Müll: Interdisziplinäre Perspektiven auf das Übrig-Gebliebene 9783839433270

Garbage and scraps are `left over', without ever becoming entirely superfluous: they are planned, managed, avoided,

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German Pages 254 Year 2016

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Table of contents :
Inhalt
Vorwort
Einleitung
Introduction
BEDINGUNGEN
Ordnung schaffen mit Medien. Über die Produktivität von Müll und Schmutz
The Interplay of Attraction and Repulsion: Approaching the Mysterious Agency of Waste
IN GESELLSCHAFT MIT DEM ÜBRIGEN
Cleaning up: Gender, Race and Dirty Work at Home
Restopia – Self-Storage as Urban Practice. »Like a hotel – but for things«
EIGENSINNIGES UND EIGENSINNLICHES – ÄSTHETISCHE DYNAMIKEN DES ÜBRIGEN
Tales from the Great Pacific Garbage Patch. Speculative Encounters with Plastic
Szenarien des Mülls. Von Schrott, Abfall und anderen symbolischen Ordnungen des Ausrangierten
ZUR PRODUKTIVITÄT DES ÜBRIGEN: PRAKTIKEN DES ENT-, VER- UND WEGWERFENS
A Phone Worth Keeping for the Next 6 Billion? Exploring the Creation of a Modular Smartphone Made by Google
Architektur aufbewahren. Zur Ideengeschichte des Gebäuderecycling
Vitae
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Müll: Interdisziplinäre Perspektiven auf das Übrig-Gebliebene
 9783839433270

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Christiane Lewe, Tim Othold, Nicolas Oxen (Hg.) Müll

Edition Kulturwissenschaft | Band 87

2016-07-28 09-12-24 --- Projekt: transcript.titeleien / Dokument: FAX ID 0296436081428938|(S.

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4) TIT3327.p 436081428946

2016-07-28 09-12-24 --- Projekt: transcript.titeleien / Dokument: FAX ID 0296436081428938|(S.

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4) TIT3327.p 436081428946

Christiane Lewe, Tim Othold, Nicolas Oxen (Hg.)

Müll Interdisziplinäre Perspektiven auf das Übrig-Gebliebene

2016-07-28 09-12-24 --- Projekt: transcript.titeleien / Dokument: FAX ID 0296436081428938|(S.

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4) TIT3327.p 436081428946

Gefördert mit Mitteln des ›Bundesministeriums für Bildung und Forschung‹ und des ›Deutschen Akademischen Austauschdiensts‹, im Programm ›Welt. Raum.Bauhaus‹ der ›Bauhaus Research School‹ Weimar.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2016 transcript Verlag, Bielefeld

Die Verwertung der Texte und Bilder ist ohne Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Das gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Kordula Röckenhaus, Bielefeld, basierend auf einer Plakatvorlage von Konrad Angermüller und Adrian Palko Korrektorat: Angelika Wulff, Witten Printed in Germany Print-ISBN 978-3-8376-3327-6 PDF-ISBN 978-3-8394-3327-0 Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier mit chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Besuchen Sie uns im Internet: http://www.transcript-verlag.de Bitte fordern Sie unser Gesamtverzeichnis und andere Broschüren an unter: [email protected]

2016-07-28 09-12-24 --- Projekt: transcript.titeleien / Dokument: FAX ID 0296436081428938|(S.

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4) TIT3327.p 436081428946

Inhalt

Vorwort | 7 Einleitung

Christiane Lewe, Tim Othold, Nicolas Oxen | 9 Introduction

Christiane Lewe, Tim Othold, Nicolas Oxen | 31

BEDINGUNGEN Ordnung schaffen mit Medien. Über die Produktivität von Müll und Schmutz

Thomas Waitz | 41 The Interplay of Attraction and Repulsion: Approaching the Mysterious Agency of Waste

Franziska Reichenbecher | 65

I N GESELLSCHAFT MIT DEM ÜBRIGEN Cleaning up: Gender, Race and Dirty Work at Home

Rosie Cox | 97 Restopia – Self-Storage as Urban Practice. »Like a hotel – but for things«

Petra Beck | 117

E IGENSINNIGES UND E IGENSINNLICHES – ÄSTHETISCHE DYNAMIKEN DES ÜBRIGEN Tales from the Great Pacific Garbage Patch. Speculative Encounters with Plastic

Léa Perraudin | 143

Szenarien des Mülls. Von Schrott, Abfall und anderen symbolischen Ordnungen des Ausrangierten

Claudia Tittel | 171

ZUR PRODUKTIVITÄT DES ÜBRIGEN: P RAKTIKEN DES E NT -, VER- UND W EGWERFENS A Phone Worth Keeping for the Next 6 Billion? Exploring the Creation of a Modular Smartphone Made by Google

Stefan Laser | 201 Architektur aufbewahren. Zur Ideengeschichte des Gebäuderecycling

Johannes Warda | 227 Vitae | 247

Vorwort

Dieser Sammelband geht aus der Tagung »Müll – Perspektiven des Übrigen« hervor, die vom 24. bis 25. September 2015 in Weimar stattfand und überwiegend junge Forschende aus unterschiedlichen geisteswissenschaftlichen Disziplinen in Austausch brachte. Wenn Wissenschaft daran arbeitet, Unterscheidungen, Kategorien und Ordnungen in die Welt zu bringen, ist sie zwangsläufig mit dem Übrigen konfrontiert, das sich dieser Logik widersetzt. ›Müll‹, ›Abfall‹ und ›Übriges‹ sind Felder, die disziplinäre Grenzen überschreiten und sich nicht auf einzelne methodische Zugänge reduzieren lassen. Gerade weil das Übrige als eigenständiger Forschungsgegenstand (nicht nur) in den Geisteswissenschaften meistens ausgeschlossen, übersehen oder unterschätzt wird, ist eine offene und breite Auseinandersetzung mit diesem besonderen Forschungsgegenstand notwendig. Mit der Tagung und diesem Band haben wir deshalb junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler versammelt, die sich einschlägig mit Müll, Abfall und Schrott befassen und so zur Vervielfältigung der Perspektiven auf das Übrige beitragen. Wir danken allen, die uns bei der Konzeption und Durchführung der Tagung und der Veröffentlichung dieses Bandes unterstützt haben: Prof. Dr. Christiane Voss und Dr. Frank Ruda für konzeptionelle Beratung und intellektuelle Inspiration; Franziska Matthes für die gute Zusammenarbeit bei der Organisation und Finanzierung; Angelika Wulff für ihr kompetentes Lektorat und allen Autorinnen und Autoren für die konstruktive Kooperation. Die Tagung und dieser Sammelband wurden aus Mitteln des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) im Rahmen des Programms IPID4all finanziert. Weimar, Mai 2016 Christiane Lewe, Tim Othold, Nicolas Oxen

Einleitung C HRISTIANE L EWE , T IM O THOLD , N ICOLAS O XEN

Das Übrige fällt nicht nur an – oder ab –, es fällt auch auf: Hartnäckig häuft es sich an und drängt vom Rande unserer Aufmerksamkeit in ihr Zentrum und fordert dabei ontologische Grenzen der materiellen Welt heraus. Der bloße Akt des Übrig-Bleibens beinhaltet stets eine Form von Widerstand; er ist Zeugnis einer Eigenwilligkeit, die nicht in einer sauberen Distanz zwischen Subjekt und Objekt aufgeht. Am Ende von Das Sein und das Nichts trifft auch Jean-Paul Sartre auf eine ähnlich ambivalente und widerspenstige Substanz: das Klebrige (le visqueux): »Das Klebrige erscheint mir wie eine im Alptraum gesehene Flüssigkeit, deren Eigenschaften sich alle mit einer Art Leben beseelen und gegen mich richten. Das Klebrige ist die Rache des An-Sich.«1

Wie das Übrige, stört das Klebrige Distanzverhältnisse, weil es die Welt als eigensinnig und angänglich erscheinen lässt. Überquellende Papierkörbe und schmutzige Kühlschränke können nicht nur ein Eigenleben gegen jedes Ordnungs- und Hygienebedürfnis entwickeln und darin abstoßend sein, sie erzeugen auch eine eigenartige Faszination und Anziehungskraft des Ekelhaften, Verbrauchten und Vergänglichen. Wie das Übrige stört auch das Klebrige Klassifizierungen: Was das ist, das sich in einem Zustand zunehmender organischer Zersetzung in der hintersten Ecke des Kühlschranks befindet, ist immer auch eine Frage nach ontologischer Differenzierung – konfrontiert mit Ambivalenz und

1

Sartre, Jean-Paul: Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenologischen Ontologie, Gesammelte Werke, Philosophische Schriften 1, Frankfurt a.M.: Rowohlt 1994, S. 1042.

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Wandlungsfähigkeit. Sartre bezeichnet das Klebrige auf einer materiellen Ebene als eine »Substanz zwischen zwei Zuständen«2. Weder flüssig noch fest, unterläuft es etablierte Kategorien; es fließt nicht, sondern verdickt und verlangsamt sich. Auch seine Festigkeit ist instabil, denn versucht man es zu formen, scheint man es nur zu zerdrücken, wobei es oft unweigerlich an den Fingern kleben bleibt.3 Das Übrig-Gebliebene muss nicht immer klebrig sein, aber es ist ebenso schwer abzuschütteln und scheint ebenfalls stets zwischen oder quer zu Versuchen der Kategorisierung zu stehen. Derart in einem Zwischenzustand zu existieren, macht auch für Michael Thompson die Kategorie des ›Abfalls‹ aus. In seiner Rubbish Theory versucht Thompson zu zeigen, dass der »Lebenszyklus« von Gegenständen nicht nur von ihrer materiellen Dauerhaftigkeit, sondern insbesondere von gesellschaftlichen Wertvorstellungen abhängig ist. Zwischen Gegenständen, die vergänglich sind und an Wert verlieren einerseits und ›dauerhaften‹ Gegenständen, die an Wert gewinnen, andererseits – z.B. Antiquitäten, aber auch ganze Stadtviertel in ihrer Gentrifizierung – bildet der Abfall einen Zwischenzustand. Er ist die Kategorie des Wertlosen, die zwischen den anderen beiden vermitteln kann und es Objekten erlaubt, über temporäres Abfall-Sein zwischen den Kategorien von Wertzuwachs und Wertverlust zu wechseln. Abfälliges verschwindet so aus dem kognitiven Rahmen bzw. bleibt darin unbemerkt integriert, wie Thompson es am Anfang seines Buches anhand des benutzten Taschentuchs illustriert, das man so selbstverständlich wie unbedacht mit sich in der Tasche trägt. Als Abfall existieren Gegenstände in einem »zeitlosen und wertfreien Limbo«4 und können – wie sich an Vintage- und Retro-Trends gut nachvollziehen lässt – jederzeit wieder in den Kreislauf der wertvollen Objekte eintreten. Bei Thompson und Sartre geht es also um Zwischenzustände und doch ist Thompsons Konzept von Rubbish – mit seinen überraschend sauber gezogenen Kategoriegrenzen und Schaubildern – weit von jeder Klebrigkeit entfernt. Dies wird vor allem deutlich, wenn Sartre seine Ausführungen, in Anlehnung an Gaston Bachelard, als eine »Psychoanalyse der Dinge«5 bezeichnet und mit der Kursivierung der »Dinge« einen theoretischen Perspektivwechsel andeutet: Für Sartre geht es nicht darum zu zeigen, welche psychologisch grundierten Projektio-

2

Ibid., S. 1039.

3

Vgl. ibid., S. 1040ff.

4

Thompson, Michael: Die Theorie des Abfalls, Stuttgart: Klett 1981, S. 25.

5

J-P. Sartre: Das Sein und das Nichts, S. 1026.

E INLEITUNG

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nen6 wir auf die Dinge übertragen, sondern welche machtvolle Eigensinnigkeit und Eigensinnlichkeit von den Dingen selbst ausgeht. Diese eigensinnigen und eigensinnlichen Dinge sind nicht nur in doppeltem Sinne klebrig, sie fallen auch, zusammen mit Resten, Abfall und Rubbish, unter den Begriff des ›Übrigen‹. Als das, was übrig bleibt, unterliegen sie nicht nur wechselnden Wertzuschreibungen, sie bringen darüber hinaus eigene Raum- und Zeitdynamiken hervor und machen damit Aufräum- oder Aufbewahrungsarbeit notwendig: Das Übrige kann als Erinnerungsstück gesammelt, als potentielle Ressource gelagert werden oder sich scheinbar wie von selbst in Kellern stapeln, auf Deponien sammeln und an Strände gespült werden. Es provoziert Fragen, was und wie wir übrig lassen, wie wir damit umgehen und was am Ende von uns bleibt.7 Das Übrige sind Dinge, die bleiben, um sich zu verändern, die abfallen, um wiederzukehren und die dabei abstoßend und anziehend zugleich wirken. Man kann sie als ›Müll‹ bezeichnen, als ›Abfall‹ oder ›Reste‹8, mit sorgenvollem, melancholischem oder schlicht angeekeltem Blick betrachten9 oder in ihnen einen vielversprechenden Rohstoff sehen. Man kann dabei zunächst unterscheiden zwischen kaputten Dingen, die aus ihrem Gebrauch herausgefallen sind, und den intakten, aber nicht mehr genutzten Dingen, die aus der Zeit gefallen, unmodisch oder unpraktisch geworden sind. Weiter sortieren lässt sich das Übrige danach, ob es über genügend Form verfügt, um repariert zu werden oder ob es eingestampft und umgeformt werden kann. Doch solche Unterscheidungen sind wiederum und unweigerlich selbst ephemer und hinterlassen eigene Reste und neues Übriges. Der Versuch, Müll und Übrig-Gebliebenes zu fassen, indem man es festlegt und doch einen finalen Platz dafür findet, scheint nicht am Übrigen interessiert, sondern daran, es zu beenden. In diesem Sammelband geht es daher nicht vorrangig um eine analytische Aufräumarbeit, die ihre Gegenstände vorgefertigten Ordnungssystemen und einer beruhigenden ›Ent-Sorgung‹ zuführt – und die darin selbst zu einer untersuchenswerten Reaktion auf Übrig-Gebliebenes wird. Vielmehr geht es um eine wissenschaftliche Perspektive, die die Dynamiken des Übrigen schätzt, statt sie zu unterbinden. Es gilt zu fragen, wie die

6

Vgl. ibid., S. 1035f.

7

Vgl. Horn, Eva: Zukunft als Katastrophe, Frankfurt a.M.: S. Fischer 2014.

8

Vgl. Becker, Andreas/Reither, Saskia/Spies, Christian (Hg.): Reste. Umgang mit einem Randphänomen, Bielefeld: transcript 2005.

9

Vgl. Kristeva, Julia: Powers of Horror: An Essay on Abjection, New York: Columbia University Press 1982; Cohen, William A. (2005): »Introduction: Locating Filth«, in: Cohen William A./Johnson, Ryan (Hg.): Filth. Dirt, Disgust, and Modern Life, London/Minneapolis: University of Minnesota Press, S. VII-XXIV.

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Dinge übrig bleiben, wie sie erneuert, umgeformt oder vergessen werden und wohin sie dabei kommen. Welche Prozesse durchlaufen, welche Orte besetzen sie und welche Praktiken und Diskurse sind damit verknüpft? Ebenfalls gilt es, die Begriffsrahmen zu reflektieren, in denen sich Phänomene des Übrigen bewegen: ›Abfall‹, ›waste‹ und ›Recycling‹, um nur drei Ausdrücke eines umfangreichen Vokabelreichtums zu wählen, bedeuten jeweils andere Zugänge zum Übrigen und weisen jeweils unterschiedliche Gebrauchsspuren auf. Mit dem Begriff ›Abfall‹ ist zunächst eine dialektische Beziehung aufgerufen. Etwas hat sich abgelöst und verselbstständigt, es ist ›abgefallen‹ von einem Ganzen, das es als latente Bedrohung und Verunreinigung heimsucht. Die drohende Verschmutzung kann dabei gleichermaßen Quelle von Macht sein – zum Beispiel wenn der Müll einer Großstadt für Regierende und Regierte zum politischen Vehikel avanciert10 – als auch Gefühle der Ohnmacht wecken – besonders dramatisch etwa im Fall von Atommüll, der in seiner gefährlichen Langlebigkeit ein eher problematisches Erbe der Menschheit ist11. Als simultan körperliche und metaphorische Verunreinigung kann abfällige Materie sogar das persönliche Seelenheil bedrohen und damit zu einer Art theologischem Gefahrgut werden.12 Der Begriff ›Abfall‹ verweist hierbei auch konkret auf die Bewegung des Fallens und deckt damit versteckte Prozesse sozialer, moralischer und ökonomischer Hierarchisierung auf. Um Abgefallenes wieder einzusammeln, um Übriges wieder zu ordnen, muss man selbst eine Bewegung nach unten vollziehen: Man muss sich bücken und sich der klebrigen Materialität der nicht mehr wohlgeformten Dinge nähern. Wie unter anderem Agnès Varda in ihren Film THE GLEANERS AND I (FR, 2000) zeigt, lernt man in dieser Geste des (Auf-)Hebens und des Sammelns auch die Welt anders zu sehen: Denn das, was abfällt, markiert und problematisiert die unsichtbaren Grenzen von Eigentum, Ordnung und Sinn. In Frankreich ist es beispielsweise legal, auf bereits abgeernteten Weinbergen und Obstplantagen das Übrig-Gebliebene für den eigenen Gebrauch zu sammeln, auch ohne das Einverständnis des eigentlichen bzw. ursprünglichen

10 Vgl. Desai, Renu/McFarlane, Colin/Graham, Stephen: »The Politics of Open Defecation«, in: Antipode 47.1 (2014), S. 98-120; Fredericks, Rosalind: »Vital Infrastructures of Trash in Dakar«, in: Comparative Studies of South Asia, Africa and the Middle East 34.3 (2104), S. 532-548. 11 Vgl. Posner, Roland (Hg.): Warnungen an die Ferne Zukunft, München: Raben Verlag 1990. 12 Vgl. Bayless, Martha: Sin and Filth in Medieval Culture, London/New York: Routledge 2012.

E INLEITUNG

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Eigentümers. Das Abgefallene ist also nicht immer gleich ›Abfall‹, es kann Gefahr, aber ebensogut Sammlerware, Wertstoff oder Kuriosum sein. Das Sammeln und Aufheben des Abfälligen und die damit verbundene Offenlegung von Wert- und Eigentumsverhältnissen finden sich auch im englischen Begriff ›waste‹ wieder. Das Wort lässt an Weggeworfenes und an desolate Landstriche denken, und vor allem an Verschwendung und Verminderung. Doch wie Jesse Goldstein an der Geschichte der englischen Landwirtschaft gezeigt hat, stammt ›waste‹ vor allem von den sogenannten ›common wastes‹, eine bis ins 19. Jahrhundert übliche Form von agrarischem Gemeingut.13 Dieses Brachland, eigentümerlose Wälder und Wegesränder wurden von allen Bewohnern einer kleinen Stadt oder Gemeinde genutzt und waren für viele eine wichtige Lebensgrundlage, bis die Bereiche zunehmend mit Zäunen und Hecken begrenzt wurden und die Idee einer landwirtschaftlich maximal effizienten Nutzung für einen Perspektivwechsel sorgte: Die »common wastes«, als von allen nutzbares Gemeingut, wurden zu einer verschwendeten Ressource umgedeutet, den »wasted commons«. Im politischen Handeln der Gegenwart, das die Folgen übermäßiger agro-industrieller Nutzung nicht mehr ignorieren kann, wird solches Brachland wiederum als sogenannte »Ausgleichsfläche« für den Bau großer Infrastrukturprojekte veranschlagt. Eine ähnliche Logik der Kompensation findet sich auch in EU-Direktzahlungen, die unter dem Begriff des »Greening« die europäische Agrarindustrie auf finanziellem Wege zu Umweltfreundlichkeit verpflichten wollen.14 Derweil haben ganz andere Arten von Brachflächen und Randbereichen in Innenstädten Konjunktur, wo zwischen unklaren Eigentumsrechten, vielfältigen Motivationen und oftmals schwierigen Anbaubedingungen ›urban gardening‹ betrieben wird. Nicht nur aus historischer Sicht zeigt sich damit in den Brachländern und Randzonen ›waste‹ statt als Verschwendung vielmehr als Ort des Potentials, dessen jeweilige Verwirklichung an unterschiedliche Nutzungsformen und nicht zuletzt an ökonomische Interessen gebunden ist.15 Das Übrige ist somit auch in einem topologischen Sinne »zwischen zwei Zuständen«, als eine Randzone, die wechselnde Nutzungsinteressen, Operationen und Wertsetzungen anstößt und offenlegt.

13 Goldstein, Jesse: »Terra Economica: Waste and the Production of Enclosed Nature«, in: Antipode 45.2 (2013), S. 357-375. 14 Vgl. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Umsetzung der EUAgrarpolitik in Deutschland, Broschüre, Berlin 2015 (online). 15 Vgl. Kersten, Jens (Hg.): Inwastement – Abfall in Umwelt und Gesellschaft, Bielefeld: transcript 2016.

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Die Wandlungsfähigkeit des Übrigen effizient nutzen zu wollen, steht auch hinter der Idee des ›Recycling‹ und auch hier werden ideologische Ordnungsmuster und Strukturmodelle sichtbar. Bei der politisch geregelten, gesellschaftlich durchgeführten Wieder-Verwertung, der angeblichen Rückkehr des Übrigen in den Kreislauf der nützlichen und wertvollen Dinge, stehen offenkundig Logiken der Nachhaltigkeit16, der Restlosigkeit und der technischen Bewältigung von Problemen der Verschwendung und Verschmutzung im Vordergrund. Gerade der ›Rest‹ ist etwas, in dem politische, bürokratische und kaufmännische Interessen eng miteinander verbunden sind17 und das Streben nach ›Restlosigkeit‹ lässt leicht an vergangene imperiale Großprojekte denken sowie an den ›Rest der Welt‹, auf den sie oft abzielten. Ein verwandtes Phantasma findet sich in postmodernen digitaltechnischen Lösungsfantasien und Vorstellungen scheinbar verlustfreier und immaterieller Kommunikation – die leider durchaus Berge an materiellem Elektroschrott und metaphorischem Datenmüll produziert.18 Im Kontext des Recycling ist die Restlosigkeit zunächst Teil der ideologischen Dimension von Kreislaufmodellen, die ökonomischem und ökologischem Denken gleichermaßen eine Form von Stabilität und Selbstregulierung suggerieren.19 Problematisch daran ist jedoch, dass diese Stabilität primär der entsprechenden Industrie nutzt, da die alltäglich durchgeführten Recyclingpraktiken der Bevölkerung nur einen verschwindend geringen Bruchteil des Mülls betreffen.20 Mehr noch, eine universelle, unreflektierte Umetikettierung von Müll als Rohstoff trägt dazu bei, einen Diskurs zu schaffen, der effektive Praktiken der Müllver-

16 Vgl. Radkau, Joachim: »›Nachhaltigkeit‹ als Wort der Macht. Reflexionen zum methodischen Wert eines umweltpolitischen Schlüsselbegriffs«, in: Duceppe-Lamarre, François/Engels, Jens Ivo (Hg.): Umwelt und Herrschaft in der Geschichte, München: R. Oldenbourg Verlag 2008, S. 131-136. 17 Vgl. Krajewski, Markus: Restlosigkeit. Weltprojekte um 1900, Frankfurt a.M.: Fischer 2006. 18 Vgl. Gabrys, Jennifer: Digital Rubbish. A natural history of electronics, Michigan: University of Michigan Press 2013. 19 Vgl. Graeber, David: »Afterword«, in: Alexander, Catherine/Reno, Joshua (Hg.): Economies of Recycling. The global transformations of materials, values and social relations, London/New York: Zed Books 2012, S. 277-291. 20 Vgl. Liboiron, Max: »Recycling as a Crisis of Meaning«, In: eTOPIA: Canadian Journal of Cultural Studies (Spring 2010), S. 1-9; Liboiron, Max: »Modern Waste is an Economic Strategy«, in: Discard Studies. Social studies of waste, pollution & externalities, 2014 (online).

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meidung vorwiegend verhindert.21 Es existiert ein Bruch zwischen der öffentlichen Wahrnehmung von Recycling als unhinterfragt gute Tat und der harten Tatsache, dass es sich doch um einen Prozess von ›Down-Cycling‹ handelt, das eben nicht restlos operiert, das stattdessen Energie verbraucht und Materialqualität mindert. Es bewahrt letzten Endes weniger die Umwelt und mehr die moralische Integrität der Recycelnden. Hier zeigt sich nicht nur die Beständigkeit von Müllproblemen, zusammen mit dem Trugbild der Restlosigkeit, sondern wird auch erneut deutlich, welche unterschiedlichen konzeptionellen Zugriffe und Perspektiven unser aller Übrig-Gelassenes ermöglicht und wie essentiell diese Perspektiven für die Auseinandersetzung mit derart Unbeständigem sind. Das Übrige und Übrig-Gebliebene erstreckt sich auf ein Feld, das sich aus Klebrigem und aus Müll, aus Abfall und Resten, Rubbish und Waste zusammensetzt, ebenso wie aus Bestrebungen des Verwertens, Recyclings, des Sammelns oder auch Suhlens. Es taucht an den Rändern verschiedener Disziplinen auf, oft ohne jemals von diesen bedacht zu werden, speist sich aus historischen und sprachlichen, wie auch materiellen und technischen Entwicklungen. Dieses Buch ist daher nicht nur praktisch, sondern auch konzeptionell ein ›Sammelband‹: Die hier versammelten Beiträge sind Auseinandersetzungen mit Müll und dem Übrig-Gebliebenen, aber in ihnen geht es auch darum, unterschiedliche wissenschaftliche Felder zu durchqueren, Forschende aus verschiedenen Disziplinen zusammen zu bringen und den deutschen und internationalen Diskurs stärker zu verbinden. Das Ziel ist es, damit eine Perspektive einzunehmen, die das Übrige in seiner produktiven Unbeständigkeit ernst nimmt, ohne es von vornherein wieder wegwischen und aufräumen zu wollen. Jacques Lacan hat einmal die Verschriftlichungen seiner Seminare – konstituiert aus Mitschriften der Studierenden, verstreuten Artikeln etc. – statt als eine ›Publikation‹ als eine »poubellication« (frz. poubelle: Mülleimer) bezeichnet.22 Hinter dieser Idee der Vermüllung und Verstreuung steht unter anderem eine Idee des Schreibens, das erst durch das Schreiben der Anderen möglich wird. Auch Sammelbände sind zusammen-geschriebene Bücher, die erst in diesem Sinne möglich werden. In ihre Beiträge hat sich immer die stumme Präsenz der ersten Entwürfe, unbewussten Einflüsse und nicht zuletzt der gelöschten oder rekombinierten Ideen und Sätze eingeschrieben, die es nicht alle in die gedruckten Zeilen geschafft haben. Durch die materiellen Eigenschaften des Papiers einer-

21 Vgl. Jensen, D./McMillan, S.: As the World Burns: 50 Simple Things You Can Do to Stay in Denial – A Graphic Novel, New York: Seven Stories Press 2011. 22 Vgl. Porge, Erik: »Instance de la lettre et poubellication selon Lacan«, in: Essaim. Revue de Psychanalyse 33.4 (2014), S. 29-40.

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seits und dem schon vor der Entstehung vertraglich fixierten Termin, an dem die verbleibende Restauflage eingestampft wird, andererseits, ist die Lebenszeit dieses Buches bereits festgelegt. Was allerdings noch nicht bestimmt ist, ist wie unterdessen seine Inhalte und Gedanken gesammelt, umgeformt und verstreut werden. Wir hoffen, dass der Band Gebrauchsspuren an sich und an seinen Lesenden hinterlässt.

B EDINGUNGEN Übrig-Bleiben bedeutet niemals nur, dass etwas verweilt, verbleibt oder überdauert; es beinhaltet stets auch einen Moment des Neuen und des Eigenständigen: Genau darin, dass das Übrige ›noch da‹ oder ›zu viel‹ ist, unterscheidet es sich von seinem Ursprung und seinem Verursachendem. Wenn etwas übrig bleibt, unabhängig davon, ob der jeweilige Rest uns als Menschen letztlich recht ist – als reichhaltiger Überfluss, interessante Spur oder historisches Erbe – oder eher unliebsam – als Müll, Schmutz und Abfall –, dann sind damit ein grundlegender Akt und ein Prozess der Differenzierung angesprochen, die das Übrige erst als Übriges erscheinen lassen. Bei Fragen der Müll-Werdung und des Abfallens, bei Debatten über Recycling und Verschmutzung geht es demnach nie um rein materielle Probleme, sondern immer auch um die Grenzen, Zuschreibungen und Konsequenzen einer epistemologischen Kategorie, an deren Verfertigung die Menschen ebenso teilhaben wie die betroffene Materie. In einem verwandten Kontext schreibt Bruno Latour von der »Reinigungsarbeit«23, dem stets zum Fehlschlag bestimmten Streben der westlichen Moderne, die eigene Welt – und die eigentlich ›hybriden‹ Objekte – fein säuberlich in Kategorien ein- und aufzuteilen, die der modernen Verfassung entsprechen und sie dadurch bewahren. Da jedoch die Welt und ihre hybriden Objekte diesen Versuchen trotzen, produziere dieses Streben immerfort Widersprüche und neue ›Reste‹, mit der schlussendlichen Erkenntnis, dass wir nie oder zumindest nicht in diesem Sinne modern gewesen seien. Vor diesem Hintergrund scheint geboten, den Zustand allgemeiner Vermengung (wieder) zu akzeptieren, ohne eine absolute Klassifizierung von Rest und Rohstoff. Doch lässt sich unser differenzierendes Streben wirklich restlos aufgeben?

23 Latour, Bruno: Wir sind nie modern gewesen. Versuch einer symmetrischen Anthropologie, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2013. Vgl. auch Ghanbari, Nacim/Hahn, Marcus (Hg.): Zeitschrift für Kulturwissenschaften, Heft »Reinigungsarbeit« 1 (2013).

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Folgt man John Scanlan, so ist der angesprochene Akt der Unterscheidung keiner, der lediglich säubert und in binäre Kategorien wie gut und schlecht oder brauchbar und unnütz zerfällt. Vielmehr handelt es sich dabei ursprünglich um die fundamentale Unterscheidung zwischen Figur und Grund, zwischen Einzelwesen und Einheitsbrei: »We only acquire or understand the valuable (or develop ideas of the relationship between the self and the object world) as the result of a galloping retreat from an undifferentiated mass of things (which may also be called ›nature‹ ) that could otherwise swamp us. [...] Garbage is the formlessness from which form takes flight, the ghost that haunts presence.«24

Der Drang zur Differenzierung wäre damit untrennbar verbunden mit unserem Verhältnis zur Welt und unserem Handeln in ihr. Die damit einhergehende (epistemologische) Produktion von Müll und Übrigem wären somit ahistorische Grundlage menschlichen Denkens, weit vor jedem Startpunkt der Moderne – uns bliebe schlicht nichts anderes übrig. Die Diagnosen von Latour und Scanlan verfolgen demnach recht unterschiedliche Perspektiven, sie teilen aber eine wichtige Erkenntnis: Ob vergebliches Bemühen der Moderne oder zeitlose Grundlage des Denkens – oder gar beides –, die Differenzierung selbst ist unabgeschlossen, sie ist ein andauernder Prozess. Das, was wir unter Begriffen wie Müll, ÜbrigGebliebenem oder Resten verstehen, steht nicht fest, sondern ist wandelbar. Das, was wir als Schmutz, Dreck oder Unrat bezeichnen, hat keine inhärenten Eigenschaften, sondern entsteht in einer Akkumulation von jeweils anders bedingten Einzelfällen. Daraus folgt, dass, so wie die Moderne auf ihre Reinigungsarbeit angewiesen scheint, die Kategorien von Müll und Übrig-Gebliebenem ihrerseits auf stetige Verhandlung und Aktualisierung angewiesen sind. Zusammen mit Reinlichkeit und Ordnung – als Kehrseite oder besser: gekehrte Seite der Medaille – bilden sie ein Feld, in dem Materie und Bezeichnungen fortwährend neu erschaffen und begriffen werden und darin in produktivem Sinne unbeständig bleiben. Zu Beginn des Sammelbandes stehen daher zwei Texte, die neben allen materiellen, sozialen und kulturellen Akteuren vor allem auch die zentralen sprachlichen und medialen Aspekte behandeln, die an dieser Unabgeschlossenheit mitwirken und sowohl Bedingungen der Erscheinung von Müll und Übrigem sind, als auch die Bedingungen unseres Zugangs dazu.

24 Scanlan, John: On Garbage, London: Reaktion Books 2005, S. 13-14.

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Thomas Waitz fokussiert in seinem Beitrag das Mediale und den Moment der Unabgeschlossenheit, indem er Müll und vor allem Schmutz durch die Linse des Fernsehens betrachtet, als einem ebenfalls problematischen, in gewissem Sinne unbestimmten und auf immer neue Re-Aktualisierung angewiesenen Mediendispositiv. Die Frage ist dabei einerseits, inwiefern Fernsehen an der Darstellung von Schmutz und an seiner visuellen wie konzeptionellen Bestimmung beteiligt ist – was also das Fernsehen vom Schmutz ›weiß‹ – und andererseits, wie Fernsehen konkreten und metaphorischen Schmutz für sich selbst produktiv macht, als Inhalt nutzt, und in den Dienst einer Selbstbeschreibung und Strukturgewinnung stellt – unter anderem in Anlehnung an Zygmunt Baumans und Bruno Latours Beobachtungen über die Moderne. Den Kern der Überlegungen bildet eine Auseinandersetzung mit einem Fernsehbeitrag der WDR-Sendung AKTUELLE STUNDE, der über einen sog. ›Videojunkie‹ berichtet, dessen immense Sammlung von VHS-Kassetten eine städtische Aufräumaktion nötig machte. Waitz zeigt, wie hier das Fernsehen gesellschaftliche Ordnung und Unordnung, Schmutz und gleichzeitig auch sich selbst bearbeitet. Als eine ›Agentur der Ordnung‹ erzählt das Fernsehen Narrative der Säuberung und Verschmutzung und verhandelt darüber soziale und kulturelle Wertsetzungen, während es gleichzeitig selber in mehrerer Hinsicht ›schmutzig‹ ist: Ihm haften Assoziationen der sozialen Wertlosigkeit und kritische Zuordnungen zur Kulturindustrie an, es ist in Struktur und Inhalt brüchig und steht in diskursiver Spannung zu seinem Publikum. Anhand dieser Wechselverhältnisse zwischen Schmutz, d.h. Übrig-Gebliebenem und Residualen, und Fernsehen legt Waitz damit praxisnah dar, wie Müll als medialer Effekt begriffen werden kann, wie er für und von Medien produktiv gemacht wird und – mit grundlegender Bedeutung für die weiteren Beiträge – wie die eigenwillige Produktivität von Müll genau darauf beruht, soziale Dynamiken, mediale Praktiken und diskursive Bestimmungen stets aufs Neue herauszuforden. Franziska Reichenbecher stellt diesem medialen Fokus daraufhin eine umfangreiche philologische Perspektive an die Seite. Es ist leicht ersichtlich, dass Müll und Übrig-Gebliebenes nicht nur in materieller Hinsicht vielfältig und klebrig-verformbar sind; sie eröffnen auch sprachlich ein fruchtbares Feld verschiedenster, oftmals assoziativ geladener, Ausdrücke: von mechanischer ›Expulsion‹ und medizinischen ›Ausscheidungen‹ bis hin zu ekliger ›Scheiße‹. Nicht zuletzt Walter Benjamin weist darauf hin, dass solche Bedeutungsfelder von Begriffen, und vor allem auch ihre Übersetzungen in unterschiedliche Sprachen, ein produktiver Raum sind, in dem sich Werke und Gedanken stets neu

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entfalten können.25 Dieser Einsicht vollends gerecht werdend, taucht Reichenbecher ein in Michel Serresʼ Der Parasit – dem französischen Original als auch den deutschen und englischen Übersetzungen – und entfaltet dessen Theorie der Aneignung von Raum durch (exkrementelle) Verschmutzung. Serres nimmt an, dass eigenverursachte Verschmutzung in einer Ablehnung des Verschmutzten durch andere resultiert und darin das Konzept von Eigentum bzw. Eigentumsrechten begründet liegt, eine Annahme, die sich in ähnlicher Form bei Dominique Laporte wiederfindet26. Reichenbecher nutzt diesen Ausgangspunkt, um Serres als Theoretiker des Übrigen und des Mülls zu gewinnen, aber auch, um detailreich die Spannungsverhältnisse von Exklusion und Inklusion, von Expulsion und Aneignung zu verhandeln, die Müll und (körperliche) Reste als etwas erweisen, das gerade in seiner Differenzierung und affektiven Ablehnung produktiv und äußerst aktiv werden kann. Der Beitrag liefert damit über die Auseinandersetzung mit Serres hinaus einen wichtigen Kontext in diesem sprachlich und rhetorisch äußerst sensiblen Themenbereich und eröffnet Verbindungen zu zahlreichen anderen Autoren, nicht zuletzt zu Rosie Cox und Petra Beck in diesem Band.

I N G ESELLSCHAFT

MIT DEM

Ü BRIGEN

Müll, Reste und Schmutz provozieren Ordnungs- und Reinigungsbemühungen und sind zugleich ihr Resultat. Der Müll auf der Halde ist da, »wo er hingehört« und lenkt die Aufmerksamkeit auf die wirksamen Systeme und Infrastrukturen der Entsorgung. Doch seine Masse wuchert, der Wind trägt den Gestank zurück in die Siedlungen, das Regenwasser rinnt durch die Reste, verwäscht aufs Neue die Grenzen zwischen Unrat und Erde. Während im Innern des Müllhügels Mikroorganismen Materie verdauen und in bedrohlich mobile (Schad-)Stoffe verwandeln, beansprucht das Entsorgte und Ausgestoßene erneut seine Rolle als politischer und sozialer Akteur in Gesellschaft mit Menschen. Müll ist zwar das Ergebnis von Ordnungsbemühungen, führt dabei aber zugleich das Scheitern von Versuchen der absoluten Trennung und Grenzziehung vor Augen. Ihn als passives Ergebnis von menschlichen Differenzierungspraktiken zu fassen, greift zu kurz, denn er behält ein aktives, transgressives Potential und produziert unabsehbare Effekte, die zu neuen Ordnungsmechanismen herausfordern. Wie Jane

25 Vgl. Benjamin, Walter: »Die Aufgabe des Übersetzers«, in: ders.: Gesammelte Schriften. Bd. IV/1, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1972, S. 9-21. 26 Vgl. Laporte, Dominique: History of Shit, Cambridge, London: The MIT Press 1993.

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Bennett mit einem Ausschnitt aus Robert Sullivans Meadowlands zeigt, ist Abfall vitale Materie: »The […] garbage hills are alive […].«27 Mensch und Materie sind in lebhaften Beziehungen miteinander verflochten, oder verklebt. Deshalb könne Müll niemals wirklich weg-geworfen werden, so Bennett. Praktiken der Müllentsorgung stellen Neuverhandlungen von Beziehungen zwischen Menschen und Dingen dar. Durch Formen materieller und diskursiver Grenzziehung sind Systeme, Infrastrukturen, Körpertechniken, Technologien, Praktiken und Gewohnheiten im Umgang mit Müll in der Konstituierung und prekären Unterscheidung von menschlichem Subjekt und überflüssigem Objekt eingebunden. Mensch und Müll sind wechselseitige Effekte ihrer Relationen. In gesellschaftlichem Maßstab strukturiert Müll soziale Beziehungen und Hierarchien. In individuellem Maßstab konstituiert sich das Selbst durch Aushandlungen, an welche Dinge es sich bindet und welche Bindungen es löst. Praktiken der Reinigung und Entsorgung müssen deshalb auch als Praktiken der Subjektivierung begriffen werden. Nicht umsonst versprechen Aufräum-Ratgeber wie Marie Kondos Magic Cleaning nicht nur eine saubere Wohnung, sondern daran geknüpft eine »aufgeräumte Seele« und ein »verändertes Leben«: revitalisiertes Liebesglück, Erfolg im Job, körperliche Fitness – kurzum: ein besseres Selbst.28 Doch die persönlichen und gesellschaftlichen Relationen zu Müll können höchst unterschiedlich sein. Es gibt ganz verschiedene Weisen und Anweisungen mit Dingen zu leben, deren ontologischer Status zur Disposition steht, sobald sie aus Nützlichkeitszusammenhängen herausfallen. Auch wenn Aversion und Ekel das auszeichnende Verhältnis des modernen Subjekts zu Dreck und Abfall beschreiben, sind völlig andere, situativ veränderliche Relationen denkbar. Andere Relationen, die selbstverständlich erscheinende Ordnungen des Sozialen problematisieren und völlig umstrukturieren können. Müll und Schmutz sind nicht nur Zeugnisse einer Unterscheidung zwischen gewünschter und unliebsamer Materie, sondern haben Anteil an der Organisation und Legitimation wesentlicher Dichotomien moderner Gesellschaften, die durch eingeübte Praktiken und Gewohnheiten, Architekturen und Infrastrukturen zum Umgang mit Abfall realisiert werden. Rosie Cox zeigt, dass auch soziale Kategorien wie race, class und gender sowie ihre hierarchischen Beziehungen durch

27 Bennett, Jane: Vibrant Matter. A Political Ecology of Things, Durham, London: Duke University Press 2010, S. 6. 28 Vgl. Kondo, Marie: Magic Cleaning: Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert, Reinbek: Rowohlt 2013; Kondo, Marie: Magic Cleaning 2: Wie Wohnung und Seele aufgeräumt bleiben, Reinbek: Rowohlt 2014.

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Nähe und Distanz zu Abfall strukturiert werden. Sie nimmt dazu den Umgang mit höchstpersönlichem Schmutz im privaten Haushalt unter die Lupe und geht der Frage nach: Wer muss die Drecksarbeit machen? Bis heute übernehmen mehr Frauen als Männer die schmutzigsten Aufgaben in der eigenen Wohnung und überwiegend migrantisierte Frauen und Women of Color kümmern sich als Putz- und Haushalts- oder Pflegekräfte um den privaten Schmutz ihrer mehrheitlich weißen bürgerlichen Arbeitgeber_innen. Mit dem Aufbau des modernen Staates wird Schmutz zum Faktor in der Strukturierung sozialer Hierarchien: Wie Cox im Anschluss an Gay Hawkins zeigt, vollziehen sich urbane Reformen als groß angelegtes Grenzziehungsprojekt zwischen privater und öffentlicher Sphäre. Kanalisationssysteme und Hygieneerziehung der Arbeiterklasse verbannen den Dreck von den Straßen und verlegen die Verantwortung für den Abfall ins Individuelle, Private und Unsichtbare. Schmutz wird dabei zum moralischen Problem. Das moderne, respektable Subjekt entsteht in größtmöglicher Abgrenzung zum eigenen Dreck. Der Umgang mit persönlichem Unrat vollzieht sich in Verborgenheit und kreiert so die Diskretion privater Häuslichkeit. Cox führt anhand von Reform- und Erziehungsmaßnahmen in den ehemaligen Kolonien und in den USA des späten 19. Jahrhunderts vor, wie Weißsein per se mit Reinlichkeit und Zivilisiertheit assoziiert wird, nicht-weiß rassifizierte Menschen demgegenüber als unsauber, unzivilisiert und unmoralisch gelten. Rassifizierungen finden durch die Assoziierung mit Schmutz statt. Hygienische Standards und soziale Ordnung werden damit zur Legitimation rassistischer Menschenführung. Auf paradoxe Weise reproduziert sich die hierarchische Strukturierung sozialer Beziehungen durch Nähe und Distanz zu Abfall in jedem Verhältnis zwischen Arbeitgeber_in und Haushaltshilfe. Auf der einen Seite ist – wie Rosie Cox zeigt – eine sich selbst begründende Hierarchisierung am Werk: Die rassistisch unterstellte Nähe zu Schmutz legitimiert den niedrigen Status von z.B. migrantisierten schwarzen Frauen aus der Arbeiterklasse; ein niedriger Status legitimiert wiederum die Nähe zum Schmutz und somit die Reinigungstätigkeit für andere. Auf der anderen Seite ist die »überlegene Reinlichkeit« der Arbeitgeber_innen abhängig von der Arbeit der als schmutzig stigmatisierten Hände. Damit ist zugleich ein Abhängigkeitsverhältnis angesprochen, das wiederum auf das transgressive Potential des Übrigen verweist. Denn der Umgang mit dem Dreck ihrer Arbeitgeber_innen verleiht den Bediensteten eine gewisse Macht über sie. Da die Grenzziehung zwischen privat und öffentlich, schmutzig und reinlich, vulgär und respektabel von ihrer Hände Arbeit gewährleistet wird, können auch sie die Differenz in jedem Moment zusammenbrechen lassen: buchstäblich schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit waschen. Cox schließt mit ei-

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ner Perspektive auf das Übrige, das nicht nur soziale Hierarchien strukturiert, sondern immer auch die Möglichkeit der Restrukturierung in sich trägt. Auch im Beitrag von Petra Beck geht es um Praktiken und Infrastrukturen, die eine ambivalente Distanz zum Übrigen herstellen. Sie unternimmt eine ethnographische Untersuchung von Self-Storage-Häusern, die sie Restopia nennt: Orte für Dinge. In großen innerstädtischen Gebäuden werden mietbare Parzellen zur privaten Einlagerung von Dingen angeboten. Hier sammeln, akkumulieren und horten Menschen in einer von Mobilität und rascher Veränderung geprägten Konsumgesellschaft jenen materiellen Überschuss, der in knapp gewordenem Wohnraum und flexiblem Lebensstil keinen Platz mehr findet und trotzdem noch nicht weggeworfen werden kann. Die Dinge treten hier ein in einen ontologischen Schwebezustand: Schrott oder Schatz? Sie sind zwar überflüssig geworden, aus einem Nutzungszusammenhang herausgefallen, sie sind vielleicht ersetzt worden und haben ihren selbstverständlichen Platz in einem Lebenszusammenhang mit Menschen und anderen Dingen eingebüßt. Zu Müll werden sie aber nicht so einfach. Ent-Sorgung ist ein komplizierter Prozess. Das Selbst in Self-Storage unterhält meist enge, sentimentale Beziehungen mit den Objekten, deren kategorialer Status zur Disposition steht. Mit den Dingen lagert das Subjekt auch Teile seiner selbst ein. Die Aushandlung zwischen Sammeln, Behalten und Entsorgen wird zur biographischen Tätigkeit. Self-Storing entwickelt daher ganz eigene Zeitlogiken, knüpft enge Bande mit der Vergangenheit und hegt einen festen Glauben an die Zukunft. Ebenso installieren Self-Storage-Häuser ganz eigene räumliche Bezüge. Sie ziehen materielle Grenzen zwischen Privatheit und Öffentlichkeit und installieren einen Abstand zwischen Eigentümer_in und ihren Dingen, der einen Raum zur Neuverhandlung oder Auflösung sozialer Beziehungen zwischen Menschen und Dingen schafft. Dieser stellt zugleich eine Extension und Quasi-Amputation des Selbst dar. Von Eigentümer_innen im Stich gelassener Container-Inhalte, die der Zwangsentsorgung preisgegeben werden müssen, bezeichnet Beck dann auch treffenderweise als »Häutung«.

E IGENSINNIGES UND E IGENSINNLICHES – ÄSTHETISCHE D YNAMIKEN DES Ü BRIGEN Für den Bereich der Ästhetik und künstlerische Praktiken wird das Übrige durch seine materielle Eigensinnigkeit und Eigensinnlichkeit interessant. Das Übrige, das an den Händen kleben bleibt, sich in der Ecke des Ateliers chaotisch auftürmt oder Speicherplatz frisst, liefert den Stoff aus dem sich Unerwartetes ergibt und der gewohnte Handlungs- und Wahrnehmungsmuster verschieben

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kann. In diesem Sinne lässt sich dabei das »Re-« als ästhetisches Präfix des Übrigen begreifen. Künstlerische Bewegungen wie Appropriation-Art, Arte Povera oder Praktiken des Remix29 und Mashups30 spielen mit Re-Integration und ReKombination und überlassen die Schaffung neuer Wahrnehmungs- und Bedeutungszusammenhänge der kreativen Kontingenz und Resistenz des Übrigen. Die ästhetische Dynamik, die vom Übrigen ausgeht, besteht darin, die identitäre Einheit und deren klare Grenzen durch eine Re-Integration des Verstreuten, Äußeren und Randständigen zu irritieren. Die Spannungen und Ambivalenzen, die durch das Übrige entlang der Fragen von Form und Struktur entstehen, spiegeln sich nicht zuletzt auch in der affektiven Dynamik der Anziehung und Abstoßung, wie sie beim Ekelhaften vielleicht am deutlichsten spürbar wird. Versteht man das ästhetische Präfix des »Re-« im Sinne von Gilles Deleuze als eine differenzielle Wiederholung, die auf die Emergenz des Neuen angelegt ist31, fordert der künstlerische Umgang mit dem Übrigen auch zu einem neuen Modell des Sinns heraus. Gegenüber der Dichotomie von Konstruktion und Dekonstruktion hat JeanLuc Nancy aus einer technikphilosophischen und anthropologischen Perspektive ein Modell des Sinns vorgeschlagen, das er als »Struktion« bezeichnet (von »struo« für »anhäufen« oder »aufhäufen«).32 Technik ist für Nancy nicht das Andere der Natur, sondern eine der menschlichen Natur inhärente Notwendigkeit. Weil die Technik sich somit aus der Natur kommend auf diese selbst zurückbezieht, versucht Nancy mit dem Begriff der »Struktion« die Dichotomien von Natur und Kultur sowie Mensch und Technik durch ein relationales, ›ökotechnisches‹33 Denken in Wechselbeziehungen zu ersetzen: »Sie [die Technik] lädt dazu ein, eine Struktion in Betracht zu ziehen: die nicht koordinierte Gleichzeitigkeit von Dingen oder Wesen, die Kontingenz ihrer Kozugehörigkeiten, die Streuung im Wuchern von Aspekten, Arten, Kräften, Formen, Spannungen und Intentionen (Instinkten, Trieben, Projekten, Elanen). In dieser Fülle macht sich keine Ordnung

29 Vgl. Gunkel, David J.: Of Remixology: Ethics and Aesthetics after Remix, Cambridge (Mass.)/London: MIT Press 2015. 30 Vgl. von Gehlen, Dirk: Mashup. Lob der Kopie, Berlin: Suhrkamp 2011. 31 Vgl. Deleuze, Gilles: Differenz und Wiederholung, aus dem Französischen von Joseph Vogl, München: Wilhelm Fink Verlag 2007. 32 Vgl. Nancy, Jean-Luc: »Von der Struktion«, in: Hörl, Erich (Hg.): Die technologische Bedingung. Beiträge zur Beschreibung der technischen Welt, Berlin: Suhrkamp 2011, S. 54-73, hier: S. 61. 33 Ibid., S. 66.

24 | CHRISTIANE L EWE, TIM OTHOLD, NICOLAS O XEN über die anderen geltend: Sie scheinen alle – Instinkte, Reaktionen, Reizbarkeiten, Konnektivitäten, Gleichgewichte, Katalysen, Stoffwechsel – dazu bestimmt, sich ineinander zu verfangen, wechselseitig zu erfassen, sich gegenseitig aufzulösen oder sich miteinander zu vermischen und durcheinanderzugeraten.«34

Als »Struktion« wird »Sinn« nicht produziert, sondern er häuft sich an und bildet dabei ein unauflösbares Knäuel aus Dynamiken und Akteuren in dem »keine Ordnung über die andere geltend« gemacht werden kann. Wie beim Übrigen sind hier der Haufen und das Knäuel dem sauber strukturierten Sinn vorgängig und die unvorhersehbaren, ungeordneten Dynamiken des Verfangens und Vermischens stehen einer klar gerichteten Intentionalität entgegen. Künstlerische Praxis weiß um die Eigensinnlichkeit ihres Materials und ästhetisches Denken um die Eigensinnigkeit von Kunst. Statt einer Trennung, kann damit eine Auseinandersetzung mit dem Übrigen entstehen. Der Beitrag von Léa Perraudin beschäftigt sich nicht nur mit einer ungeordneten Anhäufung, einer klandestinen Ansammlung von Plastikmüll im Nordpazifik, sondern auch mit der Möglichkeit, durch eine ästhetische Perspektive und spekulatives Denken die Dichotomie von Natur/Kultur zu unterlaufen. Im Zentrum von Perraudins Text steht dabei die Arbeit An Ecosystem of Excess (2014) der Künstlerin Pinar Yoldas, die den sogenannten ›Great Pacific Garbage Patch‹ als Ausgangpunkt für ihre ästhetische Spekulation über ein hybrides Ökosystem nimmt. Plastik ist darin ein zentraler Stoff, der selbst die Grenzen zwischen Natur und Kultur in Frage stellt, wie es aus dem Netz von Perraudins historischen und theoretischen Bezügen deutlich wird. Als erster Kunst-Stoff und artifizielles Kind der Petrochemie steht Plastik, wie aus dem Nichts erschaffen, natürlichen Ressourcen entgegen und suggeriert gleichzeitig durch seine »Plastizität«, seine Formbarkeit und Wandelbarkeit, eine quasi-organische, vitale Substanz zu sein. Pinar Yoldas’ fiktives Ecosystem of Excess wird von Koevolution und Hybridisierung bestimmt. Die Plastiksuppe im Nord Pazifik wird in einer ihrer Installationen mit der Ursuppe und der Entstehung des Lebens assoziiert. Sogenannte »Plastivoren« fressen darin giftige Polymere, es entstehen im Wortsinne neue »Lebens-Formen« und Seevögel wechseln durch verdautes Plastik ihre Farbe. Was angesichts der realen Verschmutzung der Meere wie ein böser Scherz erscheinen mag, ist, wie Léa Perraudins Text zeigt, ganz im Gegenteil ein Weg zur Lösung solcher ökologischen Probleme. Gerade der Wechsel in ein ästhetisches und spekulatives Denken ermöglicht es, die Umwelt in einem konsequent ökologischen Sinne als ein Gefüge aus wechselseitigen Beziehungen zu

34 Ibid., S. 62.

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betrachten und bei der Lösung von Umweltproblemen nicht auf die menschliche Perspektive allein zu vertrauen. Für Perraudin wird eine solche Abkehr von einem humanzentrierten Blick im sogenannten ›Anthropozän‹ wichtig, einem geologischen Zeitalter, das durch die bleibenden geologischen Spuren menschlicher Aktivität auf der Erde bestimmbar ist. »Heute bin ich mal auf dem Fleck gewesen, wo die Aschenmänner den Müll [...] hinbringen. Donnerwetter, war das schön [...]! Morgen bekomme ich einige interessante Gegenstände von diesem Müllhaldeplatz zur Ansicht oder als Modelle [...]. Heute Nacht werde ich wahrscheinlich davon träumen.« (Vgl. Beitrag von Claudia Tittel)

Diese Begeisterung für das Übrige äußert Vincent van Gogh 1883 in einem Brief an einen Freund. Claudia Tittel nimmt van Goghs Brief als Dokument des Beginns einer künstlerischen Aneignung des Übrigen und unternimmt in ihrem Beitrag einen ebenso faszinierenden Rundgang zwischen den Müllprojekten der Kunstgeschichte. Dabei zeigt sie, mit welcher Kraft das Übrige nicht nur Künstler_innen inspiriert, sondern auch die Grenzen der Kunst hartnäckig herausfordert und wieder neue Fragen an die Orte, Formen und Zeitlichkeiten der Kunst stellt. Frank Stellas Schrottskulpturen auf dem Campus der Universität in Jena, bei denen Tittel beginnt, ziehen nicht nur skeptische Blicke auf sich, sondern auch überflüssige Gegenstände an sich. ›Schrott‹ ist eine besonders ambivalente Ressource für die Kunst, weil sie Prozesse der Verformung und Umformung reflektiert. Geht es bei Frank Stella stärker um die Frage der Komposition von Gefundenem und Geformtem, so Tittel, fasziniert den amerikanischen Künstler John Chamberlain die Rohheit des Materials und dessen zufällige Verformung durch den Autounfall. Nicht die zufällige Form des Unfalls oder die ursprüngliche Form des Autos, sondern die neue Form des gepressten Wracks interessiert wiederum den französischen Künstler César, der seine »Compressions« auch als Kritik am Auto als Statussymbol versteht. Neben Formfragen provoziert und problematisiert das Übrige auch die Grenzen zwischen Kunst und Gesellschaft. Wie Claudia Tittel in ihrem Beitrag zeigt, geht es dabei ganz konkret um die ordnende und schützende Funktion von Museums- und Galeriewänden. Ausräumen! – war Yves Kleins Statement für den White Cube. Für seine Ausstellung Le vide hatte er 1957/8 den Ausstellungsraum einer Pariser Galerie nicht nur von allem Überflüssigen, sondern auch von der Kunst selbst gereinigt. Auffüllen! – ist etwa zwei Jahre später die Antwort des Künstlers Arman, der für seine Aktion Le Plein denselben Galerieraum, den Klein ausgeräumt und weiß gestrichen hatte, mit Pariser Stadtmüll füllen ließ.

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Das Übrige stellt hier Fragen an die institutionelle Reinigungsarbeit rund um das Kunstwerk und thematisiert darüber hinaus die Säuberung und Verunreinigung innerhalb ästhetischer Rezeptionsprozesse. Mierle Laderman Ukeles hat schließlich die Räume der Kunst direkt auf die New Yorker Mülldeponie verlegt und für Besucher dort einen Besichtigungstunnel graben lassen. Dass das Übrige neben Fragen der Form und des Ortes auch Fragen der Zeitlichkeit stellt, zeigt Claudia Tittel anhand von Andy Warhols »Time Capsules«, die eine Sehnsucht nach modernistischer Leere und Beseitigung des Überflüssigen erkennen lassen, damit aber gleichzeitig selbst zum Archiv werden. Gegen das Bleiben der Kunst und des Werks selbst wendet sich schließlich Dieter Roth mit seinen »Schimmelbildern«, was wiederum dazu führt, dass sich Kuratoren und Restauratoren hartnäckig an der Konservierung von Roths eigenem Werk abarbeiten. Die ästhetische Kraft des Übrigen liegt in seiner Eigensinnigkeit und Eigensinnlichkeit und in den fortlaufenden Un- und Umordnungsprozessen innerhalb derer es abfällt, sich anhäuft, übrig bleibt und wiederkehrt.

Z UR P RODUKTIVITÄT DES Ü BRIGEN : P RAKTIKEN DES E NT -, V ER - UND W EG -W ERFENS In ihrem Buch The Ethics of Waste schildert Gay Hawkins wie eine Szene aus dem Film American Beauty, in der eine Plastiktüte im Wind tanzt, ihre Sympathien für ein Objekt weckte, das sonst als Abfall nur Ekel und Aversion hervorruft und sogar als negative Ikone schlechthin für die Verschmutzung der Umwelt durch Plastikmüll steht. Die Filmszene holt das Objekt heraus aus einem einseitigen, durch und durch moralisierenden Diskurs, der Müll als immer schon schlecht und schuldbeladen zeichnet und dadurch den Blick auf materielle Transformationen und verschiedene, ambivalente Weisen, mit Dingen zu leben, blockiert.35 Hawkins gründet dieses belastete Verhältnis zum Übrigen auf einen spezifisch Ethos der modernen Konsumkultur, der auf die Fähigkeit zu entsorgen, auf Distanz und Verleugnung gründe und sich durch eingeübte Praktiken im Umgang mit Müll, Schrott und Dreck äußere.36 Habitualisierte Verschwendung und ein Restlosigkeitsstreben gehören hier untrennbar zusammen und hängen an einem Kultur-Natur-Dualismus, nach dem Müll als menschgemachte Plage über die unveränderlich unschuldige und reibungslose Natur hereinbricht. Jennifer

35 Hawkins, Gay: The Ethics of Waste: How We Relate to Rubbish, Lanham: Rowman and Littlefield 2006, S. 21ff. 36 Ibid., S. 24ff.

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Gabrys entwirft in ihrem Buch Digital Rubbish hingegen eine andere Naturgeschichte, in die Abfall, insbesondere Elektromüll als unabdingbare Materialisierung re-integrierbar wird. Sie plädiert für eine »garbage imaginery«, die sich den Politiken und Poetiken von Materie sowie ihren Transformationsprozessen zuwendet: »In dirt, there is potential.«37 Eine solche Perspektive auf Prozesse der De- und Re-Stabilisierung von Materie nimmt auch ihre multiplen Verflechtungen mit technologischen, ökonomischen, politischen, sozialen Praktiken und Akteuren in den Blick, die einfache Natur-Kultur-Unterscheidungen überschreiten. Entwurfspraktiken, die am Kaputten, am Gescheiterten, am Übrigen ansetzen, statt solche Prozesse der Dematerialisierung zu distanzieren und zu leugnen, erlauben ganz neue materielle Relationen. Ein Beispiel für vom Müll motivierte Entwurfspraktiken gibt Stefan Laser in seinem Beitrag über die Entwicklungsgeschichte modularer Smartphones. Aufgrund ihres integrierten Systems, das es überhaupt erst ermöglicht aus Handys Kompaktcomputer zu machen, lässt sich in aktuell erhältlichen Geräten ein kaputtes Teil nicht vom funktionierenden Rest lösen. Die monolithischen Devices verschließen sich gegen Reparatureingriffe und werden nach relativ kurzer Lebensdauer vollständig obsolet. So tragen sie massiv zur kritisch proliferierenden Elektroschrottmasse bei – die materielle Kehrseite der »immateriellen« UserErfahrung mit digitalen Technologien. Durch die Linse der Akteur-NetzwerkTheorie zeigt Laser wie sich am Problem des e-waste ein ›leidenschaftliches Interesse‹ (Gabriel Tarde) entzündet: ein Kollektiv aus Konsument_innen, Social Media Plattformen, einem niederländischen Designstudenten und seinem Youtube-Video, einer interessierten Öffentlichkeit aus User_innen, Expert_innen, Journalist_innen stoßen eine emphatische Debatte über alternative Konfigurationen von Smartphones an, die rasch von Unternehmen wie Google aufgegriffen und in einen konkreten offenen Entwicklungsprozess überführt wird. Verschiedenste menschliche und nicht-menschliche Akteure fügen sich zusammen zu einem product-to-be, in das der not-yet-existing-waste schon eingebaut ist. Ein aus Phonebloks modular zusammengesetztes Smartphone bedenkt die Möglichkeit des Abfallens bereits mit: Kaputte oder nutzlose Module können einfach ausgetauscht werden. Der Elektroschrott wird damit selbst zum Akteur im Entwurfsprozess und neue Relationen zum Übrigen werden erprobt, die weitreichende potentielle Veränderungen nach sich ziehen: neue Ökonomien, Märkte und Verwertungsketten, neue technologische Standards und andere Formen von Eigentum. Das Smartphone verliert seine Einmaligkeit und Abgeschlossenheit,

37 J. Gabrys: Digital Rubbish, S. 155.

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ist vielmehr offen für permanente Transformation, in deren Prozess obsolete Teile abgestoßen werden wie tote Hautschuppen. Der Vision nach wird ein so zusammengesetztes Smartphone nie in Gänze obsolet. Doch Laser verdeutlicht auch, wie prekär die Entität eines modularen Smartphones noch immer ist. Wie nicht verbundene Phonebloks zu Unfunktionalität verdammt, stagniert derzeit die Interaktion der Akteure und damit der Entwicklungsprozess. Zur Reduktion des Elektroschrottbergs haben die Phonebloks bisher nicht beitragen können, im Gegenteil. So mag auch für das modulare Smartphone letztlich Jennifer Gabrys Beobachung gelten: »When proposals are made for a ›solution‹ to the waste ›problem‹, waste is often displaced back into the same productive mechanism that produced waste in the first place.«38 Heterogene Akteure in neuen Entwurfspraktiken sind auch Thema in Johannes Wardas Beitrag. Er geht einer Ideengeschichte des Gebäuderecylings in der Architektur des 20. Jahrhunderts nach, die sich zwischen konservativer Denkmalpflege und konsumkritischen Recycling-Ambitionen aufspannt. Ausgangspunkt ist auch hier eine Fokusverschiebung der Architekturdiskurse auf die Materialität von Gebäuden, die erst durch ihren Verfall wieder in den Blick rückt. Was tun mit dem gebauten Übrigen? Warda zeigt wie diese Frage in den 1960ern für ganz verschiedene Positionen anschlussfähig wird: Konservative Erhaltungsanliegen, die sich aus denkmalpflegerischer Tradition, nostalgischer Sehnsucht und einer heritage industry speisen, verbinden sich mit Modernekritik, Sozialpolitik und ressourcenökonomischem Umweltbewusstsein und münden in einer postmodernen entwerferischen Praxis der Wiederverwendung, die sich den Bestand zum Rohstoff für Neues macht. Vormals geschmähte Praktiken des Umbaus entwickeln eine neue Ästhetik transformativer Architektur, die die Grenzen zwischen Neu- und Altbau, zwischen Restauration, Reparatur und Reanimation verschwimmen lässt. Aus dem Bauen wird ein kontinuierliches Weiterbauen. Der Verfall motiviert hier eine gänzlich am Übrigen orientierte Entwurfspraxis.

R EFERENZEN Bayless, Martha: Sin and Filth in Medieval Culture, London/New York: Routledge 2012. Becker, Andreas/Reither, Saskia/Spies, Christian (Hg.): Reste. Umgang mit einem Randphänomen, Bielefeld: transcript 2005.

38 Ibid., S. 150.

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Introduction C HRISTIANE L EWE , T IM O THOLD , N ICOLAS O XEN

Remains don’t just ›stick around‹, they stand out: They persevere and pile up, they push from the edges of our attention into its center and thereby challenge ontological boundaries of material worlds. The pure act of remaining always includes a form of resistance; it attests to a certain individualism that denies a clean division between subject and object. Toward the end of Being and Nothingness, Jean-Paul Sartre encounters a substance that is similarly ambivalent and unruly: the slimy (le visqeux).1 Like the remaining, the slimy seems to have a will of its own and disrupts a sense of distance between world and subject. Overflowing paper baskets and dirty fridges are not only able to develop a life of their own, becoming repelling as well as withstanding all attempts at order and hygiene. They can also invoke a strange sense of wonder about the refused, the used and the temporary. The slimy, along with the remaining, subverts rigid classifications: Trying to label a substance that is decomposing at the back of the fridge is disgusting. It is also, in a more abstract way, an attempt at ontological differentiation in the face of ambivalence and transformation. Sartre calls the slimy a »substance between two states«, that is between liquidity and solidity. Slime thus undermines established categories: It does not flow, it thickens and slows. It is unstable. Attempts at shaping it result in squishing it, and end with the slime, inevitably, sticking to your fingers. That which remains is not necessarily slimy, but is equally hard to get rid of as it always seems to escape any categorization.

1

Sartre, Jean-Paul: Being and Nothingness; an essay on phenomenological ontology, Translated and with an introd. by Hazel E. Barnes. New York: Washington Square Press 1966.

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To exist in a state of in-betweenness is, according to Michael Thompson, also central to ›rubbish‹. In his Rubbish Theory he argues that the ›life cycle‹ of objects is not just determined by their material durability, but by social conceptions of value.2 Between transient objects, that depreciate, and durable objects, that over time appreciate in value, there is rubbish. It is the category of the valueless, that enables objects to transfer between the other categories. Rubbish in this sense is unnoticed in the social determination of value, but remains incorporated in it, as Thompson illustrates in the beginning of his book regarding a used tissue, carried around in one’s pocket as a simple matter of course. As rubbish, objects exist in a limbo from where they can re-enter the cycle of value anytime – as can be seen in vintage and retro trends. Thompson and Sartre thus both deal with states of in-betweenness and yet Thompson’s notion of rubbish – with surprisingly tidy categories and neat diagrams – is far removed from anything slimy. This becomes especially clear when Sartre, drawing on Bachelard, describes his theory as a »psychoanalysis of things«3, and by italicizing »things« points to a change in perspective: Sartre is not interested in psychological projections we attach to things, but in the things themselves and their powerful independence. These independent and willful things are not just – and in more than one way – slimy, they also together with rubbish fall under the notion of ›Remains‹. As things that remain, they are not only affected by changing conceptions of value, they produce their own dynamics of time and space and afford practices of cleaning and storing: The ›Remaining‹ can be collected as a memento, stored as a potential resource; it, seemingly by itself, piles up in cellars and attics, accumulates in landfills and gets swept up on beaches. It provokes questions about how and what we leave behind, how we handle it and what will ultimately remain of us.4 The ›Remaining‹ are things that persist through change, that drop away only to return and that repulse and attract at the same time. They can be termed ›waste‹ or ›rubbish‹ or ›remainders‹5, they can be thought of with worry, melancholy or sheer disgust6, or they can be viewed as a promising resource.

2

Thompson, Michael: Rubbish Theory: The Creation and Destruction of Value, Oxford: University Press, 1979.

3

J-P. Sartre: Being and Nothingness, p. 765

4

Cf. Horn, Eva: Zukunft als Katastrophe, Frankfurt a.M.: S. Fischer 2014.

5

Cf. Becker, Andreas/Reither, Saskia/Spies, Christian (Hg.): Reste. Umgang mit einem Randphänomen, Bielefeld: transcript 2005.

6

Cf. Kristeva, Julia: Powers of Horror: An Essay on Abjection, New York: Columbia University Press 1982; Cohen, William A. (2005): »Introduction: Locating Filth«, in:

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One can distinguish between broken things which have become defective, and between working but unused things which have simply become obsolete or awkward to use. The ›Remaining‹ can further be divided by whether it retains enough of its shape and function to be repairable or whether it has to be demolished and maybe remade. However, such distinctions are always and inevitably ephemeral in themselves and leave behind new remainders. An attempt to grasp the remaining and concern oneself with it by trying to yet again determine it, assigning it it’s proper place, serves only to terminate it. This volume therefore is not concerned with an analytical cleaning operation, reassuringly disposing of its subject in predetermined pigeonholes – which itself would be a reaction to the ›Remaining‹ worth studying. Instead we aim for a perspective that cherishes and cultivates the dynamic aspects of remains, without essentially trying to suppress them. We ask how things remain, how they are restored, reformed or forgotten and where they end up. Which processes do they go through, which places do they occupy and what kinds of practices and discourses are associated with them? It is also essential to reflect on the different terms and concepts, within which phenomena of the remaining are found: ›Litter‹, ›waste‹ and ›recycling‹, to take just three expressions from a far broader range, all entail different approaches to the remaining and leave different marks. Litter (which in German would be ›Abfall‹, literally: »off-fall«, the fallen-off) immediately invokes a dialectical relationship. Something has come off, peeled away and has become independent. It has fallen off from a whole, which it now haunts as a latent threat and contaminant. The menacing possibility of pollution can in equal measure be the source of power – for example when the garbage of a city becomes a medium of political power for government and its subjects alike7 – and the source of a feeling of disempowerment – as is the case with nuclear waste, that has in its longevity become a problematic inheritance of humanity.8 As a simultaneously material and metaphorical impurity, such matter can even threaten one’s soul and salvation

Cohen, William A./Johnson, Ryan (Ed.): Filth. Dirt, Disgust, and Modern Life, London/Minneapolis: University of Minnesota Press, p. VII-XXIV. 7

Cf. Desai, Renu/McFarlane, Colin/Graham, Stephen: »The Politics of Open Defecation«, in: Antipode 47.1 (2014), p. 98-120; Fredericks, Rosalind: »Vital Infrastructures of Trash in Dakar«, in: Comparative Studies of South Asia, Africa and the Middle East 34.3 (2104), p. 532-548.

8

Cf. Posner, Roland (Ed.): Warnungen an die Ferne Zukunft, München: Raben Verlag 1990.

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and turn into a kind of theological hazard9. In this regard, especially the German term ›Abfall‹ (again: fallen-off), referring to the motion of falling, points to sometimes hidden processes of social, moral and economical order. But in order to collect the things that have fallen off, to sort litter and remains, one may have to perform a downward motion as well: One has to bend down and come close to the slimy materiality of unsightly things. In her film THE GLEANERS AND I (FR, 2000), Agnès Varda shows that this motion of picking something up, this act of collecting also leads to a different view of the world, since that which has fallen off marks and contests the invisible boundaries of property, order and meaning. It is, for example, legal in France to go through vineyards and orchards that have already been harvested and collect the remainders for personal use, even without consent of the actual or rather original owner. Thus, things that have fallen off are not necessarily nor immediately ›litter‹, they can also be a hazard, a collectible, resource or curiosity. They afford opportunities for creativity and creation – a reminder that ›to litter‹ also means ›giving birth‹. The aspects of collecting and picking up the things that have fallen off, as well as the structures of value and ownership that are revealed through them, also enter into the concept of ›waste‹. The term brings to mind refuse, desolate badlands and most of all the ideas of squandering, misuse and of depletion and decay. However, as Jesse Goldstein has shown regarding the historical development of English agriculture and land-use, ›waste‹ notably derives from the socalled ›common wastes‹, i.e. the common lands that were customary up until the 19th century.10 These fallow lands, unowned forests and spaces alongside roads could be used by all residents of a nearby village or settlement and were an important part of the livelihood for many of them, until advocates for enclosure increasingly limited access to them with fences and hedges. The concept of agriculture oriented towards maximizing profit caused a shift in perspective: The »common wastes«, common property to be used by all, turned into the »wasted commons«, lands whose potential and resources were being misused. In today’s political landscape, in the context of the consequences of excessive agricultural land-use, similar fallows and lands are being used as areas for ecological compensation. An analogous logic of ›compensating‹ for ecological harm can be found in the direct payments of the European Union termed »Greening«, that aim to financially coax the industrial agriculture of Europe into more eco-

9

Cf. Bayless, Martha: Sin and Filth in Medieval Culture, London/New York: Routledge 2012.

10 Goldstein, Jesse: »Terra Economica: Waste and the Production of Enclosed Nature«, in: Antipode 45.2 (2013), p. 357-375.

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friendly behavior.11 Meanwhile, in cities and metropolitan areas a wholly different kind of common lands and wayside spaces are being harnessed for so-called »urban gardening«, despite or possibly even due to vague property rights. ›Waste‹ does not just reveal ›wasted‹ spaces and resources but also areas of potential, whose actualization is dependent upon diverse kinds of use, including prominent economical interests12. The ›Remaining‹ thus emerges as a state ›in between‹ in a more topological sense as well, enabling the unfolding of shifting interests, operations and understandings of value. This malleability of the ›Remaining‹, along with an interest in making efficient use of it, is also central to the idea of ›recycling‹, where it unveils ideologies and systems of order. What is fundamental to the practice and understanding of recycling are notions of ›sustainability‹13, of a perfect and lossless conversion, without any remainders (»restlos« in German, literally: remainder-less), and of the technological solution to problems of ›waste‹ and pollution. Especially remainders constitute a link between political, bureaucratical and mercantile realms,14 and the pursuit of ›Restlosigkeit‹ (German: remainder-less-ness, utter completeness) can easily call to mind past large-scale, imperial projects and the »rest of the world« they often aimed at. A closely related fantasy informs the wishful thinking found in ›digital solutions‹ and in beliefs about seemingly lossless and immaterial communication – which in fact produces mountains of electronic waste and junk data.15 In the context of recycling, this ›Restlosigkeit‹ and losslessness are primarily a part of the ideological dimension of circulatory systems, prone to implying some sort of ecological as well as economical stability

11 Cf. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Umsetzung der EUAgrarpolitik in Deutschland, Broschüre, Berlin 2015 (online). 12 Cf. Kersten, Jens (Ed.): Inwastement – Abfall in Umwelt und Gesellschaft, Bielefeld: transcript 2016. 13 Cf. Radkau, Joachim: »›Nachhaltigkeit‹ als Wort der Macht. Reflexionen zum methodischen Wert eines umweltpolitischen Schlüsselbegriffs«, in: Duceppe-Lamarre, François/Engels, Jens Ivo (Ed.): Umwelt und Herrschaft in der Geschichte, München: R. Oldenbourg Verlag 2008, p.131-136. 14 Cf. Krajewski, Markus: Restlosigkeit. Weltprojekte um 1900, Frankfurt a.M.: Fischer 2006. 15 Cf. Gabrys, Jennifer: Digital Rubbish. A natural history of electronics, Michigan: University of Michigan Press 2013.

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and self-regulation.16 Distressingly, however, this stability mostly benefits the respective industry, as the ordinary practice of recycling by the general public concerns only a miniscule portion of waste.17 Furthermore, the universal and blind rebranding of waste as ›resource‹ contributes to a discourse that mostly serves to hinder effective methods of preventing waste.18 There is a discrepancy between the public perception of recycling as an undisputedly good deed and the hard truth that it is, in fact, a process of down-cycling, that does have remainders, uses energy and over time reduces the quality of materials. In the end, it serves less to protect the environment and more to protect the moral integrity of those who recycle. What becomes apparent here is not only the persistence of problems brought about by ›waste‹ along with illusions of ›Restlosigkeit‹, but also the diversity of conceptual approaches to and perspectives on things we leave behind and how essential these perspectives are for dealing with such mutable material. The ›Remaining‹ covers a field that is composed of the slimy and of waste, of trash and things fallen off, of remnants and residuals, as well as efforts of salvaging and recycling them, collecting them or clinging to them. It emerges at the edges of different academic disciplines, oftentimes unconsidered, it is informed and influenced by historical and linguistic developments, along with material and technological changes. This book, therefore, is a ›compilation‹ and a ›collection‹ not just in name but also in spirit: The articles collected here engage with ›waste‹ and with the ›Remaining‹, but they also range over a variety of academic fields, constitute a dialogue between thinkers from different disciplines and serve to more strongly connect the German and the international discourse regarding these subjects. This volume aims to take a viewpoint that recognizes the ›Remaining‹ in its productive instability, without immediately trying to tidy it up and put it in order. Jacques Lacan once described the written copies of his seminars – aggregated from students‹ notes, scattered articles etc. – not as a ›publication‹ but a

16 Cf. Graeber, David: »Afterword«, in: Alexander, Catherine/Reno, Joshua (Ed.): Economies of Recycling. The global transformations of materials, values and social relations, London/New York: Zed Books 2012, p. 277-291. 17 Cf. Liboiron, Max: »Recycling as a Crisis of Meaning«, in: eTOPIA: Canadian Journal of Cultural Studies (Spring 2010), p. 1-9; Liboiron, Max: »Modern Waste is an Economic Strategy«, in: Discard Studies. Social studies of waste, pollution & externalities, 2014 (online). 18 Cf. Jensen, D./McMillan, S.: As the World Burns: 50 Simple Things You Can Do to Stay in Denial – A Graphic Novel, New York: Seven Stories Press 2011.

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»poubellication« (fr. poubelle: waste bin, trash can).19 This playful take on disorder and scatteredness also implies a concept of writing that is only made possible through the writings of others. Anthologies and edited volumes are books that are compiled and in this sense are made possible by collaborative writing. In every chapter and text the haunting presence of the preceding drafts still remains along with the latent influences and residual notions of paragraphs and ideas that did not make it into the final work. The life span of this book has already been determined, dictated on the one hand by the material properties of paper and on the other hand by the contractually stipulated date when the publisher’s remainders are to be trashed. What is not yet determined, however, is how its contents and ideas will be collected, transformed and scattered in the meantime. We hope that this volume will collect some marks and leave behind traces of use.

R EFERENCES Bayless, Martha: Sin and Filth in Medieval Culture, London/New York: Routledge 2012. Becker, Andreas/Reither, Saskia/Spies, Christian (Eds.): Reste. Umgang mit einem Randphänomen, Bielefeld: transcript 2005. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Umsetzung der EUAgrarpolitik in Deutschland, Broschüre, Berlin 2015. (Online: http://www. bmel.de/DE/Landwirtschaft/Agrarpolitik/_Texte/GAP-FAQs.html) [19.05.2016]. Cohen, William A. (2005): »Introduction: Locating Filth«, in: Cohen William A./Johnson, Ryan (Eds.): Filth. Dirt, Disgust, and Modern Life, London/ Minneapolis: University of Minnesota Press, p. VII-XXIV. Desai, Renu/McFarlane, Colin/Graham, Stephen: »The Politics of Open Defecation«, in: Antipode 47.1 (2014), p. 98-120. Fredericks, Rosalind: »Vital Infrastructures of Trash in Dakar«, in: Comparative Studies of South Asia, Africa and the Middle East 34.3 (2104), p. 532-548. Gabrys, Jennifer: Digital Rubbish. A natural history of electronics, Michigan: University of Michigan Press 2013. Goldstein, Jesse: »Terra Economica: Waste and the Production of Enclosed Nature«, in: Antipode 45.2 (2013), p. 357-375.

19 Cf. Porge, Erik: »Instance de la lettre et poubellication selon Lacan«, in: Essaim. Revue de Psychanalyse 33.4 (2014), p. 29-40.

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Graeber, David: »Afterword«, in: Alexander, Catherine/Reno, Joshua (Eds.): Economies of Recycling. The global transformations of materials, values and social relations, London/New York: Zed Books 2012, p. 277-291. Horn, Eva: Zukunft als Katastrophe, Frankfurt a.M.: S. Fischer 2014. Jensen, D./McMillan, S.: As the World Burns: 50 Simple Things You Can Do to Stay in Denial - A Graphic Novel, New York: Seven Stories Press 2011. Kersten, Jens (Hg.): Inwastement – Abfall in Umwelt und Gesellschaft, Bielefeld: transcript 2016. Krajewski, Markus: Restlosigkeit. Weltprojekte um 1900, Frankfurt a.M.: Fischer 2006. Kristeva, Julia: Powers of Horror: An Essay on Abjection, New York: Columbia University Press 1982. Liboiron, Max: »Modern Waste is an Economic Strategy«, in: Discard Studies. Social studies of waste, pollution & externalities, 2014. (Online: http://discardstudies.com/2014/07/09/modern-waste-is-an-economic-strategy/) [19.05.2016]. Liboiron, Max: »Recycling as a Crisis of Meaning«, In: eTOPIA: Canadian Journal of Cultural Studies (Spring 2010), p. 1-9. Porge, Erik: »Instance de la lettre et poubellication selon Lacan«, in: Essaim. Revue de Psychanalyse 33.4 (2014), p. 29-40. Posner, Roland (Ed.): Warnungen an die Ferne Zukunft, München: Raben Verlag 1990. Radkau, Joachim: »›Nachhaltigkeit‹ als Wort der Macht. Reflexionen zum methodischen Wert eines umweltpolitischen Schlüsselbegriffs«, in: DuceppeLamarre, François/Engels, Jens Ivo (Eds.): Umwelt und Herrschaft in der Geschichte, München: R. Oldenbourg Verlag 2008, p. 131-136. Sartre, Jean-Paul: Being and Nothingness; an essay on phenomenological ontology, Translated and with an introd. by Hazel E. Barnes. New York: Washington Square Press 1966. Thompson, Michael: Rubbish Theory: The Creation and Destruction of Value, Oxford: University Press 1979.

Bedingungen

Ordnung schaffen mit Medien Über die Produktivität von Müll und Schmutz T HOMAS W AITZ

ABSTRACT Was macht der Müll im Fernsehen? Dieser Beitrag geht davon aus, dass Fernsehen ein in vielerlei Hinsicht problematisches, ungeklärtes und nicht zu vereindeutigendes Objekt des Wissens ist, das immer wieder aufs Neue in Frage steht. Fernsehen, so scheint es, gewinnt seine gesellschaftliche Produktivität nicht trotz, sondern gerade weil es als mediales Dispositiv ›schmutzig‹ ist. Der Text schlägt vor, die Produktivität des Schmutzes – des buchstäblichen, wie des terminologischen – dort zu bestimmen, wo es mit ihm (und oft genug: gegen ihn) möglich scheint, Funktionslogiken, Wirkungen und Voraussetzungen von Medien immer wieder neu zu bestimmen und in ihren zugeschriebenen sozialen Dynamiken zu aktualisieren. Geht man somit – umgekehrt – davon aus, dass es ›das‹ Fernsehen nicht gibt, sondern dass jene wechselhaften Eigenschaften, die Fernsehen als Medium auszeichnen, immer wieder re-aktualisiert werden müssen, so lassen sich Problematisierungen des Schmutzes als Feld aufsuchen, auf dem solche Re-Aktualisierungen beobachtet werden können.

M ÜLL PROBLEMATISIEREN Auf medienwissenschaftliche Weise nach dem Gegenstandsbereich ›Müll‹ zu fragen, kann – jedenfalls auf den ersten Blick – auf wenigstens zwei Arten geschehen. Eine erste Perspektive besteht darin, die Repräsentationspolitiken von Müll zu untersuchen. Welche ästhetischen, diskursiven, medialen Verfahren

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kennzeichnen das, was als Müll erscheint? Was liegt der Evidenz und der Zirkulation von Bildern des Mülls voraus? Welche medientechnischen Vorbedingungen, welche sozialen Bedürfnisse und kulturellen Sinnstiftungsverfahren bestimmen sie? Aus einer solchen Sichtweise sind im weitesten Sinne Fragen der Darstellung von Interesse. Demgegenüber ließe sich eine zweite Perspektive abgrenzen. Im Sinne einer immer wieder aufs Neue zu schreibenden Genealogie von Denkfiguren zielte sie auf den Begriff des Mülls oder, genauer gesagt: auf ›Müll‹ als eine epistemologische Kategorie. An der Hervorbringung dieser Kategorie haben Medien und ihre Verfahren einen wesentlichen Anteil. Das, was Müll ›ist‹ oder als Müll erscheint, erweist sich in einer solchen Hinsicht stets als eine spezifische Problematisierung. Über diesen Vorgang schreibt Michel Foucault, »Problematisierung bedeutet nicht die Repräsentation eines präexistenten Objekts und auch nicht die diskursive Erschaffung eines nichtexistierenden Objekts. Es ist das Ensemble diskursiver und nichtdiskursiver Praktiken, das etwas ins Spiel des Wahren und Falschen eintreten lässt und es als Gegenstand des Denkens konstituiert.«1

Nimmt man die zweite Sichtweise ein, wird es darum gehen, Problematisierungen des Mülls in ihren je unterschiedlichen Strategien und Taktiken, Voraussetzungen und Effekten – kurzum: in ihrer jeweiligen Produktivität – zu untersuchen. Müll – seine ›Tatsache‹, sein ›Erscheinen‹, seine Folgen und die Formen seiner kulturellen Bearbeitung sind gebunden an soziale Praktiken, mediale Technologien und kulturell veränderliche Ästhetiken. Und wie stets, gilt auch mit Blick auf die Verfertigung dessen, was ›Müll‹ genannt wird, dass sich der Eigensinn, die »Eigenlogik«2 des Medialen in solche Verfertigungen mit einschreibt. Wie ließen sich die Weisen, in denen Medien und Müll zusammenwirken, also denken? Was wissen ›die‹ Medien vom Müll? Wie bringen sie Müll mit hervor, bearbeiten ihn, machen ihn – für Absichten, die nicht in sich selbst zu bestimmen sind – produktiv? Anders als es die Dichotomie von repräsentationspolitischen Fragen und einem Interesse an der Genealogie der Problematisierung von Müll nahelegt, wird sich am Ende der folgenden Überlegungen zeigen, dass sich beide Perspektiven mit Blick auf die Produktivität von Medien für den Müll – und vor allem umge-

1

Foucault, Michel: »Geschichte der Sexualität. Gespräch mit François Ewald«, in: Ästhetik und Kommunikation 57/58 (1985), S. 157-164, hier: S. 158.

2

Winkler, Hartmut: Basiswissen Medien, Frankfurt a.M.: Fischer Taschenbuch Verlag 2008, S. 98.

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kehrt: der Produktivität des Mülls für Fragen des Medialen – letztlich nicht voneinander trennen lassen. Bevor die Analyse eines Gegenstandsbeispiels dies verdeutlichen soll, gilt es jedoch, einige grundsätzliche Anmerkungen zu dem wesentlichen Zusammenhang von Medien und Ordnung, der den nachfolgenden Analysen zu Grunde liegt, vorauszuschicken.

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ALS

AGENTUREN VON O RDNUNG

Von Friedrich Kittler stammt eine vielfach angeführte Bestimmung der Leistung von Medien. Im Vorwort von Draculas Vermächtnis. Technische Schriften führt Kittler aus, dass Medientechnologien in dreifacher Weise wirksam seien: Medien, so Kittler, übertragen, sie speichern, und sie verarbeiten.3 Lorenz Engell und Joseph Vogl haben diese Bestimmung in kennzeichnender Weise ergänzt, indem sie darauf hinwiesen, dass Medien »das, was sie speichern, verarbeiten und vermitteln, jeweils unter Bedingungen stellen, die sie selbst schaffen und sind«4. Medien lassen sich vor diesem Hintergrund als Agenturen von Ordnung beschreiben, und zwar als Agenturen einer eigensinnigen Ordnung. Agenturen handeln nicht im eigenen Auftrag, aber sie hinterlassen eigene Spuren, wenn sie ihre Aufträge erledigen oder produktiv daran scheitern. Daher lässt sich festhalten, dass ›Müll‹ aus medientheoretischer Sicht mehr ist als ein Objektbereich, der zur Darstellung gebracht wird. Die Rede vom Müll ist zugleich mehr als der Ausdruck einer bildhaften Rede, in der sich oftmals ästhetische Werturteile im Gewande kultureller Selbstverständlichkeiten tarnen. Müll ist als Problematisierung stets ein Effekt medialer Politiken. So zielen Medien als Agenturen von Ordnung etwa darauf, Narrative der Säuberung als auch der Verschmutzung aufzurufen, um in nicht-abschließender Weise das soziale Feld wie auch die eigene Situiertheit innerhalb dieses Feldes zu verhandeln. In dieser Eigenschaft bestimmt sich die gouvernementale Funktion von Medien, denn »Politiken der Medien«, so Markus Stauff, lassen sich dort verorten, »wo Medien dazu beitragen, die Gestaltung und die Strukturierung von sozialen Beziehungen und Verhaltensweisen als notwendig und zugleich als machbar er-

3

Kittler, Friedrich: »Vorwort«, in: ders., Draculas Vermächtnis. Technische Schriften,

4

Engell, Lorenz/Vogl, Joseph: »Vorwort«, in: dies./Claus Pias/Oliver Fahle/Britta Nei-

Leipzig: Reclam 1993, S. 8. tzel (Hg.), Kursbuch Medienkultur. Die maßgeblichen Theorien von Brecht bis Baudrillard, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 2004, S. 8-11, hier: S. 10.

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scheinen zu lassen«.5 Zugleich gilt: Politiken der Medien sind solche medialen Verfahren, die auf die Umstände und Bedingungen des Medien-Werdens selbst abheben. ›Ordnung‹ ist stets in zwei Weisen zu denken: Ordnung zu schaffen, bedeutet in einem engeren Sinne, aufzuräumen, zu sortieren, den buchstäblichen Schmutz zu beseitigen. In einem weiten Sinne bezieht sich der Begriff der Ordnung auf das, was ›gesellschaftliche Ordnung‹ in einem emphatisch modernen Verständnis meint: symbolisch generierte, soziale Strukturen, die sich, mit Max Weber, aus kommunikativem Handeln ergeben. Ordnung erscheint bei Weber als Vorstellung einer spezifischen Zweckrationalität des Handelns.6 Es ist nun wenig überraschend, dass beide Ebenen – die buchstäbliche wie die symbolische – miteinander strukturell verknüpft sind: Vorstellungen »ordentlicher« Lebensführung rekurrieren auf Modelle und Effekte gesellschaftlicher Ordnung – zumindest im Hinblick auf hegemoniale, bürgerliche Vorstellungen – und umgekehrt. In ihrem einschlägigen Werk Purity and Danger hat die britische Anthropologin Mary Douglas zu zeigen versucht, wie ›Schmutz‹ als Ordnungs- und Strukturbegriff produktiv wird. ›Schmutz‹, so Douglas, sei all das, was als ungeeignet, unzugehörig und nicht-integrierbar von Strukturen und Gefügen ausgeschieden oder abgeschnitten werden müsse. Prozesse der Reinigung seien dabei, so Douglas, Ausdruck von Krisen; sie fußten auf dem Wunsch, Ordnung zu stabilisieren oder wiederherzustellen.7 Die Arbeit am Schmutz und die Versuche seiner Beseitigung sind zugleich Ausdruck eines Begehrens, das sich als entschieden modern erweist: Der niederländische Kulturphilosoph René Boomkens hat gezeigt, wie der diskursive Bezug auf Modernität nicht nur den kleinsten gemeinsamen Nenner politischen, ökonomischen und wissenschaftlichen Handelns darstellt, sondern zugleich ein Versprechen markiert, das ein Verlangen ausdrückt: Denn ›modern‹ ist man nicht, ›modern‹ gilt es stets zu werden.8

5

Stauff, Markus: »Zur Gouvernementalität der Medien. Fernsehen als ›Problem‹ und ›Instrument‹«, in: ders./Daniel Gethmann (Hg.), Politik der Medien, Zürich/Berlin: Diaphanes 2005, S. 89-110, hier: S. 90.

6

Weber, Max: Die protestantische Ethik und der ›Geist‹ des Kapitalismus, Hamburg: Siebenstern Verlag 1973.

7

Douglas, Mary: Purity and Danger. An Analysis of the Concepts of Pollution and Ta-

8

Boomkens, René: Drempelwereld. Moderne ervaring en stedelijke openbaarheid, Rot-

boo, London: Routledge and Kegan Paul 1966. terdam: NAi Uitgevers 1998, S. 17.

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In seinem Buch Moderne und Ambivalenz beschreibt der britische Soziologe Zygmunt Bauman, wie Ordnung und die Möglichkeit, sie zu erzwingen, einen »Fluchtpunkt der Moderne« bilde.9 Anknüpfend an Max Horkheimers und Theodor W. Adornos Kritik der Dialektik der Aufklärung10 beabsichtigt Bauman, zu zeigen, dass sich der »Geist der Moderne« im Versuch der kategorischen Aufhebung und »Auslöschung« aller Ambivalenz verorten lasse.11 Dieser Impuls – Ordnung herzustellen, Ambivalenzen und schmutzige Kategorien zu tilgen – bilde »die typisch moderne Praxis, die Substanz moderner Politik, des modernen Intellekts, des modernen Lebens«12 – und, so ließe sich ergänzen, maßgeblicher Teile der Wissenschaft. Doch der Anspruch der Moderne, »die Welt durchschaubar zu machen«, so Bauman, »war von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil er die grundsätzliche Ambivalenz der Welt und die Zufälligkeit unserer Existenz, unserer Gesellschaft und unserer Kultur leugnete«.13 Die grundlegende Paradoxie der Moderne liege gerade darin, dass jene Ambivalenz, die zu bannen sie angetreten sei, »im Prozess kultureller Ordnungserzeugung notwendigerweise entstehen muss«14 – woraus sich ergebe, dass die Moderne in ihrem Wesenskern zum Scheitern verurteilt sei. Gerade das Wirken des modernen Staates – und hier bezieht sich Bauman explizit auf die Dialektik der Aufklärung – habe in die Totalitarismen des 20. Jahrhunderts, vor allem aber in die Shoah geführt. Mit dem Scheitern des Staates sei die Arbeit an der Ordnung jedoch nicht obsolet geworden. Den Bruch zwischen Moderne und Postmoderne markiere vielmehr, dass ihre Aufgabe in der Gegenwart an die Subjekte delegiert worden sei – sie sei, so Bauman, gleichsam »privatisiert« worden.15 Mit dieser »Privatisierung« einher gehe die Einsicht in die prinzipielle Unabschließbarkeit der Aufgabe: Der Umgang mit ihr sei »[w]ie alles andere […] zu einer der Stützen in dem Postmoderne genannten Spiel geworden«.16 Die »Erlangung von Klarheit der Absicht und Bedeutung«, so fasst Bauman zusammen, »ist zu einer individuellen Aufgabe und persönli-

9

Bauman, Zygmunt: Moderne und Ambivalenz. Das Ende der Eindeutigkeit, Hamburg: Junius 1992.

10 Adorno, Theodor W./Horkheimer, Max: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente, Amsterdam: Querido 1947. 11 Z. Bauman: Moderne und Ambivalenz, S. 22. 12 Ibid. 13 Ibid., Klappentext. 14 Ibid., S. 65f. 15 Ibid., S. 35. 16 Ibid., S. 343.

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chen Verantwortung geworden. Die Anstrengung ist etwas Persönliches. Und ebenso das Scheitern der Anstrengung. Und der Vorwurf für das Scheitern. Und das Schuldgefühl, das der Vorwurf mit sich bringt.«17 Wenn bei Bauman gegenwärtige Umgangsweisen mit Ordnung als dezidiert »postmoderne« Reflexion des die gesamte Moderne kennzeichnenden Prinzips, nach Ordnung zu streben, gedacht ist – und so in seinem grundlegenden Wert nicht in Frage gestellt wird – dann erweist sich dieser Zusammenhang bei Bruno Latour wesentlich als Illusion.18 Er stellt den Umgang mit Müll und Schmutz in den Kontext einer seiner Auffassung nach stets zum Scheitern verurteilen »Reinigungs- und Übersetzungsarbeit«19 der Moderne. Diese Reinigungsarbeit ist für ihn schlicht eine der vielen Illusionen der Moderne. Latours Buchtitel, Wir sind nie modern gewesen, ließe sich demzufolge auch anders lesen: Wir sind nie ordentlich gewesen. Denn tatsächlich breiteten sich, so Latour, die unreinen Kategorien, Objekte und Denkfiguren immer weiter aus: Auf Vermischungen und Hybridisierungen folgten erneute Trennungen und Reinigungen – ein ständiger Prozess, der nie zu einem Abschluss komme. Latours Entwurf erinnert in dieser Hinsicht an Michel Foucaults Konturierung des Dispositivs, jenes »entschieden heterogenes Ensemble, das Diskurse, Institutionen, architekturale Einrichtungen, reglementierende Entscheidungen; Gesetze, administrative Maßnahmen wissenschaftliche Aussagen, philosophische, moralische oder philanthropische Lehrsätze, kurz: Gesagtes ebenso wohl wie Ungesagtes umfasst«20

In Sexualität und Wahrheit und späteren Analysen schildert Foucault, wie dem Dispositiv, das Machtstrategien und Wissenstypen verbindet, permanent aufgetragen ist, bestimmte Wirkungen zu erzielen, die jedoch immer wieder anders als intendiert ausfallen und daher dazu führen, dass das Dispositiv permanent umgebaut werden muss.21 Dass dieser Zusammenhang – zwischen der »Reinigungsarbeit« und der permanenten Vorläufigkeit der Strukturen des Dispositivs – nicht anekdotisch ist, sondern im Fall des Mediendispositivs Fernsehen auf ein struk-

17 Ibid., S. 311. 18 Latour, Bruno: Wir sind nie modern gewesen, Frankfurt a.M.: Fischer 1998. 19 Ibid., S. 20. 20 Foucault, Michel: »Ein Spiel um die Psychoanalyse. Ein Gespräch mit M.F.«, in: ders., Dispositive der Macht. Über Sexualität, Wissen und Wahrheit, Berlin: Merve 1978, S. 118-175, hier: S. 119. 21 Foucault, Michel: Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit 1, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1983.

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turelles Verhältnis von nur scheinbar ›inneren‹ medialen Eigenschaften und Müll verweist, wird im Folgenden noch deutlich. Der Bezug auf Bauman und Latour ermöglicht zunächst, die Arbeit an der Ordnung als eine wesentliche Notwendigkeit eines Lebens, das sich als modern entwirft, zu begreifen. Offensichtlich wird aber auch, dass das, was Müll ›ist‹ oder als Müll erscheint, was als Abfall bezeichnet oder zumindest so behandelt wird, genauso wenig ›feststehend‹, ›gegeben‹ oder immer schon geklärt ist, wie das, was die Begriffe ›Ordnung‹, ›Reinheit‹ und ›Sauberkeit‹ auf der anderen Seite zu bestimmen scheinen. Auf einen solchen Zusammenhang verweist schließlich auch Mary Douglas, die gleich zu Beginn ihrer Überlegungen ausführt, »Dirt is essentially disorder. There is no such thing as absolute dirt: it exists in the eye of the beholder«22, und darauf verweist, dass Schmutz über keinerlei ›innere‹ Eigenschaften verfüge.23 Es sind somit soziale Praktiken und Diskurse – und, daran anschließend und ihnen zugleich vorausliegend, mediale Politiken –, innerhalb derer immer wieder von Neuem ausgehandelt werden muss, welcher Seite bestimmte Objekte, Verhaltensformen oder Redeweisen zuzurechnen sind. Es ist der kleinste gemeinsame Nenner aller sozialwissenschaftlich operierenden Theorien des Residualen, dass immer, wenn Ordnung – oder, in Negation: Müll und Schmutz – problematisiert werden, Gesellschaft thematisch gemacht wird. Aus medienwissenschaftlicher Sicht ergibt sich jedoch noch eine andere und sehr viel weitreichendere Produktivität von Müll. Denn Problematisierungen des Mülls dienen nicht nur dazu, das soziale Feld und, darin eingebettet, die Rolle von Medien zu bestimmen. Eine solche Sichtweise setzte voraus, dass immer schon geklärt wäre, was das ist: ›die‹ Medien. Tatsächlich lassen sich Medien aber auch deshalb als Agenturen von Ordnung beschreiben, weil es ihnen, indem Müll problematisiert wird, um die immer nur vorläufige und daher stets auf Neue zu verhandelnde Bestimmung der eigenen, dispositiven Struktur geht. In Rede steht eine Vergewisserung über die eigene Bedeutung, Wirkungsweise und soziale Strukturierungsfunktion, die alles andere als evident oder immer schon plausibel ist. Tatsächlich verfügen nicht nur Schmutz und Müll über keinerlei ›innere‹ Eigenschaften, sondern, wie zu zeigen sein wird, auch Medien. Daher soll im Folgenden analysiert werden, wie Müll für das, was Medien ›sind‹, produktiv zu werden vermag. Wir werden sehen, dass sich eine solche Produktivität des Mülls für ein konkretes Mediendispositiv, nämlich das Fernsehen, dort bestimmen

22 M. Douglas: Purity and Danger, S. 2. 23 Ibid.

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lässt, wo die verschmutzenden und ordnenden Politiken des Mediums als unabschließbar und gerade deshalb als ›wirksam‹ erscheinen. Diese These soll anhand eines Gegenstandsbeispiels verdeutlicht werden. Seine Betrachtung wird zeigen, erstens, wie sich Müll als medialer Effekt begreifen lässt, zweitens, wie Medien darin integriert sind, Müll zu bearbeiten und, drittens, wie auf diese Weise die Funktionsweisen und Strukturen von Medien selbst thematisch werden.

»F ERNSEHSCHROTT « Im Dezember 2007 findet sich im Programm Aktuelle Stunde, einem regionalen Nachrichten- und Servicemagazin im Vorabendprogramm des WDR Fernsehens, das in journalistischer Hinsicht stark durch Human Touch und eine deutliche Tendenz zum Boulevard geprägt ist, ein Beitrag, der die analytische Betrachtung lohnt. Wie stets vor einem Fernsehbildschirm stehend, kündigen die beiden Moderator_innen den Beitrag gemeinsam an (Abb. 1). Moderatorin: »So etwas nennt man Fernsehjunkie: In Dortmund hat ein Mann in den vergangenen Jahrzehnten die unterschiedlichsten Fernsehsendungen aufgezeichnet – Tag für Tag, Abend für Abend« Moderator: »Wetten, dass…, Aktuelle Stunde, Tagesthemen, Sportschau – Hauptsache bunt und bewegt. Die Videokassetten hat der Mitvierziger gesammelt und in seinem Haus, das er gemeinsam mit seiner Mutter bewohnt, gestapelt.« Moderatorin: »Jetzt wurde das Haus geräumt. Gefunden wurden mehr als zwölf Tonnen VHS-Kassetten. In Containern mussten sie abtransportiert werden.« Moderator: »Hier der Film über eine wirklich bemerkenswerte Entrümpelungsaktion«.

Auf den ersten Blick erweist sich der nun folgende Film als ein recht gewöhnlicher Beitrag, der den eingeübten Konventionen des Formates nahezu prototypisch zu entsprechen scheint: Er präsentiert eine einigermaßen skurrile Geschichte, die sich zudem gut bebildern lässt und somit über einen Schauwert verfügt, und sich so dankbar ins übrige Programm fügt. Und doch fallen selbst bei oberflächlicher Betrachtung zwei Aspekte auf: Zum einen ist der Beitrag recht lang. Mit einer Dauer von fünf Minuten liegt er im oberen Drittel anderer Beiträge der Sendung. Auch die Ankündigung des Moderators, dass es sich um eine »wirklich bemerkenswerte Entrümpelungsaktion« handele, ist selbst bemerkenswert. Denn natürlich ›zeigt‹ das Fernsehen nicht eine vormediale »Entrümpelungsaktion«, sondern es ist selbst deren struktureller Bestandteil. »Bemer-

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kenswert« ist demzufolge nicht das Gezeigte, sondern der Beitrag selbst, an dessen Wirklichkeitsbezug, so scheint es, umso mehr erinnert werden muss. Der Establishing Shot der nun folgenden Reportage besteht aus einem Schwenk, der den Vorgarten eines Einfamilienhauses, in dem sich in weitem Umkreis große Mengen an Müllsäcken, Kartons und losen VHS-Leerkassetten befinden, zeigt (Abb. 2). Nicht nur die Exposition, die gesamte visuelle Gestaltung des Beitrags kennzeichnet, dass wiederkehrend die im Außenbereich des Hauses verteilten Videokassetten in den Blick genommen werden: Die Kamera gleitet an ihnen entlang, scheint ihre Spur zu verfolgen, die jedoch nirgendwohin führt, bleibt die in der Anmoderation als »Videojunkie« bezeichnete Person doch zu jedem Zeitpunkt abwesend (Abb. 3, 4). Neben diesem Bildtyp existiert ein zweites, wiederkehrend aufgerufenes und variiertes Motiv: der Blick in den Schlund eines Müllwagens, in dem die Kassetten, von mit Schaufeln bewaffneten Mitarbeitern des lokalen Entsorgungsunternehmens hineinbefördert, verschwinden (Abb. 5, 6). Ein Voice-Over-Kommentar, der von einer männlichen Stimme gesprochen wird, ist diesen Einstellungen unterlegt. Hier heißt es: »Ausnahmezustand in einer eigentlich beschaulichen, bürgerlichen Siedlung im Dortmunder Osten. Drei Tage lang haben fünf Männer eine Doppelhaushälfte ausgeräumt. Während die Arbeiter zupacken, beschreibt der Mitarbeiter vom Gesundheitsamt die Situation erst einmal zurückhaltend«.

Die Kamera schwenkt von Arbeitern, die Videokassetten mit Hilfe von Besen und Schaufeln zusammenkehren, auf das halbnahe Kader eines durch ein Insert namentlich gekennzeichneten Mitarbeiters des Gesundheitsamts (Abb. 7), der sich, bemüht, um Verständnis für die sich entfaltende Situation zu werben, wie folgt einlässt: »Hier lebt eine alte Dame mit ihrem psychisch kranken Sohn, der in vielen Jahrzehnten sehr viele Videokassetten aufgenommen hat, die jetzt das Haus so zugestellt haben, dass sich die alte, gehbehinderte Dame nicht mehr sicher bewegen konnte im Haus. Wir helfen dem Sohn, die Videokassetten zu entsorgen, damit die alte Dame sich hier wieder sicher und gefahrlos in ihrem Haus bewegen kann.«

»Das klingt fast harmlos«, ergänzt der Voice Over-Kommentar im Anschluss, »aber wir sehen Tausende und Abertausende von Kassetten«. Unterlegt ist die Aussage von Einstellungen, die ein ums andere Mal die auf das gesamte Grund-

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stück verteilten und von den Arbeitern zu entfernenden Videobänder ins Kader fassen (Abb. 8). Einen nüchternen, beinahe lakonischen Ton schlägt ein zweiter Interviewpartner an. Dabei handelt es sich um den gesetzlich bestellten Betreuer des sogenannten »Videojunkies«. Auf die Frage des im Bild nicht zu sehenden Reporters, was sein Klient mit den vielen Kassetten gemacht habe, antwortet er: »Er hat die jahrelang gesammelt. Es war sein Hobby, [ist] nach wie vor sein Hobby.« Ob er das Aufgenommene jemals gesehen habe, will der Reporter wissen, und der Betreuer antwortet, »Ich denke nicht« – »Kaum zu glauben«, so daraufhin der Voice Over-Kommentar, während die Kamera einmal mehr weiteren Kassetten, die sich bis in den hinteren Garten des Hauses erstecken, zu folgen scheint. Während es dem Voice Over-Kommentar obliegt, ein ums andere Mal den von der Arbeit von Kamera und Montage evozierten Eindruck einer schier unendlichen Menge an Videobändern zu beschwören, sind es die Mitarbeiter des Entsorgungsbetriebes und der anwesende Vertreter des Gesundheitsamtes, die das Gezeigte immer wieder ›sachlich‹ einordnen oder vor dem Hintergrund medizinischer Diskurse verständlich zu machen versuchen. Während die Kamera von einem Berg an Videokassetten zurückzoomt, kommt erneut der Mitarbeiter des Gesundheitsamtes ins Bild (Abb. 9, 10). An den Reporter gewandt, erläutert er, »Das nennt man eine nicht-stoffgebundene Sucht. ›Stoffgebundene Sucht‹ kennen wir alle: Zigaretten, Alkohol, Drogen. Nicht-stoffgebundene Süchte: z.B. Spielsucht, Kaufsucht, Esssucht und eben auch dieses Aufnehmen von Videokassetten. Als Jugendlicher ganz normal angefangen, Bonanza aufgenommen, und – ich kenne ihn ja jetzt seit drei Jahren, habe viele Gespräche mit ihm geführt – wenn man ihn fragt, sagt er, der Knacks kam, als es statt drei Programmen plötzlich zwanzig gab, es wurde immer mehr, er hat immer mehr aufgenommen, und dann hat er die Kontrolle darüber verloren.«

Am Ende des Beitrags kommen schließlich die Mitarbeiter des Entsorgungsunternehmens, die als »Spezialtruppe der Müllabfuhr« bezeichnet werden, zu Wort. Auf die aus dem Off gestellte Frage, »Schaffen Sie das überhaupt mit einem Wagen?« hält einer der Arbeiter kurz inne und antwortet, »Könnten zwei werden«, und der Voice Over-Kommentar ergänzt, »Es wurden zwei Fuhren. 28 Kubikmeter zusammengepresste Kassetten, zwölf Tonnen Fernsehschrott – und wer weiß: Vielleicht läuft gerade jetzt wieder ein Recorder von Neuem.« Direkt an diese Aussage, schließt nach einem Schnitt die halbnah und en face vorgetragene Aussage des Moderators im Studio an, dessen Worte den Beitrag

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rahmen (Abb. 11). »Ist aber nicht nötig«, so greift dieser den letzten Satz des Beitrags auf, und erläutert, »Denn dieser Film ist wie alle anderen Filme dieser Sendung im übrigen im Internet, in der WDR-Mediathek nachzuschauen – nur als kleiner Hinweis.« Seine Moderationspartnerin, nach einem erneuten Schnitt im Bild zu sehen, schüttelt den Kopf, und ergänzt das Gezeigte scheinbar spontan: »Unglaubliche Geschichte!« (Abb. 12). Der den analysierten Ausschnitt beschließende Verweis auf die Mediathek im Onlineangebot des Senders scheint, so zumindest eine naheliegende Lesart, ironisch, denn er entwertet die Arbeit des so bezeichneten »Videojunkies« zusätzlich, woraus sich ein wesentliches Moment jener Komik ergibt, die nicht nur die gesamte Moderation, sondern auch den Beitrag selbst grundiert.24 Es gäbe viele interessante Aspekte, die sich anhand des hier geschilderten Fernsehbeitrags thematisieren ließen: Das psychoanalytisch grundierte Konzept der Interpassivität25 etwa, die Frage, was das Medium Fernsehen über sich selbst weiß, die soziale Praxis der Privatisierungstechnik Video und einiges mehr. An dieser Stelle – und im Kontext einer Frage nach der Produktivität des Mülls – soll jedoch etwas anderes stark gemacht werden: Die These, dass die Reportage und ihre Einbettung in das Programm der Aktuelle[n] Stunde ein Beispiel dafür ist, wie das Medium Fernsehen über seinen eigenen Status spekuliert: die Ordnung des Dispositivs, die Konstruktion eines Objektes namens »Fernsehschrott«, die Anreizung sozialer Umgangsweisen und die Etablierung medialer Politiken, mit denen das Medium den »Fernsehschrott« – und vor allem: sich selbst – bearbeitet. Um dieser These nachzugehen, ist entscheidend, die Eingangs gemachten Anmerkungen zum Verhältnis von Medien und Ordnung mit Blick auf das Fernsehen um eine weitere, nämliche eine selbstreferentielle Dimension zu erweitern. Denn das Feld des Residualen – ›Schmutz‹, ›Unreinheit‹ oder ›Schrott‹ – liefert

24 Aus dem historischen Nachhinein erscheint der Hinweis allerdings irreführend: Der im Sommer 2009 beschlossene 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag verpflichtete die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland nach einer meist siebentägiger Frist zum sogenannten »Depublizieren« von online veröffentlichten Fernsehbeiträgen. Andererseits ist auch die Archivierung auf Videokassetten langfristig zum Scheitern verurteilt: Im Juli 2015 verkündete die Unternehmensgruppe SauerlandKunststoff, die letzten auf der Welt verfügbaren VHS-Videokassetten aufgekauft zu haben und voraussichtlich noch bis zum Ende des Jahres 2015 in Deutschland anzubieten. Die Herstellung von VHS-Recordern war durch den Erfinder des VHSStandards, den japanischen Hersteller JVC, bereits 2008 eingestellt worden. 25 Vgl. Pfaller, Robert: »Interpassivität«, in: ders.: Die Illusion der Anderen. Über das Lustprinzip in der Kultur, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2002, S. 25-46.

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nicht nur Gegenstände, die ›abgebildet‹ würden, und stellt gleichermaßen auch nicht nur Problematisierungen dar, die unabhängig von ihrer medialen Gestalt zu fassen sind. ›Müll‹ und ›Schmutz‹ stellen Attribute dar, die Fernsehen als Medium selbst betreffen – und zwar in mindestens zweierlei Hinsicht.

F ERNSEHEN

ALS SCHMUTZIGE

K ATEGORIE

Eine erste Hinsicht betrifft den sozialen Status des Fernsehens, das – vor allem in der deutschsprachigen Kultur – traditionell als niedrigstehend und wertlos beschrieben worden ist und wird. So sind die gesellschaftliche Rolle des Fernsehens und seine vermeintlichen Wirkungen nicht erst in den vergangenen Jahren das Thema kontrovers geführter Auseinandersetzungen. Tatsächlich lassen sich solche Debatten, die nicht selten im Fernsehen selbst, immer jedoch mit großem Engagement geführt werden, zurückverfolgen über die gesamte Dauer der technischen Einführung und der gesellschaftlichen Etablierung des Mediums. Für den deutschsprachigen Kontext ist auffällig, dass die Beschäftigung mit dem Fernsehen lange Zeit von einer häufig kulturpessimistischen, zumindest aber kulturkonservativen Grundhaltung geprägt war. Das Sprechen vom »Nullmedium«26, die Rede vom Fernsehen als einem »traumlosen Traum«27 und die Kritik einer »Kulturindustrie«28 stehen beispielhaft für die grundsätzlichen Vorbehalte der deutschsprachigen Kulturkritik und Kulturtheorie dem Fernsehen gegenüber.29 Amy West hat gezeigt, dass dieses Sprechen in seiner populären Erscheinungsweise zu maßgeblichen Teilen auf das semantische Feld des Schmutzes

26 Enzensberger, Hans Magnus: »Das Nullmedium oder Warum alle Klagen über das Fernsehen gegenstandslos sind«, in: Glotz, Peter (Hg.), Baukasten zu einer Theorie der Medien. Kritische Diskurse zur Pressefreiheit, München 1997. 27 Adorno, Theodor W: Stichworte. Neun kritische Modelle, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1963. 28 Th. W. Adorno/M. Horkheimer: Dialektik der Aufklärung. 29 Über die gegenwärtige Kritik des Fernsehens vgl. Seier, Andrea/Waitz, Thomas: »Fernsehen als Agentur des Sozialen. Zur Einleitung«, in: dies. (Hg.), Klassenproduktion. Fernsehen als Agentur des Sozialen, Münster: Lit 2014, S. 7-23, sowie: Waitz, Thomas: »›Unterschichtenfernsehen‹. Eine Regierungstechnologie«, in: kultuRRevolution – zeitschrift für angewandte diskurstheorie 55 (2009), S. 55-59.

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und des Mülls rekurriert und in sozial klassifizierender Weise geschieht;30 in der deutschsprachigen Fernsehwissenschaft hat sich Lorenz Engell der Bedeutung der Kategorie des Abfalls für das Reden über Fernsehen gewidmet.31 Die Rede vom »Fernsehschrott«, die im Voice Over-Kommentar aufgerufen wird, kann deshalb als selbstironisch erscheinen, weil Zuschauer_innen aufgrund ihrer kulturellen Situierung über ein Wissen um solche Diskurse verfügen. Zugleich liegt in der ironisierenden Anführung eine notwendige Distanznahme, besteht doch mit Blick auf das Fernsehen in verbreiteter Vorstellung die gleichermaßen latente wie permanente Gefahr einer Identifikation des Dargestellten mit dem Publikum, oder, anders gesagt: die Gefahr von Ansteckung und Übertragung. Jodi Jensen fasst diese durch eine populäre Medienkritik unterstellte Wirkungsweise wie folgt: »The audience who watches such ›trash‹ becomes trashy too, indulged in its naturally low tastes or seduced into accepting junk as meaningful.«32 Nicht zuletzt aus diesem Grund hat das Fernsehen vielfältige und spezifische Problematisierungsweisen von Müll und Schmutz hervorgebracht, in maßgeblicher Weise etwa das Reality Television, das eigenständige Programmformen entwickelte, die sich stets auch als Versuche einer selbstreflexiven Distanznahme und als ästhetischer Beherrschungsversuch lesen ließen. Doch Fernsehen erscheint auch noch aus einer weiteren Sicht als schmutzige Kategorie, und diese Hinsicht betrifft seine Epistemologie. So betonen weite Teile der Fernsehtheorie die Heterogenität und Brüchigkeit ihres Gegenstands: Markus Stauff spricht von einer »Medientechnologie in Auflösung«33, Judith Keilbach kennzeichnet das Fernsehen als einen »heterogener Gegenstand«34 und John Fiske hält das Fernsehen für ein »polysemisches Medium«, das weder über

30 West, Amy: »Reality Television and the Power of Dirt. Metaphor and Matter«, in: Screen 52 (2011), S. 63-77. 31 Engell, Lorenz: »Über den Abfall«, in: Ulrike Bergermann/Hartmut Winkler (Hg.), TV-Trash. The TV-Show I Love to Hate, Marburg: Schüren 2000, S. 11-22. 32 Jodi Jensen: Redeeming Modernity Contradictions in Media Criticism, Newbury Park, CA: Sage 1990, S. 182, zit. nach A. West, Reality Television and the Power of Dirt, S. 63. 33 Stauff, Markus: »Medientechnologien in Auflösung. Dispositive und diskursive Mechanismen von Fernsehen«, in: Lösch, Andreas (Hg.), Technologien als Diskurse. Konstruktionen von Wissen, Medien und Körpern, Heidelberg: Synchron 2001. 34 Keilbach, Judith: »Die vielen Geschichten des Fernsehens. Über einen heterogenen Gegenstand und seine Historisierung«, in: montage/av 14/1 (2005), S. 29-41.

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»Inhalte« noch über ein »Publikum« verfüge.35 Tatsächlich, so Fiske weiter, widerspreche die Unterstellung, dass Fernsehen über eine textuellen Struktur verfüge, der alltagsweltlichen Wahrnehmung, der zufolge sich »fern sehen« als semiotische Erfahrung beschreiben lasse – eine Erfahrung, die substanzlogisch oder essentialistisch nicht zu fassen sei. In zentraler Weise findet sich eine solche Denkfigur des Schmutzigen jedoch in den theoretischen Arbeiten John Hartleys. Er resümiert: »If television has a distinctive feature, it is that it is a ›dirty‹ category.«36 Für Hartley kennzeichnet eine prinzipielle Verschmutzung sämtliche Dimensionen des Fernsehdispositivs, vor allem aber sowohl Inhalt als auch Form. So stelle Fernsehen schon deshalb erhebliche Herausforderungen an eine textanalytische Herangehensweise, weil die ›Ränder‹ des televisuellen Textes unbestimmbar seien, und sich vermeintlich distinkte Einheiten des Programms – gefasst etwa als Genres, Formate oder Einzelprogramme – keineswegs eindeutig bestimmen ließen. Zugleich aber – und dies ist im vorliegenden Kontext entscheidend – markiert Schmutz ein »machtvolles«37, gleichermaßen produktives wie disruptives Feld nicht nur des Skandalösen, sondern vor allem der Transformation und der Generierung neuer Bedeutungen.38 Eine der besonders schmutzigen »Tatsachen«39 des Fernsehens betrifft nun eine Denkfigur, die nicht nur in der wissenschaftlichen Beschäftigung, sondern auch in der ökonomischen Logik des Fernsehens über kaum zu unterschätzende Bedeutung verfügt – die der Zuschauer_innen nämlich. Die ›Erfindung‹ der Publikumsforschung, die vielfach beschworene Formel des »Guten Abend, meine Damen und Herren«, die politisch aufgeladenen Debatten um die Einführung eines »Rückkanals« in den medienpolitischen Debatten der 1980er Jahre, die vielfach beschworene Ablösung des Broadcasting-Modells angesichts gegenwärti-

35 Fiske, John: »Augenblicke des Fernsehens. Weder Text noch Publikum«, in: Claus Pias/Joseph Vogl/Lorenz Engell/Oliver Fahle/Britta Neitzel (Hg.), Kursbuch Medienkultur. Die maßgeblichen Theorien von Brecht bis Baudrillard, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 2004, S. 234-253, hier: S. 237. 36 Hartley, John: »Television and the Power of Dirt«, in: ders., Tele-ology. Studies in Television, London: Routledge 1992, S. 21-42, hier: S. 22. 37 Ibid. 38 Vgl. A. West: Reality Television and the Power of Dirt, S. 63. 39 Cavell, Stanley: »Die Tatsache des Fernsehens«, in: Ralf Adelmann/Jan Otmar Hesse/ Judith Keilbach/Matthias Thiele, Matthias/Markus Stauff (Hg.), Grundlagentexte zur Fernsehwissenschaft. Theorie, Geschichte, Analyse, Konstanz: UVK 2002, S. 125164.

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ger Transformationen des Fernsehens – all diese Phänomene ließen sich auch lesen als Verhandlungen des spekulativen Status’ der Zuschauer_innen. Und für eben eine solche Verhandlung wird auch der »Fernsehschrott« produktiv.

V ERHANDLUNGEN DES P UBLIKUMS Frei nach Carl Schmitt ließe sich sagen, im Ausnahmezustand zeigt sich, wie sich das Medium konstituiert. Wenn der Beitrag mit dem Hinweis des Voice Over-Kommentars, es herrsche »Ausnahmezustand in einer eigentlich bürgerlichen Siedlung im Dortmunder Osten« beginnt, so gilt doch, dass sich dieser weniger durch das Handeln von Gesundheitsamt, Entsorgungsunternehmen oder gar aufgrund der Tätigkeit des sogenannten »Videojunkies« einstellt. Denn es ist zwar dessen Tun, das bürgerlichen Vorstellung von Ordnung widerspricht und in Folge mit großem Ernst pathologisiert und in seiner Bedrohlichkeit gebannt wird. Die eigentliche Markierung der Situation als Ausnahmezustand fußt jedoch auf der repräsentationspolitischen Hervorbringung eines Geschehens, dass in seiner Evidenz erst durch die Verfahren von Kamera, Montage und Voice OverKommentar generiert wird. Und so erscheint als eigentliches Anliegen des Beitrags auch nicht die als abweichend beschriebene Mediennutzung eines empirischen Menschen (der ja als Figur auch konsequent off screen bleibt), sondern die problematische, prekäre und spekulative Konstruktion dessen, was das Fernsehen sein ›Publikum‹ nennt. Die Fernsehwissenschaftlerin Ien Ang hat gezeigt, dass »die Institution Fernsehen in ihrem Fortbestand von einem ständigen Gefühl der Unsicherheit verfolgt« werde: »Das Publikum, eine unerlässliche Voraussetzung sowohl für die wirtschaftliche Lebensfähigkeit des Fernsehens als auch für seine kulturelle Legitimation bildet einen grundlegenden Unsicherheitsfaktor, da es im Prinzip keine Möglichkeit gibt, schon im Voraus zu wissen, ob die ZuschauerInnen einschalten und dabeibleiben werden.«40

Die ideologische Erfindung des Publikums antwortet auf die Notwendigkeit, Wissen und Macht über das sich so konstituierende Objekt zu gewinnen. Und

40 Ang, Ien: »Zuschauer, verzweifelt gesucht«, in: Ralf Adelmann/Jan Otmar Hesse/Judith Keilbach/Matthias Thiele, Matthias/Markus Stauff (Hg.), Grundlagentexte zur Fernsehwissenschaft. Theorie, Geschichte, Analyse, Konstanz: UVK 2002: UVK 2002, S. 454-483, hier: S. 456.

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erst eine solche »Erfindung« ermögliche es, so Ang, Fernsehen als bedeutsam zu konstruieren. Die damit verbundene, »diskursive Vergegenständlichung« imprägniere auch das Sprechen: Das Publikum ›empfange‹ und ›nehme auf‹. Und es werde begrüßt, ermahnt, erzogen und gelobt.41 Vor dem Hintergrund einer solchen epistemologischen Figur entfaltet der Beitrag seine Wirksamkeit: Er entwirft die Gebrauchsweisen des sogenannten »Videojunkies« als abweichend, indem er sie als Exzess und inkompatibel zu bürgerlichen Vorstellungen entwirft. Und doch: »Die Nachbarn«, so heißt es im Voice Over-Kommentar, seien »eigentlich ganz gelassen« und äußern, durch den Reporter vor der Kamera befragt: »Dafür sind die Ämter zuständig.« Im Falle des »Videojunkies« und seines »Fernsehschrotts« ist es das Medium des Fernsehens selbst, das die Störung der Ordnung identifiziert und transformiert. Diese Identifizierung ist nicht nur Ausdruck eingelagerter Vorstellungen ›richtiger‹ und ›angemessener‹ Gebrauchsweisen des Fernsehens. Ihre Bearbeitung erfolgt mittels der medialen Form einer »bemerkenswerte[n] Entrümpelungsaktion«. Der Schlund des Müllwagens, ein ums andere Mal durch das Bild der Kamera kadriert, erweist sich dabei als »Anstifter der Funktion eines regelrecht apparativen Systems«42: Sein Erscheinen fällt in eins mit jenem der Fernsehkamera, wobei sich – ganz unironisch – eine zirkuläre Figur ergibt: »Zwölf Tonnen Fernsehschrott – und wer weiß: Vielleicht läuft gerade jetzt wieder ein Recorder von Neuem.« Die Spekulationen, die der Beitrag anstellt, so wird aber auch deutlich, münden nicht in die umstandslose Bannung der zuvor identifizierten Störung, die mit der Beseitigung des Mülls einherginge. Ihre Verhandlung schließt nicht mit der Wiederherstellung einer vorgängigen Ordnung, sondern wird überführt in eine neue Ordnung, die auch nur wenig mehr als brüchig ist, wodurch sich die Reinigungsarbeit als niemals abzuschließend erweist. In diesem Kontext muss auch die Abmoderation des Beitrags gelesen werden: Die sekundäre Rahmung der Reportage durch die scheinbar ›fernsehenden‹ Moderator_innen verdoppelt nicht nur die Situierung der Zuschauer_innen. Sie ermöglicht auch die Vorformulierung einer nunmehr modifizierten Ordnung des Dispositivs. Der abschließende, metasprachliche Kommentar »Unglaubliche Geschichte!«, der einen möglichen Eindruck der Zuschauer_innen zu antizipieren scheint, ist auch deshalb aufschlussreich, weil der Hinweis darauf, dass das soeben Gesehene – obschon »wirklich« und »bemerkenswert« – in einem eigent-

41 Ibid., S. 464. 42 Wendler, André/Engell, Lorenz: »Medienwissenschaft der Motive«, in: ZfM – Zeitschrift für Medienwissenschaft 1 (2009), S. 38-49, hier: S. 42.

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lichen Sinne nicht zu glauben sei, die Uneindeutigkeit und Unabgeschlossenheit der medialen Situation eher betont als zugunsten einer wie auch immer gearteten Ordnung einebnet. Ien Ang schreibt: »Das Verständnis des ›Fernsehpublikums‹ als taxonomisches Kollektiv bringt es mit sich, dass die ungeordnete soziale Welt der tatsächlichen ZuschauerInnen geleugnet wird: sprich, der Umstand, dass es wirkliche, lebendige Menschen an realen Orten sind, die zu konkreten Zeiten fernsehen. Doch diese Verleugnung kann nicht als Defizit betrachtet werden. Im Gegenteil sollte dies vielmehr als eine Errungenschaft des institutionellen Wissens erachtet werden. Denn diese Verleugnung ist genau das, was es erreichen muss, um das ›Fernsehpublikum‹ als ein Objekt, das erobert werden kann, konstituieren zu können.«43

Auch deshalb ist der hier analysierte Beitrag vielleicht ein sehr melancholisches Beispiel: Nicht nur, dass sich Fernsehwissenschaftler_innen in der Tätigkeit des »Videojunkies« wiedererkennen werden, sondern auch, weil alle Ordnung in die Bannung des Tatsächlichen, Lebendigen mündet. Das Beispiel zeigt, wie die »ungeordnete, soziale Welt« eines tatsächlichen Zuschauers im Rahmen einer auf eine Krise folgenden Politik der Ordnung – im Sinne der Diegese: einer »Entrümpelung« – transformiert wird. Diese Politik stellt jedoch nicht still. Ihre Produktivität zeigt sich gerade da, wo sie sich als Problematisierung erweist, die Verhaltensweisen und fortwährende, diskursive Neubestimmungen anreizt. Genau hierin liegt die Produktivität des Mülls für das Medium Fernsehen. Und diese Produktivität ist ein Grund dafür, dass das Fernsehen zahllose Programme und Gattungen hervorgebracht hat (und immer wieder von Neuem hervorbringt), die sich mit Problematisierungen und Erscheinungen des Residualen befassen. Dieser Grund fußt nicht allein in der Zurschaustellung des Spektakulären oder Skandalösen, sondern lässt sich dort bestimmen, wo die verschmutzenden und ordnenden Verfahren der Mediums als unabschließbar und gerade deshalb als ›wirksam‹ erscheinen. Die Betrachtung verdeutlichte, dass Fernsehen selbst in vielerlei Hinsicht ein problematisches, ungeklärtes, nicht zu vereindeutigendes Objekt des Wissens ist, das immer wieder aufs Neue in Frage steht, wobei die Dimensionen dieser Problematisierung sowohl die textuelle wie die technische, die institutionelle wie die soziale Dimensionen betreffen. Fernsehen, so scheint es, gewinnt seine gesellschaftliche Produktivität also nicht trotz, sondern gerade weil es als mediales Dispositiv problematisch, unabgeschlossen und schmutzig ist. Die Produktivität

43 I. Ang: Zuschauer, verzweifelt gesucht, S. 479.

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des Mülls ist damit stets dort zu bestimmen, wo es mit ihm (und oft genug: gegen ihn) möglich scheint, Funktionslogiken, Wirkungen und Voraussetzungen von Medien immer wieder neu zu bestimmen und in ihren zugeschriebenen sozialen Dynamiken zu aktualisieren. Geht man somit – umgekehrt – davon aus, dass es ›das‹ Fernsehen nicht gibt, sondern dass jene wechselhaften Eigenschaften, die Fernsehen als Medium auszeichnen, immer wieder re-aktualisiert werden müssen, so lassen sich Problematisierungen des Schmutzes als Feld aufsuchen, auf dem solche Re-Aktualisierungen beobachtet werden können.

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Abbildung 1-3: Fernsehbeitrag, »Aktuelle Stunde« (WDR Fernsehen) ©Westdeutscher Rundfunk, Köln

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Abbildung 4-6: Fernsehbeitrag, »Aktuelle Stunde« (WDR Fernsehen) ©Westdeutscher Rundfunk, Köln

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Abbildung 7-9: Fernsehbeitrag, »Aktuelle Stunde« (WDR Fernsehen) ©Westdeutscher Rundfunk, Köln

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Abbildung 10-12: Fernsehbeitrag, »Aktuelle Stunde« (WDR Fernsehen) ©Westdeutscher Rundfunk, Köln

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The Interplay of Attraction and Repulsion: Approaching the Mysterious Agency of Waste F RANZISKA R EICHENBECHER

ABSTRACT Michel Serres’ theory of the excremental origin of property rights describes the appropriation of space by acts of expansive pollution that lead to the refusal by and the repulsion of the other. Although this approach cannot consider the reversed phenomenon of being attracted by remainders, it sheds light on the fundamental productivity of handling with and acting towards waste: Based on a close reading of Serres in conjunction with other theorists of waste such as Mary Douglas and Steven Connor, and by pursuing an associative multimethodapproach, the text develops a range of interrelated perspectives towards the concepts of ecological relationality, operational agency, bodily affection and liminality. Thus, not only the theoretical horizons of the dynamic productivity of waste, but also of its elimination are discussed by referring to various disciplines and practical contexts.

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S OME R EMARKS

ON

T ERMINOLOGY

1.1 How to Talk About Waste? In the English language there are a lot of expressions for the phenomena we are focusing on – waste, garbage, scrap, rubbish, litter, trash, junk, filth and so on. I am not able to avoid adding some more: In the following, I will employ three expressions accentuating relevant aspects of waste. The first term will be ›the refused‹, since it highlights the rejecting and distancing moment of aversion to

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waste.1 Secondly, ›the discarded‹ invokes the act of throwing something away or down. The third term I suggest is ›the fallen-off‹: It not only strengthens the perspective of the thing-being-discarded but also the fact that waste did belong to something or someone before.2 These paraphrases will accompany us through the further explanations by virtue of their emphasis on operative and relational features inherent to waste. 1.2 Tracing a Metaphor Reading Michel Serres – particularly as a theorist of waste – is always exciting: His work is outstanding as its entertaining and playful language full of vivid metaphors makes dealing with its numerous and sometimes deviating translations indispensable and fruitful. As an example, I will give a paradigmatic phrase, taken from The Parasite: »[T]he world is my marked territory; the world is my diarrhea.«3 In this case the spectrum of translations is instructive to understand what is at issue: The French original equates the world as »ma foire«, which commonly means ›fair‹ nowadays.4 But, as etymologic dictionaries reveal, it is also derived from the old Latin noun foria, used for diarrhea or defecation.5 Thus, we find ourselves involved into one of Serres’ subtle puns, insofar as the French verb foirer in contemporary colloquial speech means screwing or messing something up, going wrong, flopping, falling apart or failing by malfunctioning. In German we know this idea, inter alia, as in die Hose gehen or, more vulgarly, as verkacken.6 It is here we find the link to the much more explicit word-

1

Although its origin in »refuse« suggests that there is something being offered or demanded, which someone who is not willing to meet expectations refuses, the motif of somehow deviating behavior should not distract us here from the relevant content of spurning.

2

›The fallen-off‹ is therefore not meant in the sense of to fall off as decreasing.

3

Serres, Michel: The Parasite, Minneapolis: University of Minnesota Press 2007, p.

4

»[…] le monde est mon territoire marqué, le monde est ma foire.« Serres, Michel: Le

146. Parasite, Paris: Grasset 1980, p.192f. 5

Foria was already used a century BCE, for instance in a textbook about agriculture and livestock breeding, written by the Roman universal scholar Marcus Terentius Varro (see: N.N.: »foire«, in: Ortolang, provided by CNRTL/ATILF 2013 [online]).

6

In the preceding passage Serres speaks of »(s)quitters [foireux]« (M. Serres: The Parasite, p. 146), who, according to the translator, are people both »cowardly« and »af-

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ing in the English and German editions, where the world is dramatized as the pathological phenomenon »diarrhea«, or respectively as the objectified »Kothaufen«.7 Even though at that time the quoted phrase is negligently taken out of context and must not be misread as an affirmation of the world-as-diarrhea,8 this passage is nevertheless relevant: The spectrum of »ma foire«, »diarrhea« and »Kothaufen« opens up a complex and entangled field of phenomena that are related to what Serres calls the »stercoral origin of property rights«.9 His theory on waste and pollution, elaborated not only in The Parasite, but also in The Natural Contract and Malfeasance: Appropriation Through Pollution? can be condensed into the set phrase: »excremental pollution [is the] origin of property rights«. 10 In the following, while taking selected text passages as starting points, I will combine some philological excursions with hermeneutical and phenomenological approaches and with associative readings. This methodological mixture is methodical in itself, inasmuch as it allows to trace the production of space off the beaten academic track and in an interdisciplinary compatible way. Thus, it also complies with the inductive strategy and preference for the exemplary and the figurative we can find in Serres.

2

APPROPRIATION

OF

S PACE

2.1 Relativity: In the Eye of the Beholder In The Parasite Serres tells us of a boarding school student who spits into a salad bowl, in order to make it his own, and determines the basic principle of appropriating space as an expansion of sound or smell: »Privatization begins with the

fected with diarrhea« (ibid., note) and are translated into German as »Scheißer« (Serres, Michel: Der Parasit, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1987, p. 220). 7

»Die Welt ist mein markiertes Territorium, die Welt ist mein Kothaufen« (M. Serres: Der Parasit, p. 221).

8

Strictly speaking, Serres takes a dig at idealism by referring to its equation of world and representation: He replaces the mental part of this formula by material pollution in order to show that »[i]dealism is stercoral and the stercoral theory discovers idealism.« (M. Serres: The Parasite, p. 146). Serres immediately disassociates himself from idealism: »No. The world is there, without me, before me, after me.« (Ibid.).

9

M. Serres: The Parasite, p. 139.

10 Serres, Michel: The Natural Contract, Ann Arbor: University of Michigan Press 1995, p. 33.

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emission of a phenomenon that expands.«11 Initially, he illustrates his expansion thesis with certain phenomena commonly linked with dislike: noise, odor, body excretions; things that, seemingly, are not willingly produced and are shunned as unpleasant annoyances.12 Consequently, waste is just excess or a residual remainder, to which cannot be given a positive value, because it is no longer (or never has been) of use or beauty. A different, well-known definition of waste does not focus on its value (which is a socially constituted and therefore very mutative attribute) but primarily on its structural position: According to Mary Douglas, »dirt [is] matter out of place«.13 On that score, »dirt is essentially disorder« as it »offends against order«.14 But Steven Connor emphasizes: »Though dirt may be matter out of place, matter out of place […] is not necessarily dirty«.15 Hence, he renders more precisely that »[d]irt is matter dangerously out of place, a disruption of a symbolic pattern that seems disturbing or threatening. […] the matter out of place, has to matter, for it to be dirty«.16 Thus, we have come full circle: Neither value nor position can bring us closer to waste, dirt and pollution – we are always faced with black boxes full of relative meanings. Instead of following these definitions of waste, I would like to emphasize that Serres’ excremental theory not only operates with a systemic but a literally (media) ecological concept of waste as ›the refused‹. According to Neil Postman, »[t]he word ecology implies the study of environments: their structure, content, and impact on people«, and correspondingly, »[m]edia ecology is the study of

11 M. Serres: The Parasite, p. 143. 12 Of course the production of these phenomena also serves the purpose of domination and can therefore be understood as political technology: For Serres especially »noises are not byproducts« (ibid.), since »[p]ower is only a variety of din« (ibid., p. 142): »Who has the power? The one who has the sound, the noise, and who makes others be quiet. [...] Power is nothing but the occupation of space.« (Ibid.) 13 Douglas, Mary: Purity and Danger. An Analysis of the Concepts of Pollution and Taboo, London/New York: Routledge 2002, p. 36. 14 Ibid., p. 2. As Douglas points out, things which are unclear, contradictory or ambiguous are dangerous to the social order, which is why »[u]ncleanness or dirt is that which must not be included if a pattern is to be maintained.« (Ibid., p. 41). With this idea of pollution Douglas refers back to: Bevan, Edwyn: »Dirt«, in: Contemporary Review 99 (1911) pp. 188-194. 15 E. Bevan: »Dirt«, p. 189; quoted in: Connor, Steven: »Smear Campaigns«, talk given at »Unclean Beings« – Symposium, July 15-16 2011, Wellcome Collection, London, p. 2 [online]. 16 S. Connor: »Smear Campaigns«, p. 2.

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media as environments.«17 This idea is also the underlying assumption of Serres’ perspective on waste as a medium. By concentrating on the performative productivity of waste, he does not focus on euphemisms, recycling or other strategies of repurposing and upvaluation: Particularly its plain ugliness, its affordance to be avoided, its repulsiveness – that means: its abjective dimension – are first and foremost the medial qualities of waste as ›the refused‹ through which property can be acquired. The »stercoraceous or excremental origin of property rights«18 is based on the idea of ownership acquired and preserved by one’s own dirtiness or even more succinct: One’s belongings are constituted by his or her own filth. »Hence the theorem of what might be called natural right.
By ›natural‹ I mean the general behavior of living species: appropriation takes place through dirt. More precisely, what is properly one’s own is dirt.«19 The crucial point here is: Waste only has a repulsive effect on the individual who is not its originator, that is to say, the assessment of the same thing is always relative and dependent on location. As Mary Douglas puts it: »There is no such thing as absolute dirt: it exists in the eye of the beholder.«20 The aversion to foreign-generated garbage represents a cross-species constant (at least applicable to non-parasitic organisms), as well as it is also the cause of tremendous dynamics in the conflict of ownership through permanent displacement and clearing of waste.21 Serres states that this decisive relationality of the assessed and each different assessor »defines a reticulated space […] where everyone, for a time, is master of his niche«.22 Let us be naive for a moment and wonder why Serres brings together the motif of the network and that of

17 Postman, Neil: »The Reformed English Curriculum«, in: Alvin C. Eurich (Ed.), The Shape of the Future in American Secondary Education, New York: Pitman 1970, pp. 160-168, p. 161. 18 M. Serres: The Natural Contract, p. 33. 19 Serres, Michel: Malfeasance. Appropriation Through Pollution?, Stanford, CA: Stanford University Press 2011, p. 3. 20 M. Douglas: Purity and Danger, p. 2. 21 »Dirtiness is not an effect of space, it is itself the engine of space production. Perhaps spatialisation itself is an effect of pollution behaviour. This means that dirt is not an object but an action, the act of dirt-making, or what is called ›vilification‹, making dirty.« (S. Connor: »Smear Campaigns«, p. 4) 22 M. Serres: The Parasite, p. 142.

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the niche, surprising us in the sense that there are no cracks, hollows or indentations within a network.23 2.2 Relationality: The Topos of the Niche Biology offers a highly compatible concept: the ecological perception of the niche. Despite the fact that since its introduction in the beginning of the 20th century various focal points have been developed, the concept of the niche as a relational topos has been established as the common denominator among all variations. In general, the niche is defined in terms of the multiple relationships between a certain species or an individual and the relevant biotic and abiotic environmental factors.24 In the 1910s and 1920s the zoologist Joseph Grinnell developed a concept which became known as the »recess-model« of the ecological niche: In his ornithological article »The Niche-Relationships of the California Thrasher«, published in 1917, he explained the geographically »restricted distribution« of the bird in terms of its adjustment to environmental conditions, based on the assumption that »[t]he nature of these critical conditions is to be learned through an examination of the bird’s habitat«.25 One of the conditions discussed by Grinnell concerns the availability of »appropriate cover«, upon which the bird is dependent (due to its »apparent ›shyness‹«).26 The topos of hidden nesting places (in this case the foliage of chaparral), which protect its inhabitant, seems to be emblematic for the habitat-oriented idea of the niche, additionally supported by the illustration of a »distribution map« locating recesses all over California, where the occurrence of a Thrasher has been sighted or recorded.27 Grinnells lo-

23 In addition, the network is very often seen as a topos of openness and transparency, whereas the niche hosts the concealed. 24 Thus, the niche is a paradigmatic figure for the discipline of ecology: According to Ernst Haeckel, ecology is the entire science of the relations of an organism to its surrounding exterior world, that means, of all the organic and anorganic ›conditions of existence‹ (see: Haeckel, Ernst: Generelle Morphologie der Organismen. Allgemeine Grundzüge der organischen Formen-Wissenschaft, mechanisch begründet durch die von Charles Darwin reformirte Descendenz-Theorie, Vol. 2: Allgemeine Entwicklungsgeschichte der Organismen, Berlin: Georg Reimer 1866, p. 286). 25 Grinnell, Joseph: »The Niche-Relationships of the California Thrasher«, in: The Auk 34.4 (1917), pp. 427-433, p. 428. 26 Ibid, p. 433. 27 Ibid., p. 429.

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cation-based niche is not only a primarily spatial concept in the sense of »the ultimate distributional unit« of a (sub)species,28 but according to John H. Vandermeer, also »pre-interactive« in the sense of »the potential area within which a species can live as opposed to the area in which one actually finds it«.29 In this respect, it is evident that such distributional-potential niches can be, by all means, uninhabited, vacant and empty.30 Whereas the distributional aspect demonstrates the closeness of Grinnell’s model to the literal sense of a hiding place within the habitat, the potential aspect refers to a distinction that has been elaborated later: The pre-interactive niche by Grinnell as the hypothetically possible (idealized) distribution became the understanding of the fundamental niche. In 1927, ten years after Grinnell’s Thrashertreatise, Charles Sutherland Elton widened the concept by asserting that »the ›niche‹ of an animal means its place in the abiotic environment, its relations to food and enemies.«31 As Vandermeer points out, Elton »invariably referred to only the food habits of organisms«, so that the factor of competition is respected indirectly.32 It is for this reason that Vandermeer calls the Eltonian niche a »postinteractive concept – an organism’s actual place in nature as opposed to its potential place in nature«.33 This notion, based in Elton, is today know as the realized niche.34 In the mid-20th century, George E. Hutchinson widened the idea of the niche as an operational and functional term, which is based on the species itself, rather than on the habitat:

28 Grinnell, Joseph: »Presence and absence of animals«, in: University of California Chronicle 30 (1928), pp. 429-450, p. 429. 29 Vandermeer, John H.: »Niche Theory«, in: Annual Review of Ecology and Systematics 3 (1972), pp. 107-132, p. 107. 30 See: ibid. and Schoener, Thomas W.: »Ecological Niche«, in: Simon A. Levin et al (Eds.), The Princeton Guide to Ecology, Princeton, NJ: Princeton University Press 2009, pp. 3-13, p. 3. Grinnell claims that the duration of vacancy is rather short, because »nature hastens to supply an occupant […]. Nature abhors a vacuum in the animate world as well as in the inanimate world.« (Grinnell, Joseph: »Geography and Evolution«, in: Ecology 5.3 [1924], pp. 225-229, p. 227). 31 Elton, Charles Sutherland: Animal Ecology, Chicago: University of Chicago Press 2001, p. 64. 32 J. H. Vandermeer: »Niche Theory«, p. 107. 33 Ibid., p. 108. 34 See: ibid.

72 | FRANZISKA R EICHENBECHER »In this way an n-dimensional hypervolume is defined, every point in which corresponds to a state of the environment which would permit the species S1 to exist indefinitely. For any species S1, this hypervolume N1 will be called the fundamental niche of S1.«35

By no longer defining the niche as a property of the environment, but rather as a parametrically determinable characteristic of the hic et nunc existing species, empty niches become unthinkable. Thus, niches can not be occupied in the proper sense, but only built: The becoming and maintenance of the ecological niche coincides with the Einnischung36 of a species. It is this very idea which is an underlying aspect to the excremental theory: The master of a niche, according to Serres, must first and foremost leave his or her waste behind. This positioning can be considered as an operational act directed towards the biotic environmental factor of »the others«.37 According to the Old French verb nichier, meaning nesting or to build a nest, the one who creates the niche is always fouling its own nest. By taking Hutchinson’s niche into account, Serres’ theory can be viewed as explicit ecology, that is: The niche generated by ›the fallen-off‹ 1) is grasped as pure relationality of an actor and its milieu.38 2) Therefore, the niche is no territorial location a priori and can not be appropriated a posteriori. 3) The niche

35 Hutchinson, George Evelyn: »Concluding remarks«, in: Cold Spring Harbor Symposia on Quantitative Biology 22 (1957), pp. 415-427, p. 416. 36 Here we come upon another difficulty in translating the German »Einnischung«: The very literal translation as »innichement« is only seemingly close, as it is, still somewhat fittingly, used in the context of funeral homes as a term for placing the cinerary urns into little recesses within columbaria. As no other English equivalent for the ecological act of Einnischung presents itself, I will keep the German term. 37 The attribution of operationality to this concept of the niche refers to both, the fact of its principal recordability and computability (in the sense that one can calculate with this volume, even if its always a reduced abstraction), and to the fact, that an operation (the Einnischung) is required. 38 The »milieu«, for Serres, is »the full extent of the phenomenon, the volume filled by the process. The first, the very first occupation of spots« (M. Serres: The Parasite, p. 141). Serres dislikes the term »environment«, because it assumes an anthropocentric view: Instead of being located in the »center of a system of nature«, we should »place things in the center and us at the periphery« (M. Serres: The Natural Contract, p. 33). This general criticism of anthropocentrism correlates with his attitude towards expelling and attracting in the way that here as well, the human is located exactly at the borderline between inside and outside.

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comes into existence by the operation of Einnischung: Its appearance is the performance of the actor;39 is the Einnischung itself. Otherwise, the niche remains hypothetical, potential, latent, or dormant. The original state is thus 4) a masterless, shared, indetermined, public and, above all, clean and proper place; and space itself can be considered as the openness for potential acts of Einnischung.40 Serres claims: »clean and proper here implies that there is no welldefined owner yet, and that it is freely accessible«41.

3

E XCLUSION

AND I NCLUSION

3.1 Expulsion Outside Furthermore, the genesis-by-contamination of niches is described by Serres as »where each center, distributed, produces its local power by identification inside, expulsion outside«.42 Though this principle is more than familiar to us, I would like to dwell on this idea for a moment and take a look at the microscopic shift in The Parasite’s translations, in order to catch up the specific Serres-istic way of thinking inclusion and exclusion. In particular, his perception of these two movements reveals that the dynamics of Einnischung can be described in terms of mediation:

39 It needs further discussion if all these premises are also applicable to non-human or even non-living or non-organic actors (Latourian actants). 40 On the one hand, one can now argue that long ago several (sociological) spatial theories proved that space is produced by (social) action. Just to name one of these approaches, the spatial practices elaborated by Henri Lefebvre expose the constructivist nature of space (see: Lefebvre, Henry: »Die Produktion des Raumes«, in: Jörg Dünne/Stephan Günzel (Eds.), Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2006, pp. 330-342). On the other hand, a post-anthropocentric perspective cannot simply ignore the ecological outlook, as it is not (only) about explanatory models taking the homo sociologicus or the zoon politikon into account. Thinking ahead and considering the comparison with mammals appreciated by Serres, the reference to cross-species life systems imposes itself on the reflection. Not least, Serres’ works are full of phrases and wordings evoking literal ecological thinking. 41 M. Serres: Malfeasance, p. 3. 42 M. Serres: The Parasite, p. 214. The parasite is involved into this dynamic, too: »Our collective is the expulsion of […] the parasite« (ibid., p. 56).

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The German translation of The Parasite contains the term »Ausstoß«,43 whereas in the French original we find »expulsion«.44 The noun is derived from the French verb expulser, which has been used since the 14th century to describe the removal of a person who has no more right to stay. It comes from the Latin expulsare or expellere, meaning to cast out or to expel.45 The English translation into »expulsion« also refers to the meaning of forcing a person to leave an institution or a place. Significantly, both the French and English definitions of expulsion as well as the German word Expulsion (which is usually only used in medical jargon) have an additional meaning: the act of eliminating something from the body. The entities which can be bodily expulsed may be, inter alia, bodily fluids, such as sweat, they may be babies, and even, of course, excrements.46 In the German version, the translator has obviously decided not to apply the term Expulsion in its narrow medical sense. Instead, with the expression Ausstoß, an aspect of meaning other than that of the French and English wording is emphasized: it is the physical-technical aspect of squeezing something out via pressure. As a syntactic analysis provided by The Digital Dictionary of the German Language shows, the noun Ausstoß occurs most commonly with the nouns »carbon dioxide« and »greenhouse gases« or as accusative or dative object of verbs such as »to reduce«.47 When the subjects of the statements are actual peo-

43 M. Serres: Der Parasit, p. 214. 44 M. Serres: Le Parasite, p.187. 45 See: N.N.: »expulser«, in: Französisches Etymologisches Wörterbuch für die galloromanischen Sprachen by Walther von Wartburg, Vol. 3: D-F, p. 314, col. b, provided by CNRS/ATILF 2003 [online] and N.N.: »expulser«/»Expulsion«, in: FranzösischDeutsches Wörterbuch mit besonderer Hinsicht auf den Inhalt der Wörter und die Bildung des Redensarten. Über die Wörterbücher Schwan’s, Mozin’s und der Akademie bearbeitet, ed. by J. A. Solomé, Vol. 1: A-H, Stuttgart/Tübingen: Cotta 1828, p. 499, col. b. 46 The critical birthing period, in which the body of the child is pressed out from the mother’s body, the expulsive phase or second stage of labor is called Austreibungsphase in German. It should not be omitted that Austreibung is also part of the word Teufelsaustreibung, which means exorcism. 47 N.N.: »Ausstoß«, in: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (abbr. DWDS), Berlin: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften 2015 (Panel »Wortprofil«) (online).

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ple or communities, Germans use the verb austoßen or its participle ausgestoßen, but very rarely the noun itself.48 This somewhat pedantic-looking, philological digression based on discourse analysis suggests that one may well stumble over the translation of the French expulsion into German Ausstoß: to some extent, it seems to be a trivializing rhetorical move of deanthropomorphization because it suggests that there are only unwelcome material object-like particles being ejected mechanically (by a machine or an exhaust pipe). Nevertheless, the translation of expulsion into Ausstoß is ultimately paradigmatic in regards to the excremental theory, since both the expelling of people as well as the (active) ejection of unpleasant things are inextricably interrelated: The latter leads to the former, or more precisely: The physical-technical act of expulsion of waste on one side causes the social status of other subjects as being-expelled on the other side.49 This moment of coupling should clarify that Serres’ waste is integrated into a process of mediated ejection. I call this process fundamentally medial, since changing the state of objects changes the state of subjects in a multi-level and non-immediate way. Thus, space and ownership get mediated by launching differentiation and transformation.50 3.2 Identification Inside Concerning the counterpart »identification inside« it can be concluded: 1) Regarding the connection between pollution and its polluter in terms of the per se relational-directional German terms Abfall and abfallen, it becomes obvious that the departing and distancing movement inherent to fallen (to fall) is dramatically increased through the affix ab- (off): Abfall is not only what is left over once, but what is ›fallen-off‹ twice. 2) Waste is, at the same time, what binds humans to their place and what binds them to their peers. Provided that the collective ›fallen-off‹ of a group creates ties between the members of this group, this kind of identification also depends on the joint appraisal of the waste as unproblematic (also even when unconscious). This idea is also found in Michael Thompson’s Rubbish Theory in

48 See: ibid. 49 In addition, the translation benefits from the fact that Ausstoß covers both the procedure of pushing out something and the figure resulting from this procedure, that is the one who has been outcast, the pariah. 50 Chapter 4 provides further explanations on the medial characteristics to which this argumentation is referring.

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what he names the »conspiracy of blindness«:51 the incapacity of noticing the potential unpleasantness of that, which one or one’s own produces. In this respect, for the group originating the waste, it is never ›the refused‹, since the lack of abjection is what might evoke identification inside.52 3) The third moment of identification concerns the question of how people identify ›the fallen-off‹ as belonging to and as a belonging of the one who discards it. By referring to the idealistic idea that »the world is my representation [...]: the world is my marked territory«, Serres seems to suggest a semiological interpretation of waste as a nonverbal sign.53 In fact, excrements and similar organic residuals can easily be taken as indexical signs par excellence,54 since they do have an actual, direct connection to the polluter; they point to a certain causing body.55 But discarded objects are not exclusively signs of something, they are also signs for something or someone – even for animals, excrements do have an intention of communication.56 The question is: What is the use of analyzing waste semiologically? Does it provide deeper understanding of the way people are expelling each other by polluting space? It seems to me: not significantly. There are two ways of dealing with semiotic findings: either we make them productive for the reading process

51 Thompson, Michael: Rubbish Theory. The Creation and Destruction of Value, Oxford: Oxford University Press 1979, p. 2, 87ff. 52 »[…] one’s own […] dung smells good« (M. Serres: The Parasite, p. 144). 53 Ibid., p. 146. 54 According to Charles S. Peirce, the indexical sign »is physically connected with its object; they make an organic pair, but the interpreting mind has nothing to do with this connection, except remaking it, after it is established.« (Peirce, Charles S.: CP 2.299). With respect to the initial thoughts on the difficulties in talking about waste, I would like to mention that Peirce seems to make an own alternative proposal: he writes about the index that »[…] we may think of it as a fragment torn away from the Object, the two in their Existence being one whole or a part of such whole.« (Peirce: CP 2.231) 55 Indices are »Signs that represent their Objects by being actually connected with them.« (Peirce: CP 6.471) 56 A popular example of human territorial behavior is the towel of the holidaymaker, which is placed on a deck chair at the hotel pool. It operates mainly as a symbol, since it is more or less arbitrary and conventionally (but still bodily) connected to its owner, and other pool guests read the towel as a marker of property in the literal sense of a traffic sign that shouts: Someone already established his or her niche here, so stay away!

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or we exclude the interpretation of the signs from our reflection. In the latter, it would be irrelevant if someone is disgusted by or runs away from an index, icon or symbol, as they would not be operative as signs. Conversely, by taking the reading into account, we would take for granted that there is always a subjective consciousness that more or less successfully decodes waste as something else. In this case, we would reduce the dynamics of waste to cognitive processes, and by doing so we would run into the danger of rehabilitating the primacy of rationality, the logics of representation and the traditional subject-object division in the long run. This is why I plead for provisionally bypassing the field of semiotics concerning the ›magnetism‹ of waste, at least until a workaround for this conceptual problem will be found.

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AFFECTING

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AFFECTED B ODIES

4.1 Intentionality and Mediality Serres’s example of the salad meal at the boarding school is doubtlessly a scenario, in which the act of soiling is applied consciously to achieve the effect of appropriation. But intentionality (in the sense of purposiveness) is not essential to the effectiveness of the main principle. Noise, smell and waste do occur and act as a deterrent even if one tries really hard to avoid pollution. Thus, any conscious pollution is merely a special case of a far more fundamental chain of events. The point is: While Serres particularly focuses on the political dimension of power inherent to pollution, it seems to be even more interesting to look at how agency is not limited to impolite subjects and dirty fellows. Although The Natural Contract presents property-generating pollution as a »cultural source of what we call pollution, which, far from being an accidental result of involuntary acts, reveals deep intentions and a primary motivation«,57 here I would like to go beyond Serres, especially regarding the aspect of a moment of non-intentionality breaking through. Or more precisely: an ecologic notion of more-than-intentionality.58 The mediated expulsion explained by Serres can exist without human instrumental rationality and encourages us to take the potential of waste as a medium seriously. The understanding of mediality I am

57 M. Serres: The Natural Contract, p. 33. 58 I borrow this rhetoric move from: Lorimer, Hayden: »Cultural geography: the busyness of being ›more-than-representational‹«, in: Progress in Human Geography 29.1 (2005), pp. 83-94.

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referring to is inspired by the Actor-Network-Theory: Bruno Latour criticizes the concepts of »mediator« and »intermediary« and coins the terms of »actor« and »actant« by claiming that »[a]n actor is what is made to act by many others«.59 That means, everything that transforms a given situation by drawing a distinction is an actor (or an actant »if it has no figuration yet«).60 Hence, there is no ontological difference between the ones formerly known as media, and things or people. This notion of the capacity to transform and to let something emerge is crucial to this view, as well as the fact that action is never locatable (as intentional acting would be) but »dislocated« and dispersed, and, above all, always influenced in heterogeneous ways.61 For the purpose of this text this means: Firstly, the dynamics of identification and expulsion can be perceived as a distributed action of actors who affect each other and make distinctions. And secondly, it cannot be grasped without relating it back to the interplay of attracting and repelling, in which the abject is involved. Hence, I do not primarily refer back to the psychoanalytical role of abjection within the genesis of the ego,62 but to abjection as a »dimension of human experience that is based in affect, rather than rea-

59 Latour, Bruno: Reassembling the Social. An Introduction to Actor-Network-Theory, New York: Oxford University Press 2005, p. 46. 60 Ibid., p. 71. 61 Ibid., p. 46. See also Latours idea of action as »other-taken« (ibid., p. 45). Similar to how Einnischung as an operational act is not linked to subjectivity or consciousness – since the genesis of the niche takes place irrespective of whether the polluter acts only by accident or is aware of what happens –, the niche in its economic notion as a market niche is created by inanimate objects developing relations to other actors, such as customers and competitors. But if there is no need for an acting subject one must ask where this operative agency is located. I would suggest thinking about a shared agency, which intertwines the actors and actants involved. If we say that a person is rejected or refused by something, agency seems to be visibly operant on the side of this ›something‹. It should become clear that objects have some kind of directedness, but not in the way of Husserl: Although they cannot think of something (no Noesis), they might relationally refer to something. This aboutness of non-rational, non-subjective and even non-human entities (such as waste) can be considered as ecological-actantial intentionality, which is one of the driving motors of Einnischung. 62 For Julia Kristeva, the act of rejecting the abject constitutes the individual and autonomous ego: The abject places the subject beside itself and involves it into a »vortex of summons and repulsion«. (Kristeva, Julia: Powers of Horror. An Essay on Abjection, New York: Columbia University Press 1982, p. 1).

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son«.63 According to the sociologist and abjection-specialist John Lechte, humans do not only think with their heads, but »also […] with their bodies«.64 4.2 Mediated Stimulation If intentionality, cognition and representation are not to be made primarily responsible for the effects of waste as ›the refused‹, then perhaps it is the bodies involved that are the ones to blame: Serres himself suggests the extent to which the crossing of boundaries in a niche-network shows the reversal of »everything that delights or disgusts the body«.65 The bodily receptivity seems to provide the target for waste.66 Consequently, the effect of the spit on the salad can be thought of as stimulation. Already the mechanical origin of the term stimulus contains both the affectiveness of pain and the operational approach: The Old High German reiʒen meant to animate and to violate and reiʒōn to scratch and to carve in.67 Similarly, the Latin verb stimulare signifies to prick or to incite.68 In the ancient world stimulus, also named the goad (in German Stachelstock), was used as a tool for domestication with which Masters pushed slaves and farmers drove

63 Lechte, John: Key Contemporary Concepts. From Abjection to Zeno’s Paradox, London: Sage 2003, p. 10. 64 Ibid., p. 11. 65 M. Serres: The Parasite, p. 142. According to Konrad Paul Liessmann, disgust has to be distinguished from fear, since the disgusted subject does not feel threatened but only exceedingly harassed (see: Liessmann, Konrad Paul: »›Ekel! Ekel! Ekel! – Wehe mir!‹ Eine kleine Philosophie des Abscheus«, in: Karl M. Michel/Ingrid Karsunke/ Tilman Springer (Eds.), Kursbuch 129. Ekel und Allergie, Berlin: Rowohlt 1997, pp. 101-110, p. 107). 66 As long as one does not understand what pain or love really is and does, if one only considers it as mental representation (for example as a causal fact, an indexical sign or just neurochemistry), one cannot cope with the bodily aversion against waste as ›the refused‹ by using descriptions requiring intentionality and disregarding its phenomenology. 67 See: N.N.: »reizen«, in: DWDS (Panel »Etymologisches Wörterbuch«, based on: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen nach Wolfgang Pfeifer, 2nd edition, Berlin: Akademie-Verlag 1993) (online). 68 See: ibid.

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oxen when ploughing the earth.69 Besides, Olympic charioteers athletically directed their horses with it (in Greek Kentron).70 In Sophocles, the operative facet of the stimulus tends to be even more exaggerated; here it becomes a means of fulfilling fate: When Oedipus finds himself in conflict about the right of way on a crossroad, an old man hits his head with a goad.71 Affectively stimulated in that manner, Oedipus beats the man to death, who turns out to be his own father. Oedipus finally commits patricide as previously predicted by the Oracle. In this case, the spike is not a tool with which Oedipus hunts his father down by his own hand, but rather the medium of the Delphic prophecy. It does not kill immediately, but stimulates, animates, and encourages Oedipus to perform the big showdown. 4.3 Multiple Modes of Activation One could then assume that the stimulating effect of waste, in the literal sense, is a harming, or rather, penetrating and invasive phenomenon. Especially when considering the olfactory sensations that are often activated by waste, which are believed to have a strong and harmful effect; not to mention the pungent and harsh odor of garbage bins in summertime. It is not a coincidence that until the 19th century, smelly fumes coming from the ground were believed to cause the spread of epidemic plagues.72 Within the idea of miasmic infections the harmful effect of a poisonous whiff equates to the perceptible and affective qualities of blight. During the time of the bubonic plague, the doctores medici used to wear

69 See: N.N.: »stimulus«, in: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch, Vol. 2, ed. by Karl Ernst Georges, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1998, col. 2802. 70 See: Boetticher, Adolf: Olympia. Das Fest und Seine Stätte. Nach den Berichten der Alten und den Ergebnissen der Deutschen Ausgrabungen, Berlin: Julius Springer 1883, p. 117, 264. 71 See: Sophokles: Die Tragödien des Sophokles. König Oedipus, Bonn/Leipzig/Darmstadt: A. Marcus 1827, p. 255 as well as Bernard, Wolfgang: Das Ende des Ödipus bei Sophokles. Untersuchung zur Interpretation des ›Ödipus auf Kolonos‹ (= Zetemata. Monographien zur klassischen Altertumswissenschaft, Vol. 107), München: C.H. Beck 2001, p. 117. 72 See: Ashenburg, Katherine: Clean. An Unsanitised History of Washing, London: Profile Books 2009, p. 164 and Rawcliffe, Carole: Urban Bodies. Communal Health in Late Medieval English Towns and Cities, Woodbridge: Boydell & Brewer 2013, pp. 120-127 (chap. »Medical Beliefs«).

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beak masks filled with aromatic herbs.73 This way of disease prevention was motivated by the estimation that the stench itself would be a lethal sign of its toxicity and that pleasant »anti-aromas«, such as incense, tobacco and perfume, could avoid contagion.74 But waste does not always induce excitement: in other cases, one tends to describe the effect of waste as ›the refused‹ as rather narcotizing; for instance referring to deafening noise or paralyzing horror. What exactly determines if the feeling induced through waste literally sets the body in motion or if it anaesthetizes it?75 To sum up, the excremental theory only takes those reactions and affections into consideration that become present in efforts of escaping or avoiding. The diverse situations in which waste 1) is received with indifference, 2) induces an anaesthetizing effect of shock, or 3) has an alluring and inviting effect on others (at least to a certain degree), cannot be explained with Serres’ theory. 4.4 Affection and Liminality After all, this aspect of indeterminacy and instability is absolutely symptomatic of the (post)structural(istic) understanding of the affect we can find in Gilles Deleuze and Félix Guattari as well as in Brian Massumi. Even if the following is not only condensed but also radically reduced to only some of the authors main thoughts, it could help to give an insight into the debate on affection that should be intensified elsewhere: Deleuze and Guattari follow Spinoza, who defined the body in two complementary ways: Firstly, a body is »composed of an infinite number of particles«, which is why »it is the relations of motion and rest, of speeds and slownesses between particles, that define […] the individuality of a body«.76 This kinetic defi-

73 See: Fürst, Paulus: Doctor Schnabel von Rom. Kleidung wider den Tod zu Rom, Nürnberg 1656. 74 See: Vigarello, Georges: Wasser und Seife, Puder und Parfüm. Geschichte der Körperhygiene seit dem Mittelalter, Frankfurt a.M./New York: Campus 1992, p. 108. The presumed convergence of danger and sensory perception of the miasms could be elaborated with Michel Foucault, who stated that the episteme of the Renaissance was characterized by resemblance and similitude (see: Foucault, Michel: The Order of Things. An Archaeology of the Human Sciences, New York: Pantheon Books 1970). 75 Excessive disgust can cause highly sensitive people to faint, and in the 17th and 18th century senseless patients were reanimated by the use of smelling salt. 76 Deleuze, Gilles: Spinoza. Practical Philosophy, San Francisco: City Lights Books 1988, p. 123.

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nition of the body meets the dynamic definition of the body, that is its »capacity for affecting and being affected« by other bodies.77 Both perspectives refuse the understanding of living beings as substances or subjects,78 and for Deleuze and Guattari the affect is no personal feeling, but a »prepersonal intensity« independent from the subject.79 Moreover, while taking into account these two propositions inspired by Spinoza, Deleuze argues: »The important thing is to understand life, each living individuality, not as a form, or a development of form, but as a complex relation between differential velocities, between deceleration and acceleration of particles.«80 This approach is linked to the role of affection within the Deleuzian theory on cinema: Here, he grasps the affect relationally as an interval of tension or disturbance between a received input and a reactive output – as a transformative in-between.81 The »passage from one experiential state of the body to another« is grounded in the body’s reciprocal affectionality and implies »augmentation or diminution in that body’s capacity to act«. 82 Similarly, for Brian Massumi the affect is what is »in-between time after before but before after«.83 Hence, the Deleuzian »interval« as the »missing half second«84 between stimulus and reaction is filled with an excessive »too much«

77 Ibid. See also: Massumi, Brian: »Notes on the Translation and Acknowledgments«, in: Deleuze, Gilles/Guattari, Félix, A Thousand Plateaus. Capitalism and Schizophrenia, Vol. 2, London/New York: continuum 2004, pp. ix-xx, p. xvii. 78 G. Deleuze: Spinoza, p. 123. 79 B. Massumi: »Notes«, p. xvii. 80 G. Deleuze: Spinoza, p. 123. 81 See: Deleuze, Gilles: Cinema 1. The Movement Image, London/New York: Bloomsbury Academic 2013, p. 69, 73. 82 B. Massumi: »Notes«, p. xvii. 83 Massumi, Brian: »The Bleed. Where the Body meets Image«, in: John C. Welchman (Ed.), Rethinking Borders, Minneapolis/London: University of Minnesota Press 1996, pp. 18-40, p. 29. See also: Angerer, Marie-Luise: »›The Skin is faster than the Word.‹ Kommentar zu Brian Massumis erstmals in Deutsch vorliegender Aufsatz- und Interviewsammlung«, in: ZfM Reviews 2010 [online]. 84 Massumi, Brian: »The Autonomy of Affect«, in: Cultural Critique 31.2 (1995), pp. 83-109, p. 89. See also: Massumi, Brian: Parables for the Virtual. Movement, Affect, Sensation, Durham/London: Duke University Press 2002, p. 28f. Massumi refers to Hertha Sturm, who detected this missing second in her empirical research on children watching TV (see: Sturm, Hertha: »Wahrnehmung und Fernsehen. Die fehlende Halbsekunde. Plädoyer für eine zuschauerfreundliche Mediendramaturgie«, in: Media Perspektiven 1 [1984], pp. 58-64). More currently, Henning Schmidtgen focused on the

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of something.85 In this regard, affects are not accessible to consciousness.86 In addition, one could argue that because of the excess contained within this »too much« the affect is the encounter with the monstrous, to which we are at mercy as long as we are embodied beings. With these principles of affection theory it also becomes comprehensible that waste is a trigger for affective reactions, which are always delayed due to the disruption of perception. Looking at waste through the lenses of Spinoza, Deleuze and Massumi provides an alternative to semiologic approaches, since it focuses both on the receptivity of the human body and the abjective and monstrous aestethics of waste. Moreover, even indifferent and inverted behavior towards waste and pollution can be deemed to be induced in this way: No matter if the receptive body tries to escape from or feels attracted by the waste as the ›fallen-off‹, there is an (each time specific) affectivity at work. Before I will draw a conclusion of all these meandering perspectives, I will shortly clarify the category of pollution in terms of the structural connection between affection and liminality: Among others, the sociologist Rob Shields states that »[a]s a lived transition, affect is liminoid«.87 The ethnological concept of liminality, introduced in 1909 by Arnold van Gennep in his work Les Rites de Passage and revived by Victor Turner in 1967, describes the transition state of people or collectives being on a threshold after they have been separated from a given social order and before they will get reassimilated again. In the liminal period, the passenger »passes through a realm of that has few or none of the attributes of the past or coming state«.88 Hence, Turner speaks about the »structural

experimental measuring of the delay of consciousness (see: Schmidgen, Henning: Hirn und Zeit. Die Geschichte eines Experiments, 1800-1950, Berlin: Matthes & Seitz 2014). 85 Angerer, Marie-Luise: »Affekt – ein blindes Gefühl«, in: Iris Cseke et al (Eds.), produktion – AFFEKTION – rezeption. Tagungsband zum interdisziplinären Symposium für Nachwuchswissenschaftler im Rahmen des Promotionsprogramms ProArt der LMU München, Berlin: epubli 2014, pp. 7-26, p. 15. In Massumis words, the halfsecond is »overfull, in excess of the actually performed action and of its ascribed meaning« (B. Massumi: The Autonomy of Affect, p. 90). 86 See: ibid. 87 Shields, Rob: »Space/Affect«, Speaking Notes for a talk given at »Fear, Space and the Subject of Violence« – Interdisciplinary Graduate Conference, May 5-7 2006, University of Alberta, Department of Sociology, no pagination [online]. 88 Turner, Victor: The Forest of Symbols: Aspects of Ndembu Ritual, Ithaca, NY/London: Cornell University Press 1967, p. 94.

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›invisibility‹« of those, who are »betwixt and between«.89 Because, due to the ambiguity and instability of the liminal state, the »transitional-being«90 is highly imperiled by and susceptible to dangers. Specific rituals, such as initiation ceremonies, are supposed to organize these risky transitions. It is no coincidence that Turner himself gives reference to Mary Douglas and her idea of dirt as that which can not be classified conventionally: Turner states that »in confirmation of Dr. Douglas’s hypothesis, liminal personae nearly always and everywhere are regarded as polluting to those who have never been, so to speak, ›inoculated‹ against them, through having been themselves initiated into the same state«. 91 The general connection between liminality and pollution seems to be plausible now: Since »[t]he unclear is the unclean«,92 both the ethnological liminal state and the »liminoid«93 state of the affection are marked as »interstructural

89 Ibid., p. 96, 97. This invisibility of the liminal shows strong analogy to affection, which in turn is connected to virtuality, since the affect is »known only through its effects« (R. Shields: »Space/Affect« [online]; see: Deleuze, Gilles: Lecture Transcripts on Spinoza’s Concept of Affect, Cours Vincennes, 24.01.1978, no date [online]). 90 Ibid., p. 95. 91 Ibid. 92 Ibid., p. 97. 93 Whereas the liminal »elicits loyalty and is bound up with one’s membership or desired membership in some highly corporate group«, the liminoid is a »a matter of choice not obligation« (Turner, Victor: »Liminal to Liminoid, in Play, Flow and Ritual: An Essay in Comparative Symbology«, in: Rice University Studies 60.3 [1974], pp. 53-92, p. 86). These experiences are commonly found within »the leisure genres of art, sport, pastimes, games etc.«, because people enjoy being liminoid as a kind of »commodity, which one selects and pays for« (ibid.). Instead of listing all of the conceptual differences between the terms liminal and liminoid explained by Turner, it should be sufficient to leave it at the remark that »[o]ne works at the liminal, one plays with the liminoid« (ibid.). One could now easily argue that the quasi delightful notion of the liminoid obviously does not comply with the concrete aversion against waste. But maybe it would be too myopic to dismiss this wording as insignificant: The liminoid can also be something that gives pleasure by not determining if its effect is comfortable or not: The affective transition seems to be an experimental element of play in general; and why not consider that some affections involving waste or dirt are generating the feeling of Wonnegruseln (being delightfully thrilled)? Sometimes we enjoy situations precisely because we are affected somewhat unpleasantly. What if this were a crucial logic of intimacy?

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situation[s]«.94 But the former is related to the framework of society as »structure of positions«,95 and the latter is related to the framework of bodily experiences as a spatial and temporal flow of states.96

5

W HAT R EMAINS C ONCERNING THE R EMAINING

We cannot know what waste puts into circulation when a place becomes appropriated and a niche is established – as we have not found a name for it yet. We could speak of an animating force that propagates itself transformatively – similar to the gift exchange à la Marcel Mauss or to the forces of (electro)magnetism.97 Serres literally says: »the unstable equilibrium of relations of forces fluctuates«.98 I will once again highlight the problems of this force’s two moments of movement – the expansion directed forwards and the reverse motion of the affected – in regards to the most urgent questions: 1) Serres’ approach focuses considerably on expansive movements of the actors who are soiling. Here we have to distinguish between: a) the propagation triggered by the repeating of individual acts of repelling by letting something fall off both in time and space, and b) the own dynamics of things being ›fallen-off‹ themselves. In what way the expansion takes place closely depends on the physical characteristics and temporal durability of waste, as well as on the topological characteristics of the particular place. Possible approaches towards the historical analysis of such materialities can be found in Serres’ work Malfeasance: Appro-

94 V. Turner: The Forest of Symbols, p. 93. 95 Ibid. 96 »Affect is both a space and a time of passage.« (R. Shields: »Space/Affect« [online]) 97 As Mauss has shown, in archaic societies the exchange of gifts is rooted in the idea of magical forces or powers (such as mana or hau) inherent to objects: Things are not lifeless, but charged with and animated by this force, and the force can pass from one hand into another (Mauss, Marcel: The Gift. The Form and Reason for Exchange in Archaic Societies, London/New York: Routledge 2002). By now it should have become clear that the ›magnetic‹ quality of waste refers to the interplay of repulsion and attraction. Both movements are the basic laws of interaction between electrically charged particles: Opposite charges attract and same ones repel each other. Since this paper questions how and why waste and people confronted with waste become ›magnetized‹, a possible answer could also be found by imagining the actors and actants as ›charged‹ resp. ›charging‹. 98 M. Serres: The Parasite, p. 142.

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priation Through Pollution?, where he states a process of objectification of material waste as hard pollution into the soft pollution of linguistic, symbolic and communicational rubbish.99 One of the crucial consequences for the contemporary distribution of property on this planet is, according to Serres, that modern economics expropriate the consumers so that they are only tenants of things.100 2) The affective excitation leads the receptive actor to move back. This moment of withdrawing could be perceived as a particularly energetic transformation, which apparently decreases the potential force of the receptor: Its originally offensive approach turns into defensive evasion. This also brings to question to which extent different objects cause different affective qualities and modes of excitation. Regarding Deleuze resp. Spinoza, the affection indicated by waste as ›the refused‹ would obviously lead to the reduction of the receptive body’s capability to act.101

99

The main stages of this development, according to Serres, are: Whereas in the natural law pollution appropriates arable land with excrements, in archaic, pagan, and polytheistic societies the pollution consists of blood and the ash of ancestors, and produces sacred ground. In Christian society blood is replaced by water and wine, since remainders are not tolerated anymore: Christian pollution no more generates property but temporary relations of renting or leasing, so that the former owner becomes a pilgrim (see: M. Serres: Malfeasance, pp. 14ff). In modern economics there is a global expropriation, since objects are marked with logos, signs and signatures and thus always belong to the companies. Which is why, for Serres, the consumer is a tenant of things (see: ibid., pp. 66ff). In respect to the question of value one might claim: the organic, material, subjective waste actually did have a value to the people because it allowed the genesis and stabilization of property. Obviously, this subjective value got lost in modern an-organic, immaterial communication-waste, since it operates appropriatively only for the companies.

100 See: M. Serres: Malfeasance, pp. 55ff. 101 See: B. Massumi: »Notes«, p. xvii. Spinoza already stated in his Ethics in 1677: »By emotion [commonly translated into affection] I mean the modifications of the body, whereby the active power of the said body is increased or diminished, aided or constrained, and also the ideas of such modifications.« (Spinoza, Benedictus de: Ethics. Demonstrated in Geometrical Order, Part III, Project Gutenberg iBook 2003, Definition 3, p. 209). Admittedly, Spinoza added: »The human body can be affected in many ways, whereby its power of activity is increased or diminished, and also in other ways which do not render its power of activity either greater or less.« (Ibid., Postulate 1, p. 210)

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3) The formula based on Serres, to expand = to repel and to contract = to attract,102 is insufficient for an additional reason: It poses the question of how expansion or compression can itself act on the particular actor; which autoaffection might be imaginable. Expansion always carries the danger of destabilization with it. To expand means to distance oneself from the (safe) center and to spread oneself into the unpredictable openness of space. Such an exposure demands not only adequate infrastructures of organization and communication, but also the increasing extension causes the lengthening of the boundaries to the exterior sphere, providing a larger target for attackers. By expanding receptivity and liminality, the distribution of power between parasite and proprietor, guest and host, the repelled and the repelling, can suddenly collapse. With this in mind, it becomes striking that reducing Serres’ excremental theory to a combative strategy to increase power would be rather one-dimensional. Instead, by considering the ›magnetic‹ properties of waste, I tried to aim at possible perspectives which allow to trace back the productivity of waste as ›the refused‹, ›the discarded‹ or ›the fallen-off‹ to a specific interaction of ecological relationality, non- or more-than-intentional operationality and invasive affectivity – because we know: »Rubbish does not have an objective, autonomous existence.«103 4) After looking at the production of pollution and its modes of action, we can conclude by at least touching on its disappearing: What are the functions and consequences of cleaning? Three approaches towards this question stand out, respectively in terms of rationality, sociality and temporality: For Mary Douglas, who sees purity and pollution as principles of symbolic classification, purifying aims at the restoration of order since »[e]liminating [dirt] is not a negative movement, but a positive effort to organise the environment.«104 Instead of assuming an irrational »anxiety to escape disease«, she claims that »dirt-avoidance [...] is a creative movement, an attempt to relate form to function, to make unity of experience.«105 This implies not only the actual practice of cleaning and tidying, but also and above all the mental acts of sepa-

102 Connor transfers this figure to the categories themselves: »Cleanness withdraws; dirt advances or invades. Cleanness encloses; dirt exposes.« (S. Connor: Smear Campaigns, p. 9). 103 Brothman, Brien: »Orders of Value: Probing the Theoretical Terms of Archival Practice«, in: Archivaria 32 (1991), pp. 78-100, p. 81. 104 M. Douglas: Purity and Danger, p. 2. 105 Ibid.

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rating and categorizing by applying fundamental differences such as inside/outside.106 In contrast, by stating that »[w]ashing is a social act« and the effort of »purifying one’s space is an act of welcoming, or a religious, amorous, collective, or hostal act«,107 Michel Serres emphasizes that creating cleanliness is particularly functional in terms of the social. Hospitality, for Serres, seems to be based essentially on this executive creation of purity: The host has to be clean, otherwise the guest will disappear or even stay away completely. If »the more the niche is soiled with feces, the more the person is attached to his property«,108 the detachment of the host from his niche is required. Thus, Ausnischung (niching-out) is a condition for hospitality. But this logic is no totalitarian one: If the purification also includes the removal of any other kinds of ›the fallen-off‹ (which might not have been refused, but simply forgotten or left over), guests would doubt hospitality: Hans-Dieter Bahr demonstrates by etymological explanations that the German term Gastlichkeit is linked to the territorial tenure status of residence (Ansässigkeit).109 No pollution – no residence – no chance for hospitableness or hospitality at all.

106 See: ibid., p. 4. 107 M. Serres: The Parasite, p. 145. 108 Ibid. 109 As Bahr states, the outdated term Gastung designated the whole relation of mutual being-guest and Gasterei the duration and repetition of that convivial process. Only with the word Gastlichkeit, characterized by the suffix -lich, which is related to the etymon Leib (body), the aspect of property entered into the expression. Due to the possessive notion of the term, Gastlichkeit poses the capacity of residing sovereigns and landlords to receive guests. In turn, the determiner Gast- (guest-) indicated that what is not located at his or her own place or function. The second morpheme -keit is related to conspicuous appearance. According to Bahr, Gastlichkeit became the denotation of a distinguished mode of reception and treat(ment) of guests on the part of those who have already occupied a place (all explanations see: Bahr, Hans-Dieter: Die Sprache des Gastes. Eine Metaethik, Leipzig: Reclam 1994, p. 141f). It is for this reason that I would prefer to translate the term Gastlichkeit not as hospitality but rather as hospitableness, since hospitality (Gastfreundschaft) suggests a positively or normatively connoted amity between hosts and guest. In contrast, hospitableness is a much more neutral term that refers to the quality of the situation, which is obviously not limited to friendship.

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AND

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Steven Connor stresses the two paradoxical functions of cleaning due to the »ambivalent […] relation« between dirt and time:110 Firstly, dirt stands for »the accretion of age«, since it marks » the accumulation of time«.111 Hence, the expungement of dirt becomes an annihilation of this past, insofar as cleaning is the renewal of a pure status that has gone by. Secondly and simultaneously, »dirt is always futural, since it is always in prospect« and marks »the exposure of object to the erosions of time«.112 The expungement of dirt, then, is not only a denial of the past, but also of this anticipated future: Cleaning refuses »duration and the mixing that is its effect and signature«.113 All these three perspectives towards dirt and waste and its elimination highlight specific troubleshooting strategies that operate on the basis of (spatial) manipulation: In Douglas, cleaning is mainly an act of cognitive organization and means reorganization of structures (i.e. by using language). In Serres, cleaning is mainly an interaction and means a (re)modification of social relations (i.e. by allowing hospitality). In Connor, cleaning is mainly an act of metaphysical resistance against temporal progression (i.e. by turning back time). However waste disposal might be motivated, the practices of cleaning and sorting are constantly connected to ourselves in a very complex way. On the one hand, the rigorous refusal of waste as ›the discarded‹ emerges from the fact that it still contains – as ›the fallen-off‹ – something from us. Connor emphasizes this relationality of nearness: »It is not otherness or dissimilarity that produces hostility and suspicion, but rather minimal difference within near-similarity. The dirty is the quasi-identical. [...] The one who is close enough to me to be mistaken for me by others is a kind of a smear or smirch on my identity.«114 On the other hand (or for this very reason), we are attached to waste nearly affectionately: why else would there be so many mugs, wall plates and plaques, embroideries and other kitschy objects (many of them handcrafted) sold at online marketplaces and in decoration stores – all declaring that »My House is Clean Enough to be Healthy and Dirty Enough to be Happy«?

110 S. Connor: Smear Campaigns, p. 9. 111 Ibid. Semiologically spoken: dirt as an indexical sign points at the time span between past and presence. 112 Ibid. 113 Ibid. 114 Ibid., p. 7.

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In Gesellschaft mit dem Übrigen

Cleaning up: Gender, Race and Dirty Work at Home* R OSIE C OX

ABSTRACT This essay explores the importance of dirt in the home for structuring social relations of inequality. It examines the fundamental relationship between modern notions of public and private and practices of waste removal. It then explores how this relates to social inequalities, particularly racial/ethnic inequalities, through the examples of Americanization programs in the early 20th century and soap advertisements in the late 19th century. In both these examples, cleanliness was associated with whiteness and ›right‹ ways to live. The essay then examines the division of labor inside the home to discuss how cleaning is organized along gender, class and ethnic lines. It looks at the experiences of women of color employed as paid domestic workers in private homes and how notions of dirt and pollution structure their employment conditions. It concludes with an examination of the generative possibilities of dirt, as a substance and an idea which can disturb existing ways of thinking and lead us to discover more ethical social relations.

* This work was made possible in part due to support from the UK Economic and Research Council (ESRC) grant number ES/J007528/1.

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I NTRODUCTION This essay invites you to embrace dirt and waste as concepts to think with. Concepts – and real, material objects – that very easily disturb our accepted ways of seeing and doing. As Gay Hawkins1 states, »There is no doubt that shit (like sex) can be very disturbing and this is why it is of inestimable value for understanding the contingency of cultural boundaries.« In this essay I am going to particularly focus on dirt as a structuring concept, something that conveys and creates social status and difference. This essay focuses on the home as a place where waste matters, not in terms of sustainable consumption or ›upcycled‹, chic ›vintage‹ furniture, although these things are important, but as a place where dirt and human waste structure relations of difference. Where they produce and enforce hierarchies of inequality that are not personal, private or domestic, but the structural forces of contemporary life. Both waste and the home are generally imagined as quotidian, petty, boring – polluting influences on the reified life of the intellectual mind. Dirt is the mundane matter under our finger nails, down our toilets, under our streets, hardly the high-minded stuff that academics should be occupying themselves with. But in this chapter I argue that dirt matters. Dirt is powerful. Dirt slips easily from the material to the metaphorical and back again. It slides between concept, matter, experience, metaphor, and imagination, often operating simultaneously through these distinct yet overlapping registers. Closeness to real dirt becomes analogous of moral dirt or baseness. Our imaginings of dirt, in the city and the home also have distinct implications for how we can and should live sustainably. Raising questions about the aesthetics and values of waste also raises questions about what we think of (as) dirt.2 ›Dirt‹ is a useful index of, and tool for understanding and confronting, inequality or marginality. As Elizabeth Shove argues »describing people, things or practices as clean or dirty is not a socially neutral enterprise.«3 The perceived dirtiness of others, whether they be »the great unwashed« (a phrase coined in 1830 by the Novelist Edward

1

Hawkins, Gay: The Ethics of Waste: How We Relate to Rubbish, Lanham: Rowman

2

Campkin, Ben and Cox, Rosie: »Introduction: Materialities and metaphors of dirt and

and Littlefield 2006, p. 48. cleanliness«, in: Ben Campkin/Rosie Cox (Eds.), Dirt: New Geographies of Cleanliness and Contamination, London: I.B. Tauris 2007, p. 1-2. 3

Shove, Elizabeth: Comfort, Cleanliness and Convenience: The Social Organization of Normality, Oxford: Berg 2003, p. 88.

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Bulwer-Lytton to describe the lower classes4) or »smelly foreigners« reinforces dominant value systems and social boundaries. We respond to dirt emotionally as well as rationally; as a moral as well as a biological issue. Adrian Forty found, in his research on the activities of modernist hygiene reformers, that they used a combination of scientific and emotive arguments to accomplish their projects, and »On the whole, the arguments based upon scientific logic were less effective than those which appealed to emotion, mainly because the rational arguments fell foul of prejudices about social class, whereas the emotive arguments did not.«5 The use of a guilt-inducing rationale for hygiene required dirt to be considered as a moral problem rather than simply a physical one. In contemporary society, too, at both an individual and collective level, we are driven to eradicate dirt by a complex and often contradictory web of scientific and cultural, rational and emotional, corporeal and psychological prompts. The text begins by digging a little deeper into the relationship between dirt and the private home to show how important practices relating to waste are to the construction of home as a private space. I outline an argument put forward by Gay Hawkins6, which suggests that it is the introduction of technologies for dealing with waste, particularly human waste, which underpins modern notions of public and private. I then look at how this relationship between dirt and the home is mapped onto different groups of people through their imagined and actual closeness to dirt. Dirt figures in the production of class and gendered hierarchies but in this chapter I particularly focus on the example of racism. I look at how notions of domestic cleanliness were intertwined with racist nation building through examples of ›Americanization‹ classes in the USA and the portrayal of colonized people in Pears’ soap advertisements from the late nineteenth century. In both examples white skin is associated with cleanliness and particular, ›right‹ ways of living. I then examine how the employment of paid domestic workers has enabled white employers to distance themselves from dirt and to reproduce narratives and practices of domestic cleanliness being akin to whiteness. At the end of the essay I move from the denigrating effects of dirt to look at some possible positive effects of dealing with dirt and the generative possibilities of dirt and wider engagements with waste: the resistance that is possible for groups who are denigrated but still powerful; the force that our reactions to dirt

4

Oxford English Dictionary.

5

Forty, Adrian, Objects of Desire: Design and Society Since 1750, London and New

6

G. Hawkins: The Ethics of Waste, chapter 3.

York: Thames and Hudson, 1986, pp. 161, 168.

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can induce and the idea of composting, producing something rich and fecund from rotting waste. During most of the essay I use the language of ›dirt‹ rather than ›waste‹ but the division between the two concepts is by no means clear. The dirtiest dirt is human waste and much other dirt is the wasted and left over bits of life – dust from skin and hair, dried on food, spilt milk. It is our attitudes and practices in relations to things we no longer want near us, and how these affect our relations to others and their relations to society, which interest me.

D IRT , W ASTE

AND THE

C REATION

OF THE

P RIVATE H OME

To examine how these relations operate within the home, and how the very personal dirt of human waste is mapped onto and productive of social inequality, I begin by exploring the relationship between dirt, waste and the creation of the home as a particular and private space. Looking at the development of urban waste and sewer systems in early modern Europe, Gay Hawkins7 has shown how the organization of human shit produces public and private in very literal ways. From the 16th century onwards shit became a political object and the way it was dealt with constituted new norms for privacy and domesticity. Dealing with shit, or the »sanitary idea«8 became a major impetus for state formation. Early sanitary reformers were motivated by a desire to re-order working-class life and to separate the ›private‹ home from the public street – a space that was imagined as full of filth and debauchery where all sorts of boundaries and taboos were violated. One such boundary which the reformers enforced was the keeping of human waste private. Before any great systems of sewers were built, laws and ordinances were passed banning urban dwellers from disposing of their waste in the street. Through these ordinances and laws, human waste became a private problem rather than a public one and shifting economic, political and discursive forces »made shit thinkable as a public problem and unthinkable as a private secret.«9 Nineteenth century sanitary reformers were motivated to improve sanitary conditions in working class homes for moral reasons rather than to eliminate disease. The building of sewer and drainage systems was a way to impose order on public and private life and to reform working-class domesticity to resemble mid-

7

Ibid.

8

Ibid., p. 51; see also Laporte, Dominique: History of Shit, Cambridge MA: MIT Press

9

G. Hawkins: The Ethics of Waste, p. 50.

2000.

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dle-class habits. For example, Edwin Chadwick’s 1842 Report on the Sanitary Condition of the Labouring Population of Great Britain problematizes the habits of the poor and makes links between unsanitary conditions and moral threats. Poor households were subject to overcrowding, filth and debauchery and the street in working class areas was seen by Chadwick as home to dangerous and morally suspect groups such as bone pickers and vagrants who literarily lived off waste. Chadwick’s proposed reforms involved centralized authority and systems of sewers that would regulate waste along the principles of economic circulation and exchange. The sewer would provide the conditions for working class households to change their personal behavior and living habits and emulate middleclass domesticity.10 Hawkins argues that as the cleaning of our waste and ourselves behind closed doors became the norm it also became part of our individuality rather than group identity. The ordinances which regulated waste reinforced the boundary of the public and private, limiting the interaction between the two spaces and imposing an ideal of bourgeois domesticity on the poor. »[The] logic of individualization and domestication […] located the primary identity of the working-class man firmly with the family rather than in class-based associations. Working-class women’s capacity to manage the home, and men, was limited by their appalling living conditions; reforming these was where public health coincided with a form 11

of disciplinary individualism in the realm of personal habits.«

For the working class, to be clean became a sign of individual, personal respectability; a status to be achieved behind the closed doors of home and not in the public spaces of political associations. In the contemporary, with our assumption of urban sewer infrastructures and other technologies to deal with dirt, there is a profound physical and psychological separation of the sources of human waste (ourselves) from the sewerage systems that deal with it. Hawkins argues that »waste functions as a marker of the structural differentiation between the realm of intimacy and public life. Managing it is something that you do in private, something that is naturalised as part of a prepublic individuality.«12 Dealing with dirt creates the private home.

10 G. Hawkins: The Ethics of Waste, p. 53. 11 Ibid., p. 53. 12 G. Hawkins: The Ethics of Waste, p. 46.

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D OMESTIC D IRT

AND

S OCIAL D IFFERENCE

Given this striking relationship between systems for dealing with waste and the creation of the private home, the organization of dirt within the home matters, but it is also something which is ›behind closed doors‹; something which is literally, but also intellectually beyond view. To examine the private is to make it public, to make it less intimate and this very act is a criticism, an admonishment of the type of life that is lived behind the doors which are opened. Victorian reformers made working class private life the focus of public attention through discourses of dirt and hygiene. This attention rendered working class homes as less private and portrayed them as lacking the requisite domesticity of middle class life. Not only were the grand projets of urban sewer building or slum clearance constructed to provide order to working class areas, reformers inspected and intervened inside working class homes, scrutinizing their cleanliness and teaching working class women the ›right‹ way to clean. Similarly, the habits and practices of non-white and immigrant groups have frequently been labelled as unhygienic and such labelling has been used to justify denigration and the interference by dominant authorities in the most intimate areas of life. For example, teaching particular methods and standards of cleaning was an important part of the Americanization project in post Civil War USA. Black Americans and newly arriving immigrants were subject to lessons in school and from community social workers about ›American‹ standards of cleanliness. Americanization programs insisted that training in hygiene began as early as training in English. English language lessons for new arrivals were used to teach an appreciation of sanitation as well as vocabulary and they included instructions on both domestic cleaning and personal hygiene. Immigrants to the USA soon learned that »there was an American way to brush teeth, and an American way to clean fingernails, and an American way to air out bedding«.13 Housewives in immigrant slum areas were visited by settlement workers, who checked on their cleaning practices and instructed them in the use of services and appliances they may not have seen before, such as mains water and flush toilets. The attainment of the standards they were taught was the sign that they had truly become a part of American society. Concepts of personal and domestic cleanliness have also been part of the ›civilizing‹ mission of Empires and used to structure unequal relations between

13 Hoy, Suellen: Chasing Dirt: The American Pursuit of Cleanliness, Oxford: Oxford University Press 1995, p. 88-89.

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countries. Anne McClintock14 has argued that through instilling routines of personal hygiene, and the marketing of British-manufactured soap, the management of cleanliness in newly colonized areas was a means of imposing social order and control. The widespread penetration of manufactured toiletry products into colonial Africa was achieved through advertising campaigns that associated cleanliness with whiteness and ›civilization‹.15 Advertisements for soap in colonial and metropolitan areas associated cleanliness with whiteness and dark skins with dirt and ›backwardness‹. In one advertisement for Pears’ Soap from the 1880s, for example, a young black boy is helped by a white boy to become white by his use of soap. The advertisement shows a ›before‹ picture of the black boy in his tin bath being handed Pears’ soap by the white boy and an ›after‹ picture of him emerging from the water with white skin all over his body except his face. The white boy proudly holds up a mirror to him so that he can see how ›well‹ the soap has worked.16 Another advertisement for Pears’ Soap from the 1890s has the text »The first step towards lightening The White Man’s Burden is through teaching the virtues of cleanliness. Pears’ Soap is a potent factor in brightening the dark corners of the earth as civilization advances while amongst the cultured of all nations it holds the highest place – it is the ideal toilet soap.«

In the center of the picture is a naval officer washing his hands in a spotless bathroom while in the background there are images of steam ships carrying Pears’ Soap to the colonies and of a clerically-dressed white man handing soap to a grateful black man in a loin cloth who is seated at his feet.17 The message of such advertisements is clear and it resonated with customers because of wider discourses that reinforced the idea that white Europeans were cleaner, better and more advanced than the peoples they were colonizing. Unilever used the phrase ›soap is civilization‹ in their advertising, despite the fact that the system of forced labor that they invented and used in Belgian Congo to produce the oils

14 McClintock, Anne: Imperial Leather: Race, Gender and Sexuality in the Colonial Contest, London: Routledge 1994. 15 Burke, Timothy: Lifebouy Men and Lux Women: Commodification, Consumption and Cleanliness in Modern Zimbabwe, London: Leicester University Press 1996. 16 Image held by Wellcome Images L0030380 Ephemera Collection. 17 http://wwnorton.com/college/history/give-me-liberty4/img/ch/17/CH17_05.jpg.

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needed for soap manufacture are estimated to have halved the Congolese population through their brutality.18 Dirt is not only a structuring concept of racial prejudice when individuals sling insults; the association of the denigrated ›Other‹ with dirt is also used on an international scale by multinational companies and governments attempting to control markets and nations. The portrayal of some groups as dirty is also used within nations to justify intrusion into some homes and the regulation of routine domestic practices by social workers and other agents of the state.

C LOSENESS

TO

D IRT

AT

H OME

The organization of waste produces the public and the private and structures intimacy. It has been used to distinguish working class and non-white families and to denigrate them. Despite this classifying of whole families and groups, not everyone within a household deals with dirt equally. It is often the differences within the home in terms of relationships to dirt, which are most important. The doing, or not, of dirty work is divided down the lines of class, ethnicity and gender – the most powerful social divides in contemporary life. It is the people on the ›losing‹ sides of those divides who clean most – the poor, women and people of color – while those with the social and economic power to avoid dirt, generally attempt to do so. The ability of dirt to act as a means of social classification is revealed vividly in the organization of paid domestic labor. Paying others to deal with the most intimate forms of dirt reinforces social status and signals it to others because dirt exists within and constitutes social relations. In this section I trace the relationship between dirt and inequality within the home by looking at the organization of housework both paid and unpaid. The section begins with an outline of the importance of housework to gender inequality and then adds to this a discussion of paid domestic work, a form of labor which brings class and race/ethnic divides into the intimacy of the private home. I show how closeness to dirt is used to denigrate domestic workers and to produce and justify difference between them and their employers. Conversely, for people who do not do their own cleaning, living practices can develop which ignore both the work of dealing with dirt and the environmental implications of high standards of cleanliness. Cleanliness can be used to reproduce and signal status differences.

18 Ally, Shireen: »›Ooh, eh eh … Just One Small Cap is Enough!‹: Servants, Detergents, and their Prosthetic Significance«, in: African Studies 72 (2013), pp. 321-352.

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Ever since housework has been distinguished from other labor, women have been responsible for the vast majority of it, and continue to be today19. Cleaning and caring for homes and their inhabitants have been thought of as women’s ›natural‹ roles for centuries. Women no longer adopt such roles unquestioningly, but change has been slow, and although even Lenin wrote in the early twentieth century that »no nation can be free when half the population is enslaved in the kitchen«20 it was only during the 1960s and 1970s that the women’s liberation movement brought the relationship between housework and women’s oppression to the fore.21 Feminists showed how important women’s work in the home really was to society and started to challenge the assumption that women were naturally suited to doing housework. They argued that it was responsibility for housework which was frustrating women’s chances of achieving equality with men.22 Today, women still do more housework than men, particularly the tasks which involve closeness to dirt. For example, a recent study of all 26 OECD countries found that women in those countries do on average 2.5 hours per day more unpaid work than men.23 Studies of time use show that men now do more childcare than they used to and they are also more likely to do grocery shopping than in the past, but the task they are least likely to do is cleaning the toilet, the dirtiest work of all. It is not difficult to see how gender inequalities have their roots in the home and in the organization and denigration of unpaid housework.24 It is less common to examine how class and race inequalities are created and displayed

19 Oakley, Ann: Housewife, London: Penguin Books 1976, chapter 2; Strasser, Susan: Never Done: A History of American Housework, New York: Pantheon Books 20 V.I. Lenin quoted in A. Oakley: Housewife, p. 222. 21 Johnson, Lesley/Lloyd, Justine: Sentenced to Everyday Life: Feminism and the Housewife, Oxford: Berg 2004. 22 Malos, Ellen: The Politics of Housework, Cheltenham: New Clarion Press 1995; Weeks, Kathi: The Problem with Work: Feminism, Marxism, Antiwork Politics, and Postwork Imaginaries, Durham and London: Duke University Press 2011, especially chapter 3. 23 Miranda, Veerle: OECD Social, Employment and Migration Working Papers No 116: Cooking, Caring and Volunteering: Unpaid Work Around the World, OECD Directorate for Employment, Labour and Social Affairs, Employment, Labour and Social Affairs Committee, 2011 (online). 24 For more on this see Cox, Rosie: »Dishing the Dirt: Dirt in the Home« in: Rosie Cox/ Rose George/R.H. Horne/Robin Nagle/Elizabeth Pisani/Brian Ralph/Virginia Smith, Dirt: The Filthy Reality of Everyday Life, London: Profile Books 2011, pp. 37-74.

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through dealings with domestic dirt. In order to do this, I now turn to examine households which employ paid domestic workers. As outlined above, Hawkins has argued that the intimate, private home is created by the privatization of our dealing with our bodily wastes, our own dirt is something no one outside the ›family‹ sees, that is how intimacy is created25. But what happens when we confound this image of the private nature of the family home by admitting to the reality of domestic workers; people who are paid, and brought inside the intimate space of home precisely to deal with this private dirt? While it may be uncommon for ›ordinary‹ households in northern Europe to employ domestic workers, it is in fact increasingly the case that they do and in many parts of the world and for many hundreds of years in Europe, domestic service was the most common form of work for women.26 In the world today there are estimated to be around 100 million domestic workers.27 One of the things that characterizes domestic employment is that workers are often ethnically different from their employers: They might be migrants from another country or from another group from the same country but difference in race/ethnicity is common.28 Domestic workers deal with dirt but they are also often treated like dirt and like they are dirty, particularly when their skins are darker than those of the people they work for. Dirt is ever-present in a job which involves cleaning (of houses, people, laundry) but it is not just present in the labor which domestic workers do, it is part of the relationship between them and their employers.

25 G. Hawkins: The Ethics of Waste, chapter 3. 26 See Higman, Barry W.: Domestic Service in Australia, Melbourne: Melbourne University Press 2002, and Higman, Barry W.: »An historical perspective: Colonial continuities in the global geography of domestic service«, in: Victoria Haskins/Claire Lowrie (Eds.), Colonization and Domestic Service: Historical and Contemporary Perspectives, London and New York, Routledge 2015, pp. 19-37, for details of historical trends. 27 International Labour Organisation (ILO): Domestic Work Policy Brief Number 4: Global and Regional Estimates on Domestic Work, ILO, Geneva, Switzerland 2011 (online). 28 See for example, Anderson, Bridget: Doing the Dirty Work: The Global Politics of Domestic Labour, London: Zed Books 2000; Cox, Rosie: »The role of ethnicity in shaping the domestic employment sector in Britain«, in: Janet Momsen (Ed.), Gender, Migration and Domestic Service, London: Routledge 1999, pp. 134-147; Romero, Mary/Preston, Valerie/Giles, W.: »Care work in a globalizing world«, in: Mary Romero/Valerie Preston/Wenona Giles (Eds.), When Care Work Goes Global: Locating the Social Relations of Domestic Work, Aldershot: Ashgate 2014, pp. 21-28.

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To explore how dirt is used to emphasize racial/ethnic difference between domestic worker and employer I want to use an example from Australia in the first part of the twentieth century. At that time indigenous girls were regularly removed from their families and sent to boarding schools where they were trained to be domestic workers. They were then placed in white families to work. In 1917 Margaret Clements, a fourteen-year old aboriginal girl was placed out to service with a Mrs. Smith in Sydney. She was given responsibility for caring for Mrs. Smith’s children including a little boy who the mother was trying to toilet-train. As Margaret said in her autobiography: »I realise now she [Mrs. Smith] must have been pretty sick in her mind. She was training the little boy to leave off nappies and use the toilet, and he would cry with fright when he forgot. Then she would smack him.«

Margaret also had to do the washing, which was hard physical work. She had to chop wood to heat a copper and haul the water to it. If the little boy soiled his nappies she was expected to wash them but, because of the difficulty of doing the laundry, instead she took to hiding them so her mistress would not know that the little boy was not using the toilet. One day her mistress »found the pile of messy napkins« and Margaret wrote: »I was horrified inside and prayed the little fellow was not near. I knew she loved him in some sort of way of course. She grabbed me by the hair and threw all those dirty nappies over me.« »I fought like mad. I don’t know where I got the strength from. She was trying to rub them on my face. Anyone can guess what I looked like and smelt like and felt like. For the first time I felt deep resentment. But I had saved the little fellow from a spanking. I know now it was the wrong way to do it. I refused point blank to help her with the washing until I had scrubbed myself with buckets of water. Then she came out and turned the hose on 29

me.«

This story shows how close to the dirt of human waste domestic workers can be, the hard labor involved in keeping people clean and in keeping up appearances, but the end of the story tells us something else. When Margaret’s mistress was

29 Haskins, Victoria »Domestic outsiders: Childcare and resistance in Indigenous domestic service in Australia and the USA in the early 20th century« paper presented at International Convention of Historical Sciences, Jinan China August 2015.

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angry she punished Margaret with dirt. Being smeared with the child’s shit from the dirty diapers was not only physically unpleasant, it was a statement about Margaret’s worth. Margaret was considered to be an appropriate domestic worker by the Australian authorities because she was not white. Because of her skin color, she was considered to be the right person to deal with dirt and thereby to enable the cleanliness and ›whiteness‹ of her employers. This was a pattern that was repeated throughout the colonies, where people of color were portrayed as dirty but also tasked with keeping white settlers clean. Writing on one of the starkest examples of this, colonial South Africa, Shireen Ally sums up this paradoxical relationship between domestic servants, dirt and colonization: »Domestic servants are at the centre of the most distinctive paradox of colonial cleanliness. Settler colonialism discursively premised itself on Africans as filthy savages, while white colonists depended on those same ›dirty‹ heathen blacks to keep them Christianly clean. Black servants were forced to use separate utensils so they would not pollute their white masters’ things with their embodied dirtiness, yet incongruously, black hands spent all day in contact with – polishing, scrubbing, and dusting – the things that made white colonists white: the shining furniture and splendid homes that bestowed Victorian virtue on settlers. Perhaps more significantly, the ›dirty‹ labouring hands of black servants spent their days keeping white bodies, literally, clean. Black servants bathed white settlers’ babies, laundered colonials’ clothes, hauled and emptied their chamber pots. Whites were made clean through this tactile intimacy with ›dirty‹ black hands. In sum, white cleanliness was intimately dependent on unclean black labour. Nowhere was the racialised moral scaffold of colonisation and cleanliness seemingly more incongruous.«30

Whilst South Africa is a particularly clear example of blackness being explicitly and repeatedly associated with dirt and whiteness with cleanliness and civilization, a similar pattern appears in many other countries, as the advertisements for Pears’ Soap so strikingly illustrate. However, it is not only in the recesses of history that this happens. We find the same pattern of domestic workers being cast as dirty and polluting due to their ethnicity but still responsible for producing the cleanliness which signals the superiority of their employers today. For example, a detailed study of imaginings of pollution amongst employers of domestic workers in Brazil found that notions of cleanliness, dirt and pollution were used to restrict the behavior of

30 Ally, Shireen: »›Ooh, eh eh … Just One Small Cap is Enough!‹: Servants, Detergents, and their Prosthetic Significance«, in: African Studies 72 (2013), pp. 321-352, p. 324.

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domestic workers and to establish physical separation between the domestic worker and the rest of the house. Domestic workers are given bedrooms which are behind the kitchen area and out of sight of visitors. The room is generally constructed from materials which emphasize hygiene and are easy to clean, for example by having tiles on the floor rather than wood parquet. The domestic worker’s bedroom is also often used as the storage space for cleaning equipment such as vacuum cleaners and the domestic worker may be expected to wash in the sink in the utility room which is also used to clean the dirtiest things in the house. There seems to be a confusion between the domestic worker as a person and the tools that are needed to do domestic work and with other objects that are considered dirty. Domestic workers in the study were not allowed to wash their clothes in the same washing machine as their employers or to eat from the same crockery or cutlery.31 As Livia Barbosa comments, high standards of hygiene are expected of domestic workers at all times and to be dirty at work is a criterion for firing a maid, therefore the separation of domestic workers from employers »does not have to do with the presence or absence of dirt itself, but with the idea of pollution.«32 The stigma of working with dirt means that domestic workers find themselves trapped within a vicious circle, which defines domestic cleaning as low status because it is done by women, and women as low status because they deal with dirt. Migrant women and women of color are additionally caught in a cycle that characterizes them as appropriate people to do dirty work, and thereafter stigmatizes them because of their contact with other people’s dirt. Studies find that people who do not do their own cleaning live in ways and furnish their houses in ways which they would not do if they were personally responsible for their upkeep. They can demand standards of cleanliness that are time consuming and chemical consuming or which involve large amounts of heavy manual work. This includes things such as choosing to have white carpets and dark-haired dogs, having furniture which needs to be polished by hand or flooring which can only be cleaned on hands and knees.33 Studies suggest that people who do not do their own cleaning generally insist on higher standards of cleanliness than those who do this work themselves: cleaning everything in the house more often and having clothes washed more often than people who have

31 Barbosa, Livia: »Domestic workers and pollution in Brazil« in: Campkin/Cox, Dirt: New Geographies of Cleanliness and Contamination, pp. 25-33. 32 L. Barbosa: Domestic workers and pollution in Brazil, p. 30. 33 Anderson, Bridget: Doing the Dirty Work: The Global Politics of Domestic Labour, London: Zed Books 2000.

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to do that labor themselves.34 One interviewee in a study by Bridget Anderson outlines the sort of work that this can lead to: Every day I am cleaning for my madam, one riding shoes, two walking shoes, house shoes, that is every day, just for one person […] plus the children, that is one rubber and one shoes for everyday school, that is another two. Fourteen shoes every day. My time is already finished […] You will be wondering why she has so many bathrobes, one silk and two cotton. I say, ›Why madam has so many bathrobe?‹ Every day you have to hang up. Every day you have to press the back because it is crumpled.35

The labor described by this domestic worker, which has brought her half way around the world, is hardly necessary. The standards of cleanliness being insisted upon are nothing to do with health or hygiene and they create work which is then neglected as well as having broader social and environmental effects. Dealing with our own dirt brings us face to face with our own materiality, it is a very direct connection to the natural world and our place within it. Without this connection we tread more heavily on the earth and often upon other people. Gay Hawkins36 argues that the existence of modern bathrooms and sewerage systems, which separate people from their own waste, is »fundamental to the development of certain conducts and ethical techniques of the self, to the formation of distinctions between clean and dirty, pleasurable and shameful.« The same thing is true of people who never clean up after themselves. They can engage in conducts and (un)ethical practices to produce themselves because their effects on the world and on others are invisible to them.

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Having considered the ways that dirt structures social relations and signals status differences, I want to finish this chapter on a more positive note and to consider the ways in which waste can be generative and that dirt can be powerful for good. This collection results from a conference preceding this publication, which

34 Cox, Rosie: The Servant Problem: Domestic Employment in a Global Economy, London: I.B. Tauris 2006. 35 Filipina domestic worker working in Paris, quoted in Anderson, Bridget: »Why Madam has so many bathrobes: Demand for migrant domestic workers in the EU« in: Tijdschrift voor Economische en Sociale Geografie 92 (2001), pp. 18-16. 36 G. Hawkins: The Ethics of Waste, p. 57.

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was titled ›Perspectives for the remaining‹. One perspective we can have is that what is left behind is the start of something else. Compost can give us an indication of how to think like this. Compost is enriched by the things which are added to it, by their diversity and by their rottenness. Compost makes the stuff of life from the leftovers, the rubbish, the waste. We can think of our ideas as compost, made from the breaking down and re-composition of what we take on. We add layers, we might add new influences to make the mix richer. If we take this approach to thinking about dirt and social relations, we can see that dirt, and closeness to dirt can be used to resist inequality and can be generative of protest. Closeness to dirt can be a source of power as well as a source of denigration. The ability of people to endure or to deal with the taboo gives them a near magical or spiritual power as well as a practical power over those who are dependent upon them. Employers always feared their servants. They have feared the knowledge that servants have about them and they have feared what will happen when servants are not there and they would need to look after themselves and to deal with their own dirt. This fear underpins some of the most abusive treatment of domestic workers, but it can also be used by those workers to bargain and to resist exploitation. There are many examples of domestic workers as individuals using dirt to punish their employers, perhaps by spitting in their food, or the famous story from The Help, of a domestic worker adding human feces to a special cake.37 Domestic workers can use their intimacy within households to rebel in very bodily ways, and in ways which have effects on the bodies of the people they work for. In her work on indigenous girls who were removed from their families in order to be trained as domestics for white households, Victoria Haskins38 gives the example of Lorna, an Oglala Sioux girl, who used her closeness to dirt to protest her treatment and her place as a domestic worker. In 1915, when aged about 14, Lorna was placed out to service with the Brown family in Philadelphia. Mrs. Brown had 11-month-old twins and Lorna was tasked with washing their diapers. Mrs. Brown was horrified when Lorna showed her a tapeworm she had found in one of the baby’s nappies, telling the Browns »she knew what it was as she had had them herself.« Drastic treatment – fasting and purging – for the milk-fed infants began. As the parasites continued to appear, fully eight doctors became interested in this unusual case. But it was only when a trained nurse was brought into the home to observe the babies, that the truth was discovered – Lor-

37 Stockett, Katherine: The Help, London: Penguin Books 2010. 38 V. Haskins: Domestic outsiders.

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na was planting the worms. Lorna had been bringing them to Mrs. Brown, saying that she had found the parasites in the hems of the diaper cloths while she was laundering them, and telling her mistress that Mrs. Brown herself just didn’t know how to look for them, implying that she, Lorna, was a superior housekeeper to her mistress. »When Nurse Connor came on board, her suspicions were aroused when Lorna brought out another worm segment after her arrival, after she had herself checked the nappies. Connor then dosed Lorna with castor oil and put her in the bath, and (as she reported) ›in two hours had a result with two live segments of tapeworm.‹ […] Two days later the nurse had managed to get Lorna to confess, after first threatening to lock her in her room and whip her, then finally to call the police. Lorna declared, then, that ›she had done it to tease Mrs Brown & she did not care whether the babies died or not as she did not like white people.‹ It was clearly a protest, the nurse believed. Lorna ›objected seriously to helping do the washing‹, she explained.«39

As a bookend to my earlier story also taken from Victoria Haskin’s work on indigenous girls placed as domestic workers in white families, this story shows the domestic worker using her intimacy with dirt and bodily waste to protest about the work she is doing and her place in racial hierarchies. Lorna was able to disrupt the life of the household she was placed in and to confound medical professionals. She used her knowledge of bodily waste to challenge the hierarchy she was in and to show herself, rather than her mistress or the doctors, to be the person who was informed and skilled. She also ruptured the intimacy of private, family life by exposing the Browns’ housekeeping to the scrutiny of professionals. Lorna, quite literally, forced their dirty linen to be washed in public. By opening up her employers’ home to public scrutiny in this way she challenged one of the pillars of middle-class respectability and she was able to do this because she worked with dirt. Dirt and waste can also provoke protest and action on a communal scale. The sights and smells of dirt are powerful and can move communities to action. For example, in July 2015 the Lebanon waste dispute was sparked after the closure of a landfill site in Naimeh, south of Beirut, the site of Lebanon’s largest landfill. Residents of Naimeh refused to allow garbage trucks to dump their waste, protesting against the government’s inability to find an alternative site for waste disposal. After the closure of a landfill site the streets of Beirut began to fill with rotting rubbish. The protests about rubbish quickly grew into a wider attack on

39 V. Haskins: Domestic outsiders, p. 4-5.

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the government, organized under the slogan »You Stink.« Lebanon has been without a president for more than a year, while members of parliament have extended their own terms until 2017 after failing to agree on a law on fresh elections.40 The protests about the rubbish have become about the rotten political classes as much as they are about trash. The material effects of the rotting trash encouraged the people of the city to act and the imaginative impact of their slogan and the photos of (what the viewer can easily interpret as) stinking rubbish, are enough to have the story relayed around the world. Waste, and closeness to it within our homes or on our streets, can be generative of protest and can create new ways to challenge accepted hierarchies and norms. The presence of waste makes these hierarchies visible in visceral ways and that visibility is disturbing.

C ONCLUSION I began this paper with Gay Hawkins’ discussion of how laws to ban the disposal of waste in the public street were the basis for modern notions of public and private, the foundation of the private home, and I have ended in a similar place; with the attempts of government to deal with waste on the streets. The Lebanon waste dispute is effective and affective because it makes visible things that we, as individuals and societies, want covered up. The presence of private waste on public streets speaks of a failure of government in the loudest terms. In between these two considerations of public dirt, I have argued that the privatization of dirt within the home has not made it any less important to social relations. Social difference is made when we deal with dirt at home. Dealing with dirt underpins gender inequalities and I have also shown how it is implicated in class and race/ethnicity hierarchies, when governments instruct new migrants in how to clean; when colonial authorities and transnational companies construct whiteness as superior by association with cleanliness, and through the practices of households who employ domestic workers to ensure their own distance from dirt whilst treating their worker as a source of pollution.

40 Saad, Hwaida/Barnard, Anne »Government and Protestors weigh next move in trash dispute« New York Times (Aug 24 2015) (online); Ballout, Dana: Mountains of trash are new scourge plaguing Lebanese Capital in: Wall Street Journal (July 31 2015) (online).

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Gay Hawkins41 invites us to reconsider waste and to think about it in a way which will enable us to engender new relations and more sustainable habits. She asks: »How then to think about waste not as phobic objects but as things we are caught up with? Things that are materialized or dematerialized through actions, things that work on us and help us constitute a self? Focusing on how waste figures in our relations with our body and the world means taking seriously dispositions and sensibilities around waste. This makes it possible to see how other relations might surface that make new claims on us, that inaugurate different habits.«

Taking waste seriously, using it as a concept to think with, seeing its psychological and political power opens up new spaces for action. Not just action to protect the natural environment, important though that clearly is, but also action to reconsider and reimagine new, more ethical, social relations.

R EFERENCES Ally, Shireen: »›Ooh, eh eh … Just One Small Cap is Enough!‹: Servants, Detergents, and their Prosthetic Significance«, in: African Studies 72 (2013), pp. 321-352. Anderson, Bridget: »Why Madam has so many bathrobes: Demand for migrant domestic workers in the EU,« in: Tijdschrift voor Economische en Sociale Geografie 92 (2001), pp. 18-16. Anderson, Bridget: Doing the Dirty Work: The Global Politics of Domestic Labour, London: Zed Books 2000. Ballout, Dana: Mountains of trash are new scourge plaguing Lebanese Capital in: Wall Street Journal 31 (July, 2015), http://www.wsj.com/articles/ mountains-of-trash-are-new-scourge-plaguing-lebanese-capital-1438335037 [08/02/16]. Barbosa, Livia: »Domestic workers and pollution in Brazil« in: Ben Campkin/ Rosie Cox (Eds.), Dirt: New Geographies of Cleanliness and Contamination, London: I.B. Tauris 2007, pp. 25-33. Burke, Timothy: Lifebouy Men and Lux Women: Commodification, Consumption and Cleanliness in Modern Zimbabwe, London: Leicester University Press 1996.

41 G. Hawkins: The Ethics of Waste, p. 14.

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Campkin, Ben and Cox, Rosie: »Introduction: Materialities and metaphors of dirt and cleanliness«, in: Ben Campkin/Rosie Cox (Eds.), Dirt: New Geographies of Cleanliness and Contamination, London: I.B. Tauris 2007. Cox, Rosie: »Dishing the Dirt: Dirt in the Home« in: Rosie Cox/Rose George/ R.H. Horne/Robin Nagle/Elizabeth Pisani/Brian Ralph/Virginia Smith: Dirt: The Filthy Reality of Everyday Life, London: Profile Books 2011, pp. 37-74. Cox, Rosie: »The role of ethnicity in shaping the domestic employment sector in Britain«, in: Janet Momsen (Ed.), Gender, Migration and Domestic Service London: Routledge 1999, pp. 134-147. Cox, Rosie: The Servant Problem: Domestic Employment in a Global Economy, London: I.B. Tauris 2006. Forty, Adrian, Objects of Desire: Design and Society Since 1750, London and New York: Thames and Hudson 1986. Haskins, Victoria »Domestic outsiders: Childcare and resistance in Indigenous domestic service in Australia and the USA in the early 20th century«. Paper presented at International Convention of Historical Sciences, Jinan China August 2015. Hawkins, Gay: The Ethics of Waste: How We Relate to Rubbish, Lanham: Rowman and Littlefield 2006. Higman, Barry W.: Domestic Service in Australia, Melbourne: Melbourne University Press 2002. Higman, Barry W.: »An historical perspective: Colonial continuities in the global geography of domestic service«, in: Victoria Haskins/Claire Lowrie (Eds.),Colonization and Domestic Service: Historical and Contemporary Perspectives, London and New York, Routledge 2015, pp. 19-37. Hoy, Suellen: Chasing Dirt: The American Pursuit of Cleanliness, Oxford: Oxford University Press 1995. International Labour Organisation (ILO): Domestic Work Policy Brief Number 4: Global and Regional Estimates on Domestic Work, ILO, Geneva, Switzerland, 2011. Available at http://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---ed_pro tect/---protrav/---travail/documents/publication/wcms_155951.pdf [08.02.2016]. Johnson, Lesley/ Lloyd, Justine: Sentenced to Everyday Life: Feminism and the Housewife, Oxford: Berg 2004. Laporte, Dominique: History of Shit, Cambridge MA: MIT Press 2000. Malos, Ellen: The Politics of Housework, Cheltenham: New Clarion Press 1995. McClintock, Anne: Imperial Leather: Race, Gender and Sexuality in the Colonial Contest, London: Routledge 1994.

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Miranda, Veerle: OECD Social, Employment and Migration. Working Papers No. 116: Cooking, Caring and Volunteering: Unpaid Work Around the World, OECD Directorate for Employment, Labour and Social Affairs, Employment, Labour and Social Affairs Committee 2011. Available at http://www.oecd.org/officialdocuments/publicdisplaydocumentpdf/?cote=DE LSA/ELSA/WD/SEM(2011)1&doclanguage=en [08/01/2016]. Oakley, Ann: Housewife, London: Penguin Books 1976. Romero, Mary/ Preston, Valerie/Giles, W.: »Care work in a globalizing world«, in: Mary Romero/Valerie Preston/Wenona Giles (Eds.), When Care Work Goes Global: Locating the Social Relations of Domestic Work, Aldershot: Ashgate 2014, pp. 21-28. Saad, Hwaida/ Barnard, Anne »Government and Protestors weigh next move in trash dispute,« New York Times Aug 24 2015, available at http://www.nyti mes.com/2015/08/25/world/middleeast/protests-in-beirut-over-uncollectedgarbage-turn-violent.html?_r=0 [08/02/16]. Shove, Elizabeth: Comfort, Cleanliness and Convenience: The Social Organization of Normality, Oxford: Berg 2003. Stockett, Katherine: The Help, London: Penguin Books 2010. Strasser, Susan: Never Done: A History of American Housework, New York: Pantheon Books 1982. Weeks, Kathi: The Problem with Work: Feminism, Marxism, Antiwork Politics, and Postwork Imaginaries, Durham and London: Duke University Press 2011.

Restopia – Self-Storage as Urban Practice »Like a hotel – but for things«1 P ETRA B ECK »This too shall pass.« ADAGE

ABSTRACT This article explores human-thing-relations and what it means to turn something into »waste« through an ethnography of Self-Storage facilities. Self-Storage entrepreneurs rent out storage rooms for private use in huge buildings. These »Houses for things« might be the logical continuation of consumer society and are related to all other »Thing-spaces« (»Res-Topias«). Self-Storage houses turn out to be an extremely rewarding space for researching material culture, because the things that have arrived in Self-Storage spaces have undergone an intensive process: Self-Storage is based on negotiations, with one’s own self and with others, it demands a reflexive handling of things and their use. The practice of SelfStorage generates a »Self of Self-Storage«, which answered itself questions regarding its past, present, and future. A literary technique from the 18th century – the so called »Zimmerreise« (»Room travel«) – is applied here for the first time as an ethnographic method to »make things talk«.

1

»Wie ein Hotel, aber für Sachen«, online advertising of the Self-Storage Company »MyPlace Selfstorage«, Verband Deutscher Selfstorage Unternehmen (online).

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R ESTOPIA The title of my paper is Restopia. Self-Storage as Urban Practice.2 What do I mean with the term Restopia? I mean: ›Thing-spaces‹. There are classical ones as Gaston Bachelard describes them beautifully: like attics, cellars, corners, drawers… and then there are the maybe less beautiful ones: the fridges, trashcans, lockers and landfills. If you look into the different ›Thing-spaces‹ of the self, things develop, despite their superficial randomness, an emergent narrative. They stand side by side, one above the other, are left at six and seven, in specific order, they are in boxes, in drawers, in basements, on shelves. They come from different periods of life. Relics and trash, treasures and miscellanies keep in touch with (almost forgotten) parts of the past. All Restopias are spaces where things are collected and accumulate. And each collection room is an epistemic space. The collection of our own belongings is no exception. It’s the classical arrangement of the musée sentimental: props of everyday life, personal mementos narrating witnessed history. These assemblages of things that keep us company every day provide stability. Rilke describes a friendship with his things, when he polishes the furniture: »Politeness tinged with mischief was my reaction to the friendliness of these objects, which seemed happy to be so well treated.«3 It is these self-created assemblages that make letting go of things difficult (sometimes against all economic and pragmatic reason). The creation of the »human house« restricts the freedom of movement. This relates to an anecdote of Paul Zamecnik that Hans-Jörg Rheinberger tells to describe the experience of epistemic systems and the character of experimental practice: »Once there was a man who wanted to try out a new boomerang. But found himself unable to throw away the old one successfully.«4 It is complicated to change the category of an object with which one has shared a piece of life from »object in use« to »waste« without some transition, consideration, coincidence. Many still possess their teddy bear from childhood days, even if it most often resides in hidden boxes or the long-abandoned parents’ house. With almost every new mobile phone bought, an old one disappears

2

This paper is based in parts on my magister thesis »Restopia. Self-Storage als urbane Praktik«. I would like to thank Daniel Haeberle, Georgia Samaras, Sarah Schönbauer and the editors, for their thoughtful critique of the draft and the thorough discussion of the translation.

3

Quoted after: Gaston Bachelard: The poetics of space, New York: Penguin Books

4

Hans-Jörg Rheinberger: Iteration, Berlin: Merve 2005, p. 52 (transl. Burke Barrett).

2014, p. 90.

R ESTOPIA – S ELF -S TORAGE AS U RBAN P RACTICE

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in a drawer. Over time some things will accumulate value, while others will lose it. The things that we possess have their own relations, biographies, they create their own spaces, their own time and their own issues of style. Between the keeping and the disposing of these things emerge new entropic systems of spatial distributions, which are kept in balance through the use of energy. Jean Baudrilliard writes in »The System of Objects«: »It is in this sense that the environment of private objects and their possession (collection being the most extreme instance) is a dimension of our life which, through imaginary, is absolutely essential. Just as essential as dreams.«5 So, where to put the things we possess? Or do the things possess us?

W HAT IS S ELF -S TORAGE ? A SHORT S ELF -S TORAGE -T OPOGRAPHY My research was on a very specific type of Restopias, these thing-spaces: SelfStorage houses. Self-Storage is a huge service industry in the USA, but a relatively new phenomenon and fast growing service industry in Germany (and »old« Europe in general). Self-Storage entrepreneurs rent out storage rooms for private use in huge buildings. In Germany these are usually new build multistoried buildings on high-traffic roads in urban locations. They are up to seven floors high, cover several thousand square meters and are recognizable by their outdoor advertising from quite a distance. One company advertises its service with the slogan: »Like a hotel – but for things.« The Self-Storage interior system is based on containers in scale, shape and texture. Corrugated sheets divide the building’s interior into thousands of uniform spaces of differing sizes, creating a maze of indentical corridors. SelfStorage buildings emanate the distinct coolness and strangeness typical of »nonplaces« (the »non-lieux« of Marc Augé) such as motorways, petrol stations and shopping centers. The »non-places« Augé speaks of do not create social relations, but rather »entirely new experiences and ordeals of solitude« and uniformity. Instead of the »organically social« of the anthropological place these »non-places« generate a form of »solitary contractuality«6. The Self-Storage customers seldom meet – actually they do not meet at all – they just run into each

5 6

Jean Baudrilliard: The System of Objects, London: Verso 1996, p. 103. Marc Augé: Non-Places. An introduction to supermodernity, London: Verso 2008, pp. 75-76.

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other from time to time. Sometimes, tenants can be seen in the parking lot, at the loading ramps or elevators. But the corridors are mostly deserted. One can describe Self-Storage buildings as places of isolation and loneliness. The only interaction takes place with the branch manager, who sits as guardian at the entrance of these houses; like the last and only bastion of humanity in these titanic places of things – and »object-centered sociality«7. The things inside the Self-Storage compartments are not recorded in inventory lists and locked away as is the case in freight forwarding. Self-Storage characteristically allows immediate, undocumented access to the things for their owners. The space and the things in it are organized and managed by the customer him- or herself. This makes the relationship between Self-Storage customers and Self-Storage operators very special and delicate. Operators provide rooms in their houses. They provide an infrastructure, a discreet cover within which everything (or at least almost everything) is possible. This makes them vulnerable. Operators need to trust and distrust their customers at the same time. They hope that customers store the right, good, harmless and lawful things that do not carry pests into the house. Just occasionally they wonder about strange smells flowing up from those compartments that are open on top. A field of tension arises for the operators, caught between on the one hand a service industry imperative to respond discreetly and openly to their individual customers needs and on the other hand their responsibility to serve the common good and to ensure the safety of all customers and all goods. The operators however have no legal access to the rented rooms. They can only control the corridors and common areas of their facilities. In most buildings video surveillance is the interface between public and private space, between operator and customer, it defines the boundary of intimacy. The video surveillance capacity is advertised as a reassuring surplus for those customers preoccupied by security: »Our house is under video surveillance.« But in fact, by providing insights into their corridors, it (mostly) serves to reassure worried operators, whose concerns are well founded, given that corpses, drugs and explosives have been found in SelfStorage rooms. The cameras observe the ways of customers and the ways of things. On the monitors pop up those Self-Storage practices that are acted out in front of open compartment doors. Since Self-Storage compartments themselves usually have no electricity, no light and are not set up as walk-in rooms, they are commonly accessed (if they are accessed) with the door wide open. The corridor is necessarily involved, when customers bring things to, search in or get things

7

Karin Knorr-Cetina: »Sociality with Objects. Social Relations in Postsocial Knowledge Societies«, in: Theory, Culture & Society 14.4 (1997), pp. 1-30, p. 12.

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from their compartment. Things are stacked, placed and rearranged in front of the compartment in the corridor, becoming briefly visible before disappearing again into the dark. The territories of the customers and the territories of the operators collide, spatially and legally, at the boundary materialized by the corrugated sheets. There is a complex system of outsides and insides in these houses. Although the customers only rent tiny spaces in these giant Self-Storage buildings – often less than one square meter – they experience the edifice itself as a part of their rooms, premises and practices. For operators, the spatial experience is another. They have built these gigantic structures, mapped them, measured them up to the very last centimeter and yet large areas of their houses remain inaccessible and opaque. Under their roofs are hidden areas, thousands of personal rooms, small niches for other selves. For Self-Storage operators – as well as for the ethnologist – the Bachelard theorem applies: »There will always be more things in a closed box, than in an open box. […] He who buries a treasure buries himself with it.«8 (Figure 1 and 2)

M ETHODS : AN ETHNOGRAPHIC PERSPECTIVE /»Z IMMERREISE « How do these houses work? Who is using them? The initial question for this ethnography was: Why houses for things? This feels very strange, when you start to think about it. What kinds of societies build in their centers houses exclusively for things? And because I looked at these Self-Storage houses from the perspective of an ethnologist the next question was: What would we think about this society, if it weren’t our own? What if for example Lévi-Strauss or Malinowski encountered this practice after a long trip over unknown oceans and trough perilous tropical forests? What if they had come across such huge Thing-Houses in the middle of unfamiliar cities? It would certainly have been a cause of wonder:

• •

The size of the buildings and their minute internal subdivision, the exclusion of all living things, the perception of large public spaces created by huge billboards, that, in turn, invite to create nothing but isolated private islands in these houses, the existence of hundreds of Thing-rooms without invitation to their owners, the payment of a significant obolus, but to profane ends,

8

G.: The poetics of space, pp. 108-109.

• • •

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a communal practice that generates no community, a society that promotes consumerism while simultaneously feeling weighted down and restricted by things and so on.

In my work I approached the field of Self-Storage gradually. I had to begin by conducting basic research. There is hardly any literature on this phenomenon. So I searched a lot of Blogs, corporate sites and advertising campaigns worldwide and made an initial cultural-historical description of these houses, of their history, development, operating mode and their myths. A big part of my work was architecture, the modus operandi of the Self-Storage entrepreneurs and the aspects of »doing Self-Storage«. I explored the architecture, their position in the (urban) landscape, their interior, the practices of the operators (with their issues of security and control) and finally the Self-Storage rooms, the practices of the customers – and the things. There are many things to say about Self-Storage as it is a monadic topic per se, but here I want to focus on issues and aspects of the relationship with things and on when they are turned into »waste«. Self-Storage is an ideal empirical field in which such practices can be seen and researched. Self-Storage rooms are a new negotiating space for the relationship with things – including letting them go. My research locations were 14 Self-Storage facilities in two German cities, Berlin and Munich. I went there in different roles for the fieldwork. To get a first impression of the practices of the users, I for example worked behind the office desk of a Berlin Self-Storage-facility.9 For the narrative interviews with Self-Storage customers I used a literary technique from the 18th century: The so called »Zimmerreise« (»Room travel«) and applied it for the first time as an ethnographic method. The creator of the »Zimmerreise«, Xavier de Maistre, used a house arrest, that he was placed under for a prohibited duel, to embark on a 42 day long voyage through his own room. This »Voyage around my room«10 was a bestseller in 1796 and spawned many imitators who traveled their rooms, gardens, desks and pockets. I was inspired to use the »Zimmerreise« as an ethnographic method upon reading germanist Bernd Stiegler’s description, how the attitude of these trips – to see the treasury with new eyes, to perceive the familiar with the eyes of traveler, to take a step back from one’s own reality – corresponds rather well to the stance Foucault

9

I would like to thank the Self-Storage company »MyPlace Selfstorage« for their open arms and their serious interest in this research.

10 Xavier de Maistre: Die Reise um mein Zimmer, Leipzig: Reclam 1991.

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later termed the »ethnological gaze«.11 With exact perception, at the flaneurs pace of introspection, things begin to speak.12 Together with my interview partners I therefore went on this voyage, we gave ourselves over to imagination and crossed the Self-Storage compartments from »east to west«. The »ethnological gaze« applied to their (usually heretofor unreflexive) everyday practices often led to a type of serene amazement. It was a unique interview situation, almost psychoanalytic. Talking about the SelfStorage space and the things in it created a particular narrative of their history and relationships that was more immediate than the long-practiced »Who am I«responses to biographical questions. The importance of things in biographies was undeniable in all these interviews. The relationship with our matter is not a matter-of-fact, it is a matter-of-relation, a matter-of-emotion, a matter-ofmemory. The material presence of things raises not just practical questions of use, care and disposal, but it is often the starting point of an intimate, sentimental relationship, of a »devotion to things«13. The british anthropologist Daniel Miller stated »that possessions often remain profound and usually the closer our relationships are with objects, the closer our relationships are with people.«14 This makes it all the more clear why it is difficult – in cases of doubt – to let go of things. What would we be without the things we own? I will use a work of the artist Michael Landy to illustrate my point. He radically raises this issue of our connection to our things. In February 2001, he created a material inventory of his life. His entire property consisted of exactly 7,227 objects. Books, kitchen utensils, CDs, tickets, photos, clocks, papers and furniture, a car, a birth certificate,

11 Bernd Stiegler: Reisender Stillstand. Eine kleine Geschichte der Reisen im und um das Zimmer herum, Frankfurt a.M.: S. Fischer 2010. 12 »An advantage of this unusual perspective is that sometimes these apparently mute forms can be made to speak more easily and eloquently to the nature of relationships that can those with persons« and »Surely if we can learn to listen to these things we have access to an authentic other voice. Yes, also contrived, but in a different way from that of language«, writes Daniel Miller, whose book The comfort of things was fundamental for my work. In this book Miller portrays the residents of a street in London by way of their things. This uncovers portraits of »cosmologies« with specific values and relations which reflect a relationship to things and thus a relation to the world. Daniel Miller: The comfort of things, Cambridge: Polity 2008. (Quotes ibid. p. 286 and p. 1.) 13 D. Miller: The comfort of things, p. 21. 14 D. Miller: The comfort of things, p. 1.

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clothes and art ... All these things were then broken down into their component parts and completely destroyed by ten »employees« on an assembly line set up in a gallery space. Landy sees this work as »a reflection on the inner relationship between individual ownership and identity. A meditation on the nature and value of things and the core of today’s consumption.«15 It was a radical experiment, suitably titled: »Breakdown«. It raised the question of what remains when there is nothing (no-thing) left. The artist fell into a serious depression after the completion of this work. But in spite of the importance of things, there are fewer and fewer thingspaces in cities. In urban architecture things hardly find space. In residential houses, the attics are bright and become luxury condos, the lumber-rooms, pantries and cellars have disappeared. These days whole neighborhoods are built without basements for reasons of cost. We remain »men with only one story. [...] In Paris there are no houses, and the inhabitants of the big city live in superimposed boxes. [...] They have no roots and, what is quite unthinkable for a dreamer of houses, skyscrapers have no cellars. [...] There is no longer any virtue in living up near the sky.«16 At the same time, most people own more things than ever before in history. There is a flood of things in today’s consumerist societies leading to a competition between things and people for space, both on streets and in houses. »Houses for things« might be the logical continuation of consumer society. And finally, in addition to there being less thing-space, and more things, there is also more mobility. The thing-carousel is speeding up. Jobs and relationships are increasingly mobile. A new job in another city, a year abroad, a new relationship, a divorce, a move, a death in the family, all these situations release things, bring them into circulation or turn them into surplus. The distribution of objects in space has been reorganized to the same extent as dwelling structures and CVs have been reorganized. Self-Storage is an industry that benefits from the acceleration of all areas of life, from changes to lifestyles and from incisions in biographies. At the same time the ideology regarding things couldn’t be clearer. Books have titles such as: »It’s all too much. An easy plan for living a richer life with less stuff«, »Throw Out Fifty Things. Clear the Clutter, Find Your Life«, »Clutter Busting. Letting Go of What’s Holding You Back« or simply »Simplify your

15 Arte: GEGENANGRIFF. WIRTSCHAFT IM FADENKREUZ DER KUNST (Counter attack. Economy in the cross lines of Art), broadcasted on 26.04.2011 (transl. Petra Beck). 16 Gaston Bachelard: Poetics of Space, Beacon Press: Boston 1994, p. 26.

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life«.17 In such a context Self-Storage maybe helping to resolve inner dilemmas: Self-Storage rooms might be spaces of »Ent-Sorgung« (in German »Entsorgung« has the meaning disposal, but also de-worrying) that create a gap between things and their owners, to keep both at distance. A Self-Storage customer in my research described it like this: »Self-Storage allows one to have and not to own, to possess and not really be burdened with possession. It is a way to break free without separating completely. It is kind of fake separation. And I think that’s the reason why a lot of people use it.«

With Self-Storage one can free up space for new things, one can be light and mobile – and at the same time preserve the old, the accrual, the collection. A very postmodern solution, in that sense that it allows both: keeping and getting rid of. Each Self-Storage room undergoes an individual process of appropriation and use. The uses of these spaces are complex, infinitely varied and highly diverse. Self-Storage as practice – as »Self-Storing« – creates individual functions of the similar and neutral (committed for contractual use) spaces. Each of these multifarious rooms takes on a different function and a different meaning. There are pragmatic as well as poetic spaces in these houses. There are rooms that have a private, intimate character as well as rooms that are commercially used by many. For some Self-Storers their room has become an important part of life, for others it is a temporary solution, a useful box. Like Karin Knorr-Cetina, one might say there are »object-centered« relations and »tool-centered« ones towards these rooms.18 Often Self-Storage rooms are tools serving spatial extension, and at least as often they are the exact opposite: tools of spatial limitation.

17 Peter Walsh: It’s All Too Much. An Easy Plan for Living a Richer Life with Less Stuff, New York: Free Press 2007; Gail Blanke: Throw Out Fifty Things. Clear the Clutter, Find Your Life, New York: Grand Central Pubishing 2010; Brooks Palmer: Clutter Busting. Letting Go of What’s Holding You Back, Novato 2009: New World Library; Werner Tiki Kustenmacher and Lothar Seiwert: Simplify your life, Frankfurt Main: Campus 2004. 18 K. Knorr-Cetina: Sociality with Objects, pp. 1-43.

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T OPOGRAPHIES OF T RASH ? D EAD END VS . POETIC STRATEGIES

OF CONSUMERISM

At the beginning of my research I was tempted to look at Self-Storage houses as the dead end of turbo consumerism, as part of digestive systems for the treasures of capitalism, as the cloaca maxima of consumer society. I thought these houses would be both absurd and decadent. But when I looked at the practices of the Self-Storage users, I found something completely different: often there was a quite poetic and incredibly meaningful usage of the Self-Storage space. For example: In a Self-Storage facility in Munich I met a mother, Else, whose adult son drowned while trying to rescue his own child, that had fallen into the river Isar. The grandchild survived, the beloved son died. The pregnant wife of the son witnessed the accident and left Munich shortly thereafter, returning to her old homeland South America with her two children. The family’s apartment in Munich was liquidated. Else needed space for her son’s things, like the model ships he liked so much to build. Else now keeps these ships in a Self-Storage room and visits this room almost daily: »I am often here, to dust off and so, yes,« she told me. For Else’s mourning process the SelfStorage room is as important as the cemetery. Else visits her son’s ships, looks at them and – above all – touches them, because »they are things he has made with his hands. Here I can feel him.« Things are traces of our existence beyond death. In many cases to part with these traces of a loved one is anything but easy. Self-Storage Houses are often connected to death. They offer a pragmatic solution to an urban dilemma: after a loved one has died, apartments have to be emptied quickly for reasons of costs, but letting go of a beloved dead person’s assemblage of things often requires more time. In Berlin I met a widower, who was sitting in the corridor and sorting out the stuff of his recently deceased wife, shifting it from a large compartment into a smaller one over months.19 As most of the day this was the only other person in the giant building, he was involving the branch manager in his grieving and separating process: Maybe she has use for a few of his wife’s things, for example her collection of buttons or her

19 The variety of possible Self-Storage uses includes many »subversive strategies«, such as trying to use the storage space not only as housing for things, but as housing for humans; like the widower or Else for their work of mourning. There are numerous documented cases in the US, where Selfstorers tried to transform these »hotels for things« into hotels for themselves. My research found that in almost every SelfStorage house there is a homeless person, who keeps their very last belongings there and tries to spend as much time as possible in the house.

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sewing kit? Trashing them would be a shame. On her office video screens the branch manager could observe the widower at his workplace of mourning. For months he came in the morning with his thermos jug and started his work, while she did hers. It was at this moment in the fieldwork that I first encountered a principle that would gain increasing importance: that of exchange. Because dealing with things always means dealing with relations. The meaning is expanding here from disposing of to storing to keeping to exchanging. Self-Storage houses can become commemorative cultural places like museums, cemeteries, libraries and archives. And like them they can be important places of remembrance or beholders of unloved objects. 12th century author Kamo no Chomei’s statement applies: »It seems as if the master and the house are arguing over which of the two will pass away first.«20 This is particularly evident when Else says: »If I could, I would keep the things for one hundred years.« The strong aspect of ›holding on‹ applies especially to »family things«. These things can be linked to living or dead family members (even ones that are yet to be born). Family things are to be found in almost every Self-Storage room. Sometimes family things take up a large part of the room, like in Else’s room, sometimes there are only a few items. Mostly these items are described as particularly important. When it comes to family things, it is not only about keeping, it is also about passing down. There is a hope that »perhaps one day the son will take the (grandmother’s) good dishes«. Almost all Self-Storers in this research had great difficulty turning something immediately »into garbage«. At the same time they often had no problem whatsoever letting go of an object, if they could pass it on to someone. Someone, who would need and appreciate it. When asked: »Why did you put your things into a Self-Storage compartment rather than throw them out or dispose of them?«, many answered: »If we had known someone...«. Because »if someone needs something«, it is usually no problem at all to pass things on and let them go. It is important that the object »comes into good hands«, to someone who »needs it«, »who appreciates it«, »who does not take it because of its value, but because he is an aficionado«. What matters, then, is not only passing on an object, but also sharing the relations with this object. Things passed on must be preserved, their relational life pertained. Even if they are actually not really needed and used and one considers other things more beautiful. But the mother’s linens – the ones from the closet trousseau she saved for – or the father’s tin

20 Kamo no Chomei: Hojoki. Aufzeichnungen aus meiner Hütte, Frankfurt a.M.: Insel Verlag 1997, p. 7 (transl. Petra Beck).

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collection, which he gathered over the years, are not easily thrown in the dumpster. And if one were to give such items away, donate or sell them, again »first you would have to find someone... «, »a real collector, not a dealer. To one who likes it, I would give it for free.« Some Self-Storage rooms were generally dedicated to passing on and sharing. In others the potentially shareable things moved in gradually. Even in Else’s compartment more mundane stuff started complementing the sacred items over time: a table, a chair, other furniture. »Well, isn’t it so, I have acquaintances, neighbours and everyone has an emergency once in a while, and then I say, do you need a table, perhaps, or a closet? Then you can have it.« SelfStorage rooms are often turned into archives of gifts. These archives of gifts for children, friends, family, neighbours are usually marked by a generosity that certainly corresponds to the character of the potlatch, the native american giftgiving feast, but minus any flavour of competing to be the most magnanimous and without setting the battle of the »exessive consideration« of the potlatch in motion: »If someone needs something, he can have it.« To preserve things »just in case«, also means to have the possibility to build a relationship through these things, to make connections, coalitions, »family«. The Maya in Mexico define a household as »kinsmen, living together in a house compound and sharing a single maize supply«21. The shared corn stock is differentiated in consumer societies and not only affects corn or food. But whoever has access to this stock belongs to the family, thatʼs for sure. (Family is meant here in the broad sense of »Wahlverwandschaften«: family, friends, acquaintances, neighbours.) Family membership is demonstrated through the exchange of things. »Family« includes all that may be requested: »What do you need, what is standing around unused somewhere, what do you not need to buy new.« »Family« is whoever has access to these Restopias. (Figure 3)

T HE

CREATIVITY OF TURNING THINGS INTO

» WASTE «

Storing is just as identity-giving as sorting out, using and exchanging. What is part of our self image, our biography, what is a part of us? What is not or is no longer? What do we keep where? What is used, what is stored, what is disposed of? The process of sorting things out »forces objects into consciousness«,

21 Bernardino de Sahagun quoted after: Julia A. Hendon: »Having and Holding. Memory, Knowledge and Social Relations«, in: American Anthropologist, New Series 102.1 (March 2000), pp. 42-53, p. 46.

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drawing us deep into the elaborate web that holds ourselves and all our relationships, our memories and the future.22 Jean-Sébastien Marcoux describes this process regarding the »Casser Maison«-ritual in Montreal, Canada, where people who move into an old folks’ home empty their apartments and preserve themselves in the memory of others through the redistribution of their things. The entire environment is involved in this process of thought. »Perhaps someone may need it?« was also one of the central questions of my research. The links with the things that surround us, those incurred by touch, practice and everyday life, turn the sorting out and disposing of into a complex process. While sorting out, »our quality as subjects, our competences, our personalities, depend on what we hold in our hands.«23 This process involves the same creativity as the acquisition of things. It reaches an extreme complexity, since »things do not exist without being full of people, and the more modern and complicated they are, the more people swarm through them.« 24 This »being full of people«, as Latour says, relates to the past of things as well as to their future. They are acquired for a reason, fraught with memories and often with the wish to be passed on to someone. Things are reasonably expected to be parts of the self. »This is a snakeskin jacket! And for me it’s a symbol of my individuality and my belief in personal freedom«, says Nicolas Cage as Sailor in the film »Wild at Heart«25. The psychoanalyst William Ronald Fairbarn writes, »The ego is unthinkable except as bound up with objects. It grows through relations with objects, both real and internal, like a plant through contact with soil, with water and with sunlight.«26 Elaborate practices produce relationships with things that are »genuine ties«27.

22 Jean-Sébastien Marcoux: »The ›Casser Maison‹ Ritual: Constructing the Self by Emptying the Home«, in: Journal of Material Culture 6 (2001), pp. 213-235 and JeanSébastien Marcoux: »The Refurbishment of Memory«, in: Miller, Daniel (Ed.), Home Possessions, Oxford: Berg 2001, pp. 69-86. 23 Bruno Latour: »On technical mediation – Philosophy, sociology, genealogy«, in: Common Knowledge 3.2 (1994), pp. 29-64, p. 31. Latour is describing here the materialistic position. 24 Bruno Latour: »The Berlin key or how to do words with things«, in: P.M. GravesBrown (Ed.), Matter, Materiality and Modern Culture, London: Routledge 1991, p. 3. 25 Nicolas Cage as »Sailor« in WILD AT HEART, (USA 1990, R.: David Lynch) 26 William Ronald Fairbarn quoted after: K. Knorr-Cetina: Sociality with Objects, pp. 143, p. 15. 27 Ibid., p. 12.

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These relationships with objects gain greater and greater importance. Karin Knorr-Cetina writes: »Part of the epic character of the changes now in the making may have something to do with what I have called ›objectualization‹, an increased orientation toward objects as sources of the self, of relational intimacy, of shared subjectivity and social integration.«28

This »objectualization« might eventually also explain why bonds with objects are often maintained against all economic reason. One Self-Storer describes it as follows: »It is probably so, that if you were to get rid of it and sooner or later on rebuy it, it would come out cheaper in the end. But there are things where one says, no, I don’t want to throw them away.« The inability to throw away appears as an anthropological constant. And Self-Storage consequently appears as a practice which allows one to deal with it: facilitating both preserving things and parting with things. Self-Storage helps to dissolve the »genuine ties« and loops through objects. To end the relationship with appropriated objects, to dispose of them, throwing them away – generally to sever the bonds with these subject/objects – they must go through a process, I would like to describe as a process of »Abeignung« (»de-quiring«, as contrasted to »Aneignung«, acquiring – which is quite well researched in material culture studies and studies of consumer society29). The process of acquiring is thereby pursued in reverse: The object no longer belongs to the household as an aspect of tradition. It is no longer automatically taken for granted as a matter of course. It is eventually replaced, challenged or questioned by a new one, losing its »local significance« and »its association to a specific object area«30. It usually relocates to grubby corners, behind doors or into drawers, falling little by little out of use as it gets re-placed.

28 Ibid., p. 23. Relationships with objects seem to be more sustainable and reliable than human relationships, which more and more become unpredictable. For many it is way easier to say: »I love my iPhone! « then to speak with a similar fervor of their fellow men. »In this scenario, objects may simply be the risk winners of human relationship risks and failures, and of the larger post-social developments«, so Knorr-Cetina (p. 23). And she even goes one step further: »A strong thesis of ›Objectualization‹ would imply that objects displace human beings as relationship partners and embedding environments, or that they increasingly mediate human relationships, making the latter dependent on the former.« (p. 1). 29 Hans Peter Hahn: Materielle Kultur. Eine Einführung, Berlin: Reimer 2005, p. 107. 30 H. P. Hahn: Materielle Kultur, p. 107.

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It experiences a »gap of accommodation«.31 The matter-in-question parts with the existing framework of meanings, eventually losing its name. This material transformation and the passing on evoke certain »gap practices«, states of uncertainty. By facilitating a transition and a space of letting go, Self-Storage spaces are closely associated with these complex practices of »Abeignung«. The following symptoms are characteristic of this process of »Abeignung«: not having used something for an usually long period of time, no longer being sure about it, wanting to sort something out »soon«, thinking »I might need it« (the characteristic idea of the craftsman)32 or »I have to discover what I can do with it«, wanting to pass something on (»if I knew someone, who could use this«), keeping something »just in case«; and finally – separating from. SelfStorage rooms often function as a transformer during this process. They put things in a limbo. In the process of »Abeignung« the relationship with these things is actively untightened. One deliberately undifferentiates things, makes them ordinary again. Self-Storage-spaces are not only containers for things, but als for the »gap feelings« concerning these things (from »too good to throw away« to »perhaps someone may still need it«). (Figure 4 and 5) One of these »gap practices« is a special (rare and extreme) Self-Storage phenomenon. I call it the »molt«. It begins when, upon moving-out from one’s apartment, rather than throwing out or otherwise disposing of one’s things, one shunts them almost exclusively into a frantically rented Self-Storage compartment. Here they are stacked, with the best intentions to visit them soon, to look after them, perhaps sort them out or discard them. The circumstances that caused these things to be dumped into the compartment were probably difficult, and already the first Self-Storage rent is damaging the account balance. But even if in addition to losing one’s apartment, one were to lose one’s job, and/or one’s partner, or even be sent to jail, one would still yearn to at least be able to come back to this home one day, to this friendly society of familiar things and images. To leave these things definitively at this very moment seems an impossible act of treason. Economic reason capitulates in the presence of the nest. And there will be a solution, there has to... Sooner or later, the compartment rent falls badly in arrears. It is just too expensive. And possibly new things have already taken over the function of the stored things, become accustomed, familiar, and adopted. The relationship with the things in the compartment and the chapter in one’s life they

31 Nicky Gregson: Living without things. Riding, Accomodation, Dwelling, Wantage: Sean Kingston Publishing 2007, p. 161. 32 Claude Lévi-Strauss: Das wilde Denken, Frankfurt: Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1997, 31.

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embody are shed and left behind, as is the skin of a molting snake. The SelfStorage space will eventually be opened up by the Self-Storage company, emptied, cleared, uncluttered. The cost of this specific process of »Abeignung« through a Self-Storage detour adds up to hundreds of euros; late fees and the cost of eviction are added to the unpaid rent. The »molt« is an expensive tactic. In return the detachment process is painless: no leaving your home at a garbage dump, no additional coldness in sufficiently difficult times, no overt betrayal of things; instead they fade and drop by the wayside. Also in this sense, SelfStorage houses are places of »object-centered sociality« (or in this case, just pawn shops without return). Self-Storage requires calculations. The economization of urban space creates new forms of selectivity. In general only selected pieces move into the SelfStorage space, fragments of a particular life. And these things inevitably attain an additional charge: on the one hand by their selection and on the other by the constantly renewed expense of their storage. One enters into a game, betting that these things have value – or will have value again – and one raises the stakes monthly. Sooner or later the price of storing will exceed the value of the stored things. »Well, there might be ways and means to better invest the money,« says one Self-Storer in my research, »but then one is considering: do we need that or will we need that or just part of it or nothing at all? It is still like this after a good deal of thought. So you know the things are becoming more and more valuable.« He laughs. Considering Self-Storage as an urban practice, it can be stated: »We face something strange: a work. A product of the joint resources of mind and matter, each a stark revelation of man and the way he exploits his habitat. It is as customary and strange as anything of man’s output.«33

P ERSPECTIVES FOR THE REMAINING . T HE SPECIAL RELATIONSHIP OF S ELF -S TORAGE

ROOMS

WITH TIME AND SPACE Things in Self-Storage containers have been sorted out, categorized, decisions have been made. The Self-Storage container has been rented, contracts were entered into, rent has been paid. Some objects have been placed into storage, several have been thrown away and others have been passed on. Self-Storage facilities turn out to be an extremely rewarding space for researching material cul-

33 Chris Fawcett: The new Japanese House. Ritual and Anti-Ritual. Patterns of Dwelling, Hampshire: Harper & Row Publishers 1980, p. 175.

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tures, because the object relations there feature a specific dimension: SelfStorage is based on negotiations, with one’s own self and with others, it demands a reflexive handling of things and their use. What is banned or colonized? What will be needed in the future? What carries the past? The practice of Self-Storage generates a »Self of Self-Storage«, which answered itself questions regarding its past, present, and future. Sometimes this self is, like Rimbaud says, another, a banned other (»Je est un autre.«). Self-Storage is an active biographical writing with things. a) Space: »folded territories« Self-Storage facilities have a spatial connection to all the other rooms of the self. They are points of reference in this spatial network and – like the house or the apartment – are to be understood as an extension of the self into space. For some Self-Storers these rooms are extensions, expansions, satellite spaces. For others they are concentration, material nuclei of the self, »tristes entropiques«. Self-Storage houses maintain a complex network of relations, both internally and externally, ranging across the whole city and beyond. Self-Storage facilities can be an instrument for temporarily exempting from the totality of all personal things. They are an invitation to a journey and at the same time places of return. They are part of the infrastructure of globalized societies. Self-Storage rooms form strategic cores for future expansion of the globalized individual. They create unalienable islands, reservations in a world that has become cluttered. On a subjective level, SelfStorage facilities are not only arsenals of mobility, they are also guarantors of their own order. »Hello, I want to store a small apartment,« begins a clients’ telephone inquiry. Self-Storage compartments are space-condensates. They are not designed as two-dimensional areas (as are living space or battle plans), but in volume as containers. Areas, such as an apartment, will be convolved into the compartment, stacked inside each other and folded over each other like maps of bygone lives. Always in the scale of 10:1: For a fifty-square-meter apartment one needs five square meters of Self-Storage space. Self-Storage space is layered space of »variable density«, as Michel de Certeau calls it, assembled, opaque, fragmentary: »They are composed with the world’s debris.«34

34 Michel de Certeau: The practice of Everyday Life, Berkeley: Univ. of California Press 1988, p. 302.

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In the hope that one day these maps are unfolded again. Sometimes this never happens. Sometimes these territories are stripped off like the skin of a snake. b) Time in totality Things in Self-Storage compartments are often the basis for projections, utopias, (secret) plans. Self-Storage compartments have an intense connection to time. They preserve things of the past, as well as things of the near (or utopian) future. George Kubler writes: »The number of ways for things to occupy time is probably no more unlimited than the number of ways in which matter occupies space.«35 Some objects include the time in its totality. They occupy past and future. And thus become some sort of biographical timekeepers. They move synchronously on a line of the subject, which is also described by Gilles Deleuze. It’s the difference between a »passive, or rather receptive, Ego (moi), which experiences changes in time. But […] the ›I‹ (je) is an act which constantly carries out a synthesis of time, and of that which happens in time, by dividing up the present, the past and the future at every instant.«36 This carrying out of the synthesis of time affects not only the self but also its things. They too are divided into yesterday, today, tomorrow. Storing, lagern, has two meanings in German. Lagern is to save, store, deposit, hoard, to cellar, categorize, stack. But lagern also means: to pause, sit down, take a rest. Lagern gives the ›I‹ (je), the subject of self-experience, a little break. To curate objects that are charged with our own history is not always that easy. Curating our own things requires constant consumption and disposal, decisions, time, money, a continuous order and update of feelings and the planned management of exhibition space and storage space. »Turning something into waste« is a complex thing. For though – or perhaps because – every thing has the potential, like Latour says, »to take hold of passersby and force them to play a role in its story«37, many things live banished in the dark depths of closets, basement and attics. Like the stored nuts of the squirrel, these collections of the self are stored in spaces that belong exclusively to them, and wait there for the end of their winter. Some-

35 George Kubler: The shape of time. Remarks on the history of things, New Haven and London: Yale University Press 2008, p. 88. 36 Gilles Deleuze: Kant’s Critical Philosophy The Doctrine of the Faculties, London: Athlone Press 1984, p. 8. 37 B. Latour: On technical mediation, p. 31.

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times they later become »trash«. Sometimes they become something else. Sometimes their value changes in other ways. Sometimes they become other people’s things, because someone became someone else. Storage is an important »element of the grammar of space«. Storing »raises issues of secrecy, memory, prestige, and knowledge that help construct the moral system within which the people live.«38 Behind a functional shell Self-Storage rooms harbor the animated and the enigmatic. Storage spaces are an interaction of material culture, architectural form, shared knowledge and social space. Self-Storage facilities are gigantic reservoirs. Storage for yesterday’s remnants, which form the potential reserves for a tomorrow – or the potential trash of a tomorrow. Through their complex spatial entanglement and especially through their temporal entanglement they confront the self with a chorus of contradictory things full of possibilities and relations. They keep things away, but not like the »away« in throwing something away. Not only the things in them, even Self-Storage rooms themselves are »continually unfolding structures which combine presence and absence.«39 Storage is a practice that believes in the future.

38 J. A. Hendon: Having and Holding, pp. 42-53, p. 50. 39 K. Knorr-Cetina: Sociality with Objects, p. 15.

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Figure 1: Self-Storage/Completion of the interior Photo: ©Petra Beck

Figure 2: Wellblechgrenzen/Boundaries of corrugated sheet metal Photo: ©Petra Beck

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Figure 3: Stefan, Self-Storer: »And if someone needs something, then he calls and asks: do you have something like that? Then we say: yes, we have it and you can take it. And then you go there together quickly and get it. This question appears repeatedly, the question: do you have something like that in your little chamber? Is there something?« Photo: © Petra Beck

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Figure 4 and 5: Biographies of things Figure 4: ©Apollonia Gerken; Figure 5: ©Petra Beck

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R EFERENCES Augé, Marc: Non-Places. An introduction to supermodernity, London: Verso 2008. Bachelard, Gaston: The poetics of space, New York: Penguin Books 2014. Baudrilliard, Jean: The System of Objects, London: Verso 1996. Blanke, Gail: Throw Out Fifty Things. Clear the Clutter, Find Your Life, New York: Grand Central Publishing 2010. Certeau, Michel de: The practice of Everyday Life, Berkeley: Univ. of California Press 1988. Chomei, Kamo no: Hojoki. Aufzeichnungen aus meiner Hütte, Berlin: Insel Verlag 1997. Deleuze, Gilles: Kant’s Critical Philosophy The Doctrine of the Faculties, London: Athlone Press 1984. Fawcett, Chris: The new Japanese House. Ritual and Anti-Ritual. Patterns of Dwelling, Hampshire: Harper & Row Publishers 1980. Gregson, Nicky: Living without things. Riding, Accomodation, Dwelling, Wantage: Sean Kingston Publishing 2007. Hahn, Hans Peter: Materielle Kultur. Eine Einführung, Berlin: Reimer 2005. Hendon, Julia A.: »Having and Holding. Memory, Knowledge and Social Relations«, in: American Anthropologist, New Series 102.1 (March 2000), pp. 42-53 Knorr-Cetina, Karin: »Sociality with Objects. Social Relations in Postsocial Knowledge Societies«, in: Theory, Culture and Society 14.4 (1997), pp. 143. Kubler, George: The shape of time. Remarks on the history of things, New Haven and London: Yale University Press 2008. Kustenmacher, Tiki Werner and Seiwert, Lothar: Simplify your life, Frankfurt a.M.: Campus 2004. Latour, Bruno: »On technical mediation – Philosophy, sociology, genealogy«, in: Common Knowledge 3.2 (1994), pp. 29-64. Latour, Bruno: »The Berlin key or how to do words with things«, in: P.M. Graves-Brown (Ed.), Matter, Materiality and Modern Culture, London: Routledge 1991. Lévi-Strauss, Claude: Das wilde Denken, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1997. Maistre, Xavier de: Die Reise um mein Zimmer, Leipzig: Reclam 1991. Marcoux, Jean-Sébastien: »The ›Casser Maison‹ Ritual: Constructing the Self by Emptying the Home«, in: Journal of Material Culture 6 (2001), pp. 213 – 235.

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Marcoux, Jean-Sébastien: »The Refurbishment of Memory«, in: Miller, Daniel (Ed.), Home Possessions, Oxford: Berg 2001, pp. 69-86. Miller, Daniel: The comfort of things, Cambridge: Polity 2008. Palmer, Brooks: Clutter Busting. Letting Go of What’s Holding You Back, Novato: New World Library 2009. Rheinberger, Hans-Jörg: Iteration, Berlin: Merve 2005. Stiegler, Bernd: Reisender Stillstand. Eine kleine Geschichte der Reisen im und um das Zimmer herum, Frankfurt a.M.: S. Fischer 2010. Walsh, Peter: It’s All Too Much. An Easy Plan for Living a Richer Life with Less Stuff, New York: Free Press 2007. Films Arte: GEGENANGRIFF. WIRTSCHAFT IM FADENKREUZ DER KUNST (Counter attack. Economy in the cross lines of Art), broadcasted on 26.04.2011. WILD AT HEART, (USA 1990, R.: David Lynch)

Eigensinniges und Eigensinnliches – Ästhetische Dynamiken des Übrigen

Tales from the Great Pacific Garbage Patch Speculative Encounters with Plastic L ÉA P ERRAUDIN »I just want to say one word to you. Just one word: plastic… There’s a great future in plastics.« THE GRADUATE1

ABSTRACT Plastic is everywhere. Coined as the ›Great Pacific Garbage Patch‹, a massive accumulation of floating debris is trapped in the currents of the North Pacific. The unspecific, yet moldable character of plastic serves as a foundation to discuss the decomposition of binary logic. Echoing in the discourse of the Anthropocene, plastic can be perceived as a blank space that disrupts the temporal taxonomies of evolving and remaining, persistence and decay. The paper gives an outline to a speculative investigation on plastic in regard to the art project An Ecosystem of Excess (2014) by Pinar Yoldas. The project portrays a plastivore fauna oscillating between prognostics and phantasm, by envisioning posthuman organisms to emerge from the residues of consumer culture in the Great Pacific Garbage Patch. Conjoining laboratory order and the messiness of the currents in the North Pacific, the project provides for a distinct storytelling that encounters the scattered certainty of a human perspective while it sketches an alternative evolution.

1

THE GRADUATE (USA 1967, R: Mike Nichols).

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E NTERING THE

PLASTIC SOUP

Rampant growth is going on in the North Pacific. A boundless expanse made of the remnants of civilization is continually nourished from the plastic global plastic waste emergence in the specific flow conditions of the Pacific Ocean. Discovered by accident in 1997, marine researcher Charles J. Moore came across a massive accumulation of floating debris on his way from Honolulu to California. While new waste is still being trapped in the currents of the North Pacific Gyre, its expansion has yet to be determined. What has been coined as the ›Great Pacific Garbage Patch‹ is subject to a slightly misleading media coverage: Buzzwords like ›the seventh continent‹ or ›plastic island‹ are accompanied by the assumption of a massive solid surface of plastic entities that are gathered somewhere in the open sea. However, a major amount of the Great Pacific Garbage Patch consists of app. 300000 microparticles of synthetic polymers per square kilometer drifting slightly below the surface of the water, continuously in motion, leading Moore to have described it as a ›plastic soup‹2. The ongoing difficulties to find viable solutions for marine waste disposal and even to determine the exact extent of the polluted area derive from the fact that there is no such thing as a consistent surface of plastic waste to be recognized prima facie.3 The geologists of the coming millennia will nevertheless acknowledge the plastic sediments in rock strata as a time marker for the current epoch.4 The complex and globalized forms of human existence increasingly contribute to the physical appearance of our planet. By the term ›Anthropocene‹, geologist Paul Crutzen stated in 2002 that humanity had become a potent factor within geologic time scale, due to the fact that humankind significantly restructures the biological and atmospheric processes of the Earth.5 The Anthropocene thesis derives from the assumption that despite its terminological point of reference, there is no resilience to an anthropocentric worldview any longer. Traditional dichotomies

2

Cf. Moore, Charles J.: Plastic Ocean: How a Sea Captain’s Chance Discovery Launched a Determined Quest to Save the Oceans, New York: Avery 2011.

3

The same applies to the other four and less prominent gyres – in the South Pacific, the North- and South Atlantic and the Indian Ocean. It should be added that the North Pacific Gyre lies outside territorial waters, which makes it even more complicated to address the proper responsibility.

4

Cf. Corcoran, Patricia L./Moore, Charles J./Jazvac, Kelly: »An anthropogenic marker

5

Cf. Crutzen, Paul J.: »Geology of Mankind«, in: Nature 415.3 (2002), p. 23.

horizon in the future rock record«, in: GSA Today 24.6 (2014), pp. 4-8.

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such as nature/culture, subject/object and inside/outside increasingly fail to diagnose what it means to live in the current condition. Thus, we witness a paradigm shift which demands different concepts of nature, culture and knowledge. This paper serves as an outline to a speculative investigation on plastic. Hereby, the collision of categories in different taxonomies will be discussed, some of them in general, others regarding concrete observations. As a foundation I will give insight into a particular distinction growing out of the discourse of living in the plastic regime: the tension between prosaic and excessive. Arguing for the unspecific, yet moldable character of the synthetic substance I will develop the proposition that exactly this blank space embodied in plastic allows for the decomposition of binary logic. Central to the consideration will be the art project An Ecosystem of Excess (2014) by Pinar Yoldas that envisions organisms emerging from the residues of consumer culture in the Great Pacific Garbage Patch and displays possible survival strategies in this hostile environment. The depicted constellation reveals temporal perspectives for the evolution from the remaining and puts them in relation to the principles of persistence and decay. Furthermore it tells the tale of a plastivore6 fauna that has built its habitat on the edges of fact and fiction, oscillating between order and messiness and thereby serving as the breeding ground for speculative encounters. Plastic as matter of concern: prosaic/excessive Scholars and artists alike refer to the mere ubiquity of plastic material in our surroundings as the ›plasticene‹, the age of plastic. As Heather Davis argues, plastic »has become the material substrate of advanced capitalism, the medium through which our dependency on oil permeates into the fabric of our everyday lives«7. But the emergence of the regime of plastic can be traced back to the early 20th century. The first synthetic plastic, Bakelite, developed by chemist Leo Baekeland in 1907 became a driving force for the universal use of plastic – multifunctional, affordable, persistent. It was in 1937 when a promotional film of the Bakelite corporation stated nothing less than the rise of a ›fourth kingdom‹, in con-

6

Pinar Yoldas uses the term ›plastivore‹ to subsume animals that are able to digest syn-

7

As Heather Davis states in the online description of her forthcoming monograph Plas-

thetic polymers. tic: An Ethology of Oil. Davis, Heather: Plastic: An ethology of Oil (monograph in progress) (2016) (online).

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tinuation of the Linnaean taxonomy by Carl Linnaeus which consists of a classification for plants, animals and minerals as the ›three kingdoms‹8. It could be argued, that living under the sovereignty of this ›fourth kingdom‹ reveals what Roland Barthes stated about plastic in the Mythologies: »It is the first magical substance which consents to be prosaic. But it is precisely because this prosaic character is a triumphant reason for its existence: for the first time, artifice aims at something common, not rare. And as an immediate consequence, the age-old function of nature is modified: it is no longer the Idea, the pure Substance to be regained or imitated: an artificial Matter [sic!], more bountiful than all the natural deposits, is about to replace her, and to determine the very invention of forms. […] the whole world can be plasticized, and even life itself […].«9

Plastic, to be portrayed as the material substance emblematic to and product of consumer culture, remains common in terms of being unspecific until cast into a form, which can be melted down again for the purpose of recycling. With it entering this cycle it becomes a quasi indefinite blank space. The Greek etymology plastikos means ›able to be molded‹ and since plasticity is the general material property to deform without breaking, the process of its in-formation is reversible. Plastic needs a periphery to exist as a form while being all and nothing at the same time, annihilating the property of difference as Jeffrey Meikle states: »plasticʼs freedom to become anything would reduce everything to nothing by dissolving all differences. With plastic as universal solvent […] its impact appears a matter of surface alone«.10 As a material that serves universal purposes, plastic has redefined how our surroundings appear to us and how we interact with them. Following Susan Freinkel, plastic embodies the promise of a cleaner, brighter world, at the same time being a malignant force that remains alien since we perceive it as something unnatural that does not follow our common time frames

8

Cf. Linnaeus, Carl: Systema Naturae. Facsimilie of the first Edition, (= Dutch Classics on the History of Science), ed. by M.S.J. Engel-Ledeboer and H. Engel. Nieuwkoop, Leiden: Brill 1964.

9

Barthes, Roland: »Plastic«, in: id.: Mythologies, trans. Annette Lavers, New York: Hill and Wang 1972, pp. 97-99, p. 98f.

10 Meikle, Jeffrey: American Plastic. A Cultural History, New Brunswick, NJ: Rutgers Univ. Press 1995, p. 3f.

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due to its endurance: Although there is nothing vital and animated about it, it will persist beyond our own existence.11 But the animated plethora performed by consumer culture and incarnated by the material substance of plain surface, convenience and cleanliness grows rampant. Precisely because it »lack[s] inherent character«12 as a material, because of it being the blank space, it can be prosaic and excessive at once, as I will propose in the following through the collision of different taxonomies. When compared to other formable and reusable resources, plastic appears to be less determined and very multi-purpose as it is light and stable, flexible and durable at the same time. Paper is light and flexible, but not as stable and durable as plastic since water instantly causes paper to lose its given shape and fire will destroy all of its material properties. Metal, on the other hand, is much more stable and durable in general, but, regarding the fact that under certain circumstances moisture will quickly cause corrosion, lacks a reliable endurance. By any means it is not as flexible and light as plastic after being cast into a form. The material properties of plastic molding into any form simultaneously challenge the certainty of what is inside and what is outside, what is merged and what stays separate. This indeterminacy is the sole inherent character to be operable when thinking about plastic. Everything else follows from it and brings about the transformative force to be witnessed in the decomposition of binary logic. As they are the remnants of a man made inventory of capitalism, the plastic waste agglomerations to be found in the oceans open up possibilities of addressing these tensions in a specific way: Artistic investigations can make use of an eclectic repertoire of images, taking into account the Anthropocene, plastic waste emergence and sea life, particularly in the Great Pacific Garbage Patch.13 In the installation Economies of Scale from 2013, that originated within the overarching Drifters Project, artist, scientist and activist Pam Longobardi spreads out the inventory of the plastic ocean. By referring to a principle of microeconomics and its resulting asymmetries, Longobardi proclaims that »these

11 Cf. Freinkel, Susan: Plastic. A Toxic Love Story, Boston/New York: Houghton Mifflin Harcourt 2011, p. 8f. 12 Hall, Christopher: Materials. A Very Short Introduction, Oxford: Oxford Univ. Press 2014, p. 90. 13 Cf. Reichle, Ingeborg: »Forever and always: Strategies of Artistic and Biological Adaption in the ›Plasticene‹ Age«, in: Heike Catherina Mertens (Ed.): Pinar Yoldas. An Ecosystem of Excess, Berlin: Schering Stiftung 2015, pp. 19-35.

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things that we’ve made are coming back to haunt us«.14 Meanwhile artist Maarten Vanden Eynde captures a certain melancholia with his series of five globes from the major five ocean gyres, titled 1000 Miles Away From Home, on which he worked from 2009 till 2013: The floating microplastics seem like a souvenir of a place never visited, a small world rendered in peace and timelessness. The collaborative project Welcome to the Plastisphere by Karen Hackenberg, Gloria Lamson and Margie McDonald from 2015 turns plastic bottles that were washed ashore into a synthetic still life of marine environment by cutting, notching and splicing them. Photographer Chris Jordan sheds light on the lethal remains of consumer culture with his ongoing photo series Midway. Message from the Gyre: His portraits of bird cadavers that died because they mistook plastic for food »reflect back an appallingly emblematic result of the collective trance of our consumerism and runaway industrial growth«15 as he states himself. The projects mentioned mainly evaluate the aesthetic potentials of mundane horror resulting from something overarching and abstract, something that tends to slip away if we intend to grasp it – therefore they take an aspect from it, straightforwardly portraying its individual characteristics. By giving drastic insight in the pictorial world of which humanity fails to assume responsibility, they address ecological challenges and political asymmetries. Strictly speaking, the Great Pacific Garbage Patch serves as an admonitory patchwork rug just because the »oceans that once supplied the fossil fuels to process natural oil, generating byproducts used to develop plastics, are now greeted with their perverse offspring.«16 However, the artistic strategy to be analyzed in detail in this paper pursues a different approach as it elaborates a thought experiment to be unraveled by synthetic polymers. An Ecosystem of Excess (Pinar Yoldas) »[T]he whole world can be plasticized, and even life itself«17 – Roland Bathes’ words resonate with the network of relations in the Great Pacific Garbage Patch. Within these floating remnants, Turkish artist Pinar Yoldas enfolds a dynamic interplay of speculative accounts. Its protagonists are fanciful creatures, residents

14 Longobardi, Pam in conversation with Alex Kugaczewski: »Drifter’s Project«, in: The Signal 81. 29 (2014), p. 9. 15 Jordan, Chris: Midway. Message from the Gyre, (2011) (online). 16 Kane, Carolyn L.: »Plastic Shine: From Prosaic Miracle to Retrograde Sublime«, in: e-flux journal #65 5 (2015), n.a. (online). 17 R. Barthes: Mythologies, p. 99.

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of an ecosystem made of synthetic polymers. The artist sets the scene for a potential ecological niche – the logic of decay is transformed into a creative force. Funded by the Berlin-based Schering Foundation, An Ecosystem of Excess was presented at the festival for media arts and digital culture Transmediale in 2014. The Schering Foundation’s objective is to promote a platform for projects that operate on the interface of art and science: As we will see, Pinar Yoldas outlines a plastivore fauna that oscillates between prognostics and phantasm, scientific experiment and aesthetic realm. Temporalities: evolving/remaining The exhibit The Plastic Soup Morning Recipe serves as an entrance to the set-up since the exhibition centers around an illuminated beaker on a magnetic stirrer, filled with murky water. (Figure 1: Pinar Yoldas [2014]: An Ecosystem of Excess [The Plastic Soup Morning Recipe]). The primordial soup theory is clearly used as a reference point that locates the origin of life in the ocean, leading to the development of organic polymers four billion years ago. The artist portrays the plastic soup as a breeding ground for a new form of life out of synthetic polymers. Alarm clock, toothpaste tube, refrigerator handle, yoghurt container18 – all that is used during the course of the morning has found its way into the synthetic primordial soup and functions as a basis for an evolving ecosystem in the plastic ocean. This evolving ecosystem has to be conceived as a posthuman network of relations. The concept of the posthuman that I would like to stress in this context proceeds from the general assumption, that the formative anthropocentric vernacular of the occident has to be accompanied by an entirely different perspective as Cary Wolfe argues.19 By that, phenomena are not necessarily the result of an omnipotent human will. In this constellation »humans are neither pure cause nor pure effect but part of the world in its open-ended becoming«.20 The material configuration in the world becomes part of what Andrew Pickering calls the

18 Yoldas refers to the listing by Susan Freinkel where she reflects on the omnipresence of plastic in her surroundings. S. Freinkel: Plastic. A Toxic Love Story, p 2. 19 Cf. Wolfe, Cary: What is Posthumanism?, Minneapolis und London: Univ. of Minnesota Press 2010. 20 Barad, Karen: »Posthumanist Performativity. Toward an Understanding of How Matter Comes to Matter«, in: Signs. Journal of Women in Culture and Society 28.3 (2003), pp. 801-831, p. 821.

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›dance of agency‹21, aiming at scientific practice in general. Thus, posthumanism takes account of the necessity for a specific mindset deriving from humanist thinking that is aware of its conceptual limitations. However, speaking of the posthuman is subject to different interpretations: By focusing on the amalgamation of human and non-human entities in order to transcend the given capacities of mind and body, posthumanism can be applied as well in order to reevaluate what it means to be human under technologically and biologically enhanced circumstances. Posthumanist thinking itself embodies a temporal tension since it »does not really mean the end of humanity. It signals instead the end of a certain conception of the human«.22 The Ecosystem of Excess encounters this scattered certainty of the human in a twofold manner: First, we have to be aware of the fact that the omnipresence of plastic in our surroundings, circulation of materials and food chains leads to a certain amalgamation of the human body with inorganic components – we all carry residues of synthetic polymers in our organisms that allow us to scrutinize the integrity of the human body to a certain degree. However within the Ecosystem of Excess, a second consequence has to be taken into account predominantly, while sketching an alternative evolution: by acknowledging that plastic as blank space can occupy a position beyond humanity’s reach. Through this, possible paths of evolution are negotiated in Bergsonian sense: In terms of evolution, Henri Bergson’s L’évolution Créatrice invokes the vital impetus which has the power to create by being in agitation with inert matter. The vital impetus itself owns no fixed direction towards a form of organization, but rather operates in diverse directions embraced by duration. However, the relation of the vital impetus to inert matter must be conceived in its effort to act from within it and not as separate entities.23 All manifestations of life embody this vital impetus, as a flow of animating energy thereby serving as the general principle of evolution in Bergson’s writings as opposed to the concept of natural selection in Darwinian theory. As the cause of variation, it unfolds itself renewed, developing tendencies which function again as possible paths from which to evolve.24

21 Cf. Pickering, Andrew: The Mangle of Practice: Time, Agency and Science, Chicago: Univ. of Chicago Press 2010. 22 Hayles, Catherine: How we Became Posthuman. Virtual Bodies in Cybernetics, Literature and Informatics, Chicago: Univ. of Chicago Press 1999, p. 286. 23 Cf. Bergson, Henri: Creative Evolution, trans. Arthur Mitchell, New York: Henry Holt and Company 1983, p. 98ff . 24 Cf. Ibid. p. 118f.

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By means of reproduction, a closer look at the preserved specimen of Transchromatic Eggs of benthic reptiles within the installation seems worthwhile. (Figure 2: Pinar Yoldas [2014]: An Ecosystem of Excess [Transcromatic Eggs]). They enfold the dynamics between natural and artificial, living and dying in a specific way: As they mainly consist of plastic, they are an ideal target for plastivore predators so that they need to hide in plain sight. Amongst the sunken plastic junk at the ocean bed the vividly colored eggs ripen in camouflage.25 It could be argued that they take account of the fact that the German word for waste – Abfall – derives from herabfallen, sich senken (translated as: falling off, sinking).26 They seem to become embraced by this downward movement that goes along with the act of throwing away. When the embryos mature, the eggs become lighter in color and weight so that they can float to finally arrive at the shore which consists of translucent microplastic particles. Out there, their colorless skin surface matches with the artificial beach. This process creatively resists maintaining the boundary between animate and inanimate since it portrays the evolution of life from an anorganic substance, still remaining in the shape of an emblem of life: the egg. The eggshell, representing inert matter, is made out of plastic which by definition owns no inherent quality and illustrates the vital impetus evolving on a path from fibrous membrane to plastic shell. Benjamin Noys notices that capitalism itself operates as a re-animator by stating that »abandoned objects bear a sense or form of liveliness that can be recovered« aiming at the currents in the North Pacific.27 The plastic that remains from capitalist logic now functions as an envelopment of life. At this point, I would like to invoke the musings on plastic by Roland Barthes again: »more than a substance, plastic is the very idea of its infinite transformation«.28 Temporalities: persistence/decay It took five million years for the amount of mineral oil to come into being that is equivalent to the plastic consumed within a year.29 A plastic bottle will degrade

25 Cf. Yoldas, Pinar: »Transchromatic Eggs«, in: Heike Catherina Mertens (Ed.), Pinar Yoldas. An Ecosystem of Excess, Berlin: Schering Stiftung 2015, p. 123. 26 Cf. Lemma »Abfall«, in: Jacob Grimm/Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Vol. 1, column 36, Hirzel: Leipzig 1854. 27 Noys, Benjamin: Capitalism, Re-Animator, (2014) (online). 28 R. Barthes: Mythologies, p. 99. 29 Cf. Schellnhuber, Joachim: »Welt im Wandel – die Große Transformation«, in: FVEE Themen (2011), pp. 150-164, p. 153.

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after app. 450 years – which does not mean that it completely decomposes, it will more likely break down into microparticles, either through mechanical friction, physical decay or chemical degradation, often combined with the release of toxic substances. Pinar Yoldas states that the project finds a source of inspiration in the findings by marine chemist and molecular biologist Linda Amaral-Zettler and her colleagues, published in 2013.30 They define the term ›plastisphere‹ to characterize the microbial communites found on marine plastics and most importantly, they found evidence of hydrocarbon-decomposing bacteria. In the exhibition, the potential ability to subsist on synthetic polymers is demonstrated by means of a display of the different organs involved: The E-Plastoceptor (fig. 3 Pinar Yoldas [2014]: An Ecosystem of Excess [E-Plastoceptor]) identifies polyethylene and the P-Plastoceptor (fig. 4 Pinar Yoldas [2014]: An Ecosystem of Excess [P-Plastoceptor]) senses the polypropylene in its surroundings which can then enter the Petrogestative System (fig. 5 Pinar Yoldas [2014]: An Ecosystem of Excess [Petrogestative System]) where petrochemicals are metabolized.31 The Petronephros (fig. 6 Pinar Yoldas [2014]: An Ecosystem of Excess [Petronephros]) is equivalent to a kidney and provides for an elimination of toxic residues like bisphenol A or phthalates so the nutrients can finally be digested by Stomaxismus, (fig. 7 Pinar Yoldas [2014]: An Ecosystem of Excess [Stomaxismus]) the intestinal tract of the plastivore that hosts different bacteria to break down various forms of plastic.32 Again, we witness the confrontation of different principles – persistence and decay, unity and breakdown as an outcome of the Anthropocene: Originally produced to seal something precious, to give stability to something delicate and to embrace something as a whole, the plastic has been distributed and fragmented by the ocean and is now absorbed by organisms. By

30 Cf. Amaral-Zettler, Linda/Zettler, Erik/Mincer, Tracy: »Life in the ›Plastisphere‹: Microbial Communities on Plastic Marine Debris«, in: Environmental Science and Technology 47 (2013): p. 7137-7146. 31 Cf. Yoldas, Pinar: »E-Plastoceptor«, in: Heike Catherina Mertens (Ed.): Pinar Yoldas. An Ecosystem of Excess, Berlin: Schering Stiftung 2015, p. 37.; Cf. Yoldas, Pinar: »PPlastoceptor«, in: Heike Catherina Mertens (Ed.): Pinar Yoldas. An Ecosystem of Excess, Berlin: Schering Stiftung 2015, pp. 27; Yoldas, Pinar: »Petrogestive System«, in: Heike Catherina Mertens (Ed.): Pinar Yoldas. An Ecosystem of Excess, Berlin: Schering Stiftung 2015, p. 49. 32 Cf. Yoldas, Pinar: »Stomaxismus«, in: Heike Catherina Mertens (Ed.): Pinar Yoldas. An Ecosystem of Excess, Berlin: Schering Stiftung 2015, p. 13; Cf. Yoldas, Pinar: »Petronephros«, in: Heike Catherina Mertens (Ed.): Pinar Yoldas. An Ecosystem of Excess, Berlin: Schering Stiftung 2015, p. 73.

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that, it becomes part of a fauna that passes through the phantasm of a pristine nature which is displaced and has turned feral again. With this in mind, a further strategy to defeat the hazardous materials that outlast the reach of humanity can be seen: In the exhibit From Factory to Feather (fig. 8 Pinar Yoldas [2014]: An Ecosystem of Excess [From Factory to Feather]) Pinar Yoldas envisions birds which mimic the colors of corporations by obtaining the pigments from the digested plastic: Coca-Cola-Red, Evian-Pink, Dasani-Blue, colors that match with the Pantone system, a global standard color spectrum, thus a result of human measure.33 As hybrids of synthetic and organic components, the animals to be found in the Ecosystem of Excess perform a non-anthropocentric form of recycling since they exist in the aftermath of human will and power. This notion is central to the setting which itself has gotten out of the hand of human order. It is remarkable that the plastic waste in the Great Pacific Garbage Patch never arrived at the sites that are defined as spaces of waste: containers, disposal sites, incinerators. Turned adrift, it becomes part of an assemblage of what Jane Bennet calls ›vibrant matter‹, a vital materiality that is acknowledged as an interplay of forces – movements, bodies, relations.34 Speculations: fact/fiction The depicted posthuman ecosystem simultaneously embodies these temporal transformations through the inexhaustible availability of synthetic polymers to establish a new form of life as well as through the excess performed by the ›throwaway society‹. In Pinar Yoldas’ exhibition we can see the picture by Peter Stackpole titled Throwaway Living, published 1955 in LIFE magazine35 (fig. 9 Stackpole, Peter: »Throwaway Living«) – that posits disposables as the peak of modernness. It is placed in an array of twelve pictures showing schematic anatomical drawings and collages made from advertisements for synthetic products. Within the discourse of throwaway living, Pinar Yoldas has shed light upon what Transmediale curator Kristoffer Gansing calls »the evolving plastic inevi-

33 Cf. Yoldas, Pinar: »From Factory to Feather«, in: Heike Catherina Mertens (Ed.): Pinar Yoldas. An Ecosystem of Excess, Berlin: Schering Stiftung 2015, p. 83. 34 Cf. Bennett, Jane: »The Force of Things«, in: id: Vibrant Matter. A Political Ecology of Things, Durham/London: Duke University Press 2010, pp. 1-19, p. 4f. 35 Cf. Stackpole, Peter: »Throwaway Living«, in: LIFE Magazine 39.5 (1955), p. 43.

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table«.36 In other words: As utterly speculative accounts, the exhibits shown in the Ecosystem of Excess set the scene for a plausible future. The boundaries of art and science, fact and fiction are renegotiated as we notice the schematic drawings, the Latin and Greek vernacular, as we encounter the preserved specimen and instruments – artifacts found in laboratories and experimental arrangements (fig. 10 Pinar Yoldas [2014]: An Ecosystem of Excess, Exhibition View). The laboratory as a locus of research, as a site for the fabrication of scientific knowledge37 points out the question of its mediality and epistemic status, as Hans Ulrich Obrist and Barbara Vanderlinden argue.38 It is precisely the attempt to give a contour to these epistemic inquiries that accompanies the project An Ecosystem of Excess: The deliberations aiming at something that has not yet occurred but can already be conceptualized. They are thereby part of the explorative practice central to scientific research.39 Experimental systems don’t occur in vacuo, they come into being within practice and can be perceived as patchworks themselves, because they are »part of a broader culture […] but retain a certain identity: They don’t fuse with each other«.40 Hans-Jörg Rheinberger states that experimental practice provides for an empirical structure that allows one to navigate through the condition of notknowing, working like a search engine for findings that will mostly be recognized retroactively as landmarks of interest.41 Rheinberger follows Claude Ber-

36 Gansing, Kristoffer: »The Evolving Plastic Inevitable«, in: Heike Catherina Mertens (Ed.): Pinar Yoldas. An Ecosystem of Excess, Berlin: Schering Stiftung 2015, pp. 1516. 37 Cf. Knorr-Cetina, Karin: Die Fabrikation von Erkenntnis, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1984. 38 Cf. Obrist, Hans Ulrich/Vanderlinden, Barbara: »Laboratorium«, in: id. (Ed.), Laboratorium, Antwerp: DuMont 2001, pp. 16-23. 39 Cf. Grand, Simon: »Design Fiction: Theorie als Praxis des Möglichen«, in: Martin Tröndle/Julia Warmers (Ed.): Kunstforschung als ästhetische Wissenschaft. Beiträge zur transdisziplinären Hybridisierung von Wissenschaft und Kunst, Bielefeld: transcript 2011, p. 279f. 40 Rheinberger, Hans-Jörg in conversation with Michael Schwab: »Forming and being Informed«, in: Michael Schwab, Experimental Systems: Future Knowledge in Artistic Research, Leuven: Leuven University Press 2013, pp. 198-219, p. 204; Cf. Rheinberger, Hans-Jörg: Experimentalsysteme und epistemische Dinge. Eine Geschichte der Proteinsynthese im Reagenzglas, Göttingen: Wallstein, 2001. 41 Cf. Rheinberger, Hans-Jörg: »Experimentalanordnungen in Wissenschaft und Kunst«, in: Herrmann Parzinger/Stefan Aue/Günter Stock (Ed.), ArteFakte: Wissen ist Kunst –

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nard by remarking that knowledge (Erkenntnis) is something necessarily a posteriori because it is fueled by exploration towards something yet ungraspable that needs to be sketched again and again.42 Models serve central purposes for this sketching in scientific thought: They function like a structure to be transferred tentatively from the imagination of the abstract, not directly resulting in knowledge but rather as foundation for another examination that cannot be foreshadowed precisely in outcome. In this sense, models embrace a self-will that requires getting involved with them.43 Thus, the possibilities of their figurative and representative features operate on the edges of definiteness. Pinar Yoldas’ An Ecosystem of Excess takes part in this process in a twofold manner: Through its engagement with plastic it shows actual models of biologic organisms molded in plastic and thereby illustrates a possible connection of evolution with the outcomes of ›throwaway society‹. At the same time the set-up functions as a model to rearrange different conflicting notions, to think through them by means of plastic as unspecific substance that allows for the laboratory to resonate in selfwill. In terms of the status within the world, Bruno Latour argues that »the distinction between the inside and the outside of the laboratory has disappeared […] We are now all embarked on the same collective experiments, mixing humans and nonhumans together – and no one is in charge. Those experiments made on us, by us, for us, have no protocol […].«44

The micro situation of an artistic set-up of a laboratory that is shown in the exhibition is the flipside of our human condition turned into an ecological compromise of the posthuman. What can be said about this macro-level constellation remains intractable. Timothy Morton has coined the term ›hyperobject‹ to express occurrences and things that go beyond human measure in terms of time, space and logic and that cannot be detected as a whole – »any ›local‹ manifesta-

Kunst ist Wissen. Reflexionen und Praktiken wissenschaftlich-künstlerischer Begegnungen, Bielefeld: transcript 2014, pp. 307-319, p.310f. 42 Cf. Ibid., p. 315. 43 Cf. Wendler, Reinhard: Das Modell zwischen Kunst und Wissenschaft, Munich: Wilhelm Fink 2013, p. 27f. 44 Latour, Bruno: »From Multiculturalism to Multinaturalism: What Rules of Method for the New Socio-Scientific Experiments«, in: Nature and Culture 6.1 (2011), pp. 1-17, p. 2f.

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tion of a hyperobject is not directly the hyperobject«. As Morton observes, hyperobjects arise as a symptom to a non-apocalyptic end of the world.45 Within the geological timescale and its classifications of millions of years the Anthropocene is still just a blink of an eye unless humanity has already proven to act as an overarching force for the appearance of the planet. As we build concepts of something still to show its overall impact, we experience extreme difficulties in depicting even parts of the whole configuration.46 Pinar Yoldas makes a suggestion on how to grasp a current geopolitical situation by the speculative interior view of its aesthetic accounts. What happens there, what can be told there, depends on the ever-changing inventory of ecological processes. However, the empirical structure of the experiment is built upon a fictional composition. This fictional composition provides ›swampy ground‹ that affects research practice particularly in its creative processes.47 Although the organisms shown in An Ecosystem of Excess evolved in the plastic ocean – at least that is what Pinar Yoldasʼ tale tells us – they came to a terminal point that never actually preceded something living. The plastic entities have never been involved in a factual laboratory work context. The experiment is thereby less a thorough survey of biology and more an experiment in storytelling.48 This storytelling is nourished, as I would like to argue, by a perspective that has already taken the a posteriori character of scientific knowledge into account. Since the organisms are molded into a form, they remain silent, embracing the synthetic character of polymers. Their

45 Cf. Morton, Timothy: Hyperobjects: Philosophy and Ecology after the End of the World, Minneapolis: Univ. of Minnesota Press 2013, p. 2. 46 Cf. Davis, Heather: »Art & Death: Lives Between the Fifth Assessment & the Sixth Extinction«, in: Heather Davis/Etienne Turpin (Eds.): Art in the Anthropocene. Encounters Among Aesthetics, Politics, Environments and Epistemologies, London: Open Humanities Press 2015, pp. 3-30. 47 Cf. Jonas, Wolfgang: »Exploring the Swampy Ground«, in: Simon Grand/Wolfgang Jonas (Ed.): Mapping Design Research, Basel: Birkhäuser 2012, pp. 11-41. 48 In terms of storytelling I would like to give a short excursion to another project using the Great Pacific Garbage Patch as a setting. In The Majestic Plastic Bag, the nonprofit environmental organization ›Heal the Bay‹ follows a peculiar creature through its natural surroundings. A plastic bag is portrayed as a representative of a species that exists in the currents of the North Pacific Gyre where it fulfills the purpose of polymeric substances – to break down into multiple microparticles. The video mocks the floating sublime of the plastic bag known from AMERICAN BEAUTY (USA 1999, R: Sam Mendes) and gives it the twist of a nature documentary in David-Attenboroughstyle.

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evolving characteristics are not visible in the actual laboratory set-up but rather in the tale they enable. They mock a coherent narrative in appropriating scientific procedures and proclaiming evidence through the precise descriptions of the plastivore by means of bodily functions, appearance and reproduction. Printed on plates next to the objects of study in the exhibition space, the descriptions present a quasi factuality that needs to be accepted in advance. But the schematic drawings, preserved specimen and explanatory texts themselves do not tell a story in the narrow sense of the word. The storytelling I am speaking of is therefore not existent until it includes a commitment to the »as if« that is located elsewhere, in an imagined biosphere where it faces a posthuman world: the open sea. It is precisely this permeation of fact and fiction through a speculative investigation on plastic that allows for another disruption of taxonomies: order and messiness. Speculations: order/messiness Speculative aesthetics are central to the Anthropocene. Benjamin Bratton frames it in the following way: » [T]he Anthropocenic era has involved us in ecologic gambling beyond our means«.49 In its critique of correlationist thinking – the assumption that everything in the world exists entirely in dependence of a perceiving subject – speculative realism proclaims that there is no ontological primacy to human beings.50 The criticism against speculative realist thinking like Michaela Ott observes, aims at its alleged relapse into mere guesswork, while facing a world that transcends human measure and operates mostly invisible to it, thus requiring a different approach.51 It can be argued that artistic practice takes on a specific perspective on speculation since it not necessarily is part of the speculative turn in philosophy.52 It rather uses aesthetic means to ask about unknown domains of reality, connecting the dots between phenomena that are

49 Bratton, Benjamin: »Some Trace Effects of the Post-Anthropocene: On Accelerationist Geopolitical Aesthetics«, in: e-flux Journal #46 6 (2013), n.a. (online). 50 Cf. Meillassoux, Quentin: After Finitude: An Essay On The Necessity Of Contingency, trans. Ray Brassier, London/New York: Continuum 2008. 51 Cf. Ott, Michaela: »Wirklichkeitsspekulationen in Philosophie, Naturwissenschaft und Kunst«, in: Hermann Parzinger/Stefan Aue/Günter Stock (Ed.): ArteFakte: Wissen ist Kunst – Kunst ist Wissen. Reflexionen und Praktiken wissenschaftlich-künstlerischer Begegnung, Bielefeld: transcript 2014 pp. 321-330, p.323. 52 Represented by Graham Harman, Ian Hamilton Grant, Quentin Meillassoux and others.

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not inherently connected and thereby open up for debate on the incalculable.53 Still looking from a human perspective, artistic practice nevertheless initializes the conversation with the inhuman and the inanimate. The latin origin speculari (exploration, observation) proposes, that speculative activity is an open ended query for potentiality. It glances from a point outside of agreed standards and by doing that it ties bonds with the spectacle. In its eventful character, the spectacle, deriving from the latin spectare (to look, regard), creates a messy space beyond secured grounds, precisely by the act of looking at something as a temporal manifestation of possibilities. If its etymology is taken seriously, speculative contemplation enables an aesthetic of the spectacle in the sense of aisthesis (meaning sensation, perception).54 Following Gernot Böhmeʼs conception, aesthetics is not primarily concerned with judgements to validate appearance, but asks about the modes of relation within the world, realized through perception.55 While speculating, these modes seem to temporarily become disobedient, allowing for the spectacle to come into existence. With her distinct form of storytelling, Pinar Yoldas has brought the spectacle to the exhibition space: vibrant in color, entwined and vaguely repellent. The explorative outlook of speculation is conjoined with an observant gesture of realization within this space. Oscillating between order and messiness it acts as a breeding ground to destabilize the notion that ›I see‹ is equivalent to ›I know‹. Like Anthony Dunne and Fiona Raby point out, speculation enables productive outcomes from creative processes different from odd fairytale-esque constellations.56 In elaboration of what is probable, plausible or possible, a situation can be anticipated and used as a testing ground. As we can see in the exhibition, the set-up functions as such a testing ground that puts the boundary between order and messiness in motion. Waste is subject to the conflicting notions of clean and dirty, accepted and rejected and to quote Sophie Gee: »even if it does not putrefy, [waste] is abject because it is characterized by misplaced, animating ex-

53 Cf. M. Ott: Wirklichkeitsspekulationen in Philosophie, Naturwissenschaft und Kunst, p. 328f. 54 Cf. Baumgarten, Alexander Gottlieb: Texte zur Grundlegung der Ästhetik, lat./dt., ed. by Hans Rudolf Schweizer, Hamburg: Meiner 1983. 55 Cf. Böhme, Gernot: Aisthetik. Vorlesungen über Ästhetik als allgemeine Wahrnehmungslehre, München: Wilhelm Fink 2011, p. 7f. 56 Cf. Dunne, Anthony/Raby, Fiona: Speculative Everything: Design, Fiction and Social Dreaming, Cambridge, Massachusetts: MIT Press 2013, p. 4f.

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cess«.57 Plastic itself can be perceived as relatively clean waste that can be rearranged orderly. Since it is so durable, scarcely anything will lead it to release miasma and produce dirt in a more narrow sense. This cleanliness is primary to the observation that what we see remains static and immobile in the laboratory. The imagined biological system oscillates between a likeable and inoffensive idiosyncrasy and the mentioned animating excess. Unless there are no actual plastivore microorganisms shown in the Ecosystem of Excess that could turn the installation into something unpredictable, something wild and alive, the floating creatures function as epistemological driftwood, messy in their characteristics, as I would like to propose: On the trail of a marine narrative, the necessity of maneuvers to avoid drowning, the possibilities of vortex, of disorientation in the open sea and the danger of running ashore become conceptual links to non-dualistic thought. The sea is subject to the uncanny, to a form of active matter, as Hans Blumenberg describes it: »its demonization as the sphere of the unreckonable and lawless in which it is difficult to find oneʼs bearings […] it stands for all-devouring Matter [sic!] that takes everything back into itself«.58 Large amounts of the fossil fuel to produce synthetic polymers are extracted from the ocean floor. In the currents of the Great Pacific Garbage Patch they return to their origin. If life evolved in the sea, it seems plausible to ask how the sea would take life back into itself. In this sense, the sea itself can be perceived as a medium: Referring to John Durham Peters, it is »the medium of all media«59 in its first and foremost elemental understanding of the term medium as being in-between, in the midst of all occurrences, creating relations. The aristotelian metaxy (between), from which this understanding derives, refers to the distance necessary in order to perceive something.60 The sea remains invisible to the ones which are in the midst of it, still being the medium of their narrative, thereby giving an ephemeral form to its limitlessness. The laws of drifting to and fro apply to epistemological concerns. Katherine Hayles

57 Gee, Sophie: Making Waste: Leftovers and the Eighteenth-Century Imagination, Princeton, NJ: Princeton Univ. Press 2010, p. 9. 58 Blumenberg, Hans: Shipwreck with Spectator. Paradigm of a Metaphor for Existence, trans. Steven Rendall, Cambridge, Massachusetts: MIT Press 1997, p. 8. 59 Peters, John Durham: »Of Cetaceans and Ships; or, The Moorings of Our Being«, in: id.: The Marvelous Clouds. Toward a Philosophy of Elemental Media, Chicago/London: University of Chicago Press 2015, pp. 53-114, p. 54. 60 Cf. Aristotle (1984): »On the Soul«, trans. J. A. Smith, in: Jonathan Barnes (Ed.): The Complete Works of Aristotle: The revised Oxford Translation, Princeton: Princeton Univ. Press 1984, pp. 641-692.

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proposes a metaphor that fits this marine narrative and its scattered perspective within the world. If we imagine a wave at its peak, just a moment before it breaks and sea spray occurs, I think we can follow what Hayles elaborates here. The Cusp, a separating and at the same time unifying point of reference, lets us experience the relationality of all events: »On one side of the cusp is the flux, inherently unknowable and unreachable by any sentient being. On the other side are the constructed concepts that for us comprise the world. […] The hardest thing in the world is to ride the cusp, to keep in the foreground of consciousness both the active transformations through which we experience the world and the flux that interacts with and helps to shape those transformations.«61

It seems that the speculative creatures imagined by Pinar Yoldas are a manifestation of this ride on the cusp. Similar to the Deleuzian surfers, whose »basic thing is how to come up in the movement […] to come between rather than to be the origin«62, they embark on an endeavor with an unknown outcome.

E MBRACING THE

FLUX

In reflecting which adaptations of living organisms are imaginable in the currents of the plastic ocean, the temporal taxonomies of evolving and remaining as well as persistence and decay become scattered. In this way, the discursive horizon of the Anthropocene serves as an impulse to let traditional modes of expression collide. Plastic matter embodies this destabilization, since in attempt to accumulate it as the emblem of consumer culture it necessarily remains a blank space. By implication it becomes the substrate of speculation. In their plasticity the portrayed creatures in An Ecosystem of Excess provide for a speculative venture in storytelling that permeates the border between fact and fiction, conjoining laboratory order with the messiness of the open sea. Pinar Yoldas pushes the fixed categories of scientific thought to their limits and thereby she speculates on a reality that will eventually derive from the powerful flux of the Great Pacific Garbage Patch.

61 Hayles, N. Katherine: »Constrained Constructivism: Locating Scientific Inquiry in the Theater of Representation«, in: George Levine (Ed.): Realism and Representation, Madison: Univ. of Wisconsin Press 1993, pp.27-43, p. 32. 62 Deleuze, Gilles: »Mediators«, in: id. Negotiations, trans. Martin Joughin, New York: Columbia Univ. Press 1995, pp. 121-134, p. 121.

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Figure 1: Pinar Yoldas (2014): An Ecosystem of Excess (The Plastic Soup Morning Recipe) Photo: Pinar Yoldas

Figure 2: Pinar Yoldas (2014): An Ecosystem of Excess (Transcromatic Eggs) Photo: Pinar Yoldas

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Figure 3 (left): Pinar Yoldas (2014): An Ecosystem of Excess (E-Plastoceptor) Photo: Pinar Yoldas

Figure 4 (right): Pinar Yoldas (2014): An Ecosystem of Excess (P-Plastoceptor) Photo: Pinar Yoldas

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Figure 5 (left): Pinar Yoldas (2014): An Ecosystem of Excess (Petrogestative System) Photo: Pinar Yoldas

Figure 6 (right): Pinar Yoldas (2014): An Ecosystem of Excess (Petronephros) Photo: Pinar Yoldas

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Figure 7: Pinar Yoldas (2014): An Ecosystem of Excess (Stomaxismus) Photo: Pinar Yoldas

Figure 8: Pinar Yoldas (2014): An Ecosystem of Excess (From Factory to Feather) Photo: Pinar Yoldas

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Figure 9: »Throwaway Living« Photo: Peter Stackpole

Figure 10: Pinar Yoldas (2014): An Ecosystem of Excess, Exhibition View Photo: Pinar Yoldas

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R EFERENCES Amaral-Zettler, Linda/Zettler, Erik/Mincer, Tracy: »Life in the ›Plastisphere‹: Microbial Communities on Plastic Marine Debris«, in: Environmental Science and Technology 47 (2013): pp. 7137-7146. Aristotle (1984): »On the Soul«, trans. J. A. Smith, in: Jonathan Barnes (Ed.), The Complete Works of Aristotle: The revised Oxford Translation, Princeton: Princeton Univ. Press 1984, pp. 641-692. Barad, Karen: »Posthumanist Performativity. Toward an Understanding of How Matter Comes to Matter«, in: Signs. Journal of Women in Culture and Society 28. 3 (2003), pp. 801-831. Barthes, Roland: »Plastic«, in: id.: Mythologies, trans. Annette Lavers, New York: Hill and Wang 1972, pp. 97-99. Baumgarten, Alexander Gottlieb: Texte zur Grundlegung der Ästhetik, lat./dt., ed. by Hans Rudolf Schweizer, Hamburg: Meiner 1983. Bennett, Jane: »The Force of Things«, in: idem: Vibrant Matter. A Political Ecology of Things, Durham/London: Duke University Press 2010, pp. 1-19. Bergson, Henri: Creative Evolution, trans. Arthur Mitchell, New York: Henry Holt and Company 1983. Blumenberg, Hans: Shipwreck with Spectator. Paradigm of a Metaphor for Existence, trans. Steven Rendall, Cambridge, Massachusetts: MIT Press 1997. Böhme, Gernot: Aisthetik. Vorlesungen über Ästhetik als allgemeine Wahrnehmungslehre, München: Wilhelm Fink 2011. Bratton, Benjamin: »Some Trace Effects of the Post-Anthropocene: On Accelerationist Geopolitical Aesthetics«, in: e-flux Journal #46 6 (2013). http://www.e-flux.com/journal/some-trace-effects-of-the-post-anthropoceneon-accelerationist-geopolitical-aesthetics/ [08.02.2016] . Corcoran, Patricia L./Moore, Charles J./Jazvac, Kelly: »An anthropogenic marker horizon in the future rock record«, in: GSA Today 24.6 (2014), pp. 4-8. Crutzen, Paul J.: »Geology of Mankind«, in: Nature 415.3 (2002), p. 23. Davis, Heather: »Art & Death: Lives Between the Fifth Assessment & the Sixth Extinction«, in: Heather Davis/Etienne Turpin (Eds.), Art in the Anthropocene. Encounters Among Aesthetics, Politics, Environments and Epistemologies, London: Open Humanities Press 2015, pp. 3-30. Davis, Heather: Plastic: An ethology of Oil (monograph in progress) (2016). http://heathermdavis.com/books/ [08.02.2016]. Deleuze, Gilles: »Mediators«, in: id., Negotiations, trans. Martin Joughin, New York: Columbia Univ. Press 1995, pp. 121-134.

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Szenarien des Mülls* Von Schrott, Abfall und anderen symbolischen Ordnungen des Ausrangierten C LAUDIA T ITTEL »Indem Künstler Abfall, also das aus der Ökonomie ausgeschlossene, in ihre Werke und Installationen integrieren, erreichen sie zweierlei: Sie bauen eine andere Ökonomie auf und zwingen den Betrachter, die Außengrenze seiner symbolischen Sinnenwelt zu überschreiten und sich das System Kultur mit seinen Mechanismen der Entwertung und Ausgrenzung bewusst zu machen.«1

ABSTRACT Abfall und Schrott wurde im 20. Jahrhunderts als künstlerisches Material entdeckt. Dabei stellte der Müll häufig einen Gegenentwurf zur Hochkultur dar: Er war/ist unförmig, gestaltlos und dreckig, normalerweise unsichtbar und aus der Gesellschaft verdammt. Während manche Künstler_innen von der Müllhalde als »letztem Paradies« schwärmten, indem sich die Gesellschaft unvermittelt offenbare und dabei als ihr kulturelles Gedächtnis diene, wurden in der Kunst auch

*

Der Titel entstammt dem gleichnamigen Seminar von Tim Othold im gemeinsamen Projektmodul »Kulturtechniken« im WS 2015/16 an der Bauhaus-Universität Weimar.

1

Assmann, Aleida, Erinnerungsräume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses, München: C.H. Beck 1999, S. 384.

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andere Aspekte wie Ekel, die ökologische Katastrophe oder auch die geplante Obsoleszenz im Turbokapitalismus zunehmend fokussiert. Der Artikel versucht aus der Perspektive der Bildenden Kunst verschiedene künstlerische Szenarien des Mülls zu beschreiben und dabei die verschiedenen symbolischen (An)Ordnungen von Müll zu reflektieren und die damit verbundene Frage nach der Grenze zwischen Kunst und Nichtkunst sowie zwischen provokativer Geste und gesellschaftlicher Verantwortung. 1995 wurden auf dem Campus der Friedrich-Schiller-Universität in Jena fünf monumentale Skulpturen der Hudson River Valley Series von Frank Stella aufgestellt (Abb. 1 und 2).2 Der Titel der Serie Hudson River Valley scheint zunächst im starken Kontrast zu ihrem Inhalt zu stehen. Was, fragt man sich unwillkürlich, wenn man vor den Schrottskulpturen steht, haben diese aus Schrott zusammengesetzten »Monster« mit dem Hudson River Valley gemeinsam, einem romantischen Flusstal im amerikanischen Westen, das vor allem im 19. Jahrhundert zahlreiche amerikanische Künstler zu elegischen Monumentalgemälden inspirierte? Garrison, Newburgh, Fishkill und Peekskill – so die Titel der Skulpturen – sind die Namen der Orte rund um das Hudson River-Tal.3 Die Skulpturen selbst bestehen aus verbeulten Kotflügeln, deformierten Dachrinnen, Rohren und Wellblechen, aus ausrangierten Waschmaschinentrommeln, verbogenen Stahlträgern und anderen Schrottteilen, die wie über- und nebeneinandergestapelte Schrotthaufen (Abb. 1, 2, 3) oder organische Schrottensembles wirken (Abb. 4). Verschiedenartige Metallteile wurden hier zusammengeführt, aufgestellt, umgeformt und einer neuen Nutzung als ästhetisches Objekt zugeführt. So wurde die ausrangierte Waschmaschinentrommel in Garrison in einen Trichter transformiert oder ein verbeulter Kotflügel zum Sockel umfunktioniert (Abb. 5). Alle zur Hudson River Valley Serie zugehörigen Skulpturen bestehen aus »Schrott«, aus eingedrückten Stahlträgern, an die wiederum verbogene Stahlstreben geschweißt wurden und nun wie Arme in die Luft ragen. Stahlfüße, Drähte, Fahrradfelgen, Stahlbänder und -bügel winden sich wie Zierrat um die Skulpturen und scheinen sie wie z.B. in Newburgh zusammenzuhalten (Abb. 1), während wiederum wie z.B. in Fishkill eine glatte Stahlwand wie eine Steilwand aus dem Ensemble herausragt und die Skulptur in zwei Teile zerschneidet. Von

2

Inzwischen wurde bereits eine der Skulpturen abgebaut und ist aufgrund der schwierigen Eigentumsverhältnisse zu Frank Stella nach New York zurückgeschickt worden.

3

Rößler, Stephan: »Garrison – Objekt des Monats, Sammlungen der Friedrich-SchillerUniversität Jena, Oktober 2011« (online).

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einer anderen Perspektive aus gesehen, wirkt jenes »Bergmassiv« wie ein flacher Hintergrund, vor dem sich die überformte Landschaft ergießt (Abb. 3). Doch was auf den ersten Blick wie wahllos zusammengewürfelte Schrotthaufen anmutet und von den Bürgerinnen und Bürgern Jenas auch als solche aufgefasst wird, denn nicht selten gesellen sich zu den Skulpturen weitere Schrottteile oder Abfall hinzu, erweist sich beim zweiten, genaueren Hinsehen als durchkomponiertes Ganzes. Zwar verwendete Stella tatsächlich Schrott als Ausgangsmaterial für seine Skulpturen, doch sind die Gegenstände nicht zufällig nebeneinander, sondern vielmehr systematisch angeordnet und folgen einem bildnerischen System. So finden sich amorphe neben bildhaft konstruierten Formen, aus denen wiederum Einzelteile herausragen und den »Rahmen«, das Bildfeld, sprengen. Sie bilden einen Kontrapunkt zur schweren Massigkeit der Skulpturen, jedoch nur dergestalt, dass sie die Statik der Skulpturen dynamisch zu überwinden und in einen Fluss zu bringen versuchen, sodass die Skulpturen in einen Schwebezustand versetzt werden, der zwischen Schwere und Leichtigkeit changiert.4 Andere Skulpturen, wie zum Beispiel Fishkill scheinen selbst eine ausgestreckte Landschaft zu sein, die durch die Industrialisierung überformt wurde und nun von der Natur zurückerobert wird. Umrundet man nun nochmals die Skulpturen, wird man beim dritten Blick gewahr, dass die Skulpturen nicht nur aus gefundenen Metallobjekten bestehen, sondern diese mit gegossenen Formen kombiniert, teilweise selbst eingeschmolzen, verschweißt und mit Legierungen versehen, galvanisiert und damit aufgewertet wurden. Das erklärt auch, warum die Skulpturen trotz der Heterogenität der Einzelteile dennoch ausgesprochen homogen wirken. Zwar ist den Einzelteilen ihre industrielle Herkunft anzusehen, doch fügen sie sich harmonisch in die kompositionelle Gestaltung der Skulpturen ein. In ihrer Diversität fungieren die Einzelteile dabei einerseits als Blickfang oder sie bilden durch ihre Anordnung Durchblicke auf die »Landschaft«, die Umgebung, wie bei Garrison (Abb. 5). So wurden die äußerst heterogenen Einzelformen so miteinander verbunden, das ein kohärentes Bildganzes entstand, das ein Wechselspiel der Farben, Formen und Oberflächen bietet und ihnen somit immer – trotz der Schwere – etwas Kon-

4

Verspohl, Franz-Joachim: »Stellas Synthese der Bildenden Künste im Geiste der autonomen Malerei. Skulpturen der Hudson River Valley Series«, in: Stella. New Sculpture. Hudson River Valley Series, Ausstellungskatalog Jena, Jena: Jenoptik 1996, S. 12-35, S. 16.

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tingentes anhaftet.5 Je nach Betrachterperspektive verändern sich die Skulpturen: Mal sind sie mehr Bild, mal mehr Skulptur, mal wird der Zufall dann wieder die Komposition stärker betont, hier das Statische und dort die Dynamik. Die Skulpturen verweisen somit auf die collagenhafte Arbeitsweise des Künstlers, der in seinen früheren Arbeiten bereits jene ästhetische Dynamik einfordert, die den Hudson River Valley-Skulpturen eigen ist. Wie seine Assemblagen funktionieren die Skulpturen wie Bilder, die neue Durch- und Aufblicke nicht nur auf die Landschaft zulassen, sondern selbst eine überformte Landschaft sind6 – »Landschaften aus Industrieabfall, aus Stahlbändern, aus deformierten Stücken«.7 Dabei geben diese Schrottlandschaften – widmet man sich ihnen vorbehaltlos – vor allem die Schönheit des ausrangierten Chaos der industriellen Revolution preis.8

D IE

VERBORGENE

S CHÖNHEIT

DES

S CHROTTS

Auch der amerikanische Künstler John Chamberlain entdeckte Ende der 1950er Jahre Schrottteile als Material für seine Kunst. Insbesondere verbeulte Autokarosserien und deren zufällig durch einen Unfall entstandenen Formationen faszinierten ihn. Chamberlain entriss die Karosserieteile der Wiederverwertungskette, verbog, presste, ver- und bearbeitete sie mit einer Schrottpresse weiter und kombinierte sie mit anderen gefundenen ebenfalls bearbeiteten Blechteilen zu skulpturalen Objekten (Abb. 6). Er interessierte sich dabei weniger für die Autoteile selbst, als vielmehr für die ästhetische Dimension ihrer Oberfläche, die Schönheit der abgeplatzten Lackfarbe, der unbeabsichtigt entstandenen Verformungen: »I wasn’t interested in the car parts per se. I was interested in either their colour, the shape or the amount [..]. Just the sheet metal. It already had a coat of paint on it, and some of it was formed.«9

5

Aus diesem Grund hat der Kunsthistoriker Franz-Joachim Verspohl auch die Hudson River Valley Series als »Stellas Synthese der Bildenden Künste im Geiste der autonomen Malerei« bezeichnet. Siehe Anm. 4.

6

F.-J. Verspohl: Stellas Synthese, S. 20.

7

Bode, Ursula: »Überfall der Gegenwartskunst. Fünf Stahlplastiken von Frank Stella«, in: Zeit-Online, Kunst, 15.11.1996 (online).

8

F.-J. Verspohl: Stellas Synthese, S. 20.

9

Sylvester, Julie: »Auto/Bio. Conversations with John Chamberlain«, in: John Chamberlain. A Catalogue Raisonné of the Sculpture 1954-1985, New York: Hudson Hills Press 1986, S. 8-25, S. 15.

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Chamberlain nutzte den Schrott als Ausgangsmaterial für seine Skulpturen, bearbeitete ihn, kombinierte und stauchte die Blechteile, sodass kompakte, widerspenstige Skulpturen entstanden, die er seinem ästhetischen Form- und Gestaltungswillen unterordnete. Im Gegensatz zu Stella, der jedwede Art von Schrott für seine Skulpturen verwendete und diese mit gegossenen Teilen kombinierte, galvanisierte und somit homogenisierte und schließlich sogar auf einen Sockel hob, bestehen Chamberlains Skulpturen vollständig aus gefundenen Karosserieteilen. Zwar bearbeitet Chamberlain die gefundenen Stücke ebenso wie Stella weiter, doch vor allem um die dem Material inhärenten ästhetischen Qualitäten, die Brüchigkeit des Metalls, seine Steifheit und Disharmonie zu offenbaren. Während Chamberlain somit die mediale Funktion des Materials überwindet, gewinnen dabei seine materialen Eigenschaften Oberhand.10 So erinnern Chamberlains Skulpturen auch nicht nur an Schrott, repräsentieren ihn nicht nur, sondern sie sind tatsächlich selbst Autowracks und stellen die ästhetischen, materiellen und formalen Qualitäten »geschrotteten« Metallblechs aus. Chamberlain sucht bereits das Ausgangsmaterial für seine Skulpturen nach einem bildnerischen System aus: der Farbe und Form. Durch kleine Eingriffe – etwa die Kombination der Komplementärfarben oder die Anordnung disparater Formen – steigert er den ästhetischen Reiz des Materials und macht seine Schönheit sichtbar (Abb. 7). Einerseits sind dadurch die Schrottteile weiterhin als Schrott erkennbar, entfalten jedoch andererseits in der Anordnung und durch die Kombination miteinander eine Anziehungskraft und entwickeln eine Aura, die auch ohne Sockel auskommt. Während Chamberlain zu Beginn seiner Arbeit die Schönheit in den verrosteten Strukturen, den zufällig durch einen Aufprall entstandenen Formationen und geschundenen, mit Patina versehenen Autolackfarben der Bleche entdeckte, so formte er diese später selbst. Viele der Besucherinnen und Besucher als auch Kritikerinnen und Kritiker hatten mit seinen Skulpturen Autounfälle assoziiert und stellten sich beim Betrachten den Aufprall vor, der diesen poetischen Formen vorausging und sie gleichzeitig hervorbrachte. Aus diesem Grund entschloss sich Chamberlain schließlich Mitte der 1960er Jahre nunmehr keine gefundenen Schrottteile, sondern andere ausrangierte Gegenstände wie Schaum-

10 Monika Wagner hat in ihrer Studie zum Material der Kunst darauf verwiesen, dass die mediale Funktion der Farbe als tradiertem Material der Bildenden Kunst verschwand als deren materiale Eigenschaften hervortraten. Gleiches würde ich den AutowrackSkulpturen Chamberlains zugestehen. Siehe Wagner, Monika: Das Material der Kunst. Eine andere Geschichte der Moderne, München: C.H. Beck 2001, S. 57.

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stoff(matratzen), Plexiglas, Alufolie oder galvanisierten Stahl zu verwenden.11 Erst zehn Jahre später kehrte er zu seinem Ausgangsmaterial, den Autokarosserien zurück, wobei er nun direkt industriell gefertigte Blechteile vom Band, d.h. noch ungebrauchte Materialien für seine Skulpturen verwendete, diese jedoch ebenso bearbeitete als wären sie Schrott.12 Dem Vorwurf, seine Skulpturen erinnerten an Autounfälle, konnte er sich zwar weiterhin nicht erwehren, jedoch entlastete sich Chamberlain mithilfe dieser Prozedur zumindest moralisch. Während Chamberlain seine frühen Skulpturen aus dem zufällig Entstandenen, der gefundenen und entdeckten Form entwickelte und dabei die ästhetische Wahrnehmung auf die Schönheit des Ausgesonderten, die Widerspenstigkeit und Dynamik des spröden Schrottmaterials lenkte und sich vor allem für die dem Schrott inhärenten Oberflächeneigenschaften begeisterte, entwickelte sein französischer Kollege César zur selben Zeit seine Compressions (Abb. 8) aus einer kritischen Haltung gegenüber der Institution Kunst. Im Umkreis der Nouveaux Réalistes, die in der Nachfolge der Ready Mades von Marcel Duchamp gebrauchte Alltagsgegenstände in die Kunst integrierten und sich damit gegen die gestische Malerei des Informel wandten,13 entstanden die Skulpturen Césars aus zusammengepressten Autowracks. Im Gegensatz zu Chamberlain, der Schrott in seiner materiellen Beschaffenheit – der Oberflächenstrukturen, Farben und Formen – darstellte und diesen Formationen einen ästhetischen Eigenwert zugestand, eliminierte César diese Oberflächeneigenschaften in seinen Arbeiten vollständig. Vielmehr wurden seine Compressions – wie der Titel bereits offenbart – unter starker Druckeinwirkung hergestellt: Die Autowracks wurden in der hydraulischen Schrottpresse zu großen kubischen Blöcken zusammengepresst und erhielten dadurch die dem Designobjekt Auto diametral entgegenstehende geometrische Form. Nobilitierte Chamberlain den Schrott in seinen Wrackskulpturen fast schon zu Designobjekten, so reduzierte César die Autokarosserien auf

11 Poetter, Jochen: »Kein Ausruhen auf den Rudern«. Zu den energiegeladenen Ideogrammen John Chamberlains, in: ders. (Hg.), John Chamberlain. Ausstellungskatalog Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Albertinum, Ostfildern: Cantz 1991, S. 11-26, S. 12. 12 Hauser, Susanne: »Die schönste Welt ist wie ein planlos aufgeschichteter Kehrichthaufen. Über Abfälle und Kunst«, in: Paragrana. Internationale Zeitschrift für Historische Anthropologie (5) 1996, S. 244-263, S. 253. 13 Lütgens, Annelie: »Abenteuer Alltag. Kunst um 1960 in der Sammlung Cremer«, in: Schneede, Uwe M. (Hg.), Fluxus und Nouveaux Réalistes. Sammlung Cremer für die Hamburger Kunsthalle, Ausstellungskatalog Hamburger Kunsthalle, Ostfildern: Hamburger Kunsthalle 1995, S. 7-49, S. 8.

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deren reine Materialität. Einerseits wurde somit das Auto als Statussymbol des modernen technischen Zeitalters des Mobilität dekonstruiert und andererseits der Fortschrittsglauben in einer teleologisch orientierten prosperierenden Gesellschaft angeprangert.14 Im Gegensatz zu anderen Künstlerkollegen, die das Auto als Fetisch verherrlichen, stellt César mit seinen Compressions auch das dem Medium inhärente und implizite Wissen um den Unfall, die Gefahr, den Tod aus.15

M ÜLL

ALS

P ROVOKATION

Als Antwort auf das inzwischen etablierte System der modernen Kunst, aber auch des gestisch-subjektivierten Informel lehnten die Nouveaux Réalistes jegliches an das traditionelle Kantʼsche Kunstverständnis anknüpfende Ästhetikideal ab. In diesem Zusammenhang sollte die Kunst zu einer neuen, authentischen Erfahrung führen, in der reale Gegenstände und mithin Müll und Abfall als ästhetisches Material eingesetzt wurden. Durch die Integration von Müll und Abfall wurde nicht nur die Vorstellung vom künstlerischen Material gesprengt, sondern auch ein Gegenbild zum künstlerischen Produktionsprozess gezeichnet. Die Künstlerinnen und Künstler wollten zum Einen das Unsichtbare, das aus der Gesellschaft Ausgeschiedene und Verschwundene sichtbar machen und zum Anderen die ökonomischen Strategien des Kunstmarktes unterlaufen. Müll oder Abfall schien jenes Material zu sein, was auch die sozialen Wert- und Moralvorstellungen der Gesellschaft offenbart.16 So stand zunächst auch weniger die Rehabilitation des Mülls, seine Nobilitierung und Aufwertung zu Kunst im Zentrum des künstlerischen Interesses als vielmehr seine ikonographische Bedeutung als kulturelles »Gegengedächtnis«.17 Mit der Integration von Müll in die Kunst werden die Grenzen zwischen Kunst und Nicht-Kunst verschoben. Der Alltag dringt in das Kunstsystem ein.

14 Girst, Thomas: »Seele des Lebens. Die Allgegenwart des Automobils in der Kunst«, in: Weibel, Peter (Hg.), Car Culture. Medien der Mobilität, Ausstellungskatalog Zentrum für Medientechnologie Karlsruhe, Karlsruhe: ZKM 2012, S. 269-286, S. 278. 15 Vor allem Paul Virilio verwies immer wieder darauf, dass in den verschiedenen Mobilitätsobjekten und Medien immer auch schon der Unfall inkludiert ist. Siehe Virilio, Paul, Die Ästhetik des Verschwindens, Berlin: Merve-Verlag 1986. 16 Wagner, Anselm: »Vorwort«, in: ders. (Hg.), Abfallmoderne. Zu den Schmutzrändern der Kultur, Wien/Berlin 2010: LIT, S. 3-8, S. 3. 17 A. Assmann: Erinnerungsräume, S. 385.

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Nicht-Kunst und Kunst vermischt sich miteinander. Diese Verschiebung zeigt sich nicht nur in den Arbeiten der Nouveaux Réalistes, sondern bestimmt das Kunstverständnis der 1960er und 1970er Jahre allgemein. Künstlerinnen und Künstler aus den verschiedensten Bereichen rebellierten gegen die »zum Dogma erstarrte Formensprache des Modernismus«18 und artikulierten einen Gegenentwurf zur modernen (sauberen) Kunst. Die Verwendung von Müll und Abfall als ästhetisches Material war dabei häufig eine provokative Geste.19 So wird Armans legendäre Ausstellung Le Plein in der Galerie Iris Clert in Paris bis heute als Provokation bezeichnet (Abb. 920). Arman ließ die gesamte Galerie mit Müll der Stadt füllen. Während er anfänglich einfach den Inhalt eines großen Müllautos in den Galerieraum kippen lassen wollte, stellte er schließlich – aufgrund des zu erwarteten Gestanks – nur ausgewählte Abfallgegenstände aus, die er gemeinsam mit Martial Raysse gesammelt hatte.21 Die Aktion war dennoch eine demonstrative und vor allem radikale Geste gegen das System Kunst: Bis zur Decke stapelte sich der Abfall, der an der Schaufensterscheibe der Galerie plattgedrückt wurde und den Galerieraum zum Zerbersten brachte, sodass die Eingangstür abgesperrt werden musste und die Besucherinnen und Besucher nur durch den Hintereingang die Galerie betreten konnten, wo eine Rampe über den Müllberg angebracht war.22 Doch vor allem von Außen durch die

18 Germer, Stefan: »Unmittelbarkeit ist eine Illusion. Anmerkungen zu Yvonne Rainer«, in: Julia Bernard (Hg.), Germeriana. Unveröffentlichte oder übersetzte Schriften von Stefan Germer zur zeitgenössischen und modernen Kunst (Jahresringe. Jahrbuch für moderne Kunst, Bd. 46), Köln: Oktagon 1999, S. 102-119, S. 105. 19 Auch wenn bereits im Zuge der Materialerweiterungen der Kunst in den 1920er Jahren mit weggeworfenen Dingen bzw. Gegenständen experimentiert wurde und Entwertetes Eingang in die Kunstwerke fand, zum Beispiel bei Kurt Schwitters oder Pablo Picasso, wurde Müll und Abfall als explizites ästhetisches Material erst in der Kunst der 1960er und 1970er Jahre entdeckt. Siehe zu Schwitters: El-Danasouri, Andrea, Kunststoff und Müll. Das Material bei Naum Gabo und Kurt Schwitters, München: Scaneg 1992. 20 Der Inhaber des Bildrechtes von Abb. 9 ließ sich nicht ermitteln. Berechtigte Ansprüche sind der Autorin mitzuteilen und werden im Rahmen der üblichen Vereinbarungen abgegolten. 21 Restany, Pierre: »Fünfundzwanzig Jahre als Erfolg«, in: Arman. Parade der Objekte. Retrospektive 1955-1982, Ausstellungskatalog Sprengel-Museum Hannover, Hannover: Sprengel-Museum 1982, S. 19-25, S. 20. 22 Rübel, Dietmar: »Abfall – Materialien einer Archäologie des Konsums oder: Kunst vom Rest der Welt«, in: Monika Wagner und Dietmar Rübel (Hg.): Material in Kunst

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großen Schaufenster der Galerie konnte die Ausstellung – ein ungeordneter Haufen aus kaputten Fahrrädern, verbogenen Blechteilen wie Dachrinnen, Rohren, defekten Bilderrahmen, zerbrochenen Schallplatten, benutzten Plastiktüten, Stofffetzen, Aschenbechern mitsamt Inhalt, beschädigten Holzkisten und anderen scheinbar wertlosen Gegenständen wie zerbrochenen Glühbirnen23 – kurz: der Schmutz von Paris – betrachtet werden.24 Die Fülle des Deformierten, Wertlosen und Verdorbenen war Programm: Arman nannte seine Aktion Le Plein – und setzte damit bewusst einen Kontrapunkt zu Yves Kleins ebenso spektakulärer Ausstellung Le Vide, die zwei Jahre zuvor, 1957/58, in den Galerieräumen von Iris Clert in der Rue des Beaux Arts stattfand. Im Gegensatz zu Arman hatte Klein die Galerie leer geräumt, sie von jeglichen Objekten befreit und alle Wände weiß gestrichen. So waren die Betrachterinnen und Betrachter mit der Leere des Ausstellungsraums und in Folge mit der eigenen Rezeptionserfahrung konfrontiert. Während Yves Klein die Institution Kunst und die Galerie als Produktions-, und Wahrnehmungsort von Kunst reflektierte und gleichzeitig präsentierte, so war Armans Müll-Ausstellung Le Plein das absolute Gegenteil. Der Sphäre der kontemplativen Wahrnehmung – der Leere als Metapher für das immaterielle Geistige der Kunst und Hochkultur – stellte Arman die Fülle (des Lebens) und die Wucht der Realität in Form von Müll gegenüber. Umfasste Yves Kleins Le Vide auch den Reinheitsgedanken der Moderne,25 so ist die Kunst nun selbst schmutzig geworden. Sie besteht nicht mehr aus dem Gegenteil des alltäglich Profanen, sondern das Alltägliche, Wertlose, Verbrauchte, Unnütze, der Unrat, das aus der Gesellschaft Ausgeschlossene und Niedere ist Kunst geworden. Der Ausstellungsraum wurde dabei

und Alltag. Hamburger Forschungen zur Kunstgeschichte, Bd. 1, Berlin: AkademieVerlag 2002, S. 119-136, S. 120. 23 Arman hatte die Müllprodukte nachträglich akribisch notiert, was einen Bruch zu seinem ursprünglichen Konzept – Müll als das Indifferente auszustellen – darstellt. Siehe eine Auflistung in: Arman. Ausstellungskatalog Museum Tinguely, Basel: Museum Tinguely 2011, S. 36. 24 D. Rübel, Abfall: S. 120. Vgl. auch andere Beschreibungen z.B. in: Buchloh, Benjamin H.D.: »Plenty or Nothing. From Yves Klein’s Le Vide to Arman’s Le Plein«, in: ders.: Neo-Avantgarde and Culture-Industry, Cambridge, Mass. u.a.: MIT Press 2000, S. 257-283. 25 Siehe zur Reinigungseuphorie in der Moderne: Fayet, Roger, Reinigungen. Vom Abfall der Moderne zum Kompost der Nachmoderne, Wien: Passagen-Verlag 2003, insb. S. 145-176.

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zur Müllhalde: Müll flutete und überflutete nicht nur den Galerieraum, sondern brachte ihn und somit das System Kunst regelrecht zum Platzen. Die Ausstellung ist jedoch nicht nur metaphorisch als Gegenentwurf zu Yves Kleins Le Vide zu verstehen, sondern zeigte die Realität in ihrer ganzen Mannigfaltigkeit und Diversität. Le Plein negierte damit auch insofern das tradierte Kunstverständnis, da dem Formbaren und Gestalterischen, das Unentschiedene und Gestaltlose entgegengestellt wurde. Dabei stellte Arman gleichzeitig das Wertesystem der Gesellschaft selbst radikal infrage:26 Der weggeworfene Müll wurde »zum Sinnbild für die Exzesse der bürgerlichen Nachkriegskonsumgesellschaft und den von vornherein eingeplanten Wertverlust von Gebrauchsobjekten, die bewusst so produziert wurden, dass sie kaputtgingen, damit man neue kaufen musste.«27 Während Armans Ausstellung Le Plein den Müll jedoch nur temporär ausstellte – nach fünf Tagen wurde die Ausstellung aufgrund des Gestanks »abgebaut« –, ging er einige Jahre später in seinen Poubelles dazu über, ihn zu konservieren.

R ELIKTE

DES

ALLTAGS – ARCHÄOLOGIE

DES

M ÜLLS

Wie der Titel bereits andeutet, bestehen die Poubelles (Abb. 9) aus dem Inhalt von Mülleimern, die in eine Vitrine oder einen gläsernen Behälter geschüttet wurden, wo sie nun als »Relikte des Alltags« sichtbar werden.28 Während Arman in Le Plein noch Müll in seiner gesamten Verfasstheit als undifferenzierte Masse und anonyme Repräsentanten gesellschaftlicher Strukturen ausstellte, ordnete er in seinen Poubelles durch den Zusatz eines Namens (Poubelle de Jim Dine), dem »Müll« eine Verursacherin beziehungsweise einen Verursacher zu.29 Damit werden aus den weggeworfenen Dingen Attribute der Person und zeugen von deren individueller Persönlichkeit: Leere zerknüllte blaue Gauloises-Schachteln belegen die »französische Lebensfreude« beziehungsweise die ideelle Verbundenheit mit dem Existenzialismus. Parfümfläschchen hingegen sind Zeugnisse eines luxuriösen Lebens. All diese Gegenstände sind nicht nur eng mit der Person verknüpft, die sie weggeworfen hat, sondern geben zudem Aufschluss über deren

26 D. Rübel: Abfall, S. 122. 27 Rose, Barbara: »Arman in New York«, in: Arman. Ausstellungskatalog Museum Tinguely, Basel: Museum Tinguely 2011, S. 40-45, S. 40. 28 Bianchi, Paolo: »Theorien des Abfalls«, in: Kunstforum International 167 (2003), S. 32. 29 M. Wagner: Material, S. 64.

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Vorlieben und Lebensstil und werden somit zu Seismographen, zu Zeichen der materiellen Kultur und Identität einer Person. Aleida Assmann hat darauf hingewiesen, dass insbesondere Abfall als Speicher und kulturelles Gedächtnis dient, da sich dort Zeitschichten ablagern, in denen die Gesellschaft konserviert werde.30 Auch Walter Benjamin sah vor allem die Geschichte im scheinbar Bedeutungslosen, im Abfall und in den »Lumpen« materialisiert, da die unauffälligen, unbemerkten Dinge in besonderem Maße Zeigecharakter besitzen.31 Müll und Abfall erscheinen somit als Zeitzeugen und Informationsträger, in die sich die Geschichte unverfälscht und in ihrer reinsten Form eingeschrieben hat und durch die sich Geschichte auch wieder rekonstruieren lässt.32 Das Überschüssige, Ausrangierte, Wertlose wird zum Erinnerungsgegenstand und rückt ins Bewusstsein der Gesellschaft. Der Abfall wird zum Zeugen der Geschichte.33 Arman hat in konsequenter Weiterentwicklung seiner Poubelles-Arbeiten diese einige Jahre später als Portraits bezeichnet. Hier wird der Aspekt der allegorischen Funktion des Mülls als individueller Archäologie besonders virulent: Arman stellt das Wesen der Person qua ihrer benutzten Gegenstände dar und arbeitete damit an deren Identitätsbildungsprozess mit. Bereits der deutsche Philosoph Ludwig Feuerbach erklärte 1849, dass sich das Wesen eines Menschen durch die ihn umgebenen Gegenstände definiere und durch sie erscheine:34 »Aus dem Gegenstande erkennst du den Menschen; an ihm erscheint dir sein Wesen: der Gegenstand ist sein offenbares Wesen, sein wahres, objektives Ich. Und dies gilt keineswegs nur von den geistigen, sondern selbst auch den sinnlichen Gegenständen.«35 Hatte Arman zu Beginn die Mülleimerserie diese einfach in eine Vitrine geschüttet, suchte er sie nun aus und stellte damit das Wesen der Person qua deren gekaufte (und konsumierte) Waren vor, die hier wie Fetische hervortreten (denn

30 A. Assmann: Erinnerungsräume, S. 383. 31 Benjamin, Walter, Das Passagen-Werk. Gesammelte Schriften Band V.1, hg. von Hermann Schweppenhäuser und Rolf Tiedemann, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1982, S. 574. 32 M. Wagner: Material, S. 64. 33 D. Rübel: Abfall, S. 128. 34 Siméone, Christine: »Le portrait par l’objet ou l’avis de décès«, FranceInter [10.06.2012] (online). 35 Feuerbach, Ludwig, Das Wesen des Christentums (1849). Gesammelte Werke, Bd. 5, hg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durch Werner Schuffenhauer, Berlin: Akademie-Verlag 21984, S. 20.

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immer sind es berühmte Persönlichkeiten, denen eine Vitrine gewidmet ist), sodass sie zu quasi heiligen Objekten der »Stars« mutieren. Aus dem unspezifischen Durcheinander des Verwesten, Ausgesonderten, des undefinierbaren und vor allem desemantisierten Konglomerats von Le Plein werden nun semantisierund identifizierbare Gegenstände, die den Wandel der Gesellschaft von der Nachkriegs- zur Konsumgesellschaft aufzeigen.36 Müll wird hier zwar weiterhin als Speicher und Behälter von Geschichte verstanden, doch zeigt sich bereits die Verschiebung der Kritik am Kunstsystem zu einer allumfassenden Ökologiekritik in einer zunehmend konsumorientierten Gesellschaft.37 Im Zuge des Wirtschaftswachstum und der Entstehung der Pop-Kultur wurden in den Armanschen Poubelles gleichsam neue Lebensentwürfe präsentiert, die sich zumeist in der Kleidung oder der Konsumption bestimmter Marken artikulieren und nun ihren künstlerischen Widerpart gefunden haben.

Z EITKAPSELN – M ÜLL

ALS

ARCHIV

Stellte Arman in den Poubelles und Robot-Portraits den Müll anderer aus und bewahrte ihn gleichzeitig für die nachfolgenden Generationen, so hat der amerikanische Künstlerkollege Andy Warhol in den sogenannten Time Capsules seinen eigenen Abfall konserviert. Neben seinem Schreibtisch soll ab 1974 immer ein Umzugskarton gestanden haben, in dem alles, was Warhol nicht mehr benötigte, verschwand: Zeitungen, Briefe, Fotografien, aber auch Kleidungsstücke und Bücher. Von einem Assistenten sollen die Kartons, wenn sie voll waren, verschlossen und mit Datum versehen in Warhols Lager transportiert worden sein, wo sie bis zu seinem Tode nicht mehr geöffnet wurden.38 Auf diese Weise haben sich 611 Kisten angesammelt, die das Leben Warhols in sich aufnahmen.39 Wie bereits der Titel der Serie Time Capsules anmutet, betrachtete Warhol diese Kisten als Zeitkapseln, als Behälter also, in die er die Zeit in Form von Gegenständen einsperrte. Was Warhol aus seinem Leben verbannte und in die TCs versenkte, wurde durch diese Handlung nicht zu Müll, sondern bewusst zum

36 D. Rübel: Abfall, S. 126. 37 D. Rübel: Abfall, S. 126. 38 Wagner, Thomas: »Andy Warhol. Besorgen Sie sich einen Karton«, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 228, 30.09.2003, S. 37 (online). 39 Siehe den Ausstellungskatalog: Andy Warhols Time Capsule 21, Ausstellungskatalog Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main und The Andy Warhol Museum Pittsburgh 2003, Köln 2003.

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Archiv erklärt, auch wenn er selbst davon sprach, dass die Time Capsules aus seiner Sehnsucht nach leeren Räumen entstanden.40 Einerseits beseitigt er somit das Nebensächliche, andererseits dokumentiert er mit ihnen sein Leben, seine Existenz. So sind die TCs auch gleichzeitig Mülleimer, Kaleidoskop der amerikanischen Kultur der 1960er und 1970er Jahre, Sammelsurium und Warhols Gedächtnis.41 Die außergewöhnlichen Dokumente fungieren als eine Art visuelles Tagebuch und als »letzte Wunderkammer«, in der sich der Künstler Andy Warhol in seiner Alltäglichkeit präsentierte.42 Hatte Arman in Le Plein auch die Hässlichkeit des Mülls mit all seinen Implikationen an Dreck, Schmutz, Ekel ausgestellt und damit auch das Vergängliche, das Verschwinden dargestellt, so archivierte Warhol nur jenen »Müll«, der dem Zerfallsprozess nicht ausgesetzt ist und somit auch nicht verschwinden kann. Trotzdem berichten vor allem jene normalerweise im Papierkorb verschwundenen Dinge vom alltäglichen Leben und sind somit authentische Stücke des Warholschen Lebens.

Z EICHEN

VON

AUTHENTIZITÄT

Vor allem bei Kurt Schwitters, der erstmals Abfall in ein Bild integrierte, fungierte Müll als Zeichen von Authentizität.43 In verschiedenen Werken Schwitters, wie zum Beispiel seinen verschiedenen »Merzbildern«, dem Siegbild (Abb. 11) oder Rossfett, wurde Müll Gegenstand der Kunst. Zum ersten Mal wurden Abfälle aus ihrem Sinnzusammenhang gerissen und einem anderen Verwertungssystem, nämlich jenem der Bildenden Kunst zugeführt und somit einerseits kunstfremde Materialien unterschiedlichster Provenienz als künstlerisches Material entdeckt, andererseits dieses wertlose Material zu Kunst aufgewertet, recycelt oder – wie man heutzutage sagt – upcycelt. Schwitters collagiert diese nutzlosen Dinge zu einem Bildganzen und homogenisiert sie dabei. Aus Resten der

40 T. Wagner: Warhol, S. 37. 41 Sokolowski, Thomas und Kittelmann, Udo: »Vorwort«, in: Andy Warhol’s Time Capsule 21, Ausstellungskatalog Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main und The Andy Warhol Museum Pittsburgh 2003, Köln: DuMont-Literatur-und-Kunst-Verlag 2003, S. 8/9, S. 8. 42 Kramer, Mario: »Die letzten Wunderkammern«, in: Andy Warhol’s Time Capsule 21, Ausstellungskatalog Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main und The Andy Warhol Museum Pittsburgh 2003, Köln: DuMont-Literatur-und-Kunst-Verlag 2003, S. 14-21. 43 M. Monika: Material, S. 38 ff.

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Alltagskultur wollte Schwitters nicht nur neue Kunst erschaffen, die das Leben abbildet, sondern die Kunst sollte selbst real sein. So sind die Gegenstände auch weiterhin als artfremde Materialien, dem Alltäglichen entrissene nutzlos gewordene Gegenstände – als Müll – sichtbar, doch durch die Integration in das Bild und die farbliche Komposition in ein stringent durchgestaltetes homogenes Ensemble werden sie zu einem genuinen Teil des Bildes.44 Schwitters passte die gefundenen Gegenstände seinem Kompositionsschema an und suchte sie bereits nach ihren Farbwerten, ihrer Patina und Textur aus. Durch die Integration in eine Bildfläche »entformte« er die Materialien: »Das Entformen der Materialien kann schon erfolgen durch ihre Vertiefung auf der Bildfläche. Es wird noch unterstützt durch Zerteilen, Verbiegen, Überdecken und Übermalen.«45 Schwitters nutzte häufig Materialien wie Fahrkarten, Zeitungsschnipsel, Bonbonpapier, Plakatabrisse oder auch Scherben, Materialien also, die sich in die Bildfläche einfügen ließen, sich ihr unterordneten und dadurch zu einem veritablen Bildelement avancierten.46 Somit verwandelte er den Alltag durch das Sammeln der Gegenstände in abbildbare Geschichte – seine Bilder sind somit nicht nur Relikte des Alltags und machen die Kehrseite der Gesellschaft, ihren Abfall, Dreck, den zivilisatorische Müll sichtbar, sondern sind Zeichen und Erinnerung der Zeit. Dietmar Rübel zeigte in seiner hervorragenden Analyse auf, dass das Siegbild nicht nur als materialhaftes Gedächtnis gelesen werden kann, sondern dass »der historische Hintergrund [...] im Müll erlebbar« werde.47 So dienen die Abfallfragmente nicht nur als authentische Zeichen, sondern werden zur Reflexionsfolie der Gesellschaft. Im Gegensatz zu Schwitters, der das neue künstlerische Abfallmaterial sortierte und (s)einem ästhetischen Formwillen unterordnete, war Le Plein nicht arrangiert, sondern hatte sich zufällig zusammengefunden, war gestaltlos – eine amorphe Masse und war somit das Gegenteil von Kunst in ihrem bisherigen Begriff. Zwar hatte bereits Marcel Duchamp mit seinen Ready Mades Alltagsgegenstände durch Designation in das Museum überführt und somit der Künstlersubjekt aus der formgebenden Künstlerhand suspendiert, doch war das Pissoir ein sauberes (gebrauchsfähiges) Industrieprodukt vom Fließband und nichts von der Gesellschaft Ausgestoßenes, Weggeworfenes, Unbrauchbares.

44 A. El-Danasouri, Kunststoff und Müll, S. 171. 45 Zitiert nach A. El-Danasouri: Kunststoff und Müll, S. 185. 46 M. Wagner: Material, S. 61. 47 D. Rübel: Abfall, S. 125.

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D IE M ANNIGFALTIGKEIT

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AUSRANGIERTEN

Die Schönheit und vor allem Materialvielfalt und Mannigfaltigkeit von Müll fasziniert bis heute viele Künstler. Bereits Vincent van Gogh sprach nach dem Besuch einer Mülldeponie in seinem berühmten Brief an den Künstlerkollegen und Freund Anthon van Rappard im Jahr 1883 von der Schönheit der weggeworfenen, kaputten, desolaten Gegenstände: „Heute bin ich mal auf dem Fleck gewesen, wo die Aschenmänner den Müll [...] hinbringen. Donnerwetter, war das schön [...]! Morgen bekomme ich einige interessante Gegenstände von diesem Müllabladeplatz zur Ansicht oder als Modelle [...], unter anderem kaputte Straßenlaternen, verrostet und verbogen [...]. Das wäre was für ein Anderʼsches Märchen, diese Sammlung ausgedienter Eimer, Körbe, Kessel, Soldaten-Kochgeschirre, Ölkannen, Draht, Straßenlaternen, Ofenrohre [...]. Heute Nacht werde ich wahrscheinlich davon träumen.«48

Van Gogh ist so begeistert vom Zivilisationsmüll, der im Zuge der Industrialisierung zu einem Thema schon des 19. Jahrhunderts wurde, sodass er glaubte, von ihm träumen zu müssen.49 An Van Goghs Äußerung zeigt sich, dass für ihn der Wert und die Faszination dieser ausrangierten Dinge in ihrer Ästhetik lag, die hier ganz offen hervortrat und den Künstler in ihren Bann zog. Gerade das scheinbar Nutz- und Wertlose, das einmal weggeworfen aus dem Alltag verschwand, brachte neue Bilder, Formen, Themen und Assoziationen hervor und diente als Inspirationsquelle für viele Künstler. Im »Müll« manifestiert sich das gesamte Leben in seiner Mannig- und Vielgestaltigkeit, aber auch in seiner Trivialität ebenso wie in seiner Transitivität, seiner Vergänglichkeit. Als Gegenstück zur auf Dauerhaftigkeit angelegten zivilisierten Hochkultur entfalten die weggeworfenen Gegenstände – einem Stillleben gleich – eine bisher ungesehene, aber vergängliche Schönheit; sie verweisen auf das Endliche und erscheinen daher als Sinnbilder des irdischen Lebens. Und so wurde auch der Haufen weggeworfener Dinge in den Augen van Goghs zu einem Paradies, zu einer Wunderkammer, in der die heterogensten Dinge unterschiedlichster Provenienz nebeneinander existierten. Es wurde nicht nur der Zivilisationsmüll gesammelt, sondern die verschiedenartigen Objekte bildeten Orte, die einerseits das Alltägli-

48 Van Gogh, Vincent: »Brief an Anthon G. A. Ritter van Rappard«, in: ders.; Sämtliche Briefe, Band 5, hg. von Fritz Erpl, Zürich: Henschelverlag 1968, S. 174-175. 49 D. Rübel: Abfall, S. 122.

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che zeigten und andererseits »wahre Paradiese für Künstler, so unansehnlich sie auch sind«, darstellten.50 Ihnen haftete etwas Exotisches, Fremdes an.51 War Vincent van Gogh noch begeistert von der Mülldeponie, dem Sammelsurium des Allerlei und glaubte darin das Verborgene der Gesellschaft in seiner Mannigfaltigkeit zu entdecken, so sind heutige Mülldeponien weniger durch die Faszination des Exotischen, sondern seinem Gegenteil, dem Schmutz der Gesellschaft, aber auch Weltuntergangsszenarien gekennzeichnet. Wurden im 19. Jahrhundert auf den Mülldeponien vor allem kaputte, ausrangierte Objekte gesammelt, denen tatsächlich etwas Exotisches anhaftete, so hat sich Abfall heute qualitativ und vor allem quantitativ geändert. Nicht nur, dass die Müllsorten stark ausdifferenziert und in Bio-Müll, Papiermüll, Sperrmüll, Schrott, Plastikmüll, Elektroschrott, Altkleider, Gift- oder Sondermüll etc. sortiert und kategorisiert werden, sondern sie zeigen vielmehr die Problematik des Themas Mülls auf, die inzwischen im Bewusstsein der Gesellschaft angekommen ist. Im Zusammenhang mit der Problematik des Mülls als dem Ausgesonderten, nicht mehr Brauchbaren der Gesellschaft steht vor allem der Ekel vor dem Ausgestoßenen.

E KEL Nicht selten geht von Mülltonnen ein unangenehmer Geruch aus. Denn nicht nur das ausrangierte Saubere findet sich auf Müllhalden, sondern das große Konglomerat an jeglichem Ausgeschiedenen. Es wird vermischt, vermengt sich und entwickelt dabei ein Eigenleben. Während Kunst üblicherweise – auch aufgrund ihres Berührungsverbotes – eine Aura entfaltet, so ruft Müll häufig Ekel hervor. Auch Armans Le Plein musste nach fünf Tagen aufgrund des penetranten Geruches geräumt werden. Müll wird oftmals als ekelerregend empfunden. Vor allem Di(e)ter Rot(h) machte in seinen Arbeiten den Ekel zum Thema seiner Kunst. In den Schimmelinseln, Schimmelbildern, seinen Haufen, Staple Cheese (A Race) oder den verwesenden Schokoladenskulpturen, gehören Verund Zerfall, Zersetzung, Veränderung selbst zum künstlerischen Prozess und sind Teil des Werkes. Dieter Roth hat dabei von Anfang an gegen das Dauerhafte der Kunst angekämpft und Kunst gegen den Kunstmarkt produziert. In seinen zahlreichen Kleinen Schimmelinseln oder Haufen (Abb. 12) experimentierte er mit verschiedenen Lebensmitteln, meistens Brot, Käse oder Wurst, die er auf einem Meer aus blauer Farbe anordnete und mit Sauermilch übergoss, um sie eini-

50 V. van Gogh: Brief, S. 175. 51 S. Hauser: »Die schönste Welt«, S. 246.

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ge Tage und Wochen stehenzulassen und zu beobachten.52 Ebenso wie die blaue Farbe auf Beständigkeit angelegt war, so symbolisierten die verderblichen Materialien die Zeit, den Wandel und die Vergänglichkeit der Welt und riefen bei vielen zudem eine mit Müll häufig assoziierte Ekelreaktion hervor. Während Roth damit ein Paradox im Kunstsystem beschrieb, veränderten sich die Schimmelbilder kontinuierlich und geben den Restauratorinnen und Restauratoren bis heute viele Rätsel auf: Denn wie soll ein Werk konserviert werden, dessen Thema der permanente Wandel und letztlich die Zerstörung und Auflösung des Werkes ist? Während die Haufen jedoch unter Plexiglas aufbewahrt werden, waren die Besucherinnen und Besucher in der Ausstellung Staple Cheese (A Race) in der Galerie Eugenia Butler in Los Angeles dem Ekel direkt ausgesetzt. Roth hatte für diese Arbeit 37 mit Käse gefüllte Koffer in die Galerie stellen lassen, die nicht nur nach einiger Zeit furchtbar begannen zu stinken, sondern aus denen bald auch Maden und Fliegen schlüpften.53 Insbesondere in dieser Arbeit waren die Besucherinnen und Besucher mit einer der unmittelbarsten Empfindung,54 dem Ekel, konfrontiert. Auch die amerikanische Künstlerin Mierle Ladermann Ukeles hat den Verwesungsprozess in ihrer Arbeit thematisiert. Während Roth jedoch Einzelwerke »verwesen« ließ, suchte Ukele für ihre Arbeit Flow City (1984-heute) die Müllhalde von New York auf Staten Island auf und konzipierte für die Besucherinnen und Besucher einen Besichtigungsgang durch die Müllhalde. Ein Tunnel wurde direkt in den Müllberg gegraben, sodass sich die Besucherinnen und Besucher in dessen »Bauch« und direkt unterhalb des Müllberges befanden, der stetig mit neuem Müll angereichert wurde und unaufhörlich wuchs. Nicht nur, dass sich die Besucherinnen und Besucher direkt im Müllberg von New York befanden, sondern sie schauten auch direkt in das urbane Müllökosystem New York Citys hinein. Neben der schier überwältigenden Müllflut sind es der Dreck, Schmutz und vor allem der Gestank, der die Besucherinnen und Besucher der Arbeit tief berührte.55 Insbesondere die »bedrohliche Instabilität [...] die permanente, gigantische Entleerung einer Metropole, ihre Ausscheidung einer stinkenden, ekeler-

52 Dobke, Dirk: »Melancholischer Nippes«. Dieter Roths frühe Objekte und Materialbilder (1960-75), Köln: König 2002, S. 58/59. 53 Kenneweg, Friederike: »Vergänglichkeitskünstler Dieter Roth. Der Picasso des Schimmels«, in: Spiegel online (online). 54 Menninghaus, Winfried: Ekel. Theorie und Geschichte einer starken Empfindung, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1999, S. 8. 55 Krug, Don: »Ecological Restoration. Mierle Ukeles Flow City«, in: Art & Ecology. Perspectives and Issues (online).

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regenden Masse«56 ist dabei der Inbegriff des Mülls als Indifferentem, Nutzlosem und der Kunst diametral Entgegenstehendem. Indem Ukele die Betrachterinnen und Betrachter an jenen kunstfernen Ort führt, wird der Müll nicht in seiner Mannigfaltigkeit oder Schönheit, sondern als zivilisatorisches Problem vorgeführt. Nicht Geschichte lagert sich in ihm ab, wird sichtbar, sondern das Problem einer Gesellschaft, die im Begriff ist, unter dem Müllberg zu ersticken. Müll ist hier nicht mehr nur das Gegenteil des Nutzbaren, Wertvollen, sondern wird zur indifferenten Masse der Kultur(losigkeit) der Gesellschaft. Müll ist keine Perspektive des Übrigen mehr, sondern zeigt die Entdifferenzierung und Auslöschung der Kultur und ihres Archivs als ekelerregenden Ausschuss der Gesellschaft.

56 M. Wagner: Material, S. 67.

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Abbildung 1: Frank Stella, Newburgh, 1995. Skulptur aus der Serie Hudson River Valley Series, Campus der Friedrich-Schiller-Universität Photo: ©Claudia Tittel

Abbildung 2: Frank Stella, Fishskill, 1995. Skulptur aus der Serie Hudson River Valley Series, Campus der Friedrich-Schiller-Universität Photo: ©Claudia Tittel

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Abbildung 3: Frank Stella, Peekskill, 1995. Skulptur aus der Serie Hudson River Valley Series, Campus der Friedrich-Schiller-Universität Photo: ©Claudia Tittel

Abbildung 4: Frank Stella, Fishskill, 1995. Skulptur aus der Serie Hudson River Valley Series, Campus der Friedrich-Schiller-Universität Photo: ©Claudia Tittel

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Abbildung 5: Frank Stella, Garrison, 1995. Skulptur aus der Serie Hudson River Valley Series, Campus der Friedrich-Schiller-Universität Photo: ©Claudia Tittel

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Abbildung 6: John Chamberlain, John Hillbilly Galloot, 1960. Privatbesitz ©VG Bild-Kunst 2016

Abbildung 7: John Chamberlain, Trixi Dee. Parties de Voiture soudée, 1963 Wien, Museum Moderner Kunst Ludwig ©VG Bild-Kunst 2016

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Abbildung 8: César, Ricard. Compression dirigée d’automobile, 1962. Paris, Centre George Pompidou ©VG Bild-Kunst 2016

Abbildung 9: Arman, »Le Plein«, 1960. Ausstellungsansicht Galerie Iris Clert, Paris Quelle: vgl.

Fußnote 20 auf S. 178

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Abbildung 10: Arman, Poubelle de Jim Dine, 1960. New York, Sammlung Sonnabend ©VG Bild-Kunst 2016

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Abbildung 11: Kurt Schwitters, Siegbild (Collage), ca. 1920. Ludwigshafen, Wilhelm-Hack-Museum. ©VG Bild-Kunst 2016

Abbildung 12: Dieter Roth, Dies ist Cremers Haufen, 1967. Hamburger Kunsthalle. ©VG Bild-Kunst 2016

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R EFERENZEN Andy Warhol’s Time Capsule 21, Ausstellungskatalog MMK Frankfurt am Main und The Andy Warhol Museum Pittsburgh 2003, Köln: DuMont-Literaturund-Kunst-Verlag 2003. Arman. Ausstellungskatalog Museum Tinguely, Basel: Museum Tinguely 2011. Assmann, Aleida, Erinnerungsräume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses, München: C.H. Beck 1999. Benjamin, Walter, Das Passagen-Werk. Gesammelte Schriften. Band V.1, hg. von Hermann Schweppenhäuser und Rolf Tiedemann, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1982. Bianchi, Paolo (Hg.): »Theorien des Abfalls«, in: Kunstforum International 167 (2003). Bode, Ursula: »Überfall der Gegenwartskunst. Fünf Stahlplastiken von Frank Stella«, in: Zeit-Online, Kunst, 15.11.1996, abrufbar unter: df.zeit.de/ 1996/47/Ueberfall_der_Gegenwartskunst.pdf (Stand 22.03.2016). Buchloh, Benjamin H.D.: »Plenty or Nothing. From Yves Klein’s Le Vide to Arman’s Le Plein«, in: ders.: Neo-Avantgarde and Culture-Industry, Cambridge, Mass. u.a.: MIT Press 2000, S. 257-283. Dobke, Dirk, »Melancholischer Nippes«. Dieter Roths frühe Objekte und Materialbilder (1960-75), Köln: König 2002. El-Danasouri, Andrea, Kunststoff und Müll. Das Material bei Naum Gabo und Kurt Schwitters, München: Scaneg 1992. Fayet, Roger, Reinigungen. Vom Abfall der Moderne zum Kompost der Nachmoderne, Wien: Passagen-Verlag 2003. Feuerbach, Ludwig, Das Wesen des Christentums (1849). Gesammelte Werke, Bd. 5, hg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durch Werner Schuffenhauer, Berlin: Akademie-Verlag 21984. Germer, Stefan: »Unmittelbarkeit ist eine Illusion. Anmerkungen zu Yvonne Rainer«, in: Julia Bernard (Hg.), Germeriana. Unveröffentlichte oder übersetzte Schriften von Stefan Germer zur zeitgenössischen und modernen Kunst (Jahresringe. Jahrbuch für moderne Kunst, Bd. 46), Köln: Oktagon 1999, S. 102-119. Girst, Thomas: »Seele des Lebens. Die Allgegenwart des Automobils in der Kunst«, in: Weibel, Peter (Hg.), Car Culture. Medien der Mobilität, Ausstellungskatalog Zentrum für Medientechnologie Karlsruhe, Karlsruhe: ZKM 2012, S. 269-286.

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Zur Produktivität des Übrigen: Praktiken des Ent-, Ver- und Wegwerfens

A Phone Worth Keeping for the Next 6 Billion? Exploring the Creation of a Modular Smartphone Made by Google S TEFAN L ASER

ABSTRACT Smartphones illustrate the power of electronic devices. They are also prime examples of electronic waste, which is a growing global public concern. So far, however, there has been little discussion about the reorganization of the manufacturing of electronics to tackle the issue. This paper explores a vision of a modular smartphone – that is, a smartphone that is made of easily-swappable parts – that embraces this endeavor. The vision of this smartphone was made popular by the social movement of »Phonebloks« and Google began developing a prototype of such a phone under the umbrella of »Project Ara«; with this gadget, Google may be establishing a new standard. Both projects are accompanied by vivid »passionate interests« (Gabriel Tarde) originating from Internet discourses. In this paper, the evolution of this phone and its emerging economy is explored with an ethnographic approach, deploying methods of Actor-Network Theory. This product-to-be, it is finally argued, is built to cast off things regularly. This highlights a peculiar mode of wasting that already has had a powerful impact on the actors involved (including the researcher).

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I NTRODUCTION Ever since the iPhone was introduced in 2007, intelligent mobile phones have changed our daily routines. They have clever designs, a remarkable list of functions, and induce new ways of communication – for fairly reasonable prices. I remember quite well resisting the urge to change from an old and bulky feature phone to a new, and apparently boundless, computer-like gadget. After celebrating my abstinence – consumer-wise – I, of course, had to surrender. The smartphone is a significant symbol of the electronic age. More than a billion phones are sold each year.1 But, there is one more thing: In research reports worldwide »our« smartphone is brought up as the key symbol of electronic waste.2 »E-waste« is a waste stream like no other – the fastest growing kind of waste, yet hard to grasp and, thus, easily overlooked. In most studies, however, a focus is only laid on dumping or recycling – and very often the global south is represented problematically.3 An unintended consequence of such research is that an alternative assembly of global value chains and waste is put in second place. In short, as geographer Josh Lepawsky argues, »insufficient attention is given to how electronics manufacturing might be [reorganized]«.4 In her remarkable »natural history« of e-waste, sociologist Jennifer Gabrys concludes that »perhaps what we need are electronics that exploit and expand on the cracks, the failures, and the garbage, as a way to move toward the creative and ethical aspects of electronics and electronic waste, as a way to imagine new material relations.«5 Interestingly, (some) consumers are doing this now. Many

1

Goasduff, L./Rivera, J.: Gartner Says Smartphone Sales Surpassed One Billion Units

2

Cf. Rucevska, I./Nellemann, C./Isarin, N./Yang, W./Liu, N./Yu, K./Sandnæs, S./Ol-

in 2014, March 3rd, 2015, (online). ley, K./McCann, H./Devia, L./Bisschop, L./Soesilo, D./Schoolmeester, T./Henriksen, R./Nilsen, R.: Waste Crime – Waste Risks: Gaps in Meeting the Global Waste Challenge. A UNEP Rapid Response Assessment. United Nations Environment Programme and GRID-Arendal, Nairobi and Arendal, 2015, (online). 3

Laser, Stefan: »Why Is It so Hard to Engage with Practices of the Informal Sector? Experimental Insights from the Indian E-Waste-Collective«, in: Cultural Studies Review 22.1 (2016), pp. 168-195.

4

Lepawsky, Josh: »The Changing Geography of Global Trade in Electronic Discards: Time to Rethink the E-Waste Problem«, in: The Geographical Journal 2 (2014), pp. 147-159, p. 157.

5

Gabrys, Jennifer: Digital Rubbish: A Natural History of Electronics, New. Ann Arbor: University of Michigan Press 2011, p. 155.

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individuals like the idea of smartphones but are not convinced by the way they are produced. They tackle the process of manufacturing; in addition, some even go beyond pre-existing notions of fair trade and the like. They envision a phone that falls through the cracks. I am going to introduce one of these movements in this paper. I will begin with an elaboration of today’s smartphone, presenting a rough sketch of its technological core. Here, Science and Technology Studies are introduced as a key methodology to study the role of technology in society. Bruno Latour’s revised actor-network heuristic6 will be used in particular. One crucial »mode of existence« of Latour’s new approach, borrowed from Gabriel Tarde, will be used: passionate interests that move an economy. With this heuristic, I will analyze an (online) social movement that tries to nudge the existing industries to invent something different: a smartphone that is produced in a modular and sustainable form. The campaign of »Phonebloks« – a design student’s work of 2013 that became popular because of a well-designed YouTube clip, intensive media coverage, and a vivid community – is especially worth studying. Following controversial discussions, Phonebloks has become a blueprint that is used especially by Google in their »Project Ara« to realize a modular smartphone.7 This phone is, in fact, not likely to establish a sustainable way of production. But it tries to establish a new universal standard and tells a lot about e-waste’s future trajectory. While following old and new smartphones with an ethnographic approach, I will present a story in which waste is giving rise to new places and economies.8 At the time of writing of this paper, however, there has been no mobile phone that uses a truly modular technology. This situation of the unfinished leads us to an interesting position. There is no hindsight bias »correcting« the argument. The almost-ready phone that we are being confronted with at the end of this paper, for example, does not justify framing the whole piece as a failure. At this juncture, it is possible to study the not-yet-existing waste, dropping hints at what it may give rise to next. The modularity that is developed here emphasizes a flexible integration of waste into electronic gadgets. With this phone, thus, it is hard to say where the status of waste begins. This does not necessarily imply a

6

Latour, Bruno: An Inquiry Into Modes of Existence: An Anthropology of the Moderns, Cambridge: Harvard University Press 2013.

7

Project Ara was not the first move towards modularity. It has been circulating for a

8

Douglas, Mary: Purity and Danger: An Analysis of Concepts of Pollution and Taboo,

while and the vision for a »Puzzlephone« predates Ara. London: Routledge 1966.

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decelerated value decay of such electronic devices – instead, it fosters a different kind of wasting and valuation.

O N THE S UCCESS OF S MARTPHONES , T ECHNOLOGY -W ISE In comparison to iconic feature phones, such as the infamous Nokia 3310, today’s smartphones are both less bulky and more powerful. It is worth noting that this shift required an innovation inside the phone. Smartphones rely on a »system on a chip«, or SoC, a specific electronic semiconductor. The SoC is the ultimate solution engineers embrace to reduce power, heat, and space. In contrast to the way, for example, desktop computers are designed – where a CPU is separated from graphics, audio, etc. – an SoC integrates chipsets, transistors, even multiple processors, in one circuit. Devices such as a smartphone are then prime examples of »advanced embedded systems«. There is indeed more to a smartphone; this is one particular sphere among many. Delving into this important (and often overlooked) entity, I argue, helps uncover a significant characteristic of these devices. The first gadget using the SoC technology – or, let’s rather call it a technological architecture – was already introduced in the 1970s. But a great leap forward was made during the late 1990s when major companies, like the licensing specialist ARM, began selling architectures of these chipsets on a broader scale, and more devices successfully tested and implemented it. Hence, at the introduction of the iPhone in 2007, which more or less triggered the era of the smartphone, the SoC has already become a new technological standard. Curiously enough, while users just started becoming accustomed to the omnipresence of PCs, we were in fact already on the verge of entering the post-PC era. Apple merely unleashed the SoC’s capabilities for mobile phones with unique user »experiences«, »killer apps«, and so forth.9 In short, an integrated setup (the SoC in particular) was made indispensable. This technological architecture – after being developed in research and development apartments where it benefited from scientific discoveries and, moreover, after being deployed and developed beyond laboratories where engineers and designers aimed for further efficiency – incrementally changed major parts of our

9

Yeap, G.: »Smart Mobile SoCs Driving the Semiconductor Industry: Technology Trend, Challenges and Opportunities«, in: Electron Devices Meeting (2013), p. 14.

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societies; it »raised the world«,10 to quote French sociologist Bruno Latour. This is a hypothesis regarding the power of technologies that needs further elaboration. It is worth a quick detour, for it also functions as a fundamental methodological anchor of this paper. With the brief hypothesis stated above – a technology (here: SoC) raising the world – Latour displays a crucial perspective of Science and Technology Studies (STS) and Actor-Network Theory (ANT) in particular. Technology, according to the general argument of STS, plays a major role in the development of society. That hardly comes as a surprise. Many other thinkers have highlighted the importance of technology for modernity. STS scholars, however, emphasize a particular perspective. In a seminal STS paper from 1987, a threefold core of the theory is summarized as follows: »Authors [of the newly established STS; S.L.] have been concerned with moving away from [1] the individual inventor (or ›genius‹) as the central explanatory concept, from [2] technological determinism, and from [3] making distinctions among technical, social, economic, and political aspects of technological development.«11 All three arguments will be essential in this paper. Let us first, however, explore the latter two arguments, for they are necessary to understand the smartphone technology described in this chapter, whereas the cautious argument about »the genius« ought to be considered in the other chapters. Instead of a priori separation between ontological levels, such as the social and technological world of a mobile phone or seemingly either cultural or natural artifacts inside this entity, STS scholars argue that such divides are artificially drawn – a result of armchair theorizing: written down while keeping a safe distance. One should rather study technology in action – its emergence, invention, circulation, deployment, and so forth. The ANT, while particularly sensitive to changes during the unfolding of an invention, suggests studying heterogeneous actor-networks, that is, moments when actors link with each other and develop power. Bruno Latour, Michel Callon, Annemarie Mol, and other scholars who contributed extensively to the ANT approach argue that humans and non-humans always interact in a mesh, »hy-

10 Latour, Bruno: »Give Me a Laboratory and I Will Raise the World«, in: Karin KnorrCetina/Michael Joseph Mulkay (Ed.), Science Observed, Beverly Hills: Sage 1983, pp. 41-70. 11 Bijker, Wiebe E./Hughes, Thomas P./Pinch, Trevor: »General Introduction«, in: idem (Ed.), The Social Construction of Technological Systems: New Directions in the Sociology and History of Technology, Cambridge/London: MIT Press 1987, pp. 1-8, p. 3. Enumeration added by the author.

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bridly«, as it were.12 With this methodology that acknowledges non-humans such as technologies and waste as vital actors, new relations of e-waste may be explored.13 Since the iPhone’s introduction of the SoC, particular global value chains have begun developing power. Markets have changed, companies have collapsed, and new passions have been evoked.14 These transitions were of a political kind and disruptive. One alteration that happened because of the surge of smartphone sales, as argued in the introduction, is the issue of electronic waste. There is a social movement driven by consumers to tackle the design of smartphones because of the issue of electronic waste. Some considerate consumers observed that the result of a broken SoC very often is a completely obsolete, non-repairable phone. Confronted with this, they call for a new phone based on a fresh design. In his latest book-project, Latour15 enlarges upon an ANT research scheme for the Political Economy. He also provides a toolbox to this particular movement. Reviving Gabriel Tarde,16 he especially shines light on the notion of »passionate interests«. They move and give energy to an economy’s organization – or its potential re-organization: something that may »raise the world anew«, as it

12 Latour, Bruno: Reassembling the Social: An Introduction to Actor-Network-Theory, Oxford; New York: Oxford University Press, USA 2005. 13 Sara Moore provides a profound synopsis of theories of waste in sociology, anthropology, cultural studies, geography and the like. She classifies these approaches along two axes: relational vs. dualist (that is, »the degree to which waste is defined as something that is separate from society«), and positive vs. negative (that is, »the degree to which a given approach to waste argues for a specific nature or character of waste that is important«). Moore, S.A.: »Garbage matters Concepts in new geographies of waste«, in: Progress in Human Geography 36 (2012), p. 782. Building on STS and ANT, my paper embraces a relational approach, while recognising waste as a vital actant. The latter, in Moore’s structure, counts as a rather neutral notion, for – and this is one crucial argument I am eager to emphasize – it holds the field accountable as to which moral or political negotiations are to be held. 14 Lee, J./Gereffi, G.: »The Co-Evolution of Concentration in Mobile Phone Global Value Chains and Its Impact on Social Upgrading in Developing Countries«, in: Capturing the Gains Working Paper 25 (2013), p. 6. 15 B. Latour: An Inquiry Into Modes of Existence. 16 Latour, Bruno/Vincent Antonin Lepinay: The Science of Passionate Interests: An Introduction to Gabriel Tarde’s Economic Anthropology, Chicago: Prickly Paradigm Press 2010.

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were. In the following chapters, this notion helps in following the innovative setups surrounding modular phones. Having this term in mind especially helps keep a focus on the alternatives to the dominant smartphone standard.

I MAGINING

AND

N UDGING M ODULARITY : »P HONEBLOKS «

In autumn 2013, Dutch design student Dave Hakkens uploaded a video to YouTube in which a new phone concept coined Phonebloks was introduced. The following text is the beginning of the promising clip: »Everyday we throw away millions of electronic devices because they get older and become worn-out. But usually[,] it is only one of the components that causes the problem. The rest of the device works fine but is needlessly thrown away. Simply because electronic devices are not designed to last. This makes electronic waste one of the fastest growing waste streams in the world. And our phone is one of the biggest causes. So this is a new kind of phone […]«.17

This is a problematization of smartphones, along with a critical review of the integrated setup. Dave Hakkens’ video includes a proposition, an antithesis to the iPhone and its competitors: to build a modular smartphone. This phone is made up of a »base« and »bloks« (that can be clicked into the base to be exchanged easily). At the time of writing, this video has been watched more than 21 million times. It triggered an intense debate on modularity thanks to a social media campaign, a community website, and follow-up clips. Consumers, engineers, designers, and newspapers then discussed the idea in detail, providing adaptations, revisions, and radical critiques. The public discourse has since been kept vivid, as there have been multiple companies trying to build such a phone – which, in fact, is the sole goal of the community, as described on Phonebloks’ website: »We are trying to get the industry to work the idea of a modular mobile phone.«18 Among the companies involved, Google’s Project Ara, which is still being developed, has become the most popular product. The passionate interest to realize a modular smartphone reveals an emerging collective entity that covers hybrid actors being attached to this gadget. Below, a dense study of these actors will be provided. The heuristic of passionate interests

17 Dave Hakkens: Phonebloks. September 09, 2013, YouTube (online). 18 Phonebloks, Current Modular Mobile Phone Development. Phonebloks (online).

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circumvents the dualism of irrationality vs. rationality, which is a fruitful methodology for this intensive discourse.19 To clarify in advance, it is indeed likely that modular smartphones, as envisioned here, will fuel further excessive consumption (rather than slowing it down). As will be shown below, it is not a prime example of de-growth or the like, even though it seems to be a project of a sustainable economy at first glance (when I was very close to the field, I figured the same). Still, this is a design promoting alternative pathways. Novel manifestations of the »Prosumer«, engaged in both »Open Innovation« and »Political Consumerism«, may be outlined.20 Plus, this design explores new imaginations of consumer use, intends to change a commodity’s value chain, and maybe also thinks of a new kind of recycling – all of which are signs of a different social dealing with electronics, marking a shift, as it were.21 To render this alteration visible, I will present results based on an ethnographic research process.22

19 B. Latour/V. Lépinay: The Science of Passionate Interests, pp. 23f. 20 Cf. Toffler, A.: The Third Wave, New York et al.: Bantam 1984. Chesbrough, Henry William: Open Innovation: The New Imperative for Creating and Profiting from Technology, Cambridge: Harvard Business Press 2006. Micheletti, Michele: Political Virtue and Shopping: Individuals, Consumerism and Collective Action, London: Palgrave Macmillan 2003. 21 J. Gabrys: Digital Rubbish, p. 152. 22 I combined the analysis of different kinds of online data with a participatory approach. To achieve the latter, I »went« online to discussions in forums, especially on Reddit’s and Phonebloks’ websites. These are places I found to be of importance with regard to the negotiation of passionate interests. The ethnography is informed by Hine’s (still) seminal study from 2000 called »Virtual Ethnography«. In short, she argues: »The shaping of the ethnographic object as it is made possible by the available technologies is the ethnography. This is ethnography in, of and through the virtual.« Hine, Christine M.: Virtual Ethnography, London/Thousand Oaks/New Delhi: Sage 2000, p. 65. Richard Roger’s take on internet research in his (more recent) book »Digital Methods« furthermore helps keeping focused; it also gets rid of stereotypes about online research that plagued the discourse for too long. He abolishes the peculiar divide between virtuality and reality so that »the Internet may be rethought as a source of data about society and culture. […] Grounding claims in the online is a major shift in the purpose of Internet research, in the sense that one is not so much researching the Internet, and its users, as studying culture and society with the Internet.« Rogers, Richard: Digital Methods, Cambridge/London: The MIT Press 2013, p. 38. Against this backdrop, and passionate interests, I chose to direct my focus on controversies that I

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Let’s go back to the beginning and revisit Phonebloks’ video that specifies: »So if for instance your phone is getting a little slow, you can just upgrade the blok which affects the speed. Or if something breaks, you can easily replace it with a new one or update it with the latest version.«23 The clip then pledges to foster a particular mass-customization (by the way, this is the first major signal that this is not about de-growth); it shows an online »blok-store« where individuals may select the phone setup they need or order new bloks they favor. The clip ends with a call to take part in a social media »thunderclap« event on the 29th of October – thus supporting Phonebloks, to quote, »A Phone Worth Keeping«.24 As a result, more than 900,000 people spread the project, making it a strong »trending topic« on Twitter. Discourse-wise, I propose to differentiate between four distinct reactions to this clip: 1) plain enthusiasm, 2) a celebration that includes explanatory reviews, 3) a skeptical assessment of the vision’s feasibility, and 4) a harsh critique of this kind of activism in general. If you will, this typology represents four positions on a positive-negative axis (from 1, very positive, to 4, very negative). First, there has been widespread enthusiasm throughout the internet. On web 2.0 newsfeeds – be it on YouTube, 9GAG, Tumblr, Facebook, Twitter, and Reddit25 or on technological affine blogs and news websites such as The Verge (and

came across during my research. I assume they highlight when the electrified movement of modularity, as it were, was confronted with obstacles it had to overcome to spread successfully. To foster and revisit discussions I also build up a (collaborative) website that was posted online (which is currently revised). Here, I drew on methodologies of »Mapping of Controversies«. Venturini, T./Ricci, D./Mauri, M./Kimbell, L./Meunier, A.: »Designing Controversies and Their Publics«, in: Design Issues 3 (2015), pp. 74-87. 23 Hakkens, Dave: Phonebloks, September 09, 2013, YouTube (online). 24 Thunderclap is a website on which twitter users may subscribe to a certain text so that as many people as possible post the same »tweet« simultaneously (in this case: »Show the world we want a phone worth keeping! #phonebloks http://thndr.it/12lPDsQ«). Cf. Hakkens, Dave: Phonebloks, September 10, 2013, Thunderclap (online). 25 These appear to be the most important social networks with regard to Phonebloks in 2013. They also represent different ways of interacting with media. Here, however, a website related typology is useless to arrange because the quality of a discourse varies sharply based on its sub-sites, its titles, the users which discuss on this particular day, and so forth. Because there have been multiple »reposts« of the same content on many of these sites one may find different atmospheres on one site only. That said, Reddit appears to provide the most intensive – and simply the longest – discussions.

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its comment column) – many individuals simply hoped for this to be produced as quickly as possible. Even today, one may still see this reaction popping up casually: »Nice concept, Dave.... I think this should [revolutionize] the thinking of smartphones.... Liked it….« or »I want one now!« are just two random recent quotes, which almost dissolve in the indefinite mass of YouTube. Measuring the significance of such statements seems to be futile considering its rudimental form. We will come back to this issue a few paragraphs below. Second, there were positive reviews of this phone providing an additional explanation of what Phonebloks is about. Specifically, online newspapers did some of those reviews.26 But one particular type of engagement also stood out: YouTube-videos by semi-professional »YouTubers«. I want to shine light on one particular video – called »Phonebloks: Explained!«27 – published just a day after the original clip by Dave Hakkens and quickly gaining more than half a million »clicks«. This YouTuber retells Phonebloks’ storyline but also adds his own framing. A professional yet trustworthy setting – filming in high-resolution, a tidy home in the back – seems to foster a trustworthy standpoint. He then summarizes the concept of modularity while drawing a simple picture: he describes the whole project as »half tech-concept, half social-media campaign«. Also, despite referring briefly to some critical questions (who is to produce this? how much will it cost? can the phone be kept thin?), he stabilizes Phonebloks’ narrative and utters a strong belief in innovative powers: »Doesn’t matter what it reminds you of: it’s working!«28 Third, people also questioned this vision’s implementability. This was also (but not exclusively) communicated via YouTube, to draw a link to the second reaction. There was, for instance, a video by the journalistic channel »What’s the Big Deal?« pursuing a clear goal: it wanted to demolish all the hopes the design was giving rise to. In short the (self-proclaimed) expert stated: »It probably would never work. […] Sorry for crushing your dreams, internet, but that’s what I was hired to do.«29 This clip was viewed more than 150,000 times. Its arguments stem from particular (semi-)professional sources. »Why the PhoneBloks phone will never happen«, a blogpost by George Hahn, put out one of the first elaborated criticisms. He explains three major

26 E.g. Bohn, Dieter: Building blocks: how Project Ara is reinventing the smartphone, The Verge, April 15, 2014 (online). 27 Brownlee, Marques: Phonebloks: Explained!, September 13, 2013, YouTube (online). 28 Ibid. 29 What’s the Big Deal? Why Phonebloks Arenʼt Going to Happen, September 17, 2013, YouTube (online).

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problems with Phonebloks that are worth noting for they recall the power of today’s SoCs: »It’s a physics issue. Signals in modern devices are extremely high speed; the easiest and cheapest way to combat this is to bring components closer together. […] It’s a communication issue. All of the ICs [integrated circuits; S.L.] in a phone don’t communicate over a single bus – almost [everyone] ties directly into specific processor pins. This would restrict block size and placement. […] It’s an interoperability issue. Going a little further, even if the device could be built in some fashion – there isn’t much standardization in this area. […] The amount of effort in testing and debugging that would be required to ensure the compatibility of each component would be absolutely enormous.«30

George’s post gave rise to plenty of posts on the social news aggregator Reddit – which is a place where a rather serious and authentic community is meeting.31 On this site, there has been a critique of Phonebloks from the very beginning, but the discussions this link ignited spread a very harsh critique. Fourth, one could also find arguments about the hype Phonebloks induced. Actors asked whether this enthusiasm to share and comment on Dave’s vision, as described above in the first type, was bound to be fading quickly. One popular blogpost also found a categorization for this: »Is crowdspeaking a new online organizing tool or the ultimate form of slacktivism?«32 Even though this many article ends with a positive outlook, particular voices on the web indeed utter this critique. Slacktivism – short for slacker activism – is a neologism with a negative connotation. It indicates a superficial examination of an issue, where an internet user may conveniently »support« a cause and feel good about himself, for it only takes a few clicks to do so.33 Especially with regard to the e-waste issue such an easy solution sounds appealing. Time and again, this issue presents individuals with a disastrous situation to which most of us usually react with alienation, distance, and disinterest – so that we simply keep consuming like we used

30 Hahn, George: Why the PhoneBloks phone will never happen, September 13, 2013, Generic Maker (online). 31 Massanari, Adrienne L.: Participatory Culture, Community, and Play: Learning from Reddit, New York: Peter Lang Publishing Inc. 2015, pp. 23f.; 50. 32 Chikodi Chima: Is Phonebloks Concept Smartphone Slack-tivism Or The Future Of Product Marketing?, September 14, 2013, PR Tips For Startups (online). 33 Christensen, H.S.: »Political activities on the Internet: Slacktivism or political participation by other means?«, in: First Monday 16 (2011).

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to do34. But as outlined by John Brownlee, who is with the tech-magazine Fast Company, this is a tricky move. »The phones we have today«, he recapitulates, »are marvels of integration with the components fitting tightly together and no space wasted. But maybe it’s worth it if we’re not throwing away our smartphones quite as often because they’ve become obsolete, right?«, only to go on as follows: »Unfortunately, no. One of the little illusions the Phonebloks concept pulls off so well is that it fools us into thinking we’re seeing a simpler way of designing a smartphone. It’s sleight of hand. The reality is that the Phonebloks design is a more complex way of building a smartphone, and there’s a lot of things that can go wrong. Instead of throwing away our smartphones because they were merely obsolete, then, we would throw away our Phonebloks because they were breaking all the time. And because these modules would be bigger than regular smartphone components, we would actually be increasing e-waste, not lessening it.«35

These four reactions emphasize a tension. Since September 2013, directly after Phonebloks’ initial campaign, this vision was celebrated, but it also came under fire. This tension was also driven by a gap between lay and expert knowledge, where experts were particularly skeptic. Actually, the tendency was to not further believe in the very implementation of this idea – let alone its potential »green« impact regarding the e-waste issue – because of its superficial means and uninformed arguments. On the other hand, to repeat Gabriel Tarde, thanks to the enthusiasm a new positive energy was developed on which companies may have drawn. Even though faced with lots of arguments against the feasibility of modularity in smartphones, some optimistic users, who were willing to face their critics publicly, highlighted the importance to »believe« in disruptive change. Reddit user AnonJian, for instance, put it as follows: »There is impossible. And then there are excuses for why ›it‹ can’t be done.«36 So when Motorola announced it would build a modular phone very similar to Phonebloks, such optimistic users returned with a smile on their face.

34 Hawkins, Gay: The Ethics of Waste: How We Relate to Rubbish, Lanham: Rowman & Littlefield Publishers 2005, p. 9. 35 Brownlee, John: Why Lego Design Principles Don't Work On Smartphones, September 13, 2013, Fast Company (online). 36 axcobb, Why the PhoneBloks phone will never happen, September 14, 2013, Reddit (online).

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I TINERARIES O F A P OTENTIAL I NVENTION : »P ROJECT ARA« The Industry Taking Over A Social Movement – By Mutual Consent While users and journalists were discussing the general feasibility of modularity, noteworthy events were happening in the semi-private domain. Dave Hakkens was immediately approached by several companies to talk about his designconcept. They met with him for a workshop. Precisely one month after the first video went online, an »update« of Phonebloks’ process was uploaded on YouTube.37 There, one finds a brief hint at this workshop, and – more importantly – fruitful negotiations: a partnership with Motorola – the company which »stood out« – was announced. Almost simultaneously to Phonebloks’ clip being uploaded, Motorola published »Project Ara« on their official blog. Their key claim was far from modest. »Designed exclusively for 6 billion people«, it declared.38 And since Motorola Mobility was acquired by Google in May 2012, this was Google announcing Ara (when Google sold Motorola Mobilityʼs brand in 2015, confusion vanished). Project Ara (named after Ara Knaian, the mechanical lead of Ara, also cofounder of Cambridge-based company, NK Labs) is a crucial entity with regard to the discourse of modularity. It was, and still is, led by the Advanced Technology and Projects group, or ATAP, of Google. Before they announced Project Ara (hereafter: Ara) they were doing an experimental open hardware project called MAKEwithMOTO. A team of young engineers and marketing experts drove through the United States in a van full of technological toys to organize »Hackathons« at major technological universities. Tinkering was their key goal while small gadgets were their main tools. Now, Ara invited the public to engage in a modular smartphone in a related fashion: »[…] Project Ara is developing a free, open hardware platform for creating highly modular smartphones. We want to do for hardware what the Android platform has done for software: create a vibrant third-party developer ecosystem, lower the barriers to entry, increase the pace of innovation, and substantially compress development timelines. Our goal is to drive a more thoughtful, expressive, and open relationship between users, developers,

37 Hakkens, Dave: Phonebloks – The next step, October 10, 2013, YouTube (online). 38 Eremenko, Paul: Goodbye Sticky. Hello Ara. The Official Motorola Blog (online).

214 | STEFAN L ASER and their phones. To give you the power to decide what your phone does, how it looks, 39

where and what it’s made of, how much it costs, and how long you’ll keep it.«

The web, once again, celebrated. ATAP benefited from Phonebloks’ prior campaign (even today many still equate Phonebloks with Ara). Critical voices like those introduced in the last chapter were refuted. Well, at least there was an opportunity for optimistic individuals to circumvent such decelerating arguments (this being the internet, they first had to mock the skeptics). Just as described playfully by Bruno Latour in his »Science in Action« from 1987, there was a move towards »get[ting] rid of all the useless facts«40 that apparently hindered progress. That said, this well-written piece of public relations cited above already indicates a radical translation (to use a key term of ANT). While e-waste definitely occupied center stage in Phonebloks’ narrative, Ara merely addressed it implicitly, if at all. »[D]ecide […] how long you keep it«, to quote ATAP again, also stresses the option to exchange your phone as quickly as possible. Indeed, later, the symbol of a broken screen was used frequently to describe the issue. Besides, sometimes Google employees referred to the vision of consumers to build a second-hand module market. Revealingly, however, they were somewhat surprised by this idea. Therefore, Phonebloks’ (rather) critical notion was overtaken by mere fascination for technology. There were enough references to do so – Phonebloks did embrace technology as well. It wasn’t as if ATAP had to tell a lie. Ara sorted such scruples out (as in, getting rid of useless facts?). Before we plunge into further developments of Ara to see how passionate interests were being kept alive, a quick recap of ATAP’s organizational structure is essential. ATAP is a laboratory of radical innovation that originates in an institution of the United States called Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA, for a while acting as ARPA). (D)ARPA was President Eisenhower’s response to Sputnik. Then it turned out to become a major driver of global disruptive innovation (e.g. inventing the Global Positioning System (GPS), a precursor of the Internet called ARPANET, and achieving breakthroughs in artificial intelligence). Google lured away crucial managers, for instance, Regina Dugan, DARPA’s former director, from DARPA when they included Motorola Mobility into their

39 Ibid. 40 Latour, B.: Science in action: How to follow scientists and engineers through society, Cambridge: Harvard University Press 1987, p. 7.

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organization in 2012. And they created a radically project-oriented41 capitalist rhizome out of DARPAS’ »DNA«, as they like to call it. ATAP has a fixed (yet rather huge) budget to invest in projects. It differs from Google’s better-known moonshot lab (its subsidiary Google X), where even bigger projects are developed (such as self-driving cars, balloons flying in the stratosphere providing internet, etc.). To achieve its goals ATAP hires young »high professionals«, often coming from technological universities, based upon a two-year tenure. Renewal is unprovided for. These individuals are in charge of realizing a project (as in, ready for the market). Each leader’s task is to recruit a global team of experts. However, the people working for ATAP are not a part of it; sometimes they just provide a small share of work. Often they are employed by different companies (that also do not need to have ATAP as a true client) or self-employed. Likewise, entire teams may be exchanged swiftly. In an article for the Harvard Business Review, the current directors of ATAP put it as follows: »[…] DARPA and ATAP are […] focused on managing constant flux – building, replanning, changing track, and moving talent in and out as project needs shift. […] The DARPA model gives exceptional leaders an environment where they can pursue what others may think is a crazy idea, challenge an entire industry, or catalyze the formation of 42

one.«

This is a delusion of grandeur we should not fall for. Still, such a powerful economic framing, with a strong emphasis on execution, needs to be kept in mind. Things Being Established, Things Getting Cast Off Let’s have a look at the main things Ara introduced. The industrial design of their phone reminds us of Phonebloks’ draft (as we will see, it might make sense to stick to the past tense from here on). It was made out of an endoskeleton coming in three sizes (which is like the »base«), and modules also coming in three sizes (that are similar to the »bloks«). But ATAP came up with lots of additional specifications which consumers and developers alike found promising. Having in mind the technological boundaries we encountered in the last chapter, they indeed had to come up with various new things (Figure 1).

41 Boltanski, L./Chiapello, E: The New Spirit of Capitalism, Brooklyn: Verso 2007. 42 Harvard Business Review, ›Special Forces‹ Innovation: How DARPA Attacks Problems, Harvard Business Review, October 2013, (online).

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Figure 1: Project Ara Spiral 2 Prototype43 Photo: Maurizio Pesce

To begin with, »shelves« were added to encompass (and secure) the modules. They allowed users to opt for individual designs (initially also with 3D surfaces). Another major technology used – for the first time on such small devices – were electro-permanent magnets, a technology with which Ara Knaian dealt in his PhD thesis at Massachusetts Institute of Technology. The remarkable outcome was that modules could have been swapped out by hand while the phone was still running (an application helped »unlocking« the modules). Phonebloks had a vision of a simple phone; Ara, in addition, was on the verge of providing a feeling of convenience. To further mark this seemingly contactless feature, specific media converters were developed (or rather utilized) to optimize the interconnection of modules.44 (Figure 1) And these inventions were only the most visible ones. During the developer conferences that were held, lots of talks were about (new) standards they were eager to implement. The core issue they have (!) to grapple with is that the mod-

43 Via Maurizio Pesce, Project Ara Spiral 2 Prototype, January 14, 2015 Flickr (online). 44 Cf. for information on technical details: Google ATAP: Project Ara Developers Conference 1: Day 1 (2014), March 15, 2014, YouTube (online).

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ules need a mutual language, and a suitable periphery, to communicate with each other flawlessly – and fast. Also, they have to think of module developers who are to build a new gadget, let alone the android software that requires a vast update to »understand« modularity. Thus, during the phone development, various changes were implemented. On-stage for a keynote of the first developer conference, the (former) project lead Paul Eremenko used an interesting example. He reminded the audience of military aircrafts that were half a decade old and still working, whereas almost no part of the initial machine was still in use. Most parts were exchanged. In light of this metaphor, Ara is envisioned to become a smartphone that casts off dead or useless parts regularly. Rarely, it will be completely broken. It appears to never become fully functional either. ATAP had prescribed themselves a particular goal that demanded constant reconfiguration. In comparison to regular (that is, integrated) smartphones, they aimed for a maximum »overhead« of 25% in terms of battery drain, weight, phone size, and speed. Having a market of »6 billion people« in mind (1 billion feature phone users and 5 billion non-users), ATAP aimed at starting a basic phone setup for a bill of material cost of roughly 50 dollars.45 Intensive consumer research was conducted to produce these insights. Directly after announcing the so-called partnership with Phonebloks, an online research platform (provided by the company »d-scout«) was used to invite consumers to engage with Google employees. Head of design (also of the precursor MAKEwithMOTO) and proclaimed founder of Ara, Dan Makoski, and his team therewith channeled a large part of the electrified technophiliac (and mostly male) audience. Users were invited to participate in »missions« from October 2013 till July 2014 (when Dan Makoski left Google). As described during the first developer conference, roughly 30,000 posts were submitted in nine missions. Contributors, most of them American or European, built their own frameworks (e.g. with cardboard), submitted creative design features, or were asked what they mostly were looking for in modularity. The most active users (»Top 100«) were said to become beta testers. This, later on, was changed. It was claimed that they would receive a free phone (before everyone else). Today, however, there is a particular unease among »the winners«.46 Google has not discussed these benefits for a while – and nobody has re-

45 Bohn, Dieter: Building blocks: how Project Ara is reinventing the smartphone. The Verge, April 15, 2014 (online). 46 d-scout, Thank you for helping design Project Ara. Now, see the winners and stay involved, Dscout (online).

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ceived anything (despite, of course, being crowned by Google). On the vivid sub-reddit r/ProjectAra – where a developer conference, for instance, was accompanied by an »Ask Me Anything« thread held by one of the Top 100 – this is discussed every now and then. The various phone developments described above were structured along a schedule. Alpha and beta releases of a »Module Developers Kit«, that is, a set of tools for potential developers, as well as, new versions of the phone (called »Spirals«), developer conferences (one, as indicated above, in early 2014; one in early 2015), and Google’s annual I/O conferences were major milestones they were working with. Eventually, as announced in 2015, a market pilot was to start. ATAP decided to do the test in Puerto Rico, a rather manageable market. Consumers there were found to be particularly fond of mobile devices. In addition, carriers to deploy the phones were quickly found.47 Last but not least, Puerto Rico is a free-trade zone, which may also have helped to opt for this region. In mid-2015, however, things began to change. It was oddly silent around Ara. Even their Twitter account, which used to keep consumers and developers busy, seemed offline. Some minor updates on their software directory on GitHub, the place-to-be in terms of coding, were uploaded. But people started wondering what was going on with the market tests and further breakthroughs that were announced before. The rather intensive integration they were used to made users sense unusual developments. They were right. In mid-August, Ara’s Twitter account presented several surprising decisions evoking further uncertainty. Here are the three most significant tweets: »[1] Market pilot re-route. Stay tuned for more details. #ProjectAra #recalculating […] [2] No more [electro-permanent] magnets. #ProjectAra #FailedTheDropTest […] [3] BTW [by the way; S.L.] #FailedTheDropTest was a joke. Didn’t fail. We have been configuring a new solution. It’s better too. #WorkingOnOurHumor«48

In fact, these announcements indicate leaving modularity as such behind – in favor of traditional SoC-workarounds. In addition, nobody was fond of the joke.

47 Cf. this talk from the second developer conference: Google ATAP: Project Ara DevCon2 Market Rollout – Roshni Srinivasan, February 02, 2015, YouTube (online). 48 Project Ara: Market pilot re-route. Stay tuned for more details, August 13, 2015, Twitter. #ProjectAra #recalculating. Message posted to https://twitter.com/ProjectAra/ status/631902037710475264 [23.01.2016]. Enumeration added by the author.

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After Ara’s team was changed because of the project leader leaving in May 2015, their communication strategy appeared to have changed as well. ATAP’s employees were always emphasizing vividly how much they embraced transparency and open discourse. But even five months after these peculiar tweets, they did not inform the public about the changes made. The new faces working for ATAP, many of them with a professional background in mobile (phone) value chains, thus, must have had an impact here. Further hypotheses are circulating among users and developers alike, e.g. (via/r/ProjectAra) whether Google had to leave Puerto Rico because of the country’s financial crisis; whether they did not want to rely on an external carrier to deliver their phone but do it in-house instead; whether Google’s new holding Alphabet, which was announced only days before, encouraged a different kind of investment strategy; whether the used magnets (or other invented pieces or software) were in fact too unstable to, for example, comply with the US’ strict rules of certification; or whether they faced a complex combination of all of these processes. Whatever the case may be, passionate reactions came in. Even Dave of Phonebloks – who is doing other projects now, such as manual plastic recycling – was forced to write a blog post calming down outrageous turmoil on his website and Facebook account.49 This was to no avail. I also tried to get in touch with the community of Phonebloks (via social media and Phonebloks’ forum) to harness the uncertainty of that time. My goal was to discuss modular phones anew – back to the roots of that community, that is, problematizing smartphones. But despite earning hundreds of (ephemeral) Facebook likes, most people either kept silent or asked when Phonebloks were to finally come out with »their« phone (thus, many individuals still did not understand Phonebloks’ goal).50

C ONCLUSION Modularity in smartphones is an invention between getting lost and forcing itself through. Whether this technological architecture may succeed remains a mystery as of this paper’s time of writing. Nonetheless, tracing Project Ara unfolds an

49 D.Hakkens: Some Thoughts On The Project Ara Delay. Phonebloks (online). 50 Here is the particular blogpost (which was also shared on Facebook and Twitter) with which I was introduced: Stefan Laser, Itʼs time for a recap. A Phone worth keeping? Phonebloks, November 5, 2015 (online).

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electrifying study of capital in the making.51 Various new objects and concepts attached can already be cataloged. And I encourage everyone to establish a modularity-based Google Alert to witness new attachments being made regularly, even if these seem tiny. The findings presented above enhance our understanding of the electronics industry. An implication of this is the possibility to demystify the powers that the public nowadays is so eager to attribute to Google (or their research facilities respectively). Such firms might be influential in certain sectors; however, to enter or even establish new markets, they have to grapple with hesitation. The amount of issues Google had to deal with, and the mistakes apparently made, tell a different story than dystopias of Dave Eggers and the like. On the other hand, Google’s emphasis on experimentation at any cost is indeed remarkable. This is an attitude not every firm can commit to. Presently, and above all, Project Ara has produced a lot of waste, which is a bit ironic considering that it was electronic waste giving rise to Ara – via Phonebloks – in the first place. But the story that was told in the preceding chapters uncovered additional important traces of rubbish, remainder, and decay that help to describe this particular innovation fairly well. Some influential scholars insinuate that modularity slows down the decay of value (especially monetary-wise and capital-wise). Modularity, it is claimed, would move the economy towards a post-mass customization era – towards reconfigurable products – in which a good may eventually last longer.52 The metaphor of decay employed in this case, however, is somewhat misleading and misguided. It is based on a linear model that feels oddly misplaced with regard to this gadget. A simple question suffices to emphasize the issue: When is a modular phone broken? Ara is prone to not fall to pieces all at once. It instead is constantly transforming itself – casting off disturbing parts to (maybe) incorporate them again later on. This phone may not be a step towards truly open, sustainable and creative hardware use. Yet the boundaries between being useful and rubbish are being blurred. Interestingly, this is also the situation the consumers were grappling with during the negotiation of Ara. In some stages of the development of the phone, they were very useful for ATAP (as in being »lead users«, helping to innovate). In others, they seemed to hinder further innovation, hence Google’s move to dis-

51 B. Latour/V. Lépinay: The Science of Passionate Interests, p. 54. 52 Hölttä-Otto, K./de Weck, O.: »Degree of Modularity in Engineering Systems and Products with Technical and Business Constraints«, in: Concurrent Engineering 15 (2007), pp. 113-126.

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continue all interaction since mid-2015. For the passions and affects of engaged prosumers, this seems to be a rather devastating state of affairs. That said, among consumers (e.g. on the subreddit /r/ProjectAra), there is no strict rejection. They accept their fate – like a modular phone’s module (or »blok«) waiting in a drawer to be implemented, again and again. May this also stabilize the peculiar »Fear of Missing/Throwing Out« that is so common since the rise of the digital?53 Perhaps. Is this a hint at Deleuze’s infamous societies of control, where a project is bound to be »perpetually deferred«? It seems so. But, after all, what is driving the interest of consumers here? Is it the mere desire to consume? No, there is more to it. Individuals feel attracted by a new kind of ownership that seems to be a part of modular devices (apropos, »Part of It« was Ara’s first ad). It looks like there is a whole new level of freedom being delivered here that users are eager to believe in; also, of course, bits and pieces of alternative and seemingly sustainable lifestyles are to be found that attract. The development of this innovation went through different phases in which different data (and thus, consumers) were of relevance for Google. Against this backdrop, »parking« the interests of users may be beneficial to a certain degree with regard to different circumstances – yet risky at all times. This situation describes the methodological tension the author of this paper was confronted with too. There is a mess of data; betimes it appears obscure which data is (or might become) significant. Seemingly dubious websites (some set up just to report on modularity) might suddenly become relevant. Likewise, the author was bringing himself closer to the field, only to leave it behind as far as possible afterwards – a strategy the project leaders of Ara were embracing as well, as emphasized by their recent silence. This case holds lots of additional issues worth studying. Further research surrounding the development of this phone might, for instance, engage with either the revived or the truly dumped passionate interests developed in this process. A particular focus that was not dealt with extensively here was the developers working on modules for Ara. Also, the global governance of Ara was merely hinted at in this paper. When ATAP is trying to circumvent OEMs (Original Equipment Manufacturers) it sounds as if value chains may be refreshed. They even claim to democratize them, as emphasized time and again during the development conferences. This is very unlikely to occur – it would rather enforce even fiercer competition, sustaining global inequalities.

53 Thill, Brian: Waste (Object Lessons), New York et al.: Bloomsbury Academic 2015, p. 32.

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Architektur aufbewahren Zur Ideengeschichte des Gebäuderecycling J OHANNES W ARDA

ABSTRACT Denkmalpflege wird als kulturelle Praxis des Aufbewahrens von Architektur unabhängig von ihrer Nutzung oder Nicht-Nutzung vor allem mit erinnerungskulturellen und ästhetischen Werten in Verbindung gebracht. Dieser Beitrag untersucht argumentativ-begriffliche Überschneidungen historischer Konzepte zur materiellen Überlieferung, die sich auch auf andere, vornehmlich ressourcenökonomische Motive berufen. Schließlich wird gefragt, inwieweit sich die Operationen und Praktiken der Wiederverwendung von Architektur auf allen Maßstabsebenen (»Bauteilrecycling« und »selektiver Rückbau«, »Umnutzung« von ganzen Gebäuden) im Laufe des 20. Jahrhunderts zu einer eigenen entwerferischen Praxis verdichtet und eine Ästhetik transformativer Architektur geprägt haben.

AUFBAUEN UND ABREISSEN : M ODERNE P ARADOXIEN »Buildings must die« – mit dieser zwischen Provokation und Trivialität angesiedelten These beginnen Stephen Cairns und Jane M. Jacobs ihren »perverse view of architecture«.1 »Perverse«, weil sie es sich zur Aufgabe machen, Architektur von ihrer Schattenseite her zu denken und das ins Licht zu rücken, was diese so

1

Cairns, Stephen/Jacobs, Jane M.: Buildings Must Die. A Perverse View of Architecture, Cambridge, MA/London: MIT Press 2014.

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auf das kreative Schaffen fokussierte Disziplin nur ungern thematisiert: Prozesse des Verfalls, Vergehens und der Vermüllung.2 Cairns und Jacobs stimmen damit keinesfalls einen düsteren Abgesang auf die Architektur an. Vielmehr erhoffen sie sich neue Impulse für das Architekturgeschehen, wenn die Endlichkeit von Architektur als eines ihrer wesentlichen Charakteristika nicht mehr verschwiegen werden muss. But must buildings die? Aus materialwissenschaftlicher Sicht muss konstatiert werden, dass die technikoptimistischen Vorstellungen von Dauerhaftigkeit, Langlebigkeit und Wartungsfreiheit moderner Materialien am Ende doch enttäuscht wurden. Aus ihnen wurde ja auch, so lautet zumindest ein gängiges Stereotyp über die Moderne, eine universelle Architektur des Hier und Jetzt geschaffen, die zukünftigen Zuständen und Nutzungsbedürfnissen nicht vorgreifen, sondern sich eine strukturelle Flexibilität und sogar ihr Fortbestehen überhaupt vorbehalten wollte. Die im klassischen Sinne moderne Architektur dürfte also eher wenig Interesse an der materiellen Dauerhaftigkeit gehabt haben. Jedoch ist es ein Trugschluss, dass das Leichte und Flüchtige von vornherein auf Kurzlebigkeit hin entworfen wurde.3 Und bei Weitem sind nicht alle modernen Bauten elegant und leicht. Das »Wegwerfhaus«4 ist denn auch eher ein Begriff der Bauwirtschaft, wo jenes Gewinnstreben eine Rolle spielt, das man der Architektur im Idealfall nicht ansieht. Es gibt aber Fälle wie den der Gropiusstadt im Süden des Berliner Bezirks Neukölln (Bauzeit 1962-1975), wo die Betonelemente an einigen Wohnblocks bereits kurz nach dem Erstbezug korrodiert waren und abzustürzen drohten.5 Dem modernekritischen Diskurs der 1970er und 80er Jah-

2 3

Siehe ibid., S. 1f. In seiner Untersuchung zur grundsätzlichen »Transformabilität« moderner Architektur verweist Gaetano Licata auf die missverständliche Lesart des klassisch modernen Diktums, wonach ›jede Generation ihr Haus‹ baue. In den Selbstäußerungen der prominenten Vertreter_innen der Architekturmoderne ließen sich keine Hinweise für eine intendierte Kurzlebigkeit ihrer Werke finden, wohl aber für ihr Weiterbauen. Siehe Licata, Gaetano: Transformabilität moderner Architektur. Über die Disposition moderner Gebäude transformiert zu werden, Kassel: Kassel University Press 2005, S. 379f.

4

Koller, Peter: Allgemeine Fragen der Großstadterneuerung. Versuch eine vorläufigen Übersicht. Vorläufige Fassung. Unter Mitarbeit von Dipl.-Ing. Dr. Daub, Dipl.Volkswirt Kuhn, Dipl.-Ing. Krause, Dipl.-Geogr. Lehmann, Dipl.-Ing. Winkler. Berlin 1963. UdK-Archiv, Berlin, 115/I/961.

5

Siehe Autzen, Rainer/Becker, Heidede: »Erneuerungsgebiete der Zukunft«, in: Idee, Prozeß, Ergebnis. Die Reparatur und Rekonstruktion der Stadt, Berlin: Frölich& Kaufmann 1984, S. 73-79, hier S. 79.

A RCHITEKTUR

AUFBEWAHREN

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re lieferten solche Ereignisse die besten Argumente wider das billige Bauen und für die Erhaltung vorhandener Stadtquartiere. Vor allem aber legten sie die Diskrepanz bloß zwischen den hehren Ansprüchen der klassischen Moderne an eine neue Architektur und dem sogenannten »Bauwirtschaftsfunktionalismus« (Heinrich Klotz), der die Architekturproduktion des Booms nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmte. Vielleicht bezeugt die Parallele zwischen Materialversagen und architektonischer Avantgarde auch einfach das Vertrauen darauf, die Zukunft trotz unbekannter Variablen mit Planung und Technik meistern zu können. Unabhängig von der ästhetischen und technischen Halbwertszeit der Moderne aber bleibt die grundsätzliche Frage des Denkmalpflege-Essayisten Manfred F. Fischer: »Wie lange dauern die Werke?«6 Und woher kommt der menschliche Impuls, sich gegen den materiellen Tod der Architektur zu stemmen? Denn auch wenn Cairns und Jacobs darin zuzustimmen ist, dass einmal errichtete Gebäude unaufhaltsam ihrem Verschwinden entgegenstreben – beschleunigt durch Vernachlässigung oder weil sich ihr ökonomischer Lebenszyklus erfüllt hat –, muss der konservatorische Impetus erklärt werden, der Menschen dazu bringt, sich an Bahnhöfe zu ketten oder den Ausbau eines Resthofes zur Lebensaufgabe zu machen.7 Architektur wird in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend zum Kristallisationspunkt antagonistischer Interessen. Bauwirtschaftliche Renditemodelle stoßen dort, wo sie mit Eingriffen in bestehende Strukturen verbunden sind, auf massiven gesellschaftlichen Widerstand. Die bis dato eher kunstgeschichtlich geprägte Denkmalpflege erfährt mit ihrer Vereinnahmung durch die bürgerschaftliche Bewegung eine Aufwertung zur »Sozialpolitik«8 und stilisiert sich zum Korrektiv einer fehlgeleiteten Moderne – ein Paradox, spätestens in jüngster Zeit, da auch die Architektur der 1970er und 80er Jahre in den Kanon potenziell erhaltenswerter Bauten aufrückt. Das aktive Bewahren und Festhalten-Wollen lässt sich nicht nur mit der kulturellen Konvention der Denkmalpflege oder reaktionär-antimodernen Motiven

6

Fischer, Manfred F.: Wie lange dauern die Werke? Ein Lesebuch für Denkmalpfleger, ihre Freunde und Kritiker, München: Deutscher Kunstverlag 1990.

7

Vgl. den vergleichsweise klassischen Protest gegen den Abriss von Penn Station, New York (1962) und die Straßenkämpfe um »S 21« (Stuttgart Hbf, 2010ff.). Der umgekehrte Fall der bürgerschaftlichen Bewegung für die Wiederrichtung nicht mehr vorhandener Gebäude wird hier nicht berücksichtigt, vgl. Welzbacher, Christian: Durchs wilde Rekonstruktistan. Über gebaute Geschichtsbilder, Berlin: Parthas 2010.

8

Burckhardt, Lucius et al. (Hg.): Denkmalpflege ist Sozialpolitik. Studentische Tagung an der Gesamthochschule Kassel vom 3. bis 8. November 1975, Kassel: BärenreiterVerlag 1977.

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erklären. Zwangsläufig wird man auch zu ressourcenökonomischen Konzepten kommen, die eher im Bereich einer Praxis des guten Haushaltens angesiedelt sind und damit auf eine Zeit verweisen, in der auch das Bauen von der materiellen »Restlosigkeit« der Kreislaufwirtschaft, dem Weiterverwenden ganzer Gebäude oder ihrer Teile, geprägt war. Insofern könnte man hier von einem passiven Bewahren durch Gebrauch und Pflege sprechen, während etwa der Begriff des Gebäuderecyclings bereits eine weitergehende Reflexion dieses Prozesses andeutet. Diese und andere argumentativ-begriffliche Überschneidungen historischer Konzepte zur materiellen Überlieferung zeugen von der allmählichen Erweiterung des rein konservatorischen Blicks auf den Bestand vorhandener Architektur.9 Ausgehend von einem Essay des Architekturhistorikers André Corboz, der dieses Phänomen 1975 erstmals architekturtheoretisch reflektiert, 10 geht es im Folgenden um den Versuch, die Rede vom Gebäuderecycling ideengeschichtlich zu rekonstruieren. Diese verweist nicht zuletzt auf ein Architekturschaffen, dass sich die Operationen und Praktiken der Wiederverwendung zu eigen gemacht und eine Ästhetik transformativer Architektur geprägt hat.

R ESTNUTZEN : B EDEUTUNGSZUWEISUNGEN

FÜR DEN

B AUBESTAND

Zu den vielen Veranstaltungen, die dem Denkmalschutz im Denkmalschutzjahr 1975 europaweit neuen Auftrieb gaben und insbesondere in Deutschland zu einem Aufmerksamkeitsboom für die Belange der »Altstadt« führten, gehört auch das mehrtägige Symposium »Berlin – Alt und Neu«, das im Herbst 1975 im Internationalen Design Zentrum Berlin (IDZ) stattfand.11 Namhafte Architekt_innen und Theoretiker_innen befassten sich mit einem Modethema jener Jahre – der Stadtsanierung. Das Fallbeispiel Kreuzberg, dem sich das Symposium analytisch und in Stegreif-Entwürfen widmete, spiegelt dabei die Tragweite der Stadt-

9

Synonyme wären u. U. »Reste«, »Aufgegebenes«, »Übriggebliebenes« usw. Mit »Bestand« wird jedoch ein Begriff gewählt, der nicht von vornherein auf den Ressourcenund Verwertungsaspekt abzielt.

10 Corboz, André: »Old Buildings and Modern Functions«, in: Lotus International 13 (1976), S. 69-79. 11 Zur Geschichte des Symposiums siehe ausführlich Warda, Johannes: »Keeping West Berlin ›As Found‹. Alison Smithson, Hardt-Waltherr Hämer and 1970s ProtoPreservation Urban Renewal«, in: Ákos Moravánszky et al. (Hg.), East West Central: Re-building Europe, 1950-1990, Basel: Birkhäuser (erscheint im Herbst 2016).

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sanierung in all ihren sozio-ökonomischen Facetten. Konzipiert hatte das Symposium der Marburger Kunsthistoriker und spätere Gründungsdirektor des Deutschen Architekturmuseums Heinrich Klotz. In seiner Einführung formulierte Klotz, der zuvor schon als Kritiker einer auf den reinen Schauwert abzielenden Denkmalpflege hervorgetreten war,12 einige Prämissen für das Symposium: Es gehe um das »Weiterbestehen einer gebauten Umwelt«; das Thema der kommenden Architektur sei das »Eingehen auf die bestehende, historische Stadt.«13 Für die Auseinandersetzung mit der historischen (in diesem Fall vor allem gründerzeitlichen) Stadt eröffnete Klotz damit ein Spannungsfeld, in dem etwa das denkmalpflegerische Primat der Erhaltung nicht von vornherein zur Bedingung gemacht wurde. Eher geht es um die Angemessenheit der neuen Architektur im historischen Kontext – ein Paradigma, das seit den 1970er Jahren unter dem Schlagwort ›Anpassung‹ diskutiert wird.14 Es blieb dem Architekturhistoriker Corboz vorbehalten, über die ästhetisch-entwerferischen Implikationen des Bauens im Bestand hinaus den Aspekt der Wiederverwendung jenes Bestandes in all seinen Facetten einzuführen. Mit anderen Worten: Während das Klotzʼsche »Weiterbestehen« noch eher auf die Maßstäblichkeit und das Atmosphärische abzielt, öffnete Corboz mit seiner Methodologie des Recyclings die Perspektive auf die Materialität von Architektur und deren in letzter Konsequenz immerwährendes physisches Fortbestehen. Das Unerhörte an Corboz’ Gedankengang ist nicht etwa der konkrete, ›materialistische‹ Architekturbegriff. Neu ist vielmehr, dass er auf dessen Grundlage eine integrierte Betrachtung des architekturgeschichtlichen Phänomens der Erhaltung aus denkmalpflegerischen Motiven über Modernekritik und sich entwickelndes Umweltbewusstsein bis hin zum Entwerfen mit dem Bestand als postmoderne Tendenz skizziert.15

12 Siehe Klotz, Heinrich/Günter, Roland/Kiesow, Gottfried: Keine Zukunft für unsere Vergangenheit? Denkmalschutz und Stadtzerstörung, Gießen: W. Schmitz 1975. 13 Klotz, Heinrich: »Berlin – Alt und Neu«, in: ders., Gestaltung einer neuen Umwelt. Kritische Essays zur Architektur der Gegenwart, Luzern/Frankfurt a.M.: Bucher 1978, S. 103f., hier S. 104. 14 Kontextbezug und Rückgriff auf historische Bauformen sind zwei der wesentlichen Elemente postmoderner Architektur. Sie stehen in einem gewissen Spannungsverhältnis zu der im engeren Sinne denkmalpflegerischen Forderung nach einer deutlichen Unterscheidung von Alt und Neu. Vgl. beispielsweise die zeitgleich besprochenen Projekte in Neues Bauen in alter Umgebung. Eine Ausstellung der Bayerischen Architektenkammer und der Neuen Sammlung München, München: Bayerische Architektenkammer/Neue Sammlung 1978. 15 Siehe A. Corboz: Old Buildings and Modern Functions, S. 69.

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Es wäre also zu kurz gegriffen, von einer unbedingt konservativen Disposition als anthropologsicher Grundkonstante zu sprechen. Corboz’ Beitrag erinnert an die vielschichtigen und je zeitgebundenen Motive, sich gegen das ›Sterben‹ architektonischer Objekte zu sträuben. Zeichen, Kunstwerke und schließlich Architektur spielen als materielle Referenten der Vergangenheit eine zentrale Rolle in der objektgebundenen Erinnerungskultur, unter der auch Konzeptionen des materiellen Kulturerbes zu fassen wären. Im ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhundert entwickelte sich ein vor allem auf die Stiftung kultureller und nationaler Identität zielendes Interesse an der Bewahrung historischer Architektur. 16 Denkmalpflege und Kulturerbe sind in diesem Sinne eng mit der Herausbildung der europäischen Nationalstaaten verbunden.17 Wenn man so will, ließe sich auch hier von einem Recycling sprechen: Monumentale Gebäude wurden mit der ihnen neu zugesprochenen Bedeutung als Zeugnisse historischer Größe in Listen verzeichnet und, wie beispielsweise im Falle der ruinösen und in Vergessenheit geratenen ostpreußischen Marienburg, medial popularisiert – als Kunstdrucke und in idealisierter Darstellung als »vaterländische [...] Denkmäler und Kunst«.18 Heute sind Denkmalpflege und Kulturgüterschutz auch auf der Ebene internationaler Vereinbarungen institutionalisiert. Die Bedeutungszuweisung stellt einen hoheitlichen Akt dar. Tatsächlich werden materielle und immaterielle Kulturprodukte aber auch in großem Maße kommodifiziert: Denkmale und die ihnen verliehenen Titel, wie etwa der UNESCO-Welterbestatus, sind vielerorts zum

16 Siehe Pollack, Marianne: Vom Erinnerungsort zur Denkmalpflege. Kulturgüter als Medien des kulturellen Gedächtnisses, Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2010; vgl. Tauschek, Markus: Kulturerbe. Eine Einführung, Berlin: Reimer 2013. 17 Siehe Falser, Michael S.: Zwischen Identität und Authentizität. Zur politischen Geschichte der Denkmalpflege in Deutschland, Dresden: Thelem 2008; zur Herausbildung der institutionalisierten Denkmalpflege siehe Speitkamp, Winfried: Die Verwaltung der Geschichte. Denkmalpflege und Staat in Deutschland, 1871-1933, Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht 1996. Zunehmend wird jedoch die These vertreten, dass die national fokussierte Geschichtsschreibung überhaupt erst zum Verständnis von Kulturerbe als nationalem Konzept geführt und etwa den europäischen Aspekt vernachlässigt habe. Vgl. Swenson, Astrid: The Rise of Heritage. Preserving the Past in France, Germany and England, 1789-1914, Cambridge/New York: Cambridge University Press 2013, bes. S. 2-4. 18 Frick, Friedrich (Hg.): Historische und architectonische Erläuterungen der Prospecte des Schlosses Marienburg in Preussen, Berlin: Hayn 1802, S. VIIIf. Zur Bedeutung der Marienburg als ›politisches‹ Denkmal siehe M. Falser: Zwischen Identität und Authentizität, S. 7f.

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Standortfaktor einer florierenden »heritage industry« geworden.19 Denkmale als Produkte der Bedeutungszuweisung und »Inwertsetzung«20 haben also durchaus einen Doppelcharakter. Sie fungieren als kulturelle Bezugspunkte und können als materiell gebundene Ressource vielfach verwertet werden. Während der österreichische Kunsthistoriker und Generalkonservator Alois Riegl den Wert der Denkmale um 1900 vor allem humanistisch-universalistisch begründet sah,21 stellte die Denkmalpflege zur gleichen Zeit auch so etwas wie den kleinsten gemeinsamen Nenner der modernekritischen Strömungen und ›Schutz-‹Bewegungen dar. Denkmale fungierten hier gleichsam als Bollwerke gegen die beschleunigten landschaftlichen und lebensweltlichen Veränderungen.22 Ein ähnliches Muster zeigt sich seit den 1960er Jahren im Denkmaldiskurs westlicher Gesellschaften, der sowohl für konstruktive als auch konservative kulturkritische Strömungen anschlussfähig war. Corboz verortet die Entstehung des Gebäuderecyclings als postmoderner Praxis in eben diesem Spannungsfeld denkmalpflegerischer und konsumkritischer Bewegungen, die sich gegen die Flächensanierung und die Ressourcenverschwendung stellten. Letztere war durch den breit rezipierten Bericht an den Club of Rome (Limits to Growth, 1972) zu einem Kernthema der sich formierenden Umweltbewegung geworden. Die Krise der Moderne manifestierte sich im Westen als Niedergang der Städte in einer letzten großen Neubauwelle vor allem architektonisch: Sie scheiterte an einer ihrer unmittelbar lebensweltlichen und damit wichtigsten Fragen, der Wohnungsfrage. Das Gebäuderecycling, so muss man Corboz explizieren, wäre demnach auch eine zweifache Reaktion auf das Scheitern der Moderne – als

19 Hewison, Robert: The Heritage Industry. Britain in a Climate of Decline, London: Methuen 1987. 20 Dolff-Bonekämper, Gabi: »Gegenwartswerte. Für eine Erneuerung von Alois Riegls Denkmalwerttheorie«, in: Hans-Rudolf Meier/Ingrid Scheurman (Hg.), DENKmalWERTE. Beiträge zur Theorie und Aktualität der Denkmalpflege, Berlin/München: Deutscher Kunstverlag 2010, S. 27-40, hier S. 27. 21 Siehe Riegl, Alois: »Neue Strömungen in der Denkmalpflege« [1905], in: Ernst Bacher (Hg.), Kunstwerk oder Denkmal? Alois Riegls Schriften zur Denkmalpflege, Wien/Köln/Weimar: Böhlau 1995, S. 217-233, hier S. 222f. 22 Vgl. etwa die Beiträge in Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hg.): Gemeinsame Wurzeln – getrennte Wege? Über den Schutz von gebauter Umwelt, Natur und Heimat seit 1900. Jahrestagung 2005 der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland und 73. Tag für Denkmalpflege, Münster: LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen 2007.

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»nostalgische Sehnsucht nach vorindustrieller Einfachheit«23 und Projektion einer progressiven Alternative zum Wachstumsparadigma. Zunächst verzeichnet Corboz jedoch schlicht eine erhöhte Präsenz von Wiederverwendungsprojekten im architektonischen Diskurs – Recycling als Modephänomen.24 Sein im Kern architekturgeschichtlich-theoretisches Anliegen ist es nun, zwischen verschiedenen Möglichkeiten, mit dem Baubestand umzugehen, zu differenzieren. So fordert er, grundsätzlich zu klären, um welche Art der Weiterverwendung es sich jeweils handelt. »Recycling« sei dabei so etwas wie ein Oberbegriff, der nichts anderes besage, als dass eben kein Abriss stattgefunden habe, sondern ein Gebäude auf irgendeine Art und Weise weiterverwendet werde. In den meisten Fällen müsse man daher zwischen »restoration« und »reanimation« unterscheiden. Ersteres bezeichnet laut Corboz die im klassischen Sinne denkmalpflegerisch zu nennende konservatorische Sorge um die materielle Integrität eines Gebäudes und seiner ornamentalen Details.25 Zu »Reanimation« zählt Corboz dagegen alle Operationen, bei denen die Herrichtung eines Gebäudes unter der Prämisse von Funktionalität und Nutzbarkeit (i. d. R. für einen anderen als den ursprünglichen Zweck) im Vordergrund steht. Corboz geht es dabei um die Abgrenzung eines auf den ersten Blick ähnlichen Phänomens vom Feld der Denkmalpflege mit ihren konservatorischen Standards und Regelwerken.26 Dies führt ihn zum grundsätzlichen Problem der Bewertung und Auswahl dessen, was aus der Masse des Baubestands für denkmalwürdig befunden werden kann. Aus dem Werte-Problem macht Corboz eine Frage der Qualität: Wo praktisch alles sofort zum Geschichtszeugnis werden könne, müsse man den Denkmalwert an die Qualität der Architektur knüpfen.27 Für die Masse des überlieferten Baubestands müssten dagegen ganz andere Formen des Umgangs gefunden werden als für Denkmale; die Werkzeuge, mit denen sich Restauratoren

23 A. Corboz: Old Buildings and Modern Functions, S. 69 (Übers. d. Verf.). Nachfolgende Zitate ibid. 24 Corboz verweist v.a. auf Publikationen in Architekturzeitschriften und die Ausrufung eines Recycling-Trends durch amerikanische Business-Magazine. Als erstes ›Coffeetable book‹ zur Umnutzungsarchitektur kann Cantacuzino, Sherban: New Uses for Old Buildings, New York: Whitney Library of Design 1975 mit Beispielen aus ganz Europa und Nordamerika gelten. 25 Siehe A. Corboz: Old Buildings and Modern Functions, S. 71. 26 Siehe ibid., S. 71. 27 Siehe ibid., S. 73.

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zum Beispiel Versailles widmeten, taugten nicht für das Gros der unspektakulären und in Teilen zunehmend seriell fabrizierten Bauten nach 1800.28 Den Gedanken vom Zusammenhang von ›gebrauchter‹ Architektur, Weiterverwendung und Umweltproblematik verfolgt Corboz dagegen nicht weiter. Das Versprechen einer umfassenden Entwurfs- und Recyclingtheorie, das, wie es eingangs anklingt, neben den Komplex Denkmalpflege, Erinnerungskultur und Identitätsstiftung treten könnte, bleibt uneingelöst.

M ATERIAL -

UND

R ESSOURCENWERT

Ansätze zu einer solchen Theorie finden sich durchaus in der Frühzeit der modernen Denkmalpflege. Hier muss allerdings einschränkend hinzugefügt werden, dass die Architektur bis zur Erfindung von Kunst- und Verbundbaustoffen ein noch überschaubares Spektrum natürlicher Baumaterialien aufwies und sich das handwerkliche Wissen im Umgang damit über Jahrhunderte kaum verändert hatte. Vor diesem Hintergrund relativiert sich der Eindruck von den Zyklen beinahe restloser Verwertung und Wiederverwendung – dies war schlicht und ergreifend der Regelfall.29 Ein kodifiziertes Erhaltungsgebot, das eine Gewohnheit mit dem höheren Zweck des Gemeinwesens unterfüttert, kennt beispielsweise das Preußische Allgemeine Landrecht (1794): »Soweit die Erhaltung einer Sache auf die Erhaltung und Beförderung des gemeinen Wohls erheblichen Einfluß hat, soweit ist der Staat deren Zerstörung oder Vernichtung zu untersagen berechtigt.«30 Ebenfalls in Preußen forderte der Architekt Karl Friedrich Schinkel als ranghoher Beamter der Bauverwaltung, die Baudenkmale auch hinsichtlich ihres Erhaltungszustandes zu erfassen und das Inventar mit Hinweisen zur Bauunterhaltung zu versehen.31 Was sich hier noch mit bürokratischer Nüchternheit formuliert findet, wurde wenige Jahrzehnte später zum Ausgangspunkt von John Ruskins Überlegungen

28 Siehe ibid. So war etwa die Denkmalwürdigkeit gründerzeitlicher Bauten als quasi serieller Architektur bis weit in die 1990er Jahre höchst umstritten. 29 Vgl. Hahn, Martin: Historische Umnutzungen. Gebäude des öffentlichen Lebens im Wandel der Zeiten. Beispiele aus Bayern, Norderstedt: Libri Books on Demand 1999. 30 »§ 33, Allgemeines Preußisches Landrecht, Teil I, Titel 8«, abgedr. in: Rita Mohr de Pérez, Die Anfänge der staatlichen Denkmalpflege in Preußen. Ermittlung und Erhaltung alterthümlicher Merkwürdigkeiten, Worms: Werner 2001, S. 259f., hier S. 259. 31 Schinkel, Karl Friedrich: »Memorandum zur Denkmalpflege«, in: Norbert Huse (Hg.), Denkmalpflege. Deutsche Texte aus drei Jahrhunderten, München: Beck 1984, S. 71.

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zum Wesen der Baukunst. In seinem Hauptwerk The Seven Lamps of Architecture betont Ruskin die emotionale Qualität alter Gebäude, die er an ihre materielle Kontinuität knüpft: Jeder Stein erinnere den Betrachter an den Arbeiter, der ihn gesetzt hat.32 Ruskins Schriften markieren den Beginn der modernen architekturtheoretischen Reflexion über die Materialität der Bauwerke und formulieren eine Forderung, die später als »Materialgerechtheit« bezeichnet wurde.33 Alois Riegl wiederum bemerkt in seiner Wertelehre, dass die Arbeit und Energie, die nötig gewesen seien, um ein Gebäude zu errichten, nicht »mit einem Schlage« ersetzt werden könnten.34 Sowohl Riegl als auch Ruskin verweisen auf die besondere Ausstrahlung der Altersspuren an einem Gebäude. Innerhalb ihres Denkmalbegriffs wiegt dessen Materialität mehr als das bloße Bild oder die architektonische Idee. Denkmale sind demnach etwas Gewordenes, sie häufen ihren Wert gewissermaßen im Laufe der Zeit an. Was mit der postmodernen Erweiterung des Denkmalbegriffs im 20. Jahrhundert als »Gefühlswert«35 diskutiert wird, ist bei Ruskin und Riegl Bedingung der Denkmalerkenntnis überhaupt. Hier geht es nicht in erster Linie um einen architektonischen Wert oder um architektonische Qualität per se, sondern um eine individuelle Verbindung zur gebauten Umwelt. Insofern handelt es sich bei diesen Wertzuschreibungen um frühe Formen dessen, was im Bauwesen heute als »Graue Energie« bezeichnet wird. Der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein (SIA) definiert sie als »[g]esamte Menge nicht erneuerbarer Primärenergie, die für alle vorgelagerten Prozesse, vom Rohstoffabbau über Herstellungs- und Verarbeitungsprozesse und für die Entsorgung, inkl. der dafür notwendigen Transporte und Hilfsmittel, erforderlich ist.«36 Graue Energie wird pro Bauteil über dessen Fläche berechnet und in MJ angegeben. Grundlage dieser Berechnung sind die Ökobilanzdaten, die für alle möglichen Baustoffe in sogenannten Ökoinventaren vorliegen. Dabei han-

32 Ruskin, John: Die sieben Leuchter der Baukunst, Bd. I, Leipzig: Diederichs 1900, S. 365. 33 Vgl. ausführlich zur Idee der Materialgerechtheit Raff, Thomas: Die Sprache der Materialien. Anleitung zu einer Ikonologie der Werkstoffe, München: Deutscher Kunstverlag 1994, bes. S. 38-44. 34 Riegl, Alois: »Wesen und Entstehung des modernen Denkmalkultus« [1903], in: E. Bacher (Hg.): Kunstwerk oder Denkmal, S. 53-97, hier S. 82. 35 Vgl. Höhle, Eva-Maria: »Das Gefühl in der Denkmalpflege«, in: Die Denkmalpflege 52.2 (1994), S. 128-132. 36 »Merkblatt 2032 Graue Energie von Gebäuden. Korrigenda C1 zu SIA 2032:2010«, Zürich: Schweizer Ingenieur- und Architektenverein 2010, S. 2.

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delt es sich um Verschnitte von Herstellerangaben zu den Eigenschaften der Baustoffe und Daten zu deren Umwandlung, Transport und Entsorgung, die auf wissenschaftlich ermittelten Durchschnittswerten beruhen. Einen frühen Versuch, den materiellen und kulturellen Wert bestehender Architektur integrativ zu betrachten, unternahm in den 1970er Jahren der nationale Beirat für Denkmalpflege der USA, in dessen Auftrag ein Planungsbüro den in bestehenden Gebäuden gebundenen Primärenergiegehalt (»embodied energy«) berechnete.37 Mit diesen Daten ließen sich der Energieverbrauch von Neubauten mit jenem der Erhaltung vergleichen und Aussagen über die tatsächlichen Einsparungseffekte treffen. Die Studie machte deutlich, dass wegen der initialen Energie, die für die meisten Baumaßnahmen nötig ist, Einspareffekte auch im Fall der Erhaltung erst nach Jahrzehnten erreicht werden.38 Die Verbindung von kulturellen und ressourcenökonomischen Motiven ist kein Zufall. Letztere erweitern die denkmalpflegerische Erhaltungsforderung um ein in unterschiedlichen Milieus anschlussfähiges Wertespektrum. Ein in dieser Weise letztlich empirischer Blick auf den Baubestand offenbart aber auch die Grenzen dessen, was möglich ist: Der Prozentsatz der Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen und damit einer Ressourcenvernichtung (theoretisch) entzogen sind, liegt in den meisten Ländern im unteren einstelligen Bereich. Deshalb bräuchte es die Ausweitung des denkmalpflegerischen Blicks, die Übertragung von hier eingeübten minimalinvasiven Praktiken wie etwa der Reparatur, auf den gesamten Baubestand, um die Ressourcenverschwendung im Bauwesen spürbar zu reduzieren.39

37 Siehe Jackson, Mike: »Embodied Energy and Historic Preservation: A Needed Reassessment«, in: APT Bulletin 36.4 (2005), S. 47-52, hier S. 49. 38 Siehe ibid., S. 51. 39 Siehe Hassler, Uta: »Die Altlast als Denkmal«, in: Michael Petzet/Dies. (Hg.), Das Denkmal als Altlast? Auf dem Weg in die Reparaturgesellschaft, München: Lipp 1996, S. 101-113, hier S. 109.

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T RANSFORMATIVE ARCHITEKTUR : G ENESE EINER ENTWERFERISCHEN P RAXIS Ein in dieser Weise sensibler Umgang mit dem Bestand findet sich nicht nur im ökologischen Diskurs. Lange als ›Umbauarchitekt[ur]‹ geschmäht,40 ist er inzwischen zu einer dem Neubau beinahe gleichwertigen Kreativ- und Entwurfsaufgabe geworden. In ihrem Klassiker Umbau (1932) aus der Serie der Baubücher prophezeien Konstanty Gutschow und Hermann Zippel dem ›Umbauarchitekten‹ eine große Zukunft. Im Bestand zu bauen, werde schon bald eine der wichtigsten Aufgabe der Architekten werden. Die Autoren besprechen im Detail 86 Beispiele von gewerblichen Erdgeschossumbauten, Aufstockungen, Anbauten und Veränderungen von Innenräumen. Während sie die ökonomischen Vorteile des Umbaus gegenüber dem Neubau explizit betonen, verfolgt die Auswahl der Abbildungen auch eine unverhohlen ästhetische Mission:41 Die Umbauten folgen nicht nur pragmatischen Erwägungen, sondern präsentieren sich dazu à la mode neusachlich. Umbau bedeutet hier also auch: Hinweg mit dem gründerzeitlichen Stileklektizismus.42 Dass sich ein grundsätzlicher Konflikt auftut, wenn das denkmalpflegerische Motiv der Erhaltung historischer, weil zeugnishafter Bausubstanz auf architektonischen Gestaltungswillen trifft, liegt auf der Hand. Das Entwerfen von Umnutzungsarchitekturen kann zunächst einmal, wie Susanne Hauser mit Blick auf den Umgang mit alten Industrieanlagen im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts herausgearbeitet hat, als Loslösung vom Konzept Denkmalpflege verstanden werden.43 Richtig ist aber auch, dass das Entwerfen gerade im denkmalpflegerischen Kontext schon im frühen 20. Jahrhundert und erst recht nach dem Zweiten Weltkrieg eine wichtige Architekturaufgabe war. Ein neue Konstellation stellt aber durchaus die Verbindung mit dem Ressourcenargument dar. Dies ermögliche, so Hauser, den Bestand »als Rohstoff für einen produktiven Neuanfang« zu nut-

40 Gutschow, Konstanty/Zippel, Hermann: Umbau. Fassadenveränderung, Ladeneinbau, Wohnhausumbau, Wohnungsteilung, seitliche Erweiterung, Aufstockung, Zweckveränderung. Planung und Konstruktion. 86 Beispiele mit 392 vergleichenden Ansichten, Grundrissen und Schnitten, Stuttgart: Hoffmann 1932, S. 5. 41 Siehe ibid., »Vorwort« (o.S.). 42 Siehe zum Beispiel Oberpostdirektion München (Architekt), »Erdgeschoßumbau Postamt 23, München« (1929), ibid., S. 38f. 43 Siehe Hauser, Susanne: »Recycling, ein Transformationsprozess«, in: Anselm Wagner (Hg.), Abfallmoderne. Zu den Schmutzrändern der Kultur, Wien: LIT-Verlag 2010, S. 45-62, hier S. 54.

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zen.44 An das Arbeiten mit dem Bestand knüpft sich schließlich eine Verwertungskette, die vom Bauteilrecycling über die Umnutzung von ganzen Gebäuden reicht: Einzelne wiederverwendbare Bauteile und Baustoffe werden nach wie vor im personalintensiven, händischen Verfahren des selektiven Rückbaus gewonnen und für Bau- und Reparaturvorhaben vermarktet.45 Sie werden dabei, im Unterschied zu den Materialien aus der gesetzlich geregelten Bauschutttrennung, weder up- noch downgecycelt, sondern als Ziegel, Türblatt, Deckenbalken oder Dielenboden in gleicher Funktion an anderer Stelle weiterbenutzt. Die Grenzen zwischen Reparatur und Neubau verschwimmen. In den Jahrzehnten nach der Zeit der Flächensanierung ist das Vorhandene wieder in das Bewusstsein gerückt und zum Bestandteil der Architekturproduktion geworden. Strategien und Operationen, die einmal als ›Instandhaltung‹ selbstverständlich zur Praxis von Wartung und Pflege gehörten, werden zur Erzeugung einer spezifischen Ästhetik genutzt. Auf welche Weise sich Ästhetik und Aktivismus verbinden lassen, bewies der deutsche Beitrag zur Architekturbiennale 2012. Unter dem programmatischen Titel »Reduce/Reuse/Recycle« wurden ausschließlich Umbau-Projekte vorgestellt – durchaus mit der Intention, die jeweils angewendeten architektonischen Interventionen zu systematisieren und als Praxis einer selbstverständlichen Weiterverwendung zu kanonisieren. Die Kuratoren verhandeln diese unter dem Oberbegriff »Umbau«.46 Architektur, so könnte man die Kernaussage zusammenfassen, lässt sich auch mit dem Bestand schaffen. Der zeitlebens verachtete ›Umbauarchitekt‹, bei Corboz zum postmodernen »architect/reanimator«47 geadelt, wird also ganz offiziell zum

44 Ibid. 45 Vgl. etwa das Angebot des Denkmalbauhofs Halle/Saale, der sein Sortiment geborgener Bauteile von der Türklinke bis zum kompletten Dachstuhl über eBay vertreibt: http://www.denkmalbauhof.de [29. Januar 2016]. Wiederverwendete Bauteile spielen nicht nur im Kontext der Denkmalpflege eine Rolle. Auch Neubauvorhaben können mit hohen Anteilen wiederverwendeter Baustoffe umgesetzt werden. Siehe Niendorf, Jörg: »Mit Patina und Provenienz«, in: F.A.Z. vom 9. August 2015, S. 52. Zur Praxis des selektiven Rückbaus vgl. Schrader, Mila: Bergung historischer Baumaterialien zur Wiederverwendung. Das Tabaklager in Herbolzheim. Selektiver Rückbau an Stelle von konventionellem Abriss, Suderburg-Hösseringen: Edition Anderweit 1996. 46 Petzet, Muck/Heilmeyer, Florian (Hg.): Reduce, Reuse, Recycle. Ressource Architektur. Deutscher Pavillon, 13. Internationale Architekturausstellung La Biennale di Venezia 2012, Ostfildern: Hatje Cantz 2012, S. 203. 47 A. Corboz: Old Buildings and Modern Functions, S. 73.

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Ressourcenmanager, der seine Entwürfe an den drei Grundoperationen reducing, reusing und recycling ausrichtet.48 Corboz’ Essay steht in dieser Hinsicht am Beginn einer architekturtheoretischen Reflexion über das moderne Bauen im und mit dem Bestand und damit auch für einen frühen Versuch, diese Architektur innerhalb der Moderne stilund epochengeschichtlich greifbar zu machen.

E PILOG : »S CHROTTIMMOBILIEN «

UND

»P ROBLEMHÄUSER « 49

Kehren wir abschließend noch einmal zurück zu jener Architektur, die gebaut wurde, als André Corboz die modernekritische Praxis des Recycling beschrieb und die Stadtsanierung einen Denkmalpflege-Boom auslöste. Architekturgeschichtlich werden die Bauten der 1960er und 70er Jahre mit Blick auf den Kontext ihrer Entstehung als ›Wohlfahrtsstaats-Architektur‹ betrachtet.50 Das erleichtert es, ihr ästhetisches und funktionales Scheitern letztlich ökonomisch zu erklären: Dort, wo Architektur im Spannungsfeld von staatlichen Subventionen und Investorenmodellen produziert wurde,51 bleibt sie als bloße Hülle dessen übrig, was hier einmal stattgefunden haben könnte. Aus »Wegwerf-« sind »Problemhäuser« geworden, denn sie sind immer noch da. Mit ihrem Materialmix aus viel Beton und verklebten Baustoffen sperren sie sich gegen ein allzu schnelles Verschwinden. Ob sie, wie von den Gegner_innen ihrer Erbauung einmal erhofft, überhaupt noch verschwinden werden, steht dahin – auch die Wegwerf-

48 Die Trias »Reduce, reuse, recycle« geht vermutlich auf Lernlieder für Schulkinder zurück; das bekannteste ist »The 3 R’s« (um 2006) des Singer-Songwriters Jack Johnson. 49 Die Begriffe »Schrottimmobilien« und »Problemhäuser« entstammen dem Stadtentwicklungsdiskurs zu den nördlichen Duisburger Stadtteilen und beziehen sich auf das Phänomen, dass dort vermehrt baufällige, einst leerstehende Wohngebäude wieder auf dem Markt auftauchen und vornehmlich migrantische Mieter anziehen, die mit überteuerten Mieten ausgebeutet werden. Vgl. Balke, Christian: »Duisburger Bürger erfassen mögliche Problemhäuser in Marxloh«, in: WAZ vom 12. Mai 2015, o.S. (online). 50 Vgl. Swenarton, Mark/Avermaete, Tom/van den Heuvel, Dirk (Hg.): Architecture and the Welfare State, Oxon/New York: Routledge 2015. 51 Siehe Kockelkorn, Anne/Schindler, Susanne: »Zur Krise des Großwohnungsbaus in den 1970er-Jahren«, in: Candide – Zeitschrift für Architekturwissen 7 (2013), S. 5-9, hier S. 5.

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häuser unterliegen mittlerweile einem Regime der integrierten kulturellen und ressourcenökonomischen Bewertung. So wurden jüngst etwa die »Weißen Riesen«, eine Gruppe von Wohnhochhäusern aus den 1970er Jahren in DuisburgHochheide, zu einem die Kulturlandschaft prägenden Element deklariert.52 Zwar leitet sich daraus keine bindende Erhaltungsforderung ab. Gewissermaßen als Rohmaterial und Entwurfsaufgabe fallen sie aber zurück an die Architekt_innen – bereit, für ein zweites Leben umgenutzt und umgebaut zu werden (Abb. 1). Folgt man Licatas These von der Transformabilität der Moderne,53 vermag erst das Weiterbauen das universelles Versprechen dieser Architektur einzulösen, weil es den Gegensatz von Alt und Neu aufhebt und eine Architektur der ausschließlichen Gegenwart produziert. Das Aufbewahren der Moderne bezöge sich demnach auf ein Prinzip und fände seinen Ausdruck in einer kontinuierlichen Transformation.

Abbildung 1: Viola Kaminski: Vertikale Stadt – Nutzungsdurchmischung im »Weißen Riesen«, Perspektive (2016) Zeichnung: ©Viola Kaminski.

52 Siehe Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)/Landschaftsverband Rheinland (LVR): Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Ruhr. Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung, Münster/Köln: LWL, LVR 2014, S. 126. 53 Siehe Fn. 3.

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Vitae

Petra Beck is a Cultural Anthropologist. She studied European Ethnology, Cultural Studies and Gender Studies at the Humboldt University Berlin. Her master thesis »Restopia. Selfstorage als urbane Praxis« explores the material side of urban development and the relationship between people, things and biographies through a fieldwork in 14 German Selfstorage Facilities. It won the GeorgSimmel-Award for urban research 2013. She is currently working as researcher at the Munich Center for Technology in Society (MCTS)/TU Munich, in the field Science and Technology Policy, where she develops a research project on plastic pollution of oceans. The increasing plastic pollution of oceans and water systems relates people and things on a global, biochemical, ecological, political and social level. The project examines the oceans as a specific thingroom/ Restopia, raising questions about social and ecological justice. How do materialities and knowledge circulate through various scales – from global environmental policy to human-environment interfaces on a molecular level? Homepage: www.restopia.info E-Mail: [email protected] Rosie Cox is Reader in Geography and Gender Studies at Birkbeck, University of London. She has a long-standing research interest in paid domestic labor and particularly the pay and working conditions of domestic workers and au pairs. She is author of The Servant Problem (2006, I.B. Tauris) which explores the growth of paid domestic employment in the context of growing income inequalities in London. Following from her interest in domestic work she has also written on the place of dirt in shaping the status of workers and is co-editor of Dirt: New Geographies of Cleanliness and Contamination (2007, I.B. Tauris) and coauthor of Dirt: The Filthy Reality of Everyday Life (2011, Profile Books) which was produced to accompany the Wellcome Trust’s ›Dirt Season‹. She recently

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edited an international collection on au pairs Au Pairs’ Lives in Global Context: Sisters or Servants? (2015, Palgrave Macmillan). Homepage: http://www.bbk.ac.uk/geds/our-staff/full-time-academic-staff/cox Academia.Edu: https://birkbeck.academia.edu/RosieCox E-Mail: [email protected] Stefan Laser is a sociologist at the University of Kassel and coordinates an interdisciplinary research group on consumer policy. He studied Sociology (BA/MA) and Intercultural Business Communication (BA) in Jena (Germany) and NewDelhi (India). In India, he engaged with the issue of electronic waste and examined an intensive local negotiation in his MA-thesis. In his PhD he follows global networks of this waste to scrutinize pending questions. Actor-networks that challenge economic setups surrounding electronic gadgets, and their waste, are analyzed. Particular attention is given to the nexus of new evaluative practices and new economic orders. Conducting a multi-sited ethnography, Stefan is on the trail of electronic waste while analyzing three places and economies: electronic waste in the global south, high-tech recycling and smelting facilities in the global north, and the establishment of new electronics that rethink waste in the digital realm – the latter being introduced in this paper. E-Mail: [email protected] Christiane Lewe ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Koordinatorin im Kompetenzzentrum Medienanthropologie an der Bauhaus-Universität Weimar. Sie studierte Kulturpädagogik an der Hochschule Niederrhein und Medienkultur in Weimar. In ihrem Dissertationsprojekt geht sie einer Genealogie facialer Praktiken in Social Media Networks nach. Weitere Forschungsschwerpunkte sind Medienanthropologie, die Kultur- und Mediengeschichte des Gesichts, digitale Kultur, Interface-Theorien, Gender & Queer Theory und die Restkultur des Sammelns in Alben und Scrapbooks. Sie interessiert sich außerdem leidenschaftlich für die seltsame Persistenz eines technisch überholten Bildformats im Internet und seinem ästhetischen Trash-Faktor: GIFs. E-Mail: [email protected] Tim Othold ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Philosophie audiovisueller Medien an der Bauhaus-Universität Weimar. Seine eigene Quelle produktiv übrig-bleibender Gedanken ist vor allem sein Dissertationsprojekt, in dem er sich unter dem Leitbegriff der ›Schwarmkultur‹ einer medienphilosophischen Auseinandersetzung mit Vernetzungsphänomenen von Mensch, Medium und Technik widmet, sowie der Situation der ›atmosphärischen‹ Medien und

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dem Internet der Dinge. Weiterhin forscht er zu Prozessphilosophie, Medienanthropologie und digitalen Spielen, speziell ihren Praktiken der Kooperation und medialer Neuordnung. E-Mail: [email protected] Nicolas Oxen ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Philosophie audiovisueller Medien an der Bauhaus-Universität Weimar. Er studierte Medienund Kulturwissenschaft in Weimar und Lyon und schreibt seine Promotion mit dem Arbeitstitel »Technik und Ästhetik des instabilen Bildes« zu Störungen und Unschärfen in analogen und digitalen Bildkulturen. Seine Arbeits- und Interessengebiete liegen in den Bereichen Medienphilosophie und Ästhetik, Prozessphilosophie, Filmtheorie, digitale Bildkulturen und betreffen kleine und restliche Themen wie Müll, japanischer Pinku Eiga- und Horrorfilm und die Theorie und Kulturgeschichte des Meeres. E-Mail: [email protected] Léa Perraudin ist Medienkulturwissenschaftlerin. Nach dem Studium der Kulturanthropologie, Philosophie und Medienkulturanalyse in Frankfurt und Düsseldorf arbeitet sie seit 2014 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Medienwissenschaften und Moderneforschung der Universität zu Köln und setzt als Kollegiatin der a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne ihr Promotionsvorhaben mit dem Titel »Medialität im Anthropozän. Zur agency und playfulness der Technosphäre« um. Außerdem ist sie als Lehrbeauftragte am Fachbereich Design der Fachhochschule Münster tätig. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen mediale Ökologien, Ästhetik und Theorie des Anthropozän, Theorien des Spiels und experimentelle Kulturen des Technischen in Kunst und Design. E-Mail: [email protected] Franziska Reichenbecher holds a doctoral scholarship at the Kompetenzzentrum Medienanthropologie in Weimar. After graduating from her studies in Media Culture and Research in Media and Culture at the Bauhaus-University Weimar she worked there as a lecturer and research assistant at the Chair of Media Philosophy from 2013 to 2015. Her dissertation project on the anthropomediality of in-/hospitality approaches towards the operations, by which the genesis of hosts and guests takes place, and operates itself at the interface of Media Philosophy and Cultural Techniques. The analysis of theoretical, everyday life and fictional scenarios with regard to their anthropomedial relations and conditions of emergence is central to her work. In addition to table cultures of coziness and excess

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and to architectural regimes of residence and passage she also discusses dynamic constellations of human actors and waste. E-Mail: [email protected] Claudia Tittel Dr. phil., ist seit 2015 wissenschaftliche Assistentin an der Professur Geschichte und Theorie der Kulturtechniken an der Bauhaus-Universität Weimar. Sie studierte Kunstgeschichte und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und Université Paris I – Panthéon-Sorbonne sowie Architektur und Stadtplanung an der Ecole d’architecture de Belleville – Paris XX. Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin bei Michael Diers und Helga de la Motte-Haber. Danach Arbeit in der Freien Wirtschaft. Von 2009 bis 2011 war sie künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin für Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und von 2011 bis 2015 wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Geschichte und Ästhetik der Medien am Kunsthistorischen Seminar der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Neben ihren zahlreichen Lehrtätigkeiten im In- und Ausland ist sie auch als Kuratorin tätig: Festival Re-*. Recycling_Sampling_Jamming. Künstlerische Strategien der Gegenwart (Akademie der Künste Berlin, 2009), Editing Spaces. Reconsidering the Public (Kunstakademie und öffentlicher Raum Vilnius, 2011), Imaginary Landscape. Hommage an John Cage (Kunstverein Gera, 2012), Serielle Materialität. Imi Knoebel und Peter Roehr (Kunstverein Gera, 2013), Tilde. Die Anwesenheit der Abwesenheit (Klinger-Forum Leipzig, 2013) und zuletzt LUX AETERNA. Videoinstallationen, Film und Zeichnungen von Robert Seidel (Museum für Angewandte Kunst Gera/Kunstverein Gera 2015/16). E-Mail: [email protected] Thomas Waitz forscht und lehrt als Senior Scientist am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien. Er ist Redakteur der in Berlin und Zürich erscheinenden Zeitschrift für Medienwissenschaft und Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Medienwissenschaft. Forschungsschwerpunkte: Ästhetik, Theorie und Politik der Medien; Theorie medialer Verfahren; Medienwissenschaft und Kapitalismuskritik; Imaginationen der Ordnung – Zuletzt erschienen: »Repräsentationspolitiken des Unheimlichen. Joel Sterfeld, ›Tatorte‹«, in: Florian Lehmann (Hg.): Ordnungen des Unheimlichen. Kultur – Literatur – Medien, Würzburg: Königshausen & Neumann 2016; »Überwachung und Kontrolle«, in: ZfM – Zeitschrift für Medienwissenschaft 13.2 (2015), S. 1020 (gemeinsam mit Dietmar Kammerer). E-Mail: [email protected]

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Johannes Warda, geboren 1984 in Schleswig-Holstein, ist Historiker und Architekturwissenschaftler. Nach einem Studium der Neueren Geschichte, Amerikanistik, Politikwissenschaft und Architektur in Jena, Weimar und Berkeley promovierte er 2014 mit einer Arbeit zur Umweltgeschichte der modernen Denkmaltheorie. Seine Forschungsinteressen sind die Ideengeschichte von Architektur und Gestaltung sowie die Aspekte Nachhaltigkeit, Ressourcen und Material. Essays und Feuilletons dazu erschienen u.a. in Merkur, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Horizonte – Zeitschrift für Architekturdiskurs. Gefördert wurde er u.a. durch Stipendien von Fulbright, der Studienstiftung des deutschen Volkes und das Bauhaus-Postdoc-Stipendium 2015/16. Warda arbeitete als freier Mitarbeiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora und ist derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur Denkmalpflege und Baugeschichte an der Bauhaus-Universität Weimar. E-Mail: [email protected]

Edition Kulturwissenschaft Gabriele Brandstetter, Maren Butte, Kirsten Maar (Hg.) Topographien des Flüchtigen: Choreographie als Verfahren März 2017, ca. 340 Seiten, kart., ca. 34,99 €, ISBN 978-3-8376-2943-9

Gabriele Brandstetter, Bettina Brandl-Risi, Kai van Eikels Szenen des Virtuosen Dezember 2016, ca. 328 Seiten, kart., zahlr. Abb., ca. 29,80 €, ISBN 978-3-8376-1703-0

Stephanie Bung, Jenny Schrödl (Hg.) Phänomen Hörbuch Interdisziplinäre Perspektiven und medialer Wandel Dezember 2016, ca. 230 Seiten, kart., ca. 29,99 €, ISBN 978-3-8376-3438-9

Leseproben, weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten finden Sie unter www.transcript-verlag.de

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Edition Kulturwissenschaft Michael Schetsche, Renate-Berenike Schmidt (Hg.) Rausch – Trance – Ekstase Zur Kultur psychischer Ausnahmezustände Dezember 2016, ca. 240 Seiten, kart., ca. 29,99 €, ISBN 978-3-8376-3185-2

Nikola Langreiter, Klara Löffler (Hg.) Selber machen Diskurse und Praktiken des »Do it yourself« Oktober 2016, ca. 350 Seiten, kart., zahlr. Abb., ca. 29,99 €, ISBN 978-3-8376-3350-4

Elisabeth Mixa, Sarah Miriam Pritz, Markus Tumeltshammer, Monica Greco (Hg.) Un-Wohl-Gefühle Eine Kulturanalyse gegenwärtiger Befindlichkeiten Januar 2016, 282 Seiten, kart., 29,99 €, ISBN 978-3-8376-2630-8

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Edition Kulturwissenschaft Heidi Helmhold Strafende Räume Wohnpraxen in der Gefängniszelle August 2017, ca. 250 Seiten, kart., zahlr. z.T. farb. Abb., ca. 29,99 €, ISBN 978-3-8376-2767-1

Ulrich Leitner (Hg.) Corpus Intra Muros Eine Kulturgeschichte räumlich gebildeter Körper April 2017, ca. 480 Seiten, kart., zahlr. Abb., ca. 44,99 €, ISBN 978-3-8376-3148-7

Sebastian Schinkel, Ina Herrmann (Hg.) Ästhetiken in Kindheit und Jugend Sozialisation im Spannungsfeld von Kreativität, Konsum und Distinktion

Jörn Müller, Andreas Nießeler, Andreas Rauh (Hg.) Aufmerksamkeit Neue humanwissenschaftliche Perspektiven Juni 2016, 242 Seiten, kart., 29,99 €, ISBN 978-3-8376-3481-5

Marie-Hélène Adam, Szilvia Gellai, Julia Knifka (Hg.) Technisierte Lebenswelt Über den Prozess der Figuration von Mensch und Technik Mai 2016, 390 Seiten, kart., 34,99 €, ISBN 978-3-8376-3079-4

Richard Weihe (Hg.) Über den Clown Künstlerische und theoretische Perspektiven

November 2016, ca. 350 Seiten, kart., zahlr. z.T. farbige Abb., ca. 34,99 €, ISBN 978-3-8376-3483-9

April 2016, 284 Seiten, kart., zahlr. z.T. farb. Abb., 29,99 €, ISBN 978-3-8376-3169-2

Antje Dresen, Florian Freitag (Hg.) Crossing Über Inszenierungen kultureller Differenzen und Identitäten

Stephanie Wodianka, Juliane Ebert (Hg.) Inflation der Mythen? Zur Vernetzung und Stabilität eines modernen Phänomens (unter Mitarbeit von Jakob Peter)

November 2016, ca. 280 Seiten, kart., ca. 32,99 €, ISBN 978-3-8376-3538-6

Felix Hüttemann, Kevin Liggieri (Hg.) Die Grenze »Mensch« Diskurse des Transhumanismus November 2016, ca. 230 Seiten, kart., ca. 29,99 €, ISBN 978-3-8376-3193-7

Stephanie Lavorano, Carolin Mehnert, Ariane Rau (Hg.) Grenzen der Überschreitung Kontroversen um Transkultur, Transgender und Transspecies

April 2016, 330 Seiten, kart., 34,99 €, ISBN 978-3-8376-3106-7

Andreas Bihrer, Anja Franke-Schwenk, Tine Stein (Hg.) Endlichkeit Zur Vergänglichkeit und Begrenztheit von Mensch, Natur und Gesellschaft Februar 2016, 360 Seiten, kart., 29,99 €, ISBN 978-3-8376-2945-3

Oktober 2016, ca. 320 Seiten, kart., ca. 34,99 €, ISBN 978-3-8376-3444-0

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