Neuer berlinischer Musenalmanach für ...: 1797 [Fortsetzung von: Berlinischer Musenalmanach, Reprint 2021 ed.] 9783112509920, 9783112509913


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Neuer berlinischer Musenalmanach für ...: 1797 [Fortsetzung von: Berlinischer Musenalmanach, Reprint 2021 ed.]
 9783112509920, 9783112509913

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Neuer Berlinischer

Musenalmanach für 1797. Herausgegeben von

Friedrich Wilhelm August Schmidt UNd Ernst Christoph Bindemann.

Berlin,

bei Wilhelm Oehrnigke dem Jüngern.

Inhalt. E.

C.

Die Odergegend.

B i n d e m a « ». Seite. 1795............................................................ 12

Das Havelland. An Schmidt 1796....................................... 30

An d»e Familie L... »u Berlin. An die Etikette.



1796.

s1

1791................................................................ 63

An die Horrn...............................................................................75

Berlin und Schwee................................................................. 79

Spinnerlied für Wllhelunnpn. i795..................................... 106 An Wilhelmine« nach einer Krankheit.

An den Geh. Secret. Herzberg.

.

.

,113

....

An die Gemahlin des Prinzen Ludwig von Preußen.

izr

146

Viet) am Abend vor Pfingsten.......................................... 153

DaS Menschenleben................................................................. 169

G. W. Burman». Unser Lied im Dorfe Buchholz.

1784.

.

.

.

m

Mem Mädchen.................................................................... ....... Zwiefacher Nutzen des Lorbeers........................................... 163 Die Nacht............................................................................»75

Dilthey. Der Dichter an feine Katze.

60

T. A. Eschke. An Laura...................................................

Seite. .

25

.

tp



140



49

Folkershall. Tafeln des Schicksals.

...

Henriette Fröhlich. Abend empsindunnen

Geckert. Beim frühen Grabe des Geliebten.

Gerning. Das Erwachen.............................................................. 147

H. Am -4sten 3anuar.......................................................... 66

Theodor HeinsinsKunz und Hin;............................................................... 78

An meinen Freund Köpke............................................. 135

Herklots. Die Ruhmsucht............................................................... 9

Dre Goldmachrrei.......................................................... 15 ^rabschrr st............................................................................................ -4

Seite.

An X. den Romanschreiber.......................................... 3Vei Stenrors Vermählung. t................................ 44 Arist....................................................... Grabschrift.................................................................. 59 Der Wunderthäter. ... .... 85 Kreislauf der Stände. ........................................ 98 Elegische Romanze..................................................... I24

I. Heusinger. An die Ruhe.

..................................................... 89

2 — g. Gezwungener Besuch................................................... 85

K. IS. Flehen und Erhörung.

.

.

.

.

.

119

A. L. Karschin. Der Sappho Zuruf an sich......................................... 67 An Herrn Professor Ramler........................................ 95 An den Erfinder des Geschützes.................................. 117 An einen Freund. '1750. . . ... . 161

Ludwig Lhcobul Kosegarten. Sehnsucht. > . . . 21 Der kleine Gottfried an seine Schwester. . . 9Sehnsucht. . '.................................................... 149

51

C. A. W. v. Kyaw.

Sette.

An Lina..................................................................................uv

L. An Elisabeth.

.

...........................................

An Elisabeth.

97

.

............................................................109

An Elisabeth auf der Reise.................................... 114

M. Innschrift auf den Sarg eines jungen Mannes.

»

Auf den Tod des Majors von — Auf Hippels Tod.

»

,

sp



59

.......

156

Carl Müchler. Die welkende Rose.

.

.

.

.

»


Wo die weiße Lilienhand Mir «in blaues Kraniche» «and.

Ach! ich werd' es nie vergessen. Was ihr holde- Auge sprach; Wie sie neben mir gesessen, Ihre Brust an meiner lag,

Wie ihr Mund e bildete die Kunst des Malers nimmer; Ihr lanaes blondes Haar, das aufgeknüpfet wallt, Eo überglänzt des Goldes hellsten Schimmer; Von Ros und Lilien ist der lieblichste Verein Auf ihren zarten Wangen ausgegoffen, Die heitre Stirn von glatten Elfenbein, Im schönsten Ebenmaaß, von Grenzen eingeschlossen. Hier ist von zwei der feinsten schwarzen Vogel» Ein schwarze« Augenpaar, zwei helle Sonnen, ums zogen; Ihr Blick ist hold, fle drehen sich langsam - um sie her Scheint flatternd stets der Liebesgott zu scherzen:

Hier schißet er den ganten KScher leer, Uiib raubet fichtbarlich die Herzen. Denn steigt die Nas' herab, in Mitte de- Ge­ sichts, In tadeln blieb' an ihr dem Neide selber nichts. Darunter steht der Mund, Zinnober von Na­ tur, Um dessen sanften Rand zwei Heine Tbäler fließen. Von Perlen kann die reinste Dovpelschnur Das süße Lippsnpaar izt vfnen, izt verschließen. Die holde Rede geht durch diese £bur, Die bald zu sanftem Sinn auch rohe Herzen neiget. Das süße Lächeln formt sich hier, Das auf der Erde schon das Paradies uns zeiget.

Der Hals ist weißer Schnee und Milch dir Brust; ihr findet Des Halses Umriß rund, die Brust ist »oll und breit: Ein schwellend Aepfelpaar aus Elfenbein gerundet, Das wogt und wallt, wie bei dem sanften Streit

58 DeS Westes mit 6er See am Uferrattb bie Welle.

Die ander» Reize sieht ein Argus selber nickt;

Dach schließt ihr leicht, daß dem, was euch.so Helle

Ins Auge strahlt, das andre ganz entspricht. Der Arm erscheint int schinsten Ebenmaaß, Die weiße Han», aus Schnee gewoben,

Ist längl-cht, aber schmal: auf ihre Rundung saß Ein Pünktchen nie, war nie ein Aedetchen erhoben. Am Ende dann der herrlicken Figur

Laßt sich ein Füßchen rund und klein entdecken. Den Engelreij, erzeugt im Himmel nur, De« kann euch nie des Schleiers Neid verstecken.

V. ..

Grabschrift. Hier liest Cleant, der Stutzer, mehr Von seine« Thaten melden mag euch der. Der lügen kann, wie Er i HerklotS.

Auf den Tod des Majors von —, der in einem Gefechte erschossen wurde. Auch den Helden umhüllt di« Nacht des Tobe«. Ein Engel Hebt vom Kiffen ihn sanft, sanft vorn Ge, filde der Schlacht. Tod' des Krieges, wie lange noch blutet dein Op# fer, die Menschheit? Tod' deck Helden, du gabst freundlich dem Weisen die Hand.

M.

Grabschrift. Hier liest Cleant, der Stutzer, mehr Von seine« Thaten melden mag euch der. Der lügen kann, wie Er i HerklotS.

Auf den Tod des Majors von —, der in einem Gefechte erschossen wurde. Auch den Helden umhüllt di« Nacht des Tobe«. Ein Engel Hebt vom Kiffen ihn sanft, sanft vorn Ge, filde der Schlacht. Tod' des Krieges, wie lange noch blutet dein Op# fer, die Menschheit? Tod' deck Helden, du gabst freundlich dem Weisen die Hand.

M.

Go

Der Dichter an seine Katze. Merkst btt es, daß meine Seele trübe Gleich dem flnstern Abendhimmel ist? Weil du so mit schmeichlerischer Liebe Und mich her geschäftig bist» Dank dir, Lyper, für bett gute» Willen! Aber deines Herren Angesicht Aufzuwolken, seine tausend Grille» In zerstreu» — vermagst dir nicht.

Zwar ich sand bei meinem Wiederkomme» Freude sonst an deinen Schmeichelei'», Wurdest sonst auf meinen Schooß genommen. Ader heute laß mich seyn! — Frage nicht, wat Frage nicht, warum Wenn ich dir's auch Bleibst du freundlich

eigentlich mir fehle? ich mürrisch sey? »och so treu erzähle. zwar dabei,

6i

Rollst die grünen Auge»/ streckst die Füße/ Machst den Rücken krumm/ wie Bogen schier; — Aber Trost/ der mir mein Leid versüße/ Ach wie sand' ich den bei dir? Sind mir selber doch die fernen Quelle» Dieses bangen Trübsinns nicht bewußt: Das nur fühl' ich/ schwer/ wie Meereswelle» Wäljt er sich in meiner Brust.

Sollt' es Ahnung drohender Gefahre», Dorempfindung nahe» Unglücks seyn? Ach! die Liebe»/ die sonst um mich wäre»/ Ach! sie ließen mich allein. — DU/ bei dem die Sorgen immer schliefe», JJ>«t dich je ein Kummer wohl gestört? Je ei» Seufzer aus des Herzens Tiefen Deine seidne Brust empört?

Freue dich/ daß du kein Mensch geworden/ Zwar wir rühmen besser uns als du. Aber manchem aus dem hohen Orden Fehlt der Seele Glück und Ruh.

6r Schmerz und Freude; ja sie weg uns beide-, Die Natur; kaum, daß uns Freude winkt, Vebl die- Wage schnell, und ach! des Leides Dolle, schwere Schale finkt. krlß wich Lyper, geh hinaus und fange Alle Mäuschen, die dein Fuß erreicht, Ich will einsam trauren, bis die bange Kummerwolke von mit weicht.

Dilthey

Nach Lesung eines satyrischen Aufsatzes von Sch — in der Migerpa. Des Satyrs Geissel schmerzt vom Rosenstrauch

am meisten, Wer nur den Knieriem führt, der bleibe ja bei'm Leisten.

R.

6r Schmerz und Freude; ja sie weg uns beide-, Die Natur; kaum, daß uns Freude winkt, Vebl die- Wage schnell, und ach! des Leides Dolle, schwere Schale finkt. krlß wich Lyper, geh hinaus und fange Alle Mäuschen, die dein Fuß erreicht, Ich will einsam trauren, bis die bange Kummerwolke von mit weicht.

Dilthey

Nach Lesung eines satyrischen Aufsatzes von Sch — in der Migerpa. Des Satyrs Geissel schmerzt vom Rosenstrauch

am meisten, Wer nur den Knieriem führt, der bleibe ja bei'm Leisten.

R.

An die Etikette. 1791.

Ich

länger dir gehorchen? das Sklavenjoch,

D>e Ketten länger tragen? Ha, wähne nicht, Daß jedes deutschen Mannes Arme

Mir dem entnervten Geschlecht erschlaffen! Zu lange frib'nt ich schimpflich den Götzendienst Am Dolkumströmten Altar, da wuchs mein Geist, Da schärkte sich mein Blick, da schwanoen

Alle Phantoms von deiner Gottheit. Woher die Gottheit? falsche Betrügerinn!

Natur ward nie die Mutter, sie kennt dich nicht. In Fülle blühen ihre Töchter; Dein ist des zitternden Arters Schwäche.

Fern in des Aufgangs Steppen gebahr dich einst Die Sklaverei; da jaucbtzt' der Unverstand,

D

Neberdruß verzoa jum Lächeln,

Sonst nur des Gähnens gewohnt, die Lippe-,

64Nun ragt dein Seevter über die Lander bin; An ihren tausend Strömen erhebt sich dir

Em Heiligthum, gebaut mir Trülimern

Niedergestürzter Naruraitäre, Mit unsinnvollen Sprüchen ertödtest du.

Die Kraft des Mannes: Opfer auf Opfer heischt Dein Machtgebot von Knab' und Iüigling

Bis der gefesselte Geist verarmt ist. Den Kuß, der schon auf bebender Lippe zuckt. Den scheucht dein kalter, schrecklicher Blrck zurück,

Den Arm, der gern den Freund umschlänge, Lähmst du mit eisernem Scepterschlage. Die Liebe zittert, wenn sie dein Auge trist,

Sn tausend Schleier hüllet die Wahrheit sich;

Vor deinem Gifthauch flieht erschrocken, Und mit zerrissenem Kranz, die Freude. — O schändlich, Brüder, fühlt ihr die Ketten nicht? Den Druck der übermüthigen Herschrin.r?

Ermannt euch! recht die Tempel nieder! Flamme verzehre den Gotzerialtar!

Daß

Daß diese Aftergötkinn die Folgezeit Nicht fürder nenne, daß den Entarteten, Der fürder noch das Knie ihr beuget, Lachen und zischender Hohn verfolge. -» Umsonst! — Cie strömen feiernd den Tempeln zu. So gebt, ihr Sklaven! Feder und Band und Stern Sind bunte Zeichen eurer Knechtschaft: Kniet euch rounb. an dem Götzenthrone!

Vergeßt auf ewig jegliches Vollgefühl Der Menschheit! mordet frevelnd der Seele Lust! Hascht ewig nach dem Kelch der Freude, Fasset ihn nimmer, und lechzt, und sterbet!

Nur mich soll nimmer wieder der Säulengang Im Götzentempel locken, von meiner Hand Des Unsinns Räuchwerk aufgestreuet, Nimmer den Dust an die Decke wirbel». Ich ruh' der Immer jungen Natur im Schooß; Ich sink' an ihre» Buse»; die Schwanenhaud Der holden Göttinn fuhrt den Liebling Ger» zu den Höhen der Lust und Freiheit. E

Don ihnen blick' ich nieder ins Thorheitsthal, Und seh' dem bunten Haufe» mit Lächeln jur Doch ister lockt der Killen Weisheit Dämmernder Hain mich in seine Schatte».

E. C. Bindemann.

Am 24sten Jan «ar §aßt in weltbürgerlicher Zunft,

Uns jährlich Friedrichs Fest erneuern! Wir wollen seinen Jahrstag feier» Als den Geburtstag der Vernunft.

H-

Don ihnen blick' ich nieder ins Thorheitsthal, Und seh' dem bunten Haufe» mit Lächeln jur Doch ister lockt der Killen Weisheit Dämmernder Hain mich in seine Schatte».

E. C. Bindemann.

Am 24sten Jan «ar §aßt in weltbürgerlicher Zunft,

Uns jährlich Friedrichs Fest erneuern! Wir wollen seinen Jahrstag feier» Als den Geburtstag der Vernunft.

H-

Der Sappho Zuruf an sich. Es ist genug! Er stiehl, er scheuet Deine Blicke. O rufe die Vernunft zurücke! Sei Dein, und heile Dich von einer RasereiBleib' seiner Freundschaft ewig treu;

Nur drück' in Dir die Liebe nieder.

Zu ernsthaft für die Tändelei, Ist ihm Dein Seufzen mehr zuwider, AIs Dichtern die Pedanterei.

Er kommt nicht: darfst Du mehr Beweise? Du thatest oft um seinen Kuß Gern eine meilenweite Reise; Und ihm ist dieser Gang Verdruß.

Es ist genug! Hör' auf zu lieben.

Antwort. Ach! lehre mich zuvor G.walt

An meinem warmen Herzen üben:

Denn kaum wird es im Grabe kalt.

A. L. Karschinn

Werntrut von Schottenstein. Ballade.

Conrad Schott von Schottenstein, Der Reiterstückchen müde, Saß mit dem einz'gen Tichrerlein Auf seinem Schloß in Friede. Werntrutchen war sein Trost- denn ach! Der Hausfrau Lodtenbeine Verwahrte langst der Sarkophag Dom schwarzen Marmelfteme. Schon lange chatt' er, alt und siech,! Mit keinem Nachbar Hnder; Nur hegte Wiederolf von Giech Noch Groll in^jeder Ader: Der hatte mit dem wackern Schott, Die Lanz' einmal gebrochen, Und dieser ihn, der Welt zum Spott, Von seinem Gaul gestochen.

Drob wühlte Rachgier ungestüm Dem Giech in allen Nerve»:

Er lauert' oft, um nieder ihm Knecht' «der Gut zu werfen,

Durch Rinderkeerden hie und dort Sein Kornfeld adzuatzen. Dock ließ sich Kunz') durch allen Tort

Nicht in Bewegung setzen.

Einst lacht' im schöne» Vogtland rings

Der Frühlingstage hellster: Aus ihrer Hülle kroch die Sfinx, **)

Und Grasemück' und Elster, Fing im besonnte» Taimenhai'n

Scho» heimlich an zu brüten,

Und alles prangt' um Sch orten stein Mit grünem Reis und Blüthe». Da sehnt' im Herzen inniglich,

Zu hören Waldgesänge, Das wunderschöne Lrutchen sich;

Doch war der Alte strenge *) 'S. i. Conrad. **) Der Abendvogrl.

70 „Laß Väterchen für mich einmal

„Den Zug der Brücke nieder! „Dort unten schallt's so süß int Thal,

„Und Erdbeer'n dlühn und Flieder."

Gie bat so san't; er willigt' ei«; Doch rief er noch vom Svllerr „Nur nicht;u weit, Du gehst allein,

„Mein bestes Trutchen!" schneller Tanzt' ihr das Herzchen in der Brust;

Denn freilich hinter Mauern Hat solch ein Wesen wenig Lust

Den Frühling t» vertrauern.

Als sie int Wald' sich nun erging, Und wilde Nelklein pflückte,

Entglitt der güldne Fingerring

Der schonen Hand.

Sie bückte

Sich lang', und sucht' im Halmgemisch, Verlor sich immer weiter.

Schnell sprengt' au« d-chtem Kiehugebüsch Voroei ein wilder Reiter.

Die Maid erschrickt, wird weiß wie Kalk, Ihr zittern alle GliederMil einmal schwebt ein großer Falk Zu ihren Füßen nieder; Er trug am Hals' ein Scharlachbanb, Worauf gestickt mit Golde V. 6. nebst einer Jahrzahl stand; Deß wundert sich die Holde. Werntrutche» ach.' entflieh! entflieh! Hirst Dü das Waldhorn blasen? Sie eilet; bald umschnarchen Sie Der Koppelhunde Nasen. Erstaunt ist Ritter Wiederols In diesen wilden Gründen, Sonst nur besucht von Ur ♦) und Wolf, Solch schöne- Weib zu finden.

„Willkommen, Fraulein! so allein? „Der Fall ist wahrlich eigen." „O! wollst de» Weg nach Schottenstei», „Gestrenger Herr, mir zeigen!" *> Auerochs.

73

„Wohin? — nach Schotteusteh«? — ahal „Erschrick nicht, junges Blütchen! „So i- ja wohl Herr Conrad da

„Dein Vater? Du sein Lrutchen?"

„Ja! Ritter," spricht das Fraulein tart, Geschmückt mit Engelreitzen. Giech murmelt in den Iwickelbart„DieK Vögelchen ru beitze« „Verkost ich nicht. Nun, alter Kun>, „Jü'S Zeit auch mich >u rächen, „Und das recht derb! wir mußten UNS „Doch endlich wieder sprechen.

„Dein Allerliebstes hab' ich hier, „Ha!-a! in meinen Hände»;

«Aus Dankbarkeit sür Dein Turnier „Will ich's aus immer schänden!" Sem Auge funkelt wild und glüh,

Er will sie frech umarmen. Es war, als raunt' ihr einer tur Für Dich ist kein Erbarmen.

73 „Herr! spricht sie schnell, laß schnöde Brunft „Mein Kleinod nickt beflecken!

„Dann will ick eine Zauberkunst „Dir im Dertrau'n entdecken!

„Machn Du mir heut ei» neu Geschenk „Mit meinem Jungfernkranze,

„So mach' ich fest Dich künftig, denk!

»Fest gegen Schwerdt und Lanze."

„Öbo! rief Giech, wie schlau DU bist! „Von solchen Possen schwatze

„Nur mir nichts vor!" „Nein, Herr! es ist

„Dir wahrlich keine Fratze! „Im ganzen heil'gen Reiche weiß

„Das Zauberstückchen keiner; „Jüngst lernt' ich es mit großem Fleiss

«Don einem Trupp Zigauner.

„Mein MSchen Leben wollt' ich hier

„Sogleich zum Pfande setzen:

„Doch kann mich selbst, versuch'- a» mir! „Kein Mordgewehr verletzen."

74Hm! denkt Herr Wiederolf, durch solch Ei» Ding berühmt zu werden Belohnt die Müh': er ruckt den Dolch, Und Werntrut — sinkt rur Erde». Das Blut entstürjt dem Busentuch; Sie schließt ihr Aug' und röchelt. Der Bösewicht bemerkt de» Trug, Schwingt sich aus'S Roß, und lächelt. „So oder so, mir immer gleich, „Konnt ich de» Muth nur kühlen; „Und Du, Freund Schott! sollst diese« Streich „Gewis ein Weilchen fühle»."------

Und Conrad riß sein Haar in Wind, Errieth den blut'gen Thäter; Erst jammert' er - mein Kind! mein Kind! Kann brüllt' er - Weh! und Jeter! Der Mörder Wiederols verschwand; Don Reu' und Angst getrieben Floh' er umbet von Land zu Land; Gott weiß, wo er geblieben? F. W. A. Schmidt.

An die Horen. (Bei Ankündigung der bekannten Zeitschrift.)

1794. O willkommen bei uns, ihr langsamwandelnde» Horen, Dringet die griechische Zeit gütig uns wieder zurück! Führt uns den blumigen Pfad! — wir stiegen auf Klippen der Staatskunst, Irrten in des Systems finsterer Krümmung umher. Windet der Menschheit Kran;! — Noch blühe» am Hügel die Rosen, Und es reichen sie euch eure Geweihetem zu.

E. C. Bindemann.

76

An—bei Ueberreichung einiger Feldblumen.

Äuch ohne Dein Geheiß, bringt, um Dich lieb­ zukosen, Cytderens Sohn, Dir, Veilchen, Nelcken, Rosen,

So schön sie nur der junge Lenz gebar,

Als Opfer Deiner Reize, dar; Dock traue nicht dem freundlichsten der Götter, Denn Dornen birgt er unter Rosenblätter. Und sein Geheck bringt sicher Dir Gefahr,

Ke n Talismann vermag es, Dich zu schützen/ Du wirst Dein Herz an diesen Dornen ritzen. —

Nimm lieber diese kleinen Blumen hinDie Freundschaft Dir in einem Strauß gebunden, Sie blühn zwar nicht so schön, als Amors Rosen blühn, Doch welken sie bafür auch nicht so schnell dahin,

Und. haben keine Dornen, zu verwunden. Carl Müchler.

An G. W. Burmann. AlS derselbe ihm auf dem Klavier vorspielte.

Ob Deinem Saitenspiel muß ich vergehen.

Du lösest ganz mich in Entzücken auf; Du zauberst mich in unbekannte Höhen

Dom Erdball heb' ich mich, doch in der Sterne Lauf. Du hörtest den Gesang der Himmelsspharen Und trägst ihn nun uns Wonnetrunknen vor; Euterpe muß Dich Göttlichen verehren

Urania lauscht Dir mit rieftrstauntem Ohr.

Du rasest in dem Ozean der Töne; Kein Wintersturm erschüttert weiter so; — Und Orpheus klagte nicht um seine Schöne Den Furien so sanft, wie Dein Adagio.

0 Schöpfer solcher reinen Harmonien, Die nur ein Gluck, ein Händel so erfand; 0 hör nun auf mit Deinen Phantasien, Und laß mich Seligen in Edens Feenland.' v. Voß.

Kunr vnd Hin;.. S. Wie 'kommt- dock, daß es mit Gevatter Hill,

Dem Seiler, nicht recht vorwärts will? H. Weil er das Gehe» nicht versteht. Und immer vor, nicht rückwärts geht.

Theodor Heinsius.

0 Schöpfer solcher reinen Harmonien, Die nur ein Gluck, ein Händel so erfand; 0 hör nun auf mit Deinen Phantasien, Und laß mich Seligen in Edens Feenland.' v. Voß.

Kunr vnd Hin;.. S. Wie 'kommt- dock, daß es mit Gevatter Hill,

Dem Seiler, nicht recht vorwärts will? H. Weil er das Gehe» nicht versteht. Und immer vor, nicht rückwärts geht.

Theodor Heinsius.

Berlin vn d Schwedt. An Henriette L.. zu Berlin.

1795* Reuen sollt' es mich je, von de» Schwelle» der prächtigen Hauptstadt Weit in der schönen Provinr schönerem Städt­ chen ;u seyn? Reuen, daß mir nicht mehr die Paliäste den Him, mel verbauen. Neidische Zinnen sogar bergen den Saum deGewölks? Daß in der staubigen Lindenallee de» verdrüßliche» Wandler Nicht mehr knisternder Taft farbiger Thore» umrauscht, Dder, wenn er flch Lieder ersann für das freundliche Mädchen, Aus dem Arkadische» Traum Wagengeraffel ihn weckt? —>

s-> O willkommen! so ruf' ichmit jeglichem Morgen rum Fenster Ueber den Strom hinaus, wo sich der roth« liche Strahl, Welcher vom waldichte» Hügel herabbliyt, schim­ mernder spiegelt, Sei willkommen, o Tag, freundlicher Him­ mel, du auch! Denn hier blick' ich umher vom Aufgang nieder rum Abend; Klein ist die Wolke fürwahr, welche das Städtchen verdeckt, Frei ist die Lust, und die Straßen hinab blinkt lieblich des Stromes Wankendes Gold,, und es weht schlängelnd der Wimpel des Kahns. Ober du Hirst, wen» brausend der Nord herstür, met $ur Herbstjeir, Auch am fernesten Thor kämpfender Welle» Geräusch. Frischere- Grün nickt buschig herab in den kleinen Alleen, Sie-

8i

Siedelnde Finke» verscheucht immer der Wan­ delnden Lärm. — Arme Bewohner des großen Berlin-, wie müßt ihr euch müden, Eh' der ermattete Fuß Rasen und Erde betritt! Ach, und lohnet den Schweiß die weitvervdete Sandflur, Oder da- Blachfeld wohl, welches der Him­ mel begrenzt? Lohnt ihn d«S künstlichen Parks hochlaubichter Gang, wo die bunte Menge mit flitterndem Putz Einfalt des Hay­ nes verhöhnt? — Hier in dem freundliche» Schwedt enteilen wir bald den gedrängten Häuserreihe», und schnell geht es die Brücken hinab, Weich in dem Steige des Damm», den Weide» und Eichen beschatten, Wo sich der lustige Staar schaukelt auf wie­ gendem Zweig. Liebliche Düfte de- Heus umschwebe» uns; Lieb­ chen entdecket F

82

Singende Mäher im Thal, bleibt an den User mir stehn, Oder sie zeigt in der Ferne den Kahn voll scher-

seither Mädchen, Welche die Kannen mit Milch eben am Ufer gefüllt.

Jetzo verbreiten sich weit, gleich Wolkengebirgen, der Oder Prächtige Hügel: wer klimmt hurtig den ersten hinan?

Ruh'n wir auch öfter uns aus, und mahn' ich mit Küssen die Müde, Ha! wie lohnt es sich, hier oben am Gipfel zu ruh'n!

Breit ist das Thal, weitherrschend umkreis't das >Auge die Gegend, Bis zu der fernesten Flur Nedelumzittertem

Grau: Traulich breitet der Fluß die verschlungenen sil­ bernen Arme Ueber die Inseln, und küßt Blumen und jun­

ges Gesträuch.

Hier, wo kühligerWestnut derLurteltauben Gegirre

83 Sekte» de- schweigenden Hayns heilige Stille durchbricht, Stehn wir und schau», und der Gegenwart Se­ ligkeit mischet mit stiller Sehnsucht derer, die fern unsrer gedenken, sich dann. — Güte, Du sehlcst uns auch: so wünscht man am sonnigen Abend Ueber den Hügel de» ferndammernde» Mond sich heraus. Komm, v komm, laß ander» de» goldenen Ker, ker! Wie mögen DochPallaste dasHerr wiegen in süßen Genuß, Wie das Gedräng' und des fremden Gesichts unstäteS Erscheinen! Hier in den Nelken des BergS eine Minute geruht, O! wie mißtest Du willig dafür das Getümmel der Straßen, Oder des Schauspiels Pracht, sammt -cm ge, künstelte» Park! Komm, wenn wieder der Mai die schwellende» Knospen entfaltet, F»

Wenn in dem Schlehengebüsch flötend die Nachtigall klagt! Schweigend feiert die Flur die ersehnete Stunde der Ankunft, Leiser rauschet am Weg' ebengebohrenes Laub, Langsam rudert der Kahn, und der leichtaufhüpsende Goldfisch Bildet im spiegelnden Strom kleinere Ringel sich nur. Komm! — in dem reinlichen Gärtchen di s Pfarrhofö

blühet oer Birnbaum, Leicht von der Biene berührt taumeln die Blüthen herab. Schön sind die Steige geharkt, und es fleht auf grünendem Rasen

Wartend der rauchende Tisch; Minna dieHolde dabei, Die zu dem wirthlichen Mahl mit den freund­ lichen Worten Dich ladet, Und an den Busen gedrückt gern ihr Willkom­ men Dir sagt. E. C. Bindemann.

Der Wunderthäter. Der Kuper Steffen, ohne Spaß,

Thut nie erhörte Wunder -

Er rapiet aus demselben ^aß Oft Landwein und Burgunder.

HerklotS.

Gezwungener Besuch. Einmal im Jahr besuchst Du mich Und einmal auch besuch' ich Dich; Warum sollt' ich es Dir verhehlen?

Ich quäle mich, um Dich i« quälen

5 — 0.

Der Wunderthäter. Der Kuper Steffen, ohne Spaß,

Thut nie erhörte Wunder -

Er rapiet aus demselben ^aß Oft Landwein und Burgunder.

HerklotS.

Gezwungener Besuch. Einmal im Jahr besuchst Du mich Und einmal auch besuch' ich Dich; Warum sollt' ich es Dir verhehlen?

Ich quäle mich, um Dich i« quälen

5 — 0.

Der Ma i 1795. An Henrietten.

Aort, Liebchen, mit dem Winterpeljk Der West umliebelt Dich. Allegro tönt im Birkgehilt Beim frühen Vogelstrich. Und täglich färbt der Wiefe Schmelj, Die Heide frischer sich. s komm in's Gärtchen: munter kriecht Die Raup' am Lindenbast; Der erste Schillebeld umfliegt Des Birnbaums Narbenast, Und warmer Frühlingsodem wiegt Der Blüthe Dunenquast.

0 komm in's Freie: fröhlich schift Der Schwan auf unsrer Spree; Der Wafferblümchen Leiijgedüst Umhaucht den Unkensee,

Und auf der weichen Gänsetrist Sprießt Honiggras und Klee. D sich! wie Alles weit und breit. Von lindem Schmeichelwind Mit Wonnebluthen überstreut. An warmer Sonne minnt! Vom Storche bis rum Spatz sich ftcu't, Vom Karpfen bis rum Stint!

Weh dem, der itzt bei Städtertand Den Mai verlieren muß, Nicht wandeln kann am Luellenrand, Umkränjt von CytisuS, Noch ruh'n, wie wir, an Heckenwand Bei Els' und Wassernuß! F. W. A. Schmidt.

Das Veilchen und die Distel Ätt dem geschwätzige« Vach blüht lieblich dust tcnb das Veilchen Wenige Tage; doch blüht lange die Distel im Wald. Mädchen suchen da» Veilchen gebückt zum Schmucke des Busens, Keiner würdigt di« stoljprangende Distel des Blicks. Streu' als Veilchen Geruch, und stirb am Buse» der Unschuld, Um ein Leben so lang neide die Distel nur nicht. L. L. P fe st.

An die Ruhe. •£)olbe Göttin! trockne Du die Thräne, Die dem mattgeweinten Aug' entfällt!

Komm, o HiwMelStochter, und versöhne Den Detrognen wieder mit der Welt. Laß Zufriedenheit sein Herz umwinde»,

Die 6ie8: Menschenwesen ihm entriß, Laß ihn Derne Pfade wiederfinde». Die er, ach, um eitlen Tand verließ.

Hofnung täuscht' ihn, in dem Erdgewimmel Fröhlicher bei Fröhliche« zu seyn, Und der Menschen rauschendes Getümmel

Lud zum frohen Mitgenuß ihn ein. Und er folgte gern dem süße» Triebe,

Schloß sich dichter ihren Zirkeln an, War mit reiner warmer Bruderliebe Seine» Menschenbrüdern zugetha»,

Strebte kühn, ihr Jutrau'n zu erringe»/

Und bei ihrer Lust sich zu erfreun/ Scheute nicht/ in ihre Gunst zu dringe»/

Unter Thvnchten ein Thor

seyn.

In der Menschen fröhlichen Gewühls Sucht' er Freuden der Geselligkeit/ Suchte bei dem bunten Gauckelspiele Noch die Wonnebilder goldner Zeit.

Und er fand im Glanzersüllten Kreise Nicht für^ seine Wünsche den Genuß/ Statt geträumter beffrer Lebensweise Trägen Unmuth nur und Ueberdruß/

Stakt der holden Freude/ Misvergnüge»/ Und den Argwohn/ statt der Offenheit/ Statt der fremdgewordnen Wahrheit, Lügen,

Statt des Herzgesühles, Höflichkeit. Nicht für dieses Weltgewüh! geboren, Stand er bald, verschmäht, verkannt, allein Und die Menschen spotteten des Thoren,

Der es nicht verstand, ein Thor zu seyn.

Gern entsagt er nun dem lauten Schwarme. Seines Trübsinns Wolke $u zerstreun, Strebt' er weiser nun, an Freundes Arme

Nach der süßern Lust, ei» Freund tu sey». Nach des Lebens seligerm Genusse,

Wenn die Seel' in Seele sich ergießt, Und entrückt, beim treuen Bruderkuffe, Freund und Freund sich alles, alles ist;

Wähnte so, int trauten Herrvereine

Süßre rebensfteude» $u erspähn, Und in heil'ger Freundschaft Himmelsscheine Frvher seinen Lebenspfad j» gehn. —

Doch umsonst! Der Wahn, der ihn umschwebte.

Schwand dahin, ein eitles Traumgesicht! Und die Seligkeit, nach der er strebte.

Fand er unter diesem Monde nicht.

Liebe traf ihn, und ein neues Leben Bebte glühender durch sein Gebein,

Gab ihm Muth, und eifriges Bestreben, Seines theuer» Mädchens werth r» sey».

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Da, da wurde feine Freude reiner, Brennender sein Durst nach guter That, Da erschien ihm jede Mühe kleiner Auf des Ledens mühevollem Pfad.

Jedes Menschenantlitz schien ihm besser, Lieberrswerther jede Kreatur, In des Mädchens Blick die Tugend grösser, Und in ihrem Lächeln die Narur.

Heiß und rein war seiner Liebe Feuer, Nie vom kleinsten Unbestand getrübt. Jnn'.g Isen’ er; inniger und treuer Hat kein-Erdensohn ein Weib geliebt. Ach! für einen Blick der Gegenliebe

Schien die Welt zum Opfer ihm zu klein — Und ihr Herz blieb kalt für seine Triebe,

Und ein süßrer Schwätzer nahm es ein.

Da, da war ihm, selbst im Frühlingskleide Nicht mehr reizend die beblümte Flur, Und der Himmel hatte keine Freude, Keinen Trost die lächelnde Natur.

Quaalempfindmra wurde sein Entzücken,

Bittrer Unmut!) die Zufriedenheit,

Da entschwand die Hofnung seinen Blicken,

Und der Glaube an Unsterblichkeit. Komm, o komm! und lächle Trost dem Müden,

Heißersehnte, langentbehrte Ruh! Fächle seiner Seele süßen Frieden

Aus Elysiums Gefilden zu.

Komm zurück aus Edens Rosenthals Wo die silberhelle Lethe quillt, Reiche lächelnd ihm die goldne Schale

Mit dem süßen Jaubertrank gefüllt.

Daß dies Gauckelspiel dem Blick entschwinde. Das den Menschenhaß ins Herz ihm goß,

Er die süß're Freude wiederfinde, Die er einst in Deinem Arm genoß.

Daß ihn nie ein leiser Wunsch bethöre.

Von Erinnerungsbildern aufgeweckt, Daß kein Erdentand ihn wieder störe,

Wenn Dein sanfter Flügel ihn bedeckt.

k)4 Holde Göttinn, send' ihm Deine» Frieden, Nimm Dich wieder des Verirrten an! Bi« er gan; von dieser Welt geschie-en Dich einst freudiger umarmen kann.

I. Heusinger.

Widerspruch. LouischenS Selbstgespräch.

Wie unser Pfarrer selbst sich widerspricht!

Michwarnt er oft; „Kind, liebt de« Heinrich nicht" Doch predigt stet« der wunderliche Mann; Wollt ihr die schönste Pflicht der Christen üben, So müßt ihr euren Nächsten lieben," — Und Heinrich wohnt dicht bei uns. an!

Carl Müchler.

k)4 Holde Göttinn, send' ihm Deine» Frieden, Nimm Dich wieder des Verirrten an! Bi« er gan; von dieser Welt geschie-en Dich einst freudiger umarmen kann.

I. Heusinger.

Widerspruch. LouischenS Selbstgespräch.

Wie unser Pfarrer selbst sich widerspricht!

Michwarnt er oft; „Kind, liebt de« Heinrich nicht" Doch predigt stet« der wunderliche Mann; Wollt ihr die schönste Pflicht der Christen üben, So müßt ihr euren Nächsten lieben," — Und Heinrich wohnt dicht bei uns. an!

Carl Müchler.

An Herrn Professor Namler. Berlin den Listen Febr. 1776.

Sie bartet Deiner mit Verlangen

Die neugeborne Kleinigkeit/

Vis sie von Dir auf Stirn und Wangen

Mit einem Kuß wird eingeweibt Zur Musentochter und zur Schülerinn der großen

(Erhabne« Dichter unsrer Zeit/ — Die dann noch glanzen/ wenn viel Thronen uw

gestoßen/ Viel Städte der Vergänglichkeit

Schon übergeben sind vom wandelbaren Glückt/ Und mancher Berg zum Thale ward- — Komm/ Dichter! komm/ und gib ihr einen jener Blicke/

Mit welchen Du die Eisenart Der bäurischen Gemüther zähmest. —

Ich wünschte/ daß Du durch Dein Lächeln beut

Die Finsterniß ihr von den Augenwinkeln nähmest.



Sie sind mit Falten überstreut.

Wie Augenwinkel der Matrone, Die siebzig Sommer schon gelebt-

Sag' ihr ein Wörtchen in dem feinsten Tone, Der von den Lippen sich erhebt;

Und gib ihr ejnen Deiner Nahmen, Zu diesem, den wir ihr bestimmt: Dann darf sie stolzer seyn, als hochgeborne Damen; Vornehmlich wenn Dein Arm sie nimmt,

Und an Dein Herz sie drückt, und dieses Herz beschließet Dereinst ihr wahrer Freund zu seyn, Don dem sie weise» Rath genießet

Im Wandel und Gesänge rein,

Im Umgang klug und angenehm und feilt, Und gegen sich nie zu gelinde,

Und gegen andere nie gar zu streng zu seyn. —

Dieß alles rede Du dem Kinde Mit Nestorlippen ein.

A. L. Karschinn.

A N Elisabeth. AbendS.

Da wo in sanftes Gelb der Safranschein verblaßt. Ein Schimmer von des Tages abgelegter Krone, Da weilt mein Ange fest; da winkt aus feuchrer Zone Dein Herr, Elisabeth, zwar traurig, doch ge, faßt, Zwar tiefgebeugt von seine- Kummers Last, Doch schmachtend nach des Grußes süßem Tone, Erhaben rwar, als wie bestimmt zum Throne, Doch zärtlich für den Freund, de» Du erkovre» hast.

Dortwallet schon, der Lieb'ein schöne- Zeichen; Es wallt der Abendstern aus weißem Wollenster, Wie schweigende- Gefühl aus reiner Brust, hervor. G

Ihm wird bas Glück, das uns beschieden, gleichen, DeS Lebens Damm rung wird uns sein blasses Licht Erleuchten twar, doch funkeln wird «S nicht, r.

Kreislauf der Stände.

Des reichen Schneiders Söhn würd Schreiber. Des Schreibers Sohn ward Advokat. Sein Sohn ward Rath, geheimer Rath, Und that es Grafen gleich an Staat. Der Sohn des Raths, ein Possriitreiber, Verlor sein Geld durch Spiel und Weiber. Sein Sohn thut, was sein Ahnherr that. Und naht als Schneider seine Nath. HerklotS.

Ihm wird bas Glück, das uns beschieden, gleichen, DeS Lebens Damm rung wird uns sein blasses Licht Erleuchten twar, doch funkeln wird «S nicht, r.

Kreislauf der Stände.

Des reichen Schneiders Söhn würd Schreiber. Des Schreibers Sohn ward Advokat. Sein Sohn ward Rath, geheimer Rath, Und that es Grafen gleich an Staat. Der Sohn des Raths, ein Possriitreiber, Verlor sein Geld durch Spiel und Weiber. Sein Sohn thut, was sein Ahnherr that. Und naht als Schneider seine Nath. HerklotS.

Der kleine Gottfried an seine Schwester Allwina, als wir ihren sechsten Geburtstag feierten.

Komm, Schwester, komm in Garten I Die Welt ist grün und schönWeg Puppen, Küch' und Karten! Schön ists, spazieren gehn. Wir wollen Blume« pflücke» Und woll » uns festlich schmücke«, Und «ollen fröhlich seyn An dem Geburtstag Dein!

Sieh' da ein Haydenrößlei» Hoch dem Hambuttenast Steig nieder, liebes Aißlei« Dom rarten Mutterast k Sreig nieder, trautes Blümchen Und kränze mein Allwinchenr Du bist so frisch' so grün! So soll auch Winchen biu^n! G *

Siehst Du an jenem Busche Die weiße» Blümchen blühn? Wie heißt das weiße Blümchen? Mich bäucht, «S heißt Jasmin! D« liebliches Jasminchen, Komm, krälije mein Allwinche»! Du bist so weiß, so rein! So soll auch Winchen seyn! Sieh' da ein niedlich Blümchen, Getüpfelt weiß nnd roth! •) Es steht ans jedem Blättchen Geschrieben: Gott! Gott! Gott! Merkst Du des Blümchens Lehren?, Wen soll'« wir Kleinen ehren? Wen lieben bis in Lod? De« guten Vater Gott!

Siehst Du das Blaue droben? Da wohnt der liebe Gott! Und schaut herab von oben, Und ist so gut! so gut! *) Die Iehovahblume.

Er schenkt uns schöne- Wetter, Die Blumen und die Blätter,

Und Korn und Obst und Wei» Und Sonn-und Mondenschein!

Nun, lieber Vater, höre Des kleinen Gottfrieds Flehn:

Laß Winchen lange leben.

Und laß ihrs wohlergehni

Vorüber, ach vorüber Laß gehn das böse Fieber,

Und schenk' ihr frohen Muth,

Und frisch gesundes Blut. Doch Schwester, komm t« Hause!

Die Lichtlein winken sein.

ES geht, es geht rum Schmause, Zu Kuchen Reiß und Wein.

Nun woll'n wir tapfer essen,

All Herzeleid vergesse», Und froh und fröhlich sey»

An dem Geburtstag Dein! Ludwig Theobul Kosegarteu.

Die Ptchelsberge bei Spandau. An Herrn Geheimen Sekretär Herzberg in Berlin,

lebendig schwebt vor meiner Phantasie Der Festtag noch, der uns vom Lager körnte, Der uns, bethaut von Morgennebel, früh, Auf jene Hvh'n, voll Geistergrau'n entfernte. Was sand ich o! für Dich, Melancholie,

Dort für ein Uebermaaß der reinsten Erndtek

Dort war's, wo Wodan einst kn greiser Zeit In der Alrune Ohr die Zukunft hauchte,

Wo einst der Priester EeutS im Feierkleid Des Messers Kling' in's Blut des Widders tauchte. Wo sühnend einst, dem Heidenaott geweiht,

DaS Opferthier aus hellem Holzstoß rauchte.

Do t war's, wo sonst im sichern Diebesloch, Tron Schwerdt und Strang und allen Frevelrachern, Der F'ullian der Vorzeit hcf) verkroch, Und Schnippchen schlug bei vollen Mosterdechern;

log

Dort blutete der Pilgrim: sah'st Du noch

Die Schädelrest' in jenen Jltisivchern? Ei« Myriadenheer von Digeln nährt

Das Waldthal mit Wacholderbeer'» undWiepen. *) Dort wanken Vogler nur, auf deren Hcerd

Verführerisch die blauen Meisen piepen, Und seltner arme Weiber, noch beschwertMit abgestürmtem Raffhvlr in den Kiepen.

Wenn irgendwo ein scheuer Berggeist haus'», S« muß er dort in finst'rer Wüste lauern;

Was ist's, das sonst das Wipfellaub durchsauf't? Vernehmlich ächi't aus Sturmund Wetterschauern?

Was packt' «ns sonst mit unsichtbarer FauA In jenes Götzentempels öde» Mauern?

Geht dort einmal ein müder Wand'rer irr',

So muß er Lage lang von Vogelkirsche» Sich sättigen, erschreckt ost vom Geschwirr

Des Federwild's, begafft von Reh'n «nd Hir­

schen, *) Hagebutten, die Früchte der Rosa caitina. Linn.

IOZj.

Noch glücklich, wenn aus dickem Dorngewirr

Der Bache Hau'r ihm nicht entgegen knirschen.

Er rettet selbst auö dieser Wildniß Grau'l Sich nie zum Pfad hinaus, und überschrie' er Auch gleich der wilden Katze Nachtgeheul, Bis ihn der Jager leitet, oder früher Vielleicht im Thal des Klafterschlägers Beil

Sein Kompaß wird und fernes Roßgewieher.

Zwar von des Urnenbera's verrufner Kluft,

Die wilder Apfelbaum und Schleh'n umdunkelß Und deren Zugang Regen abgestust, Hört man im Dorf' viel Wundersames munkeln -

Dort, hingebannt durch Hexenzauber, ruft

Ein Ries heraus, sobald die Sterne funkeln. Doch hätt' ich, Trotz dem Grimm deSTöckebold's, Der dorr, wie im Asyl, keck und vermessen 5)en Waller neckr, so gern auf Wurzelholz,

Voll gelben Sand, bis in die Nacht gesessen; Ja! harr'auf.Dich, Gefühl der Schwermutd, stolz,

Ein Weilchen selbst mein Hüttendach vergessen. —

io5

Raubt' einst der Tod mir Weib und Kinder fort: Was könnte dann mich noch an Menschen binden?

Dann Welt, ade! Nach jenem Schauerort Würd' ich mich still durch Dorn und Nesseln winde»; Der kernen kieben darrend, sollte dort Der Knöchler mich mit offnen Arme« finden.

K. W. A. Schmidt.

Der Diamant. An der Wimper de- Armen ding ich als Thräne;

der Reiche

Nahm mich begierig, und bald ward ich ein Stein.

£. £. Pfest.

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Raubt' einst der Tod mir Weib und Kinder fort: Was könnte dann mich noch an Menschen binden?

Dann Welt, ade! Nach jenem Schauerort Würd' ich mich still durch Dorn und Nesseln winde»; Der kernen kieben darrend, sollte dort Der Knöchler mich mit offnen Arme« finden.

K. W. A. Schmidt.

Der Diamant. An der Wimper de- Armen ding ich als Thräne;

der Reiche

Nahm mich begierig, und bald ward ich ein Stein.

£. £. Pfest.

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Sptttnerlied für Wilhelmine». 1795.