Nachrichten über die Gesundheitszustände in verschiedenen Hafenplätzen: Heft 6 [Reprint 2022 ed.] 9783112680681


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Nachrichten über die Gesundheitszustände in verschiedenen Hafenplätzen: Heft 6 [Reprint 2022 ed.]
 9783112680681

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über die

Gesundheitszustände in verschiedenen Hafenplätzen. Auf Veranlassung der

Deputation für Handel und Schifffahrt zusammengestellt von

Dr. med. H a x .

Letidesdorf.

Sechstes Heft.

HAMBURG. D r u c k von A c k e r m a n n A Wulff.

INHALT.

Europa. Hamburg. Altona. Hemel. Stettin. Vom hydrographischen Bureau der Kaiserlichen Admiralität aus Berlin. England. Jassy. Galatz. Constantinopel.

Asien. Allgemeines über Indien. Colombo. Madras. Bombay. Calcutta. Bairut. Smyrna.

Afrika. Port Said. Algier. Capstadt.

Amerika. San Francisco. New-Orleans. Panama. Nassau. Havana. Matanzas. Puerto Plato. Gonaives. Port au Prince. Curaçao. P o r t of Spaiu. Paramaribo. La Guaira. Puerto Cabello. Santa Martha. Baranquilla. Guayaquil. I qui que. Valparaiso. Buenos Ayres. Montevideo. Porto Alegre. Santo s. Rio de Janeiro.

Australien. Sydney.

Europa. Das

Material

stammt

theils vom Medicinal-Inspector aus andern Quellen.

Herrn D r. Kr aus,

theils

H a m b u r g , 53o 3 3 ' N., 9o 5 9 ' 0 . , 1. J u n i 1873. Bevölkerung nach der letzten Zählung 348,127 (Stadt und Gebiet.) Das J a h r 1873 muss bis jetzt, trotz seines lang hingezogenen Winters und launenhaften Frühlings, ein nicht ungesundes genannt werden. Ansteckende Krankheiten herrschten eigentlich nur unter den Kindern, aber ohne besondere Ausdehnung zu gewinnen. Was wir an Darmnervenfieber hatten, beschränkte sich auf 0,o7 per 100 der Bevölkerung. Nervenfieber und Kinderkrankheiten sind wichtige Momente, um die Gesundheitsverhältnisse eines europäischen Platzes richtig würdigen zu können. Wo übermässige Anhäufung von Menschen in ungenügenden Räumen (schlecht ventilirte, enge Schlafzimmer, Aborte ohne Dunströhren etc. nicht zu vergessen) Noth und Elend, schlechtes Abfuhrsystem vorhanden, entwickelt sich am besten das Nervenfieber. In dieser Beziehung haben wir uns bis auf Weiteres kaum zu beklagen und suchen die existirenden Mängel möglichst zu beseitigen. Wir streben nach immer weiterer Ausdehnung unserers Sielsystems, nach Verbesserung unseres Trinkwassers, Fernhaltung schädlicher, verfälschter Nahrungsmittel u. dgl. mehr, die grösste Sorge macht das Zuströmen eines auswärtigen Proletariats, welches im Elend aufgewachsen, sich in engen Wohnungen zusammendrängt, so dass wir auch hierbei erkannt haben wie den Lichtseiten der Freizügigkeit gegenüber die Schattenseiten nicht fehlen. Unsere Kindersterblichkeit muss noch immer eine beklagenswerthe genannt werden und möchte es von Werthe sein zu ermitteln, wie viele Procente dieser Sterblichkeit auf Kinder kommen, die der Mutter oder Ammenbrust entbehren. Sehr erfreulich ist, dass unsere Medicinal-Statistik immer weitere Fortschritte macht, denn nur so wird es möglich sein, viele Quellen der Krankkeiten versiegen zu machen, nachdem man erst durch Zahlen ihr Vorhandensein constatirt hat. Ein Staat der auf der Höhe der Civilisation stehen will, ist ohne alles durchdringende Statistik eben so wenig denkbar wie ein guter Kaufmann der keine oder unordentliche Bücher führte, denn beide können nie genau wissen, wie sie stehen. Im ersten Quartal von 1873 starben, ohne Todtgeborene, 2370 Personen = 6.8 oder auf das J a h r berechnet = 27.2 per 1000 der Bevölkerung; davon waren Kinder innerhalb des ersten Lebensjahres 632 = 26.7 per 100 aller Gestorbenen, mit Todtgeborenen 2536 — 7.3 oder auf das J a h r berechnet = 29.2 per 1000 der Bevölkerung. Wenn man aber den Ueberschuss der Geburten und die Vermehrung der Bevölkerung durch Niederlassung Fremder in Anschlag bringt, so werden sich diese Zahlen am Ende des Jahres bedeutend günstiger gestalten, wenn nicht grössere Epidemien störend eingreifen sollten.

2 Diese zu befürchten, ist bis j e t z t keine Veranlassung, doch würden dieselben auch bei der vermehrten Energie unserer Sanitätsbehörden weniger, aller W a h r scheinlichkeit nach, gefährlich als früher werden. A u f zymotische Krankheiten ( K e i m k r a n k h e i t e n , durch Ansteckung und Miasmen übertragbar) kommen von den Gestorbenen 257 = 18.8 per 100. D i e Zahl dieser Erkrankungen betrug 2505, also mit einer Sterblichkeit von 10.3 per 100, davon kommen auf N e r v e n f i e b e r ( T y p h u s ) 251 Erkrankungen m i t 58 Sterbefällen = 23.1 per 100, auf Scharlach 953 Erkrankungen mit 57 Sterbefällen = 5.98 per 100, auf Masern 366 Erkrankungen mit 14 Sterbefällen = 3.8 per 100, auf Keuchhusten 239 Erkrankungen m i t 40 Sterbefällen = I 6 . 7 per 100 und auf' Croup und D i p h t h e r i t i s ( R a c h e n b r ä u n e ) 457 Erkrankungen m i t 60 Sterbefällen = 13.i per 100, an Dysenterie ( R u h r ) 18 Erkrankungen m i t 1 Sterbefall = 5.5 per 100. E s kamen 90 F ä l l e von K a l t e m - oder W e c h s e l f i e b e r vor, doch wie in diesen Breiten gewöhnlich, ohne T o d t e . D a g e g e n starben alle von Wochenbettfieber befallenen Frauen, nämlich 24. A n Blattern erkrankten nur 19 Personen, davon waren 4 u n g e i m p f t und starb e i n e r , von den übrigen Geimpften starb keiner. A n Syphilis starben nur 8 Personen, wobei natürlich, nicht die mit eingeschlossen sind, die indirect an dieser K r a n k h e i t zu Grunde gingen, denn deren Zahl ist h i e r , wie in der ganzen W e l t , eine sehr grosse. A n Schwindsucht (Tuberculosis) starben 369 Personen — 15.6 und durch Selbstmord 25 Personen — I.05 per 100 aller Gestorbenen. Es wurden 3427 K i n d e r geboren, davon waren 166 todt. A u f 1000 der Bevölkerung kommen also 9.4 lebend Geborene und auf das Jahr berechnet 37.6, 330 K i n d e r waren unehelich geboren, also auf 100 eheliche 9.6 uneheliche. I m abgelaufenen V i e r t e l j a h r e wurden 251 K i n d e r g e i m p f t und 3992 E r wachsene wiedergeimpft, zusammen 4243 = 1.2 per 100 der Bevölkerung. In Beziehung auf die K r a n k h e i t , welche einen so grossen T h e i l der Menschheit vergiftet, die Syphilis, stehen uns noch f o l g e n d e Daten zu G e b o t e . I m Allgemeinen Krankenhause wurden im Jahre 1872 unter 8933 K r a n k e n 1570 an Syphilis behandelt = 17.6 per 100 aller K r a n k e n , davon waren 947 weiblichen Geschlechts und starben 8 = 0.5 per 100. Iii der V o r s t a d t St. P a u l i befanden sich im J a h r e 1872 8 1 — 8 3 regelmässig untersuchte Frauenzimmer, von denen durchschnittlich 7 — 8 im Krankenhause lagen. E s wurden im L a u f e des Jahres an 105 T a g e n 7548 Untersuchungen angestellt und 59 Mädchen erkrankt befunden, die meisten derselben waren syphilitisch und 4 schwanger. A u f diese 59 kamen 1871 K r a n k h e i t s t a g e = 31.7 im Durchschnitt auf jede. E s starb keine. D i e jüngsten Prostituirten hatten 17, die ältesten 50 Jahre. In der eigentlichen Stadt g i e b t es ungefähr 800 Frauenzimmer, die regelmässig zweimal in der W o c h e auf Syphilis untersucht werden und wenigstens eine weit grössere Garantie des nicht A n s t e c k e n s bieten, als die grosse M e n g e der sich privatim Prostituirenden. U m letzterem U n f u g e zu steuern, b e f ü r w o r t e t eine Partei recht harte Bestrafung, andere nur Milderung der F o l g e n durch häufiges, wo nöthig, zwangsweises Untersuchen solcher Frauenzimmer, indem sie behauptet, dass auch bei dieser F r a g e der alte Satz R e c h t h a b e : „ q u i d leges sine m o r i b u s ? " ( W a s nützen Gesetze, wenn die Sitten verdorben sind?) E s würde das ähnlich wie in 17 H ä f e n und Militairstationen Englands sein, wo durch die Contagious diseases act, zum T h e i l seit 1866, eine regelmässige Untersuchung und nöthigenfalls Sequestrirung der sich auch ausserhalb der B o r d e l l e gewohnheitsmässig Prostituirenden gesetzlich angeordnet ist.

3 E s constatiren übrigens die Berichte der Engländer aus allen Welttheilen, dass überall da, wo die Contagious diseases act energisch durchgeführt worden ist, die Zahl der syphilitisch angesteckten Seeleute und Landtruppen bedeutend abgenommen hat. Ein Vergleich der Zahl der syphilitisch erkrankten Militairs an solchen Plätzen mit Beaufsichtigung der Prostitution, wenn auch auf die Bordelle beschränkt, mit derjenigen, wo freie Prostitution existirt, möchte werthvolle Data für die Beurtheilung der ganzen Sachlage bieten. Sobald die Bevölkerungen zu dem Grade der Einsicht kommen könnten, dass sie selbst von dem demoralisirenden Einfluss der Syphilis befreit zu werden wünschten, dann würden Untersuchungen der Männer ebenso allgemein wie die der Weiber stattfinden müssen. A u f Veranlassung des Physikus Herrn Dr. G e r net durch den behandelnden Arzt Herrn Dr. S t e i n m e i e r übersendet. Bericht der Seemanns-Kranken-Station

für das 1. Quartal von

1873.

E s waren 92 Kranke in Behandlung, davon wurden geheilt 62 = 67.4 per 100 und starben 9 = 9.8 per 100, 5 wurden verlegt und 16 blieben in Behandlung. E s litten davon an : Typhus (Darmnervenfieber) 5, davon starben 4, Dysenterie (aus New-Orleans eingeschleppt). 1, Scorbut 1, Kaltem Fieber 2, Fieberhaftem Gelenkrheumatismus 6, Primärer Syphilis 3, Secundärer „ 4, Gonorrhoe 5, Krätze 2, Knochenbrüchen 6, Verschiedenen anderen Krankheiten 27. Die Uebrigen vertheilen sich hauptsächlich auf Catarrhe und Störungen der Verdauungsorgane. Ausser den 4 am Typhus Gestorbenen kamen die übrigen 5 Todesfälle auf Gehirnschlag, Hirnhautentzündung, Bauchfellentzündung, Schwindsucht, Wassersucht. Von den 92 Behandelten waren: Deutsche 66, Engländer 8, Scandinavier 6, Russen 2, Belgier 2, Spanier 2, Holländer 2, Nordamerikaner... 2, Portugiesen 1, Böhmen 1.

4 Manche Seeleute werden in unserem allgemeinen Krankenhause behandelt und wollen wir nicht verfehlen, auf eine für dieselben wichtige Erfahrung von dort aufmerksam zu machen. Es kamen nämlich Fälle von an Bleivergiftung erkrankten Seeleuten vor und stellte es sich heraus, dass dieselben durch unvorsichtigen Gebrauch der Mennige stammten, welche beim Anstrich der eisernen Schiffe gebraucht wird. Es schien den Seeleuten unbekannt, dass Mennige ein Bleipräparat ist. Die Aerzte des Krankenhauses wünschen zum Wohle der Seeleute, dass dieselben darauf aufmerksam gemacht werden, dass man bei dem Gebrauche der Mennige ebenso vorsichtig und reinlich, wie bei dem des Bleiweiss sein müsse. Nachfolgende Yergleichung einiger Mortalitäts-Verhältnisse Hamburgs und Bombays im J a h r e 1872 möchte vielleicht geeignet sein, Einiges in deutlicherem Lichte erscheinen zu lassen. H a m b u r g . Bevölkerung 348,127 (Stadt u. Gebiet). Anzahl der Gestorbenen, ohne Todtgeborene, 9044 = 26 per 1000. Davon starben an Blattern Masern Fieber (Typhus)

323 =

0,93 35,7 140 — 0,< 15 v» 229 = 0,6ß 25,3 Keiner.

Cholera Krankheiten des Centrainervensystems (Gehirn u. Rückenmark) 339 =

per 1000 der Bevölkerung und „ ,, „ Gesammsterbezahl, ,, „ „ Bev. und 5i G e s „ „ „ Bev. und „ „ „ Ges.

0,97 „ 37.5 ,,

„ „

„ Bev. und „ Ges.

2,9 „ 111,9 „ Krankheiten d. Verdauungsorgane 743 = 2,13 „ 82,2 „ Davon an Durchfall und BrechDurchfall 577 = 1,66 „ 63 „ an Dysenterie (Ruhr) 7 = 0,02 „ 0,77 „ Durch Selbstmord 88 = 0,25 „ 9,7 „

„ „ „ „

„ Bev. und „ Ges. „ Bev. und „ Ges.

„ „ „ „ „ „

„ „ „ ,5 ,, ,,

Krankheiten der Athmungsorgane (ohne Schwindsucht) 1012 =

Bombay. Bevölkerung 644,405. geborene, 18,990 = 29,5 per 1000. Davon starben an Blattern Masern

1 854 =

Bev. und Ges. Bev. und GesBev. und Ges.

Anzahl der Gestorbenen, ohne Todt-

2,87 97.6 394 —= 0,6i 20.7

per 1000 der Bevölkerung und „ ,, „ Ges. „ „ „ Bev. und „ „ ,, Ges.

Davon starben an Fieber

7512 =

Davon an Typhus

13

an kaltem Fieber

1017 =

anKüstenfieber (remittentfever) 6479 Cholera



=

190 =

Krankheiten des Centralnervensy stems (Gehirn u.Rückenmark) 1834

11,7 per 1000 der Bevölkerung und

395,«

11

0,02

55

0,68

55

11 53,6 ii 1 0 , 0 5 ii 341,2 ii 1,57

ii ii ii ii 55 55 55

0,29

55

55

10,o

ii

55

„ „ „ „ ,, „ „ „ „

Gcsammtsterbezahl Bev. und Ges. Bev. und Ges. Bev. und Ges. Bev. und Ges.

„ Bev. und „ Ges. Krankheiten d. Athmungsorgane 1320 = 2 , 0 5 55 „ Bev. und 55 6 9 , 5 55 11 „ Ges. Krankheiten d. Verdauungsorgane 1969 = „ Bev. und 3 , 0 6 55 55 103,7 55 „ Ges. 55 Davon an Durchfall 662 = 1 , 0 3 55 11 „ Bev. und 3 4 , 9 55 „ Ges. 55 an Dysenterie 1012 = ., Bev. und 1,6 >1 55 5 3 , 3 55 „ Ges. 55 Durch Selbstmord 56 = 0 , 0 9 7 55 „ Bev. und 55 2,9 „ Ges. 55 55 Anmerkung. Die Blattern für Hamburg waren nur in den ersten Monaten des Jahres die Ausläufer der vorangegangenen grossen Epidemie und gehören nicht zu unsern Normalverhältnissen, was wohl bei Bombay der Fall ist, dessen Cholera-Sterbezahl wieder eine ungewöhnlich kleine ist, während das Fehlen der Cholera bei uns das gewöhnliche. Die geringe Anzahl der Selbstmorde entspricht dem Charakter des Orients. =

2,8

96,6

Nach dem Berichte des Herrn Physikus

ii ii

55

55

Dr. Wallichs

zusammengestellt.

A l t o n a , 5 3 ° 3 3 ' N., 9 ° 5 7 ' 0 . Seit Anfang December 1872 bis Ende April 1873 sind keine epidemischen Krankheiten sonderlich hervorgetreten, obgleich die Sterblichkeit, durch Typhus verursacht, sich im December etwas vermehrte und bis zum März sich ähnlich verhielt. Magendarmcatarrhe der kleinen Kinder verursachten im Winter eine hohe Sterblichkeit der Säuglinge, besonders im Januar, hörten im März fast auf und erloschen im April. Dafür nahm Tod durch Schwindsucht und hitzige Erkrankungen der Athmungsorgane erheblich zu. E s starben im Physikat Altona-Ottensen (Bevölkerung 83,408): im December 1872 Januar Februar März April 1873 an Scharlach, Masern, Keuchhusten 14 14 10 8 7 zus. 53 = 5.09 per 100 aller Gestorb. * » 8 10 5 » 42 = 4.03 » Typhus 11 8 > 88 36 33 » 243 = 23.3 » » Säuglingskrankheiten 53 38 > 35 30 37 39 » 175:-= 16.7 » » Schwindsucht 34 » Hitzigen Krankheiten > » 23 16 33 37 » 129 = 12.4 der Athmungsorgane 20 163 ICO 126 121 zus.642 Zusammen . . . . 132 239 172 208 199 » 1042 = 12.5 per 1000 Im Ganzen starben.224 gleich einer Jahressterblichkeit von 30 per 1000 der Bevölkerung.

6 Geboren wurden in den 5 Monaten 1708 Kinder = 20.» per 1 0 0 0 , auf das J a h r berechnet = 49.s Geburten per 1000 der Bevölkerung. Wegen Zunahme der Bevölkerung seit letzter Zählung wird das Verhältniss per 1000 f ü r beide Zahlenreihen zu verringern sein. Uneheliche Geburten gab es 268, also kamen auf 100 ehelich 15.69 unehelich Geborene. Von 203 in der Entbindungsanstalt im J a h r e 1872 unehelich Gebärenden waren schwanger geworden in Hamburg 87, in Altona 74 und 42 anderswo. Der Verein für Haltekinder (in die K o s t gethane Kinder) hat sich neu organisirt. Die Damen, welche ihm angehören, üben persönliche Aufsicht. Für jeden Stadttheil (6 incl. Ottensen) ist ein Arzt angestellt. Durch freiwillige Beiträge werden die Kosten aufgebracht. Es gab im J a h r e 1872 in Altona 25 Bordelle. Täglicher Durchschnittsbestand der eingezeichneten Mädchen war 70. Im Laufe des J a h r e s wurden 99 wegen Syphilis in's K u r h a u s und Krankenhaus geschickt, wo sie 2891 Krankheitstage durchmachten, also ä Person im Durchschnitt 29.2 Tage. Unter sanitätspolizeilicher Controle standen wöchentlich 10—15 und wegen gewerbsmässiger Unzucht wurden 167 Mädchen bestraft. Zur Beurtheilung der Sterblichkeitsverhältnisse Altona- Ottensen's diene noch Folgendes: Es starben im: II. Quartal I. Quartal 1870 1872 1870 1872 1871 1871 18 an Blattern 51 131 0 193 0 „ Masern, Scharlach, Keuchhusten 76 14 10 29 22 10 „ Typhus . 12 10 24 15 9 17 „ Säuglingskrankheiten . . 145 100 128 130 109 70 „ Cholera 0 0 0 0 0 0 1 „ Brechdurchfall 1 0 1 0 0 93 „ Schwindsucht 99 128 89 115 95 16 „ Krebs 14 14 18 19 12 „ Alterschwäche 23 28 29 18 24 27 „ Entzündliche Krankheit. 67 63 der Brustorgane . . . . 74 72 73 58 „ Krankheiten des Gentral52 54 59 nervensystem 70 77 56 789 532 ] Ganzen starben 573 627 586 741 III. Quartal IV. Quartal 1870 1871 1872 1870 1871 1872 4 2 393 5 322 1, zus. 1120 = 13.2 per 100 aller Gestorbenen. 14 10 30 27 20 42, V 304 = 3.6 1 V 17 40 12 32 27 19, 11 234 = 2.» 1 11 1 73 124 188, 11 1787 = 21. 220 267 233 1 11 0 103 0 0 3 106 = 1.3 o, 11 1 2 1 135 1 0 142 = 1.7 1 11 o, 96 67 70 92 90 90, 11 1124 = 13.3 1 117 19 8 16 15 21, n 189 = 2.2 1 11 31 20 13 27 22 27, n 289 ==• 3.4 1 11 36 45 30 66 64 67, 11 715 = 8.5 1 11 46 44 46 41 37 48, 11 630 = 7.4 1 II 581 1331 584 544 935 631, zus. 8454.

7 Im J a h r e 1870 starben also 2325 Personen, davon 832 im Alter unter 1 J a h r = 35.7 und 180 über 70 J a h r e alt — 7.7 per 100 aller Gestorbenen. Auf 1000 der Bevölkerung starben 30.3. Auf je 1 Gestorbenen wurden geboren 1.4?. In der Provinz starben auf 1000 23.o und kam auf je 1 Gestorbenen 1.30 Geburten. Im J a h r e 1871 starben 3641 Personen, davon 1001 im Alter unter 1 J a h r = 27.5 und 215 über 70 J a h r e alt = 5.9 per 100 aller Gestorbenen. Auf 1000 der Bevölkerung starben 43.7 (Blattern-Epidemie) und auf je 1 Gestorbenen kamen 0.79 Geburten. (Während die Blattern die Sterblichkeit vermehrten, verringerte die Abwesenheit eines Theiles der Männer wegen des Krieges die Zahl der Geburten.) In der Provinz starben auf 1000 24.1 und kamen auf je 1 Gestorbenen I.21 Geburten. Im J a h r e 1872 starben 2488 Personen, davon 794 im Alter unter 1 J a h r = 31.9 und 173 über 7 0 ' J a h r e alt = 7 per 100 aller Gestorbenen. Auf 1000 der Bevölkerung starben 29.4, (das Yerhältniss der Geburten ist nicht angegeben). In der Provinz Schleswig-Holstein kamen auf 100 Gestorbene: im J a h r e 1870. . . 24 unter 1 J a h r und 16 über 70 J a h r e alt. „ „ 1 8 7 1 . . . 23 „ „ „ 15 „ „ „ Vom Vorsteheramt der Kaufmannschaß.

Bericht des Kreisphysikus

Dr. Ro

senthal.

M e m e l , 55 0 44' N., 2 1 0 6' 0 . , d. 17. Januar 1873. Im 4. Quartale des Jahres 1872 war der Gesundheitszustand ungünstiger als im voraufgehenden Quartale. Rheumatische und catarrhalische Erkrankungen waren vorherrschend, ausserdem zahlreiche Fälle von bösartiger Rachenbräune (Diphtheritis), Scharlach, aber von mildem Charakter, war stark verbreitet. Syphilis zeigte sich wenig zahlreich. Typhus und Cholera traten nicht auf. Der Gesundheitszustand auf den Schiffen war ein günstiger. M e m e l , d. 11. April 1873. Der Gesundheitszustand des 1. Quartals dieses Jahres war im Allgemeinen kein günstiger. Es gab viele catarrhalisch entzündliche Krankheiten der Athmungsorgane. Die Scharlachepidemie des vorigen Jahres hielt an, blieb aber gutartig, Rachenbräune hörte auf, Pocken fast gar nicht vorhanden, kein Typhus, Syphilis selten. Der Gesundheitszustand auf den Schiffen war ein guter. Von den Vorstehern

der

Kaufmannschaft.

S t e t t i n (Jacobikirche), 5 3 ° 25' N., 1 4 ° 34' 0 . , d. 1. April 1873. E s haben im 1. Quartal von 1873 keine ansteckende Krankheiten geherrscht, auch war der Gesundheitszustand an Bord der Schiffe ein gewöhnlicher. Vom hydrographischen Bureau der Kaiserlichen Admiralität aus Berlin zugesendet.

2. Semester 1872. A.

Krankheitsverhältiiisse der Jlarine-Theilc am Lande.

1) Die v o r h e r r s c h e n d e n waren:

Krankheiten, nach den Garnisonen

getrennt,

8 in Kiel Fälle

Friedrichsort Danzig Fälle Fälle 11 = 2.2 °/o 57 = 3.85% 1 0 = 1 . 9 6 , , 8 = 16.i°/o

Wilhelmshaven. Fälle 147 = 12.« „ 3 4 = 2.9 „

Catarrhalische Fieber Rheumatismus Lungen- und KehlkopfKatarrhe 95 = 6 . 4 i „ 20=3.9 „ — 192 = 1 6 . 5 « 52 = 4.5 „ Augenkrankheiten.... 3 = 0.2 „ 44 = 8.7 „ — Lungenentzündung . . . — 5 = 0.98 „ 4 = 8 „ — Mandelentzündung . . . 1 1 8 = 8.0 „ 20=3.9 „ — — Magenkatarrhe 100 = 6 75 ,, 25 = 4.9 „ — — Durchfall 33 = 2.2 „ — 5 = 10.1 „ — Oberflächliche Hautkrankheiten (Panaritien, Furunkel etc.) 109 = 7.4 „ 104 = 20.5,, 6 = 12.i „1 — : 27.2 Leichte Verletzungen. 37 = 2.5 „ 76 = 1 5 . o „ 2 = 4 „j ' Syphilis 134 = 9.o „ 7 = l.e „ 6 = 12.i „ 5 7 = 4.9 „ ( A n m e r k u n g . Nur die in grösserer Zahl aufgetretenen Krankheitsfälle sind bei den einzelnen Garnisonen vermerkt worden.) Die katarrhalischen K r a n k h e i t e n , R h e u m a t i s m e n , Lungen-Entzündungen, Durchfälle wurden durch Witterungseinflüsse begründet, die oberflächlichen Hautkrankheiten, Verletzungen etc. durch Arbeiten auf den W e r f t e n und durch Exerzitien. Die Augenkrankheiten erklären die hohe Zahl der Behandlungstage und den hohen Prozentsatz an Kranken in Friedrichsort. Der hohe Prozentsatz der Syphilitischen in Kiel und Danzig macht eine strengere sanitätspolizeiliche Kontrole nothwendig. Einer besonderen Erläuterung bedarf das Auftreten der Malaria (kalte Fieber) in Wilhelmshaven; es waren an derselben täglich im Durchschnitt krank: beim See-Bataillon 7,6 % , bei der Werft-Division 6.8 °/o, bei der Matrosen-Division 5.6 % , bei der Torpedo-Abtheilung 4.5 °/o, bei der See-Artillerie 3,°/o. Von diesen Fällen wurde indess nur ein sehr geringer Theil im Lazareth behandelt. Die Differenz dieser Prozentsätze wird begründet: durch die zeitweise Abwesenheit der See-Artillerie während ihrer Schiessübungen, — durch den Aufenthalt (Wohnen) der Torpedo-Abtheilung an Bord, — und dadurch, dass die alte provisorische Kaserne, welche das Seebataillon bewohnt, niedriger liegt, als die anderen Kasernen. Der Neubau einer massiven Kaserne für 600 Mann ist bereits in Angriff genommen, ferner wird das ganze Terrain von Wilhelmshaven durch Kies-Aufschüttung um 4 Fuss erhöht. Diese Massregeln werden voraussichtlich eine erhebliche Verminderung der Malaria zur Folge haben. 2) Unbrauchbare resp. Invalide nach Garnisonen und Procenten der Kopfzahl: in Kiel, Friedrichsort, Danzig, Wilhelmshaven, unbrauchbar... 2.9%, 1.3% 2,o % 2.2%, halbinvalide. . . . O.27 „ —• — O.09 ,, ganzinvalide . . . 1.45,, 0.4 „ — O.27 „ Hierbei ist hervorzuheben, dass der grösste Theil der Unbrauchbaren aus Rekruten bestand, deren körperliche Fehler bei der Aushebung nicht als erheblich genug für die Zurückstellung anerkannt waren.

9 3) Die Todesfälle nach ihren Ursachen: Es starben: an Lungenschwindsucht 4, an Genickstarre 1, an Drüsenanschwellung durch Verunglückung 3, und Vereiterung derselben 2, durch Selbstmord 1. B.

Krankheits- etc. Verhältnisse an Bord in inländischen Häfen und Gewässern.

Es waren im Durchschnitt täglich krank 3,26% der Besatzungsstärke. Schwerkranke wurden reglementsmässig an die Landlazarethe abgegeben. 1) Die vorherrschenden Krankheiten an Bord waren: Leichte Verletztingen und Hautaffectionen (Panaritien, Furunkel), welche über die Hälfte aller Erkrankungen bildeten, und als Folgen der Segel- und Geschützexerzitien zu betrachten sind. Die Darmkatarrhe, Lungenkatarrhe und Halsentzündungen wurden durch Witterungseinflüsse begründet. 2) Unbrauchbare resp. Invalide nach Prozenten der Besatzungsstärken: unbrauchbar 0,os°/o, ganzinvalide 0,o4°/o. Diese geringe Zahl erklärt sich daraus, dass die resp. Mannschaften meistens ihren Marinetheilen zur Entlassung überwiesen wurden. 3) Die Todesfälle nach ihren Ursachen. Es starben: an Gangrän (Brand) des rechten Unterschenkels und Pyämie (Eitervergiftung des Bluts) 1, an chronischer Dysenterie 2, an Lungenschwindsucht 2, durch Verunglückung 1. Von diesen starben 3 in Landlazarethen. C. Krankheits- etc. Verhältnisse an Bord in ausländischen Häfen und Gewässern.

Aus den statistischen Berichten, welche von den im Auslande befindlichen Schiffen bis jetzt eingegangen sind, ist Folgendes hervorzuheben: Es waren im Durchschnitt täglich krank 5,5 °/o der Besatzungsstärke. (Hierbei sind auch von der Hertha nur die Kranken des letzten Semesters mitgerechnet). S. M. Dpfkbt. Delphin (Mittelmeerstation). Vorherrschend waren: äussere Krankheiten, Verletzungen, Geschwüre, Furunkel. S. M. Brigg Undine (Auf der Reise nach Lissabon). Zu erwähnen ist nur ein Fall von Diphtheritis, sie herrschte epidemisch in Lissabon im December 1872. S. M. S. Friedrich Karl (Westindische Expedition). Vorherrschend waren äussere Verletzungen und Hautkrankheiten. Ein Mann starb in Folge akuten Gelenkrheumatismus (Endocarditis). Herzentzündung. S. in. S. Hertha.

Ostasiatische Expedition. 1) Vorherrschend waren während des Aufenthalts im Auslande vom 9. Sept. 1869 bis 22. November 1872: Ruhr und Durchfall 321 Fälle, Rheumatismus 211 „ Verletzungen 209 ,, Entzündungen auf der äusseren Körperfläche . . . 200 „

10 Syphilis Lungenkatarrhe Pocken

178 Fälle, *) 69 ,, 36 „

D i e Rheumatismen und L u n g e n k a t a r r h e waren durch den schnellen W e c h s e l der verschiedenen K l i m a t e , die Verletzungen etc. durch Segel- und andere Exercitien begründet. Die relativ grosse Zahl der E r k r a n k u n g e n an Syphilis erklärt sich durch das öftere Anlaufen ausländischer H ä f e n , wo keine genügende sanitätspolizeiliche Kontrole b e s t e h t , während Pocken, R u h r und Durchfall, die letzteren im Zusammenhange mit Dysenterie, aus folgenden Ursachen e n t s t a n d e n : Die Pocken herrschten in Y o k o h a m a und wurden von hier aus auf alle im Hafen ankernden Schiffe geschleppt. A n Bord der H e r t h a wurden sofort Maassregeln gegen die E i n s c h l e p p u n g dieser K r a n k h e i t getroffen, sie bestanden in Abschliessung des Schiffs vom äusseren V e r k e h r , in Revaccination der Mannschaften und endlich in Desinfection des Schiffs. Trotzdem e r k r a n k t e n im Ganzen 36 Mann = 9 . i o % , von denen einer starb. Die K r a n k e n waren von den Gesunden nach Möglichkeit gesondert. Die Dysenterie t r a t in 153 Fällen auf, also mit 39.23 % der Besatzungsstärke, von denen 4 — 1.06 °/o starben. Die E n t s t e h u n g s u r s a c h e n dieser K r a n k heit sind nach Auffassung des B e r i c h t e r s t a t t e r s vorzugsweise in klimatischen Einflüssen zu suchen. W ä h r e n d der H e r r s c h a f t der Dysenterie erhielt j e d e r Kranke beim Beginne des D u r c h f a l l s einen Löffel Ricinusöl. D e r W i r k u n g dieses Mittels wird es zugeschrieben, dass sich aus den 321 vorgekommenen Durchfällen nur 153 Fälle zur Dysenterie entwickelten. 2) Unbrauchbare resp. Invalide S. M. S. H e r t h a von 1869 bis 1872. unbrauchbar 1 Mann 0 . 2 5 % halbinvalide 3 „ 0.77 °/o ganzinvalide 4 „ 1.02 °/o 3) Die Todesfälle nach ihren Ursachen, es s t a r b e n : an L u n g e n s c h w i n d s u c h t 4 Mann = 1 . 0 2 ° / 0 „ Dysenterie 4 1.02% === „ Unterleibstyphus . . 1 0.25 % 11 „ Pocken 1 0.25 % 11 „ Masern 1 0,25 % = = 0,25 % „ Lungenentzündung . 1 n durch Verunglückung . . 3 0,77 %

England. Aus der Hamburgischen Commerz-Bibliothek. Contagious diseases act (Gesetz über ansteckende Krankheilen), erlassen zur Milderung der aus der Prostitution hervorgehenden Nachtheile. Einiges aus dem Bericht der hauptstädtischen Polizei über die Wirksamkeit obiger Acte seit ihrer Einführung bis zum 31. Dec. 1871. Die Acte wurde in folgenden 17 H a f e n s t ä d t e n und Truppenstationen eingef ü h r t und zwar i n : *) Auf je 100 Erkrankungen kamen Ii.s syphilitische.

11 P o r t s m o u t h , 5 0 ° 4 7 ' N . , 1 ° 7' W . , d. 3. Dec. 1864 bei E i n f ü h r u n g der A c t e waren 1355 sich prostituirende F r a u e n z i m m e r vorhanden, am 31. Dec. 1871 586. D e v o n p o r t . . 50° 2 3 ' N., 4° W . , d. 1. A p r . 1865 1770, 503. 55 Sheerness . . 51° 2 6 ' N., 0 ° 45' o , d. 9. J u n i 1865 54. 73, » 55 203. C h a t a m . . . . 51° 23' • s r . , 0° 31' o . , d. 12. J u n i 1865 2 2 0 , Woolwich . . 5 1 ° 30' ' N . , 0° 4 ' 0 . , d. 14. Nov. 1866 2 4 0 , 200. n A l d e r s h o t t . 51° 15' N., 0° 4 5 ' W . , d. 12. A p r . 1867 2 6 6 , 227. w W i n d s o r . . . 51° 30' N . , 0° 36' w . , d. 1. A p r . 1868 54, 27. n Shorecliff . . 51° 5' N., 1° 10' 0 . , d. 27. J u l i 1868 44. 70, V Colchester. . 51° 53' N., 0° 55' 0 . , d. 27. J a n . 1869 158, 51. n Greenwich . 51° 2 8 ' N., 0° 0 ' 0 . , d. 6. J a n . 1870 151, 104. n W i n c h e s t e r . 51° 4 ' N., 1° 2 0 ' w „ d. 6. J a n . 1870 39. 76, V Dover 92, 67. 51° 8' N., 1° 19' 0 . , d. 19. J a n . 1870 n C a n t e r b u r y . 51° 17' N., 1° 4' 0 . , d. 21. J a n . 1870 42, 50. V 24. Deal 51° 14' N., 1° 2 4 ' 0 . , d. 5. F e b r . 1870 26,' 55 34. Maidstone . . 51° 16' N . , 0° 30' 0 . , d. 15. F e b r . 1870 58, D 38. Graveeend. . 5 1 ° 2 7 ' N., 0 ° 2 1 ' 0 . , d. 17. F e b r . 1870 47, r) S o u t h a m p t o n 50° 54' N... 1° 2 5 ' w . , d. 27. Mai 1870 154, 160. r> E s wurden in dieser Z e i t 149,718 U n t e r s u c h u n g e n öffentlicher Frauenzimmer vorgenommen und dieselben in 20,780 F ä l l e n syphilitisch krank befunden = 1 3 , 9 % K r a n k e . I n 212 Fällen wurden die F r a u e n z i m m e r mit unheilbaren Syphilis aus den K r a n k e n h ä u s e r n entlassen. B e i E i n f ü h r u n g der A c t e waren als öffentliche F r a u e n z i m m e r b e k a n n t 4 8 5 2 und am 31. December war die Zahl derselben 2411. Diese V e r m i n d e r u n g r ü h r t e theils davon her, dass durch moralische Einwirkung ein Theil i h r e Lebensweise aufgab, theils aus den Districten fortzog, um sich den U n t e r s u c h u n g e n zu entziehen. W i e aus den U n t e r s u c h u n g e n der zur Constatirung der W i r k u n g der Contagious diseases act niedergesetzten Parlamentscommission sich ergiebt, reicht die A c t e nur auf 5 engl. Meilen im Umkreise angegebener Plätze und viele F r a u e n z i m m e r konnten sich leicht der U n t e r s u c h u n g entziehen, indem sie ü b e r den 5 Meilen U m k r e i s hinauszogen, wo sie nichts destoweniger von Seeleuten etc. f r e q u e n t i r t wurden. U n t e r s u c h t werden die Frauenzimmer alle 14 Tage und die krank befundenen in dazu b e s t i m m t e n Hospitälern (lock hospitals) bis zur Heilung oder C o n s t a t i r u n g der U n h e i l b a r k e i t f e s t gehalten. A n m e r k u n g : In den Parlaments Verhandlungen vom 21. Mai dieses Jahres (1873), wurde die vortreflliche Wirkung der Catagious diseases aet vom englischen Ministerium, gestützt auf statistische Erhebungen, constatirt und von einer grossen Mehrheit (251 gegen 128 Stimmen) der die Beseitigung der Acte verlangende Antrag des Mr. W. Fowles verworfen. Vom kaiserlich

deutschen

Vice-Consul

Herrn

Bartels.

J a s s y , 4 7 ° 5' N., 2 7 ° 2 2 ' 0 . (Moldau), den 8. März 1873. Sumpffieber sind hier zu H a u s e (endemisch), besonders zur H e r b s t - und Frühlingszeit, zuweilen sehr heftig, selten gefährlich. I m A u g u s t und S e p t e m b e r 1872 h e r r s c h t e die Cholera, woran ca. 3 — 4 0 0 starben. Das Sumpffieber wird in der Regel zuerst mit A b f ü h r m i t t e l n , nach gehöriger W i r k u n g mit Chinin, neuerdings auch mit Tinctura E u c a l y p t i globuli behandelt. E i n e wochenlange Chinin- und A r s e n i k k u r , täglich ein Gramm Chininum sulphuricum (schwefelsaures Chinin), in 2 — 4 Dosen getheilt, nebst 4 — 6 Tropfen Fowlers L ö s u n g (arsenikhaltig) h a t sich, nach meinen Beobachtungen, am besten bewährt.

12 Zur unentgeltlichen Verpflegung und Heilung von Kranken, besteht hier eine reiche, grossartige Anstalt, das Hospital St. Spiridon, welches 400 Betten fasst und ausserdem noch ein kleines Etablissement, das Hospital CantacuzénePascani. An Aerzten ist kein Mangel. Vom kaiserlich

deutschen

Consul Herrn Blücher. Semester 1872.

Bericht

über das

zweite

G a l a t z , 4 5 ° 2 2 ' N., 2 8 ° 3 ' 0 . Einwohnerzahl 90—100,000. Dysenterie und Cholera haben nicht erheblich geherrscht, dagegen Sumpffieber. Ueber die Zahl der Sterbefälle lässt sich nichts ergründen. In Galatz und überhaupt in allen rumänischen Donauhäfen bestehen keine besondere Anstalten für Heilung und Verpflegung kranker Seeleute. In Sulina (Donaumündung) aber ist von der europäischen Donau-Schifffahrts-RegulirungsCommission ein Marine-Hospital errichtet worden, das mit dazu gehörigem Personal besetzt ist und ordnungsmässig verwaltet und inspicirt wird. In den rumänischen Donauhäfen Galatz, Braila, 4 5 ° 1 1 ' N., 2 7 ° 5 7 ' O., Ismail 4 5 ° 23 ' N., 2 8 ° 5 0 ' 0 . und Giurgewo 4 3 ° 5 3 ' N., 2 6 ° 2 ' 0 . existiren jedoch ausreichende Civil-Spitäler, in denen erkrankte Matrosen jeder Nationalität sofortige Aufnahme und eine gute ärztliche Behandlung und Verpflegung gratis gemessen. Ausreichende Mittel dazu fliessen den bezüglichen Spitälern aus Fonds zu, die aus alten Vermächtnissen herrühren. Es ist im Allgemeinen den Schiffen zu empfehlen, in den Monaten J u l i und August lange Liegezeiten in den Donauhäfen möglichst zu vermeiden, da die grosse Hitze und die in dieser Zeit eintretende Reife des Obstes, der Gurken und Melonen, Dysenterie und andere schlimme Krankheiten erzeugen. Aus diesen Gründen vermeiden es auch die italienischen Schiffe, die, im Ganzen genommen, mehr als die deutschen, mit den Donauhäfen in Contact Etehen, auf der unteren Donau zu dieser Jahreszeit zu verkehren. Als türkische Donauhäfen sind ausser Sulina noch Tultscha und Rustschuck zu nennen, doch werden die beiden letzteren Plätze fast nie von deutschen Schiffen besucht. Vom kaiserlich

deutschen

Consul Herrn

Gill et.

C o n s t a n t i n o p e l , St. Sophien-Kirche 4 1 ° O.3' N . , 2 8 ° 59.o' 0 . , den 19. März 1873. "Während des letzten Vierteljahrs haben hier keine Epidemien geherrscht. Detaillirte Nachrichten über den Gesundheitszustand hiesiger Stadt, namentlich unter specieller Berücksichtigung der Hafen — und Schiffsbevölkerung werden vorbehalten. Auf die sehr verdienstvolle Abhandlung des Dr. med. Mordtmann über die Sanitätsverhältnisse der S t a d t , die in der in Constantinopel erscheinenden Zeitung „Phare de Bosphore" erschienen ist, wird aufmerksam gemacht. Der Artikel des Dr. Mordtmann ist aus der „Gazette médicale d'Orient" abgedruckt: Es folgen hiermit einige Auszüge aus demselben. Krankheiten vermindern, die Beseitigung ihrer Ursachen vergrössert die Hülfsquellen der Staaten. Public health is public wealth. Lange Epochen

13 politischer Umwälzungen und K r i e g e verhinderten in Europa energische Förderung der öffentlichen Gesundheitspflege bis in neuerer Z e i t , unterstützt durch den Schrecken, welchen die Cholera verbreitete, die öffentliche Aufmerksamkeit und die Fürsorge der Regierungen diesen Fragen zugewendet wurde. Eine medicinische Statistik beschafft überall ein sich immer vergrösserndes wissenschaftliches Material, welches mit den Entstehungsursachen der Epidemien zugleich eine Möglichkeit ihrer Verminderung hoffen lässt. Die Statistik der Türkei befindet sich noch in ihrer Kindheit. Seit einer längeren R e i h e von Jahren wird eine Abnahme der Bevölkerung des Reiches, besonders der ottomanischen wahrgenommen, doch lässt sich über den Umfang derselben wegen fehlender Statistik nichts mit Sicherheit ausmachen. Niemand kennt die Totalziffer der Bevölkerung des Reichs, das A b treiben der K i n d e r geschieht in grossem Maasstabe. Der ernste patriarchalische Sinn der Türken, besonders in Kleinasien, spricht dagegen, dass nur leichtfertige Gründe zu diesen Eingriffen veranlassen, es müssen vielmehr tiefere, ernstere Veranlassungen, Fragen der Existenzmöglichkeit vorhanden sein, über die man aber wegen fehlender medicinischer und socialer Statistik im Unklaren bleibt. D i e Hauptstadt allein macht, wenn auch in noch unvollkommener W e i s e eine Ausnahme. Seit 16 Jahren wird über die Sterblichkeit Constantinopels eine Statistik veröffentlicht. Dieselbe kann nicht genau sein, weil noch vielfach eine medicinische Beglaubigung des Ablebens nicht verlangt wird und Gestorbene in Gärten und Grundstücken der Verwandten begraben werden. Besonders weil auch die Mortalität nicht nach den einzelnen Quartieren, Strassen, Häusern und Etagen der Stadt geordnet wird, (die Angabe der Sterbelokalität ist in den Todtenscheinen nicht erforderlich) f e h l t jede Möglichkeit den Quellen der Schädlichkeiten nachzugehen, während doch erst wieder in neuester Z e i t Professor V i r c h o w bei Untersuchung der traurigen Gesundheitsverhältnisse Berlins die Nothwendigkeit gerade solcher Statistik hervorgehoben hat. M i t Zugrundelegung des vorhandenen Materials würde eine jährliche Durchschnitts-Sterblichkeit von 10,254.6 herauskommen und sich folgendermassen vertheilen: Januar 997.7) Februar . . . . März April Mai Juni Juli August September . . October . . . . November . . December. . .

1022.sl 3023.5 1003.o) 932.6 774.612411.9 704.6| 795.51 846.6> 2429.5 787.4] 732.6j 779.eJ- 2389.7

877.sJ

Winter.

Frühling.

Sommer.

Herbst.

Es ist viel Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass Sterbefälle durchschnittlich 17091 jährlich beträgt.

die

eigentliche

Zahl

der

Entgegen anderen Annahmen beträgt die Bevölkerung Constantinopels mit seinen nächsten Vorstädten 444,300'—512,700 und zusammen mit den D o r f schaften des Bosporus 520,000—602,000. Auf 100 T o d t e kommen:

14 Im „ „ „

In Constantinopel. Winter 29.« Frühling 23.3 Sommer 24.4 Winter 23.i

Mit Zugrundelegung von 6 J a h r e n , starben durchschnittlich: Muhamedaner. Christen. Israeliten. 62. 5 Im Januar . . . . 5 1 3 . 3 348.o 387.5 Februar . . .. 4 9 5 . 7 77.17 n 406 67 März 408 55 56 April 370 467.7 55 316 53. s 376 Mai n 3 2 4 4 4. t J u n i 369 55 403 350.5 59. 5 n Juli 47. 7 August . . . 4 1 7 359.6 55 46 September, , 397 303.5 55 303 62 n October . . ., 356 310 71. 5 November . 4 1 7 55 61. s December . 4 8 1 . 6 333.6 55 4111.1

5103.O

709.17

Wenn auf 30 Einwohner 1 Todesfall in Constantinopel gerechnet wird, so ergiebt das eine Bevölkerung für Stadt und nächste Vorstädte von: 1 5 3 , 0 9 0 Muselmännern 123,333 Christen und 2 1 , 3 2 1 Juden. Nervenfieber sind im ganzen J a h r vorhanden, am zahlreichsten im Herbst, aber nicht mehr als in andern grossen Städten, Uebrigens ist die Lage Constantinopels eine sehr gesunde und auch die Mortalitätsverliältnisse nicht ungünstiger als in vielen Grossstädten und wird nur durch die mangelnde Entwickelung der öffentlichen Gesundheitspflege verschlechtert. Bericht des Herrn

Dr. med. Mordtmann

von Herrn

Consul Gill et

zugesendet.

C o n s t a n t i n o p e l , den 2 0 . März 1 8 7 3 . Eine stärkere Epidemie hat hier im verflossenen Winterhalbjahre nicht geherrscht, etwa Pocken ausgenommen, die eine grössere Anzahl von Sterbef&llen veranlassten. Im Januar dieses J a h r e s kamen viele schwarze Pocken (hämorrhagische) vor, jetzt mehr gutartige Pocken Geimpfter und Wasserpocken. Als während des Krieges von 1 8 7 0 ungefähr 70 deutsche Schiffe im Hafen lagen, brachen auf einigen derselben die Pocken aus und gab es mehrere Todesfälle. Revaccinationen der Schiffsmannschaften sind deshalb den Rhedern dringend zu empfehlen. Die Theile der Stadt, in denen Seeleute am meisten verkehren, z. B . Galata, sind gerade jetzt besonders von der Krankheit heimgesucht. Cholera ist augenblicklich an keinem Orte des türkischen Reiches, in Constantinopel war sie zuletzt 1 8 7 1 — 7 2 . Die kaiserliche medicinische Gesellschaft lässt durch eine Commission einen Bericht über diese Epidemie ausarbeiten, den wir seiner Zeit zusenden werden. Sumpffieber wurde früher nur an einzelnen Lokalitäten des Bosporus beobachtet, besonders in Bujukdere, Belgrad, Stania, Bebek, Beikos, Paschabag und Kadiköi (Bujukdere ist beliebter Ankerplatz,

15 Stania für Schiffsreparaturen aufgesucht und in Beikos Erneuerung des Trinkwasservorraths) seit einiger Zeit entstehen dieselben aber auch nicht selten in Stambul selbst mit seinen Vorstädten Pera und Galata, dieses wird wohl durch die zahlreichen Aufgrabungen und Erdarbeiten veranlasst. In Arnautköi und Ortaköi waren im vorigen Sommer Fälle von bösartigem Sumpfieber mit galligtem Charakter, von denen 2 starben, die übrigen durch energische Anwendung des Chinin kurirt wurden, bei den Gestorbenen war die Behandlung keine passende gewesen. Andere Formen bösartigen Sumpffiebers kamen auch an andern Stellen vor. Sonst beobachtet man diese Fieber (intermittent and remittent fever) nur bei Solchen, die aus notorischen Fieberdistrikten kommen, so aus Ismidt, Brussa, Adrianopel, Tschorlu, Salonichi, Yolo, Alexandrette, Smyrna, Donaufürstenthümer. Im deutschen Krankenhause litten besonders diejenigen Seeleute an Sumpffiebern, welche von der Donau und dem Asowschen Meer gekommen waren. Auf dem norwegischen Schiffe Fortuna, von Alexandrette kommend, war die ganze Mannschaft mit Capitain an schwerem Sumpffieber (remittent fever) erkrankt, davon starb einer und zwar nach sechstägiger Krankheit bei der Ankunft. Das Schiff hatte beim Abgangsorte aus einer sumpfigen Quelle sein Wasser geschöpft. Die Mannschaft erkrankte erst auf hoher See. Sonst wird diese Quelle nicht benutzt. Chinin war genug an Bord vorhanden, doch hatte man es wegen Unbekanntschaft mit der Gebrauchsanwendung nicht benutzt. Capitaine sollten doch mit der Anwendung des Chinins vertraut sein (auf griechischen Handelschiffen ist dies z. B . der Fall), auch sollte man die nöthigen Vorsichtsmassregeln bei Einnahme des Wasservorraths kennen. Vom 1. October 1871 bis 1. October 1 8 7 2 wurden 26 Leute im deutschen Krankenhause an Sumpfkrankheiten behandelt = 1 0 % aller Kranken. Darmnervenfieber ist das ganze J a h r hindurch in Constantinopel vorhanden, am meisten im Frühjahr und gegen den Herbst. Die Seeleute bringen aber die Krankheit meist schon mit, wahrscheinlich in den englischen Häfen zugezogen, gewöhnlich schwere Fälle. Das so ansteckende Fleckfieber (exanthematische Typhus) ist in hiesigen Gefängnissen nicht selten, dagegen sehr in der Stadt, Berichterstatter behandelte nur 3 innerhalb 9 J a h r e , davon 1 Matrose 1 8 6 9 , der aus Odessa kam. Die einwandernden Tscherkessen 1 8 6 4 — 6 5 litten seiner Zeit stark daran in Samsun und Küstendsche. Im letzten Winter kam hin und wieder in Pera stets tödtliche Rachenbräune (Diphtherie) vor. I m Winter war dieselbe epidemisch auf einer der Prinzeninseln, Chalki, im Marmora-Meer. Ueber das hiesige deutsch-evangelische Krankenhaus, in welchem die erkrankten Seeleute deutscher Schiffe Aufnahme finden, wird demnächst ein Bericht erstattet werden.

Broschüre über die epidemische Cholera in Konstantinopel im iahre 1871. (Vortrag des Dr. S. Z e n n a r o , gehalten in der kaiserlich medicinischen Gesellschaft zu Konstantinopel.) Von Herrn

Dr.

Mor dt mann

auf

Veranlassung

des

Consuls

zugesendet.

Auszüge. Als sich die Cholera, die seit 1 8 6 5 bald mehr, bald weniger in Persien geherrcht hatte, über Russland der Türkei näherte, wurden Vorsichtsmassregeln gegen die Fahrzeuge ergriffen, welche vom Asowschen Meer kamen, gegen die

16 aber, welche aus andern russischen Häfen waren, wendete man keine Quarantaine an, daher gingen viele Reisende von den inficirten Häfen nach anderen, besonders Odessa und langten unbehelligt in Konstantinopel an. Die Behörden thaten nichts um die gesundheitswidrigen Zustände der Stadt zu verbessern. Die Kloaken blieben in einem schrecklichen Zustande und verpesteten die Luft, verwesende Thiere, Yieh auf den Strassen geschlachtet, verderbendes Fleisch auf Märkten und in Läden, schlechtes Trinkwasser, Schmutz und böse Gerüche überall. Im Juni brach die Cholera in dem Yilayet Broussa und bald in dieser Stadt selbst aus. Broussa auf der asiatischen Seite gelegen, ist 10 Stunden von der Hauptstadt entfernt. Die Krankheit wurde anfänglich verkannt und von den hingeschickten Aerzten der Regierung für europäische Cholera erklärt, dem gemäss wurden keine Yorsichtsmassregeln getroffen. Im September brach die Cholera in Konstantinopel selbst aus, doch lässt es sich nicht constatiren, ob von Russland oder Brussa eingeschleppt. Nun wurden von der kaiserlichen Schule der Medicin Aerzte nach den einzelnen bedrohten Bezirken gesendet und den 29. September eine Specialcommission zur Bekämpfung der Cholera organisirt. Es wurden überfüllte Logirhäuser in inficirten Stadtheilen geleert, die Insassen unter Zelte gebracht, angesteckte Häuser von den übrigen getrennt, desinficirt, ganze Stadttheile abgesperrt, so das Quartier Cassym-Pascha, welches sich durch Ungesundheit auszeichnet und übervölkert ist. Es wird diese Massregel getadelt, weil dadurch die von der Krankheit nicht Ergriffenen mehr bedroht wurden, die Absperrung doch nicht vollständig aufrecht erhalten werden konnte und in den übrigen Stadttheilcn schon genügende Krankheitskeime vorhanden waren. In den ersten Tagen vergass man den Blockirten die nöthigen Nahrungsmittel auszutheilen, wodurch grosse Noth entstand, sogar Medicamente wurden nicht zugeschickt. Das Quartier hat eine Bevölkerung von 18—20,000 Einwohnern. Man hatte auf der Höhe des Ok-M6idan mehrere tausend Lastträger aus ihren überfüllten Quartieren, wie oben gesagt, unter Zelte untergebracht, wo sie sehr dem Regen und der Kälte bei ungenügender Nahrung ausgesetzt blieben, (glücklicher Weise gelang es 2000 derselben während der Nacht zu entfliehen), von dieser Höhe herab strömten die Excremente der Cholerakranken und Gesunden hinunter bis zu den Häusern von Cassym-Pacha. Die Hauptschuld dieser und anderer U ebelstände wird der Präfectur und Municipalität der Vorstadt Pera beigemessen, dagegen der grosse Eifer und die Thätigkeit anderer Behörden besonders des Zolles sehr gelobt. Anfangs schien die Krankheit innerhalb des Schutzcordons isolirt bleiben zu wollen, doch bald sprang sie darüber hinaus und ergriff besonders Hass-keuy am 3. October, welches eine zahlreiche, besonders israelitische Bevölkerung h a t , auch von ungefähr 200 englischen Familien bewohnt wird. Hier wurde ebenfalls ein Cordon gezogen und dieselben Missstände wie oben herbeigeführt. Diesen Cordon handhabte man eigenthümlich. Zu gewissen Stunden des Tages erlaubte man den Weibern, zu den andern durchzupassiren, Dampfschiffe durften nicht anlegen, aber unzählige Boote (cai'k) fuhren regelmässig hin und her. Die Einrichtung eines Cordons, die hier so unnütz, ist nützlich an der Grenze eines Staates oder bei einer isolirten Vorstadt oder am Ende einer Stadt, um die ersten Keime der Krankheit zu ersticken, aber dann muss die abzusperrende Parthie auch nicht sehr ausgedehnt sein, sonst sind die Absperrungsmittel doch stets ungenügend. Ungesunde Quartiere abzusperren wird als inhuman bezeichnet. Der englische Gesandte Mr. Elliot suchte vergebens Aufhebung der Abschliessung

17 zu erlangen. Dabei wird übrigens bemerkt, dass nur in den beiden abgesperrten Quartieren die Cholera epidemisch auftrat, in der übrigen Stadt nur vereinzelt, doch darauf hingewiesen, wie mild die Krankheit auch ohne Absperrungsmassregeln im übrigen Europa während des J a h r e s 1871 verlief. Gelobt wird, dass, als die Cholera am 2 2 . Januar 1 8 7 2 erloschen war, erst 15 Tage nachher den Kauffahrteischiffen ein reiner Gesundheitspass gegeben wurde. Um neue Epidemien zu verhüten wird dringend Regelung des Cloakensystems verlangt, Während jetzt die Stadt von Excrementmassen durchzogen wird, deren flüssige Theile in die Brunnen und Cysternen dringend sie vergiften. Das schlechte Pflaster ist zu verbessern, damit die bisherige Sumpfbildung aufgehoben werde, regelmässige Reinigung der Strassen einzuführen. Haufen von K o t h und verfaulenden Stoffen erfüllen jetzt manche Oerter. Die Errichtung eines grossen Schlachthauses ausserhalb der Stadt wird verlangt, Thierärzte zur Inspection des Schlachtviehes, gehörige Wasserversorgung der Stadt, die Anhäufungen grosser Mensehenmassen in verschiedenen Quartiren und Häusern sind zu beseitigen, besonders der Israeliten, wo oft 8 — 1 2 Personen in einem Zimmer wohnen; das zu frühe Beziehen feuchter neuer Häuser verbieten, Gas- und Lichtfabriken und Lohgerbereien aus der Nähe bewohnter Quartiere entfernen, die Kirchhöfe in Mitten der Stadt nicht weiter benutzen lassen. Als die Cholera 1 8 6 5 herrschte, wurde Letzteres schon eingeführt, nachher aber wieder vernachlässigt. E s muss ferner für gehörige Tiefe der Gräber gesorgt werden, jetzt liegen die Leichen dicht unter der Oberfläche und verderben die Luft. Ausserdem werden Quarantaine-Massregeln für die Grenzen empfohlen, besonders für Persien, von dem in Beziehung auf in seinem Territorium herrschende Krankheiten gesagt wird, dass es die böse Gewohnheit habe, sich zu verstellen, zu betrügen und zu verrathen (car le gouvernement persan k la mauvaise habitude de simuler, de tromper, de trahir). Wenn Cholera ausgebrochen, werden für die Zukunft umfassende Desinfectionen angerathen, sogar Besprengen der Kirchhöfe mit Karbolsäure-Lösungen, ebenso der Strassen und Plätze, Chlorräucherungen und Ergreifen von Schutzmassregeln und geordneter ärztlicher Aufsicht, wie sie in andern Staaten schon gebräuchlich sind, auch die zwangsweise Ueberführung erkrankter Individuen aus ungesunden Lokalitäten oder wo andere bedroht erscheinen, vorgeschlagen. Zum Schlüsse wird die Einberufung einer neuen internationalen Conferenz von Autoritäten gewünscht, um zu bestimmen, welche Massnahmen zu treffen, um das Eindringen der Cholera vom Orient nach Europa zu verhindern und ob, wie nach der Meinung Petenkoffers, die Quarantaine zu Land und zu Wasser gegen die Krankheit gerichtet, als unnütz aufzuheben oder was sonst zu thun.

18

A s i e n . Vom India Office zugesendet. Einige Auszüge aus dem Berichte über die zur Verbesserung der sanitätlichen Verhältnisse Indiens vom Juni 1871 bis Juni 1872 ergriffenen Maassregeln.*) Man unterscheidet in Indien eine kalte, heisse und regnigte Jahreszeit. Die kalte Jahreszeit fällt mit dem Winter und den ersten Frühlingsmonaten Europas zusammen. Um diese Zeit ist das W e t t e r in vielen Theilen Indiens angenehm und kräftigend. Die heisse Jahreszeit beginnt im März und die Hitze steigt im April, Mai, Juni zu einer sehr angreifenden Höhe, selbst für die Eingeborenen, wird aber für Europäer, die sich schutzlos ihrem Einflüsse aussetzen, lebensgefährlich. Zuweilen wird diese Hitze durch von Gewittern begleiteten Regenschauern gemildert. An der Küste und einige Meilen (engl.) in's Land hinein erfrischt eine kühle Brise, welche zu gewissen ziemlich regelmässigen Stunden sich erhebt. In einer Hälfte des J a h r e s weht mit grosser Regelmässigkeit der Südwestund in der anderen der Nord-Ost-Monsoon. Während des Südwest-Monsoon herrschen die Regen vor, welche im Süden Indiens früh im J u n i , im Norden später beginnen. Die Jahreszeit des Regens setzt mit grosser Gewalt ein. Tagelang ist der Himmel schwarz von Wolken, dann bricht, gewöhnlich während der Nacht, ein Gewittersturm los, mächtige Windsbraut gefolgt von Regengüssen, wie dergleichen nie in gemässigten Klimaten erlebt. Die Regen dauern bis September, aber haben ihren Höhepunkt im Juli. Madras bekommt seinen Regen mit dem Nord-Ost-Monsoon, der im October anhebt und fast bis Ende December währt. Ein so vom europäischen verschiedenes Klima verlangt auch eine ihm entsprechende veränderte Lebensweise. Der neu Angekommene wird zuerst durch die ungewohnte Hitze und die Quälereien der Moskitos in einen fieberhaften Zustand versetzt, welcher sich aber durch mässige Diät und Reinlichkeit bald legt; Kinder besonders bekommen durch die fetten Speisen und das schlechte Wasser Durchfall. Fleisch einmal innerhalb 24 Stunden und reichlich frische Gemüse sind gesund, auch der mässige Genuss der landesüblichen Speise (currie), aber nicht zu fett und nicht zu gewürzt. Schweinefleisch ist ungesund und verursacht öfters Brechdurchfälle, die der Cholera sehr ähnlich sind. Für Kinder ist gutes Brot mit Milch anzurathen, auch Milch mit Reis gekocht, Reispudding, Arrowroot, Eier, Gemüsesuppe und einmal oder zweimal in der Woche ein wenig Fleisch, ausserdem *) Ein grosser Theil des Materials bezieht sich auf die Massregeln, welche getroffen worden sind, um die Gesundheitsverhältnisse der Armee zu verbessern oder sind zum Theil schon in unseren Berichten über Calcutta, Bombay, Madras enthalten. Vieles ausserdem für die Beurtheilung der Gesundheitsverhältnisse in dem überschickten Blaubuche von 264 Seiten Enthaltene, ist zwar für die Wissenschaft von grossem Werthe, überschreitet aber den Rahmen unserer Veröffentlichungen.

19 reife Früchte, mässig genossen, besonders Pisang und Apfelsinen, die gewöhnliche Mangofrucht ist ihnen sehr schädlich. Auf reine Milch ist besonders zu achten, sie wird ebenso wie in Europa und besonders mit unreinem Wasser verfälscht, was Durchfall und Cholera veranlasst. Unmässiger Genuss von Spirituosen ist in Indien der nächste Weg ins Grab. Die Regierung verwendet jetzt grosse Sorgfalt auf die Beschaffung guten W a s s e r s , wo dergleichen nicht zu erhalten, soll man es kochen und filtriren oder als schwachen Thee trinken. Auch gutes Bier ist gesund, nur nicht für solche, die an der Leber leiden. Die Kleidung muss bei der Hitze leicht sein, aber kein Leinen auf der Haut getragen werden, da es zu Fieberschauern Veranlassung giebt. In der kalten Jahreszeit ist für Frauen und Kinder ein Anzug wie bei warmem Wetter in Europa anzurathen. In der Jahreszeit des Regens ist leichte wollene Kleidung am passendsten. Europäer in jedem Alter sollen täglich baden und fleissig Seife anwenden. Grosse Fächer mit Tauen oder durch Maschinen bewegt kühlen die L u f t der Zimmer, wozu auch eine Art von Jalousien beiträgt, die aus einem wohlriechenden Grase (cuscus) verfertigt, in einem Fensterrahmen, von welcher Seite der Wind weht, angebracht sind, und beständig feucht erhalten werden, was bei durchstreifender heisser L u f t eine kühlende Verdunstung zur Folge hat. Demselben Zwecke dienen angefeuchtete, vor der Innenseite des offenen Fensters aufgehängte Tücher. Bewegung in freier L u f t ist Morgens und Abends zu gestatten, wenn man aber während der Tageszeit auszugehen genöthigt ist, sind die allgemein üblichen vom Hut nach hinten über den Nacken hinunterhängenden weissen Bedeckungen zu tragen, für Frauen ein weisser Regenschirm. Die vom Sonnenstich Befallenen sind möglichst rasch an einen schattigen Platz zu bringen, Hals und Brust zu entblössen, dann diese und das Gesicht mit kaltem Wasser öfters zu besprengen, bis freies Athmen eintritt. Von Zeit zu Zeit halte man Riechsalz vor die Nase. Wenn der Kranke auf diese Weise nicht zur Besinnung kommt oder seine Körperhitze eine sehr grosse ist, so wickle man ihn in ein angefeuchtetes Betttuch und setze den Fächer (Punkah) fleissig in Bewegung, auch lege man ihm, wo möglich, Eis auf den K o p f und gebe ein Abführmittel. Hierbei, wie bei allen Erkrankungen, ist ein Arzt schleunigst herbeizurufen, denn die Krankheiten nehmen in Indien einen raschen Verlauf. Ueber die Wirkung der contagious diseases act (hauptsächlich gegen die Verbreitung der Syphilis gerichtet, indem alle sich prostituirenden Frauenzimmer untersucht und wenn krank, in eigenen Hospitälern, s. g. lock hospitals, untergebracht werden. Die Akte wirkt in Madras vortheilhaft durch Verminderung syphilitischer Krankheiten bei den Truppen der Garnison. E s kamen auf 1000 Soldaten im J a h r e : 1 8 6 6 . . 562.2 Syphilitische, 1 8 6 7 . . 412.7 „ 1 8 6 8 . . 435.8 „ 1 8 6 9 . . 231.9 „ 1 während dieser zwei J a h r e war die Akte in 1 8 7 0 . . 186.4 „ / K r a f t getreten.

20 Vom Consul

des deutschen

Reichs,

Herrn

Krämer.

C o l o m b o , 6 ° 5 9 ' N., 8 0 ° 0 . (Ceylon), d. 7. A p r i l 1873. Der Platz wird f ü r einen der gesündesten im ganzen Osten gehalten. Cholera und Pocken treten hin und wieder, von Indien eingeschleppt, epidemisch auf, doch nie so verheerend, wie in anderen Plätzen des Ostens, auch gewöhnlich nur f ü r kurze Zeit. Die Todesfälle, durch diese K r a n k h e i t e n v e r u r s a c h t , seltene A u s n a h m e n abgerechnet, beschränken sich auf die schmutzigen Quartiere der Eingeborenen. Dysenterie dagegen ist auch u n t e r der nicht eingeborenen Bevölkerung häufiger vorkommend, Sumpffieber vereinzelt und sehr selten. Eine Statistik der Todesfälle obiger K r a n k h e i t e n wird nicht veröffentlicht. Deutsche Schiffe laufen den H a f e n sehr selten a n , doch befinden sich h i n und wieder deutsche Matrosen auf den englischen Schiffen, die beinahe ausschliesslich den H a n d e l Ceylons vermitteln. Die einzige Vorsichtsmaassregel, welche in Beziehung auf oben erwähnte K r a n k h e i t e n getroffen wird, ist, bei A u f treten der Cholera, dass die Municipalität f ü r Reinlichkeit der Verkehrswege, Abzugscanäle etc. besondere Sorgfalt v e r w e n d e t , auch die H ä u s e r bemerkbar machen lässt, in denen P o c k e n vorgekommen sind. E s existirt ein Gouvernements-Hospital f ü r k r a n k e S e e l e u t e , welches gute Aerzte und Verpflegung gewährt. E s scheinen kaum 6 Todesfälle jährlich in demselben vorzukommen und diese sind meist durch schwere, von aussen mitgebrachte, K r a n k h e i t e n veranlasst, oder d u r c h Unglücksfälle. Viele der hierher kommenden Schiffe engagiren gegen eine gewisse Summe einen A r z t f ü r die Dauer ihres Aufenthaltes, der dann alle K r a n k h e i t e n an Bord behandelt. Vom Consul

des deutschen

Reichs,

Herrn

Ed.

Poppe.

M a d r a s , 13° 13' N., 80° 12' 0 . , d. 21. März 1873. Sumpffieber und Dysenterie kommen das ganze J a h r h i n d u r c h vor und fordern viele Opfer, besonders unter den E i n g e b o r e n e n . Eine neue A r t F i e b e r , „ D e n g u e " *) g e n a n n t , ist hier wie beinahe in ganz Indien mit grosser H e f t i g k e i t a u f g e t r e t e n , war aber nur in wenigen F ä l l e n tödtlich, doch ist es f ü r sehr junge K i n d e r g e f ä h r l i c h , bei denen sich zu den heftigen rheumatismusähnlichen Schmerzen der K r a n k h e i t leicht K r ä m p f e gesellen. Erwachsene, die schon sonst geschwächt sind, oder bei denen sich andere K r a n k heiten damit verbinden, sind auch gefährdet. D u r c h 8 Monate des vergangenen J a h r e s hatten wir dieses Fieber. E s sollen u n g e f ä h r 90 °/o der hiesigen Bevölkerung daran gelitten haben. Dengue ist sehr ansteckend. Die Schiffe auf unserer R h e d e blieben ebenfalls nicht frei. I n einem Falle kam ein englisches Schiff, welches mit reinem Gesundheitspass einen nördlicheren H a f e n verlassen h a t t e , mit allen Mann an Bord krank bei uns an, nur der K a p i t a i n war verschont geblieben. Cholera zeigte sich sparsam, auf den Schiffen garnicht, soweit bekannt. Freilich begrub das englische Kriegsschiff „ D a p h n e " seinen K a p i t a i n , doch h a t t e er die Cholera von Calcutta mitgebracht und starb auf See Angesichts unseres Platzes. 1872 und auch dieses J a h r war noch kein d e u t s c h e s Schiff hier. Der gute Gesundheitszustand der Schiffe r ü h r t e zum Theil daher, dass die M a n n s c h a f t wenig mit dem Lande verkehrte und dass man andererseits zum L a d e n und E n t l a d e n Coolies *) Die Krankheit ist in Amerika unter dem Namen break-bone, Polkafieber etc. bekannt, hat auch früher in Indien und an den Küsten des arabischen Meerbusens geherrscht.

21 verwendete, also Anstrengungen während der Hitze des Tages vermieden wurden. Todesfälle kamen an Bord der Schiffe im vergangenen J a h r e gar nicht vor. Blattern grassiren fast beständig h i e r , am stärksten wiederum unter den Eingeborenen. Die Krankheit nimmt bald ab bald zu, doch sind einzelne Fälle immer vorhanden. Unsere öffentliche Gesundheitspflege ist in jeder Beziehung gut. E s giebt eine genügende Anzahl Hospitäler unter bester ärztlicher Oberleitung, Aufnahme wird Jedem gestattet. Wenn an Bord der Schiffe ansteckende Krankheiten ausbrechen, so werden dieselben vom Hafenarzte besucht und nach Constatirung der Sachlage, das Schiff entweder unter Quarantaine gelegt oder in See geschickt. In Beziehung auf Behandlung unserer Krankheiten ist zu bemerken: B e i Sumpffiebern bleibt Chinin das beste Mittel, die Cholera-Behandlung hängt natürlich vom Grade der Krankheit ab, doch sollte jedes Schiff für Cholera, Dysenterie und Diarrhoe mit „Chlorodyne" versehen sein, welches, wenn bei Zeiten angewendet, das anerkannt beste Mittel ist. Im Allgemeinen hat sich der Gesundheitszustand von Madras in den letzten J a h r e n sehr gebessert. Dazu mögen beigetragen haben: 1) eine Wasserleitung, die die Stadt mit gutem Wasser versorgt; 2) Canäle zur Wegführung des Abfalls; 3) Gründliche Maassregeln zur Beinhaltung der Strassen, besonders während der heissen Monate; 4 ) Obligatorisches Tünchen der Häuser in den engen und schmutzigen Quartieren der Eingeborenen. Da unsere Municipalität in ihren gemeinnützigen Bemühungen in Bezug auf öffentliche Gesundheitspflege rüstig fortschreitet, so ist zu hoffen, dass in nicht zu ferner Zeit Madras nicht mehr den niedrigsten Platz in Beziehung auf Gesundheit einnehmen wird. E s starben in der Woche, welche am 17. Januar 1 8 7 3 endete, an: Dysenterie und Diarrhoe. . . . 47, 57, Fieber anderen Krankheiten 221, Zusammen 325. Europäer 2, Eurasier*) 13, Muhamedaner . . . . 36, Hindu 274. In der am 24. Januar endenden W o c h e : Dysenterie und Diarrhoe. . . . 41, Fieber 48, anderen Krankheiten 220.

Davon waren:

Davon waren:

Zusammen Europäer Eurasier Muhamedaner Hindu

309. 4, 16, 34, 255.

*) Eurasier werden die genannt, welche von europäischem Vater und ostindischer Mutter abstammen.

22 In der am 7. Februar endenden Woche an: Dysenterie und Diarrhoe. 27, Fieber 75, 192, anderen Krankheiten Zusammen . . . 294. — Europäer Davon waren : Eurasier 5, Muhamedaner 33, 256. Hindu In der am 14. Februar endenden Woche an: Dysenterie und Diarrhoe. 42, Fieber 44, anderen Krankheiten . . . . 187, Zusammen . . . 273. Davon waren : Europäer 1, Eurasier 7, Muhamedaner 31, Hindu 234. In der am 21 . Februar endenden Woche an : Dysenterie lind Diarrhoe. 45, Fieber 44, 194, anderen Krankheiten . . . . Zusammen . . . 283. Davon waren : Europäer 4, Eurasier 5, 32, Muhamedaner Hindu 242. In der am 28. Februar endenden Woche an: Cholera 1, Dysenterie und Diarrhoe. 48, Fieber 46, 208, anderen Krankheiten 303. Zusammen . . . 2 Davon waren : Europäer Eurasier 10, Muhamedaner 29, Hindu 262.

.. .

In der am 7. März endenden Woche an: 37, Dysenterie und Diarrhoe. Fieber 47, anderen Krankheiten . . . 183, 267. Zusammen . . . Davon waren : Europäer 1, Eurasier 2, Muhamedaner 25, Hindu 239.

23 I n der am 14. März endenden W o c h e a n : 39, Dysenterie und D i a r r h o e . . . . Fieber 51, anderen K r a n n h e i t e n 177, Zusammen 267. Davon waren:

Europäer Eurasier Muhamedaner Hindu

Quarantaine-Vorschriften, unter Sanction

den 11.

2, 6, 33, 226.

September

des Generalgouverneurs

für

1872

vom Gouverneur

unten benannte

Häfen

von

Madras,

erlassen:

1) D e r Master oder sonstige mit der F ü h r u n g irgend eines Schiffes b e t r a u t e P e r s o n , welche im Begriff s t e h t in einen der benannten H ä f e n einzufahren, an dessen Bord ein oder mehrere Fälle von Cholera, gelbem F i e b e r , asiatischer P e s t , B l a t t e r n oder eine andere f ü r die öffentliche G e s u n d h e i t gefährliche K r a n k h e i t innerhalb 10 Tage vor seiner A n k u n f t vorgekommen, soll dies durch A u f h i s s e n eines Signals kund t h u n . Dieses Signal soll bei Tage eine gelbe Flagge am F o c k m a s t u n d in der N a c h t zwei brennende Laternen, eine über der andern am selben Mäste sein. E r soll f e r n e r ohne E r l a u b n i s s des H a f e n m e i s t e r s oder eines andern dem H a f e n vorgesetzten Beamten nicht in einem der besagten H ä f e n vor A n k e r gehen und auch weder mit der K ü s t e , noch m i t den F a h r z e u g e n des H a f e n s in Communication t r e t e n . 2) "Wenn der M a s t e r oder eine andere mit der F ü h r u n g irgend eines Schiffes b e t r a u t e P e r s o n , welches im Begriff s t e h t in einen der benannten H ä f e n hineinzufahren, nicht im Stande ist, einen G e s u n d h e i t s p a s s der befugten Behörde aus dem letzt b e r ü h r t e n H a f e n beizubringen, so soll er dieses durch ein, wie vorhin angegebenes Signal dem H a f e n m e i s t e r , oder andern dem H a f e n vorgesetzten B e a m t e n anzeigen. D a n n sollen der H a f e n m e i s t e r oder jener B e a m t e , nach B e r i c h t des H a f e n m e i s t e r s , auf dessen Vorschlag und Garantie, die E r l a u b n i s s des Vorankergehens innerhalb der gewöhnlichen Grenzen des H a f e n s , wie auch alle Communication mit der K ü s t e dem besagten Fahrzeuge verweigern, bis es eine Beobachtungs-Quarantaine von nicht über 24 Stunden nach E m p f a n g des B e r i c h t s des H a f e n a r z t e s , oder eines andern damit vom Gouvernement betrauten B e a m t e n absolvirt hat. 3) D e r H a f e n a r z t oder sonst eine damit vom Gouvernement b e a u f t r a g t e Person ist verpflichtet, sofort an Bord des in einen der benannten H ä f e n einzufahren im Begriff stehenden Schiffes zu gehn, wenn auf demselben ein oder mehrere Fälle von Cholera, gelbem Fieber, asiatischer P e s t , B l a t t e r n oder eine andere der öffentlichen G e s u n d h e i t gefährliche K r a n k h e i t innerhalb 10 Tagen vor Ank u n f t eines solchen F a h r z e u g e s vorgekommen, oder wenn der M a s t e r oder sonstige mit der F ü h r u n g des Schiffes b e t r a u t e P e r s o n nicht im Stande ist einen reinen Gesundheitspass vom zuletzt b e r ü h r t e n H a f e n beizubringen, und besagter H a f e n arzt oder anderer wie vorher gesagter B e a m t e r sollen die M a n n s c h a f t und Passagiere j e d e s solchen F a h r z e u g e s inspiciren und darüber an den Hafeq-

24 meister oder sonstigen mit der Aufsicht über den Hafen betrauten Person Bericht erstatten.*) 4) Nach Pimpfang des Berichts vom Hafenmeister oder andern damit vom Gouvernement betrauten Person, soll der Hafenmeister oder sonstiger mit Beaufsichtigung des Hafens betrauter Beamter bestimmen, ob irgend welche Passagiere oder Waare gelandet werden dürfen, oder ob der Master oder andere mit F ü h r u n g des Fahrzeuges betraute Person das Fahrzeug auf Quarantaine-Ankergrund fuhren oder in See stechen, oder jenseits den Grenzen des Hafens an solch einen Platz bringen soll, als zu diesem Zwecke vom Hafenmeister oder sonstigen mit Beaufsichtigung des Hafens betrauten Beamten angeordnet werden mag, oder ob er sich einer Beobachtungs-Quarantaine unterziehen soll. 5) Wenn Cholera, gelbes Fieber, asiatische P e s t , Blattern, oder eine andere der öffentlichen Gesundheit gefährliche Krankheit factisch einige der Mannschaft oder Passagiere irgend eines Fahrzeuges wie vorhin gesagt ergriffen hat, und Keime dieser Krankheiten zur Zeit in der Nachbarschaft des Hafens herrschen, in welchen das Fahrzeug einzulaufen im Begriff steht oder schon eingelaufen ist, so ist es die Pflicht des Hafenarztes oder sonstigen dafür vom Gouvernement angestellten Beamten, diesen Zustand der Dinge dem Hafenmeister oder sonstigen dem Hafen vorgesetzten Beamten anzuzeigen, darauf soll der Hafenmeister oder der andere Beamte den betreffenden Schiffsführer dazu anhalten, entweder auf 10 Tage das Schiff in See zu führen, oder an einem dafür bezeichneten Platze auf 10 Tage vor Anker zu gehen. 6) Es wird hiermit allen Personen, welche an Bord eines in Quarantaine sich befindenden Schiffes sind, befohlen, sich jeder Communication mit der Küste über die Grenzen hinaus zu enthalten, die zur Abhaltung der Quarantaine an Land abgesteckt sein werden, auch nicht mit irgend einem Fahrzeug der Rhede oder in der Nachbarschaft der R h e d e , wenn nicht vorher ein dazu vom Gouvernement ordnungsmässig autorisirter Beamter die Erlaubniss gegeben h a t ; auch wird es hiermit Jedermann verboten, an Bord irgend eines Fahrzeugs, welches sich in Quarantaine befindet, zu gehen, wenn nicht ein ordnungsmässig dazu vom Gouvernement autorisirter Beamter die Erlaubniss gegeben hat. 7) Jeder ordnungsmässig dazu vom Gouvernement autorisirter Beamter kann gesetzniässiger Weise eine genügende Anzahl von TJnterbeainten anstellen, um diese Vorschriften auf Kosten des Schiffseigentliümers in K r a f t zu setzen, und der Master oder sonstige mit der Führung des Fahrzeugs betraute Person soll die Unterbeamten bezahlen und alle Kosten, die die Durchführung dieser Vorschriften erfordern, bestreiten; der dem Zollhause vorgesetzte Beamte soll allen solchen Fahrzeugen vor Bezahlung der betreffenden Kosten die A b f a h r t nicht gestatten. 8) Jeder ordnungsmässig, wie oben gesagt, vom Gouvernement dazu bestallte Beamte soll so viele Plätze f ü r Abhaltnng der Quarantaine an der Küste als nöthig sind anweisen und fdr den Unterhalt der Passagiere an Bord solcher *) Der Hafenaizt oder ein anderer nach Verordnung 3 dazu vom Gouvernement angestellter Beamter soll, indem er mit dem Besuch eines inspicirten Fahrzeuges vorgeht, dasselbe zuerst von der Lufseite anrufen, und wenn er von der so erhaltenen Auskunft genügend darüber aufgeklärt wird, dass es notliwendig ist, das Fahrzeug unter Quarantaine zu stellen, so braucht er nicht an Bord zu gehen und kann über das Resultat seiner E r kundiguug dem Hafenmeister oder sonstigem mit der Aufsicht des Hafens betrauten Beamten berichten, dieser Bericht soll als der Verordnung 3 entsprechend angenommen werden.

25 Schiffe, auf welche die gegebenen Vorschriften Anwendung finden, zu bestimmten vom Gouvernement von Zeit zu Zeit anzugebenden Preisen Sorge tragen. Diese Kosten sind durch den Master oder sonstige mit der Führung eines solchen Fahrzeugs betrauten Person zu bezahlen. E s ist Niemandem erlaubt, einen so angewiesenen Platz früher als 10 Tage nach dem Datum zu verlassen, wo der letzte Fall der Krankheit, f ü r die Quarantaine auferlegt worden, vorgekommen i s t ; es sei denn mit Erlaubniss des, wie oben gesagt, ordnungsmässig dazu autorisirten Beamten. 9) Zuwiderhandeln gegen irgend eine der oben angegebenen Verordnungen 1. 2. 3. 4. 5. 6 und 8 unterwirft den Uebertreter und alle Personen, die ihn dazu veranlassen oder ihn dabei unterstützen, einer gerichtlichen Belangung gemäss d. 271 Section des indischen Strafgesetzes. Liste der Häfen, auf welche obige Verordnungen Anwendung

10) 11) 12) 13) 14) 15) 16) 17) 18) 19) 20) 21) 22)

finden.

Madras 1 3 ° 1 3 ' N., 8 0 ° 1 2 ' 0 . Ganjam (Flaggenstange) 1 9 ° 23' N., 85° 3' 0 . Göpalpore (Rhede) 1 9 ° 1 3 ' N., 85« 0 . Calingapatam 1 8 ° 1 9 ' N., 8 4 ° 7 ' 3 0 " 0 . Bimlipatam 1 7 ° 53 N., 8 3 ° 3 0 ' 0 . Vizagapatam (Batterie) 17« 4 0 ' 8 " N., 83o 1 6 ' 7 " 0 . Cocanada 1 7 ° N., 8 2 ° O. Coringa 16 o 4 9 ' N., 82 o 1 3 ' 3 " O. Masulipatam 16 o 1 0 ' N., 81 o I Q ' 0 . Caddalore (Flaggenstange) I I » 4 3 ' 4 " N., 79 o 4 5 ' 7 " 0 . Porto-Novo l l o 3 1 ' N., 79 o 4 6 ' 0 . Tranquebar (Flaggenstange) l l o 1 ' 5 " N., 79o 5 0 ' 5 " 0 . Negapatam 10 o 4 6 ' N., 79 o 5 7 ' 0 . Nagore 24 o 5 5 ' N., 87 o 2 0 ' 0 . Paumben 9 « N., 79 o 0 . Tuticorin 8 o 4 8 ' N., 78 o 1 1 ' 0 . Cochin 9 o 5 0 ' N., 760 1 8 ' 0 . Beypore l l o 1 0 ' N., 75 o 5 1 ' 0 . Calicut l l o 1 1 ' N., 7 5 o 5 2 ' 0 . Tellicherry l l o 5 0 ' N., 75 o 3 2 ' 0 . Cannanore l l o 5 2 ' N., 75 o 2 5 ' 0 . Mangalorc 12« 5 4 ' N., 74 o 5 8 ' 0 .

Auszüge aus dem Berichte des Sanitäts-Departements von Madras für das Jahr 1871—72 (vom 1. April 1871 bis Ende März 1872), abgestattet vom GesundheitsBeamten Charles E. Gover. Die Bevölkerung beträgt nach der Zählung von 1871 — 397,552 P e r s o n e n ; davon sind Europäer. . . . 3,613, Eurasier.... 12,013, Muhamedaner 50,964, Hindu 330,052, davon nicht in Kasten (Parias und dergleichen) 69,145. Andere Racen 910.

26 Die Bevölkerungszahl ist in den letzten 10 Jahren ungefähr gleich geblieben, nur 1864 war zeitweilig eine vermehrte Einwanderung von Leuten, hervorgerufen durch den gesteigerten Handel während des K r i e g e s in Nordamerika. Die Stadt ist in 17 Abtheilungen getheilt und über jede derselben ein SanitätsAufseher gesetzt, der für den Zustand seiner Abtheilung verantwortlich ist. Dieselben erhalten zusammen monatlich 705 Rupien ( 1 Rupie = 2 engl, s.), 13 derselben sind Eingeborene. Trotzdem dieselben ihre Pflicht thun, ist der Gesundheitszustand ein höchst unbefriedigender und die Sterblichkeit eine doppelt so grosse, als sie sein könnte. Erst seitdem genaue Volkszählung eingeführt, ist man darüber ins Klare gekommen, früher schätzte man die Bevölkerung gewöhnlich um das Doppelte zu hoch, selbst bis zu 1,000,000. D i e Sterblichkeit betrug im Jahre 1871—72 — 13,215, durchschnittlich starben in den letzten 10 Jahren nur 12,341,8 Personen. Es starben in den voraufgehenden 10 Jahren an Blattern 1871—72. . n

Masern

24.3,

1871—72. . ii

Fieber

„ höchste „ ,, niedrigste „

2222.8,

Dysenterie 1871-72 . .

ii

Diarrhoe

Cholera

87 1

ii 17

„ höchste „ „ niedrigste „

11

1149.4,

„ höchste „ „ niedrigste „

11

„ höchste „ „ niedrigste „

11

11

11

ii ii

2412 2147

ii

1465 904

ii

ii

ii

( 1 8 6 7 - -68), ( 1 8 6 5 - -66), ( 1 8 6 6 - -67), ( 1 8 6 9 - -70), ( 1 8 6 6 - -67), ( 1 8 6 8 - -69),

964, 885,

1871—72 . . 1051, ii

996 Person. ( 1 8 6 1 - - 6 2 ) , 24 (1869— -70), ii

98,

1871 — 72 . . 2379, ii

durchschnittlich

345.6, die höchste Zahl betrug „ niedrigste „ ii 343,

„ 1452.6, ,, höchste „ niedrigste „ 1 8 7 1 — 7 2 . . 454,

» anderen Krankheiten 6 2 6 l . i , „

höchste ,. „ niedrigste „

1871—72 . . 7926.

11

11 11

11 11

1083 697

ii

3768 2

ii

7355 5162

ii

ii

ii ii

(1865— -66), ( 1 8 6 8 - -69), ( 1 8 6 2 - -63), ( 1 8 6 8 — -69), ( 1 8 7 0 — •71), ( 1 8 6 1 - -62),

Masern sind hier sehr ansteckend, aber selten gefährlich. Ganz Indien zeigte iln Jahre 1871 eine bedeutende Zunahme der Todesfälle durch Fieber, es starben daran 193,398 Personen, doch schien die Seeluft den Einfluss der Krankheit zu mildern, denn während im Binnenlande 1 4 0 % über die normale Zahl starben, betrug an der Küste die Zunahme nur 7 °/o. Die Cholera schien vom 29. Mai bis 16. Juni epidemisch werden zu wollen, verlor sich aber dann, und es kamen vom October 1871 bis März 1872 nur 7 Erkrankungen vor. Es wurde jedem Falle eifrig nachgeforscht und gründlich desinficirt: übrigens war die Krankheit sehr bösartig und der Procentsatz der Todes-

27 fälle so gross wie nur j e , es war aber klar, dass der eigentliche epidemische Einfluss fehlte. W a s Diarrhoe anbetrifft, so kamen nach oben angegebener zehnjähriger Uebersicht auf eine Durchschnittszahl von 12,301 Todesfällen, bewirkt durch alle Ursachen, 914 s auf Diarrhoe, und zwar f ü r das Alter bis 5 J a h r e n auf 1000 Todesfälle 117.7, von 5 55 10 70.7, r 11 11 „ 10 11 15 44.6, 51 11 11 11 „ 15 11 25 82.4, 11 11 11 11 „ 25 11 35 47.2, 11 11 11 11 „ 35 11 45 50.7, 11 11 11 11 „ 45 11 55 68.9, 11 11 11 11 65.2, „ 55 11 65 11 11 11 11 über 65 30.4, 11 11 11 11 im Durchschnitt 74.3. Im J a h r e 1 8 7 1 — 7 2 kamen auf 13,215 Todesfälle 7 9 2 6 , die nicht durch zymotische Krankheiten (Keimkrankheiten) verursacht waren, also 60 per 100, in England beträgt dieses Verhältniss 75 per 100. Die zymotischen Krankheiten (Cholera, Dysenterie, Diarrhoe, F i e b e r , Blattern etc.) haben in Madras in den letzten 11 J a h r e n stetig abgenommen. Die Sterblichkeit der S t a d t im J a h r e 1 8 7 1 — 7 2 betrug 33.2 per 1000 der Bevölkerung. Verglichen mit einer Reihe von grossen europäischen Städten, zeigt es sich, dass Madras bis auf eine Stadt, nämlich Glasgow, die am ungünstigsten gestellte ist. Von Glasgow sagt der Berichterstatter wörtlich, dass es ein Nest von Fieber und Schmutz sei. Madras steht noch auf dem ungünstigen Standpunkt, den vor 10 J a h r e n Calcutta und Bombay einnahmen, deren Sterblichkeit jetzt schon viel geringer ist, als die einer grossen Anzahl europäischer Städte. Uebrigens war die Sterblichkeit in den einzelnen Districten der Stadt sehr verschieden und schwankend; wenn man grössere 7 Abtheilungen nahm zwischen 48.2 und 21.i per 1000, und wenn man die 37 Unterabtheilungen oder Villages betrachtet, sogar zwischen 570.4 per 1000 in einem Village zu 6.2 per 1000 in einem andern Village. 2 Villages hatten 56 und 57.8, 10 hatten zwischen 20 und 30 per 1000 Einwohner. Die in den Marschen belegenen Partien sind nicht so ungesund, wie man denken sollte, denn das Wasser ist so salzig, dass keine Pflanzen daselbst fortkommen und sich also auch nicht zersetzen und die L u f t vergiften können. Der an der See gelegene Theil der Stadt war am gesündesten, in 3 Unterabtheilungen desselben betrug die Sterblichkeit 19.1, 19.7 und 21.6 per 1000, nur eine Unterabtheilung hatte 33.2 per 1000; doch hatte diese keine Abzugsröhren und ist der Boden seit J a h r h u n d e r t e n von allem möglichen Unrath erfüllt und vergiftet. Der von der See getrennte Theil der Stadt ist der ungesundeste. Auch hier fehlt Drainage; die Strassen, welche 32 und 33 Fuss breit angelegt waren, sind durch ungesetzmässiges, aber nicht behindertes Ausbauen der Häuser bis auf 12 Fuss verengt, wodurch Alles von Miasmen erfüllt wird. Einzelne Partien der S t a d t , wo man drainirte, die Strassen erweiterte etc., sind von einer Sterblichkeit von 47.7 auf 20.7 per 1000 Einwohner gebracht worden.

28 Im Jahre 1 8 7 1 — 7 2 starben von den Europäern, die in guten Wohnungen und sonstigen günstigeren Verhältnissen leben, 14.3 per 1 0 0 0 weniger als im Durchschnitt sonst. Yon den Eurasiern (Abkömmlinge von indischer Mutter und europäischem Vater), deren Lebensverhältnisse eine mittlere Stelle zwischen Europäern und Eingeborenen einnehmen, 4.9 per 1 0 0 0 weniger. Von den Muhamedanern l . i per 1000 mehr und von den Hindu 2.8 per 1 0 0 0 mehr als sonst im Durchschnitt. Die Europäer . . . hatten eine Sterblichkeit von 29.3, „ Eurasier „ „ „ „ 25.a, „ Muhamedaner „ „ „ „ 35.i, „ Hindu „ „ „ „ 33.3. Nach einer Berechnung von 11 Jahren starben sonst nicht weniger als 43.6 per 1000 Europäer. Dieses schlimme Resultat ist vor Allem dem Genuss geistiger Getränke zuzuschreiben. Die ordentlich und vorsichtig lebenden Europäer haben ebenso gute oder fast ebenso gute Lebensaussicht wie in England, was auch aus den Resultaten der Geschäfte der Lebensversicherungen für Indien hervorgeht. Was die Eurasier anbetrifft, so kommen nach einer Uebersicht von 2 6 J a h r e n auf 100 Todesfälle 21 Kinder unter 1 J a h r und 43,i Kinder unter 5 J a h r e n . Diese grosse Sterblichkeit erscheint abhängig von dem jugendlichen Alter vieler Mütter, die, sich oft schon im Alter von 14 und 15 J a h r e n verheirathend, zu schwächliche Kinder gebären. E s starben im J a h r e 1 8 7 1 — 7 2 auf 1 0 0 0 lebende Kinder im Alter unter einem Jahre 341.3 Europäer, in England 165.4, 269.9 Muhamedaner, 236.5 Eurasier, 215.6 Hindu. Um bessere Gesundheitsverhältnisse der Stadt zu erlangen, sind 3 Dinge nöthig: 1) reines Wasser, 2 ) reine Luft, 3) Zerstörung von allem Schmutz, besonders desjenigen, der aus der Zersetzung animalischer und vegetabilischer Theile hervorgeht, besonders der Excremente. In den letzten Jahren hat man grosse Anstrengungen gemacht, reines Wasser zu erhalten, und am 3 1 . März 1 8 7 2 hat die Stadt zuerst dasselbe zugeführt erhalten, und wahrscheinlich wird der grösste Theil der Stadt bis zum Ende des Jahres damit versorgt sein. B i s dahin war das Wasser schlecht und wurde stets schlechter, obgleich ein Theil der drohenden Nachtheile dadurch beseitigt wurde, dass die Eingeborenen meist die Gewohnheit haben, es nur mit Reis oder dergleichen gekocht zu trinken. Durch Erweiterung der Strassen, Erbauen gesunder Wohnungen, was schon zum Theil mit grosser Energie begonnen, wird gesündere L u f t erhalten werden. E s wurden schon 313 Strassen erweitert. Erbauung von Sielen, die in grossen Theilen der Stadt vollständig fehlen oder so fehlerhaft angelegt sind, dass sich Auswurfsmassen in ihnen stauen. Hier muss noch grosser Wandel geschafft werden. E s wurden im J a h r e 1871 auf 72 4 3 2 , 1 6 0 Karrenladungen Schmutz und Abfall aus der Stadt entfernt. Geimpft wurden 8441 Personen, davon mit Erfolg 8 1 6 4 , ohne Erfolg 2 2 3 , über 54 fehlen Nachrichten.

29 Es starben an Fieber, Europäer . . . 16 Eurasier . . . . 55 Hindu 3270 Muhamedaner 455

Dysenterie, Cholera = 4.4 per 1000 der = 4.6 „ „ „ = 9.9 „ „ „ = 8.9 „ „ „

europäischen Bevölkerung, eurasischen „ Hindu, muhamedanischen „

Es starben an Cholera Europäer . . . im Ganzen 3, davon 1871 im Juni . . . . 2, 10 Eurasier . . . . „ Mai 3, 11 « , 11 Juni . . . . 5, 2, 11 September Hindu „ „ 350, 18, 11 11 11 April . . . . 136, 11 Mai Juni . . . . 71, 33, » Juli August . . 38, 11 11 September 42, 11 October .. 8, 11 November 1,

März . . 2, 2, « 34, 11 5, 3, 11 11 3, 41, 11 2, 1872 im Februar 1. 11 In 16 Jahren, von 1855—70, starben an Cholera 24,418 Personen, davon kommen auf den Januar 2854, Februar 2881, März 1852, April 1008, Mai 1050, Juni 1276, Juli 2577, August 2996, S e p t e m b e r . . . 2807, October 2172, November. . . 1380, December . . . 1565.

Muhamedaner



11

11

„ 11

April.... Mai Juni . . . . Juli August . . September October ..

Die Geburtsregister sind nicht vollständig und ergeben nur 8442 Geburten, doch wird 14,120 ungefähr die richtige Zahl sein, das Erstere würde 21.2, das Letztere 35.2 per 1000 der Bevölkerung ausmachen. Das Sanitätsdepartement gab für seine Zwecke im Jahre 1871—72 aus 150,772 Rupien und nahm ein 23,309 „ (Verwendung des Kloakeninhalts zur Düngung, Verkauf des Abfalls der Stadt, Strafgelder für Vergehen gegen die öffentliche Gesundheit etc.)

30

Vom India-Office auf Anordnung des Herzogs von Argyll zugesendet. Berichterstatter

der Sanitätsbeamte

Mr.

Hewlett.

B o m b a y , Leuchtthurm 18 o 54 ' N., 72 o 4 8 ' 0 . , Kirche 18 o 5 6 ' N . , 7255'0., 3. Quartal von 1872. Das Kesultat des neuen Census ist noch nicht veröffentlicht. Am 1. Februar 1872 betrug die Bevölkerung, den Hafen eingeschlossen, 644,405 Personen, davon 399,716 männlich und 244,689 weiblich — 163,35 männliche auf 100 weibliche. Es starben 4871 Personen oder, die todtgeborenen abgerechnet, 4664, d. i. 263 weniger als im 1. und 394 weniger als 2. Quartal, aber 875 mehr als im entsprechenden Quartal des vorigen J a h r e s , und 868 mehr als die Durchschnittszahl des 3. Quartals der voraufgehenden 20 J a h r e . Die gesündeste Woche war die, welche am 9. J u l i endete, mit 308 Todten = einer jährlichen Mortalität von 24,85, und die mit der grössten Sterblichkeit, welche am 10. September endete, mit 406 Todten = einer jährlichen Mortalität von 32,76 per 1000. Die Durchschnitts-Sterblichkeit des Quartals betrug 28,95 per 1000. Auf 100 weibliche Todte kamen 113 männliche. 2590 der Gestorbenen waren in Bombay geboren, 2039 an andern bekannten Plätzen, und von 35 Hess sich der Geburtsort nicht ausfindig machen. 3045 Leichen wurden begraben, 1288 „ „ verbrannt, 331 ,, „ nach den Thiirmen des Schweigens gebracht (taken to the towers of silence. Leichen der Parsen, die auf Thiirmen ausgesetzt werden), 181 Personen starben an den Blattern, 420 weniger als im 1., und 809 weniger als im 2., aber 109 mehr als im entsprechenden Quartal von 1871, und 115,6 mehr als die Durchschnittszahl des entsprechenden Quartals der voraufgehenden 20 Jahre. 1919 Personen starben an Fieber, 70 mehr als im 1., und 77 mehr als im 2., und 392 mehr als im entsprechenden Quartal der im Durchschnitt genommenen voraufgehenden 20 J a h r e . Von diesen Fiebern waren 3 Darmnervenfieber, 264 kaltes Fieber und 1652 Küstenfieber (remittent fever). 132 Personen starben an Cholera, 119 mehr als im 1., 112 mehr als im 2., und 105 mehr als im entsprechenden Quartal von 1871, aber 123 weniger als die Durchschnittszahl des entsprechenden Quartals der voraufgehenden 20 J a h r e . 212 Personen starben durch Diarrhoe, d. i. 27,9 weniger, und 262 „ „ „ Dysenterie, d. i. 97 mehr als die Durchschnittszahl für die vorangehenden 20 J a h r e . 342 Personnen starben durch Affectionen der Athmungsorgane, 73 mehr als im 2., und 7 mehr als im entsprechenden Quartal von 1871. An Lepra (Aussatz) starben 6 Personen, Durch Selbstmord „ 17 „ (11 Ertränken, 4 Vergiften, 2 Erhängen).

31 Von den Gestorbenen waren:

auf das Jahr berechne

Muhamedaner 1158 bei einer Seelenzahl von 137,644 = 33.65 per Budhisten 15,121 194 55 55 5 1 . 3 1 55 55 55 55 25,757 = 18.79 51 Brahminen 121 51 55 55 1,242 Lingaeten 15 11 4 8 . 3 0 15 55 51 55 Bhattias 64 15 15 9,466 — 2 7 . 0 4 55 • 55 55 - 26.49 Hindus anderer Kasten 2258 55 15 11 15 15 340,868 Parsen 331 55 51 44,091 = 3 0 . 0 2 51 55 55 Juden 21 2,669 = 31.47 55 11 15 55 Eingeborene Christen. . 162 15 11 25,119 = 2 5 . 7 9 15 55 11 2,352 = 18.70 55 Indo-Europäer 11 51 55 55 15 7,253 Europäer 49 11 55 2 7 . 0 2 15 55 55 Afrikanische Neger . . . 18 55 55 1,171 — 6 1 . 4 8 15 55 15 Chinesen 305 11 55 — — 55 51 Unbekannter R a c e . . . . 7 51 55 — — 55 55 Von den Europäern starben an Darmnervenfieber 1, Kaltem Fieber 1, Küstenfieber 3, Cholera 3, Krankheiten des Nervensystems . . . 10, Diarrhoe 1, Dysenterie 8 etc. An kaltem Fieber starben: im Juli 101 Personen, „ August 75 „ „ September . . . . 87 ,, An Küstenfieber starben: im Juli 523 Personen, „ August 534 „ ,, September . . . . 571 ,, Es wurden wegen Cholera, Blattern, Masern, Dysenterie, Diarrhoe, Fieber 2486 Häuser desinficirt. Es wurden im Quartal 3233 Kinder geboren, wovon 1 744 männlich und 1489 weiblich, was auf das J a h r berechnet 20.07 Geburten per 1000 der Bevölkerung ergiebt. 2642 Personen wurden geimpft, davon 2154 mit Erfolg, 355 zweifelhaft, 133 ohne Erfolg. Wie gewöhnlich wurde Vielerlei zur Hebung der öffentlichen Gesundheit gethan: schädliche Nahrungsmittel zerstört, Verunreinigung der Strassen bestraft etc. Es fielen 53.92 Zoll Regen. Die mittlere Lufttemperatur betrug -[- 79.7 -f- 2I.20R., schwankend zwischen + 81.5 = 22 R. und -f- 78.4 = - f - 20.62 R. Der mittlere Barometerstand 29.887, schwankend zwischen 2 9 . 6 4 6 und 2 9 . 7 4 8 , und die mittlere Meilengeschwindigkeit des Windes I6.2.

32 B o m b a y , 4. Quartal von 1872. In dem am 31. December endenden Quartale starben 4 5 6 2 oder, Todtgeborne abgezogen, 4 3 4 1 Personen, 586 weniger als im ersten, 717 weniger als im zweiten und 323 weniger als im dritten Quartale, aber 427 m e h r als im entsprechenden Quartale von 1 8 7 1 , auch 674.7 mehr als die D u r c h s c h n i t t s z a h l der vierten Quartale der voraufgehenden 20 J a h r e . Die gesündesten Wochen waren die, welche am 5. und 12. November endeten, in welchen die egale Z a h l von 2 9 3 Todten registrirt wurde = einer j ä h r l i c h e n S t e r b l i c h k e i t von 23.64 per 1 0 0 0 ; die ungesündeste Woche war die, welche am 31. December mit 373 Todten endete = einer jährlichen S t e r b l i c h k e i t von 30.09 per 1000. Die S t e r b l i c h k e i t des Quartals auf 1 J a h r berechnet betrug 26.94 per 1 0 0 0 . * ) A u f 100 weibliche kamen 114 männliche Todte. Von den Gestorbenen waren 2 1 5 5 in Bombay, 2139 an andern und 47 an n i c h t angegebenen Plätzen geboren. 3079 Leichen wurden begraben, 1265 „ „ verbrannt, 218 „ „ nach den Thürmen des Schweigens gebracht. 82 Personen starben an den B l a t t e r n , 519 weniger als im ersten, 908 weniger als im zweiten und 99 weniger als im d r i t t e n Quartale, aber 54 m e h r als im entsprechenden Quartale von 1871 und 58.2 m e h r als die D u r c h s c h n i t t s z a h l des vierten Quartals der voraufgehenden 2 0 J a h r e . E s starben 1902 P e r s o n e n an F i e b e r , 53 m e h r als im ersten, 60 m e h r als im zweiten, aber 17 weniger als im d r i t t e n Q u a r t a l e ; 190 m e h r als im entsprechenden Quartale von 1871 und 60.5 m e h r als die D u r c h s c h n i t t s z a h l des vierten Quartals der voraufgehenden 20 J a h r e . U n t e r den an F i e b e r Gestorbenen hatten 3 Darmvervenfieber, 2 6 4 kaltes und 1635 K ü s t e n f i e b e r ( r e m i t t e n t fever). An Cholera starben 25 P e r s o n e n , 12 mehr als im ersten, 5 m e h r als im zweiten, 107 weniger als im dritten und 243.6 weniger als die D u r c h s c h n i t t s z a h l des vierten Quartals der voraufgehenden 20 J a h r e . A n Diarrhoe starben 161, oder 14.3 weniger, an Dysenterie 2 9 3 oder 144.5 mehr als die Durchschnittszahl des vierten Quartals der voraufgehenden 20 J a h r e . An Affectionen der A t h m u n g s o r g a n e starben 339, an L e p r a (Aussatz) 7, durch Selbstmord 17 Personen (8 E r t r ä n k e n , 8 V e r g i f t e n , 1 E r h ä n g e n ) . Von 100 Todesfällen ohne Todtgeborene kamen auf F i e b e r 43.8, auf B l a t t e r n 1.9, auf Masern 0.65 und auf Cholera 0.58, auf alle übrigen K r a n k h e i t e n zusammen 53 Personen. Von den Gestorbenen w a r e n : Verschiedene H i n d u a r t e n : 2726, d a r u n t e r 2 2 4 P a r i a s (Ausgestoss.) u. 13 8 Brahminen, bei einer B e v ö l k e r u n g von 4 2 3 8 0 1 , Muhamedaner 1120, „ „ „ „ 137644, Perser 217, „ „ „ „ 44091, Eingeborene C h r i s t e n . . . 173, „ „ „ „ 25119, Europäer 45, davon 1 an B l a t t e r n , 4 an K ü s t e n f i e b e r , 6 an N e r v e n k r a n k h e i t e n , 1 an Diarrhoe, 3 an D y s e n t e r i e bei einer Bevölkerung von 7253, Afrikanische Neger . . . . 31, „ „ „ „ 1171, *) Die Sterblichkeit für das ganze Jahr betrug mit Todtgebornen 19759 = 30.7 per 1000 und ohne Todtgeborene 18990 = 29 s per 1000. Als geboren einregistrirt wurden im ganzen Jahr 13133 Kinder = 20.« per 1000 der Bevölkerung. Es ist wahrscheinlich, dass wie in Madras viele Geburten nicht gemeldet werden.

33 Juden 10, bei einer Bevölkerung von 2669, Unbekannter Race 10, Indo-Europäer (Eurasier) 7, „ „ „ „ 2352, Chinesen 2, „ „ ,, „ 305. An kaltem Fieber starben im October 87, im November 72, im December 117, „ Küstenfieber „ „ „ 598, ,, „ 483, „ ,, 654. E s wurden desinficirt im October wegen Cholera, Blattern, Masern, Dysenterie. Diarrhoe, Fieber 738 Häuser, November „ „ „ „ „ „ „ 654 „ December „ „ „ „ „ „ „ 804 „ 2196 Häuser. Geboren wurden 3497 Individuen, davon 1835 männliche und 1662 weibliche. Es wurden geimpft 2800 Individuen, davon 2224 mit Erfolg, 393 zweifelhaft und 183 ohne Erfolg. Im ganzen Quartal fielen I.30 Zoll Hegen. Die mittlere Lufttemperatur betrug -4- 84.6 F. = 23.23 R., der mittlere Barometerstand 29.922 und die mittlere Meilengeschwindigkeit des Windes per Stunde 9.6 Meilen. Vom India-Office zugesendet am 4. März 1873. j4us dem Administrations-Bericht der Municipalität Calcutta für das Jahr 1871, veröffentlicht im Jahre 1872. Bericht des Gesundheitsbeamten C. Fabre-Tonnerre. C a l c u t t a (Fort William), 22 0 33.2' N., 880 20.4' O., d. 8. Februar 1872. Nach der Zählung von 1866 waren unter der Bevölkerung 22,260 Christen, 113,050 Muhamedaner, 239,190 Hindu (Budhaisten). Trotz ungewöhnlich starker Regengüsse während 7 Monate ist der Gesundheitszustand der Stadt im J a h r e 1871 ein günstiger geblieben. Todesfälle kamen 10,300 gegen 10,152 im voraufgehenden J a h r e vor. Die kleine Zunahme war durch klimatische Fieber veranlasst. Die Cholera dagegen hat bedeutend weniger Opfer verlangt. Seit Einrichtung der jetzigen Gesundheitspolizei hat dieselbe überhaupt beständig abgenommen, und ist Hoffnung vorhanden, dass sie in denjenigen Theilen der Stadt, wo die geeigneten Gesundheitsmassregeln gehörig ausgeführt werden, ganz verschwinde. Neben den übrigen Massregeln hat besonders die Versorgung mit reinem Wasser und der ausserordentlich starke Regenfall des Jahres, wodurch Schmutz und Krankheitskeime aus dem indischen Stadttheil weggeschwemmt wurden, die Krankheit zurückgedrängt. In Beziehung auf Cholera steht jetzt Calcutta auf derselben Stufe mit den gesündesten Städten Europas. In neuerer Zeit wird allgemein das reine Wasser von Pultah gebraucht; dem gemäss haben sich auch Dysenterie und Diarrhoe vermindert und gemildert. Da es nicht wahrscheinlich ist, dass in diesem J a h r e 1872 ebenso günstige Witterungsverhältnisse herrschen werden, wie 1871, so sollte man, den Fingerzeig der Natur benutzend, die starken Regenfälle durch vergrösserte Reinlichkeit im indischen Stadttheil zu ersetzen suchen. Nur grosse Strenge kann hier etwas ausrichten, und ist dieselbe ebenfalls gegen die indischen Milchverfälscher anzurathen.

34 Durch Verwahrlosung und Schmutz haben Viehseuchen grosse Verheerungen angerichtet, theilweise veranlasst durch zu milde Handhabung der bestehenden Gesetze. Von Nutzen wird dagegen die Unterdrückung der Schlachthäuser der Eingeborenen in den Vorstädten sein. Die Märkte sind aufmerksam überwacht und zum Theil mit Wasser versorgt worden, um durch Kühlhalten der Nahrungsmittel das Verderben derselben zu behindern. Ungesunde, verdorbene Nahrungsmittel und Getränke wurden in grosser Anzahl oonfiscirt, darunter viele Tausend Flaschen Wein und Bier. Eine grosse Anzahl Strafen wurden gegen Uebertreter der Verordnungen zum Schutze der öffentlichen Gesundheit verhängt. Die Sterblichkeit betrug 23,9 per 1000 der Bevölkerung. Unter je 100 Gestorbenen hatten 65 an zymotischen (ansteckende und miasmatische) Krankheiten gelitten, darunter an Fieber 41, Dysenterie 9, Cholera 7, Diarrhoe 4. Es starben im: Januar 786 Personen, darunter an zymotischen Krankheiten 462 (Fieber 242, Dysenterie 98, Diarrhoe 64, Cholera 53, Blattern 5). Geburten 448. Mittlerer Barometerstand 29.983. Höchster „ 90.148. Niedrigster „ 29.843. Mittlerer Thermometerstand . -f- 67.« F . = -f- 15 8« R. Höchster „ . . „ 81.6 F . „ „ 22.04 R. Niedrigster „ . . „ 54.o F. „ „ 9.77 R. Februar 736, davon die meisten an zymotischen K r a n k h e i t e n , unter denen 245 Fieber, 96 Cholera, 58 Dysenterie, 42 Diarrhoe, 8 Blattern. Geburten 364. Es fielen 0.75 Zoll Regen. Mittlerer Barometerstand 29.907. Höchster „ . . . . . . 30.ii6. Niedrigster „ 29.803. Mittlerer Thermometerstand . . + 74.3 F . = 18.so R. Höchster „ . . „ 90.s F. „ „ 26 R. Niedrigster „ . . „ 60.5 F . „ „ 12.«B R. März 6 2 6 , darunter an den hauptsächlichsten zymotischen Krankheiten 385, wovon 239 F i e b e r , 64 Dysenterie, 20 Diarrhoe, 55 Cholera, 7 Blattern. Geburten 350. E s fielen 5.41 Zoll Regen. Mittlerer Barometerstand 29.850. Höchster „ SO.oso. Niedrigster „ 29.638. Mittlerer Thermometerstand . . 79.4F. = 21.OB R. Höchster „ . . „ 97.7 F. „ „ 29.20 R. Niedrigster „ . . „ 64.oF. „ „ 14.2® R. April 653, darunter an zymotischen Krankheiten 399 (228 Fieber, 85 Cholera, 44 Dysenterie, 37 Diarrhoe, 5 Blattern). Geburten 410. E s fielen 5.72 Zoll Regen. Mittlerer Barometerstand 29.772. Höchster „ 29.948. Niedrigster „ 29.631. Mittlerer Thermometerstsnd . . -j- 82.7 F . = -}- 22.53 R. Höchster „ . . „ 94.5 F . „ „ 27.77 R. Niedrigster „ . . . . 7 1 . o F . „ „ 17.33 R .

35 Mai 659, darunter an zymotischen Krankheiten 384 (262 Fieber, 66 Dysenterie, 29 Cholera, 24 Diarrhoe, 3 Blattern). Geburten 368. Es fielen ll.os Zoll Regen. Mittlerer Barometerstand . 29.678. Höchster „ . 29.869. Niedrigster „ . 29.428. Mittlerer Thermometerstand -f- 83.3 F. = + 22.80 R. Höchster „ „ 95.0F. „ „ 28 R. Niedrigster „ „ 74.oF. „ „ 18.66 R. J u n i 640, darunter an zymotischen Krankheiten 41 5 (279 Fieber, 64 Dysenterie, 28 Diarrhoe, 23 Cholera, 3 Blattern). Geburten 348. Es fielen 25.35 Zoll Regen. Mittlerer Barometerstand . . . . 29.523. Höchster „ . . 29.714. Niedrigster „ . . 29.342. Mittlerer Thermometerstand + 82.7 F . = + 22.53 R . Höchster „ 9 3 . 8 F. „ „ 27 4 6 R. 55 v Niedrigster „ 7 6 . 4 F. „ „ 1 9 . 7 3 R. J u l i 854, darunter an zymotischen Krankheiten 580 (463 Fieber, 65 Dysenterie, 26 Diarrhoe, 25 Cholera, 1 Blattern). Geburten 387. E s fielen 15.9s Zoll Regen. Mittlerer Barometerstand , . . . 29.551. Höchster „ . . 29.724. Niedrigster „ . . 29.359. Mittlerer Thermometerstand + 82.5 F . = + 22.44 R . Höchster „ „ 9O.5F. „ „ 26 R. „ 75.5F. „ „ 1 9 . 3 3 R. Niedrigster „ August 905, darunter an zymotisch. Krankheiten 593 (445 Fieber, 73 Dysenterie, 41 Cholera, 34 Diarrhoe). Geburten 409. E fielen 12,1 Zoll Regen. Mittlerer Barometerstand . . . . . 2 9 . 6 0 3 . . . 29.859. Höchster „ . . 29.359. Niedrigster „ .. -f- 82.9 F. Mittlerer Thermometerstand H- 22.62 R. „ 9I.3F. 26.35 R . Höchster „ „ 77.5 F. 20.22 R. Niedrigster „ September 898. darunter an zymotischen Krankheiten 541 (Fieber 352, Dysenterie 79, Cholera 70, Diarrhoe 40). Geburten 503. Es fielen 9.93 Zoll Regen. Mittlerer Barometerstand 29.676. Höchster „ , . 29.884. Niedrigster „ , . 29.470. Mittlerer Thermometerstand + 82.5 F. = • 2 2 . 4 4 R . Höchster „ 9 1 . 0 F. „ 25.22 R . » » Niedrigster 20.35 R . 55 7 7.8 F. „ October 1012, darunter an zymotischen Krankheiten 652 (Fieber 423. Dysenterie 96, Cholera 86, Diarrhoe 57). Geburten 566. E s fielen 7.03 Zoll Regen. Mittlerer Barometerstand 29.804. Höchster „ . . 29.977. Niedrigster „ .. . . 29.624. Mittlerer Thermometerstand - f 81.6 F . = - f 22.04 R . Höchster „ „ 92.0 F . „ „ 26.66 R. „ 71.0F. „ „ 17.33 R. Niedrigster „

36 November 1256, darunter an zymotischen Krankheiten 849 (Fieber 523, Dysenterie 124, Cholera 128, Diarrhoe 74). Geburten 540. Mittlerer Barometerstand 29.952. Höchster „ . . 30.07a. Niedrigster „ . . 29.808. Mittlerer Thermometerstand - f 7 5 . 8 F . = - f 19.46 R. Höchster „ „ 86.9 F . „ „ 24.40 R. Niedrigster „ „ 6 2 . 0 F. „ „ 13.33 R. December 1274, darunter an zymotischen Krankheiten 879 (Fieber 548, Dysenterie 149, Cholera 109, Diarrhoe 73). Geburten 476. Mittlerer Barometerstand 30.043. Höchster „ 30.197. Niedrigster „ 29.880. Mittlerer Thermometerstand . . + 69.oF. = + 16.44 R. Höchster „ . . „ 82.5 F . „ „ 22.44 R . Niedrigster „ . . „ 57.0F. „ „ 11.11 R . Es wurden in Calcutta geboren: 1865 5993 Kinder. 1866 4970 1867 4838 1868 5642 1869 5964 1870 5251 5169 1871 Es starben: 1 8 6 5 . . 23,242 Pers., davon an zymot sehen Krankheiten 18,637, 1866. 20,283 55 15,970, 11 11 55 8,709, 1867. 12,097 11 55 55 55 10,308, 1868. 13,733 11 55 55 11 9,471, 1869. 12,795 11 55 55 11 7,010, 1870. 10,102 11 11 55 11 6,741. 1871. 10,300 11 55 55 11 Unter den Gestorbenen waren 1871: Hindu. . . . . . 6856, an zymotischen Krankheiten darunter 4664 = 68.03 per 100, Muhamedaner 2806, 1842 = 65.65 Christen 635, 235 = 37.01 1865 An Cholera starben: 5076 Personen. 6823 1866 1867 2268 1868 4178 55 1869 3592 1870 1563 1871 800 11 An Dysenterie starben : 1865 2291 11 1866 . . . . 2555 1867 1708 11 1868 1682 55 1869 1835 55 1870 1038 55 1871 980 11

37 An Fieber starben:

1865 5369 Personen, 1866 5258 „ 1867 3866 „ 1868 3676 „ 1869 3831 „ 1870 3596 „ 1871 4251 „ An Blattern starben: 1865 4920 Personen, 1866 83 „ 1867 . 35 „ 1868 42 „ 1869 39 „ 1870 151 „ 1871 32 „ Durch Selbstmord starben 21 Personen, davon waren: 3 Christen (2 Männer, 1 Weib), 2 Muhamedaner (2 Weiber), 16 Hindu (11 Männer, 5 Weiber). Vom Consul des deutschen

Reichs für

Syrien,

Herrn

Th.

Weber.

B a i r u t , 3 3 ° 4 7 ' N., 3 5 ° 3 0 ' 0 . , d. 3. Mai 1873. An diesem Orte und im ganzen Amtsbezirke des Consulats, welches das Vilayet von Damascus mit Ausschluss des Paschaliks von Jerusalem umfasst, haben Cholera, Dysenterie und Sumpffieber schon seit mehreren J a h r e n nicht geherrscht. Der öffentliche Gesundheitszustand ist jetzt durchaus befriedigend, Cholera war zuletzt im Sommer von 1865 vorhanden. E s besteht am Platze ein von der Balley Brandenburg, des evangelischen Johanniterordens, unterhaltenes Hospital, in welchem Seeleute aller Nationen eine gute Behandlung durch Aerzte der hiesigen amerikanischen Schule für Medizin finden, unterstützt durch eine sorgfältige Pflege der Diaconissen von Kaiserswerth. Deutsche Schiffe berühren nur selten die Rheden Syriens, da die Erzeugnisse der deutschen Industrie auf österreichischen und französischen Dampfern über Triest und Marseille eingeführt werden, während die Ausfuhr nach Deutschland höchst unbedeutend ist. Vom Consulat

des deutschen

Reichs.

S m y r n a (französisches Consulat), 3 8 ° 25.6' N., 2 7 ° 8.3' 0 . , d. 12. April 1873. Hier ist eine Malariagegend (Sumpfgegend, die Fieber hervorbringt). In unserer Umgegend an der Küste befinden sich ausgedehnte Sümpfe, die sich an den Mündungen des Meies und Hermus, sowie kleinerer Gebirgswasser gebildet haben und von denen der an der Nordostseite der Stadt gelegene sich sogar bis in dieselbe hinein e r s t r e c k t , wo das der Fall i s t , sind auch die Gesundheitsverhältnisse am ungünstigsten. Wechselfieber (kalte Fieber) sind demgemäss hier zu Hause (endemisch) und nehmen sehr häufig, besonders im August und September, einen epidemischen Charakter an. E s kommen bösartige Fälle vor und zwar in allen bekannten Formen.

38 Darmnervenfieber (abdomineller Typhus) ist ebenfalls endemisch, vereinzelte Fälle das ganze J a h r hindurch, hin und wieder epidemisch und zahlreich. Flecktyphus (Petechialtyphus, Hungertyphus, Kriegstyphus, sehr ansteckend) ist selten, nimmt meist in Gefängnissen seinen Anfang. Galliges Typhoid (Typhus icterodes) vereinzelt in jedem Sommer, manche Jahre, jedoch in grossen Zwischenräumen, epidemisch, besonders in den am Meer gelegenen Stadtvierteln. Diese K r a n k h e i t hat dem gelben Fieber ganz ähnliche Erscheinungen, die einzelnen Fälle sind ebenso gefährlich, wenn auch ihre Zahl geringer. Blattern haben hier voriges J a h r sehr heftig gewüthet, sind jedoch seit längerer Zeit wieder verschwunden. Scharlach ist nur vereinzelt vorhanden, war aber in manchen J a h r e n sehr verbreitet. Masern haben wir augenblicklich, aber gutartig, Wasserpocken und Röthein kommen selten vor. Rachenbräune ist hier seit mehreren J a h r e n eingebürgert, gewöhnlich vereinzelt, doch auch epidemisch, jetzt massig in jeder Beziehung. Dysenterie (Ruhr) im S o m m e r , doch nicht häufig, nicht hier zu Hause. Leberentzündungen und Ansammlung von E i t e r in der Leber sind selten. Augenblicklich haben wir sehr befriedigende Gesundheitszustände in Stadt und Umgegend. Die hiesigen Aerzte sind in der Behandlung der so häufig auftretenden Fieber meist von einer bedeutenden Routine.

Afrika. Vom Vice-Consul Port Said, 17. März 1873.

des deutschen

Suez-Kanal

Reiches,

(Leuchtthurm),

Herrn 31°

II. B.

Bronn.

1 3 ' N., 3 2 ° 2 0 ' 0 . ,

Bevölkerung: Egypter 4900, Fremde 4300. Die meteorologischen Beobachtungen des letzten J a h r e s ergeben: Minimum des Thermometers -j- 5 Centigrade im J a n u a r , Maximum v > „11 „ „ August. - f 33 33 aeratur stellt sich für das ganze J a h r und für die Monate: Januar 1 6 , 2 C., Februar . . . . 14,3 55 März 16,3 n April 19.3 55 Mai . . . . ,, - f 22,5 55 Juni 4 - 24,7 55 i Juli T 25,4 55 August 26,5 55 September . . 24,9 55 October . . . . H - 22,s November. . . 21,, Dezember . . . 16,3 55

+ + + +

+

+

+

den

20 C.

39 Barometerdruck (non corrigé) im Juli 758 m 5, „ Februar . . . . 764m 8, und mittlerer des ganzen Jahres 762m 03. Die mittlere Feuchtigkeit im letzten J a h r e : Centièmes 80,09. Epidemische Krankheiten Bind hier ganz unbekannt geblieben und seit 1864 auf 65, in welchem Jahre die Cholera in Alexandrien und Cairo so heftig auftrat, hier aber nur wenig Opfer forderte, ist trotz des grossen Pilger-Verkehrs des Suez-Kanals, kein einziger Cholerafall mehr constatirt worden. Die QuarantaineVorschriften werden strenge durchgeführt, besonders was die aus dem rothen Meere mit Mekka-Pilgern ankommenden Schiffe betrifft. Hier einheimische (endemische) Krankheiten sind: 1) Dysenterie, 2) Leberleiden, 3) gastrisches Fieber, 4) Diarrhoe, 5) Augenkrankheiten. Die Leberleiden stellen sich nur nach mehrjährigem ununterbrochenem Aufenthalte ein, dabei häufig Leber-Abscesse (Ansammlungen von Eiter in der Leber) ; Dysenterie, Diarrhoe und gastrisches Fieber befallen leicht Neu-Angekommene, aber sehr selten mit bösem Ausgange. Augenleiden sind im Sommer, meist nur bei Eingeborenen und Kindern, durch Schlafen im Freien während feuchten Nächte und durch den Wüstensand veranlasst. Es existirt hier für erkrankte Seeleute ein Regierungs-Hospital, welches von einem egyptischen Arzte geleitet wird, der in Paris und München studirt hat und Deutsch sprechen kann, auch sind mehrere der Schwestern (sœurs du bon pasteur), welche sich der Pflege der fremden Kranken widmen, Deutsche. Das Hospital lässt jedoch im Ganzen viel zu wünschen übrig, besonders macht die arabische Bedienung und der ganze innere Dienst einen schlechten, oft schädlichen Eindruck auf den Kranken, und werden die Schiffscapitaine, wenn sie nicht zu schwere Kranke haben, besser daran thun, dieselben an Bord behandeln zu lassen. Atjrzte sind genug vorhanden, nämlich fünf : 1 Deutscher, 2 Franzosen, 1 Grieche. 1 Italiener, Der Tarif des Hospitals ist folgender : 1. Classe, Alles inbegriffen, täglich 8 Francs (Privatzimmer), 2

11

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6"

4 ii il il il ^ ii Die Aufnahme kann nur durch das Konsulat erlangt werden. Das Klima in Port-Said ist gut und der Konstitution der Europäer im Allgemeinen eher zuträglich. Die Hitze im Sommer ist durch eine regelmässige Nord-West-Brise, welche sich täglich in den Nachmittagsstunden 2 — 3 Uhr erhebt und bis zum Abend dauert, sehr erträglich. Allgemein wird in den Sommermonaten während der heissesten Stunden des Tages gefeiert, und selbst an Bord der Schiffe arbeitet die Mannschaft selten zwischen 10 '/a und 2 Uhr. Durch Verbieten geistiger Getränke und des Verkaufs von Früchten an Bord der Schiffe, die Mannschaft nicht bei Nacht auf Deck schlafen lassen, nur filtrirtes Wasser zum Getränk und Kochen werden die Schiffsführer ihre Mannschaft gesund erhalten. 'i

40 Die Prostitution wird hier nicht beaufsichtigt, doch hört man selten von Ansteckung; öffentliche Häuser existiren in grösserer Zahl, und die Besitzer bezahlen im eigenen Interesse gerne die wöchentliche Yisite eines Arztes. Vom Consul des deutschen

Reiches,

Herrn

von

Soden.

A l g i e r , 3 6 ° 4 9 ' N., 4 ° 0 . , den 7. April 1873. Der Gesundheitszustand des hiesigen Platzes ist ein äusserst günstiger, insbesondere traten epidemische Krankheiten, wenn nicht von Aussen eingeschleppt, garnicht auf. Dysenterie, Kolik und dergl. sind meist Folgen begangener Diätfehler, besonders zur Zeit der grossen H i t z e ; sie sind allerdings nicht selten, doch ohne gefährlichen Charakter. Es existirt hier keine besondere Anstalt f ü r erkrankte Seeleute, dieselben werden deshalb in den gewöhnlichen Spitälern untergebracht. Im Laufe des letzten Jahres hat kein deutsches Schiff den hiesigen Hafen besucht. Vom Consul des deutschen

Reichs,

Herrn

C. S.

Poppe.

C a p s t a d t (Observatorium), 3 3 ° 5 6 ' S., 1 8 ° 2 8 . ? ' 0 . , d. 5. April 1873. Seit Jahren ist keine K r a n k h e i t epidemisch aufgetreten, und sind die Mannschaften deutscher Schiffe auch verschont geblieben. Das Klima ist ein durchaus gesundes. Im Hospitale ist in jeder Beziehung f ü r Verpflegung und Heilung erkrankter Seeleute gut gesorgt.

Amerika. Vom Consul des deutschen

Reiches,

Herrn

C. A. C.

Duisenberg.

S a n F r a n c i s c o (Puerto), 3 8 ° 1 1 ' N., 1 2 1 ° 5 1 ' W.. d. 15. März 1873. Der Hafen von San Francisco gehört wohl zu den gesündesten der Welt, weder gelbes Fieber, noch Sumpffieber, Dysenterie oder Cholera sind hier gekannt, und nur im Innern des Landes, in den Minendistrikten, kommt kaltes Fieber vor, wogegen Chinin als Präservativ und Heilmittel gebraucht wird. Die einzige epidemische Krankheit, welche hier seit Besiedelung des Landes vorkam, sind die Blattern, welche zeitweilig von den Chinesen eingeschleppt werden. Es zeigten sich dieselben besonders stark im J a h r e 1868 auf 6 9 ; im Winter 1871 auf 72 kamen wieder 6 Fälle vor, und im Februar dieses J a h r e s brachte der Dampfer „ J a p a n " drei an Blattern erkrankte chinesische Passagiere mit, von denen sich aber die Krankheit nicht weiter verbreitete. Es existirt hier ein eigenes Pestliaus, in welches mit ansteckenden Krankheiten behaftete Passagiere gebracht werden, während man die Schiffe in Quarantaine hält und desinficirt. Sonstige hier vorkommende Krankheiten sind gewöhnlich Folgen von Erkältungen, welche man sich des raschen Temperaturwechsels wegen leicht zuziehen kann und wogegen man sich meist durch wollenes Unterzeug zu schützen sucht.

41 Vom Consul des deutschen

Reichs,

Herrn

Johannes

Krut

tschmitt.

Zugleich Zusendung des jährlichen Berichtes des board of health über die Gesundheitszustände New-Orleans im J a h r e 18 71.*) N e w - O r l e a n s (City Hall), 29 0 5 7 . 8 ' N . , 9 0 ° 6.» ' W., d. 13. März 1873. Wenn Leute von der Mannschaft deutscher Schiffe erkranken, so werden sie auf Requisition des Consuls, nachdem der Schiffer den Antrag dazu gestellt hat, im Charity Hospital gegen Bezahlung von 1 Dollar per Tag aufgenommen. Aerztliche Behandlung und die Verpflegung sind daselbst im Allgemeinen zufriedenstellend. Auszug aus dem Bericht des board of health (Gesundheits-Amt). (Die Stadt ist in 6 Sanitäts-Distrikte getheilt, deren Inspectoren gesondert berichten.) Die Bevölkerung der Stadt betrug im J a h r e 1870 191,512 Einwohner. E s starben (ohne Todtgeborene) im J a h r e : 1 8 6 7 . . 9586 Personen, davon an gelbem Fieber 3107 = 32.4 pr. 100 aller Gestorbenen, 1868..4838 „ „ „ „ „ 3 = O.oo „ „ „ „ 1 8 6 9 . . 5593 „ „ „ „ „ 3 = O.os „ „ „ „ 1 8 7 0 . . 6942 „ „ „ „ „ 5 8 7 = 8.5 „ „ „ 1871..5595 „ „ „ „ „ 54 = 0.97 „ „ „ „ Es 1867. . 1868.. 1869.. 1870.. 1871..

starben im J a h r e : an Fieber 752, ausserdem „ „ 319, „ „ „ 313, „ „ „ 358, „ „ ,, 255, „

an verschiedenen Typhus-Arten 142 Personen, „ „ „ 73 „ „ „ „ 68 „ „ „ ,, 93 „ „ „ „ 75 „

Es starben im J a h r e : 1867 an Blattern 40, an Syphilis 12, 1868 „ „ 14, „ „ 9, 1869 „ „ 137, „ „ 9,1870 „ „ 528, „ „ 35, 1871 „ „ 2, „ „ 20,

an Sonnenstich 6, an Schwindsucht 671, „ „ 1, „ „ 632, „ „ 4, „ „ 684, „ „ 6, „ „ 757, „ „ 8, „ „ 780.

Wenn wir dieselbe Einwohnerzahl von 191,512 auf alle 5 J a h r e annehmen, so starben auf 1000 Einwohner im J a h r e : 18 6 7 50.05 Personen, 186 8 25.26 „ 186 9 29.20 „ 187 0 36.25 ., 1871 29.21 „ Todtgeborene waren im J a h r e : 186 7 510, 186 8 505, 186 9 408, 187 0 449, 1871 464. *) Der Bericht für 1872 ist während des Drucks eingegangen und wird bei der nächsten Veröffentlichung erscheinen. (Am gelben Fieber starben nur 39 Personen.)

42 Mit Todtgeborenen zusammen wurden 1871 beerdigt 6059 Leichen, davon waren: Weisse 3782, | Schwarze 1389, davon männlich. . . 3530, Mulatten 726, „ w e i b l i c h . . . 2481, Nicht angegeben, welcher nicht angegeben . . 48. Farbe 162. E s starben im Alter bis zu 1 J a h r 1596 = 28.5 per 100 aller Gestorbenen, darunter starben 234 Neugeborene am Kinnbackenkrampf = 14.7 per 100 der im 1. Lebensjahr Gestorbenen, 17 der Gestorbenen waren im Alter von 100 Jahren und darüber. An Dysenterie starben 66 Personen. Im Ganzen erkrankten am gelben Fieber -114 Personen, also betrug die Sterblichkeit 47.37 per 100. Alle diese Erkrankungen kamen vor vom 30. J u l i bis 18. December inclus. Die Zahl derselben betrug im Juli 1, August 2, September 38, October 53, November 19, December 1. Zusammen 114 Erkrankungen. Alle von der Krankheit ergriffenen Lokalitäten, wie auch die Strassen, wurden fleissig desinficirt, die Häuser mit Schwefelsäure und Chlor, die Strassen mit Carbolsäure, ausserdem für gründliche Reinigung gesorgt, letzteres nicht allein für die ergriffenen Partien, sondern für den ganzen District. E s schien ein guter Einfluss auf die Krankheit dadurch geübt zu werden. Die südlichen Staaten waren zu der Zeit allgemein unter dem epidemischen Einfluss des gelben Fiebers, zu Mobile trat die Krankheit nach New-Orleans auf und ergriff die ganze Stadt. Man hatte nicht desinficirt. Vom 1. bis 30. Mai wurde wöchentlich über Todesfälle, durch Fieber veranlasst, berichtet, vom 1. J u n i bis 1. November täglich. Dann wurden die betreffenden Lokalitäten inspicirt und nach den Ursachen geforscht. Es ergab sich so übrigens, dass ein grosser Theil dieser Erkrankungen nicht aus der Stadt stammte, sondern von den Flüssen und längs den Eisenbahnen, und erst nach Netf-Orleans importirt worden waren. Während der Frühlingsmonate wurden Theile des 1. u. 2. Districtes der Stadt überfluthet und mit Cloakeninhalt erfüllt, wodurch sich böse Gerüche entwickelten. Nun wurde aber in äusserst energischer Weise desinficirt, Strassen, Plätze, Häuser etc., so wurden allein im 1. District 2960 Gallonen Carbolsäure und 145 Gallonen Eisenvitriol verbraucht, im 2. District wurden in 3 Tagen 10,000 Gallonen Carbolsäure für die Desinfection von Häusern, Strassen etc. angewendet. Die geringe Anzahl von Blattern, ausser 2 Todesfällen noch 1 8 Erkrankungen, wird zum Theil Dem zugeschrieben, dass die Erkrankten sofort vollständig isolirt und alle in der Nachbarschaft Befindlichen geimpft wurden und dann gründliche Desinfection. Es wurde auch für genügenden reinen Impfstoff gesorgt, der gewöhnlich nur ein oder zwei Impfungen von der Kuhpocke entfernt war. Eine genaue Inspection aller Grundstücke der S t a d t wurde angestellt und die vorgefundenen Missstände zu beseitigen gesucht. Diese Inspectionen wurden

43 in ungesunderen Theilen der Stadt wiederholt vorgenommen. In dieser Weise machte man 49,421 einmalige und 22,156 wiederholte Inspectionen. Quarantaine gegen gelbes Fieber wurde aufrecht erhalten. Vom Consul des deutschen Reichs,

Herrn

Hermann

Lunau.

P a n a m a , 8 ° 5 8 ' N., 7 9 ° 1 8 ' W. (Vereinigte Staaten von Columbia), den 31. März 1873. Während der verflossenen 3 Monate hat weder gelbes Fieber, noch Sumpffieber, Dysenterie, Cholera geherrscht, wohl aber ein galligtes Fieber mit freien Zwischenräumen (billiöses intermittirendes Fieber). Es nahm dasselbe den Charakter einer Epidemie an und war den hiesigen Aerzten unbekannt. Die durch diese Krankheit veranlasste Sterblichkeit, welche gering war, betrug 4 1 /a °/o der Kranken und 1 Hi ®/o der Bevölkerung; meist starben Kinder und alte Leute. Deutsche Schiffe waren zut Zeit nicht itn Hafen. Andere Vorsichtsmassregeln als eine Von der Behörde angeordnete allgemeine Reinigung der Stadt, welche aber keinen mildernden Einfluss übte, wurden nicht getroffen. Das Fiebtet trat Mitte December 1872 auf, nachdem es schon längere Zeit in dem benachbarten Colon (A&pinwall), wo es auch gewesen war, aufgehört hatte; es dauerte, begünstigt durch die unstäte Witterung im Januar, bis zur Mitte des jetzigen Monats. Chinin in starken Dosen, von einigen Aerzten bis zu 80 Gran — 5 Gramme gegeben, hat meist sofort die Krankheit bezwungen. Wegen der Krankheit wurden interimistische Hospitäler errichtet. In Beziehung auf die Einrichtungen des hiesigen Fremdenhospitals sind keine Veränderungen getroffen.*) Auszug aus dem jährlichen Sanitätsbericht

des Herrn Dr. James

on für das Jahr

1872.

N a s s a u , 25° 3' N, 77°20' W . (New-Providenoe), Bahajnä-Iraeln, 26. Mära 1873. Die Bevölkerung betrug 11,410 Personen, davon waren: Weisse 2500. E s sterben 263 Personen =t= 23.o® per 1000 der Bevölkerung. Darunter waren Wrisse 35 — 14 per 1000 der weissen Bevölkerung, Misbhtace 96» ,, . . Schwarze 1 3 2 f = 25"6 " » » Farbigen. Voh 1000 Einwohnern starben 7.5 an Lungenschwindsucht, und zwar kommen davon auf 1000 Weisse 1.« und auf 1000 Farbige 9.