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German Pages 512 [527] Year 2004
NICOLAUS COPERNICUS-GESAMTAUSGABE IX
NICOLAUS COPERNICUS GESAMTAUSGABE Herausgegeben von HERIBERT M. NOBIS MENSO FOLKERTS STEFAN KIRSCHNER UND ANDREAS KÜHNE
Band IX BIOGRAPHIA COPERNICANA DIE COPERNICUS-BIOGRAPHIEN DES 16. BIS 18. JAHRHUNDERTS
Akademie
Verlag
BIOGRAPHIA COPERNICANA
DIE COPERNICUS-BIOGRAPHIEN DES 16. BIS 18. JAHRHUNDERTS TEXTE UND
ÜBERSETZUNGEN
BEARBEITET VON ANDREAS KÜHNE UND STEFAN KIRSCHNER
MIT EINEM KATALOG
DER
FRÜHEN COPERNICUS-PORTRÄTS VON GUDULA METZE
Akademie
Verlag
ISBN 3-05-003848-9
© Akademie Das
Verlag GmbH, Berlin 2004
eingesetzte Papier ist alterungsbeständig nach DIN / ISO 9706.
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Druck: Druckhaus „Thomas Müntzer", Bad Langensalza Bindung: Buchbinderei Schaumann, Darmstadt Printed in the Federal
Republic of Germany
INHALT Vorwort 1. Die Vorgeschichte der Edition der „Biographia Copernicana" im Rahmen der Nicolaus-Copernicus-Gesamtausgabe 2. Die Auswahl der Autoren und Texte der
„Biographia Copernicana" 3. Die frühen Copernicus-Bildnisse und ihre Wirkungsgeschichte 4. Danksagung Einleitung 1. Aufbau der Edition 2. Editionsprinzipien
Abkürzungen Biographien und biographische
IX XI
XIII XVI XXVI
XXVII XXIX XXX XXXIII
Nachrichten
1. Alexander Sculteti (1546) 2. Paulus Iovius (1546) 3. Nicolaus Reusner (1587) 4. Bernardino Baldi (1588) 5. Jean Jacques Boissard (1598) 6. Johannes Broscius (nach 1612) 7. Johannes Broscius (nach 1612) 8. Galileo Galilei (1615) 9. Melchior Adam Silesius (1615) 10. Nicolaus Mulerius (1617) 11. Szymon Starowolski (1625) 12. Szymon Starowolski (1627) 13. Girolamo Ghilini (1647) 14. Pierre Gassendi (1654) 15. Marcin Radymihski (1658) 16. Lorenzo Crasso (1666) 17. Isaac Jacques Ignace Bullart (1682) 18. Christoph Hartknoch (1684) 19. Tobias Magirus bzw. Christian Wilhelm 20. Paul Freher (1688)
21. Thomas Pope Blount (1690) 22. Heinrich Anshelm von Ziegler und 23. Johann Franz Buddeus (?) (1709)
1
3 6 8
13 26 30 34 35 42 50 55
59
von
Eyben (1687)
Kliphausen (1695)
67 71 156 181 186 189 193 201 204 212 215
24. 25. 26. 27. 28. 29.
30. 31.
Jakob Heinrich Zernecke (1711) Jakob Heinrich Zernecke (1712) David Braun (1722) David Braun (1723) Georg Petrus Schultz (1724) Jakob Heinrich Zernecke (1727) Johann Christoph Gottsched (1749) Giuseppe Maria Carafa (1751) Gottfried Centner (1763) Alexandre Savérien (1765) Johann Gottfried Herder (1776) Józef Konstantyn Boguslawski (1788)
32. 33. 34. 35. 36. Ludwig v. Baczko (1796) 37. Abraham Gotthelf Kästner
Katalog 1. Das 1.1
1.2
218 219 221 224 229
236 240 267 270 275 292 299 303 315
(1797)
der
Copernicus-Bildnisse „Jugendbildnis" Copernicus mit dem Maiglöckchen und verwandte Darstellungen 1.1.1 Das Copernicus-Porträt an der astronomischen Uhr des Straßburger Münsters 1.1.2 Der Bildnis-Typus aus Nicolaus Reusners „Icones" 1.1.3 Verwandte Darstellungen Copernicus mit Symbolen seines Weltbildes 1.2.1 Vorläufer ohne Porträtähnlichkeit 1.2.2 Das Copernicus-Bildnis in der lateinischen
3.2 3.3
331 337 348 360 360
Ausgabe
Galileis „Dialogo" und verwandte Darstellungen 1.2.3 Das Bildnis in Gassendis Copernicus-Biographie 1.2.4 Das Copernicus-Bildnis in Jan Luyts' „Astronómica Institutio" 1.3 Der betende Copernicus 1.3.1 Das Thorner Epitaph 1.3.2 Das Bildnis des Frauenburger Domkapitels 1.4 Copernicus als „Astronomus incomparabilis" von
2. Das „Altersbildnis" 3. Pseudo-Copernici 3.1 Das Bildnis eines
329 331 331
Anonymus aus der Pariser Sternwarte Copernicus-Bildnisse mit der Physiognomie Johannes Stöfflers Das Copernicus-Bildnis aus den „Tabulae Rudolphinae"
365 372 380 383
383 391 395 399 403 403 404 406
Copernicus-Bildnisse im Katalog Bibliographie
413
Register 1. Register 2. Register
455 457 468
Liste der
der Personennamen der geographischen Namen
Verzeichnis der Bildnachweis
Abbildungen
Abbildungen
417
473
475 477
VORWORT
VORWORT
Vorgeschichte der Edition der „Biographia Copernicana" im Rahmen der Nicolaus-Copernicus-Gesamtausgabe Ebenso wie die früheren Bände der Nicolaus-Copernicus-Gesamtausgabe besitzt auch der vorliegende eine Vorgeschichte, die weit über den Beginn des Erscheinens der Ausgabe im Jahr 1973 hinausreicht. In einem 1943 publizierten Plan der ersten deutschen Copernicus-Ausgabe waren als krönender Abschluß die Bände 8 und 9 vorgesehen, die eine „umfassende neue Kopernikus-Biographie" enthalten sollten (Kubach 1943, S. 114). Diese Biographie erschien notwendig, da „die Bearbeitung der letzten umfassenden Kopernikus-Biographie von Prowe über ein halbes Jahrhundert zurückliegt und demgemäß in vielen Punkten der Lebensdarstellung sowohl als auch der Anlage und Wertung überholt ist" (Kubach 1943, S. 113). Da die erste Gesamtausgabe nach dem Erscheinen des Bandes II, der textkritischen Edition von „De revolutionibus", im Jahr 1949 eingestellt wurde, sind naturgemäß auch die beiden damals geplanten Biographien-Bände nicht erschienen. Erstaunlicherweise ist eine moderne wissenschaftliche Biographie von Copernicus, die nicht nur einzelne Aspekte seines Lebens und Wirkens herausgreift, sondern den Anspruch, „umfassend" zu sein, erfüllt, auch heute noch ein 1. Die
Desideratum. Vor allem zwei Kriterien sind es, die neue biographische Arbeiten über die schon in der Vergangenheit behandelten und gewürdigten Persönlichkeiten notwendig machen: die Erschließung neuer Quellen und ein Paradigmenwechsel in der Darstellung und Bewertung bedeutender historischer Leistungen. Auch wenn keine oder keine wesentlich neuen Quellen erschlossen werden konnten, erfordert der veränderte Blick auf die Politik, Wissenschaft und Kultur einer Epoche neue biographische Darstellungen. Im Fall von Copernicus sind beide Voraussetzungen erfüllt. Zum einen konnten seit der im deutschsprachigen Raum bis heute einzigen umfassenden Biographie von Leopold Prowe (Prowe 1883/1884) zahlreiche neue Quellen erschlossen werden, zum anderen ist Prowes Darstellung so lohnenswert die Lektüre einzelner Kapitel auch heute noch sein mag in ihrer Gesamtheit überholt. Trotz dieser eigentlich günstigen Voraussetzungen ist das Fehlen einer modernen wissenschaftlichen Copernicus-Biographie sicher nicht zufällig. Seit der letzten großen Publikationswelle im Zusammenhang mit den Symposien und Gedenkfeierlichkeiten zum 500. Geburtstag von Copernicus im Jahr 1973 ist das Interesse an seiner Biographie deutlich zurückgegangen. Spätestens mit dem Fall des „eisernen Vorhangs" verlor die nationalistische Motivation, sich mit seiner Biographie zu beschäftigen, ihren letzten pseudorationalen Bedeutungshintergrund. Aber auch methodische Gründe, wie die heutige Überzeugung der Geschichtswissenschaft, daß Biographik nicht ein isoliertes Individuum unter-
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XII
Copernicus: Biographia Copernicana
soll, sondern den „Menschen in seiner Beziehung zur Umwelt und seiner Prägung durch Familie, Verwandtschaft, peer groups, Schichten usw." darstellen muß (Gestrich 1988, S. 7), erschweren einen neuen biographischen Zugang. Anders beispielsweise als bei Galileo Galilei und Isaac Newton ist eine „angestrebte biographische Totalität, [...] soweit sie sich aus den Quellen nur irgend methodisch sicher eruieren läßt" (Engelberg 1990, S. 205), bei Copernicus kaum zu erreichen. Da Copernicus nach seinen Studienjahren in Krakau und in Italien in einer auch für seine Zeit ungewöhnlichen Distanz zu anderen Gelehrten und akademischen Institutionen lebte, lassen sich anhand seiner Biographie viele Aspekte, die für das Leben seiner gelehrten Zeitgenossen prägend waren, nicht darstellen. So scheint Hankins apodiktische Bemerkung: „Biography is also unsuitable for studying the social and institutional organization of science" (Hankins 1979, S. 11) gerade im Fall von Copernicus zutreffend zu sein. Neben methodischen Gründen und der in manchen Bereichen der Biographie nach wie vor schwierigen Quellenlage existieren jedoch auch „internalistische" Gründe, die eine moderne Copernicus-Biographie zu einem schwierigen Unterfangen machen. Eine angemessene Darstellung und Würdigung der Astronomie von Copernicus setzt eine detaillierte Kenntnis nicht nur von „De revolutionibus", sondern auch der antiken Quellen und der spätmittelalterlichen Wegbereiter, wie Regiomontan, voraus. Mit diesem Problem waren auch schon die frühen Biographen konfrontiert, denn abgesehen von Pierre Gassendi, Johannes Broscius und Georg Christoph Lichtenberg und möglicherweise Bernardino Baldi war keiner der anderen Autoren imstande, alle sechs Bücher von „De revolutionibus" wirklich zu verstehen, geschweige denn ihren Inhalt im Kontext der frühneuzeitlichen Astronomie zu interpretieren. In der Regel lehrten die frühen Biographen als Theologen, Historiker und Philosophen an Universitäten und Gymnasien und besaßen bestenfalls naturwissenschaftliche Interessen. Auch der Philologe Leopold Prowe, der als Biograph alle Facetten des Wirkens von Copernicus angemessen darstellen mußte, ging mehr auf die Voraussetzungen und die Entstehungsgeschichte von „De revolutionibus" ein als auf die mathematischen und astronomischen Inhalte (vgl. Prowe 1883/1884, Bd. 1/2, S. 477-542). Von den modernen Autoren nach Prowe haben sich nur Noel M. Swerdlow und Otto Neugebauer mit allen Aspekten der mathematischen Astronomie von Copernicus auseinandergesetzt (Swerdlow suchen
1984).
Im Vorwort des ersten Bandes der neuen deutschen Nicolaus-Copernicus-Gesamtausgabe von 1974 wurde der Plan für den vorliegenden Band IX folgendermaßen umrissen: „Band IX wird im ersten Teil der 'Biographia Copernicana' einen Neudruck der schwer zugänglichen klassischen Biographien des 16. bis 18. Jahrhunderts bringen [...] Im zweiten Teil ist beabsichtigt, ein 'Album Copernicanum' zusammenzustellen" (NCG, Bd. I, S.X). Dieses „Album" in Form eines umfassenden Katalogs der Copernicus-Porträts bis 1800 bildet wie geplant den
XIII
Vorwort
zweiten Teil dieses Bandes. Er wird von ausführlichen Kommentaren zu den wichtigsten Typen der Copernicus-Porträts und einem Bildteil im Anhang begleitet.
„Biographia Copernicana" Der schwierigen Ausgangslage Rechnung tragend, haben die Herausgeber der neuen Nicolaus-Copernicus-Gesamtausgabe darauf verzichtet, die Erarbeitung einer modernen wissenschaftlichen Copernicus-Biographie unmittelbar mit der Edition seiner Werke zu verknüpfen. Schon bei der Planung der Edition zu Beginn der 1970er Jahre war ein Band mit dem Titel „Biographia Copernicana" vorgesehen gewesen, der das „Leben des Copernicus in Darstellungen der klassischen Biographien des 16. bis 18. Jahrhunderts" enthalten sollte. Dieser Band, für den keinerlei Vorarbeiten aus dem früheren Editionsvorhaben existierten, liegt nun als Band IX der Gesamtausgabe vor. In ihm sind mit dem Anspruch auf Vollständigkeit alle Darstellungen des Lebens von Nicolaus Copernicus bis zum Jahr 1800 ediert worden, die über eine nur annalistische Verzeichnung der wichtigsten Lebensdaten hinausgehen. Hilfreich für die Suche nach den für diesen Band relevanten Autoren und Texten war die sehr gründliche, wenn auch naturgemäß nicht vollständige „Bibliografía Kopernikowska. 1509-1955" von Henryk Baranowski und ihre Fortsetzungen (Baranowski 1958, 1973 und 1977). Ausgenommen wurden Texte von Autoren wie Georg Philipp Harsdörffer, Andreas Gryphius oder Albrecht von Haller, die zwar einzelne biographische Elemente enthalten, aber einen überwiegend poetischen oder didaktischen Charakter tragen (Elogen, Widmungen und Gedichte). Auch diejenigen Texte, die sich aus2. Die Auswahl der Autoren und Texte der
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schließlich mit den astronomischen und mathematischen Inhalten des copernicanischen Werks beschäftigen (Ismael Boulliau, Christian Wolff, Johann Jacob Zimmermann usw.), konnten in einem Band mit dem Titel „Biographia Copernicana" keinen Platz finden. Ursprünglich sollte der Band von der Copernicus-Biographie von Georg Christoph Lichtenberg (Lichtenberg 1800) beschlossen werden, die am Ende der Epoche der Aufklärung entstanden ist. Da diese Biographie zusammen mit den Parerga und Paralipomena Lichtenbergs jedoch im Rahmen der Alexander Neumann kritisch ediert wird (NeuLichtenberg-Gesamtausgäbe von mann 2002, S. 13, Anm. 2), haben die Herausgeber auf eine parallele Edition verzichtet. Zusammen mit den bereits edierten „Briefen" (NCG, Bd. VI/1) und den „Urkunden, Akten und Nachrichten" (NCG, Bd.VI/2) wird der wissenschaftshistorischen Forschung mit der Edition der „Biographia Copernicana" ein weiterer wesentlicher Baustein, ein „nothwendiger Prodromus" (Hipler 1873, S. 194) für eine künftige, unabhängig von der Copernicus-Gesamtausgabe zu erarbeitende Copernicus-Biographie zur Verfügung gestellt. Insbesondere zum Problem der Tradierung und Vermischung biographischer Fakten und biographischer Mythen -
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Copernicus: Biographia Copernicana
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sowie zur Diskussion der Rezeption und der Ausbreitung der copernicanischen Lehre können die frühen Copernicus-Biographien wichtiges, zum Teil bisher unbeachtet gebliebenes Material beisteuern. Anders als bei der Edition der „Briefe", der „Urkunden, Akten und Nachrichten" und der „humanistischen, ökonomischen und medizinischen Schriften" (NCG, Bd. V) waren bei der Edition der Biographien Fragen nach der Provenienz, der Zuschreibung, der Datierung und der Echtheit der Texte insofern gegenstandslos, als die Autoren mit Ausnahme zweier anonym erschienener und wahrscheinlich von Georg Petrus Schultz und Johann Franz Buddeus verfaßter Texte alle bekannt sind und über die Entstehungszeit ihrer Texte kein Zweifel besteht. Die weiterführende Frage, warum die größtenteils im Druck erschienenen Biographien erneut herausgegeben werden mußten und warum als Zeitgrenze das Jahr 1800 gewählt wurde, läßt sich sowohl formal als auch inhaltlich beantworten. Die Beschränkung auf solche Biographien, die vor dem Jahr 1800 erschienen sind, resultiert zum einen aus der geringen Orginalität der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts publizierten Texte über Copernicus. Auch unter primär historiographischen Gesichtspunkten erschien eine erneute Edition dieses Textmaterials nicht gerechtfertigt. Zum anderen tragen die im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts enstandenen Copernicus-Biographien von Ludwik Antoni Birkenmajer, Maximilian Curtze, Franz Hipler und Leopold Prowe einen völlig anderen Charakter, da sie als Produkte moderner quellenkritischer Forschung wesentlich zu einer Entmythologisierung des Bildes von Copernicus beigetragen haben. Natürlich enthalten auch diese Biographien „historische Wertungen", die zum Teil explizit formuliert werden, zum Teil implizit durch die Konzentration auf bestimmte Ereignisse und Motive im Leben und Wirken von Copernicus gegeben sind. Die ihnen zugrundeliegenden „Wertungsmuster" sind ebenfalls zeitbezogen, doch anders als bei den früheren Biographen, die sich dieses Problems in der Regel gar nicht bewußt waren oder die dezidiert ihren eigenen Standpunkt vertraten, reflektieren und diskutieren die modernen Copernicus-Forscher spätestens seit Leopold Prowe ihre „Wertungen" im Vergleich mit anderen zeitgenössischen und früheren Darstellungen. Außerdem besitzen die Copernicus-Biographien aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert durch Neuauflagen und Faksimile-Drucke einen relativ hohen Verbreitungsgrad, der eine erneute Edition nicht notwendig erscheinen ließ. Die frühen, teilweise an entlegener Stelle publizierten biographischen Texte sind hingegen von einigen Ausnahmen (Bernardino Baldi, Galileo Galilei, Pierre Gassendi, Johann Christoph Gottsched und Szymon Starowolski) abgesehen nach ihrem ersten Erscheinen nicht wieder nachgedruckt worden und infolgedessen schwer zugänglich. In den Fällen, in denen Editionen auf Grund noch vorhandener Handschriften existieren (Bernardino Baldi, Johannes Broscius und -
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XV
Vorwort
Marcin Radyminski), war eine neue Edition aufgrund von früheren Fehlern und veränderten Editionsprinzipien notwendig. Von größerer Bedeutung ist zweifellos, daß die „frühen Biographien" durch ihre textkritische Edition nicht nur zugänglich gemacht, sondern zugleich möglichst umfassend analysiert und durch Anmerkungen der Bearbeiter kommentiert werden. Diese Anmerkungen weisen auf die faktischen Fehler der Biographen hin, d. h. auf deren Irrtümer in bezug auf Personen, Orte und Daten, und korrigieren sie entsprechend dem gegenwärtigen Stand der Forschung. Darüber hinaus geben die Anmerkungen Aufschluß darüber, in welchen Punkten die verschiedenen Biographien voneinander abhängig sind und wie sich ihre Aussagen zu den Quellen in den schon edierten Briefen, Urkunden und Akten verhalten. Erst beide Teile gemeinsam, die Edition der Biographien und ihre Kommentierung, ermöglichen nun fundierte Aussagen darüber, wie und in welchem Umfang sich das Copernicus-Bild von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Ende der Aufklärung gewandelt hat. Durch umfangreiche quellenkritische und bibliographische Recherchen konnten die in den Biographien in der Regel ohne genauere Angaben und teilweise fehlerhaft zitierten Textstellen aus den Werken des Copernicus und anderer Autoren identifiziert und nach heutigen bibliographischen Maßstäben zitiert werden. Auch dort, wo in den Originaltexten nur sinngemäß oder paraphrasierend zitiert wurde, konnte in fast allen Fällen eine eindeutige Zuordnung zu Autor und Werk vorgenommen werden. Auf diese Weise ist ein Similienapparat entstanden, der das Verständnis der Biographien erleichtert und zugleich ihren Entstehungshintergrund deutlicher werden läßt. Die Anmerkungen beziehen sich um die Originaltexte möglichst diplomatisch wiedergeben zu können auf die deutschen Übersetzungen der lateinischen, italienischen, französischen und polnischen Texte. Nur dort, wo deutsche Originaltexte vorlagen, wurden die Fußnotenverweise in den Text selbst integriert. Ältere deutsche Übersetzungen der Originaltexte, an denen sich die Bearbeiter hätten orientieren können, lagen nicht vor, so daß alle fremdsprachigen Copernicus-Biographien zum ersten Mal ins Deutsche übertragen werden mußten. Diese Übersetzungen schienen den Bearbeitern unabdingbar, da einige Texte insbesondere die Copernicus-Biographie von Pierre Gassendi vom Leser erhebliche philologische Kenntnisse der neulateinischen Diktion verlangen. Ein genereller Verzicht auf Übersetzungen hätte die Nutzung dieses Bandes der Copernicus-Gesamtausgabe deutlich eingeschränkt. Wie schon bei den früheren Bänden, galt auch hier das schon in der Einleitung zu Band I der ersten Copernicus-Gesamtausgabe formulierte Ziel, „nicht nur eine zwar wissenschaftlich einwandfreie, aber in ihrer Verbreitung und Auswirkung beschränkte Ausgabe zu erreichen" (Copernicus 1944, Bd. 1, S.X), sondern auch lateinunkundige Leser in die Lage zu versetzen, den Wandel des Copernicus-Bildes verfolgen zu können. Die selbstverständliche Hauptaufgabe der Edition, der Forschung korrekt transkribierte und -
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Copernicus: Biographia Copernicana
XVI
kritisch edierte Originaltexte zur Verfügung zu stellen, wird davon nicht berührt. Es versteht sich von selbst, daß die Bearbeiter bei den Übersetzungen großen Wert auf philologische Genauigkeit insbesondere bei der Wiedergabe der astronomischen und physikalischen termini technici gelegt haben. Doch nur in seltenen Fällen wurde versucht, die stilistischen Eigentümlichkeiten der Originaltexte im Deutschen nachzubilden. Axel von Harnacks Feststellung, daß die „Völker auch das Gedächtnis derer bewahren, welche das Leben [bedeutender] Männer musterhaft geschildert haben" (Harnack 1952, S. 1202), trifft zumindest teilweise auch auf die CopernicusBiographen zu. Besonders für frühe biographische Arbeiten gilt, daß sie zumindest implizit immer auch Abbilder ihrer Verfasser sind. Deshalb erschien es den Bearbeitern unerläßlich, in den einleitenden Bemerkungen, die den Texteditionen und -Übersetzungen vorausgehen, die Lebens- und Bildungswege der häufig wenig bekannten Biographen zu beschreiben und zu erläutern. Bei Autoren wie Johann Christoph Gottsched und Johann Gottfried Herder, deren Biographien in jedem modernen Lexikon zu finden sind, konnten sich diese Erläuterungen auf wenige Sätze beschränken. Darüber hinaus mußten auch die Entstehungsursachen und -bedingungen und soweit rekonstruierbar die Genese der Texte und ihre verschiedenen, manchmal voneinander abweichenden historischen Ausgaben erörtert werden. Eine umfassende hermeneutische Interpretation der Texte verbot sich durch die Fülle des Materials und die Konzentration auf die primäre Aufgabe der Copernicus-Gesamtausgabe, dem Leser qualitätvolle textkritische Editionen zur Verfügung zu stellen. -
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3. Die frühen
Copernicus-Bildnisse und ihre Wirkungsgeschichte
„Nun möchte yemants sprächen
were es an der beschrybung eines yeden lâbens nit genug/ bedarff es sômlicher figuren und medallen? Derselbig soll den handel also verstan. Die gesicht an dem mensche ist ein herrliche gab von Gott/ die allen verstand am menschen großlich fürderet: [...] so wir ein menschen etwan nun ansâhend/ dornend wir vß demselbigen jn beschetzen vnnd vrteilen/ was natur/ ardt vnd eigenschafft er sey. [...] Also ob glych dise bildtnussen tod sind/ gebend sy doch etwas gnugsamer anzeigungen/ wie der mensch lâbendig geseyn sey/ da dan die beschrybung der bildtnuß/ vnd die bildtnuß der bschrybung zu meerem vñ vollkomnerem verstand hilfft" (Keller 1558, Bl.otVv-aVIr). was
Biographien
und Porträts
gehören
nicht erst seit dem Entstehen der ersten eng zusammen. Nachdem sich im Laufe des 15. Jahr-
Copernicus-Biographien Individualporträt gegenüber dem typisierten Idealbild weitgehend durchgesetzt hatte, verbreitete sich die Bildnismalerei neben dem biographischen Schrifttum manchmal in einer der Paragone ähnlichen Konkurrenz, meist aber als komplementäre Ergänzung als eine weitere Form der Darstellung und Würdigung bedeutender Persönlichkeiten. Seit Beginn des 16. Jahrhunderts wandte hunderts das
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man
sich auch bei den
graphisch reproduzierten Buchillustrationen entschieden
Vorwort
XVII
den bis dahin üblichen austauschbaren Physiognomien ab, die Herrscher, Gelehrte oder andere Stände prototypisch repräsentiert hatten (Pele 2002). Wurde nun einer Biographie ein entsprechendes Porträt beigegeben, das einen gewissen Anspruch auf Authentizität geltend machen konnte, so diente es nicht mehr nur der memoria im weitesten Sinne und der „Augenlust" des Lesers, sondern es versprach dem Betrachter auch ein vertiefendes Verständnis der Leistungen und Werke der dargestellten Person. Denn die Spuren des individuellen Werdegangs und mehr noch die angeborenen Wesenszüge, meinte man, seien dem Dargestellten buchstäblich ins Gesicht geschrieben (zur Physiognomik im frühen 16. Jahrhundert s. Fastert, im Druck). Diese enge Verbindung zwischen dem biographischen Interesse und der Suche nach möglichst „wahren" Porträts finden wir vor allem im „Museum" des italienischen Humanisten, Arztes und Historikers Paolo Giovio (1483-1552). Giovio beschäftigte sich nicht nur ausgiebig mit historischen und biographischen Themen; er legte auch anknüpfend an antike Traditionen eine umfangreiche Sammlung von Porträts berühmter historischer Persönlichkeiten an, die er in seiner Villa am Ufer des Comer Sees zusammen mit den Werken der Dargestellten und Schriften über ihr Leben und ihre Leistungen aufbewahrte. Eine Vorstellung von den reichen Sammlungen Giovios, von denen heute nur noch geringe Reste vermitteln vor allem die erstmals 1546 in existieren, Venedig gedruckten „Elogia veris clarorum virorum imaginibus apposita". Dort sind ohne Abbildungen der Porträts selbst Lobsprüche und biographische Hinweise zu den in der Sammlung vertretenen Persönlichkeiten wiedergegeben. In diesem Rahmen ist auch eine der frühesten Erwähnungen von Copernicus als „Mathematiker" überliefert. Ein Porträt des ermländischen Gelehrten scheint Giovio jedoch nicht besessen zu haben. So erschienen auch die verschiedenen illustrierten Ausgaben der „Elogia" seit 1575 ohne ein solches Porträt. Um Giovios Sammlung in Form von Holzschnitten reproduzieren zu können, hatte der Basler Verleger Piero Perna (f 1582) den nicht zuletzt für seine Porträts berühmten Schweizer Maler Tobias Stimmer (1539-1584) nach Como geschickt. Dort fertigte Stimmer sorgfältige Vorlagenzeichnungen an u. S. 223-236 Wartmann 1995, S. 45-48). (s.Hiltbrand 1984, Eines der bedeutendsten Porträtwerke in der unmittelbaren Nachfolge Giovios enthielt schon in seiner ersten Ausgabe ein Bildnis von Copernicus. Es handelt sich um die erstmals 1587 in Straßburg gedruckten „Icones" von Nicolaus Reusner (1545-1602), eine Sammlung von Porträts berühmter Männer mit Lobsprüchen und kurzen Biographien, die ihrerseits zum Vorbild vieler ähnlicher Publikationen werden sollte. Auch an diesem Projekt war Tobias Stimmer maßgeblich beteiligt. Für zahlreiche Bildnisse diente wiederum sein in Como zusammengestelltes Material als Vorlage, während die Ausführung nahezu aller Holzschnitte, die erst drei Jahre nach Stimmers Tod veröffentlicht wurden, Christoph Murer (1558-1614) zugeschrieben wird. Das Copernicus-Porträt der „Icones" könnte jedoch durchvon
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Copernicus: Biographia Copernicana
XVIII
noch von Stimmer hergestellt worden sein, da es von einem nachträglich verkleinerten Druckstock stammt, dessen ursprüngliche Form anderen Stimmerschen Druckformen sehr ähnlich ist. Der Holzschnitt zeigt Copernicus leicht zur Seite gewendet als Halbfigur. Die Gesichtszüge sind die eines Mannes in mittlerem Alter. Das Haupt wird von kinnlangem Lockenhaar gerahmt, während das Stirnhaar glatt zur Seite gekämmt ist. Bekleidet ist Copernicus mit einem Wams mit pelzverbrämtem Armelansatz und einem Stoffkragen, dessen eine Seite charakteristischerweise nach oben gebogen ist. In der rechten Hand hält er ein Maiglöckchen und eine weitere Pflanze, die sich als Attribute seiner ärztlichen Tätigkeit deuten lassen (s. Brunn 1937, S.8-9 u. 32-36 u. Itterheim 1997). In ähnlicher Form jedoch als Ganzfigur hatte Stimmer den Astronomen bereits im Rahmen des 1571 bis 1574 ausgeführten Bildschmucks der berühmten astronomischen Uhr im Straßburger Münster dargestellt. Dieses Bildnis zeigt Copernicus in einem Gewand mit schmalem Pelzkragen und somit in einer repräsentativeren Bekleidung als der Holzschnitt in Reusners „Icones". Auf die Astronomie verweisen einige Instrumente, die auf eine Konsole zu Füßen des Gelehrten gestellt sind, ohne daß ein Bezug zur heliozentrischen Theorie erkennbar wäre. Im übrigen ist das Ölgemälde der Graphik nahe verwandt, da Copernicus auch hier mit einem Maiglöckchen dargestellt wird. Der Bekanntheitsgrad des Straßburger Ölbildes blieb naturgemäß lange Zeit weit hinter der in einer größeren Auflage vervielfältigten Darstellung in den „Icones" zurück. Als dem frühesten und zugleich exakt datierbaren Bildnis des zur Entstehungszeit bereits seit drei Jahrzehnten verstorbenen Copernicus kommt dem Straßburger Porträt jedoch eine Schlüsselrolle zu. Die Inschrift auf Stimmers Gemälde für die astronomische Uhr hat die spätere Diskussion über den Ursprung der Copernicus-Porträts wesentlich mitbestimmt. Sie befindet sich auf einer gemalten Steintafel, die schräg vor der Gestalt des Astronomen steht, und verweist auf eine verwendete Vorlage, die höchste Authentizität verspricht, denn das Copernicus-Bildnis sei „ex ipsius aus
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autographo depicta".
Freilich lassen diese rätselhaften Worte unterschiedliche Interpretationen zu. Meist wurden sie im Sinne eines Selbstporträts von Copernicus gedeutet, das als „Autographon" in die Sekundärliteratur zu den Copernicus-Darstellungen einging. Die in knapper Form auch von Tycho Brahe (1546-1601) kolportierte Vermutung eines solchen Selbstbildnisses (s. Brahe, Opera omnia, Bd. 6, 1919, S. 270) wurde in der Copernicus-Biographie von Pierre Gassendi aufgegriffen und legendenhaft ausgeschmückt. Bei Gassendi heißt es: „Cùm parteis verö omneis Matheseos curaret, tum Perspectiuae speciatim incubuit, eiusque occasione Picturam tum addidicit, tum eö vsque calluit, vt perhibeatur etiam se ad speculum eximiè pinxisse" (Gassendi 1654, S. 5 u. Nr. 14, S. 75). Gassendis Behauptung eines sich vor dem Spiegel porträtierenden Copernicus wurde in zahlreiche weitere Lebensbeschreibungen des Astronomen übernommen. Bis heute konnte jedoch kein
Vorwort
XIX
überzeugendes Argument dafür gefunden werden, daß sich Copernicus tatsächlich selbst gezeichnet habe. Allerdings zeigen die frühen Bildnisse vor allem durch den fest auf den Betrachter gerichteten Blick des Dargestellten typische Züge eines nach dem Spiegelbild angefertigten Selbstporträts. Ferner existieren Hinweise darauf, daß die von Stimmer verwendete Vorlage aus dem näheren Umfeld des Astronomen stammte. Conrad Dasypodius (1532-1601), der für den Bau der Straßburger Uhr hauptverantwortliche Astronom und Mathematiker, der zugleich deren Bildprogramm entwarf, schrieb in einer späteren Beschreibung seines Werkes: „auff dem vndersten [Bildfeld des Gewichttürmchens] ist des herrlichen vnd Gelehrten Mathematici, Nie. Copernici warhafftige abconterfet [...] so mir auß Danzig durch den Ehrenfesten vnd hochgelehrten herrén Doctor Tidemann Gyse zukommen/ vnnd auß dem original auff dz aller fleysigst vnd scharpffest durch Tobiam Stimmer abgemahlet worden/ welche gemaeldt wir zu einem sonderen gedechtnus hieher haben setzen wollen/ dan keines ist/ dz nicht sein bedeutung vnd anzeygung hette/ wie dan solches an allen orten des gantzen Astronomischen Vhrwercks zu finden ist" (Dasypodius, Warhafftige Außlegung, 1580, S.51). Der von Dasypodius erwähnte Tiedemann Giese war ein Sohn des von Hans Holbein d. J. (1497/98-1543) porträtierten Danziger Kaufmanns und Ratsherren Georg Giese (1497-1562) sowie ein Neffe von Copernicus' Confrater und lebenslangem Freund, dem späteren ermländischen Bischof Tiedemann Giese (14801550). Die Annahme liegt nahe, daß der Neffe das Bild aus dem Nachlaß seines
Onkels erhalten hatte (Brachvogel 1919, S. 596) und als wertvolles Andenken an den mittlerweile berühmt gewordenen Frauenburger Domherren Copernicus aufbewahrte. Sofern diese Angaben richtig sind, darf das dem Straßburger Bildnis zugrundeliegende Porträt durchaus eine gewisse Authentizität beanspruchen. Von einem Selbstbildnis des Astronomen ist bei Dasypodius allerdings nicht die Rede. So bleiben die Fragen offen, ob ein solches Bildnis jemals existiert hat und ob überhaupt zu seinen Lebzeiten ein Porträt angefertigt wurde. Eine verifizierbare Nachricht darüber ist nicht überliefert. An die Beurteilung des „Autographons" schließt sich die grundsätzlichere Frage nach der Glaubwürdigkeit bzw. Lebensähnlichkeit aller überlieferten CopernicusBildnisse an. Diese Fragen werden diskutiert, seitdem die Copernicus-Ikonographie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem Gegenstand wissenschaftlicher Forschung wurde. Vor allem der 400. Geburtstag von Copernicus im Jahr 1873 bot den Anlaß für mehrere umfangreiche Publikationen über dessen Bildnisse. Die ersten Copernicus-Forscher, die systematisch den Versuch un-
ternahmen,
die Porträts bibliographisch zu erfassen, Zusammenhänge zwischen ihnen aufzudecken und „Ordnung in dem Wirrwarr der Bildnisse zu schaffen" (Zinner 1988, S. 456), waren Ignacy X. Polkowski und der ermländische Theologe und Historiker Franz Hipler. Das aufwendig bebilderte, dekorativ gestaltete und durch einen Kommentarband ergänzte „Copernicus-Album" von Polkowski (Pol-
Copernicus: Biographia Copernicana
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kowski 1873) ist nicht zuletzt dank der Reproduktionen einiger heute nicht mehr lokalisierbarer Porträts von Bedeutung (vgl. Abb. 29-30). Dem „Album" folgte 1875 ein umfangreicher Porträtkatalog mit Erläuterungen zu bereits publizierten Tafeln (Polkowski 1875, S. 291-300, Nr. 311-326). Im gleichen Jahr erschien auch ein Aufsatz von Hipler mit deutschen Übersetzungen der Bildkommentare Polkowskis (Hipler 1875, S. 148-151) und einer Zusammenstellung und Bewertung der wichtigsten Quellen. Diese Arbeit bildet zusammen mit Polkowskis Katalog bis heute die Grundlage jeder wissenschaftlichen Beschäftigung mit der -
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Copernicus-Ikonographie. Einen weiteren Versuch, die Bildnisse des Thorner Astronomen zu klassifizieren und zu bewerten, unternahm der polnische Gelehrte Ludwik Antoni Birkenmajer im Rahmen seiner umfassenden Copernicus-Monographie aus dem Jahr 1900 (Birkenmajer 1900, S. 669-678 u. 688). Auch Eugen Brachvogel, der nicht zuletzt aufgrund seines Amtes als Domvikar in Frauenburg ein wissenschaftliches Interesse am Leben und Wirken von Copernicus entwickelt hatte, widmete der Frage nach den Copernicus-Bildnissen mehrere Artikel (Brachvogel 1919 u. 1935 sowie v. a. Brachvogel 1939b). Zygmunt Batowski publizierte schließlich 1933 eine Abhandlung, in der die bisherigen Bemühungen um die Copernicus-Ikonographie einer kritischen Revision unterzogen wurden. Die ikonographische Entwicklung der Bildnisse, ihre Modifikationen und die teilweise Abkehr von den frühen „Prototypen" wurden von Batowski ausdrücklich thematisiert (Batowski 1933), letztendlich dominierte jedoch wie bei den meisten früheren Publikationen die Frage nach der ikonographischen Zuverlässigkeit des überlieferten Materials. Ähnliches gilt für die im Jahr 1943 anläßlich des 400. Todestages von Copernicus veröffentlichte Untersuchung von Friedrich Schwarz (Schwarz 1943b), während die parallel dazu publizierte Arbeit von Ernst Zinner in einigen Aspekten und Fragestellungen darüber hinausgeht (Zinner 1943 u. 1988). Die verdienstvolle Untersuchung von Zinner wird in ihrem Wert nur dadurch etwas eingeschränkt, daß es ihm „wegen des Krieges nicht möglich war, die Forschungen soweit zu treiben, als es wünschenswert war" (Zinner 1988, S.456). Zinners Katalog aller ihm bekannt gewordenen bildnerischen Darstellungen von Copernicus ordnet die Porträts stringent entsprechend ihrer ikonographischen Abhängigkeit und besitzt damit bis heute eine beispielgebende Funktion. Friedrich Schwarz, der besonders den „Stammbaum" der Copernicus-Porträts untersucht hat, veröffentlichte seine Ergebnisse im selben Jahr noch einmal in knapperer Form (Schwarz 1943a). Dieser Aufsatz sowie eine parallel dazu veröffentlichte Arbeit von Eberhard Freiherr Schenk zu Schweinsberg (Schenk zu Schweinsberg 1943) enthalten trotz ihrer grundsätzlich wissenschaftlichen Vorgehens weise eine Reihe von Aussagen im Dienst der nationalistischen deutschen Propaganda. Nicht zuletzt deshalb wurde die Untersuchung der Copernicus-Bildnisse nach dem Zweiten Weltkrieg in beiden Teilen -
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Vorwort
XXI
längere Zeit nicht wieder aufgegriffen. Nach Kurt Forstreuters zum 500. Geburtstag von Copernicus erschienenen Beitrag zu den ältesten Bildern und Biographien von Copernicus (Forstreuter 1973), der sich im wesentlichen auf eine Bestandsaufnahme beschränkte, publizierte Erich Sommerfeld 1981 einen Aufsatz, in dem er ohne dafür auch nur annähernd überzeugende Argumente vorweisen zu können die Existenz mehrerer Selbstbildnisse von Copernicus postulierte (Sommerfeld 1981). Ein im Rahmen einer Copernicus-Ausstellung in Schweinfurt publizierter Beitrag von Georg Drescher widmete sich speziell einer in Schweinfurt aufbewahrten Graphik und referierte darüber hinaus knapp einige zentrale Thesen aus der älteren Literatur zu den frühen Copernicus-Bildnissen (Drescher 1993). In Polen wurde demgegenüber eine ungleich größere Zahl von Arbeiten zu diesem Thema veröffentlicht. Darunter befinden sich auch mehrere Untersuchungen zum techDeutschlands für
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nischen Befund der frühesten erhaltenen Bildnisse (Marconi 1954; Flik 1990 u. Flik/Kruszelnicka 1996) sowie ein Aufsatz von Malgorzata Flik-Fizek, in dem die bisherige Forschung zu den Copernicus-Porträts des 16. und 17. Jahrhunderts zusammengefaßt wird, wobei jedoch ein Hinweis auf Zinners Katalog von 1943 fehlt (Flik-Fizek 1992). Trotz einiger gründlicher Detailuntersuchungen ließ sich die Forschung auch auf polnischer Seite hauptsächlich von der Frage leiten, wie Copernicus tatsächlich ausgesehen habe und welche der überlieferten Bildnisse sein Aussehen authentisch wiedergeben könnten. Eine besondere Rolle spielen dabei stets die beiden Bilder, die auch am Anfang des Porträt-Katalogs stehen: die bereits erwähnten Bildnisse an der Uhr des Straßburger Münsters und in Reusners „Icones". Beide Porträts stellen Copernicus als Arzt dar, obwohl es doch seine astronomischen Forschungen waren, die seine Aufnahme in das Bildprogramm der astronomischen Uhr sowie der Porträtsammlung bedingten. Vor allem das Bildnis in den beliebten und mehrfach wiederaufgelegten „Icones" war weit verbreitet und diente als Vorbild für viele weitere Copernicus-Darstellungen. Das Maiglöckchen jedoch, das als Symbol ärztlicher Tätigkeit mit der zunehmenden Verbreitung der copernicanischen Theorie nicht mehr passend erschien, verlor in der Folgezeit an Bedeutung. So wird es in den von Jean-Jaques Boissard zusammengestellten und 1598 herausgegebenen „Icones" (Porträt-Nr. P 3 u. Abb. 4) teilweise vom Bildrand überschnitten oder entfällt schließlich bei dem 1725 von Etienne Desrochers (1668-1741) edierten Kupferstich ganz (s. Porträt-Nr. P 9). Ohne jedes Attribut wird Copernicus auch bei einer weiteren, in Haartracht und Kleidung leicht abweichenden und erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts greifbaren Gruppe von Bildnissen präsentiert (s. Porträt-Nr. P 56-59 u. Abb. 23-
25).
Welche
Bedeutung dem Maiglöckchen in der frühen Copernicus-Ikonographie zukam, belegen einige dem Porträt in Reusners „Icones" (Porträt-Nr. P 2; Abb. 3)
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Copernicus: Biographia Copernicana
sowie Stimmers Bild an der Straßburger Astronomischen Uhr (Porträt-Nr. P 1 u. Abb. 1) eng verwandte Bildnisse (s. Porträt-Nr. P 3-5, 14-15 u. Abb. 4-5 u. 78), die offenbar auch zu den ältesten überlieferten Darstellungen des Astronomen gehören. Sie zeigen ebenfalls Copernicus als Halbfigur mit dem MaiglöckchenAttribut. Im Unterschied zu den „Icones" sind auf einigen Bildern dieser Gruppe (Porträt-Nr. P 14-15) die verschränkten Arme vollständig zu sehen. Möglicherweise ist hier ein Bildnistyp überliefert, der Tobias Stimmer als Vorlage gedient haben könnte. Doch alle Versuche, die überlieferten Bilder aus dieser Gruppe mit dem „Autographon" zu identifizieren, haben bisher nicht zu befriedigenden Ergebnissen geführt. So fehlt für Sommerfelds Behauptung, Stimmer habe sich an einem dilettantisch ausgeführten Kupferstich orientiert, bei dem die Hand mit dem Maiglöckchen die Fingernägel an der Handinnenseite zeigt (Sommerfeld 1981, S. 4-5 u. Porträt-Nr. P 14 u. Abb. 7), jeglicher Beweis. Paradoxerweise war es Gassendi, der mit seiner bereits erwähnten Bemerkung über die künstlerischen Fähigkeiten von Copernicus die Aura des Straßburger Bildnisses als „Vera Icon" und damit indirekt auch die des Reusnerschen Typus verstärkte, während er seiner eigenen, erstmals 1654 gedruckten CopernicusBiographie ein deutlich verändertes Porträt (Porträt-Nr. P 35 u. Abb. 16) mit einem anschaulichen Verweis auf die astronomische Tätigkeit von Copernicus voranstellte und damit die Abkehr von dem Porträtschema mit dem Maiglöckchen beförderte. Bei diesem Kupferstich entsprechen nur noch die Gesichtszüge und die Haartracht dem tradierten Schema. Das für einen Betrachter in der Mitte des 17. Jahrhunderts wohl kaum noch nachvollziehbare Maiglöckchen-Attribut ist hier durch ein heliozentrisches Tellurium ersetzt worden. Außerdem trägt Copernicus nun einen Mantel mit einem breiten Pelzkragen. In gleichem Habitus und mit demselben Attribut finden wir ihn bereits auf dem Titelbild von Mathias Berneggers Galilei-Ausgabe von 1635 (s. Porträt-Nr. P 27), das Copernicus zusammen mit anderen Astronomen zeigt. Als Vorläufer dieses Typus dienten wiederum solche Darstellungen von Copernicus, bei denen Porträtähnlichkeit nicht das entscheidende Kriterium war, sondern bei denen es vielmehr auf einen bildlichen Verweis auf die heliozentrische Theorie ankam (s. Porträt-Nr. P 23-26), die es den Weltbildern anderer Astronomen gegenüberzustellen galt. Auf diese Weise konnte man das Copernicus-Bild ohne Rücksicht auf das tradierte Schema den neuen Bedürfnissen nach einer breiteren Diskussion des copernicanischen Weltbildes entsprechend umgestalten. Der von Jacob van Meurs (1619/1620-ca. 1680) ausgeführte Kupferstich in Gassendis Biographie löst Copernicus aus einem szenischen Zusammenhang und präsentiert ihn denkmalhaft isoliert als Halbfigur, die ein heliozentrisches Tellurium wie einen Reichsapfel in der rechten Hand hält. Damit war ein neues Porträtschema gefunden worden, das schon bald durch Kopien schnelle Verbreitung finden und schließlich zu dem am weitesten verbreiteten Bildnisschema überhaupt werden sollte.
Vorwort
XXIII
wurde das spätestens 1589 gestiftete Epitaph in der Thorner Johanniskirche (s. Porträt-Nr. P 47 u. Abb. 20), das als eines der frühen Bildnisse von Copernicus Beachtung verdient. Es zeigt Copernicus mit gefalteten Händen, seine Andacht gilt einem Kruzifix, das zusammen mit einem Totenschädel und weiteren Gebeinen links neben ihm auf einem Tisch liegt. Die astronomische Tätigkeit des Dargestellten wird durch einen Zirkel und eine Armillarsphäre auf einer Konsole im Hintergrund angedeutet. Eine Variante des Epitaphs stellt ein Gemälde dar, das im Jahr 1677 für den Kapitelsaal des ermländischen Domkapitels in Frauenburg gestiftet wurde (s. Porträt-Nr. P 50). Auch hier erscheint Copernicus mit betenden Händen, doch das Kreuz ist durch Zirkel und Armillarsphäre ersetzt worden. Ein Schatten unterhalb der Nasenflügel von Copernicus, wie ihn das Epitaphbild zeigt, wurde von dem ausführenden Maler offenbar als Schnauzbart interpretiert. Der Bart findet sich infolgedessen auch auf allen Kopien, die nach dem Frauenburger Bild von 1677 oder nach abhängigen Werken angefertigt wurden, so auch auf der 1781/82 von Marcello de Bacciarelli (1731-1818) frei nach einem solchen Vorbild geschaffenen Darstellung, die Copernicus nicht mehr als Betenden, sondern als Astronom bei der Arbeit zeigt (s. Porträt-Nr. P 54). Trotz der Variationen sind auch in dieser Gruppe von Bildern des „Epitaph-Typus" (s. Porträt-Nr. P 47-55 u. Abb. 20-22) wichtige Details in Gesicht und Haartracht dem „Jugendbildnis" und damit dem nicht mehr vorhandenen hypothetischen „Urbild" recht ähnlich. Heute bezeichnen wir mit dem Sammeltitel „Jugendbildnis" die weitaus größte und wichtigste Kategorie von Copernicus-Porträts, zu der alle bisher erwähnten Bildnisse sowie verwandte Darstellungen gehören, die prinzipiell als freie Nachschöpfungen und Variationen eines einzigen Prototyps denkbar sind. Schwieriger gestaltet sich die Zuordnung bei einer in nur drei Exemplaren überlieferten Radierung, die Copernicus als Halbfigur zeigt (s. Porträt-Nr. P 22 u. Abb. 14). Der Astronom stützt beide Unterarme auf ein „parapetto", das den unteren Abschluß der Darstellung bildet, und hält in der linken Hand ein Buch als übliches Gelehrtenattribut. Die rechte Hand ist auf den linken Unterarm gelegt. Es fällt auf, daß in dieser Darstellung anatomische Einzelheiten von Kopf und Händen stark betont sind. Das von tiefen Furchen durchzogene Gesicht mit den schweren Lidern scheint das eines alten Mannes zu sein. Dementsprechend sah Sommerfeld im „Urbild" dieses Druckes ein Selbstbildnis von Copernicus gegen Ende seines Lebens, als er bereits von Alter und Krankheit gezeichnet war (Sommerfeld 1981, S.5-6). Diese These Sommerfelds stieß zwar kaum auf Resonanz, eine besondere Aufmerksamkeit wurde der eher dilettantischen Graphik aber dennoch zuteil, da sich eines ihrer drei überlieferten Exemplare in dem seit 1956 in der Krakauer „Biblioteka Jagielloñska" aufbewahrten Manuskript von „De revolutionibus" befand. Allerdings ist ungeklärt, wann die Graphik dem Manuskript beigefügt wurde. Da sie wahrscheinlich nicht vor 1600 entstand, dürfte
Weniger häufig kopiert
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Copernicus: Biographia Copernicana
in der Zeit von Johannes Broscius (s. Nr. 6-7) in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts hergestellt worden sein. Abgesehen von der starken Akzentuierung der einzelnen Körperpartien, die spontan an ein Altersbildnis denken lassen, entspricht auch dieses Bildnis dem Grundschema des „Jugendbildnisses". Die verschränkten Arme verweisen auf die beiden erwähnten Porträts mit dem Maiglöckchen (s. Porträt-Nr. P 14-15 u. Abb. 7-8), die dieses Merkmal ebenfalls besitzen. Einen ganz anderen „Phänotyp" finden wir auf dem sogenannten „Altersbildnis", das seit der Auslagerung der Bestände des Kaiser-Friedrich-Museums in Posen (heute „Muzeum Narodowe" in Poznan) während des Zweiten Weltkriegs verloren ist (s. Porträt-Nr. P 60 u. Abb. 26). Dabei handelt es sich um ein nach halbrechts gewendetes Brustbild, dessen Inschrift am oberen Bildrand auf Copernicus verweist. Mit dem „Jugendbildnis" besitzt dieses Porträt nur eine sehr entfernte Ähnlichkeit. Die hageren Gesichtszüge lassen auf ein fortgeschrittenes Alter des Dargestellten schließen. Die Kopfform ist länglicher und die Haare wesentlich kürzer und glatter als auf den bisher erwähnten Bildnissen. Auch die Kleidung ein dunkles Gewand mit schmalem Pelzkragen, in dessen Ausschnitt ein nach außen gebogener weißer Stoffkragen sichtbar wird stimmt nicht mit der Darstellung in der anderen Porträtgruppe überein. Während sich die Herkunft des „Jugendbildnisses" zumindest bis in das nähere Umfeld des Astronomen zurückverfolgen läßt, ist das Posener Bild, von dem mehrere Kopien angefertigt wurden, nicht vor dem 18. Jahrhundert nachweisbar. Eine Datierung in die zweite Hälfte oder gar in die Mitte des 16. Jahrhunderts (Batowski 1933, S. 71) und die Annahme einer Vorlage aus der Lebenszeit von Copernicus (Schwarz 1943b, S. 166-170) bleiben rein hypothetisch. Sommerfeld sah in diesem Bildnis nur eine Modifikation des herkömmlichen Bildnisschemas „mit dem Nebenzweck [...], Copernicus entgegen der historischen Wahrheit einen mönchischen Charakter zu verleihen, um sein Andenken vor der einsetzenden Verketzerung zu bewahren" (Sommerfeld 1981, S. 6), während andere Autoren wie Batowski dem Gemälde die Anerkennung als
dieser
Zusammenhang frühestens
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Copernicus-Porträt gänzlich versagten (Batowski 1933, S.69). So kontrovers dieses Bild und die ihm verwandten Darstellungen auch in der neueren Literatur diskutiert wurden innerhalb der Entwicklung und Differenzierung der Copernicus-Ikonographie spielten sie kaum eine Rolle, da es sich hier nur um eine kleine, in sich geschlossene Gruppe von Porträts handelt. Die Vorstellung späterer Generationen von Copernicus' Aussehen wurde von ihnen kaum geprägt. Das „Jugendbildnis" in seinen verschiedenen Varianten erfüllt dagegen ganz unabhängig davon, ob Copernicus tatsächlich so ausgesehen hat diesen Zweck bis in die Gegenwart. Vor diesem Hintergrund bestand die primäre Aufgabe der Copernicus-Ikonographie im Rahmen dieses Bandes nicht darin, neue ikonographische Interpretationen und Spekulationen über das Erscheinungsbild von Copernicus anzustel-
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Vorwort
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len, sondern in der Zusammenstellung eines umfassenden, kommentierten Katalogs seiner Bildnisse bis zum Jahr 1800. Im Zentrum des Interesses stehen dabei nicht nur die frühesten Bildnisse des Astronomen, sondern auch die Veränderungen in der Copernicus-Darstellung in bezug auf die Rezeption und Ausbreitung der copernicanischen Lehre. Zwar sind die Porträts der besseren Übersicht wegen in Katalogform aufgelistet, sie werden jedoch nach ihrer ikonographischen Abhängigkeit gruppiert und jeweils in den Gesamtkontext eingebettet, so daß sich die einzelnen Katalognummern zu einer Geschichte der Copernicus-Ikonographie zusammenfügen. Deshalb wurden auch solche Bilder aufgenommen, die ganz offensichtlich nicht den Anspruch auf „Porträtähnlichkeit" erheben können, jedoch in der Entwicklung der Copernicus-Ikonographie eine Rolle spielten.
Ebenso wie bei der Edition der frühen Copernicus-Biographien ist der folgende Porträtkatalog nur bis zum Jahr 1800 bearbeitet worden. Das erscheint sinnvoll, da sich bis zu diesem Zeitpunkt vor dem Hintergrund der zunehmenden Akzeptanz des heliozentrischen Weltbildes bereits alle wichtigen Typen des Copernicus-Porträts ausgebildet hatten. Die Zahl der im 19. Jahrhundert geschaffenen Bildnisse ist kaum mehr überschaubar, außerdem fügen sie den früheren keine wesentlich neuen Bildinformationen mehr hinzu. Ausgeklammert wurden alle Skulpturen von Copernicus sowie bildliche Darstellungen auf Münzen und Gedenkmedaillen, da die frühesten derartigen Werke in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden sind und ikonographisch ausnahmslos auf früheren Gemälden und Graphiken basieren. Doch auch nicht jedes überlieferte oder jemals erwähnte Porträt wurde in den Katalog aufgenommen. Viele der in der älteren Literatur genannten Bildnisse sind bedingt vor allem durch die Wirren des Zweiten Weltkriegs verlorengegangen oder zumindest heute nicht mehr auffindbar. Selbst bei einer Beschränkung auf die heute eindeutig lokalisierbaren Bildnisse hätte das Streben nach größtmöglicher Vollständigkeit den Katalogumfang unnötig aufgebläht. Vollständigkeit wurde vielmehr in dem Sinne angestrebt, daß mit Hilfe detaillierter Angaben zu den verzeichneten Darstellungen auch ein gegebenenfalls nicht aufgeführtes Porträt leicht eingeordnet werden kann. Außerdem sollen die im Katalog vertretenen Werke eine Vorstellung von der Verbreitung der verschiedenen „Typen" des Copernicus-Porträts vermitteln. Prinzipiell nicht katalogisiert wurden „Bildnisse" mit einer relativ jungen und rein literarischen Tradition, wie z. B. das angebliche Copernicus-Porträt in Giorgiones „Tre Filosofi" (s. Nardi 1971 u. Bettini 1975), das auf einer arbiträren, aus ideengeschichtlichen Gründen getroffenen Zuordnung beruht. Vertreten ist hingegen das Konterfei des Theologen und Mathematikers Johannes Stöffler (1452-1531), das der Kupferstecher Baltazar Mon cornet (um 1600-1668) bereits im 17. Jahrals Porträt hundert von Copernicus publizierte (s. Porträt-Nr. P 65). Ebenso in den Katalog aufgenommen wurde das Bildnis eines jungen Mannes mit Maiglöckchen, das im 19. Jahrhundert als Copernicus-Porträt an die Pariser -
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XXVI
Sternwarte gelangte (s. Porträt-Nr. P 64 u. Abb. 27). Die Charakteristika dieses Tafelbildes verweisen auf die Deutsche Schule der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Auch wenn sich eine Identifizierung als „Copernicus" letztendlich nicht zweifelsfrei verifizieren läßt, verdeutlicht diese Darstellung, daß das copernicanische „Jugendbildnis", dessen Typus ähnlich ist, durchaus auf einen Prototyp aus der Lebenszeit von Copernicus zurückgehen könnte. 4.
Danksagung
Auch bei der Edition der „Biographia Copernicana" ist der Kreis der Mitarbeiter im wesentlichen derselbe geblieben wie bei der Edition der „Briefe", der „Urkunden und Akten" und der „humanistischen, ökonomischen und medizinischen Schriften". Die dort gewonnenen Erfahrungen konnten für die Arbeit am vorliegenden Band nutzbar gemacht werden, so daß die Nicolaus-CopernicusGesamtausgabe kontinuierlich fortschreitet. Möglich geworden ist dies nur dank der Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die auch hier Personal- und Sachmittel gewährt und damit die materiellen Voraussetzungen für die editorische Arbeit geschaffen hat. Besonders hervorzuheben ist, daß Frau Gudula Metze, M. A., den ikonographischen Teil des Bandes eigenständig bearbeitet und kommentiert hat. Herrn Dr. Daniel Di Liscia haben wir für bio-bibliographische Recherchen und seine Mitwirkung bei der Übersetzung mehrerer Texte zu danken. Eine besondere philologische Herausforderung bildete die deutsche Übersetzung der lateinischen CopernicusBiographie von Pierre Gassendi. Diese Aufgabe ist mit großer sprachlicher Kompetenz von Herrn Ulrich Neumann, M.A., gelöst worden. Herrn Dr. Wolfgang Kokott danken wir wiederum für seine Mitwirkung bei einer Reihe von astrono-
miehistorischen
Anmerkungen.
Die Gestaltung des gesamten Textes erfolgte mit dem Layout-Programm TeX und dessen Unterprogramm EDMAC (John Lavagnino/Dominik Wujastyk), das speziell für den professionellen Satz von Editionsapparaten entwickelt wurde. Einen wichtigen Beitrag zur Qualität dieser Edition leistete Prof. Menso Folkerts, der es durch seine abschließende, kritische Durchsicht des Manuskriptes ermöglichte, eine Reihe von Fehlern und Ungenauigkeiten zu beseitigen. Als Leiter des Lehrstuhls für Geschichte der Naturwissenschaften der Ludwig-MaximiliansUniversität München und Mitherausgeber der Nicolaus-Copernicus-Gesamtausgabe unterstützte er die Edition der „Biographia Copernicana" ebenso tatkräftig wie die früheren Bände.
München,
im Oktober 2003
Andreas Kühne
Stefan Kirschner
EINLEITUNG
EINLEITUNG 1. AUFBAU DER EDITION
Dem edierten Text der einzelnen „Biographien" wird jeweils ein angestellt, das aus den folgenden Abschnitten besteht:
Kopfregest
vor-
Nummer des Textes innerhalb des Bandes —
Ort der Niederschrift oder der
Erstveröffentlichung Datierung der Handschrift oder das Jahr der Erstveröffentlichung Im Abschnitt „Original" (Orig.) wird der Titel der „Editio princeps" diplomatisch wiedergegeben. Handelt es sich um ein Manuskript, werden der gegenwärtige sowie alle früheren nachweisbaren Bibliotheks- oder Archivstandorte mit Signaturen aufgeführt. —
—
—
In dem sich anschließenden Verzeichnis (Ed.), dessen verkürzte Zitierungen in der Bibliographie auf S. 417-454 aufgelöst sind, werden sämtliche bekannten —
früheren Editionen, Textes aufgeführt.
Übersetzungen
und Teileditionen des
nachfolgend
edierten
Das Regestenverzeichnis (Reg.) enthält eine Kurzbibliographie der Arbeiten, in denen der edierte Text beschrieben, erörtert oder in einem historischen oder wissenschaftshistorischen Kontext erwähnt wurde. Ein solches Regestenverzeichnis, das alle den Bearbeitern bekannten Erwähnungen eines Textes erfaßt, muß naturgemäß lückenhaft bleiben. —
Im Abschnitt
„Anmerkung" (Anm.) erfolgt eine detaillierte Schilderung der Entstehungsbedingungen des edierten Textes und seiner verschiedenen Kopien und Druckfassungen. Soweit es für das Verständnis des Textes notwendig erscheint, werden die Biographie des Autors, die Schwerpunkte seiner gelehrten Tätigkeit und seine wichtigsten anderen Publikationen beschrieben. —
Der Textteil enthält eine kritische Edition der Handschrift oder der „Editio princeps". In allen Fällen, in denen die Originalmanuskripte noch vorhanden sind, wurden diese transkribiert und mit den verschiedenen Abschriften, Editionen oder Teileditionen kollationiert. Der textkritische Apparat, der entsprechend den unter Punkt 2 aufgeführten Editionsprinzipien erarbeitet wurde, dient zur Verzeichnung der abweichenden Lesarten und Konjekturen von früheren Abschriften, Editionen oder Teileditionen. —
An alle edierten nichtdeutschen Texte schließen sich im Abschnitt setzung deutsche Übersetzungen an. —
Über-
Copernicus: Biographia Copernicana
xxx
Bibliographie sind sowohl die Quellentexte als auch die Sekundärliteratur zum biographischen und zum ikonographischen Teil des Bandes verzeichIn der
—
net.
Die Register enthalten Verzeichnisse aller vorkommenden Personen mit Ausnahme der Autoren der Sekundärliteratur sowie der Orts-, Länder- und Flußnamen. -
—
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2. EDITIONSPRINZIPIEN
1. Die Editionen der einzelnen
„Biographien" folgen chronologisch aufeinander.
2. Die Editionsgrundlage ist die jeweils früheste überlieferte Handschrift keine Handschrift vorhanden ist, die „Editio princeps".
oder,
wenn
3. Alle orthographischen Schreibweisen der Handschrift bzw. der „Editio princeps" werden diplomatisch getreu übernommen. Nur im Fall offensichtlicher Korruptelen wird der Text korrigiert und die Korrektur im Apparat angemerkt. Die Schreibung von Personennamen und geographischen Bezeichnungen entspricht immer der Schreibung in der Handschrift bzw. der „Editio princeps". 4. Stilistische und
grammatikalische Besonderheiten der jeweiligen Handschrift der „Editio princeps" werden abgesehen von offenbaren Verschreibungen
oder oder Druckfehlern
-
beibehalten.
-
5. Zeichen zur Verdoppelung der Konsonanten sowie eindeutige Kürzungen von Wörtern und Prä- und Suffixen werden stillschweigend aufgelöst, ohne daß eine Anmerkung im Apparat erfolgt. Mehrdeutige Abbreviaturen sind von den Bearbeitern in eckigen Klammern ergänzt worden. 6. Die Zusammen- bzw.
Getrenntschreibung
Wörtern wurde bei der Transkription grundsätzlich beibehalten. Ausnahmen bildeten nur solche Schreibweisen, die das Verständis des Textes deutlich eingeschränkt hätten. In diesen Fällen weist der kritische Apparat auf die Schreibung im Original hin. von
Konjekturen bei der Rekonstruktion von unleserlichen oder partien sind in spitzen Klammern angegeben. 7.
zerstörten Text-
8. Auslassungen von Wörtern oder ganzen Textabschnitten des Originals sind durch Punkte, die von eckigen Klammern eingeschlossen werden, markiert. 9. Die Interpunktion des Originals wurde bei der Transkription weitgehend beibehalten. Nur dort, wo es für die Verständlichkeit und Lesbarkeit des Textes
Einleitung
XXXI
unumgänglich erschien, wurden fehlende Satzzeichen eingefügt bzw. vorhandene teilweise gestrichen.
im
Original
Korrekturen, die die Autoren der Texte selbst vorgenommen haben, werden, unabhängig davon, ob sie sich im fortlaufenden Text oder am Rand befinden, in den Text eingearbeitet und im Apparat angemerkt. Offensichtlich später hinzugefügte Ergänzungen und Zwischenüberschriften sind entsprechend ihrer Bedeutung in den kritischen Apparat oder in die Fußnoten aufgenommen worden. 10.
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Seitenzählung bzw. der Seitenwechsel der Handschrift oder der „Editio princeps" wird im transkribierten Text mit spitzen Klammern angegeben. 11. Die
12. Im kritischen Apparat der Edition werden die Varianten in der handschriftlichen Überlieferung und den verschiedenen Druckfassungen des Textes vermerkt. Alle Druckfehler und abweichenden Schreibungen von Personen- und Ortsnamen sind im Apparat angemerkt. 13. Die in den „Biographien" vorkommenden Zitate anderer Autoren, die verifiziert werden konnten, sowie implizite inhaltliche Bezüge zu anderen Manuskripten oder gedruckten Werken sind in den Fußnoten verzeichnet worden. Ebenfalls durch Fußnoten wird auf die Abhängigkeit der einzelnen „Biographien" untereinander hingewiesen sowie auf die inhaltlichen Bezüge zu den anderen bisher erschienenen Bänden der Nicolaus-Copernicus-Gesamtausgabe (NCG).
ABKÜRZUNGEN im
Abkürzungen
Editionsapparat:
add. (addidit) (vom Schreiber) hinzugefügt add. al. man. (addidit alia manus) von anderer Hand hinzugefügt add. et del. (addidit et delevit) gestrichen illeg. add. et del. (illegibile addidit et delevit) etwas Unleserliches ist -
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hinzugefügt und durchgestrichen
add. in marg. (addidit in margine) am Rand hinzugefügt add. inf. lin. (addidit infra lineam) unter der Zeile hinzugefügt add. sup. lin. (addidit super lineam) über der Zeile hinzugefügt -
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(correxit ex) korrigiert aus corr. ex illeg. (correxit ex illegibili) aus etwas Unleserlichem korrigiert corr. in marg. (correxit in margine) am Rand korrigiert ms. (manuscriptum) (diplomatische Wiedergabe der) Handschrift om. (omisit) ausgelassen repet. (repetivit) wiederholt corr. ex
...
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Abkürzungen in
den
Kopfregesten
der edierten Texte:
Ed.
(Editionen) Bibliographie aller gedruckten Ausgaben des Textes Orig. (Original) Provenienzen der Handschriften bzw. diplomatische Beschrei-
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bung des Titels der „Editio princeps" Reg. (Regestenverzeichnis) Bibliographie aller sekundären Schriften schreibungen und Erwähnungen des Originaltextes
mit Be-
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Abkürzungen
in den
Titelbeschreibungen und
Zitaten:
Allgemeine Deutsche Biographie. Hrsg. Historische Kommission bei der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Leipzig 1875ff., 56 Bde. NCG Nicolaus Copernicus Gesamtausgabe. Hrsg. H. M. Nobis u. M. Folkerts, seit 2000 gemeinsam mit S. Kirschner u. A. Kühne. Hildesheim 1974ff. (Bd. I u. II); Berlin 1994ff (Bd. III/l, V, VI/1, VI/2, VIII/1). NDB Neue Deutsche Biographie. Hrsg. Historische Kommission bei der BayeADB
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rischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 1953ff. P 1-68 Nummern des Porträtkatalogs -
BIOGRAPHIEN UND
BIOGRAPHISCHE NACHRICHTEN
Nr. 1
Rom,
1546 Autor: Alexander Sculteti
Orig.: CHRONOGRAPHIA || SIVE ANNALES || OMNIVM FERE REGVM, k Potentatuum, ab orbe codito, usq[ue] || ad hunc annü Domini. M.D.XLV.
PRIN=||cipum, || Cum aliquali ratione temporum, || ac indice duplici in commu||nem studiosorü omni=||um vtilitatë nunc || primum aedi||ta, et euul=||gata. || AVTORE ALEXAN-||DRO SCVLTETO PRV=||tio Canónico Varmieñ. || [Titelholzschnitt mit der Inschrift „SINT PROCVL OBSCVRjE TENEBRAE ET PROCVL OMNE VENENVM", darunter das Widmungsgedicht an Alexander Farnese (s. die nachfolgende Edition) || Cum priuilegio S. D. N. Papae, k Caesareas || Maiestatis ad decennium. || Romas in Platea Parionis M. D. XLVI. [... S. 167:] Romas in Platea Parionis D. Hieronyma de || Cartulariis excudebat. Anno Domini || M. D. XLV. || Mense Octobri. Reg.: Baranowski, H.: BibliografíaKopernikowska, 1958, S. 191, Nr. 1333; Wasiutynski, J.: Uwagi o niektórych kopernikanach szwedzkich. In: Studia i Materialy z Dziejów Nauki Polskiej, Ser. C (1963), Nr. 7, S. 65-84.
Anmerkung: Die nachfolgend edierte Erwähnung von Copernicus ist insofern von biographischem Interesse, als sie schon drei Jahre nach dessen Tod erfolgt ist und von dem ehemaligen Frauenburger Domherren Alexander Sculteti (ca. 1485ca. 1564) stammt, der zu den Kanonikern gehörte, denen sich Copernicus freundschaftlich verbunden fühlte. Der in Dirschau [heute: Tczew] geborene Sculteti war nach einem Studium in Krakau (ab 1503) Kleriker geworden und wirkte von 1509 bis 1519 als Notar an der römischen Kurie. 1519 wurde er von Papst Leo X. (1475,
ermländischen Domherren ernannt, wobei er das Kanonikat des verstorbenen Bernhard Korner erhielt, der seinerseits Andreas Copernicus abgelöst hatte. Schon im Jahr 1529 verschaffte er sich als „officialis curiae Romanae" ein päpstliches Privileg, das ihn der Gerichtsbarkeit des ermländischen Bischofs entzog und unmittelbar dem apostolischen Stuhl unterstellte. Von 1530 bis 1539 war er Kanzler des Domkapitels und fertigte während dieser Zeit (ca. 1532/33) das älteste erhaltene Verzeichnis der ermländischen Bischöfe, Prälaten und Domherren an (s.NCG, Bd. VI/2, Nr. 26, S.30). Ein von ihm 1529 verfaßter „Catalogus rerum Pruthenicarum, praesertim Warmiensium" gilt dagegen als verloren. Zunehmende Auseinandersetzungen um seine Person innerhalb des Domkapitels und zwischen Bischof und Domkapitel (s.NCG, Bd.VI/1, S. 203ff. u. 245ff.) wurden durch Gerüchte über seine angebliche Annäherung an das Luthertum gefördert. Bei einer Hausdurchsuchung fand man ein Werk des Schweizer Reformators Heinrich Bullinger (1504-1575) mit Notizen von der Hand Scultetis. Daraufhin veranlaßten der ermländische Bischof Johannes Dantiscus (1485-1548) und der Domherr Stanislaus Hosius (1504-1579) beim polnischen König Sigismund I. (1467-1548), daß Sculteti durch ein Edikt vom 24.5.1540 als Häretiker in die Acht erklärt und aus den Ländern der polnischen Krone verbannt wurde. Sculteti ging nach Rom und führte von dort aus einen Prozeß, in dessen Verlauf ihm das ermländische Kanonikat aberkannt wurde. Seit 1541 wurde er in der Engelsburg
1513-1521)
zum
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Copernicus: Biographia Copernicana
gefangengehalten, kam aber 1544 auf Betreiben einiger Kardinäle wieder frei. Seine Rehabilitierung konnte er erst nach dem Tod von Johannes Dantiscus (1548) durch eine Wiedereinsetzung in das Domkapitel erreichen. Später wurde er von neuem inhaftiert, bald jedoch wieder freigelassen (H. Schmauch, Altpreußische Biographie, Bd. 2, S.659).
Während seines Aufenthalts in Rom widmete sich Sculteti verschiedenen wissenschaftlichen Arbeiten, darunter der 1545 bei Girolamo Cartolari erschienenen synchronoptischen Übersicht zur Weltgeschichte: „Chronographia, sive Annales omnium fere regum, principum et potentatuum ab orbe condito usque ad hunc annum Domini 1545" („Historische Beschreibung oder Annalen fast aller Könige, Fürsten und Mächte von der Gründung des Erdkreises bis zu diesem Jahr des Herrn 1545"), in der auch Copernicus erwähnt wird. Die „Chronographia", die Sculteti seinem Gönner und Förderer Kardinal Alexander Farnese (1520-1589), dem Neffen von Papst Paul III. (1468, 1534-1549), widmete, ist in zwei Teilen gedruckt worden. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist der tabellarische Teil („Alexandri Scvlteti Prvtii Chronographia") mit der Erwähnung von Copernicus zuerst, d. h. 1545, entstanden. Danach wurde die Einführung mit den Registern gedruckt, und das Buch erhielt ein Frontispiz mit dem Datum 1546. Infolgedessen existieren auch zwei verschiedene Seitenzählungen. Der im Jahr 1545 entstandene Teil ist paginiert (166 S.), während der danach gedruckte Teil foliiert wurde (fol. Ai-Dvi 34 Bl.). Das Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München (Res. 2 A lat. b. 376, Beibd. 1) trägt den handschriftlichen Besitzvermerk „Joh. Alb. Widmestadij" des Humanisten und Staatsmannes Johann Albrecht Widmannstetter (ca. 1506-1557), der Sculteti in Rom begegnet war. Widmannstetter hatte im Jahr 1533 Papst Clemens VII. (1478, 1523-1534) bei einer Unterredung in den Vatikanischen Gärten die Ansichten von Copernicus über die Bewegungen der Erde erläutert (s.NCG, Bd.VI/2, Nr. 212, S.345). =
(Frontispiz:)
Ad Illvstriss. D. Alexandrvm Farnesium Cardinalem, k Cancellarium, idem Alexander. S[alutem] Si nisi digna tuo fuerint, quae stemmate Praesul, 5 Muñera nulla capis: muñera nulla capis. Si tarnen haec placido vultu dignabere parua, Fient ex animo muñera magna tuo. Praelata hinc vidua est, duo sola minuta reponens Muñera non captât, sed pia corda Deus
1. Sculteti
(1546)
5
Sedis apostolicae decus, haec sic aeeipe grata Summo quam fuerant, pauca minuta Deo.
(Bl. llr) INDEX EORVM, QUAE IN HOC OPERE continentur (Bl. 22v, Sp. b) Nicolaus Copernicus Canonicus Varmiensis, astrologus, k mathe-
maticus.
(S. 162-163)
Alexandri Scvlteti Prvtii Chronographia [...] Anni Domini 1536-1541 [...] Clarorum Virorum [...] Thomas Morus, k Ioajnnes] Rossen[sis] in Anglia martyrio
insigniti
Nicolaus
Copernic[us] Cano[nicus] Varmien[sis] astrologus Philipp[us] Archint[us] dio[lanensis] Andreas Thurinus Pisciensis Medicus.
Me-
Übersetzung: (Frontispiz)
Derselbe Alexander (Sculteti) an den durchlauchtesten Herrn Kardinal und Kanzler Alexander Farnese. Gruß. Wenn Du, Vorgesetzter, nur Gaben entgegennimmst, die Deiner Abstammung würdig sind, so nimmst Du keine Gaben entgegen. Wenn Du dennoch diese kleinen Gaben eines wohlgefälligen Blickes würdigst, werden sie durch Deine Geneigtheit zu großen Gaben werden. Die Witwe ist deshalb vorgezogen worden, weil sie nur zwei Scherflein hinterlegte,1 Gott trachtet nicht nach Gaben, sondern frommen Herzen. Zierde des apostolischen Stuhls, heiße diese Gaben ebenso willkommen, wie es dem höchsten Gott jene wenigen Scherflein waren.
(Bl. llr) Index dessen, was in diesem Werk enthalten ist (Bl. 22v, Sp. b) Nicolaus Copernicus, ermländischer Domherr, Astronom und Ma-
thematiker
(S. 162-163)
Die Chronographie Alexander Scultetis aus Preußen der bedeutenden Männer der Jahre 1536-1541: Thomas Morus2 und Johannes Rossensis3 in England, ausgezeichnet durch ihr Martyrium Der ermländische Domherr Nicolaus Copernicus, Astronom Der Mailänder Philippus Archintus4 Andreas Thurinus aus Pescia5, Arzt. 1 2
Vgl. Neues Testament, Markus 12,42 und Lukas 21,2.
Thomas Morus (1478-1535), Kanzler Heinrichs VIII. Johannes Rossensis (John Rochester, ca. 1500-1537), Kartäusermönch, galt als einer der entschiedensten Gegner der Errichtung einer eigenständigen, von Rom unabhängigen „Church of England". Rochester wurde 1537 auf Befehl des Herzogs von Norfolk hingerichtet. 3
6
Copernicus: Biographia Copernicana
Filippo Archinto (1500-1558), Patrizier aus Mailand, päpstlicher Nuntius am Hof des polnischen Königs Sigismund I., später Erzbischof von Mailand. 5 Andrea Turini (16. Jh.), Prof. für Medizin an der Universität Pisa, Leibarzt der Päpste Clemens VII. und Paul III. sowie der französischen Könige Ludwig XII. und Franz I., beteiligte sich am zeitgenössischen Diskurs über den richtigen Ort des Aderlasses. 4
Nr. 2 1546 Autor: Paulus Iovius ELOGIA VERIS CLA=||RORVM VIRORVM IMAGINIBVS || APPOSITA.|| QVE IN MVSiEO IOVIANO || COMI SPECTANTVR.|| ADDITA IN CALCE OPERIS || ADRIANI PONT. VITA || [senkrecht neben Titelholzschnitt einer „Sybilla":] Ne turbata uolent oracula uentis || Nunc folio uates commodiore sonat. [waagrecht:] Cum priuilegio summi Pontificis, Caroli V. Imperat. Regis Franciae || Illustrissimi Senatus Veneti, nec non Excellentissimorum || Florentias, k Mantuae Ducum.|| [... Bl. 104v ...] Venetiis apud Michaelem Tramezinum.||
Orig.:
M D XLVI.
Ed.: Giovio, P.: Gli Elogi Degli Uomini Illustri. Hrsg. R. Meregazzi. Rom 1972. (Diese kritische Edition verwendet neben den frühen Venezianer Ausgaben auch noch drei Handschriften, darunter ein Autograph von Giovio.) Reg.: Rose, P. L.: Copernicus and Urbino. In: ISIS 65 (1974), S. 387-389.
Anmerkung: Paulus Iovius (Paolo Giovio, 1483-1552) gilt als einer der bekanntesten italienischen Schriftsteller des 16. Jahrhunderts. Er stammte aus einer alten, in Como ansässigen Adelsfamilie, in der die wissenschaftliche Tätigkeit über mehrere Generationen hinweg einen besonderen Stellenwert besaß. Seine elementare und philologische Ausbildung absolvierte Iovius, der früh seinen Vater verloren hatte, bei seinem Bruder, dem Historiker und Poeten Benedictus Iovius (Benedetto Giovio, 1471-1544). Nach einem Medizinstudium in Padua, Pavia und Mailand war Iovius als Arzt in Como, Mailand und Rom tätig. Papst Leo X., mit dem Iovius in Rom bekannt geworden war, lobte dessen historische Arbeiten und nahm ihn unter seine Hofleute auf. Seit Beginn der 20er Jahre des 16. Jhs. war Giovio vorwiegend als Schriftsteller tätig. Papst Clemens VII. erwies sich als ebenso freigebiger Förderer wie Leo X. und ernannte Iovius 1528 zum Bischof von Nocera. Da sich diese Gunstbeweise unter Paul III. nicht, wie Iovius lange hoffte, fortsetzten, zog er sich 1549 verbittert in seine Heimatstadt Como zurück und starb 1552 in Florenz. Neben naturkundlichen Abhandlungen (z.B. „De piscibus marinis". Rom 1524) verfaßte Iovius vor allem enzyklopädische historische Werke (z. B. „Historiae sui temporis", Venedig 1532ff.). Die „Elogia clarorum virorum", die Iovius Papst Paul III. widmete, stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit seinem Projekt, in Como ein Museum der berühmtesten Persönlichkeiten aufzubauen. Für dieses
2. Iovius
(1546)
7
Museum erwarb Iovius in einem Zeitraum von dreißig Jahren eine umfangreiche Bibliothek und zahlreiche Porträts bedeutender Persönlichkeiten. Die „Elogia" erlebten in schneller Folge eine ganze Reihe von Auflagen und wurden auch noch im 17. und 18. Jh. inhaltlich unverändert nachgedruckt. Neben einer italienischen (Venedig 1558) und einer deutschen Übertragung erschienen zahlreiche weitere lateinische Ausgaben in Venedig, Ba(Basel 1561) sel und Antwerpen (s. VD 16, G 2059-2063). In den „Elogia" existiert kein eigener Abschnitt über Copernicus, da Iovius das Schwergewicht seiner Darstellung eindeutig auf die humanistischen Wissenschaften und die Künste gelegt hat. Lediglich in dem biographischen Artikel über den Humanisten, Diplomaten und späteren Erzbischof von Florenz, Cosmus Pactius (Cosmo Pazzi, ca. 1450-1513), wird Copernicus lobend erwähnt. Dort wird er gemeinsam mit den Humanisten Joachim Camerarius und Albert Krantz genannt, die sich bei ihren Zeitgenossen hoher Wertschätzung erfreuten. Wichtig ist vor allem die frühe Nennung des Namens „Copernicus", weniger der Inhalt des Abschnitts. Deshalb haben die Bearbeiter auch darauf verzichtet, den Text der „Editio princeps" mit den erhaltenen Handschriften zu kollationieren. Etwas weiter im Text (Bl. 78r) gab Iovius seine Absicht bekannt, weitere Biographien „sarmatischer" Gelehrter verfassen zu wollen. Dabei hoffte er, von Johannes Dantiscus (1485-1548), dem polnischen Humanisten und späteren ermländischen Bischof Martin Kromer (1512/13-1589) sowie dem Krakauer Bischof und polnischen Vizekanzler Filip Padniewski (f 1572) unterstützt zu werden: „Quid enim non praestabunt sacrati Proceres, qui se alumnos amatoresque Musarum professi, numquäm uerae gloriae nomen contempserunt: Ita ut uel ab ultima Sarmatia, qua latinae linguae septa Roxolanorum niuibus terminantur, mihi minime defuturum sperem Ioannem Dantiscum Varmiensem Episcopum, qui multis legationum functus honoribus, et Poética Lauru coronatus, suae gentis nobilitatem ad eandem laudem accendit, ad quàm praeclarè aspirant Philippus Padneuius, Martinusque Cromerius" (Iovius 1546, Bl. 78r). [Übers.: „Denn was werden die ehrwürdigen Vornehmen nicht gewähren, die, nachdem sie sich als Jünger und Liebhaber der Musen bekannt haben, niemals den Namen des wahren Ruhmes verachteten. Demnach hoffe ich, daß sich mir aus dem äußersten Sarmatien, wo der lateinischen Sprache durch den Schnee der Russen die Grenzen gezogen werden, der Bischof des Ermlandes, Johannes Dantiscus, keineswegs entziehen wird, der nach Verrichtung vieler Ehrenämter eines Gesandten und mit dem Dichterlorbeer gekrönt die Vornehmen seines Volks zu dergleichen rühmlichen Anerkennung entflammt hat, nach der Philipp Padniewski und Martin Kromer vortrefflich trachten."] B. Bilinski schloß aus diesem Absatz ungerechtfertigterweise, daß Iovius beabsichtigt habe, eine Copernicus-Biographie zu schreiben (Bilinski 1973, S. 128). Tatsächlich wird der Name „Copernicus" außerhalb des nachfolgend edierten Textes nicht mehr genannt. Weitere Spekulationen sind insofern gegenstandslos,
Übersetzung
Copernicus: Biographia Copernicana
8
als der Autor Iovius ausführen konnte.
starb, bevor
er
seinen Plan einer
Erweiterung der „Elogia"
(Bl. 76v)
5
Sunt etiam in celebri fama Camerarius Graecae, atque Latinae linguae ita peritus, ut scribendo pernobilis Ciceronis imitator euaserit, k Copernicus absolutae subtilitatis Mathematicus, atque item Albertus Crantius, qui Danorum, k Suecorum Regna ad extremum Borealem Oceanum, nostris obscura facundissimè descripsit.
Übersetzung: (Bl. 76v)
Hochberühmt sind auch Camerarius1, der in der griechischen und lateinischen Sprache derart bewandert ist, daß er sich beim Schreiben zu einem Nachahmer des edlen Cicero entwickelte, und Copernicus, ein Mathematiker von vollendetem Scharfsinn, und ebenso Albertus Crantius2, der die den Unsrigen unbekannten Reiche der Dänen und Schweden bis zum Rand des nördlichen Ozeans äußerst beredt beschrieb.
1
Joachim Camerarius (1500-1574). Albert Krantz (1448-1517), Historiker und Theologe, seit 1492 „Lector primarius" am Hamburger Dom und seit 1500 zugleich Syndikus der Stadt Hamburg. Iovius' Bemerkung bezieht sich auf das Werk „Chronica Regnorum Aquilonarium Daniae, Svetiae, Norvagiae", Straßburg: Johannes Schott, 1543 (VD 16, K2233ff.), das aus dem Nachlaß von Krantz ediert wurde. 2
Nr. 3 1587 Autor: Nicolaus Reusner
Orig.:
|| sive || IMAGINES VIRO-||RVM LITERIS || ILLVSTRIVM || QVORVM FIDE ET DO-||ctrinà religionis k bonarum lite-||rarum studia, nostrâ patrumque memo-||riâ, in Germania praesertim, in || integrum sunt resti-||tuta. || Additis eorundem elogijs || diversorum auctorum. || Recensente || NICOLAO REVSNERO IC. || Curante || BERNARDO IOBINO. \\ Privilegio Caesareo. || ARGENTORATI.|| M D XIIIC. Ed.:
ICONES
Reusner, N.: Icones, hrsg.
u.
komm,
ausgabe).
4 Suecorum] Suetorum Meregazzi
von
M.
Lemmer, Leipzig, Gütersloh 1973 (Faksimile-
3. Reusner
(1587)
9
Reg.: Polkowski, I.: Kopernikijana, 1875, Bd. 3, S. 104-113; Baranowski, H.: Bibliografía Kopernikowska, 1958, S. 83, Nr. 278 u. S.303, Nr. 2446a; Zinner, E.: Entstehung und Ausbreitung der copernicanischen Lehre, 1988, S. 254, 461-462 u. 483; Wartmann, A.: Drei Porträtwerke aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, 1995, S. 48-50. Der Jurist und Polyhistor Nicolaus Reusner (1545-1602) wurde des als 1545 Sohn vermögenden Grundbesitzers Franz Reusner im schlesischen Löwenberg [heute: Lwówek Sla.ski] geboren. Nach einer humanistischen Ausbildung an der Schule von Goldberg [heute: Zlotoryja] und dem Elisabethgymnasium in Breslau ging er schon 1560 zum Studium nach Wittenberg. Dort studierte er Philosophie, Philologie und Mathematik und daneben auch Botanik und Anatomie. Auf Anraten eines Verwandten wandte er sich nach seiner Übersiedlung nach Leipzig (1563) dem Jurastudium zu und setzte auch nach seiner Rückkehr nach Wittenberg (1564) sein Studium an dieser Fakultät fort. Der erfolgreiche Abschluß seiner Studien führte zunächst nicht zu einer angestrebten Anstellung. Deshalb besuchte er den Reichstag in Augsburg (1565) und lernte dort mehrere einflußreiche Fürstenberater, Diplomaten und Gelehrte kennen. „Er schrieb nun theils Briefe, theils Gedichte an fürstliche Personen und Staatsmänner, welche seine Zusendungen günstig aufnahmen" (Eisenhart, ADB, Bd. 28, S.300). Für sein Gedicht „Germania ad divum Maximilianum Austriacum II. Romanorum Imperatorem" (Augsburg 1565; VD 16, R1421) erhielt er von Kaiser Maximilian II. (1527-1576) ein Geschenk und die Zusage weiterer Förderung. Im folgenden Jahre (1566) erhielt er durch die Vermittlung von Peter Agricola (1525-1585), des Rates und Prinzeninformators am Pfalzgräflich Neuburgischen Hof, eine Stelle als Professor am angesehenen Gymnasium von Lauingen. Dort wurde ihm 1572 das Rektorat und der Lehrstuhl für Jurisprudenz übertragen. Nach einem vergeblichen Versuch, während des Augsburger Reichstags von 1582 eine einflußreichere Stellung zu finden, erwarb Reusner 1583 an der Universität Basel den juristischen Doktorgrad. Im gleichen Jahr erhielt er einen Ruf als Professor für Jurisprudenz an die Straßburger Akademie, siedelte nach Straßburg über und lehrte dort bis Ende des Jahres 1588. Nach längeren, zähen Verhandlungen nahm er schließlich einen Ruf an die Universität Jena an und wurde dort im Februar 1589 zum Senior der juristischen Fakultät sowie zum Beisitzer des Hofgerichtes und des Schöppenstuhls gewählt. Auf dem Reichstag in Regensburg (1594) ernannte ihn Kaiser Rudolf II. (15521612) zum „comes palatinus" und erneuerte den seiner Familie zustehenden Adel als Erbadel. Während seines zweiten Rektorats an der Universität Jena ist Reusner im Alter von 58 Jahren gestorben. Neben seinen Dichtungen verfaßte er vor allem juristische Werke, darunter das weitverbreitete Handbuch „Mixpoiéxvrj sive ars parva et quasi medulla jurisprudence Justinianeae" (Frankfurt/M. 1589; VD 16, R1447). Von den nichtjuristischen Werken Reusners sind vor allem die „Icones sive imagines virorum li-
Anmerkung:
Copernicus: Biographia Copernicana
10
teris illustrium" (Straßburg 1587; VD 16, R1427) und die „Icones sive imagines vivae literis clarorum virorum Italiae, Graeciae, Germaniae, Galliae, Angliae, Ungariae" (Basel 1589; VD 16, R1430) bekannt geworden. Beide Werke sind mit zahlreichen Holzschnittporträts illustriert, die laut Reusners Aussage hauptsächlich von Tobias Stimmer (1539-1584) entworfen worden waren (Reusner, Icones, 1587, Bl. )(iiijr-)(iiijv. Die Idee, die „Icones" herauszugeben, geht mit großer Wahrscheinlichkeit auf den Straßburger Drucker Bernhard Jobin (ca. 15401593) zurück. Jobin, der mit Tobias Stimmer einem der angesehensten Kleinmeister des ausgehenden 16. Jhs. befreundet war, hatte dessen Bildnisse über viele Jahre hinweg gesammelt und dokumentiert. Von Reusner erbat sich Jobin nicht nur Disticha die nur teilweise aus dessen Feder stammen -, sondern auch kurze biographische Nachrichten zu den porträtierten Personen. In der Vorrede zu den 1587 bei Jobin erschienenen „Icones" kündigte Reusner an, die Sammlung noch um Porträts seiner unmittelbaren Zeitgenossen erweitern zu wollen. Zu einem solchen Supplement ist es jedoch nicht mehr gekommen. Die 1590 ebenfalls in Straßburg erschienene zweite Auflage der „Icones" (VD 16, R1428) ist ein weitgehend unveränderter Nachdruck. -
-
-
(Bl. G VP)
NICOLAVS COPERNICVS Mathematicus
[Porträtholzschnitt
von
Copernicus mit Maiglöckchen und quiescit,
Quid tum? si mihi terra mouetur, Solque Ac coelum: constat calculus inde meus. M. D. XLI. (Bl. G VIP)
der
Inschrift:]
NICOLAVS COPERNICVS Torunaeus
Borussus, natus
anno
M.CCCCLXXIII. Mathematicarum studijs dis-
ciplinarum eruditissimus: Aristarchi potissimùm Samij Paradoxa secutus: Quum Terram mobilem, Solem in medio vniversi immobilem, non tam re k veritate, quàm specie quadam, k saluandae doctrinae suae causa, constitueret: Reuolutionum tabulis in lucem editis, vnà cum Canone Triangulorum: Caetera vir insigni morum humanitate pietate, virtute, praeditus: Moritur Septuagenarius anno Salutis Christianae M.D.XLIII.
3. Reusner
(1587)
11
Eteostichon. Iosephi à Pinu. Ex hoc exceßit tristi Copernicus aeuo: 20 Ingenio, astrorum & cognitione potens.
(Bl. G VIF)
IN NICOLAVM COPERNICVM.
NICODEMI FRISCHLINI. viuo retinet Copernicus ore: Cui decus eximium formae par fecit imago:
Quem cernis, 25
rubeum, pulcrique oculi, pulcrique capilli, Cultaque Apellaeas imitantia membra figuras. Illum scrutanti similem, similemque docenti Aspiceres: qualis fuerat, quum sidera iußit Et coelum constare loco, terramque rotari Finxit, & in medio mundi Titana locauit. Os
30
35
N. REVSNERI. Si par Me Deo est, oculis qui subijcit astra: Ac loquitur purâ sidera mente poli: Par es dijs mérito superis Copernice: magna Cui fuit in superas scandere cura domos. Ingenio Stellas supponis & aethera docto: Et coelum, & coeli pandis in orbe vias.
Felix ista
40
dies, nato quae prima refulsit: Conspicitur cauda qua Leo node minax.
BRVNONIS SEIDELII. Ardoo mea clara fuit doctrina sub axe: Est vbi Sarmatico Prußia iunda solo. coeli motus ratione notaui: Certior haec priscâ regula nostra fuit. Omnibus ac dodis haec fundamenta probaui: At mea te quaedam num Paradoxa mouent?
Ipse
45
noua
Übersetzung: (Bl. G VF)
Nicolaus
Copernicus. Mathematiker. [Porträtholzschnitt von Copernicus mit Maiglöckchen und der Inschrift:]1 Was macht es denn, wenn für mich die Erde sich bewegt, die Sonne aber und der Himmel stillstehen? Darauf beruhen meine gesicherten Berechnungen.
(Bl. G VIP)
24 retinet] renitet Reusner 46 ac]
et
Seidel 1554, S. 295
12
Copernicus: Biographia Copernicana
Nicolaus Copernicus von Thorn aus Preußen wurde im Jahre 1473 geboren. Er war in den mathematischen Disziplinen sehr gelehrt. Er folgte vornehmlich den Paradoxa des Aristarch von Samos, denn er nahm die Erde als beweglich an und setzte die Sonne unbeweglich in den Mittelpunkt des Universums, und zwar nicht so sehr der Sache und der Wahrheit, als vielmehr einem gewissen äußeren Anschein nach und zur „Rettung" seiner Lehre. Er veröffentlichte Tafeln der Kreisbewegungen [der Himmelskörper] („De revolutionibus") zusammen mit einer Lehre von den Dreiecken. Darüber hinaus war er ein Mensch, der mit besonderer Frömmigkeit, Tugend und verfeinerter Gesittung ausgestattet war. Er starb als Siebzigjähriger im Jahre des Heils 1543. Eteostichon Von Josephus à Pinu2 Aus diesem traurigen Zeitalter schied Copernicus, der vermögend an Geisteskraft und Kenntnis der Gestirne war. (Bl. G VIF) Über Nicolaus Copernicus Von Nicodemus Frischlin3: Du siehst festgehalten das lebendige Angesicht des Copernicus, dessen besonderer Wohlgestalt das Bild zur Gänze gerecht wird. Es eifern der rote Mund, die schönen Augen, das schöne Haar auch, und die wohlgebildeten Glieder den Gemälden des Apelles nach. Dem Forscher gleich und gleichend dem Lehrer erblickst du ihn, was er beides war, als er den Sternen gebot und dem Himmel, stillzustehen, und die Erde sich drehen hieß und in die Mitte der Welt den Sproß der Titanen stellte. Von Nicolaus Reusner: Wenn jener Gott ähnlich ist, der seinen Augen die Sterne unterwirft und mit reinem Geist über die Gestirne des Himmels spricht, bist Du, Copernicus, den vortrefflichen Göttern mit Recht ähnlich, dem es ein großes Anliegen war, zu den Himmelsgebäuden emporzusteigen. Dem gelehrten Verstand unterwirfst Du Gestirne und Äther. Und Du eröffnest den Himmel und die Kreisbahnen des Himmels. Glücklich ist der Tag, der Dir, dem Neugeborenen, als erster aufleuchtete, in welcher Nacht der drohende Löwe mit seinem Schwanz gesehen wird.4 Von Bruno Seidel5: Meine Lehre war berühmt unter dem nördlichen Himmel: Dort, wo Preußen sich der sarmatischen Erde verbindet. Ich habe die Himmelsbahnen auf neue Weise beschrieben. Mehr Gewißheit bot meine Regel als die alte.
4. Baldi
(1588)
13
Auch meine Gründe tat ich allen Gelehrten kund: Aber bewegen Dich nun meine Paradoxa? 1
Porträt-Nr. P 2. das Leben des neulateinischen Dichters und Mediziners Joseph à Pinu (f ca. 1566) ist Sein Vater Georg à Pinu war als Rat des sächsischen Kurfürsten Johann Friedbekannt. wenig rich d. Großmütigen (1503-1554) tätig. Nach einer Elementarausbildung in seiner Heimatstadt studierte der im sächsischen Auerbach gebürtige Joseph à Pinu an der Universität Wittenberg und verkehrte im Hause Melanchthons. Sein „Eteostichorum liber" enthält neben einer Vielzahl von Sinnsprüchen auf andere berühmte Gelehrte auch den von Reusner zitierten Satz über Copernicus (Pinu 1561, B1.D2V). Bis auf das „E" am Anfang des Spruchs können sämtliche Großbuchstaben als römische Zahlzeichen interpretiert werden. Addiert man sie, so ergibt sich das Todesjahr des Copernicus (M+ 5xC +2xX + 3xV + 8xI= 1543). 3 Nicodemus Frischlins (1547-1590) Verse stammen aus seiner unter dem Titel „Carmen de Astronómico Horologio Argentoratensi" erschienenen poetischen Beschreibung der astronomischen Uhr im Straßburger Münster (Frischlin 1575, Bl. Gijv). 4 Wenn wir, wie die Mehrzahl der Autoren (s. NCG, Bd. VI/2, Nr. 16, S. 18-21), annehmen, daß Copernicus am 19. Februar 1473, 4h 48m p. m. geboren wurde, ergibt sich folgende astronomische Konstellation: Denebola (Schwanz des Löwen) geht auf um 4h 57m, während die Sonne 5h 34m untergeht. In der folgenden, rasch fortschreitenden Abenddämmerung erscheint im Osten der „drohende" Löwe mit seinem Schwanz. 5 Der aus Querfurt stammende Dichter, Arzt und Sprichwörtersammler Bruno Seidel (f 1591) studierte in Wittenberg, gehörte dort zu den Freunden Philipp Melanchthons und war seit 1566 Professor für Physik an der Erfurter Universität. Unter seinen Zeitgenossen galt er als bedeutender neulateinischer Autor. Das von Reusner zitierte Gedicht Seidels wurde erstmals 1554 in dessen Epigramm-Sammlung: „Brunonis Seidelii Querfurdensis Poematum libri septem" veröffentlicht. Es ist dort im 7. Buch zwischen den Epigrammen auf Regiomontan und Erasmus Reinhold zu finden (Seidel 1554, S.295). 2
s.
Über
Nr. 4 1588 Autor: Bernardino Baldi
Orig.: Das Autograph von Baldi mit dem Titel „De le vite de matematici libri due di Bernardino Baldi da Urbino abbate di Guastalla" befindet sich in Stresa, Biblioteca Rosminiana, Centro Internazionale di Studi Rosminiani (Cod. Albani 618; s. a. Boncompagni I cat. 154 bzw. Boncompagni II cat. 63 im folg. Ms. A). Weiterhin befindet sich in Stresa eine Kopie dieser Handschrift aus dem 17. Jh. (Cod. Albani 619; s.a. Boncompagni I cat. 156 bzw. Boncompagni II cat. 65 im folg. Ms.B). Ebenfalls in der Biblioteca Rosminiana von Stresa wird die Handschrift einer von Baldi selbst erarbeiteten Zusammenfassung des Textes unter dem Titel „Crónica de Matematici ouero Epitome del Historia de le uite loro" aufbewahrt. Dieses Ms. besitzt keine moderne Signatur. Auf dem Rücken des Codex sind die alten Signaturen „49" und „158" verzeichnet (im folg. Ms. C). Unter dem Titel „Nota delli matematici delli quali s'ha proposto a scriverne le vite il Baldi" befindet sich in Mailand in der Biblioteca Ambrosiana (Ms. A 71 inf., „Collectanea Pinelli", -
-
Copernicus: Biographia Copernicana
14
f.
108v-109v) eine alphabetische Liste von einigen der später
in den
„Vite" realisierten Biogra-
phien. Ed.: Baldi, B.: Crónica de Matematici overo epitome delPistoria delle vite loro, Opera di Monsignor Bernardino Baldi da Urbino, abate di Guastalla, 1707, S. 120-121 (Edition von Ms.„C"); Birkenmajer, L. A.: Mikolaj Kopernik. Czçsc pierwsza, 1900, S.660 (Nachdruck der Ausgabe von 1707); Zaccagnini, G.: Bernardino Baldi nella vita e nelle opere, 1908, S. 329-333; Biliñski, B.: Najstarzy Zyciorys Mikolaja Kopernika, 1973, S. 18-25 (mit poln. Ubers.); Nenci, E.: Le de'Matematici, 1998, S. 402-413. Reg.: Baranowski, H.: Bibliografía Kopernikowska, 1958, S. 85, Nr. 291; Borzyszkowski, M.:
vite
Nowe Szczególy do biografii Mikolaja miñskie 10 (1973), S. 501-513.
Kopernika podane
przez B.
Baldiego.
In: Studia War-
Der Mathematiker, Historiker und Poet Bernardino Baldi (15531617) absolvierte seine Elementarausbildung in seiner Heimatstadt Urbino und wurde seit frühester Jugend von Federigo Commandino (1509-1575) im Studium der Mathematik unterwiesen. Danach studierte er an der Universität Padua Medizin und Philosophie sowie Mathematik bei Pietro Cataneo (ca. 1510-1569) und Griechisch bei Manuello Margunio. Im Jahr 1576 kehrte er nach Urbino zurück und unterhielt dort enge Beziehungen zum Hof von Urbino und dem Herzog Guidobaldo del Monte (1545-1607), einem anderen Schüler von Commandino. 1580 berief ihn Don Ferrante Gonzaga IL, Herzog von Guastalla (1563-1630), zum Hofmathematiker. Dieses Amt sowie das eines Abtes von Guastalla bekleidete der 1585 zum Priester geweihte Baldi, bis er 1609 auf die Abtei verzichtete und nach Urbino zurückkehrte. Die restlichen Jahre seines Lebens verbrachte er als hochangesehener humanistischer Gelehrter in seiner Heimatstadt. Unter seinen zahlreichen Werken befinden sich die voluminösen „Vite de matematici", an denen Baldi zwölf Jahre arbeitete, bis sie 1588 abgeschlossen werden konnten. Diese biographische Sammlung ist in zwei Teile gegliedert und enthält 366 Biographien von Mathematikern, Astronomen und Philosophen. Im ersten Teil werden Lebensbeschreibungen von 548 v. Chr. bis zu Vitruv referiert, während der zweite Teil Persönlichkeiten vom ersten nachchristlichen Jahrhundert bis zu Christoph Clavius (1538-1612) behandelt. Eine ausführliche Beschreibung des Inhalts der „Vite" befindet sich bei Nenci (1998, S. 24-28). Im Druck erschienen sind die „Vite" zu Lebzeiten Baldis nicht. Erst 1707 wurde in Urbino eine wesentlich gekürzte, noch von Baldi selbst erarbeitete Zusammenfassung (entsprechend Ms. „C") unter dem Titel „Crónica de matematici overo epitome dell'istoria delle vite loro" publiziert. Im 19. Jh. gelangte das vollständige Ms.„A" in den Besitz des Historikers Baldassarre Boncompagni (1821-1894). Nach Boncompagnis Tod erwarb der römische Jurist Luigi Celli das Manuskript bei einer Auktion und machte es dem Bologneser Historiker Guido Zaccagnini zugänglich. Zaccagnini edierte die Copernicus-Biographie im Anhang seines Werkes „Bernardino Baldi nella vita e nelle opere" (1908) mit einigen Transkriptionsfehlern. Da diese Edition weitgehend unbeachtet blieb, bezog sich die
Anmerkung:
-
-
4. Baldi
(1588)
15
Copernicus-Forschung weiterhin nur auf Baldis wesentlich kürzere „Crónica"
von
1707. Erst die Editionen von Bilinski und Nenci (s. o.) erschlossen Baldis ausführlichere Copernicus-Biographie einem größeren Publikum. Die kritische Edition des nachfolgenden Textes basiert auf einer Kollation der Handschriften Baldis mit den früheren Editionen. Die vollständige Version der Copernicus-Biographie von Baldi (entsprechend Ms. „A") ist insofern von besonderem Interesse, da sie, von den kurzen Erwähnungen bei Sculteti und Iovius (s. Nr. 1 [Sculteti] u. Nr. 2 [Iovius]) abgesehen, als die früheste überlieferte biographische Würdigung von Copernicus gilt. Eine noch frühere Biographie, die Georg Joachim Rheticus (1514-1576) schon zu Lebzeiten seines Lehrers Copernicus verfaßt hatte und die Tiedemann Giese (1480-1549) in einem Brief vom 26. 7.1543 als ihm bekannt erwähnt (NCG, Bd. VI/1, Nr. 194, S.359), ist verloren. Doch nicht nur die frühe Entstehung, auch der Inhalt von Baldis Copernicus-Biographie läßt sie zu einem bemerkenswerten Dokument der Copernicus-Forschung werden. Wie schon Bilinski (1973, S. 27-86) festgestellt hat, benutzte Baldi nicht nur gedruckte Quellen, sondern offenbar auch Aussagen von damals noch lebenden Zeitzeugen, die er möglicherweise in Urbino und Rom kennengelernt hatte. Ergänzt wird Baldis Biographie durch verschiedene Urteile über das Werk des Copernicus, die von Rainer Gemma Frisius (1508-1555), Erasmus Reinhold (1511— 1553), Petrus Ramus (1515-1572) und Christoph Clavius (1538-1612) stammen. Während Reinhold schon frühzeitig ein überzeugter Copernicaner war und Gemma Frisius eine indifferente Haltung einnahm, lehnte Petrus Ramus bei aller den vor von dessen Achtung gelehrten Fähigkeiten Copernicus kosmologische ab. Baldi selbst war der entschieden daß Schlußfolgerungen Meinung, Copernicus den falschen Vermutungen des Aristarch von Samos (ca. 310-230 v. Chr.) gefolgt sei und daß ein heliozentrisches Weltsystem allenfalls als Hypothese eine wissenschaftliche Berechtigung besitzen würde. Bestärkt in dieser Überzeugung fühlte er sich durch die damals weitverbreitete Annahme, daß die Vorrede von Andreas Osiander d. Ä. (1498-1552) zu „De revolutionibus" von Copernicus selbst stam-
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me.
Ungeachtet der wissenschaftlichen Bedeutung, die Baldis Copernicus-Biographie zweifellos besitzt, müssen viele seiner Aussagen und Schlußfolgerungen heute kritisch gesehen werden. Wie wir auch von anderen „Vite" wissen, irrte sich Baldi häufig und kann keinesfalls als ein besonders verläßlicher Historiograph gelten. Deshalb erscheint es sehr problematisch, mehr oder weniger allgemeine Aussagen Baldis wie die über die angeblichen Copernicus-Kommentare „sopra la sfera" auf konkrete Sachverhalte und Schriften zu beziehen, wie dies Bilinski getan hat (1973, S. 128). Derartigen Spekulationen sowie der Annahme einer persönlichen Billigung von „De revolutionibus" durch Paul III. hat schon Rose (1974, S. 388) deutlich widersprochen. Da die „Epistula de motu octavae sphaerae" an den Kra-
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Copernicus: Biographia Copernicana
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kauer Domherren Bernhard Wapowski (1450-1535) nicht publiziert und damit weitgehend unbekannt war, wird Baldi wahrscheinlich nur aus zweiter Hand von der Existenz dieses Textes erfahren haben. Diese Irrtümer und Ungenauigkeiten mindern jedoch keineswegs den Wert der ersten Copernicus-Biographie, die über eine bloße Nennung von Lebensdaten hinausgeht. Sie werden nur erwähnt, um auf die Notwendigkeit einer kritischen Lektüre hinzuweisen. Die Angaben zur Blattzählung bei dem nachfolgend edierten Text beziehen sich auf Ms. „A" der Biblioteca Rosminiana in Stresa (s. o.).
Ms. A:
(B1.3731)
NICOLO COPERNICO 5
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25
Barbari, idolatri, et in tutto fieri erano i popoli de la Prussia, inanzi a gli anni del Signore mille ducento venti, nel quai tempo i Cavalieri Teutonici gli domarono con l'arme, e vi seminarono la fede di Cristo. E questo paese sopra la Polonia, ne confini de la Sarmatia, diviso nel mezo dal fiume Vistula, o come ad altri piace Istula. Sotto questo cielo nacque Nicolo Copernico, la patria di cui fu una città principale fabricata su la ripa del detto fiume, nominata Torona, o secondo altri Toruna, onde fu detto Torunneo, e non Torinese come scrivono alcuni. La sua genitura viene essaminata da Francesco Giuntino nel trattato di Tolomeo de Giudicij dele Stelle, dice dunque ch'egli haveva Mercurio nel principio del Ariete, e la luna posta a lui in aspetto trigono nel settimo grado di Sagittario, le quali cose portendevano l'eccelenza del ingegno suo; il che si scopre, dice egli, dal opere lasciate da lui ne la proffessione dele Matematiche, essendo egli stato nel Astrologia huomo singolare, e com'egli dice, un Tolomeo Tedesco. Dale stelle che tendevano al occaso s'argomentava il gran desiderio de la dottrina, e la sua perseveranza ne gli studii, il che veniva accresciuto (Bl. 373v) da Venere constituita in aspetto sestile con Mercurio, rinvigorita da i raggi amici de la luna, onde nacque ch'egli fosse de maggiori astrologi del nostro tempo. Tutto ció dice il Giuntino, le cose di cui accettiamo con tutta quella circonspectione che si richiede. Nacque secondo il medesimo Giuntino nel luogo sopracitato, gli anni de la Salute mille quattrocento settantatre ad dicenove di Febraio, a hore quattro e minuti trentotto dopo il mezo benché non ricordandosi di quello ch'egli haveva scritto nel detto giorno; luogo,
dica nel Calendario suo Astronómico lui essere nato un anno avanti a'dicenove di Genaio, quattro hore e quarantotto minuti dopo il mezo giorno. Essendo d'età di vent'anni in circa se ne venne in Italia ne lo Studio di Bologna, dove attese 9
su
la]
sopra la Nenci
9
o]
come
al add. et del Ms. A
4. Baldi
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ale matematiche (come afferma Pietro Ramo ne le sue scuole) sotto la disciplina di Domenico Maria ítalo che del mille quattrocento novantaquattro era dele dette facoltà ne lo Studio di Bologna publico proffessore. Questa sua venuta in Italia è da credere che lo affinasse, e lo pulisse da quella ruggine che fácilmente egli poteva haver contratta sotto la barbarie del clima Pruteno. Acquistossi parimente con quella occasione l'amicitia e la conoscenza di tutti gli ingegni ehe in quei tem(Bl. 374r)pi fiorivano in Italia; fra gli altri de quali fu Pauolo di Middelburgo che alhora si trovava a'servitij del Duca d'Urbino Guido primo di questo nome. Ritornossene poi in Prussia e fermatosi in Varmia, citta principalissima di quella provincia, ottennevi un canonicato ne la chiesa catedrale. Era egli alhora di ventisette anni in circa, nel quai tempo tutto si diede al osservationi de moti emendando con grandissima diligenza quelle cose de gli antichi le quali trovava non corrispondere a'calcoli moderni, laonde fra l'altrecose (come dice Gemma Friso, il quale a l'osservationi di quest'huomo da titolo di divine) con gagliardissime ragioni impugno la teórica de la Luna di Tolomeo e con mirabile brevità scrisse le demostrationi de la nova teórica del detto Pianeta. La cosa che lo mosse a queste nove osservationi fu il saper egli che gli antichi per l'angustia del tempo non potevano havere con esquisitezza ragionevole osservato i veri periodi de' moti. Venne intanto il Pontificato di Leone, sotto il quale radunatosi il Concilio Lateranese era per corregersi l'anno, ma rimase impedita la detta correttione (corne si disse altrove) per non essersi alhora saputa la vera e precisa quantità de l'anno (Bl. 374v) naturale, onde Pauolo di Middelburgo, il quale hebbe la cura di scriverne in tutte le parti, scrisse anco al Copernico, che intorno a questo negotio volesse affaticarsi; né solamente intorno al moto del sole stavano perplessi gli Astrologi e Teologi radunati nel sopradetto concilio, ma del moto de la luna ancora non erano esquisitamente certi. Fu questa lettera di Pauolo uno sprone a chi desiderava di correré, onde applicatovi l'animo e la diligenza scrisse quel nobilissimo volume diviso da lui in sei libri et intitolato de le Revolutioni de gli orbi celesti. Nel detto libro restitui mediante il confronto del osservationi antiche e nove i luoghi dele stelle fisse et i movimenti dele erranti, formando tavole con l'aiuto dele quali ogni studiosi in quai si voglia tempo fácilmente puo calculare i sopradetti moti. Il che, accioché fosse più facile, Erasmo Reinoldo ne mostró altrui la forma ne le sue dodici Tavole, ehe dal paese di Nicolö egli chiamö Pruteniche. Segui il Copernico in questa sua opera de le revolutioni quella falsa Hipótesi d'Aristarco Samio, la antichissimo Matemático, quale era che il cielo stesse fermo e la terra fosse che si movesse in quella giro, il centro del cui (Bl. 375r) moto fosse il centro del sole, che in mezo de l'universo se ne stesse immobile. Scusasi nondimeno dicendo d'haver fatto cio non perche egli stimi esser vero che cosi stia la natura dele cose, ma essersi ridotto à farlo parendogli cosi con commodità maggiore di poter concio s'haveva Laonde diceva nel sopradetto libro „Nulla ch'egli seguiré proposto. 28 Pietro Ramo
ne
le
sue
scuole]
Pietro Romanelli
suo
scolare Bilinski
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Pô
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importa se quello che gli altri demostrano per la terra quieta et il mondo che giri, noi appigliandoci al contrario concorriamo ad una stessa meta". Nel principio del secondo de suoi libri à proposito de la sopradetta suppositione leggesi questo
distico di due versi essametri: Qui terra vehimur, nobis sol lunaque transit. Stellarumque vices redeunt, iterumque recedunt. [Beginn der Marginalie:] Loda Pietro Ramo nele sue Scuole Matematiche 1. 2. il Copernico, e chiamalo Astrólogo non solamente degno d'essere paragonato a gli antichi, ma nele cose del'Astrologia in tutto maraviglioso; non mostró per tanto di compiacersi ch'egli s'appigliasse a quel suo paradosso del fare che la terra sia mobile, laonde cosi scrisse nel medesimo luogo detestando le false supposition! degli astrologi (Bl. 375v) per salvar l'apparenze et i moti. Dio volesse (dice egli) che il Copernico si fosse affaticato nelo stabilimento di questa Astrologia, e v'havesse posto il pensiero, perciöche molto più facile gli sarebbe stato il descrivere l'Astrologia corrispondente ala verità dele sue stelle, che con fatica come da Gigante haver voluto muovere la terra, accioché da la terra mossa noi potessimo contemplare le stelle quiete. [Ende der Marginalie] (Bl. 375r) Erasmo Reinoldo ne le sue Tavole Pruteniche, raccogliendo in poche ma piene parole le lodi del Copernico, scriveva in questo modo: „Tutta la posterità célébrera con grato animo il nome del Copernico per la fatica e diligenza di cui la dottrina de moti celesti già quasi caduta à terra è stata riposta in piedi, e per benefitio di dio è egli stato una gran luce accesa, havendo scoperto e ritrovato moite cose le quali infino à questa nostra età erano state non conosciute ed oscure". Pauolo Gio(Bl. 375v)vio parimente per non invidiare a la gloria di lui haveva risoluto, com'egli afferma nel fine del suo libro de gli Elogij de gli huomini Litterati dove lo chiama Matemático d'assoluta acutezza, di scrivere elogio particolare, il che prevenuto da la morte non poté condurre al fine. Non lasciaro nondimeno adietro che Cristoforo Clavio Bambergese nel suo libro de triangoli sferici discopre e corregge alcuni errori del Copernico nel libro dele Revolutioni, la natura et importanza de quali si lascia in arbitrio de lettori à considerare. Oltra i sei libri che dicevamo scrisse anco il Copernico alcuni commentarij sopra la sfera, la quai opera non saprei se si fosse lasciata vedere. Da Varmia trasferissi dopo a Frauenburgo, luogo posto su la foce de la Vistula, dove, come egli stesso scrive L. 4. c. 7., fece la maggior parte dele sue osservationi. Fu amico di gran personaggi il che gli veniva promesso dice il Giuntino nel luogo sopracitato da'luminari ne gli angoli bene affetti, an corche per la morte che lo sopragiunse non potessero 73 vices] obitus Mss. A, B 74 Loda] Loda stelle quiete in marg. Ms. A 74 Pietro Ramo ...
nele
Scuole Matematiche] Pietro Nonio nelle sue tavole matematiche Biliñski 78 mobile] corr. ex stabile Ms. A 78 scrisse] scrive Nenci 79 astrologi] antichi Nenci 80 affaticato] in questa astrologia add. et del Ms. A 81-82 il descrivere] lo scrivere Ms. B 82 fatica] da 83 mossa] corr. ex quieta Ms. A add. et del. 99 Varmia] Vormia Biliñski 100 egli stesso] add. sup. lin. 100 scrive] il Reinoldo add. et del Ms. A; scrisse Ms. B 101 L.4. c. 7.] in. marg. Mss. A, B 102 gli] om. Nenci sue
4. Baldi
dargli
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tutto cio ehe
gli promettevano. Due personaggi fra gli altri lo favorivano, ambedue Pruteni, l'uno Nicolö Sconbergio del ordine de Predicatori, Arcivescovo di Capua, il quale nela seconda creatione da (Bl. 376r) Pauolo terzo fu fatto Cardinale con tfitulo] t[oto] di S. Sisto; l'altro Tidemanno Gisio Vescovo di Culma. Lo Schonbergio prima ehe il Copernico publicasse le fatiche sue ritrovavasi in Roma, essendo il Copernico in quei tempi ne la Prussia, dove essendogli venuto al orecchie la fama del opere sue, scrisse al Copernico che di gratia volesse mandargli le cose ritrovate da lui, dando intanto il carico ad un Teodorico de Reden, che facendo il tutto trascrivere à proprie spese, quanto prima glielo mandasse. Havuta lo Schonbergio l'opéra del Copernico, e conosciuta la sua perfettione et eccellenza fecela vedere al Sommo Pontefice dal giuditio di cui essendo approvata, si rivolse il detto cardinale a pregar il Copernico per moite ragioni à voler publicarla, a le preghiere et essortationi di cui aggiùngendosi quelle di Tidemanno Gisio e d'altri dottissimi huomini di quel tempo, si lasciö persuadere di publicarla. Onde dopo haverla, com'egli dice, tenuta nascosta infino al quarto novennario, la mando fuori consacrandola al nome di Pauolo terzo Pontefice dal giuditio di cui, corne si disse, era stata approvata. Che riconoscimento egli ne riportasse, e quello che do[po] (Bl. 376v) nel detto negotio avenisse non saprei. Questo so io solamente che intorno quei tempi mori Pauolo di Midelburgo da cui egli poteva ricevere molto favore appresso il Pontefice et anco passö al altra vita i Cardinale Scombergio, che co' suoi favori lo portava inanzi. Visse il Copernico settant'anni, onde mori del mille Cinquecento quarantatre, che fu il décimo A di 7. Ottobre 1588. Ms. C: Crónica de Matematici
(Bl. 71r)
ouero
anno
del Pontificato di Pauolo.
Epitome del Historia de le uite loro
Nicolö Copernico 1543 di natione Pruteno, benche nascesse sotto asprissimo cielo, 130 et fra gente barbara, non punto aspro ne bárbaro diede opera alie buone lettere. Nacque egli in Toruna, onde fu detto Torunese. Diedesi costui con tanta felicita alie matematiche et all'Astrologia, che mérito da alcuni esser detto un Tolomeo Tedesco, ó per dir meglio Pruteno. Essendo giovinetto venne in Italia, e nello Studio di Bologna fecesi discepolo di Domenico Maria ítalo. Fu fatto Canónico di 135 Varmia, ove attese all'osservationi de moti celesti, et impugno in alcune cose Tolomeo. Con l'occasione del concilio lateranese per l'emendatione dell'anno scrisse il suo nobilissimo libro delle revolutioni degli orbi celesti, nelquale seguí la falsa suppositione di coloro che vogliono che il sole stia fermo, come centro, e la terra gli si muova in giro. Scrisse anco il Coper(Bl. 71v)nico alcuni commentarij supra 111 de] da Nenci 109 dove] om. Nenci 116 preghiere] di cui add. et del. Ms. A 116 aggiùngendosi] aggiungendovi Nenci 117 tempo] .scio add. et del Ms. A 122 Midelburgo] Middelburgo Nenci 123 Scombergio] Sconbergio Nenci 129 1543] in marg. Ms. C 130 non punto aspro ne bárbaro] om. Nenci 134 fatto] om. Nenci ..
Copernicus: Biographia Copernicana
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la sfera. Una gran parte delle sue osservationi fece vicino alia foce della Vistula in Frauemburgo. Dedico egli la sua grand'opera delle Revolutioni a Pauolo terzo.
Übersetzung: Ms. A: Nicolaus
Copernicus
(Bl. 373r) Barbaren, Götzendiener und gänzlich wild waren die Völker Preußens vor dem Jahr des Herrn 1220, in dem die Deutschen Ritter sie mit Waffen bändigten
und dort den Glauben an Christus säten. Dieses Land liegt oberhalb Polens in den Grenzen Sarmatiens, in der Mitte geteilt von dem Fluß „Vistula"1, oder, wie es anderen gefällt, „Istula". Unter diesem Himmel wurde Nicolaus Copernicus geboren. Seine Heimat war eine Hauptstadt am Ufer des erwähnten Flusses, genannt „Thorona" oder nach anderen „Thoruna". Daher wurde er „Thorner" genannt, und nicht „Thoriner", wie manche schreiben2. Seine Geburtsstunde wird von Francesco Giuntino in der Abhandlung zu Ptolemaeus' „De astrorum iudiciis"3 untersucht. Er sagt also, daß er [Copernicus] Merkur im Anfang des Widders hatte und der Mond in einem Winkel von 120 Grad zu ihm stand, im siebten Grad des Schützen. Dies sagte die Vortrefflichkeit seines Geistes voraus, den man, sagt er [Giuntino], in den Arbeiten entdeckt, die er auf dem Gebiet der Mathematik hinterlassen hat, denn er war ein einzigartiger Mann in der Astronomie und, wie er [Giuntino] sagt, ein deutscher Ptolemaeus. Aus den untergehenden Sternen schloß man auf das große Bedürfnis nach Gelehrsamkeit und seine Ausdauer im Studium. Dies wurde durch (Bl. 373v) Venus verstärkt, die in einem Winkel von 60 Grad zu Merkur stand, bekräftigt von den freundlichen Strahlen des Mondes, woraus sich ergab, daß er einer der größten Astronomen unserer Zeit sein würde. All dies sagt Giuntino, dessen Feststellungen wir mit all jener Vorsicht übernehmen, deren es bedarf. Er [Copernicus] wurde nach demselben Giuntino an oben erwähntem Ort im Jahr des Heils 1473 am 19. Februar vier Stunden und 38 Minuten nach Mittag geboren. Ungeachtet dessen, was er am genannten Ort geschrieben hatte, sagt er gleichwohl in seinem „Calendario Astronómico", er sei ein Jahr zuvor am 19. Januar geboren, vier Stunden und 48 Minuten nach Mittag.4 Im Alter von etwa 20 Jahren kam er [Copernicus] nach Italien an die Universität von Bologna, wo er sich wie Petrus Ramus in seinen „Scholae" versichert der Mathematik widmete unter der Anleitung des Italieners Domenico Maria, der seit 1494 an der genannten Fakultät der Universität Bologna „Professor publicus" war.5 Daß er nach Italien kam, hat ihn, so muß man glauben, geläutert und „von dem Rost gereinigt", den er sich unter der Barbarei des preußischen Klimas leicht hätte zuziehen können. Bei dieser Gelegenheit erwarb er sich zugleich die Freundschaft und Bekanntschaft all der [großen] Geister, die zu jener (Bl. 374r) Zeit in Italien blühten. Unter anderen war dies Paul von Middelburg, der damals in Diensten des Herzogs von Urbino, Guido, dem ersten dieses Namens, stand.6 -
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4. Baldi
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Als er dann nach Preußen zurückgekehrt war und sich in „Varmia", der Hauptstadt jener Provinz, niedergelassen hatte, erhielt er am dortigen Dom ein Kanonikat.7 Er war damals etwa 27 Jahre alt. In dieser Zeit widmete er sich ganz den Beobachtungen der Bewegungen [der Himmelskörper]8 und verbesserte mit größtem Fleiß jene Dinge bei den „Alten", von denen er herausfand, daß sie nicht mit modernen Berechnungen übereinstimmten. Deshalb griff er unter anderen Dingen wie Gemma Frisius sagt, der die Beobachtungen dieses Mannes mit dem Ausdruck „göttlich" bezeichnet mit äußerst schlagkräftigen Argumenten die Mondtheorie des Ptolemaeus an und legte in bewundernswerter Kürze die Beweise der neuen Theorie über den genannten Planeten dar.9 Was ihn zu diesen neuen Beobachtungen anregte, war die Überzeugung, daß die „Alten" wegen der Kürze des Zeitraums, der ihnen zur Verfügung stand, die wahren Perioden der Bewegungen nicht mit der gebotenen Genauigkeit beobachtet haben konnten. Inzwischen kam das Pontifikat Leos [X.], unter dem man, nachdem sich das Laterankonzil versammelt hatte, im Begriff war, die Jahreslänge zu korrigieren. Aber die genannte Korrektur wurde wie an anderer Stelle gesagt dadurch verhindert, daß die wahre und genaue Länge des natürlichen Jahres (Bl. 374v) damals nicht bekannt war, worauf Paul von Middelburg, der die Aufgabe hatte, überallhin zu schreiben, auch an Copernicus schrieb, daß er sich um diese Angelegenheit bemühen möge.10 Nicht nur bezüglich der Bewegung der Sonne waren sich die auf dem oben genannten Konzil versammelten Astronomen und Theologen unschlüssig, sondern auch über die Bewegung des Mondes waren sie sich noch nicht ganz sicher.11 Dieser Brief Pauls [von Middelburg] war ein Ansporn, auf den hin er [Copernicus] gerne aktiv wurde. Daher schrieb er [Copernicus] nachdem er seinen Verstand und Fleiß darauf verwendet hatte jenes äußerst vortreffliche Werk, das von ihm in sechs Bücher unterteilt wurde und den Titel „De Revolutionibus orbium coelestium" trägt.12 In dem genannten Buch stellte er durch den Vergleich der antiken und der neuen Beobachtungen die Orte der Fixsterne und die Bewegungen der Planeten fest, wobei er Tabellen erstellte, mit deren Hilfe jeder Gelehrte jederzeit leicht die genannten Bewegungen berechnen kann. Damit dies auch einfacher gehe, bot Erasmus Reinhold davon eine andere Form in seinen zwölf „tabulae", die er nach Nicolaus [Copernicus'] Land „prutenicae" nannte.13 Copernicus folgte in diesem seinem Werk „De Revolutionibus" jener falschen Annahme des Aristarch von Samos, eines antiken Mathematikers, wonach der Himmel fest stehe und die Erde diejenige sei, die sich im Kreis bewege. Das Zentrum dieser (Bl. 375r) Bewegung sei der Mittelpunkt der Sonne, die unbewegt in der Mitte des Universums stehe. Er entschuldigt sich dennoch, indem er sagt, er habe dies nicht gemacht, weil er glaube, es sei wahr, daß die Natur der Dinge so [beschaffen] sei, sondern weil er gezwungen sei, es so zu machen, da es ihm scheine, auf diese Weise mit größerer Bequemlichkeit das verfolgen zu -
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können,
was er
sich vorgenommen habe. Deshalb sagte
er
in dem oben erwähnten
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Copernicus: Biographia Copernicana
Buch: „Es tut nichts zur Sache, wenn wir, vom Gegenteil dessen ausgehend, was die anderen mit Hilfe einer ruhenden Erde und einer kreisenden Welt erklären, zum selben Ziel gelangen." Zu Beginn des zweiten seiner Bücher steht bezüglich der oben erwähnten Vermutung dieser Zweizeiler in Hexametern: „Uns, die wir auf der Erde reisen, die Sonne wie auch der Mond vorüberziehen; und die Sterne im steten Wechsel wiederkehren und abermals weichen."14 der Randnotiz:] Petrus Ramus lobt Copernicus in seinen „Scholae Mathematicae" (Buch 2) und nennt ihn einen Astronomen, der nicht nur würdig ist, mit den „Alten" verglichen zu werden, sondern in der Astronomie überhaupt bewundernswert ist. Er [Ramus] zeigte sich jedoch nicht sehr erfreut darüber, daß er [Copernicus] sich an das Paradoxon hielt, daß die Erde sich bewege. Deshalb schrieb er an derselben Stelle, wobei er die falschen Annahmen der Astronomen (Bl. 375v) zur Rettung der Erscheinungen und der Bewegungen15 verabscheute,
[Beginn
folgendermaßen: „Hätte Gott nur gewollt", sagt er [Ramus], „daß Copernicus sich mit der Aufstellung dieser [einer hypothesenfreien] Astronomie abgemüht und seiGedanken daran gesetzt hätte. Denn es wäre für ihn viel einfacher gewesen, die Astronomie entsprechend der Wahrheit ihrer Sterne zu beschreiben, als wie ein Gigant mühevoll die Erde bewegen zu wollen, damit wir von einer bewegten Erde die feststehenden Sterne beobachten können."16 [Ende der Randnotiz] ne
(Bl. 375r) Erasmus Reinhold faßte aber aussagekräftigen Worten das
in seinen „Tabulae Prutenicae" in wenigen, Lob des Copernicus folgendermaßen zusammen: „Die gesamte Nachwelt wird dankbaren Gemüts den Namen des Copernicus feiern, durch dessen Anstrengung und Sorgfalt die Lehre von den Himmelsbewegungen, die sozusagen bereits auf den Boden gefallen war, wieder auf die Beine gestellt wurde. Durch die Güte Gottes war er ein großes leuchtendes Licht, da er viele Dinge entdeckte und fand, die bis in unsere Zeit unbekannt und dunkel waren."17 Paulus (Bl. 375v) Iovius hatte sich gleichfalls, um ihm nicht seinen Ruhm abzusprechen, entschlossen, wie er am Ende seines Buches „Elogia Virorum literis illustrium", wo er ihn einen Mathematiker von vollendetem Scharfsinn nennt, versichert, eine besondere Eloge zu schreiben, was er nicht zu Ende führen konnte, da ihm der Tod zuvorkam.18 Ich werde dennoch nicht übergehen, daß Christoph Clavius von Bamberg in seinem Buch über die sphärischen Dreiecke einige Fehler des Copernicus in dessen Buch „De Revolutionibus" aufdeckt und verbessert, deren Art und Wichtigkeit dem Urteil der Leser überlassen wird.19 Über die sechs genannten Bücher hinaus schrieb Copernicus auch einige Kommentare über die „Sphäre". Von diesem Werk weiß ich jedoch nicht, ob es jemals erschienen ist.20 Von „Varmia" siedelte er dann nach Frauenburg über, einem an der Weichselmündung gelegenen Ort, wo er, wie er selbst schreibt (Buch 4, Kap. 7), den größten Teil seiner Beobachtungen machte.21 Er war der
4. Baldi
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großer Persönlichkeiten, was, wie Giuntino an der oben genannten Stelle bemerkt,22 ihm von den Gestirnen versprochen wurde, die in ihren Winkeln in einem guten Verhältnis zueinander standen, obgleich sie ihm wegen seines plötzlichen Todes nicht all das geben konnten, was sie ihm versprachen. Unter anderen unterstützten ihn zwei Persönlichkeiten, beide Preußen. Der eine war Nicolaus von Schönberg vom Predigerorden [Dominikanerorden], Erzbischof von Capua, der durch eine zweite Beförderung von (Bl. 376r) [Papst] Paul III. zum Kardinal Freund
S. Sisto ernannt worden war.23 Der andere war Tiedemann Giese, Bischof von Kulm. [Nicolaus von] Schönberg befand sich, bevor Copernicus seine Arbeiten veröffentlicht hatte, wieder in Rom, während Copernicus zu dieser Zeit in Preußen war. Als ihm [Schönberg] dort der Ruf seiner Werke zu Ohren gekommen war, schrieb er Copernicus, er möge ihm aus Gefälligkeit seine Entdeckungen schicken. Währenddessen beauftragte er einen gewissen Dietrich von Rheden, alles auf seine Kosten abschreiben zu lassen, sobald jener es ihm schicken würde.24 Als Schönberg das Werk des Copernicus bekommen und seine Vollkommenheit und Vortrefflichkeit erkannt hatte, zeigte er es dem Papst, und nachdem dessen Urteil es billigte, bat der genannte Kardinal Copernicus aus vielen Gründen, daß er es veröffentlichen möge.25 Durch dessen Bitten und Ermutigungen hinzu kamen die von Tiedemann Giese und anderen äußerst gelehrten Männern jener Zeit ließ er sich überzeugen, es drucken zu lassen. Und so veröffentlichte er es, nachdem er es, wie er selbst sagt, bis zum vierten Jahrneunt versteckt gehalten hatte, und widmete es Papst Paul III., durch dessen Urteil, wie man sagte, es gebilligt worden war. Welche Anerkennung er dafür bekam und was danach (Bl. 376v) in der besagten Angelegenheit geschah, weiß ich nicht. Nur dieses weiß ich, daß Paul von Middelburg um diese Zeit starb, von dem er [Copernicus] so viel Beistand beim Papst erhalten hatte, und daß auch Kardinal [Nicolaus von] Schönberg, der ihn durch seine Gunst vorangebracht hatte, in ein anderes Leben ging. Copernicus lebte 70 Jahre, er starb also im Jahre 1543, dem zehnten Jahr des Pontifikates von Paul [III]. Den 7. Oktober 1588. etc.
von
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Ms. C:
(B1.7F)
„Chronik der Mathematiker oder Abriß ihrer Lebensgeschichten"
Nicolaus
Copernicus (1543), von preußischer Herkunft, doch keineswegs rauh und barbarisch, obwohl er unter einem äußerst rauhen Himmel und unter barbarischen Menschen geboren wurde, beschäftigte sich mit den Wissenschaften. Er wurde in Thorn geboren, weshalb man ihn „Thorner" nannte. Er widmete sich mit so großem Glück der Mathematik und der Astronomie, daß er es verdiente, von manchen ein deutscher, oder besser gesagt, ein preußischer Ptolemaeus genannt zu werden. Als junger Mann kam er nach Italien und wurde an der Universität von Bologna Schüler des Italieners Dominicus Maria. Er wurde zum Domherren des
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Copernicus: Biographia Copernicana
Ermlandes ernannt, wo er sich der Beobachtung der Himmelsbewegungen widmete und in einigen Punkten Ptolemaeus anfocht. Anläßlich des Laterankonzils zur Korrektur der Jahreslänge schrieb er sein vortreffliches Buch „De Revolutionibus orbium coelestium", in dem er der falschen Annahme jener folgte, die wollen, daß die Sonne als Zentrum ruhe und die Erde sich im Kreis um sie herum bewege. Copernicus schrieb auch (Bl. 71v) einige Kommentare über die „Sphäre". Einen großen Teil seiner Beobachtungen machte er in der Nähe der Weichselmündung in Frauenburg. Sein großes Werk „De Revolutionibus" widmete er Paul III.
1 2
Gemeint ist der Fluß „Weichsel"
(poln. „Wysla").
Auf dem Titelblatt der Erstausgabe von Copernicus' Hauptwerk (Nürnberg 1543; VD 16, K2099) befindet sich die Bezeichnung „Nicolai Copernici Torinensis". 3 Im ersten Band des „Speculum astrologiae [...]" (Lyon 1581) aus der Feder des Karmelitermönchs Francesco Giuntino (1523-1590), der vor allem als mathematischer und astrologischer Autor hervorgetreten ist, befindet sich eine separate Arbeit mit dem Titel „In duos posteriores Ptolemaei Quadripartiti libros Commentaria". Dort wird die Sternkonstellation zur Geburt von Copernicus ausführlich erläutert: „Ut in genitura Nicolai Copernici Mercurius est in principio Arietis [...]" (Iunctinus 1581, Bd. 1, S.500). 4 In demselben Werk von Giuntino (s. Anm. 3) befinden sich insgesamt drei verschiedene Angaben zum Geburtsdatum von Copernicus. Die erste lautet „1473 Die 19 Februarij h. 4. mi. 38 post meridiem" (Iunctinus 1581, Bd. 1, S.500). In einem weiteren Teil, dem „Calendarium astrologicum et poeticum", ist es der 19. Januar 1472 (Iunctinus 1581, Bd. 2, S. 1141) und wenige Seiten weiter der 19. Februar 1473 (Iunctinus 1581, Bd. 2, S. 1146), in beiden Fällen vier Stunden und 48 Minuten nach Mittag. Das letzte Datum deckt sich mit den glaubwürdigeren Aussagen, die von Caspar Peucer und Achilles Pirmin Gasser (1503-1577) getroffen worden waren (s. NCG, Bd. VI/2, Nr. 16, S. 21). 5 Baldi bezieht sich hier auf Petrus Ramus' „Scholarum Mathematicarum libri unus et triginta" (Basel 1569, VD 16 L534). Dort findet sich die Bemerkung: „Cupio tamen Bononiam sine exceptione laudare, audio Mariam mathematicum insignem et Copernici magistrum Bononiae professum esse, Simum deinde successisse" (Ramus 1569, S. 108). Die Aufzeichnungen von Rheticus und Gasser, die die Rolle von Dominicus di Novara als Lehrer von Copernicus würdigten (s.NCG, Bd. VI/2, Nr. 254, S. 397-398), waren Baldi offenbar nicht bekannt. Das Alter, in dem Copernicus nach Italien kam, wird von ihm als zu niedrig angegeben. Tatsächlich begann Copernicus sein Studium an der Universität Bologna im Herbst 1496 im Alter von 23 Jahren. 6 Baldi geht davon aus, daß sich der spätere Bischof von Fossombrone, Paul von Middelburg (1455-1534), und Copernicus während dessen Studienaufenthalts in Italien persönlich kennengelernt haben. Eine Quelle, die eine solche persönliche Bekanntschaft belegen würde, ist jedoch bisher nicht gefunden worden. 7 Baldi nahm an, daß es sich bei „Varmia" um die Bezeichnung einer Stadt handeln würde. Tatsächlich hielt sich Copernicus in Heilsberg, dem Bischofssitz des Ermlandes, bei seinem Onkel, dem Bischof Lukas Watzenrode (f 1512), auf. Anders als Baldi behauptet, war Copernicus schon seit 1495 ermländischer Domherr, d.h. ein Jahr, bevor er nach Italien reiste (s.NCG, Bd. VI/2, Nr. 26, S. 30). 8 Wann Copernicus tatsächlich mit seiner Beobachtungstätigkeit begann, läßt sich aufgrund der vorhandenen Quellen nicht mehr feststellen. Die erste überlieferte Beobachtung stammt aus Bologna und ist auf den 9. März 1497 datiert. Wie Nenci (1998, S.406, Anm. 7) richtig
4. Baldi
(1588)
25
bemerkt hat, hätte Baldi diese Information aus „De revolutionibus" gewinnen können. Dort berichtet Copernicus über diese Beobachtung mit den Worten: „Quod igitur parallaxes Lunae sic expositae conformes sint apparentas, pluribus aliis experimentis possumus affirmare, quale est hoc quod habuimus Bononiae VII Idus Martii post occasum Solis, anno Christi MCDXCVII" („De revolutionibus", Lib. IV, Cap. XXVII; s. NCG, Bd. II, S. 329, Z. 12-14). 9 Eine inhaltlich entsprechende Bemerkung befindet sich in Gemma Frisius' Schrift „De Radio Astronómico et Geométrico". Sie beginnt mit den Worten: „Solis siquidem quantitas [...]" Frisius 1558, Kap. XVI, B1.35rv). (Gemma 10 Die Aufgabe, „überallhin zu schreiben", hatte sich Paul von Middelburg vor allem selbst gestellt. In seiner Schrift „Pauli de Middelburgo episcopi Forosemproniensis Secundum Compendium correctionis Calendarij continens et exponens diversos modos corrigendi calendarium pro recta paschae celebratione" (Rom 1516) führte er diejenigen Gelehrten und Universitäten auf, die er gebeten hatte, an der geplanten Kalenderreform mitzuwirken (s.NCG, Bd.VI/1, Nr. 7, S. 12-13). Copernicus erhielt in der Mitte des Jahres 1513 eine entsprechende Aufforderung des Bischofs von Fossombrone (s. NCG, Bd. VI/1, Nr. 5, S. 10-11). 11 s. Copernicus' „De Revolutionibus": „Nam non ita multo ante sub Leone X cum in Concilio Lateranensi vertebatur quaestio de emendando kalendario ecclesiastico, quae tum indecisa hanc solummodo ob causam mansit, quod annorum et mensium magnitudines, atque Solis et Lunae motus nondum satis dimensi haberentur" (NCG, Bd. II, S. 5). 12 Diese Behauptung Baldis läßt sich aus der entsprechenden Stelle in „De revolutionibus" Anm. (s. 11) nicht ableiten. 13 s. Erasmus Reinholds „Prutenicae tabulae coelestium motuum autore Erasmo Reinholdo [...]", Tübingen 1551 (VD 16, R964-967). In der „Vita" Reinholds (Nenci 1998, S.434) hatte Baldi zutreffender geschrieben, daß der deutsche Astronom seine Tafeln zu Ehren des Herzogs Albrecht von Preußen „pruteniche" nannte. 14 von C. L. Menzzer lautet das Distichon: s.NCG, Bd.II, S.65. In der „Uns, die mit der Erd' wir kreisen,/ Sonn' und Mond vorüberziehen,/ Sterne wechselnd wiederkehren/ Oder scheidend sinken hin" (Copernicus 1879, S. 57). 15 Die „Erscheinungen zu retten" ist ein altes, mindestens auf Plato zurückgehendes Prinzip (auÇciv xa cpaivóueva) der Kosmologie und Astronomie, wonach Theorien und Hypothesen zur Bewegung von Himmelskörpern mit den Beobachtungsdaten (xà 9aivóueva) in Übereinstimmung stehen müssen. In der aristotelisch-scholastischen Naturphilosophie lautet dieser Grund-
Übersetzung
satz
16 s.
„salvare apparentias". Ramus, P.: „Scholarum Mathematicarum libri
Aristotelis 17 s.
[...]" (Ramus 1569, S. 49-50).
unus
et
triginta"
und dort: „Hanc tarnen
Reinhold, E.: „Prutenicae tabulae", Kap. XXI, „Praeceptum de calculo adparentis tropici anni ad datum tempus" und den Absatz: „Est autem hie tropicus [...]" (Reinhold 1551, Bl. 34v-
35r). 18
Iovius, P.: „Elogia veris clarorum virorum imaginibus apposita" und dort: „Sunt etiam in [...]" (Iovius 1546, Bl. 76v u. Nr. 2 [Iovius], S. 8). 19 s. Clavius, C: „Theodosii Tripolitae Sphaericorum libri III", Rom 1586, S. 374 (theor. 19, prop. 21), S. 375 (theor. 20, prop. 22), S. 377 (theor. 21, prop. 23) u. S. 378 (theor. 22, prop. 24). 20 Biliñskis Vermutung (Biliñski 1973, S. 90), mit diesen „Kommentaren" sei Copernicus' „Epistula de motu octavae sphaerae" vom 3. 6. 1524 an den Krakauer Domherren Bernhard Wapowski (s. NCG, Bd. VI/1, Nr. 55, S. 110-111) gemeint, bleibt eine Spekulation. 21 s. „De revolutionibus", Buch IV, Kap. VII: „Quoniam Frueburgum, ubi plerumque nostras habuimus observationes ad ostia Vistulae fluvii posita [...]" (NCG, Bd. II, S. 291, Z. 8-9). 22 s.
celebri fama
s.Anm.3. Der Erzbischof von Capua, Nicolaus von Schönberg (1472-1537), wandte sich in einem Brief vom 1.11.1536 mit der Bitte an Copernicus, ihm die Ergebnisse seiner astronomischen Untersuchungen mitzuteilen (s.NCG, Bd.VI/1, Nr. 101, S. 196-198). Copernicus ging in seiner 23
Copernicus: Biographia Copernicana
26
Vorrede zu „De revolutionibus" an Paul III. auf diesen Vorgang ein: „Nicolaus Schonbergius Cardinalis [...]" (NCG, Bd. II, S.3). Als päpstlicher Legat in Deutschland, Polen und Ungarn besaß Schönberg enge Beziehungen zu Preußen, kannte jedoch Copernicus wahrscheinlich nicht persönlich (s.NCG, Bd.VI/1, Nr. 20, S. 34-36). Bei dem in Meißen geborenen Nicolaus von Schönberg handelt es sich nicht, wie Baldi annimmt, um „einen Preußen" (s.NCG, Bd.VI/1, Nr. 101, S. 196-197). 24 Dietrich von Rheden (ca. 1490-1556), der seit 1532 ermländischer Domherr war, hatte von Schönberg den Auftrag erhalten, die Schriften und Tabellen von Copernicus kopieren und sie zusenden zu lassen (s.NCG, Bd.VI/1, Nr. 101, S. 196-198). Schönberg 25 Baldi behauptet hier, daß Papst Paul III. eine an Nicolaus von Schönberg geschickte Kopie von „De revolutionibus" eingesehen und gebilligt habe. Biliñski (1973, S. 93-96) ist daher von der Möglichkeit der Existenz einer solchen handschriftlichen Kopie ausgegangen und hat vermutet, daß Baldi im Besitz von Informationen zu diesem Sachverhalt gewesen sei, die nicht in den bekannten Quellen zu finden seien. Rose (1974, S.388) lehnte diese Vermutung entschieden ab und nahm stattdessen an, daß Baldi den Brief Schönbergs an Copernicus und die Vorrede von „De revolutionibus" falsch interpretiert habe.
Nr. 5 1598 Autor: Jean
Jacques Boissard
Orig.: ICONES || QVINQVAGINTA VIRORVM || illustrium doctrina k erudi=||tione praestantium ad vivum || effictae, cum eorum vitis || descriptis || a || Ian. Iac. Boissardo Vesunti:|| Omnia recens in épea6ai rcepi Tiüp oeXt^vt). HpaxXeí8r¡c ó novxixóc xai vEx9avxoç ó nuÔayopeioç. xivoöm (lev xfjv yfjv, où uiqv ye uexaßaxixöc, (àXXà xpE7ixixöc.) xpoxoö 8ixr)v êvr)iovio(iévr)v, ànb Sua^iöv ¿V àvaxoXàç Ttepl xo 18iov auxrjç xévxpov.39 i. e. Alii quidem Philosophi terram stare, et non moveri sentiunt: Philolaus vero Pythagoricus terram in orbem ferri volebat, circum ignem (Solem) circulo obliquo, qualis Solis motu annuo, Lunaeque menstruo, describi putatur. Heraclides autem Ponticus et Ecphantus Pythagoraeus, terrae quidem motum tribuebant, sed talem, quo progredi ac locum mutare non possit; verum quasi in motum Rotae zona cinctam, circa centrum suum torqueri ab occasu in c.
xúxXw
8' ó
xö
c
725
730
ortum, disserebant.
L. Coel. Lactant. L. III. de falsa Sap. Cap. 24.40 Quid illi? Qui esse contrarios vestigiis nostris Antipodas putant, num aliquid loquuntur? Aut est quisquam tam ineptus, qui credat, esse homines, quorum vestigia sint 735 superiora quam capita? aut ibi (S. 117) quae apud nos jacent, ibi inversa penderé? Fruges et Arbores deorsum versus crescere? Pluvias et nives et grandinem sursum versus cadere in terram? Et miratur aliquis hortos pensiles inter septem mira narrari, quum Philosophi, et agros et maria et urbes et montes pensiles faciant?
[Fußnote:] (e) (S. 116)
[Fußnote:] (k) (S. 120)
740
chen
Universität,
Dieses hatte ich das Jahr vorher, als Abgeordneter E. löbliauf dem allgemeinen Landtage in Dresden, (S. 121) für dieselbe
262
Copernicus: Biographia Copernicana
unterthänigst ausgebethen, glücklich erhalten, und nachmals als Rector, Concilio Académico, zu besondrer Zierde desselben aufstellen lassen.
in dem
Übersetzung:
Kardinal von Polignac. Aber weil die Liebe zur Wahrheit
(S.92)
es
verlangt, reißt
sicht (des Copernicus) hin, die von sich aus Kunst [der Astronomie] vorzüglicher erklärt.
mich dennoch ganz hell erstrahlt und mir die
jene An-
göttliche
Unsere Sonne eben, das Herz unseres Wirbels und die Quelle des Lichts und der überall sich regenden Bewegung, stellen wir in das Zentrum usw.
[Fußnote:] (b) (S. 112-113)
Der Kardinal Nicolaus von Schönberg grüßt Nicolaus Copernicus. Als mir vor einigen Jahren jedermann beständig von Deiner Tüchtigkeit berichtete, begann ich, Dich in immer größerem Maß ins Herz zu schließen und unsere Zeitgenossen zu beglückwünschen, bei denen Du Dich so großen Ruhmes erfreust. Ich hatte nämlich vernommen, daß Du nicht nur über die Erkenntnisse der älteren Mathematiker hervorragend Bescheid weißt, sondern auch ein neues Weltsystem aufgestellt hast, worin Du lehrst, daß die Erde sich bewege, die Sonne den untersten Ort41 der Welt und somit den Mittelpunkt einnehme, der achte Himmel [die Fixsternsphäre] unbeweglich und ewig an derselben Stelle verharre, der Mond sich, zusammen mit den Elementen, die von seiner Sphäre eingeschlossen werden, zwischen den Himmeln von Mars und Venus befinde und sich in jährlichem Lauf um die Sonne bewege und daß zu diesem ganzen astronomischen System von Dir Abhandlungen verfaßt worden seien und Du die Bewegungen der Irrsterne [Planeten] berechnet und in Tafeln zusammengestellt hast, zur größten Bewunderung aller. Aus diesem Grund bitte ich Dich, hochgelehrter Mann, falls ich Dir nicht lästig bin, inständig und mit allem Nachdruck, diese Deine Erkenntnisse den Gelehrten mitzuteilen und mir Deine Studien über das Weltgebäude zusammen mit den Tafeln und allem, was Du sonst noch Diesbezügliches hast, zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu schicken. Ich gab indes Dietrich von Rheden den Auftrag, auf meine Kosten alles vor Ort abschreiben (S. 113) und mir zustellen zu lassen. Wenn Du in dieser Angelegenheit meinem Wunsch nachkommst, wirst Du erkennen, daß Du es mit einem Mann zu tun hast, dem an Dir gelegen ist und der wünscht, Deiner so großen Tüchtigkeit Genüge zu tun. Lebe wohl. Rom, den 1. November 1536.
[Fußnote:] (c) (S. 113-115)
Exzerpte aus dem Dedikationsbrief oder dem Vorwort von Nicolaus Copernicus an Papst Paul III. Heiligster Vater, ich kann mir ausreichend vorstellen, daß einige Leute, sobald sie erfahren, daß ich in diesen meinen Büchern, die ich über die Umdrehungen
30. Gottsched
(1749)
263
Himmelssphären geschrieben habe, der Erdkugel einige Bewegungen beilege, sogleich ein Geschrei erheben, ich sei mit solcher Meinung zu verwerfen. Nun gefallen mir meine Anschauungen keineswegs so sehr, daß ich nicht erwäge, was andere davon halten werden. Und obwohl ich weiß, daß die Gedanken eines Philosophen dem Urteil der Menge entzogen sind, weil sein Bestreben darin besteht, die Wahrheit in allen Dingen soweit dies der menschlichen Vernunft von Gott erlaubt ist zu erforschen, so bin ich doch der Meinung, man müsse Ansichten, die völlig vom Rechtmäßigen abweichen, vermeiden.Aber Deine Heiligkeit wird vielleicht gar nicht so sehr darüber verwundert sein, daß ich es gewagt habe, diese meine Nachtarbeiten zu veröffentlichen, nachdem ich mir bei der Ausarbeitung derselben so viel Mühe gegeben habe, daß ich keine Bedenken trage, meine Gedanken über die Bewegung der Erde im Druck herauszubringen, sondern erwartet vielmehr, von mir zu hören, wie es mir in den Sinn gekommen ist, (S. 114) zu wagen, gegen die akzeptierte Meinung der Mathematiker, ja beinahe gegen den gemeinen Menschenverstand, mir irgendeine Bewegung der Erde vorzustellen. Ich möchte deshalb Deiner Heiligkeit nicht verhehlen, daß mich zum Nachdenken über eine andere Art, die Bewegungen der Himmelssphären zu berechnen, nichts anderes bewogen hat, als die Erkenntnis, daß die Mathematiker selbst bei ihren Untersuchungen hierüber nicht einig sind. Denn erstens sind sie sich über die Bewegung der Sonne und des Mondes so ungewiß, daß sie die gleichbleibende Größe des Jahresverlaufs nicht abzuleiten und zu beobachten vermögen etc. der
-
-
Als ich nun diese Unsicherheit der mathematischen Überlieferungen über die zu berechnenden Kreisbewegungen der Sphären lange bei mir erwog, begann es mir unangenehm zu werden, daß die Philosophen, die in bezug auf die geringfügigsten Umstände jener Kreisbewegung sonst so sorgfältig forschten, keine sicherere Begründung für die Bewegungen der Weltmaschine hätten, die doch unseretwegen von dem besten und zuverlässigsten aller Werkmeister erbaut worden ist. Damit aber in gleicher Weise die Gelehrten und die Ungelehrten sehen, daß ich durchaus niemandes Urteil scheue, so wollte ich diese meine Nachtarbeiten lieber Deiner Heiligkeit als irgend einem anderen widmen,-so daß Du durch Dein Ansehen und Urteil die Bisse der Verleumder leicht verhindern kannst, obgleich das Sprichwort sagt, gegen den Biß der Sykophanten gebe es kein Heilmittel. Wenn aber vielleicht Schwätzer kommen, die, obgleich in allen mathematischen Wissenschaften unwissend, dennoch sich ein Urteil darüber anmaßen und es wagen sollten, wegen einer Stelle der [Heiligen] Schrift, die sie für ihre Zwecke übel verdreht haben, dieses mein Werk zu tadeln oder anzugreifen, so mache ich mir aus denen nichts, und zwar so sehr nichts, daß ich sogar ihr Urteil als ein dummdreistes (S. 115) verachte. Denn es ist nicht unbekannt, daß Lactantius, ansonsten ein berühmter Schriftsteller, aber ein schwacher Mathematiker, sehr kindisch über
264
Copernicus: Biographia Copernicana
die Form der Erde spricht, indem die Form einer Kugel etc.
er
jene verlacht, die darlegten, die Erde habe
[Fußnote:] (d) (S. 115)
In Ciceros „Academicae quaestiones", Buch IV: „Der Syrakuser Hiketas vertritt die Meinung, wie Theophrast sagt, daß der Himmel, die Sonne, der Mond, die Sterne, schließlich alles über der Erde Befindliche stillstehe und daß sich nichts in der Welt bewege, außer der Erde. Während sich diese mit der größten Geschwindigkeit um ihre Achse drehe und wälze, werde alles ebenso bewirkt, als ob sich bei stillstehender Erde der Himmel bewege." In Diogenes Laertius' „Vita Philolai": „Es gibt Leute, die meinen, daß Philolaos als erster von allen gesagt habe, die Erde bewege sich im Kreis; andere behaupten, Hiketas aus Syrakus sei der Urheber dieser Ansicht." In
(Pseudo-)Plutarchs „De placitis philosophorum",
Buch
III, Kap. 13: „Andere Philosophen meinen zwar, die Erde stehe still und bewege sich nicht; der Pythagoreer Philolaus aber behauptete, sie bewege sich um das Feuer (die Sonne) auf einem schiefen Kreis von der Art, wie er wie man glaubt durch die jährliche Bewegung der Sonne und die monatliche Bewegung des Mondes beschrieben wird. Herakleides aus Pontos und der Pythagoreer Ekphantos schrieben der Erde zwar eine Bewegung zu, aber derart, daß sie nicht fortschreitet und den Ort wechselt, sondern sich nach Art der Bewegung eines angegürteten Rades um ihren eigenen Mittelpunkt von West nach Ost dreht." -
-
[Fußnote:] (e) (S. 116-117)
Lucius Caelius Firmianus Lactantius, Buch III der „Divinae institutiones", „De falsa sapientia philosophorum", Kap. 24: „Was ist mit jenen, die glauben, es gebe Antipoden, die unseren Füßen entgegengesetzt sind, sagen die etwa irgend etwas von Belang? Oder ist irgend jemand so albern, daß er glaubt, es gebe Menschen, deren Füße sich über ihren Köpfen befinden? Oder daß dort das, was bei uns liegt, umgekehrt hängt? Daß Getreide und Bäume nach unten wachsen? Daß Regen und Schnee und Hagel nach oben auf die Erde fallen? Und wundert sich jemand darüber, daß die „hängenden Gärten" zu den sieben Weltwundern gerechnet werden, wenn die Philosophen sowohl Äcker als auch Meere und Städte und Berge hängen lassen?" 1
Der französische Kardinal Melchior de Polignac (1661-1741) diente König Ludwig XIV. als Diplomat in Rom, Polen und den Niederlanden. 1704 wählte ihn die Académie française zu ihrem Mitglied. Ungeachtet seiner Verdienste mußte er 1718 wegen der Beteiligung an einer Adelsverschwörung ins Exil gehen. Nach seiner Rückkehr war er von 1732 bis 1744 französischer Gesandter in Rom. Sein umfangreiches, mehr als 10.000 Hexameter umfassendes Lehrgedicht „Anti-Lucretius sive de Deo et Natura, Libri Novem", mit dem er versuchte, die antiken Skeptiker zu widerlegen, erschien erst posthum 1745 in Paris. Gottsched gab 1748 in Leipzig eine von
30. Gottsched
(1749)
265
Charles d'Orléans de Rothelin (1691-1744) bearbeitete Fassung heraus (Polignac 1748). Die von Gottsched in der „Gedächtnisrede" zitierten Verse befinden sich in dieser Ausgabe in Buch 8, Z. 60-63 u. Z. 237-239 (Polignac 1748, S.350 u. 353). 1760 erschien auch eine deutsche Fassung des „Antilucrez" (Polignac 1760) in der freien Übersetzung von Martin Friedrich Schäffer (1713-1791). Dort lauten die zitierten Verse: „Allein was mich betrifft, so pflichte ich, von der Wahrheit gedrungen, derjenigen Lehrmeynung bey, die ich für die deutlichste halte, und die mir am vollkommensten die Kunst des göttlichen Werkmeisters vor Augen leget" (Polignac 1760, S.380) und „[...] Die Sonne die uns erleuchtet steht mitten in unserm Wirbel. Sie ist dessen Seele; sie ist der Brunn alles Lichtes und aller Bewegung" (Polignac 1760, S.383). 2 Der von Gottsched begrüßte „Durchlauchtigste Churprinz" war Friedrich Christian (1722— 1763), der als Kurfürst von Sachsen schon kurz nach seiner Inthronisierung im Jahr 1763 starb. Friedrich Christian galt als Freund der Wissenschaften und zeichnete sich durch Klugheit und staatsmännische Fähigkeiten aus (G.Schmidt, NDB, Bd.5, S.574-575). 3 Xaver August, Prinz von Sachsen (1730-1806), war nach dem plötzlichen Tod seines älteren Bruders Friedrich Christian (s. Anm. 2) von 1763 bis 1768 Administrator des Kurfürstentums Sachsen (B. Poten, ADB, Bd. 4, S. 578-580). 4 Schon seit der Gründung der Leipziger Universität im Jahr 1409 bestand dort eine Sammlung von Handschriften und Inkunabeln. Die eigentliche Universitätsbibliothek wurde 1543 gegründet, als Herzog Moritz von Sachsen (1521-1553) während der Reformation die Klöster säkularisieren und ihren Bücherbesitz teilweise der Universität übereignen ließ. 5 Friedrich August II. (1696-1763) wurde 1733 Kurfürst von Sachsen und erhielt als August III. nach Überwindung erheblicher Widerstände auch die polnische Krone. 6 Wie fast alle Copernicus-Biographen bis weit ins 19. Jh. nahm auch Gottsched irrtümlich an, daß Copernicus einen medizinischen Doktorgrad erworben habe. 7 s.„De revolutionibus" (NCG, Bd.II, S.305, Z.5-7). 8 s. Nr. 37 [Kästner], S. 326, Anm. 18. -
-
9
Amerigo Vespucci (1451-1512). Christoph Columbus (1451-1506); s.a. Rosen (1943). 11 Simon Marius (1573-1624) war Hofastronom der Markgrafen Christian und Joachim Ernst von Ansbach-Brandenburg. 1610 entdeckte er unabhängig von Galilei die Jupitermonde (M. Folkerts, NDB, Bd. 16, S. 217-218). 12 Gemeint ist der Mathematiker und Architekturtheoretiker Leonhard Christoph Sturm (1669 10
bis 13
1719).
Ein
sinngemäß ähnliches Seneca-Zitat findet sich auch in der Copernicus-Biographie von Gassendi, Nr. 14, S. 153, Anm. 86. 14 vgl. Martin Luthers Bemerkungen zu Copernicus in NCG, Bd.VI/2, Nr. 234, S. 370-371. 15 s. Nr. 8 [Galilei], S. 42, Anm. 3. 16 Papst Gregor XIII. (1502, 1572-1585) hatte maßgeblichen Anteil daran, daß 1582-87 die Kalenderreform in den katholischen Ländern eingeführt wurde. 17
Der Philosoph Bernard Le Bovier de Fontenelle (1657-1757), ein Neffe von Corneille, lebte als Schriftsteller in Paris und war Mitglied und ständiger Sekretär der Pariser Akademie. 1686 veröffentlichte er in Paris seine an Descartes orientierten „Entretiens sur la pluralité des mondes". Sie wurden in mehreren europäischen Ländern zum Vorbild einer ganzen Literaturgattung von popularisierenden Darstellungen naturwissenschaftlicher Themen. Im deutschsprachigen Raum setzte eine breitere Rezeption mit dem Erscheinen der ersten deutschen von 1698 ein (Fontenelle 1698). Drei Jahrzehnte später veröffentlichte Gottsched seine der „Entretiens", die von weiteren populären Schriften Fontenelles begleitet wurde, unter dem Titel „Gespräche von mehr als einer Welt" (Fontenelle 1726). Eine weitere, gründlich überarbeitete deutsche Übersetzung von Christhelf Siegmund Mylius (1754-1827) gab schließlich 1780 der Berliner Astronom Johann Eiert Bode (1747-1826) heraus (Fontenelle 1780).
Übersetzung Übersetzung
Copernicus: Biographia Copernicana
266
Die in Gottscheds Copernicus-Gedächtnisrede paraphrasierte Stelle der „Entretiens" lautet in seiner Übersetzung des Originals von Fontenelle folgendermaßen: „Copernikus selbst zweifelte sehr, ob seine Meynung Beyfall finden würde. Er wollte sehr lange nicht damit hervor rücken. Endlich entschloß er sich, auf Verlangen ansehnlicher Leute, darzu. Aber denselben Tag, als man ihm das erste gedruckte Exemplar seines Buches brachte, wissen Sie wohl was er tat? Er starb! Er wollte wohl nicht alle Widersprüche erdulden, die er schon vorher sah: darum schaffte er sich die Sache vom Halse" (Fontenelle 1751, S.27). 18 Der französische Astronom Ismael Boulliau (1605-1694) polemisierte zeitweilig gegen Kepler und veröffentlichte 1645 in Paris eine „Astronomia philolaica" (Boulliau 1645). 19 Der Nürnberger Mathematiker Johann Gabriel Doppelmayr (1671-1750) beschrieb die Forschungsreisen von Martin Behaim (1459-1506) ausführlich in seiner „Historischen Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern" (Doppelmayr 1730, S. 27-31). 20 s. Anm. 11. 21 Maria Josepha (1699-1757), eine Tochter des habsburgischen Kaisers Joseph I. (1678-1711), heiratete 1719 Friedrich August II. v. Sachsen. 1733 wurde sie sächsische Kurfürstin und im Jahr auch Königin von Polen. gleichen 22 Eine der sieben Töchter von Maria Josepha und Friedrich August II. v. Sachsen (s. Anm. 5) war Maria Amalia (1724-1760), die 1738 den spanischen König Karl III. (1716-1788) geheiratet hatte. Aus dieser Ehe stammten drei Kinder, darunter der spätere spanische König Karl IV. und Ferdinand L, König beider Sizilien. 23 s. Anm. 5. 24 s. Anm. 2. 25 Kurfürst Friedrich III. der Weise (1463-1525) galt vor allem durch die Gründung der Universität Wittenberg (1502), sein Mäzenatentum und seine Freundschaft mit Martin Luther und Lucas Cranach als herausragender Förderer der Wissenschaften und Künste. 26 Der Erzbischof von Krakau, Andreas Stanislaus Kostka Graf Zaluski (1695-1758), verdankte seine politische Karriere im wesentlichen der Gunst des kurfürstlich-sächsischen Hauses. 27 Gemeint ist der polnische Politiker, Gelehrte und Poet Wenzel Rzewuski (1706-1779). 28 Stanislaus Fürst Lubomirski (1704-1793) war eine Zeitlang ein Anhänger der sächsischen Partei in Polen und hielt sich wiederholt in Sachsen auf. 29 Der frühere sächsische Kabinettsminister Ernst Christoph Graf v. Manteuffel (1676-1749) trat 1730 aus dem sächsischen Staatsdienst aus und siedelte nach Berlin über. Er blieb aber weiterhin in enger Verbindung mit seinen gelehrten Freunden in Dresden und Leipzig. Von Manteuffel war Mitglied der Royal Society und der Preußischen Akademie der Wissenschaften. 30 Joseph Anton Gabaleon Graf Wackerbarth-Salmour (1685-1761) war seit 1733 sächsischer Kabinettsminister und zugleich Oberhofmeister, Erzieher und Berater des sächsischen Kurprin-
Friedrich Christian. Bernhard Freiherr v. Zech (1680-1748) war königlich-polnischer und sächsischer wirklicher Rat. geheimer 32 Gemeint ist hier wahrscheinlich der gelehrte preußische Chirurg und Militärarzt Ernst Konrad Holtzendorff (1688-1751), der seit 1716 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften war. Bei Ausbruch des 1. Schlesischen Krieges (1740) fiel v. Holtzendorff bei König Friedrich II. von Preußen (1712-1786) wegen politischer Differenzen in Ungnade. 33 Eine kritische Edition des Brieftextes von Schönberg befindet sich in NCG, Bd.II, S. 538, Z. 1-18 u. NCG, Bd.VI/1, Nr. 101, S. 197; eine kommentierte Übersetzung in NCG, Bd.VI/1, Nr. 101, S. 197-198. 34 s.NCG, Bd.II, S.3-5. 35 Gottsched zitiert aus Ciceros sog. „Academici libri", die nur unvollständig überliefert sind. Im sog. „Lucullus" (123ff.), der einen Teil der ersten Fassung dieser „Libri" bildet, findet man die hier wörtlich wiedergegebene Stelle (Cicero 1990, S.240; s.a. Nr. 15 [Radyminski], S. 179, zen 31
Anm.
26).
31. Carafa
(1751)
267
36
Hier bezieht sich Gottsched auf Diogenes Laertius' „Vitae philosophorum", in denen es über Philolaos im 8. Buch heißt: „Opinatur autem omnia harmonia ac necessitate fieri, terram iuxta primum circulum moveri dicit. Alii Hicetam Syracusanum id sensisse affirmant" (Diogenes Laertius 1524, S.305). 37 Die Orthographie dieses Zitats folgt der Diogenes-Laertius-Ausgabe von R. D. Hicks (Diogenes Laertius, 1991, Bd. 2, S.398). Bei Gottsched lautet die entsprechende Stelle: „Kai toötov, xaxà xúxXoi xr)v -fr)\ xivefaOai Ttpöxov eítceív, oíSe Ixéxav (ließ Nixéxav) Eupaxoúaiov cpaoív." 38 Gottsched zitiert diese Zeilen, die auch in Copernicus' „Praefatio" zu „De revolutionibus" enthalten sind (NCG, Bd.II, S.4, Z.36-40), aus (Pseudo-)Plutarchs „De placitis philosophorum", Buch III, Kap. 13. In der verbreiteten Kurzfassung der Werke Plutarchs „Totius Operis Annotatio" von Guilielmus Budeus (auch Guillaume Budé, 1467-1540) heißt es in Buch III, Kap. 13: „De motione terrae. Caeteri terram manere. Philolaus vero pythagoreus circum ignem verti obliquo in circulo similiter soli k lunae. Heraclides ponticus: Ekphantus pythagoreus cient quidem terram: verum haud quoque promoventer: rotae vero instar cardine suo nixam: ab occasu ad exortum circa eum volui. Democritus iam inde a principio multivagam fuisse: tum quod parva: tum quod levis esset: procedente vero tempore addensatam: suapte mole libratam constitisse" (Plutarchus 1510, Bl.F iiir). 39 Der Wortlaut dieses Zitats folgt der Ausgabe in der Volltextdatenbank „Thesaurus linguae Bei Gottsched lautet die entsprechende Stelle: ,,'0i uèv aXXo [sic!] uéveiv tt)v yi)v, graecae". 8è xûxXw «ÏHXoXaoç nuGayópEtoc; TCEpicpEpéaOai 7iepi xo Trop xaxà xuxXoö Xo^oö, ouoioxporcöc. xai ó rjXíw az\f)\r¡. HpaxXeíSrjc, Ttovxixàç, xai "Excpavxoç [sic!] 6 rcuOayopEtoc, xivoöoi p.év xr¡v oü yfjv (irjv ye (JtExaßaxixöc, xpoxoö 8ixr)v èvÇuviauévT)v arco Sua(iöv ¿tu àvaxoXàç. Tccpi xö iSiov '
aOxrjç xévxpov." s.Migne [MPL], Bd. 6, Sp. 425-427. 41 Nach den gängigen, auf der aristotelisch-scholastischen Naturphilosophie beruhenden kosmologischen Vorstellungen der Zeit lag die Himmelsregion „oben" und das Weltzentrum „unten". Da sich laut Copernicus die Sonne im Weltzentrum befindet, nimmt sie gemäß dieser Terminologie den untersten Ort ein. 40
Nr. 31 1751 Autor:
Giuseppe Maria Carafa
Orig.: DE || PROFESSORIBUS || GYMNASII ROMANI || LIBER SECUNDUS || Cui accedunt Catalogus Advocatorum Sacri \\ Consistorii, & BuUce Romanorum Pon-\\tificum ad idem
Gymnasium \\spectantes || AUCTORE JOSEPHO CARAFA C. R. || IN EODEM GYMNASIO HISTORLE ECCLESIASTICS || PROFESSORE. || [Druckerzeichen] || ROMjE M. DCC. LI.|| TYPIS ANTONII FULGONH APUD S.EUSTACHIUM.|| SUPERIORUM FACÚLTATE. Ed.:
Carafa, G.: De Gymnasio Romano et de eius professoribus. Hrsg. E. Córtese Bologna 1971 (Reprint der Ausgabe von 1751). Reg.: Baranowski, H.: Bibliografía Kopernikowska, 1958, S. 157, Nr. 981.
Anmerkung: Giuseppe
u.
D. Maffei.
Maria Carafa (1717-1786) wurde am 14. Mai 1717 als des Sohn Herzogs von Montenero in Nola, östlich von Neapel, geboren. Schon seit früher Jugend von Geistlichen des Theatinerordens erzogen, trat er am 19. März
Copernicus: Biographia Copernicana
268
1733 in deren Ordensstiftung S.Paolo in Neapel ein. Dort studierte er Philosophie und Theologie und wurde anschließend als Lektor für Philosophie an das bourbonische Realkolleg in Palermo berufen. Nach Neapel zurückgekehrt, übernahm er den Lehrstuhl für kanonisches Recht in S. Paolo. Im Jahre 1743 wurde er nach Rom geschickt, um dort bis 1751 an der Ordensstiftung S. Andrea della Valle kanonisches Recht zu lehren. Parallel dazu berief ihn die „Sapienza" 1749 als „professor publicus" für Kirchengeschichte. 1751 gab er seine römischen Stellungen auf und übernahm die Propstei S. Paolo in Neapel. Auch dieses Amt gab er 1753 wieder auf und wurde zum Visitator des Theatinerordens seiner Provinz ernannt. Von dieser einflußreichen Position aus erfolgte am 22. Juli 1754 die Wahl zum Bischof von Trivento und zwei Jahre später, am 19. Juli 1756, die Wahl zum Bischof von Mileto. Als hochgeschätzter Bischof wurde Carafa 1778 erneut nach Rom berufen und zum Sekretär der Kongregation der Bischöfe und Ordensgeistlichen ernannt. Nach dem großen Erdbeben von 1783, das Teile Kalabriens und Siziliens verwüstete, kehrte er auf Drängen seines Ordens zurück, um den Opfern geistlichen Beistand zu leisten. Doch gleich nach seiner Ankunft in Neapel wurden ihm überraschenderweise die Bischofspfründen verweigert, so daß er sein Amt in Mileto nicht wieder antrat und ein Interims-Bischof eingesetzt wurde. Verbittert und zunehmend vereinsamt ist Carafa 1786 in Neapel gestorben. Während seiner Lehrtätigkeit in Rom verfaßte Carafa sein historisches Hauptwerk „De professoribus Gymnasii Romani liber secundus", das Papst Benedikt XIV. (1675-1758) gewidmet ist. Das erste Buch enthält eine Geschichte der römischen Universität und ihrer wichtigsten literarischen und wissenschaftlichen Leistungen. Das zweite Buch besteht im wesentlichen aus einem Verzeichnis der Professoren dieser Universität seit der Mitte des 14. Jahrhunderts, gegliedert nach Klassen und Lehrstühlen. Schließlich werden die Bullen der Päpste von Bonifaz VIII. (um 1235-1303) bis zu Benedikt XIV. referiert, soweit sie sich auf die Tätigkeit der Universität beziehen. Da Carafa seine Quellen nur selten nennt, läßt sich nicht rekonstruieren, aufgrund welcher Argumente er zu seiner Aussage gekommen ist, Copernicus wäre als „professor publicus" an der „Sapienza" tätig gewesen. Möglich ist, daß auch er ausgehend von Rheticus' mißverständlicher Bemerkung (s. Nr. 10 [Mulerius], S. 55, Anm. 8) die immer weiter tradierte Behauptung nur wiederholt hat. -
-
31. Carafa
(1751)
269
(S.381)
CAPUT IV. PROFESSORES MATHEMATICAE. NICOLAUS COPERNICUS Thorunii Prussiae in lucem editus anno 5 MCDLXXII. domi Latinis, Graecisque Litteris eruditus, in Academia Cracoviensi Philosophicis, Medicis, k Mathematicis disciplinis instructus, annum agens vigesimum tertium se in Italiam contulit, primumque Bononiae pedem fixit, ubi Dominico Mariae Ferrariensi publico Astronomiae Professori, k discipulus, k in Astronomicis observationibus adjutor fuit. Romam deinde veniens, circa finem 10 saeculi decimi quinti, constitutus est publicus Mathematicarum rerum in Gymnasio Professor, ubi k observationes aliquot Astronómicas absolvit circa annum MD. Reversus post aliquot annos in patriam, adscriptus est Collegio Canonicorum Ecclesiae Cathedralis Fravenburgii ad Vistulae oram siti; ubi totus Astronomiae incubuit, Opusque perfecit sex libris distinctum de Orbium coelestium revolu15 tionibus, quibus totam Astronomiam complexus est, atque Paulo III. Pontifici nuncupavit. Prodiit hoc Opus Norimbergae anno MDXLIII. eodemque anno die 24. Maji Copernicus paulo post, quam operis editi exemplum accepisset, sanguinis profluvio extinctus est, sepultusque in Ecclesia Cathedrali Warmiensi. Ejus vitam Gassendus conscripsit.
Übersetzung: (S.381) Kapitel
IV.
Professoren der Mathematik Nicolaus Copernicus wurde 1472 in Thorn in Preußen geboren.1 Er erlernte die lateinische und die griechische Sprache zu Hause und ließ sich an der Krakauer Universität in den philosophischen, medizinischen und mathematischen Fächern ausbilden. Mit 23 Jahren begab er sich nach Italien und hielt sich zuerst in Bologna auf, wo er sowohl Schüler des Professors für Astronomie Dominicus Maria von Ferrara als auch dessen Gehilfe bei astronomischen Beobachtungen war. Als er danach, gegen Ende des 15. Jahrhunderts, nach Rom kam, wurde er zum Professor für Mathematik am Gymnasium ernannt und führte dort [in Rom] auch um das Jahr 1500 einige astronomische Beobachtungen durch. Nach einigen Jahren in seine Heimat zurückgekehrt, wurde er Mitglied des Domkapitels der Kathedralkirche von Frauenburg, das an der Mündung der Weichsel liegt. Dort widmete er sich ganz der Astronomie und vollendete das in sechs Büchern gegliederte Werk „De revolutionibus orbium coelestium", das die gesamte Astronomie umfaßt und Papst Paul III. gewidmet ist. Dieses Werk erschien im Jahr 1543 in Nürnberg, und in demselben Jahr kurz nachdem er ein Exemplar des gedruckten Werkes in Empfang genommen hatte starb er am 24. Mai am Schlag-
-
Copernicus: Biographia Copernicana
270
fluß. Er wurde in der ermländischen Kathedralkirche begraben. Sein Leben ist Gassendi beschrieben worden.2
von
1
Merkwürdig ist, daß Carafa, der im übrigen genaue Daten angibt, sich hier in Copernicus' Geburtsjahr irrt. Wahrscheinlich handelt es sich aber nur um einen Druckfehler. 2 s.
Nr. 14
[Gassendi].
Nr. 32 1763 Autor: Gottfried Centner
Orig.: Geehrte || und || Gelehrte Thorner || ausser ihrer Vaterstadt || nebst || gelegentlich angebrachten || Stamtafeln und Nachrichten || von || alten Thornischen Familien || verfasset || und vermehrter als in den Anzeigen || herausgegeben || von || M. Gottfried Centner.|| Thorn,|| gedruckt bey Paul Marcus Bergmann, E. Hochedl. und Hochweisen Raths || wie auch des löbl. Gymnasii Buchdrucker.
Ed.: Eine ursprüngliche Fassung unter dem Titel „Nicolaus Copernikus" erschien in: sche wöchentliche Nachrichten und Anzeigen" (1762), S. 244-246.
Reg.: Baranowski, H.: Bibliografía Kopernikowska, 1958, S.85,
„Thorni-
Nr. 297.
Anmerkung:
Der Historiker und Philosoph Gottfried Centner (1712-1774), der sich besonders um die Regionalgeschichte Thorns und des östlichen Preußen verdient gemacht hat, wurde am 15. März 1712 in Copernicus' Heimatstadt geboren. Zu dieser Zeit war die polnische Regierung noch relativ stabil, und die Stadt stand unter dem Einfluß des Jesuitenordens, der Verwaltung und Schulbildung zunehmend beherrschte (s. a. die Biographie Jakob Heinrich Zerneckes, Nr. 24 [Zernecke 1711], S. 218-219). Centners Vater, der Kürschner Paul Centner, und seine Mutter Anna Elisabeth (geb. Roßteuscher) waren 1712 aus Mennchardsdorf nach Thorn gekommen, um an einer Volkszählung teilzunehmen (Z. Mocarski, Polski slownik biograficzny, Bd. 3, S. 10). Nach dem Besuch des Thorner Gymnasiums wo der Großvater Adam Centner als Rektor tätig war immatrikulierte sich Gottfried Centner 1732 an der Universität Wittenberg. Er studierte dort Theologie, Philosophie und Geschichte und wurde 1738 zum Magister der Philosophie promoviert. Danach hielt er bis September 1742 Vorlesungen an der Wittenberger Universität. Nach seiner Berufung zum Professor für Philosophie, Geschichte und Beredsamkeit am Thorner Gymnasium (1742) verließ er Wittenberg und hielt am 5. Februar 1743 in Thorn seine Antrittsvorlesung. Nunmehr in gesicherten materiellen Verhältnissen lebend, heiratete er im Jahr 1745 die Kulmer Kaufmannstochter Katharina Dorothea Settegast und wurde Vater von zwei Söhnen -
-
32. Centner
(1763)
271
und vier Töchtern. Im Jahr der 1. Polnischen Teilung (1772), bei der Thorn noch im polnischen Staat verblieb, berief man Centner nach 29jähriger Lehrtätigkeit am Thorner Gymnasium zum Prorektor. Zwei Jahre später, am 18. April 1774, ist er in Thorn gestorben. Infolge der 2. Polnischen Teilung (1793) erfolgte die Eingliederung seiner Heimatstadt gemeinsam mit Danzig in das Königreich Preußen. Als Großvater von Bertha Weil, der Ehefrau des bedeutenden Copernicus-Biographen Leopold Prowe (1821-1887), steht Centner auch familiengeschichtlich in der Tradition der preußischen Copernicus-Forschung. Neben mehreren kirchengeschichtlichen Werken, die teilweise noch in Wittenberg entstanden, verfaßte Centner zahlreiche Artikel in der Wochenzeitung „Thornische wöchentliche Nachrichten und Anzeigen" und Rezensionen in den „Thornischen Nachrichten von gelehrten Sachen". Seine historischen Hauptwerke sind der umfangreiche „Versuch ob nicht aus der Geschichte älterer Zeiten der wahre Ursprung des Ansehens der Pohlnischen Reichsstände und der Bürgermeister in den Städten ausfindig gemacht werden könne" (Thorn 1760), der Sammelband „Geehrte und Gelehrte Thorner ausser ihrer Vaterstadt" (Thorn 1763), in dem die nachfolgend edierten Nachrichten von Copernicus' Familie enthalten sind, sowie der stadtgeschichtliche Beitrag „Thornischer Ehrentempel" (Thorn 1765). Bei Centners Copernicus-Biographie handelt es sich um die erweiterte Version eines ursprünglich in den „Thornischen wöchentlichen Nachrichten und Anzeigen" erschienenen Artikels (s.o.). -
(S.ll)
Nicolaus
5
10
15
-
Copernikus, der grosse Weltberühmte Sternseher und Thumherr zu Frauenburg, geboren, nach Zerneks Bericht,1 den 19ten Februar 1473, gestorben 1543, den Uten Junii, mit dessen Lebenslauf sich viele Gelehrte beschäftiget, insbesondere aber der vortrefliche Peter Gassend, Band 5. Bl. 499 s. Werke2, aus dem und Hartknochen,3 und andern das gelehrte Preussen im 3ten Theil Seit. 39 folg. eine lesenswürdige Samlung enthält, so daß wir hier nichts anzuführen haben, als daß man 1743 das 200jährige Gedächtnis seines Sterbetages nicht gänzlich unberührt vorbey gehen lassen, sondern hin und wieder, theils gelegentlich, theils eigen, daran gedacht. Zu welchen letzten die feyerliche Handlung in Leipzig gehöret, da der Professor Joh. Christoph Gottsched den 15. May 1743, in Gegenwart Ihro Königl. Hoheiten des Churprinzen und Prinzen Xavers eine Gedächtnisrede4 gehalten, darinne er ihn als den Erfinder des wahren Weltbaues der seinen Namen führet, vorstellet. Leipz. gel. Zeit. v. J. 1743 im 47sten Stück, in welchem zugleich angeführet wird, daß gedachten Königl. Hoheiten gnädigst geruhet Sich
Copernicus: Biographia Copernicana
272
theils auf Astronomischen Charten, theils nach einer von Hrn. Cotta5 verfertigten Maschine den Copernikanischen Weltbau vorstellig machen zu lassen. In Thorn hat ihm damals einer von den hiesigen Professoren eine Lobrede zugedacht, und auch verfertiget, sie ist aber aus gemessenen Ursachen nicht gehalten, doch dürfte 20 sie vielleicht einstens mit andern gedruckt werden.6 Als etwas unerwartetes theilen wir hier, wiewol nur im Auszuge, eine kleine Copernikanische Geschlechtstafel mit, die wir der Dienstfertigkeit eines geneigten Gönners in Elbing zu verdanken haben, aus welcher nunmehro auch der bisher unbekante Taufnamen seiner Mutter erhellen wird. Hier ist sie. Nicolaus
25
Copernicus Cracou. ciuis Thorun. coniux Wasselrodia Lucae a Wasselrod episcopi Varmiensis soror
1. Nicolaus Canon.Varmiensis n. 1473. d. 19. Febr. obiit 1543. d. 24. Maii. aet 70. ann. 3. mens. 5. dier.
1. Anna 2. Martinus n.
30
1585.
n.
1587.
2.
Georgius
3. N
4. N.
Georgius obiit 1615
3. Christina 4. Elisabeth 5. Catharina 6. Barbara n. 1591. n. 1594. n. 1597. n. 1588.
|1601. 7. n.
Regina 1601.
8.
Magdalena n.
1603.
9. Gertrud n. 1605.
Wie ersehen derselben zu Folge daß Nicolaus Copernikus ein Cracauer, der 1462 das Bürgerrecht in Thorn gewonnen, ein Vater unsers berühmten Sternsehers ge35 wesen, wie es Zernecke in der Thornischen Chronick, beym Jahr 1473 und zwar in Ansehung der Heimat schier allein, ohnfehlbar aus zulänglichem Grunde, das übrige auch Bornbach,7 unten am anzuführenden Ort berichtet. Dem Kührbuch zu Folge war er 1465 Altstädtischer Schöppe, und starb 1483. Seine Ehefrau eine geborne Wasselrodin, hieß ihrem Taufnamen nach Barbara, wie es aus Staniel. 40 Bornbachs Msct. Nachricht von Aufruhr in Danzig, in folgenden Worten zu Tage lieget: Barbara Waczelrodin die treuete dem Nickel Copernick und zeugete vier Kinder mit ihm, darunter Nicolaus Copernicus der vornehmste gewesen. Da Bornbach (S. 12) die übrigen nicht mit Namen nennet, und der andere in der Tafel George heißt, so ist es ungewiß, was man aus ihm machen soll. Gassend 45 am angeführten Ort meldet von seinem Bruder, de quodam eius fratre hoc solum nouimus, quod Romae aliquando fuit, ibique amicitiam cum Georgio Hartmanno Norimbergensi inierit,8 nennet ihn aber nicht mit Namen. Das Sterbens Jahr und
32. Centner
(1763)
273
der Name des unter ihm stehenden George ist mit seinem 9 Kindern also in einer Handschrift gefunden worden. Ob nun unter diesen Martin Copernick derjenige 50 sey, der bey Zerneken aus der Mollerischen Handschrift9 als der letzte seines Namens angeführet wird, S.226 beym Jahr 1601, ist schwer ausfündig zu machen. Denn da ihn der Vater bis 1615 überlebet, laut obiger Tabelle, so kan er nicht der letzte seyn. Und da es in der Mollerischen Handschrift heisset, adhuc iuuenis quamuis aetate uirili, worbey ein alter von 14 Jahren nicht zutrift, imgleichen in 55 suburbano pomario suo obiit, so eine bereits angetretene Wirthschaft angezeiget, so muß entweder in der Zal der Jahre 1587-1601 ein Versehen eingeschlichen, oder er nicht eben derselbe seyn. Und dieses wird durch folgenden Bericht noch mehr bestärket. Bey dem Neisserischen Stamregister ist auch eine Vogt und Eckartische Genealogie,10 indem mich in dieser umsehe, finde ich Bl. 83 ganz unvermuthet 60 den George Copernic mit 10 Kindern und ihren völligen Namen und Geburtsjahren, aber zugleich mit folgenden Varianten. Der Vater George wird ausdrücklich ein Baibier genant. Seine Hausehre heißt Christina Vogtin; und bey seinem Sterbensjahre 1615 stehet auch der Tag, so wie bey allen, nämlich der 12. Junius. Vom Martin heißt es geb. 1587 d. 15. Nov. obiit VIII die aetat. und den Töchtern 65 Anna, Christina, Catharina, Barbara, Gertrud, Magdalena, werden ihre Männer angewiesen, aber ihre Erben verschwinden so zu sagen sichtbarlich. Gedachter Martin kan es also nach diesem Bericht noch vielweniger seyn. Und da der Vater ein Baibier heißt, imgleichen auch nach diesem Bericht die Familie beschliesset, so ist der Knoten schwer aufzulösen. Wer weis ob er nicht auch zugleich Martin 70 geheissen. Der zum Sterbenstage angegebene 24. May gründet sich auf Gassends Bericht, der diesen Tag ausdrücklich nennet und ihm ein Alter von 70 Jahren 3 Monaten und 5 Tagen beyleget. Uebrigens wenn ich überlege wie sein entdeckter Weltbau, der endlich einmal die Vorurtheile überwunden, zur Verherrlichung der Ehre Gottes und Erfindung vieler andern Wahrheiten die zugleich innigst rühren 75 und ergötzen, wenn man sie bey Derham Hugen11 und Wolf12 ließt, den Stof hergegeben, so kan ich nicht umhin meine Landsleute an das zu erinnern was Baumgarten beym Zernecke13 sagt Seite 81. 82. daß er eines bessern Denkmales bey uns wohl werth wäre, wie wohl die Worte daselbst ungleich mehr sagen. Der geneigte Leser erlaube mir hier eine kleine Ausschweifung! Man macht in der Welt von Erobern ein grosses Werk, man lobet sie wegen ihrer Heroischen 80 Thaten, und sie verdienen es wirklich auch öfters: aber man lobet sie auch aus Zwang, Unterwirffigkeit und Schmeicheley und denket im Herzen anders. Nichts destoweniger bauen sie sich Denkmäler. Konten wir den Umfang der Wissenschaften nicht auch in Reiche und verschiedene Provinzen eintheilen? Die Abstraction 85 last es zu. Und ein grosser Gelehrter den man in Göttingen hoch hielt und der in der Schweitz nicht minder geliebet wird,14 ich habe es nicht (S. 13) nöthig ihn zu nennen, hat es mit grossen Beyfall erwiesen. Setzen wir dieses zum Grunde was denken wir unbeqvemes, daß wenn ein erhabener Geist, durch gegründete Vorstel-
Copernicus: Biographia Copernicana
274
lungen, vieler Länder Gelehrte einnimt, er für einen Eroberer im guten Verstände in dem Reiche der Wissenschaften zu halten sey. Und das um desto mehr, da hier nicht Zwang sondern eine freywillige, nach Gründen zu prüfende, Unterwerfung statt findet, und man aus Ueberzeugung sich gerne und willig unterwirft. Schon vor vielen Jahren sagte man, man müßte sich schämen Copernikus System nicht anzunehmen. Nun zweifelt kein wahrer gründlich gelehrter Mann daran. Er hat dasselbe ferner, nach mehr denn 200 Jahren, nicht durch ein Muß, sondern durch Kraft seiner Gründe algemein gemacht. Wer wird ihm den Namen eines Eroberers, der die Welt so denken macht wie er, nehmen? Ach wenn doch das ein Bewegungsgrund wäre ihm Ehrensäulen zu stiften, da man in Thorn noch bis auf diesen Tag, das Haus wo er geboren, nach damaliger Zeiten Baukunst schier unverändert vorfindet. Es wäre ausser Zweifel der beqvemste Ort.15
Übersetzung: (S.ll)
Copernicus [d. Ä.] aus Krakau, Thorner Bürger, Ehefrau geb. Watzenrode, Schwester von Lukas, dem Bischof des Ermlandes Nicolaus
Nicolaus, ermländischer Domherr, geb. am 19. Februar 1473,
2.
1.
24. Mai 1543 im Alter 70 Jahren, 3 Monaten und
gest. von
5
Georgius
3. N.
4. N.
Georgius
am
gest. 1615
Tagen
1. Anna geb. 1585.
2. Martinus 3. Christina 4. Elisabeth 5. Catharina 6. Barbara geb. 1587. geb. 1588. geb. 1591. geb. 1594. geb. 1597.
11601. 7.
Regina geb. 1601.
8.
Magdalena geb. 1603.
9. Gertrud geb. 1605.
(S.12)
[...] Über einen Bruder des Copernicus wissen wir lediglich, daß dieser irgendwann einmal in Rom war und dort mit Georg Hartmann aus Nürnberg Freundschaft schloß.
1 2 3
s.die „Thornische Chronica" s.Nr. 14 [Gassendi], s. Nr. 18 [Hartknoch].
von
Jakob Heinrich Zernecke
(s. Nr. 29 [Zernecke 1727].
33. Savérien
(1765)
275
4 s. 5
Nr. 30 [Gottsched]. Bei dem genannten „Herrn Cotta" handelt es sich um den Leipziger Mechaniker und Instrumentenbauer Johann Georg Cotta (s.a. Cotta 1734). 6 Der erwähnte Professor ist Reinhold Friedrich Bornmann (1707-1797), dessen Lobrede jedoch nicht gedruckt wurde; s. a. Nr. 28 [Schultz 1724], S. 236, Anm. 15 u. 16. 7 Centner zitiert hier den Danziger Stadtsekretär und Historiker Stanislaus Bornbach (1530— 1597), der zahlreiche Sammlungen von historischen Quellen hinterließ, darunter ein Manuskript mit dem Titel „Genealogiae, Stammregister und Abkünfte etzlicher vornehmer Geschlechter und Familien in der Königlichen Stadt Danzig", in dem die Verwandtschaft der Familie von Copernicus mit zahlreichen Patrizierfamilien in Danzig und Thorn beschrieben wird (s. a. Prowe 1883/84, Bd.I/1, S.44-45, Fußn.** ; Papritz 1943, S. 132-142 u. NCG, Bd.VI/2, Nr.244,
S. 383-385).
8
s. Nr. 14 [Gassendi], S. 149-150, Anm. 4. Die entsprechende Stelle in Zerneckes „Thornischer Chronica" lautet: „Die 11. Aug. [1601] obiit hie Martinus Copernik, barbitonsor, ex posteris k cognatis Nicolai Copernici, adhuc juvenis, quamvis aetate virili, extra conjugium, dives in nummis, repentina morte, forte Apoplexia in suburbano suo pomario. Sie Mölleri MSctum" (Zernecke 1727, S.226). 10 Bei der „Vogt- und Eckartschen Genealogie" handelt es sich wahrscheinlich um einen von den Thorner Ratssekretären Johannes Eckart d. A. (f 1629) und Johannes Eckart d. J. (f 1650) aufgestellten Stammbaum. 11 Gemeint sind Christiaan Huygens und seine Schrift „Kosmotheoros" (Huygens 1698), die wiederholt auf die copernicanische Kosmologie Bezug nimmt. 12 Im bekanntesten mathematischen und astronomischen Lehrbuch der deutschen Aufklärung („Der Anfangs=Griinde Aller Mathematischen Wissenschaften, Dritter Theil, Welcher Die [...] Astronomie [...] in sich enthält"), das erstmals 1710 in Leipzig erschien, hatte Christian Wolff die Schlußfolgerungen aus der copernicanischen Astronomie ausführlich dargestellt (Wolff 1725,
9
S.
1244-1279). s. Nr. 29 [Zernecke 1727], S. 240, Anm. 12. 14 13
Mit diesem „grossen Gelehrten" ist der Anatom, Botaniker und Chirurg Albrecht von Haller 1736 an die neu gegründete Göttinger Universität gegangen war. Haller beschäftigte sich in den „Göttingischen gelehrten Anzeigen" in zahlreichen Rezensionen mit den Neuerscheinungen auf fast allen Wissensgebieten. 1753 zog sich Haller in seine Heimatstadt Bern zurück. 15 s. Nr. 37 [Kästner], S. 324 u. S. 327, Anm. 45.
(1708-1777) gemeint, der
Nr. 33 1765 Autor: Alexandre Savérien
Orig.: HISTOIRE || DES || PHILOSOPHES MODERNES || Avec leur Portrait dans le gout du Crayon. || PAR M. SAVERIEN. || Publiée par François Graveur des Deßeins \\ du Cabinet du Roy. || TOM. V. || HISTOIRE DES MATHEMATICIENS || A PARIS.|| Chez François rue S.1 Jacques a la Vieille Poste \\ et chez les Libraires ordinaires.|| Avec Approbation et Privilege du Roy || M.D.CC.LXV Reg.: Baranowski, H.: Bibliografía Kopernikowska, 1958, S. 86, Nr. 298.
Copernicus: Biographia Copernicana
276
Der Mathematiker, Ingenieur und Philosoph Alexandre Savérien (1720-1805) wurde am 16. Juli 1720 in Arles geboren. Schon im Alter von 20 Jahren erwarb er in Marseille das „brevet d'ingénieur de marine". Anschließend siedelte er nach Paris über und widmete sich dort vor allem mathematischen und physikalischen Studien. Er entwickelte das Konzept, nach dem 1752 in Brest eine französische Marineakademie gegründet wurde. Als Angestellter der französischen Marine lebte er fast während seines ganzen Lebens in Paris und beschäftigte sich in der Funktion eines Ingenieurs mit theoretischen, technischen und historischen Fragen des Marinewesens. Daneben arbeitete er u. a. über das Infinitesimalkalkül und seine Geschichte. Als Ergebnis seiner historischen und philosophischen Studien erschien 1765 das umfangreiche Kompendium „Histoire des Philosophes Modernes" Um das Jahr 1780 beendete er sämtliche wissenschaftlichen und literarischen Arbeiten und muß danach in sehr dürftigen materiellen Verhältnissen gelebt haben, so daß ihm der Konvent 1795 eine Unterstützung von 1500 Francs bewilligte. Als Savérien am 28. Mai 1805 in Paris starb, war er bereits weitgehend vergessen. Die Akademie der Wissenschaften in Lyon war die einzige akademische Einrichtung, die ihn zu ihren Mitgliedern zählte. Savériens Copernicus-Biographie in der „Histoire des Philosophes Modernes" ist mehr ein vom Geist der Aufklärung getragener Essay über die Geburt der neuen Kosmologie als eine wissenschaftliche Darstellung. Hinsichtlich der Genauigkeit einzelner Fakten bleibt sie weit hinter der als Quelle verwendeten CopernicusBiographie von Gassendi zurück.
Anmerkung:
.
(S.l)
HISTOIRE DES PHILOSOPHES MODERNES.
COPERNIC* auf S.l:] Nicolai Copernici Warmiensis Canonici, Astronom, illustris vita, per Petrum Gassendum. Orat. de Math. Ismael Bouillaud, in Prolego Astron.
[Fußnote
Philosoph.
Et
[Fortsetzung
ses
Ouvrages.
des Textes auf S.l:] C'EST un trait bien honorable pour les Mathématiques, que d'avoir captivé dans tous les temps l'estime des hommes. On les voit cultivées au milieu de ces siècles d'ignorance k de barbarie, où les autres sciences étoient absolument oubliées. Depuis la naissance de Jesus- Christ jusqu'au quinzième siècle, une nuit obscure enveloppa tout l'Univers, k les facultés de l'esprit humain furent presque sans fonction et sans exercice. On ne connoissoit ni l'art de penser, ni celui de raisonner. Lors de la renaissance des Lettres, il
33. Savérien
(1765)
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principes de ces arts. Ceux 15 des Mathématiques furent les seuls dont on ne perdit pas le fil. Dans le temps que les Scolastiques accumuloient les erreurs pour établir des vérités de Logique, de Métaphysique, ou de Physique, les Philosophes faisoient des découvertes dans l'Arithmétique, la Géométrie k l'Astronomie. Au milieu du quatrième siècle, Diophante d'Alexandrie inventa l'Algèbre, c'est-à20 dire, une Arithmétique universelle, par le moyen de laquelle on pût résoudre les problêmes les plus difficiles de la science des nombres k de la Géométrie. Huit cens ans après, Albert le Grand suivit le travail de Diophante, (S. 2) k fit quelques progrès dans l'Astronomie k la Méchanique. Le Cardinal de Cusa écrivit en 1440 sur la Géométrie; crut avoir trouvé la quadrature du cercle, k renouvella 25 le système du mouvement de la Terre autour du Soleil, imaginé par Philolaé, disciple de Pythagore. Dans ce temps-là, Purbach k Regiomontan cultivèrent les Mathématiques avec le plus grand succès. Doués de dispositions infiniment heureuses, ils enrichirent de plusieurs belles découvertes la Géométrie, la science des Cadrans, la Mécanique, l'Hydraulique, l'Optique, k sur-tout l'Astronomie. Ils 30 avoient affectionné particulièrement cette dernière science, k et il semble qu'ils ne cultivoient les autres parties des Mathématiques, que pour la perfectionner. Ils suivoient dans leur étude le système de Ptolemée, k ils tâchoient de le rectifier ou de le corriger par l'observation des Astres. Dans ce système, la Terre est au centre du Monde, k tous les Astres tournent autour d'elle. On avoit déjà dit que cela 35 ne pouvoit pas être. Un Mathématicien Grec, nommé Aristarque, né à Samos, avoit même averti que les deux Planètes Mercure k Vénus, se meuvent autour du Soleil. C'etoit donc une peine bien inutile que prenoient Purbach k Regiomontan, de vouloir expliquer le mouvement des Astres en adoptant l'hypothèse de Ptolemée. Ils en auroient reconnu sans doute la fausseté, s'ils eussent eu le temps de 40 l'examiner avec plus de soin; mais la mort les enleva à l'âge de quarante ans. Le voeu des Savans étoit qu'on sût enfin à quoi s'en tenir là-dessus. Il falloit, pour le remplir, que la Nature favorisât le genre humain d'un homme de génie, qui eût assez de sagacité et de conoissances pour former un système qui s'accordât avec le mouvement des Astres, k qui servît ainsi de base à l'étude de l'Astronomie. C'est 45 ce qui arriva le 19 Février de l'année 1473, par la naissance de Nicolas COPERNIC, à Thorn, Ville de Prusse. Ses parens qui étoient nobles, lui firent apprendre chez eux les langues grecque k latine; k lorsqu'il fut sorti de l'adolescence, ils l'envoyèrent à l'Université de Cracovie. Il y continua l'étude de ces langues: il y fit aussi un cours de Philosophie, de Mathématique k d'Astronomie. Il prit des grades dans la Faculté de Médecine, k y reçut le bonnet de Docteur. Son intention 50 n'ètoit point d'embrasser la profession de Médecin: il ne vouloit que s'instruire. D'ailleurs les Mathématiques, k sur-tout l'Astronomie, avoient sur son esprit plus fallut faire
un
travail
prodigieux
pour découvrir les
de droit que les autres Sciences. Il résolut même de s'interdire toute autre étude. 49 Astronomie] Anatomie Savérien
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Le zèle ardent de
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Regiomontan pour le progrès de l'Astronomie, fit sur lui une impression si vive, qu'il voulut seconder les vues de cet homme célèbre. A fin de le faire avec plus de succès, il se disposa, à son exemple, à aller en Italie, où les sciences étoient plus cultivées que dans aucun autre endroit de l'Europe. On lui conseilla d'apprendre à peindre, afin de pouvoir connoître sciemment les peintures k les monumens de cet ancien pays des Romains, k d'être en état de dessiner ceux qu'il estimeroit les plus curieux k les plus rares, k il suivit avec plaisir ce conseil. Après avoir
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acquis toutes ces connoissances, COPERNIC retourna dans sa patrie, k se disposa à faire son voyage. Il avoit alors vingt-trois ans. Il alla d'abord à Bologne, pour y voir Dominique Maria de Ferrare, qui y professoit depuis douze ans l'Astronomie, k qui jouissoit d'une réputation très-étendue. Il fit facilement connoissance avec lui. Maria ne tarda pas à distinguer le mérite de notre Philosophe. Le même goût, le même intérêt à la perfection de l'Astronomie, en firent bientôt deux amis. Le Professeur de Bologne lui communiqua ses doutes sur la mesure de l'obliquité de l'écliptique par Purbach k Regiomontan, k sur la mobilité du pole du Monde. Il appuyoit son sentiment par la comparaison de la hauteur du pole aux environs de l'Italie, au temps de Ptolemée, à celui où il vivoit. En effet, cet Astronome l'avoit déterminée à trente-six degrés (S. 3) d'élévation, k elle étoit à trente-sept.
Philosophe goûta assez ces deux opinions. Il auroit bien voulu jouir plus long-temps des entretiens de Dominique Maria; mais il falloit qu'il suivît sa route, k qu'il achevât son voyage. Il alla donc à Rome, où il fut accueilli trèsfavorablement. Il fut même nommé à une Chaire de Mathématiques qu'il ne put se dispenser d'accepter. Les personnes de la plus grande considération k les Savans accoururent à ses leçons. On le fêta de toutes parts, k on le regarda comme un présent du Ciel pour éclairer le genre humain. Sensible à toutes ces distinctions, COPERNIC songeoit à s'en rendre digne par des découvertes réelles. Il avoit un projet qui demandoit un recueillement absolu, k des méditations profondes, k le théâtre où il étoit placé l'exposoit à un trop grand jour, pour qu'il pût se procurer une solitude paisible. Il résolut donc de le quitter, k de se ménager une retraite Notre
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dans Il
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sa
propre Patrie.
partit de Rome après quelques années de séjour. Tous ses Compatriotes qui commençoient à connoître son mérite, par la réputation qui'il s'étoit acquise en Italie, le comblèrent de bénédictions. Ses parens l'embrassèrent avec des transports de joie; k son oncle maternel, Luc Watzelrod, Evêque de Warmies, lui donna un Canonicat dans sa Cathédrale. Il croyoit lui témoigner par là son amitié; mais il est certain qu'il auroit pu lui faire un don plus agréable. Cette dignité, quelque avantageuse qu'elle fût, ne pouvoit être de son goût. Il falloit sortir de son cabinet pour la remplir, k cela lui coûtoit infiniment. Elle lui occasionna encore plusieurs distractions, quelquefois déplaisantes, souvent honorables, mais toujours
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fâcheuses.
Premièrement, il fut inquiété par les Chevaliers Teutoniques, k malgré la protection de son oncle, il ne put avoir la paix avec eux qu'à trois conditions. Io. Qu'il 100
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seroit assidu aux Offices divins. 2°. Qu'il feroit la fonction de Médecin des pauvres. 3°. Qu'il n'employeroit à l'étude que le temps où il n'auroit absolument rien à faire. Notre Philosophe remplit fidèlement ces conditions; k et pour satisfaire à la fois à ses devoirs k à son goût pour l'étude de l'Astronomie, il vécut presque toujours seul. Jamais il ne voulut se mêler des affaires de l'Episcopat, ni de celles du Chapitre. Les Chanoines le perdirent pourtant pas de vue. Comme ils connoissoient son mérite, ils jugèrent qu'il étoit seul capable de les représenter dignement dans l'assemblée des Etats de Prusse, où il s'agissoit d'affaires très-importantes. Ils le députèrent donc d'une commune voix. Parmi ces affaires, il en étoit une urgente à laquelle il falloit apporter un remède. Dans les guerres précédentes avec la Prusse k la Pologne, il étoit entré dans la Prusse plusieurs sortes de monnoies, soit de Pologne, soit de Portugal, dont la valeur n'etoit pas bien connue. Cela formoit un très-grand embarras dans le Commerce. COPERNIC se chargea de le lever. A cette fin il calcula une table par laquelle il réduisit à une même valeur ces différentes espèces de monnoies. Les Chanoines de Warmies apprirent avec satisfaction le succès de ses travaux. Ils voulurent lui en témoigner leur reconnoissance en lui concédant de nouvelles dignités. En l'absence de l'Evêque, ils le choisirent pour occuper le Siège. Notre Philosophe accepta avec peine cette distinction, k plusieurs autres qu'on lui accordoit à mesure que l'occasion s'en présentoit. Il sentoit s'accroître en lui de jour en jour une nouvelle ardeur pour la retraite. Des vues nouvelles qu'il avoit sur l'état du Ciel, l'occupoient presque sans cesse. C'étoit pour lui une peine cruelle que d'être obligé d'y faire diversion. Excédé des honneurs k des embarras, il prit enfin une ferme résolution de tout abandonner, k de consacrer le reste de ses jours à l'étude de l'Astronomie. J'ai déjà dit qu'étant à Rome, COPERNIC avoit conçu un projet fort propre à contribuer à la perfection de cette science. Il consistoit à former une disposition de corps célestes qui s'accordât avec leurs (S. 4) phénomènes ou leurs apparences. Le système de Ptolemée ne lui paroissoit pas seulement défectueux à cet égard: il le trouvoit encore dépourvu d'ordre k de proportion. Les anciens Philosophes Grecs n'auroient-ils pas eu une meilleure idée du système du Monde? C'est une question qu'il se fit k qu'il chercha à résoudre par la lecture de leurs opinions. Il lut d'abord dans les Questions Académiques de Cicerón, que Nicétas de Syracuse avoit enseigné que la Terre tourne autour de son axe; ce qui faisoit le même effet à un habitant de ce globe, que si les Cieux tornoient autour de lui. Il vit ensuit dans Plutarque, que Philolaé, Pythagoricien, avoit soutenu que la Terre se meut annuellement autour du Soleil. En admettant ces deux mouvemens, il reconnut avec joie que l'obscurité, le désordre k la confusion, dont il se plaignoit au sujet des
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des corps célestes, disparoissoient, k que tout rentrait dans l'ordre dans la k disposition la plus simple k la plus régulière. Ces découvertes lui firent tant de plaisir, qui'il espéra de se procurer par de nouvelles recherches des lumières plus abondantes. Il consulta donc tous les Auteurs qui avoient parlé des Philosophes de l'antiquité, k ce ne fut point en vain. Martianus Capella lui apprit qu'j4ristarque de Samos croyoit que Vénus k Mercure font leurs révolutions autour du Soleil. Il ajusta ceci avec le mouvement annuel k journalier de la Terre, k il fut émerveillé de voir l'accord de cet arrangement avec les mouvemens apparents des Astres. Il restoit Mars, Jupiter k Saturne. Aucune autorité le portoit à croire que ces trois Planètes avoient le Soleil pour centre de leurs révolutions. Il le présumoit bien, mais ce n'étoit point assez pour l'admettre. En réfléchissant sur ce que ces Planètes paroissent beaucoup plus grandes dans leurs oppositions que dans tout autre aspect, il reconnut que dans le système de Ptolemée il falloit, pour accorder cette apparence avec le mouvement autour du Soleil, leur supposer une excentricité prodigieuse, c'est-à-dire, une distance d'un point de leur orbite à la Terre, infiniment plus grande que celle qui lui ètoit diamétralement opposée. Ce fut là une forte raison pour rejetter cette hypothèse. Il essaya de les faire tourner autour du Soleil, k il vit aussitôt que cette diversité considérable de grandeur apparente étoit un phénomène simple k naturel. Il semble qu'il n'y avoit plus qu'à conclure que la Terre k toutes les Planètes tournent autour du Soleil: mais toujours sage k prudent, COPERNIC ne voulut point tirer cette conséquence sans avoir fait encore une tentative: ce fut de mettre le Soleil en mouvement autour de la Terre, entraînant en quelque sorte les autres Planètes qui circulent autour de lui, k d'examiner les apparences de leurs movemens dans cette hypothèse. Or tout fut alors dans la confusion. Il fit tourner la Terre autour du Soleil, k tout rentra dans l'ordre k la Symmetrie la plus parfaite. Il jugea avec raison qu'il avoit trouvé la clef du système du Monde, en supposant le Soleil immobile, k en faisant tourner autour de lui Mercure, Vénus, la Terre, Mars, Jupiter k Saturne. D'abord il expliqua aisément les phénomènes qui concernent la Terre. Par la rotation de ce globe sur son axe, il rendit raison des jours k des nuits; k par son transport sur l'écliptique d'un tropiqe à l'autre, il trouva celle de leur retour périodique. C'étoit une conséquence nécessaire que l'axe de la Terre parût répondre constamment aux mêmes points du Ciel dans le cours d'un petit nombre de révolutions, k que ces points parussent immobiles. Il crut encore avoir découvert la cause de la progression apparente des étoiles. Hypparque, Astronome Grec, avoit observé que la première étoile de la corne du Bélier avoit un mouvement rétrograde, ou ce qui revient au même, que les points d'intersection de l'équateur k de l'écliptique rétrogradent chaque année d'orient en occident d'environ cinquante secondes. C'est-ce qu'on appelle la précession des (S. 5) Equinoxes. De là les Astronomes avoient conclu que les étoiles changent réellement de place. La chose parut extramouvemens
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ordinaire à COPERNIC. Il conjectura que cela pouvoit provenir de ce que l'axe de la Terre ne conserve pas à la rigueur son parallélisme, k n'est pas toujours dirigé à la même étoile, quoiqu'il soit dans le même lieu. 180 De la Terre notre Philosophe passa aux Planètes. Ces Astres sont en proie à des movemens irréguliers qu'il falloit expliquer dans son système. Ils ont tantôt un mouvement lent, tantôt un mouvement rapide, k dans de certains temps ce mouvement paroît rétrograde. COPERNIC jugea que ces irrégularités n'étoient qu'apparences, k que cette apparence étoit causée par le rapport de leurs mou185 vemens avec celui de la Terre. Lorsque le globe se meut plus vîte qu'eux dans la même direction, ils paroissent rétrogrades. On les juge directs, quand la Terre a le même mouvement dans une direction opposée. Enfin, lorsque la Planète se meut aussi vîte que la Terre, elle est à nos yeux stationnaire. Ce n'etoit point assez. On ne satisfaisoit pas encore ainsi à toutes les irrégularités 190 du mouvement des Planètes. Ptolemée en avoit déjà expliqué une partie, en supposant qu'elles se meuvent dans un excentrique, c'est-à-dire, que le Soleil n'occupe pas le centre de leur orbite. Il rendoit par là raison de leur proximité du Soleil, k de leur éloignement successifs. Les autres irrégularités consistent dans des changemens des points de leur opposition. L'intervalle de ces points augmente k diminue 195 alternativement. Ptolemée s'imagina qu'il expliqueroit ces mouvemens, en supposant que les Planètes étoient portées sur de petits cercles, qu'il appella epicycles, lesqueles se mouvoient autour du Soleil. Comme ce Astronome croyoit que cet Astre faisoit sa révolution autour de la Terre, il s'en falloit bien que tout cela s'ajustât dans tout les circonstances. Mais notre Philosophe qui admettoit au 200 contraire l'immobilité de cet Astre, crut que ces imaginations de Ptolemée ne suffisoient pas par le défaut de son hypothèse. Il voulut en faire usage dans la sienne, k il ne fut guères plus heureux. Quoiqu'il fit tourner l'epicycle suivant une certaine loi, les embarras pour être plus simples, n'en existèrent pas moins. Il multiplia les epicycles, k il ne fit que compliquer la chose, sans rien produire de 205 satisfaisant. Le défaut venoit de la supposition que l'orbite des Planètes est circulaire. C'étoit une erreur. Kepler le fit bien en démontrant que ces Astres se meuvent dans des ellipses .
[Fußnote
auf S. 5:]
Voyez ci-après l'Histoire de Kepler.
résolut de n'admettre aucune hyphothèse, qu'il ne l'eût 210 vérifiée par ses propres observations. Il disposa donc un observatoire dans lequel il traça une méridienne. Il le pourvut d'instrumens nécessaires à ses opérations, k il observa le Soleil dans tous les degrés de l'écliptique; suivit le cours de la Lune k celui des Planètes, k détermina la longitude d'un grand nombre d'étoiles. Il continua ce travail pendant trente-six ans. Ce n'etoit pourtant pas le seul qui 215 l'occupât. En observant, il composoit un grand Traité d'Astronomie, auquel son système devoit servir de la base. Son intention n'etoit pas de le rendre public: il
Cependant COPERNIC
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satisfaire, k connoître la valeur de ce système. Mais ayant communiqué ses idées à quelques amis éclairés, le Cardinal Schomberg, à qui ils en parlèrent, l'engagea à le mettre en état de voir le jour. Les principes de cet Ouvrage devinrent même si publics par la curiosité des Savans, qui se le communiquoient les uns aux autres, qu'il fut sollicité de toutes parts à ne pas différer plus long-temps de leur mettre entre les mains ce trésor de connoissances astronomiques. Un fameux Professor de Wittemberg, nommé Rhéticus, vint même lui offrir ses secours pour accélérer la publication de son Livre. C'est à (S. 6) quoi enfin se détermina notre Philosophe. Ce n'est pas qu'il fût insensible à l'honneur que pouvoit lui faire son travail; mais il ne vouloit point le payer trop cher. Il savoit qu'on regardoit l'immobilité de la Terre comme un point de doctrine de la Religion, k il craignoit, en heurtant ce sentiment, d'indisposer contre lui les faux dévots k les ignorans. Quoiqu'il fût assuré de suffrage de tous les Savans de l'Europe, k qu'il pût compter sur la protection des personnes les plus puissantes, il conserva pour ce préjugé assez généralement reçu, que le Soleil circule autour de la Terre, il conserva, dis je, tous les ménagemens que le Sage doit aux opinions populaires, quelque déraisonnables qu'elles soient. Il tâcha même de se concilier la bienveillance du Pape, par l'hommage qu'il lui fit de son Livre en le lui dédiant. vouloit seulement
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se
Ce Livre parut en 1543 sous ce titre: De orbium coelestium revolutionibus [Fußnote auf S. 6:] Il est divisé en deux parties. La première contient l'exposition de son système; k la seconde est un Traité de Trigonométrie rectiligne k sphé.
rique.
COPERNIC n'eut pas la satisfaction d'en voir les succès.
Quoiqu'il eût joui de la santé la il eut dans année cette une 24O jusques-là plus parfaite, attaque d'apolui rendit le côté droit La de son qui plexie paralytique. -vigueur esprit se ressentit de cette attaque. Il comprit qu'il touchoit aux derniers momens de sa vie. Il se disposa à mourir, k il venoit à peine de voir le premier exemplaire de son Ouvrage qu'on lui avoit envoyé de Nuremberg, que tout occupé de la mort, il rendit 245 l'esprit le 24 Mai 1543, âgé de 70 ans, trois mois k cinq jours. Il fut enterré dans la Cathédrale de Warmies, sans beacoup de pompe. On ne pensa pas même à distinguer l'endroit de sa sépulture en la chargeant d'une Epitaphe. Mais trentesept ans après, Martin Cromer, savant Polonois, ayant été nommé Evêque de Warmies, se fit un devoir d'élever un monument à sa gloire. Il fit poser sur sa 250 tombe une table de marbre, sur laquelle on grava l'inscription suivante.
D.[eo] O.fptimo] M.faximo] R.feverendissmoJ D.[omino] NICOLAO Torunensi, Artium et Medicinae 255
Doctori, Canónico, Warmiensi, praestanti Astrólogo & ejus
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1354 Savérien
COPERNICO
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disciplinae instauratori. Martinus Cromerus, Episcopus Warmiensis, honoris & ad posteritatem memoriae causa posuit. M. D. L XXXI. 260
COPERNIC étoit bel homme. Il avoit le corps bien yeux k les cheveux fort beaux. C'est ainsi que l'a (Nicodemus Frischlinus) dans ces vers:
fait, la bouche vermeille, les dépeint un Poète Allemand
vivo retinet COPERNICUS ore, Cui decus eximium formae par fecit imago.
Quem cernis, 265
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Os
rubeum, pulcrique oculi, pulchrique capilli, Cultaque Appellaeas imitantia membra figuras. Illum scrutanti similem, similemque docenti, Aspiceres, qualis fuerat, cum sidera jussit Et coelum constare loco, Terramque rotari Finxit & in medio mundi Titana locavit.
Philosophe avoit eu des idées particulières sur quelques points d'astronomie. Il croyoit que l'excentricité de l'orbite de la Terre étoit sujette à des variations périodiques, k que l'obliquité de l'écliptique éprouvoit aussi des changemens. Mais ce n'étoient que des conjectures, des idées pures, qu'il ne pouvoit ni vérifier, ni développer dans un temps où les Mathématiques commençoient à peine à renaître. On lui doit la première idée de la gravitation universelle; k si le système de Newton est vrai, COPERNIC n'a pas seulement connu la disposition des corps célestes, mais encore la cause de la gravitation universelle des corps, telle que Newton l'a admise dans son système. En (S. 7) effet, la pesanteur n'est, suivant notre Philosophe, que la tendance qu'ont toutes les parties de la matière à se réunir. Etenim, dit-il, existimo gravitatem nihil aliud esse quam appetentiam quandam naturalem Terrae partibus inditam à divinâ Providentiâ opificis universorum, ut in integritatem unitatemque suam sese conférant in globi formam coheuntes, quam affedionem credibile esse etiam Soli, Lunae, caeterisque errantium fulgoribus inesse, ut ejus efficaciâ in eâ quâ sese représentant rotunditate permaneant. De orbium coelestium revolutionibus, Chap. IX. Ce
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Übersetzung: (S.l)
Copernicus.
[Fußnote
auf S. 1:] Das Leben von Nicolaus Copernicus, des herausragenden ermländischen Astronomen, von Pierre Gassendi;1 Rede über die Mathematik des Ismael Bouillau, im Vorwort zu seiner „Astronomía philolaica"2; und seine [Copernicus'] Werke. 262
Frischlinus]
Frischilnus Savérien
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Aspiceres] Aspicedes
Savérien
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Es ist eine sehr ehrenvolle Eigenschaft der mathematischen Wissenschaften, daß sie in allen Zeiten die Hochachtung der Menschen für sich gewonnen haben. Man sieht sie inmitten jener Jahrhunderte der Ignoranz und Barbarei gepflegt, in denen die anderen Wissenschaften völlig vergessen waren. Seit der Geburt von Jesus Christus bis zum 15. Jahrhundert hüllte eine dunkle Nacht das gesamte Universum ein, und die Fähigkeiten des menschlichen Geistes blieben fast ohne Funktion und ohne Man kannte weder die Kunst des Denkens noch die des Urteilens. In der Renaissance der Wissenschaften mußte eine erstaunliche Leistung erbracht werden, um die Grundbegriffe dieser Wissenschaften wiederzuentdecken. Diejenigen der Mathematik waren die einzigen, bei denen der Faden nicht verloren gegangen war. In der Zeit, als die Scholastiker Irrtümer angehäuft haben, um die Wahrheiten der Logik, der Metaphysik oder der Physik festzuschreiben, machten die Philosophen Entdeckungen in der Arithmetik, in der Geometrie und in der Astronomie.
Übung.
In der Mitte des 4. Jahrhunderts erfand Diophant aus Alexandria die Algebra, d. h. eine universelle Arithmetik, mittels deren man die schwierigsten Probleme der Wissenschaft der Zahlen und der Geometrie lösen konnte. Achthundert Jahre später führte Albertus Magnus die Arbeit von Diophant weiter (S. 2) und machte einige Fortschritte in der Astronomie und in der Mechanik. Der Kardinal von Cues schrieb 1440 über die Geometrie; er glaubte, die Quadratur des Kreises gefunden zu haben, und erneuerte das System der Erdbewegung um die Sonne, das Philolaus, der Schüler des Pythagoras, erdacht hatte. In dieser Zeit beschäftigten sich Peuerbach und Regiomontan äußerst erfolgreich mit der Mathematik. Ausgestattet mit unendlich glücklichen Begabungen, bereicherten sie durch mehrere schöne Entdeckungen die Geometrie, die Lehre von den Quadranten, die Mechanik, die Hydraulik, die Optik, und vor allem die Astronomie. Von dieser letzteren Wissenschaft waren sie besonders angetan, und es sieht so aus, als ob sie sich mit den anderen mathematischen Disziplinen nur beschäftigt haben, um jene zu vervollkommnen. Bei ihren Studien folgten sie dem System des Ptolemaeus, und sie bemühten sich, es durch die Beobachtung der Gestirne zu berichtigen oder zu verbessern. In diesem System befindet sich die Erde im Mittelpunkt der Welt, und alle Gestirne drehen sich um sie herum. Man hatte bereits behauptet, daß dies nicht möglich sei. Ein griechischer Mathematiker namens Aristarch, geboren auf Samos, hatte sogar darauf aufmerksam gemacht, daß sich die beiden Planeten Merkur und Venus um die Sonne bewegen. Es war also eine durchwegs vergebliche Mühe, die Peuerbach und Regiomontan auf sich nahmen, nämlich die Bewegung der Gestirne unter Annahme der Hypothese des Ptolemaeus erklären zu wollen. Sie hätten deren Falschheit zweifellos erkannt, wenn sie die Zeit gehabt hätten, sie mit mehr Sorgfalt zu überprüfen; aber der Tod raffte sie im Alter von vierzig Jahren dahin.
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Der Wunsch der Gelehrten war es, endlich zu wissen, woran man sich hier halten könne. Um ihn zu erfüllen, mußte die Natur das menschliche Geschlecht durch einen genialen Menschen fördern, der über genügend Scharfsinn und Kenntnisse verfügte, um ein System zu erarbeiten, das im Einklang mit der Bewegung der Gestirne stand und so als Basis für das Studium der Astronomie dienen konnte. Das geschah am 19. Februar des Jahres 1473 durch die Geburt von Nicolaus Copernicus in Thorn, einer Stadt in Preußen. Seine Eltern, die Edelleute waren, ließen ihn schon in ihrem Haus die griechische und lateinische Sprache lernen, und als er herangewachsen war, schickten sie ihn zur Universität von Krakau. Dort führte er das Studium dieser Sprachen fort; er absolvierte dort auch eine Ausbildung in Philosophie, in Mathematik und in Astronomie. Er erhielt einen akademischen Grad an der medizinischen Fakultät und bekam die Doktorwürde. Er beabsichtigte überhaupt nicht, den Beruf des Mediziners zu ergreifen, er wollte sich nur darin ausbilden lassen. Außerdem fesselten die Mathematik, und vor allem die Astronomie, seinen Geist mehr als die anderen Wissenschaften. Er beschloß sogar, sich alle anderen Studien zu versagen. Der glühende Eifer Regiomontans für den Fortschritt der Astronomie hinterließ bei ihm einen so lebendigen Eindruck, daß er die Ansichten dieses berühmten Mannes unterstützen wollte. Um dies möglichst erfolgreich zu tun, schickte er sich seinem Vorbild folgend an, nach Italien zu fahren, wo die Wissenschaften viel mehr gepflegt wurden als an irgendeinem anderen Ort Europas. Man riet ihm, malen zu lernen, um die Gemälde und die Monumente dieses alten Landes der Römer bewußt kennenlernen zu können und um in der Lage zu sein, diejenigen, die er am sehenswertesten und außergewöhnlichsten fand, abzuzeichnen. Und er folgte mit Vergnügen diesem Ratschlag.3 Nachdem er alle diese Kenntnisse erworben hatte, kehrte Copernicus in seine Heimat zurück und traf die Vorbereitungen für seine Reise. Er war damals dreiundzwanzig Jahre alt. Zuerst ging er nach Bologna, um dort Dominicus Maria de Ferrara kennenzulernen, der dort seit zwölf Jahren Astronomie lehrte und ein sehr hohes Ansehen genoß.4 Er machte seine Bekanntschaft auf einfache Weise. Es dauerte nicht lange, bis Maria die Verdienste unseres Philosophen erkannte. Dieselbe Neigung, dasselbe Interesse an der Vervollkommnung der Astronomie machten die beiden bald zu Freunden. Der Professor aus Bologna teilte ihm seine Zweifel an der Messung der Ekliptikneigung von Peuerbach und Regiomontan mit, wie auch an der Beweglichkeit des Himmelspols. Er begründete seine Ansicht durch den Vergleich der Polhöhe in Italien zur Zeit des Ptolemaeus mit derjenigen zu seiner eigenen Zeit. Am Ende hatte dieser Astronom sie mit 36 Grad bestimmt, (S. 3) während sie tatsächlich 37 betrug. Unser Philosoph schätzte beide Ansichten sehr. Er hätte gewünscht, sich längere Zeit der Gespräche mit Dominicus Maria zu erfreuen, aber er mußte seinen Weg wieder aufnehmen und ans Ziel seiner Reise gelangen. Er ging also nach Rom, wo er sehr wohlwollend empfangen wurde. Er wurde sogar auf einen Lehrstuhl -
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Copernicus: Biographia Copernicana für Mathematik berufen, den er nicht abzulehnen vermochte.5 Die 286
angesehensten
Leute und die Gelehrten kamen zu seinen Vorlesungen. Er wurde überall gefeiert, und man sah ihn als ein Geschenk des Himmels an, das das menschliche Geschlecht aufklären sollte. Unter dem Eindruck all dieser Auszeichnungen beabsichtigte Copernicus, sich dem durch wirkliche Entdeckungen würdig zu erweisen. Er hatte ein Vorhaben, das absolute innere Sammlung und tiefes Nachdenken verlangte, doch der Schauplatz seines Daseins setzte ihn zu sehr der Öffentlichkeit aus, als daß er sich eine friedliche Einsamkeit hätte schaffen können. Schließlich entschloß er sich, ihn zu verlassen und sich einen Rückzugsort in der eigenen Heimat zu verschaffen. Er verließ Rom nach einigen Jahren Aufenthalt. Alle seine Landsleute begannen, seine Verdienste am Ruhm, den er sich in Italien erworben hatte, zu erkennen, und überhäuften ihn mit Segenssprüchen. Seine Eltern umarmten ihn mit großer Freude, und sein Onkel mütterlicherseits, Lukas Watzenrode, der ermländische Bischof, verschaffte ihm ein Kanonikat in seiner Kathedrale. Er glaubte, ihm dadurch seine Zuneigung zu bezeugen, aber es ist sicher, daß er ihm ein angenehmeres Geschenk hätte machen können. Dieses ehrenvolle Amt, wenn es auch vorteilhaft gewesen sein mag, konnte nicht nach seinem [Copernicus'] Geschmack sein. Er mußte seine Studierstube verlassen, um es auszuüben, und dies fiel ihm unendlich schwer. Dieses Amt verursachte noch mehrere, manchmal unangenehme, oft ehrenvolle, aber immer lästige Ablenkungen. Zunächst wurde er durch die deutschen Ordensritter beunruhigt, und trotz des Schutzes seines Onkels konnte er mit ihnen nur unter drei Bedingungen Frieden halten:6 1. Daß er bei den Gottesdiensten eifrig sei. 2. Daß er die Funktion eines Arztes der Armen übernehme. 3. Daß er sich mit seinen Studien nur in der Zeit beschäftige, wo er absolut nichts zu tun hätte. Unser Philosoph erfüllte diese Bedingungen treu; und um zugleich seine Pflichten und sein Interesse am Studium der Astronomie zu befriedigen, blieb er fast immer allein. Niemals wollte er sich in die Angelegenheiten des Bistums oder in die des Domkapitels einmischen. Die Domherren verloren ihn trotzdem nicht aus den Augen. Da sie seine Verdienste kannten, kamen sie zu dem Urteil, daß nur er fähig sei, sie würdig in der Versammlung des preußischen Landtages zu repräsentieren, wo es um sehr
wichtige Angelegenheiten ging. Sie ordneten ihn also einstimmig ab. Unter diesen Angelegenheiten gab es eine dringliche, der man abhelfen mußte. Während der vorhergegangenen Kriege gegen Preußen und Polen waren sowohl aus Polen als auch aus Portugal verschiedene Sorten von Geld nach Preußen gekommen, deren Wert nicht gut bekannt war. Dies bildete ein sehr großes Handelshemmnis. Copernicus machte es sich zur Aufgabe, es zu beseitigen. Zu diesem Zweck errechnete er eine Tabelle, mit deren Hilfe er die verschiedenen Geldsorten umrechnete.7 Die Kanoniker des Ermlandes erfuhren mit Genugtuung von dem Erfolg seiner Arbeit. Sie wollten ihm durch die Vergabe neuer Würden ihre Anerkennung be-
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zeugen. Wenn der Bischof abwesend war, wählten sie ihn, den Stuhl zu besetzen. Unser Philosoph nahm betrübt diese und mehrere andere Auszeichnungen an, die man ihm bei jeder sich bietenden Gelegenheit zugestand. Er fühlte von Tag zu Tag ein neues brennendes Bedürfnis heranwachsen, sich zurückzuziehen. Neue Ansichten, die er über die Beschaffenheit des Himmels hatte, beschäftigten ihn fast unablässig. Es war für ihn ein großer Schmerz, verpflichtet zu sein, sich davon ablenken zu lassen. Aufgerieben von Ehrungen und Lasten, traf er schließlich die feste Entscheidung, alles hinter sich zu lassen und den Rest seiner Tage dem Studium der Astronomie zu widmen. Wie ich schon sagte, hatte Copernicus während seines Aufenthalts in Rom einen Plan entworfen, der sehr gut geeignet war, zur Vervollkommnung dieser Wissenschaft beizutragen. Er bestand darin, eine Anordnung der Himmelskörper zu entwickeln, (S.4) die im Einklang mit den Phänomenen oder Erscheinungen stehen sollte. Das System des Ptolemaeus erschien ihm in dieser Hinsicht nicht nur fehlerhaft, er vermißte darin auch Ordnung und Maß. Sollten die alten griechischen Philosophen keine bessere Vorstellung des Weltsystems gehabt haben? Das ist eine Frage, die er sich stellte und die er durch die Lektüre ihrer Meinungen zu beantworten versuchte. Er las zuerst in den akademischen „Quaestiones" von Cicero,8 daß Hiketas von Syrakus gelehrt hatte, daß die Erde sich um ihre Achse dreht, was für einen Bewohner dieses Globus die gleiche Wirkung hätte, als würde sich der Himmel um ihn herum drehen. Er sah dann im Plutarch, daß der Pythagoreer Philolaus die Ansicht vertreten hatte, daß die Erde sich jährlich um die Sonne bewegt.9 Durch die Annahme dieser beiden Bewegungen erkannte er mit Freude, daß die Unklarheit, die Unordnung und die Verwirrung, über die er sich bezüglich der Bewegungen der Himmelskörper beklagt hatte, verschwanden und daß sich alles in die einfachste und regelmäßigste Anordnung und Disposition fügte. Diese Entdeckungen bereiteten ihm so viel Freude, daß er hoffte, sich durch neue Untersuchungen noch mehr Aufklärung zu verschaffen. Er schlug folglich alle Autoren nach, die von den Philosophen der Antike gesprochen hatten, und dies war nicht vergebens. Martianus Capella lehrte ihn, daß Aristarch von Samos glaubte, daß Venus und Merkur ihre Umläufe um die Sonne machen. Er paßte dies an die jährliche und tägliche Bewegung der Erde an und bemerkte mit Verwunderung die Übereinstimmung dieses Modells mit den Bewegungserscheinungen der Gestirne. Es blieben noch Mars, Jupiter und Saturn übrig. Keine Autorität hielt es für möglich, daß diese drei Planeten die Sonne als Zentrum ihrer Umläufe hätten. Er vermutete es zwar, aber dies war nicht genug, um es gelten zu lassen. Indem er darüber nachdachte, daß diese Planeten in ihren Oppositionen viel größer erschienen als in jeder anderen Konstellation, erkannte er, daß es im Weltsystem des Ptolemaeus, um diese Erscheinung mit der Bewegung um die Sonne in Einklang zu bringen, notwendig war, ihnen eine gewaltige Exzentrizität zu unter-
288
Copernicus: Biographia Copernicana
stellen, d. h. eine Entfernung von einem Punkt ihrer Bahn zur Erde, die unendlich viel größer ist als die ihm diametral entgegengesetzte. Das war ein triftiger Grund, um diese Hypothese zurückzuweisen. Er versuchte, sie [die Planeten] sich um die Sonne drehen zu lassen, und sah sogleich, daß dieser beträchtliche Unterschied der scheinbaren Größe ein einfaches und natürliches Phänomen war. Es scheint, daß er daraus nur noch schließen mußte, daß sich die Erde und alle Planeten um die Sonne drehen. Aber, da er immer weise und vorsichtig war, wollte Copernicus nicht diese Konsequenz ziehen, ohne noch einen weiteren Versuch gemacht zu haben: dieser bestand darin, die Sonne in Bewegung um die Erde zu setzen, wobei die anderen Planeten, die sie [die Sonne] umkreisen, gewissermaßen mitgezogen würden, und ihre Bewegungserscheinungen mittels dieser Hypothese zu prüfen. Aber dann geriet alles in Verwirrung. Er ließ die Erde sich um die Sonne drehen und alles fügte sich wieder in die Ordnung und perfekteste Symmetrie. Er urteilte mit Recht, daß er den Schlüssel des Weltsystems gefunden hatte, indem er die Sonne als unbeweglich annahm und Merkur, Venus, die Erde, Mars, Jupiter und
Saturn sich um sie drehen ließ. Zuerst erklärte er ohne Schwierigkeiten die Phänomene, die die Erde betreffen. Durch die Drehung des Erdglobus um seine Achse begründete er [den Wechsel von] Tagen und Nächten; und durch seinen Transport auf der Ekliptik von einem Wendekreis zum anderen fand er den Grund für deren periodische Rückkehr. Es war eine notwendige Konsequenz, daß die Achse der Erde ständig denselben Punkten des Himmels im Verlaufe einer kleinen Zahl von Umdrehungen zu entsprechen schien und daß diese Punkte unbeweglich erschienen. Er glaubte noch, die Ursache des scheinbaren Fortschreitens der Sterne gefunden zu haben. Hipparchos, ein griechischer Astronom, hatte beobachtet, daß der erste Stern des Horns des Widders eine rückläufige Bewegung hatte oder was auf dasselbe hinausläuft daß die Schnittpunkte des Himmelsäquators und der Ekliptik jedes Jahr von Ost nach West ungefähr fünfzig Sekunden zurücklaufen. Das ist das, was die Präzession der Tagundnachtgleichen genannt wird. (S. 5) Daraus hatten die Astronomen den Schluß gezogen, daß die Sterne tatsächlich ihre Stellung ändern. Die Angelegenheit erschien Copernicus seltsam. Er vermutete, daß dies daher kommen könnte, daß die Achse der Erde ihre parallele Ausrichtung nicht strikt einhält und nicht immer auf denselben Stern gerichtet ist, obwohl sie sich an demselben Platz befindet. Von der Erde ging unser Philosoph zu den Planeten über. Diese Gestirne sind unregelmäßigen Bewegungen ausgesetzt, die man in seinem System erklären mußte. Sie führen manchmal eine langsame Bewegung durch, manchmal eine schnelle, und zu bestimmten Zeiten erscheint diese Bewegung rückläufig. Copernicus hielt diese Unregelmäßigkeiten nur für Erscheinungen, die durch das Verhältnis ihrer [der Planeten] Bewegungen zur Erdbewegung verursacht würden. Wenn der Globus sich in dieselbe Richtung schneller bewegt als sie, erscheinen sie als rückläufig. -
-
33. Savérien
(1765)
289
Man hält sie für
fortlaufend, wenn die Erde dieselbe Bewegung in eine entgegengesetzte Richtung vollzieht. Schließlich, wenn der Planet sich mit ebensogroßer Geschwindigkeit bewegt wie die Erde, erscheint er für unsere Augen als stationär. noch nicht ausreichend. Denn so wurden immer noch nicht alle Unregelmäßigkeiten der Planetenbewegung erklärt. Ptolemaeus hatte bereits einen Teil durch die Annahme erklärt, daß sie sich auf einem exzentrischen Kreis bewegen, d.h., daß die Sonne nicht den Mittelpunkt ihrer Bahnen einnimmt. Er gab damit den Grund an für ihre Nähe zur Sonne und ihre sukzessive Entfernung. Die weiteren Unregelmäßigkeiten bestehen in den Änderungen der Punkte ihrer Oppositionen. Der Abstand zwischen diesen Punkten nimmt alternierend ab und zu. Ptolemaeus stellte sich vor, daß er diese Bewegungen erklären würde, indem er annimmt, daß die Planeten von kleineren Kreisen getragen werden, die er Epizykel nennt, die sich wiederum um die Sonne bewegen. Da dieser Astronom glaubte, daß dieses Gestirn seine Umdrehung um die Erde macht, paßte dies alles bei weitem nicht auf alle Umstände. Aber unser Philosoph, der im Gegensatz dazu die Unbeweglichkeit dieses Gestirns [der Sonne] annahm, dachte, daß diese Vorstellungen des Ptolemaeus aufgrund seiner fehlerhaften Hypothese nicht hinreichend seien. Er wollte davon [von den Vorstellungen des Ptolemaeus] in seiner eigenen Hypothese Gebrauch machen und war dabei kaum glücklicher. Wie auch immer er den Epizykel sich nach einem bestimmten Gesetz drehen ließ, die Hindernisse, das Ganze einfacher zu gestalten, bestanden nichtsdestoweniger fort. Er vermehrte die Epizykel und machte nichts anderes als die Sache zu verkomplizieren, ohne etwas Befriedigendes hervorzubringen. Der Mangel kam von der Annahme, daß die Planetenbahnen kreisförmig sind. Das war ein Irrtum. Kepler konnte überzeugend beweisen, daß sich diese Gestirne auf Ellipsenbahnen bewegen. Aber das
[Fußnote
war
auf S. 5:] Siehe den
nachfolgenden Artikel über Kepler.
Copernicus entschied jedoch, keine Hypothese zuzulassen, die er nicht durch eigene Beobachtung nachgeprüft hätte. Er verfügte über eine Sternwarte, in der er einen Meridian aufgezeichnet hat. Er versah sie mit den nötigen Instrumenten für seine Untersuchungen und beobachtete die Sonne in allen Graden der Ekliptik, verfolgte die Bahn des Mondes und der Planeten und bestimmte die Länge einer großen Anzahl von Sternen. Er führte diese Arbeit über sechsunddreißig Jahre fort. Doch dies war nicht das einzige, was ihn beschäftigte. Aufgrund seiner Beobachtungen verfaßte er einen großen Astronomietraktat, für den sein Weltsystem als Basis dienen sollte. Seine Absicht war es aber nicht, ihn zu veröffentlichen; er wollte sich nur selbst zufriedenstellen und den Wert dieses Systems erfahren. Aber nachdem er seine Ideen einigen kundigen Freunden mitgeteilt hatte, verpflichtete ihn der Kardinal Schönberg dem sie davon berichtet hatten -, es in einen Zustand zu bringen, in dem es veröffentlicht werden konnte.10 Die Prinzipien dieses Werkes sollten durch die Neugier der Wissenschaftler, die sie sich gegenseitig mit-
290
Copernicus: Biographia Copernicana
teilten, sogar so bekannt werden, daß man ihn von überallher dringend bat, nicht länger zu zögern, ihnen diesen Schatz an astronomischen Kenntnissen zugänglich
machen. Ein berühmter Professor aus Wittenberg, Rheticus genannt, kam selbst, um ihm seine Unterstützung anzubieten und damit die Veröffentlichung seines Buches zu beschleunigen. (S. 6) Dafür entschied sich letztendlich unser Philosoph. Nicht daß er gleichgültig gegenüber der Ehre war, die ihm seine Arbeit bringen konnte, aber er wollte sie nicht allzu teuer bezahlen. Er wußte, daß die Unbeweglichkeit der Erde als ein Punkt der Glaubenslehre angesehen wurde, und er befürchtete, indem er an dieser Meinung rüttelte, die Frömmler und die Ignoranten gegen sich aufzubringen. Obwohl ihm alle Gelehrten Europas ihre Unterstützung versichert hatten und er mit dem Schutz der mächtigsten Persönlichkeiten rechnen konnte, hielt er an dem allgemein anerkannten Vorurteil fest, daß sich die Sonne um die Erde bewegt.11 Er hielt, sage ich, alle Rücksichten aufrecht, die der Weise den populären Meinungen schuldet, so unvernünftig sie auch sein mögen. Er bemühte sich sogar, das Wohlwollen des Papstes zu gewinnen, und zwar durch die Huldigung, die er ihm mit der Widmung seines Buches entgegenbrachte. Dieses Buch erschien 1543 unter dem Titel: De orbium coelestium revolutionibus [Fußnote auf S.6:] Es ist in zwei Teile gegliedert. Der erste enthält die Darstellung seines Systems, und der zweite ist eine Abhandlung über ebene und zu
.
sphärische Trigonometrie12. Copernicus hatte aber nicht die Genugtuung, den Erfolg dieses Werkes zu erleben. Denn obwohl er sich bis dahin der vollkommensten Gesundheit erfreut hatte, erlitt er in diesem Jahr einen Schlaganfall, durch den seine rechte Seite gelähmt wurde.
Die Kraft seines Geistes wurde von diesem Anfall in Mitleidenschaft gezogen. Er begriff, daß er sich den letzten Momenten seines Lebens näherte. Er machte sich zum Sterben bereit, und kaum hatte er das erste Exemplar seines Werkes gesehen, das man ihm aus Nürnberg geschickt hatte, da gab er am 24. Mai 1543, ganz vom Tod in Besitz genommen, seinen Geist auf, im Alter von 70 Jahren, drei Monaten und fünf Tagen. Er wurde ohne große Feierlichkeiten im Dom des Ermlandes beigesetzt. Man dachte nicht einmal daran, seine Grabstelle zu kennzeichnen, indem man sie mit einem Epitaph versehen hätte. Aber siebenunddreißig Jahre später machte es sich der polnische Gelehrte Martin Kromer, nachdem er zum Bischof des Ermlandes ernannt worden war, zur Aufgabe, ein Denkmal zu seinem Ruhm zu errichten. Er ließ auf seinem Grab eine Marmortafel anbringen, auf die man die folgende Inschrift gravierte:13
Im Namen Gottes, des Allerhöchsten Dem hochwürdigen Herrn Nicolaus Copernicus aus Thorn, Doktor der Freien Künste und der Medizin, Domherren zu Ermland, dem hervorragenden Astronomen und Erneuerer dieser Wissenschaft zu Ehren und zur Erinnerung für die
33. Savérien
Nachwelt hat Martin 1581.
Kromer, Bischof
(1765) von
291
Ermland, [dieses Denkmal] gesetzt.
COPERNICUS war ein schöner Mann. Sein Körper war wohlgestaltet, sein Mund war
rot, die Augen und die Haare sehr schön.
So charakterisierte ihn ein deutscher Dichter
Versen:14
(Nicodemus Frischlin)
in diesen
Du siehst festgehalten das lebendige Angesicht des Copernicus, dessen besonderer Wohlgestalt das Bild zur Gänze gerecht wird. Es eifern der rote Mund, die schönen Augen, das schöne Haar auch, und die wohlgebildeten Glieder den Gemälden des Apelles nach. Dem Forscher gleich und gleichend dem Lehrer erblickst du ihn, was er beides war, als er den Sternen gebot
und dem Himmel, stillzustehen, und die Erde sich drehen hieß und in die Mitte der Welt den Sproß der Titanen stellte. Dieser Philosoph hatte besondere Ideen einige Punkte der Astronomie betreffend. Er glaubte, daß die Exzentrizität der Erdbahn periodischen Schwankungen unterworfen sei und daß die Neigung der Ekliptik ebenfalls Änderungen erfahre. Aber dies waren nichts als Vermutungen, reine Gedankenspiele, die er, in einer Zeit, in der die mathematischen Wissenschaften gerade erst wieder aufkamen, weder nachprüfen noch weiterentwickeln konnte. Ihm schuldet man die erste Idee der universellen Schwerkraft, und wenn das System von Newton wahr ist, hat Copernicus nicht nur die Verteilung der Himmelskörper erkannt, sondern auch die Ursache der universellen Schwerkraft der Körper, so wie sie Newton in seinem System annahm. (S. 7) In der Tat ist die Schwerkraft laut unserem Philosophen nichts anderes als die allen Teilen der Materie innewohnende Neigung, sich miteinander zu verbinden. „Ich bin nämlich", sagt er, „der Ansicht, daß die Schwere nichts anderes ist als eine Art natürliches Streben, das von der göttlichen Vorsehung des Schöpfers des Universums den Teilen der Erde eingepflanzt wurde, damit diese sich zu einer Geschlossenheit und Einheit verbinden, indem sie sich zur Form einer Kugel zusammenschließen. Es ist denkbar, daß diese Neigung auch der Sonne, dem Mond und den übrigen Planeten innewohnt, damit sie durch deren Wirkung in der Rundung, in der sie erscheinen, verharren". De orbium coelestium
revolutionibus, Kap. IX.15 1
2
s.Nr. 14 [Gassendi]. Ismael Boulliaus (1605-1694)
s.
1645).
3
Prolegomenazur „Astronomiaphilolaica. Opus Novum" (Paris
Zu Copernicus' Verhältnis zur Perspektivlehre und zur Malerei s. Kühne (2001, S. 231-248). Dominicus Maria di Novara (1454-1504), Professor der Astronomie an der Universität Bologna, der gemeinsam mit Copernicus Sternkonstellationen beobachtete (Bilinski 1975). Sowohl 4
Copernicus: Biographia Copernicana
292
Rheticus als auch Achilles Pirmin Gasser würdigten die Rolle von Dominicus di Novara als Lehrer von Copernicus (s.NCG, Bd. VI/2, Nr. 254, S. 397-398). 5 s.Nr. 31 [Carafa] u. Gansiniec (1957, S. 235-258). 6 Savérien hat an dieser Stelle zwei unterschiedliche Informationen, die er von Gassendi übernahm (Gassendi 1654, S. 7 u. Nr. 14 [Gassendi], S. 76), unzulässig verkürzt. Bei Gassendi waren die drei Tätigkeitsfelder, denen sich Copernicus in der Folgezeit widmen wollte, keine Voraussetzung für eine friedliche Einigung mit dem Deutschen Orden. 7 s. Nr. 37 [Kästner], S. 326, Anm. 18. 8 s. Nr. 15 [Radymiriski], S. 179, Anm. 26. 9 s.die Bemerkung in „De placitis philosophorum" ([Pseudo-]Plutarch), Lib.Ill, Cap. 13, die auch in Copernicus' „Praefatio" zu „De revolutionibus" enthalten ist (NCG, Bd.II, S.4, Z.36-
40). 10
s.
Nr. 4
11
[Baldi], S. 25-26, Anm. 23.
Möglicherweise wollte Savérien zum Ausdruck bringen, Copernicus habe nach außen hin am alten geozentrischen Weltbild festgehalten. Dafür gibt es jedoch keinerlei Anhaltspunkt. 12 Die Abhandlung „De lateribus et angulis triangulorum", die als Kapitel XIII und XIV im 1. Buch von „De revolutionibus" enthalten ist, erschien 1542 (Copernicus 1542) auf Betreiben von Rheticus als separater Druck in der Wittenberger Offizin von Johannes Lufft (Baranowski 1958, S. 45).
13
Das
von
Martin Kromer
(1512/13-1589)
seit 1579 Bischof des Ermlandes errichtete Irrtum wurde in der
Epitaph bezeichnete Copernicus als „Dr. artium et medicinae". Dieser früheren Copernicus-Literatur häufig kritiklos übernommen. -
-
14
Nicodemus Frischlins (1547-1590) Verse stammen aus seiner unter dem Titel „Carmen de Astronómico Horologio Argentoratensi" erschienenen poetischen Beschreibung der astronomischen Uhr im Straßburger Münster (Frischlin 1575, Bl.Gijv). 15 Savérien geht hier von dem angeblichen Postulat einer universellen Schwerkraft durch Copernicus aus, ohne die entsprechende Stelle in „De revolutionibus" (Lib.l, Cap.9; NCG, Bd.II, S. 17, Z. 1-8) kritisch und im Kontext von Kap. 8 zu interpretieren; s. dazu auch die Anmerkungen von C. L. Menzzer (Copernicus 1879, Anhang, S.8, Anm. 21).
Nr. 34
1776 Autor: Johann Gottfried Herder
Orig.: Der || Teutsche Merkur || vom || Jahr 1776. || Ihro R6misch=Kayserlichen Majestät ¡| zugeeignet.|| [Titelvignette] || Mit Königl. Preuß. und Churfûrstl. Brandenburg. || gnäd. Privilegio.y Viertes Vierteljahr.|| Weimar. Ed.: Herder, J. G.: Johann Gottfried von Herders Sämmtliche Werke zur Philosophie und Geschichte, Hrsg. J. v. Müller, Bd. 15, 1829, S.66ÍF.; Herder, J. G.: Herders sämmtliche Werke, Hrsg. B. Suphan, Bd. 9, 1893, S. 505-512; Nieco o zyciu Mikolaja Kopernika. In: Johann Gottfried Herder. Wybor pism, Hrsg. Tadeusz Namowicz, Wroclaw 1988, S. 497-499 (poln. Übers, eines Auszugs). Reg.: Baranowski, H.: Bibliografía Kopernikowska, 1958, S.86, Nr. 299; Herder-Bibliographie. Hrsg. G. Günther, A. A. Volgina u. a., Berlin 1978, S. 166, Nr. 920; Starnes, Th. C: Der Teutsche Merkur. Ein Repertorium. Sigmaringen 1994, S. 175, Nr. 693.
34. Herder
(1776)
293
Der Theologe, Philosoph, Kunsttheoretiker und Dichter Johann Gottfried Herder (1744-1803) wurde als Sohn des pietistischen Kantors und Lehrers Gottfried Herder (1681-1750) im ostpreußischen Mohrungen [heute: Morqg] bei Allenstein geboren. Herder studierte seit 1762 an der Universität Königsberg Theologie und Philosophie. Er begeisterte sich für die Vorlesungen seines Lehrers Immanuel Kant (1724-1804) und widmete sich auch astronomischen und geographischen Studien. Schon im Herbst 1764 konnte der hochbegabte Herder seine akademischen Studien abschließen und erhielt eine Stelle als Kollaborator an der Rigaer Domschule. Im folgenden Jahr wurde er dort als Lehrer und Prediger angestellt. Nach verschiedenen Studienreisen und Anstellungen in Paris, Hamburg, Eutin und Bückeburg erhielt Herder 1776 durch Herzog Karl August v. Sachsen-Weimar-Eisenach (1757-1828) eine Berufung als Hofprediger und Generalsuperintendent nach Weimar. Dort entwickelte sich bald eine freundschaftliche, aber immer von einer gewissen Distanz geprägte Beziehung zu Christoph Martin Wieland (1733-1813). In der von Wieland begründeten und von 1774 bis 1789 in Weimar herausgegebenen literarischen Zeitschrift „Teutscher Merkur" erschien 1776 Herders Aufsatz „Hütten". In diesem Aufsatz stellte Herder „Deutschlands Demosthenes", der sich „patriotisch der Ehre, Freiheit und Aufklärung" des Volkes annahm, dem Schöngeist Erasmus von Rotterdam gegenüber und provozierte damit einen kritischen Kommentar Wielands, der von einem Historiker das distanzierte Schweben über der Geschichte und den Parteien forderte und den „Partheygeist" von Herders Geschichtsdarstellung verurteilte (W. Schellhas, NDB, Bd. 8,
Anmerkung:
S.599).
Im gleichen Jahr publizierte Herder auch eine Copernicus-Biographie im „Teutschen Merkur". Der konkrete Anlaß für diesen anonym erschienenen biographischen Aufsatz ließ sich bisher nicht ermitteln, wir dürfen aber davon ausgehen, daß Herder die copernicanische Kosmologie schon durch seine astronomischen Studien in Königsberg vertraut war. Georg Christoph Lichtenberg benutzte in den Studien zu seiner eigenen Copernicus-Biographie (Lichtenberg 1800) auch den biographischen Essay Herders, ohne allerdings dessen Autor zu nennen (Neumann 2000, S. 12). Da Herders Text bereits in der ersten Gesamtausgabe der „Sämmtlichen Werke zur Philosophie und Geschichte" enthalten war (Herder 1829, Bd. 15, S.66ff.), bestand schon im 19. Jh. kein Zweifel über die Autorschaft Herders (s. a. Herder-Bibliographie 1978, S.166, Nr. 920; Starnes 1994, S. 175, Nr. 693). Nur von Baranowski (Baranowski 1958, S. 86, Nr. 299) wurde der Text irrtümlich Wieland zugeschrieben.
294
Copernicus: Biographia Copernicana
(S.169)
VII. Etwas von Nikolaus Kopernikus Leben, zu seinem Bilde. Der Erfinder des neuen Weltsystems, Kopernikus, hat größer Glück gehabt, als der Erfinder des neuen Welttheils, Columbus. Das Verdienst dieses wurde schon 5 bey Lebzeiten unterdrückt und verdrungen; der Ruhm Jenes gieng erst nach seinem Tode recht auf, und die größten Männer der Nachkommenschaft bauten ihre Unsterblichkeit nur auf die Seine. Am Himmel haben überhaupt mehr würdige Namen neben einander Platz als im Koth und Gewühl der Erde. (S. 170) Dabey kam Kopernikus zu seiner Monarchie unter den Sternen (die größte, die je 10 ein menschlicher Name umfaßte) nur von Gottes Gnaden, durch Erbschaft und Zueignung, durch Besitznehmung einer alten abgestorbnen Meynung. Schon die Aegypter waren drauf gekommen, den Merkur und die Venus um die Sonne wandern zu lassen: Apollonius Pergäus nahm mit Mars, Jupiter und Saturn eben die Fahrt vor. Die Erde selbst war durch Pythagoras schon vom Mittelpunkt der 15 Welt gestoßen, und Philolaus, sein Jünger, ließ sie recht deutlich und eigentlich um die Sonne wandern. Alle Stückwerke der Kopernikanischen Meynung waren also schon alt: er selbst leugnete es nicht, daß er eben auf diesen Trümmern zu seinem Gebäude gekommen. Er aber war der Mann von Kraft, ders baute; der dem allgemeinen Vorurtheil entgegen, eine todte Meynung wieder erweckte, 20 und, so viel seine Zeit zuließ, mit Grund und Bemerkungen in die Welt führte. Der Folgezeit kams zu, seinen halbgeweissagten Sonnenplan zu bewähren oder zu zerstören; sie hat ihn bisher bewähret, und ob ein neuer Kopernikus möglich sey? muß erst eine neue größere Folgezeit lehren. Doch wir reden hier nicht von Revolutionen des Himmels, sondern des mensch25 liehen Geistes. Wir wollen bey Kopernikus Bilde dem Leser etwas vom Manne sagen. (S. 171) Nikolaus Kopernikus ward in einem Lande gebohren, das fast für eine literarische Wüste gilt, zu Thorn in Preussen, den 19. Febr. 1473; und ward in einem Lande erzogen, das fast noch mehr dafür gilt, zu Krakau in Pohlen, wo er in der Nacheiferung mit Mitschülern der Mathematik schon alle die Funken 30 fühlte, die ihm keine Ruhe Hessen, ihn im 23sten Jahr nach Italien trieben und den künftigen Kopernikus weckten. Insonderheit reizte ihn der Name Regiomontans, der damals Fackel der Welt war: er legte sich auf Perspektiv und Malerey, weil er sie zu seiner Reise und zu seinem Beruf einst nöthig ahndete: er erschien in Italien, und war bald so berühmt, als Regiomontan selbst. In Bologna war er bey 35 Dominikus Maria, dem damals berühmtesten Lehrer der Mathematik, wie man will, Lehrling und Mitarbeiter: ihm behagte die Meynung dieses Beobachters von der veränderlichen Weltaxe, die man damals mehr ahndete als wüste, und gab ihm vielleicht zu seinem künftigen großen Weltenbau Aufflug. Zu Anfang des 16ten Jahrhunderts war er zu Rom, als Lehrer der Mathematik im Glänze; er kehrte 40 in sein Vaterland zurück und da er nun durch seiner Mutter Bruder Domherr zu
34. Herder
(1776)
295
in Preussen ward, so bekam er Zeit gnug, seine horas fortzusetzen unter Linien, Zahlen und Sternen. (S. 172) Hypothesen sind Träume und bey jedem Traume, sey er himmlisch oder irrdisch, sey er durch die schwarze oder weiße Pforte zu uns geschlüpft, bleibts 45 für den Menschensinn die bildendste Kenntniß, zu wissen, wie er ward? wie sein Finder oder Dichter dazu gekommen? Kopernikus kam leicht auf den seinen; aber sein Verdienst war, daß er ihn ergriff, ihn hinaus zu träumen wagte, ihn wachend mit so viel Bemerkungen und Rückerinnerungen unterstützte, als seine Zeit, seine Lage, seine Gegend ihm verschafte.
Frauenburg
50
Zeichnungsgefühl nemlich, sein Sinn für Symmetrie und der Finger Gottes, der ihm das Weltall wies.
Verhältniß
zum
Ganzen
war
Unter allen homocentrischen Cirkeln, mit denen seine Vorgänger gebauet hatten, fand er so wenig Ordnung, Grund, Aufschluß. Martianus Kapella mit seinen Aegyptern, und Apollonius zeigten ihm Stückwerke, woraus was bessers werden 55 könnte: Pythagoras und Philolaus trafen näher, und nun schien Ordnung. „Soll, sagte er, das Weltgebäude ein Riß seyn, wo Hand, Fuß, Auge, Haupt, Herz, alle Glieder, zwar einzeln, jedes für sich genommen, schön und hold sind, alle zusammengesetzt aber ein Ungeheuer, kein Ganzes, kein Körper? Wer zeichnet, welcher Baumeister entwirft (S. 173) so? Und Gott unter Sonn und Erden soll 60 also entworfen haben?" Auf dem Wege dieser Malerey giengen seine Gedanken in Bemerkungen (so viel er ohne Fernglas bemerken konnte) Zusammenhaltung, Rechnung fort: vieles mußte er weissagen, was er nicht sehen konnte; überall aber ward Ordnung, Grund und Zweck, aus Einem Alles zu begreifen, kurz ein Weltall. So bauete Kopernikus: Kepler und Newton bauten ihm nach. Seine Skizze ward 65 ihnen Poem, eine Philosophie des Weltsystems mit Grund, Maas und Verhältniß. Zu den größten Entdeckungen also, die wir dafür halten, winkte Einbildung, Malerey, Poesie herauf und hielt die Leiter. Nur wollte ich nicht, daß jemand diesen Gang des Geistes in Kopernikus und Consorten für das fliegende Jucken der Phantasie hielte, das Neuerer, Jünglinge 70 und Klüglinge fühlen. Kopernikus war ein Mann, in seiner Wissenschaft erfahren, auch in seiner Domherrn=Stille Beobachter, Prüfer, Arbeiter. Er verbesserte die Ptolomäische und Alphonsische Tafeln, machte sich Instrumente, so gut er konnte: sein Buch war 1530.1 (ein langer Zeitraum seit seiner Reise nach Italien!) fertig, und noch 1534. mahnte ihn der Kardinal Schomberg, von Kapua aus, 75 darum umsonst.2 Im Jahr 1539. verließ der berühmte Rheticus, Professor der Mathematik in (S. 174) Wittenberg seine Stelle und wallfahrtete zu ihm, als Schüler eines Weisen, der Pythagoras Meynung lehrte und sie auch wie Pythagoras lehren wollte, lebendig, mündlich. Der eingeweihete Lehrling ward bald vom Geiste seines Lehrers voll, daß er überall Kopernikus predigte; noch aber gab dieser ihm
296
Copernicus: Biographia Copernicana
einen kleinen Theil desselben, den Traktakt von Triangeln3, zum Druck mit: das Werk selbst übergab er erst Jahre nachher, auf fortwährendes Ansuchen, seinem Bischof4, und das erste gedruckte Exemplar kam 1543, wenige Stunden vor seinem Tode an, wo ers ansehen aber nicht mehr lesen konnte. So eigentlich war seine Hypothese nicht pruritus, sondern Werk 85 seines Lebens.
80
sein Werk nicht
selbst, sondern
nur
Es scheint nicht, daß Kopernikus aus Furcht so lange gesäumet. Er stand bey seiner Kirche in grossem Ruf, so daß die Väter des Lateranischen Conciliums in der Kalendersache schon 1516 ihn in seinem Sarmatien schriftlich auff suchten und fragten.5 Bischof und Kardinäle waren auf seiner Seite, und plagten ihn, da 90 seine Hypothese, der Sage nach, längst umhergieng, um den Beweiß derselben, sein Werk. Auch weiß jedermann, wie freyer das Jahrhundert Leons und seiner Nachfolger6 vor dem Zeitalter war, in dem Galiläi7 litt. Kopernikus hatte das Herz, sein Werk dem Pabst Paul III. selbst zuzueignen, und sein Bischof war 95
100
Druckbesorger. (S. 175) Amtsgenoßen und Landsleute ehrten ihn lebend und nach dem Tode, vielleicht um so mehr, als weniger sie ihn beurtheilen konnten; Lobschriften und Epitaphien um sein Grab her, und aus dem Rümpfen der Unwissenden, machte sich Kopernikus so wenig, daß er den Spruch jenes Alten oft wiederholte: nunquam volui populo placeré; nam quœ ego scio, non probat populus, quae probat populus, ego nescio. Als ein Schulmeister in Elbing8 von seinen Feinden (denn welcher große Mann hat nicht seine Feinde?) dazu gedinget war, seine Hypothese durch eine Farce lächerlich zu machen, war er, wie Sokrates bey Aristophanes Schauspiel, in sich gehüllt und ruhig.
Auch wars nicht kleinfügige Kritteley, der lobor improbus, innerhalb zehn Jahren, 105 hülfs Gott! noch etwas am Zeh und am Nagel des Zehs ändern zu können, das so lange sein Werk säumte. Der Kleinkrämerey war er von Herzen gram: „er wollte, sagt Rheticus, sein vertrauter Kenner, nie zu viel untersuchen, zu fein theilen. Aus Bedacht und nicht aus Träge, nicht aus Ueberdruß am Arbeiten, hütete er sich vor dem zu Kleinen und Subtilen, das andre affektiren, aus Furcht, daß es 110 ihm wie jenem beym Aesop gienge, der einen verlohrnen Ochsen zurückführen sollte, dabey Vögel fangen wollte, und weder Vogel noch Ochsen bekam. Wenn ich oft zu tief forschen, zu fein untersuchen (S. 176) wollte, zog mich der Edle mit sanftem Arm: aufzuhören, mein Freund! muß man auch wissen!" und auch hierinn liegt Kopernikus Gepräge. Wer ein Maas von Wichtigkeit, wer ein Weltall 115 in der Seele trägt, dem wird ohnmöglich jedes Kümmel= und Staubkorn ewige Welt der Beschäfttigung seyn können. —
Was also Kopernikus allein so ganz und lange in sich hielt, war, was wir auch in seinem Gesicht lesen, die unbefangne Ruhe, das jugendliche Vorsichblicken ohn'
34. Herder
(1776)
297
Anmaaßung
und Prätensionen, verbunden mit der Stärke, mit der Haltbarkeit auf sich selbst, die die Gestalt des edlen Sarmaten weiset. Man siehet, der Mann blickt rein aus sich heraus; er ist vermögend Etourderien zu begehen, (und seine Hypothese war die größte Etourderie, die ein Sterblicher, ein Geistlicher zumal, zu seiner Zeit begehen konnte) das kümmert ihn aber nicht. Er hat die Hypothese für sich und für den, der sie will; die Erde ist so wenig der Mittelpunkt seines Daseyns, 125 als seines Weltgebäudes. Gerade der war auch Kopernikus in seinem Seyn und Wesen. Ein treuer Domherr, ein gutmüthiger edler Arzt aller Kranken, denen er wie Gott Aesculap diente, und die ihn auch für Gott Aesculap hielten9; ausserdem der stille Denker und Baumeister des Himmels, dessen Riß ihm in Unbefangenheit und Ruhe hinter seiner Stirn (S. 177) wohnet. Wenn sein Kapitel ihm Geschaffte 130 anvertraute, focht er sie gegen Teutsche Herren und Schwertritter so gerade und recht aus, als ob diese keine Teutsche Herren und Schwertritter wären. Und wenn er, bey damaliger Verwirrung für Polen und Preußen den Münzfuß in Ordnung zu bringen hatte, so war er so ganz in der Münze, wie sein Nachfolger Newton. Nach seinem System war Schwere die Eigenschaft der Körper, die abzweckte, sie zum 135 Eins, zum Ganzen in sich selbst zu machen; vielleicht ists eben so die göttliche Eigenschaft eines Geistes, daß er, totus und ingenuus, bey jedem Geschäft in sich wohne, und nicht in Rauch zerfliege. 120
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150
155
Wie in diesem, so in mehr Stücken des Lebens sind Kopernikus und sein edler Landsmann und Nacheiferer Hevelius (Hevelke) Brüder.10 Auch er wohnte so sanft und innig in sich, daß, als seine königliche Bibliothek, Warte, Instrumentenkammer, vorzüglich aber seine und Keplers unersetzliche Manuscripte im Rauch aufgiengen, er herrlich in sich selbst blieb. Wie Kopernikus, so erwachte Hevel auf seiner ersten Reise ausserhalb Preussen, und wie jener so fand sich dieser zufrieden in sein Sarmatien zurück. Was jenem die Malerey war, war diesem das Kupferstechen. Jener ein Baumeister des Weltsystems, dieser der Kolumbus des Mondes, wo er Länder und Königreiche entdeckte, nannte, vertheilte, zwar nicht (S. 178) so glücklich war, als Kopernikus, daß seine Namen in Gebrauch kamen, mit ihm aber ein edler Duumvir seines Vaterlands, mit ihm und Kepler ein ewiges Triumvirat der Astronomie für Teutschland. Wenn das Mechanische in Kopernikus Buch durch sorgfältigere, feinere Beobachtungen unnütz gemacht worden: so wird sein Geist, der ohne Ferngläser gen Himmel sah, und was zwey Jahrhunderte bestätigt und entwickelt haben weissagte, immer ein Name der Unsterblichkeit bleiben. Er stand in der Wüste, ohne Vorgänger und Hülfsmittel, und vielleicht war diese Leere ringsumher dem großen Geschöpf Gottes nothwendig. Da hatte seine Seele Raum, die Wurzel des Baums ward nicht von kleinen Gesträuchen entsogen: der kühne Sarmate trat (wie Tycho und mehrere ihn nannten) als ein Himmelsstürmer auf und vollendete als Himmelsordner. Es
gehörte
Zeit
dazu,
daß seine
Meynung durchdrang. Tycho selbst,
dem
an
ge-
298
Copernicus: Biographia Copernicana
Bemerkungen die Astronomie ungleich mehr schuldig ist als dem Kopernikus: Tycho, der über Neid und Nebenbuhlerey erhaben, die schlechten Instrumente Kopernikus mit einer Begeisterung empfieng, die in Verse quoll und das Bildniß desselben, von ihm selbst gemacht, unter den Bildern seiner Größten vor sich hatte und ehrte; Tycho suchte doch für sein oder für Andrer schwaches Gewissen ein drittes System, wo(S. 179)bey die Erde stünde. Galiläi ward ein Märtrer von Kopernikus Lehre, und Boullieu11 mußte hundert Jahr nachher den alten Philolaus wieder hervorsuchen, um nur den Namen Kopernikus zu vermeiden. Jetzt würde ausgelacht werden, wer an Kopernikus nicht glaubte so wechseln die Zeiten. nauen
160
165
-
Bekanntlich hat Gaßendi sein Leben geschrieben, so billig, Sachverständig und fein, als das Leben Tycho's, Peurbachs, Peirescius12 und Regiomontanus. In Poh170 len oder Westpreussen sind vielleicht noch Reliquien oder Briefe des stillen Mannes, die bekannt zu werden verdienen. Das einige Werk, das er geschrieben und nicht gelesen, das Werk, das solche Revolution im Weltbau gemacht hat, heißt: Nie. Copernici de revolutionibus orbium coelestium Libri VI. Norimberg. 1543. Sein Bildniß ist aus Boißard13, aus dem auch Gaßendi das Seine genommen, der 7 75 schon Frischlins14 Verse mit Recht darauf angewandt hat:
similem, similemque docenti adspiceres, qualis fuerat, cum sidera jussit et coelum constare loco, terramque rotari Illum scrutanti
finxit et in medio mundi Titana locauit. 180
Ich weiß nicht, ob es dem Strasburgischen gleich ist, das Bernegger15 aus Preussen kommen ließ? noch ob das von Kopernikus selbst für Tycho gemahlte irgendwo existiré?
Übersetzung: (S.179)
Dem Forscher gleich und gleichend dem Lehrer erblickst du ihn, was er beides war, als er den Sternen gebot und dem Himmel, stillzustehen, und die Erde sich drehen hieß und in die Mitte der Welt den Sproß der Titanen stellte.
1
Die Behauptung, daß Copernicus' Hauptwerk bereits im Jahr 1530 abgeschlossen gewesen sei, läßt sich durch keinen Hinweis in den Quellen verifizieren. Dieselbe Behauptung findet sich auch in den Copernicus-Biographien von Lorenzo Crasso (s. Nr. 16 [Crasso]) und Abraham Gotthelf Kästner (s. Nr. 37 [Kästner]). 2 Bei dieser „Mahnung" handelt es sich um den am 1.11.1536 in Rom datierten Brief des Kardinals Nicolaus von Schönberg (1472-1537) an Copernicus (s.NCG, Bd.VI/1, Nr. 101, S. 196-
198).
35.
Boguslawski (1788)
299
3
Die Abhandlung „De lateribus et angulis triangulorum", die als Kapitel XIII und XIV im 1. Buch von „De revolutionibus" enthalten ist, erschien 1542 (Copernicus 1542) auf Betreiben von Rheticus als separater Druck in der Wittenberger Offizin von Johannes Lufft (Baranowski
1958, S.45).
4
Johannes Dantiscus
(1485-1548),
der seit 1537 als ermländischer Bischof in
Heilsberg
resi-
dierte, wurde zwar in Briefen von gelehrten Freunden wiederholt nach dem Stand der Arbeiten an Copernicus' Hauptwerk gefragt (vgl. z.B. den Brief von Rainer Gemma Frisius an Dantiscus vom 7.4.1543, NCG, Bd.VI/1, Nr. 189, S.351-353), hat aber an dessen Publikation keinerlei
Anteil. 5 Herder bezieht sich hier auf einen Brief, den der mit der Vorbereitung einer Kalenderreform beschäftigte Bischof von Fossombrone, Paul von Middelburg (1455-1534), im Jahr 1513 an Copernicus geschickt hatte (s.NCG, Bd.VI/1, Nr. 5, S. 10-11). 6 Gemeint ist Leo X. (1475-1521), der 1513 zum Papst gewählt wurde. Von seinen Nachfolgern ist hinsichtlich der copernicanischen Kosmologie vor allem Paul III. (1468-1549, Papst seit 1534) von Interesse, dem Copernicus sein Hauptwerk widmete. 7 Herder befindet sich hier ganz im Einklang mit der vorherrschenden Meinung im Zeitalter der Aufklärung, die Galilei als einen „Märtyrer" der copernicanischen Lehre betrachtete. 8 Der „Elbinger Schulmeister" war Wilhelm Gnapheus (1493-1568), der Copernicus und sein Werk zum Elbinger Karnevalsumzug von 1531 in der burlesken Komödie „Morosophus" verspottet hatte (s. NCG, Bd. VI/1, Nr. 73-76, S. 152-160 u. NCG, Bd. VI/2, Nr. 202, S. 310-311). 9 s. Nr. 14 [Gassendi], S. 153, Anm. 81. 10 Der „Landsmann und Nacheiferer" ist der Danziger Ratsherr und Astronom Johannes Hevelius (1611-1687), der sich im Unterschied zu Copernicus vor allem als beobachtender Astronom auszeichnete. 11 Gemeint ist der französische Astronom Ismael Boulliau (1605-1694), der zeitweilig gegen Kepler polemisierte und 1645 in Paris eine „Astronomía philolaica" veröffentlichte (Boulliau
1645).
12
Im Unterschied
den anderen genannten Gelehrten
war Nicolas Claude Fabri de Peiresc ein Naturhistoriker. Die Vorlage des auf dem Frontispiz des „Teutschen Merkurs" gedruckten Copernicus-Porträts (Porträt-Nr. P 10) stammt aus Jean Jacques Boissards (1528-1602) „Icones quinqvaginta virorvm illustrium doctrina k eruditione praestantium ad vivum effictae [...]" (Frankfurt/M.: Théodore de Bry, 1597; s.Nr.5 [Boissard]). 14 Die Copernicus-Verse des Dichters und Humanisten Nikodemus Frischlin (1547-1590) wurden bereits 1587 von Nicolaus Reusner (s. Nr. 3 [Reusner]) und danach von vielen anderen Copernicus-Biographen zitiert. 15 s. Nr. 14 [Gassendi], S. 152, Anm. 73. zu
kein Astronom und Mathematiker, sondern (1580-1637) 13
Nr. 35 1788 Autor: Jözef
Konstantyn Boguslawski
Orig.: ZYCIA || SLAWNYCH || POLAKOW || KROTKO ZEBRANE.|| TOM I.\\ Quidni ego Magnorum Virorum immagines || habeam incitamenta animi! vitae Magno-||rum Virorum instructio est Hominum.|| Seneca. \\ [Druckerzeichen] || w WARSZAWIE || w Drukarni Nadworney J. K. Mci i Prze-||swiçtney Kommissyi Edukacyi Narodowey,|| Roku 1788. ...
300
Copernicus: Biographia Copernicana
[Übers.: Das Leben berühmter Polen kurz zusammengefaßt In Warschau in der Hofdruckerei Ihrer Hoheit und der Heiligen Kommission der nationalen Bildung im Jahr 1788.] ...
Ed.: Boguslawski, J. K.: Zycia slawnych Polaków krótko zebrane. Wilna (2., unveränderte Auflage). Reg.: Baranowski, H.: Bibliografía Kopernikowska, 1958, S.86, Nr. 301.
1814, Bd. 2, S. 15-20
Anmerkung: Jözef Konstantyn Boguslawski (1754-1817) erhielt eine gründliche Elementarausbildung in der Schule des Piaristenklosters von Zloczöw, die er seit 1764 besuchte. Anschließend studierte er in Warschau und Krakau Theologie und Jura. Nach einer Tätigkeit als Lehrer an der Klosterschule von Medzyrzece un-
terrichtete er am Warschauer Konvikt Natur- und Völkerrecht. Am 19. Mai 1788 wurde Boguslawski, der schon in Zloczöw die niederen Weihen empfangen hatte, in Wilna zum Doktor der Theologie promoviert. Ein Jahr später, am 1. Oktober 1789, erhielt er dort den Lehrstuhl für Moraltheologie und 1796 den Lehrstuhl für Dogmatik. Wegen seines schlechten Gesundheitszustandes wurde er im Sommer 1803 emeritiert, nahm aber weiterhin verschiedene Ämter an der Hochschule wahr. Aufgrund seiner vielfältigen wissenschaftlichen und pädagogischen Verdienste wählte man ihn 1808 zum Domherrn am Wilnaer Domkapitel. Mit seiner 1788, noch vor der 2. Polnischen Teilung erschienenen biographischen Sammlung „Zycia Slawnych Polakow" verfolgte Boguslawski ähnliche Absichten wie die zahlreichen in der ersten Hälfte des 19. Jhs. entstandenen Würdigungen großer polnischer Gelehrter und Schriftsteller. Eine zweite Auflage mit einer unveränderten Copernicus-Biographie erschien 1814 in Wilna bereits nach den polnischen Teilungen. In erster Linie sollte durch die Berufung auf große polnische Persönlichkeiten der Vergangenheit das nationale Selbstbewußtsein gestärkt werden. Die Genauigkeit der berichteten biographischen Facta stand dabei nicht immer im Vordergrund. Außerdem besaß Boguslawski nur rudimentäre Kenntnisse der Naturwissenschaften, so daß seine biographische Skizze von Copernicus auch aus diesem Grund sehr fragmentarisch ausfallen mußte. Die Anmerkungen der nachfolgenden Edition beschränken sich auf die Korrektur offenkundiger faktischer Fehler.
(S.48)
MIKOLAY
KOPERNIK Kanonik Warminski 5
Mikolay Kopernik Kanonik Warmiriski urodzilsie w Toruniu 19. Lutego Roku 1472. Wedlug Gassenda, Oyciec iego nazywal sie takze Mikolay. Matka zas z zac-
35.
Boguslawski (1788)
301
Torunskiey (S.49) byla Siostra. Lukasza Wasselrodta, ktöry potym na Katedrze Warmihskiey siedzial. Uczyl sie naprzöd w Toruniu, potym w Akademii Krakowskiey, gdzie Filozofii i Lekarskiey Nauki sluchal, z których Doktorem zostal. Naywiecey cwiczyl sie w Astronomii i innych Matematyki czesciach, do czego mial sklonnosc przyrodzon^. Umial tez nieco Malarstwa, czego dal dowöd, wymalowawszy siebie na zwierciedle. We dwudziestem trzecim Roku wieku swego poiechal doWloch sluchac slawnego na öw czas Astronoma Dominika Maryi z Ferrans. W krötce tak postajùl z nauki swego Mistrza, iz zostal iego towarzyszem. Wybral sie potym do Rzymu, gdzie go dla wielkiey bieglosci röwnano z zawolanym Matematykiem Janem Millerem nazwanym Regio-montanus. Uczyl tam Matematyki zwielka. slawa i pozytkiem. Za powrotem do Oyczyzny Wuy iego Wasselrodt Biskup Warmiriski dal mu Kanonie teyze Katedry. Na tym urzedzie caly sie wylal na Nauki i czynienie dosyc (S. 50) powinnosci Kanoniczey. Jako Kaplan sluzyl bliznim i Kosciolowi, iako Lekarz ratowal ubostwo, iako Astronom czynil ustawiczne obserwacye obrotöw Niebieskich. Odrzuciwszy Systema Ptolomeusza iako mniey zgodne z prawda., obral sobie Pitagora, ktöry kladl Slonce w posrzodku Swiata, i zdanie iego za grünt nauki swoiey zalozyl. Z Niceta i Heraklidem utrzymywal obrot ziemi globny, iuz kolo osi wlasney, iuz codzienny i roczny wedlug Filolausza. Policzyl Ziemie miedzy Planety, i Sloñce za centrum onych postanowil. Ulozywszy tak Niebo oglosil swa. nauke, ktöra w grubych owych wiekach röwna. znalazla, iak potym slawnego Galileusza naganç i censure. Atoli uczeni ludzie i dalecy od wszelkiego uprzedzenia, dota/i ieszcze nauke iego nowemi uwagami obiasniai^, i ugruntowana. po wszystkich Akademiach z powszechna zaleta. utrzymuiaj. Umarl Kopernik dwudziestego czwartego Maia, Roku 1543, wieku swego 71. Przed smiercia. dzielo swoie dedykowal Papiezowi, pogrzebiony w Kosciele Katedralnym (S.51) Warminskim, gdzie dota.d widziec iego nagrobek. Piotr Gassendi pisal zycie Kopernika wespöl z Tychonem Brache röwnie zawolanym takze Astronomem. ney Familii
10
15
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30
Übersetzung: (S.48) Nicolaus Copernicus Ermländischer Domherr Nicolaus Copernicus, der ermländische Domherr, wurde in Thorn am 19. Februar 1472 geboren.1 Gassendi zufolge hieß sein Vater auch Nicolaus. Die Mutter dagegen, aus einer ehrbaren Thorner Familie stammend, war die Schwester von Lukas Watzenrode, der später die ermländische Kathedra innehatte. Er [Copernicus] lernte zuerst in Thorn, dann an der Krakauer Universität, wo er Philosophie und Medizin studierte. In diesen [Fächern] ist er Doktor geworden.2 Am meisten beschäftigte er sich mit Astronomie und anderen Bereichen der Mathematik, wozu er eine angeborene Neigung besaß. Er konnte auch einiges in der Malerei, wofür er
Copernicus: Biographia Copernicana
302
den Beweis erbrachte, indem er sich selbst im Spiegel malte. Im dreiundzwanzigsten Jahr seines Lebens ist er nach Italien gereist, um dort den damals berühmten Astronomen Dominicus Maria3 aus Ferrara zu hören. Bald folgte er so sehr den Wissenschaften seines Meisters nach, daß er sein Schüler wurde. Er ist dann nach Rom gegangen, wo man ihn wegen seiner großen Gewandtheit mit dem ausgezeichneten Mathematiker Johannes Müller, genannt Regiomontan, verglichen hat. Zu [seinem] großen Ruhm und zum [allgemeinen] Nutzen hat er dort Mathematik unterrichtet. Nach der Rückkehr in die Heimat vermittelte ihm sein Onkel Watzenrode, der ermländische Bischof, das Kanonikat am hiesigen Dom.4 In diesem Dienst hat er sich völlig den Wissenschaften und den kanonischen Pflichten ergeben. Als Priester diente er den Nächsten und der Kirche, als Arzt heilte er die Armen, als Astronom beobachtete er stets die Bewegungen der Himmelskörper. Nachdem er das Ptolemaeische System als weniger mit der Wahrheit übereinstimmend abgelehnt hatte, wählte er den Pythagoras, der die Sonne in die Mitte der Welt gestellt hatte, und dessen Überzeugung als Grundlage seiner Lehre. Mit Hiketas und Herakleides war er überzeugt von der täglichen Erdbewegung um die eigene Achse sowie einer jährlichen Bewegung nach Philolaos. Er zählte die Erde zu den Planeten und machte die Sonne zu deren Zentrum. Nachdem er den Himmel so geordnet hatte, machte er seine Theorie bekannt, die in diesen „dunklen" Jahrhunderten auf den gleichen Tadel und die gleiche Rüge gestoßen ist wie später Galileo. Doch Gelehrte, die weit von irgendeinem Vorurteil entfernt sind, erklären noch bis heute seine Lehre, die an allen Universitäten etabliert ist, mit neuen Kommentaren zum allgemeinen Vorteil. Gestorben ist Copernicus am 24. Mai 1543 in seinem 71. Lebensjahr. Vor dem Tod hat er sein Werk dem Papst gewidmet. Beerdigt wurde er im ermländischen Dom, wo man bis heute sein Grabmal sehen kann.5 Pierre Gassendi beschrieb das Leben von Copernicus zusammen mit dem von Tycho Brahe, dem ebenso hervorragenden Astronomen. -
-
1
Aufzeichnungen
von Caspar Peucer und Pirmin Gasser zeigen, war der richtige Geder 19. Februar 1473, durchaus schon im 16. Jh. bekannt (s.NCG, burtstag Copernicus, S. Bd.VI/2, Nr. 16, 18-21). Allerdings nahmen auch noch Autoren wie Gassendi, auf den sich wahrscheinlich stützt, den 19. Februar 1472 als Geburtsdatum an. Boguslawski 2 Copernicus hat nicht in Krakau Medizin studiert, wie Boguslawski irrtümlich behauptet, sondern erst während seines zweiten Italienaufenthaltes von 1501-1503 an der Universität Padua. Zum Doktor des Kirchenrechtes und nicht der Medizin wurde er am 31. Mai 1503 an der Universität Ferrara promoviert (s.NCG, Bd.VI/2, Nr.40, S.62). 3 Copernicus wurde nicht erst nach seiner Rückkehr aus Italien Domherr in Frauenburg, sondern er erhielt das ermländische Kanonikat auf Betreiben seines Onkels Lukas Watzenrode schon 1495 (s. NCG, Bd. VI/2, Nr. 26, S. 30). 4 Dominicus Maria di Novara (1454-1504), der aus Ferrara stammte, lehrte Mathematik und Astronomie in Ferrara, Rom und Perugia (Casati 1929, S. 55). 1483 wurde er auf den Lehrstuhl für Astronomie in Bologna berufen, wo ihn Copernicus, der seit Ende 1496 an der juristischen Fakultät von Bologna eingeschrieben war, kennenlernte (s.NCG, Bd.VI/2, Nr. 30, S. 36-39).
Wie die
von
-
-
36. 5
v.
Baczko
(1796)
303
1543 im Dom von Frauenburg begraben. Sein Grabmal war dort allerdings nur ein Epitaph, das erst der ermländische Bischof Martin Kromer sondern sehen, im Jahr 1581 im Dom errichten ließ, ohne damit genau die Stelle zu bezeich(1512/13-1589) an der nen, Copernicus beigesetzt wurde. Das von dem ermländischen Bischof Martin Kromer errichtete Epitaph bezeichnete Copernicus als „Dr. artium et medicinae". Dieser Irrtum wurde in der früheren Copernicus-Literatur häufig kritiklos übernommen.
Copernicus wurde
nicht
zu
Nr. 36 1796 Autor:
Ludwig v.
Baczko
Orig.: Nikolaus Copernikus. [In:] Kleine || Schriften || aus dem Gebiete || der || Geschichte und der Staatswissenschaften,|| von || Ludwig von Baczko.|| Erstes Bândchen.|| Leipzig,|| bei Gerhard Fleischer dem Jungem.|| 1796, S. 135-151. Ein geringfügig abweichender Druck des Textes erschien in der Zeitschrift „Preußisches Archiv" 1791, Bd. 1, S. 576-596. -
Reg.: Baranowski,
H.:
Bibliografía Kopernikowska, 1958, S.86,
Nr. 302.
Der Historiker und Schriftsteller Ludwig v. Baczko (1756-1823) wurde als Sohn des preußischen Husarenrittmeisters Adolf v. Baczko im ostpreußischen Lyck [heute: Elk] geboren. Nach einer schwierigen Kindheit und einer wissenschaftlichen Elementarausbildung am Friedrichskolleg in Königsberg studierte er seit 1772 an der Königsberger Universität Jura. Im gleichen Jahr, in dem er sein Studium beendet hatte (1777), erblindete er nach dem vorausgegangenen Verlust der Sehfähigkeit eines Auges vollständig und wandte sich deshalb der Schriftstellerei zu (F. X. v. Wegele, ADB, Bd. 1, S. 758 u. H. Motekat, NDB, Bd. 1, S.509). Sein großer Fleiß als Autor ermöglichte ihm, die wirtschaftliche Grundlage für eine Heirat (1792) mit Magdalena Johanna Montowt zu schaffen und einen eigenen Hausstand zu begründen (Gollub, Altpreußische Biographie, Bd. 1, S. 25-26). 1799 wurde er zum Professor an der Artillerieakademie und der Divisionsschule in Königsberg ernannt. Aufgrund seiner wissenschaftlichen Verdienste wählten ihn die „Churmainzische Akademie der Wissenschaften" in Erfurt und die „Naturforschende Gesellschaft" in Danzig zum Mitglied sowie die „Gesellschaft Naturforschender Freunde" in Berlin zum Ehrenmitglied. Seine breitgefächerten Studien der Geschichte seiner ostpreußischen Heimat führten zu einer unvollendet gebliebenen „Geschichte Preußens" (Königsberg 17921800, 6 Bde.), die durchaus wissenschaftlichen Wert besitzt, der aber von akademischer und staatlicher Seite die erhoffte Anerkennung versagt blieb. Auch seine wiederholten Versuche, eine Professur an der Universität von Königsberg zu erhalten, blieben wahrscheinlich hauptsächlich wegen seines katholischen
Anmerkung:
-
Bekenntnisses meines Lebens"
-
ergebnislos. Baczkos letztes Werk, die dreibändige „Geschichte (Königsberg 1824), wurde erst nach seinem Tod veröffentlicht.
304
Copernicus: Biographia Copernicana
Eine erste Beschäftigung Baczkos mit dem Leben von Copernicus fand ihren literarischen Ausdruck in der populären, in Königsberg erscheinenden Zeitschrift „Preussisches Magazin zum Unterricht und Vergnügen" (Baczko 1783, S. 140152). In Baczkos „Geschichte Preußens" ist nur eine kurze biographische Notiz über Copernicus enthalten (Baczko 1795, Bd. 4, 10. Buch, 4. Kap., S. 128). Eine ausführliche Copernicus-Biographie, die sich im wesentlichen auf frühere preußische Biographen wie Zernecke (s. Nr. 24, 25 u. 29) und Centner (s. Nr. 32) stützt und wegen ihrer Flüchtigkeitsfehler eine literarische Gelegenheitsarbeit zu sein scheint, erschien zuerst in der Zeitschrift „Preußisches Archiv" (1791, Bd. 1, S. 576-596). Eine zweite, geringfügig veränderte Fassung dieser Biographie wurde 1796 in einer Auswahl seiner „Kleinen Schriften" publiziert. Die nachfolgende Edition folgt dieser Ausgabe.
(S.135) 14.
Nikolaus
5
10
Copernikus. Achtungswerth bleibt die Kühnheit des Mannes, der schon ein Jahrhundert früher einen Schritt wagte, um dessentwillen ein Galiläi, weil er in den astronomischen Wissenschaften Neuerungen lehrte, die dem abgestumpften Mönchsgeiste seines Zeitalters unbegreiflich waren, verketzert, seiner Freiheit beraubt, und seinen bessern Ueberzeugungen eidlich zu entsagen gezwungen wurde. Hätte folglich Copernikus nichts weiter gethan, als daß er mit jener Seelengröße, die keine Furcht kennt, seinen Ueberzeugungen getreu, eine Bahn zu betreten wagte, wodurch er Wahrheit, sey's auch mit seiner eigenen Gefahr zu verbreiten strebte, so würde er schon die (S. 136) Achtung der Zeitgenoßen und der Nachkommenschaft ver-
dienen. Wenn aber dieser Mann auch in allen übrigen Verhältnißen des Lebens seiner Pflicht und seinen Ueberzeugungen getreu blieb, überall so viel zu nützen 15 suchte, als es ihm das Maas seiner Kräfte gestattete, so verdient ers um so mehr, daß die dankbare Nachkommenschaft auch jede kleine zerstreute Nachricht von ihm auffsammle und hiedurch der Vergänglichkeit entreiße. ) [Fußnote ) auf S. 136:] Nachrichten von Copernikus enthalten Gassendi epístola ad Nicolaum Capelaeum in operib. ejus T. V. Fol. 499.x und ein Auszug daraus 20 im gelehrten Preußen, Tom 3. p. 39.2 Melchior Adami in vitis Philos, p. 156.3 Paulus Freherus in Theatro vir. erudit. p. 1447.4 Buddeus im allg. hist. Lexicon pars. I. p. 734.5 Thorn. Pope Blount in censura eel. virar, p.430.6 Magirus in Zernike thornische 237.7 818 Chronika Hartknoch altes und Eponimolog. p. p. neues Preußen p. 370-71.9 Braun vom preußischen und polnischen Münzewesen -
-
-
-
36. 25
v.
Baczko
(1796)
305
50.10 Gotscheds Gedächtnißrede auf Nie. Coper.11 Deutscher Merkur. Novbr. 1776.12 Bernoullis Reisen durch Brandenburg, Pommern, Preußen, Bd. 3. p. 18.13
p.
Zu diesem Zweck und um so viel als möglich zu zeigen, wie der Geist des großen Mannes jenen kühnen Aufflug nahm. Dazu sind diese wenigen Blätter bestimmt.
[Fortsetzung des Textes auf S. 136:]
30
Nikolaus
Copernicus ein Wundarzt
aus
Krakau, laut andern ein
Mann deutscher
Abkunft, der ohne die in seinem Zeitalter übliche la(S. 137)teinische Endung sich Copernik nannte, erhielt ums Jahr 1462. das thornische Bürgerrecht, und verheurathete sich mit Barbara, einer Schwester des nachherigen ermländischen Bischofs Lucas Watzelrodt, der auch zuweilen Waisselrodt von Allen genannt wird. Von 35 diesen Eltern wurde Nikolaus Copernikus erzeugt, am 19ten Februar 1473. in einem Eckhause unfern dem altthornischen Thore geboren, und dies Haus wird noch heutiges Tages den Fremden zu Thorn als eine der vorzügligsten Merkwürdigkeiten dieser Stadt gezeigt. Copernikus wurde von seinen Eltern den Wissenschaften, vorzüglich der Arze40 neigelartheit bestimmt, besuchte die Schule seiner Vaterstadt und bezog nachher die Akademie zu Krakau. Er that dem Willen seines Vaters genug, erlangte die Doctorwürde in der Arzeneigelartheit, diente mit seinem Rathe in der Folge seines Lebens jedem, der zu ihm bei seinen Krankheiten Zuflucht nahm, gab aber diesen Rath, so wie die Arzeneimittel, die er selbst verfertigte, unentgeldlich.14 45 Ein so uneigennütziger Mann konnte auch nicht durch äußere Umstände gezwungen werden, auf seine Lieblingsneigungen Verzicht zu thun, als daher Albrecht Brudzevius, Lehrer der Mathematik zu Krakau in ihm durch seine Vorlesungen die Liebe zu den mathematischen Wißenschaften weckte, hieng er diesen sogleich mit ganzer Seele nach.15
(S. 138) Georg
Purbach ein geborner Oesterreicher, und Johann Regiomontanus aus Königsberg in der Neumark16 gebürtig, hatten sich damals als Mathematiker allgemeine Achtung erworben, und sie waren die Muster denen Copernikus nacheiferte. Er gieng, um seine Kenntniße zu erweitern, nach Italien, und wurde zuerst Schüler, bald aber Gehülfe und Freund des Dominikus Maria aus Ferrara 55 gebürtig, der zu Bologna die Mathematik lehrte.17 Neuheit und Sonderbarkeit, die oft den abentheuerlichsten Meinungen eine Zeitlang Beifall verschaffen, hatten auch auf die sonderbare Hypothese des Dominikus von der Veränderlichkeit der Weltaxe, die allgemeine Aufmerksamkeit rege gemacht; und bei Copernikus, der darüber nachdachte, und die Meinungen seines Lehrers prüfte, erzeugte sich 60 hiedurch der erste Gedanke von der Bewegung der Erde. 50
Er wurde jetzt selbst Lehrer der Mathematik, indem er Bologna verließ, und sich nach Rom verfügte. Hier beobachtete er im Jahr 1500. eine Mondfinsterniß, und hatte sich hiedurch und durch seinen mit Beifall gegebenen Unterricht, so
Copernicus: Biographia Copernicana
306
65
70
75
80
85
90
95
erworben, daß die
im Lateran versammlete Geistlichkeit, Preußen vorher schon nach ihn, zurückgekehrt war, im Jahr 1516. in lange der Calendersache um sein Gutachten befrug. Er war indes durch seiner Mutter Bruder, den Bischof Lucas, zum Domherrn in Frauenburg ernannt, auch wie einige muthmaßen in seiner Vaterstadt Probst bei (S. 139) der St. Johannis=Kirche geworden,18 eine Stelle, deren Vergebung von dem Magistrat zu Thorn abhängt; doch war er nur selten in seiner Vaterstadt, sondern hatte Frauenburg zum Wohnorte gewählt. Den Grundsätzen seiner Kirche eifrig ergeben, beobachtete er seine Amtspflichten mit pünktlicher Genauigkeit. Die wichtige Kirchenveränderung, welche er erlebte, hatte auf seine religiöse Denkungsart keinen Einfluß; aber es giebt auch keine Spur, daß er sich ihr aus Religionshaß entgegensetzte. Ein Mann von seinem Geiste, würde wahrscheinlich auch hier mit den besten Köpfen seines Zeitalters gleichen Schritt gehalten haben, wenn ihn nicht eine Menge anderer Beschäftigungen gefesselt, und alle seine Aufmerksamkeit auf einen andern Punkt hingeleitet hätten. Seine Amtsverrichtungen, die Menschenfreundliche Hülfe, die er als Arzt den Leidenden erwies, die Bereitung der Arzeneimittel, die Verfertigung seiner mathematischen Werkzeuge, Malerei und Perspectiv, die er als Lieblingswissenschaften mit Eifer trieb, und die Anlegungen einiger Wasserleitungen nahmen ihm den größten Theil seiner Zeit hinweg.19 Zwei dieser Wasserleitungen sind noch bis auf uns gekommen; die eine, wodurch er das Wasser auf die Mühle zu Graudenz leitete, hat sich völlig erhalten; nicht so die andere, welche das Wasser der Passarge auf einen Thurm zu Frauenburg führte. Durch den Fall, welchen das Wasser von diesem Thurme erhielt, wurde es gezwungen einen steilen Berg hinan zu steigen, auf welchen die Wohnungen (S. 140) der Domherrn liegen, die hiedurch mit Wasser versorgt wurden. Die Länge der Zeit, unverzeihliche Gleichgültigkeit gegen das Werk des großen Vorgängers, und ein ungeschickter Versuch zu Wiederherstellung der Wasserleitungen haben sie zerstöhrt, nur der Thurm an den Ufern der Passarge, an dem ein dankbarer Nachkömmling eine Inschrift zu Ehren des Copernicus errichten ließ, ) hat sich bis auf unsre Zeit erhalten. [Fußnote ) auf S. 140:] Hie patiuntur aquae sursum properare coaetae Ne careat sitiens íncola Montis ope Quod natura negat, tribuit Copernicus arte Unum pro Cunctis Fama loquatur opus.
viel Aufmerksamkeit der
[Fortsetzung des Textes auf S. 140:]
der so wie Kopernikus, unaufhörlich von seiner Zeit den besten Gebrauch zu machen strebte, mußte sich die Achtung und das Vertrauen der Zeitgenoßen erwerben, daher wurde ihm ver100 schiedentlich von ermländischen Bischöfen, wenn sie aus dem Lande reisten, die Regierung des Bisthums übertragen, und nach dem Tode zweier Bischöfe wurde er bis zur Wiederbesetzung des Bisthums zum General Vicar ernannt. Gerade 79
Arzeneimittel]
Azeneimittel Baczko
Ein
95
Mann,
natura]
natum Baczko
36.
v.
Baczko
(1796)
307
diese Stelle im Jahr 1523 nach dem Tode des Fabian von Losengen, oder Merklichen Ronde (Fabianus a Losianis) bekleidete, zeigte sich die Gelegenheit, seinem Bisthume nützlich zu seyn. Die Veranlaßung dazu gab der deutsche Orden, dieser hatte schon immer die steigende Macht der Geistlichen (S. 141) in seinem Gebiete mit Unwillen ertragen, und besonders mit dem ermländischen Bischöfe manche Streitigkeiten gehabt, die in Feindschaft ausarteten, als Carl IV. den ermländischen Bischof zum Reichsfürsten ernannte, und hiedurch dem Einfluß des Ordens beinahe völlig entzog.20 Die Unruhen der Stände verbanden zwar wieder den Orden und den Bischof, der es immer für zuträglicher hielt, die Macht und die Nachbarschaft eines aristokratischen Ordens zu dulden, als von den empörten Unterthanen seines eignen Landes abhängig zu werden; aber dieser Grund zur Eintracht war verschwunden, seitdem sich der Bischof nebst einem großen Theil Preußens der polnischen Oberherrschaft unterworfen hatte. Der Orden suchte seine so sehr verminderte Grenzen wieder in etwas zu erweitern, hatte verschiedene Besitzungen des ermländischen Bisthums wieder an sich gebracht, wünschte diese zu behalten, und viele polnische Großen hatten nichts dagegen, den Orden durch Besitzungen eines Bisthums und eines Capitels zu beruhigen, die ihre Rechte gegen Polen so lebhaft vertheidigten und sich der Einschränkung einer freien Bischofswahl oft muthig entgegensetzten. So stand die Sache als Copernikus, durch seine Arbeiten gewöhnt, bei keinem Hinderniß zu erschrecken, auch hier den Entschluß faßte, seinem Stifte die verlornen Besitzungen wieder zu verschaffen. Ohne Furcht bei dem Widerspruch der Großen, ohne auf ihren Unwillen Rücksicht zu nehmen, behauptete er die Rechte seines Stifts und (S. 142) erwarb sich einen Befehl des König von Polen, der den deutschen Orden zur Abtretung der streitigen Besitzungen verpflichtete.
als
er
vom
105
110
115
120
125
Auf gleiche Art setzte er sich über mancherlei Rücksichten hinweg, da eine für Preußen und Polen äußerst wichtige Sache auf einem Landtage zur Sprache kam, 130 bei dem er als Abgeordneter seines Bischofs zugegen war. Der Silbergehalt der Münzen war in Litthauen, Polen und Preußen von einander verschieden, und die Bedürfniße des Ordens, durch Krieg und vermindertes Einkommen erzeugt, hatten diese Verschiedenheit vermehrt, weil der Orden in dieser Noth das verzweifelte Mittel ergrif, den Silbergehalt der Münzen zu verringern, und dieses war 135 nach mancherlei Verhältnißen geschehen. Dies hatte Mißtrauen vorzüglich bei den Geschäften des Handels zur Folge, und die alten guten Münzen verschwanden völlig aus dem Lande, da die Portugiesen; die nach Entdeckung des Vorgebirges der guten Hofnung den Spezerei= und Gewürzhandel ausschließend besaßen, nur reines Silber in Stangen als Bezahlung annehmen wollten. Schon aus diesem 140 Grunde wurden die guten Münzen eingeschmolzen, und mancher Habsüchtige suchte noch besonders zu gewinnen, indem er gute Münzen für geringhaltigere 108
Streitigkeiten] Streitigkeiteu
Baczko
141 gewinnen] gewinneu Baczko
Copernicus: Biographia Copernicana
308
einwechselte, die erstem einschmolz und das Silber verkaufte. Copernikus that den Vorschlag: den Gehalt aller Münzen genau zu bestimmen, und hiedurch dem Uebel Einhalt
145
150
zu
thun.
verfertigte deshalb Tabellen, die von dem polnischen Reichsrathe so günstig aufgenommen wurden, daß man sie bei den Acten des Reichstages aufbehielt.21 Aber in Preußen fanden sie keine gleich günstige Aufnahme, weil Copernikus, der nur das allgemeine Ganze vor Augen hatte, von dem kleinlichen Patriotismus: seine Vaterstadt, und mit ihr zugleich die übrigen großen Städte Preußens zu begünstigen, weit entfernt war. Ein Mann, der sich auf diese Art gewöhnt hatte, seinen geraden Weg fort zu gehen, keine Arbeit zu scheuen, und sich über Bedenklichkeiten und Rücksichten hinwegzusetzen erlernt hatte, ein solcher Mann konnte auch, bei aller Anhänglichkeit, die er für die Grundsätze seiner Kirche hegte, sich dennoch seine ganze Lebenszeit hindurch mit einer Sache beschäftigen, die in den Augen vieler abergläubischen Zeitgenoßen, für Ketzerei galt, und ihn dereinst veröffentlicht, mancher Gefahr aussetzen konnte. Er blieb nemlich der Mathematik, vorzüglich der Astronomie, von Jugend an getreu. Ein Zimmer im obern Stockwerke seiner Wohnung zu Frauenburg, welches man noch heutiges Tages zeigt, und der Thurm der Domkirche, dienten ihm zur Anstellung seiner astronomischen Beobachtungen. Er fühlte hiebei unaufhörlich die Schwierigkeiten des Ptolomäischen Systems, welches damals allgemein angenommen wurde; denn Plato und Aristoteles, dessen Werke damals beinahe eben soviel, als Bibel und Kirchenväter galten, hatten es bestätigt; sich davon ent(S. 144)fernen war Verstoß gegen die Meinung des Zeitalters, eine Bewegung der Erde lehren, Verstoß gegen jene Schriftstelle, worin Josua der Sonne und dem Monde stille zu stehen gebeut;22 folglich eine Ketzerei, welche Galiläi, noch ein Jahrhundert später, theuer genug büßen mußte. Jeder gelehrte Astronom oder Mathematiker war bereit, denjenigen als Herabwürdiger aller astronomischen Kenntniße und als unbesonnenen Neurungssüchtigen anzugreifen, der es wagen könnte mit einer Meinung aufzutreten, welche die allgemeine Stimme der Gelehrten und der noch weit mehr geltende Ausspruch der Kirche verdammt hatte. Der junge, heftige, leidenschaftliche Mann setzt sich freilich über so etwas hinweg, und reißt, voll Selbstvertrauen, geschmeichelt durch die Hofnung des Nachruhms und die Größe der That, oft ein Gebäude nieder, das noch der Ausbeßerung fähig wäre, weil es ihm leicht scheinet, ein neues Gebäude zu errichten, wozu, wenn es würklich zur That kömmt, die Kraft so manchem gebricht. Nicht so der wahrhaft große Mann, mit gereifter Urtheils=Kraft, er schätzt die Achtung der Zeitgenoßen und der Nachwelt, die er immer zu verlieren fürchtet, trotzt nicht auf seine Kräfte, die er nur zum äußersten Nothfalle aufspart, bessert an dem morschen Gebäude so lange er vermag, und ist, wenn er den Einsturz unvermeidlich findet, durch die Kenntniß, die er sich von den Mängeln des alten mühsam erwarb, sogleich ein besseres zu errichten im stände. So auch (S. 145) Copernikus. Die krystallenen
(S. 143)
Er
-
155
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165
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170
175
-
180
36.
Baczko
(1796)
309
den Astronomen des Zeitalters angenommen, konnten ihm nicht anders als misfallen; er strebte aber dennoch nur das Mangelhafte des Systems zu entfernen, und nahm deshalb auch zu den Alten, bei denen man damals nur Weisheit suchte, seine Zuflucht.
Sphären
185
v.
und alle
jene Sonderbarkeiten,
von
Er fand, daß schon die alten Egypter, den Lauf des Merkurs und der Venus um die Sonne, gelehrt hatten, und Apollonius von Pergen hatte dies auch auf den Mars, Jupiter und Saturn ausgedehnt. Pythagoras, bekanntlich in der Schule der 190 Egypter gebildet, hatte schon, wie es nachher seine Schüler Nicetas und Heraclides bekannt machten, den Grundsatz angenommen, daß sich die Erde um ihre eigne Axe bewege, und noch weiter giengen Aristarchus und Philolaus, da sie lehrten, daß sich nicht nur die Erde um ihre Axe drehe, sondern auch in zwölf Monaten ihren Lauf um die Sonne vollende. 195
200
205
210
Materialien, die er zur Errichtung des neuen Systems vorfand, und dies System war vielleicht anfänglich nur kühner Gedanke einer lebhaften Einbildungskraft, wahrscheinlich nur Fiktion, die erst durch kaltes Nachdenken und aufgefundene Beweise, deutlich und bestimmt auseinandergesetzt, und bis zur mathematischen Gewißheit gebracht wurde. Die eigenthümlichen Ideen (S. 146) in diesem System sind: daß sich die Sonne im Mittelpunkt des Weltgebäudes befinde, um die Merkur seinen Lauf in einem kleinen Kreise innerhalb drei Monaten, und Venus in einem größern Cirkel in acht Monaten vollende; die Erde gehe in zwölf Monaten um die Sonne, und innerhalb vier und zwanzig Stunden drehe sie sich um ihre eigne Axe, wodurch Tag und Nacht entstehe. Der Mond sei Trabant der Erde und umlaufe sie jährdreizehn mal. Mars brauche zum Umlauf um die Sonne, zwei, Jupiter beinahe zwölf und Saturn beinahe dreißig Jahre, und diesen Hypothesen fügte Copernikus die Beweise hinzu. Dies neue System war schon von ihm im Jahr 1530. vollendet, aber noch nicht veröffentlicht, und schon hatte der Ruf die Nachricht davon bis zum Bischof von Capua, dem Cardinal Nicolaus Schönberg, verbreitet, der ihn im Jahr 1534. durch ein Schreiben, welches der Denkungsart des Verfaßers Ehre macht, zur Veröffentlichung einlud.23 Dies
waren
die
Mehrere handelten auf die nemliche Weise und hier in Preußen war Tiedemann Giese, Bischof von Culm, ein Mann, der sich selbst die lateinische Sprache bis zur Vollkommenheit des Erasmus eigen gemacht hatte, Freund und Beförderer 215 des Kopernikus. Dennoch zögerte der bescheidne Mann, öffentlich mit seinem Werke aufzutreten, bis Rhetikus, Lehrer der Mathematik zu Wittenberg von einer edlen Wißbegierde getrieben, seine Stelle niederlegte, und sich im Jahr 1539. zu ihm nach Frau(S. 147)enburg begab. Diesem übergab er zuerst sein Buch von den Winkeln und im folgenden Jahre, das ganze Werk, welches unter dem Titel: 220 Nicolai Copernici de revolutionibus orbium coelestium Libri VI. zu Marienburg im Jahr 1543. auf Kosten des Cardinal Schönberg gedruckt wurde. Copernikus 208 im] in Baczko Baczko
212
Tiedemann]
Tindemann Baczko
216
Mathematik]
Matehmatik
Copernicus: Biographia Copernicana
310
225
hatte dies Werk dem Pabste Paul dem Dritten zugeeignet, und sagt in der Zueignungsschrift, mit edler Freimütigkeit: die Unwißenheit der Astronomen habe ihn zu Verfertigung dieses Werkes angereitzt, mit dessen Hülfe die verwirrte Calendersache leicht zu entwickeln wäre. Er erbittet sich zum Voraus den Schutz des Pabstes, weil er glaube, daß seine Meinung den Grundsätzen der Kirche eben so wenig widerspreche, als die allgemein angenommene Meinung, daß die Erde rund sei, welche doch dem Urtheile des Kirchenvaters Laktantius, offenbar zuwider ware.
24
Copernikus nur gedruckt, ohne es zu lesen, weil es nur wenig Stunden vor seinem Tode, der am 22ten May 1543. erfolgte, zu Frauenburg ankam. Daß er hier beerdigt worden, ist sehr wahrscheinlich, weil jeder Domherr vor dem Altare, bei welchem er gewöhnlich Messe hält, auch beerdigt wird, ohne daß er ein besondres Denkmal erhält. Bloß die Achtung, die man für den Copernikus 235 hegte, veranlaßte den ermländischen Bischof Cromerus, dem (S. 148) noch wohl die eigentliche Grabstätte bekannt seyn mußte, ihm sechs und dreißig Jahre nach seinem Tode einen Denkstein mit folgender Inschrift zu setzen. D. O. M. R. D. Nicolao Copernico Torunensi, artium et Medicinae Doctori, Canónico Varmiensi, praestanti astrólogo, et ejus disciplinae instauratori Martinus Cromerus Episcopo pus Varmiensis honoris et ad posteritatem memoriae Causa posuit M. D. L. XXXI. Da dieser Stein, bei einer Ausbesserung der Kirche, weggenommen werden mußte, so wird er noch heutiges Tages im Versammlungszimmer des Capitels aufbewahrt? Und hätte der jetzige Fürst Primas zu Gnesen, Krasicki25 länger die Einkünfte behalten, welche er als Bischof von Ermeland unter polnischer Oberherrschaft 245 besaß, so würde er ihm wahrscheinlich in der Domkirche ein Denkmal errichtet haben, worüber er, mündlichen Nachrichten zu folge, bereits mit einem auswärtigen Künstler in Unterhandlung stand. Andere glauben: Copernikus sei in der St. Johannis Kirche zu Thorn, bei welcher er als Probst stand, beerdigt worden, weil er bei seinen Verwandten eine 250 Grabstätte gewünscht habe. Diese erzählen uns, Copernikus habe zufällig bei den Ueberresten eines Königs sein Grab gefunden; denn der polnische König, Johann Albert, wurde zu Thorn vom Schlage gerührt, einbalsamirt, und sein Eingeweide neben einem Pfeiler, in der St. Johanniskirche begraben, an dem das Bildniß die(S. 149)ses Königs mit einer einfachen Inschrift befestigt ist; unter diesem steht 255 das Bildniß des Copernikus in seiner Domherrn=Kleidung vor einem Crucifix betend; hinter ihm steht eine Weltkugel nebst einem Zirkel, und unter dem Bilde 230
Dies sein Werk sah
diese Inschrift:
Non parem Pauli gratiam requiro Veniam Petri neque poseo, sed quam 238
Nicolao]
Nicolai Baczko
36.
260
v.
Baczko
(1796)
311
In crucis ligno dederas latroni Sedulus oro, und unter einer Leiste:
Nicoiao 265
Copernico Thorunensi absolutae subtilitatis Mathematico, ne tanti Viri apud exteros celeber. in sua Patria periret memoria hoc monumentum positum. Mort.
Varmiae in
suo
Canonicatu Anno 1543. die 4 aetatis LXXIII.
Dieses Gemälde wurde im Jahr 1733. von dem polnischen Postmeister in Thorn Rubinkowski erneuert,26 und in Hartknochs altem und neuem Preußen ist es in
Kupfer gestochen.27
Daß die Grabstätte des Copernikus streitig bleibt ist wohl um so verzeihlicher, da selbst im achtzehnten Jahrhundert nur noch ein ehrlicher Jude zu Berlin die Grabstätte eines Leibnitz28 anzugeben wußte; denn es scheint in Deutschland das Schicksal großer Männer zu seyn, daß ihre Verdienste und ihr Andenken oft von Zeitgenossen gering geachtet (S. 150) erst durch die dankbare Nachkom275 menschaft bewundert und erhalten werden, und so bekam Helvetius29 zu Danzig auch erst in unsern Tagen sein Denkmal. Vielleicht war kleinlicher das oder Neid, Leben des geräuschlose Mannes, der seinen eignen Werth fühlte, der Grund von der Gleichgültigkeit der Zeitgenoßen auch Copernikus wurde verkannt. Tycho de Brahe, der das Gemälde besaß, welches Copernikus mit eigner Hand von sich 280 verfertigt hatte, der die mathematischen des Copernikus mit BegeiWerkzeuge sterung empfieng, und einen seiner Schüler nach Frauenburg sandte, um die mathematische Lage dieses Orts genau zu bestimmen,30 dieser Tycho entwarf schon ein neues Weltsystem, und ein Jahrhundert nach dem Tode des Copernikus suchte Boulieu den Namen des Philolaus hervor, um dem System des Copernikus in 285 Frankreich Eingang zu verschaffen, weil, nach der damaligen Denkungsart dieses Landes, der Name des unbekannten nordischen Weisen hiezu nicht hinreichte.31 270
-
-
-
In unsern Tagen erbot sich Fürst Jablonowski dem Copernikus ein Denkmal auf dem Markte seiner Vaterstadt zu errichten.32 Dankbar wurde dies Anerbieten vom Rathe zu Thorn angenommen; als aber ein Brustbild, wobei auf die Aehn290 lichkeit keine Rücksicht genommen war, und ein geschmackloses Fußgestell, aus gewöhnlichem Krakauer Stein, mit einer Inschrift, die beinahe eben so viel vom (S. 151) Fürsten Jablonowski, dem Errichter, als dem Copernikus sagte, zu Thorn im Jahr 1766. ankam, da schämte sich der Rath zu Thorn, zu Errichtung eines so kleinlichen Denkmals mitzuwürken, und ließ es, weil er Sinn für die Größe 295 seines Landesmanns hatte, sorgfältig verbergen.33 Allein es bedarf ja auch der große Geist keines Denkmals, er lebt in seinen Werken und trotzt mit ihnen der Vergänglichkeit. Vielleicht aber ist so manches von Copernikus vergessen, man-
263
Nicoiao]
Nicolai Baczko
312
300
Copernicus: Biographia Copernicana
che seiner Briefe an auswärtige Gelehrte sind vielleicht auf Bibliotheken zerstreut, und manche seiner Schriften, die der Welt geschenkt zu werden verdienten, liegen ungenützt. Bei verschiednen herrschte die Meinung, daß dies selbst zu Frauenburg möglich seyn könne, allein es stimmen alle eingezogene Nachrichten darin überein, daß die nachgelaßenen Schriften des Copernikus, zugleich mit der Bibliothek der Jesuiten aus Braunsberg, von Carl XL nach Schweden gesandt worden; und ob sie hier vernachläßigt, ob sie noch gegenwärtig erhalten sind, ist unentschieden.34
Übersetzung: (5.148)
Im Namen Gottes, des Allerhöchsten Dem hochwürdigen Herrn Nicolaus Copernicus aus Thorn, Doktor der Freien Künste und der Medizin, Domherren zu Ermland, dem hervorragenden Astronomen und Erneuerer dieser Wissenschaft zu Ehren und zur Erinnerung für die Nachwelt hat Martin Kromer, Bischof von Ermland, [dieses Denkmal] gesetzt. 1581.
(5.149)
Weder bitte ich um die gleiche Gnade, die dem Paulus gewährt wurde, noch suche ich die Vergebung, die Petrus fand, sondern ich bitte inbrünstig um diejenige, die Du am Kreuz dem Schacher gegeben hast. Und unter einer Leiste: Dieses Monument ist Nicolaus Copernicus gesetzt, einem Mathematiker von höchstem Scharfsinn, damit die Erinnerung an einen so großen Mann, der im Ausland hochberühmt ist, in seinem eigenen Heimatland nicht verlorengeht. Er starb im Ermland als Kanoniker im Jahre 1543, am 4. Tag im Alter von 73 Jahren.
[Fußnote *)
auf S. 140:] Hier lassen es sich die Wasser gefallen, gezwungen zu sein, nach oben zu eilen, damit der dürstende Bewohner des Berges nicht der Hilfe entbehrt. Was die Natur verweigert, gewährt Copernicus durch Kunst. Ein einziges Werk, das für die
übrigen steht, möge die Ruhmesgöttin besingen. 1
Ludwig
v. Baczko zitiert Gassendis Copernicus-Biographie nach der ersten Gesamtausgabe dessen Werken (Gassendi 1658, S.499-516; s.Nr. 14 [Gassendi]). 2 Ohne ihren Verfasser zu nennen, zitiert Baczko hier die Copernicus-Biographie von Georg Petrus Schultz (Schultz 1724, S. 39-54; s. Nr. 28 [Schultz]). 3 Dieser Literaturhinweis bezieht sich auf Melchior Adams „Vitae germanorum superiori, et quod excurrit, seculo philosophicis et humanioribus literis clarorum" (Adam 1615, S. 126-128; s. Nr. 9 [Adam]) mit einer falschen Seitenangabe. 4 s. Paul Frehers „Theatrum virorum eruditione clarorum" (Freher 1688, S. 1446; s. Nr. 20 [Frevon
her]). 5 s.
Johann Franz Buddeus'
[Buddeus]).
„Allgemeines Historisches
Lexicon"
(Buddeus 1709, S. 734; s. Nr. 23
36. 6
v.
Baczko
(1796)
s.Thomas Pope Blounts „Censura Celebriorum Authorum"
[Blount]).
7
313
(Blount 1690, S.430;
s.Nr.21
Magirus' bzw. Christian Wilhelm von Eybens „Eponymologium criticum, compleccognomina, descriptiones, elogia [...]" (Magirus 1687, S. 237-240; s. Nr. 19 [Magirus]). s.Jakob Heinrich Zerneckes „Thornische Chronica" (Zernecke 1727, S.81-81; s.Nr.29 [Zer-
s.Tobias
tens 8
necke 9
1727]).
s.Christoph
[Hartknoch]).
10 s.
Hartknochs „Alt= und Neues Preussen"
(Hartknoch 1684,
S. 370-371;
s.
Nr. 18
David Braun, „Ausführlich=Historischer Bericht vom Pohlnisch= und Preußischen Münz= Wesen" (Braun 1722, S.50; s.Nr.26 [Braun 1722]). 11 s.Johann Christoph Gottscheds „Gedächtnißrede auf den unsterblich verdienten Domherrn in Frauenburg Nicolaus Copernicus" (Gottsched 1743, S. 92-124; s. Nr. 30 [Gottsched]). 12 s.Johann Gottfried Herders Aufsatz „Etwas von Nicolaus Kopernikus Leben" im„Teutschen Merkur" von 1776 (Herder 1776, S. 169-174; s. Nr. 34 [Herder]). 13 Der Astronom und Geograph Johann Bernoulli (1744-1807) verband seine Reiselust mit seinen geographischen und historischen Interessen und verfaßte mehrere gehaltvolle Reisebücher. Der 3. Band seiner „Reisen durch Brandenburg, Pommern, Preußen, Curland, Rußland und Pohlen" umfaßt die „Reise von Danzig nach Königsberg, und von da nach Petersburg, im Jahr 1778". Dort heißt es u.a.: „Denn es traf sich von ohngefähr, daß eben dieser Domherr [Borowsky] die nämlichen Zimmer bewohnte, welche Copernicus inné gehabt hatte. Er nahm uns sogleich mit sich, und nachdem wir des Copernicus gewöhnliche Wohnzimmer besehen hatten, führte er uns eine kleine Treppe höher in ein artiges sauberes Zimmer, welches eine vortrefliche Aussicht gewähret, und mit einem gut erhaltenen aber vielleicht in neuern Zeiten gemalten Bildniß des Copernicus pranget. Hier soll dieser grosse Kosmologe und Astronom seine mehresten Beobachtungen angestellt haben; es gehet aber auch ein kleiner Altan von diesem Zimmer nach dem nahe liegenden großen Glockenthurm, welcher Altan unter freyem Himmel, nach den Umständen zum nämlichen Behuf dienete. Es war mir in diesem hoch erhabenen schon der reinen Luft wegen erquickenden Revier doppelte Wonne, das Andenken des Coperniks noch in Ehren gehalten zu sehen; denn der liebenswürdige Domherr, Borowsky, zeigte, daß er einen wahren, edeln Gefallen an seiner Wohnung und an dem erwähnten Portrait hätte. Das einsame, leicht bemalte, reinliche Zimmer, in welchem dieses hängt, flößte mir ungewöhnliche Ehrfurcht ein. Was den gedachten Grabstein betrifft, so konnte ich nur so viel erfahren, daß es ein kleines Denkmahl sey, nach der Art, wie andern Domherren mehr zum Andenken errichtet werden, nämlich ein Marmor mit der kurzen Innschrift: NIC. COPERNICVS THOR.funensis] Dieser Stein habe einige Zeit verborgen gelegen, und nun werde er in der Kapitelstube verwahret, bis man ihn einst an einer schicklichen Stelle wieder aufrichten werde. Es sey übrigens zuverlässig wahr, daß Copernicus in der hiesigen Domkirche begraben liege, allein an welcher Stelle seine Gebeine eigentlich ruhen, wisse man nicht anzugeben, weil die Särge der Domherren einer nach dem andern in das Gewölbe gebracht würden, ohne daß man sie in der Folge der Zeit von einander unterscheiden könne. Nahe bey der Domkirche auf der andern Seite des Stadtthors ist ein hoher Thurm, welchen eine merkwürdige hydraulische Maschine, von des Coperniks Erfindung, einschloß, vermittelst welcher das Wasser auf den Berg des Kapitels in einen großen Wasserbehälter gebracht, und von da in die verschiedene Wohnungen der Domherren geleitet wurde. Dieses Wasserwerk ist aber nicht mehr im Gange, und da einige tausend Thaler erfordert würden, dasselbe auszubessern, so muß dieses unterbleiben, und die Domherren müssen das Wasser aus der Stadt herauf tragen lassen. Das gedachte Brunnengefäße sahen wir; es ist seines Umfanges und Inhaltes wegen sehenswerth; das Wasser füllte dasselbe unter der Gestalt eines Springbrunnens" (Bernoulli, 1779, Bd. 3, S. 18-20). 14 Beinahe alle Angaben Baczkos zur medizinischen Tätigkeit von Copernicus sind spekulativ. 15 s.Nr. 6 [Broscius].
314
Copernicus: Biographia Copernicana
Von Bazko verwechselte hier Königsberg in Franken mit Königsberg in der Neumark [heute: Chojna], einer ehemaligen Kreisstadt im preußischen Regierungsbezirk Frankfurt/O. 17 s. Nr. 4 [Baldi], S. 24, Anm. 5. 18 Die Annahme, Copernicus sei Propst an der St.-Johannes-Kirche von Thorn gewesen entbehrt 16
jeder Grundlage. 19
s. Anm. 13 und Nr. 29 [Zernecke 1727], S. 239, Anm. 1. Die Bischöfe des 1250 durch Papst Innozenz IV. (1195-1254) eingerichteten Bistums Ermland waren dem Deutschen Orden gegenüber selbständig und unterstanden bis 1354 dem Erzbischof von Riga. Danach wurden sie unmittelbar der Hoheit des Papstes subordiniert und durch Kaiser Karl IV. (1316-1378) zu deutschen Reichsfürsten ernannt. 21 s. Nr. 37 [Kästner], S. 326, Anm. 18. 22 s. Josuas Kampf gegen die Amoriter in der Schlacht bei Gibeon, AT, Buch Josua, 10, 12-13. 23 s. Nr. 4 [Baldi], S. 25-26, Anm. 23; es handelte sich jedoch nicht um das Jahr 1534, wie Baczko annimmt, sondern um 1536. 24 Lucius Coelius Firmianus Lactantius (ca. 250-320) war ein spätrömischer Kirchenschriftsteller, der wegen seiner stilistischen Brillanz auch „Cicero christianus" genannt wurde. Über seine Ansichten zur Gestalt der Erde s. Hamel 1996, S. 107-109. 25 Gemeint ist Ignaz Krasicki (1735-1801), der als einer der bedeutendsten Dichter Polens im Zeitalter der Aufklärung gilt. Durch die Gunst und den Einfluß des polnischen Königs Stanislaus II. August (auch Poniatowski, 1732-1798) wurde er 1766 zum Bischof von Ermland gewählt, das durch die 1. Polnische Teilung an Preußen fiel. Krasicki gewann in der Folgezeit ein persönliches Verhältnis zum preußischen König Friedrich II. (1712-1786), an dessen Tafelrunde er teilnahm. König Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) ernannte ihn 1795 zum Erzbischof von Gnesen. 26 Der polnische Postmeister und königliche Sekretär Jakób Kazimiersz Rubinkowski, der in Thorn ansässig war, beteiligte sich an historischen Forschungen und verfaßte selbst mehrere historische Werke, darunter die „Kroniki polskiej i historji toruriskiej" (Poznan 1754). 27 Baczko hat offenbar das Bild nicht selbst gesehen, sondern beschreibt den Stich bei Hartauf dem die hinter knoch, Armillarsphäre Copernicus durch einen Globus ersetzt worden ist P u. Nr. 18 Porträt-Nr. (s. [Hartknoch] 48). 28 Gottfried Wilhelm v. Leibniz' (1646-1716) Tod am 14. November 1716 in Hannover blieb weitgehend unbeachtet. Prantl (ADB, Bd. 18, S.206) schrieb dazu: „Seiner Leiche folgte weder ein Geistlicher noch irgend Jemand vom Hofe oder vom Ministerium, nur Eckhart gab ihr die letzte Ehre; kurz Leibniz wurde wie ein Straßenräuber begraben. In der französischen Akademie hielt Fontenelle auf den Verstorbenen eine Lobrede, zu welcher Eckhart die Materialien lieferte, die Berliner Akademie hüllte sich in Schweigen." Der erwähnte Historiker Johann Georg v. Eckhart (1664-1730) gehörte über viele Jahre hinweg zu den engsten Vertrauten von Leibniz. 29 Gemeint ist der Danziger Astronom Johannes Hevelius (Johann Hewelcke, 1611-1687). 30 s. Nr. 14 [Gassendi], S. 153, Anm. 91. 31 Gemeint ist der französische Astronom Ismael Boulliau (1605-1694), der zeitweilig gegen Kepler polemisierte und 1645 in Paris eine „Astronomia philolaica" veröffentlichte (Boulliau 20
1645).
32
Nr. 37 [Kästner], S. 327, Anm. 44. dazu auch den Brief von Jablonowski an den Burggrafen von Thorn (Krakau, am 28. 12. 1765), der von I. Polkowski ediert wurde (Polkowski 1875, Bd. 3, S.62). 34 Wahrscheinlich handelt es sich hier um einen Satzfehler. Gemeint ist der schwedische König Karl XII. (1682-1718), der während des 2. Nordischen Krieges (1700-1721) ein halbes Jahr lang das Heilsberger Schloß besetzt hielt und mehrere ermländische Archive plündern ließ (s. a. Prowe 1883/84, Bd. 1/2, S.309, Anm.*). 33
s.
s.
37. Kästner
(1797)
315
Nr. 37 1797 Autor: Abraham Gotthelf Kästner
Orig.: Geschichte || der || Mathematik || seit der Wiederherstellung der Wissenschaften bis an || das Ende des achtzehnten Jahrhunderts || von || Abraham Gotthelf Kästner || Zweyter Band.|| Perspectiv, Geometrische Analysis und höhere Geometrie,|| Mechanik, Optik, Astronomie.|| Erster Zeitraum || bis zum Ende des sechszehnten Jahrhunderts.|| Nachtrag zum ersten Bande.|] Gôttingen,|| Johann Georg Rosenbusch.|| 1797. Kästner, A. G.: Geschichte der Mathematik, 1970, Bd. 2, S. 358-371 (Faksimiledruck). Reg.: Baranowski, H.: Bibliografía Kopernikowska, 1958, S.86, Nr. 305. Ed.:
Anmerkung: Der Dichter und Mathematiker Abraham Gotthelf Kästner (1719— 1800) wurde am 27. September 1719 in Leipzig als Sohn des an der Universität tätigen Juristen Abraham Kästner (t 1747) geboren. Zunächst von seinem Vater und seinem Onkel mütterlicherseits, dem Juristen Gottfried Rudolf Pommer (f 1750), privat unterrichtet, schrieb er sich schon 1731 als Student der Rechte an der Leipziger Universität ein. Dort wurde er 1733 zum Notar, 1735 zum Bakkalaureus und 1737 zum Magister artium promoviert und bestand 1739 die juristische Schlußprüfung. Parallel zu seinen juristischen Studien hörte er Vorlesungen über Mathematik, Physik, Chemie, Philosophie, Literatur und eine Reihe weiterer Fächer. Mit algebraischen Problemen beschäftigte sich seine erste veröffentlichte, stark von Isaac Newton beeinflußte Schrift „De theoria radicum in aequationibus determinatis" (Leipzig 1736), mit der er sich 1739 habilitierte. Seitdem hielt er als Privatdozent und seit 1746 als a. o. Professor Vorlesungen über Mathematik, Logik und Naturrecht. 1750 wurde Kästner zum auswärtigen Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften gewählt und 1751 zum auswärtigen Mitglied der mathematischen Klasse der Göttinger Sozietät der Wissenschaften. Durch den Optiker und Astronomen Johann Christoph Baumann wurde Kästner 1742 mit dessen ebenfalls astronomisch gebildeter Schwester Johanna Rosina Baumann (f 1758) bekannt, die seine erste Frau werden sollte. Von 1746 bis 1748 besuchte u.a. Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781), der Kästner ungeachtet mancher Differenzen in ihren poetischen Anschauungen für eine geniale Persönlichkeit hielt, dessen Kolloquium über philosophische Streitfragen. Auf literarischem Gebiet berief sich Kästner als Schüler Johann Christoph Gottscheds (1700-1766) auf die Wolffsche Philosophie und versuchte deren mathematische Methodik auf die Literatur zu übertragen. Er teilte Gottscheds Standpunkt, von der Dichtung Vernunft und Regelmäßigkeit zu fordern, ergriff Partei für die Verwendung des Reims und setzte sich entschieden für eine Förderung der deutschen Sprache gegenüber der lateinischen und französischen ein (J. E. Hofmann u. F. Menges, NDB, Bd. 6, S. 734-736). 1756 erfolgte nach dem Weggang von Johann Andreas Segner (1704-1777) die Berufung Kästners als Professor für Mathematik und Physik an die Universität -
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ihm 1763 auch die Leitung der Sternwarte übertragen wurde. Zu den von ihm ausgebildeten Studenten gehörten später so berühmt gewordene Gelehrte wie Georg Christoph Lichtenberg, Georg Wilhelm Klügel, Wilhelm Olbers und Carl Friedrich Gauss. Nachdem Kästner mehrere Studentengenerationen ausgebildet und das akademische Leben in Göttingen maßgeblich mitgeprägt hatte, gehörte er gegen Ende des 18. Jhs. sowohl auf mathematischem Gebiet als auch in der Dichtung schon zu den überholten Autoren einer vergangenen Epoche. In einem wahrscheinlich auf Carl Friedrich Gauss (1777-1855) zurückgehenden, historisch durchaus nicht gerechten Urteil heißt es: „Kästner war unter den Dichtern seiner Zeit der beste Mathematiker, unter den Mathematikern seiner Zeit der beste Dichter" (Prantl, ADB, Bd. 15, S.446). Für die herausragenden Leistungen der Mathematik in der zweiten Hälfte des 18. Jhs. konnte Kästner, der vor allem an einer unmittelbaren Anwendbarkeit mathematischer Forschung interessiert war, kein angemessenes Verständnis mehr aufbringen. Am 20. Juni 1800 ist er, vor allem von den älteren Kollegen der Universität betrauert, in Göttingen
Göttingen,
wo
gestorben. Schon in
besaß er die von seinen Zeitgenossen hochgeschätzte Fähigkeit, wissenschaftliche Sachverhalte allgemeinverständlich und unterhaltsam darzustellen. So gab er 1747 bis 1762 das „Hamburgische Magazin oder gesammelte Schriften zum Unterricht und Vergnügen aus der Naturforschung und den angenehmen Wissenschaften überhaupt" heraus. In dieser populärwissenschaftlichen Monatsschrift, die in Deutschland weite Verbreitung fand, wurden gleichermaßen naturwissenschaftliche und medizinische Themen behandelt.
jungen Jahren
Für den akademischen Leser bestimmt waren Kästners seit 1758 erscheinende „Anfangsgründe" verschiedener Gebiete der Mathematik auch der angewandten Mathematik (seit 1759) -, die bis 1800 in vielen Auflagen gedruckt wurden. Sein umfangreichstes wissenschaftshistorisches Werk wurde seine „Geschichte der Mathematik" in vier Bänden (Göttingen 1796-1800). „Man darf getrost zugestehen", urteilte Moritz Cantor über dieses Werk, „daß es nicht hält, was der Titel verspricht; es ist keine Geschichte der Mathematik, am allerwenigsten eine solche, wie sie uns als Ideal vorschwebt; man darf auch zugeben, daß die Redseligkeit des fast 80jährigen Verfassers sich etwas breiter als wünschenswerth macht; und dennoch wird man das oft verunglimpfte Werk nicht entbehren können, wenn man selbst geschichtlich-mathematische Arbeiten unternimmt" (M. Cantor, ADB, Bd. 15, S.445). Wie J. E. Hofmann anmerkt, hat schon eine zeitgenössische Rezension im Jahrgang 1799 der in Jena herausgegebenen „Allgemeinen LiteraturZeitung" hervorgehoben, daß „Kästner keine wirkliche Geschichte gibt, vielmehr nur Materialien zu einer künftigen Darstellung, und daß seitenlange Anekdoten den wissenschaftlichen Charakter des Werkes stark mindern" (Kästner 1970, -
Bd.l, S.XIV-XV).
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Kästners Copernicus-Biographie, die sich im zweiten Band der „Geschichte der Mathematik" befindet, stützt sich fast ausschließlich auf biographische Sekundärliteratur, insbesondere die Copernicus-Biographie von Pierre Gassendi und den biographischen Versuch von Ludwig v. Baczko (s. Nr. 36 [Baczko], S. 304-312). Durch seine betont aufklärerische und didaktische Haltung sowie den einige seiner Sekundärquellen leicht ironisierenden Stil wirkt Kästners Text streckenweise wie eine literarische Skizze der wenig später entstandenen, wesentlich umfangreicheren
Copernicus-Biographie von Georg Christoph Lichtenberg (Lichtenberg 1800).
(S.358) 55.
Copernicus
I. Wer kennt diesen Nahmen nicht? wenn er auch noch so wenig von Astronomie und von Mathematik überhaupt kennt. Also, was Jedermann von ihm weiß, daß 5 er die Sonne unbeweglich ins Mittel der Planetenbahnen setzte, die Erde samt dem Monde um sie gehen ließ, ohngefähr da zwischen den übrigen Planeten, wo sich nach dem Ptolemäus die Sonne befand, das brauche ich nicht weitläuftiger darzustellen; Gründe, Ausführung, und Anwendung dieser Lehren gehören in die Astronomie. Ich beschränke mich auf Nachrichten von seinem Leben und seinen 10
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Beschäftigungen. II. Tychonis Brahei Equitis Dani, Astronomorum coryphaei, Vita, Authore Petro Gassendo Regio Matheseos Professore. Accessit Nicolai Copernici, Georgii Peurbachii, et Ioannis Regiomontani, Astronomor. celebrium Vita, editio secunda auctior et correctior. Hagae Comitum ex Typographia Adriani Vlacq MDCLV. wird mir zur Leitung dienen.1 (S. 359) III. Vor des Copernicus Leben steht ein Brief Gassends, eigentlich Zueignung, ad Ioannem Capellanum, Amicum suauissimum. Der gelehrte Philosoph
und Mathematiker stand also mit dem Verfasser der ernsten Pucelle in einem andern Verhältnisse, als Boileau, und mehr damalige schöne Geister. Er dach20 te selbst in seinem Testamente an Chapelain. Sorberius de vita et moribus Petri Gassendi, vor: Gassendi Syntagma Phil. Epicuri Amst. 1684.2 Chapelain hat Gassenden aufgemuntert, des Tychos Leben, auch des Copernicus seines beyzufügen. IV. Copernicus war zu Thorn in Preussen geboren, wie Junctin3 sagt 1472; 19 Jan. 4 Uhr 38 M. nach Mittage; Mästlin aber setzt die Geburtszeit 1473; 19 Febr. 25 4 Uhr 48 M. und hat beym Gassend mehr Ansehn.4 V. Muler in seinem Leben des Copernicus giebt beyde Meynungen, traut der letzten, der deutschen Chronologen ihrer, mehr. VI. Stunde und Minute erwähnt Muler nicht.5 Damahls verlangten die Astrologen so was, und man kann denken, wie ein Paar Nativitäten eines und desselben
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Menschen ausgefallen seyn müssen, wenn die Geburtszeiten um mehr als ein Jahr unterschieden waren. Mir ist keine Nativität des Copernicus vorgekommen. Vielleicht haben die Sterndeuter dieser Bemühung den Mann nicht gewürdigt, dessen Lehre ihren Aber-
glauben nothwendig stürzen mußte.6
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VII. Seines Vaters Vornahme war auch Nikolaus, seine Mutter Schwester Lucae Watzelrodii, welcher nachdem Bischof von Ermland (ep. Warmiensis) ward. Ein Bruder von ihm ist zu Rom des nürnberger Ge. Hartmanns Freund gewesen.7 Latein und (S. 360) Griechisch lernte er zu Hause, dann auf der Cracauer Universität, da beschäftigte er sich auch mit Philosophie und Ar(z)neykunst, worinnen er die Doctorwürde erlangte. Albertus Brudzevius lehrte da Mathematik, dessen Unterricht er sich bediente, und von ihm das Astrolabium verstehn und brauchen lernte.8 Regiomontans Ruhm reitzte ihn zur Nachahmung. Unter seinen Mitschülern und Miteiferern waren Iacobus Cobilinius, der nachdem eine Beschreibung des Astrolabii herausgegeben hat (Jakob Köbel; Gesch. d. Math. I. B. 102 S.)9 Vapouius Cantor Cracouiensis,10 Nicolaus Schadekius,11 Martinus Ukusius12, mit denen er oft in folgender Zeit über Finsternisse Briefe gewechselt hat. Er beschäftigte sich auch mit Perspectiv, bey der Veranlassung mit Mahlerey, soll sich selbst vor den Spiegel abgemahlt haben. Mahlen fand er nützlich, weil er schon auf Reisen dachte, besonders nach Italien.13 VIII. Dahin ging er im 23 Jahre; hielt sich erst zu Bononien auf, wo Dominicus Maria Ferrariensis14 die Astronomie seit zwölf Jahren mit Ruhme lehrte. Derselbe soll die Schiefe der Ekliptik im Mittel zwischen Purbach und Regiomontan gefunden haben, 23 Gr. 29 M. Dem Copernicus war leicht, dieses Mannes genauen Umgang zu erhalten. Dominicus muthmaßte und freute sich dabey über des Copernicus Beyfall, die Polhöhe sey nicht ganz unveränderlich, seit dem Ptolemäus fast in allen Oertern Italiens grosser geworden Rheticus meldet, C. sey des D. Gehülfe beym Observiren gewesen. Copernicus erzählt selbst eine Observation zu Bononien 1497. Séptimo Idus Maii, da der Mond das Palilicium bedeckt.15 Dann kam er nach Rom, und war bald fast dem Regiomontan gleich geschätzt. Er lehrte die Mathematik mit grossem Beyfalle, Lernende und selbst Gelehrte. (S. 361) Er hat zu Rom eine Mondfinsterniß beobachtet 1500; post no...
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IX. Nach seiner Rückkunft fand er sehr geneigte Aufnahme bey erwähntem seiner Mutter Bruder, der indessen Bischof geworden war, der machte ihn zum Canoni65 cus bey seiner Cathedralkirche. Die deutschen Kreuzherrn waren ihm zuwider,17 doch gelangte er zuletzt zum ruhigem Besitze seines Canonicates, wo er sich dreyerley vorsetzte: Den Gottesdienst soviel möglich abzuwarten, mit seiner medicinischen Geschicklichkeit den Armen beyzustehn, und alle übrige Zeit aufs Studiren zu wenden. So liebte er immer die Einsamkeit, und mengte sich nur genöthigt in Geschäfte des Bißthums 70 oder des Capitels, wo man doch zuweilen seinen Rath
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einstimmig von den Domherren auf den Landtag zu Graudenz (Grudenti) gesandt. Das Münzwesen war durch die vorigen Kriege in Verfall gerathen, und noch mehr durch Kunstgriffe des Heermeisters (arte magistri cruciferorum). Es wurde berathschlagt, ob man wiederum Münze im alten Werthe schlagen sollte, oder im jetzo gewöhnlichen, auch wo man das Silber dazu herbekäme, denn die Kaufleute hatten für Gewürze alles nach Portugal gesandt, wo der König keine Waaren zu nehmen gestattete, und nur ungemünztes Silber. Man konnte damahls die Berathschlagung nicht endigen, aber Copernicus verfertigte eine Tafel für die Werthe aller in allen Provinzen des Königreichs gangbaren Münzen, die Senatoren verwahrten solche zu künftigem Gebrauche.18 Bischöfe, die abwesend waren, setzten ihn gewöhnlich zu ihrem Generalvicarius, gegenwärtige brauchten ihn vorzüglich als Rath, die bischöfliche Stelle ward bey seiner Lebenszeit oft erledigt, und immer mußte er (S. 362) Generalvicarius werden, und die bischöflichen Güter verwalten. Nach dem Tode des Bischofs Fabiani de Lusianis wirkte er als Administrator Königlichen Befehl aus, daß die deutschen Ritter und Hofleute Kirchengüter zurückgeben mußten; Anfälle und Drohungen hinderten ihn nicht, sein Amt redlich zu verwalten. So war er für contemplatives Leben gemacht, aber zum thätigen nicht untüchtig, suchte nicht Gelegenheit zu handeln; wenn er aber solche nicht vermeiden konnte, verhielt er sich untadelhaft. X. Nun erzählt Gassend, wie Copernicus auf seine Weltordnung gekommen ist. Die Astronomen konnten gleichförmige Bewegungen nicht anders darstellen, als daß solche nicht um den Mittelpunct des Kreises gleichförmig wären, in dessen Umfange sie vorgingen, sondern um den Mittelpunct eines andern, den sie circulum aequantem nennten; Und aus allen ihren Hypothesen konnten sie keinen zusammenhängenden Weltbau erhalten. Unter den mancherley Meynungen schienen ihm ein Paar merkwürdig. Martianus Capeila setzte mit den Aegyptern die Sonne zwischen Mond und Mars, ließ aber Mercur und Venus um sie als Mittelpunct gehn, doch noch Mond, Sonne, Mars, Jupiter und Saturn um die Erde als Mittelpunct. Apollonius Pergäus ließ die fünf Planeten um die Sonne als Mittelpunct gehn, die Sonne mit ihnen um die Erde, um welche auch der Mond ging, ohngefähr wie später Tycho. Beyde stellten den Gang Mercurs und der Venus gut vor, mit derselben Stillstehn, und Rückgehn, Apollonius leistete eben so was für die drey obern Planeten. Noch schien es sonderbar, die Sonne zum Mittelpuncte der Planeten zu machen, und sie selbst mit und seine
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Bemühung foderte.
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die Erde zu führen. (S. 363) So führten ihn die Gedanken des Pythagoras und andere darauf, die Sonne ins Mittel zu sehen, die Erde um sie wälzen zu lassen, und da fand er Alles wohl zusammenstimmend. XL Diese Untersuchungen fing er ohngefähr seit 1507 an aufzuschreiben. Er woll110 te aber nicht nur die Erscheinungen allgemein darstellen, sondern bestimmt zur Berechnung und für Tafeln, die besser waren, als die ptolemäischen und alfonsini105
ihnen
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sehen. So unternahm er Beobachtungen, durch deren Vergleichung mit den alten er mehr Genauigkeit zu erhalten suchte. Er wollte nach des Ptolemäus Beyspiel einen Quadranten brauchen, der Sonne größte und kleinste Mittagshöhe zu beobachten, also Abstand der Wendekreise, Lage des Aequators und Polhöhe. Er hat diese Vorrichtung beschrieben, man findet aber nicht, ob er sie gebraucht hat. XII. Vielleicht fand er folgende bequemer: Er verfertigte die sogenannten Ptolemäischen Regeln aus Tannenholz, die längste war mit Dintenstrichen in 1414 Theile getheilt, diente als Sehne des Winkels eines gleichschenklichten Dreyecks, wo jeder Schenkel vier Cubitos in 1000 eben solche Theile getheilt war. Armillen beschreibt er nach dem Ptolemäus, die Länge der Sterne aber hat er nicht vermittelst dergleichen beobachtet, sondern berechnet sie aus vorausgesetzten Breiten, und beobachteter Declination. Sicherer ist, daß er sich einen Radium astronomicum verschaff, Weiten der Sterne damit zu messen. XIII. Den Abstand zwischen den Wendekreisen fand er 46 Gr. 57 M. weniger ein M. (s. unten 96). Aus Fünftheil, die Höhe des Aequators zu Frauenburg 35 Gr. Finsternissen, die da von ihm, zu Cracau von seinen vormahligen Mitschülern beobachtet wurden, (S. 364) fand er beyde Oerter, auch Dirrachium in Macédonien, unter einem Meridiane, brachte also seine Beobachtungen und Rechnungen auf den Cracauer Meridian, weil dieser Ort am bekanntesten war, denselben setzte er eine Stunde vom Alexandrinischen unterschieden. Er stellte an allen Planeten Beobachtungen an, nur den Merkur zu beobachten hinderten ihn die Dünste der Weichsel, auch gestattete die dasige schiefe Stellung der Sphäre selten den Mercur zu sehn. Gassend erzählt nun den Innhalt von des Copernicus Büchern. Copernicus hatte wohl um 1530 das Wesentlichste daran vollendet, besserte aber noch immer. XIV. Copernicus übergab sein Werk mit der Vorrede an den Pabst, Gysio zur Besorgung, G. sandte es an den Rheticus nach Sachsen, und der glaubte, es könne am besten in Nürnberg herauskommen. Andreas Osiander übernahm die Beförderung willig, und machte ohne sich zu nennen die Vorerinnerung: de hypothesibus huius operis. Der Druck war vollendet, und Rheticus sandte ein Exemplar, cum ecce, vt optimus Gysius ad ipsum Rheticum rescripsit, qui vir fuerat tota aetate valetudine satis firma, laborare coepit sanguinis profluuio, et insequuta ex improuiso paralysi ad dextrum latus. Per hoc tempus memoria illi vigorque mentis debilitatus. Habuit nihilominus vnde ad hanc vitam et dimittendam et cum meliore commutandam se compararet. Contingit autem, vt eodem die ac horis non multis, priusquam animam efflaret, operis exemplum ad se destinatum sibique oblatum, et viderit quidem et contigerit, sed erant iam tum aliae ipsi curae. Quare ad hoc compositus animam Deo reddidit die Maii XXIIII. anno M.D.XLIII. cum foret tribus iam mensibus et diebus quinqué septuagenario maior.19 (S. 365) XV. Wegen des Copernicus äuserliches Ansehn bezieht G. sich auf das Bild, das Boissard in seiner Sammlung mittheilt.20 Bulliald21 hat ein Bild von ihm
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Strasburger Uhr gesehn, und Bernegger22 eines aus Preussen bekommen, das er seiner lateinischen Uebersetzung von Galiläi Gesprächen de Systemate Mundi vorgesetzt.23 Tycho bekam eins, das Copernicus selbst soll gemacht haben, an
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und schrieb darunter Verse, auch hatte er eins auf Stelleburg.24 XVI. Copernicus besaß mannichfaltige Gelehrsamkeit. Gysius sagt: quasi alterum Aesculapium in Medicina habitum.25 Vielleicht kannte und verfertigte er einige besondere Arzneymittel, mit denen er Armen half, und deßwegen von ihnen ver160 ehrt ward; die Arzneykunst öffentlich zu treiben, war wohl seinen Absichten nicht gemäß. Von seinen Briefen sollen sich viel in den Händen lo. Broscii befunden ha-
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XVII. Er war redlich, freundschaftlich, welches besonders Rhäticus rühmt. Manchen schien er mürrisch (austerior), das hatte zweyerley Veranlassungen. Er liebte keinen fruchtlosen nur geschwätzigen Umgang, war daher in einer solchen Gesellschaft nicht sehr aufmerksam, mit Gelehrten stand er gern in Verbindung. Unter ihnen werden vom G. besonders genannt: Tidemannus Gysius, Bischof zu Culm, und Ioannes Dantiscus Bischof zu Ermland. Vom ersten sehe man, was ich aus des Rhäticus Nachricht von Copernici reu. coel. erzählt habe.27 Die zweyte Ursache genannten Vorwurfs war wohl seine Rechtschaffenheit und Standhaftigkeit, davon vorhin bey Gelegenheit seiner Geschäftsverwaltungen ist geredet worden. Wie er da seiner Gegner Drohungen und Künste verachtete, so war das auch was sehr geringes für ihn, daß sie den Ludimagistrum E1(S. 366)burgensem28 aufhetzten, der ihn, wie vordem Aristophanes den Socrates, in einer Komödie, wegen des Satzes von der Bewegung der Erde lächerlich machen wollte; aber der Komiker ward selbst ausgezischt, und mißfiel Klugen. Begierde durch Neuerung berühmt zu werden war nicht des Copernicus Fehler, er ehrte die Alten, wie auch Rhäticus von ihm berichtet. XVIII. Er ist in Warmiensi Cathedrali Ecclesia begraben, wo er Canonicus war. Sechs und dreyssig Jahr nach seinem Tode starb der Cardinal Hosius, Bischof von Ermland; Ihm folgte Matthias Cromerus, als polnischer Geschichtschreiber bekannt. Dieser fühlte die Ehre, einen solchen Mann in seiner Kirche gehabt zu haben, und ließ ihm auf Marmor folgende Grabschrift setzen:29
D.[eo] O.fptimo] M.[aximo] | R.[everendissmo] D.[omino] Nicolao Copernico | Torunnensi Artium et | Medicinae Doctori | Canónico Warmiensi | Praestanti Astrologo et | Eius disciplinae instauratori | Martinus Cromerus | Episcopus Warmiensis | Honoris et ad Posteritatem | Memoriae causa posuit | M. D. LXXXI. Drey Jahr darauf 1584; rechneten sichs die Domherrn zur Ehre, daß des Copernicus wegen Tycho den Elias Olai30 zu ihnen sandte, an dem Orte neue Beobachtungen anzustellen, sie bewirtheten ihn gefällig einen ganzen Monat lang, der 189 1584] 1524 Kästner
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Domherr Johannes Hannovius31 hatte bisher des Copernicus ptolemäische Regeln besessen, und übersandte solche nun dem Tycho. (96) Des Copernicus Werk ward von Kennern mit grossem Beyfalle aufgenommen, Unverständige wunderten sich freylich über den närrischen Einfall: daß die Erde sich bewegte. (S. 367) XIX. Ich füge diesen Nachrichten Gassends noch einiges bey, das mir vorgekommen ist. Den Andreas Osiander habe ich bey Veranlassung Cardans erwähnt. Gesch. d. Math. I. B. 152 S.32 Man findet seinen Lebenslauf beym Doppelmayer von Nürnb. Math. 58 S.33 Rhaeticus schrieb an Schoner: de libris reuolutionum wie aus seiner Narratione unten deren Innhalt ich darstelle. scheint also der Titel zu seyn, welDas erhellt, chen Copernicus selbst aufgesetzt hat. Orbium coelestium ist Osianders Zusatz. Damit und mit Osianders Vorberichte, die Bewegung der Erde sey nur Hypothese der Rechnung wegen, meynt Doppelmayer wäre wohl Copernicus nicht zufrieden gewesen, wenn er es hätte prüfen können.34 Copernicus hat folgendes aus dem Griechischen ins Latein übersetzt: Theophylacti scolastici Simocati epístolas morales, rurales et amatorias. Götzens Merkwürdigkeiten der Kön. Bibliothek zu Dresden. II. Band, I Sammlung n. 4. pag. 6.35 XX. In folgenden Nachrichten beschreibe ich die drey Ausgaben von Copernicus Reuolutionibus, dann auch Rhäticus Narrationem. Im 7 §. der Nachr. v. dieser Narrât, kömmt gnomon ex anglia aduectus vor,36 darüber ich keine Erläuterung weiß. Was man in der Astronomie Gnomon nennt, ist sonst unbeweglich. Es könnte freylich eine Vorrichtung gewesen seyn, die sich hin und her schaffen Hesse, wie man Mittagslinien zu ziehen u. d. g. hat. Ich weiß nicht, daß man damahls Instrumente aus England verschrieben hat, wie jetzo. Ramus empfohl der Königin von Frankreich Instrumente aus Deutschland kommen zu lassen (I. B. 387 S.) Noch erwähne ich hie des Rhäticus aus die (S. 368) Erzählung Probe, wie jemand, der einem Wahne ergeben ist, selbst Beweise für denselben in Sätzen finden kann, die ihm zuwider sind. Man sollte doch denken, wer die Sonne für einen Fixstern annimt, und die Erde um sie gehen läßt, wie andre Planeten, könne von Astrologie nicht viel halten, für welche die Sonne ein Planet seyn muß, und alles um die Erde gehn: Gleichwohl fand Rhäticus in dem Wege, den der eccentrischen Erdbahn Mittelpunct nach dem Copernicus beschriebe, das wahre astrologische Glücksrad. XXI. Vom Copernicus, Osiander und Scalichius finden sich Nachrichten in v. ...
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Baczko Geschichte Preussens; 4 Band.37 Besonders vom Copernicus: Kleine Schriften aus dem Gebiete der Geschichte und Staatswissenschaften von Ludwig v. Baczkow; zweytes Bändchen Leipz. 1797. n. 14.38 Des Astronomen Vater war ein Wundarzt aus Cracau,39 erhielt um 1462 das thornische Bürgerrecht, verheyrathete sich mit Barbara, Schwester des nachhe-
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Bischofs Lucas Watzelrodt, der auch zuweilen Waisselrodt von Allen genannt wird. Seine Aeltern bestimmten ihn der ArzneyWissenschaft. Er hat Wasserleitungen angelegt, deren noch zwo bis auf unsre Zeiten gekom235 men sind. Eine, dadurch er das Wasser auf die Mühle zu Graudenz leitete, hat sich völlig erhalten; die andre führte das Wasser der Passarge auf einen Thurm zu Frauenburg; durch den Fall von diesem Thurme ward es gezwungen, einen steilen Berg hinanzusteigen, und die da befindlichen Wohnungen der Domherrn 240 zu versorgen. Länge der Zeit, unverzeihliche Gleichgültigkeit gegen das Werk des grossen Mannes, und ein ungeschickter Versuch zur Wiederherstellung haben sie zerstört, nur der (S.369) Thurm an den Ufern der Passarge hat sich erhalten, daran sich die Auffschrift findet:40
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Hie patiuntur aquae sursum properare coaetae Ne careat sitiens Incola montis ope Quod natura negat tribuit Copernicus arte Vnum pro eunetis fama loquatur opus. Ermländische Bischöfe trugen ihm die Regierung des Bißthums auf, wenn sie verreisten, und nach dem Tode zweener Bischöfe ward er bis zu Wiederbesetzung des Bißthums zum Generalvicar ernannt.41 Als er diese Stelle 1523 bekleidete, diente er besonders dem Stifte gegen den deutschen Orden. Der Stein (XVIII.) mußte bey einer Ausbesserung der Kirche weggenommen werden, und wird nun im Versammlungszimmer des Capitels bewahrt. Einige glauben, Copernicus sey in der St. Johannis Kirche zu Thorn, wo er als Probst stand, beerdigt worden, und habe zufällig bey den Ueberresten eines Königs sein Grab gefunden, denn der polnische König Joh. Albert wurde zu Thorn vom Schlage gerührt, einbalsamirt, und sein Eingeweide in der St. Joh. Kirche neben einem Pfeiler begraben, an dem das Bildniß des Königs mit einer einfachen Innschrift befestigt ist, unter diesem steht des Copernicus Bild, in seiner Domherrn Kleidung vor einem Krucifix betend, hinter ihm eine Weltkugel nebst einem Zirkel; darunter:42 Non parem Pauli gratiam requiro, Veniam Petri neque poseo, sed quam In crucis ligno dederas latroni Sedulus oro. und unter einer Leiste Nicoiao Copernico absolutae subtilitatis | Mathematico, ne tanti Viri apud exteros celeberr. in sua | (S.370) Patria periret memoria hoc monumentum positum. Mort. | Varmiae in suo Canonicatu Anno 1453 die 4 aetatis LXXIII. Das Gemähide ward 1733 von dem polnischen Postmeister in Thorn Rubinkowski erneuert. In Hartknoch alten und neuen Preussen ist es in Kupfer gestochen.43 Fürst Jablonowski44 erbot sich, dem Copernicus ein Denkmahl auf dem Markte
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seiner Vaterstadt zu errichten, welches der Rath dankbar annahm: Als es aber 1766 ankam, fand man es des Mannes nicht würdig, und verbarg es. XXII. In der berliner Monatsschrift 1792. August N. 6. stehn Briefe über Polen und Preussen, 166 S.45 Von Thorn findet sich: Noch steht das Haus (auf der Altstadt an der Ecke der Bäckerstrasse), noch sieht man darinn das Zimmer von zwey Fenstern, wo Nikolaus Copernicus d. 19. Jänner 1472 geboren ward. Der jetzige Besitzer, ein Handwerksmann, hat die sehr glückliche Idee gehabt, auf dem nahe vor dem Hause stehenden Brunnen eine Weltkugel setzen zu lassen. Copernicus gemahltes Bild hängt auf der Bibliothek.46 Eine lange Nase, scharfblickende Augen und dem ganzen Schnitt nach ein polnisches Gesicht, durch diesen Umstand und durch seinen Nahmen, welcher wahrscheinlich Zepernik oder so ohngefähr hieß, wird die Sage bestätigt, daß sein Vater ein polnischer Bauer d. h. in Frauenburg starb er im 72 J. seines Alters, dort liegt er auch Sklave war, begraben, aber seine dankbare Vaterstadt ließ ihm in der Johanniskirche Bild und Epitaphium dicht neben K. Albrecht v. Polen (st. 1501) setzen. Ein andres Denkmal wollte ihm und bey der Gelegenheit sich selbst, der höchsteitle Fürst Jablonowski,47 welcher in Leipzig lebte, aufstellen, er (S.371) sandte Copernicus Büste nach Thoren, wo sie aber nicht gefiel, und deßwegen in einen Stall auf einem Hofe des Rathhauses weggesetzt ward. Dieses ist doch in der That Schade, als Denkmahl und auch als Kunststück ist die Büste nicht so verwerflich, ob sie gleich nicht vorzüglich gearbeitet und auch nur von gemeinem Steine ist. So weit der Reisende. ...
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Aus dem vorhergehenden wird man einiges berichtigen, wo der Reisende nicht blos eigne Erfahrung erzählt. Die polnischen Bauern, die er an scharfblickenden Augen erkennt, können besser mit ihm zufrieden seyn, als der Fürst, dessen Eitelkeit ich doch bey dieser Gelegenheit in Schutz nehmen wollte eigentlich, weil ich von ihm bestochen bin. Er hielt sich schon in Leipzig auf, als ich noch da war, wo ich 300 das Vergnügen genossen habe, bey ihm zu speisen, einen Ring zu sehen, den er vom Roi Stanislas48 bekommen hatte, und mich heimlich über die Professoren zu belustigen, die mit ihm Latein sprachen, weil sie nicht Französisch sprechen konnten. Er schickte mir ein lateinisches Manuscript in Folio zur Durchsicht, das eine Widerlegung der copernicanischen Weltordnung seyn sollte, ein frey darinn lie305 gender Bogen hatte die Ueberschrift: Planta huius scripti, und das folgende zeigte, daß es: Plan bedeutete.49 In dem Drange zwischen Kopernik und Jablonowski half ich mir doch so, daß ich wegen meiner Bemühungen eine Schnupftabaksdose und einige Ducaten bekam. Entweder der Fürst hat nachdem seine Gedanken über die Weltordnung geändert, oder, welches ihm noch mehr Ehre machen würde; er 310 wollte dem Manne ein Denkmahl setzen, auch wenn er desselben Meynung nicht 295
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Übersetzung:
(S.364) [...] da erlitt, wie der gute
Giese an Rheticus schrieb, Copernicus, der sich zeitlebens einer recht guten Gesundheit erfreute, unversehens einen Schlaganfall, der eine Lähmung der rechten Körperseite zur Folge hatte. Von diesem Moment an waren sein Gedächtnis und sein Denkvermögen schwer geschwächt. Aber es blieb ihm noch Kraft genug, sich darauf vorzubereiten, daß er dieses Leben verlassen und mit einem besseren vertauschen würde. Das Geschick wollte es, daß ihm just an dem Tag, an dem er seine Seele aushauchte, einige wenige Stunden zuvor ein für ihn bestimmtes Exemplar seines Werkes überbracht wurde, so daß er es noch sehen und berühren konnte; aber zu diesem Zeitpunkt hatte er schon andere Sorgen. Und so gab er wohlvorbereitet am 24. Mai des Jahres 1543 seine Seele zurück in Gottes Hand, nachdem er das siebzigste Lebensjahr um drei Monate und fünf Tage überschritten hatte.
(S.366)
Im Namen Gottes, des Allerhöchsten Dem hochwürdigen Herrn Nicolaus Copernicus aus Thorn, Doktor der Freien Künste und der Medizin, Domherren zu Ermland, dem hervorragenden Astronomen und Erneuerer dieser Wissenschaft zu Ehren und zur Erinnerung für die Nachwelt hat Martin Kromer, Bischof von Ermland, [dieses Denkmal] gesetzt. 1581.
(S.369) [...] Hier
lassen es sich die Wasser gefallen, gezwungen zu sein, nach oben zu eilen, damit der dürstende Bewohner des Berges nicht der Hilfe entbehrt. Was die Natur verweigert, gewährt Copernicus durch Kunst. Ein einziges Werk, das für die übrigen steht, möge die Ruhmesgöttin besingen. Weder bitte ich um die gleiche Gnade, die dem Paulus gewährt wurde, noch suche ich die Vergebung, die Petrus fand, sondern ich bitte inbrünstig um diejenige, die Du am Kreuz dem Schacher gegeben hast. Und unter einer Leiste: Dieses Monument ist Nicolaus Copernicus gesetzt, einem Mathematiker von höchstem Scharfsinn, damit die Erinnerung an einen so großen Mann, der im Ausland hochberühmt ist, in seinem (S. 370) eigenen Heimatland nicht verlorengeht. Er starb im Ermland als Kanoniker im Jahre 1543, am 4. Tag im Alter von 73 Jahren.
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s.Nr. 14 [Gassendi]. Zu Gassendis Verhältnis zu Jean Chapelain s. Nr. 14 [Gassendi], S. 149, Anm. 1. Kästner spielt hier darauf an, daß der Dichter Jean Chapelain, der 1656 die ersten zwölf Gesänge seines 2
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Copernicus: Biographia Copernicana
epischen Gedichts „La Pucelle d'Orléans" (Chapelain 1656) veröffentlicht hatte, zu Gassendi in einem ganz anderen Verhältnis stand als zu dem Dichter und Kritiker Nicolas Boileau-Despréaux (1636-1711). Mit Gassendi verband ihn eine enge Freundschaft, während Boileau seine Dichtung einer vernichtenden Kritik unterzogen hatte. Das erwähnte literarische „Testament" Gassendis befindet sich bereits in der ersten, 1659 in Den Haag erschienenen separaten Ausgabe des „Syntagma philosophiae Epicuri". Kästner stand offenbar eine spätere, 1684 in Amsterdam Ausgabe zur Verfügung (Gassendi 1684). publizierte 3 Nr. 4 [Baldi], S. 24, Anm. 3 s.Nr. 14 [Gassendi], S.74. vgl. Nr. 10 [Mulerius], S. 51. s.
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u.
4.
Tatsächlich sind zwei Geburtshoroskope von Copernicus aus dem 16. Jh. überliefert (s. NCG, Bd. VI/2, Nr. 16, S. 18-21). 7 s. Nr. 14 [Gassendi], S. 149-150, Anm. 4. 8 s. Nr. 6 [Broscius]. 9 s. Nr. 12 [Starowolski 1627], S. 65, Anm. 3. 10 s. Nr. 12 [Starowolski 1627], S. 66, Anm. 18. 11 s. Nr. 12 [Starowolski 1627], S.66, Anm. 19. 12 s. Nr. 12 [Starowolski 1627], S. 67, Anm. 20. 13 Gemeint ist der Krakauer Domherr Bernhard Wapowski (1450-1535). 14 s. Nr. 10 [Mulerius], S. 55, Anm. 7. 15 Hier handelt es sich um einen Lese- oder Satzfehler, der dazu führte, daß „Martii" durch „Maii" ersetzt wurde (s.a. Nr. 4 [Baldi], S. 24-25, Anm. 8). 16 s. NCG, Bd. II, S. 305, Z. 5-7 und Nr. 15 [Radymiriski], S. 178-179, Anm. 17. 17 Da Kästner nicht mit der Regionalgeschichte des Ermlandes vertraut war, übertrug er fälschlich die feindliche Haltung Lukas Watzenrodes dem Deutschen Orden gegenüber auf dessen Neffen Copernicus (s.a. Nr. 12 [Starowolski 1627], S.65, Anm. 1). Copernicus gehörte im „Fränkischen Reiterkrieg" zwar auch zu den politischen und militärischen Gegnern des Ordens, war aber in der Folgezeit durch Verhandlungen um einen Ausgleich bemüht. 18 Zweifellos mußte Copernicus alle im „Königreich gangbaren Münzen" kennen und umrechnen, um seine Abhandlungen zur Münzreform verfassen zu können. Eine separate „Umrechnungstafel" ist jedoch nicht überliefert; sie wird auch von Gassendi (s.Nr. 14 [Gassendi], S. 77) und Gottsched (s. Nr. 30 [Gottsched], S. 249) erwähnt und bezieht sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf die entsprechenden Umrechnungen in seinen Münztraktaten (s. NCG, Bd. V, S. 116-117 u. S. 130-133). 19 Hier zitiert Kästner wörtlich aus Gassendis Copernicus-Biographie, ohne den Autor zu nennen (s. Nr. 14 [Gassendi], S. 96-97). Der erwähnte Brief von Giese an Rheticus wurde ediert in Bd. VI/2, Nr. 194, S. 357-360. NCG, 20 s. unter Porträt-Nr. P 3. 21 s. Nr. 14 [Gassendi], S. 152, Anm. 72. 22 s.Nr. 14 [Gassendi], S. 152, Anm.73. 23 Mathias Bernegger (s. Nr. 14 [Gassendi], S. 152, Anm. 73) übersetzte den schon bei seinem Erscheinen berühmten „Dialogo" Galileis (Galilei 1632) ins Lateinische und gab ihn 1635 in heraus (Galilei 1635). Straßburg 24 s. Nr. 14 [Gassendi], S. 153, Anm. 75 u. 76. 25 s. Nr. 14 [Gassendi], S. 153, Anm. 81. 26 s. Nr. 6 [Broscius]. 27 Gemeint ist Georg Joachim Rheticus' „Narratio prima" (Rheticus 1540; VD 16, J 268-271; s.a. Prowe 1883-84, Bd.II, S. 295-366 u. NCG, Bd.VIII/1, S.5-48). 28 s. Nr. 12 [Starowolski 1627], S. 66, Anm. 10. 29 s. Nr. 12 [Starowolski 1627], S. 67, Anm. 22. 30 s. Nr. 14 [Gassendi], S. 153, Anm. 91.
37. Kästner 31
s.
32 s. 33 34 35
(1797)
327
Nr. 14 [Gassendi], S. 154, Anm. 92. Kästner 1796, Bd. 1, S. 152.
s.Doppelmayr 1730, S.58-61. s.Doppelmayr 1730, S.59-60. s. NCG, Bd. V, S. 15 u. Götze 1748,
Bd. 2,
Slg. 1,
Nr. 4, S. 6.
Vater
geht
Rheticus' „Encomium Prussiae" (NCG, Bd. VIII/1, S. 56, Z. 1-3). Möglicherweise ist es nur ein Zufall, daß Kästner an dieser Stelle Paulus Scalichius (f 1575) erwähnt, der weder mit Copernicus und Osiander noch mit der Astronomiegeschichte in Verbindung steht. Nachweislich hat sich der Theologe und Abenteurer Scalichius, der sich mit „magischen und kabbalistischen Schwärmereyen" beschäftigte, in den 50er Jahren des 16. Jhs. längere Zeit am Hof Herzog Albrechts von Preußen in Königsberg aufgehalten. Ludwig von Baczko widmete dieser Episode ein längeres Kapitel in seiner „Geschichte Preußens" (Baczko, 1795, Bd. 4, 11. Buch, 2. Kap., S. 271-316). 36 s. 37
38 39
s.Nr. 36 [Baczko]. Die irrtümliche Aussage über
S.305).
40
Copernicus'
auf Baczko zurück
(s. Nr. 36 [Baczko],
Zur Problematik der copernicanischen Wasserleitungen s. Nr. 36 [Baczko], S. 313, Anm. 13 u. Nr.29 [Zernecke 1727], S.239, Anm. 1. 41 s.Nr. 14 [Gassendi], S. 77. 42 s. Nr. 18 [Hartknoch], S. 192-193, Anm. 2 u. 3. 43 zu Rubinkowski s. a. Nr. 36 [Baczko], S. 314, Anm. 26 u. Porträt-Nr. P48. 44 Der polnische Fürst Jözef Aleksander Jablonowski (1711-1777) erhielt 1743 die Würde eines deutschen Reichsfürsten und verließ infolge der Unruhen von 1768 das Königreich Polen. Nach mehreren Reisen durch Frankreich und Italien ließ er sich 1768 in Leipzig nieder und gründete dort die „Jablonowskische Societät der Wissenschaften", die jährlich drei Preise für die Beantwortung wissenschaftlicher Fragen stiftete. Kästner war gut mit Jablonowski bekannt. 45 Kästner zitiert hier fast wörtlich aus einem in der „Berlinischen Monatsschrift" vom August 1792 erschienenen Bericht über eine Reise nach Polen und Preußen (Biester 1792, S. 177-178). 46 s. Porträt-Nr. P 16. 47 Über die Stiftung eines Copernicus-Denkmals durch Fürst Jablonowski wird schon von Ludwig v. Baczko berichtet (s. Nr. 36 [Baczko], S. 311). In dieser umstrittenen Angelegenheit schrieb Jablonowski einen Brief an den Burggrafen von Thorn (Krakau, am 28.12.1765), der von I. Polkowski ediert wurde (Polkowski 1875, Bd. 3, S.62). 48 Hier handelt es sich um den polnischen König Stanislaus II. August (auch Poniatowski, 1732-1798), der 1764 auf russischen Druck hin gewählt worden war und der 1795 noch vor der 3. Teilung Polens abdanken mußte. 49 Tatsächlich hat Jablonowski mindestens zwei Schriften verfaßt, die sich kritisch mit dem copernicanischen System auseinandersetzten (Jablonowski 1760 u. 1763). Das Manuskript, von dem Kästner berichtet, ist jedoch nicht überliefert worden.
KATALOG DER
COPERNICUS-BILDNISSE
DAS
1. 1.1 1.1.1
„JUGENDBILDNIS" Copernicus mit dem Maiglöckchen und verwandte Darstellungen Das Copernicus-Porträt an der astronomischen Uhr des Straßburger Münsters
Pl
Tobias Stimmers Copernicus-Porträt an der astronomischen Uhr im Straßburger Münster (1571-1574) und seine Vorlage, das sogenannte „Autographon" Abb. 1 -
Künstler: Tobias Stimmer
„TS" (ligiert). Technik: Maße:
Öl
(1539-1584), Monogramm
rechts unten auf der
gemalten
Tafel:
auf Kiefernholz
(Flik 1990, S. 28). 184 x 63 cm (Flik 1990, S. 28).
Provenienz: Das Copernicus-Porträt am Gehäuse der astronomischen Uhr im Straßburger Münster entstand im Rahmen der von dem Straßburger Mathematikprofessor Conrad Dasypodius (1532-1601) geleiteten Umgestaltung der Uhr zwischen 1571 und 1574. Bis zur Erneuerung des Uhrwerks (1838-1842) war das Bildnis am untersten der drei Stockwerke des Gewichttürmchens angebracht. Seitdem befindet sich das Gemälde auf dem mittleren Stockwerk des Gewichttürmchens.
Bezeichnung: Die Inschrift auf der gemalten Tafel, auf die sich Copernicus stützt, lautet: „NICOLAI CO||=PERNICI VE=||=RA EFIGIES || EX IPSIVS || AVTOGRA=||PHO •
•
•
•
•
DEPI=||CTA".
Lit.: Tobias Stimmers
Copernicus-Bildnis an der Straßburger Uhr: Dasypodius 1580a, S.51; Gassendi, Nicolai Copernici vita, 1654, S. 37 (s. Biographie-Nr. 14, S. 74); Schultz 1724, S. 45 (s. Biographie-Nr. 28, S. 231); Schuler 1817, S. 89-90, 97; Prowe 1866b, S. 399-402; Polkowski 1873, Abb. auf Taf. VII, Bilderläuterungen auf S. IV); Polkowski 1875, S. 233-234, 276, Nr. 149, S. 295, Nr.317; Hipler 1875, S. 90-92, 97-98; Stolberg 1898, S. 18-20; Birkenmajer 1900, S. 673-675; Brachvogel 1919, S. 595-596; Sorge 1923, S. 227; Batowski 1933, S. 15-24, Abb. 1; Brunn 1937, S. 8, 32-36; Zinner 1937a, S. 51-52; Bendel 1940, S. 67-68; Schenk 1943, S. 257-258 u. 261, Abb. auf S. 6; Schwarz 1943b, S. 144-148, Taf. VIII, Abb. 10; Brzostkiewicz 1962; Pognon 1973, S. 34, Nr. 1, S. 37, Nr. 90; Forstreuter 1973, S. 18-20, 24; Benninghoven 1973, S. 225, Farbabb. Nr. 73; Flik 1974; Flik 1977, S. 189-196, mit Abb.; Sommerfeld 1981, S. 34, S. 7, Anm. 36, Abb. 1; Tanner 1984, S. 97-98, Farbabb. Nr.3; Zinner 1988, S. 461, Nr.IV.A., 5. 479-481, Abb. vor S. 409, Nr. 75; Flik 1990, S. 28, 143, Abb. 10-11; Flik-Fizek 1992, S. loólo?, 164, 173, Abb. auf S. 162-163, Nr. 7-8; Drescher 1993, S. 23; Oestmann 1993, S. 72-73, 76-84, Abb. auf Taf. 19; Bach/Rieb 1994, S. 32-33; Flik/Kruszelnicka 1996, S. 94-95, Abb. auf S. 96-98, Nr. 6-8; Kühne 2001, S.232. Das sogenannte „Autographon" sowie das Bild aus Tycho Brahes Besitz: Dasypodius 1580a, S. 51; Brahe 1598, Bl. Cv (Abb. einer Armillarsphäre aus Tycho Brahes Besitz mit Copernicus-Porträt); Gassendi, Tychonis Brahei vita, 1654, S. 42-43, 65-67 sowie ders., Nicolai Copernici vita, 1654, S. 5, 37-38, 43-44 (s. Biographie-Nr. 14); Schultz 1724, S. 41-42, 45-47 (s. Biographie-Nr. 28, S. 231); Herder 1776, S. 178-179; Baczko 1796, S. 139; Lichtenberg 1803, S. 29; Prowe 1866b, S. 368-369; Zebrawski 1873, S. 148; Hipler 1874, S. 378; Polkowski
332
Copernicus: Biographia Copernicana
1875, S. 230-233, 275, Nr. 148; Hipler 1875, S. 74-91, 97; Birkenmajer 1900, S. 673-675, 678; Brahe 1919, S. 269-271; Brachvogel 1919, S. 595-596; Thieme-Becker, Bd.21, 1928, S. 293-294; Batowski 1933, S.17-23, 49-50, 59-62; Brunn 1937, S.32-36; Schenk 1943; Schwarz 1943b, S. 145-148, 152-154, 159; Brahe 1946, Abb. auf S. 56 (Armillarsphäre aus Tycho Brahes Besitz mit Copernicus-Porträt); Wallis 1966, S. 37-40; Flik 1973a, S.97, 99-100 u. 103; Forstreuter 1973; Sommerfeld 1981; Zinner 1988, S. 457-461, Nr. II. und IV., S. 480-482, Abb. auf S. 299, Nr. 48; Thoren 1990, S. 184,187; Flik-Fizek 1992, S. 156-162; Drescher 1993, S. 23, 25; Oestmann 1993, S. 73-76; Flik/Kruszelnicka 1996, S. 27-28 u. 95-100; Kühne 2001, S. 232-233. Kommentar: Copernicus wird fast lebensgroß als Ganzfigur gezeigt. Der Körper ist leicht nach links gewendet, während sich der Blick geradeaus auf den Betrachter richtet. Copernicus, dessen dunkle Locken bis zum Kinn reichen, trägt ein ärmelloses rotes Gewand mit einem schmalen weißen Pelzkragen. Auch die Ärmelöffnungen sind mit weißem Pelz besetzt. Das langärmlige Untergewand besteht aus schwarzem Stoff. An der Halsöffnung wird ein weißes Hemd sichtbar. Der Unterkörper ist mit bräunlichem Tuch verhüllt. Copernicus' Rechte greift über den linken Unterarm und ruht auf dem oberen Rand einer großen Tafel, die seinen Unterkörper in der rechten Bildhälfte vollständig verdeckt. In der Linken hält Copernicus ein Maiglöckchen eine alte Heilpflanze, die in diesem Zusammenhang von den meisten Autoren als ärztliches Attribut gewertet wird (s. Brunn 1937, S.8-9, 32-36; Flik-Fizek 1992, S. 168-169 u. Itterheim 1997). Unten im Vordergrund erkennt man einige Attribute (Zirkel, Kegel, Quadrant und Himmelsglobus), die Copernicus als Mathematiker und Astronomen kennzeichnen. Die Inschrift auf der gemalten Tafel, auf die sich Copernicus stützt, führt das Gemälde auf etwas angeblich von Copernicus selbst Signiertes, Gezeichnetes oder Geschriebenes zurück, weshalb das „Urbild" unter dem Namen „Autographon" in die Literatur einging. Die Interpretation der Inschrift ist nicht eindeutig (s. u.), wenngleich die meisten Autoren sie wie Sommerfeld mit „Wahres Abbild des Nicolaus Copernicus, abgemalt von seinem Selbstbildnis" übersetzen (Sommerfeld -
1981, S.3).
Batowski vermutete, daß die rätselhafte Inschrift nicht authentisch sei. Die gemalte Schrifttafel sei im 17. Jh. überarbeitet und verändert worden. Dabei habe man die Worte „ex ipsius autographo" hinzugefügt (Batowski 1933, S. 23-24). In diesem Zusammenhang verwies Batowski auf frühe graphische Darstellungen der Uhr (s. Tanner 1984, S. 107-110; Oestmann 1993, S. 53 u. Weber 1976, S.284285, Nr. 29-32), bei denen die Schrifttafel gegenüber dem Gemälde spiegelverkehrt erscheint. Diese Unstimmigkeit beruht aber offenbar auf einem Übertragungsfehler bei dem Versuch, die Uhr seitenrichtig wiederzugeben, und nicht auf einer nachträglichen Übermalung. Vielmehr lassen die überlieferten graphischen Abbildungen der Uhr darauf schließen, daß Stimmers Copernicus-Porträt nicht grundlegend verändert wurde.1 Zudem hatte eine Untersuchung des Gemäldes im Jahr 1923 ergeben, daß das Bildnis gut erhalten und kaum übermalt sei (Batowski
1933, S.23).
333
Porträt-Katalog
Im Widerspruch dazu urteilte Jözef Flik nach einer Röntgenuntersuchung der Tafel in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, daß das Gemälde namentlich der Kopf und die Bekleidung des Dargestellten im Jahr 1838 nach dem Vorbild des Gemäldes in der Pariser Sternwarte (Porträt-Nr. P 18) massiv übermalt worden sei. Früher nämlich seien Copernicus' Haare länger und glatter gewesen, außerdem habe das Gewand einen abweichenden Faltenwurf sowie einen breiten Pelzkragen besessen (Flik 1974, S. 69-72; Flik 1977, S. 191-192 u. Flik/Kruszelnicka 1996, S. 94-95, Abb. auf S. 96-98, Nr. 6-8). Anhand der Abbildungen des Röntgenfilms, die der entsprechenden Publikation von Flik beigefügt sind, lassen sich dessen Ergebnisse jedoch nicht hinlänglich nachvollziehen. Man kann davon ausgehen, daß das Bildnis an der Straßburger Uhr auch heute noch einen ungefähren Eindruck von dem verwendeten „Urbild" vermittelt. Bereits Hipler und Batowski äußerten die naheliegende Vermutung, daß es sich bei dieser Vorlage um ein Brustbild gehandelt habe, das für das Copernicus-Porträt an der Münsteruhr zu einer ganzfigurigen Darstellung erweitert worden sei (Hipler 1875, S.85; Batowski 1933, S. 18-19 u. 24). Zu denken wäre in erster Linie an eine Darstellung, wie sie in Porträt-Nr. P 14-15 überliefert ist, ohne daß eines dieser Bildnisse als konkrete Vorlage in Frage käme. Näheres über die angebliche Vorlage ist der Beschreibung der astronomischen Uhr von Conrad Dasypodius zu entnehmen. Demnach handelte es sich bei dem Copernicus-Porträt um eine getreue Kopie nach einem Originalbild, das durch Tiedemann Giese aus Danzig geschickt worden sei (s. Vorwort, S.XIX). Spätestens seit 1584, d.h. zehn Jahre nach der Vollendung der Straßburger Uhr, besaß Tycho Brahe (1546-1601) ein angebliches Selbstbildnis von Copernicus. Dieses Bildnis befand sich im „Museum" der 1576-1580 erbauten „Uraniborg", einer der beiden Sternwarten Brahes auf der Insel Hven. Einen Eindruck von der einstigen Ausstattung dieser Observatorien vermittelt die Beschreibung, die Tycho im Rahmen seiner erstmals 1596 gedruckten „Epistolarum Astronomicarum Libri" publizierte (Brahe 1919, S. 250-295, bes. S. 255-257 u. 269-276; s. a. Remmert 2003, S. 192-195 sowie Christiansen 2000, S. 107-111 u. Arnulf 2001-02, S. 195-196). Es ist überliefert, daß sich in dem „Museum", das unter anderem die Bibliothek beherbergte, Porträts von Persönlichkeiten befanden, die sich besonders um die Astronomie verdient gemacht hatten, wie Hipparch, Ptolemaeus, Albategnius und Copernicus (Brahe 1919, S.255, 269-71). Einigen dieser Bildnisse widmete Brahe eigene Gedichte. Die auf den 2. Oktober 1584 datierten Verse auf Copernicus sind in der genannten Beschreibung Tychos von 1596 und in späteren Editionen abgedruckt (zu den beiden Gedichten s. a. Zeeberg 1995, S. 261-263). In der Überschrift des ersten Gedichtes bezog sich Brahe auf das Gerücht, daß es sich bei dem Bild um ein Selbstporträt des Copernicus gehandelt habe: „In -
-
334
Copernicus: Biographia Copernicana
Copernici Toronensis effigiem, qvam ipsemet sva manv e speculo depinxisse dicitur"2 (Brahe 1919, S. 270-271). Der Text „[...] At corpus, dices, spectatur imagine saltern | Dimidiâ, haud tanto sufficiente Viro: [...]" legt nahe, daß dieses angebliche Selbstporträt Copernicus als Halbfigur gezeigt habe (Brahe 1919, S.271, Übers, s. Biographie-Nr. 14, S. 137 u. 142-143). Außerdem befand sich im sogenannten „Hypocaustum" des 1584 errichteten zweiten Observatoriums auf der Insel Hven, der „Stjärneborg", ein Copernicus-Bildnis im Rahmen eines ikonographischen Programms, das mehrere Astronomen (Timochares, Hipparch, Ptolemaeus, Albategnius, König Alfons X., Copernicus, Brahe und Tychonides, einen fiktiven Nachfolger und Vollender des Werks Brahes) gleichsam in einem Disput über die Himmelsbewegungen zeigte. Tycho wurde mit der Hand nach oben weisend abgebildet, wo sein Weltsystem zu sehen war. Er wandte sich mit der Frage „Qvid si sic?" an die übrigen Astronomen als „wollte er zu den andern vorigen vnd vmbligenden Astrónomos sagen: Was dünckt euch davon?" (Brahe 1919, S. 256-257, 274-276, das Zitat ebd. auf S. 257; vgl. PorträtD. Nicolai
Nr. P 30 u. 68). Darüber hinaus ließ Brahe einige seiner Instrumente mit Bildnissen von Astronomen versehen. Bildlich überliefert ist lediglich das ganzfigurige CopernicusPorträt auf einer Äquatorial-Armille, die auf einem Holzschnitt in Brahes 1598 publizierter „Astronomiae Instauratae Mechanica" dargestellt ist (Brahe 1598, Bl. Cv sowie Brahe 1946, Abb. auf S. 56; Zinner 1988, S. 458-459, Abb. auf S. 299, Nr. 48 u. Forstreuter 1973, S. 21-22). Außer Copernicus erkennt man hier auch Brahe, dessen nach oben weisende Geste darauf schließen läßt, daß Parallelen zu dem Bildprogramm der „Stjärneborg" bestehen. Copernicus ist stehend in einem langen Gewand und mit kinnlangen Haaren dargestellt. Er hält einen nicht identifizierbaren Gegenstand in den vor der Brust zusammengeführten Händen. In dem kolorierten Exemplar der „Astronomiae Instauratae Mechanica" mit eigenhändiger Widmung Brahes an den kurbayerischen Kanzler Johann Georg Herwart von Hohenburg (t 1622) (ÜB München, Sign. 0014/W 2 Math. 37), dem Zinner deshalb besondere Zuverlässigkeit bescheinigte (Zinner 1988, S. 459, Nr. ILA.a.), präsentiert sich das Gewand von Copernicus ähnlich wie auf dem Bildnis an der Straßburger Uhr rot und mit einem schmalen weißen Kragen. Das Gebilde in seinen Händen ist rundlich geformt und grau ausgemalt und weist im Zentrum einen rötlichen Punkt auf (s. Abb. 2). Die von Zinner vorgeschlagene Identifikation als Buch (Zinner 1988, S. 459, Nr. II.A.a.) läßt sich nicht bestätigen. Abgesehen von den Unklarheiten bezüglich des Attributs besteht kein grundsätzlicher Widerspruch zwischen der Copernicus-Darstellung auf Brahes Armille und dem Gemälde Stimmers an der Straßburger Münsteruhr. Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen diesen Bildnissen ist jedoch nicht nachweisbar. Ausführlich äußerte sich erst Pierre Gassendi in seiner erstmals 1654 gedruckten Copernicus-Biographie zu den vermuteten künstlerischen Fähigkeiten von Coper-
-
Äquatorial-
Porträt-Katalog
335
sich auf die Angaben von Tycho Brahe stützte. Er ging jedoch Angaben Brahes hinaus und berichtete, Copernicus habe sich im Zeichnen und Malen geübt und dabei auch sich selbst nach seinem Spiegelbild gezeichnet (s. Vorwort, S. XVIII-XIX sowie Biographie-Nr. 14, S. 74). Was das angebliche Selbstbildnis im Besitz Brahes betrifft, so vermutete Gassendi, daß Brahes Schüler Elias Olai Morsianus (eig. Elias Olsen Morsing, f 1590) das Bildnis während einer Forschungsreise im Jahr 1584 in Frauenburg entgegengenommen habe. Morsianus hatte nämlich bei diesem Anlaß von dem Frauenburger Domherrn Johann Hannovius ein von Copernicus selbst verfertigtes und benutztes astronomisches Instrument als Geschenk für seinen Lehrer erhalten (Gassendi, Tychonis Brahei vita, 1654, S. 65-67 u. ders., Nicolai Copernici vita, 1654, S. 37, 43-44 bzw. Biographie-Nr. 14, S. 101 sowie Brahe 1919, S.253, 265-267). Hipler nahm dies zum Anlaß, das angebliche Copernicus-Selbstbildnis aus dem Besitz Brahes mit dem „Autographon" zu identifizieren, das, so Hipler weiter, durch die Vermittlung Gieses von Frauenburg aus nach Straßburg gelangt sei und nachdem Stimmer seine Kopie hergestellt hatte nach Frauenburg zurückgegeben worden sei (Hipler 1875, S. 81-82). Für die Jahre 1580 und 1598 ist tatsächlich ein Copernicus-Bildnis im Besitz des Frauenburger Domkapitels belegt, ohne daß gesichert wäre, daß es sich dabei um dasselbe Bildnis handelt. Gegen Ende Dezember 1580 stellte das Domkapitel Bischof Martin Kromer (1512/13-1589) ein Bildnis zur Verfügung, das als Vorlage für ein Copernicus-Epitaph im Dom von Frauenburg dienen sollte. Dieses Epitaph, von dem heute nur noch die Inschrift überliefert ist, wurde 1581 errichtet (Hipler 1875, S. 86-87; Prowe 1866b, S. 354-359; zur Aufstellung und zum Verbleib des Denkmals s. Prowe 1866a, S. 229-231, 239-241; Hipler 1875, S. 132-135
nicus, wobei
er
weit über die
-
-
u.
Brachvogel 1939a, S.275-276).
Außerdem ist in einem Inventar der Frauenburger Kapitelsbibliothek von 1598 eine „Effigies Nicolai Copernici" aufgeführt (Hipler 1874, S. 378 u. Hipler 1875, S. 87). Hipler vermutete, es handele sich um eine Kopie nach dem 1584 an Tycho abgegebenen „Autographon" (Hipler 1875, S.88). Gleichzeitig mutmaßte er, man müsse das Bild „als die Vorlage ansehen, nach welcher direkt oder indirekt die meisten späteren Porträts gefertigt worden sind." Das Bild selbst sei 1626 wie die übrigen Schätze der Bibliothek während der Plünderungen durch schwedische Soldaten unter Gustav Adolf verschleppt worden (Hipler 1875, S.87). Auch Schwarz vermutete in dem verlorenen Frauenburger Bild eine Kopie des sogenannten „Autographons" oder sogar das Original selbst (Schwarz 1943b, S. 154). Daß Brahes Schüler Morsianus 1584 in Frauenburg ein Copernicus-Porträt ausgehändigt bekam, läßt sich anderweitig nicht belegen. Was den Verbleib des angeblichen „Autographons" betrifft, so meinte Hipler ohne nähere Begründung, es sei 1597 bei Tycho verbrannt (Hipler 1875, S.91). Oestmann wies dies mit Recht als unhaltbar zurück (Oestmann 1993, S. 75, Anm. 83). Schwarz meinte,
Copernicus: Biographia Copernicana
336
das „Autographon" sei wenn es denn überhaupt zu Tycho Brahe gelangt sein sollte zusammen mit seinem Nachlaß in den Besitz Kaiser Rudolfs II. in Prag übergegangen, dessen Sammlungen nach der Schlacht am Weißen Berg im Jahr 1620 der Plünderung zum Opfer fielen (Schwarz 1943b, S. 153). Abgesehen von Brahes knapper Notiz und der schwer deutbaren Inschrift des Copernicus-Porträts existieren keine früheren Hinweise auf eine künstlerische Tätigkeit von Copernicus. Auch aus Rheticus' sehr allgemein gehaltener Bemerkung über seinen Lehrer in den „Ephemeriden" von 1550: „Et cum in Italia animum optimarum disciplinarum atque artium doctrina instruxisset [...]" (Rheticus 1550, Bl. A31) läßt sich auch wenn zu Rheticus' Zeit die „artes" die „artes mechanicae" miteinschlossen mit dieser eher laudatorischen Bemerkung die Behauptung eines besonderen Engagements von Copernicus für die Malerei nicht erhärten (Kühne 2001, S.233). Auch spätere Biographen konnten keine Belege dafür finden; dennoch wurde Gassendis Behauptung wiederholt übernommen und ausgeschmückt. Bereits vier Jahre nach der Editio princeps von Gassendis Copernicus-Biographie gab Marcin Radymihski sogar ein Bildnis von Copernicus' Vater (s. unter Porträt-Nr. P 15, Anm. 9) als eigenhändiges Kunstwerk des Astronomen aus (s. Biographie-Nr. 15, S. 167). Nicolaus Copernicus d. Ä. (f 1483/85) war jedoch schon gestorben, als sich sein Sohn noch im Kindesalter befand. Knapp 150 Jahre später sprach Baczko völlig kritiklos von „Malerei und Perspectiv, die er [Copernicus] als Lieblingswissenschaften mit Eifer trieb" (Baczko 1796, S. 139 u. Biographie-Nr. 36, S. 306). Die Behauptung, Copernicus habe ein oder mehrere Selbstbildnisse angefertigt, wurde in der Sekundärliteratur kontrovers diskutiert. Einige Autoren versuchten, die These des copernicanischen Selbstporträts auf eine mißverstandene Deutung der Inschrift des Copernicus-Porträts an der Straßburger Uhr zurückzuführen. So meinte Schwarz, die Inschrift sei im Sinne eines von Copernicus eigenhändig unterschriebenen oder bezeichneten und damit gleichsam „beglaubigten" Porträts zu interpretieren (Schwarz 1943b, S. 145-146, 152). Das Gros der Autoren vermutete jedoch hinter dem „Urbild" des Gemäldes an der Straßburger Uhr tatsächlich ein Selbstbildnis des Copernicus. Bereits Hipler war zu dem Schluß gekommen, man werde „an dem Vorhandensein eines kopernikanischen Selbst=Porträts nicht mehr zweifeln können" (Hipler 1875, S. 9091). Zurückhaltender als Hipler äußerte sich Batowski, der die Urheberschaft von Copernicus nicht kategorisch ausschloß (Batowski 1933, S.24). Schenk zu keinen Zweifel daran, daß sich Copernicus selbst Schweinsberg hingegen hegte habe gezeichnet (Schenk 1943, S.262). Und der fest von der Existenz copernicanischer Selbstporträts überzeugte Sommerfeld erklärte einen dilettantisch ausgeführten Kupferstich (Porträt-Nr. P 14) zur getreuesten Wiedergabe des „Autographons" und vertrat darüber hinaus die These, Copernicus habe sich später als alter Mann mit einem Buch in der Hand porträtiert (s. Porträt-Nr. P 22). -
-
-
-
337
Porträt-Katalog
Quelle, die bestätigen würde, daß Copernicus sich selbst porträtiert habe (s. Kühne 2001, S. 232-233). Der aktuelle Forschungsstand erlaubt es nicht, die Hintergründe dieser Überlieferung eindeutig zu klären. Bisher fehlt eine überzeugende
1.1.2 Der
Bildnis-Typus
Nicolaus Reusners „Icones"
aus
P2 Das
Copernicus-Bildnis
1587)
aus
Nicolaus Reusners „Icones"
Abb. 3
(publ.
-
Künstler: vermutlich Tobias Stimmer
(1539-1584).
Technik: Holzschnitt. Maße: Bild mit inneren Rahmenleisten: 10,3
Provenienz: Reusner 1587a, Bl.GViv Bl.GViv.
x
8,0
cm.
(s. Biographie-Nr. 3, S. 10).
Faksimile: Reusner 1973, -
Bezeichnung: Bildüberschrift: „NICOLAVS COPERNICVS || Mathematicus." Bildunterschrift: „Quid tum? si mihi terra mouetur, Solque quiescit, \\ Ac cœlum: constat calculus inde meus. Il M.D.XLI." (Übers, s. Biographie-Nr.3, S. 11). Nach Zinner gibt es auch Exemplare mit dem berichtigten Todesjahr „M.D.XLIII" auf Bl.G. Viv (Zinner 1988, S.462, Nr. V.l). Varianten: Die Druckstöcke der „Icones" (zu dieser Bildnissammlung s. Wartmann 1995, S. 4850) wurden bis ins 18. Jh. hinein mehrfach wiederverwendet. 1587 erschien kurz nach der lateinischen Ausgabe eine deutsche Übersetzung. Die dem Copernicus-Porträt beigefügten Verse lauten: „Die Sonn mir steht / laufft vmb die Erd / || Gott geb was jmmer darauß werd. || Solchs kan beweisen meine kunst / || Die nicht bei alln drumb hat vil gunst. || Starb im Jar 1541." (Reusner 1587b, S. 23). Weitere lateinische Auflagen mit einem Neuabdruck des Copernicus-Porträts wurden 1590 und 1719 ediert (Reusner 1590, S. 115 u. Reusner 1719, S. 36). Rahmenmotive und Beischriften variieren jeweils leicht. Auch einige separate Drucke teils mit abweichendem oder gänzlich fehlendem Text sind bekannt (s. Zinner 1988, S. 463-464, Nr. V.6-V.8). -
-
Lit.: Andresen, Bd. 3, 1866, S. 67-76, Nr. 141; Polkowski 1873, Abb. auf Taf. VI. links oben, Bilderläuterungen: S.III-IV; Zebrawski 1873, S. 148-151; Polkowski 1875, S. 233-235, S. 234-237, Nr. 1-7, S.295, Nr. 318; Hipler 1875, S. 98-101; Batowski 1933, S. 27-30, Abb. 4; Zinner 1937a, S. 51-52; Schenk 1943, Abb. auf S. 86; Schwarz 1943b, S. 148-149, Taf. IX, Abb. 11; Forstreuter 1973, S. 23-24; Pognon 1973, S. 38, Nr. 96; Sommerfeld 1981, S. 4, 7, Abb. 2; Zinner 1988, S. 461464, Nr.V.-V.8; Flik 1990, S.29, Abb. 20; Hollstein's German Engravings, Bd. XXIX, 1990, S. 168-169, Nr. 75; Mortzfeld 1990, S.73, Abb. Nr. A 11430-A 11431; Flik-Fizek 1992, S. 165166, 174, Abb. auf S. 170, Nr. 16; Drescher 1993, S. 23-24; Oestmann 1993, S.75, Abb. auf Taf. 20; Hamel 1994, Abb. auf S. 120, Nr. 43; Mortzfeld 2000, S. 25, Nr. A 11430-A 11431; HuttenCzapski/Kopera 2001, Sp. 138-139.
Kommentar: Das Copernicus-Bildnis zeigt eine leicht nach rechts gewendete Halbfigur vor teilweise schraffiertem Hintergrund in einem rechteckigen Rahmen aus schlichten schwarzen Leisten. Am oberen und unteren Rand schließen
Copernicus: Biographia Copernicana
338
einer Perlstab-Zierleiste umrahmte Felder mit Beischriften an. In den Grundzügen entspricht dieser Holzschnitt dem Gemälde Tobias Stimmers an der astronomischen Uhr im Straßburger Münster (Porträt-Nr. P 1). Allerdings ist auf dem Holzschnitt nur die rechte Hand sichtbar, in der Copernicus zudem nicht nur ein Maiglöckchen, sondern auch eine zweite Pflanze mit runden Blütenblättern und gezacktem Blattwerk hält. Außerdem ist die Bekleidung unterschiedlich: In Reusners „Icones" trägt Copernicus ein Gewand, das am Ärmelansatz mit Pelz verbrämt ist. Der Kragen bleibt ohne Pelzbesatz, wobei die Ecke an der dem Betrachter zugewandten Seite nach oben gebogen ist. Das Untergewand aus dunklem Stoff sowie das am Halsausschnitt sichtbare weiße Hemd entsprechen wiederum dem Pendant an der astronomischen Uhr. Aufgrund dieser Unterschiede ist es unwahrscheinlich, daß das Gemälde an der Straßburger Münsteruhr als Vorlage gedient hat. Wohl aber könnten das Gemälde und der Holzschnitt auf dasselbe „Urbild" das sog. „Autographon" (s. unter Porträt-Nr. P 1) zurückgehen. Eine Vorstellung von dieser hypothetischen Vorlage vermitteln möglicherweise zwei weitere relativ frühe Copernicus-Bildnisse (Porträt-Nr. P 14-15), wovon das erste wie der Holzschnitt in Reusners „Icones" neben dem Maiglöckchen eine weitere Pflanze als Attribut aufweist.
sich
von
-
-
Der Widmung Reusners in den 1587 edierten „Icones" ist zu entnehmen, daß den meisten Illustrationen Vorlagen von der Hand Stimmers zugrundelagen (Reusner 1587a, Bl. Xiiijr-Xiiijv), während der Herausgeber Bernhard Jobin in der ebenfalls 1587 erschienenen deutschen Fassung des Werks in seiner Vorrede sowohl Tobias Stimmer als auch Christoph Murer als Urheber der Graphiken nannte (Reusner
1587b, Bl.Xvr). Batowski plädierte für die Urheberschaft Christoph Murers (Batowski 1933, S. 28), und die meisten späteren Autoren sahen sie als erwiesen an (Thöne 1935, S.2930; s.a. Zinner 1988, S.462 u. Forstreuter 1973, S. 23-24). Allerdings wurde das Copernicus-Porträt offenbar nicht für Reusners Porträtwerk hergestellt. Ursprünglich umgab ein ovaler Rahmen das Bildnis, wie er in den unteren Bildecken noch deutlich zu erkennen ist. Für den Abdruck in den „Icones" wurde der Druckstock zu einem kleineren, rechteckigen Format umgearbeitet. Vom ersten Zustand des Druckstocks, der Copernicus' rechten Arm mit dem Maiglöckchen fast vollständig gezeigt haben muß, ließ sich jedoch bisher kein Abdruck finden. Bereits Robert Zijlma wies auf die nachträglichen Veränderungen dieses Druckstocks hin und erwog, daß das Copernicus-Porträt noch auf Stimmer zurückgehen könnte (Hollstein's German Engravings, Bd. XXIX, 1990, S. 168, Nr. 74). Tatsächlich liegt es nahe, daß Stimmer der Urheber des Holzschnitts oder zumindest der Vorzeichnung war, zumal er das Copernicus-Bildnis an der Straßburger Münsteruhr und damit das früheste sicher datierbare Copernicus-Bildnis geschaffen hatte. Denkbar ist auch, daß sich die verwendete Vorlage unter den
339
Porträt-Katalog
und Entwürfen Stimmers fand, die nach dem Tod des Künstlers in den Besitz des Verlegers Jobin übergegangen waren (Reusner 1973, S.442).
Zeichnungen
P3 Das Bildnis
aus
Boissards „Icones"
(publ. 1598)
Abb. 4 -
Künstler: Das Copernicus-Porträt trägt rechts neben dem Porträt innerhalb des ovalen Rahdas Monogramm „RB" (ligiert) von Robert Boissard (1579-1601). Die Vorlagen für die Stiche der „Icones" hatten der Kupferstecher und Verleger Théodore de Bry (1528-1598) sowie der Autor Jean Jacques Boissard (1528-1602) geliefert (vgl. Janku 1884, S. 424-425). Aus dem für Robert Boissard untypischen Rahmenmotiv schloß Forstreuter, daß es sich hier um einen noch von de Bry begonnenen Kupferstich handeln müsse, der von Robert Boissard vollendet worden sei (Forstreuter 1973, S. 25-26). mens
Technik: Maße:
Kupferstich.
13,7 x 10,6
cm
(mit Rahmen).
Provenienz: Boissard 1598,
sammlung
s.
Wartmann
S.314,
Nr. XLVIII
1995, S. 50-53).
(s. Biographie-Nr. 5, S.28;
zu
dieser Bildnis-
Bezeichnung: Auf dem ovalen Rahmen: „NICOLAUS COPERNICUS Tornaeus Borussus,
Ma1473. Ob.[ht] 1543"3. Auf dem Schriftfeld unterhalb des ovalen Rahmenbandes: „Non docet instabiles Copernicus œtheris orbes, \\ Sed terra; instabiles arguit ille vices" (s. Biographie-Nr. 5, S. 28 u. Porträt-Nr. P 2).
themat.ficus] Nat.[us] A[nn]°.
Lit.: Polkowski 1873, Abb. auf Taf. VI rechts unten, Bilderläuterungen: S. IV; Zebrawski 1873, S. 151-153; Polkowski 1875, S. 237-238, Nr. 10-12, S. 295, Nr. 318; Hipler 1875, S. 102-103; Batowski 1933, S. 52; Schenk 1943, S. 261; Schwarz 1943b, S. 149, Taf. IX, Abb. 12; Zins 1972a, S. 148-150; Pognon 1973, S. 38-40, Nr. 97; Flik 1973a, S. 93-97,100; Forstreuter 1973, S. 23, 2526; Flik 1974; Zinner 1988, S. 464, Nr. V.C.; Flik 1990, S. 143; Mortzfeld 1990, S. 73, Abb. Nr. A 11429; Flik-Fizek 1992, S. 162-163 u. 174, Abb. auf S. 154, Nr. 2; Widacka/Zendara 1992, S. 288, Nr. 2378; Drescher 1993, S.24; Widacka 1997, Abb. auf S. 277, Nr. 2378; Mortzfeld 2000, S. 25, Nr. A11429.
Kommentar: Das Bildnis befindet sich in einem ovalen Schriftrahmen über einer Kartusche mit dem Epigramm. Rahmenoval und Kartusche werden von einem rechteckigen Feld mit Ornamenten aus Rollwerk, Früchten und floralen Motiven eingefaßt. In seiner Linken, die stark von dem ovalen Rahmenband überschnitten wird, hält Copernicus ein Maiglöckchen und eine weitere Blume mit rundlichen Blütenblättern. Offenbar handelt es sich um eine Kopie des Porträts in Reusners „Icones" (Porträt-Nr. P 2). Ein unmittelbarer Zusammenhang mit dem Bildnis im Thorner Gymnasium (Porträt-Nr. P 16), wie ihn Flik annimmt, erscheint nicht naheliegend (s. Flik 1974, S. 68-69).
Copernicus: Biographia Copernicana
340
P4 Der
Wittenberger Einblattdruck (Anfang
17. Jh.)
Abb. 5 -
(vgl. Batowski 1933, S.36). Technik: Holzschnitt (Einblattdruck). Maße: 14 x 10,8 cm (mit Rahmenleisten). Künstler: unbekannt
Provenienz: Von diesem Holzschnitt sind mehrere Abzüge bekannt. Batowski wies auf verschiedene Varianten im Krakauer Czartoryski-Museum (Muzeum Czartoryskich, Krakow) hin, wobei teilweise die gedruckten Beischriften fehlen (Batowski 1933, S.33). Das Berliner Kupferstichkabinett besitzt einen solchen Abdruck des Bildes einschließlich der schwarzen Rahmenleisten ohne gedruckte Legende (Sign. KDA, 16. Jh., 207, Anonyme Holzschnitte, Bildnisse G-P, 416-10). Die von unbekannter Hand hinzugefügten Verse, die Batowski dem 18. Jh. zuwies (Batowski 1933, S. 33-34), lauten: „Copernicus als Arzt ziert ihn ein Mayen=Strauß, \\ Er rechnete der Welten Laufbahn aus, \\ Sein Bücher=Schatz liegt aufbewahrt in Pohlen || Sein Leben hat Gaßendus anempfohlen" (s. Abb. 5).
Bezeichnung: Bildüberschrift: „NICOLAUS COPERNICUS || TURENjEUS BORUSSUS MA-
||THEMATICUS." Bildunterschrift: „QUid turn? si mihi terra movetur, Solque quiescit, || At coelum: constat calculus inde meus." Darunter: „ 'Eteóotixov Josephi à Pinu. || EX hoc excessit tristi Copernicus aevo: || Ingenio, Astrorum k cognitione || potens" (s. Reusners „Icones", Biographie-Nr. 5, S. 28 sowie Porträt-Nr. P 2). Rechts unten: „VVitebergas, apud Sabinum Kauffmannum." Lit.: Polkowski 1875, S.237, Nr. 9; Hipler 1875, S. 88-91, 97 (Faksimile als Frontispiz des Heftes); Seidlitz 1889, Nr. 9; Birkenmajer 1900, S. 669-672, 688; Brachvogel 1919, S. 595; Sorge 1923, S.227; Batowski 1933, S. 33-37, Abb. 5; Brunn 1937, S. 34-35, Abb. auf S. 34; Brachvogel 1939b, S. 282-283; Schenk 1943, S.259, 263-264, 285, Abb. auf S. 182; Schwarz 1943b, S. 149-150, 160, Taf.X, Abb. 14; Forstreuter 1973, S. 26-27, Anm. 15; Zinner 1988, S. 464-465, Nr.V.D.-V.D.a.; Flik 1990, S.29, Abb. 21; Flik-Fizek 1992, S. 165-166, 174, Abb. auf S. 170, Nr. 17; Drescher 1993, S.24; Itterheim 1997.
Kommentar: Eine ornamentale Bordüre faßt das Copernicus-Bildnis eine leicht nach links gewendete Halbfigur in einem rechteckigen Rahmen mit den Beischriften zusammen. In seiner linken Hand hält Copernicus ein Maiglöckchen und eine weitere Blume. Als Vorlage diente offenbar das Bildnis in Reusners „Icones" (s. Porträt-Nr. P2). Abweichend von der Reusnerschen Graphik ruht Copernicus' Rechte auf einer Brüstung im Vordergrund, außerdem fehlt die Pelzverbrämung an Copernicus' rechtem Arm. Hipler meinte in Unkenntnis der Schaffenszeit von Sabinus Kauffmann (f 1617) -, hier das älteste und getreueste aller überlieferten Copernicus-Porträts vor sich zu haben, nämlich ein Werk aus der ersten Hälfte des 16. Jhs. (Hipler 1875, S. 88-89 u. 97). Erst aufgrund der Forschungen Birkenmajers, der vergleichbare Wittenberger Drucke heranzog, ließ sich die Graphik mit großer Wahrscheinlichkeit auf das frühe 17. Jh. datieren (s. Birkenmajer 1900, S.670, Anm. 1 u. Batowski 1933, S. 34-37). Schenk zu Schweinsberg ermittelte zudem 1617 als Sterbejahr von Sabinus Kauffmann (Schenk 1943, S.259). -
-
-
Porträt-Katalog
341
P5
Das Bildnis aus den Andreas (1611)
„Imagines doctorum virorum"
von
Valerius
Künstler: unbekannt.
Technik: Holzschnitt. Maße: Durchmesser des Bildfeldes: 4,1
cm.
Provenienz: Andreas, Valerius: IMAGINES || DOCTORVM || VIRORVM || E VARIIS GENTIBVS, || Elogijs breuibus illustratae. || VALERIUS ANDREAS || Desselius Brabantus publicabat. || [TH] || ANTVERPIAE. || Apud Dauidem Martinium. || ANNO M.DC.XI. || Cum gratia & priuilegio. Antwerpen 1611, Bl. 17v. -
Bezeichnung: Umschrift
innerhalb des Bildfeldes: „NICOLAVS COPERNICVS". Bildüberschrift: „NICOLAVS COPERNICVS, || Borussus". Bildunterschrift: „Mathematicorum sui aeui prin-||ceps, k alter Ptolemeus, natus To-||runnij in Borussia an. 1473. mori-||tur septuagenarius anno
•
1543."4
Lit.: Zebrawski 1873, S. 152-153; Polkowski 1875, S. 239, Nr. 13; 1943b, S. 149; Zinner 1988, S. 465, Nr. V.E.
Hipler 1875, S. 103; Schwarz
Kommentar: Das leicht nach links gewendete Brustbild ist nach Art eines Münzbildnisses in ein kreisrundes Bildfeld eingefügt. In seiner vom Bildrand überschnittenen rechten Hand hält Copernicus ein Maiglöckchen und eine weitere Pflanze. Ein größerer Rahmen aus schwarzen Leisten faßt das Bildnis und die Beischriften zusammen. Als Vorlage diente wohl die Copernicus-Darstellung in Reusners „Icones" (Porträt-Nr. P 2).
P6
Das Bildnis
aus
einem Fries in der „Bodleian
(1618-1619) Künstler: Als Ausführenden des Porträtfrieses nennt Bullard
Knight (nachweisbar 1618-1648). Technik: Der Fries wurde auf das unverputzte, reitete Mauerwerk gemalt (Rouse 1951, S. 201).
Library"
in Oxford
(1994, S. 475) den Maler Thomas
lediglich mit einer dünnen Grundierung vorbe-
Provenienz: Das Porträt ist Teil eines Frieses mit 202 Bildnissen unterhalb der Deckenkonstruktion in dem testamentarisch von Thomas Bodley (1545-1613) gestifteten zweiten Obergeschoß für das sogenannte „Schools Quadrangle" der Bodleian Library Oxford. Ein Lageplan
mit der Position der einzelnen Porträts sich bei Bullard 1994, S.498.
-
Copernicus
ist unter der Nr. 130 verzeichnet
findet -
Copernicus: Biographia Copernicana
342
Auf dem ovalen Rahmenband ,,:CL:[aruit] AN:[no] D:[omini] 1450 NIC COPERNICVS AET: 70:" (bei Wiederherstellungsversuchen teilweise fehlerhaft ergänzt, zur Rekonstruktion der ursprünglichen Inschrift s.u.).
Bezeichnung:
•
•
•
Lit.: Myres 1950, S. 87; Myres/Rouse 1956, S.295, Abb. des Lesesaals mit dem CopernicusPorträt ebd. auf Taf. XX; Zins 1971, mit Abb.; Zins 1972a, mit Abb. auf S. 143; Zins 1972b, S. 263-264; Flik 1974, S. 68; Flik-Fizek 1992, S. 163, Abb. auf S. 155, Nr. 3; Bullard 1994, S. 488, Nr. 130.
Copernicus ist nach halblinks gewendet in einem ovalen Rahmen dargestellt, wobei lediglich Kopf und Schulteransatz zu sehen sind. Das Maiglöckchen-Attribut fehlt. Bullard konnte nachweisen, daß für dieses Bildnis die Copernicus-Darstellung aus den „Icones" von Boissard (Porträt-Nr. P 3) als Vorlage gedient hat (Bullard 1994, S.488, Nr. 130 sowie ebd. S.497). Der Fries mußte schon bald nach seiner Entstehung mehrmals ausgebessert werden. Schließlich erneuerte man 1830 in dem Gebäudeteil, in dem sich das Copernicus-Bildnis befindet, die Deckenkonstruktion und bedeckte den Fries mit Stuck. Erst seit 1949 wurden die Überreste des Wandschmucks wieder freigelegt, restauriert und nicht immer korrekt ergänzt. So entspricht auch die Beischrift, die als „claruit anno domini 1450" zu verstehen ist und die Schaffenszeit des Copernicus damit falsch angibt, nicht dem Originalzustand der Wandmalerei. Eine 1725 von Thomas Hearne publizierte Liste der damals noch lesbaren Inschriften zeigt, daß die Zeit von Copernicus' Wirken ursprünglich zutreffend als „1540" angegeben war (s. Bullard 1994, S.488, Nr. 130). Kommentar:
-
-
P7 Das Bildnis für Paul Frehers
„Theatrum" (publ. 1688)
Künstler: An den Illustrationen zu Frehers Schrift waren mehrere Künstler beteiligt. Hipler (1875, S. 103, Anm.) und Polkowski (1875, S.241, Nr. 18) vermuteten, Philipp Kilian (16281693) habe die Bildtafel mit dem Copernicus-Porträt gestochen. Berghaus (1995, S. 131) hingegen wies diese Bildtafel überzeugend dem Nürnberger Künstler Johann Azelt (1654-ca. 1692) zu.
Technik:
Kupferstich.
Maße: 7,4
x
4,4
cm
Bildunterschrift). 1688, Taf. N.68 (nach S. 1442), rechter Rand,
(mit Schriftleiste
Provenienz: Freher
(s. Biographie-Nr. 20, S. 202; zu
dieser
u.
Bezeichnung: Auf der Schriftleiste unterhalb
thematicis] Borussfus]".
Lit.: Polkowski 1875, 1988, S.465, Nr.V.G.
S.241,
Nr.
zweites Bildfeld von unten S. 129-138).
Bildnissammlung s. a. Berghaus 1995, des Porträts:
,,NICOLA[US]
COPERNIC
||
Ma-
18; Hipler 1875, S. 103, Anm.; Batowski 1933, S. 54; Zinner
Porträt-Katalog
343
Kommentar: Frehers „Theatrum" zeigt auf jeder der Bildtafeln insgesamt sechzehn rechteckige Bildfelder mit ebensovielen Darstellungen bedeutender Persönlichkeiten. Am unteren Rand schließt sich jeweils eine Schriftleiste mit der Bezeichnung des Dargestellten an. Copernicus ist leicht nach rechts gewendet vor einem teilweise schraffierten Hintergrund zu sehen. Auf die Arme und das Attribut wurde verzichtet. Offenbar orientierte sich der ausführende Künstler an einem Bildnis in der Tradition von Reusners „Icones" (Porträt-Nr. P 2). Eine naheliegende Vorlage wäre der Stich in Boissards „Icones" (Porträt-Nr. P 3), demgegenüber das Copernicus-Porträt in Frehers Werk spiegel verkehrt erscheint.
P8
Das Bildnis
aus
Johann Gottfried Zeidlers „Theatri eruditorum
[...] compendium" (publ. 1690) Künstler: Johann Gottfried Zeidler (ca. 1655-1711), Monogramm des Holzschneiders und Autors der beigefügten Verse rechts unterhalb der Bildunterschrift: „I. G.Z.".
Technik: Holzschnitt. Maße: 6,0
x
5,2
cm.
Provenienz: Zeidler, Johann Gottfried: THEATRI || ERVDITORVM || Pictura, Carmine, Histo-||ria elaborandi || COMPENDIVM, || Centum Imagunculas do-||ctissimorum Virorum [...] exhibens || SCVLPTORE || k || AVTORE || JOANNE GOTOFREDO || ZEIDLERO, Finstediensi, || Poeta Laureato. P. S. Callipolitano in incl. || Comit. Mansfeld. || WITTENBERGS, || Typis MATTHiEI HENCKELII, Acad. Typ. || Ao. M DC LXXXX. Wittenberg 1690, Nr. 25. -
Bezeichnung: Bildüberschrift: „NICOLAVS COPERNICVS, || Torunnaeus Borussus, Canonicus || Vuarmaciensis, Mathematicus, Nase. 1473. || d. 19. Febr. Mor. a. 1543. || aet. 70." Bildunterschrift: „IMmotus mihi stat Sol, sed telluris in orbem || Voluitur, k céleri tramite currit onus. || Sic cœlo est reqvies nostro donata labore, || Et faciles gyros quilibet orbis aget." Lit.: Zinner 1988,
S.466,
Nr. V.H.
Kommentar: Vergröbernde, auf den Kopf von Copernicus reduzierte Kopie nach dem Bildnis in Reusners „Icones" (Porträt-Nr. P 2). Gegenüber letzterem erscheint das Druckbild spiegel verkehrt. Das Porträt wird von einer schlichten schwarzen Rahmenleiste umgeben. Der erste Vers des beigefügten Gedichtes dürfte von der deutschen Ausgabe der Reusnerschen „Icones" von 1587 inspiriert sein
(s. unter Porträt-Nr. P 2).
Copernicus: Biographia Copernicana
344
P9 Der Stich
aus
Etienne Desrochers'
„Recueil de Portraits" (1725)
Künstler: Etienne Desrochers (1668-1741). Adresse des Kupferstechers und Verlegers am Gesims der Brüstung unterhalb der Kartusche: „Se vend a Paris chez E Desrochers rue du foin."
Technik:
Kupferstich/Radierung.
Maße: 13,9
x
9,8 cm.
Provenienz: Das Porträt erschien im Rahmen
von Desrochers' 1725 in Paris publizierter Porträtstichen de Portraits. „Recueil Sammlung || || || Des Personnes qui se sont distinguées tant dans || les Armes que dans les belles Lettre[s] et les Arts. || Comme aussi la famille Royale de France || Et autres Cours Etrangères. || gravez par E. Desrochers Se vend a Paris chez L'auteur rue du foin" (zit. nach Roux, Bd. 7, 1951, S. 134-135). Exemplare dieser Graphik finden sich z. B. in der Bibliothèque Nationale in Paris (s. Roux, Bd. 7, 1951, S. 165, Nr. 149), in der Porträtsammlung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (Portr. I 7269, Mortzfeld 1990, S.74, Abb. Nr. A 11432 u. Mortzfeld 2000, S.25, Nr. A 11432), im Kupferstichkabinett Berlin (Etienne Desrochers, Mappe L, 170/57) sowie in der Warschauer Nationalbibliothek (Biblioteka Narodowa w Warszawie, s. Widacka/Zendara 1992, S. 289, Nr. 2381 u. Widacka 1997, Abb. auf S. 277, Nr. 2381). von
...
Bezeichnung: Auf der Kartusche unterhalb des ovalen Rahmens: „Nicolas Copernic \\ Célèbre Astronome, Mathématicien, || Philosophe et Médecin, né à Thorn Ville de \\ la Prusse Royale, mort en 1543. âgé de \\ 70 ans"5. Auf dem Sockel: „Copernic s'élevant au dessus du Vulgaire, \\ Presente à l'univers une nouvelle Sphère, \\ Et par un effort sans pareil \\ Rend la Terre mobile et fixe le soleil." Dieses Gedicht geht wohl wie fast alle Verse dieser Porträtsammlung (Roux, Bd. 7,1951, S. 135) auf den Dichter François Gacon (1667-1725) zurück. Varianten: Porträts aus dieser Sammlung wurden bis ins 19. Jh. mehrfach in verschiedener Anordnung nachgedruckt. So erschien Desrochers' Copernicus-Porträt z. B. bereits um die Mitte des 18. Jhs. im Verlag von Daumont in Paris (von Polkowski 1875, S.242, Nr. 21 und Hipler 1875, S. 104 fälschlicherweise als „chez Doumont" zitiert). Lit.: Zebrawski 1873, S. 153; Polkowski 1875, S. 241-242, Nr. 20-22; Hipler 1875, S. 104; Singer 1932, S.71, Nr. 49496; Roux, Bd. 7, 1951, S. 165, Nr. 149; Pognon 1973, S. 41, Nr. 102; Zinner 1988, S.466, Nr. V.K.; Mortzfeld 1990, S.74, Abb. Nr. A 11432; Widacka/Zendara 1992, S. 289, Nr. 2381; Widacka 1997, Abb. auf S. 277, Nr. 2381; Mortzfeld 2000, S.25, Nr. A 11432; HuttenCzapski/Kopera 2001, Sp. 139. -
-
Kommentar: Brustbild eines nach halbrechts gewendeten Copernicus ohne Arin einem ovalen, mit Kreuzschraffur ausgefüllten Bildfeld, das wiederum vor einem parallelschraffierten Rechteck steht. Am unteren Rand des Rahmenovals befindet sich eine Kartusche. Bild und Kartusche ruhen auf einem Sockel mit einem Schriftfeld. Offenbar diente für dieses Copernicus-Porträt der Druck aus Boissards „Icones" (Porträt-Nr. P 3) als Vorlage. me
Porträt-Katalog
345
PÍO
Kupferstich
Der
Künstler: Die
zu
Herders
Copernicus-Biographie (1776)
Vorlagenzeichnung lieferte Georg Melchior Kraus (1733/37-1806), Signatur un(1721-1788) aus, Signatur
ten links: „G. M. Kraus del". Den Stich führte Johannes Esaias Nilson unten rechts: „J. E. N. sc."
Technik:
Kupferstich/Radierung.
Maße: 12,6
x
7,7
cm.
Provenienz: Herder 1776, S. 97 (= Frontispiz zum Novemberheft des Herders Copernicus-Biographie enthält; s. Biographie-Nr. 34).
„Teutschen Merkur", das
Bezeichnung: Auf dem Schriftfeld am Sockel: „Nicolaus Copernicus." Lit.: Herder 1776, S. 179 (s. Biographie-Nr. 34, S. 298); Polkowski 1875, S. 244-245, Nr. 36; Hipler 1875, S. 106; Pognon 1973, S. 41, Nr. 103; Zinner 1988, S. 464, Nr. V.C.d.-V.C.e.; Mortz-
feld 1990, S.74, Abb. Nr. A 11433; Mortzfeld 2000, S. 25, Nr. A 11433.
Kommentar: Das nach halblinks gewendete Brustbild befindet sich in einem ovalen, mit Kreuzschraffur ausgefüllten Bildfeld, das wiederum in einen rechteckigen Rahmen gesetzt ist. Am unteren Rand schließt sich ein Sockel mit einem Schriftfeld an. Das Porträt illustriert einen Aufsatz Herders, der das Vorbild dieser Copernicus-Darstellung erwähnt: „Sein Bildniß ist aus Boißard, aus dem auch Gaßendi das Seine genommen" (Herder 1776, S. 179; s. Biographie-Nr. 34, S. 298; zu dem Copernicus-Porträt bei Boissard s. Porträt-Nr. P 3).
Pll Das
Copernicus-Porträt
von
Künstler: Johann Ferdinand Krethlow sc." (nicht bei allen Exemplaren, s.u.).
Johann Ferdinand Krethlow
(1796)
(1767-1842), Signatur unterhalb des Ovals: „Krethlow.
Technik: Punktierstich.
(ohne Bildunterschrift). Provenienz: Historisch=genealogischer Kalender auf das Schalt=Jahr 1796. Enthält die Geschichte von Polen. Mit 2 Karten, 7 Bildnissen, und 6 histor. Vorstellungen von D.[aniel] ChoMaße: 6,0
x
4,9
dowiecki. Berlin
Bezeichnung:
cm
1796,
vor
Bl. A2r.
Unterhalb des Bildfeldes: „Nicolaus
Varianten: Von den sieben
Kopernikus \\ Nicolas Copernic". gleichartigen Bildnissen im Historisch-genealogischen Kalender
lediglich das erste von Krethlow signiert, nämlich das II. August Poniatowski (1732-1798). Es gibt jedoch
Porträt des
ist
polnischen Königs Stanislaus auch Abdrucke des Copernicus-Porträts
Copernicus: Biographia Copernicana
346 mit der
Signatur „Krethlow. sc", die einen späteren Zustand der Außerdem sind Varianten bei der Bildunterschrift bekannt.
Druckplatte wiedergeben.
Lit.: Polkowski 1875, S.245, Nr. 37; Hipler 1875, S. 106; Zinner 1988, S.466, Nr. V.M.-V.N.; Mortzfeld 1990, S. 76, Abb. Nr. A 11441; Widacka/Zendara 1992, S. 294, Nr. 2402-2403; Widacka 1997, Abb. auf S. 278, Nr. 2402; Mortzfeld 2000, S.26, Nr. A 11441; Hutten-Czapski/Kopera 2001, Sp. 137.
Kommentar: Nach halblinks gewendetes Brustbild in einem punktierten Oval. Als Vorlage diente wohl der Kupferstich in Herders Copernicus-Biographie (Porträt-Nr. P 10).6
P12
Das Bildnis Abb. 6
aus
Isaac Bullarts
„Académie
des Sciences"
(1682)
-
Künstler: Esme de Boulonois (tätig Unterarm: „E de Boulonois fecit".
Technik: Maße:
ca.
1654-1657), Signatur
auf dem Lineal
vor
Copernicus'
Kupferstich/Radierung. 18
x
13,1
cm.
Provenienz: Bullart 1682, S. 75
Bezeichnung:
(s. Biographie-Nr. 17, S. 187).
Auf dem Schriftband
am
unteren Bildrand:
„NICOLAVS COPERNICVS."
Lit.: Zebrawski Batowski 1933,
1873, S. 154-155; Polkowski 1875, S.241, Nr. 17; Hipler 1875, S. 103, Anm.; S.54; Pognon 1973, S.40, Nr. 100; Zinner 1988, S.464, Nr.V.C.a.; HuttenCzapski/Kopera 2001, Sp. 135-136; Flik-Fizek 1992, S. 165, Abb. auf S. 168, Nr. 14. Kommentar: Copernicus als Halbfigur sitzt leicht nach rechts gewendet hinter einem Tisch. Bekleidung und Gesichtszüge entsprechen dem Bildnis in den „Icones" von Boissard (Porträt-Nr. P 17). Allerdings fehlt hier das Maiglöckchen als Attribut. Boulonois stellt Copernicus als Astronomen bei der Arbeit dar: auf dem Tisch erkennt man eine Armillarsphäre, Zirkel und Lineal sowie einen Bo-
gen Papier mit geometrischen Konstruktionszeichnungen. Der geraffte Vorhang im Hintergrund sowie die Zimmerecke deuten eine räumliche Umgebung an.
Porträt-Katalog
347
P13 Der
Kupfertitel
von
Joh. Gabriel
Doppelmayrs „Atlas" (1742)
Künstler: Vorzeichnung: Johann Justin Preisler (Preißler, 1698-1771), Signatur unten links: „J. J. Preisler. del.". Kupferstich: Johann Christoph von Reinsperger (1711-1777), Signatur unten rechts: „J. C. Reinsperger. sc."
Technik: Kupferstich, Maße: 47
x
27,5
häufig handkoloriert.
cm.
Provenienz: Doppelmayr, Johann Gabriel: ATLAS || COELESTIS || IN QVO || MVNDVS SPECTABILIS || ET IN EODEM || STELLARVM OMNIVM || PHOENOMENA NOTABILIA, || CIRCA IPSARVM LVMEN, FIGVRAM, FACIEM, MOTVM, ECLI-||PSES, OCCVLTATIONES, TRANSITVS, MAGNITVDINES, DISTAN-||TIAS, ALIAQVE || SECVNDVM || NIC. COPERNICI || ET EX PARTE || TYCHONIS DE BRAHE, || HYPOTHESIN. || [...] || E CELEBERRIMORUM ASTRONOMORUM OBSERVATIONIBUS || GRAPHICE DESCRIPTA EXHIBENTVR || A || IOH. GABRIELE DOPPELMAIERO, || [...] || NORIMBERGAE, \\
Sumptibus
Heredum Homannianorum. A. 1742.
-
Nürnberg 1742, [Kupfertitel].
Bezeichnung: In der Kartusche
||
¡I
am unteren Bildrand: „ATLAS COELESTIS || studio et labore JOH. GABRIELIS DOPPELMAIERI. Math. P. P. \\ impensis \\ Heredum Homannianorum Nonbergce. A. MDCCXLII."
Lit.: Polkowski 1875, S. 439, Abb. S. 438, Nr. 32.
272-273, Nr. 138; Zinner 1988, S. 477,
Nr. IX.G.b.; Krifka
2000, S. 437-
Kommentar: Der Kupfertitel zeigt von links nach rechts Ptolemaeus, Copernicus, Kepler und Brahe vor einem Himmelsglobus, der erhöht auf einem kreisförmigen Podest steht. Hinter diesem von Palmen flankierten Podest, dessen Brüstung zwei Sphingen schmücken, erstreckt sich eine weite Landschaft. Den Astronomen sind jeweils Schrifttafeln zugeordnet, die an den Palmen hängen. Copernicus wird eine Passage aus den „Quaestiones Naturales" (7. Buch, 2. Kap.) von Seneca in den Mund gelegt: „Digna res est contem=\\platione, ut sciamus in \ -
-
rerum statu sumus pi=\\gerrimam sortiti an velo\\cissimam sedem, circa nos Deus an omnia nos agat \ Sen. Nat. Quaest Lib 7. cap. 2 | Nie. Copernicus."7 | schreitet auf den Bild Vordergrund zu. Er ergreift Ptolemaeus am Copernicus Handgelenk und weist mit seiner linken Hand nach oben, wo auf einer von Putti präsentierten Schautafel die Idee des Universums als Summe vieler heliozentrischer Systeme dargestellt wird. Bekleidet ist er mit einem knöchellangen, um die Hüften gegürteten Gewand. Offenbar hat Preisler Copernicus' Tracht vom Reusnerschen Holzschnitt (Porträt-Nr. P 2) oder einem verwandten Porträt übernommen, wobei er die Vorlage sehr frei zu einer Ganzfigur erweiterte. Ein Zusammenhang mit dem Kupfertitel zu Hevelius' „Machina Coelestis" (Porträt-Nr. P 20), wie ihn Zinner annahm (Zinner 1988, S. 477, Nr. IX.G.b.), ist nicht erkennbar. In diesem komplexen Bildprogramm erschließt sich Copernicus' Bedeutung aus der Gesamtheit der Bildelemente. Auf ein spezielles Attribut wurde verzichtet.
quo
Copernicus: Biographia Copernicana
348
1.1.3 Verwandte
Darstellungen P14
Der
Kupferstich
aus
der
Sammlung Czartoryski (um 1600)
Abb. 7 -
Künstler: unbekannt.
Technik:
Kupferstich.
Maße: Die Maße des Krakauer Exemplars (beschnitten, ohne Plattenrand) werden angegeben als: 14,5 x 9,8 cm (Oestmann 1993, S.76, Anm. 86). Die Maße des Pariser Exemplars betragen: 13,0 x 10,0 cm (Pognon 1973, S. 38, Nr. 95). Provenienz: Es sind zwei Exemplare bekannt. Eines befindet sich im Krakauer CzartoryskiMuseum (Muzeum Czartoryskich, Krakow, Inv.-Nr. MNK-XV-R. 802). Ein zweites, bisher in der Literatur kaum berücksichtigtes Exemplar wird in der Bibliothèque Nationale in Paris aufbewahrt (Département des estampes, N 2, unter „Copernic").
Bezeichnung:
Bildunterschrift: „NICOLAVS COPERNICVS". Das Krakauer Exemplar trägt darüber hinaus am rechten unteren Rand eine Notiz von unbekannter Hand („sc. Jenischius" nach Batowski 1933, S. 50, Anm. 49 bzw. „sc. Jenischinus" nach Oestmann 1993, S. 76, Anm. 86).
Lit.: Polkowski 1875, S. 237, Nr. 8; Hipler 1875, S. 101-102; Batowski 1933, S. 49-50, Abb. Nr. 8; Schwarz 1943b, S. 149, Taf. X, Abb. Nr. 13; Schenk 1943, passim, Abb. auf S. 214; Forstreuter 1973, S. 20-21; Pognon 1973, S. 38, Nr. 95, Abb. auf S.39, Nr. 95; Sommerfeld 1981, passim, Abb. Nr. 3; Zinner 1988, S.464, Nr.V.A., V.B.; Flik 1990, S. 28-29, Abb. Nr. 19; Oestmann 1993, S. 75-76, Abb. auf Taf. 20; Drescher 1993, S.24; Kippenhahn 2001, S. 13-15, Abb. auf S. 13-14.
Kommentar: In seiner rechten Hand hält Copernicus ein Maiglöckchen und eine weitere Pflanze mit spitz zulaufenden Blütenblättern und gezacktem Blattwerk. Die linke Hand ist über den rechten Unterarm gelegt. Es fällt auf, daß bei drei Fingern der rechten Hand die Fingernägel an der Innenseite der Fingerkuppen eingezeichnet wurden. Auch der Daumen der Linken ist anatomisch nicht korrekt
gezeichnet.
Die stark stilisierende Graphik läßt nur wenige Details erkennen (vgl. das ähnliche, aber detaillierter ausgearbeitete Ölgemälde aus der Warschauer Sternwarte, Porträt-Nr. P 15). Offensichtlich sind jedoch die Übereinstimmungen mit Stimmers Copernicus-Porträt an der Straßburger Uhr (Porträt-Nr. P 1) und dem Bildnis in Reusners „Icones" (Porträt-Nr. P 2). An Stimmers Gemälde erinnert vor allem die über den rechten Unterarm gelegte Hand. Bereits Batowski (1933, S. 50) vermutete, daß Stimmer eine vergleichbare Komposition vorlag, die er an der Uhr des Straßburger Münsters unter Auslassung der zweiten Pflanze zu einer Ganzfigur mit Schrifttafel erweiterte und die erneut für das in Reusners „Icones" abgedruckte Bildnis nachgeahmt wurde. Als unmittelbare Vorlage dieser beiden Darstellungen kommt der Kupferstich jedoch entgegen der These Sommerfelds nicht in Frage. Auch dessen Behauptung, daß der in Paris und Krakau erhaltene Kupferstich aufgrund seiner dilettantischen Ausführung als getreueste Kopie des angeblichen copernicanischen -
-
Porträt-Katalog
349
Selbstporträts gelten müsse, erscheint keineswegs stichhaltig (Sommerfeld 1981). Ebensowenig besteht ein Zusammenhang mit einem seit dem Zweiten Weltkrieg verschollenen Gemälde von Lucas Cranach d. Ä. aus der Berliner Sammlung Lipperheide, das Schenk zu Schweinsberg ohne nachvollziehbare Gründe zu einem Copernicus-Porträt erklärt hatte (Schenk 1943, S. 279-281, 285, Abb. auf Taf. 20; s. a. Wallis 1966, S.40 sowie das Titelbild von Hamel 1994). Für dieses Gemälde diente nicht etwa der fragliche Kupferstich als Vorlage, wie Sommerfeld meinte (Sommerfeld 1981, passim). Statt dessen porträtierte Cranach den reformatorischen Theologen und Historiker Georg Spalatin (1484-1545) (so die überzeugende Identifizierung durch Sander 1950, S. 45-48, Abb. auf S.47, Nr. 6; s.a. Oestmann 1993, S.74, Anm. 78). Realistisch erscheint die Einschätzung Batowskis, wonach der auffällig grob gearbeitete Kupferstich um die Wende vom 16. zum 17. Jh. entstanden sein muß (Batowski 1933, S. 49). Die Urheberschaft des Nürnberger Goldschmieds, Kupferstechers und Verlegers Balthasar Jenichen (nachweisbar ab 1563), die Batowski mit Vorbehalt auf der Basis der Notiz auf dem Krakauer Exemplar in Erwägung zog, läßt sich im Vergleich mit den gesicherten Werken Jenichens und besonders auch mit dessen Darstellungen berühmter Persönlichkeiten nicht aufrechterhalten (s. Hollstein's German Engravings, Bd.XVB, 1986, S. 9-108, bes. S. 72-86). Polkowski hatte die zweifelhafte Inschrift auf dem Kupferstich (s.o.) als „Pawel Jenischius Holender" gedeutet und auch Hipler sprach von dem „Holländer Paul Jenischius", der „um's Jahr 1590" diesen Kupferstich ausgeführt habe (Polkowski 1875, S. 237, Nr. 8 u. Hipler 1875, S. 101). Unter diesem Namen ist jedoch kein in Frage kommender Stecher zu ermitteln. Da die bei Polkowski angegebenen Maße dieses Stiches 11,8 x 8,6 cm (Polkowski 1875, S. 237, Nr. 8) nicht der Größe des überlieferten Stichs aus der Sammlung Czartoryski zu entsprechen schienen, hielt es Batowski trotz der übereinstimmenden Beschreibung für ausgeschlossen, daß dieselbe Graphik gemeint sein könne (Batowski 1933, S.50, Anm. 49). Es ist jedoch denkbar, daß Polkowski nicht die Blattgröße, sondern die Maße der Abbildung zugrunde legte, wodurch sich der Widerspruch erklären würde. -
-
-
Copernicus: Biographia Copernicana
350
P15 Das Bildnis mit dem warte
(17. Jh.)
Maiglöckchen
aus
der Warschauer Stern-
Abb. 8 -
Künstler: unbekannt.
Technik:
Ölgemälde auf Eichenholz (Hipler 1875, S. 108 bzw. Batowski 1933, S.51).
Maße: 51
x
41
cm
(Batowski 1933, S. 51).
Provenienz: Das Gemälde befand sich bis 1944 in der Warschauer Sternwarte und ist seitdem verschollen (Marconi 1953, S. 4). Eine Notiz auf der Rückseite der Tafel gab Auskunft darüber, daß das Bildnis aus der Galerie einer Villa in Królikarnia bei Warschau stammte und der Sternwarte 1854 vom damaligen Besitzer Ksawer Puslowski geschenkt worden war (Olszyriski 1876, S.301; zur Provenienz s.a. Batowski 1933, S. 51-52). Am oberen Bildrand: „D. NICOLAVS COPERNICVS DOCTOR ET CANONICVS || WARMIENSIS ASTRONOMVS CELEBER-||RIMVS NATVS EST A: 1473. || OBIIT A: 1543. || II IVNIJ [oder: „11 IVNIJ"?]."8 Links neben dem Porträt: „NON PAREM PAVLO VENIAM REQVIRO || GRATIM [sie!] PETRI NEQVE POSCO, SED QVAM || IN CRVCIS LIGNO DEDERAS LATRONI || SEDVLVS ORO" (s. das Thorner Copernicus-Epitaph, Porträt-Nr. P 47).
Bezeichnung:
Lit.: Olszyñski 1876, ein Stich nach dem Gemälde ebd. auf S.301; Batowski 1933, S. 50-53, Abb. 9; Schenk 1943, S. 276-277; Schwarz 1943b, S. 160-161, Taf. XX, Abb. 28; Marconi 1953, S. 4; Torwirt 1953, S. 43; Flik 1973a, S. 101, Abb. auf S.93, Nr. 49; Zinner 1988, S.472, Nr. VII.D.a.; Flik 1990, S. 26-27, Abb. 15; Flik-Fizek 1992, S. 163-164, Abb. S. 160, Nr. 5; Drescher 1993, S.25.
Kommentar: In seiner linken Hand hält Copernicus ein Maiglöckchen, die rechte Hand ist auf den linken Unterarm gelegt. Die Darstellung entspricht spiegelverkehrt weitgehend dem von dem Krakauer und Pariser Kupferstich überlieferten Schema (Porträt-Nr. P 14). Allerdings fehlt bei dem Ölgemälde die Blume, die Copernicus neben dem Maiglöckchen in der Hand hält, was eine unmittelbare Abhängigkeit ausschließt. Hinsichtlich der Bekleidung ähnelt das Porträt mehr dem Copernicus-Bildnis an der Straßburger Münsteruhr (von dessen „Urbild" es möglicherweise einen Eindruck vermittelt, vgl. Porträt-Nr. P 14) als den Darstellungen nach Reusners „Icones" (s. Porträt-Nr. P 2-11). Weiterhin fallen die in drei Strähnen auslaufenden Stirnfransen auf. Ein Charakteristikum, das dieses Copernicus-Porträt mit den Porträt-Nr. P 6-19 und auch mit der auf den ersten Blick abweichenden Copernicus-Darstellung mit dem Buch (Porträt-Nr. P 22) verbindet. Rechts oben auf dem monochromen Hintergrund erkennt man ein Wappenschild. Schwarz wies auf Parallelen zur Hausmarke der Familie Koppernigk hin (Schwarz 1943b, S. 160). Tatsächlich ähnelt die Hausmarke derjenigen, die Copernicus' Vater, der nicht wappenberechtigt war, als Kaufmann verwendete (Prowe 1883— 1884, Bd.I/1, S. 47-48 u. Bd. II, S.470).9 Der Vers, der am linken Bildrand zu lesen ist, wurde von dem spätestens 1589 gestifteten Copernicus-Epitaph in der
Porträt-Katalog
351
Thorner St. Johanneskirche übernommen (Porträt-Nr. P 47), dem die Warschauer Copernicus-Darstellung in den Gesichtszügen und der Bekleidung ähnelt. Auch bei den biographischen Angaben scheint ein Zusammenhang mit dem Thorner Epitaphbild zu bestehen, wie die Angabe des 2. Juni bzw. je nach Lesart des 11. Juni als Todesdatum nahelegt. Als Vorbild des Warschauer Gemäldes diente möglicherweise das CopernicusPorträt aus dem Thorner Gymnasium (Porträt-Nr. P 16). Mit Sicherheit läßt sich dies jedoch nicht beurteilen, da das Porträt aus dem Thorner Gymnasium vor 1735 beschnitten wurde und nur noch den Kopf und die Schultern des Astronomen zeigt. Auch die Frage, wann das Warschauer Porträt entstanden ist, läßt sich nicht genauer beantworten. Batowski, der noch das Original beurteilen konnte, datierte es ins 17. Jh. (Batowski 1933, S.51), wobei ihm Schwarz zustimmte (Schwarz 1943b, S. 160). -
-
P16 Das Bildnis
aus
dem Thorner
Gymnasium (um 1580)
Abb. 10 -
Künstler: Bisher konnte das unsignierte Gemälde keinem Künstler schlüssig zugeschrieben werden; Fliks Vermutung, das Gemälde stamme von dem niederländischen Maler Marcus Geeraerts, läßt sich nicht verifizieren (Flik 1973a, S. 93-97 u. Flik 1974, S. 66-68).
Technik:
Öl
Maße: 51
x
auf Eichenholz
41,5
cm
(Flik 1973a, S. 107). (Marconi 1953, S. 3).
Provenienz: Das Gemälde stammt aus dem Besitz des 1568 gegründeten Thorner GymnasiBereits in einer Beschreibung der Gymnasialbibliothek von 1594 ist ein Copernicus-Porträt erwähnt (Marconi 1953, S.3, Anm.l; Flik 1973a, S.83 u. Flik 1990, S. 21-22). Im Jahr 1735 wurde nach dem Bildnis eine heute in der Pariser Sternwarte aufbewahrte Kopie angefertigt (Porträt-Nr. P 18), während das Original bis 1939 im Thorner Gymnasium aufbewahrt wurde (Flik 1973a, S.83). Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Tafel schwere Schäden (Marconi 1953, S. 5, Abb. 3). Seit der Restaurierung und originalgetreuen Ergänzung in den Jahren 1946 bis 1948 (s. Marconi 1953) gehört das Bild zum Bestand des Thorner Bezirksmuseums (Muzeum ums.
Okrçgowe, Toruñ). Bezeichnung: Auf der Bildtafel selbst sind keine Inschriften angebracht. Legende an der oberen
Seite des Rahmens: „NICOLAVS COPERNICVS."
Lit.: Biester 1792, S. 177; Kästner 1797, S. 370 (s. Biographie-Nr. 37, S.320); Polkowski 1875, S. 279, Nr. 165; Hipler 1875, S. 108, Anm. 50; Batowski 1933, S. 56, Abb. 10; Schenk 1943, S. 277; Schwarz 1943b, S. 161, Taf. XXI, Abb. 29; Marconi 1953; Torwirt 1953; Marconi 1954; Gasiorowska 1955, S. 33-41, Abb. auf Taf. II; Rudolf 1968, S.43; Pognon 1973, S. 34, Nr. 2, S. 37, Nr. 91; Brochwicz 1973; Flik 1973a; Flik 1973b, S. 201-202; Flik 1974; Forstreuter 1973, S. 20; Flik 1977, S. 190-192; Bilinski 1983, S. 277; Zinner 1988, S.472, Nr. VII.D.; Bilinski 1989, S. 86,
Copernicus: Biographia Copernicana
352
Abb. auf S. 3; Flik 1990; Flik-Fizek 1992, S. 162-164, Abb. auf S. S.25; Flik/Kruszelnicka 1996, S. 165, 178.
153,
Nr.
1; Drescher 1993,
Zustand zeigt das Gemälde auf einer rechteckigen Bildtafel den leicht nach links gewendeten Kopf und Schulteransatz von Copernicus. Die Physiognomie, Frisur und Bekleidung entspricht dem Muster des ehemals in der Warschauer Sternwarte aufbewahrten Bildnisses (PorträtNr. P 15). Deutlicher als bei dem Warschauer Bildnis ist erkennbar, daß der schmale pelzgefütterte Kragen an beiden Seiten nach oben gebogen ist. Dies legt nahe, daß den Copernicus-Bildnissen mit einem derartigen schmalen Pelzkragen wie auf dem Gemälde an der Straßburger Münsteruhr (Porträt-Nr. P 1) sowie den Porträts nach Reusners „Icones" (Porträt-Nr. P 2) mit dem an einer Seite nach oben gebogenen Stoffkragen eine gemeinsame Quelle zugrunde liegt. Eine dendrochronologische Untersuchung ergab, daß der Baum für den Bildträger des Thorner Copernicus-Porträts im Jahr 1571 gefällt wurde (Flik 1973a, S. 108 u. Flik 1990, S. 142-143). Entsprechend datierte Flik das Gemälde auf ca. 1580 Kommentar: In seinem
heutigen
-
-
(Flik 1990, S.142).
Offenbar wurde die Bildtafel beschnitten, denn am unteren und am linken Rand sind noch Sägespuren zu erkennen. Dies, so Flik, sei wohl zu Beginn des 17. Jhs. geschehen (Flik 1990, S. 143). Die Kopie nach dem Gemälde in der Pariser Sternwarte (Porträt-Nr. P 18) legt nahe, daß das Gemälde mindestens seit 1735 seine heutige Form besaß. Flik fertigte eine Rekonstruktion des mutmaßlichen ursprünglichen Zustands an (Flik 1990, Abb. 25), wobei er sich v. a. an dem Gemälde aus der Warschauer Sternwarte orientierte (Porträt-Nr. P 15) eine naheliegende, jedoch nicht beweisbare These. Über die Vorlage, nach der das Copernicus-Porträt des Thorner Gymnasiums gemalt wurde, sind keine gesicherten Aussagen möglich. Rein hypothetisch ist die Angabe Zinners, wonach es sich hier um eine Kopie des in den Grundzügen ähnlichen Porträts des Thorner Copernicus-Epitaphs (Porträt-Nr. P 47) handele (Zinner 1988, S.472, Nr.VII.D.). -
P17 Der
Kupferstich
Künstler: Jeremias Falck lung: „/. Falck sculp."
Technik:
Kupferstich.
Maße: 24
x
15
cm
von
Jeremias Falck
(1644)
Abb. 11 -
(1609/1616-1677), Signatur in der linken unteren
(Hollstein,
Dutch and Flemish
Etchings,
Bd. VI,
Ecke der Darstel-
1951, S.220).
Porträt-Katalog Provenienz: Ein
353
B. die Bibliothèque Nationale in Paris (Département des ein weiteres Exemplar die Warschauer Nationalbibliothek estampes, N 2, „Copernic"), s. Narodowa w Warszawie, (Biblioteka Widacka/Zendara 1992, S. 291, Nr. 2390 u. Widacka 1997, Abb. auf S. 278, Nr. 2390).
Exemplar besitzt
z.
unter
Bezeichnung: Unterhalb des Porträts auf dem ovalen Rahmen: „NICOLAVS COPERNICVS." Darunter schließt sich ein Schriftfeld mit einem zweispaltigen Gedicht des Caspar von Baerle (auch Barlaeus, 1584-1648) an: „Natura; novus iste faber fuit, œthera, ierras \\ Restituii magna cum ratione senex. \\ Quam calcamus humum, mediis suspendit in astris, \\ Et Luna; comités altius ire cupit. \\ Mercurius priscis migrai de sedibus. ipso \\ Immensi medium Cynthius orbis habet. \\ Hunc circum raptamur et omnis machina mundi. \\ Immotoque hominum quilibet igné calet. || Inversa est rerum factes. humana quid ultra || Afens queat? hic nostri terminus ingenii est. \\ Cuneta sibi constant, luces noctesque, minorque \\ Est labor, hoc cœlos constituisse modo. \\ Confudit mundum Ptolomasus gentibus. unus || Hic rerum potuit reddere. guis potior?" Rechts darunter befindet sich die Signatur des Autors: „Bariasus." Lit.: Voigt 1847, S. 6; Polkowski 1873, Taf. V, Bilderläuterungen: S. III; Zebrawski 1873, S. loólo?; Polkowski 1875, S. 239-240, Nr. 14, S. 294-295, Nr. 315; Hipler 1875, S. 105; Block 1890, S. 180-181; Singer 1932, S. 71, Nr. 49506; Batowski 1933, S. 56, Abb. 14; Schwarz 1943b, S. 161, Taf. XIX, Abb. Nr. 27; Hollstein, Dutch and Flemish Etchings, Bd. VI, 1951, S. 220; Pognon 1973, S. 40-41, Nr. 101; Zinner 1988, S. 457, Nr.I.A.; Flik-Fizek 1992, S. 163, 174-175, Abb. auf S. 157, Nr. 4; Widacka/Zendara 1992, S. 291, Nr. 2390; Drescher 1993, S. 25; Widacka 1997, Abb. auf S. 278, Nr. 2390. Kommentar: Das Brustbild zeigt einen nach halbrechts gewendeten Copernicus in einem ovalen Rahmen, der von einem Rechteck hinterfangen wird. Kleidung und Physiognomie ähneln stark dem Gemälde des Thorner Gymnasiums (Porträt-Nr. P 16). Es ist nicht auszuschließen, daß es sich hier um eine direkte oder indirekte Kopie nach diesem Bildnis handelt. Entgegen der These Zinners kommt der stark stilisierende Druck, der Copernicus mit einem Buch zeigt (PorträtNr. P 22), nicht als Vorlage für die detailliert ausgearbeitete Graphik Falcks in
Frage (Zinner 1988, S.457, Nr.I.A.). Zur Zeit des mutmaßlichen Entstehungsjahres der Graphik (s. Hollstein, Dutch and Flemish Etchings, Bd. VI, 1951, S. 220) hielt sich der Künstler in Paris auf (vgl. Batowski 1933, S.56). Später schuf Falck ein weiteres Copernicus-Porträt für das Titelbild von Hevelius' „Machina coelestis" (Porträt-Nr. P 20).
P18 Das Brustbild in der Pariser Sternwarte
(dat. 1735)
Künstler: unbekannt. Gelegentlich wurde das Gemälde als Werk Balthasar Dandeleaus betrachtet (Polkowski 1873, Bilderläuterungen: S.IV u. Polkowski 1875, S.296), der jedoch nur den Kupferstich nach diesem Bildnis angefertigt hat (Porträt-Nr. P 20).
Copernicus: Biographia Copernicana
354
Technik:
Öl auf Leinwand (Flik-Fizek 1992, S. 164).
Maße: 77
x
57
cm
(Flik 1990, S. 27).
Provenienz: Das Gemälde befindet sich in der Pariser Sternwarte
(Observatoire de Paris). Mit
großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich um dasselbe Bild, das der Astronom Joseph Jérôme Lefrançois de Lalande (1732-1807) im Jahr 1798 der Pariser Sternwarte geschenkt hat (Pognon 1973, S. 42, Nr. 107). Als sich das Bild noch im Besitz Lalandes befand, wurde ein Kupferstich
hergestellt (s. Porträt-Nr. P 19). Bezeichnung: Auf der gemalten Tafel danach
im unteren Bilddrittel: „NICOLAUS COPERNICUS THORUN: PRUSS. || MATHEMATICUS CELEBERRIMUS. || CANONICUS. VARMIENSIS || Nat: Aô: 1473. Denat: Aô: 1543. || Versus Ipsius Monumento in Eccles: S: Johannis: Paroch: Vet: Civit: Thor: appositi. || Non parem Pauli Gratiam Reqviro || Veniam Petri neque Poseo Sed qvam || In Crucis Ligno dederas Latroni || Sedulus oro." In der rechten unteren Ecke: „Juxta Originale Biblioth: Thorun. || depictus Thorunii. Aô: 1735."10 Lit.: Polkowski 1875, S. 281, Nr. 178; Hipler 1875, S. 113; Pognon 1973, S. 42, unter Nr. 107; Flik 1973a, S. 101-102; Flik 1974, S.69, 72; Flik 1977, S. 191, Abb. auf S. 197; Zinner 1988, S.472, Nr.VII.D.b., Abb. nach S.464, Nr. 76; Flik 1990, S.27, Abb. 14; Flik-Fizek 1992, S. 164, Abb. auf S. 161, Nr. 6.
Kommentar: Das Brustbild in rechteckigem Format zeigt Copernicus nach halblinks gewendet. Das untere Bilddrittel wird von einer gemalten Schrifttafel eingenommen. Wie die Inschrift besagt, handelt es sich um eine 1735 angefertigte Kopie nach einem in der Thorner Bibliothek aufbewahrten Original. Damit ist offenbar das sehr ähnliche Copernicus-Porträt aus der Bibliothek des Thorner Gymnasiums gemeint, das heute dem Bezirksmuseum Thorn (Muzeum Okregowe, Toruh) Porträt-Nr. P gehört (s. 16).
P19
Der Stich
von
Nicolas Balthasar Dandeleau
(vor 1798)
Abb. 12 -
Künstler: Nicolas Balthasar Dandeleau (1749/1757-1820). Signatur unterhalb des äußeren Rahmens, links: „Dessiné et Gravé-" und rechts gegenüber: „- par N. Dandeleau".
Technik: Kupferstich. Maße: Bild:
20,0 x 17,5
cm
(Pognon 1973, S. 42,
Provenienz: Ein Exemplar findet sich z. B. in der des estampes, N2, unter „Copernic").
Bezeichnung: Unterhalb
Nr.
107).
Bibliothèque Nationale in Paris (Département
des äußeren Rahmens befindet sich die in der Mitte durch das WapAntoine Jean de Sartine (1729-1801) getrennte Inschrift „NICOLAS COPERNIC || Chanoine de Frawenberg Né à Thorn daña [sic!] la Prusse Royale le 19 janvier 1472 Mort le 24 Mai I543. Il Dédié à Monsieur De Sartine \\ Chevalier Conseiller de Roi en ses Conseila [sic!] Il Maitre de Requêtes Ordinaire de son Hotel". Links darunter: „Gravé d'après un tableau du
pen
von
Porträt-Katalog
355
Cabinet de \\ M.r de la Lande des Acad. Rl.es des Sciences." Rechts gegenüber: „Par Son tres humble Serviteur \\ N. Dandeleau." Ganz unten: „5e Vend a Paris Chez M.r Fallery Horloger dans l'abbaïe S. Germain cour des Moines à coté de la Fontaine. \\ Et Chez l'auteur Rue du Four, près de la Croix Rouge. Chez un Boulanger n." 73." Lit.: Polkowski 1873, Abb. auf Taf. VII. unten rechts, Bilderläuterungen auf S. IV; Zebrawski 1873, S. 156; Polkowski 1875, S. 243, Nr. 28, S. 296; Hipler 1875, S. 113; Pognon 1973, S. 42, Nr. 107; Zinner 1988, S. 472, Nr. VII.D.b.a.; Hutten-Czapski 2001, Sp. 136.
Kommentar: Das nach halbrechts gewendete Brustbild befindet sich vor einem mit Kreuzschraffuren ausgefüllten Oval, das von einem rechteckigen Rahmen eingefaßt wird. Wie in der Bildunterschrift angegeben, handelt es sich um eine Kopie nach dem Copernicus-Porträt, das sich in der Pariser Sternwarte befindet (Porträt-Nr. P 18). Die Schrifttafel der Vorlage blieb beim Kopieren unberücksichtigt. Als Besitzer wird der Astronom Joseph Jérôme Lefrançois de Lalande (1732-1807) genannt, der das Gemälde 1798 der Pariser Sternwarte schenkte. Aus diesem Vorgang läßt sich ein Terminus ante quem für Dandeleaus Kupferstich ableiten.
P20
Kupfertitel (1673) Abb. 13
Der
für Johannes Hevelius' „Machina Coelestis"
-
Künstler: Vorlagenzeichnung: Adolf Boy (1612-nach 1680), Signatur unten links: „A. Boy delineavit." Kupferstich: Jeremías Falck (1609/1616-1677), Signatur unten rechts: „J. Falck sculpsit."
Technik:
Kupferstich. Maße: 30,5 cm x 18,6 cm (Bildfeld). Provenienz: Hevelius, Johannes: J. HEVELII || MACHINA || COELESTIS. 2
Bde. Danzig 1673-1679. Bd.l: JOHANNIS HEVELII || MACHINE COE-||LESTIS || PARS PRIOR [...] GEDANI. || Auetoris Typis, k Sumptibus, || Imprimebat || SIMON REININGER. || ANNO M DC LXXIII. Danzig 1673, [Kupfertitel]. Faksimile: Hevelius 1969. -
Bezeichnung:
-
In einer Kartusche
am unteren Bildrand: „JOHANNIS HEVELII COELESTIS." Die weiteren Inschriften zitiert Polkowski 1875, S. 270-271.
||
MACHINA
Lit.: Hevelius 1673, S. 20-26; Voigt 1847, S.6; Polkowski 1873, Abb. auf Taf. VIII, Bilderläuterungen: S.IV-V; Polkowski 1875, S. 269-271, Nr. 136, S. 296, Nr. 318; Hipler 1875, S. 105-106; Block 1890, S. 152-153; Schwarz 1943b, S. 152, Taf. XV, Abb. 19; Brzostkiewicz 1965b; Zinner 1988, S.477, Nr.IX.G.; Hutten-Czapski/Kopera 2001, Sp. 136.
Kommentar: Der Kupfertitel zeigt Copernicus zusammen mit Ptolemaeus, Hipparch und Tycho Brahe vor einer fiktiven Architekturkulisse. Von rechts tritt Tycho Brahe heran, dem sich Copernicus in der Mitte stehend mit einer -
-
Copernicus: Biographia Copernicana
356
erläuternden Geste zuwendet. Brahe weist auf einen Himmelsglobus, über den sich links im Vordergrund Hipparch und Ptolemaeus beugen. In der oberen Bildhälfte erscheint von allegorischen Figuren begleitet auf einer Wolke die Personifikation der Astronomie in einem Triumphwagen. Copernicus trägt über seinem langärmligen Untergewand einen um die Hüften gegürteten Mantel mit Tressen- und Knopfbesatz. Ein schmaler, teilweise mit Pelz besetzter Stoffkragen schmückt den Halsausschnitt. Was Gesichtszüge, Frisur und Kragenform dieses Copernicus-Porträts betrifft, so entspricht die Darstellung einem gängigen Typus des „Jugendbildnisses", wie ihn auch Falcks 1644 in Kupfer gestochenes Brustbild des Copernicus darstellt (Porträt-Nr. P 17). Davon abgesehen läßt sich jedoch bei dem Mantel kein Zusammenhang mit überlieferten Copernicus-Porträts feststellen. Vielmehr handelt es sich um eine vornehme Tracht, die Copernicus als Vertreter eines Kulturkreises kennzeichnen sollte, dem auch Hevelius angehörte (vgl. Porträt-Nr. P 21). Einem Brief Falcks an Hevelius vom Dezember 1658 ist zu entnehmen, daß Falck damals nach einem Copernicus-Porträt als Vorlage suchte. Er schreibt: „Wegen des Copernici und T. Brahe Conterfeyt wil mich bemühen, wo es nur zu bekomen wird sein beim herrn Blaeuw" (s. Voigt 1847, S.6-7). Mit „herrn Blaeuw" ist Johann Blaeuw (1598-1673) gemeint, der unter anderem eine Publikation zu Brahes Sternwarten edierte. Schon Johanns Vater, der Buchdrucker und Gelehrte Willem Janszoon Blaeuw (1571-1638), besaß als Schüler Brahes ein besonderes Interesse an der Astronomie. Sein Porträt hatte Falck 1645 in Kupfer gestochen (Hollstein, Dutch and Flemish Etchings, Bd. VI, 1951, S. 216). -
-
P21
Kupfertitel für Johannes Sobiescianum" (dat. 1687)
Der
Künstler:
pinx."
Vorlagezeichnung:
Andreas Stech
Hevelius'
„Firmamentum
(1635-1697), Signatur links unten: „Andr.
Kupferstich: Karl de La Haye (ca. 1641-ca. 1707), Signatur rechts sculp." Technik: Kupferstich. Maße: 29,6
unten:
Stech.
„Carolus de la Haye.
36,8 cm (Bildfeld, doppelseitig). Provenienz: Hevelius, Johannes: JOHANNIS HEVELII || FIRMAMENTUM || SOBIESCIA-
||NUM, ||
x
SIVE
|| URANOGRAPHIA, ||
QVODLIBET SIDUS, QVAM
OMNES
TOTUM COELUM STELLATUM, UTPOTE TAM || ET SINGULAS STELLAS, SECUNDUM GENU-
INAS || EARUM MAGNITUDINES, NUDO OCULO, ET OLIM || JAM COGNITAS, ET NUPER PRIMUM DETE-IICTAS, ACCURATISSIMISQVE ORGANIS || RITE OBSERVATAS,
Porträt-Katalog
357
EXHIBENS, || Et quidem quodvis Sidus in peculiari Tabella, || in piano descriptum, sie ut omnia conjunetim totum || Globum Ccelestem exactissimé référant: || prout || Ex binis Hemisphaeriis Majoribus, Boreali scilicet || k Australi, adhuc clariüs unicuique || patet. || Cum Gratia & Privilegio Sac. Reg. Maj. Polon. \\ GEDANI, || TYPIS JOHANNIS-ZACHARLE STOLLII. || ANNO M DC XC. Danzig 1690, [Kupfertitel]. Faksimile: Hevelius 1987. -
-
Bezeichnung: Auf dem Schriftband unterhalb des Himmelsglobus in der Bildmitte: Quascumque Divina concessit Benignitas, ha;c \\ submisse sisto, atque offero, Vestroque sublimi \\ com„
mitto judicio"11 Auf einer Kartusche in der unteren Bildmitte: „FIRMAMENTVM SOBIESCIANVM || sive || URANOGRAPHIA || Joh. Heveln. || GEDANI || Anno 1687."
Lit.: Polkowski 1875, S. 271-272, Nr. 137; Brzostkiewicz 1965b; Zinner 1988, S. 477, Nr. IX.G.a.; Whitfield 1995, Abb. auf S. 95; Hutten-Czapski/Kopera 2001, Sp. 136-137.
Kommentar: In einem Arrangement, das an Weltgerichtsdarstellungen sowie an Raffaels „Disputa" im Vatikan erinnert (um 1510/11, Stanza della Segnatura), scharen sich auf einer Wolke zehn Astronomen der Antike und der Neuzeit um die in der Mitte thronende Urania. Copernicus steht vorn rechts im gleichen Habitus wie auf dem Titelbild von Hevelius' „Machina Coelestis" von 1673 (Porträt-Nr. P 20). Er weist auf das Geschehen in der vorderen Bildmitte. Hier tritt Hevelius in gebeugter Haltung vor Urania und seine geistigen Ahnen. Wie das zugehörige Spruchband (s.o.) besagt, bringt er seinen Fixsternkatalog dar, der als aufgeschlagenes Buch mit der Inschrift ,,Catalog[us] Fixar[um]" zu Füßen eines Himmelsglobus' liegt. In seiner Linken hält er einen Sextanten, in der Rechten den Wappenschild der Sobieski. Mit letzterem wird auf ein von Hevelius benanntes Sternbild angespielt. Dasselbe gilt für die Tiere, die mit dem Astronomen vor Urania treten. Im oberen Bilddrittel schweben zahlreiche Putti, die mit Hilfe von Schriftbändern Gottes Lob verkünden. In der rechten unteren Ecke reißt die Wolkendecke auf und gibt den Blick auf eine Stadtansicht von Danzig frei.
P22
Copernicus
mit dem Buch
(um 1600)
Abb. 14 -
Künstler: unbekannt.
Technik: Maße:
Radierung (Drescher 1993, S.229).
18,0 x 13,8
cm
(Plattengröße nach
Drescher 1993,
S.229, Nr.68).
Provenienz: Es sind drei Exemplare bekannt: Ein Exemplar befand sich zusammen mit dem Manuskript von „De revolutionibus" im Tschechischen Nationalmuseum in Prag. Das Manuskript wurde 1956 der Jagiellonischen Universität Krakau als Geschenk übergeben. Im ausführlichen Protokoll der Übergabe wird das Copernicus-Porträt jedoch nicht erwähnt (frdl. Mitt. von Frau Lucyna Nowak, Biblioteka Jagielloñska Krakow, v. 10. 7. 2003).
Copernicus: Biographia Copernicana
358
Drescher vermutete die Graphik deshalb weiterhin in Prag (Drescher 1993, S. 229, Nr. 68), doch auch dort konnte das Blatt weder im Nationalmuseum noch in der Nationalbibliothek aufgefunden werden (frdl. Mitt. von Frau Milada Svobodova, Národní Knihovna Ceske Republiky, v. 18.3. 2003). Ein weiterer Abdruck wurde in einem Exemplar der von Rheticus besorgten Erstausgabe von „De revolutionibus" entdeckt. Das Buch mit der Graphik befindet sich heute im Stadtarchiv Schweinfurt (AvS Bildsammlung P-Ko7). Das dritte Exemplar dieses CopernicusPorträts gehört dem Krakauer Czartoryski-Museum (Muzeum Czartoryskich, Krakow).
Bezeichnung:
Auf der Schriftleiste unterhalb der
Darstellung:
„•
D
•
NICOLAVS COPERNI-
CVS". Auf dem Exemplar aus dem Manuskript von „De revolutionibus" befindet sich rechts unten die Notiz „Ao ./Etatis 70" von unbekannter Hand.
Lit.: Polkowski 1875, S.241, Nr. 19; Birkenmajer 1900, S.675-677; Brachvogel 1919, S.597, Abb. 42 (ehem. Prager Exemplar); Batowski 1933, S. 41-43, Abb. 6 (ehem. Prager Exemplar); Zinner 1937a, S. 51-54; Zinner 1937b, Abb. auf S. 19 bzw. 165, Nr. 5; Zinner 1937c, S. 370; Schenk 1943, S. 268-269, 272-273, 276, 284, 374, Abb. auf S. 22; Schwarz 1943b, S. 159-160, Taf. XIX, Abb. 26; Brzostkiewicz 1968; Forstreuter 1973, S.22; Sommerfeld 1981, S.5-7, Abb. 7; Zinner 1988, S. 456-457, Nr.L, S. 481-482, Abb. auf S. 177, Nr. 35; Flik-Fizek 1992, S. 166, 170, Abb. auf S. 173, Nr. 23; Drescher 1993, passim, Abb. auf S. 229 u. Abb. S. 2 (Schweinfurter Exemplar); Oestmann 1993, S. 75, Anm. 84; Hamel 1994, Abb. auf S. 221, Nr. 72 (ehem. Prager Exemplar).
Kommentar: Der als Halbfigur dargestellte Copernicus ist leicht nach links gewendet. Sein Blick richtet sich auf den Betrachter, während er beide Unterarme auf eine Brüstung stützt, die den unteren Abschluß des Porträts bildet. In seiner linken Hand hält er ein kleinformatiges, geschlossenes Buch mit Metallschließen. Die rechte Hand ist auf den linken Unterarm gelegt, so daß die Pose in den Grundzügen dem Schema entspricht, das man z.B. vom Copernicus-Bildnis mit dem Maiglöckchen aus der Warschauer Sternwarte kennt (Porträt-Nr. P 15). Auch die Bekleidung entspricht diesem Muster. Dasselbe gilt für die Gestaltung des Kopfes, wenngleich die Gesichtszüge und die Frisur auffallend stilisiert und ebenso wie die Hände in ihren anatomischen Einzelheiten überbetont erscheinen. Dennoch begegnen uns auch hier typische Züge, wie etwa die in drei Strähnen unterteilten Stirnfransen. Das Porträt gehört folglich zum Typus des „Jugendbildnisses", obwohl das von Falten durchzogene Gesicht sowie die sehnigen Hände an einen alten Mann denken lassen. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei dieser Graphik um eine Variante auf der Basis einer älteren Copernicus-Darstellung vom Typus der unter Porträt-Nr. 14 u. 15 beschriebenen Bildnisse. Dabei wurde das Maiglöckchen durch ein Buch als allgemeines Gelehr-
-
tenattribut ersetzt. Mit dem Thorner Copernicus-Epitaph (Porträt-Nr. P47) läßt sich keine unmittelbare Verbindung herstellen, obwohl die Hintergrundgestaltung der Winkel des Zimmers, in dem ein Fenster den Blick auf eine Hügellandschaft freigibt Parallelen aufweist. Häufig wurde dieser Graphik eine Schlüsselrolle in der Copernicus-Ikonographie zugebilligt. Ausschlaggebend dafür war die Annahme, daß sich zwei der bekannten Abzüge das Schweinfurter Exemplar sowie der zuletzt in Prag aufbewahrte -
-
-
Porträt-Katalog
359
ursprünglich im Besitz von Georg Joachim Rheticus befunden hätten. Zinner vermutete sogar, daß auch das Krakauer Exemplar, dessen frühere Provenienz ungeklärt ist, durch Rheticus nach Polen gelangt sei (Zinner 1988, S.456, Druck
-
Nr.I).
Von besonderer Bedeutung ist das zuletzt in Prag aufbewahrte Exemplar: es wurde zu einem heute unbekannten Zeitpunkt dem Manuskript von „De revolutionibus" beigefügt, das nach Copernicus' Tod über Tiedemann Giese in die Bibliothek von Rheticus kam. Die späteren Besitzer waren Valentin Otho (f 1603) und Jakob Christmann (1554-1613) in Heidelberg sowie der tschechische Pädagoge und Theologe Johannes Comenius (Pseud. Ulrich de Neufeld, 1592-1671). Aus Comenius' Bibliothek gelangte das Manuskript mit der Graphik in der Mitte des 17. Jhs. in den Besitz des Grafen Otto von Nostitz (f 1666) (s. NCG, Bd. I, S. 27). Nach der Verstaatlichung der Nostitzschen Bibliothek in Prag (1945) wurde das kostbare Manuskript mit der Graphik an das Tschechische Nationalmuseum in
Prag übergeben. Das heute in Schweinfurt aufbewahrte Exemplar des Copernicus-Porträts wurde in einem Exemplar von „De revolutionibus" aus dem Besitz von Johannes Praetorius (1537-1616) gefunden. Zinner vermutete, Rheticus habe Praetorius die Graphik übergeben, als sich dieser von 1569 bis 1571 in Krakau aufhielt (Zinner
1988, S.456, Nr.I).
Aufgrund
der angeblichen Verbindung zu Rheticus zählte Zinner dieses Bildnis „zu den ältesten und wichtigsten" Copernicus-Darstellungen (Zinner 1988, S. 456, Nr.I). Am weitesten in der Wertschätzung dieses Bildnisses ging Sommerfeld, der postulierte, Copernicus habe das betreffende Porträt selbst entworfen und es handele sich tatsächlich im wörtlichen Sinn der handschriftlichen Notiz auf dem zuletzt in Prag aufbewahrten Exemplar um ein Bildnis im 70. Lebensjahr, das der Astronom für die Aufnahme in die Druckausgabe seines Hauptwerks vorgesehen habe (Sommerfeld 1981, S.5-7). Die Originalzeichnung sei nicht erhalten, die graphische Reproduktion wiederum könne von Balthasar Jenichen gestochen worden sein, wie bereits Schenk zu Schweinsberg erwogen hatte (Schenk 1943, S.374; Sommerfeld 1981, S. 7, Anm. 32). Urkundliche Belege dafür konnte Sommerfeld in diesem Fall ebensowenig beibringen, wie für die Vorgeschichte von Porträt-Nr. P 14, das er ebenfalls als wohl von Jenichen gestochenes CopernicusSelbstbildnis betrachtete. Bereits Schwarz hatte sich entschieden gegen eine der Darstellung von Copernicus mit dem Buch ausgesprochen und die Graphik in die Zeit um 1600 datiert (Schwarz 1943b, S. 159). Er gab zu bedenken, daß die von Rheticus besorgte Druckausgabe von „De revolutionibus" ohne ein Copernicus-Porträt erschien, was nahelegt, daß Rheticus zu dieser Zeit entweder kein Porträt des Gelehrten besaß oder ihm die verfügbaren Porträts nicht ähnlich genug erschienen. Deshalb seien die beiden Graphiken, die sich im Manuskript bzw. einem Druck -
-
Überschätzung
Copernicus: Biographia Copernicana
360
„De revolutionibus" befanden, wohl erst später dort eingelegt oder eingeklebt worden (Schwarz 1943b, S. 160). In diesem Zusammenhang widersprach Schwarz auch der Behauptung Hiplers, Tiedemann Giese habe in einem Brief an Rheticus gewünscht, daß der Druckfassung von „De revolutionibus" ein Copernicus-Porträt beigefügt werde (Hipler 1875, S. 89; Schwarz 1943b, S. 160). Es sei angemerkt, daß sich Hipler dabei nicht auf die hier beschriebene Graphik bezog, sondern auf einen bei Sabinus Kauffmann gedruckten Holzschnitt (Porträt-Nr. P 4). Schwarz' Überzeugung, daß die Graphik nicht ursprünglich mit „De revolutionibus" verbunden war und erst um 1600 entstanden sei, setzte sich abgesehen von Sommerfelds Argumentation weitgehend durch (s. a. Schenk 1943, S. 269 u. 284; Forstreuter 1973, S.22 u. Drescher 1993, S.26 u.230). Ebenso wie Schwarz widersprach auch Drescher der These, daß die fraglichen Graphiken aus dem Besitz von Rheticus stammten, zumal keine Spuren einer einstigen festen Einbindung im Manuskript bzw. der Druckausgabe aus Praetorius' Besitz existieren. Das Schweinfurter Exemplar kann sich zudem laut Drescher angesichts der starken Beschädigungen nicht immer im Buch befunden haben (Drescher 1993, S.26 u.230). von
-
-
Copernicus
1.2
mit
Symbolen seines Weltbildes
1.2.1 Vorläufer ohne Porträtähnlichkeit
P23 Der
Kupfertitel zu Nicolaus Mulerius' „Tabulae Frisicae" (1611)
Künstler: unbekannt.
Technik: Maße:
Radierung.
20,6 x 14,9
cm
(Bildfeld).
Provenienz: Mulerius, Nicolaus: TABVLjE || FRISICjE || Lunae-Solares || quadruplices; || è fontibus || Cl. Ptolemaei, || Regis Alfonsi, || Nie. Copernici, k || Tychonis Brahe, || recens construetes || Operâ et studio NICOLAI || MVLERI Doct. Medici et || Gymnasiarchae Leowardiani. || Quibus accessêre Solis tabules totidem; hypo-\\theses Tychonis illustrates: Kalendarium Rom. || vetus, cum methodo Paschali eméndala. || ALCMARIiE || Excudebat Iacobus Meesterus || Typographus Ordinarius. || Veneuni Amstelrodami \\ apud Wilhelmum Ianßonium. año 1611. || Cum privilegio ad decennium. Alkmaar, Amsterdam 1611, [Kupfertitel]. -
Lit.: Polkowski 1875, S. 267, Nr. Zinner 1988, S.476, Nr.IX.E.
127; Harms 1978, S. 333-334; Ashworth 1985b, S. 194, Anm. 51;
Kommentar: Links und rechts der Schrifttafel und Kartusche mit dem Buchtitel sind jeweils zwei durch Namensbeischriften gekennzeichnete Astronomen als
361
Porträt-Katalog
In der oberen Reihe links Ptolemaeus und rechts König Alfons X. sowie links darunter Copernicus und rechts gegenüber Tycho Brahe. Oberhalb der Schrifttafel erkennt man den sitzenden Hipparch mit einer Armillarsphäre in der Hand. Er wird flankiert von symbolischen Darstellungen der Sternbilder Löwe und Krebs. Diese Darstellung hat insofern eine gewisse astronomische Bedeutung, als das Sternbild des Löwen durch Regulus sowohl für Ptolemaeus als auch Copernicus zur Ortsbestimmung der Sterne wichtig war. Wenn sich die Sonne im Sternbild des Löwen befindet wie auf dieser Darstellung befindet sich der zunehmende Mond tatsächlich im Sternbild des Krebses. In der Astrologie gilt die Sonne als „Herrscherin" über das Sternzeichen Löwe, der Mond als „Herrscher" des Krebses. Copernicus ist im Profil nach rechts gewandt zu sehen. Offensichtlich handelt es sich um ein Phantasiebildnis, das ihn als Prototyp eines Gelehrten seiner Zeit vorstellt. Er trägt einen Talar und auf den glatten kinnlangen Haaren ein Barett. Mit seiner rechten Hand umfaßt er ein Buch, in der linken Hand hält er eine schematische Darstellung seines Weltbildes in Scheibenform, bei der die Planetenbahnen in konzentrischen Kreisen um die Sonne angeordnet sind. Dieses Attribut findet sich hier zum ersten Mal bei einer graphischen Darstellung von Copernicus.12 Über die Schrift von Mulerius wurde die Bildidee schnell verbreitet. Auf der Graphik jedoch, die Mulerius' Titelbild ikonographisch am nächsten steht (Metius 1631, Kupfertitel), wurden die Namensbeischriften der dargestellten Astronomen nicht übernommen. Copernicus ist bei diesem Kupferstich auch deshalb nicht mehr als solcher zu identifizieren, da man das Modell seines Weltbilds mit einem Zeiger versah und es so zu einer Sternuhr umdeutete (s. Harms 1978, S. 333-334, Abb. auf Taf. XXIII, Nr. 66).
Ganzfiguren dargestellt:
-
-
-
-
P24
Kupfertitel für Philipp Lansbergens „Tabulae Coelestium" (publ. 1632)
Der
Motuum
Künstler: Entwurf: Adriaen Pietersz van de Venne (1589-1662), Signatur links unten: „A. v. venne in." Kupferstich: Daniel van den Bremden (1586/1587-ca. 1663), Signatur rechts unten: „DBremden sc." Technik:
Kupferstich. Maße: 24,4 x 16,2 cm (Bildfeld). Provenienz: Lansbergen, Philipp: PHILIPPI LANSBERGI || TABVLAE || MOTVVM COE-
LESTI-||UM PERPETUA; || Ex omnium temporum || Observationibus constructae, || tem|| Observationibus || consentientes. || ITEM || Nova; & genuino; Motuum
porumque omnium
362
Copernicus: Biographia Copernicana
cceles-\\tium THEORICAE. || & BURGI ZELANDLE, || Apud
|| Astronomicarum observationum || THESAVRUS. || MIDDEL|| ZACHARIAM ROMANUM. || M. DC. XXXII. Middelburg
1632, [Kupfertitel].
Bezeichnung:
Auf dem Schriftband
-
am
unteren Bildrand:
„Hinc omnia lustrat".
Varianten: Die Druckplatte wurde drei Jahrzehnte später mit verändertem Titel nochmals für die Gesamtausgabe von Lansbergens Werken verwendet (Lansbergen 1663, Kupfertitel). Lit.: Polkowski 1875, S.269, Nr. 135; Batowski 1933, S. 55-56; Ashworth 1985a, S. 34-36, Abb. auf S. 35; Ashworth 1985b, S. 188, Abb. 21; Zinner 1988, S. 475, Nr. IX.C.a., S. 477, Nr. IX.E.b.; Krifka2000, S. 432-433.
Kommentar: Der Kupfertitel vereinigt in einem architektonischen Rahmen zu beiden Seiten und oberhalb des Schriftfeldes mit dem Buchtitel die Porträts mehrerer, durch Namensbeischriften bezeichneter Astronomen (Aristarch von Samos, Hipparch, Ptolemaeus, König Alfons X., Tycho Brahe, Albategnius, Nicolaus Copernicus und der Autor des Bandes, Philipp Lansbergen). Am rechten Bildrand wird Copernicus in einer Nische stehend als Ganzfigur nach halblinks gewendet gezeigt. Er ist mit einem Talar und einem Barett bekleidet. Offenbar orientierte sich der Entwerfer an dem Kupfertitel von Mulerius' „Tabulae Frisicae" (Porträt-Nr. P 23), worauf auch die Gesamtanlage sowie die Auswahl und Wiedergabe mehrerer der Protagonisten (bes. Copernicus, Ptolemaeus und König Alfons X.) erinnern. In seiner rechten Hand erhebt Copernicus eine schematische Darstellung des heliozentrischen Weltbildes. Mit der Linken hält er ein aufgeschlagenes Buch. Links neben ihm steht ein Tintenfaß. Auf dem Boden liegt eine Papierrolle.
P25 Der
Kupfertitel mit einer Astronomengruppe für „Harmonia Macrocosmica" (1660)
Andreas
Cellarius'
Künstler: Frederik Hendrik van de Hove (1628/29-1698), terhalb der Armillarsphäre: „F. H. v. Hoven fee."
Signatur
am
unteren Bildrand
Technik:
un-
Kupferstich, häufig handkoloriert. Maße: ca. 42,7 x 26 cm (Bildfeld). Provenienz: Cellarius, Andreas: HARMONIA || MACROCOSMICA || SEV\\ ATLAS || UNIVERSALIS ET NOVUS, || TOTIUS UNIVERSI CREATI || COSMOGRAPHIAM || GENERALEM, ET NOVAM || EXHIBENS. || [...] || STUDIO, ET LABORE || ANDREJ CELLARII PALATINI, Scholae Hornanae in Hollandia || Boreali Rectoris. || [DZ] || AMSTELODAMI, || Apud JOANNEM JANSSONIUM, || Anno M DC LX. || Cum Privilegio. Amsterdam 1660, [Kupfertitel]. Faksimile: Vor allem die auf die Kupferstiche reduzierte Ausgabe von 1708 wurde mehrfach vollständig oder in Auswahl faksimiliert (s. Gent 2000, S. 25). Hier sei lediglich auf eine vollständige, farbig faksimilierte Ausgabe (Cellarius 1987) hingewiesen. -
-
Porträt-Katalog
363
Bezeichnung: Auf dem Spruchband, das Putti in der „Himmelssphäre" in der oberen Bildhälfte präsentieren: „ATLAS COELESTIS; || seu || HARMONÍA MACROCOSMICA." Varianten: Während der erste Nachdruck der „Harmonía Macrocosmica" das unveränderte Titelbild enthält (Cellarius 1661), wurde dem Kupfertitel in der 1708 aufgelegten Ausgabe, die nur die Kupferstiche ohne den zugehörigen lateinischen Kommentar enthält, auf dem von Putti getragenen Spruchband die Angabe der Herausgeber hinzugesetzt: „Apud G.VALK et P. SCHENK" (Cellarius 1708). Lit.: Ashworth 1985a, S.36, Abb. auf S. 37; S. 12-13, Abb. S. 9.
Krogt 1997, S. 513-518, 561, mit Abb.;
Gent 2000,
feststellte, beruht das ikonographische ProFrontispiz von Lansbergens „Tabulae Motugramm dieses Kupferstichs um Coelestium" (Porträt-Nr. P24). Fünf Astronomen von der Antike bis zu Tycho Brahe (1546-1601) haben sich um Urania geschart, die in der Mitte thront: Tycho Brahe, Copernicus, Ptolemaeus, König Alfons X. und Lansbergen. Im wesentlichen ist das Personal identisch mit den bei Lansbergen am linken und rechten Rand der Titeleinfassung abgebildeten Astronomen. Ob jedoch auch Albategnius (f 929) in das Bildprogramm übernommen wurde in Frage kommt die lächelnde Figur im Hintergrund -, ist zweifelhaft. Nach Gents Meinung handelt es sich bei dieser Figur möglicherweise um ein Autorenbildnis (s. Gent 2000, S. 13, 17, Anm. 35). Copernicus befindet sich im rechten Vordergrund. Er sitzt im Profil nach links gewendet neben einem Tisch und weist mit seiner Linken auf eine Armillarsphäre Kommentar: Wie schon Ashworth
auf dem
-
seinen Füßen. Es scheint sich dabei nicht um ein heliozentrisches Modell zu handeln. In seiner rechten Hand, die auf dem Tisch ruht, hält Copernicus eine Schreibfeder. Seine Bekleidung und Gesichtszüge sind von Lansbergens Druck übernommen worden. Auch die schematische Darstellung des copernicanischen Systems, wie man sie ähnlich von Lansbergens Titelblatt kennt, ist vertreten. Im Vergleich mit dieser Vorlage ist die wesentliche Aussage durch eine strahlende Sonne in der Mitte sogar noch deutlicher geworden. Das Modell ist allerdings nicht Copernicus beigegeben, sondern wird von König Alfons X. in den Händen gehalten. Da das konzentrische Kreisschema auf diese Weise knapp über der rechten Hand von Copernicus „schwebt", liegt die Vermutung nahe, daß Copernicus ursprünglich nicht eine Schreibfeder, sondern das Modell seines Weltbilds halten sollte, auf das sich auch sein Blick richtet. Unklar bleibt, ob hier ein Irrtum vorliegt oder eine bewußte, ikonographisch jedoch schwer nachvollziehbare der Komposition. Auf einer der Bildtafeln der „Harmonia Macrocosmica" von Cellarius findet sich eine weitere Copernicus-Darstellung, die nicht Lansbergens Druck entspricht, sondern dem „Jugendbildnis" folgt (Porträt-Nr. P 34). zu
Änderung
Copernicus: Biographia Copernicana
364
P26
Stefano Delia Bellas Künstler: Stefano Della Bella
Technik:
Radierung für
Galileis
„Dialogo" (1632)
(1610-1664), Signatur rechts unten: „Stefan.
Della Bella. F".
Radierung.
Maße: 19, 8
x
14,1
cm
(Bildfeld).
Provenienz: Galilei, Galileo: DIALOGO || DI || GALILEO GALILEI LINCEO || MATEMÁTICO SOPRAORDINARIO || DELLO STVDIO DI PISA || E Filosofo, e Matemático primario del y SERENISSIMO || GR.DVCA DI TOSCANA. || Doue ne i congressi di quattro giornate si discorre || sopra i due || MASSIMI SISTEMI DEL MONDO || TOLEMAICO, E COPERNICANO; || Proponendo indeterminatamente le ragioni Filosofiche, e Naturali \\ tanto per l'vna, quanto per l'altra parte. \\ CON PRI[DZ]VILEGI. || IN FIORENZA, Per Gio: Batista Landini MDCXXXII. || CON LICENZA DE' SVPERIORI. Florenz 1632, [Kupfertitel]. -
Bezeichnung: Auf dem von Putten gehaltenen Spruchband am oberen Bildrand: „DIALOGO || di || GALILEO GALILEI LINCEO || AL SER.mo FERD. II. GRAN. DVCA DI || TOSCANA". Unten in der Mitte das Druckerzeichen mit Motto: „GRAN=DIOR VT PRO=LES || G.B. || .L." Lit.: Polkowski 1875, S. 267-268, Nr. 128; Panofsky 1954, Titelbild mit Bildunterschrift; Rosen 1956, S. 79; Panofsky 1956, S. 183-185, Abb. 1; Mackensen 1978, S. 137; Ashworth 1985b, S. 187, 190, Abb. 16; Mackensen 1988, S. 105-106; Zinner 1988, S. 467, Nr. VI., Abb. auf S. 365, Nr. 60; Pantin 1993, S. 94-95; Krifka 2000, S. 433, Abb. auf S. 434, Nr. 27.
Kommentar: Vor einem Hafenszenario zeigt Della Bella den Disput zwischen Aristoteles, Ptolemaeus und Copernicus. Die drei als Ganzfigur gezeigten Gelehrten sind jeweils durch eine Namensbeischrift gekennzeichnet. Copernicus steht nach halblinks gewendet am rechten Bildrand. Er hat seine Rechte in einem argumentierenden Gestus erhoben. Mit der Linken rafft er den Stoff seines Mantels und hält gleichzeitig ein Tellurium, das schematisch die Bahn der Erde um die Sonne sowie die Bewegung des Mondes vorstellt. Dieses Attribut tritt hier erstmals in der Copernicus-Ikonographie auf. Gesicht und Bekleidung zeigen keine Ähnlichkeit mit älteren Porträts des Gelehrten. Copernicus ist als bärtiger alter Mann dargestellt und trägt einen pelzbesetzten langen Mantel und ein Birett. Dieser mit Tressen und Knöpfen verzierte Mantel ähnelt repräsentativer Kleidung, wie man sie zur Entstehungszeit der Radierung besonders im östlichen Europa trug (vgl. Porträt-Nr. P 20-21). Erwin Panofsky war der Meinung, daß Stefano Della Bella Copernicus bewußt mit der Physiognomie von Galilei dargestellt habe, um sinnfällig auf eine verbindende wissenschaftliche Tradition hinzuweisen (Panofsky 1954, Bildunterschrift zum Titelblatt u. Panofsky 1956). Dieser Einschätzung widersprach bereits Edward Rosen, der zu bedenken gab, daß der bärtige Copernicus nur eine entfernte Ähnlichkeit mit Galilei besitzen würde. Außerdem, so Rosen weiter, würde Galilei es nicht begrüßt haben, mit Copernicus dessen Lehre von den kurialen Autoritäten abgelehnt wurde identifiziert zu werden (Rosen 1956, S.79). Dem ist -
-
Porträt-Katalog
365
hinzuzufügen, daß Galilei eben nicht, wie Panofsky meinte, ebensogut über das „eigentliche" Aussehen von Copernicus unterrichtet war wie Mathias Bernegger (Panofsky 1956, S. 184). Letzterer ließ 1635 Della Bellas Radierung als Titelbild für die von ihm besorgte lateinische Galilei-Ausgabe adaptieren, wobei er Copernicus' Physiognomie dem „Jugendbildnis" angleichen ließ (Porträt-Nr. P 27). In seiner Heimatstadt Straßburg hatte Bernegger ungleich mehr Möglichkeiten als Galilei, das tradierte Erscheinungsbild von Copernicus zu studieren. Mit Sicherheit kannte er Stimmers Copernicus-Porträt an der Straßburger Münsteruhr (Porträt-Nr. Pl). Bei Stefano Della Bellas Graphik handelt es sich um das früheste bekannte Copernicus-Bildnis in Italien. Dementsprechend dürften die als authentisch angesehenen Gesichtszüge des Copernicus, wie sie bei Reusner und seinen Nachahmern präsentiert wurden, hier nur einem sehr kleinen Teil des Publikums bekannt gewesen sein. Wahrscheinlich ist, daß Della Bella keine Porträtähnlichkeit anstrebte, sondern seinen Copernicus als archetypisches Gelehrtenbildnis mit Anspielungen auf die zeitgenössische osteuropäische Tracht und die Kopfbedeckung eines Klerikers.
Copernicus-Bildnis in der lateinischen Ausgabe „Dialogo" und verwandte Darstellungen 1.2.2 Das
von
Galileis
P27 Der
Kupfertitel von Mathias Berneggers Galilei-Ausgabe (1635)
Künstler: Jacob van der Heyden am Schaft der Säule.
unten
(1573-1645),
Das
Signet
des Künstlers findet sich rechts
Technik:
Kupferstich. Maße: 18,5 x 13,4 cm (Bildfeld). Provenienz: Galilei, Galileo (Hrsg. Mathias Bernegger): SYSTEMA COSMICVM, \\ Authore || GALILEO GALILjEI II LYNCEO, ACADEMIA PISANTE || Mathematico extraordinario,
¡I SERENISSIMIIn || MAGNI-DVCIS HETRVRIiE || PHILOSOPHO ET MATHEMATICO ||
|| quo || QVATVOR DIALOGIS, || DE\\ Duobus Maximis Mundi Systematibus, PTOLEMAICO & COPERNICANO, || Vtriusque rationibus Philosophicis ac Na-||turalibus indefinite propositis, || disseritur. || Ex Itálica Lingua Latine conuersum. || Acceßit || Appendix gemina, qua SS. Scripturas dicta || cum Terrae mobilitate conciliantur. || [...] || AVGVSTAE TREBOC. || Impensis ELZEVIRIORVM, || Typis DAVIDIS HAVTTI. || Anno 1635. Straßburg PRIMARIO:
||
1635, [Kupfertitel].
-
Bezeichnung: Auf dem Spruchband am oberen Bildrand: „DIALOGVS || DE SYSTEMATE MVNDI, || Autore || GALILLO GALILEI LYNCEO, || SERENISSIMO || FERDINANDO II. HETRVR. MAGNO-DVCI || dicatus". Auf den Sockeln der Säulen: „Anno S. 1635". Auf
Copernicus: Biographia Copernicana
366
der Schriftleiste unterhalb des Bildfeldes: „Augustas Treboc. ABRAHAMI ELZEVIR || Bibliopolar. Leydens."
|| Impensis
BONAVENTVRjE et
Lit.: Gassendi, Nicolai Copernici vita, 1654, S.37 (s.Biographie-Nr. 14, S.74); Schultz 1724, S. 45 (s. Biographie-Nr. 28, S. 231); Polkowski 1875, S. 129; Hipler 1875, S. 97, Anm. 40; Batowski 1933, S. 52-55, Abb. 11; Schwarz 1943b, S. 151-152, Taf. XIV, Abb. 18; Panofsky 1956, S. 183184, Abb. 2; Ashworth 1985b, S. 187, Abb. 17; Zinner 1988, S.467, Nr.VI.A.; Drescher 1993, S. 24; Krifka 2000, S. 433, Abb. auf S. 434, Nr. 28.
Kommentar: Es handelt sich um eine seitengleiche, leicht stilisierende Adaption des von Stefano Della Bella gestalteten Titelbildes zu Galileis „Dialogo" (Porträt-Nr. P 26), wobei die drei dargestellten Astronomen, Aristoteles, Ptolemaeus und Copernicus, wiederum durch Namensbeischriften gekennzeichnet sind. Der Kopf des Copernicus folgt allerdings nicht dieser Ausgabe, sondern vielmehr dem üblichen Schema des „Jugendbildnisses". Bei dem Mantel dürfte es sich um eine vereinfachende Übernahme vom Druck Della Bellas handeln: Der Pelzkragen bedeckt die Schultern nun vollständig, die auffälligen Verschlußbänder fehlen. Gassendi, in dessen Copernicus-Biographie (1654) der Astronom mit dieser Bekleidung dargestellt wurde (Porträt-Nr. P 35), behauptete, daß nach Auskunft des französischen Astronomen Ismael Boulliau (1605-1694) Copernicus auch auf dem Bildnis an der Straßburger Münsteruhr (Porträt-Nr. P 1) mit einem derartig breiten Pelzkragen dargestellt gewesen sei. Entsprechend habe auch der Straßburger Mathematiker und Philologe Mathias Bernegger (1582-1640), der Herausgeber der fraglichen Schrift, Copernicus auf dem Titelbild seiner Galilei-Ausgabe darstellen wollen. Darüber hinaus sprach Gassendi von einem nicht näher charakterisierten Copernicus-Porträt, das Bernegger etwa 30 Jahre vorher aus Preußen besorgt habe (Gassendi, Nicolai Copernici vita, 1654, S. 37; s. Biographie-Nr. 14, S. 74). Weitere Hinweise auf ein solches, von Bernegger herbeigeschafftes Bildnis existieren nicht, und auch die angebliche Äußerung Boulliaus ließ sich nicht verifizieren. So besteht kein triftiger Anlaß zu der Annahme, daß das Bildnis an der Straßburger Uhr zu Boulliaus Zeiten einen derartigen Anblick geboten habe. 1724 interpretierte Georg Petrus Schultz Gassendis Angaben dahingehend, daß nicht das Gemälde an der Münsteruhr, sondern vielmehr das angeblich von Bernegger aus Preußen geholte Bildnis als unmittelbare Vorlage für die CopernicusDarstellung auf dem Titelbild von Galileis „Dialogus" gedient habe (Schultz 1724,
S.45;
s.
Biographie-Nr. 28, S.231).
367
Porträt-Katalog P28 Der Nachstich des Titels der
Galilei-Ausgabe von
Mathias
Bernegger (publ. 1663) Künstler: unbekannt.
Technik: Maße:
Kupferstich.
15,5 x 10
cm.
Provenienz: Galilei, Galileo: SYSTEMA COSMICVM, \\ Autore || GALILEO GALILM || LYNCEO, ACADEMICE PISANiE || Mathematico extraordinario, || SERENISSIMI || MAGNIDUCIS HETRURIiE || PHILOSOPHO ET MATHEMATICO || PRIMARIO: || In quo || QUATUOR DIALOGIS, || DE\\ Duobus Maximis Mundi Systematibus, \\ PTOLEMAICO & COPERNICANO, || Utriusque rationibus Philosophicis ac Na-||turalibus indefinite propositis, disseritur. || Ex Itálica Lingua Latine conversum, \\ Accessit || Appendix gemina, qua SS. Scripturae di-||cta cum Terrae mobilitate conciliantur. || [...] || LONDINI, || Prostat vcenale apud Thomam Dicas sub signo || Gallinae k Pullorum in Ccemiterio D.Pauli. || MDCLXIII. London 1663,
[Kupfertitel]. Bezeichnung: Auf dem Spruchband am oberen Bildrand: „DIALOGVS || DE SYSTEMATE MVNDI. || Autore || GALILEO GALILM LYNCEO, || SERENISSIMO || FERDINANDO II. HETRVR. MAGNO-DVCI dicatus". Unterhalb des Bildfeldes: „LONDINI || Prostat vcenalis apud Thomam Dicas \\ 1663." Lit.: Polkowski 1875, S. 268, Nr. 130; Zinner 1988, S. 467 unter Nr. VI.A. (irrtümlich als identisch mit Porträt-Nr. P 27 verzeichnet). -
Kommentar: Leicht vergröbernder Nachstich des Titelbildes der Galilei-Ausgabe von Mathias Bernegger (Porträt-Nr. P 27), wobei das Rahmenmotiv durch eine
einfache schwarze
Umrandung ersetzt
wurde.
P29
Der
Kupfertitel für
Galileis „Systema cosmicum"
(dat. 1700)
Künstler: Joseph Mulder (nachweisbar 1660-1718), Signatur rechts unterhalb der Darstellung: „J. Mulder Fecit."
Technik:
Radierung.
13,2 cm (mit Schriftleiste am unteren Rand), Höhe der Schriftleiste: 1,4 cm. Provenienz: Galilei, Galileo: GALILiEI || GALILM, || Lyncei, Academiarum Pisanae || Maße: 18,0
x
ac
Patavinae || Philosophi ac Mathematici summi || SYSTEMA COSMICUM. || IN QUO || Dialogis IV. de duobus maximis || MUNDI SYSTEMATIBUS. || PTOLEMAICO k COPERNICANO, || Rationibus utrinque propositis indefinite ac solide disseritur. || [...] || LUGDUNI BATAVORUM, || Apud {FREDERICUM HAARING, || ET || DAVIDEM SEVERINUM.} Bibliopolas, 1699. Leiden 1699, [Kupfertitel]. -
Copernicus: Biographia Copernicana
368
Bezeichnung: Spruchband am oberen Bildrand: „GALILjEI GALILJEI LYNCEI || Dialogi, tam
quos edidit || DE SYSTEMATE MUNDI || quam quos || DE MOTU LOCALE" Schriftleiunteren Rand: „LUGD. BATAV. Apud {FREDERICUM HAARING et || DAVIDEM ste eos
am
SEVERINUM
|| M.DCC.}
BIBLIOPOLAS."
Lit.: Polkowski 1875, S. 268, Nr. 131; Zinner 1988, S. 468, Nr. VI.A.e.-VI.A.f. (offenbar aufgrund der vom Druckvermerk abweichenden Datierung auf dem Kupfertitel führte Zinner die Graphik fälschlicherweise unter zwei getrennten Katalognummern auf).
Kommentar: Für diesen
Kupferstich, der Aristoteles, Ptolemaeus und Copernicus jeweils durch Namensbeischriften gekennzeichnet vor einer Hafenkulisse zeigt, adaptierte Mulder das Titelbild von Mathias Berneggers Galilei-Ausgabe (Porträt-Nr. P 27). Copernicus' Pose ist gegenüber der Vorlage leicht verändert. Mit seiner rechten Hand hält er ein Tellurium, die Linke ist zu einer argumentierenden Geste erhoben. Seine Bekleidung wurde von der Vorlage übernommen, es fehlt lediglich der senkrechte Schlitz an den Ärmeln des Mantels. -
-
P30 Der
Kupfertitel für John Wilkins' „Discourse concerning
world"
(publ. 1640)
Künstler: William Marshall
sculpsit". Technik:
a new
(nachweisbar 1617-1650), Signatur
links unten:
„
W. Marshall,
Kupferstich.
Maße: 14,5
x
8,2
cm
(Bildfeld).
Provenienz: Wilkins, John: A Discourse \\ concerning || A NEW || world || In 2 Bookes. \\ Printed for || lohn Maynard. || & are to be sold at the \\ || neare S1. Dunstans || Church. 1640. London 1640, [Kupfertitel].
|| k \\ Another Planet George,
in Fleetstreet
-
Lit.: Polkowski 1875, S. 268-269, Nr. 132; Ashworth 1985a, S.36; Ashworth 1985b, S. 188, Abb. 22; Zinner 1988, S.467, Nr. VI.A.a.; Krifka 2000, S.433, Abb. 26; Remmert 2003, S. 194.
Kommentar: Der Kupferstich zeigt durch Namensbeischriften erklärt Copernicus, Galilei und Kepler als Ganzfiguren unter einer schematischen Darstellung des heliozentrischen Weltbilds. Zwischen den Protagonisten ist auf einer Schautafel der Buchtitel zu lesen, darunter nennt eine Kartusche den Verlag und das Erscheinungsjahr. Copernicus, der am linken Bildrand steht, wird in ähnlicher Tracht und Pose wie bei Berneggers Galilei-Ausgabe (Porträt-Nr. P 27) gezeigt. Er weist mit seiner Linken auf das Schema seines Weltsystems und hält in der Rechten ein Tellurium. Mit der Frage „Quid si sic?" (vgl. Porträt-Nr. Plu. 68) wendet er sich an Kepler und Galilei, die ihm gegenüberstehen. -
-
Porträt-Katalog
369
P31
Kupfertitel für Bernhard Varenius' „Geographia Generaiis" (publ. 1650)
Der
Künstler: unbekannt.
Kupferstich/Radierung. 11 x 6,2 cm (mit Schriftleiste
Technik:
Rand), Höhe der Schriftleiste: 1 cm. Provenienz: Varenius, Bernhard: GEOGRAPHIA || GENERALIS, || In qua affectiones generales || Telluris explicantur || Autore || BERNH: VARENIO || Med: D. || AMSTELODAMI, || Apud Ludovicum Elzevirium. 1650. Amsterdam 1650, [Kupfertitel]. Maße:
am
unteren
-
Varianten: Die Kupferplatte wurde für die zweite und dritte bei Elzevir in Amsterdam publizierte Auflage der „Geographia Generaiis" erneut als Kupfertitel verwendet, wobei man jeweils die Schriftleiste am unteren Rand modifizierte. In der zweiten Auflage ist dort zu lesen: „AMSTELODAMI. || Ex Officina Elzeviriana. 1664" (Varenius 1664), und in der dritten Auflage: „AMSTELODAMI. || Ex Officina Elzeviriana. 1671" (Varenius 1671).
Lit.: Polkowski 1875, S. 269, Nr. 133-134; Lange 1961, S. 10 u. 13; Zinner 1988, S. 467, Nr. VI.A.b.
Kommentar: Dargestellt sind Copernicus, Tycho Brahe sowie Ptolemaeus am Meeresufer sitzend, wo verschiedene astronomische Gerätschaften über den Boden verteilt sind. Ein von Putti getragenes Schriftband nennt den Titel des Buches. Unterhalb der Darstellung schließt sich eine Schriftleiste mit der Angabe von Verlag und Erscheinungsjahr an. Sowohl hinsichtlich des Schauplatzes als auch der Gestalt von Copernicus handelt es sich um eine freie Adaption des Titelbildes von Berneggers Galilei-Ausgabe (Porträt-Nr. P 27), wobei Aristoteles und Brahe vertauscht wurden. Copernicus sitzt am linken Bildrand, den Kopf nach halbrechts gewendet. Mit seiner rechten Hand weist er nach oben auf den Buchtitel, in der Linken hält er ein Tellurium. Brahe und Ptolemaeus, die Copernicus gegenübersitzen, erinnern in ihrer Bekleidung und Physiognomie an ihre Pendants auf dem Kupfertitel von Lansbergens „Tabulae Motuum Coelestium" (Porträt-Nr. P 24). Offenbar in Unkenntnis der ikonographischen Vorläufer des Stiches lehnte Lange die Identifikation als Copernicus, Brahe und Ptolemaeus ab. Er schlug statt dessen vor, die Protagonisten als Varenius sowie als die beiden damaligen Regierenden Bürgermeister von Amsterdam zu identifizieren, die auch die „Appellatio Dedicatoria" erwähnt, nämlich Klaes Corver und Ridder Dr. Cocq (Lange 1961, S. 10). Diese Deutung verbietet sich schon allein aufgrund der Bekleidung der Dargestellten, die nicht dem 17. Jh. angehört. Gegen eine solche räumlich und zeitlich sehr spezifische Deutung spricht auch, daß in den Neuabdrucken des Kupfertitels sowie in Nachschöpfungen keine der Personen verändert wurde. Ein Beispiel ist die sogenannte Jenenser Newton-Ausgabe (Porträt-Nr. P32). Die russische Ausgabe der „Geographia Generaiis" von 1718 enthält nach Lange ebenfalls eine vergröbernde Kopie nach dem Kupfertitel des Drucks von 1650 (Lange
1961, S.13).
Copernicus: Biographia Copernicana
370
P32 Der Nachstich des Kupfertitels der Bernhard Varenius (publ. 1693)
„Geographia Generaiis" von
Künstler: unbekannt. Technik:
Kupferstich. Maße: 14,2 x 8,2 cm (mit Schriftleiste am unteren Rand), Höhe der Schriftleiste: 1,1 cm. Provenienz: Varenius, Bernhard: BERNHARDI VARENI || Med. D. || GEOGRAPHIA || GENERALIS, || In qua Affectiones Generales Telluris, || explicantur || Summa cura quam plurimis in locis Emen-||data, k XXXIII. Schematibus Novis, jEri incisis || una cum Tabb. aliquot quae desiderabantur || Aucta k Illustrata || Ab || ISAACO NEWTON, Math. Prof. || Lucasiano apud Cantabrigienses. || Editio Quarta Auctior & Emendatior || CVM INDICE CAPITVM ET PROPOSITIONVM || CVM PRIVILEGIO ELECTORIS SAXONLE. || Junta Exemplar || CANTABRIGIiE, || JENßl, Sumptibus HEINR. CHRISTOPH CROKERI || Bibliop. k Calcographi M DC XCIII. Jena 1693, [Kupfertitel]. Bezeichnung: Auf dem Spruchband am oberen Bildrand: „GEOGRAPHIA || GENERALIS || In qua affectiones generales || Telluris explicantur || Autore || BERNH: VARENIO || Med: -
D." Auf der Schriftleiste
am
unteren Rand der
1693."
Darstellung: „IENjE ||
Ex Officina Crökeriana.
Kommentar: Es handelt sich um eine vergröbernde, seitengleiche Kopie nach dem Kupfertitel der früheren Auflagen der „Geographia Generaiis" (s. PorträtNr. P31). Der Bildaufbau ist weitgehend unverändert, es fehlen jedoch die Putti, die das Schriftband mit dem Buchtitel präsentieren.
P33 Der Kupfertitel zu Johannes Herbinius' motu" (publ. 1655) Abb. 15
„De Solis vel Telluris
-
Künstler: Jacob van Meurs (1619/1620-ca. 1680), BIA" gekennzeichneten Gestalt: „/. v. Meurs sc." Technik:
Signatur
rechts unterhalb der als „EUSE-
Kupferstich.
Maße: 11,5
x
6
cm
(Bildfeld).
Provenienz: Herbinius, Johannes: FAMOSjE, || De SOLIS vel TELLURIS Motu, || Controversies || EXAMEN, || THEOLOGICO-PHI-IILOSOPHICUM, || Ad S.Sanctam Normara, || INSTITUTUM || A || JOHANNE HERBINIO, || Bicina Silesio. Artium k Philo-||sophiae Magistro. || PSAL. 119. VERS. 38. || Pressta servo tuo verbum tuum, qui addi-\\ctus est reverenties tui. || [TH] || ULTRAJECTI, || Apud Johannem à Waesberge, || M.DC.LV. Utrecht 1655,
[Kupfertitel].
-
371
Porträt-Katalog
Spruchband am oberen Bildrand: „IOHANNIS HERBINII, || BicmaQuietis || EXAMEN, || ad Sanctam Normam." In der Kartusche am unteren Bildrand: „ULTRAJECTI, || Apud IOANNEM â Waesberge. 1655." Lit.: Zinner 1988, S.467, Nr.VI.A.c; Remmert 1998, S. 226, Anm. 38. Bezeichnung: Silesii, ||
Auf dem
Terrae Motus et
Kommentar: Es handelt sich um eine freie Adaption des Titelbildes der GalileiAusgabe von Mathias Bernegger (s. Porträt-Nr. P27). Unter einem von Putti getragenen Spruchband thront durch eine Namensbeischrift gekennzeichnet Eusebia als Personifikation der Frömmigkeit. Sie wird von Copernicus am rechten Bildrand und Ptolemaeus links gegenüber flankiert. In ihrer rechten Hand erhebt sie eine Armillarsphäre, in ihrer Linken ein Tellurium. Die Instrumente werden gleichzeitig von dem jeweils zugeordneten Astronomen umfaßt. Die Bekleidung und Physiognomie von Ptolemaeus und Copernicus entspricht weitgehend dem Titelbild der Galilei-Ausgabe von Bernegger (Porträt-Nr. P 27), nur die Pose ist leicht verändert. Copernicus steht dem Betrachter fast frontal gegenüber und erhebt seine Linke mit einer erläuternden Geste. Hinter Eusebia erhebt sich ein altarähnlicher Aufbau, auf dem die mit Schlössern versiegelte Heilige Schrift liegt. Ein Engel schwebt herab und löst die Schließen, wobei er Jesaja XLVIII, 17 zitiert: „Ego Dominus docens [te] utilia.íí13 Van Meurs, der dieses Titelbild ausführte, hatte bereits ein Jahr früher das oft kopierte Copernicus-Porträt für Gassendis Copernicus-Biographie ausgeführt (Porträt-Nr. P 35). -
-
P34
Die Darstellung des copernicanischen Weltbilds für Andreas Cellarius' „Harmonia Macrocosmica" (1660) Künstler: Der
Kupferstich ist unsigniert, andere Loon
Bildtafeln des Bandes tragen die
Kupferstechers (1611/1614-ca. 1686). Technik: Kupferstich, häufig handkoloriert. Johannes
Maße:
ca.
44
x
52
cm
van
Signatur des
(Bildfeld, doppelseitig).
Provenienz: Cellarius, Andreas: HARMONIA || MACROCOSMICA || SEV\\ ATLAS || UNIVERSALIS ET NOVUS, || TOTIUS UNIVERSI CREATI || COSMOGRAPHIAM || GENERALEM, ET NOVAM || EXHIBENS. || [...] || STUDIO, ET LABORE || ANDRERE CELLARII PALATINI, Scholae Hornanas in Hollandia || Boreali Rectoris. || [DZ] || AMSTELODAMI, \\ Apud JOANNEM JANSSONIUM, || Anno M DC LX. || Cum Privilegio. Amsterdam 1660, Bl. F2r-Hlv. Faksimile: Vor allem die auf die Kupferstiche reduzierte Ausgabe von 1708 wurde -
mehrfach vollständig oder in Auswahl faksimiliert (s. Gent 2000, S.25). Hier sei eine vollständige, farbig faksimilierte Ausgabe (Cellarius 1987) hingewiesen. -
lediglich
auf
Copernicus: Biographia Copernicana
372
Bezeichnung: Auf den beiden Kartuschen in den oberen Bildecken: „PLANISPHjERIVM COPERNICANVM || Sive Systema || VNIVERSI TO=||TIVS CREATI || EX HYPO=||THESI || COPERNI||CANA IN || PLANO || EXHIBITVM". Varianten: Der erste Nachdruck der „Harmonia Macrocosmica" einschließlich des unveränderten Kupferstichs mit dem copernicanischen System erschien 1661 (Cellarius 1661, Bl.F2r-Hlv bzw. Taf. Nr. 4). In dieser Ausgabe sind die Bildtafeln bei einigen Exemplaren rechts unten durchnumeriert (Krogt 1997, S. 514). Ebenso findet sich die betreffende Graphik in der 1708 aufgelegten Ausgabe, die nur die Bildtafeln ohne den zugehörigen lateinischen Kommentar enthält. Bei dieser Edition folgt dem Titel mit der Darstellung des copernicanischen Systems links oben die Inschrift „Prostant Amstelaedami apud || GERARDUM VALK, et || PETRUM SCHENK." Außerdem sind in dieser Ausgabe alle Bildtafeln rechts unten durchnumeriert (Cellarius 1708, Taf. Nr. 4). Lit.: Polkowski 1875, S. 273-274, Nr. 139-140; Zinner 1988, S. 513-518, 721; Gent 2000, S. 13-15, 19, Abb. S. 19.
S.468, Nr.VI.A.d.; Krogt 1997,
Kommentar: Das Copernicus-Porträt findet sich auf der doppelseitigen Darstellung des copernicanischen Systems. Seitlich der großformatigen Veranschaulichung des heliozentrischen Weltbilds sitzen Aristarch von Samos (?) in der linken unteren Ecke und rechts gegenüber Copernicus. Letzterer ist im Dreiviertelprofil nach links gewendet dargestellt. Er trägt einen langen gegürteten Mantel mit breitem Pelzkragen. Der Künstler dürfte vom Kupferstich bei Gassendi (Porträt-Nr. P 35) ausgegangen sein, den er zu einer Ganzfigur erweiterte. Allerdings hält Copernicus hier kein Tellurium in der Hand, sondern mißt mit dem Zirkel auf einem Globus. Das Tellurium ist gegen ein aufgeschlagenes Buch zu seinen Füßen gelehnt, wo auch weitere Bücher und eine Armillarsphäre auf seine gelehrte Tätigkeit hinweisen. Das von Frederik Hendrik van de Hove (1628/29-1698) gestochene Titelbild der „Harmonia Macrocosmica" enthält ebenfalls ein Copernicus-Bildnis, das jedoch nicht in der Tradition des „Jugendbildnisses" steht (Porträt-Nr. P 25).
1.2.3 Das Bildnis in Gassendis
Copernicus-Biographie P35
Das Bildnis für Pierre Gassendis Abb. 16
Copernicus-Biographie (1654)
-
Künstler: Jacob
Meurs
(1619/1620-ca. 1680), Signatur s. „Variante". Technik: Kupferstich/Radierung. Technik: 16,5 x 13,2 cm (ohne Bildunterschrift), Höhe der Bildunterschrift: 1,7 cm. Provenienz: Gassendi, Nicolai Copernici vita, 1654, [Frontispiz] (s. Biographie-Nr. 14, S.74). van
Porträt-Katalog
373
Bezeichnung: In dem ovalen Rahmen: „NICOLAVS COPERNICVS TORNjEVS BORVSSVS MATHEMAT. NAT. ANNO 1473 OB. 1543." Unterhalb der Darstellung: „Non docet instabiles Copernicus eetheris orbes, \\ Sed terra; instabiles arguit ille vices." Sowohl dieses Epigramm als auch die Inschrift in dem ovalen Rahmenband sind von dem Copernicus-Porträt in Boissards „Icones" übernommen (Porträt-Nr. P 3). Variante: Der Kupferstich wurde bei der zweiten Auflage von Gassendis Copernicus-Biographie erneut abgedruckt (Gassendi 1655, vor S. 289). In dieser Auflage signierte der Stecher sein Werk in der linken unteren Ecke mit „/. v. Meurs seul." Die Bildunterschrift ist gegenüber der ersten Auflage orthographisch leicht verändert: „Non docet instabilis Copernicus œtheris orbes, || Sed terra; instabiles
arguit
ille vices."
Copernici vita, 1654, S.37 (s. Biographie-Nr. 14, S.74); Schultz 1724, S. 231); Polkowski 1873, Abb. auf Taf. VI. unten links, Bilderläuterungen: S.IV; Zebrawski 1873, S. 153; Polkowski 1875, S. 240-241, Nr. 15-16, S.295, Nr. 318; Hipler 1875, S.97, 103-104; Batowski 1933, S. 52-55, Abb. 12; Schenk 1943, S. 277, Abb. auf S. 150; Schwarz 1943b, S. 151-152, Taf.XIII, Abb. 17; Forstreuter 1973, S.26; Zinner 1988, S.468, Nr. VLB.; Flik-Fizek 1992, S. 164-165, 170, 174, Abb. auf S. 167, Nr. 12-13; Widacka/Zendara 1992, S. 296, Nr. 2411; Drescher 1993, S. 24; Widacka 1997, Abb. auf S. 279, Nr. 2411; Hutten-Czapski/Kopera 2001, Sp. 137. Kommentar: Copernicus steht leicht nach rechts gewendet hinter einem Parapetto vor einem mit Kreuzschraffuren ausgefülltem Hintergrund. Das Porträt wird von einem ovalen Rahmenband umfaßt, das wiederum von einem rechteckigen schraffierten Feld hinterfangen ist. In seiner rechten Hand, die auf Brusthöhe erhoben ist, hält der Astronom ein Tellurium, während die Linke auf dem Parapetto ruht. Gesicht und Figur entsprechen dem Bildnis in Boissards „Icones" (Porträt-Nr. P 3). Hingegen wurde die Bekleidung ebenso wie das Tellurium als Attribut vom Titelbild der Galilei-Ausgabe von Mathias Bernegger übernommen Lit.: S. 45
Gassendi,
Nicolai
(s. Biographie-Nr. 28,
(Porträt-Nr. P 27).
P36 Der
Kupferstich
von
Jacques Jollain (um 1680/90)
Jacques Jollain (ca. 1655-1710). Technik: Kupferstich. Maße: 15,7 x 11,0 cm (Polkowski 1875, S.242, Künstler:
Bezeichnung:
Nr. 24).
Bildunterschrift auf der Schriftleiste unterhalb der
Darstellung: „Nicolaus
Co-
pernicus Tornœus Borussus Mathemat. || Natus Anno 1473. Obiit 1543. \\ Non docet instabiles Copernicus œtheris orbes \\ Sed terra; instabiles arguit ille vices" (entsprechend den Beischriften des Porträts in Gassendis Copernicus-Biographie, s. Porträt-Nr. P 35). Darunter die Paris chez Jacq. Jollain rue S. Jacque a l'etoile".
gabe: „A
Lit.: Polkowski 1875,
S.242, Nr.24;
Zinner 1988,
S.469,
Nr. VI.B.f.
Verlagsan-
Copernicus: Biographia Copernicana
374
Kommentar: In seiner linken Hand hält Copernicus ein Tellurium, die Rechte ruht auf einem Parapetto. Das Bildnis befindet sich in einem rechteckigen Rahmen aus einfachen schwarzen Leisten. Als Vorlage diente das Copernicus-Bildnis bei Gassendi (Porträt-Nr. P 35).
P37 Das
Copernicus-Bildnis (um 1700)
aus
der Offizin
von
Johann Christian
Laurer
Künstler: I. A. Scharffen (erste Erwähnung des Rahmenovals: „I.A. Scharffen. Fecit".
1694), Signatur
in dem Zwickel rechts unterhalb
Technik: Schabkunst. Maße: 12,0
x
8,5 (Flik-Fizek 1992, S. 165).
Provenienz: Ein Exemplar besitzt die Bibliothek Ksiaznica Kopernikañska in Toruñ
siutynski 1938, Abb.
vor
S.529).
(s. Wa-
Bezeichnung:
Auf dem ovalen Rahmen: „NICOLAVS COPERNICVS MATHEMATICVS & CANONICVS WARMIENSIS || Natus THORVNII1473. Denatus 1543." Auf der Schriftleiste unter dem ovalen Bildfeld „Non docet instabiles COPERNICVS aetheris orbes || Sed terras instabilis arguit ille vices. || Ex Officina Laureriana. || THORUNENSIS." (s. Porträt-Nr. P 35). Lit.: Polkowski 1873, Kopie nach der Graphik auf Taf. I oben Mitte, Bilderläuterungen: S.l; Zebrawski 1873, S. 155-156; Polkowski 1875, S.243, Nr. 26, S. 292; Hipler 1875, S. 104; Singer 1932, S. 71, Nr. 49509; Batowski 1933, S. 81, Abb. 13; Wasiutynski 1938, Abb. vor S. 529; Schwarz 1943b, S. 151, Anm. 31; Zinner 1988, S.468, Nr.VI.B.a.; Flik-Fizek 1992, S. 165, 174, Abb. auf S.169, Nr. 15.
Kommentar: Die Darstellung folgt, sowohl was das Bildnis selbst als auch den Rahmen und die Beischriften betrifft, im wesentlichen dem Copernicus-Bildnis in Gassendis Biographie (Porträt-Nr. P 35). Allerdings fällt auf, daß Copernicus durch tiefe Falten im Gesicht als älterer Mann charakterisiert wird. Im Unterschied zu Gassendi sind Copernicus neben dem Tellurium noch weitere Attribute beigegeben, die auf seine Tätigkeit als Mathematiker und Gelehrter hinweisen sollen. Er hat seine Rechte auf die Brüstung gelegt und hält ein aufgeschlagenes Buch. Rechts daneben liegen ein Zirkel und ein Dreieck.
Porträt-Katalog
375
P38 Das Porträt in den Uffizien
(zwischen
Künstler: unbekannt. Mehrfach wurde das Bildnis Cristofano
1654
u.
1720)
(di Papi) delFAltissimo (f 1605)
zugeschrieben (vgl. Wolynski 1876b, S.215 u. Brzostkiewicz 1971, S.711). Dieser hatte um die Mitte des 16. Jhs. im Auftrag von Cosimo I. Medici eine Reihe von Porträts im „Museum" Paolo Giovios kopiert und damit den Grundstock für die heutige „Serie Gioviana" in den Uffizien geschaffen. Das Copernicus-Porträt stammt jedoch nicht aus diesem Kontext. Technik: Öl auf Leinwand.
(Prinz/Micheletti 1980, S.621, Nr.Ic 141). Provenienz: Florenz, Uffizien (Galleria degli Uffizi, Firenze), Serie Gioviana (Inv.-Nr. 196). Das Gemälde befindet sich seit 1720 in der Galerie (Prinz/Micheletti 1980, S. 621, Nr. Ic 141). Maße: 60
x
47
cm
Bezeichnung: Bildüberschrift: „NICOL: COPERNICVS". Lit.: Curtze 1869 (Erwähnung eines Bildes, das sich angeblich in den Florentiner Uffizien befindet, sowie einer Kopie, die vor 1869 in Berlin verkauft wurde); Hipler 1875, S. 114,129; Wolynski 1876b, S.215, Holzstich nach dem Gemälde auf S.221, Nr.3452; Righini 1932, Abb. auf S. 13; Schwarz 1943b, S. 164; Brzostkiewicz 1965a; Brzostkiewicz 1971, S.711; Prinz/Micheletti 1980, S. 621, Nr. Ic 141, mit Abb.; Zinner 1988, S. 468, Nr. VI.B.b.; Drescher 1993, S. 26. Kommentar: Die Gestaltung des Kopfes dieses nach halbrechts gewendeten Brustbildes sowie der breite Pelzkragen deuten darauf hin, daß sich der Maler an der Copernicus-Darstellung bei Gassendi (Porträt-Nr. P 35) oder an einem Bildnis orientiert hat. Zinner ikonographisch abhängigen bemerkte, daß auch das Tellurium angedeutet sei (Zinner 1988, S.468, Nr. VI.B.b.). Das heute stark nachgedunkelte Bild läßt dies jedoch nicht erkennen. Auch auf der frühesten bekannten Kopie des Gemäldes, einem 1876 publizierten Holzstich, befindet sich kein Tellurium (Wolynski 1876b, S. 221, Nr. 3452). Im Gesamtkatalog der Uffizien wird als Entstehungszeit des Gemäldes das 17. Jh. angenommen (Prinz/Micheletti 1980, S.621, Nr.Ic 141). Wegen seiner ikonographischen Abhängigkeit kann das
Gemälde erst nach der Editio princeps von Gassendis Copernicus-Biographie (1654) entstanden sein. Seit 1720 läßt sich das Bildnis im Bestand der Uffizien nachweisen (s.o.). Auf keinen Fall ist das Bild mit einer angeblichen Kopie nach dem Posener „Altersbildnis" (Porträt-Nr. P 60) identisch, von der Schwarz ausgehend von Angaben Curtzes (Curtze 1869) vermutete, daß sie sich schon seit 1784 im Besitz der Uffizien befunden habe (Schwarz 1943b, S. 164 u. Drescher 1993, S. 26). -
-
Copernicus: Biographia Copernicana
376
P39
Copernicus-Porträt nach einer Zeichnung von Anne Philippe Caylus (1765) Das
Claude
Künstler: Vorzeichnung: Anne Claude Philippe Caylus (1692-1765), Signatur links an der Oberseite des Parapettos: „A. C * Pinx.". Kupferstich: Unbekannter Monogrammist, Signatur rechts an der Oberseite des Parapettos: „C.B * Sculp."
Technik: Maße:
Kupferstich/Radierung. 14,6 x 10,5 cm (Bildfeld).
Provenienz: Dreux du Radier, Jean F.: L'EUROPE ILLUSTRE, || CONTENANT\\ L'HISTOIRE ABRÉGÉE y DES SOUVERAINS, des Princes, des Prélats, || des Ministres, des grands Capitaines, des Ma-\\gistrats, des Savans, des Artistes & des Dames \\ célèbres en Europe. \\ Depuis le XVe Siècle compris, jusqu'à présent. || Par. M. DREUX DU RADIER, Avocat. \\ OUVRAGE ENRICHI DE PORTRAITS, Gravés par les soins du feu Sieur Odieuvre. Bd.5. Paris 1765, Bl. 4V. -
Bildunterschrift an der Vorderseite des Parapettos: „NICOLAS COPERNIC || Né à Thorn le 19 Février 1473. Mort à Warmie || le 24 mai 1543." Unterhalb der Darstellung: „A Paris chés [sic!] Odieuvre Md d'Estampes quai de l'Ecole vis-àvis laSamarit. à la belle Image. C.P.R".
Bezeichnung:
Varianten: Von der Druckplatte ist ein früherer Zustand bekannt, in dem die Platte noch 16,5 x 13,0 cm maß. Dieses Porträt war der Darstellung in Gassendis Copernicus-Biographie (Porträt-Nr. P 35) ähnlich und von einem ovalen Rahmen mit der Inschrift „NICOLAUS COPERNICUS TORNAEUS BORUSSUS MATHEMAT." und den Lebensdaten des Dargestellten umgeben. Ein Exemplar befindet sich in der Bibliothèque Nationale in Paris (Département des estampes, N 2, unter „Copernic", s. Pognon 1973, S. 41, Nr. 104). Die verkleinerte Druckplatte, wie sie für Dreux du Radiers „Europe illustre" von 1765 Verwendung fand, wurde in der zweiten Ausgabe des Werkes erneut abgedruckt, wobei die Verlagsangabe unterhalb der Darstellung wegfiel (Dreux du Radier 1777, B1.4V). Lit.: Zebrawski 1873, S. 154; Polkowski 1875, S.242, Nr. 23; Hipler 1875, S. 113, Anm. 57; Pognon 1973, S. 41-42, Nr. 104-105; Zinner 1988, S. 469, Nr. VI.B.e.; Hutten-Czapski/Kopera 2001,
Sp.135.
Kommentar: Copernicus ist als leicht nach rechts gewendete Halbfigur vor einem mit Kreuzschraffuren ausgefüllten rechteckigen Bildfeld dargestellt. In seiner Rechten hält er ein Tellurium ähnlich wie auf dem Bildnis in Gassendis Copernicus-Biographie (Porträt-Nr. P 35). Das Rahmenmotiv der Vorlage fehlt bei dieser Version der Graphik, es läßt sich lediglich in den beiden oberen Ecken des Hintergrundes noch erahnen.
Porträt-Katalog
377
P40 Das
dem
Ölgemälde
Kupferstich
der Krakauer Universitätsbibliothek nach in Gassendis Copernicus-Biographie (vor 1786)
aus
Künstler: unbekannt.
Technik:
Ölgemälde (Hipler 1875, S. 114).
Provenienz: Wie eine Inschrift auf der Rückseite des Gemäldes besagt, entstand dieses Bild im Auftrag des Krakauer Universitätsprofessors, Übersetzers und Schriftstellers Jacek (Hyacint) Przybylski (1756-1819), der es der Universitätsbibliothek in Krakau schenkte. Dort befand sich das Bild seit 1785 (Polkowski 1875, S. 278, Nr. 159 u. Hipler 1875, S. 114). Heute ist im Krakauer Universitätsmuseum (Muzeum Uniwersytetu Jagielloñskiego, Collegium Maius, Krakow) eine 1982 von Agnieszka Chojkowska-Sawicka ausgeführte Kopie ausgestellt (frdl. Mitt. von Frau An-
Jasiñska, Muzeum Uniwersytetu Jagielloñskiego, Collegium Maius, Krakow, v. 11.9.2003). Bezeichnung: Unterschrift auf der Schriftleiste unterhalb der Darstellung: „NICOLAUS NI-
na
COLAI COPERNICUS THORUNENSIS ARTIUM ET ME=||DICINjE IN UNIVERSITATE CRACOVIENSI DOCTOR CANONICUS VARMIENSIS || DISCIPLINE ASTRONOMICE IN EUROPA INSTAURATOR NATUS ANNO || MCCCC.LXX.III. DIE FEBR: XIX. OBIIT AN: MD.XL.III. DIE MAII XXIIII." Auf der Rückseite: „Isthanc effigiem Nicolai Copernici Astronomi longe Clarissimi M. Hyacinthus Przybylski Bibliothecae Praefectus ex lineaminibus, cujusmodi expressa habebantur inter Virorum Illustrium, quae olim apud Boissardum exstabant caelatae Icones depingendam curavit et hie loci reposuit." (Hipler 1875, S. 114, Anm. 60).
Lit.: Skimborowicz 1857, S. 192;
Hipler 1873b, S. 301, Anm. 1; Zebrawski 1873, S. 159; Polkowski 159; Hipler 1875, S. 114; Birkenmajer 1900, S.677; Ramsauer 1943, Abb. auf 1875, S.278, Zinner 1988, S. 469-470, Nr. VI.B.g. S.71; Nr.
Kommentar: Die Halbfigur steht leicht nach rechts gewendet hinter einem Parapetto. Das Bildnis ist in ein ovales Bildfeld eingepaßt, das wiederum von einem hochrechteckigen Rahmen hinterfangen wird. Am unteren Bildrand schließt sich eine Schriftleiste an. In seiner rechten Hand erhebt Copernicus ein Tellurium. Es handelt sich um eine Kopie nach dem Kupferstich in Gassendis CopernicusBiographie (Porträt-Nr. P 35). Daß der Text auf der Rückseite nicht diese Vorlage angibt, sondern das Porträt aus Boissards „Icones" (Porträt-Nr. P 3), mit dem nur der Kopf übereinstimmt, ist darauf zurückzuführen, daß sich Gassendi selbst auf Boissard berief.
P41
Das Bildnis für das
„Pantheon der Deutschen" (publ. 1796)
Künstler: Anton Karcher (ca. 1760-ca. v. Ant. Karcher Manh. 1796."
„Gest.
1814), Signatur am unteren
Rand des ovalen Bildfelds:
Copernicus: Biographia Copernicana
378
Technik: Punktierstich. Maße:
10,4 x 8,2
cm
(mit Rahmen).
Lichtenberg, Georg Christoph: „Nicolaus Copernicus". In: Pantheon der DeutLeipzig 1800. Das Bildnis ist dem separat paginierten Text vorangestellt. Bezeichnung: Unterhalb des Porträts: „NIC. COPERNICUS. || geb. d. 19 Feb. 1473. gest. d. Provenienz:
schen. Dritter Theil.
-
24 Mai 1543."
Lit.: Polkowski 1875, S. 254, Nr. 70 [irrtümlich auf 1719 datiert]; Pognon 1973, S. 42, Nr. 108; Zinner 1988, S. 470, Nr. VI.B.m.; Mortzfeld 1990, S. 75, Abb. Nr. A11437; Mortzfeld 2000, S. 25, Nr. A 11437; Hutten-Czapski/Kopera 2001, Sp. 137, Nr. 849.
Kommentar: Das nach halblinks gewendete Brustbild befindet sich vor einem punktierten Hintergrund in ovalem Rahmen. Als Vorlage diente das Bildnis in Gassendis Copernicus-Biographie (Porträt-Nr. P 35).
P42 Das Bildnis in vgl. Abb. 30
Crayonmanier von
Jean-Charles
François (1765)
-
Künstler: Jean-Charles
François (1717-1769).
Technik:
Crayonmanier. Maße: 13 x 8,2 cm (Bildfeld). Provenienz: Savérien 1765; das Copernicus-Porträt ist der Biographie vorangestellt (s. Biographie-Nr. 33). Bezeichnung: Am unteren Bildrand: „N. COPERNIC. \\ né en 1473. mort en 1543." Lit.: Polkowski 1873, Kopie nach dem Porträt auf Taf. IX, oben links, Bilderläuterungen: S. V; Polkowski 1875, S. 265, Nr. 120, S. 296-297, Nr. 319; Hipler 1875, S. 150; Stettner 1919/20, Abb. auf S. 50, Nr. 2; Roux, Bd. 9, 1962, S. 129-130, Nr. 151; Pognon 1973, S. 42, Nr. 106; Zinner 1988, S. 470-471, Nr.VI.B.s. Kommentar: Das Bildnis
rechts
(vgl. Abb. 30, links oben) zeigt Copernicus leicht nach
gewendet als Halbfigur vor einer durch den schraffierten Hintergrund angedeuteten Nische. Sein Blick ist auf den Betrachter gerichtet. Er trägt einen an der Vorderseite geknöpften Mantel mit breitem Hermelinkragen. Offenbar ließ sich François von einer Darstellung in der Tradition von Gassendi inspirieren (s. Porträt-Nr. P35). Nicht nur der breite Pelzkragen, sondern auch die charakteristische breite und kantige Form des Kinns sowie die Form der Nase entsprechen diesem Vorbild, das für den Zeitgeschmack adaptiert wurde. Der auffallend hohe Haaransatz mit den kurzen Stirnfransen, der hohe, wie eine Binde um den Hals
Porträt-Katalog
gelegte Kragen sowie die großen Knöpfe Habitus der damaligen Mode an.
379
des Mantels nähern den traditionellen
P43
Copernicus-Porträt mit dem Hermelinkragen des Krakauer Universitätsmuseums (nicht vor 1765) Abb. 17 Das
—
Künstler: unbekannt.
Technik:
Öl
Maße: 40
x
auf Leinwand
28
cm
(Flik-Fizek 1992, S. 164).
(Flik-Fizek 1992,
S.
164).
Provenienz: Krakauer Universitätsmuseum
Maius, Krakow).
Bezeichnung:
Auf der Schriftleiste
am
(Muzeum Uniwersytetu Jagielloñskiego, Collegium
unteren Bildrand:
1543".
„N. COPERNIC
n: a:
1433
||
o: a:
Lit.: Sniadecki 1955, Abb. auf S. 5; Pognon 1973, S. 37, Nr. 94; Estreicher 1974, S. 83, Abb. auf S. 82; Flik-Fizek 1992, S. 164, Abb. auf S. 166, Nr. 11; Drescher 1993, S. 24-25, 27.
Kommentar: Dieses relativ grob ausgeführte hochrechteckige Gemälde ein Brustbild nach halbrechts ohne Arme weicht in einigen Aspekten von den gängigen Varianten des „Jugendbildnisses" ab. Zu erwähnen sind vor allem die hohe Stirn mit den kurzen Stirnfransen, die Halsbinde sowie der Mantel mit breitem Hermelinkragen und großen Knöpfen. Die Autoren jüngerer Zeit sahen in diesem Gemälde stets ein Werk des 17. Jhs. (z.B. Flik-Fizek 1992, S.164). So wurde das Gemälde 1973 als angeblich aus dem 17. Jh. stammende Vorlage des Bildnisses von François (Porträt-Nr. P 42) ausgestellt (Pognon 1973, S. 37, Nr. 94). Wahrscheinlicher ist jedoch eine umgekehrte Abhängigkeit. Während das von François angefertigte Porträt trotz aller Zugeständnisse an die herrschende Mode charakteristische Züge der althergebrachten Copernicus-Physiognomie erhält, handelt es sich bei dem seitengleichen Gemälde des Krakauer Universitätsmuseums lediglich um eine vergröbernde Nachahmung. Zudem erscheint eine Datierung ins 17. Jh. in kostümgeschichtlicher Hinsicht nicht glaubhaft. Die Mutmaßung, unter den zahlreichen erhaltenen Copernicus-Porträts könne gerade dieses das Aussehen des sog. „Autographons" (s. unter Porträt-Nr. P 1) besonders deutlich wiedergeben (Estreicher 1974, S. 83), entbehrt jeder Grundlage. -
-
Copernicus: Biographia Copernicana
380
1.2.4 Das
Copernicus-Bildnis
in Jan
Luyts' „Astronómica Institutio"
P44 Der
Kupfertitel
zu
Jan
Luyts' „Astronómica Institutio" (1692)
Abb. 18 -
Künstler: unbekannt. Technik:
Radierung.
Maße: 19,1
x
14,1
cm
(mit Schriftleiste
am
unteren
Rand).
Provenienz: Luyts, Jan: JOANNIS LUYTS, || Philosophies Professons, \\ ASTRONÓMICA II INSTITUTIO, II IN QUA || DOCTRINA SPHjERICA atque THEORICA, || intermixto usu Sphesres Cœlestis, k variis || Chronologicis, pertractantur. || Adjunctes sunt in illustrationem Argumenti pluribus \\ m locis FIGUREE iENEJE diverses. || [TH] || TRAJECTI ad RHENUM, || Ex Officina FRANCISCI HALMA, Acad. Typogr. || M. DC. XCII. Utrecht 1692, [Kupfertitel]. -
Auf dem Steinsockel links vorn: „J. LUYTS || PHIL. PROFES. || Institutio ASTRONÓMICA." Auf der Schriftleiste am unteren Bildrand: „TRAIECTI AD RHENUM. Apud FRANCISCUM HALMAM Acad. || Typograph. M D CLXXXXII."
Bezeichnung:
|| ||
Kommentar: Der Kupfertitel zeigt im Vordergrund Hipparch neben einem steinernen Sockel sitzend. Er hält eine Armillarsphäre in seiner Rechten und deutet mit der Linken in das aufgeschlagene Buch, das vor ihm auf dem Sockel liegt. Dahinter stehen von links nach rechts Galilei und Hevelius mit Fernrohren sowie jeweils mit einem Modell ihres Weltbilds Tycho Brahe, Copernicus und Ptolemaeus. Im Vordergrund erkennt man diverse astronomische Instrumente. Mehrheitlich beruht die Auswahl der Figuren auf dem Titelblatt zu Lansbergens „Tabulae Motuum Coelestium" (Porträt-Nr. P 24). Hipparch, Brahe und Ptolemaeus wurden in Anlehnung an diese ikonographische Vorlage gestaltet, während bei Copernicus (Ganzfigur, den Kopf leicht nach rechts gewendet, den Körper frontal nach links gedreht, bekleidet mit einem Mantel mit breitem Pelzkragen, in der Rechten ein Tellurium haltend) das von Lansbergens Kupfertitel bekannte fiktive Bildnis durch eine dem „Jugendbildnis" entsprechende Darstellung ersetzt wurde. Als Vorlage diente offenbar das Porträt aus Gassendis Copernicus-Biographie (Porträt-Nr. P 35). Im Unterschied zu diesem Bildnis hält Copernicus das Tellurium jedoch nach links oben anstatt nach rechts oben gerichtet. Der Kupferstich läßt erkennen, daß die Darstellung ursprünglich auch in diesem Punkt dem Porträt bei Gassendi entsprach. Dann aber wurde die Kreisform des Telluriums zu einer schematischen Darstellung des geozentrischen Weltbilds umfunktioniert und Ptolemaeus zugeordnet, während man Copernicus' Tellurium nach links versetzte. Ergänzt wird diese Zusammenschau konkurrierender Modelle durch das tychonische System, das der dänische Astronom in den Händen hält. -
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381
Porträt-Katalog P45 Das Fresko im
„Museo La Specola" in Padua (1772-1773)
Künstler: Giacomo Ciesa
Abb. 19 -
(1733-1822).
Technik: Freskomalerei. Maße: 185 x 70 des Bildfeldes).
cm
(Copernicus-Bildnis);
55
x
70
(Herkules-Bild);
cm
225
cm
(Gesamthöhe
Copernicus-Porträt ist Teil der Dekoration der sogenannten „Sala delle FiguSpecola" in Padua, die Giacomo Ciesa aus Vicenza 1772 bis 1773 nach einem ikonographischen Programm Giuseppe Toaldos (1719-1797) mit Fresken schmückte. Nachdem eindringendes Wasser die Fresken beschädigt hatte, wurden die Astronomenbildnisse an den Provenienz: Das
re" im
„Museo
La
Wänden im Jahr 1860 übermalt. Erst 1998 entdeckte staurierungsarbeiten wieder und legte sie frei. Lit.:
Pigatto 1998,
S. 33, Abb. auf S. 29, Nr.
man
die Gemälde im Rahmen
2; Pigatto 1999, S. 8-11,
von
Re-
Abb. S. 10.
Kommentar: Auf die Wandsegmente der achteckigen „Sala delle Figure" wurden in chronologischer Ordnung acht ganzfigurige Porträts verdienter Astronomen gemalt. Diese lebensgroßen Bildnisse zeigen Ptolemaeus, Copernicus, Brahe, Galilei, Kepler, Newton und zwei Gelehrte der Paduaner Universität: Geminiano Montanari (1633-1687) und Giovanni Poleni (1683-1761). Die monochromen Bildfelder oberhalb der Porträts, deren Thematik größtenteils der antiken Mythologie entlehnt ist, beziehen sich inhaltlich auf die jeweils dargestellte Persönlichkeit. Copernicus steht vor einer kannelierten Säule mit drapiertem rotem Vorhang. Für seine Gestalt diente ebenso wie für Brahe, Ptolemaeus und Galilei der Kupfertitel von Luyts' „Astronómica Institutio" als Vorlage (Porträt-Nr. P 44). Auf Ciesas Fresko hält Copernicus sein Tellurium auf dieselbe charakteristische Weise wie auf Luyts' Titelbild in der rechten Hand. Mit der Linken rafft er den Stoff seines dunklen Mantels, der anders als bei Luyts um die Hüften gegürtet ist. Bei dem Motiv des gerafften Gewandes handelt es sich offenbar um eine Hommage an das fiktive Bildnis von Copernicus auf dem Kupfertitel der Erstausgabe von Galileis „Dialogo" (Porträt-Nr. P 26). Auf dem rechteckigen Bildfeld oberhalb des Copernicus-Porträts ist Herkules zu sehen, der einen Himmelsglobus auf seinen Schultern trägt. So wie in der griechischen Mythologie (s. Apollodor, U.V.11) Atlas von Zeus dazu verurteilt, das Himmelsgewölbe zu tragen seine Last an Herkules weitergab, so wurde auch Copernicus zur Stütze des neuen Weltbildes und löste Ptolemaeus ab (s. Pigatto 1998, S.35 u. Pigatto 1999, S. 10-11). Dementsprechend verglich Szymon Starowolski (1588-1656) den Thorner Astronomen schon in seiner 1625 publizierten Copernicus-Biographie mit Herkules (Starowolski 1625, S.88; s. BiographieNr. 11, S. 57-58). -
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Copernicus: Biographia Copernicana
382
Atlas und Herkules spielten in der astronomischen Symbolik besonders im 17. Jh. eine bedeutende Rolle (s. Remmert 2003). Atlas vertrat dabei die Rolle des Begründers der Astronomie, und folglich wurde die mythische Gestalt häufig wie auch im Paduaner Observatorium Ptolemaeus zugeordnet (Pigatto 1999, S. 9-10 mit Abb.). Brahe, den man als Erneuerer der Astronomie betrachtete, wurde vorzugsweise mit Herkules identifiziert. In der Bildenden Kunst ehrte man Copernicus im 17. Jh. nicht durch einen Vergleich mit Herkules (s. Remmert 2003, S. 206). Das Paduaner Bildprogramm, zu dessen Entstehungszeit sich das copernicanische System gegenüber dem tychonischen Weltmodell bereits durchgesetzt hatte, folgt in diesem Punkt nicht der tradierten Symbolsprache. -
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P46
Copernicus-Porträt (nicht nach 1783)
Das
aus
dem Besitz
von
Tommaso Perelli
Künstler: unbekannt.
Technik:
Ölgemälde (Hipler 1875, S. 113).
Maße: 72
x
57
cm
(Zinner 1988, S.468,
Nr. VI.B.d.).
Provenienz: Noch während des Zweiten Weltkrieges befand sich das Bildnis in der Warschauer Sternwarte. Die Beischrift einer 1825 in Florenz angefertigten Lithographie nach dem Gemälde (gezeichnet von G.Colzi, lithographiert von Salucci) gibt Auskunft darüber, daß das Werk angeblich zur Bologneser Schule gehörig aus dem Besitz des Astronomen Tommaso Perelli (17041783) stammt. Perellis Erben haben es 1824 an den Pisaner Universitätsprofessor Sebastiano Ciampi (1769-1847), der zeitweilig Ordinarius in Warschau war, übergeben. Ciampi stiftete das Gemälde der Warschauer Universitätsbibliothek (s. Zebrawski 1873, S. 159; Polkowski 1875, S. 250, Nr. 58; Hipler 1875, S. 113-114, Anm. 58, Abb.; Batowski 1933, S. 82, Anm. 100). -
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Lit.: Sniadecki 1830 (Abb. der 1825 nach dem Gemälde hergestellten Lithographie als Titelbild); Polkowski 1873 (Abb. der Lithographie auf Taf. VII unten links, Bilderläuterungen: S.IV); Zebrawski 1873, S. 159-160; Polkowski 1875, S. 280, Nr. 168, s. a. S. 250-251, Nr. 58-62 (zu frühen graphischen Reproduktionen des Gemäldes) sowie S. 295-296, Nr. 317; Hipler 1875, S. 113-114; Righini 1932, S. 63 (Abb. der Lithographie von 1825); Batowski 1933, S. 82, Anm. 100; Mackensen 1978, S. 138, Nr. 13 (Abb. der Lithographie von 1825); Zinner 1988, S. 468-469, Nr. VI.B.d.
Kommentar: Die überlieferten Graphiken nach dem Gemälde zeigen Copernicus im Brustbild nach halbrechts gewendet, bekleidet mit einem an der Vorderseite geknöpften Mantel mit breitem Pelzkragen und Pelz Verbrämung an den Ärmeln. In seiner linken Hand hält er ein Tellurium. Die Art, wie Copernicus das Modell seines Weltbilds präsentiert, geht auf den Kupfertitel von Luyts' „Astronómica Institutio" (Porträt-Nr. P 44) zurück. Gegenüber dieser Darstellung fällt auf, daß
Porträt-Katalog
383
sein Gesicht in dieselbe Richtung wendet, in die auch sein Tellurium weist. Neben dem Titelbild zu Luyts' Schrift mag der ausführende Künstler weitere Darstellungen in der Tradition der Copernicus-Bildnisse bei Gassendi (Porträt-Nr. P 35, diesem Muster entsprechen besonders die pelzverbrämten Schulternähte und die senkrecht eingeschnittenen Halbärmel des Mantels) bzw. Berneggers Galilei-Ausgabe (Porträt-Nr. P 27) verwendet haben. Die Knopfleiste an der Vorderseite des Gewandes kann der zur Entstehungszeit herrschenden Mode geschuldet sein. Ein unmittelbarer Zusammenhang mit dem Gemälde aus den Uffizien (Porträt-Nr. P38), wie ihn Zinner annahm, ist nicht zu erkennen (Zinner
Copernicus
1988, S.468, Nr.VI.B.d.).
Sebastiano Ciampi nach Warschau gebrachte Bild erlangte bald durch Kopien einen größeren Bekanntheitsgrad. In Unkenntnis des ikonographischen Ursprungs der Darstellung Luyts' Titelbild sah man in diesem Gemälde sowie in verwandten Bildnissen einen spezifisch „italienischen" Typus des CopernicusDas
von
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-
Porträts.14
1.3
Der betende
1.3.1 Das Thorner
Copernicus Epitaph P47
Das Thorner Abb. 20
Copernicus-Epitaph (gestiftet spätestens 1589)
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Künstler: unbekannt. Schwarz' Vermutung, es könne sich um Fabian Neisser handeln (Schwarz 1943b, S. 156, Anm. 49), läßt sich nicht verifizieren.
Technik:
Öl
Maße: 95
x
(1559-1605)
auf Eichenholz
80
(Flik-Fizek 1992, S. 166). cm (Flik/Kruszelnicka 1996, S.5).
Provenienz: Das Copernicus-Epitaph in der St. Johanneskirche in Thorn wurde von dem ThorArzt Melchior Pyrnesius gestiftet. Der späteste mögliche Zeitpunkt der Stiftung ist das Jahr 1589, in dem Pyrnesius verstarb (Hartknoch 1684, S.370). Bezeugt ist das Epitaph erstmals im Jahr 1616 in einer Reisebeschreibung des ungarischen Schriftstellers Márton Csombor (1595-1622) (Csombor 1968, S. 144). Die in bischöflichen Visitationsakten vom Jahr 1667-1672 überlieferte Datierung des Bildes auf das Jahr 1543 beruht offenbar auf einer Verwechslung mit dem Todesjahr des Dargestellten, wie schon Batowski feststellte (s. Batowski 1933, S.44; der relevante Text der Visitationsakten ist abgedruckt bei Czapla 1903, S. 209-210 u. Batowski 1933, S. 44-45). ner
Bezeichnung:
Auf dem Schriftfeld in der rechten unteren Ecke der Bildtafel: „NON PAREM PAVLO GRATIÄ REQVIRO || VENIAM PETRI NEQ[ve] POSCO, SED QVAM || IN CRVCIS LIGNO DEDERAS LATRONI || SEDVLVS ORO"15. •
Copernicus: Biographia Copernicana
384
Auf dem Fries oberhalb des Copernicus-Porträts: „ILLUSTRIS: PRINCEPS k DNS: DNS ALBERTUS POLO: REX || APOPLEXIA HIC TORU: MORITUR AÖ: 1501. DIE 17 JUNII ETA: 41 CUIUS || VISCERA HIC SEPULTA CORPORE CRACO: TRANSEATO REG. AN. VIII" (Übers, s. Biographie-Nr. 18, S. 191). Auf dem Schriftfeld am Sockel des Rahmens: „NICOLAO COPERNICO TORUNIENSI ABSOLUTE || SUBTILITATIS MATHEMATICO NE TANTI VI||RI APUD EXTEROS CELEBER: IN SUA PATRIA PERI-||RET MEMORIA HOC MONUME: POSITU: MOR: WARMLE || IN SUO CANONICATU Aö: 1543. DIE IV 11 [oder: „IV II"] ETA: LXXIII. || Aö: VO. [d. i. „vero"] 1733 A PRENOB: I. C: RUBINKOWSKI CONSULE k || OBERPOST: MGRO. THORUN:
RESTAURATÜ ACRENOVATÜ."16
Auf der nach unten spitz zulaufenden Tafel unterhalb des Sockels: „Quem cernis viVo retinet Copernicus ore || Cui decus eximium forma pErfecit imago || Os rubeum pulcHrique oculi pulchrique capilli || Cultaque Apelleas imitantia membra figuras || Illum scrutanti similem similemque docenti || Aspiceres qualis fuerat cum sydera iussit || Et cElum constare loco terramque rotar[i] II Finxit k in medio mundi Tytana locavit || D.[eo] O.[ptimo] M.faximo] || ATQUE IN AMPLIOREM TANTI VIRI GLORIAM || OBTULIT k DEDICAVIT IDEM QUI RESTAURAVIT"17.
Lit.: Starowolski 1655, S. 397-398; Hartknoch 1684, S. 370-72; Ziegler und Kliphausen 1695, S. 44; Schultz 1724, S. 49-52; Zernecke 1727, S. 81-82; Centner 1763, S. 12; Bernoulli 1779, Bd. 3, S. 174; Baczko 1783, S. 148-149; Biester 1792, S. 178; Baczko 1796, S. 148-149; Lichtenberg 1800, S. 91-97; Praetorius 1832, S. 79, 83, 87-92; Prowe 1866a, S. 222-223 u. 228-229; Prowe 1866b, S. 374-378; Prowe 1871, S. 258; Hipler 1873b, S. 287, Anm. 1; Polkowski 1873, Abb. des Gemäldes mit Rahmen auf Taf. X, Bilderläuterungen: S.V-VI; Zebrawski 1873, S. 161— 162; Polkowski 1875, S. 251-252, 277, Nr. 154, S. 297-298, Nr.320 (Beschreibung der Tafel bei Polkowski 1873); Hipler 1875, S. 92-95, 97-98, 111, Anm. 54, Abb. einer Graphik nach dem Bild auf S. 92; Prowe 1883-1884, Bd. 1/2, S. 135, 376, 381, Bd.II, S. 278-280; Czapla 1903, S.209210; Batowski 1933, S. 43-45, 51, 81, Abb. Nr. 7; Wasiutynski 1938, S. 520, 528-529, Abb. vor S.537; Brachvogel 1939b, S.283; Schenk 1943, S. 274-276, 284, Abb. auf S. 54; Schwarz 1943b, S. 154-159, Taf. XVI, Abb. Nr. 20; Csombor 1968, S. 144; Flik 1973a, S. 102-103, Abb. auf S. 96101, Nr. 52-64; Flik 1973b, S. 203; Forstreuter 1973, S. 21-22; Sommerfeld 1981, S. 7-8, Anm. 23, 37; Maliszewski 1982, S. 92-93, 128; Zinner 1988, S.471, Nr. VII; Krakowiecka-Górecka 1990, S. 280-283; Flik-Fizek 1992, S. 166,170-171,173-174, Abb. auf S. 171, Nr. 18-19; Drescher 1993, S.25; Flik/Kruszelnicka 1996.
Kommentar: Der als Halbfigur dargestellte Copernicus hat die Hände zum Gebet gefaltet. Seine Gesichtszüge entsprechen dem typischen Muster des „Jugendbildnisses", wobei das Stirnhaar anders als bei den unter Nr. 15-19 beschriebenen Porträts nicht in drei deutlich geschiedene Strähnen unterteilt ist. Seine Kleidung ein ärmelloses rotes Gewand mit schmalem Pelzkragen und ein dunkles Untergewand, an dessen Halsausschnitt das weiße Hemd hervortritt folgt dem bereits von dieser Porträtgruppe bekannten Schema. Als Vorbild wäre das dem heutigen Zustand nach qualitätvollere Copernicus-Porträt aus dem Thorner Gymnasium (s. Porträt-Nr. P 16) naheliegend, wobei jedoch nicht gesichert ist, ob dieses Porträt das heute nur noch den Kopf des Astronomen zeigt älter ist als das Epitaphbild. Im linken Hintergrund des Epitaphbilds gibt ein Fenster den Blick auf eine Hügellandschaft frei, wie man sie ähnlich von der Darstellung kennt, die Copernicus mit dem Buch zeigt (Porträt-Nr. P 22). Die übrige Gestaltung besitzt im Ver-
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Porträt-Katalog
385
gleich mit anderen frühen Copernicus-Bildnissen keine Parallele. Zur Rechten von Copernicus befinden sich auf einem Tisch ein Kruzifix mit Totenschädel und weiteren Gebeinen. An der Wand rechts ist eine Konsole angebracht, die einen Zirkel und eine Armillarsphäre trägt. Sie verweist auf Copernicus' astronomische Forschungen, jedoch nicht auf sein heliozentrisches Weltbild. Auch die Inschrift auf dem Feld in der rechten unteren Bildecke, ein Vers von Enea Silvio Piccolomini, bezieht sich nicht auf Copernicus' wissenschaftliche Leistungen. Bevor diese Ode als Werk Piccolominis identifiziert wurde (s. Hipler 1875, S.93), hatte man sie mehrfach als Werk von Copernicus fehlinterpretiert (vgl. Prowe 1883-1884, Bd. 1/2, S. 135, Bd.II, S. 278-289). Offen bleibt, ob das Epitaph aufgrund dieser Zuschreibung mit dem Spruch geschmückt wurde oder ob vielmehr der Vers auf dem Epitaph den Anlaß zu derartigen Gerüchten gegeben hat. Es gibt auch keinen Hinweis darauf, daß Copernicus Piccolominis Ode kannte und besonders schätzte bzw. sie sogar wie Hipler meinte selbst für sein Epitaph ausgewählt hat (Hipler 1875, S.93). Die Rahmenarchitektur der Bildtafel besteht aus einem Sockel, flankierenden Pilastern und einem Gebälk. Den oberen Abschluß bildet ein halbrundes Giebelfeld, in dessen Mitte ein gemaltes Medaillon ein Porträt des Königs Johann I. Albrecht von Polen mit flankierenden Wappen zeigt. Die zugehörige Inschrift auf dem Fries oberhalb des Copernicus-Porträts erinnert an den plötzlichen Tod des Königs im Jahr 1501 in Thorn und die Bestattung seiner Eingeweide in der St. Johanneskir-
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che.
dem Giebelfeld bezieht sich das gesamte ikonographische Programm auf Copernicus. Auf den Friesabschnitten oberhalb der mit gemalten Festons geschmückten Pilaster sowie auf den darunterliegenden Sockeln sind astronomische Instrumente abgebildet, die jedoch ebenso wie die Armillarsphäre und der Zirkel auf der Bildtafel nichts über das copernicanische Weltbild aussagen. In sehr allgemeiner Form werden die Verdienste des Copernicus auch im Schriftfeld auf dem Sockel hervorgehoben. Das Lobgedicht auf der Tafel unterhalb des Sockels, auf der auch von Restaurierungsarbeiten die Rede ist, gehört nicht zum ursprünglichen Bestand des Epitaphs.
Abgesehen
von
Sowohl der Todestag als auch Copernicus' Alter, wie sie in der Inschrift auf der Sockelzone angegeben sind, entsprechen nicht den üblicherweise angenommenen Daten, also dem 24. Mai 1543 und dem Alter von 70 Jahren. Hipler las das fragliche Datum als „DIE IV JI 1543", was er als Abkürzung für den 4. Juni 1543 (nach Gregorianischem Kalender) interpretierte. Dies entspräche dem 24. Mai nach Julianischem Kalender und damit dem o. a. Todestag von Copernicus (Hipler 1875, S. 95 Anm. 37). Gleichzeitig, so Hipler weiter, ergäbe sich ein terminus post quem für die Entstehung des Thorner Copernicus-Epitaphs (Hipler 1875, S. 95, Anm. 37). Dies wiederum ließe sich zumindest was die Monatsangabe betrifft -
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Copernicus: Biographia Copernicana
386
auf das Porträt der Warschauer Sternwarte (Porträt-Nr. P 15) übertragen, wie schon Batowski vorschlug (Batowski 1933, S. 15). Die rückwirkende Anwendung des Gregorianischen Kalenders ist jedoch äußerst unwahrscheinlich. Auch der Sterbetag des Königs Johann I. Albrecht auf dem Schriftfeld oberhalb des Copernicus-Porträts ist nach dem Julianischen Kalender angegeben worden (s. Forstreuter 1973, S.21, Anm. 7). Zudem läßt sich die fragliche Inschrift auch als „11. Juni 1543" („die IV[nii] 11") oder „2. Juni 1543" („die IV[nii] II") deuten. Zu beiden Lesarten gibt es Parallelen in der CopernicusLiteratur vom 17. Jh. bis ins 18. Jh.18 Vergleichbare Inschriften auf Porträts, die offenbar in Anlehnung an das Thorner Epitaph entstanden und den 2. oder 11. Juni nennen, finden sich auch auf dem Bild aus der Warschauer Sternwarte (Porträt-Nr. P 15) sowie auf der Porträtgruppe, die auf dem 1677 für das Frauenburger Domkapitel gestiftete CopernicusPorträt (s. Porträt-Nr. P50) beruht. Dort wurde ebenfalls das falsche Lebensalter übernommen und die Behauptung hinzugefügt, daß Copernicus in Thorn gestorben sei. Im Rahmen von Restaurierungsarbeiten wurde die Inschrift erneuert. Auch an den übrigen Teilen des Epitaphs hat man Veränderungen vorgenommen, die eine Beurteilung erschweren. So lassen sich nicht nur leicht abweichende Lesarten der fraglichen Inschrift nachweisen, sondern einzelne Partien davon waren zeitweise offenbar gar nicht zu entziffern. So muß das Datum gegen Ende des 17. Jhs. teilweise unleserlich gewesen sein, denn ein 1684 veröffentlichter Kupferstich (Porträt-Nr. P 48) der stillschweigend von vielen Autoren anstelle des Originals herangezogen wurde gibt unterhalb einer Kopie nach dem Thorner Epitaphbild die fragliche Inschrift als „Anno 1543. die 4. * aetatis LXXIII." an (Hartknoch 1684, S.371). Csombor, der in seinem Reisetagebuch von 1616 als erster die Inschrift des Thorner Copernicus-Epitaphs zitierte, gab nur das Sterbejahr und das angebliche Alter an (Csombor 1968, S. 144). Der mutmaßliche Originalzustand und der genaue Hergang der Veränderungen der Inschrift im Rahmen der diversen Widerherstellungsversuche des Epitaphs läßt sich nicht sicher rekonstruieren. Überliefert ist die 1733 von dem Thorner Ratsherrn, Burggrafen, königlichen Sekretär und Postmeister Jakob Kazimierz Rubinkowski (1668-1749) veranlaßte Instandsetzung, von der auch in der Inschrift des Epitaphs die Rede ist (s. Flik/Kruszelnicka 1996, S. 128-129 u. 165-166). Weitere Renovierungsmaßnahmen wurden 1870 vorgenommen (s. Prowe 1871, S.258 u. Flik/Kruszelnicka 1996, S. 129 -
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U.166).
Schwarz zitierte 1943 die Ergebnisse einer Untersuchung des Gemäldes durch das Landesamt für Denkmalpflege in Westpreußen, nach der die beiden vorange-
Wiederherstellungsversuche „zum teilweisen Verlust der ursprünglichen Malerei, Übermalungen ausgeglichen wurde", geführt hätten.
gangenen
der dann durch
Porträt-Katalog
387
Röntgenaufnahme ergab, so Schwarz weiter, „daß unter der Malerei des Kopfes nichts in der Zeichnung Andersartiges zu erkennen war. Dagegen zeigte sich unter der heutigen plumpen Schrift die textlich gleiche, aber charaktervollere Schrift des 16. Jahrhunderts, die dann freigelegt wurde. Die Landschaft im Hintergrund ist nicht übermalt und bestätigt, daß es sich um ein Bild des 16. Jahrhunderts handelt" (Schwarz 1943b, S. 157). Die damaligen Reinigungsarbeiten, die offenbar auch Copernicus' Kleidung betrafen, lassen sich in den Grundzügen anhand von photographischen Aufnahmen nachvollziehen (s. Heuer 1931, Abb. auf S.45 sowie Schwarz 1943b, Taf. XVI, Abb. 20). Von weitaus massiveren Veränderungen berichtet hingegen Jözef Flik unter Berufung auf eine Röntgenuntersuchung des Gemäldes im Jahr 1972 (s. Flik/Kruszelnicka 1996, S. 131-164). So stellte er fest, daß sich auf der Basis und auf dem Fries Eine
des Rahmens eine ältere Inschrift befand. Diese entspricht dem Wortlaut nach im wesentlichen dem heutigen Text (s. die Abb. bei Flik/Kruszelnicka, 1996, S. 153— 156, Nr. 23-26). Es fehlt lediglich der Verweis auf die 1733 von Rubinkowski veranlaßte Renovierung. Offenbar entstanden die neuen Inschriften auf dem Rahmen aus diesem Anlaß, wobei gleichzeitig die Tafel unterhalb des Sockels angebracht wurde. Unter den beiden Farbschichten des Schriftfeldes auf dem Sockel des CopernicusPorträts entdeckte Flik das Bildnis eines bärtigen Mannes in einem gemalten, tondoförmigen Rahmen. In dieser Darstellung sieht Flik ein Porträt des Melchior Pyrnesius, auf dessen Stiftung das Epitaph zurückgeht eine naheliegende Deutung, die sich allerdings nicht beweisen läßt. Anstelle des heutigen Rundgiebels mit dem Bildnis von Johann I. Albrecht habe sich, so vermutet Flik, ein Dreiecksgiebel befunden. Außerdem stellte Flik fest, daß die astronomischen Instrumente unterhalb der Pilaster nicht original sind, sondern daß hier ursprünglich ornamentale Blumengebinde in Vasen abgebildet waren (s. Flik/Kruszelnicka 1996, S. 160, Abb. 30). Die Felder oberhalb der Pilaster hingegen schmückten gemalte Masken oder Wappen, wobei der Röntgenfilm lediglich die Konturen erkennen läßt. Nicht nur die astronomischen Instrumente auf der Rahmenarchitektur seien, so Flik weiter, eine spätere Zutat, sondern auch die Konsole mit Zirkel und Armillarsphäre. Der Kopf des Dargestellten sei im wesentlichen unverändert. Allerdings sei Copernicus ursprünglich mit einem schwarzen Gewand mit Knöpfen an der Vorderseite bekleidet gewesen. Außerdem habe er als Attribut eine Heilpflanze zwischen den zum Gebet gefalteten Händen gehalten (s. die Rekonstruktionszeichnungen bei Flik/Kruszelnicka 1996, S. 168-170). Anhand der Röntgenfilme, die in Fliks Monographie über das Thorner Copernicus-Epitaph abgebildet sind, lassen sich diese Veränderungen der Bildtafel nicht überzeugend nachvollziehen (s. Flik/Kruszelnicka 1996, S. 148, Abb. 18). Im Bereich der Schrifttafel brachte die Röntgenuntersuchung kaum Aufschlüsse, da sie mit Blei weiß gemalt ist. Möglicherweise wurden hier nachträgliche Verände-
Copernicus: Biographia Copernicana
388
rungen vorgenommen, zumal die angewinkelten Arme des Dargestellten über der weißen Schrifttafel im heutigen Zustand des Bildes eigentümlich kurz erscheinen. Flik gab an, daß das Röntgenbild schwach erkennen läßt, daß sich die Darstellung der Gebeine unter dem Kreuz sowie die Arme des Copernicus unter der Schrifttafel fortsetzen (Flik/Kruszelnicka 1996, S. 149, Abb. 19). Dennoch sei die Tafel nicht lange nach den darunterliegenden Farbschichten aufgetragen worden. Vermutlich gehöre sie zum ursprünglichen Zustand des Bildes. Durch Csombors Bericht von 1616 ist die Inschrift erstmals bezeugt.
der Röntgenbilder, so zählt das Epitaphbild auch zu den frühesten Bildnissen des Copernicus, die den Dargestellten eindeutig als Astronom charakterisieren. Die Präsentation des Porträts wäre also nachträglich auf den wachsenden Ruf des Copernicus als Mathematiker und Astronom abgestimmt worden. Dies sei schon zu Beginn des 17. Jhs. geschehen, als laut Flik die massivsten Veränderungen des Bildes stattfanden, während die späteren, historisch belegten Restaurierungsarbeiten das Aussehen des Epitaphs nicht wesentlich verändert hätten. Auf dem Gehäuse seien damals nicht nur die astronomischen Instrumente, sondern auch die Inschrift auf dem Sockel anstelle des mutmaßlichen Stifterporträts sowie auf dem halbrunden Giebelfeld das Bildnis des Königs Johann I. Albrecht mit der dazugehörigen Inschrift hinzugekommen. Dort habe sich ursprünglich eine abweichende Inschrift befunden, die Flik nicht genauer charakterisiert (zur Inschrift s. Flik/Kruszelnicka 1996, S. 192-193). Urheber der obengenannten Veränderungen an dem Thorner Epitaphbild seien laut Flik die Jesuiten gewesen, denen es gegen Ende des 16. Jhs. gelungen war, die Protestanten von der Nutzung der Johanneskirche auszuschließen. Inwiefern sich der Interessenkonflikt zwischen Katholiken und Protestanten jedoch in der anhand der Röntgenbilder ohnehin nur unbefriedigend rekonstruierbaren Entstehungsgeschichte des Thorner Copernicus-Epitaphs niedergeschlagen hat, ist kaum zu beurteilen.
Folgt
man
Fliks
Auswertung
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-
P48 Der Kupferstich für Christoph Hartknochs Preussen" (publ. 1684) Abb. 21
„Alt= und
Neues
-
Künstler: Johann Jakob Vogel (tätig schrift: „/. J. Vogel, fecit franckf."
Technik: Maße:
Kupferstich. 18,4 x 14,5 cm (mit Rahmen).
1670-1690), Signatur
rechts unterhalb der Bildunter-
Porträt-Katalog Provenienz: Hartknoch 1684, S. 371
(s. Biographie-Nr. 18).
389
1991, S. 371. Copernicus." Bildun-
Faksimile: Hartknoch -
Bezeichnung: Bildüberschrift: „Der berühmte Mathematicus Nicolaus terschrift: „NICOLAUS COPERNICUS, THORVNENSIS PRVSSVS, MATHEMATICUS CELEBERRIMVS \\ Ex Monumento Thorunensi expressus."19
Lit.: Schultz 1724, S. 51-52; Zernecke 1727, S. 81-82; Zebrawski 1873, S. 157; Polkowski 1873, Taf. VI. unten rechts, Erläuterungen: S.IV; Polkowski 1875, S. 251-252, Nr. 63, S.295, Nr. 318; Hipler 1875, S. 106; Brachvogel 1939b, S. 283; Schenk 1943, S. 275, 284; Schwarz 1943b, S. 157, Taf. XVI, Abb. Nr. 21; Forstreuter 1973, S.21, Anm. 6; Zinner 1988, S.471, Nr. VILA.; FlikFizek 1992, S. 166, Abb. auf S. 172, Nr. 20; Widacka/Zendara 1992, S.302, Nr. 2439; Drescher 1993, S.25; Widacka 1997, Abb. auf S.281, Nr.2439.
Kommentar: Der betende Copernicus befindet sich neben einem Kruzifix. In der rechten Bildhälfte öffnet sich hinter dem Kruzifix der Blick auf eine nicht näher bestimmte Landschaft. Dem in Frankfurt tätigen Kupferstecher lag für seine Kopie nach dem Thorner Epitaphbild (Porträt-Nr. P 47) offenbar nicht das Original vor, sondern eine wenig detaillierte Nachschöpfung dieses Bildes, die er frei ergänzte, wobei die Raumsituation unklar blieb. Besonders auffällig bei der gegenüber dem Thorner Gemälde spiegelverkehrten Graphik ist, daß die Konsole anstelle der Armillarsphäre einen Himmelsglobus trägt. Der Kupferstich ist so in den laufenden Text eingefügt, daß die nach dem Thorner Gemälde zitierte Bildunterschrift gleichzeitig Teil der bildlichen Darstellung wird. Es schließt sich Hartknochs Klage an, „Frantzosen und andere" würden „Dieses Bildnüß deß Copernici" oft abmalen und weiterverbreiten, während ihm in seiner Heimat „kaum dieses geringe monumentum, und zwar lange nach seinem Tode" gesetzt worden sei (Hartknoch 1684, S. 371-372; s. Biographie-Nr. 18, S. 191-192). Diese Passage wurde bisher in dem Sinne gedeutet, daß bereits frühere Kopien nach dem Thorner Bildnis existiert haben müssen (Zinner 1988, S.471, Nr. VII). Naheliegender ist jedoch, daß Hartknoch nicht konkret dieses „geringe monumen-
tum" meinte, sondern den Bildnistypus, also das sogenannte „Jugendbildnis", an dessen Verbreitung die Franzosen tatsächlich man denke an den Kupferstich bei Gassendi (Porträt-Nr. P 35) wesentlichen Anteil hatten. Vogels Graphik wurde mehrfach anstelle des Originals für Beschreibungen des Thorner Epitaphs herangezogen, so z. B. von Johannes Baumgart (s. Zernecke 1727, S. 81-82 u. Biographie-Nr. 29, S. 237-238 u. 240, Anm. 12) und Baczko (Baczko 1796, S. 149 u. Biographie-Nr. 36, S.304). -
-
Copernicus: Biographia Copernicana
390
P49 Das
Ölgemälde der Leipziger Universität (um 1700)
Abb. 22 -
Künstler: unbekannt.
Technik:
Öl
Maße: 94,5
auf Leinwand
x
79
cm
(Seibt
1997, S.388, Nr. V/49). 1997, S.388, Nr. V/49).
(Seibt u.a.
u.a.
Provenienz: Kunstbesitz der Universität
Leipzig (Inv.-Nr. 1951:99).
oben: „Nicolaus COPERNICUS THORV[N]ENSIS \\ PRUSSVfi], MATHEMATICUS CELEBERRIMUS || E[x m]onumento Thorunensi || depict[us]." (leicht modifizierte Fassung der Bildunterschrift des Kupferstichs bei Hartknoch, s. Porträt-Nr. P48, lediglich „expressus" wurde durch „depictus", d.h. „abgemalt", ersetzt). Im Schriftfeld unten links: „Non parem Paul[i g]ra[t]iam requiro || Veniam Petri n[eque] Po[sco.] sed quam || in crucis ligno ded[eras fjatroni || [sedulus o]ro" (entsprechend der Inschrift auf dem Thorner Copernicus-Epitaph, s. Porträt-Nr. P47; Fehlstellen der teilweise nicht mehr leserlichen Inschrift sind sinngemäß ergänzt).
Bezeichnung: Links
Lit.: Jugler 1909, S.67; Hentzen/Holst 1936, Abb. auf S.82; Pastor 1937, S.452 u.473; Trober 1937, Farbabb. auf S. 199; Zinner 1937a, S.52; Zinner 1937b, Abb. vor Titelbl.; Zinner 1937c, S.371; Singer 1938, S.46, Nr. 18997; Brachvogel 1939b, S.283; Schwarz 1943b, S. 157158, Taf. XVII, Abb. Nr. 22; Zinner 1988, S. 471, Nr. VII.A.a.; Flik-Fizek 1992, S. 166, 169, Abb. auf S. 172, Nr. 21; Drescher 1993, S. 25; Seibt u. a. 1997, S. 388, Nr. V/49, Abb. vor dem Titelblatt sowie S. 387.
Kommentar: Copernicus betet neben einem Kruzifix; eine links im Hintergrund befindliche Konsole trägt Himmelsglobus und Zirkel. Offenbar lag dem Künstler der seitengleiche Stich Vogels (Porträt-Nr. P 48) nach dem Thorner Copernicus-Epitaph (Porträt-Nr. P 47) vor. Es wurde lediglich die Bildunterschrift von Vogels Graphik in die linke obere Ecke verschoben und „expressus" durch „depictus" ersetzt. Im übrigen weist das Gemälde dieselben Abweichungen vom Thorner Copernicus-Epitaph auf wie Vogels Stich. Allerdings bemühte sich der Maler sichtlich um eine räumlich klarere Darstellung. Heute präsentiert sich das mehrfach restaurierte Gemälde in stark übermaltem Zustand und ist im Detail nur noch eingeschränkt zu beurteilen. Die rote Weste mit dem schwarzen Untergewand entspricht farblich dem üblichen Schema des „Jugendbildnisses". Selten in der Copernicus-Ikonographie sind die leicht ergrauten
Haare.20
Das Copernicus-Porträt der Leipziger Universität ist erst seit dem ausgehenden 18. Jh. nachweisbar. Als Johann Christoph Gottsched (1700-1766) im Mai 1743 in der Leipziger Universitätsbibliothek seine „Gedächtnisrede" auf Copernicus hielt, erwähnte er das Gemälde nicht (s. Gottsched 1749; Biographie-Nr. 30). Erst Johann Heinrich Jugler (1758-1814) beschrieb das Bild im Rahmen seiner Beschreibung von Leipzig und seiner Universität von 1778/79 unter den „merkwürdigsten" Gemälden der Leipziger Universitätsbibliothek (Jugler 1909, S.67).
Porträt-Katalog
391
Das Gemälde dürfte jedoch ungefähr ein Dreivierteljahrhundert früher entstanden sein. Schwarz datierte das Leipziger Bild in das ausgehende 17. Jh., wobei er besonders den Charakter der Inschriften berücksichtigte (Schwarz 1943b, S. 158). In jüngerer Zeit wurde jedoch auch die These vertreten, daß das Gemälde bereits in der Mitte des 17. Jhs. und damit noch vor dem Stich Hartknochs von 1684 entstanden sei (Seibt u.a. 1997, S.388, Nr. V/49).
1.3.2 Das Bildnis des
Frauenburger Domkapitels P50
Copernicus-Bildnis
Das
des
Frauenburger Domkapitels (1677)
Künstler: unbekannt.
Technik:
Öl
auf Leinwand
Maße: Nicht mehr
(Flik-Fizek 1992, S. 166).
feststellbar, nach Hipler zeigte Lebensgröße" (Hipler 1875, S. 111).
das Gemälde
Copernicus „etwa in halber
Provenienz: Das Gemälde wurde 1677 von dem Domherrn und Prälaten Thomas von RupniewUjejski (1613-1689) für den Kapitelsaal des ermländischen Domkapitels in Frauenburg gestiftet (Hipler 1875, S. 110). Anlaß war der Abschied Rupniew-Ujejskis von seinen Mitbrüdern vor seinem Eintritt in die Societas Jesu (s. Eichhorn 1866, S.332). Im Zweiten Weltkrieg ist das Porträt verschollen.
Bezeichnung: In der rechten oberen Ecke: „NICOLAVS COPERNICVS || CANÖS VARMIEÑ
|| EXACTISS.MATHEMA||TICVS.A. 1543 ETATIS || 73 DIE 11 IVNII [oder: „II IVNII"] || obiit".21 Lit.: Bernoulli 1779, Bd. 3, S. 18 (zu der mutmaßlichen Kopie nach dem von Rupniew-Ujejski gestifteten Bild); Prowe 1866a, S.220; Prowe 1866b, S.363, 369-370; Hipler 1875, S. 110-111; Polkowski 1875, S.278, Nr. 162; Prowe 1883-1884, Bd. 1/2, S. 19-20 (zur mutmaßlichen Kopie nach dem von Rupniew-Ujejski gestifteten Bild); Brachvogel 1939a, S. 276; Schenk 1943, S. 275; THORVNI
Schwarz 1943b, S. 158, Taf. XVII, Abb.23; Zinner 1988, S.471, Nr. VII.B.-VII.B.oc.; Flik-Fizek 1992, S. 166, Abb. auf S. 173, Nr.22; Drescher 1993, S.25; Flik/Kruszelnicka 1996, S.57.
Kommentar: Thomas von Rupniew-Ujejski schenkte dem Frauenburger Domkapitel eine freie Kopie bzw. eine Variante des Thorner Copernicus-Epitaphs (Porträt-Nr. P 47). Letzteres hielt der Stifter vermutlich nicht nur für ein Denkmal, sondern für das Grabmal des Astronomen; folglich gibt die Inschrift irrtümlicherweise an, daß Copernicus in Thorn gestorben sei. Copernicus nun als Kniestück vor einem neutralen Hintergrund dargestellt steht nach halblinks gewendet beim Gebet. Kruzifix, Schädel und Gebeine fehlen ebenso wie die vom Thorner Epitaphbild bekannten Verse Piccolominis. Zirkel -
-
Copernicus: Biographia Copernicana
392
und Armillarsphäre sind nicht mehr auf einer Konsole im Hintergrund zu sehen, sondern befinden sich auf dem Tisch im Vordergrund. Eine Neuerung in der Copernicus-Ikonographie ist der Schnauzbart; offenbar interpretierte der Maler die tiefen Schatten unterhalb von Copernicus' Nasenflügeln auf dem Thorner Epitaphbild als Bart, eine Mode, die sich zur Entstehungszeit des Frauenburger Gemäldes großer Beliebtheit erfreute. Außerdem fällt Copernicus' in kleine Falten gelegter weißer Hemdkragen auf. Auch die weichen Längsfalten des roten Übergewandes weichen von dem glatt anliegenden Gewand des Dargestellten auf dem Thorner Epitaphbild ab. Offen muß bleiben, ob diese Details möglicherweise einen früheren Zustand des Gemäldes in der Thorner St. Johanneskirche dokumentieren. Copernicus' Lebensalter ist auf der Frauenburger Tafel ebenso wie auf dem Thorner Epitaphbild fälschlich als 73 anstelle von 70 Jahren angegeben. Auch die rätselhafte Angabe des Sterbedatums, die entweder als 11. Juni oder aber, mit römischen Ziffern, als 2. Juni des Jahres 1543 gelesen werden kann, wurde von dem Thorner Epitaph übernommen. Hipler las darüber hinaus Copernicus' Todesjahr auf dem Frauenburger Bild als 1643, was jedoch von alten Photographien nicht bestätigt wird (Hipler 1875, S. 111)22.
P51
Das
Copernicus-Porträt
(um 1700)
aus
der
Königsberger
Stadtbibliothek
Künstler: unbekannt.
Technik:
Öl
auf Leinwand
Provenienz: Das nicht hin gelangte es entweder
(1640-1708)
Vermittlung
(Flik-Fizek 1992, S. 166). erhaltene Gemälde gehörte der Königsberger
Stadtbibliothek. Dortdem Nachlaß des Thorner Geistlichen Bartholomaeus Goldbach (s. Bayer 1718, B1.A4V u. Casseburg 1732, S. 686-687) oder es wurde durch die Goldbachs zusammen mit einer mathematischen Bibliothek aus Thorn angekauft 1929, S.39). Später kam das Bildnis an die Königsberger Universitätsbibliothek aus
(Krollmann (Hipler 1875, S. 112). Bezeichnung: Rechts oben: „NICOLAVS. COPERNICVS || CANONICVS. VARMIENSIS || EXACTISS. MATHEMA||TICVS A. M DXLIII. AETATIS. LXXIII. || DIE. XI. IVNII. THORVNI || OBIIT". Am linken Bildrand oberhalb der Armillarsphäre: „Non parem Paulo gratiam requiro, || Veniam Petri neque poseo, sed quam || In crucis ligno dederas latroni, || Sedulus oro." (Beide Inschriften zit. nach: Bayer 1718, B1.A4V.) Der erste Teil der Inschrift ist von dem 1677
nommen,
Nr. P 47)
Rupniew-Ujejski für das Frauenburger Domkapitel gestifteten Gemälde überPorträt-Nr. P 50. Der Vers geht auf das Thorner Copernicus-Epitaph (s. Porträtzurück. von
s.
Porträt-Katalog
393
(s. Biographie-Nr. 28, S. 233-234); Casseburg Polkowski Nr. 1875, S.277, 155, s.a. Nr. 156; Hipler 1875, S. 111-112; Kroll1732, S.686-687; mann 1929, S. 39, 44; Singer 1938, S. 46, Nr. 18996; Schwarz 1943b, S. 158, Taf. XVIII, Abb. Nr. 24; Zinner 1988, S.473, Nr. VII.E.; Flik-Fizek 1992, S. 166; Drescher 1993, S.25. Lit.: Bayer 1718, B1.A4V; Schultz 1724, S. 52-53
Kommentar: Der nach links gewendete Copernicus hält die Hände zum Gebet gefaltet. Links im Vordergrund befindet sich ein Tisch mit Zirkel und Armillarsphäre. Es handelt sich um eine grob ausgeführte Kopie nach dem 1677 von Rupniew-Ujejski gestifteten Gemälde des Frauenburger Domkapitels (s. PorträtNr. P 50).
P52 Das
Copernicus-Porträt
Residenz in Passau
aus
den
Sammlungen der bischöflichen
(um 1700)
Künstler: unbekannt. Technik:
Öl auf Leinwand (Schwarz 1943b, S. 158, Bildunterschrift zu Taf. XVIII, Abb. Nr. 25).
Provenienz: Das Gemälde unbekannter Herkunft befand sich noch 1943 in der bischöflichen Residenz Passau. Der Verbleib ist nicht geklärt.
Bezeichnung:
Auf den überlieferten
Abbildungen des
Gemäldes nicht erkennbar.
Lit.: Schenk 1943, S. 277-278, 284; Schwarz 1943b, S. 158, Taf. XVIII, Abb. Nr. 25; Drescher 1993, S.25.
Kommentar:
s.
Porträt-Nr. P 51.
P53 Das
Frauenburger Copernicus-Epitaph (gestiftet 1735)
Künstler: unbekannt.
Technik:
Öl
Maße: 53
x
auf
44
Kupfer (Kaczkowska 1953, S.56).
cm
Provenienz: Das
(Kaczkowska 1953, S. 56).
Copernicus-Epitaph im Dom von Frauenburg (am Hauptaltar) wurde 1735 vom Domkapitel gestiftet.
Pfeiler links neben dem
Bezeichnung: Auf der Marmortafel unter dem Gemälde: „NICOLAO COPERNICO THORVNENSI || CATHEDRALIS HVIVS ECCLE VARMIENSIS || OLIM CANÓNICO || ASTRONOMO CELEBÉRRIMO, || CVIVS NOMEN, || ET GLORIA || VTRVMQVE REPLEVIT
Copernicus: Biographia Copernicana
394
ORBEM. || MONVMENTVM HOC || IN FRATERNI AMORIS, iESTIMATIONISQVE || TESSERAM || PRiELATI, CANONICI, TOTVMQVE || VARMIENSE CAPITVLVM || POSVE-
RE."23
Lit.: Prowe 1866a, S.231, 242; Prowe 1866b, S. 359-360, 370; Polkowski 1873, Taf. XII unten Mitte, Bilderläuterungen: S. VII; Hipler 1873b, S. 292; Zebrawski 1873, S. 161; Polkowski 1875, S. 278, Nr. 161, S. 298-299, Nr.322; Hipler 1875, S. 111, Anm. 54, S. 134-135; Brachvogel 1939a, S. 278; Schwarz 1943b, S. 158, Anm. 58; Kaczkowska 1953, S. 55-56, Abb.Nr.4951; Sikorski/Piaskowski 1972, S. 179, 113, Abb. mit Schrifttafel auf S. 112, Nr. 70; Wróblewska 1978, Nr. 74; Oblak 1980, S. 25-26, mit Abb.; Arszyñski/Kutzner 1980-1981, Bd. 1, S. 81, Bd. 2, Abb. 447; Reifferscheid 1985, S.38, Abb. Nr. 50, Nr. 53; Zinner 1988, S.471, Nr.VII.B.b.
Kommentar: Als Vorbild dieses Brustbildes eines betenden Copernicus diente das 1677 von Rupniew-Ujejski gestiftete Gemälde des Frauenburger Domkapitels (Porträt-Nr. P 50). In einem Rechnungsbuch des Domkapitels findet sich ein Eintrag, der die Bezahlung eines Künstlers für dieses Epitaph belegt (s. Prowe 1866b, S. 359; Prowe
1866a, S.242
u.
Hipler 1873b, S.292).
P54
Copernicus-Porträt vgl. Abb. 30
Das -
Künstler: Marcello de Bacciarelli
Technik: Maße:
Öl
auf
88,5 x 71
von
Marcello de Bacciarelli
(1781/82)
(1731-1818).
Kupfer. cm.
Provenienz: Das Bildnis (vgl. Abb. 30, rechts oben) entstand 1781/82 im Auftrag von Stanislaus II. August Poniatowski (1732-1798) als Teil einer Porträtserie für die Ausschmückung des Rittersaals („Sala Rycerska") im Warschauer Königsschloß (Zamek Królewski w Warszawie), wo es sich noch heute befindet. Lit.: Polkowski 1873, Abb. einer 1523 hergestellten Lithographie nach dem Gemälde auf Taf. IX rechts oben, Bilderläuterungen: S. V; Polkowski 1875, S.281, Nr. 179, S. 296-297, Nr. 319; Mañkowski 1932, S.446, Nr. 2249 k; Lorentz 1972, S.24, Abb. Nr. 22; Chyczewska 1973, S.80, Abb. Nr. 68; Puchniarski 1979, S. 19; Zinner 1988, S.466, Nr. V.P.
Kommentar: In seiner rechten Hand hält der als Halbfigur dargestellte Copernicus einen Zirkel, mit dem er eine geometrische Zeichnung anfertigt. Es handelt sich um die freie Adaption eines Copernicus-Porträts in der Tradition des von Rupniew-Ujejski gestifteten Bildes (s. Porträt-Nr. P 50). Allerdings trägt der Astronom abweichend davon dunkle Kleidung mit einer Knopfleiste an der Vorderseite. Der weiße, in Falten gelegte Hemdkragen findet sich jedoch auch hier. -
-
Porträt-Katalog
395
P55
Copernicus-Miniatur von Wincenty de Lesseur aus Sammlung der Familie Czartoryski in Pulawy (dat. 1798) Die
der
Künstler: Wincenty de Lesseur (1745-1813), Signatur und Datierung links unten: „W. L. 1798" (s. Kamiñska-Krassowska 1969, S. 232, Nr. 59, danach auch die folgenden Angaben).
Technik: Maße:
Gouache auf Elfenbein.
Aquarell u.
7,5
x
5,8
||
cm.
Provenienz: Czartoryski-Museum, Krakau (Muzeum Czartoryskich, Krakow).24 Ursprünglich befand sich die Miniatur im sog. „Gotischen Haus" in Pulawy. Es handelt sich um eine von mehreren Porträtminiaturen verschiedener Persönlichkeiten, die Lesseur für die Familie Czartoryski in Pulawy ausführte (s.die Abb. bei Zygulski 2001, S.70). Lit.: Kamiñska-Krassowska Abb. auf S. 70 oben links.
1969, S. 154, 232-233, Nr. 59, Abb. auf S. 233, Nr. 55; Zygulski 2001,
Kommentar: Copernicus' Gesicht und Frisur entsprechen weitgehend dem üblichen Muster des „Jugendbildnisses", allerdings fällt der Schnurrbart auf, der von den Bildern in der Tradition des von Rupniew-Ujejski gestifteten CopernicusPorträts (Porträt-Nr. P 50) bekannt ist. Auf ein solches Vorbild verweist auch die Kleidung des Dargestellten, besonders der weiße Rüschenkragen. Unklar bleibt jedoch, auf welches Vorbild die zwei goldenen Ketten zurückzuführen sind, die über die rote, pelzbesetzte Weste gebreitet sind. Die Miniatur ist von einem goldenen Rahmen gefaßt, der auf eine rechteckige, mit pflaumenfarbenem Samt überzogene Unterlage montiert wurde. Zu möglichen Vorbildern s. Kamiriska-Krassowska 1969, S.233, Nr. 59.
1.4
Copernicus
als
„Astronomus incomparabilis" P56
Das
„Altenburger"
Gemälde
(18. Jh.)
Künstler: unbekannt.
Provenienz: Das Bild befand sich nach Schenk zu Schweinsberg 1803 in Gotha, wo es der Gymnasialprofessor Friedrich Kries (1768-1849) als Vorlage für das Frontispiz des sechsten Bandes der von ihm herausgegebenen Lichtenberg-Gesamtausgabe benutzt haben soll (Schenk 1943, S.271)25. Tatsächlich muß es sich um dieses oder ein sehr ähnliches Bildnis gehandelt
haben, das nach Kries' Vorwort (Lichtenberg 1803, S.VI).
auch mit
„1575" datiert
war
und
angeblich
aus
Thorn stammte
Copernicus: Biographia Copernicana
396
Über
den Minister, Astronomen und passionierten Kunstsammler Bernhard August von Lindenau (1779-1854), der zeitweilig die Leitung der Gothaer Sternwarte innehatte, gelangte das Gemälde nach Altenburg (Schenk 1943, S. 271). Um 1940 kam das Bildnis in den Besitz der Krakauer Universität. Im Krakauer Universitätsmuseum (Muzeum Uniwersytetu Jagielloñskiego, Collegium Maius, Krakow) befindet sich heute eine Kopie nach Abbildungen des Gemäldes, die 1958 von Zdislaw Pabisiak angefertigt wurde. Das Original befindet sich nach frdl. Mitt. von Frau Anna Jasiñska, Muzeum Uniwersytetu Jagielloñskiego, Collegium Maius, Krakow, v. 11.9.2003 heute im Thorner Copernicus-Museum (Muzeum Mikolaja Kopernika, Toruñ).
Bezeichnung: Bildunterschrift auf der querrechteckigen Schriftleiste am unteren Bildrand: „CLARISSIMUS ET DOCTISSIMUS DOC=||TOR NICOLAUS COPERNICUS TO•
RU=||NENSIS 1575".26
WARMIENSIS
•
•
•
•
•
•
CANONICUS
||
ASTRONOMUS
INCOMPARABILIS.
•
Lichtenberg 1803, S.VI (zu diesem oder einem sehr ähnlichen Bild); Schenk 1943, S.271280, 284, Abb. Taf. I; Forstreuter 1973, S. 20-21; Sommerfeld 1981, S.6-7, Anm. 17 u. 23, 274, Lit.:
Abb. Nr. 5.
Kommentar: Es handelt sich um ein nach halblinks gewendetes Brustbild ohne Arme vor einem dunklen Hintergrund. Die Darstellung in hochrechteckigem Format weist besonders die Gesichtsform und die Bekleidung betreffend auffallende Parallelen zu Tobias Stimmers Copernicus-Porträt an der Straßburger Münsteruhr auf (Porträt-Nr. P 1). Lediglich der weiche Faltenwurf des roten Obergewandes läßt sich am Straßburger Gemälde, so wie es sich heute präsentiert, nicht nachvollziehen. Die nicht vollständig geklärte Frage nach dem ursprünglichen Aussehen des Straßburger Bildes und weiterer möglicher Inspirationsquellen hier ist besonders an das Thorner Epitaphbild (Porträt-Nr. P 47) sowie an das Gemälde aus dem Thorner Gymnasium (Porträt-Nr. P 16) zu denken erschweren die Beurteilung der ikonographischen Abhängigkeit. Hinzu kommt, daß die überlieferten eng verwandten, jedoch nicht auf 1575, sondern 1593 bzw. 1595 datierten Bilder (Porträt-Nr. P 57-59) sehr grob ausgeführt sind und sich somit ebenfalls nur schwer klassifizieren lassen. Schenk zu Schweinsberg hielt das Gemälde für die getreue Kopie eines oberrheinischen Gemäldes von 1575, das unmittelbar nach dem Bildnis an der Straßburger Münsteruhr entstanden sei (Schenk 1943, S. 271— 274). Sommerfeld glaubte, daß es sich um ein Originalbild von 1575 gehandelt habe. Er spekulierte, daß Tiedemann Giese das Gemälde bei Tobias Stimmer als Gegenleistung für die Bereitstellung des „Autographons" (s. unter PorträtNr. P 1) bestellt habe (Sommerfeld 1981, S. 6-7, Anm. 17). Eine derart frühe Datierung läßt sich aber anderweitig ebensowenig belegen wie Stimmers Autorschaft. Überzeugender ist die Einschätzung Forstreuters, wonach das Bild in der Zeit um 1700 entstand (Forstreuter 1973, S.271, 284; vgl. Schenk 1943, S.271). Eine noch etwas spätere Datierung erscheint realistisch. -
-
-
-
Porträt-Katalog
397
P57 Das Copernicus-Porträt im Posener Diözesanmuseum Viertel 17. Jh.) Abb. 23
(letztes
-
Künstler: Polnischer Maler aus dem letzten Viertel des 17. Jhs. (die Angaben zu diesem Bildnis beruhen auf der frdl. Mitt. von Herrn Marian Lewandowski, Muzeum Archidiecezjalne Poznan, v.
14.9.2001).
Technik:
Öl
Maße: 53
x
auf Leinwand. 42
cm.
Provenienz: Das Bild wurde für die Posener „Academia Lubransciana" gemalt. Später war im erzbischöflichen Palais ausgestellt. Seit 1893 befindet es sich im Diözesanmuseum Posen
es
(Muzeum Archidiecezjalne, Poznan, Inv.-Nr. M.Ad.P.-1335/641s). Bezeichnung: In der linken oberen Bildecke: „CLARISSIMVS ET || DOCTISSIMVS || DOCTOR || NICOLAVS || COPERNICVS || TORVNENSIS || CANONI [sie!] || WARMIENSIS || ASTRONOMVS || INCOMPARABILIS || Anno. 1593." (s. Porträt-Nr. P 56). Lit.: Polkowski 1875, S.280, Nr. 172.
Kommentar: Welche Vorlage diesem von ungeübter Hand ausgeführten Brustbild zugrunde lag ist nicht eindeutig zu ermitteln (vgl. Porträt-Nr. P 56). Die auf dem Posener Gemälde vermerkte Jahreszahl „1593" verweist auf eine Darstellung früheren Datums, wobei vor allem an ein Bildnis in der Tradition des Thorner Epitaphbilds (Porträt-Nr. P 47) zu denken ist. Es bestehen aber auch Parallelen zu dem 1677 von Rupniew-Ujejski für das Frauenburger Domkapitel gestiftete Bild (Porträt-Nr. P 50) besonders was den in auffälligen Falten über die Schultern gelegten Überwurf betrifft. Die relativ langen und nur leicht gewellten Haare scheinen allein der Porträtgruppe von „1593/1595" eigen zu sein. Ob diese Porträtgruppe und das „Altenburger" Bild (Porträt-Nr. P 56) auf eine gemeinsame Vorlage zurückgehen, muß vorerst offen bleiben. -
P58 Das Copernicus-Porträt der Berliner Abb. 24
Nationalgalerie (um 1700)
-
Künstler: unbekannt.
Technik:
Öl
Maße: 51
x
auf Leinwand 41
cm
(Verein
(Verein
der Freunde der National-Galerie 1938, S.
der Freunde der National-Galerie
9,
Nr.
32).
1938, S. 9, Nr. 32).
Provenienz: Das Gemälde, das 1937 aus Privatbesitz erworben wurde (Schwarz 1943b, S. 150), zum Magazinbestand der Berliner Nationalgalerie. Vorher befand es sich nach Zinner
gehört
Copernicus: Biographia Copernicana
398
in der Weinstube der Weingroßhandlung Joh. Michel Schwarz in Thorn (Zinner 1937b, S. 24 bzw. 170). Möglicherweise handelt es sich um das Copernicus-Bildnis, von dem Prowe 1866 berichtete, es habe sich längere Zeit im Copernicus-Haus in Thorn befunden und sei gegenwärtig in Privatbesitz (Prowe 1866b, S.393). Während des napoleonischen Feldzuges von 1807 fertigte der französische Arzt und Apotheker Pierre-Irénée Jacob (1782-1855) eine Zeichnung nach einem Copernicus-Bildnis im Thorner Geburtshaus an. Diese Zeichnung gleicht abgesehen von der Stirnpartie weitgehend dem Berliner Gemälde. Auch die Inschriften stimmen überein. Allerdings notierte Jacob in seinem Tagebuch, daß es sich um ein Tafelbild und nicht um ein Leinwandgemälde gehandelt habe (Pognon 1973, S. 36, Nr. 4, S. 37, Nr. 93). -
-
Bezeichnung: Links oben: „CLARISSIMVS ET || DOCTISSIMVS || DOCTOR || NICOLAVS || COPERNICVS || THORVNENSIS || CANONI. || WARMIENSIS || ASTRONOMVS || INCOMPARABILIS || Anno. 1593." (s. Porträt-Nr. P 56). Lit.: Prowe 1866b, S.393 (bezieht sich evtl. auf dieses Bild); Polkowski 1875, S.278, Nr. 163 (bezieht sich evtl. auf dieses Bild); Hipler 1875, S. 108, Anm. 50 (bezieht sich evtl. auf dieses Bild); Zinner 1937b, S. 24 bzw. 170; Zinner 1937c, S.371; Verein der Freunde der NationalGalerie 1938, S. 9, Abb. Nr. 32; Brachvogel 1939b, S. 283-284; Ramsauer 1943, Abb. auf S. 67 (mit der falschen Bildunterschrift „aus dem Jahre 1693"); Schenk 1943, S.274, 285; Schwarz 1943b, S. 150, Taf. XI, Abb. Nr. 15; Pognon 1973, S. 36, Nr. 4, S. 37, Abb. Nr. 93 (zu einer 1807 angefertigten Zeichnung nach diesem oder einem sehr ähnlichen Bildnis, das sich damals in Thorn befand); Zinner 1988, S.472, Nr. VII.C. Kommentar: Das Brustbild entspricht weitgehend dem Porträt Nr. P 57. Abweichend ist lediglich die Frisur, die die Stirn fast völlig freiläßt. Dies erklärt sich nach Schwarz durch Übermalungen im Bereich des Haaransatzes (Schwarz 1943b, S. 150). Darüber hinaus ist die Malschicht durch unsachgemäße Reinigungsversuche beschädigt worden (Brachvogel 1939b, S. 284; Schwarz 1943b, S. 150). Das Porträt wurde 1937 als Original des 16. Jhs. für die Nationalgalerie erworben (Verein der Freunde der National-Galerie 1938, S. 9, Nr. 32). Bereits Schwarz stellte jedoch fest, daß es sich um eine spätere Kopie handelt, die „vielleicht Ende des 17. Jahrhunderts" entstanden ist (Schwarz 1943b, S. 150).
P59
Copernicus-Porträt der Naturforschenden Danzig (um 1740) Abb. 25 Das
Gesellschaft in
-
Künstler: unbekannt.
Technik:
Öl
Maße: 40
x
auf Leinwand 30
cm
(Schwarz 1943b, S. 150, Anm. 29). (Hipler 1875, S. 149, Anm. 97).
Provenienz: Das Gemälde befand sich im Besitz der Naturforschenden Gesellschaft deren Räumlichkeiten 1945 zerstört wurden. Sein Verbleib ist nicht bekannt.
Danzig,
Porträt-Katalog
399
Bezeichnung: Links neben dem Kopf des Dargestellten: „CLARISSIMUS || ET DCCTISSIMUS [sie!] || DOCTOR || NICOLAUS || COPERNICUS || TORNENSIS || CANONI [sie!] WABMILN||SIS [sie!] ASTRONOMUS || INCOMPARA||BILIS || 1595" (s. Porträt-Nr. P 56). Lit.: Hipler 1875, S. 149-150, Anm. 97, S. 152; Brachvogel 1939b, S.284; Schenk 1943, S.274, 285; Schwarz 1943b, S. 150, Taf. XII, Abb. 16; Zinner 1988, S.472,
Nr. Vll.C.a.
Darstellung entspricht dem von Porträt-Nr. P 57 bekannten Muster, allerdings sind die Gesichtszüge wesentlich stärker schematisiert. Bei diesem Gemälde, das Schwarz auf ca. 1740 datierte (Schwarz 1943b, Taf. XII, Abb. 16, Bildunterschrift), handelte es sich nach Hipler um eine „sehr alte Kopie" nach einem weiteren, in den Maßen entsprechenden Copernicus-Bildnis aus dem Besitz der Danziger Naturforschenden Gesellschaft, das auf Holz gemalt war und Kommentar: Die
nahezu dieselbe fehlerhafte Inschrift aufwies
2. DAS
(Hipler 1875,
S. 149-150, Anm. 97).
„ALTERSBILDNIS" P60 Das Posener
„Altersbildnis" (um 1580)
Abb. 26 -
Künstler: unbekannt.
Öl auf Erlenholz (Batowski 1933, S.69). Maße: 43 x 31,5 cm (Batowski 1933, S. 69). Provenienz: Die letzte Nachricht, die wir vom Original des „Altersbildnisses" besitzen, betrifft seine Auslagerung aus dem Kaiser-Friedrich-Museum in Posen nach Pinne [heute: Pniewy] im Jahr 1944. Seitdem ist es verschollen (frdl. Mitt. v. Herrn M. Piotr Michalowski, Muzeum NaTechnik:
rodowe w Poznaniu, v. 6.2.2003). Die komplizierte Geschichte der früheren Provenienz läßt sich nur z. T. rekonstruieren (Schwarz 1943b, S. 166-170 u. Zinner 1988, S. 460). Greifbar ist das Gemälde erstmals im 18. Jh. in Gotha, wie aus einem Brief des Danziger Arztes und Amateurastronomen Nathanael Matthaeus von Wolf (1724-1784) hervorgeht. Von Wolf hatte das fragliche Bild für die Royal Society in London kopieren lassen (Porträt-Nr. P 62) und machte in seinem Begleitschreiben vom 7. April 1776 folgende Angaben zur verwendeten Vorlage: das Bild habe sich zuerst in der herzoglichen Sammlung in Gotha befunden, wo es 1735 von einem späteren ermländischen Bischof gesehen wurde. Durch Tausch sei es später in dessen Besitz gelangt (Wolf 1777). Bei dem Bischof handelt es sich nach Schwarz (1943b, S. 163) um Adam Stanislaus von Götzendorff-Grabowski (16981766). Der erwähnte Tausch, so Schwarz weiter, „wird bald nach 1741 stattgefunden haben, [...] vielleicht 1744" (Schwarz 1943b, S. 165). Später wurde das Bild an Aleksy Onufry Husarzewski (1712-1782), seit 1768 Kammerherr und Hauptmann im königlich-polnischen Heer, vererbt. Husarzewski stellte von Wolf, dem er freundschaftlich verbunden war, das Bild zur Verfügung, um danach die Kopie für die Royal Society anfertigen zu lassen. Nach dem Tod Aleksy Husarzewskis ging das Bild in den Besitz
400
Copernicus: Biographia Copernicana
dessen Sohn Karl über, der auf der Rückseite notierte: „Carolus || Husarzewski || Ex dono Alexii Parentis || 1783" (s. Batowski 1933, S.73). Schließlich erhielt von Wolf das Original von Karl Husarzewski geschenkt. Aus dessen Besitz ist es an die Danziger Naturforschende Gesellschaft gelangt, der von Wolf seinen gesamten Nachlaß vererbte (Schwarz 1943b, S. 163). Aus dem Danziger Naturwissenschaftlichen Kabinett sei das Bild wiederum aussortiert worden, nachdem man eine Kopie angefertigt hatte (Schwarz 1943b, S. 163, 165, Abb. Nr. 33 u. Hipler 1875, S. 150, Anm. 97). Auf der Basis vager Angaben Curtzes (Curtze 1869) vermutete Schwarz, daß sich bereits 1784 auch in den Uffizien in Florenz eine Kopie des Posener „Altersbildnisses" befunden habe. Diese Kopie sei angefertigt worden, als sich das Original noch in Gotha befand (Schwarz 1943b, S. 164). Das heute in den Uffizien vorhandene Copernicus-Porträt (Porträt-Nr. P 38) läßt sich von
jedoch mit dem Posener „Altersbildnis" in keinerlei Verbindung bringen. Der Danziger Ratsherr Carl Ferdinand Pannenberg erwarb das „Altersbildnis" um 1834 von der Danziger Naturforschenden Gesellschaft (Schwarz 1943b, S. 163; s.a. Przypadkowe 1834, S. 1104). Nach dem 1875 veröffentlichten Zeugnis Hiplers sei das Bildnis „gegenwärtig an die Erben des danziger Stadtrath [sie!] Pannenberg in Charlottenburg gekommen" (Hipler 1875, S. 150). Schwarz war hingegen der Meinung, daß die Erben Pannenbergs das Porträt nach dem Tod des Ratsherrn 1863 in Berlin veräußerten (Schwarz 1943b, S. 163). In diesem Jahr erhielt laut Zinner die Berliner Universitätssternwarte eine Photographie des Gemäldes aus Danzig (Zinner 1988, S.460). Im Jahr 1880 kaufte die Fürstin Izabela Dzialyñski (geb. Czartoryska, 1830-1899) das Bild in Berlin (Batowski 1933, S. 75-76). So gelangte es in die Residenz der Familie Czartoryski in Goluchów bei Pleschen [heute: Pleszew bei Kalisz].Aus dem Familienbesitz in Goluchów kam das Gemälde um 1942 in die Bestände des Kaiser-Friedrich-Museums in Posen (frdl. Mitt. v. M. Piotr Michalowski, Muzeum Narodowe w Poznaniu, v. 6. 2.2003). Nach Schwarz wurde das Bildnis schon bald nach Beginn der deutschen Okkupation im Jahr 1939 ins Posener Museum verbracht (Schwarz 1943b, S. 164).
Bezeichnung: Am oberen
Bildrand: „R D
NICOLAO COPERNICO".
Lit.: Wolf 1777; Bernoulli 1779, Bd. 1, S. 310-311; Gallery of Portraits 1833, S. 41-42; Przypadkowe 1834, S. 1103-1104; Curtze 1869 (bezieht sich möglicherweise auf dieses Bild); Hipler 1875, S. 112, 150, Anm. 97; Polkowski 1875, S.279, Nr. 166; Schumann 1893, S.50; Batowski 1933, S. 68-76, Abb. Nr. 16; Brachvogel 1935b, S.822; Zinner 1937a, S.53; Brachvogel 1939b, S.285286; Schenk 1943, S. 281-285, 373-374; Schwarz 1943b, S. 162-170, Taf. XXII, Abb. Nr. 30; Marconi 1953, S. 4; Zs. f. die Gesch. u. Altertumskunde Ermlands, 36 (1972), Farbabb. nach S. 160; Pognon 1973, S. 44, Nr. 116; Forstreuter 1973, S. 20; Sommerfeld 1981, S.6, 8, Abb. Nr. 8; Zinner 1988, S. 459-460, Nr. III., Abb. nach S. 256, Nr. 44; Flik-Fizek 1992, S. 167, Abb. auf S. 174, Nr. 25; Drescher 1993, S. 25-26.
Kommentar: Das Brustbild zeigt einen älteren Mann auf einer rechteckigen Bildtafel. Der Dargestellte, der nach rechts aus dem Bild hinausschaut, trägt ein dunkles Gewand mit schmalem Pelzkragen. Am Halsausschnitt tritt das weiße Hemd hervor. Die dunkelfarbigen Haare sind wesentlich kürzer und glatter als bei den unter dem „Jugendbildnis" zusammengefaßten Porträts. Auch die hageren Gesichtszüge entsprechen nur annähernd diesem Schema, ohne daß auszuschließen wäre, daß es sich bei dem Posener Bildnis um dieselbe Person in vorgerücktem Alter handelt. Nicht nur die ungeklärte frühe Provenienz, sondern auch die Inschrift, die auf Copernicus zu verweisen scheint, gab Anlaß zu Zweifeln an der Authentizität des Bildes. Batowski war sich nicht sicher, ob es sich bei „Nicoiao Copernico" um den
Porträt-Katalog
401
Namen des Dargestellten in verfälschter italienisierter Form handeln sollte oder ob die Inschrift als Widmung im Dativ zu interpretieren sei. In jedem Fall stammen laut Batowski Bild und Text nicht von derselben Hand (Batowski 1933, S. 69-70). Dargestellt sei nicht Copernicus, sondern ein Unbekannter aus der ersten Hälfte des 16. Jhs. (Batowski 1933, S.69). Brachvogel hingegen billigte dem Gemälde einen „hervorragenden Denkmalswert" zu, seine Glaubwürdigkeit dürfe „nicht völlig in Abrede gestellt werden" (Brachvogel 1939b, S.286). Schenk zu Schweinsberg, Zinner und Schwarz nahmen das Porträt als „vollwertiges" Exemplar in die Copernicus-Ikonographie auf (Schenk 1943, S.282; Schwarz 1943b, S. 162-170 u. Zinner 1988, S. 459-460, Nr. III). Schwarz und Brachvogel plädierten dafür, das scheinbar dativische o für die noch im 16. Jh. allgemein übliche Abkürzung ,9' für ,us' zu nehmen (Schwarz 1943b, S. 170; s.a. Brachvogel 1939b, S.286). Die unvollständige Abkürzung sei darauf zurückzuführen, daß es sich bei dem Bild um eine Kopie nach einem Original mit undeutlich gewordener Inschrift handele. Sowohl das Posener Bild als auch die Schrift seien jedoch, so Schwarz, zweifellos im 16. Jh. entstanden" (Schwarz 1943b, S. 170, ebd. bei Abb. 30 auf Taf. XXII die Legende „Um 1580"). Forstreuter äußerte sich angesichts der unbefriedigenden Quellenlage zurückhaltend zur Identität des Dargestellten, stimmte aber Schwarz darin zu, daß es sich bei dem überlieferten Bildnis um eine ca. 1580 angefertigte Kopie handele (Forstreuter 1973, S. 20) eine Datierung, die angesichts der überlieferten Abbildungen des Gemäldes möglich erscheint. Die Frage, ob der Dargestellte tatsächlich Copernicus war, läßt sich nach dem derzeitigen Kenntnisstand weder beweisen noch widerlegen. -
P61
Die Gothaer Künstler:
Kopie des Posener „Altersbildnisses" (um 1744)
Möglicherweise
Johann Christian Schilbach
1943, S. 285). Technik:
Ölgemälde (Zinner
Maße: 43
x
31
cm
(f ca. 1760) (Schenk
zu
Schweinsberg
1988, S.460, Nr.III.A.). (Zinner 1988, S.460, Nr.III.A.).
Provenienz: Museum Schloß Friedenstein, Gotha. Diese Kopie des „Altersbildnisses" entstand in Gotha vermutlich im Jahr 1744, bevor das Original (Porträt-Nr. P 60) im Tausch gegen ein anderes Bild ins Ermland gelangte (Schwarz 1943b, S. 164-165).
Bezeichnung: Am oberen
Bildrand: „R D NICOLAO COPERNICO" •
•
(s. Porträt-Nr. P 60).
Lit.: Przypadkowe 1834, S. 1104; Brachvogel 1939b, S.285; Schenk 1943, S.282, 285; Schwarz 1943b, S.164, Taf. XXIII, Abb. Nr. 31; Zinner 1988, S.460, Nr.III.A.; Drescher 1993, S.26.
Copernicus: Biographia Copernicana
402
Kommentar: Es handelt sich
bildnis"
um
eine getreue
Kopie nach dem Posener „Alters-
(Porträt-Nr.P60).
P62
Friedrich Lohrmanns Kopie des Society London (1776)
„Altersbildnisses" für die Royal
Künstler: Friedrich Anton August Lohrmann (ca. 1735-ca. 1800). Der Maler wird im unten zitierten Begleitschreiben als Urheber des Gemäldes genannt (Wolf 1777, S. 37).27 Technik:
Öl
Maße: 41,9
auf Holz.
x
33,0
cm.
Provenienz: Diese Kopie des „Altersbildnisses" wurde von dem Danziger Arzt und Amateurastronomen Nathanael Matthäus von Wolf (1724-1784) bei Friedrich Lohrmann in Auftrag gegeben und nach der Fertigstellung zusammen mit einem Schreiben vom 7. April 1776 aus Danzig an die Royal Society in London geschickt, wo es sich noch heute befindet (s. Wolf 1777). Bei einem von Edward Scriven (1775-1841) ausgeführten Stahlstich nach Lohrmanns Gemälde (s. Abb. 30) ist der 6. Juni 1776 als Datum der Schenkung angegeben (Gallery of Portraits 1833, S. 34/35, zu diesem Kupferstich s.a. Przypadkowe 1834, S. 1103-1104; Polkowski 1973, Abb. auf Taf. IX. Mitte; Zebrawski 1873, S. 159; Polkowski 1875, S.265, Nr. 119, S.279, Nr. 167 u. S. 296-297, Nr.319; Schwarz 1943b, S.164; Zinner 1988, S.460, Nr.III.B.d.; Hutten-Czapski
2001, Sp.138).
Bezeichnung: NICO"
(s.
Am oberen Bildrand, soweit im Rahmen erkennbar: „D. NICOLAO COPERPorträt-Nr. P 60).
Lit.: Wolf 1777; Urban 1797, S. 100; Gallery of Portraits 1833, S. 41-42; Przypadkowe 1834, S. 1104; Zebrawski 1873, S. 158-159; Polkowski 1875, S.265, Nr. 119 u. S.279, Nr. 167; Hipler 1875, S. 112; Batowski 1933, S. 73-74, Abb. Nr. 17; Schenk 1943, S. 285; Schwarz 1943b, S. 162165, Taf.XXIV, Abb. Nr.32; Ryszkiewicz 1988, S.385; Zinner 1988, S.460, Nr.III.B.; Drescher 1993, S.26.
Kommentar: Es handelt sich um eine Kopie nach dem Posener „Altersbildnis" (Porträt-Nr. P60), das sich zu ihrer Entstehungszeit wie von Wolf in dem oben genannten Begleitschreiben mitteilte im Besitz des Grafen Aleksy Onufry „Hussarzewski" befand (Wolf 1777, S.33-34).28 -
-
403
Porträt-Katalog P63 Das Bildnis Künstler: unbekannter lin."
Technik:
aus
„The Gentleman's Magazine" (publ. 1797) links unterhalb der Rahmenleisten: „T. de-
Monogrammist, Signatur
Kupferstich.
7,5 cm (mit Rahmen; s. Zinner 1988, S.460, Nr.III.B.b.a.). Provenienz: Urban, Sylvanus: „Concerning the Writings and Discoveries of Copernicus". In: The Gentleman's Magazine: An Historical Chronicle. For the year MDCCXCVII, Bd. 67, Teil 1, Nr. 2, Februar 1797, S. 97-100. Kupferstich auf Taf. I vor S. 97. Bezeichnung: Am oberen Bildrand: „R. D. NICOLAO COPERNICO" (s. Porträt-Nr. P 60). Lit.: Polkowski 1875, S.265, Nr. 118; Pognon 1973, S.44, Nr. 117; Zinner 1988, S.460, Nr. Maße:
9,1
x
-
III.B.b.a.
Kommentar: Als Vorlage diente das Copernicus-Bildnis Friedrich Lohrmanns, das der Royal Society in London von Nathanael Matthaeus von Wolf geschenkt worden war (Porträt-Nr. P 62).
PSEUDO-COPERNICI 3.1 Das Bildnis eines Anonymus 3.
aus
der Pariser Sternwarte
P64
Das Porträt eines Mannes mit Sternwarte (erste Hälfte 16. Jh.)
Maiglöckchen
in der Pariser
Abb. 27 -
Künstler: Deutsche Schule der ersten Hälfte des 16. Jhs.
Technik:
Öl
Maße: 53
x
(Pognon 1973, S. 37, Nr. 92). (Zinner 1988, S.473, Nr. VIII).
auf Holz 38
cm
Provenienz: Der Chirurg und Militärarzt Pierre François de Percy (1754-1825) schenkte das Gemälde 1824 der Pariser Sternwarte (Observatoire de Paris) als Copernicus-Porträt (Pognon 1973, S. 34). De Percy hatte das Bild während des französischen Feldzuges in Polen (1807/1808) erworben. Es gibt keinen Hinweis darauf, daß dieses Gemälde wie Zinner vorsichtig in Erwägung zieht mit dem von Broscius der Universität Krakau geschenkten CopernicusPorträt (s. Anm. 9) identisch sein könnte (Zinner 1988, S.473, Nr. VIII). -
-
Lit.: Zinner 1988, S. 473-474, Nr. VIII., Abb. nach S. 37, Abb. Nr. 92.
S.472,
Nr. 77;
Pognon 1973, S. 34-35, Nr. 3,
Kommentar: Das Gemälde zeigt einen vornehm gekleideten Mann mittleren Alters fast als Halbfigur. In seiner rechten Hand hält der nach halbrechts gewendete
Copernicus: Biographia Copernicana
404
Dargestellte einen Maiglöckchen-Strauß. Er trägt ein Barett auf seinen schulterlangen braunen Haaren, außerdem ist er mit einer Schaube mit breitem Pelzkragen bekleidet. Mehr als eine entfernte Ähnlichkeit mit dem copernicanischen „Jugendbildnis" läßt sich nicht feststellen. Zudem ist das Maiglöckchen-Attribut in der Malerei des 16. Jhs. keineswegs auf Copernicus beschränkt (s. Brunn 1937). Entsprechend hatte bereits Zinner die Identifikation mit Copernicus abgelehnt (Zinner 1988, S.474). Im Katalog der Pariser Copernicus-Ausstellung von 1973 befürwortete man jedoch, daß es sich um ein Copernicus-Porträt handele (Pognon 1973, S. 35).
3.2
Copernicus-Bildnisse
mit der
Physiognomie
Johannes Stöfflers
P65
Baltazar Moncornets Künstler: Baltazar Moncornet Technik:
„Copernicus" (Mitte
17. Jh.)
(ca. 1600-1668).
Kupferstich.
11,2 cm (Zinner 1988, S.475, Nr.IX.C). Provenienz: Ein Exemplar besitzt z.B. die Warschauer Nationalbibliothek (Biblioteka Narodowa w Warszawie; s. Widacka/Zendara 1992, S. 303, Nr. 2442; Widacka 1997, Abb. auf S. 281, Maße:
13,1
x
Nr. 2442).
Bezeichnung: Bildunterschrift: „DOM[I]NVS NICOLAVS COPERNICVS, SACERDOS, CANONICVS || REGVLARIS, ASTRONOMORVM KORYPHjEVS; || Ex Authentico Prototypo Erasmi Reinholdi, COPERNIC Trutinat Terres, Lunes que Labores, \\ Sidéreas Monsirat Pausas, Abstrusaque Pandit. Faciebat I. Mittannour Chamahista. Moncornet Excudit."29 Lit.: Polkowski 1873, Bilderläuterungen: S.V; Zebrawski 1873, S. 157-158; Polkowski 1875, S.259, S.263, Nr. 109, S.297; Hipler 1875, S. 106-107; Batowski 1933, S.65-66; Wasiutynski 1938, Abb. nach S. 536; Zinner 1988, S.475, Nr.IX.C; Flik-Fizek 1992, S. 156, 167, Abb. auf S. 175, Nr. 26; Widacka/Zendara 1992, S. 303, Nr. 2442; Widacka 1997, Abb. auf S. 281, Nr. 2442; Hutten-Czapski/Kopera 2001, Sp. 137. Kommentar: Der im Profil nach links Dargestellte trägt eine pelzgefütterte Kappe und einen Talar. Als Vorlage diente kein Copernicus-Porträt, sondern ein Bildnis des schwäbischen Mathematikers Johannes Stöffler (1452-1531), wie es in sehr ähnlicher Form bereits dessen 1531 publizierten „Ephemeriden" als Autorenbildnis vorangestellt war (Stöffler 1531). Um dieser bewußt oder unbewußt falschen Darstellung Authentizität zu verleihen, berief sich Baltazar Moncornet in der Bildunterschrift auf den Wittenberger Astronomen Erasmus Reinhold (15111553). Außerdem fügte er links oberhalb des Bildovals eine schematische Darstellung des copernicanischen Weltbilds hinzu. Darunter erkennt man außerdem -
-
Porträt-Katalog
405
einen dreieckigen Gegenstand, möglicherweise ein Triquetrum. Rechts gegenüber ist als weiteres Attribut ein Wappenschild mit einem Jakobsstab angebracht. Dem Dargestellten wurden durch eine Beischrift die Worte „Spes mea in Deo Jesu" in den Mund gelegt. Begünstigt dadurch, daß es sich um ein prototypisches Gelehrtenbildnis der ersten Hälfte des 16. Jhs. handelt, wurde diese Bildschöpfung schnell weiterverbreitet (s. Zinner 1988, S. 475-476), obwohl Stöfflers Physiognomie durch zahlreiche graphische Bildnisse relativ bekannt war (s. Reusner 1587, Bl. Dr; Reusner 1590, Nr. 54 [vgl. Abb. 30, rechts unten]).
P66 Der
Kupferstich
in Lorenzo Crassos
„Elogii" (publ. 1666)
Abb. 28 -
Künstler: unbekannt.
Technik: Kupferstich. Maße:
10,3 x 8,5
cm
Provenienz: Crasso
Bezeichnung:
(Bild mit Rahmen). 1666, S. 14 (s. Biographie-Nr. 14).
Bildunterschrift: „Niccolö
Lit.: Zinner 1988,
Copernico".
S.475, Nr.IX.C.b.
Kommentar: Es handelt sich
ein nach rechts gewendetes Brustbild im Profil vor teilweise schraffiertem Hintergrund in einem rechteckigen Rahmen. Als Vorlage diente offenbar Porträt Nr. P 65 oder eine eng verwandte Darstellung. um
P67 Johannes Stöffler als
„Astronomorum Coryphaeus" (17. Jh.)
Künstler: unbekannt.
Technik:
Kupferstich (Widacka/Zendara 1992, S. 303, Nr. 2443). Maße: 13,5 x 10,5 cm (Widacka/Zendara 1992, S. 303, Nr. 2443). Provenienz: Ein Exemplar befindet sich z. B. in der Warschauer Nationalbibliothek (Biblioteka Narodowa w Warszawie; s. Widacka/Zendara 1992, S. 303, Nr. 2443; Widacka 1997, Abb. auf S. 281, Nr. 2443), ein weiteres Exemplar in der Porträtsammlung der Herzog August Bibliothek
Copernicus: Biographia Copernicana
406
Wolfenbüttel Nr. A
11434).
(Portr. 17271, s. Mortzfeld 1990, S. 74, Abb. Nr. A 11434 u.
Mortzfeld
2000, S. 25,
Bezeichnung: Bildunterschrift: „DOMINVS NICOLAVS COPERNICVS SACERDOS CANO-
NI||CVS REGVLARIS ASTRONOMORVM KORYPHAEVS" (s. Porträt-Nr. P 65).
1875, S. 264, Nr. 110 mit Abb.; Hipler 1875, S. 107, Anm. 48; Zinner 1988, S. 475, Mortzfeld 1990, S. 74, Abb. Nr. A11434; Widacka/Zendara 1992, S. 303, Nr. 2443; Nr.IX.C.c; Widacka 1997, Abb. auf S. 281, Nr. 2443; Mortzfeld 2000, S.25, Nr. A11434. Lit.: Polkowski
Kommentar: Es handelt sich um eine die Attribute verzichtet wurde.
3.3 Das
Copernicus-Bildnis aus
Kopie nach
den
Porträt Nr. P 65, bei der auf
„Tabulae Rudolphinae"
P68
Kupfertitel der „Tabulae Rudolphinae" Kepler (publ. 1627) Der
Künstler: Georg Cöler berga;. A° 162?'.
von
(tätig 1619-1650); Signatur rechts unten: „Georg
Johannes
Cöler
sculpsit
Norim-
Technik: Maße:
Kupferstich. ca. 32 x 21,7 cm.
Provenienz:
Kepler, Johannes: TABVLM || RUDOLPHINjE, || QVIBVS ASTRONÓMICA? SCIENTIJE, TEMPO-\\rum longmquitate collapsa; RESTAURATIO contmetur; || A Phœnice illo Astronomorum, || TYCHONE [...] PRIMUM ANIMO CONCEPTA ET DESTINATA ANNO || CHRISTI MDLXIV: [...] || IOANNES KEPLERUS, || [...] || Opus hoc ad usus prœsentium & posteritatis [...] in publicum extulit, & || Typographicis operis VLMM curator affuit. || [...] | ANNO M. DC. XXVII.
Ulm 1627,
-
Bezeichnung: Auf der Tafel, DOLPHI
die
|| ASTRONO=||MICiE".
[Kupfertitel].
von
der Decke des
tempietto herabhängt: „TABULjE || RU-
Lit.: Gassendi, Nicolai Copernici vita, 1654, S. 12-13 (s. Biographie-Nr. 14, S. 80); Ashworth 1985b, S. 186-187, Abb. 13-15; Zinner 1988, S. 476, Nr. IX.E.a.; Bredekamp 1993, S. 57-61; Pantin 1993, S. 91-94; Krifka 2000, S. 430-432, Abb. auf S. 431, Nr. 24; Arnulf 2001/2002; Remmert 2003, S. 194, 198-199, Abb. auf S. 200, Nr. 12.
Kommentar: Den Rahmen der Darstellung bildet ein Tempel der Urania, ein tempietto, dessen Säulen in Anlehnung an die Theorien Vitruvs unterschiedliche Entwicklungsstadien der Astronomie repräsentieren. Das Bildprogramm erschließt sich durch das beigefügte erklärende Gedicht von Johannes Hebenstreit (s.a. Arnulf 2001/2002).
Porträt-Katalog
407
Tempel haben sich mehrere Astronomen versammelt. Copernicus ist als Ganzfigur dargestellt. Er sitzt durch eine Namensbeischrift bezeichnet an der linken vorderen Säule und wendet sich nach rechts Tycho Brahe zu, der mit den Worten „Quid si sic?" auf das an der Decke eingezeichnete tychonische Weltbild deutet (vgl. Porträt-Nr. Plu. 30). Auf Copernicus' Knien liegt aufgeschlagen sein Hauptwerk „De Revolutionibus". Er trägt einen Talar und ein Barett. Offen bleibt, ob ein Copernicus-,,Bildnis" in der Tradition der „Tabulae Frisicae" (Porträt-Nr. P 23) Pate stand oder ob es sich nicht vielmehr um eine typisierte Gelehrtendarstellung ohne konkrete Vorlage handelt. Im
-
1
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[zu S. 332] Grundlage für die meisten späteren Darstellungen der Münsteruhr ist die in verschiedener Aufmachung mit erklärenden Versen von Johann Fischart (1546-ca. 1590) erstmals 1574 in Straßburg bei Bernhard Jobin gedruckte Holzschnitt-Darstellung der Straßburger Münsteruhr, die wohl auf eine Vorzeichnung Tobias Stimmers zurückgeht (Bildgröße 38,5 x 22,3 cm, s. Schwarz 1943b, S. 144; Würtenberger 1962, Abb. auf S. 115; Strauss 1975, S. 1008, Abb. Nr. 21; Weber 1976, S. 284, Nr. 29; Tanner 1984, S. 108, Nr. 24-24a u. Oestmann 1993, S. 53). Auf dieser Darstellung beruht ein großer Holzschnitt von zwei Druckstöcken (Bildgröße 51,9 x 29,0 cm, s. Batowski 1933, S. 17, 23, Abb. 3; Bendel 1940, S.71, Abb. auf S. 196; Strauss S. Abb. Nr. Weber S. Nr. Tanner S. 1007, 1976, 284, 1975, 20; 29; 1984, 107-108, Nr. 23, Abb. auf S. 104, Nr. 47 u. Oestmann 1993, S.53, 73, Abb. Taf. 7). Auch die zahlreichen Drucke, die auf den genannten Graphiken beruhen und später in anderen Verlagen erschienen, zeigen die gemalte Tafel des Copernicus-Porträts auf der falschen Seite. Anders erscheint der Kupferstich mit Fischarts Gedicht, der 1619 von dem in Straßburg und Köln tätigen Graphiker Isaac Brun (1596-nach 1657) ausgeführt wurde (Harms 1983, S.286, Nr. 140, Abb. auf S.287; Zinner 1988, S.461, Nr.IV.A.b.; Drescher 1993, S.23 u. Oestmann 1993, S.53, 73). Nicht nur ist hier die Tafel auf der richtigen Seite eingezeichnet, sondern der Stich ist sogar so detailliert, daß man die Schrift auf der Tafel lesen kann: sie entspricht inhaltlich dem Gemälde in seinem heutigen Zustand, es ist also bereits hier von einem „Autographon" die Rede. Ebenso zeigen Kleidung und Frisur von Copernicus keinen Widerspruch zu Stimmers Gemälde, wie es sich heute präsentiert. Von besonderer Bedeutung ist die detaillierte und kleinteilige Federzeichnung von Johann Jakob Arhardt (1613-1674), die auf den 23. 6.1673 datiert ist und das Copernicus-Bildnis weitgehend so wiedergibt, wie es auch heute erscheint (Wien, Graph. Slg. Albertina, Inv.-Nr. AZ 9654, Mappe 77, Umschlag 10, Nr. 4; s.a. Oestmann 1993, S.53, 73, Abb. auf Taf. 9). 2 [zu S. 334] Übers.: „Auf das Bildnis des Nicolaus Copernicus aus Thorn, das er selbst, wie es heißt, eigenhändig nach seinem Spiegelbild gemalt habe." 3 [zu S. 339] Übers.: „Nicolaus Copernicus aus Thorn, Preuße, Mathematiker. Geboren im Jahr 1473, gestorben 1543." 4 [zu S.341] Übers.: „Nicolaus Copernicus, Preuße. Der Erste unter den Mathematikern seiner Zeit und ein zweiter Ptolemaeus, geboren in Thorn in Preußen im Jahr 1473, gestorben im Jahr 1543 im Alter von siebzig Jahren." 5 [zu S. 344] Übers.: „Nicolaus Copernicus, berühmter Astronom, Mathematiker, Gelehrter und Arzt, geboren in Thorn, einer Stadt im königlichen Preußen, gestorben 1543 im Alter von 70 Jahren."
Copernicus: Biographia Copernicana
408 6
Bandtke erwähnte ein von Daniel Nikolaus Chodowiecki (1726-1801) ausgeführtes Copernicus-Porträt, das 1796 in Berlin publiziert worden sei (Bandtke 1826, S. 214; s. a. Polkowski 1875, S. 258, Nr. 94-95; Hipler 1875, S. 106 u. Zinner 1988, S. 464, Nr. V.C.b.). Hier handelt es sich offenbar um eine Verwechslung mit dem Bildnis aus dem „Historisch-genealogischen Kalender" von 1796, zu dem Chodowiecki wie auf dem Titelblatt vermerkt ist, während Krethlows Name dort ungenannt bleibt sechs Kupferstiche mit Szenen aus der polnischen Geschichte beigesteuert hat. 7 [zu S. 347] Übers.: „Die Sache ist der Betrachtung würdig, damit wir wissen, in welcher Situation wir uns befinden, ob uns die trägeste Wohnstätte zugefallen ist oder die geschwindeste, ob Gott alles um uns herum bewegt oder uns selbst bewegt?" 8 [zu S. 350] Übers.: „Nicolaus Copernicus, Doktor und ermländischer Domherr, hochberühmter Astronom, wurde 1473 geboren und starb 1543 am 2. Juni [oder: „11. Juni"]." 9 [zu S.350] Derartige Wappen stellen einen Sonderfall innerhalb der Copernicus-Ikonographie dar. Parallelen lassen sich lediglich zu einem angeblichen Porträt von Copernicus' Vater finden (s. Abb. 9), das der Krakauer Mathematikprofessor Johannes Broscius (Jan Brozek, 1585-1652) angeblich um das Jahr 1612 zusammen mit einem Bildnis des Astronomen selbst in Thorn malen ließ, um beide Bilder der Universität Krakau zu schenken. Die Schenkung an die Krakauer Universitätsbibliothek habe 1614 stattgefunden (Prowe 1883-1884, Bd.II, S.468). Das angebliche Porträt des Vaters (f 1483/85), ein in Öl auf Leinwand gemaltes Bildnis mit den Maßen 60 x 47 cm (Kruszelnicki 1992, S. 205), befindet sich noch heute im Krakauer Universitätsmuseum
[zu S. 346]
-
-
(Muzeum Uniwersytetu Jagielloñskiego, Collegium Maius, Krakow).
Es
einen Mann mittleren Alters die Madonna verehrend. In den vier Bildecken erkennt verschiedene Wappen, die auf Thorner Geschlechter zurückgeführt werden (Hipler 1873b, S. 301-303; Polkowski 1873, Bilderläuterungen: S. II; Polkowski 1875, S. 292-293, Nr. 313; Hipler 1875, S. 82; Bedenken bezüglich der historischen Zuverlässigkeit der Wappen äußerte bereits Prowe 1883-1884, Bd.II, S.470-471; zu den Wappen s.a. Kruszelnicki 1992, S.210-211). Die Hausmarke, die Copernicus' Vater führte, findet sich nicht darunter. Im Widerspruch dazu hatte Marcin Radyminski in seiner Copernicus-Biographie aus dem Jahr 1658 behauptet, der Vater habe das Schwert im Wappen geführt, wie es auf dem Bild in der Krakauer Universität zu sehen sei. Radyminski schmückte außerdem Gassendis wenige Jahre vorher erschienene Copernicus-Biographie dahingehend aus, daß Copernicus selbst das betreffende Bildnis gemalt habe, obwohl der Autor selbst die Inschrift auf dem Gemälde zitiert, wonach Broscius das Bild in Thorn herstellen ließ, was die Autorschaft des Astronomen für das in Krakau aufbewahrte Bild ausschließt (s. Biographie-Nr. 15, S. 157-158 u. 164). Über Aussehen und Verbleib des wahrscheinlich von Broscius mitgebrachten Copernicus-Porträts ist nichts bekannt. Angeblich verschwand das Gemälde zwischen 1796 und 1809 aus der Jagiellonischen Universität (Hipler 1875, S. 108). Keines der heute in der Krakauer Universität aufbewahrten Porträts des Astronomen ist mit dem von Broscius gestifteten Bild identisch (s. Porträt-Nr. P40 u. 43). Es besteht auch kein Anlaß, mit Schenk zu Schweinsberg in dem Copernicus-Porträt der Warschauer Sternwarte das verschollene Krakauer Bild zu vermuten (Schenk 1943, S. 276 u. 285). Selbst Schwarz, der mutmaßte, Broscius könne entsprechend dem in der Krakauer Universität erhaltenen Bildnis von Copernicus' Vater auch „auf das Bild des Sohnes die Hausmarke gesetzt haben", bezweifelte, daß es sich bei dem Warschauer Gemälde um das ehemalige Copernicus-Bildnis der Krakauer Universität handele oder daß überhaupt ein unmittelbarer Zusammenhang beider Bilder bestehe (Schwarz 1943b, S. 161). Zudem weist das Wappen auf dem ehemals in der Sternwarte Warschau aufbewahrten Bildnis mit seiner reichen Wappenzier kaum Ähnlichkeit mit den schlichten Wappen auf dem Krakauer Porträt des Vaters auf, so daß es sich trotz der vergleichbaren Größe der Tafeln nicht um Pendants handeln kann. Noch weniger läßt sich das heute in der Pariser Sternwarte aufbewahrte Bildnis eines Mannes mit Maiglöckchen mit dem angeblich von Broscius mitgebrachten Copernicus-Porträt in Verbindung bringen (s. Porträt-Nr. P 64). Die folgenden Literaturstellen beziehen sich auf die Bildnisse
zeigt
man
Porträt-Katalog
409
Copernicus und dessen Vater aus dem Besitz der Krakauer Universität: Radymiñski 1658, Biographie-Nr. 15, S. 157-158 u. 164; Hipler 1873b, S. 301-303; Polkowski 1873, Abb. des Porträts des Vaters einschließlich einer heute nicht mehr sichtbaren deutschsprachigen Inschrift auf Taf. 3, Bilderläuterungen: S. II; Polkowski 1875, S. 277-278, Nr. 158, S. 292-293, Nr. 313; Hipler 1873a, S.196; Hipler 1875, S.82, 94, Anm.36, S. 108-109; Prowe 1883-1884, Bd.II, S.468471; Birkenmajer 1900, S. 677-678; Batowski 1933, S. 61-62; Schenk 1943, S.276, 278; Schwarz 1943b, S. 160-161; Estreicher 1974, S. 83-84, mit Abb. des Porträts des Vaters; Zinner 1988, S.473 unter Nr. VIII; Kruszelnicki 1992, mit Abb. auf S.206; Drescher 1993, S.25. 10 [zu S. 354] Übers.: „Nicolaus Copernicus aus Thorn in Preußen, hochberühmter Mathematiker und ermländischer Domherr, geboren im Jahr 1473, gestorben im Jahr 1543. Die auf seinem Denkmal in der Altstädter Pfarrkirche St. Johannes angebrachten Verse: [Es folgen die vom Thorner Copernicus-Epitaph übernommenen Verse, s. Porträt-Nr. P47]." In der rechten unteren Ecke: „Gemäß dem Original in der Thorner Bibliothek gemalt in Thorn von
s.
im Jahr 1735." 11
[zu S.357] Übers.: „Was
auch immer die göttliche Gnade zugestanden hat, das bringe ich und demütig dar, übergebe es Eurem erhabenen Urteil." 12 Das copernicanische Weltbild als Attribut läßt sich vorher nur bei einem Relief [zu S. 361] an der astronomischen Tafeluhr nachweisen, die 1591 von dem Kasseler Hofuhrmacher und Mathematiker Jost Bürgi (1552-1632) und dem Goldschmied Hans Jacob Emck geschaffen worden war (s. Mackensen 1978 u. Mackensen 1988, S. 106-110). Diese heute im Museum für Astronomie und Technikgeschichte in der Kasseler Orangerie aufbewahrte Uhr zeigt an ihrem reliefierten Gehäuse berühmte Mathematiker, denen verschiedene Tugenden zugeordnet sind, darunter auch Copernicus mit „Prudentia" (Mackensen 1978, Abb. auf S. 135, Nr. 6, S. 136, Nr. 8 sowie Mackensen 1988, Abb. auf S. 96-97, 109). In der Hand hält Copernicus ein auffallend großes, deutlich ausgearbeitetes heliozentrisches Modell. Die Gesichtszüge und das kurze Lockenhaar des Dargestellten entsprechen ebensowenig wie die Bekleidung dem „Jugendbildnis". Es handelt sich wohl um ein reines Phantasieprodukt. Als Vorlage des Copernicus-,, Porträts" bei Mulerius scheidet das Relief der Kasseler Uhr aus. 13 [zu S.371] Übers, sinngemäß: „Ich bin der Herr, Dein Gott, der Dich lehrt, was Dir nützt." 14 [zu S. 383] Eines der Copernicus-Porträts in der Tradition des Warschauer Bildes wurde sogar Ridolfo Ghirlandaio (1483-1561) zugeschrieben (s. Abb. 29 [nach Polkowski 1873, Taf. IV]). Von diesem Bildnis, das sich in der Sammlung von William Drury Lowe Esq. (1803-1877) in Locko Park, Derbyshire, befand, existiert eine Kopie aus dem 19. Jh. im Nationalmuseum Posen (Muzeum Narodowe w Poznaniu). Auch das „Original" ist offenbar eher dem 19. als der Wende vom 15. zum 16. Jh. zuzurechnen (zu beiden Bildern s. Polkowski 1873, Abb. einer Kopie auf Taf. IV Mitte, Bilderläuterungen: S.ll; Polkowski 1875, S.248, Nr.53, S.276, Nr. 150-151, s.a. unter S.293, Nr. 314; Hipler 1875, S.96, 148; Batowski 1933, S. 55; Marconi 1953, S. 4; Brzostkiewicz 1971, S. 711, mit Abb.; Chorostian 1973, S. 35; Zinner 1988, S. 469, Nr. VI.B.d.«.). Ein Ölgemälde, das als Kopie nach Ghirlandaio galt, besaß vor dem Zweiten Weltkrieg unter der Inv.-Nr. 52 auch das Ossoliñski-Institut in Lwow (Lemberg), das sich heute in Wroclaw befindet (s.Zebrawski 1873, S. 160; Hipler 1875, S. 95-98, 104, 108; Batowski 1933, S.54 u. Zinner 1988, S. 470, Nr. VI.B.h.). Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Bild vom Historischen Museum in Lwow übernommen (frdl. Mitt. von Frau Katarzyna Kenc-Lechowska, Wroclaw, Ossolineum,
biete
v. 15
25.8.2003). [zu S.383] Es
es an
handelt sich um den Vers einer Ode des Enea Silvio Piccolomini (1405-1464, seit 1458 Papst Pius II.) mit dem Titel „Aeneae Syluii Pii secundi Poetae laureati, in nostri saluatoris passionem, Carmen Sapphicum" (Piccolomini 1551, S. 963-964; Übers, s. BiographieNr. 18, S. 192). 16 [zu S. 384] Übers.: „Dieses Monument ist Nicolaus Copernicus aus Thorn gesetzt, dem äußerst scharfsinnigen Mathematiker, damit die Erinnerung an einen so bedeutenden Mann, der im Ausland höchst berühmt ist, in seiner eigenen Heimat nicht verloren gehe. Er starb im Ermland
Copernicus: Biographia Copernicana
410
als Domherr im Jahre 1543 am 11. Juni [oder: „2. Juni"] im Alter von 73 Jahren. Im Jahr 1733 aber wurde [das Denkmal] von dem hochberühmten Thorner Ratsherrn und Postmeister Jakób Kazimierz Rubinkowski restauriert und erneuert." 17 [zu S. 384] Bei dem ersten Teil der unteren Inschrift handelt es sich um das von Nicodemus Frischlin verfaßte Gedicht, das erstmals im Rahmen einer Beschreibung der astronomischen Uhr im Straßburger Münster veröffentlicht wurde (Frischlin 1575, Bl. Gijv) und das erneut in Reusners „Icones" abgedruckt wurde (Reusner, Icones, 1587, Bl. G VIIV; s. Biographie-Nr. 3,
S.
18
11).
S. 386] Im 17. Jh. scheint man den Text eher als 2. Juni interpretiert zu haben. So las polnische Historiker Szymon Starowolski im Jahr 1655 das Todesdatum des Copernicus an dem Thorner Epitaph als „Anno Domini, 1543. Die 2.1unij" (Starowolski 1655, S.397). In Akten des Frauenburger Domkapitels fand sich eine Notiz aus dem 17. Jh., jedoch nicht vor 1608, die angibt, Copernicus sei am 2. Juni 1543 in Thorn gestorben (s. Prowe 1866a, S.214220, die fragliche Notiz ist ebd. abgedruckt auf S. 215; s. a. Hipler 1873b, S. 290). In diesem Fall ist davon auszugehen, daß die Angabe auf das Thorner Epitaph zurückgeht, dessen Existenz offenbar bereits früh Anlaß zu der Legende gab, Copernicus sei nicht in Frauenburg, sondern in Thorn gestorben oder zumindest begraben (s. Hartknoch 1684, S.370 bzw. Biographie-Nr. 18, S. 191; Schultz 1724, S.52 bzw. Biographie-Nr. 28, S.231). Im 18. Jh. begegnet man gelegentlich dem 11. Juni 1543 als angeblichem Todestag von Copernicus, so bei Zernecke (Zernecke 1727, S.81 bzw. Biographie-Nr. 29, S.237 u. Centner 1763, S. 11 bzw. Biographie-Nr. 32, S.271). Es ist naheliegend, aber nicht nachweisbar, daß die entsprechende Angabe bei Zernecke direkt oder indirekt auf der Bildunterschrift des Thorner der
[zu
Epitaphs oder
auf einem abhängigen Bild beruht. Darüber hinaus behauptete Johann Heinrich Dewitz im Jahr 1752 in einem Brief, Copernicus sei „den 11. Juni 1543 in Thorn in einem hohen Alter gestorben" (zit. nach Prowe 1866a, S.221, Anm.). 19 [zu S. 389] Übers.: „Nicolaus Copernicus aus Thorn in Preußen, hochberühmter Mathematiker gemäß dem Denkmal in Thorn dargestellt." 20 [zu S. 390] Hier besteht eine Parallele zu einem 1943 verbrannten Copernicus-Porträt aus dem Besitz der Leipziger Stadtbibliothek. Es handelte sich nach Zinner um ein wohl um 1680 angefertigtes Brustbild in der Tradition von Reusners „Icones" (Porträt-Nr. P 2), das den Astronomen als alten Mann mit grauen Haaren zeigte (Zinner 1988, S. 465, Nr. V.F. u. Gurlitt 1895, S. 357). Eine Abbildung ist nicht überliefert. 21
-
[zu S.391] Übers.: „Nicolaus Copernicus,
-
ermländischer
Domherr, vollendetster Mathemati-
ker. Er starb im Jahr 1543 im Alter von 73 Jahren am 11. Juni [oder: „2. Juni"] in Thorn." 22 [zu S. 392] Bereits für das Jahr 1690 läßt sich eine Kopie nach dem Gemälde in der ehemaligen Wohnstätte von Copernicus im Frauenburger Dombezirk, der sogenannten „Curia Copernicana" bzw. der „Turris Copernici", nachweisen (Prowe 1866b, S. 363 u. Hipler 1875, S. 111, Anm. 54). Während seiner Reise von Danzig über Königsberg nach Petersburg im Jahr 1778 bekam es dort Johann Bernoulli zu sehen (Bernoulli 1779, Bd. 3, S. 18), und auch Prowe konnte das heute nicht mehr nachweisbare Gemälde in diesen Räumlichkeiten besichtigen (z.B. Prowe 1866a,
S.220, Anm.). Die Kopie unterschied sich
der Vorlage nach Prowe dadurch, daß die falschen Angaben worden waren und nur noch das Todesjahr „1543" weggelassen -ort) lesbar war (Prowe 1866a, S.220, Anm.). Hipler dagegen gab an, daß „nur das offenbar falsche Datum fortgefallen" sei (Hipler 1875, S. 111, Anm.54; zu diesem Bild s.a. Brachvogel 1939a, S.276; Prowe 1883-1884, Bd. 1/2, S. 19-20 u. Zinner 1988, S.471, Nr. VII.B.a.). 23 [zu S.394] Übers.: „Dem Nicolaus Copernicus aus Thorn, einst Domherr dieser Kathedrale des Ermlands, dem höchstberühmten Astronomen, dessen Name und Ruhm den gesamten Erdkreis erfüllten, haben als Zeugnis ihrer brüderlichen Liebe und Hochschätzung die Prälaten,
(Sterbetag,
von
-monat und
Domherren und das ganze ermländische Kapitel dieses Denkmal errichtet."
Porträt-Katalog
411
24
[zu S. 395] Lesseur schuf noch eine weitere Porträtminiatur mit einem Bildnis des Copernicus in der Tradition des Gemäldes aus dem Thorner Gymnasium (s. Porträt-Nr. P 16), die 1801 entstand und sich ebenfalls im Czartoryski-Museum, Krakau (Muzeum Czartoryskich, Krakow) befindet (s.Grottowa 1957, S. 92 u. Kamiñska-Krassowska 1969, S. 198-199, Nr. 36, Abb. auf S. 197, Nr. 27). 25 [zu S.395] Zu diesem Kupferstich S.Lichtenberg 1803, S.VI; Hipler 1875, S.95, Anm. 37; Schenk 1943, S.271; Schwarz 1943b, S. 158, Anm.59; Zinner 1988, S.473, Nr. VII.F.; Mortzfeld 1990, S. 75, Abb. Nr. A 11438 u. Mortzfeld 2000, S. 26, Nr. A 11438. 26
[zu S.396] Übers.: „Der
Thorn, ermländischer 27
[zu S.402] In der
hochberühmte und
hochgelehrte Doktor Domherr, unvergleichlicher Astronom. 1575."
Nicolaus
Copernicus
aus
Literatur findet sich der Hinweis auf ein weiteres Copernicus-Porträt Lohrangeblich in der Sternwarte in Greenwich befand. Dieses Gemälde habe Copernicus in Anlehnung an das Porträt bei Gassendi (Porträt-Nr. P 35) mit einem Tellurium in der Hand gezeigt (Skimborowicz 1857, S.200, Nr. 7; Zebrawski 1873, S. 158-159 [bringt das Gemälde irrtümlich mit dem Posener „Altersbildnis" in Verbindung]; Hipler 1875, S. 112-113; Zinner 1988, S.471, Nr.VI.B.u.). Eine Abbildung des Gemäldes befindet sich in Polkowskis „Album", das jedoch keinen Zusammenhang mit Lohrmann herstellt (Polkowski 1873, Kopie nach dem Bild auf Taf. IV unten, zweites Feld von rechts, Bilderläuterungen: S. III u. Polkowski manns, das sich
Nr. 177). mit dem fraglichen Bildnis auf sich hat, bleibt unklar. Ein solches Gemälde ist in den Katalogen der Sammlung der Sternwarte bzw. des National Maritime Museum Greenwich nicht verzeichnet (frdl. Mitt. v. Herrn Roy Easson, Picture Library des National Maritime Museum
1875, S. 281,
Was
es
16.4.2003). [zu S.402] Sylvanus Urban gab an,
Greenwich, 28
v.
daß nach Lohrmanns Gemälde eine Zeichnung für David Erskine, Earl of Buchan, entstand (Urban 1797, S. 100; Zinner 1988, S. 460, Nr. III.B.b.), die wiederum als Vorlage für eine von Robert Cummins (tätig 1793-1803) hergestellte Büste gedient habe, von der sich ein Abguß im Kapitelshaus von Dryburg Abbey befinde (Urban 1797, S. 100; Zinner 1988, S.460, Nr.III.B.b.-III.B.b.ß). Außerdem wurde nach dem Bildnis Lohrmanns von Thomas Patch (ca. 1725-1782) ein Kupferstich hergestellt (Batowski 1933, S. 74; Schwarz 1943b, S. 164-165 u. Zinner 1988, S.460, Nr.III.B.a.). 29 [zu S.404] Übers.: „Nicolaus Copernicus, Priester, Regularkanoniker und Oberhaupt der Astronomen; nach der authentischen Vorlage von Erasmus Reinhold [Übers, des Gedichtes s. Biographie-Nr. 16, S. 183]. Entwurf von I. Mittannour Chamahista, Kupferstich von Mon-
Stewart
cornet."
LISTE DER COPERNICUS-BILDNISSE IM KATALOG
3. 4. 5.
Tobias Stimmers Copernicus-Porträt an der Astronomischen Uhr im Straßburger Münster (1571-1574) und seine Vorlage, das sogenannte „Autographon" Abb. 1 Das Copernicus-Bildnis aus Nicolaus Reusners „Icones" (publ. 1587) Abb. 3 (abgebildet ist der Holzschnitt aus der deutschsprachigen Ausgabe der „Icones" von 1587) Das Bildnis aus Boissards „Icones" (publ. 1598) Abb. 4 Der Wittenberger Einblattdruck (Anfang 17. Jh.) Abb. 5 Das Bildnis aus den „Imagines doctorum virorum" von Valerius Andreas
6.
Das Bildnis
1.
-
2.
-
-
-
(1611)
7. 8. 9. 10. 11. 12.
13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21.
aus
einem Fries in der
1619)
„Bodleian Library"
in Oxford
Das Bildnis für Paul Frehers „Theatrum" (publ. 1688) Das Bildnis aus Johann Gottfried Zeidlers „Theatri eruditorum
pendium" (publ. 1690)
(1618—
[...]
com-
Der Stich aus Etienne Desrochers' „Recueil de Portraits" (1725) Der Kupferstich zu Herders Copernicus-Biographie (1776) Das Copernicus-Porträt von Johann Ferdinand Krethlow (1796) Das Bildnis aus Isaac Bullarts „Académie des Sciences" (1682) Abb. 6 Der Kupfertitel von Johann Gabriel Doppelmayrs „Atlas" (1742) Der Kupferstich aus der Sammlung Czartoryski (um 1600) Abb. 7 Das Bildnis mit dem Maiglöckchen aus der Warschauer Sternwarte (17. Jh.) -Abb. 8 Das Bildnis aus dem Thorner Gymnasium (um 1580) Abb. 10 Der Kupferstich von Jeremías Falck (1644) Abb. 11 Das Brustbild in der Pariser Sternwarte (dat. 1735) Der Stich von Nicolas Balthasar Dandeleau (vor 1798) Abb. 12 Der Kupfertitel für Johannes Hevelius' „Machina Coelestis" (1673) Abb. 13 Der Kupfertitel für Johannes Hevelius' „Firmamentum Sobiescianum" (dat. -
-
-
-
-
-
1687)
22. 23. 24.
Copernicus mit dem Buch (um 1600) Abb. 14 Der Kupfertitel zu Nicolaus Mulerius' „Tabulae Frisicae" (1611) Der Kupfertitel für Philipp Lansbergens „Tabulae Motuum Coelestium"
25.
Der
26. 27.
-
(publ. 1632)
Kupfertitel
mit einer
Astronomengruppe für Andreas Cellarius' „Harmonía Macrocosmica" (1660) Stefano Della Bellas Radierung für Galileis „Dialogo" (1632) Der Kupfertitel von Mathias Berneggers Galilei-Ausgabe (1635)
Copernicus: Biographia Copernicana
414
Galilei-Ausgabe von Mathias Bernegger (publ.
28.
Der Nachstich des Titels der
29. 30.
Der Der
31. 32.
Der Kupfertitel für Bernhard Varenius' „Geographia Generaiis" (publ. 1650) Der Nachstich des Kupfertitels der „Geographia Generaiis" von Bernhard
1663)
Kupfertitel für Galileis „Systema cosmicum" (dat. 1700) Kupfertitel für John Wilkins' „Discourse concerning a new world" (publ.
1640)
35. 36. 37.
Varenius (publ. 1693) Der Kupfertitel zu Johannes Herbinius' „De Solis vel Telluris motu" (publ. 1655) Abb. 15 Die Darstellung des copernicanischen Weltbilds für Andreas Cellarius' „Harmonia Macrocosmica" (1660) Das Bildnis für Pierre Gassendis Copernicus-Biographie (1654) Abb. 16 Der Kupferstich von Jacques Jollain (um 1680/90) Das Copernicus-Bildnis aus der Offizin von Johann Christian Laurer (um
38. 39.
Das Porträt in den Uffizien (zwischen 1654 und 1720) Das Copernicus-Porträt nach einer Zeichnung von Anne Claude
33.
-
34.
-
1700)
Caylus (1765) 40. 41. 42. 43.
Das
Ölgemälde aus
der Krakauer Universitätsbibliothek nach dem
Philippe Kupfer-
stich in Gassendis Copernicus-Biographie (vor 1786) Das Bildnis für das „Pantheon der Deutschen" (publ. 1796) Das Bildnis in Crayonmanier von Jean-Charles François (1765) vgl. Abb. 30 Das Copernicus-Porträt mit dem Hermelinkragen des Krakauer Universitätsmuseums (nicht vor 1765) Abb. 17 Der Kupfertitel zu Jan Luyts' „Astronómica Institutio" (1692) Abb. 18 Das Fresko im „Museo La Specola" in Padua (1772-1773) Abb. 19 Das Copernicus-Porträt aus dem Besitz von Tommaso Perelli (nicht nach -
-
44. 45. 46.
47. 48.
-
-
1783)
Das Thorner Copernicus-Epitaph (gestiftet spätestens 1589) Abb. 20 Der Kupferstich für Christoph Hartknochs „Alt= und Neues Preussen" (publ. 1684) Abb. 21 Das Ölgemälde der Leipziger Universität (um 1700) Abb. 22 Das Copernicus-Bildnis des Frauenburger Domkapitels (1677) Das Copernicus-Porträt aus der Königsberger Stadtbibliothek (um 1700) Das Copernicus-Porträt aus den Sammlungen der bischöflichen Residenz in Passau (um 1700) Das Frauenburger Copernicus-Epitaph (gestiftet 1735) Das Copernicus-Porträt von Marcello de Bacciarelli (1781/82) vgl. Abb. 30 Die Copernicus-Miniatur von Wincenty de Lesseur aus der Sammlung Czartoryski in Pulawy (dat. 1798) -
-
49. 50. 51. 52. 53. 54. 55.
-
-
Porträt-Liste
56. 57.
415
Das „Altenburger" Gemälde (18. Jh.) Das Copernicus-Porträt im Posener Diözesanmuseum (letztes Viertel 17. Jh.) Abb. 23 Das Copernicus-Porträt der Berliner Nationalgalerie (um 1700) Abb. 24 Das Copernicus-Porträt der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig (um 1740) Abb. 25 Das Posener „Altersbildnis" (um 1580) Abb. 26 (Abbildung einer um 1942 -
58. 59.
-
-
60.
-
61. 62.
63. 64.
angefertigten Kopie)
Die Gothaer Kopie des Posener „Altersbildnisses" (um 1744) Friedrich Lohrmanns Kopie des Posener „Altersbildnisses" für die Royal Society London (1776) Das Bildnis aus „The Gentleman's Magazine" (publ. 1797) Das Porträt eines Mannes mit Maiglöckchen in der Pariser Sternwarte (erste Hälfte 16. Jh.) Abb. 27 Baltazar Moncornets „Copernicus" (Mitte 17. Jh.) Der Kupferstich in Lorenzo Crassos „Elogii" (publ. 1666) Abb. 28 Johannes Stöffler als „Astronomorum Coryphaeus" (17. Jh.) Der Kupfertitel der „Tabulae Rudolphinae" von Johannes Kepler (publ. -
65. 66. 67. 68.
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Adam, Melchior 42, 73, 191-192, 217, 220, 240 Aeskulap 60, 63, 70, 98, 138, 153, 157, 158, 167, 168, 297 Aesop 46, 49 Agrícola, Peter 9 Albategnius 125,151,178,247,333, 334, 362, 363 Albertus Magnus 284 Albrecht v. Brandenburg (Herzog v. Preußen) 25, 144, 149, 151,179, 223, 327 Alexander (Herzog v. Litauen) Alfons X. (König v. Kastilien) 253, 334, 361-363 Aisted, Johann Heinrich 206,
33
247, 209,
211
Altissimo, Cristofano dell' 375 Amerbach, Veit 27 Anaxagoras 246 Andreas, Valerius 341 Ángelus, Johannes 131, 152 Annius Marcus Antoninus Pius
258
Apelles 11,12,28,29,97,137,189, 196, 199, 291, 384 Apian, Philipp 27 Apollodor 381 Apollonius von Perge 78, 112, 251, 294-295, 309, 319 Archimedes 48, 49, 159, 169, 179, 200, 202-204, 214, 251, 253, 254, 256, 419
Archinto, Filippo 5, 6 Arhardt, Johann Jakob Aristarch
Samos
Baillet, Adrien 68 Baldi, Bernardino xii, xiv, xv, 1316, 24, 26, 71, 185, 212 Balinena, Hyacinthe 67 Balzac, Jean Louis Guez de 149 Baumann, Johann Christoph 315 Baumann, Johanna Rosina 315 Baumgarten, Johannes 240 Baumgartner, Hieronymus 66 Bayer, Theophilus Siegfried 235, Bayle, Pierre 216 Behaim, Martin 256,
266
Benedikt XIV. (Papst) 268 Berghen, Robert van 146, 154 Bernegger, Mathias xxii, 136, 152,
232, 298, 321, 327, 365-369, 371, 373, 383 Bernoulli, Johann 305, 313, 384, 391, 400, 410 Bessarion (Kardinal) 52, 54, 55 Biezanovius, Stanislaus 166, 177, 181
407
12, 15, 21, 29, 48, 49, 147, 189, 197, 200, 203, 204, 208, 211, 214, 217, 253, 256, 284, 289, 309, 362, 372 von
Aristoteles
236, 392, 393
258
(röm. Kaiser)
99, 139, 296, 321 118, 127, 128, 132, 133, 152-153, 308, 364, 366, 368-369 Atlas 59, 64, 144, 381, 382 Babel, Hugues 26 Bacciarelli, Marcello de xxiii, 394 Bacon, Francis 206, 209, 212 Baczko, Adolf v. 303 Baczko, Ludwig v. 303, 304, 317, 323, 327, 337, 390
Aristophanes
Blaeuw, Johann 356 Blaeuw, Willem Janszoon Blar de Brudzewo, Albert
356
33, 34, 62, 65, 108, 168, 230, 247, 305, 318 Blount, Henry 204
458
Copernicus: Biographia Copernicana
Blount, Thomas Pope 199, 204, 208, 211, 212, 217, 218, 220, 237, 238 Bode, Johann Elert 265 Bodin, Jan 48, 50, 63, 66, 171, 180 Bodley, Thomas 341 Boguslawski, Józef K. 299, 300 Boileau-Despréaux, Nicolas 317, 326
Boissard, Jean Jacques xxi, 26, 136, 208, 211, 231, 299, 321, 339, 342343, 345, 347, 373, 378 Boissard, Robert 27, 339, 340 Boissard, Thiébaud 26 Bonagius, Desiderius 221 Boncompagni, Baldassarre 14
Bonifaz VIII. (Papst) 268 Bontius, Gerardus 50 Bornbach, Stanislaus 272, 275 Bornmann, Reinhold Friedrich 237, 275 Borowski, Albert 30 Boulliau, Ismael xiii, 136, 149, 152,
197, 199, 209, 211, 217, 256, 266, 284, 292, 298, 299, 311, 314, 321, 366
Boulonois, Esme de 346 Bourdin, Pierre 148, 155 Bourgondië, Maximiliaan de 186 Boy, Adolf 355 Brahe, Tycho xviii, 54, 59, 107, 112, 137, 142-143, 147-149, 153156, 167, 180, 199, 200, 214, 217, 228, 236, 242, 256, 298, 311, 317, 319, 321, 333-336, 347, 356, 361363, 369, 380-382, 407 Brandmüller, Johann 216 Braun, David 221, 224, 226, 228, 235
Daniel van den 361 Bressler und Aschenburg, Ferdinand Ludwig v. 216
Bremden,
Broscius, Johannes xii, xv, xxiv, 30-34, 56, 59, 63-67, 73, 138, 167, 173, 175, 181, 321, 404, 408-409 Brozek, Jakub 30 Brozek, Jan s. Broscius, Johannes Brun, Isaac 407 Bruyns, Anne-François de 186 Bry, Théodore de 27, 211, 300, 339 Buddeus, Johann Franz xiv, 215217, 220, 237 Budeus, Guilielmus 267 Bürgi, Jost 409 Bullart, Isaac 186, 189, 207 Bullart, Jacques-Benigne 186, 189 Bullinger, Heinrich 3 Camerarius, Joachim d. Ä. 7, 8, 26, 63, 66, 171 Camerarius, Joachim d. J. 66 Cantor, Moritz 316 Cappel, Jean 149 Cappel, Louis 149 Caprinus, Albert 32 Carafa, Giuseppe Maria 71, 267, 268, 270 Caraffa, Carlo 27 Cardanus, Hieronymus 171, 180, 182, 322 Cataneo, Pietro 14 Catilius Severus s. Marcus Aurelius Cavalieri, Bonaventura 36 Caylus, Anne Claude Philippe 376 Cellarius, Andreas 362-364, 371372
Celli, Luigi 14 Celtis, Conrad Centner, Adam
33 270
Centner (geb. Roßteuscher), Anna Elisabeth 270 Centner, Gottfried 270, 305 Centner, Paul 270
Chamahista,
I. Mittannour
404
Register
Chapelain, Jean 73, 107, 149, 237, 239, 317, 326 Chodkiewicz, Jan Karl 56 Chodowiecki, Daniel Nikolaus 345, 408
Christmann, Jakob 359 Ciampi, Sebastiano 382, 383 Cicero 8, 170, 175, 179, 181, 255,
267, 287 Ciesa, Giacomo
381 Cinna Catulus 259 Claudius Maximus 259 Claudius Severus 259
Clavius, Christoph 14-15, 22, 25, 124-125, 151, 167, 178 Clemens VII. (Papst) 4, 6 Clervant, Claude Antoine de 27 Clervant, François de 27 Clervant, Gédéon de 27 Coberger, Venceslas 186 Cobilinius, Jacob 57, 60, 62, 75, 108, 318
Cöler, Georg 406 Columbus, Christoph 176, 181, 251, 256, 265, 294, 297 Colzi, G. 382 Comenius, Johannes 359 Commandino, Federigo 14, 203 Copernicus, Nicolaus passim Copernicus, Nicolaus d. Ä. 168, 191, 230, 318, 336-337, 352, 408-409 Copernicus, Andreas 3, 149, 273, 318
Copernicus, Barbara 236, 272-274, 305, 322 Copernicus, Georg
272-274
Corver, Klaes 369 Cotta, Johann Georg 275 Cranach, Lucas d. Ä. 266, 349 Crasso, Lorenzo 68, 181, 185, 217, 298, 406
459
Crenius, Thomas Csombor, Márton Cummins, Robert Cusanus
s.
Nikolaus
229
385, 387, 388 411 von
Kues
Czartoryski (Familie) 340, 348, 350, 359, 395, 402, 411 Dandeleau, Balthasar 353, 355 Dantiscus, Johannes 3, 7, 32, 49, 58, 153, 154, 173, 299, 321 Dasypodius, Conrad xix, 331, 333 Daumont (Verlag) 344 Della Bella, Stefano 364-366 Demosthenes 293 Descartes, René 72, 256, 265 Desrochers, Etienne xxi, 344 Dewitz, Johann Heinrich 410 Dini, Piero 35, 37, 39 Diogenes Laertius 264, 267 Diophant 284 Dominicus di Novara 20, 23,
24, 46, 53, 55, 63, 70, 109, 168, 178, 185, 191, 203, 231, 248, 270, 285, 287, 292, 295, 302, 303, 307, 318 Donner, Georg 32, 163, 175 Doppelmayr, Johann Gabriel 257, 266, 322, 347 Dragheim, Johann Benjamin 218 Dreux du
Jean F. Peter v. 190
Radier,
376
Dusburg, Dzialyriski (geb. Czartoryska), Izabela
400-401 Eckart, Johannes 273, 275 Eckhart, Johann Georg v. 314 Eichstaedt, Lorenz 147, 155 Eisenberg, Wilhelm v. 65 Ekphantos 113, 197, 208, 253 Elisabeth (Königin v. England) 155 Emck, Jacob 409 Emmius, Ubbo 50 Engel, Johannes s. Ángelus, Johannes
Copernicus: Biographia Copernicana
460
72, 73,
153 Erasmus von Rotterdam 34, 35, 293, 309 Eratosthenes 200 Ernst August II. (Herzog v. Braunschweig-Lüneburg) 194 Erskine, David Stewart 411 Euklid 178 Euphorion 258 Eutychius Proculus 258 Eyben, Christian Wilhelm v. 190,
Epikur
194, 200, 201, 211 Falck, Jeremias 352-356 Farnese, Alexander 3-5 Ferber, Mauritius 63, 66, 174 Ferdinand I. (König v. Sizilien) 266 Ferrante Gonzaga II. (Herzog v.
Guastalla)
14
Ferrari, Ludovico 171, 180 Fischart, Johann 407 Flamsteed, John 256 Fludd, Robert 73 Fontanus, Valentinus 30 Fontenelle, Bernard Le Bovier de 256, 266, 314 François, Jean-Charles 378-380 Franz I.
(König v. Frankreich)
6
Freher, Karl Joachim 201 Freher, Paul 201-204, 214-215, 219, 221, 237, 343 Friedrich I. (König v. Preußen) 222 Friedrich II. (König v. Preußen) 266, 314 Friedrich August II. (Kurfürst v. Sachsen,
König
v.
Polen)
246, 259,
265-266 Friedrich Christian (Kurfürst v. Sachsen) 265 Friedrich d. Weise (Kurfürst v. Sachsen) 259
Friedrich
Magnus VII. (Markgraf v. Baden-Durlach) 194
Friedrich Wilhelm II. ßen) 314 Frischlin, Nicodemus
(König v. Preu-
12, 13, 29,136, 153, 189, 190, 199, 201, 291, 293, 298, 310, 410 Fritsch, Thomas 215, 216 Fronto, Cornelius 258 Fuller, Nicholas 210, 212 Gacon, François 344 Galilei, Galileo xii, xiv, 35-36, 42, 136, 148, 169, 197, 217, 232, 256, 265, 296, 298-299, 302, 305, 309, 321, 364-369, 371, 373, 380 Gassendi, Pierre xii, xviii, 71-72, 107, 174, 181, 209, 211-212, 214, 217, 220, 230-231, 233-234, 237, 239, 256, 270-271, 273, 284, 298, 302, 317, 319-320, 322, 326, 335336, 345, 366, 371-378, 380-381, 383, 389, 408, 411 Gasser, Achilles Pirmin 24, 55, 129, 179, 292, 302 Gaultier de la Valette, Joseph 72
Gauss, Carl Friedrich 316 Geldorp, Goswijn 50 Gembicki, Andrzej 30, 31 Gembicki, Laurent 30 Gemma Frisius, Rainer 15,21,25, 43, 48-50, 203, 214, 299 Georg Wilhelm (Herzog v. Braun-
schweig-Lüneburg)
194 40, 42
Gherardini, Baccio Gherardini, Niccolö 42 Ghilini, Girolamo 67 Ghirlandaio, Ridolfo 409 Giese, Georg xix Giese, Tiedemann d. J. xix, 333, 335,
397
Register
Giese, Tiedemann xix, 15, 23, 32, 34, 35, 54, 58, 63-64, 66, 73, 126, 131, 134-136, 138, 139, 153, 167, 168, 170, 175, 231, 258, 309, 320321, 325, 326, 359, 360 Gilbert, William 73, 148, 155, 180, 197, 199, 209 Giorgione da Castelfranco xxv Giovio, Benedetto 6, 178, 375 Giovio, Paolo xvii, 6-8, 15, 22, 25, 167, 178, 214, 217 Giuntino, Francesco 20, 24, 53, 55, 108, 230, 317 Gnapheus, Wilhelm 66, 153, 179, 299, 321 Götze, Johann Christian 322, 327 Götzendorff-Grabowski, Adam Stanislaus
v.
399
Goldbach, Bartholomaeus 235, 236, 392
Gottsched,
Johann
241
Christoph
d. Ä.
Gottsched, Johann Christoph xvi, xvi, 240, 241, 272, 315, 326, 391 Gregor XIII. (Papst) 73, 124, 265 Grotius, Hugo 199 Gruszczyhski, Jan 65 Gryphius, Andreas xiii Guericke, Otto 251 Guidobaldo del Monte
bino)
14, 20
(Herzog v. Ur-
Gustav Adolf II. (König v. Schweden) 335 Hachenberg, Paul 197, 199 Hadrian (röm. Kaiser) 48, 50 Haller, Albrecht v. xiii, 275 Halley, Edmond 256 Hannow, Johannes 142, 154, 322
Hannow, Kaspar 154 Harsdörffer, Georg Philipp
xiii
461
Hartknoch, Christoph 189-191, 228-229, 233-234, 237, 239, 272, 311, 324, 389-391, 410 Hartmann, Georg 108, 129, 149, 152, 230, 273, 275, 318 Hebenstreit, Johann Baptist 115, 150, 406 Heinrich VIII. (König v. England) 5 Helmont, Joh. Baptist van 182 Hendell, Valentin 239 Herakleides aus Pontos 113, 197, 208, 253, 302, 309 Herberstein, Sigismund v. 150 Herbinius, Johannes 370 Herder, Gottfried xvi, 293 Herder, Johann Gottfried 292-293, 345-346, 313, 331 Herka, Pawel 31 Herkules 59, 64, 381-382 Herwart von Hohenburg, Johann Georg 334 Hesekiel 179 Heurnius, Johannes 50 Hevelius, Johannes 155, 242, 256-
257, 297, 299, 311, 314, 348, 354357, 380 Heyden, Jacob van der 365 Hiketas von Syrakus 113, 179, 197, 253, 255, 264, 287, 302, 309 Hipparch 47, 100, 115, 121, 125, 128, 141, 151, 178, 199, 247, 251, 257, 333-334, 356, 361-362, 380
Hippokrates 197 Hirsching, Friedr. Karl Gottlob 216 Holbein, Hans d. J. xix Holtzendorf, Ernst Konrad v. 262,
266 Horaz
55, 228
Hosius, Stanislaus 321
3, 141, 198, 200,
Copernicus: Biographia Copernicana
462
Hove, Frederik Hendrik van de 362, 372
Husarzewski, Aleksy Onufry
399,
403
Husarzewski, Karl 400 Hütten, Ulrich v. 293 Huygens, Christiaan 244, 256-257, 274-275 Ilkus, Martin v. 64, 67, 108, 168, 318 Innozenz IV. (Papst) 314 Iovius, Paulus s. Giovio, Paolo Iselin, Jakob Christoph 216 Iunius Rusticus 259 Jablonowski, Józef Aleksander 312, 315, 324, 325, 327, 331 Jacob, Pierre-Irénée 398 Jacobeius, Stanislaw 30 Jänichen, Peter 234, 236 Jan Casimir (König v. Polen) 57, 154
Jenichen,
Balthasar
348-350, 359,
360
Jobin, Bernhard Johann I. Albrecht
10, 338-339, 407
(König v. Polen)
192-193, 233, 235, 238-239, 311, 323-324, 385-388 Johann Friedrich sen) 13
(Kurfürst
v.
Sach-
Jollain, Jacques
373 Johannes de Sacrobosco
s.
Sacrobos-
co
Johannes
Regiomontanus s. Regiomon-
tan
Joseph Josua
I.
(deutscher Kaiser)
239, 308,
266
314
Jugler, Johann Heinrich 390 Kästner, Abraham d. Ä. 315 Kästner, Abraham Gotthelf 299, 315
Kant,
Immanuel
293
Karcher, Anton
377
Karl II. (König v. England) 204 Karl III. (König v. Spanien) 266 Karl IV. (deutscher Kaiser) 314 Karl IV. (König v. Spanien) 266 Karl X. Gustav (König v. Schweden) 156 Karl XII. (König v. Schweden) 312, 314 Karl August (Herzog v. Sachsen-Weimar-Eisenach) 293 Kauffmann, Sabinus 340, 360
Keckermann, Bartholomäus
172,
180
Kepler, Johannes 115, 147-148, 150, 154-155, 197-198, 200, 217, 242, 256-257, 266, 290, 295, 297299, 314, 347, 368, 381, 406-407 Kilian, Philipp 342 Klügel, Georg Wilhelm 316 Knight, Thomas 341 Kobylin, Matthaeus von 65 Köbel, Jakob 58, 62, 65, 75, 108, 168, 318 Korner, Bernhard 3 Krantz, Albert 7, 8 Krapitz, Johannes 174 Krasicki, Ignaz 310, 314 Krethlow, Johann Ferdinand 345346, 408 Kries, Friedrich 395 Kromer, Martin 7, 64, 67, 71, 141142, 175, 185-186, 189, 198-200, 235, 291, 293, 303, 310, 312, 322, 325,
335
Kucharski, Adrzej 156 Kunheim, Georg v. 179 Lactantius, L. Coelius Firmianus 41, 42, 135, 152, 256, 262, 264, 310, 314
Register Ladislaus IV. 154
(König v. Polen) 57,
Lalande, Joseph Jérôme Lefrançois de
354-355
Lansbergen, Philipp 197, 199, 361364, 369, 381 Leibniz, Gottfried Wilhelm v. 311, 314
251,
Lengnich, Gottfried 223 Leo X. (Papst) 3, 6, 21, 25, 39-40, 135, 299 Leovitius, Cyprian
63, 66, 147, 171,
180
Lesseur, Wincenty de 395, 411 Lessing, Gotthold Ephraim 315
Lichtenberg, Georg Christoph xxiixxiii, 294, 316-317, 378, 396, 411 Lindenau, Bernhard August v. 396 Lindenau, Sabine v. 212 Lipsius, Justus 50 Löber, Valentin 180 Lohrmann, Friedrich 402-403, 411 Longomontanus, Christen S0rensen 106, 149, 155 Loon, Johannes van 372 Lorena, Cristina di 35, 37, 40 Lossainen, Fabian v. 63, 66, 77, 111, 174, 251, 308, 319 Lowe, William Drury 409 Lubomirski, Stanislaus (Fürst) 259, 266
Ludwig
XII.
(König
XIV.
(König v. Frankreich)
6
Ludwig 264
v.
Frankreich)
Johannes
30, 292, Lufft, Luillier, François 72 Luther, Martin 3, 59, 66, 153, 265, 299
266
Luyts,
463
Maecenas, C. Cilnius 153 Mästlin, Michael 74, 108, 145-147, 154-155, 197, 199, 217, 230, 318 Magini, Giovanni Antonio 147,155 Magirus, Tobias 193-194 Manteuffel, Ernst Christoph Graf v. 259, 266 Manuello, Margunio 14 Marcus Aurelius (röm. Kaiser) 258,
259 Maria Amalia (Königin v. Spanien) 266 Maria Josepha (Kurfürstin v. Sachsen, Königin v. Polen) 258, 266 Maricourt, Pierre de 155 Marius, Simon 251, 257, 265 Marshall, William 368
Martianus
Maciejowski,
380-381,
383
Samuel
32
112, 287, 295,
Marsus, Domitius 98,138,153,159, 169
Martialis, Valerius 153 Maurolico, Francesco 182 Maximilian II.
(deutscher Kaiser) 9 Melanchthon, Philipp 13, 26, 48, 50, 171, 180, 217
Mencke, Johann Burkhard 241 Menelaos 44, 47, 92, 100, 129, 141 Meurs, Jacob van xxii, 370-373 Middelburg, Paul v. 20-25, 42, 124, 135, 151, 299 Miraeus, Albert 56 Moncornet, Baltazar xxv, 404, 405, 411
Montanari, Geminiano 381 Monti, Cesare 67 Montmort, Louis Habert de Montowt, Magdalena Johanna
Moritz Jan
Capeila
319
(Kurfürst v. Sachsen)
73 303 265
Morsing, Elias Olsen 142, 153-154, 322, 335-336
Copernicus: Biographia Copernicana
464
Morus, Thomas 5 Moses 169, 179, 181 Münzer, Wolfgang 27 Mulerius, Nicolaus 50, 53, 59, 64, 66, 168, 179, 207, 226, 228, 318, 361, 362, 409 Murer, Christoph xvii, 338 Mylius, Christhelf Siegmund 265 Neisser
(Familie)
383
Newton, Isaac xii, 245, 256, 257, 291, 295, 297, 370, 381 Niceron, Jean Pierre 68 Nikolaus von Kues 217, 284 Nilson, Johannes Esaias 345 Norman, Robert 155 Nostitz, Otto v. 359 Olbers, Wilhelm 316 Origanus, David 147-149, 155, 197, 199
Orleans de Rothelin, Charles d' 265 Osiander, Andreas 15, 49, 66, 135,
172, 181, 186, 228, 231, 320, 322, 327
Ostrogski, Janusz 56 Ostrogski, Konstantin 56 Ostroróg, Stanislaw 65 Otho, Valentin 160, 171, 359 Ottheinrich (Kurfürst von der Pfalz) 66 Ovidius Naso, Publius 181 Owen, John 170, 179 Pabisiak, Zdislaw 396 Padniewski, Filip 7 Pannenberg, Carl Ferdinand 400 Papi, Cristofano di s. Altissimo, Cristofano dell' Pappos von Alexandria 179 Paracelsus 182
Pasch, Georg 217, 218 Patch, Thomas 411
Paul III.
(Papst)
4, 6, 15, 23-26, 40-41, 55, 133-134, 174, 228-229, 255, 270, 297, 299, 310, 320 Paulus (Apostel) 131,192, 203, 214, 235, 239, 312, 325
Pazzi, Cosmo 7 Peiresc, Nicolas Claude Fabri de 72, 299
Percy, Pierre François de 404 Perelli, Tommaso 382 Perna, Piero xvii Persius Flaccus 138, 153, 169 Petri, Heinrich 171 Petricius, Sebastian 31 Petrus (Apostel) 192, 203, 214, 235, 239, 312, 325 Peucer, Caspar 24, 55, 302 Peuerbach, Georg 53, 55, 109, 123, 127, 140, 144, 151, 167, 247, 284285, 298, 305, 317-318 Philolaos 113, 197, 208, 253, 256, 284, 287, 294, 295, 298, 302, 309, 312
Piccolomini, Enea Silvio 192, 193, 240, 385, 391, 409 Pinu, Georg à 13 Pinu, Joseph à 11-13, 204, 215, 220, 340 Pitatus, Petrus 146, 154 Pius II. (Papst) 192, 240 Plato 25, 127, 178, 197, 253, 308 Plutarch 200, 255, 261, 264, 267, 279, 287, 292 Polacco, Giorgio 197, 199 Poleni, Giovanni 381 Polignac, Melchior de 244, 262, 264 Pommer, Gottfried Rudolf 315 Praetorius, Johannes 359, 360 Prätorius, Matthäus 190 Preisler, Johann Justin 347 Przybylski, Jacek Hyacint 377
Register
Ptolemaeus, Claudius 20-21, 2324, 47-48, 50, 54, 109, 114-118, 121-133, 141, 151, 167, 169, 172173, 175-178, 199, 208-209, 217, 228, 242, 253-254, 257, 285-289, 295, 302, 308, 317-318, 320, 322, 334, 347, 356, 361-364, 366, 368369, 371, 380-382, 408 Pyrnesius, Melchior 191-192, 204, 229, 233, 238, 240, 383, 387 Pythagoras 44, 47, 78, 92-94, 100, 140, 152, 160, 170, 195, 197, 209, 217, 253, 277, 284, 294-296, 302, 309, 319 Radyminski, Marcin xv, 156, 178179, 336, 408-409 Raffael (Raffaello Santi) 357 Raimarus Ursus, Nicolaus 172, 178, 180-181 Ramus, Petrus 15, 20, 22-25, 144, 154, 210, 212, 322 Regiomontan, Johannes 13, 53-55,
59, 64, 67, 71, 75, 108-109, 124, 126-127, 130, 152, 226-228, 231, 247, 250, 284-285, 295, 298, 302, 307, 317-319 Reich, Felix 66, 174 Reimers, Nicolaus s. Raimarus Ursus, Nicolaus
30, 32, 43, 46, 48-49, 53, 55, 6366, 71, 73, 109, 126-140, 146-147, 149, 153, 167, 171, 174-175, 178180, 191, 217, 226, 231-232, 269, 291-292, 296-297, 299, 310, 319322, 326-327, 336, 359-360 Riccioli, Giovanni Battista 105, 148, 155
Richelieu, Alphonse Louis de 72 Rival, David 204 Rochester, John 5 Röling, Johannes 190 Rösner, Johann Gottfried 218 Roomen, Adriaan van 30 Rothmann, Christoph 54, 180,195, 197, 199 Rubinkowski, Jak. Kazimiersz 311, 314, 323, 327, 386-387, 410 Rudnicki, Szymon 32 Rudolf II. (deutscher Kaiser) 9, 247, 336
Rupniew-Ujejski, Thomas v. 391392, 394-395, 398 Rybkowicz, Jan Augustyn 32 Rye, Marc-Claude de 27 Rzewuski, Wenzel 259, 266 Sacrobosco, Johannes de 88, 125, 151, 157, 167, 178 Sallust
Erasmus
13, 15, 21-22, Reinhold, 25, 48, 123, 144-146,151, 154,167, 212, 405
Reinsperger, Joh. Christoph v. Reusner, Franz 9
465
347
Reusner, Nicolaus xvii, 8-10, 12, 13, 27,152, 154,204, 215,221,337344, 348-349, 352-353, 365, 405, 410-411 Rheden, Dietrich v. 23, 26, 126, 151, 171, 262 Rheticus, Georg Joachim 15, 24,
56 Salucci, Teófilo 382 Sartine, Antoine Jean de 354 Savérien, Alexandre 275-276 Scalichius, Paulus 322, 327 Sealiger, Joseph Justus 101, 142, 154, 157, 167, 178, 180 Sealiger, Julius Caesar 45, 49-50, 61, 63, 66, 154, 160, 171, 180 Schadek, Nicolaus v. 61,64,66,75, 108, 158, 168, 318 Schäffer, Martin Friedrich 265
Scharffen,
I. A.
374
Copernicus: Biographia Copernicana
466
Scheiner, Christoph 31, 195, 197, 199, 200 Scheuchzer, Johann Jakob 237, 239, 240
Schilbach, Johann Christian 401 Schmeizel, Martin 216 Schönberg, Nicolaus v. 23, 25-26, 40, 54, 125, 134, 151,169, 171, 255, 258, 267, 290, 295, 299, 309-310 Schöner, Johannes 63, 116, 126127, 129, 135, 138, 150, 171, 231, 322
Schütz, Caspar 222, 223, 224 Schultz, Georg Petrus xiv, 229, 230, 366, 367 Schultz, Petrus d. Ä. 229 Schwarz, Johann Michel 398 Scriven, Edward 402 Scrobcovicius, Johannes Ludovicus 57, 59, 62, 65, 102, 143, 154 Sculteti, Alexander 3, 5, 15 Sculteti, Bernhard 124, 151
Segner, Johann Andreas 315 Seidel, Bruno 12-13, 29, 102, 143, 154
Seiden, John 198, 200 Seneca, Lucius Annaeus 153, 253, 265, 299, 347 Settegast, Katharina Dorothea 270 Sextus Geronensis 259 Sigismund I. (König v. Polen) 6, 173, 223
Simokattes, Theophylaktos Sinold
3,
322
(gen. Schütz), Balthasar Chri213
stoph Sixtus IV.
(Papst)
87, 124 Skrobkowicz, Jan s. Scrobcovicius, Jo-
hannes Ludovicus Smet, Bonaventura de
s.
(Familie)
154-155,
203-204 Stanislaus IL Poniatowski
357
(König v.
Polen) 314, 325, 331, 346,
395
Starowolski, Szymon xiv, 33, 37, 56-60, 66, 73, 150, 153-154, 157, 181, 186, 382, 410
Stech, Andreas 356 Stieff, Christian 213 Stimmer, Tobias xvii, 10, 331, 333— 335, 338-339, 349, 365, 396, 398, 407
Stöffler, Johannes
xxv,
146, 154,
404-406
Stoll, Gottlob 216 Stoslavius, Stanislaw 57 Struve, Burkhard Gotthelf 216 Sturm, Leonh. Christoph 251, 265 Szyszkowski, Marcin 31 Teczynski, Zbigniew 65 Tenczynski, Jan 31 Thaies 247, 251, 257 Theodosius 25, 92, 129 Theophylaktos Simokattes s. Simokattes
Thomasius, Christian 201-202 Thomasius, Gottfried 201-202 Thou, Jacques Auguste de 211 Timaios 133, 179 Timochares 47, 100, 141, 334 Toaldo, Giuseppe 381 Turini, Andrea 5, 6 Uhl, Johann Andreas 216 Urban, Sylvanus 402, 403, 411 Valerius, Andreas s. Andreas, Valerius
Bonaventura
Sobieski
Vulcanius,
Sokrates 139, 296, 321 Sorger, Abraham 27 Spalatin, Georg 349 Stadius, Johannes 43, 48-50, 146,
Valois,
Louis de
72
Register
Vapovius, Bernardus
s.
Wapowski,
Bernhard Varenius, Bernhard 369, 370 Venne, Adriaen Pietersz van de 361 Vespucci, Amerigo 265 Vitruv 14, 406 Vögelin, Georg 129 Vogel, Johann Jakob 388-390 Vogt, Christina 273 Voss, Gerhard Johannes 197, 199, 208-209, 211, 217 Bonaventura 50 Wackerb art h- S almour, Joseph Anton Gabaleon (Graf) 259, 266 Walther, Bernhard 80, 116, 150
Vulcanius,
16, 25, 33, 49, 64, 66, 108, 139, 150, 158, 168, 186, 318, 326 Ward, Seth 206, 209, 211 Watzenrode, Barbara s. Copernicus,
Wapowski, Bernhard
Barbara
Watzenrode, Lukas 24, 62, 63, 6566, 70, 75, 108-109, 139, 169, 179, 185-186, 230-231, 246, 251, 287, 302-303, 305, 318, 323, 326 Wedel-Jarlsberg, Gustav Vilhelm v. 221
Weil, Bertha 271 Widmannstetter, Albrecht Wieland, Martin 293 Wilhelm IV. 27
(Landgraf
v.
4
Hessen)
Wilkins, John 368 Wolf, Hieronymus 66 Wolf, Kaspar 63, 66, 171 Wolf, Nathanael Matthaeus v. 399400, 402-403 Wolff, Christian xiii, 241-242, 275276, 316 Würz, Pawel
156
467
Xaver 265
August (Prinz
v.
Sachsen)
Zaccagnini, Guido 14 Zaluski, Andreas Stanislaus
Kostka
(Graf) 259,
266 Zapolya, Barbara 173 Zech, Bernhard Freiherr 266 Zeidler, Gottfried 343
v.
259,
Zernecke, Jakob Heinrich 217-220, 236-237, 239-240, 270-272, 304,314 Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anshelm v. 212-213, 220-221, 237, 240, 384 Zimmermann, Johann Jacob xii Zoravius, Nicolaus 57, 59, 65, 143, 154, 177, 181 Zúñiga, Diego Lopez de 197, 199
Geographische Aichen 152 Aix-en-Provence 72 Albanien 150 Alessandria 67 Alexandria 115, 284 Alienstein 293 Altdorf 201 Altenburg 395-397 Altkötitz 212 Amsterdam 50, 147, 149, 155, 187 Angermünde 193 Anklam 215 Antwerpen 26 Arles 276 Arras 186 Artois 186 Auerbach 13
Augsburg Avignon
9 72
Bartenstein
(Bartoszyce)
190
Bartoszyce Basel 9, 34, 124, 129, 147, 171 Bergen 105, 142, 146, 154 Berlin 340, 344, 345, 349, 375, 397, 398, 400, 408 Besançon 26-27 67
Boiano
Bologna
16, 20, 23, 24, 27, 36, 46, 53, 63, 70, 109, 155, 168, 184-185, 188, 203, 210, 267, 269, 285, 291, 294, 302, 305, 318
Bordeaux Bracciano
186
197, 199
Braunsberg Breslau Brest
Brieg Brügge
9
276
42 50 Brüssel 186
312
Brzeg 42 Bückeburg Cádiz
293
109
Cantalupo 67 Capua 19, 23, 25, 37, 39, 41, 52, 54, 88, 125, 254, 309 Champtercier 72 Chelmno
Kulm 215
s.
Coburg Como
6
Danzig 26,129, 155, 180, 218, 222223, 237, 299, 311, 333, 355, 357, 398-402, 410 Digne 72
Dirrachium s. Durrës Dirschau (Tczew) 3 Durrës 80, 115, 150, 320 Eichwalde 221
Elbing
Bartenstein
s.
Namen
63, 66, 139, 153, 170, 222, 272, 296, 299
221-
Elk 303 Erfurt 13 Etrurien 27 Eutin 293 Fiesole 38, 40, 42 Florenz 6-7, 35, 42, 364 Fossombrone 24-25, 40-41, 124, 299
135,
Frankfurt/M. 9, 27, 56, 213 Frankfurt/O. 26,155,193, 212, 229 Frauenburg (Frombork) 22, 24, 53,
76, 110, 115, 153, 174, 191, 203, 204, 213, 214, 232, 233, 234, 237, 245, 257, 269, 295, 302, 303, 310-312, 320, 323, 324 Genf 201, 205 Gießen Görlitz
194 212
185, 219, 248, 306,
186, 231, 253, 308,
Register
Göttingen 273, 316 Goldberg (Zlotoryja)
469
Kraplewo Kulm
9
Kraplau
s.
(Chelmno)
23, 35, 41, 54, 58, 63-64, 126, 131, 133-134, 139, 231, 257, 259, 321
Gotha 215, 395, 396, 399, 400 Graudenz 110, 150, 306, 319, 323 Grenoble 72 Grodköw s. Grottkau Groningen 50, 51, 224, 226 Grottkau (Grodköw) 42 Guastalla 13, 14
Kurzelów 30 La Rochelle 26 Lauingen 9 Leeuwarden 50 Leiden 50, 149
Halle/Saale 215, 216, 229,
Leipzig
Hamburg 8, 293 Harlingen 50 Heidelberg 42 Heilsberg 24, 63, 185,
9, 26, 212, 218, 241-242, 315, 324, 378, 390-391, 410
242
Liebertwolkwitz 212 Litauen 33-34, 110, 174, 239 Löwen 26
299
Löwenberg (Lwöwek)
Helmstedt
194 Herrenhagen 221 Hertford 204 Hertfordshire 204 Hven 153, 155, 333, 334 Ingolstadt 26, 27 Jablonken 190 Jena 9, 215, 316 Joachimsthal 193
Marienburg (Malbork) 65, 221, 309 Marseille 276 Mazedonien 115, 320 Medzyrzece 300 Memphis 176
Juditten
241 Justingen 154 Kalabrien 268 Kaunas 190 Kiel 217 Königsberg i. Preußen
Mendelejewo
144, 190, 228, 233, 235-236, 241, 293, 303 Königsberg/Neumark 193, 305 Kowno
190
3, 7, 16, 25, 30-33, 53, 59, 62, 64-66, 75, 108, 115, 138, 150, 156, 167-168, 173, 175, 177, 181, 185, 192-193, 235, 239, 246, 269, 285, 294, 300-302, 305, 318, 320, 322, 326, 340, 348-350, 357, 359, 377, 379, 395-396, 403, 408409, 411 Kraplau (Kraplewo) 221 Krakau
9
London 367-368, 399, 402-403 Luik 154 Lwöwek s. Löwenberg Luck 30, 31 Lyck 303 Mailand 6, 13, 67
56-
241
Mennchardsdorf Metz 27 Middlesex 204
Miedzyrzecz Mileto
270
31
268
Mohrungen (Mora^g)
293
Mons 154 Monza 67
Mor^g s. Mohrungen München
334 154
Münsingen Neapel 27, 181, 182, 267, Nil 164, 175, 176 Nocera 6
268
Copernicus: Biographia Copernicana
470
Nola
267
Nürnberg 26, 48, 75, 126,129, 149, 152, 201, 269, 290, 320 Osterode 221 Ostróda 221 Oxford 341 Padua 6, 14, 31, 168, 179, 381, 382 Palermo 268 Paris 72, 276, 293, 331, 344, 348,
350-355, 373, 376, 403, 404, 36, 67 Passarge 306, 323
408
Parma
Passau 393 Passenheim (Pasym) 190 Pasym s. Passenheim Pavia 6 Perugia 36, 302 Pilica 30 Pinne (Pniewy) 399 Pisa 6, 36 Pniewy s. Pinne Podelwitz 212 Portugal 110, 319 Posen 62, 65, 110, 174, 375,
399, 400-402, 409, Probsthain
Putawy Radmeritz
9-10, 13, 136, 152, 200, 231, 292, 298, 333-338, 348, 350, 353, 365-366, 396, 407, 410 Stresa 13, 16
Syrien
27 Tarnów 56 Tczew s. Dirschau Thorn (Toruri) 12,
Toruri
s.
Thorn
Tittenhanger 397,
Trivento
204
268
Tübingen
411
25,
154
Uckermark 193 Ulm 150, 406
395 212
Radomierzyce s. Radmeritz Regensburg 9 Riga 293, 314 Rom 3-6, 15, 23, 27, 39, 40, 42, 53, 63, 70, 108, 109, 124, 130, 168, 178, 184, 188, 210, 213, 217, 230, 247, 253, 254, 258, 268, 269, 274, 285-287, 294, 298, 302, 305, 318 Rostock 218 Rotterdam 186, 216 St. Hippolyte 26 Salamanca 199 Sambor 156
Straßburg
20, 23, 29, 46, 53, 58, 62, 64-65, 69-70, 107-109, 142, 167-168, 175, 177, 184-185, 189-193, 198, 204, 207-208, 213, 216, 218-219, 222, 226, 228-239, 245-246, 257, 269-270, 272, 274, 285, 290, 294, 301, 305-306, 310312, 317, 322-325, 339, 344, 350358, 376, 381, 383-392, 395-396, 398, 407-411
212
(Radomierzyce)
Sizilien 266, 268 Staszów 31 Stendal 193 Stettin 155
Upper Holloway 204 Uraniborg 137, 153, 198, 200, 236, 333
Urbino
6, 13-15, 17, 20 Venedig 6-7, 27, 35, 56, 60, 67-68, 181, 197, 199 Verona 154 Warschau (Warszawa)
31,300,344, 348, 350-353, 358, 382, 383, 386, 394, 404, 405, 408, 409 Weichsel (Wisla) 20, 22, 24, 53, 110, 116, 167, 175, 176, 246, 269
Weimar Wien
292-293
152,
407
Register Wilna 190, 300 Wisla s. Weichsel
Wittenberg
9, 13, 26, 30, 63, 126, 144, 155, 215, 231, 290, 292, 295, 299, 309, 340, 343, 404
Wloclawek 30 Würzen 212 Zloczöw 300
Zlotoryja
s.
Goldberg
471
VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN Tobias Stimmers Copernicus-Porträt an der Astronomischen Uhr im Straßburger Münster (1571-1574). Porträt-Nr. Pl Tycho Brahes Äquatorial-Armille mit einer Copernicus-Darstellung. Holzschnitt aus der „Astronomiae Instauratae Mechanica" (1598), Bl. Cv. Koloriertes Exemplar der Ludwig-Maximilians-Universität München. s. unter Porträt-Nr. P 1 Das Copernicus-Bildnis aus Nicolaus Reusners „Contrafacturbuch" (1587), S.23. s. unter Porträt-Nr. P2 Das Copernicus-Bildnis aus Jean Jacques Boissards „Icones" (1598), Bd. 3, S. 314. Porträt-Nr. P 3 Der Wittenberger Einblattdruck (Anfang 17. Jh.). Das Exemplar des Berliner Kupferstichkabinetts mit handschriftlich hinzugefügten Versen aus dem 18. Jh. -Porträt-Nr. P4 Das Copernicus-Bildnis aus Isaac Bullarts „Académie des Sciences" (1682), Bd.2, S.75. -Porträt-Nr. P 12 Der Kupferstich aus der Sammlung Czartoryski (um 1600). Porträt-Nr. P14 Das Bildnis mit dem Maiglöckchen aus der Warschauer Sternwarte (17. Jh.). Porträt-Nr. P 15 Das angebliche Porträt von Copernicus' Vater im Muzeum Uniwersytetu Jagielloñskiego, Krakow (17. Jh.). s. unter Porträt-Nr. P 15 Das Copernicus-Bildnis aus dem Thorner Gymnasium (um 1580). PorträtNr. P16 Der Kupferstich von Jeremías Falck (1644). Porträt-Nr. P 17 Der Kupferstich von Nicolas Balthasar Dandeleau (vor 1798). Porträt-Nr. P19 Der Titelkupfer von Johannes Hevelius' „Machina Coelestis" (1673) nach Polkowskis „Album" von 1873, Taf. VIII. Porträt-Nr. P 20 Copernicus mit dem Buch (um 1600). Porträt-Nr. P 22 Der Kupfertitel zu Johannes Herbinius' „De Solis vel Telluris motu" (1655). Porträt-Nr. P 33 Das Frontispiz für Pierre Gassendis Copernicus-Biographie (1654). Porträt-Nr. P 35 Das Copernicus-Porträt mit dem Hermelinkragen im Muzeum Uniwersytetu Jagielloñskiego, Krakow (nicht vor 1765). Porträt-Nr. P43 Der Kupfertitel zu Jan Luyts' „Astronómica Institutio" (1692). Porträt-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
Nr. P 44
-
Copernicus: Biographia Copernicana
474
19.
Porträt-Nr. Das Fresko im „Museo La Specola" in Padua (1772-1773). P45 Das Thorner Copernicus-Epitaph (gestiftet spätestens 1589). Porträt-Nr. P47 Der Kupferstich aus Christoph Hartknochs „Alt= und Neues Preussen" (1684), S.371. Porträt-Nr. P48 der Leipziger Universität (um 1700). Porträt-Nr. P49 Das Das Copernicus-Porträt im Posener Diözesanmuseum (letztes Viertel 17. Jh.). -Porträt-Nr. P57 Das Copernicus-Porträt der Berliner Nationalgalerie (um 1700). PorträtNr. P58 Das Copernicus-Porträt der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig (um 1740). -Porträt-Nr. P59 Kopie von Nora Zinck (um 1942) nach dem ehemals in Posen aufbewahrten „Altersbildnis" des Copernicus, Muzeum Narodowe, Warszawa; derzeit als Leihgabe im Muzeum Okregowe, Toruh (Muzeum Mikolaja Kopernika). s. Porträt-Nr. P 60 Das Porträt eines Mannes mit Maiglöckchen in der Pariser Sternwarte (erste Hälfte 16. Jh.). Porträt-Nr. P64 Der Kupferstich aus Lorenzo Crassos „Elogii" (1666), Bd. 2, S. 14. PorträtNr. P 66 Im Bildzentrum eine Reproduktion nach dem angeblich von Ridolfo Ghirlandaio gemalten Copernicus-Porträt. Taf. IV aus Polkowskis „Album" von 1873 (s. Polkowski 1873, S.II-III; Polkowski 1875, S. 293-294, Nr. 314; Hipler 1875, S. 107-108, 115-119, 148). s. Anm. 14, S.409 Die Copernicus-Bildnisse von Jean-Charles François (links oben, s. PorträtNr. P 42), Marcello de Bacciarelli (rechts oben, s. Porträt-Nr. P 54) und von Edward Scriven (Mitte, s. Porträt-Nr. P 62) sowie zwei Johannes StöfflerBildnisse (unten, s. Porträt-Nr. P 65). Taf. IX aus Polkowskis „Album" von 1873 (s. Polkowski 1873, S. V; Polkowski 1875, S. 296-297, Nr. 319 u. Hipler -
20.
-
21.
Ölgemälde
-
22. 23. 24.
-
-
25.
26.
-
27.
-
28.
-
29.
-
30.
1875, S.149-150).
BILDNACHWEIS 1.
Cliché: Jean Erfurth, Nr.:73 67 1531
2. 3. 4.
5.
PA).
Copyright
Inventaire
général/
ADAGP 1973
Universitätsbibliothek München (Sign.: 0014/W 2 Math. 37). Staatliche Graphische Sammlung München (Sign.: Tobias Stimmer A.141,24). Foto: Engelbert Seehuber (Neg.-Nr.: 13 x 18 03/403).
Copernicus-Forschungsstelle München. Kupferstichkabinett. Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz (Sign.:KDA, 16. Jh., 207, Anonyme Holzschnitte, Bildnisse G-P, 416-10). Foto: Jörg P. Anders. Copernicus-Forschungsstelle München. Copernicus-Forschungsstelle München. Abb. nach Batowski 1933, Abb. 9 (Archiv des Deutschen Museums, München, Bild-Nr.: 53926). Muzeum Uniwersytetu Jagielloñskiego, Krakow. Copernicus-Forschungsstelle München. Copernicus-Forschungsstelle München. Copernicus-Forschungsstelle München. Abb. nach Polkowski 1873, Taf. VIII. Repro: E. Seehuber, München. Copernicus-Forschungsstelle München. Universitätsbibliothek München (Sign.: 0001/8 Phys. 529). Bayerische Staatsbibliothek München (Sign.: 4 Biogr.49). Muzeum Uniwersytetu Jagielloñskiego, Krakow. Oettingen-Wallerstein-Bibliothek Augsburg (Sign.: 02/VIII. 3.4.9). Museo La Specola, Osservatorio Astronómico di Padova. Copernicus-Forschungsstelle München. Copernicus-Forschungsstelle München. Kustodie der Universität Leipzig, Kunstbesitz der Universität Leipzig, Inventar-Nr.: 1951:99 (alte Inventar-Nr.: 1913:562); Foto: Christoph Sandig, Leipzig; Foto-Nr.: CD ei 31588. Muzeum Archidiecezjalne Poznan. Copernicus-Forschungsstelle München. Copernicus-Forschungsstelle München. Copernicus-Forschungsstelle München. -
6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.
15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22.
23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30.
(Neg.-
Musée de l'Observatoire Paris. Bayerische Staatsbibliothek München (Sign.: Res. 4 Biogr.c. 30-2). Abb. nach Polkowski 1873, Taf. IV. Repro.: E. Seehuber, München. Abb. nach Polkowski 1873, Taf. IX. Repro.: E. Seehuber, München.
ABBILDUNGEN
Tafelteil
Abb. 1. Tobias Stimmers ger Münster (1571-1574).
Copernicus-Porträt an der Astronomischen Uhr im Porträt-Nr. P 1
-
479
Straßbur-
480
Tafelteil
ARMILLiE iECLVATORI/E
EXPLI-
m
Abb. 2. Tycho Brahes Äquatorial-Armille mit einer Copernicus-Darstellung. Holzschnitt aus der „Astronomiae Instauratae Mechanica" (1598), Bl. Cv. Koloriertes Exemplar der Ludwig-Maximilians-Universität München. s. unter Porträt-Nr. P 1 -
Tafelteil
481
i$
í§cmafto*
j
iM«*"*^^'
Abb. 5. Der
Wittenberger Einblattdruck (Anfang 17. Jh.). Das Exemplar des Berliner Kupferstichkabinetts mit handschriftlich hinzugefügten Versen aus dem 18. Jh. Por-
trät-Nr. P 4
-
Tafelteil
484
E T
DES
ARTS.
COLAS
L
II.
i v.
75
COPERNIC.
Uieft-ce quine jugera que c'eft parun don
particulier de heureufedifpofition delà Nature que Nicolas Copernic a efté l'un des plus e'clairez de fon fiecle dans les Mathématiques? Luy quieftantnédans la ville de Tornen Prüfte fous un climat glacé, &parmy une Nation ruftique, &groffiere, n'avoit point les avantages de l'éducation : luy dis-je qui dans un temps que difeipline eftoit prefque inconnue aux hommes ne voyoit point Pefprit,
cette
& par une
,
d'exemple qui l'excitaft, ny de rival qui luy donnai! de l'émulation. Ces manquemens qui euiTent fërvy d'entraves à un courage moins ardant que le fien, ne furent point capables dele retenir : au contraire eftant allé en ,
K
z
Italien
Abb. 6. Das Copernicus-Bildnis aus Isaac Bullarts „Académie des Sciences" (1682), Bd. 2, S. 75. -Porträt-Nr. P 12
485
Tafelteil
íJICOLA^S Abb. 7. Der
COPERwrCîTS
Kupferstich aus der Sammlung Czartoryski (um 1600).
Porträt-Nr. P 14 -
Tafelteil
486
mmsmxvsmT
Abb. 8. Das Büdnis mit dem Maiglöckchen Verbleib unbekannt. Porträt-Nr. P 15 -
aus
der Warschauer Sternwarte
(17. Jh.),
487
Tafelteil *-3tá
*J" h',ftsSaT'ii' *-^'^^h'
*v,
immstfl. hJÍ~ faoor, foc cccíoj coiíJfitittfíc multo ' c/J r jf /! Qr í /> s /> iiiinciisi inconnu faict^. chum oefiijQ'iitíiiuj ,/' 0 (¡onpiDit mu iiàiiin iPlo/omiciu ijcii/iùiu. mit, Mm riffurn eantamiir cfomiiis maciind âii. Jfic j'ûeaiti notait eTia'etc. mill fiofitr?
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Abb. 12. Der P 19
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