Monetäre Außenwirtschaftstheorie [2. Aufl. Reprint 2018] 9783486790566, 9783486237504

Es geht um Zahlungsbilanz und Devisenmarkt, International Finance und um Makroökonomie offener Volkswirtschaften. Pflich

175 76 24MB

German Pages 315 [316] Year 1996

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Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Kapitel I. Zahlungsbilanz, Devisenmarkt und Währungssystem
Kapitel II. Monetäre Theorie Des Internationalen Handels
Kapitel III. Internationaler Kapitalverkehr
Kapitel IV. Makroökonomie Offener Volkswirtschaften
Übungsaufgaben zu Kapitel IV
Literaturverzeichnis
Sachwort- und Personenregister
Verzeichnis Häufig Benutzter Symbole und Abkürzungen
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Monetäre Außenwirtschaftstheorie [2. Aufl. Reprint 2018]
 9783486790566, 9783486237504

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Monetäre Außenwirtschaftstheorie Von

Professor Dr. Ernst-August Behnke Professor für Volkswirtschaftslehre, Schwerpunkt Geld, Kredit, Währung

Zweite Auflage

R. Oldenbourg Verlag München Wien

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Behnke, Ernst-August: Monetäre Außenwirtschaftstheorie / von Emst-August Behnke. - 2. Aufl. - München ; Wien : Oldenbourg, 1996 ISBN 3-486-23750-0

© 1996 R. Oldenbourg Verlag GmbH, München Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Gesamtherstellung: R. Oldenbourg Graphische Betriebe GmbH, München ISBN 3 - 4 8 6 - 2 3 7 5 0 - 0

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

IX

Kapitel I Zahlungsbilanz, Devisenmarkt und Währungssystem 1. Die Zahlungsbilanz a) Einfuhrung b) Leistungsbilanz, Kapitalbilanz und Devisenbilanz c) Der Zahlungsbilanzabschluß d) Zahlungsbilanz und Devisenmarkt

1 1 3 8 15

2. Devisenmarkt und Währungssystem a) Grundbegriffe b) Die Devisenarbitrage c) Gleichgewicht und Stabilität d) Währungssystem und Wechselkurs

18 18 19 21 23

Übungsaufgaben zu Kapitel 1

32

Kapitel II Monetäre Theorie des internationalen Handels 1. Grundlagen der monetären Theorie a) Einleitung b) Binnenmarkt und Außenmarkt bei festen Wechselkursen c) Binnenmarkt und Außenmarkt bei flexiblen Wechselkursen

37 37 38 43

2. Importmarkt und Devisennachfrage a) Einleitung b) Devisennachfrage und Wechselkurs c) Die Devisennachfragefunktion 3. Exportmarkt und Devisenangebot

46 46 47 54 56

VI

Inhaltsverzeichnis

a) Einleitung 56 b) Devisenangebot und Wechselkurs 56 c) Die Devisenangebotsfunktion 60 4. Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt 62 a) Existenz und Stabilität von Marktgleichgewichten 62 b) Ursachen für Instabilität am Devisenmarkt 66 c) Nettodevisenangebot in heimischer und in ausländischer Währung 71 d) Kaufkraftparität und Wechselkurs 72 Anhang A: Marshall-Lerner-Bedingung 75 Übungsaufgaben zu Kapitel II

78

Kapitel III Internationaler Kapitalverkehr 1. Grundlagen des internationalen Kapitalverkehrs a) Einleitung b) Portfoliotheorie und internationaler Kapitalverkehr Anhang B: Portfoliogleichgewicht

81 81 82 93

2. Kalkulation des internationalen Kapitalverkehrs a) Ertragsvergleich in- und ausländischer Geldanlagen b) Ungesicherter Kapitalverkehr c) Gesicherter Kapitalverkehr und Zinsparität d) Spekulation und Zinsarbitrage e) Hedging und Spekulation

99 99 104 106 109 112

3. Die Devisenterminmärkte a) Einleitung b) Partielles Gleichgewicht auf Kassa- und Terminmarkt c) Zinsarbitrage und simultanes Gleichgewicht d) Störungen des simultanen Gleichgewichtes e) Zinsparität und Wechselkurstheorie Anhang C: Integration von Kassa- und Termindevisenmarkt

116 116 117 121 129 135 145

4. Die Devisenoptionsmärkte a) Grundlagen b) Optionspreistheorie c) Optionspreis und Basispreis d) Optionspreis und Wechselkurs

154 154 156 166 171

Übungsaufgaben zu Kapitel III

177

Inhaltsverzeichnis

VH

Kapitel IV Makroökonomie offener Volkswirtschaften 1. Das Mundell-Fleming-Modell a) Einleitung b) Der Gütermarkt c) Der Geldmarkt d) Der Devisenmarkt

183 183 188 205 209

2. Allgemeines Gleichgewicht bei flexiblen Wechselkursen a) Gleichgewicht und Stabilität b) Monetäre Störungen bei flexiblen Wechselkursen c) Reale Störungen bei flexiblen Wechselkursen d) Allgemeines Gleichgewicht und Wechselkurs

215 215 225 234 242

3. Allgemeines Gleichgewicht bei festen Wechselkursen a) Gleichgewichtsprobleme b) Temporäres Gleichgewicht mit Neutralisierung c) Stationäres Gleichgewicht bei festen Wechselkursen d) Monetäre Zahlungsbilanztheorie

246 246 247 250 260

4. Bestandsansätze für den Devisenmarkt a) Stromansatz - Bestandsansatz b) Das Bestandsmodell c) Gleichgewicht und Stabilität (kurzfristig) d) Stationäres Gleichgewicht im Bestandsansatz e) Der Finanzmarktansatz

262 262 264 266 272 275

Übungsaufgaben zu Kapitel IV

280

Literaturverzeichnis Sach- und Personenregister Verzeichnis häufig benutzter Symbole und Abkürzungen

286 297 303

Vorwort Die Außenwirtschaftstheorie untersucht ökonomische Fragestellungen unter dem besonderen Blickwinkel einer offenen Volkswirtschaft. Hier werden, anders als in einer geschlossenen Volkswirtschaft, internationale Beziehungen ausdrücklich berücksichtigt. Im Gegensatz zur globalen Analyse einer Weltwirtschaft unterstellt die Außenwirtschaftstheorie maßgebliche Unterschiede zwischen den Wirtschaftsräumen, die trotz aller bestehenden Zusammenhänge eine gesonderte Untersuchung nötig machen. Insofern verhält sich die Außenwirtschaft zur Weltwirtschaft, wie die Regionalökonomie zur Nationalökonomie. Lange Zeit wurden die Außenwirtschaftstheorie und die reale Theorie des internationalen Handels mehr oder weniger gleichgesetzt. Im Verlauf einer stärkeren Hinwendung zu monetären Phänomenen kamen viele Ökonomen zu der Überzeugung, daß in dem Bereich der internationalen Geld- und Kapitalmärkte der Schlüssel für eine Vielzahl ungelöster Probleme zu suchen ist. So entwickelte sich die monetäre Außenwirtschaftstheorie als eigenständiges Teilgebiet der Geldtheorie, wie sich zuvor die reale Theorie des internationalen Handels im Rahmen der Allokationstheorie etabliert hatte. Ist es das Hauptanliegen der Geldtheorie, die Rolle des Geldes in einer Volkswirtschaft zu beleuchten, so richtet die monetäre Außenwirtschaftstheorie ihr Augenmerk auf die Frage, welcher Einfluß von der Existenz verschiedener Währungen ausgeht. Insofern ist es logisch, daß der Devisenmarkt im Mittelpunkt der Analyse steht. Dem Devisenmarkt kommt auch deswegen eine Schlüsselrolle zu, weil auf ihm sämtliche außenwirtschaftliche Transaktionen früher oder später ihren Niederschlag finden, gleichgültig ob sie dem internationalen Handel oder dem internationalen Kapitalverkehr zuzurechnen sind, oder ob sie im Rahmen internationaler Währungsabkommen vorgenommen werden. Die Analyse des Devisenmarktes erfolgt unter funktionalen und institutionellen Gesichtspunkten. Analog zur Zahlungsbilanz, die den empirischen Hintergrund einer theoretischen Devisenmarktanalyse liefert, werden unter funktionalen Aspekten die Marktteilnehmer dem internationalen Handel oder dem internationalen Kapitalverkehr zugeordnet. Unter institutionellen Aspekten erfolgt eine eingehende Beschäftigung mit den Kassa-, den Termin- und den Optionsmärkten für Devisen und ihren Arbitragebeziehungen untereinander. Die Integration des Devisenmarktes in ein gesamtwirtschaftliches Modell ist eine der Hauptaufgaben der monetären Außenwirtschaftstheorie. Im Zuge dieser makroökonomischen Untersuchung wird deutlich, daß das jeweilige Währungssystem entscheidenden Einfluß auf das interne und externe Gleichgewicht einer Volkswirtschaft hat.

X

Vorwort

Im Extremfall flexibler Wechselkurse ohne staatliche Interventionen am Devisenmarkt tritt eine Reihe von Wechselkurseffekten in einer Volkswirtschaft auf, vor allem durch die Beeinflussung der relativen und der absoluten Preise. Bei festen Wechselkursen entfallen diese Preiseffekte, an ihre Stelle tritt jedoch eine ausgeprägte Saldenmechanik. Die durch feste Wechselkurse verbundenen nationalen Geldmärkte verhalten sich dann ähnlich wie kommunizierende Röhren, auch ohne den institutionellen Rahmen eines einheitlichen Währungsraumes. Ein abschließendes Wort sei der Notwendigkeit und dem Stellenwert der Mathematik für diese Analyse gewidmet. Der mathematische Aufwand erweist sich beim näheren Hinsehen als relativ einfach. Die Unterscheidung totaler und partieller Differentiale und die Kenntnis eines einfachen Algorithmus zur Lösung linearer Gleichungssysteme ist alles, was verlangt wird. Dem Leser sei empfohlen, die hier angewandte Mathematik und die zahlreichen grafischen Darstellungen als notwendige und letztlich effiziente Lösungsmethode zu begreifen. Vielfach wird erst mit Hilfe der Mathematik die Einsicht in komplizierte Zusammenhänge möglich. Das heißt, nicht die Beweisführung und auch nicht so sehr das Ergebnis solcher Ableitungen stehen im Vordergrund, sondern der hiermit deutlich gewordene Wirkungsablauf und die Plausibilität der aufgezeigten Zusammenhänge. Das Buch gliedert sich in vier Kapitel, wobei die Kapitel I und II, das Kapitel III und das Kapitel IV jeweils eine in sich geschlossene Einheit bilden, die auch ohne Kenntnis der jeweils anderen Teile durchgearbeitet werden kann. Mehrjährige Lehrerfahrungen haben gezeigt, daß der gesamte Stoff dieses Buches in drei Lehrveranstaltungen, Zahlungsbilanz und Devisenmarkt (Kapitel I und II), International Finance (Kapitel III) und Makroökonomie offener Volkswirtschaften (Kapitel IV), zu bewältigen ist. Wie es sich für ein Lehrbuch gehört, hat auch dieses eine längere und wechselnde Vorgeschichte. An der Entstehung waren eine Reihe von Personen Kollegen, Mitarbeiter und Studenten - beteiligt, denen ich allen zu danken habe. Besonders erwähnen muß ich Frau Margarete Korn, die über Jahre hinweg mit großer Geduld und Sorgfalt zahllose Manuskripte geschrieben, überarbeitet und immer wieder neu verfaßt hat. Mein Dank gilt auch Kurt Beilfuß, Gregor Brüggelambert und Martina Müller für viele Hinweise und Korrekturen in einem frühen Stadium der Arbeit, ebenso wie Martina Früchtl, Roman Jaich und Gabriele Tertilt in der Schlußphase. Maria Hermes schulde ich besonderen Dank für ihre engagierte und hilfreiche Mitarbeit und umfassenden Korrekturarbeiten, sowie Daniela Belhadi, die das Manuskript in eine druckfertige Vorlage verwandelte und mit viel Verständnis sämtliche Übersichten und Abbildungen angefertigt hat. Nicht zuletzt bedanke ich mich bei meiner Frau Inga, die mit Fassung alle externen Kosten auf sich nahm und in zahllosen Gesprächen kritische und konstruktive Anregungen für diese Arbeit gab. Ernst-August Behnke

Kapitel I Zahlungsbilanz, Devisenmarkt und Währungssystem

1. Die Zahlungsbilanz

a) Einführung Die Zahlungsbilanz ist die systematische Aufzeichnung wirtschaftlicher Transaktionen zwischen Inländern und Ausländern für eine bestimmte Periode.1 Außenwirtschaftliche Kontakte einer Volkswirtschaft ergeben sich prinzipiell aus internationalem Handel, internationalem Kapital verkehr und internationalen Währungsabkommen. Sofern solche Kontakte zu Transaktionen führen, die mit Leistungsübertragungen oder Vermögensübertragungen zwischen Inländern und Ausländern einhergehen, werden sie in der Zahlungsbilanz registriert und, nach gewissen Merkmalen geordnet, zusammengefaßt ausgewiesen. In der Bundesrepublik Deutschland werden die Daten des internationalen Warenverkehrs durch das Statistische Bundesamt, alle übrigen Daten von der Deutschen Bundesbank, erhoben. Regelmäßig veröffentlicht werden die wichtigsten Posten der Zahlungsbilanz von der Deutschen Bundesbank. 2 Die Zahlungsbilanz ist untergliedert in drei Teilbilanzen-. Leistungsbilanz (Bilanz der laufenden Posten), Kapitalbilanz (Bilanz des Kapitalverkehrs) und Devisenbilanz (Veränderung der Netto-Auslandsaktiva der Deutschen Bundesbank). Die Gliederung der Zahlungsbilanz trägt zum einen dem unterschiedlichen Charakter der in der Zahlungsbilanz registrierten Transaktionen Rechnung. Zum anderen berücksichtigt diese Aufteilung die unterschiedlichen Auswirkungen auf die Volkswirtschaft, die auf einen möglichen Saldo dieser Teilbilanzen zurückzuführen sind. Leistungsübertragungen, wie z.B. Exporte und Importe eines Landes, werden in der Leistungsbilanz registriert. Vermögensübertragungen zwischen Inländern und

1

Allgemeine Richtlinien für die Erstellung einer Zahlungsbilanz wurden vom Internationalen Währungsfonds (IWF) festgelegt: Balance of Payments Manual. 4. Aufl., Washington 1977. Hinweise zum Inhalt, Aufbau und den methodischen Grundlagen der Zahlungsbilanzstatistik der Deutschen Bundesbank finden sich in: Die Zahlungsbilanzstatistik der Bundesrepublik Deutschland. Sonderdrucke der Deutschen Bundesbank Nr. 8, 2. Aufl., 1990.

2

Monatsberichte der Deutschen Bundesbank, Statistischer Teil: IX. Außenwirtschaft und Statistische Beihefte zu den Monatsberichten. Reihe 3: Zahlungsbilanzstatistik.

2

Kapitel I - Zahlungsbilanz, Devisenmarkt und Währungssystem

Ausländern, wie z.B. Kapitalimporte und Kapitalexporte, werden in der Kapitalbilanz und der Devisenbilanz verbucht. Die Unterscheidung zwischen privatem Kapitalverkehr (Kapitalbilanz) und öffentlichem Kapitalverkehr (Devisenbilanz) ist im wesentlichen darauf zurückzuführen, daß die Vermögenstransaktionen der Zentralbank stets auch eine geldpolitische Komponente enthalten. Die Zahlungsbilanz ist ein Teil der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, in welcher die Transaktionen einer Volkswirtschaft nach Sektoren gegliedert erfaßt und dargestellt werden. Neben den inländischen Sektoren Haushalte, Staat und Unternehmen ist einer dieser Sektoren das Ausland. Die Zahlungsbilanz kann als Kontoabschluß des Sektors A usland in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung interpretiert werden. 3 Die systematische Aufzeichnung der Zahlungsbilanz erfolgt im Prinzip als doppelte Buchhaltung, dargestellt in Form von T-Konten, Tabellen oder auch grafisch als Pfeilschema, je nach Konvention und Zweckmäßigkeit. Dajedoch nicht alle Transaktionen im Sinne von Buchung und Gegenbuchung gleichzeitig, vollständig und periodengerecht erhoben werden können, kommt es regelmäßig zu Fehlern in der amtlichen Statistik. Diese Fehler werden von der Deutschen Bundesbank durch die Berücksichtigung eines Restpostens (Saldo der statistisch nicht aufgliederbaren Transaktionen) korrigiert. Die Bewertung aller Vorgänge wird einheitlich in heimischer Währung vorgenommen. Bei Kontrakten in ausländischer Währung dient der jeweilige Wechselkurs zur Umrechnung der Transaktionen in heimische Währung. Da die Statistik der Vermögensübertragungen von der Zentralbank als Bestandsstatistik geführt wird (Nettoauslandsaktiva der Deutschen Bundesbank), müssen Veränderungen dieser Größe, die allein auf Wechselkursschwankungen zurückzuführen sind, herausgerechnet werden. Dies geschieht durch den sogenannten Ausgleichsposten zur Auslandsposition der Bundesbank. Neben den nominellen Werten der Zahlungsbilanz, basierend auf den auf DMark lautenden Kontrakten der erfaßten Transaktionen, veröffentlicht die Deutsche Bundesbank auch saisonbereinigte und preisbereinigte (Volumen zu Preisen von 1980) Statistiken. Die Unterscheidung in Inländer und Ausländer erfolgt in erster Linie nach dem Schwerpunkt der wirtschaftlichen Aktivität. Die Staatsangehörigkeit bei natürlichen Personen und Eigentumsrechte bei Gesellschaften spielen erst in zweiter Linie eine Rolle bei dieser Abgrenzung. Die Zahlungsbilanz verbucht Handels- und Dienstleistungssfrö/we und Vermögensänderungen in einer Periode. Der Begriff Bilanz ist insofern irreführend, als es sich bei der Zahlungsbilanz und ihren Teilbilanzen um laufende Konten analog zur Gewinn- und Verlustrechnung eines Betriebes handelt und nicht, wie es die Bezeichnung Bilanz vermuten ließe, um eine Bestandsaufnahme von Vermögensaktiva zu einem bestimmten Zeitpunkt. 3

Richter,

R., Schlieper,

A u f l . , Berlin.

U., Friedmann,

W. (1981): MakroÖkonomik. Eine Einfuhrung. 4.

Die Zahlungsbilanz

3

b) Leistungsbilanz, Kapitalbilanz und Devisenbilanz Die Leistungsbilanz, von der Deutschen Bundesbank auch Bilanz der laufenden Posten genannt, ist unterteilt in Handelsbilanz, Dienstleistungsbilanz und Übertragungsbilanz. Die Handelsbilanz verbucht sämtliche grenzüberschreitenden Käufe (Einfuhren, Importe) und Verkäufe (Ausfuhren, Exporte) von Waren. Diese Transaktionen werden vom Statistischen Bundesamt zum Zeitpunkt der Grenzüberschreitung des Inlandes erfaßt und bewertet. Der Grenzübertritt zum oder vom Inland markiert in der Bundesrepublik, im Unterschied zur international üblichen Abgrenzung, auch die wertmäßige Erfassung. Danach werden Exporte und Importe prinzipiell nach den zwischen den Kontraktpartnern vereinbarten Preisen, einschließlich der Transportkosten bis an die Grenze des Inlandes (Exporte: FOB: Free on Board, Importe: CIF: Cost, Insurance, Freight) bewertet. 4 Die Dienstleistungsbilanz, erstellt von der Deutschen Bundesbank, verbucht neben eindeutigen Dienstleistungen (z.B. Fracht- und Versicherungskosten) eine Reihe anderer Transaktionen, deren Zuordnung nicht immer eindeutig ist: Kapitalerträge aus ausländischen Vermögensanlagen, Einnahmen und Ausgaben im Touristikverkehr, Zahlungsvorgänge im Zusammenhang mit Patenten, Lizenzen und der Stationierung ausländischer Streitkräfte im Inland. Die aus solchen Vorgängen resultierenden Einnahmen werden als Dienstleistungsexporte verbucht, entsprechende Ausgaben als Dienstleistungsimporte. Die Übertragungsbilanz erfaßt die Gegenbuchungen unentgeltlicher Sach- oder Vermögensübertragungen zwischen Inländern und Ausländern. Dies sind hauptsächlich Überweisungen von ausländischen Arbeitnehmern im Inland (Deviseninländer) an ihre Familien im Ausland (Devisenausländer), Beiträge zu internationalen Organisationen, Militärhilfe, Entwicklungshilfe und Reparationszahlungen. Untergliedert wird die Leistungsbilanz in einer Spezialstatistik zusätzlich nach Ländern und Ländergruppen, sowie nach Waren und Warengruppen. Die Erfassung der Transaktionen erfolgt, wie einleitend vermerkt, nach Konvention und Zweckmäßigkeit. Unter dem Gesichtspunkt, daß die Zahlungsbilanz der Abschluß des Sektors Ausland der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ist, erscheint es zweckmäßig, dieZahlungsbilanz in Übereinstimmung mit dem Buchungs-

4

Falls Transport- und Versicherungsleistungen für importierte Waren, in der Handelsbilanz zu CIF-Werten bilanziert, von Inländern ausgeführt wurden, wird die Transport- und Versicherungsleistung zur Korrektur in der Dienstleistungsbilanz als Dienstleistungsexport aktiviert. Falls s i e von Ausländern ausgeführt wurden, werden diese Leistungen nicht zusätzlich in der Dienstleistungsbilanz erfaßt.

4

Kapitel I - Zahlungsbilanz, Devisenmarkt und Währungssystem

system der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zu fuhren. Danach stellen Waren- und Dienstleistungsimporte des Inlands laufende Einnahmen im Sektor Ausland dar und sollten auf der Habenseite der Handelsbilanz verbucht werden. Exporte fuhren analog zu Ausgaben auf der Sollseite.5 Unentgeltliche Vermögens- oder Leistungsübertragungen zwischen Inländern und Ausländern werden als Gegenbuchung in der Übertragungsbilanz erfaßt. Eine unentgeltliche Sachleistung an das Ausland wird demnach als Export in der Handelsbilanz auf der linken Seite und als Übertragung an das Ausland auf der rechten Seite der Übertragungsbilanz verbucht. Die zusammengefaßte Leistungsbilanz erhalten wir durch Addition aller Sollund Habenposten der Teilbilanzen. Hierbei stehen folgende Abkürzungen für die jeweiligen Transaktionsarten: Warenexporte WEX, Warenimporte WIM, Dienstleistungsexporte DEX, Dienstleistungsimporte DIM, unentgeltliche Übertragungen an Inländer UÜI, unentgeltliche Übertragungen an Ausländer UÜA, Saldo der Leistungsbilanz SL. Leistungsbilanz Warenexporte

Warenimporte Dienstleistungsimporte

Dienstleistungsexporte

Unentgeltliche Übertragungen an Inländer

Übersicht 1.1

Unentgeltliche Übertragungen an Ausländer

Saldo der Leistungsbilanz

Leistungsbilanz

Der Saldo der Leistungsbilanz errechnet sich aus der Summe der Sollposten abzüglich der Summe aller Habenposten. Die entsprechende Bilanzgleichung lautet daher: SL = WEX + DEX + UÜI - (WIM + DIM + UÜA) 5

Die amtlichen Statistiken weisen die Zahlungsbilanz regelmäßig in tabellarischer Form aus und umgehen insofern das Problem, ob die Kontenfiihrung aus der Sicht des Inlandes oder des Auslandes erfolgt. Einschlägige Lehrbücher gehen unterschiedlich vor: Richter, u.a. (1981) und Gandolfo (1987) verbuchen Exporte auf der linken Seite, Jarchow/Rühmann (1991) und Rose (1986) verbuchen Exporte dagegen auf der rechten Seite. Eine Festlegung der Konvention für die Handelsbilanz hat natürlich Folgen für alle übrigen Buchungen innerhalb der Zahlungsbilanz.

Die Zahlungsbilanz

5

Durch Umstellung erhalten wir: SL = (WEX - WIM) + (DEX - DIM) + (JUÜI - UÜA) Demnach muß der Saldo der Leistungsbilanz (SL) gleich der Summe der Teilsalden aus Handelsbilanz, Dienstleistungsbilanz und Übertragungsbilanz sein. Aus Gründen der Vereinfachung wollen wir im folgenden die Transaktionen auf der linken Seite der Leistungsbilanz zusammengefaßt als Exporte EX und die der rechten Seite mit Importe IM bezeichnen. EX = WEX + DEX + UÜI IM = WIM + DIM + UÜA Die vereinfachte Leistungsbilanzgleichung lautet nunmehr: SL = EX - IM Ein positiver Saldo kennzeichnet hierbei einen Leistungsbilanzüberschuß und erscheint auf der rechten Seite. Ein negativer Saldo weist auf ein Leistungsbilanzdefizit hin und erscheint als positiver Betrag auf der linken Seite der Leistungsbilanz. In der Kapitalbilanz werden Vermögensübertragungen zwischen Inländern (ohne die Zentralbank) und Ausländern verbucht. Vermögensübertragungen ergeben sich durch internationale Übertragungen von Vermögensaktiva, z.B. Aktien, Pfandbriefe, Sichtguthaben, Sorten und Immobilien, und durch die Kreditaufnahme oder Kreditvergabe zwischen Inländern und Ausländern. Die Deutsche Bundesbank unterscheidet in ihren Veröffentlichungen zwischen kurzfristigem Kapitalverkehr (Restlaufzeit der Vermögenstitel bis zu einem Jahr) und langfristigem Kapital verkehr (Restlaufzeit über ein Jahr). Der Informations wert dieser Unterscheidung ist umstritten, weil die Laufzeit eines Vermögenstitels nichts mit der Zeitspanne, für die er erworben oder veräußert worden ist, zu tun haben muß (z.B. bei spekulativ gehandelten Aktien oder Wertpapieren). Dieser Mangel wird zum Teil dadurch korrigiert, daß die Bundesbank nach Transaktionspartnern im Inland unterscheidet (öffentliche Hand, private Nichtbanken und private Banken) und teilweise auch nach dem vermuteten Transaktionsmotiv (z.B. Direkt- oder Portfolio-Investitionen). Prinzipiell unterschieden wird der internationale Kapitalverkehr in Kapitalimporte und Kapitalexporte. Ein Kapitalexport wird durch den Erwerb eines Vermögensaktivums durch einen Inländer von einem Ausländer oder die Kreditvergabe durch einen Inländer an einen Ausländer begründet. Kapitalimport wäre der Erwerb eines inländischen Vermögenstitels durch einen Ausländer oder die Kreditaufnahme eines Inländers bei einem Ausländer. Die Rückzahlungen internationaler Schuldverhältnisse werden entsprechend dem Erwerb und der Veräußerung

6

Kapitel I - Zahlungsbilanz, Devisenmarkt und Währungssystem

von Wertpapieren behandelt. Die Rückzahlung eines ausländischen Kredites durch einen Inländer wäre demnach Kapitalexport. Als generelles Unterscheidungsmerkmal kann die mit der unmittelbaren Transaktion einhergehende Veränderung der Schuldverhältnisse zwischen In- und Ausland gelten: Kapitalexport begründet eine Zunahme von Forderungen an das Ausland (dazu zählt auch der Erwerb von Devisen und ausländischen Immobilien), Kapitalimport begründet eine Zunahme der Schulden bzw. Abnahme der Forderungen gegenüber dem Ausland. Dabei muß allerdings, wie bei den Transaktionen innerhalb der Leistungsbilanz, berücksichtigt werden, daß auch Vermögensübertragungen durch Buchung und Gegenbuchung erfaßt werden. In vielen Fällen schlagen sich beide Buchungen in der Kapitalbilanz nieder und neutralisieren sich bei der Konsolidierung. Ein Kapitalexport durch den Erwerb einer ausländischen Aktie begründet zugleich einen Kapitalimport, und zwar unabhängig davon, ob der Erwerb auf Kredit erfolgte oder unverzüglich bezahlt wurde. Kapitalimporte sind aus der Sicht des Sektors Ausland mit Zahlungsabgängen verbunden und werden unserer Konvention folgend auf der Sollseite der Kapitalbilanz verbucht, entsprechend die Kapitalexporte auf der Habenseite. Zwingender folgt diese Konvention unter dem Gesichtspunkt einer korrekten Gegenbuchung. Warenimporte mit Zahlungsziel erscheinen einmal auf der rechten Seite der Leistungsbilanz und in der Gegenbuchung als Kapitalimport auf der linken Seite der Kapitalbilanz.

Kapitalbilanz Kapitalexporte Kapitalimporte Saldo der Kapitalbilanz Übersicht 1.2

Kapitalbilanz

Die dazugehörige Kapitalbilanzgleichung

lautet:

SK = KIM - KEX Die verwendeten Symbole haben folgende Bedeutung: Saldo der Kapitalbilanz, SK: KIM: Kapitalimporte, KEX: Kapitalexporte.

Die Zahlungsbilanz

7

Ein positiver Saldo der Kapitalbilanz kennzeichnet demnach einen Kapitalimportüberschuß (Nettokapitalimporte), ein negativer Saldo einen Kapitalexportüberschuß (Nettokapitalexporte) der inländischen Sektoren (ohne Zentralbank) gegenüber dem Ausland. Der internationale Kapital verkehr der Zentralbank wird gesondert in der Devisenbilanz erfaßt und ausgewiesen. In der amtlichen Statistik der Bundesrepublik erscheinen die Transaktionen der Devisenbilanz in der Rubrik Veränderungen der Auslandsposition der Deutschen Bundesbank. Es handelt sich hier um sogenannte Auslandsaktiva oder Auslandspassiva der Deutschen Bundesbank. Hierzu zählen insbesondere Goldbestände, Reservepositionen beim Internationalen Währungsfonds und Sonderziehungsrechte, Devisen und Sorten. Zusammengefaßt wollen wir diesen Posten Devisenreserven oder Währungsreserven der Zentralbank nennen. Eine Zunahme der Devisenreserven wird interpretiert als eine Zunahme der Auslandsforderungen und ist insofern gleichzusetzen mit Kapitalexport der Zentralbank KEXa. Eine Abnahme der Devisenreserven ist demzufolge Kapitalimport der Zentralbank KIM' . Die Devisenbilanz ist die Kapitalbilanz der Zentralbank. Unserer Konvention folgend muß eine Abnahme der Devisenreserven als Kapitalimport auf der linken Seite der Devisenbilanz, eine Zunahme der Devisenreserven als Kapitalexport auf der rechten Seite der Devisenbilanz verbucht werden.

Devisenbilanz Kapitalimporte der

Kapitalexporte der

Zentralbank

Zentralbank

Saldo der Devisenbilanz

Übersicht 1.3

Devisenbilanz

Die zugehörige Devisenbilanzgleichung lautet: SD = KIMa

- KEXm

Die verwendeten Symbole bedeuten: KIM^

Kapitalimporte der Zentralbank,

KEX^:

Kapitalexporte der Zentralbank,

SD:

Saldo der Devisenbilanz.

g

Kapitel I - Zahlungsbilanz, Devisenmarkt und Währungssystem

Eine Nettoabnahme an Devisen bei der Zentralbank fuhrt demnach zu einem Saldo der rechten Seite der Devisenbilanz und kennzeichnet insofern eine Abnahme des Nettoauslandvermögens dieser Institution, also Nettokapitalimport der Zentralbank. Da die Deutsche Bundesbank diese Statistik in Abstimmung mit der Zentralbankbilanz als Bestandsstatistik führt und alle Werte in heimischer Währung ausweist, kann es zu einer Veränderung der Nettoauslandsaktiva der Deutschen Bundesbank auch aufgrund von Wechselkursänderungen kommen, ohne daß überhaupt Transaktionen der Zentralbank stattgefunden haben. Solche Bewertungsänderungen ihrer Auslandspositionen trägt die Zentralbank durch Berücksichtigung eines Ausgleichspostens zur Auslandsposition der Bundesbank Rechnung.

c) Der Zahlungsbilanzabschluß Die Zahlungsbilanz ist, unter Vernachlässigung von Restposten und Ausgleichsposten, die Zusammenfassung von Leistungsbilanz, Kapitalbilanz und Devisenbilanz und damit aller Buchungen des Inlandes mit dem Ausland.

Zahlungsbilanz

Exporte (EX)

Importe (IM)

Kapitalimporte (KIM)

Kapitalexporte (KEX)

Abnahme der Devisenreserven (KIMZB)

Zunahme der Devisenreserven (KEX 2B )

Übersicht 1.4

Zahlungsbilanz

Eine formale Folge des Umstandes, daß jede Buchung in einer der drei Teilbilanzen mit einer Gegenbuchung innerhalb der Zahlungsbilanz einhergeht, ist, daß sich beide Seiten der Zahlungsbilanz wertmäßig entsprechen müssen: EX + KIM + KIM^

= IM + KEX + KEXm

Zu Teilsalden zusammengefaßt erhalten wir die zugehörige chung: SL + SK + SD

= 0

Zahlungsbilanzglei-

Die Zahlungsbilanz

9

Die Zahlungsbilanz ist also buchungstechnisch und im Sinne der Zahlungsbilanzgleichung stets ausgeglichen und läßt a priori auch keine Rückschlüsse über eventuelle Kausalzusammenhänge zu. Es handelt sich um eine reine Saldenmechanik6, die letztlich nur besagt, daß ein bestimmter Saldo der einen Teilbilanz mit einem gleich hohen Saldo der zusammengefaßten übrigen Teilbilanzen einhergehen muß. Die Diskussion um ein Zahlungsbilanzgleichgewicht kann daher nicht anhand der Zahlungsbilanz, sondern sinnvoll nur im Rahmen einer Theorie der Devisenmärkte und eines gegebenen Währungssystems diskutiert werden. 7 Leistungsbilanz EX

IM

Zahlungsbilanz EX

IM

SZ

KIM KIM

'IflllS KEX

KEX

Kapitalbilanz Leistungsbilanz EX

IM

Zahlungsbilanz EX

¿•SMBBI

i ¡ ¡ Ü KIM

? KIM

IM

KEX

KEX

Kapitalbilanz Abb. 1.1

Konsolidierte Zahlungsbilanz

Stützel, W.: Volkswirtschaftliche Saldenmechanik: Ein Beitrag zur Geldtheorie. 2. Aufl., Tübingen. Tatsächlich hängt der Saldo der Zahlungsbilanz vom jeweiligen Währungssystem und den sich daraus ergebenden direkten und mittelbaren Interventionsverpflichtungen der Zentralbank ab: Bei flexiblen Wechselkursen ist der Saldo der Zahlungsbilanz definitionsgemäß null: SZ = 0. Bei kontrolliertem Floaten entscheidet die Zentralbank autonom über die Höhe des Zahlungsbilanzsaldos: SZ = -SD. Bei stufenflexiblen Wechselkursen bestimmen die Salden von Leistungsbilanz und Kapitalbilanz ursächlich den Saldo der Zahlungsbilanz: SZ = SL + SK. Bei festen Wechselkursen bestimmt das NettogeWangebot den Saldo der Zahlungsbilanz (Monetäre Zahlungsbilanztheorie).

10

Kapitel I - Zahlungsbilanz, Devisenmarkt und Währungssystem

Folgen wir trotz dieser Überlegung der Konvention vieler Autoren und definieren einen Saldo der Zahlungsbilanz SZ, indem wir diesen mit dem negativen Saldo der Devisenbilanz gleichsetzen (SZ = -SD), dann ist dieser Zahlungsbilanzsaldo gleich der Summe aus Leistungsbilanz- und Kapitalbilanzsaldo. SZ = SL+ SK Weisen sowohl die Leistungsbilanz und die Kapitalbilanz positive Salden auf (Abbildung 1.1 oben), dann errechnet sich der zuvor definierte Saldo der Zahlungsbilanz als Summe dieser Beträge: Exportüberschuß und Kapitalimportüberschuß. Wurde im Leistungsverkehr mit dem Ausland zum Beispiel ein Überschuß erwirtschaftet, während im Kapitalverkehr ein Defizit im Sinne von Nettokapitalexporten erzielt wurde (Abbildung 1.1 unten), dann verringert sich der Saldo der Zahlungsbilanz gegenüber dem Saldo der Leistungsbilanz um den Betrag des Saldos der Kapitalbilanz. In beiden Fällen entspricht der verbliebene Saldo SZ einer entsprechenden Zunahme der Devisenreserven bei der Zentralbank (SZ = - SD). Für eine ökonomische Bewertung der beschriebenen Situationen und der zugehörigen Zahlungsbilanzsalden ist zunächst eine Interpretation der zugrundeliegenden Teilbilanzen unumgänglich. Zur ökonomischen Interpretation der Salden von Leistungsbilanz und Kapitalbilanz sei noch einmal auf den Zusammenhang von Zahlungsbilanz und Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung verwiesen.

Abb. 1.2 Leistungsbilanz und Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Leistungsübertragungen werden im Kontensystem der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wie folgt verbucht: Exporte (EX) von Ausland an

Inland,

Importe (IM) von Inland

Ausland.

an

Die Zahlungsbilanz

11

Die Buchungsrichtung, in Abbildung 1.2 durch einen Pfeil dargestellt, zwischen dem Konto Ausland und dem konsolidierten Konto Inland wird durch die, mit der jeweiligen Transaktion einhergehende, Zahlungsverpflichtung bzw. der Begründung einer Forderung festgelegt. Der Saldo eines Kontos der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung entspricht bekanntlich den Ersparnissen des zugehörigen Sektors. Der Kontoabschluß des konsolidierten Inlandskontos stimmt insofern, unter Vernachlässigung der unentgeltlichen Übertragungen, mit dem Saldo der Leistungsbilanz überein: SL = EX - IM Der Leistungsbilanzsaldo entspricht folglich den Ersparnissen des Inlandes gegenüber dem Ausland und begründet somit eine Veränderung des Nettoauslandsvermögens. Ein positiver Saldo der Leistungsbilanz bedeutet, daß das Inland im Leistungsverkehr mit dem Ausland einen Überschuß erwirtschaftet hat, das heißt Ersparnisse gegenüber dem Ausland gebildet hat. Entsprechend kann der Saldo des Kontos Ausland Ersparnis des Auslands gegenüber dem Inland: -SL

interpretiert werden als

= IM - EX

Ein positiver Saldo der heimischen Leistungsbilanz geht einher mit einem entsprechenden Defizit für den Rest der Welt (Ausland). Eine Erhöhung des Nettoaus landsvermögens des Inlands entspricht demnach einer Abnahme des Nettoauslandsvermögens des Auslands. Innerhalb der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung können die Abschlüsse beider Konten in Abbildung 1.2 verbucht werden als Vermögensänderung vom laufenden Konto zum Vermögensänderungskonto V. Aus dem Abschluß des Vermögensänderungskontos, aber auch aus den Abschlüssen der laufenden Konten, folgt, daß die positive Ersparnis des Inlands einhergeht mit einer entsprechenden negativen Ersparnis des Auslands oder umgekehrt. Der Saldo der Leistungsbilanz kann auch im Rahmen der Einkommensrechnung der Volkswirtschaft interpretiert werden. Der Kontoabschluß des Sektors Unternehmung stellt üblicherweise die Basis für die volkswirtschaftliche Einkommensrechnung dar. Als Einnahmen im Konto Unternehmung werden verbucht: Konsum, Staatsausgaben, Investitionen und Exporte. Als Ausgaben werden verbucht: Importe und Faktorzahlungen. Die Bilanzgleichung des Kontos Unternehmung informiert bei entsprechender Anordnung über den Zusammenhang von Volkseinkommen, Absorption und Außenbeitrag: Volkseinkommen

=

Absorption + Außenbeitrag

12

Kapitel I - Zahlungsbilanz, Devisenmarkt und Währungssystem

Faktorzahlungen

Volkseinkommen

+ Saldo Sektor Unternehmung = Konsum + Investitionen

Absorption

+ Staatsausgaben Außenbeitrag

+ Exporte - Importe

Im oberen Teil dieser Gleichung steht das gesamtwirtschaftliche Einkommen: Faktorzahlungen von Unternehmungen an Haushalte und nicht ausgeschüttete Gewinne (Saldo des Sektors Unternehmung). Darunter stehen die Beiträge, die die verschiedenen Sektoren zur gesamtwirtschaftlichen Einkommensbildung geleistet haben: Konsum der Haushalte, Investitionen der Unternehmungen, Staatsausgaben und die Nettoausgaben des Auslands an das Inland: Exporte - Importe. In diesem Sinne kann der Saldo der Leistungsbilanz {EX - IM) unter Vernachlässigung der unentgeltlichen Übertragungen auch als Außenbeitrag zur volkswirtschaftlichen Einkommensrechnung interpretiert werden. Im Rahmen der volkswirtschaftlichen Vermögensrechnung zeigt die obige Gleichung, daß eine offene Volkswirtschaft zusätzlich zum Realvermögen auch Geldvermögen bilden kann:

Volkseinkommen - Konsum - Staatsausgaben = Ersparnis = Investitionen + Exporte - Importe

Der nicht verbrauchte Teil des inländischen Einkommens entspricht den heimischen Ersparnissen. Die mit den Ersparnissen einhergehende Veränderung des inländischen Reinvermögens setzt sich zusammen aus Investitionen (Zunahme des Realvermögens) und Leistungsbilanzsaldo (Zunahme des Nettoauslandsvermögens). Eine Aufschlüsselung der Vermögensübertragungen zwischen dem Inland und dem Ausland, das heißt die Darstellung von Kapitalimporten und Kapitalexporten

Die Zahlungsbilanz

13

im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, setzt eine Trennung des konsolidierten Vermögensänderungskontos voraus. Vermögensübertragungen zwischen den Vermögensänderungskonten des Inlands V ''und des Auslands V " werden dann wie folgt verbucht: Kapitalimporte KIM von V an Vh, Kapitalexporte KEX von Vh an Va. Die Darstellung in Abbildung 1.3 macht zweierlei deutlich: (1) Die Zahlungsbilanz im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ist ein geschlossenes Buchungssystem. Die Zahlungsbilanzgleichung ist keine Gleichgewichtsbedingung, sondern ausschließlich eine Folge der doppelten Buchhaltung, und damit drückt diese Gleichung nichts anderes aus als eine ex post-Identität. Nach Abbildung 1.3 gilt: SL = KEX -KIM. Die Übereinstimmung des Saldos der Leistungsbilanz SL mit den privaten und öffentlichen Nettokapitalexporten (KEX -KIM) ergibt sich zwingend aus dem Abschluß des Vermögensänderungskontos des Inlands oder des Auslands. (2) Auch eine Volkswirtschaft als Ganzes kann, wie jeder einzelne Haushalt, nur dadurch Vermögen bilden, daß Leistungsüberschüsse (Ersparnisse) erwirtschaftet werden. Einen solchen Saldo weist die Leistungsbilanz aus. Vermögensumschichtungen, und nichts anderes stellt der internationale Kapitalverkehr dar, begründen für sich genommen keineTViei/overmögensänderungen. Insofern steht der Saldo der Leistungsbilanz für die Entstehung von Nettoauslandsvermögen. Kapitalbilanz- und Devisenbilanzsaldo geben Auskunft über die Struktur und Verteilung der im Laufe einer Periode eingegangenen Schuldverhältnisse gegenüber dem Ausland.

Abb. 1.3

Die Zahlungsbilanz im Buchungsschema der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

14

Kapitel I - Zahlungsbilanz, Devisenmarkt und Währungssystem

Einzelne Vermögensübertragungen zwischen Inländern und Ausländern fuhren in der Realität deswegen nicht zu einer Veränderung des Nettoauslandsvermögens, weil regelmäßig eine gegenläufige Vermögensübertragung erfolgt. So stellt der Erwerb eines ausländischen Aktivums einen Kapitalexport dar, die gegenläufige Transaktion, Bezahlung oder Kredit, wird als Kapitalimport verbucht. Nettovermögensänderungen gegenüber dem Ausland werden durch Kapitalverkehr nur dann begründet, wenn dieser unentgeltlich erfolgt oder im Gegenzug eine Leistungsübertragung stattgefunden hat. Vermögensübertragung (z.B. Kapitalexport) und Leistungsübertragung (z.B. Export) müssen nicht in direktem Zusammenhang stehen. Jedoch können am Ende einer Periode die Kapitalbilanz und die Devisenbilanz zusammen nur in dem Umfang eine Zunahme oder Abnahme des Nettoauslandsvermögens ausweisen, wie die Leistungsbilanz einen positiven oder negativen Saldo gebildet hat. Insofern gilt die oben getroffene Aussage über den Zusammenhang der Teilsalden uneingeschränkt. Die Leistungsbilanz gibt Hinweise über die Entstehung von Nettoauslandsvermögen, die Kapitalbilanz und die Devisenbilanz geben Hinweise auf die Struktur dieser Vermögensänderung, also sowohl auf Vermögensarten als auch auf Vermögensinhaber. Verschiedentlich wird die Forderung erhoben, daß der Saldo der Zahlungsbilanz, im zuvor definierten Sinne (SZ = SL + SK), oder auch andere Teilsalden der Zahlungsbilanz null sein sollen. Solche Überlegungen sind immer normativer Art, das heißt unter gewissen Gesichtspunkten wird der Ausgleich bestimmter Teilsalden positiv bewertet. Häufig beruhen diese Überlegungen auf einer befürchteten Überschuldung bestimmter Volkswirtschaften. Ist der Saldo der Zahlungsbilanz ausgeglichen, dann addieren sich auch die Salden von Leistungs- und Kapitalbilanz zu null. Dies bedeutet eine private Finanzierung eventuell auftretender Leistungsbilanzdefizite. Ein Ausgleich der sogenannten Grundbilanz (Leistungsbilanz und langfristiger Kapitalverkehr) stellt sicher, daß eventuell bestehende Leistungsbilanzdefizite privat und langfristig finanziert werden. Ein langfristiger Ausgleich der Leistungsbilanz wäre Voraussetzung für einen unveränderten Vermögensstand des Inlands gegenüber dem Ausland und stellt u.U. eine vernünftige Forderung dar. Ein bilateraler Leistungsbilanzausgleich, wie er von manchen Politikern gefordert und von manchen Ländern praktiziert wird, wäre im Sinne einer optimalen internationalen Arbeitsteilung zweifellos wenig sinnvoll. Gegenüber all diesen Konzepten ist kritisch anzumerken, daß die Zahlungsbilanz eine ex post-Darstellung eines Teilbereiches der Volkswirtschaft ist. Insofern läßt eine solche Arithmetik von Teilsalden keine Rückschlüsse auf eventuell bestehende außenwirtschaftliche Ungleichgewichte zu und gibt schon gar keine Hinweise dafür, daß sich eine Volkswirtschaft in einem allgemeinen Gleichgewicht, sei es temporär oder stationär, befindet.

Die Z a h l u n g s b i l a n z

15

d) Zahlungsbilanz und Devisenmarkt Die Transaktionen der Zahlungsbilanz betreffen Kontrakte zwischen Deviseninländern und Devisenausländern, die in heimischer oder ausländischer Währung abgeschlossen wurden. Entweder entsteht mit einem solchen Kontrakt ein unmittelbarer Anlaß zum Währungsumtausch (Devisennachfrage oder Devisenangebot), oder ein mittelbarer Bedarf im Sinne von Eigennachfrage und Eigenangebot. Die Unterscheidung von unmittelbarem und mittelbarem Zusammenhang zwischen Zahlungsbilanz und Devisenmarkt soll an folgenden Transaktionen illustriert werden: Gegeben sei ein Waren- oder Dienstleistungsexport, sofort zahlbar in heimischer oder ausländischer Währung. Notwendig wird ein Umtausch von fremder in heimische Währung, entweder durch den ausländischen Importeur bei einem Kontrakt in heimischer Währung oder durch den inländischen Exporteur bei einem Kontrakt in ausländischer Währung. In beiden Fällen entsteht, unabhängig von der im Abschluß vereinbarten Währung, ein Angebot an Devisen. Wird ein entsprechendes Geschäft mit Zahlungsziel abgeschlossen oder hält einer der Transaktionspartner fremde Währung, entsteht kein unmittelbarer Anlaß zum Währungstausch. Dem Exportgeschäft stünde in diesem Fall in der Zahlungsbilanz ein entsprechender Kapitalexport gegenüber. Man kann, bei einer funktionalen Trennung der Transaktionen in Handelsgeschäft und Kreditgeschäft, diesen Vorgang als Devisene/ge«angebot und Devisene/gewnachfrage des heimischen Exporteurs oder ausländischen Importeurs interpretieren. Die Transaktionen der Sollseite der Zahlungsbilanz ergeben somit das gesamte Bruttodevisenangebot, wobei Teile dieser Transaktionen als Eigennachfrage nach Devisen nicht über den Devisenmarkt abgewickelt werden. Auf der Habenseite der Zahlungsbilanz entsteht Devisennachfrage in entsprechender Höhe, sofern sie nicht durch Deviseneigenangebot kompensiert wird. Im Unterschied zu den ex ante formulierten Angebots- und Nachfragefunktionen der folgenden Devisenmarkttheorie handelt es sich bei den, aus der Zahlungsbilanz abgeleiteten ex post-Größen nicht immer um freiwilligdurchgefuhrte Transaktionen. Unter der Annahme, daß jede in der Zahlungsbilanz registrierte Transaktion direkt oder indirekt den Devisenmarkt berührt, können wir zusammenfassend folgende Zusammenhänge zwischen der Zahlungsbilanz und dem Devisenmarkt feststellen (Übersicht 1.5a und 1.5b): (1) Die Zahlungsbilanz registriert alle Transaktionen zwischen Inländern und Ausländern. (2) Exporte, Kapitalimporte und Zentralbankverkäufe fuhren zu Devisenangebot DA. Importe, Kapitalexporte und Zentralbankkäufe führen zu Devisennachfrage zy.

16

Kapitel I - Zahlungsbilanz, Devisenmarkt und Währungssystem

(3) Unter ökonomischen Gesichtspunkten unterscheidet die Zahlungsbilanz Leistungsübertragungen und Vermögensübertragungen der Privaten und der Zentralbank. Die unter diesem Gesichtspunkt zusammengefaßten Transaktionen fuhren zu Salden der Teilbilanzen, deren innerer Zusammenhang durch die Zahlungsbilanzgleichung ausgedrückt wird: -SD = SL + SK. Auf dem Devisenmarkt fuhren diese Salden zu Nettodevisenangebot oderNettodevisennachfrage. Ein positiver Saldo der Leistungsbilanz (SL > 0) beinhaltet einen Exportüberschuß und fuhrt insofern zu Nettodevisenangebot aus internationalem Handel B. Ein entsprechender Saldo der Kapitalbilanz (SK > 0) bedeutet einen Nettokapitalimport und damit einhergehend Nettodevisenangebot aus internationalem Kapitalverkehr K. Ein negativer Saldo der Devisenbilanz (SD < 0), oder bei entsprechender Interpretation ein positiver Saldo der Zahlungsbilanz (SZ > 0), bedeutet eine Zunahme der Devisenreserven bei der Zentralbank, also Devisennachfrage der Zentralbank dR. Ein Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt im Sinne einer ex ante-Übereinstimmung von Devisennachfrage und Devisenangebot beschreibt die Devisenmarktgleichung dR = B + K.

Zahlungsbilanz

Exporte

Importe

Kapitalimporte

Kapitalexporte

Zentralbank-

Zentralbank-

verkäufe

kaufe

Devisenmarkt Wechsd-A kurs

N

> Devisen

Exporte, Kapitalimporte,

Devisenangebot D4

Zentralbankverkäufe Importe, Kapitalexporte, Zentralbankkäufe Übersicht 1.5a

Zahlungsbilanz und Devisenmarkt

Devisennachfrage Z>v

17

Die Zahlungsbilanz

Zahlungsbilanzgleichung SZ = SL + SK Saldo der Zahlungsbilanz (SZ)

Devisenmarktgleichung dR = B + K Nettodevisennachfrage der Zentralbank^ Währungssysteme (Kapitel Ib und IV)

Saldo der Leistungsbilanz (SL)

Nettodevisenangebot aus internationalem Handel B Monetäre Theorie des internationalen Handels

Saldo der Kapitalbilanz (SK)

Nettodevisenangebot aus internationalem Kapitalverkehr: Nettokapitalimporte K

(Kapitel II)

Internationaler (Kapitel III)

Übersicht 1,5b

Zahlungsbilanz- und Devisenmarktgleichung

Kapitalverkehr

18

Kapitel I - Zahlungsbilanz, Devisenmarkt und Währungssystem

2. Devisenmarkt und Währungssystem

a) Grundbegriffe Devisen sind ausländische Währungen, jeweils definiert aus der Sicht eines Inländers. 8 Für Deutsche zählen z.B. der US-Dollar ($), der japanische Yen (Yen), das britische Pfund (Pfund), der Schweizer Franken (SFR) und der Französische Franc (FF) zu den wichtigen ausländischen Währungen. Für die Mitglieder der genannten Währungsräume sind es die jeweils anderen Währungen, die sie als Devisen bezeichnen. Demnach ist aus der Sicht eines Ausländers natürlich auch die D-Mark ausländische Währung. Der Preis einer Devise ist der Wechselkurs e. Der Wechselkurs informiert darüber, wieviel heimische Währungseinheiten für eine Einheit einer ausländischen Währung gezahlt werden bzw. zu zahlen sind. In der Bundesrepublik kennzeichnet z.B. der Dollar-Wechselkurs den Preis eines US-Dollars bewertet in D-Mark, in den USA dagegen gibt der dortige Wechselkurs für die D-Mark an, wieviel Dollar eine D-Mark kostet bzw. wert ist. Es ist offenkundig, daß auch an einem Ort, z.B. in Frankfurt, der Wechselkurs aus der Sicht eines Ausländers berechnet werden kann. Er ist der reziproke Wert des inländischen Wechselkurses. Falls z.B. der Preis eines US-Dollars in Frankfurt mit e = 2 (DM/$) notiert wird, dann ist die D-Mark einen halben Dollar wert, also 1/e. Aus der Sicht eines Inländers können wir den reziproken Wert einer Preisnotierung (DM/$) auch als eine Mengennotierung $/DM bezeichnen. Dieser Wert (1/e) informiert einen Devisenkäufer wieviel Einheiten ausländischer Währung er für eine Einheit heimischer Währung erhält. Der Ort, an dem, meist unter amtlicher Aufsicht, der Handel mit ausländischen Währungen betrieben wird, nennen wir Devisenmarkt. Devisen werden in der Realität zugleich an verschiedenen Orten und im Zeitverlauf von Ost nach West nahezu rund um die Uhr und den Globus gehandelt. Zu den wichtigsten Devisenmärkten zählen u.a. Tokio, Zürich, Frankfurt, Paris, London und New York. Für eine empirische Untersuchung ist in diesem Zusammenhang weniger der Ort als der exakte Zeitpunkt einer Preisnotierung von Bedeutung.

8

Gelegentlich findet man die Unterscheidung zwischen Devisen einerseits und Sorten andererseits. In dieser Definition beschränkt sich der Begriff Devisen auf den bargeldlosen internationalen Zahlungsverkehr (sofort fällige Guthaben in ausländischer Währung), während ausländisches Bargeld in Form von Münzen und Scheinen als Sorten bezeichnet werden.

Devisenmarkt und Währungssystem

19

Für die theoretische Analyse ist besonders wichtig, daß die Devisenmärkte weitestgehend die Anforderungen erfüllen, die Ökonomen üblicherweise an einen vollkommenen Markt stellen: - die gehandelte Ware ist homogen, - die Transparenz nahezu perfekt,

der Märkte ist mit Hilfe moderner Kommunikationssysteme

- die Zahl der Teilnehmer ist sehr groß, selbst Zentralbanken haben gegenüber den privaten Marktteilnehmern nur noch selten merkliche Marktmacht.

b) Die Devisenarbitrage Da neben den genannten Voraussetzungen eines nahezu vollkommenen Marktes die Transaktionskosten (relativ) gering sind, kann es für den Fall, daß an zwei verschiedenen Orten gleichzeitig Handel mit Devisen stattfindet, nur begrenzt zu Preisabweichungen kommen. Anderenfalls sorgen Arbitragegeschäfte durch gleichzeitigen und damit risikolosen Kauf und Verkauf an verschiedenen Orten für einen Preisausgleich. Da die Preisnotierung in der jeweiligen Währung am Ort des Devisenhandels erfolgt, z.B. DM/SFR in Frankfurt und SFR/DM in Zürich, ist ein solcher Preisausgleich erreicht, wenn der Wechselkurs eines Schweizer Franken in Frankfurt e (DM/SFR) mit dem reziproken Wert des Wechselkurses einer D-Mark in Zürich e (SFR/DM) übereinstimmt:

(1.1)

DM SFR

SFR DM

In diesem Fall sprechen wir auch von einem ArbitTZgegleichgewicht betroffenen Märkten.

zwischen den

Arbitragegeschäfte können natürlich auch über eine dritte Währung stattfinden, es handelt sich dann um sogenannte Dreiecksarbitrage. Ein solches Geschäft wollen wir an einem Beispiel erläutern: Ein Schweizer Franken kostet in Frankfurt: e (DM/SFR) =

1.20

Ein Franz. Franc (FF) kostet in Zürich:

e(SFR/FF)

=

0.25

Eine D-Mark (DM) kostet in Paris:

e (FF/DM)

=

3.00

Bei dieser Konstellation ist ersichtlich, daß der direkte Erwerb von Schweizer Franken (SFR) in Frankfurt günstiger ist als der indirekte Erwerb über Paris und Zürich. Der Schweizer Franken kostet in Frankfurt DM 1.20. In Zürich kostet der

20

Kapitel I - Zahlungsbilanz, Devisenmarkt und Währungssystem

Schweizer Franken, wenn er mit Französischen Franc bezahlt wird, FF 4.00. Für 4 Französische Franc erhält man in Paris DM 1.33. In diesem Fall wäre es lohnend, in Frankfurt Schweizer Franken zu erwerben, diese in Zürich gegen Französische Franc einzutauschen und damit in Paris wiederum D-Mark zu kaufen. Bei einem Einsatz von zum Beispiel DM 3.6 Millionen ergäbe sich, unter Vernachlässigung von Transaktionskosten, ein Gewinn von DM 0.4 Millionen. Stellt sich ein bestimmter Dreieckshandel als lohnend heraus, dann kann gewinnbringende Dreiecksarbitrage prinzipiell an jedem Ort einsetzen, in unserem Beispiel also auch in Zürich oder Paris. Generell wäre eine Dreiecksarbitrage solange von Vorteil, wie der direkte Erwerb oder Verkauf einer Währung an einem Ort sich im Ergebnis von einem indirekten Kauf oder Verkauf über eine Drittwährung unterscheidet.

DM .SFR.

(1.2)

*

e

DM FF e .SFR. . FF .

Falls alle notwendigen Kontrakte gleichzeitig abgeschlossen werden und damit die Konditionen der gesamten Transaktion vor Abschluß des Geschäftes bekannt sind, reichen bereits kleinste Gewinnmargen aus, um solche Arbitragegeschäfte zu initiieren. Bei dem beschriebenen Grad an Vollkommenheit der Devisenmärkte kann davon ausgegangen werden, daß solche Gewinnmargen schnell und nahezu vollständig verschwinden. Ein Arbitragegleichgewicht wäre schließlich erreicht, wenn der Preis einer Währung (z.B. SFR in der Bundesrepublik) den Kosten einer indirekten Beschaffung über ein Drittland (z.B. über Frankreich) entsprechen würde:

e

\DM SFR.

=

e

FF \DM e . FF , SFR.

Unter der Annahme eines vollständigen Arbitrageausgleichs zwischen räumlich getrennten, aber zeitgleichen Devisenmärkten, können wir in der Theorie ohne Einschränkung von einem einheitlichen Devisenmarkt ausgehen.

Devisenmarkt und Währungssystem

21

c) Gleichgewicht und Stabilität Auch wenn sich die ökonomischen Hintergründe der Devisenmärkte in vielfacher Hinsicht von denen anderer Märkte unterscheiden, so ist bei der formalen Analyse von Angebot und Nachfrage, Gleichgewicht und Stabilität in üblicher Weise vorzugehen. Demzufolge existiert auch auf dem Devisenmarkt ein Gleichgewicht, wenn geplantes Devisenangebot DA und geplante Devisennachfrage DN übereinstimmen: (1.4)

DA{e)

DN(e)

=

Eine äquivalente und für den Devisenmarkt geeignete Formulierung eines Marktgleichgewichtes ist, daß dasNettodevisenangebot(D A = DA - Zugleich null sein muß: (1.4a)

DÄn{e)

= 0

Ein Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt ist stabil, wenn oberhalb eines Gleichgewichtswechselkurses ein Angebotsüberschuß und unterhalb ein Nachfrageüberschuß besteht. Dies wird in Abbildung 1.4 verdeutlicht. DA{e+)

~ DN{e+)

>

0 e+

(1.5) N

D {e~)

~ D

A

(e~)

>

> eo

> e

0

e t

D Abb. 1.4

Stabiles Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt

D

22

Kapitel I - Zahlungsbilanz, Devisenmarkt und Währungssystem

Ein Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt ist instabil, wenn oberhalb vom Gleichgewicht ein Nachfrageüberschuß und unterhalb ein Angebotsüberschuß auftritt (Abbildung 1.5).

Abb. 1.5

Instabiles Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt

Die Nettodarstellung des Devisenmarktes (rechte Seite von Abbildungen 1.4 und 1.5) hat den Vorteil, daß die Stabilitätseigenschaften des Marktes offenkundig hervortreten. Der Devisenmarkt ist nach Gleichung (1.5) stabil, wenn die Nettodevisenangebotsfunktion in der Umgebung eines Gleichgewichtes eine positive Neigung aufweist und folglich instabil, wenn die Neigung negativ ist: /

^

(1.6)

/ \ (1.7)

d D

n

de

3D„ — de

>

0 ->

stabil




instabil

Für den Fall, daß auf einem Markt mehrere Gleichgewichte existieren, wobei ein solches Phänomen für den Devisenmarkt eher die Regel als die Ausnahme sein kann, charakterisieren die Gleichungen (1.6) und (1.7) Bedingungen für eine lokale Stabilität in der Umgebung des jeweiligen Gleichgewichtes. Im Verlauf einer Nettodevisenangebotsfunktion kann es durchaus vorkommen, daß mit steigendem Wechselkurs das Nettodevisenangebot vorübergehend abnimmt, ohne daß hierdurch die Stabilität eines darunter oder darüberliegenden Gleichgewichtes beeinträchtigt werden muß. Die wichtigsten (privaten) Teilnehmer am Devisenmarkt sind der internationale Handel und der internationale Kapitalverkehr. Erfahrungen an den Devisenmärkten

Devisenmarkt und Währungssystem

23

und theoretische Überlegungen haben gezeigt, daß der internationale Handel und die Spekulation, sofern sie mit Verlusten verbunden ist, zu einer Destabilisierung der Märkte beitragen können. Auch wenn in der Realität die Funktionsfähigkeit der Devisenmärkte nicht prinzipiell und dauerhaft aufgrund fehlender statischer Stabilität zur Disposition steht, so fuhren doch bereits temporäre Instabilitäten zu einer merklich erhöhten Volatilität (Schwankungsintensität) der Wechselkurse mit allen unerwünschten Nebeneffekten für eine Volkswirtschaft. Aus diesen Gründen hat sich die Monetäre Außenwirtschaftstheorie sehr eingehend mit den Motiven des Nettodevisenangebotes aus internationalem Handel (Kapitel II) und des internationalen Kapitalverkehrs (Kapitel III) auseinandergesetzt. Gleichzeitig haben Fachleute der Währungstheorie und internationalen Währungspolitik Überlegungen zur Schaffung sogenannter Währungssysteme angestellt.

d) Währungssystem und Wechselkurs Währungssysteme kommen durch internationale Verträge und Absprachen von Regierungen untereinander zustande, mit dem Ziel durch bestimmte und zum Teil im voraus festgelegte Regeln die Interventionen der Zentralbanken am Devisenmarkt zu koordinieren. 9 Die Forderung nach staatlicher Marktintervention wird meist mit dem Hinweis begründet, daß der Wechselkurs für die gesamte Volkswirtschaft von herausragender Bedeutung sei und unerwünschte Wechselkursschwankungen tiefgreifende Veränderungen hinsichtlich der Verteilung und der Allokation einer Wirtschaft mit sich bringen. Unter betriebswirtschaftlichen Aspekten beeinflußt der Wechselkurs zum Beispiel die Kosten und die Erträge der auf Importe und Exporte angewiesenen Industrie. Mit steigendem Wechselkurs würde die internationale Konkurrenzfähigkeit einer importierenden Branche abnehmen, die einer exportierenden Branche steigen. Über einen längeren Zeitraum kann es aufgrund von Wechselkursschwankungen zu erheblichen Verschiebungen von Marktanteilen in einer Volkswirtschaft kommen. Unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten kann zum Beispiel eine Abwertung der heimischen Währung die Beschäftigung erhöhen oder senken, je nachdem, ob die gestiegenen Kosten der Importe oder die gestiegenen Erträge der Exporte überwiegen. Die Verteuerung der Importe im Zuge einer Abwertung hat zudem negative Auswirkungen auf das inländische Preisniveau (importierte Inflation) und das Realeinkommen (Kaufkraft).

9

Hinweise auf die Wechselkursregelungen verschiedener Währungen veröffentlicht die Deutsche Bundesbank

der Welt.

im Statistischen Beiheft zu den Monatsberichten, Reihe 5: Die

Währungen

24

Kapitel I - Zahlungsbilanz, Devisenmarkt und Währungssystem

Zusammen mit den Auswirkungen einer Abwertung für die ausländischen Vermögenswerte von Inländern, beeinflußt der Wechselkurs auch kurzfristig das Wohlstandsniveau einer Volkswirtschaft, und zwar weit über den Rahmen hinaus, den die reale Theorie des internationalen Handels einer terms of /raafe-Änderung zugemessen hat. All diese Gesichtspunkte und der zusätzliche Hinweis, daß Wechselkursschwankungen mit Anpassungskosten in mehreren Teilbereichen einer Volkswirtschaft einhergehen, haben zu der Überlegung geführt, die Wechselkurse durch staatliche Maßnahmen mehr oder weniger zu stabilisieren. Unter theoretischen Aspekten sind zwei Grenzfälle solcher Währungssysteme von besonderer Bedeutung: (a) Flexible Wechselkurse; in diesem Fall erfolgt (definitionsgemäß) keine Intervention der Zentralbanken. (b) Feste Wechselkurse', in diesem Fall wird der Wechselkurs (theoretisch ein für allemal) durch (theoretisch unlimitierte) Zentralbankinterventionen auf einem festen Niveau (Parität) fixiert. Unter empirischen Gesichtspunkten sind zwischen diesen beiden Extremen besonders zwei Mischformen hervorzuheben: (aa) Kontrolliertes Floaten; hierbei handelt es sich im Prinzip um flexible Wechselkurse, wobei die Zentralbanken jedoch fallweise und mit unterschiedlicher Zielsetzung (meist ohne internationale vertragliche Bindung) am Devisenhandel teilnehmen, zum Beispiel D-Mark/ US-Dollar seit 1973. (bb) Stufenflexible Wechselkurse; das heißt prinzipiell feste Wechselkurse mit der Möglichkeit von Auf- oder Abwertungen (Paritätsänderungen) der jeweiligen Währung gegenüber anderen. In einem Währungssystem flexibler Wechselkurse, bei dem die Zentralbanken annahmegemäß vom Devisenmarkt fernbleiben, kann das Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt nur aufgrund privater Nachfrage und privaten Angebotes zustande kommen. (1.8)

0

=

DÄn{e)

Der Marktausgleich erfolgt allein über den Wechselkurs, d.h. ein Gleichgewicht ist erreicht, wenn das private Nettodevisenangebot in Gleichung (1.8) gleich null ist. Im Zeitverlauf kann es, z.B. durch unterschiedliche Konjunktur- und Preisentwicklungen und wirtschaftspolitische Entscheidungen in den beteiligten Ländern, zu Schwankungen des Nettodevisenangebotes kommen, wie in Abbildung 1.6a dargestellt. Die Folge wären in einem Währungssystem flexibler Wechselkurse Schwankungen des Wechselkurses im Zeitverlauf, wie in Abbildung 1.6b erläutert.

25

Devisenmarkt und Währungssystem

e A

> D Abb. 1.6a

Der Devisenmarkt bei flexiblen Wechselkursen

*

0

2

Abb. 1.6b

3

Wechselkursentwicklung im Zeitverlauf

Steigt das Nettodevisenangebot zum Beispiel von D0 nach D], dann steigt auch der Wechselkurs von e 0 auf e, im neuen Gleichgewicht. Voraussetzung ftirdie Funktionsfähigkeit des Währungssystems ohne staatliche Reglementierung und Eingriffe ist eine stabile Situation auf dem Devisenmarkt. Das heißt, die Nettodevisenangebotsfunktion in den Abbildungen 1.6 muß einen positiven Anstieg aufweisen. Im Falle des kontrollierten Floatens sind Interventionen der Zentralbank am Devisenmarkt grundsätzlich möglich und erfolgen mit oder ohne internationale Absprache meist zum Spitzenausgleich am Devisenmarkt. Diese Interventionen sollen tendenziell zu einer Glättung des Wechselkursverlaufes beitragen. Eine systematische Darstellung eines solchen Währungssystems ist natürlich nur in Kenntnis der konkreten Interventionsstrategie der Zentralbank möglich. Eine solche Strategie läßt sich z.B. als Reaktionsfunktion der Zentralbank formulieren:

dR,

0
0) zum umgekehrten Ergebnis fuhren: Die zum Marktausgleich notwendigen Devisenverkäufe der Zentralbank würden steigen. Über die Vor- und Nachteile der hier nur skizzierten Währungssysteme werden in der Literatur sehr unterschiedliche Ansichten vertreten. Grundsätzlich läßt sich, ohne Vorgriff auf noch auszuführende Inhalte, dazu folgendes sagen. Der Vorteil eines Währungssystems flexibler Wechselkurse wird von vielen Ökonomen darin gesehen, daß in diesem Fall der Wechselkurs ohne staatliche Intervention zustande kommt. Meist wird diese Ansicht getragen von einem grundsätzlichen Mißtrauen in staatliche Interventionen an den Märkten. Voraussetzung für die Funktionsfahigkeit eines Systems flexibler Wechselkurse ist, wie wir gezeigt haben, ein grundsätzlich stabiler Devisenmarkt. Als Nachteil dieses Währungssystems wird häufig angeführt, daß spekulative Einflüsse auf den Wechselkurs unerwünschte reale und monetäre Auswirkungen für große Teile einer Volkswirtschaft hätten. Es wird offenkundig, daß diese Diskussion bestimmt wird von der

Devisenmarkt und Währungssystem

29

Frage, welcher der ökonomisch richtige Wechselkurs ist. Als weiterer Nachteil wird regelmäßig das mit diesem Währungssystem verbundene Währungsrisiko mit seinen negativen Auswirkungen auf den internationalen Handel und den internationalen Kapitalverkehr genannt. Dagegen ist anzumerken, daß sich mit Hilfe von Termin- oder Optionskontrakten, ebenso wie durch geeignete Hedging-Geschäfte, prinzipiell jedes Risiko kompensieren läßt. Als Hauptnachteil eines Währungssystems fester Wechselkurse wird allgemein akzeptiert, daß eine autonome Geldpolitik aufgrund der Interventionsverpflichtung der Zentralbank nicht möglich ist. Zinsen und Inflationsraten passen sich, prinzipiell wie in einem gemeinsamen Währungsraum, einander an. Im übrigen besteht auch in diesem Währungssystem die Gefahr, daß die Zentralbanken einen falschen Wechselkurs vereinbart haben. Die realen Auswirkungen eines falschen Wechselkurses berühren die internationale Arbeitsteilung mit entsprechenden Wohlfahrtsverlusten. Die monetären Auswirkungen würden sich in fundamentalen außenwirtschaftlichen Ungleichgewichten niederschlagen. Die in der Folge notwendigen und in einem Währungssystem stufenflexibler Wechselkurse vorgesehenen Paritätsanpassungen können ebenfalls negative Auswirkungen haben. Der Hauptvorteil eines Währungssystems fester Wechselkurse, der in einer langfristigen stabilen Kalkulationsgrundlage und einem verringerten Risiko der am internationalen Handel Beteiligten läge, würde entfallen. Die von Zeit zu Zeit notwendigen und vom Markt meist antizipierten Paritätsänderungen fuhren dazu, daß dieses System stufenflexibler Wechselkurse im Grunde wie ein System flexibler Wechselkurse funktioniert, mit dem Nachteil, daß in gewissen Abständen abrupte und relativ große Wechselkursänderungen eintreten. Im folgenden geht es zunächst darum, die grundlegende Funktionsweise der Devisenmärkte herauszuarbeiten. Wir werden uns daher zunächst auf ein Währungssystem flexibler Wechselkurse beschränken. Ein Währungssystem fester Wechselkurse führt, wie wir bereits angedeutet haben, zu einer engen Verbindung von Geldund Währungspolitik. Ein solches Währungssystem läßt sich sinnvoll nur im Rahmen eines makroökonomischen Modells unter Einbeziehung des Geldmarktes analysieren, zumal im Grenzfall absolut fester Wechselkurse im Prinzip ein einheitlicher Währungsraum entsteht und der Devisenmarkt keinen eigenständigen Einfluß auf die übrigen Bereiche der Volkswirtschaft nimmt. Eine nähere Untersuchung dieser Probleme erfolgt in Kapitel IV.

30

Kapitel I - Zahlungsbilanz, Devisenmarkt und Währungssystem

Übersicht Internationale Währungssysteme

(a) Flexible Wechselkurse

(aa) Kontrolliertes Floaten

Prinzip: Keine Intervention. Marktausgleich allein durch Wechselkurs.

Prinzip: Stabilisierende Intervention. Marktausgleich durch Wechselkurs und Zentralbank.

dR

=

0

0

=

D*(e)

dR

*

0

dR

=

D*{e)

e +

-

Nicht funktionsfähig bei statischer Instabilität des Devisenmarktes. Reale Wechselkurseffekte bei hoher Volatilität der Wechselkurse unerwünscht.

SZ

=

0

-

Falscher Wechselkurs.

-

Implizite Geldpolitik bei Intervention der Zentralbank.

SZ

=

dR

Devisenmarkt und Währungssystem

31

(bb) Stufenflexible Wechselkurse

(b) Feste Wechselkurse

Prinzip: Intervention und Paritätsanpassung. Marktausgleich befristet durch Zentralbank bei festem Wechselkurs. Periodische Paritätsänderung möglich.

Prinzip: Intervention ohne Paritätsanpassung. Marktausgleich unbefristet und uneingeschränkt durch Zentralbank.

dR

*

0

dR

=

DAn(e,)

dR

dR0

-

Mittelfristigyäfac/ie Wechselkurse.

-

-

Eingeschränkte Autonomie der Geldpolitik.

Langfristig wie einheitlicher Währungsraum.

-

-

Währungskrisen vor Paritätsänderungen.

Autonome Geld- oder Zinspolitik nicht möglich. (Externe Effekte der Geldpolitik.)

-

Anpassungsschocks nach Paritätsänderungen.

-

Internationaler Preisausgleich. (Importierte Inflation.)

SZ

=

B(e) + K(e)

Monetäre

Zahlungsbilanztheorie

32

Kapitel I - Zahlungsbilanz, Devisenmarkt und Währungssystem

Übungsaufgaben zu Kapitel I

1. Geben Sie eine kurze Definition der Zahlungsbilanz. Erläutern Sie folgende Begriffe: Wirtschaftliche Transaktionen, Leistungsübertragung, Vermögensübertragung, Inländer, Ausländer, Statistik, ex post, Theorie, ex ante, doppelte Buchhaltung. Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Zahlungsbilanzund der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VWG)? Ist die Bezeichnung Bilanz in diesem Fall zutreffend? 2. Nennen und erläutern Sie kurz die drei wichtigsten Teilbilanzen der Zahlungsbilanz. Welche Vorgänge werden in diesen Teilbilanzen erfaßt? Welche Aufgabe erfüllen Restposten und Ausgleichsposten in der Zahlungsbilanz? 3. Welche Transaktionen werden von der Leistungsbilanz erfaßt? Welches sind die wichtigsten Unterbilanzen der Leistungsbilanz und welche Vorgänge werden dort registriert? (a)Zins-und Dividendenerträge im internationalen Zahlungsverkehr werden in der Regel in der Leistungsbilanz verbucht. Wie läßt sich diese Konvention begründen? (b) Wie würden Sie die Ausgaben ausländischer Touristen im Inland verbuchen? Wie könnten diese Ausgaben Ihrer Meinung nach erfaßt werden? (c) Erläutern und begründen Sie die Berücksichtigung von Gastarbeiter-Überweisungen in ihre Heimatländer in der Zahlungsbilanz. Wodurch unterscheiden sich Inländer und Ausländer im Sinne der Zahlungsbilanzstatistik? (d) Welche Bedeutung haben die Abkürzungen CIF und FOB für die deutsche Zahlungsbilanz-Statistik? Unter welchen Umständen kann die Anwendung dieses Prinzips zu Abgrenzungsproblemen zwischen der Handels- und der Dienstleistungsbilanz führen? 4. Definieren Sie Kapitalimport und Kapitalexport und ordnen Sie folgende Vorgänge diesen Begriffen zu: (a) Kreditgewährung eines Inländers an einen Ausländer. (b) Rückzahlung eines Darlehens durch einen Inländer an einen Ausländer. (c) Erwerb ausländischer Wertpapiere durch einen Inländer von einem Ausländer bzw. von einem Inländer. (d) Erwerb ausländischer Währung durch einen Inländer von einem Ausländer.

Übungsaufgaben

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5. Das Nettoauslandsvermögen der Bundesrepublik Deutschland hatte 1990 einen Betrag von ca. 535 Milliarden D-Mark erreicht. (Statistische Beihefte zu den Monatsberichten der Deutschen Bundesbank, Reihe 3, Zahlungsbilanzstatistik, November 1992, Tabelle 13). Welche Schlußfolgerung können Sie aus dieser Information für die zukünftige Entwicklung der deutschen Leistungsbilanz ziehen? 6. Wie verbuchen Sie die Entwicklungshilfe des Inlandes, wenn es sich (a) um eine Sachleistung, (b) um eine Finanzhilfe handelt? 7. Welche Formen des Kapitalverkehrs betreibt die Deutsche Bundesbank? Wieso wird der Erwerb ausländischer Währung oder der Kauf von Gold als Kapitalexport interpretiert? Wieso enthält die Aufstockung der Devisenreserven durch die Zentralbank stets auch eine geldpolitische Komponente? 8. In den Monatsberichten der Deutschen Bundesbank werden regelmäßig Wichtige Posten der Zahlungsbilanz (Tabelle IX Außenwirtschaft) publiziert. Beschreiben Sie den Aufbau und die Gliederung dieser Tabelle anhand einer Veröffentlichung jüngeren Datums und erläutern Sie den Saldenzusammenhang. Weisen Sie den Ausgleich der Zahlungsbilanz anhand der konkreten Daten eines Jahres nach. 9. Die Leistungsbilanz eines Landes registriert einen Import in Höhe von 1.000 D-Mark. Stellen Sie die Gegenbuchung zu dieser Leistungsübertragung für folgende Fälle dar: (a) Zahlung: Bar in ausländischer Währung, (b) Zahlung: Bar in D-Mark, (c) Zahlung durch Gegengeschäft mit Waren, (d) die ausländische Lieferung erfolgte auf Kredit, (e) die Lieferung erfolgte ohne Gegenleistung. 10. Verbuchen Sie innerhalb der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung unter Verwendung eines inländischen und ausländischen Kontos mit zugehörigen Vermögensänderungskonten folgende Transaktionen: EX = 1000, IM = 1200, KIM = 500, KEX = 300. Bilden Sie den Abschluß aller Konten und interpretieren Sie die Salden. Sind, unter der Annahme keiner weiteren Transaktionen, die Beträge der vier genannten Vorgänge unabhängig voneinander? 11. Was verstehen wir unter einem Zahlungsbilanzsaldo? Was ist mit einem Zahlungsbilanzgleichgewicht gemeint? (a) Halten Sie es für korrekt, im Zusammenhang mit der Zahlungsbilanz, überhaupt von einem Saldo oder einem Gleichgewicht zu sprechen? (b) Welche Beziehung besteht zwischen dem Saldo der Leistungsbilanz und dem Saldo der Kapitalbilanz, wenn die Zentralbank nicht an internationalen Transaktionen beteiligt ist? Welchen Einfluß hat die Zentralbank auf den Saldo der Zahlungsbilanz?

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Kapitel I - Zahlungsbilanz, Devisenmarkt und Währungssystem

(c) Was halten Sie von der Aussage, der Kapitalbilanzsaldo bestimme das Niveau des Leistungsbilanzsaldos? Nennen Sie Beispiele für unfreiwilligen Warenimport oder Kapitalexport. 12. In der Zahlungsbilanz werden die Entstehung, die Verwendung und die Verteilung von Veränderungen des Nettoauslandsvermögens registriert und ausgewiesen. Erläutern Sie, welche Teilbilanzen zu diesen drei Begriffen Auskunft geben. Welche Möglichkeiten der volkswirtschaftlichen Vermögensbildung hat eine offene Volkswirtschaft im Unterschied zu einer geschlossenen? Erläutern Sie Ihre Aussage in einem Pfeilschemader Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. 13. Ist es sinnvoll, allen Ländern das Erzielen von Leistungsbilanzüberschüssen zu empfehlen? Warum werden Überschüsse im Leistungsverkehr meist positiv und Defizite negativ beurteilt? Was halten Sie von der Forderung nach einem allgemeinen oder einem bilateralen Leistungsbilanzausgleich? Gibt es ökonomische Gründe, den Ausgleich bestimmter Teilbilanzen in der Zahlungsbilanz zu fordern? 14. Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Zahlungsbilanz und dem Devisenmarkt? Inwieweit wird dieser Zusammenhang dadurch eingeschränkt, daß nicht alle in der Zahlungsbilanz registrierten Vorgänge unmittelbar zu Devisentransaktionen fuhren? Nennen Sie Beispiele für solche Vorgänge. Was verstehen wir unter Eigennachfrage nach Devisen? 15. Zusätzliche Importe eines Landes können entweder durch zusätzliche Exporte oder durch eine Zunahme der Nettoverbindlichkeiten im privaten oder öffentlichen Sektor des Inlandes gegenüber dem Ausland finanziert werden. Diskutieren Sie diese These unter dem Gesichtspunkt eines außenwirtschaftlichen Gleichgewichtes und gehen Sie in diesem Zusammenhang noch einmal auf die Frage 11 ein. 16. Erläutern Sie folgende Begriffe: Devisen, Sorten, Wechselkurs und Devisenmarkt. Wie kommt es zu der Bezeichnung Mengennotierung für den reziproken Wert eines Wechselkurses? 17. Unter welchen Voraussetzungen können wir von einem vollkommenen Markt für Devisen sprechen? Nennen Sie konkrete Währungen oder theoretische Beispiele, für die eine oder mehrere Voraussetzungen eines vollkommenen Marktes nicht erfüllt sind. 18. Was ist ein Arbitragegeschäft und worin unterscheidet es sich von einem normalen Handelsgeschäft oder einem Spekulationsgeschäft? 19. In Frankfurt, Zürich und Paris wird gleichzeitig Devisenhandel betrieben. Die D-Mark kostet in Zürich 0.80 sfr, der Schweizer Franken in Paris 4 FF und der französische Franc in Frankfurt 0.30 DM.

Übungsaufgaben

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(a) Erläutern Sie anhand dieses Beispiels gewinnbringende Dreiecksarbitrage. (b) Welches wäre der Gleichgewichtspreis für einen französischen Franc in Frankfurt bei vorgegebenen Wechselkursen in Zürich und Paris? 20. Die Angebotsfunktion und die Nachfragefunktion ftir Devisen lauten: D A = 50 - 5 e D N = 70 - 10 e (a) Stellen Sie den Devisenmarkt grafisch dar und leiten Sie die zugehörige Nettoangebotskurve ab. Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Steigung der Bruttofunktion und der Neigung der Nettoangebotsfunktion? (b) Erläutern Sie Gleichgewicht und Stabilität des Devisenmarktes anhand dieses Beispiels. Sind Ihre Schlußfolgerungen auch für Wechselkurse zwischen 10 und 7 anwendbar? (c) Führt eine fallende Devisenangebotskurve in jedem Fall zu einer instabilen Marktsituation? 21. Beschreiben und erläutern Sie die Entwicklung des US-Dollars anhand der folgenden Abbildung. Was heißt in diesem Zusammenhang: Aufwertung, Abwertung, WechselkursParität? Diskutieren Sie die Bedeutung des Wechselkurses unter betriebswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten. Gehen Sie dabei auf folgende Begriffe ein: (a) Kosten, Erträge, internationale Konkurrenzfähigkeit, Marktanteile. (b) Beschäftigung, Inflation, Realeinkommen, Vermögen, Wohlstand. (c) Währungssystem, Integration, Risiko.

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Kapitel I - Zahlungsbilanz, Devisenmarkt und Währungssystem

22. Erläutern Sie die Funktionsweise sowie Vor- und Nachteile eines Währungssystems fester und /7e;«'6/erWechselkurse sowie die eines Währungssystems stufenflexibler Wechselkurse und kontrollierten Floatens. 23. Unter welchen Voraussetzungen ist auch in einem Währungssystem prinzipiell fester Wechselkurse eine Abwertung einer Währung unumgänglich? Wieso können wir nur dann von einer erfolgreichen Abwertung sprechen, wenn der Devisenmarkt das Stabilitätskriterium erfüllt? Erläutern Sie die Begriffe erfolgreich und Stabilitätskriterium. 24. Worin sehen Sie die Vor- und Nachteile für ein Land, dessen Währung internationales Reserve- und Zahlungsmittel wird? 25. In zwei Ländern A und B sei ein Goldstandard vereinbart, der die Zentralbanken zu einer festen Austauschrelation ihrer Währung zum Gold verpflichtet. Diese Austauschrelation sei in Land A 35 US-Dollar je Unze Gold und in Land B 140 D-Mark je Unze Gold. Zu diesen Preisen sind die Zentralbanken von A und B zu unbeschränkten Käufen und Verkäufen von Gold verpflichtet. (a) Erläutern Sie die Vorgänge, die unter Vernachlässigung von Transport- und Versicherungskosten zu einem festen Wechselkurs für beide Währungen führen. (b) Wie hoch ist dieser Wechselkurs?

Kapitel H Monetäre Theorie des internationalen Handels

1. Grundlagen der monetären Theorie

a) Einleitung Ursachen und Auswirkungen des grenzüberschreitenden Güter- und Dienstleistungsverkehrs werden in der Theorie des internationalen Handels untersucht und beschrieben. Traditionell wird diese Theorie methodisch und inhaltlich in eine reale und eine monetäre Theorie unterschieden. 1 Die reale Theorie des internationalen Handels mit ihren bekannten Vertretern Ricardo, Meade, Ohlin und anderen, sucht nach Erklärungen für die real-ökonomischen Ursachen und Auswirkungen des internationalen Handels: Komparative Kosten, Wohlstandseffekte und internationale Arbeitsteilung. Im Zentrum der realen Theorie stehen naturgemäß relative Preise, z.B. die Austauschraten von international gehandelten Produkten, die terms oftrade. In diesen Modellen spielen absolute Preise, d.h. Geldpreise, sowie heimische und internationale Geld- und Kapitalmärkte keine Rolle. Methodisch gehört die reale Theorie des internationalen Handels zur MikroÖkonomie, inhaltlich ist sie ein Teil der Allokationstheorie. Die monetäre Theorie setzt die realen Ursachen des internationalen Handels als gegeben voraus und geht von den durch Angebot und Nachfrage bestimmten Geldpreisen auf in- und ausländischen Gütermärkten aus. Unterschiedliche Preise vergleichbarer Waren sind daher für die monetäre Theorie nicht näher begründete Voraussetzungen des internationalen Warenaustausches. Im Zentrum der monetären Analyse steht der Zusammenhang von internationalem Handel mit den internationalen Geld-, Kapital- und Devisenmärkten. Methodisch und inhaltlich gehört die monetäre Theorie zur Makroökonomie. Die Devisenmärkte stellen, sofern der grenzüberschreitende Güter- und Dienstleistungsverkehr unterschiedliche Währungsräume tangiert, das Bindeglied zwischen inländischen und ausländischen Märkten dar. Faktisch dadurch, daß auf den Devisenmärkten die im internationalen Handel anfallenden oder benötigten ausländischen Zahlungsmittel verkauft und erworben werden können. Kalkulatorisch dadurch, daß erst in Kenntnis eines Preises für die ausländische Währung in- und ausländische Güterpreise vergleichbar werden. 1

Diese Unterscheidung erfolgt in Analogie zur Mikro- und Makrotheorie, bzw. der Allokationsund der Geldtheorie, für geschlossene Volkswirtschaften.

38

Kapitel I I - Monetäre Theorie des internationalen Handels

Die Wechselwirkungen zwischen den Devisenmärkten und den in- und ausländischen Gütermärkten stehen im Mittelpunkt der monetären Theorie. Internationaler Handel zwischen verschiedenen Währungsräumen fuhrt zu Angebot und Nachfrage auf den Devisenmärkten und beeinflußt den Wechselkurs, wohingegen die Wechselkurse ihrerseits eine Kalkulationsgrundlage für den internationalen Warenaustausch darstellen. Um die Beziehungzwischen dem internationalen Handel und den Devisenmärkten näher zu beleuchten, wollen wir auf die folgenden Fragen näher eingehen: (1) Unter welchen monetären Voraussetzungen kommt es zu internationalem Handel? (2) Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem internationalen Handel, Wechselkurs, Devisennachfrage und Devisenangebot? (3) Wie beeinflußt der internationale Handel Gleichgewicht und Stabilität auf den Devisenmärkten?

b) Binnenmarkt und Außenmarkt bei festen Wechselkursen Den Markt, auf dem Produkte inländischer Herkunft von Ausländern nachgefragt werden, nennen wir Exportmarkt. Entsprechend bezeichnen wir den Markt mit heimischer Nachfrage nach ausländischen Produkten als Importmarkt. Es stellt sich die Frage, ob es sich bei diesen Export- und Importmärkten tatsächlich um institutionell oder auch nur theoretisch gesonderte Märkte handelt oder ob diese nicht lediglich integrierte Teile der Binnenmärkte im In- und Ausland sind. Sofern ein, auch an das Ausland verkauftes, Produkt nur im Inland produziert wird, kann man, unter Vernachlässigung von Transportkosten und Handelsbeschränkungen, den Exportmarkt als Teil des heimischen Marktes interpretieren. Die Nachfrage des Auslands nach heimischen Produkten müßte zur inländischen Nachfrage hinzuaddiert werden. Im Gleichgewicht berechnen sich die Exporte dann als Differenz von inländischem Angebot und inländischer Nachfrage. Etwas komplizierter stellt sich der Fall dann dar, wenn wir annehmen, daß das exportierte Gut im In- und Ausland produziert wird. In diesem Fall macht es durchaus Sinn von einem gesonderten Exportmarkt aus der Sicht des Inlands bzw. einem Importmarkt aus der Sicht des Auslands zu sprechen. Dies ist auch dann sinnvoll, wenn diese Außenmärkte unmittelbar mit den nationalen Märkten zusammenhängen. Diesen Zusammenhang wollen wir in einem Modell näher untersuchen. Ein Gut X wird bei Abwesenheit von Handelsbeschränkungen unter Vernachlässigung von Transportkosten im Inland (D-Mark-Währungsraum) und im Ausland (Dollar-Währungsraum) produziert und nachgefragt. Die Nachfrager in

Grandlagen dermonetären Theorie

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beiden Ländern unterscheiden nicht nach Herkunft des Produktes. Folglich wird ein Gut dort nachgefragt, wo es billiger, und dort angeboten, wo es teurer ist. Kauf- und Verkaufsentscheidungen werden demnach ausschließlich anhand von Preisvergleichen im In- und Ausland getroffen. Zum Vergleich von Preisen in verschiedenen Währungen, jPM im Inland und ps im Ausland, ist die Kenntnis der Währungsrelation (Wechselkurs e: Preis einer Einheit ausländischer Währung in inländischer Währung) Voraussetzung. Zur Umrechnung von D-Mark-Preisen in Dollar-Preise und umgekehrt bedarf es dann einer einzigen Gleichung:

. DM

(2.1)

ep

=

Ein binnenwirtschaftliches Marktgleichgewicht ohne internationalen Warenaustausch, d.h. im Fall von Autarkie, wäre in Abbildung 2.1 für das Inland bei einem Preis p ™ und im Ausland p Au , gegeben. Hier bedient das nationale Angebot die jeweilige Binnennachfrage.

t

,

\ /*

P1

L

$

\

^AUT

/

\ x S

X*

L \

$

k

x* = Inland

Abb. 2.1

Ausland

X-

X

Exportmarkt

Gleichgewicht bei Autarkie und Freihandel

In dem hier angenommenen Fall wollen wir einen auf eins normierten Wechselkurs unterstellen und können somit inländische und ausländische Preise direkt vergleichen. Ohne internationalen Handel wäre im Autarkiegleichgewicht von Abbildung 2.1 der D-Mark-Preis bemessen in ausländischer Kaufkraft niedriger als der DollarPreis. Eine Öffnung der Handelsgrenzen zwischen beiden Wirtschaftsräumen hätte unter den gemachten Annahmen (keine Handelsbarrieren und keine Transportkosten) zur Folge, daß inländische Anbieter ihre Produkte im Ausland zu verkaufen suchen und ausländische Nachfrager im Inland kaufen wollen. Aus der Sicht des Inlands käme es also zu Exporten bei steigendem Preis im Inland und fallendem

40

Kapitel II - Monetäre Theorie des internationalen Handels

Preis im Ausland bis schließlich die Preise auf beiden Märkten bewertet in einer Währung übereinstimmen: (2.2)

„DM P FH =

ep FH

Auf dem heimischen Markt herrscht Gleichgewicht, wenn bei diesen Preisen das Nettoangebot der inländischen Produzenten (Angebot XA abzüglich der Exporte XA) der inländischen Nachfrage ^ e n t s p r i c h t [Gleichung (2.3)]. Auf dem ausländischen Markt herrscht Gleichgewicht nach Gleichung (2.4), wenn die Nettonachfrage des Auslands (Gesamtnachfrage des Auslands abzüglich der Nachfrage nach Exporten XN ) mit dem ausländischen Angebot X* übereinstimmt. 2 (2.3)

XAh

~

XA

=

XNh

(2.4)

XNa

-

XN

=

XAa

Ein Gleichgewicht auf dem Exportmarkt ist unter der Voraussetzung eines Preisausgleichs nach Gleichung (2.2) gegeben, wenn das Exportangebot XA des Inlands und die Exportnachfrage XN des Auslands übereinstimmen: (2.5)

XA

=

XN

Nach Gleichung (2.3) und (2.4) ist das Exportangebot X A das Überschußangebot des Inlands ( X A = X £ - X % ) und die Exportnachfrage X N die Überschußnachfrage des Auslands ( X N = ~ XA). Somit erhalten wir unter der Voraussetzung eines Gleichgewichtes auf dem Exportmarkt nach Gleichung (2.5): (2.5a)

1

XAh

~



= XNa

-

XA

U m Mißverständnisse zu vermeiden, definieren wir das Nettoangebot (X^ ~ X A) und die Nettonachfrage (Xa ~ X ) einerseits, und das Überschußangebot (x^ ~ X ^ ) und die Überschußnachfrage (X^ ~ XA ) andererseits. Danach ist das Überschußangebot des Inlandes die Exportmenge und das Nettoangebot das nach Abzug der Exporte im Inland verbleibende Angebot.

Grundlagen dermonetären Theorie

41

Durch Umformung kann gezeigt werden, daß nach Gleichung (2.5a) Gesamtangebot und Gesamtnachfrage auf inländischen und ausländischen Märkten im Sinne eines Weltmarktgleichgewichtes summarisch übereinstimmen müssen:

(2.5b)

XAh

+ XAa

=

XNh

+

XNa

Ein Ausgleich auf den Export- und Importmärkten ist folglich nur in Verbindung mit einem Weltmarktgleichgewicht realisierbar. Wir können im folgenden, unter der Voraussetzung nationaler Gleichgewichte und Freihandel, die Außenmärkte getrennt untersuchen. Allerdings sollte dabei nicht vergessen werden, daß die Bedingungen auf den Export- und Importmärkten letztlich die Verhältnisse auf den nationalen Märkten widerspiegeln. Das gilt auch für die Preiselastizitäten des Exportangebotes und der Exportnachfrage. Das Exportangebot ist als Überschußangebot auf dem heimischen Markt definiert worden ( X A = XAh~XNk), entsprechend die Exportnachfrage als Uberschußnachfrage des Auslands {X = Xa - XA). Eine Erhöhung oder Verminderung des Preises bewirkt insofern in zweifacher Weise eine Mengenreaktion des Exportvolumens:

(+)

(-)

dXA

dXAh

dx»

dp

dp

dp

(-) (2.7)

(+)

(-)

(+)

8XN

dx»

dxAa

dp

dp

dp

Eine Preiserhöhung läßt das inländische Angebot steigen und senkt die Nachfrage. Die Zunahme des Exportangebotes errechnet sich aus der Summe beider Effekte nach Gleichung (2.6) dargestellt in Abbildung 2.2 oben. Entsprechend erhöht eine Preissenkung auf dem ausländischen Markt die Nachfrage bei gleichzeitiger Angebotsabnahme. Wiederum ist die Reaktion der Exportnachfrage eine Summe der Beträge beider Veränderungen, wie in Abbildung 2.2 unten beschrieben. In Abbildung 2.2 ist grafisch verdeutlicht, daß unter der Annahme normal verlaufender Angebots- und Nachfragefunktionen auf den nationalen Märkten die zugehörigen Exportnachfrage- und Exportangebotsfunktionen flacher verlaufen müssen.

42

Kapitel II - Monetäre Theorie des internationalen Handels

Exportmarkt

Ausland

Abb. 2.2

Exportmarkt

Reaktion des Exportangebotes und der Exportnachfrage nach einer Preisänderung

Die Elastizitäten im internationalen Handel, insbesondere die Nachfrageelastizitäten, spielen eine herausragende Rolle bei der Frage, ob Devisenmärkte ohne staatliche Regulierung stabil oder instabil sind. Die obigen Überlegungen können insofern zu einer optimistischen Sichtweise in dieser Frage beitragen, als wir daraus den Schluß ziehen können, daß die Elastizitäten im internationalen Handel im Regelfall größer sind als die der nationalen Märkte. Dabei darf allerdings nicht übersehen werden, daß die für die Stabilität der Devisenmärkte ausschlaggebende Nachfrageelastizität nur dann nach Gleichung (2.7) über der einfachen Nachfrageelastizität des Auslands liegt, wenn das importierte Produkt auch im Ausland hergestellt und angeboten wird. Ansonsten wäre der letzte Ausdruck in Gleichung (2.7) mit null anzunehmen und im unteren Diagramm von Abbildung 2.2 würde eine Senkung des

Grandlagen der monetären Theorie

43

Preisniveaus ausschließlich eine Reaktion der ausländischen Nachfrage hervorrufen. Folglich wären die Nachfrage des Auslands und die Exportnachfragefunktion identisch. Es kann nicht bestritten werden, daß durch gezielte Produktdifferenzierung der Anbieter und durch subjektive Unterscheidung der Nachfrager zwischen inländischer und ausländischer Herkunft eines Produktes die Homogenitätsannahme unseres Modells in der Realität mehr oder weniger aufgehoben wird. Je geringer aber die direkten Substitutionsbeziehungen zwischen importierten Gütern und nationalen Produkten sind, desto geringer wird auch die Preiselastizität der jeweiligen Nachfrage nach ausländischen Produkten ausfallen.3

c) Binnenmarkt und Außenmarkt bei flexiblen Wechselkursen Wir sind bislang bei unserer Analyse von einem unveränderten, auf eins normierten Wechselkurs ausgegangen. Wir wollen nunmehr die Annahme eines unveränderten Wechselkurses aufgeben und die Auswirkung einer Auf- oder Abwertung auf die Handelsrichtung und das Handelsvolumen in unserem Modell untersuchen. Ausgehend von der beschriebenen Freihandelssituation in Abbildung 2.1 mit einem Wechselkurs von e0 = 1 soll alternativ ein Freihandelsgleichgewicht bei einem höheren Wechselkurs (e, > e0) und einem niedrigeren Wechselkurs (e2 < e0) betrachtet werden. An den zwei prinzipiellen Gleichgewichtsbedingungen (p°M = ep5 und XA = A™) ändert sich auch in diesen Fällen nichts, so daß die grafische Lösung in Abbildung 2.1a in gleicher Weise, wie zuvor, zu konstruieren ist. Zu beachten ist dabei, daß bei einem von eins verschiedenen Wechselkurs auch die Preise in jeweiliger Währung im Gleichgewicht nicht übereinstimmen können. Bei einem Wechselkurs, der größer ist als eins muß der D-Mark-Preis im Gleichgewicht nach Gleichung (2.2) größer sein, als der entsprechende Dollar-Preis. Bei einem Wechselkurs, der geringer ist als eins, muß der Preis in heimischer Währung entsprechend geringer sein als der Preis in ausländischer Währung.

(2.8)

(2-9)

3

DM

> 1

Eine überzeugend vorgetragene Zusammenfassung der Literatur zu der Frage des sogenannten Elastizitäten-Pessimismus gibt Sohmen (1973), S. 22f. Im Zusammenhang mit der von uns angesprochenen Produktdifferenzierung im internationalen Handel verdient Sohmens Hinweis (S. 34), daß monopolistische Gewinnmaximierung gerade im elastischen Bereich der Nachfrage realisiert wird, besondere Beachtung.

44

Kapitel II - Monetäre Theorie des internationalen Handels

(2.10)

p™

< p\

;

e2 Po

.

;



^



> X0

Festzuhalten bleibt die positive Wirkung des gestiegenen Wechselkurses auf die Exporte im neuen Gleichgewicht: dX/de > 0.

x Inland Abb. 2.1 a

X Ausland

Der Einfluß des Wechselkurses auf das Freihandelsgleichgewicht

Ein fallender Wechselkurs hätte eine umgekehrte Auswirkung auf Preise und Exportvolumen zur Folge. Der Dollar-Preis des Exportgutes würde nach einer Abwertung der ausländischen Währung steigen, der D-Mark-Preis würde sinken, die Exportmenge ginge zurück.Theoretisch und auch praktisch könnte sich die Handelssituation nach einer Abwertung der ausländischen Währung, wie in Abbildung 2.1a angenommen, sogar umkehren.4 Falls die wechselkursbedingte 4

In der Realität kann dieser Fall regelmäßig in einem internationalen Stromverbund auftreten, dann allerdings seltener aufgrund von Wechselkursschwankungen,sondern eher aufgrund von Nachfrageschwankungen in den beteiligten Ländern.

Grundlagen dermonetären Theorie

45

Preisdifferenz {p\-p™ bei e2) im neuen Gleichgewicht größer ist als der Preisvorteil des Inlands bei Autarkie (p$Avt-p^ bei e = 1), kehrt sich die ursprüngliche Handelsrichtung um. Das Inland hätte nunmehr einen Nachfrageüberschuß (-X* in Abbildung 2.1a), d.h. es importiert jetzt Waren in Höhe des Angebotsüberschusses ( - X " in Abbildung 2.1a) aus dem Ausland. Festzuhalten bleibt, daß nach einer Aufwertung der heimischen Währung (1de < 0) das Exportvolumen zurückgeht und gegebenenfalls ein zuvor exportiertes Gut nach der Aufwertung importiert wird.

46

Kapitel II - Monetäre Theorie des internationalen Handels

2. Importmarkt und Devisennachfrage

a) Einleitung In Kapitel I haben wir darauf verwiesen, daß zur Durchfuhrung des internationalen Handels die Devisenmärkte in Anspruch genommen werden. In der Regel können wir davon ausgehen, daß Importe mit Devisennachfrage und Exporte mit Devisenangebot einhergehen. Diese Aussage gilt unabhängig davon, ob ein Kontrakt auf Warenlieferung zwischen einem Ausländer und einem Inländer in heimischer (D-Mark) oder in ausländischer Währung (Dollar) geschlossen wurde. Unter der Annahme, daß weder der Lieferant noch der Importeur in unmittelbarem Zusammenhang mit der vereinbarten Warentransaktion seine Nettoauslandsforderungen in jeweils fremder Währung ändert, muß entweder der inländische Importeur, bei Zahlung in Dollar, oder der ausländische Lieferant, bei Zahlung in D-Mark, Devisen nachfragen. 5 Unabhängig von der im Einzelfall vereinbarten Zahlungsmodalität werden Anbieter und Nachfrager von Importen die Entscheidung über die gesamte Transaktion im Regelfall aufgrund einer Kalkulation in ihrer jeweiligen Währung treffen. Da aber die Kontraktpartner im internationalen Handel in den meisten Fällen aus unterschiedlichen Währungsräumen stammen, stellt sich die Frage, in welcher Währung die formale Analyse des Importmarktes überhaupt erfolgen soll. Prinzipiell ist die Wahl der Währung beliebig, solange mit Hilfe eines als bekannt anzunehmenden Wechselkurses eine Umrechnung von der einen in die andere Währung jederzeit möglich ist.6 Unter dem Gesichtspunkt der Zweckmäßigkeit können wir mit der Wahl der Währung verschiedene Zielsetzungen verfolgen. Aus der Sicht des Inlands erleichtert eine Analyse in Dollar Aussagen über den Devisenmarkt (die gehandelte Ware ist aus der Sicht des Inlands der Dollar). Eine Analyse in D-Mark ermöglicht Aussagen über das makroökonomische Gleichgewicht, denn alle in einem makroökonomischen Modell berücksichtigten Vorgänge, auch die Transaktionen des Devisenmarktes, sind einheitlich in heimischer Währung zu bewerten. 5

Eine internationale Warentransaktion ließe sich dann ohne Rückgriff auf den Devisenmarkt abwickeln, wenn eine Lieferung auf Ziel oder eine Zahlung aus Dollar-Beständen des Importeurs erfolgt. Gleiches gilt bei einer Aufstockung der D-Mark-Bestände beim ausländischen Zahlungsempfänger nach einer Zahlung in heimischer Währung.

6

Hierbei muß es sich nicht unbedingt um den beim Abschluß des Geschäftes gültigen Kassawechselkurs handeln. Es kann auch der auf den Zeitpunkt der Fälligkeit gültige Terminwechselkurs sein.

Importmarkt und Devisennachfrage

47

Da wir in den Kapiteln I bis III Devisenmärkte und in Kapitel IV das allgemeine Gleichgewicht einer offenen Volkswirtschaft behandeln, wollen wir die Analyse des Import- und des Exportmarktes parallel in beiden Währungen vornehmen.7

b) Devisennachfrage und Wechselkurs In Abschnitt 1 haben wir den Exportmarkt bei unveränderten Wechselkursen untersucht. Diese Situation ist für den Importmarkt in Abbildung 2.3, im oberen Diagramm bezogen auf Importpreise bewertet in Dollar q% und im unteren Diagramm bezogen auf D-Mark-Preise qDM, dargestellt.

Abb. 2.3 7

Importmarkt und Devisennachfrage bewertet in Dollar (oben) und in D-Mark (unten)

Ein weiterer Grund für die zunächst ungewöhnlich erscheinende Analyse des Devisenmarktes bewertet in D-Mark ist darin zu sehen, daß die dort gehandelte Ware aus der Sicht des Auslandes eben D-Mark-Einheiten sind.

48

Kapitel II - Monetäre Theorie des internationalen Handels

Unterstellen wir in der Ausgangssituation mit eQ = 1 wiederum einen auf eins normierten Wechselkurs, dann stimmen Angebots- und Nachfragefunktionen in beiden Diagrammen überein, unabhängig von der gewählten Darstellung in Dollar oder in D-Mark. Folglich entsprechen sich bei e0 = 1 auch die Gleichgewichtspreise (q® M = e 0 q\)- Die Gleichgewichtsmenge M 0 muß natürlich, unabhängig von der Normierung und der formalen Darstellung, stets identisch sein. Die Devisennachfrage D" errechnet sich als Importumsatz in Dollar (qSQ M0) und ist mit der grauen Fläche in Abbildung 2.3 oben erfaßt, die Devisennachfrage bewertet in D-Mark (q^ M M 0 ) ist durch die graue Fläche in Abbildung 2.3 unten gekennzeichnet. Um die Auswirkung einer Wechselkursveränderung auf das Gleichgewicht des Importmarktes und damit auf die Devisennachfrage zu verstehen, müssen wir bedenken, daß die Kontraktpartner auf dem Importmarkt verschiedenen Währungsräumen zuzurechnen sind. Die Nachfrager nach Importen sind Inländer und kalkulieren in heimischer Währung. Die Importnachfrage M" ist daher aus der Sicht des Inlands eine Funktion des D-Mark-Preises qDM:

(2.12)

Mn

MN(qDM)

=

Die Anbieter von Importen sind Ausländer und kalkulieren in ihrer, d.h. in ausländischer Währung. Das Importangebot MA ist daher eine Funktion des DollarPreises qs:

(2.13)



=

MÄ(qS)

Die Umrechnung von D-Mark in Dollar erfolgt, wie bisher, über die Formel:

(2.14)

qDM

= eq%

Bei einer Preisnotierung in Dollar ist daher die Nachfrage, und bei einer Notierung in D-Mark das Angebot, eine Funktion von Wechselkurs und jeweiligem Preis in fremder Währung:

(2.12a)

MN

=

MN(eqS)

Importmaikt und Deviseruiachfrage

(2.13a)

MA

=

49



Folglich ist die Importnachfrage im D-Mark-Diagramm nach Gleichung (2.12) in Abbildung 2.3 unten und das Importangebot im Dollar-Diagramm nach Gleichung (2.13) in Abbildung 2.3 oben invariant gegenüber einer exogenen Wechselkursveränderung. Diese Invarianz ist so zu verstehen, daß eine ökonomisch und damit auch formal eindeutige Beziehung zwischen der geplanten Export- oder Importmenge und dem jeweiligen Preis, in dem der Akteur seine Kalkulation vornimmt, besteht. Dies gilt unabhängig von der vereinbarten Zahlungsmodalität und unabhängig davon, wie dieser Preis zustande kommt.8 Damit ist nicht gesagt, daß der Wechselkurs keinen Einfluß auf den Gleichgewichtspreis des Importgutes hätte, im Gegenteil. Doch wird zunächst immer nur einer der Transaktionspartner von einer Wechselkursänderung berührt. In der Realität ist dies derjenige, für den die Preisnotierung oder der Kontrakt in fremder Währung vorgenommen wird. In der Theorie unterscheidet sich die Vorgehensweise, nicht das Ergebnis, je nachdem in welcher Währung die formale Marktdarstellung erfolgt. Direkt betroffen von einer Wechselkursänderung sind nach Gleichung (2.12a) und (2.13 a) die inländische Nachfrage bei einer Darstellung in Dollar und das ausländische Angebot bei einer Preisnotierung in D-Mark. Die Auswirkung einer Abwertung der heimischen Währung (de > 0) auf die Lage der Importnachfrage im Dollar-Diagramm und des Importangebotes im DMark-Diagramm wollen wir im folgenden näher analysieren. Bei einem ursprünglichen Wechselkurs eQ in Abbildung 2.4 und einem DollarPreis q J beträgt die Importnachfrage M0. Ein Anstieg des Wechselkurses von e0 auf e] würde den D-Mark-Preis der Importe erhöhen und die Nachfrage nach Importen reduzieren. Eine unveränderte Nachfrage M0 würde voraussetzen, daß der D-MarkPreis trotz des Wechselkursanstieges unverändert bleiben müßte.

(2.15)

dMN

= 0 falls

dqDM

= deq$ + edqS

= 0

Unter der Voraussetzung einer den Wechselkursanstieg kompensierenden Änderung des Dollar-Preises bliebe die Importnachfrage nach Gleichung (2.15) und (2.15a) unverändert. (2.15a)

8

dMN

=

0 falls

- L qs

= - — e

Es wird z.B. einem inländischen Autofahrer prinzipiell gleichgültig sein, ob der Benzinpreis aufgrund eines Anstiegs des Ölpreises bei unverändertem Wechselkurs oder aufgrund einer Abwertung seiner Währung bei unverändertem Ölpreis in Dollar gestiegen ist.

50

Kapitel II - Monetäre Theorie des internationalen Handels

Die neue Nachfragefunktion MN (etqs) liegt unterhalb der ursprünglichen Nachfragefunktion, wobei der senkrechte Abstand a in Abbildung 2.4 bei unveränderter Importmenge M0 der Wechselkursänderung proportional sein muß.

Abb. 2.4

Importnachfrage und Wechselkurs im Dollar-Diagramm

Abb. 2.5

Importangebot und Wechselkurs im D-Mark-Diagramm

Da wir eine eindeutige und durch eine Wechselkursänderung nicht unmittelbar beeinflußte Beziehung zwischen dem jeweiligen D-Mark-Preis für Importe qDM und der heimischen Nachfrage nach Importen M" unterstellt haben, ist für eine unveränderte Nachfrage zweifellos ein unveränderter D-Mark-Preis eine sowohl notwendige wie hinreichende Voraussetzung. Bei einer Darstellung des Importmarktes in Dollar (Abbildung 2.4) muß daher einer unveränderten Nachfragemenge M0 auch ein unveränderter D-Mark-Preis zugrundeliegen.

51

Importmarkt und Devisennachfrage

Daraus folgt für den Zusammenhang von Wechselkurs und Dollar-Preis: (2.16)

$

eo q0

=

e i0

Analyse

Analyse

in D - M a r k

in Dollar

Übersicht 2.1 Wirkungskette auf dem Importmarkt nach einer Abwertung der heimischen Währung

Hinsichtlich des Einflusses der Abwertung der heimischen Währung auf die Devisennachfrage können wir aus Abbildung 2.6 folgende Schlüsse ziehen: Die eigentliche Devisennachfrage DN aus heimischer Sicht, die Nachfrage nach Dollar-Einheiten, geht stets nach einer Abwertung zurück. Die gesunkene Importmenge und der gesunkene Importpreis in Dollar bewirken gemeinsam einen Rückgang der Devisennachfrage, in unserem Fall gekennzeichnet durch das schraffierte Feld in Abbildung 2.6 oben. Die Devisennachfrage bewertet in D-Mark kann dagegen nach einer Abwertung zunehmen oder abnehmen. Sie würde steigen, wenn die Zunahme des Devisenbedarfs aufgrund der Verteuerung der Importe in D-Mark (graues Feld in Abbildung 2.6 unten) den Rückgang des Devisenbedarfs aufgrund der mengen-

54

Kapitel I I - Monetäre Theorie des internationalen Handels

mäßigen Verringerung der Importe (schraffierte Fläche in Abbildung 2.6 unten) übersteigt. Eine unerwartet positive Reaktion der Devisennachfrage bewertet in DMark ist offenkundig nur dann möglich, wenn die Elastizität der Importnachfrage kleiner ist als eins. Dann ist der Preiseffekt (graues Feld in Abbildung 2.6 unten) größer als der Mengeneffekt einer Abwertung (schraffiertes Feld in Abbildung 2.6 unten) und die Devisennachfrage steigt. Die Elastizität des Angebotes, verantwortlich für die Linksdrehung der Angebotsfunktion, bestimmt lediglich das Ausmaß der Preiserhöhung in D-Mark. Eine eindeutige Aussage über den Einfluß der Elastizitäten von Angebot und Nachfrage auf den Devisenmarkt wird im Anhang gegeben.

c) Die Devisennachfragefiinktion Nachdem wir im vorhergehenden Abschnitt dieses Kapitels die Auswirkung einer einmaligen Abwertung auf den Importumsatz und damit auf die Devisennachfrage beschrieben haben, können wir nun den allgemeinen Zusammenhang von Devisennachfrage und Wechselkurs, die Devisennachfragefiinktion, ableiten. Zur Herleitung der Devisemachfragefunktion I f ( e ) müssen wir zunächst wiederum die auf D-Mark-Kalkulation beruhende Importnachfrage in ein DollarDiagramm übertragen (Abbildung 2.7), prinzipiell für alle denkbaren Wechselkurse von null bis unendlich. Für einen hypothetischen Wechselkurs von null wären die ausländischen Produkte für Inländer kostenlos zu haben, die Importnachfrage wäre vom jeweiligen Dollar-Preis unabhängig auf dem Niveau eines maximalen Sättigungswertes Mmax. Mit steigendem Wechselkurs verteuerten sich die Importe für jeweilige Dollar-Preise und die Importnachfrage würde eine Linksdrehung im Dollar-Diagramm infolge gestiegener D-Mark-Preise beschreiben.

Abb. 2.7

Importnachfrage und Wechselkurs

Importmarkt und Devisennachfrage

Abb. 2.8

Importmarkt und Devisennachfrage

Abb. 2.9

Devisennachfragefunktion

55

Bei einem Wechselkurs e0 ist der Importmarkt mit qsQ und M0 im Gleichgewicht. Die Devisennachfrage DQ in Abbildung 2.8 korrespondiert mit [e0, DQ ] in Abbildung 2.9. Ein Wechselkurs von null bedeutet, daß die importierte Menge, der Preis und die Importumsätze maximal sind. Mit steigendem Wechselkurs gehen die Importmenge, der Importpreis und folglich die Devisennachfrage kontinuierlich zurück. Die Devisennachfragefunktion iy{e) hat unter normalen Verhältnissen am Importmarkt ebenfalls normale Eigenschaften.

(2.20)

DN

= DN(e)

;

^

de

< 0

56

Kapitel II - Monetäre Theorie des internationalen Handels

3. Exportmarkt und Devisenangebot

a) Einleitung Exporte sind entgeltliche Leistungsübertragungen von heimischen Lieferanten auf ausländische Empfanger. Bei der damit einhergehenden Zahlungsabwicklung zwischen inländischem Exporteur und ausländischem Importeur entsteht die Notwendigkeit zum Umtausch ausländischer Währung in inländische Währung, unabhängig von der vereinbarten Zahlungsmodalität. Wie bereits mehrfach erwähnt, setzt der unmittelbare und vollständige Zusammenhang von Exporterlösen und Devisenangebot voraus, daß keiner der Beteiligten seine Auslandsforderungen im Zusammenhang mit dem Exportgeschäft aufstockt oder herabsetzt. Somit können wir, wie im vorherigen Abschnitt, unter der Annahme einer getrennten Kalkulation von Handels- und Vermögensentscheidung davon ausgehen, daß in Höhe der Exporterlöse Devisenangebot entsteht.

b) Devisenangebot und Wechselkurs Analog zur Theorie der Devisennachfrage kann die Analyse der Exportmärkte in heimischer und in ausländischer Währung erfolgen, wobei wir wiederum dem Umstand Rechnung tragen müssen, daß beide Parteien eines Exportgeschäftes in verschiedenen Währungen kalkulieren. Die Anbieter von Exporten Xsind Inländer und planen auf der Basis von DMark-Preisen pPM, die Nachfrager sind Ausländer (US-Amerikaner) und planen entsprechend auf der Grundlage von Dollar-Preisen ps. Unter der Annahme eines jederzeit möglichen Umtausches der einen Währung in die andere (freie Konvertibilität) zu einem bekannten Wechselkurs e, lassen sich beide Preise in jeweils anderer Währung ausdrücken:

(2.21)

P

DM

%

1

~P e

DM

Die im 1. Abschnitt dieses Kapitels beschriebene Angebotsfunktion von Exporten XA wird von Inländern bestimmt und ist eine Funktion der D-Mark-Preise, die Nachfragefunktion X" beschreibt das Verhalten ausländischer Importeure und ist

Exportmarkt und Devisenangebot

57

eine Funktion der Dollar-Preise. Unter Berücksichtigung von Gleichung (2.21) können wir das Angebot in Gleichung (2.22) und die Nachfrage in Gleichung (2.23) auch als Funktion des jeweils fremden Preises darstellen.

A

(2.22)

X

(2.23)

XN

=

XA(pDM)

=

=

XA(epS)

=

Ein Gleichgewicht auf dem Exportmarkt kann nach Gleichung (2.24) sowohl auf inländische als auch nach Gleichung (2.25) auf ausländische Preise bezogen dargestellt werden.

(2.24)

XA(pDM)

(2.25)

XA(ep5)

=

^ ( V " )

=

Aufgrund des in der Ausgangssituation normierten Wechselkurses e0 = 1 besteht zwischen den Abbildungen der ursprünglichen Gleichgewichtssituationen auf dem Exportmarkt zu D-Mark-Preisen (Abbildung 2.10 oben) oder Dollar-Preisen (Abbildung 2.10 unten) kein Unterschied. Die Gleichgewichtsmengen sind auch ohne Normierung identisch. Wir wollen nun zunächst den Einfluß einer einmaligen Wechselkursänderung auf das Exportgleichgewicht und damit das Devisenangebot untersuchen. Eine Veränderung des Wechselkurses beeinflußt die Lage derjenigen Funktionen, deren Wirtschaftssubjekte in einer anderen als der im Diagramm verwendeten Währung kalkulieren. Entsprechen sich die gewählte Währung des Diagramms und die Kalkulationsbasis der abgebildeten Gruppen, hat eine Wechselkursveränderung keinen Einfluß auf die Lage der Funktion. Bei einer angenommenen Erhöhung des Wechselkurses (de > 0) bleibt nach Gleichung (2.22) das Exportangebot XA unverändert im D-Mark-Diagramm und steigt im Dollar-Diagramm wegen zunehmender Exporterlöse in D-Mark. Nach Gleichung (2.23) steigt die Exportnachfrage im D-Mark-Diagramm wegen gesunkener Dollar-Preise und bleibt unverändert im Dollar-Diagramm. Die Verschiebung beider Funktionen (X" in Abbildung 2.10 oben, XA in Abbildung 2.10 unten) erfolgt, wie im vorherigen Abschnitt dargelegt, proportional zur Wechselkursveränderung.

58

Kapitel II - Monetäre Theorie des internationalen Handels

Abb. 2.10

Gleichgewicht auf dem Exportmarkt vor und nach einer Wechselkurserhöhung

Im neuen Gleichgewicht haben die Exporte zugenommen, der D-Mark-Preis ist gestiegen, während der Dollar-Preis gleichzeitig gesunken ist. Die wechselkursbedingte Zunahme der Exporte (X] > X0) erscheint im D-Mark-Diagramm als eine Folge der gestiegenen ausländischen Nachfrage und im Dollar-Diagramm als eine Folge des erhöhten inländischen Angebotes. Beides sind zwei Seiten einer Medaille: Die Aufwertung der ausländischen Währung verringert den Dollar-Preis für die Ausländer und erhöht gleichzeitig die D-Mark-Erlöse der Inländer. Die Abwertung der heimischen Währung senktp%, die Nachfrage nach X steigt, p°M steigt, das Angebot an X steigt.

Exportmarkt und Devisenangebot

59

de > 0 Analyse

Übersicht 2.2

Analyse

Wirkungskette auf dem Exportmarkt nach einer Abwertung der heimischen Währung

Wegen der gegenläufigen Preisentwicklung in heimischer und ausländischer Währung kann es zu einer unterschiedlichen Veränderung der Exporterlöse und damit des Devisenangebotes in beiden Währungen kommen. In heimischer Währung steigt das Devisenangebot generell nach einer Aufwertung der ausländischen Währung, weil Preise und Mengen gleichzeitig zunehmen (Abbildung 2.10 oben). (2.26)

SDa

>

de

0

Das eigentliche Devisenangebot in ausländischer Währung steigt oder fallt, je nachdem, ob der Mengeneffekt (dXp: schraffierte Fläche in Abbildung 2.10 unten) größer ist als der gegenläufige Preiseffekt (dpX: graue Fläche in Abbildung 2.10 unten).

(2.27)

^

de

|

0

Bereits die grafische Analyse zeigt, daß die Reaktion des Devisenangebotes nach einer Wechselkursänderung von der Neigung der Export-Nachfragefunktion, also von der Nachfrageelastizität der Exporte, wesentlich bestimmt wird.10

10

Die exakten Bedingungen für eine Zu- oder Abnahme des Devisenangebotes nach einer Abwertung der heimischen Währung werden im Anhang A von Kapitel II abgeleitet und erläutert.

60

Kapitel I I - Monetäre Theorie des internationalen Handels

c) Die Devisenangebotsfunktion

Wollen wir nun den allgemeinen Zusammenhang von Wechselkurs und Devisenangebot analysieren, müssen wir auf der Grundlage eines Exportmarktgleichgewichtes den Wechselkurs, wie im Falle des Importmarktes zuvor dargestellt, von null bis unendlich variieren und die damit einhergehenden Veränderungen der Exporterlöse bestimmen. Auf diese Weise erhalten wir Aufschluß über die Eigenschaften der Devisenangebotsfunktion in Abhängigkeit vom Wechselkurs: ZM(e). Das Dollar-Angebot D* können wir aus dem folgenden Diagramm 2.11 des Exportmarktes ableiten.

Abb. 2.11

Exportmarkt und Devisenangebot

Der Schwellenwert e*, bei dem erstmals Devisenangebot entsteht, wird festgelegt durch den entsprechenden Exportpreis p l bei dem erstmals Exporthandel stattfindet. Mit steigendem Wechselkurs steigt auch der D-Mark-Erlös der heimischen Exporteure, das Exportangebot nimmt zu. Die Exporterlöse in Dollar, d.h. das Devisenangebot, steigt zunächst, solange die Zunahme der Exportmenge den gleichzeitigen Preisrückgang überkompensiert. Nehmen wir an, der Exportumsatz habe in p%0 (bei e0) gerade seinen maximalen Wert erreicht, dann fiele das Devisenangebot mit steigendem Wechselkurs und ginge mit unendlich hohem Wechselkurs gegen null. Der Zusammenhang von Devisenangebot und Wechselkurs ist in Abbildung 2.12 dargestellt.

Exportmarkt und Devisenangebot

Abb.2.12

61

Devisenangebotsfunktion

Bereits die grafische Analyse macht deutlich, daß die Neigung der Devisenangebotsfunktion in Abbildung 2.12 abhängig ist von der Preiselastizität der Exportnachfrage r| x in Abbildung 2.11. Von einer elastischen Nachfrage sprechen wir, wenn bei einem Preisrückgang die Nachfrage prozentual stärker steigt und folglich der Umsatz zunimmt. Dies ist in Abbildung 2.11 oberhalb von p* der Fall. Von einer unelastischen Nachfrage ist dann die Rede, wenn der Preisrückgang zu einer relativ geringeren Nachfrageerhöhung fuhrt und folglich der Umsatz zurückgeht. Dies gilt für Preise unterhalb von p* und Wechselkurse oberhalb von eQ. Beim Übergang von einem zum anderen Bereich, bei einer Nachfrageelastizität von 1, muß der Umsatz zwangsläufig einen maximalen Wert erreicht haben.

DA

=

5I)A

8p>

dp* x



P$X(P$) d X

RT+Y

tfP+X

=

+

0

=

->

dp% x

Ä

%

1 = O

dX p%

D ^max

B

%

=

1

62

Kapitel II - Monetäre Theorie des internationalen Handels

4. Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt

a) Existenz und Stabilität von Marktgleichgewichten

Für die Gleichgewichtsanalyse des Devisenmarktes übernehmen wir die Devisenangebotsfunktion und die Devisennachfragefunktion der beiden vorangehenden Abschnitte. Ein Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt existiert, wenn Devisenangebot und Devisennachfrage übereinstimmen.

(2.28)

DA(e)

=

DN(e)

* D Abb. 2.13

Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt

Die grafische Analyse in Abbildung 2.13 zeigt, daß mindestens ein Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt existiert, wenn der die Importnachfrage limitierende Wechselkurs e*M oberhalb des Wechselkurses e*x liegt, bei dem Exporthandel einsetzt. Bei einem Wechselkurs von null sind ausländische Produkte, unabhängig von der Höhe ihres Dollar-Preises, für Inländer kostenlos zu haben. Die Devisennachfrage erreicht hier ihr maximales Niveau. Gleichzeitig kann bei einem Wechselkurs von

Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt

63

null kein Devisenangebot entstehen, weil heimische Produkte in diesem Fall in ausländischer Währung unbezahlbar sind. Erst bei einem Wechselkurs oberhalb eines gewissen positiven Niveaus werden heimische Produkte für Ausländer erschwinglich und es kann Exportnachfrage und infolgedessen Devisenangebot einsetzen. Entscheidend für die obige Schlußfolgerung ist, daß einerseits die Devisennachfrage bereits bei einem bestimmten Wechselkurs definitiv endet, spätestens dann, wenn eine Exporteinheit in ausländischer Währung unbezahlbar wird und andererseits das Devisenangebot auch für nahezu unendlich hohe Wechselkurse nicht null wird. Das Devisenangebot kann mit steigendem Wechselkurs zwar zurückgehen, weil der Dollar-Preis stärker fallt als die Menge zunimmt, das Produkt aus Menge und Preis muß jedoch positiv bleiben. Das Gleichgewicht in Abbildung 2.13 ist stabil, weil oberhalb von e 0 ein Devisenangebotsüberschuß und unterhalb ein Nachfrageüberschuß entsteht. Diese Eigenschaft des Marktes bleibt auch dann erhalten, wenn durch Verschiebung der Devisennachfragefunktion (Z)f und D * ) Situationen mit einem Gleichgewicht im oberen Bereich der Devisenangebotsfunktion auftreten (Abbildung 2.14).

Abb. 2.14

G l e i c h g e w i c h t i m rückläufigen Bereich der Devisenangebotsfunktion

Solange die Devisennachfragefunktion die Devisenangebotsfunktion bei steigendem Wechselkurs von außen schneidet (z.B. und in Abbildung 2.14) handelt es sich offensichtlich um stabile Gleichgewichte. Generell können wir feststellen: Existiert auf dem Devisenmarkt mit internationalem Handel nur ein dann handelt es sich stets um ein stabiles Gleichgewicht.

Gleichgewicht,

Aufgrund des typischen Verlaufs der Devisenangebotsfunktion können außer den bisher dargestellten Fällen auch Situationen mit zwei (Abbildung 2.15) und drei Gleichgewichten (Abbildung 2.16) auftreten.

64

Kapitel II - Monetäre Theorie des internationalen Handels

Abb. 2.15

Zwei Gleichgewichte auf dem Devisenmarkt

Die Situationen mit zwei Gleichgewichten (e, und e' ^ oder e2 und e' bei alternativen Nachfragefunktionen D " oder D " in Abbildung 2.15) sind als unrealistische Grenzfalle der zuvor dargestellten Situation mit einem Gleichgewicht zu interpretieren. Ein Tangentialpunkt, wie in Abbildung 2.15, ist formal möglich, ökonomisch jedoch unrealistisch und hinsichtlich seiner Stabilitätseigenschaften wie ein Sattelpunkt bei einem prinzipiell stabilen Prozeß zu werten. Ein solcher Fall hätte nur dann Bedeutung, wenn externe Marktkräfte wie z.B. die Zentralbank eines Landes durch Marktintervention ein Verharren in einem Tangentialpunkt erzwingen würde. Wiederum gilt, daß jeweils ein Gleichgewicht (e, oder e2) stabil ist. Theoretisch interessanter und für die Realität bedeutsamer ist die in Abbildung 2.16 dargestellte Situation mit drei Gleichgewichten

Abb. 2.16

Drei Gleichgewichte auf dem Devisenmarkt

" Eine grafische Herleitung der Devisenangebotsfunktion mit multiplen Gleichgewichten am Devisenmarkt findet sich bei Sohmen (1973), S. 20 - 21.

Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt

65

Zunächst zeigt die linke grafische Darstellung in Abbildung 2.16, daß bei einem starken Rückgang der Devisenangebotsfunktion im unelastischen Bereich und bei einem relativ steilen Verlauf der Devisennachfragekurve drei Schnittpunkte auftreten können. In diesem Fall ist das mittlere Gleichgewicht mit e 2 stets unstabil, das obere Gleichgewicht mit e, und das untere mit e 3 sind jedoch stabil. Daß diese Aussage generell bei einer Situation mit drei Gleichgewichten zutrifft, wird deutlich, wenn wir eine Nettodevisenangebotsfunktion für den internationalen Handel definieren und abbilden (Abbildung 2.16 rechts):

(2.29)

B

Da-Dn

=

Ein Gleichgewicht existiert danach, wenn das TVeWodevisenangebot aus internationalem Handel null ist:

(2.30)

B(e)

=

0

Ein Gleichgewicht ist stabil, falls in seiner Umgebung das Nettodevisenangebot mit steigendem Wechselkurs zunimmt.

(2-31)

f de

>

0

Für Wechselkurse im Bereich zwischen I und II in Abbildung 2.16 geht das Devisenangebot bei steigendem Wechselkurs stärker zurück als die Devisennachfrage. dB ¡de ist negativ, d.h. das mittlere Gleichgewicht in e2 ist instabil, während die äußeren Gleichgewichte in e, und e3 stabil sind. Auch wenn im gesamten Bereich zwischen I und II in Abbildung 2.16 die Bedingung für Instabiliät erfüllt ist, ist damit nur die Stabilitätseigenschaft des Gleichgewichtes in e2 charakterisiert. Oberhalb von e2 bewirken die Marktkräfte eine Bewegung des Wechselkurses in Richtung e , unterhalb von e2 eine Bewegung in Richtung ey Stets unter der Voraussetzung, daß der Marktmechanismus bei einer Überschußnachfrage einen steigenden Wechselkurs und bei einem Überschußangebot einen fallenden Wechselkurs zur Folge hat. Die mögliche Existenz zweier, hinsichtlich ihrer Stabilitätseigenschaften gleichwertigen, Gleichgewichte auf dem Devisenmarkt wirft verschiedene Fragen auf: (1) Können auch im allgemeinen Gleichgewicht einer Volkswirtschaft mehrere Gleichgewichte auf dem Devisenmarkt existieren oder ist das oben nachgewiesene Ergebnis multipler Gleichgewichte nur ein monetäres Phänomen aufgrund

66

Kapitel 11 - Monetäre Theorie des internationalen Handels

verschiedener ceteris paribus-Kmahmznl Die Antwort dazu gibt die reale Theorie des internationalen Handels, in der Marshall (1923) erstmals die Möglichkeit zweier stabiler Gleichgewichte bei unterschiedlichen terms of trade nachgewiesen hat.12 (2) Welche volkswirtschaftlichen Folgen hat die Wahl des einen oder anderen Gleichgewichtes? Es ist offenkundig, daß der Übergang von einem zum anderen Gleichgewicht, z.B. von