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German Pages 290 [145] Year 2017
Wissenschaftlicher Beirat: Klaus von Beyme, Heidelberg Wolfgang Kersting, Kiel Herfried Münkler, Berlin Henning Ottmann, München Walter Pauly, Jena Pier Paolo Portinaro, Torino Tine Stein, Kiel Kazuhiro Takii, Kyoto Pedro Hermilio Villas Boas Castelo Branco Rio de Janeiro ' Lok Wacquant, Berkeley Barbara Zehnpfennig, Passau
Manuel Knoll
J
Francisco L. Lisi [Hrsg.]
Platons Nomoi Die politische Herrschaft von Vernunft und Gesetz
Staatsverständnisse herausgegeben von Rüdiger Voigt Band 100
□ Nomos
~ Titelbild: ..Zeu~. der Ge&et;:get,er"'. ~II ' .. . . . s au vertritt ct· .\om01 mtensn· mit der Frage nach d . . te These d . . . em richtigen V , ass Stehp emandersetzt. Das treftc sowohl für Plat erfahren de G latoni . ,. . . ons allgeme· r ese12 n den zu wie auch tür dte emzdnen Gesetze ct· . tne Gedanken gebung . , teer m den N,0 zur Ge a11s. ser Auseinandersetzung seien nicht die G moi entwirft A setzgebu . esetzesempft . dres. ng setzgeber. Schopsdaus Beitrag thematisiert . anger, sondem satendie - . . eine Vielz hl Potenr 11 • men: \\ arum 1st Gesetzgebung notwendig? W . a von Fragen ie e Ge. . • as 1st ihr z· unctp b ro le. kommt den \ orreden zu den Gesetzen bzw 1.h .. iel? Welche 8 edeut . . · ren Praambe) menscblh:he \ erhalten am besten steuern? In h n zu? Wie läs t . ung . . . we 1c em Verhält . s sichdas setzgebung zu den Gesetzen, die m den griechis h S .. nis steht Plat0 T • • • c en tädten s · nsGe Konzipiert Platon seme Gesetze als unveränderli h d .. einer Zeit existi · . . . . c o er musse st. erten? re,,diert werden? Was 1st die Rolle der Nächtlichen V n e kontinuie1. h . . . . ersammlun ? r 1c Barbara Zehnpfennmg setzt sich m ihrem Beitrag m·t d B g. . . . I er edeutun und Gesetz m den Nomoz ausemander. Um die Eigentüml" hk . g vonTugend . . . . . ic e1tvon Plat zu Yerdeurhchen, analysiert sie m emem ersten Schritt w· ct· . . _onsAnsatz .. . , ie er ie md1v1d II polmsche Selbsterhalrung emschätzt. Im Gegensatz zu manch . . ue e und POr1 . . en neuze1thchen sehen Denkern versteht Platon die Selbsterhaltung nicht als letzten 0 d 1tsc hntt· zeigt · Zehnpfennig auf dass die Tug der· obersten · · zwec k. [n emem zweiten . . . ' en 1mStaatsen~,urf der ·:omoz eme z~ntr~le Rolle spi~lt, weil sie dem Individuum und derGemem.schaft die Selbstverwirklichung und em gutes Leben ermöglicht. Abschließend fr--ag-te sie nach der genauen Aufgabe, die den Gesetzen dabei zukommt und klärtderen \"erhältnis zur Tugend. Die Tugend verwirklicht die Vernunft als das Allgemeine aci individuellen Menschen und die Gesetze weisen den Weg zu ihr auf. Das Thema von Thomas A. Szlezaks Beitrag ist die Erziehung, deren politische Bedeutung Platon insbesondere in den Nomoi als außerordentlich hoch einschätzt. Das kommt vor allem dadurch zum Ausdruck, dass Platon das Amt des Leitersdes gesamten Erziehungswesens als das weitaus wichtigste politische Amt ansieht.Zum ,.Erziehungsminister" muss der tüchtigste Bürger der politischen Gemeinschaft~ewählt werden, weil die Vennittlung der Tugend bzw. Tüchtigkeit das obersteZiel ailer Erziehung ist. Szlezaks Text ist auch relevant für den Streit um das angemessene Verständnis von Platon Vorreden zu den Gesetzen. So spricht er sich dafüraus, dass die Gesetze durch die Präambeln ihrer erzieherischen Aufgabe nachkom~en, indem diese die Vernünftigkeit ihrer Bestimmungen darlegen. In seinem Beitrdag . . . B"' em o er zeigt Szlezak auf, warum die Erziehung für Platon auf kernen Fall den urg vom - modern ausgedrückt - der „Gesellschaft" überlassen bleiben darf, sondem Staat überwacht werden muss. . d BilAuch Michael Spieker setzt sich in seinem Beitrag mit der Erziehung_~~ntifi· I dung auseinander, die er als das l fauptthema der Gesetzgebung der Nomoi e . d . . . . . . k d Untcrsc111e ziert. Spieker geht es darum zu zeigen, w,c Platon 111diesem Wer cn . Ziel 1 · h ung " (trop h,e) und „Bildung" · · von„ Erz1e (paideia) bcstunmt unu• beide 'auf das
der darin entworfenenVerfassungausrichtet,worunterer die ..Wirkiichkeitdes Guten" versteht. Das Gute sei dann realisiert,wenn der \ltensch mit 5:ch c;e\b5t. mit den anderen Menschenund mit Gott versöhntist. In seinem Beitrag thema,:;:ert Spteker verschiedene Aspekte von Platons Erziehungs-und Bildung5programmwie das gemeinsame Weintrinkenzur Bildung der Seele und die zentrale Rolle der Liebe bci der Bildung. Er geht aber auch auf Platons Lehre von der Seele und :hrer na:ürEchen Vernunft ein, die die psychologische Grundlage von Platons Pädagog~kdars:ell.. Weitere zentrale Themen von SpiekersText sind PlatonsVerständni, .-oriErr.ehung und Bildung als öffentliche Aufgaben, die auch die politische und gese-zliche Reglung des Privaten beinhalten, sowie die pädagogischeRolle YonLust und Schmerz. Das Thema von Harald Seuberts Beitrag sind die Affinitätenund Differe-.i2en. die zwischen Platons Nomoi und der praktischen Philosophie des Aristo,e:esbestehen. Sein Text ist sowohl ein Vergleich der beiden politischen Denker als auch ~..:J. Bei.trag zur Wirkungsgeschichteund Rezeption der Nomoi. SeubertsText zeigt die 5'"..arken Affinitäten auf, die zwischen den ethischen und politischen Lehren des ..\risto,eles und den Nomoi bestehen. Das sei weder bei der Politeia der Fall noch t-6 anderen Werken Platons. Diese Affinitäten betreffen nicht bloß den lnhali der jeweit:gen Werke, sondern auch ihre Methode und ihre grundlegenden Begriffe ,,.-ie den der „Mitte". Seubert thematisiert jedoch auch die dezidierte Kriti.k.die ..\ris:o:e:e-s an Platon übt und die nicht bloß Platons „Einheitsdenken"betrifft. Stefano Saracino untersucht in seinem Beitrag die Rezeption der Somoi in England in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Dabei konzentriert er sich auf die englischen Republikaner und insbesondere auf Algemon Sidncy. James Harrington und den „Harringtonianer" Henry Neville. Harrington war nicht bloß ..\mor der republikanischen Utopie The Commonwealth of Oceanea. sondern auch der führende Intellektuelle der republikanischen Bewegung. Die englischen Republika.rierverstanwas Sara.:inoals den Platon - insbesondere als Autor der Nomoi - als Rcpublik.:m.:-r. ein „produktives" Missverständnis deutet. Seine These ist. d3SSdie R~fotKsv, a~icoµa). Ausdrücklich wird er zudem als nicht-widernatürlich, sondern als naturgemäß (crxs86v ouK iiv rrapa cpumv i:ycoyscpaiT)vyiyvw0m, Karo. cpumv ot) charakterisiert. Die Emphase im Text liegt unzweifelhaft auf der Natürlichkeit der nicht-gewaltsamen Herrschaft des Einsichtigen. Klar dürfte damit sein, dass unser Text (gemäß Ambivalenz (i)) sowohl gerechtfertigte wie ungerechtfertigte Herrschaftsansprüche thematisiert, und dass er (gemäß Ambivalenz (ii)) eine Kollision unterschiedlicher Herrschaftsansprüche vorführt. Ist es somit richtig, mit Schmitz ( 1988) zu sagen, unsere Stelle führe einen Konflikt innerhalb der Partei der nonnativen Naturalisten vor? Um dies zu klären, müssen wir uns der grundlegenden und schwierigen Frage zuwenden, wie sich Platons politische Philosophie zur Naturrechtstradition verhält. Wie bereits erwähnt, erscheint der Rekurs auf die Natur mit Blick auf die Rechts- und Staatsordnung bei Platon besonders an einer prominenten Stelle, nämlich in der Rede des Kalliklcs im Gorgias. 15 Dort ist es aber exakt das Recht des Stärkeren, dem der Titel eines ,Naturgesetzes', eines nomos tes physe6s, zugeschrieben wird (483e6). Akzeptiert man die (ziemlich unausweichliche) Standardauffassung, wonach Platon als lebenslanger Gegner der Kallikleischen Position anzusehen ist, dann müsste es so sein, dass Platon entweder [I] die Naturrechtsidee generell ablehnt (z.B. weil er sie mit dem Recht des Stärkeren gleichsetzt) oder aber [II] er müsste das Recht des Stärkeren als Fehldeutung der Naturrechtstheorie entlarven (wie unser Ausgangstext nahelegt). Ausgeschlossen ist jedenfalls die Sichtweise Angermeirs, wonach Platon eine Naturrechtstheorie vertritt, in deren weitgefassten Horizont sowohl die These vom Recht des Stärkeren passt als auch das axi6ma der Herrschaft des Einsichtigen. 14 Nomoi Jll 690cl-3. 15 Gorgias 483a7-484c3.
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Dass Platon als ein Gegner (oder zumindest als Nicht-Befürworter) der Naturchtstheorie anzusehen, ist beispielsweise die Auffassung von Gisela Striker. In '.~rem kurzen Abriss zur ~ntstehung der Naturrechtskonzeption, die sie bei den Stoi~ ansiedelt, erklärt Stnker, der Ausdruck nomos tes physe6s werde von Platon exe: distanziert gebraucht; er stelle für ihn im Grunde eine contradictio in adjecto ;e Denn Gesetze seien für Platon immer ungenügende, defizitäre Regeln. Er selber a;-zwar durchaus als normativer Naturalist anzusehen, aber ohne dass er dabei den ; riff des Naturgesetzes verwenden würde. Striker witft zusätzlich die wichtige F;;ge auf, ob Platon nicht in der ldeenordn~ng jenes ~aradigma seh~n könne, das für irdische Rechtsordnungen als ~aturrechth~hes Vorbtl~ oder Norm1erungsprinzip heranzuziehen sei. Sie kommt zu emem negativen Ergeb111s,und zwar unter Hinweis darauf, dass Platon den Defizienzcharakter von Gesetzesformuliemngen hervorhebe, die niemals alle konkreten Fälle abzudecken vennögen. Gesetze könnten, so Striker, keine Abbilder von Ideen sein, weil sie der Komplexität der empirischen Einzelfälle erade nicht gerecht werden könnten. Striker formuliert den Punkt so: g lt would seem that for Plato laws have the kind of status that rules have in Utilitarian theories - they are always just rules of thumb since the actual standard of rightness is the result to be achicved, and this will inevitably require an indefinite number . of excepuons to t he ru 1es. 16 Dass Platon alle Gesetze als bloße Daumenregeln ansehen mag, impliziert (sollte es überhaupt stimmen) noch nicht, dass sie nicht auch als solche unvollkommenen Regeln Abbilder der Ideenordnung sein können. Platon scheint kein Partikularist zu sein, der die Möglichkeit genereller Regeln bestreitet. Er lehnt nur die Vorstellung von einem perfekten, ausnahmslosen Set von Regeln ab; näherungsweise perfekt können Regeln durchaus sein. Das aber ließe durchaus Raum für die Naturrechtsidee. Strikers Schlussfolgerung lautet hingegen so, dass sie Platon zwar einen normativen Naturalismus in der Gerechtigkeitsfrage, nicht aber eine Naturrechtstheorie zuschreibt: I conclude that Plato does indeed hold that there is an objective, ,natural' standard of justice; but he decidedly does not believe that this Standard is given by anything that could be called natural law. 17 Ich halte Strikers Schluss - wie gesagt - für problematisch. Sicher, Platon betont besonders im Po/itikos, Gesetze seien insofern mangelhaft, als sie unmöglich zugleich das Beste und Gerechteste für alle Bürger angeben und befehlen könnten; gegenüber der Verschiedenheit der Personen und der Situationen verhielten sich die Gesetze, wie es heißt, starr und unveränderlich. 18Daraus ergibt sich aber eben nicht, dass Platon keinen Vernunft- oder Ideenursprung der Gesetze annähme und keine
16 Striker 1996, S.214. 17 Striker 1996, S. 214. 18 294a-b.
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A.nn:ihcrung fü~ 1~1tighchhidtc. Denn die man~elh~fte Anwen~barkeit von allgetnei. ncn Rccdn aut dtt.' s1nnhch erkennbare Welt liegt Ja an deren 111stabilem tlü h . , c ligen Charakter. und nicht um l'vlangcl von Gesetzesformulierungen. \\"c:•khc Spidart des normativen Naturalismus vertritt Platon also, eine natur · · · h t 1· .. liche ,xicr cmc anu-naturrec 1ch e.') Um d.1es zu untersuchen, mochte ich eini recht-. '· · 1 · h I · · ge. Weite~ P.:l!'s:igcn aus den 1"011101 1eranz1e en. n se111er Ause111andersetzun h . . 1/ . X h k · · g mit den m:1tcri_:tlis1ischen ~t ~1sten 1111h~lmo1h. chara t:n~1ehrt er die von ihm abgelehnte The..mc so. dass sie 111staatsp 1 osop 1sc er 8 ms1c t konventionalistis h . 1· " . c sei und . N einen fülschlich normativen 'atura 1smus verwer1e. Hierbei wird wie durch . . - 1· eanYto 1e d eut 1· 1ch . was PI aton se lb st verte1.d.1gen w1·11- und das ist d k eme . h Ne. . , en e 1c ein deutig eine ?'-aturrechtstheone: , • .-\TH. [... J Und so behaupten sie denn auch, von der Staatskunst hän e . . 11 Teil mit der ~~rur ( . . 26 Schii/1"/uu l ')') 4 _ S. 4 20: ..Dem tündamcnrnlcn Charakterder .-\t1tz'ihlung dieser~x10mata en!· spricht kaum die Rolle der .-\:-;iomata im \\·eitcrcn\"crlaufdcs Gesprächs.Denn~e Gesam~e!t allcr sieben \, i,11na1ak,11111111 in den .\"omoi nirgend, mehr in den Blick.69~dwirddenar~VIschen und ,kn mcsseni,;,·henKönig,·11 gan1 allgernd1!, ,,rgehalten.dass sie offenbarkeine_n ., 1·,":1·· ,.~, ;.., · c,,11sprechende Lob derAl spartan1· 1111s,·hcn · · ,\ usglc1ch den ,\ ,lllmala \11·,, 1c!1cn·') • r·,tc., •. • . • edsch,·n \. c1fassunQ111 ; 8'EKarnu KOtvouETe8ricrav). Sind sie aber bloß zum Vorteil einiger Leute gegebe~ so nennen wir diese Angehörige einer Partei, aber nicht Bürger eines Staates, und das, was sie als ihr Recht bezeichnen, eine leere Behauptung. Diese Bemerkungen machen wir deshalb, damit wir in deinem Staat die Herrschaft nicht deswegen jemandem übertragen,weil er reich ist, noch weil er sonst etwas dieser Art besitzt, wie Kraft oder Größe oder edle Herkunft; sondern wer den gegebenen Gesetzen am willigsten gehorcht und darin den Sieg im Staat davonträgt (UyErat öi; rnuo' EVEKU mu0' ~µiv, ros ~µds Tfi crfiwi.zt ü.pzi;.::_ ou0' ön ITAOUcrtOS ECTTIV ns owcroµev,ou0' ön TWV TO\OUTWV äHo ouoi:v TE11 KEKTTjjlZ\'O;, iazuv ~ µeyE0os~ n yevos· ös o' äv TOlSTE0Efotv6µots EU7rEt0fomT6S Kai\1.Kff T1-~-1 · 0 /II o.1-
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mein pointiert neg.atiYzu verstehen sein muss, die zweite dag~gen deutl'.ch positiv obwohl sie einander semantisch sehr nahekommen. Dass die Semantik des Ausdrucks llitllf'ETm101.; v6µ0ti; keine negative Implikation aufweist, wird beispielsweise daran sichtbar. dass wir ihn bei Aristoteles in affirmativer Form finden, und zwar 37 genau in der Bedeutung „Diener der Gesetze", der auch Platon zustimmt. Platon lässt hier das Bewusstsein erkennen, einen Neologismus zu kreieren und möchte ihn 50 Yerstanden wissen, dass er mit ihm ein eigeninteressiertes Verhältnis der Herrschenden zu den Gesetzen benennt. Auf die zuletzt zitierte Passage folgt dann die prominente Ansprache an die Siedler.38 mit der Platon den ersten von zwei Teilen seiner politischen Theologie in den Somoi eröffnet; den zweiten Teil bildet das berühmte anti-materialistische Gottesar!!llIIlent aus Buch X, von dem vorhin schon die Rede war. 39 Das lässt klar erkennen, ~-ie zentral die axiömata-Liste für den argumentativen Verlauf der Nomoi tatsächlich ist. Weit davon entfernt, eine Marginalie zu sein, liefert sie die Skizze einer platonischen Naturrechtstheorie, die - dem von Platon absichtlich (nämlich dem Adressatenbezug gemäß) eher unphilosophisch konzipierten Charakter des Werks entsprechend (vgl. Horn 2013)- nicht wirklich detailliert ausgeführt wird.
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37 P,ti1.•gritlsin~ieOn1ologiePlatonsv. : 15 Zur u111tassc11,krc11 1-rag.:d,·1 hm)l'.lnun::. 1,. pl:ltütlischenSemslehre. 1lJ8:i, S. 99 1I(): Zur Stdlun;: dc·s:-,:,,nw,111'et 16 770 c7 d>.
muss auch die Staatskunst „Anweisungen gebend und Aufsicht führend" tousa kai epistatousa) alles überwachen, was für das Gelingen ihrer e· (prostat. flechtung der Teile der Gesellschaft notwendig ist. 17 In der Politeia b igenen Ver. einem anderen Bild: wer die verschiedenen Formen der Bildung richti egegn~n Wir verstünde, wäre mit mehr Recht als vollkommen musikalisch und harrn g ~u mischen . h nen a Is d er, d er d'1e Saiten · · zubeze1c emes Instrumentes auf einander abzu onisch t' s immen steht. Und solch eines Mannes, der als ,Leiter' und ,Aufseher' (epistates) .. ver6 e~al~e Bildung fungieren kann, bedarf die Stadt, und zwar für nichts Geringeres rd1 Erhaltung ihrer (idealen) Verfassung. 18 Gleiches gilt für den zweitbestena; fü e Gesetze. Daher hat die Wahl des „Leiters des gesamten Erziehungswesens"taat d:r ·..1 • · letes - pases- ) beson deres Gew1c · ht vor allen anderen Wahle (ho„ tes pmueras ep1me tem: alle Magistrate haben sich im Apollon-Tempel zu versammeln und~ zuhAms· b b . urc ge· h e1me tnnmena ga e zu entscheiden, wer von den 37 Gesetzeswächtern _ d .. h . h. G . . em po1..1t1sc w,c t1gsten remmm. der · • . Stadt. - . dre Funktion dieses , Erziehungs m1msters' ubemehmen soll. Nur der m Jeder Hms1cht Beste kommt dafür in Frage. Der G _ wählte wie.. auch die Wählenden sollen sich bewusst sein, dass dieses Amt untCT de ~ höchsten Amtem der Stadt das Wichtigste ist. 19 Höher als es hier geschieht kann man die politische Bedeutung der Erziehung nicht veranschlagen. Indem der bei der Elite - der Gesamtheit der Magistrate - anerkannt Beste unter den Nomophylakes für fünf Jahre 20 mit der Aufsicht über die Erziehung betraut wird, bekommt dieses höchste Gremium eine Strukturierung, die bei seiner Konstituierung 21 so noch nicht vorgesehen war. Es ist klar, dass die Anwärter auf dieses Amt die Tugend, deren Vermittlung der eigentliche Sinn aller Erziehung ist, ihrerseits schon nach menschenmöglichem Maß erworben haben müssen. 22 Für Platon ist die arete freilich stets eine doppelte: die ,bürgerliche' Tugend, die jedem erreichbar ist, kann auch von anständigen Menschen von durchschnittlichem ethischen und intellektuellen Format weitergegeben werden. Für die Befähigung zur Lenkung eines Staates ist mehr verlangt: Einsicht in das Wesen der Tugenden und Kenntnis jenes Einen, das den Tugenden ihre Einheit und ihren Wert gibt. 23 Diese ,genauere' bzw. ,genaueste' Bildung, 24 die den , Wächtern' des Staates - des besten Staates wie auch des zweitbesten - vorbehalten bleibt, wird in den beiden Staatsentwürfen mit ungleicher Vollständigkeit und sehr unterschiedlicher terminologischer Eindeutigkeit umrissen. Doch dass die beiden Skizzen - mehr als eine Skizze bietet auch die ausführliche
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Politikos 308 d5-c6. Politeia 412 a4- I 0. Nomoi 765 d4-c2, 766 a7-b5. 766 b7. 752 e ff. Vgl. Nomoi 962 d2 - don von den Mitgliedern des Nächtlichen Rates ,gesagt. Polireia 505e-506a, Nomoi 965 c-d. Nomoi 965 bl, Politeia 503 d8.
Fassung der Polit~ia nich_t- ein und denselb~n Bildungsgang meinen, da ja beide Male dieselben ph1losoph1schen Inhalte vermittelt werden sollen, ist unter Kennern nicht strittig. Die Erziehung der ,Wächter' - das Wort phylakes wird in der Politeia wie in den Nomoi für die kleine ~lite verwen?et, _dieallein den Fortbestand des Staates zu ga25 em Kernproblem für jede Staatskonstruktion, rantl.eren vennag - 1st notwendig . werden doch sie zusammen mit den Gesetzen auch die Erziehung aller anderen Bürger sichern. Nicht nur in: Gesetzesstaa'. der ~omoi, auch im Idealstaat der Politeia, der von Philosophen regiert werden Wird, smd neben der intellektuellen Begabung der Kandidaten ihre charakterlichen Eigenschaften von höchster Bedeutung. Schließlich verlangt platonisches Philosophieren eine Umwendung der ganzen Seele,26mithin auch eine vorgängige Läuterung der nichtrationalen unteren Seelenteile. Die Liste der erforderlichen Qualitäten, die in Politeia 27 gegeben wird und die sinngemäß auch für die Anwärter_ für die ,Nächtliche Versammlung' der No":oi gelten muss, umfasst gutes Gedächtms und gute Auffassungsgabe, Großgeartethe1t,Anmut, Liebe und innere Verwandtschaft zur Wahrheit sowie die Tugenden der Gerechtigkeit, Tapferkeit und Besonnenheit 28 - die übergeordnete Tugend der Weisheit wird sich einstellen, wenn ein Mensch mit diesen Gaben sich nachhaltig dem Bereich der Ideen zuwendet. Platon ist sich klar bewusst, dass nur sehr wenige Menschen diesen Anforderungen genügen können, zumal der optimal geeignete Wächter sogar gegensätzliche Eigenschaften wie bedächtige Festigkeit und Ruhe einerseits, größte geistige Beweglichkeit andererseits in sich vereinigen muss.29 Und dennoch: ohne diese Gaben hätte die philosophische Erziehung wenig Aussicht auf Erfolg, darum sind die, die sie nicht mitbringen, von der akribestate paideia und vom Herrscheramt auszuschließen, wie es im fiüheren Staatsentwurf heißt,30 wie auch der spätere Entwurf der Nomoi denjenigen, der die intellektuelle Arbeit scheut, die zur Erkenntnis der Götter erforderlich ist, ,,von (allem) Schönen" fernhalten wird, worunter namentlich die Wahl ins Amt der Gesetzeswächter und Auszeichnungen wegen Tugendhaf32 tigkeit gemeint sind, 3 I zweifellos aber auch die gesamte akribestera paideia selbSt, in deren Rahmen das Verdikt ausgesprochen wird. · ht d'1e ~ tet'rge BemüDer strengen Fassung der Zulassungsbedingungen entspnc hung um die ,Auswahl' (ekloge) der Geeigneten. Im Finden oder Nichtfinden des geeigneten Nachwuchses für die Führungselite wird sich der Fortbestand oder der
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Politeia 376 c5. 484 cl und öfters, Nomoi 964 c7, 969 c2 und öfters. Politeia 518 c-d, 521c. 485b-487a. Resümien 487 a4-5. Politeia 503 b7-d7. 503 b8-9. 966 c6-d5. 965 bl. ]71
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Unter•!alll!der zu l!rilmknden Smdt entscheiden. Der Erhalt des Staates ist 1 . =- ~ ~ ~ . . d V f: g e1chb deutend mit dem lkm1lm:n und Fesngen der 111 er er assung verankerten E· e. und Gesi:-hk)ssenheitdi:-rGesellschaft. Der Verderb des Staates droht nach p Inheit ·· dne I1men von un k on tro 11· · und d latons Cberzeu,,un,, H)ll1 L"berhan 1erbarer D"1vers1tät =- =. em d durch bedingten \"crlust des gesellschaftltchen Konsenses. Abstrakt aus ed .. a. ~ das Sclucksa · 1 emer · Staa tsgrun ·· d ung, d"1e stets em · immenses · g R· ruckt entscheidet sich . , 11 · 1 d P · · · d E ·nh · impliziert.·'·' an ihrer Wahl zw1sc 1en en nnz1p1en er I e1t oder der Vielhe· s ko Es gibt keinen Leser der Poli~ei_a,des Politikos oder der Nomoi, dem nich~\lawns smrke - für modernes pluraltst1sches Empfinden zu starke - Betonung der 81 liehen Einheit aufgefallen wäre. Von Platon stammt das vernichtende Wort von ~atzwei Städten in derselben Stadt, der Stadt der Reichen und der Stadt der Arme ~n . 1 b b1·· . b 1 34 · n, die zwar zusammen woh~en, sie 1 a. ~r u~~a _as~1g ~ auern_, von ihm auch die Umbenennung der gewöhnhchen „Politiker , die 1m Dienst emer bestimmten Schicht hen. in ..Stasiastiker", weil sie nicht das !ntcresse der Polis als ganzer im Auge~e: ben. sondern in ihrer Einseitigkeit letztltch ,Bürgerkrieg' (stasis) betreiben,35un: ent5prechend auch die Aberkennung des Namens politeia, Verfassung, für die verkehrten Staatsformen der Demokratie, Oligarchie und Tyrannis, die als die Parteiherrschaften, die sie sind, nur den Namen stasioteia verdienen. 36 Um die Einheit des Staates zu gewährleisten, fordert ,Sokrates' die Aufgabe der herkömmlichen Familie und die Gemeinschaft von Besitz, Frauen und Kindern für die zwei oberen Schichten des Idealstaates, 37 während der ,Athener' in den Nomoi um desselben Zieles wilien wahrhaft radikale Maximen und Maßnahmen riskiert: nichts im Land soll nach :\[öglichkeit unbewacht sein, 38 niemals soll jemand, ob Mann oder Frau, irgend etwas sei es im Ernst, sei es im Spiel, selbständig und alleine ohne Aufsicht durch einen Vorgesetzten tun; 39 ausgesuchten Bürgern soll erlaubt werden, sich im Ausland nach anderen Gesetzen und Sitten als den eigenen umzusehen, doch dürfen sie bei ihrer Rückkehr keinen Kontakt mit ihren Mitbürgern aufnehmen, bevor ihre Ansichten nicht von der obersten Behörde geprüft wurden; 40 unbelehrbare Atheisten, die den intensiven Versuchen einer Umerziehung widerstehen, sollen getötet wer-
den:~' Wie weit sich Platon mit diesen Vorstellungen von der griechischen Vorliebe für Diversität, Pluralismus und persönliche Unabhängigkeit entfernt hat, zeigt die bekannte Kritik des Aristoteles an Platons Staatsentwürfen in den ersten Kapiteln des 33 Vgl. Sr1w1i 9rixc7-969al. 34 Pr1/iteia 55 l d. 35 Pditikhs 3l'I" gl·ht 1.'sb1.'ider paidcia um Einübung und Handlungs; ~lls· . . k·ctt. · efah1lll l la L.teb es t'·I a 11g gung J ''. sic. zc1g1 s1d1 l·m den Char.1kt1.'r\kr g1.'bildctcn Liebe zu erfassen, greift der Athener eine brei1e1c t ·mer:,;d1eidung aut': Es ist Gemeingut zu sagen, dass auch gut ausgebi!ver. l•... Leutc. etwa H„an dl er o der K"amp1er, " zug 1etc · h ungebildet ( dete (]'t'f'.li,.h-1,,,;,·m,,: . . D 1 ·1 d b . . h. d · apa,. ,ie:.1,m) seien. ..i,:;gc lt nur. we1 man a et 111versc te ener Hmsicht von Bild sprich, - einerseits ,·on einer spezifischen Fertigkeit, die man erlernt hat und ~ng rcr:-c;::s h':1 einer darüber hinausgehenden ethischen Haltung, konkret der F~:;und d