Die Mundart von Aniane (Hérault) in alter und neuer Zeit [Reprint 2020 ed.] 9783112324820, 9783112324813


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German Pages 306 [324] Year 1917

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Die Mundart von Aniane (Hérault) in alter und neuer Zeit [Reprint 2020 ed.]
 9783112324820, 9783112324813

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BEIHEFTE ZUR

ZEITSCHRIFT FÜR

ROMANISCHE

PHILOLOGIE

B E G R Ü N D E T V O N PROF. DR. G U S T A V G R Ö B E R F

F O R T G E F Ü H R T UND HERAUSGEGEBEN VON

DR. ERNST HOEPFFNER PROFESSOR

AN DF.R U N I V F R S I T Ä T JF.NA

LXI. HEFT OTTO

ZAUN

DIE MUNDART VON A N I A N E (HÉRAULT) IN A L T E R UND NEUER ZEIT

HALLE A. S. V E R L A G VON MAX NIEMEYER IQI7

DIE

MUNDART VON ANIANE (HERAULT) IN ALTER UND NEUER ZEIT

VON

OTTO ZAUN

HALLE A. S. VERLAG

VON MAX 1917

NIEMEYER

Vorwort. Us acostumat escuia fais farlar. L e y s d'Amors II, 386.

Die G e g e n d , deren Sprache die vorliegende Untersuchung gewidmet ist, hat in der allgemeinen wie in der literarischen Geschichte eine gewisse Bedeutung. Die rein geschichtlichen T a t sachen sind bekannt: es genüge, daran zu erinnern, dafs A n i a n e 782 von W i t i z a , einem Sohne des Grafen von Maguelone, (später S a i n t - B e n o î t ) gegründet wurde, und dafs 22 Jahre später sein Freund und Waffengefährte W i l h e l m v o n A q u i t a n i e n (in der Dichtung „au courb nésgenannt) ihm als Stifter von G e l l o n e ins Mönchsleben folgte. Dieses Kloster ist berühmt geworden durch die W i h e l m s e p e n , ohne dafs zurzeit weder klargestellt wäre, welcher Anteil diesem historischen Wilhelm an der Bildung der Sage zukäme, noch auch, welche Rolle das Kloster Gellone selbst bei deren Verbreitung gespielt hätte. Die vorliegende Arbeit setzt sich nicht etwa zum Ziel, jede sprachliche Erscheinung historisch zu entwickeln. Das war nur möglich dort, wo das Material es erlaubte. In vielen Fällen hing e g e n , wo nur die älteren oder nur die jüngeren Formen zur V e r f ü g u n g standen, war eine streng sprachgeschichtliche Darstellung ausgeschlossen : daher der Untertitel „In alter und neuer Zeit". Die a l t e n Urkunden hoffe ich in Bälde zu veröffentlichen, während ich die m o d e r n e n phonetischen T e x t e vollständig im A n h a n g beifüge. Diese habe ich freilich nur nebenher in einigen Orten gesammelt; denn der Stoff zur Behandlung der neueren Mundart entstammt in erster Linie meinem F r a g e b o g e n , der für A n i a n e selbst 900, für G e l l o n e 800 und für die übrigen 5 Ortschaften je 250 Wörter und Sätze enthielt. Mein Hauptbestreben war natürlich, die heutige Mundart von A n i a n e in ihren Eigenheiten festzustellen. Dieses war nur möglich durch einen Vergleich mit der Sprache der umliegenden Dörfer ; d. h. es kam darauf an, unsern Hauptort gewissermafsen von allen Seiten her einzukreisen.

VI

Zu diesem Zweck genügte aber ein kleinerer W o r t s c h a t z D a i s sich hierbei interessante s p r a c h g e o g r a p h i s c h e Probleme boten, ist klar, nicht minder, dais ihre Behandlung der Darstellung mehr Abwechslung verleihen konnte; oft auch ermöglichte erst die sprachgeographische Betrachtungsweise die Beantwortung einer Frage, die vom rein historischen Gesichtspunkt aus unlösbar schien. Aus diesem Grunde habe ich nicht nur — trotz mancher Mängel — den A L F in höherem Mafse herangezogen, als es meist bei Dialektuntersuchungen geschieht, sondern auch häufige „Streifzüge" in andere Gegenden unternommen, um in deren Dialekten für schwierigere Erscheinungen des unsrigen eine Erklärung zu finden oder wenigstens Parallelen zu gewinnen. Ich war hierauf um so mehr angewiesen, als es mir nicht möglich war, mit phonetischen Instrumenten zu arbeiten und so zu jener dreifachen sprachwissenschaftlichen Methode zu gelangen, die M i l l a r d e t mit so viel Geschick befolgt hat. Nur einige wenige P h o n o g r a m m e 2 habe ich anfertigen können. Besonders hat sich der Mangel von Gaumenabdrücken mehr als einmal empfindlich bemerkbar gemacht. Ich darf mir somit nicht anmafsen, alle Laute richtig notiert zu haben; einige waren überhaupt schwer zu scheiden, auf andere bin ich erst durch das Studium der Phonogramme aufmerksam geworden. Schwierigkeiten machte auch die S c h e i d u n g d e r W ö r t e r , hier habe ich folgende Bezeichnungsweise gewählt: einzelne Wörter bleiben der bequemeren Übersicht halber stets getrennt, doch werden diejenigen Teile einer Expirationsgruppe durch Bindestriche verbunden, zwischen denen ein phonetisches Verhältnis irgendwelcher Art (Bindung, Elision usw.) besteht 3 . Zur Anlage des Ganzen darf ich folgendes bemerken. Die f r a n z ö s i s c h e n W ö r t e r sind unter den einzelnen Kapiteln der Lautlehre behandelt worden; ein zweites französisches Glossar (neben dem lateinischen) macht aber trotzdem einen ungefähren Überblick über die Ausdehnung und Behandlung der französischen Lehnwörter möglich. A d v e r b i a und P r ä p o s i t i o n e n sind im Wörterverzeichnis zu suchen. Eine S y n t a x als besonderen Teil anzufügen, war mir wegen des wenig umfangreichen Materials nicht möglich; ich habe daher nur hier und dort ein paar syntaktische Bemerkungen in die Formenlehre eingestreut. Schliefslich bleibt mir übrig, allen denen zu danken, die mir mit Rat und T a t zur Seite gestanden haben. Ich nenne vor allem: Herrn Prof. M i l l a r d e t in Montpellier, der mir die erste 1 Beim Abfragen der W ö r t e r habe ich stets darnach getrachtet, die A n t worten von mehreren Generationen zu erhalten, um so zwar alte, wertvolle Formen zu bekommen, diese aber zugleich als altertümlich zu erkennen und die Tendenz der Sprachentwicklung um so besser festzustellen. V g l . über diese F r a g e auch K r ü g e r , § 5, S . 7. * Im Laufe der Untersuchung unter den Nummern 1 — 2 8 angeführt. * Ebenso schreibe ich in den kopierten Urkunden l-ome, que-l anstatt l'ome und quel\ denselben M o d u s befolgt M i l l a r d e t .

VII

Anregung zur vorliegenden Untersuchung gegeben hat; Herrn Prof. S c h ä d e l in Hamburg, dem ich zahlreiche praktische Ratschläge verdanke; Herrn Prof. V o r e t z s c h , der mir bereitwilligst Rat und Auskunft erteilt h a t Aufserdem bin ich Herrn Oberarchivar B e r t h e l e in Montpellier verpflichtet, der mir in überaus zuvorkommender Weise beim Aufsuchen alter Texte behilflich gewesen ist, sowie Herrn Prof. G r a m m o n t , der mir freundlichst seine phonetischen Apparate zur Verfügung gestellt hat. Herr Prof. H o e p f f n e r hat die grofse Liebenswürdigkeit besessen, obgleich er selbst im Felde steht, meine Arbeit in die „Beihefte" der Zeitschrift für romanische Philologie aufzunehmen. Allen Herren, und insonderheit meinen hochverehrten Lehrern, spreche ich meinen tiefgefühlten Dank aus. Die Karten wurden nach meinen Vorlagen im Seminar für rom. Sprachen u. Kultur zu Hamburg von Frl. S t e i n h a r d t gezeichnet.

Inhaltsverzeichnis. Seite

Verzeichnis der häufiger angezogenen Werke

xul

Übersicht über die benutzen Texte, die besuchten Ortschaften usw. . Erklärung der phonetischen Hilfszeichen

.

xix xxi

Vorbemerkungen

I

I. Teil: L a u t l e h r e

6

A.

B.

Einleitung: Allgemeine Erscheinungen § I — 2 2

6

1. Übergangslaute § I — II 2. Umstellung (Metathesis) § 12—15 3. Präfix- und Suffixwechsel § 16—22

6 II 14

Vokalismus § 23—132

15

I . K a p i t e l : Allgemeines § 2 3 — 4 2

15

1. Anheftung des Artikels § 23—24 2. Abfall der anlautenden Silbe § 2 5 — 3 0

15 15

3. Diphthongierung § 31—39 . 4. Nasalvokale § 40—42

18 27



II. Kapitel: Die betonten Vokale § 43—74

29

1. Bet. / § 43 2. Bet. c § 44—48

29 29

3. Bet. f § 49—53 4. Bet. a § 54—63

33 34

5. Bet. (< § 64—66 6. Bet. o § 67—71

41 43

7. Bet. « § 72—74

44

III. K a p i t e l : Die nebentonigen Vokale § 7 5 — 1 0 4 1. 2. 3. 4. 5.

Nebenton. Nebenton. Nebenton. Nebenton. Nebenton.

i e a o ü

§ § § § §

. . . .

75—76 77—89 90—95 96—101 102—104

I V . Kapitel: Die naclinebentonigen Vokale § 1 0 5 — I I I . . .

47 47 47 56 59 61 62

X Seite

V. Kapitel: Die Nachtonvokale in Proparoxytonis. and Ausbleiben der Synkope) § 112—123 1. « § 113—116 2. e § 117—118 3. a § 119—120 4. 0 § 121 5. « § 122—123

(Eintritt

VI. Kapitel: Die unbet. Vokale im Auslaut § 124—132 1. a § 124—128 2. Sonstige Vokale § 129—132

64 65 69 69 71 71 .

.

C. Konsonantismus § 133—346

77

VII. K a p i t e l : Die Konsonanten im Allgemeinen § 133—165 . 1. Anorganische Konsonanten § 133—136 2. Doppelung von -/- und -«- § 137—139 3. Verhärtung von b, g, m § 140 —143 4. Mouillierung § 144 5. W a n d e l von b, d, g zu b, d, g § 145—149 . . . . 6. Rhotazismus § 150—165 VIII. 1. 2. 3.

Kapitel: Labiale Dentale Palatale

71 71 75

Die einfachen Konsonanten § 166—218 . . . § 166—177 § 178—195 § 196—218

77 77 79 83 84 86 88 101 101 106 120

I X . Kapitel: Konsonanten / und ij § 219—247 1. /-Verbindungen § 219—238 2. «-Verbindungen § 239—247

126 126 138

X. Kapitel: Konsonantengruppen § 248—346 1. Labialgruppen § 248—275 2. Dentalgruppen § 276—329 3. Palatalgruppen § 330—346

141 141 148 172

11. Teil: F o r m e n l e h r e

180

A . Das Nomen § 347—386

180

X I . K a p i t e l : Das Substantivum § 347—356 1. Genus § 347—35« 2. Kasusbildung § 3 5 2 3. Pluralbildung § 353—356

180 '8° 181 183

XII. K a p i t e l : Motion und Komparation des Adj. § 357—359.

187

X I I I . Kapitel: Die Zahlwörter § 3 6 0 — 3 6 1 XIV. 1. 2. 3. 4. 5. 6.

K a p i t e l : Die Pronomina und der Artikel § 362—386 Pron. personale § 3 6 2 — 3 6 5 Pron. possess. § 366 Pron. dem. und Artikel § 367—378 Pron. relativum § 379—382 Pron. interrog. § 383—384 Pron. indefinitum § 385—386

188 .

190 190 193 194 199 201 201

XI

Seite 302

B. Das V e r b u m § 3 8 7 — 4 3 5 X V . Kapitel: Allgemeine Erscheinungen § 387—389

.

.

.

1. U n t e r g e g a n g e n e Zeiten § 387 2. T e n d e n z e n d e r V e r b a l f l e x i o n § 3 8 8 — 3 8 9

202

X V I . Kapitel: Der Verbalstamm § 390—402

205

1. D e r S t a m m v o k a l § 3 9 0 — 3 9 2 2. D e r s t a m m a u s l a u t e n d e K o n s o n a n t § 3 9 3 — 3 9 5

305 . . . .

206

3. S t a m m e r w e i t e r u n g § 3 9 6 — 3 9 8 4. Verba m i t v e r s c h i e d e n e n S t ä m m e n § 3 9 9 — 4 0 2 X V I I . Kapitel: Die E n d u n g e n § 4 0 3 — 4 3 3

203 202

208 .

.

.

212 216

1. D a s V e r b u m infinitum § 4 0 3 — 4 0 8

216

2. D a s V e r b u m (initum § 4 0 9 — 4 3 3

218

X V I I I . Kapitel: Einzelne Verba § 434—435

232

A n h a n g I.

Zur ä l t e r e n S p r a c h e

240

Anhang I I .

Zur m o d e r n e n S p r a c h e

243

Noten zu den a u f g e z e i c h n e t e n I . i e d e r n

252

Verzeichnis der G e f r a g t e n

255

Wörterverzeichnis

258

A . Lat. W ö r t e r

258

B. Franz. W ö r t e r

271

C. Aus d e m A L F b e s p r o c h e n e K a r t e n

274

Nachwort

277

A n m e r k u n g e n zum N a c h w o r t

282

Verzeichnis der häufiger angezogenen Werke*. Nach dem Namen des V e r f a s s e r s angeführt, sofern nicht eine besondere Abkürzung angegeben ist.

A. Allgemeines. A G I t : Archivio glottologico italiano. Turin 1873 ff. A l b i » : I. A u g . V i d a l , Le Cartulaire d'Albi. R L R , X L V , 447—469. 2. ders., Délibérations du Conseil municipal d'Albi de 1372 à 1388. R L R , XL VI, 3 3 - 7 3 ; XLVII, 7 5 - 9 0 , 3 4 8 - 3 7 3 , 5 3 5 - 5 6 4 ; X L V I I I , 240—279, 420—470. A L L : Archiv für lat. Lexikographie. Leipzig 1883 fr. A M : Annales du midi. Toulouse 1888 ff. A n g l a d e , J., Le patois de Létignan (Aude), contribution à l'étude du languedocien moderne. Montpellier 1897. Sonderabdruck aus R L R , X L , 145—176 und 289—345. A s c o l i , G. I., Sprachwissenschaftliche Briefe-, Br. G ü t e r b o c k . Leipzig 1887. ASNSL:

Archiv für das Studium Elberfeld 1846 ff.

A y m e r i c , J., Le dialecte rouergat.

autorisierte Übersetzung von

der neueren

Sprachen

und

Literaturen.

Z R P h , III, 321—358.

B a l c k e , C., Der anorganische Nasallaut im Französischen. Dissertation Königsberg 1911. Beiheft 39 der Z R P h (1912J. B D R : Bulletin de dialectologie romane, s. R D R . B l a n c , Ad., Narbonensia, R L R , X L , 49—65 und 121—139; X L I I , 89—103 und 393—4°3B o u r c i e z , E., Eléments Camp.:

de linguistique

romane.

Paris 1910.

Campana de Magalouna, journal poupulàri de Mount-Pelii. Montpellier 1896 ff.

e mesadiè das

Felibres

1 Die übrigen werden jeweils an Ort und Stelle mit vollständigem Titel angeführt. Bei den Z e i t s c h r i f t e n (auch den eingegangenen) habe ich nur Ort und J a h r ihres e r s t e n E r s c h e i n e n s angegeben. 1 Für die zahlreichen diesen Texten entnommenen Beispiele wird jedesmal die Belegstelle mit angegeben.

XIV C h a b a n e a u , C., i. Grammaire limousine-, iu R L R , II, 167 IT.; III, 339 ff.; I V , 62, 407, 650ff. (Lautlehre); ib. V , 171 ff.; V I , 171 ff.; V I I , (45?]; nehmen wir aber -ALE, SO bekommen wir [AI] in SJF. und L a V . gegen [oui] der anderen Ortschaften; wählen wir endlich - A T O S , SO haben wir gar LaB. (und Mp.) mit [ [ « ' / » • ] , \ic'gui], s- § 334 à. Die Karten 567 ( f i l ) und 270 (cheveux) des A L F zeigen, dafs der Übergangslaut in dieser Lautverbindung nach Norden zurückgedrängt ist; seine südliche Grenze bilden die Orte 716, 727, 737, 746, 728, 822, 833. § 7- [£] + [/]•' Die beiden Beispiele m u l u und c u l u sind nicht ganz gleich behandelt worden, indem ersteres wahrscheinlich nach dem Femininum umgeformt worden ist 8 . In m u i . u konnte nämlich 0 eintreten, während scheinbar in denjenigen Fällen, wo / sonst v o k a l i s i e r t wird (vor Konsonant und im absoluten Auslaut) der Übergangslaut die Form [«] annimmt. A n g l a d e 9 spricht von P h o n . N r . 12. D e r von M i l l a r d e t S. 494 b e o b a c h t e t e U n t e r s c h i e d z w i s c h e n u n d u n b e t o n t e r S i l b e besteht also für unser G e b i e t nicht. • S. Literaturverz. « R L R , X L V I , 339. 1 1

s

„filet ', der Inf. bedeutet „tisser". • „fiUuse".

' R L R , X L V , 460 u. S . 465. • N a c h einer freundlichen Mitteilung v o n Herrn P r o f . Millardet.

' §47-

betonter

IO einer „ D i p h t h o n g i e r u n g " des lat. u, und nach K r ü g e r l wäre in c ü l u das lat. v „in Übereinstimmung mit dem gesamten südfranz. Sprachgebiet b e w a h r t " : beides gewifs unzutreffende Ansichten. Beispiele: mula V , 8 r . 1 3 ist wohl nur schulmälsige Schreibung. — m u l u : my'ol V I , 4 9 ; [my'pf] S J F . , L a V . , sonst \jny 'pw] (wegen der Grenze s. c u l u ) . — myolet V I . 4 6 \niyqi'et~\ Ane., S G D . — c u l u : \ky 'ut~\ B , Nr. 5, und unter Verstummen des - [ / ] mit T o n v e r s c h i e b u n g [,k'iw] B , Nr. 3 c. Die Grenze zwischen beiden F o r m e n ( A L F 3 7 2 ) verläuft ganz entgegen der sonst für - [ / ] üblichen (der sich auch [my'gf\ und [my'pzv] anpassen, s. § 1 9 1 ) in einer L i n i e , die bei Ort 8 4 0 eine K n i e hat und nach Westen umbiegt (westl. Grenze für erhaltenes -[7]: Ort 7 7 7 , 768, 7 5 8 , 840, 748, 7 3 7 , 7 3 5 , 724). Wir haben es also mit einer besonderen Entwicklung 2 zu tun; vgl. auch M i s t r a l unter cnou. c) K o n s o n a n t

+

Vokal.

§ 8. Zwischen r und e findet sich in I V einige M a l e ein u geschrieben: * p r e ( n ) s i t : prues I V , 2 r. 1 3 , 1 7 , 5 r. 9, 1 0 v. 1 2 , 1 3 r. 14, 2 5 V . 20, 2 6 v . 21, 27 V. 2, 27, 29V. 22. — prue-say I V , I 2 r . 2 2 . — p r e ( n ) s u : prues I V , - 2 3 r . 24, 27 V. 14. — Abi. v. P r a e s t a r e : pruest I V , 2 r. 14, 27 r. 2. — * c o m p e r a v i m u s : compruem I V , 2 2 r. 14. — DECRETU: dicruet I V , l 6 v . 1 1 , 20v. 5. — *SEQUERE: segrue I V , 28 r. 9, 1 3 ; aber segre I V , l ö r . 2. Die Fälle sind zahlreich g e n u g , um die A n n a h m e einer — auch schwer verständlichen — blofsen Schreibung auszuschliefsen. Nur werden wir es vielleicht mit einer individuellen Eigentümlichkeit zu tun haben. E i n e Erklärung seheint mir H e r z o g 3 zu g e b e n : verschiedene Konsonanten können „mit spezifischen Vokalnüanzen gesprochen" werden, z. B . ,,r mit Einmischung der u- oder vArtikulation; die hier mit ? bezeichnet werden soll". D i e L i p p e n haben also während der Artikulation des [ r ] ihre gerundete Stellung noch beibehalten. Diese Annahme erklärt freilich nur die Fälle, in denen / voraufgeht; diejenigen mit er machen Schwierigkeit, auch ist wegen ihrer geringen Anzahl ein sicheres Urteil kaum möglich. Immerhin sei darauf hingewiesen, d a f s bei der Artikulation des [ r ] aufser der L i p p e n r u n d u n g 4 auch ein Heben des Zungenrückens g e g e n den weichen G a u m e n 5 stattfinden kann (auch o h n e d a f s ein velarer L a u t vorherginge). I II

§ 38, S. 36. F l e i s c h e r , S. 61. Streitfragen, S. 36, § 25. 4 J e s p e r s e n , S. 138. * Ib., S. 139. 3

11 d) K o n s o n a n t

+

Konsonant.

§ g. Es handelt sich um die bekannten Gruppen m- r, m l (bei l-r tritt in unserer Mundart kein Übergangslaut ein). a) m-r wird zu mbr\ nonbre VII, 266. — b) nr

nr,

[k'qmbra] Ane., S G D .

wird zu ndr, doch ist in I und II noch i f r vorhanden:

Fut. u. K o n d . von TEXERE: tenrai I, 3 1 , 13, II, 3 6 5 , 3 ; tenria I, 3 1 , 12, 39, 12. — Fut. v. VENIRE: vendro VII, 85; vendrán ib. 78, IX, 332. — \_p'ühdre\ Ane., \_fayd-y'pivs\ S G D . — [c'(nJre\. c) m l wird zu

mll:

ensenble V I , 38 (Lehnwort). de p'pw] Ane., LaB. d) lr



frz. trevibler de peur\

[trambl'a

d a g e g e n bleibt als solches erhalten:

Fut. von *VOLERE: 4. volres II, 5 7 7 , 1 5 ; aber heute mit A n lehnung ans Franz. 6. \budr'aw\ Pch., [budrAne. neben [bur'aw] LaB., [bur'p7v] in den übrigen Ortschaften. Nach L a m o u c h e 1 wären die ersteren Formen mit [dr] kennzeichnend für den Dialekt von M o n t p e l l i e r , die letzteren ohne Übergangslaut kämen der Mundart von L o d é v e zu. Wir werden jedoch noch oft bemerken, dafs eine so saubere Scheidung, heute nicht möglich ist (s. Vorbemerkungen). Für den vom Fut. abgeleiteten Inf. *VOLERE ist heute nur \b'urc~\, boure C vorhanden (s. Teil II, § 389b). § 10. G a n z vereinzelt stehen folgende Formen, die vielleicht nur besondere Schreibungen bedeuten: XEMAUSU: Nemize, s. § 2 7 1 . — § 1 1 . Der Ansatz sich bemerkbar in

zu einem

ARSISSET: arides, s. § 303a. (vokalischen) Gleitelaut

macht

CARRICARE: [kareg'a], s. § 307 b. 2. Die U m s t e l l u n g

(Metathesis).

Es lassen sich verschiedene Fälle unterscheiden: § 12. Silbe:

Ein Konsonant

wechselt

seinen Platz i n n e r h a l b

der

esturmtn s. § 290 b. — permier V, 1 r. 5, pass.; permye VI, 92, 103, VII, 237. Meist aber und heute überhaupt findet keine Metathesis statt 2 , s. § 83. — GRABELLOS: Garbelhs, heute Grabeis3, s. § 3 4 4 a . — PRAESENTIA (Lehnw.): persencia IX, 17/18, s. § 223Í. Gram, lang., S. 150. G r a m m o n t , „la mitathise ä Pléch&tel {Haute-Bretagné)u (Mél. Chabaneau S. 517—23) S. 521: „1'»« repousse IV". 3 3« cantón de Mp. 1

2

I2

Umgekehrt: —

B e r j i u n d : Bremundo II, 5 3 7 , 4 6 ; Brtmon I V , 2 v. 10, V , 2 r. 25. * b e r c i u -f- ONE + i t t u : [bresun 'tt\ s. § 237 c.

§ 13.

Ein Konsonant tritt 111 eine a n d e r e Silbe über:

Formen

von

comprar

*comperare:

IV, V

pass.;

cromperen

VII, 51 (Teil II, § 4 1 5 b ) : cronpat VII, 65; \krümp'a\, (rompra läfst sich in Mp. 1 nachweisen. de

+

*operire:

LaB. c ,

[dubr't] [;rui'i] LaV. e .

SGF. d ,

[uir7]

Ane.,

[durb'i]

LaV. b ,

c o n f l a r e : [kufl'a]

LaV.,

[klu/'a]

SGD.,

Pch.,

[drui't]

Ggn.,

LaB. d ,

Ane., S G D .

die Form SJF.b

c;

LaV* d s, TI > C), und solche, in denen wohl das i zu jung war, um bei der Diphthongierung mitzuspielen. Dagegen scheint GR schon frühzeitig zu [yr] > [/*] geworden zu sein (ähnlich wie GL und GN ZU [Jy[\ > [ / ] bzw. [je;;] > [5]), weshalb V o r e t z s c h 5 mit Recht für vier, [p'eyda] ein * N E J R U ansetzt. Diphthongierung bei DR zeigt nur CATHEDRA: [kaäy'fyJa] Ane. — V o r t o n i g behandelte und daher nicht diphthongierte Formen hat in alter Zeit MF.DIU (vgl. § 37 a); vielleicht 1 Zur D i p h t h o n g i e r u n g im P r o v . u n d F r a n z . im a l l g e m e i n e n s. V o r e t z s c h i m S u c h i e r b a n d , S . 5 7 5 — 6 4 6 . Zur p h o n . E r k l ä r u n g v e r w e i s e ich auf M i 11 a r d e t , S. 607—630. 2 W i e z. B . i m N o r d f r z , I t a l . u n d S p a n , s o w i e im A h d . 3 Man v e r z e i h e m i r den d o p p e l t e n G e b r a u c h , d e n i c h von d i e s e r B e zeichnung gemacht habe. « G r a n d g e n t , § 30, S . 17. 4 S. 5 9 9 ; der T o n v o k a l [ f ] wäre nach G r a n d g e n t , § 25* ' c , S . 16 d e m E i n i l u i s von INTEGRU zu d a n k e n .

«9

läfst sich a u c h d i e E n t w i c k l u n g v o n *ECLKSIA (ib.) ähnlich aus d e m h ä u f i g e n tonlosen G e b r a u c h v o r d e m N a m e n d e r b e t r e i f e n d e n K i r c h e erklären. D o c h k ö n n e n bei e i n e m s o l c h e n L e h n w o r t b e s o n d e r e V e r h ä l t n i s s e vorliegen. — D i e D i p h t h o n g i e r u n g des [ f ] zeigt sich e b e n f a l l s im schw. P e r f e k t d e r I. u n d III. K o n j u g a t i o n (s. T e i l II, § 4 1 4 c , d)

sowie

in * - . « R I U
fougu) und beruft sich aufs Surselvische fiuk •< *fieug •< fueug. Freilich leitet er ähnlich fau aus *FAUGU und es taue aus *ESTAGO her. Diese Erklärung befriedigt insofern nicht, als ein *fuoug (nach fueug) erst durch Dissimilation zu fuoc werden müfste; auch f ä l l t in unserm Gebiet sonst velares PAUCU : \_p'arv], TRABUCU : [ir'auS] (s. § 205d). Immerhin könnten nach [p] die Verhältnisse andere sein als nach [«]. N e u m a n n 4 will die Verhältnisse mit Hilfe von Satzdoppelformen klären. Er betrachtet in einer Nebenbemerkung (S. 387) prov. foc, loc, joc als vor v o k a l i s c h e und südwestfrz. füec, lüec, jüec (denen p r o v . f u o c , luoc, juoc entsprechen) als v o r k o n s o n a n t i s c h e Formen. Wenn nun nach N. im N o r d f r z . wohl *FO(C)U K o n s , diphthongieren kann, FO(C)U V o k . aber nicht (S. 386)5 s o liegen die Verhältnisse im P r o v . ganz anders. Hier, wo allein die bedingte Brechung existiert, mufs gerade in FOCU K o n s , das erhalten bleiben, FOCU V o k . aber mufs diphthongieren. Nach allem hätten wir in *FOQU Vok. den Urtypus, der ( w e n n e r z u R e c h t b e s t e h t 8 ) verallgemeinert worden wäre. Dafs gerade die vorvokalische Form zu Ungunsten der vorkonsonantischcn ausgedehnt wird, zeigt uns das prov. Sprachgebiet mehr als einmal (z. B. amb > * A P U , das vorkons. als ambe altes am verdrängt; siehe 1 D a s s e l b e ist mit andern K o n s o n a n t e n der F a l l , KACTU > [/'