Ovid als Dichter des Exils [1 ed.] 3416012615, 9783416012614


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Ovid als Dichter des Exils [1 ed.]
 3416012615, 9783416012614

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=

;

Hartmut Froesch

Ovid als Dicht

des Exils

ä

-

ABHANDLUNGEN ZUR KUNST-, MUSIK- UND LITERATURWISSENSCHAFT, BAND 218

N N

Ovid als Dichter des Exils

VON

1976

HARTMUT

FROESCH

a3

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek . FROESCH, HARTMUT Ovid als Dichter«des Exils. - 1. Aufl. - Bonn: Bouvier, 1976. (Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; Bd. 218) ISBN 3-416-01261-5 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdriickliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus zu vervielfältigen. © Bouvier Verlag Herbert Grundmann, Gesamtherstellung: Ing. H.O.Hövelborn, Niederkassel-Mondorf/Bonn.

Bonn

1976.

Printed in Germany.

Wenn ich mich selbst als einen Romanstoff betrachten könnte! Mich erzählen! Diese Manie rettete manche...

Frangsois

Mauriac

INHALTSVERZEICHNIS

Tempus

ubi

Fammenvet

est error

Scythia

est

Barbara

terra

Altior

Me

illud

gou

humano

coluere

mittimur

spiritus

ille

malo

est

minores

Anmerkungen vIIıl

Literaturverzeichnis

Bemerkungen Register

zur

187

Übersetzung 218

T

Tempus ubi est illud?

(Trist.

IV 3,51)

Die Verbannung Ovids gilt zu Recht als Wendepunkt seines Lebens und seiner Kunst; allenthalben wird die "große Peripetie", das "entschei-

dende Ereignis", der "Schicksalsschlag", die "Katastrophe" hervorgehoben, die den Dichter, dieses "geborene Glückskind", "auf dem Gipfel seines Ruhmes" in seiner "glücklichen Welt" traf. Wir werden sehen, wie der Verbannte selbst diese Wende seine Existenz ganz klar erkannt (vgl. z.B. Trist. IV 8, 31 f. und Pont. IV 16,49) und sie bewußt zum Gegenstand einer neuen Dichtung 2 gemacht

hat:

Hier wird man nur Trauriges finden, entspricht doch die Dichtung ganz den Umständen, unter denen sie entstand.

(Prist.

Seit

das Unglück

mich

IIL

niederwarf,

1,0028

behandeln

meine Lieder den plötzlichen Sturz: bin der Gegenstand meiner Dichtung.

ich

(Trist.

selbst

71,028

Will man den Exilgedichten Ovids näherkommen, empfiehlt es sich, zuvor den Blick auf seine erste

Lebens-

und

Schaffensperiode

zurückzulen-

ken. Erst vor diesem Hintergrund wird das Werk des Verbannten als Exildichtung verständlich, erhält es sein ganz spezifischen Profil und klärt sich z.B. die literargeschichtliche Stellung der Trauerelegien als poetische, wenngleich schicksalhaft bestimmte persönliche Ausformung der

Heroides,

wie es H. RAHN gezeigt hat.

Als den Fünfzigjährigen im Jahre 8 n. Chr. das kaiserliche Verbannungsedikt traf, war er ein seit langem gefeierter Dichter (magnum iam nomen

habemus, tia,

Am.

Rem.

389).

II 1,2;

Seine

imbelles

leichte

elegi,

Muse

Am.

(nequi-

III

5,19)

7

beherrschte

die

(ver. Am. III Munde (Trist. amoris war ein 44 f.) zur Ars

Straßen

und

Schenken

der

Stadt

1, 17£.); "Corinna" war in aller IV 10, 59 £.) * Mit den Remedia elegantes Gegenstück (vgl. Ren. amatoria entstanden; beide Wer-

ke Ehen in der Tradition der didaktischen ?, besonders der Liebeslehren > und Poesie bilden ihre virtuose Vollendung, die weit über das Mittelalter hinaus wirkt. Als eine ars ist auch das nur unvollständig erhaltene Gedicht De

medicamine

faciei

zu

u.a.

das

bezeichnen,

den

auf Vergils Georgica abzielt: Vergil en cultus der Felder, Ovid den des Körpers. Ovids Tragödie Medea - W.KRAUS nennt Medea

Dichters

Lieblingsgestalt

war

hier

des

8 - muß nach Quin-

an kinst.or. X 1,%8)-unda Taeitus (dial. 6) ein Meisterwerk gewesen sein. Grundthema auch

brief

(Medea

die

Liebe.

Aus

an Jason),

dem

dem

212.

Anfang

12,

Heroinen-

des

7. Me-

tamorphosenbuches und Trist. III 9 können wir uns wenigstens eine entfernte MESBELL DE von Ovids Medea-Interpretation machen. Die Metamorphosen schließlich, Ovids umfangreichstes und anspruchsvollstes Werk, das als carmen perpetuum über die alexandrinische Kollektivdichtung bis auf Hesiod zurückweist 10 und so neben die Aeneis Vergils, des römischen Honer,

gestellt

sein will 17, stand kurz vor der Ver-

öffentlichung: wir finden es bereits bei Erseheinen des ersten Tristienbuches, das Ovid

noch vor seiner Ankunft am Verbannungsort nach Rom geschickt hatte, in der Bibliothek eines

Bernes(Triat.

I 4,117

2£.;

7,12 f.),

der Dichter sandte, vielleicht zur Veröffentlichung, ein einleitendes

und

endgültigen Epigramm

(Trist. I 7, 35-40). Die Arbeit an den Fasti, römischen &ıTıx in elegischer Form, mit denen Ovid

über

Properz

( IV 1, 2, 4, 9) Kallimachos

folgt, war weit fortgeschritten. Szenen aus Ovids Dichtungen wurden unter Beifall im Thea-

D

sarecchre

(Triest.

III 5298.;,.

7 7, eSf£.),

8 wohl

wir

wobei

allem

vor

12 Mit diesen

ken haben.

ter Gestalten des Mythos formte Ovid eine für Rom

Spezies aus (vgl. Brief des Properz

die

an

Heroides

Briefmonologen

zu

den-

berühm-

in Extremsituationen neuartige literarische

Ars 345), die im Arethusa(IV 3) nur kurz aufgeleuchtet

war: Die Heroides bilden als Episteln mit erotischer Grundthematik über mythologische Stoffe sozusagen die Summe der ersten Schaffensperiode Ovids und enthalten, wie H. RAHN deutlich geimplizite seine literarischen Möglichmacht hat,

13

keiten.

Ovid war sich der Bedeutung, die er erlangt hatte, durchaus bewußt: wenn er in der Verbannung immer wieder den Niedergang seiner Kunst beklagt, weist er zugleich auf seine frühere

Größe auch

(ingenium,vigor)

in aller

seine weiß

leichte sich

181)

Dichtung

hin.

"Er stellt,

konventionellen

Kunst

jedoch

heraus

auch

"und epischen befähigt.

zur

(An.

Mit

(z.B.

Trist.

dramatischen

1171,12,

Recht,

wenn

Bescheidenheit,

so

II 331 (Am.

21172277

sagt

er,

3

II

durf-

ten die verwöhnten Leser (doctorum turba Teist. II 119) vor der Verbannung etwas von ihm erwarten (Trist.. I 11,35°£f.). Als vates Romanus (Trist. V 7, 35) ist er sich dauerhaften Ruhmes sicher. (An.2.174155:.Trist, IE 10, 17a ff.). Die Metamorphosen enden mit einem stolzen Ausblick auf sein Nachleben; der Anklang an

das horazische kundig:

Nun habe Jupiters

exegi

monumentum

ist

dabei

offen-

ich ein Werk vollendet, das weder Zorn noch Feuer und Eisen, noch

zehrendes Alter vernichten können. Jener Tag, der nur über diesen meinen Leib Gewalt hat, mag der ungewissen Lebenszeit ein Ende setzen, wann immer er will: zum besseren Teil werde ich auf ewig über den Sternen schweben, und der Glanz meines Namens wird niemals erlöschen.

S) Soweit

sich

römische

Macht

über

die

besieg-

ten Länder erstreckt, wird man mich lesen! Durch alle Zeiten werde ich im Ruhm fortleben, wenn die Ahnungen der Dichter etwas Wahres haben!

(Metz Sozurttı) der

Selbstbewußt stellt sich römischen Dichter neben Mantua

tull;

ist

stolz

ich werde

auf

Ovid in die Reihe Vergil und Catull:

Vergil,

einst

der

Verona

Ruhm

des

auf

Ca-

Paelig-

nerstammes sein... Wenn jemand die Mauern des wasserreichen Sulmo erblickt, die nur wenige Morgen Land umfrieden, wird er ausrufen: Diese Stadt, die einen solchen Dichter hat hervorbringen können, nenne ich groß, so klein sie auch sein mag!

(Am. III 15,7 f£.; vgl. Trist. In Sulmo als

Sproß

im Paelignerland

eines

IV 10,4F£.)

(Abruzzen)

alteingesessenen

war

Ovid

Rittergeschlech-

tes am 20. Di 43 v. Chr. geboren (vgl. Trist. IV 10, 13 £.) 75 Er hat seine Heimat geliebt und

nie

vergessen

Mag auch die Nähe aufreißen und der

der Sonnenglut den Boden Hundsstern böse funkeln, über die paelignischen Felder rieselt klares Wasser, und saftig grünen auf dem jungen Grund die Gräser. Das Land ist reich an der Ceres Gaben, und da steht ten im Feld.

reicher noch an Trauben; hier ein Ölbaum mit seinen PerlfrüchEntlang der Wasserläufe bedeckt

immergrünes Wiesen.

Kraut

den

satten

Grund

der

(Am. Ir 16, 2 fr) In

phie

seiner

(Trist.

im Exil

entstandenen

IV 10) denkt

Ovid

Autobiogra-

an Sulmo

und ge-

10 aus

wiß auch an diese Beschreibung zurück, wenn er schreibt:

Meine Heimat ist Wasserläufen.

überreich

Sulmo,

Amores

den

an

frischen

(v3) Auch einige Verse der Fasti, die offensichtlich aus der Überarbeitung dieses Werkes in der Verbannung stammen, gehören hierher:

Von ihm (Solymus) hat die Stadt Sulmo ihren Namen, Sulmo mit den kühlen Wassern, meine Vaterstadt, ist sie vom

Germanicus! Skythenland

(Past.

Ich Armer, entfernt!

lv SOAfL,.

ve

wie

weit

ces

Der Landschaft seiner Verbannung, der Schwarzmeerküste, stellt Ovid seine Heimat wie eine bukolische Ideallandschaft, wie das Paradies ent-

gegen

(vgl.

S. 50ff.);

die

Beschreibung

des

Pae-

lisnerlandes könnte auch gut in der Schilderung des goldenen Zeitalters aus den Metamorphosen ihren Platz haben. Zwar vermißt_der Verbannte vor allem das Leben der Stadt Z doch gehen seine Gedanken daneben immer auch nach Sulmo, zu seinen Landgütern, zu den Gärten, die er selbst bewässert, den Obstbäumen, die er eigenhändig gepflanzt hatte, und deren Früchte er nun nicht

ernten kann

(Pont.

I 8, 4Aff.)

18. Ovid

als

Gärtner? Das ist sicher nicht wörtlich zu verstehen! Das Exil erst läßt ihn rückwirkend dazu werden, indem es seine Heimat und seine frühere Existenz in ein neues Licht taucht! Gern

denkt

er

auch

an

seine

Landsleute

(Pont.

IV 14,49), an seine Eltern und den einzigen, früh verstorbenen Bruder zurück (Trist. IV 10,

32;

77 ff.).

Ovids

Vater

hatte

seinen

Söhnen

eine gute Erziehung zukommen lassen und sie zu bekannten Lehrern in die Stadt geschickt

früh

e]

(Trist. zur

IV 10,

15 f.).

forensischen

recht

bald

in

Während

Rede

den

neigte,

Dienst

der

Ovids zog

es

Bruder ihn

mehr

selbst

Musen:

Mehr als einmal sagte mein Vater: Was soll dieses nutzlose Treiben? Selbst Homer hat kein Vermögen hinterlassen! - Ich nahm mir seine Worte zu Herzen, kehrte dem Helikon gänzlich den Rücken und versuchte, ohne Versmaß zu schreiben. Doch wie von selbst fiel das Lied in den richtigen Takt; was immer ich zu schreiben versuchte - schließlich war's ein Vers!

Perser W.STROH

stellt

das

letzte

Traditionszusammenhang erlebnisse und kann so

Orr

Distichon

in den

dichterischer Berufungsder herkömmlichen Auf-

fassung begegnen, es gehe an dieser Stelle um die et von Ovids dichterischer Produktion. In diese Richtung weist eher ein kostbares Zeugnis des älteren Seneca:

Sein Talent hatte etwas Gewähltes, Geschmackvolles und Gefälliges. Schon damals mußte seine Rede wie ein aufgelöstes Gedicht anmuten.

(Contr.

II 8-9)

Mehr und mehr geriet Ovid in den Bann der Musen (Tgist. IV 10, 33-40). Vor allem im MessallaKreis beginnt seine Bekanntschaft mit den sroßen

und

kleinen

Dichtern

Rons:

Den Dichtern jener Zeit galt mein ganzes Interesse und meine Verehrung: in jedem Sänger sah ich einen Gott! Oft hat mir Macer, der älter war als ich, seine Gedichte über die

über

die

Giftschlangen

vorgelesen,

Vögel,

oft

pflegte

und Heilkräuter

Properz

seine

feu-

te rigen Lieder vorzutragen, wie es unter Dichtern üblich ist; durch die Zunft war er mir verbunden. Der EpikerPonticus und der Jambiker Bassus waren liebe Freunde meines Kreises, und Horaz, den Meister der Rhythmen, hörte ich mit aller Aufmerksamkeit, wenn er mit der ausonischen Leier seine vollendeten Lieder vortrug. Vergil habe ich nur gesehen; das mißgünstige Schicksal ließ mir keine Gelegenheit zur Freundschaft mit Tibull. Er kam gleich nach Dir, Gallus, und ihm wiederum folgte Properz.. Der vierte in der’zeit/iIenen Reihenfolge war ich selbst. Ich habe die älteren verehrt, mich bewunderten die jüngeren, und meine Thalia ist gar bald bekannt geworden.

(Trist

IWAO

ATS)

Die mehr oder weniger engen menschlichen und literarischen Beziehungen zu den Dichtern seiner Epoche haben eine Fülle von Spuren in Ovids Werken hinterlassen. Das läßt sich z.B. für Vergil, Horaz und Tibull von ganzen Vorwürfen bis hin in einelne Fgymulierungen, Bilder oder Gedanken nachweisen. Diese Verbindung zu den zeitge-

nössischen

Literaten,

Bont.

11290,

recht

zu

11), versucht

dem

zen

95

Ovid noch

erhalten;

literarischen

(z.B.

das

Pont.

sodalicium

(convictus

studialceommunia’Trist. 2IIwers er

aus

1äßt

Leben

der Verbannung

Namen

der

IV 16), und

Stadt

und

Werke

Revue

erst hier,

aufaus

passie-

in der

Isolierung, wird ihm die existentielle Bedeutung menschlicher und künstlerischer Kontakte so recht klar: in Tomi fehlt ihm das kunstverständige Publikum und die anregende Kritik seiner Freunde und Kollegen (vgl. u.a. Pont. I 8%

es fehlen ten vom

ihm

Bücher,

lebendigen

er fühlt

Latein

All das ist jedoch sondern soll zugleich

der

sich

abgeschnit-

Stadt.2

nicht nur aktuelle Klage, die Situation des "ver-

25 bannten Poeten" an sich ausdrücken. Vor allem unter diesem Aspekt ist auch Ovids Bemühen um die Aufrechterhaltung der Beziehungen zu all den Personen zu sehen, denen seine Briefelegien aus der Verbannung zugedacht sind. Lange Zeit sah man die wichtigste Funktion dieser Dichtungen 3 vornehmlich darin, "Fürsprecher" zu gewinnen I um eine Änderung seiner Lage herbeizuführen, allenfalls noch, um sein Andenken in Rom wachzuhalten. 24 Viel eher ist Jedoch anzunehmen, wie wir sehen werden, daß diese Dichtungen Zeichen, Beweise seiner Isolierung sein sollen, mußte Ovid ja mit der Zeit einsehen, daß seine Bitten

um

Hilfe

nutzlos

waren

(vgl.

Pont.

I5,

Beer 7, SER.; IV 13,41 £.). Vor allen-aber: der Brief - man denke nur an die Heroides! salt in der antiken epistolographischen Theorie als sermo absentis, als Ersatz für Sin Gespräch oder als die Hälfte eines Dialogs! So ist die Wahl der Briefform in den Exildichtungen Ovids einerseits aus dem aktuellen Anlaß zu verstehen, BR seite literaturmorphologisch vorgegeben Das ist die Stimme des Verbannnten: nur Brief kann ich mich mitteilen, und wenn nicht schreiben könnte, müßte ich stumm bleiben.

im ich

(Pönt® 1116%2.3°%) Allein die Tatsache, daß in den Tristien die Namen der Adressaten fehlen und in den Epistulae ex Ponto an den einflußreichen Fabius Maximus weniger Briefe gerichtet sind als an dessen

unbedeutenden weist

doch,

Bruder

daß

der

Cotta

(vgl.

S.

I91Ff) be-

Nützlichkeitsaspekt

im Hin-

tergrund steht. Insgesamt gesehen überwiegen die Briefe an die amici und sodales und die an seine Frau, nicht die an mögliche fautores! Und thematisch geht es in den meisten Briefen nicht

14 in erster Linie um konkrete Hilfe, sondern weithin um die gemeinsame glückliche Vergangenheit, um das Lob wahrer Freundschaft und Liebe, um ? Dafür einige sigihren Bestand im Unglück. nifikante Beispiele: Oft kam uns der kurz vor: genau

als

wir

gingen!

Weg bei besehen

unseren Gesprächen sprachen wir mehr

Oft

der

war

Tag kürzer

unsere Unterhaltung, und selbst die Sommertage reichten nicht zum Reden

(Pont.

11:.10,.S92

als

langen aus.

1298.20 Macer

Götter, könnte ich Dich doch jetzt sehen! Könnte ich Dir liebe Küsse auf Dein ergrautes Haar geben, mit meinen Armen Deine zarte Gestalt umfassen und sagen: der Kummer um mich hat Dich so abgehärmt! Könnt ich Dir doch unter Tränen - auch Du würdest weinen - von meinen Leiden erzählen und in diesem unverhofften Gespräch Trost finden!

(Pont.

TE 4,49

Press

Wer ten

sich ist,

zutage

ff.

an

seine

Frau;

vel..

0,

5

orte)

von einem Freund, der in Not geranicht abwendet, tut etwas, das heut-

sehr,

sehr

selten

geworden

ist.

Man

muß sich zwar schämen, es zu sagen, aber es ist doch nun einmal so: gemeinhin wird die Freundschaft nach ihrem Nutzen beurteilt. Die Sorge, was dabei herausspringt, ist größer als die Frage, was uns Ehre bringt, und die Treue steht und fällt mit dem Geld. Unter tausenden ist kaum einer, der glaubt, Anstand und Aufrichtigkeit belohnten sich selbst. Sogar das stolze Bewußtsein, richtig zu handeln,

reizt

nicht,

Redlich sein macht keinen

wenn

es keine

Belohnungen

gibt.

um der Redlichkeit willen, das Spaß! Alles, was Nutzen bringt,

12 ist

gern

gesehen;

doch

nimmt

man

den

Raff-

gierigen die Aussicht auf Profit, darf man sich nicht unterstehen, eine Bitte zu äußern. Jeder ist nur auf sein Vorteil bedacht und rechnet aufgeregt an den Fingern nach, was für ihn dabei herauskommt. Und die vormals göttliche Gestalt der Freundschaft gibt sich nun öffentlich preis und sitzt gewerbsmäßig da - wie eine Dirne.

one

ar,

Ser?

an Cotta;

vel.

Pont,

LI)

So hat, besonders auch vor dem Hintergrund der antiken, vor_allem der epikureischen Freundschaftstheorie der römische Freundeskreis eine tiefere Bedeutung für den Verbannten, als es die Handbücher wahrhaben wollen: er wird zum Kristal-

lisationspunkt zum Partner im vertretend für Glück und gibt Ausdruck einer der

der "Sehnsucht eines Verbannten", stummen Gespräch, steht stelldie Heimat und das verlorene Ovid als Dichter Gelegenheit zum tieferen, AB Wertung

menschlichen

Beziehungen

und

des

Lebens:

Das leicht bewegliche Rad der Göttin Fortuna zeist, wie unbeständig sie ist: mit unsicherem Fuß berührt sie immer nur seinen oberen Rand. Unsicherer als ein Blatt ist sie, wechselnder als ein Luftzug. Nur Dein Wankelmut, Du Treuloser, kommt ihr gleich! Alles menschliche Geschick hängt an dünnen Fäden, und was stark und gesund war, bricht plötzlich zusammen!... Nimm auch Du Dich in acht! Was Dir jetzt noch, während Du sprichst, froh erscheint, kann traurig werden, glaube mir!

(Pont. IV 3, 31f£.) In der Zeit vor rorum lusor amorum verbrachte

10, 105),

Leben

der Verbannung ist dem tene(Trist. IV 10, 1) das in Muße (vita per otia ducta Trist. IV

mag es sich hierbei

auch um ein Ideal-

16 bild der dichterischen Existenz handeln, wie selbstverständlich dahingeflossen, das Leben des erfolgreichen Autors mit seinen großen und kleinen Höhepunkten, Aufenthalten auf dem Landgut, Gesprächen, Dichterlesungen, Reisen, rn Die Verbannung wird als jäher Bruch Erfolgen.

mit

der Vergangenheit

frisst.

18,48;

IV le

wo)

orbis

vgl.

empfunden

Trist.

«IV Saale

Trist.

a Rande

undenuns

lonre

der Welt

(extremus

Ovid

als

1 tastet

IV 9, 9)

prima

(tempora

auch

Künstler unter allem Tand nach dem Bleibenden, Wertbeständigen. Erst die Verbannung bietet ihm durch die Bewußtwerdung des vergangenen Glücks,

den admonitus

boni

(Pont.

I 2,52),

neue Existenz als dichterischen teria und exemplum an

eigene

die

Vorwurf,

als

ma-

Alles habe ich verloren, nur das Leben ist mir geblieben, um das Leid zu empfinden und mir als Stoff anzubieten.

(Pont. IV 16, 49£.) Die

Verbannung

läßt

Ovid

vor

Kunst in neuem Licht erscheinen ein neues Selbstverständnis und

sein auch

des

Poeten

gegenüber

allem

seine

und entwickelt Selbstbewußt-

der

Staatsgewalt

Fortuna nämlich gibt und nimmt einem jeden, wie's ihr gefällt. Von gestern auf heute wird aus einem Krösus ein Irus, kurz, all unsre Habe ist vergänglich außer den Schätzen des Herzens und den Gütern des Geistes! Ich selbst bin ein Beispiel dafür: ohne Heimat, Freun-

deskreis und Familie, beraubt aller Dinge, die man verlieren kann, habe ich doch noch meine Kunst und freue mich an ihr. Hier hat Caesars Macht ihre Grenzen! Wer auch immer mit grausamem Schwert meinem Leben ein Ende macht nach meinem Tod wird mein Ruhm weiter bestehen, und man wird meine Werke lesen, solange das

I dem Mars geweihte Rom siegreich von seinen sieben Hügeln über den bezwungenen Erdkreis Mlickt! GiRfetzs Das ist nicht nelle Vision der

S.8f.)!

Hier

spürt

ERIe7,

Sr

mehr die letzten Endes konventioMetamorphosen (XV 871 ff.; vgl.

der Leser,

wenn

er nur will,

existentielle Besinnung, eine neue Bewertung der Dinge, Ergebnis der Extremsituation, die Ovid vor allem als Künstler empfindet und bewältigt. Entscheidend nämlich ist, daß Ovids Exildichtung nicht in einer vordergründigen Bestandsaufnahme des Unglücks verharrt in dem Sinne, daß er bloß sagte, was er Dane wie man es ihm immer wieder vorgeworfen

hat

sondern

den

Durchbruch

fin-

det zu einer künstlerischen Meisterung, ja fast zu virtuosen Stilisierung, IDG 2un oder gar manieristischen Übersteigerung ?> des Unglücks, die gleichwohl überzeugend, echt und trotz aller Kunstmittel eben nicht rhetorisch wirkt, da gas reale Erleben ihr Farbe und Kraft verleiht. Je mehr Ovid wirklich litt, desto höher müssen wir somit die Leistung seiner Exilgedichte einschätzen!

18 TE

Carmen

Über die

führt

worden.

haben

et error

Gründe, könnten,

Zuletzt

die ist

hat J.C.

(Trist.

II 207)

zur Verbannung sehr

viel

THIBAULT

Ovids

ge-

geschrieben

eine

Übersicht

der Hypothesen seit dem 15. Jahrhundert gegeben und Literatur zusammengestellt; auch die Arbeit von C.W. ZIMMERMANN ist noch immer lesenswert.’ Wir müssen aber zugeben, daß wir in dieser Frage nicht über das hinauskommen, was Ovid selbst angibt, bis sich vielleicht eines Tages neue Anhaltspunkte finden. Hier mag der Rat von BURCKHARDT Beachtung finden, in den tausendfach ausgebeuteten Büchern immer wieder zu lesen, könnte es doch gut möglich sein, daß in ihnen eine Besonderheit erst in hundert Jahren bemerkt wird. So ist z.B. die Möglichkeit einer etwa in Buchstabenspielen wie dem Akrostich verschlüsselten Aussage nicht ohne weiteres von der Hand zu wei58 Ovid spricht in seinen Dichtungen aus der sen. Verbannung mehrfach von den Gründen seiner Strafe und nennt zwei Vergehen: duo crimina, carmen et error (Trist. II 207). 39 Unter dem camen haben wir uns wohl die Ars amatoria vorzustellen

0, müssen uns

aber mit Ovid

(Trist.

II 543 ff.)

wundern, daß sie erst etwa sieben Jahre nach der Veröffentlichung ein Grund zur Verbannung wird. Das ist nur verständlich, wenn wir sie im Zusammenhang mit dem zweiten Grund, dem rätselhaften error, sehen, wie es Ovid selbst ja auch will (vel. Trist. 11°212,7IV 1,25; Pond. TrEss.m Vielleicht, so wird allgemein angenommen, war Ovid Zeuge, Mitwisser oder Förderer eines Skandals in der kaiserlichen Familie geworden:

Warum habe ich etwas gesehen? Warum sind meine Blicke schuldig geworden? Warum ist mir, dem Ahnungslosen, die Verfehlung bekanntgeworden? (Prist. I1,103783)

19 Womöglich hat sich Trist. IV 4,39) nicht

er

"etwas"

Im gleichen

Ovid aus Furcht (timor richtig verhalten, nachdem

gesehen hatte Jahr

wie

(vgl.

Ovid

Pont.

wurde

auch

II 2,17).

die

*1

jüngere

Julia, Enkelin des Augustus, deren Mutter Julia dem Kaiser bereits wegen ihres Lebenswandels Sorgen bereitet hatte, wahrscheinlich wegen ehrenrühriger Beziehungen zu D. Silanus verbannt

(vgl.

Tac.

Ann.

IV 71;

III

24 und

Suet.

Aug.65).

Ein Zusammenhang ist nun insofern denkbar, als Augustus den geistigen Wegbereiter (doctor adulterii Trist. II 242) oder Mitwisser (cur ali-

aquid vidi?)

dieses

und

anderer

Fehltritte

demon-

strativ treffen wollte. Ovids leichte Dichtung stand ja der restaurativen Politik des Augustus, wie sie etwa bei Sueton umrissen ist, scharf gegenüber. R. SYME schreibt dazu: Es war eine abgemachte Sache, daß Dichtkunst nützlich sein sollte. Ovid akzeptierte dieses Prinzip - und stellte es auf den Kopf. Er hätte die Jugend Roms lehren können, die Versangenheit zu ehren und sich Roms Tapferkeit und Tugend wert zu zeigen. Stattdessen verfaßte er ein Lehrgedicht über die Kunst der Liebe. Die Abhandlung will nicht ernst genommen werden, es war eine Art von Parodie. Augustus zeigte für den Scherz kein Verständnis... Der Skandal um Julia... lieferte den Vorwand. Es gibt nicht den geringsten Anhaltspunkt für eine Mitschuld Ovids... Augustus... wollte ein Exempel statuieren.*2 Bis in Einzelheiten 1äßt sich in der Tat der tiefe weltanschauliche Gegensatz zwischen Dichter und Herrscher rekonstruieren Augustus erläßt strenge Ehegesetze, z.B. die lex Julia de adulteriis coercendis um 18 v. Chr.

(vgl.

Suet.

Augustus

ordnung

Aug. führt

den Ehebruch!

34) - Ovid

lehrt

eine

sittenstrenge

für Frauen

neue,

im Theater

ein;

sie

Sitz-

sollen

20 in den

separat

- Ovid

Aug.44)

oberen

nennt

gibt

und

Treffpunkt

stigen

Rängen

gerade

Platz

(Suet.

nehmen

als gün-

Theater

das

wie

Anweisungen,

man

(Ars I 89 mit seiner schönen Nachbarin anbändelt n verhinder einer es daß ohne ff.), und zwar,

(nullo

könne

131),

v.

prohibente

noch Kaiser, möchte man sagen! ein Gesetz gegen den Luxus und

gebrachte Ovid

Kleidung

lesen

wir

von

Suet.Aug.40)

(vgl.

raffinierten

führerischem Putz (z.B. toria). Mit dem "dummen

Ehemann

weder

Augustus erläßt fördert altherRoben

- bei und

ver-

im 3. Buch der Ars amaBauern" (Amor. III 4,37

ff.), der sich über den Ehebruch aufregt und nichts vom modernen städtischen Leben versteht, könnte durchaus Augustus gemeint sein! Kurz: in einem offenen Bekenntnis zur "Modernität" erteilt Ovid den restaurativen Bestrebungen des Kaisers eine klare Absage: Mögen andere sich am Althergebrachten freuen! Ich preise mich glücklich, jetzt zu leben! Diese Zeit paßt so recht zu meiner Lebensauffassung!

(Are Is 1 Ob Ovid formierten angehörte,

er

415,

selbst

71),

LI

darüberhinaus der mehr oder weniger politischen Opposition gegen Augustus dafür gibt es kaum Anhaltspunkte :

beteuert

SI fL.;

er habe

der

mit

war

wohl

236).

den

TEL

immer

sich nicht

Lastern

wieder

5, 45; im

Pont,

gegen

Kriege

Die Auseinandersetzung auf

den

Bereich

der

hier aber ist sie in ganzer W.MARG eindringlich gezeigt

(z.B.

I 526,

Trist.

I5,

00

0

den Kaiser stehe

gestellt,

(Trist.

II

Ovids

mit Augustus

Kunst

beschränkt;

Schärfe hat

sichtbar,

wie

Der Dichter in seiner Sensibilität spürt das Symptomatische seines Falls. Hat die unbegrenzte Macht des Regenten das Recht, in den Bereich der Muße und des Geistes einzugreifen,

N wenn der Bewohner dieses Bereiches, der Dichter, diese Macht gar nicht angegriffen hat, wenn er nichts sein wollte als ein Dichter? Die notwendige Trennung von freien seistigem Leben und Allmacht des Staates wird inauguriert, die dann für die folgenden Jahrhunderte von solcher Bedeutung wird... Ovid behandelt Augustus, und das vor dem Publikum der Welt, mit der Macht, die ein berühnter, überall gelesener und begnadeter Dichter hat; er kennt sehr wohl seine Macht und kann bisweilen bis zur Drohung gehen... An der Gestalt des Augustus ist kraft der Macht des Dichterwortes dieser dunkle Schatten haften geblieben.

Auch unter diesem Aspekt betrachtet,sind die Exilgedichte mehr als ein vordergründiges Klagen. Wir spüren hier einmal mehr die neue Bewertung der Kunst durch den Verbannten. Durch die Verbannung und die von Ovid erreichte Distanzierung von seinem Leid erhält die schon früher angelegte geistige Auseinandersetzung zwischen Dichter und Machthaber einen neuen politisch-demonstrativen Rang. Anlaß der Verbannung mag jener error gewesen sein, Ursache aber ist die politisch unerwünschte Autonomie der Dichtung, was Ovid durch den Begriff carmen ausdrückt. Nun im Exil wird dem Dichter die existentielle Bedeutung der künstlerischen Freiheit ganz bewußt. Und indem er sich selbst und seine Verbannung zum Gegenstand seiner Dichtung macht, bezieht er eine neue, letzten Endes unangreifbare Position: Und

wie

die

am Ufer

Schwäne

des

Kayster

liegend

der Sage nach mit ersterbender Stimme ihren Tod beweinen, so erreiche ich, verschlagen an die fernen Küsten Sarmatiens, daß mein Begräbnis

nicht

schweigend

sich

geht!

Beba

Ve |

vor

lert,)

ze IT

Scythia

est quo mittimur

(Trist.

I 3, 619)

Ovid befand sich im Herbst des Jahres 8n. er als Chr. gerade mit Cotta Maximus auf Elba ihn das kaiserliche Verbannungsedikt erreichte, nicht als Gerichtsbeschluß oder Senatsverfügung, sondern in Form eines persönlichen Ediktes des

Augustus (vel. Trist. IE 131 ff.). Ovid trafgg ee mildere Form der Verbannung, die relegatio (Trist.

II 137) 50, die ihm Vermögen und Bürgerrecht be-

ließ

(Trist.

II 129;

V 2, 55;

11,29);

er mußte

jedoch seine Abreise nach Tomi am Schwarzen Meer unverzüglich antreten, sonst hätte er sicher nicht noch im Dezember Italien zu Schiff ver-

lassen

(Trist.

I 11,3).

51

Gleich zu Beginn der Verbannung, bei Abschied und Abfahrt, gewinnt er künstlerische Distanz zum konkreten Geschehen: Ovid begibt sich - so will es trotz aller menschlichen Betroffenheit scheinen - in erster Linie als Poet in unbe-

kanntes Land! Nach den mehr oder weniger jektiven" Gegenständen von Liebeselegie,

"obTrasödie, Epos und Heroinenepistel nimmt er nun "subjektiv" sich selbst zum Theya, gestaltet und deutet, wie H. RAHN zeist ‚„ sein Schicksal als Gegenstand seiner Dichtung; die elegische Epistel wird Mittel poetischer Selbstdarstellung. Dabei stellt Ovid freilich die Mittel und Möglichkeiten der früheren Dichtungsarten - etwa den Ge-

danken

der Metamorphose

>3 oder

Form und

Inhalte

der Heroinenbriefe - in den Dienst dieses Neuen. Darüber hinaus blickt er jedoch auch auf die Ausformungen vergleichbarer Situationen bei an-

deren Autoren,

z.B.

bei Cicero

(vgl.

S. 79 ff.),

zieht ferner an vielen Stellen Rollen und Requisiten der tragischen Bühne und des Mythos heran: er vergleicht sich - und das ist ein wichtiges Element der künstlerischen Distanzierung und Objektivierung des subjektiv Erlebten - u.a.

2 mit Odysseus, Aeson, Telephus, seine verlassene Frau mit Penelope, Andromache, Laodameia, sein Schiff mit der Argo, seine Freundschaftsbande mit denen von Orest und Pylades, Theseus und Pirithous. Zwei Sammlungen von Elegien oder elegischen Briefen entstehen im Laufe der Zeit: die

fünf einzeln die vier der Bücher I-III

edierten Bücher der Tristien und Epistulae ex Ponto, von denen die eine Einheit bilden. Interessant

ist, daß Ovid im Prolog der Pontusbriefe (Pont. I 1, 11 £.) sagt, die Pontusbücher können zum Ersatz für die Ars dienen und deren, wie der Verbannte annimmt, leer gewordenen Platz im Bücherschrank eines Freundes auffüllen. 55 Die Ars umfasst ja auch drei Bücher! Doch ist die Einheit der Pontusbücher I-III auch aus anderen, Neben diesen formalen Gründen unbestritten. großen Sammlungen schreibt Ovid in Tomi einige kleinere Werke, die nur teilweise oder gar nicht

überliefert sind: getischer Sprache die

Fasti,

um

sie

Ibis, Halieutica, Gedichte in 57. Außerdem überarbeitet er Germanicus

zu widmen.

Als "Exildichtungen" sind - im engeren literarischen Sinne des Begriffs - die beiden elegischen Sammlungen zu bezeichnen; nur mit ihnen wollen wir uns im folgenden näher beschäftigen. Deere wen. Dei, 8.6 ie n,b u C:h. ‚enE= hält u.a. Elegien, die uns Ovids Reise ins Exil miterleben lassen, besser gesagt, ns eine "Reise ins Exil" vorführen, hat doch das meiste hier stilisierten, topischen Charakter: Ovid baut regelrecht eine Kulisse für das "Drama vom Verbannten" auf, ein Vergleich, der durch einige Anspielungen (z.B. Pont. I 5, 69) nahegelegt wird. Zur unseligen Reise eines neuen Odysseus gehören z.B. episch-dramatischer Abschied, Seesturm und Gefahren, fremde, unheimlich klingende Namen von "Städten, Ländern und Menschen”, das Bild der ungewissen Zukunft und einer ver-

24 klärten oder sich verklärenden in der geliebten Heimat.

Die elf Reise oder

Vergangenheit

Elegien des Buches sind wohl auf der bei Zwischenaufenthalten entstanden

(vgl.

Epilog v.

wurde

dann

als

vor der Ankunft des Jahres 9 n. Trterı Bel 127

1 f. und in

sich

in Tomi,

Chr. 2

39. £.), und das Buch

geschlossenes

nach >

also

Rom

Ganzes

noch

im Frühjahr/Sommer

geschickt

(vgl.

Diejenigen Stücke des ersten Buches, die als eigentliche "Reiseelegien" anzusprechen sind, wurden von Ovid nicht chronologisch geordnet, sondern kunstvoller in ein symmetrisches Gefüge gesetzt und von Elegien an die Gattin oder gute

und schlechte

Freunde

umgeben

Drievert

oder durchsetzt

29:

Prolog \

Reise Abschied Fund Reise

an

einen

an

die

an

einen

von

Rom

guten

Freund

Gattin guten

Freund

an einen falschen Freund Freunde in der Not Sa mooa Gebet an Minerva um Schutz auf der Reise

ö)

Gleich im Prolog fruchtbaren Gedanken aus: als einen Boten, dann als

Epilog

©0 führt er stellt sein Kind

Ovid einen die Buchrolle vor, dessen

= Aussehen den Zustand Vaters spiegelt: die

pflegt

(incultus),

ler Tränenflecke kurz, nicht mehr

schön gefärbt des Dichters;

seines Herrn bzw. seines Rolle ist schmucklos, unge-

ausgefranst

( hirsutus),

vol-

(liturae de lacrimis factae), so ansehnlich, verziert und

(v. 5ff.) gleichsam

wie die früheren Bücher in Trauerkleidung (v.9)

tritt das Buch heimlich in Rom ein, meidet jedes Aufsehen bei den Großen und begibt sich verstohlen ins Haus des Dichters zu seinen übrigen Werken. Wir

haben

es

hier

also

mit

einer

tun, zunächst der des Werkes, Verbannten" das entsprechende

(infelix

aus

der

habitum

des

temporis

Dichters

Metamorphose

zu

das zum "Drama vom Kostüm angelegt hat

huius

v.4),

darüberhin-

selbst:

...zu den Metamorphosen kann auch meine Lage gerechnet werden: ganz plötzlich ist sie anders geworden als vorher. Beklagenswert ist sie jetzt, einst war sie glücklich.

VER

AIHELN

Ovid benutzt also die einleitende Elegie zu einer ersten programmatischen Charakterisieung seiner neuen Dichtung; hierbei leistet ihm das Mittel der Personifizierung des Werks gute Dienste, ein Mittel, das Ovid früher schon selbst

(Am.

III

12)

gebraucht

hatte

und

das - sehr be-

deutungsvoll für den literarischen Anspruch der Tristien und Pontusbriefe als neue Ausformung der Epistelgattung - bei Horaz in der neueren und zwanzigsten Epistel angewendet wird. © Es folgen drei bezeichnet werden

Elegien, die können: zwei

als "Reiseelegien" behandeln das

Thema "Seefahrt und Sturm" (Trist. I2 und #), zwischen ihnen hat die berühmte Abschiedselegie (I 3) ihren Platz gefunden, an die sich Goethe voller Rührung bei seinem Abschied von Rom erinnerte ©2 und die wir als erste betrachten wollen:

26 Abschiedselegie Zum Aufbauder wie zur Art und Geschichte der in ihr entna wir nen Motive und Bilder wäre viel zu sagen. das auf betrifft, müßten, was z.B. das Grundthema sen, sechste Buch der Ilias (v. 494-502) zurückwei wo Hektor beim Abschied von den Seinen noch im Leben wie ein Toter beweint wird, wo das ganze Haus von Klagen wiederhallt, wo sich Andromache immer wieder unter Tränen nach dem scheidenden Gatten umsieht. Ovids Abschied ist ganz als epischer Abschied mit seinen dramatischen Grundelementen

gestaltet:

Die Elegie... ist einem Drama vergleichbar mit Ovid als Protagonisten; seine Frau spielt die zweite Rolle; Freunde und Gesinde bilden den tragischen Chor, der mt seinen Klagerufen das Geschehen begleitet. 6

Stellvertretend

für manche

vergleichbare

Stel-

len aus den klassischen Dramen ©5 sei auf den Abschied des von Theseus verbannten Hippolytos aus dem gleichnamigen Stück des Euripides verwiesen;

Hippolytos

klagt

Besiegelt

(v. 1091ff.):

ist offenbar

mein Geschick!

Ich Ärm-

ster!... Aus Athen, der hohen Stadt, bin ich verbannt! Leb wohl, Land des Erechtheus, lebt wohl, ihr Fluren von Troizen, reich an den seligen Freuden meiner Jugend! Heute grüße ich euch zum letzten Mal!

Und

der

Chor

schließt

(v.

Ich will dein Unglück ... Warum wird er aus terhaus verbannt, kommen ließ?

der

1143

££.);

beweinen mein Leben der Heimat, aus dem sich

nichts

lang! Vazuschulden

Bis in Einzelheiten läßt sich in Ovids Abschiedselegie die dramatische Komponente be-

= obachten;

sogar

wird beschrieben

das

Aussehen

(z.B. v.

der

Hauptdarsteller

90 ff.),

ihre

Gesten

a2 r.; 772 f.) und Sprechpartien (v. 31 ££.; 61 ff.; 81 ff.) bühnengerecht dargeboten. Episch-dramatische

Abschieds-

und

Trennungs-

szenen hatte Ovid auch selbst vorgeformt, besonders in den Heroides; H. RAHN hat das schön gezeigt und die Zusammenhänge zur Exildichtung

aufgedeckt. Auch hier sind die Bezüge bis in Einzelheiten signifikant: Sapphos Schmerz z.B. ist so groß wie der einer Mutter, die den Leichnam ihres Sohnes auf dem Scheiterhaufen sieht

(Her.

XV 114 ff.)

und

Oinone

erinnert

Paris

°7:

Nicht nur Du hast geweint, auch aus meinen Augen flossen die Tränen! Voller Schmerz haben wir unsere Tränen vereint. Der wilde Wein schlinst sich nicht so eng um die Ulmen, wie Deine Arme meinen Hals umschlossen... Wie oft hast Du mich beim Abschied immer wieder von neuem geküßt, wie schwer kam Dir das Lebewohl über die Lippen!

(Hemssvaunntee) Schon diese knappen Hinweise auf Homer, Euripides und die Heroides zeigen, welch großen Bogen eine eingehende Einzelinterpretation der Abschiedselegie spannen müßte! 68 Hier soll der Text für sich selbst sprechen: Wenn das schreckliche Bild jener Nacht wieder in mir aufsteigt, das Ende meiner Zeit in Rom, wenn ich wieder an diese Nacht denke, in der

ich so viel Liebes zurücklassen mußte, kommen noch jetzt die Tränen aus meinen Augen. Schon zog der Tag herauf, an dem ich auf sars Befehl die südliche Grenze Italiens

ter mir weder

lassen

Zeit

sollte.

genug,

noch

Für Vorbereitung war

ich

in der

Caehin-

waren

Lage

dazu.

28 Mein Herz war durch die lange Erwartung wie erstarrt. Ich kümmerte mich nicht darum, Diener oder Begleiter auszusuchen, nicht um Kleidung für die Verbannung noch andere nützliche Dinge. Betäubt war ich wie ein Mensch, den Jupiters Blitz getroffen hat und der zwar lebt, aber nicht weiß, daß er lebt. Als aber der Schmerz dieses Dunkel auflöste und meine Besinnung wiederkehrte, sprach ich ein letztes Wort vor dem Aufbruch zu meinen trauernden Freunden - von vielen war nur noch der ein oder andere da! Ich weinte, meine liebe Frau hielt mich umfaßt und weinte selbst noch mehr; ein Strom von Tränen ging über ihre

Wangen, die das nicht verdient hatten. Meine Tochter war damals weit fort von mir an der libyschen Küste und konnte daher von meinem Geschick nichts wissen. Wohin man auch sah, überall war Jammern und Klagen, und im Haus tönte es wie bei einem lauten Begräbnis. Männer, Frauen und Sklaven beklagten mich wie einen Toten: überall im Haus flossen Tränen. Wenn es erlaubt ist, ein großes Beispiel zum Vergleich zu wählen: so sah es bei der Eroberung Trojas aus! Schon schwiegen die Stimmen der Menschen, Gebell der Hunde hörte auf, und der Mond te sein nächtliches Gespann schon ganz in Höhe. Ich blickte zu ihm auf, von ihm zum pitol, in dessen Nähe - vergebens! - mein lag. Ich betete:

das lenkder KaHaus

"Ihr Gottheiten, die ihr so nahe wohnt, ihr Tempel, die ich nie mehr sehe, ihr Götter, die ich verlassen soll, in der Burg des Quirinus: seid mir gegrüßt für alle Zeit! Wenn ich auch zu spät, erst nach der Verwundung, zum Schild greife: Macht diesen Weg in die Verbannung frei von Haß und sagt dem göttlichen Herrn, daß es nur eine Verirrung war. Er darf mir keiı

2) Verbrechen zur Last legen und soll als Urheber meiner Strafe auch erfahren, was Ihr wißt, Wenn nur der Gott versöhnt ist, kann

ich

nicht

mehr

unglücklich

sein."

So flehte ich die Götter an, inständiger noch bat meine Frau. Schluchzen ließ sie mitten im Gebet innehalten. Auch warf sie sich mit aufgelöstem Haar vor den Laren nieder und berührte mit zitterndem Mund die erloschene Herdstatt. An die ungnädigen Penaten richtete sie viele Worte, die aber dem beweinten Mann nicht helfen konnten. Und schon ließ die eilende Nacht kein längeres Zögern mehr zu; die parrhasische Bärin war schon zum Pol fortgezogen. Was tun? Die berückende Liebe zum Vaterland wollte mich zurückhalten, doch war dies die letzte Nacht vor

Ach,

Eile

der

befohlenen

wie

oft

drängte:

Verbannuns.

sagte

ich,

wenn

"Was drängst

jemand

du mich?

mich

zur

Überlege

doch, wohin du mich treibst und was ich verlassen muß!" Ach, wie oft gab ich vor, den genauen Zeitpunkt zu wissen, der für die bevorstehende Reise der richtige sei! Dreimal setzte ich meinen Fuß auf die Schwelle, dreimal rief man mich zurück, und nur zu gern zögerte mein Fuß! Oft sagte ich Lebewohl und hatte dann doch noch viel zu sagen; wie beim Abschied gab ich die letzten Küsse; immer wieder gab ich dieselben letzten Aufträge und merkte es nicht; immer wieder blickte ich zu meinen Lieben zurück.

Schließlich sprach ich: "Was soll ich eilen? Es geht doch nach Skythien! Rom ist zu verlassen!

Für

Zwei

ewig wird

Gattin

Gründe,

noch

mir noch

entrissen,

das

etwas

im Leben

treue

Haus

zu verweilen.

die

und

lebende seine

e

30

lieben Bewohner, die Brüder geliebt habe, den war wie Theseus. noch ist es möglich! letzte Mal sein. Jede ist. ein

Freunde, die ich wie ihr, denen ich verbunIch will euch umarmen, Vielleicht wird es das Stunde, die noch bleibt,

Gewinn!"

Doch nun schnell! Ich spreche nicht zu Ende, umarme alle, die meinem Herzen nahestehen. Während ich spreche und wir alle weinen, ist Lucifer hoch am Himmel strahlend aufgestiegen, der Morgenstern, der mir das Unglück . bringt. Es zerreißt mir das Herz! Mir ist, als ließe ich meine eigenen Glieder zurück, als würden Teile von meinem Leib getrennt. So hat Mettus gelitten, als ihn die Pferde zur Strafe für seinen Verrat zerrissen! Nun brachen die Meinen erst recht in Weinen und Klagen aus und schlugen sich jammernd an die bloße Brust: als ich gehen wollte, klammerte sich meine Frau erst recht an meine Schultern, ihre Klagen gingen in mein Weinen über: "Du kannst mir nicht entrissen werden! Ich gehe mit dir, ich folge dir und werde in der Verbannung die Frau des Verbannten sein! Die Reise gilt auch mir, auch mich nimmt jenes ferne Land auf! Ich bin doch nur eine kleine Last für das Schiff des Verbannten! Dich treibt Caesars Zorn aus der Heimat, mich die eheliche Liebe. Sie soll

mein

Caesar

sein!"

es schon vorher schwer ließ sie

So bettelte

versucht sich vom

sie,

wie

sie

hatte, und nur Besseren überzeugen.

Ich ging nun hinaus - nein! - man führte mich als lebendigen Leichnam hinweg, ungepflegt, die Haare wirr im entstellten Gesicht. Sie soll, wie ich höre, wahnsinnig vor Schmerz und umnachtet, wie tot im Haus zusammengebrochen sein. Und als sie wieder zu sich kam

a und verunstaltet, mit staubbedecktem Haar die kalten Glieder vom Boden erhob, habe sie bald sich selbst, bald die verwaisten Penaten beweint und immer wieder den Namen des ihr entrissenen Mannes gerufen. Und geklagt habe sie, als sähe sie die Leichen ihrer Tochter und ihres Mannes auf dem Scheiterhaufen. Mit dem Tod habe sie ihren jammervollen Zustand beenden wollen; nur der Gedanke an mich habe sie davon abgehalten. Möge sie leben, um mir in der Ferne, da das Schicksal es nun einmal so will, hilfreich zu sein! Möge sie leben!

Die geben,

Abschiedselegie

die

das

Thema

ist von zwei "Seefahrt" und

Stücken

um-

"Sturm"

be-

handeln: Trist. I 2 und 4. Während das erste, längere Gedicht mit "einem großen Aufwand an literarischen Mitteln arbeitet" ©9 und offenbar in den Traditionszusammenhang epischer Seesturmschilderungen gestellt sein und gleichsam als Ouvertüre zum Thema "Reise ins Exil" betrachtet werden will, wirkt das zweite, kür-

zere

weniger

literarisch

71, trägt vielleicht

mehr der konkreten Situation Rechnung. Doch in diesem Punkt müssen wir vorsichtig sein! Zum einen gehört ein Sturm zur Szenerie der "Reise in die Verbannung", zum anderen galt ja die Adria

im Altertum

E79,

als

gefährliches

222.571.33,155

Meer

(vgl.

Prop.’I.6,1),

etwa Hor.

und«ovid

wird diese Konvention nicht übersehen haben; wie sehr sich literarische Konvention und persönliches Erleben hier durchdringen, beweist ein Blick auf die Verse Trist. I 2, 9-94 und Trist. I 4, 17-24: der Sturm treibt das Schiff des Verbannten wieder in die Nähe des gerade verlassenen Heimatlandes, und der Dichter schwankt zwischen Furcht und Hoffnung, eine Stimmungslage, die er auch in seinen früheren Dichtungen immer wieder Bsrn her-

ausstellte

(z.B.Am.II 19,5;Met.

XIV 215)/ZWir haben

32 es also eher mit einem pathetisch-literarischen als mit einem real-deskriptiven Element zu tun! Vielleicht gar ist Trist. I 2 eine später entale anspruchsvollere Variante zu Trist. I 4! Einige Verse, schildern, seien

die den Seesturm hier vorgestellt

in Trist. 7#;

I 2

Ich bin verloren! Welche Berge von Wasser türmen sich auf! Da, jetzt sieht es so aus, als berührten sie die Sterne in der Höhel Welche Täler tun sich in der Tiefe auf, wenn die Wassermassen auseinanderstreben! Da, jetzt sieht

es

so

aus,

als

reichten

sie

bis

in die

dunklen Abgründe des Tartarus! Ringsum sehe ich nur Wasser und Himmel, das Wasser von Wogen aufgewühlt, den Himmel voll drohender Wolken!

Dazwischen

brausen

mit

furchtbarem

Tosen die Stürme! Die Meeresflut weiß nicht, wen sie als Herrn anerkennen soll: bald nämlich packt sie von Sonnenaufgang her der Eurus mit Macht, bald kommt der Zephyrus von Sonnenuntergang, jetzt der eisige Boreas aus dem erstarrten Norden, jetzt stürmt der Notus wie in einer Schlacht dagegen an. Der Steuer-

mann ist verzweifelt, weiß nicht mehr, wohin er lenken, wovor er fliehen soll. Selbst seine Kunst versagt angesichts der ständig wechselnden Gefahr. Wir sind am Ende! Es gibt keine Hoffnung auf Rettung! Während ich spreche, überschüttet mich eine Woge. Die Flut wird mein Leben ertränken. Ich bete vergeblich; das tödliche Wasser kommt mir dabei in den Mund.

(vv. ANTRN Wehe, wie zucken die Blitze durch die Wolken, welch Getöse schallt von Himmel! Die Planken werden von den Brechern genauso stark getroffen wie eine Stadtmauer vom schweren Aufprall der Ladung einer Schleuder. Die Woge, die da

27 kommt, überragt der neunten und

alle anderen! Sie kommt nach läuft der elften voraus.

ie Diese zunächst

eines

Verse konkurrieren ganz offensichtlich einmal mit Ovids eigener Darstellung

Seesturmes

in den Metamorphosen

(XI 476-569)

auch dort der Angriff der Winde von allen Seiten, die Hilflosigkeit des Steuermanns, Wosen, die bis zum Himmel reichen, das Aufwühlen des Meeresgrundes mit Hinweis auf den Styx! Besonders deutlich die Beziehung zu den Versen 507

ff.:

die

Schiffsplanken

dröhnen

wie

eine

Be-

festigung unter den Stößen des Sturmbocks oder der Schleuder. Auch die Mischung von Luft, Wasser und Himmel wird erwähnt, ferner die Mutlosigkeit der Insassen und die Wut der zehnten Woge, die ja im Altertum als besonders gefährlich galt. Ebenfalls recht deutlich ist die Beziehung auf Fast. III 584 ff. Hier kommt noch hinzu, daß gleichfalls eine Verbannung bzw. Flucht mit der Seesturmschilderung verknüpft ist. Dieser voraus

geht

zudem

noch

eine

Abschiedsszene!

Anna,Didos

Schwester, muß unter Tränen die Heimatstadt verlassen. Zuvor bringt sie ein Opfer dar - Ovid betet bei seinem Abschied zu den Göttern. Dreimal ruft Anna Lebewohl (v. 563 terque vale dixit Be Trist I 3,55 und 57 : ter limen tetigi;

saepe

vale

dicto).

Als das

Schiff

der Vertrie-

benen auf hoher See ist, bricht ein Sturm herein: der Steuermann müht sich vergebens, die Wogen türmen sich, das Meer ist aufgewühlt bis zum

Grund, man betet verzweifelt zu den Göttern, die Verbannte ist ein Spielball des Elements (iactatur

tumidas

exul

Phoenissa

per

undas

v.

595).

Doch deutet Ovid an unserer Tristien-Stelle über das eigene Werk hinaus auf epische Behandlungen desselben Themas durch Vergil und Homer:

-

3 75

Für Vergil müssen wir besonders an Aen. I 81 ff. und III 192 ff. denken: Die losgelassenen Heere der Winde Eurus, Notus und Africus wühlen

auf

den Meeresgrund

witter

setzt

ein Ge-

(I 84f und 106f.):

(I 90;

ein

III

19% £.),

Wolken,

Licht und Himmel, Nacht und Wasser sind eins (I 98 f£.; III 193 ff.); die Insassen des Schiffes sind zu Tode geängstigt (I 91 £f.); das Bild von

Kampf

um

Befestigung

eine

leuchtet

kurz

auf

Gebieter

der

Winde

GE

122 £f.). Auch auf die Hilflosigkeit des Steuermanns wird hingewiesen (I 145; III 199 £f.). Endlich

erscheint

124 ff.), sind.

Neptun

bei

während

Vergil

hat

als

Ovid

übrigens

die das

Winde Gebet

herrenlos

des

(I

Aeneas

in die Schilderung des Stumes eingefügt (I 93101); Ovids Schilderung ist umgekehrt in die Form

eines

Gebetes

eingekleidet

(v.

1).

Ausgangspunkt der Seesturmschilderungen sowohl bei Vergil als auch bei Ovid ist natürlich Homer, und .zwar besonders Od. V 2919 ff. und XII 403 ff. Hier finden wir die ganze uns jetzt schon bekannte Szenerie: die Vermengung der Elemente, das Zusammenspiel der Winde, das Schicksal des Steuermanns, ein Gewitter, einen gebetsartigen Monolog des Odysseus! Und mehr als einmal hat sich der verbannte Ovid ja mit Odysseus verslichen!

Beiläufig sei noch erwähnt, daß neben diesen epischen Vorbildern in Ovids Erinnerung etwa auch die bösen Wünsche aufgestiegen sein mögen, die Horaz in der zehnten Epode dem Dichterling Maevius auf die Reise nach Athen mitgibt: soll doch der Auster gegen die Flanken des Schiffes anstürmen, sollen es Eurus und Aquilo herumschleudern! Finster soll es werden, ein ängstliches Gebet der Seeleute zu Zeus aufsteigen! Ein Beweis mehr, daß in Trist IT 27üund Aönient sorzene

2) der Mensch als sturm erlebt!

vielmehr

der

Dichter

Ovid

den

See-

Beide Elegien enthalten übrigens sehr schöne Beispiele für die Kunst der Lautmalerei und können, was diesen Punkt angeht, der überheblichen Kritik an Ovids angeblich künstlerisch mangelhaftem Spätwerk standhalten: In beiden Seesturmschilderungen häufen dunkle Vokale, Pfeif- und Zischlaute, das

sich rol-

lende r, das knatternde t, das explodierende p, 938 aufgeregte i und das m, die litera mugiens. Vers Trist. I 2,24 enthält fast ausschließlich BserVokale- I und u, I4, 9 mur i, o und ul

Als weitere Vatiationen zum Thema " Reise ins Exil" 78 können im ersten Tristienbuch auch die Gedichte 10 und 11 aufgefaßt werden, so daß wir zu Beginn und zum Ende des Buches die Reisethematik vorfinden. Wie in der soeben vorgestellten Gruppe der Reisegedichte geht es Ovid auch hier nicht in erster Linie darum, den Leser über den tatsächlichen Ablauf des Geschehens aufzuklären.

79 Wir haben

ja schon feststellen

können,

daß

seine Darstellung vor allem eine typische Reise in die Verbannung illustrieren und darüberhinaus im literar- bzw. motivgeschichtlichen Zusammenhang gesehen werden will; es reizte den Dichter, mit literarischen Gattungen, Topoi, Motiven, mythologischen Bezügen zu spielen, mit eigenen und fremden exempla zu konkurrieren. Kunst und Wirklichkeit vereinigen sich so zu einem imponierenden und in dieser Verquickung bis dahin einmaligem Ganzen.

In der standen

ersten

Epos

und

Gruppe Drama

(Trist.

I 2; 3 und #)

im Vordergrund;

in Trist.

I 2 tauchte überdies ein Gebet auf (v. 99-106), bei dem sich der Betende auf seine guten Werke beruft, ein Typus, der uns z.B. bei Homer, Sappho

36

und

v3,

80 Trist.

wiederholt.

53 ff.

in Triest, I 10 und -

der sich

und

begegnet

Sophokles

wenigstens andeutungsweise —- auch I A enthalten nun Elemente der Iter-Gattung, wie wir sie vom Iter Siculum des Lucilius und vom Iter Brundisium des Horaz, ferner von Properz (III 21, ,1r1E2. her kennen, doch sind überdies in Trist. I 10 in der Aufzählung der Reisestationen auch Einflüsse epischer oder geographischer Kataloge spürbar

Met.

(vgl.

Freilich

XV 685 ff.).

die

haben

”Eo=

sitionsangaben" in Trist. I 10 nicht so sehr die Aufgabe, die tatsächliche Reiseroute anzugeben, sondern wollen eher als mit fremden Namen und aitiologischen

Elementen

(v.

brillierender Katalog die ren. Vor allem wird durch

25

f£ und

39 rs)

neue Umgebung illustriedie Nennung der Kyanen

(Symplegaden)

in v.

funden haben, 39 £f.). Einen in den Fasten

gehört in diesen Zusammenhang (v. ähnlichen Katalog finden wir auch (IV 2I77ff. und 563!). Daneben

der Welt

34 und 47 das Ende

gekennzeichnet, über das hinaus die Verbannung führt! Auch der Hinweis auf andere Flüchtlinge, die jenseits dieser Grenzen eine neue Heimat ge-

knüpft

Motiven Catulls

diese

Elegie

mit

dem Lob

insgesamt

des

Phaselus-Gedicht

enkomische

Gattung.Die

wie

Schiffes an

Verse

in einzelnen

(var

‚„ berührt 32-50

haben

also des

die wei-

teren Züge eines Propemptikon, und zwar, reizvoller Gedanke, eines Propemptikon nicht für einen Menschen, sondern für das personifizierte

Schiff.

82

Trist. L,11’faßtralsı Ep 1190787 zumrereren Buch dessen gesamte Reisethematik nochmals zusammen. Ovids Absicht wird hier vollends deutlich. Er führt uns den Künstler und seine Kunst vor unter den widrigen Umständen der Seereise, deu-

tet

jedoch

auch ihre

Überlebenskraft

an und ihre

neuen Aufgaben. Gleichsam ein neuer Orpheus erregt Ovid die Aufmerksamkeit der Umgebung (Trist. I 11,8 ); als neuer Odysseus oder Aeneas leidet

3

37 er viel v.

"zu Wasser

39 ijactor

Triest

V 3,12;

-

p-Alliteration,

vgl.

und

2,7 und

die

zu Lande"

Verg.Aen.

15 mit

an Hom.

(v.

27;

besonders

I 3 iactatus;

der

Od.

vel.

interessanten

I 1 £f. erinnert!).

Diese oft vernachlässigte Elegie verdient es, hier im Wortlaut ganz geboten zu werden. Allein ihr Schlußdistichon ist als Buchschluß bemerkenswert:

Jeder Brief, den Du in diesem Buch liest, entstand auf der unruhigen Fahrt. Teils hat mich während des Schreibens in klirrender Dezemberkälte die adriatische Flut gesehen, teils ha-

be ich, nachdem der Isthmus zwischen den Meeren überwunden war und wir auf einem zweiten Schiff unsere Flucht fortgesetzt hatten, die Kykladen in der Ägäis dadurch in Staunen versetzt, daß ich beim wilden Tosen des Meeres Verse machte. Ich muß mich selbst wundern, daß meine Begabung und Kunst nicht zusammengebrochen sind in solchem Aufruhr der Seele und des Meeres! Man könnte dieses Bemühen Gefühllosigkeit oder Wahnsinn nennen, doch war mein Leid durch diese Tätigkeit viel leichter zu ertraen. Oft wurde ich voller Furcht von den stürmischen "Böckchen" umhergetrieben, oft ließ Steropes Gestirn das Meer gefährlich werden, und der Wächter des atlantischen Bären verdunkelte den Tag, oder Austers späte Fluten verschlangen die Hyaden; oft drang Wasser in unser Schiff. Und dennoch, auch mit zitternder Hand habe ich Gedichte geschrieben, was dabei auch herausgekommen sein mag.

Auch jetzt wieder pfeifen die Taue unter dem Nordwind, und wie zu einem Grabhügel hebt sich die Flut. Sogar der Steuermann hebt die Hände zu den Sternen und bittet unter Gelübden um Hilfe, da er seiner Kunst nicht mehr vertraut. Wohin ich auch sehe, überall nur ein Bild des

38 Todes, den ich einerseits fürchte, da ich ihn nicht kenne, andererseits herbeisehne, da die Furcht zu groß wird. Bald werde ich den Hafen erreichen: gerade vor dem Hafen fürchte ich mich! An Land gibt es noch mehr Schrecken als auf der feindlichen See. Die Nachstellungen der Menschen machen mir zu schaffen wie die Tücke des Meeres. Schwert und Wogen bringen mir zweifache Furcht. Das Schwert, so fürchte ich, will meinen Tod und die Beute, das Meer verlangt nach dem Ruhm, mir den Tod gebracht zu haben. Das Barbarenland zur Linken ist gewöhnt an gierigen Raub und immer von Blut, Schlacht und Krieg durchzogen. Das

Meer

wird

von

Winterstürmen

aufgewühlt,

doch mein Gemüt ist noch viel erregter. Umso mehr Nachsicht mußt Du, mein glücklicher Leser, mit diesen Gedichten haben, wenn sie Deine geringen Erwartungen nicht erfüllen. Nicht wie früher schreibe ich ja in meinem Garten, und ich ruhe nicht auf dem gewohnten Lager. Umhergeworfen werde ich auf wilder Flut im fahlen Licht des Wintertages, und das schwarze Wasser schlägt bis auf mein Papier! Unbändig tobt der Wintersturm und duldet nicht, daß ich zu schreiben wage, während er gräßlich drohend auf mich eindringt. Mag der Sturm seinen Willen haben! Doch, so will ich bitten, möge er ebenfalls ein Ende nehmen, wenn ich mit dem Schreiben aufhöre!

Trotz des, wie wir feststellen konnten, großen literarischen Aufwands der "Reiseelegien", trotz aller Stilisierung und Objektivierung des subjektiv Erlebten läßt sich über den tatsächlichen Reiseverlauf manches feststellen, wobei die Tabaagıee daß darüber keine völlige Sicherheit besteht 9 ganz dem neuen Kunstwollen des Dichters zu entsprechen scheint. wir

erkennen

immerhin,

daß

Ovids

Reise

in drei

33 Etappen

vor

sich

ging.

Ein

erstes

Schiff

brachte

ihn nach Korinth, von dort fuhr er, vielleicht nach einem Aufenthalt von längerer Dauer, mit einem zweiten Schiff, der "Galea der Athene" (@rist. I 10, 1 £.) weiter, drehte dann nach Erreichen der Dardanellen nach Imbros und Samothrake ab, von wo die "Galea" allein - mit Ovids Gepäck? - die Fahrt durch Dardanellen, Marmarameer und Bosporus bis Tomi, fortsetzte. Mit einem dritten Schiff setzte Ovid von Samothrake nach Tempyra auf das Festland über und wählte aus für uns unerfindlichen Gründen 8# den Landweg bis Tomi oder zu einer der südlich dieser Stadt gelegenen Küstenorte, um von dort, vielleicht mit der inzwischen dort eingetroffenen "Galea", nach Tomi zu fahren. Die Verse Trist. I 11, 19 und 25 sowie V 2,62 scheinen eine solche Fahrt auf dem Schwarzen Meer nahezulegen. Von der eigentlichen Ankunft in Tomi hören wir erst erheblich später,

und

zwar

im dritten

Tristienbuch

(2,17£.).

Verlassen wir jedoch die eigentlichen "Reiseelegien" und wenden uns den von ihnen eingerahnten übrigen Stücken des ersten Buches der Tristien zu (5-9), die uns Ovids Empfindungen, Sorgen und Hoffnungen auf der Fahrt näherbringen oder - wieder besser - die " Stimmungslage eines Verbannten auf der Fahrt ins Exil" vermitteln sollen.

Im Mittelpunkt Steht eine Elegie umrahmt

von

zwei

des ganzen Buches (vgl. an Ovids Gattin (Trist. Stücken

I 5 und 7); es folgen

an

treue

die Gedichte

Freunde

S. 24) I 6), (Trist.

8 und 9 mit

dem zentralen Thema "Freunde in der Not". In Trist. Io, an Stück, auf das E.J.KENNEY näher ein-

geht °7, fällt besonders der Bezug auf mythische exempla auf: Ovids Frau gehört zu den "heiligen Heroinen" (v. 33) und ist zugleich Andomache (v. 19), Laodameia (v. 20) und Penelope (v. 22). Für alle Zeiten wird sie in Ovids Lied leben (v. 25

40

f.).

Elegie

Die

persönlichen

hat

nicht

also

sondern

Charakter,

so

sehr intimen,

muß,

wie

E.J.

KENNEY klar zeigt 86, als eine Art Enkomion gesehen

werden

che Sicht schätzung Stücks

35

: praeconia).

Eine

sols

Ein-

bewahren!

Während Ovid lope hinstellt, Trist.

v.

(vgl.

kann uns vor einer unangemessenen des "menschlichen" Wertes dieses

seine Frau hier u.a. als Penewendet er sich im Nachbargedicht

I 5 seiner

eigenen

"Rolle"

im

Schicksals-

drama zu. Hauptthema ist die gute Freundschaft, und im letzten Drittel der Elegie wird in Form einer Synkrisis der Odysseus-Vergleich breit ausgeführt (v. 57-84) : Ovid ist der wiedererstandene Odysseus, dessen Leiden über die des Vor-

gängers

hinausgehen

8

Statt von Odysseus schreibt von meinen ihr kundigsen Dichter! Ich habe nämlich gelitten als er!

Leiden, mehr

Er irrte lange Jahre auf kleinem Raum zwischen Ithaka und Troja umher - mich trieb der Zorn des Kaisers an die getische Küste! Er hatte zuverlässige Gefährten um sich - mich ließen die Freunde auf der Flucht im Stich! Er suchte, nach Hause zu kommen als froher Sieger ich floh von Hause, ein besiegter Flüchtling! Und mein Haus steht nicht in Dulichium, Ithaka oder Samos, Orten, die zu entbeheren keine große Strafe bedeutet, sondern in Rom, dem Sitz des Reiches, der Wohnstatt der Götter, die von den sieben Hügeln den ganzen Erdkreis überblickt. Er war kräftig von Gestalt und den Strapazen gewachsen - ich bin schwach! Er war ständig in blutige Auseinandersetzungen verwickelt - ich bin nur angenehme Beschäftigung gewöhnt! Ein Gott hat mich getroffen, und es gibt keinen Gott, der mein Leiden erleichtert ihm aber hat die Göttin des Kampfes beige-

44 standen! Der Herr des bewegten Meeres ist nicht so mächtig wie Jupiter; ihn traf nur der Zorn des Neptunus - mich der Zorn Jupiters! Außerdem : der größte Teil seiner Leiden ist erfunden! Bei meinem Unglück gibt es keine Erfindung! Und schließlich : er erreichte die ersehnten Penaten und kam in das Land, das er lange erstrebte - ich aber muß für immer die heimatliche Erde entbehren, wenn der Zorn des verletzten Gottes nicht nachläßt.

Trist. Brutus

I 7 88 ist wahrscheinlich

gerichtet,

Ponto

insgesamt

Pzand

III

Ovids

9,1

dem

später

gewidmet ). Man

"Verleger"

vor,

die

werden

stellt

(vgl.

sich

obgleich

an jenen

Epistulae

ex

Pont.

unter

I 1,

Brutus

man mit der Über-

tragung dieses Begriffs aus dem modernen Buchwesen vorsichtig sein sollte 89, immerhin erörter Trist. I 7 literarische Probleme: Ovid spricht als Autor der Metamorphosen, erwähnt Ab-

schriften

Werkes

(v.

(v. a

und beklagt

die Mängel

des

29 f.):

Jenes Werk ist mir mitten aus der Bearbeitung entrissen worden, und meinem Versuch fehlt die letzte Feile! Der

Mängel

Dichter

(v.

bittet

31 ff.),

um

eine

Entschuldigung

Aufforderung,

dieser

die

nicht

allein an den Empfänger der Elegie gerichtet ist, denn es wird allgemein der Leser (v. 31 lector) angesprochen. Hier wird das Anliegen Ovids ganz deutlich! Das Werk, von dem er sich so großen

Eiom

erhoffte

(vgl.

Met.

ZV 878 f.),

hat durch

die plötzliche Verbannung Schaden genommen. Wie durch den Tod wurde der Künstler von der Arbeit abberufen, eine Klage, die in ähnlichr Form bei vielen emigrierten oder vertriebenen Literaten aufklingt 20; erst neuerdings hörten wir von den Sorgen A. SOLSCHENIZYNs um sein Archivmaterial. Ovid formuliert erstmals als Dichter diese Grund-

42

erfahrung

(vgl.

des Exils

Freilich

S. 120ff.).

weist G. LUCK darauf hin, daß er die Unvollkommenheit der Metamorphosen überbetont, wie er ja auch beurteilt. Exildichtung selbst überkritisch u

Trist.

I 8 bildet

Buch

im ersten

zur fünften und neunten

Gegenstück

ein

9, wo Ovid die

Elegie

Freundschaft preist. Hier zeigt sich der Dichter von der unerwarteten Treulosigkeit des Adressaten so schmerzlich getroffen, daß er in Form einer vaticinatio sechs Adynata aus dem Bereich der Natur prophezeit; nach dieser Enttäuschung hält er

eine

„erenosumsıs

Die

tiefen

für möglich:

Flüsse

werden

vom

Meer

rückwärts

zu

ihren Quellen fließen; der Sonnengott wird seine Pferde wenden und zurückeilen; Sterne wird die Erde hervorbringen, der Pflug den Himmel durchziehen; dem Wasser werden Flammen entsteigen, aus dem Feuer wird Wasser kommen, kurz : alles wird den Gesetzen der Natur zuwiderlaufen, und kein Teil der Welt wird seinen Kurs beibehalten, alles wird geschehen, was ich - bisher! - für unmöglich gehalten habe.

Es gibt nichts mehr, auf das man sich kann! Das verkünde ich, da mich jener hat, von dem ich slück beistehen.

glaubte,

er

werde

(v.

1-10)

verlassen betrogen

mir

im Un-

Wenn sich Ovid hier auch einer in der antiken Dichtung weitverbreiteten literarischen Form bedient ‚ wirkt seine Fassung aus der Situation heraus lebendig und eindringlich, ebenso die aitiologische Begründung der Treulosigkeit zum Schluß der Elegie

Ich glaube, lichen

Stadt

Du

stammst

des

nicht

Quirinus,

aus

die

der

mein

freundFuß

nicht

;

22 mehr betreten darf, sondern von den Felsklippen, die es hier an der Küste des Schwarzen Meeres gibt, oder von den wilden Tieren Skythiens

und

der

sarmatischen

Berge!

Die

Adern um Dein Herz sind aus Stein, und Deine verhärtete Brust ist von Eisen. Die Amme, die Dir einst, als Du noch klein warst, die volle Brust zum Trinken reichte - eine Tigerin war's!

(v. 37-44) Die Bloßstellung eines Treulosen paßt wieder zu unserer Grundauffassung der Exildichtung Ovids. Derartige persönliche Enttäuschungen gehören zum Inventar des Verbanntenschicksals (accedit fa-

talibus

hoc

sagt mit daß auch

Trist.

quoque

I 9 stellt

Reflexion

über

Be

spricht

oyad

damnis

v.

47),

und

G. LUCK

Recht, es gehöre zum Plan a: Buches, e i n Treuloser vorkomme. 9 das

gleichsam

Thema

(wie

von

z.B.

eine

vertiefende

Trist.

Trist.

I 5 und

8

TI 8, 2577.)

über die Freundschaft in der Not, trägt also dieses für die Verbannungsdichtung charakteristische

Thema

erneut

mit Nachdruck

Trist. I 3 werden auch hier reich der Natur gewählt:

vor.

9

Ganz wie in

Beispiele

aus

dem

Be-

Wenn es dir gut geht, kannst du viele Freunde um dich sehen; werden aber die Zeiten düster, pist du allein! Man sieht ja, wie die Tauben auf weiße Dächer kommen - auf einem unansehnlichen Turm läßt sich kein Vogel nieder! Ameisen streben nie zu leeren Speichern, die Freunde bleiben aus, wenn kein Geld mehr da ist. Und wie der Schatten die begleitet, die durch strahlende Sonne gehen, und wie er verschwindet, sobald sie durch Wolken verdeckt wird, so folgt die breite wankelmütige Menge dem Glanz des Glücks und wendet sich ab, sobald er durch eine Wolke, die ihn auslöscht,

JUN entschwindet.

(vw.

Mehrere schließend

daß

echte

bestehen

exempla aus (v. 27 ff.)

dem zum

5-14)

Mythos Beweis

werden andafür angeführt,

Freundschaft auch und gerade (ver. Trist. I5).

bleibt

im Unglück

+» IV

Barbara

terra

(Trist.

III

3,46)

Nach der "Reise in die Verbannung" zeichnet Ovid das Bild der unglückseligen Ankunft am Verbannungsort und der lähmenden Bestürzung über

seine

neue

(vgl.

Umgebung

I 6, 11 £.).

Pont.

Wir erinnern uns an den Hinweis auf die glückliche Heimkehr des Odysseus aus Trist. I 5! Die neue Dichtung soll auch weiterhin ganz der grausamen äußeren Wandlung entsprechen:

ernal

hic

nisi

triste

videbis

(Trist.

III

1,9).

In der zweiten Elegie des dritten Tristienbuches, einem melancholischen, ergreifenden Ge-

dicht

97, stellt

Ovid die Wende

wie sie ihm erst in deutlich heraus und Ausweglosigkeit ein Leitmotiv aus:

in seinem

Leben,

Tomi so recht bewußt wird, formt dieses Bewußtsein der erstes Mal als poetisches

Es ist mir also vom Schicksal bestimmt, auch das Skythenland zu sehen, ein Land, das unter dem nördlichen Pol liegt! Weder ihr, Pieriden, noch du, Sohn Letos, ihr gelehrte Schar, habt eurem Priester Hilfe gebracht! Und es hilft mir nun nicht, daß ich einst ohne Verfehlung leichte Dichtung gepflegt habe und daß meine Muse übermütiger war als meine Lebensführung. Nachdem

ÜUbles

ich

nun

erduldet

zu Wasser

habe,

hält

und

mich

zu

Lande

jetzt

viel

der von

ständigem Frost heimgesuchte Pontus fest. Ich, der früher alle Geschäft mied und, zu sorgloser Muße bestimmt, weich und bequem jede Mühe scheute, leide nun endlos! Weder das hafenlose Meer konnte mich verderben noch mancher Weg zu Lande; mein Herz war dem Un-

46

glück gewachsen ‚und der Körper blieb dadurch stark und hielt kaum Erträgliches aus. Solange ich unsicher zu Wasser und zu Lande umhertrieb,

ließen mich Ängste

Weh

und

Kummer

Strapazen

und

vergessen:

Nun ist weiter,

die Fahrt zu Ende; ich muß nicht mehr habe das Land meiner Verbannung erreicht:

Ich möchte nur noch weinen; aus meinen Augen strömen unaufhörlich die Tränen wie das Wasser zur Zeit der Schneeschmelze. An Rom muß ich denken und an mein Haus; ich sehne mich nach den vertrauten Plätzen und allem, was mir in der verlorenen Stadt lieb ist.

(v. Auch später da hervor:

Weh mir!

tritt

Soll

Naso

dieses

nun

1-22)

Anfangsmotiv

wirklich

hier

und

im Skythenland

daheim sein? Pontus, gibst du mir Land zum ständigen Wohnsitz?

wirklich

dein

(Trist. III 12, 50f) Meine furchtbare Lage ist wußt geworden wie jetzt!

mir

noch

(Tmiet.-

nie

I

so

be-

were

Unmittelbar nach der Ankunft am Verbannungsort hatte Ovid wohl noch an eine Änderung oder Verbesserung seiner Situation geglaubt (vgl. Trist.

II 145 ff.).

Das beweist

vor

allem

die

Tatsache,

daß er noch im Jahre 9 n. Chr. 9 das zweite Tristienbuch, ein langes Gedicht in Form eines offenen Briefes an Augustus, nach Rom schickte 99; hierin weist er auf seinen untadligen Lebenswan-

del hin (v. 51 ’ff.), rechtfertigt seine Tepe. dichtung (vw. 24T ff; Dienterkataloe vr 8

betont

seine

Unschuld

in dem

ihm

vorgeworfenen

a7 Fall

(v. 109)

und wagt

Ungerechtigkeit pax Augusta für zu stellen:

es

sogar,

der Strafe diese Teil

Augustus

auf die

hinzuweisen, ja,die des Reiches in Frage

Schone mich, ich flehe Dich an, und halte Deinen Blitz zurück, die furchtbare Waffe, die ich Armster schon zu sehr gespürt habe! Schone mich, Vater des Vaterlandes! Vergiß diesen Titel nicht -und nimm mir nicht die Hoffnung, Dich eines Tages zu versöhnen. Ich bitte ja nicht um meine Rückkehr, obwohl es glaubhaft ist, daß die großen Götter Flehenden oft Größeres gewährt haben. Wenn Du mir nur auf meine Bitten hin ein milderes und weniger entlegenes Exil zuweist, wird die Strafe schon leichter zu tragen sein. Ausgestoßen

mitten

unter

die

Feinde

muß

ich

Äußerstes erleiden; kein Verbannter ist weiter vom Vaterland entfernt! Andere wurden von

Dir aus triftigeren Gründen verstoßen, doch keinem wurde ein entfernteres Land angewiesen als mir. Mir allein ist die siebenfache Mündung der Donau zugewiesen, und ich allein leide unter dem kalten Pol der Kallisto. Kiziger, Kolcher, die Horden der Materoi und die Geten werden kaum durch den zwischen ihnen und mir fließenden Donaustrom ferngehalten. Über dieses Land hinaus gibt es nichts mehr, nur noch Kälte und Feinde und zugefrorenes Meer. Bis hierher reicht der römische Teil der linken Pontusküste; anschließend kommen Bastarner und Sauromaten! Dieses Land steht seit kurzem unter römischer Herrschaft und wurde eben erst dem Rand Deines Reiches angegliedert. Von hier

flehe ich unterwürfig, mich in ein sicheres Gebiet zu relegieren, damit mir nicht zugleich mit dem Vaterland auch noch der Friede genommen wird, damit ich nicht mehr die Stämme

zu

fürchten

habe,

die

die

Donau

nur

schlecht

48

fernhält, und als Dein Bürger nicht in die Hände von Feinden fallen kann. Kein Römer darf rechtens die Fesseln der Barbaren spüren, solange die Caesaren leben! (Trist. II 179-206) Freilich

v.

(z.B.

ren

ist

diese

Partie,

neben

einigen

die Paraphrasierung

447 ff.

ande-

Tibulls!),

eine der stärksten im ganzen Gedicht; das übrige wirkt auf lange Strecken hin verkrampft, gequält, rhetorisch, vor allem da, wo Ovid den Kaiser und

seine

Familie

preist

(2.B.

v.

155 11.)

Doch

schmeichelt er nicht mehr als andere, das kann man zu seiner Entschuldigung anführen; überdies dachten die Alten über die adulatio anders als wir. 100 Ovids Argumentation ist recht vordergründig (z.B. v. 241 ff.), von schier endlosen Auf-

zählungen

begleitet

uns allerdings haben.

Ovidius

wenn

man

(z.B.

u.a.

nescit

dieses

v.

361-466),

die

literargeschichtlichen

quod

bene

Urteil

cessit

Senecas

für

Wert

relinquere

(Contr.

-

IX 28,7)

auf die Exildichtung beziehen möchte, das zweite Tristienbuch wäre wohl besser ungeschrieben geblieben! Der hoffnungsvolle künstlerische Neube-

ginn des ersten Buches wird vom "Rechtfertigungsgesuch" des zweiten unterbrochen, als ob der Dichter,

noch

auf

insolita

arma!),hier unter der deprimierenden

und einer neuen

der

Suche

Aussage

nach

(vgl.

einer

Trist.

neuen

IV 10,

Form

106

wirkung der neuen Umgebung und durch das Bewußtwerden der Endgültigkeit seiner Lage vom erahnten Weg abgekommen wäre. Leben und Kunst bedingen sich in diesem Punkt. Der künstlerische Reiz der "Reise

in die Verbannung" war stark genug gewesen, das persönliche Erleben dem künstlerischen Anliegen unterzuordnen; das "Verbanntsein" als solches mußte

True.

erst

Gegenstand

LIl22 JSSER

der

es

Kunst

werden

(vgl.

+9 Erst allmählich, so scheint es, findet Ovid zur Kunst zurück, indem er, wie oben gezeigt, seine Lage und die ihm zugewiesene Rolle bewußt und

aus

größerer

Distanz

betrachtet.

101

Das war,

wie

H. FRÄNKEL hervorhebt 702, keine geringe Aufgabe! Doch boten sich dem Verbannten hierzu bestimmte wegweisende Hilfen an, vor allem die nun auf ihn selbst bezogene Fortschreibung des Grundgedankens der Heroides, daneben wieder der Mythos, der Farbe

Rahmen

und

stellen

ferner

konnte,

auch

die

geo-

sraphische und autobiographische Literatur als Hintergrund für den neuen "Fall", wobei wir besonders an Herodot und Cicero weiter unten ausgeführt wird.

79 £f.)

Schließlich

mag auch

denken müssen, wie (vgl. S. 62 ff. und

des

Dichters

Naturell

derart gewesen sein, daß ihm die Distanzierung von seinen persönlichen Gefühlen in der Verbannung ähnlich leicht fiel, wie die Distanzierung von der Liebesthematik der früheren Zeit in dem Sinne, daß er in den Amores oder der Ars nicht seinen subjektiven Empfindungen Ausdruck verlieh. Er ist nicht

Properz!

Ovid

"liebte"

und

"litt"

(zu)

kultiviert!

Und er spürt selbst, daß der Leser diese innere Distanzierung registrieren könnte : in Trist. I 11, 11 deutet er an, man könnte den Umstand, daß er inmitten der Stürme zu dichten noch in der Lage stupor beist, mit dem Begriff stupor erklären: deutet Gefühllosigkeit, Erstarrung, ja Stumpfheit! Nun lassen sich auch nach dem zweiten Tristienbuch womöglich Gedichte, Passagen finden, die der strengen Forderung nach Unübersetzbarkeit und Un-

ersetzbarkeit

"echter"

entsprechen mögen

dichterischer

103, die vielleicht

Außerung

auch die

nicht

künstlerische Kompensierung des konkreten Erlebens vermissen lassen, aber insgesamt gesehen verfolgt Ovid doch fortan erfolgreich den fruchtbaren Grund-

tenor

des ersten

Tristienbuchen

104,

sich selbst

Gegenstand zu und sein Schicksal zum en mit den überreichen machen und diese materia Mitteln seiner Kunst auszuformen. Umgekehrt kann

50

man mit G.LUCK sagen, wir könnten Ovids Schicksal vielleicht stärker mitempfinden, hätte er eben nicht einen so funkelnden Reichtum von Stilmitteln über seine Elegien aus dem Exil ausgebreitet, wie es der virtuose, Distanz schaffende ans erkältende Stil der Epistel mit sich bringt. 0) Wenn

wir

beobachten,

gebung 107 darstellt,

wie

Ovid

seine

neue

werden wir finden,

Um-

daß er

ihre verschiedenen Aspekte, etwa Klima, Landschaft, Bevölkerung seiner Grundkonzeption unterwirft, daß also eine "barbarische Fremde" schlechthin als Kulisse seiner neuen menschlichen und künstlerischen Existenz vor unseren Augen entsteht, ähnlich wie der tenerorum lusor amorum der tempora prima eine der damaligen "weichen" Lebensund Kunstform entsprechende Kulisse hatte (vgl. Prist. I 11, 37 £.) .: ers schreibt. nichtmehr pre beslieder wie früher in seinen Gärten, hingestreckt auf ein weiches Lager! Skythien soll als die Barbarei hervortreten, und diese Interpretation der neyen Umgebung wirkt sich aus auf ihre Beschreibung ‚„ wobei wir zusätzlich berücksichtigen müssen, daß Skythien den Griechen un Römern schon immer als ihr "Sibirien" galt. 10 Natürlich wird das von Ovid gezeichnete Bild des Verbannungsortes gewisse Anhaltspunkte in der Wirklichkeit gehabt haben; über die Gestade des Pontus am Saum der ul nm Ebene fegt im Winter eisiger Steppensturm 110, Doch Ovid 1äßt den Winter das ganze Jahr über dauern, ja, dehnt

ihn

auf

zwei

Jahre

aus

(Trist.

III

10,

13f£)1

Die realen Ansatzpunkte werden von ihm also, wie wir es ähnlich schon bei der "Reise ins Exil" sehen konnten, literarisch überhöht, zu Verbannungs motiven umstilisiert. Das subjektiv brichte wird in verallgemeinernde Formen gegossen. Gerade

für Trist. sehr

die

III

schön hier

S.

gern

10

(Winter

BESSLICH zu

Rate

in Tomi)

in einer gezogen

hat

aber

wird.

das

jetzt

dargestellt, 2 Vor

allem

9 W. MARG, H. RAHN und G. LUCK haben den Weg zu einer solchen Betrachtungsweise der ovidischen

Exildichtung der

geebnet.

Wir wollen im folgenden nicht mehr, wie bei Behandlung des ersten Tristienbuches, Gedicht

für Gedicht

vorstellen

21214, sondern

für die

Tristienbücher III-V und die Epistulae ex Ponto thema t i sch vorgehen, sie also unter dem Gesichtspunkt des schon mehrfach herausgestellten

künstlerischen türlich können

Anliegens dabei nur

rakteristische

Stellen

Ovids durchsehen. jeweils besonders

hervorgehoben

Nacha-

werden,

vieles wird nur kurz angedeutet. Erstaunlich aber ist immer wieder, wie es Ovid gelingt, die Kulisse in immer neue Farben zu malen, immer neue Akzente zu setzen, die Perspektive zu ändern, literarische Bezüge spielen zu lassen. 1.

Die

Das

Verse

Abschnitte

am

Land

und

die

Menschen

II

187

ff.

Trist.

Beginn

des

und

dritten

(III 3,5-13; 4 pd, 47-52) bereiten liche Schilderungder barbarischen

zwei

kürzere

Tristienbuches

die ausführUmgebung im

zehnten Gedicht desselben Buches vor, wo mit Vers 4 gleichsam eine Überschrift gegeben ist: Ich lebe mitten in einer barbarischen Umgebung

(in media

barbaria). rat.

111.10

Wenn dort noch jemand an den verbannten Naso denkt, wenn mein Name auch ohne mich in der Stadt weiterlebt, so soll er erfahren, daß ich unter Sternen, die niemals die Meeresflut be-

rühren,

inmitten

der

Barbarei

leben

muß!

Sarmaten, ein wildes Volk, Bessen und Geten drohen ringsum, Namen, die meiner Kunst nicht würdig sind! Freilich, solange es warm ist,

52

n

schützt mich die trennende Donau und hält mit ihren Fluten den Krieg fern. Doch wenn der trostlose Winter sein gräßliches Antlitz zeigt, die Erde weiß wird im marmornen Frost, + dann verbieten Nordwind und Schnee, im Norden zu leben und lassen diese Völker unter dem eisigen Pol erschauern +; Schnee fällt, und damit Sonne und Regen ihn nicht auflösen, macht ihn der Nordwind so hart, daß er ewig liegenbleibt. Wenn der erste Schnee noch nicht geschmolzen ist, kommt schon der zweite, und an vielen Stellen liegt er zwei Jahre lang! So groß ist die Macht des wilden Aquilo, daß hohe Türme umstürzen und Dächer abgedeckt werden.

Die Menschen hier tragen Felle und genähte Hosen gegen die grimmige Kälte; vom ganzen Körper sieht man nur die Gesichter! Oft klirren die vereisten Haare, wenn sie bewegt werden, und der Bart glänzt vom Frost. Ohne Gefäß steht der Wein und hält die Form des Kruges! Man trinkt ihn nicht, sondern läßt kleine Stücke davon im Mund zergehen! Soll ich erst erzählen, wie die Bäche sich vor Kälte zusammenziehen

Wasser

und

stückweise

wie

man

aus

herausbricht?

Tümpeln

das

Selbst

die

dunklen Fluten der Donau, die doch dem Strom, an dessen Ufern Papyrus wächst, an Größe nicht nachsteht, erstarren im eisigen Wind und fließen unter einer Eisdecke ins Meer! Wo sonst Schiffe ihre Bahn ziehen, geht man jetzt zu Fuß! Auf den vor Kälte erstarrten Wellen

tönen die Hufe

der Pferde!

Über neue

Brücken,

unter denen das Wasser langsam dahinschleicht, ziehen sarmatische Rinder die plumpen Wagen!

Man wird mir all das nicht glauben, doch muß man, da Lügen keinerlei Vorteil bringt, dem Augenzeugen wohl oder übel vertrauen: ich sah das weite Meer im Eis erstarrt, und über dem

e

2 stehenden Wasser lag eine spiegelglatte Eisdecke! Ich sah es nicht nur, sondern betrat sogar die gefrorene Flut und ging trockenen Fußes über das Wasser! Leander, hättest du einst ein solches Meer gehabt, wäre jene Meerenge nicht schuld an deinem Tod! Die Delphine können nicht im Bogen in die Luft schnellen: des Eises Kraft macht jeden Versuch zunichte. Und wie auch Boreas unter Flügelbrausen einherstürmt, aus der gebän-

digten

Tiefe

entsteht

keine

Welle.

Eingeschlos-

sen vom Eis stehen die Schiffe wie in Marmorstein, und die Ruder vermögen niemals, die erstarrten Wasser zu teilen. Ich sah ferner Fische wie gefangen im Eis haften - und sie lebten noch ein wenig! Bezwingt nun des gewaltigen Boreas wilde Kraft die Meeresflut oder den über die Ufer tretenden Strom, so kommen, wenn die Donau vom trockenen Aquilo geglättet wurde, auf flinken Pferden die barbarischen Feinde heran! Diese Feinde, die im Sattel zu Hause sind - ihre Pfeile reichen weit - verwüsten das ganze Land in unserer Nähe. Manch einer flieht vor ihnen, und da niemand die Länder schützt, werden die unbewachten Schätze geplündert, die Schätze der armen Gehöfte, Vieh, knarrende Wagen und was die arme Bevölkerung sonst ihr eigen nennt. Andere werden mit auf dem Rücken gefesselten Armen als Gefangene fortgeschleppt und blicken vergeblich auf ihre Felder und Häuser zurück. Wieder andere fallen, furchtbar getroffen von den Pfeilen mit Widerhaken; diese gefiederten Eisen sind in Gift getaucht. Was die Feinde nicht mitschleppen können, zerstören sie, und das Feuer des Krieges verbrennt die unschul-

digen

Hütten.

Selbst im Frieden

zittert

man

aus

Furcht

vor

ET

Su

neuem Krieg, und mit dem schweren Feind - oder man nicht sieht.

keiner bearbeitet die Erde Pflug. Man sieht hier den fürchtet ihn, wenn man ihn

Unbebaut, ohne Ertrag liegt das verlassene Land brach. Hier verbirgt die süße Traubesich nicht im Schatten der Weinblätter, und schäumender Most füllt nicht die hohen Bottiche. Obst bringt das Land nicht hervor, und Acontius fände keinen Apfel, um der Geliebten darauf die Botschaft zu schreiben. Hier sieht man die Fluren ganz ohne Sträucher und Bäume! Wehe! Ein glücklicher Mensch paßt nicht hierher! Deshalb hat man dieses Land für mich als Strafe erdacht, so weit auch der Erdkreis reicht!

Am Ende des fünften Tristienbuches finden wir zwei Elegien, die ebenfalls unter dem hier verfolgten Thema stehen (Trist. V 7 und 10). Hier seht Ovid besonders auf die barbarischen Einwohner des Landes und die Bedrohung durch äußere Feinde ein: Größere Horden von Sarmaten und Geten kommen und gehen zu Pferd mitten durch die Stadt; alle haben Köcher, Bogen und Pfeile, die mit Schlangengift gelblich gefärbt sind. Wild sind ihre Stimmen, trotzig die Blicke, die reinsten Abbilder des Kriegsgottes! Weder Haupthaar noch Bart ist jemals geschnitten worden! Die Rechte ist schnell dabei, mit dem Dolch zuzustoßen, den jeder dieser Barbaren an der Seite trägt.

(Irist..V.7,213-20) Wenn ich meine Umgebung betrachte: abstoßend ist sie, und es kann auf dem ganzen Erdkreis nichts Trostloseres geben! - Wenn ich die Menschen

betrachte:

kaum

sind

es

Menschen,

no die diesen Namen verdienen! Sie sind wie Wölfe, ja, in ihrer schrecklichen Wut noch schlimmer! Sie fürchten keine Gesetze; das Recht weicht der Faust, und die Gesetze sind dem rachsüchtigen Schwert unterlegen. Mit Fellen und weiten Hosen schützen sie sich gegen die beißende Kälte; die schrecklichen Gesichter sind von langen Haaren verdeckt. Nur wenige können ein paar Worte Griechisch, und selbst die klingen schon durch die getische Betonung barbarisch! Es gibt nicht einen in diesem Volk, der etwa einige gebräuchliche Worte lateinisch wiedergeben könnte!

(IrTetzv.?7

süss)

Unzählige Stämme drohen ringsum mit grausamen Kriegen; sie glauben, es sei schimpflich für sie, nicht vom Raub zu leben! Draußen ist nichts sicher: der Stadthügel selbst wird nur durch schwache Mauern und die Gunst der Lage verteidigt. Wenn man am wenigsten darauf gefaßt ist, tauchen die Schwärme der Feinde wie Vögel auf und treiben, kaum daß man sie gesehen hat, die Beute fort. Oft finden wir mitten in der Stadt die tödlichen Pfeile; sie kommen, wenn die Stadttore geschlossen sind, über die Mauern herein. Wenige wagen deshalb, ihr Land zu bebauen; die Ärmsten pflügen mit der einen Hand, mit der anderen halten sie ihre Waffen! Vom Helm geschützt bläst der Hirt auf seiner mit Harz geleimten Flöte, und

seine nicht

ängstlichen den Wolf!

Schafe

fürchten

den Krieg

-

Nur unzureichend schützen uns also die Mauern; doch auch in der Stadt erregt das mit Griechen vermischte barbarische Volk unsere Furcht! Ja, gleich neben uns hausen die Barbaren, sie besitzen sogar den größten Teil der Stadt! Selbst

wenn

man

sie

nicht

fürchtet,

erregt

der

An-

56 blick ihrer mit Fellen und langen Haaren bedeckten Körper Abscheu. Auch die, die aus griechischen Siedlungen stammen sollen, tragen statt der heimischen Tracht persische Hosen! Sie verständigen sich in der ortsüblichen Sprache: ich kann mich nur durch Zeichen verständlich machen. Hier bin ich der Barbar, den keiner versteht, und die dummen Geten machen sich über das Lateinische lustig!

(Trist. lae

Auch am Anfang ex Ponto wird

hervorgehoben

(Pont.

sicher zum Teil schen Situation

Jahrhunderts

des die

V 10,

15-38)

ersten Buches der EpistuUnsicherheit der Umgebung

I 2, 13-26);

das hängt

mit der tatsächlichen militäriim zweiten Jahrzehnt des 1.

n. Chr.

zusammen.

116 Doch Ovid ist

kein Geschichtsschreiber! Wenn wir auf die Variationen der zum Teil schon bekannten Gedanken achten und beispielsweise sehen, daß er in dem soeben genannten Brief I 2 das Klima nur kurz

erwähnt

(v. 23 f.), um im folgenden

die Akzente umgekehrt dichterische Absicht:

zu

setzen,

Brief

spüren

I 3

wir

die

Verlassen liege ich am äußersten Strand des Erdkreises, wo die Erde ständig unter einer Schneedecke liegt. Das Land bringt keine Apfel hervor, keine süßen Trauben; an den Flußufern grünen keine Weiden, keine Eichen auf den Bergen! Und das Meer verdient ebensowenig Lob wie das Land: Immer ist die Flut, die die Sonne nicht kennt, vom Wüten der Winde aufgewühlt. Wohin du auch blickst, nirgends werden die Felder bebaut, überall liegen die Fluren brach, die niemand als sein Eigentum ansehen will.

(v. 49-56) Bedeutsam

ist,

daß

dieser

Stelle

ein Katalog

20 von

Verbannten

folgt,

die

ihr

Exil

nicht’in

solch furchtbarer Umgebung (horridus locus v. 85) verbringen mußten. Ovid stellt sich also in

die Reihe der aus Mythos und Historie bekannten Flüchtlinge, bettet sein persönliches Schicksal in die Tradition ein und läßt es, indem er es den traditionellen Mustern gegenüberstellt, als exemplarisches Verbanntenschicksal erscheinen. Denn niemanden hat das Schicksal so getroffen wie ihn! Also ist er der Verbannte schlechthin! In Pont. I 3 charakterisiert er das Skythenland durch ein Gegenbild, das jäh in sich zusammenbricht: in seiner Erinnerung steigen Rom und das Paelignerland wie das verlorene Paradies auf:

Mein Herz sehnt sich nicht nach den verlorenen Feldern und dem stattlichen Gut im Paelignerland, nicht nach den Gärten auf den fichtenbestandenen Hügeln, die man von dort sehen kann, wo sich Via Flaminia und Via Clodia vereinigen. Diese Gärten habe ich für wer weiß wen bebaut, hier holte ich selbst vom Brunnen Wasser für die Pflanzen; es war mir nicht zuviel! Hier gibt es, wenn die Bäume angegangen sind, die ich mit eigner Hand gesetzt habe, auch Obst - doch es sollte nicht auch mit eigner Hand geerntet werden! Wenn ich doch anstelle der verlorenen Güter hier wenigstens als Verbannter die Scholle bebauen dürfte! Selbst wollte ich, wenn es möglich wäre, Ziegen oben am Fels ‚hüten, selbst, gestützt auf den Hirtenstock, Schafe weiden; selbst wollte ich, um den ewigen Kummer aus dem Herzen zu vertreiben, die

Pflug stiereunters

Joch

Laute

die

lernen,

auf

führen, die

wollte

getischen

hören, wollte sie auf die ihnen mit Rufen antreiben. Mit eigner

die

Rinder

gewohnte Art Hand wollte

58 ich fest den Pflug führen und versuchen, nach dem Pflügen die Saat auszustreuen. Und ich fände nichts dabei, die Saat mit der langen Harke zu säubern und die trockenen Äcker zu bewässern. Doch

wie

komme

doch

nur

eine

Stadttor

vom

ich

auf

Mauer,

so

nur

etwas?

ein

Mich

trennt

geschlossenes

Feind!

(v. 41-63) Die Bezüge zur Topik der Konsolationsliteratur (z.B. Trost in der Landarbeit) und auf die bukolische Dichtung sind unübersehbar! Es scheint besonders enge Verbindung zu Tibull I 1 zu geben, wo das Landleben dem Kriegsdienst gegenübergestellt wird. Tibull konnte sagen: Ich selbst will als Landmann zur rechten Zeit die zarten Rebpflanzen setzen und mit geschickter Hand die großen Apfelbäume pflanzen.

GERT) Es macht mir nichts aus, bisweilen den Pflug mit den zwei Schneiden zu fassen oder mit dem Stachel die langsamen Ochsen anzutreiben. Es ist mir nicht zuviel, ein verlorenes Lamm oder Zicklein, das von der Mutter vergessen wurde, im Arm heimzutragen.

en) Hinweg,

ihr

Feldzeichen

und

Trompeten!

(verY5) Tibulls bukolische Phantasie bleibt für Ovid bittere Illusion; er muß Waffen tragen und in Waffen dichten: in procinctu carmina facere v.

miles

v.

das Ovid

7).

so

Tibull

ruht

sehr vermißt

auf

dem

(Trist.

Bett

(v. 43 f.

I 11; vgl.

[3

’ R)

>

2

u. 50),

Auch der Gedanke, nicht ernten zu können, was man selbst gepflanzt hat, gehört offenbar in die literarische Tradition und scheint schon früh eine Art Topos der Verbannungsdichtung geworden zu sein, taucht er doch schon bei Theognis auf: Andere haben nun meine blühenden Felder, und nicht für mich zieht das Maultier den krummen Pflug; + fern der Heimat treibe ich auf dem Meer +

(1197-1202 Pont. III 1, 1-30 gibt schwörende Anklage an den

kann

oder

soll

dem

"Lob

D)

sich formal als beAufenthaltsort und

Italiens"

bei

(Georgica II 136-176) oder bei Properz 17 ff.) gegenübergestellt werden:

Vergil

(III 2,

Ovids Skythien kennt keinen blühenden Frühling oder ertragreichen Herbst, sondern nur ständigen Frost. Es gibt hier nur salzhaltige Quellen, kaum Bäume. Die Vögel krächzen heiser

(vgl.

Anm.

(tristia

126 ; es wächst

absinthia

v.

23).

nur bitterer Bei

Vergil

Wermut

beispiels-

weise herrscht ewiger Frühling; es gibt Wein, Früchte, Ölbäume, zweifache Ernte im Jahr, genügend Wasser, kurz: Italien ist die große fruchtbare Mutter (v. 173). Vergil betont übrigens, daß Italien reich an Metallvorkommen

ist

(v.

165 f.),

und

es

ist

interessant,

daß

Ovid in Pont. III 8, wo er die Barbarei seiner Umgebung an besonderen Symptomen demonstriert, gerade hierauf zu sprechen kommt: Er möchte seinem Freund Fabius Maximus ein Geschenk senden, doch gibt es im Skythenland weder Gold noch Silber! Diese Gegend ist nicht gesegnet mit Me-

tallen

(v.

5)!

Im Altertum

galten

kommen ja als Zeichen einer terra wie das unwirtliche Germanien bei

Metallvgzz felix! Tacitus

? Und keine

60

SC 2L

Metalle Skythien!

aufweist

(Germ.

Für dieses

teristischeres

als

5), so auch nicht

Land

Pfeile

gibt und

es nichts

Ovids

Charak-

Köcher:

(Du hättest als Geschenk Silber und dient.) Doch gibt es in diesem Land

Gold verkeinerlei

wertvolles Metall: der Feind läßt es kaum zu, daß man in den Feldern danach sucht! Leuchtender Purpur hat oft Deine Gewänder gesäumt, doch mit Purpur färbt man am sarmatischen Meer nicht. Hart sind die Felle der Tiere, und die Frauen von Tomi kennen die Webkunst nicht: statt mit Wolle zu arbeiten, mahlen sie das Korn und tragen die schweren Wasserkrüge auf dem Kopf! Hier wird die Ulme nicht vom laubreichen Wein umrankt, die Zweige sind nicht schwer vom Gewicht der Apfel. Die öden Felder bringen nur traurigen Wermut hervor: an der Frucht erkennt man, wie bitter das Land ist!

Am Schwarzen Meer gibt es nichts, was ich, Dein Diener, Dir schicken könnte. So schicke ich Dir Pfeile im skythischen Köcher. Mögen sie sich vom Blut Deines Feindes färben! Solche Rohre gibt es an dieser Küste, solche Bücher! Solche Kunst, Maximus, gedeiht hier, wo ich jetzt bin.

(Pont„ı1ll3.u507) Beachtenswert an dieser Stelle ist auch der Hinweis auf die Arbeit der skythischen Frauen: sie mahlen Korn und schleppen Wasser, verrichten also Sklavenarbeiten; als Barbarinnen ist ihnen die Kulturtechnik des Webens unbekannt!

Auf zwei Stellen aus Gedichten des vierten Buches der Epistulae ex Ponto zum Komplex "Land und Leute" sei abschließend noch kurz hingewiesen: Pont. IV 7, 5-12 und 9, 81-86. Beide Gedichte

61 haben gemeinsam, daß Ovid seine Aussagen über die neue Umgebung durch Augenzeugen bestätigt haben möchte, eine Bekräftigung, die dem von ihm durchgehend negativ gehaltenen Bild Glaubwürdigkeit verleihen soll; er fürchtet, seine Überzeichnung

könnte

Zweifel

hervorrufen

35 vix

equidem

credar).

fragen,

warum

er

sie

so

mehr

morphosen

das

Schilderung

müssen

ausgeglichene

uns

aus den vielen anderen "geistiwar in den Meta-

Klima

Zeitalters

des goldenen

wir

verfolgte.

konsequent

Die Antwort liegt auf der Hand: Einzelzügen soll das Bild einer gen Landschaft" geformt werden;

III 10,

Trist.

(vgl.

Umso

ein

Topos

der

118, soll

die Umgebung des Verbannten gerade durch die entsprechenden negativen Gegenbilder als pervertierte "Ideallandschaft" vor unseren Augen entstehen. Für einen Menschen, geschweige denn einen kultivierten, verwöhnten Städter wie Ovid

Bee

rristsoEI

1710, 1888,3 .V97,

29. DA) Btegie

nicht geschaffen. Übrigens enthält Pont. III 1, 4 die früheste uns bekannte Ber Een des BeAls sriffs hostilis auf die Landschaft! 119

"unmenschlich" (inhumanus) soll sie dastehen eeerteret. 907,455 Pont 13,248)

Landschaft und Menschen stehen für die Antike in ursächlichen Zusammenhang ; das hat schon Hippokrates beobachtet 120, Auch Lukrez siedelt

harte

Menschen

und Poseidonios Boden Liguriens

Cicero

schreibt

in einem

harten

Land

an

(V 95),

sagt, dem harten und EVEINIEEN entsprächen seine Bewohner. 2

(leg.

agr.

2, 95):

...die Karthager sind betrügerisch und verschlagen nicht als Rasse, sondern aufgrund der Eigenart ihres Landes, weil sie wegen ihrer Häfen durch die vielen verschiedenen Verhandlungen mit fremden Kaufleuten im Streben nach Gewinn zum Eifer des Betrügens verlockt wurden. Die Ligurer sind als Bergbewohner rauh und derb..., die Campaner

62

ihrer

waren immer hochmütig durch die Güte Felder und die Fülle ihrer Ernten...

Erinnern wir uns umgekehrt an Livius (XXI 37): Hannibals Truppen haben die Stein- und Eiswüste der Alpen überwunden und sind den barbarischen Bergbewohnern glücklich entkommen. Nun liegt die Poebene vor ihnen: humano cultu digniora loca! In dieser freundlichen Landschaft sind auch die Menschen umgänglicher: planum... et locis mollioribus et accolarum ingeniis. So ähnelt das Bild, das Ovid von den Menschen gibt, unter denen er leben muß, ganz dem des Kyklopen auf der unkultivierten Insel bei Homer

(vgl. Od. IX 116 Gesetzlosigkeit,

Ungepflegtheit die

AUSEHE

bei U. Ovid

ff. und 187 ff.), vor allem, was Gewalttätigkeit, Wildheit und angeht (vgl. Trist. V 7, 11-60 und

2 SL...

us ge. entsprechenden

STAFFHORST

ausdrücklich

22), Als neuer auf

diese

Entsprechung

Man kann die Stadt der Lästrygonen Weise mit den Stämmen vergleichen, wundenen Lauf der Donau leben, und

übertrifft ling)

an Wildheit

Piacches,

meiner

Not

nicht

der nur

einen

den

weist

hin:

in keiner die am geder Kyklop

(Skythenhäupt-

kleinen

Teil

ausmacht.

(Pont.. Auch wenn wir uns nur tiken Literatur vor Ovid

"Nordlandes"

Adjektive

Odysseus

umsehen

123,

ganz nach

IV 105. 21222) kurz in der anSchilderungen des

stellen wir fest,

wie

sehr der Verbannte seine Situation als Dichter empfindet und in den literargeschichtlichen Zusammenhang eingebettet wissen will. Wir wollen uns in diesem Rahmen auf Stellen bei Herodot, Poseidonios und Vergil beschränken: Herodot

rien

Klima,

beschreibt

Landschaft

im vierten

und

Buch

Menschen

am

der

Histo-

Schwarzen

63 Meer.

Wir

lesen

von

digem Schneefall friert

beim

strengen

Wintern

(Kap.

28;

31;

Ausgießen,

das

Meer

und

50);Wasser friert

daß Wagen darüber fahren können (28); Land ist baumlos (19; 61), das Wasser ungenießbar (52; 81). Die den unwissendsten Völkern

stän-

ge-

zu,

so

das ganze bitter und

Bewohner gehören zu (46), sind gesetzlos

(106), verzehren sogar Menschenfleisch (106), betreiben keinen Ackerbau (46), leben von Raub festen Wohnsitze (46) und (103), haben keine schießen mit Pfeilen vom Pferd aus (46). Hierzu paßt in vielen Aspekten die Schilderung des Keltenlandes bei Poseidonios 124: im Land unter dem Bärengestirn gibt es viel Schnee, Flüsse gefrieren und werden zu Brücken für Wan-

derer,

Heer und Wagen!

Silber bringt das grausam und haben

Für Vergil Skythenlandes 381).

müssen in den

Wenigstens

Weder

Wein noch Öl noch

Land hervor; die Bewohner barbarische Bräuche.

sind

wir an die Schilderung des Georgica denken (III 249-

diese

Darstellung

mußte

den

rö-

mischen Lesern der SER nn Ausführungen Ovids bekannt sein. In Vergils Skythenland

herrscht

ewiger

Schnee

(v. 367),

Flüsse

frieren

Winter

(v.

356),

ständig

ein eisiger Wind geht

zu,

und

schwerbeladene

fällt

(v. 356);

Wagen

fahren hinüber (v. 360 ff.). Nirgends gibt es Gras oder grünende Bäume (v. 352 f.). Hier lebt ein wildes Volk (gens effrena v. 382), in Felle gehüllt (v. 383), schrecklich anzusehen (horrida v. 366) mit den vereisten Bärten. Der Wein wird

der

Axt

zerkleinert

in Erdhöhlen

mit

(v.

376).

(v.

364);

man

haust

Der literarische Hintergrund von Ovids Nordlandschilderung wird aus den angeführten Stellen auch ohne Be SLSLEneLLe Einzelnachweise der Be-

züge deutlich 125, Für die besonders enge Verbindung zur Vergilstelle darf nochmals auf die

64 Arbeit von S. BESSLICH hingewiesen werden, der z.B. die Motiv-Verwandtschaft bis hin zu einzelnen Formulierungen guhsezeigt hat. Dafür wenigstens ein Beispiel s herbae

neque ullae/ aut arbore frondes

(Georg. aspiceres campos

nudos

sine

Ill

fronde,

(Trist.

aut

apparent

campo

35271.)

sine

arbore

III 10, 75)

Es sei jedoch erlaubt, ein Motiv besonders hervorzuheben, da es klar über Vergil bis Poseidonios und sogar Herodot zu verfolgen ist und zugleich einen interessanten Ausblick auf Ovids Selbstverständnis der Exildichtung öffnet. Es geht um die Feststellung, daß das gefrorene Gewässer zur Straße für Menschen und Wagen wird. 128 Dieses Bild war also im Altertum recht bekannt, aber gerade hier bemerkt der verbannte Ovid, man werde ihm nicht glauben, daß er selbst alles ge-

sehen, ja den Fuß aufs Eis gesetzt habe (Trist. III 10,35 ff.) Diese Bemerkung zeigt gerade in

dem

ausgewiesenen

sammenhang

literargeschichtlichen

ein BENSE der Exildichtung:

Zu-

H.FRÄNKEL

weist darauf hin 129, daß Ovid in seinen glücklichen Zeiten geschrieben hatte, es sei nicht richtig, Dichter wie Zeugen vor Gericht zu hören

(Am.

II 12, 19£.).

Nun im Exil

ist das anders:

andere Dichter mögen ihren Stoff abwandeln, aber die Exildichtung habe die Bedeutung einer Aussage De unbestechlichen Zeugen (Pont. III 9, IBANTLA). Ovid

ist

hangs

seiner

wußt.

Er

dienende

sich

also

des

literarischen

Nordlandschilderung

enthebt

die

phantastische

als

sehr

Kontrast

Szenerie

zu

Zusammen-

wohl

be-

Italien

des vergilischen

65 Winterpanoramas 130, sowie die als ethnographisch-geographische Kuriosität gebotene Nachricht bei Poseidonios und Herodot durch die Verknüpfung mit seinem persönlichen Erleben dem Bereich des bloß Gesagten, bloß Gedichteten; er selbst beglaubigt die literarischen Vorbilder ähnlich wie an anderen Stellen den Mythos

(Odysseus-Rolle!)

und

schafft

durch

rische Behandlung literarisch Neue, Leben.

des die

eigenen Einheit

Schicksals das von Kunst und

Es bleibt zum Schluß Ovid selbst bereits (XIII 777 ff.) ein Bild Bewohnern

dichte-

noch der Hinweis darauf, in den Metamorphosen vom Skythenland und

daß

seinen

die

skizziert

hatte:

Auf Geheiß der Ceres eilt eine der Oreaden in die Heimat der Fames, des Hungers, um Erysichthon bestrafen zu lassen. Fames wird nun beschrieben (v. 799 ff.), wie sie ausgemergelt, blaß, mit struppigem Haar (hirtus erat crinis v. 801; vgl. Berauti "Getae‘Pont.=I 5, 744 Pont. E2, 106; IV 2,2), grasfressend auf steinigem Feld kauert und zwar im Kaukasus! Dieses Gebirge get ja in

der Antike

als besonders

de von Ovid verlegt:

est locus

in den

unwirtlich

Metamorphosen

extremis

Scythiae

7131 und wur-

nach

Skythien

glacialis

in

oris/triste solum, sterilis, sine fruge, sine arbore tellusy Frigus iners illic habitant Pallorque Tremorque/et ieiuna Fames... OLE

VB

tt.)

"Skythien", die andere geistige Landschaft, also schon hier mit den fast stereotypen Attributen: am äußersten Rand der Welt gelegen, Heimat der Kälte, des Hungers, der Todesblässe und

des

Zitterns. Nur hier man nicht, wie

Da kann

kann etwa

der Kaukasus liegen! STAFFHORST, an-

U.

66 1äßlich Pont. III 3,79, sagen, Ovid sei bekanntlich in geographischen Dingen recht groß-

nicht

zügig 132; Ovid ist Dichter,

Geograph!

Der Kaukasus wird genannt, um das Lokalkolorit zu vervollständigen. Schon Cicero empfiehlt ja das Mittel, die Namen berühmter Orte (locorum nomina)

splendida

bungen deutlicher lich der schreibt

zu

um

verwenden,

lateinischen B. SNELL die

Beschrei-

(Or. 163).

zu machen

Hinsicht-

bukolischen Dichtung beFunktion der griechischen

ähnlich 2133, und E. HOWALD weist

Namen ganz

auf

die allgemeine Vorliebe der Augusteer für fremdartig tönende Personen-, Orts- und Völkernamen hın, Auch in den Exilgedichten benutzt Ovid dieses Mittel gern und reichlich. Wir erinnern uns an

den Katalog der Reisestationen (vgl. S. 35 ff.). Im vierten Buch der Epistulae ex Ponto zählt er Flüsse auf, die ins Schwarze Meer münden (Pont.

IV 10, 45 £ff.); hier sollen die vielen fremden Namen, die er nennt (vgl. Trist. III 9, 2 inhumanae

nomina barbariae), die barbarische Ferne als fast mythisch-ferner Rahmen dienen: Lycus, Sagaris, Penius, Cales, Hypanis, Halys, Parthenius, Cynaspes, Tyras, Thermodon, Phasis, Borysthenes, Dyraspes, Melanthus... Herodot

nennt im vierten Buch (Kap. 51-57) ebenfalls die Zuflüsse des Schwarzen Meeres, freilich nur die der Nordküste, wie es in seinem Zusammenhang nötig ist. Ovid aber braucht als Dichter in der Fremde mehr Kolorit - und erwähnt auch noch die der Südküste! Und das Schwarze Meer selbst ist

jener Sumpf

im Norden

(Pont.

oder

IV 10,61),

am Ende

der

135 Sogar die Etymologie

den man

Welt

schon

angesiedelt

des Namens

Tomi muß

immer hatte.

sich

der Interpretation Ovids beugen: Tomi wird mit Temnvw zusammengebracht, ist der Ort, an dem Medea den Absyrtos gräßlich zerstückelte (Trist. TI 9,267 uUnd 33720

67 Auch kommt

die

Sprache

schlecht

Alles

hier

der

Bewohner

dieses

weg: klingt

barbarisch

und

(Drist.

Landes

tierisch!

V2.12,255)

Der Dichter selbst zeigt sich von der ihn umgebenden Sprache beeinflußt, wenn er, wie J.

MAROUZEAU bemerkt hat 156, bewußt kakophon sagt: nam didici Getice Sarmaticeque loqui (Trist. V 1276585 vgl. Pont. IIL 2,30); Kein

Wunder

schließlich,

daß

die

Tomitaner

sich bei Ovid wegen der Überzeichnung ihrer Heimat beschwert haben (Pont. IV 14, 15 ff.).

Ovid muß seine im Grunde positivere Einstellung zu ihnen durchblicken lassen. Gewunden erklärt er, nur das Land sei ihm verhaßt, die Bewohner

liebe sogar

er (v. 24 ff.), ja, die Stadt Tomi sei ihm teuer (v. 59 f.). Freilich ließe sich auch

diese Aussage wieder so deuten, als wolle er hiermit demonstrieren, wie weit es mit ihm, dem Stadtrömer, bereits gekommen sei! Hören wir abschließend gazu die Bemerkungen eines modernen Odysseus: 4er Dem, der die ganze ansehnliche Stadt heute besucht, wo der römische Dichter auf dem Markt als Denkmal steht und von den Touristen aus Mamaia fleißig photographiert wird, wird es etwas schwer, seine Verzweiflung zu verstehen.... Die prachtvollen Mosaikfußböden und Reste von terrassenförmigen Marktanlagen, die man zur Zefit mitten in dem modernen Konstanza ausgräbt, zeigen, daß die römische Stadt durchaus kein primitives Nest war.

In ähnlicher Weise lassen sich ja für den gesamten thrakischen Raum, als dessen Nordgrenze die Donau gilt, durchaus positive Eigenschaften

68 feststellen

(sommerliche

Bodenschätze). schwiegen,

Wärme,

138 Daß diese

ja,geleugnet

Fruchtbarkeit,

Dinge von Ovid ver-

werden,

spricht

für

sich!

69 2.

Der

Dichter

in der

Verbannung

Vollends deutlich wird Ovids Absicht, wenn wir beobachten, wie er sich selbst in dieser Ungebung sieht, wie er ihre Wirkung auf seine Gesundheit und Stimmung, seine geistige Verfassung und Kunst beschreibt und dabei immer wieder auf

die früheren BB IeTst.

glücklichen Zeiten 1108, ZEert,);

zurückverweist

Auch für diesen Aspekt der Exilgedichte können wir wieder nur einige besonders charakteristische Stellen herausheben, die jedoch ausreichend zeigen, daß es dem Dichter nicht so Fsar darum ging, zu sagen, was er wirklich litt ‚„ sondern

um

das

Herausarbeiten

des

Zustandes

und der Stimmungslage eines Verbannten, deren Einzelzüge für epische und tragische Verbannte etwa G. SCHNAYDER angedeutet und aus den verschiedenen Autoren nach bestimmten Gesichtspunkten geordnet hat (z.B. Sehnsucht nach der Heimat, nach dem Haus; Sorge wegen der Unsicherheit und Dürftigkeit des Lebens in der Nezparuu, Furcht

vor Bestattung

Ovid kommt noch auf seine Kunst

er

in fremder Erde u.ä.).

7 Ö Bei

die besondere Wirkung des Exils hinzu, wie wir andeutungsweise

und da gesehen

haben.

(vgl.

5.8

und

ynf. Mehrfach weist der Verbannte auf seinen schlechten Gesundheitszustand hin, klagt über Appetitlosigkeit, allgemeine Schwäche, Alterserscheinigung. Wie Telephus liegt er leidend in der Fremde (Trist. V 2):

Krank war ich am äußersten unbekannten Rand des Erdkreises, voller Sorge, ob ich überhaupt

noch gesund würde. Kannst Du Dir vorstellen, in welcher Verfassung ich bin, hier in dem düsteren Land zwischen Sauromaten und Geten?

70

Ich vertrage das Klima nicht, kann mich nicht an das scheußliche Wasser gewöhnen - überhaupt, das ganze Land ist mir irgendwie zuwider! Hier gibt es weder geeignete Unterkunft noch Nahrung, die ein Kranker braucht; es gibt niemanden, der mit Apolls Kunst die Krankheit lindern könnte; kein Freund ist da, der mich trösten oder mir durch Erzählen über die langsam dahingehende Zeit hinweghelfen könnte.

(Trist.

III 3, 3-13)

Weder das Klima noch das Wasser bekommt mir, auch nicht die Erde und die luft! Ach! Immer fühle ich mich krank und elend! Ob sich mein krankes Gemüt auf den Körper auswirkt oder die Umgebung Ursache meines schlechten Gesundheitszustandes ist? Seit ich am Pontus bin, quälen mich schlaflose Nächte, bin ich so abgemagert, daß man fast die Knochen sehen kann, habe ich keinen Appetit! Und die Farbe, die im Herbst bei Blättern zu sehen ist, die der erste Frost getroffen hat, kurz bevor sie der neue Winter sterben läßt, zeigt sich auf meinen Gliedern. Ich habe keine Kraft, wieder aufzustehen. Immer gibt es einen neuen Grund für quälenden Schmerz! Meine geistige Verfassung ist nicht besser als meine körperliche, doppelt bin ich krank und zweifache Gebrechen trage ich. Und sozusagen leibhaftig steht mir die Gestalt meines Schicksals vor Augen:

Wenn

ich den Ort,

die

Sitten

der Menschen,

ihre Bildung und Sprache betrachte, erinnere ich mich daran, wer ich bin, wer ich war!

(Trist.a

IEms

22239)

71 Die lang andauernde Schwäche läßt nämlich meinen von bitterer Sorge gequälten Körper nicht mehr zu Kräften kommen. Zwar leide ich keine bestimmten Schmerzen, keuche nicht unter hohem Fieber, und auch mein Puls geht im gewohnten Rhythmus, doch ist mein Gaumen stumpf, der gedeckte Tisch widert mich an, und ich stöhne, wenn die verwünschte Speise aufgetragen wird. Man kann mir vorsetzen, was das Meer, das Land und die luft hervorbringt, nichts davon weckt meinen Appetit. Die Göttin der Jugend, die emsige Iuventa, möge mir mit lieblicher Hand Nektar und Ambrosia, Trank und Speise der Götter, vorsetzen: selbst solche Genüsse würden meinen stumpfen Gaumen nicht reizen und schwer und wirkungslos im Magen liegen. Auch der Schlaf, sonst doch Hilfe für den gebrechlichen Körper, versagt meinem kraftlosen Leib seinen Dienst: ich liege wach, und die Qualen wachen mit mir, denen die Umgebung selbst Nahrung ist. Kaum

würdest

Du daher

mein

Gesicht

wiederer-

kennen, auch wenn Du es so oft gesehen hast, und würdest fragen, wohin denn die alte Frische gegangen sei. Wenig Kraft gelangt in meine abgemagerten Glieder, und bleicher als frisches Wachs ist mein Leib. Das Wasser hier und die ganze den mir, in erster Linie aber Seele, der mich nie verläßt.

(Pont. Die

Grund

ständigen

I 10,

3-14;

Hinweise

auf

für alle möglichen Übel

Umgebung schader Kummer der

21-28; die

35-36)

Umgebung

lassen es von

als

_

vornherein abwegig erscheinen, Ovids Klagen wörtlich im medizinischen Sinne zu nehmen, wie es ja mit teilweise kuriosen Ergebnissen geschehen ist.

72

Kurt Ein Leidender ist eben blaß und krank (vgl. Her. III 141), und zudem ist ja Skythien die Heimatdes Pallor (vgl. S. 65). Auch der trauernde aus Ovids Metamorphosen gezeichnet in das rauhe

Orpheus Schmerz

(Met.

zog sich Nordland

vom, zurück

X 73 £f.):

Sieben

dus),

Tage

ohne

saß

er heruntergekommen

Nahrung

zu sich zu nehmen,

(squali-

an

Ufer. Schmerz und Kummer und Tränen waren seine Nahrung. Er klagte über die Grausamkeit der Götter des Erebos. Dann zog er sich in das Rhodope-Gebirge zurück und zum Haemus, den der Nordwind umbraust. Ein von

(Trist.

III

fremder

Hand

3, 1 ff.)

geschriebener

soll

Brief

die körperliche

Schwäche des verbannten Dichters beglaubigen. Erinnert das nicht an jenes vix ego credar? Wenigstens an einer Stelle nämlich (Trist. V 2, 1 ff.) erklärt Ovid, man brauche sich nicht um seine Gesundheit sorgen, er habe sich an die Beschwerden gewöhnt. Nur seine Seele sei krank! Und das Beglaubigungsmotiv taucht bereits in den Heroides auf, wo ja ähnliche Extremsituationen

durchgespielt sich

bei

werden.

142 Auch Properz

entsprechender

Gelegenheit

bediente

dieses

Mittels, und zwar im Arethusa-Brief wel. .010.. ad qQuintr tr, 1,3).

(IV 3, 1-6;

Hoffnungslosigkeit und unglaubliche Existenzangst sind die besonders hervortretenden Züge der von Ovid ausgeformten Stimmungslage eines Ver-

bannten

(vel.’2.B.

das

Schicksal

und

es

hat

Trist.

ihm

IT 6, 49r,

schwarze

Fäden

1.cesr

gesponnen

(Trist. IV 1,63); er ist ganz in die düstere Betrachtung seines Geschicks versunken (Trist. IV 6, 43 £.); Todesfurcht plagt ihn (Trist. IV 6,50), quält

verbannt 66; vgl.

ihn der

Gedanke,

auch

als

Toter

noch

zu sein (mortuus exul ero Trist. III 3, Pont. I 2, 107 f£.), d.h. nicht recht

ee, in Heimaterde bestattet zu werden, ähnlich wie er auf der stürmischen Seefahrt als Odysseus gefürchtet hatte, ein Fraß für die Fische zu wer-

den (Trist. I 2, 56; vgl. Gräßlich die Vorstellung, dem

Tod

unter

III

3, 63 f.).

der

Fremde

den

Barbaren

Freilich

eben

Hom. Od. XV 480). seine Seele könnte

zum

nach (Trist.

umherschweifen

würde

eine

Bestattung

eines

Schicksalsbild

in

Ver-

bannten passen (ut scilicet exule dignum Pont. 332, 109) Diese Sorge hat auch G. SCHNAYDER unter

der

der

Epiker

Verbannungs-

und

Tragiker

Gefangenschaftstopik

und

143

aufgeführt.

Vor allem aber beklagt Ovid wieder und wieder, daß sich die Verbannung auf seine geistige Verfassung und seine Kunst auswirkt. Mehrmals gibt er der Befürchtung Ausdruck, seine in der Fremde entstandenen Gedichte seien "schlechter" als sein früheres Werk, er könne nicht mehr gut Lateinisch, es hätten sich Barbarismen in seine Verse eingeschlichen:

Ich,

der

Musen,

römische

bin

sprechen.

Sänger,

verzeiht

meistgezwungen,

Und

beschämt

mir,

sarmatisch

bekenne

ich,

ihr

zu

daß mir

infolge der langen Entwöhnung die lateinischen Worte nur mehr schwer einfallen wollen. Und ganz sicher finden sich auch in diesem Buch manche Barbarismen. Doch ist das nicht meine Schuld, sondern die der Umgebung!

eertst. v7, .51 £lss vel..Trist. III 14,45 Be N 12,57 72 ,,Ponb. 14,59, 27,7.) Besonders schmerzlich vermißt er die Möglichkeit der recitatio seiner Gedichte, das Gespräch mit den gebildeten Freunden, das Stimmengewirr

der Stadt,

AA

maten,

(z.B.

ihrer Märkte und

deren

Trist.

Theater

(Trist.

III

Weil unter den Geten und Sar-

Sprache

Ovid

mit

V 7, 36; Pont.

sonus

bezeichnet

III 8, 37),

nur we-

7u nige

ein paar

verunstalteterst hier

Wörter

griechische

(Trist.

können

- und

noch

die

V 7, 35 f.) und

recht niemand lateinisch kann, ist Ovid der Barbar, den niemand versteht: barbarus

hic ego sum

(Trist.

V 10, 39). 145 Nicht nur,

daß er sich schämen muß, römisches Versmaß zu Gedichten in getischer Sprache mißbraucht zu haben (Pont. IV13, 19.£.5 vel. Trist2TI221%

5 f.),

baren

er ist geradezu

geworden:

63), womit

paene

ein Dichter

poeta

er sich freilich

Getes

dieser

(Pont.

zufrieden

Bar-

IV 13,

gibt,

denn

Dichterruhm lockt ihn nicht mehr wie früher (Bont. I 5, 65 ff.). Sein Schaffen ist wie das Lied der Sklaven bei der Arbeit (Trist. IV 1,5

ff.), ganz wie ein Tanz im Dunkeln (Pont. IV 2, 33) und bedeutet ihm nur noch Zeitvertreib und Trost

im Leid:

Obwohl mich hier die Waffen der feindlichen Nachbarn umtönen, erleichtere ich mir mein Los, so gut ich kann, durch meine Dichtung. Wenn hier auch niemand ist, dem ich meine Lieder vortragen könnte, so geht doch damit die Zeit vorbei, kann ich mich über ihre Dauer hinwegtäuschen. Dafür, daß ich noch lebe, die Strapazen aushalte und des trostlosen Lebens noch nicht überdrüssig bin, danke ich dir, Muse, denn du gewährst mir Trost,

du bist die Entspannung requies), die Linderung (Prista

1v.10,

in der Sorge (curae (medicina) des Leids.

194-118,

wel.

Trier

7, 61 ff.; Pont. 15, 55; IV 2, 39f£.) Besonders klagt sich Ovid ständiger Wiederholung an und kritisiert so die Monotonie seiner Dichtung (z.B. Pont. LIT 7,3, 27 r O0 eco

f.), worin ihm spätere Kritiker bereitwillig gefolgt sind. Dennoch gibt er sich keine Mühe, seine scripta mediocria (Pont. I 5, 83; vgl.

Pont.

III

9, 54)

zu verbessern;

es

genügt

ihm,

fe) was

gerade

59 ff.; quält

aus

III

seiner

zu

schon

ihn

zusätzlich

Feder

9, 17 ff.). der

fließt

(Pont.

Sein bitteres

sehr,

als

mühevollen

daß

Arbeit

er

I5,

Geschick sich

(labar)

noch der

Korrektur, des Feilens und Glättens, unterziehen könnte, jener hohen Forderung der alexandrinischen

und

neoterischen

Dichtung:

Wenn ich mir durchlese, was ich geschrieben habe, schäme ich mich, weil ich selbst, der es schrieb, sagen muß, daß das meiste verdient, wieder getilgt zu werden. Und doch verbessere ich nichts! Diese Mühe wäre noch srößer als die des Schreibens, und mein kranker Geist mag sich solch schwieriger Arbeit nicht unterziehen.

(Pont. 15, 15 2.) 17 Kurz, er ist ein schlechter Dichter geworden! Von der früheren Kraft und Begabung ist nichts mehr übrig; sein Genie ist zerstört: ingenium fregere meum mala (Trist. III 14, 33; vgl. Trist. Be FR: Pont. SITE HN AI. V2 ASALLNI: Seine ganze Kunst ist ihm fragwürdig geworden

(insania

Trist.

II 15;

Bisweilen verbrennt er Beeont.L 55 29%.;

confusa

mens

Pont.

I 3,3).

seine Gedichte gleich Trist. V 12, 51%.)

wie-

Zu lange haben die Handbücher und Literaturkritiker blind dieser Selbstverurteilung des verbannten Ovid geglaubt! 148 Seit einiger Zeit beschäftigt man sich intensiver und vorurteilsloser

mit

den Exilgedichten

(vgl.

S. 84 ff.),

und

siehe

da - Ovid ern im Exil noch als der alte Meister. Und in der Tat ist sich auch der Verbannte selbst seines Talents und seines Ranges immer noch sehr wohl bewußt. Wenn er schreibt, auch ein Homer wäre in seiner Lage zum Barbaren

Fenorden.

wird

die

Trist.

Absicht

IV AD, 157£., seiner

Font.

Selbstanklage

IV 2, 21 £.), doch

nur

76 zu

deutlich:

Sicher ist in diesem Buch viel Barbarisches, doch das ist nicht die Schuld des Dichters, sondern die des Ortes!

(Trist.

47,595

Wenn das traurige Los ein Ende finden sollte, werden auch die traurigen und mangelhaften Dichtungen aufhören, wird Ovid wieder der sein können,

der er war (Trist. V 1, 35 ff.). Nur hier in Tomi, in der Exilsituation, ist es ihm als dem

verbannten Dichter bannung eben nicht

oder dem Dichter der Vermöglich, "besser" zu schreiMuse sich als Künderin, Zeugin

weil ja die der Wirklichkeit (testis, index vera Pont. III 9, 49 f.) nur der Lage entsprechend äußern kann, ganz unabhängig vom Willen des Dichters (Trist. Fee; eis Zu Pont. III WAFFEN ben,

Laeta

fere

laetus

cecini,

cano

tristia

tristis

(P. III 9, 35), dieser auf den Situationszusammenhang weisende Gedanke, wurde von ihm übrigens bereits in den Heroides vorgeformt und zeigt erneut, wie Ovid auch in der Exildichtung typische Merkmale einer Extremsituation herausstellen will. Dort klagte Sappho: Jetzt möchte ich sprechen können! Doch der Schmerz schadet der Kunst. Mein Geist ist den Gewicht des Leids erlegen. Die frühere Kraft steht mir nicht mehr zu Liedern zu Gebote, und stumm vor Schmerz ist meine Feder, stumn vor Schmerz meine Leier.

( Her.

XV 195

ff.)

Auch die Literaturgattung der Exilgedichte selbst - zumeist sind sie ja durch entsprechend epistolare Eingänge als Briefe gekennzeichnet 50 - steht ganz im Dienst des dichterischen Anliegens. Gerade die Briefform kann ja die Isolation des

AR an

illustrieren

und beglaubigen

(vgl.

Dies ist die Sprache eines Verbannten; nur der Brief gibt mir die Möglichkeit, mich mit-

zuteilen, und wenn ich nicht (Briefe) ben könnte, müßte ich stumm bleiben.

Rt

ET

V 13,27 ££.)

Ber

schrei-

eye10 DrIataV1) 795855

Sogar die elegische Form der Briefe ist in diesem Zusammenhang zu betrachten, klagte doch Ovids Sappho schon: Wenn jemand fragt, warum die Verse verschiedene Länge haben, wo ich doch mit dem 1yrischen Maß vertrauter bin - ich klage aus Liebe, und Elegien sind die Gedichte der Klage. Der Leier Töne entsprechen nicht meinen Tränen.

(Her.

XV 5 ££f.)

2 Trıst. III 1, Plef. spricht Ovidin aarselben Weise von der Versform seiner Exilgedichte. Diese Dichtungen sollen 151 eben immer wieder zu den Umständen ihrer Entstehung in Beziehung ge-

setzt werden (Pont. erist. IIT 1,10).

Wir haben

oben

III 4,45 f.;

(S. 13) bereits

9,35 f£f.;

daruaf hingewie-

sen, daß Ovids Briefe aus der Verbannung der antiken Brieftheorie vom Brief als einem sermo absentis und halbiertem Dialog entsprechen. Dar-

überhinaus

galt der Brief in der antiken

Theo-

rie als eikuv ins Yovxns oder speculum vitae, d.h. als Ausdruck des inneren Zustandes des Schreibers und der Umstände, unter denen er zur Zeit der

Abfassung

lebte.

152 Die elegischen Episteln

Ovids sollen also Abbild des Exils sein; deshalb zeigen sie neben den vorgeblichen sprachlichkompositorischen Mängeln auch äußerlich ihre

78 Herkunft

(Trist.

an:

sie

I 11,10)

Flecken

haben

oder

Tränen

von

Meerwasser

(Trist.

III 1,15 £.; IV 1,95 £.); die Ränder rolle

I 1,11

sind

ausgefranst

£f.), wodurch

u.a.

(hirsutae

comae

ein Bezug

f.;

I 1,13

der Buch Trist.

zu den

strup-

pigen Geten ( hirsutos Getas Pont. I 5,74) her= gestellt wird. Die Erzeugnisse oder die "Kinder" eines

Verbannten

müssen

eben

herabgekommen

aus-

sehen (decet Trist. I 1,10). Lesen wir die Einleitung zum ersten Tristienbuch, wo Ovid programmatisch den Zustand des Verbannten durch die Aufmachung

des

Buches

illustriert

153;

Geh (nach Rom), ohne jeden Schmuck, wie es sich für das Buch eines Verbannten geziemt. Du sollst ja das Gewand tragen, das zu diesem traurigen Los paßt. Dein Titel soll nicht mit roter Farbe, das Papier nicht mit Zedernöl eingefärbt sein, die dunkle Stirnseite nicht mit den glänzenden Enden des Lesestabs verziert sein. All diese Dinge mögen glückliche Bücher zieren, du mußt meines Schicksals eingedenk sein! Deine beiden Schnittseiten sollen nicht mit leichtem Bimsstein geglättet werden, daß du struppig aussiehst mit deinen zerfransten Rändern. Auch der Flecken darfst du dich nicht schämen; jeder, der sie sieht, wird denken, daß sie von meinen Tränen herrühren.

Orriste

lei

Die bisher verfolgte Typisierung der Situation des verbannten Poeten durch Ovid ist in der lateinischen Literatur, soweit wir sehen, erstmals von ihm so bewußt vorgenommen worden, nicht zuletzt deshalb, weil er der Dichter der Heroides gewesen war. 12# Dort hatte ihn die Aufgabe gereizt, sich in die Extremsituationen von Abschied, Trennung, verlassener Liebe einzu-

fühlen,

155 nun im Exil fordern die poetischen

Möglichkeiten

seiner

eigenen

Extremsituation

23 seine Kunst heraus, 156 und es gelingt ihm, für die persönlichen bitteren Erfahrungen eine künstlerische Bewältigung zu finden. Wie die Klagen über Land und Leute, die schlechte körperliche Verfassung, wie der Ausdruck des desiderium urbis, des amor patriae und der Sehnsucht nach Frau und Freunden, wie die Bitten um Hilfe und Gedenken oder die Hinweise auf seine Isolierung, auf den Mangel an Neuigkeiten, Büchern und Publikum, so gehören auch seine selbstkritischen Äußerungen über die Qualität seiner Kunst zum Charakter der Tristien und Pontusbriefe als Exildichtungen. Allerdings müssen wir im epistolaren Bereich über Ovids Heroides und den Arethusa-Brief des Properz hinaus noch einen kurzen Blick auf Ciceros Briefe werfen, die auf den verbannten Ovid mehr gewirkt zu haben scheinen, als man bisher gemeinhin annimmt. O0. SEEL hat gezeigt, 57 daß Cicero im lateinischen Bereich als igwros eöpery1s der Klagen des Verbannten gelten kann. In seinen Briefen aus der Provinz oder aus der Verbannung stoßen wir vielfach auf uns bekannte Aussagen, hören etwa von der Sehnsucht nach der Stadt, den Freunden und der Ehefrau und bemerken hier und da auch die Reflexion über die eigene isolierte Situation, wenngleich es scheint, daß Cicero eher wirklich sagte, was er litt, während Ovids Äußerungen distanzierter, überlegener, 1iterarischer wirken, ohne deshalb an Leben zu verlieren. So würde Ciceros Vorausgang Ovids Leistung in keiner Weise schmälern, sondern könnte ihre Eigenart und ihren Eigenwert erst recht deutlich machen. Während Cicero "echte" Briefe aus der Fremde schreibt, verfaßt Ovid poetische Episteln! Wenn wir daher einige Aus-

sagen

Ciceros

über

das Exil

hier

aufführen,

geht es vor allem um die inhaltliche

Überein-

so

GE

80 stimmung mit Ovid, deren Feststellung zeigen soll, daß Ovid in der Tat allgemeine Grunderfahrungen eines Verbannten in seinen Exilgedichten in künstlerischer Form fixieren wollte und daß es ihm gelang - obwohl er verbannt war! Hier liegt der Unterschied zu Cicero!

Beim Abschied von Quintus ist Cicero ein "]ebendiger Leichnam", und der Bruder läßt

"weinend

den Weinenden"

ziehen

(Quint.

fr.

13).

Grund seiner Verbannung sind seine eigenen Fähigkeiten, nicht aber eine Verfehlung: non vitium nostrum, sed virtus nostra nos adflixit,

(fan.

Frau

IV 4; vgl.

möchte

mit

Ovid

ihm

Tr.

II 1,1ff).

in die

Ciceros

Verbannung

ziehen

(Fam. XIV 4). Die Reise ist beschwerlich (Att. XIII 3). In der Fremde empfindet Cicero erst so recht die Schönheiten Roms, das Leben der italischen Städte (red. ad Quir. 2,4), sehnt sich nach "dem Betrieb des Forums, der Stadt, nach Haus und Freunden" (Att. V 5 und 15; vgl.

Fam.

II 12; II 14; III 9), sorgt

sich um seine

Frau, um Haus und Grundstück (Fam. XIV 2), klagt über seine Umgebung (Att. III 13), über das Bleiben-Müssen am gleichen Ort (Att. III 12), über das unerhörte, unvergleichliche Unglück, das

ihn/trafr(Att.Ü

III

75; 857 XIII

mit

sich

10).

aEr möchte

in der Heimat sterben (Quint. fr. I 3), bittet um Hilfe (Att. III 19) und Nachrichten (Att. III 18); auf einen Brief fallen Tränen (Fam. XIV 3; vgl. Att. XI 10). Cicero beklagt sich über falsche Freunde (Quint. fr. I 3) und fürchtet, er könnte

(Quint.

noch

fr.

Schicksal

(Quint.

andere

I 4

Ivel.’Ovid,

empfindet

fr.

er wie

ins

Unglück

Pont. eine

reißen

.vILr-e)esein

Metamorphose

I 3); auch physisch hat er sich

verändert; er ist abgemagert und befindet sich in einer traurigen Verfassung (Att. III 10; 14;

13 XIII oben:

4; 6; 7).

Zwei

Stellen

seien

hervorge-

| 81 Im allgemeinen lindert die Zeit die Schmerzen, aber mein Leid kann durch das Empfinden des gegenwärtigen Elends und die Erinnerung an mein früheres Leben nur täglich größer werden. Ich habe ja nicht nur meinen Besitz und die Meinen, sondern mich selbst verloren. Was bin ich denn noch!

QArE>2

171275)

Gibt es denn ein Leid, das in meinem Unglück nicht enthalten wäre? Ist jemals einer so plötzlich, aus so glänzender Stellung..... gestürzt? Kann ich vergessen, wer ich war? (Art, Das

Schreiben

lenkung vom

Leid,

schließlich

curae

111.10) bedeutet

requies

(Att.

Cicero

XII 20;

Ab-

vgl. Ovid Trist. IV 10, 118). H. FUCHS sagt 158, Ovid habe sich in der Verbannung an diesen Gedanken des gescheiterten Staatsmannes erinnert

und

sein Geschick mit ihm verglichen.

Auch bei Cicero entspricht schriftstellerischen Bemühung

(vg1.8.74)

das Produkt der im Exil ganz der

Lage:

Es bleibt mir nur eine ganz traurige, klägliche, dieser Lage entsprechende Briefgattung. (triste quoddam et miserum et his temporibus

consentaneum

genus

litterarum)

(Fam. IV 13; vgl. Att.III7) Auch

Cicero

fehlt

die

Spannkraft

Pont.

EIL 9,53).

beim

Schrei-

ben (Att. XIII 7), und die Briefe aus der Verbannung sind ein einziges Durcheinander (Att.

il de

8: vel.

Ovid,

Was O0. SEEL über sagt, ließe sich

Ciceros Klagen - mit der oben

aus der Frenmgemachten Ein-

82 schränkung

von

- auch

Ovids

Exildichtung

sagen:

057 (Es) überrascht

die Genauigkeit,

mit der Ci-

cero seine Situation als die eines aus seinem Lebenszusammenhang gerissenen und darum sinn- und wertlos gewordenen Teilchens formuliert... Und er weiß, er wird sich nie wiederfinden, es sei denn in Rom... Aber eben dies, daß es so bis in den letzten Winkel hinein, so gänzlich haltlos, mit so unsagbarer Leidenswilligkeit und Reizbarkeit erlitten wurde, dieses ungeheuer wache, schonungslose

Aufgeschlossensein

für

das

Un-

glück: das ist es, was dieses an sich so durchaus nicht um seiner objektiven Ungewöhnlichkeit und Einmaligkeit willen wesentliche Erleben

zu

einem

exemplarischen

macht:

exen-

plarisch nicht durch die starre Kraft, mit der es bewältigt, sondern umgekehrt, durch die widerstandslose Hingabe, durch die Virtuosität des Unglücklichseins, womit es erlitten wurde. Und wichtiger noch ist etwas anderes: nämlich wie sehr dieses Erleiden als Wort

nach

außen

zu

treten

vermag...

Ein ähnlich direkter Zusammenhang von Ovids Exilgedichten mit der griechischen Literatur läßt sich nicht annähernd so sicher bestimmen; natürlich stand ihm, wie wir mehrfach sehen konnten, das ganze epische und dramatische Repertoire zur Verfügung. 7160 Unsicher muß aber bleiben ob bestimmte Stellen etwa bei dem mehrfach verbannten Alkaios wirksam sind, wie folgendes Stück,

das hier in der Übertragung von Manfred wiedergegeben wird 162;

HAUSMANN

Glücklos hause ich hier, weiß von der Stadt nichts mehr Lebe dumpf meinen Tag, wie ein Bauer ihn lebt

83 Und verzehre mich nach dem Rufen Des Herolds, o Freund, der auf den Markt das Volk Der Männer des Rats fordert an ihren Ort. War der Vater doch einst, war doch der Ahn geehrt Unter denen, die jetzt streiten. So haben sie mich bis an den Rand gejagt Unserer Insel. Ich wohn' einsam am Felshang...

(24 Wir

könnten

nen Theognis,

auch an

163

den

an Sappho

ec D; 1387LP)

A

vertriebe-

64 oder philoso-

In diesem Zu5 ee phische See sammenhang wäre besonders der gesamte Bereich der Konsolationsliteratur vor Ovid zu durchforschen.

A

84 V

Altior

humano

spiritus

ille

malo

est

(Trist.

IV

b)

Ovids Spätwerk war lange Zeit einer massiven negativen Kritik ausgesetzt; Tristien und Epistulae ex Ponto fanden allenfalls als Realienquellen zu Ovids Biographie, zur Völkerkunde, Geschichte oder Geographie der nordwestlichen Schwarzmeerküste,

zur

Prosopographie,

turgeschichte

Roms

Literaturgeschichte

und

Geschichte

besonders

zur

IV 16!)

(Pont.

und

Kul-

Istelnee

Beachtung.

ne

Was den künstlerischen Wert angeht, so liest man in den Handbüchern allenthalben fast gleichlautende Klagen über das "Erlahmen der dichterischen Kraft und Kunst", "schwindende Gestaltungsgabe" oder den „Rückgang der dichterischen Gestaltungskraft". 163 Ovid hat mit seinem Fortgang von Rom gleichsam seine Bedeutung für die

römische

Literaturgeschichte

Den negativen gegangen zu sein

Urteilen

verloren.

scheint

169

Schiller

voran-

Die Trauer über verlorne Freuden, über das aus der Welt verschwundene goldene Alter, über das entflohene Glück der Jugend, der Liebe usw. kann nur alsdann der Stoff zu einer elegischen Dichtung werden, wenn jene Zustände sinnlichen Friedens zugleich als Gegenstände moralischer Harmonie sich vorstellen lassen. Ich kann deswegen die Klagegesänge des Ovid...., wie rührend sie auch

sind und wie viel Dichterisches

auch ein-

zelne Stellen haben, im ganzen nicht wohl als ein poetisches Werk betrachten. Es ist viel zu wenig Energie, viel zu wenig Geist

85 und Adel in seinem Schmerz. Das Bedürfnis, nicht die Begeisterung stieß jene Klagen aus; es atmet darin, wenn gleich keine gemeine Seele, doch die gemeine Stimmung eines edleren Geistes, den sein Schicksal zu Boden drückte. Zwar, wenn wir uns erinnern, daß es Rom und das Rom des Augustus ist, um das er trauert, so verzeihen wir dem Sohn der Freude seinen Schmerz; aber selbst das herrliche Rom mit allen seinen Glückseligkeiten ist, wenn nicht die Einbildungskraft es erst veredelt, bloß eine endliche Größe, mithin ein unwürdiges Objekt für die Dichtung, die, erhaben über alles, was die Wirklichkeit aufstellt, nur hat,

nn Recht

um

das

Unendliche

zu

trauern.

Bisweilen trifft man - wohl als Mißverständnis des idealistischen Standpunktes Schillers sogar auf eine menschliche Verurteilung des ver-

bannten Ovid. abwertenden

172 A. SCHOLTE hat eine Reihe von

ee

zusammengestellt

en

zur Exildichtung

173, eine Samnlyng, die be-

Ovids

liebig erweitert werden könnte. Den kritischen Stimmen ist im wesentlichen folgendes gemeinsam: inhaltlich wie formal sind die Exilgedichte, vor allem die Epistulae ex Ponto mit Ausnahme einiger Einzelstücke - von mangelhafter künstlerischer Qualität; insbesondere die Monotonie der Sammlung wird bemängelt. Weitgehend stimmt dieses vernichtende Gesanturteil der Literaturkritik mit Ovids oben skizzierter Selbstbeurteilung seiner Exilgedichte

überein, durch

ja,

es

ist

hervorgerufen

offenbar oder

zum

sucht

Teil

hier

erst

seine

da-

Be-

gründung: Dem Dichter ist das Abnehmen seiner keiten nicht verborgen geblieben. Er fühlt das alles selbst. -

Fähig-

86 - Er selbst verhehlt nicht, daß sein Geist gebrochen und ihm die lust am Dichten verleidet ist. 176 Er kennt die Schwächen seiner Dichtungen.

Gerade die Selbstkritik Ovids müssen wir aber nach den vorangehenden Beobachtungen mit anderen Augen sehen, ist sie doch einerseits zu deutlich 177 und gehört sie andererseits, wie wir gesehen haben, mit zu dem von Ovid gewollten Bild

des

"verbannten

Arbeit seine

hindert.

Poeten",

Überdies

in Wirklichkeit

den das Exil

läßt

hohe

an

"guter"

ja Ovid durchaus

Meinung

vom

Rang

ner Kunst und ihrer Wirkung durchblicken Brist. IN 9% 2 leffiound TuR1oe 1602 ve Ganz ähnlich, wenn auch mit anderer sprachen ja die poetae novi, als deren

sei-

a

Absicht, Vollender

E. MARTINI Ovid ansieht, 179 "bescheiden" von ihren nugae,

doch

ewigen

ineptiae

oder ludi 180 und erwarten

Dichterruhm.

181

Hier hat man

er-

kannt, daß die entsprechenden Außerungen als affektierte Bescheidenheit zur literarischen Konvention gehören, bei Ovid ist man dagegen, was die Erklärung der Selbstkritik angeht, lange Zeit blind gewesen oder glaubte, Autoritäten wie

Quintilian (ovidii Medea videtur mihi ostendere, quantum ille vir praestare potuerit, si ingenio suo imperare quam indulgere maluisset, inst. or. X 1,98) oder Schiller beipflichten zu müssen.

Freilich

finden

sich,

früher

vereinzelt,

in

neuerer und Deusbz Zeit zunehmend auch posiGewichtig ist hier das Urteil tive Stimmen. " Goethes:

Klassisch ist das Gesunde, romantisch das Kranke. - Ovid blieb klassisch auch im Exil: er suchte sein Unglück nicht in sich, sondern in seiner Entfernung von der Hauptstadt der Welt.

183

87 Zur gleichen

Zeit

setzte

K. SCHLÜTER

in sei-

ner Übersetzung der Tristien diese Gedichte im Rang neben die Metamorphosen und schrieb im Hinblick auf die angebliche thematische Monotonie der Sammlung:

Diesen

einzigen

Gedanken

(sc.

die Verbannungs-

thematik) führt der Dichter auf so mannigfaltige Art aus, daß der Leser überrascht wird und am Ende mit mir ausrufen muß: Bravo! Vor dem Gähnen und Einschlafen bürge ich az

wiß,

als ich selbst

sicher davor war.

1

Vor allem jedoch in jüngeren Arbeiten konnten viele Einwände entkräftet, Vorurteile ausgeräumt und manche bisher übersehenden Vorzüge des Spätwerks herausgestellt werden. Die inhaltlichen und

formalen

Werte

nicht

nur

einzelner

Partien

oder Gedichte, sondern auch der beiden Sammlungen insgesamt werden mehr und mehr freigelegt. Dazu ein besonders deutliches Beispiel, die Anlage der Epistulae ex Ponto betreffend:

Lange hat man Ovid geglaubt 186, was er zur Komposition der Sammlung der ersten drei Pontusbücher sagt: Nicht ein Buch entstehen, sondern jedem einen Brief zukommen zu lassen, das war meine Absicht. Zum Schluß habe ich dann diese Briefe gesammelt und ohne feste Ordnung irgendwie zusammengestellt. Daß man bloß nicht er-

warte, dieses poniert!

Werk

sei

etwa

(Pont. daß wie

kunstvoll

III

kon-

9, 51-54)

Es konnte nun eindeutig nachgewiesen werden, die "ordnungslosen" Epistulae ex_Ponto I-III schon die Bücher der Tristien 187 und andere

augusteische

Gedichtsammlungen 188 in ihrer Kom-

88 position ganz bestimmten Anordnungsprinzipien nämlich denen der Variation und Symmefolgen,

trie.

189 Dies mag als Hinweis

auf den Form-

willen Ovids auch noch in seinem letzten, besonders hart beurteilten Werk aus dem Exil genügen. Im folgenden sollen nun einige Gedichte herausgehoben werden, die eine besondere Wertschätzung ihres Inhalts und ihres künstlerischen Rangs

wegen

gefunden

haben,

und

das

nicht aufgrund einer gönnerhaften die auch dem verbannten Ovid noch

"manche

Meisterstücke"

wohlgemerkt

Einstellung, hier und da

190 zugesteht,

sondern

infolge eingehender Beschäftigung, die, was den deutschsprachigen Raum angeht, vielleicht erst in jüngster Zeit vorurteilsfrei zu sein ver-

mochte,

handelt

es

sich doch um

"Exilliteratur"

(vgl. 8.116)! Die Qual der Wahl ist in Wirklich-

keit sehr groß, und jede zu treffende Auswahl muß, abgesehen von einigen besonders repräsentativen oder inhaltlich unentbehrlichen Stücken (z.B. Trist. I 3 und IV 10), anders ausfallen.

Nach G. LUCK 191 müßte jede Auswahl den Abschied von Rom (Trist. I 2 und WILAMOWITZ' Lieblingsgedicht Trist III 2 enthalten, ferner die aitiologische Erzählung Trist. III 9 und die Noble Eurepie Trist. IV 10. An anderer Stelle 192 hebt LUCK Trist. I 2 und 4 hervor (Seefahrt und Sturm), daneben Trist. III 10 und 12 (Früh-

ling und Winter), Trist. IV 2 (Vision eines Triumphzuges), Trist. V 2 (Gebet an Bacchus) und 5 (Geburtstag seiner Ehefrau), und zu den viel-

geschmähten

Epistulae

ex Ponto

sagt

er:

An den Epistulae ex Ponto ist alles wert; aber an den folgenden Stücken

lesensdarf man I 9 (Nachmıf

auf keinen Fall vorübergehen: auf Celsus); II 1 (Vision eines Triumphzuges; ähnlich Trist. IV 2); II 8 (Dank für ge-

89 schenkte Statuetten, das Kaiserpaar darstellend); II 10 (Erinnerungen an eine Reise

nach Griechenland, Kleinasien und Sizilien); III 1 (verhüllte Vorwürfe an seine Frau); III

2 (die

Geschichte

von

Orest

und

Pylades);

III 3 (Traumerscheinung des Gottes Amor); IV 5 (zum Konsulat des Sextus Pompeius); IV 16 (Katalog von Dichtern seiner Zeit). 193 U.

STAFFHORST

bescheinigt

überdurchschnittliche

hält Trist. E.J. Wert

Pont.

Qualität,

III 3 für die

III

2 und

3

19% R. ARGENIO

schönste

KENNEY weist auf den hohen von Trist. I 6, III A2 und

Elegie

19%,

dichterischen Pont. ELI #5 hin

196, A. SCHOLTE hebt Pont. I 3 heraus 197, ELLIS lobt Pont. I 6 und II 9 1%, H. FRÄNKEL spricht

von und

Pont. I 8 als einer der glänzendsten Elegien äußert sich mehrfach zum hohen dichterischen

Niveau der Exilgedichte

insgesamt

199, F. STOESSL

sagt, daß schon das erste Tristienbuch vollen Besitz der neuen künstlerischen

ge 200, L.P.

Exilgedichte das

zweite

Bosrkier

7.202

Dieser

WILKINSON

ein Drittel

im zei-

der

gut 201, I.P. ENK lobt besonders

und

vor’

findet

Ovid Form

dritte

allem

kurze

Buch

Pont.-

der

Streifzug _vor

re Arbeiten mag genügen.

Epistulae

II 10,

209

III

1-3

allem

durch

Er beweist,

ex

Pon-

und

jünge-

wie ei-

ne Neubewertung der Exilgedichte Platz gegriffen hat. Zu lange standen sie im Schatten der Liebesdichtung und der Metamorphosen; Baudelaires Aufschrift für ein verurteiltes Buch: Lis-moi, pour apprendre ä m' aimer, gilt hier ganz besonders. Man muß mit Ovid als verbanntem Dichter das neue Land betreten, muß miterleben, wie er selbst

und sein Geschick zum poetischen Sujet werden, dann staunt man über den Reichtum an Bildern, Vergleichen, Nuancen, Anspielungen, über die Variationsbreite und die "funkelnden Stilmittel"

O4, oft wird man mit Goethes

Zeitgenossen

BE S

90

K. SCHLÜTER ausrufen: apte dictum! Y.BOUYNOT sagt 205, man müsse vielleicht selbst verbannt gewesen

zum

um

sein,

Geheimnis

vorzudringen; nur mit der Kritikers komme man nicht

Neubewertung

die

hinaus!

Die

vielleicht

Gedichte

dieser

Gedichte

Lupe des gelehrten weit. Hier schießt

halten

schon

übers

durchaus

Ziel

auch

dem

kritischen Blick stand. 206 Allerdings enthält BOUYNOTs Hinweis insofern etwas Richtiges, als man natürlich die veränderte Lage des Dichters einbeziehen muß, da sie ja in seine Beurteil der neuen Dichtung sein Gegenstand (materia) soll

geworden

und

ist:

Die außergewöhnliche Metamorphose, die sein Schicksal durchgemacht hatte (Trist. I 1, 119 f.; vgl. Trist. III 8, 35 f. und 38) ergab ein rührendes Thema, voll von persönlichem und menschlichem Interesse. Vielleicht verstand Ovid besser als andere antike Autoren, was für eine persönliche Sache die Dichtung ist; sogar ein scheinbar objektives Gedicht wie die Metamorphosen nennt er in gewisser Hinsicht "nein eigenes Porträt" (imago mea Drist.. LA, 1172.92. Jetzt warser.in der Tage, den früheren Kapiteln ein neues, erschütterndes hinzuzufügen und damit sein

Selbstbildnis zu ergänzen... (Es war) in der Tat keine geringe Aufgabe, das Gefühlsleben eines empfindsamen Verbannten in dem fremden, wilden

Land,

geschickt

in das

hatte,

ein

erzürnter

künstlerisch

Despot

ihn

zu gestalten.

Die erfinderische Begabung Ovids entledigte sich dieser SInZIganun, Een Aufgabe in bewundernswerter Weise.

Wir haben

uns

bisher

mit

Ausnahme

I 3; 11 und III 10 auf das Übersetzen

Passagen aus Zusammenhang

die Tristien setzung

von

von

Trist.

kürzerer

den verschiedenen für den jeweiligen relevanten Stücken beschränkt. Für

insgesamt

G.

LUCK

bei

sei auf die Prosa-ÜberWinter

verwiesen,

die

91

die

Versübertragung

von

W. WILLIGE

in der Ar-

temis-Ausgabe zu Recht ablöst. Da eine entsprechende Prosaübersetzung der Epistulae ex Ponto noch aussteht, sollen als Abschluß dieses

Kapitels werden,

ben

zwei die

(Pont.

Pontusbriefe

schon

viele

III 2 und

im ganzen

Bewunderer

3), danach

vorgestellt

gefunden

ha-

zwei weitere,

weniger beachtete Stücke, die, wenn man so will, zum Durchschnitt der Sammlung gehören und gegen Ende des Exils entstanden sind, wodurch die neative Kritik erst recht auf sie zutreffen müßte Bont. IV 4 und 2). Am Rande werden dabei jeweils einige interessante Aspekte der Interpretation ausgewiesen. 1.

Diese richtet, derer

ex

Ponto

III

2

Briefelegie ist an Cotta Maximus gedem Ovid von Jugend auf in ganz beson-

Weise

71 £.);

Epistulae

freundschaftlich

allein

sechs

verbunden

der Pontusbriefe

war

gehen

(v.

an

Cotta! Der Verbannte zählt ihn zu jenen "vix duo tresve", die ihm auch im Unglück die Treue hiel-

ten.

208 Wie

schon in einem anderen

Brief an

Cotta (Pont. II 3; vgl. S.14f) ist die Freundestreue (pietas) Gegenstand des Dichters. Sie wird nun im Hauptteil des Briefes (v. 43 - %) illustriert durch die von einem alten Geten seinen Landsleuten vorgetragene Erzählung vom mirus amor

Orest

(v.

und

63 - 82.

Geten von schlechte

95)

209

des

sprichwörtlichen

Pylades.

Vergleichbar

Freundespaares

ist

Trist.

IV 4,

Umgeben ist die Erzählung des alten

Gedanken Freunde.

des Dichters über gute und U. STAFFHORST gibt folgende

Gliederung 210, um die ringförmige des Briefes zu illustrieren:

Komposition

92

[

reulosen

vevreihe

S: OREST

ich

S ®


handlung gleicher Motive bei Horaz und Ovid; V. Pöschl, Ovid und Horaz; als Beispiel für die engen Beziehungen zu Tibull: K. Vretska, Tibulls Elegie I 5, in: Antike Lyrik, Darmstadt 1970, S. 295-320. Reiche Hinweise auch bei C. Ganzenmüller, Aus Ovids Werkstatt. 22 Besonders schmerzlich vermißt Ovid tatio neuer Werke im Freundes- und

die reciKollegen-

149 zei, vgl, Trist. III 7, 23; 11,9; IS 9ILEE Be Er 22,,10, 193, UST LL:: 12 52585 1995992 223200, 35 ER. 5 LIT 4,19 E25 Beer

T,,;

IV

2,

33 £.;

siehs’auch-G.,

Luck,

Lie-

beselegie, S. 229, Anm. 19 und H. Fränkel, Ovid, 5. 139 £f.. Er fühlt sich abgeschnitten vom Leben und der sprachlichen Umgebung der Stadt (Trist.

mrre]2,

37 ff.);

vol.

auch S. 73fund. 14.

23 P.K. Blumenstock, Ovidstudien, sieht gedichte insgesamt zu sehr unter dem

die ExilAspekt

Gnade,

als würde-

der "Organisation der Heimkehr" (bes. S. 52 ff.; 72; .4315; 145); vgl. W. Kraus, Ovidius Naso, in: Ovid, S. 80. Übrigens wurden Ovids Bitten um die

sich hier

und

da finden,

oft

los disqualifiziert, vgl. E. Martini, Einleitung, S. 49; H. Bengl., Plinius, Briefe in Auswahl, Bamberg-Wiesbaden

1962,

S.

7;

The

Oxford

Class.

Dictionary (3. Aufl. 1953), S. 631; H.D. Meyer, Die Außenpolitik des Augustus, S. 98 ff.; R. Pichon, Hist. de la litt&rature Iatine, 9. Aufl,; Ss. 429;

W.S.

Berelheund

Teuffel, 57253

E.

diger,

Briefe

des

Ovide,

S. 489

; vgl.

24 Vgl.

erons und 55.

el.

W.

Kraus,

z.B.

Gesch.

Peter,

Altertums,

auch

Ovidius

Prist,.V

der

röm.

Brief,

S.

Anm. Naso,

3.

24;

Literatur,

186;

P.

H.

Rü-

Fargues,

34. in:

1, 23.5.

Ovid,

Pont.

ILL

S.

138;

95245

Trist. III 7,2; V 1,79 £.; 13,27 22.5

Beer 101,768, 380,.31010., Aut SZ E55 eh II 4,7. Zu diesen und anderen Stellen: H. Froesch, Ovids Epistulae ex Ponto, Anm. 436; H. Koskennie-

BerStudien,

8.

37£8.;.93

Brief, 8. 15; 38.f.;-120; des j. Plinius, 2. Aufl.,

£L-537115

£L.;-B. Peter,

R.C. Kukula, Briefe Leipzig 1909, 5.V-XLII.

26 Vgl. H. Froesch, Ovids Epistulae ex Ponto, BRENOBNLELISEH. Branker, Ovid, 'B.’145. 8.

150

27 Vgl. H. Froesch, Ovids AOFTL»s und 107. Le

Epistulae

52

ex Ponto,

28 Ygl. H. Froesch, Ovids Epistulae ex Ponto, S. 42 f.; B. Seresarıt,

Snell,

Die

Entdeckung

des

Geistes,

29 Vgl. Y. Bouynot, Misere et grandeur de l'exil, Atti I, S. 261 (über Ovids Neueinschätzung der amicitia) 30 Vgl.

W.

Kraus,

Ovidius

Naso,

in:

Ovid,

S.

72

51 Ygl. Trist. III 14,26; 13, 12 und 27; IV 4,83; DAN BANE Ben 32 Vgl. H. Rahn, Elegische Epistel, in: Ovid, S. 479; 488; F. Peeters, Ovide et les &tudes Ovidiennes, in: Ovidiana, S. 541 ff.

33 Vgl. W. Marg, Zur Behandlung des Augustus, Ovid, S. 504

in:

34 Besonders

in

Schiller

(vgl.

8.84.)

und - z.T.

seiner Nachfolge - zahlreiche spätere Kritiker bemängeln "würdeloses Leid und weibische Klagen" (M. Schanz, Gesch. der röm. Lit. II 1, in: Handbuch der klass. Altertumswiss. VIII 2,3.Aufl. München 1911, S. 347), "Unmännlichkeit" (Friedr. d. Große, Ceuvres X, Berlin 1846-1857, S. 15; oder

röm.

den

"larmoyanten

Literatur

Ton"

II, S. 72).

(L.

Vgl.

Bieler,

Gesch.

auch die

der

Testi-

moniensammlung von W. Stroh, Ovid im Urteil der Nachwelt und den Kommentar von A. Scholte, S. XIV ff.; E. Howald, Kultur der Antike, Sonderband aus dem Handbuch der Kulturgeschichte, hrsg. v. H. Kindermann, 0.J. u. O., S. 946 ,spricht gar vom "würdelosen Winseln" Ovids! Vgl. auch Anm. 172. >> Ansätze dazu Manierismus,

sieht E. Burck, Darmstadt 1971,

Vom römischen S. 20. Die Auf-

151 wertung von Ovids Exilgedichten geht, so scheint es, Hand in Hand mit der gesamten Aufwertung der

Silbernen

rei

Latinität

E. Burck,

in den

letzten

8. 19 £.):

a.a.0;,

fünfzig

Jahren

36 N Rahn, Elegische Epistel, in: Ovid, S. [99 1.3. H, Franker, Ovid, S,1155.H..Froesch, Ovids Epistulae ex Ponto, S. 161 £.

FisJ:e. Thibault, The Mystery of Ovid's Exile; ders.: A critical analysis of the hypotheses concerning Ovid's error; C.W. Zimmermann, Die Ursachen der Verbannung Ovids; E. Appel, Quibus de causis Ovidius ab Augusto relegatus sit; E. Martini, Einleitung, S. 5 und 7; W. Kraus, Oviwe Naso, in: Ovid, S. 74 f.; H. Fränkel, Ovid, 121

38 Vgl. Anm.

H. Froesch, 488

59 Weitere gebenen 40 Ovid

Ovids

Epistulae

Stellen in der unter Literatur

versucht

(praecepta 221,36, 11, 293

ja mehrfach,

amoris) ££.

zu

Anm.

ihren

ex Ponto,

37 geInhalt

rechtfertigen,

z.B.

41 ygl. H. Fränkel, Ovid, 8.121 ff.; G. Luck, Kommentar,

4en,

Syme,

gabe: Burck,

S.

106

Die röm.

GGT Nr.

Hermes

Revolution

908-909),

1952

und

(Goldmann-Aus-

S. 434 f.

Brooks

Otis,

Vgl. Ovid

the Augustans, deutsch in: Ovid, S. 250 D. Marin, Ovidio fu relegato per la sua sizione al regime augusteo?; S. d'Elia, di Ovidio e alcuni aspetti della storia

E. and

ff.; M. oppoL'esilio au-

N.J. Herescu, Ovide le Getique, S. 72 Becker, Ovid und der Prinzipat; R. Marache, La r&volte d'Ovide; H.D. Meyer, Die gustea; ff.; P.

192 Außenpolitik des Augustus und die augusteische Dichtung; K.E. Laage, Der Friedensgedanke in der augusteischen Dichtung; S. 151 ff.; N.V. Vulikh,

La revolte E. Howald,

d'Ovide; ders.: Ovid und Augustus; Kultur der Antike (s. Anm. 34), 8.147

#3 Vgl. Brooks deutsch in:

Otis, Ovid,

Ovid and the S. 248 ff.

Augustans,

Ans Vgl. C.W. Zimmermann, Die Ursachen der Verbannung, S. 263 ff. und die recht gewundene Entschuldigung Ovids Pont. III 3,49 ff.

45 Vgl. auch Ovid, de med. fac. V 11 ff. Zu Ovids "Behagen an der tur" vgl. E. Zinn, Worte

in:

Ovid,

S. 6 ff.

Gegenwart und der Kulzum Gedächtnis Ovids,

Über das politische

Klima

der letzten Jahre unter Augustus und Ovids Einstellung vgl. u.a. S.D'Elia, L'esilio di Ovidio und A.W.J. Holleman, Ovid an politics; ferner

N.J.

Herescu,

46 An eine

revolte

Ovide

le Getique,

Verschwörung

d'Ovide,

denkt

bes.

R.

S.

Marache,

76 ff. La

S. 418.

47 W. Marg, Zur Behandlung des Augustus in den Tristien, ins20vid, D..502 7FF syvel.2m, Rüsing, Das "Begnadigungsgesuch", S. 19 ff. und

47 ff.

48 Welche Wirkung Ovids Augustusbild tatsächlich gehabt hat, zeigt sich z.B. in der Metamorphosenausgabe von Nicolas Renouard (1617), der folgende Verse von Jean de Lingendes (1580-1615/ 16) vorangesetzt sind:

Ovide, Ton

c'est & tort que tu veux mettre Auguste : Au rang des immortels, exil nous apprend qu'il estoit trop injuste Pour avoir des autels.

193 Aussi

Et

t'ayant

banny sans cause legitime, Il t'a desavoüe Dieux l'ont souffert pour te punir

les

avoir

1'

De

loü®.

trop

(Zitiert in: Bedier/Hazard/Martino, frangaise, Paris 1948, I, S. 302) Vgl. auch am 0Vid, 49 Zum

Zinn, 12T.

Zeitpunkt

Ovidius

Naso,

Banleitung, 0

E. 8.

8.

Worte

zum

der

Verbannung

in:

Ovid,

S.

Litt.

Gedächtnis vgl.

76;

E.

du

crime

W.

Ovids,

Kraus,

Martini,

A. ff.

»

Vgl. H. Volkmann, Zur Rechtsprechung im Prinzipat des Augustus, S. 184; H. Fränkel, Ovid, 329 (mit. Ann. 310)

7

ner.

W.eKraus,

Ovidius-Naso,

>2 H. Rahn, Elegische Epistel, vgl.

W.

Marg,

Zur

Ovid),

8.77

in: Ovid, 8. 479;

Behandlung

Ovid, S. 505; H. Fränkel,

in: des

Augustus,

in:

Ovid, S. 129 £f.

53 Vgl. E. Zinn, Worte zum Gedächtnis, in: Ovid, S.

22;

wie Trist.

H.

Fränkel,

Ovid,

S.

144 und

Stellen

I 1, 119 ff. und III 8, 35 ft.

Zus Zum Verhältnis Ovids zum Mythos vgl. G. Luck, Liebeselegie, S. 164; P.K. Blumenstock, Ovidstudien, S. 56 ff.; zum Beispiel der OdysseusRolle; H. Rahn, Elegische Epistel, in: Ovid, S. 493 ff.

>> Vgl.

W.

Kraus,

Ovidius

56 Ygl. H. Froesch,

Naso,

in:

Ovid,

8.

142 0

Ovids Epistulae ex Ponto, S.

nt >7 Kurze

Hinführung

zu diesen

Werken:

H. Fränkel,

153 Ovid, 8. 166 ff.; zur Ibis: U.v. Wilamowitz, Hellenistische Dichtung II, Berlin 1924, S. 96 ff.; zu den Halieutica: J.A. Richmond, The Halieutica ascribed to Ovid, London 1962; zur getischen Dichtung: E. Lozovan, Ovide et le bilinguisme, in: Ovidiana, S. 396 ff.; N.J.

>8 Vgl. W. Kraus, und. 139

59 Dieses Hermes 60 Vgl.

in:

le Getique,

Ovide

Herescu,

Ovidius

Naso,

Aufbauschema

bei U.v.

61,

298

den

1926,

S.

Kommentar

von

Atti

I, S.

55ff.

in:

Ovid,

S.

Wilamowitz,

££f. G.

Luck,

S.

61 ygl. H. Rahn, Elegische Epistel, Ss. 482 f. seiner Werke

Das ist

Bild seit

78

11-25

in: Ovid,

des Dichters als "Vater" der Antike weit verbreitet,

vgl. E.R. Curtius, Buropäische Literatur, S. 244 ff.; A. Cazzaniga, Elementi retorici, S. 8; P. K. Blumenstock, Ovidstudien, S.160 ff.; H.

na

Ovids

Epistulae

ex Ponto,

S. 171

(Anm.

58 62 Goethe, Maximen und Reflexionen, Goethes Werke, Hamburger Ausgabe, Bd. XII, 1953, S. 487

63 Vgl. hierzu G. Luck, Kommentar, Stoesal,i0OvVid,2S% AYzE:

S.

er

ebd.

luck,

Kommentar,

65 Vgl.

G. Schnayder, tragicis, S. 4.

S.

De

36;

exulibus

66 H. Rahn, Elegische Epistel, ff.;

S.

92;

vgl.

man

W.

denke

67.Ngr: Her. IT

Kraus, vor

vgl.

Ovidius allem

S.

F.

40

captivis

in: Ovid, S. 484

Naso,

an Her.

er. vo

et

36-46;

in:

XV!

ern

Ovid,

een

25 bei

f. 68

H. Rahn,

Elegische

(mit Interpretation). Nochmals

Arbeit

der

von

Hinweis

G.

Epistel, auf

Schnayder

die

in:

Ovid,

S.

484

materialreiche

(s. Anm.

65)

re: Luck, Ausgabe, S. XV; ders., Kommentar, S. 25 ff.; vgl. W.H. Friedrich, Episches Unwetter, in: Festschrift B. Snell, München 1956, S. 72 ff.; F. Bömer, Ovid und die Sprache Vergils, in: Prid, 5. 178 ff.

70 Vgl.

U.v. Wilamowitz, Lesefrüchte, in: Ovid, S. 473; F. Bömer, Der Kampf der Stiere, Interpretation zu einem. poet. Gleichnis bei Ovid u. zur Frage der "Erlebnisdichtung" der Aug. Zeit, Gymnasium 81, 1974, S. 503 ff. (dort auch Anm. 1 zu

Trist.

I 2 und

der

Problematik

"Seesturmerlebnisses";vgl.

des

S.31ff.).

ovidischen

(a Vgl. Ovid 181

G. Luck, Kommentar, S. 46; F. Böhmer, und die Sprache Vergils, in: Ovid, S.

72 Vgl.

G.

Luck,

Kommentar,

S.

49

03 Vgl.

G.

Luck,

Kommentar,

S.

46

+

Zu Trist.

I 2 vgl.

H.O.

Kröner,

Aufbau und

Ziel der Elegie: Ovid, Trist. I 2, Emerita 38, 1970, S. 163-197 und den Kommentar von G. Tuck,

8.

22 Vgl.

25-36

G.

Luck,

Kommentar,

S.

25

76 Vgl. G. Luck, Kommentar, S. 25; W. Kraus, @ridius Naso, sin: Ovid, 8.211472; @E2, Bönmer, Ovid und die Sprache Vergils, in: Ovid, S. 176 tt:

7? Über

die

Lautmalerei

bei

den

römischen

Dich-

156

tern de

stylistique

ders.

sehr

informiert Horace,

appliqu& Artiste

Paris

1935;

(deutsch:

Horaz

Latin,

au

de

Trait&

J. Marouzeau,

schön

sons

Lautmalerei,

in: Wege zu als Meister der hrsg. v. H. Oppermann, Darmstadt 1972 S. In diesem Horaz-Aufsatz wird auf S.64im sammenhang mit den Möglichkeiten des "r"

Horaz &2ff.). Zuauf die

Seesturmschilderung in Hor. epod. 10, 4 ff. gewiesen: Ut horridis utrumque verberes latus Auster... Niger rudentes Eurus inverso mari Fractosque remos differat, Insurgat Aquilo... Frangit trementes ilices.

Zu Ovid

vel.

auch

noch;Fr

Stoessti,

28 Vgl. G. Luck, Kommentar, H.. Frankel, Ovid, 5. 129

2

S.

VEl.'W.’Kraus, Ovidius-’Naso, H. Frankel, Ovid, 8. 129 und

hin-

Oyids25,731

9 mit

Hinweis

in: Ovid, Anne 327

auf

922775

80 Vgl. G. Luck, Kommentar, S. auf R. Pfeiffer, Philol 84, 81

Vgl.

W.

Kraus,

82 Zusammenfassend

Ovidius

sagt Y.

34 mit Hinweis 1929,.S. 44, Anm. 8 Naso, in: Ovid, S. 139

Bouynot,

Misere

et

grandeur, in: nAbtI@T,78. 264-122, Ovidezrere in den Exilgedichten gewissermaßen alle Register und bewege sich erzählend, beschreibend, episch, dramatisch, didaktisch, satirisch, rhetorisch, und

Iyrisch.

83 Vgl. die Hinweise auf S. & . Schon über die Dauer der Reise gibt es unterschiedliche Ansichten:

W.

Kraus

datiert

Ovids

Ankunft

auf den Winter des Jahres 8 n. Chr. Naso, in Ovid, 8307 2 TER. : 2138 Pr2

in

Tomi

(Ovidius EEE Wale

12) mowitz

auf

den Winter

9 n.

Chr.

(Hermes

1926,

S.

300 ff., abgedruckt in: Ovid, 8. 474 f£f.). Vel. kranker,

Bei

(Mitte

9 n.

Mai

Ffr.;

Ber

Ovid,S.

Chr.);

87T.

Das Problem

Chr.).

128

(im Laufe

steht

und

££f.

G. Luck,

324

Anm.

Kommentar, Jahres

des

schon

lange

S. 7

9 n.

offen,

vgl.

K. Schlüter, Publius Ovidius Naso, Fünf Trauerbücher, Leipzig 179, S. 47 und 51 f.; Hermam, errist,. libris V,S. 21 eye 8% Vielleicht bedachte er bei seiner Entscheidung den möglichen Einfluß des ihm bekannten Sextus Pompeius, der damals Statthalter von Makedonien war. Von ihm spricht er dankbar Pont. Eeyv1;4; 5 und 15

BET. Kenney, nad,9.,9)7 E58 Lf.

The poetry of Ovid's exile, in: Ttf.; Vel. G. Luck, Kommentar,

86 E.J.

The poetry of Ovid's

Kenney,

Ovid, 8. 519

87 Zu Trist. 49-58

I 5 siehe

G.

Luck,

exile,

Kommentar,

in: S.

88 yYgl. G. Luck, Kommentar, S. 62-67; A. Grisart, La publication des Metamorphoses - une du r&cit d'Ovide (Trist. I 7, 11-40), in: E85. 125 £f. —

Vgl.

90 Vgl. Br

p

G.

G.

Iuck,

Kommentar,

S.

62

u.a. H. Kesten, Deutsche SB. 217 12,202, 28,

Luck,

Kommentar,

S.

Literatur

im

62 f.

92 Vgl.

G.

Luck,

Kommentar,

S.

68

Vgl.

G.

Luck,

Kommentar,

S.

68 mit

>

source Atti

Hinweis

158 auf

die

Cambridge

Propertiana,

Shakleton

bei

Stellensammlung

1955,

Bailey,

277

S.

Vgl. G. Iuck, Kommentar, S. 72 f.; vel. zuen Prist. 'IIL 11,2 £f. und PlaR.219701, 229% wo Sokrates sagt, er stamme nicht von der Eiche oder vom Felsen ab. Weitere Stellen: Hom. Il. 46,.33.£1.5 0d. 19, 1623 Verg. AomelV era 3

>

G.

Luck,

Kommentar,

%

Yel. 5.9188.



Vel. H. Fränkel,

S.

68

Ovid, S. 136; W. Kraus,

Ovidius Naso in: Ovid, S. 141; U.v. Wilamowitz, Lesefrüchte, in: Ovid, S. 471 f.; E. Römisch, Ovid, in: Interpretationen zu lat. Schulautoren,

Frankfurt

Datierung vgl. Ovid. 14

1968,

W.

S.

174-179

Kraus,

Ovidius

9%

Zur on.

99

Zum

zweiten

Tristienbuch

Th.

Rüsing,

Das

siehe

vor

Begnadigungsgesuch

Naso,

allem:

des

Ovid

an Augustus; A. Goldbacher, Zur Kritik und Erklärung des zweiten Buches der Tristien; W. Marg, Zur Behandlung des Augustus in den Tristien; G.

Luck,

Kommentar,

S.G. Owen (1924).

S.

93-160

und

100 yg1. J.P. Enk, Disputatio,

die

Ausgabe

von

in: Atti I, S.

211 £ff.; Kenneth Scott, Emperor Warship in Ovid, Transactions and Procedings of the Americ. EFBiISsA88., 121,.1930, 52 As. 2 WYssellar The Roman Poets of the Aug. Age, S. 14

101

über das Hineinwachsen Ovids ins Dasein des Verbannten vgl. Y. Bouynot, Misere et gran-

denrsAtti

1,82

5A3E£F,

102 4. Fränkel, Ovid, $. 155

439 103

Vgl.

U.

Staffhorst,

Kommentar,

S.

160

f£.

DO4

p, Fargues, Ovide, S. 361 bemerkt gleich‚falls, Ovid habe im ersten Buch der Tristien gleichsam eine neue Art von Dichtung entdeckt. 105

Besonders deutlich: Trist. V ISEIRTEREVEL, auch H. Rahn, Elegische Epistel, S. 479; W. Marg, Zur Behandlung des Augustus, in: Ovid, S. 505; S. Beßlich, Ovids Winter in Tomi (passim)

106 ygl. G. Luck, Brief und Epistel, S. 79 107 Als Einführung gut: R. Vulpe, cittä 108

Vgl.

E.

Lozovan,

en:sOwidiana,

109 Die

Ovidio nella

dell'esilio Bz.

"pontische"

Ovide

et

le bilinguisme,

396

oder

"skythische"

Kälte

ist

Bornchwortliich, vgl. z.B. Tib.,1LLL174,,. 91725 Erop. III 16, 13 £. Weitere Belege bei Chr. 'M, gott, Art. Pontos Euxeinos, RE Suppl. IX, col, 043; vgl. auch S. Beßlich, Ovids Winter in Tomi, Ss. 179; U. Staffhorst, Kommentar, S. 14; H. Froesch, Ovids Epistulae ex Ponto, S. 163 £. (Anm. 6 und 9). 110

Vgl. H. Hassinger, Geographische Grundlagen der Geschichte, Freiburg 1953, S. 153

111 yg1. S. Beßlich, Ovids Winter in Tonis, 8. 191 112 3, Beßlich, Ovids Winter in Tomis >

Vgl.

H.

Dar.

191% ginen in die

Froesch,

solchen

Ovids

Überblick,

Exilgedichte

als

Epistulae

ex Ponto,

der zur Einführung

Inhaltsübersicht

160 ist,

recht brauchbar relegatus. Aal

Vgl. G. Luck, Ausgabe, S. Ovids Epistulae ex Ponto,

une

Vgl.

H.

Froesch,

8.247, (Anm. 589)

Ovids

Ovidius

Willige,

W.

bietet

XVI; H. Froesch, 5. 145 ff.

Epistulae

ex

Ponto,

Ar

Vgl. neben Verg. Georg. II 165 ff. und 137 auch das Lob Italiens bei Plin.d.A., nat. HESt RZ I D 20nr

118

Vgl. die Betrachtungen zur Ideallanäschaft bei E.R. Curtius, Europäische Literatur, S. 191-209; B. Snell, Arkadien, Die Entdeckung einer geistigen Landschaft, in: Antike und

Abendland,

Hamburg

Die

Entdeckung

und

goldene

1955,

1945,

des

S. 371 ff.); Zeit,

S. 26 ff.

Geistes,

H. Reynen, Gymnasium

(auch in:

3. Aufl., 72,

Kommentar,

120

Hippokrat legı es, wepwv, voXTav

129

Poseidonios,

leicht

Stoiker,

Fragm.

zugänglich

118

bei

Zürich/Stuttgart

M.

S.

422.

3-9; Vgl. U.

119

se

Zu

Fe

2

S.

Frühling

1965,

119 Tmes. Linguae Latinae VI, 3053, Staffhorst,

Hamburg

Ewiger

und

r

,„ II 71 2

Tonwv 57;

der

Pohlenz,

1950,

S.

259

Text

Stoa

und

122

U. Staffhorst, Kommentar, S. 108 f. Das Wilde und Kriegerische galt schon immer als Eigenschaft der Bewohner Skythiens, vgl. nur nor-rod. IL 171,1: bellicosus’Scythes-

123 Hiermit sind ohne von den

zu werden

nomen

(vgl.

usquequaque

manos),im Norden

alle jene Gegenden gemeint, die, antiken Autoren genau abgegrenzt

Plin.

nat.hist.

transit

des

IV 81:

in Sarmatas

zivilisierten

Scytharum atque

Raumes

Ger-

liegen:

161 Skythien, Kimmerien, Sarmatien, Germanien, das Keltenland, z.T. auch Thrakien usw. Vgl. J. Wiesner, Die Thraker, S. 24 ff. Einige Hinweise auch bei R. Güngerich, Die Küstenbeschreibung in der griechischen Literatur, Münster 1950; R. Hennig, Terrae incognitae, Leiden 1944.

124 Ygl. Anm. 124 125 Vgl. 179; giliana;

957,

S. Besslich, Ovids Winter in Tonis, S. zu Vergil vgl. K. Meuli, Scythica VerW. Richter, Vergil, Georgica, München

5.

304 ££.

126

Im folgenden beschränken wir uns auf Herodot, Poseidonios und Vergil. Ovids Einzugsbereich ist darüberhinaus natürlich viel größer; man denke etwa an die Argonautika des Apollonios Rhodios, die Ovid ja auch im siebten Buch der Metamorphosen (Medea!) benutzte (vgl. R. Leiterich, Der Einfluß der Argonautika auf Ovid, Diss. Wien 1940; W. Richter, Vergil, Georgica, München

1957, S. 304 ff.). Hinzuweisen wäre auch auf Homer (z.B. Od. XI 12-22: sonnenloses, nebliges Kimmerien ); Xenophon (An. VII 4, 4: Wein gefriert); Hippokrates (leg! depwv , üdirwv , ToTwv II 27: Heiserkeit durch Trinken von Schneewasser), eine 1070

Bi:

Vorstellung, die mit oder über lukrez V - Vogelstimmen vom Klima beeinflußt - auf

Pont.

III 1, 21.

(vel.

5.59)

gewirkt

haben könnte: die Vögel am Schwarzen Meer trinken das Meerwasser und haben daher ihre krächzende Stimme. Die rauhe Stimme als charakteristisch für barbarische Nordvölker noch in der "Lappiae descriptio" des Damianus v. Goes von 1540 (Roma

aeterna

Frankfurt/Main,

II,

1925,

S. 124).

127 5, Besslich, Ovids Winter in Tomis, S. 179 128 Mrist. 360

III 10, 29 ff.; Vergil,

ff.;

Poseidonios,

fr.

116;

Georg. Herodot,

III

162 IV 28. Vgl. H. Froesch, Ovids Epistulae ex Ponto, S. 231, Anm. 498 mit Hinweis auf F. Hornstein, AMAZEYOMENDO?2. Ovidiana; ders.: IZTPoz

129 H. Fränkel, Ovid, S. 245, Anm. 355; ferner: Trist. II 353 ff. und Amor. III 12, M£f. 130 Vgl.

S.

an

z.B.

Hor.

5,27

Caucasi

183

Besslich,

132

U,

VB

ger Snell,

.Od..I

Ovids 22

nives

Staffhorst,

Die

Winter

inhospitalis; et

hiemalis

Kommentar,

Entdeckung

S.

des

Vgl.

Tac.

Agr.

10;

S.

CTe,zluser vis

142

Geistes,

154 E. Howald, Das Wesen der lat. Erlenbach/Zürich 198, S. 76 >

in Tomis,

S.

376

Dichtung,

Pausanias,Descr.

Graec.

I 4

136

J. Marouzeau, Trait@ Paris 1962, S. 43

de Stylistique

Latine,

137 G. Schildt, Das goldene Vlies, Fischer TB (1969), 8. % f. 138 Vgl. u.a.: 29 und Grundlagen

149 der

J. Wiesner, Die Thraker, bes. ff.; H. Hassinger, Geograph. Geschichte, Freiburg 1853 S.

S.

204; H. Berve, Griech. Geschichte I, (Herder TB) 1959, S. 121 £f. (über die Fruchtbarkeit gerade der Pontusküste im Zusammenhang mit den dortigen srkch. Kolonien, u.a. Tomi); M. Rostovtzeff, Gesellschaft und Wirtschaft im röm. Kaiserreich, London 1931; G. Obst, Das Klima Thraziens als Grundlage der Wirtschaft, Leipzig 1921. Das "einfache Leben" der Steppenvölker Osteuropas

(Scythia)

in positiver

Wertung

bei

Justinus,

163 Brit.

112:

Neque enim agrum exercent, nec domus ulla aut tectum aut sedes est armenta et pecora senmper pascentibus et per incultas solitudines errare solitis. Uxores liberosque secum in plaustris vehunt... IJustitia gentis ingeniis culta, non. legibus... Aurum et argentum non perinde ac reliqui mortales adpetunt... Lanae his usus ac vestium ignotus, quamquam continuis frigoribus urantur. Haec continentia illis morun quoque justitiam edidit nihil alienum concupiscentibus: quippe ibidem divitiarum cupido est, ubi est usus. Atque utinam reliquis mortalibus similis moderatio abstinentiaque alieni foret!

Da Iustinus die Weltgeschichte des Pompeius Trogus auszieht, entfällt das Argument, zu Ovids Zeiten sei eine solch positive Sicht Scythiens nicht denkbar gewesen. Die Fakten sind bei Justinus-Pomp. Trogus die gleichen: ständige Kälte, keine Edelmetalle, Einöden, kein Ackerbau usw. Die Wertung des "verbannten Poeten" ist eben entscheidend!

139 yg1. H. Fränkel, Ovid, S. 130 BG. Schnayder, cis

1

De

exulibus

et captivis

tragi-

Vgl. E. Gelma, La d&pression m&lancolique du po&te Ovide pendant son exil; der Verf. liest

die Tristien und Pontusbriefe wie eine Krankengeschichte und kommt zu der Diagnose: Psychoneurasthenie! Vgl. auch H. Fränkel, Ovid, S.

132, Anm. 412 ("Er scheint eine träge Verdauung gehabt zu haben...")! E. Howald, Kultur der An-

tike, Sonderband aus dem Handb. d. Kulturgesch., hrsg. v. HKindermann, 0.J. u.0., 5. 146 spricht von einem "Nervenzusammenbruch"! Das entspricht

164 ganz, um brauchen

eine Formulierung von S. Beßlich zu ge(briefl. am 17.7.72 an den Verf.) der

eines

Martin!

"einseitigen R.

132-7,.B.

Her.

BaphapıovTı

tragi-

captivis

22 ar

Krat.

TOT’

et

exulibus

14 Ygl. 8738514 und Anm. 1352. Vgl. Platon,

et

:9X139 rear

"IITP20R.

ater Schnayder, De cis, S. 46 f£.

Quellenschnüffelei"

und

Realien-

421 0:0 «van

Eivaı

(und

Liebeselegie,

S.

229 weist

auf

VER ro Axkovvrı

Papßagos var 6 AuAwv

426

>



ans A).

G.

Luck,

1. Korinther

14,

11 hin: eav oöv an su rav Sövumıv TAPwv9s, €6oTheol.

1949,

Wörterbuch

I,s.v.

zum

Pag Pupos

neuen

Ev

EAoı

Testament,

‚Ss.

549).

Be

vgl. Stuttgart

Eine

Erinne-

rung an Ovids Aussage bei J. Eberle, Sulmo mihi patria est, in: Ovid, S. 541; einen der ovidischen Situationen und deren Ausdruck verwandten Gedanken bei Ernst Barlach in einem Brief an Hans Barlach aus dem Jahr 1937: "...im

Vaterland ..."

muß ich mich wie

(abgedruckt

in:

ein Emigrant

Begegnungen

fühlen

7, Lesebuch

f£.

Gymnasien, 2. Aufl. Hannover 1970, S. 385). Ganz ovidisch klagt auch Janus Pannonius (Johann v. Schemnitz, 1433-1472) bei seiner Rückkehr von Italien nach Ungarn, hier in der Barbarei klinge sein Lied barbarisch (vgl. Lat. Gedichte deutscher Humanisten, hrsg. von H.C. Schnur, Stuttgart 1967,

S. 491 £.) Zu Ovids Erlebnis der neuen sprachlichen Umgebung siehe u.a. H.S. Gehmann, Ovid's experience with languages at Tomis; E. Lozovan, Ovide et le bilinguisme; N.J. Herescu, Ovide le Getique. 146

Vvels H, Froesch, Ovids S. 31 ff. mit Anm. 21;

Epistulae ex Ponto, P. Fargues, Ovide,

165 l'homme

et le po&te,

Be Zeyel. Pont.

S. 486

III 9,17 £f.; 16, 15 fr.

148

Vgl. auch die Darstellungen der Selbstkritik Ovids bei A. Scholte, Kommentar, S. XV f. mit Stellensammlung, ferner bei G. Luck, Harvard Studies, S. 243 und H. Froesch, Ovids Epistulae BerEanto, 5. 31 ££.

149 Vgl.

z.B.

G. Iuck,

ff.,

bes.

S.

260:

Harvard Studies, "From

the

point

S. 243 of view

of language and style, Ovid's Tristia do not seem to take a place apart from his earlier

work." Ferner: A. Scholte, Kommentar, S. XII £f.; H. Froesch, Ovids Epistulae ex Ponto, S. 34 f.; H. Fränkel, Ovid, S. 145-155; J.P. Enk, DisputaBean: Atti I, S. 297; M. v. Albrecht, Gnomon 37, 1965, S. 491; H. W. Eppelsheimer, Gesch. der europ. Weltliteratur I, Frankfurt 1970, S. 119; J. Benedum, Studien zur Dichtkunst des späten 3 129788.3.193,- LL.5 ZVI.LE,

150 Vgl. H. Froesch, Ovids Epistulae ex Ponto, 5. 109 £f.; E.A. Kirfel, Untersuchungen. zur Briefform der Heroides Ovids, Noctes Romanae XI,

Bern/Stuttgart 951

1969,

besonders

S. 25 ff.

Vgl. Trist. V 1, 47 f. und später FV3uS,.20on8.+phi1l.-1.4,1f.

bei

Boe-

152 Vgl. H. Froesch, Ovids Epistulae ex Ponto, S. 236, Anm. 544; H. Koskenniemi, Studien, Be und 4179.£.; H. Peter,. Brief, 3. 152;,L. Winniczuk, Ovids Elegie und die epistolographische Theorie,

S.

153 Vgl.

G. Luck,

154 Zur

43

Beziehung

Winniczuk,

Kommentar, auf

Ovids

S. 12 f.

die Heroides vgl. L. Elegie und die epistolo-

166 graphische

Theorie,

S. 43 ff.;

H.

Hross,

Die

Klagen der verlassenen Heroinen in der lat. Dichtung; H. Rahn, Ovids elegische Epistel, in: Ovid, S. 477 ff.; H. Froesch, Ovids Epistulae ex Ponto, S. 116 f.. F. Peeters, Ovide et les

etudes ovidiennes, in: Ovidiana, S. 546, deutet an, Ovid habe zwischen Abschied (Trist. I 3) und Resignation (Pont. III 7) den Exildichter "erfunden".

155 yg1. F. Stoessel, Ovid, 8. 12; G. Iuck, Liebeselegie, 156 Vgl.

S.

154

u.a.

H.

Rahn,

S.

479;

491

Ovid,

les &@tudes ovidiennes, Sr». .efrankel, Ovidy

157 0. Seel,

Cicero,

f£.

Elegische £.;

F.

Epistel,

Peeters,

in: Ovidiana, 222.155

Wort,

Staat,

Aufl., Stuttgart 1967, S. 133

158 H. Fuchs,

S.

Welt,

Ovid in der Besinnung

in:

Ovid

et

54

3.

auf Cicero

159 0. Seel, Cicero (s. Anm. 157), S. 123 und 195 160

Vgl. die schon mehrfach erwähnte Arbeit von G. Schnayder, De exulibus et captivis tragicis, ferner die Kommentare von G. Luck und U. Staffhorst mit den Einzelnachweisen und F. Stoessel, Ovid, 5. 37 f.; H. Fränkel, Ovid,

Anm. 161

359

Vgl.

E.J.

exXI1er,

162

Kenney,

Fin:

LOVLAE

The DS.

poetry

5

of Ovid's

or

Entnommen dem Rowohlt-TB: Griechische Nr. 2140-42; 1963, S. 64 f.

163 Vgl.

S. 57 £f.; siehe

D (an einen

ferner

schlechten

Theognis

Freund);

Lyrik,

237-254

783-788

D

167

(kein Land

ist

süßer

als

die

Heimat)

164

Vgl. z.B. Sappho, griech. u. dtsch., hrsg. Bon HM. Treu, München 1954, 5,_215 ££.; E: Huttner, Sehnsucht und Erinnerung in der früh. griechischen Dichtung, Festschrift d. hum. Gymn. Bayreuth 1964, S. 155 £f.; B. Snell, Die Entdeckung

des

Geistes,

3. Aufl.

Hamburg

1955,

S.

413 ff. (im Kapitel: Das Erwachen der Persönlichkeit in der frühgriechischen Lyrik). 165 Vgl. quae 166

R,

Kassel,

röm. Forriol, röm.

A. Giesecke, De philosophorum vet. ad exilium spectant sententiis Untersuchungen

Literatur

schatz;

zur

griech.

und

Konsolationsliteratur; J. Esteve Die Trauer- und Trostgedichte in der nach

W. Nestle,

ihrer

Topik

und

Die Überwindung

167 Vgl. H. Froesch, Ovids S. 27 £f. mit Anm. 8-9

ihrem

Wort-

des Leids

Epistulae

ex Ponto,

de

Der Reihe nach: L. Bieler, Gesch. d.rön. Lit., II S. 69; F.W. Levy, Bursians Jb 226, 1930, S. 137; E. Martini, Einleitung, S. 54. Vgl. auch H. Froesch, Ovids Epistulae ex Ponto, ee

169 4, Rahn, 476

Elegische Epistel, in: Ovid, 8.

170 Vgl. U. Staffhorst, Kommentar, S. 153; _H. Froesch, Ovids Epistulae ex Ponto, S. 30

und sentimentalische

1791 per

naive

172 „.B.

bei Schanz/Hosius,

Reclam-Ausg.,

II #4, 1935,

Stuttgart

1957,

Gesch.

S. 249; W. Muschg,

Literaturgeschichte,

Bern

1953,

Dichtung, S.

53

d.röm.

Lit.

Tragische

S. 444;

Stosch

-

168 Haussig H.

1972,

Frankfurt/Berlin/München Gesch.

Joachim,

d.

röm.

Kommentar,

Lesebuch,

Latein.

- Hohensee,

2. Aufl.,

Literatur,

S. 140;

leipzig

8. 153

1905, I

Scholte,

Kommentar,

S.

XIV

ff.

las Vgl. etwa M. Haupt in der kommentierenden Ausgabe der Metamorphosen, Berlin 1855, I, 8. 55. W.8. Teuffel, Gesch...d. röns bit, Szb7ıe ArRklotz, Geseh, d. rom. Lite, >. 209: Ze tini, Ovid und seine Bedeutung, S. 189; H. Fränkel, Ovid, S. 132; W. Muschg, Trag. Literaturgesch., Bern 1953, S. 444. Einige Stimmen auchsbei 9. P. Enk,» Disputatio, In Atti 7% 205 f. und verstreut bei W. Stroh, Ovid im Urteil der Nachwelt.

175 Vgl. H. Froesch, 2.451

0m) beAnm

Ovids

176 Der Reihe nach: 54 (mit

Epistulae

192und2

E. Martini,

ausdrückl.

ex Ponto,

20

Hinweis

Einleitung, auf

Pont.

S.

I 5,7

f. und III 4,11: A,2Klotz, Gesch.

ingenium longi minuere labores); d. rom. Lit. 052 2092 E Mar

Gesch.

Lit.

d.

class.

d.

Römer,

Berlin

1859,

II

S. 378; K. Meister, Ovid, Metamorphosen und elegische Dichtungen, Heidelberg 16, S. 120. Zur These der Abhängigkeit der Literarturkritiker von Ovids eigenen Aussagen vgl. A. Scholte, Sr St S. XVI und G. Luck, Harvard Studies, 28%

ar

una

Vgi1. G. Luck, Harvard Studies S. 243; Froesch, Ovids Epistulae ex Ponto, S. israBr,

178 Vgl. H. SEP.N1>58 IRISE.

Froesch,

Martini,

Ovid

Ovids und

Epistulae

seine

H. 34 f.

ex Ponto,

Bedeutung,

S.

130

169

180 gl. z.B. Catull, cam. 1,4; 8,1; 14 a, 1. 29;

Siehe auch G. Luck, Liebeselegie, S. 12; 61; 150; H. Wagenvoort, Ludus poeticus, in:

Studies in Roman Literature, Culture and Religion, Leyden 1956, S. 30 £ff.; E.R. Curtius, Europäische Literatur , S. 95 ff.; O. Weinreich, Catull, Hamburg 1960 (Rowohlt), S. 164 f. mit modernen Parallelen.

re

tive,

Er Einberger, Behandlung gleicher MoS.

3-23

182

Vgl. H. Froesch, Ovids Dn., 26 Ti. und’ 3R-f,

183

Maximen und Reflexionen, Bis XII, 1953, S. 497

184 K. Schlüter, P. bücher, Leipzig

Ovids 1798,

Epistulae

ex Ponto,

Hamburger

Nasos fünf S. III £.

Ausgabe,

Trauer-

185 yg1. H. Fränkel, Ovid, S. 145; J.P. Enk, Prepuratıo, in: Atti Harvard Studies, S. 261; 37,

1965,

S.

491.

Spätwerk

metrische

Mackail,

Lat.

C. Lamarre,

-

1, 8,297, G. Zück, M. v. Albrecht, Gnomon

Vielfach

wurden

an

Mängel

gerügt

(vgl.

Literature,

London

1909,

Hist.

de la litt@rature

Ovids

J.W.

S. 143;

Latine

au

temps d'Auguste, Paris 1907, III S. 143; W.S. Teuffel, Gesch. d. röm. Lit.; S. 572; A. Scholte, Kommentar, S. XXX f.; Th.J. de Jonge, Trist. 1id. IV, S. 3; M. Platnauer, Latin elegiac ver-

se, Cambridge 1951). Genauere und unvoreingenommenere Untersuchungen (z.B. Th. Rüsing, Das Begnadigungsgesuch, Gnomon XI, 1935, S.

gie,

S. 163; Harvard

S. 124-145; U. Knoche, 244 f.; G. Luck, Liebesele-

Studies

(passim);

ders.,

Einleitung, S. XV; H. Froesch, Ovids Epistulae ex Ponto, S. 34 f. mit Anm. 42-46; J. Benedum, Studien zur Dichtkunst des späten Ovid, S. 129

ff.) konnten

jedoch feststellen,

daß die Exil-

170 gedichte

Ovids

"Schwächen"

keine

sondern

fel,

Gesch.

d.

allenfalls

im

der metrischen Formen an einsilbige Wörter am Martial!

Strom der Entwicklung stehen;man denke z.B. Pentameterausgang bei

186 z.B. E. Martini,

metrischen

besonderen

aufweisen,

Einleitung, rön.

VE

S. 54; F. Teuf-

a

187 Vgl. K. Hermann, De Ovidii Tristium libris V; E. Martini, Einleitung, 5. 525 U2 vonwlez mowitz, Hermes 61, 1926, S. 298 ff.; H. Froesch, Ovids Epistulae ex Ponto, S. 61 £f. 188 Vgl. H. Froesch, Ovids Epistulae ex Ponto, S. 55-89 mit Rückgriff auf die ältere Literatur, z.B. die grundlegende Arbeit von W. Port, Die Anordnung in Gedichtbüchern aug. Zeit. Zu Ovid selbst jetzt auch G. Lörcher, Der Aufbau der drei Bücher von Ovids Amores, Amsterdam 1975

189 yg1. H. Froesch, Ovids Epistulae ex Ponto, 5.

kunst

127-145;

des

J.

späten

Benedum,

Ovid,

S.

Studien

193

zur

Dicht-

ff.

190 L. Bieler, Gesch. d. röm. Lit. II, S. 69 191

G . Tuck,

Kommentar,

S.

7

392 G luck,

Einlertung,

75. .ZV. 22,

een

Tck,„

Einleitung,

S.xXWU

194 195

Staffhorst,

U.

Kommentar,

R.

Argenio, La piü bella dell' esilio

196 5,7. Kenney, OY34,2.8:555

The

poetry

S.

2. 113

elegia

Ovidiana

of Ovid's

exile,

in:

171 197

A.

Scholte,

Kommentar,

S. XXII

198 Ellis, Ovid's Epistles from Pontus (1895), S. 12 und 16 199 H. Fränkel, Ovid, S. 143; 145; 155; 245; Anm.

360

200 F, Stoessl, Ovid, S. 38 F. EL. E. Wilkinson, Ovid recalled, 8. 359 FF.

202

Do

PsEnk,

Disputatio,

in:

Attı

IL, S.

216

203 Vgl. auch J. Benedum, Studien zur Dichtkunst , des späten Ovid, wo die "Aufwertung" gut spürbar ist.

204 G. Luck,

Brief

205 Y. Bouynot,

und Epistel,

Misere

in: Atti I, S. 249

S. 79

et grandeur de l'exil,

206 yYg1. H. Fränkel, Ovid, S. 245, Anm. 360; E.J. Kenney, Im220v1d,, 8. 535

The

poetry

of Ovids!s

exile,

207 H. Fränkel, Ovid, $. 144 und 155 208

Zu Cotta

tar,

Maximus

vgl.

U.

Staffhorst,

S. 68 f. und H. Froesch,

Kommen-

Ovids Epistu-

lae ex Ponto, S. 90 ff., wo auf die entsprechenden prosopographischen Arbeiten verwiesen ist. Zu den Empfängern der Pontusbriefe insgesamt vgl.: H. Froesch, Ovids Epistulae ex Ponto, S.

90 - 108

(mit der

jeweiligen

Literatur);

zu denen

der Tristien B. Lorentz, De amicorum in Ovidii Tristibus personis; allgmein zu Ovids Freundeskreis: G. Graeber, Quaestiones Ovidianae I; O0. Hennig, De Publii Ovidi Nasonis poetae sodalibus; M. Koch, Prosopographiae Ovidianae elementa;

17 A

RE, des Imperii

ferner die entsprechenden Artikel der Kleinen Pauly oder der Prosopographia

zie 1959,

4950,

Stein,

E. Groag/A.

v.

hrsg.

Romani,

1082,

Berlin/Leip-

2005

209 Vgl. U. Staffhorst, Kommentar, S. 70 und 88; A. Iueneburg, De Ovidio sui imitatore, S. 71

e1o U.

Staffhorst,

Kommentar,S. 70

211.

Staffhorst,

Kommentar,

ei1e Vgl. H. Froesch, Ovids >. 40. fr, und 127.775 213 u.

Marg,

Zur

Behandlung

S.

68-7719

Epistulae des

ex

Ponto,

Augustus

in den

Tristien, in: Ovid, S. 512. (Ein Beispiel für die Nachwirkung des negativen ovidischen Augustusbildes wurde in Anm. 48 gegeben.) Völlig unzutreffend sagt H. Naumann in der sonst recht brauchbaren Einführung zu: Ovid, Liebesgedichte, Goldmann-TB 1674, S. 26:"In den Werken der letzten Zeit, wo ihn die zunehmende Tyrannei des Augustus, deren kaum schuldiges Opfer er geworden war, doch zum Widerstand hätte erbittern müssen, in den Werken aus Tomi, findet sich nichts von diesem kecken Jugendmut. Der einzige Sinn des Dichtens ist Versöhnung und Gnade." er einen solch engen Gesichtspunkt ist die

gune 2)

seit

einiger

Zeit hinaus!

(Vgl.

Ann.

214 5, Fränkel, Ovid, S. 257, Anm. 447 215 Vgl.

U.

Staffhorst,

Kommentar,

S.

102

16 yg1. U. Staffhorst, Kommentar, 8. 70 £. 217

Zu Fabius Maximus vgl. U. Staffhorst, Kommentar, 5. 112 £f. und H. Froesch, Ovids EpistuLa6Lex LonLo, Da 9artr:

12 218 Vgl.

U.

Staffhorst,

Froesch,

Ovids

Kommentar,

Epistulae

S.

113; H.

SXEEFONEONN

05

095

e19 U. Staffhorst, Kommentar, S. 113-152; vgl. E.J.

Kenney,

The poetry

Ovid, S. 526 fr.

of Ovid's

exile, an:

220 yg1. E. Pax, RAC V, s.v. Epiphaneia, $. 823 ff.; J.G. Wetzel, Quomodo poetae epici et Graeci et Romani somnia descripserint, Diss. Ber717.1931%5 P. Pfister, RE Suppl. IV, sv. Epiphanie, col. 277 £ff.; M. Rostovtzeff, Epiphaneia, Klio XVI, 1920, SEPOHSITT, ER, "Fürbringer, De somniis in Romanorum poetarum carminibus narratis, Diss. Jena 1912

22 Vgl. U. Staffhorst, Froesch,

(Anm. R.

504).

Steiner,

Romanae

Ovids

Kommentar,

Epistulae

Zu vergilischen Der

Traum

in der

V, Bern/Stuttgart

beispielsweise

die

S. 115; H.

ex’ Ponto,

Epiphanien Aeneis,

1952.

Schilderung

>,

232

vgl.:

Noctes

Man vergleiche der

visio

bei

Ovid (v. 5-22 und 93 f.) mit Aen. II 268-280 und 296 f.; III 148-153 und 172-178; IV 522-533 und 554-559 und 570; VIII 26-35 und 66 f. Die Ähnlichkeiten reichen über Aufbau und Topik (vgl. Pont. III 3,13 vultu non quo prius esse solebat

-

quantum hin

zur

(Pont.

Aen.

mutatus

II

274

f.

Wortwahl:

Ovids

III

3,5 nox

erat)

en IVu522 Hor. e0o4.

und III 19,1

148;

222

5,J.

Kenney,

223

Vgl.

A.

Did

ei

mihi,

ab illo/Hectore,

The

s. 5aoltt.

asyndetische

entspricht vgl.

poetry

Greifenhagen,

qualis

qui...)

auch

Einleitung

Aen.

II

of Ovid's

Griechische

erat,

bis

268

VIII und

exile,

in:

Eroten,

Berlin 1957; W. Wunderer, Ovids Werke in ihrem Verhältnis zur antiken Kunst (über den trauernden Amor dort S. 31 ff.); Helbig, Unters.

174 über Nr.

die 1223

Herter, in:

und

Ovids

1350

zur

Ss. 49

besz

Ovidlana,

frf.,

La r&volte

224 n, Marache, Ss. 418 22)

ff.

Kunst,

bildenden a2

77%

in:

d'Ovide,

Zu Sextus Pompeius vgl. die in Anm. gebene prosopographische Literatur!

226 Vgl.

G. Riedner,

Typische

H.

bei

Einschränkungen

Verhältnis

18733

Leipzig

Wandmalerei,

campanische

Ovidiana, 208

Äußerungen;

ge-

S. 67

f.;W. Kroll, Studien, 5. 139711.574.21er 17 Gesch. d. griech. Literatur, S. 335; P.K. Blumenstock, Ovidstudien, S. 114 ff.; E.R. Curtius, Europäische Literatur, S. 95 ff.

227 Vgl. P.K. Blumenstock, ef,

228

zunazront

elle)

Zu Cornelius Severus gegebene Literatur

229 U. Staffhorst,

Ovidstudien,

S. 120

eur stt,

vgl.

Kommentar,

die

in Anm.

208

S. 159

230 Vgl. C. Ganzenmüller, Aus Ovids Werkstatt; A. Iueneburg, De Ovidio sui imitatore; S.G. Owen, Ovid's use of the simile. W. Kraus, Ovidius Naso, in: Ovid, S. 86 sagt im Zusammenhang mit den Amores, Ovid liebe es, einen Bezirk von lebenserscheinungen systematisch zu erschöpfen. Das

doch

e31

gilt

auch

für

die

Exilgedichte

-

und

muß

kein"Mangel" sein!

Vgl.

E.J.

Kenney,

The

poetry

of Ovid's

exile,

deutsch in: Ovid, S. 535: "Diejenigen (Leser), die wach und gerüstet sind, auf Symbol,

Bild, Andeutung und Anspielung werden reich belohnt sein."

e32

Dieses

Kapitel

greift

anzusprechen,

zurück

auf

ein

Refe-

1a rat

des

Verf.

im philol.

Seminar

Friedr.-Wilh.-Universität dem Jahre 1962.

223 7, Munari, die

Bonn

23%

Literaturverzeichnis,

(auch

Siehe

IIER,

Altertum

in:

Curtius,

Ovid,

Luck

aus

S. 3. Über

Gesamtdarstellung

Ienz,

ttf,

Das

einer

Rhein.

G.

Ovid im Mittelalter,

Schwierigkeit

Bueber.W.

Tr

der

bei

8.

Europäische

Bd.-5,

H.

546 ff>) Teil

3,

III

Literatur,

1959,

3 S.

28

236 Ygl. G. Iuck, Ausgabe, S. 549; ders., Liebeselegie, Ss. 243-261; Ovids.

S. 163; Ders., ders., Unters.

Harvard Studies 1961, zur Textgeschichte

237 Vgl. S. Sudhof, Germanistik und Exilliteratur; das Moralisieren in dieser Hinsicht ist üngst auch Sozialwissenschaftlern aufgefallen en Funkkolleg Sozialer Wandel, StudienbegleitE15: 12,.19757 8: if.). 238

Man beachte allein die Erscheinungsdaten reichen Literaturangaben in: M. Durzak

(Hrsg.), bei:

H.A.

Die

deutsche

Walter,

Exilliteratur

Deutsche

der

1933-1945

Exilliteratur

und

1933-

1950. Symptomatisch ist, daß erst in deutschen Literaturgeschichten, z.B.

im Verlag literatur

jüngeren der, die Reclam erscheint (Bd. 15), der Exilein eigenes Kapitel eingeräumt wird.

239

Man denke nur an die Ovid-Bücher von Wilkinson und Fränkel, die Publikationen zum OvidJahr und Arbeiten wie die von Kenney, Luck und

Rahn.

240 |, Scholte, Kommentar, S. XIV ff.; J.P. Enk, Dispatattos

ans

zAttiıT,

28. 20578:

170 24

W.

Stroh,

Ovid

im Urteil

der

Nachwelt

242 y, Stroh, Ovid im Urteil der Nachwelt, S. 455. Trist. IV 10,2257bei’Robertzsreene;

Trist.

I 1,39 ff.

bei Abraham

Cowley

(S.61)

u.a.

245 Ygl. Iuc. VIII 528 - Ov. Trist. 16,5 f.; I 550 £. - Trist. V 5, 36; VIII 850 - IV 10, 80

244 Yg1l. Mart. Lib. III 4 - Ov. Trist. I 1,15 2. u... Font, IV 5, 1.7. und’ 1, >Narter -atr1i8t,.,1151321II1 1 =SPont. I Wer 295= Trist..L 5,1305. Pont. IV 1551: rise 5,1; Pont. IV 9,35.,Siehe auch : Martials Ovidstudien, S. 35 ff.; val. Mart..libri epler., Teipzig, wo besonders auf die Wirkung des hingewiesen ist.

245 Man denke

nur an Ausonius,

zg a)

A, 7Zingerles L. Friedländer, 7586 Bun späten Ovid

wo

z.B.

im Fisch-

katalog der Mosella Nachwirkungen von Ovids Halieutica spürbar sind, ferner an Rutilius

Namatianus

(vgl.

Apollinaris

S.122

), Maximinianus

und

Sidonius.

246 Nur ein Beispiel:

Pont. I 3,35 £. zitiert

bei Hugo v. St. Victor (1097-1141), Didascalicon XIX (Fundstelle: Garin, Gesch. und Do-

kumente

der

er? Der

Wahlspruch

S. 207).

abendl.

Mehr

latuit,

Pädagogik

I, Hamburg

im Manitius!

bene

Descartes

vixit.

lautete:

(=Trist.

1964,

Bene

III 4,25),

qui

und

Montesquieu setzt über sein Werk "Esprit des lois" das Motto: Proles sine matre creata ( =

Trist.

III 14,13

f.).

- ein jüngeres

Beispiel:

E. S.

Grassi, Reisen ohne anzukommen, Hamburg 1955, 1912 f. erinnert an Ovid und zitiert Pont.

IV

25

53-958»

ART? 248

Büchmann,

..0.J.

Geflügelte

wörterbibliographie,

2

4 42 Vgl. Manitius, BerStTePrE, BON

250 eh 251

252

Stroh,

vgl.

2. Aufl.,

0.E.

Frankfurt

Moll,

1958,

S.

Gesch. d. lat. ITIT. 8,882 TT,

Lit.

Ovid

der

im Urteil

Köln

Sprich74 ff.

des

Mit-

Nachwelt,

Appendix Ovidiana in der Ovid-Ausgabe von P. Burmann, Amsterdam 1727, Bd. IV, S. 166

Mext Rom

e>3

Worte,

(Atlas-Verlag);

nach:

K.

Zettel

im Spiegel

Vgl.

N.

Lascu,

(Hrsg.),

deutscher

La fortuna

Hellas

und

Dichtung

di Ovidio,

in:

Studi Ovidiani, S. 107 (vgl. auch Ann. 257). Lascu weist auch auf dramatische Behandlung des Pronas "0yi1d’ hin (a.a.0., S. 108 £.); ders., Ovidiu in Rominia, in: Publius Ovidius Naso, S. 333 ff. (hier, S. 71 ff.,auch eine Ode an den "rumänischen" Ovid von Lazarescu; vgl. H. Froesch,

Ovids

Epistulae

ex Ponto,

S. 182,

Anm.

112).

2>+ Delacroix (1798-1863) bearbeitete um 1850 bei und und

der Ausmalung

des

Palais

du Luxembourg

des Palais Bourbon vielerlei antike Themen stellte dabei große Gestalten des Mythos

und der alten Hesiod,

u.a.).

Homer,

Welt

dar

Sokrates,

Das Thema

(z.B.

Achill,

Cicero,

"Ovid im Exil"

Orpheus,

Horaz,

Seneca

ist gleich in

mehreren Ausführungen, Entwürfen und Varianten zu verfolgen, u.a. einmal in einem Zwickelfeld der fünften Kuppel der Bibliothek des Palais Bourbon: Hier reicht die Frau einer fellbekleideten Barbarenfamilie dem traurig dasitzenden Dichter eine Schale Milch, ein Kind bietet ihm Früchte. Im Hintergrund tut sich eine öde Landschaft auf, in der sich neben einer strohgedeckten Hütte einige Gestalten zu Pferde und zu

178 Fuß zeigen. Eine andere Ausführung des Themas entstand 1862 in der Kirche St. Sulpice in Paris: Ovid lagert inmitten einer Barbarenhorde; man bedient ihn mit Stutenmilch, im Hintergrund ziehen sich düstere Hügelketten hin. Daß die Skythen Pferdemilch trinken, erwähnt, übriTeg' Xegwv ıvdaTwv., gens schon Hippokrates, ToTwv 5,

II 69! Abbildungen

Delacroix,

Paris

u.a.

1916

bei E. Moreau-Nelaton,

und

-

allerdings

zu klein

reproduziert - bei Paolo Lecaldano (Hrsg.), Delacroix, Mailand 1972 (deutsche Ausgabe im Kunstkreis Luzern, 0o.J.). Erinnert sei an dieser Stelle an Baudelaires Bemerkungen zu Delacroix' Ovid: "Tout ce qu'il y a dans Ovide de

d&licatesse

et de fertilit&

peinture

Delacroix;

de

et,

a pass@ comme

dans

l'exil

la a donn&

au brillant po&ete la tristesse qui lui manquait, la m&lancolie a rev&tu de son vernis enchanteur le plantureux

du peintre."

paysage

(Salon

1859, in: Curiosites &@sthetiques, hrsg. v. Crepet, Paris 193, S. 297; vgl. W. Stroh,

de

ÜJ. Ovid

im Urteil der Nachwelt, S. 115). Übrigens reicht die Schilderung von Vintila Horia (vgl. 137E.), 8.2.0., S. 25, ganz in die Nähe der Delacroix-Bilder!

255 Der niederländisch-englische

Tadema

(1836-1912)

malte

Maler

vornehmlich mit römischen Standing, L. Alma-Tadema, Stephens, L. Alma-Tadema,

Themen: vgl. London 1905; London 1905.

256 Vgl.

mihi

J. Eberle,

Ovid, S. 543 und Ovidiana). e57. Vgl.

H.

Fränkel,

258 Vgl. Clement operas,

Sulmo

(Abbildungen Ovid,

S.

et Larousse,

Paris,

L.

Alma-

Historienbilder,

patria

auch

in:

P.C. F.G. est,

Atti

in:

I

175

Dictionnaire

3.21001,0.0%:52

des

179 sg

Vgl.

N.

Studi Studie

Iascu,

Ovidiani,

besondere

man von

1885).

260 M. Durzak

S. 110;

Hinweise

Ovids in Rumänien; Versdrama "Ovidiu"

aufführung

la fortuna

di

Owi1d1o,in:

zum Abschluß

auf

das

dieser

Fortleben

denke vor allem an das Vasile Alecsandri (Erst-

(Hrsg.),

Deutsche

Exilliteratur,

S. 18; vgl. W. Vordtriede, Vorläufige Gedanken zu einer Typologie der Exilliteratur; einige Hinweise auch bei G. Schnayder, De exulibus et captivis tragicis.

2671 u, Graeber, Politisches biographischer Bericht,

(Hrsg.),

262

Th.

Deutsche

], Trotzki, Vorwort von

F. Krause,

Postulat und autoin: M. Durzak

Exilliteratur,

S. 424

Tagebuch im Exil, mit einen C. Stern, aus dem Russischen

v.

Misere

I,

Köln/Berlin

1960,

S. 23 f. und

143

263 y,

Bouynot,

et grandeur,

in:

Atti

BE

264 Vgl. F.C. Weißkopf, Sprache im Exil; L. Paepcke, Sprache und Emigration; M. Wegner, Exil und Literatur

265 Vgl. Arche

z.B.

A.

Noah;

Banuls, das

Vom

Beispiel

süßen Exil Heinrich

zur

Mann,

in:

M. Durzak (Hrsg.), Deutsche Exilliteratur, S. 210 (über die sprachliche Isolierung des Verbannten mit Hinweis auf Trist. V 7 und Pont. IV 1 bei Helene Homeyer, Sprache der Vertrie-

benen,

Deutsche

Courcelle,

266

Vgl.

P.

267

Text

nach:

Occident,

Rundschau

Paris

Wort

Les

71, 1, 1948, lettres

S. 46-49).

Grecques

en

198,

S. 211,19 und Sinn, Lesebuch

für den

180 Deutschunterricht, Paderborn 1968, S. 420 (entre den "Erzählungen" Kafkas, Frankfurt, 1961).

268 B. Brecht, Gedichte und Lieder, Auswahl v. P. Suhrkamp,

Berlin/Frankfurt

269 ygl. A. Siegmund,

S. 104 £.

Seneca und Ovid; H.R.

Leopold, Exulum trias, sive Seneca exulibus; J. Launay,

dio l'exil chez Ovide Ovide et Sändque

1961,

et chez

de Cicerone OviLe theme de

S@neque;

J. Charlier,

ee ed Bl r at au rn

..

270

Zur engen Beziehung Senecas auf Ovids Exildichtungen vgl. auch J. Benedum, Studien zur Dichtkunst des späten Ovid, S. 211 f£. 27

Vgl.

A.

quae

ad exilium

Häsler,

Giesecke,

De

philosophorum

spectant

ul ee

veterum

sententiis

und

B.

Favorin.

Er K A eK

e72 Zum Verhältnis a. L. Alfonsi,

des Boethius De quibusdam

273 Vgl. M. Manitius, Beiträge des Ovidius, S. 730

zu Ovid vgl. locis... zur

u.

Geschichte

27% Zu Ovid bei den karolingischen Exildichtern vgl. G. Brugnoli, Ovidio e gli esiliati

earolingi ins Abtii1L,.8. Modoin, Nigellius) e7>

Man denke

Ovids

an

die

Ansätze

Exilgedichten

Pont. I 3,37)! ES

F. Munari,

277 Vgl.

P. v.

98 ff.

Ovid Moos,

2330272

(z.B.

zum

(Thecauıza

"Lob

im Mittelalter,

(zu: nuper

Hildebert

eram

Roms"

quid melius

v.

in

Roma

S. 4 Lavardin,

locuples...)

r

u u

S.

181 278 L Vgl. G. Luck, Werk, Arcadia 279

Marullus und I 1, 31 ££.

sein dichterisches

BI

Text bei H.C. Schnur, deutscher Humanisten, LT.

Lateinische Gedichte Stuttgart 1967, S.

280

Vgl.

Dichtungstradition

0.

Conrady,

und deutsche hier angeführten

Lat.

Lyrik, S. 116 ff. (Der Text der Gedichte des P. Lotichius Se-

cundus jetzt bequem greifbar Br ärm. 279 -: 8. 253 ££.)

bei

H.C.

Schnur

-

281 Ygl. F. Gaiffe, Art po&tique, Paris 1932, Ss. 155 282 Mext bei Marot, Epitres, hrsg. v. C.A. Mayer, London 1958, S. 232 ff. (vgl. W. Stroh, Ovid im Urteil der Nachwelt, S. 38 f.). 285 Reinhold Schneider, Das Leiden des Camoes, Rowohlt- TB, Nr. 324, 1959, S. 77. Die Wiss. Buchgesellschaft kündigt in der Reihe "Wege der

Forschung" als Band 391 an: H. Heidenreich, Luis de Camoes und seine Lusiaden. Hiermit rückt Camoes wieder mehr in den Vordergrund; als Text nur schwer zu beschaffen: O. Traube, Lusiaden, ausgewählt und übertragen mit einer Einleitung, Freiburg 199. Eher zugänglich: G. Le Gentil, Camoes, l'oeuvre &pique et lyrique, Paris 1954. Die Ausgabe von W. Storck, Paderborn 1880-85, steht kaum zur Verfügung. 28

Vgl. V.L. Saulnier, J. du Bellay et son regret latin de la patrie, M&l. R. Guiette

(1961); Paris

J. Vianey,

Les Regrets

de J. du Bellay,

1930

PRasysı

Aretstest

5257

Trencsenyi-Waldapfel,

72,6 Le

sleher

auchnid;

symbole

d'Ulysse

182

286 5, au Bellay, Regrets,

Ss. 75 £f. (Nr.

hrsg.

(zu Regr.

J. du Bellay as sata

chez Cic&ron et chez und = usa. - Pont.

de Rome,

Les antiquites F.

v.

Paris

Joukovsky,

Joukovsky,

31 der Regrets).

O., S. 17 nennt Ovid, und zwar als Autor Tristien, das Modell du Bellays. Hierbei

vor

allem

an die Regrets

zu denken

1-36

31

Les 1971,

a.a. der ist

(vgl.

die poetische Vorrede an Monsieur d'Avanson, a. a.0., S.. 57, Zeile 13 ff.: die Dichtung7alsziıe des die

Sklaven: Muse als

ge, 2 solle.

denn

287 Ausg.

v.

chants v. 15; v. 23 ff. Begleiterin; v. 73 die Fra-

tristes einzige

in dieser

Dichtung

Joukovsky

(Anm.

Lage

286),

bewirken

S. 60

288 Ausg. v. Joukovsky (Anm. 286), S. 65 28)

Vgl. Joukovsky, 8.3.0., 8. 17 15:57 zuU2oU Bellays antiken Quellen vgl. J. Vianey, Les Antiquitez de Rome, leurs sources latines etzitaliennes,” Bull. it. L,.19017757 182227

W.

290

L. Wiley, Säntl.

Du Bellay

Werke,

and

hrsg.

v.

Ovid.

W.

Krämer,

Leipzig

19302372, Bd.73, 8. 330 (vel. W2 Stronsuovid im Urteil der Nachwelt, S. 73).

eI Gedichte, 2. Aufl. Leipzig 1751 (Vorrede); 2

292

ng

W.

Stroh,

Ovid

Zitiert nach der E46 227,2 0.2279

293 An Ovid,

Poln.

im Urteil

Cottaschen

sobr.

soc.,

der

Nachwelt,

Jubil.-Ausg.

Moskau

1936,

Bd.

15,8. Z14. ff. (vel. W. Stroh, Ovadimıurteil der Nachwelt, S. 104 ff.; dort auch Übersetzungsnachweis).

183


Memoires Wegner,

2%

d'outre-tombe, Exil

und

I 10,9;

Literatur,

S.

vgl. 146

M.

ff.

uvres comepl&tes, neue Ausg. v. SainteBeuve, Paris 1859-61, IV, S. 112 (Les martyrs,

Livr. der

7); siehe auch W. Stroh,

Nachwelt,

237 Ausg.

Moreau,

S.

Ovid im Urteil

110.

der M&moires

Paris

1947,

d'outre-tombe

v.

Bire-

VI, S. 24; V 148,

329,

u.a. 298

Welse Anse. von,Sauer,. Bd.. 1,58. 207 1f.; M. Schuster, Altertum und deutsche Kultur, #1en.4926, 8. 103 £f.; W. Stroh, Ovid im Urteil der Nachwelt, S. 117 £.

233 Vgl. Bd.

Marx/Engels, 1, 2.

Gesamtausgabe,

Halbband,

1. Abtlg.,

Marx-Engels-Verlag,

B>r 1424929, 8.97 £f. und I 1/2, 8.. 213 £f.; J. Irmscher, Wiss. Zeitschr. d. Karl-Marx-Universität Leipzig, ges.- u. sprachwiss. Reihe, Nr.

3, 1953/54, 300 Hiervon Trist.

(Anm.

299),

5. 208 ist uns

nur die Übersetzung

I 1 erhalten,

S. 17 £f.; 1

vgl.

hier

von

Gesamtausgabe

eine

Probe:

Kleines Büchlein, du darfst eilen Hin zum frohen Siegersitz, Und ich kann den Weg nicht teilen, Denn mich traf des Jovis Blitz.

184

2 Geh!

in dürftigen

Gewanden,

Trag' des Herren Trauerkleid. Schmucklos, wie es ziemt Verbannten, Wie's gebeut der Sturm der Zeit

2 Purpurn soll kein Schleier prangen, Um dich in Violenblut, Sehnsucht ach! und leer Verlangen Schmückt nicht hohe Freudenglut.

4 Birg den Namen, schamhaft schweigend, Dufte nicht von Zedernsaft, Und kein Silberbuckel neigend, Stör' das Schwarz' am krummen Schaft.

> Glückbeseelte

Solcher Nur mein Und der

Schrift

Zierde

erwählet

selt'ne

Pracht,

Schmerz sei dir vermählet Trauer dunkle Nacht.

6 Zotticht rauh magst du erscheinen, Wie in wildgelöstem Haar, Und nicht glättend soll dich einen Bimsstein, zart und wunderbar.

2 Ist dein bleiches Antlitz trüber, Trüber noch durch mich befleckt, Ach, die Zähre rann hinüber, Bis sie heiß dich zugedeckt.

485 8 Geh' mein Buch, und grüß die Räume, Grüß den heilig teuren Ort, Dorthin tragen mich die Träume, Phantasie und Zauberwort. (usw.) 301

Marx-Engels,

£

Werke,

Berlin

1958

ff.,

Bd.

293,.8.535 302

P. Verlaine,

Ceuvres

Po@tiques

Completes,

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litteraire zf, 303 J.

Giraudoux,

1926, der

>04

de Verlaine,

5.

Deutsch

GET,

Simon

204;

Nachwelt,

vgl.

S.

1962,

le pathä&tique, W.

Stroh,

Ovid

S. 30

Paris im Urteil

127

in der

Nr.

Genf-Paris

1368,

Goldmann-Taschenbuchreihe

v.

E.

Bertieff

305 Zitiert nach der GGT-Ausgabe (Anm. 304). 7792209. 66, 76, Ale 306

Ovid wird bei Horia zum Christen. Ansätze hierzu bereits in der mittelalterlichen Ovid-

Legende,

vgl.

Ovid-Legende,

B.

Bischoff,

H.J.

71,

Eine

1952,

S.

mittelalterliche 268

ff.

307 GGT-Ausgabe, S. 6 und 23 308 GGT_Ausgabe, 5. 15, 29, 168, 172 >03 Altes und Neues, Kleine Prosa aus fünf Jahrzehnten, Stockholmer Gesamtausgabe, Frankfurt 1953 (Der Dichter in der Emigration,

186

abgedruckt in: Begegnungen nasien, Hannover, 2. Aufl.

aa

Zitiert nach: Lesebuch Nr. 346, S. 143

7, Lesebuch für Gym1970, S. 386 ff.)

A 10,

Klett-Verlag

311 pie ZEIT, Nr. 47, 24. Nov. 1972, 8. 21 2. -

Brodskij fürchtet übrigens wie Ovid (z.B. Trist. III 4, 69) und manch anderer Verbannte

(vgl. A.M.

tur

Mayer bei H. Kesten,

im Exil,

25) durch

die

Briefe

europ.

Nennung

von

Deutsche

Autoren

Namen

werken seine zurückgebliebenen legen zu kompromittieren.

Litera-

1933-1949,

in seinen

Freunde

S.

Exil-

und

Kol-

312 per Spiegel, Nr. 48, 1974, 8. 150 ff. 513 H.

Heine,

Werke

in 2 Bänden,

Greiner, Köln 1962 nungen 7, S. 384)

hrsg.

(abgedruckt

in:

v.

M.

Begeg-

SU Yg1. P.P. Schwarz, Legende und Wirklichkeie des Exils, Brecht, ausgabe, Bd. V, 5. 14

Gedichte,

Suhrkamp-Werk-

>15 Brecht, Gedichte, Bd. IV, 8. 55 £. a5

Brecht, dichte

ar

0.

Seel,

hier,

und

zur

über die Bezeichnung Bd IV... 137) S.

Cicero 132

(siehe

£ff.,

Isolierung

des

auch

Anm.

Emigranten, 157)

Hinweise

Daseins

S.

Ge-

134 :

zur Rom-Idee

in der Verbannung.

187 vIIl Literaturverzeichnis

Vorbemerkung: Das Literaturverzeichnis enthält nicht nur die benutzte Literatur, sondern als Hilfe zu einer eingehenden Beschäftigung mit Ovids Exildichtung auch Titel, die weiterführen. Die in den Anmerkungen abgekürzten Titel finden sich hier in vollständiger Form. Gliederung:

I Ausgaben, setzungen

kommentierte

Ausgaben,

Über-

in Auswahl

II Lexikalische Hilfsmittel, Literaturgeschichten, Forschungsberichte, Bibliosraphien, größere Gesamtdarstellungen III

Sekundärliteratur:

1.

Sammelwerke enthaltenen

2.

Einzelarbeiten

3.

(ohne Nennung der Einzelarbeiten) zu den

Exilgedichten

ihrem Umkreis (Beiträge hier aufgeschlüsselt).

aus

Literatur

Ovids

zum

Nachleben

der Exilgedichte)

und

in ihnen und

Sammelwerken (besonders

zur Exilliteratur

allgemein

ar Ovide,

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1972,

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(bisher

1968,

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und

erschienen)

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Ibis,

Ep.

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8,

219 IX

Bemerkungen

zur Übersetzung

Es sei noch ein Hinweis auf die in den Text der vorliegenden Arbeit eingestreuten Übersetzungen erlaubt. Der Verfasser ist sich als Schulmann und Übersetzer von Fachliteratur der Unzulänglichkeit jeder Übersetzung wohl bewußt.

vgl. auch den Sammelband "Das Problem des ersetzens", hrg. von H.J. Störig, Wege der Forschung VIII, Darmstadt 1963). Gerade deshalb

entschied

er sich für eine

Prosa-Übersetzung

der elegischen Exilgedichte Ovids als bescheidenster Form der Annäherung an den Sinn des dichterischen Originals. Natürlich geht damit viel - zu viel! - verloren vom Glanz ovidischer Kunst, doch müßte eine "werkgetreue" Nachdichtung noch größeren Schaden anrichten, da allein der Zwang von Vers und Rhythmus neue, unnötige Härten mit sich brächte. Die letzte deutsche Versübertragung von Ovids Exilgedichten durch

W. Willige

in der Artemis-Ausgabe

(1963)

zeigt

das hinreichend: hier finden sich zahlreiche holprige Inversionen, störende Sperrungen, zweifelhafte Wortschöpfungen, gespreizte, fast unverständliche Sätze und schiefe Bilder. Dazu nur einige wenige und wahllos herausgegriffene Belege: Pont.

IV 8,38

et

finem

solch immer Trist.

III

11,32

contigit illa suum eine Frömmigkeit hat erfüllt ihren Zweck

parce,

pietas

precor,

Manes citare

Hör!, noch

Trist.

III

11,57

ich bitte meinen

sitim

dieh,

Manen

explere

zu

sollimeos

auf, drohn!

- Durst ersättigen

-

216

E

4,89

III

Pont.

inrita

sunt

non

motorum

praesagia

vatum

-

nicht der Erfüllung entbehrt die Ahnung begeisterter Sänser

welche

blieb Pont.

III

supremum tempus in urbe fuit -

qua mihi

I 9,22

Irreat.

2,45

est

für

als

locus

Skythien

Pont.

II 2,1119

tendit

mich

die in

hat

der

Stadt

späteste

Frist

Scythia

eine

in ardua

Mannheit

in

strebt

-

Gegend

virtus nach

-

dem Steilen

Eine Prosa-Übersetzung kann hier ungezwungener, sinnbezogener - und vor allem verständlicher sein. Sie sagt schlicht und einfach-- um es an zwei eindeutigen Fällen zu demonstrieren -:

"Durst

löschen"

oder

"Es gibt

da einen

Ort

in

Skythien..." Die Prosa-Übersetzung der Tristien von G. Luck bei Winter/Heidelberg ist dem heutigen Leser daher eine liges Versübertragung.

Übersetzung und matik

Bd.

einer

29/30,

innert

seine

größere Hilfe als WilAn Schadewaldts Odyssee-

Bemerkungen

Prosaübersetzung

S. 324 £f) mß

zur Proble-

(Rowohlts

ja nicht

erst

Klassiker,

er-

werden!

Ein Vergleich der vorliegenden Versuche des Verfassers mit den Genannten wäre freilich eine Anmaßung ohnegleichen! Der Hinweis dient einzig und allein der Legitimierung der Prosaversion als solcher!

Ortega y Gasset sieht eine Übersetzung als einen "Weg zu dem Werk" an (vgl. E. Hermes, Was heißt 'Übersetzen'?, Der altsprachliche Unterricht, Leser

Heft

4, 1964,

auf dem

S.

in dieser

92).

Wenn

Arbeit

daher

der

beschrittenen

217 Weg Ovids Exildichtungen näherkommen könnte als über einen dichterischen Versuch, ist das wichtigste Ziel erreicht.: Ovids "po@&sie d'outre tombe" ein wenig bewußter zu machen.

218 X Register

(Hinweise

auf Anmerkungen 1.

in Klammern)

Namen

Alkaios Alma-Tadema

S2r. 119

Augustus

Stars NETT. SV Des 1057251219;

aeRayorin Feuchtwanger

138;

Gallus

Balderich Baudelaire

Barlach, E. du Bellay Beniuc Boethius Brecht

Brodskij Brutus Camoes Catull Chardonne Chateaubriand Choirilos Cornelius Severus Cicero

Fabius

(213)

1418

Germanicus

89; (254) 145)

Giraudoux Goethe

223 119

Goldhagen Gottsched

12988»

Maximus

Delacroix Doblin Domin Eobanus Ermoldus

Euripides

13359006

100:1058. 5 (208)

124f. 123514217, a4

Grillparzer Günter Hasenclever

4

Heine

422,142

Herodot

49;,62ff.

83,36

Hesiod

119

Hildebert

7

129;

(283)

Hippokrates

298,

Homer

108

139

126 61 Tseoßss

DAL a0

BorZmaIe 92

Horaz

127m

Horia Johann

124 51378L.

22549361;

BEN ZOLL: 157 Cotta

Maximus

36 ; 109

v.

Schemnitz

Isar

055

119;

(208)

a2öf.

141 122 1257. 281.

(254)

Julia

Kafka Kallimachos Livius

Lotichius Lucilius Lukrez Mann,K.

219 Mann,

159.2,

Seshers

7139

Marot

Th.

d28f,

Seneca

115485123;

Martial Marullus

10935117 127

Sextus

Marx, K. Messalla

135 115108; (20)

Modoin

125

Solsche-

Montagu

118

nizyn

47

13;523£.,39£f.;

Theodulf

125

32

Theognis

59;83

Poseidonios

61;62ff.

Toduf4

1199

Properz

72.536; ee 59, 12372935

yotzkı Vergil

122 712, 1239515;

Ovid

Owaas

137

passim (siehe Sachregister)

Gattin

Palladas Poliziano

122 118

Puschkin

Pompeius

107; (84); (208)

Sophokles 36 Tacitus 7 Tibull__123;548;558; 104f.;108f.

133

OQusntilian Reijnus Rutilius

59: B2E68%

- 7586 119 122

Sappho

104; (221) Verlaine 135£. Wolkonskij 142

35583

Schiller

suf. 2.

Sachen

Abschiedsszenen

POTT.

Autobiographie

of.

Briefliteratur

84419:7641215137

Dichterberuf

4

Dichterruhm

8

Ekphrasis

104ff.

Epiphanie

400f£f.;(224)

Epistel Epistulae Fremd

(82) ;(152) 50 ;79;89;

(stil) ex Ponto

klingende

Namen

DI:TSLL.5878.2,97 23;36;65f.

| 220

| j

Freunde

ANAL. 53YEL.; 9ER. ;(208) 10 |

(Freundschaft)

Goldenes

Zeitalter

e

9

Heimat Heroides

Irrealis Komposition

Kritik Land

Meer

an der

und

Exildichtung

Leute

am

Schwarzen

(Überzeichnung)

658513527 7a e 109;120f. | 24,878; 918. Buff. 10;4 ;50 5£ ff. ;62 f, 11.5 99; (138)

BSODEL 7)

Lautmalerei

Leben

|

in Rom

Verbannung)

(Werk

vor

der

IT,

Literturmorphologie

13; 35.5768.

Metrik

(185)

Modernes

A9LL.

Leben

Mythos

22f.;540;98f.

Nachwirkungen dichtungen

der

Exil-

Odysseus-Rolle

AIOEL34, 36f.;40;45f.;62; 655733 121E 2:02

(54) ; (285)

Rhetorik

Rückgriff

N auf

andere

Autoren

eHuf.z25TE- 531 SELf.;621f.;72: 7912 104ff.;108; (126)

Seesturmschilderung

2STT., 31112

Selbstkritik

TSESSSOSLhEN er

Selbstverständnis

der

Exil-

dichtung (auch Exilthematik allgemein)

659L. 5312 -TZs 21T. Se ZBZHILL-FASLR. 350.83

>7559;64f.;67;69£ff.;

3ff.;79£f.;88;107ff. NEST: i

224

Sprache

und Exil

67; T3EL.;139ff.; (145); (265)

Talent

AI5SALL.

Tristien

23:871.,7018.397

Ursachen der Verbannung

AOLt;

Verhältnis zu Augustus (Kunst u. Politik) Weg

ins

Exil

16f. ;18ff.;46£ff. ;97£.;105 ff.;138; (48); (213) ZELDA,

222 3. Übersetzte Cicero

Att.

Stellen ET 210285 111715281

Fan.

IV

Leg.agr.

2s93:61Ff>

Euripides

Hipp.

Ovid

Amor.

Ars Fast Her.

72:87

1091272 .226 1143 ff.:26

1 5,1f1.2:208

II 16,2ff.:9 III 9,7ff.:105 III 15,7f£.:9 III

121120

IV .8OfR.:40 VA9T2.:27

XV. 5.177 XV 219528 2276 Met.

Pont.

X ALLE 2 IV -S7.LT2 8%

T 3,4911.256 4 ,49f2f.:14 Sloften,s

8,HAFf.:57£. 10,321.

521123

AaStL 227

II 6, 3£8.:13322 10,35£f.:14 III 2 (ganz) :92-96 3 (ganz) :100-104

4 5iff.:108f. 8,5ff.:60

223

sel

IV

2L2:87

2 (ganz) :113-1195

3,31ff.:15

4 (ganz) :109-112 A02AILL.:62

16 ,49££.:16

Trist.

I

AFATL.:7B 1,119££.:25 2,19££.:32 2,45ff.:32 3 (ganz) :27-31 5,57£f.:40f. Mogft..n 8,1ff.:42

Bart. Hontı 9,5ff.:43£. 11 (ganz) 37-38

17,

III

0322218 17YLL.:478.

1,9 2.:6 2,1 ££.:45£. 3,3 £f.:698. 7HEL.:168. 823

10

IV

En

(ganz)

: 51-54

6,92.:36 10,3 : 10 10,21 ££.:41 10,41 82.191 2. 10,191 2£.:74

yarA9L3 76 4,11 ££.:292 7,13 Sf.: 54 5 LL.: 542.

224

Seneca

Sontr.

Theognis

1497.

Prhurı

Te.

Nachtrag

zum

I1E.2-9

-

1202

72

DD 22202

ZOO TE

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LS

ZA

001485878b PP 7%.-.1% ZEN

76 UT

SDERSCHHETZENR.

2 DES

EEE

‘ Hartmut

Froesch,

1940

in Erkelenz geboren; Gymnasialzeit

in Linz,

Rhein; 1960 bis 1968 Studium der Klassischen Philologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn; Promotion bei Georg Luck und erste Staatsprüfung; 1968 bis 1969 Referendardienst und zweite Staatsprüfung am Studienseminar Trier; seit 1969 Lehrtätigkeit am Rhein-Wied-Gymnasium Neuwied, Rhein. Seit 1967 zahlreiche Übersetzungen von Fachliteratur für die ‚‚Wege der Forschung‘ der Wissen-

schaftlichen Buchgesellschaft, Darmstadt.

Ovid, gemeinhin bekannt als Mythograph und Liebesdichter, betritt mit

seiner Verbannung durch Kaiser Augustus ans Schwarze Meer auch poetisches Neuland. Die Arbeit zeigt, wie er sich als Dichter mehr und mehr in die Exilsituation

hineintastet,

sich in ihr als Künstler etabliert und

zur ersten europäischen Typisierung des ‚‚verbannten Poeten‘‘ vordringt, die bis in die moderne Exil- und Emigrantenliteratur fortwirkt. Längere Stücke aus Ovids Exildichtungen werden in neuen Prosaübersetzungen vorgestellt und kommentiert. Insgesamt ein neuer Beitrag zu der seit einiger Zeit zu beobachtenden Aufwertung von Exil- und Emigrantenliteratur und eine Anregung für Ovid-Seminare oder den Literaturunterricht der reformierten Oberstufe der Gymnasien zu den

Themenkreisen:

_ literatur.

ISBN

Exilliteratur; Schriftsteller und politische Macht; Brief-

3-416-01261-5

|