Neue Fuldaer Bruchstücke der Weingartener Prophetenhandschrift [Reprint 2021 ed.]
 9783112438046, 9783112438039

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NEUE FULDAER BRUCHSTÜCKE DER

WEIN GARTENER PROPHETENHANDSCHRIFT HERAUSGEGEBEN VON

DR. C A R L

SCHERER

OBERBIBLIOTHEKAR IN FULDA

MIT EINER T A F E L

SONDERABDRUCK AUS DER ZEITSCHRIFT FÜR DIE ALTTESTAMENTLICHE WISSENSCHAFT

V

/

VERLAG VON A L F R E D TÖPELMANN (VORMALS J. RICKER) * GIESSEN * 1910

S c h e r er, Neue Fuldaer Brachstücke d. Weingartener Prophetenhandschrift,

i

Die Fundgeschichte der Weingartener Prophetenhandschrift, deren erste in der Landesbibliothek zu Fulda entdeckte Fragmente uns ERNST RANKE

1856 vorlegte, ist von PETER CORSSEN aus den oft ungenauen

und verwirrenden Berichten der Früheren klar zusammengefaßt worden; bezüglich der Frage nach ihrer Herkunft hat PAUL LEHMANN uns den sicheren Nachweis gebracht, daß der Kodex einst der Dombibliothek zu Konstanz angehörte und dort im 14. Jahrhundert für buchbinderische Zwecke zerschnitten worden ist 1 . Nach Weingarten sind jene Handschriften, die uns in ihren Einbänden die wertvollen alten Itala-Fragmente bewahrt haben, erst Ende der dreißiger Jahre des 17. Jahrhunderts, wahrscheinlich 1630, gelangt und in diesem Jahre dort inventarisiert. Das lebhafte Interesse des Abtes Franz Dietrich (1627—37) für seine Klosterbibliothek ist nicht nur den alten Beständen zugute gekommen, die im Jahre 1628 katalogisiert wurden, sondern hat auch vor allem gerade in dem Ankauf der Konstanzer Manuskripte und Drucke seinen Ausdruck gefunden 2 . Die LEHMANNsche Untersuchung hat aber auch insofern das 1 s. P. CORSSEN: Zwei neue Fragmente der Weingartner Prophetenhandschrift. Berlin 1899 S. I — 7 . P. LEHMANN: Neue Bruchstücke aus „Weingartener" Itala-Handschriften (Sitzungsber. der Kgl. Bayer. Akad. Philos.-philol. Kl. 1908 Abhdlg 4. München 1908.) S. 50—66. — Hier findet man die frühere Literatur verzeichnet. Die RANKEschen Publikationen zitiere ich mit LEHMANN (S. 5, Anm. I) als I — I V . 2 s. LEHMANN aaO. S. 62—63. Ich habe einen beträchtlichen Teil unserer an Weingartener Gut ja so reichen Handschriftensammlung durchgemustert und finde LEHMANNS Beobachtungen durchaus bestätigt. Es ist anderseits bemerkenswert, daß viele Weingartener Handschriften den Inventarisierungsvermerk des Jahres 1628 tragen, und daß in manchen von diesen sich Notizen finden, die entweder auf Entstehung des Buches in Weingarten oder auf Zugehörigkeit zu seiner Bibliothek im Mittelalter schließen lassen. Dahin gehören z . B . A a 5 , 23, 25, 27, 40, 42, 47, 47®, 49, 69, 70, 76. Warum hat man diese Manuskripte erst 1628 inventarisiert und nicht schon früher wie andere? BUCELINUS berichtet (s. LEHMANN S. 521), daß im Jahre 1578 die Weingartener Bibliothek durch Brand fast vernichtet worden sei; man möchte annehmen, daß es dem

2

Scherer,

N e u e Fuldaer Bruchstücke d. Weingartener Prophetenhandschrift.

Gesichtsfeld erweitert, als wir Bruchstücke der Prophetenhandschrift jetzt nicht nur in Weingartener Handschriften zu suchen haben, sondern ihnen auch dann begegnen können, wenn wir etwa sonst auf alte Konstanzer Codices stoßen sollten, die nicht über Weingarten in die drei größeren Sammelbecken Darmstadt, Fulda und Stuttgart mit hineingekommen sind. Der Fund von St. Paul in Kärnthen, den V O G E L im Jahre 1868 publizierte, bleibt in dieser Beziehung hoffentlich nicht vereinzelt *. Aber auch aus den Bibliotheken, in denen R A N K E schon umsichtige und sorgfaltige Nachforschungen angestellt hatte, sind neuerdings von anderen noch weitere, jenem entgangene Fragmente hinzugebracht worden, so aus Darmstadt von CORSSEN, aus Stuttgart von LEHMANN. Nun reiht sich als dritter Fundort nochmals Fulda an, von wo man vielleicht am wenigsten, da R A N K E hier emsiger als anderwärts gesucht haben dürfte2, noch Neues erwartet hat. L E H M A N N S Ausführungen veranlaßten mich, mich mit Cod A a 13 und 18 näher zu beschäftigen; in ihnen fand ich die Bruchstücke, die ich nachstehend vorlege, ihre Ausbeutung den Berufenen überlassend.

A. B e s c h r e i b u n g der H a n d s c h r i f t e n und F r a g m e n t e . X) Cod. A a 18 ist ein Foliant in der Größe von 430x295 mm; der Holzdeckel ist mit gelblichweißem, linear verziertem Leder bekleidet; Kette, Krampen und Schließen sind verloren. Auf dem Einbandrücken befindet sich ein Pergamentstreifen mit der im 14. Jahrhundert gefertigten Aufschrift: Ambrosius sup. Eplis pauli usq; ad hebreos. Der Codex enthält 180 Blatt (417x293mm). Bl. i r trägt oben den Vermerk: Monasterii Weingartensis An 0 1630 und darunter von einer Hand des 14. Jahrhunderts den Titel: Eple pauli omes usq; ad hebreos cü coinento bl Ambrosii Den Inhalt der Handschrift (10. Jahrhundert), an der mehrere Schreiber beteiligt sindJ, bildet hiernach der A m b r o s i a s t e r . Auf der Innenseite Abte Franz Dietrich gelungen wäre, einen Teil alter sonstwie abhanden gekommenen Weingartener Handschriften wieder an sich zu bringen, und der Eintrag 1628 würde dann Erwerb und Inventarisierung bedeuten. Möglich, daß sich aus dem reichen handschriftlichen Nachlaß BUCELINS (verzeichnet von LINDNER: Frofessbuch der Benedikt.-Abtei Weingarten Kempt. u. M. 1909 S. 48 ff.) näheres feststellen ließe. 1 s. LEHMANN aaO. S. 62, Anra. 3. Die VoGELsche Publikation ist auch der Wiener Ges. Ausg. RANKES vom Jahre 1868 als Appendix ( = 1 1 1 ) angehängt worden. 2 s. R A N K E in den 'fheolog. Studien und Kritiken Jg 1858, S . 301FR. 3 Die Notiz am Ende des Römerbriefs Bl. 51 r: „hunc libellum Wolfleoz" möchte ich nicht auf den Stifter des Buches (s. LEHMANN S. 53), sondern auf den Schreiber

Scherer,

Neue Fuldaer Bruchstücke d. Weingartener Prophetenhandschrift.

3

des Vorderdeckels fanden sich, dem Auge zunächst durch Papier 1 entzogen, zwei zu derselben Lage gehörige Blätter der Prophetenhandschrift, mit dem Rekto des ersten und dem Verso des zweiten fest aufgeklebt; von dem rechten Blatte fehlt die dritte Spalte. Der obere Teil dieses Doppelblattes, der als Falz für den ersten Bogen verwendet war, zeigte links die Überschrift: EZECIEL rechts: PRÜFETA bezw. auf den Kehrseiten jene rechts und diese links. Ein in früherer Zeit angestellter Versuch das Pergament mit Messer und Schabinstrumenten vom Holze zu entfernen, hat zu einer geradezu barbarischen Verstümmelung der Blätter geführt. Von der dritten Spalte des ersten Blattes sind die e r s t e n elf Zeilen bis auf die Schlußbuchstaben (je 2—3) vernichtet, von den übrigen Zeilen ist etwa nur je die Hälfte stehen geblieben. Schlimmer noch ist es dem Rekto des zweiten Blattes ergangen, das ganze Zeilen eingebüßt hat. Verhältnismäßig besser ist bei diesem Zerstörungswerk dort die Rekto-, hier die Versoseite gefahren; denn einmal hat das wenn auch oben noch so stark abradierte Pergament die unteren Schriftzüge stellenweise noch verwahrt, zum andern tritt für das zerstörte Pergament, wenn auch sehr ungleichmäßig erhalten, der Abdruck der Leimschicht ergänzend ein 2 . Die Ablösung der Blätter, die erst vorgenommen wurde, nachdem eine getreue photographische Aufnahme 3 gemacht worden war, war unter diesen Umständen nicht gefahrlos, gelang aber unter Anwendung des von H Ä B L E R empfohlenen Verfahrens gut«. der ersten Quaternionen beziehen. Mit dem ersten Corintherbrief setzt eine zweite, mit dem Galaterbriefe eine dritte Hand ein, während eine vierte, von den übrigen stark abweichende Feder (hier noch offenes a) auf Bl. 180 den Philemonbrief zu Ende geführt hat. Das letzte Blatt bringt noch einige Schreibernotizen, darunter ein müdes: satiebat calamus. 1 Auf diesem ist der Zettel mit der in Weingarten im 18. Jahrhundert verfaßten Inhaltsangabe aufgeklebt. Der eiförmige Weingartener Signaturenschild (s. SCHMIDT im Zentralblatt für Bibliothekswesen Jg 2 2 , S. 264) fehlt heute; der Fuldaer Handschriftenkatalog vom Jahre 1850 hat uns jedoch die Signatur als A/13 erhalten. Eine Rekonstruktion der alten Weingartener Bibliothek plant nach brieflicher Mitteilung KARL LÖFFLER (siehe auch dessen Aufsatz „Stuttgarter handschriftliche Kataloge der Weingartener Klosterbibliothek" Zentralblatt für Bibliothekswesen Jg 27, S. 142fr.). 2 D i e beigegebene Tafel zeigt Bl. 2 so wie es sich im Deckel fand; das auf dem Lederriemen rechts oben sichtbare Stückchen wurde später losgelöst und der Spalte 2 eingefügt. 3 Zusammengesetzt aus zehn Teilaufnahmen. • s. Zentralblatt für Bibliothekswesen Jahrgang 25 (1908) S. 543—44. Erst hinterher hat heiße Pressung, die bei Blatt 2 Spalte 1 zwecks Glättung angewendet wurde, diesem Stücke Schädigung gebracht; es ist etwas versengt und geschrumpft. Hier bewahrt also nur die Photographie und die Tafel den ursprünglichen Zustand.

4

Scherer,

N e u e F u l d a e r B r u c h s t ü c k e d. W e i n g a r t e n e r Prophetenhandschrift.

Bl. i r. umfaßt Ezech. VIII, i (Schluß)—10; Bl. iv. VIII, 10 — i ; Anf. Bl. 2T., Sp. 1—2 bietet Ezech. XII, 2—6; Bl. 2v., Sp. 2—3 XII, 13—18. Berechnung ergibt, daß Ezech. VIII, 17—XII, 2, der bis jetzt verlorene Zwischenteil zwischen Bl. 1 und 2, vier Blätter gefüllt haben muß. Unser Doppelblatt bildet somit die zweite Lage eines Quaternio oder Bl. 2 und 7 desselben. 2) Cod. A a 13. RANKE hat diese Handschrift als die bezeichnet, in der er die ersten Fragmente der Prophetenhandschrift gefunden habe 1 ; ihm sind die Späteren gefolgt. Als ich zu Anfang des Jahres 1908 im Interesse PAUL LEHMANNS den Codex zur Hand nahm, fiel mir zunächst auf, daß sich die Angabe RANKES, daß es ein „codex latinus bibliorum", ein „Vulgatacodex" sei2, nicht bestätigte; denn A a 13 enthält den Esaiaskommentar des Josephus Scotus (anonym) und Bedas Erklärung des Lukasevangeliums3. Es befremdete mich auch, daß sowohl das erste Blatt, auf dessen Verso der Text beginnt, als auch das hintere Vorsetzblatt fest auf den Deckeln aufgeklebt waren und die Spiegelschrift, die, wie Lüftung an den Ecken bewies, auf ihnen abgedruckt war, verbargen. Konnte man es RANKE, wenn er hier Blätter abgelöst hatte, zutrauen, daß er den Leimabdruck wieder versteckt hätte? Zudem waren die Blätter, die aus dem Manuskript stammen sollten, nicht aufzufinden, während die übrigen als „Reliquiae sacrae" in einer von RANKE gestifteten und von F E R D . J Ü S T I S kunstgeübter Hand verzierten Mappe lagen. Als ich einige Monate später daran ging, die Provenienz der bis dahin unkatalogisierten Stücke zu bestimmen, ergab sich bald, daß RANKE seinen ersten Fund in Cod. A a 1 1 , dem zweiten Teile einer Vulgata 4 , gemacht hatte', und als ich nunmehr die Innendeckel von A a 13 freilegte, bestätigte sich meine Vermutung, daß hier Bruchstücke vorlagen, die RANKES Augen entgangen waren. a) Der Vorderdeckel enthält auf 3 Spalten, von deren jeder nur Z. 1—18 erhalten sind, Ezech. X X , 28—33 im Leimabdruck. I, S. 1 4 . * RANKE I, S. 1 4 und Theol. Stud. und Kritiken aaO. S. 3 0 3 . Von einer Beschreibung der Handschrift sehe ich a b , da sie von LEHMANN S . 10—II gegeben worden ist. • RANKE hat hieraus sein Steindrucksfaksimile gegeben als Beilage zu I . ZANGEMEISTER. WATTENBACHS: Exempla Codic. latinor. Tab. XXI bieten einen guten Lichtdruck s. auch LEHMANN S. I I , Anm. 2 . Von LEHMANN haben wir demnächst eine Ausgabe der sämtlichen Fragmente in der Sammlung der „Codices graeci et latini photographice depicti" zu erwarten. 5 Cod. A a 10 der Landesbibliothek gehört als erster hinzu. Über seinen Konstanzer Ursprung s. LEHMANN S. 5 5 . * RANKE 3

S c h e r e r , Neue Fuldaer Bruchstücke d. Weingartener Prophetenhandschrift.

5

A u f der ersten Spalte (von rechts) haftete noch ein schmaler Pergamentstreifen

(130x20mm)

auf dem

1 — 1 3 mit Ezech. X X , 2 5 — 2 7 bot.

Holze,

der dürftige Reste der Z .

Diese Spalte gehörte also als letzte

d e m R e k t o eines Blattes an, von dem das V e r s o in den drei Abdruckspalten vorlag. Bei der Ablösungsarbeit war der Einbandrücken stellenweise feucht geworden, wodurch — unerwartet —

Unzialbuchstaben unter dem stark

abgescheuerten L e d e r zum Vorschein kamen. von vier Pergamentstreifen, waren1.

Von

die zwischen

Dies führte zur Auffindung

den Bünden

fest aufgeklebt

ihnen ließen sich drei als zusammengehörig

aneinander

fügen und brachten 2 Kolumnen, nämlich die erste und zweite des obigen B l a t t e s mit Ezech. X X , 2 1 — 2 4 hinzu 2 . Bei der schlechten Erhaltung der Leimschicht, die an vielen Stellen abgesprungen struktion

oder verwischt ist, bieten

des T e x t e s

der Versospalten

bringen, eine jede, auch noch die 19. Zeile

diese Streifen

für die R e k o n -

eine willkommene hinzu 3 -

Hilfe,

und

Anderseits sind freilich

auch hier ganze Zeilen dadurch schwer geschädigt,

daß der Kalkgehalt

des Leders, unter dem sie so lange lagen, die T i n t e zerstört hat. b) Im Hinterdeckel innen haben sich gleichfalls drei Spalten eines Blattes (jede mit Z . 1 — 1 5 ) abgedruckt.

Hier hält, ohne Leimschicht, allein

das weiche, vom Holzwurm stark durchfressene Buchenholz die dürftigen, 1 Man wird also gut tun, auch den Einbandrücken rechte Beachtung zu schenken und besonders auch die Handschriften, deren Deckel Fragmente enthielten, noch einmal daraufhin zu untersuchen. 1 Die Schere des Buchbinders ist dabei achtlos verfahren; die Zeilenschlüsse der ersten Spalte sind so auf den zweiten Streifen gekommen, und einige zur dritten Spalte gehörige Anfangsbuchstaben auf den dritten Streifen, während auf der Rückseite sich entsprechend wenige Schlußbuchstaben der ersten Spalte erhalten haben. 3 Diese doppelte Verwendung der Blätter, erst für die Deckel (im Hinterdeckel ist ebenso verfahren), dann für den Rücken ist wichtig. In Konstanz ist man anscheinend mit dem Buchbindermaterial sparsam umgegangen. Ich finde an manchen der Codices (so an A a I, 7, 15, 60, 66) zwei Kettenlöcher, das eine vorn oben, das andere hinten unten, was sich nur so erklärt, daß man beim Umbinden und Neubinden ältere Deckel mitverwertet hat. Den hinteren Deckel des Cod A a 13 hat man — auch eine Sparsamkeit — zum zweiten Mal dadurch verwendbar gemacht, daß man ihn mit schmalen Leisten umrahmte und ihm so die für die Blattgröße des Josephus Scotus nötige Breite und Höhe gab. Beim Umbinden entfernte man hier das Pergament aus den Deckeln und gebrauchte es für den Rücken. Angesichts dieser Tatsache möchte man die Zerschneidung der Prophetenhandschrift in eine frühere Zeit setzen, als es LEHMANN getan hat. Es läßt sich auch denken, daß manche Bücher bis ins 14. Jahrhundert hinein uneingebunden geblieben waren und lediglich durch Vorsetzblätter, für die auch die Prophetenhandschrift dienen mußte, geschützt waren. S. WATTENBACH: Das Schriftwesen im Mittelalter 3 S. 395—96.

6

S c h e r e r , Neue Fuldaer Bruchstucke d. Weingartener Prophetenhandschrift.

blassen Buchstabenreste fest. Wir gewinnen hierdurch Ezech. X X , 34—40. Für die dritte Spalte (von rechts) tritt ergänzend der vierte der dem Rücken entnommenen Pergamentstreifen ein, der bis auf Z. 1 — 2 erhalten ist und auch Z. 1 6 — 1 8 aufweist 1 . Da die Kehrseite dieses Streifens mit Ezech. X X , 4 1 — 4 2 beschrieben ist, haben wir in ihr die erste Spalte eines Versoblattes zu sehen, von dem die drei Abdruckspalten das Rekto bilden. Die beiden im Vorder- und Hinterdeckel einst befindlichen Blätter gehörten demnach zu e i n e m Doppelblatte, das die innerste oder vierte Blattlage eines Quaternio war. V o n der Randglosse befinden sich Bruchstücke über Spalte 2 und 3 des dem Vorderdeckel zugehörigen Blattes (Cod. A a 13) auf beiden Seiten. Sie gliedern sich dem Fragmente ein, das von mir im Jahre 190S aufgefunden und von LEHMANN S . 29 veröffentlicht worden ist 2 . Kürzere Erklärungen stehen neben Ezech. X X , 28 und 3 1 — 3 3 ; drei weitere, darunter eine textkritische griechische, am Rande bei VIII, 15. Schließlich löste ich aus dem Rücken von A a i 3 noch ein Falzstückchen, das einst zum Rekto des zweiten Blattes gehört haben muß und sich auf Ezech. X X , 3 5 — 3 7 bezieht. Alle Kennzeichen, die nach RANKE, CORSSEN und LEHMANN charakteristisch für die Prophetenhandschrift sind und Format, Kolumnen, Zeilenzahl, Schrift, Abkürzungen, Ligaturen, Glossen usw. betreffen, kehren in unseren Fragmenten wieder und beweisen ihre Zugehörigkeit zu derselben 3 . Schlagend ist außerdem, daß die von RANKE (IV, S. 8) veröffentlichte Stelle aus Ezech. X X , 2 1 mit dem Schluß „in s me

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N e u e Fuldaer Bruchstücke d. Weingartener Prophetenhandschrift.

31

Ezech. VIII. 1 Kai Kupiou, 2

Kai

èyévero ïôov,

Kai

èjr' èjiè iôoi)

ôp.oiœp.a

àvôpôç- Aitò rî)Ç ôtfcpuoç aù-roû K a i ëcoç K a r a ; Jiüp, K a i durò r f j ç ôôcpuoç

aùroû ÛJtepdvcu cbç opaôtç fjXÉKrpou. 3 Kai è^éreivsv óp-oicnjia x e i P ° ç Kai dveXaßev jis rf|Ç Kopucprjç |iou, Kai dvsXaßev ]ie jtveü|ia à v à jiécrov rîjç yrjç Kai oùpavoû Kai f j y a y é v JIE etç 'IepoutfaXfjii èv ópaciei -fteoû èitì r à jrpódupa rf|Ç jtuXqç Tfjç pXejîouôrjÇ elç ßoppäv, ou rjv f] (Striai] roû KTtojiévou. 4 Kai lôoù èKst f|v ôô^a Kupiou •ôeoû 'Iffpaf)X Karà rrjv öpaötv fjv ïôov èv TÜJ jreôtqj. 5 Kal eiirev jtpôç p.é Yiè àvôptbjTou, dväßXe\}/-ov rotç ôcpdaXp.oïç cou Jtpôç ßoppäv. Kai dveßXeiJra 2 Bab mg 3 22, 23,

1 [Et facta est super] me manus Domini. 2 et uidi ecce similitudo uiri, a lumbis eius et usque deorsum ignis, et a lumbis eius superiora eius, sicut aspectus electri; 3 et extendit similitudinem manus, et adpraehendit me a uertice meo, et tulit me spiritus inter medium terrae, et inter medium caeli, et duxit me in Hierusalem in aspectu Dei, ante ostia p quae respicit ad aquilone, ubi erat ille lapis titulus ipsius possidentis; 4 et ecce illic erat, maiestas Domini Dei Istrahel, secundum uisionem quam uidi in campo. 5 et ait ad me : fili hominis aspice oculis tuis ad aquilonem, et aspexi oculis meis ad aquilonem,

f>jtepdvo>] pr rà (improb. A a ?) A * 26, 49, 68 alitque Aid. Cyrill. Alex, -f- aÒTOu AQ. oùpavoû] pr dvafiéoov TOÖ B a b {sup. ras. et in m arg.) A Q elç 2 0 ] jrpôç A Q 26 aliique Compi. Aid. Alex.

2 Domini] pr Adonai Hier. ecce] pr et Hier. similitudo] + quasi species Hier. usque] om Hier. superiora eius] sursum Hier. sicut — electri] quasi uisio aurae quasi uisio electri Hier. 3 adpraehendit] assumpsit Hier. a uertice meo] in fimbria uerticis mei Hur. duxit] adduxit Hier. Hierusalem] Ierusalem Hier. in aspectu] in visione Hier. ante ostia] ad uestibulum Hûr. ad aquilone] aquilonem om ad Hier. ille — possidentis] statua possidentis Hier. 4 illic erat] erat ibi Hier. maiestas] gloria Hier. Istrahel] Israel Hier.

32

Scherer,

N e u e Fuldaer Bruchstücke d. Weingartener

roti; òcp^a^jiotg p.ou irpòg ßoppccv, Kai l8où àjtò ßoppä èrti rqv jruXqv tf|5 jrpò^ àvaroXài;. 6 Kai eijrev itpòg JIÉ Ylè àvdpcuJTOU, écópaKag ri oiiroi jtoioüöiv; àvojivag jieyaXa? jtoioüöiv (3uT£jpoi

uienios

rum in cubiculo occulto suo,

quo-

niam .dixerunt, dereliquit Dominus terram;

tr)v y f j v .

13 Kaì eijrev Jtpò^ j i é " E u ò>]/et dvoiiiaq p-ei^ovac; &g ovroi Jiot-

13

et ait ad me : adhuc uidebis

iniquitates maiores quas isti faciunt;

OUCÌIV. 14

Kal

elpdójtou, éópaKag ; Kal èri ò\]/ei èmrri86U}iara p.eit,ova roùriov.

15

et ait a d me : fili hominis,

uidisti? numquid modica sunt domui luda facere iniquitates quas fecerunt ipsi istre ? et adhuc uidebis studia maiora quam haec;

16

Kaì

eitìriYaYÉv

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16

et

induxit

me

in

atrium

a ò X q v o ì k o u Kupiou rrjv èotorépav,

domus Domini interius, et ecce in

K a ì èrti t o ) v jrpoduptuv rou v a o ó

ianuis templi Domini inter medium

i s 'EópaKCt? ulè àvdptójrou] u!è dvdpcfijrou èifapaKag ,A 22, 26, 36 aliique Aid. Alex. §Kaa»Q5] ó 6è éKaotoj 233. 14 &pr)voóoaij fr. Kal 42. 15 éópaKag] + P-^l Jiutpà feó oIkcu 'IoùSa toC Jtoietv r à ; àvo]i(a$ jrejtoiqKav aù-rol rou$ év rq épi^jicp roG OuvreXéöai rfjv ópyr|v jiou éir' aúroúg,

21 . . . [in praeceptis meis non] uerunt et. iusificationes meas non custodierunt, ut fcerent eas qu faciet homo e uiuet in eis, e sabbata mea plluebant, et dixi efíundere iram meam i eos in desert ad consummandam iram meam super eos;

22 Kai éjtoírjGa öjrtog ro ovojiá jiou ró jtapáirav jiq ßeßr)Xco£q évcbjtiov rtúv édvcoVjKai é£r¡yayov aüroüg Kar' öcpvhxXjioüg aüttóv.

22 et feci u¡ nomen mum omninn. pollua c

23 Kai é£í}pa rf)v xeTpá }iou éjt' aúroüg év rq ¿pqjiüj roü öiaöKopjrítsai aÜTOug év roíg edveöiv, SiaöJteipai aúroí)? év ratg ^dúpaiq,

23 eleuau manum meam super eos in eserto, ut dispergerentur inter gentes, et disseminarentur regionius,

24 áv-S' (Lv r á 0iKaitóp.ará p.00 OÚK éjroírjaav Kai r á jrpofiráyjiará. }iou ártáicíavro, Kai r á öaßßara

24 eo quod iutifieatione meas non fecerunt, et praecepta mea reppulerunt, et sabbata mea

21 öuvreXfeoai] £§avaXü>acu 68. 23 Kai ¿grjpa] om Kai ed. Pears.

mit

AQ

u. a. [in den meistert Codd. fehlt es].

18 manducabis] comedes Hier. 23 eleuaui] leuaui Pseudo-August. (Quaest. V. et N. inter PseudfrAugust. regionibus] pr in Pseudo-August.

Test. CSEL

50, 76).

super]

36

S c h e r e r , Neue Fuldaer Bruchstücke d. Weingartener Prophetenhandschrift.

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a ö r & v é v roíg e-dveöiv oö elör)Xdoöav

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iniuitates suas in gentibus in quas unt, et scient:, quia ego sum Dominus;

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17 et factus est sermo Dbmini ad me dicens: 18 fili hominis panem tuum cum dolore manducabis, et aquam . . .

üScup . . .

Ezech. XX. 21 . . . év rote; jrpaötdy|j.aciv jiou oÚK éjropeúdrjOav Kai r á SiKaitújiará jiou OÚK écpuXá^avro roú Jtoieív aúrcc, & Jtoirjöei áv-Spautog. Kai. ^qoerai év aútoü;, Kai rá. ödßßara jiou ¿ßeßrjXouv • Kai eura TOÓ ¿K)(éai rov -Sujióv |iou éji aí>rou$ év rq épi^jicp roG OuvreXéöai rfjv ópyr|v jiou éir' aúroúg,

21 . . . [in praeceptis meis non] uerunt et. iusificationes meas non custodierunt, ut fcerent eas qu faciet homo e uiuet in eis, e sabbata mea plluebant, et dixi efíundere iram meam i eos in desert ad consummandam iram meam super eos;

22 Kai éjtoírjGa öjrtog ro ovojiá jiou ró jtapáirav jiq ßeßr)Xco£q évcbjtiov rtúv édvcoVjKai é£r¡yayov aüroüg Kar' öcpvhxXjioüg aüttóv.

22 et feci u¡ nomen mum omninn. pollua c

23 Kai é£í}pa rf)v xeTpá }iou éjt' aúroüg év rq ¿pqjiüj roü öiaöKopjrítsai aÜTOug év roíg edveöiv, SiaöJteipai aúroí)? év ratg ^dúpaiq,

23 eleuau manum meam super eos in eserto, ut dispergerentur inter gentes, et disseminarentur regionius,

24 áv-S' (Lv r á 0iKaitóp.ará p.00 OÚK éjroírjaav Kai r á jrpofiráyjiará. }iou ártáicíavro, Kai r á öaßßara

24 eo quod iutifieatione meas non fecerunt, et praecepta mea reppulerunt, et sabbata mea

21 öuvreXfeoai] £§avaXü>acu 68. 23 Kai ¿grjpa] om Kai ed. Pears.

mit

AQ

u. a. [in den meistert Codd. fehlt es].

18 manducabis] comedes Hier. 23 eleuaui] leuaui Pseudo-August. (Quaest. V. et N. inter PseudfrAugust. regionibus] pr in Pseudo-August.

Test. CSEL

50, 76).

super]

Scherer,

N e u e Fuldaer Bruchstücke d. Weingartener Prophetenhandschrift.

¿ßeßqXouv, K a i öiticfcu rtbv ¿vdop.rip.dta)v rcov jtarepcov aurtöv rjöav oi ötp^aXjioi aurtöv. ]j.oo

25

K a i ¿ y c b ä S t ü K a a i b r o t ? Jtpotf-

r a . Y p . a r a oi) K a X ä K a i ö i K a i t u p . a r a ¿v

oi> ^ r j ö o v r a u ¿ v 26

Kai

öö|ia6rv söOal

aürcuv

p.e

iv

jtccv

öjrcuc; (itpaviöco

27

aöroig.

jiiavcö aüroüq

Aia Kai

rfjv y q v 3(8tpd

jiou

jtavra

rolq

tcjj ö i a i r o p s ö -

öiavoiyov

p.r]rpav

atiroug.

roöro

XaXriöov

r ö v o I k o v t o ü 'IöparjX 28

¿v

elöfiyayov

.

jtpdg .

aüroüg

.

. elg

f|V f]pa tf)v X e l -P a öoövai

ßoovov

auroig,

ü^qXöv

Kai elSov Kai

Jtäv

¿ 6 X o v K a r a ö K i o v Kai e d o ö a v ¿tcei r o l q \teoig a ü r t ü v , K a i s r a ^ a v ¿ k e T

eutüöiaq

ööp.f)v ßjtovöäg 29

feöjretöav

¿ke!

g I j t o v JRPÖG avrovq

TIQ

aürcov.

Kai

feöriv

Kai

dßavcc öti

30 8iä toüto e'uröv Jtpög röv 'IöparjX T a ö s Xeyei Küptog

oikov

37

olluebant, t cogitatiotruurn eran; 25 [Et ego dedi eis praecepta non bona et iustificatio]n in non u in eis: 26 mina datis e, cum labo quod uara dat il. 27 pted domel: 28 [et introduxi] terr ituli maeam, ut llis, et nt mot omnem num connsum, et saccauerunt illic sacricia diis suis, et odnaerunt ibi odorem fragtem, et libauent illic libamna sua; 29 et di ad eos : quid, est ana. u 30 [Propterea die ad domum Istrahel:] haec dicit Dominus: si in

28 f|v] pr Eig A 22, 23, 26 aliiqut Aid. Alex. rf)v x e ' P a 2 ° ] om A Q so auch bei Pearson im Text. feicei to!5 dsöt; aurtüv] 4- -rag duöiag aurtöv 239, 306. 29 rig] T ' A.Q SO auch im Pears. Text. 24 et post — Iren. I. 4. c. 5 .

eorum]

et post concupiscentiam. cordis sui erant oculi

eorum

25 iustificationes] + meas Pseudo-August. Cod. C. — Bei Hieronymus in Ezech. 18: Dedi eis iustificationes non bonas usw. — Hier. I. I in ef. ad Gal. T. 4. 247 a. 258c. u. Irenaeus stimmen mit obigem überein. Dieselbe Stelle bei Cassianus (Conlat. XXI, 33 u. Conlat. XXIII, 43 im CSEL 13, 610 u, 644) ohne Abweichung. — Origenes Contra Cels. VII, 20 (Berl. Kirchenv. Ausg. 3, 1/2): £v otg ^rjöovrai ¿v auroig. 26 cum labo quodquod] cum transducerent omne quod Hier., s. S. 181. uuluam — illis] aperit uuluam + ut delerem eos Hier. 27 propterea die] idcirco loquere Hier. 28 in quam] super quam Hier. sustuli] leuaui Hier. darem] traderem + earn Hier. et uiderunt — condensum] uideruntque omnem collem excelsum et omne lignum nemorosum Hier. et sacrificauerunt — fragrantem] et immolauerunt ibi diis suis: et posuerunt ibi furorem munerum suorum et posuerunt ibi odorem fragrantiae eorum Hitr. 29 ut] quia Hier.

38

Scherer,

N e u e F u l d a e r B r u c h s t u c k e d. W e i n g a r t e n e r Prophetenhandschrift.

El èv tali; àvojiiat^ rtbv jtatépcov ùjiujv tó)v

jiiaiveods Kaì ÒJticsco pòeXuyncxTCOv aùttóv

ÈKJtop veuete

ujieig

;

patruum uesrorum iniquiaibus uos conaminamini in omnibus cogtationibus

uestris,

et

post

abomnationes eorum uo fornicamini

31 Kaì èv roXq àrtap^ccl? rcóv

31

et

delibationibus

donorum

Sop.àtcov up-tbv, èv T0Ì5 àcpopKJjioig

uestrorum,

0I5 ujielg p-iaiveode èv Jtaciv Toiq

us contaminamini in ombus

èvdop.qp.atìiv òjicóv ècoq rfjg