vergeben. Daneben wurden die 1/2 Grotemünzen von 1820 (AKS Nr. 9) von einer privaten Münzstätte in Hamburg geprägt, da Bremen schon zu dieser Zeit keine eigene Münzstätte mehr hatte.572 In Prägeperioden können die bremischen Münzprägungen zwischen 1808 und 1873 nur soweit geteilt werden, als dass das 2 1/2 Schwarenstück von 1820 noch nicht in Ringprägung geprägt war. Tabelle 157: Prägeperiode 1820 bis 1866 Nominal 2 1/2 SCHWAREN 6 GROTE 6 GROTE 6 GROTE
Material Kupfer Silber Silber Silber
AKSKatalognr. AKS 11 AKS 5 AKS 6 AKS 7
Prägejahr 1820 1840 1857 1861
Bemerkung Ohne Ringprägung Mit Ringprägung Mit Ringprägung Mit Ringprägung
569 Das 1/2 Grotenstück konnte, wenn es in betrügerischer Absicht versilbert wurde, leicht mit dem 6 Grotestück (AKS Nr. 5-7) verwechselt werden und wurde daher durch das anders gestaltete 2 1/2 Schwarenstück (AKS Nr. 12) ersetzt, das entsprechende Vorläufertypen hatte (AKS Nr. 10 und 11), JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 6, S. 73. 570 Hauptsächlich wurde das Verschwinden der Groten vermisst. Der Grund für dieses Verschwinden blieb ungeklärt, JUNGK, Die bremischen Münzen, S. 101. 571 RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit, S. 127. 572 SCHNEIDER, Hamburgs Münz- und Geldgeschichte, S. 24; SCHNEIDER unter Bezugnahme auf: JUNGK, Die bremischen Münzen, S. 338.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
1 GROTEN 1 /2 GROTEN 2 1/2 SCHWAREN
Billon Kupfer Kupfer
AKS 8 AKS 9 AKS 12
1 SCHWAREN
Kupfer
AKS 13
1840 1841 1841, 1853, 1861, 1866 1859
Mit Ringprägung Mit Ringprägung Mit Ringprägung
Mit Ringprägung
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Neben den geringen Parallelen zum Hamburgisch-Lübschen Schillingsystem lag eine Konvergenz zu einem gesamtdeutschen Münzsystem nur insoweit vor, dass Bremen seit 1859 nicht mehr selbst ausprägte. Das Münzzeichen B für die ausprägende Münzstätte Hannover wurde auf die Münzen nicht hinzugesetzt. Auch wurde die Gestaltung des 2 1/2 Schwarenstückes (AKS Nr. 12), das 1841 und 1853 noch in Bremen geprägt worden war573, in seiner Gestaltung auch sonst durch die Prägung der späteren Jahrgänge 1861 und 1866 nach der Verlagerung der Prägung nach Hannover nicht geändert. Eine Verwendung gleicher Rohlinge wurde nicht vorgenommen (der bremische 1 Schwaren, AKS Nr. 13 unterscheidet sich in Dicke und Durchmesser von den hannoverschen Pfennigen, AKS Nr. 154-156, die in etwa zur gleichen Zeit geprägt wurden.574) Außer dem Umstand, dass Bremen die Prägung seiner Münzen ab 1859 nicht mehr selbst durchführte, sind im 19. Jahrhundert keine Bremer Konvergenzimpulse für ein reichseinheitliches (Klein)Münzensystem gegeben.
4.7 Die weiteren Staaten und Münzstände Die nachfolgend aufgeführten Staaten können keinen der vorgenannten Währungsgebiete zugeordnet werden. Es handelt sich dabei ganz überwiegend um Staaten oder nichtstaatliche Münzstände (Stadt Würzburg, Stolberg-Wernigerode), die nach den Napoleonischen Kriegen und der Neuordnung Europas und insbesondere der deutschen Staaten, als eigenständige Staaten verschwanden und in anderen aufgingen (Berg, Danzig, Großherzogtum Frankfurt, Fürstprimatische Staaten, Isenburg). Die jüngere Linie 573 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 102, Nr. 12. 574 Der Bremer Schwaren (AKS Nr. 13) hat auch nicht den gleichen Schrötling wie der braunschweigische Pfennig (AKS Nr. 96), der dicker und größer im Durchmesser ist als der bremische Schwaren. Darüber hinaus ließ Braunschweig auch erst ab 1864, also nachdem die Prägung der bremischen Schwaren bereits erfolgt war, in Hannover prägen.
310
4. Die Entwicklung der Münzprägung
von Reuß zu Lobenstein- Selbitz verschwand durch Linienfusion ohne zuvor nennenswerte geldgeschichtliche Beiträge geleistet zu haben. Das politisch völlig unbedeutende Kniphausen und Varel wurde aufgekauft; Lauenburg im Zusammenhang mit der schleswig-holsteinischen Frage, wenn auch erst einige Jahre später, aufgelöst. Währungsgeschichtlich ist von ihnen nur das Königreich Westphalen von besonderem und die durch verschiedene Teilungen und Fusionen verschwundenen thüringischen Staaten (Sachsen-Coburg-Saalfeld und Sachsen-Hildburghausen) sowie Schleswig-Holstein von gewissem Interesse. Von den anderen Staaten und Münzständen gingen keine nennenswerten währungsgeschichtlichen Impulse aus. Sie sind nur der Vollständigkeit halber, und ihrer geringen Bedeutung entsprechend kurz, behandelt. 4.7.1 Westphalen Geschichte Das Königreich Westphalen wurde durch Dekret Napoleons im Jahre 1807 für seinen Bruder Hieronymus aus verschiedenen früheren Gebieten geschaffen. Es zerbrach bereits im Jahr 1813 nach noch nicht einmal sechs Jahren Bestand. Durch Beschlüsse des Wiener Kongresses 1815 wurden die ehemaligen Landesherren wieder in ihre alten Rechte eingesetzt. Das Königreich Westphalen bestand aus ehemals preußischem Besitz (der Altmark, dem linkselbischen Herzogtum Magdeburg und einigen weiteren Gebieten und Städten wie zum Beispiel Hildesheim, Paderborn, Minden und Goslar, dem Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel sowie dem größten Teil des Kurfürstentum Hessen-Kassel und für die Dauer etwa einen Jahres nahezu dem gesamten Kurfürstentum Hannover).575 Es musste also ein Geldsystem gefunden werden, dass die bisherigen Geldsysteme von vier großen Territorien (Hessen-Kassel, Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Wolfenbüttel) ersetzte.576 Artikel 17 der Verfassung des Königreichs hatte dabei die Einführung des in Frankreich gültigen metrischen Münz-, Maß- und Gewichtssystem zum Ziel gesetzt.577 Münzsystem / Prägeperioden Mit Dekret vom 11. Januar 1808 wurden die umlaufenden Münzen der vier großen und der kleineren Gebietsteile, aus denen das Königreich zusammengesetzt war, sowie die ebenfalls umlaufenden Hamburger, preußischen , Brabanter, ungarischen und österreichischen Münzen als Währung aufgehoben und in ein bestimmtes Verhältnis zu Franken und Centime gesetzt. 575 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 438. 576 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 7, S. 33. 577 Siehe auch: KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 126.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Mit Dekret vom 16. April 1808 wurde der Wert der preußischen Münzen nochmal herabgesetzt, um eine Einfuhr dieser Münzen zu verhindern. Da dies offenbar nicht hinreichend fruchtete, wurde die Einfuhr zu leichter preußischer Münzen mit Dekret vom 13. Juni 1809 sogar verboten. Zugleich wurde im Staatsrat diskutiert, das französische Münzsystem einzuführen. Da dieser Weg von den Nachbarstaaten nicht zu erwarten war und die Ausfuhr einer großen Menge an Münzgeld drohte, wurde die Ausprägung im Konventionsfuß beibehalten. Mit Dekret vom 16. Oktober 1809 wurden allerdings auch neue Münzen nach französischem Vorbild geprägt, die sukzessive in den Umlauf gegeben wurden.578 Neben diesen beiden Münzsystemen, dem französischen und dem im Konventionsfuß, wurde zwei Hauptmünzen (2/3 Taler, AKS Nr. 12 und 25) auch im Leipziger Fuß geprägt, an den die Bevölkerung in den braunschweigischen Landesteilen gewöhnt war.579 Im kurzen Zeitraum seines Bestehens kannte das Königreich Westphalen damit nur eine Prägeperiode, aber drei parallele Münzsysteme bei den Hauptmünzen. Da bei den Kleinmünzen sowohl die Centimes, als auch Groschen und Mariengroschen geprägt wurden, kann auch hier von drei Münzsystemen gesprochen werden. Tabelle 158: Münzsysteme Wertverhältnis 1 KT = 24 Gr = 288 Pf 1 Gr = 12 Pf 2
/3 T (nach Leipz. Fuß) = 24 Mariengr d 1 Mariengr = 8 Pf 1 Franc = 100 Centimes
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 438.
Prägungen nach dem Konventionsfuß und dem Leipziger Fuß In den Münzstätten Kassel, Clausthal und Braunschweig wurde weiter nach dem Konventionsfuß (20 Guldenfuß) von 1753 sowie nach dem Leipziger Fuß (18 Guldenfuß) gemünzt. Mit der Einführung des Dezimalsystems nach französischem Vorbild endeten die Prägungen nach dem Konventionsfuß jedoch nicht. Es wurden 1/12 Taler in Silber (AKS Nr. 17), 1/24 Taler (AKS 578 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 7, S. 33. 579 Ebd., S. 34; JAEGER nennt nur eine Münze, als im Leipziger Fuß geprägt, wohl weil er die Ausbeutemünze (AKS Nr. 25) nicht als Kursmünze zählt. Da diese aber über drei Jahre (1811 bis 1813) geprägt wurde und der vergleichsweise geringe Preis auf eine höhere Auflage schließen lässt, kann auch diese Münze als Kursmünze mit Umlaufbedeutung angesehen werden.
312
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Nr. 18 und 19)580 und 1 Mariengroschen (AKS Nr. 20) sowie IIII Pfenninge (AKS Nr. 21) in Billon geprägt. Die II Pfenninge (AKS Nr. 22) und I Pfenninge (AKS Nr. 23) wurden in Kupfer ausgeprägt. Diese sechs Kleinmünzennominale wurden nur in den Jahren 1808 bis 1810 geprägt. Der 1/12 Taler, der Mariengroschen, die IIII Pfennige- und die II Pfennigemünze (AKS Nr. 17, 20-22) enthielten, im Gegensatz zum 1/24 Taler und I Pfenningstück, auf der Wertseite in der Umschrift den ausdrücklichen Hinweis „NACH DEM REICHSFUSS“. Die Vorderseite aller sechs Nominale zeigte das gekrönte Monogramm des Landesherrn, wobei die Zeichnung des 1 /24 Talers im Monogramm leicht von den anderen Nominalen abwich und darüber hinaus die Krone über dem Monogramm an den Seiten mit Bändern verziert war. Das gekrönte Monogramm orientiert sich an dem Monogramm des französischen Kaisers Napoleon I., das die französischen Kleinmünzen seit 1807 zierte (10 Centimes 1807 bis 1810, siehe Schön/Cartier Nr. 37). Tabelle 159: Prägeperiode 1807 bis 1810 Nominal 12 EINEN THALER 24 EINEN THALER I MARIENGROS. IIII PFENN. II PFENNING I PFENNING
Material Silber
AKS-Katalognr. AKS 17
Prägejahr 1808-1810
Billon
AKS 18, 19
1807-1809
Billon
AKS 20
1808, 1810
Billon Kupfer Kupfer
AKS 21 AKS 22 AKS 23
1808, 1809 1808, 1810 1808
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Prägungen nach dem französischen System Die Prägungen nach französischem Vorbild hielten sich zwar an das Dezimalsystem (ein Franc = 100 Centimes) und die Nominalbezeichnungen Francs und Centimes; die Umschriften waren jedoch in deutscher Sprache. Diese Prägungen setzten bereits 1808 ein und endeten für die Kleinmünzen 1812 (AKS Nr. 37-43). Ausgeprägt wurden 20, 10, 5, 3 (damit auch in kleiner Abweichung vom metrischen System!), 2 und 1 Centimes. Die Gestaltung war für das frühe 19. Jahrhundert sehr modern und erscheint fast wie zum 20. Jahrhundert gehörig. Die Umschrift der Wertseite, zum Beispiel für das 20 Centimesstück (AKS Nr. 37) „HIERONYMUS NAPOLEON KOEN.“ stand mit der Jahreszahl auf einer vertieft sehr breiten Umrandung. Anders als beim 20 Centimesstück war bei den kleineren Nominalen die Umschrift abgekürzt: „KOEN.V.WESTPH.FR.PR.“ In der Mitte der Wert580 Die Prägung dieser Münzen nach Hessischer Währung sollten dem unerwünschten Überhandnehmen unterwertiger preußischer Münzen entgegenwirken, ebd., S. 33.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
313
seite stand die Wertzahl in arabischen Ziffern und die Nominalbezeichnung abgekürzt: „CENT.“ nebst dem Münzzeichen und dem Namenszug des Münzmeisters. Im Gegensatz zum 20 und 10 Centimesstück enthielten die kleineren Nominale über dem Monogramm nicht mehr die Krone mit Bändern. Das Münzsystem nach französischem Vorbild löste somit das nach dem Konventionsfuß bzw. Leipziger Fuß nicht direkt ab. Beide Münzsysteme bestanden daher nebeneinander. Innerhalb dieser beiden Münzsysteme ist keine Einteilung nach Prägeperioden möglich. Ein Indiz dafür, dass auf Dauer die Ablösung der deutschen Münzsysteme beabsichtigt war, mag darin zu sehen sein, dass bei den Kleinmünzen nach deutschem Vorbild das letzte Prägejahr 1810 war, während bei dem Centimesstücken bei allen Nominalen auch noch 1812 geprägt wurde. Andererseits wurde der Sechsteltaler, also nach deutschem Vorbild, zuletzt 1813 geprägt (AKS Nr. 15). 1809 wurde im westphälischen Staatsrat bei der Diskussion über die Einführung des französischen Münzsystems eine zu große Ausfuhr an Bargeld befürchtet, solange die Nachbarstaaten nicht den gleichen Weg einschlugen. Deshalb wurde der Konventionsfuß beibehalten.581 Dies erklärt die Seltenheit der Großmünzen in französischer Währung (AKS Nr. 33-36), die offensichtlich zunächst nur Versuchscharakter hatten und im Gegensatz zu den Kleinmünzen nur 1808 und 1809 geprägt worden waren. Für die Kleinmünzen bestand zwar ebenfalls die Gefahr der Ausfuhr; die Gefahr wurde aber entweder als geringer eingeschätzt als bei den Hauptmünzen, oder dies wurde bewusst in Kauf genommen oder beabsichtigt, um fiskalische Vorteile zu erzielen und vielleicht auch über die Durchsetzung des Geldumlaufs der angrenzenden Staaten mit Kleinmünzen später den Hauptmünzen nach französischer Währung den Boden zu bereiten. Dies könnte erklären, warum die Kleinmünzen (AKS Nr. 37, 38, 40-43) noch bis 1812 geprägt worden sind. Unabhängig von dem Scheitern der französischen und napoleonischen Vorherrschaft konnte sich das Dezimalsystem des französischen Münzfußes jedoch nicht in der Breite durchsetzen. So merkwürdig dies heute erscheint, war das Dezimalsystem der deutschen Bevölkerung ungewohnt und deshalb blieb der Konventions-(20 Gulden)fuß und der Leipziger 18 Guldenfuß in den braunschweigischen Landesteilen weiter bestehen.582 Der Centime soll dem Wert von 4/5 Pfennig entsprochen haben.583
581 Ebd. 582 Ebd., S. 34. 583 VERDENHALVEN, Alte Maße, Münzen und Gewichte, S. 19.
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4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 160: Prägeperiode 1808 bis 1812 Nominal 20 CENT. 10 CENT. 5 CENT. 3 CENT. 2 CENT. 1 CENT.
Material Billon Billon Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 37 AKS 38 AKS 40 AKS 41 AKS 42 AKS 43
Prägejahr 1808, 1810, 1812 1808-1810, 1812 1808, 1809, 1812 1808-1810, 1812 1808-1810, 1812 1809, 1812
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Aus den Prägungen nach den Konventionsfüßen gingen keine direkten weiteren Entwicklungs- oder Konvergenzimpulse hervor. Die Centimesprägungen nach französischem Vorbild waren jedoch die ersten nach einem Dezimalsystem auf deutschem Boden. Mit Ausnahme des Dreicentimesstückes (AKS Nr. 41) war eine strenge Metrik, wenn auch zunächst nur für kurze Zeit, verwirklicht worden. Als Vorbild für die Rechnung des Großhandels strahlte die dezimale Unterteilung der Hauptmünzen in Westphalen, neben dem hauptsächlichen französischen Vorbild, auf die Städte des Großherzogtums Berg aus, auch lange nachdem es in das preußische Staatsgebiet integriert worden war. 4.7.2 Berg (bis 1815) Geschichte 1806 musste Bayern Berg an Napoleon abtreten, das nun zum Großherzogtum unter Napoleons Schwager, Joachim Murat, vergrößert um einige Gebiete, erhoben wurde. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813, dem Rückzug französischer Truppen über den Rhein und damit dem Zusammenbruch des Napoleonischen Systems zerfiel das Großherzogtum Berg im Dezember 1813. Es wurde 1814 von preußischen Truppen besetzt und kam durch den Wiener Kongress 1815 zu Preußen.584 Münzsystem Während der Zugehörigkeit Bergs zum Haus der Wittelsbacher (Bayern und die Pfalz) fußte das Münzwesen auf den Bergischen Reichstaler zu 60 Stüber, von dem 16 aus der Gewichtsmark Feinsilber (ca. 234 Gramm) geprägt wurden.585 1809 wurde die französische Währung eingeführt. 586 Eigene 584 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 81. 585 Ebd.; JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 5, S. 76. 586 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 81.
315
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Münzprägungen für Berg fanden damit nicht mehr statt. Die zuvor geprägten Münzen kursierten noch 1828 in der ehemaligen Hauptstadt Düsseldorf, als das Gebiet schon mehr als zehn Jahre zu Preußen gehörte und wurden wie folgt gerechnet: „Thaler zu 25, halbe Thaler zu 12 1/2 Silbgr, und 3 Stüberstücke zu 8 3/4 Pfennig in Silbergeld, sie werden nach und nach in Preuß. Cour. umgeprägt“.587 Prägeperioden Zwischen 1806 und 1809 wurden an Kleinmünzen nur das 3 Stüberstück (AKS Nr. 4, 5, 6 und 12) ausgeprägt. Durch den Herrschaftswechsel 1806 von dem bayerischen Herzog Maximilian Josef zu Joachim Murat fand in der Münzprägung grundsätzlich keine Veränderung des Kleinmünzensystems statt, wenn man davon absieht, dass die Stücke (AKS Nr. 5, 6 und 12), die mit unveränderter Jahreszahl bis 1809 weitergeprägt wurden, in ihrem Silbergehalt deutlich reduziert worden sein sollen.588 Die einzige Ausnahme bestand in der Gestaltung des 3 Stüberstücks (AKS Nr. 12), das nunmehr die Initiale J von Lorbeerzweigen statt Girlanden umgeben trug und einer leichten Veränderung der Umschrift auf der Wertseite. Tabelle 161: Prägeperiode 1801 bis 1807 Nominal III STUBER III STUBER III STUBER III STUBER
Material Billon Billon Billon Billon
AKS-Katalognr. AKS 4 AKS 5 AKS 6 AKS 12
Prägejahr 1801-1806 1805, 1806 1806 1806, 1807
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Mit der Übernahme der französischen Währung ab 1809 fand sogar eine totale Konvergenz statt, die allerdings nur vorübergehender Natur war und mit dem deutschen System wenig gemeinsam hatte. Für die Entwicklung eines gemeinsamen deutschen Münzsystems enthielt dieser Schritt somit keine Konvergenzimpulse. Ab 1815 wurde durch die Eingliederung des Gebietes des ehemaligen Großherzogtums Berg in Preußen eine zukünftige Integration in das preußische Münzsystem vorbereitet. Dort kam es allerdings innerhalb des Kleinmünzenbereichs erst ab 1821 zur Vereinheitlichung. Weitere Impulse für die Entwicklung der Kleinmünzprägung der deutschen Staaten ergaben sich aus der bergschen Münzprägung nicht.
587 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 118. 588 JAEGER unterteilt diesen Typ deshalb in weitere Katalognummern, J AEGER, Die Münzprägungen, Bd. 5, S. 79.
316
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Als dezimales Rechnungssystem nach französischen und westphälischen Vorbild dauerte in einigen größeren Städten die Unterteilung des Franc und später des Talers in 100 Centimes, besonders im Großhandel, bis zur Einführung der Reichswährung an, so z.B. in Düsseldorf, 589 Köln590 und Elberfeld.591 4.7.3 Danzig (1807 bis 1814) Geschichte Nach polnischer und preußischer Hoheit über Danzig wurde die Stadt Danzig als Folge der Napoleonischen Kriege 1807 Freistaat, bis es 1814 wieder an Preußen fiel. Die Nominale 3 und 6 Groschen und der Schilling wurden in dieser Zeit beibehalten.592 Münzwesen und Prägeperioden Das Danziger Münzsystem rechnete in Danziger Gulden, die jedoch im 19. Jahrhundert nicht ausgeprägt wurden. Die genauen Wertverhältnisse der Danziger Münzen zu dieser Zeit sind auf den ersten Blick unübersichtlich.593 Im Ergebnis wurde der Speciestaler zu 3, der Reichstaler nach preußischem Fuß zu 4 Danziger Gulden gerechnet. Dieser Gulden wurde in 30 Danziger Groschen unterteilt, der Groschen in 3 Danziger Schillinge. Auf den Reichstaler entfielen somit 360 Schillinge.594 Der Schilling wurde zu 6 Pfennigen gerechnet. Damit galt der Groschen, obwohl nur in Kupfer aus-
589 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 154. 590 Ebd., S. 239. 591 Ebd., S. 156. 592 SCHÖN, Deutscher Münzkatalog, S. 245f. sowie AKS Nr. 1f. 593 Der AKS gibt an, der Reichstaler nach preußischem Fuß sei in 4 Danziger Gulden, der Gulden in 30 Groschen zu je 3 Schillingen unterteilt worden, was 360 Schillinge ergäbe, ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 105; auch nach JAEGER teilte sich der preußische Taler in 360 Schillinge, von denen 3 einen Groschen ergaben, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 9, S. 95; nach NELKENBRECHER teilte sich der Taler in 3 Gulden zu je 30 Groschen, der Groschen in 18 Pfennige, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S.112; die Schillinge nennt NELKENBRECHER nicht. Die Differenz in der Teilung des Talers in Gulden rührt daher, dass N ELKENBRECHER, ohne expliziten Hinweis, vom Speciestaler im Konventionsfuß (10 auf die Kölner Mark) statt vom preußischen Fuß (14 auf die Kölner Mark) ausgeht. Der Schilling wurde, wie in Warschau in 6 Pfennige geteilt, ebd., S. 394. 594 JAEGER, stellt dies explizit für einen Schilling der 1801 und somit außerhalb des hier eigentlichen zu Grunde gelegten Untersuchungszeitraums geprägt wurde fest, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 9, S. 95; da sich die Wertverhältnisse der Nominale von 1801 bis 1812 aber nicht änderten, gilt dies auch für die Prägungen von 1808 und 1812.
317
4. Die Entwicklung der Münzprägung
geprägt, 18 Pfennige595 während der preußische Silberpfennig dieser und der nachfolgenden Zeit 12 Pfennige galt. In den Zeiten als Freistaat wurde nur ein Groschen (AKS Nr. 1) 1809 und 1812 sowie ein Schilling (AKS Nr. 2) 1808 und 1812 geprägt. 1807 bis 1814 wurden nur ein Groschenmünzen (AKS Nr. 1, 1809 und 1812) sowie ein Schillingestücke (AKS Nr. 2, 1808 und 1812) hergestellt.596 Tabelle 162: Prägeperiode 1809 bis 1812 Nominal EIN GROSCHEN 1 SCHILLING
Material Kupfer Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 1 AKS 2
Prägejahr 1809, 1812 1808, 1812
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Diese Prägungen sind für die weitere Entwicklung zunächst insoweit von Belang, dass sie statt der lateinischen Umschrift (wie auch schon das 1 Schilling-Stück von 1801, DMK Nr. 16) erstmals deutsche Auf- und Umschriften enthalten. Die Schillinge des 18. Jahrhunderts (DMK Nr. 1, 3 und 11) enthielten noch die Aufschrift „SOLID/CIVITAT/GEDAN“ und die 3 Groschenmünzen (DMK Nr. 4, 5, 6 und 12) GROSSUS/TRIPLEX/ GEDANSIS. Im 19. Jahrhundert erhält der Groschen (AKS Nr. 1) nun die Umschrift „DANZIGER KUPFER MÜNZE“ und die Aufschrift „EIN GROSCHEN“. Die Schillingprägung (AKS Nr. 2) hat bereits seit 1801 (DMK Nr. 16) erstmals auch die Nominalbezeichnung „SCHILLING“ auf die Münze aufgeprägt. Diese Abkehr von lateinischen Umschriften hin zu deutschen Um- und Aufschriften ist auch in weiteren Staaten feststellbar (siehe zum Beispiel Braunschweig im Übergang von der 1. in die 2. Prägeperiode). Mit dem Ende der Danziger Prägungen, der Rückkehr Danzigs zu Preußen 1814 und der Einführung der einheitlichen neuen preußischen Kleinmünzen 1821 endete auch die unterschiedliche Unterteilung von Groschen in Pfennigen. Der besondere Konvergenzbeitrag der zwischen 1808 und 1812 geprägten Danziger Kleinmünzen für die weitere Entwicklung zunächst in Preußen liegt in dem Wertverhältnis vom Reichstaler zum Schilling: Erstmals wird der Reichstaler in 360 Schillinge unterteilt. Mit der preußischen Kleinmünzenreform von 1821 und der Unterteilung des Talers in 360 Pfenninge wird sich dieses Wertverhältnis wiederfinden.
595 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 394. 596 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 105; JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 9, S. 95.
318
4. Die Entwicklung der Münzprägung
4.7.4 Frankfurt, Großherzogtum (1810 bis 1813) Geschichte Das Großherzogtum Frankfurt wurde 1810 durch Napoleon vor allem aus den Fürstprimatischen Staaten gebildet. Sein Gebiet wurde nach französischem Vorbild in vier Departements, nämlich Frankfurt, Aschaffenburg, Hanau und Fulda, eingeteilt.597 Der bisherige Fürstprimas des Rheinbundes und Fürst von Aschaffenburg trug fortan zusätzlich den Titel Großherzog von Frankfurt. Die 1813 erfolgte Auflösung des Großherzogtums wurde 1815 durch den Wiener Kongress bestätigt.598 Münzsystem/Prägeperioden/Konvergenzen Das Münzwesen folgte dem Konventionsfuß bzw. dem süddeutschen 24Guldenfuß. Geprägt wurde jedoch nur eine Münze, und zwar ein Heller im Jahre 1810 (AKS Nr. 1).599 Tabelle 163: Prägeperiode 1810 bis 1812 Nominal I HELLER
Material Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 1
Prägejahr 1810, 1812
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Diese Prägung blieb für die weitere Entwicklung des deutschen Münzwesens ohne Einfluss, wenn man davon absieht, dass die Nominalbezeichnung „Heller“ als Vorbild für die Stadt Frankfurt diente,600 die zuvor, im 18. Jahrhundert, 1/4 Kreuzer (DMK Nr. 46 und 76), Pfennige (DMK Nr. 84) und daneben Heller (DMK Nr. 83) geprägt hatte. Da andere süddeutsche Staaten sich im 19. Jahrhundert von der Nominalbezeichnung „Heller“ zu Gunsten des „Pfennig“ für das kleinste Nominal verabschiedeten, lag in dem Vorbild des Hellers des Großherzogtums Frankfurt kein wirklicher Fortschritt. 4.7.5 Fürstprimatische Staaten (1806 bis 1810) Geschichte Die Fürstprimatischen Staaten standen nach dem Ende des Reiches und der Bildung des Rheinbundes, als Protektorat Napoleons, unter der Herrschaft des Kurfürsten von Mainz. Die Fürstprimatischen Staaten waren seit 1806 in ein weltliches Fürstentum umgewandelt worden. Der Fürstprimas dieser
597 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 2, S. 51. 598 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 120. 599 Ebd. 600 KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 133.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
319
Rheinischen Konföderation behielt diese Würde auch nach der Errichtung des Großherzogtums Frankfurt im Jahr 1810 bei.601 Münzsystem/Prägeperioden/Konvergenzen Das Münzsystem folgte dem Konventionsfuß bzw. dem süddeutschen 24 Guldenfuß.602 Von den 4 geprägten Münzen waren nur 2 Kleinmünzen. Neben der 1 Kreuzermünze (AKS Nr. 3), die 1808, 1809 und 1810 geprägt wurde, wurde in den Jahren 1808, 1810 und 1812 eine 1 Hellermünze (AKS Nr. 4) geprägt. Tabelle 164: Prägeperiode 1808 bis 1812 Nominal I KREUZER I HELLER
Material Billon Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 3 AKS 4
Prägejahr 1808-1810 1808, 1810, 1812
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Von der Umschrift abgesehen gleicht dieser Heller603 genau der Prägung für das Großherzogtum Frankfurt. Diese Deckungsgleichheit folgte aus dem politisch-geografischen Zusammenhang zwischen dem Großherzogtum Frankfurt und den Fürstprimatischen Staaten. Für eine gesamtdeutsche Entwicklung und Konvergenz blieb dieser Zusammenhang aber ohne Belang. 4.7.6 Isenburg (bis 1815) Geschichte Beitritt zum Rheinbund 1806, 1815 durch den Wiener Kongress unter die Oberhoheit Österreichs geraten, 1819 von Österreich dem Großherzogtum Hessen überlassen, das es seinerseits durch Tausch teilweise an Kurhessen abtrat.604
601 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 123. 602 Ebd. 603 „Die Fürstprimatischen Heller waren geringfügig schlechter als die Frankfurter Heller der reichsstädtischen Zeit, von denen zunächst 240 Stück aus dem Pfund geprägt wurden, dann aber wegen des gestiegenen Kupferpreises 300“, SCHNEIDER, Pfennig – Heller – Kupfergeld, S. 152. 604 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 202.
320
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Münzsystem/Prägeperioden/Konvergenzen Es galt der niederrheinischer (bergische) Münzfuß, nach der 16 Reichstaler auf eine Gewichtsmark Feinsilber gingen.605 Münzen wurden nur 1811 geprägt, darunter auch ein 6 Kreuzerstück (AKS Nr. 4). Tabelle 165: Prägeperiode 1811 Nominal 6 KREUZER
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 4
Prägejahr 1811
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Diese Münze ist als reines Repräsentativgepräge, ohne Umlaufbedeutung anzusehen.606 Mindestens die gleiche Bedeutung wird aber auch die faktische Dokumentation des Münzrechts gehabt haben. Auch wenn sich eigene Prägungen ökonomisch nicht mehr lohnten, unterstrich Isenburg mit der Ausübung des Münzrechts, auf diese Option auch zukünftig nicht verzichten zu wollen. In früheren Jahrhunderten konnte die Ausübung des Münzrechts nämlich durchaus von ökonomischem Interesse des Münzherrn gewesen sein. Konvergenzimpulse gingen von diesen Prägungen nur insoweit aus, dass der Anachronismus Prägungen ohne Umlaufbedeutung und ökonomischem Sinn aus rein partikular-politischem Interesse durchzuführen unterstrich, dass eine kleinststaatliche Münzpolitik nicht mehr in die Zeit passte. 4.7.7 Würzburg, Großherzogtum (bis 1815) Geschichte Würzburg schloss sich 1806 dem Rheinbund an und wurde zum Großherzogtum erklärt. Durch das Ergebnis des Wiener Kongresses 1814/1815 fiel es wieder an Bayern zurück.607 Münzsystem/Prägeperioden/Konvergenzen Das Münzsystem beruhte auf den Konventionsfuß (1 Konventionstaler zu zwei Gulden, dieser zu 60 Kreuzern gerechnet).608 Im Großherzogtum Würzburg wurden nur in den Jahren 1807 bis 1811 Kleinmünzen im Wert von VI, III, I, 1/2 und 1/4 Kreuzern geprägt (AKS Nr. 1-7).
605 Ebd. 606 KAHL, Hauplinien der deutschen Münzgeschichte, S. 9. 607 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 473. 608 Ebd.
321
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 166: Prägeperiode 1807 bis 1811 Nominal VI KREUZER III KREUZER I KREUZER I KREUZER I KREUZER 1 /2 KREUZER 1 VIERTEL KREUZER
Material Silber Silber Silber Silber Silber Kupfer Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 1 AKS 2 AKS 3 AKS 4 AKS 5 AKS 6 AKS 7
Prägejahr 1807-1809 1807-1809 1808 1808 1808 18010, 1811 1811
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Impulse für die Kleinmünzenprägeentwicklung der anderen deutschen Länder sind nicht ersichtlich. 4.7.8 Reuß, jüngere Linie zu Lobenstein-Selbitz (bis 1824) Geschichte Die Herrschaften Selbitz und Lobenstein konnten 1805 vereinigt werden. 1806 wurde der Reichsgraf Heinrich LIV. zum Fürsten erhoben. 1815 wurde er Mitglied im Deutschen Bund. 1824 fiel das Fürstentum an die jüngere Linie zu Lobenstein-Ebersdorf.609 Münzsystem/Prägeperioden/Konvergenzen In dieser Zeit wurden nur ein 3 Pfennigestück im Jahr 1807 geprägt (AKS Nr. 47). Die Nominalbezeichnung lautete „3 PFENIGE“. Tabelle 167: Prägeperiode 1807 Nominal III PFENNIGE
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 47
Prägejahr 1807
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Von dieser Prägung gingen keine Konvergenzimpulse aus. Ein Konvergenzbeitrag lag nur in der Linienfusion mit Lobenstein-Ebersdorf und damit der Aufgabe eigener Münzprägung.
609 Ebd., S. 307.
322
4. Die Entwicklung der Münzprägung
4.7.9 Sachsen-Coburg-Saalfeld Geschichte Sachsen-Coburg-Saalfeld entstand 1735 durch die Vereinigung Coburgs mit dem Fürstentum Sachsen-Saalfeld. 1806 trat das Land dem Rheinbund bei. Im Erbteilungsvertrag vom 12. November 1826 erhielt der Herzog zusätzlich das Herzogtum Gotha, musste dafür aber Saalfeld an Sachsen-Meiningen abtreten.610 Münzsystem Sachsen-Coburg-Saalfeld prägte nach dem Konventionsfuß (10 Taler aus der Kölner Mark). Der Gulden galt 60 Kreuzer oder 240 Pfennige. Der Kreuzer wurde in 4 Pfennige unterteilt. In Coburg wurde nach dem 24 Guldenfuß, in Saalfeld nach dem Konventionskurant gerechnet. Der Saalfelder Groschen wurde in Coburg mit 4 1 /8 Kreuzer berechnet. Die für den Saalfelder Landesteil geprägten Münzen waren nicht für den Umlauf im Coburger Landesteil bestimmt; die Annahme war den Coburger Staatskassen sogar ausdrücklich untersagt.611 Die in großen Mengen in Sachsen-Coburg-Saalfeld umlaufenden ausländischen Scheidemünzen wurden durch Bekanntmachung des Herzogs Ernst nach dem 01.09.1807 konfisziert; zugleich setzte eine umfangreiche eigene Prägung ein.612 Die Kleinmünzenprägungen waren als die schlechtesten, im Sinne von unterwertigsten, Prägungen in den deutschen Staaten berüchtigt.613 Prägeperioden Die Prägungen dieses Herzogtums sind kaum in zeitliche Prägeperioden aufteilbar. Es bestanden allerdings für die Landesteile Coburg und Saalfeld unterschiedliche Währungssysteme: Für den Landesteil Coburg: Für Coburg wurden 6 (AKS Nr. 134 und 135), 3 (AKS Nr. 136 und 137) und 1 Kreuzermünzen (AKS Nr. 138 und 139) aus Billon geprägt. Ungewöhnlicherweise wurde im Jahr 1808 auch EIN PFENIG aus Billon geprägt614 (AKS Nr. 140). Ab 1809 wurden die Pfennige (AKS Nr. 141 und 610 Ebd., S. 380. 611 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 11, S. 33. 612 Ebd., S. 29. 613 Vgl. auch SCHNEIDER, Das Münzwesen im Herzogtum Nassau, S. 50. 614 Der letzte deutsche Silberpfennig, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 9, S. 30.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
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142) genau so wie die Heller (AKS Nr. 143 und 144) aber aus Kupfer geprägt. Die Nominale von 1 Kreuzer aufwärts trugen alle den Umschriftbestandteil „LAND MÜNZE“. Die Vorderseite zeigte grundsätzlich das gekrönte Monogramm oder aber das gekrönte Landeswappen (AKS Nr. 140, 141 und 144). AKS Nr. 141 und 144 weichen in ihrer Gestaltung darüber hinaus insoweit ab, dass das Landeswappen in einer Biedermeierkartusche eingefasst ist. AKS Nr. 141 zeigt darüber hinaus auch auf der Wertseite unter der Jahreszahl biedermeierliches Ornament. Tabelle 168: Prägeperiode 1808 bis 1826 Nominal
Material
6 KREUZER
Billon
AKSKatalognr. AKS 134, 135
Prägejahr
3 KREUZER
Billon
AKS 136, 137
1 KREUZER
Billon
AKS 138, 139
1 PFENIG I PFENNIG
Billon Kupfer
AKS 140 AKS 141
1 PFENNIG
Kupfer
AKS 142
1808, 1810, 1812-1826 1808, 1810, 1812-1826 1808, 1812, 1813, 1815, 1817, 1818, 1820, 18241826 1808 1808, 1809, 1814, 1815, 1817, 18191824, 1826 1809
1 HELLER
Kupfer
AKS 143
1809
1 HELLER
Kupfer
AKS 144
1809, 1819, 1814, 1815, 1817-1819, 1824
Bemerkung
Mit Wappen
Mit Monogramm Mit Monogramm Mit Wappen
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Für den Landesteil Saalfeld: Für den Landesteil Saalfeld wurden bereits 1808 1 Groschen im Wert eines 1 /24 Talers (AKS Nr. 145) und 6 Pfennige (AKS Nr. 146) aus Billon geprägt. Eine kleine Entwicklungstendenz ergab sich daraus, dass darunter als einzige Kleinmünze III Pfennige (AKS Nr. 148) zunächst mit römischen Wertziffern und die danach geprägten Nominale von 4, 3 und 2 Pfennigen mit arabischen Wertziffern geprägt wurden (AKS Nr. 147, 149 und 150).
324
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Die III und 3 Pfennigprägungen (AKS Nr. 148 und 149) zeigen, wie einige der Coburger Prägungen, ebenfalls biedermeierliche Stilelemente (Wappen in Biedermeierkartusche, auf der Wertseite Leiste mit Festons). Tabelle 169: Prägeperiode 1808 bis 1820 Nominal 1 GROSCHEN 6 PFENNIG
Material Billon Billon
AKS-Katalognr. AKS 145 AKS 146
4 PFENNIGE
Kupfer
AKS 147
III PFENNIG 3 PFENNIG 2 PFENNIGE
Kupfer Kupfer Kupfer
AKS 148 AKS 149 AKS 150
Prägejahr 1808, 1810, 1818 1808, 1810, 1818, 1820 1809, 1810, 1818, 1820 1807, 1818 1821-1826 1810, 1817, 1818
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Wie andere deutsche Staaten, übernahm auch Sachsen-Coburg-Saalfeld arabische statt der bisherigen römischen Wertziffern. Die Schreibweise der Nominalbezeichnung wurde vereinheitlicht. Als letzter deutscher Staat wechselte auch Sachsen-Coburg-Saalfeld bei kleinen Münzmetallen wie dem Pfennig von Billon auf Kupfer. Direkte gesamtdeutsche Konvergenzimpulse sind von diesen Prägungen nicht ausgegangen. 4.7.10 Sachsen-Hildburghausen (bis 1826) Geschichte Sachsen-Hildburghausen entstand durch Erbteilungsvertrag im Jahr 1680. 1826 verzichtete der Herzog Friedrich zugunsten von Sachsen-Meinungen und Sachsen-Coburg und Gotha auf Hildburghausen und erhielt dafür das Herzogtum Altenburg.615 Münzsystem Sachsen-Hildburghausen prägte nach dem Konventionsfuß (10 Speciestaler aus der Feinen Mark); der Taler zu 60 Kreuzern. Gerechnet wurde nach dem 24 Guldenfuß; der Gulden zu 60 Kreuzer; der Kreuzer zu je 4 Pfenni-
615 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 386.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
325
ge.616 Hildburghausen hat nach 1800 nur Kleinmünzen geprägt, die wegen ihres niederen Wertes und Silbergehaltes kaum beachtet wurden.617 In gewissem Umfang liefen mit der Jahreszahl 1822, aber wohl noch viele Jahre später mit dem gleichen Jahr, von der Veilsdorfer Porzellanfabrik geprägtes „Fabrikgeld“ mit der Aufprägung „3 Kreuzer“ bzw. „ 12 Kreuzer“ wie Kleingeld in der Umgebung von Veilsdorf und sogar in ganz Thüringen618 um, obwohl es sich rechtlich nur um private Marken und nicht um Münzen handelte.619 Ob diese Marken auf Kleingeldmangel zurückzuführen sind, wie es bei den sogenannten „Judenpfennigen“ aus Frankfurt am Main der Fall war, ist umstritten.620 Zumindest konnte es Geldfunktion in der Region annehmen, da mit diesen Marken in den werkseigenen Läden der Fabrik Waren „eingekauft“ oder präziser formuliert, Waren gegen diese Marken eingetauscht werden konnten. Prägeperioden Die in den Jahren zwischen 1806 und 1826 geprägten Sachsen-Hildburghausener Münzen sind nicht sinnvoll in Prägeperioden aufteilbar. Zwar sind vereinzelt Münztypen aufeinander abgestimmt worden (zum Beispiel AKS Nr. 151, 153 und 159 mit 163); ein alle Nominale umfassendes Gestaltungssystem ist jedoch nicht erkennbar. In der eigenen, der Münzstätte Hildburghausen, wurden 6 Kreuzer (AKS Nr. 151 und 152), 3 Kreuzer (AKS Nr. 153), 1 Kreuzer (AKS Nr. 154) aus Billon sowie 1/2 Kreuzer (AKS Nr. 155158) sowie im Jahr 1825 auch 1/4 Kreuzer (AKS Nr. 159 und 160) und 1/8 Kreuzer (AKS Nr. 163) aus Kupfer geprägt. Daneben wurden seit 1823 auch Pfennige (AKS Nr. 161 und 162) und bis 1818 auch Heller (AKS Nr. 165) aus Kupfer geprägt. Die Prägungen folgten den unterschiedlichsten Gestaltungsgrundsätzen, waren aber alle ohne Ring hergestellt. Tabelle 170: Prägeperiode 1808 bis 1826 Nominal 6 KREUZER
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 151
6 KREUZER
Billon
AKS 152
3 KREUZER
Billon
AKS 152
Prägejahr 1808, 1811, 1812, 1815-1818 1820, 1821, 18231825 1808, 1810- 1812, 1815-1818, 1820
616 Ebd. 617 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 11, S. 75; SCHNEIDER, Das Münzwesen im Herzogtum Nassau, S. 50. 618 KRESS, Die Aequivalente von Closter Veilsdorf, S. 195. 619 HOLLMANN, Münzgeschichte, S. 116f., Nr. 197f. 620 KRESS, Die Aequivalente von Closter Veilsdorf, S. 196.
326 1
4. Die Entwicklung der Münzprägung
/2 Kreuzer /2 Kreuzer 1 /2 Kreuzer 1 /2 KREUZER 1 /4 KREUZER 1 /4 KREUZER I PFENNIG 1 PFENNIG 1 /8 KREUZER 1 HELLER 1 Heller
Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer Kupfer
AKS 155 AKS 156 AKS 157 AKS 158 AKS 159 AKS 160 AKS 161 AKS 162 AKS 163 AKS 164 AKS 165
1 HELLER
Kupfer
AKS 166
1
1808, 1809 1823 1823 1823 1825 1825 1823, 1825, 1826 1826 1825 1806 1808, 1809, 1811, 1812, 1816-1818 1820-1825
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Direkte Konvergenzimpulse sind diesen Prägungen kaum zu entnehmen. Allenfalls kann in dem Verzicht der Ausprägung des Hellers ab 1818 zugunsten des Pfennigs (1823 bis 1826) eine Angleichung an norddeutsche Verhältnisse gesehen werden. Die Gestaltungsvielfalt hat aber vielleicht einen indirekten Konvergenzimpuls in sich getragen, da der Herzog von Sachsen-Hildburghausen nach Aufgabe dieses Herzogtum und dem Erhalt des neu geschaffenen Herzogtums Sachsen-Altenburg ein strikt gegliedertes Kleinmünzensystem schuf. 4.7.11 Kniphausen und Varel (bis 1854) Geschichte Die freien Herrschaften Kniphausen und Varel kamen 1818 unter die Staatshoheit Oldenburgs, wurden aber gemäß einem Abkommen von 1825 im Jahr 1830 an den ehemaligen Reichsgrafen Bentinck zurückgegeben. Kniphausen war nun eine mediatisierte Adelsherrschaft. 1854 wurde die Herrschaft von Oldenburg aufgekauft.621 Münzsystem/Prägeperioden/Konvergenzen Kniphausen und Varel ließen 1806 Goldmünzen nach dem Talersystem (AKS Nr. 1-3) und 1807 9 Grotestücke im Wert von 1/8 Taler in Silber (AKS Nr. 4 und 5) ausprägen, obwohl der Herrschaft das Münzrecht nie verliehen worden war.
621 RITTMANN, Anmerkungen zur Geschichte der Herrschaft Kniphausen, S. 230f.
327
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 171: Prägeperiode 1807 Nominal IX GROTE IX GROTE
Material Silber Silber
AKS-Katalognr. AKS 4 AKS 5
Prägejahr 1807 1807
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Die neuen Grotestücke entsprachen zum Ärger Oldenburgs seiner Landeswährung.622 Von diesen Münzen wurden etwa nur 1.920 Stück geprägt, die aber bis auf wenige Exemplare wegen eines Stempelfehlers in der Umschrift nicht in den Umlauf gelangten.623 Weitere Kleinmünzen wurden, wie bereits im 18. Jahrhundert624, keine geprägt. Wie das Beispiel Isenburg, dem aber immerhin das Münzrecht verliehen war, zeigten die Kniphausen-Vareler Prägungen ohne Umlaufbedeutung, dass eine Münzprägung von Kleinststaaten nicht mehr zeitgemäß war. 4.7.12 Schleswig-Holstein (bis 1866) Geschichte Seit 1720 war das Herzogtum Schleswig mit dem dänischen Königshaus eng verbunden.625 Seit 1773 hatte das auf den russischen Kaiserthron gelangte Haus Holstein-Gottorf (Peter III. war seit 1761 Russischer Zar626) seine Rechte am Herzogtum Holstein an die dänische Krone übertragen.627 Der Wiener Kongress erkannte nur Holstein als Mitglied des Deutschen Bundes an. Dänemarks Versuche, das Herzogtum Schleswig in den dänischen Gesamtstaat zu überführen, führte zum Aufstand der Schleswiger und der Holsteiner und zur Einsetzung einer „Provisorischen Regierung“ im Jahr 1848. Diese Selbstständigskeitsbestrebungen setzten sich zunächst jedoch nicht durch.628 Nach dem erneuten Versuch Dänemarks 1863, Schleswig zu annektieren, wurde Dänemark im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 entscheidend besiegt. Schleswig-Holstein wurde jedoch nicht als neuer Staat im Deutschen Bund aufgenommen, sondern zunächst durch Österreich 622 Ebd., S. 230. 623 JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 6, S. 60. 624 SCHÖN, Deutscher Münzkatalog, S. 462. 625 Ulrich LANGE, Stände, Landesherr und große Politik. Vom Konsens des 16. zu den Konflikten des 17. Jahrhunderts, in: DERS. (Hrsg.) Geschichte Schleswig-Holsteins. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Neumünster 1996, S. 153-266, hier: S. 256. 626 MATZ, Wer regierte wann? S. 262. 627 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 408; Franklin KOPITZSCH, Schleswig-Holstein im Gesamtstaat 1721-1830. Absolutismus, Aufklärung und Reform, in: Ulrich LANGE (Hrsg.), Geschichte Schleswig-Holsteins. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Neumünster 1996, S. 281-332, hier: S. 282-284. 628 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 408.
328
4. Die Entwicklung der Münzprägung
und Preußen gemeinsam verwaltet. Ab 1865 wurde Holstein dann durch Österreich und Schleswig durch Preußen verwaltet, während Lauenburg in Personalunion mit Preußen verbunden war. Nach Österreichs Niederlage im Preußisch-Österreichischen Krieg 1866 wurde Schleswig-Holstein 1867 durch Preußen annektiert und preußische Provinz.629 Münzsysteme Bis 1813 wurden für beide Herzogtümer Speciestaler zu je 60 Schilling schleswig-holsteinisch Kurant geprägt.630 Mit Verordnung vom 05. und 06.01.1813 wurde der Münzfuß mit Wirkung zum 01.02.1813 geändert. Nunmehr wurde der dänische, in 96 Schillinge geteilte Rigsbankdaler als Münzeinheit festgesetzt, der 1/2 Speciestaler bzw. 30 Schilling schleswigholsteinisch Kurant entsprach.631 Damit löste sich das schleswig-holsteinische vom lübisch-hamburgischen Münzsystem.632 In Kiel wurde, ungeachtet des tatsächlichen Umlaufs sonstiger Münzen, noch 1848 nach dänischem System gerechnet.633 Dagegen soll in anderen Teilen des Landes noch lange nach dem lübschen System gerechnet worden sein,634 insbesondere bei Handelsgeschäften mit Hamburg und Lübeck.635 Die Provisorische Regierung hatte für die geplante Einführung des 14 Talerfußes und für die abgestimmte Prägungen von Schillingen 1850 Konsultationen mit Hamburg und Lübeck geführt, die aber ergebnislos blieben.636 Die dann 1850/51 folgende Prägung von Kupferschillingen blieb ohne Widerhall der beiden Hansestädte. Nach der Annexion Schleswig-Holsteins durch Preußen wurde das preußische Münzsystem eingeführt, dessen Hauptmünzen schon seit längerer Zeit den Zahlungsverkehr in Schleswig-Holstein wesentlich mitbestimmten.637 Im Gegensatz zum preußischen Taler und seinen Teilstücken soll der preußische Silbergroschen noch um 1866 nicht sehr geläufig gewe629 SCHULTZ HANSEN, Demokratie oder Nationalismus, S. 458f. 630 Daneben oder sogar hauptsächlich zahlte und rechnete die Bevölkerung einen Kuranttaler = 48 Schillinge Lübisch Kurant, Emil WASCHINSKI, Währung, Preisentwicklung und Kaufkraft des Geldes in Schleswig-Holstein von 1226-1864, Neumünster 1952, S. 55. 631 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 408. 632 Klaus-Joachim LORENZEN-SCHMIDT, Lübisch und Schleswig-Holsteinisch Grob Courant, Lübeck 2003, S. 26. 633 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 208. 634 SCHNEIDER, Hamburgs Münz- und Geldgeschichte, S. 14. 635 WASCHINSKI, Währung, Preisentwicklung und Kaufkraft, S. 55f. 636 SCHNEIDER, Hamburgs Münz- und Geldgeschichte, S. 38f. 637 PFEIFFER, Geschichte des Geldes, S. 65; RITTMANN, Anmerkungen über die Entwicklung des Geldwesens der Stadt Hamburg (2), S. 11.
329
4. Die Entwicklung der Münzprägung
sen sein.638 Der Zahlungsverkehr und das Rechnungswesen bevorzugte bei kleinen Summen weiter das Schillingesystem.639 In Altona wurde auf Grund der Nähe zu Hamburg im Großhandel auch nach der Hamburger Mark Banko gerechnet.640 Tabelle 172: Münzsystem Prägezeitraum Bis 1813 Ab 1813 Ab 1841 Unter Statthalterschaft
Wertverhältnis 1 SpeciesT = 60 Schillinge 1 Rigsbankdaler = 96 Skillinge 1 Rigsbankdaler = 30 Skillinge Kurant Sechslinge zu 1/2 Schillinge Kurant Reilinge zu 1/4 Schillinge Kurant
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 408.
Prägeperioden Bis 1812 wurden für Schleswig-Holstein nur 2 1/2 Schillingmünzen als Kleinmünzen noch ohne Ringprägung geprägt (AKS Nr. 11). Diese Münzen entsprachen, mit Ausnahme des geänderten Herrschermonogramms auf der Vorderseite, den zuvor um die Jahrhundertwende ausgeprägten Typen (vgl. AKS Nr. 7 und 8). Die Vorderseite trug das gekrönte Monogramm und darunter die VI (für Friedrich VI.). Links neben dem Monogramm stand „ 1/24“ und rechts des Monogramms „SP.“ für 1/24 Speciestaler. Auf der Rückseite, der Wertseite, stand „2 1/2 SCHILLING SCHLESW.HOLST. COURANT.“ sowie das Jahr und das Münzzeichen. Tabelle 173: Prägeperiode 1809 bis 1812 Nominal 2 1/2 SCHILLING
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 11
Prägejahr 1809, 1812
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Ab 1816 wurden erstmals 16 Reichsbankschillinge in Silber (AKS Nr. 9) und 8 Reichsbankschillinge in Billon (AKS Nr. 10), beide im Ring, ausgeprägt. Die Vorderseite folgte den Gestaltungsgrundsätzen der 1. Prägeperiode. Die Wertseite folgte dem Vorgänger der 1. Prägeperiode zwar grundsätzlich, trug aber nun eine dänische Nominalbezeichnung, wenn auch in deutscher Sprache. Ansonsten folgte der Aufbau weiterhin dem Grundsatz: Wertzeichen/Nominalbezeichnung/Jahreszahl/Münzzeichen.
638 SCHNEIDER, Hamburgs Münz- und Geldgeschichte, S. 51. 639 LORENZEN-SCHMIDT, Lübisch und Schleswig-Holsteinisch Grob Courant, S. 26f. 640 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 16.
330
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 174: Prägeperiode 1816 bis 1839 Nominal 16 REICHSBANKSCHILLING 8 REICHSBANKSCHILLING
Material Silber
AKSKatalognr. AKS 9
Billon
AKS 10
Prägejahr 1816, 1818, 1831, 1839 1816, 1818, 1819
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
In einer dritten Prägeperiode zwischen 1841 und 1848 wurde auf der Wertseite in der Umschrift oben die dänische und in der unteren Umschrift die schleswig-holsteinische Währung aufgeprägt. An Kleinmünzen wurde der 8 Rigsbankskilling (gleichzeitig 2 1/2 Schilling Kurant, AKS Nr. 18) und der 4 Rigsbankskilling (gleichzeitig 1 1/4 Schilling Kurant, AKS Nr. 19), beide in Billon, geprägt. Die Kopfseite der beiden Kleinmünzen sowie der drei größeren Nominale bis hin zum 1 Rigsbankdaler trug das Portrait des dänischen Königs mit der latinisierten Umschrift CHRISTIANUS VIII D:G: DANIAE V:G:REX. Tabelle 175: Prägeperiode 1841 bis 1843 Nominal 8 RIGSBANKSKILLING/ 2 1/2 SCHILLING COURANT 4 RIGSBANKSKILLING/ 1 1/4 SCHILLING COURANT
Material Billon
AKSKatalognr. AKS 18
Prägejahr 1843
Billon
AKS 19
1841, 1842
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
In einer vierten Prägeperiode wurden in den Jahren 1850 und 1851, während der Provisorischen Regierung, 1 Schillingmünzen (AKS Nr. 12, wohl nur als Probe, da im Münzhandel kaum erhältlich) sowie 1 Sechsling (AKS Nr. 13) und 1 Dreiling (AKS Nr. 14) aus Kupfer und im Ring geprägt. Die Vorderseiten aller drei Prägungen trugen demonstrativ das schleswigholsteinische Wappen zwischen zwei gekreuzten Eichenzweigen unter der Herzogskrone in bewusster Abgrenzung zu den dänisch dominierten Prägungen. Auf der Wertseite war bei der Sechsling- und der Dreilingmünze die Umschrift SCHLESW. HOLSTEIN. SCHEIDEMÜNZE angebracht; über der Nominalbezeichnung stand die Wertzahl, unter ihr das Jahr und das Münzzeichen, darunter der Reichsapfel.
331
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Tabelle 176: Prägeperiode 1850 bis 1851 Nominal 1 SCHILLING (Probe) 1 SECHSLING 1 DREILING
Material Billon
AKS-Katalognr. AKS 12
Prägejahr 1851
Kupfer Kupder
AKS 13 AKS 14
1850, 1851 1850
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Konvergenzen Die Prägungen unter der Statthalterschaft 1850 und 1851 zeigten deutlich den politischen Willen der Schleswig-Holsteiner, zu Deutschland gehören zu wollen. Auf Grund der Durchsetzung des Zahlungsverkehrs mit preußischen Münzen hätte es eigener Schleswig-Holsteinischer Prägungen nicht bedurft. Diese Prägungen mit dem schleswig-holsteinischen Wappen und der Verwendung der Nominale „Sechslinge“ und „Dreilinge“ ist eine bewusste Anlehnung an das Münzsystem Hamburgs, Lübecks und Mecklenburgs und damit an Staaten, die zwar wie Preußen deutsch waren, auf Grund ihrer geringeren Größe einer Selbstständigkeit Schleswig-Holsteins innerhalb Deutschlands nicht im Wege standen. Der wesentlichste Konvergenzimpuls vor der Annexion SchleswigHolsteins durch Preußen bestand darin, dass sich die Münzen des preußischen 14 Talerfußes faktisch bereits im Geldverkehr durchgesetzt hatten. Insbesondere die Gleichsetzung des preußischen Talers mit 40 schleswigholsteinischen Schillingen, wie in Hamburg und Lübeck, führte zu einer Gleichsetzung der Schillinge beider Gebiete.641 Da dies über den Umweg einer im Ursprung fremden Hauptmünze und ohne die Zugrundelegung eines geschlossenen Systems geschah, liegt kein gemeinsames Währungsgebiet im engeren Sinne vor.642 Mit der Einführung der preußischen Währung nach der Annexion 1867 war eine völlige Integration in das preußische Münzsystem erreicht. 4.7.13 Lauenburg Geschichte Das Herzogtum Lauenburg gehörte vor den Napoleonischen Kriegen zum Kurfürstentum Hannover. Nach dem Wiener Kongress wurde es an Preußen abgetreten. Preußen tauschte Lauenburg gegen Schwedisch-Pommern mit 641 HELFERICH, Die Einheit im deutschen Münzwesen, S. 391. 642 Anders als HELFERICH, der auf Grund dieser Gleichsetzung im Wert des Schillings meint, die beiden Gebiete seien „zu einem Münzgebiet geworden“ zugleich aber auch feststellt, dass dieses „in seiner Gesammtheit vom preussischen Thaler beherrscht wird“, ebd.
332
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Rügen an Dänemark. Lauenburg blieb dennoch im Deutschen Bund. Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 wurde das Herzogtum Lauenburg mit Holstein an Österreich und Preußen abgetreten. 1865 wurde es von der gemeinsamen Verwaltung durch Österreich und Preußen abgetrennt und in Personalunion mit Preußen verbunden. Erst 1876 wurde Lauenburg als Kreisgebiet in die preußische Provinz Schleswig-Holstein eingegliedert.643 Münzsystem/Prägeperioden/Konvergenzen Lauenburg prägte während des 19. Jahrhunderts nur in dänischer Zeit, und zwar 1830, nur einen Zweidritteltaler (AKS Nr. 1), der im Geldumlauf aber kaum anzutreffen war.644 Diese Prägung blieb für die Entwicklung des deutschen Kleinmünzenwesens im 19. Jahrhundert ohne Belang. Um das Jahr 1825 waren im Herzogtum Lauenburg noch keine Kupfermünzen, sondern Silberschillinge im Umlauf.645 Sowohl für 1828 als auch 1848 wird der Umlauf von mecklenburgischen, dänischen und hamburgischen Münzen festgestellt. Anders als für 1828 wird 1848 besonders der Umlauf preußischer Münzen hervorgehoben.646 Für 1828 wird nur festgestellt dass Lauenburg „rechnet und zahlt wie Lübeck“.647 Die Angaben für 1848 sind präziser: Gerechnet wurde der preußische Taler zu 39 Schillingen bei königlichen und zu 41 Schillingen bei städtischen Kassen. Im „gemeinen Leben“ galt der preußische Taler 42 Schillinge.648 Die Schlechterstellung durch die königlichen, also dänischen, Kassen können als Versuch gewertet werden, die weitere Durchdringung des lauenburgischen Geldumlaufs durch preußische Münzen zu behindern. Seit 1850 wurde nach Talern geteilt in 48 Schillinge à 6 Pfennige gerechnet.649 Nach der Einverleibung Lauenburgs in das preußische Staatsgebiet wurde das preußische Münzsystem eingeführt: „Laut Verordnung vom 12. Febr. 1868 treten im Herzogthum Lauenburg die in Preußen geltenden Bestimmungen über das Münzwesen insbesondere das Münzgesetz vom 4.Mai
643 SCHULTZ HANSEN, Demokratie oder Nationalismus, S. 458. 644 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 219. 645 Walter FRAHM, Welche Geldstücke gingen Christian Mirow 1830 bis 1864 durch die Hand? In: Lauenburgische Heimat. Zeitschrift des Heimatbund und Geschichtsvereins Herzogtum Lauenburg 36, 1962, S. 33-35, hier: S. 34; NELKENBRECHER macht 1828 noch keine Angaben zum Herzogtum oder zur Stadt Lauenburg, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage). 646 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 326 und NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 219. 647 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 326. 648 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 219. 649 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 258.
4. Die Entwicklung der Münzprägung
333
1857 in Kraft.“650 Die Umrechnung erfolgte wie folgt: „8 Schillinge gelten 5 preuß. Silbergroschen, 8 lauenb. Pfennige= 5 preuß. Pfennige.“651 4.7.14 Stolberg-Wernigerode Geschichte 1807 wurde Stolberg-Wernigerode durch Dekret Napoleons I. dem Königreich Westphalen angegliedert. Die Grafen zu Stolberg blieben in dieser Zeit nur Großgrundbesitzer. 1814 wurde durch den Vertrag mit Preußen und durch den Wiener Kongress 1815 das Land in seinen alten Rechten wieder hergestellt, wobei allerdings die Landeshoheit bei Preußen blieb. Dennoch wurde gemäß den Rezessen von 1822 das Münzrecht der Grafen faktisch bestätigt.652 Münzsystem/Prägeperioden/Konvergenzen Die Grafschaft Stolberg-Wernigerode hat im 19. Jahrhundert nur in den Jahren 1818 und 1824 (AKS Nr. 1 und 2) Golddukaten ausgeprägt. Eine Kleinmünzenprägung fand nicht statt. 4.7.15 Würzburg, Stadt Geschichte Die Stadt Würzburg war ein abhängiges Gebiet des Großherzogtums Würzburg, das 1815 durch die Ergebnisse des Wiener Kongresses wieder an Bayern fiel. Münzsystem/Prägeperioden/Konvergenzen Die Stadt Würzburg ließ traditionell nur für den Landesherrn zu Neujahr eine Anzahl von Goldgulden prägen. Es handelt sich streng genommen nicht um Zahlungsmittel.653 Weitere Münzen ließ die Stadt Würzburg im 19. Jahrhundert nicht prägen. Nelkenbrecher gibt an, dass Würzburg zumindest bis 1828 wie folgt rechnete: „gewöhnlich nach Reichsgulden zu 60 Kreuzern à 4 Pfennig, deren Zahlwert der 24 Guldenfuß ist. In altfränkischer Währung rechnet man den Gulden 5 3/8 Pfund, 28 Schilling, 84 Dreier à 2 Pfennige“.654 Für 1848 macht Nelkenbrecher keine speziellen Angaben zum 650 Ebd., S. 257. 651 Ebd. 652 Das Weiterbestehen des Münzrechts auch ohne Landeshoheit ist mit der Situation der Hansestädte Rostock und Wismar vergleichbar. 653 ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 475. 654 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 409.
334
4. Die Entwicklung der Münzprägung
Münzwesen mehr, sondern verweist auf die bayrische Hauptstadt München.655 Beiträge für die Kleinmünzenentwicklung in Deutschland konnte die Stadt Würzburg im 19. Jahrhundert somit nicht leisten.
655 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 465.
5. DIE ENTWICKLUNG ZUR REICHSWÄHRUNG 5.1 Die verschiedenen Münzsysteme zum Zeitpunkt der Reichsgründung Bei Gründung des Deutschen Reiches bestanden sieben verschiedene Münzsysteme: I. II. III. IV. V. VI. VII.
Der Talerfuß, der Taler eingeteilt in 30 Groschen zu 12 Pfennigen (vor allem in Preußen) Der Talerfuß, der Taler eingeteilt in 30 Groschen zu 10 Pfennigen (vor allem im Königreich Sachsen) Der Talerfuß, der Taler eingeteilt in 48 Schillinge zu 12 Pfennigen in Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz Die Kurantwährung, die Mark-Kurant eingeteilt in 16 Schillinge zu 12 Pfennigen in Lübeck und Hamburg Der süddeutsche Münzfuß, der Gulden eingeteilt in 60 Kreuzer (vor allem in Bayern, Württemberg und Baden) Die sogenannte Taler-Gold-Währung, gerechnet zu 5 Talern, dieser eingeteilt in 72 Groten zu 5 Schwaren in Bremen) Das französische Frankensystem, der Franc, eingeteilt in 100 Centimes (in Elsaß-Lothringen)1
Damit bestanden sogar zwei Münzteilungssysteme2 mehr als nach dem Ende des Alten Reiches.3 Zum Einen war durch den Zugewinn Elsass-Lothringens nach dem Sieg über Frankreich 1870/71 vorübergehend das französische Frankensystem hinzugekommen, zum Anderen hatte sich in einigen Staaten nach sächsischem Vorbild die Teilung des Groschens in 10 statt in 12 Pfennige, wie in Preußen, durchgesetzt. Neben dieser theoretischen Zugehörigkeit der einzelnen Staaten, oder sogar einzelner Landesteile, zu den jeweiligen Währungssystemen war der 1
Begründung zum Gesetz, betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen, vom 4. Dezember 1871 (Drucksache Nr. 50 zu den Verhandlungen des Reichstages, I. Legislaturperiode, II. Session 1871), in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 2-8, hier: S. 2.
2
Hier müssen Münzsysteme und Münzteilungssysteme unterschieden werden: Sachsen und Preußen teilten zu Beginn des 19. Jahrhunderts zwar nach dem gleichen System (1 Taler = 24 Groschen je 12 Pfennige), es handelte sich aber um unterschiedliche Münzsysteme, da Sachsen nach dem Konventionsfuß 10 Taler aus der Kölner Mark und Preußen 14 Taler aus ihr prägte.
3
Immerhin bestanden damit auf Hauptmünzenebene „nur“ noch fünf Münzfüße, da die drei Talergebiete nur noch nach dem 14 Talerfuß prägten.
336
5. Die Entwicklung zur Reichswährung
tatsächliche Umlauf der Münzen, auch der Kleinmünzen, sehr heterogen. 4 Deshalb ergab sich überall in Deutschland das Erfordernis, die verschiedenen Währungen in ihrem Wert zueinander vergleichen zu können.5 Bei den über den Dresdner und den Wiener Münzvertrag miteinander verbundenen Währungen war dies noch relativ einfach. Das Verhältnis von 14 Talern zu 24 1/2 Gulden auf die Kölner Mark6 entsprach 1,75 Gulden pro Taler. Für die Umrechnung der Silberscheidemünzen halfen die Kaufmannsbücher. Den direkten Vergleich der kleinsten Kleinmünzen zeigten jedoch auch die Kaufmannsbücher grundsätzlich nicht auf. Auch wenn es, wie Schneider dargelegt hat, im alltäglichen Zahlungsverkehr meistens nicht auf die kleinsten Wertdifferenzen zwischen den aus unterschiedlichen Währungsgebieten stammenden Nominale ankam, lagen rechnerische Differenzen vor, die gelegentlich zu unterschiedlichen Behandlungen führen konnten. Vor dem Dresdner Vertrag galten die wichtigsten Kupferkleinmünzen in Relation zur Feinen Kölner Mark:7 Alte preußische Pfennige (vor 1821): 4032 Stück8 Neue preuß. Pfenninge (ab 1821): 5040 Stück9 10 Alte bayrische Pfennige : 4800 Stück11 12 Alte sächsische Pfennige : 2880 Stück13 Mit dieser Bezugsgröße hatten diese Pfennige zueinander folgenden Wert (der Wert ist ggf. auf die dritte Stelle nach dem Komma gerundet):
4
Neben dem bereits beschriebenen Celler Apothekenfund gibt es eine Reihe von Fundmünzenauswertungen aus Kirchen, die aber, wie bereits dargelegt, nicht als repräsentativ für den Münzgeldumlauf angesehen werden können.
5
Bei den kleinsten Nominalen kommt man, je nach Rückrechnungsgrundlage, auf verschiedene Wertdifferenzen, die in den Anlagen zu dieser Untersuchung noch näher erläutert werden.
6
Bzw. 30 Taler zu 52 1/2 Gulden nach dem Wiener Vertrag aus dem Zollpfund.
7
Die bis zum Dresdner Vertrag bestehenden (sehr geringfügigen) Gewichtsunterschiede der Feinen Mark blieben unberücksichtigt. Die Münzgrundgewichte nach der Feinen Mark wurden hier also gleichgesetzt.
8
14 Taler je 24 Groschen je 12 Pfennige.
9
14 Taler je 30 Sgr je 12 Pfenninge.
10 Vor Übergang zum 24 1/2 Guldenfuß. 11 20 Gulden je 60 Kreuzer je 4 Pfennige. 12 Vor Übergang zum NGr-System. 13 10 Konventionsspeciestaler je 24 Groschen je 12 Pfennige.
337
5. Die Entwicklung zur Reichswährung
Tabelle 177: Wertverhältnisse preußische, bayrische und sächsische Pfennige
Wert in alten preuß. Pfennigen Wert in neuen preuß. Pfennigen Wert in bayrischen Pfennigen Wert in sächsischen Pfennigen
1 alter Preuß. Pfennig 1
1 neuer Preuß. Pfennig 0,8
1 Bayrischer Pfennig
1 Sächsischer Pfennig
0,84
1,4
1,25
1
1,05
1,75
1,19
0,952
1
1,667
0,714
0,571
0,6
1
Quelle: Eigene Berechnung auf der Grundlage der Relation zur Kölner Mark.
Nach dem Dresdner Vertrag und der Teilung des sächsischen Neugroschens in 10 Pfennige veränderten sich die Relationen: Neue preußische Pfennige (ab 1821): 5040 Stück Neue sächsische Pfennige (ab 1841): 4200 Stück14 1 Neue süddeutsche Pfennige/ /4 Kreuzer (ab 1839): 5880 Stück15 Mit diesen neuen Relationen zur Feinen Mark Silber ergab sich folgender Wert dieser Kleinmünzen zueinander (der Wert ist ggf. auf die dritte Stelle hinter dem Komma gerundet): Tabelle 178: Wertverhältnisse preußische, sächsische und süddeutsche Pfennige
Wert in neuen preuß. Pfennigen Wert in neuen sächsichen Pfennigen Wert in neuen süddeutschen Pfennigen/ 1/4 Kreuzern
1 neuer preuß. Pfennig
1 neuer sächsischer Pfennig
1
1,2
1 neuer süddeutscher Pfennig bzw. 1/4 Kreuzer 0,875
0,833
1
0,714
1,167
1,4
1
Quelle: Eigene Berechnung auf der Grundlage der Relation zur Kölner Mark. 14 14 Taler je 30 NGr je 10 Pfennige. 15 24 1/2 Gulden je 60 Kreuzer je 4 Pfennige.
338
5. Die Entwicklung zur Reichswährung
Nach dem Wiener Vertrag änderten sich die Relationen dieser Pfennige zueinander nicht, da sie die Relationen zum neuen Münzgrundgewicht, dem Zollpfund, im gleichen Verhältnis vollzogen. Darüber hinaus mussten gelegentlich auch Kleinmünzen der Vertragsstaaten mit denen der Nichtvertragsstaaten im Wert verglichen werden. Rechnerisch ergaben sich folgende Relationen zur Kölner Mark: Hamburgisch-Lübsche Kurantwährung, rechnerischer Pfennig16 bezogen auf ein Schillingstück pro Kölner Mark 6912 Stück,17 rechnerisch bezogen auf die 16 Schillingestücke 6528 Stück.18 Mecklenburgisch-Schweriner Schillingwährung, rechnerischer Pfennig19 bezogen auf: 1 Schillingstücke pro Kölner Mark 8064 Stück,20 4 Schillinge pro Kölner Mark 7344 Stück.21 Damit gab es in diesen Währungsgebieten noch nicht mal ein durchgehend gefestigtes Wertverhältnis der Nominale zueinander. Wenn schon innerhalb dieser kleinen Währungsgebiete für die kleineren Nominale ein Aufgeld gezahlt wurden, musste dies im Verhältnis zu den wertstabileren Kleinmünzen der Vertragsstaaten erst recht der Fall sein. Anders als die beiden vorgenannten Währungsgebiete wurden die 1 und 6 Grotenmünzen Oldenburgs in ihrem nominalen Wert zueinander gehandelt. Bezogen auf beide Nominale galt der dem Pfennig der anderen Währungsgebiete in etwa vergleichbare Schwaren pro Kölner Mark 5760 Stück.22 Zu den, auf der sogenannten „Goldwährung“ beruhenden bremischen Groten und Schwaren, ließ sich ein dauerhafter verlässlicher Bezug nicht herstellen, da die Gold- Silberwertrelation im 19. Jahrhundert stark schwankte.23
16 Der Dreiling, d.h. 3 die Pfennigmünze, war das kleinste ausgeprägte Nominal. 17 576 Schillinge auf die Kölner Mark, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (16. Auflage), S. 84f. 18 34 mal 16 Schillinge je 12 Pfennige, ebd. 19 Seit 1831 (AKS Nr. 28) nicht mehr ausgeprägt, kleinstes Nominal war seitdem der Dreiling. 20 672 Schillinge auf die Kölner Mark je 12 Pfennige (ab 1828), ebd., S. 98f. 21 153 4 Schillingestücke auf die Kölner Mark je 12 Pfennige (ab 1828), ebd. 22 Sowohl 192 mal 6 Grote je 5 Schwaren, als auch 1152 mal 1 Groten je 5 Schwaren, ebd., S. 106f. 23 NELKENBRECHER rechnet dennoch 1080 mal 1 Grote je 5 Schwaren, ebd., S. 78f.; dies entspricht 5400 Schwaren auf die Kölner Mark und somit weniger als bei den Oldenburger Schwaren.
5. Die Entwicklung zur Reichswährung
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Die Kleinmünzen der verschiedenen Währungsgebiete und sogar der Pfennig, auch innerhalb der Mitgliedstaaten des Dresdner Vertrages und auch noch nach dem Wiener Vertrag, waren damit nicht leicht zu vergleichen. Selbst innerhalb des Talergebietes war der sächsische Pfennig 20 Prozent mehr wert als der preußische Pfennig. Es konnte sich daher lohnen, höherwertige Pfennige zum Wert des preußischen Pfennigs zu erhalten und zu akkumulieren, um sie dann gegen grobe Münze des Herkunftgebietes der Kleinmünzen zu tauschen.24 Zumindest im Papiergeldbereich ist es überliefert, dass Scheine kleinerer Staaten im Vergleich zu den als sicher geltenden preußischen Scheinen unter ihrem Nominalwert gehandelt wurden. Diese Kursdifferenzen wurden genutzt und die unter ihrem Nominalwert beschafften Scheine wurden, vermischt mit denen anderer Staaten „möglichst unauffällig in den Geldumlauf eingeschleust“.25 Schon auf Grund der vergleichsweise geringeren Werte war bei Kleinmünzen nur ein deutlich kleinerer Gewinn zu erzielen. Andererseits spekulierten selbst die kleineren Staaten, wie zum Beispiel Nassau, mit der Herstellung von Scheidemünzen über dem Kleingeldbedarf ihrer Bevölkerung auf Schlagschatzgewinne. Es liegt daher nahe, auch wenn uns verlässliche Quellen dazu fehlen, dass auch einige der am Zahlungsverkehr Beteiligten solche Wertdifferenzen für die eigene Gewinnerzielung genutzt haben. Dies ging zu Lasten derjenigen, die im kleinen Zahlungsverkehr mit den höherwertigen Pfennigen zahlten und sich auf die Differenz nicht herausgeben lassen konnten.26 Es begünstigte diejenigen, die mit einem hohen Kleingeldumlauf zu tun hatten und über die Transportmöglichkeiten verfügten, höherwertige Kleinmünzen in ihrem 24 Diese Wertdifferenzen werden zwar „zur Spekulation im Kleinen“ geführt haben, „es ist jedoch anzunehmen, dass die Bevölkerung die unterste Stufe des Kleingeldes, die `Heller`, gleich bewertete, ungeachtet in welchem System sie ursprünglich geprägt und ausgegeben wurden“, Konrad SCHNEIDER, Kleingeld im Opferstock von NiederErlenbach (Frankfurt/a.M.), in: Numismatisches Nachrichtenblatt 11, 2004, S. 433441, hier: S. 433; für Heller des 18. Jahrhunderts und des frühen 19. Jahrhunderts, ebd.; so auch: KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 128; SCHNEIDER nimmt dies an anderer Stelle auch für die noch 1890 umlaufenden alten Landeskleinmünzen und sogar belgische und holländische Centmünzen an: „Beide Nominale waren ungefähr so groß wie süddeutsche Kupferkreuzer. Auch abgeschliffene Kupfermünzen bzw. Kupferscheiben erfüllten durchaus die Bedingungen zur Annahme als Kupferkreuzer“, Konrad SCHNEIDER, Ein Kleingeldfund aus Rohnstadt (Gemeinde Weilmünster), in: Numismatisches Nachrichtenblatt 4, 2003, S. 147f., hier: S. 147; ZEUGE nennt für Hamburg sogar die Annahme von Kleinmünzen bis zum Schilling nach nominalem Wert, ohne Rücksicht auf den inneren Wert, ZEUGE, Das Geld in Hamburg, S. 254; darüber hinaus konnte sich die Spekulation für diejenigen lohnen, die große Mengen Kleinmünzen entgegennahmen und grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr organisierten. 25 KLÜßENDORF, Papiergeld und Staatsschulden, S. 13. 26 Allenfalls auf die Zahlung mit einem sächsischen Pfenning hätte man mit einem bayrischen Heller nahezu die Differenz zum süddeutschen Pfennig ausgleichen können.
340
5. Die Entwicklung zur Reichswährung
Herkunftsland in Kurantgeld zu tauschen und geringwertigeres Kleingeld, nach dem Beispiel der Spekulation mit geringerwertig gehandelten Papiergeld, vom Empfänger unbemerkt oder auf Grund der vergleichsweise geringen Differenz geduldet, in den höherwertigen Kleingeldumlauf pari unterzumischen.27 Damit war es ein evidentes Erfordernis das Manko des trotz der großen Münzverträge immer noch ungeordneten Kleinmünzenwesens zu beseitigen. Zu Recht beklagte Helferich 1850 das Nebeneinander der deutschen Kleinmünzensysteme auch noch nach dem Dresdner Vertrag: „Uns erscheint jeder billige Wunsch befriedigt, wenn in Deutschland keine Münze, bis zur Scheidemünze herab, geprägt wird, welche man nicht in allen Staaten zum vollen Nennwerth anbringen kann“ und fordert daher „dass die mit dem Worten Thaler, Gulden, Groschen, Kreuzer verbundenen Werthbegriffe überall die gleichen sind.“28 Er ging damit noch nicht so weit, auch eine Gleichsetzung der Begriffe für die kleineren Kupferkleinmünzen, Pfennig und Heller, zu fordern; nicht weil er dies nicht für sinnvoll erachtet hätte, sondern weil es ihm vordringlich um die Vereinheitlichung der Haupt- und der Silberscheidemünzen ging. Deshalb war es ein nationales Bedürfnis, nach dem Sieg über Frankreich mit der nationalen Einheit Deutschlands neben einem einheitlichen deutsches Maß- und Gewichtswesen auch ein einheitliches Münzsystem zu schaffen. Beides entsprach den offensichtlichen Bedürfnissen eines effektiven Handels. Beide Anliegen sah man in einer engen Verbindung. So wurde bereits 1849 „ein allgemeines deutsches Maß-, Gewicht- und Münzsystem“ als „starkes Glied in einer unauslöslichen Kette deutscher Einheit“ gefordert und zugleich festgestellt: „Aber nicht allein die politischen Gründe fordern die Einführung eines solchen; diese ist für die Erleichterung des Handels, des täglichen Verkehrs selbst als dringendes Bedürfniß längst geboten.“29 Schon 1849 hatte der französische Dichter Victor Hugo sich auf dem Pariser Friedenskongress nicht nur für die Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa, sondern auch für eine einheitliche europäische Währung eingesetzt.30 Vor der Reichsgründung hatte es sogar im Jahr 1867 internationale Verhandlungen zwischen den Vertretern „aller civilisirten Nationen“ in Paris gegeben, die sich zum Ziel gesetzt hatten, eine internationale 27 Zeitweilige Engpässe in der Kleingeldversorgung, insbesondere in den 1820er Jahren, veranlassten z.B. auch zur Produktion und Inverkehrbringung der sogenannten „Frankfurter Judenpfennige“, KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 133. 28 HELFERICH, Die Einheit im deutschen Münzwesen, S. 408. 29 HAUSCHILD, Vorschlag zu einem allgemeinen deutschen Maß-, Gewicht- und MünzSystem, S. III-IV seines im Dezember 1848 geschriebenen Vorwortes. 30 MARSH, Der Euro, S. 27.
5. Die Entwicklung zur Reichswährung
341
Weltmünze zu schaffen und nach Einschätzung des Präsidenten des Reichskanzleramtes soll es einen Augenblick geschienen haben, als ob die Verhandlungen von Erfolg gekrönt sein würden.31 Diesen internationalen Verhandlungen waren bereits Überlegungen aus dem Jahr 1814 vorausgegangen „für Europa und die diesen Welttheile Verbündeten oder von den selben abhängigen Ländern der anderen Welttheile“ einen gemeinsamen Münzfuß zu schaffen.32 Bereits 1865 hatten Belgien, Frankreich, Italien33 und die Schweiz34 für längere Zeit erfolgreich die Lateinische Münzunion gegründet, der Griechenland 1868 beigetreten war (genaueres zur Geschichte der Lateinischen Münzunion lies Niederer35; einen schnelleren Überblick geben Zellfelder,36 North37 und Sprenger38). Rumänien, Spanien39 und Finnland richteten sich 31 Einleitung der ersten Beratung über den Gesetzentwurf: Beratung über den Gesetzentwurf, betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen, am 11. November 1871 durch die Vertreter der Reichsregierung, Präsident des Reichskanzler-Amts, Staatsminister Delbrück (stenografische Berichte über die Verhandlungen des Deutschen Reichstages, I. Legislaturperiode, II. Session 1871, S. 226), in: S EIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 9. 32 WIELANDT, Badische Münz- und Geldgeschichte, S. 274. 33 In Italien bestanden infolge der staatlichen Zersplitterung bis zur Errichtung des Königreichs Italien im Jahr 1861 fünf größere Währungsräume. Es musste deshalb Ziel einer gesamtitalienischen Währungspolitik sein, die Verhältnisse zu ordnen, Markus A. DENZEL, Die währungspolitische Einigung Italiens. Italienische Wechselplätze zwischen 1815 und 1861, in: Jürgen SCHNEIDER / Oskar SCHWARZER / Friedrich ZELLFELDER (Hrsg.), Währungen der Welt, Band 1: Europäische und nordamerikanische Devisenkurse 1777-1914, 1. Teilbd., Wiesbaden 1991, S. 82-104, hier: S. 85; dabei lehnte sich die durch Königliches Dekret vom 17.7.1861 geschaffene „Lira italiana“ an den französischen Franc an, um leichter französische und englische Anleihen zu erhalten, ebd., S. 97f. 34 Die Schweiz hatte nach öffentlichen Diskussionen in den 1850er Jahren durch Münzgesetz vom 30./31.1.1860 bereits die französischen Goldmünzen als Zahlungsmittel anerkannt, Markus A. DENZEL, Vom „Schweizerfranken“ zum „schweizer Franken“ (1798-1860), in: Jürgen SCHNEIDER / Oskar SCHWARZER / Friedrich ZELLFELDER (Hrsg.), Währungen der Welt, Band 1: Europäische und nordamerikanische Devisenkurse 1777-1914, 1. Teilbd., S. 72-81, hier: S. 78; mit dieser Anlehnung an das Währungssystem Frankreichs wurde ein Beitritt zur Lateinischen Münzunion wesentlich gefördert. 35 Albert NIEDERER, Die Lateinische Münzunion, Hilterfingen 1976. 36 Friedrich ZELLFELDER, Der Lateinische Münzbund. Grundlagen, Entstehung und Scheitern, in: Jürgen SCHNEIDER / Oskar SCHWARZER / DERS. (Hrsg.), Währungen der Welt, Band 1: Europäische und nordamerikanische Devisenkurse 1777-1914, 1. Teilbd., Wiesbaden 1991, S. 105-121. 37 NORTH, Das Geld, S. 147. 38 SPRENGER, Das Geld der Deutschen, S. 256-257. 39 Spanien hatte 1861 beschlossen nach französischem Beispiel den Real unterwertig auszuprägen (1862), um zu versuchen, bei schwankenden Gold-Silber-Relationen ei-
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5. Die Entwicklung zur Reichswährung
nach der Lateinischen Münzunion, ohne formelle Mitglieder zu sein.40 Mit zunehmendem Handelsverkehr war es von Vorteil, die Umrechnungen zwischen den Währungen entfallen zu lassen oder zumindest erheblich zu erleichtern. Die Pariser Weltausstellung 1867 wurde zum Anlass genommen mit Delegierten der Mitgliedstaaten der Lateinischen Münzunion und Vertretern aus Großbritannien, Russland, Österreich, Preußen, Bayern, Württemberg, Baden, den Niederlanden, Schweden und Norwegen, Dänemark, Spanien, Portugal, Griechenland, der Türkei und den Vereinigten Staaten von Nordamerika über die allgemeine Einführung des metrischen Maß- und Gewichtssystems zu verhandeln. Mit einer weltweiten „radikalen Münzreform“ auf Basis der Goldwährung41 im metrischen System und einer einheitlichen Hauptmünze wollte man nach den Worten des Stuttgarter Professors Bopp „einen definitiven Abschluß der wichtigen Angelegenheit für alle Zeiten“ leisten.42 Dieser Vorschlag wurde nicht in der angedachten Radikalität realisiert, führte aber zu sukzessiven Veränderungen. Die Idee einer „internationalen Münzverbrüderung“ hatte aber insbesondere durch die Rivalität zwischen Deutschland und Frankreich und dem Krieg 1870/71 erheblich Schaden genommen.43 Die Harmonisierung der Münzsysteme musste sich daher zunächst auf Staaten beschränken, bei denen keine unüberwindbaren politische Gegensätze bestanden. Für die Schaffung einer über den Wiener Vertrag noch deutlich hinausgehende deutsche Münzunion waren die Bedingungen dagegen optimal. Nach dem Sieg über Frankreich herrschte nicht nur eine nationale Euphorie, die Egoismen der Einzelstaaten überwinden half, auch die ökonomischen Umstände sprachen für eine Reform. Zellfelder betont: „Reichsgründung, Reparationszahlungen und die seit Jahren günstige Zahlungsbilanz der
nen Abfluss des Silbergeldes zu verhindern, Markus A. DENZEL, Spanische Währungsreformen und Wechselkurse im 19. Jahrhundert, in: Jürgen SCHNEIDER / Oskar SCHWARZER / Friedrich ZELLFELDER (Hrsg.), Währungen der Welt, Bd. 1, 1. Teilbd., S. 47-71, hier: S. 61; die Anlehnung an Frankreich und die Lateinische Münzunion wurde später wieder aufgegeben, ebd., S. 62 sowie S. 64. 40 Peter MEIER-BERGFELD, Schampus für zwei Taler. Geschichtliche Erfahrungen mit Währungsunionen, in: Rheinischer Merkur, 31. Mai 1996, S. 14. 41 Noch 1875 und 1884 warb der ehemalige Münzprüfer und damalige Professor für Politische Ökonomie William Stanley JEVONS in „Money and the Mechanism of Exchange“ und „Investigations in Currancy and Finance“ für den Goldstandard mit gleichen Gewichten, um eine Weltwährung zu schaffen, R. D. Collison BLACK, William Stanley Jevons (1835-1882), in: Joachim STARBATTY, Klassiker des ökonomischen Denkens, Teil 2: Von Karl Marx bis John Maynard Keynes, Hamburg 2012, S. 76-96, hier: S. 86. 42 BOPP, Das metrische Münz-, Maß- und Gewichts-System, S. 97f. 43 HELFFERICH, Das Geld, S. 158; ZELLFELDER, Die Einführung der Reichsmark, S. 139.
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deutschen Staaten schufen … nahezu ideale Voraussetzungen für die Durchführung der deutschen Geldreform.“44 Die Skandinavische Münzunion zwischen Dänemark und Schweden folgte 1872. Norwegen trat 1875 dem Vertrag mit allen Verpflichtungen bei. Damit wurde ein gemeinsames dezimales Goldmünzensystem (die Krone zu 100 Öre) geschaffen.45 Da die Schaffung einer globalen Währung sobald nicht als realisierbar erschien,46 aber mit der Lateinischen Münzunion sogar schon ein internationales Währungssystem gegründet worden war, sollte zumindest ein einheitliches nationales Währungssystem geschaffen werden, das aber die dezimale Teilung als unerlässliches Erfordernis betrachtete.47 Damit war eine tatsächliche Voraussetzung dafür geschaffen, die Bevölkerung auf eine spätere internationale Währung vorzubereiten, die nach Lage der Dinge nur das Dezimalsystem zugrunde legen konnte. Allerdings gab es auch immer noch Widerstände gegen das Dezimalsystem. Sogar noch im März 1873 wurde in einer Petition an den Reichstag behauptet „Die Münzordnung der Mark zu 100 Pfennigen begünstigt die Börse und benachtheiligt sonst Jedermann“48. Mit der Verständigung auf das Dezimalsystem wurde mit Ausnahme des französischen Francsystems auch keines der bis dahin auf dem Gebiet des Deutschen Reiches herrschenden sechs anderen Münzsysteme, die alle nicht das Dezimalsystem zugrunde gelegt hatten, bevorzugt. Für die Vorteile des Dezimalsystems, unter dem zunehmenden Druck der Handelserfordernisse, war man offensichtlich auch bereit, sich über die republikanische Herkunft des Dezimalsystems aus der Zeit der Französischen Revolution hinwegzusetzen. Die dezimale Teilung der Hauptmünze gab es in der Neuzeit49 das erste Mal seit den Münzreformen Zar Peters. I. 44 ZELLFELDER, Die Einführung der Reichsmark, S. 140, mit weiterem Nachweis. 45 MEIER-BERGFELD, Schampus für zwei Taler. 46 So auch die Einschätzung in der Begründung zum ersten Reichsmünzgesetz: „Von dem Versuche eine internationale Münze zu schaffen, wird abgesehen werden müssen. Die gegenwärtige Lage läßt nicht erwarten, daß eine Verständigung über Gewicht und Feingewicht einer solchen Münze, an welcher Verständigung außer den Hauptnationen Europa`s jedenfalls auch die Vereinigten Staaten von Amerika betheiligt sein müßten, so bald zu erreichen sein würde. Die Rücksicht auf eine internationale Münzeinigung müßte also unter allen Umständen die nationale Münzreform verzögern“, Begründung zum Gesetz, betreffend die Ausprägung, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 4. 47 Ebd. 48 GStA I. HA Rep. 89 Geh. Zivilkabinett, jüngere Periode Nr. 27019 (ohne Blattnummer). 49 Bereits in der Römischen Republik gab es eine dezimale Teilung im Münzwesen: Der seit dem Jahr 83 v. Chr. geprägte Aureus galt 25 Denare, der schon seit dem Jahr 212/211 v. Chr. hergestellte Denar je 4 Sesterze, K AMPMANN, Die Münzen, S. 18f.; der Aureus unterteilte sich somit in 100 Sesterze.
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5. Die Entwicklung zur Reichswährung
schon Anfang des 18. Jahrhunderts in Russland (1 Rubel = 100 Kopeken). Dieses Vorbild blieb aber lange Zeit ohne Nachahmer, so dass Anfang des 19. Jahrhunderts das Dezimalsystem im Münzwesen vor allem mit der Französischen Republik assoziiert wurde. Seit der Französischen Revolution hatte es dann eine Reihe, meist erfolgreicher, Versuche sowohl monarchischer als auch republikanischer Staaten gegeben, das Dezimalsystem einzuführen: In den Vereinigten Staaten von Amerika hatten die ersten Einzelstaaten seit 1785 in der Münzprägung das Dezimalsystem zugrunde gelegt.50 Die ersten Bundesmünzen wurden seit 1792 im metrischen System mit einem Feingehalt von 900/1000 bei Silber- und Goldmünzen ausgeprägt.51 Danach begann auch Frankreich (1795: 1 Franc = 100 Centimes) seine Münzen nach dem Dezimalsystem zu prägen. Ab 1816 prägte auch das Königreich Sardinien im Dezimalsystem. Am Ende des griechischen Freiheitskampfes begann die provisorische Regierung 1828, den Phönix mit der Unterteilung 100 Lepta zu prägen. Der erste deutsche Versuch in Baden52 1829/1830 hatte sich zwar zunächst nicht durchgesetzt, war aber noch in Erinnerung. Die Unterteilung der Drachme in 100 Lepta wurde dann unter dem König Otto I., dem zweiten Sohn König Ludwigs I. von Bayern, ab 1832 fortgesetzt. Brasilien unterteilte seit 1833 den Milreis in 1000 Reis. Der badische Münzpolitiker Kachel schlug 1848 als deutsche Reichsmünze den Reichsschilling zu 100 Reichspfennigen vor, die dem französischen Franc zu 100 Centimes entsprechen sollte „nicht weil es französisch, sondern obgleich es französisch sei“.53 Teilweise wurde zu dieser Zeit in der französischen 5 Francsmünze das Potential für „eine allgemeine europäische und mit der Zeit sogar eine Weltmünze“ gesehen.54 Österreich hatte ab 1857 begonnen, den Gulden in 100 Kreuzer zu teilen.55 Seit 1859 unterteilte das wiedervereinigte Italien in seiner nun gesamtitalienischen Währung ein Lira in 100 Centesimi. Finnland beschloss 1860 per Gesetz, die ein Markka in 100 Penniä ab 1864 auszuprägen. Auch Bolivien (1863) und weitere Staaten hatten zwischenzeitlich das Dezimalsystem eingeführt. Japan folgte 1870 und unterteilte einen Yen in 100 Sen.
50 Der Beginn der Prägungen nach dem Dezimalsystem ist für die jeweiligen Länder dem Weltmünzkatalog für das 19. Jahrhundert zu entnehmen, S CHÖN / CARTIER, Weltmünzkatalog. 51 PORTEROUS, Münzen, S. 227f. 52 Zuvor hatte schon das Königreich Westphalen von 1808 bis 1812 im Dezimalsystem geprägt. 53 WIELANDT, Badische Münz- und Geldgeschichte, S. 317. 54 Wie HAUSCHILD 1849 feststellte, aber nicht selbst vertrat, da er das „5 Frankenstück“ für „zu groß“ und den „Frank“ für zu klein hielt, S. 9f. 55 JAECKEL, Die Münzprägungen, S. 12.
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Das Dezimalsystem war deutlich auf dem Wege, internationaler Standard zu werden. Es war daher naheliegend und Ausdruck von Modernität, diesem Standard auch für die Reichswährung zu folgen. Dem entsprechend hatte auch der Sekretär der Kölner Handelskammer Weibezahn, neben der Einführung der Goldwährung, die Ausprägungen von Kreuzer-Scheidemünzen mit einer konsequenten dezimalen Teilung vorgeschlagen. 56 Dass sich gerade die Kölner Handelskammer für die dezimale Teilung einsetzte, kam nicht von ungefähr: Köln rechnete bis 1822 in Franken zu 100 Centimes und änderte dies erst auf erheblichen preußischen Druck.57 In den Folgejahren nahm Köln zwar die Rechnung in Talern an, aber mit einer besonderen Teilung: 1828 wurde festgestellt, dass „nach Thalern zu 30 Silbergroschen à 12 Pfennigen, auch nach Thalern zu 100 Centimen“ gerechnet wird.58 Für 1848 wird nur noch die Buchführung der „Banquiers“ in Talern zu 100 Centimes genannt.59 Dabei handelte es sich nicht um ein spätes Erbe des Königreiches Westphalen, wo sich die dezimale Rechnung in der kurzen Zeit seines Bestehens nicht durchgesetzt hatte, sondern resultierte offensichtlich aus der Nähe zu Frankreich und aus den sich daraus ergebenen Handelsbeziehungen. Dafür spricht auch, dass z.B.60 in Düsseldorf 1828 die Rechnung von einem Taler in 100 „Cents“ noch nicht üblich war,61 die sich aber 1848 schon, zumindest als Alternative, durchgesetzt hatte62 und bei der es bis zur Einführung der Reichswährung auch blieb.63 Sympathien für die dezimale Rechnung gab es aber nicht nur am Rhein. In der „Hamburger Neuen Zeitung“ vom 14. August 1839 wurde in einem Beitrag mit der Überschrift „Unser Geld und das Decimalsystem“ gefordert, die Hamburger Mark Banco in 100 Schillinge zu unterteilen, um nicht mehr mit Brüchen rechnen zu müssen oder, noch besser, den preußischen Taler zu übernehmen und in 100 Cents zu teilen.64 In dem kleinen zu Hamburg gehörenden Amt Ritzebüttel soll um das Jahr 1858 auch in preußischen Talern zu 100 Pfennigen gerechnet worden sein.65
56 Nachweis bei BOPP, Das metrische Münz-, Maß- und Gewichts-System, S. 99f. 57 SCHWARZER, Einleitung, S. 36. 58 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 104. 59 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 124. 60 Ein weiteres Beispiel ist die in der Nähe gelegene Stadt Elberfeld zumindest für den Großhandel, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 156. 61 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 118. 62 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (17. Auflage), S. 140; so auch für Elberfeld, ebd., S. 141 63 NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (19. Auflage), S. 154. 64 SCHNEIDER, Hamburgs Münz- und Geldgeschichte, S 30. 65 Ebd., S. 3.
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So gab es zwar eine klare Tendenz der organisierten Teile der Wirtschaft für die Annahme des Dezimalsystems, dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass in weiten Teilen der einfachen Bevölkerung weiter nach dem Duodezimalsystem oder noch einfacher nach dem Verdopplungsund Halbierungssystem gerechnet wurde. Der Währungsexperte Grote fasst die Meinungen 1865 wie folgt zusammen: „Wenn die Mathematiker und Finanzmänner eine Zählweise einführen, so wählen sie stets die decimale; würde die Wahl von den Hökerweibern getroffen, so würde sie stets, wenn auch nicht auf die duodecimale, doch jedenfalls auf die quartale fallen.“66 Der Mai 1861 in Heidelberg tagende erste deutsche Handelstag schlug nach einem Vorschlag des Hamburger Münzfachmanns Soetbeer vor, auf der Basis des bisherigen Talers, Dritteltaler mit der Bezeichnung „Mark“ zu prägen und in 100 Pfennige zu unterteilen.67 Dieser auf Beibehaltung der Silberwährung gerichtete Beschluss wurde ab 1865 in den Diskussionen immer mehr von der „Goldwährungsfrage“ verdrängt und auf dem 4. Deutschen Handelstag Oktober 1868 zurückgenommen. Stattdessen wurde nun für die Einführung der Goldwährung mit dezimaler Teilung votiert. 68 Ein Beharren auf der Silberwährung, trotz eines allgemeinen internationalen Trends zur Goldwährung, hätte Deutschland währungspolitisch isoliert.69 Durch die seit einem Höhepunkt 1856-60 weltweit zurückgehende Goldproduktion und gleichzeitig weiter ansteigenden Silberproduktion70 und den zwischenzeitlich sehr weit gegangenen Übergang Frankreichs zu einer Goldwährung war viel Silber auf den Markt gelangt, die damit verbundene Entwertung musste einen Übergang Deutschlands zur Goldwährung mit jeder weiteren Verzögerung immer teurer werden lassen. 71 Diese zunehmenden Zwänge und auch Wünsche veranlassten den Bundesrat des Norddeutschen Bundes im Frühjahr 1870 eine Enquetekommission einzusetzen, die die grundlegenden Fragen einer Münzreform erörtern sollte; die Entwicklungen der Jahre 1870/71 sollten dann aber sogar noch darüber hinausgehende Lösungen möglich werden lassen.72 Nach der Entscheidung des Deutschen Reiches im Reichsmünzgesetz von 1871 die Mark in 100 Pfennige zu unterteilen, folgten 1873 auch Dä66 Hermann GROTE, Osnabrück’sche Geld- und Münzgeschichte, in: Münzstudien 4, 1865, S. 1-311, hier: S. 74. 67 SCHMIDT, Die Münzen, S. 59; SCHULTZ, Kleine deutsche Geldgeschichte, S. 34. 68 SCHMIDT, Die Münzen, S. 59. 69 HELFFERICH, Das Geld, S. 155. 70 Die weltweite Silberproduktion entwickelte sich seit 1841 wie folgt: 1841-50 ca. 780,4 t (Gold 54,6 t), 1851-55 ca. 886,1 t (Gold 199,4 t), 1856-60 ca. 905,0 t (Gold 201,6 t), 1861-65 ca. 1101,2 t (Gold 185,1 t), 1866-70 ca. 1339,1 t (Gold 195,0 t), 1871-75 ca. 1969,4 t (Gold 173,9 t), ebd., S. 94. 71 Ebd., S. 159f. 72 Ebd., S. 159.
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nemark mit dem ihm angehörigen Norwegen und Schweden damit die Krone in 100 Öre zu teilen. Es fällt auf, dass sich ganz überwiegend neu- oder wiedergegründete Staaten und Nationen in Umbruchsituationen zu einem grundsätzlich neuen Münzsystem entschieden. Dies gilt für das revolutionäre Frankreich, die unabhängig gewordenen Vereinigten Staaten von Amerika, das sich vom Osmanischen Reich losgelöste und wieder auferstandene Griechenland, das wiedervereinigte Italien, das vom Zarenreich unabhängig gewordene Finnland sowie für Japan, dessen Modernisierung zunächst von den USA zwangsweise angestoßen, dann aber von Japan sehr bereitwillig aufgenommen und beschleunigt wurde. Insofern passte es in den internationalen Vergleich, dass sich ein vereinigtes Deutschland ebenfalls für eine grundlegende Münzreform unter den Vorgaben des Dezimalsystems entschied, das im 19. Jahrhundert internationaler Standard wurde. Zu den diese Regel bestätigenden Ausnahmen gehörte das politisch stabile Großbritannien73, das erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Dezimalsystem einführte.74
5.2 Das Münzgesetz vom 4. Dezember 1871 Bereits die Verfassung des Norddeutschen Bundes hatte u.a. die Ordnung des Geldwesens dem Bund unterstellt.75 Erst mit der Reichsgründung konnten auch die nicht dem Norddeutschen Bund beigetretenen Staaten des Süddeutschen Münzvereins und einige norddeutsche Staaten in eine Neuordnung des Geldwesens einbezogen werden. Erst jetzt waren „die staatsrechtlichen Voraussetzungen für eine ganz Deutschland umfassende Münzreform … geschaffen“.76 Dennoch entwickelten sich die rechtlichen Grundlagen für die Geld- und Münzpolitik nur schrittweise. Artikel 4 der Reichsverfassung hatte dem Reich nicht explizit die ausschließliche Münzgesetzgebungskompetenz eingeräumt. Artikel 4 lautete: „Der Beaufsichtigung seitens des 73 JUNGHANS, Das Erbe der Geschichte, S. 108 und S. 132. 74 Eine royal commission hatte bereits 1868 festgestellt, dass die Unbequemlichkeit eines Münzsystemwechsels „am größten ist, wenn ein gesundes System vorhanden und dieses im Fühlen und in den Gewohnheiten eines Volkes tief verankert ist“, PORTEOUS, Münzen, S. 243; der Sterling blieb die führende Weltwährung und verhinderte so, dass sich das Dezimalsystem im Münzaufbau weltweit in ganzer Linie durchsetzte, ebd., S. 243; zur Bedeutung der britischen Währung als internationaler Leitwährung zu dieser Zeit siehe: NORTH, Das Geld, S. 143f. 75 Der Artikel 4 der Reichsverfassung von 1871 folgte fast wortgleich dem unten zitierten Artikel 4 der Verfassung des Norddeutschen Bundes, Verfassung des Norddeutschen Bundes vom 16. April 1867, Bundes- und Gesetzblatt des Norddeutschen Bundes 1867, S. 1-23. 76 HELFFERICH, Das Geld, S. 159.
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Reichs und der Gesetzgebung desselben unterliegen die nachstehenden Angelegenheiten: … 3. die Ordnung des Maß-, Münz- und Gewichtssystems, nebst Feststellung der Grundsätze über die Emmission von fundiertem und unfundiertem Papiergelde“. Artikel 4 konnte als eine Art „Rahmengesetzgebungskompetenz“ verstanden werden, obwohl dieser Begriff noch keine Verwendung fand.77 Die Formulierung zog deshalb erwartungsgemäß Auslegungsdifferenzen nach sich: So vertrat der Abgesandte der Königlich Bayrischen Regierung beim Reichstag, Graf Münster, die Rechtsansicht, nach Artikel 4 der Reichsverfassung stehe dem Reich zwar „… die volle Münzgesetzgebung zu und jene Kontrolle, welche notwendig ist, um der Münzgesetzgebung ihren gleichhaltigen Vollzug zu sichern“, nicht aber das Münzregal, also das Recht die Münzen auch zu prägen.78 Einige Einzelstaaten hatten über den Bundesrat versucht sich die Münzprägezuständigkeit vorzubehalten,79 waren sich jedoch einig genug geworden, um ihre Mehrheit im Bundesrat auch zu nutzen.80 Im Reichstag hingegen gab es starke Kräfte, die die Münzhoheit ganz in die Hände des Reichs legen wollten.81 Es gab sogar einen, auf Grund auch durch Bismarcks Intervention erfolglosen, Versuch den Einzelstaaten das Recht zur Gestaltung der Portraitseite ganz zu nehmen und nur das Bildnis des Kaisers zuzulassen.82 Das erste Reichsmünzgesetz trug die offizielle Bezeichnung „Gesetz, betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen, vom 4. Dezember 1871“.83 Bereits aus dieser Formulierung wird deutlich, dass mit diesem Gesetz nicht das ganze zukünftige deutsche Münzwesen geregelt werden sollte. Die bisherigen Währungen blieben weiter gültig. Die neuen Reichsgoldmünzen traten zunächst nur neben diese Landeswährungen. Entsprechend formulierte § 8: „Alle Zahlungen, welche gesetzlich in Silbermünzen der Thalerwährung, der süddeutschen Währung, der lübischen oder hamburgischen Kurantwährung oder in Thaler Gold zu leisten sind, oder geleis77 Zum, wenn auch eingeschränkten, Weiterbestehen des Münzrechts der einzelnen Bundesstaaten auch nach den Reichsmünzgesetzen von 1871 und 1873, siehe: JUNGK, Die bremischen Münzen, S. 37 und S. 103. 78 SPÖRER, Politische und wirtschaftliche Gestaltung, S. 80f. 79 HELFFERICH, Das Geld, S. 163. 80 SPÖRER, Politische und wirtschaftliche Gestaltung, S. 90f. 81 Es wird mit guten Argumenten vertreten, dass sich eine Parlamentisierung des politischen Systems im Reich nur schrittweise entwickelt hat, Winfried BAUMGART, Deutschland im Zeitalter des Imperialismus 1890-1914, Stuttgart 41982, S. 116-126; die Reichsmünzgesetze, in der der Reichstag eine wesentliche Rolle gespielt hat, sind eine sehr frühe Ausnahme von diesem Grundsatz. 82 HELFFERICH, Das Geld, S. 164. 83 Gesetz, betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen, vom 4. Dezember 1871 (RGBl. S. 404), in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 1f., hier: S. 1.
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tet werden dürfen, können in Reichsgoldmünzen (§§ 1und 3) dergestalt geleistet werden, daß gerechnet wird“.84 Damit konnte das erste Reichsmünzgesetz nicht der Endpunkt der Konvergenzen der bisherigen deutschen Währungen sein.85 Mit diesem Gesetz wurde aber die Schlussphase der Entwicklung zu einer einheitlichen Währung für ganz Deutschland eingeleitet. § 3 des Gesetzes regelte: „Außer der Reichsgoldmünze zu 10 Mark (§1) sollen ferner ausgeprägt werden: Reichsgoldmünzen zu 20 Mark …“. Der Entwurf des Gesetzes hatte, sich offensichtlich noch stärker am Wert des Talers orientierend,86 Nominale von 15, 20 und 30 Goldmark vorgesehen. Da der Bundesrat die 15 und 30 Goldmarknominale ablehnte, kam es zur Beschlussfassung der besser ins Dezimalsystem passenden 10 und 20 Marknominale. Dabei mag nicht nur die Kompatibilität mit dem Dezimalsystem, sondern auch die allzu preußische Herkunft der beiden abgelehnten Nominale, die 5 bzw. 10 Talern entsprachen, ein Motiv gewesen sein. Das 20 Markstück entsprach grob der französischen 20 Francsmünze und dem englischen Svereign und wurde später die wichtigste Goldmünze des Deutschen Reichs.87 Ein weiteres Motiv für die Mark im Wert eines Dritteltalers war, dass bei der Unterteilung des Talers in 100 Pfennige, der Wert dieses Nominals als kleinste Münze für den alltäglichen Bedarf als noch zu hoch eingeschätzt wurde.88 Hinzu kam, dass der Wert des auf der Mark gründenden Pfennigs nicht allzu stark von den bisherigen sächsischen und preußischen Pfennigen abwich und die Umstellung damit erleichtert wurde. Mit diesen Reichsgoldmünzen begab sich das Deutsche Reich in Richtung einer Goldwährung.89 Die Einführung der Goldwährung war in der
84 Ebd. 85 Ähnlich sieht dies HELFFERICH, der betont dass das erste Reichsmünzgesetz „noch nicht eine endgültige Regelung des deutschen Geldwesens erstrebt … sondern zunächst nur die Schaffung von reichsgoldmünzen, die zwar als grundlage für die künftige einheitliche deutsche Münzverfassung dienen sollten, die aber in die bestehende Münzverfassung nur provisorisch eingefügt werden konnten“, HELFFERICH, Das Geld, S. 162. 86 Insbesondere in Bezug auf die umlaufenden 5 und 10 Talerscheine, SCHULTZ, Kleine deutsche Geldgeschichte, S. 38; siehe auch: Gesetz, betreffend die Gründung öffentlicher Darlehnskassen und die Ausgabe von Darlehnskassenscheinen, vom 21. Juli 1870 (Bundesgesetzblatt des Norddeutschen Bundes, S. 499), in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 442-444, § 17, Satz 1; das Gesetz des Norddeutschen Bundes nennt neben den Beträgen von 5 und 10 Talern aber auch den von 25 Talern. 87 ZELLFELDER, Die Einführung der Reichsmark, S. 141f. 88 SPRENGER, Währungswesen, S. 58, mit weiterem Nachweis. 89 HELFFERICH sieht erst mit der Außerkurssetzung des Talers zum 1. Oktober 1908, der bis dahin Kurantmünze geblieben war, die Einführung der Reichsgoldwährung zum Abschluss gekommen, HELFFERICH, Das Geld, S. 179.
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Literatur schon in den Jahren zuvor gefordert90 und u.a. mit einer höheren Wertstabilität,91 einem geringeren Volumen und geringeren Prägekosten im Verhältnis zum Silber begründet worden.92 Allerdings hatte 1870 der Geldtheoretiker Wolowski darauf hingewiesen,93 und wurde 1885 durch Schlössing darin bestätigt,94 dass der durch den Wirtschaftsaufschwung gestiegene Geldmengenbedarf zukünftig durch die Goldwährung allein nicht mehr zu decken sein könnte, obwohl die weltweite Edelmetallproduktion in den letzten Jahrhunderten stetig gestiegen war, aber nach einem Höhepunkt zwischen 1856-1860 auch wieder etwas zurückging.95 Damit klang schon der wichtigste Grund dafür an, warum die Goldwährung als neue geldwirtschaftliche Errungenschaft ihren Zenit schon bald erreicht haben würde und im 20. Jahrhundert aufgegeben wurde. Die durch die Edelmetallknappheit bedingte Geldmengenknappheit soll nach Einschätzung des amerikanischen Vermögensverwalters und Autors Andrew Schiff zwischen 1814 und 1890 sogar zu einer Deflation geführt haben.96 In der Begründung zum Gesetz wurden die bisherigen Silbermünzen als „für den täglichen Verkehr“ unbequem bezeichnet aber zugleich festgestellt, dass die Goldmünzen nach dem Wiener Vertrag sich nicht durchgesetzt haben. Als Grund für diesen mangelnden Erfolg der Krone und der halben Krone wird genannt, dass diese „weder in einem festen und rationellen Verhältniß zu unseren Rechnungsmünzen stehen, noch den Münzsystemen anderer Länder sich anschließen.“97 Zusätzlich hätte genannt werden können, dass die Kronen von den Vertragsstaaten auch in nicht hinreichen90 Es gab allerdings auch Gegenargumente: Versuche des Petersburger Münzhofes hatten 1860 ergeben, dass die Abnutzung im Zahlungsverkehr bei Goldmünzen doppelt so hoch sei wie bei Silbermünzen. Bei einem Gold-Silber-Wertverhältnis von 1 zu 15 1 /2 wäre danach der Abriebverlust bei Gold 30 bis 31 mal so hoch wie bei Silber, SCHLÖSSING, Handbuch, S. 4. 91 Da der bisherige Maßstab aber das Silber war, zu dem der Goldpreis schwankte (an der Hamburger Börse zwischen 1805: 25 Mark Banko im Jahresmittel, 1854 und 1879: 32 Mark Banko im Jahresmittel; Werte aus: SCHNEIDER / SCHWARZER, Statistik der Geld- und Wechselkurse, S. 133f.) musste der nicht wie ein Großhändler an Goldrelationen gewöhnte Normalbürger eher den Goldwert als schwankend empfinden. 92 BOPP, Das metrische Münz-, Maß- und Gewichts-System, S. 95f. 93 SPÖRER, Politische und wirtschaftliche Gestaltung, S. 73-75. 94 SCHLÖSSING, Handbuch, S. 7. 95 Die Goldproduktion entwickelte sich nach Schätzungen wie folgt: In den Jahren 14931520 ca. 5,8 t, 1801-1810 ca. 17,8 t, 1841-50 ca. 54,6 t, 1851-1855 ca. 199,4 t, 18561860 ca. 201,6 t, 1861-1865 ca. 185,1 t, 1866-1870 ca. 195,0 t, 1871-1875 ca. 173,9 t, HELFFERICH, Das Geld, S. 94. 96 Aussage von Andrew SCHIFF, zitiert nach: Daniel ECKERT / Holger ZSCHÄPITZ, Nichts als Illusionen, in: WELT am Sonntag, 27.11.2012, S. 47. 97 Begründung zum Gesetz, betreffend die Ausprägung, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 3.
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dem Umfang ausgeprägt wurden, um Umlaufbedeutung zu erlangen,98 und erst die in Gold geleisteten französischen Reparationszahlungen eine nennenswerte Ausprägung von Goldmünzen ermöglichte.99 Das Reich prägte von 1871 bis 1879 Reichsgoldmünzen im Wert von ca. 1719 Mio Mark, denen „Kontributionseinnahmen“ in Höhe von ca. 1480 Mio Mark gegenüber standen.100 Trotz des erheblich gestiegenen Prägevolumens für Goldmünzen wies die Begründung des folgenden, am 9. Juli 1873 beschlossenen, zweiten Reichsmünzgesetzes, darauf hin, dass „durch die Einstellung der Ausprägung von Silberkurantmünzen und die Fixirung des Werthverhältnisses zwischen den Reichsgoldmünzen und den Landessilberwährungen“ nur ein „Uebergangszustand“ geschaffen worden sei, der aufgrund des noch nicht genügenden Goldumlaufs „noch nicht der reinen Goldwährung“ entspreche.101 Auch aus diesem Grund rechnet die 2. Auflage des Kaufmannsbuchs von Noback noch 1877 die bisherigen Landeswährungen und die zwischenzeitlich eingeführten Reichsscheidemünzen ausdrücklich in Goldmark um. Danach war die (Silber)Mark (AKS Nr. 1) nur 0,9 Goldmark wert.102 Die französische Regierung leistete ihre Kriegsentschädigungszahlungen vornehmlich nicht in Gold, sondern in Silber und anderen Zahlungsmitteln, was der deutschen Regierung wegen der geplanten Umstellung der Währung auf Gold ungelegen kam.103 Die Berliner Münze stoppte daher den Ankauf von Silber von Privaten, worin Helfferich schon „die Aufhebung der freien Silberprägung“ sah.104 Um die preußische Dominanz im neu gegründeten Reich nicht noch zu unterstreichen, wurde als Name für die neue Reichswährung nicht der Taler
98 Preußen prägte zwischen 1858 und 1868 nur rund 210.000 Kronen und rund 128.000 halbe Kronen, AKS Nr. 67, 68, 93 und 94. 99 Preußen, als größter Mitgliedstaat, prägte noch 1871 von den 20 Mark-Goldmünzen über eine halbe Mio. Stück und noch keine 10 Mark-Goldmünzen, 1872 wurden schon über 12,6 Mio. 20 Mark-Goldmünzen und fast 6,3 Mio. 10 Mark-Goldmünzen geprägt. In den Folgejahren kamen weitere Prägungen in Millionenauflage hinzu. Allein 1873 wurden über 17 Mio. 20 Mark-Goldmünzen hergestellt, AKS Nr. 109 und 111. 100 Im Wert von 220 Mio Mark hatte das Reich die Kriegsentschädigungszahlungen direkt in Goldmünzen erhalten. Aus den weiteren Zahlungen konnte Gold für etwa 1260 Mio Mark aufgekauft werden. Eingezogene deutsche Landesgoldmünzen brachten hingegen nur einen Betrag von ca. 89,5 Mio Mark, HELFFERICH, Das Geld, S. 175f. 101 Begründung zum Münzgesetz vom 9. Juli 1873 (Drucksache Nr. 15 zu den Verhandlungen des Reichstages, I. Legislaturperiode, IV. Session 1873), in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 15-24, hier: S. 15. 102 NOBACK, Noback’s Münz-, Maass- und Gewichtsbuch, S. 999. 103 HELFFERICH, Das Geld, S. 161. 104 Ebd., S. 162.
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zugrunde gelegt.105 Andererseits kam auch nicht in Frage, den bislang nur in Süddeutschland geprägten Gulden als Reichswährung anzunehmen.106 Als Alternative war, ebenfalls erfolglos, von dem süddeutschen Reichstagsabgeordneten Dr. Buhl auch der österreichische Gulden, statt der Mark, als Reichswährung vorgeschlagen worden, da „solche Ströme österreichischen Silbers zu uns gekommen, dass wir in den Jahren mit dem österreichischen Gulden so vertraut geworden sind, wie wir es früher mit dem süddeutschen Gulden waren“.107 Diesem Plädoyer ist der Bedeutungsverlust des süddeutschen Guldens klar zu entnehmen. Er konnte damit schwerlich das Fundament für die neue, zukunftsweisende Reichswährung sein. Der Vorschlag auf den österreichischen Gulden abzustellen und die weitere Entwicklung der Währung damit in die Abhängigkeit von Österreich zu begeben, war in Anbetracht der aus preußischer Sicht endlich erfolgreichen Bemühung, Österreich aus diesen Fragen heraus zu drängen ebenfalls unrealistisch. Die Mark als Münzgrundgewicht war aber für das bisherige Gulden- als auch für das bisherige Talergewicht seit dem Dresdner Münzvertrag von 1838 akzeptiert. Seit Beginn der Neuzeit war die Mark darüber hinaus in Hamburg, Lübeck, Mecklenburg, Schweden, Dänemark und zum Teil auch in den baltischen Städten als Münze ausgeprägt worden.108 Die Bezeichnung „Mark“ musste deshalb als Währungsbezeichnung nicht auf politische Vorbehalte stoßen. Es bestand sogar die Hoffnung, dass die Übernahme des vor allem in Hamburg genutzten Währungsnamens mit „Wohlstandssteigerung“ assoziiert werden könnte.109 Darüber hinaus konnte sie ins Verhältnis zu den bisherigen Taler- und Guldensystemen gesetzt werden und gleichzeitig die Dezimalteilung ermöglichen.110 Der sächsische 1/3 Taler hatte sich nach Einführung des Neugroschensystems (1 Taler geteilt in 10 Neugroschen zu je 10 Pfennige) in 100 Pfennige geteilt. Dieser 1/3 Taler war das Vorbild der neuen Mark. Da dieser 105 Auch HOLTFRERICH betont die Befindlichkeiten, die gegen den „Taler“ als Währungsnamen bestanden, da er als „preußisch“ empfunden wurde, HOLTFRERICH, Eine Frage der Identität, S. 12. 106 Begründung zum Gesetz, betreffend die Ausprägung, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 5. 107 HELFFERICH, Die Folgen des Deutsch-Österreichischen Münz-Vereins, S. 26f. 108 RITTMANN, Anmerkungen über die Entwicklung des Geldwesens der Stadt Hamburg (1), S. 232; Dieter DUMMLER, Der Beginn der Großsilberprägung Lübecks und der Städte des Wendischen Münzvereins anhand des „Großen Lübecker Münzschatzes“ von 1533, Lübeck 1999, S. 21; auch Aachen prägte im 18. Jahrhundert (DMK Nr. 1, 8 und 13) und im 17. Jahrhundert (Marian S. MOE (Hrsg.), German Coins. Standard Catalog of German Coins – 1601 to present, including colonial issues, Iola (Wisconsin, USA) 1994, Nr. 7, 10, 16, 23) das Nominal „ 1 Marck“ und ihre Vielfachen. 109 HOLTFRERICH, Eine Frage der Identität, S.12. 110 Begründung zum Gesetz, betreffend die Ausprägung, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 6.
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sächsische Taler aber gleichzeitig nach dem 14 Talerfuß preußischer Herkunft ausgeprägt wurde und dieser Grundlage des Dresdner Münzvertrages und des Wiener Münzvertrages geworden war, gründete das Reichsmünzsystem zum einen fest auf dem bis dahin Erreichten und konnte andererseits dennoch die Dezimalteilung einführen. Beeinträchtigt wurde das Dezimalsystem in den ersten Jahren nach der Reichsgründung durch die Differenzierung zwischen der Scheidemünzenmark und der Goldmark, die zumindest im kaufmännischen Verkehr vorgenommen wurde. Aber der grundsätzliche Durchbruch zu Gunsten des Dezimalsystems war erreicht. Für die Kleinmünzen konnte man sich auf die Nominalbezeichnung „Pfennig“ als grundsätzlich kleinste Münze einigen, der im Mittelalter sogar die Hauptmünze gewesen war und sich im Norden als Unterteilung des Schillings bzw. Groschens und teilweise im Süden als Unterteilung des Kreuzers zumindest als Nominalbezeichnung, wenn auch im unterschiedlichen Wert, gehalten hatte. Regelungen bezüglich der Kleinmünzen enthielt das Gesetz nur dahingehend, dass in § 2 die Mark in 100 Pfennige unterteilt wurde. § 13 erhielt eine Sonderregelung für Bayern, nach der dort der Pfennig „im Bedürfnißfall“ auch in zwei Halbpfennige unterteilt werden konnte. Die bayerische Sonderregelung wurde in den Begründungen zum Gesetz111 mit den „besonderen dort obwaltenden Verhältnisse des Kleinverkehres von Werth“, gegen die kein Bedenken bestünde, die Halbteilung unter diesen Ausnahmeverhältnissen zuzulassen. Diese bayerische Extraregelung erstaunt, da die zwischen 1865 und 1871 ausgeprägten Pfennige nicht mehr unterteilt ausgeprägt worden waren (AKS Nr. 185). Der Heller als Unterteilung des Pfennigs war zuletzt 1856 (siehe AKS Nr. 162) ausgemünzt worden. Da von dieser Sonderregelung von Bayern tatsächlich nie Gebrauch gemacht worden ist, kann man davon ausgehen, dass die vertragliche Regelung nicht in den Erfordernissen des Zahlungsverkehrs lag, sondern ein politisches Zugeständnis war. Der politische Wert lag darin, die Option dem Reich bzw. Preußen abgetrotzt zu haben. Im Gegensatz zu dieser Option hat Bayern, wie auch Württemberg, im Postverkehr das Reservatrecht, eigene Briefmarken herauszugeben, auch tatsächlich ausgeübt.112 Mit dem Verzicht Bayerns dieses ihm zustehende Sonderrecht wahrzunehmen, wurde die einzige Möglichkeit innerhalb der Reichswährung wieder regionale Besonderheiten im wahrsten Sinne des Wortes „auszuprägen“ nicht ausgeübt. In dem
111 Ebd., S. 7. 112 Siehe MICHEL, Briefmarkenkatalog Deutschland 1989/90, München 1989, unter Bayern (Nr. 30ff.) und Württemberg (Nr. 44ff.): In beiden Staaten wurden auch nach 1871 noch eigene Briefmarken ausgegeben. Bis 1875 wurde der Wert in Mark und Kreuzer, ab 1875 in Württemberg und ab 1876 auch in Bayern in Mark und Pfennig angegeben.
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Verzicht auf die Wahrnehmung dieses Sonderrechts lag daher auch ein wichtiger vorwegnehmender Konvergenzbeitrag. In der Begründung zum Gesetz, nicht im Gesetzestext selbst, war zu den §§ 1-3 die Absicht formuliert worden, die Mark zunächst in Groschen gemäß dem dezimalen System zu teilen. Dies wurde begründet mit der Gewöhnung eines großen Teils des Bundesgebietes an den Groschen als Wert für 10 Pfennige.113 Die Mehrheit der Abgeordneten des Reichstages widersprach aber der Unterteilung der Mark in 10 Groschen, weil sie ein Überbleibsel oder eine Fortsetzung der Talerwährung hierin sah.114 Dessen ungeachtet blieb der „Groschen“ als Begriff für das 10-Pfennigstück im allgemeinen Sprachgebrauch sowohl in der Bundesrepublik Deutschland als auch in der DDR bis zur Einführung der Eurowährung zumindest bei älteren Leuten präsent. Aber als offizielle Nominalbezeichnungen gab es nur noch Mark und Pfennige sowie ihre Vielfachen. Diese Unterteilung in zwei Nominalgruppen, bei der die kleinste Münze der kleineren Gruppe 1/100stel der kleinsten Münze der größeren Gruppe gilt, wurde bis heute für fast alle Staaten zum Grundprinzip. Nur die Staaten, bei denen eine erhebliche Inflation die kleinere Nominalgruppe bedeutungslos werden ließ, wichen schließlich von diesem System ab. Mittelbare Auswirkungen auf die Kleinmünzen hatten jedoch die Beschlüsse des Bundesrates vom 7. Dezember 1871 zur Ausführung des Gesetzes, betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen, vom 4. Dezember 1871115, wo in § 5 des Münzgesetzes von 1871 die Vergabe von Münzzeichen festgelegt wurde. Diese Bestimmung galt zwar zunächst nur für Reichsgoldmünzen, wurde aber für die Ausprägung niedriger Nominale später entsprechend angewandt. Der Großhandel und das Gewerbe, soweit es nicht ohnehin schon vor der Reichsgründung für die Kleinmünzen dezimal gerechnet hatte, stellte seine Rechnungsweise innerhalb von fünf Jahren um.116 Im „kleinen Verkehr“, aber auch im Handwerk und in der Landwirtschaft, erfolgte die Umstellung zum Teil deutlich später. Zum Teil wurde noch bis 1890 in Reichstalern und Groschen gerechnet und Pfennigbeträge in Brüchen angegeben.117
113 Begründung zum Gesetz, betreffend die Ausprägung, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 7. 114 Ebd., S. 8; SPÖRER, Politische und wirtschaftliche Gestaltung, S. 111. 115 Beschlüsse des Bundesrates vom 7. Dezember 1871 zur Ausführung des Gesetzes, betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen, vom 4. Dezember 1871 (Protokolle über die Verhandlungen des Bundesraths des Deutschen Reiches, S. 385, § 641), in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 10f., hier: S. 10. 116 HASE, Zur regionalen Kulturgeschichte des Rechnens, S. 87. 117 Ebd., S. 87f.
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5.3 Die Mecklenburger Pfennigprägungen von 1872118 Im Jahr 1872 zeigte das Reich kaum Aktivitäten im Bereich der Münzgesetzgebung. Der Reichstag hatte in diesem Jahr die Münzgesetzgebung kein einziges Mal auf seiner Tagesordnung,119 während einige Mitgliedstaaten schon sehr engagiert die weiteren Schritte diskutierten oder sogar die Währungsumstellung120 beschlossen.121 Diese Aktivitäten schlugen sich aber mit Ausnahme Mecklenburgs noch nicht in einer Ausprägung von neuen Kleinmünzen wider. Nach 1871 hatten einige wenige Staaten ihre Kleinmünzenprägungen wie bisher fortgesetzt. Das Großherzogtum Hessen (Hessen-Darmstadt) prägte noch 1872 Einkreuzer- und Einpfennigstücke in fast gleicher Auflagenhöhe wie bisher (AKS Nr. 130 und 131). Preußen prägte 1872 und 1873 den 2 1/2 Silbergroschen, den Silbergroschen und das Drei-, Zwei- und Einpfenningstück (AKS Nr. 102, 103, 106-108). Allerdings wurden die Einhalbsilbergroschenmünze zuletzt 1872 (AKS Nr. 104) und das Vierpfenningstück zuletzt 1871 geprägt. Sachsen prägte den Neugroschen (AKS Nr. 148) sowie das Ein- und Zweipfennigstück (AKS Nr. 155 und 153) noch 1873. Die Auflage des Einpfennigstückes betrug 1873 immerhin noch fast 550.000 Stück. Württemberg prägte das Einkreuzerstück (AKS Nr. 128) noch 1873, wenn auch in geringer Auflage. Mit Ausnahme von Baden und Bayern hatten somit alle großen Staaten und der mittelgroße Staat Großherzogtum Hessen ihre Kleinmünzenprägung über 1871 hinaus fortgesetzt. Neben Baden und Bayern haben aber alle Kleinstaaten, oft auch schon vor 1871, keine Kleinmünzenprägungen mehr vorgenommen. Die beiden mecklenburgischen Großherzogtümer (MecklenburgSchwerin und Mecklenburg-Strelitz) waren die ersten, die 1872 Kleinmünzen herausgaben, die explizit auf die Mark und das Dezimalsystem Bezug nahmen. Kahl vertritt die These, dass die beiden Mecklenburg mit diesen Prägungen versuchten, die Entwicklung voranzutreiben.122 Diese Bewertung greift allerdings zu weit, da das Gewicht und die Abmessung der mecklenburgischen Pfennigprägungen exakt den seit 1862 geprägten Fünf-, Zwei118 Eine kürzere Fassung dieses Kapitels, aber ergänzt um Ausführungen zu den damaligen Währungsgebieten und den Reichsmünzgesetzen, erschien in den Geldgeschichtlichen Nachrichten, Hermann JUNGHANS, Die letzten Pfennige Mecklenburgs, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 248, März 2010, S. 82-84. 119 SPÖRER, Politische und wirtschaftliche Gestaltung, S. 167. 120 Der Begriff Währungsreform ist hier dabei sehr viel weitgehender als der Begriff Münzreform. Sie umfasste auch eine Bank- und eine Papiergeldreform, ebd., S. 18f. 121 Bremen wurde 1872 als erster Mitgliedstaat aktiv, Hamburg folgte im gleichen Jahr, während Lübeck seine Währung erst 1875 umstellte, ebd., S. 23. 122 KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 31.
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und Einpfennigstücken des Königreich Sachsen entsprachen (AKS Nr. 151, 153 und 155), die – wie oben ausgeführt – zumindest für das Zwei- und das Einpfennigstück bis 1873 weiter geprägt wurden. Die Neuerung bestand allerdings darin, dass – im Gegensatz zu den sächsischen Pfennigen – in der Umschrift auf die neue Reichswährung „MARK“ Bezug genommen wurde. Eine andere These vertritt die Ansicht, diese Prägungen beider Großherzogtümer seien zu Gewöhnungszwecken für die Bevölkerung an die neue Reichswährung vorgenommen worden.123 Diese Bewertung hingegen greift zu kurz. In Anbetracht der erheblichen Kosten für die Prägung von Münzen ist ein kurzer, vorübergehender Gebrauchszweck, für die Gewöhnung an die neue Reichswährung, nicht anzunehmen. Es war sogar ausdrückliche Absicht der Mecklenburg-Schweriner Regierung „statt eines Zwischenzustandes mit Thalern und zehntheiligen Groschen sofort auch die Einführung der Geldrechnung nach Mark und Pfennigen zu greifen und damit den doch erforderlichen Uebergang zu dieser Rechnung zu anticipiren.“124 Die Mecklenburg-Schweriner Regierung stützte sich auf eine Mitteilung des Vorsitzenden des Reichskanzleramtes, wonach es keinem Zweifel unterliege, dass die Normen für die mecklenburgischen Prägungen auch demnächst für die Zehn-, Fünf-, Zwei- und Ein-Pfennigstücke des Reichsmünzsystems in Geltung blieben.125 Neben den 5, 2 und 1 Pfennigstücken in Kupfer war auch die Ausprägung von 10 und 5 Pfennigstücken in Billon geplant,126 zu denen es auf Grund eines angeblich hohen Silberpreises jedoch nicht mehr gekommen sein soll.127 Das tatsächliche Motiv für diese Prägungen erschließt sich eher durch eine vergleichende Betrachtung der mecklenburgischen Münzpolitik im Jahr 1848. Aufgrund der Dominanz des preußischen 14 Talerfußes sahen sich 1848 die beiden Mecklenburg gezwungen, diesen für ihre Hauptmünzen ebenfalls einzuführen. Dem Dresdner Vertrag traten beide Großherzogtümer jedoch nicht bei und vermieden so sich gegenüber den Vertragsstaaten völkerrechtlich zu verpflichten. De jure war die Einführung des 14 Talerfußes somit eine reine Landesangelegenheit. Diese Auslegung der Beibe123 KUNZEL, Aus tausend Jahren Mecklenburgischer Münzgeschichte, S. 45 und S. 47. 124 Mecklenburgische Anzeigen, 18. Dezember 1871. 125 Bericht des Staats-Ministerium vom 15. Dezember 1871 in: Mecklenburgische Anzeigen Nr. 296, 18. Dezember 1871 (LHA Mecklenburg-Vorpommern, Akten der Mecklenburgischen Gesandtschaft in Berlin 5.12 – 2/3, 638). 126 Mecklenburgische Anzeigen, 18. Dezember 1871. 127 Diese Begründung ist nicht schlüssig, da der bereits fast vollendete Übergang Frankreichs zur Goldwährung, die im Verhältnis zu Gold weltweit zunehmende Silberproduktion und der begonnene Übergang zur Goldwährung in Deutschland den Silberpreis sinken ließ, so auch SCHNEIDER, der ein „erhebliches Fallen“ des Silberpreises für diese Zeit auf Grund der „Demonetisierung des Silbers“ für diese Zeit konstatiert, SCHNEIDER, Hamburgs Münz- und Geldgeschichte, S. 53.
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haltung der größtmöglichen Autonomie auch in der Münzpolitik128 wird gestützt durch die Bewertung der mecklenburgischen Kleinmünzenpolitik. Hier meinte man das traditionelle Schillingesystem mit der Teilung in 12 Pfennige129 beibehalten zu können und nur die notwendigsten Anpassungen an das 14 Talersystem für die Hauptmünzen vornehmen zu müssen. Beide Mecklenburg führten Neuerungen in der Münzpolitik nur dort ein, wo sie als zwingend erforderlich erschienen. In diesem Licht betrachtet, kann man auch die Prägungen des Jahres 1872 als Versuch bewerten, zwar die Vorgaben des ersten Reichsmünzgesetzes einzuhalten, aber mit diesen Prägungen gleichzeitig auch zu versuchen, Fakten zu schaffen, mit denen weitreichende Gestaltungsfreiheiten dauerhaft gesichert werden sollten.130 Damit waren diese Prägungen eher Ausdruck von Beharrungswillen statt von Innovationsfreude. Mit der Münzprägung konnte staatliche Souveränität regelmäßig im Alltag des Bürgers demonstriert werden.131 Die grundsätzliche Motivlage für die Beibehaltung möglichst großer Kompetenzen in geld- und münzpolitischen Angelegenheiten lag nicht nur in dem Wunsch, die Dinge allgemein selbst gestalten zu können,132 sondern auch in handfesten wirtschaftlichen Interessen. Nau betont: „Geldherstellung war - und ist – ein lukratives Geschäft für die Emittenten, denn für die Untertanen besteht Annahme- und Wechselzwang“.133 Das galt nicht zwingend für jedes wirtschaftliche Münzherstellungsprojekt, aber das Münzrecht hatte das grundsätzliche Potential in sich, einen Schlagschatz zu generieren; deshalb war es so begehrt. Dies galt insbesondere für die Herstellung von Scheidemünzen, deren Metallwert zum Teil sehr deutlich unter dem Nominalwert lag. Da die letzte Mecklenburger Münzstätte, Schwerin, 1850 ihren Betrieb eingestellt hatte,134 musste entschieden werden, welche fremde Münzstätte mit der Prägung beauftragt werden sollte. Preußen prägte zum einen das 5 Pfennigstück nicht, und vor allem entsprachen seine Pfennige, anders als 128 Beide Mecklenburg waren auch dem Zollverein nicht beigetreten. 129 Pfennige, die aber denen der anderen Währungsgebiete im Wert nicht entsprachen. 130 In den Akten des LHA Mecklenburg-Vorpommern findet sich für diese Motivlage zwar kein Hinweis, aufgrund der gesamten Entwicklung scheint diese Absicht aber hoch wahrscheinlich. 131 „… gerade das Münzregal wurde stets als eines der wichtigsten Souveränitätsrechte angesehen, von dem nichts preisgegeben werden dürfe“, HELFFERICH, Das Geld, S. 154. 132 Dabei spielt die Fähigkeit ein bestimmtes Geld für verbindlich erklären zu können als Demonstration staatlicher Macht und Legitimität eine besondere Rolle, vgl. NAU, Was und wie viel trägt die Numismatik zur Geschichte bei? S. 53; gemeinschaftliches Geld schafft den gemeinsamen Staat. 133 Ebd. 134 KUNZEL, Aus tausend Jahren Mecklenburgischer Münzgeschichte, S. 42.
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bei der Unterteilung des sächsischen Dritteltalers, auch nicht dem dezimalen System. Die preußischen Pfennige konnten damit kein Vorbild für die neuen, zur Reichswährung passenden, Pfennige sein. Die Ein-, Zwei- und Fünfpfennigprägungen beider mecklenburgischen Großherzogtümer wurden deshalb in Sachsen (deshalb auch das Münzzeichen B für Dresden) geprägt. Dies bot sich an, da Sachsen diese Nominale bereits prägte (siehe oben) und deshalb keine Extrarohlinge angefertigt werden mussten. Die 5-, 2- und 1 Pfennignominale waren für beide Großherzogtümer auf der Wertseite identisch und unterschieden sich auf der Wappenseite nur im Monogramm bzw. im Zusatz SCHWERIN oder STRELITZ. Die Einpfennigstücke (AKS Nr. 50 und 76) waren auf der Wertseite mit der Umschrift „HUNDERT EINE MARK SCHEIDE MÜNZE“ umschrieben, das Zweipfennigstück (AKS Nr. 49 und 75) entsprechend mit „FÜNFZIG EINE MARK SCHEIDE MÜNZE“ und das Fünfpfennigstück (AKS Nr. 45 und 73) mit „ ZWANZIG EINE MARK SCHEIDE MÜNZE“. Mecklenburg-Schwerin bzw. Mecklenburg-Strelitz: Tabelle 179: Prägeperiode 1872 Nominal Material 5 PFENNIGE Kupfer 2 PFENNIGE Kupfer 1 PFENNIG Kupfer
AKS-Katalognr. AKS 45, 73 AKS 49, 75 AKS 50, 76
Prägejahr 1872 1872 1872
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Die Mecklenburger Pfennige widersprachen den geringen Festlegungen für Kleinmünzen des Münzgesetzes von 1871 damit nicht. Der § 2 enthielt nur den Satz: „Der zehnte Theil dieser Goldmünze wird Mark genannt und in 100 Pfennige eingetheilt.“ Weitere Festlegungen enthielt das erste Reichsmünzgesetz von 1871 für Kleinmünzen nicht. Mit der oberen Umschrift auf der Wertseite „HUNDERT EINE MARK“ bei den Einpfennigmünzen war auch die einzige Festlegung des § 2 des Gesetzes, betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen, vom 4. Dezember 1871, inhaltlich auf den Münzen wiedergegeben. Die Prägungen verhielten sich auch insoweit analog zu den Regelungen des § 5 des Gesetzes von 1871 für Goldmünzen, wonach auf der Wertseite der Wert und die Jahreszahl der Ausprägung und auf der anderen Seite der Hinweis auf den Einzelstaat gegeben war. Die Analogie reichte jedoch nicht soweit, wie bei Goldmünzen, die Inschrift „DEUTSCHES REICH“ zu ergänzen, da die Herausgeber die Großherzogtümer und nicht das Reich waren. Trotz aller Absicherungsversuche holte die schnelle weitere Entwicklung des Münzrechts diese letzten Mecklenburger Kleinmünzenprägungen sehr schnell ein. Da die Mecklenburger Interimspfennige den inhaltlichen Festlegungen des im Folgejahr beschlossenen zweiten Münzgesetzes vom 9.
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Juli 1873 widersprachen, wurde eine Außerkurssetzung dort zwar noch nicht festgelegt, aber vorbereitet. Dem entsprechend regelte Artikel 15 des Münzgesetzes vom 9. Juli 1873: „An Stelle der Reichsmünzen sind bei allen Zahlungen bis zur Außerkurssetzung anzunehmen: ... 6. In Mecklenburg an Stelle der Reichskupfermünzen, die nach dem Marksystem ausgeprägten Fünfpfennigstücke, Zweipfennigstücke und Einpfennigstücke zum Werthe von 5,2 und 1 Pfennig.“135 Diese mecklenburgischen Pfennigprägungen wurden mit Bekanntmachung vom 22.02.1878 außer Kraft gesetzt. Seit März 1877 waren die Mecklenburger Pfennigprägungen in Preußen bereits nicht mehr angenommen worden und flossen daher aus allen Richtungen nach Mecklenburg zurück.136 Die hohe Prägeauflage und die geringe Umlaufzeit von etwa sechs Jahren sind die Gründe dafür, warum viele Stücke dieser Münztypen heute noch in vorzüglicher Erhaltung im Handel auftauchen.
5.4 Das Münzgesetz vom 9. Juli 1873 Das erste Reichsmünzgesetz hatte vieles offen gelassen und zunächst nur den Rahmen der neuen Reichswährung abgesteckt. Regelungen über die Ausgaben von Papiergeld enthielt dieses Gesetz nicht. Die Ausgabe von Papiergeld wurde in eigenen Gesetzen geregelt.137 Die ersten Reichsbanknoten wurden erst im Juli 1874 ausgegeben.138 Die Begründung des ersten Reichsmünzgesetzes konnte davon ausgehen lassen, dass die weiteren gesetzlichen Maßnahmen zumindest auch von den Einzelstaaten ergriffen würden. Dafür spricht nicht nur der in Bezug auf eine klare abschließende Kompetenzregelung für die Münzpolitik offene Artikel 4 der Reichsverfassung, sondern auch eine Formulierung in der Begründung des ersten Reichsmünzgesetzes nach der „der vorliegende Gesetzentwurf … da Bestimmungen über die zukünftigen Silberausprägungen außerhalb seiner Reichweite liegen, diese praktische Entscheidung nicht 135 Münzgesetz vom 9. Juli 1873 (RGBl. S. 233), in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 11-15, hier: S. 14. 136 KUNZEL, Das Münzwesen Mecklenburgs, S. 277. 137 Gesetz, betreffend die Ausgabe von Reichskassenscheinen, vom 30. April 1874 (RGBl. S. 40), in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 80f.; Gesetz, betreffend die Ausgabe von Banknoten, vom 21. Dezember 1874 (RGBl., S. 193), in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 86; Letzteres unter Bezugnahme auf das folgende Gesetz des Norddeutschen Bundes: Gesetz über die Ausgabe von Papiergeld vom 16. Juni 1870 (Bundesgesetzblatt des Norddeutschen Bundes, S. 507), in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 80. 138 Holger ROSENBERG, Die Banknoten des Deutschen Reiches ab 1871, Hamburg 81991, S. 11f., Nr. 1-3.
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treffen“.139 Es könnte zwar vertreten werden, mit dieser Formulierung sei nur darauf hingewiesen worden, dass dieses Gesetz nur die Ausprägung der Reichsgoldmünzen und eben nicht der Silber- oder gar Kupfermünzen regeln solle. Gegen diese enge Auslegung spricht jedoch § 13 des Gesetzes, mit dem Bayern das Recht auf die Ausprägung von Hellern zugestanden wurde. Demnach regelte dieses erste Reichsmünzgesetz nicht nur die Ausprägung von Goldmünzen, sondern erlaubte die Ausprägung eines gesonderten Nominals in einem ihrer Einzelstaaten. Daher konnte davon ausgegangen werden, dass die detaillierteren Regelungen den Einzelstaaten überlassen werden sollten, solange sie sich an die Teilung der Mark in 100 Pfennige gemäß § 2 des Gesetzes hielten. Offensichtlich legten dies die beiden mecklenburgischen Großherzogtümer auch so zu ihren Gunsten aus.140 Die Eile, mit der sie es schafften, diese Prägungen des Jahres 1872, also im Jahr nach der Verabschiedung des ersten Reichsmünzgesetzes, zu realisieren, spricht dafür, dass sie diese Kompetenzauslegung für möglich, aber nicht unbedingt für auf Dauer gesichert hielten. Das sich nun schnell festigende Reich veranlasste seine Führung die Kompetenzen des Reiches in Münzfragen nun weiter auszulegen als in der Auskunft des Reichskanzleramtes an die beiden mecklenburgischen Großherzogtümer im Jahr 1871 zu vermuten war. Um alle Gesetzgebungskompetenzzweifel für die Zukunft auszuräumen, formulierte Artikel 1 des zweiten Reichsmünzgesetzes: „An die Stelle der in Deutschland geltenden Landeswährungen tritt die Reichsgoldwährung.“ Der Begriff „Reichsgoldwährung war erheblich weiter gefasst als der Begriff „Reichsgoldmünze“ des ersten Reichsmünzgesetzes und konnte auch Münzen anderer Metalle umfassen, sofern sie sich in die Goldwährung einfügten.141 Das Münzgesetz von 1873 enthielt daher präzisiere Vorschriften nicht nur für die Goldmünzen, sondern auch für die großen Silbermünzen und die Kleinmünzen, die jetzt auch ausdrücklich als „Reichsmünzen“ bezeichnet wurden. Artikel 3 lautete: „Außer den Reichsgoldmünzen sollen als Reichsmünzen und zwar 1. als Silbermünzen: Fünfmarkstücke, Zweimarkstücke, Einmarkstücke, Fünfzigpfennigstücke und Zwanzigpfennigstücke; 2. als Nickelmünzen: Zehnpfennigstücke und Fünfpfennigstücke; 139 Begründung zum Gesetz, betreffend die Ausprägung, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 3. 140 Nachdem sie sich vorsichtshalber eine Auskunft des Reichskanzleramtes hatten geben lassen. 141 Siehe zum Vergleich die nur aus Silbermünzen bestehende „sogenannte Goldwährung“ Bremens.
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3. als Kupfermünzen: Zweipfennigstücke und Einpfennigstücke nach Maßgabe folgender Bestimmungen geprägt werden.“ Der badische Münzpolitiker Kachel hatte bereits 1848 vorgeschlagen, 1-, 2-, 5-Reichspfennige aus Kupfer, Scheidemünzen zu 10-, 25-, 50Reichspfennigen aus geringhaltigem Silber und 1-, 2- und 3-Schillingstücke aus gutem Silber, die einerseits mit dem Bildnis des Landesherrn, andererseits mit dem Reichsadler mit Landeswappen im aufgelegten Brustschild zu beprägen.142 Diese Vorschläge wurden im Münzgesetz von 1873 zu einem großen Teil verwirklicht. Im gleichen Jahr hatte auch Hauschild gefordert, den Reichstaler im 30 Talerfuß aus dem Zollpfund auszuprägen und in 100 Kreuzer, und diese in je 4 Pfennige, zu teilen.143 Neben dem Bemühen Nominalbezeichnungen aus den beiden größten Währungsgebieten (Taler: norddeutsch, Kreuzer: süddeutsch) zu verwenden, waren hier zumindest noch Rudimente des alten Systems mit der Viertelung des Kreuzers in Pfennige vorgeschlagen worden. Dieser Grundgedanke findet sich auch noch in Kachels Vorschlag der Einführung eines 25 Reichspfennignominals.144 1873 war die Überzeugung zu Gunsten der Einführung einer konsequenten dezimalen Teilung bereits so weit fortgeschritten, dass das Gesetz über die o.g. Reformvorschläge sogar hinausgehen konnte.145 Im § 1 zum Artikel 3 wurden die Bestimmungen dahingehend präzisiert, dass zum Beispiel das Pfund feinen Silbers in 520-Pfennigstücke mit einem Mischungsverhältnis von 90 Teilen Silber zu 100 Teilen Kupfer ausgeprägt werden. Während bei den größeren Nominalen wie dem 50Pfennigstück eine Feingewichttoleranz von 3 Promille zugelassen wurde, durfte die Toleranz beim 20-Pfennigstück 10 Promille betragen, wobei in der Masse aller Münzen das Bruttogewicht und das Feingewicht beibehalten werden musste.146 In § 3 zu Artikel 3 wurden für alle Nominale unterhalb 142 WIELANDT, Badische Münz- und Geldgeschichte, S. 318 und S. 327. 143 HAUSCHILD, Vorschlag zu einem allgemeinen deutschen Maß-, Gewicht- und MünzSystem, S. 17. 144 Eine Parallele findet sich bei den Hauptmünzen in der Frage, ob zwischen der 1 Markmünze und der 5 Markmünze eine Lücke bestehe und ob diese ggf. durch ein 2 1 /2- oder ein 2 Markstück geschlossen werden solle (beschlossen wurde, mit knapper Mehrheit, die Einführung der 2 Markmünze), SPÖRER, Politische und wirtschaftliche Gestaltung, S. 180f. 145 Streng genommen waren die 5 und 2 Markmünzen und die 50 und 20 Reichspfennigmünzen auch eine Fortführung des Verdoppelungs- und Halbierungsprinzips, das aber für so praktikabel gehalten wurde, dass es mit den 2 Euro- und 50 und 20 Centmünzen bis heute fortgesetzt wird. 146 Münzgesetz vom 9. Juli 1873, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 12.
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einer Mark für die eine Münzseite die Wertangabe, die Angabe der Jahreszahl und die Inschrift „Deutsches Reich“ und für die andere Seite der Reichsadler und das Münzzeichen vorgeschrieben. Für die näheren Bestimmungen über die Zusammensetzung, das Gewicht und den Durchmesser dieser Münzen und die weitere Gestaltung der Schriftseite und der Ränder wurde der Bundesrat ermächtigt, der mit Beschluss vom 8. Juli 1873147 von dieser Ermächtigung Gebrauch machte. Mit der Zustimmung des Bundesrates, der Kammer der Mitgliedstaaten, zu diesem Gesetz war die konkludente Zustimmung zur Ausübung reichsgesetzgeberischer Kompetenzen auch in Bezug auf die Silber-, Nickel- und Kupfermünzen enthalten. Der Bundesrat war mehr als eine zweite Kammer, sondern galt „als Träger der Reichssouveränität“ und war „befugt, allgemeine Verwaltungsvorschriften zu erlassen, die zur Ausführung von Reichsgesetzen erforderlich waren.“148 Die Möglichkeit, die Artikel 3 § 3 des Gesetzes dem Bundesrat für die 1 Mark und darunterliegenden Münzen eingeräumt hatte, nämlich die „näheren Bestimmungen über die Zusammensetzung , Gewicht und Durchmesser dieser Münzen, sowie über die Verzierung der Schriftseite und die Beschaffenheit der Ränder“ zu erlassen, bot allerdings kaum noch Gestaltungsspielräume, da auch für diese Münzen das Gesetz die wesentlichen Gestaltungsmerkmale im selben Artikel 3 § 3 bereits vorgegeben hatte. Eher versteckt, auffallend kurz und indirekt erläuterte die Begründung zum Gesetz warum „für die Silber- und Scheidemünzen … gleiche Gründe für eine gleiche Behandlung“ wie bei den Goldmünzen sprechen.149 Damit waren nun alle Kleinmünzen, vom Münzzeichen abgesehen, reichseinheitlich gestaltet, während bei den Großmünzen150 innerhalb des gesetzlich festgelegten Rahmens noch unterschiedliche Gestaltungen vorgenommen werden konnten. Während also vor dem Münzgesetz von 1873 der Schwerpunkt auf die Harmonisierung des Feingewichtes der Großmünzen und ihrer Teilstücke gelegt wurde und die Kleinmünzen nachrangig 147 Beschlüsse des Bundesrates vom 8. Juli 1873 zur Ausführung des Münzgesetzes vom 9. Juli 1873 (Protokolle über die Verhandlungen des Bundesraths des Deutschen Reiches, S. 397, § 521), in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung seit, S. 2426, hier: S. 24f. 148 BAUMGART, Deutschland im Zeitalter des Imperialismus, S. 127. 149 Es hätte nahe gelegen in der Begründung zum zweiten Reichsmünzgesetz auf die bis dahin offenen Gesetzgebungskompetenzen ausführlich einzugehen. Dass dies nicht, sondern auffallend zurückhaltend erfolgte, legt den Verdacht nahe, dass man bemüht war, Widerspruch in dieser Frage gar nicht erst zu provozieren, Begründung zum Münzgesetz vom 9. Juli 1873, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 22. 150 § 5 im: Gesetz, betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 1; Artikel 3, § 2, Münzgesetz vom 9. Juli 1873, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 12.
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behandelt wurden oder bei den Kleinstmünzen sogar völlig unberücksichtigt blieben und daher eine entsprechende Vielfalt herrschte, gab es nach der Festlegung der Maße und Gewichte durch die Reichsmünzgesetze nur noch geringe Restgestaltungsfreiräume für die Einzelstaaten bei den Großmünzen. Auch wenn den Einzelstaaten kleine Gestaltungsspielräume verblieben waren, hatte sich der Reichstag im Grundsatz mit einer sonst weitgehend reichseinheitlichen Münzpolitik durchgesetzt. Dass die Prägungen nicht durch das Reich, sondern formal nur im Auftrag und auf Rechnung des Reiches durch dazu bereite Einzelstaaten erfolgte,151 war nur „Kosmetik“ und änderte nichts daran, dass alle wesentlichen Fragen reichseinheitlich entschieden werden konnten. Mit den nun festgelegten Parametern konnten die Nominale aller bisherigen Währungsgebiete in einen neuen Bezug zu der neuen Reichswährung gesetzt werden. Das nun führende Kaufmannsbuch von Noback stellte diesen Bezug fast gänzlich dezimal her. Allerdings wurde auch zur Zeit seiner 2. Auflage im Jahr 1877 zwischen der Goldmark und der in Silber ausgeprägten Mark noch immer unterschieden. Die in Silber ausgeprägte Mark galt in dieser kaufmännischen Betrachtung nur 90 Prozent der Goldmark. Damit konnte eine durchgängige dezimale Rechnung, trotz aller Fortschritte für die dezimale Rechnung, immer noch nicht verwirklicht werden, solange noch in „Mark Silber“ und „Mark Gold“ im Wert eine Differenz bestand. Diese Differenz war durchaus beabsichtigt gewesen. Die neue Währung sollte eine Goldwährung und die Silbermünzen zu Scheidemünzen werden. Bundesrat und Reichstag wollten eine mit 10 Prozent recht hohe Unterwertigkeit.152 Die maßgebliche Bezuggröße war für Noback die Mark Gold, so dass auf eine Mark Gold153 111 Pfennige entfielen. Ein direkter Wertvergleich der vor der Einführung der Reichswährung durch die Mitgliedstaaten geprägten Kleinmünzen zueinander wurde, wie schon im Nelkenbrecher, nicht dargestellt. Nur die Billonscheidemünzen, nicht aber die Kupferscheidemünzen werden in den Tabellen genannt. Angegeben wurde, neben dem Münzfuß, dem Gesamtgewicht, der Feinheit in Promille und dem Feingewicht, nur der rechnerische Wert dieser Kleinmünzen in Goldmark. Will man also den Wert der vor der Einführung der Reichswährung geprägten Kupferscheidemünzen und den Kupferscheidemünzen der Mark vergleichen, muss man sich zunächst für eine Bezugsgröße entscheiden. Nachfolgend wird der Wert von jeweils 100 der wichtigsten ab 1858 geprägten Kupferscheidemünzen der Mitgliedstaaten rückgerechnet über die 151 HELFFERICH, Das Geld, S. 163. 152 SPÖRER, Politische und wirtschaftliche Gestaltung, S. 189, mit weiterem Nachweis. 153 Rechnerisch, da das kleinste, und nur wenige Jahre, in Gold geprägte Nominal ein 5 Markstück war (z.B. für Preußen AKS Nr. 113, geprägt 1877 und 1878; für Sachsen AKS Nr. 166, nur 1877 geprägt; für Bayern AKS Nr. 193, 1877 und 1878 geprägt).
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nächste größere in Goldmark bewertete Scheidemünze und dann der Goldmark gegenübergestellt (das Ergebnis ist auf 1/100stel Mark Gold gerundet): 100 Reichspfennig154 0,9 Mark Gold 100 preußische Pfenninge155 0,725 Mark Gold 156 100 sächsische Pfennige 0,870 Mark Gold 100 süddeutsche Pfennige157 0,625 Mark Gold Rechnet man die früheren Kupferscheidemünzen über den Goldmarkwert der Hauptsilbermünzen um, gelangt man allerdings zu etwas, mehrfach rundungsbedingten, abweichenden Ergebnissen. So würde man z.B. bei einer Rückrechnung über den Vereinstaler statt des Silbergroschens und über den Gulden statt des Kreuzers zu folgenden Ergebnissen gelangen: 100 preußische Pfenninge158 0,833 Mark Gold 159 100 sächsische Pfennige 1 Mark Gold 100 süddeutsche Pfennige160 0,714 Mark Gold Trotz der Differenzen, die durch die unterschiedlichen zu Grunde gelegten Zwischenbezugsgrößen entstehen, ist ersichtlich, dass der neue Reichspfennig „schwerer“ war als seine Vorgänger in den früheren Währungsgebieten. Der im Verhältnis zum preußischen Pfenning ebenfalls schwerere sächsische Pfennig kommt dem neuen Reichspfennig auf Goldmarkbasis dabei sogar nahe. Rechnet man den Abschlag von der Silber- auf die Goldmark nicht hinzu, entsprechen sich der sächsische Pfennig und der Reichspfennig fast161 oder, je nach Rechnungsweise, sogar genau. Auf Goldmarkbasis steht der sächsische Pfenning daher, anders als der Reichspfennig, im idealen dezimalen Bezug zur Mark Gold. In der „Bekanntmachung, betreffend die Ausgabe, sowie die Form und das Gepräge der Reichsmünzen, … , vom 5. Februar 1874“162 wurden die 154 1 Mark = 0,9 Mark Gold, NOBACK, Noback’s Münz-, Maas- und Gewichtsbuch, S. 999. 155 1 Silbergroschen = 0,870 Mark Gold (0,870 geteilt durch 12 mal 100), ebd., S. 1053. 156 1 Neugroschen = 0,870 Mark Gold (0,870 geteilt durch 10 mal 100), ebd., S. 1062. 157 1 Kreuzer = 0,0250 Mark Gold (0,0250 geteilt durch 4), ebd., S. 989. 158 1 VT = 3 Mark Gold (3 geteilt durch 360 mal 100), ebd., S. 990. 159 1 VT = 3 Mark Gold (3 geteilt durch 300 mal 100). 160 1 Gulden = 1,7143 Mark Gold (1,7143 geteilt durch 60, geteilt durch 4), NOBACK, Noback’s Münz-, Maas- und Gewichtsbuch, S. 1113. 161 96,67 sächsische Pfennige auf 100 Reichspfennige auf Silberbasis. 162 Veröffentlicht im Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger Nr. 34/1874: Bekanntmachung, betreffend die Ausgabe, sowie die Form und das Gepräge der Reichsmünzen, welche in Gemäßheit der Reichsgesetze vom 4. Dezember 1871 und 9. Juli 1873 ausgeprägt werden, vom 5. Februar 1874 (Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger Nr. 34/1874), in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 26-28, hier: S. 28.
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Münzen der Talerwährung mit denen der Reichswährung in ein gesetzliches Wertverhältnis gebracht. Danach galten 10 Silbergroschen 1 Mark und 1 1/5 preußische Pfennige 1 Reichspfennig. Soetbeer veröffentlicht 1874 folgende Umrechnungswerte von preußischen Pfenningen in Reichspfennige, ohne zwischen den vor und nach 1858 geprägten Pfenningen zu unterscheiden: Tabelle 180: Umrechnung preußischer Pfennige und Groschen in Reichswährung Preuß. Pfennig Preuß. Groschen Pfennig Reichswährung 1 1 /12 1 1 2 /6 2 1 3 /4 3 1 4 /3 3 5 5 /12 4 1 6 /2 5 7 7 /12 6 2 8 /3 7 3 9 /4 8 5 10 /6 8 11 1 1/12 9 1 Groschen 10 Quelle: SOETBEER, Deutsche Münzverfassung, Bd. 1, S.137.
Die Tabelle zeigt insbesondere bei der Gleichsetzung von 3 und 4 Pfenningen in jeweils 3 Reichspfennige und 9 und 10 Pfenningen in 8 Reichspfennige, dass sehr praktisch gerundet wurde. Gleiches gilt für die Umrechnung der süddeutschen Kleinmünzen in die Reichswährung:163 Tabelle 181: Umrechnung süddeutscher Kreuzer in Reichswährung Süddeutscher Kreuzer Anzahl Pfennige Reichswährung 1 /4 Kreuzer 1 /2 Kreuzer 1 3 /4 Kreuzer 2 1 Kreuzer 3 Quelle: SOETBEER, Deutsche Münzverfassung, Bd. 1, S. 131.
Die direkten Auswirkungen der zur Umrechnung erforderlichen Rundungsdifferenzen dürfen nicht überschätzt werden. In Relation zur Kaufkraft waren diese Differenzen zwar erheblich gewichtiger als bei der Umrechnung der früheren nationalen Währungen in den Euro, bedeutender waren die indirekten Auswirkungen. Die Währungsumstellung wurde, wie auch beim
163 Ebd., S. 131.
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Euro häufig unterstellt,164 allerdings häufig für Preisanpassungen nach oben genutzt. Dies gilt auch für die öffentliche Hand, bei der, um runde Summen zu erreichen, nicht nur auf Kleinmünzenebene eher auf- als abgerundet wurde.165
5.5 Außerkurssetzung alter Münzen Die Einführung der neuen Reichswährung konnte nur schrittweise erfolgen.166 Es wurde Münzgeld in einem so erheblichen Volumen benötigt, dass es erforderlich war, die alten Münzen noch eine Zeit lang weiter gelten zu lassen. So wurden zum Beispiel die Taler, Silbergroschen und Pfennige nach der Talerwährung ins Verhältnis zur neuen Markwährung gesetzt und waren weiter kursgültig.167 Übergangsweise blieben deshalb auch die preußischen Pfenninge im Wert zu einem Reichspfennig oder der bayerische Heller im Wert eines halben Reichspfennig weiter kursgültig.168 Die Entwicklung der deutschen (Klein)Münzenprägung bis zu einer völligen Konvergenz war der größte unmittelbar bis in den Alltag hinein ins Bewusstsein dringende Vorteil, den die neue Reichsgründung mit sich brachte.169 Insbesondere durch die preußische Münzreform von 1821, den Deutschen Zollverein, den Münzverträgen (insbesondere Münchner Vertrag 1837, Dresdner Vertrag 1838 und Wiener Vertrag 1857) wurden, neben der Entwicklung der Münztechnik und ihren ökonomischen Zwängen, bereits erhebliche Fortschritte erzielt. Der Abschluss der Reformen war am Fehlen einer genügend starken Zentralgewalt und an den Kosten, die das Einziehen der zahllosen älteren Münzsorten mit sich gebracht hätte, aber bislang gescheitert.170 Erst mit dem Zustrom der französischen Reparationsmilliarden nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870 bis 1871 konnte die Reform 164 Es ist hier nicht der Platz darzulegen, in welchen Bereichen die Währungsumstellung auf den Euro tatsächlich zu einer Preisanhebung geführt hat. Subjektiv wurde die Umstellung bei Gütern des täglichen Bedarfs als erheblich empfunden („Teuro“). 165 SPÖRER nennt als Beispiel Lübeck, das die Gebühr für einen Gewerbetreibenden von umgerechnet 2,40 auf 3 Mark erhöhte und den Freibetrag für die Erbschaftssteuer von umgerechnet 120 auf 100 Mark senkte, SPÖRER, Politische und wirtschaftliche Gestaltung, S. 209-211. 166 1873 wurden weniger als 2 Millionen 1 Markstücke, weniger als 3 1/2 Millionen 10 Pfennigstücke und noch nicht mal 400.000 1 Pfennigstücke geprägt (Zahlen nach A RNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 488-505, AKS Nr. 1, 11 und 20). 167 Bekanntmachung, betreffend die Ausgabe, sowie die Form und das Gepräge, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 27f. 168 RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit, S. 183. 169 KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 30. 170 Ebd.
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367
auch finanziert werden.171 Die Einziehung der alten Währungen konnte dennoch nur sukzessive erfolgen. Artikel 1 des Münzgesetzes vom 09. Juli 1873172 bestimmte, dass der Zeitpunkt, an welchem die Reichswährung im gesamten Reichsgebiet in Kraft treten sollte, durch eine mit Zustimmung des Bundesrates zu erlassende Verordnung des Kaisers bestimmt werden sollte, was mit verschiedenen Verordnungen konkretisiert wurde. Während es vor der Einführung der Reichswährung an einer Vergleichbarkeit der Münzen der verschiedenen Währungsgebiete, insbesondere vor den Verträgen von 1837 und 1838 und vor allem in Bezug auf die Kleinmünzen mangelte, legten diese Verordnungen ein klares Wertverhältnis zur neuen Reichswährung fest. Mit Verordnung vom 19. Dezember 1874 wurden die nach dem preußischen Silbergroschensystem (1/30tel Taler), die kurhessischen Heller, schleswig-holsteinischen Schillinge, die vor 1840 geprägten sächsischen Kleinmünzen und die 1828 bis 1831 nach dezimalen System geprägten badischen Kleinmünzen in § 3 in das nachfolgende Verhältnis gesetzt:173 Nach preußischen System geprägte Pfenninge/Pfennige: 2 Pf.-Stücke zu 1 2/3 Pf. Reichsmünze 4 Pf.-Stücke zu 3 1/3 Pf. Reichsmünze Kurhessische Heller (wie die Pfennige nach preußischem System): 2 Heller zu 1 2/3 Pf. Reichsmünze 4 Heller zu 3 1/3 Pf. Reichsmünze 8 Heller zu 6 2/3 Pf. Reichsmünze Schleswig-holsteinische Schillinge: 4 Schillinge174 zu 30 Pf. Reichsmünze 2 1/2 Schillinge175 zu 18 3/4 Pf. Reichsmünze 1 Schilling zu 7 1/2 Pf. Reichsmünze Sächsische Kleinmünzen vor 1840: 1 /24 Thaler zu 12 Pf. Reichsmünze 1 /48 Thaler zu 6 Pf. Reichsmünze 8 Pfennige zu 8 Pf. Reichsmünze 3 Pfennige176 zu 3 Pf. Reichsmünze 1 Pfennig zu 1 Pf. Reichsmünze 171 Ebd. 172 Beschlüsse des Bundesrates vom 7. Dezember 1871, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 11. 173 Bekanntmachung, betreffend die Außerkurssetzung verschiedener Landessilber- und Kupfermünzen, vom 19. Dezember 1874 (RGBl. S. 149), in: GRASSER, Deutsche Münzgesetze, S. 92-95, hier: S. 94f. 174 Gleich 1/15 Speziesthaler. 175 Gleich 1/24 Speziesthaler. 176 Sowohl in Silber/Billon, als auch in Kupfer.
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5. Die Entwicklung zur Reichswährung
Badische Kreuzer im dezimalen System: 10 Kreuzer zu 28 4/7 Pf. Reichsmünze Die Verordnung vom 21. September 1875177 mit Wirkung zum 01.01.1876 rechnete in § 4178 für die Einlösung der alten Münzen Hamburgs, Lübecks, Mecklenburgs, Rostocks, Wismars und Teile der preußischen Provinzen deren Kleinmünzen in den folgenden Wertverhältnissen um: Lübisch-hamburgische Kurantwährung: 12 Schillinge zu 90 Pf. Reichsmünze 8 Schillinge zu 60 Pf. Reichsmünze 4 Schillinge zu 30 Pf. Reichsmünze 2 Schillinge zu 15 Pf. Reichsmünze 1 Schilling zu 7 1/2 Pf. Reichsmünze 1 /2 Schilling zu 3 3/4 Pf. Reichsmünze 1 /4 Schilling zu 1 7/8 Pf. Reichsmünze Mecklenburgische leichte Schillinge (von den Sechlingen bis zu den 1 Pf.-Stücken): Im Verhältnis der Schilling zu 6 1/4 Pf. Reichsmünze Posener Kupferpfennige: 3 Kupfergroschen zu 1 Kupfergroschen zu
5 Pf. Reichswährung 1 2/3 Pf. Reichswährung
Bis zum Inkrafttreten der vorgenannten Verordnungen galten gemäß Artikel 6 des Münzgesetzes von 1873 bis zur endgültigen Einführung der Reichswährung diese Landesscheidemünzen zunächst weiter.179 Kleinmünzenmangel, der zum Beispiel in Lübeck noch im Februar 1875 beklagt wurde,180 konnte fünf Monate später nicht mehr festgestellt werden.181 Dennoch galten auch nach der Verordnung zur Einführung der Reichswährung vom 22. Sep-
177 Verordnung, betreffend die Einführung der Reichswährung, vom 22. September 1875 (RGBl. S. 303), in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 33. 178 Verordnung, betreffend die Außerkurssetzung der Münzen der lübisch-hamburgischen Kurantwährung, sowie verschiedener anderer Landesmünzen, vom 21. September 1875 (RGBl., S. 304), in: GRASSER, Deutsche Münzgesetze, S. 99-102, hier: S. 101f. 179 Münzgesetz vom 9. Juli 1873, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 12. 180 SPÖRER, Politische und wirtschaftliche Gestaltung, S. 214; mit einem Verweis auf die Lübeckischen Blätter, 18. Februar 1875, S. 73. 181 Die Lübeckischen Blätter schrieben in ihrer Ausgabe am 18. Juli 1875, dass eine „… hinreichende Menge Nickel- und Kupfermünzen in den Verkehr gebracht wurden“, zitiert nach: SPÖRER, Politische und wirtschaftliche Gestaltung, S. 214.
5. Die Entwicklung zur Reichswährung
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tember 1875182 einige alte Kleinmünzen zunächst weiter, die mit weiteren Verordnungen außer Kurs gesetzt und wie folgt eingelöst wurden: Mit Verordnung vom 17. Oktober 1875183 wurden gemäß § 2 die nach preußischem System in 12 Pfenninge/Pfennige auf den Silbergroschen zu 30 auf einen Taler geprägten 3 Pfenninge/Pfennigestücke auf den Wert von 2 1/2 Pf. Reichsmünzen festgesetzt. Dagegen nannte die Verordnung vom 10. Dezember 1875 für die Einlösung der süddeutschen Kreuzer und ihrer Teilstücke184 kein genaues Wertverhältnis zu den Reichsmünzen, sondern regelte in § 2 nur die Einlösung „zu ihrem gesetzlichen Werthe“. Auch die Verordnung vom 12. April 1876185, die die Außerkurssetzung weiterer Kleinmünzen der Talerwährung regelte, nannte das Wertverhältnis zur neuen Währung nicht mehr. Hingegen wurden in § 3 der Verordnung vom 22. Februar 1878186 für die Einlösung sowohl der nach der Zehntelteilung des Groschens geprägten Pfennige, als auch nach der Zwölftelteilung des Groschens geprägten Pfenninge das Wertverhältnis auf 1 zu 1 im Vergleich zu den neuen Pfennigen der Reichsmünze festgesetzt. Spätestens hier zeigt sich, dass bei den kleinen Nominalen, trotz ursprünglicher rechnerischer Differenzen, aus Praktikabilitätsgründen Rundungen vorgenommen wurden. Da es sich um nachträgliche Wertfestsetzungen zur Einlösung der alten Münzen handelte, waren diese Relationen für den früheren Geldumlauf vor Einführung der Reichswährung und die Verrechnungen von Kleinmünzen verschiedener Währungsgebiete keine Hilfe. Mit Ausnahme des bayrischen Hellers, der in seinem Ursprungsland noch seine Kursfähigkeit behielt, waren 1878 alle Kleinmünzen der früheren Landeswährungen, die noch als behelfsmäßiges Reichsgeld weiter in Umlauf waren, aus dem Verkehr gezogen.187 In der Siebenten Denkschrift über die Ausführung der Münzgesetzgebung vom 15. Februar 1879 wurde dem Reichstag berichtet, dass die Ausführung der Münzgesetze „nicht unerheblich fortgeschritten“ sei, da „von den alten Landesmünzen gegenwärtig nur noch Einthalerstücke, deren Einziehung in der abgelaufenen Be182 Bestehend aus nur einem Artikel: Verordnung, betreffend die Einführung der Reichswährung, vom 22. September 1875 (RGBl., S. 303), in: SEIDEL (Hrsg.), Die deutsche Geldgesetzgebung, S. 33. 183 Bekanntmachung, betreffend die Außerkurssetzung der Dreipfennigstücke deutschen Gepräges, vom 17. Oktober 1875 (RGBl., S. 311), in: GRASSER, Deutsche Münzgesetze, S. 104. 184 Mit Ausnahme des bayrischen Hellers, der weiter Gültigkeit behalten sollte. 185 Bekanntmachung, betreffend die Außerkurssetzung von Scheidemünzen der Thalerwährung, vom 12. April 1876 (RGBl., S. 162), in: GRASSER, Deutsche Münzgesetze, S. 108. 186 Bekanntmachung, betreffend die Außerkurssetzung verschiedener Landessilber- und Kupfermünzen, vom 22. Februar 1878 (RGBl., S. 3), in: GRASSER, Deutsche Münzgesetze, S. 112f., hier: S. 113. 187 KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 32.
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5. Die Entwicklung zur Reichswährung
richtsperiode ebenfalls bedeutend gefördert wurde, im Umlauf sind“188. Als letzte folgten die Reichstaler, die bis 1907 im Werte von 3 Mark angenommen wurden189 und ab 1908 durch 3 Markstücke ersetzt wurden190 (zum Beispiel AKS Preußen Nr. 131) und sich in den Abmessungen entsprachen.191 Mit dem Jahr 1875 galt der Übergang zur Goldwährung als grundsätzlich vollzogen. Das nun bestehende Münzsystem galt als ein „auf den 30 Thalerfuß mit Goldwährung“ gegründetes mit „Reichsgoldmünze“, das die Silberwährung verdrängt habe.192 Zunächst aber hatte mit der endgültigen Außerkurssetzung der alten Landesmünzen diese Reform nach vielen Teilschritten nun ihren logischen Abschluss gefunden.
188 Deutscher Reichstag, 4. Legislatur-Periode. II. Session 1879, in: Akten der mecklenburgischen Gesandtschaft in Berlin 5.12-2/3, 640, LHA Mecklenburg-Vorpommern. 189 Im Edelmetallwert entsprachen sich der frühere Vereinstaler mit 16,667 Gramm Feingewicht (vgl. ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 262, Preußen Nr. 78f., Nr. 97-99, Nr. 116-118) und das 3 Markstück mit dezimalen 15 Gramm Feingewicht (vgl. ebd., S. 481, Deutsches Reich) nicht ganz. 190 KAHL, Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte, S. 32. 191 Ähnlich wie beim Begriff „Groschen“ für das 10 Pfennigstück wurde für das 3 Markstück, und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als 3 Mark nicht mehr ausgeprägt wurden, dann für das 5 Markstück von den älteren Leuten noch der Begriff „Taler“ benutzt. 192 SCHLÖSSING, Handbuch, S.10.
6. ERGEBNISSE 6.1 Zusammenfassung der wesentlichen Konvergenzschritte in der Kleinmünzenprägung innerhalb der Währungsgebiete Mit der Übernahme oder zumindest der Angleichung des Münzfußes an das sich durchsetzende preußische 14 bzw. 30 Talerfußsystem für die Hauptmünzen war nicht zwingend eine Entscheidung für das Silbergroschensystem nach preußischem Vorbild verbunden. Bei den Kleinmünzen entwickelten sich daher mit dem Groschen- bzw. Silbergroschengebiet, dem Gebiet der Kreuzerwährung und dem Gebiet der sächsischen Neugroschenwährung drei Kleinmünzengebiete mit starker Konvergenztendenz, während das Gebiet der hamburgisch-mecklenburgischen Schillingwährung sowie die Kleinmünzensysteme Bremens und Oldenburgs1 sowie Schleswig-Holsteins an einer Konvergenzentwicklung nicht teil hatten. 6.1.1 Das Gebiet der Groschen- bzw. Silbergroschenwährung Die wichtigste Grundlage für die Konvergenzen der Kleinmünzen im Groschengebiet war der seit 1821 in Preußen erstmals im Ring geprägte Silbergroschen (AKS Nr. 27), der seinerseits bereits Vorläufer hatte2 und einem 1 /24 Taler3 fast entsprach. Nicht alle Staaten, die das preußische Silbergroschensystem übernahmen, prägten alle Nominale von 2 1/2 Silbergroschen bis zum 1/2 Silbergroschen. Aber alle Staaten, die dieses System im Grundsatz übernahmen, prägten jedoch das Nominal „Silbergroschen“ oder „Groschen“. Der Silbergroschen bzw. Groschen war daher das zentrale Nominal im Bereich dieses Währungsgebietes zwischen den Talerteilstücken und den Kupfermünzen. Der in Preußen zwischen 1821 bis 1856 geprägte Silbergroschen hatte ein theoretisches (!) Gewicht von 2,192 Gramm und ein ebenso theoretisches Feingewicht Silber von 0,487 Gramm. Diese Münze wurde von Preußen in der Münzstätte Berlin (Prägebuchstabe A) und Düsseldorf (Prägebuchstabe D) geprägt. Die Berliner Prägungen fanden von 1821 bis 1873 1
Oldenburg trat aber noch vor der Reichsgründung für beide Landesteile (Birkenfeld und später auch das Stammland) dem Silbergroschensystem mit der preußischen Teilung in 12 Pfennige/Schwaren bei.
2
Siehe: Provinzialprägung Brandenburg, AKS Nr. 36, Gewicht 1,641 Gramm, Feingewicht 0,433 Gramm. Das Feingewicht entsprach damit fast dem des Silbergroschens ab 1821 (hierzu weiter unten).
3
Des 14 Talerfußes.
372
6. Ergebnisse
jährlich statt, ein deutlicher Beweis für die Leistungsfähigkeit dieser modernen Münzprägeanstalten, aber auch für die Nachfrage von Münzen dieses Nominals. Ab 1840 erfolgte ein großer Konvergenzschritt dadurch, dass verschiedene Staaten die Silbergroschen nicht nur nach dem gleichen Gewicht und Feingewicht wie Preußen prägten, sondern die Durchführung der Prägungen nach Berlin vergaben. Die Wertseiten der dort geprägten Münzen waren meist identisch. Soweit ausnahmsweise auch die Wertseiten etwas anders als das preußische Vorbild gestaltet wurden, waren diese Abweichungen aber nur unwesentlich. Auch diese Gestaltungsvarianten fügten sich ansonsten problemlos in das preußische System ein. Neben der Wertangabe „1 SILBERGROSCHEN“, dem Prägejahr und dem Buchstaben A für die Prägeanstalt Berlin erhielt die Wertseite die Umschrift „30 EIN THALER“ und „SCHEIDEMÜNZE“. Grundsätzlich wurde nur durch die unterschiedlichen Wappenseiten angezeigt, für welchen Staat geprägt wurde. So konnte für die meisten nachfolgenden Staaten der gleiche Wertseitenstempel und die gleichen Ronden mit dem gleichen Gewicht und Feingewicht für die Silbergroschen verwendet werden. 1840 ließ SachsenWeimar-Eisenach seine Silbergroschen in Berlin prägen (AKS Nr. 24). Schwarzburg-Rudolstadt und Reuß (jüngere Linie und jüngere Linie zu Lobenstein-Ebersdorf) (AKS Nr. 14) folgten von 1841 bis 1855 (AKS Nr. 28 und 29). Waldeck und Pyrmont folgte 1842 (AKS Nr. 25), SchwarzburgSondershausen 1846 (AKS Nr. 39) und Anhalt 1851 bis 1855 (AKS Nr. 23). Für das Fürstentum Birkenfeld, das zum Großherzogtum Oldenburg gehörte, ließ Oldenburg 1848 (AKS Nr. 21) ebenfalls Silbergroschen mit dem gleichen Gewicht und Feingewicht wie das preußische Vorbild prägen. Eine Vergabe an preußische Münzstätten erfolgte jedoch nicht. Die Wertseite dieser Münzen enthält deshalb auch nicht den Großbuchstaben A und ist leicht anders ausgeführt als das preußische Vorbild. Dennoch folgt auch die Wertseite der Prägungen für Birkenfeld dem Grundmuster der Wertseite: 1 SILBERGROSCHEN/Jahreszahl/30 EINEN THALER/SCHEIDEMÜNZE zu prägen. Ab 1857 wird der preußische Silbergroschen mit einem minimal veränderten Gewicht und Feingewicht geprägt.4 Das Gewicht beträgt nun theoretische 2,196 statt zuvor 2,192 Gramm; das Feingewicht Silber 0,483 statt
4
Die Summe des Feingewichtes von 30 Silbergroschen beträgt nun 14,49 Gramm und damit ca. 86,9 Prozent des Vereinstalerfeingewichtes von 16,667 Gramm. Zuvor hatte das addierte Feingewicht von 30 Silbergroschen mit 14,61 Gramm in Bezug auf den Taler von damals 16,704 Gramm Feingewicht 87,46 Prozent betragen. Diese Differenzen sind nicht als Schlagschatz im Sinne von Reingewinn zu werten, sondern dürften der Finanzierung der bei Kleinmünzen vergleichsweise höheren Produktionskosten in Relation zu ihrem Nominalwert gedient haben.
6. Ergebnisse
373
zuvor 0,487 Gramm.5 Lippe, das 1847 noch nicht dem preußischen Vorbild gefolgt war und seinen Silbergroschen mit 1,559 Gramm (allerdings mit dem gleichen Feingewicht wie Preußen mit 0,487 Gramm, AKS Nr. 7) in Berlin hatte prägen lassen, ließ für das Jahr 1860 nur mit anderer Wappenbzw. Kopfseite, aber sonst nach identischem preußischen Vorbild prägen. Schaumburg-Lippe, das seit 1828 keine Kleinmünzen mehr geprägt hatte, vergab nach der Änderung des preußischen Silbergroschens seinen Prägeauftrag für die Silbergroschen (AKS Nr. 28) nun ebenfalls nach Berlin. Für das Fürstentum Birkenfeld folgte Oldenburg zwar wieder dem preußischen Vorbild, ließ die Silbergroschen aber für das Jahr 1858 in Hannover und daher mit dem Prägebuchstaben B (AKS Nr. 37) prägen. Ähnlich verfuhren Braunschweig und Hannover, die ihre Groschen mit dem gleichen Gewicht und Feingewicht wie das preußische Vorbild prägten, aber auf die Wertseite nicht die Nominalbezeichnung „SILBERGROSCHEN“, sondern „GROSCHEN“ setzten (Braunschweig AKS Nr. 86; Hannover AKS Nr. 149). Da beide Staaten ihre Prägungen nicht durch Berlin oder andere preußische Münzanstalten durchführen ließen, fehlte auch das Münzzeichen A. Weder Hannover noch Braunschweig hatten zuvor „GROSCHEN“ als Nominalbezeichnung auf ihre 1/24 Taler aufgeprägt. Zwar meint Rittmann, dass mit dem Wiener Vertrag Hannover und Braunschweig ihre 1/24 Taler aufgeben mussten6, der Wortlaut des Wiener Vertrags verbot dieses Teilstück und seine Nominalbezeichnung „1/24 Taler“ jedoch nicht. Artikel 14 des Wiener Vertrages schrieb bezüglich der Einteilung in Nominale vor, dass sich die größte Scheidemünze nicht über die Hälfte der kleinsten Kurantmünze erheben dürfte.7 Gemäß Artikel 5 war die kleinste Kurantmünze das 1/6 Talerstück.8 Ein 1/24 Taler hat somit dem Wortlaut des Wiener Vertrages, entgegen der Ansicht Rittmanns, nicht widersprochen. Dass Hannover und Braunschweig dennoch auf dieses Nominal verzichteten und ihre Groschen dem Gewicht und dem Feingewicht des preußischen Systems anpassten (somit 1/30 Taler), auch wenn sie die Nominalbezeichnung „SILBERGROSCHEN“ nicht exakt übernahmen, spricht für eine grundsätzliche, wenn auch nicht zwingend völlig freiwillige, Vereinheitlichungsbereitschaft. Allerdings prägte Hannover noch nach dem Beitritt zum
5
Diese Unterschiede waren rein theoretisch-rechnerischer Natur und konnten tatsächlich nicht realisiert werden, siehe dazu weiter unten und Anlage 2.
6
RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit, S. 158.
7
Wiener Münzvertrag, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 429.
8
Ebd., S. 427.
374
6. Ergebnisse
Wiener Vertrag9 auch weiterhin das Doppelte des 1/24 Talers, den 1/12 Taler (AKS Nr. 147), noch bis in das Jahr 1862.10 Zusammengefasst erfolgten die Konvergenzen zu einem einheitlichen Groschen- bzw. Silbergroschengebiet nach preußischem Vorbild mit gleichem Gewicht und Feingewicht in den folgenden Schritten: Tabelle 182: Beitritte zum (Silber)Groschengebiet nach preußischem Vorbild Länder Preußen
Prägebeginn Seit 1821 als „SILBERGROSCHEN
Münzstätte Berlin, Düsseldorf, Hannover, Frankfurt (spätestens mit Prägebeginn zu Preußen gehörig)
SachsenWeimarEisenach
Seit 1840 als „SILBERGROSCHEN“
Berlin (Preußen)
Sachsen
Seit 1841 als „NEUGROSCHEN“ Seit 1841 als „NEUGROSCHEN“
Dresden
SachsenAltenburg
9
Dresden
Anmerkungen Für die Provinz Brandenburg wurden bis 1808 bereits Groschen aus Billon geprägt, die in Schlesien und in Ostpreußen 3 Kreuzer bzw. 3 Gröschel galten (AKS Nr. 36). Sachsen-WeimarEisenach hatte zuvor 1 /24 Taler aus Billon prägen lassen. Der Neugroschen löste den zuvor geprägten 1 /24 Taler ab. Sachsen-Altenburg hatte zwischen 18061841 keine Münzen prägen lassen.
Der Beitritt erfolgte mit Gesetz vom 03.06.1857 mit Wirkung zum 01.10.1858, A RNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 137.
10 Dieser 1/12 Taler passte überhaupt nicht „zum Geist“ des Wiener Vertrages. Zwar widersprach er ihm nicht im Wortlaut, aber er passte nicht mehr ins System. Zum einen war der 1/12 Taler mit einem Feingewicht von 1,208 Gramm und damit weniger als der Hälfte des Feingewichtes des 1/6 Talers mit 2,778 Gramm keine Kurantmünze mehr (die kleinste Kurantmünze war gemäß Artikel 5 das 1/6 Talerstück). Andererseits war er aber auch nicht in ein Verhältnis zum neuen Groschen ( 1/30 Taler) mit einem Feingewicht von 0,483 Gramm zu bringen. Das Silberscheidemünzensystem gründete aber auf diesem Silbergroschen im Wert eines 1/30 Talers und war mit dieser Teilung auch von Hannover übernommen worden. Die Ausprägung des 1/12 Talers war somit auch ohne gegen die Bestimmungen des Wiener Vertrages zu verstoßen, ein Überbleibsel des vorherigen Münzsystems, das bis 1862, dem letzten Prägejahr des 1/12 Talers, anhielt.
6. Ergebnisse
SachsenCoburg und Gotha
Seit 1841 als „GROSCHEN“
Dresden
Reuß, jüngere Linie und Reuß, jüngere Linie zu LobensteinEbersdorf
Seit 1841 als „SILBERGROSCHEN“
Berlin
SchwarzburgRudolstadt (für die Unterherrschaft Frankenhausen) Waldeck und Pyrmont
Seit 1841 als „SILBERGROSCHEN“
Berlin
Seit 1842 als „SILBERGROSCHEN“
Berlin, 1867 in Hannover (seit 1866 preußisch)
SchwarzburgSondershausen
Seit 1846 als „SILBERGROSCHEN“ Seit 1847 als „SILBERGROSCHEN“
Berlin
Lippe
Berlin
375 Zuvor war ebenfalls der „GROSCHEN“ geprägt worden, von denen aber 24, statt 30, einen Taler wert waren. Die jüngere Linie hatte bereits 1815 und 1816 und die Linie zu Lobenstein-Ebersdort 1812 und 1814 „GROSCHEN“ aus Billon ausprägen lassen (AKS Nr. 24, 49).
1836 und 1839 hatten Waldeck und Pyrmont selbst den Silbergroschen im Wert 1/30 Talers ausgeprägt. Davor wurden 1/24 Taler im Wert eines Groschens geprägt.
Trotz der Prägung in Berlin enthielten die Silbergroschen zwar das gleiche Feingewicht, nicht aber das gleiche Gewicht wie das preußische Vorbild. Dies änderte sich erst in den Prägungen seit 1860, als auch das Gewicht dem preußischen Vorbild entsprach.
376
6. Ergebnisse
Oldenburg, für Birkenfeld Anhalt
Seit 1848 als „GROSCHEN“ Seit 1851 als „SILBERGROSCHEN“
Hannover
SchaumburgLippe
Seit 1858 als „SILBERGROSCHEN“ Seit 1858 als „GROSCHEN“
Berlin
Seit 1868 als „SILBERGROSCHEN“
Berlin
Oldenburg, für das Stammland
Reuß, ältere Linie
Berlin
Hannover
Zuvor ließ Anhalt seine Groschen im Wert von 1/24 Taler zwar bereits schon 1839 und 1840 in Berlin prägen, aber mit einem anderen Gewicht und Feingewicht als das preußische Vorbild.
Die Prägungen für Birkenfeld ließ Oldenburg ebenfalls in Hannover bereits seit 1848 herstellen (siehe oben). Die Prägung der Pfennige erfolgte schon seit 1864 in Berlin.
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Nach den Tabellen des AKS haben sich diese Prägungen im Gewicht und Feingewicht entsprochen. Im direkten Vergleich der Groschen bzw. Silbergroschen ist jedoch erkennbar, dass sich in Dicke und Durchmesser nur die Münzen zuverlässig gleichen, die in derselben Münzstätte geprägt worden sind.11 Hessen-Kassel prägte seit 1841 seine Kleinmünzen ebenfalls im Silbergroschensystem in seiner eigenen Münzstätte Kassel. Die Nominalbezeichnung betrug nach preußischem Vorbild „Silbergroschen“. Das Feingewicht entsprach auch fast dem preußischen Vorbild, während das Gesamtgewicht mit 1,56 Gramm sich deutlich vom preußischen Silbergroschen mit 2,196 Gramm unterschied.12 Auf Grund des für den (Metall)Wert maßgeblichen 11 So ist der preußische Silbergroschen etwas dicker als der hannoversche Groschen, der hannoversche Groschen wiederum minimal dicker als der Birkenfelder Silbergroschen von 1848. Der Birkenfelder Silbergroschen hat allerdings den gleichen Durchmesser wie die hannoverschen Groschen. Beide sind im Durchmesser minimal kleiner als die preußischen Silbergroschen. 12 JAEGER stellt fest, dass auch die „Stärke“ der Schrötlinge des hessischen Silbergroschens erheblich schwankt, JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 2, S. 111.
6. Ergebnisse
377
fast identischen theoretischen Feingehaltes können die Hessen-Kasseler Prägungen dem preußischen Silbergroschensystem mit Einschränkungen zugeordnet werden. Der Hauptgrund für diese Konvergenzentwicklungen in Richtung des preußischen Vorbilds liegt in erster Linie darin, dass Preußen mit seiner Größe und Wirtschaftskraft den norddeutschen Raum ganz wesentlich dominierte13 und die in sein Münzsystem konvergierenden Staaten überwiegend noch nicht einmal mittlere Größe hatten, sondern als Kleinstaaten zu bezeichnen sind. Um 1816 betrug der preußische Bevölkerungsanteil an der Gesamtbevölkerung in den deutschen Staaten die 1871 das Reichsgebiet bilden sollten ca. 42 Prozent.14 Dieser Anteil stieg auf Grund des überdurchschnittlichen Bevölkerungswachstums in Preußen15 und der zwischenzeitlichen Gebietsgewinne bis 1871 auf ca. 60,2 Prozent.16 In absoluter Zahl lebten im Deutschen Bund 1864 ca. 46 Millionen Menschen bei einem jährlichen Bevölkerungswachstum von durchschnittlich 0,88 Prozent.17 Innerhalb des Norddeutschen Bundes war der preußische Bevölkerungsanteil noch größer. Preußen prägte aufgrund seiner Bevölkerungszahl rund 93,73 % des Münzvolumens im Silbergroschengebiet mit der Teilung in 12 Pfenninge bzw. Pfennige für sein eigenes Staatsgebiet. Zählt man das Groschengebiet mit der sächsischen Teilung in 10 Pfennige hinzu, machte das preußische Prägevolumen für den eigenen Staat immerhin noch rund 75,5 % des Gesamtprägevolumens aus.18 Berücksichtigt man darüber hinaus, dass die kleineren Staaten ihr vergleichsweise ohnehin geringes Prägevolumen zur Herstellung an preußische Münzstätten vergaben, kann man mit Rittmann feststellen, dass „Preußen den kleineren Staaten die Münzversorgung praktisch abnahm“.19 Während die meisten kleinen Staaten problemlos das preußische Silbergroschensystem20 übernahmen, versuchten sich Sachsen und die beiden sich an Sachsen anlehnenden kleinen thüringischen Staaten sowie die beiden mittelgroßen Staaten, Braunschweig und Hannover die preußische Do-
13 Diese Dominanz nahm mit der Industriealisierung, der im 18. Jahrhundert (Oberschlesien) und durch die mit dem Wiener Kongress für Preußen hinzu gewonnenen Gebiete an Rhein und Ruhr, im Laufe des 19. Jahrhunderts erheblich zu. 14 EHMER, Bevölkerungsgeschichte, S. 18, Tabelle 3. 15 Ebd., S. 7f. 16 Ebd., S. 18, Tabelle 3. 17 Reinhard RÜRUP, Deutschland im 19. Jahrhundert – 1815-1871, Göttingen 21992, S. 22f. 18 Zu den Prägevolumina siehe Tabelle in Anlage 1. 19 RITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit, S. 144. 20 Bei den Kupfermünzen gab es allerdings bei einigen Staaten etwas stärkere, wenn auch insgesamt gesehen nicht wirklich gewichtige Unterscheidungen.
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minanz auf Distanz zu halten. Sie sahen sich zwar veranlasst,21 das preußische Silbergroschensystem22 in allen wesentlichen Eckpunkten zu übernehmen, ließen aber nicht in Preußen prägen, um zumindest in der Münzproduktion von Preußen unabhängig zu sein. Um sich zumindest auch optisch etwas abzuheben, wurde die preußische Nominalbezeichnung nicht auch noch übernommen. Statt der Nominalbezeichnung „SILBERGROSCHEN“ prägten Hannover bzw. die sich an Hannover anlehnenden Staaten Braunschweig und Oldenburg die Nominalbezeichnung „GROSCHEN“ auf die Wertseite. Mit der zentralen Entscheidung für das preußische Silbergroschensystem folgten auch die Unterteilungen, sofern sie ausgeprägt worden sind, in 1 /2 Silbergroschen bzw. nach dem preußischen Kupfermünzensystem, auch wenn statt der Nominalbezeichnung „PFENNINGE“ zum Teil „PFENNIGE“ verwendet wurden. Als Unterteilung des Silbergroschens bzw. Groschens und seines Halbstückes ließen alle Staaten dieses Währungsgebietes Pfennige oder Pfenninge prägen, wenn man davon absieht, dass Oldenburg (nur für das Stammland) für diese Pfennige die Nominalbezeichnung „Schwaren“ beibehielt.23 Die Nominalbezeichnung für die Kupfermünzen und ihr Verhältnis zum Taler ergibt sich aus nachfolgender Tabelle (die Staaten sind in der Reihenfolge ihres Beitritts zum Silbergroschen-/Groschengebiet genannt): Tabelle 183: Bezeichnung des kleinsten Nominals und Aufschrift Länder Preußen Sachsen-WeimarEisenach Reuß, jüngere Linie und Reuß, jüngere Linie zu Lobenstein-Ebersdorf SchwarzburgRudolstadt (für die Unterherrschaft Frankenhausen)
Nominalbezeichnung Aufschrift Pfenning 360 EINEN THALER Obere Umschrift der Wappenseite. Pfennig Wertverhältnis zum Taler auf den Kupfermünzen nicht angegeben. Pfennig Wertverhältnis zum Taler auf den Kupfermünzen nicht angegeben. Pfenning Wertverhältnis zum Taler auf den Kupfermünzen nicht angegeben.
21 Nachdem die münzpolitischen Verhältnisse bereits zur Übernahme des preußischen Hauptmünzensystems gezwungen hatten. 22 Wie zuvor schon den 14 Talerfuß. 23 Für den Landesteil Birkenfeld hießen diese Nominale aber „Pfennig“ bzw. „Pfennige“.
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Waldeck und Pyrmont
Pfennig
SchwarzburgSondershausen
Pfennig
Lippe
Pfenning
Oldeburg, für Birkenfeld
Pfennige
Anhalt
Pfennig
Braunschweig
Pfennig
Hannover
Pfennig
Schaumburg-Lippe
Pfennig
Oldenburg für das Stammland
Schwaren
Reuß, ältere Linie
Pfennig
360 EINEN THALER Obere Umschrift der Wappenseite. Wertverhältnis zum Taler auf Kupfermünzen nicht angegeben. 12 EINEN SILB.GROSCHEN Obere Umschrift der Wappenseite. Wertverhältnis zum Taler auf den Kupfermünzen nicht angegeben. 360 EINEN THALER Obere Umschrift der Wertseite. 10 EIN GROSCHEN Untere Umschrift der Wertseite. Wertverhältnis zum Taler auf den Kupfermünzen nicht angegeben. 360 EINEN THALER Linke und rechte Umschrift der Wappenseite. Wertverhältnis zum Taler auf den Kupfermünzen nicht angegeben. Wertverhältnis zum Taler auf den Kupfermünzen nicht angegeben.
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
6.1.2 Das Gebiet der sächsischen Neugroschenwährung Das Gebiet des sächsischen Talerfußes folgt nicht nur in der Ausmünzung der Hauptmünzen im 14 Talerfuß dem norddeutschen Talergebiet preußischer Prägung. Auch auf dem Gebiet der größeren Kleinmünzen folgte das Gebiet der sächsischen Neugroschenwährung, ungeachtet der abweichenden Nominalbezeichnung, dem preußischen Silbergroschenvorbild. Das Königreich Sachsen, die Herzogtümer Sachsen-Altenburg und Sachsen-Coburg und Gotha prägten ab 1841 ihre Groschen im gleichen System wie das preußische. Das Feingewicht war mit 0,487 Gramm bis
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1856 und 0,483 Gramm ab 1861 mit dem preußischen System identisch.24 Nur das theoretische Gesamtgewicht differierte minimal: Tabelle 184: Theoretisches Feingewicht der Groschen Länder Preußen Sachsen/SachsenAltenburg/SachsenCoburg und Gotha Braunschweig Hannover
Prägezeitraum 1828-1856 1857-1873 1841-1856 1861-1873
Feingewicht 2,192 Gramm 2,196 Gramm 2,126 Gramm 2,100 Gramm
Seit 1857 Seit 1858
2,196 Gramm 2,196 Gramm
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Das Königreich Sachsen und das Herzogtum Sachsen-Altenburg nannten diese Prägungen „Neugroschen“25, während in Sachsen-Coburg und Gotha diese Nominale schlicht „Groschen“ genannt wurden. Diese abweichenden Nominalbezeichnungen sind aber nicht der wesentliche Unterschied zum norddeutschen Taler- und Silbergroschengebiet. Von Bedeutung ist die andere Unterteilung des (Neu)Groschens. Die Prägungen dieser Staaten eint die Unterteilung dieser Münzen in 10 Pfennige. Hiermit wichen sie deutlich vom preußischen System ab, das den Silbergroschen weiter in 12 Pfennige teilte. Das Gebiet der sächsischen Neugroschenwährung nahm somit bezüglich des entscheidenden Feingehaltes an der preußischen Entwicklung teil, während es in der Unterteilung in das Dezimalsystem innovativer als das preußische und somit wegweisend auch für die Reichswährung war. Die wesentliche Unterscheidung zwischen dem preußischen Silbergroschen und sächsischen (Neu)Groschensystem findet somit weder bei den Hauptmünzen, noch bei den Groschen, sondern vor allem auf der Ebene kleinsten Nominalgruppe, der Pfennige, statt. Dieser Unterteilung des Groschens in 10 Pfennige folgten 1857 und 1858 auch Braunschweig und Hannover, die beide die Nominalbezeichnung „Groschen“ verwendeten.
24 Die Aussagekraft dieser in 4/1000stel Grammbereich festgelegten Differenzen ist, wie bereits ausgeführt, rein theoretischer Natur. 25 Anders als Sachsen-Coburg und Gotha, das nur die Nominalbezeichnung „GROSCHEN“ auf die Wertseite prägte, förderten Sachsen und Sachsen-Altenburg die Gewöhnung an die dezimale Teilung indem sie „1 NEUGROSCHEN/10 PFENNIGE“ als Nominalbezeichnung aufprägten.
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Tabelle 185: Beitritt zum Groschengebiet mit sächsischer Teilung und Nominalbezeichnung26 Länder Sachsen
Prägebeginn 1841
Münzstätte Dresden
Nominalbezeichnung NEUGROSCHEN / 10 PFENNIGE NEUGROSCHEN / 10 PFENNIGE GROSCHEN
SachsenAltenburg Sachen-Coburg und Gotha Braunschweig
1841
Dresden
1841
Dresden
1857
Hannover
1858
Braunschweig, ab GROSCHEN 1864 Hannover Hannover GROSCHEN
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog.
Zumindest für Sachsen ist anzunehmen, dass die vom preußischen System abweichende Unterteilung des Neugroschens in 10 Pfennige mit der Überzeugung von der Überlegenheit des metrischen Systems erfolgte.27 Ob darüber hinaus auch der Wunsch eine Rolle spielte, sich zumindest auf Kleinmünzenebene von Preußen abzusetzen, kann nur gemutmaßt werden. Gleiches gilt für die beiden thüringischen Herzogtümer, die sich als kleine Staaten im Ergebnis für die Variante des geographisch stärker mit ihnen verbundenen Sachsen als für die preußische Lösung entschieden. Dabei kann auch die gleiche inhaltliche Überzeugung wie bei Sachsen eine Rolle gespielt haben.28 Für Braunschweig und Hannover ist die Motivlage sich für die Unterteilung des Groschens im Zehnersystem zu entscheiden weniger offensichtlich. Beide Staaten hatten sich bei den Verhandlungen zum Dresdner Vertrag keinen Teilungsvorbehalt für die Kleinmünzen zu Gunsten des metrischen Systems erklärt.29 Es ist sowohl denkbar, dass sich bei beiden Staaten ein Überzeugungswandel durchsetzte, der Schritte in Richtung Dezimalsystem für sinnvoll hielt, als auch ein bewusster Abgrenzungsversuch gegen die preußischen Vorbilder.
26 Prägebeginn und Münzstätte sind dem AKS entnommen. 27 Dafür spricht, dass sich Sachsen schon bei den Verhandlungen zum Dresdner Vertrag sich vorbehalten hatte, den Taler im 14 Talerfuß im Dezimalsystem zu unterteilen. 28 Den Vorbehalt der Teilung bei den Kleinmünzen nach dem Dezimalsystem hatten auch die beiden thüringischen Herzogtümer schon im Dresdner Vertrag erklärt. 29 Dass Hannover im Preußisch-Österreichischen Krieg 1866 auf Seiten Österreichs gegen Preußen stand, könnte als kleines Indiz dafür gewertet werden, dass es Hannover auch in der Kleinmünzenteilung um die Begrenzung der preußischen Dominanz gegangen sein könnte. Dafür spricht außerdem, dass Hannover seine Münzprägung weiterhin selbst durchführte und nicht an Preußen abgab.
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Eine weitere Abweichung zur preußischen Entwicklung ergab sich für das nächst größere Nominal des Groschens: Während sich im Bereich des Silbergroschengebietes als nächst größeres Nominal zum Silbergroschen das 2 1/2 Silbergroschenstück durchgesetzt hatte, war im Gebiet der sächsischen Neugroschenwährung das nächst größere Nominal zum Neugroschen das 2 Groschenstück (Sachsen AKS Nr. 106, 143-145, Sachsen-Altenburg AKS Nr. 51, Sachsen-Coburg und Gotha AKS Nr. 88, 108 und 109). Bei den Prägungen dieses Nominals blieb es für Sachsen und die beiden thüringischen Herzogtümer bis zur Reichsgründung. Hannover prägte bis 1862 als nächsthöheres Nominal den 1/12 Taler (AKS Nr. 147), der im Wert nicht dem sächsischen 2 Neugroschenstück entsprach.30 Dies ist ein Indiz dafür, dass es Hannover im Ergebnis nicht um die Beförderung des metrischen Gedankens, sondern um den Versuch einer Abgrenzung gegen das preußische Münzsystem ging. Wäre es Hannover um den ersten Aspekt gegangen, hätte es eher dem sächsischen Beispiel des 2 Neugroschens mit der besser in das dezimale System passenden Teilung in 1/15tel Taler folgen müssen. Mit der jahrhundertealten Nominalbezeichnung 1/12 Taler blieb Hannover sogar hinter der vergleichsweise modernen Nominalbezeichnung des 2 1/2 Silbergroschens Preußens zurück. Sachsen hatte um 19. Jahrhundert eine wie Preußen überdurchschnittlich stark wachsende Bevölkerung.31 Sachsens Anteil an der deutschen Gesamtbevölkerung in den Grenzen des Reiches ab 1871 wuchs von ca. 4,8 Prozent im Jahr 1816 auf immerhin 6,2 Prozent im Jahr 1871.32 Dieser Anteil genügte zwar Impulse zu setzen, nicht aber die Entwicklung des Geldwesens maßgeblich zu dominieren. Insgesamt betrachtet musste sich das sächsische (Neu)Groschengebiet den ursprünglich allein von Preußen ausgegangen Innovationen des 14 Talerfußes und der Teilung des Talers in 30 Silbergroschens zwar beugen. Es war aber mit der neuen Teilung des (Neu)Groschens in 10 Pfennige, ungeachtet der Motive der einzelnen Staaten, dem Vorbild Sachsens zu folgen, agierend und reagierte nicht nur auf von außen eingetretene geldwirtschaftliche Zwänge. 6.1.3 Das Gebiet der Kreuzerwährung Vorbemerkung: Der Kreuzer, 1271 in Tirol das erste Mal geprägt, wurde seit dem 15. Jahrhundert von den habsburgischen Kaisern mit Nachdruck gefördert. Dabei ist der Kreuzer aus systematischen Gründen zu trennen: als Teilwert des Guldens und als glattes Vielfaches des besonderen Pfennigs von Wien. Beide bereiteten sich unter österreichischem Einfluss in Süddeutschland aus. 30 Braunschweig prägte in dieser Zeit kein vergleichbares Nominal. 31 EHMER, Bevölkerungsgeschichte, S. 7f. 32 Ebd., S. 18, Tabelle 3.
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Während der Kreuzer als 1/60 Gulden lange vor 1871 alle anderen Unterteilungen des Guldens verdrängt hatte, war er als 4 Pfennigstück beim Übergang zur neuen Reichswährung noch keinesfalls in allen süddeutschen Ländern durchgedrungen.33 Die Mitgliedstaaten des Süddeutschen Münzvereins hatten sich im Münchner Münzvertrag von 1837 über die Maße und die Gestaltung der 6 und der 3 Kreuzermünzen geeinigt. Dennoch konnte bis zur Einführung der Reichswährung keine vollständige Harmonisierung der 6 und 3 Kreuzerprägungen erreicht werden. Im Zeitraum zwischen 1839 und 1856 verhielten sich das theoretische Gewicht und Silberfeingewicht der Prägungen wie folgt: Tabelle 186: Gewichte, Feingewichte und Münzstätten der 6 und 3 Kreuzerprägung des Süddeutschen Münzvereins Länder Baden Bayern Frankfurt HessenDarmstadt HessenHomburg HohenzollernHechingen HohenzollernSigmaringen Nassau SachsenMeinigen SchwarzburgRudolstadt Württemberg
6 Kreuzer 2,598 g 0,866 g 2,600 g 0,870 g 2,598 g 0,866 g 2,460 g 0,860 g 2,430 g 0,840 g 2,598 g 0,866 g 2,598 g 0,866 g 2,598 g 0,866 g 2,598 g 0,866 g 2,598 g 0,866 g 2,598 g 0,866 g
3 Kreuzer 1,299 g 0,433 g 1,300 g 0,430 g 1,200 g 0,433 g 1,230 g 0,430 g 1,380 g 0,390 g 1,299 g 0,433 g 1,299 g 0,433 g 1,299 g 0,433 g 1,200 g 0,433 g 1,299 g 0,433 g 1,299 g 0,433 g
Münzstätte Karlsruhe München Frankfurt, Darmstadt (1838) Darmstadt Darmstadt München Wiesbaden Wiesbaden Saalfeld München Stuttgart
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 13, S. 42, S. 111, S. 177, S. 192, S. 195, S. 198, S. 237, S. 390, S. 415 und S. 448.
Danach sind die größten Abweichungen im Gesamtgewicht in Höhe von rund 0,14 bzw. 0,17 Gramm bei den 6 Kreuzerprägungen für Hessen-Darm33 KAHL, Notizen zur Hessischen Münzgeschichte (I), S. 311.
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stadt und Hessen-Homburg feststellbar. Diese Abweichungen sind jedoch rein theoretischer Natur und ohne praktische Relevanz.34 Faktisch waren die 6 und 3 Kreuzerprägungen des Kreuzerwährungsgebietes damit sowohl in Bezug auf das Fein- als auch das Raugewicht gleich.35 Nach Inkrafttreten des Wiener Vertrages 1857 prägte nur noch ein Teil der Mitgliedstaaten des Süddeutschen Münzvereins 6 und 3 Kreuzermünzen: Tabelle 187: Prägungen von 6 und 3 Kreuzermünzen nach 1857 Länder Baden Bayern Frankfurt HessenDarmstadt HessenHomburg HohenzollernHechichingen HohenzollernSigmaringen Nassau SachsenMeinigen SchwarzburgRudolstadt Württemberg
6 Kreuzer 2,460 g 0,860 g 2,463 g 0,862 g 2,460 g 0,860 g 2,463 g 0,862 g -
3 Kreuzer 1,232 g 0,431 g 1,230 g 0,430 g 1,232 g 0,431 g 1,230 g 0,430 g 1,232 g 0,431 g -
Münzstätte Karlsruhe München Frankfurt Darmstadt Berlin -
Quelle: ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 13, S. 42, S. 111, S. 177 und S. 415.
34 Auch unsere heutigen 1 Centstücke, die im Gewicht fast dem Gesamtgewicht der damaligen 6 Kreuzermünzen entsprechen, weisen eine Differenz von bis zu 9/100stel Gramm auf (siehe hierzu Anlage 2). 35 Das auf den Nominalwert von 1 Gulden addierte Silberfeingewicht der 6 und 3 Kreuzermünzen betrug ca. 90,73 Prozent des Feingewichtes des Guldens und war damit höher als im Silbergroschengebiet. Nach den Gewichts- und Feingewichtsänderungen von 1857 sank der addierte Feinsilbergehalt der 6 und 3 Kreuzermünzen nur leicht auf theoretische 90,51 Prozent des Feinsilbergehaltes des Guldens.
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Diese Tabelle zeigt, dass die Ausprägetätigkeit der Mitgliedstaaten des Süddeutschen Münzvereins erheblich nachließ, obwohl bis zur Einführung der Reichswährung noch eineinhalb Jahrzehnte zu überbrücken waren. Offensichtlich war noch hinreichend Kleingeld aus der Prägeperiode zwischen 1839 bis 1856 im Umlauf. Da die Prägekontingente zwischen den Vertragsstaaten aufgeteilt waren, war der Rückgang des Gesamtprägevolumens zu einem betriebswirtschaftlichen Problem für die Münzstätten der kleinen Staaten geworden.36 Hessen-Darmstadt prägte ab 1857 für beide Nominale mit unverändertem Gewicht und Feingewicht wie in der Prägeperiode zuvor. Die anderen ausprägenden Staaten (Baden, Bayern, Frankfurt, Schwarzburg-Rudolstadt) hatten das Gewicht und das Feingewicht ihrer Münzen an das Vorbild von Hessen-Darmstadt angepasst. Auffallend ist weiterhin, dass Schwarzburg-Rudolstadt seine 6 und 3 Kreuzerprägungen nicht durch eine Münzstätte eines Mitgliedstaates des Süddeutschen Münzvereins, sondern mit Berlin durch eine Münzstätte des Taler-, Groschen- und Pfenniggebietes vornahm. Dennoch wurden auch für die Berliner Prägungen die gleichen Gewichte und Feingewichte angegeben, wie sie durch die Münzstätten Karlsruhe, München, Frankfurt und Darmstadt vorgenommen worden waren. Während die 6 und 3 Kreuzerprägungen auf Grund der Münzverträge des Süddeutschen Münzvereins sehr weitgehend vereinheitlicht worden waren, galt auf der Ebene des 1 Kreuzernominals auch innerhalb des Süddeutschen Münzvereins noch eine große Vielfalt. Dabei sind drei unterschiedliche Vorgehensweisen feststellbar: Zum einen gab es Staaten, die den Kreuzer nur in Kupfer und andere, die den Kreuzer nur in Billon ausprägten. Wieder andere prägten den Kreuzer sowohl in Billon als auch in Kupfer, teilweise sogar zeitgleich, aus. Eine noch größere Vielfalt besteht in der Unterteilung des Kreuzers. Während einzelne Staaten Unterteilungen des Kreuzers nur als Teilstücke des Kreuzers vornahmen, haben andere in Pfennig und Heller und wieder andere nur in den Heller unterteilt. Darüber hinaus gab es auch Staaten, die auf die Unterteilung des Kreuzers gänzlich verzichteten. Im Hessischen (Stadt Frankfurt, Hessen-Darmstadt, Hessen-Homburg, Nassau) war der Begriff „Heller“ die gebräuchliche Bezeichnung für Pfennig.37 Die anderen Staaten des Kreuzergebietes teilten den Kreuzer in 4 Pfennige, den Pfennig
36 So war z.B. für Nassau das Prägekontingent zu klein geworden, als dass die Ständeversammlung die Aufrechterhaltung des Betriebes einer eigenen Münzstätte noch rechtfertigen wollte, SCHNEIDER, Das Münzwesen im Herzogtum Nassau, S. 96, mit weiterem Nachweis. 37 WEDELL, Die deutschen Kleinmünzen, S. 88, S. 116 und S. 153.
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zu je 2 Heller.38 Die 1 Pfennigprobe in Baden sollte das 1/4 Kreuzerstück ersetzen. Der Kreuzer hätte somit 4 Pfennige gegolten. Die nachstehende Zusammenfassung berücksichtigt nicht die Gebiete, die nach 1815 nicht mehr bestanden (Großherzogtum Frankfurt, Fürstprimatische Staaten, Isenburg, Großherzogtum Würzburg). Tabelle 188: Münzmetalle der 1 Kreuzerprägungen und Unterteilungen der Kreuzer Länder Baden
Münzmetall 1 Kreuzer immer aus Kupfer39
Bayern
1 Kreuzer immer aus Billon
Frankfurt Stadt
1 Kreuzer immer aus Billon
HessenDarmstadt
1 Kreuzer immer aus Billon
HessenHomburg
1 Kreuzer nur einmal und in Billon geprägt
Unterteilung Unterteilt in 1/2 und 1/4 Kreuzer aus Kupfer Unterteilt in 2 und 1 Pfennige seit 1806 sowie bis 1856 auch in Heller, parallel dazu 1 /2 Kreuzer zwischen 1851 und 1856, alle aus Kupfer Unterteilt immer in Heller aus Kupfer Unterteilt in 1/2 und 1/4 Kreuzer, daneben auch zeitgleich Prägungen von 1 Pfennig im Wert 1/4 Kreuzers, vgl. AKS Nr. 93-95 sowie Prägungen von 1 Heller, alle aus Kupfer Keine kleineren Nominale geprägt
Bemerkung 1 Pfennig nur als Probe, im Wert eines 1/4 Kreuzers 1 Kreuzer = 4 Pfennige 1 Pfennig = 2 Heller
1 Kreuzer = 4 PFennige (1 Pfennig = 1 Heller) 1 Kreuzer = 4 Pfennige (1 Pfennig = 1 Heller)
38 Ebd., S. 69, S. 213 und S. 217. 39 Obwohl auch in Baden bereits 1820 festgestellt wurde, dass die Silberkreuzer (gemeint sind die der anderen Länder) „sich als beliebter erwiesen haben als die kupfernen“, WIELANDT, Badische Münz- und Geldgeschichte, S. 278.
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HohenzollernSigmaringen Nassau
1 Kreuzer sowohl in Billon als auch in Kuofer geprägt 1 Kreuzer in Kupfer und in Billon
Sachsen-Coburg- 1 Kreuzer immer Sallfeld (nur für aus Billon Coburg) SachsenHildburghausen
1 Kreuzer immer aus Billon
SachsenMeinigen
1 Kreuzer in Billon und Kupfer
Schwarzburg1 Kreuzer nur aus Rudolstadt (nur Kupfer für Rudolstadt) Württemberg 1 Kreuzer immer aus Billon
Keine kleineren Nominale geprägt Unterteilt in 1/2 und 1/4 Kreuzer, später in Heller (1842) und Pfennig (seit 1859), alle in Kupfer Unterteilt in Pfennig und Heller aus Kupfer Unterteilt in 1/2, 1/4 und 1/8 Kreuzer, daneben auch in Pfennig und Heller, alle aus Kupfer Unterteilt in 1/2 und 1/4 Kreuzer sowie Pfennig und Heller, alle aus Kupfer Unterteilt in 1/4 und 1/8 Kreuzer, alle aus Kupfer Unterteilt in 1/2 Kreuzer aus Billon (!) sowie in 1 /2 Kreuzer und 1/4 Kreuzer aus Kupfer
1 Kreuzer = 4 Pfennige (1 Pfennig = 1 Heller)
1 Kreuzer = 4 Pfennige (1 Pfennig = 2 Heller) 1 Kreuzer = 4 Pfennige (1 Pfennig = 2 Heller)
Quelle: Vom Verfasser zusammengestellt.
Klüßendorf vermutet wohl grundsätzlich zu recht, dass einige Staaten schon vor dem Münchner Münzvertrag, namentlich Hessen-Kassel (nur bis 1835 für die südlichen Landesteile), Hessen-Darmstadt und Nassau die kleinsten Nominale nicht als „Pfennige“ oder „Heller“, sondern als „1/4 Kreuzer“ auswiesen, um „Klarheit zu schaffen“.40 Dieses Prinzip wurde jedoch selbst von diesen Staaten nicht durchgehalten, geschweige denn von den anderen süddeutschen Staaten übernommen. Hessen-Darmstadt beendete schon 40 KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 133.
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1817 die Prägung von 1/4 Kreuzermünzen (AKS Nr. 93 und 94), die aber neben dem Pfennig erfolgte (1810-1819, AKS Nr. 95) zu Gunsten des Hellers ab 1824 bis 1855 (AKS Nr. 117, 118 und 132) und nahm die Prägung des Pfennigs 1858 (AKS Nr. 131) nach dem Wiener Vertrag wieder auf. Nassaus 1/4 Kreuzerprägungen endeten nur wenig später (1822, AKS Nr. 56), um 1842 vom Heller (AKS Nr. 74) und ähnlich wie bei HessenDarmstadt nach dem Wiener Vertrag ab 1859 (AKS Nr. 75) durch den Pfennig als kleinstes Nominal ersetzt zu werden. Auf dieser Nominalebene gab es somit bis zum Wiener Vertrag keinen nachhaltigen Fortschritt in der Vereinheitlichung der Nominalbezeichnungen. Selbst nach dem Wiener Vertrag mangelte es noch an einer vollkommenden Vereinheitlichung, weil Baden als kleinstes Nominal den 1/2 Kreuzer (AKS Nr. 134) statt eines 2 Pfennigstücks und Frankfurt weiter den Heller41 (AKS Nr. 35) statt des Pfennigs prägte. Die Ausprägung von kleinen Billonmünzen nach dem Vorbild der 1 Kreuzermünzen hat sich nach Einführung der Reichswährung nicht fortgesetzt. Die 1 Kreuzerbillonmünzen hatten mit rund 12 mm relativ kleine Durchmesser und waren leicht zu verlieren.42 Dass in den Münchner Vertragsstaaten bis zur Einführung der Reichswährung die 1 Kreuzermünzen sowohl in Billon, als auch in Kupfer geprägt wurden, ist eine Ausnahme der These Waschinskis, dass „… Münzen von gleichem Nennwerte, aber ungleichem Metallwerte sich nicht nebeneinander im Umlauf erhalten lassen …“.43 Diese Ausnahme zeigt zugleich, wo die Konvergenzbestrebungen innerhalb des Süddeutschen Münzvereins unvollkommen blieben. Im 19. Jahrhundert war die Bevölkerung Süddeutschlands zwar absolut gewachsen, in Relation zum Gesamtwachstum in den deutschen Staaten, aber geringer als in den wirtschaftlich stärkeren Staaten Preußen und Sachsen.44 Der süddeutsche Bevölkerungsanteil fiel deshalb von ca. 29,0 Prozent im Jahr 1816 auf 23,7 Prozent im Jahr 1871.45 Dieser Anteil genügte, um im Süddeutschen Münzverein eine innerhalb eines gewissen Rahmens noch eigenständige Münzpolitik, insbesondere bei den Kleinmünzen, betreiben
41 Mit der Bezeichnung „Heller“ folgte Frankfurt dem Beispiel des Großherzogtum Frankfurts und der Fürstprimatischen Staaten, ebd.; diese waren jedoch schon vor dem Wiener Kongress 1815 untergegangen. 42 SCHMIDT, Die Münzen, S. 65; SCHMIDT schreibt zwar ungenau von den „süddeutschen Kreuzern“, womit nach dem Wortlaut auch die Kupferkreuzer umfasst wären, gemeint sind aber nur die Billonstücke, da die Kupferkreuzer offensichtlich groß genug waren. 43 WASCHINSKI, Preisentwicklung und Kaufkraft, S. 58. 44 EHMER, Bevölkerungsgeschichte, S. 7f. 45 Ebd., S. 18, Tabelle 18.
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zu können.46 Der Rahmen wurde aber, zumindest für die Hauptmünzen, immer stärker von Preußen vorgegeben, dessen Bevölkerungszahl und wirtschaftlicher Einfluss im Laufe des 19. Jahrhunderts immer stärker gewachsen war. Das Gebiet der Gulden- und Kreuzerwährung musste sich mit der Vergleichbarkeit seines Münzfußes zum norddeutschen Talergebiet zwar an dieses anpassen, konnte jedoch seine Eigenständigkeit innerhalb eines weit gesteckten Rahmens beibehalten. Auch wenn die Münzfüße nun in einem festen Verhältnis standen und der Maßstab vom norddeutschen System übernommen wurde, behielten die Staaten einen eigenen Münzfuß und eigene Nominalbezeichnungen und Teilungssysteme. 6.1.4 Das Gebiet der hamburgisch-mecklenburgischen Schillingwährung Die Zugehörigkeit dieser Staaten zu diesem Währungsgebiet ergab sich nicht in erster Linie aus ihrem Hauptmünzensystem. Zwar prägte Hamburg auch seine Hauptmünzen nach dem Schillingsystem, aber beide mecklenburgische Großherzogtümer hatten ab 1848 für ihre Hauptmünzen den 14 Talerfuß eingeführt47 und dann ihr im Grundsatz beibehaltenes Schillingsystem dazu in Beziehung gesetzt. Damit gehörten beide Mecklenburg für die Hauptmünzen zum norddeutschen Talergebiet48 preußischer Prägung. Nur das deutlich abweichende Kleinmünzensystem beider Mecklenburg erzwingt eine Zuordnung zu einem anderen Währungsgebiet. Aber das hamburgisch-mecklenburgische Schillinggebiet war ab 1829 auch für die Schillinge nicht mehr homogen. Hamburg und Mecklenburg-Schwerin49 prägten die Schillinge bis 1827 mit 1,083 Gramm Gewicht und 0,406 Gramm Feingewicht. Ab 1829 änderte Mecklenburg-Schwerin Gewicht und Feingewicht in 1,114 bzw. 0,348 Gramm Feingewicht. 1848 wurde das Gewicht auf 1,299 Gramm erhöht und das Feingewicht auf 0,271 Gramm gesenkt. Da Hamburg diese Änderung nicht mit vollzog, entsprachen sich die Schillingprägungen beider
46 Die Bevölkerungszahl der zunächst über den Münchner Vertrag verhandelnden Staaten Bayern, Württemberg, Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau und der Stadt Frankfurt wurde in einem Schreiben des bayrischen Ministerialrates Weigand vom 9. Juni 1837 mit einer Zusammenfassung der ersten drei Sitzungen an den bayrischen König mit etwa 8 1/2 Millionen Seelen angenommen, BayHStA 25606, Vorgang 31mit den beigehefteten Protokollen. 47 Bis dahin wurden in Mecklenburg-Schwerin Gulden als 2/3 Taler im Wert von 32 Schillingen geprägt. Mecklenburg-Strelitz ließ in diesem Zeitraum keine Hauptmünzen prägen. 48 Ohne dazu vertraglich verpflichtet zu sein, da die Einführung nur aufgrund von Landesrecht, ohne Beitritt zum Dresdner Vertrag, zustande kam. 49 Auch Lübeck gehörte zu diesem Währungsgebiet, prägte zwischen 1806 und 1873 aber keine Münzen aus.
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Staaten nach 1829 nicht mehr.50 Im Gegensatz zu den anderen Währungsgebieten war zwischen Hamburg und Mecklenburg hier keine Konvergenztendenz, sondern sogar ein Auseinanderdriften der Währungsgebiete, zumindest bei der wichtigsten Kleinmünze, zu verzeichnen. Die Gewichts- und Feingewichtsänderungen für seine Schillingprägungen hatte Mecklenburg-Strelitz genauso wie Mecklenburg-Schwerin vollzogen, so dass es zumindest innerhalb Mecklenburgs nicht zu einem Auseinanderfallen der Kleinmünzenentwicklung kam. Streng genommen gibt es damit seit 1829 und bei großzügiger Auslegung spätestens seit 1848 das hamburgisch-mecklenburgische Schillinggebiet nicht mehr. Seit 1848 kann im Münzsystem der beiden Mecklenburg, neben dem sächsischen System, ein weiterer Unterfall des preußischen Münzsystems gesehen werden. Dieser Unterfall unterscheidet sich allerdings stärker als das sächsische Neugroschensystem von dem Preußens, da, trotz der Hauptmünzen im gleichen Münzfuß, das mecklenburgische Kleinmünzensystem aufgrund der völlig anderen Talerteilung viel grundsätzlicher von dem Preußens und Sachsens abwich. Spätestens ab 1848 bestand das ursprüngliche hamburgisch-mecklenburgische Schillinggebiet somit nur noch aus dem Stadtstaat Hamburg und dem nicht ausprägenden Stadtstaat Lübeck, während beide Mecklenburg für die Kleinmünzen ein neues Währungsgebiet bildeten. Nur noch die Nominalbezeichnungen „Schillinge“ erinnerten an eine gemeinsame Währungsgeschichte, bezeichneten mittlerweile aber Kleinmünzen unterschiedlicher Systeme. Anders als für die Staaten des (Neu)Groschensystems Sächsischer Prägung, für die als Motivlage für die Abweichung der Teilung der Kleinmünzen vom preußischen Vorbild eine Innovationsfreudigkeit in Richtung Dezimalsystem anzunehmen oder zumindest nicht auszuschließen ist, sind derart moderne Motive für Mecklenburg nicht erkennbar. Wie das sächsische Währungsgebiet folgte man auf der Ebene der Hauptmünzen den preußischen Vorgaben, weil die geldwirtschaftlichen Verhältnisse dazu zwangen. Auf der Kleinmünzenebene wurden die Verhältnisse jedoch nur soweit angepasst wie es für unabdingbar gehalten wurde.51 Hamburg reagierte somit auf die münzpolitischen Entwicklungen in Bezug auf sein Kleinmünzensystem nicht52 und Mecklenburg nur sehr zu50 Die nun unterwertigen Mecklenburger Schillinge wurden ab 1833 deshalb in Hamburg zu einem großen Ärgernis, SCHNEIDER, Hamburgs Münz- und Geldgeschichte, S. 31f. 51 Für diese Interpretation spricht auch, dass man sich zwar dem Zwang den 14 Talerfuß für die Hauptmünzen einzuführen tatsächlich unterwarf, aber durch den Nichtbeitritt zu den großen Münzverträgen eine entsprechende völkerrechtliche Verpflichtung den anderen Staaten gegenüber vermied. 52 Abgesehen von der teilweisen Vergabe seiner Münzproduktion an die preußische Münzstätte Berlin mit den dadurch eingetretenen prägetechnischen Verbesserungen.
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rückhaltend. Aus diesem Grund brach dieses Währungsgebiet auseinander. Da Mecklenburg sich aber auch nicht zu einer konsequenten Weiterentwicklung seiner Kleinmünzen entschloss, stand es schließlich mit seinem Münzsystem als Ganzem isoliert. 6.1.5 Die weiteren Währungsgebiete Bremen und Oldenburg (hier nur für das Stammland, nicht für Birkenfeld) prägten zunächst beide nach dem Grotesystem, nach dem der Grote zu je 5 Schwaren unterteilt wurde. Das Feingewicht der Groteprägungen differierte jedoch leicht voneinander (Bremen: 0,217 Gramm; Oldenburg: 0,203 Gramm). Das Gesamtgewicht unterschied sich noch stärker. Eine abgestimmte Kleinmünzenpolitik beider Staaten ist nicht erkennbar. Oldenburg stand mit dem Beitritt zum Wiener Münzvertrag für das Stammland53 und zuvor schon für Birkenfeld zum Silbergroschengebiet nach preußischen Vorbild54 nicht mehr außerhalb der konvergenzialen Entwicklungen. Die schleswig-holsteinischen Silberkleinmünzenprägungen waren zunächst stark von dänischen Vorgaben beeinflusst. Die Feingewichte in Schleswig-Holsteinischer Währung ähneln der hamburgisch-mecklenburgischen Schillingwährung auf Grund der Nominalbezeichnung auf den ersten Blick, sind mit ihr aber nicht in präzise Übereinstimmung zu bringen, da der schleswig-holsteinische Schilling zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit 0,375 Gramm Feingewicht geringwertiger war als der hamburgisch-mecklenburgische mit 0,406 Gramm Feingewicht. Das schleswig-holsteinische Münzsystem war damit bis zur offiziellen Übernahme des preußischen Systems in Deutschland singulär, auch wenn sich ab der Übernahme des 14 Talerfußes und der Gleichsetzung dieses Talers mit 40 Schillingen der hamburgisch-lübsche Schilling und der schleswig-holsteinische Schilling seitdem entsprachen. Die Konvergenz lag hier nicht in dem Zusammengehen des schleswig-holsteinischen und dem hamburgisch-lübschen Münzsystem, sondern in der teilweisen Übernahme des preußischen Münzsystems, wenn auch auf die gleiche Art und Weise.
53 Für den Landesteil Birkenfeld gehörte Oldenburg als nachträglich beigetretener Mitgliedstaat dem Dresdner Münzvertrag an und prägte seit 1848 Taler im 14 Talerfuß mit der Unterteilung des Talers in 30 Silbergroschen zu je 12 Pfennigen nach preußischem Vorbild. 54 Anders als für den Landesteil Birkenfeld, für den die Nominalbezeichnung „Silbergroschen“ schon für die 1848er Prägung Verwendung fand, hieß das in Gewicht und Feingewicht entsprechende Nominal für das Stammland „Groschen“.
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6.2 Gewichtung der Konvergenzimpulse durch und außerhalb der Münzverträge Stellt man die aus den Münzverträgen resultierenden Konvergenzen mit denen gegenüber, die dort nicht explizit formuliert wurden, ergibt sich folgende Gewichtung: Das entscheidende Fundament für die Konvergenzentwicklungen der deutschen Währungen im 19. Jahrhundert war die Einigung auf ein gemeinsames Münzgrundgewicht, zunächst der Kölner Mark. Dieses Münzgrundgewicht galt für viele Münzstände zwar schon seit Jahrhunderten, allerdings mit kleineren Gewichtsabweichungen. Seine präzise, auf ein tausendstel Gramm genaue, Definition erfolgte vor den großen Münzverträgen nach dem preußischen Vorbild von 1750/1821 auf 233,855 Gramm. Diese exakte Definition der Kölner Mark durch Preußen wurde durch die Staaten des Süddeutschen Münzvereins im Münchner Vertrag von 1837 übernommen. Der Dresdner Vertrag hat diese Definition der Kölner Mark 1838 nur wiederholt. Gleiches gilt für die Zugrundelegung des Münzfußes. Der Maßstab war der in Preußen 1750 nach den Graumanschen Vorschlägen eingeführte 14 Talerfuß. Der neue 24 1/2 Guldenfuß des Münchner Vertrages, der den offiziellen 24 Guldenfuß der Vertragsstaaten des Süddeutschen Münzvereins ablöste, wurde eingeführt, um diesen leichter mit dem 14 Talerfuß des preußischen Systems in Verbindung setzen zu können. Auch wenn der 14 Talerfuß durch die Vertragsstaaten von München nicht übernommen wurde, richtete sich die Entwicklung des Guldenfußes nach dem Maßstab des 14 Talerfußes. Wie bei dem Münzgrundgewicht wurde für den Dresdner Vertrag bezüglich der Münzfüße für Taler und Gulden nichts Neues verhandelt. Auch hier wurde nur wiederholt, was sich im Talergebiet längst verwirklicht hatte und in Süddeutschland im Jahr zuvor verbindlich geworden war. Die Definition der Kölner Mark als Münzgrundgewicht nach preußischem Vorbild und der 14 Talerfuß für die Hauptmünzen wurden von Mecklenburg 1848 übernommen ohne dem Dresdner Vertrag nachträglich beizutreten.55 Diesem Beispiel folgten Hamburg und Lübeck 1856 ebenfalls ohne dem Dresdner Vertrag beizutreten. Nicht die Existenz des Dresdner Vertrages, sondern der tatsächliche Umlauf von Münzen des 14 Talerfußes im eigenen Land hatte Mecklenburg und die beiden Hansestädte dazu veranlasst.56 Selbst die Staaten des Süddeutschen Münzvereins, die dem Dresd55 Mecklenburg-Schwerin hatte bis 1845 keine vollen Taler, sondern nur 2/3 Taler im 12 Talerfuß ausgebracht (AKS Nr. 6-11, 32 und 39), ab 1848 wurde dieses Nominal nicht mehr geprägt, sondern stattdessen ganze Taler im 14 bzw. 30 Talerfuß (AKS Nr. 37 und 38). Mecklenburg-Strelitz prägte von Nominalen dieser Größenordnung nur 1870 einen Talertyp im 30 Talerfuß (AKS Nr. 71). 56 SPRENGER, Das Geld der Deutschen, S. 157.
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ner Vertrag für den Guldenfuß beigetreten waren, münzten immer mehr den Vereinstaler im 14 bzw. 30 Talerfuß aus. Nach dem Wiener Vertrag wurden zwischen 1857 und 1871 fast 92 Prozent der Kurantmünzen der Guldenstaaten im 30 Talerfuß und nur 8,4 Prozent als Guldenmünzen geprägt.57 Bezogen auf alle deutschen Staaten (ohne Österreich) wurden in dieser Zeit für 229 Mio. Taler Vereinstaler und Doppeltaler, aber nur für 4 1 /3 Mio. Taler Guldenmünzen hergestellt.58 Damit hatte sich trotz der formalen Gleichwertigkeit des Guldens durch den Dresdner Vertrag der Taler fast vollständig als Hauptmünze durchgesetzt. Dass die Guldenstaaten nicht nur den immer stärker werdenden Umlauf des Talers akzeptierten und nach dem Dresdner Vertrag auch akzeptieren mussten, sondern den Taler schließlich selbst als Hauptmünze in großem Umfang prägten, macht diesen Siegeszug des Talers im 14 bzw. 30 Talerfuß fast vollkommen. Mit dem seit 1750 durch Preußen eingeführtem 14 Talerfuß war eine stabile Auffanglinie geschaffen worden, die der Tendenz zu immer leichteren Münzfüßen entgegenwirkte. Zwar wurden sowohl das Münzgrundgewicht Kölner Mark, als auch der 14 Talerfuß durch den Wiener Vertrag ersetzt, es handelte sich dabei aber eher um eine Modifizierung der preußischen Definition der Kölner Mark und des 14 Talerfußes zu Gunsten des dezimalen Systems als um eine wesentliche Veränderung der tatsächlich ausgeprägten Münzen des bisherigen Systems. Das Verhältnis von Münzgrundgewicht zur ausgeprägten Münze blieb fast gleich.59 Weder der Taler noch der Gulden änderten ihre Parameter spürbar. Die auf das metrische System abgestellten Vorgaben des Wiener Vertrages waren daher theoretischer Natur und in dieser Beziehung auch ein Fortschritt. Das tatsächliche Erscheinungsbild der Münzen wurde durch den Wiener Vertrag jedoch kaum verändert. Da der durch den 30 Talerfuß nur leicht modifizierte 14 Talerfuß, wiederum nur wenig mehr geändert,60 die Grundlage für das 3 Markstück der Reichswährung bildete, hat der 14 Talerfuß bis in das 20. Jahrhundert hineingewirkt. Die Abkehr von der Tendenz zu immer leichteren Münzfüßen bei der Sorge um das „gute Geld“ währte zwar schon Jahrhunderte. Wirklich erfolgreich waren diese Bestrebungen erst, als sie mit der seit der französischen Revolution stringenteren Forderung nach dauerhaften Maßen und Gewichten, sowie der Fähigkeit und Bereitschaft der Staaten verbunden wurden, in die Stabilität des Geldumlaufs zu investieren. War der Umtausch von alter Münze in neue Münze zuvor im Regelfall mit der Absicht eines 57 Ebd., S. 158 und HELFFERICH, Die Reform des deutschen Geldwesen, Bd. 1, S. 32. 58 Ebd., S. 31. 59 Der rechnerische Feingehaltverlust durch die Umstellung auf den 30 Taler- bzw. des 52 1/2 Guldenfuß betrug unter 0,3%. 60 Das theoretische Feinsilbergewicht vom 14- auf den 30 Talerfuß und schließlich das 3 Markstück veränderte sich von 16,704 auf 16,667 und schließlich auf 15,0 Gramm.
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fiskalischen Gewinns erfolgt, stand der Staat nun für umlaufbedingte Abriebverluste des Kurantgeldes gerade. Nur mit einem regelmäßigen Ersatz der leichter gewordenen älteren Kurantmünzen konnte der festgelegte Kurantmünzfuß auch in der Praxis gehalten werden. Die Emission von Geld wandelte sich von einer Möglichkeit der Staatsfinanzierung zu einer Staatsaufgabe, die den Staat regelmäßig Geld kostete. Der Staat wurde so zu einem Garanten für die Stabilität des Geldes, was wegen des nun festen Verhältnisses zwischen Kurant- und Scheidemünzen das gesamte Münzgeldsystem betraf. Für die Silberscheidemünzen galten notwendigerweise leichtere Münzfüße als für Kurantgeld. Diese wurden für den Süddeutschen Münzverein bis hinunter zu den 3 Kreuzermünzen durch den Münchner Vertrag und für den Silbergroschenraum ohne völkerrechtlichen Vertrag durch die Prägevergabe an preußische Münzstätten definiert. Erst 1858 vereinbarte der Süddeutsche Münzverein in Artikel 13,61 dass auch die 1 Kreuzermünze für den Fall, dass sie in Billon geprägt werden sollte, den Münzfuß von 60 3/8 Gulden auf das Pfund nicht unterschreiten dürfe und bei der Ausprägung dieses Nominals in Kupfer „der Zollzentner Kupfer nicht höher als zu 196 Fl. ausgebracht werden“ dürfe. Vergleichbares gilt jeweils für die Abmessungen, das Gewicht und, bei den Billonmünzen, das Feingewicht der Kleinmünzen. In Abmessungen, Gewicht und Feingewicht entsprechen sich auch die 1 Kreuzerbillonmünzen der Mitgliedstaaten des Süddeutschen Münzvereins, ohne dass dies für dieses Nominal im Münchner Vertrag verabredet worden wäre. Die Maxime auf eine Reduktion der Scheidemünzen, auch der kleinsten, zukünftig zu verzichten,62 ist als erstes auf preußisches Beispiel zurückzuführen. Indem auf den Umschriften des Silbergroschens ab 1821 das feste Verhältnis zum Taler und auf den Pfenningen das feste Verhältnis zum Silbergroschen genannt war, wurde keine rechtlich verbindliche,63 aber symbolische staatliche Garantieerklärung für die Dauerhaftigkeit dieses Wertver61 Vertrag über das Münzwesen des süddeutschen Münzvereins, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 439. 62 Noch 1811 war Preußen gezwungen das Verhältnis von Talern zu Groschen neu auf 42 Groschen pro Taler festzusetzen, um dem kriegsbedingt entstandenen hohen Scheidemünzenüberschuss zu begegnen. Diese Reduktion war Anlass für den preußischen Staatsminister vom Stein dem König ein neues einheitliches Münzsystem für alle Provinzen vorzuschlagen, das bereits das Dezimalsystem zu Grunde legen sollte. Diese sehr weitreichenden Vorschläge wurden durch die Münzreform 1821 teilweise realisiert, ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog, S. 246. 63 Eine weitergehende Garantie sieht HELFFERICH, der dem „Inhaber einer Kreditmünze“ für die Differenz zwischen ihrem Stoffwert und ihrem Nominalwert liegenden Wert, ein „Obligationsrecht gegen den Staat“ zubilligt, aber nicht nennt, wie ein solches „Recht“ realisiert werden könnte, HELFFERICH, Die Folgen des Deutsch-Österreichischen Münzvereins, S. 37.
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hältnisses vom Pfenning zum Taler abgegeben, die ohne staatlichen Ansehensverlust kaum zurückholbar war.64 Die süddeutschen Staaten vollzogen diese Idee im Grundsatz nach,65 als sie im Münchner Vertrag den Gulden für alle Vertragsstaaten verbindlich in 60 Kreuzer teilten und sich in der Besonderen Übereinkunft zu diesem Vertrag verpflichteten „alle aus seiner Münzstätte … hervorgegangenen Sechs- und Drei-Kreuzerstücke … auf Verlangen gegen coursfähige grobe Münze umzuwechseln“, sofern sie mindestens 100 Gulden betrug.66 Gerade diese Annahmeselbstverpflichtung der Regierungen sollte nicht in erster Linie die anderen Vertragsstaaten, sondern der am Zahlungsverkehr teilnehmenden Bevölkerung einen Anspruch geben, der den Wert der Kleinmünzen maßgeblich stabilisierte67 und „eine zu starke Ausprägung von Scheidemünzen für immer unmöglich“ machte.68 Der Dresdner Vertrag folgte in Artikel 13 diesem Beispiel für die Silberscheidemünzen.69 Auf die Kupfermünzen wurde diese Verbindlichkeit erst durch Artikel 15 des Wiener Vertrages ausgedehnt und so ein durchgängiger Schutz gegen die Wertreduzierung von Scheidemünzen geschaffen. Damit war schon vor der Reichsgründung ein zwischen den Nominalen im Wertverhältnis stabiles Münzgeldsystem geschaffen worden. Hinsichtlich der Vereinheitlichung der Gestaltung der Wertseiten wurden die Konvergenzen, die der Münchner Münzvertrag für seine Mitgliedstaaten festlegte, von keinem anderen Münzvertrag oder außerhalb der Münzverträge liegenden Konvergenzimpuls übertroffen. Eine kleine Ausnahme gilt für die kleineren Scheidemünzen unterhalb des Wertes von 3 Kreuzern, für die der Münchner Vertrag keine Gestaltungsbestimmungen vorsah. Der Wiener Vertrag hingegen verpflichtete in Artikel 14 für alle Scheidemünzen die Aufprägung des Zusatzes „Scheidemünze“, ohne allerdings vorzuschreiben, dass dies auf der Wertseite geschehen solle. Die Auf64 Eine solche Garantieerklärung des Staates muss nicht dauerhaft verlässlich sein. Von Staats wegen ist es aber für die Münzen der (Silber)Groschenwährung, inklusive ihrer Pfenning- und Pfennigprägungen, und für die Münchner Vertragsstaaten zu keiner Herabsetzung der Scheidemünzen mehr gekommen. 65 So auch RITTMANN, der hervorhebt, dass man in Deutschland „zum modernen Scheidemünzenbegriff“ mit einer Wertgarantie erst mit dem preußischen Münzgesetz von 1821 und dem Münchner Vertrag von 1837 gekommen ist, R ITTMANN, Deutsche Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit, S. 141. 66 Ergänzung zum Münchener Münzvertrag: Besondere Uebereinkunft, die Scheidemünzen betreffend, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 417. 67 Das war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht für alle unmittelbar einleuchtend. KLÜBER, der die „gemeinschädliche Anhäufung“ von Scheidemünzen ohnehin extrem kritisch sah, beklagte dass ein süddeutscher Staat per Gesetz „sogar die Staatseinnehmer nöthigt, bei Zahlungen den zehnten Theil in Sechsern und geringeren Sorten anzunehmen“,KLÜBER, Das Münzwerden in Teutschland, S. 70f. 68 HELFERICH, Die Einheit im deutschen Münzwesen, S. 401. 69 Dresdner Münzvertrag, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 420.
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prägung auf der Wertseite wurde jedoch für die Kupfermünzen grundsätzlich der übliche Standard. Gerade diese Gestaltungsvorschrift wurde jedoch nicht von allen Staaten befolgt: Waldeck und Pyrmont war dem Wiener Vertrag beigetreten und hatte es dennoch unterlassen, auf seinen 1867 erfolgten Prägungen (3 und 1 Pfennig, AKS Nr. 49 und 51) den Zusatz zu berücksichtigen.70 Auch wenn die Bestimmungen der Münzverträge von den Vertragsstaaten im Grundsatz eingehalten wurden, zeigt dieses Beispiel, dass diese Vorschriften nicht absolut befolgt wurden. Es ist zwar kein Motiv ersichtlich, warum Waldeck und Pyrmont gegen diese Vorschrift verstieß,71 so dass davon ausgegangen werden könnte, dass diese Unterlassung versehentlich geschah. Andererseits ist kaum vorstellbar, dass dieser Fehler von der Auftragsvergabe, über das Stempelschneiden der fremden Münzstätte Hannover, bis zur Auslieferung der Münzen an Waldeck und Pyrmont und dem Inverkehrbringen unentdeckt blieb. Es ist daher davon auszugehen, dass dieser Vertragsverstoß zwar irgendwann auffiel, aber aus Kostengründen nach der Herstellung der Stempel stillschweigend billigend in Kauf genommen wurde. Dieses Beispiel demonstriert die überschaubare Wirkung des Wiener Vertrages sowohl in inhaltlicher Hinsicht als auch in Bezug auf seine Verbindlichkeit, zumindest soweit es die Gestaltungsvorschriften für die Kleinmünzen betrifft. Nur indirekte Wirkung hatte der Münchner Vertrag auf die Gestaltung der Wertseiten von 1 Kreuzermünzen in Billon. Während hier die Gestaltungsvorschriften auch ohne vertragliche Verpflichtung angewandt wurden, fand dieses Beispiel für die 1 Kreuzerprägungen in Kupfer und die Nominale darunter keine zwingende Anwendung. Dagegen hatten die ohne münzvertragliche Verpflichtungen konvergierenden Staaten des Silbergroschen- und Pfenning- bzw. Pfenniggebietes auf der Wertseite nur für die Billonprägungen eine weitgehende Vereinheitlichung erreicht. Bei den Kupfermünzen wurde nicht von allen, aber von einigen Staaten Eigenständigkeit durch unterschiedlichen Inhalt und Anordnungen der Umschriften auf Wappen- und Wertseite demonstriert. Für die Portraits- bzw. Wappenseitengestaltung hatte der Münchner Vertrag nur Gestaltungsgrundsätze formuliert, da gerade diese Seite auf die Herkunft der Münze hinwies. Aber diese Anordnungsgrundsätze des Artikels VI des Münchner Vertrages für Portrait bzw. Wappen, Nominalwert, Jahreszahl und den umgebenen Eichenlaubkranz wurden durch die späteren 70 JAEGER weist auf diesen Verstoß nicht explizit hin und nennt die vor (1855) und nach dem Wiener Vertrag geprägten Kupfermünzen in jeweils einer Nummer, allerdings in Unternummern geteilt (JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 7, S. 63, Nr. 42 A und B, Nr. 43 A und B). 71 Die Motivlage Kosteneinsparung für den Verzicht auf das Schneiden neuer Wertseitenstempel kann ausgeschlossen werden, da hier neue Jahreszahlen verwendet und daher die Wertseitenstempel ohnehin neu geschnitten wurden.
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Verträge und außerhalb der Verträge liegenden Konvergenzimpulse in ihrer Vorgabeintensität nicht mehr übertroffen. Für das Münzsystem finden sich Festlegungen innerhalb und außerhalb der Münzverträge. Die Fixierung des Guldens des Süddeutschen Münzvereins mit der Unterteilung in 60 Kreuzer ist die Leistung des Münchner Vertrages, die Unterteilung des Talers in 30 Silbergroschen ist allein auf Gesetze, ohne völkerrechtliche Verpflichtungen durch Münzverträge, der norddeutschen Staaten zurückzuführen. Den Maßstab setzte das preußische Münzgesetz von 1821, der von den anderen Staaten Norddeutschlands, die dieses System übernahmen, in seinen Grundsätzen nur kopiert wurde. Die weitere Unterteilung der Münzsysteme, also für den Süddeutschen Münzverein unterhalb von 3 Kreuzern und für die Kupferprägungen norddeutschen Silbergroschenstaaten war am geringsten harmonisiert. Sieht man von den unterschiedlichen Nominalbezeichnungen Pfenning/Pfennig und zeitweilig unterschiedlicher Entscheidungen zugunsten des 2 oder 2 1/2 Silbergroschens im Groschengebiet ab, war das System der kleineren Scheidemünzen im Süddeutschen Münzverein weniger homogen. Die Entscheidung Sachsens und der ihm folgenden Staaten des (Neu) Groschengebietes, die diesen in 10 Pfennige teilten und so einen wichtigen Schritt in Richtung Dezimalsystem vollzogen, ist kein aus einem der Münzverträge hervorgegangener Impuls. Entsprechende Initiativen Badens 1838 und Sachsens mit anderen Staaten in den Verhandlungen zum Dresdner Vertrag waren erfolglos geblieben. Letztere hatten im Separatartikel zum Dresdner Vertrag72 nur den Vorbehalt durchsetzen können, für ihre Staaten das Dezimalsystem, bei Berücksichtigung des im Vertrag vereinbarten 14 Talerfußes, einzuführen. Mit der Übernahme des preußischen Teilungsprinzips: 1 Taler = 30 Groschen verzichteten Sachsen und die anderen Staaten, die diesen Vorbehalt erklärt hatten, für die Billonmünzen auf die Realisierung der dezimalen Teilung. Die spätere Teilung des Groschens in 10 Pfennige durch Sachsen und fast alle anderen Staaten, die den Vorbehalt erklärt hatten,73 sowie, noch später, durch Braunschweig und Hannover erfolgte ohne staatsvertragliche Grundlagen. Es mag hierzu zwar Abstimmungen gegeben haben, völkerrechtlich verbindliche Verträge nach dem Vorbild der großen Münzverträge erfolgten hierzu nicht. Die dezimale Teilung der Münzen ist nicht auf die Münzverträge zurückzuführen. Zwar legte die Modifikation von Münzgrundgewicht und Münzfüßen in Richtung metrisches System durch den Wiener Vertrag auch 72 Art II 4), Separatartikel zu der allgemeinen Münzconvention, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 421. 73 Nicht alle Staaten, die den Vorbehalt während der Verhandlungen zum Dresdner Vertrag erklärt hatten folgten später der Teilung des Groschens in 10 Pfennige. SachsenWeimar-Eisenach teilte den neuen „Silbergroschen“ schon ab 1840 als erster dem preußischen Vorbild folgender Staat in 12 Pfennige.
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die weitere Entwicklung des Münzsystems in Richtung Dezimalsystem nahe, der wichtigste Impuls kam hier jedoch durch die nach dem Dresdner und vor dem Wiener Vertrag eingeführte Teilung des sächsischen Neugroschens in 10 Pfennige. Der besondere Reiz des Groschens mit dem Wert eines 30stel Talers und der Teilung in 10 Pfennige und damit eines in 100 Pfennige unterteilten Dritteltalers führte bei den dem sächsischen Groschenteilungsbeispiel folgenden Staaten nicht dazu, wie Sachsen, den Dritteltaler auch auszuprägen. Diese Gewöhnung der Bevölkerung an eine Münze, die in 100 ausgeprägte74 Pfennige geteilt wurde, ist allein Sachsens Verdienst.75 Allerdings haben die im 18. Jahrhundert vor allem unter Friedrich d. Gr. in Preußen seit 1764 in großen Stückzahlen geprägten, aber nicht in 100 Pfennige unterteilten, Dritteltaler (DMK Nr. 142, 150 und 158) zur Akzeptanz des Dritteltalers auch in Preußen beigetragen. Auch wenn Preußen im 19. Jahrhundert nur wenige Dritteltaler zwischen 1805 und 1809 prägte (AKS Nr. 20 und21), liefen um 1872 noch so viele Dritteltaler aus dem 18. Jahrhundert um, dass die monatlichen Soldzahlungen in erheblichen Umfang diese Münzen enthielten.76 Die Münzverträge haben diese Innovation nur nicht behindert, aber nicht gefördert. Die Trennung in Nominalgruppen war ebenfalls tatsächlicher Standard geworden, bevor der Wiener Vertrag das Ausmünzen von Silbernominalen unterhalb 1/12 Taler oder 1/8 Gulden und das von Kupfermünzen oberhalb von 5 bzw. 6 Pfennigen oder 2 Kreuzern verbot. Der Wiener Vertrag deklarierte hier nur nachträglich, was sich in der Praxis längst durchgesetzt hatte. Allerdings war die Trennung der Nominalgruppen nicht überall zuvor in der Praxis oder später durch den Wiener Vertrag absolut vollzogen und durch die unterschiedliche Verwendung von Münzmetallen unterstrichen worden. Weiterhin wurden 1 Kreuzermünzen sowohl in Billon als auch in Kupfer geprägt. Auch die norddeutschen Vertragsstaaten prägten zwar grundsätzlich die Nominale von mindestens 5 Pfennigen oder einem halben Groschen Wert in Billon und die Münzen mit nur 4 Pfennig Wert und geringer, in Kupfer. Auch hier gab es jedoch Beispiele, wo das gleiche Nominal in Kupfer und in Billon geprägt wurde.77 In Preußen wurde das Prinzip „alles was auf Silbergroschen lautet (also auch 1/2 Silbergroschen) in Billon, alles was 74 Die Unterteilung des preußischen Talers in 100 Centimes im Raum Köln war nur rechnerischer Natur und die badische Teilung des Krontalers in allerdings auch ausgeprägte 100 Kreuzer in den Zwanziger Jahren nicht nachhaltig. 75 Sachsen-Altenburg prägte zwar 1841 und 1842 den 1/6 Taler im Wert von nun 50 Pfennigen (AKS Nr. 50), ebenso Sachsen-Coburg und Gotha 1841-1843 (AKS Nr. 75), hierbei handelte es sich aber um die traditionelle Sechstellung des Talers, ohne Rücksicht auf die Teilung in Pfennige. 76 Friedrich VON SCHRÖTTER, Eine Veranschaulichung der preußischen Silberwährung, in: Deutsche Münzblätter 469/470, Januar/März 1942, S. 392. 77 Zum Beispiel Sachsen: 1/2 Neugroschen = 5 Pfennige in Billon (AKS Nr. 149) und später in Kupfer (AKS Nr. 151).
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auf Pfenning lautet in Kupfer“ dagegen stringent gehandhabt. Dagegen hat Hannover, das dem preußischen 1/2 Silbergroschen im Wert entsprechende 6 Pfennige Nominal bis 1855 geprägt (AKS Nr. 150) und die Nominalbezeichnung dann erst ab 1858 (AKS Nr. 151) geändert. Die Trennung der Nominalgruppen ging damit in Preußen am weitesten. Sie geschah hier 1821 schon vor den großen Münzverträgen und allein durch ein eigenständiges Gesetz ohne einen Bezug zu völkerrechtlichen Münzverträgen. Stellt man die durch die großen Münzverträge und ihre Nebenverträge erfolgten Konvergenzen des deutschen Münzwesens des 19. Jahrhunderts den außerhalb der Verträge veranlassten Impulsen gegenüber, ergibt sich durch die Verträge ein wesentlicher, aber kein überwiegender Einfluss. Betrachtet man die Konvergenzen bei den Hauptmünzen und den Kleinmünzen getrennt voneinander, ist der Einfluss der Verträge, die die Währungsgebiete miteinander verbanden, auch bei den Kleinmünzen immer noch von Bedeutung, aber noch deutlich schwächer als bei den Hauptmünzen. Eine Ausnahme gilt nur für den regional wirksamen Münchner Vertrag, der die Silberscheidemünzen bis hinunter zu 3 Kreuzern in gleichem Umfang regelte wie für die Hauptmünzen. Zu Gunsten des Münchner Vertrages ist zudem seine indirekte Wirkung auf die 1 Kreuzerbillonmünzen zu werten. Die indirekte Wirkung des Münchner Vertrages auch auf durch den Vertrag nicht umfasste Nominale ist ein Beispiel für nicht immer klar abgrenzbare Zuordnungen dafür, was den Verträgen als Verdienst zugesprochen werden kann und was nicht. Die außerhalb der Verträge liegenden Innovationen beeinflussten zum einen die Verträge und zum anderen beeinflussten die Vertragsregelungen die weitere Entwicklung auch über ihren eigentlichen Regelungsinhalt hinaus. So wäre z.B. die Durchsetzung des norddeutschen Zahlungsverkehrs mit preußischen Haupt- und zumindest auch Silbergroschen war eine tatsächliche Voraussetzung, oder zumindest ein stark begünstigender Umstand, für die betroffenen Länder dem Dresdner Vertrag für den 14 Talerfuß beizutreten. Eine Abgrenzung der Einflüsse fällt allerdings leichter, wenn man die vor den Verträgen feststehenden und bis tief in das 19. Jahrhundert wirkenden Faktoren mit denen der Verträge vergleicht: Das preußische Münzgesetz von 1821, mit seinem Rückgriff auf den 1750 eingeführten 14 Talerfuß, der Teilung des Talers in 30 Silbergroschen, der klaren Trennung der Nominalgruppen und einem dauerhaften festen Wertverhältnis der Kleinmünzen zu den Hauptmünzen, war das entscheidende Fundament für die Münzkonvergenz der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert. Diese Fundamentfunktion hatte das preußische Münzsystem aber nicht, weil es in der Sache bestechend gewesen wäre, sondern vor allem aufgrund der relativen politischen und (geld)wirtschaftlichen Größe Preußens. Das Münzsystem Sachsens ab 1838 mit der dezimalen Teilung des Groschens überzeugt, zumindest aus heutiger Sicht, zwar mehr, mit Ausnahme dieser dezimalen Teilung des Groschens und der Ausprägung des Drittelta-
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lers im Wert von 100 Pfennigen ist es eine völlige Übernahme des preußischen Systems. Der Beitritt zum Dresdner Vertrag hat diese Kapitulation vor dem preußischen Münzsystem, bei geringer Modifikation bei den Kupfermünzen, nur noch deklariert, aber nicht herbeigeführt. Das mecklenburgische Münzsystem hat mit der Übernahme des 14 Talerfußes nur teilweise vor dem durch preußische Dominanz geprägten Geldumlauf auch innerhalb Mecklenburgs kapituliert und wesentliche Änderungen des Kleinmünzensystems nicht zugelassen. Während man Sachsen allerdings zu Gute halten kann, dass es mit dem Unvermeidlichen konsequent und weiterentwickelnd umging, kann der mecklenburgischen Münzpolitik ein nennenswerter konstruktiver Entwicklungsbeitrag nicht zugesprochen werden. Für Mecklenburg hatten die großen Münzverträge nichts bewirkt. Die Übernahme des 14 Talerfußes geschah allein aufgrund der faktischen Zwänge durch den Umlauf preußischer Münzen. Ähnliches gilt für das hamburgisch-lübsche Schillingsystem, das, ungeachtet der Umlaufbedeutung fremder Münzen, in seiner Münzpolitik völlig frei von den Einflüssen der Münzverträge blieb. Anders ist die Bedeutung der Verträge des Süddeutschen Münzvereins und dabei grundlegend des Münchner Vertrages zu bewerten. Mit dem Münchner Vertrag wurde für Süddeutschland auf dem Vertragswege zu einem großen Teil das erreicht, was sich für große Teile Norddeutschlands faktisch auf der Basis des preußischen Münzgesetzes von 1821 vollzogen hatte. Dabei war der Münchner Vertrag mehr als die Einigung eines Währungsgebietes. In seinen Regelungen nahm der Münchner Vertrag bereits Rücksicht auf die Strukturen des Münzsystems nach preußischem Vorbild. Man blieb zwar im Grundsatz bei der eigenen traditionellen Struktur des Guldens und des Kreuzers, modifizierte das System durch die Festlegung des genauen Münzgrundgewichtes nach preußischem Vorbild und einem leicht geänderten Münzfuß für die Hauptmünzen aber soweit, dass es zum norddeutschen System ins Verhältnis gesetzt werden konnte. Für diese grundlegenden Punkte, Münzgrundgewicht und Münzfuß, vollzog der Dresdner Vertrag ein Jahr später nur noch nach, was der Münchner Vertrag bereits geregelt hatte. Helfferichs damalige Befürchtung, der Münchner Vertrag könne die Unterschiede zwischen Nord- und Süddeutschland vertiefen,78 war, zumindest in der Nachsicht, unberechtigt. Auch wenn der Münchner Vertrag sich damit den preußischen Begebenheiten anpasste, ist dieser eigentlich nur regionale Vertrag der wichtigste Schritt in Richtung einer deutschlandweiten Münzkonvergenz vor der Reichsgründung gewesen. Sowohl der Dresdner Vertrag als auch der Wiener Vertrag waren im Verhältnis zum Münchner Vertrag inhaltlich nur Fortschreibungen. Ihre
78 HELFERICH, Die Einheit im deutschen Münzwesen, S. 388.
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Bedeutung erklärt sich mehr aus dem Umstand, dass die Vertragsstaaten nun den größten Teil Deutschlands, inklusive Österreichs, umfassten. Damit kann die Ausgangsfrage der Untersuchung, ob es wesentliche Konvergenzimpulse außerhalb der Münzverträge gab, hier zunächst für die Zeit vor der Reichsgründung, wie folgt zusammengefasst beantwortet werden: Das Fundament für die Konvergenzen der deutschen Münzsysteme vor der Reichsgründung war das preußische Münzgesetz von 1821, das in den Graumanschen Reformen von 1750 wurzelte. Es legte das Fundament für ein einheitliches Münzgrundgewicht, einen vergleichbaren Münzfuß und ein festes Verhältnis der Nominale zueinander. Die grundsätzliche Übernahme dieses Systems im Ganzen bzw. mit einer dezimalen Teilung des Groschens erfolgte ohne den Einfluss der Münzverträge. Der Süddeutsche Münzverein vollbrachte ein entsprechendes Zusammenwachsen seines Währungsgebietes mit dem Münchner Vertrag und seinen Fortschreibungen. Der Münchner Vertrag nahm die zur einer Verbindbarkeit des norddeutschen Talersystems und des süddeutschen Guldensystems erforderlichen Regelungen vorweg. Der Süddeutsche Münzverein schaffte ein hohes Maß an Gestaltungsverbindlichkeit auch für die größeren Scheidemünzen. Die Gestaltung der norddeutschen Kleinmünzen konnte zwar bei einigen Staaten über die äußerliche Erscheinungshomogenität der süddeutschen Münzen hinausgehen, blieb aber dennoch rechtlich unverbindlich. Der Dresdner Vertrag führte diese auf unterschiedlichem Wege entstandenen Hauptmünzensysteme nur noch formal zusammen. Der Wiener Münzvertrag schrieb dieses System fort, indem er das Münzgrundgewicht und in dessen Folge die Münzfüße in Richtung Dezimalsystem weiterentwickelte. Damit lagen im preußischen Münzgesetz von 1821, der preußischen Dominanz im nord- und zum Teil mitteldeutschen Geldumlauf und dem erfolgreichen Versuch Süddeutschlands, seine Münzverhältnisse innerhalb seines Währungsgebietes zu harmonisieren und zugleich für die Hauptmünzen für das preußische System vergleichbar zu gestalten, die wesentlichen Konvergenzimpulse. Gestaltungsgrundsätze in Bezug auf künstlerische Gestaltung, die Verwendung deutscher Aufschriften und arabischer Ziffern und die technische Ausführung der Münzproduktion und der Verzicht auf aus der Mode gekommenen Nominale und Nominalbezeichnungen, lagen im allgemeinen Trend der Zeit und realisierten sich zum großen Teil unabhängig von der Frage, ob sie in den Verträgen für verbindlich erklärt wurden. Der als für am wichtigsten gehaltene Dresdner Vertrag war derjenige, der tatsächlich am wenigsten Neues brachte. Seine Bedeutung ist allerdings
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von hoher symbolischer Natur. Er war die formale Verbindung von süddeutschem Gulden- und Kreuzer- sowie norddeutschem Taler- und Groschengebiet, auch wenn diese Verbindung sich faktisch schon zuvor vollzogen hatte und in Süddeutschland rechtlich durch den Münchner Vertrag antizipiert worden war.
6.3 Die Einflüsse der Münzprägeentwicklungen in den deutschen Staaten auf die Reichsmünzgesetze von 1871 und 1873 Die Ausbreitung des Silbergroschens nach preußischem Vorbild und die Vereinheitlichung der höheren Kleinmünzennominale durch den Münchner Münzvertrag des Süddeutschen Münzvereins haben eine wichtige Grundlage für die Einführung der Reichswährung gelegt. Nachdem sich insbesondere auch Sachsen, unter Verzicht auf seinen bisherigen Münzfuß, in die Verbindung der beiden großen Münzgebiete durch seinen Beitritt zum Dresdner Münzvertrag einbrachte, waren die meisten deutschen Staaten nun auch formal durch eine gemeinsame Münzpolitik miteinander verbunden. Alle Währungsgebiete hatten für die Eckpunkte der neuen Reichswährung, wenn auch mehr oder minder stark, Impulse gesetzt: Der Münzfuß beruhte, wenn auch mit leichten Veränderungen, auf dem ursprünglichen 14 Talerfuß Preußens. Mit ebenfalls leichter Abwandlung zum preußischen Vorbild wurde die Nominalbezeichnung „Pfennig“ übernommen. Mit der Nominalbezeichnung „MARK“ konnten sich alle Währungsgebiete, besonders aber das hamburgisch-lübsche-mecklenburgische Schillinggebiet (16 Schilling = 1 Mark) identifizieren.79 Die Abmessungen, das Gewicht und der Feingehalt der Reichssilbermünzen entsprachen zwar keinem Vorbild der Mitgliedstaaten, aber zumindest im Feingehalt orientierten sich die Reichssilbermünzen grob am sächsischen Vorbild. Der sächsische 1/3 Taler wurde zuletzt mit einem Feingewicht von 5,556 Gramm geprägt und lag damit zumindest in der Nähe des Feingewichtes von 5,0 Gramm der neuen 1 Markmünze.80 Die sächsische 2 Neugroschenmünze lag mit einem Feingewicht von 0,974 Gramm schon relativ dicht an der 20 Reichspfennigsilbermünze mit einem Feingewicht von 1,0 Gramm und entsprach ihr faktisch fast. 79 Auch JESSE betont zur Wahl der Währungsbezeichnung „Mark“: Es kann keinen Zweifel unterliegen, daß hierbei der Gedanke an die alte hansische Mark zu 16 Schillingen oder gleich einem 1/3 Taler maßgebend gewesen ist“, Wilhelm JESSE, Lübecks Anteil an der deutschen Münz- und Geldgeschichte, in: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 40, 1960, S. 5-36, hier: S. 35. 80 Die neue Mark war damit auch schwerer als der französische Franc, der seit der Geldreform der ersten Republik ein Gesamtgewicht von 5 Gramm bei einem Feingehalt von 900 Promille hatte.
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Die Gestaltung des 1-Mark-Nominals orientierte sich vor allem an den Grundsätzen für die Silber- und Billonmünzen des Süddeutschen Münzvereins (vgl. die Wertseite 1 Mark, Deutsches Reichs AKS Nr. 1 mit den süddeutschen Gulden, zum Beispiel Baden AKS Nr. 125, Bayern AKS Nr. 177 und 178). Aber auch nach der Einführung der Reichswährung hatten die Mitgliedstaaten den Einfluss auf die Gestaltung der Reichsmünzen nicht völlig verloren: Die Großmünzen im Wert von 20, 10 und 5 Mark in Gold sowie die Silbergroßmünzen im Wert von 5 und 2 Mark (später kam das 3-Markstück hinzu) waren auf der Wertseite reichseinheitlich gestaltet. In der Mitte stand der gekrönte Reichsadler, umgeben von der oberen Umschrift „DEUTSCHES REICH“ und dem Prägejahr und in der unteren Umschrift das Wertzeichen und die Nominalbezeichnung bei den Goldmünzen bzw. bei den Silbergroschen die Wertangabe als Wort. Die Vorderseite zeigte das Portrait des Landesherrn des Mitgliedstaates bzw. bei den Stadtstaaten das Staatswappen mit entsprechender Umschrift. Die Kleinmünzen inklusive des Nominals 1 Mark (AKS: Deutsches Reich Nr. 1) und die darunter liegenden Nominale waren auf beiden Seiten reichseinheitlich gestaltet. Nur das Münzzeichen auf der Wappenseite gab einen letzten Hinweis darauf, in welcher Münzstätte die Prägung vorgenommen worden war. Die Prägung im Ring, auch bei den Kleinmünzen, die Verwendung deutscher statt lateinischer Umschriften und arabischer statt römischer Ziffern war selbstverständlich geworden und unumstrittener Bestandteil der technischen Ausführungen und der allgemeinen Gestaltung.
6.4 Resümee In der Entwicklung der Kleinmünzenprägungen haben sich zwei wesentliche Entwicklungslinien in der deutschen Geschichte des 19. Jahrhunderts wider gespiegelt: Die nationale Einigung und die Industrialisierung. 6.4.1 Nationale Einigung und Industrialisierung Die nationale Einigung fand in den folgenden Schritten der Kleinmünzenprägeentwicklung ihren Niederschlag: - Der erheblichen Verkleinerung der Zahl der Münzstände durch das Ende des Alten Reiches (und zuvor bereits durch den Reichsdeputationshauptschluss) und der damit verbundenen häufigeren Abgabe von Münzprägeaufträgen an die Münzstätten anderer Staaten.
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- Der Vereinheitlichung der Kleinmünzensysteme innerhalb der einzelnen Staaten (insbesondere in Preußen durch die Reform von 1821). - Den Münzverträgen zwischen den deutschen Staaten (insbesondere dem Münchner Münzvertrag von 1837, dem Dresdner Münzvertrag von 1838 und dem Wiener Münzvertrag von 1857) und der Übernahme von Münzsystemen anderer Staaten ohne entsprechende Münzverträge. - Schließlich der Reichsmünzgesetzgebung von 1871 und 1873, die durch die Paulkirchenverfassung und die Verfassung des Norddeutschen Bundes in Bezug auf die Münzgesetzgebung vorbereitet wurden. Die Konvergenzentwicklungen in der Kleinmünzenprägung der deutschen Staaten zwischen 1806 und 1873 haben die Einführung der Reichswährungen mental und technisch-tatsächlich vorbereitet. Eine mentale Vorbereitung bestand darin, dass sich sowohl die Bürger als auch die politischen Führungen der deutschen Einzelstaaten an eine gemeinsame Währungspolitik gewöhnten. Eine technisch-tatsächliche Vorbereitung lag darin, dass sich die Zahl der Münzprägeanstalten verringerte und es immer üblicher wurde, dass das in den Einzelstaaten im Umlauf befindliche Geld von der Münzstätte eines anderen Staaten geprägt worden war, ohne wirtschaftspolitische Probleme aufzuwerfen. Ein zuvor erheblicher Umrechnungsaufwand entfiel. Auch die Gefahr, dass unterwertiges fremdes Geld das eigene gute verdrängte, bestand nun nicht mehr. Münzpolitik war schrittweise von der Kompetenzebene der Einzelstaaten mit zum Teil widerstreitenden Interessen in die Hände multilateraler Vertragssysteme übergeben worden. Die Industrialisierung schlug sich in der (Klein)Münzenproduktion der deutschen Staaten mit folgenden Faktoren nieder: - Die Münzproduktion war nicht mehr handwerklich, sondern industriell organisiert. - Die Münzproduktion wurde standardisiert und die Gestaltung wies eine stärkere Konstanz mit weniger Varianten auf. - Die Kostenintensität der Massenmünzproduktionstechnik führte zur Schließung vieler Münzstätten und zur Konzentration auf wenige Münzstätten, die auch für andere Staaten prägten. - Mit der Vergabe von Prägungen an die Münzstätten anderer Staaten wurde die Vereinheitlichung der Münzgestaltung, auch ohne staatsrechtliche vertragliche Verpflichtung, gefördert. - Mit den Fortschritten in der Einführung wertstabiler Kleinmünzen konnten Schritte zu einer Entstofflichung des Geldes gegangen werden, die Voraussetzung war, um den stark steigenden Geldmengen bedarf einer Industriegesellschaft bewältigen zu können. Die Münze wurde einerseits selbst ein normiertes Massenprodukt der Industrie und hat andererseits die Weiterentwicklung der Industrialisierung durch ihre bessere Verfügbarkeit und Handhabbarkeit gefördert. Mit der
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Standardisierung der Münzen und der Ausweitung ihrer Kursgültigkeit ohne Umrechnungsaufwand konnten die Münzen den höheren Anforderungen des Geld- und Warenverkehrs besser als zuvor gerecht werden. Die steigenden Zahlungsvolumina als Folge der Industrialisierung konnten schließlich mit der Einführung der dezimalen Rechnung erheblich leichter bewältigt werden. 6.4.2 Feste Wertverhältnisse der Nominale und Buchgeld Der Beginn der „Entstofflichung des Geldes“, einer Entwicklung bei der der innere Wert des Geldes nicht mehr mit seinem nominalen Wert übereinstimmen musste, lag bereits in der griechischen Antike, als mit der Einführung von Bronzemünzen die extrem kleinen Silbernominale substituiert wurden und ein wachsendes Prägevolumen durch die Ausweitung der Münzgeldwirtschaft81 realisiert werden konnte. Sie waren die ersten Scheidemünzen deren, mit Wertkugeln angezeigter, Wert höher war als ihr Metallwert.82 Das deutsche Hochmittelalter kannte dagegen grundsätzlich nur den silbernen Denar,83 der, ungeachtet von Unterschieden im Gewicht und Feingehalt, eine Kurantmünze war.84 Das 14. und 15. Jahrhundert hatte mit seiner Parallelwährung von Gold- und Silbermünzen85 ebenfalls nur Kurantmünzen. Kupfermünzen verkehrten zu dieser Zeit noch nicht.86 Im 15. Jahrhundert wurde durch die Ausprägung von „Schinderlingen“ mit erheblich verschlechtertem Silbergehalt die erste große Inflation in Deutschland ausgelöst.87 Hierbei handelte es sich jedoch noch nicht um Scheidemünzen, die bis in das 16. Jahrhundert in Deutschland nicht bekannt waren.88 Die Reichsmünzordnung von 1559 ließ für den Heller, als kleinster deutscher Münzsorte, eine Unterwertigkeit von bis zu 10 Prozent zu,89 bis erstmals im 16. Jahrhundert mit der Ausmünzung reiner Kupfermünzen begonnen wurde.90 Damit begann das Zeitalter der Experimente mit Scheidemünzen,91 mit 81 Eva SZAIVERT / Wolfgang SZAIVERT / David R. SEAR, Griechischer Münzkatalog, Band 1: Europa, München 1980, S. 18. 82 Sabine SCHULTZ, Griechische Münzen. Einführung in die Ausstellung antiker Münzen im Pergamonmuseum I. Teil, Berlin 21991, S. 34. 83 SARGENT / VELDE, The Big Problem, S. 321. 84 Bernd KLUGE, Numismatik des Mittelalters, Band 1, Berlin / Wien 2007, S. 60f. 85 SPRENGER, Das Geld der Deutschen, S. 80. 86 Ebd., S. 87. 87 Ebd., S. 92. 88 Ebd., S. 103. 89 Ebd., S. 104. 90 Ebd., S. 108. 91 SARGENT / VELDE betonen diesen Experimentalcharakter, der nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Staaten zu erheblichen Rückschlägen führte, SARGENT / VEL-
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Rückschlägen bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Da niemand den Wert dieser Kupfermünzen garantierte, führte die erhebliche Ausprägung dieser Münzen durch Marktmechanismen zu einem massiven Wertverfall in der „Kipper- und Wipperzeit“,92 im Ansatz mit dem Verfall des preußischen Silbergroschens in den Napoleonischen Kriegen vergleichbar ist. Gerade einige der kleineren Staaten münzten Kleinmünzen in einem erheblich über dem Zahlungsbedarf liegendem Volumen noch im 19. Jahrhundert aus. Dies fand eine Parallele in den zunehmenden Papiergeldemissionen von kleineren deutschen Staaten, die den Bedarf der eigenen Bevölkerung bei weitem überstiegen. Die Regierungen dieser kleineren Staaten hofften, dass ein Teil dieses Kreditgeldes nicht mehr in den Ursprungsstaat zurückkehrte und eingelöst werden musste.93 Auch wenn der Emittentengewinn für nicht eingelöstes Papiergeld im Vergleich sehr viel höher war als bei den Scheidemünzen,94 handelte es sich bei beiden um von dem Realwertprinzip95 losgelöstes Geld mit Kreditfunktion. Erste Hinweise auf eine, wenn auch leichte, Lösung vom Realwertprinzip hatten zum Beispiel schon das Schwanken der Wertrelationen von süddeutschen Gulden zum preußischen Taler vor der festen Wertfixierung durch den Dresdner Vertrag, die wechselnden Kurse des preußischen Talers zur Hamburger Banco bis über die Reichsgründung hinaus und das Schwanken der Preise für Feinsilberbarren an der Frankfurter Börse, obwohl die jeweiligen Feinsilberverhältnisse unverändert geblieben waren, gezeigt. Wenn also die Silberkurantmünzen zum Silberpreis nicht in einem festen exakten Verhältnis blieben, kam es auch auf andere Faktoren an. Dabei handelte es sich nicht nur um ein Disagio für nicht marktübliche Stückelungen, wie die Stabilisierung der Scheidemünzen im Verlauf des 19. Jahrhunderts zeigt. Im 19. Jahrhundert lernte man, dass der Wertverfall von Scheidemünzen durch eine staatliche Garantieerklärung für den Umtausch in Kurant-
DE,
The Big Problem, S. 227ff.; „Some of these experiments created large inflation“, ebd., S. 228. 92 SPRENGER, Das Geld der Deutschen, S. 105-109. 93 KLÜßENDORF, der z.B. für Anhalt-Dessau um 1856 ein Papiergeldvolumen von 23 1/2 Taler pro Kopf der Bevölkerung feststellt, während in Preußen zeitgleich nur 2 1/4 Taler emittiert waren, KLÜßENDORF, Papiergeld und Staatsschulden, S. 11f. 94 Im Vergleich zu den vorgenannten Pro-Kopf-Summen von 21/4 bis 23 1/2 Taler, wurde bei den Verhandlungen zum Wiener Vertrag von Preußen ein Pro-KopfScheidemünzenvolumen von 1/2 Taler genannt und von Österreich eines von 2/3 Talern vorgeschlagen (siehe dort). Berücksichtigt man darüber hinaus die im Vergleich zum Nominalwert höheren Herstellungskosten der Kleinmünzen, die ungünstigstenfalls die Differenz zwischen Materialwert und Nominalwert wieder „auffressen“, ist der finanzielle Vorteil der Papiergeldemission erheblich höher, als bei der Kleingeldemission. 95 KLÜßENDORF, Papiergeld und Staatsschulden, S. 7.
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münzen verhindert werden kann.96 Bis dahin ging man überwiegend davon aus, dass gemäß der sich im 18. Jahrhundert durchsetzenden Erkenntnis des Gleichgewichtes von Angebot und Nachfrage97 nur das Knapphalten des Scheidemünzenvolumens diese stofflich unterwertigen Scheidemünzen im Wert stabilisieren könnte.98 Jean Baptiste Say hatte zwar bereits seit 1830 die These vertreten, dass der Wert des Papiergelds einerseits auf Knappheit, andererseits aber auch auf Einlösbarkeit beruhte,99 das Erfordernis der zweiten Prämisse, der vollwertigen Einlösbarkeit, reifte aber erst im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer allgemeinen Überzeugung. Dies war die entscheidene Voraussetzung um zu einer „Trennung des Geldbegriffs vom Edelmetall“100 zu gelangen. Die Entstofflichung des Geldes setzte weltweit mit dem Abschied von der Edelmetallbindung, dem Goldstandard,101 und in Deutschland 1974, als die letzten Umlaufmünzen mit Silbergehalt (AKS Nr. 103) von den im Folgejahr ausgegeben 5 Markmünzen aus einer Kupfer-Nickel-Legierung abgelöst wurden (AKS Nr.
96 Vertreten wurde diese These zwar schon im 16. Jahrhundert, sie drang aber bis in das 19. Jahrhundert nicht hinreichend durch. SARGENT und VELDE zitieren den Juristen Hotman der 1573 schrieb: „it must be understood that coins are valued not bei their contend, but the custom of men and public law; and for this reason they are commonly made not only of gold and silver, but also of lead and sometimes even leather … Money has the same principle as a written bond, for a bond is not valued for its contend … but from law and from its power” (in: Liber quastionum illustrum, qu. 15; [1573] 1610, 121-23), SARGENT / VELDE, The Big Problem, S. 110. 97 Zuvor hatte schon DAVANZATI (im Jahr 1588) Ansätze einer Gleichung zwischen Gesamtmenge des Geldes und der Gesamtmenge der übrigen Waren formuliert, die von dem Philosophen LOCKE als stetes Gleichgewicht einer Waage mit Geldmenge auf der einen und Waarenmenge auf der anderen Seite verbildlicht wurde. Diese Thesen wurden später weiterentwickelt und u.a. nur die zur Veräußerung stehenden Waaren und die Geldumlaufgeschwindigkeit berücksichtigt, HELFFERICH, Das Geld, S. 475. 98 Erste Geldmengentheorien stammen bereits aus dem 17. Jahrhundert und wurden durch die Kupfertokeninflation in Kastilien angeregt, SARGENT / VELDE, The Big Problem, S. 325. 99 KRELLE über SAY und sein Werk „Traité d` économie politique ou simple exposition de la manière dont se forment, se distrubient et se consomment les richesse“ (schon 1807 und 1830 in deutscher Übersetzung unter dem Titel „Ausführliche Darstellung der Nationalökonomie oder Staatswissenschaft“ erschienen), Wilhelm K RELLE, JeanBaptiste Say (1767-1832), in: Joachim STARBATTY (Hrsg.), Klassiker des ökonomischen Denkens, Teil 1: Von Platon bis John Stuart Mill, Hamburg 2012, S. 172-187, hier: S. 179. 100 CUNZ, Vom Taler, S. 31. 101 Für die USA stellen SARGENT und VELDE fest: „The gold standard finally ended when President Nixon closed the gold window on August 15, 1971“, SARGENT / VELDE, The Big Problem, S. 4, Fußnote 3.
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104), die vorerst letzten Schlusspunkte.102 Das 19. Jahrhundert war daher nur ein Ausschnitt der Geschichte der Scheidemünze und damit zusammenhängend der „evolution of monetary doctrines about small change“.103 In diesem Zeitabschnitt gelang aber erstmals die nachhaltige Stabilisierung von stoffwertlosem, oder präziser von stoffwertärmerem, Geld. Mit einem garantierten, d.h. fest auf die Hauptmünzen fixierten Wert, und der staatlichen Rücknahmegarantie zu diesem Wert war das Scheidemünzenvolumen keine von der Kurantgeldmenge isolierte Geldmenge104 mehr, die notwendiger Weise bei einer Nichtbindung der Geldmengen aneinander und im Verhältnis zur Kurantgeldmenge stärkerer Scheidemünzenausprägung zu einem Wertverfall der Scheidemünzen führen musste. Das Scheidemünzenvolumen war nun ein wertstabiler Bestandteil der Gesamtgeldmenge.105 Erst mit dieser Erkenntnis konnte man im 20. Jahrhundert die nächsten Schritte der Entstofflichung des Geldes gehen und auf Kurantmünzen und die Hinterlegung in Edelmetall für ausgegebenes stoffwertloses Papiergeld verzichten.106 Insofern sind die Erkenntnisse, die über die Wertstabilisierung der Scheidemünzen im 19. Jahrhundert gewonnen werden konnten, ein wichti102 Der letzte denkbare Abschluss der absoluten Entstofflichung des Geldes wäre der Abschied von Münzen und Geldscheinen und der völlige Übergang zu „virtuellem Geld“, das selbst dann aber noch untersuchenswerte Parallelen zum Rechnungsgeld des 19. Jahrhunderts aufweist. 103 SARGENT / VELDE, The Big Problem, S. 330. 104 Zu den Geldmengentheorien, die die Preisrevolutionen seit der frühen Neuzeit betreffen (zum einen die Hamilton-Fisher „quantity theory“, zum anderen die „population thesis“), siehe: Kerry W. DOHERTY / Dennis O. FLYNN, A Microeconomic Quantity Theory of Money and the Price Rvolution, in: Eddy H. G. VAN CAUWENBERGHE (Hrsg.), Precious Metals, Coinage and the Changes of Monetary Structures in LatinAmerica, Europe and Asia (Late Middle Ages – Early Modern Times), Leuwen 1989, S. 185-208, hier: S. 185ff. 105 Zumindest solange auf die Gesamtgeldmenge bezogen ein Vertrauen zur volkswirtschaftlichen Stabilität besteht. Ansonsten kommt es sehr schnell, wie zur Zeit auf Grund der zunehmenden Verschuldungsquote der Industriestaaten im Verhältnis zu ihrem Bruttoinlandsprodukt, zu Ansätzen einer „Flucht in Silber und Gold“. Darüber hinaus muss Vertrauen in die Fälschungssicherheit der nun stoffwertarmen oder – losen Geldmittel bestehen. SARGENT und VELDE betonen diese Voraussetzung bereits für das 16. Jahrhundert: „… coins were round, sharply imprinted, and nearly identical. These characteristics presented high barriers to counterfeiting. It became possible for governments to produce pure copper coins whose instrinsic content was considerably lower than their face value“, SARGENT / VELDE, The Big Problem, S. 227. 106 Neben der Unabhängigkeit der Geldmengensteuerung von nur begrenzt zur Verfügung stehendem Edelmetall gab es nun auch weniger geldumlaufbedingte Abriebverluste und das Edelmetall wurde frei für den industriellen Einsatz, z.B. in der Schmuck- und das Silber in der sich entwickelnden Fotoindustrie. Der jährliche Verlust des Gesamtedelmetallbestandes durch Abrieb, Schmelzverluste u.ä. wurde von LEXIS grob auf 1 /400 geschätzt, HELFFERICH, Das Geld, S. 519-522.
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ges Fundament auf dem im 20. Jahrhundert begonnen werden konnte, von Edelmetall107 losgelöste Geldmengensteuerung108 zu betreiben, die bis über unsere Zeit hinaus der wichtigste Mechanismus hoheitlicher109 Wirtschaftspolitik sein wird.110 Ohne dieses feste Wertverhältnis zwischen Klein- und Hauptmünzen wäre die Einführung eines verlässlichen Buchgeldes, das nicht nur die Hauptmünzen umfasst und damit eine reine Edelmetallbuchführung gewesen wäre, nicht möglich geworden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die Herkunft und der Zustand der konkreten einzelnen Kleinmünze noch von erheblichem Einfluss auf die Wertzumessung der Münze gewesen. Eine präzise Erfassung in einem Kaufmannsbuch war daher kaum möglich oder zumindest sehr aufwändig. Mit den Vereinheitlichungen der größeren Kleinmünzen innerhalb der Währungsgebiete wurde diese kaufmännische Erfassung deutlich erleichtert. Erst mit der Einführung fester und sofort offensichtlicher Wertverhältnisse für alle Nominale konnte eine Buchführung etabliert werden, die auf die Einschätzung des Wertes kleinerer Münzen verzichten konnte, weil der Wert jeder Münze genau und verlässlich feststand. Diese festen Wertverhältnisse erlaubten die Loslösung des Wertes von der konkreten ausgeprägten Münze. Es ist ein Verdienst des 19. Jahrhunderts damit eine der Voraussetzungen111 für eine Entstofflichung des Geldes geleistet zu haben, die im 21. Jahrhundert zu seiner völligen Abschaffung führen könnte.112 107 Genau genommen bedarf es überhaupt keiner stofflichen Bindung des Geldes. Schon Jean-Baptiste SAY vertrat zu Beginn des 19. Jahrhunderts (1803/1830) dass nicht das Geld, sondern die Güter rar sind und fehlendes Geld leicht durch kaufmännische Mittel (Wechsel, Schecks, offene Kredite, handelbare Forderungen usw.) ersetzt werden kann, KRELLE, Jean-Baptiste Say, S. 178. 108 Schon HELFFERICH wies darauf hin, dass Papiergeld besser durch die Regierungen regulierbar ist als eine „metallische Währung“, HELFFERICH, Das Geld, S. 522; man muss allerdings ergänzen, dass eine Papiergeldwährung und darüber hinausgehend auch unsere heutige Währung, die zunehmend auch aus Buchgeld besteht und insoweit den völlig stoffwertlosen Zustand erreicht hat, auch stärker manipulierbar ist. 109 Der Begriff “staatliche Wirtschaftspolitik” sollte in Anbetracht der grundsätzlichen Unabhängigkeit der Bundesbank und heute der Europäischen Zentralbank in der Geldmengenpolitik vermieden werden. 110 SARGENT und VELDE sehen die Einführung von Scheidemünzen kritisch: „Establishing a system of token small change was a fateful step on the road to creating a fiat money system for all currency”, SARGENT / VELDE, The Big Problem S. 374 (“fiat money” meint dabei “Intrinsically worthless money with positive market value”, ebd., S. 375) und betonen “refining the idea of fiat money and actually implementing it took centuries”, ebd., S. 374. 111 Preußen hatte mit seiner Scheidemünzenpolitik mehr die Knappheit betont, Sachsen hatte früher erkannt, dass die Einlösbarkeit der Scheidemünzen gewichtiger war. Für die gesamte Geldpolitik, von der die Scheidemünzenpolitik wegen der Zunahme der Papiergeldmenge ein immer weniger gewichtiger Teil wurde, kam es auf beide Fakto-
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6.4.3 Der Beitrag der einzelnen Währungsgebiete Das Fundament in der Entwicklung zur Reichswährung war der seit 1750 in Preußen eingeführte 14 Talerfuß, der sich zunächst tatsächlich und schließlich auch rechtlich in Norddeutschland durchsetzte. Der 14 Talerfuß war die Bezugsgröße, mit der im Dresdner Münzvertrag (und in Vorbereitung auf den Dresdner Vertrag auch der Münchner Münzvertrag von 1837) das 24 1/2 Guldensystem verbunden werden konnte. Der Taler im 14 Talerfuß entsprach in Abmessung und Gewicht dem 3 Markstück, das ab 1908 den Taler ersetzte. Der preußische 14 Talerfuß von 1750 wirkte somit bis in das 20. Jahrhundert und für ganz Deutschland hinein. Während die Harmonisierung der Hauptmünzen (des süddeutschen Guldens und des norddeutschen Talers im 14 Talerfuß) durch den Dresdner Münzvertrag, als einem Vertrag zweier großer Währungsgebiete, erfolgte, wurden direkte Konvergenzen der jeweiligen Kleinmünzen nur jeweils innerhalb dieser Währungsgebiete und nicht zwischen ihnen hergestellt. Obwohl sich im Bereich des Münzfußes der preußische 14 Talerfuß als Maßstab unangefochten durchsetzte und nur geringe Veränderungen durch den Wiener Vertrag hinnehmen musste, gab es dennoch nennenswerte Beiträge der anderen Währungsgebiete. Die durch den Wiener Vertrag 1857 resultierenden Veränderungen für den preußischen 14 Talerfuß waren minimal und beruhten darauf, dass statt des 14 Talerfußes, der auf der Kölner Mark gründete, nun ein 30 Talerfuß, bezogen auf das Zollpfund, als Münzgrundgewicht eingeführt wurde.113 Die Beiträge der anderen Währungsgebiete lagen insbesondere in der Teilung und der Gestaltung der Münzen. Der erste Konvergenzschritt im norddeutschen Taler-, Groschen- und Pfenniggebiet bestand darin, dass innerhalb Preußens ab 1821 das Münzwesen völlig vereinheitlicht wurde und unterschiedliche Prägungen für die Provinzen entfielen. Die Unterteilung des Talers in 360 Pfenninge hatte ren an. Heute kommt es eher auf die Begriffe „Geldmenge“ und „Vertrauen“ an, als auf die Begriffe „Seltenheit/Knappheit“ und „Einlösbarkeit“, die das Verständnis für die heutigen Begrifflichkeiten aber vorbereitet haben. 112 „Die Welt“ berichtete am 10.04.2012 unter der Überschrift „Schweden wollen ihr Bargeld abschaffen“, dass nach Informationen der Baseler Bank für Internationalen Zahlungsausgleich der Bargeldanteil in Schweden nur noch bei 3 Prozent, in den USA bei 7 und in der Eurozone bei 9 Prozent liegen solle, weshalb man in Schweden die völlige Abschaffung des Bargelds diskutiere: Die Welt, Schweden wollen ihr Bargeld abschaffen, aktualisiert: 10.04.2012, www.welt.de/106169026, letzter Zugriff: 10.08. 2016; hingegen betont die Deutsche Bundesbank, dass Beträge zwischen 20 und 50 Euro in Deutschland immer noch fast ausnahmslos bar beglichen würden, Handelsblatt-Online, Deutschland ist ein Bargeldland, aktualisiert: 17.10.2012, http://www. handelsblatt.com/finanzen/vorsorge/altersvorsorge-sparen/zahlungsverkehr-deutsch land-ist-ein-bargeldland/7266436.html, letzter Zugriff: 10.08.2016. 113 Das Feingewicht des Talers veränderte sich dadurch jedoch nur um und war damit zu vernachlässigen.
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dabei mit der danziger Unterteilung des Talers in 360 Schillinge ein Vorbild aus einem recht kleinen Staat. Mit der Einführung des Silbergroschens wurde auch ein attraktives Kleinmünzensystem geschaffen, das sich in den folgenden Jahrzehnten faktisch und rechtlich durchsetzte.114 Innerhalb dieses Silbergroschengebietes wurden die Abmessungen, das Gewicht und bei den Silber- bzw. Billonscheidemünzen das Feingewicht vereinheitlicht. Die Kleinmünzenkonvergenz im norddeutschen Talergebiet beruhte nicht auf einem umfassenden Münzvertrag der Staaten dieses Währungsgebietes, sondern erfolgte sukzessive. Er war jedoch viel weitgehender als im Kreuzergebiet des Süddeutschen Münzvereins, wo die Vereinheitlichung der Nominale unterhalb des Kreuzers unverbindlich blieb, und umfasste in den meisten Staaten auch eine Vereinheitlichung des 1 Pfennigstücks als kleinstes Nominal. Die Staaten, die dem preußischen Vorbild folgten, prägten, zum Teil in eigenen Münzstätten, neben dem Silbergroschen auch Halbgroschen und 2 1 /2 Silbergroschenstücke. Ein Sonderfall war die zeitweilige Prägung von 2 Silbergroschen statt der 2 1/2 Silbergroschen nach dem preußischen Vorbild für Hessen-Kassel (AKS Nr. 49) und Reuß jüngere Linie (AKS Nr. 27 und 37). Während das 2 1/2 Silbergroschennominal nach preußischem Vorbild dem schon im 18. Jahrhundert in vielen Ländern gebräuchlichen 1/12 Taler im Wert entsprach, betrug der Wert der 2 Silbergroschenmünze der bislang nicht gebräuchlichen Teilung in 1/15 eines Talers. Hessen-Kassel ließ das 2 Silbergroschenstück nur 1842 und Reuß jüngere Linie nur 1850 und 1855 prägen. Die 2 Silbergroschenprägungen von Hessen-Kassel und Reuß jüngerer Linie im Wert von 1/15 Taler entsprachen den 2 Neugroschenprägungen des sächsischen Neugroschengebietes. Im sächsischen Neugroschengebiet hatte sich die 2 Neugroschenprägung durchgesetzt und die mentale Gewöhnung der Bevölkerung an den Wert des 1/12 Talers überwunden. Da der Übergang zur 2 Neugroschenmünze im Wert eines 1/15 Talers im sächsischen Neugroschengebiet funktionierte, ist davon auszugehen, dass die Aufgabe der 2 Silbergroschenstücke nicht am ungewohnten Bruch 1/15 Taler lag, sondern dass sich Preußen als einflussreichstes Land im Silbergroschengebiet von Anfang an für die 2 1/2 Silbergroschen entschieden hatte und in seinen Münzprägestätten nicht Kapazitäten für ein nicht zwingend erforderliches Nominal vorhalten wollte. Diese Konvergenzen, hin zum preußischen Silbergroschensystem, erfolgten nicht auf Grund staatsrechtlicher Münzverträge zwischen den Staaten, sondern auf Grund fiskalischen, also nicht hoheitlichen Handelns, indem überwiegend die Ausprägung an preußische Münzstätten vergeben 114 Zum zahlenmäßigen Übergewicht der Prägungen für den Staat Preußen im Verhältnis zu den anderen Staaten, die sich dem preußischen Silbergroschensystem anschlossen, siehe Anlage 1.
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wurde. Die Konvergenzen im norddeutschen Silbergroschenraum wurden damit nicht, wie im Gebiet der Kreuzerwährung, durch staatsrechtliche Münzverträge vorangetrieben. Die sukzessive Anlehnung an das preußische Münzsystem erfolgte nicht allein auf Grund eines originären Wunsches nach mehr Einheitlichkeit im (nord)deutschen Münzwesen, sondern auch auf Grund erheblicher faktischer Zwänge, die zum Beispiel zu den Auseinandersetzungen des in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts geführten so genannten preußisch-anhaltischen Zollkriegs führten.115 Teilweise waren kleinere Staaten wie Anhalt bei wichtigen Entscheidungen, wie zum Beispiel den Verhandlungen zum Dresdner Münzvertrag von Preußen, nicht beteiligt und vor vollendete Tatsachen gestellt worden. 116 Einige Staaten versuchten, in eigenen Münzstätten nach preußischem Standard zu prägen (Beispiel Waldeck und Pyrmont, Silbergroschenprägung 1836, 1839). Nachdem sich herausgestellt hatte, dass die kleineren Münzstätten diesen Standard nicht erreichen können, erfolgte die Abgabe an die preußische Münzstätte Berlin. Der wesentlichste Konvergenzschritt des Kreuzersystems im süddeutschen Guldengebiet erfolgte durch den Münchner Münzvertrag von 1837. Mit ihm einigten sich die süddeutschen Staaten auf ein einheitliches Münzsystem, das in Erwartung einer zukünftigen Einigung mit dem deutschen Talergebiet bereits mit dem preußischen 14 Talerfuß kompatibel war. Auf der Ebene der Kleinmünzen einigte man sich zumindest bis hinunter zu den 6 und 3 Kreuzernominalen. Die Vereinheitlichung der kleineren Kleinmünzen von 1 Kreuzer und darunter ist bis zur Einführung der Reichswährung dagegen nicht voll umfänglich gelungen. Allerdings haben einige der süddeutschen Staaten begonnen, ihre 1 Kreuzerbillonprägungen gemäß den für die Gestaltung der 6 und 3 Kreuzermünzen festgelegten Grundsätze auszuprägen, ohne hierzu vertraglich verpflichtet zu sein. Das süddeutsche Gulden- und Kreuzergebiet hat gezeigt, dass wesentliche Konvergenzschritte nicht zwingend durch einen wirtschaftlich und politisch dominierenden Staat wie in Norddeutschland durch Preußen angestoßen werden müssen, sondern auch auf dem Vertragswege zwischen gleichberechtigten Staaten erfolgreich sein können. Die stärksten Impulse gingen dabei nicht von dem bevölkerungsreichsten süddeutschen Staat Bayern, sondern von Baden aus. Mit Ausnahme des französisch-westphälischen Versuchs der Einführung des Dezimalsystems zwischen 1807 und 1813 war es Baden, das den ersten, wenn zunächst auch noch nicht nachhaltigen, Versuch unternahm, in Deutschland das Dezimalsystem im Münzwesen einzuführen. Insbesondere die Vereinheitlichung der 6 und 3 Kreuzerprägung durch Münzverträge in Süddeutschland zeigte, dass auch durch gemeinsam ge115 HECKL, Das Geldwesen Anhalts, S. 365-368. 116 Ebd., S. 570f.
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wollte politische Vereinbarungen und nicht nur, wie im Silbergroschengebiet, durch fiskalische Zwänge eine Vereinheitlichung des Münzsystems erreicht werden konnte. Denn anders als im Silbergroschengebiet gab es bei den süddeutschen Staaten keinen politisch und wirtschaftlich dominierenden großen Staat, so dass die Konvergenzentscheidungen nicht durch die Faktizität der Bedingungen eines dominierenden Staates, sondern durch Verhandlungen vor allem zwischen den mittelgroßen Staaten Bayern, Baden und Württemberg und den sich anschließenden kleineren Staaten erreicht wurden.117 Die Vereinbarung über die 6 und 3 Kreuzermünzen haben auch dazu geführt, dass die meisten Staaten des süddeutschen Raumes 1 Kreuzerbillonmünzen nach den gleichen Grundsätzen ausprägten. Die durch den Münchner Vertrag des Süddeutschen Münzvereins angestoßenen Konvergenzen auch im Kreuzersystem haben damit eine alle Nominale umfassende Reichswährung mental mit vorbereitet, auch wenn der Kreuzer und seine Vielfachen als Nominale mit der Einführung der Reichswährung ihr Ende fanden. In der Reichswährung weiter geführt wurden allerdings Gestaltungsgrundsätze der süddeutschen Kreuzerwährung. Insbesondere die 1 und die 1/2 Markprägung (AKS Nr. 1, 2 und 6) der Reichswährung folgten auf ihrer Wertseite dem Gestaltungsgrundsatz, dass die Wertzahl und die Nominalbezeichnung von einem am unteren Münzrand zusammengebundenen Eichenkranz umgeben waren. Unterschiede ergaben sich nur insoweit, dass die Mark und 1/2 Markprägungen die obere Umschrift „DEUTSCHES REICH“ enthielt und die Jahreszahl nicht unterhalb der Nominalbezeichnung stand, sondern unterhalb des zusammengebundenen Eichenkranzes. Bereits vor Einführung des Neugroschens hatte das sächsische Münzsystem, neben dem hamburgisch-mecklenburgischen Schillinggebiet, die Mark als Bezug ausdrücklich hervorgehoben. Anders als im hamburgischmecklenburgischen Schillinggebiet war die Mark als Münzgewicht in der Umschrift der Billonmünzen vor der Einführung des Neugroschens ausdrücklich genannt worden. Mit der Einführung des Nominals „2 Neugroschen“, das im Wert 1/15 Taler entsprach, löste sich das Neugroschengebiet von den traditionellen Talerbrüchen (1/2, 1/3, 1/6, 1/12, 1/24, 1/48 Taler). Auch hierin lag ein Schritt in Richtung Einführung des Dezimalsystems, in dem das Neugroschengebiet dem norddeutschen Taler- und Groschengebiet vorausgeeilt war. Auch wenn das sächsische Münzsystem seinen Münzfuß gemäß dem preußischen Vorbild unternommen hatte, lag der große sächsische Beitrag zur Entwicklung der Reichswährung darin, insbesondere den 1/3 Taler auszuprägen, der Vorbild für die Mark werden sollte. Dies gilt nicht in erster 117 Österreich hatte auf Grund seiner Währungsschwierigkeiten im 19. Jahrhundert eine solche Dominanzfunktion in Süddeutschland analog der Preußens in Norddeutschland nicht ausüben können.
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Linie für das Feingewicht, da der sächsische 1/3 Taler die Mark im Feingewicht noch um etwa 10 Prozent überstieg, sondern darin, dass der 1/3 Taler in Sachsen, wie später die Mark, in 100 Pfennige unterteilt wurde, da Sachsen den Taler in 300 Pfennige und nicht wie Preußen in 360 Pfenninge unterteilte. Diese Unterteilung des Talers in 300 Pfennige gründete auf der Unterteilung des Neugroschens in 10 statt 12 Pfennige, die damit die Dezimalteilung der Reichswährung mit vorbereitete. Das Gebiet der hamburgisch-mecklenburgischen Schillingwährung, die bremischen und oldenburgischen (hier nur für das Stammland) und die schleswig-holsteinischen Kleinmünzenprägungen waren dagegen von den allgemeinen Konvergenztendenzen in der Kleinmünzenprägung, mit Ausnahme der technischen Entwicklungen und kleineren mittelbaren Auswirkungen durch die zunehmende Anpassung an das preußische Münzsystem, kaum umfasst. Ein symbolischer Beitrag der, oder eher ein symbolisches Zugeständnis an die, hamburgisch-mecklenburgische Schillingwährung lag darin, das Synonym für das 16 Schillingnominal, die Mark, statt des Talers als Nominalbezeichnung für die Reichswährung zu wählen. Erstaunlicherweise waren es die beiden Mecklenburg gewesen, die als erste nach der Reichsgründung versuchten, Kleinmünzen nach der neuen Reichswährung zu prägen, obwohl sich beide Herzogtümer zuvor von einer gemeinsamen Münzpolitik mit den anderen deutschen Staaten so weit wie möglich versucht hatten, fern zu halten. Grundprinzip der mecklenburgischen Münzpolitik war der Wunsch, die Verhältnisse vor Ort möglichst lange selbst zu bestimmen,118 sofern dies wirtschaftlich nicht völlig unvernünftig und unhaltbar geworden war. Volkswirtschaftliche Überlegungen aus einer gesamtstaatlichen Perspektive waren dabei von geringem Belang. Es scheint, dass sogar wirtschaftliche Nachteile für die eigenen Herzogtümer, zumindest in gewissem Umfang, in Kauf genommen wurden, um ein hohes Maß an Eigenverantwortung zu erhalten. Mit ihren Pfennigprägungen von 1872 waren sie zwar die ersten, die Pfennige als Unterteilung der Mark ausprägten, diese Pfennige waren aber andererseits noch explizit als Münzen der beiden Herzogtümer erkennbar, während das ab 1873 durch das Reich ausgeprägte Kleingeld dann reichseinheitlich war. Wären die mecklenburgischen Pfennige von 1872 durch das 2. Reichsmünzgesetz von 1873 langfristig akzeptiert worden, hätte es zu einer völligen Reichseinheitlichkeit der Kleinmünzen nicht kommen kön118 Dieses Beharrungsvermögen, auch gegen den Trend, findet seine stärkste Parallele im mecklenburgischen Verfassungsstreit, in dem es selbst nach der Reichsgründung mit der Einführung des allgemeinen Wahlrechts der Männer für den Reichstag, in beiden Mecklenburg nicht gelungen war, eine Volksvertretung zu schaffen, die aus allgemeinen Wahlen hervorgegangen war. So blieb der Landesgrundgesetzliche Erbvergleich von 1755 mit seinen mittelalterlichen feudalen Strukturen bis 1918 in Kraft, BEI DER WIEDEN, Kurzer Abriss der mecklenburgischen Verfassungsgeschichte, S. 8-15.
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nen. Man kann daher in den Mecklenburger Pfennigprägungen von 1872, statt eines Konvergenzimpulses auch den Versuch sehen, eine voll umfassende Münzgestaltungskonvergenz zu verhindern, um eigene Gestaltungskompetenzen zu erhalten. 6.4.4 Wahrnehmbare Konvergenzen und Konvergenztendenzen Konvergenzen bzw. Konvergenztendenzen sind in folgenden Bereichen feststellbar: - Technische Ausführung (insbesondere: Einführung der Ringprägung, schärfere Konturen); - Gewicht und Feingewicht; - Münzsystem, Nominalbezeichnungen sowie - Gestaltungen und Beschriftungen. Die technische Ausführung der Münzproduktion machte die Münze zum standardisierten Massenprodukt. Mit der Einführung der Ringprägung wurde nun auch der Rand, selbst von Kleinmünzen, standardisiert. Die Münzen wurden so leichter stapelbar und schneller zählbar. Die Kniehebelpresse hatte des Weiteren den Vorteil, mit einer besseren Dosierbarkeit des Prägedrucks schärfere Konturen auf den Münzbildern auszuprägen, ohne den Bruch des Schrötlings zu riskieren. Bei den geringeren Kleinmünzen setzte sich Kupfer zu Lasten des Silbers immer mehr durch: Die letzten Pfennigprägungen in Silber bzw. Billon wurden im 19. Jahrhundert aufgegeben,119 während im Kreuzergebiet das Nominal 1 Kreuzer weiter sowohl in Billon als auch in Kupfer ausgeprägt wurde. Die 10 Pfennigmünzen der Reichswährung (AKS Nr. 11), die grob und in ihrer Funktion den früheren Silber- und Halbsilbergroschen sowie den 6 und 3 Kreuzermünzen entsprachen, waren statt in Billon nur noch als Kupfernickelmünzen ausgeprägt. Während in früheren Epochen das Gewicht und Feingewicht nur in größeren Stückzahlen vereinheitlicht werden konnte (al marco), war dies nun auch bei der Einzelmünze, selbst im Kleinmünzenbereich in gewissem Maße möglich. Dies erleichterte vertragliche Verpflichtungen zwischen den Staaten in Bezug auf Gewicht und Feingewicht bis in die kleinste einzelne Münze, auch tatsächlich zu realisieren. Die Vereinheitlichung von Gewicht und Feingewicht zwischen den Münzen verschiedener Staaten war gleichbedeutend mit der Einigung auf 119 Siehe Sachsen-Coburg-Saalfeld, AKS Nr. 140; eine Ausnahme des Trends von Billon zu Kupfer waren die Groschenprägungen für die preußischen Provinzen Ost- und Westpreußen sowie Posen (AKS Nr. 42, 52 und 53), die zunächst in Kupfer geprägt wurden, bis sie von den „Silbergroschen“ aus Billon 1821 für ganz Preußen abgelöst wurden (AKS Nr. 27).
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ein Münzsystem, das auf einen gemeinsamen Münzfuß und den gleichen Grundsätzen für die Ausmünzung auf diesen Münzfuß gründete. Mit der Möglichkeit, die Herstellung von Münzen in ihren Abmessungen und ihrem Gewicht und Feingewicht stärker zu standardisieren, wurde auch ein Impuls gesetzt, die Nominale sowie die Nominalbezeichnungen zu vereinheitlichen oder zumindest stärker aneinander anzupassen. Beispiele sind hierfür die Übernahme der Nominalbezeichnung „Silbergroschen“ nach preußischem Vorbild oder zumindest die Annäherung an dieses System (zum Beispiel „Groschen“ statt „1/24 Taler“). Weitere Beispiele sind der Verzicht auf die Ausprägung von 6 Pfennigen, 1 1/2 Pfennigen (Lippe, Mecklenburg-Strelitz, Sachsen-Coburg und Gotha), dem Heller (zum Beispiel Bayern) und dem 1/2 Pfennig (zum Beispiel Reuß jüngere Linie). Die Gestaltung der Kleinmünzen schwankte im 19. Jahrhundert zwischen barocker Überladenheit auf der einen Seite und einem Gestaltungsminimalismus mit vielen freien Flächen auf der anderen Seite. Nach der Jahrhundertmitte pendelte sich die Gestaltungsdichte in allen deutschen Staaten auf ein Mittelmaß ein. Einigkeit bestand schließlich auch darin, deutsche statt lateinische Aufund Umschriften und arabische statt römische Ziffern zu verwenden. Es fanden ausnahmslos nur noch große Druckbuchstaben Verwendung, während zu Beginn des 19. Jahrhunderts zumindest teilweise auch kleine Druckbuchstaben und Schreibschrift Verwendung fanden. Auf Abkürzungen in den Auf- und Umschriften wurde schließlich gänzlich verzichtet. Schmückendes Beiwerk konzentrierte sich auf die Darstellung von Kränzen, meist aus Eichenlaub, im realistischen Stil. Bis zur Einführung der Reichswährung folgte die Gestaltung der Wertseite dem Grundsatz, die Nominalbezeichnung in oder in Nähe der Mitte der Wertseite zu platzieren. Die Wertzahl stand über der Nominalbezeichnung, die Jahreszahl und das Münzzeichen darunter. Diese Anordnung wurde allerdings bei den Kleinmünzen von 20 Pfennig und darunter bei der Einführung der Reichswährung aufgegeben. Bei den Reichspfennigprägungen stand allein die Wertzahl in der Mitte des Münzfeldes, und Nominalbezeichnung und Prägejahr wurden in die Umschrift verbannt, während das Münzzeichen auf die Wappenseite wechselte. Die Vereinheitlichung der Beschriftung ging über die Vereinheitlichung der Nominalbezeichnungen hinaus. Die Bezeichnungen „Pfennig“ und „Pfenning“ meinten immerhin schon das gleiche Nominal. Im Laufe des 19. Jahrhunderts kam es über die grundsätzliche Annäherung von Nominalbezeichnungen hinaus auch zu einer gänzlichen Vereinheitlichung von Schreibweisen. Hierzu gehört die Vereinheitlichung zum Wort „Münze“ (statt „Munze“) und „Pfennig“ (statt „Pfenig“ und „Pfenning“) sowie „Kreuzer“ (statt „Kreutzer“).
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6.4.5 Die Gründe für Konvergenzen und Konvergenztendenzen Die Konvergenzen und Konvergenztendenzen in der deutschen Kleinmünzenprägung konnten auf - politischen, - technischen, - ökonomisch-fiskalischen Gründen oder - geschmacklichen Impulsen des Zeitgeistes beruhen. Politische Konvergenzen konnten sich aus der Annexion von Gebieten und dem Verschmelzen von Linien sowie der Übernahme eines Gebietes auf Grund von Kauf oder völkerrechtlichen Verträgen beruhen. Von besonderer Bedeutung war hier die Annexion Hannovers und Kurhessens durch Preußen 1866. Die Linien Anhalts hatten sich bereits ab 1839 darauf verständigt, identische Kleinmünzen für ganz Anhalt herauszugeben. Mit der endgültigen Verschmelzung aller Linien Anhalts 1863 wurden weitere Übereinkünfte zu einer gemeinsamen Münzpolitik obsolet. Technische Konvergenzen ergaben sich auf Grund der allgemeinen technischen Entwicklung, wie zum Beispiel der Möglichkeit, durch die Erfindung und Einführung von Kniehebelpressen auch Kleinmünzen preisgünstig im Ring prägen zu können. Durch die Einführung der Ringprägung in leistungsstarken Münzprägestätten wurden diese Münzen auch mit stärkeren Konturen geprägt. Die Entwicklung hin zur Kleinmünzenprägung im Ring geschah losgelöst von politischen Erwägungen. Dies zeigt sich in der Vergabe von Münzprägungen an leistungsfähige Münzprägestätten anderer Staaten mit anderem Währungssystem, bei denen es zu keiner sonstigen Änderung im Kleinmünzensystem kam (zum Beispiel die Prägungen im Jahr 1855 für Hamburg in Berlin). Die ökonomisch-fiskalische ausgelösten Konvergenzen hingen eng mit den technisch bedingten Konvergenzen zusammen. Die mit der neuesten Münzprägetechnik, der Kniehebelpresse mit Ringprägung, ausgestatteten Münzstätten konnten bei stärkerer Auslastung wirtschaftlicher produzieren als mit der herkömmlichen Münzprägetechnik. Die allerdings mit erheblichen Mehrkosten verbundene Anschaffung dieser Technik ließ es insbesondere für kleinere und mittlere Staaten nicht mehr wirtschaftlich erscheinen, selbst in diese Münzprägemaschinen zu investieren. Auch jenseits politisch-rechtlicher oder technisch-ökonomischer Impulse gab es Konvergenztendenzen durch den Zeitgeist. Dazu gehörte auch eine geschmackliche Konvergenz, die über das vertraglich vereinbarte Mindestmaß hinausging. Der Einpendelung auf ein mittleres Maß an Gestaltungsintensität waren Phasen überladener Münzbilder und minimalistischer Gestaltung vorausgegangen. Neben diesen aus unterschiedlichen Gründen erfolgten Konvergenzen gab es Ermessensspielräume für die Mitgliedstaaten, wo eine weitergehende Konvergenz zwar theoretisch denkbar, aber politisch nicht für sinnvoll er-
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achtet wurde. Auch vor der Reichsgründung wäre es möglich gewesen, dass sich die Vertragsstaaten des Dresdner Vertrages auf eine vollständige Vereinheitlichung ihres Münzsystems geeinigt hätten. Das dies noch nicht einmal innerhalb eines Währungsgebietes und selbst nach der Reichsgründung auch nicht für die Hauptmünzen erfolgte, zeigt wie wichtig es den Vertragsund Einzelstaaten war, zumindest ein kleines Maß an Ermessen in der Münzpolitik noch weiter selbst ausüben zu können. Dass das in den großen Münzverträgen ausgehandelte verbleibende Maß an Einflussnahme von manchen Staaten als zu gering erachtet wurde, zeigt, dass einige Staaten bis zum Schluss den Münzverträgen fernblieben, selbst wenn sie sich teilweise genötigt sahen, auf die dort festgelegten Parameter Rücksicht zu nehmen.120 Im Ergebnis kam es in den großen Münzverträgen darauf an, das wirtschaftliche Zusammenwachsen der deutschen Staaten zu fördern. Zwingende Konvergenzen waren deshalb in Bezug auf den Münzfuß der für den grenzüberschreitenden Handel wichtigeren Hauptmünzen und größeren Scheidemünzen erforderlich. Für die geringerwertigen Kleinmünzen wäre eine Vereinheitlichung zumindest für den grenznahen Handel und für die Staaten, die mangels funktionierenden eigenen Kleingeldsystems auf den Umlauf von Kleinmünzen sogar mehrerer Systeme angewiesen waren, eine Erleichterung gewesen. Das dies selbst im Talergebiet, geschweige denn im gesamten Vertragsgebiet der Dresdner Konvention, nicht gelang, blieb ein Manko. Möglicherweise war es, neben dem bislang nur in Ansätzen realisierten Dezimalsystem, gerade dieser Mangel der, trotz aller Fortschritte durch die großen Münzverträge geschaffenen Verhältnisse, die Ablösung dieses Systems durch die Reichswährung ermöglichte. Dagegen waren Zugeständnisse in der Gestaltung, die die ökonomischen Eckpunkte des Münzsystems nicht berührten, nachrangig. Deshalb konnte man für die Vertragsstaaten Gestaltungsspielräume für das eigene Repräsentativbedürfnis belassen. Selbst mit Einführung der Reichswährung hatte sich dieser Gestaltungsspielraum zur Erhöhung der Akzeptanz der neuen Münzen so sehr bewährt, dass diese kleinen Freiheiten, zumindest für die Großmünzen und Wappen- bzw. Portraitmünzen weiter zugestanden werden konnten oder sogar mussten. Mit der Einführung der Reichswährung gelang sogar der Spagat, sowohl den Einzelstaaten als auch der Nation als Ganzes die Möglichkeit der Repräsentation zu geben. Die zweite Seite der Hauptmünze nahm mit dem Eichenlaub ein zum nationalen Symbol gewordenes Gestaltungselement auf. Die Realisierung der technischen Fortschritte stieß auf kein vergleichbares Abwägungs- und Kompromisserfordernis. Technische Innovationen wurden vergleichsweise zügig zunächst bei den Hauptmünzen, danach bei den Scheidemünzen und schließlich auch bei den kleinsten Nominale realisiert. Hier zurück zu stehen, nur um Eigenständigkeit zu demonstrieren, 120 Mecklenburg mit der Übernahme des 14 Talerfußes für die Hauptmünzen.
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hätte eher dazu geführt jedem am Zahlungsverkehr Beteiligten täglich die Rückständigkeit des eigenen Münzsystems vor Augen zu führen und sich die Übernahme der moderneren Münzsysteme der größeren Staaten nur umso mehr herbei zu wünschen. Gegebenenfalls scheute man sich nicht, die Münzprägung an andere Staaten zu vergeben. Lediglich in der Auswahl des mit der Ausführung beauftragten Staates scheinen gelegentlich politische Motive eine Rolle gespielt zu haben. 6.4.6 Vergleich mit den Entwicklungen in Italien Man könnte vermuten, dass die nationale Einigung in Italien mit der Gründung des Königreich Italiens im Jahr 1861 zwingend zu ähnlichen Entwicklungen wie in den deutschen Staaten bis zur Reichsgründung geführt habe. Für die technischen und gestalterischen Entwicklungen sind die Parallelen auch offensichtlich. Auch die italienischen Münzen wurden im 19. Jahrhundert in ihrem Gewicht und ihren Abmessungen durch die industrielle Fertigung immer stärker standardisiert. Die Gestaltung entsprach den europäischen Gepflogenheiten dieser Zeit: Die Wertseite zeigte die Nominalangabe (Wertzahl und Nominalnamen) in der Mitte innerhalb eines Laubkranzes. Die Portraitseite zeigte den Herrscher im Seitenprofil mit Namen und Titel in der Umschrift.121 Die barocke Überladenheit hatte auch für italienische Münzen ein Ende gefunden und ließ freie Flächen im Münzfeld, womit die gestalteten Flächen deutlicher wahrgenommen wurden. Die technischen und wirtschaftlichen Konvergenzimpulse haben sich nördlich und südlich der Alpen nicht wesentlich voneinander unterschieden. Die Wertverhältnisse der Nominale zueinander waren fest und die dezimale Teilung hatte sich erheblich früher durchgesetzt als in den deutschen Staaten. Diese frühere Übernahme der dezimalen Teilung ist allerdings ein Umstand, der auf Unterschiede in den Entwicklungen hinweist. Im Gegensatz zu den technischen und wirtschaftlichen Konvergenzimpulsen haben sich nämlich die politischen Gegebenheiten mit Einfluss auf die Münzprägungen deutlich voneinander abgehoben. Erste Ansätze zur Übernahme der dezimalen Teilung gab es in Italien bereits bei den Republikanischen Münzprägungen seit 1796.122 Daran konnte die Münzprägung der Münzstände in den italienischen Staaten in der Folgezeit anknüpfen. Die dezimale Teilung der Hauptmünzen hatte sich vor allem im wirtschaftlich starken Norditalien bereits in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts mit der Eingliederung in die Französiche Republik bzw. in 121 Für die Münzen des Königreichs Italien (ab 1861, nicht das z.Zt. Napoleons) siehe: SCHÖN / CARTIER, Weltmünzkatalog, S. 766-771. 122 Zumindest die Neapolitanische Republik hatte 1799 begonnen, 1 Ducato in 100 Grana zu teilen, ebd., S. 704; die Römische Republik teilte neben einem parallel weiter bestehenden traditionellen Teilungssystem 1 Scudo in 100 Baiocci, ebd., S. 706.
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das französiche Kaiserreich und der damit verbundenen Einführung des Französichen Münzsystems großem Umfang durchgesetzt (Piemont, Ligurien, Kirchenstaat).123 Unter starkem Einfluss Frankreichs standen das sogenannte Königreich Italien, in dem Napoleon selbst als „Imperatore e Re“ herrschte, das Königreich Beider Sizilien unter Napoleons Bruder Joachim Murat und das kleine Fürstentum Lucca und Piombino dessen Fürst mit einer Schwester Napoleons als Mitregentin verheiratet war. Auch in diesen Staaten wurden die Hauptmünzen nicht nur rechnerisch dezimal geteilt, sondern die so geteilten Kleinmünzen auch ausgeprägt.124 Während der Restauration kehrten die italienischen Staaten nur teilweise zu den traditionellen Teilungen zurück. Das Königreich Sardinien, zu dem auch die wirtschaftlich starke Lombardei und Piemont gehörten, teilte ab 1816 die Lira in 20 Soldi oder 100 Centesimi.125 Ab dem Jahr 1825 wurde auch im Großherzogtum Toskana der Fiorino in 100 Quatrini unterteilt, auch wenn daneben 10 Paoli nicht streng dezimal 4 Fiorini galten.126 Die Provisorische Regierung der Toskana hat nach dem Verzicht des Großherzog der Toskana, Leopold II. von Habsburg die vorgenannte Teilung beibehalten und mit möglicherweise demonstrativer Absicht im Jahr 1859 einen FiorinoQuattrini Cento, also einen Fiorino zu 100 Centesimi, als einzige Münze ausgeprägt.127 Die zwischen 1959 und 1861 geprägten Münzen der Toskana behielt diese Teilung bei und prägte die Nominale auch in einem Spektrum von 1 Centesimo und 2 und 5 Centesimi in Kupfer über 50 Centesimi und 1, 2 und 5 Lira in Silber bis zu den 10 und 20 Liramünzen in Gold auch aus. 128 Die ab 1861 für das Königreich Italien geprägten Münzen schlossen an diesem entwickelten Münzsystem nahtlos an.129 Schließlich übernahm auch der Kirchenstaat ab 1866 das italienische System,130 im selben Jahr, indem die Lateinische Münzunion, zunächst bestehend aus den Vertragsstaaten Frankreich, Belgien, Italien und der Schweiz, feste Feingewichte für ihre Goldund Silbermünzen und die gegenseitige Anerkennung ihrer Münzen vereinbart hatten. 123 Ebd., S. 699. 124 Das Königreich Italien unter Napoleon teilte 1 Lira in 20 Soldi oder 100 Centesimi und prägte diese Münzen auch aus, ebd., S. 715-717; im Königreich Beider Sizilien wurde ab dem Jahr 1811 das Dezimalsystem in der Münzprägung eingeführt und 1 Lira in 100 Centesimi unterteilt, ebd., S. 718; das Fürstentum Lucca und Piombino unterteilte seit 1805 den Franco in 100 Centesimi, ebd., S. 712. 125 Ebd., S. 754. 126 Ebd., S. 737. 127 Ebd., S. 763, Nr. 1. 128 Ebd., S. 764f., Nr. 1-15. 129 Ebd., S. 765-769, Nr. 1-19; als zusätzliche ausgeprägte Nominale traten das 20 Centesimistück (Nr. 5) und die 50 und 100 Liramünzen hinzu (Nr. 18 und Nr. 19). 130 Ebd., S. 734.
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Anders als in den deutschen Staaten mit den Versuchen des kurzlebigen Königreichs Westphalen von 1808 bis 1813 und dem Versuch Badens 1829/30 die dezimale Teilung der Hauptmünzen einzuführen, gab es in Italien bei der Konstituiierung des Königreichs 1861 hierfür eine ununterbrochene und jahrzehntelange Tradition, die auf dem zu Beginn des 19. Jahrhunderts stärkeren französischen Einfluss als für die deutschen Münzstände beruhte und vor allem den Großteil der italienischen Staaten umfasste. Damit war ein wesentlicher für die deutschen Münzverträge wesentlicher Verhandlungspunkt, das Teilungssystem der Hauptmünzen, auch ohne Münzverträge innerhalb Italiens zustande gekommen. Auch das feste Verhältnis der Nominalgruppen in einem entwickelten Münzsystem auf Basis der Goldwährung mit Silber- und Kupferscheidemünzen war auf französischen Traditionen gewachsen, ohne dass es eines oder mehrerer Münzverträge zwischen den italienischen Staaten bedurft hätte. Italien war durch den französischen Einfluss so früher zu einem System gelangt, das eine weitere Harmonisierung mit anderen Staaten vereinfachte. Diese Ausgangslage hat nicht nur die Vereinheitlichung des italienischen Münzsystems erleichtert, sondern auch eine Grundlage für die Lateinische Münzunion geschaffen. 6.4.7 Schlussbetrachtungen Die münzpolitische Entwicklung der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert verlief in drei Phasen: Während im frühen 19. Jahrhundert der Geldumlauf noch deutlich die Zersplitterung des Alten Reiches zeigte, da keine Bundeswährung, sondern nur Landeswährungen vorhanden waren, die sich zum Teil in regionalen Gruppen zusammengeschlossen hatten131, haben sich in einer zweiten Phase Teileinigungen vollzogen, die auch, aber nicht nur, durch die Münzverträge von München, Dresden und Wien zustande kamen. Erst in der dritten Phase kam es mit den Reichsmünzgesetzen zu einer vollständigen Vereinheitlichung des deutschen Münzwesens unter konsequenter Zugrundelegung des Dezimalsystems.132 An den Konvergenztendenzen in der mittleren Phase hat die preußische Münzreform von 1821, die eine reine Kleinmünzenreform war und die Hauptmünzenreform von 1750 unangetastet ließ,133 den maßgeblichen An131 SCHWARZER, Einleitung, S. 26. 132 SPRENGER teilt etwas abweichend in 4 Phasen: 1. Das erste Drittel des 19. Jahrhunderts mit der preußischen Münzreform von 1821 als wichtigster Harmonisierungsmaßnahme, 2. Die Münzverträge von München (1837) und Dresden (1838), 3. Die Einführung des Vereinstalers durch den Wiener Münzvertrag von 1857, 4. Die „endgültige Harmonisierung des Münz-, Währungs- und Papiergeldwesens“ durch das Münzrecht der Jahre 1871 bis 1875, SPRENGER, Harmonisierungsbestrebungen, S. 121. 133 Ebd., S. 124.
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teil für die Entwicklungen im Taler- und Groschengebiet. Die dort gesetzten Parameter haben die Regelungen über die Hauptmünzen in den Münzverträgen von München, Dresden und Wien erheblich beeinflusst. Diese Regelungen wirkten mittelbar auch auf die deutschen Staaten, die diesen Verträgen nicht beitraten. Aufgrund der weitgehenden Ausklammerung der Kleinmünzen in den Verträgen von Dresden und Wien blieb die Vereinheitlichung des Münzwesens auch für die Vertragsstaaten unvollkommen. Eine Ausnahme ist der regionale Münchner Vertrag, der auch das Kleinmünzenwesen weitgehend, aber ebenfalls nicht abschließend, regelte. Da die Parameter für die Hauptmünze Taler im 14-Talerfuß auf der preußischen Münzreform von 1750 beruhten, die durch die Umstellung auf den 30-Talerfuß des Wiener Münzvertrages kaum verändert wurden, 134 und dieser Taler dem Wert von 3 Mark der späteren Reichswährung entsprach, bestanden die Harmonisierungsbestrebungen für das Münzgeld im 19. Jahrhundert hauptsächlich darin, diese Parameter zu übernehmen und in den Reformen des Kleinmünzensystems. Das heißt, außerhalb der reinen Übernahme des preußischen 14-Talerfußes bestanden die wirklichen Neuerungen der deutschen Münzreformen des 19. Jahrhunderts in den Innovationen bei den Kleinmünzen. Die großen Münzverträge haben zumindest bei den Vertragsstaaten, horizontal betrachtet, zu einem dreistufigen Münzsystem, abhängig von ihrem Nominalwert, geführt: - Die Hauptmünzen, Taler und Gulden, und ihre Teilstücke, standen zueinander in einem festen Verhältnis.135 - Innerhalb des Taler- und Silbergroschensystems auf der einen Seite hatten die größeren Silberscheidemünzen, Silbergroschen und Groschen, bzw. ihre Vielfachen und Teilstücke den gleichen Wert. Gleiches gilt zumindest für die Sechskreuzer- und Dreikreuzermünzen im Guldenund Kreuzergebiet. Groschen- und Kreuzersystem standen zwar in einem festen rechnerischen, aber nicht mehr in einem offensichtlichen Bezug, so wie es für Taler und Gulden der Fall war. - Auf der dritten Ebene der kleineren Kleinmünzen war eine Vereinheitlichung selbst innerhalb der Währungsgebiete nicht erreicht worden. Der preußische Pfennig, der 1/12 des Silbergroschens entsprach, war 134 Die 14 Taler aus der Kölner Mark mit 233,855 Gramm entsprachen faktisch den im 30-Talerfuß geprägten Münzen aus dem Zollpfund von 500 Gramm. Die Abweichung betrug nur theoretische 0,22 %, die sich durch Herstellungstoleranzen und Abrieb leicht egalisieren konnten, ebd., S. 130. 135 Da auch noch der Wiener Münzvertrag nicht alle Kurantmünzen als Vereinsmünzen privilegierte, könnte man sogar an einem vierstufigen Aufbau des Geldwesens der Vereinsstaaten denken. Da dies aber vor allem ein rechtlicher Unterschied war, der mit den tatsächlichen Wertverhältnissen wenig zu tun hatte, ziehe ich eine dreistufige horizontale Betrachtung, die sich an den unterschiedlichen Teilungen der Hauptmünzen orientiert, vor.
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weniger wert als der sächsische Pfennig, der 1/10 des dem Silbergroschen gleichwertigen Neugroschens entsprach. Entsprechendes gilt für die Unterteilung des Kreuzers im Gulden- und Kreuzergebiet, in dem der Pfennig in einigen Staaten geprägt, in anderen nicht geprägt wurde bzw. 1/4 Kreuzer oder in anderen Staaten auch 1/8 Kreuzer galt. Bis zur Einführung der Reichswährung blieb das Münzwesen in Deutschland trotz aller Fortschritte durch die großen Münzverträge damit uneinheitlich. Dies gilt nicht nur, weil nicht alle deutschen Staaten den Münzverträgen beitraten, sondern auch, weil die Verträge die größeren Kleinmünzen nur rechnerisch in Beziehung setzten und die kleineren so gut wie gar nicht zueinander ordneten. Dennoch waren die Münzvertragsstaaten im Vergleich zur Vereinheitlichung der anderen Maße und Gewichte zumindest bei den Hauptmünzen und den größeren Silberscheidemünzen relativ weit gekommen. Selbst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte es in der Vereinheitlichung von Gewichtseinheiten wie Gran, Karat, Skrupel, Quäntchen, Lot, Unze, Pfund noch keine wesentlichen Fortschritte gegeben. 136 Die Vereinheitlichung des Münzgewichtes, der Hauptmünzen und der größeren Silberscheidemünzen war somit auch ein erfolgreiches Beispiel für die weitere Vereinheitlichung von Maßen und Gewichten. Die Fortschritte der deutschen Münzprägung von 1806 bis 1873 können wie folgt zusammengefasst werden:137 - Das Verhältnis von Klein- zu Hauptmünzen war nun stabil. Eine Abwertung der Kleinmünzen im Verhältnis zu den Kurantmünzen, das heißt die Berücksichtigung eines Agios für die Kurantmünzen bzw. eines Disagios für die Scheidemünzen fand nun nicht mehr statt. Hauptund Kleinmünzen standen, zumindest innerhalb der verschiedenen Kleinmünzensysteme der Vertragsstaaten, in einem dauerhaften, festen Verhältnis zueinander. Dieser Stabilisierungsprozess war vorbildhaft für die Weiterentwicklung des Papiergeldes. - Das Dezimalsystem war über die Teilschritte Münzgrundgewicht, Legierungsanteile der Kurantmünzen, Unterteilung der Kurantmünzen in Kleinmünzen verwirklicht worden. Diese Fortschritte in der Einführung des metrischen Systems waren, neben anderen Beispielen, vorbildhaft für die Reformen in anderen Bereichen.
136 Harald WITTHÖFT, Handbuch der Historischen Metrologie, Band 3: Deutsche Maße und Gewichte des 19. Jahrhunderts, Sankt Katharinen 1994, S. 490-519. 137 Ähnlich sieht SPRENGER die Entwicklung. Nach ihm vollzog sich die Harmonisierung des Geldwesens auf den folgenden Ebenen: „Vereinbarung über Währungs- oder Kurantmünzen … nach einheitlichem Münzfuß, einheitliche Bestimmungen für die Ausgabe von Scheidemünzen, Angleichung der Münz- bzw. Rechnungssysteme …, Übergang zu einem einheitlichen äußeren Erscheinungsbild der Münzen …“, SPRENGER, Harmonisierungsbestrebungen, S. 121.
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- Mit der Einführung eines einheitlichen Münzsystems in Deutschland bei gleichzeitigem Übergang zur Goldwährung wurde die Anbindung an das internationale Geldsystem erleichtert. - Die technische Standardisierung der Münzproduktion erleichterte die Vergabe der Herstellung an Münzstätten anderer Staaten. Die Verlässlichkeit der Abmessungen und des Gesamt- und des Feingewichtes waren auch die wichtigste Grundlage für die Automatentauglichkeit der Münzen im 20. Jahrhundert. Die Ringprägung für alle Münznominale mit aufgestauchtem Rand erleichterte die Stapelbarkeit der Münzen und damit einen schnelleren Zahlungsverkehr. - Mit dem Einsatz neuer Münzproduktionstechniken wurde nicht nur die für die Industriealisierung typische Standardisierung, sondern auch eine wirtschaftlich effizientere Münzproduktion, ebenfalls ein wichtiges Merkmal der Industrialisierung, erreicht. - Die sprachliche Vereinheitlichung, z.B. in der Verwendung der Nominalbezeichnung, war eine Analogie zur technischen Rationalisierung. - Die künstlerische Entwicklung, hin zu einer ausgewogenen Gestaltung der Münzbilder, ist vorbildhaft bis in unsere Zeit. Neben diesen zum Teil bis heute nicht übertroffenen Erfolgen der deutschen Münzentwicklung des 19. Jahrhunderts gibt es Lehren,138 die bis in unsere Zeit auf die Geldpolitik Einfluss ausüben: Die Einführung der Eurowährung im Barzahlungsverkehr im Jahr 2002 mit einer europaweit einheitlichen Wertseite und national unterschiedlich gestalteten Rückseiten hat Parallelen zu den Entwicklungen im norddeutschen Silbergroschengebiet und den Vorschriften des Süddeutschen Münzvereins. Augenfällig ist dies zunächst bei der äußeren Gestaltung und der technischen Perfektion der Münzen. Die äußere Gestaltung folgt auch für die Europrägung Grundsätzen, deren Ausbildung nicht im 19. Jahrhundert begann, aber in dieser Zeit ihren Abschluss fand. Die Gestaltungsdichte auf den Münzfeldern hatte sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts auf das uns heute vertraute Maß eingependelt. Die Verwendung der Landessprache und einheitlicher Nominalbezeichnungen139 und der arabischen, statt der römischen Ziffern, wurde seitdem nicht mehr in Frage gestellt. Allenfalls die Verwendung der Umrisse des europäischen Kontinentes als Motiv auf den Wertseiten ist ein neues Gestaltungselement. Wesentlicher ist, dass die heute erzielte Genauigkeit der technischen Abmessungen und des Gewichtes 138 Zu den Abgrenzungen der Begriffe Erfolge und Lehren der Geschichte: JUNGHANS, Das Erbe der Geschichte, S. 22-26. 139 Auf den Wertseiten der Euromünzen durch minimalistische Beschriftung und dem Kunstwort „Euro“ gut in die Landessprache integrierbar gelöst. Für die Wertseite der Europrägungen ist Griechenland eine Ausnahme, da es nur auf der Rückseite die griechischen Buchstaben verwendet.
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der Münzen heute keinen wesentlichen Fortschritt zu den Münzen brachte, die im 19. Jahrhundert auch auf der Kleinmünzenebene schließlich im Ring und mit der Kniehebelpresse hergestellt wurden.140 Ein Fortschritt ist jedoch die Fähigkeit Bicolormünzen, wie die 1- und 2 Euromünzen, herzustellen. Hierin mag man nicht unbedingt einen ästhetischen Vorteil sehen, aber diese Münzen sind weitaus fälschungssicherer als die nur aus einer Legierung bestehenden Münzen.141 Neben diesen rein äußerlichen Erscheinungen der Münzen sind die Eigenschaften entscheidender, die ihren (inneren) Wert oder ihre sonstigen Funktionen ausmachten. Es entfiel bei den edelmetallfreien Euromünzen142 das Erfordernis sich auf ein Münzgrundgewicht und einen Münzfuss zu einigen. Stattdessen waren nun die Standardisierung des Gesamtgewichtes143 der Münzen entscheidend um eine Automatentauglichkeit der Münzen aller Mitgliedstaaten,144 nicht nur für Waren- und Dienstleistungsautomaten (z.B. Parkscheinautomaten), sondern auch für die Zählautomaten des Handels und der Banken zu gewährleisten.145 Das Gesamtgewicht der Münzen, auch der Kleinmünzen, des 19. Jahrhunderts zu standardisieren war zwar von vielen als wünschenswert eingestuft worden und wurde auch schon in einem großen Umfang realisiert, im Zweifel kam es aber für einen Wertvergleich der Münzen nicht auf das Gesamt- sondern das Feingewicht an. Dies zeigt das Beispiel des Hessen-Kasseler Silbergroschens (AKS Nr. 50), der im Feingehalt dem preußischem Silbergroschen sehr nahe kam, sich aber im Gesamtgewicht deutlich von ihm unterschied und dennoch dem Silbergroschengebiet nach preußischen Vorbild zugerechnet werden konnte.146 140 Zu den damals und heute erzielbaren Schwankungen im Gesamtgewicht, siehe Anlage 2. 141 Für die Fälschungssicherheit beim Automatenzahlungsverkehr sind Münzen mit anderem Legierungskern als in der Ummantelung wirksamer. Sie fallen, anders als Bicolormünzen dem menschlichen Auge aber nicht auf. 142 Gemeint sind weiterhin nur Kursmünzen. Gedenkmünzen können die Mitgliedstaaten auch mit Silber- oder Goldgehalt prägen und praktizieren dies auch teilweise. 143 Darüber hinaus war auch die Vereinheitlichung der Abmessungen der Münzen für die Automatentauglichkeit zwingend. Diese war aber im Laufe des 19. Jahrhunderts sogar für die Kleinmünzen schon erreicht worden. 144 Dies gilt in einem großen europäischen Binnenmarkt umso mehr, da die Automatenhersteller bestrebt sind ihre auf die Aufnahme von Euromünzen zugeschnittenen Produkte in allen Staaten des Euroraumes abzusetzen. 145 Es ist denkbar, dass der Fortschritt der Automatentechnik es zukünftig erlauben könnte auch im Gesamtgewicht und Abmessungen nicht standardisierte Münzen zu dem ihnen bestimmten Nominalwert zuzuordnen, z.B. durch Beschriftung, Strichcode oder sogar der Integration eines Chips. In Anbetracht des vergleichsweise geringen Wertes der Euromünzen erscheinen solche theoretisch denkbaren und noch sehr aufwendigen und kostenträchtigen Möglichkeiten sinnlos. 146 Nur deshalb stieß die Integration des hessischen Silbergroschens in das preußische Münzsystem nach der preußischen Annexion auf keine Schwierigkeiten.
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Von ebenso großer Bedeutung war es unterschiedliche Unterteilungen der größeren Nominale zu vermeiden, da dies die Vereinheitlichung zur Herstellung der Automatentauglichkeit konterkariert hätte. Durch die im Laufe des 19. Jahrhunderts erfolgte Akzeptanz des Dezimalsystems und der Unterteilung des Hauptnominals in 100 Münzen des kleineren Nominals in Deutschland und fast allen Staaten Europas, gab es hierzu keine streitigen Diskussionen. Anders verhielt es sich mit den Nominalbezeichnungen. Um eine Dominanz des als Kerneuropa bezeichneten Raumes der Staaten Frankreich, Deutschland und der sogenannten Benelux-Staaten nicht schon in der Währungsbezeichnung zu demonstrieren, entschied man sich für den Kunstnamen „Euro“. Um den Cent als Unterteilung gab es keine Diskussionen. Ganz pragmatisch wurde es den Griechen gestattet, ihre Centmünzen gemäß ihrer Tradition „Lepto“147 zu nennen und, bei Beibehaltung der zwingenden Bezeichnung „Eurocent“ auf der Wertseite, auf der national selbst gestaltbaren Rückseite die herkömmliche Nominalbezeichnung aufzuprägen.148 Eine Vergleichbarkeit zur deutschen Situation im 19. Jahrhundert ist erkennbar: in beiden Fällen wurde darauf verzichtet Währungsbezeichnungen für ein zusammenwachsendes Gebiet zu wählen, dass den kleineren Staaten das Gefühl gegeben hätte als Anhängsel einem etablierten Währungsgebiet nur beizutreten. Dies war offensichtlich für eine Währungsbezeichnung „Taler“ oder „Gulden“ im 19. Jahrhundert, als auch für „Franken“ oder „Mark“ für die Einführung einer europäischen Währung befürchtet worden. In dem einen Fall griff man daher auf eine Bezeichnung zurück, die als Münzgrundgewicht allen bekannt war und mit der man gleichzeitig dem Identitätsbedürfnis eines kleinen beitretenden Währungsgebietes entgegenkommen konnte. In dem anderen Fall gab es zwar keine währungsgeschichtliche Tradition, aber als Wortkürzel für den Kontinent und Kunstwort konnte der „Euro“ gleichzeitig als Programm für das zukünftige Wachsen des „Euroraumes“ und als Symbol des Neuen verstanden werden. Parallelen zeigt auch der Umgang mit dem immer noch vorhandenen Gestaltungsbedürfnis der Mitgliedstaaten. Sowohl bei der Einführung der Reichs- als auch bei der Eurowährung verblieben den einzelnen Mitgliedstaaten, außerhalb ihrer Mitwirkungsrechte auf Reichs- bzw. europäischer Ebene, kaum noch eigene Gestaltungsspielräume. In beiden Fällen wurden nur noch optische Mitgestaltungsrechte zugestanden, die ohne wesentlichen Einfluss auf die grundlegenden Fragen für das Funktionieren der Währun147 Plural: Lepta. 148 Damit verfuhr man liberaler als bei der Einführung der Reichswährung, wo es zwar aus Sicht des Gesamtstaates nicht sinnvoll, aber denkbar, gewesen wäre den Mitgliedstaaten die Gestaltung der Kleinmünzen zumindest auf einer Seite zu belassen und dort als Synonym für den Pfennig als Zweitnominalbezeichnung „Heller“ und „ 1/4 Kreuzer“ zuzulassen.
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gen hatte. Gerade für diese optischen Mitgestaltungsrechte ist die Analogie für beide Zeiträume besonders deutlich: Die für den Zahlungsverkehr für des Erkennen des Wertes der Münze149 wesentliche Wertseite wurde reichsbzw. europaeinheitlich gestaltet. Die gegenüberliegende Seite150 wurde Gestaltungsspielraum der Mitgliedstaaten.151 Es kann davon ausgegangen werden, dass gerade für die deutschen Monarchien des 19. Jahrhunderts,152 das Repräsentationsbedürfnis auf den Münzen besonders groß war. Seit der Antike war die Münze das wichtigste Medium, um Staatlichkeit und die Präsenz des Kaisers dem Bürger täglich vor Augen zu führen. Nach der Reichsgründung konkurrierten die Fürsten der Mitgliedstaaten im besonderen Maße mit der Zeitungspräsenz des Kaisers und des Reichskanzlers. Die Münze war ein geeignetes Mittel sich zumindest im Zahlungsverkehr in Erinnerung zu rufen,153 auch wenn man auf Währungsfragen keinen gewichtigen oder gar direkten Einfluss mehr ausüben konnte. Aber auch die als Republik verfassten Mitgliedstaaten154 hatten nicht etwa zugunsten von Symbolen des Reichs oder gar des Kaisers auf die Gestaltung der Wappenseite verzichtet. Eine solche politische Bedeutung werden die Euromünzen für die repräsentativen Monarchien heute nicht mehr haben, selbst wenn das Maß an Eitelkeit der heute abgebildeten Monarchen höher sein sollte als das ihrer Amtsvorgänger im 19. Jahrhundert. Während das Portrait auf den Münzen des 19. den eigenen, personalen, 149 Für den Einführungszeitraum einer neuen Währung besonders wichtig um die Akzeptanzbereitschaft der Bevölkerungen nicht auch noch mit Irrtümern im Zahlungsverkehr zu belasten. 150 Erst im 20. Jahrhundert wurde die Wertseite als Vorderseite und die gegenüberliegende unzweifelhaft als Rückseite angesehen. Bis in das 19. Jahrhundert hinein galt eher die Wappen- bzw. Portraitseite als die wichtigere. Wann der Prioritätswechsel einsetzte ist nicht klar. Ein wesentlicher Faktor war aber auf den ersten Blick zu erkennen ob es sich z.B. um einen höherwertigen sächsischen oder geringer wertigen preußischen Pfennig handelte. Dies ging mit dem Blick auf das Wappen und Fühlen des Durchmessers schneller als mit der Entzifferung der Umschrift der Wertseite. 151 Auch SPRENGER hält es für möglich, dass „diese Parallele dem Rat der EU bekannt war oder sogar als Vorbild diente“, SPRENGER, Das Geld der Deutschen, S. 266. 152 Die noch keine repräsentative Monarchien waren, sondern die Politik maßgeblich gestalten wollten. 153 Wobei mit der nun bei einer im ganzen Reich geltenden Währung eine zunehmende Fluktuation der Münzen mit dem eigenen Bildnis über die Grenze der Mitgliedstaaten hinaus das Portrait der Landesherren im eigenen Staat immer seltener und das der größeren Staaten, besonders Preußens, aufgrund der nach Bevölkerungszahl aufgeteilten Prägevolumina, immer häufiger wurde. Gleiches gilt heute für die Euromünzen kleiner Staaten, wie z.B. Luxemburg, die in ihrem eigenen Land von den auflagenstarken Münzen mit deutscher und französischer Rückseite immer mehr verdrängt werden. 154 Nur noch die Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck, da Frankfurt schon vor der Reichsgründung von Preußen annektiert worden war.
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Mitwirkungsanspruch repräsentierte, oder vortäuschte, ist der abgebildete Monarch auf den Euromünzen nur noch Symbol seines Mitgliedstaates. Entscheidend ist, dass damals wie heute, es ein Bedürfnis gab, den eigenen Mitgliedstaat auch im Erscheinungsbild des Geldes präsent zu halten. Dennoch gibt es Unterschiede: Während es mit der Reichswährung gelang, gerade die Kleinmünzen von der Mitgestaltung der Mitgliedstaaten freizuhalten, und das Repräsentationsbedürfnis auf die wertvolleren Großmünzen von 2 Mark und höher gelenkt werden konnte, sind die Euroscheine heute, die die Funktion der Hauptmünzen übernommen haben,155 im Euroraum einheitlich gestaltet.156 Dies ist von größerer Bedeutung als dies auf den ersten Blick erscheinen mag. Bei den Haupt- als Kurantmünzen waren die Möglichkeiten einen Schlagschatz zu generieren überschaubarer. Nach dem ersten Reichsmünzgesetz von 1871 war die Frage der Gesetzgebungskompetenz der Mitgliedstaaten in Bezug auf die Klein- und sogar die Silbermünzen noch unklar. Es drohte, dass sich Staaten, mit der Absicht einen höheren Schlagschatz zu Lasten der Währungsstabilität zu verschaffen, die gemeinsame Währung in Gefahr brachten. Jahrhundertealte Erfahrungen mit der mangelnden Verbindlichkeit von reichsweiten Vorgaben waren den Finanzpolitikern zur Zeit der Reichsgründung immer noch präsent. Wollte man dauerhaft ganz sicher sein, dass sich die Tür zu Divergenzen im deutschen Währungssystem nicht mehr öffnen können, mussten gerade die Kleinmünzen vereinheitlicht werden. Nur dann blieb ein Pfennig immer ein Pfennig der 1/100stel der Mark wert war und es musste nicht danach differenziert werden ob ein Preußischer oder Sächsischer Pfennig gemeint war, der dann vielleicht noch ein Aufgeld zum nominellen Wert erforderte. Die Einführung der Reichswährung war aufgrund zum Teil ganz unterschiedlicher Voraussetzungen keine Blaupause für die Einführung einer gemeinsamen europäischen Währung. Vieles musste anders entschieden werden als rund 130 Jahre zuvor. Dennoch gab die Einführung der Reichswährung Hinweise an, welche Problemlagen auch zu denken war. Sollte es eines Tages zur Einführung einer Weltwährung kommen157, könnten wieder vergleichbare Fragen auftauchen für deren Lösung nicht nur die Beschäftigung mit dem Beginn der Eurowährung, sondern auch der Reichswährung und den Schritten zu ihr, wertvolle Anregungen liefern könnte. 155 Der Wert eines heutigen 5 Euroscheines ist sogar bedeutend geringer als der einer 2 Markmünze in den Jahren nach der Reichsgründung. 156 Die Bereitschaft auf eigene Gestaltungskompetenzen für die Euroscheine zu verzichten, wurde durch die Abbildung von Bauwerken, die zwar kein konkretes Vorbild haben sollen, aber Baustile zeigen, für die es in den jeweiligen Mitgliedstaaten Beispiele der Identifikation gibt, sicherlich gefördert. 157 Dann würde klugerweise darauf verzichtet werden sie als „Dollar“, „Euro“, „Yen“ oder wahrscheinlicher noch „Renminbi“ zu bezeichnen, sondern vielleicht als „Globalo“ falls nicht der Taler als eine Wurzel des Dollar und über die Mark auch des Euro auch in Asien Akzeptanz finden würde.
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„Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.“ Mark Twain
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7. QUELLENVERZEICHNIS 7.1 Archivquellen Akten des Geheimen Staatsarchives Preußischer Kulturbesitz (zitiert: GStA): I. HA Rep. 77 Ministerium des Innern, Tit. 32 Münzsachen, Nr. 22: Acta betr. das Gesetz über die Münzverfassung in den Preußischen Staaten vom 30. September 1821, Laufzeit 1821-1867. I. HA Rep. 89 Geheimes Zivilkabinett, jüngere Periode, Nr. 27017, 27019: Allgemeine Bestimmungen in Münzangelegenheiten, Lauf zeit 1823-1867. I. HA Rep. 151 Finanzministerium: IA Nr. 2088: Allgemeine Bestimmungen über Münzangelegenheiten, Bd. 4, Laufzeit: 1821-1822. IA Nr. 2100-2103: Einführung eines neuen Münz-, Maß- und Gewichtssystems in den deutschen Staaten, Laufzeit: 1829-1839. III. HA Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten: II Nr. 1713-1717: Allgemeine Bestimmungen über das Münzwesen. Ein- und Ausfuhr preußischer und ausländischer Münzen. Kurs der preußischen Münzen im Ausland und umgekehrt, Laufzeit: 18161861. II Nr. 1752-1764: Verhandlungen in Wien über eine allgemeine Münzkonvention, Laufzeit: 1853-1873. Akten des Sächsischen Hauptstaatsarchivs (zitiert: SächsHStA): 10692 Ständeversammlung des Königreich Sachsen. Landtag 1836-1837: I. Kammer, Direktionalakten: Nr. 1040 Acta der II ten Deputation der ersten Kammer, Das Münz und Geldwesen hiesiger Lande betrf. Nr. 1041 Acta der II ten Deputation der ersten Kammer, Beilagen zum Münz und Geldwesen hiesiger Lande. II. Kammer, Direktionalakten: Nr. 1297 Acta. Das Münz. Und Geldwesen betrf. bei der II. ten Deputation der II. Kammer 1837.
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7. Quellenverzeichnis
Landtag 1839-1840: I. Kammer, Direktionalakten: Nr. 1507 Acta der ersten Kammer. Die Gesetzentwürfe zu Einführung des 14 Thalerfußes in hiesigen Landen betrf. Nr. 1558 Acta der I. und II. Deputation der I. Kammer. Das Allerhöchste Decret die Einführung des 14 Thalerfußes betr. II. Kammer, Direktionalakten: Nr. 1666 Acta der II. Kammer über das Allerhöchste Decret die Einführung des 14 Thalerfußes betreffend. Akten des Bayrischen Hauptstaatsarchivs (zitiert: BayHStA): 25606 Acta des Staats Ministeriums des K. Hauses und des Aeußeren, Das Münzwesen auf dem Grund Berl. Reg: vom 21. Mai 35 u. den M.Conf.Verh. v. 12. Septr. 1837 § 8, so wie die in Hinsicht der von einigen Zollver. Staaten vorgenom. Herabsetz: der Viertel u. halben Kronenthaler ergangenen Einladung zu einer Münzvereinbarung, hier der Zusammentritt der Vereinsbevollmächtigten der Süddeutschen Staaten, die Erneuerung einer diesseitig: Emissairs zur Münz Conferenz u. die Verhandlungen dieser Commission etc. betr., Vom 23. Mai 1837 bis 25. August. 25607 [wie oben], Vom [nicht lesbar, da mit Etikett überklebt] August 1837 bis 29. July 1841. 25610 Acta des Staats Ministeriums des K. Hauses und des Aeußern. § 8. Das Münzwesen in Bezug auf die Berliner Registr. vom 21 Mai 1835 u. dem Verk: der Münzk: gew. Conf. vom 12 Septr. 1836 § 8, eigentlich die zwischen Bay. Württ. Baden. Hessen, Nassau u. Frankfurt unterm 25 Aug. 1837 zu München abgeschlos: Münz Convent. u. besond: Übereinkunft über die Scheide Münze, hier die Verhandlungen mit der Krone Preußens über die Annahme eines gleichen Münzsystems im Zollvereine betr, Vom [nicht lesbar, da mit Etikett überklebt] 1837. bis 25 Febr. 1838. 25611 Acta des Staats Ministeriums des K. Hauses und des Aeußern. Die Einleitung wegen einer Vereinbarung über neue Goldmünzen im Münzverein der Süddeutschen Staaten…Vom [nicht lesbar, da mit Etikett überklebt] 1839 bis [nicht lesbar, da mit Etikett überklebt]. Akten des Landeshauptarchivs Mecklenburg-Vorpommern (zitiert: LHA Mecklenburg-Vorpommern): Akten der Mecklenburgischen Gesandtschaft in Berlin, 5.12- 2/3, 638.
7. Quellenverzeichnis
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7.2 Rechtsquellen Die Rechtsquellen sind ungeachtet ihrer Herkunft und hierarchischen Stellung chronologisch geordnet: Gesetz über die Münzverfassung in den preußischen Staaten vom 30. September 1821, Gesetzsammlung für die Königlich Preußischen Staaten Nr. 673, S. 159-162, in: Walter GRASSER, Deutsche Münzgesetze 18711971, München 1971, S. 384-389. Münchner Münzvertrag, Münz-Convention vom 25. August 1837 (Regierungs-Blatt für das Königreich Bayern, Spalte 745-759), in: Karl Dieter SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung seit 1871. Münzen, Papiergeld und Notenbanken mit den Münzverträgen der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert, München 1973, S. 415-417. Besondere Uebereinkunft, die Scheidemünzen betreffend, vom 25. August 1837 Regierungs-Blatt für das Königreich Bayern, Spalte 755), in: Karl Dieter SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung seit 1871. Münzen, Papiergeld und Notenbanken mit den Münzverträgen der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert, München 1973, S. 417f. Gesetz über Annahme und Ausgabe des Conventions= und Preussischen Geldes nach einem festen Course vom 8. Januar 1838, in: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, S. 19-21. Uebereinkunft der bei der Münz-Converenz in Dresden anwesenden Bevollmächtigten der Staaten des süddeutschen Münzvereins vom 18. Juni 1838 (Verhandlungen der allgemeinen Münzconferenz unter den Staaten des Zoll- und Handels-Vereins im Jahre 1838, Anlage S. 7) und Separat-Artikel zur Uebereinkunft vom heutigen, in: Karl Dieter SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung seit 1871. Münzen, Papiergeld und Notenbanken mit den Münzverträgen der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert, München 1973, S. 424f. Dresdner Münzvertrag, Allgemeine Münzkonvention der zum Zoll- und Handelsvereine verbundenen Staaten vom 30. Juli 1838 (GesetzSammlung für die Königlichen Preußischen Staaten, Jahrg. 1839 S. 18), in: Karl Dieter SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung seit 1871. Münzen, Papiergeld und Notenbanken mit den Münzverträgen der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert, München 1973, S. 418-420. Besondere protokollarische Uebereinkunft zu der allgemeinen Münzconvention vom 30. Juli 1838 (Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, Jahrg. 1839 S.10), in: Karl Dieter SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung seit 1871. Münzen, Papiergeld und Notenbanken mit den Münzverträgen der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert, München 1973, S. 423f.
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7. Quellenverzeichnis
Separatartikel zu der allgemeinen Münzconvention der zum Zoll- und Handelsvereine verbundenen Staaten vom 30. Juli 1838 (Verhandlungen der allgemeinen Münzconferenz unter den Staaten des Zoll- und Handels-Vereins, S. 150), in: Karl Dieter SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung seit 1871. Münzen, Papiergeld und Notenbanken mit den Münzverträgen der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert, München 1973, S. 420-423. Verordnung wegen vorläufiger Einstellung der Silberausmünzung im 20 Guldenfuße und wegen Ausprägung von Zwei= und Einthalerstücken im 14 Thalerfuße vom 11. Januar 1839, Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, S. 12f. Gesetz, die künftige Münzverfassung im Königreiche Sachsen betr., Vom 20. Juli 1840, in: Gesetz- und Verordnungsblatt, S. 173-176. Verordnung, betreffend die Ausgabe von zwei und einen halben Silbergroschen=Stücken Scheidemünze. Vom 28. Juni 1843., Gesetz=Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten Nr. 21., Nr. 2357. Bestimmungen wegen der kupfernen Dreipfennigstücke, 19. September 1843, in: Gesetzsammlung für die Mecklenburg-Schwerinschen Lande. Zweite Folge, umfassend den Zeitraum vom Anfang dieses Jahrhunderts bis zum Jahr 1848, III. Band Nr. 2827. Convention zur weitern Ausbildung und Vervollständigung des süddeutschen Münzwesens vom 27. März 1845 (Regierungs-Blatt für das Königreich Bayern, Spalte 417), in: Karl Dieter SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung seit 1871. Münzen, Papiergeld und Notenbanken mit den Münzverträgen der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert, München 1973, S. 425f. Verordnung wegen der Einführung des 14- Talerfußes vom 14. Januar 1848, in: Gesetzsammlung für die Mecklenburg-Schwerinschen Lande. Zweite Folge, umfassend den Zeitraum vom Anfang dieses Jahrhunderts bis zum Jahre 1848. III. Band 1848. Verfassung des Deutschen Reiches vom 28. März 1849 (sogenannte „Paulskirchenverfassung“), Artikel IX § 45, in: Rudolf SCHUSTER (Hrsg.), Deutsche Verfassungen, München 1992, S. 93. Wiener Münzvertrag vom 24. Januar 1857 (Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten S. 312), in: Karl Dieter SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung seit 1871. Münzen, Papiergeld und Notenbanken mit den Münzverträgen der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert, München 1973, S. 425-431. Separatartikel zum Wiener Münzvertrag vom 24. Januar 1857 (Preußischer Landtag, Anlage Nr. 32 zu den Verhandlungen des Herrenhau-
7. Quellenverzeichnis
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ses), in: Karl Dieter SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung seit 1871. Münzen, Papiergeld und Notenbanken mit den Münzverträgen der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert, München 1973, S. 431437. Verordnung, betreffend die Form und das Gepräge der Münzsorten, welche in Gemäßheit des Gesetzes vom 4. Mai 1857, über das Münzwesen ausgeprägt wurden. Vom 21. Juni 1857., Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten, Nr. 33. Verordnung, betreffend die Zulassung der nach dem neuen Vereinsmünzfuße ausgeprägten Münzen in Mecklenburg-Schwerin, vom 22. Januar 1858, Regierungs=Blatt für das Großherzogthum MecklenburgSchwerin, Jahrgang 1858 No. 4., ausgegeben 5. Februar 1858. Vertrag über das Münzwesen des süddeutschen Münzvereins vom 7. August 1858 (Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten, Jahrg. 1859 S. 281), in: Karl Dieter SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung seit 1871. Münzen, Papiergeld und Notenbanken mit den Münzverträgen der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert, München 1973, S. 438-440. Verfassung des Norddeutschen Bundes vom 16. April 1867, Bundes- und Gesetzblatt des Norddeutschen Bundes 1867, S. 1-23. Staatsvertrag zwischen Preußen für Sich, sowie im Namen und in Vertretung von Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen, SachsenWeimar-Eisenach, Oldenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-KoburgGotha, Sachsen-Altenburg, Braunschweig, Anhalt, Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Waldeck und Pyrmont, Reuß älterer Linie, Reuß jüngerer Linie, Schaumburg-Lippe und Lippe, einerseits, und Oesterreich für Sich, sowie im Namen und in Vertretung von Liechtenstein, andererseits, betreffend das Ausscheiden des Kaiserthums Oesterreich und des Fürstenthums Liechtensteins aus dem Deutschen Münzverein vom 13. Juni 1867 (Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten S. 1801), in: Karl Dieter SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung seit 1871. Münzen, Papiergeld und Notenbanken mit den Münzverträgen der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert, München 1973, S. 440f. Gesetz zur „Maaß- und Gewichtsordnung für den Norddeutschen Bund. Vom 17. August 1868.“, Bundes=Gesetzblatt des Norddeutschen Bundes. Nr. 28, Nr. 156, in: Moses MENDELSSOHN, M. Mendelsohn`s Handbuch der Münz-, Maaß- und Gewichtskunde, Neustrelitz 1994 (= ND der Ausgabe: Potsdam 1855), S. 103-104. Gesetz über die Ausgabe von Papiergeld vom 16. Juni 1870 (Bundesgesetzblatt des Norddeutschen Bundes, S. 507), in: Karl Dieter SEIDEL
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(Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung seit 1871. Münzen, Papiergeld und Notenbanken mit den Münzverträgen der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert, München 1973, S. 80. Gesetz, betreffend die Gründung öffentlicher Darlehnskassen und die Ausgabe von Darlehnskassenscheinen, vom 21. Juli 1870 (Bundesgesetzblatt des Norddeutschen Bundes, S. 499), in: Karl Dieter SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung seit 1871. Münzen, Papiergeld und Notenbanken mit den Münzverträgen der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert, München 1973, S. 442-444. Reichsverfassung vom 16. April 1871 (sogenannte „Bismarcksche Reichsverfassung“; RGBl. S. 63ff.), Artikel 4, in: Rudolf SCHUSTER (Hrsg.), Deutsche Verfassungen, München 1992, S. 139. Beratung über den Gesetzentwurf, betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen, am 11. November 1871 durch die Vertreter der Reichsregierung, Präsident des Reichskanzler-Amts, Staatsminister Delbrück (stenografische Berichte über die Verhandlungen des Deutschen Reichstages, I. Legislaturperiode, II. Session 1871, S. 226), in: Karl Dieter SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung seit 1871. Münzen, Papiergeld und Notenbanken mit den Münzverträgen der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert, München 1973, S. 8-10. Gesetz, betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen, vom 4. Dezember 1871 (RGBl. S. 404), in: Karl Dieter SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung seit 1871. Münzen, Papiergeld und Notenbanken mit den Münzverträgen der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert, München 1973, S. 1f. Begründung zum Gesetz, betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen, vom 4. Dezember 1871 (Drucksache Nr. 50 zu den Verhandlungen des Reichstages, I. Legislaturperiode, II. Session 1871), in: Karl Dieter SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung seit 1871. Münzen, Papiergeld und Notenbanken mit den Münzverträgen der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert, München 1973, S. 2-8. Beschlüsse des Bundesrates vom 7. Dezember 1871 zur Ausführung des Gesetzes, betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen, vom 4. Dezember 1871 (Protokolle über die Verhandlungen des Bundesraths des Deutschen Reiches, S. 385, § 641), in: Karl Dieter SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung seit 1871. Münzen, Papiergeld und Notenbanken mit den Münzverträgen der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert, München 1973, S. 10f. Gesetz, betreffend die Abschaffung des bremischen Münzensystems und die Einführung der Markrechnung. Vom 30. April 1872, in: Hermann JUNGK, Die bremischen Münzen. Münzen und Medaillen des
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ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS AKS
ARNOLD / KÜTHMANN / STEINHILBER, Münzkatalog (siehe Literaturverzeichnis)
BGBl.
Bundesgesetzblatt
CtM
Courant-Mark, heute Kurantmark (siehe Erläuterung)
DMK
Deutscher Münzkatalog (siehe Literaturverzeichnis)
Fl. / fl.
Floren: früher gängige Abkürzung für Gulden
G
Gulden
GStA
Geheimes Staatsarchiv
GN
Geldgeschichtliche Nachrichten (siehe Literaturverzeichnis)
Gr
Groschen
H
Heller
HStA
Hauptstaatsarchiv
Kr
Kreuzer bzw. Kreutzer
KronT
Kronentaler
KT
Konventionstaler
LHA
Landeshauptarchiv
NGr
Neugroschen
o.g.
oben genannt(en)
p.Ct.
per Cent, also Prozent
Pf
Pfennig bzw. Pfenning
RdNr./Rn
Randnummer
454
Abkürzungsverzeichnis
RGBl.
Reichsgesetzblatt
RT, Rthlr.
Reichstaler
Sgr
Silbergroschen
T
Taler
VT
Vereinstaler
vz
vorzüglich (der zweitbeste Erhaltungsgrad einer Münze, nach „stempelfrisch“, kaum Substanzverlust zu prägefrischen Exemplaren)
vz+
besser als vorzüglich
vz-
fast vorzüglich
ERLÄUTERUNGEN Abschlag: Im Handel Synonym für Wertabzug, in der Münzprägung gesonderte Prägung einer Münze in einem anderen als üblichen Metall. Abschnitt: Der durch eine Querlinie entstandene untere Teil des Münzbildes. Albus: Seit dem 14. bis in das 18. Jahrhundert im westlichen Deutschland geprägte Silberscheidemünze, in der bis in den Beginn des 19. Jahrhunderts, zum Teil sogar bis 1841, noch gerechnet wurde. Der Wert schwankte nach Zeit und Region zwischen 8 und 12 Hellern.1 al marco: (ital.) „nach der Mark“, meint, dass der Wert einer Zahlung al marko ein bestimmtes Gesamtgewicht erbringen musste. D.h. auf die Zahl der Münzen kam es nicht an. Ausbeutemünze: Edelmetallmünze, deren Metall in einem einheimischen Bergwerk oder Fluss gewonnen wurde. Avers: Vorderseite der Münze. Batzen: Vom 16. bis in das 18. Jahrhundert geprägte Silberscheidemünze mit schwankenden Wert, in der bis in Süddeutschland, zum Teil bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts noch gerechnet wurde.2 Billonmünze: Münze (meist Kleinmünze) mit einem Silbergehalt von weniger als 50 Prozent. Cassenmünzen: Landeseigene (gute) Münzen,3 die nicht nur dem allgemeinen Geldumlauf dienten, sondern auch von öffentlichen Kassen akzeptiert wurden. Courantmünze / Kurantmünze: Große Münzeinheit eines Münzsystems, deren Nennwert sich mit dem inneren Wert (Metallwert) deckt, zum Beispiel „Thaler Courant“, „Gulden Courant“ und „Mark Courant“. Feine Mark: sogenanntes Münzgrundgewicht um 234 Gramm, spätestens seit dem Dresdner Vertrag (1838) auf 233,855 Gramm festgelegt. Feingewicht: Edelgehalt einer Münze.
1
Hubert JANSEN, Deutsche, österreichische und schweizerische Maße, Gewichte und Münzen, Berlin 1900, S. V.
2
Ebd., S. VII.
3
GERHARD, Vom Leipziger Fuss zur Reichsgoldwährung, S. 272.
456
Erläuterungen
Feld: Mitte des Münzbildes, das sich bis zur Umschrift erstreckt. Die Umschrift wird üblicherweise schon zum Münzrand gezählt. Gedenkmünze, auch Denkmünze: Münze, die keine Medaille ist, sondern kursfähig ist, die aber trotz iher Kursfähigkeit nicht zum Geldumlauf bestimmt ist. Gedenkmünzen sind ganz überwiegend Kurantmünzen und nur sehr selten Scheidemünzen. Gramm: Gewicht eines Kubikzentimeters destillierten Wassers bei +4 Grad Celsius4 Die Definition zeigt den Versuch Raummaße- und Gewichte im metrischen System nach einem logischen, naturwissenschaftlich allgemein nachvollziehbaren Weg miteinander zu verbunden. Grän: 1/288 Mark (Kölner Mark), entspricht 810,7371527 Milligramm.5 Grauman oder auch Graumann: Philipp Grauman war ein preußischer Münzrefomer, der 1750 im Auftrag von König Friedrich II. den 14Talerfuß einführte. Greshamsches Gesetz: Auf den englischen Kaufmann Thomas Gresham (um 1519 bis 1579) zurückgehende Regel, nach der das geringwertigere Geld das höherwertige Geld aus dem Umlauf verdrängt,6 weil das höherwertigere Geld von den Marktteilnehmern zurückgehalten wird. Handelsmünze: Münze aus Edelmetall, meistens Gold, die für den internationalen Zahlungsverkehr bestimmt ist. Ihr Wert fügt sich damit auch nicht in das gesetzliche Münzsystem ein, sondern ergibt sich ausschließlich aus ihrem Edelmetallgehalt. Justieren: Prüfen und Ausrichten der Münze auf ihr gesetzliches Gewicht hin. Kölner Mark: Siehe Feine Mark. Kopfstück: 20 Kreuzermünze, die in den süddeutschen Staaten und vor allem in Österreich vor dem Münchner Vertrag geprägt wurde.7 Krontaler / Kronentaler: In Süddeutschland vor dem Münchner Vertrag geprägter Taler. Landmünze / Landesmünze: Scheidemünzen, die nicht immer einen zwischenstaatlichem Münzfuß entsprachen, daher nicht vollwertig waren
4
JANSEN, Deutsche, österreichische und schweizerische Maße, S. II und S. XV; genau genommen handelt es sich hier nur um das „Urgramm“, da die Definition zwischenzeitlich durch neuere physikalische Erkenntnisse präzisiert wurde.
5
Ebd., S. XV.
6
TRAPP / FRIED, Kleines Handbuch der Münzkunde, S. 279.
7
VERDEHALVEN, Alte Maße, Münzen und Gewichte, S. 31.
Erläuterungen
457
und lediglich zum Gebrauch innerhalb des betreffenden Landes vorgesehen waren.8 Medaille: Meist münzenähnliches Metallstück ohne die Gültigkeit einer Münze. Medaillen werden meistens zu einem bestimmten Anlass als handliches Miniaturerinnerungsstück geprägt. Metrisches System: 1795 in Frankreich eingeführt.9 Bei der Suche nach einem Vorbild in der Natur für ein allgemein gültiges Maß entschied man sich für ein Viertel des Erdmeridians (somit 10.000 km), von dem der zehnmillionste Teil „Meter“ genannt wurde. Die dezimale Teilung beschreibt streng genommen nur die Teilung eines beliebigen Maßes in 10 Teile. Aufgrund der Intention und Zeitgleichheit bei der Einführung des metrischen Systems werden beide Begriffe oft synonym verwendet. Münzfuß: Gesetzliche Regelung des Gewichts (Raugewicht, Schroth, Gesamt- oder Bruttogewicht) und des Feingehalts (Feingewicht, Korn, Silbernettogewicht) der Münzen eines Währungssystems und die Festsetzung der Stückzahl, in der diese Münzen aus einer bestimmten Menge Metall (Münzgrundgewicht) herzustellen sind. „Der Münzfuß drückt aus, wie viel mal die Rechnungseinheit des Geldsystems auf die Gewichtseinheit des Währungsmetalls geht.“10 Münzordnung: „enthält die Bestimmungen über Münzfuß, Münzsorten, Legirungsverhältniß, Durchmesser, Gepräge, Fehlergrenzen, kurz alle Ausprägungsverhältnisse“.11 Münzsystem: Aufbau und Wertverhältnisse der Münzen verschiedener Nominale in einem Geldsystem, „zu einem Münzsystem gehören die nach einem Münzfuße neben der Einheit wirklich geprägten Vielfachen und Theilstücke“.12 Münzzeichen: Ein Zeichen auf der Münze, die die Münzstätte angibt, in der die Münze geprägt worden ist, meist ein Großbuchstabe oder kleine Bilder. Nominal: Nennwert, Münzname oder Münzsorte, zum Beispiel Taler, Mark, Groschen, Pfennig, Kreuzer. Der Nennwert einer Scheidemünze liegt höher als ihr reiner Materialwert.
8
JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 12, S. 8.
9
SACHSE, Nachwort, S. 101.
10 SCHNEIDER / SCHWARZER, Statistik der Geld- und Wechselkurse. 11 SCHMIDT, Die Münzen, S. 29. 12 Ebd.
458
Erläuterungen
Ortje: Auch „Ortspfennig“, Kupfermünze im klevischen, ostfriesischen und im rheinischen Raum um Lüttich.13 Probe, Münzprobe: Versuchsprägung eines neuen Münztyps. Münzproben sind häufig, aber nicht immer, in einem anderen Metall geschlagen als die später für den Umlauf produzierten Münzen. Rand, Münzrand: äußerer Bereich einer Münze, der sich typischerweise in einen Randkreis (meist ein Perlkreis innen vor dem Randstab), den Randstab (die Verdickung am Äußeren der Münze) und den nur seitlich voll sichtbaren Randzierrat, die Randschrift und den Riffel- oder Kerbrand unterteilt. Raugewicht, auch Rauhgewicht: Gesamtgewicht einer Münze. Realwertprinzip: Nach ihm entspricht der Nominalwert einer Münze ihrem inneren oder realen Wert14 Es handelt sich also um Kurantmünzen. Rechnungsmünze: Keine real ausgeprägte, sondern nur gedankliche Münze, deren Münzwert als Rechengröße genutzt wird. Revers: Rückseite der Münze. Ringprägung: Folge durch eine Prägung des Schrötlings „im Ring“, mit der vermieden wird, dass das Münzmetall an den Seiten der Münzstempel herausquillt. Dadurch bekommt die Münze einen gleichmäßigen scharfen Rand. Rohling: Siehe auch Schrötling. Scheidemünze: Münze, deren Metallwert geringer ist als ihr Nennwert (anders als die Kurantmünze, siehe dort). Schlagschatz: Ggf. vorliegender Gewinn der Münzproduktion, also nach Abzug aller Kosten (die Differenz zwischen Nennwert und Metallwert ist daher noch kein Gewinn, da die Herstellungskosten noch nicht enthalten sind). Schrötling, Rohling: Metallstück in Form einer Münze, das aber noch nicht geprägt worden ist. Schwaren / Schwaar: Niederdeutscher schwerer Pfennig, im 19. Jahrhundert als Kupfermünze ausgeprägt,15 siehe Bremen und Oldenburg. Ein Schwaren galt im 19. Jahrhundert etwa 4/5tel Pfennig.16 Silbermünze: Münze mit einem Silbergehalt von mindestens 50 Prozent. 13 JANSEN, Deutsche, österreichische und schweizerische Maße, S. XXVI. 14 CUNZ, Vom Taler, S. 4. 15 JANSEN, Deutsche, österreichische und schweizerische Maße, S. XXXIII. 16 VERDEHALVEN, Alte Maße, Münzen und Gewichte, S. 47.
Erläuterungen
459
Speciesthaler: der als Münze vorhandene Taler im Gegensatz zum nicht gemünzten Rechnungstaler, zum Beispiel der Reichstaler und der Konventionstaler. Stüber / Stüver: Niederdeutscher Name des Schillings, Silberscheidemünze,17 ein Stüber galt in Kleve und Köln um 1741 herum 2 Pfennig, in Norddeutschland aber auch 5 Pfennig, 2 Stüber wurden um 1741 für einen preußischen Groschen und 1 Stüber für 2 Kreuzer genommen.18 Tombak: Erst im 20. Jahrhundert für die Münzprägung verwendete Metalllegierung von 10-30% Zink und 90-70% Kupfer. Tympf / Timpf: Auch „Achtzehner“ genannt, ehemalige Danziger Silbermünze, galt 18 preußische Groschen19 oder 3 Sechser= 6 Düttchen= 54 Schilling. 5 Tympfe= 1 Reichstaler20. Umlaufmünze: Münze die für den regelmäßigen Zahlungsverkehr bestimmt ist, also Gebrauchsfunktion hat, im Gegensatz zur Gedenkmünze (siehe dort). Umschrift: Beschriftung, die nah am Münzrand rund um das Münzfeld herum verläuft. Valvation: Herabsetzung minderwertiger Münzen (z.B. wegen eines zu geringen Feingewichts) auf einen niedrigeren Wert21 Valvationen wurden auch durch gedruckte Kurszettel öffentlich bekanntgemacht.22 Variante: Münze, die sich in ihrer Gestaltung von einem sonst gleichen Stück mit gleichem Nominalwert nur geringfügig unterscheidet. Vereinsmünze: 2 Taler- bzw. 3 1/2 Guldenstück gemäß dem Wiener Münzvertrag von 1857 als gemeinsame Silbermünze „Vereinstaler“ und die „Vereinskrone“ als Goldmünze. Währung: Im 18. Jahrhundert Bezeichnung für den Namen der Geldsorte mit ihren Unterteilungen (später Geldsystem genannt), im 19. Jahrhundert mehrdeutiger verwendet und auch für die Art der gesetzlichen Währungsbasis verwendet (z.B. Gold-, Silber-, Doppel- oder Parallelwährung).23 Heute wird Währung als „vom Staat zu Zahlungszwecken 17 JANSEN, Deutsche, österreichische und schweizerische Maße, S. XXXV. 18 VERDEHALVEN, Alte Maße, Münzen und Gewichte, S. 49. 19 JANSEN, Deutsche, österreichische und schweizerische Maße, S. XXXIX. 20 VERDEHALVEN, Alte Maße, Münzen und Gewichte, S. 50. 21 MEDING, Die Herstellung von Münzen, S. 174. 22 CUNZ, Vom Taler, S. 15. 23 SCHWARZER, Einleitung, S. 22; mit Bezug auf Jürgen Elert KRUSE: Allgemeiner und besonders Hamburgischer Contorist …, Berlin 1762, S.5 und HELFFERICH, Die geschichtliche Entwicklung der Münzsysteme, S. 801-828.
460
Erläuterungen
geschaffenes, rechtlich anerkanntes und technisch geordnetes Geldsystem“ verstanden.24 Zollpfund: Gewichtseinheit von 500 Gramm, durch den Wiener Münzvertrag von 1857 als Münzfuß zugrunde gelegt.
24 HENNIES, Allgemeine Volkswirtschaft, S. 31.
ANLAGEN Anlage 1 Prägebeträge der Staaten des (Silber)Groschengebietes gemäß Artikel VI des Separatartikels zum Wiener Münzvertrag1 Die nachfolgende Tabelle nennt die Prägebeträge nur der Mitgliedstaaten des Wiener Münzvertrages, die für das Talergebiet beitraten, bei denen somit die (Silber) Groschenwährung galt. Gemäß Artikel VI des Separatartikels zum Wiener Münzvertrag hatten sich die Länder des Talergebietes für die erste Münzperiode (1858 bis 1864) verpflichtet, Münzen in Höhe der nachfolgenden Talerbeträge zu prägen (die Aufzählung nach Preußen folgt in der zeitlichen Reihenfolge der Übernahme der Silbergroschenwährung nach preußischem Vorbild): Preußen 4.064.496 Sachsen-Weimar-Eisenach 63.000 Reuß, jüngere Linie 19.152 Schwarzburg-Rudolstadt 16.560 Waldeck-Pyrmont 14.304 Schwarzburg-Sondershausen 14.592 Lippe 25.584 Oldenburg mit Birkenfeld 63.120 Anhalt-Dessau und Köthen 26.808 Anhalt-Bernburg 12.624 Schaumburg-Lippe 7.248 Reuß, ältere Linie 9.072 Summe
4.336.560
Somit stellte Preußen innerhalb der dem Wiener Münzvertrag beigetretenen Taler/Silbergroschenländer rund 93,73 Prozent des Prägevolumens. Zählt man die Staaten mit der dem preußischen Silbergroschen gleichwertigen (Neu) Groschenwährung hinzu, ergeben sich folgende Zahlen: Preußisches Sgr.gebiet Sachsen Sachsen-Altenburg Sachsen-Coburg und Gotha Braunschweig Hannover
4.336.560 477.024 31.872 36.096 65.088 436.608
Summe
5.383.248
Innerhalb beider Währungsgebiete hatte Preußen somit einen Prägevolumenanteil von rund 75,5 Prozent. 1
Separatartikel zum Wiener Münzvertrag, in: SEIDEL (Hrsg.), Die Deutsche Geldgesetzgebung, S. 434.
462
Anhänge
Anlage 2 Untersuchungen zur tatsächlichen Realisierung von Gewichts- und Feingewichtsfestlegungen bei den 6 und 3 Kreuzermünzen des Süddeutschen Münzvereins Die Münzgewichtstabellen zu den Prägungen des Süddeutschen Münzvereins enthalten Unterschiede von einigen 100stel bis einigen 1000stel Gramm. Es war zu untersuchen, ob diese Unterschiede rein theoretischer Natur sind oder sich tatsächlich in den ausgeprägten Münzen niedergeschlagen haben. Problematisch wäre die Untersuchung des Feingehaltes, die auf chemischem Wege vorgenommen, zu Zerstörungen der Münze führte. 2 Es ist aber nicht ersichtlich, warum in der Erzielung des Feingehaltes eine höhere Genauigkeit erreicht werden könnte als bei den Vorgaben für das Gesamtgewicht. Die nachfolgenden Untersuchungen des Gesamtgewichtes lassen daher auch Rückschlüsse auf das Feingewicht zu. Exemplarisch habe ich einige preußische Billonmünzen mit folgendem Ergebnis untersucht: 2 1/2 Silbergroschen 1865 A vz+ 3,17 g 1868 A vz+ 3,10 g 1 Silbergroschen 1849 A vz 2,07 g 1855 A vz 2,08 g 1872 B vz+ 2,14 g 1872 C vz2,13 g 1 /2 Silbergroschen 1867 B vz 1,06 g 1872 A vz 1,10 g Die Schwankungsbreite im Gesamtgewicht betrug bei den 2 1/2 Silbergroschen somit 7 /100stel Gramm, bei den 1 Silbergroschen ebenfalls 7/100stel Gramm und bei den beiden 1/2 Silbergroschenexemplaren 4/100stel Gramm. Ich habe zusätzlich 30 prägefrische 1 Centmünzen nur deutscher Prägeanstalten unserer Zeit untersucht. Dieser Untersuchung lag die Überlegung zugrunde, dass größere Abweichungen bei den heutigen Münzen den Erst-recht-Schluss zuließen, dass für die Münzen des 19. Jahrhunderts ein Mehr an Genauigkeit nicht zu erreichen gewesen wäre. Das theoretische Gewicht der 1 Centmünzen mit 2,30 Gramm3 entsprach auch fast dem theoretischen Gesamtgewicht der 6 Kreuzermünzen (von 2,43 Gramm, Hessen-Homburg, bis 2,6 Gramm, Bayern). Untersucht wurden 10 prägefrische 1 Centmünzen mit dem Prägebuchstaben A (Berlin): 2002: 2,30 g 2004: 2,29 g 2005: 2,32 g 2005: 2,26 g 2005: 2,29 g 2005: 2,27 g 2007: 2,27 g 2007: 2,32 g 2007: 2,28 g 2008: 2,30 g
2
KLÜßENDORF, Münzkunde, S. 18 und S. 23.
3
Gerhard SCHÖN, Euromünzkatalog, München 22002, S. 24.
Anhänge
463
Daraus ergab sich eine relativ gleichmäßig verteilte Schwankungsbreite zwischen 2,26 und 2,32 Gramm, also eine Differenz von 6/100stel Gramm. Es wurden 3 prägefrische 1 Centmünzen mit dem Prägebuchstaben F (Stuttgart) verglichen: 2002: 2,34 g 2002: 2,31 g 2004: 2,28 g Auch hier ergab sich eine Schwankungsbreite von 6/100stel Gramm. Es wurden 17 prägefrische 1 Centstücke mit dem Prägebuchstaben J (Hamburg) verglichen: 2002: 2,32 g 2002: 2,33 g 2004: 2,35 g 2004: 2,32 g 2004: 2,31 g 2004: 2,31 g 2004: 2,32 g 2004: 2,26 g 2004: 2,32 g 2005: 2,33 g 2007: 2,27 g 2007: 2,32 g 2007: 2,32 g 2007: 2,30 g 2008: 2,30 g 2008: 2,29 g 2008: 2,30 g Mit einer Schwankungsbreite von 2,26 bis 2,35 Gramm betrug die Schwankungsbreite der hier untersuchten Exemplare sogar 9/100stel Gramm. Die Untersuchung zeigt, dass selbst bei Münzen einer Prägeanstalt und eines Jahrgangs unserer Zeit die Differenz fast 1/10 Gramm betragen kann. Es ist daher davon auszugehen, dass die Gewichtsunterschiede in den Tabellen von bis zu 0,17 Gramm dieser rund 150 Jahre älteren Münzen theoretischer Natur sind. Das gilt insbesondere für die Unterschiede im Bereich von 1000stel Gramm bei den bayerischen Angaben im Verhältnis zu den meisten anderen Angaben der Staaten des Süddeutschen Münzvereins, die als reine Rundungsdifferenzen zustande gekommen sein dürften. (Die Messungen wurden mit einer Waage der Marke Leuchtturm (Mode Mod.DW1 0,01 Gramm bis 50 Gramm) wiederholt vorgenommen. Dabei konnten sich bei derselben Münze Abweichungen von 1/100stel Gramm ergeben. In diesen Fällen wurde der dem Medianwert der gewogenen Münzen näherliegende Wert zugrunde gelegt. ) Erläuterungen der Münzzeichen und der Erhaltungsgrade für die Prägungen aus dem 19. Jahrhundert: A Münzprägeanstalt Berlin B Münzprägestätte Hannover C Münzprägestätte Frankfurt/a.M. vz vorzüglich (der zweitbeste Erhaltungsgrad einer Münze, nach „stempelfrisch“, kaum Substanzverlust zu prägefrischen Exemplaren) vz+ besser als vorzüglich vzfast vorzüglich
Anlage 3
Anhänge
1
Zweite Tabelle
Seite bei Nelkenbrecher
74f.
Baden
Speciestaler im Konventionsfuß Gulden 1819 bis 1827 1 Taler zu 100 Kreuzer 1828 Kronentaler vor 1819 und 1831 bis 1837
Nominal Münzfuß Zeitraum
0,90535 1,46667
9 1/11
0,54422
24,501 14,7273
1,33333
13 1/2 Taler- bzw. 20 Guldenfuß, in Talern
10
Stückzahl auf eine Kölner Mark Feinsilber
2
1
1
2
G
41
39
-
27
Kr
2,8
3,3
-
-
Pf
24 1/2 Guldenfuß, in Gulden, Kreuzern und Pfennigen
1
-
-
1
T
16
28
17
12
Sgr
2,4
6,2
1 5/7
-
Pf
14 Talerfuß, in Talern, Silbergroschen und Pfennigen
Realer Wert eines Stückes im...
Bei NELKENBRECHER wird 1828 noch der 24 Guldenfuß und ein Wert von 0,55555 Konventionstalern und 0,58333 preußischen Talern für diese Prägungen genannt, NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (14. Auflage), S. 444.
74f.
Baden
Hauptmünzen Anhalt und 72f. weitere Baden 72f.
Staat
Tabelle 189: Wertvergleich der Nominale im 13 1/2 Taler- bzw. 20 Guldenfuß, 24 1/2 Gulden- und 14 Talerfuß
464
84f.
84f.
86f.
86f.
86f.
94f.
118f.
148f. 74f.
Hamburg
Hannover
Hannover
Hannover
HessenKassel Lübeck
Preußen
Westphalen Münchner Vertrag hier: Bayern Dresdner Vertrag hier: Anhalt
72f.
84f.
Hamburg
Vereinsmünze ab 1838 (2 Taler = 3 1 /2 Gulden)
2 Mark (= 32 Schillinge) 1 Mark (= 16 Schillinge) 2 /3 Speciestaler = 1 Gulden nach dem Reichsfuß bzw. Leipziger Fuß von 1738 2 /3 Taler = 1 Gulden nach dem Konventionsfuß seit 1816 1 Taler nach dem Münzgesetz von 1834 Taler seit 1819 3 Mark (= 48 Schillinge) Reichstaler ab 1750 1 Frank 1 Gulden ab 1837 7
51,968 24,5 1,90476
0,25657 0,54422
0,95238
1,17647
11 1/3 14
0,95238
0,95238
0,66667
0,74074
0,39216
0,78431
14
14
20
18
34
17
3
1
1
2
1
1
1
1
-
1
Anhänge
30
28 -
45
9
45
45
13
21
43
26
-
1,1 -
-
2,8
-
-
2
2,7
0,2
1,9
2
-
1
1
1
1
-
-
-
-
-
8 17
-
7
-
-
21
23
12
24
-
0,98 1 5/7
-
0,71
-
-
-
4
4,23
8,47
465
Anhänge
76f.
76f.
78f.
78f.
Bayern
Bayern
Braunschweig
Braunschweig Braunschweig Bremen
78f.
78f.
74f.
Bayern
1 Kreuzer vor 1837 6 Kreuzer ab 1837 1 Kreuzer ab 1839 2 Groschen (= 3 Mariengroschen) vor 1834 1 Guter Groschen 1816 – 1830 1 Guter Groschen ab 1834 12 Grote ab 1840 384 81 9/71
320
1.620 270 1.680 160
0,03472 0,03968 0,16435
0,04166
0,00823 0,00907 0,04938 0,05442 0,00794 0,00907 0,08333
-
-
-
3 4 18
4
1 5 6 1 9
3,3 1,5 0,48
2,4
3,6 1,8 3,5 0,75
-
-
-
1 1 5
1
1 1 2
1,13 3 2,12
3,7
3,1 3 3/7 6 2/3 8 4/7 3 3 3/7 7,5
Kleinmünzen (Soweit in einem Kästchen zwei Werte angegeben sind, bezieht sich der erste auf den Real- und der zweite auf den Nominalwert.) Anhalt 72f. 1 Sgr (= 1/24 Taler) 320 0,04167 4 2,3 1 3,75 von 1831 Anhalt 72f. 1 Guter Groschen 384 0,03472 3 3,3 1 1,1 (= 1/24 Taler) 0,03968 4 1,5 1 3 1839, 1840 Baden 72f. 6 Kreuzer 280 0,04762 5 0,4 1 6 bis 1827 0,05442 6 1 8 4/7 Baden 72f. 3 Kreuzer 560 0,02381 2 2,5 9 1828 – 1837 Baden 74f. 6 Kreuzer 270 0,04938 5 1,8 1 6 2/3 ab 1837 0,05442 6 1 8 4/7 Bayern 74f. 6 Kreuzer 260 0,05128 5 2,6 1 7,4 vor 1837 0,05442 6 1 8 4/7
466
2
1,8 -
-
-
3
1 1
1,06
6 2/3 8 4/7
467
NELKENBRECHER nennt auch ein 6 Kreuzerstück im 24 Guldenfuß, von denen 240 auf eine Feine Kölner Mark gehen. Hierbei handelt es sich um als „5 Kreuzer“-Münze bezeichnete Stücke (AKS Nr. 80-82), die ihr Verhältnis zur Feinen Mark auch in der oberen Umschrift der Wertseite angeben. Der Ursprung für diese Differenz von Wert und Nominalbezeichnung liegt im 18. Jahrhundert als die ab1737 in Bayern geprägten 20-, 10- und 5 Kreuzermünzen im 20 Guldenfuß nach der Konvention von 1753 von Bayern als 24-,12- und 6 Kreuzer des 24 Guldenfußes in den Umlauf gegeben wurden, dem sich andere süddeutsche Staaten anschlossen, SCHMIDT, Die Münzen, S. 34; KLÜßENDORF, Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, S. 109.
5 6
Für die Münzen von 1842 an Verweis auf Preußen und Kurhessen 4 Schillinge 136 0,09804 10 3,2
-
92 96f.
90
90f.
88f.
88f.
0,04938 0,05442
88f.
4,67
HessenKassel HessenDarmstadt HessenDarmstadt HessenDarmstadt Hohenzollern Lippe Lübeck
-
86f.
-
Hannover
1,44
1 Schilling 576 0,02315 2 2,2 8,75 ab 1840 0,02451 2 2,8 9,26 1 Groschen (= 1/24 384 0,03472 3 3,3 1 1,13 Taler) 0,03968 4 1,5 1 3 bis 1834 Silbergroschen seit 480 0,02778 3 0,25 10,5 1841 0,03175 3 2 1 6 Kreuzer 280 0,04762 5 1 1 6 bis 18372 0,05442 6 1 8 4/7 6 Kreuzer 270 0,04938 5 1,8 1 6 2/3 ab 1837 0,05442 6 1 8 4/7 1 Kreuzer 1.800 0,00741 3,3 2,8 ab 1837 0,00907 1 3 3/7 Für die Münzen nach dem Vertrag von 1837: Verweis auf Hessen-Darmstadt und Württemberg
1
84f.
270 -
-
Hamburg
6 Kreuzer ab 1840
0,01233
80f.
1.080
Frankfurt/ a.M.
1 Grote ab 1840
78f.
Bremen
Anhänge
4 Schillinge seit 1828
1 Schilling seit 1828
6 Kreuzer vor 1837 6 Kreuzer seit 1837 1 Kreuzer seit 1837 6 Grote seit 1816 1 Grote seit 1816 1 Silbergroschen ab 1821 1 Silbergroschen ab 1841 1 /24 Taler = 1 Groschen Neugroschen (= 10 Pfennige) ab 1841
98.f
98f.
100f.
100f.
100f.
106f.
106f.
118f.
120f.
122f.
Nassau
Nassau
Oldenburg
Oldenburg
Preußen
Reuß
Sachsen, Königreich Sachsen, Königreich
122f.
1 Schilling 4 Schillinge vor 1828
96f. 98f.
Lübeck MecklenburgSchwerin MecklenburgSchwerin MecklenburgSchwerin Nassau
468
480 -
480 480 320
1.152
1.920 192
270
280
672 -
153 -
576 136
0,02778 0,03175
0,02778 0,03175 0,02778 0,03175 0,04167
0,01157
0,00694 0,00907 0,06944
0,04938
0,04762
0,01984 0,02451
0,08715 0,09804
0,02315 0,09804
-
-
-
-
-
-
-
-
-
Anhänge
3 3
3 3 3 3 4
1
1 7
5
5
2 2
9 10
2 10
0,2 2
0,2 2 0,2 2 2,4
1,1
3,06 2,6
1,8
1
0,7 2,8
2,4 3,2
2,2 3,2
-
-
-
-
-
-
-
-
-
1
1 1 1
-
2
1
1
-
2 3
3
10,5 -
10,5 10,5 3,75
4,37
2,62 3 3/7 2,25
6 2/3
6
7,5 9,27
8,94 1,06
8,75 1,06
270 320
6 Kreuzer ab 1838
1
/24 Taler = 1 Groschen bis 1838
1 Neugroschen (= 10 Pfennige)
6 Kreuzer vor 1829
6 Kreuzer ab 1829
1 Kreuzer ab 1829
124f.
124f.
126f.
126f.
126f.
126f.
1920 -
275 -
288 -
480 -
280 -
124f.
SachsenCoburg und Gotha für Coburg SachsenCoburg und Gotha für Coburg SachsenCoburg und Gotha für Gotha SachsenCoburg und Gotha für Gotha SachsenMeiningen und Hildburghausen SachsenMeiningen und Hildburghausen SachsenMeiningen und Hildburghausen
480 -
Neugroschen (= 10 Pfennige) ab 1841 6 Kreuzer vor 1838
122f.
SachsenAltenburg
0,00694 0,00907
0,04848 0,05442
0,04638 0,05442
0,02778 0,03175
0,04167
0,04938 0,05442
0,04762 0,05442
0,02778 0,03175
-
-
-
-
-
-
-
-
Anhänge
1
5 6
5 6
3 3
4
5 6
5 6
3 3
3,1 -
1,4 -
0,4 -
0,2 2
2,4
1,8 -
0,4 -
0,2 2
-
-
-
-
-
-
-
-
-
1 1
1 1
1
1
1 1
1 1
1
2,63 3 3/7
6,33 8 4/7
5,5 8 4/7
10,5 -
3,75
6 2/3 8 4/7
6,00 8 4/7
10,5 -
469
Anhänge
3
Während bei den anderen Nominalen nur die gesetzmäßigen Angaben aus den Kaufmannsbüchern entnommen wurden, fehlt für dieses Nominal eine gesetzmäßige Angabe; hier wurde der „befundene“ Wert, das heißt der nach Prüfung festgestellte Feinsilberwert angegeben.
Sachsen126f. 6 Kreuzer 270 0,04938 5 1,8 1 6 2/3 Meiningen ab 1837 0,05442 6 1 8 4/7 und Hildburghausen Sachsen128f. Groschen 480 0,02778 3 0,2 10,5 Weimarbis 1837 0,04167 4 2,4 1 3,75 Eisenach Sachsen128f. Silbergroschen 480 0,02778 3 0,2 10,5 Weimarab 1837 0,03175 3 2 1 Eisenach Schwarz130 Für die Münzen ab 1837 bzw. 1838 wird auf die Angaben bei Sachsen-Meiningen bzw. Preußen verwiesen burgRudolstadt Schwarz130 Verweis auf die preußischen Münzen burgSondershausen Waldeck 148 Verweis auf die preußischen Münzen und Pyrmont Westphalen, 148f. 20 Centimes 305,063 0,04371 4 3,3 1 4,52 ehemaliges 1808-18123 Königreich Württem150f. 6 Kreuzer 270 0,04938 5 1,8 1 6 2/3 berg ab 1837 0,05442 6 1 8 4/7 Quelle: NELKENBRECHER, Allgemeines Taschenbuch (16. Auflage), Zweite Tabelle.
470
989
989
990
990 990 990
991 991
991
1010 1043
Bayern
Bayern
Bayern Bayern Bayern
Bayern Bayern
Bayern
Hamburg Oldenburg
Seite bei Noback 989
Bayern
Bayern
Staat
6 Kreuzer 1838-1857 3 Kreuzer 1838-1857 1 Kreuzer 1839-1857 6 Kreuzer 1809-1837 3 Kreuzer 1809-1837 1 Kreuzer 1809-1837 32 Schillinge 1 Grote (= 1/72 Reichs-taler) Seit 1836
1 Kreuzer Ab 1858 Vereins-taler
6 Kreuzer Ab 1858 3 Kreuzer Ab 1858
Nominal
34 Markfuß 13 1/3 Talerfuß
27 Guldenfuß
26 Guldenfuß 26 Guldenfuß
30 Talerfuß = 1 3/4 Gulden im 52 1/2 Guldenfuß 27 Guldenfuß 27 Guldenfuß 28 Guldenfuß
60 Guldenfuß
58 Guldenfuß
58 Guldenfuß
Münzfuß
18,3416 0,9280
0,7699
2,6983 1,3492
2,5984 1,2992 0,8352
18,5185
0,8417
1,2315
2,4631
Gewicht in g
Tabelle 190:Wertvergleich der Nominale vor der Reichsgründung zur Goldmark
Anlage 4
Anhänge
750 218,750
187,500
333,333 333,333
333,333 333,333 166,667
900
165
350
350
Feinheit in ‰
13,7562 0,2030
0,1444
0,8994 0,4497
0,8661 0,4331 0,1392
16,6667
0,1389
0,4310
0,8621
Feingewicht in g
2,4761 0,0365
0,0260
0,1619 0,0809
0,1559 0,0780 0,0251
3
0,0250
0,0776
Wert in Deutscher Goldmark 0,1552
471
1 Neu-groschen 1837-1857
1 Gulden 1837-1857
1 Gulden Ab 1858
1 Mark
1053
1062
1062
1004
1113
999
Preußen
Sachsen, Königreich Sachsen Königreich Münchner Vertrag Wiener Vertrag Deutsches Reich 2,1260 10,5820 10,5820
16 Talerfuß4 52 1/2 Guldenfuß 52 1/2 Guldenfuß
4
900
900
900
229,167
230
222,222
220
5
9,5238
9,5238
0,4872
0,4831
0,4872
0,4831
0,9
1,7143
1,7143
0,0877
0,0870
0,0877
0,0870
Der Unterschied im Talerfuß im Verhältnis zum Neugroschen ab 1857 kommt durch die Bezugnahme auf das Zollpfund (500 Gramm) statt der Kölner Mark als Münzgrundgewicht zustande.
5,5556
2,1004
34 1/2 Talerfuß
basierend auf dem 30 Talerfuß
2,1924
2,1959
Anhänge
30 Talerfuß
34 1/2 Talerfuß
Quelle: NOBACK, Noback`s Münz-, Maass und Gewichtsbuch.
1 Silber-groschen (= 1 /30 Taler) Seit 1857 1 Silber-groschen (= 1 /30 Taler) Seit 1821 1 Neu-groschen Seit 1857
1053
Preußen
472
473
Anhänge
Anlage 5 Wertvergleich der Kleinmünzen der deutschen Staaten nach den Verträgen von München (1837) und Dresden (1838) im Verhältnis zum preußischen Pfenning nach 1821 (gerechnet auf Basis der im Kaufmannsbuch von Johann Christian Nelkenbrecher, 16. Auflage 1842, für die Billonscheidemünzen genannten Werte im Verhältnis zum preußischen Silbergroschen) Die Tabellen dieser Anlage enthalten keine Angabe zu Staaten, die nach 1837 nicht mehr existierten oder zwar noch bestanden, aber keine Kleinmünzen mehr ausprägten. Legt man andere Berechnungsmaßstäbe zu Grunde, zum Beispiel die Stückzahl auf eine Kölner Mark Feinsilber, gelangt man zu etwas abweichenden Ergebnissen. Soweit die Markteilnehmer überhaupt in der Lage waren Wertverhältnisse der Kleinmünzen zueinander zu berechnen, wird dies nicht über den Umweg über die Stückzahl auf die Feine Kölner Mark, sondern grob im direkten Verhältnis zueinander erfolgt sein. So wird der halbe Kreuzer nicht auf 1,55 preußische Pfenninge, wenn er im norddeutschen Zahlungsverkehr auftauchte, sondern gerundet als 1 1/2 Pfenninge gerechnet worden sein. Auch wenn genaue Quellen dazu fehlen, ist eine andere Handhabung kaum denkbar, da kleinere Nominale zum Ausgleich bei Zahlungsgeschäften des täglichen Bedarfs nicht verfügbar waren. Alternativ war nur die Annahme mit einem deutlichen Agio oder Disagio zum rechnerischen Wert möglich, mit dem der Zahlungsempfänger einen „Unannehmlichkeitsaufschlag“ zusetzte oder aus Kulanz eine geringwertigere Münze entgegennahm.
Süddeutsche Kleinmünzen Tabelle 191: Süddeutsche Kleinmünzen im Vergleich Süddeutsche Kleinmünze 1 Bayrischer Kreuzer vor 1837 1 Süddeutscher Kreuzer nach 1837 1 /2 Kreuzer nach 1837 (Baden, Bayern, HessenDarmstadt, Sachsen-Meiningen, Württemberg) 1 Bayrischer Pfennig nach 1839/ 1 Frankfurter Heller nach 1838/ 1 /4 Kreuzer (Baden, Hessen-Darmstadt, SachsenMeiningen, Schwarzburg-Rudolstadt, Württemberg)/ 1 Nassauer Heller von 1842/ 1 Nassauer Pfenning ab 1859 1 Bayrischer Heller nach 1839/ 1 /8 Schwarzburg-Rudolstädter Kreuzer Quelle: Nach Berechnungen des Verfassers.
Wert in preuß. Pfenningen 3 preußische Pfenninge 3,1 preußische Pfenninge 1,55 preußische Pfenninge 0,775 preußische Pfenninge
0,3875 preußische Pfenninge
Die obige Tabelle enthält nur die süddeutschen Staaten, die nach 1837 noch kleinere Nominale als 1 Kreuzer ausmünzten. Nominale von 1 Kreuzer und höher waren durch den Münchner Vertrag (3 Kreuzer und höher) oder analog zu den Vorschriften des Münchner Vertrages (1 Kreuzer) vereinheitlicht.
474
Anhänge
Norddeutsche Kleinmünzen Tabelle 192: Norddeutsche Kleinmünzen im Vergleich Norddeutsche Kleinmünze 1 Sächsischer Pfennig ab 1841 1 Mecklenburger Schilling (auch 1/48 Taler) ab 1828 1 Mecklenburger Sechsling ab 1828 1 Mecklenburger Dreiling ab 1828 1 1/2 Mecklenburg-Strelitzer Pfennige von 1838 1 Mecklenburger Pfennig von 1838 1 Hamburger Schilling ab 1840 1 Hamburger Sechsling ab 1840 1 Hamburger Dreiling ab 1840 1 Bremer Grote ab 1840 1 Bremer Schwaren ab 1840 Quelle: Nach Berechnungen des Verfassers.
Wert in preuß. Pfenningen 1,2 preußische Pfenninge 7,5 preußische Pfenninge 3,75 preußische Pfenninge 1,875 preußische Pfenninge 0,937 preußische Pfenninge 0,625 preußische Pfenninge 8,75 preußische Pfenninge 4,375 preußische Pfenninge 2,1875 preußische Pfenninge 4,67 preußische Pfenninge 0,93 preußische Pfenninge
Die obige Tabelle enthält keine Angaben zu den Rostocker und Wismarer Pfennigen, da diese noch nicht einmal zu den Mecklenburger Landmünzen in ein verlässliches rechnerisches Verhältnis zu bringen waren (siehe dort). Gleiches gilt für die Kleinmünzen Schleswig-Holsteins. Nelkenbrecher verzichtet deshalb auch auf die Angabe entsprechender Wertverhältnisse. Die Wertangabe für den Sächsischen Pfennig gilt ebenso für die Pfennige von Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha, Braunschweig und Hannover, da diese Staaten den Silbergroschen nach preußischen Vorbild prägten, diesen aber nicht in 12 Pfennige, sondern nach sächsischen Vorbild in 10 Pfennige teilten.
Anhänge
475
Anlage 5a Wertvergleich der Kleinmünzen deutscher Staaten vor den Verträgen von München (1837) und Dresden (1838) Vorbemerkungen: Die Wertvergleiche von Kleinmünzen verschiedener Währungsgebiete und Staaten vor den Münzverträgen von München und Dresden sind abhängig von unterschiedlichen Bezügen und deshalb nur mit Zurückhaltung zu bewerten. Wie die an den Börsen schwankenden Preise von Gulden und Talern zum Feinsilberbarren und von Gulden zum Taler zueinander zeigen, gab es, trotz des Wertmessers Feinsilbergehalt, auch bei den Kurantmünzen keine absoluten Wertrelationen. Bei den Kleinmünzen waren die Schwankungsbreiten noch größer. Erst die vorgenannten Münzverträge führten zu einem nachhaltig festen Wertverhältnis zwischen den Klein- und den Hauptmünzen. Wie in den Tabellen über die nach den Münzverträgen ausgeprägten Kleinmünzen ausgeführt, ist ein Wertvergleich zwischen Kleinmünzen verschiedener Währungsgebiete davon abhängig, auf welche Bezugsgröße die Rückrechnungen abgestellt werden. Umso relativer ist deshalb ein Wertvergleich zwischen Kleinmünzen verschiedener Währungsgebiete bevor ihre Kleinmünzen in einem dauerhaften festen Wertverhältnis zu ihren Hauptmünzen standen. Selbst innerhalb eines Währungsgebietes konnte es zu unterschiedlichen Rechenverhältnissen der Kleinmünzennominale zueinander kommen. So wurden die Waldecker Pfennige in Waldeck zu einem 1/7 und in Pyrmont zu 1/8 Mariengroschen, in Lippe aber nur zu 1/6 Mariengroschen gerechnet. In Kurhessen schwankte zwischen 1814 und 1834 in den Landesteilen Oberhessen, Hanau und Fulda das Taler-Kreuzer-Verhältnis zwischen 102 und 108 Kreuzern. Auch in Preußen war der Wert des Groschens bis 1811 auf ein Verhältnis von 42 auf den Taler und der des Pfennigs von 18 auf den Groschen gefallen. Die Kaufmannsbücher haben deshalb auch auf eine abschließende Gegenüberstellung aller kleineren Nominale verzichtet und nur für Kleinmünzen aus Silber und Billon einige rechnerische Werte auf die Feine Kölner Mark genannt, die aus den vorgenannten Gründen nicht verabsolutiert werden dürfen. Es werden zwar in der Katalogliteratur zum Teil auch für diese frühen Prägungen Feingehaltgewichte genannt, die aber mit den damaligen technischen Möglichkeiten nicht so präzise herstellbar waren, wie diese Feingehaltsangaben mit zum Teil der dritten Stelle hinter dem Komma (in Gramm) zunächst vermuten lassen. Feingehaltsangaben in Gramm bieten deshalb keine zuverlässigere Vergleichsgrundlage, als die Angaben der Stückzahlen der Nominale auf die Feine Kölner Mark. Die Feingewichtsangaben von Nelkenbrecher sind vielmehr die Rechenergebnisse aus den Stückzahlangaben zur Feinen Kölner Mark. Reine Feingehaltsbetrachtungen (wie auch die Stückzahlangaben zur Feinen Kölner Mark) unterliegen auch deshalb Bedenken, weil die starke Umlaufbedeutung, gerade der Kleinmünzen, mit der Zeit zu einem erheblichen Abriebverlust führte. Bei der Annahme besonders von fremden Kleinmünzen kam es daher immer auch auf die subjektive Werteinschätzung der Zahlungsempfänger an. Dies gilt sowohl für den geschätzten, oder anhand des gewogenen Gesamtgewichtes und mit Hilfe der Kaufmannsbücher hochgerechneten, Silbergehalt, als auch für die Frage, ob man den theoretischen Nominalwert der Münze bei einer Weitergabe wiedererlangen kann. In den täglichen Zahlungsgeschäften mit kleinen Summen wird besonders bei der Einschätzung der Kupferscheidemünzen, aber zumindest auch der kleineren Billonmünzen eine derart aufwändige Hochrechnung nicht stattgefunden haben. Hier kam es auf die schnelle Einschätzung, zum Beispiel der Marktfrau, die zu der Zeit im Regelfall nur über begrenzte Rechenfähigkeiten verfügte, an, ob eine fremde, abgegriffene und/oder altertümliche Münze hinsichtlich ihres (Fein)Gehaltes noch gut genug und bekannt genug war, um bei der Weitergabe noch auf
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Akzeptanz zu stoßen. Alle Wertberechnungen von Kleinmünzen aus dieser Zeit bleiben daher sehr theoretisch. Darüber hinaus gelangt man bei der Relation über den Feingehalt der Billonmünzen zueinander zu anderen Ergebnissen, als bei ihrem nominalen Verhältnis (siehe Beispiel Bayern) entsprach. Die nachfolgenden Werte sind deshalb nur als ungefähre Anhaltspunkte zu nehmen. Die Berechnungsgrundlage für die folgenden Wertvergleiche waren die Angaben der Stückzahl auf die Feine Kölner Mark im Kaufmannsbuch von Nelkenbrecher, 16. Auflage 1842, die auf die kleineren Münzen in ihrem nominalen Verhältnis umgerechnet wurden. Der Maßstab, auf den diese Berechnungen bezogen wurden, ist der preußische Pfenning ab 1821. Berechnungen zum preußischen Pfennig vor 1821 wären auf Grund der zeitweiligen Schwankungen der Wertverhältnisse zwischen Taler und Pfennigen noch weniger aussagekräftig. Die Werte sind auf die zweite Stelle hinter dem Komma gerundet.
Süddeutschland Bayern: Nelkenbrecher nennt für die 6 Kreuzermünzen, die bis 1835 geprägt wurden eine Stückzahl auf die Feine Kölner Mark von 260. Für die in diesem Zeitraum geprägten 1 Kreuzermünzen nennt er eine Stückzahl von 1680. Enthielten diese 1 Kreuzerprägungen den gleichen Feingehalt wie die 6 Kreuzerprägungen, betrüge die Stückzahl der 1 Kreuzermünzen aber nur 1560. Die nachfolgende Tabelle legt deshalb nur den Feingewichtsgehalt der 6 Kreuzermünze und dessen Verhältnis zur preußischen Kleinmünze zu Grunde und berechnet den Wert der kleineren Münzen nach dem nominalen Wert dieser Münzen zur 6 Kreuzermünze. Dies ermöglicht auch eine nominale Umrechnung auf die Kupferscheidemünzen, für die ein direkter Bezug zur Feinen Kölner Mark nicht möglich ist.
Tabelle 193: Bayrische Kleinmünzen im Vergleich Bayrische Kleinmünze 6 Kreuzer 3 Kreuzer 1 Kreuzer 1 Pfennig 1 Heller Quelle: Nach Berechnungen des Verfassers.
Wert in preuß. Pfenningen 19,4 preuß. Pfenninge (1 Sgr + 7,4 Pf) 9,7 preuß. Pfenninge d 3,23 preuß. Pfenninge d 0,81 preuß. Pfenninge d 0,40 preuß. Pfenninge d
Legte man auch für das 1 Kreuzerstück das Feingewicht nach Nelkenbrecher zu Grunde, betrüge das Umrechnungsverhältnis zum preußischen Pfenning 3,1 statt 3,23. Entsprechend würde sich das Verhältnis der kleineren Münzen (Pfennig und Heller) verschieben, wenn man von diesem Feingehaltwert des 1 Kreuzerstücks, statt des 6 Kreuzerstücks, auf den nominalen Wert herunterrechnet. Nelkenbrecher nennt deshalb nur bei den Silber- bzw. Billonmünzen, nicht aber bei den Kupferkleinmünzen, im nominalen Verhältnis den Vergleichswert zum preußischen Pfenning. Diese Angaben sind seinen Tabellen aber nur in Brüchen zu entnehmen. Für das 1 Kreuzerstück nennt er ein Wertverhältnis zum preußischen Pfenning von 3 3/7, was dezimal 3,429 (gerundet) entspräche, statt der oben gerechneten 3,1 bzw. 3,23 Pfenninge. Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau, Sachsen-Coburg und Gotha: Nelkenbrecher nennt für die 6 Kreuzermünzen dieser Staaten eine Stückzahl von 280 auf die Feine Kölner Mark. Berücksichtigt wurden die im Feingewicht vergleichbaren Prägungen von ca. 1814-1837 von ca. 0,84g. Der AKS nennt dieses Feingewicht zwar nur für die ersten drei Staaten, Nelkenbrecher nennt aber für alle vier Staaten eine Stückzahl von 280
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auf die Feine Kölner Mark. Auf die kleineren Münzen in ihrem nominalen Wert heruntergerechnet ergibt dies:
Tabelle 194: Badische u.a. Kreuzer im Vergleich 280 Kreuzer auf die Kölner Mark 6 Kreuzer 3 Kreuzer 1 Kreuzer 1 /2 Kreuzer 1 /4 Kreuzer/ 1 Heller (Hessen-Darmstadt) Quelle: Nach Berechnungen des Verfassers.
Wert in preuß. Pfenningen 18 preuß. Pfenninge (1 Sgr + 6 Pf) 9 preuß. Pfenninge d 3 preuß. Pfenninge d 1 1/2 preuß. Pfenninge d 3 /4 preuß. Pfenninge d
Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen, beide vor 1829: Nelkenbrecher nennt für die 6 Kreuzermünze eine Stückzahl von 288 auf die Feine Kölner Mark. Daraus ergeben sich:
Tabelle 195: Sachsen-meiningsche Kreuzer vor 1829 im Vergleich 288 Kreuzer auf die Kölner Mark 6 Kreuzer 3 Kreuzer 1 Kreuzer 1 /2 Kreuzer 1 /4 Kreuzer/ 1 Pfennig 1 /8 Kreuzer (Sachs.-Hildb.)/ 1 Heller Quelle: Nach Berechnungen des Verfassers.
Wert in preuß. Pfenningen 17,5 preuß. Pfenninge (1 Sgr + 5,5 Pf) 8,75 preuß. Pfenninge d 2,92 preuß. Pfenninge d 1,46 preuß. Pfenninge d 0,73 preuß. Pfenninge d 0,36 preuß. Pfenninge d
Sachsen-Meiningen 1829-1837: Nelkenbrecher gibt eine verringerte Stückzahl von 275, also eine Verbesserung des Feingehaltes, auf die Feine Kölner Mark an. Daraus ergeben sich:
Tabelle 196: Sachsen-meiningsche Kreuzer 1829-37 im Vergleich 275 Kreuzer auf die Kölner Mark 6 Kreuzer 3 Kreuzer 1 Kreuzer 1 /2 Kreuzer/ 2 Pfennige 1 /4 Kreuzer/ 1 Pfennig Quelle: Nach Berechnungen des Verfassers.
Wert in preuß. Pfenningen 18,33 preuß. Pfenninge (1 Sgr + 6,33 Pf) 9,17 preuß. Pfenninge d 3,06 preuß. Pfenninge d 1,53 preuß. Pfenninge d 0,76 preuß. Pfenninge d
Frankfurt vor 1840: Für Frankfurt nennt Nelkenbrecher vor 1840 kein Wertverhältnis zu den preußischen Kleinmünzen. Zwar prägte Frankfurt zwischen 1814 und 1837 Kupferheller, aber keine silberhaltigen Münzen, so dass eine Rückrechnung über Frankfurter und preußische Hauptmünzen nicht sinnvoll ist.
Nord- und Mitteldeutschland Anhalt-Bernburg bis 1831: Nelkenbrecher nennt 320 Silbergroschen auf die Feine Kölner Mark. Daraus ergibt sich:
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Tabelle 197: Anhalt-Bernburger Kleinmünzen bis 1831 im Vergleich Anhalt-Bernburger Kleinmünze /24 Taler (= 1 Groschen) 4 Pfenni(n)ge 1 Pfenni(n)g Quelle: Nach Berechnungen des Verfassers. 1
Wert in preuß. Pfenningen 15,75 preuß. Pfenninge (1 Sgr + 3,75 Pf) 5,25 preuß. Pfenninge d 1,31 preuß. Pfenninge d
Anhalt 1839/40: Anhalt prägte erst ab 1851 den Silbergroschen nach preuß. Vorbild aus. Von dem bis dahin geprägten 1/24 Taler (1839/40) entfielen laut Nelkenbrecher 384 auf die Feine Kölner Mark. Daraus ergeben sich folgende Werte:
Tabelle 198: Anhalter Kleinmünzen 1839/41 im Vergleich Anhalter Kleinmünze 1 Groschen 6 Pfennige 3 Pfennige 1 Pfennig Quelle: Nach Berechnungen des Verfassers.
Wert in preuß. Pfenningen 13,1 preuß. Pfenninge (1 Sgr + 1,1 Pf) 6,55 preuß. Pfenninge d 3,28 preuß. Pfenninge d 1,09 preuß. Pfenninge d
Braunschweig und Hannover bis 1834: Nelkenbrecher nennt für die in Braunschweig bis 1834 geprägten 2 Groschenmünzen ( 1/12 Taler), die der Rechnung in 3 Mariengroschen entsprachen eine Stückzahl von 160 auf die Feine Kölner Mark und für den halben Wert von 1/24 Groschen (1/24 Taler) eine im unverändert proportionale Stückzahl von 320 zu Grunde. Daraus ergibt sich:
Tabelle 199: Braunschw./Hannoveraner Kleinmünzen bis 1834 im Vergleich Braunschw./Hannov. Kleinmünze /12 Taler (= 2 Groschen)/ 3 Mariengroschen (Hannover) 1 /24 Taler (= 1 Groschen) 1 Mariengroschen VI Pfennige IIII Pfennige II Pfennige I Pfennig Quelle: Nach Berechnungen des Verfassers. 1
31,5
Wert in preuß. Pfenningen preuß. Pfenninge (1 Sgr + 7,5 Pf)
15,75 10,5 7,88 5,25 2,63 1,31
preuß. preuß. preuß. preuß. preuß. preuß.
Pfenninge ( 1Sgr + 3,75 Pf) Pfenninge d Pfenninge d Pfenninge d Pfenninge d Pfenninge d
Auf Grund des von Nelkenbrecher angenommenen gleichen Feingehalts kommt man bei der Halbierung der 2 Groschenmünze auf 1 Groschen auf einen rechnerischen Wert von 15,75 preußischen Pfenningen. Nelkenbrecher gibt selbst dennoch einen Wert für den braunschweigischen Groschen dieser Zeit von 1 preußischen Silbergroschen und 3,7 Pfenningen an (15,7 preußische Pfenninge). Er rundet also um 5hundertstel Gramm ab. Braunschweig und Hannover ab 1834: Für die Zeit „ab 1834“ nennt Nelkenbrecher für den 1 Guten Groschen zwar noch die Stückzahl von 384 auf eine Feine Kölner Mark, dieses Nominal wurde aber über Braunschweigs Beitritt zum Dresdner Vertrag hinaus (1839) nicht mehr ausgeprägt. Die Angaben beziehen sich auf die in dieser Zeit ausgeprägten „4 Guten Groschen“, die keine Kleinmünze war.
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Allerdings prägte Hannover zwischen 1834 bis zum Wirksamwerden seines Beitritts zum Dresdner Vertrag zum 1.1.1854 Kleinmünzen mit veränderten Fuß. Laut der Umschrift des 1/12 Talers betrug die Stückzahl auf die Feine Mark 168 (in der Umschrift „CLXVIII“). Der AKS nennt für die 1/12 Taler dieser Zeit ein dazu passendes Feingewicht von 1,392g (168 x 1,392g = 233,856g). Rechnet man das im AKS angegebene Feingewicht von 0,609g auf 336 Stück hoch (2 x 168 Stück) erhält man allerdings nicht das Gewicht der Feinen Kölner Mark von fast 234g, sondern nur 204,62g. Die Angabe von 384 Stück auf die Feine Kölner Mark wird sich daher nur auf eine Umrechnung vom 1/12 Taler auf den 1/24 Taler bezogen haben. Legt man dies auch für die weiteren Nominale zu Grunde, verändern sich die Wertverhältnisse zum preußischen Pfenning wie folgt:
Tabelle 200: Hannoveraner Kleinmünzen ab 1834 im Vergleich Hannoveraner Kleinmünze /12 Taler (= 2 Guter Groschen) 1 /24 Taler (= 1 Guter Groschen) 6 Pfennige 4 Pfennige 2 Pfennige 1 Pfennig Quelle: Nach Berechnungen des Verfassers. 1
Wert in preuß. Pfenningen 26,26 preuß. Pfenninge d 13,13 preuß. Pfenninge (1 Sgr + 1,13 Pf) 6,57 preuß. Pfenninge d 4,38 preuß. Pfenninge d 2,19 preuß. Pfenninge d 1,09 preuß. Pfenninge d
Bremen: Für Bremen erhält Nelkenbrecher bis zum Dresdner Vertrag keine Wertangaben, da Bremen zwischen 1806 und 1840 keine silberhaltigen Münzen, weder Haupt- noch Kleinmünzen, prägte, sondern sich mit der sogenannten Goldwährung fremder Münzen bediente. Das 2 1/2 Schwarenstück aus dem Jahr 1820 kann daher auch nicht über die Rückrechnung von Hauptmünzen in einen sinnvollen Bezug zum preußischen Pfenning gesetzt werden. Hamburg, Lübeck: Der Silbergehalt der Hamburger Kleinmünzen hat sich vom Beginn bis zum Ende der Prägungen nicht verändert (es entspricht deshalb dem Verhältnis zum preußischen Pfenning in der folgenden Anlage für die ab 1837 geprägten Kleinmünzen).
Tabelle 201: Hamburger Kleinmünzen im Vergleich Hamburger Kleinmünze 1 Hamburger Schilling 1 Hamburger Sechsling 1 Hamburger Dreiling Quelle: Nach Berechnungen des Verfassers.
Wert in preuß. Pfenningen 8,75 preußische Pfenninge 4,375 preußische Pfenninge 2,1875 preußische Pfenninge
Lübeck, in dem das gleiche System wie in Hamburg galt, prägte im 19. Jahrhundert keine Kleinmünzen. Die Angaben bei Nelkenbrecher beziehen sich daher auf Prägungen des 18. Jahrhunderts. Mecklenburg: Für Mecklenburg-Schwerin nennt Nelkenbrecher für die Zeit bis 1828 für die 4 Schillingemünzen eine Stückzahl von 136 auf die Feine Kölner Mark.
Tabelle 202: Mecklenburgische Kleinmünzen im Vergleich Mecklenburgische Kleinmünze 4 Schillinge Quelle: Nach Berechnungen des Verfassers.
Wert in preuß. Pfenningen 37,06 preuß. Pfenninge (3 Sgr + 1,06 Pf)
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(Zu den ab 1828 geprägten Mecklenburger Kleinmünzen siehe die Tabellen der folgenden Anlage). Oldenburg: Für die Jahre nach 1816 nennt Nelkenbrecher 1152 Ein-Grotestücke und im gleichen Verhältnis 192 Sechs-Grotestücke auf die Feine Kölner Mark. Daraus ergeben sich die folgenden Werte im Verhältnis zum preußischen Pfenning:
Tabelle 203: Oldenburgische Kleinmünzen im Vergleich Oldenburgische Kleinmünze 6 Grote 4 Grote 2 Grote 1 Grote 1 /2 Grote Quelle: Nach Berechnungen des Verfassers.
26,25 17,48 8,74 4,37 2,19
Wert in preuß. Pfenningen preuß. Pfenninge (2 Sgr + 2,25 Pf) preuß. Pfenninge d preuß. Pfenninge d preuß. Pfenninge d preuß. Pfenninge d
Die Nominale von 1 Grote und darüber waren aus Billon und behielten ihren Feingehalt bis zu den Prägungen des Jahres 1850. Schwaren wurden erst ab 1846 wieder geprägt.
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Anlage 5b Wertvergleich der Kleinmünzen der deutschen Staaten nach den Verträgen von München (1837) und Dresden (1838) im Verhältnis zum ab 1821 geprägten preußischen Pfenning (gerechnet auf Basis der im Kaufmannsbuch von Johann Christian Nelkenbrecher, 16. Auflage 1842, für die Billonscheidemünzen genannten Realwerte im Verhältnis zum preußischen Silbergroschen) Die Tabellen dieser Anlage enthalten keine Angabe zu Staaten, die nach 1837 nicht mehr existierten oder zwar noch bestanden, aber keine Kleinmünzen mehr ausprägten. Legt man andere Berechnungsmaßstäbe zu Grunde, zum Beispiel die Stückzahl auf eine Kölner Mark Feinsilber, gelangt man, wie bei den Wertvergleichen der vor den o.g. Münzverträgen geprägten Kleinmünzen (Anlage 5a), zu etwas abweichenden Ergebnissen. Soweit die Markteilnehmer überhaupt in der Lage waren Wertverhältnisse der Kleinmünzen zueinander zu berechnen, wird dies nicht über den Umweg über die Stückzahl auf die Feine Kölner Mark, sondern grob im direkten Verhältnis zueinander erfolgt sein. So wird der halbe Kreuzer nicht auf 1,55 preußische Pfenninge, wenn er im norddeutschen Zahlungsverkehr auftauchte, sondern gerundet als 1 1/2 Pfenninge gerechnet worden sein. Auch wenn aussagekräftige Quellen dazu fehlen, ist eine andere Handhabung kaum denkbar, da kleinere Nominale zum Ausgleich bei Zahlungsgeschäften des täglichen Bedarfs nicht verfügbar waren. Alternativ war nur die Annahme mit einem größeren Agio oder Disagio zum rechnerischen Wert möglich, mit dem der Zahlungsempfänger einen „Unannehmlichkeitsaufschlag“ zusetzte oder aus Kulanz eine geringwertigere Münze entgegennahm. Eine Ausnahme ist nur für den Großhandel denkbar, der so viele Münzen kleinerer Nominale in Zahlung nahm, dass die Rechnung nach den Angaben von Nelkenbrecher auch auf die zweite Stelle hinter dem Komma in einer Münze materialisierbar war. Den täglichen Zahlungsverkehr mit Kleinmünzen kann dies aber nicht geprägt haben.
Süddeutsche Kleinmünzen Tabelle 204: Süddeutsche Kleinmünzen im Vergleich Süddeutsche Kleinmünze 1 Bayrischer Kreuzer vor 1837 1 Süddeutscher Kreuzer nach 1837 1 /2 Kreuzer nach 1837 (Baden, Bayern, HessenDarmstadt, Sachsen-Meiningen, Württemberg) 1 Bayrischer Pfennig nach 1839/ 1 Frankfurter Heller nach 1838/ 1 /4 Kreuzer (Baden, Hessen-Darmstadt, SachsenMeiningen, Schwarzburg-Rudolstadt, Württemberg)/ 1 Nassauer Heller von 1842/ 1 Nassauer Pfenning ab 1859 1 Bayrischer Heller nach 1839/ 1 /8 Schwarzburg-Rudolstädter Kreuzer Quelle: Nach Berechnungen des Verfassers.
Wert in preuß. Pfenningen 3 preußische Pfenninge 3,1 preußische Pfenninge 1,55 preußische Pfenninge 0,775
preußische Pfenninge
0,3875 preußische Pfenninge
Die obige Tabelle enthält nur die süddeutschen Staaten, die nach 1837 noch kleinere Nominale als 1 Kreuzer ausmünzten. Nominale von 1 Kreuzer und höher waren durch den Münchner Vertrag (3 Kreuzer und höher) oder analog zu den Vorschriften des Münchner Vertrages (1 Kreuzer) vereinheitlicht. Während sich der Realwert, also das Feingewicht, durch die Bestimmungen des Münchner und Dresdner Vertrages geändert hatte, war der Nominalwert gleichgeblieben.
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Im nominalen Wertvergleich war der Wert des Süddeutschen Kreuzers weiterhin 3 3/7 preußische Pfenninge, wie vor dem Dresdner Vertrag.
Norddeutsche Kleinmünzen Tabelle 205: Norddeutsche Kleinmünzen im Vergleich Norddeutsche Kleinmünze 1 Sächsischer Pfennig ab 1841 1 Mecklenburger Schilling (auch 1/48 Taler) ab 1828 1 Mecklenburger Sechsling ab 1828 1 Mecklenburger Dreiling ab 1828 1 1/2 Mecklenburg-Strelitzer Pfennige von 1838 1 Mecklenburger Pfennig von 1838 1 Hamburger Schilling ab 1840 1 Hamburger Sechsling ab 1840 1 Hamburger Dreiling ab 1840 1 Bremer Grote ab 1840 1 Bremer Schwaren ab 1840 Quelle: Nach Berechnungen des Verfassers.
Wert in preuß. Pfenningen 1,2 preußische Pfenninge 7,5 preußische Pfenninge 3,75 1,875 0,9375
preußische Pfenninge preußische Pfenninge preußische Pfenninge
0,625 8,75 4,375 2,1875 4,67 0,934
preußische Pfenninge preußische Pfenninge preußische Pfenninge preußische Pfenninge preußische Pfenninge preußische Pfenninge
Die Wertangabe für den Sächsischen Pfennig gilt ebenso für die Pfennige von SachsenAltenburg, Sachsen-Coburg und Gotha, Braunschweig und Hannover, da diese Staaten den Silbergroschen nach preußischen Vorbild prägten, diesen aber nicht in 12 Pfennige, sondern nach sächsischen Vorbild in 10 Pfennige teilten. Der nicht geprägte, rechnerische Hamburger Pfennig entsprach somit gerundet 0,729 preußischen Pfenningen. Die obige Tabelle enthält keine Angaben zu den Rostocker und Wismarer Pfennigen, da diese noch nicht einmal zu den Mecklenburger Landmünzen in ein verlässliches rechnerisches Verhältnis zu bringen waren. Gleiches gilt für die Kleinmünzen SchleswigHolsteins. Nelkenbrecher verzichtet deshalb auch auf die Angabe entsprechender Wertverhältnisse. Die obige Tabelle enthält aus Übersichtlichkeits- und Plausibilitätsgründen auch nicht das Verhältnis des ab 1829 geprägten 4 Schillingestücks zum preußischen Pfenning. Legt man den in der Tabelle genannten Wert des 1 Schillingestücks von 7,5 preußischen Pfenningen zu Grunde, müsste das 4 Schillingestück das Vierfache, also 30 preußische Pfenninge wert gewesen sein. Nelkenbrecher orientiert sich aber am Silbergehalt und der verhielt sich bei den Mecklenburger 1 und 4 Schillingemünzen nicht proportional zueinander. Nelkenbrecher gibt für die 1 Schillingemünzen eine Stückzahl von 672 auf die Feine Mark an und für die 4 Schillingemünzen nicht ein Viertel davon, also 168, sondern 153. Dem entsprechend gibt Nelkenbrecher für die 4 Schillingemünze einen Gegenwert in preußischer Währung von 2 Silbergroschen und 8,94 Pfenningen (32,94 Pfenninge) an. Die Differenz zwischen nominaler und Silbergehaltsrückrechnung beträgt für die Mecklenburger 4 Schillingemünze daher fast 3 preußische Pfenninge. Auch dieses Beispiel zeigt, das für die außerhalb der Dresdner Vertragsstaaten geprägten Münzen eine Wertgegenüberstellung nur begrenzte Aussagekraft hat. Selbst für die innerhalb der Bestimmungen des Dresdner Vertrags geprägten Kleinmünzen darf nicht vergessen werden, beim Wertvergleich zwischen Real- und Nominalwert zu unterscheiden.
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Anlage 6 Wertverhältnisse der ab 1858 geprägten Kleinmünzen der deutschen Staaten im Bezug zur Reichsmark (zu den Berechnungsgrundlagen siehe Kapitel 5.4) Rückgerechnet über die nächste größere bei Noback (siehe Anlage 4) in Goldmark bewertete Scheidemünze (Silbergroschen, Neugroschen, Kreuzer) und dann der Goldmark gegenübergestellt (das Ergebnis ist auf 1/100stel Mark Gold gerundet):
Tabelle 206: Wertvergleich verschiedener Pfennige zur Mark Gold 100 Reichspfennige 100 preußische Pfenninge 100 sächsische Pfennige 100 süddeutsche Pfenninge Quelle: Nach Berechnungen des Verfassers.
0,9 0,725 0,870 0,625
Mark Gold Mark Gold Mark Gold Mark Gold
Rückgerechnet über den Goldmarkwert der Hauptsilbermünzen (Taler, Gulden):
Tabelle 207: alternative Berechnung zur Mark Gold 100 preußische Pfenninge 100 sächsische Pfennige 100 süddeutsche Pfennige Quelle: Nach Berechnungen des Verfassers.
0,833 Mark Gold 1 Mark Gold 0,714 Mark Gold
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Erläuterungen zu den nachfolgenden Fototafeln: Fototafel 1 (Wertseite) und 2 (Wappenseite): 1. Reihe: Preußische Provinzialprägungen vor 1821 1 Pf Brandenburg 1 /2 Kr Schlesien 1 Pf Preußen 1 Gr Ost- und Westpreußen 1 /2 Gr Ost- und Westpreußen
1811 1797 1804 1810 1811
AKS Nr. 40 DMK Nr. 80 (AKS Nr. 51) vgl. AKS Nr. 41 AKS Nr. 42 AKS Nr. 43
2. Reihe: Preußische Kleinmünzen ab der Münzreform von 1821 1 Sgr Preußen 1825 2 1/2 Sgr Preußen 1843 1 Pf Preußen 1821 4 Pf Preußen 1837
AKS Nr. 27 AKS Nr. 83 AKS Nr. 35 AKS Nr. 32
3. Reihe: Preußische Kleinmünzen vor der Einstellung dieser Prägungen mit der Einführung der Reichswährung. Der Vergleich mit den ab 1821 geprägten Münzen zeigt die starke Konstanz dieser Prägungen über einen Zeitraum von über 50 Jahren. Bei den Silbergroschen wechselte nur das Portrait und die entsprechende Umschrift, die Kupfermünzen wurden ab den 1840er Jahren im Ring geprägt. 1 Sgr Preußen 1872 AKS Nr. 103 1 /2 Sgr Preußen 1867 AKS Nr. 104 1 Pf Preußen 1873 AKS Nr. 108 4 Pf Preußen 1868 AKS Nr. 105
4. und 5. Reihe: Die Reihe zeigt den ersten nach dem Graumanschen Fuß geprägten Taler und seine Fortwirkung im 19. und 20. Jahrhundert. Der Mecklenburgische Taler ist der erste nach dem 14 Talerfuß geprägte für Mecklenburg. 1 Rthlr Preußen 1750 DMK Nr. 112 1 Rthlr Preußen 1814 AKS Nr. 11 VIERZEHN EINE FEINE MARK 1T Mecklenb.-Schwerin 1848 AKS Nr. 37 EIN THALER XIV EINE F.M.
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Der Anhaltiner Taler ist ebenfalls nach preußischem Vorbild im 14 Talerfuß geprägt, während der preußische Taler von 1860 gemäß den Bestimmungen des Wiener Vertrages im 30 Talerfuß geprägt wurde. Das ab 1908 geprägte 3 Markstück entsprach dem Vereinstaler im Durchmesser. 1T Anhalt 1855 AKS Nr. 16 XIV EINE FEINE MARK 1 VT Preußen 1860 AKS Nr. 78 XXX EIN PFUND FEIN 3 Mark Dt. Reich 1909 AKS Nr. 131
Fototafel 3 (Wertseite) und 4 (Wappenseite): 1. Reihe: Die Hamburger 32 Schillingemünzen sind zwar kurz nacheinander geprägt worden, aber unterschiedlich gestaltet. Der Mecklenburger 2/3 Taler war die zu der Zeit gängige Hauptmünze in Mecklenburg und wurde „Gulden“ genannt. Das 36 Grotestück war die zu der Zeit größte von Bremen geprägte Umlaufmünze. 32 Schill. Hamburg 1808 AKS Nr. 12 32 Schill. Hamburg 1809 AKS Nr. 13 2 /3 T (Gulden) Meckl.-Schwerin 1808 AKS Nr. 6 36 Grote Bremen 1846 AKS Nr. 1
2. Reihe: Die nachfolgenden norddeutschen Kleinmünzen weichen noch deutlich vom preußischen System ab. 1 Schill. Meckl.-Schwerin 1834 AKS Nr. 18 1 1/2 Pf Meckl.-Strelitz 1838 AKS Nr. 69 III Pf Wismar 1830 AKS Nr. 93 3 Pf Rostock 1859 AKS Nr. 89 3 Grote Oldenburg 1856 AKS Nr. 27 1 Schwaren Oldenburg 1846 AKS Nr. 18
3. Reihe: Die ersten drei Münzen gehören zu den ersten auf deutschem Boden geprägten Kleinmünzen im Dezimalsystem nach französischem Vorbild. Der oldenburgische Groschen orientiert sich stärker als das 3 Grotestück in der Reihe zuvor am preußischen Vorbild, hebt sich in der Gestaltung und der Nominalbezeichnung dennoch vom preußischen Silbergroschen ab. 5 Centime Westphalen 1812 AKS Nr. 40 2 Centime Westphalen 1810 AKS Nr. 42 1 Centime Westphalen 1812 AKS Nr. 43 1 Gr Oldenburg 1858 AKS Nr. 29 2 Sgr Reuss, jüng. Linie 1850 AKS Nr. 27
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4. Reihe: Die Reihe zeigt Kupfermünzen nach preußischem Vorbild, aber mit etwas anderer Nominalbezeichnung. Die Waldeck-Pyrmonter Prägungen zeigen aber nicht die nach dem Wiener Vertrag vorgeschriebene Umschrift SCHEIDEMÜNZE. 4 Pf Schaumb.-Lippe 1858 AKS Nr. 13 1 Pf Schaumb.-Lippe 1858 AKS Nr. 16 3 Pf Waldeck u. Pyrmont 1867 AKS Nr. 49 1 Pf Waldeck u. Pyrmont 1867 AKS Nr. 50
5. Reihe: Die ersten drei Prägungen dieser Reihe sind ebenfalls nach preußischem Vorbild, aber vor dem Wiener Vertrag, gefertigt worden. Die vorletzte Münze ist der sächsische Neugroschen, der in 10 Pfennige geteilt wurde; die letzte der sächsische 1/3 Taler, der in 100 Pfennige unterteilt wurde. 1 Sgr Sachs.-Weimar-Eisen. 1840 AKS Nr. 24 1 Pf Lippe 1851 AKS Nr. 20 1 Pf Sachs.-Weimar-Eisen. 1844 AKS Nr. 31 1 Ngr Sachsen 1863 AKS Nr. 147 1 /3 T Sachsen 1856 AKS Nr. 138
6. Reihe: Die ersten beiden Kupfermünzen aus Sachsen waren das Vorbild für die beiden folgenden, ebenfalls in Dresden, für Mecklenburg gefertigten Prägungen. 5 Pf Sachsen 1862 AKS Nr. 151 1 Pf Sachsen 1863 AKS Nr. 155 5 Pf Mecklenb.-Schwerin 1872 AKS Nr. 73 1 Pf Mecklenb.-Schwerin 1872 AKS Nr. 76
Fototafel 5 (Wertseite) und 6 (Wappenseite): 1. Reihe: Süddeutsche 2, 1 und 1/2 Guldenstücke nach dem Münchner Vertrag und ein österreichisches 1 Guldenstück wie es bereits vor dem Wiener Vertrag oft in Süddeutschland umlief. 2G Württemberg 1846 AKS Nr. 76 1G Österreich 1851 Jaeger Nr. 2891 1G Bayern 1845 AKS Nr. 78 1 /2 Baden 1847 AKS Nr. 98
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Kurt JAEGER / Peter JAEKEL, Die Münzprägungen der deutschen Staaten vor Einführung der Reichswährung, Band 3: Die Münzprägungen des Hauses Habsburg 17801918 und der Republik Österreich seit 1918, Basel 41970.
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2. Reihe: Süddeutsche Kleinmünzen vor dem Münchner Vertrag. 6 Kr Bayern 1813 6 Kr Bayern 1827 3 Kr Baden 1832 10 Kr Baden 1830 1 Kr Baden 1815
AKS Nr. 53 AKS Nr. 80 AKS Nr. 102 AKS Nr. 57 AKS Nr. 38
3. Reihe: Frankfurter Kleinmünzen nach dem Münchner und zum Teil schon nach dem Wiener Vertrag, sowie eine private Geldmarke die zuvor als Kleingeldersatz umlief. 6 Kr Frankfurt 1866 AKS Nr. 21 3 Kr Frankfurt 1866 AKS Nr. 24 1 Kr Frankfurt 1862 AKS Nr. 28 1H Frankfurt 1854 AKS Nr. 34 1 „Judenpf“ Frankfurt 1819 Jaeger2 7
4. Reihe: Weitere süddeutsche Kleinmünzen nach dem Münchner und zum Teil nach dem Wiener Vertrag. 1 Kr Württemberg 1863 AKS Nr. 111 1 Pf Bayern 1855 AKS Nr. 160 1 Pf Bayern 1862 AKS Nr. 161 1H Bayern 1839 AKS Nr. 97
5. Reihe: 6 Kr 3 Kr 1 Kr
Hohenz.-Sigm. Württemberg Baden
1844 1842 1860
AKS Nr. 14 AKS Nr. 106 AKS Nr. 132
6. Reihe: Der Dreiling mit dem Buchstaben A ist im Gegensatz zu den anderen drei hamburger münzen nicht in Hamburg sondern in Berlin geprägt und hat ein schärferes Relief. Der braunschweiger Pfenning erinnert in seiner Gestaltung noch an barocke grundsätze, das 2 Pfennigstück ist minimalistischer. 1 Schill 1 Sechsl 1 Dreiling 1 Dreiling 2
Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg
JAEGER, Die Münzprägungen, Bd. 2.
1832 1855 1855 1855
AKS Nr. 16 AKS Nr. 29 AKS Nr. 36 AKS Nr. 35
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1 Pf 2 Pf
Braunschweig Braunschweig
1819 1855
AKS Nr. 43 AKS Nr. 89
7. Reihe: Das 20 Markstück ist Jahrzehnte nach der Reichsgründung, aber mit den damals festgelegten Gestaltungsgrundsätzen geprägt worden. Es hat eine durch den Einzelstaat Preußen bestimmte Portraitseite. Das 1 Markstück und die 10 und 1 Pfennigmünzen sind dagegen auf beiden Seiten reichseinheitlich gestaltet. 20 Mark Deutsches Reich 1910 AKS Nr. 124 (Preußen) 1 Mark Deutsches Reich 1874 AKS Nr. 1 10 Pf Deutsches Reich 1875 AKS Nr. 11 1 Pf Deutsches Reich 1874 AKS Nr. 20
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Fototafel 1
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Fototafel 2
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Fototafel 3
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Fototafel 4
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Fototafel 5
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Fototafel 6
Der Dresdner Münzvertrag von 1838 galt lange Zeit als die entscheidende Vorbereitung für die Reichsmünz gesetze von 1871 und 1873. Hermann Junghans relativiert in diesem Band die Bedeutung des Dresdner Münz vertrages für die Vereinheitlichung des Geldwesens in Deutschland: Er gewichtet die preußische Münz reform von 1821, den Süddeutschen Münzverein von 1837, mit dem zu gleich der Münchner Münzvertrag geschlossen wurde, und die sächsi sche Münzreform von 1840 als min destens gleichwertige Impulse. Die grundsätzlichen Entwicklungs stränge der deutschen Geldge schichte im 19. Jahrhundert werden
ISBN 978-3-515-11837-8
nicht nur anhand der großen Münz verträge, sondern auch im Kontext der technischen und ökonomischen Bedingungen dargestellt. Besonderen Raum nehmen die Entwicklungen der Kleinmünzen ein, die im 19. Jahrhun dert nicht nur zum Ausgleich kleiner Beträge dienten, sondern eine bislang von der Forschung unterschätzte Be deutung als eigenständige Zahlungs mittel in den Geschäften des Alltags hatten. In den Anhängen werden die Mün zen der verschiedenen deutschen Währungsgebiete im 19. Jahrhundert zueinander in Wertverhältnissen ge genübergestellt.