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German Pages 320 [322] Year 1841
Practische
Heilmittellehre für
die
Krankheiten des kindlichen Alters.
Von
Dr. Ludwig
Frankel,
pract. Arzte, Fürstl. Reufsischem Badearzte und correspondirendem Mitglied? der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Dresden.
Z w e i t e v e r m e h r t e und v e r b e s s e r t e
Berlin, 1840: Verlag
von
Veit
&
Comp.
Auflage.
Mao macht es gewöhnlich und mit Recht den Eltern zum Vorwurf^ wcnu sie Kinder in der Diät eben so behaudeln, wie sich, uud ihnen eben das bieten und sie das geniefsen lassen, was ihnen selbst schmeckt und zusagt. Und denuoch glaube ich, dafs w i r iu der Medizin sehr oft in den nämlichen Fehler verfallen und Kinderkrankheiten nach dem nämlichen Maafsstabe beurtheileu, nach denselben Oesetzen uud Methoden behandelu, wie die Erwachsener, ohue zu bedenken, dafs ihr Körper noch nicht ausgebildet, ihre Organisation von ganz verschiedener Consisteuz und Verbindung, uud ihre Kraukheiten sowohl, als die Wirkuug der Mittel, ganz eigen modificirfc sind. HUFELAND.
V o r r e d e .
Üiinstimmig ist von den Aerzten die Notwendigkeit anerkannt worden, die Krankheiten des kindlichen Organismus von denen der Erwachsenen zu trennen und sie besonders abzuhandeln, weil einerseits manche Störungen sich nur bei Kindern antreffen, andererseits aber auch Krankheiten, die beiden Lebensaltern gemein sind, durch die Organisatioo und die sonstigen Verhältnisse des Kindes eine wesentliche Modification erleiden. Ist nun bezüglich der Pathologie dipse Unterscheidung schon wichtig, so wird sie es noch bei weitem- mehr in Hinsicht auf die Therapie, da hier das ganz eigenthümliche Verhältnils des Kindes zur Aufsenwelt, und folglich auch zu den als Heilmitteln benutzten Agenden vorzüglich in Betracht kommt. Die zarte Organisation des Kindes, seine grofse Reizbarkeit und Recept!« vität, die mannigfachen Entwickelungen der Organe, die in diesem Alter vor sich gehen, und die damit verknüpfte erhöhte Lebensthätigkeit in einzelnen Gebilden, machen es daher dem Arzte zur unerläfslichen Pflicht, auf das genaueste die Wirkung eines jeden in der Kinderpraxis gebräuchlichen Heilmittels zu würdigen, und so sorgfältig als möglich Gabe und Darreichungsform desselben eben jener kindlichen Beschaffenheit anzupassen.
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Vorrede.
Wenn nun auch in den verschiedenen Handbüchern über Kinderkrankheiten bei den einzelnen Krankheitsformen die passenden Heilmittel angegeben sind, auch in den Schriften über Materia medica hin und wieder der Kinder gedacht ist, wenn auch mehrere geschätzte Aerzte ihre Erfahrungen über einzelne Heilmittel dem ärztlichen Publikum mitgetheilt haben; so fehlt es doch trotz aller Anregung für diesen Gegenstand Seitens mehrerer geachteter 'Aerzte (ich erinnere nur an H u f e l a n d , M ü c k i s c h in Wien, M e t z l e r , s. dessen Vorrede zu den Analecten etc.), noch immer an einem Buche, das in gedrängter Kürze die gebräuchlichsten Mittel blofs in Beziehung auf den kindlichen Organismus betrachtet, ihre Wirkung und ihren Werth nach den bis jetzt darüber bekannten Beobachtungen und Erfahrungen feststellt, ihre Gcbrauchsart und Gabe angiebt, und so den jüngeren Arzt in den IStand setzt, sich bei vorkommenden Fällen rascli über ein Mittel Auskunft zu verschaffen, das er bisher vielleicht nur in seinem Verhältnifs zum erwachsenen Menschen gekannt hat. Dafs ein solches Buch fehle, wird man mir ohne Zweifel zugestehen; dafs es nöthig sei, wird d e r Arzt gewifs nicht in Abrede stellen, der, wenn auch heute in Behandlung von Kinderkrankheiten geübt und keiner weiteren Belehrung über die denselben entgegenzustellenden Mittel bedürftig, seiner jüngeren Gollegen gedenkt und sich des Anfangs der eigenen practischen Laufbahn erinnert. Unstreitig ist die Diagnose und richtige Würdigung des pathologischen Zustandes immer das Hauptsächlichste, Entscheidende, und ihr gebührt überall die erste Rücksicht; allein es darf dieser Eifer auch nicht pedantisch übertrieben und alles Andere als unwichtig und nutzlos in den Hintergrund gedrängt werden. So lange der practische Arzt (und dafs dieses bei dem jetzigen Stande der Wissenschaft geschieht und vielleicht noch lange geschehen wird, wird man wohl ohne Zweifel zugestehen) noch Zustände behandeln mufs, deren innere Be-
Vorrede.
v
dingungen er Dicht zu erfassen und zu erkennen vermag, so lange wird ihm auch die Kenntnifs der anzuwendenden Mittel nach allen ihren Richtungen hin zur strengsten Pflicht, damit er so in der Dunkelheit wenigstens nicht mit gefährlichen Waffen kämpfe. Dafs sich diese Rücksicht bei Kindern viel dringender geltend macht, liegt wohl am Tage. Wer am Krankenbette der Kinder, wo so oft ungesäumtes Handeln nothwendig wird, wo aber eben so oft und häufiger ruhiges Temporisiren an seinem Platze ist, das nicht etwa im Nichtsthun, in dem dolce far niente, sondern in der klug berechneten Zusammenstellung passender, nicht stark eingreifender, der kindlichen Individualität angemessener Mittel besteht, wer da nicht mit Wirkung, Form, Mischung und Gabe des Mittels genau vertraut ist, der wird nicht besonders glücklich in seinen Erfolgen sein, und um so leichter in bedeutende 31ifsgriffc verfallen, als~ der minder geübte Arzt nur zu sehr geneigt ist, stark wirr kende, eingreifende Mittel zu verordnen, weil diese ihm gewöhnlich geläufiger sind. Man verzeihe mir, wenn ich vielleicht .zu allgemein hier mich ausgedrückt; ich wenigstens habe im Beginn meiner Praxis jene Schwierigkeiten lebhaft gefühlt und mich deshalb nach Kräften bemüht, mir eine recht genaue Kenntnifs über die Wirkung und Verordnung der bei Kindern gebräuchlichen Heilmittel, wie sie die Erfahrung bewährter Aerzte festgestellt, anzueignen, jdamit nicht so zur Schwierigkeit im Erkennen noch die Schwierigkeit der Behandlung sich hinzugeselle. So entstand, zu meiner eigenen Belehrung zunächst, diese kleine. Schrift; wenn ich sie dem ärztlichen Publikum zu übergeben mir erlaube, so geschieht dieses in keiner anderen Absicht, als Einzelnen, die vielleicht ein gleiches Bedürfnifs fühlen möchten, das als ein Fertiges zu geben, was ich mit einiger Mühe gesammelt und hin und wieder mit aus der Erfahrung abstrahirten Bemerkungen begleitet habe. Es soll dieses Buch eine kleine Materia medica sein,
VI
V o r r e jSyr. Senegae Oxymell squill. Aq.font. ää Syr. rub. Idaei ää MDS. Umgeschüttelt J stündlich 2 Theelüffel. (Für ein MDS. Umgeschüttelt alle 10 MiKind von 1 i Jahren bei nuten einen Theelüffel. (Für C r o u p . Es wurde die halbe Kinder von 2-3 Jahren.) Portion ausgebraucht, ehe ErHufeland. brechen eintrat.) 9. /ji Pulv. rad. Ipecac.
III.
Klystire.
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III. Klystire. D a s Klvstir ist eine Einspritzung in den Mastdarm, durch welche Heil- und Arzneistoffe mit der inneren Fläche des unteren Theiles des Darmkanals bis zur Valoula Coli, also mit dem ganzen Colon und Rectum, in Berührung kommen. Dieser Theil des Darmkanals besitzt einen hohen Grad von Irritabilität, eine iiicht geringe Sensibilität, zeichnet sich aber ganz besonders durch die in ihm vorherrschende Venenresorption aus. Wegen dieser gesteigerten Venenresorptioii und der geringen resorbirenden Thätigkeit der Chylus- und lymphatischen Gefäfse im unteren Theile des Darmkanals ist nun auch die Assimilation geringer als im oberen, und es gehen die demselben einverleibten und resorbirten Stoffe unmittelbar in's Blut, ein Umstand, der bezüglich der Dosis heftig einwirkender, narcotischer Mittel in dieser Anwendungsform wohl zu beachten ist. Die Anwendung der Heilmittel in Klystirform ist in der Kinderpraxis eine sehr ausgebreitete, und gewährt auch in der That vor der durch den Mund viele und wichtige Vorzüge. Diese sind: 1) Man kann mittelst derselben unmittelbar auf den Mastdarm, den unteren Theil des Darmkanals und auf die benachbarten Theile, (Partieeil, die bei Kindern so oft den Sitz von Krankheiten ausmachen,) einwirken. 2) Man vermeidet dabei manche unangenehme Wirkung der Arzneien, die ihren Grund nur in der specifischen Empfindlichkeit des kindlichen Magens hat. t 3) Es enthält der Magen nicht selten fremde, schadhafte Materien, namentlich Cruditäten aller Art, an den Wänden fest anklebenden zähen Schleim, saure, ranzige Stoffe, wodurch die Wirkung der eingeführten Mittel geschwächt, selbst gänzlich aufgehoben werden kann. 4) Darf man sich in vielen Fällen eine raschere Wirkung von den auf diesem Applicationswege beigebrachten Mitteln versprechen. 5) Bleibt es endlich bei Kindern, die aus Ekel oder Eigensinn gar nichts einnehmen Wollen, neben der Einwirkung auf die Haut der einzige Weg, um Arzneimittel dem Organismus einzuverleiben. Aufserdem werden die Klystire noch unentbehrlich, wenn, durch den Mund und die Schlingwerkzeuge keine Heil- und Arzneistoffe beigebracht werden können, oder wo sie von dem oberen Theile des Darmkanals nicht ertragen werden, z. B. bei Entzündungen, mechanischen Verschliefsungen der ersten Wegen,
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III.
Klystire.
bei Aphagie uud Dysphagie, bei Ohnmächten, bewufstloseu Zuständen, oder wenn man die Summe der Wirkung eines Mittels zu verstärken wünscht uud daher beide Applicationswege wählt. Man bedient sich der Klystire: 1) Wenn es nur darauf ankommt, Oeffnung zu machen, wenn diese schnell und ohne Reiz erfolgen soll, bei vorhandener Schwäche, im Typhus, in der Reconvalescenz, wenn Laxirmittel nicht angezeigt sind. 2) Wenn vorzüglich aus den dicken Därmen und ihren Taschen allerhand Cruditäten, verhärtete Excremente, Schleim und Würmer ausgeleert werden müssen, die ein Klystir besser als ein Laxinnittel erweicht und ausleert. 3) Bei allerhand Krankheiten des Darmkanals und der übrigen Eingeweide des Unterleibes, z. B. bei Krämpfen, Colikeu, Entzündungen derselben, um sie anzufeuchten und zu beruhigen. Die Klystire wirken als innere Fomentationen. 4) Als Ableitungsmittel bei Krankheiten entfernter Organe, um durch sie die Thätigkeit der Lebenskraft mehr nach dem Darmkanal zu leiten. Iii dieser Rücksicht wendet man sie bei Kopfschmerzen, Irrereden, Entzündungen des Gehirns, bei Congestionen und Entzündungen in den Eingeweiden der Brust an. Vermöge dieser Kraft mäfsigen sie auch die zu grofse Thätigkeit des arteriellen Systems, dämpfen das Gefafsfieber und werden so zu kühlenden Mitteln. 5) Endlich um Nahrungsmittel, Getränke und Arzneien in den Körper zu schaffen, wenn es durch den Mund nicht angeht, z. B. bei der Bräune, dem Erbrechen, der Magenentzündung, bei grofsem Abscheu vor Arzneien etc. ( R e i l Fieberlehre Bd. 1- S. 337.) Die Klystire werden bei Kindern mittelst einer kleinen Spritze, die halb so grofs als die für Erwachsene ist, auf die bekannte Art l a u w a r m applicirt. Bezüglich der Gabe des in die Klystirform eingehenden wirksamen Heilmittels ist zu bemerken, dafs man gewöhnlich das Verhältuifs zu der durch den Mund administrirten Gabe wie 5 : 1 angiebt; allein es steht diese Bestimmung nicht unbedingt fest und nicht für alle Mittel ist die relative Empfänglichkeit des Mastdarms dieselbe. Dieses Verhältnifs nämlich ist nur da richtig, wo Mittel angewendet werden, welche nur durch Berührung mit der organischen Substanz wirksam sind, die aber nicht in die Blutmasse eingehen, oder deren Wirksamkeit wenigstens nicht von diesem Eingehen in die Blutmasse hauptsächlich abhängt, wie z. B. Nervenmittel, tonisirende Mittel. Man darf daher z. B. bei narcotischen Mitteln, welche zugleich resorbirt werden, keinesweges das Fünffache der innerlichen Gabe anwenden, wenn man nicht förmliche Vergiftung bewirken will (s. V o g t ' s Pharmacodynamik T h . I. S. 37).
I1J.
Klystire.
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Was ferner die Menge der Flüssigkeit, die man zum Klystir nimmt, anbetrifft, so ist sie verschieden: 1) Ob man den Zweck hat, den Darm zugleich durch Ausdehnung zu Contractionen und Entleerungen zu reizen, wo dann die Menge bei kleinen Kindern etwa f i j . (eine mäfsige Tasse voll), bei denen von 3 - 8 Jahren giv.-vj. (1¿-_2 mäfsige Tassen voll) und bei Kindern von 8-16 Jahren etwa gvi.-^viij. (2 grössere Tassen voll) betragen mufs, oder: 2) Ob mau wünscht, dafs die Klystire zurückbleiben und resorbirt werden sollen, wo die Quantität bei kleinen Kindern ^ Tasse, bei prüfscren 1 Tasse voll Flüssigkeit betragen mufs. Mau unterscheidet folgende Arten der Klystire: 1) A u s l e e r e n d e K l y s t i r e . Diese Art der Kljstire ist die am häufigsten angewendete, denn sie passen bei den meisten Krankheitsformen und erfordern nur je nach dem verschiedenen Caracter des Allgemeinleidens und dem Zustand des Darmkanals eine kleine Modification. Sie werden zu krampfstillenden Mitteln, wenn örtlich wirkende Schädlichkeiten, Würmer, angehäufter Darmkoth, Meconium etc., die Krämpfe erzeugt haben und noch unterhalten , sie sind kühlend und entziindungswidrig, indem sie den Säftetrieb von den oberen Theilen ableiten und die zu grofse Thätigkeit des arteriellen Systems mäfsigen, sie werden wunnwidrig, indem sie Würmer ausleeren etc. Gilt es die blofse Entleerung des Darmes, so dienen dazu lauwarmes Wasser, Zuckerwasser (bei ganz kleinen Kindern), Abkochungen von Kamillen, Hafergrütze oder Waizenkleie, mit Zusätzen von \ -2 Efslüffel Honig, einem Loth Zucker, ^ Loth Seife ^ -1 Thcelüffel Salz, 1 - 2 Efslüffeln Oel u. dergl. Soll das Klystir stärker ableiten, mehr reizend werden, z. B. bei entzündlichen Leiden des Gehirns, Croup etc., so mischt man zu dem Klystir etwas Weinessig, bei kleinen Kindern etwa ^ Efslüffel, bei Kindern von 1 , - 3 Jahren 1 Efslüffel, von 3 - 5 Jahren 2 Efslüffel etc. Als Vehicel des Klystirs nimmt man dann gern etwas Schleimiges, z . B . Hafergrützschleim, setzt auch wohl noch 1 - 2 Efslüffel Honig hinzu, oder bedient sich des officiellen Oxymel Simplex, das man zu 1-2 Efslüffel dem Klystir beimischt. Göl l s verwirft die Essigklystire, weil sie aufser der Diarrhoe auch noch Leibschmerzen, ja selbst, nach einer Beobachtung T r e b e r ' s , Convulsionen machen sollen. Ist der Weinessig sehr scharf, so sind diese Zufälle bei sehr sensibelen Kindern allerdings zu besorgen und es kann daher die Bestimmung Au-tenr i e t h ' s , der so viel Efslüffel Essig zum Klystir mischen läfst, als das Kind Jahre zählt (also für ein Kind von 8 Jahren 8 Efslüffel Essig!) nicht gut geheifsen werden. Noch ist zu bemerken, dafs man diese ableitenden Klystire vielleicht mit grüfserem Erfolge k a l t appliciren könnte, 2) E i n h ü l l e n d e und a n h a l t e n d e K l y s t i r e . Man bedient sich ihrer bei örtlicher Reizung, Trockenheit, Mangel an
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III.
Klystire.
Schleimsecretion, z. ß . bei Durchfällen, Rühren, Tenesmus, und bereitet sie aus Abkochungen von Leinsamen, Altheewurzel, Hafergrütze, aus Milch mit etwas Oel etc. Soll das Klystir mehr anhaltend wirken, so bereitet man es aus Amylum; man rührt 5,-7. -j. (etwa 4 - 1 Theelöffel voll) mit wenigem kaltem Wasser an, und giefst dann erst das heil'se AVasser hinzu, läfst es einmal aufwallen und durchseihen. Auch kann man noch j oder ein ganzes Eigelb hinzusetzen. Das Klystir mufs immer im Hanse bereitet sein, und darf fiir kleine Kinder j, flir grüfsere 1 Tasse betragen. 3) K r a m p f s t i l l e n d e K l y s t i r e . Man bedient sich ihrer in leichteren Fällen von Darmkrämpfeu, Koliken und flatulenten AfTectionen, oder auch bei allgemeinen krampfhaften •Zuständen und bereitet sie aus Milch (besonders bei durch AVürmer erzeugten Krämpfen), aus den saturirten Aufgüssen der Kamillen, des Baldrians (ij.-g/?. auf ein Klystir), in bedeutenderen Fällen mit Zusätzen von Asafoetida 0f?.-j., s. Asafoetida) und selbst vom Opium (1-4 Tropfen Laudanum liquid- Sydenh., s. Opium). 4) A d s t r i n g i r e n d e und t o n i s i r e n d e . K l y s t i r e . Man bedient sich ihrer, wo es darauf ankommt, schädliche Darmexcretionen bald zu hemmen, oder in Fällen hoher Gefahr, wenn der beginnenden Fäulnifs Grenzen gesetzt und die irritable Thätigkeit kräftig gesteigert werden soll, z. B. bei brandiger Entartung der Pocken, nervösem fauligem Scharlach etc. Hier benutzt man auch diesen Applicationsweg, um in einer gegebenen Zeit eine grüfsere Quantität tonischer und antiseptischer Substanzen dem Organismus einzuverleiben. Zu adstringirenden Klystiren wählt mau die Aufgüsse und Abkochungen der Salbei, Schafgarben, der Tormentilla; zu den tonischen und antiseptischen die China und den Kampher, s. diese Articel. 5) A n t h e l m i n t h i s c h e K l y s t i r e . Dahin gehören Klystire aus Milch mit Honig, Milch mit Oel (6 Efslüffel Milch, 4 Efslüffel Honig und etwas Kochsalz: R o s e n s t e i n fiir kleine Kinder), aus Salzwasser, aus Milch mit Knoblauch gekocht (5j.-ij. auf das Klystir), Klystire aus Kalkwasser in einem schleimigeu Vehikel ( N i c o l a i in C a s p e r ' s Wochenschrift); ferner die Klystire aus den Aufgüssen der Rad. Valerianae, der Sem. Santonici (5Ü- auf ein Klystir) mit Zusätzen von Asa foetida u. dergl. (s. Rad. Valerianae und Sem. Santonici'). Sind Krämpfe durch AVürmer erregt, so passen die Klystire aus Milch, Kamillen - und Baldrianaufgufs. 6) E r n ä h r e n d e K l y s t i r e . Man bedient sich ihrer, wenn die Ernährung auf dem gewöhnlichen AVege nicht mehr stattfinden kann, und bereitet sie aus Milch, Fleischbrühe mit oder ohne Zusatz von Eidotter, oder Gummischleim. Man spritzt dem Kinde \ Kaffeetasse Fleischbrühe ein, die man auch znr Hälfte noch mit Milch oder dünnem Haferschleim vermischen kann.
IV. Bäder.
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IV. B ä d e r . D i e Bäder bieten dem Arzte ein eben so schätzbares diätetisches, als therapeutisches Mitte) bei Behandlung von Kinderkrankheiten dar. Die Haut, auf welche die Bader zunächst einwirken, ist ein höchst wichtiges Organ, welches den mannigfaltigsten und erheblichsten Verrichtungen vorsteht, und das mit einem hohen Grade von Empfindlichkeit und Reizbarkeit begabt ist. Sie ist der Sitz einer wichtigen Abscheidung, sie steht mit fast allenTniiercn Theilen in genauer Wechselwirkung und zwar sympathisch mit den serösen und Schleimhauten, antagonistisch mit dem Darmkanale, sie ist sehr reich an einsaugenden Gefässen und vermag wegen ihrer grofsen Ausdehnung vielleicht die stärkste Eiusaugung hervorzubringen, wobei das Eingesogene mehr unverändert in das Leben übertritt, als bei der Resorption durch den Darmkttnal. Wegen des in ihr so thätigen lymphatischen Systems ist sie ferner ein vorzüglicher Ort der Aufnahme für alle Arzneistoffe, welche Abnormitäten dieses Systems, des vegetativen Lebens, zu beseitigen vermögen, die dann auf diesem Wege weit unveränderter, mehr in ihrer ursprünglichen Kraft, in die Säfte gelangen, als auf irgend einem anderen. Was nun specicll die Haut im kindlichen Alter betrifft, so ist sie lockerer, weicher, weniger derb, poröser, dehnbarer als bei Erwachsenen; sie hat einen gröfseren Reichthum an Gefäfsen und Nerven, eine lebhaftere Vegetation und begründet dadurch im Kindesalter die ¡Neigung zu krankhaften Ausscheidungen und Ablagerungen durch die mannigfaltigen Arten der Hautausschläge. Es leuchtet also aus dem Gesagten ein, dafs die Haut, so wie bei Erwachsenen, so ganz besonders bei Kindern zn einem wichtigen Locus medicamentosus wird. Man mag das lymphatische System, das im kindlichen Organismus prävalirende, bethatigen, man mag resolviren, nähren, stärken, oder mehr specifisch einwirken wollen, immer bleibt dieser W e g der Heilung anwendbar und von hoher Wirksamkeit. Temperaturbestimmung
der
Wasserbäder.
Die Temperatur determinirt vorzugsweise die Wirkungsart der Wasserbäder, und es ist deshalb nöthig dieselbe so genau als möglich festzustellen. T i s s o t gab folgende Bestimmung an: Bäder von 0° -12° R . nannte er kalte - 12° - 25° - kühle - 25° - 35° - laue
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IV. Bäder.
Die höher temperirteu Bäder rechnete er zu den warmen und heifsen. Nach D i e l und W e t z l e r sind: kalte Bäder unter 16° R, kühle von 16°-20° R. laue . - 20° -26° warme - 26° -33° • heifse die höher temperirten. Was nun den Einflufs der Temperatur auf die Heilwirkung des Bades anbetrifft, so werden es die lauwarmen Bäder, die von 25°-28°, sein, welche bei Kindern in therapeutischer Beziehung vorzugsweise zur Anwendung kommen. Diese Bäder bethätigen und regeln gelinde die Absonderungsprocesse, mindern die gröfsere Saturation derselben mit festeren thierischen Stoffen durch Vermehrung der Serosität, mäfsigen abnorme Bewegungen und krampfhafte Spannungen, lindem Krämpfe und Schmerzen, befördern die Crisen durch die Haut und den Urin, und sind um so mehr anwendbar, als sie nicht erhitzen und den Blutumlauf nicht besonders beschleunigen, was von wärmeren Bädern immer zu fürchten sein wird. In diätetischer Beziehung ist zu bemerken, das je jünger das Kind ist, um so gefährlicher eine jede plötzliche und bedeutende Abweichung von der gewohnten Temperatur seiu mufs. Erwägt man nämlich, dafs das Kind im Mutterleibe beständig in einer der Blutwärme gleichen Temperatur lebte, welche unstreitig für das Leben und die Ausbildung des Körpers die zweckmäfsigste war; so kann mau sich schon a priori überzeugen, dafs die Wärme in den ersten Zeiten der Geburt eine der notwendigsten Bedingnisse zum Gedeihen und Fortkommen des Kindes ist, und dafs daher dia Idee, das zarte neugeborene Kind durch Anwendung der Kälte, mittelst des kalten Waschens und -Badens, stärken uud abhärten zu wollen, durchaus verwerflich ist. Man wasche und bade das neugeborene Kind -Jäher nur in Wasser, das jenem Wärmemaafse nahe kommt, und also bis zu 24°-26° R. erwärmt ist. |Mit dem zunehmenden Alter kaiin man die Wärme des Wassers allmählig vermindern, so dafs das Kind im 2ten Jahre im Winter mit verschlagenem, im Sommer mit kühlem Wasser gewaschen und gebadet wird ( H e n k e Kinderkrankheiten Bd. 1. S. 73)Man unterscheidet einfache lauwarme Wasserbäder und solche, deuen durch die Kuust mannigfache Heil- uud Arzneistoffe beigemischt sind.
1. E i n f a c h e W a s s e r b ä d e r . Diese Bäder sind mehr oder weniger erregende und belebende Mittel, und wirken daher nach Umständen (ob lau oder warm) bald besänftigend, abspannend, schmerzlindernd, krampfstillend, bald erwärmend, die Hautfunction erweckend, aufeuch-
IV. Bäder.
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tend. Sie vermehren den vitalen Turgor, die Expansion des Blutes, die Thätigkeit des Gefäfs- uud Nervensystems, bewirken eiue gleichinäfsige Vertheiluug der Sensibilität und Blutmasse, eine Ableitung des Blutandranges von inneren Theilen nach der Peripherie. Man bedient sich ihrer: a) Als Reinigungsmittel. Die lauwarmen Bäder reinigen und erweichen die Haut, machen sie geschmeidiger und somit also zu ihren natürlichen Functionen geschickt, und sind daher unentbehrlich zum Wohlsein des Kindes. Wie kräftig durch eine sorgfältige Iiautkiiltur, der Atrophie, der Khachitis und dem ganzen Heere der impetiginösen Hautausschläge vorgebeugt werden kann, ist zu bekannt, als dafs es einer weiteren Bemerkung bedürfte. Das neugeborene Kind bringt aian nachunterbundener Nabelschnur, um es von dem käseartigen zähen Ueberzuge (Vernix caseosa) zu. reinigen, in eine Mulde oder Badewanne von hinlänglicher Tiefe, welche mit mäfsig warmem Wasser (26°-27° R.) angefüllt ist und reinigt es, nicht mit Fett, Butter oder Schmalz (bei grofser Anhäufung von Kindsschleim ist Seit'euwasser zulässig), sondern mit dem Schwämme am ganzen Leibe, am Kopfe und an den Glieclmafsen, besonders unter den Gelenken, wobei eine etwanige Blutung aus der Nabelschnur wohl zu beachten ist. b) Bei Scheintodt der Neugeborenen. Das warme Bad (28° R.) ist eigentlich nur bei der Asphyxia pallida zulässig; will man es bei der Asphyxia apoplectica anwenden, so bringe man das Kind nur bis an den Hals in das Wasser, und streiche zu gleicher Zeit kältet Wasser über Stirn und Gesicht. Liegt das Kind aber leblos in dem Zustande der Ohnmacht, so lege man, nachdem etwa mechanische impedimente, Schleimanhäufung im Munde u. dergl. beseitigt worden, das Kind mit der Nachgeburt, wenn dieselbe schon losgetrennt, zugleich in's Bad, ohne vorher die Nabelschnur zu unterbinden, weil hier die längere Verbindung des Kindes mit dem Mutterkuchen zur Wiederbelebung beitragen kann; den Kopf mufs man unter dem Nackeu hoch halten, damit nicht das Wasser in Mund uud Nase laufe, und dafür sorgen, dafs das Wasser den ganzen Körper berühre. Das Bad hat aufser seiner belebenden Wirkung im Allgemeinen noch den grofsen Vortheil, dafs es den Aufenthalt der Frucht im Fruchtwasser nachahmt und den zu starken Einflufs der atmosphärischen Luft und einer zu niedrigen Temperatur auf die ganze Oberfläche des Körpers abhält. Um das Bad noch belebender zu machen, kann man Wein oder Branntwein (etwa den 8ten bis loten Theil), oder auch einige, etwa 6 Tropfen Oleum Rorismarini hinzusetzen ( M e n d e ) . In dem Bade reibt man Kopf, Brust und Rücken, hebt das Kind ab und zu heraus, bewegt es in der Luft hin und her und legt es wieder hinein, indem man Brust und Oberbauchgegeud so weit daraus hervor-
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IV. Bäder.
hält, dafs man Weingeist oder Hoffmanns tropfen von einer etwanigen Höhe darauf herabfallen lassen kann. c) Bei Entzündung des Gehirns und seiner Häute, in Verbindung mit kalten Kopfumschlägen uud Uebergiefsungen. Das lauwarme Bad palst ganz besonders da, wo bei Exanthemen und Hautentzündungen (am häufigsten bei Scharlaeh) durch eine unglückliche Richtung das Sensorium mitergriffen, die Entzündung auf die Gehirnhäute übertragen und auf der Oberfläche vermindert oder ganz verschwunden ist. In solchen Fällen mildert das Bad die höchst widrige Empfindung des kalten Begiefsens, von welcher der Kranke auch bei gestörtem Bewufstsein auf eine höchst unangenehme Weise afficirt wird, und hat aufserdem noch den Vortheil, dafs es die Küthe auf der Haut fixirt und dadurch die gröfsere Gefahr von den edlen Eingeweiden abwendet Eben so treffliche Dienste leistet das lauwarme Bad bei Unterleibsentzündungen. d) Bei exanthematischen Fiebern und acuten Exanthemen zur Beförderung der Hautcrisen und Eruptionen, besonders aber auch, wenn solche Hautcrisen gestört und unterdrückt worden sind. Es leuchtet jedoch aus der Wirkungsart der lauen Bäder ein, dafs im Anfange der Krankheit, wo die entzündliche Diathesis noch sehr bedeutend ist, von ihrer Anwendung nicht die Rede sein kann;' die Rothe, die Wärme und die krankhafte Dichtigkeit der im Entzündungszustande begriffenen Organen würde zunehmen, käme hier eine bedeutende Wärme zur äufseren Anwendung. Nur hei unglücklichen Richtungen, wie sie oben erwähnt wurden, oder w o , beim tiefen Ergriffensein des Nervensystems, Krämpfe und Zuckungen entstehen, oder wo endlich die zurückgetretene Form wieder hervorgerufen werden soll, ist ein mildes Bad ein ganz vorzügliches Mittel, die krankhaften Oscillationen des Nervensystems zu beruhigeu, und die primäre Form auf der Haut zu fixiren. Iii der Recouvalescenz nach acuten Exanthemen, wenn die Haut trocken, spröde, der Zustand fieberlos und keine andere Function auffallend gestört ist, kann ein laues Bad zwischen 26°-28° R . mit Nutzen in Anwendung kommen. e) Bei Hautkrankheiten, chronischen Exanthemen werden laue und warme Bäder mit um so gröfseren Nutzen angewendet, j e mehr diese Leiden auf Lebensschwäche und Mangel an Erregung der Haut beruhen, j e mehr die Haut eine krankhafte Spannung und Trockenheit zeigt, j e mehr man Ursache hat, die Eruption uud den Verlauf der chronischen Exanthemen, wenn sie von allgemeinen Cachexien und Dyscrasieen ausgehen, zu befördern. f) Bei atrophischen Zuständen, Scropheln, Rhachitis etc. Das lauwarme Bad vermag krampfhafte schnüruugen und Einsperrungen der lymphatischen Getäfsen und Drüsen, also Verstopfungen, Knoten und Geschwülste, die Anlagen zu den trau-
IV. Bäder.
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rigsten K r a n k h e i t e n dieses S y s t e m s , zu h e b e n und e i n g e s p e r r t e S ä f t e f r e i zu m a c h e n . E s giebt. f e r n e r d e r L y m p h e s e l b s t eine reinigende und b e l e b e n d e Beimischung. D u r c h die ziemlich bedeutende M e n g e W a s s e r nämlich, die dabei r e s o r b i r t w i r d , w i r d die A u f l ö s u n g f e s t e r e r S t o f f e im I n n e r n u n t e r s t ü t z t , die inneren A b s o n d e r u n g e n , besonders des Urins, s o w i e die A b s o n d e r u n g e n d e r H a u t beschleunigt uub ü b e r h a u p t eine b e s s e r e V e g e t a t i o n herbeigeführt. g) Bei K r ä m p f e n . W a r m e B ä d e r sind ä u f s e r s t w i r k s a m und w o h l t h ä t i g bei Krampfkrankheiten. Schon die W ä r m e allein w i r k t krampfstillend durch H e r v o r r u f u n g der E x p a n s i o n . K r ä f t i g e r w e r d e n die B ä d e r n o c h durch Z u s ä t z e von a r o m a t i s c h e n K r ä u t e r n , W e i n oder B r a n n t w e i n . I m m e r j e d o c h v e r l i e r e man auch bei K r ä m p f e n den Z u s t a n d des G e h i r n e s nicht aus den A u g e n , weil bei s t a r k e m Antrieb des B l u t e s n a c h d e m K o p f e j e d e n f a l l s eine B l u t e n t l e e r u n g dem B a d e v o r a u s g e h e n m u f s . Ii) Bei E r b r e c h e n , D u r c h f a l l , C h o l e r a d e r K i n d e r . H i e r sind die l a u w a r m e n B ä d e r durch i h r e b e r u h i g e n d e W i r k u n g auf das N e r v e n s y s t e m und d u r c h die k r ä f t i g e B e t h ä t i g u n g d e r H a u t funetion von g r o f s e m N u t z e n . B e s o n d e r s gilt d i e s e s v o n s e h r h a r t n ä c k i g e n D i a r r h ö e n , w i e sie h ä u f i g in der D e n t i t i o n s p e r i o d e v o r k o m m e n . H i e r , w o oft alle Mittel 3, 4 und m e h r W o c h e n vergeblich a n g e w e n d e t w u r d e n , und bei einem s e h r h o h e n G r a d e allgemeiner A b m a g e r u n g und d e r h ö c h s t e n S c h w ä c h c keine H o f f n u n g z u r K e t t u n g m e h r übrig zu bleiben s c h i c n , g e n a s e n die K i n d e r doch endlich unter der alleinigen A n w e n d u n g von w a r m e n B ä d e r n ( H e n k e K i n d e r k r a n k h e i t e n T h . I . S. 249).
2. Von den mit Heil- und Arzneistoffen geschwängerten Wasserbädern. D i e AVasserbäder sind z w e c k m ä f s i g e V e h i k e l f ü r s e h r w i r k s a m e Heilstoffe und Arziieisubstanzen und erhalten d a d u r c h bald eine e r s c h l a f f e n d e , bald eine e r r e g e n d e und r e i z e n d e , bald eine s t ä r k e n d e und tonische W i r k u n g . W i e s e h r diese E i n v e r l e i b u n g von A r z n e i k r ä f t e n durch die s o s t a r k e R e s o r p t i o n d e r H a u t , d u r c h das w i c h t i g e N e r v e n g e f ü h l , und den allgemeinen Consensus derselben begünstigt wird, leuchtet von selbst ein. D i e V o r z ü g e dieser A n w e n d u n g s a r t sind f o l g e n d e : 1) Man s c h o n t den Magen und die V e r d a u u n g , w e n n m a n die Mittel auf diesem AVege nehmen läfst. 2) Man v e r m e i d e t die Collision mit Unreinigkeiten d e r ersten AVege. w i e a u c h die I d i o s y n c r a s i e , die d e r M a g e n g e g e n m a n c h e Mittel hat. 3) Man vermeidet die V e r ä n d e r u n g e n , die diese Mittel s e h r oft d u r c h den Magen und die D i g e s t i o n s k r a f t e r l e i d e n ; sie kommen in weit g r ö f s e r e r I n t e g r i t ä t in das l y m p h a t i s c h e S y s t e m .
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IV. Bäder.
4) Man wirkt hier weit unmittelbarer in das allgemeine lymphatische System, den gewöhnlichsten Kraukheitsheerde bei Kindern. 5) Die Nervenwirkung ist hier weit sanfter und gleichförmiger auf alle Systeme verbreitet, als bei dem innerlichen Gebrauch, und weniger reizend, weil das Bad an und für sich schon ein reizmiuderndes Mittel ist ( H u f e l a n d Scropheln S. 293). Die relative Menge der Heilstoffe zu einem Bade richtet sich bei allgemeinen Bädern nach der Gröfse des Körpers, überhaupt nach der Menge der Flüssigkeit, welche man nötliig hat, und nach der Starke der beabsichtigten Wirkung. Zu einem Bad für ein Kind von 10 Jahren nimmt man gewöhnlich 6 - 8 Eimer Wasser, für ein Kind von 2 - 5 Jahren 3 - 5 Eimer und für ein kleineres etwa 3 Eimer. Man benutzt folgende arzneiliche Bäder in den Krankheiten des kindlichen Alters. 1) S a l z b ä d e r . Die Salzbäder sind höchst kräftige, auflösende, die Mischling verbessernde, die Excretion innormal gebildeter Stoffe beschleunigende, den Ab- und Aussouderungsprocefs durchgängig befördernde Mittel. Aufser ihrer reizenden Wirkung auf das Hautorgan, greift ihre zweite, durch die Resorption bedingte, auch weiter in das Lyinphgefäfssystem, die Lymphdrüsen, die serösen Häute und alle vegetativen Gebilde. Durchgängig beleben sie hier den Verflüssigungsprocefs, befördern die innere Resorption, und verbessern die specifische, dyscrasische Beschaffenheit in den ergriffenen Gebilden. Man wendet die Salzbäder an: a) Bei Scropheln. Obschon die Salzbäder überhaupt bei wirklicher Atrophie und Scrophelkrankheit, von schlechter Ernährung bedingt, die besten Dienste leisten, so sind es doch besonders von erblicher Anlage und fehlerhafter Hautcultur herrührende Scropheln, bei denen sie besonders heilsam sind. bj Bei chronischen Exanthemen, besonders solchen, die durch lange Dauer sehr harnäckig geworden, oder von allgemeiner Dyscrasie bedingt und unterhalten werden. c) Stockungen, Ablagerungen, überhaupt Störungen des normalen Vegetationsprocesses der Drüsen, sowohl der äufseren der Haut nahe gelegenen, als der inneren ( V o g t Pharmacodyuamic Th. 1. S, 347), Man bereitet die Salzbäder aus See- oder Kochsalz und nimmt für das Bad eines Kindes von 3 Jahren etwa y, für das eines Kindes von 5 Jahren 1 und für ältere 2 Pfund. Beabsichtigt man bei der Anwendung der Salzbäder eine reichliche Resorption des Salzes, so lasse man die Kranken länger im Bade verweilen, gebe diesem aber höchstens einen Wärmegrad von 25° R., weil wärmere Salzbäder bei einem längeren Verweilen in denselben allzuheftig die Haut reizen.
IV. Bäder,
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2) A l k a l i s c h e B a d e n Die Kalibäder wirken reizend und errregend auf die Haut, krampfstillend, expandirend und wegen der erfolgenden Einsaugung auch bethätigend auf das resorbirende und Drüsensystem. Sie vermögen eine tiefe und gründliche Umstimmung des vegetativen Lebens zu bewirken und leisten daher entschiedenen Nutzen bei chronischen Hautausschlägen uud psorischen Metastasen, bei contagiösen Metastasen, bei habituellen Schleimflüssen, bei Hautscropheln und Verhärtungen der Lymphdrüsen und des Zellgewebes etc. Eben so wirken sie kräftig krampfstillend bei krampfhaften Krankheitsformen, hei tonischen Krämpfen uud Convulsionen der Kinder etc. Künstlich bereitet man die alkalischen Bäder aus Seife, aus halbkohlenstoifsaurem und aus ätzendem Kali. Die Seifenbäder wirken milde, aber doch kräftig und sind in den meisten angegebenen Krankheitsformell bei Kindern den anderen alkalischen Bädern vorzuziehen, da sie nicht so stark reizend auf das noch zarte Hautorgan einwirken. Man rechnet auf ein Bad für ein Kind von 2 - 3 Jahren für ein älteres ¿ Pfund Seife und wählt gern eine schlechtere Sorte, weil diese einen gröfseren Kaligehalt besitzt. Die Bäder aus Pottasche und Aetzkali passen da, wo man eines stärkeren Eingriffes bedarf, namentlich wo man eiue schnelle und durchdringende Einwirkung auf das Nervensystem beabsichtigt, wie z. B. bei Starrkrampf und heftigen Konvulsionen, oder wo eine metastatische Affcction wichtiger innerer Organe von Unterdrückung einer normalen oder innormalen Hautabsoiiderung, oder eines sonstigen Leidens der Haut nnd ihrer zunächst liegenden Theile, eine schnelle Gefahr droht. Man nimmt vom Aetzkali S'/^-'j- u n d von der Pottasche jf/S.-j. auf ein Bad; man achte darauf, dafs nichts davon in die Augen des Kindes komme, weil diese sich stark entzünden. 3) E r r e g e n d e a r o m a t i s c h e W a s s e r b ä d e r . Dergleichen erregende und aromatische Bäder dienen bei asthenischen, besonders Nervenfiebern, bei asthenischen Nerven - und Krampfkrankheiten, bei ähnlichen Vegetationskrankheiten-, Scropheln, Khachitis, bei Lähmungen, bei dem Zurücktritt acuter Exantheme, bei dem Schwächezustaude, der nach erschöpfenden Crisen und schweren Krankheiten zurückbleibt Man bereitet diese Bäder aus Aufgüssen erregender gewürzhafter Vegetabilien, der Species aromatiefte, der Flores Chor momillae, der Radix Calami aromàtici etc. Man rechnet auf das Bad eines Kindes ^iij.-iv. Spec. aromaticae oder tl.¡3. Chamillen, läfst diese aufgiefsen, uud mischt»die Brühe dem Badewasser bei. Ein Uebelstand dieser Bäder ist, dafs sie sehr riechen und leicht betäubend auf das Kind einwirken können. Wohlfeiler und eben so kräftig sind Bäder aus Heusamen ; man nimmt auf ein Bad einen Manipulus (ungefähr was mau mit beiden Händen davon aufnehmen kann).
I V . Bäder.
32 14.
ß. Spec. aromatic. W.j. Herb. Rutae Rad. Calarn. arom. fui Ufi.
M. f. spec. divid. in v j . part. aequal. S. Ein Paket zum Bade. (Bei Krämpfen, Asthma Mit-
lari etc.)
ß
15.
Spec, aromatic.
§ii[.-iv.
Rad. rub. tinetor.
gj.
M. f. spec. dent. tal. dos. No. v j . S. Ein Paket zum Bade. (Bei Rhachitis.) AVendt.
W e n dt.
4) M a l z b ä d e r . Die Malzbäder erweisen sich sehr nützlich bei Kindern, die an einer schlechten und schwachen Vegetation, an Atrophie leiden, besonders aber bei der scrophulösen und rhachitischen Abmagerung und Cachexie, und bei der Schwäche, die nach grofsem ¡SafteVerlust zurückbleibt. Man rechnet auf ein Bad eine Metze Malz. Da aber die Wirkung bei Malzbädern von der Resorption abhängig ist, so mufs man ihnen etwas beimischen, was erregend auf die Haut wirkt und dieselbe zu einer gröfseren Kesorptionsthätigkeit anreizt. Zu diesem Zwecke, setzt man der oben bezeichneten Quantität noch l Metze Hopfen oder einige Unzen Rad. Calami aromatici hinzu. Sehr zweekmüfsig bedient man sich auch der zweiten Bierwürze zur Bereitung dieser Bilder, da sich in dieser jene Vereinigung von Malz und Hopfen schon vorfindet; man giefst davon 1 Quart dem Bade zu. 5) E i s e n b ä d e r . Das Eisen wirkt in Form von Bädern angewendet, in ähnlicher A r t , wie beim innerlichen Gebrauch, d. Ii. als tonisch stärkendes, die Blutcrasis verbesserndes, den Ton und die Cohärenz der Faser und organischen Substanz steigerndes Mittel. Sie gehören zu den Hauptmittcln der Radicalcur scrophuloser und rhachitisclier Kinder; am wirksamsten sind sie zur Vollendung der Cur, nach bereits hergestelltem normalen Mischungsverhältnis der Säftemasse, und in Verbindung mit gewürzliaften, aromatischen Kräutern. Auch gegen .nächtliche Iucontinenz des Urins, ein nicht selten sehr hartnäckiges Uebel, wurden sie oft und in Fällen, w o die kräftigsten Mittel scheiterten, mit dem besten Erfolge angewendet ( T o u r t u a l ) . Man bereitet die Eisenbäder aus einer Auflösung der Eisenoder Stahlkugeln {Globuli tartari martiati), oder kräftiger noch aus dem schwefelsauren Eisen ( F e r r u m sulphuricum). Man läfst, für das Bad eines Kindes, etwa gepülverter Stahlkngeln in einer hinreichenden Quantität Wasser durch Kochen auflösen und diese Auflösung dem Badewasser beimischen; vom Eisenvitriol rechnet man etwa 5ij- auf ein Bad. E i n i g e allgemeine R e g e l n beim G e b r a u c h e der Bäder bei Kindern. J) Bei Bädern, die in Krankheiten als Heilmittel zur Anwendung kommen, wird die Temperatur zwischen 20° und 28° R .
IV.
U
Bäder.
immer die passendste sein. Als diätetische Mittel angewendet, verlangen die Bäder bei Kindern, die über das erste J a h r hinaus sind, keine so ängstliche Rücksicht mehr. Man bade sie im Winter lauwarm, w i e es dem Kinde am behaglichsten ist und im Sommer kühl, w i e die W ä r m e des F l u f s w a s s e r s in den heifsesten Sommertagen zu sein p f l e g t 2) D a s Baden darf niemals bei vollem Magen unternommen w e r d e n , sondern immer erst einige Stunden nach der Mahlzeit, noch besser vor derselben. ' 3) Es darf auch nicht unmittelbar nach dem Schlafe des Kindes geschehen, weil die Haut hier in vermehrter Ausdünstung sich befindet. 4) Bezüglich der Dauer ist zu bemerken, dafs bei Reinigungsbädern ein Aufenthalt von 15-20 Minuten im Bade bei Kindern hinreicht. W o das Bad als Heilmittel wirken soll, da müssen nach Beschaffenheit, der Ingredientien die Kinder | , wolil auch eine ganze Stunde im Bade verweilen. 5) Bei allen Bädern wird schnelles und sorgsames Abtrocknen unerläfslieh, um j e d e Erkältung zu verhüten. — E s dürfte hier wohl der passendste Ort sein, der localen An Wendling des warmen und heifsen W a s s e r s zu gedenken, das von verschiedenen Seiten her gegen den C r o u p empfohlen w o r d e n . D a s l i e i f s e W a s s e r empfiehlt Dr. L e h m a n n in der med. Zeitung v. Vereine f. Heilkunde in Preufsen 1834. No. 40., und spricht sich darüber folgendermafsen a u s : „Meiner E r f a h r u n g zufolge, verdient in der häutigen Bräune, namentlich zu Anfange der Krankheit, w o also noch keine lymphatischen Exsudationen erfolgt sind, die äufsere Application des heifsen W a s s e r s auf die Gegend des Kehlkopfs vor vielen anderen gerühmten Mitteln den Vorzug. D a s Vertähi en ist schnell, einfach und sicher hilfreich, auch von keinen üblen Nachwirkungen, wie sie z. B. den Bluteutziehungen, dem Calomel u. s. w . folgen, begleitet. Die Anwendung des Mittels ist nun folgende: Man nimmt einen weichen Wischschwamm von der Gröfse einer starken Maiinsfaust, taucht ihn in ein Gefäfs voll sehr heifsen, fast noch siedenden W a s s e r s , drückt ihn mit Vorsicht mäfsig aus und legt ihn nun so schnell als möglich dicht unter das Kinn über den Kehlkopf des kleinen Patienten. Nachdem der Schwamm hier e t w a eine Minute gelegen h a t , ist das darin enthaltene W a s s e r schon so abgekühlt, dafs er von neuem mit heifsem W a s s e r getränkt und wieder aufgelegt werden inufs. — Z w e c k m ä f s i g ist e s , z w e i solcher Schwämme in Bereitschaft zu halten, um nach- Entfernung des kalten sogleich den anderen auflegen zu können. Nachdem nun damit etwa 10-20 Minuten lang f o r t g e f a h r e n worden, bildet sich im ganzen Umkreise des vorderen Halses eine h o h e Rothe, gleich der, welche man nach Anwendung von Senfteigen wahrnimmt (so h e i f s , dafs Blasen entstehen, darf das W a s s e r nicht sein), und es bricht ein allgemsiner S c h w e i f s aus, den man 3
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V.
Anwendung der Kälte.
durch Darreichung eiuer Tasse Flieder- oder Chamilleiithee zu befördern sucht. Dabei -Vermindert sich der Husten, die Heiserkeit verliert sich fast ganz, der rauhe, bellende Ton der Stimme schwindet, die Unruhe, die Athmungsbeschwerde etc. cessiren, kurz alle Gefahr ist vorüber, die Kinder schlafen von Neuem ein und erwachen am Morgen oft, ohne dafs man an ihnen wahrnimmt, dafs sie noch wenige Stunden vorher so krank gewesen. — Sollte dagegen die geschilderte Besserung nach Verlauf von höchstens 25 Minuten nicht eintreten, vielmehr die Athmungsbeschwerde, Unruhe und Angst des Kindes zunehmen, so müssen dann allerdings noch andere Mittel, namentlich Blutentziehungen, zur Anwendung kommen. Seit mehreren Jahren, in welchen ich den Croup gleich bei seinem Entstehen zu behandeln hatte, bin ich indessen nie in dem Falle gewesen, die letzteren Mittel noch zu Hülfe ziehen zu müssen, sondern reichte stets mit dein genannten Mittel allein aus." G r a h l ( H u f e l a n d Journ. Bd. 77. St. 5. S. 126) empfiehlt aus zweijähriger Erfahrung beim Croup folgendes Verfahren, das sich in allen ihm vorgekommenen Fällen heilbringend bewährt hat. E s ist dieses daseinfache, derivatorisch wirkende Arinbad von gewöhnlichem w a r m e n Wasser, j e nach der Gefahr stündlich oder halbstündlich, von 10-15 Minuten Dauer. Die Kinder fangen nach dem ersten oder zweiten Bade an, zu niesen; die Nase, die wie die Luftwege beim Croup trocken ist, wird feucht, fängt an zu laufen, die Respiration wird freier, der eigentümlich bellende Ton des Hustens verliert sich, und nach höchstens einer Stunde darf man den kleineu Kranken als gerettet ansehen.
V. Anwendung der Kälte. (Vergl. V o g t ' s Pharmacodynamic Bd. 1. S. 350.) U n t e r Kälte verstehen wir hier die mehr oder minder niedrige Temperatur äufserer Medien, durch welche dem Körper ein Theil seiner eigenen Wärme entzogen wird. Diese erste, sich immer gleich bleibende Einwirkung und die sie begleitenden Erscheinungen müssen aber, will man den Einflufs der Kälte auf den thierischen Körper richtig würdigen, sorgfältig von der secundären oder Nachwirkung unterschieden werden. Diese steht unter dem Einflüsse des iudividuellen Lebens, und ist Folge der
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V.
Anwendung der Kälte.
durch Darreichung eiuer Tasse Flieder- oder Chamilleiithee zu befördern sucht. Dabei -Vermindert sich der Husten, die Heiserkeit verliert sich fast ganz, der rauhe, bellende Ton der Stimme schwindet, die Unruhe, die Athmungsbeschwerde etc. cessiren, kurz alle Gefahr ist vorüber, die Kinder schlafen von Neuem ein und erwachen am Morgen oft, ohne dafs man an ihnen wahrnimmt, dafs sie noch wenige Stunden vorher so krank gewesen. — Sollte dagegen die geschilderte Besserung nach Verlauf von höchstens 25 Minuten nicht eintreten, vielmehr die Athmungsbeschwerde, Unruhe und Angst des Kindes zunehmen, so müssen dann allerdings noch andere Mittel, namentlich Blutentziehungen, zur Anwendung kommen. Seit mehreren Jahren, in welchen ich den Croup gleich bei seinem Entstehen zu behandeln hatte, bin ich indessen nie in dem Falle gewesen, die letzteren Mittel noch zu Hülfe ziehen zu müssen, sondern reichte stets mit dein genannten Mittel allein aus." G r a h l ( H u f e l a n d Journ. Bd. 77. St. 5. S. 126) empfiehlt aus zweijähriger Erfahrung beim Croup folgendes Verfahren, das sich in allen ihm vorgekommenen Fällen heilbringend bewährt hat. E s ist dieses daseinfache, derivatorisch wirkende Arinbad von gewöhnlichem w a r m e n Wasser, j e nach der Gefahr stündlich oder halbstündlich, von 10-15 Minuten Dauer. Die Kinder fangen nach dem ersten oder zweiten Bade an, zu niesen; die Nase, die wie die Luftwege beim Croup trocken ist, wird feucht, fängt an zu laufen, die Respiration wird freier, der eigentümlich bellende Ton des Hustens verliert sich, und nach höchstens einer Stunde darf man den kleineu Kranken als gerettet ansehen.
V. Anwendung der Kälte. (Vergl. V o g t ' s Pharmacodynamic Bd. 1. S. 350.) U n t e r Kälte verstehen wir hier die mehr oder minder niedrige Temperatur äufserer Medien, durch welche dem Körper ein Theil seiner eigenen Wärme entzogen wird. Diese erste, sich immer gleich bleibende Einwirkung und die sie begleitenden Erscheinungen müssen aber, will man den Einflufs der Kälte auf den thierischen Körper richtig würdigen, sorgfältig von der secundären oder Nachwirkung unterschieden werden. Diese steht unter dem Einflüsse des iudividuellen Lebens, und ist Folge der
V.
Anwendung der Kälte.
SS
Rückwirkung des Organismus auf den äufseren R e i z , während jene zunächst und hauptsächlich von physicalischen Gesetzen abhängig ist. Die primäre Wirkung der Kälte wird sich nun zwar, bezüglich der Intensität und Extensität, j e nach dem äusseren relativen Kältegrad des einwirkenden Mediums, so wie nach der allmähligen oder plötzlichen, kurz oder länger andauernden Einwirkung desselben, verschieden gestalten, immer aber wird sie zunächst in einer Vermehrung der Cohäsion der festen und flüssigen Theile und iu einer Herabsetzung des für das normale Bestehen des Stoffwechsels notwendigen Temperaturgrades, so wie in einer theilweisen Entziehung der Wärme, welche zugleich als Bedingung und Product der organischen Metamorphose erscheint, sich aussprechen. Da nun aber alles organische Leben nur unter Einwirkung eines bestimmten äufseren Wärmegrades sich entfalten kann, so ergiebt sich aus dem eben Gesagten klar, dafs die Külte die Entwickeluiur des organischen Lebens in jeder Richtung hemmt, und also feindlich und beschränkend demselben gegenüber steht. Am schnellsten und verhältnifsmafsig am stärksten wirkt die äufsere Kälte auf die Nerventhätigkeit, und ihre feindliche Tendenz trifft iu dieser primären Wirkung zunächst die Nerven der Applicationsstelle, indem sie hier die Sensibilität herabstimmt und abstumpft. Allein auch das gesammte Bildungsleben ergreift die Kälte noch stark genug; sie setzt es in allen seinen Beziehungen herab, weshalb auch bei ihrer Einwirkung auf einen Theil, Ernährung, Absonderung und Ausscheidung in gleichem Grade gehemmt werden. Diese primäre Wirkung könnte nun, den eben geschilderten Erscheinungen nach, zu dem Schlufs verleiten, es sei die Kälte eine unter allen Umstünden schwächende Potenz. Dem aber ist nicht so und wir müssen, wollen wir zu einer vollständigen Einsicht und AVürdigung ihrer Wirkungen gelangen, auch den Antheil erwägen, der dem lebenden organischen Körper in seiner Gegenwirkung auf den feindlichen Reiz zukommt und diese Reaction ist nun die secuiidäre Wirkung der Kälte. Diese secundäre Wirkung besteht in einer Reihe von Erscheinungen, welche den durch die primäre Wirkung der Kälte erzeugten direkt entgegen gesetzt sind. Alle organische Thätigkeiten nämlich, welche von der Kälte unterdrückt waren, kommen nicht nur auf's Neue wieder zum Vorschein, sondern sie steigern sich, ist die Nachwirkung nur von einiger Bedeutung, selbst höher als sie vor der Einwirkung der Kälte waren; es zeigen sich erhöhte Empfindlichkeit und lebendigerer Einflufs auf die anderen Functionen im Nervensystem, regere arterielle Thätigkeit im Gefäfssystem, so wie allgemein regere Blutbewegung, stärkere vegetative Thätigkeit, raschere Metamorphose etc. Dafs die intensive Stärke dieser Reaction verschieden ausfallen mufs, leuchtet ein; sie richtet sich nach der Gröfse und Dauer der primären Kälteeinwirkung, nach dem schnellen Wechsel der Temperatur, nach dem 3"
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V.
Auwendung der Kälte.
Grade der Empfänglichkeit und Energie des betroffenen Theiles, und des ganzen Organismus. Allgemeine
I n d i c a t i o n e n f ü r die A n w e n d u n g der Kälte. Bei der Benutzung der Kälte als Heilmittel kommt es nun hauptsächlich einerseits auf die angegebene Verschiedenheit der P r i m ä r - und N a c h w i r k u n g , andererseits aber .auch auf die 'verschiedene Beschaffenheit des Krankheitszustandes a n , gegen welche sie in Anwendung gebracht wird. 1) Die primäre Wirkung der Kälte pafst im Allgemeinen bei krankhaft gesteigerter Sensibilität mit gleichzeitiger geringer E n e r g i e der irritablen Gebilde, mangelnder Spannung und Contractilität der organischen F a s e r , erhöhter Wärmeentwickelung und vermehrter Gefäfsaction mit übereilter Metamorphose. W i e s e h r diese Jndication den acuten Krankheiten der mit der reizbarsten F a s e r , mit der höchsten Empfindlichkeit und mit einer stets regen und tliätigen Metamorphose ausgestatteten kindlichen Individualität entspricht, leuchtet von selbst ein; es wird deshalb diese Benützung der Priinärwirkung der Külte in einein, der Gröfse des vorhandenen Leidens geradezu entsprechenden Grade der intensiven und extensiven Stärke, am häufigsten in der Kinderwelt zur Anwendung kommen. Z u r E r z e u g u n g dieser W i r k u n g dienen kalte L u f t , kaltes W a s c h e n und Umschläge von Eis und kaltem W a s s e r . 2) Die Nachwirkung der Kälte kann mit Nutzen zur H e r vorbringnng einer kräftigeren Lebensentwickelung nach allen Richtungen gebraucht werden. Sie pafst bei schlummernder Nerventhätigkeit, gesunkener Vegetation und geringer Vitalitat der irritablen Theile, und wird vorzüglich bei Lähmungen, chronischen Exsudationen, Stockungen und Ablagerungen in Anwendung gebracht. Z u r E r z e u g u n g dieser W i r k u n g dient eine nur momentan und im bedeutenden Grade angebrachte K ä l t e , w i e dieses bei den kalten Uebergiefsungen der F a l l ist. 4) Die Kälte mufs vermieden w e r d e n , wenn die genannten Zustande mit w a h r e r Vollblütigkeit, h o h e r Plasticität des Blutes (z. B. im C r o u p , w o sie durch Beförderung der Gerinnung der L y m p h e unbedingt schadet), oder zu bedeutender S c h w ä c h e verbunden sind; wenn der örtliche Krankheitsprocefs sich durch critische Absonderungen an der ergriffenen Stelle entscheidet, oder nur örtlicher R e f l e x eines allgemeinen Leidens ist und in•here edle Organe durch die Folgen der ürtlicheu Einwirkung leicht betheiligt werden können.
A.
K a l t e Luft.
W i r betrachten die kalte L u f t hier nicht als diätetisches, sondern als Beihülfsmittel zur Cur derjenigen Krankheiten, ge-
V.
Anwentluug d e r K ü l t e .
37
gen welche" die K ä l t e ü b e r h a u p t sich heilsam e r w e i s t . S i e p a f s t b e s o n d e r s iu den F ä l l e n , w o die K ä l t e gelind und anhaltend w i r ken soll, b e s s e r als i r g e n d ein a n d e r e s kaltes Medium. E s geh ö r e n h i e r h e r , a u f s e r den übrigen entzündlichen und leicht nervösen K r a n k h e i t s f o r m e n , g a n z b e s o n d e r s die d e m kindlichen Alt e r eigenthiimlichen e x a n t h e m a t i s c h e n F i e b e r . Welch grofser Mifsbrauch f r ü h e r mit der A n w e n d u n g der W ä r m e bei acuteu E x a n t h e m e n g e t r i e b e n w o r d e n , ist b e k a n n t ; die unglückliche I d e e , die von h e f t i g e m hitzigen F i e b e r e r g r i f f e n e n K i n d e r in heil'se S t u b e n zu legen, mit dicken Betten zu bedecken und ihnen n o c h h i t z i g e , s c h w e i f s b e f ö r d e r n d e A r z n e i e n und G e t r ä n k e aufzudringen, h a t vielen tausenden s o l c h e r K r a n k e n das L e b e n gek o s t e t . E s ist eine d u r c h a u s i r r i g e A n s i c h t , diese E x a n t h e m e n als Crisen zu b e t r a c h t e n und das Kind e r s t danu glücklich zu preisen, w e n n tüchtig n a c h der H a u t g e t r i e b e n w o r d e n w a r ; dafs h i e r d u r c h die unglücklichsten R i c h t u n g e n g e w a l t s a m h e r b e i g e f ü h r t w e r d e n m u f s t e n , bedarf w o h l keiner w e i t e r e n B e m e r k u n g , i m Allgemeinen ist a n z u n e h m e n , dafs die E x a n t h e m e n als E n t zündungskrankheiten kühl behandelt w e r d e n m ü s s e n ; nur d a d u r c h läfst sich die Intensität d e r E r r e g u n g im irritablen L e b e n m ä f s i gen und die dadurch b e d r o h t e sensible S p h ä r e v o n d e r G e f a h r metastatischer Uebertragungen befreien. Ganz besonders aber sind es die P o c k e n , w e l c h e aller E r f ä h r u n g z u f o l g e ein k ü h les Verhalten dringend e r f o r d e r n ; m e h r als alle a n d e r e Mittel leistet o f t h i e r eine kühle und f r e i e L u f t . D e r K r a n k e m u f s in einem luftigen und g e r ä u m i g e n , im W i n t e r nur s c h w a c h g e h e i z ten Z i m m e r , auf M a t r a t z e n liegen und darf b l o f s mit einer leichten D e c k e b e d e c k t sein. I s t der K o p f s c h m e r z s e h r h e f t i g , das F i e b e r stark und die Z a h l der P o c k e n s e h r g r o f s , so m u f s das Einströmen von kalter L u f t durch das Oeffnen d e r F e n s t e r begünstigt, j a der K r a n k e s e l b s t , w e n n es nur irgend die J a h r e s zeit zuläfst, an die f r e i e L u f t g e b r a c h t w e r d e n . l ) a f s j e d e r Z u g dabei vermieden w e r d e n m u f s , v e r s t e h t sich von s e l b s t ; eben so ist es räthlich, im Stadium d e r A b t r o c k n u n g den G e n u f s d e r freien L u f t e t w a s e i n z u s c h r ä n k e n . B e i den M a s e r n darf die den K r a n k e n u m g e b e n d e T e m p e r a t u r gleichfalls nicht zu w a r m sein, doch ist h i e r eine empfindliche Kühle schon m e h r zu vermeiden, weil die K ä l t e bei E n t z ü n d u n g e n der s c h l e i m a b s o n d e r n den H ä u t e nicht bekommt, und g a n z b e s o n d e r s nur in den F ü l len a n g e z e i g t i s t , w o die sensible T h ä t i g k e i t g e f ä h r d e t w i r d . A m passendsten w i r d eine T e m p e r a t u r von 1 5 ° - 1 6 ° K . sein und d e r R a t h , den s c h o n S y d e n l i a m giebt, die K r a n k e n l e i c h t be-_ deckt im B e t t e zu e r h a l t e n , w i r d am s i c h e r s t e n j e d e E r k ä l t u n g v e r h ü t e n . D e r S c h a r l a c h e r f o r d e r t , als E n t z ü n d u n g d e r Oberfläche, gleichfalls eine kühle T e m p e r a t u r , d o c h ist a u c h hier, w i e ü b e r h a u p t bei scarlatinösen und e i y s i p e l a t ö s e n F o r m e n , schon g r ö f s e r e V o r s i c h t nütliig. D i e U r s a c h e liegt in d e r hohen Empfindlichkeit des H a u t o r g a n s , ' die namentlich bei der Ab-
V. Anwendung der Kälte.
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schälung und Abschuppung des Oberhäutchens gesteigert .wird; daher kann es auch als Grundsatz gelten, dafs, so nützlich auch die Kälte beim Scharlach während der höheren Intensität seiner Entzündung wirke, sie dech während der Desquammation, wo bekanntlich eine Erkältung so leicht die nachteiligsten Folgen haben kann, mehr zu vermeiden ist.
B.
K a l t e s Wasser.
Als dichteres, die thierische Wärme ungleich schneller als Luft entziehendes Medium dient das Wasser vorzugsweise, um stärkere Grade der Kälte auf den ganzen Organismus einwirken zu lassen Seine Wirkung ist verschieden und wird eben sowohl von der verschiedenen Art der Anwendung, als von dem mehr oder weniger kalten Temperaturgrad bedingt.
1.
E i s und e i s k a l t e s
Wasser,
a) I n n e r l i c h e A n w e n d u n g . In therapeutischer Beziehung hat man in der Kinderwelt innerlich vom Eise und eiskalten Wasser nur bei Wurmbeschwerden Gebrauch gemacht. Wo die Würmer starkes Erbrechen, heftigen Magenkrampf, Colik und dergleichen andere Erscheinungen einer abnormen Nerventhätigkeit im Magen und Darmcanal hervorrufen, da ist oft kaltes Wasser oder (lafe Verschlukken von kleinen Stückchen Eis das beste Beruhigungsmittel. L ö f f l e r rätli zu diesem Behufe kleinen Eisstückchen eine runde Form zu treben, und eine solche Eispille mit etwas kaltem Wasser alle 3 Minuten verschlucken zu lassen, bis jene Erscheinungen gemildert sindb) A e u f s e r e A n w e n d u n g . Eis oder eiskaltes Wasser äufserlich angewendet, erregt den stärksten Grad der primären Kältewirkung, den man anzuwenden pflegt. Die gebräuchlichste Forin für die Anwendung dieses Kältegrades sind die kalten Fomente, entweder von Eis oder von durch Eis oder andere Mischungen abgekühltem Wasser. Die ausgebreitetste und fast ausschliefsliche Anwendung in der Kinderwelt finden diese eiskalten Fomente bei der Hirnentzündung des kindlichen Alters, der Febris hydrocephalica infantum. Diese Entzündung, die sich bald als Meningitis, bald als Encephalitis, Entzündung der Hirnsubstanz, ausspricht, erfordert eine kräftige, dauernde, stark in die Tiefe auf das Gehirn eingreifende Wirkung der Kälte, um dadurch den ausschweifenden, dem übrigen antiphlogistischen Verfahren nicht vollständig weichenden Zustand der Hypersthenie und Entzündung zu mäfsigen und zu beseitigen, die übermäfsige Wärmeentwickelung zu hemmen und den lymphatischen Exsudationen kräftig
V.
Anwendung der Kälte.
39
vorzubeugen. Hat sich daher aus irgend einer Ursache ein solches entzündliches Leiden im Gehirn primär entwickelt, oder ist durch eine unglückliche Richtung die entzündliche F o r m anderer Organe (namentlich der Haut, wie z. B . beim Scharlach) auf die sensible S p h ä r e (die Krankheit hat sich auf das Gehirn geworfen) übertragen, treten Schlafsucht, Betäubung, Irrereden und Gefahr des Schlagflusses ein, so mufs sofort die nüthige Blutentziehung gemacht werden und gleichzeitig die Kälte auf das bedrohte Organ in Anwendung kommen. D i e s e örtliche, die primäre Wirkung der Kälte bedingende Anwendungsart pafst jedoch nur so lange, als es sich darum handelt, die Heftigkeit der Entzündung zu brechen und den lymphatischen Ausschwitzungen vorzubeugen; sind diese aber einmal zu Stande gekommen, wird das Gehirn dadurch gedrückt und die sensiblen Gebilde gelähmt, so müssen die Umschläge ausgesetzt und zu den kalten Uebergiefsungen (s. unten), als dem kräftigsten und angreifeudsten Mittel, das jedoch im primären Krankheitszustaude weniger pafst und selbst grofsc Vorsicht erfordert, geschritten werden. R o m b e r g ( C a s p e r ' s Wochenschrift 1834. No. 30 und 31) empfiehlt bei schon zu Stande gekommener 'Exsudation das Vertauschen der kalten mit feuchtwarmen, aromatischen Umschlägen, die mau oft 3 - 4 Wochen fortsetzen mufs. D e r Zeitpunkt ihrer Anwendung sei schwer zu bestimmen; meist könne man erst dann damit beginnen, wenn sich auf die kalten Umschlage keine fernere i Besserung zeigt. Zugleich passen Abführmittel und EinreibunTartan stihiati auf den geschorenen Scheigen von (Jnguentum tel; 4 beigebrachte F ä l l e bekräftigen die Ansicht des Verfassers. — Bei anderen inneren Entzündungen im kindlichen Alter wird die Kälte nicht leicht angewendet, weil sie hier schaden würde und zu brandiger Entartung, unglücklichen Metaschematismen, zur Verhärtung der entzündet gewesenen Theile, Veranlassung geben könnte. E s pafst überhaupt die Kälte, wie schon oben angegeben wurde, eigentlich nur da, wo entweder durch den Sitz, oder durch die Höhe der Entzündung die sensible Sphäre unmittelbar oder mittelbar bedroht ist. D a f s gefahrbringende Blutungen und heftige Entzündungen von äufserer Insultation auch im kindlichen Alter, wie bei Erwachsenen, dergleichen eiskalte Fomente nütliig machen können, bedarf wohl keiner weiteren Bemerkung. W a s nun die Gebrauchsart dieser kalten Fomente betrifft, so ist darüber Folgendes zu bemerken. Bedient man sich des Eises, so zerkleinert man dasselbe, und hüllt es in ein T u c h oder besser in eine Thierblase. Um das Eis zu zerkleinern, darf man es nieht in einem Mörser zerstofsen, denn es fliegt unter den Stöfsen zur Seite heraus, sondern man wickele ein gröfseres Stück in ein Tuch und schlage es mit einem Stücke Holz klein. Eine B l a s e eignet sich vorzüglich zur Einschliefsung kalter Fomente; sie wird zur Hälfte mit dem E i s e angefüllt, verhütet dann
40
V.
Auwendung der Kälte.
die rasche Erwärmung und Verdunstung und schmiegt sich leicht und glatt dem kranken,Theile an. Am zweckmäfsigsten ist eine reinlich bearbeitete Scliweineblase. Die Umschläge von in kaltes Wasser getauchten Tüchern müssen von gehörigem Umfange sein, also laug und breit genug über den kranken Theil (bei Kopfaffectiouen über den geschornen S c h ä d e l ) hiuragen, und dick genug zusammengelegt sein, damit sie nicht zu rasch warm werdeil. Sie müssen auch häufig genug erneuert werden, d. h. nach Umständen alle 5 Minuten bis zu einer Viertelstunde. Die kalte Flüssigkeit werde deshalb in grofser Menge in die Nähe des Kranken gebracht, z. B. ein Eimer voll W asser werde an das Bett gesetzt und während das eine Tuch den leidenden Theil abkühlt, liege ein zweites in dem Wasser, um jenes abzulösen, sobald es warm geworden. Der Eimer selbst werde alle Stunde mit frischem kaltem Wasser angefüllt. Zur Erhöhung und Festhaltung der Kälte bedient man sich gewöhnlich des Eises, das man in das Wasser wirft. Ist weder Eis noch gehörig kaltes Wasser zu haben, so bewerkstelligt man die Abkühlung des letzteren künstlich durch chemische Mischungen. Von grofsem Rufe sind die hierher gehörigen S c h m u c k e r scheu Fomentationen. Sie bestellen in einer Auflösung des Salmiacs und Salpeters in Essig und Wasser (At/. commun. «.XL, Acel. Vin. U. iv., Nitr. pur. §xvj., Stil, ammoniac. crud. gviij.). Die Salze absorbiren bei ihrer Lösung einen ansehnlichen Theil Wärme und bewirken deshalb in der Flüssigkeit eine merkliche Abkühlung. Einfacher, und wohlfeiler ist eine Lösung des Kochsalzes in Essig und Wasser zu beschatten; sie wird jedoch nicht so kalt, wie die S c h m u c k e r ' s c h e . J ö r g verwirft diese künstlichen Mischungen, weil sie zu anhaltend auf die Geruchnerven der Kinder einwirken. — Noch eine Art, die Kälte in Anwendung zu bringen, besteht in dem oft zu wiederholenden Auftröpfeln des Schwefeläthers auf die Stirn, den Scheitel etc.; die schnelle Absorption des Wärmestoffes, welche dadurch bewirkt wird, erzeugt ein Gefühl von Kälte, welches die Kranken selbst aus ihrem soporösen Zustande schnell zur Besinnung bringt.
2.
K a l t e s W a s s e r von 5 ° - l l ° R.
ä) K a l t e W a s c h u n g e n . Sie sind das gewöhnlichste und beste Abkühlungsmittel bei Fiebern, wenn kein bedeutender Kältegrad einwirken und vorzüglich nur die äufsere Haut von der Kälte ergriffen werden soll. Es sind namentlich die ansteckenden exanthematischen Fieber, Masern, Scharlach, Pocken, Petechialfieber, mit rother, aufgedunsener, trockener Haut, erhöhter Hitze und gesteigerten arteriellen Actionen, Reizungen des Nervensystems, ferner die nervösen Fieber mit hoch gesteigerten Actionen des Nervensystems, welche diese Anwendungsart der Kälte vorzugsweise
V.
A n w e n d u n g der K a l t e .
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verlangen. U n t e r den e x . m t h e m a t i s c h e » F i e b e r n ist e s b e s o n ders die rein entzündliche F o r m des S c h a r l a c h s , bei w e l c h e r j e n e W a s c h u n g e n die v o r t r e f f l i c h s t e u D i e n s t e leisten. AVo demnach bei einem mit l e b h a f t e r H a u t e n t z ü n d u n g und s t a r k e m F i e b e r einherschreitenden S c h a r l a c h das kühle V e r h a l t e n , die örtliche oder allgemeine Blutentziehung, die ableitenden K l y s t i r e etc. den erhitzten Zustand nicht dämpfen, w o die ä u f s e r e O b e r f l ä c h e des K ö r n e r s einen h o h e n W ä r m e g r a d v e r r ü t h , die R o t h e dunkel und die H a u t heifs und brennend ist, und das Kind h i e r d u r c h in s t e t e U n r u h e und Schlaflosigkeit v e r s e t z t w i r d , da g e h e man a n g e s ä u m t , a n f a n g s z u r k ü h l e n , s p ä t e r z u r kalten AVaschung ü b e r , indem man einen g e w ö h n l i c h e n B a d e s c h w a m m in eine Mischung von gleichen T h e i l e n kaltem W a s s e r und E s s i g eint a u c h t , m ä f s i g ausdrückt und dann die g a n z e O b e r f l ä c h e d e s K ö r p e r s b e t u p f t und s a n f t a b w ä s c h t . Man f ü r c h t e dabei keine üble F o l g e n , weil der S c h a r l a c h kein c r i t i s c h e r A u s s c h l a g , sondern eine contagiöse H a u t e n t z ü n d u n g i s t , d e r e n H e f t i g k e i t n u r durch ein entzündungswidriges V e r h a l t e n , und d a h e r v o r z u g s w e i s e durch die kalten W a s c h u n g e n in S c h r a n k e n g e h a l t e n w e r den kann. J e t r o c k e n e r , h e f t i g e r und s t ö r e n d e r die H i t z e d e r H a u t i s t , um s o dringender sind die kalten W a s c h u n g e n a n g e z e i g t , und um so ö f t e r , stündlich und h a l b s t ü n d l i c h , und um s o kälter müssen sie v e r r i c h t e t w e r d e n . F ä l l t das Kind in S c h l a f , duftet es gelind, so hält man i n n e , bis j e n e r o h e , t r o c k e n e und beunruhigende Hitze von neuem eintritt und die A b k ü h l u n g nöthig m a c h t (s. F i s c h e r B e h a n d l u n g des S c h a r l a c h f i e b e r s und H e n k e ' s K i n d e r k r a n k h e i t e n , w o die h i e r h e r g e h ö r i g e n S c h r i f ten a u f g e f ü h r t sind). K o m b i I d will s o g a r in den ö f t e r w i e d e r holten kalten W a s c h u n g e n ein P r o p h y l a c t i c u m g e g e n den S c h a r lach gefunden haben. — Bei den P o c k e n e m p f e h l e n H o f f m a n n und H u f e l a u d noch aufserdem das w i e d e r h o l t e W a s c h e n des G e s i c h t s mit kaltem W a s s e r , um den A u s b r u c h der P o c k e n dadurch zu b e s c h r ä n k e n . — Noch bedient man sich des kalten W a s s e r s zur B e s p r e n g u n g der Magen- und B a u c h g e g e n d bei a s p h y e t i schen Kindern. Bei entzündetem Z a h n f l e i s c h e w ä h r e n d der Dentition empfiehlt W i e g a n d das B e s t r e i c h e n desselben mit kaltem W a s s e r . b) K a l t e U e b e r g i e f s u n g e n . Bei den kalten U e b e r g i e f s u n g e n ist b e s o n d e r s die plötzliche, mit einer gelinden m e c h a n i s c h e n E r s c h ü t t e r u n g v e r b u n d e n e Einw i r k u n g der K ä l t e , w e l c h e bei ihnen statt findet, in A n s c h l a g zu bringen. Sie verändern, e r s c h ü t t e r n und e r r e g e n s t a r k , schnell und durchdringend das b e s o n d e r e L e b e n des g a n z e n ä u f s e r e n H a u t o r g a n s , und diese E r s c h ü t t e r u n g und E r r e g u n g p f l a n z t sich auf den g a n z e n Organismus f o r t , nicht blofs in allen n e r v ö s e n Gebilden und im G e h i r n sich kund g e b e n d , sondern auch im1 Säfteumtrieb und in allen S e c r e t i o n e n sich o f f e n b a r e n d . W o man d a h e r eine g e w a l t i g e U m s t i m m u n g d e s N e r v e n l e b e n a u n d
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V.
Anwendung der Kälte.
gleichzeitige Erregung mit nachfolgenden geregelten Tliätigkeitsaufserungen desselben, so wie die wichtigen Folgen dieser Hauptwirkung auf den Blutumtrieb und die Vegetation beabsichtigt, da sind die kalten Uebergiefsungen durch keine andere Anwendung der Kälte zu ersetzen. Man bedient sich ihrer: 1) In der Fehri.i hydroce-pkaUca infantum. Die kalten Uebergiefsungen gewähren in diesem, dem kindlichen Alter so gefährlichen Leiden, ein herrliches Hilfsmittel, das oft noch da hilft, wo schon Alles verloren schien. H e i m , F o r m e y und viele andere Aerzte haben dieses Mittel mit dem auffallendsten Erfolge in Anwendung gebracht. Wie diese kalten Uebergiessungen eine solche Heilkraft in einem der gefahrvollsten Hirnleiden zu entwickeln vermögen, läfst sich wohl erklären. In der Encephalitis infantum ist das Gehirn in einer krankhaften Erregung befindlich; so lauge diese andauert, wird Wärmestoff im Uebermafse abgesondert. Dieser, einer der kräftigsten Lebensreize, wird durch die Külte absorbirt. Zugleich sind aber auch Congestionen und Stockungen in den Gefiifsen vorhanden. Die schnelle Erschütterung, welche die Begiefsungen von kaltem W a s s e r bewirken, hebt diese auf eine kräftige, vielleicht auf die einzig mögliche H eise. Wo die Ausschwitzungen von Lymphe bereits erfolgt sind, wo das Gehirn dadurch gedrückt, die sensiblen Gebilde gelähmt werden, leistet dasselbe Mitfei deshalb die erwähnte vortreffliche Hülfe, weil eine dadurch bewirkte Erschütterung in demselben die Nerventhätigkeit hervorruft, die Absorption befördert, und die Vitalität auf's >Teue in Gang bringt (s. F o r m e y ' s vermischte Schriften Bd. 1. S. 167-208). Aus dem Gesagten leuchtet ein, dafs, obschon die kalten Uebergiessungeii sowohl in der frühesten Periode der Encephalitis, als auch im hydrocephalischen Stadium benutzt werden, sie doch eigentlich nützlicher und unentbehrlicher in diesem, als in dem primären Krankheitszustande sind, und ihre Anwendung hier Vorsicht und genaue Schätzung des Erregungszustandes erfordert. Auch ist ihr primärer Kälteeindruck zu kurz dauernd, als dafs man ihn als antiphlogistisch in seiner Wirkung ansehen könnte, und andere Abkühlungsmittel sind ihnen daher durchgreifend vorzuziehen, wo man eiue mehr dauernde Herabsetzung der Lebensthätigkeit durch die Kälte beabsichtigt. Sollen die kalten Uebergiefsungen aber etwas leisten, so darf man nicht zu früh von ihnen abstehen, selbst in Fällen nicht, wo jede Hoffnung zur Genesung aufgegeben wird; nur dieses allein kann zuweilen das Leben retten. Kein Alter, auch selbst das zarteste nicht, darf von der Anwendung dieses hier Alles entscheidenden Mittels abhalten. H e i m (vermischte Schriften, herausgegeben von P ä t s c h , 1836) liefs selbst bei einem einmonatlichen Kinde mit dem glücklichsten Erfolge den Kopf kalt begiefsen. Die kalten Uebergiefsungen müssen ferner 2 - 3 - 5 Tage lang unausgesetzt fortgesetzt werden; erst nach Verlauf dieser
V. Anwendung der Külte.
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Zeit tritt oft der wohlthätige Erfolg ein. So liefs H e i m (I. c.) bei einem 4jährigeu Kinde, das am 5ten Tage der Masern von Hydrocephnlus acutissimus befallen wurde, in wenigen Tagen 310 Eimer H asser über den Kopf giefsen; das Kind wurde gerettet. — Auch beim c h r o n i s c h e n W a s s e r k o p f leisten die kalten Uebergiefsungen durch ihren erschütternden, die Resorptionsthätigkeit mächtig anregenden Eindruck, die besten Dienste. Was dies Mittel auch in dieser Krankheit vermag, wenn es nur kräftig, dreist und lang genug angewendet wird, bestätigt recht auffallend ein von H e i m (1. c.) erzählter Fall. Ein an Hydrocephnlus chronicus leidendes Kind ward dem genannten Arzte vorgestellt; er empfahl kalte Uebergiefsungen, und antwortete auf die Frage der Mutter, wie lang sie denn dieselben fortzusetzen habe, halb im Scherze: „3 Jahre lang". Die Mutter, voll Vertrauen auf den Ausspruch I l e i m ' s , that wie er befohlen, und nach der genannten Zeit wurde der Knabe dem Arzte vollkommen geheilt vorgestellt; er hatte nichts anderes gebraucht, 2) Beim Croup. Ausgezeichnet sind die Erfolge, welche H ä r d e r zuerst beim Croup mit diesen kalten Uebergiefsungen erzielte, und nach ihm auch von anderen erhalten wurden. Im Studio adynnmico desselben, wo nach fruchtloser Anwendung aller anderen Hilfe die heftigsten Erstickungszufälle mit Köcheln, gänzliche Bewufstlosigkeit, kaum fühlbarer Puls etc. vorhanden waren, brachten die kalten Begielsungen neues Leben, Erwekkung des Hustens mit Lösung des Schleimes hervor, so dafs nach mehrfacher Anwendung des Mittels nach neuer Verschlimmerung der Zufälle, die Kinder binnen wenigen Stunden gerettet waren. Selbst in den früheren Stadien des Croups wandte H ä r d e r diese Uebergiefsungen mit gleich günstigem Erfolge an. Dr. R a s t ( S i e b o l d ' s Journal Bd. XIII. Heft 2) rettete einen ä^jährigen, vom Croup befallenen Knaben, bei dem Brechmittel, Blutegel und Vesicatorieu nicht halfen, durch kalte Uebergiefsniigen, nach welchen ein warmer Schweifs eintrat. Aelmliehe günstige Erfahrungen machten noch B e n e d i x ( H u f e l a n d Journ. 1824. St. 8), H e r g t (Heidelberger klinische Annalen 1835), W o l f e r s (v. S i e b o l d Journ. f. Geburtsh. Bd. 5. St. 3), Ulr i e h ( C a s p e r ' s Wochenschrift f. die ges. Heilk. 1837. No. 24), Das Verfahren besteht darin, dafs man das Kind mit dem Bauche auf ein Heukissen in eine geräumige Wanne legt und dann aus der Höhe einer halben Elle 2 Eimer kalten Wassers, vom Kopf längs dem Nacken und Rucken bis zum Kreuzbein hinab, dauu über die Brust, nnd insbesondere auf die Herzgrube, langsam Uber den Körper ausgiefst. Alle 2 Stunden ist nöthigen Falles bis zum Eintritt der erwünschten Reaction dieses Verfahren zu wiederholen. 3) Bei exanthematischen Fiebern, besonders Scharlach, wo sie nicht in der einfachen, gutartigen Form erscheinen, sondern wo Nervenleiden sich hinzugesellen, wo die eutziiudlich-uervöse
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V.
Anwendung der Kälte.
Form in äufserst heftigem Fieber, bedeutendem Leiden des Gehirns, Delirien, soporösen Zufällen, trockner brennender Hitze sich zu erkennen giebt, wo die Ausbildung des Exanthems auf der äufseren Haut nicht gehörig vor sich gehen will. In diesen Füllen haben C u r r i e , H ä r d e r und Andere die kalten Uebergiefsungen mit dem ausgezeichnetsten Erfolge angewendet, jedoch darauf aufmerksam gemacht, dafs sie nur in der Acme dieser Fieber und vor der Crise wohlthiitig wirken, dagegen aber zur Unzeit angewendet, z. B. bei feuchter Haut, öfterem Frösteln etc. leicht schaden können. 4) Beim Veitstanz. D u p u y t r e n w e n d e t seit Jahren mit sehr günstigem Erfolge kalte Bäder, oder nach Umständen auch kalte Uebergiefsngen bei dieser Krankheit an. Der Kranke wird von 2 Menschen festgehalten (einer hält beide Arme, der andere beide Beine), und von ihnen mit gröfster Schnelligkeit durch kaltes Wasser durchgezogen; es besteht dieses Durchziehen darin, dafs der Kranke in kaltes, in einer grof'sen Badewanne befindliches Wasser eingetaucht, und dann unter dem Wasser schnell durchgeschoben wird. Nicht länger als eine Sekunde dauert diese Operation und mufs 5 - 0 Mal in einer guten Viertelstunde wiederholt werden. Dieses plötzliche Eintauchen in kaltes Wasser bewirkt einen äufserst heftigen Krampf der Muskeln, besonders der Brustmuskeln. Das Gefühl, das der Kranke dabei hat, ist höchst unangenehm; es scheint ihm, als werde ei jeden Augenblick dabei ersticken, was sich aber nach und nach verliert. Nach der Eintauchung trocknet man den Kranken sorgfältig ab, läfst ihn herumgehen, und» sich stark und thätig während einer halben bis ganzen Stunde bewegen. Nach einigen Tagen läfst sich fast immer schon eine merkliche Besserung wahrnehmen, und nach 14 Tagen bis einem Monat tritt gewöhnlich völlige Genesung ein, mag auch der Veitstanz seit Jahren bestanden haben. Die kalten Uebergiefsungen geschehen, indem man den Kranken sitzend auf einem Lehnstuhl erhält, 7 - 8 Mal hinter einander bogiefst, und haben denselben glücklichen Erfolg (Journ. hebdom. 1830. Bd. 7. S. 421). W a s nun die Anwendung der kalten Uebergiefsungen im Allgemeinen betrifft, so ist Folgendes darüber zu bemerken. Hat mau die Absicht, vorzüglich auf das Gehirn zu wirken, so verfährt man folgendermafseiK • Das Kind, dessen Kopfhaare abgeschoren sein müssen und dessen Schultern und Nacken mit Wachstuch bedeckt werden, mufs aus dem Bette gehoben, mit unterstütztem Kopfe von einem Gehilfen gehalten werden, während ein anderer von einer mäfsigen Höhe herab kaltes Wasser in einem dünnen Strahle auf die Stirn und den Kopf desselben fallen läfst. Jede Begiefsung mufs aus einem halben bis ganzen Eimer bestehen, und Tag und Nacht alle 1 - 2 Stunden wiederholt werden. So lange die Zufälle es nöthig machen, mufs damit fortgefahren werden; mehrentheils sind mehrere Tage
V. Anwendung der Kälte.
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hindurch diese Begiefsungen erforderlich. Will man m e h r auf den ganzen K ö r p e r w i r k e n , so setzt man den Kranken in ein mildes mehr als laues Bad von 2 6 ° - 2 8 ° R., und giefst ihm nun eiuen Eimer W a s s e r über den ganzen K ö r p e r vom K o p f e angefangen. Nach der Bcgiefsung reibt man die Haut mit Leinen a b , hüllt den K ö r p e r 10 Minuten lang in eine wollene Decke, und bringt ihn so in's Bette. Diese letztere Anwendungsweise pafst besonders bei den sub. 3. angeführten F i e b e r f o r m e n ; hier ist das laue Bad, abgesehen davon, dafs es die höchst widrige Empfindung des kalten Begiefsens s e h r erträglich m a c h t , auch noch ein ganz vorzügliches Mittel, um die krankhaften Oscillationen des Nervensystems zu beruhigen, und das E x a n t h e m auf der Haut zu fixiren. E h e wir die Darstellung der Heilkräfte des kalten W a s s e r s beendigen, müssen wir noch eines Verfahrens erwähnen, das in neuester Zeit durch die dabei gewonnenen Resultate ein ungewönliches Aufsehn erregt h a t , und das namentlich in Bezug auf die pathischen Zustände der Killderwelt von grofser Wichtigkeit sein dürfte. W i r sprechen hier von der nach ihrem Erfinder so genannten P r i e f s n i t z s c l i e n W a s s e r m e t h o d e , und wollen nur eine kurze Darstellung derselben, wie sie dem vorliegenden Z w e c k e angemessen ist, folgen lassen. D a s souveränste Mittel gegen alle Krankheitsformen, die der Erfahrung gemäfs noch nicht ganz aufser den Grunzen der Kunstliülfc liegen, ist nach P r i e f s n i t z das einfache kalte W a s s e r ; j e d e andere Arzneisubstanz ist entbehrlich, j a schädlich. Mit der äufseren, w i e innerelt Anwendung dieser den Händen der Natur unmittelbar entnommenen W a f f e , verbindet er, aufser der kräftigen E r n ä h r u n g des Magens durch einfache S p e i s e n , der L u n g e durch reine L u f t , ein ihm e i g e n t ü m l i c h e s Verfahren, mittels dessen die Haut zu einer ungewöhnlichen T h ä t i g k e i t ang e r e g t , und so ein profuser Excretionsprocefs in derselben hervorgerufen wird. E s wird nämlich der K r a n k e , j e nach dem Vitalitätszustande im Allgemeinen, und des Hautorgans im Besondern, täglich 1 - 2 Mal entweder in eine wollene D e c k e oder in ein nasses Leintuch so fest eingepackt, dafs in F o l g e der dadurch verhinderten Entweichung der animalischen W ä r m e sich ein starker Schweifs einstellt. H a t nun der Kranke längere oder kürzere Zeit (die Dauer des Schweifses richtet sich vorzüglich nach der Grundursache des Uebels, ob dasselbe m e h r materieller oder dynamischer Natur ist) in diesem S c h w e i f s e verharrt, so wird derselbe mit noch nasser Haut iii eine Badewanne gesetzt, und dort mit ganz kaltem 6 - 8 ° R.) oder auch, besonders im A n f a n g e , mit abgeschrecktem W a s s e r (wie sie es in Gräfenberg nennen, -+- 14-16°) ü b e r g ö s s e n , und unter beständigem Frottiren tüchtig abgewaschen. In eigens dazu eingerichteten Anstalten finden sich auch sogenannte Vollbäder, Wann e n , w e l c h e die gewöhnlichen um das 3 fache an Gröfse über-
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V. Anwendung der Kälte.
treffen, eine Tiefe von 4 F u f s haben, und mit ganz kaltem Wasser gefüllt sind, in welches die Kranken sich rasch hineinbegeben, untertauchen, und 1 - 5 Minuten verweilen. Dafs diese plötzliche Anwendung des kalten Wassers auf die noch schwizzende Haut nichts Gefahrbringendes hat, läfst sich aus der Erfahrung genügend nachweisen, da bei einer ungeheueren Zahl von Kranken, die sich bereits diesem Verfahren unterworfen, sich niemals gefahrliche Folgen manifestirt haben; theorethisch dürfte die Unschädlichkeit der Procedur sich dadurch erklären lassen, dafs die Schweifserregung hier nicht, wie in gewöhnlichen Fällen, durch rein vermehrte Thätigkeit des gesammten Blut- und Nervensystems, sondern mehr auf physicalische Weise, durch das verhinderte Entweichen der animalischen W ärme, erzielt wird. — AJächtiger noch, und in weit höherem Grade als durch die eben erwähnte Behandlung, wird die Energie der Haut angeregt durch den in der Douche stark auffallenden, gespannten Wasserstrahl; dafs aber eine solche Steigerung der Lebensthätigkeit des gesammten Hautorgans dasselbe zur Erfüllung sein e r normalen Fuuction besonders tauglich machen und bestimmen müsse, liegt wohl aufser allem Zweifel. Zugleich werden aber auch durch eben diese Behandlung des Hautorgans mittelst der Doiichen alle im Körper befindlichen Krankheitsstoffe a u f s kräftigste aufgerüttelt, und der Zug des zu Emovirenden nach dein ebeu vorherrschend functionirenden Organe, der Haut, detenninirt. Wie vorsichtig deshalb dieses heroische Mittel anzuwenden sei, ergiebt sich von selbst; leicht wird durch unbesonnenen Gebrauch desselben ein solcher Tumult im Körper erregt, dafs die Natur unterliegt, und die Krankheit einen unglücklichen Ausgang nimmt. — Ohne hier in nähere Details über die eigentlich systematisch durchgeführte Wassercur einzugehen, bemerken wir uur noch, dafs das häufige Trinken von Wasser, die Application desselben in Form von Umschlägen, Sitzbädern, Fufsbädern etc., j e nach dem vorherrschend ergriffenen Organe, auiser den bereits genannten Operationen noch nothwendige Requisite für das Gelingen einer solchen Behandlung sind. Wir kehren jetzt zu dem eigentlichen Gegenstände dieser Zeilen zurück, und wollen nur in der Kürze den Nutzen der neuen Methode, und ihre Anwendung in Bezug auf die krankhaften Störungen der Kinderwelt etwas näher entwickeln. Bei der Würdigung des in Rede stehenden Heilverfahrens kommen namentlich folgende Puñete in Betracht: 1) Die gesammte Cur bei der Anwendung des kalten Wassers in Verbindung mit der eigentümlichen Schweifserregung liegt vorzugsweise der Hautthätigkeit ob; die gereizte Haut soll den ganzen Körper heilen. Zu diesem Zwecke übt sie zweierlei Funktionen; erstens die Anziehung der Säftezirkulation aus den inneren Gefäfsen nach den möglich äufsersten; zweitens in den vielen Fällen, wo wirklich verdorbene Säfte oder schou todte
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Niederschläge zu ihr gebracht w e r d e n , die Auswertung derselben; unter allen Umständen aber mufs sie s e h r stark arbeiten. I s t die Contiuuität der Haut noch unversehrt, nicht durch offene Schäden zerrissen, so bewerkstelligt sie die Elimination im Allgemeinen durch A u s s cli w i t z u n g . Reicht diese aber f ü r die verdorbenen Säfte nicht hin, oder siud todte Niederschläge in grösseren oder kleineren Massen zur Haut g e f ü h r t worden, so e n t z ü n d e t sie sich, und schafft durch A u s s c h l ä g e oder G e s c h w ü r e das chemische Agens fort. Berücksichtigt man nun, welche wichtige Rolle das Hautorgan in der physischen Constitution des gesunden wie kranken Kindes spielt, w i e leicht dasselbe in seiner Function erlahmt, und eben w e g e n der nun mangelnden Egestivität, deren sich die Natur selbst so häufig bedient, um Produkte einer zu starken Vegetation aus dem Körper zu schaffen, die wichtigsten Krankheitserscheinungen sich entwickeln, so wird man zugeben müssen, dafs sich nicht leicht eine der kindlichen E i g e n t ü m l i c h k e i t angemessenere Curmethode finden dürfte, als gerade die h i e r i n R e d e stehende. Zugleich ist wohl der Umstand sehr zu beachten, dafs dabei das so reizbare Stomachalsystem, Magen und Darmkanal der Kinder, ganz unberührt bleibt, und eiu Organ zum T r ä g e r der Cur gemacht wird, das vermöge seiner so s e h r regen consensuellen und antagonistischen Wechselwirkung mit anderen Systemen wohl geeignet ist, die in jenen entstandenen Störungen ohne G e f a h r f ü r sich selbst auszugleichen. 2) Als secundäre W irkung des getrunkenen kalteu W a s s e r s ist auch die Verdünnung dick gewordener S ä f t e nicht zu übersehen, namentlich aber seine unmittelbare Einwirkung auf die Kohlenstoff absondernden Organe, und die E r h ö h u n g und Kräftigung ihrer Vitalität s e h r hoch anzuschlagen W i e alle niedri« gen Organismen haftet auch j e d e r Krankheitsorganismus zunächst im Schleime ( b e i Kindern eine so gewöhnliche Erscheinung), s t e h t mit dem Kohlenstoff als Nährstoff in enger Beziehung, und pflegt sich daher v o r z u g s w e i s e auf die Kohlenstoff sondernde Gebilde, die H a u t , den Darmkanal etc., zu lagern. D a nun diese zunächst von dem W a s s e r berührt und gekräftigt w e r den j so resultirt daraus der therapeutische Wertli desselben. 3) Die W a s s e r c u r regt alle körperlichen Organe in i h r e r Gesammtheit zu gleichen P r o c e f s und gleicher Wirksamkeit an, und wirkt nicht nach A r t der Specifica auf einzelne physiologische Funktionen g e s o n d e r t ; sie räumt vielmehr nur die Hindernisse w e g , die der Entfaltung der inwohnenden, f ü r den Augenblick nur latenten K r a f t (bei wirklicher Prostratio virium pafst sie daher auch nicht) entgegenstanden, und vertraut so die Heilung der Spontaneität und der selbsteigenen K r a f t des Organismus an. W i e wichtig aber diese eigenthümliche Wirkungsweise der W a s s e r c u r gerade in pathischeu Zuständen der Kinderwelt sein mufs, leuchtet wohl von selbst ein. Können irgendwo eine
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Heilkraft der Natur und critische Naturbemühungen angenommen werden, so ist es gewifs im kindlichen A l t e r ; es handelt sich also hier nur darum, Alles zu entfernen, was diesen Heilbestrebungen hindernd im W e g e steht, und dieselben den Kräften des Patienten gemäfs zu leiten. Dafs hierzu sehr differente, stark eingreifende Mittel nicht passen, ist bekannt; leicht äufsern sie bei der hohen Beweglichkeit und Receptivität des kindlichen Organismus, statt der beabsichtigten heilenden, eine zerstörende AVirkung. Ganz angemessen erscheint dagegen unter diesen Umständen, die äufsere wie innere Anwendung einer an sich so indifferenten Flüssigkeit, wie es das W a s s e r ist; es greift dieses nicht eigentlich heilend ein, erregt nicht primär ein besonderes Organ oder System zu einer vermehrten Thätigkeit (welche specifische AVirkung gerade bei Kindern so schwer dem Heilzwecke angepafst werden kann), sondern appellirt an den (iefammtorganismus, die Hindernisse hinwegzuräumen, und die ihm inwnhneiide Kraft der Restitutio in integrum geltend zu machen, es ihm überlassend, ob er auch durch Schweifs, Ausschlag oder Darmexcretion die Heilung bewerkstelligen will. Dazu kommt noch der nicht unbedeutende Vortheil, dafs bei einer Methode, die «alle Organe in eine regere Thätigkeit versetzt, sich auch die etwaige Jnfirmität Einzelner besser herausstellt — ein aufserordentliches Hiilfsmittel für die bei Kinderkrankheiten so äufserst schwierige Diagnose und Bestimmung des eigentlichen Krankheitsheerdes. 4) Eine grofse Klasse von Krankheitsursachen resultirt bei Kindern aus den Evolutionen des Organismus selbst. In keinem Lebensalter gehen so häufige, umfassende und tief eingreifende organische Evolutionsprocesse vor sich, als in den ersten Jahren der Kindheit. Damit nun aber diese Entwickelungsvorgänge sich bilden können, mufs nothwendig das vegetative Leben in den bis dahin gleichsam ruhenden und unthätigen Organen uuter vermehrter materieller und dynamischer Ausbildung und Entw i c k l u n g erwachen. Vermehrte plastische AVirksamkeit, verstärkte Gefäfsaction, reichlichere Zuführung von Säften etc., sind daher nothwendige Bedingungen bei jedem Entwickelungsgeschäfte. D a h e r aber auch fieberhafte Bewegungen, entzündliche Congestionen, Rothe, Hitze u. s. w. Bei allen diesen V o r gängen null, die, obschon sie leicht einen pathologischen Caracter annehmen, doch immer nur als physiologische aufgefafst werden müssen (woher auch die Schwierigkeit der Behandlung, da sie nur zu mäfsigen, nicht zu unterbrechen sind), ist es weniger die zu grofse Menge des Blutes, als das ungestüme Andrängen desselben nach einzelnen Theilen, welches zu den pathologischen Phaenomenen, die als Gefäfsreizung oder Krampf in die Erscheinung treten, Veranlassung giebt. Nicht also Minderung der Blutmasse (wodurch leicht der Organismus zur Durchführung des Entwickelungsvorganges unfähig gemacht werden
V. Anwendung der Kälte.
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könnte), sondern Ableitung von einzelnen Theilen und W i e d e r herstellung der centrifugalen R i c h t u n g in der Circulation ist h i e r Heilobject, und gerade die Beseitigung solcher entzündlich a u f geregten Störungen, in denen nicht die Masse, sondern nur das gestörte Gleichgewicht zu b e k ä m p f e n , ist ein Glanzpunkt der Wasserheilmethode. W a s nun die näheren Indicationen f ü r die Anwendung der Wasserheilmethode betrifft, so dürften es namentlich folgende Krankheitszustände sein, w e l c h e den bisherigen Erfahrungen zuf o l g e , in dem neuen Verfahren ein wirksames Mittel finden. 1) Alle acute Krankheitsformen, in denen sich ein h e f t i g e r Orgasmus der S ä f t e und eine überwiegende Thätigkeit des arteriellen S y s t e m s durch die bekannten characteristischeu Erscheinungen kund giebt, w o das F i e b e r h e f t i g , anhaltend, und durch das Andrängen der Blutmasse nach inneren Theilen, K o p f und Brust, gefährdet sind. E s gehören also hierher alle Irritationsfieber, Catarrhalfieber, alle Evolutions Vorgänge, vornehmlich die Dentition, bei denen der physiologische P r o c e f s in einen pathologischen auszuarten droht. Ob bei wirklich bereits ausgebildeten Entzündungen das neue Verfahren, mit Umgehung der bisher üblichen Blutcutziehungen, zur Zurückbildung des inflammatorischen P r o c e s s e s ausreicht, wie von mehreren Seiten h e r versichert und durch Beispiele nachgewiesen w i r d , mufs dahingestellt und weiteren, von vorurtheilsfreien Aerzten angestellten Versuchen überlassen bleiben. Eben so scheint es räthlich, da, w o fremde Stoffe, Cruditäten etc., im Magen und Darincanal als Ursache der vorhandenen Störung erkannt werden, der W a s s e r cur nicht zu vertrauen, sondern dieselben lieber auf dem kürzesten W e g e und die geeignete W e i s e auszuführen. 2) Bei allen acuten Exanthemen, Masern, Scharlach etc., in denen das F i e b e r s e h r h e f t i g , die Haut heifs und trocken ist, die Eruption sich verzögert oder von Krämpfen begleitet ist. Hier ist die Anwendung des kalten W a s s e r s auf das leidende Hautorgan, so w i e sein innerer Gebrauch, ein entschieden treffliches Mittel, und unzähliche Erfahrungen lehren e s , dafs man ohne alle F u r c h t v o r Metastasen ihm mehr vertrauen kann, als allen übrigen zu diesem Z w e c k e empfohlenen Arzneien. Verfasser sah in G r ä f e n b e r g bei einer dort herrschenden Masernepiidemie sämmtlich davon ergriffene K i n d e r , und manche mit sehr gefahrvoller Erscheinung, auf diese W e i s e von P r i e g n i t z behandelt; Alle genasen eben so rasch als sicher. 3) Bei unordentlichen, convellirenden B e w e g u n g e n der Muskeln, Krämpfen und Zuckungen, die so häufig F o l g e n der gestörten Hautfunction sind, und bei denen die Reizbarkeit der Faser sich zunächst im Gefäfssysteme ausspricht. D e r Grund der Häufigkeit solcher Erscheinungen im kindlichen Alter Liegt eben in der Organisation des K i n d e s , die sich durch excessive Erregbarkeit mit Mangel an wirksamer Reaction characterisirt, 4
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V.
Anwendung der K ä l t e .
imd dieses Mifsverhältnifs der beiden Factoren der Erregung und der organischen Gegenwirkung ist es, welches so oft stürmische Erscheinungen nach unbedeutenden Reizen hervorruft. F ü r solche F ä l l e nun, wo Alles darauf ankommt, eine allgemeine Reaction, »o wie eine kräftige Ableitung nach der Haut zu bewirken, die grofse Unruhe und Reizbarkeit des Kranken zu beschwichtigen, und innere bedrohte Organe frei zu machen, dürfte sich wohl nicht leicht ein zweckinäfsiges Heilverfahren finden, als die zweckmöfsige Anwendung des kalten W a s s e r s ; in der gewöhnlich bald erfolgenden profusen Schweifserregung gehen gemeinhin alle tumultuarischen Erscheinungen unter. Unter den chronischen Krankheiten dürften namentlich alleCachexien und Dyscrasieen, besonders aber die im kindlichen Alter leider so überaus häufige Scrophulosis, die Anwendung der AVassercur indiciren. D e r wohlthätige Eiuflufs eines angemessenen R e g i m e n s , einer einfachen kräftigen Nahrung, des Genusses der freien L u f t , der Körperbewegung nud Reinlichkeit (Alles Momente der von der w a s s e r c u r unzertrennlichen Diät) bei dem erwähnten Leiden ist längst bekannt und aufs er Zweifel gestellt; tritt hierzu nun noch ein Verfahren, das, ohne die E n e r g i e der schon ohnedies darniederliegenden Digestionsorgane durch allerlei schwächende, alterirende Mittel noch mehr herunterzusetzen, die dick gewordeneu S ä f t e zu verdünnen, die wirklich materiellen Niederschläge, Ablagerungen schlechter S ä f t e etc., Behufs ihr e r Elimination an die Haut zu schaffen, uud in die Organe, welche entweder durch solche Ablagerungen oder aus anderweitigen Ursachen unthätig geworden, eine frische Circulation neuer, täglich etwas verbesserter S ä f t e zu führen vermag; so wird sich irewifs sehr bald eine höchst wohlthätige Veränderung in dem Befinden der Kranken manifestiren. Starkes Schwitzen und kräftiger Gebrauch der Douche sind namentlich bei inveterirten Leiden unerläfsliche Bedingung für das Gelingen der Cur. Bezüglich der Applicationsweise des kalten W a s s e r s in den h i e r genannten Krankheitsformen des kindlichen Alters ist nun noch Folgendes zu bemerken. B e i allen fieberhaften Krankheiten, acuten Exanthemen, Krämpfen etc., in denen die Haut heifs und trocken ist und die centrifugale Richtung in der Circulation aufgehoben scheint, sind nafskalte Einwickelungen des ganzen Körpers zur Herabstimmung des aufgeregten G e f ä f s s y s t e m s und Beförderung der zögernden Eruption das souveräne Mittel. E s wird nämlich ein in kaltes W a s s e r eingetauchtes und wieder ausgerungenes T u c h über die im B e t t liegeude wollene D e c k e gebreitet, der Kranke hineingelegt, und nun das T u c h so um die B e i n e und den übrigen Körper geschlagen, dafs dieser letztere ganz davon eingehüllt i s t , und nur Augen, Nase und Mund frei bleiben; dann wird die wollene Decke, und endlich uoch ein Stück B e t t darüber gepackt. J e nachdem die Stärke des F i e b e r s es erheischt, wird
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dieses Einschlagen in kurzen Zwischenräumen von etwa i Stunde, oder noch öfter, erneuert, wobei die Heftigkeit der Erscheinungen und das schnelle Trockenwerden des Leintuches die Richtschnur abgeben. Sind die stärksten febrilischcn Symptome vorbei, so läf'st man den Kranken bis zum Ausbruch eines profusen Schweifses in der Einwickelung liegen, und wäscht ihm dann mit abgeschrecktem Wasser, von 15-16°, in einer Badewanne den ganzen Körper tüchtig ab. Während der Einwickelung wird dem Kinde frisches, kaltes Wasser innerlich gereicht, und ausserdem noch auf die vorzugsweise bedrohten und ergriffenen Theile, Kopf, Brust etc., ein kaltes, häufig zu wechselndes Epithem gelegt. — Dieses Verfahren pafst mit einigen Modificationen (ob man z. B. auch beim jedesmaligen Wechsel der Einwickelung den Kranken kalt abwäscht) bei allen acuten Krankheitsformen, und kann den gemachten Erfahrungen gemäfs selbst bei den zartesten Kindern mit Sicherheit angewendet werden. In chronischen Krankheiten, bei Dyscrasieen, Cachexieen etc. bedarf es einer systematisch durchgeführten Wassercur. Hier sind das consequent durchgeführte Schwitzen in den wollenen Decken (Kotzen), die kräftige Anwendung der Douche, das häufige Trinken von kaltem Wasser, die Application von erwärmenden Umschlägen (d. h. solchen, die, eng an die Haut anschliefsend, so lange liegen bleiben, bis sie ganz trocken sind) auf das hervorstechend leidende Organ etc. etc. unerläfsliche Requisite für das Gelingen der Cur; die nähere Angabe ihres Gebrauchs würde hier zu weit führen, und müssen wir deshalb auf die darüber erschienenen ausführlichen Schriften, verweisen.
E h e wir zur näheren Angabe der einzelnen Heilmittel übergehen, dürfte es nicht unangemessen sein, einige auf die Gabe und Form der für Kinder bestimmten Arzneien bezügliche Bemerkungen vorauszuschicken. Um die G a b e der bei Kinderkrankheiten darzureichenden Heilmittel festzustellen, hat man von jeher das Alter des Kindes als Norm angenommen, und nach dieser Anordnung, wenn die Gabe für einen Erwachsenen — 1 ist, die für ein Kind von 14 = i , von 4 Jahren = j , von 2 Jahren = y angegeben. Allein schon die flüchtigste Betrachtung mufs ergeben, dafs ein derartiges Verhältnifs niemals einen practischen Werth haben könne. Weniger nach dem Alter als nach der eigentümlichen dynamischen Wirkung der Arzneimittel selbst, mufs sich die Bestimmung der passenden Gabe richten. Im Kinde, wo die Keproduetion so üppig vorherrscht, ist die Wirkung jener Heilmittel, welche unmittelbar auf das reproduetive System einwirken, ungleich geringer. Die entleerenden Mittel und die, welche vorzüglich das Drüsen - und Lyinphs^stem afficiren, werden deshalb im kindlichen Alter in relativ sehr grofsen Gaben vertragen, und einige derselben, wie die Antimonial- und besonders die Mercurialpräparate verträgt der kindliche Organismus beinahe in gleichem Quantum, wie der erwachsene Mensch. Dagegen dürfen diejenigen Arzneistoffe, welche vorzugsweise die Irritabilität und Sensibilität, besonders das höhere Nervenleben und Gehirn ergreifen, bei Kindern nur mit der gröfsten Vorsicht gereicht werden, weil dieselben starken Eindrücken dieser Art nicht gewachsen sind, und sich nicht dagegen zu behaupten vermögen. Namentlich gilt dieses von den narcotisclien Mitteln, deren Wirkung unmittelbar auf das Gehirn sich äufsert, und so leicht Congestionen in diesem Organe erzeugt. Bezüglich der Wahl der Arzneimittel, so müssen dieselben, wo es unbeschadet ihrer Wirksamkeit geschehen kann, immer so wohlschmeckend als möglich eingerichtet werden. Abgesehen davon, dais die Kinder sonst schwer dahin zu bringen sind, sie überhaupt einzunehmen, sind sie, könnte man dies auch durch Gewalt erzwingen, schon deshalb zu vermeiden, weil sehr viel daran liegt, dafs das Kind willig, ohne Angst und Geschrei,
Acetum
Vitti.
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wodurch die E r r e g u n g noch v e r m e h r t w i r d , seine Arznei verschlucke, und diese nicht Erbrechen veranlasse, w a s in manchen Fällen, z. B. bei entzündlichen Kopf- und Brustleiden, u. s. w . s e h r unerwünscht w ä r e . — W a s endlich die F o r m b e t r i f f t , in der man die Arzneimittel giebt, so kann man sie a u c h , aufser den gewönlichen F o r m e n , noch als Z u c k e r p l ä t z c h e n , T r o chisci etc. darreichen. Mit tinrecht schliefst man die Pillen- und Bolusform iu Krankheiten des kindlichen Alters aus, da die Arzneien in dieser Gestalt, mit Hülfe eines Bissens A p f e l - oder Pflaumeinnufses sich s e h r bequem nehmen lassen.
Acetum Vhii. E s s i g , W e i n e s s i g . Die Benutzung des Essigs in den Krankheiten des kindlichen Alters ist vorzüglich eine ä u f s e r e . Man gebraucht i h n : 1) Als Zusatz zu K l y s t i r e n . D i e Essigklystire sind besonders von A u t c n r i e t h beim Croup empfohlen, doch w e r d e n sie auch bei allen anderen Krankheiten, mit h e f t i g e m Antriebe des Blutes nach dem K o p f e , w o man einen kräftig ableitenden R e i z haben will, mit grofsem Vortheil benutzt werden können. D i e ableitende W i r k u n g wird in solchen F ä l l e n , z. B. im Hydrocep h a l u s , v e n n e h r t , wenn man das Klystir kalt applicirt. — D a s gewöhnliche Vehikel f ü r dergleichen Klystire ist W a s s e r , Hafergrütze, Chamillenthee etc. Den Zusatz des E s s i g s bestimmt A u t e n r i e t h s o , dafs er so viele Efslöffel Essig hin/.umischte, als das Kind J a h r e 7-ählt. Allein dies Verhältnifs, abgesehen davon, dafs nach dieser Bestimmung eine viel zu grofse Quantität E s s i g dem Klystire beigemischt w u r d e (ein Kind von 10 J a h ren würde auf diese W e i s e 10 Efslüffel E s s i g erhalten), kann, deshalb keine allgemeine Gültigkeit haben und ist aus denl Grunde v e r w e r f l i c h , weil die Verschiedenheit der Receptivität, durch Constitution uud g e g e n w ä r t i g e s Uebelbefinden manuichfaltig modificirt, über die G a b e eines so wirksamen Mittels ungleich m e h r , als das Alter des Individuums entscheiden mufs. Im Allgemeinen liefse sich der Zusatz von Essig w o h l folgendermafsen bestimmen: S e h r kleinen Kindern e t w a 5 Efslöffel auf eine | T a s s e W a s s e r (über das Volumen des Klystirs j e nach dem Alter und dem verschiedenen Heilzweck s. den Artikel Klystir), 1^-3 jährigen I Efslüffel, 3 - 6 j ä h r i g e n 1 J - 2 Efslöffel etc. Auch dürfte es zweckmäfsig sein, noch einen oder einige Efslöffel Honig oder Oel hinzuzusetzen. Man w ä h l e keinen za scharfen E s s i g , da dieser leicht heftigen L e i b s c h m e r z verursachen kann. Ein solches Klystir applicirt man 1 - 2 Mal täglich , in dringenden Fällen auch wohl alle 3 Stunden. 2) Zu F u f s b ä d e r n . W e n d t empfiehlt die sauren F u f s b ä der bei allen Krankheiten mit h e f t i g e m , ungezügeltem Antriebe des Blutes nach dem K o p f e als ein s e h r wirksames Mittel. E r bereitet sie aus 5 Theilen W a s s e r und einem T h e i l e scharfen Essigs.
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Acetum
Vini. — Aceturn
Saturninmn.
S) Zu AVa s c h u i i g e n . W o l f f empfahl als Prophylacticum gegen Scharlach Waschungen der gesammten Hautoberfläche mit Essig. Bei schon ausgebrochenem Scharlach thun Wascliunen aus gleichen Theilen Essigs und frischen Wassers herrliche ienste (s. den Artikel K ä l t e ) . 4) Zu B ä d e r n . J ö r g empfiehlt bei Asphyxia neonatorum Essig zu 2-3 Pfund dem Bade beizumischen. G ö l i s liefs einen Säugling, der durch Opium vergiftet war, eiue Viertelstunde in einem Essigbade. 5) Zu F o m e n t e n . Flanell- oder Friestücher werden mit warmem Weinessig getränkt, dann wieder ausgerungen und so warm, als es der Kranke nur vertragen kann, auf den Thorax oder Unterleib gelegt. Es sind diese Bähungen bei Entzündungen der genannten Parthieen, nach vorausgegangener Blutentleerung, ein treffliches schmerzlinderndes Mittel ( H e i m ) . Kalte Essigfomentationen vor der Stirn, Umwickelung des Halses mit einem erwärmten, mit Essig befeuchteten Tuche,' erwärmte Essigumschläge auf die Brust, Umhüllung der Füfse mit in Essig getauchten Servietten, und überdies eine Bedeckung des ganzen Korpers mit Flanell bei gleichzeitiger Verdünstung von Essig im Krankenzimmer und Darreichung eines aus Wasser und Essig oder Sauerhonig bestehenden Getränkes sollen sich nach G r u i t h u i s e n als treffliche Mittel beim Croup bewähren. H e r b e r g e r erhielt günstige Resultate aus allgemeinen Essigwaschungen. 6) Endlich benutzt man noch den Essig zur E n t w i c k e l u n g v o n D ä m p f e n . Diese Dämpfe sind besonders im Croup von H o m e , C r a w f o r d , C h e y n e , L a t o u r empfohlen; sie sahen die Lungen darnach feuchter werden und Auswurf erfolgen. Man hält zu dem Ende Schwämme, die mit Essig und warmem Wasser getränkt sind, vor dem Munde, man setzt ein Gefäfs mit kochendem Essig in die Nähe des Bettes, man giefst den Essig auf glühende Steine, läfst durch einen Trichter die Dämpfe in den Mund gehen etc. Es mufs jedoch bemerkt werden, dafs in der ersten Periode der Krankheit, wo noch starke Entzündung obwaltet, die Anwendung dieser Essigdämpfe, als zu reizend, zu vermeiden ist.
S
Aceturn Satnminnm. Extractum Saturni. B l e i e s s i g . A e u f s e r l i c h : 1) Zu F o m e n t a t i o n e n und Ums c h l ä g e n , hier wohl am häufigsten in Form der Aq. Saturnina (Acetum Saturnin. auf Aq. destillal. W..ij.). Die Anwendung des Bleiwassers bei traumatischen Entzündungen, oberflächlichen Hautentzündungen, anomalen Secretionen, feuchten, stark absondernden, chronischen Hautausschlägen ete. ist bekannt; er wirkt in allen diesen Fällen als zusammenziehendes, die Cohäsion der Faser vermehrendes Mittel, depotenzirt in
Acetum Salurninum.
— Acetum Squillae.
Mi
hohem Grade die Vegetation der Theile, mit denen er iu Berührung tritt, stimmt die Sensibilität herab, ist daher vor anderen Externis direct schmerzstillend, und beschränkt auf mächtige Weise die Absonderuug in der afficirten Parthie. Es ergiebt sich aus dieser Wirkung, dafs sein Gebrauch blos da zu gestatten ist, wo man es nur mit rein örtlichen Uebeln, in denen eine Unterdrückung der anomalen Secretion ohne weiteren NachtheiL geschehen kann, zu thun hat, dafs man sich aber wohl hüten mul's, bei noch fortdauernder innerer Ursache (und eine solche fehlt wohl selten bei weit verbreiteten Hautleiden der Kinder) die äufsere Erscheinung schnell zu sup primiren, und so die krankhafte Richtung der Ernährung (in welcher gewönlich jene Uebel wurzeln) zurückzutreiben. IIydroeephalus acutus, heftige Krämpfe, bösartige Augeneiitziiudungen sind Folgen einer solchen unbesonnenen Anwendung von Bleipräparaten bei Milchschorf, Intertrigo und dergl. Allein auch in Fällen, wo eine solche innere Ursache fehlt, wo der Beseitigung des örtlichen Uebels nichts im Wege steht, sei man mit der Anwendung von bleihaltigen Umschlägen vorsichtig; man wende sie nie anhaltend und, besonders wenn die Oberhaut fehlt, auf zu groi'sen Flächen an, da neuere Erfahrungen lehren, dafs grade der äufserliclie Gebrauch des essigsauren Bleies es ist, der leicht eine Intoxication herbeiführt. Man macht die Bleiwasserfomentationen warm oder kalt, je nach dem Stadium oder dem Character der Entzündung; auch kann man Cataplasmen von Semmelkrume mit Bleiwasser anfeuchten und so auflegen. 2) Zu A u g e n w a s c h w a s s e r n und A u g e n t r o p f w a s s e r n . Im zweiten Stadium der Ophthalmia neonatorum hat man Colijrien mit Zusatz von Bleiessig empfohlen; auch liier rätli W e n dt zur Vorsicht und mäfsigen Gaben. 16. 17. fit Aq. rosar. jF& Extr. Saturnin. Mucil. sem. C'ydon. sß. solve in Aq. destiU. f v j . Acet. Saturn, gutt. viij.-x. DS. Gewärmt mit einem Spirit, camphor, gutt. Schwämme öfter an die AuXV.-XX. gen zu bringen. MS. 6 - 8 Mal täglich einige Tropfen in's Auge fallen zu lassen. v. S i e b o l d .
Acetum Squillae.
Mecrzwiebelessig. Dieses Prä-
parat der Squilla wird vorzugsweise in Wassersüchten benutzt, die so häufig den exanthematischen Krankheiten, besonders dem Scharlach, zu folgen pflegen. Für sich allein gegeben erfordert es aber grofse Vorsicht, da es leicht starke Beängstigungen
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Acidui/i hydrocyanicum
s.
borussicum.
macht. Milder und doch kräftig wirkt die Saturation mit einem Laugensalze, allein auch diese wird nach W e n d t selten gut vertragen und wirkt gewöhnlich mehr als Emeticum, weshalb er sie auch in Verbindung mit einem gewürzhaften Mittel zu geben räth. R i c h t e r (s. dessen Arzneimittellehre) will von ihr bei Wassersüchten 'nach kalten Fiebern der Kinder gute Dienste gesehen haben. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r t a . I n n e r l i c h : Zu 510-20 Gr. einigemal täglich in M i x t u r e n , gern in Verbin. dung mit anderen Diureticis, Tart. depuratus, IJq. Kali acetic., s. / i 1$. und 19., in S a t n r a t i o neu sättigen ungefähr 5j. Kai. carbonic.). Man gebe hier die Quantität des Meerzwiebelessigs als die wichtigere an und bestimmen die des Kali carbonic. mit einem q. s. Iii 20. A e u f s e r l i c h : Zu F o m e n t a t i o n e n . B e c k e r , v. G r a f « gegen Kopfblutgeschwulst der Neugebornen. Jji 21. 22. 1*8.
fit Tart. depur. -)ij. Vin. stibiat. Acet. Squill, äü ~ß. Aq. Pelroselin. St/r. Seneg. 5vj. MDS. Zweistündlich einenTheelüffcl. (Bei Wassersucht nach Scharlach für ein Kind von 1 Jahr auf ungefähr 15 Gaben). Vogt. 10. Ip. Kai. acetic. 5ij. solve in Aq. rub. Idaei §iij. adde Acet. Squill. 5ij. Syr. rub. Idaei MDS. Alle 2 Stunden i Löffel voll. (Für ein Kind von 2-3 Jahren bei Hydrops nach Scharlach.) Vogt. 20.
fy Acet. Squill. §j.
Acidum
hydrocyanicum
Kai. carb. e tart. q. s. ad perf. satur. adde Aq. Petroselm. §v. Elaeos. Juniper. JijSDS. Alle 2 Stunden 1 EfslöffeL 21. fy Acet. Squill. 55/9. Spirit, camphor. — Juniper. ää J j . MDS. Alle^2 Stunden lauwarm überzuschlagen. Becker. ( H o e r e tadelt hier den Kamfer wegen des nachtheiligen ^ influsses, den derselbe auf die Brust der Mutter oder Amme ausübt,) 22. ft. Acet. Squill, ^j. Sal. Ammoniac. 3ij. Aq. destill. §vj. MDs. Zum Umschlag, v. G r ä f e .
s. borussicutn.
Blau-
säure. Die Blausäure ist in der neueren Zeit auch in den Krankheiten des kindlichen Alters in Gebrauch gezogen worden.
Acidum
muriaticum.
57
1) Sie ist von P u c h e l t in der Carditis infantum empfohlen, wenn, nach geschehener Blutentleernng Nervina ntithig werden, 2) Einen ganz besonderen Ruf hat sie sicli im Keuchhusten erworben. M a g e n d i e1 , G r a n v i l l e , M e y e r , R o c h , C e r u t t i wollen ganz vi " " ^Yirkungen von ihr gesehen haben; die zahlreichsten aber zu ihren Gunsten sind von Dr. E d w i n A ladelphia gemacht worden. Derselbe will 200 Kinder mit ihr behandelt, und bei allen ohne irgend einen Nachtheil die Heilung in 4, 10, 14 Tagen bewirkt haben. Er gebrauchte das Mittel folgendermafsen : Für ein Kind von 4 Jahr mischte er einen Tropfen Blausäure auf Syrup und gab hiervon täglich 2 Mal jeinen Theelöffel. Entstanden innerhalb 48 Stunden kein Uebelbefiiiden und kein Schwindel, so gab er 3 Theelöffel täglich. Für Kinder von 1-2 Jahren mischte er 2 Tropfen auf die Unze Syrup und so immer einen Tropfen mehr für ältere. Bei Kindern von 12-15 Jahren gab er 6 Tropfen auf ^j. Syrup (Gazette médicale. 1833). Allein die Erfahrungen anderer Aerzte haben keinesweges diese glänzende Erfolge in der genannten Krankheit bestätigt. G u e r s e n t fand sie in vielen Fällen ganz unwirksam; K l o s e (medicinische Zeitung vom Verein für Heilkunde in Preufsen. Nv. 37) sah nur in wenigen Fällen Milderung und Abkürzung des Verlaufes, in den meisten Fällen aber keine AVirkung. Mehr leisteten ihm Ipecacuanha, Belladonna, Flor. Zinci. Auch K o p p bestreitet ihren Nutzen gänzlich. Es möchte daher gerathen sein, das in Rede stehende Mittel, das-sich überdies so sehr leicht zersetzt und das selbst bei der gröfsten Vorsicht üble Zufälle erregen kann, ganz aus dem Arzneischatze für das kindliche Alter zu yerbannen und an seine Stelle die Aj. Ungt. Juniper. 3ij. Syr. moror. f i j . — Althaeae MDS. Pinselsaft bei StomaSpirit. Sal. acid. 55 , cace. W e n d t. M. f. 1. a. Ungt. 27. MDS. Den Erbgrind täglich 1$. Acid, muriat. 2 Mal damit zu bestreichen. Meli, rosat. ää §/?. Plenck.
Acidum
pyro - lignosum
cirte Holzsäure.
rectificatum.
Rectifi-
Gestützt auf die Versuche von B er r e s
über die Versuche der brenzlichen Holzsäure schlug K l a a t s c h zuerst die Anwendung derselben gegen die gallertartige Erweichung des Magens bei Kindern vor, und P i t t s c h a f t hat sie dagegen mit herrlichem Erfolge angewendet Er gab die Holzsäure einem Kinde von 6 Monaten, bei dem die Krankheit einen hohen Grad erreicht hatte, 4 Wochen lang in der unten näher angegebenen Form, reichte zu gleicher Zeit dabei als Getränk Zuckerwasser und Fenchelthee, als Nahrungsmittel aber mit reinem Wasser und Zucker bereiteten Gerstenschleim. T e u f e l (Annalen für die gesammte Heilkunde. 2. Jahrgang. 1825) wendete die Holzsäure ebenfalls gegen dieses Uebel an, und zwar mit sehr günstigem Erfolge; doch, glaubt er, sei wenig Nutzen bei der bereits bestehenden Magenerweichung von diesem Mittel zu erwarten, sondern nur in Füllen, wo nicht Siiurebildung, sondern Alcalescenz vorherrscht Uebrigens empfiehlt er und S c h u b a r t h die gröfste Vorsicht bei dem Gebrauche eines Mittels, das nach den bestehenden Erfahrungen leicht durch plötzliche Nervenlähmung nach heftigen Krampfzufällen zu tüdten vermag, was gerade bei dieser Krankheit, ihrer eigenthümlichen Natur nach, vorzüglich zu befürchten sei. Erfolgen nach zu grofsen Gaben Uebelkeit, Erbrechen, Zuckungen, so sollen starke Hautreize und kühle, reine Luft die besten Gegenmittel sein. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . I n n e r l i c h : Man giebt die Holzsäure Kindern von 6 Monaten bis 2 Jahren (die Krank-
Acidutn sulphuricum dilutum.
60
heit kommt fast ausschliefslich in diesem Alter vor) zu Jj- -¡jauf ^ij.-iij. Wasser mit Syrup theelöffelweise. A e u f s e r l i c h : K l a a t s c h empfiehlt bei Nonw die angeriffen en Stellen des Mundes ganz einfach mit der unverdünnten [olzsäure zu betupfen. Fangen die Geschwüre an zu granuliren und sich zu reinigen, so setze man die Säure aus, da sie die Heilung stört; je mehr d;is (iesclnvür sich reinigt, desto mehr Wasser setze man zu. Auch R i c j h t e r (s. dessen Arzneimittellehre) bediente sich ihrer mit Erfolg; er benutzte die rohe Holzsiiure, Acid. pyro-lignosum crndum, räth jedoch, damit nicht zu dreist, besonders auf gröfseren Flüchen, zu sein.
g
30.
1$. Acid. pyro-lignos
Meli, rnsat. rectif. MDS. Pinselsaft. jAcid.
Sundolin.
32.
pyro-lignos. f j .
MDS. Stündlich 1 - 2 Theelöffel. Inf. Fol. Salv. £vj. Pittschaft. MDS. Zum Gurgeln bei brandiger Bräune. 31.
Jft Acid. pyro-lignos. Anidum
sulphttricum
dilutum.
Verdünnte Schwe-
felsäure. Die Schwefelsäure wird in allen den Fällen mit Nutzen gegeben werden, w o man Verdichtung der Cohüsion und Beschränkung der krankhaften, in der Peripherie des Gefäfssystems und besonders in den Mündungen derselben hervortretenden Thätigkeit beabsichtigt. Heftige Blutungen, brennende Hitze der Haut, starker Orgasmus des Blutes, ohne Symptome der noch andauernden wahren Entzündung indiciren im Allgemeinen ihren Gebrauch ( W e n d t ) . Es gehören dahin mit Colliquationen verbundene Fieber, Faullieber, bösartige exanthematische Formen, Blutungen etc. G a b e und D a r r e i c h u n g s f o r m . I n n e r l i c h : Man giebt die Schwefelsäure 5ß.-j• auf ^¡v. Wasser, reichlich mit Syrup vers'ufst. gröfseren Kindern 2 stündlich einen Efslöffel, kleineren einen Kinderlöffel. Auch kann man sie mit Syrup unter das Getränk mischen lassen. A e u f s e r l i c h : H e n k e empfiehlt sie als P i n s e l s a f t bei Schwämmchen der Kinder; W e n d t findet das Mittel wegen der bei Säuglingen unentbehrlichen Milchdiät nicht recht passend. MDS. Alle 2 Stunden einen Efslöffel voll. Acid., sulphur, dilut. 5/3. -j. 34. 33.
Ar/, ruh. Jdaei 5jy.
Syr.
rub. Idaei
gj.-i/?.
Ri Acid sulphur, dilut. 3jSyr. Cerasor. §ij.
Aerugo. Viride aeris. — Aetheres. MDS. Bis zur angenehmen Säure unter das Getränk zu mischen. 35. Ifi Acid. sulphur. dilut. gutt.
61
Syr. moror.
MDS. Zum Pinseln. (Bei Schwümmchen.) Henke.
Aerugo. . Viride aeris. Grünspan. D e r Grünspan wird blofs ä u f s e r l i c h benutzt. D e s a u l t und B i c k e r haben ihn in deu unten uäher angegebenen Mischungen gegen Tinea capitis empfohlen; der letztere reicht zugleich innerlich Baryta murialica, oder P I u m m e r ' s c h e s Pulver und läfst lauwarme B ä d e r gebrauchen. D i e Borke fällt nach Application der Salbe s e h r schnell a b , oder wird mit einer stumpfen -weichen Bürste a b g e b ü r s t e t ; ist aller Grind e n t f e r n t , so wird der Kopf eine Zeit lang mit einer Kaliauflösung g e w a s c h e n . 36.
fy Aerugin. Merc. sublim, corr. ää ,
Aq. destill, jij.
gr- v j .
MDS. Zum L o s w e i c h e n der Borken bei Tinea. Desault.
37.
fy Aerwgin. Merc. dulc. ää -)j Ungt pomnd. 5*.
M D S . Morgens und Abends den Rand des Grindes damit zu bestreichen. Bicker.
Aetheres. Die Aetherarten sind in der R e i h e der geistigen Mittel-die flüchtigsten; sie vermögen nicht w i e die ütherishüligen Mittel einen gesunkenen Ki iil'tezustand zu erheben und in dieser Erhebung zu erhalten, sondern sie wirken mehr als flüchtige Nervenmittel und passen besonders in den F ä l l e n , wo es um Schnelligkeit der W i r k u n g zu thun ist, w o man einer schnellen E r h e b u n g bedarf, um dadurch erst anderen Mitteln zugänglich zu werden, wie z. B. bei nervösen Schlagflüssen, Ohnmächten etc , oder w o die sensitive Function des Nervensystems vorherrschend ergriffen ist, w i e z. B. bei Nervenkrämpfen, Colicen, Flatulenz etc. Neben ihrer die Thätigkeit des N e r v e n s y s t e m s steigernden Wirkung erzeugen diese Mittel aber auch, besonders bei leicht beweglichem Getäfssystem, in etwas stärkeren Gaben sehr leicht Erhitzung und Wallung. D i e s e r Umstand und die E r f a h r u n g , dafs diejenigen Arzneistoffe, w e l c h e v o r z u g s w e i s e die Irritabilität und Sensibilität, besonders das höhere Nervenleben und Gehirn ergreifen, bei kleinen Kindern nur mit der höchsten Vorsicht gereicht w e r d e n müssen, weil dieselben starken Eindrücken dieser Art durchaus nicht g e w a c h s e n sind und sich nicht dagegen zu behaupten vermögen, mufs auch bei Darreichung der Aetherarten zu grofser Behutsamkeit auffordern, und ihren Gebrauch nur auf die dringendsten F ä l l e beschränken
62
Aether phosphoratus,
— Aether
sulphuricus.
lassen. Man individualisire daher genau mit der einzelnen Gabe, fange mit kleinen an, gebe da» Mittel aber in rascheren Intervallen, und gehe bald zu fixeren Mitteln über, 'da eine fortgesetzte Erregung ohne gleichzeitige Steigerung der Energie leicht in die höchsten Grade der Schwäche übergehen kann. Noch gröfsere Vorsicht wird nöthig, wenn das kranke Individuum sich gerade in einem der periodisch eintretenden EntwickelungsVorgänge, in denen die Keceptivität noch Uber das gewöhnliche Mais gesteigert ist, befindet. Die Krankheitsformen, für die sich im Allgemeinen die Aetherarten eignen, sind schon oben erwähnt worden, und es mag hier nur noch bemerkt werden, dafs zu Arzneien, besonders resorbirenden, die einen gröfseren Aufwand von Digestionskraft erheischen, wie dieses z. B. bei der China der Fall ist, meistens ein mäfsiger Zusatz der Aetherarten zweckm'afsig sein dürfte.
Aether
phosphoratus.
Gephosphorter Schwefel-
äther. (Auflösung des Phosphors in Schwefeläther.) Er wird von W e n d t bei nervösem Scharlach, in den höchsten Graden der Lebensschwäche, bei kleinem, kaum fühlbarem Pulse, röchelndem Athem, kalten Extremitäten etc. empfohlen. Kleinen Kindern, fügt AVendt hinzu, darf dieses Mittel eben so wenig als Opium gegeben werden. D o s i s u n d D a r r e i c h u n g s f o r m . Kindern von 3 - 5 - 8 Jahren giebt man 1 - 2 . 5 gutt. alle 2 Stunden, jede Einzelgabe in einem schleimigen Vehikel, Syrup Allhaeae, Haferschleim etc. 38. ffc, Aether. phosphor. 5j. Saturationen. 348. ein Kind von 3-5 Jahren.) Ift Succ. Citr. rec. parat. Vogt. satura 351. Kai. carbonic. Jji Kai. carbonic. Jj. Aq. destillat. jjij. Acet. Vin. q. s. ad satur. Syr. Althaeae £ß. Tinct. Rhei vinqs. MDS. Stündlich 1 Kinderlüffel. Syr. cort. aur. £ß. (Für einen Säugling.) MDS. Tätlich einige Mal einen Kinderlöffel voll. (Bei Scro349. phcln für ein zweijähriges ijl Succ. Citr. rec. expr. Kind.) satura Kai. carbonic. 352. adde Rt Kai. carbonic. 5ij. Aq. destlilat. §iv. Succ. Citr. q. s. ad. perf. — amygdal. amar. ~,ß. -j. satur. Syr. flor. nur. $p'. Tinct. Rhei aquos. gi/9. MDS. Stündlich 1 Efslüffel. Syr. Mannat. £iß. (Hei fieberhaften Bewegungen durch Wurmreiz Für MDS. 2 stündlich kleinen Kindern 1-2, gröfseren 3 Thecein Kind von 3-4 Jahren.) lüffeln. (Bei gastrischen ZuWendt. stünden der Kinder.) 350. 353^ Bi Kai. carb. 5j. Succ. Citr. q. s. ad perf. Ift Acet. squill. j j . Kali carb. q. s. ad saturasatur. tion em Vin. stibiat. 5j. Aq. Petroselin. §v. Aq. flor. Tiliae Elaeos. Juniper. Jij. Syr. Violar. 5vj. MDS. ¡¿stündlich 1 Kinder- MDS. Zweistündlich ¿ - 1 Efslöffel. löffel. (Beim Reizfieber für
Kali
causticum
siccum.
Aelzkali.
Das Aetzkali,
das in concentrirter Auflösung oder in fester Form höchst giftig auf den Organismus wirkt, indem es die berührten Organe geradezu chemisch zerstört, auflöst und in brandige, feuchte Ver-
1S4
Kali causticum
siccum.
derbnifs überführt, kann in verdünnter Form und mit der gehörigen Vorsicht auch zu bestimmten Heilzwecken innerlich angewandt werden. Es wirkt verflüssigend und auflösend, erregt die Lymphgefäfse wie die Lymphdrüsen, und dient daher zur Schmelzung der Infarcten im Saugader- oder Venensystem. Gegen die Scropheln liaben B r a n d i s h und F a r e (die Natur der Scrophelkrankheit; aus dem Englischen von B e c k e r 1820) das Aetzkali empfohlen; sie liefsen Jij. davon in U. j. destillirtem Wasser auflösen, und gaben Kindern von 4-6 Jahren von dieser Auflösung sß--j- (etwa 5-10 Tropfen) Kindern, von 6 - 8 Jahren, 3j.-i/S. (10-15 Tropfen) in einem schleimigen Vehikel 2 Mal täglich. M e s n a r d , D z o n d i , W e t z , H o f f m a n n bestätigen die ausgezeichnete Heilkraft des Mittels gegen dieses Uebel. destillirten D z o n d i giebt von einer Auflösung von 5j- >n Wassers zarten Kindern tropfenweise, 4-8jährigen anfangs -)j , dann alle 3 - 4 Tage mehr bis zu ,-ij. ja, selbst f,ß., 8-15jährigen anfangs ¿ß., dann alle 3-4 Tage mehr bis zu 5i'j- u l | d selbst 3vj.; alle diese Gaben vordem Einnehmen so v e r d ü n n t , dafs sie durchaus keine brennende Empfindung auf der Zunge srregen. Oft reichen 1-2, oft erst 4-6 Wochen zur Vollendung der Cur hin. W e t z ( H u f e l a n d ' s Journal Bd. 58) gab die unten näher angegebene Mischung. K o p p (Denkwürdigkeiten. S. 228) verordnete einem 5jährigen Knaben, der scrophulöse Gelenkgeschwüre und Knocheuauftreibungen haite, Liquor Kali caustic. (Pharm, boruss.), A//. Vinnamom. üä gj. MS. Früh und Abends 2 Theelött'el zu geben. Nebenbei liefs er nach F a r e ' s Vorschrift Mercurialeiureibuugen gebrauchen, und stellte den Kranken vollkommen her. Besonders ist es die torpide Form der Scropeln mit hervorstechender Vollsaftigkeit, welche sich für den Gebrauch des Aetzkali's eignet. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Innerlich: Man giebt das Aetzkali zu Gr. (wenn man nicht zu den von D z o n d i angegebenen, sehr grofsen Gaben greifen will) a u f g e l ö s t in reichlichem und schleimigem Vehikel. A e u f s e r l i c h dient das Kali causticum siccum zu Örtc h e n B ä d e r n (wo der leidende Theil ihre Anwendung zulässig macht) bei scroghulösen Geschwüren, etwa sß. auf 1 Quart Wasser, man lasse den Theil einige Minuten darin; zum V e r b ä n d e torpider Geschwüre, i- - 3/9. auf j?vj.-viij. (Rust Helcologie Bd. 2. S. 161); zu a l l g e m e i n e n B ä d e r n (zu denen man den wohlfeilen Liquor Kali caustici (vergl. den Artikel) benutzen kauu), etwa auf ein Bad. 354. J5i Kai. caustic. sicci^ß. Aq. flor. aurant. 5j. MDS. Kindern von 2 - 3 Jahren 4 Mal täglich S - 12
Tropfen, 4-5jährigen 15 und noch älteren 20 Tropfen eben so oft in Fleischbrühe zu geben.
Kali hydrojodicum. 335.
ft. Kal. caustic, Aq. destillat.
— Kali nitricum A//, destillat.
¡ß. ^vj.
MS. Zu Umschlägen. (Bei scrophulösen Geschwüren.) Cerutti. 356.
jfji Kfd.
dépurât.
183
Jviij.
E.vtr. Chamomill. E.xtr. Cicut. Tinct. Opii ää Jij.
MDS.
Zum Verband.
Kust.
caustic.
Kali
hydrojodicum
Kali
nitricum
; s. den Artikel J o d u m .
depuratnm.
Salpeter.
Die kräf-
tige antiphlogistische W i r k u n g des S a l p e t e r s ist bekannt; unter allen Salzen vermag er am stärksten die wild a u f g e r e g t e T h ä tigkeit des G e f ä f s s y s t e m s zu brechen und herabzustimmen. Z u gleicher Zeit a b e r (und die eben berührte Wirkung möchte w o h l mit dieser eng z u s a m m e n h ä n g e n , j a vielleicht ganz aus ihr resultiren) setzt er den assimilativen P r o z e f s durchgreifend herunter, und wirkt besonders f ü r die Thätigkeit des Magens bei z a r t e n , s e h r sensiblen Individuen als ein äufserst feindliches Mittel. Aus diesem Grunde v e r w i r f t .auch W e n d t seinen allgemeinen Gebrauch bei zarten Kindern, und v e r w e i s t in den gewöhnlichen Fällen auf die milderen Neutralsalze. Berends widerrath seinen Gebrauch bei acuten E x a n t h e m e n , deren Ausbruch er durch S c h w ä c h u n g der peripherischen Gefäfsthätigkeit e r s c h w e r e n soll; auch vertragen j u n g e Kinder ihn selten gut. Andere Aerzte, w i e z . B . H e n k e , J ö r g , gebrauchen ihn auch bei Kindern in denselben Krankheiten, in denen er bei Erwachsenen indicirt i s t ; der letztere rühmt ihn besonders im H y drocephalus acutus als ein k r ä f t i g vom K o p f e ableitendes Mittel, und giebt ihn hier mit R h e u m oder Jnlappa tosta verbunden in P u l v e r oder auch in Emulsion. Auch läfst er 3 - 6 - 8 - 1 0 Gr. nach Verschiedenheit des Alters in U. j . W a s s e r a u f l ö s e n . und giebt dieses als Getränk beim beginnenden Croup. Z w e c k m ä s siger w ä r e wohl, statt j e n e r bei Entzündung w e n i g e r passenden Mischungen, eine Verbindung des Calomels mit Salperter. F e r ner dient noch das langsame Verschlucken eines L e c k s a f t e s mit Salpeter bei anginöser Affectjon des Halses und der Tonsillen, besonders beim Scharlach. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Innerlich: Man giebt den Salpeter zu 2 - 5 G r . in P u l v e r (mit Calomel, R h e u m , Jalappa verbunden), A u f l ö s u n g (etwa -)j.--)ij. auf f i i j . - i v . W a s ser, kinder- und cfslöffelweise, zweckmäfsig mit anderen Salzen, z. B. Kali tartaricum, s. d o r t ; abführenden Mitteln, Manna, s. d o r t ; diaphoretischen, Liquor Ammon. acet. Vin. stibia-
1S6
Kali nitricum
dejruratum.
tum etc.), E m u l s i o n e n (besonders bei schwachem Magen und Hustenreiz). A e u f s e r l i c h bedient man sich der Auflösung des Salpeters (etwa 3j.-ij. auf 1 U. Wasser) mit Honig und Essig als G u r g e l w a s s e r bei entzündlicher Bräune. Ein zweckmäfsiges Gargarisma in solchen Fällen ist folgendes: Man lüfst 5'j-Salpeter in ungefähr 4 - 5 Tassen heifsen Fliederthee auf, setzt 4 Efslüffel Weinessig und 2 Efslüffel Honig hinzu, und läfst damit gurgeln. D e v e é s empfiehlt bei Mandelbräune der Kinder, gleiche Theile Salpeter und Zucker auf der Zunge schmelzen und über die entzündeten Theile hinfliefsen zu lassen. Als kälteerregendes Mittel dient eine Mischung aus Salpeter und Salmiac (1 auf 3) Essig und Wasser (1 und 2). 357. S. Gröfseren Kindern (6-10 jFJ. Kai. nitric. }ij. Jahren) alle 2 Stunden eins, Extr. Hyoscyam. gr. iij. kleineren Aq. Foenicul. fjjS. Fischer. Syr. Althaene gj. MDS. 2 stündlich 1 Theelöffel. 361. (Bei Brustentzündung eines Iji Kai. nitric. -)ij. 1jährigen Kindes.) Aq. flor. Sambuc. §iij. Spirit. Minderer. 358. Syr. Althaeae ää 5vj. Iji Kai. nitric. -)j. Fin. stibiat. $ß. Aq. flor. Sambuc. Jiv. MDS. Stündlich 1 Efslüffel. Syr. rub. Idaei (Bei entzündlich catarrhaliMDS. 2stündlich 1 Kinder- bis schem Husten eines 6-8jähEfslüffel voll. (Für Kinder gen Kindes.) Ton 2 - 5 Jahren.) Henke. 362. R. Mucil. sem. Cydonior. % ij. 359. Kai. nitr. 5j. J$t Amygd. dulc,. excort. Oxymell. simp. f- c. q. s. Aq. flor. Sambuc. MDS. Theelüffelweise lang1. a. Emuls. cui adde sam zu verschlucken. (Bei Nitr. depurat.J)}.-\i. Angina.) Syr. emulsiv. £ß. Fischer. MDS. 2stündlich einen Kinder- bis Efslüffel. 263. Henke. jjt Kai. nitric. 3j360. solve in ___ # Calomelan. gr. ij. Decoct. Hordei 5viij. Nitr. depur. gr. v. Syr• Mar or. Rad. Glycyrrhizae glab. ^ß. MDS. Zum Gurgeln. M. f. pulv. dent. tal. dos. Wendt. No. viij.
Kali sulphiiratum. Kali felkali.
sulphuratum. Hepar sulplmris. Schwefelleber. D i e Schwefel leb e r ,
187
Schwe-
in der sich die W i r k u n g des S c h w e f e l s mit der der Alkalieu vereint, w i r k t durchgreifend auf den assimilativen P r o z e f s und die organische Cohäsion, besonders im Gebiete des lymphatischen und Drüsensvstems. Sie e r r e g t w e n i g e r als der S c h w e f e l das irritable und G e f ä f s s y s t e m , soll s o g a r die T h ä t i g k e i t des letzteren herunters e t z e n , und w i r d in F o l g e dessen gegen plastische Entz'iinduii' gen gerühmt und mit Calomel verglichen. Sie w u r d e zuerst von einem der Mitbewerber (Double) um den von Napoleon ausgesetzten P r e i s als specifisches Mittel gegen den Croup empfohlen. S p ä t e r w a r d besonders S e n f ihr eifriger Vertbeidiger und will 27 Falle von ausgebildetem Croup ohne alle ßlutentziehung ganz allein mit ihr geheilt haben. Andere A e r z t e indessen fanden diese so gepriesene W i r k u n g keinesweges b e s t ä t i g t , und es scheinen die von S e n f angeführten Fälle wohl m e h r ungewöhnlich h e f t i g e r catarrhalischer Husten, «als w a h r e r Croup gewesen zu sein ( H o r n ' s Archiv fiir mediz. E r f a h r u n g 1815). In neuerer Zeit empfiehlt H e c k e r (Mediz. Zeitung v. Verein f ü r Heilk. 26.) die Schwefelleber als passend im CrouJ), weil derselbe auf unterdrückter Respiration beruhen soll, und das E x sudat in der L u f t r ö h r e nur ein krankhafter Reflex des Uebels sei. F r i t z e ( H u f e l a n d ' s Journ. 70.) gab mit E r f o l g die unten ( / £ 305.) angegebene Mischung, und liefs zugleich Ungt. mercuriale und Liniment, volat. ää ^ Theelütf'el einreiben. Eben so will S t i e b e l -¿jähriges, an heftigem Cronp leidendes Kind durch die Schwefelleber ( / £ 304.) gerettet haben. Allein Unbeschadet dieser Erfahrungen dürfte sie im Croup wohl nie das Calomel ersetzen können; wohl aber könnte s i e , v e r m ö g e i h r e r allerdings verflüssigenden, der Plasticität des Blutes und der Neigung zum Gerinnen der L y m p h e entgegenarbeitenden W i r k u n g da p a s s e n , w o das Uebel unter mehr catarrhalischer F o r m vorkömmt, mehr chronisch verläuft, und nur starke, z ä h e Schleimbildung, nicht aber eigentliche Membranbildung stattfindet ( R i c h t e r ) . Dasselbe gilt vom K e u c h h u s t e n , w o sie auch nur da hülfreich w i r k t , wenn die Respirationsorgane in einem späteren Zeiträume mit einem zähen Schleime überfüllt sind. Ueberdies ist die Schwefelleber ein ekelhaftes Mittel, das die Verdauungsorgane leicht s e h r nachtheilig afficirt, und nach dem Urtheile einiger P r a c t i k e r ( G ö l i s , N a u m a n n , Guersent) wohl auch Schlund- und Magenentzündung veranlassen kamir D o s i s und Darreicluingsform. Innerlich: Nach S e n f soll man das Kali sulphurat. 1 - 2 j ä h r i g e n Kiiidern zu 1 - l j Gr., älteren zu 2 - 4 Gr. alle 2 Stunden, in W a s s e r aufgelöst mit einem S y r u p vermischt, oder in Pillen mit Succus Iit/uiritiae geben. P f ä f f räth 5J. Kali sulpkur. in Aq. rosarum oder Menth, piperitae aufzulösen und nachher die L ö
188
Kali
sulphuratum.
sung in 6 kleine Gläschen zu vertheilen, von denen man jedes Mal die Haltte in einem Efslüffel voll arabischen Gummi mit einem Syrup, den man besonders verschreibt, nehmen lassen soll, wodurch die beim, wiederholten Oeffnen eines gröfseren Glases zu befürchtende Zersetzung zu verhüten ist. Zweckmäfsig erscheinen die Mischungen, wo das Mittel in Form eines Syrups gegeben wird. K l a p r o t h empfahl zu diesem Zwecke folgendes : 5'j- Kali sulphurat. werden in gviij. Fenchelwasser aufgelöst, und dann in der filtrirten Auflösung im Wasserbade §xv. Zucker zerlassen; des so bereiteten Syrups enthält 5 Gr. Kali sulphur. Aehnlich ist die von C h a u s s i e r empfohlene Mischung-, s. unten. Zu bemerken ist noch, dafs die Lippen und der innere Mund beim Gebrauche des Mittels weifs werden ; auch verursacht dasselbe ein mehr oder minder starkes Brennen iin Magen. A e u f s e r l i c h : Gegen Grind und andere hartnäckige locale Hautausschläge, Crusta lactea etc. (¡/i. auf a. j. Wasser, täglich einige Mal die Stelle damit zu waschen: H a a s e ) ; in A u f l ö s u n g und S a Iben f o r m . Besonderer Erwähnung verdienen noch die Versuche mit S c h w e f e l b ä d e r n B a u d e l o c q u e ' s bei Behandlung des Veitstanzes. Vom September 1832 bis zum Januar 1833 wurden diese Schwefelbäder (aus §iv. Kali stilphurat. und 16 Trachten Wasser bestehend) bei 14 jungen Mädchen angewendet. Man verordnete täglich eins, Donnerstags und Sonnabends ausgenommen. Von diesen 14 Mädchen wurden 13 geheilt. Die mittlere Dauer ihres Aufenthalts im Spitale betrug 24 Tage, während die nach der allgemeinen Tabelle der 189 Fälle berechnete mittlere Dauer des Aufenthalts der Veitstanzkranken 31 Tage beträgt. Es mufs noch bemerkt werden, dafs die Besserung in Folge der Schwefelbäder in. den meisten Fällen lange vor dem Austritte der Kranken stattfand. Diese Besserung zeigte sich gewöhnlich schou mit dem 2ten oder 3tea Bade, und selten liefs B. deren mehr als 10-12 gebrauchen. In einem Falle fand bei einem Kinde schon nach dem 5ten Bade keine Veitstanzbewegung mehr statt. (Bullet, génér. de Thérapie 1833. Bd. 5. S. 146), — Diese Versuche sind seitdem von B o n n e .tu und .Tadelot (Archiv, gêner, de Médec. 1834 Febr.), so wie auch von G u e r s e n t (Bullet, de Thérapie 1833. Bd. 5) und K u f z (Archiv, génér. de Médec. 1834) wiederholt worden. 364. 365. Kai. sulphurat. Kai. sulphurat. gr. xij. Aq. flor. Sambuc. §j. Sacchar. alb. Jj. Syr. Althaeae $ij. Aq. flor. aur. giij. MDS. 2 stündlich 1 Kinderlöf- MDS. Stündlich oder ^ stündfel. (Für ¿jähriges Kind.) lich 1 Theelöffel. Fritze. Stiebel.
Kali
tartaricum.
366. Kai. sulphurat. 5j. Pidv. rad. Althaeae Extr. Liquirit -)ij. M. f. Pilul. No. 60. Consp. Pulv. Rad. Irid. florent. d. in vitr. beue claus. S. Kindern von 1 - 2 Jahren stündlich oder 2stundlich eine Pille mit einem Bissen Apfeloder Pflaumenmufs. 367. Kai. sulphurat. gr. xviij. Butyr. de Cacao 5ij. ~ Sacchar. alh. Jiij. Ol. amygd. dulc. MDS. 2 stündlich 1-2 Theelöffel. Chaussier. 368. Sacchar. alh. f iß. solve leni calore in Ar/. Foenicul. 5vj.
Kali tartaricum.
189
adde Kai. sulp hur. j. MDS. 2stündlich 1 Theelöffel. (Für Kinder von 1-4 Jahren. Beim Croup.) Chaussier. 369. J^i Kai. sulp hur. solve in Infus, herb. Conti macul. (ex 5ij.) U. j. MDS. Zum Umschlage. (Bei Tinea.) \V e n d t. 370. Fji Kai. sulphurat. ¿Hj. Sapon. hispan. 5j. A//. Calc. Jviij. Spirit. Vin. rect. 5ij. M. f. Iotio. S. Die (irindstellen Morgens und Abends damit zu waschen.
Tartarus
tartarisatus.
Wein-
steinsaurcs K a l i . Dieses Salz hat die meiste Aehnlichkeit mit dem Kali nitricum, nur wirkt es etwas schwächer und ist viel leichter verdaulich. Gerade diese beiden Eigenschaften machen es daher für die Kinderwelt zu einem passenderen Heilmittel, als es der Salpeter ist. Unter allen salzigen Präparaten, sagt W e n d t , ist dieses für die entzündlichen Formen am besten und zweckmiifsigsten geeignet. Es wirkt ableitend und trägt dazu bei, den Andrang nach allen edlen Organen zu vermindern. Dabei führt es gelind ab, und indem es dem Organismus auf diese Art einen Theil der weifsen Säfte entzieht, vermindert es die krankhaft gesteigerte Thätigkeit und dadurch auch die entzündliche Diathesis. Auch wirkt es wohlthätig auf die anderen, bei entzündlichen Krankheiten gewöhnlich stockenden Abund Aussonderungen und bereitet auf diese Weise die Crisen vor ( W e n d t Kinderkrankh. S. 223). Allein abgesehen davon, dafs das weinsteinsaure Kali ein höchst unzuverlässiges Abführmittel ist, das nur in starken Gaben die gewünschte Wirkung leistet, ist auch noch zu berücksiahtigen, dafs, wie F o r m e y bemerkt, Salze zur Beschränkung der Ernährung in entzündlichen Krankheiten überhaupt nicht recht angemessen bei Kindern sind; sie nehmen sie ungern, brechen sie leicht nieder aus,
190
Kali
tartaricum.
während es doch viel daran liegt, dafs das Kind willig, ohne Angst und Geschrei, wodurch die Erregung vermehrt wird, seiue Arznei verschlucke, und dafs diese nicht Erbrechen veranlasse. Es wird also nöthig sein, hierauf beim Gebrauch des Kali tartaricum, Rücksicht zu nehmen, ihm als alleinigen Mittel nicht zu viel zu vertrauen, und besonders die abführende Wirkung durch nebenher gereichte Mittel und O y stire zu unterstützen. Man verbindet es bei entzündlichen Krankheiten wohl noch zweckmäfsig mit Nitrum, Manna und dergl.; da, wo man zuVin. gleich auf die Haut wirken will, mit Spirit. Minder eri, stibiatum etc. Zu bemerken ist noch, dafs man keine sauren Syrupe damit verbinden darf, wenn man den Niederschlag von Tartarus depuratus vermeiden will. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m : Nur in A u f l ö s u n g e n oder M i x t u r e n bei Kindern, etwa auf alle 1 - 2 Stunden einen Kinder- oder Efslöffel. Syr. simpl. f j . 371. MDS. Stündlich 1 Efslöffel. JJ. Kai. tartaric, ^ß. Aq. Foenicul. gj. (Bei Febris meseraica.) St/r. Rhei AV e n d t. MDS. Theelötf'elweise. (Ab375. führmittel für Neugeborene ) Ffc Kai. tartar. 5j. Vogt. Vin. antim. 5/S. Aq. Foenicul. ^j. 372. Oxymell. Squill. _ fy Kai. tartar, j i j . Syr. Liquirit. 55 Aq. destillat. JijExtr. Gramin. Liquid. MDS. 2stündlich 1 - 2 TheeSt/r. Rhei üä Sß. lüffel. (Für ein 1 - l j j i i h r i MDS. Stündlich 1 Theelüffel. ges Kind bei catarrhalischein (Für Säuglinge.) Fieber.) W e n dt. 376. 373. Ift Kai. tartar. 5"j. Iji Kai. tartar. 3iij. solve in Decoct. Hordei_%\\\.^ Aq. destillat. f i i j . Syr. Althaeae gj. adde MDS. 2 stündlich' 1 Efslöffel Vin. stihiat. 5j. voll. (Für Kinder von 1 - 3 Liq. Amnion, acetic. Jiij. Jahren.) Syr. Altlmeae j j . MDS. Stündlich 1 Kinderlöf374. fel. (Für ein Kind von 4 - 5 Jfi Kai. tartar. 5ij. Jahren bei entzündlichem — nitric. -)ij. rheumatischem Fieber.) solve in Decoct. Ilordei §iv. Vogt. adde
Lac vaccinum. Lac
vaccinum.
Kuhmilch.
191
Die diätetische Benuz-
zung der Milch bei Neugeborenen ist bekannt; wo die Mutter ihr Kind nicht selbst nähren kann, und es an einer guten Amme fehlt, da mufs man zu ihr, als einem dem kindlichen Organismus am meisten homogenen Mittel greifen. Zur künstlichen Auffütterung eignen sich am besten die Esels- und Stutenmilch, die der menschlichen am nächsten kommen. Die Ziegenmilch regt zu sehr auf, und soll den Kindern den Schlaf rauben ( H e y f e l d e r ) . Die Kuhmilch kann von Neugeborenen immer nur verdünnt genossen werden; erst 6 Monate alte Kinder pflegen sie unvermischt zu vertragen. Zweckmäfsig giebt man daher Neugeborenen anfangs ein Getränk aus 1 Theile abgekochter Kuhmilch und 2 Tlieilen Wasser (oder schwachen Fenchelthee); späterhin kann man dieses Getränk mit Seminelkrume oder Zwieback zu einem Brei verbinden. Die höchste Reinlichkeit ist natürlich dabei unerläfsliche Bedingung. Zu bemerken ist uoch, dafs es besser ist, bei der künstlichen Ernährung die Milch dem Kinde in einem Saugapparate zu reichen, weil man so sich besser über das eigentliche Nahrungsbedürfnifs des Kindes unterrichten kann. J ö r g will in den ersten Tagen nach der Geburt nur süfse Molken geben, bis die Stuhlgänge sich gelb färben. W a s nun die therapeutische Benutzung der Milch betrifft, so wirkt dieselbe, sowolil bei ihrer innerlichen als äufserlichen Anwendung, als- ein mildes, die aufgeregte Nerventhätigkeit beruhigendes, abspannendes Mittel, und pafst daher bei allen Arten von Krampfzufallen der Kinder, wo sie besonders in Form von Bädern und O y s tiren, die auch noch, wo die Ernährung durch den Mund unmöglich wird, als Nutrientia dienen, sien hülfreich erweist. Ganz vorzüglichen Nutzen gewährt sie bei durch Würmer veranlafsten Perturbationen, wo man sie innerlich mit Wasser gemischt zum Getränk, und auch in Clystiren darreicht. K o s e n s t e i n empfiehlt in solchen Fällen ein Clystir aus 6 Efsliiffeln Milch, 3 Efslöffeln Oel und etwas Zucker; oft locken auch schon Dämpfe aus warmer Milch in einem Nachtgeschirr an den After gelassen, die Würmer hervor. — Bei atrophischen Kindern, wo noch keine Febrícula hydrocephalica, auch sonst kein tiefes, örtlich organisches Leiden und kein Hydrops vorhanden ist, rühmt L e v i s e u r die M i l c h c u r als ein unfehlbares Mittel. Dieselbe mufs, ohne die geringste Abweichung, nach folgender Vorschrift gebraucht werden. Ist eine zuverlässig gute Amme zu haben, und widerstrebt das Kind dem nicht, was jedoch selten ist, so lege man es wieder an die Brust. Diese wird aber dem fast unersättlichen Kinde schwerlich genügen. Man reiche ihm dann mit Wasser wenig verdünnte, aber nicht mit Zucker versetzte, Kuhmilch oder Ziegenmilch, lauwarm, wo möglich frisch gemolken, wo nicht, abgekocht, ohne Maafs, so viel es nur immer trinken will. Aufser der Milch aber darf dem Kiude d u r c h a u s n i c h t s gereicht werden. W o keine
192
Lapides
(Oculi)
Cancrorum.
zuverlässige Amme erlangt werden kann, da erhält das Kind Morgens, Mittags und Abends unverdünnte, frischgemolkeue Milch, desgleichen wenn es die Brust verschmäht; in der Zwischenzeit aber verdünnte Milch ad libitum. Hatte man es früher an allerhand Speisen gewöhnt und ihm, wie dieses des Durchfalls wegen aus Vorurtheil oft geschieht, seit Wochen und Monaten den Milchgenufs entzogen, so mufs bei den Angehörigen die gröfste Festigkeit und Gewissenhaftigkeit in Anspruch genommen werden, weil das Kind die Milch nicht mag, und nach seiner Kost mit Heftigkeit verlangt. In 2 bis 3 Tagen aber ist der ganze Kampf vorüber, und es sieht, ganz zufrieden mit seiner Milch, ruhig die Anderen essen. Wenn man nun auch vorsichtig zu einer anderen Diät übergehen kann, so mufs doch die Hauptnahrung des Kindes noch Monate laug in Milch bestehen, am besten so lange, bis die erste Dentition vollendet ist. Kann man mit dem angegebenen Verfahren den Gebrauch von M i c h b ä d e r n verbinden, so fördert man dadurch die Heilung sehr. Von einfachen lauen Wasserbädern geht man zu verdünnten Milchbädern, dann zu solchen von Hammelfüfsen, zuletzt zu Malzbüdern über ( C a s p e r ' s Wochenschrift 1837. No. 25. S. 307). H u f e l a n d bedient sich der Milch erwärmt zu Umschlägen um die Füfse, statt der bei Erwachsenen üblichen Fufsbäder; er liefs sie 24 Stunden hintereinander, alle Stunden erneuert, anwenden und sah danach heilsame Ausdünstung und Lösung des Krampfes erfolgen. K r u k e n b e r g (cliuische Jahrbücher) rühmt die Milch ganz besonders bei Hydrops nach Scharlach; sie wirkt hfcr, häutig getrunken, als kräftiges Diureticum. Er legt gleichzeitig ein erwärmtes Kräuterkisseu aus Flieder- und Chamilleublumcn auf die Blasengegend.
Lapides {Oculi) Cancrorum. Krebsaugen. Krebs-
s t e i n e . AVas über die Wirkung und therapeutische Benutzung der Conchae ppt. (s. diesen Artikel) gesagt worden, gilt auch von diesem Mittel, das sich von jenem nur dadurch unterscheiden möchte, dafs es mehr auf die Haut wirkt und daher als gelindes Diaphoreticum benutzt werden kann. U r b a n ( H u f e l a n d ' s Journ. 1S30) und B r e e empfahlen die Absorbentia, namentlich die Krebssteine, gegen die verschiedenen Formen des Asthma, und gaben sie in der unten (ßi 380) angegebenen Mischung. Es ist indessen nicht abzusehen, warum sie hier gerade den Krebssteinen die heilsame Wirkung allein zuschreiben, da sich aufserdem noch so kräftige Mittel in der Mischung befinden. Die Krebsteine bilden einen Bestandtheil des Pulvis antispasmodicus PA. P. (Lapid. Cancrorum, C. C. ras., Rad. Valerianae, Visc. quernum äü), das zu -)ß.-j. (für 1-2jahrige Kinder) gereicht, ein gutes Mittel bei Säure, Durchfällen, Er-
Lignum
Sassafras.
193
brechen, Nervenreizungen, Zahnkrümpfen etc. ist. Auch benutzt man die Lapid. Cancror. gern als Constituens von kleinen, feinen, in Wasser auflösliche Dinge enthaltenden Pulvern für Kinder, s. Crocus. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Man giebt die Krebssteine zu gr. ij.-vj. (kleine Gaben verdienen den Vorzug vor gröfseren, weil diese leicht unverdaut bleiben und Magenbeschwerden erregen) in P u l v e r (mit gewürzhaften, bitteren Dingen, namentlich Oelzuckern, auch anderen antispasmodischen Mitteln in Verbindung); S c h i i t t e l m i x t u r e n . 377. 379. RL Extr. Hyoscyam. gr. Ri Lapid. Cancror. 3iij. Sacchar. alb. ^ij. Lapid. Cancror. gr. ij.-iij. Macid. -)j. , Elaeos. Foenicul. •),?. M. f. Pulv. dent. tal. dos. M. f. c. ¡Vo. viij. S. Täglich einige Mal eine S. 2stündlich ein Pulver. (Für Messerspitze mit Wasser. ein 5-Ijähriges Kind.) S cliub a r t h . 380. Ri Lap. Cancror. 378. Sulphur, stib. aur. gr. iv. Ifc. Lapid. Cancror. Extr. Hyoscyam. gr. xij. Tinct. Rhei aquos. Sacchar. alb. 5ij. Croc. orienlal. ää M. f. Pulv. Syr. Rhei 5vj. DS. ¿stündlich 1 Theelöffel. Äq. Foenicul. , f j . (Bei Asthma Miliari.) MDS. Umgeschüttelt alle £-1 U r b a n . (Hufel. Journ. 1830.) Stunde 1 Theelöffel.
Liignum Sassafras.
Sassafras- und Fcnchelholz.
Das Sassafrasholz besitzt flüchtige, reizende, besonders den Urin und die Hautabsonderung bethätigende Kräfte, und wird von H u f e l a n d als ein sehr kräftig wirkendes, balsamisches Mittel bei allen Formen der Scropliulosis, besonders bei tief gesunkener Verdauung, zur Erhöhung der Muskelkräfte, der Gefäfsthätigkeit und zur Unterstützung der Absonderungen gerühmt. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Die_beste Form ist nach H u f e l and ein Infusum calidum, etwa f,ß. auf den Tag, in Verbindung mit Rad. rubiae tinctorum, Herb. Cicutae etc. Mit Milch und Zucker vermischt, trinken die Kinder dieses gern. 381. S. 1 - 2 Efslöffel mit 1 U. koRi Lign. Sassafras fiv. chenden Wassers aufzubrüRad. Liquirit. hen und früh und Abends — ruh. tinctor. 55 §¡3. die Hälfte der Colatur zu Herb. Cicutae 5'jtrinken. C. in. f. spec. HufelaDd. 13
104
Liquor Ammonii
acetici.
Liquor Ammonii acetici und seine Auflösung in gleichen Theilen Wasser. — Spiritus Mindereri. Flüssiges essigsaures Ammonium. Das essigsaure Am-
monium steht wie alle Ammoiiiumprüparate in besonderer Beziehung zum peripherischen Nervensystem und zur äufseren Haut, und vermag liier eine grüfsere Wärmeentwickelung und reichlichere Absonderung zu bewirken. Man gebraucht daher das Mittel in allen den Fällen, wo man durch stärkere AbscHeidungen in der Haut und den Nieren schon früh die Crisen herbeiführen oder unterstützen will, also: bei rheumatischen, catarrhalisclicn Krankheiten, bei acuten Exanthemen, leichten, durch zurückgetretene Hautausdünstung entstandenen Entzündungsfiebern mit Husten, Schnupfen etc. Allein bei seiner Anwendung als Diaphoreticum ist vor Allem der Stand der Vitalität in dem kranken Individuum stark in's Auge zu fassen. Wenn auch die reizende Wirkung des Ammoniums durch die Vermischung mit der Essigsäure gemindert worden, und das Mittel auf diese Weise weniger Erhitzung und Steigerung der Gefäfsthätigkeit bewirkt, so ist es doch wahrscheinlich immer noch zum Theil jene ursprünglich reizende, das Nerven- und Gefäfssystem erregende Wirkung, welche die Vermehrung der Hautabsonderung vermittelt, und wodurch das Mittel überhaupt diaphoretisch wirkt. Da nun aber bei Kindern zu jeder, anscheinend auch noch so leichten Erkrankung, so häufig Orgasmus der Säfte und vermehrter Andrang des Blutes nach dem Kopfe sich gesellt, da dieses besonders bei Exanthemen im Anfange, wo die Haut in einer grossen Ausdehnung ergriffen und in ihrer, für das kindliche Alter so nothwendigen Tliütigkeit gestört ist, immer zu befürchten steht, so erscheint es gerathen, dergleichen Mitteln im kindlichen Alter nicht zu viel und nicht zu lauge zu vertrauen, ja sie im Anfange lieber gar nicht anzuwenden, und sich auf eine zweckmäfsige Diät und ein ableitendes, besonders den Darmcanal gelind in Anspruch nehmendes Verfahren in seinen Anordnungen zu beschränken. Mit Recht spricht der erfahrene W e n d t sich gegen die frühzeitige Anwendung dieses, durch die Macht der Gewohnheit bei den meisten acuten Hautkrankheiten empfohlenen Mittels aus und will es, namentlich beim Scharlach, nur in den späteren Stadien, wenn die trockene, heifse Haut feucht geworden, als Diaphoreticum in Gebrauch gezogen wissen. Wo daher die Crise zu befördern ist (was wohl in den meisten Fällen durch ein den Indicationen entsprechendes Verfahren am besten und sichersten erreicht wird), wo die Krankheit sich mehr zur Asthenie neigt, da wird das essigsaure Ammonium ganz an seinem Platze sein, und seine diaphoretische Kraft wohlthätig aussprechen. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . I n n e r l i c h : Man giebt den Liquor Ammonii acetici (den Spiritus Mindereri in stär-
Liquor Ammonii
anisatus.
195
keren Gaben) zu -)j.-3j-, gewöhnlich in Mixturen etwa -j. auf fiij.-iv. Wasser, in Verbindung mit Vinutn stibiatum, Kali tartaricvm etc. A e u f s e r l i c h bedient man sich des essigsauren Ammoniums als G u r g e l w a s s e r oder E i n s p r i t z u n g bei angiuösen Affectionen. 382. 386. ß Spirit. Mindereri Jij. Iji Liq. Amm. acetic. 5iij. Fin. anhmonii -)j. Kai. tartar. 5j. St/r. Seneg. 5vj. Aq. flor. Sambvc. §iij. MDS. Theelöffelweise. (Für Spirit, nitr. dulc. -)j. ein Kind von J Jahren. Bei Oxymell. Squill. 5iij. Heiserkeit und Husten.) Syr. Liquirit. MDS. Stündlich 1 Efslöffel. 383. Hufeland. JJ& Liq. Amm. acetic. -)ij.-5jVitt, antim. 387. Aq. Menth, crisp. pvj. fy Infus flor. Sambuc. fviij. Syr. rub. Idaei Liq. Ammon. acetic. MDS. U stündlich 1 TheelöfMeli, rosat. ää ^j. fel. (Für ein Kind von 6 Monaten bei rheumatischem Fie- MDS. Zum Gurgeln. (Beim Scharlach.) ber) Wendt. 384. J$, Liq. Amm. acetic. 388. Syr. Liqvirit.J*». Ffc. Spirit. Mindereri Aq. deslillat. giij. Sal. ammoniac, dep. Jj. Vin. stibiat. 5ßMeli, rosat. Jj. MDS. 2 stündlich 1 Kinderlöf- MDS. Alle ¿.Stunde eine kleine fel. (Für ein Kind von 2 - 3 Spritze voll (etwa 2 Loth) Jahren.) W e n dt. erwärmt in den Hals einzuspritzen. (Soll bei weit ge385. diehener Schlundbräune im ift Liq. Amm. acetic. 5iij. Scharlach aufserordentliche Vin. antimon. 3M- _ Dienste leisten.) Aq.flor. Sambuc. §iij. Fischer. Syr. Alt/iaeae MDS. 2 stündlich 1 Efslöffel. (Bei acuten Exanthemen, besonders Masern.) Hufeland.
Liquor
Ammonii
anisatus.
Anisölhaltiger Sal-
m i a c g e i s t . Dieses Ammoniumpräparat erhält durch die Beimischung des Anisöls eine besondere Beziehung zu den Schleimhäuten, namentlich der Respirationsorganen. Es ist ein für die 13"
196
Lii/uor Ammonii
anisatus.
Kinderpraxis sehr angemessenes Mittel, das sanft wirkt und selbst Neugeborenenen gereicht werden kann. Nur gastrische Complication und Entzündung contraindicirt seinen Gebrauch. Man bedient sich desselben mit Nutzen: 1) Bei catarrhalischen Affectionen der Lungen und Luftröhre im Stadium der vermehrten Schleimabsonderung, wenn bei röchelndem Athem und öfterem Räuspern die Expectoration nicht recht von Statten geht. 2) Bei der Engbrüstigkeit mit prädominirender Schwäche und Krampf, um den Krankheitsstoff von den inneren Gebilden baldigst nach der Haut zu determiniren. 3) In Verbindung mit dem Hirschhorngeiste da, wo in Folge unterdrückter Transpiration Schmerz und Krampf als Aeufserungen einer krankhaft ergriffenen Sensibilität vorherrschend sind, und keine gastrische Complication obwaltet. ( T o u r t u a l . ) 4) In der Colica flntulenta von Krampf und ohne Saburra, mit wenigen Tropfen Opium verbunden, als Carminativum und Antispasmodicum. ( T o u r t u a l . ) 5) Bei der temporisirenden Methode in ganz schwachen Dogen zu 2 - 3 Tropfen, in den oft vorkommenden Fällen, wo man genötliigt ist, Arznei zu geben, noch ehe man die Diagnose ganz in's Reine gebracht. ( T o u r t u a l ) . Der Liquor Ammonii anisatus ist ein Bestandtheil des Elixir e succo Ut/uiritiae der preufsischen Pharmacopoe und des Elix. pectorale Reg. Dianae Ph. Wurtemherg. das Lentin als Hauptmittel beim Croup gab. Seine Methode war folgende : Zuerst gab er ein Clystir und gleich darauf ein Emeticum, um die im Magen noch vorhandenen Speisen auszuleeren, und durch die Anstrengung selbst, jene noch im Entstehen begriffene Stockung von Blut und Lymphe, welche zu der Ausschwitzung Gelegenheit giebt, zu zertheilen. Zeigte sich nun der Croup als häutiger, so lieft er gleich Blutegel ansetzen und verordnete ein Fufsbad und Umschläge aus Flanell, der in warmes Wasser getaucht ist; die Blutegel liefs er bis zur Besserung des Athems, des Pulses und bis zum Bleichwerden der Lippen saugen. Darauf legte er ein Yesicatorium auf den Brustknochen und gab innerlich 389. 390. R. Elixir pect. Dan. Jij. St/r. e rad. Seneg. fiij. S. 1-2 stündlich 15-20 gutt. — G. Ammoniac. mit einem Theelöffel von folM. gender Mischung. Zugleich liefs er folgende Salbe in den Hals einreiben 391. iji Vngt. Neapolit. 3j— alb. Camp/ior. ¿iß. M.
Liquor Ammonii
anisalus.
197
Diese Methode zeigte sich ihm und anderen Aerzten äufserst hülfreich. (Lentin. Beiträge Bd. 3.) D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . I n n e r l i c h : Man giebt den Liquor Ammonii anisatus Säuglingen zu 2, höchstens 5 Tropfen mit etwas Fenchelwasser und Altheesaft, grösseren Kindern zu 5-10 Tropfen, alle 2 Stunden (auf eine Mixtur von ^iij.-iv. etwa 3j- = "0-80 gutt.) nach Umständen mit Liquor Ammonii acetici, Liq. C. C. succinatus, mit gleichen Tneilcn Vinum stibiatum, mit Manna (s. dort) oder auch mit ein Paar Tropfen Tinctura Opii etc. ^ J e u f s e r l i c h dient der Liq. Ammon. anisatus als krampfstillender, carminativer und beruhigender Zusatz zu Einreibungen auf Brust, Magen und Unterleib bei Schluchzen, krampfhaftem Erbrechen etc. 392. Aq. Valerian. -)j. Iji. Liq. Ammon. anisat. 5ß. Oxymell. Squill. St/r. Althaeae. MDS. Stündlich 1 Theelüffel. Aq. Foenicul. ää ^j. (Für ein Kind von £ JahMDS. Stündlich 1 Theelüffel ren.) voll. (Für ein kleines Kind). 390 393. Liq. Ammon. anisat. -)j. Jft Sulphur. aur. antun, gr. f{i Extr. Ht/oscytim. gr. iij. iij. Nt/r. Allhaeae Liq. Ammon. anisat. -)j. MDS 3 Mal täglich 1 TheeExtr. Hyoscyam. gr, iij. lüffel. (Bei chronischem LunAq. Foenicul. ¿iy. gcncatarrh, Asthma, FlatuSt/r. Liquir. giß. lenz, im letzten Stadium des MDS. 2stündlich umgeschütKeuchhustens für ein Kind telt 1 Theelüffel. (Bei asthevon 3 - 5 Jahren.) nischem Brustfieber. Für ein Nach L. W. S a c h s e . Kind von 1 Jahre.) Vogt. 397. 394. Jft Liq. Amnion, anisat. 5jÄ Liq. Ammon. anis. 3j. Ungt. nervin. Aq. Foenicul. MS. Morgens und Abends eiSt/r. Allhaeae ää ner Haselnufs grofs in Brust Sulphur. stih. aur. gr. iv. oder Unterleib einzureiben.) Tinct. Opii s. gutt. vj. Tourtual. MDS. Umgeschüttelt alle i 398. Stunde 1 Theelüffel. (Für ein iLiq. Ammon. anisat. 3i> Kind von 2 Jahren. (Beim Spirit. Lavandul. ^ij. Steckflurs. MS. Zum Einreiben bei Siu395. gultus. Jji Liq. Ammon. anisat. 9j. Siebold.
198 Liq. Ammon. carb, pyro-oleosi. — Liq. Amnion,
Liquor
Ammonii
caust.
carbonici pyro - oleosi.
Rec-
tificirter Hirscliorngeist. Dieses Ammoniampräparat wird wie das Ammon. carbonic. pyro-oleosum, (s. dieses) in typhösen Fiebern und gegen spasmodische Affectionen angewendet, ist aber nach R i c h t e r (s. dessen Arzneimittellehre) viel schwächer, und wirkt nicht so kräftig auf das höhere Nervenleben, sondern beschränkt seine Wirkung mehr auf die niedere, vegetative Sphäre. Er möchte sich daher zweckmäfsig durch das genannte Präparat und durch den Liq. C. V. succinatus ersezzen lassen. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Man giebt das Mittel zu 2. 5-10 Tropfen in Mixtur, etwa 5/3.-j. (3j. = 70-80 gutt.) auf §ij.-iij., l-2stündlich 1 Theelöffel. 399. Aceli Squill. i>iß. J$t Aq.flor. Chamomill. j^ij. Syr. Mannat. 5'j> Liq. Ammon. pyro-oleos. sß. Land, liquid. Sydenh. Syr. flor. aurant. gutt. ilj. MDS. Stündlich 1 Theelöffel. MDS. Alle 2-3 Stunden 15-20 (Bei Krämpfen im ersten LeTropfeu. (Gegen Urinverhaibensjahre). W e n dt. kleiner Kinder.) Aus dem Repertorium der 400. besten Heilformen. f f i Liq. Ammon. carb. pyro. oleos. 5j.
Liquor
Ammonii
caustici.
Aetzamuioniumfliis-
s i g k e i t . Saliniacgeist. Dies scharfe, leicht ätzende Ammoniumpräparat wird innerlich bei Kindern nicht angewendet; nur H e c k er (Magazin der pathologischen Anatomie und Physiologie Heft 1) empfiehlt gegen das schwere Zahnen, dafs er hauptsächlich von einer sehr grofsen Schärfe des Speichels herleitet, nach Verschiedenheit des Alters eiuen und mehrere Tropfen des Liq. Amnion, caustici mit einem Syrup vermischt, wodurch er den heftigen, krampfhaften Zufällen vorzubeugen hofft. Allein diese Empfehlung scheint wenig Anhänger gefunden zu haben, und R i c h t e r (Arzneimittellehre) erinnert mit Recht dagegen, das diesen Zuständen grüfstentheils etwas entzündliches zum Grunde liege, wo das Mittel also nur schaden könnte. Noch zu erwähnen ist die Wirkung des Salmiacgeistes als Antidotum der Blausäure, und in solchen Fällen wäre allerdings selbst im kindlichen Alter seine inuere Anwendung gerechtfertigt. A e u f s e r l i c h wird der Saliniacgeist als durchdringender, kräftig belebend und krampfstillend wirkender Zusatz zu Einreibungen hinzugesetzt, etwa t>ß. auf f j . - i j , Flüssigkeit.
Liquor
Ammonii
401. Spirit. Angelic, comp. Mixt, oleos. balsamic. g/A Liq. Amman, caustic. Tinct. ùpii s. ää 3ft
succiniti
199
MDS. In die Brust und den Rückgrath einzureiben. (Bei Asthma Miliari und anderen heftigen Krampfformen.) W e n d t.
Liquor Ammonii succinici. Liquor Cornu Cervi succinatus. Flüssiges, bernsteinsaures Am-
m o n i u m . Die Verbindung von Ammonium mit Bernsteinsäure irritirt die Nerven nicht in dem Maafse wie die reineren und stärkereu Ammoniumpräparaten, sondern stärkt und regelt ihre Function vielmehr, und wird dadurch zu einem der kräftigsten und passendsten, antispasmodischeu Mittel lür das kindliche Alter. Zu gleicher Zeit wirkt es entschieden, die Secretion der Haut vermehrend, diaphoretisch ohne besonders zu erhitzen; nur in den stärksten Gaben hat man von ihm Wallung, Erhitzung und Zufälle zu heftiger Einwirkung und Heizung zu befürchten. Es pafst daher vorzüglich bei acuten Exanthemen, die wegen Hautschwäche und Krampf nicht gehörig zum Vorschein kommen wollen, oder schnell zu verschwinden drohen, bei Brustaffectiouen, wo wegen Atonie und Krampf der Auswurf nicht gehörig erfolgt, bei Krämpfen, wenn sie von unterdrückter Hautthätigkeit, Erkältung, Flatulenz, Säure, entstehen. Da nun grade die letztgenannten Ursachen, Säure in den ersten Wegen, Flatulenz, unterdrückte Transpiration so häufig Krämpfe bei Kindern bedingen, so leistet das Mittel in den Krampfformen des jugendlichen Alters besonders gute Dienste, und kann, da Kinder es gut vertragen, selbst den kleinsten und auch in der Dentitionsperiode gereicht werden. Nur achte man hier, wie überall, darauf, dafs nicht Kopfplethora das Bedingende der Krämpfe sei, weil unter diesen Umständen natürlich nur von einer antiphlogistischen Behandlung Heil zu erwarten steht. Beim Trismus neonatorum kann man es im Anfange versuchen, ob schon hier das Mittel für sich allein wohl zu schwach sein möchte; auch beim Keuchhusten kann es gute Dienste leisten, besonders wenn die Haut anhaltend spröde und trocken bleibt. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Man giebt den Liquor C. C. succinatus zu 2-6-10 Tropfen (5i. = 75 Tropfen) alle ^ - 2 Stunden, bei hohen, nervösen Zuständen mit anderen flüchtigen Mitein, Moschus, selbst Opium, besonders wo das Einsinken von Pocken, Verschwinden von Masern dringende Gefahr besorgen läfst. Lauwarme Bäder oder Umsehläge aus iu lieissen Wein, Brantwein getauchten Flanellen werden in allen Fälleu seine Wirkung ausnehmend unterstützen.
200
Liquor
Kali
acetici.
— Liquor
402. Aq. flnr. Chamomill. Jij. Liq. C. C. succin. gutt, viij. Laud. liquid. Sydenh. gutt. j. Tinct. Castor. gutt. vj, Mucil Gumm. arjibic. Syr. Uiacod. Sä MDS. Stündlich 1 Theelöffel. (Bei Febris coerulea. Für ein Kind von 4-12 Monaten. Gülis. ^
Kali
carbonici.
liefse sich wohl noch manches einwenden.) 404. Iji Aq. flor. Chamomill. Jij. Liq. C. C. succ.*jj. Syr. flor. nur. gj. MDS. i - 1 stündlich 1 - 2 Theelöffel. (Für Kinder im lsten Lebensjahre.) W e n dt.
405. Iji Liq. C. C. succin. gutt. 60 403. Moschi orient, c. Sacch Jfc. Liq. Amm. succ. gutt. 40. all). 5j- trit. gr. vj. Laud. liquid. Sydenh. Tinct. Opii croc. gutt. x v . gutt. ij.-iij. Aq. flor. Sambuc. gv. Syr. flor. ISaphae g j . Syr. amygd. Jj. MDS. Kindern bis zu 4 W o chen um 5 und um 8 Uhr MDS. i - 1 stündlich 1 Kinderlöffel. (Beim Zurücktreten Abends 1 Theelöffel; Kinnervöser Masern mit Krampf. dern von 5 - 8 Wochen 1 Hufeland. Theelöffel mehr. Bei älteren soll man die Dosis des 406. Liq. C. C. succ. vermehren, Iji Moschi optim. gr. iij. nie aber mehr als 4 Tropfen Liq. C. C. succinic. Tinct. Opii auf g j . Saft nehLiq. Amm. anisat. ää men. Aq. Foenicul. Zß. S c h w a r z e , bei dem von Syr. emulsiv. Jj. ihm sogenannten Spasmus MDS. Wohlumgeschüttelt 2 - 1 neonatorum intestinalis. stündlich 1 Theelöffel. (Für (Gegen diese Verbindung mit ganz kleine Kinder.) Opium bei so zarten Kindern Tourtual.
Liquor Liquor
Kali acetici\ s. Kali aceticum. Kali
carbonici.
Oleum tartarí per
deliquium. YVeinsteillöl. Die Auflösung des Kali carbonicum (1 auf 2 Theile Wasser) ist besonders von M i c h ä l i s und S c h ä f t ' e r als sehr wirksam bei Krämpfen und Convulsionen der Kinder gerühmt worden, und auch andere Aerzte haben diese Wirkung, wenn auch nicht in allen Fällen, bestätigt gefunden. Namentlich scheint das Mittel da zu passen, wo durch Entwicklung von Säure in den ersten Wegen und durch Einwirkung derselben auf die Darmnerven, ein so häufiges Causalmoment für die Convulsionen der Kinder, sich Krampfzufälle
Magnesia carbonica
s. alba.
201
entwickeln. In diesen Fällen wirkt das kohlensaure Kali durch Bindung der freien Säure, und nur dadurch, nicht durch eine unmittelbare Wirkung auf das Nervensystem, möchte sich seine antispasmodische Wirkung erkliiren lassen. H e n k e fand das in Rede stehende Mittel in einigen Fällen wirksam, gab es in anderen aber ohne allen Erfolg. Dasselbe bemerkt R i c h t e r (s. Arzneimittellehre), dem es oft bei den verschiedenartigsten convulsivischen Krankheiten bis zur wahren Eclampsie gute Dienste leistete, oft aber auch gar nichts tliat. Es scheint nach diesen Erfahrungen daher räthlich, das Mittel zwar zu versuchen, ihm jedoch nicht zu viel zu vertrauen, und in ernsteren Fällen lieber zu zuverlässigeren Mitteln 5u greifen. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Man giebt den Liquor Kali carhonici zu 10-15 Tropfen iu Camillenthee, in kurzen Zwischenräumen oder in Mixtur mit einem aromatischen Wasser. 407. ]$. Moschi optim. gr. ij. Sacchar. alb. •)(>. ter. exaetissim. et adde Syr. Althaeae §j.
Li//. Kali carh. -)j. MDS. l'mgeschüttelt stündlich 1 Theelütf'el. (Für ein 6 monatliches Kiud bei Krämpfen.)
Magnesia carbonica s. Alba. Magnesia Sali» amari. Kohlensaure Magnesia. Die kohlensaure Mag-
nesia wird von allen Erden wohl am häufigsten in der Kinderpraxis benutzt, sie is der Repräsentant der erdigen, absorbirenden Mittel, und macht wohl die anderen, wenigstens zu diesem Zwecke, Tilgung der Säure und Verbesserung der Secretion im Darmcanale, entbehrlich. Treffend hat H u f e l a n d die Wirkung der absorbirenden Mittel geschildert; was er hier im Allgemeinen gesagt, gilt ganz besonders von der Magnesia carbonica. Der ¡Nutzen der erdigen Mittel ist ein doppelter; sie wirken 1) chemisch; sie absorbiren und zersetzen saure und andere Schärfen, und nehmen ihnen die Kraft zu schaden. Es ist dieses ein unendlicher Vortheil in Kinderkrankheiten, wo schon ein kleiner Vorrath von Säure im Magen sehr üble und stürmische Zufälle herbeiführen kann; 2) nervicht; sie wirken aufser der eben berührten Heilkraft, noch durch einen besondern Eindruck auf die Nerven unmittelbar, was aus ihrer krauipfstillenden Eigenschaft in Fällen, wo auch keine Säure bemerkbar ist, deutlich erhellt. Sie machen einen abstumpfenden Eindruck auf die Magen- und Darmnerven, überziehen ihre Endigungen mit einer Art schützender Decke, stumpfen dadurch die zu grofse Empfindlichkeit und Beweglichkeit derselben ab, hemmen auf diese Weise die Fortpflanzung
202
Magnesia
carbonica s.
alia.
des Reizes aus dem Darkanal auf entferntere Theile, und heben dadurch den krankhaften Consensus. Aus dem Gesagten nun ergeben sich die nähern Indicationen für den Gebrauch der Magnesia carbonica. Säure in den ersten Wegen, perverse Secretion der Verdauungssäfte und die davon abhängigen Krankheitsformen, Sodbrennen, Colik, Durchfall mit grünen, gellackten Stuhlgängen, Verstopfung (die Magnesia geht mit der im Magen und Darmcanale befindlichen Säure auflösliche, die Darmausleerung befördernde Verbindungen ein) werden im Allgemeinen zu ihrem Gebrauche auffordern. Es ist jedoch auch andrerseits nicht zu übersehen, dafs sie in diesen Fällen doch nur eigentlich als Palliativuni dient und wohl den ersten Sturm beschwören kann, nicht aber die jener pervesen Secretion und Säureerzeugung zum Grunde liegenden Causalmomente gründlich zu heben im Stande ist. Der Magen, sagt H e n k e , ist keine Retorte, sondern ein lebendiges Organ, durch dessen verstimmte Vitalität die Absonderung eines kranken Magensaftes bedingt wird; man wird daher im Allgemeinen durch Regulirung der Diät und den Gebrauch gelind reizender, stärkender Mittel die Grundursache des Leidens raseher und sicherer heben, als durch alle gerühmten Antacida und Absorbentia. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m Man giebt die Magnesia carbonica Kindern bis zum 5ten Jahre zu 2-10, gröfseren zu 13 Gr. mehrmals täglich in P u l v e r (Brausepulver sind bei Kindern nicht anwendbar, da sie sie nicht so rasch verschlucken können) L e c k s a f t , S c h ü t t e l m i x t u r , in den mannichfachsten Verbindungen, mit abführenden, namentlich Rhabarber, krampfstillenden, aromatischen und bitteren Mitteln. Sie macht einen Hauptbestandteil der meisten Kinderpulver, des R o s e n s t e i n ' s c h e n , H u f e l a n d ' s c h e n (s. Crocus) aus; ihre Verbindung mit Calomel, s. dort. 408. fy Vise, quern. M. f. Pulv. Saccftar. alb. Sä J/j. S. 2 - 3 Mal täglich 1 MesserMagnes. carb. 5j. spitze. (Bei Colik eines ^jdhM. f. Pulv. rigen Kindes.) S. Messerspitzen - oder Thee410. löffelweise täglich einigemal, M"gnes. carbonic. J j (Pulvis antiepilepticus Mat•• Pulv. rad. Rhei. chionis bei clonischen Kräm— rad. Irid.ßor. 5jpfen der Kinder.) Ol. Foenicul. gutt. iij. 409. M. f. Pulv. Iji Magnes. carbonic. Jiij. S. 3-4 Mal täglich 1 MesserRad. Irid. florent. 5j. spitze. (Für Säuglinge mit Sem. anis. Krämpfen aus Säure.) Sacchar. alb. ää 5jRibke. Croci gr. x.
Magnesia
sulphurica
411. Ei Aq. Foenicul. §iv. Magnet, carbonic, gr. xv. Laud, liquid. Sydenh. gutt. ij. St/r. Althaeae MDS. Umgeschüttelt 2 stündlich 1 Kinderlöffel. (Für ein Kind von 2 Jahren bei Leibschmerzen aus Säure.) Gölis. 412. Iji Magnes. carbonic. Zß. Tinct. Rhei aquos. jjAq. Menth, crisp. 5vj. St/r. Althaeae . MDS. Stündlich 1 Theelöffel. (Für ein Kind von 6 Monaten bei Magensäure.) Vogt. 413. Magnes. carbonic. 3üj.
depurata.
203
Pulv. semin. anis. SU. Croc. Syr. Rhei. q. s. ut f. electuar. S. Theelöffelweise. Richter. 414. jfji Magnes. carbonic. Kali tartaric, ää J j . Kali nitric. 3i Mann. 3vj. Aq. Foenicul. ^j. MDS. 2 stündlich 1 Theelöffel. Hufeland. 415. jFjl Magnes. carbonic, Pulv rad. Rhei Aq. Foenicul. £\ß. Syr. Rhei MDS. Umgeschüttelt Theelöffelweise. Berends.
Magnesia sutphurica depurata. Sal amarum. Schwefelsaure Magnesia. Bittersalz. Die schwefelsaure
Magnesia wirkt sanfter und greift die Verdauungsorgane weniger an, als das Isatrum sulphuricum. Allein auch sie trifft der Vorwurf, dafs sie schlecht schmeckt, leicht wässrigen Durchfall macht, und sich überhaupt besser für Erwachsene, als für das zarte Alter kleiner Kinder eignet. W i c h m a n n und S t i e g l i t z haben sie als besonders hülfreich im Scharlach empfohlen; der letztere giebt sie in vielem Wasser aufgelöst und mit Sauerhonig versetzt, so dafs 3 - 4 Sedes täglich erfolgen. Auch bei Mund-Aphthen nicht mehr ganz junger Kinder zeigt sich nach Vorauschickung des erforderlichen emeticum, zumal bei meist vorhandener Hartleibigkeit eine stark versüfsste Verbindung des Bittersalzes mit Hallerschem Sauer bis zu 2 - 3 maliger Wirkung des Tages, sehr nützlich. (Magnes. sulph. J ü j - zß. Elix.Uall. •)iS. Aq. dert.Syr. simpl. ä ziß. d. s. 2-3 stündlich 2-3 Theelöffel voll). D o s i s und D a r f e i c h u n g s f o r m . Man giebt die 'Magnes. sulphurica etwa zu -j. in ^iij.-v. Wasser aufgelöst und mit einem Syrup (wozu sich am besten Syrupus Citri eignet) vermischt, Kinder- und Efslöffelweise alle 1 - 2 Stunde, meistens mit anderen Abführmitteln, Manna, Infus, senn. com-
204
Magnesia
usta. —
Manna.
pos. etc. in Verbindung. S. die Formeln bei Natrum svlphuricumj wo statt des letzteren Salzes auch das Bittersalz substituirt werden kann. 416. Magnes, sulphuric. Jij. Mann, elect, ^j. solve in
Emuls. amygdal. fiv. MDS. 2 stündlich 1 kleinen EfsttifFel. (Für ein Kind von 1 - 2 Jahren.) Wendt.
Magnesia usta. Gebrannte M a g n e s i a . Richter giebt der reinen Magnesia bei Kindern den Vorzug vor der kohlensauren; sie entbindet nicht wie diese kohlensaures Gas im Magen, wodurch die Eingeweide zu stark ausgedent werden, sie macht keine Blähungen und läfst sich auch wegen des geringeren Volumens leichter nehmen. Die Gabe ist die der Magnesia carhonica. 417. ifi Magnes, ust. gr. xij. Tinct. thebaic, gutt. iij. At/. Foenicul. f j .
St/r. Rhei f,ß. MDS. Umgeschüttelt Theelüffelweise. (Bei Aphthen der Kinder.) Devees.
Manna. Manna. Die Manna ist ein Pflanzensaft, der sich durch grofsen Gehalt an schleimigen und zuckerigen Bestandtheilen auszeichnet, und den suis säuerlichen Pflanzensäften sehr nahe kömmt. Sie verbindet mit der gelind und sanft abführenden Kraft die Eigenschaft, den Brustschleim aufzulösen, die Brust frei zu machen, Schärfen, die sie abtreibt, zugleich zu umwickeln und den Urinabgang zu befördern. Sie pafst daher bei katarrhalischer Reizung der Lungeuschleimhaut, bei Reizung der Urinwerkzeuge, kurz überall, wo schleiinigte und sufse Mittel passen und zu gleicher Zeit die Darmausleerungen befördert werden sollen. Man verbindet sie je nach den lndicationen mit anderen abführenden Mitteln (da allein gegeben, sie nur unsicher wirkt, und mehr Demulcens als Purgans ist) mit kühlenden (Kali tnrtaric. nitric.), krampfstillenden ( E x l r . Hyoscyami), expectorirenden und schleimautlösenden (Liquor. Amman, anisatus, Oxyrnel St/uil/ae) etc. Gern setzt man zur Manna, damit sie keine Leibschmerzen verursache, ein aromatisches W asser oder eiue:i Oelzucker hinzu. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Will man blofs die demulcirende Wirkung der Manna, so giebt man gewöhnlich auf ein Paar Unzen Wasser, und setzt nun noch, um zugleich auch geliud auf den Stuhlgang zu wirken, wohl noch etwas abführendes, gewönlich Tinct. lthei aquosa hinzu, und giebt davon 1-2stündlich 1 - 2 Thcelöffel. Als Abführmittel ge-
Manna.
205
niigt sie bei etwas älteren Kindern, Uber 2 Jahren, (für ein Neugebornes etwa in Aq. Foenicul. Jiv.- Jvj. aufgelöst, alle Stunde einen Theelöffel, für l - 2 j ä h r i g e s etwa f j . in Aq. Foenicul. giv. alle | Stunde 2 Efslöffel) allein gereicht nicht mebr, und mufs dann mit anderen abführenden Salzen Natr. sulphuricnm, (s. dort), Tartarus natronatus, mit Tinct. Rhei aquosa verbunden, Kinder- oder Efslöffelweise gereicht werden. 418. Mann, elect. A\ Magnes. carbonic. 5jNitr. depur. 5i9Extr. Hyoscyam. gr. ij. Aq. Foenicul. j j j . Syr. AUhaeae MDS. Stündlich 2 Theelöffel. (Fiir ein Kind von | Jahren, bei Zahufieber mit Krämpfen. Uufeland. 420. R. Rad. Salep. 5/S. solve in Aq. Foenicul. calid. giij. adde Mann, elect. %ß. Extr. Hyoscyam. ij. Syr. Croc. ^j. MDS. Oefters einen Theelöffel. (Bei katarrhalischer Reizung Lungenschleimhaut, Husten etc. Für ein Kind im lsten Lebensjahre.) Hufeland. 421. Mann, elect, Jvj. Tinct. Rhei aquos. Magnes carbonic. Tart, tarlaris. ää 5j-
Aq. Foenicul. §j. Oxymell. Sqill. 3jSt/r. Althaeae £ß. MDS. 2 stündlich 1 Kinderlöffel. (Bei Brustfiebern, Indigestionen, Zuckungen etc. H u f elaud» 422. ß Mann, elect. Magnes. sulphur, ää 5üjsolve in Aq. fervid, gij. Colatur adde Tinct Rhei aquos. 5"jSyr. Rhei MDS. 2 stündlich 1 Kinderlöffel. (Für ein Kind von 3 Jahreil.) Vogt. 423. ij. Tart. natronqt. 3vj. Mann, elect. 7volve in. Aq. Foenicul. §iv. Colatur adde Syr. Rhei f v j . MDS. 2 stündlich 1 Efslöffel voU. Vogt. 424. # Mann. Iß. solve in Infus, fol. Senn, ( e x 5jparat.gij. Natr. sulphuric. MDS. Stündlich 2 Efslöffel. Radius.
206
Mel. — Melrosatum.
425. fit Decoct. Althaeae Mann. Sal. amar, ää
fiv.
— Mixtum
oleoso
balsam.
MDS. Stündlich 1 Efslöffel. (Bei gereiztem Zustande des Darmcanals.) Radius.
Mel. H o n i g . Der Honig wird meistens ä u f s e r l i c h benutzt. I n n e r l i c h wird er nur zuweilen als einhüllende Arznei zur Minderung des quälenden Hustens bei entzündlichen Affectionen der Lunge gebraucht (s. unten). A e u f s e r l i c h dient er zu Cataplasmen, mit Roggenmehl vermischt als maturirendes Mittel, als Zusatz zu Pinselsäften, Einspritzungen, GurgelwasBern, Clystiren (etwa 1-2 Efslöffel). Gegen Comedoues empfiehlt H e i m die Theile, an denen sie sich befinden, mit Honig bestreichen zu lassen, und während des Bades die Kinder mit wollenen Lappes zu reiben, wo dann die wurmförmigen Massen in grofser Menge zum Vorschein kommen. Auch soll er, auf das Zahnfleisch gestrichen, den Ourchbruch der Zähna erleichtern. 426. 1£ Meli, optim. f/S. G. mimos. -)ij. Aq. amygdalar. 3". Aq. lauro-ceras. gutt. vi. Aq. fontan. ^iij. MS Alle 1 - 2 Stunden ein Efslöffel. Verson. Mei rosatum. Rosenhonig. Beliebtes Constituens von Pinselsäften, Mund - uud Gurgelwassern. G ö l i s wendet ihn bei stark entzündeter Mundhöhle in den Schwämmchen allein oder mit einem schleimigen Zusatz an, weil hier der Borax zu sehr reizen wUrde427. fii Mei. rosat. Mucil. sern. Cydonior. MDS. Pinselsaft. Gölis.
Mixtura
oleoso
balsamica.
Balsamus
Vitae
Hojffmanni. Wird als kräftiger Zusatz (rein würde sie wohl zu theuer sein) zu reizeuden, belebenden und krampfstillendeo Einreibungen benutzt.
H ixt. sulphur, acida. — Mors, antimon.
Hunkelii.
207
428. 430. Hi Spirit Angelic, comp. ß . Medull. oss. taur. fiij. Mixtur, oleos. balsam, f j î . liquat. et depurai, post refriger MDS. Zum Einreiben in den admisc. Rücken und die Herzgrube. Mixlur. oleos. baisam, Balsam, indie, nigr. 5iij. Wendt. MOS. Zum Einreiben in den 429. Rückgrath, Thorax und die fjï Ol. Nucist. Gelenke. (Kräftig stärkend Ungt. simpl. 55 3ijund belebend bei rhachitileni ign. liquat. et semi réfrischen und scrophulösen Kingérât. adde dern.) Tinct. Opii sWendt. Mixtur, oleos. balsam. 5j. MDS. In den Unterleib einzureiben.
Mixtura sulphurico acida. Halleri. Schwefelsaure Mixtnr.
Elixir acidum Wird in denselben
Krankheiten gebraucht, in denen die Schwefelsäure indicirt ist, s. daher diesen Artikel. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Zu 2, 5-10 Tropfen (5j = 9 0 Tropfen) einigemal täglich, etwaauf eine Mixtur von §iv.-v., gut eingehüllt, am besten in einem schleimigen Vehikel, Salep, Decoctum rad. Althaeae etc. und mit hinreichendem Syrup versüfst. 431. 432. Tft Elixir acid. Haller. -)/S.-j. ß Aq. destillat. ^ij. Decoct. Salep §iv. Elixir acid. Haller. -j. St/r. rub. Idaei gj. Syr. Althaeae MDS. 2 stündlich 1 kleinen Efs- MDS. 3stündl. 1 Theelöffel. (Für lüffel. (Bei Stomacace.) ein Kind von 2-3 Jahren.) Löbenstein-LöbeL Wendt.
Morphium
aceticum.
Essigsaures Morphium.
Dieses Alcaloid des Opiums findet in der Kinderpraxis nur eine ä u f s e r l i c h e Anwendung als schmerzlinderndes, krampfstillendes Mittel. So zeigt sich z. B. bei Gastro - Enteritis zur Minderung der Empfindlichkeit des Unterleibes nach der Blutentziehung, das Auflegen einer in eine Auflösung von 1 Gran Morphium aceticum in 5ij. destillirtcn Wassers getauchten Compresse sehr wirksam, Beim Keuchhusten hat man auch das durch einige Tage wiederholte Aufstreuen von ^ Gran essigsauren Morphins auf die durch ein Zugpflaster der Oberhaut beraubte Magengrube versucht ( M e y e r , K ö h l e r , B l u m , Rom-
208
Morsuli antimoniales
Kunkelii.
—
Moschus.
berg), doch ohne sonderlichen Erfolg. R o m b e r g ( C a s p e r ' s Wochenschrift 1833. 1) sah zwar mehr palliativen Frfolg davon, als von anderen gerühmten Mitteln, nahm aber, zumal bei kleinen Kindern in den ersten Lebensjahren eine auffallende Hinfälligkeit der Kräfte und soporöse Neigung war, sodafs er Dosis und Wiederholung zu sehr beschränken mufste, um eine gültige Erfahrung über die den Verlauf abkürzende Kraft dieser Methode erhalten zu können.
Morsuli antimoniales
glanz -Morsellen.
KunJcelii.
Scliwefelspieis-
Eine Mischung aus Stihium sulphvratum
nigrum mit Mandeln, Zimmtcassia und Cardamom. Jede Morselle ist 3ij. schwer, und enthält ungefähr 15 Gr. Antimom. Die Kinder nehmen diese Composition, die unter dem Namen der s c h w a r z e n Bonbons bekannt ist, eine Zeitlang recht gerne. Man hedient sich ihrer mit Nutzen bei scrophulöseu Uebeln, Hautausschlägen, Psorophtalmie (besonders nach Masern: Casp e r ) etc. D o s i s . Man kann den Kindern eine Morselle in ein Paar Stücke vertheilt, täglich geben, oder sie auch einzeln verschreiben. 433. S. Morgens 1-2 Stück. (Gegen Nachkrankheiten der MaIft Mors, antimon. Kunkel. 5/9. sern.) Casper. d. tal. dos. No. 24. Moschus. Bisam. Der Moschus ist unter den Nervenmitteln eins der Vorzüglichsten; er wirkt zwar nicht so flüchtig als Aether und Ammonium, seine Wirkung ist dagegen aber eine mehr anhaltende. Dabei afficirt er die Irritabilität und das Gefäfssystein nur wenig, was ihm als Antispasmodicum für die Kinderpraxis einen ganz besondern AVerth verleiht Seine krampfstillcnden Eigenschaften werden nur durch seine nervenstärkende Kraft bedingt, und nur da, wo wahre vitale Schwäche zum Grunde liegt, wirkt er als wirkliches Antispasmodicum. (Richt e r Arzneimittellehre). Diesen der R i c h t e r s c h e n Arzneimittellehre entlehnten Ansichten über die pharmacodinamisclie Eigentümlichkeit des Moschus widersprechen die Angaben des erfahrenen B a r t e l s . Derselbe (die ges. nervösen Fieb er, Berlin 1838, 2ter Theil S. 10) nennt den Moschus sehr excitirend und behauptet, dafs von dieser Wirkung gar sehr das Blutsystem, und b e i Kind e r n l e i c h t in s e h r g e f ä h r l i c h e m G r a d e , betroffen wird. Das N e r v e n s t ä r k e n d e des Moschus bewährt sich am meisten bei verliältnifsmäfsig beträchtlichen Gaben (nicht unter 2 - 3 Gran, und bis zu 10 Gran bei Erwachsenen), während zu
Moschus.
209
seinen k r a m p f s t i l l e n d e r i und u m s t i m m e n d e n Wirkungen der Moschus oft nur ein s e h r geringes Quantum (bei E r w a c h s e nen J Gran) bedarf. E s erhellet h i e r a u s , dafs das Mittel nicht blofs deshalb antispasmodisch ist, weil es nervenbelebcnd wirkt, dann miiiten beide Wirkungen j a gleichen Schrittes gehen. I m Allgemeinen zieht Bartels bei Kinderh, namentlich wenn sie sehr exicitabel sind, das sanftere Castoreum dem Moschus vor. Sein Gebrauch bei Krankeiten des kindlichen Alters ist s e h r ausgedehnt; besonders empfohlen wird er in folgenden. 1) Bei nervösen und typhösen Fiebern, acuten Exanthemen, wenn um die Zeit der Entscheidung z w a r critische Bewegungen eintreten, aber w e g e n Erschöpfung des Nervensystems unvollendet bleiben, und entweder ein gänzliches Unterliegen der Natur, oder Metastasen auf edle T h e i l e , als Folgen einer unvollkommenen Crise, zu befiirchten sind. Hier säume man nicht zu. lange mit seiner Anwendung, gebe ihn nicht in zu kleinen Gab e n , und verstärke seine W i r k u n g durch andere zweckentsprechende Mittel, wohin besonders Li.,'. C. C. succinatus, Opium und lauwarme Bäder zu rechnen sind. 2) Bei Entzündungen, wenn h o h e Grade sensibler E r s c h ö pfung und dadurch bedingte Krampfzufälle sich mit ihnen compliciren. Die beiden gefährlichsten Feinde' des kindlichen Alters . die Encejihalitis exsudutoria und der Croup, eignen sich besonders, unter scharf zu bezeichnenden Umständen, f ü r seinen Gebrauch. Beide Krankheiten sind ihrer eigentlichen Natur und Entstehung nach entzündlich, beide bedürfen der entzündungswidrigen Heilmethode, und können nur durch diese sicher gehobe nwerden. T r e t e n daher imAn fange Krämpfe hinzu, w i e dieses so häufig geschieht, so begründen diese noch keine Anzeige zu krampfstillenden Mitteln, sondern müssen mit der Krankheit, aus der sie resultiren, durch entzündungswiilrige Mittel bekämpft werden. AVenn aber bei der Encephalitis, nachdem den wichtigsten Indicationen Genüge geschehen, noch Betäubung zurückbleibt, das sensible L e b e n sehr zurückgedrängt ist, und krampfhafte Zufälle die F u r c h t eines tieferen Gehirnleidens erregen ( W e n d t ) , , oder wenn beim Croup nach geminderter Entzündung, nach schon erfolgtem Auswurfe lymphatischer Stoffe, die Krampfzufälle fortdauern oder von neuem eintreten, Beklemmung, Erstickungsgefahr etc. erregen, dann ist der passende Gebrauch der krampfstillenden Mittel, und vor Allem des Moschus eben so zulässig als wirksam. Zudem lehrt die E r f a h r u n g , dafs bei Kindern sehr leicht der entzündliche Zustand, besonders nach etwas eingreifender Behandlung, in den entgegengesetzten, asthenischen ü b e r g e h t , und es wird daher in solchen Fällen der Moschus um so s c h ä t z b a r e r , als er schnell die etwa auf das s p ä t e r e Befinden des Kindes nachtheilig einwirkenden Folgen der im Anfange nicht zu entbehrenden Blutentziehungen zu heben vermag. Z w e c k m ä f s i g e Verbindungen jsind 14
210
Moschus.
in diesen Fällen die mit Calomel, Sulpliur anratum Antimonii, Kermes minerale etc. um so theils dem etwa noch fortdauernden inflammatorischen Zustand zu begegnen, theils im Croup die Expectoration zu unterstützen und zu befördern. Mehrere A e r z t e , namentlich W i g a n d , haben den Moschus auch gleich in den ersten Stadien des Croup, ohne irgend eine BlutentzieJlung vorauszuschicken, in Anwendung g e s e t z t , und wollen auf diese Weise die heilsamste Wirkung davon gesehen haben. W i g a n d gab nach Beschaffenheit des Alters und der Constitution 2 - 5 Gr. Calomel mit ¿ - 1 Gr. Moschus alle Stunde, so lange bis nach vorhergegangenem deutlichen Röcheln im Halse und allm'ahligcm Hervorquellen des Schleimes aus dem Munde sich endlich eiu tüchtiges Schleiinerbreclieu einstellte. Allein abgesehen davon, dafs wohl nicht alle diese Fälle wahrer Croup gewesen sein mögen, haben doch andere erfahrene Aerzte sich gegen diese Curuietliode erklärt, und rathen bei wirklichem sthenischen Croup und bei grofser Vollsaftigkeit dringend zur ßlutentleerung. Nur in Fällen, w o der Körper des Kindes sehr schlaff und welk ist, wo man mit Mercur auszukommen gedenkt, die prävalirenden krampfhaften Erscheinungen aber ein beruhigendes Mittel erheischen, da mag man gleich zum Moschus iu der angegebeneu Verbindung greifen, und wird ihn mit Nutzen geben können. ( S a c h s e ) . S e i f e r t in Greifswalde rühmte ihn sehr dringend in der Bronchio- Pneumonie nach vorausgeschickter Blutentziehung. 3) Bei Krämpfen. J e entschiedener diese durch grofse Lebensschwäche bedingt w e r d e n , desto hülfreicher wirkt der Moschus. Einen ganz besondern Ruf hat er sich im Asthma Millari e r w o r b e n ; W i c h m a n n nennt ihn hier spccifiisch. Sein dreister und frühzeitiger Gebrauch vermag Iiier allein den Tod, der durch Erschöpfung des Nervensj'stems und unter den Symptomen der Lungenlahmung erfolgt, abzuhalten. S c h n u h r ( R u s t Magazin Bd. 25.) gab ihn mit grofsem Nutzen zu 2 Gr. mit 1 Gr. Castoreum 2 stündlich, in Verbindung mit Asand-Clystiren, bei der genannten Krankheit. H i n z e rühmt besonders die Verbindung mit Sutphur aurat. und Zinkblumeu als sehr hülfreich. Man gebe hier grofse Gaben (vergl. jedoch das oben S. 233 Gesagte), Kindern von 2 - 4 Jahren 2 - 0 Gr. 2stündlich, und verbinde damit den Gebrauch anderer krampfstillenden, flüchtigen
Arzneien, Infus. Vnierinn,
Lit/. Amman, annisatAsa
foe-
tida etc. Bäder, Einreibungen. Im K e u c h h u s t e n pafst er vorzüglich dann, wenn nach geminderter phlogistischer Diatliesis die Sensibilität des Gesamtorganismus tief ergriffen i s t , ein Zustand, der sich durch Zuckungen, grofse Erschöpfung, Ohnmächten etc. kund giebt. H u f e l a n d rühmt ihn besonders nach vorausgeschicktem Brechmittel, und sähe danach einen Nesselausschlag enstehen. Bei der Eclampsie und den Zuckungen der Kinder ist er
Moschus.
211
eins der wichtigsten Mittel. W e n d t sagt von ihm: Rein auf das sensible Leben einwirkend, ohne die positive Thütigkeit des Gefafssysteins auffallend und gewaltsam zu steigern, inuls der Bisam in Krampfkrankheiten Uberall die wichtigsten Dienste leisten, wo die Sensibilität vorherrschend ergriffen ist. Zu starker Andrang nach dein Kopfe und heftiges i ieber sind die zwei zu beachtenden Gegenanzeigen. Wo diese beiden Contraindicationen nicht statt finden, kann der Moschus bei allen weitgedieheneu Krämpfen selbst den zartesten Kindern gegeben werden, wenn auch die ursächlichen Momenten unausgemittelt geblieben sind. D o s i s u n d D a r r e i c h u n g s f o r m . Bei der Verordnung des Moschus sind zunächst die beiden Rücksichten zu nehmen das man ihn 1) nicht zu spät, eine Methode, die das Mittel bei den meisten Krauken in Miscredit gebracht, und 2) in nicht zu kleinen Gaben anwende. Bei ganz kleinen Kindern in den ersten Monaten kann man ¡¡--^ Gr. ¿ - 2 stündlich, bei etwas älteren aber nach den Umständen 1 - 3 Gr. und mehr in derselben Zeit reichen. Nervöse Fieber, Einsinken von Exanthemen, Croup, Asthma Millari machen gröfsere Gaben und zweckmässige Verbindungen unerläfslich (s. oben). Bezüglich der Darreichungsform, giebt man den Moschus in P u l v e r | , mit Zucker wohl abgerieben in Charta cerata, (die beste Form, die auch zu rascher Bereitung sich eignet, obwohl nach T o u r t u a l der Moschus in flüssiger Form schneller und kräftiger wirken soll, als in Pulver), S e h ü t t e l m i x t u r e n , L e c k s ä f t e n . Im pecuniären Interesse der Kranken macht P h ü b u s noch darauf aufmerksam, keine zu grofse Quantitäten (besonders wo das ut aliquid fecisse videamur nur zu seinem Gebrauch auffordert und der Tod nahe ist) auf einmal zu verordnen, auch wo möglich lieber eine runde Quantität -)j. z. B. als etwas weniges darüber oder darunter zu verschreiben, weil sich der Apotheker die fehlende Anzahl von Granen mitbezahlen läl'st. M. terend. f. Pulv. divid. in 434. viij. part, aequal. /£ Moschi optim. gr. iij. Opii pur. gr. S. 2stündlich 1 Pulver. Gumm. arabic -)j. 436. Sacchar. atb. 5'j# Moschi optim. gr. ix. terend. m. f. Pulv. divid. iu Sulphur, stibiat. auront. vi. part, aequal. Zinc, oxydât, alb. fia. gr. iij. S. 2stündlich 1 Pulver. (Beim Sacchar. nib. 3/?. Keuchhusten ohne Fieber.) M. f. Pulv. divid. in part. Gölis. aequal. \ß. _ — Hyuscyam. coct. leni calor. liquat. admisce
S.
Ol. Rorismarin. 5j. Theelöffelweise zum Einreiben in den Unterleib, V ogt.
Oleum Olivarum. B a u m ö l . Für den innerlichen Gebrauch wird man wohl meistens dein angenehmeren Oleum Amygdalarum den Vorzug geben; äufserlich aber macht ein reines Olivenöl jedes andere fette Oel entbehrlich. Man benutzt es 1) zu Einreibungen, um Spannung der Haut, Krampf derselben zu heben; es bringt reichliche Ausdünstung ohne profusen Schweifs hervor. D ä l u i e empfahl Einreibungen von Oel als Vorbauungs- und Heilmittel des Scharlachfiebers; es wird hier tlieils prophylaktisch als Schutz gegen die atmosphärischen Einflüsse, theils therapeutisch durch Erregung eines starken Schweisses nützlich. W e n d t räth bei habitueller Obstruction kleiner Kinder, die er durch öftere Wiederholung abführender Mittel nicht bekämpft wissen will, zu angemessener Diät und Einreibungen von erwärmtem Olivenöl in den Unterleib, 2 - 3 Mal täglich; 2) zu Clystiren; es ist der gewöhnlichste Zusatz zu ausleerenden Clystiren und pafst besonders dann, wenn sich vieler harter Uurath angehäuft, hat oder die Gedärme sich in einem
m
Oleum
Ricini.
gereizten Zustande befinden. In Wurmfiebern, bei durch AVürmer erzeugten K r ä m p f e n , Colikeu, wirken Clystire mit vielem Oele s e h r heilsam; sie vermindern hier die R e i z u n g und das Ansaugen der W ü r m e r , befördern auch die W i r k u n g anderer gereichten Anthelinintica. Man nimmt 1 - 2 Efslöft'el oder m e h r Oel zu einem Clystir. 3) D a s Oel leistet in chronischen Hautausschlägen durch seine erweichende Kraft, Minderung der grofsen Empfindlichkeit der H a u t , Abhalten der äufseren Einflüsse oft grofsen Nutzen. E r r e g e n sie heftiges Brennen, oder wünscht man trockene Grindborkeu zu erweichen, so pafst es v o r z u g s w e i s e .
Oleum Ricini. Ricinusöl. Castoröl. D a s Ricinusöl laxirt gelinde, ohne Schmerzen und Unbequemlichkeiten im Darmcanale zu erregen, und wird daher in Fällen, w o es nur auf Entleerung des Darmcanals ankömmt, und mit dieser keine w e i t e r e Nebenwirkung verbunden werden soll, am passendsten in Anwendung kommen, w i e es denn überhaupt sowohl direct B e h u f s der Entleerung des D a r m c a n a l s , namentlich der dicken D ä r m e , als auch der Ableitung auf denselben von edleren Organen, zumal bei Verdacht auf entzündliche R e i z u n g der Darmschleimhaut, als das prompteste und zuverlässigste E c r o p r o t i c u m anzusehen ist. Zugleich besitzt es einhüllende, schmerzlindernde Kräfte, und wird daher bei gereiztem Zustande der Darmschleimh a u t , bei allen schmerzhaften Unterleibskrankheiten der Kinder, bei Reifsen und K r ä m p f e n von Säure, Coliken vom Zahnen, um das Kindspech auszuleeren, überhaupt bei allen Uebeln derselben, die aus scharfen Unreinigkeiteu im Darmcanale entspringen, mit Nutzen in Gebrauch gezogen. Bei Wurmcuren ist es das gebräuchlichste Abführmittel. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Innerlich: Am besten giebt man das Ricinusöl w o h l p u r , Neugeborenen zu 1 0 - 2 0 T r o p f e n bis einein halben Theelüffel ein oder ein P a a r Mal hintereinander, gröfseren Kindern t h e e - und efslöffelweise 2 - 3 stündlich. D e n ekelhaften Geschmack wird man am besten und einfachsten corrigiren, wenn man es bei gröfseren Kindern, (bei kleineren, die sich der äufseren Eindrücke noch nicht bew u f s t sind, fallt diese Rücksicht w o h l w e g ) in etwas Mandelmilch (auch wohl Fleischbrühe) nehmen läfst. Mit gleichen bis doppelten Theilen R h a b a r b e r s y r u p soll es gleichfalls b e s o n d e r s gut zu nehmen sein und zugleich am besten seine W i r k u n g äufsern. A e u f s e r l i c h empfiehlt F i s c h e r (die Scropheln. P r a g 1832) eine Einreibung von OL Ricini mit Tinct. Colocynthidis in den Unterleib bei scrophulösen Kindern mit angeschwollenen meseraischen D r ü s e n .
Ol. Rorìsm.
s. Anthos. — Ol. Terebinth.
— Ol. Tanaceti.
225
M. f. I. a. mixtura. 465. fy Ol. Ricin. S. Kinderlöffelweise bis zur Syr. Cichorei Wirkung. (Als Abführung Fiteil. Ov. j. für Kinder.) Tinct. Rhei aquos. 3¡jBerends. MÜS. Stündlich 1-2 Theelöf467. fel. (Für kleine Kinder.) R. Ol. Ricin. Jahn. Tinct. Colocynthid %ß. 466. MDS. So viel als die hohle ft Ol. Ricin. piij. -5vj. Hand zu fassen vermag, lauGuvim. Mimos, q. s. warm des Tages 4 Mal in den Aq. Foenicul. ^ij. Unterleib einzureiben. Syr. Mannat. gj. Fischer.
Oleum
Rorismarini
s.
Anthos.
Rosmarinöl.
M e u d e empfiehlt beim Scheintod der Neugeborenen, dieselben sammt der Nabelschnur in ein warmes Bad von 28-29 Grad Keaumür zu legen, in das man 6 Tropfen Ol. Rorismarini getröpfelt hat. Oleum Terebinthinae. Terpenthinöl. Wird von G i b b o n s gegen Tinea capitis empfohlen; er läfst den Kopf kahl scheeren, jeden Tag früh mit Seifenwasser abwaschen, abtrocknen und dann 5-10 Minuten lang die folgende Mischung einreiben. Auch pafst bei der krampfhaften Harnverhaltung der Kinder eine Einreibung von 5'j- Terpenthinöl mit Eigelb und Aq. Menth, p'ip. gij. in die Scham- und Inguinalgegend. 468. Ol. Olivar. 5¡j. # Ol. Terebinth, gj. MDS. Zum Einreiben. Oleum Tanaceti. Rainfarrnöl. A e u f s e r l i c h als au Zusatz zu anthelmintischen Einreibungen, etwa f f j . - i j , Fett, s. Fei tauri. adde 469. ß Extr. nuc. jugland. Ol. Tanacet. gr. xv. Fell, tauri ää -)iv. M. f. Ungt. S. In den Unterleib einzureiAdipis suill. Dörffurt. ben. leni calore mixtis et refriger.
Opium s. Meconium Mohnsaft.
et Opii praeparata.
Opium,
Die Frage über die Zulässigkeit der inneren An-
224
Opium s. Meconium
et Opii
praeparata.
Wendung des Opiums bei Kindern und die genaue Bestimmung der Fälle, in denen dieses Mittel indicirt ist, gehört unstreitig mit zu den wichtigsten Gegenständen der Heihnittellehre für Krankheiten des kindlichen Alters. Während viele sehr erfahrene Praktiker sich geradezu "gegen jeden Gebrauch des Opiums bei ganz jungen Kindern erklären, und keinen Zustand als lndication für dessen Anwendung auch in der kleinsten Gabe gelten lassen wollen, sieht man wieder andere, nicht weniger mit den Krankheiten des kindlichen Organismus vertraute Äerzte (ich erinnere nur an G ö l i s ) , die es bei den verschiedenartigsten Leiden und in jedem Alter dreist und ohne Gefahr zu fürchten in Gebrauch ziehen. AVenn nun diese letzteren Erfahrungen auch die Anwendung des Opiums in geeigneten Fällen und unter Beobachtung der höchsten Vorsicht rechtfertigen, und es überdies auch sehr zu bedauern wäre, ein so kräftiges Mittel, wie es unstreitig das Opium ist, im Heilapparate für Kinder ganz zu entbehren, so müssen doch andererseits die Erfahrungen der Gegner des Opiums uns zur gröfsten Behutsamkeit beim Gebrauch dieses heroischen Mittels auffordern, und uns veranlassen, nur in den dringendsten Fällen zu dieser so kräftigen, aber nur zu gefährlichen Waffe bei Bekämpfung der Krankheit zu greifen, ja uns derselben bei ganz jungen, zarten Kindern und bei gerade vor sich gehenden Evolutionsprocessen durchaus zu enthalten.. Ich erwähne hier nur, unter vielen, des von AVendt angeführten Falles, wo der Gebrauch einer Mixtur von §iij., in der 7 Tropfen Tinct. Opii crocata enthalten waren, einem 7wüchentlichen Kinde den Tod durch Betäubung zugezogen hat, eine Erfahrung, die wahrlich nicht geeignet ist, zum Gebrauche des Opiums in einem so frühen Alter einzuladen. Wird auch nicht in allen Fällen bei unvorsichtiger und zu dreister Anwendung des Opiums der Ausgang ein tüdtlicher sein, so kann doch durch dasselbe das noch so schwache Sensorium der Kinder leicht auf eine unheilbare Weise verletzt werden. Die pharmacodjnamische Eigenthiimlichkeit des Opiums mufs hier als bekannt vorausgesetzt werden; es stehe hier nur die Bemerkung, dafs, nach dem Ausspruche aller Erfahrenen, die Krankheiten, die zu seinem Gebrauche auffordern, den Character der Asthenie, und zwar der nervösen Asthenie, gemeinsam haben müssen. Schon dieser Umstand allein reicht hin, die Anwendung des Opiums in der Kinderwelt sehr zu beschränken, da, wie AVendt so treffend bemerkt, es immer sehr gewagt ist, bei Kindern eine asthenische Diathesis wittern zu wollen. Kinder tragen ein reges Leben in sich und haben daher bei schnell eintretenden, mit bedeutenden Erscheinungen einhergehenden Krankheitsformen die Vermuthung einer entzündlichen Diathesis für sich. — Man hat das Opium in folgenden Krankheitsformen des kindlichen Alters empfohlen: I) Bei nervösen Exanthemen, besonders den Pocken, wenn-
Opium s. Meconium et Opii praeparata.
225
diese im Stadium der Eiterung flach und niedrig in der Haut liegen, sich nicht heben wollen, grau, mifsfarbig, blau werden, oder sich mit mifsfarbiger Lymphe füllen, in Brand übergehen, und Unheil bringende Zufälle aus aus dem gesunkenen Zustande des Gefäfssystems und der kranken Haut entspringen. Hier ist die thätige Anwendung der flüchtigen Reizmittel, und vor Allem des Opiums, dringend indicirt, und die berühmtesten Aerzte der älteren uud neueren Zeit sind seine eifrigen Empfehler und Lobredner. 2) B e i Durchfällen. Nach H u f e l a n d ist das Opium nicht zu entbehren bei langwierigen, schwächenden Durchfallen, die nichts als wässerige, schleimige, färb- und geruchlose Stoffe ausleeren, und gewöhnlich Folge einer schlechten, unordentlicheil Diät, des plötzlichen Entwöhnens in den ersten Monaten, oder auch eines anhaltenden Zahnreizes sind. Ein solcher Durchfall beraubt am Ende die Kinder aller Kühe, W ä r m e , Kräfte und Säfte und die Gedärme alles natürlichen Schleimes, versetzt den Darmcanal zuletzt in den höchsten Grad kränklicher Reizbarkeit, und kann durch Auszehrung oder auch durch Convulsionen und Brand tödtlich werden. H u f e l a n d erwähnt eines Falles, wo dieser beständige Abgang bei einem vierteljährigen Kinde schon 4 Wochen fortgedauert hatte, und die besten besänftigenden, entwickelnden, anhaltenden und tonischen Mittel umsonst gebraucht worden waren, bis man zuletzt Opium, sowoehl äusserlich auf den L e i b , in Verbindung aromatischer Umschläge und in Clystiren, als auch innerlich täglich 3 - 4 Tropfen Laudanum mit Salepschleim anwendete, wodurch denn bald Hülfe erfolgte, und dais Kind sich völlig erholte. Zu bemerken ist noch, dafs in diesem Falle Kinder weit mehr vom Opium chne Schaden vertragen, als aufserdem. Bei bedeutendem, die Kräfte schnell zerstörendem Durchfall, wie er oft im bösartigen Scharlach beobachtet wird, empfiehlt W e n d t gleichfalls den vorsichtigen Gebrauch des Opiums, aber auch nur dann, wenn die Kinder schon über die 2 ersten Jahre hinaus sind. 3) Bei der Ruhr. Kein Mittel mindert den Stuhlzwang und Schmerz im Mastdarme palliativ schneller, als ein Clystir von einem Infus, Lini mit einigen Tropfen Laudanum ( T o u r t u a l ) . Zuweilen ist in diesem Falle der tiphineter ani so krampfhaft verschlossen, dafs die Anwendung des Clystirs schwierig wird. Ein erweichendes Dampfbad, warme, ölige Einreibungen um den After und eine geübte Hand erleichtern alsdanu sehr diese Operation 4) B e i Wechselfiebern. H u f e l a n d giebt hier das Opium in Fällen, wo das Wechselfieber sehr hartnäckig, die Ursache mehr nervigt ist, oder das Fieber, nach gehobener Ursache, noch als Nervenkrankheit fortdauert. In solchen Fällen, wo China und Salmiac nicht helfen, gelang ihm bei 3-5jährigen 15
226
Opium s. Meconium
et Opii
praeparata.
Kindern oft noch die Cur durch mäfsige Gaben Doversches Pulver, 8 Gr. kurz vor dem Anfalle gereicht. 5) Beim Keuchhusten. Hier ist besonders H e n k e sein eifriger Lobredner. Das Opium leistete ihm in dieser, oft allen Mitteln widerstehenden Krankheit die herrlichsten Dienste, und soll selbst bei den zartesten Kindern keine nachtheilige Folgen hervorbringen. Dazu gehört aber, dafs man den Mohnsaft in öfter wiederholten, aber sehr kleinen, dem Altar und der individuellen Erregbarkeit (deren genaue Bestimmung und Würdigung aber oft so schwer ist!) angemessenen Gaben darreiche, und den Gebrauch desselben vermindere, wenn die Heftigkeit des Hustens überwunden ist, wo dann die tonischen Mittel angezeigt seien. Allein bedenkt man, das nach allen Erfahrungen kein Mittel im Stande ist, den Verlauf dieser Krankheitsform bedeutend abzukürzen, dafs der Ausspruch S y d e n h a m ' s , A V e r l h o f f ' s und H u f e l a n d ' s , der Keuchhusten lasse sich unter 4 Wochen nicht heilen, noch immer seine volle Gültigkeit hat, und dafs die Kunst ihre Aufgabe nach Möglichkeit gelöst hat, wenn es ihr gelingt, schnell oder langsam tödtende Folgekrankheiten zu verhüten, so möchte es gerathen sein, der blossen, so sehr problematischen Abkürzung wegen, das Opium im Keuchhusten, namentlich bei sehr zarten Kindern, nicht anzuwenden, oder doch wenigstens seinen Gebrauch nur auf die Fälle zu beschränken, wo dringende, sich für die Anwendung des Opiums eignende Zufälle zum Versuch der Heilung oder Abkürzung auffordern. Es möchten dahin die Fülle gehören, wo der Husten einen so hohen Grad von Heftigkeit erreicht hat, dafs es dringend nöthig wird, wenn auch nur auf einige Zeit den Heiz zu stillen und dem Kinde eine ruhige Nacht und etwas Erholung zu verschaffen 6) Bei Krämpfen. Diese im kindlichen Alter so häufigen, die verschiedenartigsten Krankheitsformen begleitenden Zufälle sind es gerade, die nur in sehr seltenen Fällen und unter scharf bezeichneten Umständen im Mohnsaft ein Heilmittel anerkennen, und nie sollte man demselben eine allgemeine beruhigende, krampfstillende Wirkung bei Kindern beimessen Der hochverdiente W e n dt hat daher gewifs Recht, wenn er mit eindringlichem AVorte dem beginnenden Arzte einprägt, in solchen Fällen alle Opiumpräparate vom Diacodionsyrup an bis zur Requies magna Nicolai bei Kindern zu vermeiden. Die regelwidrige und willkührlose, durch Verstimmung des Nerven- oder Gefäfssystems herbeigeführte Contraction der Muskeln, die man Krampf nennt, kann auf zweierlei Weise entstehen: 1) durch Druck auf die Hirnsubstanz von überfüllten Gefäfsen oder selbst von ausgetretenen Flüssigkeiten und 2) durch unmittelbare Erschöpfung der Centralorgane des Nervensystems, wodurch den peripherischen Gebilden ein unverhältnifsmäfsiges Uebergewicht ertheilt wird. Berücksichtigt man nun, dal's ge-
Opium s. Mecouium
et Opii praeparata.
227
rade das erste Entstehuugsinoment für Krämpfe, die UeberfUIlung des Gehirns mit Blut und der daraus resultirende Druck, bei Kindern das häufigere ist, dafs hier, wo die Formation des Kopfes eine so bedeutende spielt, und ein so starker Andrang der Säfte nach demselben sich kundgiebt, bei allen bedeutenden Krampfformen jene Ursache mit grofser Wahrscheinlichkeit supponirt werden mufs, so wird mau auch leicht die grofse Gefahr erkennen, die aus der Anwendung der sogenannten Antispasmodica, besonders aber des Opiums, das die Congestion nach dem Kopfe so bedeutend steigert, Verstopfung macht etc., in dergleichen Füllen nothwendig resultiren mufs. Dazu kömmt noch, dafs, aufser den eben berührten Causalmomenten, noch so häufig Krämpfe bei Kindern coiiseiisucll und ganz besonders aus Störungen im Magen und Darmcanal, Indigestionen etc. entstehen, Fülle, für welche das Opium auch natürlich nicht pafst, und für die ein Abführmittel, ein Brechmittel, ein Clystir oft das beste Antispasmodiciim wird. Es wird daher der Gebrauch des Opiums als eines Antispasmodicums pur auf die gewifs seiteneu Fülle zu beschränken sein, wo bei gröfseren Kindern der Krampf lediglich aus einem blofseu Erethismus nervorum, aus einer unmittelbaren Erschöpfung der Centraiorgane des Nervensystems resultirt, wo lang dauernde Schmerzen, grofse Unruhe eine auch nur momentane Milderung und Beruhigung der Zufälle wünschenswerth machen, und endlich, wo das so tief gesunkene Leben des Nerven- und Gefäfssystems, das oft von Krämpfen begleitet wird, bei den oben angegebenen bösartigen Formen von Exanthemen, hartnäckigen Wechselfiebern etc. seine Anwendung erfordert. 7) Bei Cholera der Kindern, anhaltendem, heftigem Erbrebrechen etc. Krankheitsformen, denen sehr oft entzündliche Zustände im Magen und Darmcanale zum Grunde liegen, wonach man also zunächst zu forschen haben wird, ehe man zum Opium greift, das bei stürmischen Zufällen allerdings dann zu versuchen ist. 8) Bei der Magenerweichung kleiner Kinder hat es C r u v e i l h i e r innerlich und in Clystiien (s. Extract. Opii) empfohlen; es scheint aber hier nichts Besonderes zu leisten. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Innerlich: Wo man das Opium bei kleinen Kindern ( W e n d t , J a h n und Andere wollen es iu den ersten 2 Jahren gar nicht gegeben wissen) anwenden zu müssen glaubt, da beginne man mit sehr kleinen Gaben. Meistens bedient man sich der Opiumtincturen, Tinctvra Opii simplex und Tinctura Opii crocata (s. haudanum liquidum Sydenhami), von denen beide in einer Drachme 6 Gr. Opium enthalten. {Tinct. Opii s. 5j- = 92 Tropfen, Tinct. Opii, crocat. 5j- = ' S Tropfen). Man gebe Kindern unter 1 Jahre £ Tropfen pro dos. und etwa 2- 3 Tropfen auf den Tag, Kindern von 2 - 6 Jahren 1 - 3 gutt. 2stündlich, bei hoher 15*
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Opium s. Meconium
et Opii
praeparata.
Gefahr auch wohl in kürzeren Zwischenräumen. (Henke.) Zur genauen Bestimmung der Gabe möchte es am zweckmafsigsten sein, die Tinctur mit Zucker vermischt als Pulver zu geben; s. unten. Will man sie flüssigen Formeil zusetzen, so berechne man doch ja, wie viel Thee- und Kinderlöffel die Gesammtquantitiit, die man verschrieben, ausmache, um so jedem möglichen Irrthum zu entgehen. Ein Saft von Wasser und 5 v jSyrup wird ungefähr 12 Theelüffel geben, wonach man also den Zusatz von Opium zu bestimmen hat. Bezüglich der übrigen Präparate des Opiums ist liier zunächst des officiuellen Pulvis Uoveri zu erwähnen. Es bestellt dieses Pulver bekanntlich aus gleichen Theilen Opium und Rad. Ipecacuanhae mit 16 Theilen Kali sulphuricum (18 Gr. = 1 Gr. Opium). Zweckmäfsiger aber dürfte es sein, diese Mischung, da wo sie angezeigt ist, magistral zu verordnen, um so die Gabe und die einzelnen Ingredienzien der jedesmaligen Individualität des Falles anzupassen. Von der Massa pilularum de Cynoglosso (keine Pillenmasse, sondern ein Pulver, von dem 7 Gr. ungefähr 1 Gr. Opium enthalten) kann man älteren Kindern zu 1 G. pro dos. geben. ( T o u r t u a l . ) A e u f s e r l i c h kann das Opium mit gröfserer Sicherheit in Anwendung gebracht werden, da hier seine erhitzenden, obstruirenden Wirkungen weniger zu fürchten sind. Man bedient sich seiner zu E i n r e i b u n g e n (s. Ol. Nucistae, Ol. Carvi), zu P f l a s t e r n (auf die Fufssohlen gelegt: H u f e l a n d , s. unten); zu C l y s t i r e n etwa 1-4 Tropfen Laudanum für Kinder von 1 - 3 Jahren (vorsichtig, da eine starke Gabe hier eben so heftig nnd oft noch heftiger wirkt, als wäre sie dem Magen einverleiht worden); zu Aug en w a s Sern (gewöhnlich im Anfange mit 3 Theilen Wasser verdünnt, später auch wohl pur, einige Tropfen in's Auge gebracht, bei allen Entzündungen mit dem Character der Schwäche, grofser Empfindlichkeit, Lichtscheu, und excessiver Secretion der Meibomschen Drüsen). 470. MDS. Theelüffelweise. (Beim fíí Decoct. Althaeae f i j . einfachen Husten.) Tinct. cort. aur. gutt. vj. Gölis. Laud, liquid. Sydenh. 472. gutt. ij. Iii Decoct. Salep. §ij. Syr. flor. aur. 5'jLaud, liquid. Sydenh. MDS. Stündlich 1 Theelüffel. gutt. ij. (Bei Cholera der Kinder.) MDS. 1 - 2 stündlich 1 TheelöfGölis fel. (Bei Diarrhöe eines 1-2jährigen Kindes.) 471. Gölis. R. Decoct. Althaeae *iv. Laud, liquid. Sydenh 473. fíi Sacchar. alb -)viij. gutt. ij. Oxymell. Squill. 5¡j. Tinct. thebaic, s. gutt. ij.-iv.
Oua gallinacea.
— Oxymel
Squillae.
M. f. Pulv. divid. in -part. MDS. 2 stündlich 1 Efslöffcl. aenual. No. viij. (Für ein Kind von 8 Jahren.) S. l-2stündlich J Pulver. (Für W e n dt. Kinder unter 1 Jahre bis zu 477. 2 Jahren.) Iji Ag. Meliss. §iij. 474. Tinct. Opii crocat. gutt. R. /!(/. Foenicul. f j . viij.-xij. Tinct. Opii s. gutt. vj. - viij. Mucil. G. Mimos. •St/r. Cinnam. 3vj. Syr. cort. aur. ää MDS. Stündlich 1 Theelüffel MDS. 2 stündlich 1 Eislöffel. voll. (Für Kinder von 1-3 (Bei nervösem Scharlach mit Jahren.) Henke. Diarrhöe.) W e n dt. 475. _ 478. ß /!••/. Foenicul. j j . Ri L'ngt. nervin. f/3. Cnmphor, 5/9. Tinct. Opii s. gutt. xv.-xx. Lattd liquid. Sydenh. ^j. L/q. anodyn. Hoff mann. 5f>. v MDS. Zum Einreiben. (Bei Syr. cort aurant. 5 .iCholera der Kinder.) MDS. Jn 2 Tagen zu verbrauchen. (Für Kinder von 4-10 (xülis. Jahren.) Henke. 479. 476. Hi Emplast. de Galban. croc. R Ag. Meliss. jö'ij Cnmphor. — Chamomitl. Opii pur. Sä -),?. Syr. flor. nur. ää MDS. Auf die Fufssohlen zu Tinct. Opii crocat. -),->. legen. Hufeland.
Ova gallinacea.
Hühnereier.
Man gebraucht von
ihnen das Eigelb, Vitellnm Ovi. J ö r g empfiehlt als Surrogat der Milch bei Kindern, die ohne Mutter- und Ammenbrust aufgezogen werden, ein Eidotter mit L W. lauwarmen Wassers.zu quirlen, und dieses mit feinem, gestofsenen Zucker versüfst den Kindern zu geben. H u f e l a n d rühmt seinen Potus wntatrophicus P/t. Panp. als ein höchst nützliches Mittel bei Atrophia mesenterica infantum. Man mischt nach Verschiedenheit des Alters ^ oder ganzes Eidotter mit einer gewöhnlichen Weinflasche voll Wasser (2 U.), schüttelt es so lange, bis es eine milchige Flüssigkeit wird, setzt dann eine Messerspitze voll Salz hinzu und läfst dieses das Kind als gewöhnliches Getränk gebrauchen. Es ist indefs wohl zu bemerken, dafs Eier für Kinder keinesweges so leicht verdaulich sind, als man gemeinhin glaubt.
Oxymel
Squillae.
Oxymel Squillae
Meerzwiebelsauerhouig.
Das
wird, für sich allein gegeben, als Eineticum
230
Oxymel
simplex.
—
Petroleum.
nur für ganz kleine Kinder benutzt. Als kräftig incidirender Zusatz und Unterstützungsmittel dient es da, wo man die Expectoration befördern, die Diurese bethätigen, anthelmintisch etc. wirken will; auch ist es der gewöhnlichste Zusatz zu Brechmitteln. Ueberhaupt scheint fiir kleinere Kinder diese Darreichungsfonn der Squilla am passendsten. Mit Vinum Antimonii zu gleichen Tlieilen empfahl es W i l d b e r g als Prophylacticum gegen Masern (?j, man giebt Kindern von 1 Jahre Morgens und Abends 10 Tropfen, und mit jedem Jahre 5 Tropfeu mehr von dieser Mischung. D o s i s u n d D a r r e i c h u n g s f o r m . AVo man die brechenerregende Wirkung haben will, da giebt man das Oxymcl Si/uillae bei Neugeborenen alle 20 Minuten zu 1 Theeliitt'el, bei etwas älteren Kindern alle 10 Minuten zu 1 Thee-Desertlülfel; zweckmäfsig setzt man auch wohl noch etwas Vinum antimonii hinzu; s. djeses. Als Zusatz wird es etwa zu 5'j.-Ei 1 - zu Mixturen von gij.-iv. gesetzt; s. die Verbindung mit Manna, Liq. Ammon. acetui, Rad. Senegae etc.
Oxymel
simplex.
Sauerhonig,
(i Theil Essig und
AVird als Zusatz zu kühlenden 2 Theile Mel despumafuni). und abführenden Mixturen, drachmen- und unzenweise benutzt, giebt auch mit AVasser, Haferschleim etc. vermischt (etwa ein Paar Unzen auf 1 Quart AVasser) ein angemessenes Getränk bei entzündlichen Fiebern, Exanthemen, pafst jedoch nicht bei Neigung zum Durchfall, oder wo Calomel gereicht wird. A e u f s e r l i c h als Zusatz zu Mund- und (Jurgelwassern, Pinselsäften, Clystiren (1-3 Efslöffel zu einem Clystir. Zweckmäfsiger läfst man wohl zu diesem Zwecke die Mischung im Hause bereiten, wo man dann mit der Quantität der Bestandt e i l e variiren kann, mehr Essig z. B. nimmt etc.
Petroleum,.
Oleum
Petrae.
Steinöl. Das Steiuöl
wird als Einreibung auf den Unterleib gegen AVürmer und die dadurch erregten Zufälle benutzt. K o s e n s t e i n bediente sich seiner als Einreibung mit gequetschtem Knoblauch, wenn die Würmer heftige Schmerzen verursachten und durchbohren wollten. Zweckinäfsig kann man damit 'noch ein ätherisches, anthelmintische Kräfte besitzendes Oel verbinden; man reibe jedoch nicht zu viel und zu stark ein, da das Petroleum zu stark reizt, leicht Entzündung, selbst Blasen erregt. 480. Ungt. Althaeae gij. Ol. Petrae 5¡j. Oí. Absynth. aether.
MDS. In die Nabelgegend einzureiben. (Bei AVürmern.) Dornbluth.
Phosphorus. — Plumlmm aceticum depuratimi. Atnmon. carb.
481.
ß Petrolei JijUngt. Digital. Sap. Fettet, aa Camphor. 5j-
231
¡j-
pyro-oleos. SPMDS. Zum Einreiben. (Bei scrophulösen Verhärtungen.) Kuothe.
Phosphorits. Phosphor. Nur in höchst seltenen F ä l len möchte sich wohl in den Krankheiten des kindlichen Alters eine Indication zum G e b r a u c h e dieses so h e f t i g e n , unter allen fliichtipen Mitteln am meisten reizenden Mittels auffinden lassen. Z u versuchen w ä r e es da n o c h , w o alles verloren zu sein scheint, w o das Bewufstsein erloschen, der Kranke in der tiefsten Betäubung todtenähnlich sich befindet, w o die Pulse kaum f ü h l b a r , das Athemholen röchelnd, die Extremitäten kalt sind, mit einem W o r t e , bei den höchsten Graden t y p h ö s e r Fieber, Exanthemen e t c . ( W e n d t ) . W e n d t rühmt hier vorzüglich seine Verbindung mit Ol. animale aethereum, bemerkt a b e r , dafs dieses Mittel eben so wenig als Opium ganz kleinen Kindern gereicht werden d'iirfe. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Innerlich: Die Gabe erfordert natürlich die gröfste Versieht; man be'ginne mit u r'vw " d steige nur behutsam. Nie gebe man den P h o s phor in festen oder festweichen Arzneiformen, sondern immer nur aufgelöst in Aether, ätherischen oder fetten Oelen, die Eiuzelgaben in einem schleimigen Vehikel. A e u f s e r l i c h dient eine Auflösung des P h o s p h o r s in Aether, ätherischen und fetten Oelen als Einreibung bei Lähmungen, Contracturen etc. L ö b e n s t e i n - L ö b e 1 empfieMt eine solche Einreibung namentlich gegen den Keuchhusten. E r heilte in 3 Fallen veraltete Keuchhusten, gegen w e l c h e die kräftigsten inneren und äufseren Mittel nichts g e f r u c h t e t , durch Einreibung der unten näher angegebenen Mischung auf B r u s t , Magen und R ü c k g r a t h ; am 3ten bis 4ten T a g e zeigte sich an den eingeriebenen Stellen ein petechienühnlicher Ausschlag. 482.
Ol. animal, aether. 5j. Phosphor, gr. ij.
Mise, solvend. d. in vitro epist. vitreo munit. S. Stündlich 2 - 3 T r o p f e n mit e t w a s W a s s e r zu geben. Wendt.
483.
Phosphor, gr. iij. Camphor, gr. xij. Ol. Carv. aether. 5iij.
MDS 3 Mal täglich einzureiben. Löbenstein.
Plumbum aceticum depuratimi. Saccharum Saturni. Gereinigter Bleizucker. Das essigsaure Blei be-
232
Plumbum
aceticum
depuratum.
sitzt die eigentümliche Eigenschaft, des Bleies in hohem Grade, und ist unter allen das kräftigste Präparat. Es pafst als stark zusammenziehendes, die Reizbarkeit der Faser beschwichtigendes, die lebendige Thätigkeit beschränkendes Mittel, und ist da, wo sich eine überwiegende Expansion und Auflockerung, die sich durch Verflüssigung, reichliche Absonderung etc. ausspricht, kundgiebt, indicirt. Namentlich ist es gegen profuse Schleimfiüsse, Phthisis pituitosa, empfohlen worden; wo daher in dem 3ten Stadium des Keuchhustens die Absonderung des Schleimes zu häufig ist, und den Anstrich einer Phthisis pituitosa gewinnt, da kann es gröfseren Kindern in der angemessenen Gabe wohl mit Nutzen gereicht werden. H a m i l t o n empfiehlt seinen inneren und äul'seren Gebrauch als besonders heilsam bei der fressenden Halsentzündung der Kinder, und Mitc h e l l wandte es mit Erfolg in der Cholera an ; er gab 10-20monatlicheu Kindern Gr. mit 4 - 1 Gr. Zucker. J a h n legt dem essigsauren Blei als antiphlogistischem Mittel bei exsudativen Entzündungen grofsen Werth bei, und neuerlich ist es von S t e i n b e c k (Mediz. Zeit. v. Verein f. Heilk. in Pr. 1837. No. 21) in dem letzten Stadium der Gastro -malacie mit Uberraschend günstiger Wirkung gegeben worden. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . I n n e r l i c h : Man giebtden Bleizucker zu Gr., ein Paar Mal täglich, in P u l v e r oder Auflösung; der sonst gebräuchliche Zusatz von Opium pafst nur für gröfsere Kinder. A e u f s e r l i c h bedient man sich des essigsauren Bleies zu F o m e n t e n (wofür man Acet. Saturn, oder A//. plúmbica geben kann); zu C a t a p l a s m e n mit Semmelkrume; zu Mundund G u r g e l w a s s e r n (nicht recht anwendbar bei Kindern, da sie leicht etwas davon verschlucken könnten); zu A u g e n w a s s e r n (etwa 1 Gr. auf ,5j. Wasser bei Augenentzündung der Neugeborenen; C a r u s , D e v e e s ) . Vorsichtig sei man jedoch bei seiner äufseren Application auf entzündete oder wohl gar ihrer Oberhaut beraubte Stellen. Es wird diese Vorsicht um so mehr gerechtigt, .als neuere Beobactungen lehren (s. S t o k e s Vorlesungen, übers. von Belirend), dafs gerade die äufsere Anwendung es ist, in welcher das essigsaure Blei, durch den Ein. flufs der atmosphärischen Luft, seine giftigen Wirkungen am meisten ausspricht, wälirend der innere Gebrauch längere Zeit ohne Schaden fortgesetzt werden kann. Man wende es daher nie anhaltend und auf keine zu grofse Fläche an. 484. löffel. (Im 3ten Stadium des R Plumb, acet. depur. gr. ij. Keuchhustens.) solve in Wendt. A//. destillal. 485. Syr. amygdal. Sj. R Plumb, acetic, depur. MDS. 3 Mal täglich 1 Efsgr. viij.
Pulpa
Cassiae.
— Pulpa
solve in Ay. rosar. viij. MDS. 3 stündlieh 1 Efslöffel. Hamilton. 486. ffc Sacchar. Saturn. -)j. Ar/, destillnt. $viij. M1)S. Zum Gurgeln. 487. fit Plumb, acetic, gr. viij. A//, destillat. U. ij.
Tamarindorum.
233
MDS. Mit Semmelkriime zum Umschlag bei Intertrigo mit bedeutender Entzündung. W eudt. 488. R. Plumb, acet. depur. gr. iv. Aq. destillnt. giv. Mucil. Gumm. Mimos. MDS. Augenwasser. (Bei Blennorrhea oculi .Neonatorum.) Wendt.
Pulpa Cassiae. C a s s i e n m u f s . Ein kühlendes, gelind abführendes Mittel; zur Erzieluug der letztgenannten Wirkung kann es jedoch nur als Zusatz zu anderen abführenden Arzneien gebraucht werden, da es, allein gegeben, nnr unsicher auf den Stuhl wirkt. Es pafst bei gastrischen Fiebern, bei Anginen mit gastrischem Character, wo grofse Hitze, Aufregung des (iefafss3stems etc. die Anwendung von Brechmitteln nicht gleich gestattet, bei Stomacace etc. Man verbindet es in diesen Fällen zweckmäfsig mit dem Acidum tartaricum in kleinen Gaben. 489. ft Pulp. Cassiae Acid. ta. taric. -)j. - 5/'. Af/.flor. Tiliae giij.
St/r. Mannat. MDS. 2 stündlich 1 Efslöffel. (Für ein Kind von 2 - 3 JahWendt. ren.)
Pulpa Tamarindorum,. Tamarindenmufs. Die Pulpa Tamarindorum ist, wie die T a m a r i n d e n in Substanz, ein kühlendes, abführendes, antiseptisolies Mittel; sie befördert die Ausleerung schadhafter, galliger Stoße auf sanftere Weise nnd unter einer weniger schwächenden Nebenwirkung, als die Salze. Mau wird das Mittel mit Vortheil geben, wo man bei bedeutendem Gefäfserethismus, selbst entzündlichen Zuständen, sanft die Darmausleerung beiördern will, in gastrischen, gastrischnervösen Fiebern, galligen Kuhren und Durchfällen etc. Nur verlasse man sich nicht zu sehr auf die abfuhrende Wirkung der Pulpa Tamarindorum; allein, ohne Zusatz von anderen laxirenden Mitteln gegeben, bedarf es oft mehrerer Unzen, ehe auch nur eine Stuhlentleerung erfolgt; es wird daher in den meisten Fällen nöthig werden, Salze, Manna und dergl. als Ad» jtivautia mit ihr zu verbinden. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . M a n giebt die Pulpa Tamarindorum als G e t r ä n k in Fiebern (§ß. Pulpa und 5Ü-
Radix
234
Althaeae.
Pasta Althaeae löfst mau in U. ij. hcifsen W a s s e r auf, und gicbt die erkaltete Colatur zum G e t r ä n k ) ; als L a t w e r g e ; S c h ü t t e l t r a n k ; auch wohl als A b k o c h u n g (die sich eigentlich mehr f ü r die Tamarinden in Substanz eignet, doch aber die W i r k u n g nicht allein nicht zu beeinträchtigen, sondern s o g a r ihre laxirendeEigens c h a f t zu erhöhen scheint, wie sich Verfasser, w e l c h e r der D a r reichungsart W e n d t ' s (s. d. Formel) gefolgt i s t , häufig überzeugt hat.)
St/r. Mannat. 490. J$i Pulp. Tamarind, f i j . M D S . 2 stündlich 1 Efslüffel. Coq. in s. Aq. fervid. q. per. ( F ü r ein' Kind von 2 - 3 Jah4 h o r . Colatur.
Syr. Mannat.
gj.
adde
ren.
M D S . Stündlich 1 - 2 Efslüffel. ( F ü r ein Kind von 4 - 0 J a h ren.) W e ii d t. 491.
R. Pulp. Tamarind,
fj.
Coq. in s. q. Ay. per ^ hor. in Colatur. giv., solve
Sal. amar. 5j. - ij.
Pulp. Tart, —
492.
Tamarind. depurnt.
nntronat.
Sem. Fuenicul. Syr. Mannat. DS.
55 J i i j .
^j. q. s. ut .f.
electuar. 2 stündlich 1 T h e e l ö f f e l .
Radix Althaeae. Altheewurzel. Die Altheewurzel enthält reinen Schleim und S t ä r k e m e h l , wirkt gelind nährend, die Heizbarkeit mindernd, involvirend etc. und wirtl dalier gern bei Heizungen der Mundhöhle, der Hcspirationsorgane, des Darmcanals, theils f ü r sich allein, theils als Vehikel f ü r andere Arzneien benutzt. Auch h i e r , wie bei dem arabischen Qummi, müssen w i r an den sehr ausgedehnten (und gewifs erfolgreichen) Gebrauch, den französische uud engliche Aerzte von den schleimigen, einhüllenden Mitteln, und namentlich von der Altheewurzel, in der Kinderpraxis machen, erinnern; Aphthen, E r b r e c h e n , D i a r r h ö e etc. werden oft allein durch den inneren und äufseren Gebrauch von dergleichen demulcirenden Arzneien beseitigt. So giebt B a r o n bei allen K r ä m p f e n der Kleinen nichts Anderes als ein Decoct. Rad. Althaeae, verordnet dabei ein w a r m e s Bad, Einwickeln in w a r m e n Flanell und hin und wieder ein erweichendes Clystir ( P i e p e r , die Kinderpraxis im Fiudelhause zu P a r i s . Göttingen, 1831). D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Innerlich: Alan giebt die Altheewurzel im D e c o c t (die Infusion ist unpassend, da die wirksamen B e s t a n d t e i l e , Schleim und S t ä r k e m e h l , nur durch Kochcu gehörig gelöst w e r d e n können) zum G e t r ä n k e t w a 5 j . - i j . mit 1 U. W a s s e r auf £ Ii. eingekocht, mit S y r u p , H o u i g , Z u c k e r versüfst). Als Arznei etwa 5j. mit g v j . auf giv. eingekocht, mit einem Syrup, efslöffelweise.
Radix Angelicae. — Radix Arnicae.
235
A e u f s e r l i c h : Abgekocht für sich allein oder als Vehikel anderer Arzueien zu F o m e n t a t i o n e n , E i n s p r i t z u n g e n , G u r g e l w a s s e r n , C l y s t i r e u (etwa §ij. mit einigen Tassen Milch abgekocht). Radix Angelicae. Angelicwurzel. Die Angelica ist ein kräftiges, flüchtiges Reizmittel, das besonders auf das vegetative Leben wirkt und die Function der absondernden Organen, vorzugsweise der Haut, bethätigt. Sie wird in Fiebern, acuten Exanthemen etc. benutzt, wenn die sehr gesunkenen Kräfte eine Erregung der Nervengefleclite des Unterleibes und der peripherischen Organen nötliig machen, und man gern eine Crise durch die Haut herbeifuhren will. Man verbindet sie in solchen Fällen nach den Umständen mit anderen schwächeren oder stärkeren Diaphoreticis (Liquor Amnion, acetic., Camphora, Aether und dergl.). D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Man giebt die Angelica zu 3ij.-iij. auf ^vj. Colatur im A u f g u f s (schön roth), und läfst davon 2 stündlich kinder- bis efslöfi'elweise nehmen. 493. Rad. Arnie. äfify Rad. Angelic. 5iij. Inf. Aq. fervid. q. s. diger. Inf. Ai/. fervid, q. s. et diger. per £ hör. Colatur. §v. refriper \ hör. Colatur. §vj., ger., adde' adde Moschi optim. gr. iv. Camphor. gr. ij. Lit/. Amnion, acetic. Gumm. Mimos. 5jCamphor, gr. vj. Elaeos. Foenicul. 5'ijSyr. cort. aurant. j^j. MDS. Stündlich 1 Kinderlöffel. MDS. Stündlich 1 Kinderlöifel. (Bei nervösen und fauligen Henke. Exanthemen.) 404. C a s p er. Rt Rad Angelte. Jij. Hadix Arnicae. W o h l v e r l e i Invurzel. Was von der therapeutischen Benutzung der Flores Arnicae (s. diese) bemerkt worden, gilt im Allgemeinen auch von der Wurzel, und es ist hier nur auf den Unterschied aufmerksam zu machen, der zwischen beiden stattfindet. Beide werden in asthenischen Krankheiten, wo die Abscheidung in der äufseren Haut, in den Nieren und Schleimhäuten, und die innere Resorption der Venen und Ljmphgefäfse in den übrigen Organen gesteigert werden soll, mit Nutzen in Anwendung kommen, wenn in dem späteren Zeiträume, nachdem die eigentliche entzündliche Reaction vorüber ist, ein atonischer, lähmungsartiger Zustand der verletzten Gebilde mit schwacher Resorptionsthätigkeit vorhanden ist; wie z. B, nach Hydrocephalus acutus. Die Wurzel, von der hier
236
Radix
Artemisiae.
— Radix
Belladonnae.
die Rede ist, unterscheidet sich nur dadurch von den Blumen, dafs sie von mehr fixer, tonischer Beschaffenheit ist, und daher bei Leiden der Schleimhäute der Brust und des Unterleibes, bei Neigung zu colliquativen Durchfällen etc. den Vorzug verdient. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Wie für die Flores Arnicae die Infusionsform, so pafst für die Radix die des Decocts, etwa ¿ß.-j. auf f i i j -iv. Colatur, den Tag über verbraucht. Alan fange mit kleinen Gaben an, da das Mittel nicht immer gut vertragen wird und oft manche üble Zufalle erregt. Passende Verbindungen sind die mit Colombo, Aether, Opium und dergl. 493. ß Rad. Arnicae Zß. — Colombo Coq. c. Aq. q. s. per hör. Colatur. adde Laud, liquid. Sydenh. gutt. ij. Syr. Menth. £ß. MDS. 2stündlich J Kinderlöffel. (Für ein Kind von 2 Jah. ren. Bei chronischer Diarrhöe nach Schleimfieber.) Gölis. 496. R Rad. Arnicae $ß. Coq. c. Aq. fervid q. s. per t hot. Colatur. giij. refriger,
adde Spirit, nitr. dulc. gutt. vj. St/r. Foenicul. Jvj. MDS. 2 stündlich 1 Kinderlöffel. (Für Kinder von 1 - 2 Jahren.) Gölis. 497. Fi Rad. Arnicae 5jCoq. c. At/, fervid, q. s. per £ hör. Colatur. giv. refriger, adde Aether Vitriol, gutt. x. Syr. Menth. 5vj. MDS. Stündlich 1 Efslöffel. (.Für ein grüfseres Kind.) Gölis.
Radix Artemisiae. Beiftifswurzel. Der Beifufs (von B u r d a c h gegen Epilepsie empfohlen) ist in neuerer Zeit von Dr. B i e r m a n n ( H u f e l a n d ' s Journ Bd. 78) gegen Eclampsia infantum in der Periode der Dentition mit Nutzen angewendet worden. Er gab ihn Kindern von I Jahre, auch zarteren Säuglingen, in steigenden Gaben, indem er mit £ Gr. anfing, nach einer Stunde 1 Gr. und nach wieder einer Stunde 2 Gr. gab; dieses war gewöhnlich die letzte Dosis. Bei Kindern von 2 Jahren und darüber bedarf es dieser Steigerung nicht mehr; hier soll man stündlich 1 - 2 Gr. geben, nie aber die 4!abe von 2 Gr. überschreiten. Auch dem Dr. W u t z e r (Hek k e r ' s Annalen 17. Bd.) zeigte sich die Radix Artemisiae in der genannten Krankheit von Nutzen. Radix Belladonnae. obeji (s. Herba Belladonnae)
T o l l k i r s c h e n w n r z e l . Schon ist bemerkt worden, dafs man
Radix
Belladonnae.
237
der Belladonnawurzel den Vorzug vor dem Kraut" gebe, weil sie weniger scharf sei. (Dieses behauptet G ü l i s , V o g t aber sagt, die Wurzel habe mehr Schärfe, das Kraut aber mehr narcotische Bestandteile; nach ihm ist die AVurzel auf jeden Fall kräftig er als die Blätter). W ie das E xtr actum Belladonnae hat man auch die Belladonnawurzel als Prophylacticum gegen Scharlach, und als Heilmittel gegen Keuchhusten, Scropheln und daraus hervorgehende Driisenverhärtungen, Scirrhen und carcinomatüse Entartungen benutzt, lieber die Wirksamkeit der Belladonna als Schutzmittel gegen Scharlach und über die Zulässigkeit ihrer Anwendung, so wie über die näheren Indicationen für ihren Gebrauch, s. das bei Extr. und Herba Belladonnae Gesagte. Grofse Vorsicht ist immer beim Gebrauche der Belladonna zu empfehlen und J a h n ' s Vorschrift, den Aufrufs (s. unten) beim Keuchhusten so lange zu geben, bis Schwindel, Flimmern vor den Augen etc. entsteht, ist durchaus nicht zu billigen, und mufs als ein gefährlicher Rath bezeichnet werden. Es ist überhaupt gar nicht rathsam; den Keuchhusten, zumal bei sehr vollsaftigen, starken Kindern, mit diesem Mittel gewaltsam zu unterdrücket], und G ü l i s erinnert mit Hecht, dafs die grofsen Gaben der Belladonna oft den ersten Grund zur hitzigen Gehirnwassersucht abgäben. Unter den unten näher angegebenen Formeln finden sich mehrere, die theils wegen der ganz unpassenden Darreichungsform, theils wegen der viel ztt starken Gabe verwerflich erscheinen. Noch ist zu erwähnen, dafs H u f e l a n d die Belladonna besonders bei durch Scrophelreiz hervorgerufenen convulsivischen Zufällen rühmt; er giebt sie Kindern in einer durch Digestion mit Weinessig entstandenen Bereitung, wozu noch etwas Honig hinzugesetzt wird; dieses Oxymel Belladonnae verbindet er mit Tinctura Rhei vinosa (s. unten). D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Man giebt die Radix Belladonnae zn jn-i'i-i Gr. ( L e n h o s s e k (in den Abhandlungen östreichisclier Aerzte) giebt Kindern unter einem Jahre uur | Gr. in 24 Stunden, älteren 1 Gr. in 6 - 8 Dosen vertheilt in eben dieser Zeit) in P u l v e r ; in A u f g u f s (etwa }ß. auf ^iij - iv. Wasser, 2 Mal täglich einen Kinder bis Eislöffel). Die Vorschrift S c h ä f e r ' s , der die Belladonna kochen liifst und" enorme Dosen giebt (s. unten), ist nicht nachzuahmen. Beliebte Verbindungen sind die mit Flores Sulphuris, Jpecactianlta, Kermes minerale, Sulpkur auratum Antimonii etc. 498. lfi Rad. Belladonn. gr. ij. Saccliar. lad. Sulpkur. depurat. ää Rad. Ipecacuanh. gr. ij. M. f. Pulv. divid. in viij.
part. aequal. S. 4 Mal täglich 1 Pulver mit Zuckerwasser. (Beim Keuchhusten 3-4jähriger Kinder.) Kopp.
238
Radix
Calami
499. Tfi Rad. Belladonn. gr. v. Flor, sulphur. 5j. Tart. depurat. -)v. Elaeos. Foenicul. 3ÜM. f. Pulv. divid. in x. part aequal. S. 4stündlich 1 Pulver (Für X Kind von 10 Jahren beim Keuchhusten.) Vogt. 500. R Rad. Belladonn. gr. j. Opii pur. gr. Sacchar. all) -)iv. M. f. Pulv. divid. in viij. part. aequal. S. 2 Mal täglich 1 Pulver (Beim Keuchhusten.) Gölis. 501. tfi Rad. Belladonn. gr. iv. Pulv. Dover, gr. x. Flor, sulphuris. -)iv. Sachar. all). 5ij. M. f. Pulv. divid. in xx. part. aequal. S. 3stündlich 1 Pulver. (Für 1 - 2 jährige Kinder. Beim Keuchhusten. Nebenbei soll man noch von einer Mischung aus 12 gutt. Blausäure, Kamillenwasser u. $i.j. Liquiritiensyrup theelöffelweise geben. Wohl zu dreiste Gaben.) Kahleise ( H u f e l . Journ. Bd. 68. 502. fit Pulv. rad. Bellad. gr. iij." — — Ipecacuanh. gr. xij.
Radix
aromatici.
Sulphur. depurat. }v. Amnion, muriat. Pulv. rad. Liquirit. Sacchar. alb. ää Anisi. Ol — Succini ää gutt. ij. M. f. Pulv. S. 2 stündlich eine Messerspitze. (!) Beim Keuchhusten. (Eine unpassende Darreichungsform. Dornblüth. 503. Ii Rad. Belladonn. Inf. Ai/. fervid. q. s. Colatur. £iv., adde Syr. AUhaeae MDS. Efslöffelweis. Jahn. 504. Rad. Seneg. 5j. — Althaeae 3üj. — Belladonn. Coq. c. Aq.font. q. s. in Colatur. Jiv., adde_ Aq. lauro • ceras. 5 i j . ( ? ) Pulv. rad. Bellad. (?) Syr. Rhei MDS. 2 stündlich 1 Efslöffel. Für Kinder von 5 - 8 Jahren. Beim Keuchhusten. • (Enorme Gaben!!) Schäffer. 505. ßt Oxymell. Belladonn. Tinct. Rhei vinos. ää ^j. MDS. 2 Mal täglich 60 Tropfen. (Für ein 2jähriges Kind.) Hufeland.
Calami aromatici.
Kalmusvvurzcl.
Die-
ses flüchtig tonische Mittel wirkt vorzugsweise wohlthätig auf die ersten Wege, und wird namentich bei schwacher Verdauung
Radix
Calami
aromatici.
239
gute D i e n s t e leisten. E s p a f s t mit anderen g e w ü r z h a f t e n , bitteren Mitteln verbunden in S c r o p l i e l n , K h a c l i i t i s , A t r o p h i e , H a u t w a s s e r s u c h t nach S c h a r l a c h ( h i e r in"Verbindung mit w a r men Bädern), bei D u r c h f a l l e n aus Atonie des D a r m c a n a l s etc. D o s i s u n d D a r r e i c h u n g s f o r m . I n n e r l i c h : Man giebt die K a l m u s w u r z e l gewönlich im A u f g u f s , f ü r ganz kleine Kinder f ü r g r ö f s e r e 5 i j -iij-, auf g v j . C o l a t u r , 2 s t ü n d l i c h 1 K i n d e r - bis E f s l ö f f e l , in V e r b i n d u n g mit anderen tonischen, flüchtigen Mitteln (China, A e t h e r und dergl.) R i c h t e r r ä t h bei c h r o n i s c h e n K r a n k h e i t e n der K i n d e r mit kleinen G a b e n ( 5 j - " i j im w ä s s r i g e n A u f g u s s e , mit e t w a s Z i m m t w a s e r , v e r s ü f s t e m S a l z geiste in 1 - 2 T a g e zu v e r b r a u c h e n ) a n z u f a n g e n , nach 8 - 1 4 T a gen a b e r die G a b e zu v e r m e h r e n , den A u f g u f s mit W e i n b e r e i ten zu l a s s e n , und ein b i t t e r e s E x t r a c t h i n z u z u s e t z e n . Nach T o u r t u a l (I.e.) g i e b t es, w e n n in d e r s p ä t e r e n E u t w i c k e l u n g s periode a b e r m a l s S y p m t o m e der S c r o p h u l o s i s , als H u s t e n , S c h n u p f e n , B l e n o r r h o e der G e n i t a l i e n , A n s c h w e l l u n g der H a l s driisen etc. a u f t r e t e n , z u r B e l e b u n g und S t ä r k u n g des K ö r p e r s kein b e s s e r e s Mittel, als den unten ( 5 0 7 ) a n g e g e b e n e n K r ä u terwein. A e u f s e r l i c h den A u f g u f s als W a s c h h n g ( H o r n Iiefs mit b e s t e m E r f o l g e bei s c r o p u h u l ö s e n , rliachitischen, a t r o p h i s c h e n K i n d e r n , U n t e r l e i b , B r u s t , R ü c k g r a t h mit einigen U n z e n eines Spirituosen A u f g u s s e s des K a l m u s w a s c h e n ) ; zu B ä d e r n f i j . - i v . auf ein Bad.
— Caryphyllat. §/?. 506. hit'.Af/. fervid. q. s. per j hör. Ki Rad. Cnlam. aromat. 5/9. Colatur. ^ v j . r e f r i g e r . , adde Inf. in s q. Ar/. fervid, per ^ h ö r . in Colatur. $iij., s o l v e Essent• cort. nur. 5j. Pulv. Gumm. Mi mos. 5j. Tinct Rhei vinoj. 5ij. Sacchar. nlb. 5ÜSyr. cort. aur. MDS. Stündlich 1 Kinderlöffel. ( B e i m D u r c h f a l l eines Säuglings.) Wendt. 507. Ri Cort Chin. J / S . - J v j . Coq. c. s. q. Aq. p e r J h ö r . sub. iinem coct. i n f u n d e per Ì hör.
Rad. Calam. 3j-"V^-
Colatur. ^ v j . r e f r i g e r . , adde
Aq. Cinnamom. vinos. Syr. cort. anrant. ää
MDS.
Ri Rad.
2 stündlich 1 Efslöffel. 508. Calam. aromat.
3>j>
M D S . 2stündlich 1 K i n d e r - bis Efslüffel voll. Henke. 209.
Ri Rad. Calam. aromatic. Cort. Aurontios. Herb, trifol. fibrin. aa 3ü. C. M. S. Mit einem halben M a a f s W e i n 24 Stunden laug zu d i g e r i r e n , und davon t ä g lich 3 Mal n a c h dem A l t e r des K i n d e s 1 E f s l ö f f e l bis zu einem kleinen S p i t z g l a s e voll gereicht
240
Radix Colombo. — Radix Ilele/äi s. Enulae.
Radix Colombo. Colombowurzel. Die Wirkungen der Colombo sind hauptsächlich gegen die Schleimhaut der Unterleibsorganen, so w i e gegen die L e b e r gerichtet. Sie verbessert die Secretionen in den genannten Organen, nnd vermag da, w o Atonie der Gedärme sich in einem überwiegenden, und in seiner Mischung verdorbenen, Absonderungsprozefs ausspricht, gute Dienste zu leisten. Sie pafst daher bei lVuhren, chronischen Durchfällen etc., v e r t r ä g t sich j e d o c h nicht mit entzündlichen und gastrischen Z u s t ä n d e n , die v o r h e r zu beseitigen sind. D o s i s u n d D a r r e i c h u n g s f o r m . Nicht passend f ü r Kinder ist die P u l v e r f o r m , zweckmässiger der A u f g u f s oder die A b k o c h u n g (der Aufgufs ist bitter, nicht scldeimig, das Decoct mehr schleimig als bitter) zu 5,3. - i j . anf g i i j . - i v . Colatur, 2stündlich 1 Kinder- bis Efslöffel, in Verbindung mit anderen passenden Mitteln, Arnica, kleinen Gaben Opium und dergl. Zweckmüfsig ist auch die Darreichungsform im Extiact., s. dieses. 510.
Sil.
Bt Rad. Colombo 5,?. ffi Decoct. Salep (ex gr. viij.) — 8ale.fi -)ß. Coq. c. Aq jjmt. per | hör. Lnud. lir/uid. Sydenh. gutt. ii. Colatur. §ii.j., adde Pulv. rad. Colombo gr. Syr. Chamomill. _viij.-x. MDS. Stündlich 1 KinderlöfSyr. Chamomill fel. ( F ü r ein 2 j ä h r i g e s Kind. M D S . Umgeschüttelt stündlich Beim Durchfall.) 1 Kinderlöffel. Gülis. Gölis.
Hadix
Helenii
s. Enulae.
Alantwurzel.
Die
Alantwurzel spricht ihre Heilkräfte vorzüglich im gesammten vegetativen L e b e n , in den Schleimhäuten, dem L y m p h - und D r ü s e n s y s t e m a u s , belebt und stärkt s e h r kräftig die Metamorp h o s e in diesen O r g a n e n , Hnd pafst daher als ein die Thiitigkeit in der E r n ä h r u n g , und die Dichtigkeit der F a s e r vermehrendes Mittel in allen den F ä l l e n , w o es auf Vermehrung der Kraft und des T o n u s in dem Gesammtorganismus ankömmt. Besonders hülfreich zeigt sie sich bei Verschleimung der Lung e n , des Magens und Darmcanals, bei Hautkraukheiteu, besonders acuten E x a n t h e m e n ; wenn sich die Krankheit nicht gehörig durch die Absonderiingsorgane entscheiden will, hydropischc Atfectionen zu fürchten oder schon eingetreten sind etc. Iu diesem letzteren Falle wird man sie zweckmäfsig mit diuretischen Mitteln verbinden. D o s i s u n d D a r r e i c h u n g s f o r m . Man giebt die Alantau w u r z e l im A u f g u f s , e t w a f § i v . - v j . (zur Darstellung
Radix
Jalapae.
241
der fixen, scharfen Bestandteile pafst die Abkochung besser) 2-3 stündlich 1 Kinder- bis Efsloffel voll.
112.
J£ Rad. Helenii jij. — Seneg. -)ij. Inf. 1. a. Ar/. commun. fervid. §vj., in Colatur. solve Sal Ammoniac, dep 5j> S//r. Capit. Papav. MDS. 2 stündlich 1 Efslüffel. Richter. 513. R Rad. Helenii 5j. bif. Aq. fervid, per £ hör. Colatur. giv., adde Kali carbonic. Acet. Squill, satural.
Radix
Jalapae.
Syr. flor. aurant. MDS. 2 stündlich 1 Efslüffel. (Bei Hydrops nach Schar, lach.) Wendt. 514. ß. Rad. Helenii fiij. Coq. c. Aq.font. s. q. ad mucil. Cola et adde Adip. su Hl. q, s. ut f. Ungueutum. MDS. Zum Einreiben. (Gegen Krätze bei kleinen Kindern.) Hufeland.
Jalapenwnrzel. Die Jalape ist un-
ter den harzigen, drastischen Purgirmitteln das am meisten gebräuchliche in der Kinderpraxis. Sie führt sicher ab, wirktkräftig auf das lymphatische System des Darmcanals, so wie überhaupt auf das gesaminte, vegetative Leben, und pafst daher in allen Füllen, wo man bei torpiden Zustünden des Darmcanals, bei Ueberfullung mit Schleim, namentlich Wurmschleim, bei hydropischen Affectionen etc. eines kräftigen Reizes bedarf, um die Contenta des Darms zu entleeren. Zugleich wirkt sie anthelmintisch, und ist daher ein gewöhnlicher Zusatz zu wurmtreibenden Arzneien. Zu 1-3 Gr. mit 1 Gr. Nux moscliata oder Fenchelsamen verbunden, und 2-3 Mal 'täglich gegeben, empfiehlt sie R a u c h bei Durchfällen von Erschlaffung des Darm-r canals mit Auftreibuug des Unterleibes. D o s i s und D a r e i c h u n g s f o r m . Man giebt die Jalape Kindern unter 1 Jahre zu 2 - 4 - 6 Gr. ( H u f e l a n d gab sie Kindern von 2-3 Monaten schon zu 4-6 Gr.), älteren von 2 - 3 Jahren zu 6-10, und noch älteren zu 15 Gr. in P u l v e r , mit Magnesia carhonica, gewöhnlich auch mit £ - 3 Gr. Calomel verbunden (das gebräuchlichste Abführmittel für Kinder, s. Calomel). Elaeosacchar. Citri corrigirt am besten ihren Geschmack. Als Zusatz zum Calomel in Eutzündungen, wenn grofser Torpor des Darmcanals vorhanden ist, wird sie zu 3-5 Gr. gebraucht; G ö l i s giebt hier der Jalapa tosta den Vorzug, weil diese nicht so leicht Erbrechen und Colikschmerzen erregen soll. Die anderen Verbindungen ergeben sich aus dem jedesmaligen Heilzwecke (s. Sem. Vinae). 16
Radix
242
Ipecacuanhae.
515. tfi Pulv. rad. Jalap, gr. xxiv. Calomelan. gr. iv. Sacchar. alh. 5ij. M. f. Pulv. divid. in xij. part, acquai. S. 2 Mal täglich 1 Pulver. (Für ein Kind Ton 6 Monaten. Bei Obstruction.) Wendt. 516. Pulv. rad. Jalap. )ij.-3j. Calomelan. )j.-ij. Extr. Hyoscyam. gr. ij. Elaeos. Citri 3y.
Radix
Ipecacuanhae.
M. f. Pulv. divid. in x. part. aequal. S. Früh und Abends 1 Pulver. (Für Kinder von 3-6 Jahren. Bei Ascariden.) Wendt. 517. J^i Calomelan. gr. iij. Pulv. rad. Jalap. gr. xv. Elaeos. Citri -)j, M. f. Pulv. DD. Auf einmal zu nehmen. (Für Kinder von 6 - 8 Jahren. Henke.
Brechwurzel.
Die Ipecacu-
anlia macht in ihrer vollen Dosis unter allen Acrien am sichersten Erbrecheu, ohne schädliche Nebenwirkung und ohne Durchfall ; sie wird deshalb auch noch bei ziemlich grofser Empfindlichkeit der Nerven ertragen, und pafst daher für zarte, reizbare, kindliche Individualitäten besonders gut. In refracta dosi gehört sie zu denjenigen Mitteln, welche auf die sensible Th'atigkeit einen beruhigenden, die krankhaftrn Oscillationen des aufgeregten Nervensystems beschränkenden Effect haben, ohne die irritable Thätigkeit zu steigern; sie kann daher bei Nervenleiden mit phlogistischer Diathesis in Anwendung kommen. Durch diese krampfstillende Wirkung bedingt, ist wohl ihre diaphoreitische Kraft, wenn ein Krampf in dem Hautorgan die Thätigkeit desselben verhindert, die Haut trocken und kühl ist, Exantheme sich nicht recht heben wollen etc. Sie vermag ferner Fehler der Ab - und Aussonderung der Darmschleimhaut zu verbessern, und wirkt daher bei gastrischen Beschwerden als Folge dieser gestörten Secretionen besonders günstig. Ihre Benutzung ergiebt sich aus dem Gesagten. Bei gastrischen Zuständen durch krankhafte Thätigkeit der Keproductionseingcweide veranlafst; bei Catarrhaliiebern mit Reizung der Lungen- und Broncliialschleimhaut; bei Durchfällen (hier besonders liülfreich); beim epidemischen Brechdurchfalle, um die Thätigkeit der Leber zu verbessern und die des Darmcanals zu erregen, in Verbindung mit Calomel (Coudie); bei krampfhaften Krankheitsfsrmen, besonders wenn sie die Verzweigungen des Lungenschlundnerven und das Hautorgan betreffen; Keuchhusten, Exanthemen mit kühler, trockener Haut etc. wird die Ipecacuanha immer mit Nutzen in Anwendung kommen. S c h l e s i n g e r ( H u f e l a n d ' s
Radix
Iridis
florentinae.
243
Journal 1814) empfiehlt den Aufgufs der Ipecacuanha beim Schar« lach als besonders hiilfreich, und glaubt diese günstige Wirkung durch die genaue Sympathie zwischen Haut, Magen und Darmcanal, auf welche die Ipecacuanha so entschieden wirkt, erklären zu können. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Ueber die Darreichungsform der Ipecacuanha als Brechmittel siehe diesen Artikel. Zur Erziehung der oben näher angegebenen Heilzwecke giebt man die Ipecacuanha in kleinen Gaben je nach dem Alter zu i'i'i Gr. 3 Mal täglich, auch 2-3stündlich in P u l v e r (mit Lapid. Cancror., Magnesia carbonica, auch wohl anderen antispasmodicis, Extract Ih/oscyani, Flor. Zinci, mit narcotischen Mitteln, Digitalis, Opium (als Pulvis Doveri) Belladonna, s, diese, bei Brustleiden mit Sulp hur aur. Antimonii etc.); im A u f g u f s etwa ^/i.-^i. auf ^vj., Kinder- uud Efslüffelweise. Auch in sehr kleinen Gaben macht die Ipecacuanha oft Erbrechen, ist daher in Fällen, wo der Reiz dazu schon grofs ist, und das Erbrechen unerwünscht wäre (was aber wohl in den oben angegebenen Krankheitsformen sehr selten sein möchte), zu vermeiden. 518. rad. Ipecacuanh. gr. ij.-iij. Lapid. Cancr. ppt. sß. Sacchar. alb. 3iv. M. f. Pulv. divid. in xij. part. aequal. S. 3 stündlich 1 Pulver. W e n dt. 519. fy Pulv. rad. Ipecacuanh. gr. i. Sacchar alb. -)ij. Tinct. opii s. gutt. iij. M. f. Pulv. divid. in part aequal. No. vj. S. Alle 2 - 3 Stunden 1 Pulver. (Bei Dysenterie.) Verson. 520. ifc, Pulv. rad. Ipecacuanh. gr.i. Calomelan. gr. ij. jj.
Pulv.
Radix
Iridis
Sacchar. alb. Tinct. opii. s. gutt. iij. M. f. Pulv. divid. in part. vj. aequal. S. Wie oben. (Bei Dysenterie, wo man eine leichtere Ausführung der Mucositäten bei heftigem Tenesmus gleichzeitig bezwecken will.) Verson. 521. ß Rad. Ipecacuanh. Inf. in s. q. Aq. fervid, per i hör. Colatur. f v j . refriger., adde Spirit. nitrico - aether. }j.-3iv. r Succ. tnspiss. Juniper, gj. MDS. 2 stündlich 1 EfslöfteL (Bei Wassersucht nach Scharlach.)
florentinae.
Veilchenwurzel. Die
Veilchenwurzel, jetzt ziemlich obsolet, wirkt getrocknet als ein gelindes Reizmittel für die Unterleibsnerven, so wie namentlich 16*
244 Radix Levislici s. Ligustici. — Radix
Paeoniae.
für die Lungen. Man gab sie früher häufig bei Asthma, Husten, Verschleimungen der Brust, um den Auswurf zu befördern, mit SUfsholzwurzel, Anis, Fenchel, Myrrhen-Zucker; bei Verschleimungen des Darmcanals-mit Aronswurzel, Salmiac, bitteren Mitteln. Sie macht einen Bestandteil der meisten Kinderpulver aus, s. Magnesia carhonicu. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Innerlich: Man giebt die Veilchenwurzel Kindern zu 5 - 1 0 Gr. in Pulver, selten für sich allein, meist nur iu den oben angedeuteten Verbindungen. A e u f s e r l i c h : Man giebt den Kindern eine getrocknete Veilchenwurzel, um darauf zu beifsen, wenn sie zahnen. Da sich die Wurzel im Munde etwas erweicht, und durch ihren sanften Reiz die Speichelabsonderung ein wenig v;ermehrt, so mag dieses ganz zweckuiäfsig sein. ( R i c h t e r . )
Radix Levistici s. Ligustici. Liebslückclw u r z e l . Die Rad. Levistici pafst als gewürzhaftes, ätherisches Mittel, das die Thätigkeit der uropoetischen Organen verstärkt, bei Wassersucht mit allgemeiner Schwäche. H u f e l a n d namentlich empfiehlt sie gegen letztere in neuerer Zeit, und läfst sie in den späteren Zeiträumen des liydrocephalus acutus anwenden. D o s i s un_d D a r r e i c h u n g s f o r m . Man giebt sie im A u f g u f s zu 3'j'"Eß- a uf gvj. Colatur, efslöffehveise. 522.
Ri Rad. Levistici 3ij.-f/3. Inf. Aq.fervid. s. q. per J hör. Colatur. §vj. refriger., adde
Spirit. nitr.
aether.
Syr.
flor.
aurant.
MDS. 2 stündlich 1 Efslüffel. (Für ein Kind von 3 - 6 Jaliren.)
Radix Paeoniae. Pfingstrosenwurzel. Hufelarid empfiehlt die Päonia als ein Mittel, das ein flüchtiges, auf die Nerven wirkendes Princip mit einem beträchtlichen Schleimantheil verbunden, enthält, und rühmt ihre gute Wirkung in den Krampfformen des kindlichen Alters. Auch J a h n (medicinisches Conversationsblatt, 2. Jahrgang 1831.) ist ihr Lobredner, und meint, man könne schon aus dem betäubenden, schweren Geruch der frischen Pflanze abnehmen, dafs die Päonieuwurzel picht unkräftig sei; das Trockenen scheint ihm auch hier, wie bei vielen anderen Vegetabilien, die Wirkung auf den Organismus zu verhindern. W e n d t räth, ihr nicht allein zu vertrauen, sie aber doch bei öfter wiederkehrenden Krämpfen nicht unversucht zu lassen, da es nicht zu läugnen sei, aafs die Vorliebe der älteren Aerzte in einer glücklichen Erfahrung mit diesem Mittel begründet war.
Radix
Rhei s.
Rhabarbari.
245
D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Innerlich: Man giebt die Päonia zu 10-15 Gr., 3-4stündlich in P u l v e r , (gewöhnlich in Verbindung mit andereu anlis-pasmodicis, Flor. Zinc. und dergl.); im A u f g u f s und in leichter A b k o c h u n g ( J a h n riith zu starken Aufgüssen) z u . J i j . - f / ' . auf §iv.-vj. Colatur, 2 stündlich einen Eislöffel. A e u f s e r l i c h zu C l y s t i r e n (etwa mit hinreichendem Wasser gekocht zu einem Clystir: J a h n ) . 523. M. f. Pulv. divid. in xij. part, Zinc, oxydat. alb. gr. vj. aequal. Lapid. Canct or. ppt. S. 2 stündlich 1 Pulver. (Bei Pulv. rad. Paeon. Krämpfen eines Säuglings.) Sacchar. alb. Ü5 JjWendt.
Radix
Rhei s. Rhabarbari.
Rhabarberwurzel.
Dir Rhabarberwurzel wird dadurch besonders zu einem schätzbaren Heilmittel für die Krankheiten des kindlichen Alters, dafs sie zugleich mit ihrer Wirkung für Beschleunigung und Verbesserung der Secretion im Magen und Darmcanal, auch die Eigenschaft einer rcsolvirendcn Bitterkeit, Magenstärkung, Hebung der Atonie des Magens, und Steigerung der assimilativen Function desselben verbindet. Als blofses Laxirmittel angewendet, läfst sie keine weitere Verderbnifs der Verdauung, keine Neigung zur Laxität und Schwäche zurück, und bekömmt daher am besten, wo Störungen der Secretion im Unterleibe in Verbindung mit Schwache und Atonie obwalten, Kranklieitszustände, die sich so häufig in den Digestionsorganeu der Kinder vorfinden. Wie aber jede anhaltende Anwendung von Laxirmittelu in chronischen Krankheiten nachtheilig wird, weil sie, anstatt die Ursache des Leidens zu heben, nur eine Erscheinung desselben bekämpft, so wird auch der fortdauernde Gebrauch des Rhabarber in der vollen, laxirenden, Gabe in den chronischen Krankheitsformen des kindlichen Alters (Atrophie, Anschwellung und Induration der meisten Gebilde des Unterleibes, Scropheln etc.), trotz seines Vorzuges vor anderen Abführmitteln, dennoch zu beschränken sein; da hingegen ein Zusatz von kleinen Gaben Rheum zu den übrigen angezeigten mischungsver'änderndeu Mitteln, wodurch ihre schwächende Wirkung corrigirt und für die Digestionsorganen weniger uachtheilig gemacht, auch eine tägliche Leibesöffnung erzielt wird, gewifs den gröfsteu Nutzen gewährt. Man hat" den Rhabarber in den mannichfachsten Verbindungen gegeben, und man darf wohl behaupten, dafs in chronischen Leideil der Kinder, bei denen immer die vegetative Seite des Lebens theils primair ergriffen ist, theils secundüir in den Kreis des Erkrankeiis gezogen wird, in den meitsen Fällen ein Zusatz von Rheum gewifs passend und nützlich sein wird.
246
Radix
Rhei
s.
Rhabarberi.
D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Als volle laxirende Gabe des Rhabarber kann wohl die Dosis von 3 - 6 Gr. für Kinder von 2 Monaten bis 1 Jahr ( w o mau jedoch der Tinct Rhei aquosa den Vorzug giebt), und von 6-15 Gr. für Kinder von 1 - 8 Jahren angesehen werden. Als auflösendes, roborirendes Mittel reicht man es kleinen Kindern von 1 - 2 Jahren zu 2-3 Gr. ein Paarmal täglich, grüfseren zu 4 - 5 Gr. eben so oft, in P u l v e r oder pulveraufuehmenden Formen, 'gern mit Absorbentleu, Alterantien etc. verbunden; (s. Magnesia carbonica, Aethiops antimonialis. Resin, Guajaci, Sulphur aurat. antimonii), Elaeosacchar. Foenieul., macidis corrigiren den Geschmack am besten; in A u f g u f s (den jedoch die Tincturen entbehrlich machen) etwa gj. - ij. auf g v j . Colatur. 524. Calomelan. gr. iij. Pulv. rad. Rhei. Elaeos• Foenieul, ää M. f. Pulv. D S . Laxirpulver. (Säuglingen y Pulver mit Wasser angerührt, Morgens nüchtern; Kindern von 2 - 4 Jahren J und älteren anfangs die Hälfte und nach 2 Stunden die andere.) Fischer.
Foenieul 5j. M. f. Pulv. S. Täglich 2-3 Mal eine Messerspitze voll. Pulvis pu~ erorurn Hvfelandi. (Gegen Blähungen, Coliken, Durchfall, Verstopfung der Kinder im ersten Jahre. Bei Atrophia mesenterialis täglich 1 Gr. Aethiops mineral. hinzuzusetzen.) Elaeos.
528. Magnes. carbonic. 5j. Rad. Rhei -)ß, Sapon. Medic. M. f. Pulv. DS. W i e das vorige. (Bei Säure, Verstopfung etc. kleiner Kinder.) 529. Ri Aq. Foenieul. ^ij. 526. Kali acetic. -)j. - 5j. R Rad. Rhei gr. v . - x v . Pulv. rad. Rhei -);!. -j. Magnes. carbonic. gr. v. Syr. Althaeae Elaeos• Foenieul. -)ß. MDS. Stündlich umgeschüttelt M. f. Pulv. 1 Kinder- bis Efslütfel voll. S- Des Morgens auf einmal Gülis. zu nehmen. (Zur Abführung 530. für Kinder von 1 - 8 Jahren.) Rt Rad. Rhei ¿i-l. Berends. Lign. Q.uass. ras. 3'j527. Ai/. commun. fervid. Ri Magnes. carbonic. 5ij. Diger. in vase clauso, loc. tep. Rad. Rhei 5/?. saepe agitando per hör. Colatur, adde — Valerian. gr. viij. 525. Ri Pulv. rad. Rhei gr. ijj. Cremor. tart. gr. v j . Elaeos. Macid. -)ß. M. f. Pulv. dent. tal. dos. No. viS. 3 Mal täglich 1 Palver. Gülis.
Radix Aether, sulphuric. Tinct. aromatic. j5j. Syr. Cinnamom. §/?.
Rubiae.
247
MDS. Täglich 3 Mal 1 Efslöffel voll.
Radix Ihiliite tinctorum. F ä r b e r r ö t h e . Die Färberröthe verdankt zunächst ihre Anwendung dem Umstände, dafs ihr Pig ment bei längerem Gebrauche alleTheile des Körpers, vorzugsweise aber die Knochen roth färbt Gestützt auf diese Erscheinung, glaubte man eine spezielle Beziehung des Mittals zu den Knochen annehmen zu dürfen, und wandte es daher bei Leiden derselben (Osteomalacie, Rhachitis, Caries) an. Eine directe Einwirkung der Färberröthe aber auf die krankhaft ergriffenen Organen stellte sich bei ihrer Anwendung bis jetzt nirgends heraus, und wo sie einigen Nutzen geleistet, da möchte wohl die geregelte Diät und die Verbindung, in denen man das an sich schon bitter-extractivstoffige und in so fern roborirende Mittel, gegeben ¡hat, das meiste beigetragen haben. G ö l i s , H e n k e , und in neuerer Zeit R a u und G u e r s e n t , haben von der Anwendung der Färberröthe nichts gesehen, was sich nicht weit besser durch andere kräftigere, bittere Mittel erreichen liefse; F e i l e r . P l e n c k und W e n d t hingegen erklären sich für sie, und rathen zu ihrem Gebrauch. D o s i s u n d D a r r e i c h u n g s f o r m . I n n e r l i c h : Man giebt die Färberröthe zn -),3. - J,-?. in P u l v e r oder A b k o c h u n g (etwa 3'j- - .?. 9, a " t i?iv.-vj. Colatur), in beiden Formen gern mit etwas Gewürzhaftem verbunden. _ A e u i s e r l i c h : zu B ä d e r n , gj. mit giij.-iv. Spec. aromaticae zu einem Rade. Coq. m s. q. Aq. per J nor. 531. Colatur. gvj. refriger., adde J^. Pulv. rad. ruh. tinct. Tinct. aroniat. 5j--U— aromatic. 5ijSyr. cort. aurant. $(>. Sacchar. alh. 5vj. MDS. 4 Mal täglich 1 Thee- MDS. 2stiindlich 1 EfsloffeL löffcl mit etwas Fenchcltliee. 534. (Bei Rhachitis.) jjl Rad. rub. tinct. Wendt. Sal. tartar. 5i*?. 532. Coq. c. At/, font. §x. Colatur., fit Cass Cinnamom. gr. iij. adde Rad. ruh. tinct. Extr. mart, porn at. gr. xx. Sacchar alh. ää -)j. Syr. cort. aur. M. f. Pulv. dent. dal. dos. MDS. 2stiindlich 1 Efsliiffel. No. vi. Plenck. S. 3 - 4 Mal täglich i Pulver. 535. (Für ein Kind von 2 Jahren. R. Rad. rub. tinct. 5'j- _ 533. Coq. c. Aq. commun. $vj. sub iinem coct. add end o Rad. ruh. tinct.
Radix Salep.
249
Coq. c. Aq. font. q. s. ColaFtaved. cort. aurant. tur. refriger., adde Sem. Foenicul. §ä gjad reman. Colatur. §iij. A/f. Cinnammn. c. Vin. Syr. simpl. Syr. Ahsynthii 5vj. MDS. 2 stündlich 1 Kinderlöf- MDS. 2 stündlich 1 Efslöffel. fel. (Für ein 2jähriges Kind.) Feiler. 536. fy Rad. rub. tinet. 5Ü>
Radix
Salep.
Salepwurzel.
Die Salepwurzel ist,
•vermöge ihrer schleimigen, gelind nährenden Bestandttheile, ein eben so brauchbares diätetisches als therapeutisches Mittel. Sie gehört zu den schleimigen, einwickelnden Stoffen, die nicht allein die reizenden Ursachen mildern und invotviren, sondern auch die Empfindlichkeit der gegenwirkenden Organen und Nerven mindern. Wird durch Krankheit, Mangel frischer Nahrung und anhaltenden Gebrauch ausleerender Mittel der natürliche Schleim consumirt, so werden die ihrer schützenden Decke beraubten Organen empfindlicher, und die Reizung des ganzeil Nervensystems gröfser. Es pafst die Salepwurzel daher bei Reizhusten und Catarrhen, bei langwierigen Durchfällen, Atrophien, besonders bei Kindern, die eine schlechte oder gar keine Mutterbrust bekommen. Indessen ist doch nicht zu übersehen, dafs der Salepschleim, als ein zu concentrirtes Nahrungsmittel oft von Kindern, die ohne Mutterbrust auferzogen werden, nicht gut vertragen wird, und es daher besser ist, ihn wenigstens in den ersten Lebensmonaten nicht zu reichen. Das Pulver mufs immer gut ausgequollen und der Schleim nicht zu dick sein. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . I n n e r l i c h : Unzweckmäfsig ist die Darreichungsform in P u l v e r ; der Salep quillt zu stark auf, und belästigt dadurch leicht den Magen. In A b k o chung, als schleimiges Vehikel für andere Arzneien; s. Manna, Extr. Hyoscyami, Tinct. Rhei ar/uosa. Die Salepwurzel besitzt eine aufserordentlich starke Sehleimbildende Kraft, und es reicht ^j. schon hin,a u um x^vj. schleimig zu machen. (Mucilago Salep officinell 5j- f i5 'j-) Als diätetisches Mittel kann man ihn mit Milch, Fleischbrühe und dergleichen reichen; man rührt einen kleineu Theelöffel Saleppulver mit 1 Efslöffel kalten Wassers zu einem Breie an, und vermischt diesen unter stetem Umrühren mit 1 Tasse kockender Milch oder Fleisbrühe, wozu mau noch etwas Zimmt setzen kann. A e u f s e r l i c h zu C l y s t i r e n , etwa 1 Theelöffel voll erst mit kaltem, dann mit kochendem Wasser angerührt; die Gesammtquantität wird des Heilzweckes halber nur Ji;?.-iij. betragen dürfen. Auch kann man noch 4 Eigelb hinzusetzen, mufs aber natürlich das Clystir im Hause bereiten lassen.
Radix
Radix
Scillae
Scillae
s.
Squillae.
s. Squillae.
Meerzwiebel.
249
Die
Meerzwiebel erhöht die seröse Resorption, treibt den Urin stark, und kann daher in allen Krankheiten der Vegetation mit Vortheil benutzt werden, wo es auf Verflüssigung, Auflösung eines zähen Schleimes, Vermehrung der Urinabsonderung ankömmt. Es werden jedoch die Digestions- und Assimilationsorgane leicht von ihr nachtheilig afficirt; auch bekömmt sie nicht bei empfindlichen Individuen, Neigung zur Entzündung, schwacher Verdauung etc.' Vorzugsweise ist sie in hydropischen Affectionen der Kinder, namentlich nach Scharlach, als Hei'xnitttel empfohlen worden; es ist indessen doch dabei zu berücksichtigen, dafs, so kräftig sie auch bei Erwachsenen sich in Wassersuchten erweist, sie doch eigentlich der kindlichen Individualitat nicht recht angemessen ist. Wenigstens achte man, wenn man sie in Gebrauch zieht, doch ja darauf, dafs dem Hydrops kein entzündliches Leiden zum Grunde liege (was bei Ansammlung des Wassers in der Brusthöhle nach Scharlach meistentheils der Fall, weshalb sie auch hier nie gut kömmt), so wie es auch räthlich erscheint, sie bei sehr empfindlichen Kindern, mit schwachen Digestionsorganen, zu vermeiden, und sich neben dem Gebrauch anderer passenden Mittel auf ihre äufsere Anwendung zu beschränken ( B e n e d i c t : Geschichte des Scharlachfiebers), oder ihre für die Kinderpraxis mehr passenden Präparate, Acetum und Oxymel Squillae, im Gebrauch Zu ziehen. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . I n n e r l i c h : Man giebt die Squilla zu ¿-¿-7- Gr. alle 2 - 3 Stunden mit Zucker, Krebsaugen, . T a r t a r u s depuratus, Digitalis etc. in P u l v e r . Einige Aerzte geben sie nur des Abends einmal, aber dann in einer gröfseren Dosis, 2-4 Gr. Dieses Verfahren pafst besonders für sehr hartnäckige Fälle, da, wie man bemerkt haben will, die Squilla oft erst dann, wenn sie einige Ausleerungen nach oben und unten hervorgebracht, was nach jenen gröfseren Dosen meistens der Fall sein wird, als recht kräftiges Diureticum wirkt. B e r n d t (Bemerkungen über das Scharlachfieber, Greifswald 1827) rühmt besonders die Verbindung der Squilla mit dem Tartarus boraxatus, und auch bei M e i f s n e r bestätigte sich dieser Nutzen. Man giebt die Squilla ferner auch fm A u f g u f s , etwa auf ^vj. Wasser, Kinder- und Efslüffelweise. A e u f s e r l i c h als S a l b e von H u f e l a n d als wirksames zertheilendes Mittel bei Drüsen, Wassergeschwülsten, Verhärtungen empfohlen; als L i n i m e n t z. B. H"' Speichel früh und Abends in die Nierengegend eingerieben: bei Wassersucht als Diureticum. 537. R. Rad. Squill. Fol. Digital, ää gr. iij.
Ol. Juniper, gutt. vj. Tartar, boraxat. Rad. Liquirit. ää 5j>
250
Radix
Sènegae.
Cort. Cinnamotn, gr. vj. M. f. Pulv. divid in part. aequal. M. divid. in xij. part. aequal. No. vj. S. 3 - 4 Mal täglich ein Pulver. S. 2-3stündlich 1 Pulver. (Bei Pulv. diureticus PL Paup., Brustwassersuclit.) wo man statt des zerfliefsenV e r s o n. den Tart. horaxatus wohl 5S9. den Tart. depuratus substi- fö Rad. Si/uül. giij. tuiren könnte. 538.
Coq. c. lixiv. caust. q. s. ad mucilaginem. cola et adde
Jji Calomelan. Adip. suillae q. s. ut f. Ungt. Sulp hur. aurat. Antint. S. Unguentimi Sr/m'/lae. Ph. Pulv. rad.Scillaeää gr. ij.-iv. Paup. > Sacchar. alb. gr. xij. Radix Scnegae. Sencgawurzel. Die Scucga wirkt kräftig auf das gesammte lymphatische Gefäfssystein, befördert dadurch die Resorption; die Absonderung der Haut und der Nieren. Vorzugsweise aber ist es die Schleimhaut der Respjrationsorgane, in der sie ihre Wirkung ausspricht, und sie vermag hier gröfsere Thätigkeit anzuregen, eine zu zähe Absonderung zu verflüssigen, und überhaupt den Auswurf zu befördern. Dabei erregt sie das Gefäfssystem nur wenig, und wird durch das Vorhandensein von Fieber, wenn dasselbe nur nicht acht entzündlicher Art ist, keinesweges contraindicirt. Die Krankheiten des kindlichen Alters, in denen die Senega als Heilmittel benutzt wird, sind folgende: 1) C r o u p . Die beiden A r c h e r waren es zuerst, welche die Senega in der genannten Krankheit empfahlen. Sie gaben die Senega gleichzeitig mit Calomel, und sahen darauf Husten, Brechreiz und nach 2 Stunden schon Auswurf von klebrigem Schleim und Pseudomembran erfolgen. Sie bedienten sich eines starken Decocts mit gviij. auf f i v . eingekocht, -¿stündlich einen Thee- bis Efslöffel, nach dem Alter; wurde aber das Decoct nicht mit grofser Sorgfalt bereitet, so gaben sie dem Pulver den Vorzug, das sie zu 4 - 5 Gr. pro dos. reichten. Auch anderen Aerzten bestätigte sich der Nutzen der Senega bei der in Rede stehenden Krankheit, und es verdient daher das Mittel grofse Beachtung. Bezüglich der Zeit ihrer Anwendung möchte zu bemerken sein, dafs da, wo starkes Fieber ist und überhaupt active Entzündung obwaltet, sie allerdings nicht pafst, und erst dem inflammatorischen Zustande begegnet werden mufs; wo man es aber mit scrophulösen, bleichen, welken Körpern zu thun hat, wo die Augen trübe und matt sind, die Haut kühl und trokken ist, der Puls keine Härte hat, sich oft verändert, der Urin nicht roth, sondern wässerig ist, da mufs sie als erstes und gröfstes Mittel angewendet werden ( S a c h s e ) . Stieglitz
Radix
Senegae.
251
(Hallesche allgemeine Literatlirzeitung. 1810) sagt: „Die Aerzte haben in dem späteren Zeiträume des Croups immer nur das Extravasat im Auge, beziehen alles nur auf das mechanische Hindernifs des Athems. Leider können wir da, wo es mit der Krankheit zu weit gediehen, wo eine zu grofse Ueberfüllung mit Pseudomembran vorhanden i s t , nur wenig thun, dieses Hindernifs wegzuräumen. Allein aus der Kenntnifs anderer Fieber mit leidenden Bronchien geht hervor, dafs der entzündliche Zustand jeder Art und jedes Grades liier sehr leicht und schnell sich in Schwäche, die an Lähmung gränzt, umsetzt. Der Croup hat dieses mit der Bronchitis gemein, wozu er gehört. Hierauf hat die Unterbrechung der gegenseitigen Einwirkung der atmosphärischen Luft und der nach den Lungen gelangenden Blutmasse wohl vorzüglich Einflufs. — Es mufs daher ein Zeitraum in der Behandlung des Croups sein, in dem es thüricht und höchst schädlich sein wird, noch an Herunterbringung der Entzündung zu denken, Ader zu lassen und Quecksilber zu geben; das entzündliche Stadium ist vorüber. Nicht nur die Natur ist in ihrer Thätigkeit zu unterstützen, sondern auch die eingetretene Schwäche, die drohende Lähmung zu berücksichtigen. Hier kann Moschus, S e n e g a , Campher nützen." — Die von J a d e l o t unter dem Namen Potio anticroujalis angegebene Mischung (s. 544.) kann als zweckmässig empfohlen werden. 2) Die Senega pafst ferner in den späteren Stadien der Pneumonie, der Febris meseraica, wenn der Zustand des Fiebers gemindert, die entzündliche Diathesis gebrochen ist, und die vermehrte Schleimsecretion als das Resultat der aus dem Entzündungszustande hervorgegangenen Metamorphose zum Heilobjecte wird. Auch im Keuchhusten w ird sie zur Beschränkung der übermüfsigen Secretion und zur Verhütung, dafs die Absonderung nicht habituell werde, mit Nutzen in Anwendung kommen; W e n d t lobt hier besonders die Verbindung mit Finum slibialum. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Man giebt die Senega nicht leicht in P u l v e r , da sie in dieser Form sehr widerlich ist, leicht Erbrechen macht (der Croup macht hier eine Ausnahme, da in dieser Krankheit jene Erscheinungen nicht zu fürchten, ja sogar wünsclienswerth sind); zu 2 - 4 Gr. l-2stündlich, gewöhnlich in Verbindung mit Calomel und Moschus. Gewöhnlicher ist die Form des Decocts, S^-'Ü- a u f -vj. (im Croup passen die stärkeren Gaben) , mit Ammonium muriaticum, Vinum stibiatum, Sulphur aurat. Antimonii und dergl. Ijiu. S. Stündlich 1 Pulver mit Syr. Jfc Rad. Senegae. Senegae zu nehmen. (Beim Calomelan. äü gr. ij. Croup.} Sachse. Sacchar. alh. -)ß. 541. M. f. Pulv. dent. tal. dos. No. vj. tji Rad. Seneg. Zß--j-
552
Radix
Serpenlariae
Virginianae.
Coq. c. / I f / , fervid, gvj. ad Co- Coq. Aq. fervid. §viij. ad relatur. fiv., adde inanent. §iv. Colatur , adde Fin. stibiat ^ij.-Jj. Sal. Ammoniac. 5j-_ Syr. flor. Rkoead. Syr. Althaeae MDS. 2 stündlich 1 Efslöffel. MDS. Stündlich 1 Kinderlöffel. (Beim Croup für ein 2jjähWeudt. riges Kind.) 342. Sachse. # Rad. Seneg. 5,?. 544. Inf. in s. Aq. fervid, per £ hor. ß Rad. Senegae JijColatur. Jiv., adde Coq. c. q. s. Aq. ad Colatur. §iv. Sal. Ammoniac dep. adde Syr. Althaeae Tart. stibiat. gr. iß. MDS. 2 stündlich 1 Efslöffel. Oxymell. seil/. 5>'j;. (Für ein kleines Kind.) Syr. Ipecacunnh. 5i ?. W e n d t. MS. Alle 10 Minuten( einen Theelöffel voll. 543. J a d e 1 o t. Jji Rad. Seneg. Rad. Liquirit. ää 5'j-
Radix
fserpentariae
Virginianae.
Virginische
S c h l a n g e n w u r z e l . Die Serpentaria regt die Gefäfsthätigkeit auf, erhitzt, befördert die Hautthätigkeit, steht in dieser Beziehung dem Campher nahe und pafst in allen den Fällen, wo es um eine sichere und schnelle Steigerung der gesammten Lebensthätigkeit zu thun ist, und wo eine sich kundgebende Neigung zur Zersetzung und Fäulnifs zu bekämpfen ist. Vorzugsweise wird sie daher bei Exanthemen gerühmt, wo brandige Entartung zu befürchten steht, wo die Kräfte sehr gesunken sind, und es darauf ankömmt, durch flüchtige, ätherische Mittel die irritable Thätigkeit in dem Gesammtieben aller Systeme zu steigern, damit auf diese Weise die Natur mit Kraft sich erheben und den sie bedrohenden Zerstörungen entgegenstellen könne. In solchen Fällen giebt man die Serpentaria alternatim mit Campher, verbindet sie auch wohl im Decocto-Infusum mit China, oder setzt ihr Extractum Chinae zu. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Man giebt die Serpentaria im Aufgufs, 3i,5.-iij. auf §iv.-vj. Colatur 2-3stündlich einen Efslöffel. Verbindungen s. oben. 545. R. Rad. Serpentar. 5i/9.-iij. Inf. in s. q. Aq. per | hor. Colatur giv. refriger., adde Spirit. sulphurico-aether.
I
Syr. flor, aurant. ^j. MDS. ¿stündlich 1 Efslöffel. i 546. R. Cort. Chin. fusc. ^ß. Coq. c. Aq. pommun. gxij. sub | finem coct. infunde
Radix
Valerianae
Rad. Serpentar. äijad Colatur. §vj., cui adde Syr. cori, aurant. ^j. MÜS. Stündlich 1 Efslüffel. 547. 5ij. ß Rad. Serpentar.
Radix
Valerianae
minor is.
253
Inf. Aq. fervid, q. s. per j hor. in Colatur. giv., solve Extr. Chin, frigid, parat. Syr. flor, aurant. MDS. 2 stundlich 1 Efslöffel.
minor is.
Baldrianwtirzel.
Die Valeriana wird nuter den flüchtigen Mitteln am häufigsten benutzt; sie ist ein sanftes, aber wirksames Erregungsmittel für das Nervensystem, erhitzt nicht besonders, hält auch keine Ausleerungen zurück, und scheint selbst manche Ab- und Aussonderungen, wie z. B. die der Haut, zu befördern. Sie wird selbst von den empfindlichsten Individuen ertragen, und bekömmt auch Kindern gut. Besonders zu berücksichtigen ist bei diesen noch die feindliche Wirkung, die der Baldrian auf die Würmer ausübt, lind wodurch er bei durch dieselbe erregten Störungen, Krämpfen etc. ein sehr brauchbares Antlielminticum wird. Man hat den Baldrian benutzt: in Fiebern, wenn sie sich zum Status nervosus hinneigen, bei acuten Exanthemen, wenn sie sich mit gelinder Nervenschwäche verbinden, oder ein krampfhafter Zustand des Hautorgans einen völligen Ausbruch des Exanthems verzögert. Hier, wo noch höhere Grade des Nervenleidens nicht eingetreten, wo die Krankheit noch gleichsam in der Mitte zwischen Sthenie und Asthenie steht, ist der Baldrian ein treffliches Mittel und wird, besonders mit gelind diaphoretischen Mitteln verbunden, Liquor Ammonii acetici, succinici etc., mit grossem Nutzen gegeben. R i c h t e r hält ihn in solchen Fällen für unentbehrlich, und will ihn selbst in der frühesten Periode, namentlich der Dentition, gereicht wissen. Man hat den Baldrian ferner benutzt bei Krämpfen, in denen R i c h t e r gleichfalls sehr viel von ihm erwartet. W e n d t ist der Ansicht, dafs die krampfwidrigen Wirkungen des Baldrians bei spastischen Krankheiten der Erwachsenen entschiedener als in denen der Kinder hervorträten. Es liegt dieses theils in dem Umstände, dafs im kindlichen Alter die Krämpfe aus den tiefen Störungen der Vegetation, worauf der Baldrian nicht einwirkt, ihren Ursprung nehmen, theils ist auch der höchst widrige Geschmack dieses Mittels von der Art, dafs kleine Kinder dasselbe, sobald sie sich nur der äufseren Eindrücke bewufst werden, nur mit g.iofsem Widerwillen nehmen. Am meisten wird der Baldrian in den Krämpfen leisten, die durch Würmer erregt werden, so wie er überhaupt ein gutes Anthelminticum ist, das nicht allein die Würmer abtreibt, sondern auch vermöge seiner gelind stärkenden, den Tonus hebenden Eigenschaft eine Wiedererzeugung derselben zu verhüten vermag, ein Vorzug, den nicht alle sogenannten Wurmmittel mit ihm theilen.
254
Radix
Valerianae
minoris.
D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Innerlich: Man giebt den Baldrian zu 5 - 1 0 - f 5 G r . und mehr, einige Mal tiiglich in P u l v e r , L a t w e r g e (in diesen beiden Formen jedoch nur zur Vertreibung von Würmern, in Verbindung mit anderen passenden Mitteln, s. Semen Santonici) ; am häufigsten im A u f u f s (pafst besonders für acute Krankheiten) zu 5'j. auf f v j . olatur, mit diaphoretischen, fluchtigen, krampfstillenden, anthelmintischen Mitteln in Verbindung. A e u f s e r l i c h zu C l j s t i r e n , besonders anthelmintischen etwa 5'j- m i t der hinreichenden Menge Wassers infundirt, in Verbindung mit Sem. Santonici (s. dort), A sa foetida (s. dort), und dergl.
g
548. Jßt Ptilv. rad. Valerian. Calnmelan. gr. iij. Sacchar. alb. 5j. M. f. Pulv. divid. in i v . - v j . part, aequal. S. 3 Mal täglich 1 Pulver, (Gegen AVürmer.) Gü Iis. 549. f f t Pulv. rad. Valerian. §/9. — — Jalapae 5ijM. f. Pulv. divid. in viij. part, aequal. S. Morgens nüchtern 1 Pulver. Störck. 550. Rad. Valerian. Maines, carbonic. 55 5j. Rad. Irid. florent. ¿iß. — Liquirit. 5ij. Sem. Anisi Croci gr. viij. M. f. Pulv. DS. Täglich 2 - 3 Mal und öfter 1 - 2 Messerspitzen voll. (Bei Säure, Blähungen etc.) üufcland.
552. Jfr Rad. Valerian. Inf. s. q . A q . fervid. per ^ hör. Colatur. g v j . refrig., adde Aether, sulphuric. 5/4. hi//. Ammon. acetic. St/r. Chamomill. jj. MDS. 2 stündlich 1 Efslöffel. (Bei leicht nervösen Exanthemen.) 553. Bt Rad. Valerian. 5U' Inf. Aq. fervid, j . s. per. ^ hör. Colatur. giv., adde IJq. Ammon. succ. 3j. iSyr. flor. aur. -1. MDS. 2 stündlich 1 Efslöffel. (Bei nervösen Pocken, alternatila mit Moschus.) 554. Jiij. fji Rad. Valerian. Inf. Aq. fervid, q. s. per Ì lior. Colatur. §iv. refriger., adde Liq. Amnion, fyro - oleos.
Moschi genuini gr. viij. Tinct. Ambrae Syr. flor. aurant. £ß. 551. MDS. Ì stündlich 2 volle TheeJFji Pulv. rad. Jalap. lötfel (1 Kinderlöffel) umgeLimatur. mart, ää 5j. schüttelt. (Für Kinder von Pulv. rad. Valerian. 5>'j2 - 4 Jahren. Bei Asthma Roob. Dauc. q. s. ut f. Miliari.) Wendt. Electuar. S. Theelöfl'eiweise.
Resina Guajaci nativa. liesina
Guajaci
nativa.
Guajacharz.
255
Das Gua-
j a c afficirt in seinen Wirkungen vorzüglich die Vegetationsorgane, namentlich aber die äufsere H a u t , das lymphatische und Drüsensystem. E s vermehrt die A b - und Aussonderungen der Haut, der Nieren und des Darmcanals, bewirkt im Allgemeinen Verflüssigung, und pafst daher besonders bei chronischen Krankheiten der vegetativen Gebilde von gehinderter A b - und Aussonderung, welche schon die Stufe der D y s c r a s i e erreicht oder überhaupt schon abnorme Producte gebildet haben ( V o g t ) . Zugleich beschleunigt es die Circulation, erhitzt, und wirkt auch bei anhaltendem Gebrauche leicht nachtheilig auf die Digestionsorgane. Reizlose, aufgedunsene, phlegmatische Individuen vertragen es am besten-; durch Vollblütigkeit, Fieber, Plethora abdominalis wird es contraiudicirt. Unter den Krankheiten des kindlichen Alters sind es namentlich die Scropheln und die in ihrem Gefolge erscheinenden Hautausschläge, Augenentzündnngeu etc., gegen die man es in Gebrauch gezogen. E s pafst in der genannten Krankheit besonders, wenn die Reizlosigkeit und Atenie einen hohen Grad e r r e i c h t , die Secretionen s e h r t r ä g e erscheinen, lymphatische, schleimige Stockungen, z ä h e r ¡Schleim aufzulösen sind etc.; man giebt es hier vorzugsweise gern in Verbindung mit Schwefelantimon, Aethiops antimonialis und mineralts. Bei seinem Gebrauche achte man besonders auf die Stuhlausleerungcn; wo es schon in kleinen Gaben Bauchgrimm e n , sehr flüssige Stühle b e w i r k t , da erscheint es nicht geratlien, seinen Gebrauch fortzusetzen. Als günstiges Zeichen hingegen kann es betrachtet w e r d e n , wenn täglich einige breiige Stühle ohne weitere Unbequemlichkeit crfolgeu. D o s i s u n d D a r r e i c h u n g s f o r m . Man giebt die Resina Guajaci zu 5 - 1 0 Gr. 2 - 3 Mal täglich in P u l v e r , in Verbindung mit Aethiops antimonialis und mineralis (s. dort), Pulvis Plummeri, Limatura mortis, Rheum eic. 555. Pulv. resin. Guajac. í)i Resin. Guajac. gr. v. Limatur. mart, ä ä Aethiop. antimonial gr. iij. Sacchar. alb. 5 " j . Pulv. herb. Digital, gr. M. f. Pulv. Sacchar. alb. -)/?. S." 2 Mal täglich eine MesserM. f. Pulv. dent. tal. dos. spitze ( = J0 Gr.) No. x i j . Gölis. S. F ü r ein Kind von 7 Jahren 557. täglich 3 Mal, f ü r ein Kind fö Cnlomelati. von 4 Jahren täglich 2 Mal Sulphur, aurat. antim. Sä 1 Pulver. gr- jHufeland. Resin. Guajac. nativ. gr. x. 556. Extr. Vonii macul. gr. ij. R. Pnlv. • ostracodermat. (s. Rad. Lit/uirit. ^ß. Conch. ppt.)
Sapo medicalus
256
M. f. Pulv. dent. tal. dos. No. xij. S. 2 Mal täglich 1 Pulver.
Sapo
medicatus
s.
natronatus. (Für ein Kind von 8-10 Jahren.) Vogt.
s. natronatus.
Medizinische
S e i f e . Die AVirkungen der Seifen sind im Allgemeinen die der Kalien, nur ist die Seife viel milder als jene, und man hat daher von ihr kein chemisches Eingreifen auf die iuneren Magenhäute zu fürchten. Dagegen aber ist sie viel unverdaulicher, verdirbt leicht die Digestion, und wirkt überhaupt bei längerem Gebrauche feindlich auf das Ernährungsgeschäft und das gesammtc vegetative Leben ein. In der Kinderpraxis wird die Seife hauptsächlich als säurebrecheudes Mittel benutzt, hat aber hier vor anderen Mitteln dieser Art nichts voraus. Nur da, wo die Säure von einer unvollkommenen, fehlerhaften Gallenabsonderung abhängt, wie dieses häufig bei habituellen Coliken, Durchfällen und Magensäure der Kinder der Fall ist, kann sie wegen ihrer gleichzeitig auflösenden, die Galleuabsonderung verbessernden Eigenschaft zuweilen gute Dienste leisten. So empfiehlt K a m p e r bei Kindern, die ohne Mutterbrust auferzogen werden, beständig an Säure und den daraus resultirenden Krankheitserscheinungen leiden, etwas Seife mit dem Kinderbrei zu vermischen; und auch H u f e l a n d empfiehlt selbst bei grüfseren Kindern, früh und Abends 6-10 Gr. Sapo als säuretilgendes, eröffnendes, schleimauflösendes Mittel der Suppe beizumischen. Die Benutzung der Seifen bei Vergiftung durch scharfe Säuren ist hier blofs zu erwähnen. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Man giebt die medizinische Seife zu 5-10 Gr., nicht gern in P u l v e r , häufiger als L e c k s a f t , L a t w e r g e , in Verbindung mit Magnes. carbonica, Rheum (s. dort, etc.). 558. MDS. Umgeschüttelt 2stündfy Sapon. medic. -)ß. lieh , - 1 Theelüffel. Magnes. carcnnic. 560. Sem. Foenicvl. 50 3'jßt Sapon. medie. ivj. M. f. Pulv. Ol. amygdal. f i . S. 4-5 Mal täglich eine Bohne Syr. Althaeae grofs zu nehmen. (Bei Säure.) MDS. 3 Mal täglich 1 -2 TheeJahn. löffel. (Bei Säure und Kräm558. pfen.) G. A. R i c h t e r . Sapon. med. -)j. Lapid. Cancror. 5,'J. 561. Gumm. Mimos^ 5j> # Syr. Rhei ^j. Aq. Foenicul. giij. Sapon. medie. Sacchar. alh. 5ij. MDS. Theelüffelweise.
Semen Cannahis. — Semen Cinae s. Santonici. Semen
Cannabis.
Hanfsamen.
257
Ein schleimiges Mit-
tel, däs bei Heiserkeit, Catarrhen, Husten, Harnbeschwerden, Krämpfen und Entzündungen des Darmcanals, zum Einhüllen scharfer Mittel etc. mit Nutzen angewendet werden kann. Mau giebt es besonders in Emulsion, und diese verdient selbst vor einer Mandelemulsion den Vorzug, weil sie schleimiger ist, und nicht so leicht Verstopfung macht. J a h u (medizinisches Conversationsblatt 1831) will den Hanfsamen auch als narcotisches Mittel bei Kindern mit Vortheil benutzt haben. Er sagt: „dafs der Hanfsamen narcotische Kräfte besitze, lehrt der Umstand, dafs die Orientalen die Hanfblätter, und M o l w i t z das weinige Extract derselben als Surrogat des Mohnsaftes empfehlen, dafs meine Landsleute die sogenannten Schreikinder beruhigen, indem sie ihnen Häuf unter den Kopf legen, dann die Homöopathie. Aber seine narcotischen Kräfte sind ganz gelinde. Wie einerseits an das Bilsenkraut dadurch, dafs seine Kraft an Oel gebunden ist, so schliefst er sich andererseits an das Lycopodium an, dafs er unter die Albuminosa gehört, und dafs seine Kraft vorzugsweise dem uropoetischen Systeme zugewandt ist. Ich habe ihn fast in allen Formen von Krämpfen zarter Kinder gegeben, besonders auch in Clystiren, und selten hat mich meine Wahl gereut." D o s i s u n d D a r r e i c h u n g s f o r m . Man giebt den Hanfsamen in E m u l s i o n , etwa auf ^ v j . , efslöli'clweise, bei gröfseren Kindern auch wohl zu \ Tassen. 562.
Sem. Cannab. sativ. ¿ß. terend. sensim inisc. c.
Atj. commun. jvj. ut f.
563.
lyi Sem. Cannab. Amygd. clulc. exeort. ää ¿ß. terend. sensim misc. c.
A//. commun. gvj. ut f.
Emuls., in qua solre
Gumm. Mimos. 5j. Sacchar. alb. DS.
Colatur. Stündlich 1 Efslöffel.
Semen
Cinae
Emuls., in Colatur., solve
Past. Althaeae 5Ü-
MDS.
s. Santonici.
Stündlich 1 Efslöffel.
Zittwersamen.
Der
Zittwersamen wird ausschliefslich wegen seiner anthelmintischen Wirkungen benutzt; er ist unter allen Wurmmitteln das gebräuchlichste und auch sicherste Mittel, um bei Kindern Ascariden abzutreiben, und kann längere Zeit ohne Nachtheil gereicht werden. Zuweilen jedoch leistet er auch die gewünschte AVirkung nicht, und man erreicht dann mit anderen, dem Anscheine nach weniger wirksamen Mitteln seinen Zweck. R i c h t e r (Arzneimittellehre) bemerkt mit Recht, dafs die Unbekanntschaft mit den Bedingungen, unter welchen überhaupt Würmer abgehen, eben es ist, welche die Aerzte veranlafst h a t , so mannigfache 17
238
Semen Cinae s. Santonici.
Methoden zur Bekämpfung des Uebels aufzustellen, und w i r glauben, dafs auch bezüglich der W u r m e r z e u g u n g im kindlichen Organismus, die zum Grunde liegenden Bedingungen, wenn auch gekannt, doch häufig nicht genug berücksichtigt werden. Nie ist bei dieser Krankheit zu übersehen, dafs die E r z e u g u n g und das Vorhandensein einer grofsen Menge von W ü r m e r n stets eine schon gesunkene Thätigkeit des Darmcauals und g e s c h w ä c h t e oder krankhaft umgeänderte Reproduction voraussetze, dafs also d a , w o diese Anhäufung von XVürmern v o r g e h t , vorher allgemeiner Krankheitszustand vorhanden w a r , der die Entstehung von krankhaften E r s c h e i n u n g e n , vermöge der vorhandenen S c h w ä c h e und griifseren Reizbarkeit, begünstigt. Immer bleibt es daher Pflicht des A r z t e s , sich mit der blofsen Entfernung der W ü r m e r nicht zu b e g n ü g e n , sondern auch den ihnen zum Grunde liegenden Ursachen entgegen zu arbeiten, und durch Belebung und Stärkung der Digestion und gesammten Reproduction des Kindes einer W i e d e r e r z e u g u n g derselben vorzubeugen. D e n Vorzug verdienen daher j e n e Wurmmittel, die gleichzeitig beiden Zwecken e n t s p r e c h e n , und in sofern ist der Z i t t w e r s a men, der durchdringend reizend auf die Unterleibsnervengeflechte und zugleich nach A r t der Bitterkeiten tonisch wirkt, ein schätzbares Anthelminticum. Auch palst e r , besonders bei s c h w ä c h lichen Kindern, im Wurmfieber und kann h i e r , als ein f ü r die alienirte Thätigkeit der Unterleibsnerven und ihrer Ganglien beruhigendes Mittel, in Anwendung kommen. Noch stehe hier die f ü r alle Wurmmittel geltende Bemerkung, dafs man 1) die einzelnen Gaben reichlicher verordnen müsse, weil in der R e g e l vorausgesetzt werden kann, dafs durch den anhaltenden W u r m r e i z und durch den Wurmschleim die Empfindlichkeit der inneren F l ä c h e des D.mncanals etwas abgestumpft wird, und 2) dafs die besonders von R o s e n s t e i n geltend gemachte Regel, wurmtreibende Mittel nur bei abnehmendem Monde zu g e b e n , nicht unberücksichtigt bleiben dürfe, da sie, wenn auch durch die T h e o rie nicht gehörig erklärt, doch durch die E r f a h r u n g genehmigt wird. Dosis und D a r r e i c h u n g s f o r m . Innerlich: Am wirksamsten ist der Zittwersamen in Substanz (z. B. f r ü h Mor1 1 gens nüchtern auf B u t t e r b r o d ) , zu 5 i "d z w a r gröblich zerstofsen, in w e l c h e r F o r m e r nach B r e m s e r auch vielleicht mechanisch wirkt. Eine gute F o r m ist a u c h , ihn mit Honig, Pflaumenniufs, Möhrensaft zur L a t w e r g e zu machen, und auf Butterbrod zu geben. B e r ü h m t sind die L a t w e r g e n von S t o r k , B r e m s e r , R o s e n s t e i n ; s. die Formeln. Man giebt den Zittw e r s a m e n ferner in A u f g u f s (und z w a r eignet sich diese F o r m v o r z u g s w e i s e f ü r acute Z u s t ä n d e , W u r m f i e b e r , K r ä m p f e etc.), e t w a 5,ß.-j. auf g i v . - v j . f ü r ein 4 - 8 j a h r i g e s K i n d , mit anderen flüchtigen Mitteln, Valeriana, Aether und dergl. in Verbindung. F ü r s e h r eigensinnige, j e d e Arznei verweigernde Kinder p a f s t
Semen
Cinaê s.
Santonici.
259
auch die von F l e i s c h vorgeschlagene Zucker werkform (s. unten). A e u f s e r l i c h als Clystir, etwa f/S. mit der hinreichenden Menge Wassers infundirt, in Verbindung mit Valeriana, Asa foetida etc. 564. K Pulv. rad. Valerian. Sem. Cinae ää -)j. Calomelafi. gr. ij.Sacchar. alb. -)ij. M. f. Pulv. divid. in iv. part. aequal. S. 2 Mal täglich I Pulver. Gölis. 565. Ri Sem. Cinae 5ij. Rad. Jalapae. Sacchar. alb. ää 3j. M. f. Pulv. divid. in vj. part. aequal. ' S. 3 stündlich 1 Pulver. Schubarth. 560. # Pulv. Sem. Cinae gr. xv. — rad. Rhei gr. xij. Aloes lucid. gr. vj. Calomelan. gr. iij. Rad. Ipecacuanh. gr. j . M. f. Pulv. divid. in iij. part. aequal. S. Früh 1 Pulver. Pafst nur für griifsere Kinder, und findet auch da wegen des üblen Geschmackes grofse Schwierigkeiten.
Pulv. rad. Valerian. 5ij. — — Jalap. 5/Î. Tart. vitriolât. Ji/î. Oxymell. St/uill, q. s. ut f. Electuar. S. 2 - 3 Mal täglich 1 Theelüffel. Bremser.
569. fy Pulv. rad. Valerian. ¿iß. — — Jalap. 5j. Sem. Cinae %ß. Tart. tartarisat. 5ij. Oxymell. Squill. 5vj. Syr. commun, q. s. ut f. Electuar. S. 4 Mal täglich X Theelüffel voll. Electuarium anthelminticum. Ph. Paup. Hufeland. 570. Jji Pulv. Sem Cinae Jv. — rad. Jalap. 5jChocolat, pulv. 5iij. Mucil. Qumm. Mimos. q. s. ut f. Trochisci No. 30. S. Täglich 4 Mal 2 - 3 Stück zu geben. Für ein Kind von 10 Jahren.) Vogt. 571. 567. Jji Sem. Cinae. Jfc. Sem. Cinae 5ij. Chocolat, pulv. ää 3ÜPulv. rad. Jalapae ¿ß. Sacchar. alb. £ß. — — Valerian. 3j. Mucil. Gutnm. Tragac. q. Oxymell. St/uill. q. s. ut f. s. ut f. Trochisci No. 30. Electuar. S. 3stündlich 4 - 6 Stück. (Für S. Alle 2 - 3 Stunden einen guten Kinder von 4 - 6 Jahren.) Theelüffel voll. Fleisch. Stork. 572. 56S. Jji Sem. Cinae. Sem. Cintee Rad. Valerian, ää 17'
Semen
260
Lycopodii.
573. Inf. et diger. c. Aq. fervid. ¡ft Sem. Cinae. Colatur. giv. refrig., adde Rad. Valerian, ää §/?. Extr. nuc Jvgland. Inf. et diger._c. Aq. fervid. Liq. anodyn. Hoffmann. Colatur. gviij., adde Tinct. cort. auraut. ää 3jAsae foetid, in Viteil. Ov. Syr. cort. auront. f,ß. solut. 3j. MDS. 2 stündlich 1 Kiiiderbis Efslüffel. »IDS. Zu 2 Clystiren. H e il k e.
Semen
Lycopodii.
Bürlappsamen.
Der Bärlapp-
samen wurde zuerst von J a v a n d t und H u f e l a n d gegen schweres, schmerzahaftes Harnen und Blasenkrämpfe zahnender Kinder empfohlen, und ist von ihnen mit ausgezeichnetem Mutzen gebraucht worden. Auch anderen Aerzten bestätigte sich dieser Nutzen. So erhielt ein an einer heftigen Dysurie äufserst efährlich krankes Kind fast augenblicklich durch die Anwenung des L3'Copodiums Hülfe ( T o d e ' s Journ. Bd. 5.), u n d B u s s c r ( H u f e l a n d ' s Journal Bd. 3C.) heilte damit eine sich zum schweren Zahnen gesellende Strangurie. Nach J a h n (medicinisches Conversationsblatt IS3I) wirkt der Bärlappsamen auch noch als Nervinum und beruhigendes Mittel, und soll bei Coliken, wo diese als Neurosen auftreten, und bei spastischen Formen im anapnoischeu Apparat sich sehr hülfreich erweisen. J a h n sagt darüber: ,,Das Lycopodium ist dafür bekannt, dafs es gegen krampfhafte Beschwerden, die im Harnsysteme haften, gute Dienste leistet. Der alte W e d e l ist meines Wissens der Erste, der die genannte Eigenschaft wahrnahm, in neuerer Zeit kam sie durch J a v a n d t , H u f e l a n d und andere berühmte Männer wieder in Anregung. Ich selbst habe das Lycopodium nicht allein bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen in den angedeuteten Formen vielfaltig mit Nutzen angewandt. Aber nicht allein auf die in den uropoetischen Apparat eingehenden Nerven, sondern auch auf andere Provinzen des sensitiven Systems wirkt der Bärlappsamen herabstimmend, wenn gleich seine Kraft schwach und dann nur, wenn krankhafte Reizung vorliegt, und auf seinen Gebrauch nachläfst, augenfällig ist. Mir ist dieses, seitdem ich das Mittel gegen hysterische Zufälle, gegen Asthma und Keuchhusten nicht ohne Nutzen gab, Thatsache. Besonders aber scheint mir der kindliche Organismus mit seinem zarten, so überaus beweglichen und empfindlichen Nervensystem für die Anwendung der Substanz geeignet. Ich habe sie sehr oft bei Kindern gegeben, am häufigsten bei Colik der Kinder, einer Krankheitsform, die im Anfange ihres Bestehens leicht zu beseitigen ist, bei Vernachlässigung aber häufig zu den traurigsten Zufällen führt. Die Krankheit kommt, wie jede Neurose,
G
Semen
Lycopodii.
261
in Stöfsen nach freien Zeiten. Das Kind scheint gesund, plötzlich aber schreit es winselnd, verschmäht die Brust, zieht die Füfse an den Bauch, wird blafs und kalt, leert grasgrünen, mit Schleim vermischten, oft den After wund machenden Koth aus, worauf dann wieder Ruhe kömmt. Wie oft habe ich diesen Zustand durch eiue Auflösung von arabischem Gummi, der ich Bärlappsamen zusetzte, gehoben, nachdem schon Krebsaugen, Austerschalen, Kreide, Rhabarbersaft, Mannasyrup, und wie das alberne Zeug mehr heifst, „um Säure zu tilgen, um Kindspech, Schleim, scharfe Galle auszuführen", fruchtlos gegeben waren, und nachdem Chamillenthee, durch Mund After lege artis eingepumpt, die Krankheit verschlimmert und der Eclampsie nahe gebracht hatte. — Eben so häufig, als die erwähnte spastische Form, kommt in der Kinderwelt eine andere vor. Ihr Sitz ist der anapnoische Apparat. Die Kinder keichen, röcheln, husten in Paroxysmen, brechen auch wohl, alle Fiebererscheinungen fehlen, die kleinen Kranken sind blafs und kalt. Auch in dieser Form, die gewöhnlich mit Mitteln, die reizend auf die Brust und ihre Nerven wirken, somit Oel in's Feuer giefsen, mit Meerzwiebelhonig, Senegasyrup, Aminoniacsyrup, mit Goldschwefel, Liquor Ammonii succinici, anisati und dergleichen behandelt oder mifshandelt und, wenn geheilt, nur durch höchst mifsliche Ueberreizung geheilt wird, auch in dieser Form, sage ich, habe ich Bürlapppulver mit vielem Erfolge gegeben, wenn es gleich in ernsteren Fällen zu schwach und durch kräftigere Mittel zu ersetzen sein dürfte. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . I n n e r l i c h : Man giebt das Lycopodium nach dem Alter zu in 24 Stunden, in L a t w e r g e , S c h ü t t e l m i x t u r e n und L i n c t u s (mit Gummi Mimosae, Eidotter, Syrup. Althaeae oder einer Emulsion). A e u f s e r l i c h bedient man sich des Lycopodiums als Streupulver beim Wundwerden, dem Intertrigo junger Kinder, wo es eius der wirksamsten und unschuldigsten Mittel ist. Selbst wenn die Stellen schon geschwürig geworden, schafft es oft noch in Salbenform, zumal mit gleichen Theilen Zinkblumen (s. diesen Artikel), Hülfe. 574. MDS. Ilmgeschüttelt 2 stündlich 2 Theelöffel. Jfi Sem. Lycopod. Gumm. Mimos, ää gj. Hufeland. Syr. amygd. q. s. ut f. 576. Electuar. Axung. porc. rec. fj?. S. 2stündlich 1 Theelöffel. Flor. Zinc. Henscliel. Sem. Lycopod. ää 3j. Misce exact. 575. Sem. Lycopod. j$ij. S. Salbe. Syr. Althaeae Ji,ï. Rosenstein. Aç. Foenicul. gij.
Semen
262
Semen
Phellandrii
Phellandrii
aquatici.
aquutici.
Wasscrfenchel-
S a m e n . Der Wasserfcnchel gehört zu den balsamisch scharfen Mitteln, wird aber noch durch ein ihm inwohnendes, fein anodynisches, selbst narcotisches Princip wirksam. Er wirkt erregend auf die ersten Wege, befördert die Verdauung, treibt Blähungen, scheint aber vorzugsweise in einer besonderen Beziehung zu den Respirationsorganen zu stehen. Man hat ihn al« specifisch gegen die Lungensucht empfohlen, und wenn er auch, dem Wesen der Krankheit nach, bei der schon weit vorgeschrittenen Phthisis keine Hülfe mehr bringen kann, so vermag er doch den Auswurf zu mindern und zu verbessern, das Fieber und die Engbrüstigkeit zu miifsigen, und so das Leben zu fristen. J a h n (loc citat.) will ihn seiner sanften Wirkung wegen besonders in Kinderkrankheiten angewendet wissen; er sagt darüber: „ H e r z und H u f e l a n d brachten auf einige Zeit den Samen des Wasserfenchels in Ansehen Jetzt ist er schon wieder aus der Mode, aber mit Unrecht, wie ich glaube. Wohl ist es ein unsinniges Beginnen, wenn man Lungensucht mit ihm zu heilen sich anschickt. Er kann in dieser Krankheit nur als Nebenmittel, als unterstützendes Mittel dienen. Seine Kraft ist, wie auch S a u v a g e s und die Tübinger Schule lehrt, offenbar gelind narcotisch, und zwar besonders auf die Brustnerven ausgedehnt, und er kommt mit Digitalis ( P f ä f f ) und Crocus, vielleicht auch mit Lactuca, nicht aber, wie V o g t will, mit Alant, Pimpinella, Pyrethrum etc. in eine Reihe zu stellen. In der Lungensucht wirkt er, wie die genannten Mittel und wie Blausäure und Dulcamara, dadurch wohlthütig, dafs er die Reizung in den anapnoisehen Nerven abstumpft. Aber seine Kraft ist schwach, und deshalb verdient er auch mit Recht ein Kindermittel zu lieifsen und mehr, als geschieht, in der Kinderpraxis angewendet zu werden. Ich habe ihn oft mit Nutzen nicht allein in spastischen Brustbeschwerden, sondern auch bei anderen Nervenreizunjteu der Kinder gegeben, und werde fortan noch öfter zu ihm greifen. Hat er mir doch selbst im Keuchhusten Erspriefsliches geleistet. D o s i s u n d D a r r e i c h u n g s f o r m . Man giebt den Wasserfenchel zu 5 - 1 0 Gr. täglich 3 - 4 Mal in P u l v e r , und wo diese Form nicht vertragen wird, im A u f g u f s , etwa 5'j. auf ' v j . , 2-3stündlich einen Efslöffel. Passende Verbindungen siud ie mit Liehen Jslandicus, Herb. Digitalis etc. sub finom coct. addendo 577. Sem. Phellandrii 5ij. Jjl Lichen Islandic. 5'j. Aq. commun, fervid. gvj. in Colatur. solve Stent, in digest, usq. ad refriSucci Gh/cirrhis. dep. ^ij. ger. turn aquam ut inutilem MDS. Alle '2 Stunden 1 Efsabjice et cum Aq. comm. ^xij. löffei. Coq. ad remanent. Colatur gvj.
f
Semen
s. Colatnr. giv., adde
263
Spirit, nitr. aetlier. Syr. Althaeae f/3.
578.
# Herb. Digital. Sem. Pkellandrii 5¡jInf. Aty. commun fervid,
Sinapis.
q.
MDS. 2 stündlich 1 Efslöffel voll.
Semen Sinapis. Schwarzer Senfsamen. Innerlieh benutzt man therapeutisch den Senf nur selten bei Kindern. T l i i l o w (.allgemeine mediz. Annalcn, 1817), der den Sitz des Keuchhustens in den linken Magenmund setzt, empfiehlt 5jSenfsamen mit §j Oxymel Sr/uillae gemischt, nach dem Alter alle Stunden zu 1 . 2 Theelöffel voll, als specifisch in der genannten Krankheit. Weit häufiger dient der Senf ä u f s e r l i c h als Hautreiz. Durch seine reizende, rothmachende Wirkung wird an der berührten Hautstelle die gesammte Vitalität bedeutend gesteigert, und diese Reizung pflanzt sich bei der in der Kinderwelt namentlich so innigen antagonistischen und consensuellen Verbindung, in der die Haut mit dem Totalorganismus und seinen verschiedenen einzelnen Theilen steht, sehr bald auf das Aligemeine fort. Es erregt diese Reizung der Haut durch Mitleidenschaft bald die ganze Haut oder den gesammten Organismus, bald nahe gelegene Organe, und steigert deren Vitalität, bald wirkt sie antagonistisch, und leitet durch Gegenreiz von anderen Theilen des Körpers ac. Demnach bedient man sich der Senfteige 1) zur Hebung vitaler Schwäche, welche im Hautorgan ihSitz hat, und wo wegen eben dieser Schwäche Exantheme. Blattern , Scharlach, Masern, Friesel sich nicht gehörig ausbilden können oder gar deshalb zurücktreten; bei zurückgetretenen Rheumatismen, Rosen, zurückgetretenen chronischen Hautausschlägen etc. Hier hat die Applicationsstelle nichts bestimmtes, und man legt sie hintereinander auf verschiedene Stellen der Haut; war aber die zurückgetretene Aff'ection vorzugsweise eine örtliche, so applicirt man das Rubefaciens auf die vorher leidende Stelle. 2) W o eine sympathische Reizung eines Theiles hervorgebracht werden soll, z. B. bei Lähmungen solcher Organe, zu denen man nicht unmittelbar gelangen kann. In allen diesen Fällen legt mau die Rubefacientia unmittelbar auf die leidenden Theile. 3) W o a n t a g o n i s t i s c h von anderen Theilen abgeleitet werden soll, z. B. bei Entzündungen, Congestionen,, bei catarrhalischen, rheumatischen Atfectionen, bei Diarrhoe, Schmerzen, Krämpfen, (iastrodynie, Brustkrämpfen, Coliken etc. Sie wirken in diesen Fällen durchgehends besänftigend und gehören zu den schätzbarsten Palliativmitteln. H u f e l a n d sagt von ihnen: „Ich habe sie schon oft bei den stärksten Zuckungen,
264
Semen Sinapis.
F i e b e r h i t z e , engem A t h e m , bei völliger Betäubung und Phantasmen der K i n d e r , an die Waden g e l e g t , binnen einer halben Stunde die Dienste der besten kühlenden und krampfstillenden Mittel thun s e h e n , der Kopf ward f r e i e r , der Athem ruhiger, die Zuckungen liefsen n a c h , und die brennendste Hitze ging in eine sanfte-, allgemeine Ausdünstung über. — S e h r gern lasse ich sie in solchen Fällen eine J oder ^ Stunde vor der Anwendung des Brechmittels auflegen, um dadurch schon v o r h e r die Congestionen nach den oberen Theilen abzuleiten, und allen etwanigen Nachthcil, den das Erbrechen in einem solchen Zustand erregen könnte, zu verhüten — der nämliche (»rund, w a r u m mau auch Clystire vorher zu geben p f l e g t ; nur hat dieses oft die unangenehme F o l g e , dafs das Brechmittel, statt nach oben zu w i r k e n , nach unten durclischslägt." Die Zeit der Anwendung wird in diesen Fällen nach dem Stande der allgemeinen Empfänglichkeit bestimmt, indem man beachten m u f s , dafs die Aufregung sicli über den Ort der Anwendung hinaus erstrecken und das Üebel alsdann verschlimmern kann. Also nur wenn einzelne T h e i l e sehr hervorstechend leiden, andere dagegen von der Aufregung unberührt geblieben sind, darf man den Sinapismus anwenden; Blutentziehung und krampfstillende Mittel müssen oft erst vorausgeschickt werden. D e r Ort der Anwendung m u f s , w o möglich, im Antagonismus mit dem leideneen T h e i l e s r e h e n ; indessen gilt dies schon von der Haut im Allgemeinen. So legt man die Rubefacientia bei Delirien, heftigen Kopfs c h m e r z e n , überhaupt gereiztem G e h i r n o r g a n , unter die Fufssohlcn, und sind diese zu empfindlich, an die W a d e n ; bei inneren Entzündungen auf die den leidenden Theil zunächst umgebende äufsere H a u t , bei anhaltendem Erbrechen auf die Mageng e g e n d , bei K r a m p f a s t h m a auf die Brust etc. W a s nuu die F o r m der Anwendung betrifft, so bedient man sich des S e n f e s : 1) Als Sinapismus. (Officinell: gepulverter Senf 1, K o g genmehl i mit E s s i g zu einem T e i g e gemacht.) Man vermischt den Senf mit Sauerteig oder vermengt ihn mit W e i z e n - oder L e i n s a m e n m e h l ; man kann durch den Zusatz von mehr oder weniger Senf den R e i z verstärken oder mindern, j e nachdem eine rasche und kräftige, oder eine minder gewaltsame W i r k u n g beabsichtigt wird. Bei ganz kleinen Kindern von 1 - 2 Monaten ist schon Sauerteig mit e t w a s Essig hinreichend. D a s Anfeuchten des Senfes geschieht meistens mit E s s i g , doch scheint der gemeine E s s i g die S c h ä r f e des Mittels e h e r zu vermindern als zu erhöhen, und die Bereitung mit lauwarmem W a s s e r vorzüglicher zu sein. Man t r ä g t den T e i g auf L e d e r , P a p i e r oder Leinwand auf; die Gröfse richtet sich nach der beabsichtigten W i r k u n g , sie ist von der eines T h a l e r s bis zu der einer Hand anwendbar. Die Zeit des Liegenbleibens richtet sich nach der individuellen Empfindlichkeit; in der R e g e l ist f ü r Kinder ^ Stunde bis 20 Miauten hinreichend. Man s e h e fleilsig n a c h , um den
Serum Lactis dulce.
265
S e n f t e i g , sobald die Haut roth w i r d , abzunehmen und den R e i z nicht zu stark w e r d e n lassen; w o eine zu heftige Wirkung bei sehr sensiblen Kindern zu fürchten ist, kann man auch ein Stück Flor unterlegen. Nach abgenommenem Cataplasma läfst man die Stelle entweder unbedeckt, oder legt, wenn der S c h m e r z sehr lebhaft i s t , ein mit Milchrahm, ungesalzener Butter u. dergl. bestrichenes Leinwandlüppchen darüber. 2) Z u Bähungen. Einwickelungen von infuudirtem Senf gehören zu den kräftigsten Mitteln, um bei Krankheitszuständen mit hohem S c h w ä c h e g r a d e , beim Einsinken und Verschwinden von Exanthemen etc. durch das H e r v o r r u f e n einer erhöhten Hautthätigkeit, in dem schon fast erstrorbenen Organismus noch eine n e u e , kräftige Reaction zu erwecken. Man schüttet zu diesem Z w e c k e § i v . - v j . gestofsenen s e h w a r z e n Senf in einen grofsen T o p f mit kochendem W a s s e r , läfst ihn 4 Stunde lang digeriren, taucht dann wollene Decken darin, und hüllt die Kinder damit ein. 3) Als Zusatz zu Umschlägen, um dieselben reizender zu machen. So empfiehlt R o s e n s t e i n beim Croup giij. Flor. Malvae zum Brei zu kochen, und am Ende des K o c h e n s 3'J- gestofsenen Senf hinzuzusetzen, und dieses als Umschlag um den Hals zu legen. 4) Z u Fufsbädern; man brüht 2 L o t h gestofsenen Senf mit kochendem W a s s e r an, und schüttet das G a n z e , nicht blofs die Colatur, in das Fufsbad. W o die Fufsbäder Schwierigkeiten finden, da kann man die F ü f s e mit einem starken Senfaufgufs tüchtig reiben, oder wollene Decken darin tauchen, und diese um die F ü f s e schlagen lassen.
Serum
Lactis
dulce.
Süfse Molken.
Es ist dieses
die Flüssigkeit, die man nach Abscheiden des Käsestoffes und Fettes aus der Milch e r h ä l t , und in der besonders der ZuckerStoff der Milch enthalten ist. D i e Molken wirken weit schwächer nährend als die Milch selbst, aber nicht im mindesten reizend auf das G e f ä f s - und Nervensystem. Therapeutisch benutzt man sie nur selten bei K i n d e r n , wohl aber sind sie ein v o r z ü g liches Mittel bei der künstlichen Ernährung der Kinder ohne Mutterbrust, zumal in den ersten T a g e n nach der Geburt. D a sie gelinde auf den Stuhlgang w i r k e n , so ersetzen sie hier besonders die W i r k u n g des Colostrums. Indessen darf man sie niciit zu lange f o r t s e t z e n , weil sie f ü r ältere Kinder nicht hinreichend nährend siud. Ganz besondere Empfehlung verdient zu diesem Z w e c k e die von H u f e l a n d empfohlene Bereitung der süfsen Molken. Man läfst Kalbsmageii ein paar Stunden in Essig w e i c h e n , bläfst ihn auf und trocknet i h n , auf w e l c h e Art man ihn lange conserviren kann. Davon ist etwa ein fingerslanger Streifen hinreichend, ein ganzes Maf« Milch zum Gerin-
260
Spiritus
aetherei.
nen zu bringen, und zwar auf folgende Weise: Man weicht dasselbe ein Paar Stunden in einer Tasse "Wasser ein, schüttet es sodann nebst dem Wasser in ein Maafs gut abgerahmter, ungekochter Milch, uud setzt dieselbe in warme Asche oder auf den Ofen, dafs sie nur langsam erwärmt, aber nicht kocht. Kaum hat sie so eine Viertel--oder halbe Stunde gestanden, so erzeugt sich oben eiue käsige Haut, die man durchschneidet, und so sondert sich allmählig die hellste Molke ab, die man leicht nach und nach (denn j e länger man sie in der Wärme stehen läfst, desto mehr erzeugt sie sich) vou dem Käse abgiefsen kann. Diese Molken zeichnen sich dadurch aus, dafs sie J) die reinsten und hellsten sind; 2) dafs sie ohne Kochung der Milch bereitet sind, und also deren fluchtige und zur leichteren Verdauung derselben viel beitragende Theile enthalten; 3) dafs sie gar keine Spur von Säure haben und weit wirksamer sind, als, jene blofs durch Einkochen bewirkte Zubereitung dieses Namens. Will man die süfsen Molken in der Apotheke bereiten lassen, so gebe man die Quantität der anzuwendenden Milch und nicht die der zu gewinnenden Molken an; man rechnet dann auf den Verlust von ungefähr J dieser Quantität. Man verordne also: Serum lactis dulce e lactis Faccini U. j . - i j . paratvm. oder Lactis Faccini U.i.- ij. f. 1. a. Serum lactis dulce. (1*hübus).
Spiritus aetherei. Verdünnte Naphthen. Was über den inneren Gebrauch der Aetherarten (s. Aetheres), gesagt worden, gilt auch von den Spiritus aetherei. Auch sie erfordern als erhitzende, die Gefäfsthätigkeit stark aufregende Mittel grofse Vorsicht, die um so gröfser sein mufs, je jünger und zarter das Kind ist. Leicht wird, wenn man die meist nur scheinbare Schwäche der Kinder durch dergleichen ätherische Mittel bekämpfen will, die bereits exaltirte Thätigkeit des reroductiven Systems zum höchsten Nachtheil des kranken Kines vermehrt; der kindliche Organismus besitzt ein Uebermal's von reproduetiver und vegetativer Thätigkeit, und erträgt deshalb nur höchst selten dergleichen Reize. Es ist ein wesentlicher und auffallender Unterschied zwischen der scheinbaren Schwäche der Kinder und der wirklichen Kraftlosigkeit im hohen Alter; iu beiden Lebensperioden glaubt man Schwäche wahrzunehmen, aber nur das hohe Alter bedarf der Erregung und der excitirenden Mittel, weil das Reproductionssystem abgenutzt ist, und die Vegetation aufhört. Man gebe deshalb diese Mittel bei Kindern nur in Zuständen, denen wirkliches Gesunkensein der Kräfte zum Grunde liegt, betrachte sie aber auch hier nur als vorbereitende Mittel, und gehe bald zu anderen Uber, die der Materie einen wirklichen Ersatz zu leisten vermögen, was von jenen flüchtigen, nur vorübergehend wirken-
S
Spir. camph. — Spir. Cochl. — Spir. Mind. — Spir. mur.-aeth. 267 den Arzneien nicht zu erwarten steht. W o man eines fluchtigen Zusatzes zu anderen Mitteln zu bedürfen glaubt, da greife man die Dosis nicht zu stark, weil, aufser den angegebenen Nachtheilen, der penetrante Geruch und Geschmack solcher Zusätze den Kindern sehr zuwider ist, und ihnen leicht das Einnehmen der Arznei verleidet, eine Rücksicht, die in vielen empfohlnen Heilformen sehr oft vernachlässigt ist.
Spiritus
camphoratus.
Spiritus
Cochleariäe.
Kampfergeist.
Man wen-
det den Kampfergeist ä u f s e r l i c h als Waschmittel und Foment bei liebeln an, die mit vitaler Schwäche zusammenhängen; gegen chronischen Rheumatismus, Oedem, Lähmung, Ecchymosis etc. Bei Erypelas neonatorum empfehlen englische Aerzte, U u d e r w o o d , G a r t s h o r e und andere, das'Waschen der entzündeten Stelleu mit Kampfergeist, und den innerlichen Gebrauch der China in grofsen Dosen. L o d e m a n n will durch dieses Verfahren 5 Kinder gerettet haben, H e i m meint jeeoch, dafs dasselbe mehr schaden als nützen würde, und spricht sich gegen jede Einreibung aromatischer Linimente, ätherischer Mittel und dergl., in der genannten Krankheit aus. G ö l i s empfiehlt bai Brüchen kleiner Kinder das Auflegen von i fach zusammengelegten, in Kampferspiritus getauchten Compressen.
Löffelkrautspiritus.
Man
benutzt den Löffelkrautspiritus wegen seiner scharfen und gelind aromatischen Bestaudttheile vorzugsweise zum Gurgeln, Ausspülen des Mundes, zu Pinselsäften bei Aphthen und Auflockerung des Zahnfleisches etc. 579.
fò Spirit. Cochleariae §ii/S. Succ. Citri. Mucil. Sem. Cydonior, Spiritus
Mindereri;
Syr. moror. ää
MDS. Zum Pinseln. (Bei brandigen Aphthen.) Starke.
s. Liquor Ammonii
acetici.
Spiritus muriatico-aethereus. Spiritus Sali* dulcis. Salzäthergeist. Der Salzäther wird vorzugsweise gern benutzt bei wassersüchtigen Beschwerden, krampfhaften Blutungen, Entzündungen mit Neigung zur Coliquation etc. Er macht einen Hauptbestandteil des \V e r! h o f f ' sehen Mittels gegen den Keuchhusten aus, das mau mit Nutzen bei Neigung zur Entzündung, bei trockenem, krampfigem Husten, und über-
208
Spiritus
sulphurico-aethereus.
— Spiritus
l'ini.
haupt, wo die Krankheit die Mitte zwischen Stlienie und Asthenie liält, geben soll. D o s i s un d D a r r e i c h u u g s f o r m . I n n e r l i c h : Man giebt den Salzäthergeist zu 3 - 6 Tropfen, einigemal täglich, als Zusatz zu Mixturen, Aufgüssen, Abkochungen etc. 5j- = 90 Tropicn. A e u f e r l i c h benutzt man ihn als Pinselsaft bei Bräune, Aphthen, mit Neigung zur Gangränescenz. 580. (Als harntreibendes Mitel bei Jft Spirit, muriatico-nether. kleinen Kindern. AY e n d r. •L SÌSyr. Corallor. gviij. 582. MDS. 2stiindlich 1 - 2 Tlieelof- ijk Spirit, mur. aether. fel. (Beim Kcuchusten.) Extr. Chin, frigid, gai at. Werlhoff. . Rutae. „ A Campher (5j.) und Hosenwasser (gvij.). 594. löffei nach dem Alter des ffc. Flor. Sulp hur. gr. viij. bis Kindes. (Gegen Masern.) xviij. Tourtual. Sacchar. lad. -)j. Rad. Irid. florent. gr. iij. 597. ¡VI. f. Pulv. divid. in x. part. Ifi Flor. Sulphur, gr. iv.-x. aequal. Sacchar. alh. ^ß. M. f. Pulv. dent. tal. dos. S. 2 stündlich ein Pulver mit No. x. Milch. (Beim Keuchhusten und sonstigen Brustleiden für S. 3 Mal täglich 1 Pulver. ein Kind von 3 Wochen bis (Beim Keuchhusten.) 1 Jahr. Man kann, wo die Horst. Auflösung des Brustschleimcs sehr nöthig, zur Gesammt598. menge ^ - l j Gr. Ipecacuanha ft. Flor. Sulphur. oder bei krampfhafter AtTecCalomelan. gr. viij.-xvj. tion 1 - 2 Gr. Moschus hinzuSacchar. all). -)iv. setzen.) M. f. Pulv. divid. in viij. part, Kopp. aequal. S. 2 Mal täglich 1 Pulver. (Bei Tabes meseraica mit 595. Entzündung.) Iii Flor. Sulphur. gr.- x. - xx. Mucil Gumm.arabic. 3vij. Sacchar. alh. 599. Aq. rosar. 5j. R Flor. Sulphur. 51I)S. Umgeschüttelt stündlich Sapon. comm. ää I Theelötf'el (Für Kinder Aq. fervid. q. s. ut f. Ungt. im ersten Jahre ) S. Man reibt davon täglich Kopp. eine kleine Quantität um die stark juckenden Stellen ein, 596. und legt das Kind einen Tag Iii Flor. Sulphur. um den andern in ein lauwarSacchar. alh. ^j. mes Seifen- oder SchwefelM. f. Pulv. bad (5j.-ij. Schwefelleber auf S. 2 - 3 Mal täglich 2 Messer1 Bad). serspitzen voll bis i Thee-
284
Sulphur, praecipitatum. — Syrupi.
Sulphur praecipitatum. felmilch. Dieses Präparat,
Lac sulphuris.
Schwe-
das sich übrigens ganz wie die Schwefelblumen verhält, wirkt viel stärker auf die Absonderungen der inneren Darmoberfläche, und mufs deshalb in kleinen Gaben gereicht werden. Man benutzt es besonders gegen Exantheme, Crusta lactea etc. gern in Verbindundung mit der Herb. Jaceae (s. diese.) 600.
1£ Sulphur, praecipit. 3/9. Maines, carbonic. Sem. Foenicul. Sacchar. lad. 5ifi. Syrupi.
Zuckersäfte.
M. f. Pulv. DS. 4 Mal täglich eine Messerspitze- (Bei Crusta lactea.) Haase.
Die Syrupen spielen bei der
Darreichung der Arzneien in der Kinderpraxis eine wichtige Rolle. Das Kind, den Zweck und Nutzen des gereichten Medicaments nicht fassend, sieht darin nur etwas ihm gewaltsam aufgezwungenes, und weist es um so entschiedener zurück, j e mehr das Mittel dem Geruch- oder Gesclimacksinne widersteht. Es ist daher von Wichtigkeit, dafs der Arzt vorzugsweise solche Arzneien wählt, die keinen hervorstechenden Geruch oder Geschmack haben, oder wo dieses nicht möglich ist, sie so wohlschmeckend als möglich einrichtet. Hierzu eignen sich nun die Syrupeu am meisten, da die Kinder in der Hegel die feineren Nuangen des Geschmackes nicht kennen, und nur das für wohlschmeckend halten, was siifs ist; auf diese Weise lassen sich ihnen, selbst dem Erwachsenen sehr widrige, Arzneien, z. B.
Syrupus Rhei, Senegae etc., leicht beibringen, weil sie sich
durch den süfsen Vorgeschmack zum Einnehmen bewegen lassen. Man sei deshalb nicht zu sparsam mit dem Zusetzen des Syrupes, wo dieses, unbeschadet der in die Mischung eingehenden wirksamen Heilmittel geschehen kann, oder wühle, was bei kleiueren Kindern schon wegen der geringeren Partialgabe räthlich ist, die Form des Lecksaftes. Die officinellen Syrupen haben für sich die Consistenz eines etwas dicken Lecksaftes, weshalb sie auch gewöhnlich als Constituentien desselben benutzt werden. Es können jedoch auch noch Flüssigkeiten ihnen hinzugesetzt werden, und zwar den dünneren Syrupen etwa die Hälfte auf X Theil, den dickeren bis zu gleichen Theilen. Da die Syrupen specifiscli schwerer sind als Wasser und in einer Menge in den Lecksaft eingehen, welche die wässrigen Flüssigkeiteil in ihrer specifischen Schwere bedeutender verändert, als dieses bei den Mittelinixturen geschieht, so mufs man bei der Bestimmung der Partialdosen des Lecksaftes in Ansehung der Constituentien hierauf Rücksicht nehmen, und im D u r c hschnit
St/r. Capii. Papaveris. — Syr. Croci. — Syr, Mannae. 285 dcu gewöhnlichen Theelöffel voll, wenn Syrup und Wasser die Constituentien bilden, zu 4 Scrupel rechnen. Es wird demnach ein S;ift aus 5iv. Wasser und Syrup 12 Theelöffel, ein Saft aus fi/9. Wasser und 3vj. Syrup ungefähr 13 Theelöffel enthalten. IVoch dienen die Syrupen als Vehikel solcher Pulver, die ihrer Unauflöslichkeit und Schwere wegen sich beim Anrühren mit Wasser leicht an den Boden des Gefüfses ansetzen, wie z.B. Calomel; man wählt hier des Heilzweckes wegen oft mehr differente Syrupe, z. B. beim Croup den Syrupus Senegae, Ammoniaci etc. (s. Hydrargyrum muriaticum mite).
Syrupus
Capitum
Papaveris.
Syrupus
Dia-
codion. Mohnsyrup. Der jetzt ziemlich obsolete Syrup wird als beruhigendes, krampfstillendes Mittel bei kleinen Kindern, denen man kein Opium zu geben wagt, gerühmt; man setzt ihn entweder Mixturen zu, oder giebt ihn auch pur. T o u r t u a l empfiehlt ihn bei Neugebornen oder 1 - 2 Monat alten Kindern in allen den Fällen, in denen Opium indicirt ist, und giebt ihn entweder unvermischt zu einem Theelöffel voll Abends, oder mit gleichen Theileu Fenchelnasser 3 Mal täglich in derselben Quantität. R i c h t e r warnt, ihn für ein unschuldiges, indifferentes Mittel zu halten; er wirke oft sehr betäubend.
Syrupus Croci. Safransyrup. Man giebt ihn Kindern als beruhigendes, so wie als anhaltendes Mittel, theelöffelweise. Auch als passender Zusatz zu anderen Mixturen dient er, und giebt ihnen eine schöne Farbe. Syrupus Mannae. Mannasyrup. Wird am häufigsten als Zusatz und Corrigens zu auderen abführenden Mixturen benutzt. Ihn Neugebornen und Säuglingen noch als Abführmittel theelöffelweise pur zu geben, ist nach der von der neuen Pbarmacopoe angegebenen Bereitung, nicht mehr recht passend; er ist zu diesem Zwecke zu schwach, und müfste, zur Erzielung der gewünschten Wirkung, in weit gröfseren Dosen gereicht werden, wo er dann leicht durch Bildung von Säure die Digestionsorgane belästigen könnte. Man wählt jetzt lieber den Syrupus llhei, oder den Syr. Sennae, oder noch zweckmäfsiger das Pulv. magnes. c. rheo Ph. Bor., oder eines der vielen anderen ähnlichen officinellen Kinderpulver, z. B. von H u f e l a n d , R i b k e , S i e b o l d u. A., 2 Mal täglich eine kleine Messerspitze\ Theelöffel in etwas Thee.
286 Syr. Rhei. — Syr Sen. — Syr. Spin. cerv. — Tart. 601. fy Syr. Mannat. gj. Tinct. Rhei aquos. giij.
horax.
MDS. Theelöffelweise. (Abführsaft für Neugeborne.
Syrupus
Hhei.
Rhabarbersyrup.
Syrupus
Sennae.
Sennasyrup.
Nur als Abführ-
mittel für kleine Kinder, den jüngsten theelöffelweise, etwas älteren zu 2 Theelöffeln, nach Bedürfuifs wiederholt. Es sei hier erlaubt, etwas über die Anwendung des Rhabarbersyrtips und anderer ähnlichen Säfte bei Neugebornen, die von manchen für unentbehrlich, von anderen wieder als höchst schädlich verschrieen wird, zu bemerken. Der Zweck dieser Säfte ist die Ausleerung des Kindpechs (Meconium's); geschieht diese nicht durch die Selbsttätigkeit der Natur, so ist es allerdings zweckmäfsig, sie durch geringe Nachhülfe der Kunst zu bewirken, namentlich wenn das Kmd durch Geschrei und Zufaminenkrümmen -zu erkennen giebt, dafs es an Leibschmerzen leide. So wahr es auch ist, aas Hebammen und Wärterinnen nicht selten Mifsbrauch mit diesen sogenannten Kindersäftchen getrieben, und dadurch Schaden angerichtet, so ist es doch andererseits zu weit getriebene Aengstlichkeit, ihren Gebrauch ganz zu untersagen und ihre Anwendung für unbedingt nachtheilig zu erklären. H e n k e , J a h n , S c h ä f f e r und andere, halten daher den Gebrauch eines ujelind abführenden Saftes nicht nur für unschädlich, sondern m manchen Fällen für nützlich und nothwendig. Besonders angezeigt sind dergleichen Säfte bei den Kindern'von Erstgebärenden, bei denen meistens der spätere Eintritt der Milch bei der Mutter einstweilen eine künstliche Nahrung nöthig macht, und auch bei anderen, wenn die Selbstthätigkeit der Natur keine Ausleerung bewirkt, und Blähungen, Verstopfung, Leibschinerzen, Erbrechen entstehen. Man verbindet hier zweckmäfsig den Syr. Rhei zur Hälfte oder zu gleichen Theilen mit Fenchelwasser, und unterstützt seine Wirkung durch gleichzeitige Anwendung von Clystiren, die am einfachsten aus Zuckerwasser bereitet werden.
Neugebornen und
Säuglingen Theelöffelweise als Abführmittel, statt des Syrupus Mannae der älteren Pharmacopoe, der doch noch etwas stärker war.
Syrupus Spinne cervinae.
Syrupus
domesticus.
H a u s s y r u p . Der Syrupus Rhatnni cathartici war zur Zeit S y d e n h a m s , der ihn zuerst hervorgezogen hat, ein Hausmittel, woher der alte Name Syrupus domesticus. In neuerer
Tartarus
boraxatus.
287
Zeit ist er besonders durch C a s p e r der unverdienten Vergessenheit entrissen und dem Arzneischatz 'wieder einverleibt worden. Derselbe sagt von ihm: „Es giebt kein Mittel im ganzen Heilaparate, das so entschieden wässrige Stühle erregt, keins das so auffallend Blühungen treibt, wie der Syrupus domesticus. Dazu kommt, dafs er gar kein Bauchgrimmen macht, und in dieser Beziehung der Senna vorzuziehen ist, dafs er nicht im geringsten erhitzt, wie Aloe, Rheum und dergl., dafs er endlich nicht widerlich zu nehmen ist, wie Ricinusül. Eins nur stellt sich beim häufigen Gebrauch dieses Syrups als ein Nachtheil heraus, den er freilich mit den meisten übrigen Purgirmitteln tlieilt, dafs nämlich die Dosen nicht scharf bestimmbar sind. Gewöhnlich reichen bei Kindern gij--ilj- auf^iij.-iv. Constituens vollkommen aus, um jene copiösen, wässrigeu Stühle und reichlichsten Abgang von Flatus zn erzielen. Alan fange jedoch bei der ersten Anwendung mit schwächeren Quantitäten au, weil eine zu grofse Dosis leicht 15-20 Stühle in 24 Stunden zu Wege bringt. Besonders empfehlenswert!! ist dieser angenehm braunröthlich aussehende, bitterlich süfs gewürzhaft schmeckende Saft in der Kinderpraxis, da er für sich theeoder desertlüffelweise sehr gut zu nehmen ist. Ein Theelöffel voll bei Kindern von 1 - 2 Jalireu bewirkt in wenigen Stunden eine oder mehrere wässrige Ausleerungen." ( C a s p e r Wochenschrift für die gesammte Heilkunde. Jahrgang 1833.)
Tartarus
boraxatus.
Boraxweinstein.
Der Tar-
tarus boraxatus wirkt vorzugsweise auf die Urinsccretion, und wird daher in der Wassersucht als diuretisches Mittel benutzt. Namentlich wird er als kühlendes Salz in solchen Wassersuchten passen, die, wie dieses so häufig nach acuten Exanthemen, besonders Scharlach, geschieht, unter einer entzündlichen Form auftreten, und wo neben der Indication, die Resorption und anderweitige Excretion der ausgetretenen Flüssigkeit zu bewirken, noch die Heilanzcige vorhanden ist, die Intensität der krankhaften Thätigkeit im Gefäfssysteme herabzustimmen. Freilich wird er aber liier nur immer Nebenmittel sein, und Blutentziehung, so wie Calomel, werden stets den ersten Rang bei Bekämpfung dieses so gefährlichen Leidens einnehmen. D o s i s u n d D a r r e i c h u n g s f o r m . Man giebt den Boraxweinstein in Auflösung, etwa f/S. auf §iij.-iv. Wasser, Kindern von 2 - 5 Jahren einen Kinderlöffel, jüngeren einen Theelöffel voll, J - 2 stündlich. Um noch kräftiger auf die Resorption und Urinsecretion zu wirken, verbindet man ihn, j e nach dem Zustande, mit einem Infusum Herb, Digitalis, mit Oxymel Squillae, Spiritus nitrico-aethereus etc. Bei hoch gesteigerter entzündlichen Diathesis setzt man auch wohl noch etwas Nitrum hinzu.
2S8
Tartarus
depuratus.
f f i Tart. boraxat. 1. Kai. nitric, depur. ^¡ft, Aq. flor. Sambuc. giv. Syr. Senegae gi,*J. MDS. Gröfseren Kindern 2st'iindlich 1 Kinderlöffel, kleineren 1 Kaffeelöffel vollFischer. 603. boraxat. Jfi Tart. Extr. Cardai bened. 5uAq. Menth, crisp. Jiv. Oxymell. SquiU. 5vj.
Tartarus
depuratus.
—
Tincturae.
Syr. Senegae Spirit, nitr. aether. 5j. MDS. Wie das vorige. Fischer. 604. R. Herb. Digital, purp. Rad. Senegae 5ij* Iiif. Aq. fervtd. q. s i diger. per 2 hör. Colatur giv., adde Tart. boraxat._3iij. Syr. Althaeae Jij. MDS. 2 stündlich i Efslüffel. (Für ein Kind von 8 Jahren.)
Cremor
Tartari.
Ge-
reinigter W e i n s t e i n . Der Weinstein ist ein kühlendes Mittel, das bei Wallungen, Congestionen, sthenischen Blutflüssen und vielen anderen Formen, mit einer überwiegenden Gefiifsthätigkeit ohne eigentliche Entzündung, so wie auch bei gelind sthenischen, rheumatischen, exanthemischen und anderen Fiebern benutzt wird. Für das kindliche Alter indessen pafst der Weinstein als ein crudes, die Verdauung leicht belästigendes Mittel eigentlich gar nicht, und mau wird wohl tliun, da, wo die oben angedeuteten Formen kühlende Mittel nothwendig machon, statt seiner lieber die mit Saccus Citri und Acetum Vini bereiteten Saturationen oder auch das Kali aceticum, als ein dem kindlichen Organismus viel homogeneres Mittel anzuwenden. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o R m . Man giebt den Weinstein zu 5-10 Gr. einigemal täglich in P u l v e r oder S c h ü t t e l m i x t u r e n . Verbindung mit Rheuin, s. dort. 605. Vin. stibiat. Jjfc Aq. Foenicul. Acet. Squill. äSJ/S. Cremor. tartar. Aq. Petroselin. Oxymell. Squill. 5'j. Syr. Senegae 5vj. MDS. Kinderloffelweise. (Bei MDS. 2 stündlich 1 Theelöffel. Infarctus intestinorum.) (Bei Wassersucht nach Scharlach für ein Kind von 1 Jahre.) Gglis. 606. Vogt. Ifi Tart. dépurât. -)ij. Tincturae. Tincturen. Die Tincturen eignen sich eigentlich mehr für Erwachsene als für Kinder; ihre Extralien-
Tinct. Asae foetid. — Tinct. Canthar. — Tinct. Castorei. 289 tien, Weingeist, starke Weine, Aether und dergl., verleihen ihnen eine erhitzende, aufregende Wirkung, die bei dem so sehr beweglichen Gefäfssystem der Kinder leicht Störungen herbeiführen kann. Sie haben indessen den Vorzug vor anderen Darreichungsformen, dafs sie meistens wohlschmeckend sind, schon in kleiner Gabe ihre, wenn auch nur flüchtige Wirkung äufsern, und dafs sie sogar oft mit gröfserem Vortheil bei Kindern als bei Erwachsenen gegeben werden können, da man bei diesen letzteren selten ein Mittel in voller Gabe in der Tincturform reichen kann, weil sonst der Weingeist in der Wirkung zu sehr rädominiren würde, bei Kindern aber der eigentlich wirksame estandtheil, das Extrahendum, oft schon in der kleineren Dosis eine Wirkung zu äufsern vermag. Dafs die Tincturen nnr in Krankheitsformen passen, die den Charakter der Schwäche an sich tragen, dafs sie als krampfstillende Mittel nur dann gebraucht werden können, wenn den spastischen Erscheinungen keine entzündliche Diathesis zum Grunde liegt, leuchtet von selbst-ein. Die Gabe der Tincturen mufs nicht zu stark gegriffen werden; von den meisten (versteht sich mit Ausnahme der stark wirkenden, Tinct. Cantharidum, Opii etc.) giebt man kleineren Kindern in den ersten Lebensjahren S -10 Tropfen 2-3 Mal, älteren 10-15-20, 3-4 Mal täglich, gern, um ¡den «ft penetranten Geschmack zu mildern, in etwas Wasser. Will man sie anderen Mixturen zusetzen (d. h. in Fällen, wo man keine sehr rasche Wirkung beabsichtigt, weil sonst natürlich das Verhältnifs nichts bestimmtes hat), so kann man im Allgemeinen auf ^ij.-iij. Flüssigkeit hinzufügen und davon kleinen Kindern 1 Theelöffel, gröfseren einen Kinderlöffel 2-3stündlich geben. Zu Pulvern kann man die Tincturen nur in der kleinsten Gabe setzen (s. Opium). Die meisten Tincturen haben 80-90 Tropfen auf die Drachme.
ß
Tinctura
Asae foetidae.
Asandtinctur.
Als
krampfstillendes Mittel bei atonischen Krämpfen, Brustkrämpfen etc. der Neugebornen zu 5-10 Tropfen 2 stündlich in Form eines Säftchens. 607. MDS. 1 - 2 stündlich 1 TheeTinct. Asae foetid. }ij. löffei. Syr.flor. Rhoead. gj.
Tinctura
Cantharidum;
Tinctura
Castorei.
s.
Cantharides.
Bibergeiltinctur.
in Verbin-
dung mit Liquor Amman, anisat. als krampfstillendes, car19
290
Tinct. Chinae compos. — Tinct. Ferri
pomata.
minntives Mittel bei Blähungsbeschwerden kleiner Kiiider zu 6 Tropfen etwa 2-3stündlich. 608. St/r. cort. aurant. 3'jJ% Tinct. Castorei gutt. xx. Aq. Foenicul. 3vj. Liq. Amman, anisat. gutt. MDS. 2-3 stündlich 1 Thcexx.-xxx. löffei.
Tinctura
Chinae cotnposila.
Tinctura
corticum
Eine Composition von
stärkenden und excitirenden Mitteln, in denen die tonischstärkende Eigenschaft vorwaltet, zu, 10-20 Tropfen mehremals täglich in "Wein oder Wasser. Eben so die Tinct. Chinae simpleJÜ.
aurantiorum.
Pomeranzen-
sclialciltinctur. Diese Tinctur ersetzt bei Kindern, wenn man eines belebenden, erwärmenden, die Digestion stärkenden Zusatzes zu anderen Mitteln bedarf, zweckmäfsig die anderen, in der Wirkung zwar gleichen, meistens aber zu erhitzenden nnd zu intensiv bitter schmeckenden Tineturen, als: Tinct. amara, aromalica, carminativa etc. Man giebt sie zu 10-20 Tropfen einigemal täglich.
Tinctura
Croci. Safrantinctur. Wird von Fischer
und H i m l y ( H u f e l a n d ' s Journal) als flüchtig durchdringendes Reizmittel bei Pneumonie ganz kleiner Kinder, die immer advBamisch und krampfhaft sein soll (?), in Verbindung mit starken Zugmitteln, gerühmt. Man mischt 5/3--j- mit gj. Saft und giebt davon 1 -2stündlich 1 Theelüffel.
Tinctura
Ferri
pomata.
Aepfelsaure Eisen-
tinetur. Pafst bei Schwäche, Verschleimung des Darmcanals mit Magensäure, Blähungen, Durchfall, Schleimflüssen aus den Geschlechtstheilen, Würmern etc. zu 5-10-15 Tropfen 3 Mal täglich. In der Clinik für kranke Kinder in Berlin, die sich der Leitung des erfahrenen B a r e z erfreut, wird die Formel 610 mit besonderem Erfolge gegen Rhacliitis angewendet 610. 609. Jfi Tinct. ferri pomat. 3iJfi Tinct. ferri pomat. Tinct. Rhei vinos. 5"— aromatic. üä MDS. Zu 10-15-30 Tropfen MS. 2 Mal täglich 15-30 Tropfen. 3 Mal täglich. Tourtual.
Tìnctura Jodi. — Tinctura Rhei aquosa.
201
Tinctura
Jodi;
s. Jod.
Tinctura
Opii crocata et simplex ; g. Opium.
Tinctura Pimpinellae. Gern als Zusatz zu Mund und Gurgelwassern, bei niclit heftiger Entzündung. Tinct. Pimjnnell. Jij. Acet. Fin. ^ iß. Meli. ros. gj.
611.
Ijt Herb. Salviae Flor. Smnbuc. aa
Inf. Atj. fervid.
q. s. Colatur. MDS.
Tinctura tinctur. Die
Rhei
Zum Bräune.
gvj., adde
aquosa.
Ausgurgeln
bei
Wässrige Rhabarber-
wässrige Rhabarbertinctur ist das bei Kindern am häufigsten benutzte Khabarberpräparat. Wie Kheuin selbst, gebraucht man sie theils in Fällen, wo die Darmausleerungen zu befördern sind, tlieils in solchen Krankheitsformen, wo man es mit gestörter Vegetation, Atoiiie, dadurch unterdrückten, alinirtcn Secretionen, schwachem Assimilationsvermögen, vorzugsweise im oberen Theile des Darmcauals, zu thun hat. Man benutzt sie demnach: 1) Als Abführmittel. Die Rhabarbertinctur führt ab, ohne den Darmcanal zu schwächen, wie die Mittelsalze, und ohne so stark zu erhitzen, wie die harzigen Abführmittel. Sind mit der Obstructiou noch Säure im Magen und Darmcanal, Verschleimung, Blühungsbeschwerden, Zustände, aus denen sich bei Kindern oft schmerzhafte und krampfhafte Erscheinungen entwikkeln, verbunden, so ist die Tinctura Rhei vorzugsweise indicirt und zeigt sich besonders in Verbindung mit absorbirenden und leicht aromatischen Mitteln wirksam. Es ist jedoch zu bemerken, dafs sich die Darreichung der Rhabarbertinctur als Abführmittel nur auf Neugeborene und jüngere Kinder beschränkt; gröfsereu müsten schon zu starke Gaben davon gereicht werden, und bei diesen bedient man sich der Tinctur mehr als eines Mittels, das in Verbindung mit anderen passenden Substanzen, durch Stärkung der Digestionsorgane auch den Stuhlgang mehr regelt und mäfsig unterhält. 2) Bei Durchfallen. Unmittelbar stopfende Eigenschaften besitzt der Rhabarber und auch dieses Präparat nicht. Wenn aber vermehrte Absonderungen, und namentlich reichliche Stuhlausleerungen durch gesunkene Vegetation der ab- und aussondernden Organen bedingt werden, dann kann sie wohl durch eine Erhebung derselben kräftig anhaltend wirken. Auch wird sie 19*
292
Tinctura
Rhei
aquosa.
besonders da passen, wo schadhafte Stoffe vorhanden sind und die Diarrhoe unterhalten; sie macht diese Stoffe zum Ausführen geschickt, und wird so eigentlich durch ihre ausleerende Kraft zu einem stopfenden, die Diarrhoe beseitigenden Mittek Allein so häufig auch bei Durchfällen der Kinder zur Tinctura Rhei gegriffen wird, so ist doch nicht zu Ubersehen, dafs es Durchfälle giebt, die ihrer eigentlichen Natur nach sich gar nicht für dieses Mittel eignen. Nicht selten nämlich liegt dem Durchfall ein entzündlicher Zustand im Darmcanale zum Grunde; das Kind fiebert, der Unterleib ist heifs, das Gesicht eingefallen, die Extremitäten kühl, die Ausleerungen sind copiüs etc. Hier ist die Khabarbertinctur ein problematisches Mittel, dem man nicht mehr trauen darf; Cataplasmen auf den Leib, im Nothfalle selbst Blutegel, eine einhüllende Emulsion, und kleine Gaben Calomel, werden hier allen Indicationen entsprechen, und zeitig angewendet, sich gewifs als hülfreich erweisen. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r r o . Man giebt die Tinct" Rhei aquosa zu ;)j.-3i?- 2 - 3 stündlich, selten pur, meistens in Mixturen mit absorbirenden, abführenden, gelind aromatischen Mitteln in Verbindung; s. Kali carbonicum (Saturation), Manna etc. 612. 615. fy. Tinct. Rhei aquos. 5vj. jfjk Decoct. Salep. tenuior. §iij. Maines, carbonic. 5/5Tinct. Rhei aquos. 5'j. Syr cort. aurant. Aq. Cinnamom. simpl. MDS. 2 - 3 stündlich 1 TheeSacchar. alb. 5'j lüffel. (Gegen Erbrechen von MDS. 2 stündlich 2 Theelöffel. Säure.) (Gegeh Diarrhoe der Säug, linge. Buchholz. Wendt. 613. Aq. Foenicul. j^ij. 616. Magnes. carbonic.}/?. Tinct. Rhei aquos. Tinct. Rhei a/mos. 5j. Liq. Ammon. pyr. oleos. -)ij. Syr. Diacod. %fi. Aq. Cinnamom. f j ß . MDS. Stündlich 1 Theelöffel. Syr. Althaeae Jvj. (Gegen Icterus neonatorum.) MDS. Alle I i Stunden 1 TheeGölls. löffel. (Gegen chronischen Durchfall, für ein Kind von 614. 1 Jahre.) Jfi Tinct. Rhei aquos. Vogt. Txr. Mannat. ää g/f. Lapid. Cancr. -)ij. 617. Aq. Foenicul. jy. Ri Aq. Menth, crisp. Jiij. MDS. 2 stündlich 1 Theelöffel. Tinct. Rhei aquos. (Gegen Icterus neonatoLiq. Kali acetic, ää rum.) Sacchar. alb. MDS. 2 Mal täglich 1 EfslöfWendt.
Tinctura Rhei vinosa. —
Unguenta.
293
Tinct. Rhei aquos. fei. (In der Reconvalescenz bei Trägheit des Stuhlgan- DS. Früh und Abends 70 Tropfen in Thee. ges etc.) Wendt. Tode. 618. R Tinct. Rhei aquos. 620. Liq. Kali acetic. £ß. fit Mann, elect. MS. Früh und Abends 80 Trosolve in pfen. (Bei Verstopfung der Aq. Foenicul. £iß. Unterleib seinge weide.) cola et adde Tode. Tinct. Rhei aquos. MDS. Stündlich 1 Efslüffel. 619. (Abführmittel für ein Kind I f i Extr. cort. peruvian von 2 Jahren.) Aq. Cinnamom. vinos ää 5j.
Tinctura
Rhei vinosa.
Weinige Rhabarbertinc-
tur. Ein vortreffliches magenstärkendes Mittel, das bei Mangel an Efslust, Blähungsbeschwerden, Verschleimungen der ersten Wege, in der Reconvalescenz nach Fiebern etc., mit Nutzen gegeben wird. H u f e l a n d fand sie bei scrophulösen Kindern sehr hülfreich, namentlich wenn sich die Atonie und Erschlaffung vorzugsweise im Darmcanale ausspricht. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Man giebt sie kleineren Kindern zu 1 Theelüffel voll einige Mal täglich, pur oder in Mixturen. 621. Aq. Foenicul. ?iij. Ift Tinct. Rhei vinos. Liq. Kali carb. 3j. Elixir, aur. compos, gß. Tinct. Rhei vin. 3'j. Aq. Menth. Piper. (Bei Atonie des NahrungscaAq. destillat.' J^j. nals, namentlich zur EröffMDS. 3 Mal täglich 1 Kindernung der Cur der Rhachitis, löffel. um den Eisenmitteln den Weg 622. zu bahnen, ein Lieblingsmittel von B a r e z . J5i Extr. taraxac.
Unguenta.
Salben.
Die Anwendung der Salben ge-
schieht bei Kindern auf dieselbe Art und zu denselben Heilzwekken, wie bei Erwachsenen. Es ist daher nur zu bemerken, dafs, in Rücksicht auf die grofse Zartheit und Vulnerabilität der kindlichen Haut, es oft zweckmüfsig ist, sich nicht der offlcinellen Salben zu bedienen, weil das darin enthaltene Fett oft alt und zu reizend für das Hautorgan ist, sondern sie lieber frisch bereiten zu lassen, oder als Excipiens weniger reizende Dinge, z. B. Ol, Cacao etc., zu wählen. Auch beachte man, dafs bei Kindern nicht zu grofse Flächen auf einmal der Einreibung uu-
294
Ungt. Hydr. album. — Ungt. Hydr. cinereum.
terworfen werden dürfen, weil dadurch leicht Geschwulst, um sich greifendes Erythem, und andere üble Zufälle entstehen könnten. Iii therapeutischer Beziehung vergesse man nicht, dafs sich bei der feinen, empfindlichen und stark absorbirenden Haut der Kinder, eine sehr kräftige Wirkung von der äufserliclieu Anwendung der Arzneisubstanzen erwarten läfst; man versuche daher, wo es immer nur angeht, durch den Weg des Hautgefühls und der Hauteinsaugung auf den kindlicheil Organismus zu wirken, und gebe besonders (tieser Anwendungsform bei den Mitteln den Vorzug, deren innerer Gebrauch nicht ohne Gefahr erscheint, wie z. B. Opium.
Unguentum Hydrargyri album. Unguentum mercuriale album Werlhoffi; s. Uydrargyr. ammoniato-mwiaticum. Unguentum Hydrargyri cinereum. ncapolitanum. Graue Quecksilbersalbe.
Unguentum Die äufsere
Anwendung des Quecksilbers, als graue Quecksilbersalbe, hat bei Kindern nie, wie dieses bei Erwachsenen oft der Fall ist, den Zweck, eine allgemeine Wirkung zu erzeugen, oder dadurch die Mercurialwirkuug in ihrer gröfsten Intensität im Organismus hervorzurufen. Hat diese Methode schon bei Erwachsenen den Nachtheil, dafs mau bei ihrer Anwendung die Menge des von der Haut wirklich aufgenommenen Mercurs nie genau wissen, noth weniger aber den Grad der Wirkung, welchen die einverleibte Menge des Mercurs' erzeugen wird, im Voraus bestimmen kann; so würde sich bei Kindern, wo man die Gaben eines so differenten Mittels genau der Individualität und der Intensität der Krankheit anpassen mufs, diese Inconvenienz noch weit mehr fühlbar machen, ganz abgesehen davon, dafs die Haut des Kindes solche, über weite Körperflächen sich verbreitende Einreibungen gar nicht vertragen würde. Es dient daher dieses Mercurialpräparat bei Kindern lediglich nur zur Vollbringung einer örtlichen Wirkung auf die beschränkte Hautstelle und auf diejenigen Theile, welche ihr zunächst liegen. Dahin nun gehört seine Anwendung als kräftiges Antiphlogisticum bei örtlicher Entzündung äufserlichferreichbarer Gebilde, und zur Unterstützung der Cur tiefer gelegener Entzündungen; dahin gehört ferner seine Benutzung zur Zertheilung der Verstopfungen in Lymphgefäfsen und Drüsen, der Verhärtungen, Ablagerungen und Ergiefsungen. Man bedient sich demnach der Salbe: 1) Bei inneren Entzündungen, namentlich solchen, in denen der plastische Procefs vorwiegt, oder bei denen wässerige Exsudation in inneren Höhlen, oder in dem Parenchyma von Or-
Vngt. Hydrargyri
cinereum.
295
ganen, oder auch eine andere Ablagerung sich zu bilden strebt. Es gehören^ dahin die Entzündungen der Hirnhäute und des Gehirns, die dem Wasserkopfe vorangehen; die Luftröhrenentzünduug, und der Croup; die Entzündung des Bauchfelles, der Leber etc. Es leuchtet ein, dafs in den genannten Formen diese äufsere Anwendung des Mercurs immer nur Neben- und Unterstützungsmittel sein kann, da sich durch sie (in dieser beschränkten Anwendung) nie eine Mercurialwirkung, wie sie hier nothwendig wird, erzielen läfst, auch die Wirkung viel zu langsam erfolgt, um ihr vertrauen zu können. Man reibt in diesen Fällen die Salbe dem leidenden Theile so nahe als möglich ein; bei Encephalitis und Croup iu den Hals und Nacken, bei Peritonitis und Leberentzündung auf den Bauch etc. Die Dosis der jedesmaligen Einreibung läfst sich nicht genau bestimmen; im Allgemeinen kann man annehmen, dafs zur Erzielung einer heilkräftigen Wirkung in 24 Stunden 1 Quentchen verbraucht werden mufs, weshalb man gut thut, die Salbe in dieser Portion dispensiren, und sie nun in dem gegebenen Zeiträume in beliebigen Intervallen und Quantitäten einreiben zu lassen. Fürchtet man eine zu starke Wirkung, so kann man sie mit gleichen Theilen Altheesalbe, will man einen flüchtigen Zusatz, mit Linimentum volatile ää verbinden. Zu bemerken ist noch, dafs man die Einreibung der Quecksilbersalbe nicht da mache, wo Blutegel gesessen; leicht bildet sich danach weit um sich greifende Entzündung der Haut. 2) Bei Syphilis neonatorum kann man, zur Unterstützung der innerlich gereichten Mercurialpräparate, Einreibung derQuecksilbersalbe in die innere Flächen der Gliedmafsen längs dem Laufe der lymphatischen Gefüfse anstellen; doch hüte man sich, die gewöhnliche, mit Schweinefett bereitete Salbe anzuwenden, da die Haut der Neugeborenen ähnliche Einreibungen nicht verträgt. Eine passende Bereitung zu diesem Zwecke, s. unter Hydrargyrum purum. 3) Als zertheilendes, auflösendes Mittel bei krankhaften Ergüssen, z. B. bei Gliedwasscrsucht, Kopfblutgeschwulst ( S u t t i n g e r : gvj. reichten zur Heilung hin); chronischem Wasserkopf (GöIis: auf den Kopf mit Ün«t. Juniperi ää); bei Indurationen ( W e n d t : bei Induratio Mammae der Neugeborenen, in die Umgebung eingerieben), zumal der Drüsen; bei Scropheln am Halse, Parotitis, MesenterialanschweHungen, die noch zertheilt werden können, und deren Aufsaugung befördert werden soll; bei Entzündungen im Zellgewebe, in den Bäudern, Knochen nnd sehnigen Gebilden etc. etc. Man reibt in diesen Fällen die Salbe in den genannten Verbindungen, eine Erbse oder Bohne grofs täglich 2-3 Mal in den leidenden Theil ein. #
623. Vngt. hydrarg.
einer.
Vngt. Juniper. ää Jij. MDS. In den Unterleib bei
296
Ungt. Hydrargyri
rubr. —
Vinum.
Infarctus intestinorum, auch Ungt. hydrarg. einer. 3j. auf den Kopf bei UydroceDS. Täglich 2 Mal die Umphalus chronicus. gebung der Geschwulst sanft Gülis. zu bestreichen. (Bei Indu624. ratio Mammae neonatorum.) Ungt. Althaeae Wendt. — hydrarg. einer. 3'j 626. MDS. Einer Erbse grofs tägeiner. lich 2 Mal in den Unterleib Jji Ungt. hydrarg. Liniment, vol. Cnmphor. einzureiben. ää 5'v. Wendt. MDS. 2 stündlich 2 Theelüffel 623. voll einzureiben. (Beim Croup.) Ungt. Althaeae 3iij. Hecker.
Unguentum
rum praeeipitatum
Hydrargyri rubrum.
XJnguentum Kali
rubrum;
Hydrojodici;
s.
Hydrargy•
s. Jod.
Unguentum liorismarini compositum. Unguentum nervinum. Eine kräftig stärkende Salbe, die man in
allen Fällen, wo dergleichen Einreibungen angezeigt sind, statt anderer Compositionen mit Nutzen anwenden wird. Um sie noch flüchtiger, durchdringender zu machen, setzt man ihr wohl noch den 4ten Theil Mixtum oleoso-balsamica zu. Die Verbindung mit Balsamum Copaivae beim Hydrops, s. dort. ß
627. Unguent. nervin. Mixtur, oleoso-bals.
5ij.
MD. In vasc. Zum Einreiben, Wendt.
Vinum. Wein. Dafs der ,Wein im kindlichen Alter nur eine beschränkte Anwendung findet, ist bekannt. Kinder tragen ein reges Leben in sich und bedürfen deshalb solcher künstlichen Anregungsmittel nicht; es ist daher gerathen, sich desselben bei übrigens gesunden Kindern ganz und gar zu enthalten. In Krankheiten mit hohen Schwächegraden kann man sich zwar des Weines zweckmäfsig bedienen, immer aber erfordert seine Anwendung Vorsicht, damit nicht das Maafs der Erregung überschritten, und . das Sensorium dadurch krankhaft afficirt werde. Bei der Asphyxia neonatorum flüfst man, ist die Schwäche des Kindes sehr grofs, demselben 10-15 Tropfen Weines ein; in der lleconvalescenz nach schweren Krankheiten
Fin.ferrug.
s. mart. — Vin. stibiat. — Visc. all. s. quem.
297
kann man, wenn keine Aufregung zu fürchten und bei etwas älteren Kindern, denselben Mittags ein kleines Schnapsgläschen Toll guten Weines reichen. Bei nervösen, bösartigen Fiebern und Exanthemen pafst ein Getränk aus 9 Theilen Gersten-, Reisoder Haferabsud mit einem Theile eines erquickenden, guten, säuerlichen Weines, wozu Johannisberger oder Hochheimer emfohlen werden kann (Wendt). AVir haben ganz besonders bei er mehr torpiden Form der pastösen Scropheln, und vorzüglich bei Rhachitis (natürlich mit Ausschlufs jedes fieberhaften Zustande»), vom anhaltenden, sparsamen Gebrauch alten, süssen Ungarweins (Eber's Kindelwein) zu 15-30 Tropfen 2 Mal täglich, Anfangs in Zuckerwasser, späterhin pur, den besten Erfolg gesehen. A e u f s e r l i c h bedient man sich des Weines als eines reizenden Zusatzes zu Einreibungen, Umschlägen, Bädern. In der Asphyxia neonatorum mischt man dem Bade etwa den 8ten Theil Wein (oder Branntwein) hinzu, und taucht das Kind 5-6 Mal in diese Mischung (s. Bäder). Bei Kopfgeschwulst der Neugeborenen macht man Umschläge von warmem Wein; doch tadelt M e i f s n e r diese Anwendung, weil das Kind leicht dadurch betäubt wird.
S
Vinurn ferruginosum
s. martiatum.
Eisenwein,
Stahlwein. Der Eisenwein wird durch mehrtägige Digestion einer Unze Tinctura marlis und einer Unze Cassia Cinnamomea in einem Pfunde Rheinwein bereitet. Er ist ein Mittel von ausgezeichneter Wirksamkeit in allen Krankheiten mit Schwäche, welche den Gebrauch des Eisens fordern; als Antiscrophulosum pafst er seiner Milde wegen vorzugsweise für den Anfang der Stahlcur, und bildet hier einen sehr angemessenen Uebergang von den Antimonialinitteln zur Anwendung des Eisens in Substanz. Man giebt ihn zu 15-20 Tropfen einige Mal täglich, und verbindet ihn bei Scropheln gern noch mit Vinum stibiatum. Tropfen in spanischem Weine Jfi Vin. mortis. zu geben. — Antimon• 3jTourtual. MDS. 4 Mal täglich 2 0 - 2 5
Vinum
Viscum
stibiatum;
s. Stibium.
album s. quernum.
Mistel.
Eichen-
mistel. Die Eichenmistel hat sich in früheren Zeiten einen grofsen Ruf gegen Krämpfe, und namentlich gegen die Epilepsie,
298
Zincum
oxydatum.
erworben. In neuerer Zeit hat man nur selten von ihr Gebrauch gemacht. J a h n (medicinisches Conversationsblatt. Jahrgang II. 1831) zählt auch sie zu den von ihm sogenannten Kinder-Narcoticis, und sucht sie der Vergessenheit zu entreifsen. Er sagt: „Ich glaube, dafs die Eichenmistel gegen Krämpfe der Erwachsenen zu schwach, dagegen bei Kinderkrämpfen ein schätzbares Mittel sei, wie denn auch V o i g t e i den Ausspruch G r e n ' s tadelt, der die Pflanze nutzlos nennt. Ich habe sie oft gegeben, auch in der Form des Absudes, und gute Wirkungen gesehen. Sie scheint mir den Platz zwischen dem schwächereu Hanfsamen und der stärkeren Päonie einzunehmen und besonders dann au passen, wenn es nicht auf augenblickliche Beschwichtigung spastischer Zufälle ankommt. Dafs bei der Würdigung ihrer Heilkräfte auch ihr reicher Gehalt an Schleim und Gallert in Anschlag zu nehmen ist, ist an sich klar." • D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . Mau giebt die Eichenmistel zu 10-15 Gr. alle 2-3 Stunden in P u l v e r , A b k o c h u n g (etwa 3ij. mit §vj. auf fiv.), L a t w e r g e (mit Valeriana verbunden ; doch pafst weder die Receptform, noch die Verbindung bei ganz kleiuen Kindern). Sie findet sich in dem officinellen Pulvis antispasmodicus infantum PA. P. (C. C. ras. Rad. ValerianFisc. alh. öS), das bei Säure, Durchfällen, Erbrechen, Nervenreizungen, Zahnkrämpfen, etwa zu }ß. pro dos. für ein ljähriges Kind, gegeben wird.
Zincum
oxydatum.
Flores Zinci.
Zinkblumen.
Die Zinkblumen nehmen unter den krampfstillenden Mitteln für das kindliche Alter einen ehrenvollen Platz ein. Sie gehören au den Nervinis frigidis, wirken äufserst sanft und milde, und Verbinden mit ihrer krampfstillenden, das Nervensystem beruhigenden Eigenschaft zugleich Herabstimmung der Gefäfsthätigkeit und Beschränkung der üppig hervortretenden Ernährung. Sie passen daher besonders bei denjenigen Krampfformen (und diese sind im kindlichen Alter die häufigsten), welche mit alienirten Secretioneu, z. B. mit Magensäure, oder mit der Entwikkeluug der Zähne, der Pubertät, überhaupt mit einem vegetativen Leiden, im Causalzusammenhange stehen, und nicht auf eigentliche Schwäche des Nervensystems, sondern mehr auf Verstimmung und Heizung desselben beruhen. Dazu kommt, dafs die Zinkblumen weder Geruch noch Geschmack haben, und daher den Kindern sehr leicht beizubringen sind. Man bedient sich ihrer: 1) Gegen allgemeine Zuckungen, besonders wenn sie von Säure im Magen, vom Zahndurchbruch, von der Entwickelung der Pubertät, von unterdrückten, in ihrer Bildung gestörten, acuten und chronischen Hautausschlägen, von Würmern herrühren. Insbesondere verdient in allen diesen Fällen, namentlich aber
Zincum
oxydatum.
299
bei Wurmkrankheiten, die Verbindung der Zinkblumen mit dem Calomel hervorgehoben zu werden. Manchem Kinde ist durchaus kein anderes Anthelminthicum beizubringen, dieses hat weder Geruch noch Geschmack, kann daher füglich unter die gewöhnlichen Getränke, Haferschleim, Chocolade etc., gemischt werden, ohne dafs die kleinen Kranken es bemerken. 2) Gegen Epilepsie und Veitstanz, durch Wurmreiz veranlafst. T o u r t u a l rühmt in den genannten Fällen besonders die Verbindung mit der Radix Artemisiae vulgaris, die er sowohl bei Säugliugen, als älteren Kindern ausnehmend wirksam gefunden. Ueberhaupt schien es ihm, als wenn die Wirkung wurmtreibender Mittel durch Zusatz der Beifufswurzel sehr erhöht würde. 3) Beim Keuchhusten mit Zuckungun und consensuellem Leiden des Magens. •4) Bei symptomatischen Krämpfen hat man sie als Linderungsmittel angewendet, z.B. O d i e r bei Krämpfen von Gehirnwassersucht herrührend, H u f e l a n d bei Convulsionen von zögerndem und unterdrücktem Blatternausbruch, mit Opium in Verbindung etc. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . I n n e r l i c h : Man giebt die Flores Zinci ganz kleinen Kindern zu £ Gr. (in grösseren Gaben machen sie leicht Erbrechen), Kindern von 1-3 Jahren zu Gr. und älteren wohl auch zu 2-3 Gr., alle 2-3 Stunden in P u l v e r mit Zucker, auch wohl in Trochisci. Passende Verbindungen sind die mit Calomel, Extraclum Hyoscyami, Moschus, Rad. Artemisiae, Paeoniae etc. A e u f s e r l i c h bedient man sich des Zinkoxyds zu Streupulvern und Salben als eines austrocknenden, gelind zusammenziehenden Mittels bei anomalen Secretionen, bei wunden, geschwürigen Stellen, wenn sie sehr nässen, oder auch entzündet und schmerzhaft sind, z. B. bei Milchschorf, Intertrigo etc. Wenn auch das Zinkoxyd nicht in der Art austrocknet und zusammenzieht, wie Bleipräparate, so ist doch eine gewisse Vorsicht bei seiner äufserlichen Anwendung auf wunde, secernirendc Stellen gerechtfertigt, weil es diese Secretionen leicht unterdrücken und gefährliche Metastasen herbeiführen kann. 629. Lapid. Cancr. ppt. ft Fior. Zinc. gr. vj. Sacchar. alb. ää 3j> Lapid Cancr. ppt. 5/3. M. f. Pulv. divid. in xij. part. Sacchar. alb. 5H aequal. M. f. Pulv. divid. in xij part. S. 3 stündlich 1 Pulver. aequal. Wendt. S. Alle 2 Stuuden 1 Pulrer. 631. 630. R. Flor. Zinc. gr. # Fior. Zinc. gr. xij. Calomelan. gr. j. Sacchar, alb. -)ß. Pulv. rad. Paeoniae.
300
Zincum
hydrocyanicum.
M. f. Pulv. dent. tal. dos. No. vj. S. 2 stündlich 1 Pulver. 632. f f i Moschi. Flor. Zinc. 55 gr. ij. Sacchar. alb. -)ß. M. f. Pulv. dent. tal. dos. No. vj. in chart, cerata. S. 2 stündlich 1 Pulver. (Bei Asthma Millnri. Für ein Kind von 2 Jahren.) 633. Flor. Zinc, gr. j. Laud, liquid. Sydenh. gr. j. Sacchar. alb. ^j. M. f. Pulv. dent. tal. dos. No. ij. S. 3stündlich £-1 Pulver. (Für 2-6jährige Kinder bei nervösen Blattern mit Krämpfen.) Hufeland. 634. ft Flor. Zinc. -)j. Fulv. rad. Valerian. )viij. Sacchar. alb. Mucil. Gumm. Tragacanth. q. s. ut f. Trochisci No. 40. #
Zincum
S. 3 Mal täglich 2. (Für ein Kind von 4 Jahren.) Aus P h o b us Receptirkunst. 633. # Flor. Zinc. Sem. Lycopodii M. f. Pulv. S. Streupulver. (Die Menge des Zinkkalkes hat hier nichts Bestimmtes ; je mehr man zusetzt, um so schneller trocknen die wunden Stellen, aber um so leichter anch Suppression.) Vogt. 636. Butyr. rec. non salit. Jj. Flor. Zinc. ¿fi. Opii subtiliss. pulv. gr. vj. M. f. Ungt. S. Bei dem Milchgrinde auf die leidenden Stellen zu streichen. Henke. 637. fy Flor. Zinc. Sem. Lycopod. ää gr. xv. Ungt. rosat. ¿.ß. M. f. Ungt. (Bei Schwärungen, Wundsein etc.) Hufeland.
hydrocyanicum.
Blausaurer
Zink.
P a g e n p e c h e r rühmt den blausauren Zink als ein fast specifisches Mittel gegen das T h y m u s - A s t h m a . Er giebt ihn zu £-1 Gr. 2-3 Mal täglich durch 4-6 Tage. — Gegen Veitstanz fand A b e l e das Zincum hydrocyan. sehr wirksam; er gab es täglich zu 3 Gr., und liefs Einreibungen in das Hinterhaupt und in den Nacken mit Ungt. tart. stib machen. (Mittheilungen des Würtemb. ärztl. Vereins 1834). Eben so wandte H e r t e n r a t h ( H u f e l a n d ' s Journal 1823), M ü l l e r ( R u s t ' s Magaz. 20. Bd.) und V e n n s ( C l a r i o n ' s path. therap. Manual. Aus dem Franz. übersetzt von V e n n s 1834) es mit Erfolg an. C a m e r e r rühmt den blausauren Zink sehr nadrücklich im K e u c h h u s t e n .
Zincum
Zincum
sulphuricum.
sulphuricum.
Vitriolum
30]
Zinci.
Zink-
Vitriol. Der Zinkvitriol wirkt viel kräftiger als das Oxyd, ist mehr adstringirend und erregt zugleich leichter Erbrechen. Nur in veralteten, hartnäckigen und tief eingewurzelten Krampfformen, wo das Zinkoxyd nicht mehr ausreicht, geht mau bei mehr erwachsenen, Kindern gern zum Zinkvitriol über, da er energischer, tiefer eingreifend und zugleich resorbirend auf das Nervensystem wirkt. Als Brechmittel benutzt man ihn nur in Fällen, wo bei grofsem Torpor die gewöhnlichen Emetica nicht mehr hinreichen, namentlich bei Vergiftungen mit narcotischen Stoffen. D o s i s und D a r r e i c h u n g s f o r m . I n n e r l i c h : Man giebt den Zinkvitriol älteren Kindern zu -y'T Gr. 2 - 4 Mal täglich in P u l v e r und A u f l ö s u n g . Als Brechmittel Iöfst man 2 Gr. in Wasser auf, und giebt davon alle 10 Minuten einen Thee- bis Kinderlöffel. A e u f s e r l i c h wendet man den Zinkvitriol als Mund- u n d G u r g e l w a s s e r und als P i n s e l s a f t an, beider Angina, Aphthen, Stomacace, Wasserkrebs, mit Schleimen, Rosen- oder Salbeiwasser, Honig, Myrrhentinctur; als A u g e n f o m e u t und E i n t r ö p f l u n g in den späteren Stadien der Ophthalmia neonatorum, bei Auflockerung der Bindehaut, Trübung der Cornea etc. Extr. Saturn. 638. tfi Zinc, sulphur. 5j. Spirit. Camphor. 3ij. Aq. destillat. f x . Aq Salviae f i j . Meli, rosat. MDS. Des Tages 5-6 Mal die MDS. Pieselsaft. (Bei GeAugen zu waschen. (Bei schwüren durch brandige Ophthalmia neonatorum.) Bräune im Scharlach.) J. A. S c h m i d t . Wendt. 642. Jji. Zinc, sulphur, gr. j. 639. solve in Jji. Zinc, sulphur. Aq. destillat. gj. Mudi. Gumm. Mimos. DS. Zum Waschen der Augen. Syr. Moror. ää f j . (Ebendaselbst.) MDS. Pinselsaft. (Bei StomaSaunders. cace.) 643. 640. fit Zinc, sulphur, gr. j.-iv. fit Zinc, sulphur, gr. v. solve in solve in Aq. Opii 5i,4.-iij. Decoct. Salviae §iv. DS. Des Tages 1 - 3 Mal 1 DS. Zum Auswaschen des Tropfen auf den Augapfel zu Mundes bei Aphthen briugen. (Bei Trübungen der Henke. Cornea in Folge der Taraxis neonatorum.) 641. J& Zinc, sulphur. v. Ammoo.
R e g i s t e r der im W e r k e angeführten Krankheiten mit specieller Angabe der von den Autoren dagegen empfohlenen Heilmittel. — Aufser der Seitenzahl sind zur leichteren Auffindung der Mittel häutig die Rubrikzahlen beigefügt. Eben so ist in besonderen Fällen auf Reccptformclu hingewiesen, besonders wenn erst bei der Formel und nicht schon im Texte die Krankheit angegeben ist.
Apoplexia nervosa. Aether sulphuricus 62. Angina. Emetica 17. — A e u f s e r l i c h : Alumen 63. Aq. oxymuriatic. 77. Cupr. sulphur, (bei ulcerüser A.) 117. Herb. Salviae 156. Nitr. 186. Spirit, muriat. aether. 268. Tinct. Pimpinell. 291. Hi 611. Zinc, sulphuric. 301. — Faucium. Aq. oxymuriat. 76. — gangraenosa. China 108. 3) et 127. — A e u f s e r l i c h : Acid, muriatic. 58. Aq. Calc. 74. Spirit, mur. aether. 268. # 582. Zinc, sulphuric. 301. # 638. — membranacea. Emetica 16. Ammon. carbonic, pyrooleos. 67. Ammon. mur. dep. 68. Camphora 91. Cupr. sulphuric. 116. Hyoscyam. 13b. Calomel 162. Hydrarg. oxydulnt, nigr. 169. Sal. tartar. 180. et 182. Bt 343. Nitr. 185. Kali sulphur at. 187. Elix. pectoral. 196. Moschus 209. Senega 250. Sulph. antim. aur. 278. b). Kermes minerale17'i. Sulph. depur. 281.1). — A e u f s e r l i c h : Blutentziehung 6. Kalte Uebergiefsung 42. Essigclystir 53. Essigfomentation 54. Essigdämpt'e 54. Alaun 64. Ammon. carbonic. 66. Argent, nitric. 78. Camphora 93. Cantliaridentinetur97. Vesicatorieu 119.b). Mercur.praecip. alb. 160. R 293. et 294. Calomelsalbe 168. # 306. Jod 178. Unguent. Hydrargyr. einer. 295. — parotidea. — A e u f s e r l i c h : Kali hydrojod. cum Mercurio 178. — tonsillaris. Aq. oxymuriat. 76. Aphthae. Emetica 17. Borax 88. Campher (bei bösartigen A.) 92. China c. lign. Campech, (bei dergl.) 136. Sal. amar. 203. ftlagnes. ust. 204. # 417. Mel rosat. 206. Rad. Alth. 234. A e u f s e r l i c h : Acid, muriat. 58. Acid, sulphur. 60. Alaun 63. Aq. Calc. 74. Aq. oxymur. 77. Borax 89. Spirit. Cochleariae 267. Spirit, mur. aether. 268. Zinc, sulphur. 301. AsphyxiaN eonatorum. Emetica 16. Aether sulphuric. 62. Vinurn 296. — A e u f s e r l i c h : Blutentziehung 2. Biider (laue mit Wein, Branntwein und Aether) 25. Besprengung mit Aq. frigida 41. Aether, sulphur. 63. Ol- Rorismar. 223. Weingeistbäder 269. Anasarca, s. Hydrops.
Register.
303
Ascarides. Mercurius vivus 159. Jalape 242. 516. Semen Cinae 257. — A e u f s e r l i c h : CH'stir mit Aq. amygdalar. 72.; mit Aq. Calc. 74.; mit As. foetid. 82.; mit Baryt. muriat. 87. / i 104.; mit Tanacet 140.; mit Helminlochorton 151. Ei 273.; mit Mercurius vivus 159.; mit Sublimat 161. ü 298.; mit Sem. Cin. 257. Asthma. Exlr. Lactucae virosae 135. Lapid. Cancror. 192. Liquor amnion, anisat. 196. 2). Iris florentina 244. — Millari. G. As. foetid. 80. Lapid. Cancror. 193. ü . 380. Moschus 210. Valeriana 254. Flor. Zinci 300. # 632. A e u f s e r l i c h : Clystir aus As-foetid. 80. Cantharidentinctur 98. 133. Vesicator 120. 2). Liquor Amnion, caustic. 199. fö 401. Ol. Cajeput. 217. — thymicum. Zincum hydrocyanicum 300. Atrophia meseraica. Agaricus 63. 4//. amy'¿dal. amar. c. vin. stibiat. 72. Aur. muriat. 83. Eichelkaffee 149. Calomel 165*5). Aethiops miner. 170. # 315. Milch 191. Potus antatrophicus H u f e ) . 229. Calam. arom. 239. Pulv. pueror. H u f e i . 246. H 527. Salep 248. Sulph. ant. aur. 278. b). Sulph. dep: 281. 1). — A e u f s e r l i c h : Blutegel 4. Malzbäder 32. Fei tauri 139. Milchbäder 192. Calmus 239. Bronchitis. Amnion mur. 68. Sulph. antim. aur. 278. a). — A e u f s e r l i c h : Blutentziehung 2. Caephalaematoma Neonatorum. — A e u f s e r l i c h : Acet. Squillae 56. Lapis infernalis 79. Kochsalzwaschung 213. Spirit. Fin. 269. Unguent. Hydrarg. einer. 295. 3). Weinumschläge 297. Cancer oris. — A e u f s e r l i c h : Cupr. sulphuric. 117. Cardialgia. Aq. Foenicul. 75. Oleum Carvi 218. Carditis Infantum. Acid, hydrocyanic. 57. et 72. Caries. Radix Rub. tinctor. 247. — A e u f s e r l i c h : 01. jecor. Asell. 220. Catarrhus. Carbo ligneus 99. Dulcamara 130. Hyoscyamus 133. Spirit. Minder. 194. Liquor Ammon. anisat. 196. 1). Manna 205. Ji 418. et 420. Ol. Amygdal. 217. Jji 452. Iris florent. 244. Salep 248. Semen Cannab. 257. Sulph. dep. 281. 1). — A e u f s e r l i c h : Sinapismen 263. — suffocativus. Emetica 16. Aether sulphur. 62. Liquor Ammon. anisat. 197. 394. Cholera Infantum. Opium 227. Plumb, acetic. 232. Ipecacuanh. 242. — A e u f s e r l i c h : Laue Bäder 29. Clystire aus Amylum 71.; aus Kochsalz 213. Chorea St. Vitt. Conchae praeparatae 106. Cuprum sulphur. 116. Flor. Zinc. 299. 2). Zinc, hydrocyan. 300. — A e u f s e r l i c h : Kalte Begiefsung 43. Vesicator 120.2). Bäder aus Kali sulphurat. 188. Co lie a. Aether sulphuric. 62. Chinin, sulphuric. 103. Chamillen 145. G. Mimos. 150. Liquor, ammon. anisat. 196. Magnes. carbonic. 202. Ol. Carvi 218. 01. Ricini 222. 20
304
Register.
Pulv. pueror.Kxife\. 246. # 5 2 7 . Semen Lycopod. 260. Syrup, Rhei 286. — A e u f s e r l i c h : Clystire 22. Kinapismen 263.
Comedones.
— A e u f s e r l i c h : Honig (nach H e i m ) 206.
Convulsiones, s. Spasmi Coxalgia. OI. jecor. Asell. 219. Co xarthrocace. OI. jecor. Asell. 219. Aethiops Crusta lactea. Aq. Cale. 74. Herb. Jaceae 157. mineral. 170. ft 316. Antimon, critd. 271. a). Sulph. ant. aur. 279. ft 591 Flor. Sulphur. 282. 3). Lac. Sulph. 284. — A e u f s e r l i c h : Calcaría sulphurata 91. Mercur. praecip. alb. 160. ft 296. Sublimat 160. Kai. sulphurat. 188. OI. jecor. Asell. 220. Flor. Zinc. 299. et 300. ft 636. — serpeginosa. Flor. Sulphur. 282.3). Cyanosis. Aq. amygdal. amar. 72. > Aq. oxymuriat. 76.4). Dentitio d i f f i c i l i s . Acid, miuiat. 58. Aq. amygd. amar. 72. Aq. oxymuriat. 76. Calom. 104. 2). Putv. anlispastnodic. H u f e l . 192. Liquor amnion, caustic. 198. — A e u s s e r l i c h : Blutentziehung 3. 4). Kalte W a s c h u n g des Zahntieisches 41. Honig 206. Diarrhoea. Emética 17. Aq. oxymuriatic. 76. Bismuth, nitric. 88. C a m p h e r ( r e f r a c t a dusi) 93. Carbo ligneus cum Ipecacuanh. 99. Conch. praepar. 106. ft 155. Extract. Cort. aurant. 122. Cascarilla 126. ft 192. Columbo 130. et 240. Lign. Campechens 136. Nux vomica 137. Limatur. Mart. 142. G. Mimos. 150. Calomel 16«. 5). Pulv. antispasmod. H u f e l . 192^ et 298. Magnes. carbon. 202. Opium (in ganz speciellein Falle nach H u f e l . ) 225. Rad. Alth. 234. Rad. Arnic. 236. ft 495. Calam. aromat. 23'J. Jalapp. (in besonderem Falle) 241. Ipecacuanh. 242. Pulv. puer. H u f e l . 246. ft 527. Salep.'Zh%. Vi,¡ct. ferr. pom,it. 290. — A e u f s e r l i c h : Blutegel (in gewissen Fällen) 4. Einhüllende Clystire 24. L a u e l{;ider 29. h). Haisam. Nucist. 85. Ol. IS »eist. 221. Sinapismen 263. Tinct. Rhei 291. 2). Dispepsia. Emética 14. Conch.praepar. 106. Calam. aromat. 238. — A e u f s e r l i c h : Amylumclystire 71. Ol. nucist. 221. TaDys enter ia. Aq. oxymuriat. 76. Opium 137. Pulp. marind. 233. Columbo 240. Ipecacuanh. 243. ft 519. et 520. — A e u f s e r l i c h : Einhüllende Clystire 24. Clystire aus Amylum 71. ISnls. Nucist. 85. Opium 225. Dysuria. G. Mimos, i W. Sem.Cannab.2b7. Sem.Lycopod. 260. Ecclampsia. Hyoscyam. 133. Moschus 210. Artemisia 236. Encephalitis. Calomel 162. — A e u f s e r l i c h : Blutentziehung 2. Clystire 22. L a u e Biider 28. Eis und eiskaltes W a s s e r 38. Unguent. Hydrarg. einer. 295. Enuresis nocturna.— A e u f s e r l i c h : Stahlbäder 32. Vesicalor 121. Ery sipelas neonatorum. C a m p h e r 92. Chinin sulphuric. 103. China 108.2), — A e u f s e r l i c h : Scarification 11. Sinapismen 263. Spirit, camphorat. 267.
Register.
$05
Exanthemata acuta. Acid, muriat. 57. Acid, sulphuric. 60. Aq. oxymuriat. 76. China (bei typhösen) 112. ßi 161. Spirit. Minder. 194. Liquor Amnion, succinic. 199. Moschus 209. Angelic. 235. Rad. Enulae 240. Ipecacuanh. 242. Serpentaria 252. Valeriana 253. Tartar, stibiat. (refracta dosi) 273. 2). — A euf s e r l i c h : Laue Biider 24. Kalte Waschung 40. P r i e f s n i t z ' s c h e Methode 49. Siuapisrnen 263. (s. auch Morbilli, Scarlatina et Variolae). Exanthemata chronica. Cuprum ammoniacale (Liquor Koechlini) 114. Morsuli antimoniales Kunkelii 208. Antimonium crudum 271. a). Sulphur, dep. 283. 3). — A e u s s e r l i c h : Laue Bader 2$. Salzbüder 30. Alkalische Kader _ 31. Acet. saturnin. 54. Baryta muriat. 87. Fe bris. Emetica (in bestimmtem Falle) i 4. et 15. Amman, mur. dep. 68. Tartar, tartarisat. — catarrhalis. 190v H 375. Spirit. Minder. 194. Ipecacuanh. 242. Sulph. dep. 281.1). — gastrica. Pulpa Cassiae 233. Pulp. Tamarindor, 233. Tartar, stihiat. (refracta dosi) 273. 2). — A e u f s e r l i c h : Blutentziehung 2.2). — inflammatoria. — intermittens. Acet. squillitic. 56. Amnion, mur. dep. 68. Chinin, sulphuric. 102. Concliae praeparatae 106. Opium (nach H u f e l a n d ) 225. — A e u f s e r l i c h : Chinin, sulphuric, (endermatisch) 102. Chinabäder 111. — lenta. s. Phthisis. — nervosa. Campher 92. Arnica 144. Moschus 209. Valeriana 253. — petechialis. — A e u f s e r l i c h : Kalte Waschung 40. — putrida. Acid, muriatic. 57. Acid, sulphuric. 60. Wein 297. — A e u f s e r l i c h : aromatische Bäder 31. Kalte Waschung 40. — rheumatica. Spirit. Minder. 194. Tartar, stibiat. (refracta dosi) 273. 2). — typhodes. Phosphor 231. Wein 297. Flatulentia. Aether, sulphuric. 62. Aq. Foenicul. 75. Fumaria, Quassia, Trifol. fibrin. 132. Limatura ferri 142. Pulv. pueror. H u f e l . 246. # 527. Tinctur. Castor ei 290. Tinct. ferr. pomat. 290. — A e u f s e r l i c h : Cljstire 24.4). Ol. Carv. 218. Fungus articulorum. — A e u f s e r l i c h : Aurum muriaticum 84. Gastromalacia. Acidum pyro-lignosum 59. Opium 137. et 227. Ferrum muriat. 141. 234. Sacchar. Saturni 232.— A e u f s e r l i c h : Opiumclystir 227. Haemorrhagia. Cremor Tartari 288. — A e u f s e r l i c h : Alumen 64. Helminthiasis. Eis und eiskaltes Wasser 38. Aq.amygdal. amar. 72. Campher 93. Ol. Amygdalar. 216. Ol. Cajeput. 217. Valeriana 253. Semen Cinae 257. Tinct. Ferri pomat. 20 •
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Register.
290. Flor. Zinc. 298.1). — A e u f s e r l i c h : Clystir aus Knoblauch 90. Clystir mit Campher 93.; mit Fei Tavri 139.; mit Tanacet. 146.; mit Milch 191. Ol. Cajeput. (zum EinAscarireiben) 218. Ol. Tanacet. (desgl.) 223. (s. aueh des, Lumbrici, T'aenia. Hepatitis. Calomel 162. — A e u f s e r l i c h : Unguent-hydrarg. einer. 295. Hernia. — A c u f s e r l i c h : Salmiac mit Wein 69. Spirit, camphorat. 267. Herpes. Antimon, crud. 271. a). Flor. Sulphur. 282.3). — A e u f s e r l i c h : Svlph. dep. 283. Hydrocele. — A e u f s e r l i c h : Alaun mit Spirit. Vitriol. 64. Salmiac mit Acet. squillitic. 69. Hydrocephalus acutus. Digitalis 153. Sublimat. 160. Calomel 162. Jod 177. Kali acetic. 179. ß 336. Nitrum 185. Moschus 209. Arnica 235. Levisticum 244. — A e u s s c r l i c h : Blutentzieliuiig 2. Umschläge von Eis und kaltem Wasser 38. Aromatische Umschläge 39. Unguent, tart, stibiat. 39. et 277. Kalte Begiefsung 42. Kalte Essifcclystire 53. Aether, sulphur. 63. Vesicatorien 97. Cortex Mexerei 112. — chronicus. Jod 177. Kali acetic. 179. Iii 335. — A e u s s e r l i c h : Kalte Uebergiefsung 42. Herb. Majoranae mit Calomel (als Putv. sternutatory 156. M 285. Unguent. Hydrarg. einer. 295. 3). Hydrops. Acet. squillitic. 56. China 109.