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German Pages 169 Year 1993
Volkswirtschaftliche Schriften Heft 426
Optimale Handelspolitik unter verschiedenen Wettbewerbsbedingungen Eine partialanalytische Untersuchung
Von
Sung-Hoon Park
Duncker & Humblot · Berlin
SUNG-HOON PARK Optimale Handelspolitik unter verschiedenen Wettbewerbsbedingungen
Volkswirtschaftliche Schriften Begründet von Prof. Dr. Dr. h. c. J. Broermann t
Heft 426
Optimale Handelspolitik unter verschiedenen Wettbewerbsbedingungen Eine partialanalytische Untersuchung
Von Sung-Hoon Park
Duncker & Humblot * Berlin
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Park, Sung-Hoon: Optimale Handelspolitik unter verschiedenen Wettbewerbsbedingungen : eine partialanalytische Untersuchung / von Sung-Hoon Park. Berlin : Duncker und Humblot, 1993 (Volkswirtschaftliche Schriften ; H. 426) Zugl.: Berlin, Techn. Univ., Diss., 1992 ISBN 3-428-07690-7 NE: GT
D 83 Alle Rechte vorbehalten © 1993 Duncker & Humblot GmbH, Berlin 41 Fotoprint: Werner Hildebrand, Berlin 65 Printed in Germany ISSN 0505-9372 ISBN 3-428-07690-7
Vorwort Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine geringfügig modifizierte Fassimg meiner Promotionsschrift, die im Februar 1992 im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Technischen Universität Berlin eingereicht wurde. Mein besonderer Dank gilt meinem verehrten Lehrer und mehrjährigen Chef Professor Dr. Wolfgang Cezanne für die mannigfaltige und wertvolle Unterstützung meines Forschungsvorhabens und persönliche Ermunterung während der gesamten Entstehungsphase der Arbeit. Herrn Professor Dr. Hans H. Lechner, der meine Arbeit mit kritischem Wohlwollen begleitet und gefördert hat, möchte ich sehr herzlich danken. Den Kollegen Professor Dr. Wolfgang Maennig, Nikolaus Pfeffer jr., Beate Scheidt und Thorsten Wichmann sowie meinen Freunden Dr. Raoul Oberman und Christof Stein, die durch aufopferungsvolle Diskussionsbereitschaft und konstruktive Kritik zur Verbesserung von Irrtümern und Unklarheiten beigetragen haben, gebührt ebenfalls mein aufrichtiger Dank. Für die hervorragende Unterstützung bei der Literaturbeschaffung und ständige moralische Ermutigung bin ich nicht zuletzt Dr. Wolfgang Marfels zu Dank verpflichtet.
Berlin, im November 1992
Sung-Hoon Park
Inhaltsverzeichnis 1. 1.1. 1.2.
2. 2.1. 2.1.1. 2.1.1.1. 2.1.1.1.1. 2.1.1.1.2. 2.1.1.2. 2.1.2. 2.1.3. 2.2. 2.2.1. 2.2.2. 2.2.3. 2.3. 3. 3.1. 3.1.1. 3.1.1.1. 3.1.1.2. 3.1.2. 3.1.2.1. 3.1.2.1.1. 3.1.2.1.2. 3.1.2.2.
Einleitung Erneuerungsprozeß der Außenhandelstheorie Ziel und Gang der Untersuchung sowie methodische Erläuterungen Handelspolitik unter vollständiger Konkurrenz Handelspolitik eines Importlandes Ökonomische Effekte der Importzölle Der Fall eines "großen" Landes Die Preis- und Mengeneffekte Die Wohlfahrtseffekte Der Fall eines "kleinen" Landes Ökonomische Effekte der Importquoten: Äquivalenz von Importzöllen und -quoten Der optimale Importzollsatz Handelspolitik eines Exportlandes Ökonomische Effekte der Exportsubventionen Ökonomische Effekte der Exportzölle Der optimale Exportzollsatz Abschließende Bemerkungen Handelspolitik beim inländischen Anbietermonopol Ökonomische Effekte der Importzölle Die Importzölle beim inländischen Monopolisten mit komparativen Vorteilen Die Preis- und Mengeneffekte Die Wohlfahrtseffekte Die Importzölle beim inländischen Monopolisten ohne komparative Vorteile Ökonomische Effekte der Importzölle beim Weltmarktpreis über dem Niveau der Grenzkosten (= Grenzerlös) .... Die Preis- und Mengeneffekte Die Wohlfahrtseffekte Ökonomische Effekte der Importzölle beim Weltmarktpreis unter dem Niveau der Grenzkosten (=Grenzerlös) ....
13 13 19 26 26 26 27 27 30 31 33 37 40 40 42 44 47 48 48 49 51 52 53 54 54 56 57
8
3.1.2.2.1. 3.1.2.2.2. 3.1.3. 3.2. 3.2.1. 3.2.2. 3.2.3.
3.3.
4. 4.1. 4.2. 4.2.1. 4.2.2. 4.2.3. 4.2.4. 4.3. 4.3.1. 4.3.2. 4.3.3. 4.3.4. 4.4.
5. 5.1. 5.2. 5.2.1. 5.2.2. 5.2.2.1. 5.2.2.2. 5.2.2.3. 5.2.2.4. 5.2.2.5.
Inhaltsverzeichnis
Die Preis- und Mengeneffekte Die Wohlfahrtseffekte Zusammenfassung der Analyse der Importzölle Ökonomische Effekte der Importquoten Ökonomische Effekte der bindenden Importquoten Ökonomische Effekte der nicht-bindenden Importquoten... Zusammenfassung der Analyse der Importquoten: Äquivalenz von Importzöllen und -quoten beim inländischen Anbietermonopol Optimale Handelspolitik beim inländischen Anbietermonopol: Abschließende Bemerkungen
57 60 60 61 62 64
Handelspolitik beim ausländischen Anbietermonopol Grundlegende Überlegungen zur Formulierung von 'firstbest polie/ Der Fall einer linearen Nachfragefunktion Ökonomische Effekte der Importzölle Ökonomische Effekte der Importquoten und der freiwilligen Exportselbstbeschränkungen (FEB) Der optimale Importzollsatz Zusammenfassende Bemerkungen Der Fall einer nicht-linearen Nachfragefunktion Ökonomische Effekte der Importzölle Ökonomische Effekte der Importsubventionen Ökonomische Effekte der Importquoten Der optimale Importsubventionssatz Optimale Handelspolitik beim ausländischen Anbietermonopol: Abschließende Bemerkungen
70
Handelspolitik beim internationalen Dyopol Eigenschaften der Wettbewerbsstruktur Handelspolitik unter Cournot-Konjektur: Ein erweitertes BRANDER/SPENCER-Modell Grundstruktur des internationalen Dyopolmodells unter Freihandel Ökonomische Effekte der einseitigen inländischen Exportsubventionen Die Mengeneffekte Die Effekte auf den Weltmarktpreis Die Effekte auf die Gewinne der Anbieter Die Effekte auf den nationalen Wohlstand Der optimale Exportsubventionssatz
91 92
65 68
71 74 74 77 78 80 82 82 85 87 88 89
93 94 100 101 106 107 109 111
Inhaltsverzeichnis
5.2.3. 5.2.3.1. 5.2.3.2. 5.2.3.3. 5.2.3.4. 5.2.3.5. 5.2.4. 5.2.5. 5.3. 5.3.1. 5.3.2. 5.3.3. 5.3.3.1. 5.3.3.2. 5.3.3.3. 5.3.3.4. 5.3.3.5. 5.3.4. 5.3.4.1. 5.3.4.2. 5.3.4.3. 5.3.4.4. 5.3.4.5. 6.
Ökonomische Effekte der simultanen Exportsubventionen der beiden Länder: Das Cournot-Nash-Gleichgewicht Die Mengeneffekte Die Effekte auf den Weltmarktpreis Die Effekte auf die Gewinne der Anbieter Die Effekte auf den nationalen Wohlstand Der optimale Exportsubventionssatz und das nichtkooperative Gleichgewicht Ökonomische Effekte der Exportzölle im kooperativen Gleichgewicht Zusammenfassende Bemerkungen zur Cournot-Lösung des internationalen Dyopols Handelspolitik unter Bertrand-Konjektur Grundstruktur des internationalen Dyopolmodells unter Freihandel Vorbemerkungen zu den Effekten der Exportsubventionen Ökonomische Effekte der einseitigen inländischen Exportzölle Die Effekte auf die Weltmarktpreise Die Mengeneffekte Die Effekte auf die Gewinne der Anbieter Die Effekte auf den nationalen Wohlstand Der optimale Exportzollsatz Ökonomische Effekte der simultanen Exportzölle der beiden Länder: Das Bertrand-Nash-Gleichgewicht Die Effekte auf die Weltmarktpreise Die Mengeneffekte Die Effekte auf die Gewinne der Anbieter und den nationalen Wohlstand Der optimale simultane Exportzollsatz und das kooperative Optimum Zusammenfassende Bemerkungen zur Bertrand-Lösung des internationalen Dyopols
9
113 113 118 119 123 124 127 132 132 133 136 138 139 141 143 144 147 148 149 151 151 154 157
Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse und abschließende Betrachtungen 158
Literaturverzeichnis
162
Verzeichnis der Abbildungen 2.1: Ökonomische Effekte der Importzölle. Der Fall eines 'großen' Landes 2.2: Ökonomische Effekte der Importzölle. Der Fall eines 'kleinen' Landes 2.3: Äquivalenz von Importzöllen und -quoten unter vollständiger Konkurrenz 2.4: Berechnung des optimalen Importzollsatzes 2.5: Ökonomische Effekte der Exportsubventionen 2.6: Ökonomische Effekte der Exportzölle 2.7: Berechnung des optimalen Exportzollsatzes 3.1: Effekte der Importzölle beim inländischen Monopol mif komparativen Vorteilen 3.2: Effekte der Importzölle beim inländischen Monopol mit komparativen Nachteilen. Die Importzölle mit Exportförderungseffekten 3.3: Effekte der Importzölle beim inländischen Monopol mit komparativen Nachteilen. Die Importzölle ohne Exportförderungseffekte 3.4: Effekte der Importquoten beim inländischen Monopol. Die bindenden Importquoten 3.5: Effekte der Importquoten beim inländischen Monopol. Die nichtbindenden Importquoten 3.6: Effekte der Importquoten beim inländischen Monopol. Äquivalenz von Importzöllen und -quoten 4.1: Preispolitik eines ausländischen Monopolisten unter Freihandel und die 'first-best policy' 4.2: Effekte der Importzölle beim ausländischen Monopol. Eine lineare Nachfragefunktion 4.3: Effekte der Importzölle beim ausländischen Monopolisten. Eine nicht-lineare Nachfragefunktion 4.4: Effekte der Importsubventionen beim ausländischen Monopol. Eine nicht-lineare Nachfragefunktion
28 32 34 38 41 43 45 50
55
58 62 65 67 72 75 82 85
Verzeichnis der Abbildungen
5.1: Grundschema einer Cournot-Nash-Lösung beim internationalen Dyopol. Der Cournot-Fall 5.2: Effekte der einseitigen Exportsubventionen des Inlandes beim internationalen Dyopol. Der Cournot-Fall 5.3: Effekte der simultan durchgeführten Exportsubventionspolitik beim internationalen Dyopol. Der Cournot-Fall 5.4: Effekte einer simultanen Subventionspolitik auf den aggregierten Wohlstand. Der Fall symmetrischer Firmen 5.5: Der optimale Exportsubventionssatz für das kooperative Wohlstandsmaximum. Der Fall asymmetrischer Firmen 5.6: Grundschema einer Bertrand-Nash-Lösung beim internationalen Dyopol. Der Freihandel 5.7: Effekte der einseitigen Exportzölle beim internationalen Dyopol. Der Bertrand-Fall 5.8: Effekte der simultanen Exportzölle beim internationalen Dyopol. Der Bertrand-Fall
11
99 105 116 127 130 136 141 150
1. Einleitung
1*1. Erneuerungsprozeß der Außenhandelstheorie
Die traditionelle Außenhandelstheorie bot eine zufriedenstellende Erklärungsgrundlage für die Richtung und den Umfang der Handelsströme während der ersten drei Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg und stellte den Wirtschaftspolitikern eine Fülle an wohlfahrtsverbessernden Handlungsalternativen bereit. Einer der bedeutendsten Ansätze zur Maximierung des Weltwohlstandes, der in die Tat umgesetzt wurde, stellt die Liberalisierung des Welthandels im Rahmen des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT: General Agreement on Tariffs and Trade) unter der Federführung der Vereinigten Staaten dar. 1 Einzelne protektionistische Maßnahmen wurden mit dem Ziel praktiziert, "junge" heimische Industrien vor Importen zu schützen oder natio S^). Dies bewirkt eine Verbilligung der Weltmarktpreise von Pp auf P' und führt zu einer Ausweitung der Exportmenge von X p auf X s . Aufgrund der Verknappimg des Angebots im Inland steigt der Inlandspreis auf P $ . Die prozentuale Diskrepanz zwischen dem Weltmarktpreis P' s und dem Inlandspreis P s im übrigen entspricht genau dem prozentualen Subventionssatz von s (AB/AX, = U/IO = s). 39 Eine Subventionierung von Exportprodukten kommt also aufgrund der Verteuerung der Inlandspreise den inländischen Konsumenten teuer zu stehen, während die Produzentenrente steigt. Die Summe aus der Verschiebung von Konsumenten- und Produzentenrenten ist positiv und kann mit der Fläche PpPsAE identifiziert werden. Da die gezahlten Subventionen pro Stück des Exportes auf s = AB festgesetzt werden, beläuft sich der gesamte Subventionsbetrag auf die Fläche des Vierecks P , s P s AB, was dem staatlichen Budget zur Last gelegt wird. Der Nettowohlfahrtseffekt für das Inland wegen der Exportsubventionen ist also negativ und kann durch die Fläche P^PpEAB ermittelt werden. Dieser Nettoeffekt kann in zwei Teileffekte zerlegt werden: Auf der einen Seite entsteht die Nettoineffizienz auf der Konsumseite, die in Höhe von der Fläche AEF beziffert werden kann. Auf der anderen Seite verschlechtern sich die Austauschverhältnisse des Inlandes, was zum Rückgang des nationalen Wohlstandes um P^PpFB führt (ToT-Effekt). Die inländische Regierung stellt demzufolge nicht nur den inländischen Anbietern eine Wettbewerbshilfe bereit. Sie begünstigt auch die ausländischen Konsumenten durch ihre Subventionspolitik. Aus dieser statischen Partialanalyse geht hervor, daß eine Exportsubventionierung auf jeden Fall zur Wohlfahrtsminderung aus nationaler Sicht führt. 40
2.2.2. Ökonomische
Effekte
der Exportzölle
Die Möglichkeit, auf der Exportseite die Terms of Trade zu verbessern, besteht in einer künstlichen Verteuerung der Exportprodukte, beispiels-
39 40
Vgl. Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 15f.
Vgl. Helpman/Krugman: Ebenda. Die Zerlegung der Nettowohlfahrtseffekte in zwei Teilaspekte stammt jedoch aus eigenständigen Überlegungen des Verfassers.
2 . . Handelspolitik eines
43
portlandes
weise durch Exportzölle. In Abbildung 2.6 werden die Konsequenzen einer solchen handelspolitischen Maßnahme graphisch dargestellt: Ausgehend vom Freihandels-Gleichgewicht in E, in dem die inländischen Exporteure die Menge X p zum Freihandelspreis von P p exportieren, werden die Exportzölle in Höhe von t (= GH/HO) erhoben. Dies zwingt die inländischen Exporteure, ihre Produkte auf dem Weltmarkt zu einem höheren Preis anzubieten, so daß sich die Exportangebotslinie prozentual von S 1 um t nach oben auf Sl { verschiebt. Daraufhin stellt sich das neue exportzollbedingte Gleichgewicht in Punkt Β ein, wodurch der Weltmarktpreis von P p auf P' steigt. Infolgedessen geht die Exportmenge des Inlandes von X p auf X t zurück. Im Inland sinkt der Preis für den Endverbraucher aufgrund der verbesserten Angebotsbedingimg auf P t . Analog zur Subventionsanalyse entspricht die prozentuale Differenz zwischen diesen beiden Preisen (impliziter Exportzollsatz) genau dem Zollsatz, der dem Export auferlegt wurde.
Preis
F
Pt PF
Β G
Η
0
xt
Χ,
Exportmenge
Abb. 2.6: Ökonomische Effekte der Exportzölle
Die inländischen Konsumenten werden durch die Verteuerung der Exporte begünstigt, während die inländischen Anbieter zunächst im Inlands-
44
2. Handelspolitik unter vollständiger Konkurrenz
markt Verluste an Produzentenrente erleiden. Dieses Instrument wirkt also wegen der Reduktion der inländischen Produktion "anti-protektionistisch" 41 Die Summe aus diesen beiden Effekten ist negativ und kann durch die Fläche PtPpEA gemessen werden. Da die Zolleinnahmen in Höhe von Ρ ( Ρ' ( ΒΑ entfallen, wird die Beurteilung des gesamten Nettoeffektes auf den nationalen Wohlstand durch einen Vergleich zwischen der Fläche des Vierecks PpP^BC, die als positiver ToTGewinn interpretiert werden kann, und der Fläche des Dreiecks ACE, die einen Nettoefßzienzverlust auf der Produktionsseite beinhaltet, ermöglicht. Somit bewirken die Exportzölle, wie bei den Importzöllen, bis zu einer gewissen (optimalen) Höhe einen Nettowohlfahrtsgewinn aus nationaler Sicht eines Importlandes. Lerner und Corden sprechen in diesem Zusammenhang von einer Symmetrie zwischen den Import- und den Exportzöllen. 42 2.2.3. Der optimale Exportzollsatz Bei der Formulierung der optimalen Exportpolitik scheiden die Exportsubventionen auf jeden Fall als ein mögliches wohlstandsmaximierendes Instrument aus, da sie, wie eingehend diskutiert, mit einer ToT-Verschlechterung verbunden sind, die nicht vollständig durch die Effizienzgewinne wieder wettgemacht werden kann. Von den untersuchten Maßnahmen werden daher lediglich die Exportzölle bei der analytischen Formulierung der optimalen Handelspolitik berücksichtigt. Die Situation eines exportierenden "großen" Landes kann in Abbildung 2.7 skizziert werden. 43 Hierbei stellen S1 und E ^ jeweils das inländische Exportangebot und die ausländische Exportnachfrage dar. Das FreihandelsGleichgewicht wird in A erreicht. Durch eine Verzollung der Exportprodukte in Höhe von t verteuern sich die inländischen Exportprodukte um den Zollsatz t, so daß sich die inländische Exportangebotslinie prozentual nach
41 42
Siehe hierzu auch Corden: The Theory o f S . 16.
Vgl. Lerner, A.P.: The Symmetry Between Import and Export Taxes, in: Economica, N.S., Vol. 3 (1936), S. 306-313, insb. S. 317ff und Corden: Trade Policy and ..., insb. S. 76f. 43 Abbildung 2.7 ist entnommen aus Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 17, Figure 2.4.
2 . . Handelspolitik eines
portlandes
45
oben verschiebt (der Übersicht halber nicht eingezeichnet). Somit stellt sich das exportzollbedingte neue Gleichgewicht in Β ein. Die übrigen Effekte sind dieselben wie in Abbildung 2.6.
Abb. 2.7: Berechnung des optimalen Exportzollsatzes
Die ausländische Importnachfrage D A läßt sich in inverser Form wie folgt darstellen: (2.6.)
p A = P A (X),
wobei X die Exportmenge des Inlandes repräsentiert. Die Einnahmen aus dem Export von X Mengeneinheiten ( R x ) belaufen sich somit auf (2.7.)
Rx = X P A = X P A (X),
so daß die durch die Exportmengenänderung bedingten marginalen Exporteinnahmen durch eine partielle Differenzierung von (2.7.) in Bezug auf X folgendermaßen berechnet werden können:
46 (2-8.)
2. Handelspolitik unter vollständiger Konkurrenz MRX = P A (X) + X [dP A (X)/dX] 4 4 < P A (X)
Die Ungleichung in (2.8.) läßt sich mit einer negativen Steigung der ausländischen Exportnachfragelinie [dD A (X)/dX < 0] begründen, so daß die MR X -Linie in Abbildung 2.7 von I beginnend stets unterhalb der D^-Linie liegt. Gleichen sich die marginalen Exporteinnahmen ( M R X ) den marginalen Kosten (MC X ) an, die beim Export einer zusätzlichen Mengeneinheit entstehen, so ist der nationale Wohlstand eines exportierenden Landes im Maximum. Da der Export einer zusätzlichen Mengeneinheit entweder einen Konsumverzicht oder eine Produktionsausweitimg erforderlich macht, reflektiert die inländische Exportangebotslinie direkt die marginalen Exportkosten des Inlandes. Unter Berücksichtigung von folgender Beziehung zwischen dem Inlandspreis (Pt) und dem Exportpreis (2.9.)
Pt = PA/(1+t)
und Gleichsetzung von (2.8.) und (2.9.) läßt sich der optimale Exportzollsatz folgendermaßen errechnen: (2.10.)
t X o p t = 1/C(P A /X)/(dP A /dX) - 1] = 1 / ( € χ - 1),
wobei €χ = [(dX/X)/(dP A /P A )] = [ ( I ^ / X V ^ / d X ) ] die Preiselastizität der ausländischen Exportnachfrage repräsentiert. Daraus läßt sich folgendermaßen schlußfolgern: "Je höher die Preiselastizität der Importnachfrage, desto niedriger ist der wohlstandsmaximierende Exportzollsatz. ,r45 Ein "kleines Land, das seine ToT zu beeinflussen nicht in der Lage ist, hat unbedingt den Freihandel zu bevorzugen, geht es lediglich um den nationalen Wohlstand.
44 Die inframarginalen Exporteinnahmen sind negativ, da der Verkauf einer zusätzlichen Einheit von Importprodukten den Exportpreis senkt. Diese werden auch nur im Falle eines "großen" Landes wirksam. Siehe hierzu Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 17. 45 Dies kann damit begründet werden, daß eine elastischere Importnachfragefunktion des Auslandes mit geringeren ToT-Effekten eines Exportzolls vereinbar ist, so daß schon bei einem geringeren Exportzoll die negativen Ineffizienz-Effekte stark in Erscheinung treten können.
2.3. Abschließende Bemerkungen
47
23. Abschließende Bemerkungen
In Teil 2 dieser Untersuchung sind die wichtigsten import- und exportbezogenen handelspolitischen Instrumente einer eingehenden Wirkungsanalyse unterzogen. Im Laufe der Diskussion konnten vor allem die unterschiedlichen Mechanismen der verschiedenen Maßnahmen unter der vollständigen Konkurrenzbedingung herausgestellt werden. Hierbei haben auch einige in der Literatur häufig verwendeten Begriffe mit in die Untersuchung einbezogen werden können, die als Grundlagen für die nachfolgenden Analysen dienen sollen. In der Gestaltung der internationalen Handelspolitik und bei der Beurteilung ihrer Wohlfahrtseffekte ist vor allem auf die ToT-Effekte der betrachteten handelspolitischen Instrumente zu achten: Für ein "großes" Importland, das seine ToT zu beeinflussen in der Lage ist, existiert immer ein positiver Importzoll, durch den dieses Land seinen nationalen Wohlstand verbessern kann. Der optimale Importzollsatz für dieses Land ist demzufolge positiv, während einem "kleinen" Importland die Hände gebunden erscheinen, eine aktive Importpolitik in Form eines Importzolls durchzuführen. Freihandel stellt für dieses Land die optimale Handelspolitik dar. Eine ähnliche Schlußfolgerung konnte im Falle eines Exportlandes gezogen werden: Ist das Land "groß", so daß es seine ToT zu beeinflussen in der Lage ist, so ist mittels einer künstlichen Verteuerung seiner Exportprodukte in Form eines Exportzolls möglich, seinen nationalen Wohlstand zu erhöhen. Eine mathematische Formel zur Berechnung des optimalen Exportzollsatzes, der im positiven Bereich zu finden ist, wurde ebenfalls vorgestellt. Freihandel ist auch für ein "kleines" Exportland die optimale Handelspolitik. Jede Abweichung von diesem Prinzip würde zur Verschlechterung seines nationalen Wohlstandes führen.
3. Handelspolitik beim inländischen Anbietermonopol In diesem Teil der Arbeit werden die ökonomischen Wirkungen einer aktiven Handelspolitik unter der Konkurrenzbedingung eines inländischen Monopols analysiert. Diese Form des Wettbewerbs entspricht dem Fall 2 in der eingangs aufgestellten Abgrenzung. Es handelt sich hierbei um eine einseitige inländische Marktmacht beim Angebot, wobei die ausländische Anbieterseite der vollständigen Konkurrenz unterliegt. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt in der Wirkungsanalyse der direkten importbezogenen handelspolitischen Maßnahmen. Es kann auch gezeigt werden, daß die unter dieser speziellen Konkurrenzbedingung eingesetzten handelspolitischen Instrumente in erster Linie wettbewerbspolitische Auswirkungen mit sich bringen.
3.1» Ökonomische Effekte der Importzölle
Im Rahmen der Wirkungsanalyse der Importzölle werden drei Preis- und Kostenkonstellationen untersucht. Im ersten Fall wird der inländische Monopolist berücksichtigt, der bereits international konkurrenzfähig ist und seine gesamte Produktion sowohl auf dem Inlands- als auch auf dem Weltmarkt gewinnmaximierend absetzt. Im zweiten Fall besitzt der inländische Monopolist zu Beginn keine komparativen Vorteile und der Weltmarktpreis liegt über dem Niveau der Grenzkosten (= Grenzerlös). Hingegen liegt der Weltmarktpreis im dritten Fall unter dem Niveau der Grenzkosten (= Grenzerlös) beim inländischen Monopolisten ohne anfängliche internationale Konkurrenzfähigkeit. Es soll gezeigt werden, daß die Importzölle unter bestimmten Preis- und Kostenkonstellationen exportfördernde Wirkungen zeigen, aber trotzdem in allen drei Fällen den nationalen Wohlstand reduzieren. Anhand der sogenannten Produktions-Reaktionslinie (Bezeichnung des Verfassers), die für alle drei Fälle unter Berücksichtigung der Gewinnkalkulation des inländi-
3 . . Ökonomische Effekte der I m p o r t e
49
sehen Monopolisten abgeleitet werden kann, kann dieser Sachverhalt zum Teil auch im wettbewerbspolitischen Zusammenhang beschrieben werden. 3.1.1. Die Importzölle beim inländischen Monopolisten mit komparativen Vorteilen In diesem Abschnitt geht es um die Analyse der ökonomischen Wirkungen von Importzöllen und -quoten für ein Land (Inland), dessen einziger Anbieter Monopolmacht im Inland, jedoch keine Monopolmacht auf dem Weltmarkt besitzt. Ferner wird zunächst davon ausgegangen, daß der inländische Monopolist gewisse komparative Vorteile auf dem Weltmarkt inne hat, so daß er ein Teil seiner Produktion zu exportieren in der Lage ist. Unter einer solchen Wettbewerbsbedingung ist der Import von ausländischen Produkten ausgeschlossen. Es wird in diesem Teil stets von steigenden marginalen Produktionskosten (MC) des inländischen Monopolisten ausgegangen. Der Fall konstanter marginaler Kosten werden im nächsten Teil der Arbeit behandelt, wenn es um die Wettbewerbsform eines ausländischen Anbietermonopols geht. Der Fall mit steigenden Skalenerträge (sinkenden Grenzkosten) wird in dieser Untersuchung also nicht berücksichtigt.1 Die Produktions- und Konsumkonstellationen auf dem inländischen Λ
Markt können wie in Abbildung 3.1 skizziert werden.
Der Fall mit sinkenden marginalen Kosten ist ausführlich analysiert beispielsweise in Corden: Monopoly, Tariffs and Subsidies, in: Economica, 1967, S. 50-58 und Ders.: Trade Policy and ..., insb. Ch. 8. Eine spieltheoretische Analyse der Effekte von Importzöllen unter der Annahme der sinkenden Grenzkosten ist neuerdings durchgeführt in Krugman, P.: Import Protection as Export Promotion. International Competition in the Presence of Oligopoly and Economies of Scale, in: H. Kierzkowski (ed.), Monopolistic Competition and International Trade, Oxford 1984, S. 180-193. 2 Die graphische Darstellung in Abbildung 3.1 ist eine in der Literatur standardisierte Darstellung für die hier betrachtete Konkurrenzbedingung. Siehe hierzu Fishelson, G./Hillman, A.L.: Domestic Monopoly and Redundant Tariff Protection, in: Journal of International Economics, Vol. 9 (1979), S. 47-55, insb. S. 48, Fig. 1 und Bhagwati, J.: Export-promoting Protection: Endogenous Monopoly and Price Disparity, in: The Pakistan Development Review, Vol. 27 (1988), S. 1-5, insb. S. 3. 4 Park
50
3. Handelspolitik beim inländischen Anbietermonopol
In Abbildung beinhalten D die Nachfragefunktion (Preis-Absatz-Funktion) und MC die marginalen Produktionskosten (Grenzkosten) für den inländischen Monopolisten. Aufgrund der Annahme der vollständigen Konkurrenz auf der ausländischen Angebotsseite ist der Weltmarktpreis mit P p gegeben. Preis
Abb. 3.1: Effekte der Importzölle beim inländischen Monopol mit komparativen Vorteilen
Im Freihandel produziert der inländische Monopolist die Menge X j in Punkt A, wovon im Inland konsumiert und die Differenz (X 1 - X ^ in den Weltmarkt exportiert wird. Der von außen gegebene Freihandels-Weltmarktpreis Pp diktiert in dieser Situation die Entscheidung des inländischen Monopolisten über seinen Preis sowohl auf dem heimischen als auch auf dem Weltmarkt. Ein höherer Inlandspreis würde zu einer totalen Umlenkung des inländischen Konsums von den Inlands- zu den Importprodukten führen. 3
3
Vgl. hierzu Fishelson/Hillman: Domestic Monopoly and ..., insb. 48f, Helpman/Krugman: Trade Policy and S. 28ff und Corden: Trade Policy and ..., S. 201f.
3 . . Ökonomische Effekte der I m p o r t e
51
3.1.1.1. Die Preis- und Mengeneffekte Eine Einführung der Importzölle ändert die Kalkulationsbasis für den inländischen Monopolisten vor allem hinsichtlich des inländischen Preises, während der Weltmarktpreis weiterhin auf dem alten Niveau P p bleibt. Die Protektion des Inlandsmarktes in Form von Importzöllen gewähren also dem Monopolisten gewisse Spielräume für eine Preisdifferenzierung zwischen dem Inlands- und dem Weltmarkt. Die Preis- und Mengenreaktionen des Monopolisten hängen hierbei im wesentlichen von der Höhe der Importzölle ab. Wird der Importzoll auf einem niedrigen Niveau t j (0 < t 1 < t 2 ) festgesetzt, so wird weiterhin die Menge X 1 im Inland produziert, wovon nun X 3 zum Preis P p ( l + t 1 ) im Inland konsumiert wird. Infolgedessen erhöht sich die Exportmenge des inländischen Monopolisten auf (X 1 - X 3 ). Die Importzölle übernehmen also in einem solchen Fall eine Funktion der Exportförderung. Sie ermöglichen zudem dem Monopolisten, den Inlandspreis bis zu dem Preis der Importprodukte zu erhöhen, ohne dabei Absatzeinbußen befürchten zu müssen. Bei einem steigenden Zollsatz setzt sich dieser Prozeß fort, bis der Zollsatz t 2 erreicht wird mit der Folge einer weiteren Erhöhung des Exportanteils und einer weiteren Reduzierung des inländischen Konsumanteils an der gesamten Produktion von X r Eine weitere Erhöhung des Zollsatzes auf z.B. t 3 (t 3 > t 2 ) jedoch induziert keine weitere Änderung der Preis- und Mengenentscheidung seitens des inländischen Monopolisten, da in Punkt E mit einem Importzollsatz von t 2 die Optimierungsbedingungen (P p = MR = MC) für ihn als einen preisdiskriminierenden Anbieter erfüllt sind. Der Importzollsatz in Höhe von t2 stellt in diesem Zusammenhang den höchsten ausnutzbaren Zollsatz unter den hier behandelten Bedingungen dar. Der Teil in Höhe von (t 3 -1 2 ) vom Zollsatz t 3 ist also nicht ausnutzbar und deshalb als "überflüssig" einzustufen. 4 In einem solchen Fall ignoriert der Monopolist die weiteren Zollerhö-
In der Literatur wird der überflüssige Teil des Importzolls häufig "redundanter Importzoll" bzw. "water-in-the-tariff" genannt. Siehe hierzu beispielsweise Fishelson/Hillman: Domestic Monopoly and ..., S. 49, Corden: The Theory of Protection ..., S. 25 und Corden: Trade Policy and..., S.206.
52
3. Handelspolitik beim inländischen Anbietermonopol
hungen und bleibt bei der optimalen Konstellation von Preisen und Mengen, die in E erreicht wird. Die Reaktion des inländischen Monopolisten mit der Produktionsmenge ist in diesem Zusammenhang von besonderem Interesse: Unabhängig von der Höhe der Importzölle bleibt die inländische Produktion bei X r Diese zollunabhäbgige Produktionsmenge des inländischen Monopolisten kann durch die fett eingezeichnete Produktions-Reaktionslinie A N veranschaulicht werden.5 Die vertikale Produktions-Reaktionslinie A N deutet zudem auf eine Konstanz der Produzentenrente in engerem Sinne des inländischen Monopolisten hin, so daß der inländische Wohlstand lediglich anhand der Konsumentenrente und des staatlichen Budgets gemessen werden kann. 3.1.1.2. Die Wohlfahrtseffekte Was den nationalen Wohlstand des Importlandes anbelangt, so ist dieser durch einen Einsatz des Importzolls eindeutig negativ beeinflußt: Als Vergleichsbasis dient der Wohlstand unter der Freihandelsbedingung. Unter dem Freihandel gilt der Weltmarktpreis P p sowohl auf dem Inlands- als auch auf dem Weltmarkt, so daß die Konsumentenrente in Höhe von QMB der Produzentenrente in Höhe von GQA gegenüber steht. Bei der Einführung eines 'nicht-redundanten' Zollsatzes von t 1 verringert sich die Konsumentenrente um QRCB, wovon das Viereck QRCI als ein außerordentlicher Monopolgewinn an den inländischen Monopolisten übertragen wird. Da die inländische Produktion trotz der Zollerhebung bei X 1 unverändert bleibt, kommt keine Änderung der Produzentenrente im engeren Sinne zustande. Das staatliche Budget wird aufgrund des fehlenden Importes (Import = 0) nicht tangiert. Es kommt insgesamt zu einem Nettowohlfahrtsverlust in Höhe von CBI. 6 Der Importzoll in einer solchen Situation erweist sich daher eindeutig als wohlstandsmindernd. Dieser Wohl-
Die fett eingezeichnete Produktions-Reaktionslinie AN in Abbildung 3.1 entstammt einer eigenständigen Überlegung des Verfassers. Eine solche Linie in einer anderen Preis-KostenKonstellation wurde z.B. präsentiert in Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 30, Figure 3.2. Siehe auch Abbildung 3.2 und 3.3 dieser Untersuchung. ^ Dieser Nettowohlfahrtsverlust (deadweight loss) äußert sich in Form einer Konsumineffizienz.
3 . . Ökonomische Effekte der I m p o r t e
53
standseffekt ist eng mit einer Verstärkung der Monopolstellung des inländischen Monopolisten auf dem Inlandsmarkt verbunden. Die Importzölle weisen unter der Konkurrenzbedingung eines inländischen Anbietermonopols somit auch wichtige wettbewerbspolitische Konsequenzen auf. Bei einer sukzessiven Erhöhung des Zollsatzes auf die maximal ausnutzbare Höhe t 2 steigt dieser deadweight loss ständig. Da sich die Monopolstellung des inländischen Anbieters mit steigendem Zollsatz immer verstärkt, kommt es zu einer immer intensiveren Umverteilung zugunsten des Monopolisten und zu Lasten der inländischen Konsumenten. Die Einführung eines redundanten Zollsatzes über das Niveau von t 2 hinaus übt keinen Einfluß auf die Produktionsentscheidung des Monopolisten aus. Die Fläche EHB stellt deshalb den maximal möglichen Nettowohlfahrtsverlust bedingt durch eine Importverzollung unter der hier behandelten Konkurrenzbedingung dar. η
Der sogenannte Mmade-to-measureM-Importzoll , bei dem sich die Kosten der Konsumenten und des Landes als ganzes minimieren und die Monopolrente vermeiden lassen, liegt deshalb gleich bei Null. D.h., wirken die Importzölle auf die ohnehin existierende Monopolmacht verstärkend, so soll von dem Einsatz eines solchen handelspolitischen Instrumentes abgesehen werden. 3.1.2. Die Importzölle beim inländischen Monopolisten ohne komparative Vorteile In diesem Abschnitt werden die ökonomischen Effekte der Importzölle beim inländischen Monopolisten ohne anfängliche Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt untersucht. Zwei Preis- und Kosten-Konstellationen sind hierbei vorstellbar: Liegt der Weltmarktpreis über dem Niveau der Grenzkosten, die sich ihrerseits dem Grenzerlös angleichen, so können die Importzölle in bestimmten Bereichen dazu führen, daß der inländische Monopolist ein Teil seiner Produktion exportieren kann. In einer umgekehrten Konstellation bleibt die exportfördernde Wirkung aus. Solche Mechanismen
7 Ins Deutsche läßt sich dieser Begriff als 'maßgeschneiderter Zollsatz' übersetzen. Zur genaueren Begriffsdefinition siehe Corden: Trade Policy and ..., S. 203. In der weiteren Ausführung wird das Kürzel "MTM-Zollsatz" verwendet.
54
3. Handelspolitik beim inländischen Anbietermonopol
werden insbesondere anhand der Produktions-Reaktionslinie nach einander untersucht. 3.1.2.1. Ökonomische Effekte der Importzölle beim Weltmarktpreis über dem Niveau der Grenzkosten (= Grenzerlös)
3.1.2.1.1. Die Preis- und Mengeneffekte In diesem Abschnitt werden die ökonomischen Effekte der Importzölle bei einem inländischen Monopolisten untersucht, der keine komparativen Vorteile auf dem Weltmarkt vorweisen kann. Er ist nun einem Wettbewerb mit den ausländischen Anbietern auch auf dem Inlandsmarkt ausgesetzt. In einem ersten Fall wird in Abbildung 3.2 angenommen, daß der Weltmarktpreis über dem Niveau der Grenzkosten (= Grenzerlös) liegt. Dem alternativen Fall wird im nachfolgenden Abschnitt nachgegangen. Unter Ausschluß jeglicher handelspolitischer Maßnahmen stellt sich der Inlandspreis auf dem Niveau des Weltmarktpreises ein, so daß die Menge X 1 im Inland konsumiert wird. Der inländische Monopolist kann den Inlandsmarkt lediglich mit der Menge X 3 beliefern, während die Differenz (X 1 -X 3 ) zum Weltmarktpreis P p vom Ausland importiert wird. Bei einem niedrigen Niveau ruft ein Importzoll jene Preis- und Mengenreaktionen hervor, die unter vollständiger Konkurrenz auch denkbar gewesen wären: Bei einem Zollsatz zwischen 0 und t 1 geht die im Inland konsumierte Gütermenge zurück, während die Inlandsproduktion sukzessive ausgeweitet wird (Produktions-Reaktionslinie HB). Dies ist die standardisierte Reaktion der Produzenten auf die protektionistischen Maßnahmen unter vollständiger Konkurrenz. Eine solche Reaktion kommt vor allem deswegen zustande, weil sich der Monopolist aufgrund einer ständigen Bedrohung der Importpenetration mit der Rolle eines Produzenten ohne Monopolmacht zufrieden geben muß.9 Beim prohibitiven Zollsatz L kann die sämtliche in-
g Abbildung 3.2 ist eine erweiterte Version von Fig. 2. aus Fishelson/Hillman: Domestic Monopoly and ..., S. 50. 9 Helpman/Krugman: Trade Policy and S. 28ff und Bhagwati: Export-promoting Protection ..., S. 3.
3 . . Ökonomische Effekte der I m p o r t e
55
ländische Konsummenge X , durch die inländische Produktion befriedigt in
werden. Im Inland herrscht also ein autarkie-ähnlicher Zustand.
Abb. 3.2: Effekte der Importzölle beim inländischen Monopol mit komparativen Nachteilen. Die Importzölle mit Exportförderungseffekten
Bei einem Zollsatz in dem Bereich t 1 < t < t^ wird eine im Hinblick auf den Produktionseffekt anormale Reaktion durch den inländischen Monopolisten ausgelöst: Er schränkt trotz eines höheren Zollsatzes seine Produktion ein (Produktions-Reaktionslinie BC), anstatt sie auszuweiten, da seine Absatzmöglichkeit von der Nachfrageseite her begrenzt ist. 11 Der Inlandspreis liegt in diesem Fall genau auf dem Niveau des zollgeladenen Weltmarktpreises von Pp(l + t).
I
Vgl. Fishelson/Hillman: Domestic Monopoly and ..., S. 50. Ähnliche Darstellungen sind zu finden in Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 28ff und Bhagwati: Export-promoting Protection ..., insb. S. 3. I I Helpman/Krugman sprechen in diesem Kontext von einer 'perversen' Reaktion des inländischen Monopolisten. Siehe Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 29.
3. Handelspolitik beim inländischen Anbietermonopol
56
Obwohl in dieser Konstellation kein Import stattfindet, existiert eine ständige Drohung der Importpenetration, so daß sich der Monopolist veranlaßt sieht, eine gemäßigte Preispolitik zu betreiben. 12 Steigt der Zollsatz sukzessive, so setzt sich der Prozeß der Produktionseinschränkung so lange fort, bis sich die Grenzkosten dem Weltmarktpreis angleichen. Dies ist in Abbildung 3.2 in Punkt H bzw. C mit dem dazugehörigen Zollsatz t 2 der Fall. Bei einer weiteren Erhöhung des Zollsatzes über t 2 hinaus (t 2 < t < t 3 ) ist für den inländischen Monopolisten lohnender, seine Produktion trotz einer zurückgehenden Inlandsnachfrage bei X 3 zu belassen (ProduktionsReaktionslinie CT), als sie auf X 4 zu reduzieren. Dies liegt daran, daß ihm die Möglichkeit eröffnet worden ist, die überschüssige Produktion zum Weltmarktpreis P p zu exportieren, während im Inland ein zollinklusiver Preis von P p ( l + t) erzielt werden kann. Es findet eine örtliche Preisdiskriminierung der Märkte durch den inländischen Monopolisten statt und der Importzoll übernimmt dabei die Funktion von Exportförderungsmaßnahmen.13 Beim Zollsatz t 3 erreicht der Monopolist sein Gewinnmaximum aufgrund der Erfüllung der Bedingung PF = MC = MR: Er produziert die Menge X 3 , wovon X 4 im Inland zu dem zollinklusiven Preis von P p ( l + t 3 ) und ( X 3 - X 4 ) auf dem Weltmarkt zu dem Weltmarktpreis von PF abgesetzt werden. Eine weitere Zollerhöhung (t > t ^ hat, wie bereits im vorangegangenen Abschnitt erläutert, einen redundanten Teil von (t -1 3 ). Die inländische Produktion geht fortan auf X 4 zurück und bleibt bei weiteren Zollerhöhungen unverändert (Produktions-Reaktionslinie ES). 3.1.2.1.2. Die Wohlfahrtseffekte Der anfängliche Wohlstand des Inlandes unter Freihandel, unter dem das Inland die Menge Χ χ konsumiert und die Menge X 3 produziert, kann durch 12 13
Helpman/Krugman: Ebenda.
Dieses Ergebnis unterscheidet sich von dem in Fußnote 1 dieses Kapitels bereits angesprochenen Krugman'schen darin, daß dies nicht etwa wegen der Skalenerträge zustande kommt. Vielmehr ist die Preisdiskriminierungsmöglichkeit des Monopolisten für diese protektionsbedingte Exportförderung verantwortlich. Siehe hierzu auch Bhagwati: Exportpromoting Protection..., S. 4.
3 . . Ökonomische Effekte der I m p o r t e
57
die Summe aus der Konsumentenrente in Höhe von RAM und der Produzentenrente in Höhe von RHG repräsentiert werden. Der Zollsatz in Höhe von t l senkt die Konsumentenrente um QRBA und steigert die Produzentenrente um RQBH. Hierdurch entsteht ein Nettowohlfahrtsverlust von BHA, der in die Konsumineffizienz BKA und Produktionsineffizienz BHK unterteilt werden kann. Eine Erhöhung des Zollsatzes auf ^ < t < ^ verringert die Konsumentenrente weiter, während die Produzenten davon profitieren. Der nationale Wohlstand geht allerdings weiter zurück. Beim Zollsatz von t 2 beträgt der "deadweight loss" die Fläche des Dreiecks CHA, wobei der inländische Monopolist aufgrund des Fehlens ausländischer Konkurrenz eine Art Monopolgewinn von RMCH vereinnahmen kann. Der Gewinn des Monopolisten steigt weiter mit dem steigenden Importzollsatz. Wird der Zollsatz t 3 auferlegt, so ist die Belastung der inländischen Konsumenten am höchsten, während der inländische Anbieter nicht nur im Inlandsmarkt die Monopolrente von RLEI, sondern auch im Auslandsmarkt Extragewinne in Höhe von IHJ erwirtschaften kann. Eine verstärkte Umverteilung zugunsten des Monopolisten ist die konsequente Folge seiner vergrößerten Monopolstellung. Bei einem teilweise Mredundanten"-Zollsatz von t > t 3 kommt es zu keinen weiteren Änderungen der Lage. Die bisherige Wohlfahrtsanalyse ergibt auch in diesem Fall, daß der Schutz des inländischen Monopolisten durch das Verzollen der Importprodukte trotz eines in bestimmten Bereichen auftretenden Exportförderungseffektes eindeutig als nachteilig zu beurteilen ist.
3.1.2.2. Ökonomische Effekte der Importzölle beim Weltmarktpreis unter dem Niveau der Grenzkosten (= Grenzerlös)
3.1.2.2.1. Die Preis- und Mengeneffekte Liegt der Weltmarktpreis unter dem Niveau der MC = MR, so läßt sich die Lage des inländischen Marktes mit leichten Modifikationen anhand Abbildung 3.3 14 skizzieren.
58
3. Handelspolitik beim inländischen Anbietermonopol
Preis
Menge
Abb. 3.3: Effekte der Importzölle beim inländischen Monopol mit komparativen Nachteilen. Die Importzölle ohne Exportförderungseffekte
Unter Freihandel verhält sich der inländische Monopolist nach wie vor wie unter vollständiger Konkurrenz, da eine Festsetzung des Monopolpreises zu einer vollständigen Substitution der Inlandproduktion durch den Import führen würde. Der Weltmarktpreis P p diktiert also weiterhin die Preispolitik des Monopolisten, so daß er unter der Freihandelsbedingung, wie im vorherigen Fall, zu einem Monopolisten ohne Monopolmacht degradiert wird. 15 Die inländische Produktion ist daher auf X 4 begrenzt, während die
14 Diese graphische Darstellung ist eine zusammengefaßte Version von Helpman/ Krugman: Trade Policy and ..., S. 28, Fig. 3.1. und S. 30, Fig. 3.2.. Ähnliche Diagramme finden sich in Fishelson/Hillman: Domestic Monopoly and ..., S. 51 und Bhagwati: Export-promoting Protection..., S. 2. 15 Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 28ff und Bhagwati: Export-promoting Protection ..., S. 3.
59
3 . . Ökonomische Effekte der I m p o r t e
Menge X 1 konsumiert wird. Der anfängliche Import beläuft sich infolgedessen auf (X 1 - X 4 ). Ein niedriger Importzoll von t (0 < t < tj) ruft eine bereits beschriebene, standardisierte Reaktion der Produzenten unter vollständiger Konkurrenz hervor: 16 Die Inlandsproduktion steigt (Produktions-Reaktionslinie HB) gekoppelt mit dem Rückgang der inländischen Konsumnachfrage. Wird der Importzoll auf t 1 festgesetzt, so ersetzt die inländische Produktion die Importprodukte vollständig, so daß eine autarkie-ähnliche Lage im Inland zustande kommt. Einen höheren Zollsatz (tj < t < t 2 ) nutzt der inländische Monopolist zu einer hundertprozentigen Überwälzung der Importzölle auf den Konsumentenpreis. Der Inlandskonsum geht aufgrund der Preiserhöhung zurück. Die Nachfrage schränkt auch in diesem Beispiel die inländische Produktionsausweitung ein (Produktions-Reaktionslinie BC). Trotz der Verteuerung der Preise kann die inländische Produktion nicht ausgeweitet werden, 17
da die Absatzmöglichkeit von der Nachfrageseite (D) her begrenzt wäre. Eine ständige Bedrohung der Importpenetration in diesem Zollbereich schränkt zudem die Erfolgschance einer über das Niveau P F ( l + t) hinaus ίο
Γ
gehenden Preispolitik des inländischen Monopolisten ein. Beim Zollsatz t 2 ist die Penetrationsdrohung der Importprodukte wirkungslos, so daß der gewinnmaximierende Preis für den inländischen Monopolisten von P p ( l + t 2 ) durchgesetzt werden kann. Ein höherer Zollsatz (t > t 2 ) übt unter dieser Preis-Kosten-Konstellation keinen Einfluß auf die Preis- und Mengenentscheidung des Monopolisten aus (Produktions-Reaktionslinie CR), so daß t, als der maximal ausnutzbare Importzollsatz beIQ
trachtet werden kann.
16
Siehe den Fall mit dem Zollsatz tl in der Abb. 3.2
17 Helpman/Krugman sprechen in diesem Zusammenhang von einer 'perversen' Reaktion des inländischen Monopolisten. Vgl. Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 29ff. 18 Bhagwati beipielsweise spricht in diesem Zusammenhang von einer mit der Handelspoltik verbundenen "Endogenisierung" des inländischen Monopols, das ursprünglich exogener Natur war. Siehe hierzu Bhagwati: Domestic Monopoly and ..., S. 3. 19 Fishelson/Hillman: Domestic Monopoly and ..., S. 51.
60
3. Handelspolitik beim inländischen Anbietermonopol
Ein qualitativer Unterschied zu den vorherigen beiden Fällen besteht, wie Fishelson/Hillman richtig anmerken, darin, daß sich nun kein Importzollsatz in dem untersuchten Bereich finden läßt, bei dem der inländische Monopolist zu exportieren in der Lage wäre. 3.2.2.2.2. Die Wohlfahrtseffekte Die Analyse der Wohlfahrtseffekte ist ähnlich wie in den früheren Abschnitten. Allerdings fehlt in dieser Konstellation, das in Abbildung 3.2 existierende Dreieck HIJ als ein zusätzlicher Gewinn des inländischen Monopolisten, der im Zusammenhang mit den exportfördernden Importzöllen auf dem Weltmarkt erwirtschaftet werden konnte. Vielmehr entsteht beispielsweise bei t 2 ein zusätzlicher Effizienzverlust in Höhe von FHJ auf der Produktionsseite, der auf eine im Vergleich zu den ausländischen Konkurrenten nachteilige Kostenstruktur zurückzuführen ist. Es kommt beispielsweise bei t 2 zu einem gesamten Nettowohlfahrtsverlust von HFCA, was eine vollständige Umverteilung zugunsten des inländischen Monopolisten mit dem dazugehörigen "deadweight loss" bei jeweiligen Zollsätzen beinhaltet. 3.1.3. Zusammenfassung der Analyse der Importzölle Die bisherige Analyse der Wohlfahrtseffekte der Importzölle läßt sich folgendermaßen zusammenfassen: Erstens, bei Vorhandensein des heimischen Monopols ist ein Importzoll in allen hier untersuchten Fällen kein geeignetes Instrument zur Verbesserung des nationalen Wohlstandes, der als die Summe aus der Konsumenten- und der Produzentenrente sowie dem Gewinn an staatlichen Zolleinnahmen aufgefaßt werden kann. Einem bereits international konkurrenzfähigen inländischen Monopolisten gewährt ein Importzoll die Möglichkeit, den heimischen Absatz zu reduzieren und den Absatz auf dem Weltmarkt zu erhöhen, indem er die beiden Märkte preislich differenziert. Obwohl keine Effizienzverluste auf der Produktionsseite entstehen, kann der damit verbundene Rückgang der Konsumentenrente nicht vollständig wieder wettgemacht werden, so daß es zu nationalen Wohlstandseinbußen kommt.
2
Fishelson/Hillman: Ebenda.
3.2. Ökonomische Effekte der Importquoten
61
Im zweiten Beispiel wurde gezeigt, daß man durch einen ausreichend hohen Importzoll aus einem einzigen inländischen Produzenten ohne anfängliche internationale Konkurrenzfähigkeit einen in gewissen Bereichen international konkurenzfähigen Monopolisten schaffen kann: Dieser künstliche inländische Monopolist reagiert ab einem bestimmten Zollniveau anormal ("pervers") in dem Sinne, daß er trotz eines höheren Zollsatzes die Produktion reduziert. Unter bestimmten Bedingungen wird er in die Lage versetzt, einen Teil seiner Produktion exportieren zu können. Eine begleitende notwendige Erscheinung ist wohl die örtliche Diskriminierung des inländischen Marktes mit den über dem Weltmarktpreis hegenden Konsumentenpreisen. Unter der Bedingung P p < MR = MC, unter der die internationale Konkurrenzfähigkeit des inländischen Monopolisten am ungünstigsten ist, können die Importzölle einer Förderung der Exporte nicht dienen. Sie verstärken lediglich die Monopolstellung des inländischen Produzenten und fördern die ohnehin existierende Konzentration des Inlandsmarktes weiter, so daß die Importzölle in dieser Konstellation lediglich zu einer Art "pro-trust"Maßnahme degradiert werden. Zweitens, der künstlich geschaffene nationale Monopolist (Endogenisierung des Monopols) zeigt in gewissen Bereichen "perverse" Reaktionen auf eine Zollerhöhung, die sich in Form einer Kontraktion der inländischen Produktion äußern. Dennoch kann der Monopolist in bestimmten Zollbereichen aufgrund eines drohenden potentiellen Importes seine optimale Monopolpreispolitik nicht durchsetzen (z.B. beim Zollsatz t^ < t < t 2 in der Abb. 3.3), so daß er sich mit der Rolle eines "Monopolisten ohne Monopolmacht" zufrieden geben muß. Drittens, der heimische Monopolist nutzt einen zu hohen Zollsatz nicht vollständig zu seinen Gunsten aus, da dies seinem Optimierungskalkül nicht entsprochen hätte (z.B. beim Zollsatz t > t 3 in der Abb. 3.2). Ein Teil der übermäßig hohen Importzölle erweist sich daher als 'redundant' (überflüssig).
32. Ökonomische Effekte der Importquoten
Nach der Äquivalenz-Analyse unter vollständiger Konkurrenz im Abschnitt 2.1.2. beschäftigt sich dieser Abschnitt mit einem ähnlichen Wir-
62
3. Handelspolitik beim inländischen Anbietermonopol
kungsvergleich zwischen den Importzöllen und Importquoten unter der Bedingung eines inländischen Monopols. In einem ersten Schritt werden die ökonomischen Effekte der Importquoten untersucht, die unter dem Niveau der Freihandels-Importmenge festgesetzt sind (bindende Importquoten). Ob die Importquoten auch dann Mengen- und Preisanpassungen hervorrufen, wenn sie nicht bindend sind, ist der Untersuchungsgegenstand des nachfolgenden zweiten Unterabschnittes. 3.2.2. Ökonomische Effekte
der bindenden Importquoten
In diesem Abschnitt werden anhand Abbildung 3.4 die Konsequenzen der bindenden Importquoten für die Preise und Mengen analysiert, wodurch die Unterschiede zu den Zöllen herausgearbeitet werden können.
Abb. 3.4: Effekte der Importquoten beim inländischen Monopol. Die bindenden Importquoten
21
Entnommen aus Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 31.
3.2. Ökonomische Effekte der Importquoten
63
In Abbildung 3.4 wird die gesamte Nachfrage des Inlandes mit D und die Grenzkosten der Produktion für den inländischen Monopolisten mit MC bezeichnet. Unter Freihandel wird im Inland die Menge X 1 nachgefragt, wovon X^ durch die inländische Produktion und (X 1 - X^) durch den Import jeweils zum Freihandelspreis P p gedeckt werden. Wie in der Analyse der Importzölle, fungiert der inländische Monopolist als "Monopolist ohne Monopolmacht" und paßt sich bei seiner Entscheidung dem Weltmarktpreis an. Es wird zunächst davon ausgegangen, daß das Inland ein bestimmtes Importniveau von (X 1 - X ^ durch Verhängung einer Importquote in dieser Höhe anstrebt. Eine Unterbietung des Weltmarktpreises durch den inländisehen Monopolisten sei hier ausgeschlossen. Die Preis-Absatz-Funktion für den inländischen Monopolisten kann als die "restliche Nachfrage" durch die zweimal geknickte Linie D'BCE dargestellt werden. Die zur Preis-Absatz-Funktion gehörende Grenzerlösfunktion kann aus D'BCE abgeleitet werden und hat drei Teilbereiche, nämlich U, BC und KL. Die optimale Entscheidung für den Monopolisten ist in Punkt A gegeben, wo die marginale Nutzen- (MR*) und marginale Kostenfunktion (MC) zusammentreffen. Aufgrund der mengenmäßigen Importbeschränkung in Form von Importquoten bleibt der Preiswettbewerb aus, so daß der Monopolist in die Lage versetzt wird, ohne Rücksicht auf die ausländischen Angebotspreise sein Gewinnmaximum zu erreichen. Der gewinnmaximierende Inlandspreis steigt von PF auf PQ und die inländische Produktion reduziert sich von X 3 auf X 4 . Wegen der Verteuerung des inländischen Konsumentenpreises geht der Konsum von Inlandsprodukten auf X 4 zurück, woraufhin der gesamte Konsum in Höhe von [X 4 + (X 1 - X^)] errechnet werden kann. Die Importquote in Höhe von (X 1 - X ^ induziert hiermit einen Konsumrückgang um (X^ - X 4 ), wobei ein Importrückgang um lediglich (X^ - X 3 ) beabsichtigt worden war. Unter diesem Gesichtspunkt sind die Importquoten als kontraktiver denn die Importzölle einzuschätzen.24
22 23
Dies garantiert die Existenz des Importbedarfs.
Unter dem Weltmarktpreis ist der Import ausgeschlossen, während über PF eine festgesetzte Menge (X^ - X^) importiert wird. 24 Da sich die Methodik der ausführlich durchgeführten Wohlfahrtsanalyse im Falle der Importzölle mühelos auf den Fall der Importquoten übertragen läßt, wird auf eine ausführ-
64
. Handelspolitik beim ländischen Anbietermonopol
Die Preis- und Mengenreaktionen des inländischen Monopolisten hängen im wesentlichen von der Höhe der Importquoten ab: Wird die zulässige Höchstimportmenge heraufgesetzt (herabgesetzt), so kommt es zu einer stärkeren (schwächeren) Preissteigerung und Produktionsverringerung als im geschilderten Beispiel. Dieses Ergebnis kann mit folgenden Argumenten begründet werden: Eine höhere Importquote läßt die Inlandsprodukte knapper werden. Der Monopolist versucht sodann durch eine Heraufsetzung der Preise diese Knappheitsrente für sich zu verbuchen. 5.2.2. Ökonomische Effekte
der nicht-bindenden Importquoten
Eine weitere Besonderheit der Importquoten Hegt darin, daß sie auch dann kontraktive Effekte auf die heimische Produktion hervorrufen können, wenn sie auf Freihandelsniveau oder gar leicht über Freihandelsniveau festgesetzt sind. Dies kann anhand Abbildung 3.5 erläutert werden. Im Freihandels-Gleichgewicht in C wird im Inland die Menge X^ produziert, während der Konsum in Höhe von X 1 getätigt werden soll. Die Differenzmenge (Xj - X^) wird durch den Import zum Weltmarktpreis PF befriedigt. Nun wird eine Obergrenze der zulässigen Importmenge auf ( X j X 3 ) festgesetzt, die das Importniveau beim Freihandel überschreitet und deshalb keine bindenden Wirkungen auf die Importmenge auslöst, so daß es unter vollständiger Konkurrenz wirkungslos geblieben wäre. Jedoch kann eine solche Importquote, obwohl nicht-bindend, bei Vorhandensein einer unvollständigen Konkurrenzstruktur wohl die Mengenund Preisentscheidung der Beteiligten beeinflussen. Dies ist insbesondere beim vorliegenden inländischen Monopol der Fall. In dem grafisch dargestellten Beispiel schneidet die Grenzkostenfunktion die Grenzerlösfunktion zweimal, so daß wir zwei potentielle Optimierungspunkte (in I und C) haben. Die Entscheidung des Monopolisten entweder für die Freihandels-Konstellation in C oder für die Kontraktion seiner Pro-
liche Erläuterung verzichtet. Es wird erforderlichenfalls auf die zu modifizierenden Schlußfolgerungen verwiesen. 25 Abbildung 3.5 ist eine erweiterte Version von Figure 3.4. aus Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 32. Die nachfolgende Ausführung basiert auf der aus dieser Quelle.
3.2. Ökonomische Effekte der Importquoten
65
duktion um (X^ - X 4 ) in I hängt letztendlich von der relativen Größe der beiden Flächen A I H und ABC ab.
Preis
D D' \ mr\ N\ \
MC \R L ι
C
/
Xe
θ η
Λ Η !
: 0
X4
X3 X2
F
k \
K
Xt
Menge
Abb. 35: Effekte der Importquoten beim inländischen Monopol. Die nicht-bindenden Importquoten
Bei einer sukzessiven Produktionsreduktion von X^ auf X 4 entgeht dem Monopolisten Nettoertrag in Höhe von ABC, während er die Fläche A I H als zusätzlichen Nettoertrag dazu gewinnt. Übersteigt der Vorteil (AIH) den Nachteil (ABC) beim Übergang von C nach I, so schränkt der Monopolist seine Produktion auf X4 ein und setzt den Monopolpreis von PQ durch. Es kann daher trotz einer nicht-bindenden Importquote zu einer Kontraktion der inländischen Produktion kommen. Falls A I H < ABC, ist der Freihandel das optimierende Gleichgewicht auch dür den Monopolisten unter einer nicht-bindenden Importquote und diese hat deshalb keine Auswirkung auf Preis und Menge. 3.2.3. Zusammenfassung der Analyse der Importquoten: Äquivalenz von Importzöllen und -quoten beim inländischen Anbietermonopol Die bisherigen getrennten Analysen von Zöllen und Quoten können in einer Äquivalenz-Analyse zusammenfassend betrachtet werden. In dieser 5 Park
66
. Handelspolitik beim
ländischen Anbietermonopol
Analyse wird die Importquote so festgesetzt, daß sie genau der durch einen bestimmten Importzollsatz verwirklichten Importmenge entspricht. Es soll hierbei überprüft werden, ob die beiden handelspolitischen Instrumente unter der Bedingung eines inländischen Monopols dieselben (äquivalenten) Mengen- und Preiseffekte induzieren. In einem Extremfall, wie beispielsweise beim Prohibitivzoll in Höhe von t 1 < t < t 2 in Abbildung 3.2 oder 3.3 ist die Äquivalenz eindeutig als verletzt anzusehen: Im Falle der Importzölle kann der Monopolist aufgrund einer ständig existenten Importdrohung den Inlandspreis nicht über P p ( l + t ) hinaus erhöhen. Werden die Zölle durch die mengenmäßigen Beschränkungsmaßnahmen wie Importquoten in gleicher Höhe ersetzt, so kann er seine gesicherte Monopolposition ausspielen, indem er den Inlandspreis auf das Niveau des Monopolpreises erhöht. Dies kann auf eine künstliche Aufhebung der preislichen Importkonkurrenz durch die Importquote zurückgeführt werden, was bei einem Importzoll nicht der Fall ist. Selbst bei einem Zollsatz, der eine positive Importmenge zuläßt, kommt es zu einem höheren Konsumentenpreis und einer niedrigeren Konsummenge, wenn dieser durch die mengenäquivalente Importquote ersetzt wird. Anhand Abbildung 3.6 26 kann ein solcher Fall näher veranschaulicht werden: Ausgehend von der Freihandelssituation in C wird ein Importzoll in Höhe von t verhängt. Auf dem Inlandsmarkt wird zu dem zollinklusiven Konsumentenpreis P p ( l + t ) die Menge X^ nachgefragt. Die inländische Produktion steigt von X 4 auf X 3 . Der Import reduziert sich deshalb von IC auf HF ( = BC). Wird der Importzoll durch eine Importquote in Höhe von HF ersetzt, so stellt sich das gewinnmaximierende Quoten-Gleichgewicht für den Monopolisten in A ein: Die Importquote ermöglicht dem Monopolisten seinen Monopolpreis PQ durchzusetzen. Die inländische Produktion reduziert sich, anstatt zu steigen, wie es mit dem Importzoll der Fall wäre. Es kommt des-
Abbildung 3.6 ist eine erweiterte Version von Figure 3.5. aus Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 34.
3.2. Ökonomische Effekte der Importquoten
67
halb zu einer stärkeren Konsumeinschränkung, als dies durch dieselbe Importmenge HF mittels eines Importzolles erreicht worden wäre.
Wohlfahrtstheoretisch betrachtet führt die Importquote zu höheren Wohlfahrtsverlusten als der Importzoll: Im Falle einer Auktion oder einer kostenlosen Verteilung der Importlizenzen an die Inländer beläuft sich der Nettowohlfahrtsverlust bei einer Importquote genau auf die Fläche LKB. Bei den freiwilligen Exportselbstbeschränkungen durch das Exportland, bei denen die Lizenzen an die ausländischen Exporteure verteilt werden, werden die sämtlichen Knappheitsrenten von den ausländischen Produzenten vereinnahmt. In einem solchen Fall kommt es zu einem noch höheren Wohlfahrtsverlust aus nationaler Sicht in Höhe der Fläche LKNC. Im Vergleich dazu werden beim Verzollen der Importe lediglich die Summe aus den beiden Flächen HIR und FSC als "deadweight loss" registriert. Die Importquote ist insofern nicht äquivalent zum Importzoll bei Vorliegen eines inländischen Monopols.
68
. Handelspolitik beim
ländischen Anbietermonopol
3 3 . Optimale Handelspolitik beim inländischen Anbietermonopol: Abschließende Bemerkungen
In allen hier untersuchten Fällen bringt eine aktive Handelspolitik der Regierung, sei es durch die Verzollung der Importe, sei es durch Verhängung einer Obergrenze der maximal importierbaren Menge, Nettowohlfahrtsverlust aus nationaler Sicht mit sich, soweit auf dem inländischen Markt ein einziger inländischer Anbieter mit vielen ausländischen Anbietern konkurriert. Deshalb konnte die Analyse nur beschreibender Natur sein: Es ist nicht der Frage nachgegangen worden, was für Maßnahmen bei Vorhandensein eines inländischen Monopols benötigt werden, um den nationalen Wohlstand zu verbessern. Vielmehr ist das Problem angegangen worden, was für ökonomische Auswirkungen zu erwarten sind, falls die eine oder die anderen handelspolitischen Maßnahmen, vor allem Importzölle und -quoten, praktiziert werden. Hierbei konnten die folgenden Erbebnisse identifiziert werden. Erstens, es konnte klar unterschieden werden zwischen den voll ausnutzbaren und redundanten Zollsätzen: Jede Erhöhung der Importzölle über das Niveau des sogenannten "made to measure (MTM)"-Zollsatzes führt zu einer Verstärkung der Monopolstellung mit der Folge einer inländischen Produktionseinschränkung. Da hierdurch die nationalen Wohlstandseinbußen viel schneller steigen würden als es mit einem Importzoll etwa unter vollständiger Konkurrenz, der die inländische Produktion begünstigt, der Fall wäre, ist von der Praktizierung einer solchen Importzollpolitik mögliehst abzusehen. Zweitens, die Importzölle in einem moderaten Ausmaß verhindern die ausländische Konkurrenz nicht und zwingen somit den inländischen Monopolisten zu den Verhaltensweisen, die auch unter vollständiger Konkurrenz zu erwarten gewesen wären. Der Monopolist in einer solchen Situation steht nämlich unter dem Druck des potentiellen Importes, so daß er sich seinen preispolitischen Spielraum nicht in voller Stärke zunutze machen kann. Dies
27 Zu ähnlichen Schlußfolgerungen kommt beispielsweise Corden: Trade Policy and ..., S. 206ff.
. Abschließende B e r u n g e n
69
kann unter Umständen die zwangsläufigen Wohlfahrtseinbußen minimieren helfen. Drittens, die Importquoten führen zu einer Schwächimg des preislichen Wettbewerbs, wodurch dem inländischen Monopolisten die Möglichkeit gegeben wird, seine optimierende Monopolpreispolitik bei jeder Höhe der Importquoten durchzusetzen. Dies führt aufgrund der mit den höheren Konsumentenpreisen verbundenen stärkeren "deadweight losses" zu einer Höherbelastung nicht nur für die inländischen Konsumenten, sondern auch für die eigene Volkswirtschaft insgesamt. Somit kann die folgende Schlußfolgerung gezogen werden: Es sind bei Vorliegen eines inländischen Angebotsmonopols auf dem Inlandsmarkt jegliche protektionsorientierten handelspolitischen Maßnahmen zu vermeiden. Kommt es dennoch zur Auswahl zwischen den einzelnen Maßnahmen, so sind unter Wohlstandsgesichtspunkt die Importzölle den Importquoten und ΛΟ
den VERs strikt vorzuziehen.
Helpman/Krugman sprechen in diesem Zusammenhang von einer "second-worst policy"Eigenschaft der Importzölle. Siehe hierzu Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 49.
4. Handelspolitik beim ausländischen Anbietermonopol
Dieser Teil der Untersuchung widmet sich dem Fall 3 in der eingangs gewählten Abgrenzung, nämlich dem Fall eines einseitigen ausländischen Anbietermonopols. Wird der Inlandsmarkt durch ein einseitiges ausländisches Anbietermonopol gekennzeichnet, so wird der Handelspolitik eine strategische Bedeutung zuerkannt. Da die außerordentlichen Monopolgewinne unter einer solchen Wettbewerbsbedingung von den ausländischen Monopolisten eingenommen werden, ist es aus nationaler Sicht bedeutsam, die ausländische Monopolstellung durch aktive handels- und wettbewerbspolitische Maßnahmen zu begrenzen. Gelingt dies der inländischen Regierung, so könnten die entstandenen nationalen Wohlfahrtsverluste zumindest teilweise wieder rückgängig gemacht werden. Unter welchen Voraussetzungen und in welcher Form die Intervention stattfinden soll, hängt unter anderem von den Nachfrage- und Angebotsbedingungen auf dem inländischen Markt ab. Zu untersuchen ist deshalb, welche Konstellationen von Marktbedingungen mit welcher Form der aktiven Handelspolitik zu vereinbaren sind. Hierbei spielt die Form der inländischen Importnachfragefunktion eine entscheidende Rolle. Es wird deshalb auf der Nachfrageseite zunächst zwischen einer linearen und nicht-linearen Importnachfrage unterschieden. Im Vergleich dazu ist der Verlauf der Grenzkostenfunktion des ausländischen Monopolisten von untergeordneter Bedeutung. Es wird deshalb in wesentlichen Abschnitten dieses Teils durchweg von konstanten Grenzkosten ausgegangen. Die Wohlfahrtseffekte von verschiedenen handelspolitischen Maßnahmen können deshalb insbesondere unter den beiden genannten Nachfragebedingungen durchleuchtet werden. Im wesentlichen geht es hierbei darum, die Bedingungen abzuleiten, unter denen eine aktive Handelspolitik den nationalen Wohlstand verbessern kann. Es werden gegebenenfalls Bedingungen für eine optimale Handelspolitik hergeleitet.
4.1. Grundlegende Überlegungen zur Formulierung von 'first-best policy*
71
Um eine bessere Einsicht in die Mechanismen der einzelnen handelspolitischen Instrumente zu gewährleisten, wird in diesem Teil von einer Nichtreaktion seitens des Auslandes ausgegangen. Die Reaktionen des Auslandes und ihre Konsequenzen für die bis dahin gemachten Schlußfolgerungen können in Teil 5 dieser Arbeit bei Vorliegen eines internationalen Dyopols spieltheoretisch eingehend untersucht werden.
4.1. Grundlegende Überlegungen zur Formulierung von 'first-best policy'
Es wird angenommen, daß die Importnachfragefunktion, unabhängig von ihrer Elastizitätseigenschaft, einen stetigen Verlauf aufweist. Dies kann insbesondere der Fall sein, wenn keine inländischen Anbieter dieselben oder substituierbare Produkte produzieren. Der ausländische Monopolist ist also als der einzige Anbieter der betreffenden Produkte auf dem Inlandsmarkt zu betrachten.1 Dies ermöglicht die Analyse mit einer stetigen, negativ geneigten Importnachfragefunktion, mit der der ausländische Monopolist konfrontiert ist. Die Preispolitik des Angebotsmonopolisten in einer solchen Situation kann anhand Abbildung 4.1 veranschaulicht werden. In Abbildung 4.1 stellt ID die Funktion der inländischen Importnachfrage dar. Bei Fehlen inländischer Konkurrenz ist ID zugleich die gesamte inländische Nachfrage nach den ausländischen Importprodukten. Die dazugehörige Grenzertragsfunktion für den ausländischen Monopolisten ist als MR abgeleitet. Es werden bei der Erläuterung von "first-best policy" zwei unterschiedliche Typen der Grenzkostenfunktion berücksichtigt. Im linken Diagramm in Abbildung 4.1 ist der Fall mit konstanten Grenzkosten abgebildet: Unter Freihandel exportiert der ausländische Monopolist die Menge M p zu dem Monopolpreis von Pp während die Mengen-PreisKombination unter vollständiger Konkurrenz ( M K , P K = M C ) gewesen wäre. Im Vergleich zur vollständigen Konkurrenz verliert das Inland demzufolge
Werden dieselben oder substituierbare Produkte von inländischen Produzenten angeboten, so ist die Importnachfrage nicht stetig. Für diesen Fall sei zu verweisen auf Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 60ff. 2 Abbildung 4.1 ist eine um den Fall der steigenden Kosten erweiterte Fassung von Figure 4.1. aus Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 50.
72
4. Handelspolitik beim ausländischen Anbietermonopol
die Konsumentenrente in Höhe von EGAC, wovon EGAB als Monopolrente an den ausländischen Monopolisten und ABC als 'deadweight loss' in Form von Konsumineffizienz charakterisiert werden können.
α. konstante Grenzkosten
b. steigende Grenzkosten
Abb. 4.1: Preispolitik eines ausländischen Monopolisten unter Freihandel und die Tirst-best policy'
Die Möglichkeiten der inländischen Regierung, diese nationalen Wohlstandseinbuße zumindest teilweise zu verhindern, sind vielfältig: 3 Beispielsweise eine Höchstimportpreispolitik (HIP), die den inländischen Konsumentenpreis auf das Niveau der marginalen Kosten (P K ) zu erniedrigen vermag, ermöglicht es dem Inland, die an den ausländischen Anbieter verlo-
Es kommen außer den im Text genannten Maßnahmen beispielsweise Verbrauchsteuer und Gewinnsteuer als finanzpolitische Maßnahmen in Frage. Produziert der ausländische Monopolist auch im Inland, so ist Produktionssteuer zusätzlich zu erwähnen. Siehe hierzu Katrak, H.: Multinational Monopolies and Commercial Policy, in: Oxford Economic Papers, 1977, S. 283-291, insb. 287ff und De Meza, D.: Commercial Policy Towards Multinational Monopolies - Reservations on Katrak, in: Oxford Economic Papers, 1979, S. 334-337, insb. S. 335. Die wesentlichen handelspolitischen Instrumente werden in den folgenden Abschnitten näher betrachtet.
4.1. Grundlegende Überlegungen zur Formulierung von 'first-best polie/
73
renen Monopolrente und 'deadweight loss' in voller Höhe wieder für sich zu verbuchen.4 Bei einer steigenden marginalen Kostenfunktion, die im rechten Diagramm in Abbildung 4.1 präsentiert wird, beträgt der Nettowohlfahrtsverlust des Inlandes IGAC. Die zusätzlichen Gewinne des ausländischen Monopolisten im Vergleich zu Freihandel belaufen sich in diesem Fall auf (ABGI - BDC). Durch eine HIP auf P R wird das Inland in die Lage versetzt, den Nettoverlust an Konsumentenrente in vollem Umfang wieder rückgängig zu machen. Wird die HIP gekoppelt mit einem Verkauf von Lizenzen an den Monopolisten zu flexiblen Preisen, die zu jeder Menge den ansteigenden marginalen Kosten des Anbieters entsprechen sollen, so kann hierdurch nicht nur die Fläche zwischen den beiden Preislinien IGAC zugunsten der inländischen Konsumenten zurückgewonnen, sondern auch die Fläche zwischen der neuen Preislinie und der marginalen Kostenlinie HIC als Lizenzgebühreneinnahmen zugunsten des Staates dazugewonnen werden.5 Da eine höhere Importmenge und somit ein niedrigerer Konsumentenpreis, als sie in den beiden Fällen in Punkt C realisiert werden (Siehe Abbildung 4.1 a. und b.) nicht zustande kommen, können die beschriebenen Maßnahmen als die sogenannte "first-best policy" betrachtet werden.6 Eine weitere Verbesserung des nationalen Wohlstandes ist demzufolge nicht möglich. Sieht man einmal von den flankierenden Lizenzgebühren ab, die wegen der Interessenkonflikte in den seltensten Fällen durchgesetzt werden können, so läßt sich die optimale Interventionsstrategie durch eine Angleichung von marginalen Importkosten (MIK) mit den marginalen Nutzen des Imη
portes (= Importpreis) finden. Diese entspricht für den Fall konstanter
4 De Meza: Commercial Policy Towards ..., S. 335ff und Helpman/Krugman: Trade Policy and..., S. 51. 5
Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 52.
6
Vgl. De Meza: Commercial Policy Towards ..., S. 335.
7
Katrak: Multinational Monopolies..., S. 283.
74
4. Handelspolitik beim ausländischen Anbietermonopol
• ä . . Grenzkosten der bereits geschilderten Hfirst-best policy", während sie die "second-best policy" für den Fall steigender Grenzkosten darstellt.9 Die Erfolgschance der Handelspolitik in Form eines zulässigen höchsten Importpreises hängt jedoch wesentlich von der Bereitschaft des ausländischen Monopolisten ab, auf die Forderungen der inländischen Regierung einzugehen. Die inländische Regierung andererseits ist in vielen Fällen besorgt über drohende Vergeltungsmaßnahmen seitens des Auslandes, die sich auch auf andere Produkte bzw. Produktgruppen erstrecken können. Unter normalen Bedingungen kommt es daher nicht zu einer vollständigen Ausspielung von einseitigen handelspolitischen Spielräumen der einzelnen Länder. Vielmehr handelt es sich bei den derzeit praktizierten Maßnahmen um eine Art Kompromißlösungen. Basierend auf den vorangegangenen grundlegenden Überlegungen über die "first-best" und "second-best policy" sollen in den folgenden Abschnitten die ökonomischen Effekte jener handelspolitischen Instrumente diskutiert werden, die derzeit am häufigsten ihre Anwendung finden.
42. Der Fall einer linearen Nachfragefunktion
4.2.1. Ökonomische Effekte
der Importzölle
Ökonomische Effekte der Importzölle unter denselben Angebots- und Nachfragebedingungen wie wie in Abb. 4.1 können die ökonomischen Effekte der Importzölle anhand Abbildung 4.2 erläutert werden. 10 Herrscht im Inland der freie internationale Handel, so stellt sich das Gleichgewicht in J bzw. in Β ein. Im Freihandels-Gleichgewicht wird die
g Die marginalen Importkosten sind in diesem Falle gleich den marginalen Kosten bei der Höchstpreispolitik. 9 Auf diese Thematik wird näher eingegangen in Katrak: Multi-national Monopolies ..., S. 284ff und Helpman/Krugman: trade Policy and ..., S. 52f. Ähnliche Darstellungen finden sich in Helpman/Krugman: Trade Policy and S. 54, Brander, JA./Spencer, Β J.: Tariffs and Extraction of Foreign Monopoly Rents under Potential Entry, in: Canadian Journal of Economics, Vol. 16 (1981), S. 371-389, insb. S. 377 und Katrak: Multi-national Monopolies ..., S. 284.
4 . . Der Fall einer linearen Nachfragefunktion
75
Menge M p zum Monopolpreis P p importiert, so daß das Inland im Vergleich zur hypothetischen Situation unter vollständiger Konkurrenz einen Nettowohlfahrtsverlust in Höhe der Fläche NBER erleidet, den zu minimieren nun das Ziel der inländischen Regierung ist. Die wertmäßigen prozentualen Importzölle in Höhe von t wirken sich wie eine Erhöhimg der marginalen Kosten um den Zollsatz aus, so daß sich die anfängliche Grenzkostenlinie MC Q nach oben zur zollinklusiven Grenzkostenlinie MC 1 verschiebt. Dies veranlaßt den Monopolisten zur Revision seiner Gewinnkalkulation. Das neue gewinnmaximierende Gleichgewicht wird in A erreicht mit der Folge einer Erhöhung des Monopolpreises von P p auf Ρ und einer Abnahme der Importmenge von M p auf M . Preis
Abb. 4.2: Effekte der Importzölle beim ausländischen Monopol. Eine lineare Nachfragefunktion
Die Verteuerung des inländischen Konsumentenpreises entspricht bei einer linearen Importnachfragefunktion genau der Hälfte des Grenzkostenzuwachses, so daß P t = P p + 0,5PK t. 1 1 Die Konsumentenrente sinkt somit
11
Die lineare Nachfragefunktion und die Grenzkostenfunktion seien jeweils mit Ρ = a bM und MC = c gegeben. Die Grenzumsatzfunktion MR wird aus R (= Umsatz) = Ρ M ab-
76
4. Handelspolitik beim ausländischen Anbietermonopol 11
gegenüber der Freihandelssituation um NLAB (= 0,5PK t M t + ABF), während der Staat die Zolleinnahmen in Höhe von RQGH (P K t M t ) registrieren kann. Der Nettoeffekt einer solchen Importzollpolitik kann deshalb als die Differenz zwischen diesen beiden Änderungen in Höhe von (0,5PK t M t ABF) errechnet werden. Soweit der Importzoll nicht auf einem übermäßig hohen Niveau festgesetzt wird, spielt das Dreieck ABF eine untergeordnete 1^
Rolle. Bei ausreichend niedrigen Zollsätzen übertreffen die Zolleinnahmen somit den Verlust an Konsumentenrenten, so daß sich der nationale Wohlstand um (0,5PK t M t - ABF > 0) verbessert. 14 Dieses Ergebnis kann auch mit einer näheren Betrachtung der ToT-Effekte folgendermaßen begründet werden: 15 Im Freihandel stellt der inländische Konsumentenpreis P p zugleich den Importpreis dar. Nach der Einführung der Importzölle steigt der Konsumentenpreis um 0,5PR t auf P t (= P p + 0,5 P K t), wovon P K t pro Einheit der Importprodukte als Zolleinnahmen in das staatliche Budget einfließt, und zwar insgesamt in Höhe von RQGH. Demzufolge sinkt der Importpreis um 0,5 P R t auf (P p - 0,5PK t). Die inländischen partiellen Austauschverhältnisse verbessern sich also als Folge der Importzölle. Der ausländische Monopolist verliert einen Teil seiner Monopolrente, da NLAF < RQGH, an das Inland.
geleitet und ist durch Ρ = a - 2bM präsentierbar. Unter der Bedingung MR = c kann der Freihandels-Preis auf Pp = (a + c)/2 errechnet werden. Durch die Einführung des Importzolls in Höhe von t erhöhen sich die Grenzkosten auf c(l + t), so daß sich der neue Monopolpreis in Höhe von P^ = [a + c(l + t)]/2 errechnen läßt. Unter Berücksichtigung von c = P K läßt sich P t = Pp + 0,5 P R t herleiten. 12 Diese Fläche kann unterteilt werden in die zusätzliche Monopolrente (NLAF) und den "deadweight loss" (ABF). 13 Bekanntlich ist das Dreieck ABF eine positive Funktion von t2, so daß es bei einem marginalen Zollsatz von t vernachläßigt werden kann. Siehe hierzu das in Abschnitt 4.2.3. vorgestellte konkrete Beispiel. 14 Zu solchen Effekten siehe auch beispielsweise Levinsohn, JA.: Strategie Trade Policy When Firms Can Invest Abroad: When are Tariffs and Quotas Equivalent?, in: Journal of International Economics, Vol. 27 (1989), S. 129-146, insb. S. 131 und Katrak: Multi-national Monopolies..., S. 284. 15 Nähere Erläuterungen der ToT-Effekte finden sich in Helpman/Krugman: Trade Policy ..., S. 54ff.
4 . . Der Fall einer linearen Nachfragefunktion
77
Unter der Bedingung einer verteilungsneutralen Rückvergütung der Zolleinnahmen an die inländischen Konsumenten kann dann auch ihre Belastung gemildert werden. Der Produktionseffekt (nicht eingezeichnet) ist eindeutig als positiv zu beurteilen. Konnten die inländischen Produzenten beispielsweise aus Kostengründen diese Produkte nicht produzieren, so kann der erhöhte Inlandspreis einen Marktzutritt der inländischen Produzenten beschleunigen, was einen permanenten Druck auf den ausländischen Monopolisten ausüben und die Konzentration auf dem inländischen Markt abschwächen helfen würde. 16 4.2.2. Ökonomische Effekte der Importquoten und der freiwilligen Exportselbstbeschränkungen (FEB) Die Importquote, die beispielsweise auf die Menge fixiert ist, die durch einen bestimmten Importzoll zugelassen wird, (in unserem Beispiel nämlich die Menge M t ) bedeutet eine vollkommen unelastische Importnachfragefunktion ab der Quotenmenge von M t . Dies führt in Abbildung 4.2 zu einer geknickten Importnachfragefunktion PAM t , wodurch sich das neue Gleichgewicht auf dem Inlandsmarkt in Punkt A einstellt. Im neuen Gleichgewicht wird eine Preis-Menge-Konstellation realisiert, die der im Falle eines mengenäquivalenten Importzolls verwirklichten Konstellation entspricht. Der Unterschied zu dem Fall eines Importzolls besteht allerdings darin, daß nun dem ausländischen Monopolisten die Möglichkeit gegeben wird, den Importpreis auf Ρ , also höher als im Falle eines Importzolls, festzuset17
zen. In diesem Falle verbucht er die früheren staatlichen Zolleinnahmen von t M als Monopolrente für sich, so daß sich der nationale Wohlstand des 16
Die Importzölle sind unter diesem Gesichtspunkt auch als wettbewerbspolitisch sinnvoll zu betrachten. Kommt es zu einem Marktzugang der inländischen Produzenten, so kann mit höheren positiven Wohlfahrtseffekten als ohne Marktzugang gerechnet werden. 17 Dies würde eine Äquivalenz von Importzöllen und -quoten im ursprünglichen Sinne von Bhagwati und Shibata bedeuten, stellt allerdings keine vollständige Äquivalenz im Sinne von Takacs dar. Siehe zur ursprünglichen Begriffsdefinition von "Äquivalenz" Bhagwati: On the Equivalence ..., S. 53, Ders: More on the Equivalence of Tariffs and Quotas, in: The American Economic Review, Vol. 58 (1968), S. 142-146, insb. S. 142 und Shibata, H.: A Note on the Equivalence of Tariffs and Quotas, in: The American Economic Review, Vol. 58 (1968), S. 137-142, insb. S. 142. Zu einer detailierten Kategorisierung dieses Begriffes siehe Takacs: The (non)equivalence of..., S. 568.
78
4. Handelspolitik beim ausländischen Anbietermonopol
Inlandes im Vergleich zu dem Fall mit Importzöllen verschlechtert. Unter Wohlfahrtsgesichtspunkten sind die Importzölle somit auch unter dieser Wettbewerbsbedingung den Importquoten überlegen. Beschränkt der ausländische Monopolist seinen Export ins Inland freiwillig (oder "gezwungenermaßen" freiwillig), so ist mit denselben Preis- und Mengeneffekten wie im Falle der Importquoten zu rechnen. Unter rein wohlfahrtstheoretischem Gesichtspunkt sind die VERs also mit den Import1R
quoten gleichzusetzen.
4.2.3. Der optimale Importzollsatz In den vorangegangenen Abschnitten ist die wohlfahrtstheoretische Überlegenheit der Importzölle über die Importquoten und die freiwilligen Exportbeschränkungen dargelegt worden. Basierend auf der beispielhaften Analyse in der Fußnote 11 in diesem Kapitel wird in diesem Abschnitt der optimale Importzollsatz unter der Bedingung einer linearen Importnachfragefunktion abgeleitet:19 Angenommen seien die marginale Kostenfunktion von (4.1.)
MCq = C
und die inverse Importnachfragefunktion (4.2.)
Ρ = a - b M,
woraus sich marginale Umsatzfunktion (MR)
18 Warum trotz der wohlfahrtstheoretischen Überlegenheit der Importzölle die nichttarifären Handelshemmnisse in immer stärkerem Ausmaß angewendet werden, ist häufig ein Untersuchungsgegenstand in der neueren Literatur über die "Politische Ökonomie des Protektionismus". Siehe hierzu u.a. Baldwin, R.E.: The Political Economy of Protection, in: J.N. Bhagwati (ed.), Import Competition and Response, Chicago 1982, S. 263-286, Jones, K.: The Political Economy of Voluntary Export Restraint Agreements, in: KYKLOS, Vol. 37 (1984), S. 82-101 und Findlay, R./Wellisz, S.: Tariffs, Quotas and Domestic Content Protection: Some Political Economy Considerations, in: Public Choice, Vol. 50 (1986), S. 221-242. 19 Zur Berechnung einer allgemeingültigen Formel für die optimale Handelspolitik siehe Helpman/Krugman: Trade Policy and S. 22ff und 58ff. In diesem Beispiel ist allerdings eine alternative Methode angewandt.
4.2. Der Fall einer linearen Nachfragefunktion (4.3.)
79
MR = a - 2b M
ergibt. Der Konsumentenpreis und die inländische Konsummenge im Freihandel sind in Fußnote 11 dieses Kapitels jeweils wie folgt errechnet worden: (4.4.)
P p = (a + c ) / 2 ,
(4.5.)
Mp = (a - c)/2b.
Nach Einführung eines Importzolls in Höhe von t erhöhen sich die für den ausländischen Monopolisten gültigen Grenzkosten auf (4.6.)
MC t, verschlechtert sich das Austauschverhältnis des Inlandes. Die staatlichen Zolleinnahmen können die zusätzlichen Monopolrenten des ausländischen Monopolisten (das Viereck LJBF in Abbildung 4.3) und die zusätzlichen Verluste der Konsumeffizienz (das Dreieck
= (dP/dM)(M/P) =
(-€ A M " 6 " 1 ) [ 1 / ( Α Μ ' € ' Ί )] =
Zur Berechnungsmethodik siehe
beispielsweise Draper/Klingman: Mathematical Analysis ..., S. 267ff und Chiang, A.C.: Fundamental Methods of Mathematical Economics, 3. Ed. Auckland u.a. 1984, S. 197. 30 Die zusätzlichen Monopolrenten (nach Abzug der Importzölle) für den ausländischen Anbieter belaufen sich auf t/(l-€ ) pro Einheit der Importprodukte.
4.3. Der Fall einer nicht-linearen Nachfragefunktion
85
FBA in Abbildung 4.3) nicht vollständig kompensieren, so daß es zwangsläufig zu nationalen Wohlstandseinbußen kommt. In einer solchen Situation bieten sich die Importsubventionen als eine Alternative zur Verbesserung des nationalen Wohlstandes an. 4.3.2. Ökonomische Effekte
der Importsubventionen
Die Ausgangssituation ist dieselbe wie im vorangegangenen Abschnitt mit einem Importzoll. Die inländische Regierung versucht, wie in Abbildung 4.4 dargestellt, durch die Subventionierung der Importe in Höhe von s < c die Austauschverhältnisse positiv zu beeinflussen. Preis
Abb. 4.4: Effekte der Importsubventionen beim ausländischen Monopol. Eine nicht-lineare Nachfragefunktion
Eine spezifische Subvention in Höhe von s pro Einheit der Importprodukte führt zur Reduzierung von subventioninklusiven marginalen Produktionskosten für den ausländischen Monopolisten auf MC^ = c - s. Im Vergleich zu der Freihandelssituation (in A), in der die Importprodukte in Höhe von M p zum Preis von P p im Inland konsumiert wurden, kommt es im neuen Gleichgewicht (in B) zu einem Rückgang des Konsumentenpreises auf Ρ und einer Steigerung der Importmenge auf M .
86
4. Handelspolitik beim ausländischen Anbietermonopol
Dadurch erhöht sich die Konsumentenrente um NLAB und der Staat zahlt Subventionen insgesamt von RQJI( = s M $ ) an den ausländischen Monopolisten. Wie aus Abbildung ersichtlich ist, übersteigt bei marginalen Importsubventionen der Gewinn an Konsumentenrente die ans Ausland gezahlten Subventionsbeträge, so daß sich der nationale Wohlstand insgesamt erhöht. Eine Erweiterung des Importes anhand der Subventionierung ist also bei einer Nachfragefunktion mit konstanter Elastizität unter wohlfahrtstheoretischen Gesichtspunkten als positiv zu beurteilen. Eine analoge Analyse wie im Falle eines Importzolls kann für die Importsubvention anhand eines konkreten Beispiels durchgeführt werden: Es wird hier ebenfalls von einer inversen Nachfragefunktion mit einer konstanten Elastizität in Form von P = A N f € ausgegangen. Die im letzten Abschnitt aufgelisteten Nebenbedingungen hinsichtlich c, A und M seien hier auch erfüllt. Nach der Berechnung der Erlös- (R) und Grenzerlösfunktion (MR) mit jeweils R = Ρ M = A M " € + 1 , MR = 6 R / 6 M = (-€+1 )A M~€ und unter Berücksichtigung der Optimierungsbedingung für den Monopolisten MC = MR läßt sich das Gleichgewicht sowohl für den Freihandel als auch für den Fall mit den Importsubventionen ermitteln: In der Freihandelssituation mit den marginalen Produktionskosten von MC Q = c kommt es zum Gleichgewicht mit der inländischen Konsummenge von M F = [C/A(1-€)]" 1/€ und dem Konsumentenpreis P p = [C/(1 -E )]. Durch Einführung der Importsubvention s sinken die subventioninklusiven marginalen Produktionskosten von M C 0 = c auf MCj = c - s. Dies erweitert die Importmenge auf (4.20.)
Ms = [ ( C - S ) / A ( 1 - 6 ) ] " 1 / €
und senkt den subventionbedingten Konsumentenpreis auf (4.21.)
Ps = [(c-s)/(1-€)].
Da Pp - P s = s/(1 - € ) > s, verbessert sich das tatsächliche Austauschverhältnis des Inlandes. Die Zunahme der Konsumentenrente überkompensiert bei (niedrig genug angesetzten) marginalen Importsubventionen die gesamten staatlichen Subventionszahlungen an den ausländischen Monopo-
4.3. Der Fall einer nicht-linearen Nachfragefunktion
87
listen. Wird der heimische Markt vom ausländischen Monopolisten beherrscht, so kann eine Subventionierung bis zu einer bestimmten Höhe, und nicht eine Bestrafung des Imports den nationalen Wohlstand eines Importαϊ
landes verbessern. ' 4.3.3. Ökonomische Effekte
der Importquoten
Die Wohlfahrtseffekte einer Importquote im Falle einer steiler als die Importnachfragefunktion verlaufenden Grenzerlösfunktion kann anhand Abbildung 4.2 erläutert werden: Eine Importquote, die die Importmenge maximal auf M t begrenzt, führt zum gleichhohen Inlandspreis wie bei einem mengenäquivalenten Importzoll (P Q = P t ). Würde der ausländische Monopolist in einer solchen Situation die Importmenge von sich aus auf M ( reduzieren und den dazugehörigen Monopolpreis verlangen, womit auch mit hoher Wahrscheinlichkeit gerechnet werden kann, käme es zu einem Importpreis von P t . Die früher von der inländischen Regierung eingenommenen Zolleinnahmen werden somit in die Monopolrente umgewandelt und es entstehen zusätzlich "deadweight loss" in Form von Konsumineffizienz. Unter dem Wohlstandsgesichtspunkt sind die Importquoten und die VERs somit nicht nur den Importzöllen auf jeden Fall unterlegen, sondern auch als insgesamt schädlich einzustufen, während sich die Importzölle unter bestimmten Bedingungen als vorteilhaft erweisen. Unter den umgekehrten Nachfragebedingungen wirkt sich eine Importquote, die den Import maximal auf die durch die Importsubvention realisierte Menge begrenzen soll, nicht bindend aus (Vgl. Abbildung 4.4), so daß sich der ausländische Monopolist wie unter Freihandel verhält. Es kommt
3 1
Siehe hierzu auch Brander, JA./Spencer, B.: Tariff Protection and Imperfect Competition, in: H. Kierzkowsky (ed.), Monopolistic Competition and International Trade, Oxford 1984, S. 194-216, Helpman, E.: The Noncompetitive Theory ..., insb.S. 206 und Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 55. X)
Brander/Spencer überprüfen zusätzlich die Wohlfahrtseffekte der Wertsubventionen und -zölle und kommen zu dem Ergebnis, daß die Wertsubventionen den Wertzöllen dann vorzuziehen sind, wenn die Nachfrageelastizität mit der Konsummenge steigt. Siehe Brander, JA./Spencer, BJ.: Trade Warfare: Tariffs and Cartels, in: Journal of International Economics, Vol. 16 (1984), S. 227-242. insb. S. 237ff. 33 Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., a.a.O., S. 58.
88
4. Handelspolitik beim ausländischen Anbietermonopol
daher zu keinerlei Änderung des Preises und der Menge und somit des nationalen Wohlstandes, während die marginalen Importsubventionen zur Verbesserung des Wohlstandes beigetragen hätten. Die Importquoten wirken deshalb unter einer solchen Nachfragebedingung wohlstandspolitisch neutral. 34 Sind die Importquoten dagegen bindend, so ist die maximal mögliche Importmenge niedriger als X ( . Solche Importquoten sind unter Wohlstandsgesichtspunkten den Importzöllen unterlegen. 4.3.4. Der optimale Importsubventionssatz In diesem Abschnitt wird unter Berücksichtigung der im vorangegangenen Abschnitt errechneten Preise und Mengen der optimale Importsubvenoc
tionssatz errechnet. Es ist von der Zielsetzung der inländischen Regierung auszugehen, durch die Einführung einer Importsubvention in Höhe von s den nationalen Wohlstand zu maximieren. Die relevanten Flächen können hierbei folgendermaßen errechnet werden: (4.22.)
NLAF = M p (P p - P § ) = [s/A(1-e)]
(4.23.)
RQJI = s M = s [ ( c - s ) / A ( 1 - € ) ] " 1 / € s
(4.24.)
FAB3** =
[€(c-s)/(1-02]
Cc/A(1-€)]"1/€
C(c-s)/A(1-€)] " 1 / €
- CCs(1-€)+C€>/(1-€) 2 ]
[C/A(1-€)]"1/€
34 Helpman/Krugman zeigen in diesem Zusammenhang die Überlegenheit einer 'Mindestimportpolitik (MIP)' sowohl über die Importsubventionen als auch die Importzölle. Siehe hierzu Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., a.a.O., S. 56f. Nach Auffassung des Verfassers scheint dennoch die Erfolgschance einer solchen Politik äußerst gering, da sie zu einem größeren Interessenkonflikt zwischen der inländischen Regierung und dem ausländischen Monopolisten führen kann als es mit den Importzöllen bzw. Importsubventionen der Fall wäre. Dies gilt auch für die bereits erläuterte Höchstimportpreispolitik. 35 Zur Berechnung einer allgemeingültigen Formel der optimalen Handelspolitik siehe Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 22ff und 58ff. In der Ableitung im Text allerdings ließ sich der Verfasser von einer eigenständigen Beispielsfindung leiten. 36 FAB ist durch die Integralrechnung unter Zuhilfenahme folgender Mathematikbücher errechnet worden: Draper/Klingman: Mathematical Analysis ..., Ch. 4 und Chiang: Fundamental Methods of..., Ch. 13.
. Abschließende B e r u n g e n
89
Die Änderung des nationalen Wohlstandes aufgrund der Importsubventionspolitik läßt sich unter Beachtung der Erläuterungen im letzten Abschnitt berechnen als (4.25.) U = NLAF + FAB - RQJI r
C€
-1 Γ C
"|"1/€
κ ι - « ) 2 J La(1-€)J
Γ S(1-€+€ 2 )-C€ 1 r L
(i-€)2
CS
l
^
J lao-O-I
= CC€/(1-€) 2 ] C C / A ( 1 - € ) ] ' 1 / € + [€(C-S)/(1-€) 2 ]
[(C-S)/A(1-6)]"1/€
Die Maximierungsbedingung des Nettowohlstandseffektes lautet: (4.26.)
6U/6s =
rCf 2-S(1-f+f 2)i
Γ (C-S)
L €(1-€)(c-s)
L A(1-€) J
-I
ί
"
1 / €
=0
Da s < c und 0 < e < 1, läßt sich in diesem Beispiel der optimale Importsubventionssatz in Höhe von C€
(4.27.)
sA . =
opt
> 0 ermitteln.
ρ
(1"€+€ )
Dieses Ergebnis bestätigt die mehrfach erwähnte These, eine marginale (bis zu einer bestimmten Höhe angesetzte) Importsubvention könne den nationalen Wohlstand eines Importlandes verbessern, falls der heimische Markt ausschließlich vom ausländischen Monopolisten beliefert wird und die erforderliche nicht-lineare Importnachfragefunktion vorliegt. Zudem geht aus (4.27.) hervor, daß s t , wie im Falle des optimalen Zollsatzes (Siehe Abschnitt 4.2.3.), als eine exogen zu bestimmende Größe zu betrachten ist, die lediglich von dem technologischen Stand des ausländischen Monopolisten (c) und der inländischen Nachfragebedingung (e) abhängt.
4.4. Optimale Handelspolitik beim ausländischen Anbietermonopol: Abschließende Bemerkungen
In diesem Teil der Untersuchung ist der Frage nachgegangen worden, welche handelspolitischen Maßnahmen bei Existenz eines ausländischen
90
4. Handelspolitik beim ausländischen Anbietermonopol
Monopolisten auf dem Inlandsmarkt dazu beitragen, den nationalen Wohlstand eines Importlandes zu verbessern. Nach einer anfänglichen Überlegung zur Formulierung einer "first-best policy" sind die am meisten angewendeten handelspolitischen Instrumente auf ihre Wohlstandseffekte hin überprüft worden. Hierbei erwies sich als sehr bedeutsam, zwischen einer linearen und einer nicht-linearen Importnachfragefunktion zu unterscheiden. Im Falle einer linearen Importnachfragefunktion sind positive Wohlfahrtseffekte eines Importzolls (bis zu einer bestimmten Höhe) durch eine eingehende Wohlstandsanalyse nachgewiesen worden. Aus dieser Analyse ging insbesondere hervor, daß die ToT-Effekte eine entscheidende Rolle bei der Beurteilung des gesamten Wohlstandseffektes spielen. Die mengenäquivalenten (und deswegen bindenden) und nichtbindendeden Importquoten verschlechtern unter solchen Nachfragebedingungen die ToT und somit den nationalen Wohlstand eines Importlandes. Der beispielhaft abgeleitete optimale Zollsatz ist unter dieser Nachfragebedingung mit Sicherheit positiv und bestätigt somit die bereits erwähnten Wohlfahrtsverbesserungen aufgrund eines Importzolls. Im Falle einer nichtlinearen Importnachfragefunktion (und im speziellen einer mit konstanter Elastizität) ist im Gegensatz zu dem vorangegangenen Fall gezeigt worden, daß die Importzölle auf jeden Fall, d.h. unabhängig von ihrer Höhe, zur Verschlechterung des nationalen Wohlstandes führen. Die ToT verschlechtern sich aufgrund der Verzollung der Importprodukte. Vielmehr konnte gezeigt werden, daß die Importsubventionen nun als Verbesserer des nationalen Wohlstandes hervortreten. Die Haupteffekte der Importsubventionen konnten in der Verbesserung der ToT identifiziert werden. Die Importquoten wirken sich unter dieser Nachfragebedingung wohlfahrtsneutral aus, so daß sie in der Rangliste der handelspolitischen Maßnahmen unter dem Gesichtspunkt ihrer Wohlstandseffekte eine höhere Position als die Importzölle einnehmen können. Der beispielhaft abgeleitete optimale Importsubventionssatz liegt ebenfalls im positiven Bereich und bestätigt die bereits beschriebene Richtung der Wohlstandsänderung aufgrund der Importsubventionen.
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol In dem Modell eines zweiseitigen internationalen Anbietermonopols befindet sich ein einziger inländischer Anbieter in Konkurrenz mit einem einzigen ausländischen Anbieter, sei es auf dem Inlandsmarkt (I), auf dem Auslandsmarkt (A) oder auf dem Markt eines dritten Landes (F). Diese Wettbewerbsstruktur entspricht der letzten Kategorie in der eingangs gemachten Abgrenzung und wird in der Literatur häufig "internationales Dyopol"1 genannt. Der Wettbewerb in einem internationalen Dyopol unterscheidet sich von einem nationalen Dyopol lediglich dadurch, daß die beiden Marktteilnehmer Angehörige unterschiedlicher Nationalitäten sind. Ein solcher unvollständiger Wettbewerb auf internationaler Ebene führt dennoch zu essentiellen Modifikationen in der Denkweise: Es spielen die strategischen Überlegungen der jeweiligen Länder bei der Gestaltung der internationalen Handelspolitik eine bedeutendere Rolle als bei anderen Wettbewerbsformen. Eine der zentralen Problemstellungen in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dieser Wettbewerbsform als ein Spezialfall des internationalen Oligopois ist hierbei, welche strategischen Aktionsparameter die beiden Dyopolisten auswählen. Die Annahme über die Verhaltensweisen der Konkurrenten hat, wie im Verlauf der Untersuchung gezeigt werden wird, aber auch wichtige Konsequenzen für die handelspolitischen Empfehlungen. In diesem Teil der Arbeit wird dieser Fragestellung nachgegangen. Im ersten Abschnitt werden die grundlegenden Konkurrenzmuster eines internationalen Dyopolmodells in groben Zügen dargestellt. Im zweiten Abschnitt wird der zwischenstaatliche Wettbewerb unter der Annahme einer Cournot-Konjektur eingehend analysiert. Im dritten Teil widmet sich die Untersuchung dem internationalen Dyopolwettbewerb unter der Vorausset-
1
Vgl. vor allem Siebert, H.: Strategische Handelspolitik. Theoretische Ansätze und wirtschaftspolitische Empfehlungen, in: Außenwirtschaft, 43 (1988), S. 549-584, insb. 558ff.
92
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
zung der Bertrand-Konjektur. Der vierte Abschnitt schließt die Analyse des internationalen Dyopolmodells mit einer Zusammenfassung ab.
5.1. Eigenschaften der Wettbewerbsstruktur
Im Vordergrund der Dyopol- als Sonderfall der Oligopol-Forschung stehen unter anderem zwei unterschiedliche Ansätze zur Beschreibung der Konkurrenzstrategien der gleichberechtigten Wettbewerbsteilnehmer: Λ
Cournot- und Bertrand-Wettbewerb. Unterstellt man eine Konkurrenzstrategie von Cournot im Rahmen des internationalen Dyopols, so konkurrieren die beiden Anbieter aus dem Inund Ausland mit ihren Absatzmengen. Der eine Produzent wählt hierbei seine gewinnmaximierende Produktions- und somit Absatzmenge unter der Annahme einer gegebenen Absatzmenge (Nichtreaktion) seines Konkurrenten, wobei der andere das Gleiche seinerseits gleichzeitig praktiziert. Im Gegensatz dazu sind beim Bertrand-Wettbewerb die Preise die Aktionsparameter der beiden Anbieter. Geschieht der Entscheidungsprozeß in asymmetrischer Form, beispielsweise aufgrund der einseitigen Informations- oder anderen Vorteile, so handelt es sich hierbei um einen Stackelberg-Wettbewerb. Das StackelbergWettbewerbsmodell setzt eine Bereitschaft seitens der "Nachfolger (Anpasser)" voraus, die sogenannten "first mover"-Vorteile des "Führers" zu akzeptieren, so daß es zu einer zweistufigen Entscheidungs- und Lösungsstruktur des Problems kommt. In der Literatur in Handelstheorie und -politik wird häufig den nationalen Regierungen wegen eines angenommenen Informationsvorsprungs über die gesamte Wettbewerbsstruktur die Position eines Stackelberg-Führers eingeräumt. In diesem Teil der Untersuchung wird von einer derartig
2 Zu ausführlichen Beschreibungen der beiden Wettbewerbsmuster siehe die neueren Lehrbücher aus der MikroÖkonomik wie Kreps, D.M.: A Course in Microeconomic Theory, Princeton University Press 1990, S. 325ff und Varian, H. R: Microeconomic Analysis, 2nd. ed., New York 1987, S. 99ff sowie einschlägige Literatur aus der Industrieökonomik wie Tirole, J.: The Theory of Industrial Organisation, Cambridge/M. 1988, Ch. 5 und Scherer, F.: Industrial Market Structure and Economic Performance, 3rd ed. Boston 1990, Ch. 6-10.
5 . . Handelspolitik unter
rn-Konjektur
93
asymmetrischen Verhaltensstruktur zwischen den Regierungen einerseits und den beteiligten Firmen andererseits ausgegangen: Die nationalen Regierungen beteiligen sich am internationalen Wettbewerb lediglich durch ihr 'glaubhaftes' Versprechen jeweils gegenüber ihren eigenen Monopolisten, bestimmte handelspolitische Maßnahmen einzuführen. Die beiden Monopolisten nehmen im Gegenzug die Position eines Stackelberg-Anpassers ein, indem sie die angekündigten Maßnahmen in ihr Kostenkalkül umzusetzen versuchen. Es wird allerdings eine Informationssymmetrie unter den beiden Anbietern angenommen. Nach der Beendigung des ersten Entscheidungsprozesses seitens der Firmen setzen die Regierungen dann die optimale Dosis der bereits angekündigten handelspolitischen Instrumente ein. In Teil 5 werden die Implikationen der oben erwähnten unterschiedlichen Strategieelemente für die Gestaltung der Handelspolitik der beiden Länder mit den einzelnen handelspolitischen Maßnahmen insbesondere den Exportsubventionen und -zollen im Rahmen einer Modellanalyse eingehend diskutiert.
S2. Handelspolitik unter Cournot-Koiyektun Ein erweitertes BRANDER/SPENCER-Modell
In diesem Abschnitt wird dem Fall nachgegangen, in dem die beiden Anbieter jeweils in ihren eigenen Terrains produzieren und sämtliche Produkte in ein Drittland exportieren, wo sie unter der Cournot-Bedingung konkurrieren. Die Ausklammerung der Konsummöglichkeiten im Herkunftsland der beiden Konkurrenten dient dem Zweck einer möglichst einfachen Darstellung. Die erforderlichen Modifikationen der Ergebnisse, falls der heimische Konsum zugelassen wird, sollen unter Heranziehung der anderen Quelle angefügt werden. Nach der Aufstellung des Modells für den Freihandel werden die Preis-, Mengen- und Wohlfahrtseffekte der zunächst einseitigen und dann beidseitigen Exportsubventionen analysiert. Es wird gezeigt, daß ein Exportland mit seinen einseitigen Exportsubventionen auf Kosten des anderen Export-
3 Die sogenannten "first mover"-Vorteile eines Stackelberg-Führers ohne die Eingriffe der Regierungsseite werden erforderlichenfalls am Rande der Hauptuntersuchung diskutiert.
94
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
landes profitiert. Eine auf diesen einseitigen Vorteil abzielende nichtkooperative simultane Exportsubventionierung der beiden Exportländer allerdings erweist sich unter dieser Konkurrenzbedingung als nachteilig für beide Länder, so daß ein sogenanntes "Gefangenen-Dilemma"-Problem entsteht. Unter welchen Bedingungen die beiden Länder ihr kooperatives Wohlstandsmaximum erzielen können, ist folgerichtig der Gegenstand der anschließenden Analyse. 5.2.1. Grundstruktur
des internationalen Dyopolmodells unter Freihandel
Es wird in diesem Abschnitt die Grundstruktur des sogenannten Brander-Spencer-Modells vorgestellt:4 Wie eingangs erläutert beliefern ein inländischer und ein ausländischer Anbieter den Drittlandsmarkt. Es wird von der Annahme ausgegangen, daß es sich bei den Exportprodukten um perfekte Substitute handelt. Die Angebotsmenge der beiden Produzenten betragen jeweils X 1 und X A , so daß die Konsumenten des Drittlandes mit einer Angebotsmenge von insgesamt (5.1.)
χ = χ1 + xA
konfrontiert sind. Die inverse Nachfragefunktion der Konsumenten des Drittlandes kann wie folgt dargestellt werden: (5.2.)
p = ρ (X) = P(X ! + x A ) .
Die gesamten Produktionskosten der beiden Anbieter mit den konstanten Grenzkosten seien jeweils charakterisierbar durch (5.3.-I.)
C 1 = C ^ X 1 ) , cj > 0, c{ι= 0 5
(5.3.-A.)
CA = C A ( X \ CA > 0 ,
Caa = 0.
4 Das zugrundeliegende Modell ist erstmals entwickelt worden in Brander, Jj\./Spencer, BA.: Export Subsidies and International Market Share Rivalry, in: Journal of International Economics, Vol. 18 (1985), S. 83-100. ^ C*., C*.. stellen jeweils die erste und die zweite Ableitung der Kostenfunktion in Bezug auf die eigene Absatzmenge dar (i = I, A). Es wird in dieser Arbeit stets von einer solchen Bezeichnung Gebrauch gemacht.
5 . . Handelspolitik unter
rn-Konjektur
95
Die beiden Produzenten erzielen unter einer solchen Bedingung Gewinne jeweils in Höhe von (5.4.-I.)
I T 1 « 1 , X A ) = [PCX1 + x A ) χ 1 - C^X 1 )]
(5.4.-Α.)
^ ( X 1 , X A ) = [PCX1 + X A ) XA - C A (X A )]
Es wird angenommen, daß die beiden Gewinnfunktionen stetig, zweimal kontinuierlich ableitbar und konkav in Bezug auf die eigenen Absatzmengen sind, so daß die Existenz des Gewinnmaximums garantiert werden kann. Dies erfordert, daß die zweite partielle Ableitung der Gewinnfunktion in Bezug auf die gewählte eigene Angebotsmenge negativ ist:6 (5.5.)
7ΓΪi < 0, wobei i = (I, A).
Die Bedingungen für die Gewinnmaximierung bei den Dyopolisten unter der Cournot-Konjektur erhält man jeweils durch eine partielle Ableitung der Gewinnfunktionen in Bezug auf die eigene Absatzmenge wie folgt: (5.6. -1. )
π\ = P(x! + x A ) + Ρ'ίχ 1 + x A ) χ 1 - c}(x ! ) = ο und
(5.6.-A.)
7Za = P(X! • X A ) + P'(X ! + X A ) XA - CA(XA) = 0,
wobei π C\ und P^X 1 + X A ) 7 mit i = (I, A) jeweils die erste partielle Ableitung der Gewinn- und Kostenfunktionen in Bezug auf die gewählte eigene Angebotsmenge und das Steigungsmaß der inversen Nachfragefunktion darstellen. Was die in (5.6.) aufgestellten Grenzgewinnfunktionen angeht, so wird hier von deren üblicherweise negativen Reaktionen auf die Absatzmen-
Diese Konkavitätsbedingung der Gewinnfunktion ist vor allem erfüllt, wenn die Kostenfunktion konvex, die inverse Nachfragefunktion jedoch konkav verläuft. Eine Kostenfunktion mit konstanten Grenzkosten, wie hier angenommen, kombiniert mit einer linearen Nachfragefunktion beispielsweise garantiert die Konkavität der Gewinnfunktion. Hierzu siehe Tirole: The Theory of..., S. 219. 7 Das Steigungsmaß der Funktionen wird an manchen Stellen vereinfachend wie mit P' ausgedrückt.
96
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
genänderung des Konkurrenten ausgegangen, so daß die Bedingung (5.7.) unter Cournot-Konjektur als strikt erfüllt anzusehen ist.8 (5.7.)
n } j < o, wobei i,j = (I, A).
Die Gleichungen in (5.6.) beinhalten zudem jeweils die optimale Mengenauswahl des einen Dyopolisten bei den als gegeben angenommenen Absatzmengen seines Konkurrenten. Hieraus lassen sich die sogenannten Reaktionsfunktionen wie folgt ableiten: (5.8.-I.)
X1
= R ! (X A )
(5.8.-A.)
XA
= R A (X ! )
Unter Berücksichtigung von (5.8.) lassen sich die in (5.6.) aufgestellten Gewinnmaximierungsbedingungen wie folgt vereinfachend darstellen: (5.9.-I.)
7rj [R I (X A ) f XA] = 0
(5.9.-Α.)
π Α CRNX1), X1] = 0
Hiernach sind sowohl die Gewinne als auch die Grenzgewinne des einen Anbieters als eine Funktion von seiner eigenen Absatzmenge und der Absatzmenge seines Konkurrenten zu betrachten, so daß (5.10.-I.)
π 1 = π ^ χ 1 , x A ) , π\ = π ι ί χ 1 , x A ) und
(5.ίο.-α.)
π Α = π Ν χ 1 , χ Α ) # π Α = irfox 1 , χ Α ).
Ein Cournot-Nash-Gleichgewicht in einer hier angenommenen nichtkooperativen Konkurrenzsituation kann durch eine simultane Lösung der beiden Gleichungen in (5.6.) gefunden werden.9 g Diese Bedingung kann im Falle einer zu sehr konvexen Nachfragefunktion nicht erfüllt sein. Siehe hierzu Brander/Spencer Export Subsidies and ..., S. 86. Dieser Ausnahmefall wird hier nicht berücksichtigt. 9 Hierbei handelt es sich um ein Gleichungssystem für zwei Gleichungen mit den zwei zu Ιο-
ί
A
senden Variablen X und X .
5 . . Handelspolitik unter
rn-Konjektur
97
Eine grafische Erläuterung der Cournot-Nash-Lösung wird unter Zuhilfenahme der bereits beschriebenen Reaktionsfunktionen in einem X ' - X A Achsenkreuz ermöglicht. Hierbei lassen sich die Steigungsmaße der beiden Reaktionsfunktionen durch eine totale Differenzierung der beiden zweiten Gleichungen in (5.10.) wie folgt errechnen: 10 π\ι
dX
(5.11.-I.)
dX1
xW(xA)
dX1
TTÌa 7TÄI
dXn
(5.11.-A.)
< 0
XA=R*(X*)
< 0 TTÄa
Das Gleichungssystem (5.11.) impliziert, daß die beiden Reaktionsfunktionen unter den hier angenommenen Bedingungen (5.7.) und (5.5.) jeweils eine negative Steigung inne haben.11 Zudem wird hier angenommen, daß die Stabilitätsbedingungen im Sinne 1Λ
von Novshek und die Existenz der einzigen Cournot-Nash-Lösung â la Nikaido 13 erfüllt sind. Die hinreichende Bedingung für die Stabilität des Systems nach Novshek ist, daß die Grenzgewinne stärker auf die Änderung der eigenen Absatzmenge als auf die Änderung der gegnerischen Absatz-
10
Siehe hierzu Tirole: The Theory of..., S. 207 und Siebert: Strategische Handelspolitik ..., S. 558ff. 11
Bei den negativ geneigten Reaktionsfunktionen handelt es sich um strategisch substitutive Handlungen der Konkurrenten, während man bei den positiv geneigten Reaktionsfunktionen von strategischen Komplementen sprechen kann. Die Mengenkonkurrenz unter Cournot-Konjektur führt in der Regel mit wenigen Ausnahmen zur substutitiven Strategie, während die Preiskonkurrenz meistens mit strategischen Komplementen vereinbar ist. Siehe hierzu Bulow, J.I./Genakoplos, J.D./Klemperer, P.D.: Multi-market Oligopoly: Strategie Substitutes and Complements, in: Journal of Political Economy, Vol. 93 (1985), S. 488-511, insb. 491 und Tirole, J.: The Theory of..., S. 208. 12 Vgl. Novshek, W.: On the Existence of Cournot Equilibrium, in: Review of Economic Studies, 52 (1985), 85-98, insb. S. 86 und die Anwendung in Brander, JA./Spencer, B.: International R&D Rivalry and Industrial Strategy, in: Review of Economic Studies, Vol. 50 (1983), S. 707-722, insb. 709f sowie Brander/Spencen Export Subsidies and ..., S. 86f. 13 Vgl. hierzu Nikaido, H.: Convex Structures and Economic Theory, New York 1968, insb. Ch. 7. 7 Park
98
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
menge reagieren, 14 so daß aus 177^1 > l ^ 1 ^ ! und folgt: (5.12.)
> I^aiI
D = π | ι π/U - ΤΓΙα πΐι > ο,
wobei D die Determinante des zu lösenden Gleichungssystems darstellt. 15 Unter diesen Bedingungen besitzen die beiden Reaktionsfunktionen jeweils ein Steigungsmaß, dessen absoluter Wert niedriger als 1 ist. Zudem ist festzustellen, daß die inländische Reaktionsfunktion steiler als die ausländische Reaktionsfunktion verläuft. 16 Anhand Abbildung 5.1 kann nun das Cournot-Nash-Gleichgewicht beim internationalen Dyopol erläutert werden. In Abwesenheit jeglicher Kooperation zwischen den Anbietern (d.h. Nash-Konkurrenz) und jeglicher industrie- und handelspolitischen Maßnahmen sind die Reaktionsfunktionen des in- und ausländischen Dyopolisten als R* 0 und R A 0 abgeleitet worden. Beim Freihandel also treffen sie sich im Punkt NQ, dem sogenannten Cournot-Nash-Gleichgewicht. Welche Mengen die Dyopolisten im Freihandelsgleichgewicht produzieren und absetzen werden, hängt unter anderem von ihren Kostenstrukturen ab: Dem Anbieter mit niedrigeren (höheren) marginalen Produktionskosten wird ein höherer (geringerer) Marktanteil zuteil. Unterstellt man symmetrische Firmen, so kann jeder Anbieter jeweils die Hälfte der Nachfrage für sich verbuchen. Die aggregierte Absatzmenge in N Q , die durch die Addition der jeweils partiell gewinnmaximierenden Absatzmengen der beiden Dyopolisten erhältlich ist, ist nicht mit dem Maximum des aggregierten Gewinns vereinbar, da ein hypothetischer Monopolist eine geringere Menge produziert und sie zu einem höheren Preis abgesetzt hätte.
14
17
Solange im Freihandel keine ko-
Siehe hierzu auch Siebert: Strategische HandelspolitikS. 560.
15
Die Bedingung (5.12.) ist bei nichtsinkenden Grenzkosten immer erfüllt. Fällt die Grenzkostenkurve schneller als die Nachfragekurve, so kann sie nicht erfüllt sein. Da hier von konstanten Grenzkosten ausgegangen wird, ist diese Möglichkeit qua Annahme als ausgeschlossen zu betrachten. Vgl. auch Brander/Spencer: Export Subsidies ..., S. 86. 16
Siehe hierzu Siebert: Strategische Handelspolitik ..., S. 560 und Tirole: The Theory of..., S. 218ff.
5 . . Handelspolitik unter
rn-Konjektur
99
operativen Vereinbarungen zwischen den beiden Konkurrenten zustande kommen, halten sie jedoch an den in N Q realisierten Absatzmengen fest, was eine der wichtigsten Eigenschaften des Nash-Gleichgewichts darstellt.
Abb. 5.1: Grundschema einer Cournot-Nash-Lösung beim internationalen Dyopol. Der Cournot-Fall
Die Gewinne der beiden Konkurrenten im Cournot-Nash-Gleichgewicht können anhand der Gleichungen in (5.4.) ermittelt werden. In einem Modell ohne heimische Konsummöglichkeiten, wie es hier der Fall ist, wird die Änderung des nationalen Wohlstandes der beiden Länder durch die Änderung der Gewinne ihrer Produzenten verursacht, so daß im Freihandel gilt (5.13.-I.)
W1 = w'cx 1 , XA) = n l w l , x A )
(5.13.-A.)
WA = W A ( X ! , x A ) = irNx 1 , X A ) .
Demzufolge ist der nationale Wohlstand eines Landes jeweils eine Funktion der eigenen Absatzmengen und denen des Konkurrenten. Der Einsatz 17 Dieser Mengen- und Preisunterschied zwischen dem Monopol und Dyopol im nationalen Bereich gilt auch für das internationale Dyopol. Siehe hierzu Tirole: The Theory of Industrial S. S. 219 und Helpman/Krugman: Trade Policy..., 88f.
100
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
von handelspolitischen Instrumenten des einen Landes ruft Veränderungen in der Zusammensetzung der Absatzmengen und somit in den Gewinnfunktionen der beiden Konkurrenten hervor, was bei der Berechnung des nationalen Wohlstandes mit berücksichtigt werden muß. Sieht man die Be- bzw. Entlastung des staatlichen Budgets aufgrund dieser aktiven Handelspolitik als Kosten bzw. Nutzen des staatlichen Handelns an, so kann die Änderung des nationalen Wohlstandes aufgrund der handelspolitischen Aktivitäten der Regierungen als die Summe aus der Gewinn- und Budgetänderung interpretiert werden.
IO
5.2.2. Ökonomische Effekte
der einseitigen inländischen Exportsubventionen
Da sämtliche Produkte der beiden Dyopolisten annahmegemäß ausschließlich auf dem Markt eines Drittlandes abgesetzt werden, ist die Subventionierung 19 des Exportes gleichbedeutend mit der Subventionierung der Produktion als solcher. 20 Bei einer einseitigen Exportsubventionierung des Inlandes nimmt der inländische Dyopolist die Position eines StackelbergAnpassers ein, während der inländischen Regierung 21 aufgrund ihres 'glaubhaft' empfundenen Versprechens zur Durchführung einer solchen Maßnahme die Position eines Stackelberg-Führers zuteil wird. 22
18 Dies ist eine in der Literatur häufig verwendete Annahme für den Fall ohne heimischen Konsum. Siehe beispielsweise Grossman, G./Richardson, D.: Strategie Trade Policy. A Survey of Issues and Early Analysis, Special Papers in International Economics, No. 15, April 1985, Princeton University, S. 8 und Brander/Spencer Export Subsidies ..., S. 95. 19 Zu dem heutigen Stand der Subventionen im internationalen Handel siehe insbesondere Hufbauer, G./Shelton Erb, J.: Subsidies in International Trade, Institute for International Economics, Washington, D.C. 1984 20 Vgl. Eaton, J./Grossman, G.: Optimal Trade Policy and Industrial Policy under Oligopoly, in: The Quarterly Journal of Economics, Vol. 101 (1986), S. 383-406, insb. S. 384ff. 21 Der vorliegenden Untersuchung liegt die sogenannte ex-ante-Subventionspolitik nach Neary. Die ex-ante-Subventionen können die Mengenentscheidung der Produzenten beeinflussen, während die ex-post Subventionen dazu nicht in der Lage sind. Siehe hierzu Neary, P.: Export Subsidies and Price Competition, in: Helpman, E./Razin, A.(eds.), International Trade and Trade Policy, Cambridge/M. 1991, S. 80-95, insb. S. 82f. 22 Eine solche Annahme ist eine inzwischen in der relevanten Literatur standardisierte Verhaltensannahme insbesondere im Rahmen einer spieltheoretischen Betrachtung der internationalen Handelspolitik. Die Stackelberg-Führerschaft der Regierungen läßt sich hierbei vor allem durch ihre Bemühungen zur Erlangung eines gewissen Reputationsgrades in der
5 . . Handelspolitik unter
rn-Konjektur
101
Unter diesen Umständen lassen sich die erforderlichen Lösungen des vorhegenden Gleichungssystems am besten durch ein zweistufiges, rückwärtsgerichtetes Lösungsverfahren ermitteln: Hiernach entscheidet der inländische Anbieter in einem ersten Schritt über seine Angebotsmenge unter Miteinbeziehung der 'glaubhaft' in Aussicht gestellten Exportsubventionen. Nach Ermittlung der Gleichgewichtswerte seitens der Firmen wählt die inländische Regierung in einem zweiten Schritt den Subventionssatz, durch den sich ihre Nutzenfunktion, d.h. der nationale Wohlstand, maximieren läßt. Diesem Lösungsvorgang wird in dieser Untersuchung Folge geleistet. In diesem Abschnitt wird davon ausgegangen, daß die ausländische Regierung (noch) nicht auf die handelspolitische Initiative der inländischen Regierung reagiert. Derartige Reaktionen werden im Rahmen eines Subventionswettlauf-Modells und einer Cournot-Nash-Gleichgewichtsanalyse im nachfolgenden Abschnitt untersucht. 5.2.2.1. Die Mengeneffekte Die Exportsubventionen in Höhe von s pro Einheit der Exportprodukte 24 tragen zur Senkimg der gesamten Produktionskosten des inländischen Anbieters um s X 1 bei, so daß seine im Gleichungssystem (5.4.) aufgestellte Gewinnfunktion ersetzt werden muß durch (5.14.-I.)
n l ( X l , X A , s) = [PCX1 + x A ) χ 1 - C ^ X 1 ) ] + s χ 1 ,
woraus hervorgeht, daß die Exportsubventionen nicht nur mittelbar über die Änderung der Absatzmengenkombination sondern auch unmittelbar über die Änderung der Kostenfunktion die Gewinne des inländischen Dyopolisten beeinflussen können. Unter der hier angenommenen Bedingung, daß die ausländische Regierung auf diese einseitige Aktion nicht reagiert, werden die Gewinne des
Durchsetzung der bereits angekündigten Politik begründen. Siehe hierzu Eaton/Grossman: Optimal Trade Policy..., S. 385. 23 Vgl. hierzu insb. McMillan, John: Game Theory in International Economics. Fundamentals of Pure and Applied Economics Series, No. 1, Chur 1986, S. 34ff. 24 Es wird in dieser Untersuchung stets von einer spezifischen Exportsubvention ausgegangen.
102
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
ausländischen Anbieters lediglich indirekt, d.h. über die Änderung seiner Absatzmenge, von den inländischen Exportsubventionen berührt. Seine Gewinnfunktion ist hierzufolge nach wie vor wie in (5.4.-A.) darzustellen. (5.4.-A.)
7Γ Α (Χ ! , X A ) = P(X ! + X A ) X A - C A ( X A )
Dies führt zu einer entsprechenden Änderung des Gleichungssystems (5.6.), wonach die Bedingung für die Maximierung der Gewinne des inländischen Produzenten in (5.15.-I.) umgewandelt wird. Die Bedingung für den ausländischen Konkurrenten kann nach wie vor durch (5.6.-A.) wiedergegeben werden. C5.15.-I.)
n \ = PCX1 + X A ) + P»(X* • X A ) X 1 - c | ( X ! ) • s = 0
(5.6.-Α.)
77a = PCX1 + XA>
+
P'(X !
+
XA> X A - cÄ = 0.
Hieraus resultiert, daß die inländischen Exportsubventionen den Grenzgewinn des inländischen Anbieters direkt, jedoch den des ausländischen Konkurrenten nur indirekt beeinflussen können. Die Grenzgewinnfunktion der beiden Dyopolisten lassen sich somit wie folgt ausdrücken: = π\
(X1, x \
(5.16.-I.)
7t{
(5.16.-A.)
7TÄ = 77A ( X 1 , XA>
s)
Die Effekte der einseitigen inländischen Exportsubventionen auf die Absatzmenge der beiden Konkurrenten können durch eine totale Differenzierung der beiden oben aufgestellten Grenzgewinnfunktionen analysiert werden: (5.17.-I.)
7t{jdX^ • 7rj A dX A • 7r| s ds = 0
(5.17.-A.)
WÄ idX 1 • 7TÄAdXA = 0
Unter Berücksichtigung von ΤΓ1^ = 1 und unter Anwendung der Cramer'schen Regel,25 ergeben sich die folgenden Lösungen für das Gleichungs-
5 . . Handelspolitik unter
rn-Konjektur
103
system (5.17.), die die jeweils optimalen Mengenreaktionen des inländischen und des ausländischen Dyopolisten auf die einseitige inländische Exportsubventionierung zeigen: TTÄa
(5-18.-I.)
Xs = dxVds = -
(5.18.-A.)
Xg = dX /ds =
A
A
g—
>0
g—
< 0,
wobei D als Determinante des Lösungssystems in der Gleichung (5.12.) gegeben ist. Die Absatzmenge des inländischen Anbieters steigt als Folge der Exportsubventionierung, da sie kostensenkend und deshalb positiv auf seine internationale Wettbewerbsfähigkeit wirkt. Der ausländische Konkurrent verliert demgegenüber absolut und relativ seinen Marktanteil auf dem Drittlandsmarkt aufgrund der Verschiebung der relativen Konkurrenzfähigkeit zugunsten des inländischen Anbieters. Wie stark diese unterschiedlichen Mengeneffekte ausfallen, hängt im wesentlichen von den "konjekturalen Vermutungen" 27 des ausländischen Exporteurs und somit von dem Steigungsmaß seiner Reaktionsfunktion ab. Dies kann durch ein Ins-Verhältnis-Setzen von (5.18.-A.) zu (5.18.-I.) folgendermaßen erläutert werden. (5.19.)
TTÄl
4
TTÄa
dX" dX1
A A
I
X =R (Χ )
25 Eine ausführliche Erläuterung des Cramer'schen Verfahrens, durch das simultane Lösungen für mehrere Gleichungen zu finden sind, findet sich beispielsweise in Chiang, A.C.: Fundamental Methods of..., S. 107ff. 26 Siehe auch Brander/Spencer. Export Subsidies and ..., S. 87. 27 Der deutsche Ausdruck "konjekturale Vermutungen" ist eine gängige Ubersetzung aus dem Englischen "conjectural variations". Siehe beispielsweise Varian: MikroÖkonomie ..., S. 107.
104
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
Nach (5.19.) entspricht die relative Änderung der Absatzmengen genau dem Steigungsmaß der ausländischen Reaktionsfunktion. Da die Reaktionsfunktion des ausländischen Dyopolisten seine optimale Mengenentscheidung unter der Annahme einer Nichtreaktion des inländischen Anbieters zum Ausdruck bringt, läßt sich aufgrund der Gleichung (5.19.) folgender Grundsatz ableiten: Je steiler die Reaktionsfunktion des ausländischen Dyopolisten, d.h. je stärker der ausländische Dyopolist seine Produktionsmenge in Reaktion auf die Ausweitung der inländischen Absatzmenge reduziert, desto effektiver sind die inländischen Exportsubventionen bei der Erweiterung des absoluten wie relativen Marktanteils des inländischen Anbieters. Anders ausgedrückt: Je stärker die durch die Exportsubventionen bedingte Zunahme der inländischen Exportmenge den Grenzgewinn des ausländischen Konkurrenten reduziert, um so erfolgreicher ist die inländische Subventionspolitik bei der Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des inländischen Exporteurs. Ein Urteil über die Effekte der einseitigen Exportsubventionen auf die aggregierte Absatzmenge der beiden Konkurrenten auf dem Drittlandmarkt kann durch eine Addition der beiden Gleichungen in (5.18.) ermöglicht werden: < (5.20.)
A
dX/ds = (dX 1 + dX A )/ds =
+
Hai) > 0
D
Unter Berufung auf die in (5.12.) aufgestellten Bedingungen für die Stabilität des Gleichungssystems läßt sich aufgrund von (5.18.) und (5.20.) folgendermaßen schlußfolgern: Eine einseitige Exportsubventionierung durch die inländische Regierung führt zu einem Anstieg der Absatzmenge des inländischen Anbieters, der den Rückgang der ausländischen Absatzmenge übertrifft. Sie führt daher insgesamt zu einer Erhöhung der aggregierten Absatzmenge der beiden Dyopolisten auf dem Drittlandsmarkt. Eine grafische Erläuterung dieses Sachverhalts liefert Abbildung 5.2: Da die anfänglichen Reaktionsfunktionen der beiden Konkurrenten aus den beiden Gleichungen in (5.10.) abgeleitet worden sind, verschiebt sich die
28 Dies ist ein in der Literatur kaum beachteter Aspekt des internationalen Wettbewerbsmechanismus.
5 . . Handelspolitik unter
rn-Konjektur
105
Reaktionsfunktion des inländischen Monopolisten wegen der Senkung der Grenzkosten (Erhöhung der Grenzgewinne) wie in Abbildung 5.2 von R* Ι
auf R -, während die des ausländischen Anbieters bei R
Δ
n
00
bleibt.
Abb. 5.2: Effekte der einseitigen Exportsubventionen des Inlandes beim internationalen Dyopol. Der Cournot-Fall.
Als Folge der Verschiebung der inländischen Reaktionsfunktion nach rechts stellt sich ein neues Gleichgewicht in Punkt Nj ein. Das neue Cournot-Nash-Gleichgewicht kann durch eine einseitige Steigerung der absoluten und der relativen Absatzmenge des Subventionsempfängers, d.h. des inländischen Anbieters von X* 0 auf X ^ gekennzeichnet werden. Die Absatzmenge des ausländischen Konkurrenten nimmt von X A 0 auf X A ab aufgrund der Verschlechterung seiner internationalen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem inländischen Konkurrenten. Zudem gilt aufgrund der Gleichung (5.19.), daß X ^ + X A j > Χ* 0 + X Ä Q , was auch damit begründet werden kann, daß die Reaktionsfunktion des ausländischen Anbieters flacher verläuft als die des inländischen Dyopolisten.
29 Siehe hierzu auch Tirole: The Theory of ..., S. 220, Siebert: Strategische Handelspolitik ..., S. 561 und Brander/Spencer. Export Subsidies and ..., S. 88.
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
106
Derselbe Gleichgewichtspunkt wie bei dieser Stackelberg-Führerschaft der inländischen Regierung bei der Subventionszahlung kann auch dann erreicht werden, wenn der inländische Anbieter die Führungsrolle in Abwesenheit der glaubhaften Subventionszusage seitens der Regierung übernimmt. Der inländische Dyopolist bewegt sich prompt vom N Q zu N 1 , wenn er davon überzeugt ist, daß sich der ausländische Konkurrent mit der Rolle -jn
eines Stackelberg-Anpassers abfinden würde. In anderen Worten: der inländische Anbieter kann, gelingt ihm beispielsweise eine eigenständig durchgeführte kostensenkende Innovation, die Rolle eines Stackelberg-Führers übernehmen, ohne daß er eine Gegenreaktion seines Konkurrenten befürchten muß. In diesem Falle kann er dann, ohne Hilfe von Regierungsseite, seine Absatzmenge auf Kosten seines Konkurrenten ausweiten, wodurch sich das neue Gleichgewicht genau in N 1 einstellt. 5.2.2.2. Die Effekte auf den Weltmarktpreis Die Auswirkungen der inländischen Exportsubventionen auf den Weltmarktpreis des betreffenden Gutes können durch eine totale Differenzierung der Gesamtnachfragefunktion (5.2.) in Bezug auf s untersucht werden. Die totale Differenzierung ergibt unter Bezugnahme auf die Gleichungen in (5.18.): (5.21.)
dP = P' (SX l/Ss)às + P« (*XA/ 0.
Aus (5.23.-Ι.) geht hervor, daß der inländische Dyopolist von der Subventionierung seiner Exportprodukte durch die inländische Regierimg letztend-
32 Dies kann damit begründet werden, daß die Absatzeiweiterung der inländischen Produkte stärker als der Absatzrückgang der ausländischen Produkte ist. Vgl. die Gleichungen in (5.20.).
108
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
lieh eindeutig profitiert: 33 Die Exportsubventionen beeinflussen auf der einen Seite direkt die Gewinne des inländischen Anbieters positiv, da sie einer Kostensenkung um s pro Exporteinheit gleichkommen. Analytisch kann dieser direkte Gewinneffekt als ein zusätzlicher Gewinn in Höhe νοηπ 1s ds ι . = X ds identifiziert werden (Siehe (5.22.-I.) und das zweite Glied auf der rechten Seite der Gleichung (5.23.-I.)) Auf der anderen Seite sinkt der Konsumentenpreis auf dem Drittlandsmarkt aufgrund der inländischen Exportsubventionen mit einer gleichzeitigen Verschiebung des Marktanteils zugunsten des inländischen Anbieters, wodurch die Gewinne des inländischen Produzenten indirekt beeinflußt werden. Dieser positive, indirekte Gewinneffekt kann mit einer Expansion der inländischen Absatzmenge sowohl im absoluten, als auch im relativen Sinne begründet werden. Diese Expansion bewegt ausländischen Anbieter unter der Cournot-Konjektur zur zwangsläufigen Reduzierung seiner Produktionsmenge (siehe das erste Glied auf der rechten Seite der Gleichung (5.23.-I.))· Ohne die heimischen Konsummöglichkeiten, wie es hier unterstellt worden ist, und unter der Voraussetzung, daß die Faktorpreise exakt die Opportunitätskosten wiedergeben, entspricht dieser zusätzliche Firmengewinn abzüglich der Subventionsbeträge genau dem durch die Exportsubventionen bedingten zusätzlichen nationalen Wohlstandsgewinn.34 Was die Gleichung (5.22.-A.) anbelangt, so läßt sich diese unter Berücksichtigung von (5.6.-A), (5.18.-I.) und π ^ = P' X A vereinfachen in (5.23.-A.)
d7TA/ds = XA Ρ· x£ < 0 . 3 5
Hiernach erleidet der ausländische Anbieter einen eindeutigen Gewinnverlust in doppelter Hinsicht: Wegen der Senkung des Weltmarktpreises
33 Dieses Ergebnis entspricht der "Proposition I.ii" in Brander/Spencer: Export Subsidies a n d S . 87f. 34 Vgl. Grossman/Richardson: Srategic Trade Policy..., S. 8. 35 Dieses Ergebnis entspricht der "Proposition I.iii" in Brander/Spencer: Export Subsidies and..., S. 87f.
5 . . Handelspolitik unter
109
rn-Konjektur
ohne anderweitige Kompensationen verschlechtern sich seine firmeninternen Austauschverhältnisse. Der absolute und relative Rückgang seines Marktanteils am Drittlandsmarkt verstärkt diesen negativen Gewinneffekt. Die Verschiebung der Gewinne zugunsten des inländischen und zu Lasten des ausländischen Exporteurs aufgrund einer einseitigen inländischen Exportsubventionierung kann anhand Abbildung 5.2 erläutert werden. Das subventionexklusive Gewinniveau des inländischen Anbieters kann wiedergegeben werden durch die Verlagerung seiner Isogewinnlinie von TTlQ auf TT* während sein ausländischer Konkurrent eine Gewinnreduzierung erleiVi det. Die Isogewinnlinie des ausländischen Dyopolisten verschiebt sich von TT A 0 auf 7Γ A 1 , wodurch seine Gewinne wegen einer Verringerung seiner Absatzmenge und einer Expansion der Absatzmenge seines Konkurrenten zurückgehen. Da die empfangenen Exportsubventionen nicht in den Isogewinnlinien berücksichtigt werden können, ist der wirkliche Zusatzgewinn des inländischen Produzenten um die empfangenen Subventionsbeträge höher als es in der Abb. 5.2 abzulesen ist. Die Verluste des ausländischen Produzenten können im Gegensatz dazu durch die Verlagerung der Isogewinnlinie korrekt abgebildet werden. 5.2.2.4. Die Effekte auf den nationalen Wohlstand In unserem Modell ohne heimische Konsummöglichkeiten rufen die Exportsubventionen keine Änderungen der Konsumentenrente des In- und des Auslandes hervor. Unter solchen Bedingungen können die nationalen Wohlstandseffekte der Exportsubventionen deshalb durch einen Vergleich zwischen den zusätzlichen Gewinnen der Anbieter und den daraus resultierenden zusätzlichen Belastungen des staatlichen Budgets untersucht werden. Die nationale Wohlstandsfunktion kann hiernach dargestellt werden durch (5.24.-I.)
W 1 = W 1 ( X 1 , X A ; s) = 7T I CX I , x \
s) - s X 1 ,
36 Die inländischen Isogewinnlinien, die bei geringeren Absatzmengen des ausländischen Konkurrenten erreicht werden und deshalb unterhalb der anfänglichen Isogewinnlinie liegen, sind mit höheren inländischen Gewinnen vereinbar. Siehe hierzu auch z.B. Tirole: The Theory of..., S. 220.
110
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
während die des Auslandes ohne Berücksichtigung von Vergeltungsmaßnahmen seitens der ausländischen Regierung mit (5.24.-A.)
WA = WA (X1, XA) = π Α ( Χ ! # XA)
ausgedrückt werden kann. Durch eine totale Differenzierung dieser beiden Wohlstandsfunktionen und unter Berufung auf (5.15.-I.) und 7Γ1 = X 1 ergibt sich für das Inland: (5.25.-I.)
Ws = X 1 P' X A - s Xs
Da bei s = 0 W > 0, erhöht sich der nationale Wohlstand des Inlandes eindeutig nach einer marginalen (bis zu einer Grenze angesetzten) SubvenTO
tionierung seiner Exporte. Das Ausmaß dieser positiven Wohlstandsänderung kann exakt durch die Verlagerung seiner Isogewinnlinie von n l Q auf 7Γ l 1 wiedergegeben werden. Die Grenze für die inländische Wohlstandsverbesserung findet sich in Punkt N s in Abbildung 5.2. Versucht das Inland durch eine über den Punkt N s hinausgehende, noch aggressivere Subventionspolitik den Marktanteil zu erobern, so erleidet es einen Wohlstandsverlust. Das Inland kann in einer solchen Situation lediglich eine Isogewinnlinie erreichen, die oberhalb der anfänglichen hegt, was mit einer Reduzierung des inländischen Wohlstandes vereinbar ist. Insofern unterstützt diese Analyse das in (5.25.) abgeleiteten Ergebnis. 39 Unter Bezugnahme auf 7 Γ = 0 ergibt eine analoge Analyse für das Ausland (5.25.-A.)
W A = X A P'Xs < 0
Die Gleichungen in (5.25.) deuten auf eine eindeutige Verschiebung der Firmengewinne bzw. des nationalen Wohlstandes zugunsten des Inlandes und gleichzeitig zu Lasten des Auslandes hin. 40
37 38
I A Dies läßt sich mit X > 0, P' < 0 und X s < 0 begünden.
Dieses Ergebnis entspricht der "Proposition II" in Brander/Spencer: Export Subsidies a n d S . 89. Vgl. Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 89, Figure 5.3.
5.2. Handelspolitik unter Cournot-Konjektur
111
Die Tatsache, daß die Konsumenten des Drittlandes von den inländischen Exportsubventionen eindeutig profitieren, beruht im wesentlichen auf einer Preissenkimg, durch die sich ihre Konsumentenrenten erhöhen. Als Folge erhöht sich letztendlich der Weltwohlstand, da die Produktion in der betreffenden Branche weniger konzentriert von statten geht mit der Folge einer allgemeinen Preissenkung der Produkte. Hierdurch schmälert sich die Diskrepanz zwischen den Konsumentenpreisen und den Grenzkosten, was im allgemeinen zu einer partiellen weltwirtschaftlichen Wohlstandsverbesserung beiträgt. 41 5.2.2.5. Der optimale Exportsubventionssatz Durch Nullsetzen der Gleichung (5.25.-I.) läßt sich der aus inländischer Sicht optimale Subventionssatz, durch den sich der Wohlstand maximieren läßt, folgendermaßen errechnen: 42 (5.26.)
s Q p t = (X1 P·
x£>/Xs >
0
Hiernach hängt die Höhe des optimalen Subventionssatzes unter anderem von zwei wesentlichen Faktoren ab: Auf der einen Seite kommt der Steigung der inversen Nachfragefunktion (P*) eine entscheidende Rolle zu: Je steiler (preisunelastischer) die inverse Nachfragefunktion, desto stärker sinken die Produktpreise aufgrund der Erweiterung der aggregierten Absatzmenge. Gleichzeitig steigt die inländische Absatzmenge umso stärker. Der Mengeneffekt dominiert in diesem Zusammenhang den Preiseffekt, so daß sich eine relativ preisunelastische Nachfragefunktion partiell positiv auf
40 Dies ist das in der Literatur neuerdings häufig genannte "profit shifting"- bzw. "welfare shifting"-Phänomen. Siehe hierzu beispielsweise Eaton/Grossman: Optimal Trade Policy..., S. 385ff und Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 88ff sowie Brander, JA.: Rationales for Strategie Trade and Industrial Policy, in: PA. Krugman (ed.), Strategie Trade Policy and New International Economics, Cambridge 1986, S. 26ff. 4 1 Vgl. Tirole: The Theory of Industrial..., S.219ff. Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 88ff. 42 Siehe auch Brander/Spencen Export Subsidies and ..., S. 89.
112
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
den inländischen Wohlstand (siehe Gl. (5.25.-I.)). In einer solchen Situation ist ein relativ hoher Subventionssatz angebracht, um den inländischen Wohlstand zu maximieren (siehe den Zähler von s Q p t in (5.26.)).43 Der zweite Faktor, der einen Einfluß auf den optimalen Subventionssatz hat, ist das Ausmaß der subventionbedingten Verschiebung des relativen Marktanteils zugunsten des inländischen Dyopolisten, was durch das Steigunsmaß der ausländischen Reaktionsfunktion repräsentiert werden kann (siehe Gl. (5.19.) und (5.26.)). Reduziert der ausländische Dyopolist seine Produktions- und somit Absatzmenge relativ stark in Reaktion auf die subventionbedingte inländische Absatzerweiterung, d.h. ist die ausländische Reaktionsfunktion relativ steil, so ist ein höherer Absatz des inländischen Dyopolisten im Gleichgewicht zu erwarten (siehe Abb. 5.2) mit der Folge einer relativ starken allgemeinen Preissenkung. Da der Absatzeffekt sich stärker als der Preiseffekt auf den Firmengewinn und somit auch den nationalen Wohlstand auswirkt, muß der Subventionssatz auch in diesem Fall niedriger als sonst angesetzt werden muß, will man den inländischen Wohlstand maximieren. 44 Ein in dieser Weise abgeleiteter, positiver optimaler Subventionssatz bringt das bisher implizit angenommene Motiv der inländischen Regierung, durch eine einseitige Subventionierung ihrer Exporte ein sogenanntes "profit shifting" zugunsten ihres Landes herbeizuführen, in eindringlicher Weise zum Ausdruck. Die Subventionierung der Exporte unter der Annahme einer Nichtreaktion des konkurrierenden Landes führt zur Verbesserung des nationalen Wohlstandes. Es findet letztendlich also ein "welfare shifting" vom Ausland zum Inland statt, was in der Praxis durchaus zu einer Gegenreaktion seitens der ausländischen Regierung führen kann. Im folgenden Kapitel werden die Effekte eines solchen, realistischen Subventionswettlaufes in einem partialanalytischen Modell untersucht.
43 44
Dieser Effekt wird in dieser Untersuchung "direkter Preiseffekt" genannt. Dieser Effekt kann "direkter Absatzeffekt" genannt werden.
5 . . Handelspolitik unter
5.2.3. Ökonomische Effekte
rn-Konjektur
113
der simultanen Exportsubventionen
der beiden Länder: Das Cournot-Nash-Gleichgewicht Wie die vorangegangene Analyse zeigte, führt eine einseitige Exportsubventionierung zur Verbesserung des nationalen Wohlstandes des aktiven Landes. Es ist deshalb durchaus anzunehmen, daß das andere Land auch mit ähnlichen Maßnahmen reagieren würde, um dasselbe Ziel zu verfolgen. In diesem Abschnitt wird geprüft, welche Modifikationen in unseren früheren Aussagen notwendig sind, wenn die beiden Regierungen gleichzeitig ihren Export subventionieren. Durch die Annahme einer gelichzeitigen Einflußnahme der beiden Regierungen gewinnt die Analyse an spieltheoretischer Qualität. Die im letzten Abschnitt unterstellte Asymmetrie zwischen den Regierungen einerseits und den Unternehmen andererseits wird auch in diesem Abschnitt beibehalten. 5.2.3.1. Die Mengeneffekte Die Modellstruktur des letzten Abschnittes kann unter diesen Annahmen wie folgt modifiziert werden: Die Gewinnfunktion des ausländischen Anbieters erweitert sich um s A X A , während die empfangenen Subentionsbeträge für den inländischen Dyopolisten in s1 X 1 geändert werden, so daß sich hieraus folgende Gewinnfunktionen für die beiden Konkurrenten ergeben: (5.27.-I. )
π ' ί Χ 1 , X A , s 1 ) = [P(X* + X A ) X1 - C^X 1 )] + s 1 X1
(5.27.-Α.)
π Ν χ 1 , X A , s A ) = [P(X! + X A ) XA - C A (X A )] + s A XA
Da die Firmen nach wie vor die Position eines Stackelberg-Anpassers gegenüber den beiden nationalen Regierungen einnehmen, wird die Analyse ebenfalls durch ein rückwärtsgerichtetes Lösungsverfahren des Gleichungssystems ermöglicht: Hierbei entscheiden, wie bei der einseitigen Exportsubvention des Inlandes, zuerst die beiden Produzenten über ihre eigene Absatzmenge unter Berücksichtigung der von der eigenen Regierung 'glaubhaft' versprochenen Exportsubventionen. Nach Festsetzung der Gleichgewichtswerte in Mengen und Preisen seitens der Firmen gewähren die beiden Regierungen die bereits angekündigten Exportsubventionen. In einem ersten Schritt wird von der Annahme ausgegangen, daß die Exportsubventionen nicht in ihrer jeweils optimalen Höhe eingesetzt werden. 8 Park
114
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
Vielmehr werden hier die Effekte der "irgendwie" eingesetzten Exportsubventionen analysiert, um die Eigenschaften des internationalen Subventionswettlaufs zu beschreiben. In einem zweiten Schritt werden daran anschließend die "nichtkooperativ" durchgeführten simultanen Exportsubventionen, deren Höhe von den sich gegenseitig durchschauenden Regierungen des In- und Auslandes auf das optimale Niveau vordeterminiert und anschließend angekündigt wurden, einer eingehenden Mengen-, Preis- und Wohlfahrtsanalyse unterzogen.45 Die notwendigen Bedingungen für die Gewinnmaximierung der beiden Dyopolisten resultieren aus partiellen Ableitungen von (5.27.) in Bezug auf die eigene Angebotsmenge, wobei die im letzten Abschnitt unterstellten hinreichenden Bedingungen weiterhin als erfüllt gelten. = P(X!
+ XA) + P'(X!
+ X A ) X1
- c}(X!)
+ s1
(5.28.-I.)
Π{
= 0
(5.28.-A.)
7Za = P(X ! + X A ) + P'(X* + X A ) X A - Ca(X A ) + s A = 0
Die Grenzgewinne des einen Anbieters sind somit jeweils eine direkte Funktion von seiner eigenen Absatzmenge, der Absatzmenge seines Konkurrenten und dem ihm gewährten Subventionssatz pro Einheit des Exportes, so daß sie folgendermaßen in Funktionsform dargestellt werden können: 1
= π\ (X 1 , x A , s )
(5.29.-I.)
n\
(5.29.-A.)
7TÄ = 7TÄ (X1. x \
SA)
Eine totale Differenzierung von (5.29.) ermöglicht die Analyse der Mengeneffekte der von den beiden Ländern simultan durchgeführten Subventionspolitik. Die totalen Ableitungen ergeben: (5.30.-1.)
TTndX1
+ 7r} AdXA + TTislds1
(5.30.-A.)
tfÄldX 1 • 7TAAdXA + 7r}sAdsA = 0
= 0
45 Dieses Analyseverfahren unterscheidet sich von der Brander/Spencer-Methode dadurch, daß hier nicht nur die Eigenschaften des Cournot-Nash-Gleichgewichts, sondern auch des internationalen Subventionswettlaufs berücksichtigt werden.
5 . . Handelspolitik unter
rn-Konjektur
115
Unter Berücksichtigung von TT1; · = 1 mit i = (I, A) und Berufung auf die lSl
Cramer'sche Regel läßt sich das Gleichungssystem (5.30.) folgendermaßen lösen: - flAAds 1 + 7rjAds A dX 1 =
(5.31.-I.)
D - π|idsA + (5.31.-A.)
dX
A
fluids 1
=
D
Unter Berufung auf die Konkavität der Gewinnfunktionen ( J T A A A < 0) und die Stabilitätsbedingungen sowie die Annahme der von der Absatzmenge des Konkurrenten negativ abhängigen Grenzgewinne (π 1 - < 0) läßt sich feststellen, daß die Absatzmenge des einen Anbieters von zwei Seiten beeinflußt wird: Auf der einen Seite verringern die eigenen Exportsubventionen die Grenzgewinne des Konkurrenten über eine Reduzierung von dessen Absatzmenge und wirken sich somit wie Sanktionen gegen den Absatz des Konkurrenten (das erste Glied im Zähler) aus. Auf der anderen Seite verringern sich die Grenzgewinne des heimischen Anbieters wegen der Zunahme der gegnerischen Absatzmenge bedingt durch die Subventionierung seitens der ausländischen Regierung (das zweite Glied im Zähler). Was die Analyse der Effekte auf die aggregierte Absatzmenge der simultanen Exportsubventionen anbetrifft, so kann diese durch Addition der beiden einzelnen Mengeneffekte in (5.31.) durchgeführt werden:
( - 7ΓΑΑ+ ΤΓαι) ds 1 + ( 7 γ | Α - 7 τ } ι ) ds A
(5.32.)
dX = (dX
1
A
+ dX )
> 0
D
Das Ergebnis in (5.32.) besagt, daß die gesamte Absatzmenge der beiden Dyopolisten im Drittlandsmarkt unter der in dieser Untersuchung angenommenen Stabilitätsbedingung (siehe (5.12.)) eindeutig zunimmt. Während Gleichung (5.32.) klar auf eine Zunahme der aggregierten Absatzmenge der beiden Produzenten hinweist, sind die Effekte auf die einzelnen Anbieter nicht eindeutig. Wie sich die Absatzmengenkombination im neuen Gleichgewicht46 zusammensetzt, hängt insbesondere davon ab, in
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
116
welcher Intensität die einzelnen Regierungen ihre Subventionspolitik verfolgen und wie stark die eigenen Exportsubventionen die Absatzmöglichkeiten des Konkurrenten unterdrücken können. Was die relative Intensität der nationalen Exportsubventionen in den einzelnen Ländern anbetrifft, so wird ihr eine entscheidende Bedeutung bei der Klärung der Frage eingeräumt, welche Absatzmenge dem einen Exporteur relativ zu der des anderen denn letztendlich zuteil werden wird. In Abbildung 5.3 können die bisher analytisch untersuchten Mengeneffekte graphisch erläutert werden.
o
xi
χ1,
X'
Abb. 5.3: Effekte der simultan durchgeführten Exportsubventionspolitik beim internationalen Dyopol. Der Cournot-Fall
Bei einer simultan eingesetzten Subventionspolitik der beiden Länder in "normaler" Höhe kommt es zu einer gleichzeitigen Verschiebung der beiden Reaktionsfunktionen nach rechts. Ein neues Gleichgewicht stellt sich in Ν χ ein, wo die beiden Dyopolisten ihre Absatzmengen simultan steigern können. 46 An dieser Stelle ist noch nicht von einem Cournot-Nash-Gleichgewicht zu sprechen, da hierunter gewöhnlicherweise das Ergebnis von den "nichtkooperativen", d.h. in jeweils optimaler Höhe durchgeführten Subventionen verstanden wird.
5 . . Handelspolitik unter
rn-Konjektur
117
Unterstellt man jedoch beispielsweise eine aggressivere Subventionspolitik seitens der inländischen Regierung, durch die sich die inländische Reaktionsfunktion über den Punkt I hinaus nach rechts verschiebt, so kann der inländische Anbieter seinen Marktanteil auf Kosten des ausländischen Konkurrenten ausweiten. Der Absatz des inländischen Produzenten erweitert sich in diesem Fall nicht nur absolut, sondern auch relativ zu dem seines Konkurrenten. In Punkt I (A) beispielsweise, wo die Subventionen des Auslandes (Inlandes) gerade noch zum Halten seiner alten Absatzmenge ausreichen, während der inländische (ausländische) Anbieter dank einer stärkeren inländischen (ausländischen) Subventionspolitik seine Absatzmenge absolut wie relativ erhöhen kann, gilt:
η ΙΑ (5.33.-I.)
A
d s
0 und dX
A
π% I = 0).
7ΓΠ
dsI
= TTaa
π\ι
< dsA
7TÂi
in A (dX A > 0 und dX1 = 0 ) .
Aus (5.33.) geht hervor, daß die Absatzmengen und die Marktanteile der beiden Anbieter vor allem durch die relative Intensität der Subventionspolitik und die relative Wirkungsstärke der Absatzmengenänderungen auf die Grenzgewinne determiniert werden: Ist die relative Intensität der inländischen im Vergleich zur ausländischen Subventionspolitik gleich wie die relative Wirkungsstärke der inländischen Absatzänderung auf den inländischen und ausländischen Grenzgewinn, und übersteigt sie gleichzeitig die relative Wirkungsstärke der ausländischen Absatzänderung (siehe Gl. (5.33.I.)), so gewinnt der inländische Anbieter sowohl absolut wie relativ Marktanteile, ohne daß der ausländische Konkurrent seinen Absatz ausweiten kann. In diesem Fall ist das Verschiebungsausmaß der inländischen Reaktionsfunktion genau so stark, daß in I das neue Gleichgewicht erreicht wird.
118
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
Liegt die Bedingung (5.33.-A.) vor, so ist der ausländische Exporteur der alleinige Gewinner aus diesem Subventionswettbewerb. Eine simultane Zunahme in der Absatzemnge der beiden Anbieter ist daher nur unter der Bedingung (5.34.) möglich: tt!A (5.34.) ΤΓΑΑ
π}ι
ι
0
(5.41.-I.) sAopt
(5.41.-A.)
= P' X A XsA/XsA > 0
Nach (5.41.) ist der optimale Zollsatz für die einzelnen Exportländer eindeutig positiv.55 Jedes Land wäre unter diesen Bedingungen bereit, eine einseitige Subventionspolitik durchzuführen mit dem Ziel, den nationalen Wohlstand zu verbessern, wären sie von einer Nichtreaktion der anderen Regierung überzeugt. Oder wenn die kurzfristig zu erzielenden Zusatzgewinne die Kosten aus den womöglich existierenden Sanktions-56 bzw. Retorsionsmaßnahmen
en
übertreffen, so ist es für die einzelnen Länder attraktiv,
54 Das neue nationale Wohlstandsniveau kann, wie bereits erwähnt, aus den jeweiligen Isogewinnlinien abgelesen werden. 5 5 Der optimale Subventionssatz in diesem Kontext, insbesondere für das Inland, ist unter der gleichen Bedingung wie bei einer einseitigen Subventionspolitik abgeleitet worden und ist deshalb gleichhoch wie in (5.26.). Dennoch bedarf es einer unterschiedlichen Interpretation. Dies wäre im Falle eines durch die latenten Absprachen organisierten internationalen Kartells wie beispielsweise der OPEC denkbar. 57 Die Exportsubventionen für die verarbeitenden Industriezweige sind durch den Art. XVI:4 des GATT-Vertrags und den in der Tokio-Runde vereinbarten Subventionskodex ausdrücklich verboten. Die eventuell betroffenen Länder sind berechtigt, Retorsionsmaßnahmen einzuführen. Hierzu siehe Senti, R.: GATT. System der Welthandelsordnung, Zürich 1986, insb. S. 17öff und Nam, C.-H.: Export Promoting Subsidies, Countervailing Threats, and the General Agreement on Tariffs and Trade, in: The World Bank Economic Review, Vol. 1 (1987), S. 727-743, insb. 728ff.
5 . . Handelspolitik unter
rn-Konjektur
125
durch eine Subventionierung ihrer Exporte die internationale Wettbewerbsposition seiner Firmen zu verbessern. Die bisherigen Erfahrungen zeigen zudem, daß die Kooperation der Länder insbesondere in den zukunftsträchtigen, technologieintensiven Branchen mit einer oligopolistischen Konkurrenzstruktur äußerst schwierig zuCQ
stände zu bringen, aber auch nicht stabil genug ist. Somit führt ein simultanes, nichtkooperatives Verfolgen der nationalen Interessen folgerichtig zu einem Subventionswettlauf zwischen den Exportländern. 59 Ein gutes Beispiel liefert der jahrelange Streit zwischen einigen europäischen Ländern und den Vereinigten Staaten um die FuE-Subventionen der europäischen Länder und die Subventionen der amerikanischen Regierung in Form von Rüstungsaufträgen jeweils an ihre Flugzeugindustrie.60 Das Ergebnis eines solchen gegenseitigen Ausspielens ist dann das sogenannte Cournot-Nash-Gleichgewicht mit den in den beiden Ländern eingesetzten Exportsubventionen in Höhe des jeweils optimalen Subventionssatzes pro Einheit der Exportmenge.61 Kommt es zu einem nichtkooperativen Cournot-Nash-Gleichgewicht, so ist die Frage zu beantworten, ob dieses Gleichgewicht mit einer simultanen Verbesserung des Wohlstandes der beiden Länder vereinbar wäre. Dies kann durch eine komparativ-statische Analyse über den aggregierten Wohlstand dieser Länder beantwortet werden. Der aggregierte Wohlstand der beiden Länder ist gegeben durch: (5,42.)
W w = W ^ x 1 , x A f s 1 , s A ) = W ' u x 1 , x A , s 1 ) + W A ((X ! # x A , s A )
58 59
Siehe hierzu z.B. Branden Rationales for Strategie..., insb. S. 27.
Dies ist der Mechanismus des von Hiemenz/Weiss titulierten internationalen Subventionskarussels. Siehe hierzu Hiemenz, U./Weiss, F.D.: Das internationale Subventionskarussel. Dabeisein oder Abspringen?, Kieler Diskussionsbeiträge Nr. 98, März 1984. 6 0 Zu einer beispielhaften Gewinn-Verlust-Analyse dieses sogenannten "Airbus-Boeing"Streits siehe Krugman, P.: Is Free Trade Passé?, in: Journal of Economic Perspectives, Vol. 1 (1987), S. 131-144. insb. S. 135ff. 6 1 Brander/Spencer berücksichtigen auch die heimischen Konsummöglichkeiten und kommen dennoch zu demselben Ergebnis wie hier. Siehe hierzu Brander/Spencer Export Subsidies and..., S. 95.
126
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
= [ π ^ χ 1 , x \ s 1 ) - s1 χ1] + [ π Α ( χ ! , x A f sA) - sA x A ] . Eine totale Differenzierung von (5.42.) ergibt unter Berücksichtigung der Bedingung des Nash-Gleichgewichts: (5.43.)
dWw = dW1 + dWA = W A i ds1 + WsA dsA (wegen Wsi= 0 und W§A = 0) = (7TÎ Xsl- s A X A I ) ds 1 + (7Za XsA" s 1 X£ A > ds A
=
p·
xA
Xsid
- πΐιπ| Α/π^ττ|ι)
ds 1
• Ρ' X 1 XsA(1 - 7ΓΑΙ7ΓΙΑ/ΤΓΑΑ7ΓΙΙ) ds A < 0
Aus (5.43.) geht hervor, daß der Subventionswettlauf mit der Folge einer gleichzeitigen Gewährung des jeweils optimalen Subventionssatzes eindeutig zu Einbußen des aggregierten Wohlstandes führt. Unterstellt man symmefO trisches Gleichgewicht in der anfänglichen Freihandelssituation, so kann dies anhand Abbildung 5.4 folgendermaßen erläutert werden: Ausgehend vom anfänglichen Freihandels-Gleichgewicht in N Q stellt sich nach einer simultan durchgeführten Subventionspolitik das neue CournotNash-Gleichgewicht in N 1 ein. Dieses nichtkooperative Gleichgewicht ist dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Länder gleichzeitig versuchen, die Konkurrenzfähigkeit ihrer Exportprodukte mit Subventionszahlungen zu verbessern, allerdings letzten Endes ein niedrigeres nationales Wohlstandsniveau als in der Freihandelssituation erreichen. Ein freiwilliger Subventionsabbau eines Landes kann im Gegenteil den aggregierten Wohlstand der beiden Länder erhöhen (wegen W w s j < 0). Die Erfolgschance eines solchen Vorgehens ist jedoch insbesondere deshalb äußerst gering einzuschätzen, weil es zu höheren Wohlstandseinbußen für die-
62 Eine symmetrische Konkurrenzstruktur liegt vor allem dann vor, wenn die beiden Firmen gleiche Kostenfunktionen und somit gleiche Marktanteile im Anfangsstadium vorweisen. In einem solchen Fall sind die beiden Reaktionsfunktionen auch symmetrisch. Hierzu siehe z.B. Siebert: Strategische Handelspolitik..., S. 569ff.
5 . . Handelspolitik unter
rn-Konjektur
127
ses "weniger aggressive" Land mit nun niedrigeren Exportsubventionen führt. 63 In einer solchen Situation können die beiden Exportländer ihren nationalen Wohlstand durch einen kooperativ durchgeführten gleichzeitigen Subventionsabbau simultan steigern. Dies löst im Falle einer symmetrischen Konkurrenzstruktur eine sukzessive Verlagerung des Gleichgewichtspunkts von N 1 zu N q aus. Die einzelnen Länder gelangen hierdurch zu einem höheren Wohlstandsniveau als im Falle eines nichtkooperativen Subventionswettlaufs.
Abb. 5.4: Effekte einer simultanen Subventionspolitik auf den aggregierten Wohlstand. Der Fall symmetrischer Firmen.
5.2.4. Ökonomische Effekte
der Exportzölle im kooperativen Gleichgewicht
Wollen die Länder ihren Wohlstand über den Punkt N Q hinaus durch ein kooperatives Verhalten verbessern, so bietet sich eine Exportsteuer 64 bis zu
63
Man stelle sich beispielsweise einen Punkt wie I in der Abb. 5.4 vor, der zu erreichen wäre, wenn das Inland seine Subventionen freiwillig reduzieren würde. Das Inland erwirtschaftet in I ein geringeres Wohlstandsniveau als im Cournot-Nash-Gleichgewicht.
128
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
einer bestimmten Grenze als eine geeignete gemeinsame Handelsstrategie an. Die Verteuerung der in- und ausländischen Exportprodukte aufgrund der Exportsteuer und die daraus resultierenden Zusatzgewinne überkompensieren in einer solchen Situation die Gewinneinbuße wegen des Absatzrückgangs. Die beiden Exportfirmen erreichen hierdurch jeweils eine Isogewinnlinie mit einem höheren steuerexklusiven Gewinnniveau.65 Die schraffierten Flächen in Abbildung 5.4 zeigen die möglichen Kombinationen von Absatzmengen, die durch ein solches kooperatives Verhalten der beiden Exportländer zu erreichen wären. Der nationale Wohlstand der einzelnen Länder kann in diesem Fall exakt mit den durch die neuen Isogewinnlinien erreichten Gewinniveaus identifiziert werden, während die Gewinne der beiden Dyopolisten wegen der Steuerzahlung etwas niedriger sein werden, als sie durch die Isogewinnlinien angezeigt werden. Der optimale Subventionssatz (Exportsteuersatz in diesem Falle, da negativer Subventionssatz) für den aggregierten Wohlstand läßt sich durch partielle Ableitungen der beiden Wohlstandsfunktionen in Bezug auf s1 folgendermaßen errechnen: (5.44.-I.) 1. i W W
=
•
= Ρ
I I 2.
S1
Xsl
1
Α Α + S*
J W W
Ι Α I I A I A A X 1 xSl - S 1 Xsl + Ρ' Χ Xsl - s M χ2ι = 0
ΙΑ
AI
Χ2ι = Ρ' Χ1 Χ2ι + Ρ· Χ* Χέΐ
(5.44.-Α.) 1. * W W / * s A = SVI 1 /Ss* + * W A / * s A
= Ρ' X1 XsA - s 1 xLv • Ρ' XA XsA - s A XsA= 0
Die Exportsteuern werden auch Exportzölle genannt. Die beiden Bezeichnungen werden hier abwechselnd verwendet. 6 5 Man stelle sich beispielsweise einen Punkt wie C in der Abb. 5.4 vor. Obwohl die dazugehörigen Isogewinnlinien der Übersicht halber nicht eingezeichnt worden sind, ist diese Schlußfolgerung leicht nachvollziehbar.
5 . . Handelspolitik unter
rn-Konjektur
129
2. s 1 XsA + s A XsA = Ρ' X1 XsA + P' XA x£a
Die jeweils 2. Gleichungen in (5.44.) bilden die simultan zu lösenden Gleichungen und liefern unter Zuhilfenahme der Cramer'schen Regel und nach einigen Umformungen die optimalen Exportsubventionen für die beiden Länder wie folgt: 66 (5.45.-I.)
sI
(5.45.-A.)
s A k o p t = Ρ' Χ1 < 0
kop
t
= P
'
χ Α < 0
Da die negativen Exportsubventionen als die positiven Exportzölle interpretiert werden können, beinhalten die Ergebnisse in (5.45.) eine Maximierung des aggregierten Wohlstandes durch ein simultanes Einführen von Exportzöllen in der Höhe des berechneten optimalen Satzes ( δ 1 ^ 0 ρ()· 6 7 Für die anfangs symmetrischen Dyopolisten (X 1 = X A ) bedeutet dieser Grundsatz wiederum ein symmetrisches Handeln, das eine gleichzeitige Durchführung der Exportzollpolitik in den beiden Länder in gleicher Höhe erforderlich macht. In einer graphischen Darstellung bedeutet ein solches kooperatives Verhalten eine Verlagerung des Gleichgewichtspunktes von N Q entlang der eingezeichneten 45°-Linie zum Ursprung hin (siehe Abbildung 5.4). Bei den nichtsymmetrischen Dyopolisten muß die Intensität der jeweiligen Exportzollpolitik der beiden Länder nach dem anfänglichen Marktanteil
Unter Mitberücksichtigung der heimischen Konsummöglichkeiten kommen Brander/Spencer zu demselben Ergebnis wie hier bis auf die Einschränkung, daß sich eine gemeinsame Exportbesteuerung nur dann als vorteilhaft erweisen kann, wenn die Summe des heimischen Konsums in den beiden Ländern die Exportmenge der einzelnen Länder übertrifft. Siehe Brander/ Spencer: Export Subsidies and ..., S. 96. Insofern ist die Erkenntnis gewonnen worden, daß die Nichtberücksichtigung des heimischen Konsums eine sinnvolle Vereinfachung des internationalen Dyopolmodells darstellt, ohne daß die Ergebnisse nennenswert korrigiert werden müssen. 67 Dixit untersucht eine rein oligopolistische internationale Konkurrenz und kommt zu dem Ergebnis, daß die Dyopollösung vom Typ Brander/Spencer nur für den Fall ihre Gültigkeit beibehalten kann, in dem nicht allzu viele Produzenten existieren. Mit der steigenden Zahl der Konkurrenten wird die Exportsteuer auch für das nichtkooperative Gleichgewicht immer attraktiver. Vgl. Dixit, Α.: International Trade Policy for Oligopolistic Industries, in: Economic Journal, Vol 94 (1984), Supplement, S. 1-16. Siehe auch Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 102. 9 Park
130
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
des Konkurrenten ausgerichtet werden. Hatte beispielsweise der inländische Produzent einen höheren Marktanteil am Anfang (X 1 > X A ) , wie es in Abbildung 5.5 der Fall ist, so ist im Ausland ein höherer Exportzoll auf die Exportprodukte aufzuerlegen als im Inland und umgekehrt.
Abb. 5.5: Der optimale· Exportsubventionssatz für das kooperative Wohlstandsmaximum. Der Fall asymmetrischer Firmen.
In der graphischen Darstellung löst ein solches kooperatives Verhalten ebenfalls eine Verlagerung des Gleichgewichtspunktes von N Q zu beispielsweise C aus. Und diese Verlagerung verläuft entlang einer den Ursprung mit dem anfänglichen Gleichgewichtspunkt verbindenden Linie (beispielsweise der Linie Ζ in Abbildung 5.5). Bei der Realisierung des aggregierten Wohlstandsmaximums durch die simultan eingesetzten Exportzölle in Höhe des jeweils optimalen Satzes verringern sich die Absatzmengen der beiden Dyopolisten. Die aggregierte Absatzmenge hierbei entspricht genau der Menge, die realisiert worden wäre, hätte es in diesem Markt nur einen Produzenten (Monopolisten) gegeben bzw. hätten sich die ITQ
beiden Firmen zu einem Kartell zusammengetan.
5 . . Handelspolitik unter
rn-Konjektur
131
Dies kann durch die Substitution der in (5.45.) berechneten kooperativen Exportzollsätze in die ersten partiellen Ableitungen der beiden Gewinnfunktionen und durch den anschließenden Vergleich der daraus abgeleiteten optimalen Menge mit der hypothetisch berechneten Monopolmenge bewiesen werden. Die Substitution von (5.45.) in (5.28.) ergibt: (5.46.-I.)
s n l / s x l = Ρ' Χ 1 + Ρ - c{ + Ρ' Χ Α = ο
(5.46.-Α.)
*7Γ Α /ίΧ Α = Ρ' Χ Α + Ρ - C A + Ρ' Χ 1 = 0
Durch die Subtraktion der zweiten von der ersten Gleichung erhält man: (5.47.)
c| = cÄ (s c · ) ,
wobei C die einheitlichen Grenzkosten für den in- und den ausländischen Anbieter, aber auch den hypothetischen Monopolisten darstellt. Die Addition der beiden Gleichungen in (5.46.) führt nach Umformung unter Zuhilfenahme von (5.47.) zu: (5.48.)
2[Ρ + Ρ' (X 1 + X A ) - C ] = 2[P + Ρ' X - C ] = 0
Die unter der Zielsetzung eines aggregierten Wohlstandsmaximums abgeleitete Bedingung (5.48.) entspricht genau der üblichen Bedingung für die Maximierung der Gewinne eines hypothetischen Monopolisten auf diesem Markt. Somit ist festzuhalten, daß das kooperative Maximum des aggregierten Wohlstandes, das unter der Bedingimg eines internationalen Dyopols nur durch eine simultane optimale Verzollung der Exporte zu erreichen ist, auch gesichert werden kann, wenn die beiden Firmen beispielsweise ein Exportkartell bilden und die gesamte Absatzmenge auf die Höhe des hypothetischen Monopolisten festsetzen. Die Erfolgschance einer solchen internationalen Institution wie eines Exportkartells scheint allerdings gering, zumal ein internationales Zusammentragen von Gewinnen und deren Verteilung nach einem bereits abgespro-
68 Manche Ökonomen vertreten diese These, ohne Beweise dafür zu liefern. Vgl. z.B. Brander/Spencer: Export Subsidies and ..., S. 96. Hier wurde versucht, eine solche Lücke in der ökonomischen Argumentation auf diesem Gebiet zu schließen.
132
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
chenen Muster gewöhnlicherweise leicht durch eine einseitige Initiative durchbrochen werden kann.69 5.2.5. Zusammenfassende Bemerkungen zur Cournot-Lösung des internationalen Dyopols Die Vorzüge des bisher behandelten Cournot-Modells bestehen vor allem darin, daß es relativ leicht durchschaubar ist und die Lösungen relativ einfach zu erhalten sind. Von diesen Vorteilen konnte in Teil 5.2. dieser Untersuchung mehrfach Gebrauch gemacht werden. Die Cournot-Lösungen vom Typ Br ander /Spencer werden dennoch aufgrund der einseitigen Betrachtimg der Mengenkonkurrenz kritisiert. Der Wechsel von dem einen zu dem anderen Aktionsparameter kann gravierende Modifikationen der daraus abgeleiteten Politikempfehlungen erforderlich machen. Welche Konsequenzen in dieser Hinsicht zu erwarten sind, soll in Teil 5.3. unter der Annahme der Bertrand-Konjektur eingehend überprüft werden.
53. Handelspolitik unter Bertrand-Konjektur In diesem Abschnitt wird der Fall untersucht, in dem die beiden Exportfirmen unter der Bertrand-Bedingung konkurrieren. Unter Beibehaltung der grundlegenden Modellstruktur wie im Cournot-Fall werden die verschiedenen Implikationen dieses Parameterwechsels eingehend diskutiert. Zuerst werden die Effekte der Exportsubventionen unter dieser Konkurrenzbedingimg kurz angesprochen, wodurch die Untauglichkeit dieses Instrumentes sowohl bei einer einseitigen als auch bei einer simultanen Praktizierung dargelegt werden soll. Daran anschließend werden die Preis-, Mengen- und Wohlstandseffekte der einseitigen wie der simultan praktizierten Exportzölle als wohlstandsverbessernde Maßnahmen analysiert. Die Untersuchung wird zum Schluß mit der Formulierung eines kooperativ-optimalen Exportzollsatzes abgeschlossen.
6 9 Vgl. Caves, R.E.: International Cartels and Monopolies in International Trade, in: R. Dornbusch/J. Frenkel (eds.), International Economic Policy, Baltimore 1979, S. 41ff und Brander: Rationales for Strategie ..., S. 27f.
5.3. Handelspolitik unter Bertrand-Konjektur
5.3.1. Grundstruktur
133
des internationalen Dyopolmodells unter Freihandel
Bei der Bertrand-Lösung des internationalen Dyopolproblems wird stets davon ausgegangen, daß die Marktteilnehmer nun nicht die Absatzmenge, sondern den Preis als ihren Aktionsparameter wählen. Die Bertrand-Produzenten setzen ihren optimalen Preis unter der Annahme eines gegebenen Preises ihrer Konkurrenten fest. In diesem neuen Modell wird weiterhin von konstanten Grenzkosten ausgegangen, um die Vergleichbarkeit der neuen Ergebnisse mit jenen aus dem in Teil 5.2. diskutierten Cournot-Nash-Modell zu verdeutlichen. Bei den Exportprodukten handelt es sich um die normalen differenzierten Produkte, die allerdings vollkommen miteinander 7Π
substituierbar sind.
Die Anbieter sehen sich ihrer eigenen Nachfragefunktion gegenüber, die sowohl von seinem eigenen Preis als auch vom Preis seines Konkurrenten bestimmt wird: (5.49.-I.)
D1 = D^P 1 , P A )
(5.49.-A.)
DA = D A (P ! , P A ),
wobei D 1 und P 1 jewiels die Nachfrage nach den Produkten aus dem Land i und die Preise dieser Produkte darstellen. Von völlig normalen Nachfragefunktionen ist hier auszugehen. Die Nachfragefunktionen sind zweimal stetig ableitbar und besitzen folgende Eigenschaften: (5.50.)
1. Dj = iDViP 1 < 0 2. D] = î d V Î P j > Ο . 7 1
70 Ohne Produktdifferenzierung ist das Ergebnis eines Bertrand-Wettbewerbs gleichzusetzen mit dem Ergebnis der vollkommenen Konkurrenz. Siehe hierzu Tirole: The Theory of ..., S. 209ff. 71 Die Bedingung (5.50.2.) stellt die üblichen Eigenschaften der substitutiven Produkte dar. Eine komplementäre Beziehung zwischen den Produkten erfordert die Bedingung §Di/§Pj < 0. Mehr dazu siehe Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 98, Fußnote 7 und Eaton/Grossman: Optimal Trade Policy ..., S. 392ff sowie andere einschlägige Mikro-Literatur wie Kreps: A Course in ..., S. 60f.
134
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
Die Nachfrageeigenschaften in (5.50.) beinhalten eine übliche Reaktion der Nachfrage auf die Preisänderung der eigenen und der Konkurrenzprodukte. Bei einer prozentualen Preisänderung überwiegt der Eigenpreiseffekt gegenüber dem Konkurrenzpreiseffekt, so daß die Nebenbedingungen in Form von (5.51.)
D} + D} < 0.
als erfüllt betrachtet werden können. Unter der Annahme der konstanten Grenzkosten C*y = 0 können die Gewinnfunktionen der beiden Anbieter folgendermaßen präsentiert werden: (5.52.-I.)
π1 =
π ι(Ρ ι, p A ) = ρ1 oh?1, p a ) - c'cd^p 1 , p a )]
(5.52.-A.)
TTA =
ΐή{9 1, PA) = PA D A (P ! , PA) - C A [D A (P I # P A )]
Die Bedingungen zur Maximierung der Gewinne können durch Nullsetzen der ersten partiellen Ableitungen der beiden Gewinnfunktionen in Bezug auf die eigenen Preise wie folgt ermittelt werden: (5.53.-I.)
πI = π}(Ρ ! , p A ) = ρ1 d| + d^p 1 , p a ) - c| d| = ο
(5.53.-A.)
7TÂ = tffrp 1, PA) = PA DÄ + D A (P ! , PA) - cj D^ = 0,
wobei und D*j mit i = (I, A) jeweils die ersten partiellen Ableitungen der Gewinn-, Nachfragefunktionen in Bezug auf die eigenen Preise darstellen. C ! j stellen nach wie vor die ersten partiellen Ableitungen der Kostenfunktionen in bezug auf die eigenen Absatzmengen dar. Die Grenzgewinnfunktionen der beiden Anbieter sind, wie in (5.53.) ersichtlich, jeweils eine Funktion von P 1 und P A . Die Gleichungen in (5.53.) beinhalten zudem die besten Preisreaktionen des einen Anbieters auf die gegebenen Preise seines Konkurrenten, so daß daraus die Reaktionsfunktionen der beiden Dyopolisten abgeleitet werden können. Die in den vorangegangenen Analysen erstellten Bedingungen für T) die Stabilität des Gleichungssystems werden hier weiterhin unterstellt. 72 Obwohl hierbei die Eigen- und Kreuzeffekte auf die Grenzgewinne nicht durch die Mengenvariationen, sondern durch die Änderungen der Preise ausgelöst werden, wird weiterhin
5.3. Handelspolitik unter Bertrand-Konjektur
135
Das Steigungsmaß der Reaktionsfunktionen kann, analog zu dem Cournot-Fall, durch eine totale Ableitung von (5.53.) wie folgt berechnet werden: π|ι
(5.54.-I.)
> ο
P I =R I (P A )
τγΙα Hai
(5.54.-A.)
A A
I
Ρ =R (Ρ )
> ο
7Γαα
Unter Heranziehung der plausiblen Annahmen im relevanten Bereich, daß die Grenzgewinne des einen Produzenten negativ vom eigenen Preis (TT^J < 0) und positiv von dem seines Konkurrenten beeinflußt werden (π 1 > 0), läßt sich feststellen, daß die beiden Reaktionsfunktionen, anders als unter der Cournot-Konjektur, positiv geneigt sind. Die Stabilitätsbedingungen wie im Cournot-Fall garantieren zudem einen steileren Verlauf der Reaktionsfunktion des inländischen Dyopolisten als die seines Konkurrenten. Eine grafische Darstellung des anfänglichen BertrandGleichgewichts in der Freihandelssituation erfolgt in Abbildung 5.6: Unter der Freihandelsbedingung treffen sich die beiden Reaktionsfunktionen in Punkt N Q , dem Bertrand-Gleichgewicht unter Freihandel. Die Isogewinnlinien 7Γ und7T A 0 geben jeweils das bei Abwesenheit jeglicher handelspolitischen Instrumente erreichte Gewinniveau der beiden Produzenten an. Die höher (mehr rechts) liegenden Isogewinnlinien stellen unter der Bertrand-Konjektur, anders als unter der Cournot-Konjektur, auch höhere Gewinniveaus dar, weil die Gewinne des einen Anbieters positiv von dem Preis seines Konkurrenten beeinflußt werden. 74 Es wird davon ausgegangen,
davon ausgegangen, daß die Eigeneffekte den Kreuzeffekten überlegen sind, wie es in (5.12.) der Fall war. 73 Die zweite Bedingung läßt sich vor allem aus den Annahmen einer Substitutionsbeziehung der beiden Güter, einer konstanten Grenzkostenfunktion und einer nicht zu sehr konvexen Nachfragefunktion ableiten. Siehe hierzu Eaton/Grossman: Optimal Trade Policy..., S. 392 und Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 97ff. Nach Bulow et al. handelt es sich hierbei um die strategisch komplementären Handlungen, während die negativ geneigten Reaktionsfunktionen mit den substitutiven Strategien vereinbar sind. Siehe Bulow et al.: Multimarket Oligopoly..., S. 491ff.
136
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
daß die beiden Produzenten an den in N Q realisierten Preisen so lange festhalten, bis das eine oder andere Land handelspolitische Maßnahmen ergreift.
R
Κ
c
Κ — ^
/
R* 0
ν X
TT0*
Abb. 5.6: Grundschema einer Bertrand-Nash-Lösung beim internationalen Dyopol. Der Freihandel.
5.3.2. Vorbemerkungen zu den Effekten
der Exportsubventionen
Es wird wie im Cournot-Fall von spezifischen Exportsubventionen ausgegangen. Die auf der Exportmenge auf dem Drittlandsmarkt basierenden Subventionen in Höhe von s pro Exporteinheit erhöhen die Gewinne des inländischen Produzenten direkt um sD 1 , während sie die Gewinne des ausländischen Produzenten nur indirekt über eine Änderung von dessen Absatzmengen beeinflussen können. Die neue Gewinnfunktion des inländischen Anbieters ist somit zu präsentieren durch (5.55.-I.)
n l = P1 D^P 1 , P A ) - C 1 U> 1 {? 1 9 P A )] + s D^P 1 , P A )
74 Siehe hierfür Eaton/Grossman: Optimal Helpman/Krugman: Trade Policy and ..., S. 98f.
Trade
Policy
...,
S.
392ff
und
5.3. Handelspolitik unter Bertrand-Konjektur
137
Die Bedingung für die inländische Gewinnmaximierung ändert sich in (5-56.-I. )
7Τ{ = P1 üj + o'cP 1 , P A ) - c{ üj + s ûj = 0 f
während die für den ausländischen Konkurrenten nach wie vor durch (5.53.A.) angegeben werden kann. Die Grenzgewinne der beiden Anbieter können somit folgendermaßen in Funktionsform dargestellt werden: (5.57.-I.)
π{ = π!(Ρ ! # P \ S)
(5.57.-A.)
π Α = π Α ( Ρ ! , PA)
Die Preiseffekte der einseitigen inländischen Exportsubventionen können durch eine totale Differenzierung von (5.57.) und eine anschließende Lösung der sich ergebenden Gleichungen analysiert werden. Die totalen Ableitungen ergeben nach einigen Umformungen: D! 7TAA
(5.58.-1.)
Ps s dP!/ds = -
R^) woraufhin sich das neue Gleichgewicht in N 1 einstellt. Das neue Gleichgewicht ist so gewählt, daß der inländische Produzent diesen Punkt auch hätte erreichen können, hätte er von vornherein die Stackelberg-Führerschaft übernommen und seinen Konkurrenten überzeugt, nicht in gleicher Weise
76
Dies kann mit π
A A î
> 0 begründet werden.
141
5.3. Handelspolitik unter Bertrand-Konjektur
zu agieren. Oder die inländische Regierung dosiert ihre Exportzölle so genau, daß dieser Punkt erreicht werden kann.
Po
P,'
Abb. 5.7: Effekte der einseitigen Exportzölle beim internationalen Dyopol. Der Bertrand-Fall.
In steigt der Absatzpreis sowohl des inländischen als auch des ausländischen Anbieters, wobei die Preiserhöhung der inländischen Exportprodukte die der ausländischen übertrifft. Der Grund für eine simultane Preissteigerung liegt darin, daß der ausländische Anbieter auf die Preiserhöhung des inländischen Anbieters auch mit einer Erhöhung seines Preises reagiert. Dies ist die Eigenschaft der bereits erwähnten strategischen Komplementä77
rität der Preise als Aktionsparameter unter dem Bertrand-Wettbewerb. 5.3.3.2. Die Mengeneffekte
Die Effekte der einseitigen inländischen Exportsteuern auf die Absatzmengen können durch eine totale Differenzierung der jeweiligen Nachfra-
77
Siehe Fußnote 73 dieses Kapitels.
142
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
gefunktion in Bezug auf t untersucht werden. Die totalen Differenzierungen von (5.49.) ergeben dD1 = D| Pt dt + DJ Pt dt
(5.64.-I.)
dD ! /dt = D{ Pt + DA Pt OJ 0 D
DÄ n \ i dt A - d{ 7TÄi dt 1 A
(5.72.-A.)
dP =
>0 D
Die Ergebnisse in (5.72.) lassen die folgenden Interpretationen zu: Die Absatzpreise der in- und ausländischen Exportprodukte werden im wesentlichen von zwei Faktoren beeinflußt. Auf der einen Seite erhöhen sich die Absatzpreise des einen Anbieters aufgrund der eigenen Exportbesteuerung (das erste Glied im Zähler von (5.72.)), was eine unterdurchschnittliche Preissteigerung der Konkurrenzprodukte nach sich zieht. Auf der anderen Seite wird diese Preissteigerungstendenz durch einen zusätzlichen Impuls verstärkt, der aus der Exportbesteuerung seitens der
88 In Anlehnung an das in (5.68.) erreichte Ergebnis kann der jeweilige Exportzollsatz im Bertrand-Nash-Gleichgewicht, in dem die beiden Länder ihren eigenen nationalen Wohlstand zu maximieren versuchen, folgendermaßen ermittelt werden:
(P1 - cl) DÌ P$I t
L
opt
= ftnt
,. JDl Pti
(PA - CÄ) Dt PtA '
t
A
1
opt
a A
da PtA
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
150
gegnerischen Regierung resultiert (das zweite Glied im Zähler der (5.72.)). Aufgrund dieser gegenseitigen Verstärkimg der Preisauftriebstendenzen sind die Absatzpreise der Exportprodukte aus den beiden Ländern höher als im Falle einer einseitigen inländischen Exportzollpolitik (Vgl. die Gleichungen in (5.62.)). Dieser Sachverhalt kann anhand Abbildung 5.8 auch grafisch erläutert werden:
Abb. 5.8: Effekte der simultanen Exportzölle beim internationalen Dyopol. Der Bertrand-Fall.
Eine simultane Besteuerung der Exporte im In- und Ausland in ihrer jeweils optimalen Höhe verschiebt die beiden Reaktionslinien nach oben ( R A n A
T
I
-> R j) bzw. nach rechts (R 0 -> R^). Das neue Bertrand-Nash-Gleichgewicht stellt sich im Punkt N 2 ein, in dem die Preise der beiden Produkte gleichzeitig steigen. Ν χ stellt nach wie vor das Gleichgewicht dar, das bei einseitiger Exportbesteuerung des Inlandes erreicht worden wäre. Somit ist eindeutig festzuhalten, daß die Preiseffekte der simultanen Exportbesteuerung die der einseitigen übertreffen. Unterstellen wir die beiden symmetrischen Exportfirmen im anfänglichen Freihandelsgleichgewicht, so befindet sich das neue Gleichgewicht auf der (nicht eingezeichneten) 45°-Linie.
5.3. Handelspolitik unter Bertrand-Konjektur
151
5.3.4.2. Die Mengeneffekte Die Effekte auf die Absatzmengen können, wie im vorangegangenen Abschnitt, durch eine totale Differenzierung der jeweiligen Nachfragefunktionen in bezug auf t 1 und t^ analysiert werden. Die totalen Differenzierungen ergeben nach einigen Substitutionen:
(5.73.-I.)
dD1 = Di dP1 +
Da dPA
D i DÄ7TÄA < D Ι /DÄ - 7TÄI / 7TÄA > d t 1 + D ^ M A Î T T {ι/7Γ l A -D{/DÄ)dt A D (5.73.-A)
dDÄ = Di dP1 + DA dPA DjDMAÎD^Mi/tf^dt
1
+ DÄDf7rliCDÄ/Df - 7 r j A ^ { i ) d t A
D
Unter Berufung auf die in (5. 73.) abgeleiteten Ergebnisse läßt sich eindeutig feststellen, daß die Absatzmengen der beiden Dyopolisten gleichzeitig zurückgehen. Dies kann damit begründet werden, daß bedingt durch die sich gegenseitig verstärkenden Preisauftriebstendenzen aufgrund der simultanen Exportzölle die Nachfrage am Drittlandsmarkt nach den beiden Produkten stark zurückgeht. Dieser Absatzrückgang fällt, verglichen mit dem Fall einseitiger inländischer Subventionen, insbesondere für das Ausland stärker aus. Lag zu Beginn eine symmetrische Struktur der beiden Exportfirmen mit gleichhohen Absatzmengen vor, so gehen die Absatzmengen in demselben Ausmaß zurück, so daß auch die neu ermittelten Absatzmengen identisch sind. 5.3.4.3. Die Effekte auf die Gewinne der Anbieter und den nationalen Wohlstand Umso interessanter erscheinen nach der Analyse über die Preis- und Mengeneffekte die Effekte der simultan durchgeführten Exportbesteuerungspolitik auf die Firmengewinne und den nationalen Wohlstand der beiden Länder.
152
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
Die Änderung der Gewinne der beiden Dyopolisten kann durch die Bildung eines totalen Differentials der in (5.69.) aufgestellten Gewinnfunktionen untersucht werden. Die totalen Differenzierungen ergeben: (5.74.-I.) dTT1 = n \ dP1 + 77A dPA + 7TTL d t 1 = 77A dPA + 7TTI d t 1
= (P1 - c{ - t 1 )
DA
dPA -
D1
dt 1
(5.74.-A.) d7TA = 7TA dP1 + 77a dPA + 7TAA dt A = π χ dP1 + 7TtA dt A A
= (PM -
A CA
A
A
I
A
A
- t*) Di dP1 - D dt"
Die Firmengewinne werden, wie im Falle der einseitigen Exportzölle, von zwei Faktoren beeinflußt: Einerseits erhöhen sie sich aufgrund der indirekten Rückkoppelungseffekte, da sie eine Preissteigerung der Konkurrenzprodukte nach sich zieht, was die eigene Nachfrage positiv beeinflußt (das erste Glied der Gleichungen in (5.74.)). Andererseits werden die Gewinne direkt durch die Abführung der Exportzölle belastet (das zweite Güed der Gleichungen in (5.74.)). Die Richtung der Gesamteffekte ist jedoch analytisch nicht eindeutig bestimmbar, so 89
daß deren Analyse an Bedeutung verliert.
Die Änderungsrichtung des jeweiligen nationalen Wohlstandes kann im Gegensatz dazu eindeutig determiniert werden. Der jeweilige nationale Wohlstand der beiden Länder kann unter Berücksichtigung der jeweiligen Exportzölle wie folgt formuliert werden: (5.75.-I.)
W 1 = 7T ! (P 1 , P A f t 1 ) + t 1 D1
(5.75.-A.)
WA = π Α ( Ρ ! # P A , t A ) + t A D A .
Die totalen Differenzierungen dieser Wohlstandsfunktionen jeweils in Bezug auf t 1 und t^ ergeben nach einigen Substitutionen:
89 Diese analytische Unzulänglichkeit scheint mit ein Grund dafür zu sein, daß der Bertrand-Wettbewerb bisher weniger Beachtung fand als der analytisch robuste Cournot-Fall.
5.3. Handelspolitik unter Bertrand-Konjektur
153
(5.76.-I.) dW1 = d7T! + d ( t ! D 1 ) = 7TÄ dPA + t 1 dD1 = (P1 - c}) DA dPA
+
t 1 D{ dP1
(5.76.-A.) dWA = d7TA • d(t A D A ) = n \ dP1 + t A dDA A
A
A
I
A A A
= (P Ä - Ca) di dp1 + T* Da dp"
Was das Vorzeichen der beiden in (5.76.) berechneten totalen Diffentiale anbelangt, so ist dW 1 (dW A ) bei t 1 = 0 ( ^ = 0) immer positiv. Somit kann festgestellt werden, daß eine kleine Änderung der Exportzollsätze bis zu on · einer bestimmten Grenze den jeweiligen nationalen Wohlstand immer verbessern kann. Da sich das Bertrand-Nash-Gleichgewicht dadurch auszeichnet, daß die Exportzölle in Höhe des jeweiligen partiellen Optimums auferlegt werden, ist eine Verbesserung des nationalen Wohlstandes in N 2 im Vergleich zu N Q eindeutig festzustellen. Dies kann auch anhand Abbildung 5.8 dadurch erklärt werden, daß die beiden Länder die exportzollinklusiven Isogewinnlinien erreichen, die jeweils ein höheres Wohlstandsniveau als im Freihandel anzeigen. Das Inland beispielsweise erreicht die Isogewinnlinienl2, die höher als n l Q und n l 1 (in N ^ hegt. Die Lage des Auslandes mit der neuen Isogewinnlinie (der Übersicht halber nicht eingezeichnet) kann analog erläutert werden. Betrachtet man die Verlagerung des Gleichgewichts von N 1 (bei der einseitigen Exportzollpolitik) zu N 2 (bei der simultanen Exportzollpolitik) genauer, so stellt man folgendes fest: Der nationale Wohlstand (angezeigt durch die Isogewinnlinien) des Inlandes steigt, ohne daß sich die staatlichen Zolleinnahmen erhöhen. Die Steuereinnahmen des Inlandes sinken viel90
I A Fangen wir bei t = 0 (t = 0) an, so entspricht eine kleine Änderung des Steuersatzes einer neuen Einführung der Exportzölle. 11 Park
154
5. Handelspolitik beim internationalen Dyopol
mehr, da der Export des inländischen Anbieters zurückgeht (Vgl. (5.74.-I.)) bei einem nicht veränderten Exportzollsatz. Der Stückgewinn des inländischen Dyopolisten steigt also als Folge dieser Veränderung. 91 Ob die gesamten Firmengewinne des inländischen Dyopolisten steigen, hängt jedoch von dem Ausmaß seines Absatzrückgangs ab. 5.3.4.4. Der optimale simultane Exportzollsatz und das kooperative Optimum Der optimale simultane Exportzollsatz im kooperativen Gleichgewicht kann durch ein Nullsetzen der ersten partiellen Ableitungen der jeweiligen Wohlstandsfunktionen der beiden Länder ermittelt werden. Die ersten partiellen Ableitungen ergeben: (5.77.-I.)
SVf/St
1
= SVI 1/St
1
+ SVI A/St
= t 1 d| Pt ι + t A Da Pti
+
l
(P 1 -^) dJ p a i
+