Natursystem aller bekannten in- und ausländischen Insekten, als eine Fortsetzung der von Büffonschen Naturgeschichte: Der Käfer, Teil 1 [Reprint 2022 ed.] 9783112626429


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Natursystem aller bekannten in- und ausländischen Insekten, als eine Fortsetzung der von Büffonschen Naturgeschichte: Der Käfer, Teil 1 [Reprint 2022 ed.]
 9783112626429

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Natursystem aller

bekannte n

in « und

ausländischen

Insekten.

Der Käfer I. Theil.

Von den Insekten mit ganzen Flü­ geldecken, oder Käfern überhaupt.

4Jte erste vom Ritter von Linne angenommene,

ygge.-

an Geschlechten und 9(rten

sehr zahlreiche Ordnung der Insekten, reiche», ist durch ein vorzüglich deutliches und leichtes

Kennzeichen von den übrigen zu unterscheiden.

Alle dahin gehörige Insekten haben, Oberstügel,

hornarrige Schalen,

statt der

oder Deck­

schilde, womit die Unrerfiügel und der Hinterleib

bedeckt werden.

Diese Deckschilde heißen daher

auch Flügeldecken,

oder Flügelscheiden (Elytra,)

weil sie die gewöhnliche Flügel bedecken, und den­

selben gleichsam zum Futteral dienen. Linne hat dieser Ordnung den Nahmen Coleoptera Insecta gegeben, von dem griechischen:

Coleos, vagina, Decke, Scheide,

Ptcron: ala, Flügel, das ist:

Futter, und

Insecren mir ein-

Nah,

6

Von den Insekten mit gamen Flügeldecken,

gefutterten oder bedeckten Flügeln.

sche Benennung deö Schluga:

Die lateini­

Vaginata,

oder

Insekten mit Flügelscheiden, ist also mit jener gleichbedeutend.

Eleuterata, oder Insekten mit Riefern irnMunhe, (nach Herrn von Laicharting: Ricfermäuler,) heißen sie bey Fabricius, weil das Neben«

Merkmahl dieser Insekten darin besteht:

daß sie

zwey harte gegen einander bewegliche Riefern Oder Zahne im Munde führen,

und Fabricius

sein Insekten - System auf die verschiedene Gestalt

Leö Mundes und der Freßwerkzeuge gründet, und

also die Benennungen der Classen davon her-

Nimmt.

Im deutschen nennet man sie im allgemeinsten Verstände Raser *),

obwohl im besondern Ver­

stände, das erste Geschlecht derselben (Scarabaeus

L.) von einigen auöschließungSweise so genannt, und bey den übrigen Geschlechtern der Nahme:

Käfer als Zunahme gebraucht wird, wie z. B. Kammkäfer, Schildkäfer, Speckkäfer u. s. w. Der Ausdruck: hartfchaligce Insekten, wel-

cher von einigen Autoren auch wohl bey den Kä­

fern

*) Käfer soll von dem Wort: Kiefen, d. h. nagen, benagen, abstammen, indem diese Insekten er# wehntermaßen mit Kiefern, versehen sind.

oder Käfern überhaupt, fern gebraucht worden, ist zu allgemein, und be­ stimmt das uuterfcheidende derselben nicht, indem

beynahe alle Insekten, insbesondere aber die Krab­ ben und Krebse, wegen ihrer panzerartigen äuße­

ren Umkleidung oder Haut,

hartschalig zu nen­

nen sind.

Wir werden in der Folge, wenn wir diese erste Linneische Insekten-Classe benennen,

die Wör­

ter: Raser, kaferartige Insekten mit ganzen— mit hornarrigen — mit harrschaligren Flügelde­

cken,

willkührlich und eines für das andere ge­

brauchen *).

Durch diese Benennungen glauben

wir sie zugleich hinlänglich von den Insekten der

zweyten Linneischen Ordnung,

oder der Hemi-

pterorum, d. i. mit halben Flügeldecken, zu un­

terscheiden,

weil die leHtern dem größten Theile

nach Oberflügel haben,

welche halb lederartig,

und halb häutig sind, und daher halbe Flügelde­ cken (Hemclytra)

heißen;

ganzen Flügeldecken.

zum Gegensatz der

Doch von dieser zweyten

Classe werden wir die näheren Bestimmungen an

seinem Orte zeigen. A 4

Wir

*) Im Französischen heißt diese Ordnung Inscctes

ä ctuis, Coleopteres, Scarabees, welcher letztere Nahme eben so wie: Kaser, im allgemeinen und besondern Verstände gebraucht wird.

8

Von den Insekten mit ganzen Flügeldecken,

Haupt, Wir wollen nun alle Hauptcharaktere, welche «barak, der ganzen Käfer-Classe zukommen, genauer be­ trachten. Die Haupttheile am Rörper der Käfer sind

wie bey den meisten Insekten;

derRopf, Vor«

verleib, Hinterleib und die an den beyden letzter» befindliche Gliedmaßen.

Diese drey Theile sind

durch merkliche Einschnitte von einander abgeson­

dert, und sämmtlich mit einer hornarrigen Haut

überall umgeben, ausser daß bey einigen Arten der Rücken deö Hinterleibes nur mit einer weichen

Haut bekleidet ist, welche aber alödenn durst) die Flügel, und die darüber befindlichen hornarrigen

Flügeldecken, ebenfalls hinlänglich bedeckt und vor äusseren Gefahren gesichert ist.

Mit dieser harten

knochenartigen Haut sind sogar die Gliedmaßen, alö: Füße, Fühlhörner und Freßspitzen bekleidet, und scheinet das Insekt an allen seinen Theilen gleichsam damit bepanzert zu seyn.

Es ist zwar diese Eigenschaft auch an den übri­ gen Insekten mehr oder weniger zu bemerken, al­

lein bey den käferartigen ist diese panzerartige Haut viel allgemeiner,

und von vorzüglicher Stärke

und Härte.

Ausser den Krebsarten, einigen Wanzen- ttnb Grillenarten, wird man die übrigen Insekten, in Vergleich der käferartigen,

nur sehr weich fin­

den.

oder Käfern überhaupt.

9

den. Die Libellen, Useraase, Fliegen u. a. m., sind nur mit einer dünnen mehr lederartigen und biegsamern Haut umgeben.

Wiewohl man auch

unter den Käfer-Gattungen verschiedene Grade dieser Härte der Haut wahrnimmt.

Am bieg­

samsten ist solche bey den Gattungen: Warzen»

Rasern (Cantharis,)

und einigen Maywurm-

Räfern (Meloe); die andern Gattungen sind bey»

nahe ohne Ausnahme, mit ungleich härterer und steiferer Haut umgebem

Der Ropf ist von den Haupttheilen des Körpers mehremheils der kleinste, und am Vorder« leibe, durch einen mehr oder weniger sichtbaren Hals befestigt, wodurch er nach allen Seiten für

sich, bewegt werden kann.

Die Gestalt desselben ist ! sehr verschieden. Bey den meisten flachrund,

oder länglichrund,

bey manchen breit, bey andern lang, eckig, in einen kürzer» oder langer» Schnabel (Rüffelkä«

fer) ausgehend, mit Erhabenheiten, oder Spi­ tzen beseht, gehörnt, (Erdkäfer) nach vorne oder

hinten zu verengert. (Attelabus, Afterrüsselkafer).

Eben so verschieden ist bey denen Gattungen und Arten die Lage oder Stellung des Kopfs: horizontal hervorragend (Mehlkäfer, Tenebrio), niederhangend (Meloe), unter einem Schilde ver­

steckt (Schildkäfer, Cassida), zurückziehbar (AasA 5

Käfer,

Kerf,

io

Von den Insekten mit ganzen Flügeldecken, Käfer, Sylpha), halb in das Brustschild eingesenkt

Wasserkäfer, Dityscus),

(Glanzkäfer, Bupreflis,

inner dem Hals gebogen (Blumenkäfer, Mordella). Aus dieser verschiedenen Bildung und Stel­

lung des Kopfs, wird daher oft der natürliche Un­ terscheidungs-Charakter, wo nicht für die Gat­

tungen, doch für die Unterordnungen hergenom­ men, oder es wird solche auch als ein Nebenmerk­

mahl gebraucht»

AmKopfsihen: der Mund, die Augen, die Fühlhörner, und ausser diesen sind zu bemerken:

die Stirne und die Rehle. Der Mund und die dazu gehörigen Theile,

sind an den Käfern die künstlichsten Werkzeuge, deren Zusammensetzung und Verhältnisse ausseror­

dentlich mannigfaltig sich zeigen. Da die Käfer von so sehr verschiedenen Nah­

rungen aus den drey Naturreichen leben; so brauchen sie dazu auch, eine eigne, zu der jedesmahli­

gen Speise schicklich

seyende Einrichtung

des

Mundes, um dieselbe zu zernagen und zu sich zu nehmen.

Es ist daher natürlich, daß diejenigen

so von Pflanzen leben, eine andere Beschaffenheit des Mundes haben, als die, so vom Raube ande­ rer Insekten und Gewürme, oder von todten thie­ rischen Körpern leben.

Daß Käfer-Arten, wel­

che

oder Käfern überhaupt. che hartes Holz

II

oder feste Wurzeln verzehren,

stärkere und schneidendere Freßwerkzeuge besitzen

müssen, als solche, welche nur die Blätter, die weichen Früchte, oder verschiedene Säfte zu ihrer

Nahrung gebrauchen, bedarf wohl nicht erst einer weitläuftigen Belehrung, da eö von selbss erklär­

bar ist. Die Kunsttriebe selbst,

welche verschiedene

Arten zu Erhaltung ihrer Jungen, und zu Beför­

derung ihrer eigenen Verwandlung auöüben,

er­

fordern eine besondere Bildung der Freßwerkzeu­ ge.

Der Birken - Afcerrüsselkäfer (Attelabus Bc-

tulae), schneidet mit seinem Gebiß, auf eine künst­ liche Art einen Streif voy einem Birkenblatt der­ gestalt ab,

daß er noch einigermaßen an dem grü­

nenden Blatt hängen bleibt, und rollt selbigen so­

dann fest und sehr geschickt zusammen, nachdem er vorher sein Ey darin verborgen hat, welches so­ gleich nach seiner Entwickelung seine Nahrung

darin für sich findet, wie bey dieser Gattung mit mehrerem gezeigt werden soll.

Und mehrere hier­

her gehörige Beyspiele werden wir in der Folge kennen lernen.

Die Theile des Mundes, welche von Fabri- Theile zius zuerst mit mühsamen Fleiß untersucht wor-Mu» den, und worauf er gänzlich sein System gegrün- ****'

det hat, sind allgemein bey den Insekten folgende:

»2

Von den Insekten mit ganzen Flügeldecken, 1. Der Schild (61 vpeus) welcher denMund oberhalb bedeckt, und von Linne La­

bium superius genannt wird, weil er

die Oberlippe vorstellt. 2. Die Lippe (Labium), die den Mund von unten verschließt, daß die genom­

mene Speise nicht Herauefallen kann.

Z. Zwo äussere Rinnladen (Mandibulae),

die sich seitwärts wie Halbzirkel gegen einander bewegen, und die Seiten des

Mundes von schließen;

der obern Hälfte ein­

sie sind hornartig und sehr

an den Enden spih, und an dec

hart,

innern Seite befinden sich oftmahls ein und mehrere Zähne und Einschnitte. Dieses sind eigentlich die Maxillae der

Linne, und noch am meisten sichtbar.

4. Zwo

innere

Rinnladen

(Maxillae).

Diese schließen sich gegen einander eben­

falls seitwärts auf und zu, verschließen

die Seiten des Mundes von der untern Hälfte;

und sind bey den Käfern von

häutiger Beschaffenheit. 5. Die §reßspitzen (Palpi) sind gegliederte

hornarrige bewegliche Faden, womit

das Insekt die Speise befühlen und untersu-

\

tersuchen kann; sie erleichtern solchem auch das Einnehmen derselben.

Die mehresten Käfer haben vier, wenige aber sechs dergleichen Freßspi-

tzen, wovon ein Paar fast immer grös­ ser ist, als die übrigen.

Siebestehen

aus drey bis vier Gliedern, deren ober­

stes sich in ein rundes Kölbchen zu endi­ gen pflegt.

Sind vier Freßspitzen vor­

handen, so sind die zwey obersten vor­ der« auf dem Rücken der innern Kinn­

laden, und die untern auf der Unterlip­

pe befestigt.

Bey sechs Freßfpitzen

liegen die vorder«, die sodann die kürze­

sten sind, auf den innern Kinnladen,

die mittlern sind auf dem Rücken dersel­ ben, und die untern an der Lippe befestigt.

Ihre Gestalt ist sehr verschieden,

bey manchen Arten glatt, bey andern haarig.

Man kann leicht erachten, daß diese Mund­ theile, bey kleinern Insekten sehr klein ausfallen, und mit bloßen Augen sehr schwer, und zum Theil

gar nicht wahrgenommen, noch weniger ihre Ge­ stalt genau beurtheilt werden kann.

Einige dieser

Theile, als z. B. die innern Kinnladen, und oft auch das dritte Paar Freßfpitzen, befinden sich m-

nerhalb des Mundes, und sind nur an lebenden

Instk-

m

oder Käfern überhaupt.

14

Von den Insekten mit ganzen Flügeldecken, Insekten je zuweilen, und in dem Fall, wenn sie solche hervorstrecken, sichtbar, oder wenn man ge­ trocknete wiederum erweicht, und diese Theile her­

vorzubringen, und mittelst eines VergrößerungSglases zu erkennen sucht.

Die Schwierigkeiten,

welchen man bey der Fadriciusischen Methode un­

terworfen ist,

da die Insekten nach diesen Freß­

werkzeugen untersucht,

und deren Ordnung und

Gattungen bestimmt werden müssen,

sind daher

ausserordentlich groß, und oft ohnmöglich zu über­ steigen,

wenn man mit Gewißheit der Methode

folgen will und soll. Wir ziehen daher diejenigen Kennzeichen, wel­

che von sichtbareren, und beständig vorhandenen Theilen hergenommen werden,

ohne Bedenken

jenen vor.

Äugelt.

Die Augen, deren mehrentheilS zwey vorhan­ den *) sind, (ausser bey dem Drehkäfer (Gyrinus)

welcher vier Augen hat), bestehen äusserlich aus einer harren convexen Hornhaut, deren Oberflä­

che dem bloßen Auge einfach und glatt scheint; sie sind aber,

vergrößert betrachtet,

mit unendlich

vielen sehr feinen Längs- und Querstrichen bezeich.

net,

*) Die sogenannten Nebenaugen (Stemmata), wel­ che die Insekten der fünften und sechsten Classe auf dem Scheitel haben, finden flch bey den In­ fekten mit Flügeldecken, oder Käfern, gar nicht.

oder Käfern überhaupt. net, und gleichsam regelmäßig gegittert,

Augen der Schmetterlinge.

15 wie die

Eine noch stärkere

Vergrößerung läßt deutlich wahrnehmen, daß die­

se einzelne Gitterchen aus regukairen, eckigen er­ habenen Flächen bestehen, und wie die Pückelchen auf einem feinen Chagrin aussehen.

Zeder sol­

ches erhabene Pückelchen hält man für ein einzel­

nes Auge, welches seine» besondern Seh-Ner-

ven hat.

Jedes größere ganze Auge am Käfer,

kann

man also, als aus einer großen Menge kleinerer Augen zusammengesetzt betrachten. Leeurvenhöck will in jedem Auge eines Käfer« zig« solcher klei­

nern Augen gezählt habe».

Mir ist es noch nicht

gelungen, solche der Zahl nach bestimmen j» kön­

nen; ich halte aber diese Angabe für gar nicht übertrieben. Diese zusammengesetzte Augen sind allen Kä-

fxrn eigen,

selbst den Erdkäfern (Scarabaeis), ob­

gleich bey einigen die Oberstäche einfach ond glatt zu seyn scheinet, wodurch Fabricms und -Lesko bewogen wurden, diesen nur einfache Augen bcy-

zulegen.

Dem ohngeachtet findet sich gar leicht,

sobald man ihre Hornhaut absondort und reinigt,

daß unter der Vergrößerung dieselbe durchsichtig, und wie aus unendlich vielen kleine» durchsichtigen,

dicht aneinander stehenden Kügelchen, welche dem

Fischroggen ähnlich sind,

ju bestehen scheinen, mithin

16

Von den Insekten mit ganzen Flügeldecken, mithin daß diese Augen wirklich zusammengesetzte, gleich den übrigen zu nennen sind.

Solche äus­

serlich ganz glatte, in seiner Consistenz aber den­

noch zusammengesetzte Augenhaut,

habe ich nur

allein an dem sogenannten Nasehornkäfer (Scarabeus Naficornis), und sonst an keiner andern Erdr

käferart gefunden:

alle übrige von mir unter­

suchte haben auch äusserlich die sogenannten neßförmigen Augen. Die NeH - Augenhaut ist allemahl durchsich­ tig, von weißer oder geldlicher Farbe, und scheint

nur wegen der darunter befindlichen durchschim­ mernden Säfte, undurchsichtig und von dunkler

Farbe zu seyn.

Daher erscheinen die Augen an

lebenden Käfern mehrenrheils schwarz, braun,

rorh oder goldglänzend, je nachdem die Flüßig-

keiten des Auges gefärbt sind. Den phosphorischen Schein der Augen, den

man an einigen Schmetterlings-Arten,

sowohl

bey Tage als zur Nachtzeit, bemerkt, findet man

an den Käfern nicht, so viel mich die bisherige Er­

fahrung gelehrt hak.

Die Augen selbst sihen fest und unbeweglich, dagegen sind sie, vermöge der beschriebenen Ein­

richtung und Zusammensetzung der kleinen GitterAugen, im Stande, von allen Seiten die Gegen­

stände aufzunehmen und zu erblicken, ohne die Be­ weglich-

oder Kafem überhaupt. weglichkeit der Augen nöthig zn haben.

17

Die Be»

weglichkeit des Kopfs kommt ihnen indessen hier»

bey auch zu statten, imgleichen die erhabene runde Fläche der Augenhaut.

Mit eigentlichen beweglichen Augenliederu

sind die Augen zwar nicht versehen, allein ihre Härte und Convexität scheinen eine solche Beschü« Ueberdem sind sie

tzung auch nicht zu erfordern.

bey manchen Arten, die in der Erde wühlen, oder .andere den Augen nachtheilig seyn könnende Be«

schäftigungen vornehmen müssen, durch andere Mittel genugsam verwahrt.

Ein schmaler erhabener, von der hornartigett Kopfhaut hervorragender Streif, beschützt die Au­ gen der mehresten Erdkäfer, indem dieser Streif

mitten auf der sphärischen Oberfläche derselben,

horizontal befestiget ist,

so, daß dadurch jedes

Auge in zwo Hälften abgetheilt ist, wovon eine

nach unten, die andere nach oben zu stehet.

Bey

andern dient der rund umher hervortretende Rand des Kopffchildcs (Clipeus L. Frons Fahrzu einer gleichen Beschützung dieser Augen.

Oft

sind sie auch mit einem erhöheten, und mit steifen Härchen besetzten Rande, eingefaßt. Die §igur oder der äussere Umriß der Augen,

ist, so wie deren Größe, bey den Käfern sehr man» nigfaltig. Sie sind halb kugelrund, länglich» oder eyrund, nierenförmig, flacher oder erhaben N.S.d.I.d-Räf.I.TH.

B

ner.

18

Von den Insekten mit ganzen Flügeldecken, «er, und nach Verhältniß von größer« oder klei­

nern Umfange, weit hervorstehend oder mehr an den Kopf anliegend.

Ihre Lage ist allemahl seitwärts am Kopf, bald naher gegen den Mund,

bald entfernter,

und bald ganz zu hinkerst an den Kopf angebracht. Ihre Stellung gegen einander zeigt sich auch ver­

änderlich ; bey einigen Arten sind sie weit von ein­ ander

entfernt,

bey andern naher zusammen.

Von dem innern Bau der Augen ist bis jeht

noch wenig bekannt, da die Feinheit der darin be­

findlichen festern und stüßigen Theile, eine genaue

Untersuchung beynahe ohnmöglich macht,

und

ihre äusserst zärtliche Verbindung, durch die Zer­

legung sogleich zerstört wird. schicklichkeit

Ee würde die Ge­

und -en Fleiß eines

Grvammer-

dams oder Lyonets erfordern, hierin einigermas­

sen glücklich zu seyn*).

Wir würden alsdann

von der Würkung der sonderbaren nehformigen Aügenhaut zur Sehekraft der Insekten, vielleicht

eine gewissere Kenntniß erhalten. Von der Scharfe -es Gesichts giebt eS auch

verschiedene Grade bey de» Insekten dieser Classe. Die vom Raube anderer Insekten lebende Käfer. Arten, *) Was Swammerv-m von der innern Be­ schaffenheit der Augen des Nasehornkäfers be­ kannt gemacht hat, wird unten beygebracht werden.

oder Käfern überhaupt.

i9

Arten, zum Beyspiel die Sandkäfer (Cicincfela),

Laufkäfer (Carabus),

Raubkäfer (Staphilinus),

sehen vorzüglich scharf und in beträchtlicher Ent­

fernung,

daher sie ihren Raub schon von weiten

erblicken, und verfolgen können;

Zugleich dient

ihnen dies scharfe Gesicht, so wie den Glanzkä­

fern (Bupreflis), Afterscheinkäfern (Cantharis), den geflügelten Maywurmkäfern (Meloe), und andern, ihren eigenen Feinden,

und den schon ihnen von

weiten drohenden Gefahren, in Zeiten zu entflie­

hen.

Diese Arten lassen sich,

aus eben der Ur-

fach, mehrentheils schwer fangen, weil man sich nur selten ihnen nähern kann, ohne daß sie ihre

Gefahr nicht sehr bald inne werden, und davon fliehen sollten.

Die Erdkäfer und viele andere sind in dieser Absicht viel träger, und scheinen überhaupt die um

sie her vorgehende Bewegungen nicht so geschwind zu bemerken.

Ob man gleich eben darum nicht

sagen kann, daß ihnen etwas am Sehen abgienge, so scheint die Empflndung des Sehens bey ihnen aber doch nicht so würksam und schnell zu seyn,

wie bey jenen.

Demohngeachtet sieht man sie

ihren einmahl vorgenommenen Strich im Fliegen nach gewissen Gegenständen verfolgen, ohne daß

sie solche irgend einmahl verfehlen, auch wissen sie den ihnen hinderlichenKörpern im Fliegen in ziem­

licher Entfernung schon auözuweichen, welches ein sicheres Kennzeichen von der Güte ihres Gesichts

B r

ist.

20

Von den Infekten mit ganzen Flügeldecken, Nur selten, und in wenigen Fällen, betrügt

ist.

sie ihr Gesicht.

Den gemeinen Roßkäfer (Scarab.

starcorarius), sieht und hört man öfters, zu seiner gewöhnlichen Flugzeit, nähmlich am Abend, ge­

gen weiße Mauern oder Bretterwände, die durch die Sonne erleuchtet sind, mit voller Gewalt an­

fliegen,

und sodann ganz betäubt durch diesen

Stoß herabfallen, wovon sie sich oft sobald nicht

erholen können.

Dies ist ohnstreitig ein Beweis

von dem mangelhaften Gesicht an dieser Käferart, welche den blendenden Schein von dergleichen

Gegenständen, für die freye lichte Luft hält, und hindurch fliegen zu können glaubt.

An andern

Käfern erinnere ich mich nicht dergleichen AugenJrrthümer bemerkt zu haben.

Nach der verschiedenen Lebensart der Käfer,

scheint auch der Gebrauch ihrer Augen insbeson­ dere eingerichtet zu seyn.

Diejenigen die am

Tage geschäftig sind, und ihrer Nahrung nachge­

hen,

hingegen des Nachts ruhen, können auch

wahrscheinlich nur bey Tage sehen, wie denn die­

jenigen, so des Abends, oder in der Nacht allein

beschäftigt sind, den mehresten Gebrauch von ih­ ren Augen zu diesen Zeiten machen können, und also sind sie in ihrer Art das unter den Insekten,

was die Eulen unter den Vögeln sind. .NblDie fast immer am meisten und zuerst auffalhök.icr. (enfee Thxjlx des Kopfs sind die Fühlhörner, wel­

che

oder Käfern überhaupt.

21

d)e bey den Insekten dieser Classe an Gestalt, Größe, Bildung und Lage, äusserst mannigfaltig

gefunden werden, daher der Ritter von Linne sie mit Recht zum Haupt-Rennzeichen der Gattun­ gen

angenommen hat, wie wir hernach sehen

werden.

Die Fühlhörner (Antennae) sind hornartige, MehrentheilS aus verschiedenen Gelenken beste­

hende, bewegliche längliche Fortsätze oder Fäden,

die sich vorn am Kopf der Käfer befinden.

Bey

der einzigen Gattung Drehkäfer (Gyrinus), sind die Fühlhörner steif und unbeweglich.

Alle bekannte Arten Käfer haben deren alle­ mahl nur zwey, und nicht mehrere, ob es wohl

Anfängern in derJnsekten-Kenntniß zuweilen schei­ nen kann, als ob manche Arten mit mehr als zwey

Fühlhörnern versehen wären, und dieser Irrthum

kann leicht bey den Insekten Statt finden, die lange FreßspiHen haben, welche bisweilen den Fühlhör­ nern an Ansehen gleich zu seyn scheinen, wie z. B.

einige Wasserkäfer (Dytiscl), besonders die mit kolbigten Fühlhörnern.

Man kann diesen Irrthum

aber bald inne werden, so bald man den Standort

oder die Lage beyder untersucht, da denn die Freß­

spiHen jederzeit an den Theilen des Mundes ent­ springen,

wie wir bereits gesehen haben.

Die

Lage der Fühlhörner aber ist cti andern Theilen des Kopfs,

und bey den verschiedenen Gattungen B 3

auch

22

Von den Insekten mit ganzen Flügeldecken, auch verschieden gestellt.

Man bemerkt hauptsäch­

lich vier unterschiedene Standörtec derselben.

Einige, wie die Erdkäfer, haben sie seitwärts am Kopf, dicht vor den Augen, an andern besinden sie sich beynahe j» Oberst' auf dem Kopf, hin­

ter den Augen,

oder auch zwischen selbigen auf

der Stirn; bey noch andern sitzen sie auf den Au­ gen selbst,

und scheinen daraus zu entspringen,

wie bey einigen Bockkäfern (Cerambix), in wel­ chem Fall denn jedes Auge, anstatt rund oder ey-

rund zu seyn, gewissermaßen einen halben Mond

bildet, welcher das Fühlhorn an dem Grunde ein­ schließt und umgiebt, und in welchem dasselbe wie in einer Nuß beweglich ist.

Endlich sihen sie auf

dem hornartigeu Rüssel bey den Rüsselkäfern (Curculio).

Sie stehen übrigens am Grunde

dicht neben einander, welche« bey denen auf der Stirn sitzenden Statt hat, oder von einander ent­

fernt, welches am gewöhnlichsten ist. Ihre Gestalt kann, in Ansehung der ganzen

Länge und Bildung,

oder nur in Ansehung der

Beschaffenheit und Bildung der einzelnen Gelenke

oder Glieder betrachtet werden. In ersterer Absicht können die Fühlhörner,

der zu dieser Classe gehörigen Insekten,

in drey

Hauptabtheilungen gebracht werden, welche der

Ritter auch selbst hierbey angenommen hat, nähm­ lich :

i. Reu-

oder Käfern überhaupt.

23

1. Reulenähnliche Fühlhörner (Antennae clavatae), das sind solche, welche nach der Spitze zu dicker,

oder gar an der Spitze mit einem

Rnopf, Kolbe (Capitulum, Clava) versehen

sind, und zwar ist das dicke Ende oder die

Kolbe

a) fest und dicht (Antennae capitatae, capitulo integro), wie bey den RnOllkäfern (Byrhus);

b) durchblättert

(perfol iatae),

durchschnitten heißt,

welches

auch

wenn die Kolbe,

durch merkliche Queer-Einschnitte,

aus

mehreren in einander gesetzten Gliedern be­ stehet.

Speckkäfer (Dermeftes);

c) gespalten (fifliles), mit getheilten blatterför­ migen oder lamellösen Knopf,

(Maykä-

fer, Wasserkäfer, Rammkäfer). 2. Fadenförmige (filiformes), meist von gleicher Dicke von oben bis unten.

Hierher werden

auch die Spindelförmigen (Antennae fufifor-

mes) gerechnet, welche in der Mitte oder ge­ gen das Ende ein wenig dicker, als an der

Basis und Spitze sind.

3. Borstenähnliche (fetaceae), die nach und nach

gegen der Spiße zu dünner werden,

und

ganz spitzig auslaufen. Nach ihrer Richtung heißen sie gerade Fühl­ hörner (rectae), die vom Grunde bis an das oberB 4

frt

24

Von den Insekten mit ganzen Flügeldecke!,, ste Glied in meist gerader Linie ausgehen, welches ist;

gewöhnlichsten

am

gebrochene . (fraäae),

wenn sie in der Mitte unter einem Winkel gleich­

sam gebrochen sind, fer) ;

(Kammkäfer und Rüsselkä­

schlängelnd gebogen (flexuofae), hey dem

Maywurmkäfer M